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o ie ews nr. 94 5 6 2006 zeitung für den nstudiofilm im arthouse alba • arthouse commercio • • v / / marthouse movie 1+2 • arthouse nord-süd • arthouse le • arthouse piccadilly • riff raff • uto Penélope Cruz in Pedro Almodóvars volvergrossem Cannes-Film

Studiofilm-Vorpremieren Arthouse Le Paris, Zürich-Stadelhofen Sieben Tage die Woche um 12.15 Uhr www.lunchkino.ch volver

Zurück nach La Mancha, die Region seiner frühen Kindheit, zurück aber liche Komödie, in der sich das Melodramatische von Michael Curtiz’ auch zu den Ursprüngen seines Schaffens, kehrt Pedro Almodóvar mit «Mildred Pierce» mit der Mordslust von Frank Capras «Arsenic And Old VOLVER. In dessen Zentrum stehen die Frauen dreier Generationen. Lace» und der surrealistische Naturalismus von Almodóvars frühen Fil- Zuvorderst die Wirtin Raimunda, die sich zum Filmanfang am Rande men mischt, ist VOLVER. Die Hauptrolle spielt Penélope Cruz, ihr zur eines Nervenzusammenbruchs befindet: Denn schliesslich liegt, derweil Seite stehen als Tochter und als Mutter : im vorderen Teil des Restaurants eine VOLVER, anfänglich urban schrill und Party steigt, in dessen Kühlraum eine bunt, dann aber zu beruhigender Na- Männerleiche. Verschwinden soll diese türlichkeit findend und in Spanien der und zwar schnell und so, dass es kei- grosse Hit, ist eine glühende Hommage ner sieht. Spontan bildet sich in VOL- an die Kraft der Frauen und eine aufs VER ein frauensolidarisches Leichen- Archaische verweisende Gesellschaft in räumungskommando bestehend aus der das Leben weit über den Tod hin- Raimunda, deren pubertierender Toch- aus weiterführt. ter, den Huren von nebenan und dem plötzlich sehr lebendigen Geist der seit Jahren verstorbenen Grossmutter. Bald Regie: Pedro Almodóvar. Mit: Penélope ist der Kadaver fort, doch damit fangen Cruz, Carmen Maura. Verleih: Monopole die Probleme erst richtig an. Eine köst- Pathé. c.r.a.z.y.

Christian, Raymond, Antoine, Zachary, Yvan: Fünf Söhne hat Laurianne Rudel seiner Brüder im fromm-gutbürgerlich-schräg-wilden Vorstadt- Beaulieu und jeder ist, meint sie, in seiner Eigenart besonders. Zac Quebec der 60er und 70er Jahre heranwächst. Von Rebellion und Frei- aber, am 25. Dezember 1960 mit einer «Glückshaube» geboren und heit träumt, den Mädchen zu imponieren versucht, Pink Floyd, Rolling dabei fast erstickt, ist ihr erklärter Liebling – und auch Papa Gervais Stones und David Bowie hört und eigentlich nur eines will: Dass sein hat Zac besonders gern. Schliesslich ist Zac nicht nur auffallend Vater ihn wieder mag. Ein beschwingtes Coming-of-age-, Familien- und hübsch, sondern auch feinfühlig und Feelgood-Movie ist C.R.A.Z.Y. und über- sanft. Und er hat, ist Laurianne über- zeugt durch Geschwindigkeit, Präzision zeugt, eine besondere Gabe zum Hei- und mit grossartigen Schauspielern. Mit len. Zac – als kleiner Bub von Emile Val- zehn Genies (kanadischen Oscars) lée, als Erwachsener vom kanadischen gekrönt ist C.R.A.Z.Y. ein glühendes Shooting-Star Marc-André Grondin zart Plädoyer dafür, dass Eltern ihre Kinder, schnodderig und mit Verve gespielt – völlig egal, ob diese schwul, hetero ist das egal. Papa aber fürchtet, nach- oder bi sind, lieben sollen – ein Muss dem er den fünfjährigen Zac eines auch für diejenigen, die bloss einmal Tages in Frauenkleidern ertappt, dass pro Jahr ins Kino gehen. sein Sohn homosexuell ist. Und so Regie: Jean-Marc Vallée. Mit: Marc-André erzählt C.R.A.Z.Y., wie Zac vom Vater Grondin, Danielle Proulx, Michel Côté. nach dieser Entdeckung verstossen im Verleih: Filmcoopi. reefer madness

