40 Jahre Gemeinde Weimar Herausgeber Gemeindevorstand Der Gemeinde Weimar (Lahn)
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Heimatwelt Mit Beiträgen von Gemeinde Weimar Gemeindearchiv Geschichtsverein Weimar Heft Nr. 50/2014 40 Jahre Gemeinde Weimar Herausgeber Gemeindevorstand der Gemeinde Weimar (Lahn) Inhalt Rückblick auf die Gebietsreform 1974 von Karl Krantz …………..……………………………………………………………….. 3 Erinnerungen und Erlebnisse als Mitarbeiter in der Gemeindeverwaltung von Hans Schneider ………………………………………………………………………….. 6 Zeitzeugen erinnern sich an die Gebietsreform – Befragungen durch Hans Schneider Erinnerungen von Johannes Grün, Roth .......................................................................................... 15 Erinnerungen von Adam Barth, Oberweimar .................................................................................. 15 Erinnerungen von Gerhard Happel, Wolfshausen .......................................................................... 15 Erinnerungen von Heinrich Laucht, Allna ..................................................................................... 16 Erinnerungen von Ludwig Agel, Weiershausen ............................................................................. 16 Erinnerungen von Werner Grosch, Nesselbrunn ............................................................................ 16 Erinnerungen von Heinrich Schmidt, Wenkbach ..................................................................... 17 Erinnerungen von Konrad Gilbert, Niederweimar ........................................................................ 17 Erinnerungen von Wilhelm Muth, Niederweimar .......................................................................... 17 Erinnerungen von Wilhelm Zimmermann, Niederwalgern ........................................................... 18 Erinnerungen von Ludwig Herrmann, Nesselbrunn ....................................................................... 18 Die letzte „Eingemeindung“ – ein kurioser Epilog zur Gebietsreform von Siegfried Becker …………………………………………………………………………….. 19 Gemeindepartnerschaft und Verwaltungsneuordnung nach 1989 Erinnerungen an Wutha-Farnroda von Hans Schneider …………………………………………………………………………… 24 Bücherschau Johannes Koenig: Die Entstehung der Gemeinde Weimar (1971-1974) ………………………. 5 Johannes Koenig: Verwaltungsreform in Hessen (1945-1981) ………………………………… 14 Bücher zur Gebietsreform ………………………………………………………………………. 23 2 Rückblick auf die Gebietsreform 1974 von Karl Krantz Vor 40 Jahren machten sich die hessischen schluss an die Universitätsstadt Marburg su- Landespolitiker Gedanken über eine Neuglie- chen würde. Die Eigenarten, Gebräuche und derung der kommunalen Ebene, und man hatte Strukturen im Südkreis sind zwar ähnlich, aber den Eindruck, dass die Betroffenen, nämlich auf ihre Art doch wieder unterschiedlich. So die Städte und die Gemeinden sowie auch ei- haben die Fronhäuser bereits wesentlich stär- nige Landkreise, davon relativ geringe Notiz kere Beziehungen in Richtung Gießen, wäh- nahmen. Bis auf einige Wenige, die den Zug rend sich die um Niederweimar gruppierten der Zeit frühzeitig bestiegen, weil sie sich auf- Ortsteile seit jeher zu Marburg gehörig fühlen, grund ihrer besonderen Situation Vorteile er- was natürlich historische Gründe hat, denken hofften, blieb es, zumindest bei den kleineren wir nur an den bekannten Pfaffensteg nach Kommunen, relativ ruhig nach dem Motto, es Oberweimar und die erste für Marburg zustän- wird schon nicht allzu viel passieren, denn dige Kirche in dieser Ortschaft. Niederwalgern erfahrungsgemäß sind Verwaltungs-, Struktur- befasste sich zwar im Grunde mit dem Gedan- und andere Reformen bei uns meistens so un- ken einer Fusion mit Fronhausen, konnte sich scheinbar, dass sie kaum die Amtsstuben er- dazu aber letztlich doch nicht durchringen, schüttern, aus denen sie kommen, geschweige denn es hätte dort sofort die erhoffte Mittel- denn die Bevölkerung. punktfunktion aufgrund seiner Größe verloren. In diesem Falle war das aber ganz anders. Nach Niederweimar gab es auch keinen Plötzlich merkte man, dass z.B. die Gemeinde rechten Bezug, und ein Zusammenschluss mit Wohratal, die heute noch die kleinste in unse- Lohra war undenkbar, denn dessen Ge- rem Landkreis ist, diesen Schritt getan hatte, bietsausdehnung in Richtung Verstal wäre ein und man konnte kurz darauf in der Zeitung unglücklicher und von Niederwalgern aus nachlesen, dass sie dafür mit finanziellen Mit- nicht zu verwaltender Zuschnitt gewesen. teln belohnt wurde. Nun ging das Werben auch Schließlich gab man den Gedanken an eine in unserem Landkreis los. Ich, auf eigenen große Einheitsgemeinde im Südkreis auf und Wunsch in 1969 aus der Wärme der landrätli- alle Kräfte konzentrierten sich auf die soge- chen Verwaltung ausgeschieden und als bun- nannte Dreierlösung, d. h. Fronhausen, Lohra