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Band 4, Ausgabe 1 Volume 16 | Dezember 2016 Just For Swing Gazette

Swing is the Thing! - Mitteilungsblatt für Freunde swingender Musik in und um Leipzig

 Siegfried Schmidt-Joos Symposium Eisenach

 (Un)vergessene Jazzmusiker:

Ken Colyer in - Teil 1 von Winfried Maier

 „Das kleine Jazz-Mekka“ Amateurjazz in in den sechziger Jahren (Teil 1) von Hans-Joachim Kertscher

 Historische Meilensteine Louis Armstrongs Debüt in Europa

 Jazztitel und ihre Bedeutung Teil 5 von Gerhard Klußmeier

 Erinnerung an die Jazzinitiative Kosmos e.V. von Volker Stiehler

 V. jenaer jazz meeting

 Hammond Eggs in Chemnitz

 Lokales Jazzgeschehen: Jazz hat‘s - 40. Leipziger Jazztage von Harald Krause

 Jazzfest Berlin 2016

 Schallplatten, Bücher ...

 Termine ...

S e i t e 2 Just For Swing Gazette

Liebe Jazzfreunde, wurden von enthusiastischen Jazzfans organisiert, bevor der Club sang– und Die letzte Ausgabe des Jahres ist voll- klanglos von der Szeneoberfläche ver- bracht und wieder mit reichlich Lese- schwand. stoff für Jazzhungrige gefüllt. An die- ser Stelle möchte ich mich vor allen Im Gästebuch des Vereins las ich einen Mitarbeitern verbeugen und Dank sa- Eintrag des britischen Schlagzeugers gen. Sie tragen dazu bei, dass sich das Colin Bowden. Bowden war viele Jah- Mitteilungsblatt zu einem anschauli- re Mitglied der legendären Band von chen Heftchen entwickelt hat. Unsere Ken Colyer und mit unserem Berliner Hamburger Jazzfreunde verschaffen Mitarbeiter Winfried Maier eng be-

ihm viel Aufmerksamkeit, was uns freundet. Das gab uns Anlass, in der EDITORIAL sehr freut. Serie „(Un)-vergessene Musiker“ die Erinnerungen von Maier an seine Zeit Ich las ich im holländischen Doctor mit Colyer in Berlin zu publizieren. Jazz Magazine (www.doctorjazz.nl), Teil 2 davon erscheint im März 2017. dass der IS-Terror nun auch die Welt des Jazz erreicht habe. Nach dem ver- Unsere Beiträge über die Jenaer heerenden Anschlag in Nizza, wurde Jazzszene in den letzten Magazinen ha- daraufhin das Nice Jazz Festival (16. ben einige Jazzfreunde angeregt, ein bis 20. Juli 2016) abgesagt. Als Grand Altjazzertreffen der Jenaer Jazzfreunde Parade du Jazz war es das erste Jazz zu organisieren. Klaus Kirst berichtet. Festival der Welt überhaupt, als es im Jahr 1948 startete. Zu den Musikern Die Leipziger Jazzgeschichte hält im- gehörten Django Reinhardt, Louis mer wieder Überraschungen bereit. In Armstrong und Stéphane Grappelli. einem alten Magazin des Gerade in schwierigen Zeiten spielte Jazz Club fand ich einen Artikel von der Jazz als Indikator für Freiheit, Indi- Kurt Michaelis alias Hot-Geyer, in vidualismus und ein non-konformes dem er über Louis Armstrongs Debüt

Lebensgefühl immer eine große Rolle. in Europa schreibt. Einige Passagen daraus habe ich für unsere Leser über- Davon hat Sigi Schmidt-Joos in Ei- setzt. Häufig wird Armstrong zitiert, In diesem Sinne wünschen wir ein senach erzählt, als sein Buch, welches wenn es um negative Meinungen zu beswingt harmonisches Weihnachtsfest wir in der vorangegangenen Ausgabe modernen Spielformen des Jazz geht. und einen guten Start ins Neue Jahr mit besprochen hatten, Premiere feierte. In Ein Beitrag aus den Hot Club News der hartnäckigen Hoffnung auf eine fried- ihm spielt die Hallenser und Leipziger des Frankfurter Jazzclubs von 1947, lichere und wieder zu Verstand kommen- Jazzgeschichte eine wichtige Rolle. der aus dem Down Beat Magazine den Welt - mit gutem Jazz hier und da. Sigi Schmidt-Joos hat uns den Ab- übersetzt wurde, zeigt, dass Satchmo druck des im Buch nicht veröffentlich- eine ganz andere Meinung über den keep swingin‘ ten Kapitels über die Leipziger Pianis- Bebop hatte. Dr. Wolfram Knauer vom Detlef A. Ott tin Jutta Hipp gestattet. Wir werden Jazzinstitut in Darmstadt half uns wie das ab Ausgabe März 2017 in mehre- immer schnell und unbürokratisch, die ren Folgen tun. Das exklusive Angebot Quelle zu identifizieren. Dafür großen hat uns sehr gefreut. Dank.

Das Buch „Die Stasi swingt nicht“ von Um das unten aufgeführte Zitat des Schmidt-Joos und ein Beitrag unseres klassischen Pianisten David Helfgott verstorbenen Jazzfreundes Gerhard (Filmtipp: Shine) zu befeuern, gibt es Conrad in der letzten Ausgabe haben hier und da Anregungen für Bücher den Jazzfreund Hans-Joachim Kert- und CDs, auf die wir aufmerksam ma- scher inspiriert, über die Hallenser chen wollen. Jazzszene nach dem Weggang von Schmidt-Joos und Papenroth zu schrei- Zum Schluss eine Bitte: ben und historische Wahrnehmungen auszubalancieren. Zur Aufarbeitung der Leipziger Jazzgeschichte suchen wir Informa- Auch Harald Krause vom Chemnitzer tionen zur Jazzreihe im Gutenberg- Jazzclub verbindet seine Erinnerungen keller am BUGRA Messehaus in den an die Leipziger Jazztage mit aktuell 1960er Jahren. Wir würden uns beobachteten Konzerten und schreibt freuen, wenn Jemand seine/ ihre Er- elegisch und kontrovers darüber im innerungen mit uns teilt und Plaka- Beitrag „Jazz hat‘s“. te, Programme, Fotos aufbewahrt hat. Unsere Kontaktdaten stehen auf In Erinnerungen schwelgt auch Jazz- dem letzten Blatt dieser Postille. freund Volker Stiehler über die kurz- lebige Initiative Jazz-Kosmos e.V. in „Keep life simple - be aware - read and listen to music“ Leipzig. Viele wunderbare Konzerte David Helfgott (Pianist)

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 3

„Wenn ich etwas als die Wahrheit erkannt habe, muss ich es auch verteidigen.“ Siegfried Schmidt-Joos und seine Geschichte des Jazz während des Kalten Krieges Gekürzter Auszug eines Beitrags im JAZZ PODIUM 12/01-2016/2017

achdem ich den Beitrag fürs JAZZ PODIUM fertiggestellt hatte, freute ich mich auf die Lesung mit Schmidt-Joos in Leipzig. Leider musste diese aus gesundheitlichen Gründen des Autors abgesagt werden. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben. Den interessierten Jazzfreunden, die mich diesbezüglich schon kontaktiert hatten, sichere ich zu, dass N sie über den neuen Termin sofort von mir informiert werden. Bis dahin ist Zeit, sich durch das Almanach an Erinne- rungsarbeit von über 600 Seiten zu lesen, wobei keine Langeweile aufkommen wird. Kürzlich musste ich an eine Stelle im Buch denken, die deutlich macht, wie aktuell die Gedanken in Bezug zu den Erinnerungen von Schmidt-Joos in Anbetracht der heuti- gen Weltlage sind und wie schnelllebig doch unsere Zeit ist. Zitat: Und die Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen, ist ja im 21. Jahrhundert nicht geringer geworden. Der Ruck nach rechts geht rund um den Globus. In den Vereinigten Staa- ten von Amerika greift ein republikanischer Demagoge nach der Präsidentschaft. In Russland und in Mitgliedsstaaten der Nato werden Journalisten eingekerkert oder ermordet. Weltweit ist die Pressefreiheit bedroht. Der fundamentalistische Islam verbietet Musik, Spiel und Tanz generell. Und wieder lehnen sich junge Leute mit eben diesen Mitteln gegen Denkverbote und Bevormundung auf. Pussy Riot in Moskau sind nur ein Beispiel. „In manchen Ländern herrschen schwarze Nacht und kalter Stahl“, dichtete Langston Hughes in der Mitte des 20. Jahrhundert: „Aber der Traum wird wiederkommen und das Lied sein Gefängnis brechen“. Das war unsere Hoffnung, und als 1989 die Mauer fiel, hatte sie sich ja wenigstens ein Stück weit erfüllt. Daher kann es sicher nicht schaden, wenn unsere Nachgeborenen wahrnehmen, welche Gedanken mich und viele meiner Freunde damals umtrieben und motivierten – auch in unserer Beschäftigung mit dem Jazz. LESEN!

<…> Schmidt-Joos feierte in diesem Jahr Schnell bekam er Kontakt zu gleichge- seinen 80. Geburtstag im Sinne Dylans: sinnten Jazzfreunden wie zum Gitarre „I was so much older then. I'm younger und Banjo spielenden Alfons Zscho- than that now.“ Die Neugier habe sein ckelt. Zusammen gründeten sie 1955 die Leben bestimmt, sagt er, er habe immer ‚arbeitsgemeinschaft jazz halle‘, hielten noch mehr wissen wollen und nicht auf- Vorträge und veranstalteten Konzerte. gehört, Fragen zu stellen. Nicht nur in der Nach einiger Zeit stellten sich auch an- Musik, auch bezüglich philosophischer dere „Freunde“ in Gestalt von Mitarbei- Probleme, in Geschichts- und Naturwis- tern der Staatssicherheit ein, die Schmidt senschaften sowie im frühen Christentum und Zschockelt für ihre Zwecke anwer- ist er bewandert und gilt als penibler Do- ben wollten. Dies führte bei beiden zu kumentarist, der aber in Wort und Schrift dem Entschluss, sich 1957 durch Flucht auch zu plaudern versteht. in den Westen dem Druck der <…> „Staatsorgane“ zu entziehen. Die musikalische Initialzündung für den Als im August 2008 bei einer Konferenz 1936 in Gotha geborenen Schmidt (der „Jazz hinter dem Eisernen Vorhang“ in Namenszusatz Joos kam durch Heirat erst Warschau über die Rolle des Jazz in den später dazu) war Benny Goodmans Car- Ostblockstaaten abschließend festgestellt negie Hall Konzert 1938, das er im Radio wurde, der Jazz in den kommunistischen hörte. Bei Gene Krupas Drum-Solo flipp- Foto: Melanie Kühn Staaten sei unpolitisch gewesen, drängte te er regelrecht aus und hätte es ihm gern Jazz im Radio zu präsentieren - und das es Schmidt-Joos, seine eigenen Erfah- gleich getan. Doch das war nicht mehr in einem Land, in dem der Jazz so gut rungen dieser These entgegenzusetzen: drin. Eine Woche nach dem Ende des wie verboten war.“ In der Mensa der „Menschen sind wegen Jazz ins Zucht- Zweiten Weltkriegs hatte der Neunjährige Martin-Luther-Universität in Halle/Saale haus gegangen. Das Statement, Jazz sei mit einer Panzerfaust gespielt, die deut- spielte jedoch eine Band Dixieland, und unpolitisch gewesen, ist falsch.“ Acht sche Soldaten vor dem Einmarsch der der junge Student war begeistert: „Auf Jahre später, im September 2016, stellte Amerikaner in Thüringen weggeworfen der Tanzfläche hoppelten müde Studiker- er nach jahrlangen Recherchen unter hatten. Die Explosion hatte ihm die rech- paare einen schläfrigen Foxtrott ab, und dem Titel „Die Stasi swingt nicht“ seine te Hand und den linken Daumen abgeris- ich dachte: Ihr Ärsche, ihr hört hier ast- Erinnerungen und Ermittlungen vor. Das sen, verletzte ihn am Bein: „Die Verlet- reinen Jazz und habt keine Ahnung, wie 600-Seiten-Buch im Mitteldeutschen zungen haben mein weiteres Leben ge- kostbar das ist´“. Verlag über die Rezeption des Jazz in prägt. Ich musste plötzlich im Kopf bes- ser sein als meine Mitschüler, weil ich ihnen körperlich unterlegen war.“ <…> Er las die in die DDR hereingeschmug- gelten Jazzbücher von Joachim-Ernst Be- rendt, Robert Goffin und Sidney Finkel- stein und beschloss, Germanistik zu stu- dieren, um schreiben zu lernen: „Weil ich ja wusste, dass ich nicht Gene Krupa JAZZ PODIUM · VOGELSANGSTRAßE 32 · 70197 STUT T- werden kann, habe ich meine ganze be- GART · TEL.: 0711/9933778 - 0 · FAX: 0711/9933778 - 99 rufliche Entwicklung dem Ziel gewidmet, WWW.JAZZPODIUM.DE