Marihuana ist cool, flöten die Kids und ziehen genüsslich an ihrem die USA und klärt Oberstufen-Eltern über die Gefahren von Marihuana Joint. Marihuana aber, warnen die Grossen, ist gefährlich: Siebzig Jahre auf. Er führt einen Film vor, erzählt die Story vom Highschool-Pärchen ist es, da hat Louis J. Gasnier mit «Reefer Madness» den ersten ame- Jimmy Haper und Mary Lane, dessen Liebe canabisvergiftet tragischer rikanischen Anti-Drogen-Film vorgestellt. Mit Laien gedreht, in der Dar- endete als diejenige von Julia und Romeo. Schwarzhumorig und köst- stellung der Sucht schrill übertrieben war Gasniers Film – und wurde in lich schräg ist REEFER MADNESS. Fickman schreckt in der Darstellung den 60ern wiederentdeckt als Kultko- der Sucht und ihrer Wirkungen weder mödie gefeiert. Dreissig Jahre später vor Sexszenen, dummem Gelaber, noch verwandelte Andy Fickman «Reefer der Darstellung Jesus’ als Superstar Madness» in ein Musical, gelangte zurück: Mit sechzehn ohrwurmigen damit bis an den Off-Broadway – und Songnummern, Christian Campbell und von da auf die Leinwand wars dann Kristen Bell in den Hauptrollen, Neve bloss noch ein Hupfer: REEFER MAD- Campbell in einem Kurzauftritt hat REE- NESS titelt Fickmans Filmmusical und FER MADNESS die besten Voraus- ist das seit langem Kurzweilig- setzungen, selber Kult zu werden! Schrulligste, was es im Kino zu sehen gibt. Man schreibt das Jahr 1936. Ein Regie: Andy Fickman. Mit: Alan Cumming, geheimnisvoller Dozent – verschmitzt- Christian Campbell, Kristen Bell. Verleih: sarkastisch: Alan Cumming – reist durch Monopole Pathé. le petit lieutenant

Wieso er Polizist geworden ist, fragt Nathalie Baye, die mit Verve dieu, Antoine und Co. ermitteln. Verhören Clochards und Penner, erfah- gespielte und mit dem César als beste Schauspielerin gekrönte Kom- ren von einem mysteriösen Russen, treten dann aber alsbald an Stel- missärin Vaudieu in LE PETIT LIEUTENANT den jungen Antoine. Wegen le. Sie liebe die Strasse, die Nacht, die Bars und Gin Tonics, antwortet den TV-Policiers und weil es spannend sei, meint Antoine; just ein Vaudieu, als Antoine sie nun seinerseits nach ihren Berufsgründen 0815-Policier ist der neue Film von Xavier Beauvois nun aber nicht. Im fragt: Stimmungsvoll, gut gespielt, überzeugend in der exakten Charak- Gegenteil. Mehrere Monate lang hat terisierung der verschiedenen Gestal- Beauvois einen Polizeihauptmann im ten, genau in der Darstellung der Dienst begleitet und stellt mit LE PETIT Details berichtet LE PETIT LIEUTENANT LIEUTENANT nun einen der Realität ver- wunderbar unaufgeregt und fast schon pflichteten Film über die Arbeit auf anrührend von der Verletzlichkeit der einem Pariser Polizeikommissariat vor. Personen, deren Aufgaben es ist als Das meiste ist Routine. Man steckt jedermanns «Freund und Helfer» den Besoffene in Zellen, überprüft Videos, «öffentlichen Frieden» zu wahren. schreibt Rapporte, schiebt Wache. Nach Dienstschluss geht man bisweilen einen heben, manchmal ist die Chefin Regie: Xavier Beauvois. Mit: Nathalie Baye, mit dabei. Eines Tages dann aber liegt Jalil Lespert, Roschdy Zem. Verleih: Vega am Ufer der Seine eine Leiche. Veau- Distribution. der rote kakadu

