Schaukasten Folge 17 Die Nationalversammlung in Weimar 1919
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Schaukasten Folge 17 Die Nationalversammlung in Weimar 1919 Zeitung die Abgeordneten am 6. Februar 1919 auf der Titelseite „Zur Begrüßung der Nationalversammlung“: Laßt ab vom Streit Und Hader der Parteien! Wir sahen lang’ genug Die Brüder sich entzweien, ... Aus der Wahl war die Mehrheits-SPD im Januar 1919 als stärkste Partei (37,9 % / 165 Sitze) hervorgegangen, gefolgt vom Zentrum (19,7 % / 91 Sitze) und der Deutschen Demokratischen Partei (DDP 18.6 % / 75 Sitze). Sie hatten zusammen mit 331 von 423 Sitzen eine regierungsfähige Mehrheit und bildeten später die sogenannte „Weimarer Koalition“. Erstmals hatten bei dieser Wahl in Deutschland Frauen auf nationaler Ebene das aktive wie das passive Wahlrecht ausüben dürfen. Die Nationalversammlung als Legislative wählte Friedrich Ebert am 11. Februar 1919 zum Reichspräsidenten. ThHStAW, Fotosammlung Dieser beauftragte Philipp Scheidemann mit der Bildung Am 9. November 1918 hatte der Aufstand der Matrosen einer Regierung, bestehend aus den Parteien der und Soldaten Kaiser Wilhelm II. und mit ihm alle „Weimarer Koalition“. Monarchen im Deutschen Reich zur Abdankung Überschattet wurden die Verhandlungen in Weimar durch gezwungen. Als Übergangsregierung fungierte seit dem die Schwere der Friedensbedingungen. Von den sieg- 10. November 1918 der Rat der Volksbeauftragten, dem reichen Alliierten wurde Deutschland zudem die alleinige Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Otto Landsberg Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkriegs angelastet. von den Mehrheits-Sozialdemokraten (MSPD) sowie Vergeblich hatten sich Friedrich Ebert und andere durch zunächst die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD) die Wahl Weimars als Zentralort des deutschen Humanis- Hugo Haase, Wilhelm Dittmann und Emil Barth mus zum Tagungsort anstelle des preußisch-militärisch angehörten. Wegen Streitigkeiten, besonders im Hinblick geprägten Berlin eine positive Signalwirkung auf die auf die künftige Stellung der Armee verließen die USPD- Bedingungen der Alliierten für den Friedensvertrag Angehörigen den Rat der Volksbeauftragten und wurden versprochen. Da diese nun im Falle eine Ablehnung sogar durch Gustav Noske und Rudolf Wissell von der MSPD ultimativ mit der Wiederaufnahme der Kriegshandlungen ersetzt. Der Rat der Volksbeauftragten beschloss am 30. drohten, dem Deutschland militärisch nichts mehr entge- November 1918 Wahlen zu einer Nationalversammlung gen zu setzen hatte, ratifizierte die Nationalversammlung und setzte diese für den 19. Januar 1919 an. Da der am 9. Juli 1919 notgedrungen den Versailler Vertrag. Reichskongress der Arbeiter- und Soldatenräte diesem Die von dem liberalen Staatsrechtler Hugo Preuß entwor- Beschluss der provisorischen Regierung mit großer fene Weimarer Verfassung war als ein Kompromiss Mehrheit zustimmte, schien die Gefahr einer Räterepublik zwischen den Positionen der Sozialdemokraten und ihren nach sowjetischem Vorbild gebannt und der Weg zu einer bürgerlichen Koalitionspartnern von der DDP und dem demokratischen Verfassung geebnet. Zentrum entstanden. Nach wesentlichen Änderungen an Die radikale Linke, USPD und die Spartakisten, aus denen dem Entwurf nahm die Nationalversammlung die zur Jahreswende 1918/1919 die Kommunistische Partei Verfassung am 31. Juli 1919 mit 262 zu 75 Stimmen an. Deutschlands (KPD) hervorging, hatte allerdings die Zahlreiche Abgeordnete waren der Abstimmung aus Entmachtung des Militärs, Sozialisierung der Schlüssel- Protest gegen den "Kompromisscharakter" der Weimarer industrien sowie eine Räterepublik als künftige gesamt- Verfassung ferngeblieben, deren Grundzüge jedoch bis in deutsche Regierungsform angestrebt. Sie machte daher unser heutiges Grundgesetz hineinwirken sollten. Mit der Front gegen die Politik der regierenden SPD, den Weg in Festlegung „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus“ (Art. 1) eine bürgerliche Demokratie unter Einbeziehung der alten erhob die Verfassung von nun an das Volk zum Souverän. Kräfte in Verwaltung Industrie und Militär zu sichern. Von Die Weimarer Verfassung wurde am 11. August 1919 von Dezember 1918 an bis in das darauffolgende Frühjahr Reichspräsident Friedrich Ebert im thüringischen hinein kam es in Berlin zu mehreren Aufständen, bei Schwarzburg unterzeichnet, wo er nach dem denen zahlreiche Menschen ihr Leben verloren und Verhandlungsmarathon für einige Tage Erholung suchte. Regierungsgebäude von den Putschisten besetzt wurden. Weimar erschien in dieser Situation als Tagungsort für die Nationalversammlung geeignet, da es weit genug vom politisch unruhigen Berlin entfernt war. Die überschaubare Stadt an der Ilm war auch durch Regierungstruppen leichter abzusichern als die Reichshauptstadt. Weimar lag zentral in der Mitte des Deutschen Reichs und verfügte weiterhin über eine gute Anbindung an den Zugverkehr. Zusätzlich wurde am 5. Februar 1919 zwischen Weimar und Berlin die erste Post- und Verkehrsflugverbindung in Deutschland aufgenommen. Die Umbenennung des vormaligen Großherzoglichen Hoftheaters in Deutsches Nationaltheater Weimar hatte der Intendant Ernst Hardt bereits am 19. Januar 1919, dem Tag der Wahlen zur Verfassungsgebenden Nationalversammlung, verkündet. Unter dem Eindruck der Millionen Kriegstoten des verlorenen Ersten Weltkriegs und der sich anschließenden Entwurf des Bauhaus-Begründers Walter Gropius für eine blutigen Straßenkämpfe beschwor die Weimarische Erinnerungstafel am Deutschen Nationaltheater (ThHStAW, Thür. Volksbildungsministerium C, Nr. 135) .