Dokumente zur Geschichte des Leipziger Thomaskantorats

Band II Edition Bach-Archiv

Carus-Verlag Stuttgart Dokumente zur Geschichte des Leipziger Thomaskantorats

BAND II

Vom Amtsantritt Johann Sebastian Bachs bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts

herausgegeben und erläutert von Andreas Glöckner

Dem und seinem Kantor gewidmet

EVANGELISCHE VERLAGSANSTALT Leipzig Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung dem Packard Humanities Institute, Los Altos/Kalifornien und in Zusammenarbeit und mit Unterstützung durch das Stadtarchiv Leipzig

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Das Buch wurde auf alterungsbeständigem Papier gedruckt.

Cover: Ulrike Vetter, Leipzig Satz: Kai-Michael Gustmann, Leipzig Druck und Binden: Hubert & Co., Göttingen

ISBN 978-3-374-04414-6 www.eva-leipzig.de

Carus-Verlag Stuttgart · Carus 24.066/20 ISBN 978-3-89948-259-1 www.carus-verlag.com Inhalt

Vorwort ...... ix

Historische Einleitung ...... xi

Literatur und Abkürzungen ...... xxv

Chronologischer Überblick ...... xxxiii

VIII : 1723−1750

VIII/A Besetzung des Thomaskantorats ...... 3

VIII/B Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen . . . . . 27

VIII/C Besetzungs- und Musizierpraxis Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik . . . 39

VIII/D Schulordnung, Schulgesetze, kommentierende Schriften ...... 121

VIII/E Nachruf, Erinnerungsberichte ...... 155

VIII/F Schulsachen und sonstige Dokumente (Anstellung von Schulbediensteten, Disziplinarmaßnahmen, Vorschriften, Zuwendungen, Legate und Patenschaften) ...... 157

v Inhalt

IX Gottlob Harrer: 1750−1755

IX/A Besetzung des Thomaskantorats ...... 217

IX/B Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen . . . . . 235

IX/C Besetzungs- und Musizierpraxis Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik . . . 237

IX/E Nachruf, Erinnerungsberichte ...... 249

IX/F Schulsachen und sonstige Dokumente (Anstellung von Schulbediensteten, Disziplinarmaßnahmen, Vorschriften, Zuwendungen, Legate und Patenschaften) ...... 253

X Johann Friedrich Doles: 1755−1789

X/A Besetzung des Thomaskantorats ...... 261

X/B Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen . . . . . 269

X/C Besetzungs- und Musizierpraxis Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Musikaufführungen, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik, Musikanschauungen ...... 317

X/D Schulordnung, Schulgesetze, kommentierende Schriften ...... 387

X/E Nachrufe, Biographien, Erinnerungsberichte ...... 411

X/F Schulsachen und sonstige Dokumente (Anstellung von Schulbediensteten, Disziplinarmaßnahmen, Vorschriften, Zuwendungen, Legate und Patenschaften) ...... 437

vi Inhalt

XI : 1789–1800

XI/A Besetzung des Thomaskantorats ...... 469

XI/B Memoriale, Beschwerdeschriften, Stellungnahmen, Gesuche und Verfügungen ...... 483

XI/C Besetzungs- und Musizierpraxis Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Musikaufführungen, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik, Musikanschauungen ...... 525

XI/D Schulordnung, Schulgesetze, kommentierende Schriften ...... 583

XI/E Nachrufe, Biographien, Erinnerungsberichte ...... 593

XI/F Schulsachen und sonstige Dokumente (Anstellung von Schulbediensteten, Disziplinarmaßnahmen, Vorschriften, Zuwendungen, Legate und Patenschaften) ...... 609

XII August Eberhard Müller: 1800–1810

XII/A Besetzung des Thomaskantorats ...... 633

XII/B Memoriale, Beschwerdeschriften, Stellungnahmen, Gesuche und Verfügungen ...... 647

XII/C Besetzungs- und Musizierpraxis Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Musikaufführungen, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik, Musikanschauungen ...... 653

XII/E Nachrufe, Biographien, Erinnerungsberichte ...... 693

XII/F Schulsachen und sonstige Dokumente (Anstellung von Schulbediensteten, Disziplinarmaßnahmen, Vorschriften, Zuwendungen, Legate und Patenschaften) ...... 695

Namenregister ...... 709

vii

Vorwort

Als die Arbeiten am Band II der „Dokumente zur Geschichte des Thomaskantorats“ im Herbst 2010 begannen, war der Umfang des zu erschließenden Materials noch kaum absehbar. Dies ergab sich erst einige Jahre später im Zuge einer systematischen Sichtung der relevanten Quellen. Vor allem für die Zeit nach 1750 erweist sich das überlieferte Dokumentenmaterial als besonders ergiebig. Angesichts der Fülle der neu gesichteten beziehungsweise relevanten Quellen zeigte sich sehr bald, dass auch für den vorliegenden Band eine Auswahl getroffen werden musste. Zudem konnten einige Dokumente nur aus- zugsweise wiedergegeben werden, wobei vor allem solche Textstellen gewählt worden sind, die direkt oder indirekt mit der Musikpflege am Thomaskantorat in Verbindung stehen. Um dem Leser einen zusammenhängenden Überblick zu bieten, wurden auch zahlreiche bekannte Dokumente mit einbezogen. In Anbetracht des enormen Umfangs mussten die Kommentare auf ein Mindestmaß begrenzt werden. Sie können nicht mit jener Ausführ- lichkeit erfolgen, wie es dem Benutzer etwa von den Bach-Dokumenten (Dok I–III und V) vertraut ist. Manches wurde aus Umfangsgründen bei der Gesamtredaktion gekürzt oder musste gänzlich entfallen. Für weiterführende Informationen dienen dem Benutzer daher die angegebenen Literaturhinweise beziehungsweise die nachstehende historische Einleitung, in der das Quellenmaterial zusammenfassend referiert wird.

Der vorliegende Band wäre ohne die Unterstützung von den verantwortlichen Mitarbei- tern in Archiven und Bibliotheken und anderen Helfern kaum möglich gewesen. Dan- ken möchte ich vor allem meinem Sohn Johannes für das Abschreiben von gedruckten Dokumententexten (in den Kapiteln X und XI) und Maryam Haiawi für deren Korrektur. Mein Dank gilt außerdem Almuth Märker für die Übersetzung der lateinischen Doku- mente und meinem Nachfolger Markus Zepf für die Mitarbeit an der Korrektur von Kapitel X. Ganz besonders danke ich jedoch meinem langjährigen Kollegen und Wegge- fährten Hans-Joachim Schulze für die Durchsicht des gesamten Manuskriptes und Chris- toph Wolff, der das Vorhaben seinerzeit initiiert hat (siehe das Geleitwort in Band I). Zu Dank verpflichtet bin ich zahlreichen Archiven und Bibliotheken, in denen die publizierten Dokumente aufbewahrt sind. Hier sind vor allem zu erwähnen: Stadtarchiv Leipzig, Kirchliches Archiv Leipzig (Ephoralarchiv), Archiv der Thomaskirche zu Leip- zig, Stadtarchiv Eilenburg, Stadtarchiv Meißen, Stadtarchiv Borna, Stadtarchiv Grimma, Stadtarchiv Plauen, Pfarrarchiv Döbeln, Landeskirchenarchiv , Brandenbur- gisches Landeshauptarchiv Potsdam, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Landes- hauptarchiv Magdeburg, Universitätsarchiv Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv Leipzig,

ix Vorwort

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Städtische Bibliotheken Leipzig ‒ Musikbibliothek, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Stadtbibliothek Altenburg, Staatsbibliothek zu ‒ Preußischer Kulturbesitz, Sächsische Landesbibliothek Dresden, Staats- und Uni- versitätsbibliothek Hamburg, Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Bibliothek des Thomanerchors Leipzig, Universitätsbibliothek „Bibliotheca Albertina“ Leipzig. Nicht für alle diese Quellenfundorte sind Sigel verwendet worden. Diese wurden nur in solchen Fällen gewählt, wo mehrere Dokumente aus einem Archiv oder aus einer Bib- liothek wiedergegeben sind. Schließlich danke ich der Alfried Krupp von Bohlen und Hallbach-Stiftung sowie dem Packard Humanities Institute (Los Altos, California) für die finanzielle Unterstützung des Projektes.

Trotz der Fülle von neuen Dokumenten oder solchen, die im vorliegenden Band erstmalig vollständig wiedergegebenen sind, kann sich auch dieser nur als eine temporäre Bestands- aufnahme erweisen. Wir dürfen davon ausgehen, dass bei der Sichtung weiterer Bestände ‒ vor allem in einigen mitteldeutschen Kirchenarchiven ‒ künftig noch weitere relevante Quellen erschlossen werden. Wir haben also auch in Zukunft mit Überraschungsfunden zu rechnen. Somit bleibt die Suche nach neuen Dokumenten zur Geschichte der Tho- mana weiterhin „work in progress“.

Leipzig, im Dezember 2016 Andreas Glöckner

x Historische Einleitung

Nach dem Tod von konnten die Leipziger Stadtväter kaum ahnen, welche Fehlschläge und Niederlagen, welche endlosen Verhandlungen ihnen bei der Wiederbe- setzung des vakanten Kantorats noch bevorstehen würden. Wäre das umgehend einge- leitete Wahlverfahren sogleich erfolgreich gewesen, dann hätte es wohl keine Ära Bach in der Musikgeschichte Leipzigs gegeben.1 Die am 11. August 1722 eilfertig vollzogene Wahl Georg Philipp Telemanns erwies sich als fataler Fehlschlag: Nachdem der einstim- mig gewählte Wunschkandidat den Leipziger Rat beinahe über drei Monate hingehalten hatte, sagte er Anfang November 1722 kurzerhand ab. In Hamburg war ihm das Jahres- gehalt zwischenzeitlich um 400 Gulden erhöht worden. Die nächsten Niederlagen ließen nicht lange auf sich warten: Als zweiter Wunschkandidat zog im Dezember 1722 seine Bewerbung ebenfalls zurück, da er vom Latein- und Katechismus­ unterricht nicht freigestellt werden sollte. Die Wahl von als dem nächsten Favoriten schien Ende Januar 1723 schon fast besiegelt, als sich herausstellte, dass ihn der hessische Landgraf nicht aus dem Dienst entlassen würde. Bach war im Sommer 1722 wohl noch weit davon entfernt, die Nachfolge Kuhnaus antreten zu wollen. Sein Name erscheint erstmalig am 21. Dezember 1722 unter den Mit- bewerbern um das Kantorat. Nachdem er am 7. Februar 1723 in der Thomaskirche die Kantoratsprobe abgelegt hatte, wurde er am 9. April vom Leipziger Rat in die engere Wahl gezogen. Am Montag, dem 19. April 1723, unterzeichnete Bach in Leipzig einen Revers, der ihn verpflichtete, sich „binnen dato und 3 oder höchstens vier Wochen von der bey dem HochFürstlich Anhalt-Cöthischen Hoffe … habenden Bestallung“ zu lösen.2 Spätestens zu Pfingsten, also zum Beginn des neuen Schuljahrs, sollte Bach seinen Kapell- meisterdienst in Köthen quittiert und das neue Amt in Leipzig übernommen haben. In der Gewissheit, dass der Dienstantritt des nicht abermals durch „höhere Gewalt“ verhindert würde, wurde Bachs Wahl am 22. April 1723 im Ratsplenum end- lich vollzogen und ihm das Ergebnis am 5. Mai durch den Regierenden Bürgermeister Gottfried Lange in der Ratsstube offiziell mitgeteilt. Dieser hatte bei der entscheidenden Debatte um Bachs Wahl resümiert: „Wann Bach erwehlet würde, so könnte man Tele- mann, wegen seiner Conduite [wegen seines Verhaltens], vergeßen.“3

1 Schulze 1998, 103–107. 2 Dok I, Nr. 91. 3 Dok II, Nr. 129; Thom Dok VIII/A 21.

xi Historische Einleitung

Mit der Übernahme des Thomaskantorats erwarteten Bach neue und ungewohnte Auf- gaben. Sein Tagesablauf war vor allem an hohen Kirchenfesten mit außerordentlichen Belastungen verbunden: Der Tag begann mit einer Figuralmusik in der Johanniskirche vor den Toren der Stadt. Anschließend begaben sich die Alumnen zur Nikolaikirche, wo im Frühgottesdienst eine Festmusik vor der Predigt aufzuführen war. Danach hatte Bach den sogenannten (alten) Akademischen Gottesdienst in der Universitätskirche St. Pauli zu bestellen. Einzig dieser traditionelle Gottesdienst an vier Festtagen im Kirchenjahr4 war dem nicht entzogen worden.5 Er begann zeitversetzt erst um 9 Uhr. Aus organisatorischen Gründen musste die Aufführung der Musik nach der Predigt statt- finden.6 Musiziert wurden lediglich kurze und klein besetzte Figuralstücke. Bach selbst war bei den Aufführungen eher selten zugegen und überließ die Leitung zumeist seinem Generalpräfekten.7 Bereits 13.15 Uhr begann der Vespergottesdienst in der Thomaskirche, wo die Hauptmusik des Frühgottesdienstes wiederholt wurde und auch eine lateinische Kirchenmusik erklang. Damit war Bachs Arbeitstag freilich noch nicht beendet, weil die Musik für den darauffolgenden Feiertag noch geprobt werden musste. Am 2. oder 3. Feier- tag zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten konnte außerdem die Bestellung einer „ganzen Brautmesse“ hinzukommen. Gemeint ist hiermit die Aufführung einer Trauungsmusik. Mitunter konnten selbst sonntags noch Begräbnisgänge für den Kantor und die Alumnen anfallen. In manchen Jahren gab es fast an jedem Tag eine Beisetzung auf dem Johannis- kirchhof.8 Gleich zu Beginn seiner Amtszeit präsentierte Bach den Leipzigern eine Reihe virtuoser und „intrikater“ Figuralstücke, darunter die Kantaten „Die Elenden sollen essen“ (BWV 75), „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ (BWV 76) oder das Es-Dur (BWV 243a). Vom Kirchenstil seines Amtsvorgängers waren diese Kompositionen weit entfernt. Den Sängern und Instrumentalisten hat Bach mitunter das äußerste abverlangt. Inwieweit seine Vorgesetzten bei Stadt, Kirche und Schule solche musikalischen „Pionier- leistungen“ zu würdigen wussten, entzieht sich unserer Kenntnis. Zu den herausragenden Musikereignissen im Kirchenjahr zählte die Aufführung einer figuralen Passionsmusik im Vespergottesdienst am Karfreitag. Nachdem der Musikdirek- tor der Neukirche, Johann Gottfried Vogler, bereits 1717 erstmals ein Passionsoratorium (vermutlich Telemanns „Brockes-Passion“) dargeboten hatte, folgte Johann Kuhnau am Karfreitag 1721 mit der Aufführung seiner Markus-Passion in der Thomaskirche. Von 1724 an fanden die Passionsaufführungen – gemäß einer Festlegung des Leipziger Rates – in jährlichem Wechsel zwischen den Hauptkirchen St. Nikolai und St. Thomas statt. Mit

4 Jeweils am 1. Feiertag zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten und außerdem am Reformationsfest. 5 Am 3. April 1723 (wenige Wochen vor Bachs Amtsantritt) war der Nikolai-Organist Johann Gottlieb Görner zum Musikdirektor der Pauliner-Kirche ernannt worden. Er hatte daselbst von nun an die neuen Gottesdienste (also die Gottesdienste an den übrigen Sonn- und Feiertagen im Kirchenjahr) zu besorgen. 6 Vor allem wegen der beschränkten Verfügbarkeit von studentischen Sängern und Instrumentalisten konnte die Musik erst nach der Predigt stattfinden. Außerdem waren auch der Thomaskantor beziehungsweise sein Generalpräfekt nicht eher abkömmlich. 7 Vgl. dazu die Stellungnahme des Universitätskonzils vom 29. Oktober 1725, wiedergegeben in Dok I, S. 42–45. 8 Siehe Kaemmel 1909, S. 242. xii Historische Einleitung seiner ersten Leipziger Passionsmusik, der Johannes-Passion (BWV 245), hat Bach alles bisher Dagewesene zweifellos weit in den Schatten gestellt. Dass solche exponierten Werke nicht jedermanns Sache waren, zeigt andeutungsweise ein Vorgang aus späterer Zeit: Als der Universitätsprofessor Johann Florens Rivinus am Karfreitag 1728 mit „Concession“ des sächsischen Kurfürsten eine Passionspredigt im Vespergottesdienst der Universitäts- kirche stiftete, wurde ausdrücklich angeordnet, „daß vor der Predigt 2. Sterbe oder Passi- ons-Lieder, und 2. dergl. nach der Predigt, unter einer doucen Music 9, ohne alles figuriren“ abgesungen werden sollten, „damit die ganze Gemeinde zugleich mit singen könnte“.10 Die Hinwendung zum schlichten Gemeindegesang und eine Abgrenzung von der figura- len Passionsmusik lässt erahnen, dass letztere wohl nicht den ungeteilten Zuspruch fand. Vielleicht erklärt sich in diesem Zusammenhang auch Bachs Klage über eine „wunderliche und der Music wenig ergebene Obrigkeit“.11 Hatten Vertreter jener Obrigkeit etwa Pro­ bleme mit der „intrikaten“ Kirchenmusik ihres Thomaskantors? Und außerdem: Mit ihrer Schulpolitik hatte es die „wunderliche“ Obrigkeit inzwischen so weit gebracht, dass auch amusische Schüler in das Thomasalumnat mit aufgenommen wurden, was der Auffüh- rungsqualität der Kirchenmusik nicht dienlich war. Bach konnte sich damit keineswegs abfinden. Freilich wissen wir nicht, ob die veränderte Praxis der Vergabe von Alumnen- stellen zu einem dauerhaften Problem wurde. Die Prüfungsberichte der Alumnenanwärter aus der Zeit nach 1730 sind in späteren Jahren kassiert worden. Nach einer überaus produktiven Schaffensphase zu Beginn seiner Leipziger Zeit begann Bach im Februar 1726, anstelle von eigenen Werken erstmals in größerem Umfang auch fremde Kirchenstücke zu musizieren.12 In den Jahren nach 1730 scheint sich diese Tendenz verstärkt zu haben. Aufgeführt wurden vor allem Kantaten und eine Passionsmusik des Gothaer Hofkapellmeisters Gottfried Heinrich Stölzel.13 Dies geschah zur Arbeitsentlas- tung, aber auch im Interesse der Umsetzung ambitionierter Kompositionsvorhaben wie des sechsteiligen Weihnachts-Oratoriums, das vom 1. Weihnachtsfeiertag 1734 bis Epi­ phanias 1735 in den beiden Hauptkirchen erklang und in späteren Jahren abermals zu hören war. Trotz mancherlei Widerstände von unterschiedlichen Seiten blieb die Schola Thomana im Gegensatz zur Nikolaischule eine Musikinstitution, wie auch aus dem späteren Bericht eines auswärtigen Medizinstudenten vom Jahre 1779 hervorgeht: „In Ansehung des Unter- richts gesteht man hier verschiedentlich der Nicolaischule den Vorzug zu. Auf jener [der Thomasschule] ist das Singen zu sehr Hauptsache, und verdrängt also das Studiren, woher

9 Verhaltenen Musik. 10 D-LEsa, Tit. VII C (F) 24 (Acta die hiesige Paulinerkirche betr.), fol. 204r−205r. 11 Dok I, Nr. 23. 12 Seit Mariae Reinigung (2. Februar) erklangen über einen längeren Zeitraum ausschließlich Kirchenkantaten seines Meininger Vetters Johann Ludwig Bach. Selbst zur Oster-/Jubilatemesse brachte Bach keine eigenen Werke zur Auf- führung. 13 Siehe Marc-Roderich Pfau, Ein unbekanntes Leipziger Kantatentextheft aus dem Jahr 1735, BJ 2008, S. 99‒122; Peter Wollny, „Bekennen will ich seinen Namen“ – Authentizität, Bestimmung und Kontext der Arie BWV 200; Anmerkungen zu Johann Sebastian Bachs Rezeption von Werken Gottfried Heinrich Stölzels, BJ 2008, S. 123‒158; Andreas Glöckner, Ein weiterer Kantatenjahrgang Gottfried Heinrich Stölzels in Bachs Aufführungsrepertoire? BJ 2009, S. 95‒116.

xiii Historische Einleitung auch beständig Uneinigkeiten zwischen dem Rector und Cantor sind.“14 Wie sich der- gleichen Misshelligkeiten zwischen Rektor und Kantor auf Bachs Schaffen im Einzelnen auswirkten, lässt sich nicht sagen. Als vorübergehender Lichtblick erwies sich die Wahl von zum Thomasschulrektor im Juni 1730. Damit trat ein Mann an Bachs Seite, der ihm nicht nur kollegial und freundschaftlich verbunden war, sondern auch die Musik am Alumnat zu fördern wusste. Mit Gesners Nachfolger wurde Bach in einen zermürbenden Kompetenzstreit um die Einsetzung eines Prä- fekten verwickelt. Über den Ausgang des Konfliktes schweigen die Akten; einige wesentli- che Dokumente sind leider verlorengegangen. Vielleicht auch solcher Misshelligkeiten wegen scheint Bach sich – zumindest teil- weise – seiner Amtsgeschäfte als Thomaskantor entledigt zu haben. ürF einen völligen Rückzug finden sich in den Leipziger Akten keine Anhaltspunkte. Wir wissen freilich nicht, inwieweit seine privaten Nebenbeschäftigungen – etwa die Veranstaltungen mit dem Collegium musicum, seine auswärtigen Gastspiele und Orgelprüfungen, der Handel mit handschriftlichen und gedruckten Musikalien oder der Instrumentenverleih – von sei- nen Vorgesetzten bei Schule, Kirche und Stadt hingenommen wurden. Immerhin häufen sich bereits 1730 Beschwerden über Bachs Amtsführung. Sie kamen am 2. August in einer Sitzung des „Engen Rates“ zur Sprache. Vom Bürgermeister Jacob Born wurden ihm Ver- säumnisse im Schuldienst vorgeworfen. Schon am 8. Juni anlässlich der Wahl von Johann Matthias Gesner zum Thomasschulrektor gab der Ratsherr und Vorsteher der Nikolaikir- che Johann August Hölzel zu Protokoll, er wünschte „daß es [mit Gesner] beßer seÿn möchte, als mit dem Cantor“.15 Dem Vorwurf der Pflichtverletzung im Amt begegnete Bach am 23. August 1730 mit einer Gegenoffensive: In einem Positionspapier zur Lage der Kirchenmusik16 forderte er, den städtischen Musikbetrieb radikal zu reformieren und nach dem Vorbild einer Hofkapelle neu auszurichten. Für den Zeitraum nach 1740 liegen vergleichsweise wenige Thomasschulakten vor. Auch sind nur einige Kantaten- und Passionsaufführungen belegbar. Möglicherweise hat sich Bach für einen längeren Zeitraum im Amt vertreten lassen,17 was zu dieser Zeit in vergleichbaren Ämtern allerdings kein Ausnahmefall war.

Bereits im Frühsommer 1749 trafen die Leipziger Stadtväter Vorkehrungen zu einer ­Nachfolgeregelung für den inzwischen 64-jährigen Thomaskantor. Geschah dies vielleicht aus Sorge vor einer langdauernden Vakanz, wie sie den Leipziger Rat und die Thomas- schule nach Kuhnaus Tod in eine prekäre Situation gebracht hatte? Andererseits erfolgte die (inoffizielle) Denomination Gottlob Harrers auf Intervention des allmächtigen Dresd- ner Grafen Heinrich von Brühl. Vielleicht wollte sich dieser seines gesundheitlich ange-

14 Leipzig und seine Universität im 18. Jahrhundert. Aufzeichnungen des Leipziger Studenten Johann Heinrich Jugler aus dem Jahre 1779, herausgegeben von Friedrich Zarncke, Leipzig 1909, S. 13; Thom Dok X/C 68. 15 Dok II, Nr. 278; Thom Dok VIII/F 18. 16 „Kurtzer, iedoch höchstnöthiger Entwurff einer wohlbestalllten Kirchen Music“, Dok I, Nr. 22; Thom Dok VIII/C 56. 17 Michael Maul, „zwey ganzer Jahr die Music an Statt des Capellmeisters aufführen, und dirigiren müssen“ ‒ Überlegungen zu Bachs Amtsverständnis in den 1740er Jahren, BJ 2015, S. 75‒97; Thom Dok VIII/C 106. xiv Historische Einleitung schlagenen auf elegante Weise entledigen. Um die äußere Form zu wahren, erfolgte die Kantoratsprobe am 8. Juni 1749 im Gasthaus „Zu den Drei Schwanen“ am Brühl − mithin dort, wo seit März 1743 das „Große Concert“ abgehalten wurde. Eine Aufführung in einer der beiden Hauptkirchen kam nicht in Frage, da dies den Amtsbe- reich des noch amtierenden Thomaskantors Bach tangiert hätte. Einige Stadtväter blie- ben der unüblichen Darbietung fern – vielleicht, weil sie das taktlose Vorgehen nicht billigten.