«Sonnenallee», «Herr Lehmann», «Good Bye Lenin!», «NVA»: jüngst Wolle, Siggi und Luise nun: es ist eine faszinierend zwiegespaltene sind in Deutschland eine ganze Reihe köstlicher «Mauerfall-Filme» ent- Welt, in der, wie es in DER ROTE KAKADU heisst: «die Trennung in den standen. Das Rad der Zeit eine Runde weiter zurück dreht nun Domi- Köpfen längst vollzogen, die Mauer aber noch nicht gebaut war» und nik Graf und stellt mit DER ROTE KAKADU einen eigentlichen «Mauer- ein schüchterner Junge wie Siggi dank einem Ausflug nach Berlin zum bau-Film» vor. Seinen Namen hat Grafs Film von einer Dresdener Tanz- ganzen Kerl wurde. Eines Tages aber ziehen Panzer durch Dresden. Lui- Bar, einem der angesagtesten Lokale ses Gedichte werden zum Problem, des Sommers 1961. Im Zentrum steht, Freunde zu Verrätern: Aufgezogen als gespielt von «Napola»-Star Max Rie- bekömmliche Mischung von tragischer melt, der naive Bauernsohn Siggi. Nach Romanze und schillerndem Gesell- Dresden gekommen um ein Praktikum schaftsporträt ist DER ROTE KAKADU als Kulissenmaler zu absolvieren, ver- ein packender Historienfilm, der mit liebt sich Siggi bei einer illegalen Jessica Schwarz und Ronald Zehrfeld an Rock’n’Roll-Fete in Luise. Luise ist jung, Riemelts Seite erzählt, dass auch eine wild, verheiratet. Sie schreibt verbote- wegen Mauerbau letztendlich nicht ne Gedichte, glaubt gleichwohl an den gelebte Liebe eine Liebe ist. Sozialismus, stellt Siggi ihrem Mann Regie: Dominik Graf. Mit: Max Riemelt, Jes- Wolle vor, führt ihn in den Kakadu ein. sica Schwarz, Ronald Zehrfeld. Verleih: Eine kurze Weile glücklich zu dritt sind Filmcoopi. kekexili – mountain patrol

Der Journalist Ga Yu reist von Beijing nach Kekexili um direkt aus dem KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL beruht auf wahren Begebenheiten: Bis tibetischen Naturschutzgebiet über ein Wildhüter-Team zu berichten, Mitte der 90er Jahre reduzierte sich die Zahl der Antilopen im tibeti- das die illegale Jagd auf Antilopen bekämpft. Dass diese Recherche schen Gebiet «Hohxil» von rund einer Million auf etwa 20 000 und als keine wie jede andere sein wird, ahnt der junge Reporter zu Beginn Han-Chinesen und Tibeter zusammenspannend eine Freiwilligenpa- von KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL noch nicht. Entschlossen begibt er trouille bildeten, bezahlten zahlreiche Männer ihren Einsatz gegen die sich mit dem Ex-Soldaten Ri Tai und Wilderer mit dem Leben. Packend ist dessen Mitstreiter auf einen mehrtägi- Lu Chuans zweiter Spielfilm. Überzeugt gen Patrouillengang. Doch die dünne mit seinen kraftvollen Bildern im Breit- Luft, der Anblick Hunderter von Tier- bildformat und mit einfühlsam-facet- kadavern, nicht zuletzt die schwer tenhafter, bisweilen ins Mystische kip- bewaffneten Gegenspieler, die nicht pender Erzählweise. Kein Wunder ist daran denken ihr ertragreiches Fellge- KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL, einer schäft aufzugeben, machen zu schaf- der heissesten Festivalrenner des Jah- fen: Nicht nur Ga Yu, sondern auch Ri res 2005. Tai und seine Männer kommen an ihre Grenzen, der Trip in die 40 000 Qua- dratkilometer grosse Wildnis wird zum Regie: Lu Chuan. Mit: Zhang Lei, Duo Kampf um Leben und Tod. Der Film Bujie. Verleih: Trigon-Film. free zone

