Stadt Königslutter am , Landkreis

46. Änderung des Flächennutzungsplans

gewerbliche Baufläche: „Ochsendorf –Neindorf (GE –ON)“

Stand: 09.07.2019

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Inhaltsverzeichnis Seite Begründung Teil A 4-16

1.0 Änderungsbeschluss und Planungsgrundlage 4

1.1 Planungsanlass, Lage und Größe des Plangebietes, städtebauliche Konzeption, bestehendes Planungsrecht 4

2.0 Grundsätze und Ziele der Raumordnung 8 2.1 Siedlungsentwicklung, Freiraumfunktion 10 2.2 Landwirtschaft 11 2.3 Wald- und Forstwirtschaft 11 2.4 Wasserwirtschaft 12 2.5 Rohstoffwirtschaft 12 2.6 Wohnen, Industrie, Gewerbe, Sondernutzungen 12 2.7 Erholung, Freizeit, Tourismus 12 2.8 Großräumige Naturschutzplanungen 13 2.9 Ver- und Entsorgung 14 2.10 Verkehr 14 2.11 Sonstige Nutzungen 14 Gesamtfazit 14

3.0 Bisher erfolgter Verfahrensverlauf Raumverträglichkeitsprüfung und Landesplanerische Feststellung, Löschung der Teilfläche Landschaftsschutzgebiet 15

Umweltbericht 17-34

Vorwort 18

1.0 Einleitung sowie Anlass, Ziel und Zweck der Planung 18 1.1 Naturräumliche Lagebeschreibung 18 1.2 Flächengröße des Plangebietes 19 1.3 Vorhandenes Planungsrecht (Flächennutzungsplan und Bebauungsplan) 19 1.4 Fachgesetzliche und fachplanerische Ziele des Umweltschutzes mit Relevanz für die Planung und deren Berücksichtigung 20

2.0 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen 24 2.1 Schutzgut Mensch 25 2.2 Schutzgut Tier und Pflanzen und biologische Vielfalt 26 2.3 Schutzgut Fläche 27 2.4 Schutzgut Boden 27 2.5 Schutzgut Wasser 28 2.6 Schutzgut Klima und Lufthygiene 29 2.7 Schutzgut Landschaftsbild und Erholung 29 2.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Schutzgüter 30 2.9 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern 30

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2.10 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung und zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen 31 2.11 Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bauleitplan zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind 31

3.0 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten 31

4.0 Zusätzliche Angaben 31 4.1 Technische Verfahren der Umweltprüfung, Hinweise auf weiteren Untersuchungsbedarf 31 4.2 Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen 32 4.3 Allgemein verständliche Zusammenfassung 32 4.4 Referenzliste / Quellenangaben, für die im Bericht enthaltenen Beschreibungen und Bewertungen, die herangezogen wurden 34

Begründung Teil B 35-43

4.0 Planinhalte und Abwägung 4.1 Landwirtschaftliche Betroffenheitsanalyse 35 4.2 Das System der Oberflächenentwässerung 39 4.3 Energieversorgung 40 4.4 Lärmschutz 40 4.5 Verkehrsanbindung - MIV 40 4.5.1 Verkehrsanbindung – Radverkehr 41 4.4.2 Verkehrsanbindung – ÖPNV 41 4.6 Verkehrsabwicklung 41 4.7 Betroffenheitsanalyse zur Jagdausübung 42 4.8 Großräumige Biotopvernetzung 42

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1.0 Änderungsbeschluss und Planungsgrundlage Der Rat der Stadt Königslutter am Elm hat in seiner Sitzung am 31.01.2013 den Beschluss zur interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt mit dem Ziel gefasst, in dem Landschaftsraum nördlich der BAB A2 – Abfahrt „Königslutter / Ochsendorf“ zwischen den Ortschaften Ochsendorf, Klein Steimke, Neindorf und Rhode die bauleitplanerischen Voraussetzungen (Änderung des Flächennutzungsplans und Aufstellung des Bebauungs- plans) zur Entwicklung eines Gewerbe- und Industriegebietes zu schaffen. Der hieraus entwickelten 46. Änderung des Flächennutzungsplans liegt der Inhalt des am 01.10.1980 wirksam gewordenen Flächennutzungsplans zugrunde.

1.1 Planungsanlass, Lage und Größe des Plangebietes, städtebauliche Konzeption, bestehendes Planungsrecht

Planungsanlass Die Stadt Königslutter am Elm sieht eine große Chance, zusammen mit der Stadt Wolfsburg und der „Wolfsburg AG“ die regionale Wirtschaftsstruktur in ihrer Branchenvielfalt an dem Standort nordöstlich der BAB A2-Abfahrt „Königslutter / Ochsendorf“ bis zur Landesstraße L 294 östlich von Wolfsburg-Neindorf zu fördern sowie das Arbeitsplatzangebot zu erweitern. Geplant ist daher die Entwicklung eines Industrie- und Gewerbegebietes unter größtmöglicher Schonung der ökologischen Wertigkeiten innerhalb des Landschaftsraumes. Der seit 1998 rechtskräftig bestehende Bebauungsplan für das Gewerbegebiet „Königslutter- Ochsendorf An der A2“ ist hier der Ausgangspunkt. Auf Seiten der Stadt Wolfsburg ist südöstlich der Ortschaft Neindorf bis zur Stadtgrenze zu diesem Zwecke schon eine gewerbliche Baufläche im „Flächennut-zungsplan 2020plus“ vorbereitend dargestellt.

Auszug Flächennutzungsplan 2020plus der Stadt Wolfsburg – hier Gewerbliche Baufläche südöstlich Neindorf mit innerer Erschließungsstraße und Anbindung an die BAB A2 Abfahrt „Königslutter/Ochsendorf“ und in Schrägschraffur Fläche des möglichen Gewerbegebietes „Ochsendorf-Neindorf“ mit Stand 2009

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Das Verfahren zur 46. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Königslutter am Elm hat somit das Ziel, vorbereitend die landwirtschaftlichen Flächen des Geltungsbereiches in gewerbliche Bauflächen zu ändern.

Lage des Plangebietes Das Plangebiet liegt an einer der Hauptverkehrsachsen Europas, der A2 Ruhrgebiet- Hannover--Warschau und der Fernverkehrsachse --Berlin in der Mitte Norddeutschlands und zentral im Städtedreieck Braunschweig – Wolfsburg – Helmstedt an der Bundesautobahn A2 – Anschlussstelle „Königslutter / Ochsendorf“. In ca. 10 Km Entfernung folgt in westlicher Richtung das Autobahnkreuz „A2/A39 Braunschweig- Wolfsburg“, welches die überregionalen Verbindungen nach Süden und Norden Deutsch- lands herstellt. Der Planbereich wird eingefasst im Westen und im Norden von den Landesstraßen L 290 und L 294. Im Westen des Planbereiches entlang der L 290 befinden sich in der Niederungsrand- lage zur die Orte Ochsendorf, Klein Steimke und Neindorf.

Lage des Planungsraumes (= roter Kreis) im großräumlichen Zusammenhang

Größe des Plangebietes: Im Jahre 2011 wurde eine Machbarkeitsstudie als Vorstufe zur anstehenden Bauleitplanung erarbeitet. Als Untersuchungsraum wurde eine Fläche von insgesamt ca. 500 ha betrachtet. Hierin wurden Wald- und überwiegend Landwirtschaftsflächen, das Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der A2“ mit einer Flächengröße von 18 ha und die Sonderbaufläche für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen mit einer Flächengröße von ca. 25 ha einbezogen.

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Untersuchungsraum der Machbarkeitsstudie Vorschlag Abgrenzung Bebauungsplan in hellbrauner Farbe (schwarze Balkenlinie) innere Erschließungsstraße in rot

Die Studie zeigt unter Einbeziehung ökonomischer und ökologischer Belange Chancen und Restriktionen einer gewerbebaulichen Nutzung in diesem Landschaftsraum auf und grenzt im Ergebnis ein interkommunales Bebauungsplangebiet in einer Gesamtbruttogröße (d. h. inklusive der Fläche in der Gemarkung Neindorf, Stadt Wolfsburg und des Gewerbegebietes „Königslutter-Ochsendorf“) von ca. 142 ha ab. Die Studie hat hierbei:  Schutzabstandsempfehlungen zu den bestehenden drei Windenergieanlagen für eine gewerbebauliche Nutzung aufgenommen,  aus Lärmschutzgründen einen Mindestabstand zu den Ortschaften Klein Steimke und Neindorf von 500 m bestimmt,  ein Konzept der Oberflächenwasserregulierung entwickelt,  Schutzabstände zu den im Untersuchungsraum einbezogenen Waldflächen beschrie- ben (hier wurde aus ökologischen Gründen von einem Abstand von 100m ausge- gangen), und  Wechselbeziehungen der Tier- und Vogelwelt in diesem Landschaftsraum heraus- gestellt.

Zwischenzeitlich wurde dieser Vorschlag eines Plangeltungsbereiches unter Einbeziehung der Sonderbaufläche für Windenergieanlagen und dreier weiterer landwirtschaftlicher Flächen aktualisiert bzw. erweitert und auf die konzeptionelle Ebene des Flächennutzungs- plans transformiert. Es ergibt sich somit eine Flächengröße auf Stadtgebiet Königslutter von insgesamt 159 ha. Diese setzt sich zusammen aus:

 Fläche des Landschaftsschutzgebietes im Südosten mit 22 ha  Fläche des Landschaftsschutzgebietes im Südwesten mit 13 ha jeweils in der Nutzung als landwirtschaftliche Fläche – mittlerweile aus dem Schutzbereich „Landschaftsschutzgebiet“ entlassen  wirksame F-Planänderungen Nr. 20 und 32 mit 43 ha  Flächen für die Landwirtschaft 81 ha

Zuzüglich der Gewerbebaufläche auf Stadtgebiet Wolfsburg-Neindorf mit ca. 68 ha ergibt sich dann ein Umring für die Bauleitplanung in einer Größenordnung von 227 ha.

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Umring des möglichen Geltungsbereiches des interkommunalen Bebauungsplanes „Gewerbegebiet Ochsendorf-Neindorf“ mit konzeptioneller Darstellung einer inneren Straßenerschließung (gelbe Linien) und Abstandsempfehlung mit 500 m (blauer Pfeil) zu den Siedlungen

Städtebauliche Konzeption: Das Plangebiet betrifft überwiegend landwirtschaftliche Flächen. Es herrscht der Eindruck einer ausgeräumten Agrarlandschaft vor, da Gliederungen nur entlang des Wegenetzes mit einigen ruderalen Säumen und Baumreihen zu erkennen sind. Grünlandbereiche kommen nicht vor. Charakteristisch ist ein leicht welliges Relief zwischen 100 und 120 m über NN. Von Klein Steimke fällt das Gelände sanft in südöstlicher Richtung zum Waldgebiet Rottlof ab. Eine nur geringe Einsehbarkeit der Fläche wird durch die umgebenden historisch alten Waldflächen hervorgerufen, diese sind im Nordwesten das „Moosholz“, im Osten der „Rottlof“ und im Südwesten der „Mühlenhop“.

Schwerpunkt der Bauleitplanung ist die Entwicklung eines Gewerbe-/ Industriegebietes insbesondere für logistikaffine Betriebe, welche auf einen 24-Stundenbetrieb ausgelegt sind. Die direkte Erschließung über die BAB A2-Anschlussstelle „Königslutter/Ochsendorf“ hebt die hohe Lagegunst zur Ansiedlung solcher Betriebe hervor. LKW-Verkehre können über das Autobahnnetz – und somit fernab von Siedlungsbereichen - in das Gewerbe- / Industriegebiet gelenkt werden. Eine zentral geführte Haupterschließung soll von der A2-Anschlussstelle „Königslutter / Ochsendorf“ die Landesstraßen L 290 im Südwesten und L 294 im Nordosten verbinden. Aus Lärmimmissionsschutzgründen gibt der Flächennutzungsplan einen Abstand zu den Ortsteilen Klein Steimke und Rhode mit 500 m vor. Der südwestlich zum Plangebiet liegende Ortsteil Ochsendorf wird über eine Lärmschutzwand südlich parallel verlaufend der BAB A2 zusätzlich zum vorgegebenen Abstand vor Lärmimmissionen geschützt.

Mit der vorbereitenden Planung einer gewerblichen Baufläche und Ausrichtung auf logistik- affine Betriebe wird im später zu entwickelnden Bebauungsplan ein Versiegelungsgrad von 80 % gemäß § 17 Baunutzungsverordnung (BauNVO) festgesetzt werden. Zudem wird die Höhe baulicher Anlagen gemäß den Anforderungen dieser Betriebe auf ca. 20 m bestimmt. Darüber hinaus ist angedacht, das Plangebiet auch nach Nutzungsbereichen zu gliedern, um z. B. klein- und mittelständigen Gewerbe- und Handwerksbetrieben Flächen anzubieten.

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Versiegelungsgrad und Höhe baulicher Anlagen in diesen Gewerbegebietsbereichen werden dann angepasst bzw. reduziert auf max. 80 % und ca. 12 m Gebäudehöhe. Die zurzeit wirksame und zentral im Plangebiet liegende Sonderbaufläche für nicht raumbe- deutsame Windenergieanlagen wird im Zuge dieser neuen Flächennutzungsplanung aufge- geben und als gewerbliche Baufläche überplant. Die dort errichteten drei Windenergieanlagen genießen bis zu ihrem Rückbau Bestandsschutz. Gleichlautend bedeutet dies aber auch, dass keine weiteren nicht raumbedeutsamen Windenergieanlagen errichtet werden dürfen. Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans sind entsprechende Schutzabstände um die Windenergieanlagen zu berücksichtigen.

Bestehendes Planungsrecht: Ausgangspunkt der Planung ist das noch nicht vollständig erschlossene Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der A2“ im Südwesten des Planbereiches. Die an das Gewerbegebiet angrenzenden Flächen sind im Flächennutzungsplan über- wiegend als landwirtschaftliche Fläche dargestellt. Der Systematik der Darstellung von Flächen für die Windenergienutzung folgend, überlagert eine Sonderbaufläche „für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen“, ca. mittig im Plangeltungsbereich liegend, landwirtschaftliche Flächen (seit dem 01.11.2000 wirksame 32. Änderung des Flächennutzungsplans). Ziel der Planung war, für die regenerative Energieerzeugung durch Windenergie im Stadtgebiet Flächen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollte diese Planung als Konzentrationszone Windenergieanlagen - außer denen, die in Verbindung mit der Landwirtschaft privilegiert sind - an anderer Stelle im Stadtgebiet unter Ausschlussvor- behalt stellen.

