Barocke Bauwerke – Vom Gotteshaus Zur Sehenswürdigkeit
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Barocke Bauwerke – vom Gotteshaus zur Sehenswürdigkeit Sabine Pröpper und Martin Spantig Die Epoche des Ī Barock begann Ende Barock und Rokoko – Das Wort Barock des 16. Jahrhunderts in Italien und brei- wurde als Begriff für die Kunst dieser tete sich von dort in Europa aus. Kunst Zeit (ca. Ende 16. bis Ende 18. Jh.) ge- und Architektur wurden als Mittel der wählt, weil es etwas Unregelmäßiges be- Gegenreformation benutzt, den Gottes- zeichnet. Das portugiesische „barrôco“ dienst mit illusionistischen Mitteln als beschreibt eine schiefe, unregelmäßig Fest zu inszenieren. Von der Kirche wur- geformte Perle. Der französische Begriff „Rocaille“, von dem „Rokoko“ abgelei- de die Kraft der ästhetischen Wirkung tet ist, bezeichnet Muschelverzierungen zur Werbung für ihre Lehre eingesetzt: in künstlich angelegten Grotten und Gär- Ī mittels Farben- und Formenreichtum Das Spätbarock, auch Rokoko ge- ten. setzte man sich von den asketischen re- nannt, begann um 1730 und kam von fortifikatorisch – der Befestigungsanla- formierten Lehren ab. Gotteshäuser wa- Frankreich in den deutschsprachigen ge dienend ren in jener Zeit mehr als bloße Ver- Raum. Vor allem in Süddeutschland sammlungsräume für die Gemeinden. Es wurden die Formen und Motive von wurde ein Fest gefeiert, und die Heili- den französischen Vorbildern nicht nur sondern dienten dem Vergnügen und gen waren in Bildern und Skulpturen übernommen, sondern eigenständig der Hofhaltung. Herrschaft sollte in der präsent. Feste, Pomp, Lust an der Illusi- weiterentwickelt. Wichtig war für den Schlossarchitektur göttergleich in- on, Zeremoniell und Festarchitekturen Kirchenbau, dass im Rokoko die Archi- szeniert werden. Vorbild war hierfür die sind charakteristische Phänomene für tekturhülle mit der Ausstattung – Altä- Hofhaltung von Ludwig XIV. in Versail- die barocke Epoche. Architektur wurde ren, Bildern und Figuren – eine Einheit, les, der sich selbst als Sonnenkönig ins- zum Bühnenbild des demonstrativen ein Gesamtkunstwerk bildete. Eins ging zenierte. Repräsentierens der weltlichen und ins andere über, jedes Detail wurde ver- Kirchen und Schlösser wurden im Ba- kirchlichen Fürsten. ziert oder diente selbst der schwungvol- rock auch gebaut, um eine Funktion zu len Dekorierung. Häufig wurde mit den erfüllen. Ging es zur Bauzeit um ein Mitteln perspektivischer Deckenmalerei Symbol gegen die Reformation oder um angestrebt, die Architektur ins Him- die Darstellung von weltlicher und melreich zu erweitern: barocke Kunst kirchlicher Macht, so ist heute dieser sollte Staunen auslösen. Die barocke Auftrag überflüssig geworden. Im Laufe Epoche fand mit dem Aufkommen des der Jahrhunderte hat eine Funktionsver- Klassizismus im letzten Viertel des 18. schiebung stattgefunden. Heute werden Jhs. ihr Ende. die barocken Kirchen als Raum der An- Michaeliskirche in Hamburg dacht und des Gottesdienstes genutzt, Das Barock in Deutschland aber zunehmend auch als Ort des Zuerst waren es italienische Künstler Kunstgenusses. Höhepunkte der Ba- und Architekten, die auch Aufträge bauten in Auftrag gegeben. Durch den rockepoche werden heute häufiger aus jenseits der