OBERFRANKEN

26. Wettbewerb 2016 bis 2019 Die Chance „Unser Dorf hat Zukunft – für unser Dorf! Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht Impressum der Bewertungskommission Redaktion: Christine Bender Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mainbernheimer Straße 103, 97318 Kitzingen für den Regierungsbezirk Gartenbauzentrum Bayern Nord; [email protected] Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Oberfranken Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: im Jahr 2017 Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2017 Bildnachweis: Christine Bender Druck: Farbendruck Brühl GmbH, 97340 Marktbreit Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung http://www.dorfwettbewerb.bayern.de

26. Wettbewerb 2016 bis 2019

„Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht der Bewertungskommission für den Regierungsbezirk Oberfranken 2017

http://www.dorfwettbewerb.bayern.de 1 INHALTSVERZEICHNIS Seite

Vorwort 3 Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 4 Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Oberfrankens im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 5 Kreissieger im Bezirksentscheid Oberfranken im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 5 Teilnehmerorte Bezirksentscheid Oberfranken 2017 6 Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Oberfranken 2017 7 Verleihung der Sonderpreise 8

Berichte (in alphabetischer Reihenfolge) Ahorn, Gemeinde Ahorn 12 Birk, Gemeinde Emtmannsberg 18 Brunn, Markt Heiligenstadt i. Ofr 24 Harsdorf, Gemeinde Harsdorf 30 Heidelheim, Stadt Selb 36 Heßlach, Markt 42 Hirschfeld, Gemeinde Steinbach a. Wald 48 Issigau, Gemeinde Issigau 54 Kümmel, Markt Ebensfeld 60 Oberhaid, Gemeinde Oberhaid 66 Oberleiterbach, Markt Zapfendorf 72 Sinatengrün, Stadt Wunsiedel 78 Thierstein, Markt Thierstein 84 Windheim, Gemeinde Steinbach a. Wald 90

Bewertungskommission 98 Bewertungsbogen 100 Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2016 102 Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2016 in Oberfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern 103 2 Vorwort

Der 26. Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ begann letztes Jahr in Oberfranken mit den meisten Teilneh- mern auf Kreisebene im Vergleich zu den anderen bayerischen Bezirken. Nächstes Jahr schließt sich der Landesentscheid ge- folgt vom Bundesentscheid im Jahr 2019 an. Vor Ihnen liegt der Abschlussbericht der Bewertungskommission des Bezirksent- scheides Oberfranken.

Der ländliche Raum muss als Lebens- und Wirtschaftsraum attraktiv bleiben. Zudem haben landwirtschaftliche Produktion und Naturschutz einen hohen Stellenwert. Die Dörfer gestalten aktiv und erfolgreich ihre Zukunft, wie sich bei den Bereisungen auf Bezirksebene wieder gezeigt hat. Sie schaffen es, die Bewertungsbereiche in Einklang zu bringen, die die Dörfer fit für die Zukunft machen: Gesichts- punkte wie soziales Leben, Natur- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und die Entwicklungsinitiativen. Ausgehend von den unterschiedlichen historischen, natur- räumlichen und kulturellen Voraussetzungen können alle Dörfer positive Beispiele für andere Gemeinden geben. Die teilnehmenden Dörfer präsentierten sich hervorragend und schafften es in der Kürze der Zeit am Bereisungstermin umfassend in allen Bewertungsbereichen zu informieren. Privates und öffentliches Engagement haben Großes geleistet. Der erhebliche Aufwand hat sich für die Dorfgemeinschaften gelohnt.

Denn die Bürgerinnen und Bürger sind zusammengerückt und setzen der Globalisierung, Individualisierung und der Schnelllebigkeit die Werte ihrer Dorfgemeinschaft entgegen, die auf ihrer Dorfgeschichte und Kultur gründen. Gegenseitige Unterstützung in sozialen Projek- ten, Schutz und Gestaltung der Umwelt und das Schärfen des Blickes für das Wesentliche brin- gen die Dorfgemeinschaft als Ganzes voran. Aktive Menschen entwickeln ihr Dorf zu einem lebenswerten Ort durch ihr leidenschaftliches Wirken in den Vereinen, Netzwerken und in der Zusammenarbeit mit Politik und Behörden. Respekt und Anerkennung gilt allen Beteiligten.

In kaum einem anderen Land Europas gibt es so attraktive Dörfer wie in Deutschland. Dies liegt unter anderem an dem Schmieden von Allianzen und dem Verzicht der Gemeinden auf gren- zenloses Wachstum. Die Zersiedelung der Landschaft kann durch maßvolle Ausweisung von Bauland und vor allem durch Innenentwicklung (Vermeiden von Leerständen) verhindert werden.

Für die Gastfreundschaft und den ehrenamtlichen Einsatz für „ihr“ Dorf und für „ihre“ Heimat danke ich auch im Namen der Bewertungskommission ganz herzlich. Das Ergebnis, das die Bezirksbewertungskommission in den vierzehn Orten gesehen hat, war beeindruckend. Jeder Ort hat deutlich gewonnen. Mit Harsdorf, Heidelheim, Issigau und Oberleiterbach werden attraktive, innovative und engagierte Dörfer den Bezirk Oberfranken im Landesentscheid vertreten.

Kitzingen im November 2017

Nikolai Kendzia Vorsitzender der Bewertungskommission 3 Anzahl der Teilnehmerorte in den Regierungsbezirken Bayerns im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019

Oberfranken Unterfranken 87 24

Mittelfranken 43 Oberpfalz 44

Niederbayern 23 Schwaben 13

Oberbayern 7

4 Anzahl der Teilnehmerorte in den Landkreisen Oberfrankens im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019 Anzahl der angemeldeten Orte Landkreis Gruppe A Gruppe B Gesamt (bis 600 Einw.) (601-3.000 Einw.) absolut % Wunsiedel 6 1 7 8 Lichtenfels 7 0 7 8 Kulmbach 2 1 3 3 Kronach 1 1 2 3 Hof - 1 1 1 Forchheim 1 - 1 1 Coburg 20 12 32 37 16 7 23 2 Bamberg 9 2 11 13

Oberfranken 62 25 87 100

Kreissieger im Bezirksentscheid Oberfranken im laufenden Wettbewerb 2016 bis 2019

Gruppe A Gruppe B Landkreis (bis 600 Einwohner) (601-3000 Einwohner) Heidelheim Wunsiedel Thierstein Sinatengrün Lichtenfels Kümmel Kulmbach Harsdorf Kronach Windheim Hirschfeld Hof Issigau Forchheim Pautzfeld* Coburg Ahorn Heßlach Bayreuth Birk Oberleiterbach Bamberg Oberhaid Brunn Gesamt 10 5

* keine Teilnahme am Bezirksentscheid 5 Teilnehmerorte Bezirksentscheid Oberfranken 2017

Hirschfeld Windheim Issigau L oburg L ronah

L of Ahorn L Lihtenfels Heidelheim L ulmbah Thierstein Kümmel L unsiedel Harsdorf

Oberleiterbach Sinatengrün Heßlach Oberhaid

Brunn L Bareuth L Bamberg Birk

6 Ergebnisübersicht Bezirksentscheid Oberfranken 2017

Die Reihung der Ortschaften erfolgt alphabetisch (A) = bis 600 Einwohner; (B) = 601-3000 Einwohner und stellt somit keine Rangfolge innerhalb der (F) = Ort mit Dorferneuerung oder Städtebauförderung Medaillengruppen dar.

GOLDMEDAILLE

(B) Harsdorf (F) Gemeinde Harsdorf, LK Kulmbach (A) Heidelheim (F) Stadt Selb, LK Wunsiedel (B) Issigau (F) Gemeinde Issigau, LK Hof (A) Oberleiterbach (F) Markt Zapfendorf, LK Bamberg

SILBERMEDAILLE

(B) Ahorn (F) Gemeinde Ahorn, LK Coburg (A) Birk (F) Gemeinde Emtmannsberg, LK Bayreuth (A) Brunn Markt Heiligenstadt i. Ofr, LK Bamberg (A) Heßlach Markt Weidenberg, LK Bayreuth (A) Kümmel (F) Markt Ebensfeld, LK Lichtenfels (B) Oberhaid (F) Gemeinde Oberhaid, LK Bamberg

BRONZEMEDAILLE

(A) Hirschfeld (F) Gemeinde Steinbach a. Wald, LK Kronach (A) Sinatengrün (F) Stadt Wunsiedel, LK Wunsiedel (B) Thierstein (F) Markt Thierstein, LK Wunsiedel (B) Windheim Gemeinde Steinbach a. Wald, LK Kronach

7 Verleihung der Sonderpreise

Kümmel erhält den Sonderpreis des Bezirksverbandes Oberfranken für Gartenbau und Landespflege e. V.

für den Erhalt alter Streuobstbestände mit wertvollen Sorten.

Hirschfeld erhält den Sonderpreis des Bayerischen Bauernverbandes Bezirksverband Oberfranken

für die beispielhafte Direktvermarktung als tragendes Element in Dorf und Landwirtschaft.

Oberhaid erhält den Sonderpreis des Bezirk Oberfranken

für das generationenübergreifende Modell zur Verbesserung von Lebensqualität und sozialer Teilhabe.

8 Bezirksentscheid 2017 Impressionen der Bereisung

9 10 „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

11 AHORN

12 SILBER Ahorn aktives Mitglied in einer ganzen Reihe von Netzwerken und Förderkulissen. Ahorn Dadurch hat die Gemeinde viele Entwick- lungskonzepte (ILEK der ILE Initiative Gemeinde Ahorn Landkreis Coburg Rodachtal, ISEK, LES der LEADER-Region Coburger Land, Rahmenkonzept Siedlungs- entwicklung, Energiekonzept, Tourismus­ konzept, …) und auch ein kommunales Förderprogramm zur Innenentwicklung (inkl. Bauberater, Best-Practice-Plattform und Gebäudebörse im Internet) vorzuweisen. Schwerpunkt der gemeindlichen Entwick- lung ist die konsequente Ausrichtung auf Familien-, Behinderten- und Seniorenfreund- lichkeit. Dies zeigt sich u. a. bei vielen Inklusi- onsprojekten (z. B. Schule) und der Barriere- freiheit in öffentlichen Räumen. Mit den neu umgesetzten Projekten Rathaus- platz, Bürgerscheune, Gemeindebücherei, Landrat: Michael Busch Kindercampus und Bürgerhaus Linde wurde Bürgermeister: Martin Finzel ein deutlicher Schwerpunkt in der städtebau- lichen Entwicklung auf die Ortsmitte gelegt. Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Thomas Neder Beispielsweise wurde innerorts eine leer stehende Industriebrache erworben und Einwohnerzahl: 1498 abgebrochen, um an dieser zentralen Stelle Gemarkungsfläche: 579 ha ein Campuskonzept für Kinderkrippe und Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Kindergarten zu verwirklichen. Betriebe in der Landwirtschaft Ausreichend und vielschichtige Arbeitsplätze Vollerwerbsbetriebe: 0 sind in der benachbarten Stadt Coburg vor- Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 20 handen. Auch in Ahorn selbst gibt es im Orts- kern Firmen sowie Beratungs- und Dienstleis- tungsangebote. Im touristischen Bereich hat Ahorn ein aus­ gedehntes Wander- und Radwegenetz zu bieten, das die Gemeinde mit dem Maintal 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Ahorn ist mit seinen fast 1500 Einwohnern der Sitz der Gemeinde Ahorn im Coburger Land. Der Wohnort liegt direkt an der Stadt- grenze zu Coburg und bildet das Bindeglied zwischen den ländlichen und städtischen Strukturen. Durch eine gute Verkehrs- und ÖPNV-Verbindung können die Angebote des Oberzentrums Coburg gut genutzt werden. Bei der konzeptionellen Ausrichtung hat die Gemeinde Ahorn ihre Hausaufgaben vorbild- lich gemacht: Gemäß dem kommunalen Leit- bild „Strategisch die Zukunft gestalten“ ist 13 und dem Thüringer Wald verbindet. Zur wei- federführend mit hauptamtlichen Sozial­ teren touristisch-strategischen Entwicklung kräften, unterstützt vom Förderkreis Ahorn, hat sich Ahorn zusammen mit den anderen von Firmen, privaten Spendern und ehren- Gemeinden der Landkreise Coburg und Son- amtlichen Helfern. neberg, der Stadt Coburg, und auch den thü- Mit einem sehr gut ausgestatteten und von ringischen Mitgliedsgemeinden der Initiative Fachkräften betreuten Jugendhaus, dessen Rodachtal zur Tourismusregion Coburg-Renn- Angebote über die offene Jugendarbeit mit steig zusammengeschlossen. Vereinen und Schulen koordiniert wird, ver- Ahorn war mit seinen zwölf Ortsteilen auch fügt die Gemeinde auch in den Ferien über Modellkommune für die „Weiterentwicklung ein Komplettangebot, das kaum Wünsche des Vitalitäts-Checks der Verwaltung für Länd­ liche Entwicklung und Verknüpfung mit der Flitz-Datenbank des Landesamtes für Umwelt“.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Eine senioren-, familien- und behinderten­ gerechte Ausrichtung steht seit mehreren Jahren im Zentrum des sozialen Engage- ments der Gemeinde Ahorn. Diese Optimie- rung im sozialen Bereich konnte die Gemein- de vorbildlich voranbringen. Das geschah 14 offen lässt. Maßstäbe setzt die Gemeinde Die beim Rundgang vorgestellten Angebote auch im Bereich Inklusion, und zwar über alle vor allem im sozialen Bereich waren für einen Lebensphasen. Beginnend mit einem „inklu- Ort dieser Größe erstaunlich vielfältig und siven Kindergarten“ über ein inklusives Schul- administrativ gut organisiert. Die Einbindung konzept, einen inklusiven Schrebergarten- und das begeisterte Engagement der Dorf- verein, einen generationenübergreifenden gemeinschaft dagegen waren weniger als Bewegungspark bis hin zu Wohnkonzepten andernorts erkennbar. für altersübergreifendes Wohnen – hier wird Menschen aller Altersgruppen mit und ohne Behinderung eine ideale Basis für ein harmo- nisches Miteinander offeriert. AHORN Die Pflege der Geschichte und regionalen 3. Baugestaltung und -entwicklung Kultur hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr auf das Gerätemuseum des Cobur- Wahrzeichen von Ahorn sind, wie im histori- ger Landes in der Alten Schäferei konzen­ schen Wappen überliefert, das Wasserschloss triert, Chöre und der Posaunenchor setzen in und das Ahornblatt. Letzteres steht symbo- der Gemeinde gute Akzente in der Musik. lisch für die bewaldeten Bergkuppen mit den Mit dem Sportverein, der Wasserwacht OG bis an das Stadtzentrum reichenden Grün­ Ahorn, der Freiwilligen Feuerwehr mit der zügen. Diese markanten Zeichen sind auch in Jugendgruppe „Feuerflitzer“, dem Obst- und der Gegenwart ortsbildprägend. Mit dem Gartenbauverein sowie dem Marienverein Dreiklang aus Wasserschloss, Kirche und Ahorn e. V. findet sich im Ort ein reichhaltiges Pfarrhaus sind dies die identitätsstiftenden, Angebot für Aktivitäten in Vereinen. historischen Baukörper, die in Gestalt und Detail eine hervorragende Qualität und Vor- bildcharakter besitzen.

15 Ahorn hat sich mit sämtlichen Planungs­ Für Privatmaßnahmen ist ebenfalls ein gutes ebenen, von den interkommunalen bis hin zu Beratungsangebot vorhanden. Wünschens- den lokalen, intensiv auseinandergesetzt und wert wäre allerdings ein stärkeres bürger- dadurch die Strategie für die Weiterentwick- schaftliches Engagement für eine historische lung vorangetrieben. Damit gibt der Ort Ant- und dorfgerechte Gestaltung. Hier können worten auf die rein wachstumsgetriebenen Informationsveranstaltungen zu einer weite- Entwicklungen der 70er Jahre. So wurden ren Bürgerbeteiligung beitragen. verschiedene Projekte verwirklicht, wie das Positiv zu erwähnen sind noch die Gestal- gesellschaftliche Zentrum mit der neuen tung des Mehrgenerationenspielplatzes so- Ortsmitte am Rathaus, der Kindercampus, die wie die geplante Umnutzung und Sanierung Bürgerscheune, das Bürgerhaus Linde als des Schulkomplexes. Die Alte Schäferei als auch die Gemeindebücherei. All diese Projek- weiteren historischen Baustein zusammen te stehen unter dem Motto „Innenentwick- mit neuzeitlicher Architektur zu entwickeln lung vor Außenentwicklung“ und versuchen erscheint zukunftsweisend, um die Attraktivi- eine neue Ortsmitte zu definieren, um somit tät des Ortes zu steigern und zu bewahren. Identität zu stiften. Damit wird hier ein Ge- genpol zum allgemeinen Trend gebildet und der vormals leichten Hingabe zur ständigen Ausweisung von neuen Bauflächen Einhalt geboten. 4. Grüngestaltung und -entwicklung

Der exponierte Aussichtspunkt oberhalb der Alten Schäferei bietet freie Sicht auf Ahorn. Aus diesem Blickwinkel ist der Ort gut einge- grünt und große Bäume überragen die Dächer der meisten Gebäude. Ahorn hat in den letzten Jahren mehrere in- novative Projekte verwirklicht. Darunter fal- len die Gründung eines Deutsch-Türkischen Schrebergartenvereins, dessen Areal leider nicht besichtigt werden konnte, und der Mehrgenerationen-Spielplatz als Treffpunkt für Jung und Alt mit vielen Spiel- und Bewe- gungsgeräten. Neben einem Ahornbaum als Schattenspender wurden dort Sträucher- und Staudenbeete angelegt, die zur Natur­ beobachtung einladen. Die Mieter des Schlosses Ahorn nutzen auch die historischen Terrassengärten. Diese könn- ten durch zielgerichtete Beratung ohne großen Mehraufwand noch besser gestaltet werden. Die Blumenanpflanzungen der Gemeinde im Ortszentrum sind ansprechend und gut ge- pflegt. Leider wurden vor öffentlichen und sozialen Einrichtungen nur Säulenhainbu- chen gepflanzt, die auch im Alter nur wenig Schatten spenden. Es sollte geprüft werden, ob in diesem Bereich, auf kommunalem oder privatem Grund, für einige Großbäume Platz gefunden werden kann. 16 Der Damm des unteren Teiches bietet einen Aus der Initiative Rodachtal heraus wurde wunderbaren Blick über die Wasserfläche neben dem Netz des Thüringer Waldvereins und den Ortsrand. Durch eingegrünte Ruhe- auch ein Wanderwegenetz aufgebaut. Das bänke könnte dort ein beliebter Treffpunkt Netz soll nach einem einheitlichen Konzept im Dorf entstehen. entsprechend den Markierungsrichtlinien des Deutschen Wanderverbandes gemein- sam mit dem Thüringer Waldverein gekenn- zeichnet werden. Bei den Rast- und Aus- sichtspunkten wäre es wünschenswert, die 5. Dorf in der Landschaft Ausblicke vorsichtig zu öffnen .

Die kleine Parkanlage am steinernen Tisch AHORN Das Itztal und der Sandberg sind als Land- kann durch Baumpflege, Freistellen und schaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Bau- Ergänzungspflanzungen der gliedernden leitplanung wird konsequent umgesetzt. Hecke wieder hergestellt werden. Aus dem Landschaftsplan heraus sollen die Die Rücknahme von möglichen Bauflächen Biotope am Sandberg durch Ankauf gesicher­ t aus dem Flächennutzungsplan wirkt sich und weiterentwickelt werden. Das Museum positiv auf das Programm zur Belebung der Alte Schäferei bietet die Möglichkeit, die Altgebäude im Ortsbereich aus. Diese historische Landwirtschaft kennen zu lernen, Reduzierung des Flächenverbrauchs und die die diese Landschaft geprägt hat. Belebung der Altorte sind zu begrüßen. Wichtige Kulturlandschaftselemente wie der Um blühende Wiesen zu erhalten, sollte das Kutschweg zum Schloss Hohenstein werden Mulchen der Flächen vermieden und die frei von bedrängenden Aufforstungen erhal- Flächen abgeräumt werden. ten. Insgesamt wird sorgsam mit Grünstruk- Die vielfältig historische Kulturlandschaft um turen umgegangen, so bei den Baumtoren Ahorn könnte als Außenbereich des Mu­ entlang der Bundesstraße. Sie wurden durch seums erlebbar gemacht werden. Die gezielte Gespräche mit den Besitzern erhalten. Pflege dieser Elemente stärkt die Unverwech- Am Ortsrand konnte durch die Gründung selbarkeit dieser Landschaft. eines neuen Vereins die Kleingartenanlage, Bei der Pflege der Landschaft sollte die oder genauer gesagt, das Grabeland gesi- Bevölkerung noch stärker eingebunden chert werden. werden.

