Inhalt Seite 3 Wir Sind Auch Ganz Normale Menschen – Leben Mit Behinderung
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1 Büschfeld - Lockweiler - Löstertal - Nunkirchen - Steinberg - Wadern - Wadrill Ausgabe 9/2021 25.09.2021 - 24.10.2021 Einzelpreis 1 Euro INHALT Seite 3 Wir sind auch ganz normale Menschen – Leben mit Behinderung Seite 6 Einladung zum Frühstückstreffen Seite 7 Gremienwahl 2021 Seite 9 Spirituelle Wanderungen Seite 2 Vorwort Seite 3 – 4 Monatsthema Seite 5 Aus Kirche und Welt Seite 5 – 7 Aus der Pfarreiengemeinschaft Seite 7 – 8 Aus den einzelnen Pfarreien Seite 9 Aus dem Dekanat Seite 10 – 14 Gottesdienstordnung Seite 15 Statistik und Gebetsanliegen Seite 16 Kontakte, Impressum, Redaktionsschluss Foto: pixabay.com 2 VorworT LIEBE MITCHRISTEN, ein Bild voller Lebensfreude, Leichtigkeit und argloser Freude zeigt sich auf dem Titelbild. Man sieht zwei jun- ge Frauen, die das Herbst- laub in die Höhe werfen. Die eine richtet ihren Blick in den Himmel – der Blick der ande- ren folgt dem herabfallen- den, herbstlich gefärbten Laub. Ich frage mich, wie es zu diesem Bild kam? Wo- rüber haben sie sich unter- halten? Was hat sie ermutigt, die herbstlichen Blätter in die Höhe zu werfen? War es eine spontane Idee? Oder waren die beiden zu einem Spaziergang verabredet? Haben sie sich „hinreißen lassen“ und vielleicht als Kinder schon zusammen- gespielt und „Laubhäuser“ gebaut? Zwei Begriffe fallen mir spontan zu diesem Bild ein: Freund- schaft und Dankbarkeit. Woran denken Sie, wenn Sie an Freundschaften in Ihrem Leben denken? An den Freund mit dem Sie als Kind draußen in Wald und Feld oder mit den Puppen gespielt haben? Der mit Ihnen nach Hause ging und Sie tröstete, weil Sie sich ein Knie aufge- Foto: pixabay.com schlagen hatten? An die vertraute Person mit der Sie heimlich des Wachsens und Erntens geht wieder zu Ende. Dankbar getuschelt und erste Geheimnisse austauschten? An jemanden dürfen wir für alles sein, was wir in diesem Jahr empfangen mit dem Sie in der Jugend unterwegs waren, gemeinsam haben. Dankbar für alles, was uns körperlich satt macht, aber feierten, gemeinsam reisten? Oder denken Sie an jemanden, auch für das, was uns seelisch satt macht. Und dazu gehört den Sie etwa als Pate/in für Ihr Kind ausgesucht haben, um sicher ein guter Freund, der uns begleitet, mit dem wir unser damit eine familiäre Verbindung schaffen und deutlich machen Leben teilen können, der uns reicher macht, dem wir vertrauen wollten, dass der derjenige zur Familie gehört. Oder den- können, mit dem wir durch Dick und Dünn gehen können. jenigen, den Sie anrufen, wenn es Ihnen nicht so gut geht? Vielleicht können wir am Erntedankfest auch unserem Freund/ unserer Freundin danken, dass genau ER / SIE da ist und Gott Freundschaft hat viele Facetten. Einen Freund suche ich mir danken für all die Menschen, mit denen wir freundschaftlich aus. Er ist nicht in meine Familie hinein geboren, sondern verbunden sind. irgendwann begegne ich ihm und fühle mich diesem Men- schen verbunden. In der Regel sind Freundschaften auf Dauer Übrigens, das Buch Jesus Sirach im Alten Testament kennt 39 angelegt. Das heißt nicht, dass man mit jedem ein Leben lang Stellen zum Thema Freundschaft. Es lohnt sich hineinzuschauen, eng befreundet sein muss. Aber eine gewisse Beständigkeit denn es kennt viele weise