Alpen annahmen, sich im regen künstlerischen Austausch in einer ästhetischen und touristischen Gründen Norden schnell großer Beliebtheit er- Region und die Beauftragung derselben besucht, als zur Andacht oder Messfeier. freuten und einer steigenden Nachfrage wandernden Künstler wie Schlaun im Im Anschluss an die Renovierung der Der Dom in Passau gegenüber sahen. Hinzu kamen Archi- Münsterland oder die Brüder Asam und Wieskirche in Oberbayern (Ī Foto) in tekten aus Graubünden, Vorarlberg und Zimmermann südlich der Donau kam es den 1990er Jahren strömten z.B. jähr- Frankreich, die weitere Einflüsse aus zu eigenständigen Stilformen, wie z.B. lich etwa 2 Mio. Besucher zu diesem he- dem Ausland nach Deutschland brach- dem süddeutschen Rokoko. rausragenden Gesamtkunstwerk des süd- ten. Die einheimischen deutschen In Norddeutschland wurden vor al- deutschen Rokoko. Künstler gingen bei ihnen in die Lehre lem fürstliche Repräsentationsbauten in Eine vergleichbare Funktionsver- und absolvierten häufig zusätzlich Stu- Angriff genommen. Sie hatten keinen schiebung ist auch bei den Residenzen dienreisen nach Rom, dem Ursprungs- Ī fortifikatorischen Charakter mehr, der Fürsten nach der Abschaffung abso- ort und Zentrum des neuen Stils, wo die herausragenden Meister Bernini und Borromini wirkten. ³ Künstler und Architekten des Barocks in Deutschland Die räumliche Verteilung der ba- rocken Bauprojekte resultierte aus der Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff Verlagerung der Macht- und Wirt- Johann Conrad Schlaun schaftszentren nach dem Dreißigjähri- François Cuvilliés Schloss Nymphenburg in München Johann Michael Fischer gen Krieg (1618-1648). Beispielsweise Johann Balthasar Neumann verlagerte sich die Intensität des Bau- Josef Effner wesens von der Rheinschiene weg, die Cosmas Damian Asam in den Epochen der Romanik und der Dominikus Zimmermann Gotik einen weit größeren Stellenwert Peter Thumb Maximilian von Welsch gehabt hatte. Vor allem in katholisch Johann Lucas von Hildebrandt geprägten Räumen, die sich nach dem George Bähr Krieg wirtschaftlich relativ schnell er- Johann Dientzenhofer holen und politisch stabilisieren konn- Matthäus Daniel Pöppelmann Andreas Schlüter ten, wurden in der Barockzeit Sakral- Caspar Moosbrugger Enrico Zuccalli 1600 1620 1640 1660 1680 1700 1720 1740 1760 1780 1800 © Institut für Länderkunde, Leipzig 2001 Wieskirche in Steingaden 150 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Bildung und Kultur · Herausragende Barock-Bauwerke und touristische Straßen 1 Altenburg (TH) Schloss S 109 Weißenau Abtei K 2 Altomünster Pfarr- u. Klosterkirche K 110 Weltenburg Klosterkirche K mit barocken Sehenswürdigkeiten St. Alto und Birgitta 111 Wermsdorf Schloss Hubertusburg S 3 Altötting St. Magdalena K 112 Wessobrunn Benediktinerkloster K 4 Amberg Wallfahrtskirche Maria Hilf K 113 Weyarn Augustiner-Chorherren- K 5 Amorbach St. Maria K Stiftskirche Flensburg (Odenwald) 114 Wilparting Wallfahrtskirche K 6 Andechs Kloster K 115 Wilster Pfarrkirche K 7 Ansbach (BY) Residenz S 116 Würzburg Residenz S Schleswig 8 Augsburg Schaezler-Palais S 117 Zwiefalten Münster K 47 9 Bamberg Neue Residenz S Friedrichsberg 10 Banz Benedektinerkloster Banz K Stralsund 11 Bautzen Rathaus