Eine Teilfläche des nachrichtlich übernommenen Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ mit Grundlage der landwirtschaftlichen Flächendarstellung ist in den Planbereich im Südwesten aufgenommen. Diese Teilfläche zwischen L 290 und der Rasttankstelle soll im Zuge dieser Bauleitplanung als gewerbliche Baufläche überplant werden. Hierzu hatte die Stadt Königslutter die Löschung dieser Teilfläche aus der landschaftsschutzrechtlichen Festlegung beantragt. Der Landkreis Helmstedt führte das entsprechende Verfahren durch. Mit Bekanntmachung der Änderungsverordnung am 25.04.2018 im Amtsblatt wurde die Löschung bestätigt und die neue Landschaftsschutzverordnung ist am 26.04.2018 in Kraft getreten. Der Plangeltungsbereich nimmt des Weiteren im Südosten im Nahbereich der BAB A2 eine weitere Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ auf. Diese Teilfläche soll im Rahmen der Bauleitplanung mit Maßnahmen nach Naturschutzrecht entwickelt werden.

2.0 Grundsätze und Ziele der Raumordnung

Zentralität der Stadt Königslutter am Elm Für die Stadt Königslutter am Elm gilt das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP). Dieses legt aufgrund der zentralörtlichen Gliederung die Ober- und Mittelzentren fest. Gemeinsam mit den Grundzentren bilden sie die zentralen Orte, die im Sinne eines dauerhaften Erhalts ausgewogener Siedlungs- und Versorgungsstrukturen zu sichern und zu entwickeln sind (Ziele der Raumordnung Kapitel 2.2.01). Im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) wird der Stadt Königslutter am Elm die Funktion eines Grundzentrums zugewiesen.

Die Stadt ist zudem als Standort mit den besonderen Entwicklungsaufgaben „Erholung und Tourismus“ gekennzeichnet (siehe ergänzend hierzu die Ausführungen zu „Naturpark Elm- “ auf Seite 13).

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Auszug RROP 2008, Planbereich = roter Kreis mit Schrägschraffur

Verkehrlich ist das Stadtgebiet über die von Ost nach West verlaufende, als Hauptverkehrs- straße von überregionaler Bedeutung eingestufte Bundesstraße B 1 in das regionale bis überregionale Straßenverkehrsnetz eingebunden. Die weitere Erschließung erfolgt über die regional bedeutsamen Landesstraßen L 641 und L 290 sowie über Kreisstraßen. Durch die Anschlussstelle „Königslutter“ der BAB A2 im Norden des Stadtgebietes und die BAB A 39 mit der Anschlussstelle Scheppau im Nordosten des Stadtgebietes besteht Anschluss an das bundesdeutsche bzw. europäische Fernstraßennetz. An das überregionale Schienenverkehrs- netz ist die Stadt Königslutter am Elm durch die Bahnstrecke Hannover – Braunschweig - Berlin angebunden.

Durch die positiven Entwicklungen der letzten Jahre konnte neben einer Stabilisierung der Einwohnerzahl und dem Erhalt einer attraktiven Infrastruktur das Angebot zusätzlich in Teilbereichen ausgebaut werden. So sind einige Angebote in Teilen bereits einem Mittel- zentrum zuzuordnen. Weiterführende Schulen und - hier sei vor allem die überregional bedeutende Steinmetzschule genannt – sind vorhanden. Die Lutterwelle mit Hallen- und Schwimmbad als Freizeiteinrichtung, einem Kino, Museen und vor allem dem Kaiserdom mit seiner weit ausstrahlenden kulturellen und historischen Bedeutung seien erwähnt. Ein solides Angebot an Fachärzten und Betreuungseinrichtungen ist vorhanden und wird derzeit durch den Weiterausbau des „Kompetenzzentrums Centro Kö“ im erweiterten Stadtkern noch ausgebaut. Das AWO Psychiatriezentrum – der größte Arbeitgeber im Kreis umfasst anerkannte Fachkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin sowie Kinder und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie. Durch den vermehrten Zuzug junger Familien und den erhöhten Wohndruck in den umlie- genden Oberzentren wird sich die Einwohnerzahl weiterhin positiv entwickeln. Mit der strategisch günstigen Verkehrslage im Dreieck und der Nähe zu den Oberzentren Braunschweig und Wolfsburg ist es naheliegend, die bereits vorhandenen Gewerbeflächen in Kooperation mit der Stadt Wolfsburg zu erweitern.

Raumordnerische Belange betreffend das Plangebiet Die Planung eines interkommunalen Gewerbe- und Industriegebietes in der angegebenen Größenordnung verfolgt das Ziel, die Wirtschaftskraft der Region zu stärken und hierbei die Branchenvielfalt zu erweitern. Der Standort weist mit direktem Anschluss an die BAB A2 eine hohe Lagegunst auf. Neben der Ausrichtung zur Ansiedlung u. a. von Zuliefererbetrieben für die Volkswagen AG und der Bereitstellung von Gewerbegrundstücken für aus der Region kommende Betriebe, bietet das Areal – zentral im Städtedreieck der Oberzentren

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„Braunschweig-Wolfsburg-“ gelegen – zudem für Logistikbetriebe hohe Standort- vorteile. Des Weiteren kann wegen der relativ großen Entfernung zu den Siedlungen Klein Steimke, Neindorf, Rhode und Ochsendorf ein 24-Stundenbetrieb erfolgen. Der Standort ist über das Fernstraßennetz – BAB A2 und A39 sowie über das Landesstraßennetz – L 290 und L 294 europa-, bundes- und regionalweit gut erschlossen.

Das Regionale Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig (RROP 2008) trifft in der zeichnerischen Darstellung für das Vorhabengebiet folgende Festlegungen:

 Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft (zutreffend für Großteil des Plangebietes)  Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (zutreffend für die außerhalb des Planbereiches angrenzenden Wälder)  Vorbehaltsgebiet Erholung (zutreffend für Wald- und tlw. Landwirtschaftsflächen)  Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung (zentral im Plangebiet an der Ostseite gelegen)  Gewerbliche Baufläche - wirksame 20. Änderung des Flächennutzungsplans  Sonderbaufläche für nichtraumbedeutsame Windenergieanlagen – wirksame 32. Änderung des Flächennutzungsplans  zwei Teilflächen des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“  nachrichtlich: Naturpark Elm-Lappwald

Auszug aus der Begründung zum Flächennutzungsplan der Stadt Wolfsburg mit skizzenhafter Darstellung der Flächen auf Stadtgebiet Königslutter, LSG = Landschaftsschutzgebiet, GE = Gewerbegebiet

2.1 Siedlungsentwicklung, Freiraumfunktion

Im RROP sind für den Vorhabenstandort keine Festlegungen bzgl. der Siedlungsentwicklung oder für Freiraumfunktionen aufgenommen. Die Abgrenzungen des Planbereiches sind so erfolgt, dass ein Abstand zu den Siedlungen des ländlichen Bereiches von 500m eingehalten wird. Planungsabsichten zur Siedlungs- entwicklung liegen nicht vor.

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2.2 Landwirtschaft

Die Planung betrifft landwirtschaftliche Flächen. Um entsprechend der rechtlichen Anfor- derungen nach § 2 (2) Nr. 10 Raumordnungsgesetz (ROG) die Funktion landwirtschaftlicher Flächen raumordnerisch zu sichern, zu entwickeln und sie vor einer weiteren Inanspruch- nahme durch konkurrierende Nutzungen, insbesondere vor Bebauung und Versiegelung, zu schützen, sind im RROP „Vorbehaltsgebiete Landwirtschaft (aufgrund hohen, natürlichen, standortgebundenen landwirtschaftlichen Ertragspotenzials)“ festgelegt. Diese Gebiete bedürfen eines besonderen Schutzes, da sie insbesondere wegen ihrer natürlichen Boden- fruchtbarkeit für eine nachhaltige Landbewirtschaftung langfristig von Bedeutung sind. Städtebauliche Entwicklungen haben diesen Grundsatz der Raumordnung in die Abwägung einzustellen. Folgende allgemeine Problemstellungen im Bereich der Landwirtschaft sind bei nachfol- genden Planungsebenen zu beachten:

Wasser Ein Problem für die Landwirtschaft ist die Einleitung von Regenwasser der Dach- und Hofflächen in Gräben. Hierdurch kann es zu einer Überschreitung der hydraulischen Leistungsfähigkeit der Gräben kommen, was zu Schäden bei den Unterliegern und zu erhöhten Unterhaltungsaufwendungen am Gewässernetz führt. Daher sind in Bauge- bieten Vorgaben zur Vermeidung einer übermäßigen Versiegelung und zur Wasser- versickerung auf dem eigenen Grundstück oder im Baugebiet anzustreben - dies auch aus Gründen des Hochwasserschutzes.

Zuwegung Bei Neubaugebieten ist eine durchlässige Verbindung für landwirtschaftliche Fahr- zeuge sicherzustellen, um die Bewirtschaftung der Felder zu gewährleisten und Unfälle zu vermeiden. Landwirtschaftliche Wege sind – soweit sie der weiteren Erschließung landwirtschaftlicher Flächen dienen – zu erhalten. Auf die Abmessungen und Gewichte der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte ist in der verbindlichen Bauleitplanung einzugehen.

Eingrünung zur freien Landschaft Nicht nur zur Eingrünung des Baugebietes, sondern auch zum Schutz vor Staub und Immissionen, die regelmäßig bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen entstehen, sind dichte Abpflanzungen zur freien Feldmark oder entsprechend große Abstände der zukünftigen Wohnbebauung zur landwirtschaftlichen Fläche vorzu- sehen.

Eingriffsbilanzierung Sollte der Eingriff in den Naturhaushalt innerhalb des Baugebietes nicht ausgeglichen werden können, ist der weitergehende Verlust des Betriebsmittels „Boden“ so gering wie möglich zu halten

Eine besondere Wertigkeit der landwirtschaftlichen Flächen kann für diesen Landschafts- raum nicht festgestellt werden.

2.3 Wald- und Forstwirtschaft

Innerhalb des Planbereiches sind keine Wälder betroffen. Das Plangebiet grenzt jedoch an die historisch alten Wälder „Moosholz“ und „Rottlof“ an, welche im RROP als Vorsorgegebiet Natur und Landschaft festgelegt sind. Es ist dazu der Forstwirtschaftliche Rahmenplan Großraum Braunschweig der Landesforsten Niedersachsen aus dem Jahre 2002 zu berücksichtigen. Dieser formuliert auf Seiten 62 und 64 seines Textbandes grundlegend Folgendes:

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„Weiterhin sind große Teile des Waldes durch das RROP des Zweckverbandes Großraum Braunschweig als Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft ausgewiesen. Damit soll der besondere Beitrag dieser Flächen zur Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Kulturland- schaft und die Notwendigkeit der Erhaltung der ordnungsgemäßen forstwirtschaftlichen Bodennutzung innerhalb der Gebiete zum Ausdruck gebracht werden.“ (Seite 62) „Waldränder sind zu erhalten bzw. aufzubauen und zu pflegen, da sie das Landschaftsbild prägen, die Gefährdung des Waldes durch Sturm und Waldbrand mindern, vor Lärm und Bodenauswehung schützen und eine artenreiche Pflanzen- und Tierwelt beherbergen. Besonders auf die Erhaltung intakter Waldaußenränder ist zu achten. Im Anschluss an die Waldränder sind Sukzessionsstreifen und extensive landwirtschaftliche Bewirtschaftungsformen besonders geeignete Nutzungen. Grundsätzlich soll eine Pufferzone mit landwirtschaftlicher Nutzung in möglichst extensiver Form mindestens 100 m Breite betragen. Besonders geeignet sind z. B. Grünland oder Brache. Wenn Ackerland direkt an den Wald grenzt, sollten möglichst 10 m breite Stilllegungsstreifen vorgesehen werden“ (Seite 64). Möglichkeiten, diesen Schutzabstand als Fläche für Maßnahmen zur Kompensation des Gesamteingriffs zu entwickeln, werden in die Planung integriert.

2.4 Wasserwirtschaft

Im RROP 2008 des ZGB gibt es keine raumordnungsrelevanten Festlegungen zu Gunsten der Wasserwirtschaft für die Fläche des Vorhabengebietes sowie der direkt angrenzenden Flächen. Oberflächengewässer sind im Geltungsbereich der Flächennutzungsplanung – bis auf einige wenige Vorflutgräben - nicht vorhanden.

2.5 Rohstoffwirtschaft

Im Regionalen Raumordnungsprogramm ist im südlichen Bereich der Gewerbebaufläche Neindorf-Südost - hier Kieshaltiger Sand - ein Vorbehaltsgebiet für die bodennahe Rohstoff- gewinnung festgelegt. Die gewerbebauliche Entwicklung wird erst nach vollständigem Abbau der Kies- Sandlagerstätten erfolgen.

2.6 Wohnen, Industrie, Gewerbe, Sondernutzungen

Das RROP 2008 hat das bestehende Gewerbegebiet im Ergebnis der 20. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Königslutter am Elm als Siedlungs- bzw. Gewerbebaufläche aufgenommen. Der weitere Landschaftsraum zwischen der BAB A2 und den Landesstraßen L 290 und L 294 ist im RROP als Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft und Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft festgelegt. Weitere Klassifizierungen zu dem Vorhabengebiet sind nicht aufge- führt. Für die Siedlungen im ländlichen Raum sind keine Erweiterungsplanungen vorge- sehen. Der Plangeltungsbereich des Vorhabens hält aus (Lärm-)Immissionsschutzgründen einen Abstand von 500 m zu den Siedlungsrändern ein.

2.7 Erholung, Freizeit, Tourismus

Gebiete mit besonderer landschaftlicher Vielfalt, Eigenart und Schönheit, die aufgrund der natürlichen oder kulturhistorischen Landschaftsausstattung gute Voraussetzungen für die ruhige, landschaftsbezogene Erholungsnutzung bieten, sind zu sichern und zu entwickeln. In der Zeichnerischen Darstellung sind sie als „Vorranggebiet Ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ festgelegt. In diesen Gebieten müssen alle raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen mit der vorrangigen Zweckbestimmung vereinbar sein.

Gebiete mit besonderer Eignung für eine intensive Erholungsnutzung mit größerer Zahl von Erholungssuchenden und infrastrukturbezogene Erholungsaktivitäten sind zu sichern und zu

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entwickeln. In der Zeichnerischen Darstellung sind sie als „Vorranggebiet Erholung mit starker Inanspruchnahme durch die Bevölkerung“ festgelegt.

Eine solche regional bedeutsame Funktion als Vorranggebiet ist dem Landschaftsraum nicht zugesprochen.

2.8 Großräumige Naturschutzplanungen

Vorranggebiete Natur und Landschaft sind für den Planbereich nicht festgelegt. Die außerhalb der Planfläche angrenzenden Wälder sind als „Vorbehaltsgebiete Natur und Landschaft“ festgelegt. Schutzabstände parallel zu den Waldrändern werden vorgesehen. Diese können bis zu 100 m tief sein. Der Planbereich ist weder ein Gebiet des europäischen ökologischen Netzes „Natura 2000“ noch Vogelschutzgebiet oder FFH-Gebiet. In die Planungen fließen zwei Teilflächen des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ ein. Die Teilfläche im Südwesten soll zu einer Gewerblichen Baufläche überplant werden, die Teilfläche im Südosten bleibt erhalten und wird mit Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und Entwicklung von Natur und Landschaft belegt bzw. entwickelt. Zwischenzeitlich konnte die Teilfläche im Südwesten aus der Landschaftsschutzgebietsverordnung gelöscht werden.