Bachs Nachfolger Gottlob Harrer war von Hause aus kein Schulpädagoge. Als Kapell- meister stand er in der Tradition der höfischen katholischen Kirchenmusik. Wohl um die Kontinuität zu wahren, erwarb der Leipziger Rat die Originalstimmen von Bachs soge- nanntem Choralkantatenjahrgang aus dem Besitz seiner Witwe Anna Magdalena. Damit waren die Voraussetzungen gegeben, dass jene Kantaten auch weiterhin in Leipzig aufge- führt werden konnten. Harrer starb nach nur fünfjähriger Amtszeit. Für die Kirchenmusik nach seinem Ableben war der Generalpräfekt Karl Friedrich Barth zuständig. Vom Trini- tatisfest 1755 bis zum 1. Advent 1755 kam es unter seiner Leitung abermals zur Aufführung von mehreren Choralkantaten Bachs.18 Harrer selbst soll einen kompletten Jahrgang an Kirchenkantaten geschaffen haben. Dieser ist verschollen. Die Wahl seines Nachfolgers Johann Friedrich Doles war auf eher unübliche Weise erfolgt. Die Leipziger Stadtväter hatten ausnahmsweise auf die obligatorische Probemusik verzichtet und ihn gegen so namhafte Mitkonkurrenten wie Carl Philipp Emanuel Bach oder Johann Heinrich Rolle gewählt. In der entscheidenden Plenarsitzung am 1. Okto- ber 1755 mahnte der Bürgermeister Jacob Born an, Doles habe auch seinen schulischen Verpflichtungen nachzukommen, damit „das Cantorat auf vorigen Fuß, wie beÿ H Kuh- nauen gesetzet werde“. Der künftige Thomaskantor solle sich also nicht ausschließlich der Musik, sondern auch dem außermusikalischen Unterricht widmen, weil „beÿ H Bachen viele Desordres [Verwirrungen] vorgegangen“ seien.19 Bachs Desinteresse an den lästigen Schulstunden war den Stadtvätern wohl noch in lebhafter Erinnerung. Am 18. Okto- ber unterzeichnete Doles seinen Anstellungsrevers, der ihn – abweichend zu demjenigen Bachs – von außermusikalischen Lehrverpflichtungen nicht befreite. Als Antrittsmusik dirigierte Doles am 1. Februar 1756 seinen 46. Psalm und eine Missa brevis. Bereits in seiner Freiberger Zeit hatte er sich einen umfangreichen Apparat an zeitgenössischen Kirchenstücken zugelegt. Dazu gehörten zwei Kantatenjahrgänge von : der bei Balthasar Schmidt in Nürnberg 1744 publizierte Jahr- gang „Musikalisches Lob Gottes in der Gemeine des Herrn“ und der „Erste (Italienische) Concertenjahrgang“ ( und Frankfurt 1716/1717). In welchem Umfang Doles diese Kantaten in Leipzig wieder verwendete, wissen wir nicht. Die Partituren und Auffüh- rungsstimmen befanden sich einst im Bestand der seit 1943 vermissten Bibliothek der

18 Siehe Thom Dok IX/C 17 und Thom Dok XI/C 19 sowie die dort angegebene Literatur. 19 Dok III, Nr. 671; Thom Dok X/A 3.

xv Historische Einleitung

Leipziger Thomasschule.20 Sie lassen sich also nicht mehr auf Gebrauchsspuren (wie Auf- führungsvermerke und Kopisteneinträge) überprüfen. In Leipzig musizierte Doles überwiegend neuere Kirchenstücke; Kompositionen aus der Zeit vor 1750 kamen hingegen seltener zur Aufführung. In einer späteren Rechtferti- gung gegenüber seinen Vorgesetzten betonte der Kantor, er wäre „immer auf neue, nach dem itzigen Geschmacke eingerichtete und zugleich erbauliche Kirchenmusiken bedacht“ und hätte die älteren in seinem Besitz befindlichen Kirchenmusiken nicht „bis zum Eckel aller Liebhaber und Kenner der Musik wiederholen“ wollen, obwohl ihm Letzteres gewiss weit weniger Arbeit bereitet hätte, als das ständige Abschreiben von neuen, zeitgemäßen Kirchenmusiken.21 Dennoch: Als er 1756 das Amt des Thomaskantors übernahm, wurde noch immer die altehrwürdige, 1618 publizierte Motettensammlung, das „Florilegium Portense“ von Erhard Bodenschatz in den Gottesdiensten an Sonn- und Festtagen benutzt. Durch den ständigen Gebrauch hatten die Musikalien jedoch derart gelitten, dass sie nicht länger benutzbar waren. Einige der Motetten wurden 1770 noch einmal abgeschrieben und blie- ben somit weiterhin im Gebrauch des Chores, bis sie 1789 Johann Adam Hiller endgültig zu den Akten legte. Obwohl Doles das Amt des Thomaskantors über 33 Jahre lang ausübte und somit die meisten Dienstjahre als Thomaskantor vorzuweisen hatte, blieb sein kirchenmusikali- sches Schaffen – allein quantitativ gesehen – weit hinter dem seines Amtsvorgängers und Lehrers Johann Sebastian Bach zurück. Doles musizierte in großem Umfang Werke sei- ner Zeitgenossen, darunter auch eine Vielzahl von Kyrie-Gloria-Messen und andere latei- nische Kirchenwerke. Neu eingeführt wurde von ihm der vierstimmige Kurrendegesang anstelle des herkömmlichen Absingens einstimmiger Choräle.

Obgleich der Siebenjährige Krieg (1756−1763) auch das Leipziger Musikleben überschat- tet hatte, blieb das Thomaskantorat von schwerwiegenden Beeinträchtigungen verschont. Lediglich der zweite Figuralchor konnte wegen des Mangels an Instrumentalisten vorü- bergehend keine Kirchenstücke aufführen.22 Anlässlich des Friedensschlusses wurde am 21. März 1763 eine großangelegte Jubelfeier begangen. Doles hatte eigens dafür eine Fest- kantate komponiert und den Text in einer Auflage von 1200 Exemplaren drucken lassen.23 Zehn Jahre später, am 21. Februar 1773, erklang bei der Einweihung der neu errichteten Thomaskirchenorgel sein 111. Psalm. Am Tag zuvor hatten einige Thomasalumnen den Text in den Häusern der Stadt verkauft. Der Erlös von immerhin 58 Gulden kam der neu errichteten Armenanstalt zugute.24

20 Glöckner 2011, S. 263–290. 21 Banning 1939, S. 80‒82; Thom Dok X/B 17. 22 Thom okD X/C 20. 23 Banning 1939, S 65; Thom Dok X/C 21. 24 Thom okD X/C 55. xvi Historische Einleitung

Die letzten Amtsjahre des Thomaskantors waren von häufigen Kontroversen mit seinen Vorgesetzten bei Schule, Stadt und Kirche überschattet. Bereits im Januar 1777 behaup- tete der Superintendent Johann Gottfried Körner, Doles wäre seinen Aufsichtspflichten über den Chor an Sonn- und Feiertagen nicht nachgekommen. Stattdessen habe er den reformierten Gottesdienst besucht.25 Ein schwerwiegender Vorwurf! Sieben Jahre zuvor hatte Doles die Leitung der Universitätsmusik übernommen. Im Frühjahr 1778 kam es zu einer Kontroverse wegen der Mitwirkung von Thomasschülern bei den Universitätsgot- tesdiensten. Die Hinzuziehung der Alumni zu solchen Aufgaben wurde von den Stadt- vätern fortan untersagt. Im gleichen Jahr begann ein lang anhaltender Kompetenzstreit zwischen Doles, dem Rektor und dem Schulvorsteher. Letztere beschwerten sich bei den Stadtvätern über Eigenmächtigkeiten des Kantors. Ein am 22. Juli 1778 gefasster Ratsbe- schluss verpflichtete diesen zur unentgeltlichen Privatunterweisung seiner Schüler, außer- dem musste er seine Reisen künftig vom Rektor bewilligen lassen.26 In späteren Eingaben beklagte der Kantor zunehmende Schwierigkeiten bei seinen Figuralaufführungen. Dabei führt er an, dass er zur „Besorgung eines guten anständigen Gesangs und der Musik in denen Kirchen [...] fast von allen Seiten verhindert werde“.27 Bach hatte bereits im Jahre 1730 ein ähnliches Fazit gezogen.

Verbittert über mancherlei Missstände am Kantorat, aber „keineswegs aus Mangel der Gesundheit und Kräfte“, bat Doles in einem Schreiben vom 2. März 1789 nach 33 Dienst- jahren um seine Entlassung aus dem Amt und ersuchte den Rat um die Bestellung eines Substituten.28 Er wurde am 28. Juni 1789 offiziell im Amt verabschiedet. Dabei kam es zur Aufführung seiner Kantate „Ich komme vor dein Angesicht“, der wohl populärsten Musik des scheidenden Thomaskantors.29 Zu den freudigen Ereignissen seines letzten Amtsjahrs gehört die Begegnung mit Wolf- gang Amadeus Mozart, der sich am 21. oder 22. April auf einer Durchreise in Leipzig auf- hielt. Auf Doles’ Veranlassung wurde dem prominenten Wiener Gast Bachs doppelchörige Motette „Singet dem Herrn ein neuen Lied“ mit den Thomanern dargeboten. Fasziniert soll der 33-Jährige ausgerufen haben: „Das ist doch einmal etwas, woraus sich was lernen läßt!“ Man berichtete ihm, dass die Thomasschule eine vollständige Sammlung der Bach- schen Motetten besäße und diese „als eine Art Reliquie“ aufbewahre.30 Die spontan ange- setzte Aufführung der Bach-Motette zeigt indes, dass sie noch zum festen Repertoire des Chores gehörte und als „Kabinettstück“ ohne langwieriges Proben zu besonderen Anläs- sen beziehungsweise beim Besuch von prominenten Gästen vorgetragen werden konnte.

25 Thom okD X/B 6. 26 Banning 1939, S. 82f.: Thom Dok X/B 18. 27 Banning 1939, S. 85f.; Thom Dok X/C 73. 28 Banning 1939, S. 86f.; Thom Dok X/B 28. 29 Thom okD X/C 84. 30 Banning 1939, S. 88f.; Hans-Joachim Schulze, „So ein Chor haben wir in Wien nicht“. Mozarts Begegnung mit dem Leip- ziger Thomanerchor und den Motetten Johann Sebastian Bachs, in: Mozart in Kursachsen, hrsg. von Brigitte Richter, Leipzig 1991, S. 50‒62; Thom Dok X/C 83.

xvii Historische Einleitung

Außer mehreren Bach-Motetten sind in der Ära Doles auch einige der Kantaten Bachs und womöglich dessen Matthäus-Passion zur Aufführung gelangt.31

Obgleich Doles den Leipziger Rat am 2. März 1789 lediglich um die Anstellung eines Substituten ersucht hatte,32 kam es in der Endkonsequenz zu einer förmlichen Amtsnie­ derlegung. Diese erfolgte wohl auch auf Drängen des Regierenden Bürgermeisters Carl Wilhelm Müller, der von Hiller dazu offenbar animiert worden war.33 Am 30. Juni wurde Hiller in das neue Amt eingeführt. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit kam es zu verschie- denen Veränderungen und Neuerungen im Thomaskantorat: So legte Hiller die 1618 von Erhard Bodenschatz im „Florilegium Portense“ publizierten Motetten gleich ad acta. Ungeachtet dessen erteilte er dem traditionellen lateinischen Motettengesang keine end- gültige Absage. Dies belegt u.a. seine sechsteilige Ausgabe der „Vierstimmigen Motetten und Chorarien“. Im Interesse der Gottesdienstbesucher vermied er es, lange Kirchen- stücke zu musizieren. Daher erklangen nicht selten gekürzte Werke; einige wurden auch auf mehrere Gottesdienste beziehungsweise Kommunionsfeiern verteilt. Das mitunter radikale Be- und Umarbeiten oder Kürzen von Kirchenstücken fand allerdings nicht nur Beifall unter seinen Zeitgenossen. In gewisser Hinsicht war Hillers Aufführungskonzept mit demjenigen Carl Philipp Emanuel Bachs in Hamburg vergleichbar: Für die regulären Sonn- und Feiertage komponierte er relativ wenige Kirchenstücke; in die Auswahl und Bearbeitung von fremden Werken investierte er hingegen sehr viel Zeit und Arbeit. Hiller ließ im Juli 1789 Texthefte für die Kirchenmusiken an Sonn- und Festtagen drucken. Damit wollte er eine Tradition wiederbeleben, die in der Ära des Thomaskantors Johann Kuhnau begonnen, aber spätestens in der Amtszeit von Johann Friedrich Doles unterbrochen worden war. Hillers Reformbestrebungen erwiesen sich als durchaus erfolg- reich und auch die Leipziger Stadtväter, allen voran der Bürgermeister Müller, zeigten sich davon überzeugt. In späteren Jahren haben sie den Druck seiner Kirchenmusiktexte sogar finanziell gefördert. Was Hiller unter einer leicht fasslichen Kirchenmusik verstand und welche Kirchen- stücke er dem traditionellen lateinischen Motettengesang entgegensetzen wollte, zeigt eine seiner bekanntesten Kompositionen, die Motette „Der Friede Gottes“.34 Vom Motettenstil Johann Sebastian Bachs ist jenes Werk weit entfernt. Dessen Kirchenwerke hat Hiller wohl nur ausnahmsweise aufgeführt.35 Die Orgelkompositionen Bachs waren ihm „theils zu alt- modisch, theils zu schwer“, jedenfalls unausführbar für diejenigen, welche das Orgelspiel

31 Andreas Glöckner, Bach-Aufführungen unter Johann Friedrich Doles, in: Bericht über die Konferenz „Musik und Musik- leben in Mitteldeutschland zu und nach Händels Zeit“ (Händel-Jahrbuch 2001), S. 239−250. 32 Thom X/B 28. 33 Siehe Thom XI/B 1. 34 Siehe die Edition in Johann Adam Hiller, Chor-Arien, Motetten und Liedsätze für vierstimmigen Chor, hrsg. von Ulrich Zimmer, Kassel 1988 (Chor-Archiv. Musik der Thomaskantoren zu Leipzig), S. 17–22. 35 Dazu gehören möglicherweise das Kyrie F-Dur, BWV 233a (siehe Dok III, S. 623) und Sätze aus der Choralkantate „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“, BWV 117 (siehe Dok III, S. 626). xviii Historische Einleitung noch zu erlernen hatten.36 Immerhin wurde Bachs Motette „Komm, Jesu, komm“ (BWV 229) im Februar 1797 (also nach achtjähriger Amtszeit) noch einmal abgeschrieben. Der Schreiber des seit 1943 verschollenen Stimmenmaterials war der Thomasalumne Johann Christian Joost (geb. 1774),37 der das Alumnat von 1789 bis 1798 besuchte. (Joost soll im Übrigen ein ausgezeichneter Kopist gewesen sein. Er hatte auch Mozarts Requiem 1796 im Auftrag von dessen Witwe Constanze zweimal abgeschrieben.) Interessant zu wissen wäre es, für welchen Aufführungsanlass Joost die Bachsche Motette nochmals abschrieb. Hypo- thetisch gibt es dafür folgende Erklärung: Johann Friedrich Doles starb am 8. Februar 1797 und wurde am 12. Februar unter Teilnahme aller Thomasalumnen auf dem Leipziger Johannisfriedhof beigesetzt.38 Ein Zusammenhang seines Begräbnisses mit der im Februar 1797 erfolgten Abschrift der Bach-Motette wäre daher durchaus gegeben.

Dass auf den Titelblättern der 1789 bis 1791 publizierten Musiktexte ausschließlich die Thomaskirche als Aufführungsort erscheint, ist leicht erklärbar: Infolge von Umbauar- beiten war die Nikolaikirche für Figuralaufführungen über längere Zeit nicht verfügbar. Nach den Aufzeichnungen des Thomasküsters Gottlob Friedrich Rothe wurde seit dem 6. November 1785 daselbst nicht mehr figuraliter musiziert. Eine weitere Neuerung erfolgte alsbald nach Hillers Amtsübernahme und wohl auch auf sein Betreiben hin: Mit dem Beschluss des Leipziger Rates vom 15. August 1789 wur- den die Gottesdienste in der Thomas-, Nikolai- und Neuen Kirche von vormals 7 Uhr auf 7.30 Uhr verlegt.39 Für die Thomasalumnen bedeutete dies eine gewisse Entspannung im Tagesablauf.

Hiller verfügte über ein ansehnliches Vokal- und Instrumentalensemble. Aus einem lang- wierigen Rechtsstreit vom Jahre 179540 geht hervor, dass allein zur Figuralmusik in St. Jo­hannis 18 Alumnen als Instrumententräger eingeteilt waren. Dies weist auf eine Darbie- tung mit wenigstens ebenso vielen Instrumentalisten, zumal einige Alumnen zwei Instru- mente zu tragen hatten. Gesungen wurde nach bewährter Tradition noch immer hinter festinstallierten Pulten. Diese sind bereits in den Schulgesetzen von 1634 erwähnt.41 Im August 1789 sind sogar neue Pulte für „das Music-Chor“ angeschafft worden. Außerdem wurde ein Podest für den Cantor und ein weiteres für die Diskantisten angefertigt. Dem- nach standen die Sopransänger auf einem Podest und waren somit besser zu hören.

36 Dok III, Nr. 985a. 37 Eine ehedem in der Bibliothek der Thomasschule zu Leipzig unter der Signatur E 28 aufbewahrte Stimmenabschrift von jener Motette enthält den Kopistenvermerk „scr. Joost. Febr. 1797“. Siehe J. S. Bach, Motetten, Choräle und Lieder, hrsg. von der Bach-Gesellschaft, Leipzig 1889 (Joh. Seb. Bach’s Werke. 39.), S. XVIf. sowie Glöckner 2011, S. 73. 38 Siehe Banning 1939, S. 95f. 39 D-LEsa, Tit. VIII. 71 (Protocoll in die Enge vom 27. May 1786. bis 29. Aug. 1795), fol. 69v. 40 Thom okD XI/B 3 bis XI/B 6, XI/B 8, XI/B 12. 41 LEGES ET STATUTA SCHOLÆ SENATORIÆ AD D. THOM., Leipzig 1634, unpaginiert (Caput XIX, Artikel 3 und 4).

xix Historische Einleitung

Hiller war darauf bedacht, seinen Instrumentalapparat konsequent zu erweitern. Schon wenige Tage nach der Übernahme des Thomaskantorats hatte er bewirkt, dass ihm sieben zusätzliche Musiker für seine Kirchenmusiken bewilligt wurden.42 Für ihre Mitwirkung hatten die Kirchen St. Thomas und t.S Nikolai jährlich 100 Taler aufzubringen; die Stadt- kasse blieb von solchen zusätzlichen Kosten verschont. Mit Ausnahme des Fagottisten zierten die ersten Pulte in Hillers Kirchenorchester von nun an Mitglieder des Leipziger Gewandhausorchesters – ob es den Ratsmusikern (Stadtpfeifern und Kunstgeigern) gefiel oder nicht; letztlich waren einige (mehr oder weniger) unfreiwillig in die „zweite Reihe“ versetzt worden. Im Dezember 1795 wurde ihnen noch der Konzertmeister Johann Ernst Villaret als professioneller Violinist vorgesetzt.43 Mit taktischem Geschick hatte es Hiller in kurzer Zeit vermocht, dem andauernden Provisorium bei der instrumentalen Beset- zung der Kirchenmusiken ein Ende zu setzen und somit das erreicht, was Bach bereits 1730 vorgeschwebt hatte, was er aber wohl nie hatte umsetzen können. Zu den von Hiller eingeführten Neuerungen gehören auch die wöchentlichen Konzerte im Musiksaal der Thomasschule. Wie kaum einer seiner Vorgänger hat Hiller eine Vielzahl von Reformen an der Schola Thomana durchzusetzen vermocht. Mit Genugtuung konnte er bereits nach kurzer Amts- zeit das Fazit ziehen:

Es sind in den 5 Jahren, die ich mit der Thomasschule verlebt habe, 15 bis 16 Mißbräuche abgeschafft oder verbessert worden; die Perüqven sind ganz weg; der Mantel ist auf Kirchen, Currenda und Leichen eingeschränkt, und den Alumnis ist [es] erlaubt, sich nicht mehr als Hunde, sondern als Menschen zu betrachten.44

Unter den vielen renommierten Komponisten und Musikern, die außer Mozart die Tho- masschule besuchten, gehörte auch Joseph Haydn, der Ende August 1795 auf der Rück- reise von London nach Wien in Leipzig Station machte. Als er nach Wien zurückgekehrt war, sandte er der Thomasschule eine B-Dur-Messe im Manuskript. Auf einem verschol- lenen Manuskript der Messe Hob. XXII Nr. 13 soll Hiller mit „gewaltiger Frakturschrift“ vermerkt haben: „Opus summum viri summi J. Haydn“.45 Am 13. März 1800 bat Hiller den Leipziger Rat um die Annahme eines Substituten und empfahl für dieses Amt den Nikolaiorganisten August Eberhard Müller, einen Schüler von Johann Christoph Friedrich Bach. Müller sollte nach Hillers Ableben auch dessen Nach- folger im Thomaskantorat werden.46 Der Antrag wurde am 28. April 1800 im Engen Rat bewilligt und Müller am 2. September als Substitut offiziell in sein Amt eingeführt. Einer von Hiller zunächst angestrebten Aufgabenteilung, dass Müller die Kirchenmusiken in St. Nikolai, er aber selbst diese weiterhin in St. Thomas leite und darüber hinaus für die

42 Siehe Thom Dok XI/C 1‒3. 43 Siehe Thom Dok XI/C 40‒41. 44 Der Verbleib des Briefes vom 2. Februar 1795 ist unbekannt, siehe Thom Dok XI/B 7. 45 Andreas Glöckner, Ein unbekannter Besuch Joseph Haydns auf der Thomasschule, BJ 2015, S. 247‒256; Thom Dok XII/C 32. 46 Preiser 1894, S. 98f .; Thom Dok XI/A 9. xx Historische Einleitung

Einteilung aller Chöre und Kantoreien zuständig bliebe, erteilte der Rat am 13. Dezember 1800 eine Absage ‒ dergestalt, dass Müller künftig auch die Kirchenmusiken in St. Tho- mas zu dirigieren und alle anderen Aufgaben des Thomaskantors zu übernehmen habe.47 Nach Hillers Tod bewarb sich Müller am 26. Juni 1804 noch einmal formell um das Amt und wurde in diesem am 24. August 1804 vom Engen Rat offiziell bestätigt.48 Müller hatte mit den Alumnen bereits in seiner Zeit als Substitut auch Konzerte außer- halb der Thomasschule veranstaltet. So erklangen am 20. Dezember 1801 im Leipziger Theater unter seiner Leitung die „Jahreszeiten“ von Joseph Haydn, später wurden ein- zelne Teile daraus in den Thomasschulkonzerten wiederholt.49 Schon Hiller hatte solche Veranstaltungen in Form von öffentlichen Hauptproben ins Leben gerufen. Sie wurden von Müller und dem Thomasschulvorsteher Christian Gottlob Einert weiter entwickelt und waren für jedermann bei freiem Eintritt zugänglich. Unter den Zuhörern fanden sich mitunter auch prominente Persönlichkeiten ein, etwa der Großherzog Peter I. Friedrich Ludwig von Oldenburg.50 Die Tatsache, dass im ersten Teil jener Veranstaltungen stets Opernarien und Instrumentalwerke (darunter auch Kammermusikstücke) dargeboten worden sind, erklärt denn auch das Vorhandensein einer Vielzahl von solchen Stücken in der ehemaligen Notenbibliothek der Leipziger Thomasschule.51 Über die Aufführungen von Bachschen Motetten, die entweder zum Beginn oder zum Abschluss jener Konzerte erklangen, sind wir seit 1805 auch durch die „Berlinische Musikalische Zeitung“ unterrichtet.52 Schon 1802 bemerkte der ehemalige Thomasalumne Johann Friedrich Rochlitz zu jenen Motettenaufführungen:

Wir haben hier in diesem Halbjahre seit der Entstehung dieses Instituts […] noch vor der öffentlichen Aufführung Haydns Jahreszeiten, Kirchenmusik von ihm, von Hiller, von Mozart und andern, zweychö- rige Motetten von Sebast. Bach, Graun, Doles u.s.w. gehört, und mit Vergnügen bemerkt, dass dies Audi- torium auch für Arbeiten der leztern Art nicht nur Sinn, sondern lebhaften Enthusiasmus zeigte. […]53

In den Konzerten kam es auch zur Darbietung von oratorischen Werken. So erklang Händels „Messias“ in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart ‒ allerdings nicht vollständig; es wurden immer nur einzelne Teile daraus musiziert.54 In den Konzerten übernahmen begabte Thomaner und andere Musikdilettanten die Vokal- und Instrumen- talsoli, während professionelle Musiker (vor allem Mitglieder des Leipziger ­ orchesters) unentgeltlich als Tuttisten im Orchester mitwirkten. Häufig wurden die auf

47 Preiser 1894, S. 99f.; Thom Dok XI/A 13. 48 Thom okD XII/A 5. 49 Thom okD XII/C 31. 50 Siehe Thom Dok XII/C 26. 51 Siehe Glöckner 2011. 52 Dok VI, Nr. D 29 (A−F); Thom Dok XII/C 27. 53 AMZ, Jg. 4, Nr. 31 (28. April 1802), Sp. 506 f. („Uebersicht dessen, was in Leipzig von Neujahr bis Ostern für Musik gethan worden.“) Das von Rochlitz genannte musikalische „Institut“ war das von Johann Adam Hiller eingeführte wöchentliche Konzert in der Leipziger Thomasschule. 54 Thom okD XII/C 21, XII/C 30.

xxi Historische Einleitung der Thomasschule aufgeführten geistlichen Werke in den beiden Hauptkirchen wieder- holt. Unter Müllers Direktion kam es auch zur Aufführung von mehreren Kirchenkan- taten Johann Sebastian Bachs. Es erklangen u. a. die Kantaten „O Ewigkeit, du Donner- wort“ (BWV 20), „Mache dich, mein Geist, bereit“ (BWV 115)55 und „Ach Herr, mich armen Sünder“ (BWV 135)56. Als Kirchenkomponist war Müller ‒ im Gegensatz zu seinen Amtsvorgängern ‒ weniger produktiv. Aus seiner Feder stammen einige wenige Kantaten und Motetten. Infolge der Besetzung Sachsens durch französische Truppen wurden die Schulkonzerte im Winter 1806/1807 abgesetzt.

1803 kam es zur offiziellen Einrichtung eines Witwen- und Waisenfonds. Damit sollte den Hinterbliebenen der Thomasschullehrer (und somit auch denen des Kantors) die Sorge vor finanzieller Unsicherheit (wenigstens teilweise) genommen werden.57 Ein Stamm- kapital von 1000 Talern hatte dafür der Hofrat und Bürgermeister Heinrich Friedrich Innocentius Apel gestiftet. Die Thomasschullehrer mussten jährlich 20 Taler in den Fonds einzahlen. Im April 1804 wurde außerdem der Französischunterricht an der Thomasschule eingeführt.