desweit jüngster hauptamtlicher Bürgermeister und Weimar. Wer nun aber glaubt, dass dies in Niederweimar tätig, hatte keine Schonfrist, ohne Probleme über die Bühne gegangen sei, denn nun fing es auch im Südkreis zu brodeln der irrt sich und kennt nicht die Hartnäckigkeit an, was mich allerdings nicht erschreckte, denn unserer Lokalpolitiker und Lokalpatrioten. ich hatte ja in meiner Zeit bei der Kommunal- Wochenlang sind wir damals durch die aufsicht bereits mit den Vorbereitungen für die Gegend gezogen und oftmals kamen wir uns Gebietsreform zu tun. wie Wanderprediger oder Bettelmönche vor. Wer mit wem und wann, und vor allen Din- Um eine sichere Ausgangsposition für die End- gen wo sollte der Sitz der neuen Gemeinde runde dieses Kommunalpokers zu haben, war sein? Das waren die Fragen, die plötzlich öf- es wichtig, möglichst viele freiwillige Zusam- fentlich und auch mit Vehemenz nicht nur in menschlüsse zu Wege zu bringen und damit den Fraktionen und den Parlamenten, sondern eine Größe zu schaffen, an der man nicht so auch heftig an den Stammtischen und in den leicht vorbeikam. In unserem Falle waren dies Vereinen diskutiert wurden. Eine Großge- die ersten freiwilligen Zusammenschlüsse mit meinde unter Einschluss von Fronhausen, Loh- Oberweimar und Allna. Damit entstand in ra und unserem heutigen Gemeindegebiet war 1971 eine neue Gemeinde im Südkreis, die im Gespräch. Es gab Überlegungen, ob Nie- größer als alle anderen war und die dann natür- derwalgern mit seinem Umfeld nicht mit Fron- lich auch ein gewisses Selbstbewusstsein ent- hausen zu einem neuen Gemeinwesen ver- wickeln konnte. schmolzen werden sollte, und nachdem diese Zeitgleich tobte auch die Auseinanderset- Möglichkeit eine für andere beängstigende zung zwischen den Gebietskörperschaften Diskussionsreife annahm, hat man auch in Landkreis Marburg und der Stadt Marburg. Niederweimar und seiner näheren Umgebung Spannend war daneben die Frage, was es mit überprüft, ob man nicht dann besser den An- dem Altkreis Biedenkopf geben würde. Auch 3 in unserem nächsten Umfeld berührte uns das mäßige Beziehungen haben, bis hin zur ge- Duell der Stadt und des Kreises, denn wir wa- meinsamen Genossenschaft, der ärztlichen ren ja unmittelbare Nachbarn, und so verfolg- Versorgung und dem Kindergartenangebot. ten wir mit Interesse, wie die Stadt Marburg Dadurch wäre auch eine vernünftigere Anbin- einzelne Landkreisgemeinden abwarb, um sie dung an den Gemarkungsbezirk von Nes- als Faustpfand in die Diskussion mit einbrin- selbrunn entstanden, der heute schlauchartig gen zu können, denn die großen Gemeinden und etwas isoliert in das Gebiet der Stadt Gla- Cappel, Wehrda und vor allen Dingen Mar- denbach hineinragt. Auch einwohnermäßig bach, wehrten sich vehement. Sie hatten nicht wäre eine Entscheidung pro Weimar vorteil- nur eine respektable Größe, sondern genossen haft gewesen, denn dann hätten wir die magi- auch die Vorteile des Speckgürtels der Stadt, sche Grenze von 7.500 längst überschritten, sie verfügten über ausreichende und im Falle der wir uns jetzt erst langsam nähern. von Marbach sogar überschwängliche Gewer- Nachdem noch eine gewisse Zeit kritisiert, besteuereinnahmen. geschimpft und je nach Naturell auch gewettert Die Gemeinde Weimar war inzwischen auf wurde, fanden sich die nun ihrer Selbststän- sieben Ortsteile angewachsen, nämlich Nie- digkeit beraubten Orte doch relativ schnell derweimar, Oberweimar, Allna, Argenstein, unter dem neuen Firmenschild zusammen, und Roth, Wenkbach und Weiershausen. Dann, im mit Stolz können wir in Weimar behaupten, Frühjahr 1974, ging die Entwicklung sehr dass wir die während der freiwilligen Zusam- schnell. Das damalige Kabinett stattete der menführungsphase zugesagten Investitions- Stadt Marburg einen Besuch ab, und wie man wünsche der ehemals selbstständigen Gemein- sich so erzählte, habe der Innenminister von den innerhalb eines Zeitraumes von 10 Jahren, der Aussichtsterrasse des Schlosses herab ver- für die es auch erhöhte Schlüsselzuweisungen kündet, dass umgehend und per Gesetz die drei gab, erfüllen konnten. Fazit: Diese Gebietsre- großen und mit der Stadt Marburg auf vielfäl- form war dringend notwendig, denn es war tige Weise bereits verbundenen Ortschaften in augenfällig, dass sich einige Gemeinden posi- diese eingegliedert würden. tiv entwickelten, was oftmals nicht unbedingt Das Gesetz folgte dann auf dem Fuße und ihr eigener Verdienst war, sondern letztlich bevor noch die damaligen Matadoren Dr. ihre günstige Lage oder das Vorhandensein Drechsler und Dr. Vilmar ihre Fehde beenden bestimmter Betriebe, während andere auch in konnten, war die Gebietsreform besiegelte der Zukunft darauf nicht hoffen durften. Sache und auch einige Ortschaften des Allnata- Die Gebietsreform stellte aber auf Dauer les fanden sich plötzlich als Universitätsstadt- eine gewaltige finanzielle Verbesserung