Das RROP hat nachrichtlich übernommen die Ausweisung des Naturparkes-Elm-Lappwald.

Naturpark „Elm-Lappwald“ Die Definition der Kategorie des Großschutzgebietes „Naturpark“ erfolgt durch Bundesrecht im § 27 Bundesnaturschutzgesetz. Hierin wird festgelegt, dass Naturparks einheitlich zu entwik- kelnde und zu pflegende, großräumige Gebiete und auf überwiegender Fläche Landschafts- oder Naturschutzgebiete sind, eine große Arten- und Biotopvielfalt und eine durch vielfältige Nutzungen geprägte Landschaft aufweisen. Naturparke verbinden den Schutz und die Nutzung von Natur und Landschaft. Sie streben eine Balance zwischen intakter Natur, wirtschaftlichem Wohlergehen und guter Lebensqualität an. Sie sind damit Vorbildlandschaften für die Entwicklung ländlicher Regionen und bieten Chancen, die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. In Naturparks wird eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt, und sie sollen wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen besonders für die Erholung und für nachhal- tigen Tourismus geeignet sein. Die Darstellung des Großschutzgebietes „Naturpark Elm-Lappwald“ im RROP ist nachrichtlich übernommen. Über das RROP ergeht ihr danach keine eigene Bindungswirkung. Generelles Anliegen der vorsorgenden Regionalplanung ist es, im Großraum Braunschweig Natur und Landschaft, Forst- und Landwirtschaft sowie Erholung und Tourismus zu sichern und zu entwickeln, diese Belange untereinander und mit anderen Belangen abzuwägen. Daher trifft das RROP auch in den nachrichtlich dargestellten Großschutzgebieten funktions- und gebietsbezogene Festlegungen, die zur Sicherung und Entwicklung der Funktionen für Natur und Landschaft, Erholung sowie zur Sicherung und Entwicklung einer schutzgebietsverträg- lichen Land- und Forstwirtschaft beitragen. Entsprechend seiner durch das Naturschutzrecht definierten Aufgaben für Erholung und Tourismus sowie Regionalentwicklung werden Teile des Naturparks im RROP als „Vorranggebiet Ruhige Erholung in Natur und Landschaft“ festgelegt. Dies betrifft überwiegend Teile des Elm sowie des Lappwaldes - das Plangebiet sowie hieran grenzende Flächen haben diese Wertigkeit jedoch nicht. Ergänzt werden diese Festlegungen durch „Vorbehaltsgebiete Erholung“. Die für Erholung und den Tourismus im „Naturpark Elm-Lappwald“ bedeutsamen Ortschaften sind im RROP mit einer entsprechenden Festlegung „Standort der besonderen Entwicklungsaufgabe Tourismus

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bzw. Erholung“ dargestellt. Die Gemeinden am Elmrand und Schöppenstedt nehmen die Entwicklungsaufgabe „Erholung“ wahr, die Aufgaben für den Tourismus übernehmen Helmstedt, Königslutter und Schöningen. Naturschutzrechtlich sind im Naturpark Elm-Lappwald 3% der Fläche als Naturschutzgebiet und 47% als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Der Naturpark erfüllt damit nur knapp die in § 34 Nr. 2 Niedersächsisches Naturschutzgesetz (NNatG) geforderten mindestens 50 % Flächenanteil als Schutzgebiet. Die restlichen 50 % werden von Siedlungsgebieten, Land- und Forstwirtschaft sowie anderen Freiraumnutzungen und Verkehrsinfrastrukturen genutzt.

Die Planung greift nun in den Nordrand dieses Naturparkes zwischen Bundesautobahn A2 und der Stadtgrenze zu Wolfsburg-Neindorf ein. Besonders betroffen ist die südwestliche Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“, welche als Fläche direkt an der BAB A2- Abfahrt eine hohe Bedeutung aus wirtschaftlichen und verkehrserschließungstechnischen Erwägungen hat und daher zur Gewerbebaufläche überplant werden soll. Dem Antrag zur Löschung dieser Teilfläche ist der Landkreis Helmstedt zwischenzeitlich gefolgt. Auf die höhere ökologische Wertigkeit der angrenzenden historisch alten Wälder „Moosholz“ und „Rottlof“ ist im Planungsprozess mit einem angemessenen Schutzabstand, welcher bis 100 m betragen kann, eingegangen. Möglichkeiten, diesen Schutzabstand als Fläche für Maßnahmen zur Kompensation des Gesamteingriffs zu entwickeln, werden in die Planung integriert.

2.9 Ver- und Entsorgung

Im RROP 2008 gibt es keine raumordnungsrelevanten Festlegungen zugunsten von Ver- und Entsorgung für die Fläche des Vorhabens sowie der direkt angrenzenden Areale. Ein Grundstock der Ver- und Entsorgung ist über das Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der A2“ vorhanden. Hier sind eine Rasttankstelle, ein namhaftes Schnellimbissrestaurant und ein Autokranunternehmen angesiedelt und erschlossen.

2.10 Verkehr

Das Plangebiet ist eingefasst von dem bundes- und europaweit ausgelegten Fernstraßen- netz der Bundesautobahn A2 im Süden, der Landesstraßen L 290 im Westen und L 294 Norden. Im RROP 2008 sind die BAB A2 als Vorranggebiet „Autobahn“ mit der Anschluss- stelle „Königslutter-Ochsendorf“, die Landesstraßen als Vorranggebiet „Hauptverkehrsstraße von regionaler Bedeutung“ festgelegt.

Das Fernstraßennetz ist ausreichend leistungsfähig zur Abwicklung der Ziel- und Quellver- kehre aus dem Vorhabengebiet. Eventuell erforderliche Straßenausbaumaßnahmen sind mit dem Straßenbaulastträger – Bund und Land Niedersachsen – abzustimmen. Auswirkungen auf das RROP ergeben sich dadurch nicht.

2.11 Sonstige Nutzungen

Die Stadt Königslutter am Elm hat mit der 32. Änderung ihres Flächennutzungsplans eine Sonderbaufläche für nichtraumbedeutsame Windenergieanlagen festgelegt. Es sind mittlerweile drei Anlagen mit einer Gesamthöhe von jeweils 79,30 m errichtet. Die Sonder- baufläche wird als Gewerbliche Baufläche überplant. Die Windenergieanlagen genießen bis zum Rückbau Bestandsschutz.

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Gesamtfazit

Es fließen somit gemäß § 4 ROG lediglich Grundsätze der Raumordnung in den städte- baulichen Abwägungsprozess ein. Ziele der Raumordnung, an welche die Planung sich gemäß § 1 (4) BauGB zwingend anzupassen hätte, sind für den Planbereich und die angrenzenden Flächen im RROP 2008 nicht festgelegt. Dennoch ist festzustellen, dass das Vorhaben aufgrund seiner Lage im Außenbereich, seiner Flächengröße sowie der Eingriffe in Natur und Landschaft und in das Landschaftsbild in Konflikt zu den oben genannten Grund- sätzen der Raumordnung steht. Dem kann aber in der raumordnerischen Abwägung entge- gengestellt werden, dass mit dem Vorhaben das Angebot an Arbeits- und Ausbildungs- plätzen in der Region erweitert werden soll. Das Vorhaben soll zu einer langfristigen wettbe- werbsfähigen und räumlich ausgewogenen Wirtschaftsstruktur beitragen und diese stärken (vgl. § 2 Abs. Nr. 4 ROG). Das Vorhaben entspricht daher der Regionalen Handlungsstra- tegie, welche das Amt für Regionale Landesentwicklung (ArL) Braunschweig insbesondere entlang der BAB A2 verfolgt. Dem Vorbehalt der erstmaligen Inanspruchnahme von Frei- flächen kann weiterhin entgegengestellt werden, dass die vom Vorhaben beanspruchten Landschaftsbereiche bereits in ihrer Erholungsfunktion durch die BAB A2 stark vorbelastet sind.

Laut der Planung soll die im Südosten liegende Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ erhalten bleiben und mit Maßnahmen zur Kompensation des Eingriffes entwickelt werden. Die im Westen liegende Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes unterliegt der Planung zur gewerblichen Baufläche und konnte zwischenzeitlich aus der Schutzkategorie entlassen werden.

3.0 Bisher erfolgter Verfahrensverlauf Raumverträglichkeitsprüfung, Löschung der Teilfläche Landschafts- schutzgebiet

Als erster Verfahrensschritt wurden im August / September 2013 die Träger öffentlicher Belange und Behörden von dieser Planungsabsicht unterrichtet und im Sinne § 4 (1) BauGB um Stellungnahme bezüglich ihrer zu vertretenden Belange gebeten. Dem Anschreiben lag ein Entwurf der Umweltprüfung mit Planskizze bei. Der Zweckverband Großraum Braunschweig stellte fest, dass das Vorhaben aufgrund seiner überregionalen und interkommunalen Bedeutung sowie seiner Größe die Kriterien der Raumbedeutsamkeit und Überörtlichkeit erfüllt. Es ist daher gemeinsam mit der Planung im Gebiet der Stadt Wolfsburg sowie in Abstimmung mit weiteren überörtlich bedeutsamen Vorhaben und Planungen auf seine Raumverträglichkeit zu prüfen. Gemäß § 1 Raumord- nungsverordnung ist hierzu ein Raumordnungsverfahren nach § 15 Raumordnungsgesetz und § 9ff. Niedersächsisches Raumordnungsgesetz (NROG) durchzuführen.

Die Stadt Königslutter am Elm hat sodann die Antragsunterlagen, bestehend aus einer Raum- und einer Umweltverträglichkeitsstudie, erarbeitet. Am 02.11.2016 erfolgte die Antragskonferenz als Einleitung in das Raumordnungsverfahren im Rathaus der Stadt Königslutter. Der Regionalplanungsträger hatte die vorgetragenen Anregungen und Hinweise geprüft und ausgewertet. Mit Schreiben vom 14.02.2017 hat der Zweckverband Großraum Braunschweig das Verfah- ren zur Prüfung der Erforderlichkeit eines Raumordnungsverfahrens mit der landesplane- rischen Feststellung beendet und wie folgt entschieden:

I. Die Prüfung der Erforderlichkeit gemäß § 15 Abs. 1 Satz 4 ROG i.V.m. § 9 Abs. 1 und Abs. 2Nr. 1 NROG hat ergeben, dass für das oben benannte Vorhaben auf ein Raumordnungsverfahren gemäß § 10 ff. NROG verzichtet werden kann.

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II. Unter Berücksichtigung der folgenden Maßnahmen ist das Vorhaben mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar.

Der ZGB legt in Auswertung der vorgetragenen Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange zur Antragskonferenz Maßnahmen zu den Belangen „Landwirtschaft, Forst/Wald, Wasserwirtschaft, Rohstoffgewinnung/Rohstoffwirtschaft, Wohnen, Industrie, Gewerbe und Sondernutzungen, Verkehr sowie zu den Schutzgütern Erholung, Natur (Tiere, Pflanzen, Lebensräume und Artenschutz), Landschaft und Boden“, fest. Es werden Gutachten zur landwirtschaftlichen und Jagdgenossenschaftlichen Betroffenheit, zur Verkehrssituation, zur Lärmsituation, sowie Konzepte zur Freiraumgestaltung insbesondere zur Thematik der Biotopvernetzung und des Wildtierwechsels eingefordert.

Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurde die Planung weiterentwickelt. So wurde nach Analyse und Einarbeitung der eingegangenen Stellungnahmen und Hinweisen der Umfang der Umweltprüfung erweitert und im Rahmen des Umweltberichtes vervollständigt mit: - der Beschreibung der durch die derzeitige Planungskonzeption zu erwartenden Auswirkungen und - der Einschätzung zur Erheblichkeit des Eingriffs auf die Leistungsfähigkeit der umwelt- relevanten Schutzgüter.

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Umweltbericht nach § 2 (4) und § 2a BauGB

46. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Königslutter

„gewerbliche Baufläche Ochsendorf-Neindorf (GE-ON)“

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Vorwort

Der Umweltbericht ist ein eigenständiger Teil der Begründung zu einer Bauleitplanung. Aufgrund seiner Inhalts- und Gliederungsstruktur ist es daher unumgänglich, dass gewisse Passagen aus dem 1. Teil der Begründung zur 46. Änderung des Flächennutzungsplans wiederholt werden müssen.

1. Einleitung sowie Anlass, Ziel und Zweck der Planung

Die Städte Königslutter am Elm und Wolfsburg planen ein interkommunales Industrie- und Gewerbegebiet in dem Landschaftsraum nordöstlich der BAB A2-Abfahrt „Königslutter / Ochsendorf“ bis zur Landesstraße L 294 östlich von Wolfsburg-Neindorf. Der seit 1998 rechtskräftig bestehende Bebauungsplan für das Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der A2“ ist hier der Ausgangspunkt. Die direkte Erschließung über die BAB A2-Anschlussstelle „Königslutter/Ochsendorf“ hebt die hohe Lagegunst zur Ansiedlung solcher Betriebe hervor. LKW-Verkehre können über das Autobahnnetz (A2 und A39) – und somit fernab von Siedlungsbereichen - in das Gewerbe- und Industriegebiet gelenkt werden. Eine zentral geführte Haupterschließung wird von der A2-Anschlussstelle die Landesstraßen L 290 im Südwesten und die L 294 im Nordosten verbinden. Mit der Planung eines Gewerbe- und Industriegebietes und Ausrichtung auf logistikaffine Betriebe wird im später zu entwik- kelnden Bebauungsplan ein Versiegelungsgrad von 80 % gemäß § 17 Baunutzungsverord- nung (BauNVO) festgesetzt werden. Zudem wird die Höhe baulicher Anlagen gemäß den Anforderungen dieser Betriebe auf ca. 20 m bestimmt. Darüber hinaus ist angedacht, das Plangebiet auch nach Nutzungsbereichen zu gliedern, um z. B. klein- und mittelständigen Gewerbe- und Handwerksbetrieben Flächen anzubieten. Versiegelungsgrad und Höhe baulicher Anlagen in diesen Gewerbegebietsbereichen werden dann angepasst bzw. reduziert auf max. 80 % und ca. 12m Gebäudehöhe. Die zurzeit wirksame Sonderbaufläche für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen wird im Zuge dieser neuen Flächennutzungsplanung aufgegeben und als Gewerbebaufläche über- plant. Die dort errichteten drei Windenergieanlagen genießen bis zu ihrem Rückbau Bestands- schutz. Im Rahmen der Aufstellung des Bebauungsplans sind Schutzabstände mit einem Radius von 154m um die Windenergieanlagen zu berücksichtigen.

