Alpingeschichte Kurz Und Bündig
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Alpingeschichte kurz und bündiG Reichenau an der Rax Willi Maca MIT UNTERSTÜTZUNG VON BUND UND EUROPÄISCHER UNION Alpingeschichte kurz und bündig Reichenau an der Rax Willi Maca Oesterreichischer Alpenverein Innsbruck, 2013 Die Initiative „Bergsteigerdörfer” ist ein Projekt des Oesterreichischen Alpenvereins und wird aus Mitteln des österreichischen Bundesministeriums für Land- und Forst- wirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Lebensministerium) und des Europäi- schen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert. Inhalt Daten und Fakten 9 Bergsteigerdorf Reichenau 11 Die ersten Erschließer 13 Ein kaiserliches Revier 15 Bergsteiger im Dienste der Wissenschaft 20 Bergbau und Industrie 23 Wartholz und Karl Ludwig 31 Vielfalt alpiner Vereine 35 Hütten und Häuser 41 Die Bergrettung 59 Frauen auf Rax und Schneeberg 71 Kaiserwasser für alle 75 Von Rax und Schneeberg auf die Berge der Welt 83 Die Raxseilbahn 89 Wo Künstler und Therapeuten in die Berge gehen 97 Die Erschließung neuer Wege 103 Die Zukunft als Bergsteigerdorf 111 Quellen 112 Adressen 114 Bergsteigerdörfer – Bestelladresse und weiterführende Literatur 119 Bildnachweis 125 Impressum 126 6 7 Vorwort Fundament für die Umsetzung der des Projektes. Das Ergebnis trägt zur Der Oesterreichische Alpenverein ist Verlust öffentlicher Dienstleistungen Alpenkonvention und auch für dieses vertieften Einsicht in die alpinistische traditionell dem ländlichen Raum und Grunddaseinsfunktionen betrof- Projekt mit ausgewählten österreichi- Entwicklung der Gemeinden bei Besu- des Berggebietes verbunden, wo der fen. Ohne Zweifel gehören diesen schen Alpendörfern. Die Deklaration cherInnen und Gästen bei und bietet Schwerpunkt seiner alpinen Infra- Regionen auch die Sympathien und weist in zwei Artikeln ausdrücklich auch der einheimischen Bevölkerung strukturen liegt, die Arbeitsgebiete der die Wertschätzung zahlreicher Freun- auf die in der Grundkonzeption des bessere Einblicke in die Alpinhistorie. Sektionen zu betreuen sind und sich dInnen. Das macht stolz, trägt aber Bergsteigerdorfprojektes verankerten Beides soll den Stellenwert des Alpi- die alpine Heimat für Tausende von wenig zur Sicherung der wirtschaftli- Ziele hin: nismus in der Gemeinde erhöhen und BergsteigerInnen, BergwanderInnen chen Existenz bei. Es gilt also, die of- - Anerkennung der Bedeutung der festigen. Denn Alpinismus und natur- und FreundInnen der Alpen auftut. fensichtliche Wertschätzung in mehr alpinen ländlichen Räume als viel- naher Alpintourismus – wie ihn die Der OeAV hat sich auch verpflichtet, Wertschöpfung münden zu lassen. fältige, heterogene, eigenständige Alpenkonvention als Teil der Nachhal- das von den acht Alpenstaaten und Die Alpenkonvention spricht sich in Wirtschafts-, Natur- und Kultur- tigkeitsstrategie für den Alpenraum der Europäischen Gemeinschaft ge- mehreren Durchführungsprotokol- standorte und Förderung integrier- versteht – brauchen eine geistige meinsam entwickelte und getragene len für die Stärkung des ländlichen ter Strategien, die an ihre jeweiligen Verankerung. Zugleich geht es da- Vertragswerk der Alpenkonvention zu Raumes