Aufgrund von Differenzen mit dem Thomasschulrektor Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost, der sich schon 1804 über das Ausufern der Musikausübung am Alumnat beschwert hatte,58 gab Müller sein Amt vorzeitig auf, indem er einen Ruf als des Her- zogs Karl August von Sachsen--Eisenach annahm. Sein Entlassungsgesuch vom 22. Dezember 180959 wurde im Engen Rat am 29. Dezember 1809 angenommen.60 Vor seinem Weggang übereignete er der Schule das Bach-Gemälde von Elias Gottlob Hausmann aus dem Jahre 1746. Es hatte schon vorher im Musiksaal der Thomasschule einen prominen- ten Platz eingenommen.61 Außerdem verkaufte er der Schule sein Hammerklavier, das sich ebenfalls schon seit längerem daselbst befand. Als Hillers Nachfolger wurde der Gewand- hauskapellmeister und Musikdirektor der Neukirche gewählt. Wenn wir den Zeitraum von 1723 bis 1810 rekapitulieren, dann wird vor allem eines deutlich: Ungeachtet einiger erfolgreicher Reformen in der Amtszeit von Johann Adam Hiller kam es im Thomaskantorat zu keinen gravierenden strukturellen Veränderungen. Die Forderungen nach einer umfassenden allgemeinen Schulbildung einerseits und das Streben nach höchst effizienter musischer Erziehung andererseits erwiesen sich selbst nach

55 Thom okD XII/C 14. 56 Thom okD XII/C 20. 57 Thom okD XII/F 2–4, F 6. 58 Thom okD XII/B 2. 59 Thom okD XII/A 7. 60 Thom okD XII/A 8. 61 Thom okD XII/F 11. xxii Historische Einleitung knapp einhundert Jahren noch immer als weitgehend unvereinbar. Der mehrfach beklagte Zwist zwischen Rektor und Kantor blieb somit ein dauerhaftes Problem, das nur vorü- bergehend ‒ etwa in der Amtszeit von Johann Matthias Gesner ‒ in den Hintergrund getreten war.

xxiii

Literatur und Abkürzungen

1. Literatur

Altner 2000 Stefan Altner, Wiedergefundene Legat-Quittungsbücher und Matrikelver- zeichnisse der Leipziger Thomasschule, die auch die Bach-Zeit berühren, BJ 2000, S. 119−137.

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xxv Literatur und Abkürzungen

Band III: Dokumente zum Nachwirken Johann Sebastian Bachs 1750−1800. Vorge- legt und erläutert von Hans-Joachim Schulze, Leipzig und Kassel 1972. Band V: Dokumente zu Leben, Werk und Nachwirken Johann Sebastian Bachs, 1685–1800. Neue Dokumente, Nachträge und Berichtigungen zu Band I– III. Vorgelegt und erläutert von Hans-Joachim Schulze unter Mitarbeit von Andreas Glöckner, Kassel 2007. Band VI: Ausgewählte Dokumente zum Nachwirken Johann Sebastian Bachs 1801−1850. Herausgegeben und erläutert von Andreas Glöckner, Anselm Hartinger, Karen Lehmann, Kassel 2007.

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Geschichte der Thomasschule in alter und neuer Zeit. Festschrift zum 725jährigen Schuljubiläum, Leipzig 1937, S. 23−66. Schering 1919 Arnold Schering, Die alte Chorbibliothek der Thomasschule in Leipzig, Archiv für Musikwissenschaft 1 (1918/19), S. 275−288. Schering 1926 Arnold Schering, Musikgeschichte Leipzigs in drei Bänden, 2. Bd.: Von 1650 bis 1723, Leipzig 1926. Schering 1931 Arnold Schering, Der Thomaskantor Joh. Gottlob Harrer (1703−1755), BJ 1931 S. 112−146. Schering 1936 Arnold Schering, Johann Sebastian Bachs Leipziger Kirchenmusik. Stu- dien und Wege zu ihrer Erkenntnis, Leipzig 1936. Schering 1941 Arnold Schering, Johann Sebastian Bach und das Musikleben Leipzigs im 18. Jahrhundert. Der Musikgeschichte Leipzigs Dritter Band von 1723 bis 1800, Leipzig 1941. Schilling 1836 Gustav Schilling, Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissen- schaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, Bd. 3, Stuttgart 1836. Schindel 2005 Ulrich Schindel, Johann Matthias Gesners aufgeklärte Pädagogik, in: Musik, Kunst und Wissenschaft im Zeitalter Johann Sebastian Bachs, hrsg. von Ulrich Leisinger und , Hildesheim etc. 2005 (Leipziger Beiträge zur Bach-Forschung 7), S. 39−49. Schulze 1961 Hans-Joachim Schulze, Marginalien zu einigen Bach-Dokumenten, BJ 1961, S. 79−99. Schulze 1975 Hans-Joachim Schulze, „… da man nun die besten nicht bekommen könne …“ Kontroversen und Kompromisse vor Bachs Leipziger Amtsan- tritt, in: Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz zum III. Inter- nationalen Bach-Fest der DDR […] 1975, Leipzig 1977, S. 71−77. Schulze 1984 Hans-Joachim Schulze, Studenten als Bachs Helfer bei der Leipziger Kir- chenmusik, BJ 1984, S. 45−52. Schulze 1985/1 Hans-Joachim Schulze, Die Thomasschule Leipzig zur Zeit Johann Sebas- tian Bachs. Ordnungen und Gesetze 1634 · 1723 · 1733 … Leipzig, 1985. Schulze 1985/2 Hans-Joachim Schulze, Besitzstand und Vermögensverhältnisse von Leip- ziger Ratsmusikern zur Zeit Johann Sebastian Bachs, in: Beiträge zur Bachforschung 4, Leipzig 1985, S. 33−46. Schulze 1997 Hans-Joachim Schulze, Das didaktische Modell der Thomaner im Spiegel der deutschen Musikpädagogik des 18. Jahrhunderts, in: Alte Musik und Musikpädagogik, Bd. 1, hrsg. von Hartmut Krones, Wien 1997 (Wie- ner Schriften zur Stilkunde und Aufführungspraxis), S. 185−198. Schulze 1998 Hans-Joachim Schulze, Zwischen Kuhnau und Bach: Das folgenreichste Interregnum im Leipziger Thomaskantorat. Anmerkungen zu einer unend- lichen Geschichte, in: Bach für Kenner und Liebhaber: Festschrift ... Diet- hard Hellmann, hrsg. von Martin Petzoldt, Stuttgart 1998, S. 103–107. Siegele 1983−1986 Ulrich Siegele, Bachs Stellung in der Leipziger Kulturpolitik seiner Zeit, (3 Teile), BJ 1983, S. 7−50, dass. 1984, S. 7−43, und dass. 1986, S. 33−67.

xxix Literatur und Abkürzungen

Spitta 1873 Philipp Spitta, Johann Sebastian Bach, Bd. I, Leipzig 1873. Spitta 1880 Philipp Spitta, Johann Sebastian Bach, Bd. II, Leipzig 1880. Stallbaum 1842 Johann Gottfried Stallbaum, Ueber den innern Zusammenhang musi- kalischer Bildung der Jugend mit dem Gesammtzwecke des Gymnasiums, eine Inauguralrede, nebst Biographischen Nachrichten über die Cantoren an der Thomasschule zu Leipzig […], Leipzig 1842. Stiehl 1984 Herbert Stiehl, Das Innere der Thomaskirche zur Amtszeit Johann Sebas- tian Bachs, Beiträge zur Bachforschung, Heft 3, Leipzig 1984.

Vollhardt 1899 Reinhard Vollhardt, Geschichte der Cantoren und Organisten von den Städten im Königreich Sachsen, Berlin 1899.

Werner 1922 Arno Werner, Städtische und fürstliche Musikpflege in Zeitz bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, Bückeburg und Leipzig 1922. Wolff 2000 Christoph Wolff, Johann Sebastian Bach, Frankfurt/Main 2000. Wustmann 1889 Gustav Wustmann, Quellen zur Geschichte Leipzigs. Veröffentlichungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt Leipzig, Erster Band, 1889. Wollny 1997 Peter Wollny, Neue Bach-Funde, BJ 1997, S. 7−50.

xxx Literatur und Abkürzungen

2. Historische Zeitungen und Zeitschriften bis 1850

AMZ Allgemeine Musikalische Zeitung, Leipzig 1798/99−1848. Reprint Amsterdam 1964 BMZ Berlinische Musikalische Zeitung, Berlin 1805−1806. Reprint Hildesheim 1969

3. Archive

D-Dla Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv D-Dlk Dresden, Landeskirchenarchiv der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens D-GMsta Grimma, Stadtarchiv D-LEb Leipzig, Bach-Archiv D-LEka Leipzig, Kirchliches Archiv (Ephoralarchiv) D-LEsa Leipzig, Stadtarchiv D-LEsta Leipzig, Sächsisches Staatsarchiv D-LEua Leipzig, Universitätsarchiv D-Psta Plauen, Stadtarchiv

4. Bibliotheken

D-B Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv D-Dl Dresden, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek, Musikabteilung D-Hs Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky D-LEm Leipzig, Städtische Bibliotheken, Musikbibliothek D-LEsm Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum D-LEt Leipzig, Bibliothek des Thomanerchors D-LEu Leipzig, Universitätsbibliothek „Bibliotheca Albertina“

xxxi Literatur und Abkürzungen

5. Allgemein

BJ Bach-Jahrbuch BzBF Beiträge zur Bach-Forschung, Leipzig 1982–1991 UJ Universität Jena UL Universität Leipzig UW Universität Wittenberg WS Wintersemester

xxxii Chronologischer Überblick

VIII Johann Sebastian Bach (1685–1750)

VIII/A 1 Beratung über die Wahl eines Nachfolgers für Johann Kuhnau (14. Juli 1722) VIII/A 2 Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche (I) (9. August 1722) VIII/A 3 Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche (II) (9. August­ 1722) VIII/A 4 Christoph Ernst Sicul: Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche und seine Bewerbung um das Musikdirektorat an der ­Universität (10. August 1722) VIII/A 5 Wahl Georg Philipp Telemanns im Engen Rat (11. August 1722) VIII/A 6 Wahl Georg Philipp Telemanns im Ratsplenum (I) (11. August 1722) VIII/A 7 Wahl Georg Philipp Telemanns im Ratsplenum (II) (11. August 1722) VIII/A 8 Georg Philipp Telemann über seine Wahl offiziell in Kenntnis gesetzt (13. August 1722) VIII/A 9 Kantorstelle an St. Thomas noch immer vakant (20. November 1722) VIII/A 10 Mitteilung über die Absage Georg Philipp Telemanns (23. November 1722) VIII/A 11 Probemusiken von Georg Friedrich Kauffmann, Andreas Christoph Duve und Georg Balthasar Schott (29. November 1722) VIII/A 12 Johann Sebastian Bach erstmals unter den Mitbewerbern erwähnt (21. De­zember 1722) VIII/A 13 Kantorstelle an St. Thomas weiterhin vakant (26. Dezember 1722) VIII/A 14 Christoph Graupner nominiert (15. Januar 1723) VIII/A 15 Christoph Graupners Kantoratsprobe in der Thomaskirche (18. Januar 1723) VIII/A 16 Brief des Leipziger Rates an Landgraf Ernst Ludwig zu Darmstadt (20. Januar 1723) VIII/A 17 Schreiben Christoph Graupners an Bürgermeister Gottfried Lange (Darm­stadt, 7. Februar 1723) VIII/A 18 Johann Sebastian Bachs Kantoratsprobe in der Thomaskirche (7. Februar 1723) VIII/A 19 Johann Sebastian Bach in die engere Wahl gezogen (9. April 1723) – Verpflichtungserklärung zur Übernahme des Thomaskantorats (19. April 1723) → Dok I, Nr. 91

xxxiii Chronologischer Überblick

VIII/A 20 Johann Sebastian Bachs Wahl im Ratsplenum (I) (22. April 1723) VIII/A 21 Johann Sebastian Bachs Wahl im Ratsplenum (II) (22. April 1723) VIII/A 22 Revers für Johann Sebastian Bach (5. Mai 1723) VIII/A 23 Bachs Amtsantritt in der Nikolaikirche und Neuregelung der Musik in der Paulinerkirche (30. Mai 1723) – Carl Friedrich Menser: Bericht über Bachs Amtseinweisung (1. Juni 1723) → Dok II, Nr. 145 – Christian Weiss: Bericht über Bachs Amtseinweisung (1. Juni 1723) → Dok II, Nr. 147 VIII/C 1 Zuwendungen an die Stadtpfeifer für die Bestellung der Kirchenmusik ([24. Au­­gust] 1723) VIII/C 2 Zuwendungen an die Kunstgeiger für die Bestellung der Kirchenmusik (24. Au­­gust 1723) VIII/C 3 Zuwendungen an die Stadtpfeifer für die Bestellung der Kirchenmusik (14. Sep­­tember 1723) – Zahlungen aus der Kirchenkasse St. Nikolai für Instrumenteninstand- haltung (28. September 1723 bis 1732, 1734/1735) → Dok II, Nr. 161 VIII/C 4 Zuwendungen an die Kunstgeiger für die Bestellung der Kirchenmusik (30. September 1723) VIII/F 1 Ermahnung der Thomasschüler wegen der Verbreitung von Spott- und Schmähschriften auf ihre Lehrer (11. November 1723) VIII/C 5 Anschaffung onv 12 Kerzenleuchtern für den Schülerchor (20. November 1723) – Überreichung der neuen Thomasschulordnung (3. Dezember 1723) → Bd. I, VII/E 6 – Bachs Einwände gegen die neue Schulordnung (3. Dezember 1723) → Dok I, S. 176 – Stellungnahme der oberen Schulkollegen zur neuen Schulordnung (Dezember 1723) → Bd. I, VII/E 7 – Zahlungen aus dem Universitätsfiskus für die Kirchenmusik an hohen ­ Festen und bei den Quartalsorationen → Dok V, Nr. B 137a – Zuwendungen für Wein aus der Kirchenkasse St. Thomas (Pfingsten 1723 bis Pfingsten 1750) → Dok II, Nr. 150 – Zahlungen aus der Kirchenkasse St. Thomas für Instrumenteninstand- ­haltung (1723 bis Mai 1732) → Dok II, Nr. 160 VIII/C 6 Musikalien der Thomasschule in der Verwahrung des Kantors (1723/1724) – Lichtgeld zur Kirchenmusik aus der Kirchenkasse St. Thomas (1723 bis 1750) → Dok II, Nr. 171 – Lichtgeld zur Kirchenmusik aus der Kirchenkasse St. Nikolai (1723 bis 1750) → Dok II, Nr. 172 – Schonungsgeld für Concertisten aus der Kirchenkasse St. Thomas (1723 bis 1750) → Dok II, Nr. 173 xxxiv VIII Johann Sebastian Bach (1685−1750)

– Schonungsgeld für Diskantisten aus der Kirchenkasse St. Nikolai (1723 bis 1742) → Dok II, Nr. 174 VIII/C 7 Zuwendungen für die Musik in der Hospitalkirche St. Johannis (1723) VIII/C 8 Zuwendungen für die Musik in der Hospitalkirche St. Johannis (1723/1724) VIII/C 9 Musikinstrumente im Besitz der Thomasschule (1723/1724) VIII/C 10 Reparaturen von Instrumenten der Thomaskirche und auf dem Schüler­ chor (1723/1724) VIII/C 11 Zuwendungen für die Bestellung der Kirchenmusik aus dem Etat der Nikolaikirche (1723/1724) VIII/F 2 Akzidenzien für externe Schüler (11. Februar 1724) VIII/F 3 Carl Friedrich Pezold übernimmt den wissenschaftlichen Unterricht für Bach (20. Februar 1724) VIII/F 4 Taufe von Gottfried Heinrich Bach (27. Februar 1724) – Johann Heinrich Ernesti: Einwände gegen die neue Schulordnung (28. Februar 1724) → Bd. I, VII/E 7K VIII/F 5 Carl Friedrich Pezold: Erfolglose Bewerbung um das Amt des Konrektors der Thomasschule (20. März 1724) VIII/F 6 Wahl des Konrektors der Thomasschule (20. März 1724) VIII/C 12 Verlegung der Passionsmusik nach St. Nikolai (3. April 1724) VIII/C 13 Mitteilung über die Verlegung der Passionsaufführung in die Kirche St. Nikolai (vor dem 7. April 1724) VIII/C 14 Johann Christoph Rost: Passionsaufführungen in den Kirchen St. Thomas und Nikolai ([1721, 1723] 7. April 1724 bis 4. April 1738) VIII/C 15 Verweis wegen der Mitteilung über die Verlegung der Passionsmusik (23. Mai 1724) VIII/C 16 Beschluss über die Aufnahme von Alumnenanwärtern (24. Mai 1724) VIII/C 17 Gratifikation für Georg Gottfried Wagner (18. November 1724) VIII/C 18 Choralgesang und Oration im Hause des Legatstifters Friedrich Philipp (2. Dezember 1724) VIII/C 19 Johann Gabriel Roth: Einjährige Vakanzvertretung am Thomaskantorat nach dem Tod von Johann Kuhnau (6. Dezember 1724) VIII/C 20 Instrumente der Nikolaikirche in der Verwahrung des Kantors (1724) VIII/F 7 Taufe von Christian Gottlieb Bach (14. April 1725) VIII/C 21 Nochmalige Gratifikation für Georg Gottfried Wagner (23. August 1725) VIII/C 22 Gratifikation für Johann Christoph Samuel Lipsius (6. September 1725) VIII/C 23 Reparatur der Notenpulte für die Choristen in der Thomaskirche (1725) VIII/F 8 Taufe von Elisabeth Juliana Friederica (5. April 1726) VIII/C 24 Stephan Hesse: Antrag zur Aufnahme seines Sohnes in das Thomasalum- nat (23. April 1726) VIII/C 25 Beschluss zur Aufnahme von Alumnenbewerbern in das Thomasalumnat (9. Mai 1726)

xxxv Chronologischer Überblick

VIII/C 26 Nochmalige Gratifikation für Johann Christoph Samuel ­Lipsius (14. Sep- tember 1726) VIII/C 27 Weitere Gratifikation für Georg Gottfried Wagner (8. Oktober 1726) Handwerksarbeiten in Bachs Dienstwohnung (2. November 1726 bis 12. April 1727) → Dok II, Nr. 215. – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Friedrich Gottlieb Wild (18. Mai 1727) → Dok I, Nr. 57 VIII/C 28 Letztmalige Gratifikation für Johann Christoph Samuel Lipsius (18. Juli 1727) VIII/C 29 Gratifikation für Bernhard Friedrich Völkner (27. September 1727) VIII/F 9 Prominente Paten bei der Taufe von Ernestus Andreas Bach (30. Oktober 1727) VIII/C 30 Instandsetzung der Schwalbennestorgel in der Thomaskirche (1727) VIII/C 31 Gratifikation für Johann Friedrich Caroli (2. März 1728) – Zahlungen aus dem Legat des Johann Priesing (seit 10. März 1728) → Dok II, Nr. 242 – Gottlieb Gaudlitz: Beschwerdeschrift an das Konsistorium wegen Kom- petenzstreitigkeiten mit Bach (7. September 1728) → Dok I, S. 56 VIII/C 32 Verfügung des Konsistoriums im Streit wegen des Gemeindegesangs (8. September 1728) – Johann Sebastian Bach: Beschwerde im Streit mit Gottlieb Gaudlitz um die Auswahl von Kirchenliedern (20. September 1728) → Dok I, Nr. 19 VIII/F 10 Taufe von Regina Johanna Bach (10. Oktober 1728) VIII/C 33 Gratifikation für Carl Gotthelf Gerlach (13. Dezember 1728) VIII/C 34 Gratifikation für Ephraim Jacob Otto (21. Dezember 1728) VIII/C 35 Anschaffung des Leipziger esangbuchesG (1728) VIII/F 11 Wahl des Thomasschulvorstehers Christian Ludwig Stieglitz (11. Januar 1729) VIII/F 12 Wahl des Thomasschulvorstehers Christian Ludwig Stieglitz, Missstände an der Thomasschule (12. Januar 1729) VIII/C 36 Johann Daniel Senfft: Bitte um eine Freistelle für seinen Sohn (5. März 1729) – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Christoph Gottlob Wecker (20. März 1729) → Dok I, Nr. 60 VIII/C 37 Johann Gottfried Berger: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat (7. April 1729) – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann August Landvoigt (vor dem 9. April 1729) → Dok I, Nr. 59 VIII/C 38 Johann Gottfried Eschner: Erneutes Gesuch um eine Freistelle im Thomas­­alumnat (20. April 1729) VIII/C 39 Martin Köpping: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat für sei- nen Sohn (27. April 1729) xxxvi VIII Johann Sebastian Bach (1685−1750)

VIII/C 40 Johann Heinrich Ernesti: Beurteilung von Alumnenbewerbern (30. April 1729) VIII/C 41 Caspar Friedrich Franke: Gesuch um eine Freistelle im Alumnat für ­seinen Stiefsohn Johann Heinrich Hillmeyer (2. Mai 1729) VIII/C 42 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Erdmann Gottwald Petzold (vor dem 9. Mai 1729) VIII/C 43 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Christoph Schmidt (vor dem 9. Mai 1729) VIII/C 44 Johann Heinrich Ernesti: Beurteilung weiterer Alumnenanwärter (9. Mai 1729) VIII/C 45 Johann Sebastian Bach: Einteilung des Thomanerchors in 4 Chöre (vor dem 18. Mai 1729) VIII/C 46 Johann Sebastian Bach: Beurteilung von Alumnenbewerbern (vor dem 18. Mai 1729) VIII/C 47 Christian Ludwig Stieglitz: Vorschläge für die Aufnahme von Bewerbern ins Thomasalumnat (18. Mai 1729) VIII/C 48 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Carl Heinrich Scharff (vor dem 23. Mai 1729) VIII/C 49 Ratsbeschluss zur Aufnahme von Alumnenanwärtern (24. Mai 1729, 3. Juni 1729, 2. Oktober 1730, 30. November 1730) VIII/C 50 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Gottlob Michael Wintzer (3. Juni 1729) VIII/C 51 Verwahrung der neu angeschafften Kircheninstrumente (Juni 1729) VIII/C 52 Gratifikation für Ephraim Jacob Otto (30. Dezember 1729) VIII/F 13 Bücher und Landkarten im Besitz der Schulbibliothek (1729) VIII/C 53 Anschaffung neuer treichinstrumenteS für die Thomaskirche (1729/1730) VIII/C 54 Anschaffung neuer treichinstrumenteS für die Nikolaikirche (1729/1730) VIII/C 55 Ankauf von Stimmbüchern der Motettensammlung „Florilegium ­Portense“ (1729/1730) Musikinstrumente und Musikalien der Thomaskirche in der Verwahrung des Kantors (nach 1729 und 1737) → Dok II, Nr. 272 VIII/F 14 Taufe von Christiana Benedicta Bach (1. Januar 1730) VIII/F 15 Regelung zur Speisung der Thomasschüler (23. April 1730) VIII/F 16 Wahl von Johann Matthias Gesner im Engen Rat, Beschluss zum Umbau der Thomasschule (6. Juni 1730) VIII/F 17 Wahl von Johann Matthias Gesner zum Thomasschulrektor im Rats- plenum (I) (8. Juni 1730) VIII/F 18 Wahl von Johann Matthias Gesner zum Thomasschulrektor im Rats- plenum (II) (8. Juni 1730) VIII/B 1 Johann Matthias Gesner: Dank an den Leipziger Rat (Juli 1730) VIII/F 19 Umbau der Thomasschule − Klagen über Bachs Nachlässigkeit im Schul- dienst, Umgang mit Beneficia (2. August 1730)

xxxvii Chronologischer Überblick

VIII/C 56 Memorandum zur Neuorganisation der Kirchenmusik (23. August 1730) VIII/F 20 Beratung zum Umbau der Thomasschule (24. August 1730) VIII/F 21 Jacob Born: Unterredung mit Bach wegen dessen Nachlässigkeit im Schuldienst (25. August 1730) VIII/F 22 Johann Matthias Gesner wird die Wahl zum Thomasschulrektor verkün- det (28. August 1730) VIII/F 23 Konzept zum Revers für Johann Matthias Gesner (28. August 1730) VIII/B 2 Christian Ludwig Stieglitz: Klage über den Verfall der Disziplin und Bitte um Entlassung aus seinem Amt (30. August 1730) VIII/F 24 Umbau der Thomasschule und Interim für die Schüler, Rücktrittsgesuch des Schulvorstehers Stieglitz (2. September 1730) VIII/F 25 Terminverschiebung bei der Amtseinführung des neuen Rektors (8. Sep- tember 1730) VIII/C 57 Verhandlung zur Neubesetzung einer Kunstgeigerstelle (11. September 1730) – Christian Ludwig Stieglitz: Vorschlag zur Akzidenzienverteilung (23. September 1730) → Dok II, Nr. 282 VIII/F 26 Umbau der Thomasschule und Unterbringung der Thomasschüler (9. November 1730) – Gotthelf Engelbert Nietzsche als Alumnenanwärter (Bibra, 18. Novem- ber 1730) → Dok II, Nr. 284 VIII/C 58 Figuralmusik des 2. Chors in der Thomaskirche (29. November 1730) VIII/F 27 Strafgelder wegen eines Gelages [Februar/März 1731] VIII/C 59 Vom Thomaskantor eingezogene Strafgelder [Februar/März 1731] VIII/F 28 Taufe von Christiana Dorothea Bach (18. März 1731) VIII/F 29 Beschluss zum Umbau der Thomasschule (19. März 1731) VIII/F 30 Umbau der Thomasschule (24. April 1731) VIII/F 31 Wahl des Konrektors der Thomasschule im Ratsplenum (5. Mai 1731) VIII/F 32 Verbesserung der Lebenssituation für die Thomasschüler durch den Umbau der Schule (Frühjahr 1731) VIII/F 33 Umbau der Thomasschule (Frühjahr 1731) VIII/C 60 Gratifikation für Johann Friedrich Wachsmann (13. Juni 1731) VIII/F 34 Wahl von Johann August Ernesti zum Konrektor der Thomasschule im Ratsplenum, Krankheit von Johann Matthias Gesner (24. August 1731) VIII/F 35 Gratifikation für den Thomasschulrektor (1. Oktober 1731) VIII/F 36 Amtseinführung von Johann August Ernesti (12. Oktober 1731) VIII/F 37 Neue Anordnung der Schulbänke für die Thomasschüler (4. Dezember 1731) – Umbau der Thomasschule und Ausweichquartier für den Kantor (1731) → Dok II, Nr. 290, 291 VIII/C 61 Mitwirkende des 3. Chors (1731) VIII/C 62a Besoldung und Gratifikationen für die Stadtpfeifer und Kunstgeiger (1731) xxxviii VIII Johann Sebastian Bach (1685−1750)