S e i t e 4 Just For Swing Gazette zwei deutschen Diktaturen und in der druckt, da sie in dem neuen Buch nur 25 sieren und die SED frontal anzugreifen. frühen Bundesrepublik zwischen 1936 Jahre im Leben des Autors umfassen. Schmidt-Joos widersetzte sich, weil er und 1961 füllt eine Lücke nicht nur in <…> die in den legalen Jazzclubs bereits er- der Geschichtsschreibung dieser Musik. Besonders seine öffentliche Auseinan- reichten Freiräume einer liberalen Den- Das Lippmann+Rau-Musikarchiv (bis dersetzung mit Joachim-Ernst Berendt kungsart für um jeden Preis schützens- 2009: Internationales Jazzarchiv Eisen- schlug seinerzeit Wellen: „Er war für wert hielt. Rudorf wurde zu zwei Jah- ach) unter Leitung von Reinhard ren Zuchthaus verurteilt und arbei- Lorenz hat an einem der letzten tete später im Westen wieder mit hochsommerlichen Tage des Jah- „Auf der Tanzfläche hoppelten müde Schmidt-Joos zusammen - unter res ins Hotel „Thüringer Hof“ ge- anderem für den „Spiegel“. laden, um der Präsentation des Studikerpaare einen schläfrigen Fox- <…> Buches einen angemessenen trott ab, und ich dachte: Ihr Ärsche, ihr Ein Fundstück seiner Antwort auf Rahmen zu geben. Jazzfreunde hört hier astreinen Jazz und habt keine die Frage: „Warum fasziniert uns aus Nah und Fern sind angereist. Jazz?“, die im Dezember-Heft Auch der Leiter des Jazzinstituts Ahnung, wie kostbar das ist´“. 1958 der Zeitschrift „schlagzeug“ Darmstadt Wolfram Knauer, der abgedruckt wurde, beendet eine be- Schmidt-Joos vor einiger Zeit ge- rührende Lesung, klingt angesichts beten hatte, über seine einstige Kontro- mich immer ein Vorbild, ein Leuchtturm gegenwärtiger gesellschaftspolitischer verse mit Joachim-Ernst Berendt zu der Jazzpublizistik. Bis heute ist meine Prozesse aktueller denn je und ist zu- schreiben, ist gekommen. Kathrin Brigl, Erinnerung an ihn stark emotional un- gleich zeitlos wie der Jazz selbst. Die- die Frau von Schmidt-Joos, und seine terlegt. Unterschiedliche Auffassungen ser Schlussstein zu einem wichtigen Tochter Bettina, der das Buch gewidmet und Verhaltensweisen führten aber da- Buch gibt Zeugnis über einen brillanten ist, begleiten den Autor. mals zum Konflikt“ Darüber hat er im Denker, für den Musik immer mehr Die Atmosphäre ist familiär. Ulf Drech- Aufsatz „Jazzpapst revisited“ geschrie- war als nur eine Aneinanderreihung sel vom Kulturradio des RBB skizziert ben. Als Berendts Buch „Das Leben ein von Noten: anekdotisch und mit sehr persönlichen Klang“ erschien, schickte dieser „In der Gleichzeitigkeit von individuel- Worten die Zusammenarbeit mit ler Freiheit (Soloimprovisation) und Schmidt-Joos nach den politischen Um- kollektiver Bezogenheit brüchen 1989. Der ehemalige leitende (Ensemblespiel) des Jazz liegt ein sozi- Redakteur der ZDF-Kultursendung AS- ales Modell. Jazz ist das Spiegelbild ei- PEKTE Professor Manfred Eichel stellt ner Welt des guten Willens, der Frei- das Buch vor, erzählt die Entstehungs- heit und der Toleranz. Angesichts der geschichte, interviewt den Autor und vielen Totalitarismen unserer Zeit ist charakterisiert „Die Stasi swingt nicht“ Jazz eine Musik des Protestes. Er pro- treffend als „eine gelungene Mixtur von testiert gegen geistige Bevormundung Biografie, Jazz History und Zeitge- und jegliche Art von Unterdrückung, schichte, ein bewegendes Sachbuch, das gegen Intoleranz und Schematismus, es in dieser Form noch nicht gibt“. gegen soziale und rassische Diskrimi- Er habe die Idee zum Buch zuerst einem nierung und gegen die Bürokratie. Ich befreundeten Lektor vorgetragen, be- glaube, dass die Faszination des Jazz kennt Schmidt-Joos selbst und zitiert zu einem Teil darin liegt, dass in ihm dessen Antwort: „Jazz ist ein Minder- die offene, undogmatische, bewegliche heitenthema, Jazz in der DDR ist erst und zugleich skeptische Lebenseinstel- recht ein Minderheitenthema, und bei lung der jungen Generation ihren gülti- Jazz in der DDR vor sechzig Jahren gen künstlerischen Ausdruck gefunden könnten wir die Leser sicher einzeln mit hat. Jazz ist mehr als eine Musik. Jazz Handschlag begrüßen.“ Ost-West- ist auch eine Art, zu sein.“ Biographien aber seien heutzutage ge- Foto: Detlef A. Ott Wenn das ein Statement sein sollte, fragt. So ist eine Story auf den drei Er- das auch heute noch gilt, könnte „Die zählebenen persönliches Erleben, Jazz- Schmidt-Joos eine handschriftliche Stasi swingt nicht“ ein Ratgeber für Geschichte und Politik entstanden, die Widmung, die Auseinandersetzung, die junge Menschen in den politischen sich im Nachhinein als höchst anregend beide geführt hatten, sei einer der Grün- Konflikten unserer Tage und zusätzlich und stimmig erweist. de gewesen, seine Jazztätigkeit aufzuge- eine Brücke zum Verständnis des Jazz In seiner Widmung stellt der Autor klar: ben, um sich ökologischen und esoteri- im Allgemeinen sein. „Also bleiben Sie „Man kann die Geschichte des Jazz in schen Themen zu widmen. Deshalb bitte nach Kräften eigenwillig, aber zwei deutschen Diktaturen, bei den Na- müsse er Schmidt-Joos für die Kontro- teamfähig,“ so des Autors Schlusswort, zis und in der frühen DDR, sowie zudem verse eigentlich dankbar sein. „aufsässig, aber einsichtig, unbeirrt, in der jungen Bundesrepublik vor dem Eine andere hoch spannende und bis- aber kompromissbereit, und KEEP ON Panorama der großen politischen Kon- lang weitgehend unbekannte Auseinan- SWINGING!“ flikte mit ihren Heldenepen und Tragö- dersetzung weit zurück in der DDR ist Detlef A. Ott dien, ihren Grotesken, Absurditäten und in „Die Stasi swingt nicht“ neu zu ent- der Begeisterung für eine unbotmäßige decken. Der ehemalige Marxismus- Die verwendeten Zitate stammen vom Sym- Musik sicher auch ganz anders erzäh- Dozent Reginald Rudorf war zur Zeit posium in Eisenach im Gespräch mit Manf- len. Dies ist meine Geschichte.“ red Eichel am 09.10.2016 und aus einem der antikommunistischen Aufstände in Telefoninterview des Autors mit Siegfried <…> Polen und Ungarn 1956 in Ostdeutsch- Schmidt-Joos im September 2016 Die Dichte seiner Erinnerungen beein- land bereit, die Jazzbewegung zu politi-

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 5 Jazz Bücher Jazz Bücher Jazz erwähnt die Anfänge des Jazzzeitalters in den 1920er Jahren, als Paul Whiteman, Sam Wooding, Josephine Baker für Furore sorgten. Das Titelbild ziert Louis Arm- strong, als er für eine Fotosession auf dem Ku‘damm sitzend sein Horn ‚spielt‘. Ein interessantes Kaleidoskop kurzweiliger Geschichten, die auch zeigen, welche Rolle Jazzmusiker immer wieder im gesellschaftspolitischen Leben der Stadt gespielt haben. (DO)

Stephan Schulz Detlef A. Ott

WHAT A WONDERFUL WORLD Als Louis Armstrong durch den Osten tourte

Neuauflage des 2010 im Verlag Neues Leben erschienen und mittlerweile vergriffenen Bestsellers als JUST FOR SWING PUBLIKATION 2016 250 Seiten, reich bebildert, Diskographie, Musikerport- räts und einem Interview mit der Sängerin Jewel Brown

Hardcover 30€/ Softcover 20€

Flamingos und andere Paradiesvögel Bestellungen: [email protected] 40 Jahre Leipziger Jazztage herausgegeben vom Jazzclub Leipzig e.V., Archiv – Funde 368 Seiten, mit Textbeiträgen von Bert No- Rhetorische Highlights der Leipziger Volkszeitung glik, Stefan Heilig, Heinz-Jürgen Lindner, LVZ/ 3. März 1954/ Nr.52, Seite 6 Wolf Kampmann, Ulrich Steinmetzger, Pe- ter Korfmacher, Andreas Kolb, Detlef A. Ott, Robert Mießner, Ketil Bjørnstad, Rolf Kühn, Joachim Kühn, Baby Sommer, Nils Wogram, Wolfram Dix, Erika Stucky … und Fotografien von Matthias Hildebrand, Arne Reimer, Susann Jehnichen, Andreas Liebich u.a. Der Leipziger Jazzclub hat sich zum 40jäh- rigen Jubiläum der Leipziger Jazztage selbst mit einem fulminanten Buch ein großartiges Geschenk gemacht. Zahlreiche Autoren haben ihre Erinnerungen aufge- schrieben und die wechselvolle Geschichte der Jazztage für die Nachwelt festgehalten. Mit bisher unveröffentlichten Fotos, zahl- reichen Plakaten, Zitaten, Interviews usw. entsteht ein Almanach der besonderen Art. Das Buch kann man im Buchhandel oder direkt beim Jazzclub Leipzig erwerben.

Bestellung für 39,00€ jazzclub leipzig: www.jazzclub-leipzig.de

In der Reihe „Der histori- sche Reiseführer“ erschien im Christoph Links Verlag ein weiterer Band „Amerikaner in Berlin“. Darin schreibt der Politik- wissenschaftler Ingo Juchler über berühmte US- amerikanischer Persönlich- keiten und ihre Beziehung zu Berlin. Nicht erst seit Kennedys Ausruf vor dem Schöneberger Rathaus: „Ich bin ein Berliner“ entwickel- ten viele Schriftsteller, Künstler, Musiker, Sportler und Politiker eine besondere Affi- nität zu dieser europäischen Metropole. Juchler geht zurück bis 1776 und schildert in großen Zeitsprüngen kurzweilig, welche Spuren Amerikaner hinterlassen haben. Er

S e i tHörempfehlungen e 6 für Jazz ConnaisseursJust For Swing Gazette

den Oak Room im Algonquin Hotel, an eine had a wonderful time. Despite the lack of re- jüngere Sängerin. Außerdem war sie ent- hearsal, Alexis and Tony connected really täuscht, dass ihre Plattenfirma Concord be- well and some great jams ensued. For this schlossen hatte, ein Kompilations-Album CD, the original tapes have been remastered statt eines neuen Albums zu veröffentlichen. and the whole thing edited down to something Dieses Album wurde nach ihrem Tod zu ih- over an hour, giving blues lovers everywhere rem Bestverkauften.“ Gut, dass es nun auch the best of this historic session in good audio diese Aufnahmen aus Berlin gibt. Sie sind quality for the first time.” schlicht und einfach sensationell. (DO) http://www.stevebaker.de/new_cd_the_rias_s ession_en_513.html, 09.10.2016)

Die CD kommt mit einem reich bebilderten und interessant geschriebenen Booklet daher, in dem Sigi Schmidt-Joos und Steve Baker über die Hintergründe zu diesen Aufnahmen in ihren Erinnerungen gekramt haben. Aus- SUSANNAH McCORKLE schnitte von der Langen Nacht des Blues kann ADEUS - THE BERLIN CONCERT man auch im Internet hören: SONORAMA CD-C-86 http://www.rias1.de/index.htm http://www.rias1.de/sound4/rias_/ror/lennon/l ennon01.html. (DO) Bis zu dem Moment, als mir Sigi Schmidt- Joos die CD „Adeus—The Berlin Concert“ (Sonorama C-86) mit der Bemerkung in die Hand drückte, dass dies eine der außerge- wöhnlichsten Sängerin war, die ihm je be- gegnete, hatte ich von Susannah McCorkle - TONY SHE- ehrlich gesagt noch nie gehört. Sie wurde RIDAN– STEVE BAKER 1946 im kalifornischen Berkeley geboren, the RIAS session– Live in Berlin, ging als junge Frau nach Paris und Rom, um June 19, 1981 Sprachen zu studieren und arbeitete als Übersetzerin für die UNO. Nebenbei sang RWA ACD 12510 sie auf Kreuzfahrtschiffen und in Pubs. 1972 zog sie nach London, wo sie zwei LPs Vom 19. Bis 20. Juni 1981 wurde "Die lange aufnahm. Diese wurden in amerikanischen Nacht des Blues“ vom RIAS ausgestrahlt. Zeitschriften enthusiastisch besprochen. Als Sigi Schmidt-Joos hatte die Gitarristen Ale- sie wieder nach New York ging, arbeitete xis Korner, mit dem dieser eng befreundet sie in diversen Jazzclubs, trat auch in der war, Tony Sheridan und den Mundharmoni- Carnegie Hall und im Lincoln Center auf. kaspieler Steve Baker eingeladen. Alexis 1996 kam sie auf Einladung des SFB nach Korner hatte gerade ein Konzert auf der Berlin, um am Vorabend des 60. Geburtsta- Waldbühne gespielt. Korner und Sheridan ges von Siegfried Schmidt-Joos im Club trafen sich das erste Mal. Es waren Gesprä- Quasimodo Stücke von ihren bis dahin 14 che geplant, die durch Musik ‚aufgelockert‘ HANS KOLLER & FRIENDS Alben, die nur in den Staaten veröffentlicht werden sollten. Was sich daraus musikalisch Big Sound Koller waren, zum Besten zu geben. Sie wurde entwickelte, ist nun Jahre später komprimiert SONORAMA 97 vom Pianisten Kai Rautenberg (1939-2013), auf CD veröffentlicht. Baker schreibt auf sei- der auch die Arrangements ausarbeitete, ner Webseite: Hans Koller zählte zu den Giganten eines sich dem Bassisten Dave King, Schlagzeuger „Though nobody knew it at the time, this was von amerikanischen Vorbildern emanzipieren- Ned Irving und dem Saxophonisten Walter literally a once in a lifetime encounter: the den Jazz in Deutschland in den 1950er Jahren. Gauchel begleitet. Die bisher unveröffent- father of British blues Alexis Korner, whose Der 1921 in Wien geborene Tenorsaxophonist lichten Aufnahmen machen auf wunderbare groundbreaking group Blues Incorporated siedelte 1950 nach Deutschland über, spielte Weise ihre Affinität zum Swing und Bossa laid the foundations for the emergence of in der Band des Schlagzeugers Freddie Nova hörbar. Die euphorische und energie- bands such as the Rolling Stones and many Brocksieper und gründete ein Quartett, dem geladene Stimmung im Club trug sicher da- others, and Tony Sheridan, the man who der Bassist Shorty Roeder, der Drummer Karl zu bei, dass die Musiker zur Höchstform an- played a major role in the early development Sanner und die Leipziger Pianistin Jutta Hipp getrieben wurden. Die ungekünstelte Stim- of the Beatles during their formative period angehörten. Mit diesem Quartett spielte Hans me McCorkles — vom Timbre irgendwo in Hamburg, including their recording debut. Koller 1952 in München Aufnahmen ein, die zwischen Ella Fitzgerald und Billie Holiday Alexis and Tony had never met previously in den USA für Furore sorgten und ihn weit pendelnd - hat Tiefgang und ist die einer and as far as I know they never met again über die Grenzen Deutschlands bekannt mach- wahren Jazzsängerin, die viel zu früh von thereafter. On the night of June 19th 1981, ten. Hans Koller war eine charismatische uns gegangen ist. Über ihren allzu frühen they got together at the instigation of Sigi Persönlichkeit und sich seines Könnens be- Tod weiß das Internet-Lexikon Wikipedia Schmidt-Joos for just a few short hours at the wusst. Sein kräftiger Ton auf dem Tenor zu berichten: „Sie litt an manischer Depres- RIAS studio in what was then . In schien wie von allein den Weg interessanter sivität, die auch erblich in der Familie vor- 1981 I was playing a lot with Tony, so when Improvisationen zu finden und immer wieder kam - ihre Schwester war schizophren, ihr he asked me to come with him to Berlin to überraschte er mit neuen Ideen. „Wenn ein Vater war ebenfalls manisch depressiv und perform on a live radio show with Alexis Jazzmusiker das Gleiche spielt wie vor 30 brachte sich selber um. Sie nahm aber häu- Korner, I naturally jumped at the chance. Jahren, dann spielt er 30 Jahre schlecht. Still- fig keine Medikamente. Kurz vor ihrem Tod The show was broadcast live and ran from stand im Jazz ist ein Rückschritt.“ Von 1958 verlor sie ihre bevorzugte Auftrittsbühne, 11pm to 4am under the title "Lange Nacht bis 1965 leitete Koller die Workshops des des Blues" (Long Night of the Blues). As you NDR und entwickelte ein solch enormes (https://de.wikipedia.org/wiki/Susannah_McCorkle; 09.10.2016) can hear, things got pretty loose and we all Selbstbewusstsein, nur selbst in der Lage zu

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 7 sein, seine Musik zu interpretieren. Diese in Bellevue“ sind für mich persönlich das für Fans des gefühlvollen, warmen Klangs wunderbaren Aufnahmen wurden im Studio Highlight der CD. Pianist Pim Jacobs, der mit des Tenorman Byas ein großes Geschenk 10 in Hamburg, am 27. Januar 1961 von Hans der Sängerin Rita Reys verheiratet war, Gitar- sein. Sein Ton ist kräftig, schleift sich Gertberg produziert. Ausführliche Informatio- rist Wim Overgaauw, Bassist Ruud Jacobs lässig und abgeklärt durch Balladen wie „I nen dazu findet der interessierte Jazzfreund und Cees See am Schlagzeug sind nicht nur remember Clifford“ oder „Moonlight in auf der Internetseite www.sonorama.de kongeniale Begleiter Adderleys, sondern auch Vermont“. Der Pianist Pim Jacobs, dessen (DO) solistisch First Class - Overgaauw besticht mit Bruder Ruud am Bass und Schlagzeuger brillanten Gitarrensoli. Sie swingen sich relaxt John Engels legen im Trio ein rhythmi- durch ‚Stella by Starlight‘, hauchen dem mitt- sches Fundament, das einem Metronom lerweile zum Klassiker avancierten ‚Work gleich swingt und die, falls einer von ihnen Song‘ von Nat Adderley Frischluft ein und zu Wort kommt, ebenso erstklassig als treiben in ‚Tune up‘ den Saxophonisten vor Solisten in Erscheinung treten. Griffins sich her, der diesen Anschub zu genießen Charakterisierung unterstreicht Byas in scheint, um seine Soli zu entwickeln. Um mit den schnelleren Nummern, von denen den Worten Adderleys zu sprechen: besonders das letzten Stück der CD „ <…> it‘s really jazz. You know what I me- „Indiana“ genannt werden muss, wo er an?“ rasant und energiegeladen zum großen www.jazzarchief.nl Finale anhebt, angefeuert von seinen hol- (DO) ländischen Begleitern, die sich auch im Solo als ebenbürtig erweisen und dieser, vom Publikum enthusiastisch gefeierten Live Aufnahme aus dem Rembrandt Thea- ter in Haarlem die Krone aufsetzen. (DO)