1.2 Naturräumliche Lagebeschreibung

Das Plangebiet gehört der naturräumlichen Haupteinheit Ostbraunschweigisches Flachland mit der Untereinheit Hasenwinkel an. Im Westen entlang der L 290 befinden sich in der Niederungsrandlage zur Schunter die Orte Ochsendorf, Klein Steimke und Neindorf. Charakteristisch ist ein leicht welliges Relief zwischen 100 und 120 m über NN. Von Klein Steimke fällt das Gelände sanft in östlicher Richtung zum Waldgebiet Rottlof ab. Das Plangebiet betrifft ausschließlich landwirtschaftliche Flächen. Es herrscht der Eindruck einer ausgeräumten Agrarlandschaft vor, da Gliederungen nur entlang des Wegenetzes mit einigen ruderalen Säumen und Baumreihen zu erkennen sind. Grünlandbereiche kommen nicht vor. Eine nur geringe Einsehbarkeit der Fläche wird durch die umgebenden historisch alten Waldflächen hervorgerufen, diese sind im Nordwesten das „Moosholz“, im Osten der „Rottlof“ und im Südwesten der „Mühlenhop“.

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1.3 Flächengröße des Plangebietes

Nach dem jetzigen Stand der Planung ergibt sich eine Flächengröße auf Stadtgebiet Königs- lutter von insgesamt 159 ha. Diese setzen sich zusammen aus:  Fläche des Landschaftsschutzgebietes im Südosten mit 22 ha  Fläche des Landschaftsschutzgebietes im Südwesten mit 13 ha  wirksame F-Planänderungen Nr. 20 und 32 mit 43 ha  Flächen für die Landwirtschaft 81 ha

Zuzüglich der Gewerbebaufläche auf Stadtgebiet Wolfsburg-Neindorf mit ca. 68 ha ergibt sich dann ein Umring für das Bauleitplanverfahren in einer Größenordnung von 227 ha.

1.4 Vorhandenes Planungsrecht (Flächennutzungsplan und Bebauungsplan)

Das Plangebiet ist im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche dargestellt. Der Systematik der Darstellung von Flächen für die Windenergienutzung folgend, überlagert eine Sonderbaufläche „für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen“, ca. mittig im Plangeltungsbereich liegend, landwirtschaftliche Flächen (seit dem 01.11.2000 wirksame 32. Änderung des Flächennutzungsplans). Eine Teilfläche des nachrichtlich übernommenen Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ mit Grundlage der landwirtschaftlichen Flächendarstellung ist in den Planbereich im Südwesten aufgenommen. Diese Teilfläche zwischen L 290 und der Rasttankstelle soll im Zuge dieser Bauleitplanung als Gewerbebaufläche überplant werden. Hierzu wurde zwischenzeitlich diese Fläche aus der Landschaftsschutzgebietsverordnung gelöscht.

Auszug aus der Begründung zum Flächennutzungsplan der Stadt Wolfsburg mit skizzenhafter Darstellung der Flächen auf Stadtgebiet Königslutter, LSG = Landschaftsschutzgebiet, GE = Gewerbegebiet

An das Plangebiet grenzen die historisch alten Waldflächen „Moosholz“ und „Rottlof“ sowie im Südwesten der Geltungsbereich des Gewerbegebietes „Königslutter-Ochsendorf An der Autobahn A2“. Die seit dem 09.10.1998 wirksame 20. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Königslutter am Elm stellt nördlich eines ehemaligen landwirtschaftlichen Weges an der Bundesautobahn A2 (Am Mühlenhoop) und östlich der Landesstraße L 290 gewerbliche Bauflächen nach § 5 (2) Nr. 1 BauGB dar. Weitere Darstellungen umfassen ein Regenrück- haltebecken und Verkehrsfläche für die Anbindung des Gewerbegebietes an die Landes- straße, von der aus unmittelbar die BAB-Anschlussstelle „Königslutter“ erreicht werden kann.

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Aus dieser Darstellung ist der Bebauungsplan „Gewerbegebiet Königslutter/Ochsendorf an der Autobahn A2“ entwickelt.

1.5. Fachgesetzliche und fachplanerische Ziele des Umweltschutzes mit Relevanz für die Planung und deren Berücksichtigung

Zusätzlich zu der Berücksichtigung der allgemeinen gesetzlichen Grundlagen, wie dem Baugesetzbuch, dem Bundesbodenschutzgesetz, dem Bundesimmissionsschutzgesetz, dem Wasserhaushalts- und Wasserschutzgesetz und dem Niedersächsischen Naturschutzgesetz wurden planrelevant folgende Pläne und gutachterliche Untersuchungen analysiert:

 Das Regionale Raumordnungsprogramm 2008 (RROP) des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB) – nun Regionalverband Braunschweig - zu Grundsätzen und Zielen der Raumordnung

Der Planbereich sowie angrenzende Waldflächen übernehmen in Teilbereichen folgende raumordnerische Funktionen: - Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft - Vorbehaltsgebiet Natur und Landschaft (zutreffend für die außerhalb des Planbereiches angrenzenden Wälder) - Vorbehaltsgebiet Erholung (zutreffend für Wald- und tlw. Landwirtschaftsflächen) - Vorbehaltsgebiet Rohstoffsicherung und - nachrichtlich: Naturpark Elm-Lappwald

Es fließen somit gemäß § 4 ROG lediglich Grundsätze der Raumordnung in den städtebau- lichen Abwägungsprozess ein. Ziele der Raumordnung, an welche die Planung sich gemäß § 1 (4) BauGB anzupassen hätte, sind für den Planbereich und die angrenzenden Flächen im RROP 2008 nicht festgelegt. Auf die höhere ökologische Wertigkeit der angrenzenden historisch alten Wälder „Moosholz“ und „Rottlof“ ist im Planungsprozess mit einem angemessenen Schutzabstand, welcher bis 100 m betragen kann, einzugehen. Möglichkeiten, diesen Schutzabstand als Fläche für Maßnahmen zur Kompensation des Gesamteingriffs zu entwickeln, sollten in die Planung integriert werden.

 Interaktiver Landschaftsplan Stadt Königslutter am Elm von 2005

Der Landschaftsplan beinhaltet eine das gesamte Stadtgebiet umfassende Bestandsaufnahme und Bewertung der verschiedenen Elemente der Landschaft – die sogenannten Schutzgüter: Arten und Biotope, Landschaftsbild, Boden, Wasser, Klima, Luft und Mensch. Diese Bestandsaufnahme ist die Grundlage für: - die langfristige Sicherung und Entwicklung von Lebensräumen mit Bedeutung für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten, - den Schutz von Grund- und Oberflächenwasser vor Beeinträchtigungen, - den Schutz des Bodens vor Erosion und Verschmutzung, - die Sicherung klimatischer Funktionen der Landschaft, - den Aufbau eines Konzeptes zur Kompensation von Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch Siedlungsentwicklung oder Bodenabbau.

Der Schutz von Pflanzen- und Tierarten sowie ihrer Lebensräume (Biotope und Biotopkom- plexe) stellt ein vorrangiges Ziel des Naturschutzes und der Landschaftspflege dar. Auf der Grundlage des Bundesnaturschutzgesetzes sind Arten (Tiere und Pflanzen) und

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Lebensgemeinschaften als Bestandteile des Naturhaushaltes in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Artenvielfalt, ihre Lebensräume sowie sonstige Lebensbedingungen zu schützen, zu pflegen, zu entwickeln und ggf. wiederherzustellen.

Boden ist hierzu Träger der Vegetation, Filter zur Reinigung des Wassers, Speicher zur Regulierung und selbst Naturkörper. Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden gemäß § 1a Absatz 2 BauGB ist daher Leitgedanke jeder Planung. Schadstoffeinträge in den Boden sollen vermieden bzw. reduziert werden, kontaminierte Böden sollen saniert werden. Böden mit hoher natürlicher Ertragsfähigkeit sind vor weiterer Inanspruchnahme weitgehend zu schützen und für eine umweltschonende Land- und Forstwirtschaft zu nutzen.

Bei der Darstellung dieses Schutzgutes gibt es zwei Schwerpunkte: - die Ermittlung der Böden mit besonderen Werten und - die Bewertung der Funktionsfähigkeit zum Rückhalt und zur Speicherung von Wasser und Nährstoffen.

Durch die jahrhundertlange menschliche Nutzung sind naturnahe Böden sehr selten und gehören daher zu den Böden mit besonderen Werten. Auch zählen Böden mit naturhistorischer und geowissenschaftlicher Bedeutung dieser Wertklasse an (wie z. B. Erdfälle).

Bei der Darstellung der Fähigkeit zur Wasser- und Stoffrückhaltung geht es um den Schutz des Bodens, der Oberflächenwässer und des Grundwassers vor Erosion und Stoffeinträgen – z. B. Nitrat – aber auch um den Schutz vor Überschwemmungen. Die Bewirtschaftung des Wasserhaushaltes ist mit dem Ziel der Nachhaltigkeit i.S. von § 1 Abs. 5 BauGB so zu entwickeln, dass auch nachfolgenden Generationen ohne Einschränkungen alle Optionen der Gewässernutzung offen stehen. Hieraus leiten sich die allgemeinen Ziele ab, die Flächenver- siegelung zu begrenzen, die Versickerung des Oberflächenwassers zu fördern und den Schadstoffeintrag zu verringern (vgl. Karte Nr. 8 Landschaftsplan).

Die Luft und das Klima sind neben dem Wasser die Lebensgrundlagen von Pflanzen, Tieren und dem Menschen. Gegenstand des Schutzgutes Klima / Lufthygiene ist die Verunreinigung der Luft durch Emissionen aus Industrie, Energiegewinnung, Hausbrand, Kraftfahrzeugen und Landwirtschaft. Im Falle der Bebauung von Stadt- und Landschaftsräumen sind Umwelt- wirkungen aus ansteigender verkehrlicher und allgemeiner Erwärmung aufgrund Überbauung sowie abnehmbarer Luftzirkulation zu erwarten. Es leiten sich hieraus die allgemeinen Ziele ab, Emissionen zu minimieren, empfindliche Nutzungen zu schützen, regenerative Energien zu nutzen und eine Energie schonende Bauweise vorzusehen. Es sollen:

 günstige klimatische Verhältnisse gesichert und entwickelt werden, z. B. gute Durchlüftung der Siedlungsgebiete, geringe Immissionsbelastungen, Klimavielfalt,  positive Funktionen wie Frischluftzufuhr und Durchmischung erhalten und verbessert werden, sowie  vorhandene klimatische und lufthygienische Belastungen (zum Beispiel durch Autoabgase) gemildert und abgebaut werden.

Vielfalt, Eigenart, Naturnähe und Schönheit von Natur und Landschaft sind als Voraus- setzung für das menschliche Landschaftserleben durch die Erhaltung des naturraumtypischen

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und kulturhistorisch gewachsenen Landschaftsbildes sowie durch die Vermeidung von Lärm, Schadstoff- und visuellen Beeinträchtigungen nachhaltig zu sichern und zu entwickeln.

Mit diesem Ziel wird der Aspekt verankert, dass die Landschaft neben ökologischen und nutzungsorientierten Funktionen Wirkungen auf den Menschen hat, die auf das ganzheitlich sinnliche Erleben der Landschaft gerichtet sind. Neben der rein optischen Wahrnehmung des Landschaftsbildes spielen so auch Sinneswahrnehmungen wie Gerüche z. B. der Duft von Rapsfeldern oder blühenden Hecken und Geräusche wie Vogelstimmen eine wichtige Rolle. Vielfalt, Schönheit und Eigenart sind Voraussetzung für Lebensqualität, Erholung und Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Lebensraum. Erholungswert, Naturerlebnis und Heimatgefühl basieren auf dem vertrauten Bild der Landschaft. Im Vordergrund steht dabei eine naturbezogene Erholung zum Beispiel durch Wandern, Radfahren oder Natur- beobachtung, deren Grundlage eine naturnahe, kulturhistorisch gewachsene Landschaft ist.

Die Umwelt ist Lebensgrundlage des Menschen. Gegenstand des Schutzgutes Mensch sind die Gesundheit, Lärmbelastungen, Immissionen, Erholungs- und Freizeitfunktionen. Daraus leiten sich die allgemeinen Ziele ab, für gesunde Wohn- und Lebensverhältnisse durch u.a. Reduktion bzw. Vermeidung von Lärmimmissionen und Luftschadstoffbelastungen zu sorgen, die Erholungsfunktionen (in der freien Landschaft) zu sichern, und für einen sicheren Umgang mit Abfällen zu sorgen.

Unter Kultur- und sonstigen Sachgütern sind Güter zu verstehen, die Objekte von gesell- schaftlicher Bedeutung als architektonisch wertvolle Bauten oder archäologische Schätze darstellen und deren Nutzbarkeit durch das Vorhaben eingeschränkt werden könnte.

Die Schutzgüter werden einzeln in Kapitel 2.0 beschrieben, und die Auswirkungen des geplanten Eingriffs auf das jeweilige Schutzgut bewertet.

 Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet „Mittlere Schunter (HE 13)“

Die vom Verband Großraum Braunschweig - als Untere Naturschutzbehörde – am 26.05.1977 beschlossene Verordnung „zum Schutze von Landschaftsteilen im Bereich der Gemeinde , Stadt Königsluter; Samtgemeinde Nord-Elm und im Landkreis Helmstedt und der kreisfreien Stadt Wolfsburg“ basiert auf den §§ 1, 5 und 19 des Reichsnaturschutz- gesetzes vom 26.01.1935. Laut § 2 der Verordnung ist es in den Gebieten verboten, die Natur zu schädigen, den Natur- haushalt zu beeinträchtigen oder die Landschaft zu verunstalten. In Absatz 2 des § 2 werden alle Verbotstatbestände aufgelistet. So ist es u. a. verboten, die Ruhe der Natur durch Lärm oder auf andere Weise zu stören, zu campen, Schutt abzulagern, wildwachsende Pflanzen zu entnehmen oder zu beschädigen. In der Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet „Mittlere Schunter“ vom 26.05.1977 wird der allgemeine Schutz von Landschaftsteilen als Zweck genannt – ohne die Wertigkeit oder die besondere Eigenart dieser Landschaftsteile beschrieben bzw. begründet zu haben. Darüber hinaus werden Verbote und Möglichkeiten bzw. Zulässigkeiten für Ausnahmen beschrieben. Eine Begründung zur Grenzziehung der unter Landschaftsschutz gestellten Landschaftsbe- standsteile ist nicht in dieser Verordnung formuliert. Der Plangeltungsbereich hat zwei Teilflächen des Landschaftsschutzgebietes „Mittlere Schunter“ im Südosten und Südwesten einbezogen. Die ca. 22 ha große Teilfläche im Süd- osten soll laut Planung erhalten und mit Maßnahmen zur Pflege; Unterhaltung und

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Entwicklung aufgewertet werden. Die Teilfläche im Südwesten wird als Gewerbebaufläche überplant. Für diese im Südwesten liegende Teilfläche hat die Stadt Königslutter am Elm die Löschung aus der Schutzkategorie beim Landkreis Helmstedt beantragt. Dem Antrag wurde gefolgt. Mit Datum des 26.04.2018 ist die Löschung dieser Teilfläche aus der Landschafts- schutzgebietsverordnung rechtskräftig.