In der ersten Sequenz von FREE ZONE verharrt die Kamera während der Misstrauen, bewachte Grenzübergänge und männliches Machtgeha- Minuten auf dem Gesicht der weinenden Rebecca (Nathalie Portman). be an der Tagesordnung sind. Nichtsdestotrotz können sich die drei Die junge Amerikanerin ist wegen ihres Verlobten nach Jerusalem weiblichen Hauptfiguren darin behaupten. Die sogenannte «Free Zone» gekommen und hat sich nun von diesem getrennt. Ihrer Perspektiven existiert tatsächlich: Es ist eine Freihandelszone in Jordanien, wo Israe- beraubt bittet sie die Taxifahrerin Hanna (Hanna Laszlo), «irgendwohin» lis, Saudis und Syrier ungeachtet ihrer Herkunft mit gebrauchten Autos gefahren zu werden. Und weil die jüdi- handeln. «Der totale Frieden dort hat sche Chauffeuse eine Reise ins jordani- mich fasziniert», sagt Gitaï, der als Gal- sche Nachbarland geplant hat, nimmt lionsfigur des neuen israelischen Kinos sie Rebecca auf diesen Trip mit. Unter- gilt. Er realisierte den Film an den Ori- wegs auf der anderen Seite der Grenze ginalschauplätzen. Die Darstellerin lernen die beiden Frauen die reservier- Hanna Laszlo erhielt 2005 in Cannes te Araberin Leila (Hiam Abbass) kennen, den Preis für die beste weibliche die das multikulturelle Frauentrio ver- Hauptrolle. vollständigt. Amos Gitaïs FREE ZONE ist ein nahöstliches Roadmovie. Der Regis- seur viel beachteter Werke wie «Ka- Regie: Amos Gitaï. Mit: Nathalie Portman, dosh» oder «The Promised Land» zeigt Hana Laszlo, Hiam Abbass. Verleih: uns in seinem neuen Film eine Welt, in Filmcoopi. french touch

Die Reihe FRENCH TOUCH – LA SÉRIE FRANÇAISE ist im April erfolgreich TOUT POUR PLAIRE Freud und Leid von drei jungen Frauen darstellt, im Arthouse Nord-Süd gestartet. Bereits zwei ausgewählte Filme aus nähert sich die sensible Coming-Of-Age-Geschichte DOUCHES FROIDES dem französischen Kinojahr 2005 haben das Zürcher Publikum erfreut. den Sorgen und Problemen dreier Teenager. Mistery-Liebhaber kommen Nun geht es weiter mit der abwechslungsreichen Mischung aus Psycho- mit dem geheimnisvollen INNOCENCE voll auf ihre Kosten. Gérard thriller, Beziehungskomödie und Kostümdrama: In Patrice Chéreaus Depardieu zeigt an der Seite von Monica Bellucci in Bertrand Bliers Literaturverfilmung GABRIELLE spielt COMBIEN TU M’AIMES? sein komödian- einmal mehr gekonnt tisches Talent und Charlotte Rampling ihre schillernde Vielschichtigkeit aus erlebt in VERS LE SUD eine dramati- und erlebt als junge Frau das Paris der sche Liebesgeschichte mit einem 18- Reichen und Schönen von 1912. LE Jährigen. Schliesslich mischt Danièle COUPERET von Costa-Gavras ist ein bit- Thompson («Jet Lag») in FAUTEUILS terböser Sozial-Thriller zwischen Komö- D’ORCHESTRE Chanson, Klassik und die und Drama; der hervorragende José Soap – ganz à la Parisienne. Garcia mimt darin einen verzweifelten Arbeitslosen, der unorthodoxe Mittel FRENCH TOUCH – LA SÉRIE FRANÇAISE im Arthouse Nord-Süd. bei der Jobsuche anwendet und am Weitere Infos finden Sie in der in Ihrem Schluss sogar zum Hackbeil greift. Arthouse-Kino aufliegenden FRENCH- Während die erfrischende Komödie TOUCH-Broschüre. offside