Sprüche, die helfen zu verstehen, hat jede Freundschaft. Mit dem besten Freund / der besten was eine wahre Freundschaft ausmacht. Freundin teilt man oft, was einen im Innersten bewegt und Herzlich grüße ich Sie und wünsche einen schönen Herbst. erwartet, dass man sich auf ihn/sie verlassen kann und das Gesagte vertraulich behandelt wird. Denn der Freund vertraut Tanja Buchheit-Thewes, Gemeindereferentin mir auch. Ihn kann ich offen und wertschätzend auch schon mal auf negatives Verhalten hinweisen ohne Angst davor haben zu müssen, dass die Freundschaft sofort auseinanderbricht. Auf Herbst den Freund kann man sich verlassen, ihn in Notsituationen, Blätter aber auch bei den schönsten Dingen, die im Leben passieren lösen sich kontaktieren. Freunde begegnen einander mit Einfühlungs- von ihren Zweigen vermögen und Zuneigung. Ihrer Zuneigung kann ich mir ge- wissen sein – über Raum und Zeit hinaus. Zur Freundschaft fallen gehört sicher auch Geben und Nehmen. Sie funktioniert nicht, schweben wenn die Waagschale des Gebens und Nehmens auf einer spielen Seite zu tief hängt. Dabei kann man dies sicher nicht mit einer mit dem Wind mathematischen Rechnung vergleichen. Eine Freundschaft ist sicher ein kostbares Geschenk und Vieles ließe sich sicher aus- und führlicher darüber sagen. geben sich zurück Im Oktober feiern wir das Fest Erntedank. Wir danken Gott zur dem Schöpfer für die Ernte in diesem Jahr. Die beiden Frauen Erde auf dem Titelbild werfen das bunte Laub gegen den Himmel Herbst und eine der beiden blickt dem Himmel entgegen. Bunt gefärbtes Laub erinnert daran, dass der Herbst da ist. Ein Jahr Klaus Jäkel, In: Pfarrbriefservice.de MONATSTHEMA 3 WIR SIND AUCH GANZ NORMALE LEUTE - LEBEN MIT BEHINDERUNG Kurze Vorerläuterung zu meiner Person nicht nach den Sternen zu greifen, sondern das kleine, das Mein Name ist Simone Ahrens. Ich bin 34 Jahre alt und „wahre“ Glück zu erleben und zu genießen. Es muss nicht von Beruf Diplom-Mathematikerin (FH). Mein Sohn Reichtum und es muss nicht Karriere sein, um ein erfülltes Kevin ist am 21.11.1990 in Berlin geboren und kam mit Leben zu haben. einer schweren Hirnschädigung zur Welt. Er hatte vor der Geburt aufgrund einer Verdickung der Arterie zur linken Du bist die Geborgenheit, der Frohsinn und der Kämpfer. Hirnhälfte einen Schlaganfall erlitten. Meine Tochter Du liebst ohne Vorurteile. Laura Ann ist ein Jahr später am 24.12.1991 zur Welt ge- Du bringst uns zum Lachen, auch wenn uns gar nicht kommen. Ich bin seit April 1992 allein erziehend und danach zumute ist. habe zusammen mit meiner Mutter die letzten 15 Jahre Du bist so unbekümmert und rein in Deinem Herzen. gemeistert. Seit 1999 habe ich einen Freund (Partner), Du lebst in den Tag hinein, ohne Dir Gedanken über die der auch im Rollstuhl sitzt. Er ist seit einem Unfall vor 17 Zukunft zu machen. Jahren querschnittsgelähmt. Sollte nicht jeder Mensch ein Stück weit so sein wie Du? Der folgende Text fasst meine Gedanken zusammen und Unser gemeinsamer Weg stellt das Leben meines Sohnes in Kürze dar. Ich möchte mit meinen Worten wiedergeben, welche Freude und Als Du noch in meinem Bauch heranwuchst, träumte ich welche Kraft mir mein Sohn gegeben hat. Ich möchte von der Zeit danach, von der Zeit, wenn ich Dich end- auch betonen, wie schön das Leben trotz Behinderung lich in meinen Armen halten darf. Wie es wohl sein würde sein kann. Es ist lebenswert und jeder Moment mit mit so einem kleinen Menschlein, für das ich die Verant- meinem behinderten Sohn ist ein Geschenk. wortung tragen muss. Ich war damals gerade 19 Jahre alt und mit nur wenig Lebenserfahrung ausgestattet. So hieß Wir haben bestimmt nicht nur schöne Zeiten durchlebt. mein Motto immer: Manche Träne ist geflossen, doch mit jeder Träne bin ich auch stärker geworden und habe begriffen, worauf es „Alles wird gut!