Es wurde eine Ersatzfläche nordöstlich des Waldgebietes „Rottlof“ aufgenommen (schräg schraffierte Fläche in der Karte). Abzüglich dieser bis dato naturschutzrechtlich festgesetzten Flächen weist das Plangebiet keine gemäß § 30 Bundesnaturschutzgesetz geschützten Biotope oder geschützten Land- schaftsbestandsteile auf.

 Flächen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und Vogelschutzgebiete

Die Planfläche sowie die nähere und weitere Umgebung liegen weder innerhalb der der EU gemeldeten Schutzgebiete nach den Richtlinien der Fauna-Flora-Habitat und des Vogel- schutzes noch grenzen sie an diese. Eine entsprechende Verträglichkeitsprüfung nach diesen Richtlinien war somit nicht erforderlich.

 Machbarkeitsstudie Interkommunales Gewerbeflächenentwicklungsprojekt Wolfsburg- Neindorf / Königslutter-Ochsendorf“ von August 2011

Im Jahre 2011 wurde eine Machbarkeitsstudie als Vorstufe der anstehenden Bauleitplanung erarbeitet. Als Untersuchungsraum wurde eine Fläche von insgesamt ca. 500 ha betrachtet. Hierin wurden Wald- und überwiegend Landwirtschaftsflächen, das Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der Autobahn A2“ mit einer Flächengröße von 18 ha und die Sonderbaufläche für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen mit einer Flächengröße von ca. 25 ha einbezogen.

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Untersuchungsraum der Machbarkeitsstudie Vorschlag Abgrenzung Bebauungsplan in hellbrauner Farbe (schwarze Balkenlinie) innere Erschließungsstraße in rot

Die Studie zeigt unter Einbeziehung ökonomischer und ökologischer Belange Chancen und Restriktionen einer gewerbebaulichen Nutzung in diesem Landschaftsraum auf und grenzt im Ergebnis ein interkommunales Bebauungsplangebiet in einer Gesamtbruttogröße (d. h. inklusive der Fläche in der Gemarkung Neindorf, Stadt Wolfsburg und des Gewerbegebietes „Königslutter-Ochsendorf“) von ca. 142 ha ab. Die Studie hat hierbei:  Schutzabstandsempfehlungen zu den bestehenden drei Windenergieanlagen für eine gewerbebauliche Nutzung aufgenommen,  aus Lärmschutzgründen einen Mindestabstand zu den Ortschaften Klein Steimke und Neindorf von 500 m bestimmt,  ein Konzept der Oberflächenwasserregulierung entwickelt,  Schutzabstände zu den im Untersuchungsraum einbezogenen Waldflächen beschrieben (hier wurde aus ökologischen Gründen von einem Abstand von 100 m ausgegangen), und  Wechselbeziehungen der Tier- und Vogelwelt in diesem Landschaftsraum herausgestellt.

Die Städte Königslutter am Elm und Wolfsburg haben zwischenzeitlich diesen Vorschlag eines Plangeltungsbereiches unter Einbeziehung der Sonderbaufläche für Windenergie- anlagen und dreier weiterer landwirtschaftlicher Flächen aktualisiert bzw. erweitert und auf die konzeptionelle Ebene des Flächennutzungsplans transformiert. Die Planungskonzeption und die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sind in die Bewertung zu den einzelnen Schutzgütern in Kapitel 2 eingearbeitet.

2.0 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen

Der Umweltzustand und die besonderen Umweltmerkmale werden nachfolgend auf das jeweilige Schutzgut bezogen beschrieben, um die besondere Empfindlichkeit von Umwelt- merkmalen gegenüber der Planung herauszustellen und Hinweise auf ihre Berücksichtigung im Zuge der planerischen Überlegungen zu geben. Etwaig bestehende Vorbelastungen werden ergänzt. Anschließend werden die mit der Durchführung der Planung verbundenen Veränderungen des Umweltzustandes – die Umweltauswirkungen – dokumentiert und hinsichtlich ihrer Erheblich- keit bewertet, um daraus anschließend Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum

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Ausgleich erheblich negativer Umweltauswirkungen abzuleiten. Die Umweltauswirkungen eines Projektes müssen hierbei mit Rücksicht auf folgende Bestrebungen beurteilt werden: - die menschliche Gesundheit zu schützen, - durch eine Verbesserung der Umweltbedingungen zur Lebensqualität beizutragen, - für den Erhalt der Artenvielfalt zu sorgen, - die Reproduktionsfähigkeit des Ökosystems als Grundlage allen Lebens zu erhalten.

Die Analyse der einzelnen Schutzgüter im Plangebiet ergibt folgendes Bild:

2.1 Schutzgut Mensch, menschliche Gesundheit und Bevölkerung

Der Landschaftsraum nördlich der BAB A2 zwischen Klein Steimke und Neindorf ist einerseits geprägt durch landwirtschaftliche Nutzungen und Waldflächen. Eine bauliche Prägung erhält der Landschaftsraum durch das Gewerbegebiet „Königslutter-Ochsendorf An der A2“ und den drei bis dato errichteten nichtraumbedeutsamen Windenergieanlagen mit jeweils einer Gesamthöhe von 79,30 m.

2.1.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Die durch die landwirtschaftliche Bearbeitung typischen Emissionen – wie Staub, Sprühnebel und Lärm gehen von diesen Flächen aus. Als Ziel des Landschaftsplans zum Schutz der Lebensqualität des Menschen ist aus der Karte Nr. 4 der Erhalt der Kaltluftproduktionsfläche abzulesen. Die Feldmarkinteressentschaften und die örtliche Landwirtschaft verweisen auf die Nutzung der Feldwege durch naherholungssuchende Anwohner der angrenzenden Siedlungen.

2.1.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Mit der baulichen Umsetzung der Planung wird der jetzt freie landwirtschaftlich geprägte Raum sich verändern. Auswirkungen auf den Menschen liegen in dem Einschnitt in der Funktion als Naherholungsraum (obwohl ein Abstand vom Siedlungsrand bis zum Plan- geltungsbereich von 500 m eingehalten ist), dem überwiegenden Verlust der Erlebbarkeit des freien Landschaftsraumes in Verbindung mit der Beobachtung von Vögeln und Tieren in der freien Landschaft. Lärmauswirkungen sollten für die Anwohner der Ortsteile Klein Steimke und Neindorf über den Abstand von 500 m nicht erheblich sein. Mit der Lagegunst durch den Anschluss an die BAB A2 werden der Ziel- und Quellverkehr – insbesondere der Schwerlastverkehr - weitestgehend über das überregionale Straßennetz geführt, somit ist nur von geringen Verkehrsbelastungen für die Menschen in den Ortsteilen auszugehen.

2.2 Schutzgut Tiere und Pflanzen und biologische Vielfalt

2.2.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Die Fläche unterliegt einer intensiven ackerbaulichen Landwirtschaft. Gebüsche, Hecken und Feldgehölze sind neben Baumgruppen, Baumreihen, Einzelbäumen und Sträuchern zentrale Elemente einer gegliederten Kulturlandschaft. Im Plangebiet finden sich solche linearen Land- schaftselemente als Baumreihen entlang der Wege im Norden und Süden. Neue Gehölzbestände sind durch Anpflanzungen in dieser wenig strukturierten Ackerland- schaft nördlich entlang der BAB A2 als Teil der Ersatzmaßnahme im Zuge des 6-streifigen Ausbaus der Autobahn entstanden.

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Im Rahmen der Entwicklung der Machbarkeitsstudie wurden Erhebungen mittels Befragun- gen der Land- und Forstwirte sowie der Jägerschaft im Jahre 2011 durchgeführt. Nach deren Auskunft gibt es zwischen den Wäldern einen regen Wildwechsel von Rot- und Schwarzwild. Des Weiteren sind über Kartierungen zur Avifauna des NABU auf den offenen Ackerflächen die Feldlerche und die Goldammer bekannt. Als Rastgebiet für Vögel wird der Landschaftsraum nicht bestätigt. Hier wirken sich die beste- henden Windenergieanlagen, das Gewerbegebiet und die Autobahn negativ bzw. belastend aus. Die offene Landschaft wird als Jagdrevier für Mäusebussard, Turmfalke, Rohrweihe und Rotmilan sowie für Fledermäuse – hier die Zwerg-, Breitflügelfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, Langohr und Mopsfledermaus – definiert. Die Machbarkeitsstudie begründet aus der ökologischen Wertigkeit der Wälder „Rottlof“ und „Moosholz“ die Einhaltung eines Schutzabstandes von 100m zum Gewerbegebiet sowie analog aus dem Biotopverbundkonzept und den Erfahrungen aus den Wildwechseln einen Grünkorridor zwischen diesen Wäldern.

Die Planfläche selbst hat laut Landschaftsplan Karte Nr. 1 „Arten und Biotope“ nur eine geringe Bedeutung für Arten und Biotope. Besonders geschützte Biotope oder besonders geschützte Feuchtgrünländer sind nicht vorhanden. Biotoptypen mit mittlerer bis sehr hoher Wertigkeit sind in den angrenzenden historisch alten Wäldern Moosholz und Rottlof katalogisiert. Die geringe Bedeutung für Arten- und Lebensgemeinschaften im Plangebiet spiegelt sich auch in Karte Nr. 5 „Zielkonzept“ wider. Lediglich für zwei Inselflächen (im Nordwesten und entlang der Nordseite des Waldes „Rottlof“) soll die Agrarbewirtschaftung in boden- und grundwasser- schonender Weise erfolgen. Der Landschaftsplan hat zur Entwicklung des Biotopverbundkonzeptes den Fokus auf die Zielarten-Nachweise: - Rebhuhn - Zwergfledermaus - Kleiner Sonnenröschen-Bläuling - Springfrosch gelegt. Danach sind die landwirtschaftlichen Flächen Kerngebiet des Rebhuhns, die Waldflächen Rottlof und Moosholz sind Kerngebiete mit Nahrungsfunktion – tlw. entwicklungsbedürftig – für die Zwergfledermaus und den Springfrosch. Es ist der Verbund dieser zwei Waldbiotope für die Fledermaus als Ziel aufgenommen. Für den kleinen Sonnenröschen-Bläuling erfolgte im Plangebiet kein Nachweis (vgl. Aussagen Seiten 13 ff in der Kurzfassung zum Landschafts- plan). Maßnahmenvorschläge für das kommunale ökologische Biotopverbundkonzept werden für den Bereich nördlich des Rottlofs zur Neuentwicklung von Biotopen sowie für Gehölzpflanzungen entlang von Straßen und Gewässern getroffen.

2.2.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Arten- und Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren werden auf die Kompensations- flächen und die angrenzende offene Landschaft (Wiesen, Feld und Flur sowie Wälder) zurückgedrängt. Die Vernetzung der Wälder „Rottlof und Moosholz“ durch das Baugebiet mittels einer breit angelegten Grünfuge sollte als Maßnahme zur Minimierung des Eingriffs als Ziel in die Bauleitpläne verankert werden.

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2.3 Schutzgut Fläche

Entsprechend der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie und den Umweltzielen der Bundes- regierung soll der Flächenverbrauch auf kommunaler Ebene insbesondere für Siedlung und Verkehr deutlich gesenkt werden.

Die Bodenschutzklausel nach § 1a (2) BauGB verlangt hierzu eine möglichst weitgehende Beachtung. Die Inanspruchnahme von hochwertigen land- oder forstwirtschaftlich genutzten Böden ist zu vermeiden. Bodenversiegelungen sollen auf ein unbedingt notwendiges Maß begrenzt werden.

2.3.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Die Fläche unterliegt einer intensiven ackerbaulichen Landwirtschaft. Gebüsche, Hecken und Feldgehölze sind neben Baumgruppen, Baumreihen, Einzelbäumen und Sträuchern zentrale Elemente einer gegliederten Kulturlandschaft. Im Plangebiet finden sich solche linearen Landschaftselemente als Baumreihen entlang der Wege im Norden und Süden.

2.3.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Der Geltungsbereich umfasst eine Fläche von 159 ha auf Gebiet der Stadt Königslutter. Hiervon entfällt im Südosten die Fläche des Landschaftsschutzgebietes mit 22 ha. Weitere 14 ha können durch die Einhaltung von Waldabständen und durch eine zentral geführte Grün- fuge für Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft generiert werden. Zusammen mit den grünordnerischen Festsetzungen auf den zukünftigen privaten Gewerbegrundstücken kann damit ein wesentlicher Teil des Kompensationsbedarfs innerhalb des Geltungsbereiches der Flächennutzungsplan-Änderungsfläche umgesetzt werden, so dass der Zugriff auf land- wirtschaftliche Flächen außerhalb des Geltungsbereiches minimiert wird.

2.4 Schutzgut Boden

2.4.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Laut Textband Landschaftsplan Seite 92 ist der Planungsraum geprägt von intensiver acker- baulicher Nutzung. Es sind in Karte Nr. 3a „Besondere Werte von Böden“ hier weder natur- nahe und seltene Böden noch Böden mit besonderen Standorteigenschaften katalogisiert.

In Karte Nr. 3b sind im Nordwesten und entlang der südlichen Stadtgrenze Wolfsburg-Neindorf Bereiche gezeichnet, die einer erhöhten Winderosionsgefährdung ausgesetzt sind. In diesen Bereichen finden sich keine Dauervegetationen - wie vor Wind schützende Hecken.

Die Nutzungsfähigkeit des Naturgutes „Ackerboden“ ist laut Karte Nr. 5 „Zielkonzept“ ohne derzeitige Beeinträchtigung gegeben. Laut Aussage der Karte Nr. 5 ist dieser Landschafts- raum gering bis mittel bedeutend für alle Schutzgüter. Der freie Landschaftsraum zwischen den Waldbiotopen wird vordringlich von Tieren, Vögeln und Insekten als Nahrungshabitat und ackerbaulich geprägte Verbindungsschneise genutzt und weniger als Brutlebensraum. Auf Grundlage des Stilllegungsprogramms landwirtschaftlicher Flächen werden zeitlich befristet - meist auf fünf Jahre - ackerbaulich genutzte Flächen aus dem Produktionskreislauf genommen und brach liegengelassen. Durch Sukzession können sich dann dort Pflanzengesellschaften ansiedeln, die zu einem höheren Artenreichtum insbesondere im Insektenbereich führen. Im Rahmen der Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung sind diese zeitlich befristeten ökologisch höherwertigen landwirtschaftlichen Brachflächen als normale Ackerfläche zu bewerten.