17 BIRK

18 SILBER Dieser sollte jedoch mit großer Vorsicht ent- wickelt werden und lediglich der Abrundung Birk der Ortschaft dienen. Durch die Gemeinde Emtmannsberg ist der Gemeinde Emtmannsberg Landkreis Bayreuth Ortsteil Birk an der ILE Frankenpfalz im Fich- telgebirge beteiligt, mit Schwerpunkt in der Dorfentwicklung und im Erhalt vitaler Land- schaften. In der Dorfmitte wurde im Rahmen der Dorferneuerung das alte Gasthaus abge- brochen und ein dorfgerechter Parkplatz für die Kirchenbesucher geschaffen, der auch als Festplatz für die Dorfgemeinschaft dient. In einem liebevoll renovierten Fachwerkhaus werden für Urlauber Ferienwohnungen an- geboten. Ein weiteres leerstehendes Sand- steingebäude wurde von einer jungen Fami- lie mit viel Liebe zum Detail saniert. Weitere Eigentümer haben ihre privaten Anwesen während der Dorferneuerung ebenfalls Landrat: Hermann Hübner restauriert, wodurch das Ortsbild deutlich Bürgermeister: Thomas Kreil aufgewertet worden ist. Der über dem Landesdurchschnitt liegende Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Hubert Adam Anteil der Bevölkerung unter 18 Jahren zeugt von einem vitalen Dorf mit großem Entwick- Einwohnerzahl: 106 lungspotenzial. Der gemeindliche Kindergar- Gemarkungsfläche: 1126 ha ten ist in Emtmannsberg, die Schulkinder Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja werden in die Nachbarkommune Weiden- Betriebe in der Landwirtschaft berg gefahren. Vollerwerbsbetriebe: 2 In dem früher rein landwirtschaftlich gepräg- Nebenerwerbsbetriebe: 0 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 8 ten Dorf gibt es noch zwei Vollerwerbsbetrie- be mit Milchwirtschaft und Rindermast. Einer der Betriebe besitzt eine Biogasanlage, die mit Gülle, Stallmist und Mais- bzw. Grassilage „gefüttert“ wird. Die Anlage speist täglich 6000 KW Strom in das Netz des Bayernwerkes 1. Entwicklungskonzepte und ein und versorgt neben dem eigenen wirtschaftliche Initiativen

Zwischen Frankenalb und Fichtelgebirge liegt nahe der Kreisstraße BT 17, ungefähr 16 km von Bayreuth entfernt, der attraktive Wohnort Birk mit seinen 109 Einwohnern. Die umfangreiche Dorferneuerung und der Neu- bau der Kanalisation mit der zentralen voll- biologischen Kläranlage haben die Infrastruk- tur des Ortes auf vollkommen neue Füße gestellt. Die Wasserversorgung wird vom Zweckverband Seybothenreuther Gruppe abgesichert. Für ein kleines Wohnbaugebiet ist der Bebauungsplan in Auftrag gegeben. 19 Anwesen weitere neun Haushalte im Ort mit geben. Der direkt ans Pfarrhaus angebaute regenerativer Energie. Pfarrsaal bietet sowohl Kinder- und Senioren- Seit August 2016 verfügt Birk über eine Breit- gruppen als auch dem Frauensingkreis, dem bandanbindung mit einer Datenrate von Männergesangverein und dem Posaunen- 30 bis 50 Mbit/s. Durch eine energetische chor genügend Raum für Proben und Veran- Sanierung und die Realisierung der Barriere- staltungen. freiheit soll das Dorfgemeinschaftshaus, das Darüber hinaus steht den Vereinen noch auch Anlaufstelle für Verwaltung und Bürger- das 1980 erbaute Gemeinschaftshaus zur meistersprechstunde ist, weiter aufgewertet Ver ­fügung, das bei Bedarf bewirtschaftet werden. wird. Mitgliederstärkster Verein ist die Dorf- gemeinschaft Birk e. V. mit 91 Mitgliedern,

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Die Kirchengeschichte des kleinen Pfarrorts Birk, der auch Sitz des Pfarramts der Evang.- Luth. Kirchengemeinde Birk- ist, reicht noch in die Zeit vor Gründung des Bistums Bamberg im Jahr 1007 zurück. Ge- schichtsbewusstsein wird in Birk groß ge- schrieben. Am Aufgang zur Kirche, die 1783/84 als eine der letzten im Markgrafenstil errichtet wurde, befinden sich zwei Tafeln, die einen kurzen Abriss zur Ortsgeschichte 20 die die meisten Veranstaltungen ausrichtet, 3. Baugestaltung und -entwicklung darunter die Kirchweih, das Maibaumaufstel- len und das Kanzfeuer. Vor Ostern lädt die Das Dorf Birk ist siedlungsgeschichtlich ein Dorfgemeinschaft alle Kinder zur „Sams- von der landwirtschaftlichen Nutzung ge- tag-Morgen-Werkstatt“ ein, um das Dorf für prägtes Haufendorf mit typischen Hakenhof- die Feiertage schmuckvoll zu gestalten (z. B. anlagen. Die stattliche Markgrafenkirche Osterbrunnen). Den Kindern steht außerdem prägt den oberen Dorfplatz. Dieser Platz ein gut ausgestatteter Spiel- und Bolzplatz wurde im Rahmen der Dorferneuerung neu BIRK zur Verfügung. gestaltet und ist heute ein beliebter Treff- Durch vielfältige Angebote für Jung und Alt, punkt. Vorbildlich sind die dabei durch­ sei es von der Kirchengemeinde oder der geführten Entsiegelungsmaßnahmen von Dorfgemeinschaft initiiert, gelingt es genera- Flächen, die bisher mit Asphalt versehen tionenübergreifend fast alle Bewohner anzu- waren. Möglich wurde diese Gestaltung sprechen und an die Dorfgemeinschaft zu durch einen geplanten Rückbau von Gebäu- binden. Die Theatergruppe Birk e. V. erarbei- den, die schon lange leer standen. tet jedes Jahr ein neues Stück. Die bei den Die Anstrengungen der Gemeinde Emt- Vorführungen erzielten Erlöse werden wohl- mannsberg, im Rahmen des interkommuna- tätigen Zwecken gestiftet. Über das SiSoNetz len Projektes „Dorf vital“ dem Leerstand in sind alle sozialen Aktivitäten im Bereich der den Dörfern gezielt entgegenzuwirken, sind Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg ver- am oberen Dorfplatz in Birk städtebaulich netzt, so auch die in Birk. Mit mehr als 40 akti- und funktional sehr gut umgesetzt worden. ven Frauen und Männern ist die Freiwillige Auch der untere Dorfplatz ist als Maßnahme Feuerwehr Birk die stärkste Einsatzgruppe in der Dorferneuerung neu gestaltet worden. der Gemeinde Emtmannsberg. Hervorzuheben ist die ökologische Gestal- tung des Almosbaches. Der Abbruch von ortsbildprägenden Gebäu- den hat den städtebaulichen Raum verän- dert. Durch gezielte Maßnahmen sollten die städtebaulichen Raumkanten wieder herge- stellt werden. Neben der Pfarrkirche sind einige ortsbild- prägende und denkmalgeschützte Gebäude besonders vorbildlich saniert worden, wie z. B. das Haus Nr. 17, ein ehemaliges Wohn- stallhaus, das mit ortstypischen Materialien

21 gestaltet worden ist. Besonders gelungen ist entstanden. Die Parkplätze sind als wasserge- auch die Sanierung des Hauses Nr. 12 – ein bundene Wegeflächen ökologisch sinnvoll Frackdachhaus mit Fachwerk. gestaltet und mit einer Grünanlage umrahmt. Zentraler Treffpunkt im Dorf und Mittelpunkt Diese Pflanzung aus Stauden und Kleinsträu- vieler sozialer und kultureller Aktivitäten ist chern sollte noch um eine Baumreihe ent- das mehr als 30 Jahre alte Gemeinschafts- lang der Parkplätze ergänzt werden, um dem haus mit rund 120 Plätzen. Im Rahmen des Platz eine Struktur zu geben. Förderprogramms KIP wird es barrierefrei In der Dorfmitte wurden für Baumpflanzun- und energetisch saniert. gen lediglich kleinkronige Gehölze wie Rot- Die Zielstellung Innenentwicklung vor Außen­ dorn und Feldahorn verwendet. Es sollten entwicklung wird bisher gut umgesetzt. Mit deshalb an geeigneten Stellen großkronige, den vorhandenen Siedlungsflächen und im Alter markante Bäume nachgepflanzt Potenzialen wird behutsam umgegangen werden. und Stück für Stück werden Leerstände im Der durch die Bürger freigelegte Almosbach Ort revitalisiert. wertet mit seinem modernen Edelstahl-Gelän- der den Ort auf und lädt die Kinder zum Spie- len mit dem Element Wasser ein. Der Zugang zum Bach könnte durch eine Erneuerung der Treppe einladender gestaltet werden. 4. Grüngestaltung und -entwicklung Der Friedhof in Hanglage bietet einen wun- derschönen Ausblick in die umgebende Die Dorferneuerung in Birk ist mit gutem Er- Landschaft. Durch die Ausbildung der Geh- gebnis abgeschlossen. Das Ortsbild wurde wege mit Rasengittersteinen und der die durch die Entsiegelung und Neustrukturie- rung der Flächen sowie die Anlage von Grün- flächen enorm aufgewertet. Fußwege und Plätze wurden als Pflasterfläche ausgebildet und der Fahrbahnverlauf der Straße durch ei- ne Einfassung gekennzeichnet. Besonders positiv ist die Anlage von Schotterrasen­ flächen in den Randstreifen der Straße und an den Aufenthaltsbereichen zu werten. Die Gestaltung des Oberen Dorfplatzes ist sehr gut gelungen. Hier ist ein schöner Auf- enthaltsbereich und Treffpunkt im Ort

22 BIRK

Gräber umgebenden Rasenfläche bietet der eine gute Bepflanzung lässt sich das Gebäu- Friedhof eine hohe Aufenthaltsqualität. Um de besser einbinden. Von Norden her sollte diese auch an einem heißen Sommertag ge- das gesamte landwirtschaftliche Anwesen nießen zu können, ist die Pflanzung eines eingegrünt werden. Baumes in Kombination mit einer Sitzbank zu Rund um Birk besteht ein Spannungsfeld zwi- empfehlen. Die vorgesehene Anlage von schen mit Gehölzgruppen durchsetzten Urnenerdgräbern um einen symbolkräftigen Grünlandhängen und großen Ackerflächen Baum ist zukunftsorientiert. um die Kreisstraße. Der Almosbach zieht sich Ein sehr schönes Merkmal von Birk sind die gut begrünt durch das Tal. Reste ehemaliger vielen Nutzgärten für den Eigenanbau von Steinbrüche gliedern die Flächen in dem Gemüse und Obst. Auch die häufig als Schot- Taleinschnitt. terflächen ausgebildeten Zufahrten und die In der Flur Birk befasst man sich im besonde- begrünten Hofflächen der privaten Anwesen ren Maße mit Erosionsvermeidung. Viele sind vorbildhaft. Steillagen und Gewässerstreifen sind in Grün- land umgewandelt. Fischteiche entlang dem Almosbach wurden aufgelassen und der Natur überlassen. Es ist ein Flurneuordnungs- verfahren mit dem Ziel der Fluranreicherung 5. Dorf in der Landschaft und Bodensicherung eingeleitet. Dabei sollte eine Biotopverbesserung für das Niederwild Die Gemeinde Emtmannsberg hat einen Flä- mit dauerhaften Rebhuhnstreifen usw. vor- chennutzungsplan mit einem integrierten genommen werden. Landschaftsplan. Die Ortschaft hält mit der Eine Kartierung von Kulturlandschaftsele- Bebauung grundsätzlich die natürlichen menten wie die noch vorhandenen Steinbrü- Grenzen der Talmulde ein. Der Kirchturm che, Hohlwege und Altstraßen wird ange- kann optisch noch die Bebauung überragen. regt, um die Eigenart der besonderen Hohlwege bilden den Übergang zwischen Landschaft besser zu erfassen und die Grund- Flur und Ort. Einzelhöfe wie die Fickmühle lage für eine ortsbezogene Heimatpflege zu fügen sich durch gute Begrünung in die legen. Ein zugänglicher Belegsteinbruch Landschaft ein. könnte veranschaulichen, dass viele Gebäu- Der landwirtschaftliche Betrieb sowie der de aus örtlichem Stein gebaut wurden. Kfz-Betrieb sind in das Gelände eingescho- Die vorhandenen Bäume sollten durch recht- ben. Das neue landwirtschaftliche Wohnhaus zeitiges Aufasten zukunftsfähig gemacht wer- liegt über der bisherigen Baugrenze. Durch den, um auch das Lichtraumprofil herzustellen. 23 BRUNN

24 SILBER Biogasanlage kräftig expandiert. Zwei Nebenerwerbslandwirte betreiben noch Brunn Milchwirtschaft, weitere im Zuerwerb Acker- und Waldbau. Markt Heiligenstadt i. Ofr. Landkreis Bamberg Die Flurneuordnung hat gute Grundlagen für die Bewirtschaftung der Flächen sowie für die Errichtung einer gemeinschaftlichen Maschinenhalle geschaffen. Diese wurde in der Zwischenzeit von der Dorfgemeinschaft mit großer Eigenleistung auch zu einer Fest- halle umfunktioniert, in der u. a. die traditio- nelle 5-Tage-Kirchweih stattfindet. Aus dem Erlös werden viele Anschaffungen, Gestal- tungsmaßnahmen und auch die Unterhal- tung des Dorfgemeinschaftshauses finan- ziert. Damit nimmt Brunn die Entwicklung des Dorfes selbst in die Hand. Eigenleistung wird in Brunn groß geschrie- ben: In vielen Arbeitsstunden und auch mit Landrat: Johann Kalb enormen Eigenmitteln wurde das ehemalige Bürgermeister: Helmut Krämer Haus der Bäuerin zum Dorfgemeinschafts- haus umgestaltet. Durch Abriss der ehemali- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra gen Milchsammelstelle in der Ortsmitte wur- Klemisch,Claudia Kühnel de Raum geschaffen für einen schmucken Dorfplatz. Die alte Schule wurde entfernt und Einwohnerzahl: 120 an deren Stelle entstanden sechs eingegrün- Gemarkungsfläche: 557 ha te Parkplätze für die Kirchenbesucher. Das Dorferneuerung / Städtebauförderung: nein durch einen Blitzschlag zerstörte Feuerwehr- Betriebe in der Landwirtschaft gerätehaus wurde kostengünstig neu und Vollerwerbsbetriebe: 3 Nebenerwerbsbetriebe: 15 größer aufgebaut. Betriebe in Industrie und Gewerbe: 0 Die Wasserversorgung wird durch den Zweckverband „Poxdorfer Gruppe“ abgesi- chert. Im Jahr 2009 wurde die Wasserleitung komplett erneuert und in diesem Zuge auch die Abwasserbeseitigung geregelt. Für diese 1. Entwicklungskonzepte und Maßnahmen und den Bau einer Kläranlage wirtschaftliche Initiativen

Das Kirchdorf Brunn liegt im Hochjura zentral im Städtedreieck Bamberg-Forchheim-Bay- reuth. Brunn hatte in seiner Hochphase bis zu 200 Einwohner, die auf derzeit 125 zurückge- gangen sind. Die bis dahin selbständige Ge- meinde wurde 1972 freiwillig im Rahmen der Gebietsreform in den Markt Heiligenstadt i. Ofr. eingegliedert. Früher war das Dorf rein landwirtschaftlich geprägt. Von den ehemals 25 Vollerwerbs­ betrieben ist nur noch einer übrig geblieben, der durch Zupacht, Schweinemast und 25 wurden die Grundstückseigentümer mit im- sonntäglichen Gottesdienst hinaus seitdem mensen Herstellungsbeiträgen (54 € pro qm kaum beeinträchtigt. Neben den kirchlichen Geschossfläche!) belastet. Festen bildet die Kirchweih im Jahreslauf den Die Biogasanlage des Haupterwerbslandwir- Höhepunkt der Festivitäten und zieht auch tes am Ortsrand erzeugt im Jahr durch- viele Menschen von auswärts an. schnittlich 1,4 Mill. kWh Strom. Mit der anfal- Der kleinen, aber sehr aktiven Dorfgemein- lenden Abwärme werden zehn Anwesen und schaft gelang es, den ursprünglichen Charak- das Dorfgemeinschaftshaus kostengünstig ter über den Strukturwandel hinweg zu be- mit Energie versorgt. wahren, trotz des Verlustes der meisten landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe. Das Dorf konnte somit behutsam den Anfor- derungen eines zeitgemäßen örtlichen Ge- meinschaftslebens angepasst werden. Auch 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten die Senioren wurden nicht vergessen, indem im Rahmen der Aktion „alle 100 m eine Bank“ Das kleine evangelische Pfarrdorf Brunn ver- auch an mehreren schönen Stellen Verweil- fügte bis 1972 noch über eine besetzte Pfarr- plätze geschaffen wurden. Ein Bürgerbus der erstelle. Seit dieser Zeit wird die weiterhin ei- Marktgemeinde fährt das Dorf zweimal pro genständige Kirchengemeinde vom Pfarrer Woche an und ermöglicht Besorgungen für einer der evangelischen Nachbarkirchen­ alle, die über kein eigenes Fahrzeug verfü- gemeinden mit betreut (gegenwärtig Auf- gen. Seit der Schließung der Schule 1969 ge- seß). Mit Posaunenchor und Kirchenchor, die hen die Grundschulkinder nach Heiligen- sich aus Musiker/-innen und Sänger/-innen stadt, wohin sie ein Bus bringt. aus Brunn und Aufseß zusammensetzen, ist Einziger Verein im Dorf ist die Freiwillige Feu- das kirchliche Leben auch über den erwehr. Das durch einen Blitzeinschlag 26 zerstörte Feuerwehrhaus wurde als Neubau die eine geschlossene Dachlandschaft bil- mit Trockenturm durch sehr viel Eigen­ den. Große Scheunen markieren den Orts- leistung an derselben Stelle wieder erbaut. rand ebenso wie Streuobstbäume und ge- Für die Kirchweihfestlichkeiten steht die gro- pflegte Nutzgärten. ße Gemeinschaftshalle für Landmaschinen Identifikation mit der Baukultur und vor al- als Festhalle zur Verfügung, die im Zuge der lem das große ehrenamtliche Engagement Flurbereinigung 1978 erbaut wurde. Zwar der Dorfbewohner bei der Gestaltung ihrer wird nur noch ein landwirtschaftlicher Betrieb gemeinschaftlich genutzten Gebäude und im Haupterwerb geführt, jedoch ist der Platz- Freiflächen sind wichtige Potenziale für die bedarf an Unterstellfläche für Maschinen bauliche Weiterentwicklung des Ortes. relativ groß. Dies ist bedingt durch den Wald- Der funktionale Wandel des Dorfes spiegelt BRUNN reichtum in der Umgebung und die Tatsache, sich in den zentralen Platzbereichen wider. dass noch zahlreiche Familien ihre Flächen Der Platz in der Ortsmitte mit dem Haus der selbst bewirtschaften. Mit der Gemein- Bäuerin und der Bushaltestelle (auch für den schaftshalle mussten die Einzelnen keine Bürgerbus) ist mit sehr viel Eigenleistung um- individuellen Unterstellflächen schaffen. Den gestaltet worden und somit weiter beliebter Mittelpunkt des dörflichen Lebens bilden Treffpunkt der Dorfgemeinschaft und Mittel- neben der Kirche der Dorfplatz und das auch punkt des dörflichen Lebens. für gastronomische Zwecke ausgestattete Auch der zentrale Platz um die St. Stephans- Dorfgemeinschaftshaus, das mittwochs kirche wurde neu gestaltet und den funktio- durch die Dorfgemeinschaft bewirtschaftet nalen Anforderungen angepasst. Die Kirche, wird. 1982 bis 1985 umfassend saniert, beein- druckt im Innenraum mit einer sehr schönen Schablonenmalerei.

3. Baugestaltung und -entwicklung

Die Ortschaft Brunn ist siedlungsgeschicht- lich ein bis heute landwirtschaftlich gepräg- tes Haufendorf auf dem Jura. Funktion und Gestaltung der Hofanlagen sind regional­ typisch. Ortsbildprägend sind die roten Tonfalzziegel- dächer, teilweise mit Photovoltaikanlagen,

27 Da es in Brunn keine Gastwirtschaft mehr Gemeinde mit der Bereitstellung von Materi- gab, wurde im Rahmen der Flurbereinigung alien unterstützt. In Eigenleistung durchge- am Ortsrand eine große Festhalle mit viel führte Projekte sind durchweg sehr gelun- Eigenleistung der Dorfbewohner errichtet. gen. 1450 Helferstunden waren nötig, um im Ort Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Neu­ ein neues Feuerwehrhaus zu bauen. Gestal- gestaltung des Dorfplatzes. Durch die terische Akzente für das schlichte, graue Neugliederung des Platzes, die Verwendung Gebäude werden durch die rot gefassten von dorfgerechten Materialien und eine gute Fenster, die Eingangstür und das große Tor Begrünung ist ein Treffpunkt mit hoher gesetzt. Aufenthaltsqualität in der Ortsmitte entstan- Eine bauliche Entwicklung des Dorfes voll- den. zieht sich im bescheidenen Umfang im Rah- Der Vorplatz der Kirche wurde ebenfalls men einer Innenentwicklung. Neubauten durch die Dorfgemeinschaft neu angelegt. stehen in Nachbarschaft zu historischen Eine gute Strukturierung der Fläche und die Gebäuden. Anlage der Parkplätze mit Rasenfugenpflas- ter sind erfreulich. Lediglich eine Baumpflan- zung zur Abgrenzung dieses Platzes im Randbereich wäre wünschenswert. Als eine Besonderheit im Dorf ist der „grüne 4. Grüngestaltung und -entwicklung Friedhof“ zu nennen. Dieser ist sehr gut mit Obstbäumen, einer großen Linde und heimi- Die Brunner Bürger nehmen auch die Gestal- schen Sträuchern eingegrünt. Ein Verzicht tung der öffentlichen Freiflächen ihres Ortes auf befestigte Wege, die Vorgabe einer ein- in die Hand und werden dabei durch die heitlichen Gestaltung ohne Grabeinfassun- gen in der Friedhofsatzung, die Einteilung der Friedhofsquartiere durch niedrige Heckenpflanzungen sowie der grüne Rasen auf der gesamten Fläche machen den Fried- hof zu einem stimmigen, schönen Ort. Die privaten Vorgärten in der Durchfahrt­ straße wirken durch eine ansprechende krautige Bepflanzung ohne Einfriedung posi- tiv in den öffentlichen Raum. Als Haus- und Hofbäume werden häufig Walnussbäume und weitere Großbäume verwendet.

28 In den Seitenstraßen sind stark versiegelte Der Kalk als Untergrundgestein hat viele Asphaltflächen im öffentlichen Bereich vor- Hohlräume und leitet Nährstoffverfrachtun- handen. Diese sollten in den Randbereichen gen schnell in den Untergrund ab. Deshalb ist aufgebrochen und begrünt werden, um auch ein Großteil der Feldflur in das Kulturland- in diesen Bereichen ein schönes Ortsbild zu schaftsprogramm aufgenommen, um durch schaffen. lange Bodenbedeckung, weite Fruchtfolge Am Ortsrand von Brunn wird die fränkische und gezielte Düngung den Austrag in das Gartenkultur gepflegt. Dies zeigt sich durch Grundwasser stark zu verringern. Es sind die angelegten Obstbaumreihen und den noch ein Haupt- und 15 Nebenerwerbsland- Anbau von Gemüse auf Ackerstreifen. Arten- wirte tätig. Die anderen Grundbesitzer haben reiche Wiesen sind vorhanden und stellen verpachtet, bewirtschaften jedoch noch ih- BRUNN Lebensraum für Insekten und weitere Tiere ren Wald und sind so an der Landbewirtschaf- dar. tung beteiligt. An einigen Stellen, insbeson- dere im Schlagschatten von Wäldern, wurden Wildäcker als Wildäsungsflächen angelegt. An den Rainen sind viele Wiesenblumen und an den Waldrändern Trockensaumpflanzen 5. Dorf in der Landschaft zu beobachten. Oft gibt es sehr scharfe Kan- ten zwischen Acker und Wald. Hier sollten die Brunn als ein Gemeindeteil der Stadt Heili- Waldränder zugunsten der Saumpflanzen genstadt liegt im Naturpark Fränkische aufgelichtet werden. Schweiz – Veldensteiner Forst. Vor allem der Die Grundbesitzer lassen traditionsgemäß Wald ist Landschaftsschutzgebiet. Das Hau- die für die Fränkische Schweiz wichtigen fendorf schart sich in einer Geländemulde Wanderschäfer durchtreiben. Ein Trocken­ um den ehemaligen Dorfanger. Die Kirche rasen wird von einem Koppelschäfer von aus- steht südlich davon als geistiges Zentrum auf wärts beweidet. der Anhöhe am Dorfrand und ist vom Fried- Zurzeit wachsen schon die Sämlinge der hof umgeben. Die natürlichen Grenzen wer- Sylphie, die auf einzelnen Flächen den Mais den nur von dem Aussiedlerhof im Norden als Gärsubstrat ablösen sollen. überschritten. Die Flur wird durch Feldge­ Die Hauptwege sind mit Obstbäumen be- hölze von nichtackerbaren Felsgruppen ge- pflanzt. Der früher dichte Obstbaumgürtel ist trennt. Die Hänge zum Leiterbachtal sind mit noch an vielen Stellen vorhanden. Die alten einem hohen Anteil an Buche und Ahorn Bäume bedürfen oft der Pflege. Nachpflan- bestockt. zungen sollten in den Obstgärten, an den Wegen sowie am Aussiedlerhof erfolgen.