CANNONBALL ADDERLEY One For Daddy-O Live in Amsterdam 1960 & 1966 Nederlands Jazz Archief NJA 1602

Julian ‚Cannonball‘ Adderleys Erscheinen auf der New Yorker Jazzszene im Juni 1955 wur- de wie die Auferstehung des kurz zuvor im März 1955 verstorbenen Heroen Charlie Par- ker gefeiert. (Hörtipp: „Limehouse Blues“ vom 3. Februar 1959. Hier klingt Adder- ley wie die Inkarnation von Bird.) Bald muss- te sich der Saxophonist zwischen zahlreichen DON BYAS Auftritts-Angeboten und einer gut dotierten Meets the Jacobs Brothers Lehrertätigkeit entscheiden. Er nahm mit Groovin’ high Miles Davis wegweisende Alben ‚Milestone‘ Live in Haarlem 1964, und ‚Kind of Blue‘ auf und trat als Bandleader feat. John Engels One Trick Pony mit ‚Something else‘ auf Blue Note in Er- so far so good scheinung, Miles Davis als Sideman. All das Sireena Records SIR 2157 war holländischen Jazzfreunden bekannt, als Nederlands Jazz Archief NJA 1603 Adderley im November 1960 das erste Mal www.jazzarchief.nl nach Amsterdam kam. Zu dieser Zeit hatte er Nein, es ist kein Jazz, nicht Swing-, auch keine Country-, keine - und auch mit seinem technisch versierten Spiel, einem Die Welt des Jazz kennt viele Saxophonisten, tiefempfundenen Bluesgefühl, dem Sinn für nicht Blue-Grass-Musik … und doch ist es die Wegmarken gesetzt haben, aber einer genau dieses und zwar als Ganzes. Was rasante und trotzdem wunderschöne Melodie- jüngeren Generation kaum noch bekannt sind. bögen der Abgeklärtheit des Cool Jazz viel dieses Hamburger Quartett (hier mit zwei Don Byas muss man leider schon zu ihnen Gästen bei zwei Titeln) auf die CD zauber- Seele entgegengesetzt und eine eigene unver- zählen, obwohl unzählige Schallplattenauf- gleichliche Sprache auf dem Altsaxophon te und vor begeistertem Publikum auf die nahmen von ihm existieren und der seinerzeit Bühne bringt, ist eigentlich der Beweis entwickelt, was Kritiker bewog, seiner popu- als Nachfolger Charlie Parkers in Dizzy Gille- lären Musik den Stempel „Soul-Jazz“ aufzu- dafür, dass swingende (hier immens swin- spies Gruppe galt. Johnny Griffin soll ihn gende!) Rhythmen aus jeder Melodie Jazz drücken. Die Band, der sein Bruder Nat an der sogar den Art Tatum des Saxophonspiels ge- Trompete, Pianist Victor Feldman, Bassist entstehen lassen können, wenn es denn so nannt haben. Wie so viele Musiker seiner perfekt mit interessanten neuen Arrange- Sam Jones und Louis Hayes am Schlagzeug Generation war er von der euphorischen Re- angehörten, war Teil der Tour „Jazz at the ments und mehrstimmig-lockerem Gesang zeption des Jazz in Europa nach dem 2. Welt- herüberkommt sowie mit hervorragend Philharmonic“. Ihr kurzer Auftritt im Concert- krieg beeindruckt und beschloss fortan seinen gebouw am 19.11.1960 wird erstmals veröf- instrumentalen Improvisationen. Hiermit Lebensmittelpunkt nach da zu verlegen. In legt die Gruppe ihre zweite CD vor – nun- fentlicht. Die vier Stücke „Exodus“, „One for Holland lernte er seine künftige Frau kennen Daddy-O“, „Bohemia after dark“ und „This mehr vertraglich verbunden mit dem Siree- und lebte von 1955 bis zu seinem Tod 1972 in ne-Label, bei dem die Band wohl in guter here“ sprühen vor außerordentlicher Vitalität Amsterdam. Hier galt er nun als „local musi- und Komplexität, der ein blindes Verständnis Obhut ist. So wie es in und um Hamburg, cian“, was nicht unbedingt vorteilhaft war, im Cotton Club oder Music-Club live, der beteiligten Musiker zugrunde liegt und wenn es darum ging, eine Platte aufzunehmen. wird vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Was gilt schon der Prophet im eigenen Land? zeigt One Trick Pony mit dieser unge- Nach mehreren Tourneen mit eigener Band in Man konnte ihn ja ständig irgendwo hören. mein fröhlichen Musik den ja oft pu- darauffolgenden Jahren, in der auch Pianist Somit ist seine europäische Zeit auf anderen ristischen Jazzfreunden, dass Jazz ein Joe Zawinuel mittat, kam der auch für seine Labels und in anderen Ländern besser doku- sehr weitgefächertes Spektrum hat, Ansagen berühmte Saxophonist 1966 als So- mentiert. In Holland macht er 1962 nur eine welches wie in der hohen Zeit dieser list nach Amsterdam, um mit holländischen einzige Aufnahme. Diese Lücke schließt die Musik – in den 1930er Jahren im Ur- Musikern für das Fernsehen aufzunehmen. dritte CD der Reihe „Treasures of Dutch Jazz“ Diese vier Titel des Programms „Cannonball des niederländischen Jazz Archivs und dürfte weiter auf Seite 9 >>>>>>>>>>>>>

S e i t e 8 Archiv – Funde Kurt Michaelis schreibt in „THE SECOND LINE“ Louis Armstrongs Debüt in Europa 1932

ürzlich entdeckte ich beim Blät- den starken amerikanischen Akzent, den tern in einer älteren Ausgabe wir so zum ersten Mal hörten. Als nächs- des Mitteilungsblattes des New tes kam dann Val Arnheims ‚Jazz‘-Band. Orleans Jazz Clubs „THE SE- An das Thema, das sie spielte kann ich K mich nicht mehr erinnern. Tausenden von COND LINE“ (Sommer 1982) überra- schenderweise einen Beitrag des Gründers Kino-Musiker im ganzen Land wurde des HCL (Hot Club Leipzig) Kurt Michae- aber auch bewusst, dass ein Ergebnis des lis alias Hot-Geyer, den er in englischer Tonfilms der Verlust ihres Lebensunter- Sprache verfasst hatte. halts sein würde.“ Er beschreibt darin, wie er 1927 das erste Kurt Michaelis hatte einen Cousin Karli Mal swingende Tanzmusik hörte. Ein Mit- (Charly), der als Barkeeper in Berlin schüler, dessen Vater der Besitzer eines arbeitete und ihn immer mit den neusten bekannten Radio-Grammophon Ladens in Schallplatten versorgte, wenn er nach Leipzig war, brachte Kurt Michaelis mit Leipzig kam. „Im Wissen um mein Inte- den heißen Rhythmen in Berührung. resse brachte er mir eine Homocord „Meinen ersten Kontakt mit einer Jazz- Schallplatte (herausgegeben September band aus den USA hatte ich mit Sam 1927) mit ‚Sunny Disposish‘ von George Wooding's Chocolate Kiddies im Juli Carhart’s New Yorker Jazz Orchestra 1928 (Anm. d. Ü.: handschriftlich verbes- aus der Valencia Bar, Berlin mit Gesang serte Kurt Michaelis den Monat Juli zu von Al Bowlly (mit zusätzlichen ‚l‘ im August). Er spielte zur Eröffnung des Nachnamen) mit. Dieser war in den Central Theaters in der ‘de Luxe Cafe dreißiger Jahren einer der ganz großen Bar‘ zum Tanz. Zu unserer Überraschung Crooner (Schnulzensänger). Ich besitze nahm uns der Vater meines Mitschülers diese Platte immer noch.“ Aus einem zum Fünf-Uhr-Tee mit, damit wir die Band Artikel der „Al Bowlly Appreciation hören und sehen konnten. Für uns war das Society“ im Sommer 1980 erfuhr Micha- echte synkopierte Tanzmusik.“ Man elis später, dass diese Platte eine sehr rare muss sich vorstellen, welch ein Kon- Aufnahme sei, da sie in Berlin aufge- trast sich für die jungen Swingfreunde Komiker Al Jolson die Gesprä- nommen wurde und bis dato als unauf- auftat, als sie die Rhythmusgruppe live che in Deutschland. Schon nach findbar galt. Sammler hatten Michaelis im Vergleich zur Tonqualität der Grammo- kurzer Zeit folgten einige Hollywood- hohe Preise für die Platte angeboten. phonplatten hörten. Musicals, die von großem Interesse für den 1929/30 wurde der Einfluss der ameri- Michaelis berichtet weiter, dass zu jener Jazz-Fan waren. Ein zehn Minuten-Feature kanischen und englischen Schellackplat- Zeit der Jazz die Welt zu verändern be- von "Eddie Peabody & seinem Partner" in ten in Deutschland immer größer. Whi- gann. Als Jugendliche hörten sie, wann ‚Banjoland‘. Die genauen Klangfarben beider teman, Bernie, Lyman, Hylton, Payne immer es möglich war, Platten mit den Banjos und Mandolinen waren klar aufge- und Spike Hughes waren wichtige Musi- heißen Rhythmen vom Grammophon. zeichnet. Die Brox Sisters folgten mit einem ker für die jungen Fans. Whitemans Ar- „Besonders interessiert waren wir an den kurzen sogenannten altmodischen Plantation rangement vom "Liebestraum" von Liszt Hot & Sweet Bands. Nach 55 Jahren habe Song ‚Down South‘. Wir wunderten uns über machte Furore. Der Film "The King of ich immer noch die amerikanische Colum- Jazz" mit seinem irreführende Titel wur- bia Schallplatte meiner ersten Jazz- Tausenden von Kino-Musiker im de auch in Deutschland gezeigt. "Happy Stunden mit Ted Lewis und seiner Band, Feet" wurde ein Hit. „Wir vermissten die den ‚The New St. Louis Blues‘, ‚My ganzen Land wurde aber auch aber auch Bix Beiderbeckes Kornett. Er Mama’s in Town‘ und ‚Bugle Call Rag‘ bewusst, dass ein Ergebnis des war kaum bekannt in unserem Land.“ spielten, wobei sie in ‚Some Of These Tonfilms der Verlust ihres Statt einer geplanten Reise mit seinen Days‘ von Sophie Tuckers unterstützt wur- Eltern nach London 1930, die abgesagt de. Spät in der Nacht Lebensunterhalts sein würde. werden musste und während der Michae- hatten wir Gelegen- lis hoffte, sein Idol Ted Lewis erleben zu heit, Sendungen mit können, der damals ein gut laufendes diesen Tanzkapellen Engagement im Kit Cat Restaurant am mittels eines Kristall- Londoner Haymarket hatte, stimmte sein kopfhörers im Bett zu Vater einem vier Wochen dauernden hören. Im Jahr 1929 Berlin Aufenthalt zu. „Ich war sehr be- bestimmte der Tonfilm eindruckt von all den großen Gebäuden mit dem berühmten und Museen: Das Brandenburger Tor, der Reichstag, das Schloss, die Kaiser- Wilhelm-Gedächtniskirche. Zu dieser Zeit gab es in Berlin auch eine große Auswahl an gut bekannten Tanz- Orchestern wie die von Dajos Bela, Lud Gluskin, Bernhard Etté und Billy Bartho- lomew. Eine Flut von tanzbarer Musik konnte man für 75 Pfennige auf Schall- platten erwerben. Das war zu Beginn der Depression eine Menge Geld. Einer der beliebtesten Hits, den Jedermann sang, war ‚Armer Gigolo‘ und wurde auf Okeh

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 9 von Louis Armstrong aus den USA importiert als ‚Just a Gigolo‘ im Alberti- Schallplattenladen für $ 1,00 verkauft. Wir Hörempfehlungen für Jazz Connaisseurs waren von seinem tiefen rauen Gesang begeis- tert. Über seine Stimme scherzten wir, dass man ein halbes Pfund Kreide essen müsse, sprungsland des Jazz – mit solchen Formatio- bestellen: http://hot-and-blue-jazz-band- bevor man so singen könne.“ nen die Szene auflockerte. Und dieses nun meerane.de/ Im Juni 1932 las Michaelis in einer Ausgabe auch in Deutschland – welch eine Bereiche- Éin schönes Weihnachtsgeschenk für Jazz- der britischen Zeitschrift "Melody Maker" die rung. Und dafür sorgen Jörn Iversen (voc, g), freunde! (DO) sensationelle Nachricht: "Mr. Louis Arm- Boris Sundmacher (voc, dobro, bjo u.m.), strong, King of the Trumpet and creator of Eberhard Marold (voc, b) und Gunther An- his own song style to be proudly presented dernach (washboard, perc). on the stage of the world wide famous Lon- Gerhard Klußmeier don Palladium Variety Theatre.“ „Diese Ankündigung von Armstrong haute mich fast um. Sicherheitshalber kaufte ich via Kabel für Juli 1932 eine Karte. Louis zum ersten Mal auf europäischem Boden! Feierli- che Premiere am 18. Juli 1932! Am 27. Juli 1932 wurde mein ‚Louis Tag‘ Realität. Als glühender Enthusiast konnte ich ihn aus der siebten Reihe Mitte bejubeln. Mein Herz schlug enorm.“ Die Band, die Armstrong auf seinen Konzerten 1932 begleitete, war in London hastig zusam- mengestellt wurden. Über das Konzert selbst berichtet Michaelis, dass Louis auf einer abge- dunkelten Bühne die Show mit seinem Signa- ture-Tune „When it’s sleepy time down south“ Das Swinging er- öffnete und dass der Trompeter und Sänger das Publikum mit zehn Chorussen im "New Hamburg Journal Tiger Rag“ begeisterte, wobei er nach jedem Chorus ein neues weißes Taschentuch aus hat wieder viele dem Klavier zog. Die Band spielte alle da- HOT & BLUE JAZZ BAND maligen Armstrong Hits außer „Weather Bird“ Meerane 2016 interessante Bei- und wurde mit enthusiastischem Beifall ge- feiert. Armstrong spielte, was die Leute hören träge zu bieten. wollten. Die hot & blue jazz band aus Meerane ge- „Nichts für ‚Otto Normal Verbraucher‘, wie hört zu den dienstältesten traditionellen Jazz- wir Deutschen sagen. Die Leichtigkeit seines bands in Ostdeutschland, auch wenn es al- Wir empfehlen es fantastischen Trompetenspiels war wirklich tersbedingt personelle Veränderungen gege- überwältigend. Ich dachte an Senecas ‚Res ben hat. Die offizielle Gründung fand 1973 unseren Lesern Servera est verum gaudium‘.“ statt, aber schon vorher sammelten verein- zelte Musiker Erfahrungen als „jazz babies“ wärmstens: Schon im August 1933 kam Louis wieder auf in Jena, einem Hotspot des traditionellen den alten Kontinent und tourte durch Großbri- Jazz in der ehemaligen DDR. Den h&b tannien, Dänemark, Schweden, Norwegen und Sound kann man als unverwechselbar be- Holland, aber nicht in Deutschland. Auch im zeichnen, da die Besetzung von konventio- www.swinginghamburg.de Frühjahr 1934 kam er nach Paris. Vor dem nellen Formationen abweicht. Das Sopransa- Krieg hörte Michaelis Armstrong noch einmal: xophon von Götz Methfessel agiert als Lead- „Ich traf Louis Armstrong und sein Orchester instrument, was im herkömmlichen Fall der wieder in Turin, Italien im Januar 1935.“ Trompete vorbehalten ist. Somit ergeben sich (DO) mit dem zweiten kongenialen Reed-Bläser Kursiv gesetzte Zitate sind Übersetzungen aus dem Volkmar Hesse hin und wieder Konstellatio- Beitrag der Club-Zeitschrift aus New Orleans „THE nen, die an Duette von Bechet/ Mezzrow SECOND LINE“ vom Sommer 1982. erinnern. Leiter und Posaunist Klaus Kirst bringt als begnadeter Sänger stimmungsvolle Ältere Ausgaben des Magazins kann man übrigens Farbtupfer ins Repertoire, das auf der erst im Internet kostenfrei unter folgender Adresse dritten eigenen CD der Band überwiegend abrufen: aus vom Blues getränkten Standards besteht, http://www.nojazzclub.org/ die über die Jahre zu den Favoriten der Band gehören. Dabei greifen sie nicht auf her- kömmliche Arrangements zurück, sondern passen diese ihren Möglichkeiten an. Für ‚‘, ‚Good Time Flat Blues‘ und ‚When Erastus plays his old Kazoo‘ hat Kirst eigens gut passende deutsche Texte verfasst. Eine stabile Rhythmusgruppe aus Tuba, Ban- jo und Schlagzeug bildet das Fundament, auf dem sich die drei Bläser wohlzufühlen schei- nen und ihren improvisatorischen Ideen freien Lauf lassen können. Im Booklet wird die Geschichte der Band erzählt, wie die einzelnen Titel entstanden sind und ins Re- pertoire der Band kamen. Die wunderbare CD kann man über die Webseite der Band