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Im Planungsraum herrschen vor allem Braunerden vor, mit Ausnahme des südwestlichen Bereiches in welchem Pseudogleye anzutreffen sind. Der Landschaftsplan spricht in Karte Nr. 1 von einem basenarmen Lehmacker. Es liegen keine Aussagen über erhöhte Empfindlichkeiten des Bodens, wie z. B. über Nitrat- auswaschungsgefährdungen oder mit Bindungswirkung des Oberbodens für Schwermetalle, vor. Altablagerungen bzw. Altlasten sowie Bereiche mit Bodenkontaminationen sind nicht bekannt.

Die Bodenfruchtbarkeit der ackerbaulich genutzten Flächen wird von der Landwirtschafts- kammer Braunschweig als gering bis überwiegend mittel beschrieben (24 bis 55 Boden- punkte). Die Böden weisen eine mittlere bis hohe Beregnungsbedürftigkeit auf. Dort, wo es die Bodenbedingungen (z. B. bei schwer durchlässigen Schichten im Untergrund oder bei hoch anstehendem Grund- oder Stauwasser) erfordern, wurden Flächen bzw. Teilbereiche drainiert.

2.4.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Die Entwicklung von Flächen für die gewerbebauliche Nutzung erfolgt auf Böden mit mittle- ren Bodenertragswertigkeiten. Insofern ist mit der Wahl dieser Planfläche dem Eingriffsmini- mierungsgebot in die Landwirtschaft gefolgt worden. Die anstehende Bauleitplanung wird die gemäß § 17 BauNVO vorgegebenen Obergrenzen der baulichen Ausnutzung ausnutzen. Somit wird eine Versiegelung von bis zu 80% realisiert werden. Allein die Bodenversiegelung durch Überbauung ist als erheblicher Eingriff im Sinne des § 1a Absatz 3 BauGB i.V.m. § 21 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz zu beurteilen. Es gehen die natürlichen Bodenfunktionen in den Bereichen der versiegelten Flächen verlo- ren. Mit entsprechenden Maßnahmen zur Kompensation ist auf den Eingriff in den Boden- haushalt zu reagieren.

2.5 Schutzgut Wasser

2.5.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Laut Karte Nr. 3b des Landschaftsplans „Wasser- und Stoffretention“ ist das Plangebiet weder ein Bereich mit bedeutendem Grundwasservorkommen noch erfüllt es bezüglich der Grund- wasserneubildung aufgrund der lehmig-tonigen Bodenzusammensetzung eine besondere Funktion. Im Nordwesten und entlang der südlichen Stadtgrenze Wolfsburgs sind Bereiche mit hohem Stoffaustragsrisiko bei Ackernutzung aufgrund sehr hoher Austauschfähigkeit des Bodenwassers gekennzeichnet. Oberflächengewässer sind im Plangebiet als sporadisch wasserführende Wegeseitengräben vorhanden. Außerhalb des Plangebietes in Richtung Klein Steimke findet sich ein alter Ziegeleiteich, den die Karte Nr. 3b als naturnahes Stillgewässer aufgenommen hat, welches über das Vorflutgrabensystem mitgespeist wird. Das Plangebiet liegt außerhalb gesetzlich festgesetzter Überschwemmungsbereiche der Schunter.

2.5.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Die Grundwasserneubildungsrate auf dieser Fläche wird als Folge der Versiegelung beein- trächtigt. Jedoch ist festzuhalten, dass wegen der Drainage und der lehmig-tonigen Boden- zusammensetzung die Grundwasseranreicherung über die Ackerfläche eingeschränkt ist. Im Zuge der Machbarkeitsstudie gab es eine Abstimmung mit den zuständigen Entsorgungs- betrieben der Städte Königslutter und Wolfsburg (ABK und WEB). Innerhalb des Gewerbegebietes „Ochsendorf An der A2“ wird das Oberflächenwasser über eine Kanalisation zum westlich gelegenen Regenrückhaltebecken (RRB) geleitet. Dieses verfügt über kein zusätzliches Erweiterungspotential. Daher sind für die Entwässerung der zusätzlich versiegelten Flächen weitere RRB herzustellen. Die Planung sieht für das

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Gesamtgebiet (einschließlich der Fläche auf Gebiet der Stadt Wolfsburg) drei weitere Regenrückhaltebecken vor. Somit kann ein Teil des gesammelten Regenwassers vor Ort dem Grundwasser zugeführt werden. Es ist weiterhin zu gewährleisten, dass den Ober- flächengewässern nördlich des Waldes „Mühlenhop“ und westlich des Waldes „Moosholz“ Oberflächenwasser zugeführt wird.

2.6 Schutzgut Klima und Lufthygiene

2.6.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Laut Karte Nr. 4 „Klima und Luft“ weist der Planungsraum Strukturen mit mittlerer bis hoher Kaltluftproduktivität auf. Schadstoffeinträge durch Autoabgase erfolgen über die hohen Verkehrsbelastungen von der Bundesautobahn A2 und den Landesstraßen L 290 und L 294.

2.6.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Mit der Versiegelung in der Größenordnung von 80% auf den Industrie- und Gewerbe- grundstücken sowie zuzüglich der Versiegelung über die Straßenfläche wird sich die Luft im Gebiet stärker erwärmen gegenüber der Offenlandschaft. Im weiteren Planungsprozess auf der Ebene der verbindlichen Planung sollte daher durch Maßnahmen der Baukörperaus- richtung und der Freiraumplanung im Plangebiet eine ausgewogene Durchlüftung sicherge- stellt werden. Der einzuhaltende Mindestabstand von 500 m des Gewerbe- / Industriegebietes zu den Ortsrändern Klein Steimkes und Neindorfs wird die klimaökologischen Ausgleichsräume um die Ortsteile herum nicht wesentlich beeinträchtigen. Die Durchlüftung der Ortsteile mit Kaltluft bleibt gewährleistet.

2.7 Schutzgut Landschaftsbild und Erholung

2.7.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung Für das Landschaftsbild hat das Plangebiet eine geringe Bedeutung. Der Landschaftsbildtyp wird mit als weiträumige wenig gegliederte Ackerlandschaft beschrieben. Auch die Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes wird dieser Landschaftsbildeinheit zugeordnet. Als das Landschaftsbild beeinträchtigende Elemente sind hier die drei vorhandenen Wind- energieanlagen, das Gewerbegebiet „Königslutter/ Ochsendorf“, die Bundesautobahn A2 und der Bodenabbau von Kiessanden hervorzuheben. Gerade die geringe Wertigkeit des Landschaftsbildes war ein Entscheidungsbelang, das Gewerbegebiet und die sonderbauliche Nutzung für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen dorthin zu verlegen.

2.7.2 Prognose bei Durchführung der Planung

Die Einsicht in die jetzt noch offene Landschaft zwischen den Wäldern „Rottlof“ und Moos- holz“ wird durch die zukünftigen Gebäude eingeschränkt. Das Landschaftsbild bekommt damit eine neue Prägung als „Gewerbe- Industriegebiet eingeflankt von zwei Wäldern“. Mit den ergänzenden neu anzulegenden Grünstrukturen können linienhafte sowie großflächige Akzente zur Auflockerung und Gliederung der freien Landschaftsbestandteile gesetzt werden.

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2.8 Schutzgut Kulturgüter und sonstige Schutzgüter

2.8.1 Derzeitiger Umweltzustand und Prognose bei Nicht-Durchführung der Planung

Schützenswerte kulturhistorisch bedeutsame Objekte sind auf der Planfläche nicht bekannt. Es liegen auch keine Erkenntnisse vor auf evtl. im Boden befindliche Denkmäler.

2.8.2 Prognose bei Durchführung der Planung entfällt, da keine Betroffenheit.

2.9 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Die nach den Vorgaben des BauGB zu betrachtenden Schutzgüter beeinflussen sich gegen- seitig in unterschiedlichem Maße. Diese Wirkungsketten und –netze sind bei der Beurteilung der Folgen eines Eingriffs zu betrachten, um sekundäre Effekte und Summationswirkungen erkennen und bewerten zu können. Umweltauswirkungen auf ein Schutzgut können indirekte Folgen für ein anderes Schutzgut nach sich ziehen. Die Wechselbeziehungen im vorliegenden Fall beziehen sich in der Hauptsache auf die Verbindung der naturräumlichen Schutzgüter Arten- und Lebensgemeinschaften, Boden, Fläche, Klima/Luft. Durch den Eingriff in die abiotischen Umweltfaktoren werden ebenso die Bedingungen für Tiere, Vögel und Insekten verändert. Des Weiteren ziehen Beeinträchti- gungen des Schutzgutes Boden auch immer Veränderungen hinsichtlich der Grundwasser- neubildungsrate und Kaltluftentstehung nach sich. Diese Wechselwirkungen sind im absehbaren Rahmen Bestandteil der Bewertung des naturschutzfachlichen Eingriffs. Mit der Ermittlung und Kompensation des Eingriffs ist nach dem Modell des Niedersächsischen Städtetages der Ausgleich bzw. Ersatz abschließend geregelt. Ausgleich für Eingriffe in einzelne Schutzgüter ist damit nicht erforderlich.

Besondere Wechselwirkungen von Umwelteinflüssen auf die verschiedenen Medien sind nicht hervorzuheben. Anthropogen bewirkte Auswirkungen (Wohnen, Verkehr, Bundes- autobahn mit Raststätte, Bodenabbau von Kiesen und Sanden, drei nichtraumbedeutsame Windenergieanlagen sowie intensive Landwirtschaft und Forstwirtschaft) prägen diesen Landschaftsraum. Diese Prägung führt wie weiter oben schon gesagt seitens der Vogel- und Tierwelt lediglich zum Raum für die Nahrungssuche und nicht zum Brutlebensraum. Auch wurde festgestellt, dass durch das relativ hohe Störungspotential im Ganzen dieser Raum von Wandervögeln nicht als Rastplatz angenommen wird – u. a. auch wegen der nicht vorkommenden Ober- flächengewässer. Anreicherungen von Insekten erfolgen nur dort, wo sich durch das Ackerbrachenprogramm für wenige Jahre durch Sukzession Inselflächen mit Kräuter- und Blumenpflanzen entwickeln.

2.10 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung und zum Ausgleich nachteiliger Auswirkungen.

Die Planung sollte als Maßnahme zur Minimierung des Eingriffs einen Abstand zu den Waldrändern „Rottlof“ und „Moosholz“ von je 100 m berücksichtigen und die unter Land- schaftsschutz stehende landwirtschaftlich genutzte Fläche im Südosten zwischen dem Waldgebiet „Rottlof“ und dem Ostrand des jetzigen Gewerbegebietes einbeziehen mit dem Ziel hier Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen festzulegen.

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Ein weiteres Ziel ist aus ökologischer Sicht die Vernetzung der Wälder „Rottlof“ und „Moosholz“ mit einer Grünfuge in ausreichender Größe, damit hier der Wildwechsel mit Rot- und Schwarzwild erfolgen kann. So werden großflächige Einrahmungen der Gewerbebaufläche und eine mittig geführte Fuge mit grünordnerischen Entwicklungsmaßnahmen für eine entsprechende Kompensation und für eine Einbindung der Gewerbe- / Industriebetriebe in die Landschaft sorgen. Insgesamt können innerhalb des aufzustellenden interkommunalen Bebauungsplangebietes auf ca. 36 ha Fläche Maßnahmen für Ausgleich und Ersatz nach Naturschutzrecht entwickelt werden.

Ergänzt werden sollten diese großflächigen Maßnahmen mit Bindungen für Pflanzungen auf den privaten Gewerbegrundstücken. Eventuell darüber hinausgehender Ersatzmaßnahmen- bedarf ist im Zuge des Bebauungsplanverfahrens auf externen Flächen zu realisieren.

2.11 Auswirkungen, die aufgrund der Anfälligkeit der nach dem Bauleitplan zulässigen Vorhaben für schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind

Hierzu können auf der Ebene der Flächennutzungsplanung noch keine konkreten Aussagen getroffen werden.

3.0 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten

Ein Verzicht auf diese Bauleitplanung und seiner baulichen Umsetzung wird die derzeitige Umweltsituation, die geprägt ist durch intensiven Ackerbau mit seinen Emissionen (Staub, Sprühnebel, Maschinenlärm, Düngungseinträgen in Boden und Grundwasser, Verdichtung des Bodens durch schweres Ackergerät), im Wesentlichen erhalten. Der freie Landschafts- raum steht für die Vogel-, Tier-, Insektenwelt vornehmlich als Nahrungshabitat weiterhin zur Verfügung. Wildwechselbeziehungen werden nicht beeinträchtigt.

4.0 Zusätzliche Angaben

4.1 Technische Verfahren der Umweltprüfung, Hinweise auf weiteren Untersuchungsbedarf

Als Verfahren zur Bestimmung von Eingriff und Ausgleich in Natur und Landschaft wird das Kompensationsmodell des Niedersächsischen Städtetages im Rahmen des Bebauungsplans zur Anwendung gebracht werden. Dieses Verfahren findet in der Stadt Königslutter bei der Bewertung von Standardfällen grundsätzlich Anwendung. Im Rahmen der Umweltprüfung wurden die Fachpläne Regionales Raumordnungspro- gramm, der Landschaftsplan 2005, die Machbarkeitsstudie von 2011 analysiert. Ein Fachgutachten zur landwirtschaftlichen Betroffenheit wurde beauftragt. Im Rahmen der Antragskonferenz zur Regionalplanung im November 2016 gingen von den Trägern öffentlicher Belange weitere Hinweise und Anregungen ein.

4.2 Maßnahmen zur Überwachung der eheblichen Umweltauswirkungen

Gemäß § 4c Baugesetzbuch überwachen die Gemeinden die erheblichen Umweltauswir- kungen, die aufgrund der baulichen Eingriffe eintreten, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnah-

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men zur Abhilfe zu ergreifen. Erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt betreffen das naturräumliche Schutzgut „Boden“ und das „Landschaftsbild“. Die konkrete Bilanzierung des Eingriffstatbestandes und damit auch die Überwachung der erheblichen Umweltauswirkungen erfolgt auf Ebene der verbindlichen Bau- leitplanung bzw. der Realisierung des Baugebietes anhand weitergehender Bestandsaufnah- men unter der Verwendung von Bilanzierungsmodellen. Im Hinblick auf unvorhergesehene Umweltauswirkungen wird die Stadt Königslutter auch auf Mitteilungen der Fachbehörden gemäß § 4 Abs. 3 BauGB und auf mögliche Hinweise von Bürgern und Verbänden zurückgreifen und reagieren.