Teheran, 2005: WM-Qualifikationsspiel Iran – Bahrain. Gewinnt Iran, ballmütze und Zigarette auch tarnen, werden dennoch sechs weibliche gehts zur WM nach Deutschland. Von weit her fahren in OFFSIDE Autos Fans entdeckt. Bewacht von Soldaten müssen sie bis zum Spielende und Busse die Fans ins rund 100’000 Leute grosse Asadi-Stadion. Ein warten und werden dann der Sittenpolizei übergeben. Heitere Töne älterer Mann sucht im Gewühl seine Tochter; in einem Bus gerät ein schlägt Panahi in OFFSIDE an. Lässt – den Match als klingende Junge ins Staunen, als er entdeckt, dass der «Knabe» neben ihm ein Hintergrundkulisse eingeblendet – die Girls ihre Aufpasser in heisse verkleidetes Girl ist. «Schweig», sagt Diskussionen über Fussball, das Ver- sein Kollege und: «es gibt viele von hältnis der Geschlechter und bizarre ihnen»: Weil im Iran den Frauen das Verbote verstricken. Auf dass OFFSIDE Betreten von Fussballstadien verboten nicht nur ein humorvoller Kommentar ist, versuchen sich weibliche Fans als zur Lage im Iran und eine aufmüpfige Jungs verkleidet ins Stadion zu schmug- Emanzipationskomödie, sondern auch geln. Just davon erzählt OFFSIDE, der ein wunderbar-witziger Fussballfilm ist. an der Berlinale 2006 mit dem grossen Deutschland, die Iraner kommen! Preis der Jury ausgezeichnete, neue Film von Jafar Panahi. Er spielt am Tage des grossen Spiels, nicht im, sondern Regie: Jafar Panahi. Mit: Sima Mobarak direkt vor dem Stadion: So geschickt Shahi, Safar Samandar, Shayesteh Irani. sie sich mit Flagge, Hemd, Hose, Base- Verleih: Filmcoopi. iberia

«Wie» hat vor just hundert Jahren Rainer Maria Rilke gedichtet: «in und bewegt montiert, Stücke und Tänze, die sich zu einem einzigen, der Hand ein Schwefelzündholz, weiss, // eh es zur Flamme kommt, grossen Filmreigen vereinen: In «Granada» tanzt Antonio Canales, der nach allen Seiten // zuckende Zungen streckt –: beginnt im Kreis // Mann mit dem melancholischen Gesicht, zu den Klängen eines einzel- naher Beschauer hastig, hell und heiss // ihr runder Tanz sich zucken nen Klaviers einen einsamen Flamenco. In «Almería» buhlen Carlos auszubreiten. // Und plötzlich ist er Flamme, ganz und gar...»: «Spani- Bono und Francisco Nuñez, Flamenco versus Hiphop setzend, um die sche Tänzerin» heisst das Gedicht, ist Gunst der schönen Maria Fernandéz. eines von Rilke schönsten und passt Und in «Corpus en Sevilla» stimmt wunderbar zu IBERIA, dem neuen Tanz- Estrella Morentes, umschwebt von film von Carlos Saura. Der Musik des Trauertracht tragenden Tänzerinnen spanischen Komponisten Isaac Albéniz des Ballett Iberia, einen wehmütigem folgend, begibt sich IBERIA, einige der Klagegesang an. Traumhaft ist IBE- bekanntesten spanischen Tänzer und RIA, vereinigt in sich unendliche Musiker mit an Bord, auf eine faszinie- Sehnsucht, Kraft und Schönheit und rende Tour d’horizon der spanischen ist Carlos Sauras mit Abstand Tanzkunst. Er beginnt verhalten mit schönster Tanzfilm. dem Pianostück «Evocaciòn». Es fol- gen, die Namen iberischer Städte und Regie: Carlos Saura. Tanzfilm. Verleih: Dörfer tragend, geschmeidig gefilmt Frenetic Films. pink apple – schwullesbisches Filmfestival in Zürich

Es ist wieder so weit: Der Frühling zieht ins Land, der Flieder blüht – und Pink Apple färbt die Leinwand rosa! Das schwullesbische Filmfestival mit Wurzeln im Apfelkanton Thurgau hat auch für seine neunte Ausgabe eine reiche Ernte an neuen Filmen eingefahren und präsentiert sie vom 4. bis 10. Mai in Zürich (und vom 12. bis 14. und 19. bis 21. Mai in Frauenfeld). Es kommen cineastische Le- ckerbissen zur Aufführung, die Alltag, Liebe und Leben aus dem Blickwinkel von Lesben und Schwulen thematisieren. Bewusst schwimmt der Grossteil der gezeigten Filme dabei gegen den Strom des kommerziellen Filmschaffens, das die entsprechenden Thematiken gerne an den Rand drängt. 81 Filme aus 20 Län- dern stehen auf dem Programm, bei einer Grosszahl handelt es sich um Schwei- zer Premieren – einige davon werden gar eigens für Pink Apple deutsch unter- titelt. Neben Produktionen aus Ländern wie den USA, Grossbritannien, Norwe- gen, Deutschland Frankreich oder der Schweiz lässt Pink Apple auch bislang weitgehend weisse Flecken der schwullesbischen Landkarte neu in rosa Licht erscheinen: beispielsweise Indien, Südafrika, Polen, , Singapur oder die Philippinen. In diesem Sinne: Die rosa Flagge kann gehisst werden, das Festi- valschiff in See stechen: einmal rund um den Erdball und que(e)r durch alle Belange und Genres! Detailliertes Programm: www.pinkapple.ch fluchen und flüstern – gros mots, petits sabots