S e i t e 10 Just For Swing Gazette „Das kleine Jazz-Mekka“ Amateurjazz in Halle in den sechziger Jahren (Teil 1) von Hans-Joachim Kertscher (Fotos: Archiv Wilfried Schulz) n dem ansonsten beachtenswer- schulen immatrikulieren − Lutz Vol- des Publikums. Nach einem Konzert ten Artikel von Gerhard Conrad land, Lothar Imme und „Hartje“ Hau- der Band, das 1961 im halleschen in der letzten Gazette wird auf bold an der halleschen Martin-Luther- Klub der Intelligenz stattfand, war in Seite 6 vom „toten Jazz“ in Hal- Universität. In deren Umfeld trafen sie der LDZ zu lesen: „Was ihr Bandlea- I auf gleichgesinnte Musiker, die sich der Gisbert Schauer an Spielwitz und le nach dem Weggang von Zscho- ckelt, Schmidt-Joos und Papenroth zuvor als „Dixieland-GmbH“ um den Einfallsreichtum am Piano leistete, Ende der fünfziger Jahre nach dem Theologen Dr. Nikolaus Walter (tuba) verdient uneingeschränkte Anerken- Westen gesprochen. Immerhin konze- und den Pianisten Gisbert „Gose“ nung! Er brachte den treffenden beat diert Conrad: „Gejazzt wurde aber Schauer zusammengefunden hatten. in das Spiel.“ trotzdem, wenn auch nur privat.“ Hier Dazu gehörte auch der Physikstudent Im Schuljahr 1962/63 entstand eine sind, so meine ich, einige Korrekturen Wilfried „Willi“ Schulz, dessen neue Schülerjazzband an der Thomas- erforderlich. „ausdrucksvolle Posaune“ von einem Müntzer-Oberschule. Sie spielte Old- Ganz pauschal lässt sich feststellen: Rezensenten der halleschen „Liberal- time-Jazz und nannte sich „Jazz Die genannten Jazzer und ihre Mit- demokratischen Zeitung“ (LDZ) beson- Youngsters“. In der Gründungszeit streiter haben hinsichtlich des Interes- ders hervorgehoben wurde. Auch Wal- gehörten ihr Günther Rechn (tp), der ses an der Jazz-Kultur in der Stadt ters „solistisch emporstrebende Tuba“ sich später einen Namen als Maler Halle ein begeisterungsfähiges Publi- wusste ihm zu gefallen. Die Band spiel- und Graphiker erwerben sollte, Alb- kum herangezogen, das sich nicht so te in der traditionellen Oldtime- recht „Ali“ Messerschmidt (cl), Hans ohne weiteres seine Interessen neh- Formation: neben den genannten Instru- Probst (p) und Michael „Mille“ men lassen wollte. Ein Gleiches gilt menten mit Klarinette, Trompete, Banjo Bohley (dr) an. Verstärkung erhielten auch für junge hallesche Musiker, die und Schlagzeug. Die Namen der weite- sie durch zwei Musikstudenten vom den Jazz für sich als eine musikalische ren Solisten konnten nicht mehr ermit- halleschen Konservatorium (Posaune Richtung entdeckt hatten, die es fortan telt werden. und Kontrabass) und den Gitarristen zu kultivieren galt. So hatten sich Imme, Volland und Haubold schlossen Herbert Dreilich, der sich in den sieb- 1958 vier Schüler der Thomas- sich zunächst mit Schauer, dem Schlag- ziger Jahren als Sänger bei den Grup- Müntzer-Oberschule zusammengefun- zeuger Gregor Stenzel, dem Bassisten pen „Panta Rhei“ und später „Karat“ den, die, angelehnt an die halleschen Kock und dem Posaunisten Sieghart Meriten erwarb. Vorbilder, Jazz spielen wollten. Das Schubert als „Jazz-Copaters“ zusam- Die „Jazz Youngsters“ wechselten waren Lothar Imme (tp), Dieter men. Schubert, das sei am Rande er- häufig in ihren Besetzungen. Zum „Stachel“ Neiss (b), Hartmut „Hartje“ wähnt, machte später mit der Jazzrock- Stamm gehörten ab 1963/64 Burkhard Haubold (bj) und Lutz Volland (cl). band Schubert-Formation in der DDR Warnke (as), Herbert Dreilich, Georg Zu ihnen stieß der bereits im Jazz er- Karriere. Die „Copaters“ fanden vor „Schorsch“ Möser (b), „Ecke“ Beth- fahrene Schlagzeuger Eckart „Ecke“ allem durch das virtuose Spiel des Pia- mann (dr) und „Mille“ Bohley, der Bethmann. Zusammen spielten sie nisten Gisbert Schauer das Wohlwollen vom Schlagzeug an das Klavier wech- eine Art Skiffle-Musik und versuchten sich allenthalben auch am Dixieland. Ihre Auftrittsorte waren Schulfeste und hallesche Kneipen. „Ecke“ besaß eine umfangreiche Sammlung von Jazzplatten der verschiedensten Stil- richtungen, sowohl des New-Orleans- Jazz und des Dixieland als auch der Swing-Ära bis zur damals zeitgenössi- schen Musik Gerry Mulligans und anderer Musiker der späten fünfziger Jahre. Sie wurden gehört, diskutiert und boten genügend Material für die stilistische Ausrichtung der jungen Leute. Mit dem 1960 abgelegten Abitur löste sich die Gruppe auf, ihre Mitglieder Abb. 1: Gregor Stenzel (dr), Gisbert Schauer (p), Hartmut Haubold (bj), Lutz Volland (cl), Lothar Imme ließen sich an verschiedenen Hoch- (tp), Wilfried Schulz (tb) und Nikolaus Walter (tuba) (in der Reihenfolge von links nach rechts)

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 11 selte. Gelegentlich übernahmen diese Strauch (b), Gregor Stenzel (dr), beispielsweise der Harz-Mensa der Rolle auch Gisbert Schauer oder Hans Wilfried Schulz (tb) und Hartmut Hau- Universität, dem Tschernyschewski- Probst. bold (bj) (in der Reihenfolge von links Haus (seit einigen Jahren Sitz der Le- Zurück zu unseren drei Musikern der ersten Generation der Müntzer- Schule. Sie spielten etwa ab 1961 mit dem Gedanken, der in den fünfziger Jahren existierenden „Uni-Jazz-Band“ zu einer Renaissance zu verhelfen. Ihre Suche nach geeigneten Musikern war schnell von Erfolg gekrönt: Von der „Dixieland-GmbH“ konnten sie Wilfried Schulz, Gisbert Schauer und Nikolaus Walter für das Unternehmen gewinnen, Gregor Stenzel vervoll- kommnete das Ensemble am Schlag- zeug. „Hartje“ Haubold übernahm die Leitung des Ganzen. Somit bestand die Neuauflage der Band aus folgen- den Mitgliedern: Gregor Stenzel (dr), Gisbert Schauer (p), Hartmut Haubold (bj), Lutz Volland (cl), Lothar Imme

(tp), Wilfried Schulz (tb) und Niko- Abb.2: Hans-Jürgen Probst (p), Lutz Volland (cl), Hans-Friedrich Ihme (tp), Werner von Strauch (b), laus Walter (tuba) (Abb. 1). Gregor Stenzel (dr), Wilfried Schulz (tb) und Hartmut Haubold (bj) (von links nach rechts) 1962 kam es zu personellen Verände- rungen in der Band. Der Berliner in Abb. 2). opoldina) oder dem Klub der Intelli- Hans-Friedrich Ihme war zum Studi- Das Ensemble, das heute noch besteht, genz. Gefragt waren sie als musikali- um der Kirchenmusik nach Halle ge- sollte sich fortan zur erfolgreichsten sche Umrahmung der vielen Fa- kommen. Er hatte bereits Jazz- Jazz-Formation der halleschen Amateur- schingsbälle der drei halleschen Hoch- Erfahrungen als Trompeter in der Ber- Jazz-Szene entwickeln, die auch über schulen. Geradezu Kultstatus besaß liner „River-Town-Jazz-Band“ sam- die Grenzen des Bezirkes Halle hinaus der Burgfasching, veranstaltet von den meln können. Dank seiner musikali- für gut besuchte Veranstaltungen sorgte. Studenten der Hochschule für indust- schen Fähigkeiten, sowohl auf der Doch nicht nur traditioneller Jazz wurde rielle Formgestaltung Halle, Burg Trompete als auch im Bereich des von halleschen Musikern gepflegt, son- Giebichenstein, bei dem der Auftritt Komponierens und Arrangierens, war dern auch jene Richtung des Jazz, die von mindestens einer Jazz-Band ein er ein ausgesprochener Gewinn für die allenthalben als Modern Jazz in die Ge- unbedingtes ,Muss‘ war. Hallenser. Seine stilistischen Intentio- schichte des Jazz eingegangen ist. 1961 Sogar bei den allherbstlich zu absol- nen gingen dahin, das Repertoire der formierte sich die „Modern Jazz Group“ vierenden Ernteeinsätzen der Studen- Band in Richtung Swing Halle in der Besetzung Manfred Klaua ten brachten sie in die mecklenburgi- (insbesondere Duke Ellington) zu er- (as/ts/cl), Eberhard Mönch (tp/flh), schen Dorfkneipen einen Sound, der weitern und zu modernisieren. Dem Eberhard „Felix“ Kull (b), Johannes nicht nur von den Erntehelfern, son- kam auch der Wechsel im Bereich der „Hannes“ Langenhagen (p) und Jochen dern auch von den Ureinwohnern Instrumente mit ,tiefen Tönen‘ entge- Bollmann (dr) (in der Reihenfolge von schnell geschätzt wurde. gen: Den Tuba-Part von Nikolaus links in Abb. 3). Kurze Zeit später stieß Noch bedeutsamer für die Jazzszene Walter, der 1963 aus beruflichen noch Arne Jolig (ts/bs) hinzu. Gespielt in Halle und Umgebung war die Orga- Gründen Halle verlassen musste, wurden Titel der damaligen Größen des nisation von Jazzveranstaltungen, die übernahm Werner „Oje“ von Strauch, modernen Jazz, von Dave Brubeck und in den großen Klubhäusern der Stadt der nunmehr mit seinem Kontrabass seinem Quartett, vom „Modern Jazz Halle, der Buna-Werke Schkopau und den Swing der Band beflügelte. Ähnli- Quartet“, vom „Oscar Peterson Trio“, der Leuna-Werke Merseburg stattfan- ches gilt auch für den Wechsel am von Art Blakeys und Horace Silvers den. Möglich wurden diese auf der Piano: Hans Probsts weiches, beinahe „Jazz Messengers“ – Mainstream-Jazz einen Seite dank rühriger Organisato- unauffälliges, aber doch deutlich also, gespeist aus vielen Quellen. Alle- ren, die dem Jazz eng verbunden wa- swingendes Pianospiel, trat an die samt waren sie hervorragende Instru- ren. Auf der anderen Seite aber war es Stelle der sehr stark vom Ragtime mentalisten. Insbesondere sind mir bis eine ,Tauwetter‘-Periode in der Kul- beeinflussten Tonbildung Gisbert heute Manfred Klauas Chorusse über turpolitik der DDR, die sich nach dem Schauers. Zur „Uni-Jazz-Band“ ge- Paul Desmonds "Take Five" in Erinne- Mauerbau vom 13. August 1961 ab- hörten von nun an: Hans-Jürgen rung geblieben. zeichnete, an der auch der Jazz partizi- Probst (p), Lutz Volland (cl), Hans- Die hier genannten Bands spielten vor- pierte. Namhafte Bands und Musiker Friedrich Ihme (tp), Werner von nehmlich in halleschen Etablissements, aus Ost und West gaben sich im Osten

S e i t e 12 Just For Swing Gazette

Abb. 3: Manfred Klaua (as/ts/cl), Eberhard Mönch (tp/flh), Eberhard „Felix“ Kull (b), Johannes sie hier die FDJ-Leitung eines Betrie- „Hannes“ Langenhagen (p) und Jochen Bollmann (dr) (von links nach rechts) bes organisierte, geeignete Grundlage zu geben.“ Ein Jahr später gastierte die „Uni-Jazz Band“ im halleschen Jugendklubhaus „Philipp Müller“ („Schorre“). In der „Freiheit“, dem Bezirksorgan der SED, war zu lesen: „Das hatten die Veranstalter gewiß nicht erwartet: Der erste Jazzabend im Jugendklubhaus […] wurde für die etwa 200 jugendli- chen Jazz-Freunde durch das begeis- ternde Spiel der Universitäts-Band Halle zu einem echten Erlebnis. / Der starke Beifall bewies, daß dieses Kol- lektiv gute, unverfälschte Jazz-Musik bot. Eine Fach-Jury, die an dem Abend unter den Zuschauern saß, be- Deutschlands gewissermaßen ,die Chance witterten, das Interesse der ju- wertete die Band mit dem Prädi- Klinke in die Hand‘. Nach Halle kam gendlichen Jazz-Fans im Sinne ihrer kat ,Sonderklasse‘.“ Albert Mangelsdorff mit seiner Band, Propaganda-Arbeit nutzen zu können – Im Juli 1963 veranstaltete die aus Polen das „Andrzej-Kurylewicz- am Rande: Die Uni-Jazz-Band wurde „Schorre“ einen Konzertabend, an Quintett“, Manfred Krug tourte mit sinnigerweise mit dem Titel dem, neben der „Uni-Jazz-Band“ und den „Jazz Optimisten“ aus Berlin im „Hervorragendes Volkskunstkollektiv der „Modern Group“, erstmals die Rahmen der Reihe „Jazz, Lyrik, Pro- der DDR“ ausgezeichnet. Bereits Ende „Jazz Youngsters“ vor großem Publi- sa“ durch die Klubhäuser der DDR. 1961 veranstaltete die FDJ-Leitung des kum zu hören waren. Sie interpretier- Angesichts der erstaunlichen Reso- VEB Industrieprojektierung in ihrem ten u.a. Albert Mangelsdorffs „Blues nanz solcher Veranstaltungen war es Domizil in der Seebener Straße einen Du Domicile“, mit dem „Ecke“ Beth- in Halle der Gospel- und Blues- Jazzabend, an dem die „Dixieland- mann, so der Kritiker der LDZ, „dank Kenner Dr. Theo Lehmann, der es GmbH“, die „Jazz-Copaters“ und die seines bedeutenden Rhythmusgefühls“ auf sich nahm, auch dem Amateur- „Modern Group“ teilnahmen. Die halle- auch in den „schwierigsten Passagen Jazz in der Stadt zu größeren Podien sche LDZ berichtete darüber und zog […] glänzend fertig wurde.“ zu verhelfen. So fand er auch Partner das Fazit: „Ueber Jazz läßt sich diskutie- in den Reihen der Freien Deutschen ren, notwendig scheint es jedoch, der Teil 2 erscheint in der Ausgabe März 2017 Jugend (FDJ), die womöglich eine Diskussion durch Veranstaltungen, wie Archiv – Funde Louis Armstrong über Be-Bop! in: Hot Club News (Frankfurt), #23/24 (Jul/Aug.1947), p. 8