4.3 Allgemein verständliche Zusammenfassung

Die Planung bereitet die Umwandlung einer landwirtschaftlichen Fläche in eine gewerbliche Baufläche vor. Laut der Baunutzungsverordnung kann eine Versiegelung bis zu 80% erfolgen. Über die Analyse von umweltrelevanten Plänen und Berücksichtigung von Fachgesetzen (Regionales Raumordnungsprogramm, Landschaftsplan, FFH-Richtlinie, Machbarkeitsstudie mit Aussagen zur Pflanzen- und Tierwelt, zur boden- und grundwassertechnischen Beur- teilung) wurde der momentane Zustand von Natur und Umwelt mit folgendem Ergebnis aufgenommen: Die Fläche stellt sich dar als weiträumige mit nur wenigen Feldgehölzen, Sträuchern oder Bäumen ausgestattete offene Landschaft, auf der Ackerbau betrieben wird. Geschützte Biotope oder unter Schutz stehende Landschaftsbestandteile existieren nicht im Plangebiet. Auch seltene, naturnahe oder kulturhistorisch wertvolle Böden sind hier nicht festgestellt. Es handelt sich vielmehr um einen Boden aus Geschiebelehm und Geschiebe- mergel mit Kies- und Sandhorizonten. Zudem unterliegt der Boden der Winderosionsgefähr- dung. Altlasten sind auf dieser Fläche nicht kartiert. Zeitweise ist mit Stauwasser bzw. Ver- nässungen der Geländeoberfläche zu rechnen. Möglichkeiten der Versickerung des Ober- flächenwassers werden im Plangebiet auf Grund der lehmig-tonigen Bodenzusammen- setzung nicht gesehen. Die Bedeutung der Fläche aus Sicht des Landschaftsbildschutzes ist gering. Als klimaökologischer Ausgleichsraum hat die Planfläche eine geringe Bedeutung. Die Siedlungen Klein Steimke, Neindorf und Rhode liegen einerseits außerhalb der Hauptwind- richtung „Südwest“ und andererseits liegen noch ausreichend große Kaltluftentstehungs- gebiete zwischen der geplanten Gewerbebaufläche und den dörflichen Strukturen. Die Grundwasserneubildungsrate ist aufgrund der lehmig-tonigen Bodenzusammensetzung gering. Zudem sind die landwirtschaftlichen Böden größtenteils drainiert, und das so aufge- fangene Wasser wird über die Wegeseitengräben abgeführt.

Eine besonders hochwertige Bedeutung für den Menschen als Naherholungsraum konnte nicht nachgewiesen werden. Eine erhebliche Bedeutung als Lebensraum für Arten und Lebensgemeinschaften auf dieser Ackerfläche konnte nicht festgestellt werden. Es sind weder avifaunistisch noch vegeta- tionskundlich wertvolle Bereiche von lokaler oder höherer Bedeutung kartiert. Hinweise auf Vorkommen von „Rote-Liste-Arten“ liegen nicht vor. Es liegen keine Hinweise vor auf schützenswerte, kulturhistorisch bedeutsame Objekte. Weiterhin ist das Areal nicht als Bodendenkmal-Verdachtsfläche hervorgehoben.

Durch die landwirtschaftliche Nutzung typische Emissionen gehen von den Flächen aus. Aufgrund der Großflächigkeit und der Abschirmung durch die Wälder Moosholz und Mühlenhop sind diese Auswirkungen auf die Bevölkerung von Klein Steimke eher gering bzw. unbedeutend.

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Die Leistungsfähigkeit von Natur und Landschaft im Plangebiet wird erhöht durch vereinzelt brachliegende Flächen, auf denen für einen gewissen Zeitraum Pflanzen-, Insekten, Klein- tiere und Vögel einen größtenteils ungestörten Lebens- und Nahrungsraum finden. Wildwechselbeziehungen zwischen den Waldgebieten „Rottlof und Moosholz“ wurden erkannt. Als vorprägend hinsichtlich der Auswirkungen auf das Landschaftsbild und entsprechenden Emissionen sind zu nennen: • Die Bundesautobahn A2 mit der Anschlussstelle „Königslutter/Ochsendorf“ • Die Landesstraßen L 290 und L 294 mit ihren erheblichen Verkehrsbelastungen von gesamt über 10.000 Kraftfahrzeugen pro Tag • das bestehende Gewerbegebiet „Königslutter/Ochsendorf An der Autobahn A2“ mit einer Größe von ca. 18 ha • das bestehende „Sonderbaugebiet für nicht raumbedeutsame Windenergieanlagen“ und drei dort mittlerweile errichteten Anlagen mit einer Gesamthöhe von je 79,60 m.

Eine unter Landschaftsschutz stehende Fläche im Südwesten ist in die Planung zur gewerb- lichen Baufläche aufgenommen. Durch die direkte Nähe zum Gewerbegebiet, zu den Wind- energieanlagen, zur L 290 mit mehreren 1.000 KFZ-Fahrten pro Tag und zur BAB A2 wird von einer geringeren Wertigkeit dieser Teilfläche des Landschaftsschutzgebietes ausgegan- gen. Zwischenzeitlich ist nach Antrag die Löschung aus der Landschaftsschutzgebiets- verordnung für die Teilfläche erfolgt. Dagegen sollte die dreieckig geformte Fläche im Südosten des Plangeltungsbereiches als Landschaftsschutzgebiet erhalten bleiben und mit Maßnahmen für Ausgleich und Ersatz entwickelt werden.

Die durch den Eingriff hervorgerufenen Beeinträchtigungen einzelner Schutzgüter können über geeignete – im Bebauungsplan festzusetzende - Maßnahmen zum wesentlichen Teil kompensiert werden. Das beschriebene Grundmuster der Kompensation (Waldabstand von 100m und entwickelt mit A+E Maßnahmen, Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes im Südosten, innerer zu entwickelnder Grünflächenkorridor zur Biotopvernetzung und zur Unterstützung des Wildwechsels) sollte in den Bauleitplan eingearbeitet werden. Eventuell darüber hinausgehende Ersatzbedarfe sollten innerhalb des gleichen Naturraumes ausge- glichen werden, so dass letztendlich keine erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen verbleiben sollten.

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4.4 Referenzliste / Quellenangaben, für die im Bericht enthaltenen Beschreibungen und Bewertungen, die herangezogen wurden.

 Regionales Raumordnungsprogramm 2008 des Zweckverbandes Großraum Braunschweig – nun Regionalverband Braunschweig

 Interaktiver Landschaftsplan Stadt Königslutter am Elm 2006

 Verordnung zum Landschaftsschutzgebiet „Mittlere Schunter (HE 13)“

 Flächen der Fauna-Flora-Habitat-richtlinie und Vogelschutzgebiete

 Machbarkeitsstudie „Interkommunale Gewerbeflächenentwicklungsprojekt Wolfsburg- Neindorf / Königslutter / Ochsendorf 2011“ des Büros BPR, Hannover

 „Betroffenheitsanalyse zur Vorbereitung des interkommunalen Gewerbe- und Industriegebietes Ochsendorf 2018“, Landwirtschaftskammer Hannover – Bezirksstelle Braunschweig

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Begründung Teil B

4.0 Planinhalte und Abwägung

Die Abwägung baut auf den Ergebnissen der im Jahre 2011 durchgeführten Machbarkeitsstudie, dem zwischen den Städten Königslutter und Wolfsburg am 15.03.2013 unterschriebenen „Letter of Intent“ (Absichtserklärung zur Entwicklung eines interkommunalen Gewerbeflächenkonzeptes zwischen Ochsendorf und Neindorf), der raumordnerischen Stellungnahme des Zweckverbandes Großraum Braunschweig – nun Regionalverband Braunschweig genannt – der Löschung der Fläche zwischen Gewerbegebiet und L 290 aus dem Landschaftsschutz und den weiteren Abstimmungen aus der Lenkungsrunde auf.

Die Aussage des Flächennutzungsplans stellt zunächst ein grundsätzliches städtebauliches Ziel dar, aus welchem die verbindliche Bauleitplanung entwickelt werden soll. Hierzu ist der Geltungsbereich bewusst groß gezogen, damit die städtebauliche Konzeption des Bebauungsplans auf konkrete Belange bzw. Restriktionen eingehen bzw. sich diesen anpassen kann. Auch ist es Ziel, innerhalb des Geltungsbereiches größtmöglich Flächen für Maßnahmen für Ausgleich und Ersatz sowie für die Regenwasserrückhaltung vorzuhalten, um den Bedarf auf außerhalb des Geltungsbereiches liegende Flächen zu minimieren. So wird die Geltungsbereichsgrenze der gewerbebaulichen Flächendarstellung bis an die Waldränder Moosholz und Rottlof gelegt – der eingeforderte Abstand mit Entwicklungsmaßnahmen zu den Waldrändern soll im Bebauungsplan- verfahren geregelt und festgelegt werden.

4.1 Landwirtschaftliche Betroffenheitsanalyse

Mit der Planung eines Gewerbe- und Industriegebietes sind erhebliche Eingriffe in die vorhandenen Raumstrukturen verbunden. In besonderem Maße sind die Belange der Landwirtschaft betroffen, die als wesentlicher Flächennutzer u. a. die Flächen für den Bau des Gewerbegebietes sowie die noch zu konkretisierenden erforderlichen Kompensationsmaßnahmen bereitzustellen hat. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Betriebe können sehr vielfältig sein. Wesentliche Punkte sind:  Flächenverlust durch Überbauung  zeitlich begrenzte Flächeninanspruchnahme für Baustreifen, Lagerplätze usw.  Flächenverluste durch Kompensationsmaßnahmen  Zerschneidungsschäden an Flächen, Wegenetzen, Be- und Entwässerungsnetzen  Restflächen mit ungünstigen Schlagformen (Keile) oder –größen (Unwirtschaftlichkeit der Nutzung  Schäden an innerbetrieblichen Erschließung  Umwegeschäden  Weitere Flächenansprüche Dritter als Folge des Vorhabens, wie z.B. Straßenbau

Angesichts dieses Flächenumfangs und zur überschlägigen Einschätzung der Auswirkungen der Planung – und Umsetzung - auf die örtliche Landwirtschaft hat die Stadt Königslutter am Elm im Jahre 2018 eine Betroffenheitsanalyse bei der Landwirtschaftskammer Braunschweig in Auftrag gegeben.

Für die Analyse der Betroffenheit durch die Umsetzung der gewerblichen Baufläche wurde zunächst der Umring der Planfläche auf Gebiet der Stadt Königslutter unter Aussparung der Flächen nördlich des Waldgebietes Rottlof als Kerngebiet festgelegt – mit schwarzer Linie eingerahmt. Der in roter Einrah- mung festgelegte Untersuchungsraum fasst ein größeres Gebiet ab, dies u.a. im Hinblick auf externe Kompensationsflächenbedarfe – siehe Bild folgende Seite.

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Insgesamt wurden elf Betriebe befragt und ausgewertet. Acht Betriebe sind als Haupterwerbsbetriebe, drei als Nebenerwerbsbetriebe einzustufen. Sieben Betriebe haben ihre Hofstelle in einer Entfernung von 1 bis zu 2 Km vom Untersuchungsraum, kein Betrieb hat seinen Sitz innerhalb des Plangeltungs- bereiches. Im Plangebiet sind alle elf Betriebe von Flächenverlusten durch das Vorhaben betroffen. Ausgehend vom jetzigen Planungsstand gehen im Kerngebiet insgesamt durch die Überplanung 116,5 ha land- wirtschaftlich genutzte Fläche verloren.

Hofstellenbetroffenheiten, Schäden an der innerbetrieblichen Erschließung bzw. Umwegeschäden sind bei keinem der befragten elf Betriebe zu erwarten.

Von den elf betroffenen Betrieben sind fünf (= 45%) sehr gering bis gering betroffen. Bei diesen lösen die Flächenverluste (unter 3 % der gesamten Betriebsfläche) und Durchschneidungsschäden in der Gesamtbetrachtung wenig Betroffenheit für die weitere Betriebsführung aus.

Als sehr stark betroffen wurden sechs Betriebe (= 55%) bezeichnet. Ausschlaggebend hierfür sind für alle sechs Betriebe die Flächenverluste, bei vier Betrieben in Kombination mit An- und Durchschnei- dungsschäden. Diese grundsätzliche Bewertung durch die Landwirtschaftskammer Braunschweig zur Betroffenheit ist bei weitergehender Analyse zu relativieren bzw. zu konkretisieren:

 Betrieb Nr. 1 Der Haupterwerbsbetrieb bewirtschaftet eine Fläche von gesamt 150 ha, davon sechs Flächen mit 27,5 ha innerhalb des Kerngebietes. Hiervon fallen zwei größere Flächen mit 13,35 ha wegen der Restriktion „Abstand zu Windenergieanlagen“ heraus und können somit bis zum Abbau dieser Anlagen weiter bewirtschaftet werden. Ein schmales Flurstück liegt innerhalb des rechtskräftigen Bebauungsplangebietes „Gewerbegebiet Ochsendorf an der A2“ und ist hierüber schon abgewogen. Die restlichen drei Flurstücke liegen zusammenhängend am Nordwestrand des Kerngebietes. Zur Minimierung des Eingriffs könnte auf diese drei Flächen für die Entwicklung eines Gewerbegebietes verzichtet werden. Der Anteil der Pachtflächen liegt bei ca. 50 % (schraffierte Flächen).

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 Betrieb Nr. 2 Der Haupterwerbsbetrieb bewirtschaftet eine Fläche von 27,7 ha, davon liegen zwei zusammen liegende Flächen mit 6,8 ha innerhalb des von Bebauung frei zu haltenden Abstandes einer Windenergieanlage. Somit kann bis zum Rückbau der Anlage die Bewirtschaftung dieser Flächen weiter erfolgen. Die Betroffenheit ist daher von „sehr stark“ zu „gering“ zu ändern.

 Betrieb Nr. 3 Der Haupterwerbsbetrieb bewirtschaftet eine Fläche von gesamt 290 ha, davon sechs Flächen mit 30,5 ha innerhalb des Kerngebietes. Vier dieser Flächen liegen bandartig von West nach Ost zentral im Kerngebiet, die zwei restlichen Flächen mit 15,7 ha liegen im Landschaftsschutz- gebiet im Südosten des Kerngebietes. Der Anteil der Pachtflächen liegt hier bei ca. 50 % (Schraffierte Flächen). Alle sechs Flächen sind für die Entwicklung eines Gewerbegebietes wegen ihrer zentralen Lage und als Flächen für Ausgleich und Ersatz von besonderer Bedeutung. Mit dem Verkauf und der Auflösung der Pachtverträge der Flächen verbleiben dem Haupterwerbsbetrieb noch weitere ca. 260 ha. Die Betroffenheit wird daher als gering bewertet.

 Betrieb Nr. 7 Der Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet Flächen von gesamt 50 ha, davon vier Flächen mit 11,5 ha innerhalb des Kerngebietes. Diese Flächen sind im Eigentum des Betriebsinhabers. Zwei der Flächen liegen am Südwestrand des bestehenden Gewerbegebietes, eine Fläche innerhalb des Landschaftsschutzgebietes, die vierte Fläche liegt zentral im Kerngebiet. Alle vier Flächen sind für die Entwicklung des Gewerbegebietes von besonderer Bedeutung. Es verbleiben dem Nebenerwerbsbetrieb bei Verkauf dieser Flächen noch 38,5 ha. Die Betroffenheit wird als mittel bis gering eingestuft.

