Österreichischer Musikmarkt 2020
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ÖSTERREICHISCHER MUSIKMARKT 2020 www.ifpi.at Karim Ben van Cap ifpi.at MUSIKMARKT 2020 IFPI INHALT Editorial 05 Die wichtigsten Kennzahlen 2020 06 Der Musikmarkt 2020 im Überblick 08 › Die Corona-Effekte am österreichischen Musikmarkt 08 › Streaming und Downloads 10 › Physischer Tonträgermarkt 14 › Die beliebtesten Musikgenres 18 › LSG Lizenzeinnahmen 22 Hilfsprogramm „ Labels helfen Labels“ 23 Umsetzung der EU Copyright-Richtlinie 24 Die ökonomische Bedeutung der Musikwirtschaft 26 Charts & Gold/Platinauszeichnungen 2020 28 › Top 40 Single- und Album Charts › Airplay Jahrescharts › Gold- und Platinauszeichnungen Amadeus Austrian Music Awards 2021 32 IFPI-Mitglieder 34 Impressum 35 Simon Noh Ormby 02 03 MUSIKMARKT 2020 IFPI EDITORIAL CORONABEDINGT. Gerade erst hatte sich der österreichische Musikmarkt nach Jahren des Rückgangs wieder stabilisiert und war auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Auch das erste Quartal 2020 verlief noch weitgehend normal – und dann kam der März 2020 und kein Stein blieb auf dem anderen. Die aufgrund der Covid-19 Pandemie verhängten Maßnahmen, vor allem die Schließungen im Handel und das Verbot von Konzerten und Veranstaltungen führten zu massiven Umsatzrückgängen und Verwerfungen am heimischen Musikmarkt. Der Verkauf physischer Tonträger brach ebenso ein, wie die Rechtevergütungen für die öffentliche Wiedergabe von Musikaufnahmen. Die Gründe lagen im Lockdown des Handels und in der Schließung von Diskotheken, Clubs, Restaurants oder Hotels. Gastronomie und Hotellerie erhielt zurecht Staats- hilfen, ebenso der Handel. Das Segment Recorded Music ging bislang leer aus. Das selbst finanzierte Hilfsprogramm „Labels helfen Labels“ leistet einen in der Branche willkommenen Beitrag zur Stabilisierung der heimischen Labelstruktur. Wie soll der von allen erhoffte Neustart der Musikszene gelingen, wenn die kreative Infrastruktur für das Musikschaffen in Österreich – coronabedingt –weggebrochen ist? Jammern löst keine Probleme, das Verschweigen bisher unterlassener staatlicher Hilfeleistung allerdings auch nicht. Aber es gibt auch positive Zeichen am österreichischen Musikmarkt 2020. Strea- ming-Abos erwiesen sich als krisensicher, legten beim Umsatz neuerlich ein Drittel zu und hielten so den Gesamtmarkt über Wasser. Die nicht ganz freiwillige Online- Pionierarbeit der Musikwirtschaft, die hohen Investitionen in neue Musik-Services trotz schwieriger Marktbedingungen und die digitale Transformation der Musikla- bels machen sich nun bezahlt. Aber der Digitalmarkt leidet unter einer massiven und wettbewerbswidrigen Verzerrung. Es gibt Services, wie Spotify, Apple Music oder Deezer, für die es eine Selbstverständlichkeit ist, für ihr Musikangebot Lizenzen zu erwerben. Und es gibt Plattformen, wie YouTube oder Facebook, die sich nach wie vor nur als Technologie-Anbieter sehen und die gesamte urheberrechtliche Verant- wortung für die Inhalte auf ihren Plattformen ihren Usern umhängen wollen. Die EU sieht diese Verantwortung klar bei den Plattformen und sandte mit der EU Copyright-Richtlinie ein unmissverständliches Signal in Richtung Silicon Valley. Man sollte