29 HARSDORF

30 GOLD Einwohnerentwicklung zu stoppen. Die weitere bauliche Entwicklung muss nun auf Harsdorf Grund der exponierten Lage zwischen Auto- bahn A70 und der Eisenbahnlinie Bay- Gemeinde Harsdorf Landkreis Kulmbach reuth-Kulmbach vorsichtig angegangen werden. Deshalb wird auch besonderer Wert auf die Innenentwicklung gelegt. Drei Leer- stände konnten wieder der Wohnnutzung zugeführt werden. Durch den Ankauf des ungenutzten Bahnhofsgebäudes und die Umgestaltung zu einem Gesundheitsbahn- hof mit Arzt- und Physiopraxis sowie zwei barrierefreien Wohnungen hat der Gemein- derat Mut und Weitsicht bewiesen. Diese beispielhafte Leerstandsbeseitigung hat der Gemeinde nicht nur wieder einen Arzt, son- dern auch schon mehrere Preise eingebracht. Im Rahmen der von 1990 bis 2005 durchge- führten Dorferneuerung wurden mit starkem Landrat: Klaus Peter Söllner bürgerschaftlichem Engagement wesentliche Bürgermeister: Günther Hübner positive Entwicklungen und gestalterische Verbesserungen erreicht. Dazu kommen viele Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Friedhelm Haun gelungene Grünmaßnahmen, die Anlage und Gestaltung des Festplatzes am westlichen Einwohnerzahl: 780 Ortsrand sowie viele private Maßnahmen. Gemarkungsfläche: 1125 ha Die Gemeinde Harsdorf ist Mitglied in der Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Betriebe in der Landwirtschaft „Fränkisches Markgrafen- und Bischofsland“. Vollerwerbsbetriebe: 0 Die Gemeinde ist zudem Pate für den Frei- Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 9 zeitweg „Markgräflicher Klosterweg“. Auch im privaten Bereich gibt es beispielhafte Ent- wicklungen: Aus der alten Dorfschmiede mit kleiner Landwirtschaft entstand die „Natur- kräuterschmiede“ mit gastronomischer Aus- richtung für Kindergeburtstage und Famili- 1. Entwicklungskonzepte und enfeiern. wirtschaftliche Initiativen

Die Ortschaft Harsdorf mit ihren 775 Einwoh- nern liegt im schönen Trebgasttal am Fuße des Laitscher Waldes und ist 14 km von der Kreisstadt Kulmbach sowie 12 km von der Universitäts- und Festspielstadt Bayreuth entfernt. Es bestehen sehr gute Bahn- und Straßenanbindungen durch die Bahnlinie Bayreuth-Neumarkt, die Staatsstraße 2183 und die Autobahnen A9 und A70. Durch die Ausweisung von vier größer­en Baugebieten zu Beginn der 90er Jahre wurde versucht, die damals rückläufige 31 Die Landwirtschaft entwickelt sich entspre- Strom durch Betreibung eines Blockkraftwer- chend dem allgemeinen Trend rückläufig. Es kes mit Pflanzenöl und Wärmepumpe. Zu- gibt nur noch wenige Nebenerwerbsbetrie- sammen mit der regenerativen Stromerzeu- be und die meisten Flächen werden von gung aus der Windkraftanlage Altenreuth Landwirten aus der Umgebung bearbeitet. und vielen Dachphotovoltaikanlagen macht Harsdorf ist trotzdem mit etwa hundert so­ sie Harsdorf zu einem energieautarken Dorf. zialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in Handwerk und Dienstleistung gut auf­ gestellt. Hervorzuheben sind die weltweit tätige Computerfirma ROBOTIF und die seit etwa 1883 im Ort angesiedelte Harsdorfer 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Malzfabrik. Letztere setzt auch Akzente bei der Erzeugung von umweltfreundlichem Einen großen Entwicklungsschritt konnte Harsdorf seit der letzten Teilnahme am Dorf- wettbewerb im Jahr 2011 mit dem Projekt „Gesundheitsbahnhof“ machen, das für das soziale Leben eine weitere Verbesserung bringt. Der nach wie vor bestehende gute Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr macht den Ort für Menschen jeder Alters- gruppe als Wohnort attraktiv. Durch die Erweiterung der Kindertagesstätte um eine Krippe und die relativ kurzen Wege zu den Schulstandorten Trebgast, Neudros- senfeld und Kulmbach bzw. Bayreuth ist die Situation in Harsdorf für junge Familien sehr günstig. 32 Aber auch für die mittlere und ältere Genera- Durch verschiedene Aktionen des Obst- und tion bietet der Ort sehr gute Angebote, so- Gartenbauvereins und der „Naturkräuter- wohl was die deutlich verbesserte Versor- schmiede“ der Familie Feulner wird spiele- gung im Gesundheitsbereich und mit Dingen risch das Verständnis für und die Liebe zur des täglichen Bedarfs betrifft als auch die Natur bei Kindern und Jugendlichen geför- Angebote der Vereine. Für die Senioren wä- dert und dafür gesorgt, dass sie im Erwachse- ren hier vor allem der VdK, der Seniorenbeirat nenalter immer ein Gefühl für den besonde- und die Kirchengemeinde zu nennen, die ren Wert dieser Ressource für das Leben auf gemeinsam die Herausforderungen des dem Land haben. demographischen Entwicklungsprozesses annehmen und durch den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer Ausflüge, Veranstal- tungen und Hilfe im Alltag organisieren. Weiterhin sehr zukunftsorientiert und mit 3. Baugestaltung und -entwicklung guter Mitgliederentwicklung präsentieren sich die Vereine im Sport- und Kulturbereich. Harsdorf wurde vor mehr als 600 Jahren erst-

Wichtige Impulse kann der Förderverein mals urkundlich erwähnt. Zentraler Bereich HARSDORF Kinder und Jugend geben, der mit drei des historischen Haufendorfes ist die Mar- Jugendbeauftragten vor allem durch die tinskirche von 1765. Im Rahmen eines von Ferienbetreuung, die Zusammenarbeit mit 1990 bis 2005 durchgeführten Dorferneue- der Kindertagesstätte und die Organisation rungsverfahrens konnte eine Vielzahl von verschiedener Jugendveranstaltungen sehr öffentlichen und privaten Maßnahmen in nahe am Puls der Zeit und damit an den Harsdorf umgesetzt werden. Wünschen und Bedürfnissen der nachwach- Dabei wurden viele Straßen und Platzräume senden Generation ist. funktional und gestalterisch aufgewertet und sind heute ortsbildprägend. An die Altort- siedlung von Harsdorf schließen sich vier Baugebiete an. Ein weiteres Baugebiet mit zwei Bauabschnitten ist geplant. Die Neu- baugebiete integrieren sich gut in die städte- bauliche Struktur und sind sehr unterschied- lich gestaltet. Innerörtliche Fußwege stellen die Verbindung vom Altort in die Neubauge- biete her. Im Dorfkern und in den Siedlungsgebieten gibt es kaum Leerstände. Aufgrund der

33 und zur Gestaltung der Außenanlagen sind vorgesehen. Beeindruckend ist die Sanierung der Mark­ grafenkirche. Von 2012 bis 2014 wurden für eine Million Euro aufwändige Turmdach- und Deckensanierungen des Kirchenschiffes durchgeführt. Die Kirche erstrahlt im neuen Glanz und ist Mittelpunkt des kirchlichen Lebens.

4. Grüngestaltung und -entwicklung

begrenzten räumlichen Entwicklungsmög- Die gute Zusammenarbeit zwischen der Ge- lichkeiten setzt die Gemeinde inzwischen ge- meinde und dem Obst- und Gartenbauverein zielt auf das Thema „Innenentwicklung“. Drei ist in der Grüngestaltung von Harsdorf spür- Leerstände konnten revitalisiert werden. bar. In den letzten Jahren wurden insgesamt Neben der Kirche bestimmt die Harsdorfer ca. 200 Bäume gepflanzt. Ergebnis ist eine Malzfabrik mit ihrer städtebaulich dominan- gute Durchgrünung des gesamten Ortsberei- ten Kubatur das Ortsbild von Harsdorf. Ener- ches mit Baumreihen aus Linden, Ahorn, Kas- getische Maßnahmen und die Farbgestalt­ ung tanien, Rotdorn und Obstbäumen. Aber auch des Silogebäudes sowie der Lagerhallenneu- markante Großbäume gibt es, die Eiche am bau sind positiv zu bewerten. Edelmannshof und den Säulenpappeln an Weitere ortsbildprägende Gebäude wie der der Malzfabrik; sie wirken sich positiv auf das ehemalige Bahnhof und das Gemeinde­ Ortsbild aus. zentrum „Zur Tanne“ wurden revitalisiert und Das abgeschlossene Dorferneuerungsver- haben ganz wichtige Funktionen für die fahren ist vorbildlich gelungen. Ein gut ge- Daseinsvorsorge in Harsdorf. stalteter Dorfplatz mit Aufenthaltsbereich Das Herz der Gemeinde ist das Gemeinde­ am Dorfbrunnen ist entstanden. Randberei- zentrum „Zur Tanne“. Gastwirtschaft mit altem che der Straßen und Hausvorflächen sind mit Brauhaus, Veranstaltungssaal, Jugendraum, einer Pflanzung aus Sträuchern, Rosen, Stau- Vereinszimmer und Feuerwehrhalle – das spie- den und Rasen begrünt und erzeugen einen gelt eindrucksvoll die Funktionsviel­falt wider. dörflichen Charakter. Die Pflege der öffentli- Der Gebäudekomplex wird derzeit energe- chen Grünanlagen wird in Zusammenarbeit tisch saniert, Maßnahmen zur Barrierefreiheit von der Gemeinde, dem Gartenbauverein

34 und den Anwohnern gemeinsam geplant Auge gut und zeugt von einer intakten Land- und durchgeführt. Die privaten Anwesen schaft. weisen eindrucksvolle Wohn- und Nutz­ Das Gemeindegebiet wird vom Haselbach, gärten, viele Hausbäume und nur gering der im Nordosten von Harsdorf entspringt, befestigte Hofflächen auf. Lediglich in der nach Südwesten durchquert. Hier mündet Hauptstraße gibt es noch Teilbereiche, in de- der Bach in die Trebgast. Am Bach entlang nen man gestalterisch tätig werden sollte. finden sich immer wieder Baum- und Aufgrund der Lage des Ortes zwischen der Strauchgruppen in einem beidseitigen Ufer- Autobahn und der Bahnlinie mussten die streifen. Das Gewässer zweiter Ordnung Harsdorfer bezüglich des Lärmschutzes han- schlängelt sich durch die Auenlandschaft deln. Dies wurde durch einen begrünten und bildet mit seinen Moorbirken, Knackwei- Lärmschutzwall an der Autobahn und einem den und wilden Kirschbäumen ein Biotop, in Gehölzstreifen neben der Bahnstrecke sehr dem sich viele seltene Vogelarten beheima- gut umgesetzt. tet fühlen. Ein neugebautes Regenrückhalte- Die Neuanlage der Wegeflächen und die becken schwächt die Gefahr von Hochwasser Neupflanzung von Mehlbeerbäumen auf für den Ort ab. Im Rahmen eines Gewäs- dem Friedhof sind erfreulich. In einem nächs- serentwicklungsplanes wird die Trebgast HARSDORF ten Schritt sollte hier der Vorplatz der weiterentwickelt. Leichenhalle gestaltet werden. Harsdorf ist mit dem Trebgastradweg in das Besonders hoher Wert wird in Harsdorf auf Radwegenetz des Landkreises Kulmbach ein- die Jugendarbeit gelegt. Die Kinder- und gebunden. Die Autobahn bildet die nordöst- Jugendgruppe des Obst- und Gartenbauver- liche Ortsgrenze. Sie wirkt als störendes eins bewirtschaftet einen eigenen Garten mit Element, ein direkter Übergang in die Land- Obstgehölzen, Gemüseanbau und Blumen- schaft findet nicht statt. Durch das Aufschüt- wiese. Auf diesem Vereinsgrundstück können ten eines Walls soll nicht nur der Lärmpegel die Kinder die Natur erforschen, natürliche erheblich gemindert, sondern mit Begrü- Zusammenhänge erlernen sowie Obst und nungsmaßnahmen die direkte Konfrontation Gemüse verwerten. durch Sicht auf die Autobahn gemindert werden. Mit diesen Maßnahmen wird die Lebensqualität sicher um ein Vielfaches gesteigert. Nur drei Unterführungen, nutzbar 5. Dorf in der Landschaft mit dem Auto und als Wanderer, verbinden den nördlichen mit dem südlichen Gemein- Das Gemeindegebiet von Harsdorf wird von deteil. Dazu kommen eine befahrbare Brücke der Autobahn A70 Bayreuth-Schweinfurt fast sowie eine Fußgängerbrücke in Harsdorf. mittig in zwei Hälften, einer nördlichen und einer südlichen, unterteilt. Im Laufe der Jahre hat sich Harsdorf vom Bauerndorf zum Wohndorf entwickelt. Insgesamt untergliedert sich die gesamte Gemeindefläche von 1125 ha in etwa 48 % landwirtschaftliche Flächen und etwa 40 % Wald. Die Landschaft um Harsdorf wird im Nordwesten sowie im Südosten von Wald dominiert. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen sind kleinteilig und abwechslungs- reich strukturiert. Auf etwa 170 ha wird Getreide, auf 15 ha Erbsen, auf weniger als 10 % der landwirtschaftlichen Flächen wird Mais angebaut. Diese Abwechslung tut dem 35 HEIDELHEIM

36 GOLD In der Entwicklung des Dorfes spielt der Anger bis heute eine bedeutende Rolle. Seit Heidelheim 1750 lässt sich der dort noch existierende Gemeinschaftsgarten kontinuierlich nach- Stadt Selb Landkreis Wunsiedel weisen. Die Dorfgemeinschaft ist auf die Pflege und Nutzung zu Recht stolz. In Eigen- leistung wurde die komplette Zaunanlage des Gemeindegartens erneuert. Im vormals landwirtschaftlich geprägten Dorf gibt es nur noch einen landwirtschaft­ lichen Vollerwerbs- und drei Nebenerwerbs- betriebe. Im Ort werden Ferien auf dem Bau- ernhof und Ferienwohnungen angeboten. Auch ein attraktiver Campingplatz besteht seit 1975. Des Weiteren gibt es in dem kleinen Ort einen Getränkehandel mit Zeltverleih, einen Minibaggerverleih, einen Brennholz- verkauf, einen Verleihservice für Porzellan, Glas und Besteck, einen Holzrückebetrieb Landrat: Dr. Karl Döhler und eine Imkerei. Bürgermeister: Ulrich Pötzsch Der demografische Wandel zeigt sich auch in Heidelheim durch Rückgang der Bevölke- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Claudia Büttner rung. Die Einwohnerzahl halbierte sich in den letzten 50 Jahren. Dies hatte auch Auswir- Einwohnerzahl: 94 kungen auf die Gebäudenutzung. Leerstände Gemarkungsfläche: 327 ha wurden im gemeindlichen Leerstandskatas- Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja ter erfasst. Im Sinne einer aktiven Innenent- Betriebe in der Landwirtschaft wicklung konnten leerstehende Gebäude Vollerwerbsbetriebe: 1 zwischenzeitlich entweder neu genutzt oder Nebenerwerbsbetriebe: 3 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 4 durch Abriss beseitigt und durch einen Neu- bau ersetzt werden. Holz aus eigenen Wäldern wird für die Heizung verwertet. Elf Solar- bzw. Photovol- taik-Anlagen tragen zur positiven Energie­ bilanz bei. 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Heidelheim, ein Ortsteil der Stadt Selb, liegt auf fast 600 m Höhe und ist ein typisches Rundangerdorf mit 94 Einwohnern. Der Orts- grundriss ergab sich durch die Topografie des Siedlungsstandortes. Wegen der Lage an einer Quelle war es das Einfachste, sich halb- kreisförmig um die Quelle anzusiedeln, so dass der dort entspringende Bach zur offe- nen Seite der Siedlung hinausfließen konnte. Vom Anger verlaufen die Wege deutlich strahlenförmig in die Feldflur hinaus. Diese Form hat sich Heidelheim bis heute bewahrt. 37 Das gemeinschaftliche Obst wird von der der Dorfanger, der ursprünglich als Weide für Dorfgemeinschaft geerntet. Der erzeugte Groß- und Kleinvieh und als Gemeinschafts- Schnaps wird u. a. an die Stadt Selb verkauft. garten (u. a. zur Saatzucht) diente. Die Gar- Diese Einnahmen wiederum finanzieren die tenfunktion hat er noch heute. Auch der Dorfaktivitäten. Dorfteich besteht noch, beherbergt wie einst Der Stadt Selb wird empfohlen, mittels eines Federvieh und erfreut die Kinder als Aben- Gemeindeentwicklungskonzeptes den Fokus teuerspielplatz. Der Entenverein sorgt sich einmal speziell auf die Ortsteile zu legen. um die Sauberhaltung des Weihers. Neben dem Dorfanger ist das Vereinsheim des Zimmerstutzen-Schützenvereins, der 1965 wiedergegründet wurde, ein Treffpunk- te des gesellschaftlichen Lebens. Mit dem 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Bau des Schützenheims, das 1987 eingeweiht werden konnte, schuf der Verein eine Stätte In jahrzehntelanger kontinuierlicher Gemein- für gemeinschaftliche Veranstaltungen. Das schaftsleistung hat die Dorfgemeinschaft Heim wird jeden Freitag bewirtschaftet zum Heidelheim ihr Rundangerdorf zu einer länd- geselligen Beisammensein, kann aber auch lichen Idylle geformt, die nicht nur für die Ein- für Feierlichkeiten genutzt werden. Die Feste wohnerschaft selbst, sondern auch für die im Jahreslauf liegen meist in der Verantwor- vielen Feriengäste zu einem Wohlfühlort wur- tung der Vereine. de, in den man immer wieder gerne zurück- Für größere Veranstaltungen steht der Kultur- kehrt und den man anderen gerne weiter- schupfen bereit, der ursprünglich als Unter- empfiehlt. Die Flur um den Ort wird noch von stellhalle für Maschinen (Minibaggerverleih) Einheimischen bewirtschaftet und gepflegt. eingerichtet wurde, aber nun auch an Mitt- Den Mittelpunkt des Orts bildet wie ehedem wochabenden ein Kulturspaßprogramm 38 bietet und für größere Veranstaltungen ge- nutzt werden kann. Wenn auch einige hun- dert Meter vom Ort entfernt, ist der gut aus- gestattete, von 1. April bis 31. Oktober geöffnete Naturcampingplatz „Halali-Park“ mit Gastronomie, zwei Ferienwohnungen und Waldschwimmbad relativ gut mit der Ortschaft vernetzt. So organisiert der Schützenverein den Kin- derfasching, das Schützenfest und das Kirchweihessen. Die Feuerwehr organisiert das Besenbrennen, das Feuerwehrfest und das Lagerfeuer. Das im zweijährigen Turnus stattfindende Kartoffelfest liegt in der Verant- wortung des Obst- und Gartenbauvereins Spielberg und Umgebung, dem die Garten- öffentlicher Raum der Ortschaft. Als einziger freunde in Heidelheim angehören. Bau steht das öffentliche Feuerwehrhaus Sehr informativ und übersichtlich angelegt inmitten der Anlage. ist die Internetseite http://www.heidelheim. Es besteht kein einziger Leerstand innerhalb de, welche bei der letzten Wettbewerbs­ des Gefüges. Die Innenentwicklung mit HEIDELHEIM teilnahme noch im Aufbau war. Nachnutzung des Bestands oder Ersatzbau- ten sowie Erkenntnisse aus dem Baulücken- kataster werden bewusst umgesetzt.

3. Baugestaltung und -entwicklung

Das Rundangerdorf inmitten des Fichtelge- birges mit Blick auf die Höhen des granitenen Hufeisens zeigt sich als äußerst kompakter Siedlungskörper harmonisch eingebettet in die sanfte Hügellandschaft. Der Dorfanger hat sich bis in die Gegenwart erhalten und ist auch in der heutigen Zeit noch das große Merkzeichen und identitätsstiftender,

39 Die historische Baustruktur wird in vorbild­ Wechselspiel von Gebäude und Grünstruktu- licher Art und Weise erhalten und gepflegt. ren, die Elemente Haus und Baum entfalten Für eine Baugestaltung, die zu einem einheit- eine sich gegenseitig befruchtende, positive lichen Erscheinungsbild des Dorfes führt, ist Wirkung. ein Bewusstsein entstanden. Die Hofanlagen Der Ort präsentiert sich somit in der Bauge- stellen sich in einer Hakenform dar mit gie- staltung nach dem Motto „Das Ganze ist mehr belständigen, massiven, verputzten Haupt- als die Summe der einzelnen Teile“. gebäuden als Wohn-/Stallhäuser und großen, mächtigen, holzverschlagenen Scheunen. Fenster werden in Holz, mit traditioneller Teilung ausgeführt. Auch die gestalterischen Details der Freiräume sind vorbildlich um­ 4. Grüngestaltung und -entwicklung gesetzt, beginnend mit den Freiflächen, dem Grün des Angers, den Zäunen, den Bauern- Heidelheim ist ein einladendes Dorf. Die gärten, der Bepflanzungen, den Haus­ Liebe zum Grün und zu Blumen ist überall bäumen, den Spalieren am Haus, dem Hof- sichtbar. raum, den Gärten zur Landschaft hin sowie Der großzügige Dorfanger, mit altem, den anschließenden Streuobstwiesen. Das gesundem Laubbaumbestand und dem

40 wunderbar eingegrünten Dorfteich, drückt Die teils noch vorhandenen Lücken sollten dem Ort seinen grünen Stempel auf. Hier sind noch geschlossen werden. der „Rechtler-Garten“ zu finden, die liebevoll Im Gemeindegebiet finden sich Magerwie- gepflegte Gemeinschaftsgartenanlage des sen, Feuchtwiesen, Blumenwiesen sowie Dorfes sowie der gut idyllische Weiher. Nass- und Feuchtflächen. Die Steinselb wurde Der große Rechtlergarten wird von vielen als FFH-Gebiet ausgewiesen, um die Perl­ Bürgern zum Anbau von Gemüse genutzt. muschel zu schützen. Die Flächen an der Da aber auch viele Blumen und Beeren­ Steinselb und dem Leutenbach werden im sträucher dort zu finden sind, wirkt er wie ein Rahmen von Vertragsnaturschutz- und KU- übergroßer Bauerngarten. Der einfache LAP-Programm extensiv bewirtschaftet. Zur Lattenzaun des Gartens findet auch im priva- Zeit der Begehung blühte das Rote Strauß- ten Bereich fast überall Anwendung. gras, das für bunte Flecken im üppigen Grün Wohltuend sind auch die blühenden Wiesen- sorgte. flächen hier und im ganzen Dorf. Die teils weitläufigen Maisflächen weisen auf Die meisten Hofstellen sind entsiegelt und die Biogasanlagen in Steinselb hin. Die gro- viele nicht mehr benötigte Flächen wurden ßen zusammenhängenden Ackerflächen komplett zurückgebaut und begrünt. könnten mit Vernetzungselementen ökolo- Kletterpflanzen an Gebäuden sind ein gisch gegliedert werden. Eine Teilnahme an Markenzeichen von Heidelheim. entsprechenden Förderprogrammen wird

Naturnah gestaltete blühende Vorgärten, wo angeregt. HEIDELHEIM Pflanzen auch durch den Zaun wachsen dürfen, erhalten dem Ort den dörflichen Charme früherer Zeiten. Ein leuchtendes Beispiel dafür findet man beim Anwesen Hausnummer 20. Die wunderbare weitgehende Eingrünung des Ortsrandes durch eine Obstbaumreihe ist ein Alleinstellungsmerkmal des Dorfes.

5. Dorf in der Landschaft

Die Gemarkungsfläche von Heidelheim be- trägt knapp 330 ha. Davon werden etwa 182 ha landwirtschaftlich und ca. 94 ha forst- wirtschaftlich genutzt. Betrachtet man das Luftbild, erkennt man eine vielfältig struktu- rierte Landschaft mit kleineren Waldstücken in der direkten Umgebung. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen reichen bis an das Dorf, das zu fast zwei Drit- teln von einem mit Obstbäumen gesäumten Weg umgeben ist. Der umlaufende Weg fasst das Dorf wie ein Bilderrahmen ein und bildet einen harmonischen Übergang zur Feldflur. Die Wege zum Besenbrennplatz wie auch zum Campingplatz sind teilweise mit Bü- schen, Sträuchern und Bäumen bestanden. 41 LACH HE ß

42 SILBER vor. Dies wird auch von den Dorfbewohnern so gewünscht, um den dörflichen Charakter Heßlach nicht zu zerstören. Ein Zuzug muss auch aus Gründen der Wasserversorgung vermieden Markt Weidenberg Landkreis Bayreuth werden, da die privat-genossenschaftliche Wasserversorgung nur begrenzte Kapazitä- ten hat. Um ortsansässigen Bauinteressenten dennoch die Möglichkeit zum Bauen zu ge- ben, ist der Fokus auf die Innenentwicklung gelenkt. Dies wiederum ist Grund dafür, dass es in Heßlach keine Leerstände gibt. Durch diese Initiativen hat sich Heßlach bis heute seinen dörflichen Charme bewahrt. Einige der sehenswerten Bauernhäuser sind bereits prämiert worden. Maßnahmen der Dorferneuerung wurden in den 90er Jahren durchgeführt. Ziel war es, das Ortszentrum zu erhalten und durch Na- tursteinpflasterungen hervorzuheben. Dies Landrat: Hermann Hübner schafften die Heßlacher durch die Neugestal- Bürgermeister: Hans Wittauer tung der Ortsstraße und des Dorfplatzes so- wie mit Errichtung eines Dorfbrunnens. Mit Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Hubert Adam einiger Patina kommen diese Maßnahmen auch noch nach Jahren gut zur Geltung. Einwohnerzahl: 83 Mit der Dorferneuerung ist auch die Dorfge- Gemarkungsfläche: 6894 ha meinschaft noch stärker zusammen gewach- Dorferneuerung / Städtebauförderung: nein sen, woraus sich der Verein „Dorfgemein- Betriebe in der Landwirtschaft schaft Heßlach e. V.“ im Jahre 1995 gegründet Vollerwerbsbetriebe: 1 hat. Der große Zusammenhalt der Dorfge- Nebenerwerbsbetriebe: 0 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 1 meinschaft quer durch die Generationen zeigt sich auch im erbauten Dorfgemein- schaftshaus mit Spiel- und Bolzplatz, welches Treffpunkt für Veranstaltungen aller Art ist.