VIII/C 62b Besoldung für das Stimmen des Cembalos in der Thomaskirche (1731) VIII/F 38 Johann Matthias Gesner: Vorschläge zur Neuordnung des Stundenplans (28.[?] Februar 1732) VIII/C 63 Einweihung des neuen Schulgebäudes mit einer Festkantate (5. Juni 1732) VIII/F 39 Taufe von Johann Christoph Friedrich Bach (23. Juni 1732) VIII/C 64 Mehrheit im Engen Rat für Opernaufführungen unter Angelo Mingotti (4. Juli 1732) VIII/C 65 Reparatur von Instrumenten der Thomaskirche und Anschaffung von Motetten (1732) VIII/C 66 Reparatur des Cembalos in der Nikolaikirche und Anschaffung von Motetten (1732) VIII/D 1 Johann Matthias Gesner: Anmerkungen zur Schulordnung von 1723 (um 1732) VIII/F 40 Stiftung eines Vespergottesdienstes am Reformationsfest (8. Oktober 1733) VIII/F 41 Taufe von Johann August Abraham Bach (5. November 1733) VIII/F 42 Gratial für die Musik in der Hospitalkirche St. Johannis (26. November 1733) VIII/D 2 Gesetze der Thomasschule zu Leipzig (1733) – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Paul Christian Stolle (5. April 1734) → Dok V, Nr. A 70 – Zahlungen aus dem Legat von Georg Friedrich Mentzel (seit Ostern 1734) → Dok I, Nr. 146 VIII/F 43 Johann Matthias Gesner: Bitte um Entlassung aus dem Amt des Rektors (25. Mai 1734) VIII/F 44 Gesner: Schulische und musikalische Leistungen des Alumnen Johann Gottlob Zeymer (25. Juni 1734) VIII/F 45 Wahl von Johann August Ernesti im Engen Rat − Kritik an Bachs Nach- lässigkeit im Schuldienst (2. November 1734) VIII/F 46 Wahl von Johann August Ernesti zum Thomasschulrektor im Rats- plenum (I) (3. November 1734) VIII/F 47 Wahl von Johann August Ernesti zum Thomasschulrektor im Rats- plenum (II) (3. November 1734) VIII/C 67 Johann Christoph Hoffmann: Mitwirkung bei Bachs Kantatenaufführun- gen (13. November 1734) VIII/C 68 Festkantate zur Begrüßung des Rektors Johann August Ernesti (21. November 1734) VIII/C 69 Ausgaben für die Reparatur von Instrumenten und das Stimmen des Cembalos in der Nikolaikirche (1732/1734) VIII/C 70 Ausgaben für die Reparatur von Instrumenten und das Stimmen des Cembalos in der Thomaskirche (1734) – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für (24. August 1735) → Dok I, Nr. 71

xxxix Chronologischer Überblick

VIII/F 48 Taufe von Johann Christian Bach (7. September 1735) VIII/C 71 Anschaffung vierstimmiger otettenM (27. Juni) 1736 VIII/B 3 Johann Sebastian Bach: Beschwerde über den Thomasschulrektor Johann August Ernesti (12. August 1736) VIII/B 4 Johann Sebastian Bach: Klage wegen diverser Eigenmächtigkeiten des Thomasschulrektors Ernesti (13. August 1736) VIII/B 5 Johann Sebastian Bach: Unfähigkeit des Präfekten Johann Gottlob Krause (15. August 1736) VIII/C 72 Johann August Ernesti: Zur Besetzung der Chorpräfekten (17. August 1736) VIII/B 6 Johann Sebastian Bach: Beschwerde über den Thomasschulrektor Johann August Ernesti (19. August 1736) VIII/C 73 Johann August Ernesti: Aufgaben der Präfekten (13. September 1736) – Ernennung Bachs zum Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsi- schen Hofkompositeur (19. November 1736) → Dok II, Nr. 388 VIII/D 3 Johann August Ernesti: Kommentare zu Gesners Anmerkungen zur Schul­ ordnung von 1723 (um 1736) VIII/B 7 Ratsverordnung zum Präfektenstreit (6. Februar 1737) – Johann Sebastian Bach: Gesuch an das Leipziger Konsistorium (12. Februar 1737) → Dok I, Nr. 39 – Verfügung des Konsistoriums im Streit zwischen Bach und Ernesti (13. Februar 1737) → Dok II, Nr. 394 VIII/D 4 Johann Sebastian Bach: Zweifel an der Verbindlichkeit der neuen Schul- ordnung (21. August 1737) – Johann Sebastian Bach: Gesuch an Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen (18. Oktober 1737) → Dok I, Nr. 41 VIII/F 49 Taufe von Johanna Carolina Bach (30. Oktober 1737) – Kurfürstlicher Entscheid im Streit zwischen Bach und Ernesti (D­ resden, 12. Dezember 1737) → Dok II, Nr. 406 VIII/C 74 Mitwirkende des 3. (?) Chors (um 1737) VIII/C 75 Ankauf von Motetten für die Thomaskirche (1737/1738) VIII/C 76 Johann Matthias Gesner: Bach als Aufführungsleiter (Göttingen, 1738) – Einkünfte des Thomaskantors (nach dem 21. Februar 1739) → Dok II, Nr. 435 – Verbot einer Passionsaufführung (17. März 1739) → Dok II, Nr. 439 VIII/C 77 Johann Abraham Birnbaum: Bachsche Figuralstücke nicht nach unzulänglicher Aufführung beurteilen (März 1739) VIII/C 78 Johann Christoph Rost: Erweiterung der Stadtpfeiferemporen, neue Pulte für die Choristen in der Thomaskirche (Mai und Juli 1739) – Abraham Kriegel: Aufführung der Ratswahlkantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ (31. August 1739) → Dok II, Nr. 452

xl VIII Johann Sebastian Bach (1685−1750)

VIII/F 50 Musikalische Fähigkeiten der Bewerber um das Amt des Collaborators an der Thomasschule (vor dem 10. Dezember 1739) VIII/F 51 Wahl des Collaborators der Thomasschule (10. Dezember 1739) VIII/C 79 Neues Untergestell für das Cembalo in der Thomaskirche und neue Bänke und Notenpulte für die Thomasschüler (1739/1740) VIII/C 80 Neue Podeste für die Sänger und Instrumentalisten in der Nikolaikirche (1739/1740) – Bachs Zeugnis für drei Bewerber um das Amt des Collaborators (18. Januar 1740) → Dok I, Nr. 76 VIII/F 52 Wahl von Georg Irmler zum Collaborator der Thomasschule (19. Januar 1740) VIII/C 81 Besoldungszulagen für die Kunstgeiger und Stadtpfeifer aus dem Etat der beiden Hauptkirchen (16. Februar 1740) VIII/C 82 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Christian Friedrich Schemelli (24. Februar 1740) VIII/C 83 Bitte der Kunstgeiger um Angleichung ihrer Besoldung (30. September 1740) VIII/F 53 Regina Maria Sinner: Stiftung von 5000 Talern für die Thomasschule (21. November 1740) VIII/C 84 Mitwirkende des 3. Chors (1740) VIII/C 85 Mitwirkende des 3. Chors (1741) VIII/C 86 Demontage der Schwalbennestorgel in der Thomaskirche (1741/1742) VIII/F 54 Selbstmord des Konrektors Siegmund Friedrich Dresig (10. Januar 1742) VIII/F 55 Wahl des Thomasschulvorstehers Carl Friedrich Trier im Engen Rat (19. Januar 1742) VIII/F 56 Wahl des Conrectors Conrad Benedict Hülse im Engen Rat (29. Januar 1742) VIII/F 57 Wechsel im Vorsteheramt der Thomasschule (29. Januar 1742) VIII/F 58 Unvereinbarkeit des Rektoramtes an der Thomasschule mit einer ­Professur an der Universität (6. Februar 1742) VIII/F 59 Taufe von Regina Susanna Bach (22. Februar 1742) VIII/C 87 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Christian Beck (18. April 1743) VIII/F 60 Beschluss des Rates über die Vergabe der Leichen-Famulatur (10. Juli 1744) VIII/C 88 Aufstellung der Chöre, die sonn- und feiertags die Kirchenmusik ­bestellen (1744/1745) VIII/C 89 Carl Friedrich Trier: Über die Funktion der musikalischen Chöre an der Thomasschule (12. April 1745) VIII/C 90 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Christian Gottlob Fleckeisen (13. April 1745) VIII/C 91 Gratifikation für den Bassisten Johann Chrysostomus Mittendorff (12. Juli 1745)

xli Chronologischer Überblick

VIII/C 92 Mitwirkende des 3. Chors (1745) VIII/C 93 Johann Christoph Altnickol: Mitwirkung bei Bachs Figuralaufführungen (26. April 1747) VIII/C 94 Beschluss über eine Gratifikation für Johann Christoph Altnickol (19. Mai 1747) – Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Christoph Altnickol (25. Mai 1747) → Dok I, Nr. 81 VIII/F 61 Beschluss zur Deckung von Lücken im Etat der Thomasschule (14. August 1747) VIII/C 95 Christian Köpping: Kosten für eine Brautmesse (24. November 1747) VIII/C 96 Zuwendungen für die Bestellung der Kirchenmusik (1747) VIII/C 97 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Christoph Altnickol (1. Januar 1748) VIII/C 98 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Wilhelm Cunis (12. März 1748) VIII/C 99 Vorschläge zur Neuorganisation der Musik von Stadtpfeifern und Kunst- geigern (22. November 1748) VIII/C 100 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Nathanael Bammler (12. April 1749) VIII/C 101 Jacob Born: Kritik an der Zuweisung von Licht- und Schonungsgeld (vor dem 19. November 1749) VIII/C 102 Festlegungen wegen der Zuweisung von Licht- und Schonungsgeld (19. November 1749) VIII/C 103 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Nathanael Bammler (11. Dezember 1749) VIII/F 62 Aussetzung der Lichtgeldzahlung seit 1747 an den Konrektor der Thomas- schule (1749/1750) – Anna Magdalena Bach: Bitte um Gewährung des Gnadenhalbjahrs (15. August 1750) → Dok II, Nr. 617 – Zahlung des letzten Besoldungsquartals an Anna Magdalena Bach (17. August 1750) → Dok II, Nr. 618 VIII/F 63 Anna Magdalena Bach bittet um die Gewährung des Gnadenhalbjahrs (28. August 1750) VIII/C 104 Gewährung des Gnadenhalbjahrs für Anna Magdalena Bach – Anfrage wegen der Übergabe von Aufführungsmaterialien (29. August 1750) VIII/C 105 Lichtgeld für die Kirchenmusik an Anna Magdalena Bach (1750) VIII/C 106 Gottfried Benjamin Fleckeisen als Chorpräfekt an der Schola Thomana (Döbeln, 27. Februar 1751) VIII/C 107 Bach seit Pfingsten 1750 von Johann Adam Franck im Thomaskantorat vertreten (21. Juni 1753) Carl Philipp Emanuel Bach – Agricola – Mitzler – Venzky: Nekrolog auf Johann Sebastian Bach (1754) → Dok III, Nr. 666 xlii IX Gottlob Harrer (1750‒1755)

VIII/F 64 Zahlungen des Leipziger Rates an Anna Magdalena Bach (nach dem 6. August 1755) VIII/E 1 Friedrich Wilhelm Sonnenkalb: Aufführung des Magnificat von Carl ­Philipp Emanuel Bach in der Thomaskirche (Berlin, 1759) VIII/C 108 Johann Gottlieb Söllner als Konzertist unter Bach (1787) VIII/E 2 Bach und Deyling: Auswahl von Kantatentexten (1832)

IX Gottlob Harrer (1750–1755)

IX/A 1 Graf Heinrich von Brühl: Empfehlung für Harrer als Amtsnachfolger Johann Sebastian Bachs (Dresden, 2. Juni 1749) IX/A 2 Johann Salomon Riemer: Kirchenkantate als Probemusik im Konzertsaal (8. Juni 1749) IX/A 3 Wahl zum Thomaskantor im Engen Rat (7. August 1750) IX/A 4 Wahl zum Thomaskantor im Ratsplenum (I) (8. August 1750) IX/A 5 Wahl zum Thomaskantor im Ratsplenum (II) (8. August 1750) IX/A 6 Graf Heinrich von Brühl: Empfehlung für Harrer als Amtsnachfolger Bachs (Warschau, 9. August 1750) IX/A 7 Anstellungsrevers ‒ Konzept (17. August 1750) IX/A 8 Beauftragung mit dem Amt des Thomaskantors (17. August 1750) IX/A 9 Lateinische Vita des neuen Amtsinhabers [18. August 1750] IX/A 10 Bestätigung durch das Konsistorium (19. August 1750) IX/A 11 Unterzeichnung der Visitationsartikel (19. August 1750) IX/A 12 Nachricht über die Bestätigung durch das Konsistorium (20. August 1750) IX/A 13 Antwortschreiben des Leipziger Rates an Graf Heinrich von Brühl ‒ ­Konzept (28. August 1750) XI/C 1 Johann Salomon Riemer: Amtsantritt und Antrittskantate (29. September und 2. Oktober 1750) IX/A 14 Amtseinführung in der Thomasschule (2. Oktober 1750) IX/F 1 Beschluss über die Gewährung des Gnadenhalbjahrs (6. November 1750) IX/F 2 Wahl von Johann Friedrich Fischer zum Konrektor der Thomasschule (7. Dezember 1750) IX/C 2 Musikalien und Instrumente in der Verwahrung des Thomaskantors (1750) IX/C 3 Aufstellung des 3. Chors der Thomasschule (März 1751) IX/F 3 Taufe der Tochter Christiana Elisabeth in der Thomaskirche (7. April 1751) IX/C 4 Aufstellung des 3. Chors der Thomasschule (April 1751) IX/C 5 Reparatur des Cembalos und der Pauken in der Thomaskirche (1751) IX/C 6 Reparatur am Orgelpositiv der Thomasschule (1751/1752) IX/C 7 Schonungsgeld für die Diskantisten (1751/1752)

xliii Chronologischer Überblick

IX/C 8 Examinator bei der Kantoratsprobe an der Nikolaischule (I) (29. März 1752) IX/C 9 Examinator bei der Kantoratsprobe an der Nikolaischule (II) (12. Mai 1752) IX/C 10 Honorar für die Prüfung der Bewerber um das Nikolaikantorat (Mai 1752) IX/C 11 Ankauf eines neuen Orgelpositivs für die Nikolaikirche (27. Mai 1752) IX/C 12 Aufführung eines figuralen Sanctus in der Thomaskirche (29. September 1752) IX/C 13 Neue Podeste für den Chor angefertigt (1752) IX/C 14 Aufführung des -Oratoriums „Gioas rè di Giuda“ im Großen Concert [16. April 1753] IX/C 15 Aufführung des Passions-Oratoriums „La morte d‘Abel“ in der Nikolaikir- che (20. April 1753) IX/C 16 Aufstellung des 3. Chors der Thomasschule (1753) IX/F 4 Taufe des Sohnes Gottlob Adolph in der Thomaskirche (11. November 1754) IX/B 1 Harrer: Bitte um den Titel Hofcompositeur (28. April 1755) IX/B 2 Graf Heinrich von Brühl: Konzept des Dekrets über Harrers Ernennung zum Hofcompositeur (30. April 1755) IX/E 1 Johann Salomon Riemer: Zum Ableben des Thomaskantors (9. Juli 1755) IX/E 2 Nachruf (21. Juli 1755) IX/F 5 Christina Elisabeth Harrer: Bitte um die Gewährung des Gnadenhalb- jahrs (6. August 1755) IX/C 17 Aufführung der Kantate „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ (BWV 126) anlässlich der zweiten Zentenarfeier des Augsburger Religionsfriedens (29. September 1755) IX/F 6 Deputatregelung für das Gnadenhalbjahr von Bach und Harrer (8. November 1755) IX/C 18 Umbau der Thomaskirchen-Orgel und Reparatur der Posaunen (1755) IX/C 19 Karl Friedrich Barth: Tätigkeit als Generalpräfekt des Thomanerchors nach Harrers Tod (24. April 1770) IX/E 3 Ernst Ludwig Gerber: Über Gottlob Harrer (Sondershausen, vor 1790) IX/E 4 Johann Gottfried Stallbaum: Über Gottlob Harrer (1842)

X Johann Friedrich Doles (1755–1789)

X/A 1 Wahl zum Thomaskantor im Engen Rat (26. September 1755) X/A 2 Wahl zum Thomaskantor im Ratsplenum (I) (1. Oktober 1755) X/A 3 Wahl zum Thomaskantor im Ratsplenum (II) (1. Oktober 1755) X/A 4 Lateinische Vita des neuen Amtsinhabers (Freiberg, 1755) xliv X Johann Friedrich Doles (1755–1789)

X/A 5 Examination von Doles (18. November 1755) X/A 6 Offizielle Amtsübergabe (18.ovember N 1755) – Anstellungsrevers (18. November 1755) → XI/A 7 X/C 1 Johann Christian Stemler: Antrag zur Verlegung der ersten Hauptmusik in die Kirche St. Thomas (20. Dezember 1755) X/A 7 Amtseinführung in der Thomasschule (30. Januar 1756) X/C 2 Bedenken gegen die Verlegung der ersten Hauptmusik in die Kirche St. Thomas (6. Februar 1756) X/C 3 Umfangreiche Reparatur der großen Orgel in der Thomaskirche (6. Februar 1756) X/C 4 Beschluss zur Reparatur der Orgel in der Thomaskirche (6. Februar 1756) X/F 1 Erstattung von Umzugskosten an Doles (6. Februar 1756) X/C 5 Christian Fürchtegott Gellert: Bitte um das Libretto einer Passionsmusik für Doles (20. Februar 1756) X/C 6 Anschaffung eines neuen, im Kammerton stehenden Positivs für die Thomas­schule (12. März 1756) X/C 7 Anschaffung eines neuen rgelpositivsO für die Thomasschule (6. April 1756) X/C 8 Festmusik zur Investitur des Superintendenten Johann Christian Stemler (29. April 1756) X/C 9 Doles: Antrag zur Anschaffung eines neuen Cembalos für die Kirche St. Thomas (17. August 1756) X/C 10 Anschaffung neuer Cembali für die Kirchen St. Thomas und Nikolai (20. August 1756) X/C 11 Anschaffung eines neuen Cembalos für die Thomaskirche (20. August 1756) X/C 12 Anschaffung eines neuen Cembalos für die ikolaikircheN (20. August 1756) X/C 13 Schonungsgeld für einen Diskantisten (1756) X/C 14 Anschaffung neuer nstrumenteI für die Thomasschule (1756) X/C 15 Johann Christian Immanuel Schweinefleisch: Unentgeltliche Wartung des neuen Orgelpositivs (12. Juni 1757) X/C 16 Doles: Über Auftrag und Ziel der Kirchenmusik (September 1757) X/C 17 Georg Michael Dünnebier: Über den Zustand des Orgelpositivs in der Thomasschule (16. April 1758) X/F 2 Riemer: Amtsaufgabe von Johann August Ernesti (22. Mai 1759) X/F 3 Wahl des Rektors Johann Friedrich Leisner (23. Mai 1759) X/F 4 Motettenaufführung zur Investitur des Rektors Johann Friedrich Leisner (6. August 1759) X/C 18 Ankauf zweier Posaunen für die Nikolaikirche (1759/1760) X/C 19 Aufführung eines Sanctus in der Thomaskirche (22. März 1761) X/F 5 Reparaturarbeiten an der Wasserleitung der Thomasschule (1761/1762) X/F 6 Christian Wilhelm Küstner: Vorschläge zur Verbesserung der kriegs­ bedingten Versorgungssituation (2. März 1762)

xlv Chronologischer Überblick

X/F 7 Christian Wilhelm Küstner: Kriegsbedingte Versorgungs- und Finan­ zierungspr­ obleme (24. März 1762) X/F 8 Zusätzliche Singe-Umgänge der Alumnen und Erhöhung der Trauungs­ gebühren zur Stabilisierung der Versorgung (7. und 28. April 1762) X/C 20 Christian Köpping: Einschränkung der Kirchenmusik − Wegfall der vom zweiten Chor aufgeführten Figuralmusik (1762) X/C 21 Zahlung an Doles für die Aufführung einer Festkantate zur Jubelfeier anlässlich des Hubertusburger Friedens am 21. März 1763 (30. März 1763) X/C 22 Anschaffung onv Instrumenten für die Nikolaischule (29. März 1764) X/F 9 Caroline Friederike Trier: Stiftung einer weiteren Freistelle am Thomas­ alumnat (26. Mai 1764) X/F 10 Erdmuth Sophia Stieglitz: Stipendium für einen Thomasalumnen (19. Dezember 1765) X/C 23 Neuregelung der alljährlichen Passionsaufführungen und der Gottes­dienst­­ ordnung (17. März 1766) X/C 24 Christian Köpping: Neuregelung der alljährlichen Passionsaufführungen (20. März 1766) X/C 25 Neuregelung der Passionsaufführung (20. März 1766) X/C 26 Christian Wilhelm Küstner: Finanzierung der Passionsmusik und Ver­ gütung der Concertisten (22. April 1766) X/C 27 Doles: Finanzierung der Passionsmusik und Vergütung für die D­ iscantisten (29. April 1766) X/C 28 Vergütung zweier Concertisten (29. April 1766) X/C 29 Vergütung der Studenten für die Passionsmusik (29. April 1766) X/F 11 Neuer Schularzt an der Schola Thomana (9. Januar 1767) X/C 30 Probleme bei der Umsetzung der neuen Verfügung zur Liturgie am Palm- sonntag (10. April 1767) X/F 12 Einwände bei der Nominierung Johann Friedrich Fischers als Rektor der Thomasschule (27. April 1767) X/F 13 Wahl von Johann Friedrich Fischer zum Rektor der Thomasschule (18. Mai 1767) X/F 14 Vertretung des Thomasschulrektors durch den Rektor der Nikolaischule (23. Juli 1767) X/C 31 Introduktion des Thomasschulrektors Johann Friedrich Fischer mit einer Instrumentalmusik (22. September 1767) X/F 15 Wahl des Konrektors Carl August Thieme (26. September 1767) X/F 16 Introduktion des Konrektors Carl August Thieme (26. Oktober 1767) – Ernst Ludwig Gerber: Aufführung einer doppelchörigen Motette Johann Sebastian Bachs am 1. Weihnachtsfeiertag 1767 → X/C 86 X/C 32 Zahlung an Doles für eine Gelegenheitsmusik (22. Dezember 1768) X/C 33 Vergütung für die Concertisten (1768/1769)

xlvi X Johann Friedrich Doles (1755–1789)

X/C 34 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen der ersten Kantorei (29. Januar 1769) X/C 35 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen der zweiten Kantorei (29. Januar 1769) X/C 36 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen der dritten Kantorei (29. Januar 1769) X/C 37 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen der vierten Kantorei (29. Januar 1769) X/C 38 Doles: Gutachten über die Orgel in der Kirche St. Johannis (27. Februar 1769) X/F 17 Widerstand gegen das Tragen der Perücken (4. April 1769) X/F 18 Johann Friedrich Fischer: Gründe für das Tragen von Perücken, Klagen über die Disziplinlosigkeit der Alumnen (10. April 1769) X/C 39 Doles: Zeugnis für Gotthold Eusebius Naumann (31. Mai 1769) X/F 19 Vorschriften für das Tragen der Perücken (19. Juni 1769) X/C 40 Vorschlag zur Anschaffung eines neuen Cembalos für die Kirche St. ­Nikolai (19. Juni 1769) X/C 41 Doles: Zeugnis für Johann Gottfried Weiske (27. Juni 1769) X/B 1 Doles: Gesuch zur Übernahme des Musikdirektorats an der Universität (18. November 1769) X/B 2 Doles’ Gesuch zur Übernahme des Musikdirektorats an der Universität erörtert (7. März 1770) X/C 42 Ankauf eines neuen Cembalos für die Kirche St. Nikolai (2. Mai 1770) X/F 20 Besoldung des Schularztes (15. Mai 1770) X/C 43 Anschaffung einer neuen assposauneB für die Thomaskirche (28. Mai 1770) X/F 21 Johann Friedrich Fischer: Verlust von Teilen der Schulbibliothek und ­Klagen über den Autoritätsverlust (26. Oktober 1770) X/C 44 Verfügung über das Neujahrsingen der Alumnen (10. Dezember 1770) X/C 45 Instrumente im Besitz der Nikolaikirche (nach 1770) X/C 46 Vergütung der Concertisten und Abschriften vom Florilegium Portense (1770/1771) X/C 47 Anschaffung zweier Waldhörner und Reparatur zweier Posaunen (1771/1772) X/C 48 Anfertigung neuer Choralbücher für Sänger und Instrumentalisten (1771/1772) X/C 49 Anschaffung eines neuen rgelpositivsO (1771/1772) X/F 22 Vorschlag zu Änderungen im Schulunterricht − Versorgungsprobleme wegen Hungersnot (27. März 1772) X/C 50 Doles: Gutachten über die Orgel in der Kirche St. Thomas (27. Juli 1772) X/C 51 Charles Burney: Über die Knabenchöre in Sachsen (1772) X/C 52 Verwendung eines Orgelpositivs während des Orgelneubaus (1772)

xlvii Chronologischer Überblick

X/C 53 Platzierung der Stadtpfeifer nach dem Orgelneubau in der Thomaskirche (16. und 21. Januar 1773) X/C 54 Neubau der Thomasorgel und Beschreibung des ehemaligen Schülerchors (18. Februar 1773) X/C 55 Orgelweihe in St. Thomas mit der Aufführung einer Festmusik von Doles (21. Februar 1773) X/C 56 Doles: Zeugnis für Johann Gottlob Kneschke (10. April 1773) X/C 57 Gottlob Friedrich Rothe: Passionsaufführungen in St. Nicolai und St. Thomas (April 1773) X/C 58 Kirchenstühle für die Thomasschullehrer und Pulte für die Alumnen (4. September 1773) X/F 23 Antrag zur Sammlung einer zweiten Kollekte für die Thomasschule (18. November 1773) X/F 24 Kollekte für die Thomasschule (6. Januar 1774) X/C 59 Anschaffung neuer otenpulteN nebst Kerzenhaltern (1773/1774) X/C 60 Streitigkeiten zwischen Musikern (15. April 1774) X/C 61 Figuralmusik zur Einweihung der Kirche in Taucha (25. September 1774) X/F 25 Johann Friedrich Bahrdt: Plädoyer für die Abschaffung von unterrichts- freien Tagen an der Thomasschule (9. Dezember 1774) X/B 3 Carl Gottfried Winkler: Musikalische Proben und Vorschläge zur Redu- zierung der unterrichtsfreien Tage an der Thomasschule (11. Dezember 1774) X/B 4 Carl Gottfried Winkler: Musikalische Proben und Stellungnahme zu ­seinen Vorschlägen, die unterrichtsfreien Tage an der Thomasschule zu reduzieren (22. Dezember 1774) X/B 5 Neuregelung für die unterrichtsfreien Tage an der Thomasschule und die Singeumgänge (8. Februar 1775) X/F 26 Protest der Thomasschullehrer gegen die Neuregelung der unterrichts- freien Tage (28. April 1775) X/F 27 Regelung über die unterrichtsfreien Tage an der Schola Thomana (26. Juni 1775) X/C 62 Reduzierung der Concertistenzulage (1776/1777) X/B 6 Johann Gottfried Körner: Klage über die Alumnen und den Thomas­ kantor (28. Januar 1777) X/B 7 Johann Wilhelm Richter: Über einige Missstände an der Schola Thomana (7. November 1777) X/B 8 Johann Wilhelm Richter: Vorschläge zu neuen Verordnungen (11. Dezember 1777) X/C 63 Vorschläge zur Neubesetzung der Leichenfamulatur, musikalische Fähig- keiten der Anwärter (19. März 1778) X/B 9 Johann Wilhelm Richter: Klagen über die Hinzuziehung von Alumnen bei der Universitätsmusik (30. März 1778) xlviii X Johann Friedrich Doles (1755–1789)

