Penélope Cruz in Pedro Almodóvars Volvergrossem Cannes-Film
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o ie ews nr. 94 5 6 2006 zeitung für den nstudiofilm im arthouse alba • arthouse commercio • • v / / marthouse movie 1+2 • arthouse nord-süd • arthouse le paris • arthouse piccadilly • riff raff • uto Penélope Cruz in Pedro Almodóvars volvergrossem Cannes-Film Studiofilm-Vorpremieren Arthouse Le Paris, Zürich-Stadelhofen Sieben Tage die Woche um 12.15 Uhr www.lunchkino.ch volver Zurück nach La Mancha, die Region seiner frühen Kindheit, zurück aber liche Komödie, in der sich das Melodramatische von Michael Curtiz’ auch zu den Ursprüngen seines Schaffens, kehrt Pedro Almodóvar mit «Mildred Pierce» mit der Mordslust von Frank Capras «Arsenic And Old VOLVER. In dessen Zentrum stehen die Frauen dreier Generationen. Lace» und der surrealistische Naturalismus von Almodóvars frühen Fil- Zuvorderst die Wirtin Raimunda, die sich zum Filmanfang am Rande men mischt, ist VOLVER. Die Hauptrolle spielt Penélope Cruz, ihr zur eines Nervenzusammenbruchs befindet: Denn schliesslich liegt, derweil Seite stehen als Tochter Yohana Cobo und als Mutter Carmen Maura: im vorderen Teil des Restaurants eine VOLVER, anfänglich urban schrill und Party steigt, in dessen Kühlraum eine bunt, dann aber zu beruhigender Na- Männerleiche. Verschwinden soll diese türlichkeit findend und in Spanien der und zwar schnell und so, dass es kei- grosse Hit, ist eine glühende Hommage ner sieht. Spontan bildet sich in VOL- an die Kraft der Frauen und eine aufs VER ein frauensolidarisches Leichen- Archaische verweisende Gesellschaft in räumungskommando bestehend aus der das Leben weit über den Tod hin- Raimunda, deren pubertierender Toch- aus weiterführt. ter, den Huren von nebenan und dem plötzlich sehr lebendigen Geist der seit Jahren verstorbenen Grossmutter. Bald Regie: Pedro Almodóvar. Mit: Penélope ist der Kadaver fort, doch damit fangen Cruz, Carmen Maura. Verleih: Monopole die Probleme erst richtig an. Eine köst- Pathé. c.r.a.z.y. Christian, Raymond, Antoine, Zachary, Yvan: Fünf Söhne hat Laurianne Rudel seiner Brüder im fromm-gutbürgerlich-schräg-wilden Vorstadt- Beaulieu und jeder ist, meint sie, in seiner Eigenart besonders. Zac Quebec der 60er und 70er Jahre heranwächst. Von Rebellion und Frei- aber, am 25. Dezember 1960 mit einer «Glückshaube» geboren und heit träumt, den Mädchen zu imponieren versucht, Pink Floyd, Rolling dabei fast erstickt, ist ihr erklärter Liebling – und auch Papa Gervais Stones und David Bowie hört und eigentlich nur eines will: Dass sein hat Zac besonders gern. Schliesslich ist Zac nicht nur auffallend Vater ihn wieder mag. Ein beschwingtes Coming-of-age-, Familien- und hübsch, sondern auch feinfühlig und Feelgood-Movie ist C.R.A.Z.Y. und über- sanft. Und er hat, ist Laurianne über- zeugt durch Geschwindigkeit, Präzision zeugt, eine besondere Gabe zum Hei- und mit grossartigen Schauspielern. Mit len. Zac – als kleiner Bub von Emile Val- zehn Genies (kanadischen Oscars) lée, als Erwachsener vom kanadischen gekrönt ist C.R.A.Z.Y. ein glühendes Shooting-Star Marc-André Grondin zart Plädoyer dafür, dass Eltern ihre Kinder, schnodderig und mit Verve gespielt – völlig egal, ob diese schwul, hetero ist das