R Kiel 12 Bayreuth Opernhaus sP 13 Bayreuth Neues Schloss S Neumünster 14 Bayreuth Eremitage S Rostock Greifswald 15 Benediktbeuern Klosterkirche St. Benedikt K 16 Benrath (Dü) Schloss S 115 Kumme- Wilster rower 17 Bensberg (NW) Schloss S Lübeck Wismar See 18 Berg am Laim Klosterkirche St. Michael K Cuxhaven (Stadtteil v. München) RellingenNorderstedt Schweriner 19 Berlin Stadtschloss S 88 Schwerin See Neubrandenburg 20 Berlin Schloss Charlottenburg S 54 21 Berlin Schloss Köpenik S Wilhelmshaven Bremerhaven HAMBURG Müritz 22 Birnau Wallfahrtskirche K Plauer 23 Bonn Poppelsdorfer Schloss S Emden 62 See 24 Bonn Klosterkirche K Ludwigslust Lüneburg 25 Bonn Universität (früher Schloss) S Elb 26 Bruchsal Schloss Bruchsal S Oldenburg e 27 Brühl (NW) Schloss Augustusburg S Delmenhorst Bremen 28 Bückeburg Evangelische Stadtkirche K Schwedt 29 Bückeburg Schloss S W K Kirche/Kloster ese 30 Dießen (Ammersee) Klosterkirche St. Georgen K S Schloss 96 r 31 Dietramszell Augustiner-Chorherren- K R Rathaus Sögel Oder Stiftskirche sP sonstiger Profanbau 32 Dillingen a.d. Donau Klosterkirche K 33 Dresden Frauenkirche K Celle 21 34 Dresden Zwinger S Lingen 20 BERLIN 35 Dresden Schloss Pillnitz S Nordhorn Brandenburg Garbsen Wolfsburg 87 19 36 Dresden Taschenbergpalais sP HANNOVER Frankfurt/O. 37 Eichenzell Fasanerie S Minden Potsdam Rheine Osna- Plauer 38 Eichstätt Residenz S Braun- brück 28 Bückeburg See 39 Eichstätt Rathaus R 29 schweig 40 Ellwangen Schloss S Hildesheim Magdeburg SalzgitterWolfenbüttel (Schwäbische Alb) BielefeldHerford Hameln 41 Erlangen Universität (früher Schloss) S Münster 77 42 Erlangen Dreifaltigkeitskirche K 76 Detmold le Gütersloh a 43 Erlangen Palais Stutterheim S a L R a h Bocholt S ein u 44 Ettal Benediktinerabtei K r Dessau Cottbus s it 45 Ettlingen Schloss S e z e Wesel Paderborn s Gelsen- r 46 Freising Prämonstratenserkloster K e kirchen Reckling- Hamm W N 47 Friedrichsberg (Stadt- Schloss Gottorf S Einflüsse hausen ei teil v. Schleswig) Oberhausen Unna Göttingen Halle/ ße aus: DUIS- DORTMUND Saale 48 Fulda Dom K Bochum 49 Fulda Stadtschloss S BURG ESSEN Arnsberg Hoyerswerda Krefeld Hagen Leipzig Werms- 50 Fürstenfeldbruck Klosterkirche K dorf 111 Elb DÜSSELDORF Wuppertal Kassel e Moritz- 51 Füssen Stadtpfarrkirche St. Mang K Viersen burg Benrath Lüdenscheid 52 Gotha Schloss Friedenstein S Remscheid 69 Bautzen 11 Görlitz Mönchen- 16 66 33 60 53 Günzburg Frauenkirche K Soling Meißen 34 gladbach Bergisch- 35 Löbau 54 Hamburg St. Michael K Leverkusen Fulda Dresden Gladbach Gummersbach 36 55 Ingolstadt St. Maria Victoria K Bergheim Erfurt Weimar KÖLN 17 52 Jena 1 56 Irsee Kloster K Bensberg Siegen Altenburg 57 Karlsruhe Schloss S Aachen Düren Gotha Gera Chemnitz 27 24 Marburg 58 Kempten Residenz S Brühl le 25 We a 59 Kempten St. Lorenz-Basilika K Bonn rra 91 Sa Zwickau 23 Rudolstadt 60 Löbau Rathaus R Frankreich Euskirchen 61 Ludwigsburg Schloss Ludwigsburg S Gießen 48 Suhl Fulda 62 Ludwigslust (MV) Schloss S Wetzlar 49 Plauen 63 Mainau Schloss S Neuwied Eichenzell 37 64 Mainz Kurfürstliches Schloss S Koblenz 65 Meersburg Neues Schloss S Bad Homburg Hof Einwohner 1996 66 Meißen Porzellan-Manufaktur sP FRANKFURT 67 Mindelheim Jesuitenkirche K a.M. in Tausend 68 Mittenwald St. Peter