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 13 V. jenaer jazz meeting in Closewitz am 10.09.2016 Ein Rückblick von Klaus Kirst sönliche, familiäre, berufliche und musikalische Situation. Dank der per- fekten Organisation von Familie Grunow und Sylke Kirst wurden wir mit Speis und Trank mehr als ver- wöhnt. Natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz und es bildeten sich mehrere Grüppchen, die miteinander jamten. Peter „Pitt“ Kroneberger (dr), Jürgen „Bertchen“ Hercher und Udo Decker (p) sowie Peter Ohl (bj) sorgten für stabilen Rhythmus. Günter Rothhardt blies sehr einfühlsam Balladen auf dem Altsaxophon. Hans-Ulrich Ober- länder, Tilman Krause und ich waren als Posaunisten aktiv. Wilhelm Schmidt saß nach über 44-jähriger Abstinenz erstmals wieder an der Schießbude und fühlte sich wie neu- v.l.n.r.: Heike Besen (sous), Daniel "Siggi" Siegmund (bj), Klaus Kirst (tb), Peter "Pitt" Kroneberger (dr), Günter Rothhardt (as), Gunnar Besen geboren. Überraschend tauchte der in (tp), Thomas Kniese (cl), Peter Ohl (bj) Foto: Dr. Rüdiger Grunow der Nähe wohnende frühere Banjo- ena war Anfang der 1960er Jahre bemühten wir uns intensiv, die Jazzer spieler Harald Seime auf. Er bot Pan- eine Hochburg des Traditionellen im damaligen Klubhaus, jetzt „Cafe tomime in hoher Qualität. Jazz. Ausführliche Beiträge finden Wagner“ erneut zu versammeln. Lei- Als dann noch die J Sie in der JFSG in den Ausgaben der war das nicht möglich. Ein glück- „Jugendbrigade“ mit 10 bis 13. Zu den bereits bestehenden licher Umstand führte mich mit Dr. Heike Besen (sous), drei Bands, den Jenaer Oldtimers, der Rüdiger Grunow wieder zusammen Gunnar Besen (tp), Oldtime Memory Jazzband und den und er bot uns seine „Kulturscheune Thomas Kniese (cl) Jenaer Dixieland Stompers gesellten sich Closewitz“ an. und Daniel „Siggi“ 1963 die JAZZ babies Jena. Ihre Gründer Dort trafen wir uns also am Siegmund (bj) zu uns Peter Ohl und ich, Klaus Kirst, organi- 10.09.2016, viele hatten langjährig stieß, war das der mu- sierten 1964 und 1965 mehrere Jazz- keinen Kontakt miteinander, manche sikalische Höhepunkt. Meetings im Klubhaus in der Wagner- lernten sich hier erst kennen. Alles in allem eine gasse, die zu einem beliebten Treffen der Es war ein herrlicher Spätsommertag sehr gelungene Ver- Jazzmusiker wurden. dort in Closewitz mit viel Gelegenheit anstaltung, die den Bereits 2013 hatten Peter und ich die zu Gesprächen, wobei nicht nur in der Wunsch nach Wie- Idee, den Geist der verflossenen Mee- Vergangenheit gestöbert wurde. Wir derholung weckte. tings wiederzubeleben. Ab März 2016 unterhielten uns über die aktuelle per- Am darauf folgenden Sonntag wurde der 80-jährige Seime gemeinsam mit der hot & blue jazz band aus Meerane in der Closewitzer Kirche gefeiert und erinnerte an seine historischen Auftritte „Jazz und Pantomime“ mit Klaus Schneiders Jenaer Oldtimers.

Klaus Kirst

S e i t e 14 Just For Swing Gazette Jazzkosmos e.V. Erinnerungen an eine Jazzinitiative in Leipzig Im Gespräch mit Volker Stiehler

achdem im Oktober dieses Jahres der jazzclub leipzig die 40. Ausgabe der Jazztage zelebrierte, möch- ten wir an dieser Stelle an eine Jazzinitiative erinnern, die von 1999 bis 2007 für ein reichhaltiges An- gebot an Jazzmusik sorgte und in der Tradition des vom Spiritus Rektor des Leipziger Jazz Hot Geyer N alias Kurt Michaelis 1932 initiierten Hot Club Leipzig als JAZZ KOSMOS e. V. bestrebt war, unter- schiedliche Generationen von aktiven Musikern wie auch von Zuhörern zusammenzubringen.

Seit Oktober 1999 veranstaltete der Klub jeden Donnerstagabend ab 21.00 Uhr im »Blauen Salon« des KOS- MOS-Hotels jährlich ca. 40 Veranstaltungen. Neben durchschnittlich 15 Konzerten mit bekannten Jazzmusikern, fanden mehrheitlich Jam Sessions statt. Zu diesen musizierten im Wesentlichen Musiker der Leipziger Jazzszene miteinander, wobei aus der Hochschule für Musik und Theater Leipzig hochqualifizierte Musikstudenten und Hochschullehrer hinzukamen. Diese sorgten ebenso wie die Amateure für Abende mit qualitativ hochwertigem Jazz. Für Konzerte wurden je nach finanziellen Möglichkeiten Bands aus Deutschland und auch aus dem Aus- land verpflichtet. Die Anzahl der Musiker erreichte in den 9 Jahren des Bestehens des Clubs eine beachtliche Zahl. Über 400 Jazzmusiker aus allen Himmelsrichtungen gaben sich die Ehre, waren vom Engagement der Ma- cher begeistert und hinterließen nicht nur mit freundlichen Worten im Gästebuch des Clubs ihre Spuren. Unter ihnen waren namhafte Jazzer wie Wolfgang Schlüter, Peter Herbolzheimer, Adam Nussbaum, Richie Beirach, Siggy Davis, Lynne Arriale, Stefan König uvm. Einzelne Konzerte wurden vom MDR mitgeschnitten. Mit dem Mitinitiator dieser relativ kurzlebigen Initiative Volker Stiehler, der mit ehrenamtlichen Mitarbeitern viel Zeit und Kraft investiert hat, um dem Jazzkosmos Leben einzuhauchen, Programme gestaltete, Korrespondenzen erle- digte und vieles mehr, habe ich über seine Erinnerungen an diese Zeit gesprochen.

Was war der Auslöser, 1999 Jazz- schnellsten den Verein Jazzkosmos e.V. kosmos e.V. zu gründen? Es gab ja gegründet, der ab Oktober 1999 als ein- schon vereinzelte andere und wichti- getragener Verein seine Arbeit auf- ge Jazz-Initiativen in der Stadt. nahm.

Kosmos e.V. sagt etwas über den Ort Du hast mir erzählt, dass Du schon in aus, wo die Initiative entstanden ist. Pianisten Stefan König und auch mich den 1960er Jahren daran gedacht Das ehemalige Kosmos Hotel in der an. Niels Gormsen war nach 1989 der hast, Jazzkonzerte und ein Jazzfesti- Gottschedtstraße hatte zu jener Zeit ei- erste neue Stadtarchitekt Leipzigs . val in Leipzig zu organisieren? Also ne sehr umtriebige Geschäftsführerin Claudia Mende berichtete, dass sie ei- eine verspätete Chance, die wahr namens Claudia Mende. Sie war im- nen wunderbaren Raum in „ihrem Ho- wurde? mer bestrebt, etwas Neues zu machen. tel“ habe, den „Blauen Salon“ e und Sie sprach daraufhin einige Bekannte sich vorstellen könnte, dort jede Woche Ja, das stimmt, ist aber eine ganz andere wie den aus Aschaffenburg nach eine Jazzveranstaltung zu machen. Das Geschichte. An der Bauhochschule hat- Leipzig gekommenen Architekt und traf natürlich bei uns auf offene Ohren. te ich Mitte der 1960er Jahre mein Stu- Jazzfan Niels Gormsen, den Leipziger So haben wir uns zusammengesetzt und dium beendet. Dort hatte ich schon

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Bauhochschul-Dixieland Band 1961 | Foto: Archiv Volker Stiehler Wie entwickelten sich die Mitglieder- leicht nicht wieder zu schaffen sein wird. zahlen des Clubs Kosmos e.V.? Hattet Ihr das Gefühl, als Konkurrent Wir konnten 65 zahlende Mitglieder zu anderen Jazz-Initiativen der Stadt werben, die monatlich einen Beitrag zu agieren. zahlten, einen Mitgliederausweis hat- ten und damit die Grundfinanzierung Überhaupt nicht. Der „jazzclub leipzig“ schufen. Davon konnten wir einen Teil stellte für uns eine ganz andere Kategorie Konzerte mit der „Bauhochschul Dixie- der anfallenden Kosten bestreiten. Wir dar. Im Gegensatz zum Dresdner Dixie- land Band“ und mit dem „collegium mussten keine Raummiete bezahlen. land Festival hatte dieser für Leipzig das musicale“ veranstaltet. Diese fanden Die Bands konnten mit geringen Gagen Konzept, modernen und zeitgenössischen meistens im Hörsaal 324 der Hoch- verpflichtet werden. Das war eine nicht Jazz zu präsentieren. Wir wollten einfach schule für Bauwesen (heute HTWK) zu unterschätzende Basis für unsere Ar- Jazz als »Happy Music« anbieten, der statt, später auch in der Post-und Fern- beit. Einige Leipziger Geschäftsleute einfach zu konsumieren ist. Wir wollten meldeschule, weil der Zuspruch immer unterstützten uns mit Sponsorenbeiträ- dem Bedürfnis von Jazzfreunden, die mit größer wurde. gen. Wir genossen die wunderbare At- modernem Jazz wenig anfangen konnten, mosphäre des ‚Blauen Salon‘, in dem entsprechen und ihnen einen Treffpunkt collegium musicalee 1959 | Foto: Archiv Volker Stiehler die alten Sessel aus dem Hotel Astoria anbieten. Der älteste unserer Mitglieder standen und somit ein echter war Kurt Michaelis alias Hot-Geyer , der „Zuhörclub“ entstanden war. Wenn ge- in Frankfurt/Main lebte. Er kam jedes jammt wurde, hörten die Gäste auf- Jahr zu seinem Geburtstag in seine Hei- merksam zu, was den Musikern sehr matstadt. Somit hat er die Weiterentwick- gefallen hat. Wir konnten sogar einen lung seines in den 1930er Jahren gegrün- eigenen Flügel der Firma Blüthner auf- deten Hot Clubs weiterverfolgen können. treiben. Insgesamt war es eine wunder- Er war immer überglücklich, wenn er in Am Ende meiner Tätigkeit wollte ich bare Atmosphäre. Heute sagen viele Leipzig und im Blauen Salon war. Dazu diese Arbeit abschließen und ein Jazzer und Zuhörer, dass so etwas so hat Jazzfreund Peter Colev beigetragen, Jazzwochenende bzw. ein kleines Jazz- fest durchführern. Ich hatte alles schon unter Dach und Fach, u.a. feste Verträ- ge mit einer Band aus Krakow, einer aus Bratislava und mit sächsischen Bands sowohl traditionell als auch mo- dern orientierter Stilrichtungen. Ich schloss sogar mit der Kongresshalle am Zoo Vereinbarungen für einen ab- schließenden Jazzband-Ball ab. Das Reisebüro wollte uns unterstützen, und Reisen zum Jazzband-Ball organisie- ren.. Jazzexperte Karl-Heinz Drechsel war für einen Jazz-Vortrag engagiert. Alles war weit gediehen. Plötzlich wur- der immer der Gast- den der FDJ-Sekretär und der Posaunist Hot Geyer (Mitte), mit seinem Plattenspieler auf der geber für ihn war und sich rüh- der „Bau Dixieland Band“ der Hoch- Riverboat-Shuffle auf dem Main Volker Stiehler (rechts) rend um ihn gekümmert hat. schule nach Berlin zum Zentralrat der FDJ gebeten. Dort wurde ihnen klar ge- Welche Konzerte sind Dir in besonde- macht, dass ein solches Jazzfest nicht rer Erinnerung geblieben? die Krönung der Kulturarbeit an einer sozialistischen Bauhochschule sein Es gibt viele unterschiedlichste Konzerte könne. Ihnen wurde allen Ernstes ge- aller Genres und Bands. Ein besonderes sagt: „Ihr könnt gern ein Fest des Konzert spielte die New Yorker Pianistin sowjetischen Liedes veranstalten. Lynne Arriale. Sie wurde von Niels Aber Jazz findet nicht statt!“ Gormsen eingeladen. Es war ein beson- ders beeindruckendes Konzert. Ein ande- Somit konntest Du wenigstens viele res mit dem amerikanische Saxophonis- Jahre später Deine Leidenschaft, ten Bob Mintzer haben wir aufgrund der Veranstaltungen zu organisieren, in großen Nachfrage im Saal des Kabaretts die Tat umsetzen. im gleichen Haus veranstaltet. Für mich war die Begegnung mit der traditionellen

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Jazz spielenden „Toll House Jazzband“ aus den USA ein nachhaltiges Erlebnis. Ich hatte mit der Band im Mendelssohn Saal des Gewandhauses ein Konzert veranstaltet. Am Tag darauf haben wir dann im Blaue Salon gejammt. Da ka- men viele Leipziger Musiker, die ich dabei kennengelernt habe, wie zum Beispiel den Posaunisten Klaus Kirst. Da sind so viele Leute zusammen ge- kommen, die sich nicht kannten, was einmalig war.

Auch Studenten der Hochschule für Musik nahmen an den Sessions teil und haben zur großartigen Qualität der Abende beigetragen.

So ist es Euch auch nebenbei gelun- Leipziger Jazzpianist Stephan König, 1999 im Blauen Salon gen, die Generationen zu verbinden? Entstehen war. Es hätte dafür eines mich daran, dass der damalige Intendant großen Einsatzes bedurft, zu dem ich Wir haben immer versucht, den Kon- Udo Reiter, der im Rollstuhl saß, eine auch aus beruflichen Gründen damals takt zur Hochschule für Musik und junge unbekannte Sängerin mitbrachte, nicht die Zeit und Kraft hatte, um alles Theater herzustellen. Der damals an die Helene Fischer hieß. Sie hat da mal nochmal auf ein neues Fundament zu der Hochschule engagierte amerikani- während einer Session singen dürfen. stellen. Es war niemand zu motivieren, sche Pianist Richie Beirach hat mal bei Jetzt hört man ihren Namen ja recht häu- das zu machen. Wir haben auch unter uns gespielt. Mit ihm war aber keine fig. dem Aspekt aufgegeben, dass es ein Zusammenarbeit aufzubauen, da er sti- neues Pflänzchen wie den Telegraph listisch anders orientiert war. Welche Gründe gab es, dass der Club gab, wo diese Tradition unter der Ägi- Zweimal haben wir Schellackplatten zu sich 2007 wieder auflöste? de des „jazzclub leipzig“ und der Mu- Gehör gebracht. Ein alter Platten- sikhochschule fortgesetzt wurde. schrank aus Nachbars Wohnung war Wir konnten die Musiker ja nicht bitten, allein eine Augenweide. Zu diesen ohne Honorar zu spielen. Sie sollten Könntest Du Dir vorstellen, dass im Abenden kamen vollkommen unerwar- nicht noch Geld mitbringen. Profis müs- Zuge der Popularität Leipzigs als tet viele Leute mit ihren Schelllack- sen von der Musik leben. Der Hotelbesit- prosperierende Stadt es wieder zu platten. Daraufhin hat Hot Geyer dem zer war uns auch nicht gerade wohlge- einer ähnlichen Initiative kommen Jazzkosmos einen Reiseplattenspieler sonnen, weil wir laut Vereinbarung mit könnte? Eine Stadt wie Leipzig aus den 1950erJahren, der auch Schel- seiner Geschäftsführerin keine Miete be- könnte doch mehrere Angebote in lackplatten-tauglich war, zu treuen zahlten und weil die Umsätze im Sachen Jazz verkraften? Händen übergeben. Diesen hatte er in „Zuhörsalon“ nicht so hoch wie ge- den 1950er Jahren von Fritz Rau erhal- wünscht ausfielen. Er hat solange ge- Das ist m. E. heute schwieriger als vor ten. John Lewis vom Modern Jazz bohrt und genervt, bis wir aufgegeben ein paar Jahren. Heute gibt es verschie- Quartett hatte den Plattenspieler auf ei- haben und in den Star -Club in den dene Orte wie SPIZZ, Tonelli‘s oder ner Tournee vergessen. Fritz Rau be- Passagen am Markt gezogen sind. Auch die Rumpelkammer, Horns Erben etc., stätigte mir das später in einem Schrei- dort mussten wir aus monetären Gründen die unterschiedlich angenommen wer- ben. Diesen Plattenspieler habe ich bald wieder aufgeben. den. heute noch in meinem Besitz und will ihn dem Jazzarchiv in Eisenach über- Wie haben das die Mitglieder aufge- Was bleibt? gehen. nommen? Es bleibt, dass ich die Freude hatte, in Gibt es ein paar Anekdoten oder be- Mit großem Bedauern. Wir hätten unser meinem Leben, nicht nur selber Musik sondere Ereignisse, die sich Dir ein- Engagement an anderem Ort weiterge- zu spielen, sondern auch etwas für geprägt haben? führt. Der Flügel gehörte ja uns. Es woll- meine Lieblingsmusik, den Jazz, tun te aber keiner die Arbeit an einem ande- zu können, wobei Zuhörer wie Musi- Naja, manchmal hat der MDR auch ein ren Ort weitermachen. Wir hatten zwar ker gleichermaßen Freude hatten. paar Konzerte gegen ein kleines Ho- ein Auge auf den Club ‚Telegraph‘ ge- norar mitgeschnitten . Da erinnere ich worfen, der zu dem Zeitpunkt m. E. im