aus. Etwa im Tourismuspro- Potenziale angepasst sind; rum, dem Alpinismus und damit der fördern und umzusetzen. Die Alpen- tokoll, wo sich die Vertragsparteien - Erforschung, Erhaltung und Ent- Möglichkeit zu Individualität, Spon- konvention ist d a s Instrument zur verpflichten, die Wettbewerbsfähig- wicklung des vorhandenen materi- tanität und persönlicher Entfaltung nachhaltigen Entwicklung des Alpen- keit des naturnahen Alpentourismus ellen und immateriellen Kulturerbes genügend Raum zu geben, nachdem raumes. Daraus leiten sich gemein- zu stärken. sowie der überlieferten Kenntnisse. die verschiedenen Interessen und same Interessen ab, die sich im OeAV- Das Projekt „Bergsteigerdörfer“ des Für den OeAV sind der Alpinismus so- Widmungen am Gebirgsraum stetig Projekt zur Stärkung österreichischer OeAV weist nicht nur eine Nähe zu den wie die Tätigkeit der alpinen Vereine steigen. Bergsteigerdörfer im Rahmen des Durchführungsprotokollen „Touris- von der Pionierzeit bis herauf zu den Der Oesterreichische Alpenverein be- Programms „Ländliche Entwicklung mus“ und „Raumplanung und nach- von der einheimischen Bevölkerung dankt sich beim Autor dieses Bandes 2007−2013” des österreichischen Le- haltige Entwicklung“ auf, sondern mitgetragenen Ausprägungen ein zur Alpingeschichte von Reichenau an bensministeriums treffen. insbesondere zur Deklaration „Bevöl- ganz wesentlicher Bestandteil des der Rax sowie bei allen, die mit ihrem Der naturnahe Alpintourismus ist kerung und Kultur“. Diese Deklaration dörflichen und regionalen Kulturerbes Wissen und/oder ihrer Mitarbeit einen ein wichtiges Standbein für die wurde 2006 auf der IX. Alpenkonfe- und der Identität der Menschen. Beitrag dazu geleistet haben. wirtschaftliche Existenz vieler Berg- renz der Umweltminister in Alpbach/ Neben der Darstellung des alpintou- regionen, vor allem in entwick- Tirol beschlossen und ist eine Klam- ristischen Angebots ist deshalb die Peter Haßlacher lungsschwachen und entlegeneren mer der Konvention zu den in den Aufarbeitung der Alpingeschichte die- Leiter der Fachabteilung Alpentälern. Meist sind diese Gebiete Alpen lebenden und wirtschaftenden ser Orte in kurzer und bündiger Form Raumplanung/Naturschutz von Bevölkerungsschwund sowie dem Menschen. Sie ist ein tragfähiges ein Meilenstein im Gesamtmosaik des Oesterreichischen Alpenvereins E Kartenausschnitt ÖK, Originalmaßstab mit Genehmigung des BEV 1:200.000; (© BEV − 2013 Vervielfältigung ich- und 9 V ermessungswesen in Wien, T2013/98036) in Wien, ermessungswesen Daten und Fakten Seehöhe Das Gemeindegebiet von Reichen- die Scheibwaldhöhe mit 1.943 m der au an der Rax liegt zwischen 480 m höchste Punkt. Der Hauptgipfel, die (Pfarrkirche) und 2.076 m am Klos- Heukuppe (2.007 m), liegt bereits in terwappen, der höchsten Erhebung der Steiermark. Der höchstgelegene des Schneeberges. Bei der Rax ist Ortsteil ist Prein an der Rax auf rund auf niederösterreichischem Gebiet 600 bis 800 m. Fläche Reichenau besteht aus den Katas- Großau und Hirschwanger Forst mit tralgemeinden Reichenau, Grüns- einer Gesamtfläche von 89,22 km². ting, Hirschwang, Prein, Klein- und EinwohnerInnen Die meisten BewohnerInnen wur- nen mit Hauptwohnsitz von 3.481 den in Reichenau 1910 gezählt. auf 2.697 gesunken. Zugleich wa- Damals lebten 5.131 Menschen in ren 2012 1.762 Personen mit einem der Gemeinde. Zwischen 1991 und Zweitwohnsitz gemeldet. 