meinen, dass der österreichische Gesetzgeber diese Richtlinie mit großer Überzeugung im Sinne der Kreativbranchen umsetzt und ihnen damit den Rücken gegenüber den großen US-amerikanischen Online-Plattformen stärkt. Weit gefehlt! Die ersten Entwürfe des Justizministeriums weichen gravierend von Text und Geist der Richtlinie ab, verwässern die Plattformhaftung und führen sogar neue Schlupflöcher zu Gunsten der Tech-Konzerne ein. Damit nicht genug, wird beim Ur- hebervertragsrecht die bisherige Balance zwischen Kreativen und Kreativwirtschaft einseitig zulasten der Produzenten, Distributions- und Medienunternehmen gekippt. Nicht wenige fragen sich daher: Warum will das Justizministerium unserer digitalen Zukunft schaden? Dietmar Lienbacher Franz Medwenitsch Ingo Schulz 04 05 MUSIKMARKT 2020: MUSIKMARKT 2020 DIE WICHTIGSTEN IFPI KENNZAHLEN LSG: IM ÜBERBLICK 27,1 MIO EURO (-14%) 171,6 DOWNLOADS: MIO EURO UMSATZ (+3,4%) 6,5 STREAMING: MUSIK-DVD: MIO EURO (-24%) 91,6 2,5 PHYSISCHER MIO EURO VINYL: MIO EURO SYNCH/MERCH/ MARKT: (+32,4%) (-14,5%) SONSTIGE: 9 42,2 CD: 4 MIO EURO MIO EURO Zachary Nelson MIO EURO (+15,5%) -15,3%) 30,5 (-33%) MIO EURO 06 (-22%) 07 UMSATZ DER EINZELNEN FORMATE Umsatz in Mio Euro 2020 DER 2020 MUSIKMARKT 2,5 IFPI 4 MUSIKMARKT 2020 9 IM ÜBERBLICK 6,5 l Streams DER ÖSTERREICHISCHE MUSIK- l CD GESAMTUMSATZ MARKT IM CORONA-JAHR 2020 27,1 l LSG 171,6 Millionen Euro (plus 3,4%) 2020 wurden insgesamt 171,6 Millionen l Downloads l Vinyl Euro am österreichischen Musikmarkt 91,6 KRISENRESISTENTES STREAMING erwirtschaftet - ein Plus von 3,4% gegenüber l Synch/Merch/ 2019. Zwar wächst der Gesamtmarkt damit Sonstige wächst um ein Drittel und hält den l DVD Musikmarkt im Plus bereits zum vierten Mal in Folge, allerdings mit einem aufgrund der Coronakrise deut- lich gedämpften Wachstum. Eine detaillierte 40% UMSATZRÜCKGANG Analyse zeigt die sehr unterschiedlichen bei österreichischen Musikproduktionen Auswirkungen des Lockdowns auf die 30,5 einzelnen Teilsegmente des heimischen CORONABEDINGTER Musikmarktes. ANTEIL MUSIKFORMATE GESAMTSCHADEN In Prozent-Anteilen am Gesamtmarkt 2020 STREAMING WÄCHST, ANDERE (ohne LSG/Synch/Merch) für Musiklabels von rund 30 Millionen MARKTSEGMENTE CORONABEDINGT IM MINUS 2 Als einzig krisensicheres Marktsegment 6,5 erwiesen sich die Streaming-Abos, die mit 4,5 einem Umsatzplus von 32,4% auf 91,6 Milli- onen Euro das Wachstum der vergangenen Jahre fortsetzen und damit den Gesamt- gingen die Umsätze um 15% deutlich zurück. markt im Plus halten konnten. Die Pionier- Im stationären Handel lagen die Rückgänge l Streams arbeit der Musikwirtschaft beim Aufbau des 52sogar bei knapp 30%. Auch die Verwertungs- l CD 22 +18155+7+21A Digitalmarktes und die hohen Investitionen gesellschaft LSG verliert coronabedingt 14% l Downloads der letzten Jahre in neue digitale Musik- der Einnahmen. l Vinyl 65 Services machen sich nun bezahlt. Ganz an- l DVD ders sieht das Bild beim Verkauf physischer MINUS 40% BEI ÖSTERREICHISCHEN Tonträger aus. In diesem Marktsegment PRODUKTIONEN, GESAMTSCHADEN VON RUND 30 MILLIONEN EURO Einschließlich aller Ausfälle infolge der Schließungen des stationären Handels, abgesagter Konzerte, Tourneen und Festi- vals sowie aufgrund des Verschiebens