X/B 10 Vorladung von Doles wegen der Universitätsmusik (31. März 1778) X/B 11 Doles: Stellungnahme zu den Vorwürfen Richters (2. April 1778) X/B 12 Anfrage des Leipziger Rates an den Thomasschulvorsteher zur Mitwirkung der Thomasschüler bei der Musik in der Paulinerkirche (13. April 1778) X/B 13 Johann Wilhelm Richter: Stellungnahme zur Mitwirkung von Thomas­ alumnen bei der Figuralmusik in der Paulinerkirche (15. April 1778) X/B 14 Ratsbeschluss zur Mitwirkung der Thomasschüler bei den Figuralauffüh- rungen in der Paulinerkirche (16. April 1778) X/B 15 Johann Wilhelm Richter: Beschwerde über die Amtsführung von Doles (12. Juni 1778) X/B 16 Dienstanweisung des Rates an Doles (22. Juni 1778) X/B 17 Doles: Rechtfertigung seiner Amtsführung (15. Juli 1778) X/B 18 Entscheidung des Ältestenrates zu einigen Beschwerden über Doles’ Amtsführung (22. Juli 1778) X/C 64 Johann Friedrich Fischer: Einwände gegen die Zahlung von Übertra- gungsgeldern (20. August 1778) X/B 19 Dienstanweisung an Doles (20. August 1778) X/B 20 Doles: Stellungnahme zu den Vorwürfen von Johann Wilhelm Richter (4. September 1778) X/B 21 Weitere Dienstanordnungen für Doles (16. November 1778) X/B 22 Johann Wilhelm Richter: Vorschlag zum Umgang mit den Kurrende­ geldern (25. November 1778) X/B 23 Johann Wilhelm Richter: Über den Umgang mit Strafgeldern und deren Verwendung für musikalische Belange (8. März 1779) X/B 24 Verordnung über die Verwendung von Strafgeldern (29. März 1779) X/C 65 Kirchenmusik zum Friedens-Dankfest (8. Juni 1779) X/C 66 Neuregelung des Gottesdienstablaufs (29. September 1779) X/C 67 Regelung zur Aufführung der Figuralmusik am Reformationstag (31. Oktober 1779) X/C 68 Johann Heinrich Jugler: Thomas- und Nikolaischule im Vergleich (1779) X/C 69 Aufführung der Passionsmusik unter der Kommunion (19. März 1780) X/B 25 Mitwirkung der Orgel beim Choralgesang während der Kommunion, Kollekte für die Thomasschule (22. Dezember 1780) X/B 26 Vergütung für das Orgelspielen während der Kommunion (20. April 1781) X/F 28 Sophia Friederica Ernesti: Stiftung für die Thomasschule (26. Dezember 1781) X/C 70 Doles: Zeugnis für Friedrich Christian von Zedtwitz (4. Mai 1782) X/C 71 Anschaffung eines rgelpositivsO für Haustrauungen (7. September 1784) X/F 29 Disziplinverstöße der Alumnen bei Gottesdiensten und bei Beerdigungen (9. September 1782) X/B 27 Beschwerde wegen der Choralgesänge bei Beerdigungen (21. September 1784)

xlix Chronologischer Überblick

X/C 72 Doles: Zeugnis für Johann Gottlieb Engelhardt (25. September 1784) X/C 73 Doles: Denkschrift an den Leipziger Rat (22. Oktober 1784) X/F 30 Über die Thomasschule und das Verhältnis von Kantor und Rektor (1784) X/C 74 Anschaffung eines neuen rgelpositivsO zur Verwendung bei Haustrauun- gen (9. März 1785) X/C 75 Johann Adam Hiller: Gutachten zu den Orgelbau-Angeboten für die Nikolaikirche (15. Juni 1785) X/F 31 Johann Wilhelm Richter: Über die Speisung der Thomasschüler (25. Juli 1785) X/C 76 Gottlob Friedrich Rothe: Verlegung der Figuralaufführungen von St. Nikolai nach St. Thomas (6. November 1785) X/F 32 Johanna Friederika Deyling: Stiftung für die Thomasschule (18. April 1787) X/F 33 Susanna Regina Born: Stiftung für die Thomasschule (20. Juni 1787) X/F 34 Klage über Eigenmächtigkeiten des Thomasschulrektors Johann Friedrich Fischer (8. Januar 1788) X/C 77 Anschaffung onv B-Hörnern (1787/1788) X/C 78 Orgelspiel während der Fastenzeit (5. Februar 1788) X/C 79 Gottlob Friedrich Rothe: Passionsaufführung am Palmsonntag ([März] 1788) X/D 1 Neue Ordnung der Thomasschule (1788) X/B 28 Doles: Entlassungsgesuch an den Leipziger Rat (2. März 1789) – Christian Friedrich Michaelis: Wolfgang Amadeus Mozarts Orgelspiel in der Thomaskirche (22. April 1789) → X/C 85 – Johann Friedrich Rochlitz: Motettenaufführung in der Thomasschule am 22. oder 23. April 1789 in Gegenwart von Wolfgang Amadeus Mozart → X/C 83 X/F 35 Jährliche Abfindung für Doles (4. Juni 1789) – Verabschiedung von Doles (28. Juni 1789) → X/C 84, X/C 87 X/F 36 Zahlungen an den emeritierten Kantor Doles aus dem Etat des Rates und der Hauptkirchen (4. Juli 1789) X/F 37 Jährliche Abfindung für Doles (1789/1790) X/E 1 Ernst Ludwig Gerber: Über Doles (Sondershausen, um 1789) X/C 80 Doles: Über das Wesen wahrer Kirchenmusik (1790) X/C 81 Doles: Zeugnis für Johann Friedrich Samuel Döring (27. Dezember 1793) X/E 2 Johann Friedrich Samuel Döring: Über Johann Friedrich Fischers ­Stellung zur Musik und die Aufführung einer Motette von Doles (Görlitz, 1796) X/E 3 Autobiographische Mitteilungen von Doles (8. Februar 1797) X/C 82 Johann Friedrich Rochlitz: Wolfgang Amadeus Mozart über den Thomaner­chor (7. November 1798) X/C 83 Johann Friedrich Rochlitz: Motettenaufführung in der Thomasschule l XI Johann Adam Hiller (1789–1800)

am 22. oder 23. April 1789 in Gegenwart von Wolfgang Amadeus Mozart (21. November 1798) X/E 4 Johann Christian Barthel: Über seine Schulzeit am Thomasalumnat unter Doles und Hiller (Altenburg, 13. Januar 1800) X/E 5 Johannes Christian Victor Kindervater: Über die Thomasschule und den Rektor Johann Friedrich Fischer (1801) X/C 84 Johann Friedrich Reichardt: Aufführung der Kantate „Ich komme vor dein Angesicht“ – Abschiedsmusik von Doles ‒ Amtsantritt von Hiller (Berlin, 1805) X/C 85 Christian Friedrich Michaelis: Mozarts Orgelspiel in der Thomaskirche am 22. April 1789 (Berlin, 1805) X/C 86 Ernst Ludwig Gerber: Aufführung einer doppelchörigen Motette Johann Sebastian Bachs am 1. Weihnachtsfeiertag 1767 (1812) X/C 87 Ernst Ludwig Gerber: Verabschiedung von Doles (1812) X/C 88 Johann Friedrich Rochlitz: Schwierigkeiten bei den Aufführungen Bach- scher Motetten (1830) X/C 89 Johann Friedrich Rochlitz: Bachs Passionen unter Doles (1832) X/E 6 Johann Gottfried Stallbaum: Über Doles (1842) X/E 7 Johann Friedrich Rochlitz: Über seine Schulzeit an der Thomana und über Doles (1. März 1843)

XI Johann Adam Hiller (1789‒1800)

XI/A 1 Hiller: indirekte Bewerbung um das Thomaskantorat (Breslau, 6. Dezem- ber 1788) XI/B 1 Hiller: Ambitionen auf das Amt des Thomaskantors (Breslau, 27. Dezem- ber 1788) XI/A 2 Hiller im Engen Rat als Substitut für Johann Friedrich Doles gewählt (26. März 1789) XI/A 3 Hiller im Ratsplenum als Substitut für Johann Friedrich Doles gewählt (28. März 1789) XI/A 4 Nachricht über die Wahl Hillers zum Substituten von Doles (15. April 1789) XI/A 5 Nochmalige Nachricht über die Wahl Hillers zum Substituten von Doles (29. Mai 1789) XI/F 1 Vergleich zwischen Doles und Hiller (17. Juni 1789) XI/F 2 Bierstiftung für die Thomasschüler (17. Juni 1789) XI/B 2 Hiller: Bitte um Anstellung zusätzlicher Musiker (vor dem 20. Juni 1789) XI/C 1 Anstellung von zusätzlichen Musikern durch Hiller (20. Juni 1789) XI/A 6 Mitteilung über die Wahl Hillers zum Thomaskantor (22. Juni 1789) XI/A 7 Hiller: Revers zur Übernahme des Thomaskantorats (22. Juni 1789)

li Chronologischer Überblick

XI/C 2 Hiller: Instrumentalisten zur Kirchenmusik vorgeschlagen (vor dem 23. Juni 1789) XI/C 3 Festlegung der Besoldung für zusätzliche Musiker (25. Juni 1789) XI/A 8a Amtseinführung von Hiller (30. Juni 1789) XI/A 8b Gottlob Friedrich Rothe: Amtsantritt von Hiller (2. Juli 1789) XI/C 4a Übergabe der Nikolaikirchen-Instrumente an Hiller, nebst neu ange- schafften Instrumenten (3. Juli 1789, 1792, 1794 und 1795) XI/C 4b Instrumente im Besitz der Thomaskirche (3. Juli 1789, August 1789, 1793, 1795, 1796, 1801, 1802) XI/F 3 Vereinbarung zwischen Johann Friedrich Doles und Hiller (21. Juli 1789) XI/C 5 Hiller: Über das Wesen der Kirchenmusik (Juli 1789) XI/F 4 Verlegung des Hauptgottesdienstes an Sonn- und Feiertagen (15. August 1789) XI/C 6 Texte zur Leipziger Kirchenmusik vom 10. bis 13. Sonntag nach Trinitatis 1789 (16. August bis 6. September 1789) XI/F 5 Inventar der Komponierstube des Thomaskantors (30. September 1789) XI/F 6 Akzidenzien aus dem Kurrendesingen für die vier oberen Lehrer der ­Thomasschule imWintersemester 1789/1790 (Oktober 1789 bis März 1790) XI/C 7 Choraufstellung um 1789 XI/E 1 Ernst Ludwig Gerber: Über Hiller (Sondershausen, 1789) XI/F 7 Rahel Clara Sophia Andreä: Bitte um das Gnadenhalbjahr (4. Februar 1790) XI/C 8 Hiller: Über den Choralgesang (Juli 1790) XI/C 9 Hiller: Verdikt über die Motettensammlung „Florilegium Portense“ (2. Juli 1790) XI/C 10 Hiller: Vorschlag zur Anschaffung eines zweimanualigen Kielflügels (30. November 1790) XI/C 11 Anschaffung eines zweimanualigen Kielflügels (21. Dezember 1790) XI/C 12 Friedrich August Mancke: Stiftung von zwei Passionsliedern für den ­Karfreitag (12. März 1791) XI/C 13 Hiller: Bitte um Beneficia für Stadtmusiker (20. Februar 1792) XI/C 14 Neue Choräle mit Posaunen und Zugtrompeten (2. April 1792) XI/C 15 Hiller: Wiederbesetzung vakanter Stellen (18. Juni 1792) XI/C 16 „Herr Gott, dich loben wir“ mit Trompeten und Pauken (nach dem 12. Juli 1792) XI/C 17 Hiller: Vorschläge zur Mängelbeseitigung an der neuen Nikolaiorgel (1. November 1792) XI/C 18 Anschaffung einerTenorposaune und von Waldhörnern in B und F (1792) XI/C 19 Johann Gottlieb Carl Spazier: Verdienste des Thomaskantors Hiller (Berlin, 9. Februar 1793) lii XI Johann Adam Hiller (1789–1800)

XI/C 20 Hiller: Über die Musik an der Schola Thomana (30. März 1793) XI/C 21 Gottlob Friedrich Rothe: Passionsaufführungen 1793 und 1794 [März 1793/1794] XI/C 22 Verfügung zum allseitigen Ankauf des Allgemeinen Choralbuches von Hiller (12. Juni 1793) XI/C 23 Johann Gottlieb Naumann: Dank und Anerkennung für Hillers Choral- buch (19. Juni 1793) XI/F 8 Carl Wilhelm Müller: Streit um die Abschaffung von Perücken und Män- teln der Alumnen (9. Juli 1793) XI/C 24 Hiller: Empfehlung zur finanziellen Gleichstellung von Stadtpfeifern und Kunstgeigern (20. Januar 1794) XI/C 25 Reparatur und Umbau des Orgelpositivs auf der Thomasschule (9. Juli 1794) XI/F 9 Hiller: Vorschläge zur Verbesserung der Lebenssituation im Alumnat und zur Wiedereinführung der Schonungsgelder für die Kirchendiskantisten (26. Juli 1794) XI/C 26 Anschaffung onv Pauken und Trompeten für die Nikolaikirche (23. August 1794) XI/F 10 Johann Wilhelm Richter: Stellungnahme zu den Vorschlägen Hillers (3. September 1794) XI/C 27 Carl Wilhelm Müller: Plädoyer für die Wiedereinführung der Schonungs- gelder für die Kirchendiskantisten (6. Oktober 1794) XI/C 28 Ratsbeschluss zu den Vorschlägen Hillers und der Vergütung von Concer- tisten (7. Oktober 1794) XI/C 29 Vergütung für drei Concertisten (7. Oktober 1794) XI/C 30 Anschaffung onv Hillers Choralbuch (1794) XI/C 31 Johann Friedrich Fischer: Kritik am neuen Kurrendegesang der Thomas- schüler (1794) XI/C 32 Ankauf von drei Trompeten (1794/1795) XI/C 33 Ankauf von zwei Bassetthörnern (1794/1795) XI/C 34 Anschaffung onv zwei Kesselpauken für die Nikolaikirche (1794/1795) XI/B 3 Georg Rück: Beschwerde über die Exmatrikulation seines Sohnes (16. Januar 1795) XI/B 4 Hiller: Disziplinarverfahren gegen den Alumnen Ernst Adolph Rück (20. Januar 1795) XI/B 5 Johann Wilhelm Richter: Stellungnahme zu den Anschuldigungen gegen Hiller (22. Januar 1795) XI/B 6 Hiller: Zurückweisung der Vorwürfe von Georg Rück (30. Januar 1795) XI/B 7 Hiller: Über die Beseitigung von Missständen an der Thomasschule (2. Februar 1795) XI/B 8 Georg Rück: Beschwerde über die Zustände an der Schola Thomana (Volkmarsdorf, 28. März 1795)

liii Chronologischer Überblick

XI/B 9 Verfügung über das Verreisen während der Schulferien (5. Juni 1795) XI/B 10 Vorschriften über das Verhalten der Alumnen außerhalb des Alumnats (5. Juni 1795) XI/B 11 Vorschrift über das Singen in den Häusern der Stadt (6. Juni 1795) XI/B 12 Hiller: Stellungnahme zur Exmatrikulation des Alumnen Ernst Adolph Rück (10. Juni 1795) XI/C 35 Hiller: Anzeige von Notenausgaben (14. Juni 1795) XI/C 36 Johann Gottlieb Schwips: Musik am ersten Weihnachtsfeiertag in der Johanniskirche (6. Juli 1795) XI/B 13 Johann Wilhelm Richter: Bestätigung der Aussagen von Hiller (10. Juli 1795) XI/B 14 Johann Friedrich Fischer: Rechtfertigung der Ausstellung eines Zeugnisses für Ernst Adolph Rück (13. Juli 1795) XI/C 37 Antrag auf Bezahlung von Holzblasinstrumenten (13. Oktober 1795) XI/B 15 Endgültige Zurückweisung der Beschwerde Georg Rücks durch das Ober- konsistorium (4. November 1795) XI/B 16 Zurückweisung der Klage gegen Hiller (21. November 1795) XI/B 17 Zurückweisung der Klage gegen Hiller und Kostenbescheid (21. Novem- ber 1795) XI/B 18 Hiller: Einspruch gegen den Kostenbescheid in der Streitsache Georg Rück (23. November 1795) XI/F 11 Felicitas Johanna Eleonora Thieme: Bitte um das Gnadenhalbjahr (27. November 1795) XI/C 38 Hiller: Bitte um Erstattung verauslagter Anschaffungskosten für Blas­ instrumente (28. November 1795) XI/C 39 Quittung über die Bezahlung von Holzblasinstrumenten (10. Dezember 1795) XI/C 40 Johann Ernst Villaret als Konzertmeister in Hillers Kirchenorchester (11. Dezember 1795) XI/C 41 Konzertmeister Johann Ernst Villaret als Vorspieler an der Thomasschule (11. Dezember 1795) XI/F 12 Wahl von Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost zum Konrektor der Thomas­schule (11. Dezember 1795) XI/C 42 Finanzieller Zuschuss zum Druck der Kirchenmusiktexte (24. Dezember 1795) XI/C 43 Hiller: Vorschriften zum Verhalten der Alumnen während des Gottes- dienstes (1795) XI/C 44 Instrumente der Thomasschule (1795/1796) XI/D 1 Hiller: Gesetze der Thomasschule (um 1795) XI/C 45 Neue Fenster für das Musikzimmer (1795/1796) XI/C 46 Geldzuwendung für Instrumente (1795/1796) XI/C 47 Wiederbesetzung vakanter Musikerstellen (22. März 1796) liv XI Johann Adam Hiller (1789–1800)

XI/F 13 Hiller: Bitte um Erneuerung der Thomasschulfenster (30. Mai 1796) XI/C 48 Johann Wilhelm Richter: Bitte um Zuwendungen für die Kirchenmusik aus den Mitteln der Neukirche und Peterskirche (2. Juni 1796) XI/C 49 Johann Friedrich Jacob Reichenbach: Unmut über das Singen in den Wochengottesdiensten (7. Juli 1796) XI/F 14 Besoldungen der Thomasschullehrer (7. Juli 1796) XI/F 15 Akzidenzien der Thomasschullehrer (7. Juli 1796) XI/F 16 Stellungnahme aller Schulkollegen zur Abhaltung regelmäßiger Konferen- zen, Proben am Samstag (8. August 1796) XI/D 2 Hiller: Vorschläge zur Verbesserung der Schulordnung (8. August 1796) XI/D 3 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Vorschläge zur Verbesserung der Schulordnung und zur Einschränkung musikalischer Betätigung (11. August 1796) XI/F 17 Johann Friedrich Jacob Reichenbach: Über unnütze Freizeitbeschäfti­ gungen der Alumni auch hinsichtlich der Musikausübung (11. August 1796) XI/B 19 Schlichtungsvorschlag Hillers (vor dem 23. August 1796) XI/B 20 Hiller: Über die Thomasschule (23. August 1796) XI/C 50 Hiller: Mitwirkung eines exmatrikulierten Thomasalumnen bei der Kirchen­musik (8. September 1796) XI/C 51 Hiller: Über die Mitwirkung von Alumnen im Theaterorchester (26. September 1796) XI/F 18 Rahel Amalia Augusta Trier: Stiftung einer Freistelle für einen amusischen Alumnen (12. September 1797) XI/C 52 Bartolomeo Campagnoli als neuer Konzertmeister in Hillers Kirchen­ orchester (18. Dezember 1797) XI/C 53 Bitte der Kirchenmusiker um eine Besoldungszulage (12. Januar 1798) XI/C 54 Hillers Verdienste um den Erhalt der Singechöre an der Schola Thomana (24. Oktober 1798) XI/B 21 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Über einige Missstände an der ­Thomasschule undVorschläge zu deren Abstellung (31. Oktober 1798) XI/C 55 Te Deum mit Trompeten und Pauken (2. Juni 1799) XI/C 56 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen in der 1. Kantorei (15. Januar 1800) XI/C 57 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen in der 2. Kantorei (16. Januar 1800) XI/C 58 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen in der 3. Kantorei (17. Januar 1800) XI/C 59 Verteilung der Gelder vom Neujahrsingen in der 4. Kantorei (17. Januar 1800) XI/A 9 Hiller: Bitte um Bestellung eines Substituten (13. März 1800)

lv Chronologischer Überblick

XI/C 60 Hiller: Vorschlag zum Gebrauch der Orgel während der Kommunion (22. April 1800) XI/A 10 Hiller: Bitte um Anstellung eines Substituten (28. April 1800) XI/A 11 August Eberhard Müller zum Substituten für Hiller bestimmt (28. April 1800) XI/C 61 Besoldung für zusätzliche Musiker zur Passions- und Festtagsmusik (April 1800) XI/A 12 Vergleich zwischen Hiller und August Eberhard Müller (3. Mai 1800) XI/A 13 Hiller und Müller: Neuverteilung der Aufgaben nach der Annahme eines Substituten (20. November 1800) XI/C 62 Hillers Verdienste um den Erhalt des Chorgesangs (4. Februar 1801) XI/A 14 Hiller: Übergabe der Dienstwohnung an seinen Amtsnachfolger (29. April 1801) XI/A 15 Beschluss zur Begleichung von Hillers Mietzahlungen (10. Juli 1801) XI/A 16 Mitteilung über die Emeritierung von Hiller (26. August 1801) XI/F 19 Christiana Eleonora Hiller: Gesuch um das Gnadenhalbjahr (19. Juni 1804) XI/F 20 Christiana Eleonora Hiller: Bitte um das Gnadenhalbjahr oder um eine Gratifikation (24. August 1804) XI/E 2 Johann Friedrich Rochlitz: Zum Andenken Hillers (19. September 1804) XI/E 3 Carl Traugott Neumann: Hiller als aufgeklärter Pädagoge (1804) XI/E 4 Johann Friedrich Reichardt: Über Hiller (1805) XI/E 5 Ernst Ludwig Gerber: Aus der Biographie von Hiller (1812) XI/E 6 Gottfried Wilhelm Fink: Aus der Biographie von Hiller (Stuttgart, 1836) XI/E 7 Johann Gottfried Stallbaum: Über Hiller (1842)

XII August Eberhard Müller (1800‒1810)

XII/A 1 Revers zur Übernahme des Thomaskantorats als Substitut Hillers (22. August 1800) XII/A 2 Amtseinführung von Müller als Substitut Hillers (2. September 1800) XII/A 3 Johann Gottlieb Pernizsch: Ansprache zur Einführung von Müller ‒ Über die Bedeutung der Musik (2. September 1800) XII/C 1 Neuregelung der Diskantistenfinanzierung (30. März bis 16. April 1801) XII/C 2 Beschluss zur Diskantistenfinanzierung (30. März 1801) XII/B 1 Christian Gottlob Einert: Vorschläge zur Beseitigung einiger Missstände an der Thomasschule (16. uniJ 1801) XII/F 1 Zulage für die Beaufsichtigung des 3. Chors in der Neuen Kirche (10. Juli 1801) XII/C 3 Aufführung der Ratswahlmusik (31. August 1801) XII/C 4 Aufführung von Haydns „Jahreszeiten“ durch den Thomanerchor (20. Dezember 1801) lvi XII August Eberhard Müller (1800‒1810)

XII/C 5 Umbau der Podeste für die Sänger und Instrumentalisten in der Nikolai­ kirche (1801) XII/C 6 Anschaffung onv Musikalien aus dem Nachlass von Johann Friedrich Doles (1801) XII/C 7 Anschaffung onv Vorhängen für den Musiksaal der Thomasschule und Ankauf von Holzblasinstrumenten (1801) XII/F 2 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Vorschläge zur Einführung eines Gnadenhalbjahrs an der Thomasschule (26. März 1802) XII/C 8 Johann Friedrich Rochlitz: Wöchentliche Konzerte im Musiksaal der ­Thomasschule (28. prilA 1802) XII/C 9 Besoldung für zusätzliche Musiker zur Passionsmusik (April 1802) XII/F 3 Petition zur Einrichtung eines Witwen- und Waisenfiskus für die Lehrer an der Thomasschule (vor dem 30. September 1802) XII/F 4 Satzungsentwurf für einen Witwen- und Waisenfiskus (vor dem 30. September 1802) XII/C 10 Müller: Über die musikalischen Errungenschaften an der Thomasschule und in Leipzig (November 1802) XII/C 11 Müller: Bitte um Anschaffung neuer Blechblas­instrumente (1802) XII/C 12 Anschaffung und eparaturR von Musikinstrumenten für die Nikolai­ kirche (1802) XII/C 13 Anschaffung eines rgelpositivsO für die Thomasschule (1802) XII/C 14 Kantaten Bachs in den wöchentlichen Konzerten auf der Thomasschule (5. Januar 1803) XII/C 15 Mitfinanzierung der Kirchenmusiktexte auf Ratskosten (27. Januar 1803) XII/C 16 Einwände gegen die Verwendung von Einnahmen aus zwei Schul­ konzerten (1. Februar 1803) XII/C 17 Vorschläge nur Neuorganisation der Stadtpfeifer und Kunstgeiger (1. Februar 1803) XII/F 5 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Einführung des Französisch­ unterrichts an der Thomasschule (10. ebruarF 1803) XII/F 6 Bedenken gegen die Finanzierung des Witwen- und Waisenfonds durch Konzerte auf der Thomasschule (1. März 1803) XII/C 18 Anschaffung neuer treichinstrumenteS (1803) XII/B 2 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Klage über das Überhandnehmen der Musikausübung (6. April 1804) XII/B 3 Verfügung des Rates zur Musikausübung der Alumnen (14. April 1804) XII/A 4 Müller: Bewerbung um das Amt des Kantors an der Thomasschule (26. Juni 1804) XII/A 5 Müller als Nachfolger von Hiller im Amt bestätigt (24. August 1804) XII/A 6 Offiziellebernahme Ü des Thomaskantorats durch Müller (29. August 1804)

lvii Chronologischer Überblick

XII/C 19 Kirchenmusiken in Leipzig (27. August bis 29. September 1804) XII/C 20 Aufführung von Werken Mozarts, Zumsteegs, Bachs und anderen (6. Januar bis 10. Februar 1805) XII/C 21 Konzerte im Musiksaal der Thomasschule (I) (15. Januar bis 2. April 1805) XII/C 22 Müller: Rechtfertigung der Mitwirkung von Thomasschülern an einer Totenfeier im Theater (29. März 1805) XII/C 23 Musik von Palmarum bis Ostern in den Leipziger Hauptkirchen (7. April bis 14. April 1805) XII/C 24 Musik am Sonntag Quasimodogeniti, am Himmelfahrtstag und zur Rats- wahl (22. April bis 25. August 1805) XII/F 7 Vorgaben zur Speisung der Thomasschüler (20. Mai 1805) XII/C 25 Musik am 19. Sonntag nach Trinitatis und zum Vespergottesdienst vor dem Reformationsfest (20. Oktober bis 30. Oktober 1805) XII/C 26 Konzerte im Musiksaal der Thomasschule (II) (5. bis 19. November 1805) XII/C 27 Konzerte im Musiksaal der Thomasschule (III) ‒ Motetten Johann Sebas- tian Bachs (26. November bis 10. Dezember 1805) XII/C 28 Kirchenmusik an den Weihnachtsfeiertagen (25. bis 27. Dezember 1805) XII/C 29 Kritik am Chorklang der Thomaner und an den Aufführungen in der Thomas- und Nikolaikirche (1805) XII/C 30 Konzerte im Musiksaal der Thomasschule (IV) (2. Januar bis 4. Februar 1806) XII/C 31 Konzerte im Musiksaal der Thomasschule (V) (12. Februar bis 18. März 1806) XII/F 8 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Bitte um Übernahme einer außeror- dentlichen Professur an der Universität (24. März 1806) XII/C 32 Musik in den Leipziger Hauptkirchen von Mariae Verkündigung bis Ostern (25. März bis 7. April 1806) XII/C 33 Thomaner als olistenS bei der Passionsaufführung in der Neukirche (4. April 1806) XII/F 9 Johann August Wolf: Klage über das Verhalten der Thomasschüler im Gottesdienst (1. September 1806) XII/C 34 Christian Ludwig Stieglitz: Vorschlag zur Aussetzung der Diskantisten­ zulage (3. April 1807) XII/C 35 Wegfall der Schulkonzerte wegen des Krieges – Finanzierung des Italienischlehr­ ers (20. April 1807) XII/F 10 Bau einer neuen Zelle für einen zusätzlichen Alumnus und die zwei Rats- diskantisten (30. April 1807) XII/A 7 Entlassungsgesuch Müllers (22. Dezember 1809) XII/F 11 Bach-Porträt von Elias Gottlob Haußmann der Thomasschule geschenkt (29. Dezember 1809) XII/A 8 Rücktritt Müllers und Wahl des Nachfolgers im Engen Rat (29. Dezem- ber 1809) lviii XII August Eberhard Müller (1800‒1810)