Drohgebärden, wüste Flüche, laute Stimmen: Jugendliche, die im Heim kann. Den Heimkids fällt es nicht leicht, ihre Angst vor den Pferden aufwachsen, kennen häufig keine andere Sprache. So sind eigentlich zu verlieren. Bis der ungewöhnliche Jean-Luc Mayor zur Gruppe stösst. auch die vier jugendlichen Protagonisten aus FLUCHEN UND FLÜS- Er führt die Halbwüchsigen in faszinierender Art und Weise in den TERN. Sie nehmen an einem Ausflug teil, der von der Heimleitung Umgang mit den Maultieren ein und verpasst ihnen dabei eine Lekti- organisiert wurde. Doch auch losgelöst vom Alltag suchen die soge- on über gesunden Respekt, über Nähe und Distanz, die letztendlich nannt «Schwererziehbaren» die Kon- nichts anderes als eine Lektion fürs frontation miteinander, provozieren die ganze Leben ist. Gedreht vom mitgereisten Aufsichtspersonen und Schweizer Regieduo Catherine Azad sind nur schwer zugänglich. So wäre und Frédéric Gonseth – «La Cité Ani- alles wie gehabt – wären auf dem Trek- male» (2000) – ein faszinierendes king nicht auch Pferde dabei, welche Kinostück über Autorität, Gewalt, die Jugendlichen während des Wan- Freundschaft und die «heilende Wir- derns neben sich her führen müssen. kung», die der Umgang mit Tieren Plötzlich ist nonverbale Kommunikation auf Menschen haben kann. gefragt, wenn es darum geht, das Pferd über eine schmale Brücke zu lotsen. Wenn es vom Grasen abgehalten wer- Regie: Frédéric Gonseth, Catherine Azad. den soll, damit die Reise weitergehen Dokumentarfilm. Verleih: Frenetic Films. notte prima degli esami

Rom, 1989. Luca und seine Freunde haben den letzten Schultag hinter, den Kopf bei der Sache und nicht bei der schönen Claudia, in die er das Abschlussexamen vor sich: Eigentlich sollten die Protagonisten von sich an einer Party stante pede verliebte. Tausend und eine erfrischen- NOTTE PRIMA DEGLI ESAMI Tag und Nacht büffeln. Doch das ist ein de Episode aus dem Leben von Luca, seiner Freundinnen und Freunde Ding der schieren Unmöglichkeit. Denn die Nächte sind lau, die Tage tischt Fausto Brizzi in NOTTE PRIMA DEGLI ESAMI auf. Entwirft mit sonnig. Und auch wenn man den Kopf ab und zu in ein Buch steckt, leichter Hand und sicherem Gefühl für Stimmungen das lebendige Por- ist man übermütig, spürt die Hormone trät einer Generation, die noch ohne und will das Leben probieren. Indem Natel, aber mit Duran Duran, Queen m man, wie etwa Luca, Professor Martinel- und Antonello Venditti aufwuchs. Das li zum Abschied alles andere als höflich Herz auf dem rechten Fleck, viel Italia- seine Meinung sagt. Dass Martinelli nità und ein sexy Soundtrack auffah- dieses Jahr ausnahmsweise die Prüfun- rend hat NOTTE PRIMA DEGLI ESAMI in gen abnimmt, ist Pech. Und dass Luca Italien die Kassen gestürmt und wurde just dann im Café sitzt, als Martinellis für sagenhafte elf Premi David di daneben parkiertes Auto geklaut wird, Donatello nominiert. Zufall. Also fährt Luca Martinelli zur Polizei und kommt im Gegenzug in den Regie: Fausto Brizzi. Mit: Nicolas Vaporidis, Genuss professionaler Nachhilfestun- Giorgio Faletti, Cristina Capotondi. Verleih: den. Was ihn weiter brächte, hätte Luca MFD Morandini Film. tsotsi