egal. Papa aber fürchtet, nach- oder bi sind, lieben sollen – ein Muss dem er den fünfjährigen Zac eines auch für diejenigen, die bloss einmal Tages in Frauenkleidern ertappt, dass pro Jahr ins Kino gehen. sein Sohn homosexuell ist. Und so Regie: Jean-Marc Vallée. Mit: Marc-André erzählt C.R.A.Z.Y., wie Zac vom Vater Grondin, Danielle Proulx, Michel Côté. nach dieser Entdeckung verstossen im Verleih: Filmcoopi. reefer madness Marihuana ist cool, flöten die Kids und ziehen genüsslich an ihrem die USA und klärt Oberstufen-Eltern über die Gefahren von Marihuana Joint. Marihuana aber, warnen die Grossen, ist gefährlich: Siebzig Jahre auf. Er führt einen Film vor, erzählt die Story vom Highschool-Pärchen ist es, da hat Louis J. Gasnier mit «Reefer Madness» den ersten ame- Jimmy Haper und Mary Lane, dessen Liebe canabisvergiftet tragischer rikanischen Anti-Drogen-Film vorgestellt. Mit Laien gedreht, in der Dar- endete als diejenige von Julia und Romeo. Schwarzhumorig und köst- stellung der Sucht schrill übertrieben war Gasniers Film – und wurde in lich schräg ist REEFER MADNESS. Fickman schreckt in der Darstellung den 60ern wiederentdeckt als Kultko- der Sucht und ihrer Wirkungen weder mödie gefeiert. Dreissig Jahre später vor Sexszenen, dummem Gelaber, noch verwandelte Andy Fickman «Reefer der Darstellung Jesus’ als Superstar Madness» in ein Musical, gelangte zurück: Mit sechzehn ohrwurmigen damit bis an den Off-Broadway – und Songnummern, Christian Campbell und von da auf die Leinwand wars dann Kristen Bell in den Hauptrollen, Neve bloss noch ein Hupfer: REEFER MAD- Campbell in einem Kurzauftritt hat REE- NESS titelt Fickmans Filmmusical und FER MADNESS die besten Voraus- ist das seit langem Kurzweilig- setzungen, selber Kult zu werden! Schrulligste, was es im Kino zu sehen gibt. Man schreibt das Jahr 1936. Ein Regie: Andy Fickman. Mit: Alan Cumming, geheimnisvoller Dozent – verschmitzt- Christian Campbell, Kristen Bell. Verleih: sarkastisch: Alan Cumming – reist durch Monopole Pathé. le petit lieutenant Wieso er Polizist geworden ist, fragt Nathalie Baye, die mit Verve dieu, Antoine und Co. ermitteln. Verhören Clochards und Penner, erfah- gespielte und mit dem César als beste Schauspielerin gekrönte Kom- ren von einem mysteriösen Russen, treten dann aber alsbald an Stel- missärin Vaudieu in LE PETIT LIEUTENANT den jungen Antoine. Wegen le. Sie liebe die Strasse, die Nacht, die Bars und Gin Tonics, antwortet den TV-Policiers und weil es spannend sei, meint Antoine; just ein Vaudieu, als Antoine sie nun seinerseits nach ihren Berufsgründen 0815-Policier ist der neue Film von Xavier Beauvois nun aber nicht. Im fragt: Stimmungsvoll, gut gespielt, überzeugend in der exakten Charak- Gegenteil. Mehrere Monate lang hat terisierung der verschiedenen Gestal- Beauvois einen Polizeihauptmann im ten, genau in der Darstellung der Dienst begleitet und stellt mit LE PETIT Details berichtet LE PETIT LIEUTENANT LIEUTENANT nun einen der Realität ver- wunderbar unaufgeregt und fast schon pflichteten Film über die Arbeit auf anrührend von der Verletzlichkeit der einem Pariser Polizeikommissariat vor. Personen, deren Aufgaben es ist als Das meiste ist Routine. Man steckt jedermanns «Freund und Helfer» den Besoffene in