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Heßlach ist mit seinen seit Jahren konstant 83 Einwohnern ein ländlich geprägter Ortsteil der Flächengemeinde Markt Weidenberg im Naturpark Fichtelgebirge. In Weidenberg gibt es einen Bahnanschluss, der im Stundentakt nach Bayreuth fährt. Der Markt Weidenberg ist aktives Mitglied der ILE Frankenpfalz im Fichtelgebirge, welche interkommunale Ent- wicklungen konzipiert und umsetzt. Der aktuelle Flächennutzungsplan mit Land- schaftsplan (Stand 2002) sieht in der Ortsent- wicklung für Heßlach keine Neubaugebiete 43 Auch der 40 ha große Rechtlerwald wird tra- Gastronomie. Dort werden generationen- ditionsgemäß in Eigenregie bewirtschaftet. übergreifend gemeinsame Aktionen, Famili- Die örtliche Wege- und Pflegegemeinschaft enausflüge und andere Veranstaltungen auf kümmert sich um die Unterhaltung der den Weg gebracht. Lange Tradition und Be- Wege. deutung unter den gemeinsamen Aktivitä- In Eigenleistung wurden der Hochbehälter ten hat der Fasching, an dessen Ausgestal- der privaten Wasserversorgung 2013 auf den tung sich etwa die Hälfte der Einwohnerschaft neuesten Stand der Technik gebracht und die beteiligt. Der vielleicht kleinste Faschingszug eigene Quelle 2015 saniert. Ebenso wurde weit und breit erzielt durch seine Originalität ein Löschwasserbehälter in der Ortsmitte ein- sogar überörtliche Aufmerksamkeit. gebaut. Dies alles zeugt vom großen Willen und von der Eigenständigkeit der Ortsbe- wohner, wenn es um die Weiterentwicklung Heßlachs geht.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Zentrum des sozialen und kulturellen Lebens ist das Dorfgemeinschaftshaus, das die „Dorf- gemeinschaft Heßlach e. V.“ mit viel Eigenleis- tung errichtet hat. Dieses ist eine eingetrage- ne Schankwirtschaft und ersetzt die fehlende 44 Für die Dorfjugend stehen ein schöner öffentlichen Bereiche wie den Ortsstraßen, Spielplatz und ein Bolzplatz zur Verfügung. des Platzes an der Dorflinde mit Backhaus Für die Senioren findet einmal pro Jahr eine und den Dorfeingängen mit den angeneh- offizielle Veranstaltung im Dorfgemein- men Belagswechseln wird dank dem privaten schaftshaus statt. Engagement das Erscheinungsbild nach­ Mit dem „Rechtlerwald“ gibt es in Heßlach haltig und stetig verbessert. noch eine eigentumsrechtliche Besonder- Es sind keinerlei Leerstände zu verzeichnen,

heit, nach der der Ertrag den Anteilsberech- auch gibt es ein Engagement der Jugend, LACH tigten gemeinschaftlich zusteht. Diese ge- sich der Häuser im Ort ganz selbstverständ-

meinsame Verantwortung verleiht der lich anzunehmen. Selbst die kleine Erweite- ß Dorfgemeinschaft zusätzlich Stabilität. rung mit der Siedlung ist in einer angenehm zurückhaltenden Weise integriert worden. Der Dialog mit der Natur, Baum und Haus wurde verstanden. Ebenso ist eine Vielzahl an authentischen HE 3. Baugestaltung und -entwicklung Details dafür verantwortlich, dass der Ort eine ganzheitliche Wirkung nach außen zu Die beschauliche Ortschaft am Südhang des erzielt. Angefangen von den ruhigen homo- Fichtelgebirges ist wunderbar in die Land- genen in Biberschwanz gedeckten Dach­ schaft eingebettet. Die historische Haus- und flächen, weiter zu den Fassaden mit anspre- Siedlungsstruktur ist in ihrem Ursprung chender Gliederung – sei es bei Putzfassaden erhalten geblieben. Prächtige Hofanlagen in mit Steingewänden oder sogar reich verzier- einer Winkelstruktur reihen sich an der ge- tes Sandsteinmauerwerk – bis hin zu authen- schwungenen, leicht steigenden Straße ent- tischen Holzfenstern mit teils farbigen Fens- lang. Die Außenkurve ist mit giebelständi- terläden: alles trägt zu einem echten Bild bei. gen, zweigeschossigen Gebäuden gesäumt, Zudem sind harmonische Übergänge in den die Innenkurve mit traufständigen Häusern. Vorbereichen der Häuser mit Bauerngärten, Somit entsteht ein interessanter Dialog Zäunen und Grünstrukturen zu finden. Dies zwischen den Häusern, den zugehörigen alles hat Heßlach in einen lebens- und Hofanlagen und dem öffentlichen Raum. liebenswerten Ort verwandelt. Die 1992 durchgeführte Dorferneuerung hat den Ort positiv beeinflusst. Nach 25 Jahren ist ersichtlich, dass die Dorfgemeinschaft die Inhalte der ländlichen Entwicklung verinner- licht hat. Neben der Neugestaltung der

45 4. Grüngestaltung und -entwicklung gepflastert und natürlich wurde wieder eine Dorflinde gepflanzt, nachdem der Altbaum In punkto Großgrün ist Heßlach seit Genera­ nicht mehr zu retten war. tionen ein Vorzeigeort. Mächtige alte Bäume Haus- und Hofbäume sind eine Selbstver- und auch Neupflanzungen bis in unsere Zeit ständlichkeit. In den meist entsiegelten zeugen von der Liebe zu Bäumen. Hofräumen stehen zusätzlich, wo immer Durch die Dorferneuerung hat der Ort möglich, Obstbäume. Auch bei Neubauten stark profitiert. Das Ortszentrum ist nun wird diese Tradition fortgesetzt. In den kleinen Streuobstflächen am Ortsrand bleibt teilweise das Gras bis zur Samenreife der Wildblumen stehen. Um die alten Obstbäume im Dorf noch mög- lichst lange zu erhalten, sollten in den nächs- ten Jahren fachgerechte Schnittmaßnahmen durchgeführt werden. Die Liebe zum Grün zeigt sich aber auch durch viele Holunder und wunderbar blü- hende Vorgärten. In alten Bauerngärten wachsen Beerenobst und Gemüse.

46 Die Hohlwege an den Ortseingängen sind ähnlich ausgebildet und im Weiteren mit Obstbäumen bepflanzt. Die Flur wird durch Hecken und Gehölze gegliedert. Auch die Heßlach ist relativ naturnah und gut mit Gehölzen bestanden. Zu erkennen ist die gute Zusammenarbeit mit dem Landschafts-

pflegeverband Weidenberg. LACH Das Grünland ist nach dem ersten Schnitt

relativ blütenreich. Bei der Bewirtschaftung ß der Wiesen sollte deshalb einem Blütenreich- tum der Wiesen und Säume weiter Beach- tung geschenkt werden. HE

5. Dorf in der Landschaft

Der Markt Weidenberg, dessen Ortsteil Heß- lach ist, hat einen Flächennutzungsplan mit eingearbeitetem Landschaftsplan. Dieser geht in die Bewirtschaftung der Flur ein. Heß- lach liegt als kleines ländlich geprägtes Dorf im Randbereich des Naturparks Fichtelgebir- ge und im Landschaftsschutzgebiet Fichtel- gebirge. Dieser westliche, höhenmäßig an- steigende Bereich des Fichtelgebirges ist besonders arten- und erlebnisreich. Die auf der Höhe liegende Königsheide ist als SPA-Gebiet für das Auerhuhn ausgewiesen. Die Auerhühner nutzen auch die angrenzen- den privaten Wälder. Die Dorfgemeinschaft trägt durch eine schonende Bewirtschaftung ihrer Waldflächen (40 ha Schilderwald) auch zur Erhaltung des Auerhuhns bei. Eine geziel- te Laubholzanreicherung wird betrieben. In einer eigenen Wassergenossenschaft ver- sorgt sich das Dorf mit Wasser in Eigenregie. Damit verbunden ist auch, dass mit dem Quellumfeld sorgsam umgegangen wird. Im Gemeindebereich lebt auch das Rotwild, das nachhaltig von ortsansässigen Jägern bejagt wird. Es wird traditionell als hochwertiges Lebensmittel verwertet. Unter dem Slogan „im Grünen wohnen - das Grüne schonen“ soll durch Innenentwicklung der Ort gestärkt werden. Das Dorf schmiegt sich in das Tal der Heßlach und ist gut einge- grünt. Zum Ortsrand hin sind noch einige Obstgärten zur Ortseingrünung vorhanden. 47 HIRSCHFELD

48 BRONZE MIT SONDERPREIS liegt mit 13 % einiges unter dem Landes- durchschnitt vergleichbarer Gemeinden. Hirschfeld Die Gemeinde Hirschfeld ist trotz überschau- barer Einwohnerzahl mit Arbeitsplätzen gut Gemeinde Steinbach a. Wald Landkreis Kronach aufgestellt. Allein die im Bereich der Kunst- stoffveredlung tätige Firma Wicklein ist mit rund 100 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeit- geber in der Region. Die Zahl der landwirt- schaftlichen Betriebe ist auch in Hirschfeld zurückgegangen. Dennoch sorgen derzeit 19 Landwirtschaftsbetriebe, davon einer im Haupterwerb, für die Pflege der Landschaft, die zudem durch 27 schottische Hochlan- drinder eines Nebenerwerbslandwirtes er- folgt. Der „Himmelreichhof“ der Familie Baier hat sich der ökologischen Landwirtschaft ver- schrieben und betreibt einen Hofladen. Durch den Dorfladen „Konsum“, der seit Landrat: Klaus Löffler mehreren Generationen von der Familie Bürgermeister: Thomas Löffler Schirmer betrieben wird, ist die Nahver­ sorgung mit Lebensmitteln und Getränken Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Beate Singhartinger sicher gestellt. Von 2006 bis 2014 wurde die Dorferneue- Einwohnerzahl: 433 rung geplant und durchgeführt. Dabei zeig- Gemarkungsfläche: 635 ha ten die Hirschfelder großes Engagement und Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja beeindruckende Eigeninitiative, mit der sie Betriebe in der Landwirtschaft ihre Ortschaft noch lebens- und liebenswer- Vollerwerbsbetriebe: 1 ter machten. Zeitgleich erfolgte die Planung Nebenerwerbsbetriebe: 18 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 16 für eine Dorfheizung mit regenerativer Energie und 2009 wurde die Genossenschaft „Dorfheizung Hirschfeld“ gegründet. Be­ reits im Dezember desselben Jahres wurde die Anlage in Betrieb genommen und

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Das Waldhufendorf Hirschfeld liegt im nörd­ lichen Teil des Landkreises Kronach auf einem Höhenrücken des Frankenwaldes etwa 615 Meter über dem Meeresspiegel. Von be- sonderer historischer Bedeutung ist der Zug Kaiser Napoleons I. von Frankreich durch Hirschfeld im Jahre 1806. In der Bevölkerungsentwicklung ist eine leichte Stagnation zu verzeichnen. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre 49 26 Haushalte wurden daran angeschlossen. Die katholische Jugend sowie die beiden Daneben tragen der Windpark „Himmelreich“ größten Vereine (1. FC Hirschfeld und die und zahlreiche private Photovoltaikanlagen Freiwillige Feuerwehr), in denen auch zahl­ dazu bei, dass sich Hirschfeld Bioenergiedorf reiche Frauen aktiv sind, übernehmen außer- nennen kann. halb ihres unmittelbaren Wirkungskreises bei Durch den Breitbandausbau mit mehr als allen gesellschaftlichen und kirchlichen 25 MBit ist eine gute digitale Infrastruktur Veranstaltungen tragende Rollen. geschaffen worden. Ein weiterer wichtiger Groß geschrieben wird die Traditionspflege. Schritt in der Entwicklung des Dorfes wird die Die aus den Reihen der katholischen Jugend Umnutzung und energetische Sanierung des alten Schulhauses im Rahmen der Förder­ initiative Nordostbayern sein.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

„Ein Dorf mit Herz für Jung und Alt“ hat sich die Dorfgemeinschaft Hirschfeld auf die Fahnen geschrieben. Das Dorf kann in der Tat stolz sein auf sein generationenübergreifen- des Angebot an gemeinsam geschaffenen Einrichtungen und seine altersmäßig recht ausgeglichenen Vereine. 50 alljährlich im Sommer gebildete „Zechge- 3. Baugestaltung und -entwicklung meinschaft“ und das von ihr federführend als Trachtenkirchweih organisierte Kirchweihfest Hirschfeld ist ein typisches Straßendorf mit sind in der Region weithin bekannt. Eine Son- Waldhufenflur im Frankenwald auf einer derform dieser archivalisch über mehrere Höhe von 619 m über NN. Der historische Jahrhunderte zurückzuverfolgenden Traditi- Dorfanger wurde im Laufe der Zeit mit ver- on ist der „Trachtenwechsel“ der Mädchen schiedenen öffentlichen Gebäuden bebaut. und Frauen vom Kirchweihsonntag auf den In der Mitte befindet sich die einstmals wehr- Kirchweihmontag. Während sie am Sonntag hafte Kirche, gestaltprägend ist der Chorturm eine nahezu uniforme „Zechertracht“ tragen, mit verschieferter Zwiebelhaube aus dem treten sie am Kirchweihmontag in sehr indivi- Jahr 1767. Erweiterungsbauten aus dem Jahr duell und teils aufwändig gestalteten „Haus- 1967 sind funktionsgerecht und zeittypisch. trachten“ auf und erinnern damit an das Südlich der Kirche entstanden noch ein ursprüngliche Erscheinungsbild regionaler Schulhaus und ein Feuerwehrhaus. Der nörd- Kleidung in Franken. Erstaunlich gut gelingt liche Teil des Angers blieb unbebaut. Dort es den Verantwortlichen auch Kinder und befindet sich heute ein schöner Spielplatz. Jugendliche für Tracht und Volkstanz zu Zweigeschossige, meist giebelständig zum begeistern. Anger orientierte große Wohngebäude mit Der Kirchweihgottesdienst am ersten Sonn- typischen Nebengebäuden sowie die drei tag im Oktober, welcher immer mit dem Ern- Dorfteiche prägen den Ortskern. Schiefer HIRSCHFELD tedankfest verbunden ist, stellt einen von und Holz sind die bestimmenden Baumateri- mehreren Höhepunkten im Kirchenjahr in alien. Die historische Siedlungsstruktur ist diesem von gemeinsam gelebter Frömmig- weitgehend erhalten geblieben. keit geprägten Dorf dar. Gelingt der Aus- und Umbau der Alten Schule wie geplant, wird der Ort mit dem bereits bestehenden Jugendheim und dem Pfarrheim über eine für Jung und Alt sehr gute Infrastruktur ver­ fügen. Zu wünschen ist, dass die Bildung des „Pfarreienverbund Rennsteig“ und die damit verbundene Änderung der parochialen Zuständigkeit langfristig nicht zu einem Verlust kirchlicher Bindungskraft innerhalb der Dorfgemeinschaft führen.

51 Mit aktiver Bürgerbeteiligung im Rahmen der Blickfeld bleiben. Hier bieten sich bei beste- Dorferneuerung konnten viele öffentliche henden Wohngebäuden Anbauten oder bei Straßen- und Platzräume funktionsgerecht öffentlichen Gebäuden auch funktionale und barrierefrei gestaltet werden. Erweiterungen an. Auch private Bauherren nahmen Sanierungs- maßnahmen an ihren Gebäuden vor. Hervor- zuheben ist das Dorfgasthaus, ein Einzel- denkmal. Innen wie außen sind historische Details erhalten und vorbildlich saniert wor- 4. Grüngestaltung und -entwicklung den. Insbesondere die Gaststube im ehemali- gen Stall mit den Kreuzgewölben lädt zum Hirschfeld hat auf vielen Gebieten durch die Feiern und Verweilen ein. Dorferneuerung profitiert. Trotz umfangrei- Das ehemalige Schulhaus ist seit langem leer- cher Straßenbaumaßnahmen wurden die vor- stehend. Im Rahmen der Förderoffensive handenen Großbäume auf gemeindlichem­ Nordostbayern soll eine Umnutzung zur Grund erhalten und mehrere neue gepflanzt. Tagespflegeeinrichtung finanziell unterstützt Mit Hilfe öffentlicher Finanzmittel und gro- werden. ßem Arbeitseinsatz der Bürger entstand „Im In Hirschfeld gibt es wenig leerstehende Bau- Himmelreich“ ein neuer Kräutergarten, der substanz. Die Gemeinde Steinbach am Wald von der Dorfjugend und fachkundigen hat ein Wohnungs- und Immobilienmanage- Helfern gepflegt wird. Durch immer wieder ment ins Leben gerufen, um die bauliche Ent- wechselnde kleine Tafeln an einigen dort wicklung gezielt steuern zu können. gepflanzten Kräutern könnte das über Gene- Die Siedlungserweiterungen des 19. und rationen verloren gegangene Wissen über 20. Jahrhunderts fügen sich im Norden naht- diese Pflanzen wieder aufgefrischt werden. los an den historischen Ortskern an. Es ist vorbildlich, auch für den privaten Eine über die Dorferneuerung initiierte und Bereich, dass die Holzzäune um den Kräuter- von den Bürgern umgesetzte Dorfheizung garten und die Feuerlöschteiche unbehan- versorgt derzeit 45 Haushalte mit Wärme. delt sind. Zukünftig wird es darauf ankommen, die his- Vor den Anwesen am Dorfanger sind große torische städtebauliche Struktur zu erhalten Freiflächen meist ohne Umzäunung. Dort ist und regionaltypische Materialien weiter zu noch viel Platz für Obstbäume, Sträucher und verwenden. Auch das Thema „Neues Bauen“ Blumen. Hervorragend gelungene Beispiele sollte für die Entwicklung von Hirschfeld im dafür gibt es in der Marienstraße.

52 Die eine oder andere Kletterpflanze an den nach hinten die Bewirtschaftungsflächen Gebäuden würde den Ort noch verschönern. anschließen. Es gilt die gelungene Dorferneuerung in den Ringsherum ist das Dorf von Wald umschlos- nächsten Jahren auch in den privaten Bereich sen sowie beidseitig von Gewässern be- hinein weiterzuentwickeln und am großzügi- grenzt: im Osten durch den Steinbach, der gen Dorfanger zukünftig die eine oder ande- gleichzeitig die Gemarkungsgrenze darstellt, re Fläche als Blumenwiese zu dulden, um den und im Westen durch die Ölschnitz, ein nörd- dörflichen Charakter zu erhalten. licher Nebenfluss des Mains. Im Grund des Ölschnitztales liegt die Aumühle. Sie ist seit 1599 bewohnt. Die Au beheimatet viele schützenswerten Insekten, die sich an Blumen und Blüten 5. Dorf in der Landschaft laben. Hier liegt auch eine erhaltenswerte Bärwurzwiese. Diese Blühwiesen erstrecken Die Ortschaft Hirschfeld liegt auf einem sich auf einer Fläche von über 3 ha. Seit nun- Hügel, rings umgeben von Wald. Am Orts- mehr drei Jahren werden hier auch wieder rand stehen Windräder, die Energie für den Bienen gehalten. Recht häufig trifft man hier Ort liefern, der sich auch als Energiedorf Rehwild an, aber auch der Schwarzstorch bezeichnet. Hirschfeld ist ein Waldhufendorf, wurde gesichtet. Der Wald bildet eine ausge- das planmäßig in einer Rodungsfläche ange- dehnte Jagdfläche von mehr als 580 ha. HIRSCHFELD legt wurde. Entlang einer Versorgungsstraße Durch die Jagdgenossenschaft werden auch sind beidseitig Höfe entstanden, an die sich die Feldwege in Ordnung gehalten und ge- pflegt. Am nördlichen Ende der Ortschaft haben die tüchtigen Bewohner einen Teil des Gemein- dewaldes gerodet, um hier eine Ruhestätte für ihre Toten zu errichten. Bis in die 60er Jah- re des letzten Jahrhunderts wurden die Toten im mehr als 2 km entfernten Windheim be- stattet, was für viele ältere Bewohner einen Grabbesuch nicht ohne weiteres ermöglich- te. So wurde im Jahr 1969 das Vorhaben in die Tat umgesetzt und der Waldfriedhof, ein heutiges Schmuckstück der Gemeinde, er- richtet. Im Wald rings um das Dorf, der zum Großteil in Privatbesitz ist, finden sich hauptsächlich Fichten. Dieser soll im Laufe der kommen- den Jahre in einen widerstandsfähigeren Mischwald umgewandelt werden.

53 ISSIGAU

54 GOLD nahe Schulstadt Naila führt. Die Anschluss- stelle Berg/Bad Steben der A 9 München-Ber- Issigau lin befindet sich in 5 km Entfernung und über die Staatsstraße 2692 sind es nur 12 km zur Gemeinde Issigau Landkreis Hof Einkaufs- und Kreisstadt Hof. Die inzwischen abgeschlossene Umsetzungs- phase der Dorferneuerung hat Issigau enorm aufgewertet und weiterentwickelt. Orts­ straßen und Plätze wurden dorfgerecht ge- staltet und mit Bäumen und Sträuchern eingegrünt. Mit dem Erwerb und Abbruch leerstehender Wohngebäude wurden neue Freiflächen geschaffen und gestaltet. Bei- spielsweise konnte dadurch in der zentralen Ortsmitte der Standort für das neue Feuer- wehrgerätehaus gefunden werden, welches heute auch als Festhalle von der Dorfgemein- schaft genutzt wird. Ein leerstehendes Fabrikgebäude wird mit ei- Landrat: Dr. Oliver Bär ner Betriebsansiedelung wieder neu genutzt, Bürgermeister: Dieter Gemeinhardt ebenso haben weitere Dienstleister leerste- hende Gebäude wieder belebt. Über das För- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Claudia Büttner derprogramm „Förderoffensive Nordostbay- ern“ sollen im Ortskern die drei verbliebenen Einwohnerzahl: 1090 Leerstände abgebrochen werden, um neue Gemarkungsfläche: 608 ha Grün- und Freiflächen sowie Sicht auf histori- Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja sche Gebäude zu ermöglichen. Der in den Betriebe in der Landwirtschaft Arbeitskreisen zur Dorferneuerung entwi- Vollerwerbsbetriebe: 0 ckelte Gemeinschaftssinn zeigt sich u. a. auch Nebenerwerbsbetriebe: 1 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 95 heute noch darin, dass der Erlös des von allen Vereinen gemeinsam organisierten Dorf­ festes gemeinnützigen Zwecken in Issigau zur Verfügung gestellt wird. In der touristischen Entwicklung nutzt Issigau das im Gemeindegebiet liegende Deutsche

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Issigau ist eine aufstrebende Wohngemeinde mit etwas Industrie, einigen Handwerksbe- trieben, Geschäften und Gaststätten. Im Rat- haus befindet sich eine Arztpraxis. Ein kleiner Supermarkt und eine Bäckerei stellen die Nahversorgung für die 1087 Einwohner sicher. Sämtliche Ortsteile der Gemeinde Issigau sind an den ÖPNV angeschlossen und die Schüler der Grundschule, Hauptschule, Real- schule und des Gymnasiums nutzen alle den- selben Schulweg, der sie mit dem Bus in die 55 Wanderdrehkreuz. Hier beginnen bzw. kreu- Frankenwald“ dank einer kreativen und um- zen sich der Rennsteig, der Frankenweg, der sichtigen Dorfgemeinschaft nur ganz verein- Fränkische Gebirgsweg, der Frankenwald- zelt zu spüren. Dennoch soll bei Jung und Alt steig und der Blaue Kammweg. Auch örtliche die Erinnerung an den Optimismus und Wanderwege sind erschlossen und gut Gemeinschaftssinn wach gehalten werden, ausgeschildert. Das vorbildlich renovierte der Jahrzehnte währenden, strukturellen Schloss Issigau ist mit Gastronomiebetrieb, Nachteilen trotzte. Campingplatz und Ferienwohnungen eben- Die Geschichte wird freilich nicht auf diese falls ein touristisches Vorzeigeobjekt. Zurzeit wenigen Jahrzehnte verengt. So erinnert z. B. wird der Bau einer Hängebrücke über das der auch viele internationale Kontakte Höllental als weiteres touristisches Highlight diskutiert. Trotz des Wegfalles von fast 300 Arbeits­ plätzen im Bergbau und Textilbereich ist die Gemeinde Issigau mit neuen Arbeitsplätzen in Handwerk und Dienstleistung gut auf­ gestellt.