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Schellackplattenabend der Jazzfreunde vom Kosmos

Wolfgang Schlüter mit dem Leipziger Bassisten Thomas Moritz

Aus dem Gästebuch:

Vielen Dank! War einer der besten Abende unserer Tour. Unvergessen: Harry Nicolai am Piano Keep swingin. Bis hoffentlich bald wieder! Martin Sasse Trio (Martin Sasse, Henning Gailing, Hendrik Smok) mit Peter Bernstein (USA)

Leipzig is a swinging town. Beautiful place and audience. I’ll be “back” Claudio Roditi (Bras)

Ein voller Kosmos im Blauen Salon, ein wunderbares Publikum, hörende Musiker. Voller Freude. Pascal von Wroblewsky (Berlin)

The audience made it, thanks for having us. collegium musicale mit Thomas Buhé an der Gitarre, 2013 Colin Bowden (UK)

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gramm. Perfekte Bläsersätze, großarti- ge Solisten, von denen der Posaunist und Arrangeur der meisten Titel Bob Hunt zu nennen ist, aber jeder ein Kön- ner seines Instruments, stehen ihm zur Seite. Mit 86 Jahren kann man die Vi- talität des Posaunisten nur bewundern, besonders als er sich im Duett mit dem Bassisten Jackie Flavell in „When the Saints“ in Rage spielte und sein im- provisatorisches Geschick demonstrier- te. Wenn auch immer etwas Nostalgie und Wehmut bei diesen Konzerten mitschwingt, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass wenig junges Publi- kum kommt, ist es einfach großartig zu erleben, wie handgemachte Musik oh- ne elektronische Effekte authentisch, lebensbejahend und inspirierend sein kann, ob man die Stücke nun mitsingen kann oder nicht, ist dabei egal. Text und Fotos: D. Ott ce Cream (you scream) und Rock‘n Roll, junge Zuhörer zu begeistern. kein Ende in Sicht… Selbst hält allerdings Barber die Aufnah- men zur ‘New Orleans Suite‘ mit dem I Auch wenn als Großen Rundfunkorchester Berlin unter letzter der drei großen „Bs“ (Bilk, Leitung von Robert Hanell von 1986 zu Ball, Barber) des britischen Jazz mit den wichtigsten, die er gemacht hat. Nur unterschiedlichen Formationen häufig ein Teil davon wurde aus finanziellen in Leipzig zu hören war, zog er auch Gründen auf Amiga veröffentlicht. Das am 30. Oktober 2016 viele Jazzfreun- gesamte fast zweistündige Werk erschien de aus Fern und Nah in die neu eröff- auf Jazz Zounds (nähere Infos: http:// nete Kongresshalle am Zoo, wo in www.chrisbarber.net/LP-covers/new- den 1960er und 1970er Jahren Jazz- orleans-symphony.htm) Seitdem steht der konzerte besonders mit britischen Name Barber für hochqualitativen briti- Bands auf euphorisierte Zuhörer tra- schen Jazz. 2014 erhielt er für seine Le- fen. Barber hat unumstritten mittler- bensleistung die German Jazz Trophy. weile Legendenstatus erreicht. Viele, Mit der gegenwärtigen Großformation besonders ostdeutsche Jazzfreunde, will er den Sound Ellingtons aufleben halten heute noch die Aufnahmen aus lassen, aber nicht nur. Die Titel-Auswahl dem Berliner Friedrichstadtpalast aus reichte von bekannten Schlachtrössern dem Jahr 1968, die auf dem Label wie „Bourbon Street Parade“, „Wild Cat Amiga erschienen sind, zu den besten Blues“ - vom überragenden holländischen Live-Aufnahmen, die Barber jemals Klarinettisten Bert Brandsma dargeboten gemacht hat. Ihm war es trotz des und der auch mit dem Basssaxophon bril- Abflauens des Interesses am traditio- lierte - über weniger häufig gespielte nellen Jazz und einem sicheren Ins- tinkt für kommerziell erfolgreiche Arrangements gelungen, durch Hin- zunahme von E-Gitarre und einem stilistischen Spagat zwischen traditio- nellem Jazz, Big City Blues und

Kompositionen wie „Cornbread, Peas and Molasses“. Ken Colyers „Going Home“ war eine altersweise Reminiszenz an weit zurückliegende Tage, die zwischen Colyer und Barber gar nicht so harmo- nisch verliefen, wie der gefühlvoll und mit viel Pathos gesungene Titel vermuten ließ. Miles Davis‘ „All Blues“ brachte einen modernen Farbtupfer ins Pro-

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 19 „Wenn's nicht swingt, ist sowieso alles Asche". (Peter Herbolzheimer)

enn eine europäische ben. Aber Live erleben muss man ihn, sei- Wenigers musikalische Aussage zeichnet Band im amerikani- ne Leidenschaft, differenzierte Tonbil- hohe Emotionalität und brillante Virtuo- schen Downbeat Maga- dung und unbeschreibliche körperliche sität aus“ (http://www.chemnitzer-jazzclub.de) W zin gefeiert wird, dann Von der ersten Minute an war im mäßig muss sie schon was besonderes sein. gefüllten Ratskeller klar, wohin die Reise Im Juli 2014 erschien über Hammond geht. Straight Ahead Jazz gewürzt mit er- Eggs ebenda eine überwältigende CD digem Blues, einfühlsamen Swing Rhyth- Besprechung. Hammond Eggs, das men, Rock-, Funk- und Latin-Feeling do- sind Jermaine Landsberger an der Or- minierten beide energiegeladenen Sets. gel, Paulo Morello, einer der besten stilübergreifend spielenden Gitarris- Es ‚menschelte‘. Abwechslungsreich und ten, sowie das Energiebündel Chris- mit wunderbaren Soli sorgten die vier toph Huber am Schlagwerk. Sie sind Mannen für expressive Klangkaskaden, das, was man eine Live Band nennt. aber auch ruhige in sich gekehrte Mo- Mit viel Verve, Feuer und sichtbarer mente. Hammond Eggs widerspricht dem Spielfreude agieren sie, um den Geist Grundsatz des Pianisten Joe Zawinul, der einer vitalen und sich stetig erneuern- bei einem Konzert während des Berliner den Musik unters Volk zu bringen. Jazzfests mit der WDR Big Band und sei- Sie traten in der Vergangenheit mit Agilität. Als Mitglied der Big Band des ner eigenen Rhythmusgruppe auftrat, was renommierten Saxophonisten wie 2013 verstorbenen Pianisten und Grand- er lakonisch damit begründete: „Die Bob Mintzer und Tony Lakatos sowie seigneur des Swing Paul Kuhn war er ei- Rhythmusgruppe muss aus den Staaten dem Trompeter Randy Brecker auf, ner der ganz großen Solisten dieses mitt- kommen!“ Hammond Eggs nur als mit denen sie im letzten Jahr eine lerweile legendären Klangkörpers und Rhythmusgruppe zu bezeichnen, wäre Woche im Mekka für Jazzmusiker, in konnte schon mal seinen Mitspielern wie beleidigend. Obwohl sie die Basis für Ronnie Scott’s Club in London, zu Gustl Mayer die Show stehlen, wenn er ausgedehnte Soli Wenigers bildete, ist je- hören waren. mit seiner ‚Kanne‘ zum Alleingang an- der Einzelne ein gleichwertiger Solist. setzte und sich in Ekstase spielte. „Peter Einziger Makel, dem Konzert hätte man Am 10. September 2016 groovten sie gern mehr Zuhörer ge- mit dem Ausnahme- wünscht, die das stetige saxophonisten Peter Bemühen des Jazzclubs Weniger im Ratskel- in Chemnitz um interes- ler in Chemnitz. We- sante Konzertangebote niger, Professor am zu schätzen wissen. Jazzinstitut in Ber- lin, ist nicht allzu häufig live zu erle- Text und Fotos: D. Ott

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Goin’ Home – Ken Colyer in Berlin - Teil 1

Winfried Maier, Berlin

Ken Colyer, März 1959, Jam-Session in der „Eierschale“ am Breitenbachplatz in Berlin

von Colyer geliebten Sound von Bord ging und die restlichen 150 Mei- Ein Leben für den Jazz New Orleans. 1949 gründete Colyer len nach New Orleans reiste. Wäh- Die Geschichte des britischen Re- die Crane River Jazz Band und fügte rend des Winters 1952 bis hinein ins vival Jazz ist durch unterschied- dem Reigen um Bands von George Frühjahr spielte Colyer nun mit loka- lichste Musiker geprägt wurden. Webb, Humphrey Lyttleton und len Musikern, sog sehnsuchtsvoll die Ken Colyer gehörte zu den kom- Johnny Haims einen weiteren Farb- Eindrücke der Südstaaten auf und promisslosesten von ihnen. An der tupfer hinzu, orientierte sich aller- vergaß nach Ablauf seines Visums, Küste von Norfolk am 18. April dings strikt am frühen archaischen nachhause zu fahren, was ihm die 1928 in Great Yarmouth geboren, Jazz der schwarzen Musiker New Bekanntschaft mit dem Gefängnis in war logischerweise sein erster Orleans‘ vor 1940, ohne diesen ko- New Orleans einbrachte. Als er Kindheitstraum, zur See zu fahren, pieren zu wollen. Der Klarinettist schließlich nach England zurückkam, auch wenn seine Familie später George Lewis und der Kornettist wurde er mit großem Bahnhof seiner nach Cranford im Westen vom Bunk Johnson waren seine Vorbil- Freunde empfangen. Mit seinem Bru- Großraum London zog. Schon im der. Ihrer Musik wollte er die gebüh- der Bill gründete er die Band Ken Alter von 11 Jahren begeisterte er rende Reputation auch in Europa Colyer Jazzmen, die nach dem Eintritt sich für Jazz und brachte sich verschaffen. Allerdings gab er aus von Chris Barber, Chris Barber‘s selbst Mundharmonika, Gitarre unterschiedlichsten Gründen bald Jazz Band wurde. Colyer ließ sich und später Trompete zu spielen desillusioniert wieder auf, was dazu nicht unterkriegen, suchte junge Mu- bei. Doch zunächst zog es ihn zur führte, dass Colyer beschloss, wie- siker, die gewillt waren, ‚seine‘ Musik See. Als Kabinenjunge ging er zur der der Handelsmarine beizutreten. zu spielen. Zu ihnen gehörten der Po- Handelsmarine, vergaß aber nicht, Sein Ziel dieses Mal war allerdings saunist Mac Duncan, Klarinettist Ian seine alte Trompete mitzunehmen New Orleans. Wie ein Kreuzfahrer Wheeler, Banjoist Johnny Bastable, um zu üben, was nicht immer auf auf der Suche nach dem heiligen Bassist Ron Ward und Colin Bowden Gegenliebe seiner mitreisenden Gral, wollte Colyer das Geheimnis am Schlagzeug. Unzählige Platten Gefährten stieß. Nach dreieinhalb der Musik persönlich ergründen, mit nahmen sie auf. Winfried Maier lernte Jahr gab er schließlich die Seefah- authentischen Musikern spielen und Ken Colyer in den späten 1950er Jah- rerei auf, um seinen Lebensunter- das Geheimnis dieser besonderen ren in Berlin kennen. Da war Colyer halt als Musiker zu verdienen. unbeschreiblichen Ausstrahlung auch deutschen Jazzfreunden schon George Webb und seine Dixielan- ergründen. Nach einer regelrechten ein Begriff. Plattenaufnahmen aus ders, Johnny Haims Jellyroll Odyssee erreichte sein Schiff ir- Düsseldorf und Hamburg kursierten Kings hatten mit dem traditionel- gendwann schließlich die Küste der in traditionellen Jazzkreisen und fan- len Jazz in den 1940er Jahren für Südstaaten, wo er in Mobile von den nicht wenige Nachahmer. Über Furore gesorgt. Sie spielten den

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 21 seine Freundschaft mit dem kongenia- den gehört zu den Besten seines Fa- rend des besagten Konzertes waren len Trompeter schreibt Winfried Maier ches in dieser Stilrichtung. Von ihm auch noch viele Zuhörer aus dem Ost- in zwei Teilen für unsere Zeitschrift. habe ich später auch eine Einladung teil der Stadt anwesend. Die Stim- nach London bekommen. mung war grandios. Ken, der ein be- Erstes Treffen in Berlin scheidener Mensch war, machte stets Ken Colyer hatte zu dieser Zeit eine einen ruhigen und in sich gekehrten 1959 fand im Berliner Sportpalast die wunderbare Band, mit der er viele Eindruck, aber konnte auch lächeln. Veranstaltung “New Orleans in Berlin” Schallplatten eingespielt hat. Sie Auffällig war, dass er nach den Kon- statt. Dies war der Anlass, zu dem Ken nannte sich Ken Colyers Jazzmen & zerten, wenn wir in das Berliner Tradi- Coyler mit seiner Band das erste Mal Skiffle Group, in der Colyer Trom- tionslokal „Die Eierschale“ am Brei- nach Berlin kam, um den Klarinettisten pete spielte und sang, Ian Wheeler tenbachplatz zu den Jam Sessions gin- George Lewis aus New Orleans zu be- gleiten. George Lewis und Ken haben erstmals 1952 in New Orleans mitei- nander gespielt. Ich habe gespürt, dass sie großen Respekt voreinander hatten. Die zweite Band, die an diesem Abend mit George Lewis auftrat, war die däni- sche Papa Bue’s Viking Jazz Band. Die Berliner Jazzfreunde verehrten aller- dings Ken Colyer mehr, dessen Musik für uns ursprünglicher war und den Wurzeln des New Orleans Jazz näher. In jenen Jahren war die New Orleans Musik auf einem Höhepunkt angekom- men. Wir versuchten, uns von der Ar- beit frei zu machen, um wiederum eine Brass Band auf die Beine zu stellen, die die Musiker in Berlin würdig empfan- gen sollte. Es kamen viele Musiker. Nach dem Empfang sind wir zum Hotel mitgefahren. In dieser Zeit war es üb- George Lewis (cl), Ken Colyer (tp), März 1959 „Eierschlae“, Breitenbachplatz lich, aus Begeisterung und Verehrung die Leute zu betreuen, ihnen zu helfen, Klarinette, McDoncan Posaune, Ray gen, wohin alle Musiker mitkamen, sich zurechtzufinden und ihnen sogar Foxley Piano, John Bastable Banjo, Colyer ein völlig anderer Mensch wur- die Stadt zu zeigen. Ich lud die Musiker Ron Ward Bass und Colin Bowden de. Er lebte auf, entwickelte eine Aus- zum Essen in ein Berliner Lokal „Das Schlagzeug. Aber etwas ganz beson- strahlung und spielte sich frei. Tegernseer Tönnchen“ in der Mo- deres war es immer, wenn Ken mmsenstraße ein. Nachdem wir ge- Colyer seine Skiffle Group präsen- Colyer nahm den traditionellen Jazz speist hatten, machten wir sehr ernst. Er ist für mich bis eine Stadtrundfahrt. Berlin heute einer der wenigen engli- war noch nicht geteilt, so- “Just say we’re trying to capture the schen Musiker, die ich zu hun- dass wir entlang der Pracht- sound of New Orleans music. We’re not dert Prozent akzeptiere. Er hat straße, die da keine mehr setting out to reproduce classic records den New Orleans Stil vertre- war - „Unter den Linden“, or anything like that. It’s the functional ten, ohne aus finanziellen durch das Brandenburger Gründen Kompromisse zu ma- Tor fahren konnten. Bis zum warmth of the music we’re after; what chen, was nicht alle getan ha- Stalindenkmal in der Stali- you might call the New Orleans bounce.” ben. Auch deswegen wurde er nallee sind wir gekommen, in Jazzerkreisen in Berlin sehr wo wir im Übermut alle um (Ken Colyer, Liner Notes of LP Colyer’s Pleasure SOC 914) verehrt. Der Einfluss Ken das Denkmal getanzt sind - Colyers auf die Berliner wahrscheinlich waren wir ein wenig tierte. Dann spielten Ken Colyer Gi- Jazzszene war nicht nur deswegen angeheitert. Es hatte sich auch eine tarre, Ray Foxley Piano, John Bas- enorm. Er war meines Erachtens ein wunderbare Freundschaft mit dem table Banjo, Ron Ward Bass und Vorbild für viele Berliner traditionelle Schlagzeuger Colin Bowden ergeben, Colin Bowden Washboard. Damit Jazzbands. Das hatte zur Folge, dass die bis zum heutigen Tag besteht. Bow- hatten sie den größten Erfolg. Wäh- sich viele Amateurbands bildeten.