XII/A 9 Rücktritt Müllers und Wahl von Johann Gottfried Schicht im Rats- plenum (29. Dezember 1809) XII/A 10 Mitteilung über Müllers Rücktritt und über die Wahl von Johann ­Gottfried Schicht (29. Dezember 1809) XII/C 36 Anschaffung eines ammerflügelsH für die Thomasschule aus dem Besitz von Müller (12. Februar 1810) XII/C 37 Friedrich Wilhelm Ehrenfried Rost: Über die beschwerlichen Singedienste der Thomaner (30. April 1810) XII/C 38 Gottlob Wilhelm Werner: Über die Singechöre – Aus der Ansprache zum Amtsantritt von Johann Gottfried Schicht (30. April 1810) XII/E 1 Ernst Ludwig Gerber: Auszüge aus der Biographie von Müller (1813) XII/E 2 Gustav Schilling: Aus der Biographie von Müller (Stuttgart, 1837) XII/E 3 Johann Gottfried Stallbaum: Über Müllers Verdienste (1842) XII/C 39 Johann Gottfried Hientzsch: Müller als Dirigent ‒ über die Probenarbeit der Thomasschüler (Berlin, 1856)

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VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/A BESETZUNG DES THOMASKANTORATS

VIII/A 1 Beratung über die Wahl eines Nachfolgers für Johann Kuhnau 14. Juli 1722

II. Die Cantorat-Stelle bey der Schule zu St. Thomas sey zu ersezen, dazu sich angegeben 1. Johann Friedr. Fasch 2. Georg Balthasar Schott 3. Joh. Christian Rolle, 4. Georg Lencke 5. Johann Martin Steindorff 6. Georg Philipp Telemann, der leztere sey schon bekant, und wolle Er sich wegen der Schularbeit mit einem von denen untern | Collegen vergleichen.

Tit. Herr Appellat. Rath Plaz Es habe der Cantor in denen obern Claßen mit zu informiren, welches ihm nur in der per- son Telemanns {der dergleichen nicht zu übernehmen gesonnen} bedencklich sey u. müße man wenigst hören, wie er die information einzurichten u. sich diesfals zu vergleichen gedencke, wegen seiner geschickligkeit in der Music wäre er bekant. Concl. Man wolle vorhero diesfals mit ihm communiciren laßen und könten ihm die Ver- richtungen bey der Schule überschicket werden.

Quelle: Tit. VIII.60a (PROTOCOLL in die Enge. von 31. Maji, 1720. bis den 5. Maji, 1725.), fol. 146r+v. Lit.: Zur den langwierigen Verhandlungen um die Neubesetzung des vakanten Kantorats siehe u. a. Rich- ter 1905, Kroker 1929, Schulze 1975, Siegele 1983, Siegele 1984 und Siegele 1986, Maul 2012, S. 181−183, 206−208.

VIII/A 2 Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche (I) 9. August 1722

Leipzig / den 14. Aug. Verwichenen Sontag als am 9. dieses hat der berühmte Virtuose Msr. Telemann in der Kirchen zu St. Thomä allhier unter ansehnlicher requenzF von Hohen und Niederen seine Probe-Music als Cantor mit besonderer Approbation abgeleget.

3 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Georg Philipp Telemann, Kupferstich D-LEb, Graph. Slg. 5/8

4 A 4 Besetzung des Thomaskantorats 1722

Quelle: Anno 1722. Num. 133. Staats/ und Gelehrte und Ordinaire Zeitung Des Hollsteinischen unparhey­ ischen CORRESPONDENTEN, […] am Freytage / den 21. August. Anm.: Die Aufführung der Probemusik erfolgte am 10. Sonntag nach Trinitatis 1722. Lit.: Becker 1956, S. 39; → VIII/A 1.

VIII/A 3 Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche (II) 9. August 1722

Den 9. Aug. wurde von Herr Telemannen die Probe zum künfftigen Cantorat abgeleget; ohngeacht er solches mündlich und schrifftl. gesuchet, und erhalten; desgleichen das Directorium beÿ E. Löbl. Universitet, so ist doch solches, nach dem er in Hamburg etl. Hundert Taler zu geleget bekommen, wieder rückgängig worden.

Quelle: D-LEsa, Riemer-Chronik (Andere Fortsetzung des Leipzigischen Jahr-Buchs, so ehemals von Herr Mag: Vogeln Predigern des göttlichen Worts der Gemeinde zu Panitzsch v. Sommerfeld etc. etc. zusam- men getragen, aufgeschrieben und herausgegeben worden, nunmehro aber von 1714 fernerweit bis 1750 etc. allhier continuiret wird. von Johann Salomon Riemern J.V.C. et Acad. Fam. jur. Otterwisch: Misn:), Bd. I, S. 94. Lit.: Wustmann 1889, S. 434; → VIII/A 1.

VIII/A 4 Christoph Ernst Sicul: Georg Philipp Telemanns Kantoratsprobe in der Thomaskirche und seine Bewerbung um das Musikdirektorat an der Universität 10. August 1722

Den 10 [August] legte der berühmte Hr. Telemann (f) die Probe in der Kirche zu St. Tho- mas zum Cantorat bey hiesiger Stadt ab, und acceptirte solche Function fast zu iedermanns Verwunderung | weil ohngeachtet dieselbe ergiebig genug ist, dennoch notorisch war, daß er es zu Hamburg, wo er dermalen engagirt, weit höher bringen könnte. So erhielt er auch, auf sein münd- und schriftliches Anmelden, das Directorium Chori Musici bey der Universität. Doch hat er keines von beyden angetreten, sondern ist, nach- dem er wieder in Hamburg angelanget und sich zu seiner Ab- und Anhero-Reise recht anschicken wollen, von dar nicht wieder weggelassen worden. (f) Er war schon vormahls A. 1707 hier in Leipzig bey der neuen Kirche Director der Music, nachhero an verschiedenen Fürstl. Höfen und zu Frankfurth am Meyn Capell-Meister gewesen, von dar er nur an Ostern dieses 1722 Jahres das Cantorat in Hamburg angetreten hatte.

5 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Quelle: Christoph Ernst Siculs ANNALIVM LIPSIENSIVM MAXIME ACADEMICORVM SECTIO XVII. Oder Des Leipziger Jahr-Buchs Zu dessen Dritten Bande Andere Fortsetzung. … Leipzig, Beym Autore und unterm schwarzen Brete, 1724, S. 191 f. Anm.: Die Aufführung erfolgte bereits am 9. August, dem 10. Sonntag nach Trinitatis 1722 (siehe VIII/A 3).

VIII/A 5 Wahl Georg Philipp Telemanns im Engen Rat 11. August 1722

II. Hiernechst sey zu erinnern, daß wegen des Cantor-Diensts H. Telemann am Sontage die probe abgelegt, frage sich, ob Ihm nunmehro das Amt zu conferiren. Herr HoffR. Lange, Es sey Telemann der berühmteste Componist u. finde Er kein Bedencken ihm sein votum zu ertheilen, nur müße er sich die Sache wegen der lectionen könne man noch aussezen. Herr Stiffts R. Born Giebt ebenfals Telemann sein votum, die lectiones könne man noch aussezen, es werde doch mit dem Consistorio diesfals zu conferiren seyn. Herr D. Hölzel Etiam, das übrige werde der Regierende H. Bürgerm. besorgen. | H. Baum. Wagner Etiam. H. CammerR. Jöcher Etiam. H. Baum. Lehmann Etiam. H. Baum. Kregel Etiam. H. Synd. Job. Etiam, wegen der information wäre auch zu prospiciren. H. HoffR. Keeß Etiam, wiße zw. von seiner conduite nichts. H. Baum. Hohmann Etiam, wegen der SchulArbeit werde man sorgen.

Dn. Consul reg. Es solle alles besorget u. von H. Telemann, wie er die lectiones einzurich- ten gemeinet, vernehmen, die Præsentation wäre vormahls, wie auch die gratulationes, in Lateinischer | Sprache geschehen, es schiene aber, daß nach Beschaffenheit ieziger Zeiten es ohne Bedencken auch in Teutscher Sprache geschehen könne.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.60a (PROTOCOLL in die Enge. von 31. Maji, 1720. bis den 5. Maji, 1725.), fol. 158r–159r. Lit.: → VIII/A 1.

6 A 6 Besetzung des Thomaskantorats 1722

VIII/A 6 Wahl Georg Philipp Telemanns im Ratsplenum (I) 11. August 1722

II. Hiernechst sey zu erinnern, daß bey iezo vacirendem Cantor-Dienste an der Tho- mas-Schule unter andern Candidatis sich der berühmte Telemann angegeben, am Sontage auch die probe abgeleget, wegen Verwaltung der Music sey an seiner person kein Zweiffel zu tragen, wegen derer Lectionen, die aber nicht gar wichtig, werde gestalt zu treffen seyn, die, so sich sonst angegeben, wären 1. Johann Friedr. Fasch 2. Georg Balthasar Schott, 3. Joh. Christian Rolle, 4. Georg Lencke, 5. Joh. Martin Steindorff. |

Herr HoffR. Lange Giebt H. Telemannen, als einem sehr berühmten Musico, sein votum. H. D. Falckner Etiam, überlaße die Besorgung derer Lectionen weiterer Besorgung. H. CammerR. Jöcher Etiam. H. BauM. Kregel Etiam. H. Synd. Job Etiam, recommendiret die information derer Schüler H. HoffR. Keeß Etiam. H. D. Romanus Etiam. H. D. Born Etiam. | H. Küstner Etiam. H. Winckler Etiam. H. Baum Hohmann Etiam. H. Örtel Etiam. H. Bötticher Etiam. H. Kreichauff Etiam. H. D. Mascow Etiam. H. StifftsR. Born

7 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Etiam. H. D. Hölzel Etiam. H. BauM. Wagner Etiam. | H. BauM. Lehmann Etiam. H. Dan. Winckler Etiam. H. D. Stiegliz Etiam. H. D. Baudiß Etiam. H. D. Küstner Etiam. Ego Etiam. H. Jöcher Etiam.

Dn. Consul 1, Es solle dasjenige, was mit Einrichtung derer Lectionum u. H. Telemanns Præsentirung in der Schule zu bewerckstelligen, vollends versorget werden.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.42 (Protocollum In Versamlung aller dreÿen Raths-Mittel zu Leipzig gehalten von 26. Aug. āō: 1709. bis 11. Aug. 1722.), fol. 444r­–445v. Lit.: → VIII/A 1.

VIII/A 7 Wahl Georg Philipp Telemanns im Ratsplenum (II) 11. August 1722

II. Der Cantor Kuhnau, beÿ der Thomas-Schule wäre gestorben, und hätte sich H. George Philipp Telemann zu solchem Amte offeriret, auch sich zu einer Probe erboten, so er ges- tern abgeleget. Er gäbe denen Herrn anheim, ob Er sich solchergestallt exhibiret, daß man auf ihn reflectiren könne. Sonste hätten sich noch angegeben: Johann Friedrich Fasch George Balthasar Schott Johann Christian Rolle, Georg Lencke, und Johann Martin Steindorff.

1 = Adrian Steger.

8 A 8 Besetzung des Thomaskantorats 1722

Dn. Cons. D. Lange, gab H. Telemann sein Votum. H. StadtR. D. Falckner, Etiam. H CammerRath Jöcher, gleichfalls H. Baum Kregel, ebenermaßen. H Synd. Job, Etiam, es wäre aber auch vor die Information der Jugend zu sorgen, so mit ihme aus zu machen. H. Baum Käse, Similiter. H StadtR. D. Romanus, gleichergestallt, wegen der Schule überließe Er es des Raths Dis- position. | Herr D. Born H. Johann Philipp Küstner H. Gottfried Winckler H. Baum. Hohmann H. Örtel H. Böttger H. Kreuchauff H. D. Maskow H. Stiffts-Rath D. Born H. Pro-Cons. D. Hölzel Gaben allerseits Herrn Telemannen ihr Votum H Baum. Wagner H Baum. Lehmann, H D. Stiegliz H D. Baudiß H D. Küstner H Ober-Stadtschr. Menser H. Jöcher Dn. Cons. Reg. Telemann solte in sein Amt eingewiesen, und das nöthige beobachtet werden, womit sich also diese Consultation geendiget.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.53 (PROTOCOLL Zum Drey Räthen vom 18. Augusti 1704. bis 1. Septembr: 1753.), fol. 118r+v. Lit.: → VIII/A 1.

VIII/A 8 Georg Philipp Telemann über seine Wahl offiziell in Kenntnis gesetzt 13. August 1722

Erschien auf Erfordern vor E. E. Hochweisen Rath der Stadt Leipzig, H. Georg Philipp Telemann, und truge der Regierende Bürgermeister Tit. Herr Hof-Rath D. Adrian Steger vor, es würde sich derselbe zu erinnern belieben, daß Er um die Stelle, so durch des H. Cantoris Kuhnau Todt beÿ der Thomas-Schule allhier offen worden, sich gemeldet. Weil

9 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Er nun, wegen seiner Music, in der Welt bekannt wäre; So hätte E. E. Hochweiser Rath Ihn erwehlet, und wolte Er Ihme solch Officium im Nahmen Gottes aufgetragen haben. Er würde sich gegen den Rath, und seine Mit-Collegen dergestallt erweisen, daß man dar- mit zufrieden seÿn könne. An der Besoldung und Accidentien, wie es H. Kuhnau gehabt, würde Er sich begnügen laßen. Wegen seiner Præsentation, und anderen, solte alles obser- viret werden. […]

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.117 (Ersezung Derer Schul-Dienste in beyden Schulen St. Thomæ und St. Nicolai Vol. II.), fol. 277r. Anm.: Am 3. September 1722 hatte Telemann den Rat der Stadt Hamburg über seine Wahl zum Thomaskan- tor offiziell in Kenntnis gesetzt und um seine Dimission ersucht. In der Akte D-LEsa,Tit. VII.B.118, fol. 84r findet sich folgender Vermerk über die Bekanntgabe von Telemanns Wahl: „Den 13. Aug. 1722. ist H George Philipp Telemannen der Cantorat dienst beÿ der Schulen zu St. Thomæ im Sitzenden Rathe aufge- tragen worden, es findet sich aber von deßen Installation oder wie er sonst wieder davon abgekommen, keine Nachricht“. Lit.: Knick 1963, S. 130; → VIII/A 1.

VIII/A 9 Kantorstelle an St. Thomas noch immer vakant 20. November 1722

Leipzig / den 20. Nov. […] Es ist die hiesige Cantor-Stelle zu dato noch nicht besetzet, und weiß man auch nicht, wem selbige dürfte aufgetragen werden; weil der hierzu beru- fene Musicus aus Hamburg solche vor dißmahl nicht annimmt, sondern bey seiner vori- gen Stelle, wie man nunmehro höret, verbleibet.

Quelle: Anno 1722. Num. 189. Staats/ und Gelehrte und Ordinaire Zeitung Des Hollsteinischen unparheyi- schen CORRESPONDENTEN, […] am Freytage / den 27. Nov. Lit.: Becker 1956, S. 39; → VIII/A 1.

VIII/A 10 Mitteilung über die Absage Georg Philipp Telemanns 23. November 1722

II. Wegen Ersezung des Cantor Diensts bey der Thomas-Schule habe man auf Telemannen die absicht gerichtet, der aber entschuldige sich, daß er nicht dimittiret werden wolle, so man dahin stelle u. wie hierunter von ihm verfahren worden, Sonst hätten sich angegeben 1. der Capellmeister von Merseburg Kauffmann 2. Andr. Christoph Tufen zu Braunschweig 3. Joh. Martin Steindorff von Zwickau 4. Georg Lembke, Cantor von Laucha 5. Joh. Christian Rolle, von Magdeburg, 6. Georg Balthasar Schott

10 A 11 Besetzung des Thomaskantorats 1722

7. Johann Friedr. Fasch, ein geschickter Mensch, Capellmeister von Zerbst. | Tit. Herr Appell. Rath D. Plaz Man habe nicht ursach sich zu betrüben, daß Telemann nicht herkomme, man habe hauptsächlich bey dem Cantor Dienst dahin zu gedencken, daß das Subjectum nicht allein die Music verstehe, sondern auch informiren könne, man könne Faschen die probe in musiciren u. informiren laßen, ingl. mit Rollen und Tufen, einer von beyden. Herr HoffR. D. Steger votiret zur probe auf Faschen, Tufen und Rollen, sowohl in musiciren als auch in infor­ miren, und zwar ieden 20 thlr. zu Reise Kosten. Herr StifftsR. D. Born Lobet Kauffmann in Merseburg wegen der Music, iedoch könne er nicht informiren, läßet sich gefallen, daß zur probe aufgestellet werden Fasch, Tufen u. Rolle, hätte seine Absicht auf Schotten gerichtet gehabt, da man die N. Kirche unter einerley Directorium bringen können. | Herr Baum. Wagner conformiret sich auf die benanten 3. personen u. daß ieder von ihnen 20 thlr. zur Hin- u. HerReise bekäme. Herr Baum. Lehmann Etiam, in beyden Stücken. Herr Synd. Job Etiam, Herr HoffR Keeß. Etiam. Herr Baum. Hohmann Etiam.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.60a (PROTOCOLL in die Enge. vom 31. Maji, 1720, bis den 5. Maji, 1725.), fol. 171v–172v. Lit.: → VIII/A 1.

VIII/A 11 Probemusiken von Georg Friedrich Kauffmann, Andreas Christoph Duve und Georg Balthasar Schott 29. November 1722

Leipzig / den 1. Dec. In der Niclas Kirchen machte am neulichen Sonntage der Herr Ca­­ pellmeister von Merseburg vor der Predigt seine Probe, nach geendigter Predigt aber ein anderer von Braunschweig, und zur Vesper Msr. Schotte in einer andern Kirchen.

Quelle: Anno 1722. Num. 189. Staats/ und Gelehrte und Ordinaire Zeitung Des Hollsteinischen unparheyi- schen CORRESPONDENTEN, […] am Dienstage / den 8. Dec.

11 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Anm.: Der „Capellmeister von Merseburg“ war Georg Friedrich Kauffmann. Mit dem „anderen von Braun- schweig“ ist der Kantor Andreas Christoph Duve (1676−1749) gemeint. Die Aufführung erfolgte am 1. Ad­­vent. Lit.: Becker 1956, S. 39; → VIII/A 1.

VIII/A 12 Johann Sebastian Bach erstmals unter den Mitbewerbern erwähnt 21. Dezember 1722

IV. Diejenigen, so wegen des Cantorats zur probe aufgestellet werden solten, wären lezthin denominiret, es hätten sich noch mehrere gemeldet, als der Capellmeister Graupner in Darmstadt und Bach in Köthen, Fasch aber erkläre sich, daß er nicht mit informiren könne, der Merseburger bitte nochmahls ihn zur probe zu laßen, Concl. Rolle, Kauffmann, auch Schotte sollen zur probe, insonderheit zum informiren, zugelaßen werden.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII. 60a (PROTOCOLL in die Enge. vom 31. Maji, 1720, bis den 5. Maji, 1725.), fol. 174r. Anm.: Da man Fasch vom außermusikalischen Unterricht nicht befreien wollte, zog dieser seine Bewerbung zurück. Lit.: Dok II, Nr. 119 (und die dort angegebenen Literaturhinweise).

VIII/A 13 Kantorstelle an St. Thomas weiterhin vakant 26. Dezember 1722

Leipzig, den 26. Dec. Nachdem der Hamburgis. Direc. Hr. Telemann zwar erst die Vocation zum Cantorat angenommen, hernach aber solche wieder ausgeschlagen, so ist zum grossen Nachtheil der Schüler der Schulen zu St. Thomas solches Cantorat noch vacant, und geniesset des seel. Herrn Cantoris Kuhnau hinterlassene Frau Wittibe noch biß dato alle Einkünfte. Doch dürfte folgende, wie man versichert, instehende Neu-Jahrs-Messe die Probe allhier thun, nemlich: Der Capellmeister Graupner von Darmstadt, der Hoff-Organist Petzoldt von Dresden, und der Capellmeister Kauffmann von Merseburg, da denn mit nächsten zu vernehmen seyn dürffte, wem dieser imposante Posten aufgetragen werden wird.

Quelle: Anno 1723. Num. 1. Staats- u. Gelehrte Zeitung Des Hollsteinischen unparheyischen CORRESPON- DENTEN I. Stück / am Freytage / den 1. Januar. Anm.: In der Zeit der Vakanz amtierte der Präfekt Johann Gabriel Roth, der dies u. a. in einem Bewerbungs- schreiben vom 6. Dezember 1724 um die Kantoratsstelle in Grimma hervorhebt. → C 19. Lit.: Becker 1956, S. 40.

12 A 14 Besetzung des Thomaskantorats 1723

VIII/A 14 Christoph Graupner nominiert 15. Januar 1723

den 15. Januarÿ 1723. Tit. Herr HoffR. und Bürgermeister D. Lange Proponit, es habe sich der Capelmeister von Darmstadt H. Graupner gemeldet u. werde aufn Sontage die probe machen, der habe nun allendhalben ein gutes Lob, wie unterschie- dene Briefe auswiesen, nur wäre præcaution zu nehmen, daß er bey seinem Hoffe dimittiret werden könne, welches man ihm vermeldet, welcher iedoch, daß er nicht fest verbunden sey, und was ihm zur mutation bewege, sich erkläret, käme es nur darauf an, ob, wenn es mit der probe wohl ablieffe, ihm das Cantorat aufgetragen werden auch ob man nicht vor- her an den Herrn Landgrafen schreiben solle. Tit. Herr Appellat. Rath und Bürgermeister D. Plaz. Er kenne H. Graupner zw. nicht special, iedoch mache er eine gute Gestalt u. schiene ein feiner Mann zu seyn, glaube auch, daß er ein guter Musicus wäre, nur wäre da- | hin zu sehen, daß er auch mit die information in der Schule verrichte, laße sich auch gefallen, daß man an des Herrn Landgr. von Heßen Hochfl. Dhl. schreibe. Tit. Herr HoffR. und Bürgerm. D. Steger Er sey kein Musicus u. beziehe sich auf des Regierenden Herrn Bürgerm. judicium u. was der Capelmeister von Dreßden von ihm geschrieben, man könne auch an den Herrn Landgrafen es gelangen laßen, auch die andern in der probe noch hören, inzwischen aber u. bis er seine Dimißion erlanget, die Sache nicht in die 3. Räthe bringen, womit sich H. Appellat. Rath D. Plaz auch conformiret. Herr StifftsR. D. Born Weil H. Graupner so ein gutes Lob habe, wie denn Kauffmann auch ihn bes- | ser als sich selbst halte, so reflectire er ebenfals auf denselben, gebe zu überlegen, ob nicht die Tho- mas-Schüler dahin zu verbinden, daß wenn man sie brauche, sie möchten sich befinden, wo sie wolten, sie sich gebrauchen laßen wolten. Herr HoffR. D. Hölzel Rolle solle Telemannen übertreffen und könne man ihn ebenfals hören, adhæriret H. StifftsR. Borns voto u. reflectiret ebenfals auf Graupnern. H. Baum. Wagner votiret aus angezogenen Ursachen auf Graupnern mit denen angefügten conditionen, gebe zu überlegen, ob man Rollen u. Bachen noch zur probe admittiren solle. H. CammerR. Jöcher giebt sein votum Graupnern mit obigen conditionen. H. Baum. Lehmann Etiam, Rolle werde als ein geschickter u. gelehrter Mann gelobet. | Herr Baum. Kregel

13 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Etiam, wäre zweiffelhafft ob man noch mehr proben laßen machen solle. Herr Synd. Job Er kenne Graupnern nicht von person es werde aber viel gutes von ihm gesprochen, wäre nur zweiffelhafft, ob selbiger seineDimißion so leicht erhalten werde, dahero wohl gut seyn werde, daß man an Herrn Landgr. schreibe, wegen Rollens sey er ebenfals zweiffel- hafft indem er zu Magdeburg sich aufhalte, mit der information wäre auch mit darauf zu sehen. H. Baum. Hohmann, votiret ebenfals auf Graupnern,

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII. 60a (PROTOCOLL in die Enge. vom 31. Maji, 1720, bis den 5. Maji, 1725.), fol. 178r–179v. Anm.: Graupners Kantoratsprobe erfolgte zwei Tage später, am 2. Sonntag nach Epiphanias (17. Januar 1723). Lit.: Dok II, Nr. 121 (teilweise wiedergegeben); → VIII/A 1.