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Die langen Jahre im Schatten des „Eisernen Vorhangs“ sind in diesem Dorf am „Tor zum 56 pflegende Bergknappenverein Issigau/Ober- welches aus dem Wiesenfest hervorge­ franken seit 1959 an die vermutlich mehr als gangen ist. Die große Beliebtheit quer durch 1000jährige Bergbautradition in dieser Re­ alle Generationen bestätigt dieses Fest. Es ist gion und bemüht sich vorbildlich, die noch eine Antwort auf den demographischen lückenhafte Chronik des Bergbaus zu vervoll- Wandel. Das einstige Wiesenfest war ständigen. Bei über 25 registrierten Vereinen, ursprünglich nur für die Schuljugend gedacht, Verbänden und Gemeinschaften findet fast doch durch den Verlust der Schule wurde das jeder eine Gruppe Gleichgesinnter für die Fest auf alle Altersklassen erweitert. Freizeitgestaltung und sozialen Kontakte. Sehr gut konnte das Angebot für junge Familien in der Kindertagesstätte ausgebaut werden, die personell gut ausgestattet ist

und durch ein leistungsstarkes Team von 3. Baugestaltung und -entwicklung ISSIGAU ehrenamtlichen Kräften Unterstützung fin- det. Ebenfalls weiter verbessert werden konn- Issigau ist ein Dorf mit einer langen Geschich- ten die Sportanlagen sowie die Turnhalle der te und viel historischer Bausubstanz, die nicht ehemaligen Schule, wo für alle Altersgrup- nur im Rahmen der laufenden Dorferneue- pen ein buntes Angebot an sportlichen rung vorbildlich saniert wurde. Typische Betätigungen unter fachkundiger Anleitung Elemente der Frankenwaldhäuser sind noch besteht. heute sichtbar und ortsbildprägend. Zum sozialen und kulturellen Mittelpunkt Issigau teilt sich in ein unteres und ein oberes neben der Kirche hat sich in den letzten Jah- Dorf. Die räumliche Verbindung der beiden ren das Feuerwehrhaus entwickelt. Bestens Dorfteile und die gute Erreichbarkeit des ausgestattet kann es über von der Feuerwehr Nahversorgungszentrums sind mit Maß­ organisierte Feste hinaus für Veranstaltungen nahmen der Dorferneuerung hervorragend im öffentlichen und privaten Rahmen ver- umgesetzt worden. Die Erneuerung der Dorf- schiedener Art genutzt werden. straßen und die Platzgestaltungen am Die vielen Camper finden leicht Anschluss an Schloss, am Dorfplatz, am Kirchplatz – alles die Dorfgemeinschaft. Das idyllisch gelegene wurde funktional neu geordnet und orts­ und gut ausgestattete Areal um das Schloss typisch gestaltet. bietet Gästen aber auch Einheimischen sehr Die Barrierefreiheit war den Bürgern und der gute Freizeitangebote. Gemeinde ein besonderes Anliegen. Höhepunkt der Festlichkeiten neben der Abgesenkte Gehsteige, Fußwegverbin­ Kirchweih Ende Oktober ist das alle Genera­ dungen ins Nahversorgungszentrum, ein be- tionen ansprechende Dorffest Ende Juli, hindertengerechtes WC am Feuerwehrhaus

57 Besondere Beispiele für die Sanierung priva- ter Anwesen sind u. a. die Revitalisierung der Lindenstraße Nr. 13, die denkmalgerechte Restaurierung einer ehemaligen, lange leer- stehenden Gaststätte „Zur Mühle“ und die vorbildliche Sanierung eines landwirtschaft- lichen Anwesens in der Reitzensteiner Straße. Auffallend sind Neugestaltungen an Gebäu- den wie der ehemaligen Postbushalle, die Fassadengestaltung der Metzgerei sowie ver- schiedene Fassadensanierungen von Sechzi- gerjahre-Häusern. Moderne Holzverschalun- gen bringen Blickpunkte ins Ortsbild. Auch der Anbau des Kindergartens an die Schule und barrierefreie Zugänge zu allen öffent­ ist gestalterisch gelungen. lichen Gebäuden sind zu nennen. Neubürger sind in Issigau willkommen. Diese Es gibt in Issigau kaum Leerstände. Im Rah- haben z. B. in der Kemlasstraße Gebäude men der Förderoffensive Nordostbayern sind erworben und zeitgemäß saniert. drei Projekte vorgesehen. Durch Abbruch ei- Auch die Nachfrage nach Mietwohnungen ist nes ehemaligen Tropfhauses Am Hölzlein 6 inzwischen gewachsen. Private Investoren und zwei Gebäuden in der Lindenstraße haben bereits leerstehende Bausubstanz für (Nr. 5 und 7) sowie am Dorfplatz Nr. 8 sollen Wohnfunktionen revitalisiert. öffentliche Freiflächen entstehen.

4. Grüngestaltung und -entwicklung

Der Dorfplatz ist nicht nur das gesellschaft­ liche, sondern auch das grüne Zentrum von Issigau. Ihn prägt ein vitaler, gut gepflegter Großbaumbestand. Es ist besonders lobenswert, dass dieses Areal, zu dem auch der Dorfteich gehört, gemeinsam von der

58 Jugendfeuerwehr, dem Gartenbauverein, der Die Schwalben unter dem Dach der Feuer- Frauenunion und den Anwohnern gepflegt wehr zeugen von einem „guten ökologischen wird. Zustand“, an dem die Issigauer rege beteiligt Die Baumpflanzungen, aus der Zeit der Dor- sind. Zu erwähnen ist die hervorragende ferneuerung sind meist gut angewachsen Idee, dass die vom Bau der Autobahn übrig- und haben sich weiterentwickelt. Aber an gebliebenen Diabasbrocken eingezäunt Böschungen und Hanglagen haben einige wurden und die Fläche von Ziegen beweidet Jungbäume in den trockenen Sommern der wird. Das verhindert eine Vergrasung und letzten Jahre gelitten und sollten weiterhin eine spätere Verbuschung. Dadurch wird ein im Auge behalten werden. optimaler Lebensraum für viele Insekten, Im Altort, besonders im Bereich der Spinnen, Eidechsen und sonstigen Klein­ Lindenstraße, wurden die Maßnahmen der tieren geschaffen. Dass sich in dieser Region

Dorferneuerung in die privaten Bereiche hin- der seltene Schwarzstorch des Öfteren ISSIGAU ein weiterentwickelt. Blumen und Grün in blicken lässt, ist somit nicht verwunderlich. den Vorgärten erfreuen Einheimische und Ein großer Waldbrand vor ca. 30 Jahren Gäste. Die mit Buchs umrahmten Blühberei- verursachte große Verluste in den Fichten- che um die Gebäude des Schlosses sind eine monokulturen und bewirkte eine ökologi- Augenweide und passen gut zur historischen sche Aufwertung, da nach dem Brand ein Bausubstanz. Mischwald angelegt wurde. Neben Buche, Im Bereich Kemlasstraße muss, was die Eiche, Esche, Ahorn, Hainbuche und Hasel Vorgärten anbelangt, durch den OGV noch wurden auch Tanne und Lärche angepflanzt. Überzeugungsarbeit geleistet werden. Auch die Bachrenaturierung der Issig, einem Die Betonstützmauer zur Stabilisierung der Nebenfluss der Selbitz, und das Anlegen von Hauptstraße wurde vor kurzem durch den Feuchtbiotopen in den Saaleauen zeugen OGV mit wildem Wein neu begrünt. Dies wird von einem starken Hang zur Natur und auf Dauer die Wohnqualität dort noch weiter erklären, warum sich in diesem Landstrich verbessern. auch Fischotter und Bieber heimisch fühlen.

5. Dorf in der Landschaft

Issigau liegt im Naturpark Frankenwald. Betrachten wir Issigau von oben, so fällt die sternförmig nach außen verlaufende An­ ordnung der Flurwege sowie der landwirt- schaftlich genutzten Flächen auf. Diese wer- den außen herum meist von Wald abgeschlossen. Im Gemeindegebiet liegt das Naturschutzge- biet Hölle, ein naturnahes artenreiches Tal. 30 km Wanderwege sind Teil der Wanderqua- litätsregion Naturpark Frankenwald. Zur Steigerung der Attraktion soll das Höllental mit der längsten Hängebrücke Europas überspannt werden. Es wird untersucht, ob das Objekt unter Berücksichtigung des Landschaftsschutzes und der Finanzierung durchführbar ist. 59 KÜMMEL

60 SILBER MIT SONDERPREIS Ebensfeld) durch eine Stichstraße angebun- den. Am Ende der Straße beginnt die Natur Kümmel mit bewaldeten Hängen und den Streuobst- wiesen. Sämtliche kommunalen Einrichtun- Markt Ebensfeld Landkreis Lichtenfels gen des öffentlichen Lebens sind im Haup- tort der Marktgemeinde Ebensfeld zu finden. Seit 2015 besteht ein Abwasseranschluss an die Kläranlage Ebensfeld. Die Wasserver­ sorgung aus einer eigenen Quelle musste in diesem Jahr eingestellt werden: Sie erfolgt nunmehr durch die Fernwasserversorgung Oberfranken. In den letzten Jahren wurden die Dorf­ beleuchtung, die Stromanschluss- und die Telekommunikationsleitungen erneuert und erdverkabelt. Durch ein Glasfasernetz steht VDSL mit 50 MBit/s zur Verfügung und ermöglicht u. a. Homeoffice. Die landwirtschaftliche Struktur prägt das Landrat: Christian Meißner Dorfbild. Durch den Rückgang der landwirt- Bürgermeister: Bernhard Storath schaftlichen Betriebe sind jedoch leerstehen- de Gebäude entstanden und vorhanden. Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Michael Stromer Die meisten erwerbstätigen Einwohner sind Pendler. Nach getaner Arbeit und an Wo- Einwohnerzahl: 43 chenenden wird im Nebenerwerb der Land- Gemarkungsfläche: 667 ha und Forstwirtschaft nachgegangen. Die Er- Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja zeugnisse werden in einem Hofladen sowie Betriebe in der Landwirtschaft von einigen Selbstvermarktern während des Vollerwerbsbetriebe: 3 ganzen Jahres angeboten und finden auch Nebenerwerbsbetriebe: 6 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 56 am jährlich stattfindenden Obstmarkt ihre Käufer. Alle Kümmeler Häuser werden mit Holz aus den eigenen Wäldern geheizt. Dreimal in der Woche besteht die Möglich- keit zum Einkauf in einem Bäckereiverkaufs- wagen und ebenso oft kann man mit dem 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Der kleine Ort Kümmel mit seinen derzeit 39 Einwohnern wurde erstmals vor 880 Jah- ren urkundlich erwähnt. Durch seine abge- schiedene Lage am Ende eines kleinen Tales hat der ländlich beschauliche Wohnort seine Ursprünglichkeit erhalten. Diese Ruhe und Natürlichkeit werden vor allem von vielen Wanderern und Wochenendausflüglern sehr geschätzt. Trotz der Abgelegenheit ist Kümmel auf kur- zem Weg an das überörtliche Verkehrsnetz (Autobahnen A 70 und A 73 sowie Bahnhof 61 Bürgerbus zur Nachbarortschaft Kleukheim die Kümmler Bürger über ein kleines Gemein- oder zum Hauptort Ebensfeld zum Einkaufen schaftshaus, das die fehlende Gastwirtschaft fahren. gut ersetzen kann. Im Rahmen einer Dorferneuerungsmaß­ Bei früheren Teilnahmen am Wettbewerb nahme wurde das Dorfgemeinschaftshaus waren noch die Theaterarbeit und die mit viel Eigenleistung der Bürgerinnen und Gartenpflege mit Kindern und Jugendlichen Bürger von Kümmel errichtet und 2015 ein- herausragend, doch aufgrund der demo­ geweiht. graphischen Entwicklung ruhen diese Aktivitäten gegenwärtig. Geblieben ist aber die Freude an der Pflege fränkischer Bräuche wie das Ratschen an Ostern. Im umliegenden Wald ist ein Waldkindergarten beheimatet, in 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten dem Kinder von klein auf die Wunder der Natur kennenlernen. Hier lernen sie auch Den Mittelpunkt für gemeinschaftlich geleb- solch alte Bräuche wie Sauerkraut stampfen. ten Glauben und auch darüber hinaus bildet Unter den gemeinsamen Veranstaltungen die 1975 neu und überwiegend in Eigenleis- sind vor allem der Apfelmarkt und die tung errichtete Kapelle, die der Gottesmutter Kirchweih zu erwähnen, bei der durch die Maria geweiht ist. Dreimal am Tag erinnert Kapelle und dem Kirchweihgottesdienst der das Läuten der zwei Glocken, die in einer be- ursprüngliche Sinngehalt bewahrt wird. Die merkenswert festen Dorfgemeinschaft ver- Organisation des jährlichen und weit über bundenen Bewohner des kleinen Ortes, an die Landkreisgrenzen bekannten Obstmark- das Morgen-, Mittags- und Abendgebet. Für tes ist für diesen kleinen Ort eine heraus­ das weltliche Gemeinschaftsleben verfügen ragende Leistung, die mit Herzblut 62 gemeistert wird. In dieser Zeit wird die orts­ bestimmen das Ortsbild von Kümmel. Viel eigene Obstpresse genutzt. Dass z. B. der Wert wird auf die Erhaltung dieser histori- Obst- und Gartenbauverein, der neben der schen Baustruktur gelegt. Das Bewusstsein Freiwilligen Feuerwehr als weiterer eigen- für die Baukultur des Ortes ist vorhanden. ständiger Verein besteht, mehr Mitglieder hat Von vier leerstehenden Gebäuden sind zwei als Kümmel Einwohner, zeigt, dass selbst revitalisiert worden. ehemalige Bewohner dem Ort verbunden Hervorzuheben sind die Bemühungen, mit bleiben. Das zeigt sich auch in den Besuchen neuen zeitgemäßen Bauelementen den bei Festen. Gebäudebestand weiterzubauen. Gemeinschaftliche Besuche von Veranstal- Der Ortskern wird geprägt von der 1974/75 tungen in Nachbarorten belegen ebenfalls neu erbauten kleinen Kapelle, der dorf­ die gute Dorfgemeinschaft. So ist u. a. die typisch gestalteten Bushaltestelle mit dem Teilnahme am Kleukheimer Faschingsumzug Brunnen und schließlich einem neuen Dorf- zur liebgewonnenen Tradition geworden. gemeinschaftshaus. Mit einer sehr schlichten KÜMMEL Bauweise ordnet es sich den bestehenden Strukturen unter. Für ihren neuen Dorftreff- punkt leisteten die Bewohner von Kümmel viele Stunden an unentgeltlicher Arbeit. 3. Baugestaltung und -entwicklung Ortsbildprägend sind die denkmalgeschütz- ten Fachwerkhäuser mit ihren hofabschlie- Regionaltypische Zwei- bzw. Dreiseit-Hofan- ßenden Scheunen. Diese Scheunen, zum Teil lagen mit giebelständig zur Straße orientier- noch mit den alten Rinnenfalzziegeln ge- ten Wohnhäusern, teilweise mit Fachwerk, deckt, werden in vielfältiger Weise neuen Nutzungen zugeführt und prägen damit das gesamte Ortsbild. Eine alte Dreschhalle ist vom Obst- und Gartenbauverein instand gesetzt worden und dient heute als Unterstellhalle für alle Gerätschaften der Dorfgemeinschaft, ins­ besondere auch für ihre Obstpresse. Ein alter Backofen ist ganz selbstverständlich noch in Betrieb.

63 Die Verwendung von Holz als Brennstoff für Die Inventarisierung der alten Obstsorten in die Heizungen der Wohnhäuser ist sehr posi- den Jahren 2013 und 2015 zeigt, dass das tiv zu bewerten. Bewusstsein, den Gartenkulturschatz Gestaltungsdefizite der vergangenen Jahr- Streuobst zu erhalten und fortzuführen, wie zehnte sollten nach und nach zurückgenom- selbstverständlich in der Bevölkerung ver­ men werden. Orientierung geben vorbildlich ankert ist. Die alten Sorten werden vermehrt sanierte Gebäude. und veredelt.

4. Grüngestaltung und -entwicklung

In ihrer Abgeschiedenheit fern von Verkehr- sachsen und dem „Rest der Welt“ haben sich die Kümmeler Bürger ein Stück Paradies mit Selbstversorgerqualität bewahrt. Das Beson- dere an Kümmel ist die Vielzahl an alten Obst- bäumen, die sich im Ort befinden und den Ort umrahmen. Alte und auch schiefgewach- sene Obstbäume im Ort wirken wie stille Wächter und Lebensbegleiter, die geachtet werden. 64 Mit einer fachgerechten Pflege und regelmä- Sträuchern, meist Obstgehölzen, verstärken ßigen Schnittmaßnahmen können die Küm- den Eindruck. Hinter den Gebäuden schlie- meler Bürger dafür sorgen, dass die alten ßen sich Nutzgärten an. Obstbäume lange erhalten bleiben. Die Wege in Feld und Flur sind großenteils Durch die abgeschiedene Lage wird die tradi- gesäumt von Büschen und Bäumen, die ein tionelle Selbstversorgung auch von der jun- sehr abwechslungsreiches Landschaftsbild gen Generation gepflegt. Nutzgärten im vermitteln. Des Weiteren bieten sie vor allem Außenbereich, aber auch hinter den Anwe- Kleintieren mit ausgeprägtem Fluchtverhal- sen, geben dem Ort einen bodenständigen ten Schutz und Geborgenheit. Auf unserer natürlichen Charakter. Sie werden liebevoll Besichtigung kreuzen sowohl Grünspecht als gepflegt und auch als Wohngarten genutzt. auch Wendehals unseren Weg, was unsere Relikte aus der „guten alten Zeit“ sind die Eindrücke bestätigt. Die Schotterstraße durch immer noch vorhandenen Misthaufen. Die den Wald ist aus Mitteln der Jagdgenossen- Versorgung mit Biodünger ist also gesichert. schaft neu überarbeitet und geschottert wor- KÜMMEL Einige Anwesen besitzen noch unversiegelte den. Hier gilt es durch Pflege das Geschaffene Hofflächen, einen Hofbaum und schmücken zu sichern, zu schonen und zu erhalten. Dabei sich mit vielen Blumen rund ums Haus. Dies ist darauf zu achten, dass das Niederschlags- ist ein Willkommensgruß an Besucher, ver- wasser seitlich ungehindert in die Gräben deutlicht aber auch die Liebe zum eigenen abfließen kann. Ein Rückstau wird die Schot- Zuhause und seiner natürlichen Umgebung. terschicht aufweichen und somit zerstören. In der Gesamtheit des Ortes zeigt sich, dass Rund um das Dorf führen viele Wanderwege. meist nur so viel Fläche gepflastert oder ver- Einer davon ist ein alter Keltenweg, an dem siegelt wurde wie nötig und Pflanzen als ein Wanderwegmarkierungen auf Holzschildern Teil des Lebens betrachtet werden. angebracht sind. Hier gilt es vor allem in Kreuzungsbereichen und Abzweigungen mit einer Markierung dem Wanderer den Weg zu weisen. Der Artenreichtum unterscheidet diesen 5. Dorf in der Landschaft Wald vom kommerziell genutzten Wirt- schaftswald mit dem Einheitsholz Fichte und Betrachtet man Kümmel von oben, so kommt Kiefer. Hier finden sich auch Hasel, Eiche, einem automatisch das Wort „Nest“ in den Feldahorn, Spitzahorn, Bergahorn, Hain­ Sinn. Die rundliche Form des Dorfes mit den buche, Rotbuche, Kirsche, Erle und noch viele am Dorfrand stehenden Bäumen und mehr.

65 OBERHAID

66 SILBER MIT SONDERPREIS Zuwachs erfuhr Oberhaid durch die Aus­ weisung mehrerer Baugebiete in den letzten Oberhaid 50 Jahren, wodurch sich die Einwohnerzahl auf derzeit 3498 verdoppelte. Gemeinde Oberhaid Landkreis Bamberg Im Zuge der Anpassung an aktuelle Entwick- lungen wurde der rechtskräftige Flächennut- zungs- und Landschaftsplan von 1996 in Teil- bereichen fortgeschrieben. Daneben gibt es im konzeptionellen Bereich u. a. ein städte- bauliches Gesamtkonzept, eine Sozialraum­ analyse, eine Leerstandsanalyse, ein Energiekonzept, ein raumordnerisches Ent- wicklungskonzept Flussparadies Franken und eine Machbarkeitsstudie zum Projekt „Alte Mühle“. In Oberhaid sind sieben industrielle Betrie- be mit jeweils ca. 20 Beschäftigten sowie 74 Gewerbe- und Handwerksbetriebe und 81 Handelsbetriebe ansässig. Ein landwirt- Landrat: Johann Kalb schaftlicher Haupterwerbsbetrieb und sechs Bürgermeister: Carsten Joneitis Nebenerwerbsbetriebe bewirtschaften und pflegen die Wiesen und Äcker. Eine leistungs- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch, fähige Mischung aus alteingesessenen und Claudia Kühnel neu angesiedelten Betrieben bietet eine solide wirtschaftliche Basis für die Beschäfti- Einwohnerzahl: 3376 gung. Die meisten Arbeitsplätze finden die Gemarkungsfläche: 1044 ha gut 1800 Pendler jedoch im nahen Zentrum Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja Bamberg, aber auch in der gut erreichbaren Betriebe in der Landwirtschaft Region Erlangen-Nürnberg. Vollerwerbsbetriebe: 1 Nebenerwerbsbetriebe: 6 Infrastrukturell hat Oberhaid alles zu bieten, Betriebe in Industrie und Gewerbe: 74 was ein moderner Ort braucht. Im Bildungs- und Betreuungsbereich sind das zwei Kin- dertagesstätten mit Kindergarten- und Kinderkrippengruppen, Grundschule mit Mittagsbetreuung, Mittelschule mit offener 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Oberhaid liegt am rechten Mainufer an den Ausläufern der Hassberge, rund 7 km nord- westlich vom Weltkulturerbe Bamberg. Verkehrsmäßig ist Oberhaid durch den Auto- bahnanschluss A70, einer Bahnstation an der Strecke Bamberg-Schweinfurt und guten ÖPNV-Busverbindungen bestens erreichbar. Mit dem Bahnbau um 1850 entwickelte sich Oberhaid von einem rein landwirtschaftlich geprägten Ort, zu einem attraktiven Wohnort für die damaligen Arbeiter. Damit wuchs das Dorf deutlich. Einen weiteren enormen 67 Ganztagesschule, Gemeindebücherei, Außen­ auf den Dächern ausgerichtet. Das schont stelle der VHS, Senioren-Wohnanlage und das Landschaftsbild. Jugendzentrum. Seit 1990 ist Oberhaid an Oberhaid präsentiert sich als Dorf mit hoher der Fernwasserversorgung Oberfranken an- Wohnqualität, hervorragende Infrastruktur, geschlossen. Das Abwasser wird in die eigene lebendiger Ortsmitte und großem Freizeit­ Kläranlage im Ortsteil Unterhaid abgeleitet. angebot für alle Altersgruppen. Strom- und Telefonleitungen sind vollständig erdverkabelt. In der Breitbandversorgung gibt es sogar zwei Anbieter mit Datenraten von bis zu 400 Mbit/s. Auch in der Nahver­ sorgung ist Oberhaid mit allen Einkaufsmög- 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten lichkeiten sowie medizinischer Versorgung bestens aufgestellt. Durch langjähriges gutes Zusammenwirken Aus einem Bürgerarbeitskreis hat sich ein ge- der politisch Verantwortlichen mit den vielen meindliches Förderprogramm zum Aus- Vereinen und Verbänden sowie der Dorf­ tausch alter gegen hocheffiziente Heizungs- gemeinschaft gelang es, Oberhaid zu einer umwälzpumpen entwickelt. Ende letzten besonders lebens- und liebenswerten Jahres wurde auf dem Rathausplatz eine Gemeinde zu entwickeln. Ladesäule installiert und die Bürger können Geradezu symbolisch für ein sehr gutes auch ein E-Auto ausleihen, welches im generationenübergreifendes Miteinander Rahmen des Landkreis-E-Carsharing zur ist die 2013 eröffnete AWO Sozialnetz Verfügung gestellt wird. Wohn­anlage „Am Klingental“, in nächster Das Energiekonzept ist auf die Nutzung der Nachbarschaft zum kommunalen, integra- vorhandenen Ressourcen mit Holzheizung tiven Kindergarten der Gemeinde und ne- aus den eigenen Wäldern und Solarenergie ben der neuen Schulsportanlage. Mit zehn 68 Doppel- und 36 Einzelzimmern, Gemein- Aufgaben der Arbeitskreis „Seniorenarbeit“. schaftsräumen, einer Kapelle, Cafeteria, ei- Überörtlich bekannt ist der Ort auch für die nem Friseursalon und Ergotherapie stellt Oberhaider Wallfahrt: Einerseits für die vielen diese Einrichtung ein Rundum-Angebot Wallfahrten zum Oberhaider Gnadenbild in an Pflegedienstleistungen bereit, das für der alten Pfarrkirche und andererseits durch Orte dieser Größe außergewöhnlich ist. das gleichnamige Mundartgedicht von Hans Stationäre Pflege, teilstationäre Pflege, Ta- Morper. gespflege, Kurzzeit- und Verhinderungs- pflege, Betreutes Wohnen und offener Mittagstisch sichern eine allumfassende und alle Grade der Bedürftigkeit berück- sichtigende Betreuung für einen sorgen- 3. Baugestaltung und -entwicklung freien Lebensabend am Heimatort. Für die Pflege und Betreuung zu Hause bietet die Anhand der Luftbildaufnahme von 1945 lässt 2010 gegründete Maria-Betz-Stiftung per- sich die Siedlungstypologie des Ortes wun- sönliche Betreuung und finanzielle Unter- derbar erkennen. Der Ort entstand um die OBERHAID stützung. Kirche im Bereich der „oberen“ und der „unte- Außergewöhnlich vielfältig sind die Angebo- ren Gasse“. Weitere Entwicklungen bildeten te für die individuelle und gemeinschaftliche sich mit den Hauptwegerichtungen nach Freizeitgestaltung durch die zahlreichen und Süden im Bereich der Weide und nach Westen überwiegend sehr traditionsreichen Vereine. in der heutigen Schweinfurter Straße heraus. Unter diesen am mitgliederstärksten sind Der historische Dorfweiher ist als nördlicher die beiden Sportvereine, der Männer- Abschluss auch heute noch als Freiraum gesangverein und die beiden Blasmusikver- erhalten. eine, die alle seit Jahren eine sehr erfolgrei- Der Ort selbst ist durch die Nähe zu Bamberg, che Jugendarbeit machen. den damit zusammenhängenden Siedlungs- Der Verein Kommunale Jugendarbeit mit ei- druck und Wachstum geprägt. Insofern sind nem hauptamtlichen Jugendpfleger bildet einige Strukturen im Ort doppelt vorhanden eine wichtige Schnittstelle zwischen den Ver- und ursprüngliche Elemente im Laufe der einen, der Schule, den Kindergärten und Zeit überformt worden. allen sozialen Einrichtungen im Dorf. Er hat Merkzeichen bildet die gut erhaltene und auch die Themen Integration und Inklusion gepflegte Kirche, die eine neuzeitliche im Blick, nimmt Anregungen einzelner auf Erweiterung erhalten hat. Ebenso trägt das und bringt die Umsetzung auf den Weg. Im Rathaus zur Identität bei. Das Projekt zur Bereich der Senioren übernimmt diese Sanierung der alten Mühle, einhergehend