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Schließlich war es damals die Musik der Jugend. Seine Schallplatten wa- ren sehr gesucht.

Ich war für Ken Colyer zunächst erst mal nur ein Fan. Aus diesem ‚Fansein‘ hat sich später eine Freundschaft entwickelt. Er war mir sehr zugetan. Später kam er auch als Solist nach Berlin, wo er von mir betreut wurde, was soweit ging, dass ich seine Finanzen verwaltet habe.

Foto links: Ken Colyer und Winfried Maier in Hawe Schneiders Plattenladen in der Marburger Str, Berlin im März 1959 | Foto oben: Brief an Winfried Maier von Ken Colyer | Collage of Ken Coyler LPs: D. Ott

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Gerhard Klußmeier, Rosengarten Was ist damit eigentlich gemeint? Von „Geheimnissen“ hinter Jazz-Titeln (Teil 5)

Moonlight Serenade (Parish-Miller) W.P.A. (Stone) Glenn Miller & His Orchestra 1939 Louis Armstrong mit den Mills Brothers Es war der erste Millionen-Hit Glenn 1940 Millers von insgesamt 7 Titeln. Die „WPA“ war Louis Armstrongs Ehrerbie- Moonlight Serenade entstand – wie es tung vor einem politischen Programm zur der Spielfilm „Die Glenn Miller Sto- Arbeitsbeschaffung. 1935 rief eine Verfü- ry“ (1954) korrekt erzählt – aus einem gung des Präsidenten die staatliche Ar- beitsbeschaffungsbehörde – Works Pro- gress Administration (WPA) – ins Leben, eine Hilfswerkorganisation, die 1939 an die Bundesanstalt für Arbeit überführt und umstrukturiert wurde. Geleitet von Harry L. Hopkins (1890-1946) und mit einer an- fänglichen Bereitstellung von 4,880,000,000 Dollar versorgt, bot sie in beispiellosem Maße Arbeit für Arbeitslose, indem sie Geld für verschiedenste Projekte in the booksʼ (Die Nr. 720 in den Arran- zur Verfügung stellte, darunter auch für gement-Büchern der Bandmusiker). Spä- Straßen- und Hochbau, Auflösung von Arrangement, das Miller während sei- ter schrieb Harold Adamson einen Text Slums, Wiederaufforstung und ländliche ner Kompositionsstudien bei dem be- dazu, und Savitts Sänger George „Bon Sanierung. Es war eine so große Unterneh- kannten Musiktheoretiker Joseph Bon“ Tunnell (1912–1975), einer der mung, dass sie unvermeidbar mit Durchei- Schillinger (1895- 1943; oben) – bei ersten schwarzen Musiker, die regelmä- nander, Verschwendung und politischem dem auch George Gershwin, Benny ßig in einer weißen Band arbeiteten, Favorisieren einherging – doch stimulierte Goodman, Tommy Dorsey studierten machte 720 in the Books zu einem noch dieser Effekt der Wirtschaftsankurbelung – als Übungsaufgabe verfasst hatte. größeren Hit bei Live-Auftritten. die privaten Geschäfte während der Welt- Das Stück hieß ursprünglich Now I wirtschaftskrise. 1939 wurde sie in die Fe- Lay Me Down To Weep und besaß ei- Alice Blue Gown (McCarthy-Tierney) deral Works Agency umbenannt und am nen Text von Eddie Heyman, der auch Glenn Miller & His Orchestra 1940 30. Juni 1943 beendet. In die Zeilen zu Body And Soul geschrie- 1920 hatte die Broadway Sängerin Edith den Jazz-Discographien ben hatte. Von der Version machte Day (1896-1971) mit diesem Song einen sind von W.P.A. aus der Miller nie eine Plattenaufnahme, aber No.-1-Hit, 1940 waren die Orchester Zeit auch Aufnahmen von später, nachdem Mitchell Parish einen Frankie Masters, Ozzie Nel son und Jan Savitt und von den neuen Text und einen weniger trauri- Glenn Miller mit Alice Blue Gown Klarinettisten Skeets Tol- gen Titel geliefert hatte, wurde es (Gown=Kleid) unter den Top 20, weitere bert aufgeführt. Glenns (instrumentale) Erkennungs- Chartnotierungen gab es davon nicht. Al- melodie, mit der unzählige Radioüber- ice Blue Gown war für das Broadway- Ko-Ko (Ellington) tragungen begannen. Die Moonlight Musical „Irene“ (Premiere: 18. Novem- Duke Ellington & His Orchestra 1940 Serenade enthält das deutlichste Bei- ber 1919, 675 Aufführungen) Ko-Ko ist eine der bemerkenswertesten spiel für den so genannten Miller- geschrieben worden. Der Name und das Jazz-Aufnahmen dieser Zeit – wobei mit Sound, bei dem (anstelle der allgemein „Blue“ des Titels war eine Referenz an Ko-Ko der Name eines afrikanischen Kö- üblichen Trompeten) die Melodiefüh- Alice Roosevelt Longworth (1884- nigs, wahrscheinlich der des legendären rung durch die Klarinette im Saxo- 1980), der Tochter des Politikers und „Old King Dooji” gemeint ist. Ko-Ko ist phon-Satz gespielt wird. späteren US-Präsidenten Teil einer von Ellington konzipiert gewe- Theodore Roosevelt, deren Lieblingsfar- senen afrikanischen Oper mit dem Titel 720 In The Books (Savitt-Watson). be „Blau“ war. Alice Blue Gown war ei- „Boola”. Ko-Ko gilt als eines der herausra- Jan Savitt & His Top Hatters 1939 ner der populärsten amerikanischen genden Beispiele, wie Blues mit einer Big- 1939 traten der Bandleader Jan Savitt Walzer – doch es gibt davon auch etliche band gespielt werden kann. Aufnahmen (1907- 1948) und der Arrangeur John- Plattenaufnahmen anderer Musiker gab es von Ko-Ko derzeit ny Watson mit einem gefälligen neuen von Jazz und Swing nicht. Stück hervor, dessen schöner Drive Bands: Harry James von einer wiederholten und geschickt (1940), Red Nichols variierten Phrase sowie einigen guten (1929), Original Di- Trompeten-, Posaunen- und Klarinet- xieland, Jazz Band tensoli herrührte. Es besaß alles, außer (1920), Ben Pollack einem Namen. Nur eine Nummer gab (1937), Teddy Wil- es, die 720 im Repertoire der Band. son (1938) – und das Bei Rundfunkübertragungen aus dem Stück ist letztlich New Yorker Hotel Lincoln bat Savitt durch Chris Barbers seine Zuhörer um Vorschläge für ei- Beispiel wieder für nen passenden Titel. Da jedoch nie- etliche Bands aktuell mand eine zündende Idee zu haben geworden. schien, blieb das Stück einfach die 720

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JAZZ HAT‘S

von Harald Krause (Chemnitzer Jazzclub)

Foto: Harald Krause

m es vorwegzunehmen: von meinen Freunden als glühender drückend und lähmend, die Vakanzen Ich war damals auch Verehrer der Leipziger Jazz-Szene erleben zu müssen, wenn wieder eine schon dabei und freute mit einem Jazz-Pass der besonderen (r) von den Machern fehlte, den die U mich auf das Wiederer- Art legitimiert und zum „Jazz- Stasi gen Westen vertrieben hatte. Und kennen von „Zeitgeistern“ in der Journalisten“ geschlagen. Das war tatsächlich waren einige dieser Jazz- legendären Kongresshalle, mit de- ich nie, ich schrieb allerdings viele Leute da und eine gewisse von unserer nen ich damals nächtelang unsere Jahre jazzglühende Rezensionen „Altersweisheit“ jetzt doch durchdrun- Freiheit der Töne beim oft warmen (auch über die selbst organisierten genen Gelassenheit unserer Nonkon- Reudnitzer Biere genoss (wir ver- Konzerte) in Nicht-SED-Blättern, formität bis heute (das setze ich doch nichteten dieses Gesöff, sodass es solange es eben ging … . In meinen voraus im Jazz) führte sicherlich auch sogar ganz „Aus“ war und wo ich Stasi-Opferakten fand ich die fein zur still genossenen Freude, das noch den „Nektar saugen“ konnte für säuberlich abgeheftet wieder. lebendig erleben zu können. Man das hintersinnige Transponieren Nun haben die Macher der heutigen konnte an so manche gemeinsam er- unserer musikalischen Notate nach Leipziger Jazztage um Stefan Hei- lebte Anekdote aus unseren „blue no- „Gorlmorksdod“ (die Stadt mit den lig, Benjamin Heine und Laisa tes“ und unserer damaligen Sehn- drei O). Dort herrschten weit Herrlich Großartiges geleistet: Sie suchts-Arbeit für diese Musik aus den schlimmere Stalinisten und ich be- veranstalteten nicht nur ein grandio- Siebzigern und den Achtzigern an- rief mich dann mit meinem An- ses Jazz-Fest mit vielseitigem An- knüpfen. Ich z. Bsp. bin schon des- spruch, so etwas wie in Leipzig in spruch an die Farben unserer Liebe, halb noch begeisterter Fan der Leipzi- der Proleten-Stadt selbst zu organi- den Jazz, nein sie schafften es so- ger Jazztage – obwohl reine Nostalgie sieren, stets auf die gar, den Geist dieser lodernden angesichts der Präsenz neuer Strömun- Leipziger Freunde, wo Freiheit unserer Sehnsüchte aus gen und Verknüpfungen die falsche solches (besser) ging. den beginnenden Anmutung wäre. Immer im Blick der Siebzigern In Chemnitz gibt es auch heute wieder Natschalniks aus der mitten un- Natschalniks und immer noch eine Kultur und jeden ter der Kä- postkommunistisch nachwehende Ab- Schritt von den Trä- seglocke wehr gegen amerikanisch geprägten gern des „Schild ddr wieder Jazz und eine Vorliebe zu ddr- und Schwert der sicht- und Freejazz. Deshalb halte ich auch heute Badei“ und unse- hörbar zu ma- noch mein Lebenswerk „Jazz Im Sü- rem drei Jazz- chen. Sie lu- den“ weiter im Blick zum Leuchtturm Generationen bespit- den die Ma- Leipzig hoch! zelnden IM „ALBERT“ (er cher, Aktive, Beteiligte von Danke also für die Editierung einer nannte sich so nach Albert Man- damals zu einem Treffen ein und gelsdorff registriert). Aber das ist diese Stimmungen einfangender di- das war es, was mich doppelt ge- cken Buchausgabe „Flamingos und eine andere, eine Chemnitzer Ge- spannt nach Leipzig eilen ließ: schichte… . So wurde ich 1981 andere Paradiesvögel“, in der auf fast Denn es war in den Achtzigern be- 400 Seiten Zeitzeugen ihre Erlebnisse

Band 4, Ausgabe 1 S e i t e 25 schildern und Abdrucke von Plaka- Trio, das durchaus mit dem Sächsi- nens, unserer ausgelebten inneren ten unsere Geschichten und Erinne- schen Jazz-Nachwuchs mithalten Kämpfe gegen Zensur und Obrigkeit. rungen dieses Lebensgefühl wieder kann, ein Konzert, in dem für mich Sigi Loch und ACT, ECM und Man- zutage fördern. Meine Empfehlung: sogar imposant die Stimmung von fred Eicher wie auch andere Jazzer Lesenswert allemal und auch den George Shearing neben viel Rasanz in einen Topf mit "Smooth Jazz und Jazzclubs in Deutschland in ihre Mu- und Team-Play Platz hatte. Jazz for Lovers“ zu werfen im Ge- sikbibliothek zu stellen! Dass The Bad Plus Jazz spielen, ist ja gensatz zu seinem eigenen Auftritt in Deshalb hier einige Zeilen zu weni- bekannt und auch ihr Markenzeichen. Leipzig, „wo das Publikum immer gen und wegen der Fülle des 40jähri- Dass sie Live immer das Beste draus noch seine Musik würdigen" würde, gen Festival-Programms ausgewähl- machen, bewiesen sie wieder mit die- das ist nicht nur unkollegial, sondern ten Konzerten. ser Konzept-Präsenz. Sie stellten perfide und dreist! Wer wie Sommer Erstaunlich und schön, dass die Ver- Musik ihrer aktuellen CD „It’s Hard“ als einer der ersten offiziellen Jazz- antwortlichen im Leipziger Opern- vor und bewiesen in „Maps“; “Time Größen damals nicht nur in der Kon- haus diese Verjüngung, Belebung After Time”; “Mandy”, “The Robots; gresshalle, sondern bei kommunisti- mit und unter den Jazzern immer „The Beautiful Ones ”; “Broken Sha- schen Festen und in Freejazz- noch unterstützen. dows” ihre Liebe zu Kraftwerk, Mi- Zentren auch „offiziell“ als Bot- les, Ornette Coleman oder Cyndi schafter des Freejazz der DDR nach Wer traut sich schon, an einem Don- Lauper in ihrer spielerischen Gegen- Westdeutschland geschickt wurde, nerstag drei Bands mit einem abend- läufigkeit und trotzdem- der sollte hier demütig bleiben und füllend dichten Programm auf den Verbundenheit kongenial und ganz sich mit uns über all das Erlebte Bandstand zu bringen. Die konzepti- dicht. freuen dürfen, was er aber nicht tat. onelle Akzentuierung ist Programm: Dann bin ich raus. geflüchtet! Ich Seine wirklich kollegial und sich an Das schroffe und der Neuen Musik hatte mich auf die Black Power der seiner „rumbumsenden Schießbude“ angelehnte „Beat Freisens Spelunken Band um Neshell Ndegeocello ge- vorbei spielen müssenden Mitmusi- -Orchester“ zog in einer Antithese freut. Die Sängerin und Bassistin je- ker, die erstaunlich intuitiv und in zur bekannten Verniedlichung doch enttäuschte und frustrierte mich Jazz-Clustern tief verwobene Pianis- Rudyard Kipling’s Dschungelbuch mit ihrem üblen und anherrschend- tin Julia Kadel, der alte Freund alle Register für einen Neuzugang denunzierenden Tonfall und ihrem Friedhelm Schönfeld, immer schon zum poetischen Stamm-Werk und Gebläke (wie der Sachse sagt) aus „über den Dingen“ Saxophon und löste so den Untertitel des Festivals sichtbar eigener Verunsicherung ge- Klarinette spielend und jene stimm- „Schöne Künste“ auch quasi sym- gen die Tontechnik. Denn ich bin virulente Walburga Walde hatten es phonisch ein. Danach – und das ist eben kein Jazz-Journalist, sondern da nicht leicht. Wir vernahmen, was eben Leipzig – bewegte der Skandi- ein tief jazzgläubiger Fan, so werde „Linke Partisanen“, „Rechte Partisa- navier Ketil Bjørnstad in einer bild- ich auch hier diese Band nicht verrei- nen“ sind, erfuhren vom „Jazz-Polit- haften Analogie zu Edvard Munch ßen wollen oder mich ins kritikaster- Offizier“ Sommer etwas über das auf dem Flügel solistisch in Mollak- hafte Schwadronieren und Herunter- sinnenfreudige Wesen des Drum- korden voll großer Klangkaskaden machen verleiten lassen. Anderen mers, hörten uns die uns allen doch bis hin zu seinen mozartianten spit- hat’s gefallen… . längst bekannte Geschichte des nati- zen Tripples sein Publikum - im Rei- onalsozialistischen Massakers in nen mit sich als einer, dem es immer Doch ich werde mich positionieren zum Hofmusiker des ddr-Jazz, Kommeno (Griechenland) aus sei- wieder (auch in Leipzig) gelingt, nem Munde an und nicht wenige Modernität und Jazz zu verbinden - „Baby“ Sommer, dem es fast gelang, die Freude unter uns nach 40 Jahren dort waren so verwirrt, weil wir ei- in den Wolken-Klang und die Nord- gentlich zum Jazzkonzert „Vor der licht-Elegie seiner nordischen Ge- mit seiner „ROTLICHT- Bestrahlungs-Orgie" und seinem un- Mauer – Nach der Mauer“ gekom- fühlslage, die eben auch von tiefem men waren und erleben mussten, wie Jazz lebt. säglichen Polit-Unterricht für uns, die Jazzfans, zu verderben. hoch so manche Mauer noch ist! Für mich der Höhepunkt des Abends Denn eigentlich waren wir doch hier, jedoch – wie schaffen das die Pro- Wie beschrieben, kamen wir in die im Bleiernen Jahre 1987angeblich um zu feiern – mit den Leibdschärn gramm-Macher immer wieder in Joachim und Rolf Kühn. Ersterem Leipzig?! Das Julia Hülsmann- wegen Baufälligkeit (mit genau der- selben Losung trockneten die Herren gelang dann auch ein winziges Zu- Quartett mit dem Vokalisten Theo rechtrücken: Bleckmann; UNSERE ERDE: das in ihren Ledermänteln vorher unsere Feeling von Kulu Se Mama, Umbo Konzert-Säle in Mühlsen St. Jakob, Ich denke, Joachim hat den Ausfall Weti und der Brüche Kurt Weill’s, Gaschwitz, Groitzsch, Lindenau usw. im Abgesang des ddr- Shakespeare zu Ehren poetisch nach mit unserem gelebten Underground Internationalisten Sommer selber ge- literarischen Texten pianistisch in und Samistat aus) geschlossenen und hört, weil er gleich zu Beginn ACT Szene gesetzt. Echt und wahrhaftig, von uns in Inbrunst beseelten Kon- lobte und dafür Beifall bekam. hingebungsvoll und nie selbstver- gresshalle wieder an die Wirkungs- Rolf Kühn, Baujahr 1929 gibt mir liebter Jazz! stätte von damals. Jazz war uns im- Hoffnung: In seinem Alter möchte mer Inbegriff unserer Sehnsuchts- ich so vital und jung sein wie er! Be- Samstags eröffnete das von BMW- Weltsicht, unseres Überlebenkön- München finanzierte Josef Reßle reits Ender der vierziger Jahre spielte