Johannesburg. Gigantische Grossstadt, deren Ränder sich endlos in die spurlos verschwinden könnte Tsotsi, steckt das hilflose Wesen dann gestattet. und mit Quellenangabe der Redaktion mit Genehmigung staubigen Weiten der südafrikanischen Steppe erstrecken: Wer hier aber in eine Einkaufstüte und nimmt es mit. So beginnt der zweite Teil überleben will, braucht die Instinkte eines Jägers und muss nach Mit- von TSOTSI, in dem sich der von einem ausnehmend charismatischen teln greifen, die anderswo verpönt sind. So auch Tsotsi, der Protago- Presley Chweneyagae gespielte Tsotsi vom sorglosen Jugendlichen in nist aus Gavin Hoods als bester nicht englischsprachiger Film Oscar- einen für seine Handlung Verantwortung tragenden jungen Mann ver- gekrönte TSOTSI. Jung verwaist hat wandelt: Bilderprächtig, den stampfen- Tsotsi sich früh alleine durchzuschlagen den Sound des «Kwaito», der Musik der gelernt. Lebt heute in einer Hütte und Gettokids von Seweto in sich, erzählt ist 19-jährig der Anführer einer kleinen TSOTSI nicht nur eine berührende Story Bande. Man lebt in den Tag hinein. über menschliche Würde, sondern ver- Braucht man Geld, fährt man in die In- mittelt auch einen Einblick in die neue nenstadt und dreht ein krummes Ding. Gesellschaft Südafrikas, in welcher die Manchmal läuft ein Coup schief, manch- Grenzen nicht mehr zwischen Schwarz mal fliesst Blut: man bewahrt Stolz und und Weiss, sondern zwischen Arm und Ehre, macht weiter… Eines Tages aber Reich verlaufen. entdeckt Tsotsi auf dem Rücksitz eines Regie: Gavin Hood. Mit: Presley Chweneya- geklauten Autos ein Baby. Das Kindlein gae, Terry Pheto, Kenneth Nkosi. Verleih: im Auto zurücklassen, in dunkler Nacht Filmcoopi. delwende – lève-toi et marche

Sechzehnjährig und üppig schön tanzt Pougbila zum Auftakt von DELWENDE in die Nacht hinein. Am nächsten Tag aber ist sie, von einem Unbekannten vergewaltigt, eine gebrochene Frau. Die Mutter ist entsetzt. Der Vater indes verheiratet Pougbila – unter dem Vorwand sie von der derzeit im Dorf wüten- den Sterbewelle zu bewahren – schnellstmöglich ins Nachbardorf. Das ist der Anfang des neuen Filmes von S. Pierre Yaméogo, einer der Unverblümtheit des westafrikanischen Kinos verpflichteten, ins dunkelste Afrika führende Geistermär: Ungeachtet der am Radio verbreiteten Nachrichten über die der- zeit grassierende Meningitis, schreiben die Dorfältesten die Toten dem Fluch einer Hexe zu. Per Ritual ermittelt man die Schuldige – Pougbilas Mutter, die nun aus dem Dorf vertrieben wird: Nicht in uralten Zeiten, sondern im post- kolonialen Afrika von heute spielt DELWENDE. Er wurde fotografiert vom Schweizer Kameramann Jürg Hassler, überrascht mit einem hippen Sound- track und endet, die Emanzipation der Frau feiernd, unverhofft utopisch. Dies allerdings nicht ohne kritisch nach dem Sinn einer Moderne zu fragen,

8001 ZÜRICH die in Umarmung mit der Tradition alte Mythen neu gebiert.

$ Regie: S. Pierre Yaméogo. Mit: Blandine Yaméogo, Claire Ilboudo, Daniel Kaboré. Herausgeber Arthouse Commercio Movie AG · Grossmünsterplatz 1 · 8001 Zürich · Grossmünsterplatz AG Arthouse Movie Commercio Herausgeber · · · www.arthouse.ch · · www.commercio.ch · nur Nachdruck P.P. Verleih: Trigon-Film.