Zellen, überprüft Videos, «öffentlichen Frieden» zu wahren. schreibt Rapporte, schiebt Wache. Nach Dienstschluss geht man bisweilen einen heben, manchmal ist die Chefin Regie: Xavier Beauvois. Mit: Nathalie Baye, mit dabei. Eines Tages dann aber liegt Jalil Lespert, Roschdy Zem. Verleih: Vega am Ufer der Seine eine Leiche. Veau- Distribution. der rote kakadu «Sonnenallee», «Herr Lehmann», «Good Bye Lenin!», «NVA»: jüngst Wolle, Siggi und Luise nun: es ist eine faszinierend zwiegespaltene sind in Deutschland eine ganze Reihe köstlicher «Mauerfall-Filme» ent- Welt, in der, wie es in DER ROTE KAKADU heisst: «die Trennung in den standen. Das Rad der Zeit eine Runde weiter zurück dreht nun Domi- Köpfen längst vollzogen, die Mauer aber noch nicht gebaut war» und nik Graf und stellt mit DER ROTE KAKADU einen eigentlichen «Mauer- ein schüchterner Junge wie Siggi dank einem Ausflug nach Berlin zum bau-Film» vor. Seinen Namen hat Grafs Film von einer Dresdener Tanz- ganzen Kerl wurde. Eines Tages aber ziehen Panzer durch Dresden. Lui- Bar, einem der angesagtesten Lokale ses Gedichte werden zum Problem, des Sommers 1961. Im Zentrum steht, Freunde zu Verrätern: Aufgezogen als gespielt von «Napola»-Star Max Rie- bekömmliche Mischung von tragischer melt, der naive Bauernsohn Siggi. Nach Romanze und schillerndem Gesell- Dresden gekommen um ein Praktikum schaftsporträt ist DER ROTE KAKADU als Kulissenmaler zu absolvieren, ver- ein packender Historienfilm, der mit liebt sich Siggi bei einer illegalen Jessica Schwarz und Ronald Zehrfeld an Rock’n’Roll-Fete in Luise. Luise ist jung, Riemelts Seite erzählt, dass auch eine wild, verheiratet. Sie schreibt verbote- wegen Mauerbau letztendlich nicht ne Gedichte, glaubt gleichwohl an den gelebte Liebe eine Liebe ist. Sozialismus, stellt Siggi ihrem Mann Regie: Dominik Graf. Mit: Max Riemelt, Jes- Wolle vor, führt ihn in den Kakadu ein. sica Schwarz, Ronald Zehrfeld. Verleih: Eine kurze Weile glücklich zu dritt sind Filmcoopi. kekexili – mountain patrol Der Journalist Ga Yu reist von Beijing nach Kekexili um direkt aus dem KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL beruht auf wahren Begebenheiten: Bis tibetischen Naturschutzgebiet über ein Wildhüter-Team zu berichten, Mitte der 90er Jahre reduzierte sich die Zahl der Antilopen im tibeti- das die illegale Jagd auf Antilopen bekämpft. Dass diese Recherche schen Gebiet «Hohxil» von rund einer Million auf etwa 20 000 und als keine wie jede andere sein wird, ahnt der junge Reporter zu Beginn Han-Chinesen und Tibeter zusammenspannend eine Freiwilligenpa- von KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL noch nicht. Entschlossen begibt er trouille bildeten, bezahlten zahlreiche Männer ihren Einsatz gegen die sich mit dem Ex-Soldaten Ri Tai und Wilderer mit dem Leben. Packend ist dessen Mitstreiter auf einen mehrtägi- Lu Chuans zweiter Spielfilm. Überzeugt gen Patrouillengang. Doch die dünne mit seinen kraftvollen Bildern im Breit- Luft, der Anblick Hunderter von Tier- bildformat und mit einfühlsam-facet- kadavern, nicht zuletzt die schwer tenhafter, bisweilen ins Mystische kip- bewaffneten Gegenspieler, die nicht pender Erzählweise. Kein Wunder ist daran denken ihr ertragreiches Fellge- KEKEXILI – MOUNTAIN PATROL,