69 mit der Neugestaltung der Ortsmitte im 4. Grüngestaltung und -entwicklung Bereich der Unteren Straße, bietet eine sehr gute Chance, die Attraktivität von Kirch- und Oberhaid hat sich trotz seiner Größe den Rathausplatz weiter zu steigern. dörflichen Charakter bewahrt. Das zeigt sich Mit Hilfe der Städtebauförderung wurden die auch an den blühenden Vorgärten älterer öffentlichen Bereiche in einen guten Zustand Baugebiete. versetzt. Insbesondere der Bereich der Das mit Hilfe der Städtebauförderung hervor- „Weide“ mit der Wiederöffnung des Bachlaufs ragend gestaltete Zentrum um das Rathaus wurde liebevoll gestaltet. Vorbildlich sind und die Kirche wurde optimal begrünt und Gebäude wie das Anwesen Weide Nr. 30, lädt zum Verweilen ein. zeigen sie doch in ihrer Erscheinung den gan- zen Reichtum an historischen Baudetails und treten den Beweis an, dass solche Gebäude auch zukunftsfähig in ihrer Nutzung sind. Große Bürde sind leider die Ersatzbauten während der 60er und 70er Jahre. Hier wurde in keinster Weise die gewachsene historische Struktur beachtet und somit erscheinen diese Gebäude, die jetzt selbst in die Jahre gekom- men sind, als Fremdkörper innerhalb des Ortes. Es gilt die Bevölkerung zu sensibilisie- ren, diese Aufgaben anzugehen und eine qualitätsvolle Baugestaltung im Bewusstsein der Bevölkerung zu implementieren. Ein Beratungsangebot in Form eines privaten Förderprogramms kann hier gute Dienste erweisen. Als äußerst positiv zu bewerten ist, dass die Gemeinde erkannt hat, dass der Wachstums- prozess nur maßvoll weitergeführt werden kann, um die Identität des Ortes zu bewah- ren. Insofern ist das Thema der Innenentwick- lung vor Außenentwicklung bereits erkannt nach dem Motto „Wachstum gestalten, Iden- tität stiften“. 70 5. Dorf in der Landschaft

Oberhaid liegt im Maintal am Fuße des Naturparks Haßberge. Das vielfältige Gebiet ist naturverträglich erschlossen und Ziel von naturpädagogischen Führungen. Das Dol- den-Winterlieb wird in den lichten Kiefern- wäldern auf Sand gezielt erhalten. Die Abbaulandschaft der Kiesgruben soll geordnet mit Natur-, Bade- und Fischereibe- reichen im Rahmen des Flussparadieses Obermain entwickelt werden. Die südliche Flur, das Maintal, ist durch intensivere Land- wirtschaft, Erschließung und Kiesabbau ge- nutzt. Die nördliche Gemeindeflur ist eine kleingliedrige Kulturlandschaft mit hoher OBERHAID Arten- und Strukturausstattung. Blüten­ Die notwendige Hochwasserfreilegung im wiesen mit Wildbienen und vielfältige Gebiet der „Weide“ ist aufgrund der verwen- Kulturlandschaftselemente sind dort zu be- deten Materialien gut gelungen. Das natur- obachten. Hecken, Hohlwege und Streuobst- nahe Bett des Mühlbaches mit feuchtig­ bestände gliedern die Landschaft. Im kürzlich keitsliebenden Pflanzen lockert den abgeschlossenen Flurneuordnungsverfahren kanalähnlichen Ausbau auf. wurden unter anderem 550 Obstbäume ge- Der großkronige Baumbestand im Freigelän- pflanzt und die Fluraufteilung im Anstieg der de des Kindergartens „Maria Hilf“ wirkt in den Hassberge weitgehend belassen. Die guten Bereich der „Weide“ hinein. Doch weitere Streuobstbestände sind durch Schnitt dauer- Bäume würden diesen Ortsteil optisch stark haft entwickelt worden. aufwerten. Es sollte geprüft werden, ob dies Zwei Vollerwerbsbetriebe und Freizeitland- auf öffentlichem oder privatem Grund wirte bewirtschaften die Kulturlandschaft. verwirklicht werden kann. Vereinzelt sind Brachen zu beobachten. Die Oberhaids grüner Friedhof ist vorbildlich. vielfältige Kulturlandschaft bedarf bei der Sehr ansprechend ist nicht nur der Groß- kleinteiligen Flur ein ständiges Bemühen um baumbestand, sondern auch die durch den Erhalt der Bewirtschaftung. Förderpro- Schnitthecken geschaffene Kleinparzellie- gramme wie das Ackerwildprogramm im rung. Landkreis Bamberg werden genutzt. Es zeugt von großem Weitblick, die nicht Die Ortsränder sind weitgehend eingegrünt. mehr benötigte Erweiterungsfläche in eine Im Rahmen der Flurneuordnung konnte das von Schulklassen betreute Streuobstwiese artenreiche Feuchtwaldgebiet Seelaub umzuwandeln. gemeindlich erworben und zu einem offizi- Der vom OGV Oberhaid gepflegte angren- ellen Naturwaldreservat ausgewiesen zende Kreislehrgarten ist wunderbar ab- werden. wechslungsreich gestaltet und bietet viele In Oberhaid werden Flurdenkmäler gezielt Anregungen für Hobbygärtner. gepflegt. Zum Abschluss der Flurneuord- nung wurde eine Kapelle am Fundort der „Madonna im Birnbaum“, der Grundlage der Oberhaider Wallfahrt, errichtet. Der Hassbergeanstieg ist durch Wanderwege erschlossen. Die Markierung sollte innerhalb des Naturparks Hassberge einheitlich mit Sichtmarkierung verbessert werden. 71 OBERLEITERBACH

72 GOLD Bereits 1997 baute die Dorfgemeinschaft komplett in Eigenleistung ein Gemeinschafts- Oberleiterbach haus, das sich zum Dorftreffpunkt entwickel- te. Dabei gründete sich eine Vereinsgemein- Markt Zapfendorf Landkreis Bamberg schaft, welche u. a. das notwendige Mobiliar finanzierte und die Bewirtschaftung über- nahm. Die letzten Jahre waren geprägt von der Dorf­ erneuerung. Alle Maßnahmen sind sorgfältig mit großer Bürgerbeteiligung geplant wor- den. Zwei große Bauabschnitte konnten bereits umgesetzt werden. Der öffentliche Bereich wurde durch Straßen- und Platzge- staltungen aufgewertet, der renaturierte Leiterbach zugänglich gemacht, Grünan­ lagen und ein Trinkbrunnen für durstige Jakobswegpilger geschaffen. Daneben sind auch viele private Gebäude und Vorbereiche saniert und teilweise vorbildlich gestaltet Landrat: Johann Kalbr worden. Darüber hinaus ist das gesamte Dorf Bürgermeister: Volker Dittrich eine kinderfreundliche Tempo-30-Zone geworden. Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Uwe Hoff, Alexandra Klemisch, Während der Vorbereitungsphase zur Dorf­ Claudia Kühnel erneuerung wurde die Idee geboren, für Oberleiterbach und seinen 279 Einwohnern Einwohnerzahl: 270 gemeinschaftlich eine zentrale Wärmever­ Gemarkungsfläche: 456 ha sorgung aus erneuerbaren Energiequellen zu Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja realisieren. Durch die Erneuerung und Neu- Betriebe in der Landwirtschaft gestaltung der zentralen Ortsstraßen bot sich Vollerwerbsbetriebe: 2 Nebenerwerbsbetriebe: 1 die gleichzeitige Verlegung eines Nahwärme- Betriebe in Industrie und Gewerbe: 4 netzes an. Nach der Projektentwicklung wur- de 2013 die Energiegenossenschaft gegrün- det und das Projekt Bioenergiedorf verwirklicht.

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Das Bioenergiedorf Oberleiterbach ist ein Ortsteil der Marktgemeinde Zapfendorf an der Nahtstelle der Landkreise Bamberg und Lichtenfels. Die Bahnstationen und Auto- bahnanschlüsse Zapfendorf und Ebensfeld der A73 sowie die Nähe der A70 verschaffen Oberleiterbach eine sehr gute Verkehrs­ anbindung. Für die Fahrt nach Zapfendorf, wo alle Güter des täglichen Bedarfs und die medizinische Versorgung erhältlich sind, steht ein Bürgerbus zur Verfügung. 73 Oberleiterbach versorgt sich mit der Biogas- Dorferneuerung lösen. Mit viel Eigenleistung anlage, dem Blockheizkraftwerk und der brachen die Floriansjünger das marode Solaranlage, die in Bürgerhand sind, zur Feuerwehrhaus ab und bauten sich am Deckung des eigenen Strombedarfs zu 100% Wunschstandort ihr neues Feuerwehrgeräte- und mit Wärme zu 66 %. An das Wärmenetz haus. sind 52 % der möglichen Verbraucher ange- Mit den Maßnahmen der Dorferneuerung schlossen. Für weitere Interessenten ist man hat Oberleiterbach einen Quantensprung in offen. Oberleiterbach hat dafür als Vorzeige- seiner Entwicklung gemacht. Entstanden ist dorf den Bioenergiepreis Oberfranken 2016 ein zukunftsfähiges und höchst attraktives erhalten. Bioenergiedorf mit dem Leitbild „Wo Zu- Im Rahmen der Dorferneuerung wurde von kunft schon heute ist“. der Gemeinde die Chance genutzt Trinkwas- serleitungen zu erneuern, Abwasser auf Trennsystem umzustellen, Leitungen für schnelles Internet zu verlegen, die Erdver­ kabelung von Stromleitungen umzusetzen und Peitschenleuchten durch eine moderne dorfgerechte Straßenbeleuchtung zu erset- zen. Der genossenschaftliche Bau des 2,5 km langen Leitungsnetzes für die Dorfheizung ging ebenfalls mit dem jeweiligen Bau­ abschnitt einher. Auch die Feuerwehr nutzte die sich bietende Entwicklungsmöglichkeit und konnte nach langen Jahren der Planung und Suche die Standortfrage endlich mit Hilfe der 74 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten Beispielhaft dafür ist der seit über 40 Jahren bestehende Spielplatz, der mit viel Eigenleis- Ein ideales Maß an Sensibilität sowohl für die tung unter Federführung des OGV mit Betei- Traditionspflege als auch für die Erfordernis- ligung der Jugend und der Eltern den Erfor- se einer gedeihlichen Entwicklung in der dernissen der Zeit angepasst wurde. Er bietet Zukunft führte die Dorfgemeinschaft im heute allen Kindern und Jugendlichen ideale sozialen und kulturellen Bereich zu vorbild­ Entfaltungsmöglichkeiten, aber auch den lichen Ergebnissen. Erwachsenen einen schattigen Verweilplatz. Mit modernster Technik kann man sich bei Mit dem jeden Donnerstag früh und mittags einem historischen Dorfrundgang an 28 In- fahrenden Bürgerbus sind alle auf öffentliche formationstafeln mit QR-Code über die Verkehrsmittel angewiesene Bürgerinnen Geschichte der ortsbildprägenden Gebäude, und Bürger an den als Kleinzentrum ein­ Plätze und Denkmäler sowie über bedeuten- gestuften Markt Zapfendorf angebunden. de Persönlichkeiten informieren. Im Bereich des aufgelassenen Friedhofs erin- nert eine Grabstätte im Schatten des Kirchturms der frisch renovierten Filialkirche St. Laurentius an den berühmtesten Sohn des 3. Baugestaltung und -entwicklung Ortes Ivo Hennemann und sichert das Andenken. Er wurde auch als „Einsiedel- Oberleiterbach, 1221 erstmals erwähnt, hat mann“ in Victor von Scheffels Frankenlied sich siedlungsgeschichtlich zu einem kompak- verewigt. Für die neue Gedenktafel mit den ten Haufendorf mit heute 75 Anwesen entwi- wichtigsten Informationen zum Leben und ckelt. Es ist organisch gewachsen und hat le- Wirken des 1824 als Johann Hennemann in diglich im Süden und Südosten kleinere Oberleiterbach geborenen Eremiten vom Ortsabrundungen mit neuen Gebäuden. Staffelberg zeichnet sich die Soldaten- und Oberleiterbach weist 25 Baudenkmäler im Kameradschaftsvereinigung seines Heimat- Ortskern auf, darunter einige Fachwerkhäuser. ortes verantwortlich. Dieses baukulturelle Erbe wird von den Be- OBERLEITERBACH Zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr wohnern bewusst gepflegt. Ortsprägend ist und dem Obst- und Gartenbauverein bildet die Filialkirche St. Laurentius, die mit sehr viel sie eine Vereinsgemeinschaft, die den Betrieb Engagement der Bevölkerung saniert wurde. des 1997 errichteten Gemeinschaftshauses Die seit 2009 laufende Dorferneuerung hat organisiert. Über diese Vereinsgemeinschaft entscheidende Impulse zur Neugestaltung werden alle Aktionen gemeinsam geplant des inneren Ortskerns von Oberleiterbach und koordiniert. gegeben.

75 Besonders hervorzuheben sind die Platzge- 4. Grüngestaltung und -entwicklung staltungen an der Kirche und am Gemein- schaftshaus. Zusammen mit dem anliegen- Alte bäuerliche Strukturen sind in Oberleiter- den Spielplatz und dem neuen Feuerwehrhaus bach noch deutlich zu erkennen. Eine Viel- hat es sich zu einem attraktiven Ortszentrum zahl offen gestalteter Privatgärten und große entwickelt. alte Bäume prägen das Ortsbild. Die vielen Die Gestaltung der öffentlichen Straßen und unversiegelten Rasen- und Blühwiesenflä- Plätze ist dorf- und funktionsgerecht. Private chen in öffentlichen wie auch in privaten Be- Anwesen wurden mit sehr viel Eigenleistung reichen, verbessern das Dorfklima besonders saniert. Besonders hervorzuheben ist Am im Sommer und vermitteln einen ländlichen Laurentiusring der Platzbereich vor dem Eindruck, wie es kaum besser gemacht wer- Haus Nr. 16: Zäune wurden entfernt, Flächen den kann. Erfreulich ist, dass die vermeintlich entsiegelt und hervorragende Übergänge pflegeleichten Kies- und Schotterschüttun- von den öffentlichen zu den privaten Flächen gen in Oberleiterbach noch keinen Einzug geschaffen. gehalten haben. Es gibt in Oberleiterbach kaum Leerstände. Materialien zur „Grünraummöblierung“ wur- Zukunftsweisend ist die von einer jungen den sensibel gewählt, passen sich ein oder Familie geplante Restaurierung eines histori- ordnen sich unter und wirken nie störend. schen Wohnstallhauses, Reuthloser Straße 1. Leider ist heute, wie in der Präsentation der Hier soll zukünftig ein Dorfcafé entstehen. 1970er Jahre ersichtlich wird, der Blumen- Zur Innenentwicklung trägt auch die private schmuck an den Häusern weitgehend ver- Maßnahme auf dem Grundstück der ehema- schwunden. Im Dorf finden sich aber positive ligen Gastwirtschaft Schneider bei. Hier hat Beispiele, wie die Eingrünung eines Silos mit der Besitzer einen Großteil des leerstehen- einem Weinstock, wodurch mit wenig Auf- den Gebäudebestandes abgerissen und eine wand Wände und Gebäude schön gestaltet Scheune instand gesetzt. Die frei geworde- werden können. nen Flächen stehen jetzt für neue, innerört­ Besonders hervorzuheben ist das Engage- liche Baumaßnahmen zur Verfügung. Dafür ment der Mitglieder des Obst- und Garten- gibt es schon gute Vorbilder. bauvereins, die das Dorfleben nicht nur mit Historisches Bewusstsein und das Weiter­ vielen Festen und Aktivitäten bereichern, führen der örtlichen Baukultur sind für Ober- sondern auch als „grüne“ Eminenz ökologi- leiterbach bezeichnend. sche Interessen mit u. a. weiblicher Tatkraft

76 durchsetzen. So wurde der Austausch unge- Die Biogasanlage wird mit Maissilage eigneter Erde auf öffentlichen Flächen mit Grassilage, Gülle und Stallmist „gefüttert“. gutem Substrat veranlasst, um gutes Wachs- Bedingt durch die wechselnden Fruchtfolgen tum der Pflanzen zu ermöglichen. Die 14 Pa- waren bei der Begehung große Teile der tenschaften für Grünflächen im Ort und die landwirtschaftlichen Flächen vom Maisan- acht Streuobstwiesen, die sich in privatem bau bestimmt. Der Biogasbetrieb hat noch Besitz befinden, zeugen von einem tief weiter Flächen außerhalb der Oberleiterba- verankerten Selbstverständnis für Grün bei cher Flur, wodurch eine bessere Verteilung den Bürgern. der Mais­anbauflächen möglich sein sollte. Der grüne Friedhof mit den Großbäumen, Die Solaranlage und die Biogasanlage sind Rasenfläche und bestens gepflegten Grab- gut umpflanzt. stellen hat einen wohltuenden Parkcharakter. Die Wiesen und die Raine sind relativ blüten- Er könnte noch durch weitere Sitzmöglich- reich. Das Mulchen führt jedoch zu blüten­ keiten aufgewertet werden. Die Grünachse armen Flächen. Deshalb sollte verstärkt Spielplatz-Bach mit Streuobstwiese und an- versucht werden, die Landschaft mit Wiesen- grenzendem Gemeinschaftshaus ist ein Treff- blumen anzureichern. punkt des Ortes für Jung und Alt. Das grüne Alle landkreisübergreifenden Wanderwege Gesamtbild des Ortes ist für den Besucher ei- sollten gemeinsam mit dem Rennsteigverein ne Zeitreise in die regionale Vergangenheit. einheitlich auf Sicht markiert werden. Hier ist nichts gekünstelt oder verspielt. Es zeigt wie eine Visitenkarte den klaren, fränki- schen Charakter des Ortes und seiner Bewohner.

5. Dorf in der Landschaft OBERLEITERBACH

Oberleiterbach liegt in der Talmulde des Leiterbaches. Durch eine organische Ortsent- wicklung wurden die natürlichen Grenzen nicht überschritten. Die Gemarkung wurde in den 60er Jahren mit einem Flurbereinigungsverfahren neu ge- staltet. Die damaligen sparsamen Pflanzun- gen werden gepflegt und die Flur nach und nach weiter mit Streuobstflächen angerei- chert. Eine Fläche wird vom LBV gepflegt. Die Ortsverbindungswege sind mit Obstbäumen bepflanzt. Diese werden an interessierte Obst-Käufer öffentlich versteigert, um die Verwertung sicher zu stellen. Ein Ausgleichs- biotop für die ICE- Strecke wurde entwickelt und wird betreut. Im Zuge der Dorferneue- rung konnte der Leiterbach innerhalb der Ortschaft renaturiert und ein grünes Hoch- wasserrückhaltebecken angelegt werden. Im nächsten Bauabschnitt werden weitere Teil- stücke des Baches renaturiert. 77 SINATENGRÜN

78 BRONZE ca. 100 Einwohnern im Jahre 1970 auf nun- mehr 54 Einwohner zurück. Jedoch prägen Sinatengrün derzeit fünf junge Familien mit elf Kindern den Dorfalltag. Stadt Wunsiedel Landkreis Wunsiedel Auch wenn noch alle Hofstellen erhalten und bewohnt sind, so hat sich das ursprünglich reine Bauerndorf wirtschaftlich sehr verän- dert. Es gibt nur mehr zwei landwirtschaft­ liche Betriebe, einen Betrieb „Urlaub auf dem Bauernhof“ mit neun Ferienwohnungen und einen Bildhauer. Sämtliche bildungs- und infrastrukturellen Einrichtungen sind in der vier Kilometer ent- fernten Stadt Wunsiedel zu finden, zu der mittels ÖPNV eine gute Busverbindung be- steht. Das individuelle Buswartehaus steht prägnant am Ortseingang. DSL ist in jedem Haus vorhanden. Im Zuge der Dorferneuerung wurde das Landrat: Dr. Karl Döhler schmucke und dem kleinen Ort angepasste Bürgermeister: Karl–Willi Beck Dorfgemeinschaftshaus mit viel Eigenleis- tung direkt am neugestalteten Dorfweiher Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Claudia Büttner errichtet. Die Sitzgelegenheit auf der Terrasse wird rege genutzt, genauso wie das selbst Einwohnerzahl: 57 gebaute Wassertretbecken im Zulauf des Gemarkungsfläche: 1439 ha Weihers. Das Dorfhäuschen dient heute als Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja vielgenutzter Treffpunkt für die gut funktio- Betriebe in der Landwirtschaft nierende Dorfgemeinschaft. Vollerwerbsbetriebe: 2 Sinatengrün bezieht zu 100 % ökologischen Nebenerwerbsbetriebe: 2 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 2 Strom aus dem Fichtelgebirge. Die „Dorfuhr“ funktioniert ohne Strom: Eine Sonnenuhr ne- ben dem Dorfhäuschen ist gestalterisch und funktional ein echter Hingucker.