S e i t e 26 Just For Swing Gazette er beim sagenumwobenen Orchester keine Pflicht, da wird im Trio Bass- Und eine tiefe Verneigung vor euch, Kurt Henkels Klarinette auch auf den Spielen melodisch neu kreiert! Auch meine lieben Leibdschär Jazzfreunde damaligen Tanzsälen in und um mit Inspirationen zu „The End“ von für dieses Geschenk zu den 40., die Leipzig und in der Kongresshalle den Doors; “Machineria”, von Or- natürlich noch eine Woche lang wei- und der „Kleine Bruder“ Joachim, so nette Colemans Songs und dann mit tergehen mit Jamsessions, Clubkon- erfuhren wir von diesem, ergriffen dem herbei gebetenen Bruder Gil zerten, der Oper und leider nicht der und dabei ein wenig brüchig in der Evans‘ „Blues For Pablo” . Da wur- Kongresshalle – ich wäre da sicher Stimme, wurde damals schon von de es uns noch bewegender, so mei- genauso da, wie in 10 Jahren auch Mutter Grete zu Konzerten dorthin ne ich sagen zu dürfen! wieder. Dafür haben wir mitgenommen. Originalton: „Schon Doch Rolfs eigene Band „Damaligen“ uns am Samstag im Zu- mit 6 Jahren wusste ich, dass ich das „Spotlights“ mit den jungen Musi- sammen-Treffen verschworen. mal machen würde und das bis heu- kern, die alle drei ihre eigenen auf- te“ regenden Projekte verfolgen, schaff- keep swinging Kurzum: Gratulation, Jubel, Vernei- te es, sogar das hyperaktive Drum- gung vor dem Jazzclub Leipzig, den Kind Lillinger einzubinden. Dieser heute „HAUPTAMTLICHEN“ und wiederum umfasste alles stark und Euer Immer noch Nicht-Journalist, der enthusiasmierten Ehrenamtlichen unumkehrbar in seiner umherrasen- aber immer noch Jazzfan Harald im Verein für diese grandiose Idee den Schlagkraft. Für mich ein Beleg Krause (Chemnitz) der Zusammenstellung. Quasi DIE der Integrationslust von Rolf: die Messe einer Schaffensperiode des Gitarren-Cluster Ronny Graupes Modern Jazz sollte sich da auf der (aus Mittweida) fanden immer Ruhe www.chemnitzer-jazzclub.de hellen Bühne der blitzsauberen neu- in den Inspirationen des Klarinetten- privat:: 0371 7254942 en Kongresshalle vor uns aufrollen. Klangs. Beide haben internationale Jazzge- Schön ist die ziemlich neue Einbin- schichte geschrieben: Rolf „DER dung weiblicher Jazzer. Das bringt ÄLTERE“, mit seinen Engagements endlich doch etwas Ruhe in Men’s bei Goodman und Dorsey, Joachim World rein. Rolf‘s Duo mit Cellistin Das Zitat „DER JÜNGERE“ in seiner Electric- Asia Valĉiĉ setzte da in eine aus un- Jazzphase und der Zusammenarbeit serer Spannung heraus erlösende „Das war der Gipfel etwa mit Gato Barbieri in „Last Tan- Ausfahrt an, quasi „In a silent way“. der Provokation, dachte er, daß man go in Paris“. Beide haben unseren Doch mit der Einladung an den an- für andere Bilder neuen Jazz in Europa vorangetrieben deren europäischen Jazz-Pionier, malte, mit denen und heuer war mir, als wäre der Thomasz Stanko, musste „Home man selbst nichts zu „Ältere“ fast jünger gewesen“ mit Again“ – so nannte es Joachim – das tun haben wollte: ein seiner eigenen Band mit Lillinger, aus unserer Kongresshallen-Zeit in naives und marktori- Fink und Graupe in „Spotlights“ o- den Siebzigern und Achtzigern noch entiertes Publikum, der mit dem Duo „Prabhu“ mit der nicht ganz verschüttete Lebensge- an dem man nur Cellistin Asia Valĉiĉ. Interesse hatte, so- fühl auferstehen. Es ist also noch da, lange es bereit war, Doch Joachim gelingt es immer neu, das Aufbegehren, die Lust zum teuer zu bezahlen. die gewaltigsten Bassisten und Schwelgen, das Sinnieren auf unsere <…> Drummer mit ihm zu einem großen „Blue notes“! Damals wie heute Ganzen zu vereinen: Er ist eine le- ging so etwas erst nach Mitternacht In dieser Millenniumszeit konnte ein bendige Beweisführung für das Be- aus und zwar mit, so sagte es Journalist einen weltberühmten Jazz- wegen von menschlichen Eruptionen Joachim lakonisch an, mit „Don’t Saxophonisten interviewen und ihn fra- in Freiheit, Improvisation und dem forget“ und allen Musikern der bei- gen, welche Musik er selbst höre. Jeden- Sog DER Bach’schen Fuge inmitten den Bands und der Cellistin. falls nicht Jazz, antwortete der Saxopho- von Rock-Fetzen und dem Impetus nist. Er hörte sich alles mögliche andere Bravo lieber Joachim! Bravo lieber an als die Musik, die zu kaufen er die seiner pianistischen Klassik- Rolf, Gott schütze euch! Leute veranlaßte. Narretei!“ Beherrschung. Eric Schaefer bewältigt dieses! Wun- derbar, seine starken Grooves und die besonders in den Kompositionen "Die Welt wird an dem Tage im Arsch von „Beauty & Truth“ funkensprü- hende Präsenz sind ein Glück für sein, wenn die Menschheit erster Klasse diese Band. Doch auch Chris Jen- nings erfüllt Joachims Anforderun- reist und die Kunst im Gepäckwagen." gen an Bassisten und das will was heißen… . Und das, obwohl er kein Europäer ist, sondern aus Kanada Gabriel Garcia Marques kommt. Hier ist der Bass-Schlüssel

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Subjektive Skizzen zum Jazzfest Berlin 2016 Notes from abroad v.l.n.r.: Ravi Coltrane, Matt Garrison, Jack Dejohnette | Foto: BW

Fotos: D. Ott Plattenläden zu „Pot rooms“

anch Schallplattenfreund „W ü r d e n Sie den Mund halten…BITTE!!“ Myra Melfords Hommage an den uruguay- fühlt sich auf Reisen erst von einem Gast in Richtung laut schwatzender ischen Schriftsteller Eduardo Galeano (1940 dann in einer Umgebung Angestellter im Foyer des Festspielhauses ge- -2015) vereinte im Anschluss zu fortge- rufen, eröffnete den zweiten Abend des Berli- schrittener Stunde die gespaltenen Geister M vertraut, wenn er den ersten ner Jazzfests. Gezeigt wurde die Dokumentati- im Publikum. Ihre Suite „Language of Plattenladen betreten hat. Falls man im on „The Jazz Loft According to W. Eugene dreams“ konnte im Vorfeld der anstehenden kalifornischen San Francisco sein sollte, Smith“ von 2016. 90 kurzweilige Minuten US-Wahl nicht aktueller sein und offenbarte gehört ein Abstecher nach Berkeley zum skizzieren anhand von Fotos, Filmsequenzen in ihrer stilistischen Vielschichtigkeit die Pflichtprogramm. Amoeba Records in der und unveröffentlichten Probenmitschnitten be- Zerrissenheit menschlicher Wahrnehmung rühmter Jazzmusiker als Hintergrundmusik das hinsichtlich geschichtlicher Prozesse, musi- Telegraph Avenue gilt seit langem als Mek- Leben des amerikanischen Fotografen W. kalisch durch den Trompeter Ron Miles, Gi- ka für Vinylsüchtige. Besonders die Abtei- Eugene Smith, der in einem New Yorker Loft tarristen Liberty Ellman, Bassisten Stomu lung für Jazzplatten war immer eine Fund- in der 28. Straße eine 24stündig geöffnete An- Takeishi und Schlagzeuger Tyshawn Sorey grube, auch der moderaten Preise manch laufstelle für Jazzmusiker und intellektuelle umgesetzt. Die Videoinstallationen von Da- langgesuchter Schätze wegen. Nun fand Freunde unterhielt. Das Motto des diesjährigen vid Szlasa waren beeindruckend, wirkten Jazzfestes „The art of conversation“ hätte aber störend und forderten, den Zuhörer und sich kürzlich im „San Francisco Chronicle“ nicht gewinnbringender vermittelt werden kön- –seher seine Aufmerksam zu teilen. ein Beitrag über Pläne, die Jazzabteilung, nen. welche bis dato die Größe einer mittleren Den Samstagabend eröffnete die Saxopho- Im oberen Foyer nutzte Schmidt-Joos die nistin Angelika Niescier mit einem trans- Turnhalle hatte, in einen „Pot room“ zu Gunst der Stunde, vor mehrheitlich aus Presse- kontinentalen Quintett. Mit dem Pianisten verwandeln. Grund seien die rückläufigen leuten, Jazzproduzenten und Musikern beste- Florian Weber gründete sie die Band NYC Verkaufszahlen bei Jazzplatten. Stattdessen hendem Auditorium sein Buch „Die Stasi Five. Die New Yorker Musiker Ralph Alessi will der Besitzer die Jazz Abteilung umbau- swingt nicht“ vorzustellen. Unter den Zuhörern (tp), Eric Revis (b) und Gerald Cleaver (dr) en und zukünf- befand sich auch Klarinettist Rolf Kühn, der in brachten die Energie des Big Apple nach tig Marihua- diesem Jahr das Jazzfest musikalisch nicht be- Berlin. Niescier ist ohne Zweifel eine groß- reicherte. Der künstlerische Leiter des Festi- artige Saxophonistin mit akademischem An- na zu medizi- vals Richard Williams hatte andere Namen im spruch in der Rezeption des Jazz. Es fehlten nischen Zwe- Kopf. die ruhigen Momente. cken verkau- Mit dem Tastenwunder Brad Mehldau und Die lieferte bis an den Rand der Langenwei- fen. Bleibt dem Saxophonisten Joshua Redman warfen le der Schweizer Pianist Nick Bärtsch mit die Frage, sich im ersten Set des Abends zwei aufeinan- seiner Band Ronin und der hr-Bigband unter warum macht der eingespielte Tonkünstler die Bälle zu, al- Leitung von Jim McNeely. Vier Probentage er nicht bei- lerdings sehr behutsam. Das Publikum hatten genügten den Musikern, um sich auf die des? Das die Beiden von Beginn an auf ihrer Seite. Red- Premiere einer von der hr-Bigband in Auf- man, der Berlin eine der schönsten Städte der trag gegebenen Komposition von Bärtsch hätte die Ver- Welt nannte, dafür vereinzelt hämisches La- vorzubereiten. Das Ergebnis war eine sich kaufszahlen chen erntete, kommunizierte mit Mehldau auf schwerfällig dahinziehende Klangwolke, die eventuell hohem Niveau. Ruhige, ja fast zu beseelte Mo- den Aufwand auf der Bühne nicht rechtfer- wieder in die mente bestimmten das Konzert. tigte. Das Publikum honorierte es trotzdem Höhe schnel- mit Bravo-Rufen und war gespannt, wie das Das änderte sich schlagartig, als Schlippen- mit vielen Vorschusslorbeeren angekündigte len lassen. bachs Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Free Trio des legendären Schlagzeugers Jack De- Jazzer namens Globe Unity Orchestra in ge- Johnette in der Lage sein würde, dem Abend (DO) ballter Ladung die Bühne belagerte und eine noch das Sahnehäubchen aufzusetzen. Mit Stunde lang drauflosblies, trommelte und taste- dem Sohn John Coltranes Ravi und De- te, dass man sich anschließend das Trommel- Johnettes Patensohn Matt Garrison, dessen fell mit einem Korkenzieher wieder herausho- Vater mit DeJohnette schon spielte, gestal- len musste. Ein rührender Rückblick ehemali- teten sie eine fließende musikalische Reise ger und gegenwärtiger (?) Revoluzzer wirkte mit Anlaufschwierigkeiten der Selbstfin- etwas hilflos im Kontext heutigen Zeitgeistes. dung. Wie aus einer frei dahinplätschernden Von den verbliebenen Zuhörern wurden die Quelle ein reißender Fluss entsteht, so spiel- mit viel gutem Willen als Soli zu definieren- ten sich Garrison, Coltrane und DeJohnette den Ausflüge einzelner Musiker gefeiert. Mein schlussendlich in Trance und hinterließen Sitz-Nachbar fühlte sich berufen zu bemerken: ein begeistertes Publikum. „Den Saxophonisten Evan Parker möchte man nicht als Hausnachbarn haben. Naja, das ist Text und Foto: BW eben sowas wie Free Jazz.“

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"Und ich sage mal: Es gibt gesunden Jazz, es gibt aber auch noch ein bisschen kränk- lichen Jazz. Was wäre kränklicher Jazz? Wenn er Leute nicht berührt. Er muss berühren, in irgendeiner Form."

Rolf Kühn (Klarinettist) in der Sendung „Jazz auf Rezept“ http://www.deutschlandradiokultur.de/symposium-jazz-und-gesundheit-jazz-auf- rezept.2177.de.print?dram:article_id=371943 (24.11.2016)