VIII/A 15 Christoph Graupners Kantoratsprobe in der Thomaskirche 18. Januar 1723

Leipzig, den 18. Jan. Künftigen Sonntag wird allhier in der Kirchen der Hochfürstl. Darmstädtische Capell- meister, Hr. Graupner, seine Probe, wegen der ledigen Cantor-Stelle, auf E. E. Hochwei- sen Raths Befehl machen; worauf selbige Bedienung alsdenn wohl ehestens wieder dürfte ersetzet werden.

Quelle: Anno 1723. Num. 13. Staats- u. Gelehrte Zeitung Des Hollsteinischen unparheyischen CORRES- PONDENTEN XIII. Stück / am Freytage / den 22. Januar. Anm.: Graupners Kantoratsprobe erfolgte bereits am 17. Januar 1723, dem 2. Sonntag nach Epiphanias (→ VIII/A 14). Seine Probemusiken waren die Kantaten „Aus der Tiefen rufen wir“ und „Lobet den Herrn alle Heiden“. Beide Werke sind für den 2. Sonntag nach Epiphanias bestimmt. Die vorliegende Zeitungs- meldung zielt irrtümlich auf den Sonntag Septuagesimae (24. Januar 1723). Lit.: Becker 1956, S. 40; → VIII/A 1.

VIII/A 16 Brief des Leipziger Rates an Landgraf Ernst Ludwig zu Darmstadt 20. Januar 1723

Durchlauchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Eu: HochFürstl: Durchl: geruhen gnädigst sich in Unterthänigkeit vortragen zulaßen, welchergestalt wir bey wieder Ersetzung der iezt vacirenden Stelle eines Directoris Musices alhier unser meistes Absehen auf H. Christoph Graupnern gerichtet, welcher die Gnade

14 A 16 Besetzung des Thomaskantorats 1723

Christoph Graupner, Kantate „Aus der Tiefen rufen wir“, autographe Partitur (1723) Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Sign.: Mus. ms. Mus. ms. 431/1

15 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750 und das Glück genüßet in Eu: HochFürstl: Durchl: Diensten als CapellMeister sich zube- finden, zuvor aber in der Schulen zu St. Thomas hiesigen Orthes viel Jahre nach einander als ein Alumnus erzogen, | unterhalten, und informiret worden: wir haben ihm auch dieser- wegen unsere intention, als er in lezt abgewichener NeujahrsMeße die seinigen zubesuchen hieher gekommen, und sich auf unser begehren mit seiner composition in der Kirchen hören laßen, bereits eröffnet, und an ihm wahr genommen, daß, daferne Eu: HochFürstl: Durchl. Sich wolten bewegen laßen, solches gnädigst zu agreiren, er weiter wohl kein Bedencken haben dürffte obberührte Direction der Music, und, was dieser anhängig, zur Danckbarkeit des alhier in seiner Jugend genossenen Unterhalts anzunehmen. Wann dann aller Welt zur Genüge bekandt, daß Eu: Hochfürstl: Durchl: nicht allein mit Virtuosen seines gleichen, daran sich dermahlen bey uns Mangel ereignen will, im Überfluße versehen sind sondern, auch täglich von | andern neu ankommenden um Beför- derung angelanget werden: Als leben wir des unterthänigsten Vertrauens, ersuchen auch Eu: HochFürstl. Durchl: darum unterthänigst, es werden und wollen Dieselbe dieses unser bezeugen Sich zum gnädigsten Gefallen gereichen, und geschehen laßen, daß gedachter Herr Graupner nach vorgehender gnädigster Erlaßung seiner bißherigen Dienste, die ihm von uns zugeeignete Function annehmen möge. Diese von Eu: HochFürstl: Durchl: uns erwiesene ganz besondere Gnade, wollen wir mit unterthänigstem Dancke zuerkennen unvergeßen seyn, und in tieffer Submission beständig verharren Durchlauchtigster Fürst, Eu: HochFürstl. Durchl.

Signatum Leipzigk, den 20.ten Januarii, 1723 unterthänigste gehorsamste Der Rath zu Leipzigk

Quelle: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: 8-15/6, fol. 12r−13v; der Entwurf dieses Schreibens befin- det sich in D-LEsa, Tit. VII.B.117, fol. 285r−286v. Anm.: Am 20. Januar 1723 wurden Graupner Reisekosten in Höhe von 40 Talern gezahlt. Lit.: Oswald Bill, Dokumente zum Leben und Wirken Christoph Graupners in Darmstadt, in: Christoph Graup- ner Hofkapellmeister in Darmstadt 1709−1760 (Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Nr. 28), Mainz etc. 1987, S. 128 f. Siehe auch die dort angegebene Literatur.

16 A 17 Besetzung des Thomaskantorats 1723

VIII/A 17 Schreiben Christoph Graupners an Bürgermeister Gottfried Lange Darmstadt, 7. Februar 1723

HochEdelgebohrner Herr Hoher Patron

Ew. Excellenz berichte hierdurch schuldigst daß nach, Gott lob, glücklich zurück geleg- ter Reiße nunmehr schon vor 8 Tagen so wohl das Schreiben Eines Edlen Hochweisen Raths zu Leipzig als auch ein memorial meiner dimission wegen Ihr: Hochfürstl. Durchl. meinem gnädigsten Herrn übergeben. Erwarte also alle tage resolution; solte solche nicht bald folgen, so werde noch weitere Erinnerung deßentwegen thun. Es wird zwar meine Veränderung von hier von meiner gnädigsten Herrschaft gar ungern gesehen, habe aber dennoch Hofnung mit aller Ehre und Güte wegzukommen, da zumahl auch noch nichts ungnädiges verspühret. Es haben sich zwar einige meines Decrets, davon Ew. Excellenz | schon Meldung gethan, erkundigt und gemeynet, ich seye ad dies vitæ verbunden, haben aber aus solchen gantz das Gegentheil und meine völlige Freiÿheit ersehen. Zweiffele also keines Weges gesuchte dimission zu erlangen; würde mir auch sehr lieb seyn, wenn künf- ftige Ostern D[eo]. V[olente]. da seÿn könte, um dieße Sache vollends zu guten Ende zu bringen; Solte mich aber die späthe resolution meines gnädigsten Herrn, wie ich doch nicht hoffe, hieran verhindern, so müste es solchen Fals auf etl. Wochen nicht ankommen. Werde aber so bald solche erfolget, Ew. Excellenz so gleich davon Nachricht überschreiben […]

Darmstat d. 7. Febr: 1723. gantz gehorsamst und ergebenster treuer Diener Christoph Graupner.

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.117 (Ersezung Derer Schul-Dienste in beyden Schulen St. Thomæ und St. Nicolai Vol. II), fol. 289r–290r. Anm.: In einem Brief an Gottfried Lange vom 22. März 1723 sagte Graupner ab, weil ihm der hessische Landgraf die Entlassung verweigerte. Die offizielle Absage von Seiten des Darmstädter Hofes erfolgte am 23. März 1723 (D-LEsa, Tit. VII.B.117, fol. 287r–288r). Graupners sagte dem Leipziger Rat bereits am Tag zuvor ab (D-LEsa, Tit. VII.B.117, fol. 218r–219v). Lit.: Bill 1987, S. 134 f. Dort vollständig wiedergegeben.

17 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/A 18 Johann Sebastian Bachs Kantoratsprobe in der Thomaskirche 7. Februar 1723

Am verwichenen Sonntage Vormittage machte der Hochfürstl. Capellmeister zu Cöthen, Mr. Bach, allhier in der Kirchen zu St. Thomä wegen der bisher noch immer vacant ste- henden Cantor-Stelle seine Probe, und ist desselben damahlige Music von allen, welche dergleichen ästimiren, sehr gelobet worden. Mr. Scholte, Director des Collegii Musici hat diese Probe auch in der neuen Kirche am Feste Mariä Reinigung gemacht, und wird obge- dachte vacante Stelle nun ehestens von E. E. Hochw. Rathe ersetzet werden.

Quelle: Hamburger RELATIONSCOURIER, 1723, No 26, 7. Woche 1stes Stück (Montagis.) 15. Febr. Anm.: Die Kantoratsprobe von Schott fand nicht in der Neukirche sondern in der Nikolaikirche statt. Bachs Probestücke waren die Kantaten „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“ (BWV 22) und „Du wahrer Gott und Davids Sohn“ (BWV 23). Lit.: Spitta 1880, S. 6; Dok II, Nr. 124; Dok II, Nr. 123.

VIII/A 19 Johann Sebastian Bach in die engere Wahl gezogen 9. April 1723

IV. Auf den man bey dem Cantorat reflexion genommen, nemlich Graupnern, könne seine dimißion nicht erhalten, der Landgraff zu Hessen Darmstadt wolle ihn schlechter- | dings nicht dimittiren, sonst sey in Vorschlag der Capellmeister zu Cöthen Bach, Kauffmann zu Merseburg und Schotte alhier kommen, aber alle 3. würden zugleich nicht informiren können, bey Telemann habe man schon auf die Theilung reflectiret. Herr Appellat. Rath Plaz. Das leztere finde Er aus erheblichen Ursachen vor bedencklich, da man nun die besten nicht bekommen könne, müße man mittlere nehmen, es sey von einem zu Pirna ehmahls viel gutes gesprochen worden, Alhier bin weiter zu protocolliren gehindert, weil in die Steuer Stube geruffen worden, daselbst die Sache wegen des Rests in Pfennigen und Qvatembern vorgegangen, darzu E. E. Hochw. Rath mit deputiret, das Protocoll hat Herr Syndicus Job fortgeführet.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII. 60a (PROTOCOLL in die Enge. vom 31. Maji, 1720, bis den 5. Maji, 1725.), fol. 197v–198r. Anm.: Der Bewerber aus Pirna war Christian Heckel, ein vormaliger Thomasalumne. Lit.: Spitta 1880, S. 7; Schering 1941, S. 16; Dok II, Nr. 127; Schulze 1975.

Verpflichtungserklärung zur Übernahme des Thomaskantorats 19. April 1723 → Dok I, Nr. 91

18 A 20 Besetzung des Thomaskantorats 1723

VIII/A 20 Johann Sebastian Bachs Wahl im Ratsplenum (I) 22. April 1723

Den 22. Aprilis 1723. Tit. Herr HoffR. und Bürgerm. D. Lange Proponit, es sey erinnerlich, wie nach absterben des Cantoris Kuhnauens die absicht auf den berühmten Telemann genommen, der aber sein Wort nicht gehalten, hernach habe man reflexion auf den Capelmeister zu Darmstadt Graupnern gemachet, den iedoch der Herr Landgraff nicht dimittiren wolle, bliebe von denen andern Competenten noch übrig der Capellmeister zu Cöthen Bach, der Capell Director Kauffmann zu Merseburg u. der Organist bey der neuen Kirche Schott, Nun komme es bey dem Cantorat nicht allein auf die Music an, sondern auch auf das informiren in der | Schule, deßen sich gedachter Bach auch erkläre u. sonst sich gewißer maßen erkläret, Also wäre nunmehro zu resolviren, ob man auf ihn reflectiren wolle. Tit. Herr Appellat. Rath und Bürgerm. D. Plaz. Es möchte Bach in guter renommé seyn u. laße Er sich deßen person gefallen, zumahl da er sich erkläret, nicht nur die Knaben in der Music, sondern auch sonst in der Schule geord- neter maßen zu informiren, man werde sehen, wie er das lezte bewerckstelligen möchte, iedoch daß Bach sich zu Cöthen los mache. Tit. Herr HoffR. und Bürgerm. D. Steger Er hätte gewünschet, daß Graupner es annehmen können, richte aber | nunmehro seine Gedancken auf Bachen, zumahl da er sich erkläret, sowohl bey der Music als in der Schule zu informiren, möchte er bey dem leztern nicht allendhalben fortkommen können, würde man ihm, es durch andere person verrichten zu laßen, nicht entgegen seyn. Herr StadtR. D. Born. votiret auf obgenante weise auf Bachen. H. BauM. Wagner Etiam, mit obigen conditionen. H. BauM. Lehmann Etiam. H. Appell.Rath D. Troppaneger Etiam, iedoch daß er die information entweder selbst bestreite oder sich mit iemand anders auf seine Kosten diesfals seze. | H. Sieber Etiam. H. HoffR. D. Kregel Etiam, als einen sehr geschickten mann, auf obige weise H. Gotfr. Winckler

19 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Etiam. H. D. Stieglitz Etiam. H. D. Baudiß Etiam. H. D. Küstner Etiam, wie vorherbenant. Ego

Etiam. H. Bose Etiam. H. Jöcher Etiam. H. Kreuchauf Etiam. H. D. Mascow Etiam. | H. StifftsRath Born Etiam, zumahl H. Bach sich erkläret, die information mit zu übernehmen. H. D. Hölzel Etiam. H. BauM. Kregel Etiam. H. Synd. Job Etiam, iedoch daß die Dimißion seine Richtigkeit habe. H. D. Romanus Etiam. H. D. Küstner. Etiam. H. BauM. Hohmann Etiam. H. Örtel Etiam. H. Bötticher Etiam. Herr HoffR. Trier Etiam.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.43 (Protocollum In Versamlung aller dreÿen Raths-Mittel zu Leipzig gehalten von 31. Aug. aō. 1722. bis 18. Julij. 1736.), fol. 21v–23v. Lit.: Spitta 1880, S. 7; Knick 1963, S. 137; Dok II, 130.

20 A 21 Besetzung des Thomaskantorats 1723

VIII/A 21 Johann Sebastian Bachs Wahl im Ratsplenum (II) 22. April 1723

Den 22: April. 1723. Cantor beÿ der Thom kirchen Dn. Cons. Reg. D. Lange truge, in Versammlung aller dreÿ Räthe, vor, es wäre bekannt, daß man, wegen der Cantor-Stelle, zu St. Thomas seine Gedancken auf H. Telemann gerichtet gehabt, er hätte auch versprochen, alles zuthun, jedoch aber sein Versprechen nicht gehal- ten. Man hätte hernach auf H. Graupnern, Capellmeistern zu Darmstadt, sein Absehen, jedoch privatim gerichtet gehabt, welcher aber berichtet, daß man ihn nicht laßen wolte. Hernach hätten sich Bach, Hoffmann und Schott gemeldet. Bach wäre Capellmeister zu Cöthen, und excellirte im Clavier. Nebst der Music habe Er die Information, und müste der Cantor in den Colloquiis Corderi und der Grammatic informiren, welches er auch thun wolte. Er habe sich reversiret, nicht alleine publicè, sondern auch privatim, zu informiren. Wann Bach erwehlet würde, so könnte man Telemann, wegen seiner Conduite, vergeßen. Dn. Cons. D. Platz. Weil die Vacanz so lang gewesen; so hätte man Ursach zur wahl zu schreiten. Es wäre zu wünschen, daß man es mit dem dritten träffe. ZurInformation der Jugend müste er sich accomodiren. Bach wäre geschickt darzu, und wolte ers thun, gab ihm also sein Votum. Dn. Cons. D. Steger; Danckte vor die Sorgfalt, und wäre Vorgebracht worden, warum es sich verzogen, und wes wegen H. Bach zu nehmen. Bachs Person wäre so gut als Graup- ner. Er hätte sich erklähret, nicht alleine als Cantor, sondern auch als Collega beÿ der Thomas-Schule seine Treue zubezeigen. Als Collega quartus wolte Er sich mit den andern Præceptoribus setzen, so seine Vices Vertreten solten. Votirte gleichfalls uf Bachen, und hätte er solche Compositiones zu machen, die nicht theatralisch wären. H. StadtR. D. Born. Gab H Bach sein Votum. H. Baum. Wagner. Bach wäre ihme gerühmet worden, votirte also auf ihn. H. Baum. Lehmann, Er trüge kein Bedencken, Bachen sein Votum zu geben. H Appellations Rath D. Troppaneger. Votirte uf Bachen, und solte Er die Information ver- richten, oder sich mit einem andern setzen. H Sieber. Gab Bachen sein Votum. H Hofr. D. Kregel; Similiter, Etiam, und würde Er sich der Information nicht entziehen; wenn er es aber nicht verrichten könnte, solches durch einen andern tun zu laßen. H. Gottfried Winckler. Votirten uf Bachen. | H D. Baudiß Stieglitz Herr D. Baudiß, Etiam. Die Information belangend, daferne sich darin Mangel erscheinen solte, solches ersetzet werden könnte. H D. Küstner, Similiter, und müste auf seine Kosten die Information von den übrigen Schul-Collegen übertragen werden.

21 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

H. Ober-Stadtschr. Menser H Caspar Bose Gaben Bachen ihr Votum. H. Zacharias Jöcher H. Kreuchauff H D. Maßkov. Etiam, und wäre, wegen der Information, ein Temperament zu treffen. H. Pro-Cons. D. Born. Gleichfalls, in Hoffnung, Er werde seine Dimission von Cöthen erhalten. H. Pro-Cons. D. Hölzel, Similiter. H. Baum. Kregel, gleichfalls. H. Synd. Job. Etiam, und würde es, wegen der Dimission, so gut als richtig seÿn. H. StadtRichter D. Romanus H. Küstner. H. Baum. Hohmann Gaben allerseits Bachen ihr Votum. H. Örttel H. Böttcher H. Hofr. D. Trier Dn. Cons. Reg. Es wäre nöthig auf einen berühmten Mann bedacht zu seÿn, damit die Herren Studiosi animiret werden möchten. Bach hätte seine Dimission zu suchen und wünschte, daß es wohl gerathen möge, wormit sich also diese Consultation geendiget.

Quelle: D-LEsa, Tit. VIII.53 (PROTOCOLL Zum Drey Räthen vom 18. Augusti 1704. bis 1. Septembr: 1753.), fol. 122r+v. Lit.: Spitta 1880, S. 847 f.; Schering 1941, S. 15; Dok II, Nr. 129K.

VIII/A 22 Revers für Johann Sebastian Bach 5. Mai 1723

Demnach E. E. Hochweiser Rath dieser Stadt Leipzig mich zum Cantorn der Schulen zu St. Thomas angenommen und einen Revers, in nachgesezten Puncten von mir zuvollziehen begehret, nehmlich: 1.) Daß ich denen Knaben, in einem erbarn eingezogenen Leben und Wandel, mit gutem Exempel vorleuchten, der Schulen fleißig abwarten, und die Knaben treulich informiren, 2.) Die Music in beyden Haupt-Kirchen dieser Stadt, nach meinem besten Vermögen, in gutes Aufnehmen bringen, 3.) E. E. Hochw. Rathe allen schuldigen respect und Gehorsam erweisen und deßen Ehre und reputation aller Orthen bester maßen beobachten und befördern, auch so ein Herr des Raths die Knaben zu einer Music begehret, ihme dieselben ohnweigerlich fol- gen laßen, außer diesen aber denenselben auf das Land, zu Begräbnüßen oder Hoch- zeiten, | ohne des regierenden Herrn Bürgermeisters und der Herren Vorsteher der Schulen Vorbewust und Einwilligung zureisen keinesweges verstatten.

22 A 22 Besetzung des Thomaskantorats 1723

4.) Denen Herren Inspectoren und Vorstehern der Schulen in allen und ieden, was im Nahmen E. E. hochw. Raths dieselbige anordnen werden, gebührende Folge leisten, 5.) Keine Knaben, welche nicht bereits in der Music ein fundament geleget, oder sich doch darzu schicken, daß sie darinnen informiret werden können, auf die Schule nehmen, auch solches, ohne derer Herren Inspectoren und Vorsteher Vorwißen und Einwilli- gung, nicht thun. 6.) Damit die Kirchen nicht mit unnöthigen Unkosten beleget werden mögen, die Kna- ben nicht allein in der Vocal- sondern auch der Instrumental-Music fleißig unterwei- sen. 7.) Zu Beybehaltung guter Ordnung in denen Kirchen die Music dergestalt einrichten, daß sie nicht zulang währen, auch also beschaffen seyn möge, damit sie | nicht opern- hafftig heraus kommen, sondern die Zuhörer vielmehr zur Andacht aufmuntere. 8.) Die neue Kirche mit guten Schülern versehen, 9.) Die Knaben freundlich und mit Behutsamkeit tractiren, daferne sie aber nicht folgen wollen, solche moderat züchtigen, oder gehöriges Orts melden; 10.) Die Information in der Schule und was mir sonsten zuthun gebühret, treulich besor- gen, 11.) Und da ich solche selbst zuverrichten nicht vermöchte, daß es durch ein ander tüch- tiges Subjectum, ohne E. E. Hochw. Raths, oder der Schule, Beytrag, geschehe, veran- stalten, 12.) Ohne des regierenden Herrn Bürgermeisters Erlaubnüß mich nicht aus der Stadt begeben, 13.) In LeichBegängnüßen iederzeit, wie gebräuchlich, so viel möglich, bey und neben denen Knaben hergehen, 14.) Und bey der Universität kein officium, ohne E. E. Hochw. Raths Consens annehmen solle und wolle; Als verreversire und verpflichte ich mich hiermit und in Krafft dieses, daß ich diesen allen, wie obstehet, treulich nachkommen und, bey Verlust meines Dienstes, darwieder nicht handeln wolle. Zu Uhrkund habe ich diesen Revers eigenhändig unterschrieben und mit meinem Pet- schafft bekräfftiget. So geschehen in Leipzig, den 5. Maii. 1723 Johann Sebastian Bach. Quelle: D-LEsa, Urk.-Kast. 79, Nr. 42,1. Anm.: Im älteren Entwurf des Reverses (verfasst für Telemann) vom 13. August 1722 waren u. a. folgende Passagen geändert: 1.) Daß ich denen Knaben, in einem erbarn eingezogenen Leben und Wandel, mit gutem Exempel vorleuch- ten, der Schulen fleißig abwarten, und die Knaben sowohl inliteris als in der Music treulich informiren, […] 6.) Damit die Kirchen nicht mit unnöthigen Unkosten, wie bishero geschehen, beleget werden mögen, die Knaben nicht allein in der Vocal- sondern auch der Instrumental-Music fleißig unterweisen. 7.) Die neue Kirche mit beßeren guten Schülern, wie seithero geschehen, versehen, Am 5. Mai 1723 wurde Bach vom Leipziger Rat offiziell über seine Wahl zum Thomaskantor in Kenntnis gesetzt. → Dok II, Nr. 133. Lit.: Spitta 1880, S. 8, 848−850; Knick 1963, S. 140 f.; Dok I, Nr. 92 sowie die dort angegebene Literatur.

23 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/A 23 Bachs Amtsantritt in der Nikolaikirche und Neuregelung der Musik in der Paulinerkirche 30. Mai 1723

DEn 30. so der II Sonntag nach Trinitatis war, trat der neue Cantor, Herr Johann Sebastian Bach, sein Amt bey denen Stadt-Kirchen mit der ersten Music in der Kirche zu St. Nicolai an. Welcher auch das Directorium der Music in der Academischen Kirche erhielt, iedoch nur bey dem so genannten alten GOttesdienste, d. i. bei denen Fest- und Qvartal-Oratio­ nibus; dahingegen das Directorium bey dem neuen GOttesdienste, d. i. bey denen Sonn- und Fest-Tags-Predigten, bereits an Herr Görnern vergeben war.

Quelle: Christoph Ernst Siculs ANNALIVM LIPSIENSIVM MAXIME ACADEMICORVM SECTIO XX. Oder Des Leipziger Jahr-Buchs Zu dessen Dritten Bande Fünffte Fortsetzung. … Leipzig, beym Autore. 1726, S. 479. Lit.: Dok II, Nr. 141.

Carl Friedrich Menser: Bericht über Bachs Amtseinweisung 1. Juni 1723 → Dok II, Nr. 145

Christian Weiss: Bericht über Bachs Amtseinweisung 1. Juni 1723 → Dok II, Nr. 147

24 A 23 Besetzung des Thomaskantorats 1723

Johann Sebastian Bach, Antrittsmusik „Die Elenden sollen essen“ (BWV 75), autographe Partitur (1723) D-B, Mus. ms. Bach P 66

25

VIII/B MEMORIALE, BESCHWERDESCHRIFTEN, GESUCHE UND VERFÜGUNGEN

Stephan Hesse: Antrag zur Aufnahme seines Sohnes in das Thomasalumnat 23. April 1726 → VIII/C 24

Gottlieb Gaudlitz: Beschwerdeschrift an das Konsistorium wegen Kompetenzstreitigkeiten mit Bach 7. September 1728 → Dok I, S. 56

Johann Daniel Senfft: Bitte um eine Freistelle für seinen Sohn 5. März 1729 → VIII/C 36

Johann Gottfried Berger: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat 7. April 1729 → VIII/C 37

Johann Gottfried Eschner: Erneutes Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat 20. April 1729 → VIII/C 38

Martin Köpping: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat für seinen Sohn 27. April 1729 → VIII/C 39

Caspar Friedrich Franke: Gesuch um eine Freistelle im Alumnat für seinen Stiefsohn Johann Heinrich Hillmeyer 2. Mai 1729 → VIII/C 41

27 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/B 1 Johann Matthias Gesner: Dank an den Leipziger Rat Juli 1730

Magnifici, HochEdelgebohrne, u. HochEdele, Veste, Hochgelahrte, u. Hochweise Herren, Hochgeneigteste Patronen,

Ew. Magnificentz, HochEdelgebohrne u. HochEdle, meine allerseits hochgeneigteste Pat- ronen, haben durch die auf meine Wenigkeit gefallene Wahl zum rectorat an dero Tho- mas-Schule eine probe abgeleget, daß dieselben ohne privat- u. neben-Absichten, als wel- che beÿ mir die geringste statt nicht haben können, blos darauf gesehen, wie solche stelle zum besten der iugend ersezt werden möge; zugleich aber eines theils mich zu unsterbli- cher danckbarkeit vor ein so geneigtes u. ehren-volles urtheil von meiner person u. bisheri- gen verrichtungen verbunden, u. andern theils mir die indispensable schuldigkeit auferlegt, die besten Kräffte meines Gemüths u. Leibes dahin anzuwenden, daß sothane gute von mir geschätzte meinung durch meine schuld nie mahl falsch befunden, u. vielmehr die vor mich ausgefallene wahl unter die übrigen redlichen u. dem gemeinen wesen nützli- chen entschließungen eines so ansehnl. collegii iederzeit gerecht werden möge. In solcher Absicht werde | unter Göttlicher Gnaden Verleihung (welcher allein ich auch die Glück- seeligkeit zuschreibe, daß mein thun einem so erlauchteten collegio nicht mißfallen hat) nicht nur um die mitte des nächstkommenden Augustmonats mich in Leipzig einfinden, u. das mir aufzutragende amt mit der größten Freudig- und Bereitwilligkeit antretten; sondern auch eine meiner angelegensten fragen seÿn lassen, meinen unverbrüchlichen gehorsam treue, u. ergebenheit, sowohl dem ganzen hochansenhl. collegio, als auch ieden deßen vornehmen gliedern ins besondere beÿ allen vorfallenden gelegenheiten zu erken- nen zu geben, welches iezt mit dem getreuesten wunsch für dero Hochwehrteste Personen, wichtigen aemtern, u. ansehnl. famillen, verrichte, u. lebenslang zu verharren gedencke, EwMagnificentien, HochEdelgebohrnen u. HochEdln, meinen allerseits hochgeehrtesten Patronen gehorsamster Diener Joh.Matth.Gesner

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.117 (Ersezung Derer Schul-Dienste in beyden Schulen St. Thomæ und St. Nicolai Vol. II.), fol. 361r+v.