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 Betrieb Nr. 10 Der Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet Flächen von gesamt 15,25 ha, davon fünf Flächen mit 8,7 ha innerhalb des Kerngebietes. Die Flächen liegen zentral und am Westrand des Kerngebietes und sind für die Entwicklung des Gewerbegebietes von besonderer Bedeutung. Der Verkauf bzw. die Auflösung der vier Pachtverträge kommt einer Totalaufgabe der Nebener- werbslandwirtschaft gleich.

 Betrieb Nr. 11 Der Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet Flächen von gesamt 32 ha, davon zwei Flächen mit 5,3 ha innerhalb des Kerngebietes. Diese Flächen sind gepachtet. Die Flächen liegen so zentral innerhalb des Kerngebietes, dass auf diese zwei Flächen zur Entwicklung eines Gewerbe- gebietes nicht verzichtet werden kann. Dem Nebenerwerbsbetrieb verbleiben bei Abgabe dieser zwei Flächen noch ca. 27 ha außerhalb des Untersuchungsraumes.

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4.2 Das System der Oberflächenentwässerung

Innerhalb des Gewerbegebietes „Ochsendorf An der A2“ wird das Oberflächenwasser über eine Kanalisation zum westlich gelegenen Regenrückhaltebecken (RRB) geleitet. Dieses verfügt über kein zusätzliches Erweiterungspotential. Somit sind für die Entwässerung der zukünftig versiegelten Flächen weitere RRB herzustellen. Aufgrund der Topographie ergeben sich drei sinnvolle Standorte: RRB1 Im Süden – östlich angrenzend des bestehenden Gewerbegebietes RRB2 Im Osten – am Westrand des Waldgebietes „Rottlof“ RRB3 Im Norden – auf Gebiet der Stadt Wolfsburg – südlich der Landesstraße L 294

Empfehlungen für Standorte der Regenrückhaltebecken (hellblaue Punkte)

Das RRB1 wird das Regenwasser gedrosselt in das südlich der A2 weitergeführte Vorflutgraben- system abführen, das RRB2 dient der Entwässerung der südlichen Wolfsburg-Neindorfer Gewerbeflächen mit gedrosselter Ableitung in den Vorflutgraben Richtung Süden, und das RRB3 dient der Entwässerung der nördlichen Neindorfer Teilfläche mit weiterer gedrosselter Ableitung in das Vorflutgrabensystem entlang der L 294. Das vorhandene Grabensystem ist aber dann mittels einer Grabenräumung und Nachprofilierung zu ertüchtigen. Möglichkeiten der gezielten Versickerung des Oberflächenwassers sollten Vor-Ort noch geprüft werden. Das bereits erschlossene Gewerbegebiet „Ochsendorf An der A2“ verfügt über einen Schmutzwasser- kanal. Dieser endet am Regenrückhaltebecken des Gewerbegebiets in einer Pumpstation. Von hier aus wird das Schmutzwasser über Druckrohrleitungen zur Kläranlage in Schoderstedt gefördert. Nach ersten Schätzungen hat das Druckrohrleitungssystem noch eine Gesamtkapazität von ca. 5.000 Einwohnergleichwerten (EGW). Aufgrund der Topographie ist davon auszugehen, dass innerhalb der interkommunalen Gewerbe- baufläche eine zusätzliche Pumpstation vorzusehen ist. Der Geländetiefpunkt der Erschließungs- straße befindet sich im nördlichen Bereich des RRB 2 und könnte einen möglichen Standort dieser Pumpstation darstellen. Die Kläranlage in Schoderstedt verfügt derzeit bei einer Kapazität von ca. 22.000 EGW über eine Reserve von ca. 3.000 EGW, die allerdings nur z.T. für eine Anbindung der Gewerbeflächen genutzt werden können. Eine Erweiterung der Kläranlage auf ca. 30.000 EGW ist technisch und wirtschaftlich möglich.

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Da nach derzeitigem Kenntnisstand in dem neuen Gewerbegebiet vorzugsweise Logistikunternehmen angesiedelt werden sollen, ist nicht von außerordentlich hohem Schmutzwasseranfall auszugehen. Unter den o.g. Voraussetzungen ist eine Anbindung des interkommunalen Gewerbegebietes an die Kläranlage in Schoderstedt denkbar. Im Zuge der Bebauungsplanaufstellung ist dieses Grundsystem der Oberflächenwasser- ableitung zu optimieren unter Berücksichtigung des vorhandenen Drainage- und Brunnen- beregnungssystems sowie hinsichtlich der weiterhin erforderlichen Wasserzuführung zu den Teichanlagen südlich Klein Steimke.

4.3 Energieversorgung

Zuständig für die Bereitstellung von Strom und Gas ist die LSW Netz GmbH & Co KG mit Sitz in Wolfsburg. Ein 20 kV- Kabel ist innerhalb des Plangebietes von Neindorf nach Uhry verlegt. Bei der geplanten Größe eines Gewerbe- und Industriegebietes sind die bestehenden Anlagen der Energieleitungen nicht ausreichend. Zur Sicherstellung der Stromversorgung ist ein 110/20-KV-Umspannwerk erforderlich. Dieses wird die LSW Netz GmbH errichten. Der Standort hierzu ist zeitnah abzustimmen und festzulegen.

4.4 Lärmschutz

Lärmauswirkungen sollten für die Anwohner der Ortsteile Klein Steimke und Neindorf über den Abstand von 500 m nicht erheblich sein. Dieser Abstand ist aus einem Lärmschutz- gutachten im Zuge der Bauleitplanung der Stadt Wolfsburg für das Gewerbe- und Industrie- gebiet „Vogelsang“ im Stadtteil Vorsfelde abgeleitet. Der Abstand vom nordöstlichen Geltungsbereich bis zum Ortsteil Rhode beträgt ca. 750 m und vom südwestlichen Geltungs- bereich bis zum Ortsteil Ochsendorf zwischen 350 bis 400 m. Hierzu ist anzumerken, dass entlang der Südseite der BAB A2 eine ca. 5-6m hohe Lärmschutzwand den Ortsteil Ochsen- dorf vor Verkehrslärmemissionen schützt. Zudem kann und sollte über eine Gliederung des Gewerbegebietes von stark lärmemittierenden in Nähe der BAB A2 bis weniger lärm- emittierenden Betrieben und den Stellungen der baulichen Anlagen zu den Ortsteilen hin dem Ruhebedürfnis der Menschen Rechnung getragen werden. Auf der Ebene der Bebauungsplanung ist entsprechend ein Lärmschutzgutachten zu erstellen.

4.5 Verkehrsanbindung - MIV

Ausgehend von dem Kreisverkehrsplatz an der BAB A2-Abfahrt „Ochsendorf/Neindorf“ ist zusätzlich der bestehenden Süderschließung eine zentral durch das Gebiet Richtung Nordost verlaufende Straße vorgesehen, welche östlich Neindorfs in den freien Streckenabschnitt der L 294 einmünden soll. Seitens der Straßenverkehrsabteilung des Landkreises Helmstedt wird diese nur aus zwei Anbindungen vorgesehene Erschließung für den motorisierten Individualverkehr (MIV) als unzureichend eingestuft. Auch wird die Leistungsfähigkeit - insbesondere des Kreisverkehrsplatzes – in Frage gestellt. Um hier eine Verbesserung der Erschließungsqualität herbeizuführen, wäre – unter Zustimmung der Niedersächsischen Landesstraßenbehörde Wolfenbüttel - ein zusätzlicher Verkehrsknoten nördlich des Waldes „Rottlof“ mit der L 294 denkbar. Weiterhin könnte für den Katastrophenfall eine zusätzliche Ausfahrt für PKW über den land- wirtschaftlichen Weg an der Nordgrenze des Geltungsbereiches Richtung Klein Steimke

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vorgesehen werden. Diese Möglichkeit ist im Bebauungsplanverfahren zu klären bzw. zu regeln. Die Leistungsfähigkeit des Kreisverkehrsplatzes wird im Zuge der Entwicklung des Bebau- ungsplans gutachterlich untersucht.

4.5.1 Verkehrsanbindung – Radverkehr

Mit der am 12.5.2015 vom Niedersächsischen Landtag angenommenen Entschließung „Fahrradland Niedersachsen stärken“ wurde die Landesregierung aufgefordert, das Rad- wegekonzept 2012 fortzuschreiben. Das seit 2016 vorliegende „Radwegekonzept 2016 für Landesstraßen“ wurde nach Gesprächen der Geschäftsbereiche der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr (NLStBV) mit den Landkreisen und kreisfreien Städten aufgestellt. Örtliche Interessen konnten über die Landkreise eingebunden werden. Das Radwegekonzept 2016 ist die Grundlage für die Planung und den Bau von straßenbe- gleitenden Radwegen an Landesstraßen. Bei der Fortschreibung 2016 wurden 144 Projekte mit einer Länge von 461 km und einem Investitionsvolumen von rd. 100 Mio. € nach den Kriterien Radwegsicherung an Kitas und Schulen, Radfahrerpotential, Lückenschluss, Tourismus, Machbarkeit und Kostenrelevanz in den „vordringlichen Bedarf“ aufgenommen. Nur diese Projekte werden von der NLStBV geplant und an Hand der finanziellen und personellen Ressourcen gemäß der internen Reihung in den nächsten Jahren umgesetzt.

Der Streckenabschnitt der L 290 „Neindorf – Ochsendorf“ ist für die Ergänzung des Radverkehrsnetzes in den vordringlichen Bedarf eingesetzt. Der aus lokaler Sicht ebenfalls wichtige und geforderte Ausbau des Radwegenetzes entlang der L 294 wurde noch nicht in den vordringlichen Bedarf eingestellt. Insbesondere für die zukünftig in dem Gewerbegebiet arbeitenden Menschen würden diese Lückenschlüsse des Radverkehrsnetzes zur Erhöhung der Verkehrssicherheit der Radfahrer führen und hohe Anreize bieten, vom PKW auf das Rad umzusteigen. Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese Streckenabschnitte für Radfahrer höchst gefährlich. Auch die zukünftige innere Erschließung des Gewerbegebietes muss eigenständige Radverkehrsspuren beinhalten.

4.5.2 Verkehrsanbindung - ÖPNV

Auch der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) kann zur Reduzierung der Ziel- und Quellverkehre des MIV wesentlich beitragen. Daher ist im Zuge der verbindlichen Planung das Busliniennetz mit Haltestellen im Gewerbegebiet zu ergänzen.

4.6 Verkehrsabwicklung

Das zukünftige interkommunale Gewerbe- und Industriegebiet ist größtenteils auf die Ansiedlung von überregional bis bundes- und europaweit tätigen Firmen ausgerichtet, welche Standorte entlang von Hauptverkehrsachsen nachfragen. Des Weiteren sind solche Standortqualitäten mit direktem Anschluss an die Bundesautobahn für logistikaffine Betriebe von hoher Bedeutung. Es ist daher vom Grundsatz davon auszugehen, dass die Ziel- und Quellverkehre im Schwerlastbereich überwiegend über das Netz der Bundesautobahnen A2 und A 39 erfolgen und weniger über das Landesstraßennetz.

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Bei Ansiedlung von auf die Automobilindustrie – hier auf das Volkswagenwerk in Wolfsburg - zugeschnittene Zuliefer- und Logistikbetriebe kann der LKW-Verkehr auch über das Wolfsburger Landesstraßennetz fließen. Zur Entlastung von Durchgangsverkehren bei Neindorf, Heiligendorf und Hattorf sieht der Flächennutzungsplan 2020plus der Stadt Wolfsburg eine Südtangente als nördliche Umgehungsstraße dieser Orte vor. Die Entwicklung der gewerbebaulichen Fläche „Neindorf“ wird noch so lange zurückgestellt bis der Ansiedlungsdruck hierauf erfolgt. Insofern ist der Bau dieser Südtangente zumindest teilweise von dem Fortschreiten der gewerbebaulichen Entwicklung auf das Neindorfer Areal abhängig. Daher wird zum jetzigen Zeitpunkt auf ein entsprechendes großräumiges Verkehrskonzept- gutachten verzichtet.

4.7 Betroffenheitsanalyse zur Jagdausübung

Auf ein gefordertes Betroffenheitsgutachten zur Jagdausübung wird verzichtet. Die Entwicklung eines Gewerbegebietes wird sich über Jahre hinziehen und ausgehend vom bestehenden Gewerbegebiet Richtung Nordosten erfolgen. Die Fläche zur Jagdausübung wird somit schrittweise von Südwest nach Nordost kleiner. Der Entwicklung des Gewerbege- bietes passt sich dann auch der Wildwechsel von Rot- und Schwarzwild an, so dass auf der verbleibenden freien Landschaftsfläche unter Einhaltung eines Schutzabstandes die Jagd noch lange Jahre weiter ausgeführt werden kann.

4.8 Großräumige Biotopvernetzung

Die Niedersächsische Landesforstbehörde Wolfenbüttel hat im Zuge der Antragskonferenz zur raumordnerischen Verträglichkeitsprüfung den Vorschlag einer großräumigen Biotop- vernetzung über Waldaufforstungsmaßnahmen unterbreitet. Diese sind skizzenhaft - mit grünem Markerstift gezeichnet - auf folgendem Bild erkennbar.

Es könnte ein bis zu 300m breiter Korridor zwischen den Wäldern Hainhorst und Moosholz bis zum Wald Mühlenhop aufgeforstet werden. Ein bis zu 50 m breiter Waldstreifen könnte

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im Süden des Flächennutzungsplangebietes die Wälder Mühlenhop und Rottlof vernetzen. Der Ringschluss würde mit der Vernetzung der Wälder Rottlof und Hainhorst im Nordosten erfolgen. Weiträumige Vernetzungsstrukturen können entlang der Schunterschiene entwik- kelt werden. Es ist festzustellen, dass dieser Vorschlag einer großräumigen Vernetzungsstruktur aus regionalplanerischer Sicht – insbesondere vor dem aktuellen Hintergrund der Entwicklung von regional bedeutsamen Freiraum- und Biotopverbundsystemen - nachvollziehbar ist. Jedoch greifen die Vorschläge zum Teil massiv in die Entwicklung der gewerblichen Baufläche ein. Dieses vorgeschlagene Aufforstungssystem zu verwirklichen bedarf der regionalplanerischen Leitung und Abstimmung einhergehend mit der Entwicklung von Finanzierungsmodellen. Dies vor allem auch, weil die Flächenvorschläge mit der Waldauf- forstung einen zusätzlichen großflächigen und daher erheblichen Entzug landwirtschaftlicher Flächen bedeuten. Dieser Konflikt ist zunächst auf der Ebene der Regionalplanung zu klären.

Der Bürgermeister Stadt Königslutter am Elm Datum Siegel

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