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Als Rundreihendorf mit Radialwaldhufenflur werden die im Mittelalter planmäßig entstan- denen Dörfer im Fichtelgebirge bezeichnet. Sinatengrün wurde so gegründet und um einen Dorfteich als Mittelpunkt mit sieben Hofstellen rundum angelegt. Diese Form und die radialen Hoffluren bestehen noch heute, nach über 1000 Jahren unverändert. Sinatengrün wurde im Zuge der Gebiets­ reform in die Kreisstadt Wunsiedel eingemeindet. Die Einwohnerzahl ging aufgrund des demografischen Wandels von 79 Touristisches Highlight ist der durch Sinaten- Mit ihrem Ideenreichtum hat die Dorfge- grün verlaufende Brückenradweg Bayern-Böh- meinschaft nicht nur bei den Urlaubsgästen men von Tröstau über Wunsiedel bis in die des idyllisch gelegenen, 1766 erbauten tschechische Stadt Asch. Der Radweg führt Beck’schen Fachwerkhauses, sondern auch in auf der ehemaligen Bahntrasse über viele der Region bei Tagesausflüglern Aufmerk- denkmalgeschützte Brücken und entlang samkeit geweckt. Zentrum des sozialen Le- vieler Sehenswürdigkeiten im Fichtelgebirge. bens ist das 2009 eingeweihte Dorfgemein- schaftshaus am fischreichen Dorfweiher. Dort hat sich die Dorfgemeinschaft ein

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Aus einer originellen Idee, die im Rahmen der Dorferneuerung vor zehn Jahren geboren wurde, entstand unter dem Namen „Sinaten- grüner Sonnenuhr e. V.“ der einzige Verein des Ortes, dessen Mitgliederzahl mit 55 über der Einwohnerzahl liegt. Die Dorfgemein- schaft beschloss damals, in der Dorfmitte ei- ne Sonnenuhr aufzustellen, die im Kern aus in der Nähe vorkommendem Marmor be- steht. Das minutengenaue Ziffernblatt ent- warf Volker Lotze aus Paderborn, der sich mit astronomischer Navigation beschäftigt. 80 ideales Plätzchen für Feierlichkeiten aller Ar- welche mit Holz verschalt sind. Hausnamen ten eingerichtet. wie Familie Rogler, Wolf, Kuhbandner, Froh- Willkommen sind dabei auch die Urlaubsgäs- mader–Bremermühle, Neupert, Ferienhof te, die in Sinatengrün immer gute Aufnahme Beck prägen mit ihrem Engagement für die finden und von denen sich einige sogar an Pflege und den Erhalt ihrer Anwesen den Gemeinschaftsprojekten im Rahmen der Gesamtort. Insbesondere mit den mächtigen Dorferneuerung beteiligten. Zweimal im Jahr Einzelgehölzen entsteht ein starker Dialog finden Open-Air-Gottesdienste mit Taufen zwischen Gebäuden und Natur. statt, bei denen die Täuflinge mit dem Wasser Das Anwesen Seidel im Steinbruch ist separat aller Brunnen im Ort getauft werden. zu erwähnen. Hier hat sich ein junger Bild- hauer einen Ort an einem stillgelegten Stein- bruch gesucht, um ein Gesamtkunstwerk umzusetzen. Hierbei werden Gebäudesub­ stanz und die landschaftliche Umgebung 3. Baugestaltung und -entwicklung miteinander verwoben. Spannung wird da- bei durch die skurrilen Elemente des künst- Der Ort ist in seiner ursprünglichen Flur-, lich geschaffenen Steinbruchs und der Siedlungs- und Haustypologie erhalten ge- ruinenhaft erhaltenen Nebengebäuden er- blieben. Die Anordnung der einzelnen Bau- zeugt. erngehöfte radial um eine Quellmulde und Als absoluter Höhepunkt ist das Anwesen eine Viehweide ist prägend für den ganzen Rieß zu betrachten. Alle Details, die dieser Ort und definiert zudem die Dorfgemein- denkmalgeschützte Hof zu bieten hat, sind schaft über einen gemeinsamen öffentlichen erhalten: Beispielgebende Dachdetails mit SINATENGRÜN Raum. Hier entstand im Zuge der Dorferneuerung auch das schön gelegene Dorfgemein- schaftshaus, welches im Zusammenhang mit dem Dorfteich neu gestaltet wurde. Ebenso sind Akzente am Ortseingang in Form eines neuzeitlichen Bushaltehäuschens gesetzt worden. Die mächtigen Dreiseithofanlagen bestehen überwiegend als massive Wohn-/Stallhäuser mit großen Scheunen als Nebengebäude,

81 Gauben und Biberschwanzdeckung, geputz- 4. Grüngestaltung und -entwicklung te Außenwände, Granitgewände, Fenster in historischer Teilung, liebevoll gestaltete Sinatengrün hat sich seine Ursprünglichkeit Hauszugänge, Bepflanzung am Haus, Bau- bewahrt. Ein Dorfteich ist wie eh und je erngärten, Zäune, Bepflanzungen, all dies hat Mittelpunkt des Ortes. Vorbildcharakter. Authentisch erhaltene Ne- Er wurde neu hergerichtet und dient auch bengebäude mit Holzverschalungen runden weiterhin als Feuerlöschteich. Interessant den Gesamteindruck ab. An diesem Gebäude können alle Gestaltungselemente für die baukulturelle Weiterentwicklung des Dorfes abgelesen werden.

82 und fast ein Alleinstellungsmerkmal ist der Göpfersbach im Südosten. Die Bachläufe sind Felsenpfad quer durch den seichten Wasser- schön eingegrünt mit Sträuchern, Büschen bereich. Dies lässt besonders im Sommer und hohen Bäumen. Diese bieten Flucht­ Kinderherzen höher schlagen. Die Trocken- tieren Schutz vor Fressfeinden. Bei der steinmauern am Hang nördlich des Teiches Bewirtschaftung sollte darauf geachtet wer- sind ökologisch sehr wertvoll und bieten den, einen größeren Abstand zu den Fließ­ sowohl Unterschlupf als auch Lebensraum gewässern einzuhalten. SINATENGRÜN für viele Tiere. Die Eingrünung des Dorf­ Im Nordosten und Nordwesten bildet der teiches ist noch nicht optimal: Einige Bäume, ehemalige Bahndamm eine Grenze. Früher eventuell Obstbäume am Hang, dazu einige transportierte die Bahn Waren, Arbeiter und heimische Sträucher würden sich sehr positiv Touristen nach Wunsiedel, aber auch nach auswirken. Göpfersgrün und weiter nach Selb. Heute Das grüne Gesicht des Ortes, besonders süd- fahren hier Touristen und Einheimische mit lich des Teiches entlang der Zufahrtsstraße, dem Fahrrad. Durch die ebene Streckenfüh- könnte durch die Pflanzung von ein paar Bäu- rung über viele Brücken fällt das Fahrrad­ men wesentlich verbessert werden und fahren leicht und wird viel genutzt. schon einige dorfübliche Sträucher an den Die Anordnung der Höfe zeigt die Form des großen Gebäuden würden eine große Waldhufendorfes. Die landwirtschaftlichen Wirkung erzielen. Flächen verlaufen sternförmig nach außen Durch die Aufgabe der Landwirtschaft wur- und werden am Ende vom Wald begrenzt. den überdimensionierte Hofstellen zurück- Entlang der Feldwege könnte hier und da ein gebaut, teilweise begrünt und neu bepflanzt. Strauch oder auch ein Großbaum, vor allem Dort schafft nun die schöne Blütenpracht in den weiten Feldern nach Nordosten, das eine Wohlfühlatmosphäre. Besonders her- Landschaftsbild noch steigern. Im südlichen auszustellen ist hier das Anwesen der Familie Teil der Ortschaft ist ein ehemaliger Marmor- Rieß. steinbruch mit Wasser vollgelaufen. Der Wasserstand schwankte in den letzten Jahren jedoch sehr stark. Dies ist auf die geologi- schen Bedingungen in dieser Region zurück- zuführen. Kalkhaltige Schichten führen zu 5. Dorf in der Landschaft einem starken Abfluss der Oberflächenwäs- ser in tiefere Schichten. Der Steinbruch ent- Die natürlichen Grenzen der Flur bilden der hält eine Marmorhöhle mit einer endemi- Bibersbach im Südwesten sowie der schen Höhlenschrecke. 83 THIERSTEIN

84 BRONZE zur Autobahn A93 und der neu entdeckten Liebe zur Tourismusregion Fichtelgebirge Thierstein fortsetzen. Die zahlreichen schönen Ferien- wohnungen laden Besucher zum Verbleiben Markt Thierstein Landkreis Wunsiedel ein und sind gleichzeitig Ausgangspunkt für die Erkundung der Region. Die direkte Anbin- dung an den Brückenradweg Bayern-Böh- men ermöglicht stressfreies Radfahren durch die wunderbare Landschaft. Dadurch konnte der Ort in den letzten Jahren durch viel Eigen­ initiative seitens der Marktgemeinde und der sie unterstützenden Bürgerschaft und ört­ lichen Vereine die Möglichkeiten des im Auf- wind befindlichen Tourismus im Fichtelge­ birge nutzen und dem allgemeinen Aufwärtstrend eigene Impulse verleihen. Thierstein ist seit 2004 Mitglied im freiwilli- gen Zusammenschluss von Gemeinden aus der Region und Tschechien zur Brücken­ Landrat: Dr. Karl Döhler allianz Bayern-Böhmen e. V., welche sich zum Bürgermeister: Thomas Schobert Ziel gesetzt hat, ihre gewerbliche Produktion gemeinsam zu vermarkten, den Fremdenver- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Claudia Büttner kehr zu fördern und grenzüberschreitende Kontakte herzustellen. Einwohnerzahl: 1157 Die Ansiedlung des mittelständischen famili- Gemarkungsfläche: 1293 ha engeführten Unternehmens BD SENSORS Dorferneuerung / Städtebauförderung: ja (einem der bedeutendsten Anbieter elektro- Betriebe in der Landwirtschaft nischer Druckmessgeräte auf dem Welt- Vollerwerbsbetriebe: 3 markt) ermöglicht vielen Erwerbstätigen eine Nebenerwerbsbetriebe: 5 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 74 qualifizierte Beschäftigung und eine beacht- liche soziale Absicherung in Wohnortnähe. Zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienst- leister bieten weitere Arbeitsplätze.

1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Die Fichtelgebirgsgemeinde Thierstein ist ge- prägt von der Landwirtschaft in ihren Orts­ teilen. Vom weithin sichtbaren Turm der Bur- gruine schweift das Auge über Felder, Wiesen und Wälder bis hin zur Tschechischen Repub- lik. Nach der stetigen Abnahme der Einwohner- zahl in der Vergangenheit, ist in den letzten Jahren ein kleiner, jedoch permanenter Zuwachs in Thierstein zu verzeichnen. Dieser Trend wird sich auch aufgrund der wachsen- den Infrastruktur am Ort, der direkten Nähe 85 Der ehemalige Steinbearbeitungsbetrieb 2. Soziale und kulturelle Aktivitäten fand in einer Schreinerei, einem Dachdecker und einem Landmaschinenbetrieb adäquate Der einst als Burgsiedlung gegründete Markt Nachnutzer. Arztpraxis, Apotheke, Bäcker, Thierstein gehört mit der weithin sichtbaren Gärtnerei, Grundschule und Kindergarten Silhouette der Burgruine zu den optischen sichern die Grundversorgung. Anziehungspunkten der Tourismusregion Das Aushängeschild Thiersteins ist der Dorf­ Fichtelgebirge. laden „dola“, der seit Juni 2016 geöffnet hat. Der Arbeitskreis Heimatforschung hat durch Die Unternehmergesellschaft, an der neben seine Schriftenreihe ein umfassendes Infor- dem Markt Thierstein auch über 150 Einwoh- mationskompendium zur Ortsgeschichte ner als stille Teilhaber beteiligt sind, bietet neben frischen Backwaren ein gut sortiertes Grundsortiment des täglichen Bedarfes an. Gleichzeitig ist ein sozialer Treffpunkt ent- standen, der die Lebensqualität des Ortes steigert und Jung und Alt wieder näher zu- sammenbringt. Auch Tradition und Historisches werden ge- pflegt. Trotz moderner Wasserversorgung wurden die alte Pumpstation und der Bürger- meister-Andreas-Meyer-Brunnen vorbildlich saniert und erhalten. Die Kläranlage wurde bereits 1987 gebaut und arbeitet dank verschiedener Modernisierungsmaßnahmen äußerst effizient. 86 erarbeitet, dessen Erkenntnisse komprimiert Michaeliskirche. Wegen des enormen Zu- auch in Ausstellungen z. B. in der Burgruine spruchs gab es eine Zusatzvorstellung auf eingeflossen sind. Wer sich für die wechsel- der Burgruine. volle und von vielen Fehden gesäumte Einen insgesamt recht guten Standard weist Geschichte des Orts interessiert, wird zudem die Marktgemeinde im sozialen Bereich auf. bei einem Spaziergang an historisch markan- Besondere Erwähnung verdienen die sehr ten Stellen in knapper, aber didaktisch wohl guten Angebote für Kinder und Jugendliche. durchdachter Weise mit zum Teil sehr drama- Im Kindergarten „Spatzennest“ gibt es nach- tischen Ereignissen und der Lebensweise in mittägliche Schulkinderbetreuung. Die ers- früherer Zeit vertraut gemacht. ten beiden Jahrgangsstufen des Schulver- Ein hochwertiges Kulturprogramm wird un- bandes Thierstein-Höchstädt werden im ter Beteiligung ortsansässiger Vereine im Schulhaus Thierstein unterrichtet. Rahmen des „Thiersteiner Burgsommer“ ge- boten, der seit 2013 dank eines für über 500.000 Euro neuerrichteten Membran­ daches auch wetterunabhängig auf der Burg- ruine durchgeführt werden kann. Die evan- 3. Baugestaltung und -entwicklung gelische Pfarrei Thierstein-Höchstädt und die

katholische Pfarreiengemeinschaft Arzbe- Der auf einem Hügel gelegene Ort beein- THIERSTEIN rg-Schirnding-Thiersheim, zu der auch die druckt schon aus der Ferne durch eine impo- katholische Kirche St. Michael in Thierstein sante Erscheinung mit der mächtigen Burg gehört, erarbeitete gemeinsam im Reforma- und dem von weitem sichtbaren Kirchturm. tionsjahr ein Musical. Darsteller waren Laien Was in der Außenwirkung als identitäts­ aus der Region, Premiere war in der stiftend wirkt, wird vom Ort auch von innen heraus gelebt. Die Burg hat sich zum kulturellen Mittelpunkt des Ortes entwickelt. Hier ist die neue Infra- struktur mit der leichten Zeltkonstruktion zu erwähnen. Die evangelische Kirche zusam- men mit dem Pfarrhaus und dem Gemein- desaal ist der kirchliche Mittelpunkt der Ort- schaft. All diese Gebäude sind in einem hervorragenden baulichen und gestalteri- schen Zustand. Der mit Hilfe der Städte­ bauförderung neu gestaltete Marktplatz

87 trägt ebenfalls zur positiven Erscheinung des gewachsenen Flächen mit Granitpflaster, Ortes bei. blühenden Pflanzbeeten und Baumpflanzun- Dem aktuellen innerörtlichen Leerstand ist gen ist sehr gelungen und besitzt Aufent- mit großer Wachsamkeit zu begegnen. Es gilt haltsqualität. Die beiden Linden im Eingangs- die bestehende Gebäudestruktur zu erhalten bereich der Kirche fungieren als Baumtor. Der und keine Baulücken entstehen zu lassen. Einsatz der Bürger für den Erhalt der Bäume Gerade der Gegenpol auf der grünen Wiese bei der Kirchensanierung zeigt die Wert­ schöpft viel Potential an Bauaktivitäten ab. schätzung für das Grün im Dorf. Initiativen wie der durch Bürgerengagement Durch das anstehende Dorferneuerungsver- gegründete Dorfladen tragen wesentlich zur fahren hat Thierstein die große Chance den Belebung des Ortskerns bei. Es gilt weiter erweiterten Altortbereich aufzuwerten und Anreize für den Kernort zu geben. Die aktuell somit die Atmosphäre und Lebensqualität im ins Leben gerufene Förderoffensive Nordost- Ort zu verbessern. Stark versiegelte Asphalt- bayern muss hier öffentliche und private flächen sollten aufgerissen und eine Begrü- Initiativen in hohem Maße unterstützen. nung der Randbereiche durchgeführt Die Gemeinde kann mit öffentlichen Pilot- werden. Ein gutes Beispiel zeigt ein Teilstück projekten in der Gebäudesanierung Vorbild der Selber Straße. Durch die Anlage von geben für private Initiativen. Mit einer ent- Rasen und Sträuchern in den Hausvorflächen sprechenden Förderkulisse und einem Bera- ergibt sich hier ein harmonisches Erschei- tungsangebot muss das Interesse wieder nungsbild. geweckt werden. Zudem muss in diesem Durch den hohen Anteil an Einfriedungen Zusammenhang das Prinzip der Innenent- mit Thuja- und Zypressenpflanzen wirkt in wicklung vor der Außenentwicklung zur der „alten“ Siedlung der öffentliche Raum Anwendung kommen. sehr eintönig. Auch im neuen Siedlungsbe- Die bestehende Siedlungs- und Haustypolo- reich sind diese Pflanzungen bereits neben gie ist es wert wieder instand gesetzt zu wer- schön gestalteten Privatgärten und moder- den. Sie ist charaktervoll und die Freiberei- nen Einfriedungen zu finden. Der Gartenbau- che, die sich ergeben, sind als äußerst reizvoll verein sollte hier beratend tätig zu werden. zu betrachten. Kleine Gassen, Steige zur Burg, Weiterhin sollte in der neuen Siedlung die angenehme Platzdimensionen im Wegege- Pflanzung von Großgrün im öffentlichen und flecht und topografisch wunderbar gelegene privaten Bereich gefördert werden. Hausgärten bieten eine große Fülle an Frei- Die Gräber auf dem Friedhof liegen sehr raumpotential. Es ergeben sich immer wieder schön in einer grünen Rasenfläche. Die mar- neue und individuelle Blicke, sei es innerorts kanten Linden im Eingangsbereich könnten oder hinaus in die Landschaft. Es muss wieder Lust auf den Kernort gemacht werden.

4. Grüngestaltung und -entwicklung

Im Mittelpunkt des Ortes befindet sich die imposante Burgruine. Der umgebende Hang ist sehr gut mit Bäumen, Sträuchern und Wiesenflächen durchgrünt. Der innerörtliche Bereich um das Rathaus und den Brunnen wurde bereits im Zuge einer Städtebauförderungsmaßnahme neu gestaltet. Die Anlage der historisch 88 hier mit einer Baumreihe entlang der Fried- Ferne im Tal fließt der Dangesbach, das domi- hofsmauer ergänzt werden. Die Anlage der nante Gewässer im Thiersteiner Raum. Der Urnenerdgräber ist mit dem dreidimensiona- Bach entspringt im Süden der Gemeinde und len Kreuz und den als Grabstein fungieren- mündet im Norden in die Eger. Bereits in den den Würfeln aus regionalem Granitstein sehr frühen 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts individuell und würdevoll gelungen. Geplan- wurden Maßnahmen zur Entwässerung te Möglichkeiten der Baumbestattung sind durchgeführt um Grünland zu gewinnen. ebenfalls empfehlenswert. Vor etwa zehn Jahren wurden im Fichtelge- Der Außenbereich des Kindergartens ist mit birge, auch in Thierstein, 6 x 66 Vogelbeer- sehr schönen Spielgeräten ausgestattet. bäume gepflanzt. Diese Aktion wurde vom Durch Strauchpflanzungen entlang des Naturpark gesponsert und durchgeführt. Zaunes und Strauchgruppen in der Fläche Speziell in den landwirtschaftlichen Nutzflä- könnte der Garten hinsichtlich des Naturer- chen ist eine stärkere Begrünung entlang der lebnisses aufgewertet werden. Das grüne Flurwege empfehlenswert, um auch einem Klassenzimmer als Lern- und Spielort für Jung Fluchttier die Möglichkeit der stressfreien und Alt sowie die geplanten Ausführungen Rast zu bieten. Andererseits findet man des Mehrgenerationenparks sind vorbildlich. immer wieder Flächen, die aus der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung herausgenom-

men wurden. Hier findet ökologische Leben THIERSTEIN statt. Man findet einen kleinen Weiher mit der Knoblauchskröte, mit Sumpf- und 5. Dorf in der Landschaft Wasser­ampfer, mit dem Rotschwingel und dem Roten Straußgras. Dieses Gelände Blickt man von der Burg Thierstein, dem nutzen Stare und die Wacholderdrossel als höchsten Punkt mit etwa 615 m über dem Rastgebiet. Hier läuft einem ein Hase über Meeresspiegel, nach Osten, so sieht man eine den Weg, ein Reh rennt über das Feld und die abwechslungsreiche Landschaft. Die Felder Wachteln schnattern. So zeigt sich intakte und Wiesen sind noch kleinteilig. Dieser Blick Natur. lohnt sich. Zur Ansiedlung der Dohlen, den Wappen­ Nur einige hundert Meter entfernt liegt das vögeln, wurden erfolgreich Bruthöhlen an Schlößlein, das in seinem jetzigen Zustand der Burgmauer und der Kirche eingebracht. etwa 250 Jahre alt ist. In einem Teil beher- Die Dohlen sind wieder mit 25 bis 30 Brut­ bergt es den Bund Naturschutz. Weiter in der paaren in Thierstein.