“ wirklich ankommt. Heute sind wir glücklich. Wir leben in der Gegenwart und Liebe ist ein wichtiger Bestandteil Deine Geburt war normal, aber die Tage danach zeigten unserer Familie. schon, dass etwas mit Dir nicht stimmt. Herz- und Kreis- laufprobleme machten Dir zu schaffen, aber alle Unter- suchungen endeten ohne Befund. Erst 5 Monate später ergab eine Computertomographie, dass Dein Gehirn aufgrund eines Schlaganfalls vor der Geburt massive Schäden erlitten hatte. Die Diagnose hieß „Moya-Moya- Syndrom“. Der Arzt sagte zu mir: „Sie werden nie ein normales Kind haben.“ Ein halbes Jahr später folgte eine schwere Hirnoperation und Monate mit Schmerzen, Todesangst, aber auch Hoff- nung. Du hast gekämpft und dem Tod die kalte Schulter gezeigt. Ich danke Dir so sehr dafür! Wie ich diese Zeit damals mit meinen 20 Jahren über- standen habe, frage ich mich noch heute. Aber ich denke, Naivität, die Verantwortung für Deine kleine Schwester Laura, die Hilfe meiner Mutter und fehlende schlechte Erfahrungen haben mich vor Schlimmeren bewahrt. In all den Jahren habe ich immer wieder zu hören bekommen, wie sehr wir doch bedauert werden und wie schwer es doch sein muss mit Dir. Ich müsse Dich mit 7 Jahren Kevin – Du hast mich zu einem „wahren“ Menschen ge- spätestens ins Heim geben, sagte mir mein Großvater. macht Du warst gerade ein halbes Jahr alt. Das war wohl das Grausamste, was man mir sagen konnte. Ich hielt Dich in Mein lieber Kevin, nun bist Du schon fast 16 Jahre alt und meinen Armen und weinte. Ich weinte die ganze Nacht so wir hatten es sicherlich nicht immer leicht auf unserem bitterlich. Ich liebte Dich doch über alles. Wie konnte er gemeinsamen Weg. Doch das, was ich in diesen Jahren mir so etwas antun. Unser kleines Leben schien aus den mit Dir erleben durfte, empfinde ich als das schönste Fugen zu geraten. Doch allen Zweiflern zum Trotz haben Geschenk meines Lebens. wir unser Leben gemeistert. Ich danke Dir für Dein mitreißendes Lachen, Dein herzer- Nach Deiner schweren Operation und dem dreimonatigen weichendes Lächeln, Deine Lebensfreude, Deine Kraft Krankenhausaufenthalt haben wir unser „normales“ und die Geborgenheit, die Du mir gibst. Leben wieder aufgenommen. Du hast den Kindergarten besucht, bist mit 7 Jahren zur Schule gekommen und hast Du bist der Mittelpunkt meines Lebens und der Mittel- andere immer durch Dein frohes Gemüt verzaubert. punkt unserer kleinen Familie. All unser Denken und Handeln ist auf Dich abgestimmt. Du hast uns gelehrt, >>> 4 MONATSTHEMA Wir haben gelacht, wir haben geweint, wir haben geku- Danke, dass Du mich in den Arm nimmst und mir zeigst, schelt und manchmal auch entnervt geschrien. Es gab dass Du auch für mich da bist. schwere Zeiten, in denen ich auch mal an meine Grenzen stieß. Aber diese Zeiten haben mich gelehrt, auf was es im Danke für die Liebe, die Du mir gibst.