2012 ist die Zahl der ReichenauerIn- Nächtigungszahlen B undesamt für gesamt Sommer Winter 1980 151.564 99.385 52.179 1990 138.042 84.834 53.208 2000 90.605 57.044 33.561 2010 123.805 71.773 52.032 10 11 Bergsteigerdorf Reichenau Diese starken Rückgänge Ende des Für rund 50.000 Nächtigungen Dass Reichenau an der Rax zum hat wesentlichen Einfluss auf die Er- 20. Jahrhunderts lassen sich unter sorgt das Gesundheitsressort Rax- Bergsteigerdorf geworden bezie- schließung und anhaltende Beliebt- anderem mit der Schließung eini- blick, die übrigen teilen sich Be- hungsweise ein solches geblieben heit der Reichenauer Berge. Mit der ger größerer Erholungsheime in triebe von 4-Stern-Hotels bis zu ist, hat verschiedene Gründe. Eröffnung der Südbahn zwischen dieser Periode erklären. Privatzimmern und Ferienwohnun- Einer ist sicher die geografische Wien und Gloggnitz 1842 rückte 2009 zählte man in 22 Beherber- gen. Für die größeren Hotels ist der Lage an der Schnittstelle zwischen Reichenau auf ca. zwei Stunden an gungsbetrieben 119.716, 2010 Seminartourismus ein wichtiger dem Wiener Becken und den Alpen, die Donaumetropole heran, und 123.805 und 2011 125.622 Über- Faktor, längere Urlaubsaufenthalte die in Reichenau mit den Gipfeln gewann an Wert als Sommerfrische nachtungen in rund 1.000 Betten. sind eher selten. von Rax (2.007 m) und Schneeberg für die Reichen und Mächtigen der (2.076 m) die am weitesten öst- damaligen Zeit. lich wie auch nördlich liegenden Der geologische Aufbau der Region 2.000er aufweisen. Dadurch kommt spielte eine prägende Rolle bei der es zu Höhenunterschieden von bis Besiedelung und Erschließung Rei- zu 1.500 m zwischen Tal und Gipfel, chenaus, aber auch auf den Alpinis- aber auch zu teilweise extremen mus. In Reichenau finden sich die Wetter- und Klimabedingungen Ausläufer der Grauwackenzone, die auf den Bergen. Denn bis auf die sich von Süden über den Kreuzberg Linie Schneealpe–Veitsch–Hoch- bis an die Abhänge der Rax und den schwab westlich der Rax stellen sich Gahns − ein dem Schneeberg vor- dem Wetter keine nennenswerten gelagertes Plateau − heranschiebt. Hindernisse in den Weg, egal aus Durch den Erz- und Mineralreich- welcher Richtung es kommt. Vor tum dieser Formationen wurden allem im Winter bei Ostwind kann schon ca. 1000 v. Chr. Bergleute es durch den Einfluss kontinentaler angezogen, die als erste Erschließer Kälte oft wesentlich unwirtlicher der Berghänge anzusehen sind. sein als auf weit höheren Bergen im Die Massive von Schneeberg und Westen. Rax bestehen vorwiegend aus kom- Die relative Nähe zu Ballungsräu- paktem Wettersteinkalk, was die men wie Wien, Wiener Neustadt, Kombination aus ausgedehnten Blick vom Waxriegelkamm auf die Preiner Wand Bratislava oder Sopron hatte und Karsthochflächen und steil abfallen- 12 13 Die ersten Erschliesser den Felswänden mit Wandhöhen dert die Erschließung des Höllen- Wie auch andernorts waren in Rei- durch Reichenau und die Prein bis zu dreihundert Metern erklärt, tales, aber auch schon erste Natur- chenau Bergleute die Ersten, die über das