89 WINDHEIM

90 BRONZE die Landschaft aus. Nicht nur deshalb, sondern auch aufgrund der sichtbaren Leer- Windheim stände im Ortskern und vorhandener Bau­ lücken sollte auf weitere Ausweisungen von Gemeinde Steinbach a. Wald Landkreis Kronach Baugebieten verzichtet werden. Infrastrukturell ist Windheim gut aufgestellt. Kinderkrippe und Kindergarten sowie Grund- und Mittelschule sind vor Ort. Neben dem Regelunterricht gibt es Mittagessen, Haus- aufgabenbetreuung und Nachmittagsan­ gebote, die von Lehrkräften und Betreuungs- kräften eines Kooperationspartners sowie durch Übungsleiter örtlicher Vereine gewähr- leistet werden. Für die Nahversorgung gibt es im Ortskern Bäcker, Metzger und vier Gast- häuser. Der Breitbandausbau brachte 2016 flächendeckend mindestens 25 Mbit/s Da- tenrate. Im wirtschaftlichen Bereich überzeugt Landrat: Klaus Löffler Windheim mit 28 Gewerbe- und Handwerks- Bürgermeister: Thomas Löffler betrieben, 25 Dienstleistern, zwei landwirt- schaftlichen Haupterwerbs- und 13 Nebener- Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege: Beate Singhartinger werbsbetrieben (davon vier Biolandwirte) sowie einem Übernachtungsbetrieb und drei Einwohnerzahl: 876 privaten Anbietern von Gästezimmern und Gemarkungsfläche: 754 ha Ferienwohnungen. Des Weiteren sind in den Dorferneuerung / Städtebauförderung: nein Nachbarortschaften mittelständische Unter- Betriebe in der Landwirtschaft nehmen mit zahlreichen qualifizierten Vollerwerbsbetriebe: 2 Arbeitsplätzen vorhanden. Nebenerwerbsbetriebe: 13 Betriebe in Industrie und Gewerbe: 24 Touristisch vermarktet die Kommune zusam- men mit den Gemeinden des nördlichen Landkreises Kronach ihr gemeinsames Potenzial als Rennsteigregion. Ein Kommu- nalmarketing soll für Steinbach am Wald als eine von drei Modell-Gemeinden über 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen

Das idyllisch in eine sanfte Hügellandschaft eingebettete Dorf liegt auf 579 m inmitten des Naturparks Frankenwald. Windheim ist mit seinen 890 Einwohnern ein Ortsteil der Gemeinde Steinbach am Wald. Die Kommu- ne hat sich mit den Nachbargemeinden zur Rennsteig-Region zusammengeschlossen. Die Entwicklung der Ansiedlungen erfolgte aufgrund der Topografie weitestgehend nördlich und südlich des gewachsenen Orts- kerns. Dadurch dehnen sich insbesondere die südlichen Siedlungsbereiche deutlich in 91 „Kronach creativ“ kreiert werden. Dabei Seit der Kirchenweihe im Jahr 1613 wird am sollen die Ortsentwicklung analysiert, Ent- zweiten Oktoberwochenende das Kirchweih- wicklungsziele formuliert, und bürgerschaft- fest mit Erntedank begangen. Dabei trägt ins- liches Engagement geweckt werden. Die besondere die Zechgemeinschaft Windheim, Erarbeitung eines ganzheitlichen Entwick- seit wenigen Jahren als Volkstrachtenverein lungskonzeptes und professionelle Planun- zu einem eingetragenen Verein erweitert, gen sowie daran anschließende Umsetzungs- dafür Sorge, dass auch im weltlichen Teil die projekte sind auch für den Ortsteil Windheim Pflege des regionalen Kulturgutes einen her- zu begrüßen. ausragenden Stellenwert behält. Höhepunk- te sind der Festgottesdienst am Sonntag und

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten

Vergleichsweise geringe Auswirkungen hatte der allgemeine Strukturwandel der letzten Jahrzehnte auf das soziale und kulturelle Leben in Windheim. Als Konstanten wirken neben der Kirche und der Grund- und Mittel- schule auch mehrere Gastwirtschaften und außergewöhnlich viele Vereine, die getragen von einem gesunden Traditionsbewusstsein eine sehr gute Basis für ein harmonisches Miteinander in der Dorfgemeinschaft bieten. 92 der Trachtenumzug mit anschließendem 3. Baugestaltung und -entwicklung Plantanz, den traditionell die heimischen Frankenwaldmusikanten begleiten. Bei ei- Ursprünglich gestaltete sich der Ort als ge- nem weiteren Trachtenumzug am Montag wachsener, ovaler Ortskern innerhalb des tief wird auch der Kindergarten eingebunden. eingeschnittenen Tals in der typischen Land- Unter den mehr als 20 Vereinen ragen allein schaft des Frankenwalds. Erst später breitete schon wegen ihrer Mitgliederzahl der TSV, die sich die Siedlungstätigkeit in die weiteren Freiwillige Feuerwehr, die Sängervereinigung Flächen an den Hängen aus. Positiv zu be- Edelweiß, der Obst- und Gartenbauverein werten ist, dass sich der Ort nach wie vor mit und der Musikverein Frankenwald hervor, der einer ruhigen, mit regionaltypischem Natur- mit der Sängervereinigung „Edelweiß“ 2014 schiefer gedeckten Dachlandschaft präsen- bereits zum 40. Mal ein großes Pfingstkon- tiert und sich somit vorbildlich in die Land- zert erfolgreich durchführte. schaft einfügt. Am Beispiel des in Englisch gehaltenen Kurz- Der Altort ist geprägt durch giebelständige vortrages einer Schülerin der Mittelschule Hofanlagen, die den Straßenraum begleiten. wurde eindrucksvoll aufgezeigt, wie man der An einigen markanten Wegegabelungen ent-

Schuljugend den Wert regionaler Identität im stehen harmonische Plätze, die zu Merkzei- WINDHEIM Zeitalter der Globalisierung kreativ vermit- chen des öffentlichen Raums geworden sind, teln kann. Die sehr gute Jugendarbeit in den wie z. B. der Platz an der Dorflinde, ein zentra- Vereinen bietet beste Gewähr, dass die ler, gesellschaftlicher Mittelpunkt der Ort- Altersstruktur ausgewogen bleibt. schaft. Hier sind Bemühungen im Gange, den Ort baulich aufzuwerten. Dies ist prinzipiell zu befürworten, ist jedoch mit der Bitte ver- bunden, entsprechende planerische Qualität an den Tag zu legen, um den Verlust wichti- ger Raumkanten zu vermeiden. Der Umgang mit den öffentlichen Gebäuden ist lobenswert. Es werden die regionaltypi- schen Details und Materialien beachtet. Mit der Schule, dem Kindergarten, dem Feuer- wehrhaus und der Kirche hat man wichtige Merkzeichen erhalten. Bestrebungen, dies auch auf weitere Gebäude wie das histori- sche Pfarrhaus auszuweiten, sind vorhanden und zu begrüßen.

93 Richtig gute Baugestaltung ist mit dem Bio- um die Kirche mit Sitzmöglichkeiten und bauernhof in der Ortsmitte gelungen. Der Grüninseln zu einem Ort der Besinnung, aber Hof besteht aus einem zweigeschossigen auch der Begegnung zu verwandeln. In dem giebelständigen Hauptgebäude und zwei zu Zusammenhang ist es wichtig, den Bedarf an einem U angeordneten Nebengebäuden mit Grabstellen und Urnengräbern für die nächs- Ausrichtung zum öffentlichen Raum. Das ten Jahre zu ermitteln. So können entspre- Haupthaus ist verputzt und im Giebelbereich chende Frei- und Grünräume geschaffen des Obergeschosses mit Naturschiefer ver- werden. kleidet. Das Dach ist ebenso mit Schiefer Die Streuobstwiese neben der Kirche, die gedeckt und die Fenster besitzen eine traditi- vom Obst- und Gartenbauverein initiiert und onelle Teilung. Die Nebengebäude sind, der von Konfirmanden angelegt wurde, bringt Nutzungsfunktion angemessen, in Holz ver- fränkische Landschaft direkt in den Ort. Wenn kleidet. die Bäume die nächsten Jahre gut gepflegt Um diese Qualität zu erkennen und in das werden, könnte sich hier ein essbarer Bürger- Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen, garten als weiteres grünes Herz des Ortes bedarf es eines Beratungsangebotes durch entwickeln. die entsprechenden Ämter und Behörden. Es Das Konzept zur Umgestaltung des Um- ist ein kollektives Verständnis von Baukultur griffs der Schule in eine „Freizeitanlage“ ist mit einer einheitlichen, dorfgerechten kreativ und wird sich sicher zu einem Mag- Gestaltung des Ortes anzustreben. Dadurch net für den Nachwuchs des Ortes entwi- wird es gelingen, den Ort weiter in seiner ckeln. Der angrenzende Kindergarten bie- Attraktivität zu steigern. tet mit den vielen Sträuchern und Bäumen den Kleinen viele Spielmöglichkeiten und

4. Grüngestaltung und -entwicklung

Windheim steckt mitten in Planungen von Projekten, mit Chancen, auch die grüne Infra- struktur weiter zu entwickeln. Es zeigt sich schon jetzt, dass Windheim ein Herz für Bäu- me hat. Viele Baumpflanzungen und der Erhalt einer Kultur des Lebens mit Bäumen sind dem Obst- und Gartenbauverein zuzu- schreiben. Sein hohes Maß an Aktivität zeigt sich auch im Erhalt und Unterhalt eines eigenen Vereinshauses. Für die Windheimer ist es ein Anliegen den Kirchweihplatz mit der stattlichen Linde zu verschönern und weiterzuentwickeln. Mehr Platz zum Tanzen und Feiern rund um die Dorflinde und so nah an der Hauptstraße wird der Trachtenkirchweih sicher zu Gute kommen. Bei der Neugestaltung des Platzes wird erfreulicherweise über die richtige Ver- wendung der Materialien und Farben nach- gedacht. Mit der geplanten Umgestaltung des Fried- hofs bietet sich eine Chance, den Platz rund 94 Schattenbereiche im Sommer. Der Spielplatz historische Kulturlandschaft mit den prägen- am Sportplatzweg ist gut erreichbar und hat den „Gelängefluren“ und noch erhaltenen sich zu einem Treffpunkt für junge Familien Altstraßen, die mit ihren Elementen erfasst entwickelt. Ein Baum oder mehrere Bäume und den Bürgern und den Gästen erlebbar oder Großsträucher würden für noch mehr gemacht werden sollte. Wohlfühlatmosphäre, Spielbereiche und Eine Besonderheit sind die erhaltenswerten Schatten sorgen. Raine mit den Schwarzbeeren. Viele Wiesen In Windheim können die vielen zukünftigen zeigen noch die typischen Bergwiesen des Vorhaben eine Chance sein, ein mehr an Frankenwaldes mit Arnika, Knabenkraut und Grünstrukturen in den Ort zu bringen und bei Bärwurz. Die Gebietsbetreuerin macht regel- der Verwendung weniger Materialien ganz mäßig Führungen und erklärt die wertvollen auf Rationalität zu setzen. Flächen. Ein hoher Anteil der landwirtschaft- lichen Flächen ist im KULAP- und Vertrags­ naturschutzprogramm enthalten. Es ist noch ein Vollerwerbslandwirt mit Milch- vieh vorhanden. Weitere Flächen werden mit

5. Dorf in der Landschaft Mutterkuhherden im Rahmen des Weide- WINDHEIM rinds vom Frankenwald im Nebenerwerb Windheim liegt im Naturpark Frankenwald. bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung des Große Teile der Flur sind Landschaftsschutz- landwirtschaftlich nicht begünstigten Gebie- gebiet. Das Waldhufendorf liegt in der tes ist eine Herausforderung. Eventuell bietet Talmulde der Ölschnitz und Kummbach. Die das Projekt „Solidarische Landwirtschaft“ Fluraufteilung ist an den Feldern und Wiesen neue Möglichkeiten der lokalen Wertschöp- noch deutlich abzulesen. Es ist eine wertvolle fung. Die Ölschnitz und der Kummbach sind mit Gehölzen bestanden und in ausgebauten Bereichen renaturiert. Die Ölschnitz ist zu einem Badesee aufgestaut. Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie zur Weiterentwicklung des Sees. Die Wanderwege sind im ganzen Naturpark Frankenwald vom Frankenwaldverein einheit- lich auf guten Standard markiert. Der mit lärm­ armen E-Modellfliegern betriebene Modell­ flugplatz ist eine positive Besonderheit.

95 Bewertungskommission

96 97 Bewertungskommission für den Bezirksentscheid Oberfranken

Vorsitz, Leitung und Organisation der Jury Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen Gartenbauzentrum Bayern Nord LOR Nikolai Kendzia LRin Christine Bender

Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen Altbürgermeister Arnold Friedrich, Gemeinde Töpen, Bayer. Gemeindetag Baudirektor Thomas Müller, Amt für Ländliche Entwicklung, Oberfranken

Soziale und kulturelle Aktivitäten Stellv. Bezirksbäuerin Beate Opel, Kreisbäuerin LK Kulmbach, Bayer. Bauernverband Bezirksheimatpfleger Dr. Ulrich Wirz, Bezirk Oberfranken

Baugestaltung und -entwicklung Dipl.-Ing. (FH) Architekt BDA Peter Kuchenreuther, Bayer. Architektenkammer Dipl.-Ing. Architektin Dr. Christiane Schilling, Amt für Ländliche Entwicklung, Oberfranken

Grüngestaltung und -entwicklung Kreisfachberater Johannes Bayer, Landratsamt Hassberge Kreisfachberaterin Brigitte Goss, Landratsamt Schweinfurt Stellv. Bezirksvorsitzender Günter Reif, Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege, Oberfranken

Dorf in der Landschaft Dipl.-.Ing. Landschaftsarchitekt Bernd Carl, BDLA, Coburg Kreisfachberater a.D. Christian Kreipe 98 Bernd Carl, Christian Kreipe

Arnold Friedrich, Thomas Müller Beate Opel, Dr. Ulrich Wirz

Dr. Christiane Schilling, Peter Kuchenreuther

Johannes Bayer, Brigitte Goss, Günter Reif 99 Bewertungsbogen zum Dorfwettbewerb 2016 bis 2019

„Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“

Die Untergliederung der Bewertungsbereiche ist als Hilfe für die Mitglieder der Jury gedacht. Die Leistungen der Dörfer werden vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Ausgangslage und den individuellen Möglichkeiten der Einfluss- nahme bewertet. Besonderer Wert wird dabei auf Maßnahmen und Aktivitäten der letzten Jahre gelegt.

Höchstpunktzahl insgesamt: 1. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen (Höchstpunktzahl 20) • Welche Zukunftsperspektive, welches Leitbild, welche Ziele gibt es für das Dorf? • Sind bei den Entwicklungen Stärken und Schwächen analysiert und demografische eränderungenV berücksichtigt?· • Wie werden überörtliche Entwicklungen in der Region und / oder interkommunale Kooperation berücksichtigt (Vernetzung)? • Wie werden Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Verbände, Behörden und Unternehmen einbezogen? • Welche Initiativen und Maßnahmen zur Gründung oder Unterstützung örtlicher Unternehmen werden ergriffen? • Welcher Beitrag wird zur Erhaltung oder Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie neuer Einkommensmöglichkeiten geleistet? • Was wird zur Verbesserung der Infrastruktur getan (Bildungseinrichtung, ÖPNV, …)? • Was wird zur Verbesserung einer hinreichenden Breitbandverfügbarkeit unternommen (Internet)? • Was wird für Naherholung und Tourismus unternommen? • Was wird zur Sicherung der Nahversorgung getan? • Wie unterstützen Unternehmen die Entwicklung im Dorf? • Was wird hinsichtlich einer nachhaltigen Energieversorgung getan? • Welche Konzepte und Planungen liegen vor? Sind sie zukunftsfähig (Bauleitplanung, Landschaftsplan, Gestaltungssatzung, …)? • Wie wird mit vorhandenen Flächen umgegangen? • Was wird unternommen, um die Wünsche und Bedürfnisse der Dorfbewohner zu erfahren? • Was wird unternommen, um die Akzeptanz aller Dorfbewohner bei Neuerungen im Dorf zu erreichen? • Wie wird die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe im Ort gefördert?

2. Soziale und kulturelle Aktivitäten (Höchstpunktzahl 20) • Welche Vereine, Gruppen und Bürgerinitiativen und andere Einrichtungen bestehen? Wie werden sie unterstützt? Wie tragen sie ihrerseits zum Dorfleben und zur Dorfentwicklung bei? Wie kooperieren sie untereinander? • Was wird getan, um alle Altersgruppen in das Dorf- und Vereinsleben zu integrieren und an das Dorf zu binden? • Was wird zur Kinder-, Jugend- und Seniorenbetreuung getan? • Welche Aktivitäten zur Verbesserung der Familienfreundlichkeit bestehen? • Welche Zusammenarbeit gibt es mit Nachbarorten bei der Sicherung der sozialen Infrastruktur? • Wie werden Zugezogene integriert? • Was wird zur Vermittlung von Dorfgeschichte und zur Förderung oder Erhaltung von Dorftraditionen / Brauchtum getan? • Wie wird das Ehrenamt gewürdigt? • Wie gestaltet sich das kirchliche Leben?

100 3. Baugestaltung und -entwicklung (Höchstpunktzahl 20) • Was wird unternommen zur: - Erhaltung und Gestaltung charakteristischer Elemente des Dorfes und des Dorfbildes? - baulichen und gestalterischen Einbindung neuer Wohn- und Gewerbegebiete? - nachhaltigen Energiegewinnung? - Realisierung von Gebäudesanierungen unter energetischen Gesichtspunkten? - barrierefreien Gestaltung? - Umnutzung oder zum Rückbau ungenutzter Bausubstanz für andere Zwecke (Leerstände)? • Was wird zur Erhaltung, Pflege und Nutzung das Ortsbild prägender Gebäude und Gebäudeensembles getan bei der: - Sanierung von Baudenkmalen oder ortsbildprägenden historischen / denkmalwürdigen Bauten? - harmonischen Einpassung von Neubauten in das Ortsbild (Ensemblesituation)? - Verwendung von regionaltypischen, umweltfreundlichen Materialien bei Neubauten, Renovierung und Sanierung im Be- stand? - Formulierung von Ortsgestaltungssatzungen, Bebauungsplänen oder anderer Ordnungsrahmen? • Werden regenerative Energien genutzt? • In welchem Zustand sind gemeinschaftlich genutzte Gebäude und Anlagen? Was wird von wem zur Verbesserung getan (Kirche, Brunnen, Denkmäler, Vereinsheime,…)? • Wie wird mit vorhandenen Flächen umgegangen: - Ist die Siedlungsentwicklung flächensparend und schlüssig aus der Bauleitplanung abgeleitet? - Ist die funktional Straßen- und Platzgestaltung funktional durchdacht? - Ist die Materialauswahl dorfgerecht?

4. Grüngestaltung und -entwicklung (Höchstpunktzahl 20)

• Wodurch drückt sich das Engagement der Dorfbewohner in der Grüngestaltung aus?

• Welche Elemente und Gestaltungsideen der privaten und öffentlichen Flächen sind zu erkennen bei: - der dorfgerechten Gestaltung des Straßenraumes, des Friedhofes, des Schulumfeldes, des Kindergartens und der öffentlichen Gebäude der umweltfreundlichen Pflege der öffentlichen Freiflächen? - der dorfgerechten Pflanzenauswahl im öffentlichen und privaten Bereich? - der Gestaltung der privaten Vorgärten und Hofräume? - der Auswahl, Erhaltung und Pflege der Haus- und Hofbäume? - der Anlage und Pflege der Nutzgärten? - der Fassadenbegrünung und dem Blumenschmuck? - der Einfriedungen, Zaun- und Hoftorgestaltung? - der Freiraummöblierung im öffentlichen und privaten Bereich (Beschilderungen, Sitzbänke, Abfallkörbe, privates Gartenzubehör)? - den naturnahen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere im Ort und am Ortsrand? - dem Dorfbach und Dorfweiher (Zustand, Pflege und Entwicklung)? - den Bereichen mit natürlicher Gras- und Krautflora?

• Wie sind Flächenentsiegelung und Regenwassermanagement entwickelt?

• Wie präsentieren sich Freizeit- und Erholungsanlagen?

• Wie stimmt sich das Dorf mit den Nachbardörfern ab?

5. Dorf in der Landschaft (Höchstpunktzahl 20) • Wie fügt sich das Dorf in die Landschaft ein? - Geht die Bebauung harmonisch in die Landschaft über (z. B. Eingrünung mit standortgerechten Gehölzen)? - Passen sich Neubauten bezüglich Baustil, Farb- und Materialwahl sowie Maßstäblichkeit der Landschaft an? - Sind bauliche Anlagen außerhalb der Ortslage (landwirtschaftliche oder gewerbliche Betriebe, Freizeit und Erholungsein- richtungen, Ver- und Entsorgungsanlagen) in Lage und Bepflanzung in die Landschaft eingebunden? • Wurden Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt und des Biotopschutzes durchgeführt? - Welcher Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen für heimische wildlebende Tier- und Pflanzenarten wurde geleistet? - Was wurde zur Erhaltung, Pflege und Einrichtung von regionstypischen Landschaftselementen getan (z. B. Feldgehölze, Einzelbäume, Gewässer, Auen, Feuchtwiesen, Trockenrasen, Hohlwege)? - Wie werden Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft von der Gemeinde genutzt? • Wie werden außerhalb des Ortes gelegene Strukturen oder Einrichtungen, die aus kultureller und sozialer Sicht für das Dorf von Bedeutung sind, erhalten, genutzt oder gepflegt? Werden geologische oder landschaftliche Besonderheiten erhalten? • Wie erfolgt die Umsetzung von Landschaftsplänen und landschaftspflegerischen Begleitplänen? • Ist die Landnutzung in Art und Intensität standortgerecht differenziert? • Sind traditionelle und moderne Landnutzungsformen in der Land- und Forstwirtschaft integriert (ökologische Ausgleichsflä- chen, Anbau nachwachsender Rohstoffe, Anlagen zur Energiegewinnung, ...) • Sind umweltbildende Maßnahmen eingerichtet? • Stichwort: Möblierung der Landschaft? • Wie stimmt sich das Dorf mit den Nachbardörfern ab (Gewässer- und Biotopvernetzung, …)?

101 Medaillenspiegel der bayerischen Landkreise an Preisträgern bei den Bundesentscheiden 1961 bis 2016 Regierungs- Gold Silber Bronze Gesamt Landkreis bezirk Weißenburg-Gunzenhausen MFr. 11 2 1 14 Lichtenfels OFr. 8 3 0 11 Ostallgäu Schw. 5 3 0 8 Cham OPf. 4 4 0 8 Bamberg OFr. 5 2 0 7 Rosenheim OBay. 5 2 0 7 Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim MFr. 3 2 2 7 Regensburg OPf. 1 0 4 5 Freyung-Grafenau NBay. 2 2 0 4 Schwandorf OPf. 1 2 1 4 Schweinfurt UFr. 0 3 1 4 Dingolfing-Landau NBay. 3 0 0 3 Roth MFr. 3 0 0 3 Main-Spessart UFr. 2 1 0 3 Weilheim-Schongau OBay. 2 1 0 3 Traunstein OBay. 2 0 1 3 Landsberg am Lech OBay. 1 2 0 3 Passau NBay. 1 2 0 3 Hof OFr. 2 0 0 2 Ansbach MFr. 1 1 0 2 Bad Tölz-Wolfratshausen OBay. 1 1 0 2 Haßberge UFr. 1 1 0 2 Kronach OFr. 1 1 0 2 Kulmbach OFr. 1 1 0 2 Lindau (Bodensee) Schw. 1 1 0 2 Kitzingen UFr. 1 1 0 2 Amberg-Sulzbach OPf. 0 2 0 2 Pfaffenhofen a. d. Ilm OBay. 0 2 0 2 Eichstätt OBay. 0 1 1 2 Günzburg Schw. 0 0 2 2 Neumarkt i. d. OPf. OPf. 0 0 2 2 Neustadt a. d. Waldnaab OPf. 0 0 2 2 Berchtesgadener Land OBay. 1 0 0 1 Coburg OFr. 1 0 0 1 Fürstenfeldbruck OBay. 1 0 0 1 Neuburg-Schrobenhausen OBay. 1 0 0 1 Regen NBay. 1 0 0 1 Straubing-Bogen NBay. 1 0 0 1 Deggendorf NBay. 0 1 0 1 Fürth MFr. 0 1 0 1 Tirschenreuth OPf. 0 1 0 1 Wunsiedel im Fichtelgebirge OFr. 0 1 0 1 Altötting OBay. 0 0 1 1 Landshut NBay. 0 0 1 1 Rhön-Grabfeld UFr. 0 0 1 1 102 Quellen: Abschlussberichte des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Teilnehmerentwicklung 1961 bis 2013 in Oberfranken im Vergleich zur Gesamtbeteiligung in Bayern Jahr Anzahl Orte Jahr Anzahl Orte 1961 105 (Bayern 799) 1986 506 (Bayern 1.787) 1963 128 (Bayern 834) 1988 508 (Bayern 1.586) 1965 66 (Bayern 746) 1990 430 (Bayern 1.493) 1967 175 (Bayern 786) 1992 414 (Bayern 1.303) 1969 140 (Bayern 1.088) 1994 338 (Bayern 1.007) 1970 170 (Bayern 1.105) 1996 356 (Bayern 977) 1972 166 (Bayern 1.183) 1999 379 (Bayern 1.025) 1974 161 (Bayern 1.303) 2002 358 (Bayern 973) 1976 253 (Bayern 1.117) 2005 240 (Bayern 635) 1978 234 (Bayern 1.163) 2008 185 (Bayern 513) 1980 285 (Bayern 1.397) 2010 144 (Bayern 345) 1982 523 (Bayern 1.920) 2013 116 (Bayern 327) 1984 427 (Bayern 1.492) 2016 87 (Bayern 237)

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Regierungsbezirk OBERFRANKEN

26. Wettbewerb 2016 bis 2019 Die Chance „Unser Dorf hat Zukunft – für unser Dorf! Unser Dorf soll schöner werden“

Abschlussbericht Impressum der Bewertungskommission Redaktion: Christine Bender Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mainbernheimer Straße 103, 97318 Kitzingen für den Regierungsbezirk Gartenbauzentrum Bayern Nord; [email protected] Layout: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Oberfranken Abteilung Landespflege, An der Steige 15, 97209 Veitshöchheim Fotos: im Jahr 2017 Luftbilder: Geodaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, 2017 Bildnachweis: Christine Bender Druck: Farbendruck Brühl GmbH, 97340 Marktbreit Papier aus nachhaltiger, zertifizierter Waldbewirtschaftung http://www.dorfwettbewerb.bayern.de