oder „Mitten in der Coronakrise hilft es enorm, dass wir schon vor MUSIKMARKT ÖSTERREICH der Absage bereits finanzierter und fertig- Umsatz in Mio Euro 2018 – 2020 vielen Jahren in Online-Angebote investiert haben. Andererseits gestellter Musikveröffentlichungen werden 64171,6 +225+7+2A haben wegen der Lockdowns vor allem der stationäre Handel und die gesamten coronabedingten Einnahmen- 153,3 166 österreichische KünstlerInnen stark gelitten. Gerade jetzt wäre ausfälle für Musiklabels auf rund 30 Millio- es notwendiger denn je, österreichische KünstlerInnen durch nen Euro geschätzt. Österreichische Produk- tionen wurden durch die Corona-Pandemie mehr Airplay zu unterstützen. ,Spielt mehr österreichische besonders hart getroffen. Hier kam es 2020 + 5,5% + 8,3% + 3,4% Musik´ ist ebenso berechtigt wie ,kauft im österreichischen Handel´ zu einem dramatischen Umsatzeinbruch oder ,macht Urlaub in Österreich´.“ DIETMAR LIENBACHER, Sony Music Jordan Brett Naibaho, Hanny Photography, Radon von 40%. ➞ 2018 2019 2020 08 09 KONZERTE RELEASE CYCLE WERKSCHAFFUNG (Typischer Verlauf von Einkommens- und Investitionsströmen) DIE CORONA-EFFEKTE 4 1 2020 MUSIKMARKT Weitere Investitionen in Marketing, (Schreiben beginnender Revenue (Promotion, & Komponieren) IFPI Ticketing, Merchandise) Musiker*in investiert AM ÖSTERREICHISCHEN Zeit und Ersparnisse in Einkünfte aus Gagen, Merchandise, physischer Tonträgerverkauf vor Ort Schaffensprozess mit höheren Margen; multiplizierte MUSIKMARKT öffentliche Aufmerksamkeit, Tantiemen RELEASE Musiker*In PRODUKTION 30 MILLIONEN UMSATZAUSFALL 30 MILLIONEN EURO SCHADEN, Label 3 MILLIONEN EURO AUSFALLERSATZ 3 2 durch Corona-Maßnahmen GEFORDERT Weitere Investitionen in Marketing, (Aufnahme/Studio/Recording) Der österreichische Musikmarkt des Jah- beginnender Revenue Musiker*in investiert Zeit und 3 MILLIONEN EURO AUSFALLERSATZ res 2020 ist mit den Vorjahren kaum ver- (Marketing & Distribution) Ersparnisse in Schaffensprozess gefordert gleichbar. Nach einer weitgehend normalen Partner/Investitionsbeteiligte: Label Potentielle Partner/ Entwicklung im ersten Quartal führten die Einkünfte aus Streaming, Investitionsbeteiligte: 40% UMSATZRÜCKGANG aufgrund der Covid-19 Pandemie verhängten physischer Tonträgerverkauf im Label, Verlag, Musikfonds bei österreichischen Produktionen Maßnahmen - vor allem die Schließungen im Handel, Lizenzen Handel und das Verbot von Konzerten und Veranstaltungen - zu massiven Umsatzrück- gängen und Verwerfungen am Musikmarkt. Die Corona-Beschränkungen verursach- daher durch die Lockdown-Phasen besonders ten Rückgänge und Ausfälle bei den Lizenz- negativ betroffen. Im stärksten Marktsegment einnahmen der Verwertungsgesellschaft Streaming haben es heimische Veröffentli- LSG von 14%. Der Verkauf von Merchan- chungen traditionell schwer gegen die inter- dising-Produkten ging um 33% zurück. nationale Konkurrenz. Nicht zuletzt deshalb, SCHLIESSUNGEN IN HANDEL, GASTRONOMIE Allein im Kernbereich der Recorded Music weil sich globale Streaming-Plattformen wie UND VERBOT VON VERANSTALTUNGEN betrugen die Einnahmenausfälle rund 15 Spotify und Co eher an international ver- VERURSACHTEN Millionen Euro. Einschließlich aller Ausfälle marktbaren Songs orientieren