Memorandum zur Neuorganisation der Kirchenmusik 23. August 1730 → VIII/C 56

28 B 1 Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen 1730

Johann Matthias Gesner Schabkunstblatt im Verlag Johann Jacob Haid nach einem Gemälde von Christian Nicolaus Eberlein, D-LEb, DL 3

29 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/B 2 Christian Ludwig Stieglitz: Klage über den Verfall der Disziplin und Bitte um Entlassung aus seinem Amt 30. August 1730

[…] Nachdeme ich nun solches Amt, wie obgedacht fast in die 2. Jahr nach äußerster Möglichkeit besorget, habe ich doch mehr als zu viel erfahren, | daß mein Zustand ganz und gar nicht zuläßet, der Schulen, wie sie sonderlich im Abfall und beÿ nahe in ver- wildertes Wesen gerathen, genugsam und wie es deren bestes und Aufnahme erfordert vorzustehen. […] | […] Dann ist die Uneinigkeit derer Herren Præceptorum und wie nicht alle und jede ihres Amtes behörig wahrnehmen, sowohl der Verfall der Disciplin und Unordnung in der Alumnorum Leben und Wandel nur allzubekanndt, Alle Unordnungen aber abzustellen, gute dagegen einzuführen, und solche zuerhalten, die Stifftungen accurat zubesorgen, nicht von einen Tag auf den andern, weniger von einer Woche zu der andern zuverschieben, als welches unverantwortlich, läßet die Abwesenheit des Vorstehers nicht zu, Wie nun die allergnädigst aufgetragene Function beÿm Appellation Gerichte mich zu zweÿenmahlen von Leipzig nacher Dresden | abrufftet, […] So wird E. E. Hochweiser Rath von selbst ermeßen, daß ich nicht vermögend bin, diesem Amte aus angezogenen auch andern Ursachen mehr, welche, weil jene hinlänglich, mit Stillschweigen übergehe, vorzustehen; […]

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.6 (Die Schule zu St Thomæ betr. Fasc. II.), fol. 14r–15v. Anm.: Mit diesem Schreiben bat Stieglitz um seine Entlassung aus dem Amt. Lit.: Spitta 1880, S. 26.

Umbau der Thomasschule und Interim für die Schüler, Rücktrittsgesuch des Schulvorstehers Stieglitz 2. September 1730 → VIII/F 24

VIII/B 3 Johann Sebastian Bach: Beschwerde über den Thomasschulrektor Johann August Ernesti 12. August 1736

Magnicifi. HochEdelgebohrne, HochEdle, Vest- und Hochgelahrte, auch HochWeise, Hochgeehrteste Herren und Patroni.

30 B 3 Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen 1736

Eu: Magnificentz HochEdelg. und HochEdle Herrligkeiten geruhen hochgeneigt Sich vortragen zu laßen, daß ob zwar nach E. E. Hochw. Raths allhier Ordnung der Schule zu S. Thomæ dem Cantori zu kommet, die jenigen aus denen Schul-Knaben, welche er vor tüchtig erachtet als Præfectos zu erwehlen, und beÿ deren election nicht alleine auf die Stimme, daß sie gut und helle seÿ, sondern auch, daß die Præfecti, (besonders derjenige, so im ersteren Chor absinget) wenn der Cantor kranck oder | abwesend, die Direction des Chori musici führen können, acht zu haben hat; auch dieses ohne concurrentz des Herrn Rectoris biß anhero und vorhero von denen Cantoribus also und nicht anders gehalten worden; sich dem ohngeachtet itziger Herr Rector, M. Johann August Ernesti die Erset- zung des Præfecti im ersteren Chore ohne mein Vorwißen und Einwilligung neüerlicher Weise anmaßen wollen, gestallten er letzthin auf diese Art, den bißherigen Præfectum des andern Chores Krausen zum Præfecto des ersteren ernennet, auch hiervon aller von mir geschehenen gütlichen Vorstellung ungeachtet nicht abgehen will, ich aber, da solches obangezogener Schul-Ordnung und hergebrachten Gewohnheit zu wieder zum præjudiz meiner Successorum und Schaden des Chori Musici solches nicht geschehen laßen mag; als ergehet an Eu: Magnificenz,HochEdelgebohrne u. HochEdl. | Herrligk. mein gehorsams- tes Bitten, diese zwischen dem Herrn Rectore und mir in meinem officiovorgefallene Irrung gütig und hochgeneigt zu entscheiden, und weilen diese von dem Hn. Rectore beschehene Anmaßung der Ersetzung derer Præfectorum zu einer disharmonie und Nachtheil derer Schüler ausschlagen möchte, nach Dero vor die Schule zu S. Thomastragenden besondern Gütigkeit und Vorsorge, den Hn. Rectorem, M. Ernesti zu bedeüten, daß er die Ersetzung derer Præfectorum wie biß anhero, der Schul Ordnung und Gewohnheit gemäß voritzo und fernerhin lediglich mir überlaße, und hierdurch in meinem officio mich hochgeneigt zu schützen; Versehe mich hochgeneigter deferirung mit gehorsamsten respect verharrend Eu: Magnificentz, HochEdelgebohrn. und HochEdl. Herrligk.

Leipzig. den 12. August: 1736. gehorsamster Joh. Sebast: Bach.

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.69 (ACTA Die Bestellung der Præfectorum auf der Schule zu St Thomæ alhier. betr. 1736. Ergangen bey der Rathsstube zu Leipzig), fol. 1r−2r. Anm.: Die zuständigen Instanzen waren noch bis Februar 1738 mit dem Konflikt befasst, ohne dass eine ver- bindliche Entscheidung getroffen wurde. Der Kompetenzstreit wird in einer späteren Quelle noch einmal ausführlich erwähnt: „Mit Ernesti zerfiel er ganz. Die Veranlassung war diese: Ernesti entsetzte den Generalpräfecten Krause, der einen unteren schüler zu nachdrücklich gezüchtigt hatte, verwies ihn, da er entwichen war, von der schule, und wählte an dessen stelle einen andern schüler zum Generalpräfect, − ein Recht, das eigentlich dem Cantor zukommt, dessen Stelle der Generalpräfect vertreten muß. Weil das gewählte Subject zur Auf- führung der Kirchenmusik untauglich war, traf Bach eine andere Wahl. Daraufhin kam es zwischen Bach und Ernesti zur Klage, und beide wurden seit der Zeit Feinde. Bach fing nun an die Schüler zu hassen, die sich ganz auf Humaniora legten und die Musik nur als Nebenwerk trieben und Ernesti ward Feind

31 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

der Musik. Traf er einen Schüler, der sich auf einem Instrumente übte, so hieß es: Wolt ihr auch ein Bier- fiedler werden? – Er brachte es durch sein Ansehen bey dem Bürgermeister Stieglitz dahin, daß ihm (wie seinem Vorgänger Gesner) die besondere Schulinspection erlassen und dem vierten Collegen übertragen wurde. Traf nun die Reihe der Inspection den Cantor Bach, so berief sich dieser auf Ernesti, kam weder zu Tische noch zu Gebet, und diese Vernachlässigung hatte den widrigsten Einfluß auf die sittliche Bildung der Schüler. Seit der Zeit hat man, auch bey wiederholter Besetzung beyder Stellen, wenig Harmonie zwischen Rector und Cantor bemerkt.“ D-Dl, Msc. Dresd. L 443 (Historia Scholarum Lips. collecta a Joh. Frid. Köhlero, pastore Tauchensi. 1776. seqq., S. 94(b); hier zitiert nach Dok III, Nr. 820. Der Verfasser ist der Tauchaer Pastor und vormalige Student an der Leipziger Universität Johann Friedrich Köhler. Eine indirekte Bezugnahme auf die Kontroversen zwischen dem Rektor und dem Kantor an der Tho- masschule findet sich bei Johann Joachim Quantz in seiner 1752 publizierten Abhandlung „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen“, Berlin, 1752, S. 326: „Die Cantores sollen, wegen der mit ihrem Amte immer verknüpften Schularbeiten, zugleich halbe Gelehrte seyn. Deswegen wird öfters bey der Wahl mehr auf das letztere, als auf die Wissenschaft in der Musik gesehen. […] Findet sich auch ja noch hier und da ein Cantor, der das Seinige versteht, und seinem musikalischen Amte rechtschaffen vorzustehen Lust hat: so suchen an vielen Orten die Obersten der Schule, einige geistlichen Aufseher derselben, unter denen viele der Musik aufsätzig sind, nicht ausgenommen, sowohl den Cantor, als die Schüler, an Ausübung der Musik zu hindern. Auch sogar in denen Schulen, welche, besage ihrer Gesetze, hauptsächlich in der Absicht gestiftet worden sind, daß die Musik darinne vorzüglich soll gelehret und gelernet, und musici eruditi gezogen werden, ist öfters der durch den Vorsteher unterstützete Rector der abgesagteste Feind der Musik. Gerade als wenn ein guter Lateiner und ein guter Musikus Dinge wären, denen eines das andere nothwendiger Weise aufhebt. Die mit den Cantordiensten verknüpften Vortheile, sind an vielen, ja an den meisten Orten, so gering, daß ein guter Musikus Bedenken tragen muß, einen solchen Dienst, ohne Noth, anzunehmen.“ Nach Schulze 1997 (S. 197 f.) geht die Darstellung möglicher- weise auf Johann Friedrich Agricola zurück. Als Privatschüler Bachs in den Jahren 1738 bis 1741 hatte dieser den Konflikt aus nächster Nähe miterlebt. Lit.: Spitta 1880, S. 88, 483−492, 893 f.; Kaemmel 1909, S. 320 f., 349; Dok I, Nr. 32.

VIII/B 4 Johann Sebastian Bach: Klage wegen diverser Eigenmächtigkeiten des Thomasschulrektors Ernesti 13. August 1736

Magnifici HochEdelgebohrne, HochEdle, Veste und Hochgelahrte, auch Hochweise Hochgeehrteste Herren und Patroni.

Ohnerachtet albereits gestrigen Tages Eu: Magnificentz und HochEdelgeb. Herrl. mit einem gehorsamsten Memorial wegen der mir zur höchsten Ungebühr von dem Herrn Rec- tore Ernesti in meiner mir beÿ hiesiger Thomas-Schule aufgetragenen function der Direction des Chori Musici und Cantoris unternommenen Eingriffe in Ersetzung des Præfecti behel- liget, und um hochgeneigten Schutz gehorsamst gebethen; So finde mich doch genöthi- get Eu: Magnificentzund HochEdelgeb. Herrligk. nochmahlen dienstschuldigst vorzutra- gen, daß, ob zwar nur gedachtem Hn. Rectori Ernesti gemeldet, daß dieserhalben bereits

32 B 4 Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen 1736 beÿ Denenselben meine Beschwerden | übergeben, und in dieser Sache Eu: Magnificentz und HochEdelgeb. Herrligkeiten kräfftigen Ausspruch erwarte, er dem ohngeachtet mit Hintansetzung des dem HochEdl. und Hochw. Rathe schuldigsten Respects sich gestrigen Tages von neüen unterstanden allen Alumnis, beÿ Straffe der relegation und castigation andeüten zu laßen, daß sich keiner unterstehen solte statt des in meinem gestrigen gehor- samsten Memorial berührten zur Direction eines Chori Musici untüchtigen Krausen, (wel- chen er mir zum Præfecto des ersteren Chores mit Gewalt aufzwingen will,) weder abzusin- gen noch die gewöhnliche Motette zu dirigiren, dahero es denn kommen, daß in gestriger Nachmittags Predigt zu S. Nicolai zu meinem grösten despect und prostitution kein einiger Schüler aus Furcht der Straffe das Absingen über sich nehmen, noch weniger die Mottete dirigiren wollen; ja es würden die sacra gar dadurch seÿn gestöret worden, daferne nicht zu gutem Glücke ein ehmahliger Thomaner, Nahmens Krebs solches statt eines Alumni auf mein | Bitten über sich genommen hätte. Gleichwie nun aber, wie in vorigem überge- benen gehorsamsten Memorial sattsam an und ausgeführet dem Herrn Rectori die Erset- zung derer Præfectorum der Schulverfaßung und Herkommens gemäß nicht zustehet, auch er hierdurch in modo procedendi gar sehr sich vergangen, mich in meinem Ambte zum höchsten gekräncket, alle autorität, so doch über die Schüler wegen derer zu besorgen- den Kirchen und andern Musiquen haben muß, und von E: HochEdl. und Hochw. Rath beÿ Antretung meines officii mir übergeben worden, zu schwächen, ja gar abzuschneiden gesucht, und daher zu besorgen, daß beÿ dergleichen fortwährenden unverantwortlichen Unternehmen die sacra möchten gestöhret und die Kirchen Musiquen in grösten Verfall kommen, auch das Alumneum in weniger Frist dermaßen deterioriret werden dörffte, daß es in vielen Jahren nicht wieder in solchen Stande zu setzen, als es bißhero gewesen; Als ergehet an Eu: | Magnificentzund HochEdelgeb. und Herrligk. mein nochmahliges gantz gehorsamstes und flehendes Bitten, da vi officiidarzu nicht stille schweigen kan, dem Hn. Rectori das fördersamste, weiln periculum in mora, dahin zu weisen, daß er in meinem Ambte mich forthin nicht turbire, die alumnos gegen mich an ihrer obedience durch sein ungerechtes Abmahnen und Androhen einer so harten Straffe nicht ferner mehr hindere, sondern viel mehr dahin sehe, daß (wie ihme so oblieget) die Schule und der Chorus musi- cus mehr verbeßert als verschlimmert werde. Versehe mich hochgeneigter deferirung und protection in meinem officio, mit gehorsamsten respect verharrend Eu: Magnificentz und HochEdelgeb. Herrligk.

Leipzig. den 13. August. 1736. gantz gehorsamer Johann Sebastian Bach. Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.69 (ACTA Die Bestellung der Præfectorum auf der Schule zu St Thomæ alhier. betr. 1736. Ergangen bey der Rathsstube zu Leipzig), fol. 3r−4v. Lit.: Spitta 1880, S. 487, 894−896; Dok I, Nr. 33.

33 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/B 5 Johann Sebastian Bach: Unfähigkeit des Präfekten Johann Gottlob Krause 15. August 1736

P. M. Der völlige und wahrhafftige Verlauf wegen des Alumni Krausen, so von dem Herrn Rec- tore als erster Præfectus mir aufgezwungen werden will, verhält sich also: Bereits gemeldeter Krause ist schon vorm Jahre in solchem schlechten Ruffe wegen unordentlicher LebensArt und dahero entstehenden Schulden gewesen, daß seinethalber ein Convent gehalten, und darinne ihm nachdrücklich angedeütet worden, daß, ob er wohl verdienet hätte seines lie- derlichen Lebens wegen so fort von der Schule gejaget zu werden, man doch in Ansehung seines dürfftigen Zustandes, (da er selbsten gestanden über 20 Thaler Schulden gemachet zu haben) und auf Angelobung sich zu beßern, noch ein Viertheil Jahr mit ihme Gedult zu haben, und so dann nach Befindung seiner geänderten LebensArth ihme weitere Nach- richt ertheilet werden werde solte, ob er noch ferner gedultet oder removiret seÿn würde. Da nun der H. Rector vor Ihme, Krausen, iederzeit besondere Geneigtheit spühren laßen, auch zu dem Ende mich mündlich ersuchet, ihme eine Præfectur angedeÿen zu laßen, ich aber Ihme remonstriret, daß er darzu nicht geschickt; der H. Rector aber darauf replicirete, daß ichs immer thun möchte, damit besagter Krause sich aus seinen Schulden reisen könte, und dadurch eine der Schule sonsten zu wachsende blame vermieden würde, zumahlen, da seine | Zeit bald aus würde seÿn, u. man ihn also mit guter manier looß würde; So habe darunter dem Hn. Rectori eine Gefälligkeit erweisen wollen, und dem Krausen die Præfec- tur in der Neüen Kirche (als woselbst die Schüler weiter nichts als Motetten und Choræle zu singen, mit anderer Concert Musique aber nichts zu thun haben, weiln selbige vom Orga- nisten besorget wird) gegeben in Erwegung, daß ohne dem die Jahre seines reverses biß auf eines verfloßen, u. nicht zu besorgen, daß er weder in das andere noch weniger in das erste Chor würde zu dirigiren bekommen können. Da nachhero aber der Præfectus Chori I. nahmens Nagel von Nürnberg beÿ letztverwichenem Neüen Jahres Singen sich beklagete, wie daß er wegen übelbeschaffener LeibesConstitution nicht im Stande seÿ es auszutauern; als wurde genöthiget außer der sonst gewöhnlichen Zeit eine Änderung mit denen Præ- fecturen zu treffen, den zweÿten Præfectum in das erstere Chor, u. offt besagten Krausen aus Noth in das andere Chor zu nehmen. Da er aber mit dem tact geben verschiedene Fauten begangen, wie aus mündlicher relation des Herrn Conrectoris (so im zweÿten Chor die Inspection hat) vernommen, da nach Befragung wegen geschehener Fauten, von denen übrigen alumnis die Schuld einzig und alleine dem Præfecto wegen | unrüchtiger Führung des tactes beÿgemeßen worden; Ich auch noch ohnlängst in der Singstunde selbsten eine probe seines tact führens genommen, da er dann so schlecht bestanden, daß er nicht ein- mahl in denen beeden Haupt Arten des tactes, als neml. dem gleichen oder 4 Viertel, u. dem ungleichen oder 3 Viertel tact, die mensur accurat hat geben können, sondern bald aus ¾, einen gleichen und vice versa gemachet, (wie solches sämtliche alumni attestiren müßen;) dahero von seiner Ungeschickligkeit völlig überzeüget worden; als habe ihme

34 B 6 Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen 1736 ohnmögl. die Præfectur des ersteren Chores können anvertrauen, zumahlen die musica- lischen Kirchen Stücke so im ersteren Chore gemachet werden, u. meistens von meiner composition sind, ohngleich schwerer und intricater sind, weder die, so im anderen Chore und zwar nur auf die FestTage musiciret werden, als wo ich mich im choisiren selbiger, nach der capacité derer, so es executiren sollen, hauptsächlig richten muß. Und ob zwar noch mehrere Ursachen könten angeführet werden, welche den Krausen seiner incapacite noch mehrers kräfftiger überführen dörfften, so erachte doch, daß die bereits angeführten raisons hinlänglich, darzuthun, daß meine Eu: HochEdl. u. Hochw. Rathe gehorsamst insinuirte Beschwerden gerecht seÿ, u. einer baldigst- und schleünigen Hülffe benöthiget.

Leipzig. den 15. August. 1736. Joh: Sebast: Bach.

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.69 (ACTA Die Bestellung der Præfectorum auf der Schule zu St Thomæ alhier. betr. 1736. Ergangen bey der Rathsstube zu Leipzig), fol. 5r−6r. Anm.: Nach der 1723 publizierten Schulordnung war der Kantor zwar für die Einteilung der Kantoreien und die Auswahl der Präfekten zuständig. Dies hatte aber mit der Einwilligung des Rektors, mit der Geneh- migung und dem „Vorbewußt“ des Schulvorstehers zu erfolgen. Die Behauptung Bachs, die im ersten Chor dargebotenen Figuralstücke wären meistens von seiner Komposition steht im Widerspruch mit der Aufführung von zahlreichen Werken Gottfried Heinrich Stölzels in den Jahren 1734 bis 1736. (Siehe Tatjana Schabalina, Marc-Roderich Pfau und Peter Wollny im BJ 2008, S. 77−84 und 96 f., S. 99−122, 137−146 und S. 157 f.) Lit.: Spitta 1880, S. 896 f.; Schering 1941, S. 49 f., 181; Dok I, Nr. 34.

VIII/B 6 Johann Sebastian Bach: Beschwerde über den Thomasschulrektor Johann August Ernesti 19. August 1736

Magnifici, HochEdelgebohrne, HochEdle, Veste und Hochgelahrte, auch Hochweise Hochgeehrteste Herren und Patroni.

Eu: Magnificentz und HochEdelgeb. Herrl. wird annoch in hochgeneigten­ Andencken ruhen, was ich wegen derer durch Veranstellung des Rectoris auf hiesiger Thomas Schule H. M. Ernesti beÿm öffentlichen Gottes Dienste heüte vor 8 Tagen veranlaßeten disordres beÿ Denenselben vorzustel­len mich genöthiget gesehen. Nachdem nun anheüte Vor- und Nachmittags ein gleiches wiederum sich ereignet und ich zu Vermeidung großen Aufse- hens in der Kirche und turbationis Sacrorum mich entschließen müßen die Motetta selbst

35 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750 zu dirigiren und nachhero das Absingen durch einen Studiosum ver­richten zu laßen, auch dieses von Zeit zu Zeit immer ärger werden wird, ich auch mich ohne | Dero als hoher Patronorum nachdrückliches Einsehen in Zukunfft kaum weiter gegen die mir unterge- benen Schüler beÿ meinem Amte zu mainteniren vermöchte, mithin entschuldiget seÿn würde, wenn hieraus noch mehrere und vielleicht irreparable Unordnungen entstünden; Als habe Eu: Magnificentz und HochEdelgeb. Herrl. auch dieses geziemend vorzustellen nicht Umgang nehmen können, nebst gehorsamster Bitte, Dieselben­ geruhen dem Herrn Rector ohnverzüglich hierinnen Einhalt zu thun, und durch Beschleünigung gebethenen Hauptresolution nach Dero rühmlichen Eifer vor das gemeine Beste dem zu besorgenden mehrern öffentlichen Ärgerniße in der Kirche, Unordnung auff der Schule, Verkleinerung der zu meinem Amte erforderlichen autorität beÿ denen Schülern, und anderen schlim- men Folgerungen hocherleüchtet vorzu bauen; Verharre

Eu. Magnificenz und HochEdelgeb. Herrligk. Leipzig, d. 19. August: 1736. gehorsamer Johann Sebastian Bach.

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.69 (ACTA Die Bestellung der Præfectorum auf der Schule zu St Thomæ alhier. betr. 1736. Ergangen bey der Rathsstube zu Leipzig), fol. 14r+v. Lit.: Spitta 1880, S. 487, 903; Dok I, Nr. 35.

Johann August Ernesti: Aufgaben der Präfekten 13. September 1736 → VIII/C 73

Ernennung Bachs zum Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Hofkompositeur 19. November 1736 → Dok II, Nr. 388

VIII/B 7 Ratsverordnung zum Präfektenstreit 6. Februar 1737

E. E Hochw. Rath der Stadt Leipzig hat mißfällig vernehmen müßen, was maßen beÿ der Thomas-Schule wegen Bestellung des Præfecti Inqvilinorum welcher insgemein General-­

36 B 7 Memoriale, Beschwerdeschriften, Gesuche und Verfügungen 1737

Præfectus genennet wird, Irrungen entstanden; nachdem aber in der Schul-Ordnung Cap. 13. §. 8. und Cap. 14. §. 1 und 4. deutlich enthalten, daß der Cantor die zu ieder derer 4. Cantoreÿen gehörigen 8 Knaben mit Bewilligung des Rectoris annehmen, und dar- aus vier Preæfectos Chororum mit Vorbewust und Genehmhaltung des Herrn Vorstehers erwehlen und zur General- oder Inqvilinorum Præfectur iederzeit der erste Alumnus oder wenn dieser in Musicis nicht geschickt genung, der Nachfolgende gezogen werden solle, hierüber nach Vorschrifft erwehnter Schul-Ordnung Cap. 2. §. 17. Cap. 6.§. 1. et 7. weder der Rector noch der Cantor noch auch die gesammten | Præceptores Macht haben, eigen- mächtiger Weise einen Schüler von der Schule oder dem Genuß eines und des andern Beneficii zu excludiren; Als sind sie solchen gebührend nachzukommen, einen oder den andern Schüler von der einmahl aufgetragenen Verrichtung vor sich zu suspendiren, oder gar hinwieder aus zuschließen, oder denen gesamten Knaben etwas sub poena Exclusio- nis anzudeuten, wenn nicht vorhero nach Maßgebung des 7. §. Cap. 6. verfahren, nicht weniger der Cantor derer Præfectorum obliegenheit anderen, als Alumnis aufzutragen, sich zuenthalten schuldig. Wie denn auch die Præfecti beÿ vorkommenden Fällen dergestalt, damit sie denenjenigen, über welche ihnen nach dem 4. §. des 14. Cap. einige Inspection zustehet, nicht verächtlich | werden, zu bestrafen, solchem nach mit der baculatione pub- lica gänzlich zuverschonen, Im übrigen werden diejenigen Præceptores denen in Cap. 4. §. 9. mehr erwähnter Schul-Ordnung die Inspection derer Chöre beÿ dem öffentlichen Gottes Dienste, sowohl beÿ denen Braut Meßen aufgetragen ist, ihre Obliegenheit diesfalls genau zu beobachten, und hierdurch dergleichen Excesse, wie Gottfried Theodor Kraußen beÿgemeßen worden, zu vermeÿden wißen, Wornach sich, da instehende Ostern die Zeit von Johann Gottl. Kraußens Auffenthalt auf der Schule zu Ende gehet, beÿ Ersetzung des General-Præfecti zu richten, auch sonst die Schul-Ordnung allenthalben, insonderheit beÿ vorfallenden Zwistigkeiten deren 4. §. des | erstern, ingleichen der 11. und 12.te §. des andern Capituls in genaue Obacht zuhalten. Urkundlich mit dem gewöhnl. Stadt Secret bedrucket. Sig. Leipzig, den. 6 Febr: 1737.

Quelle: D-LEka, I-C 12.26 (ACTA die Confirmation und INTRODUCTION der hiesigen SchulCollegen in der T[homas- und] Nicolai Schule Betreffend, ingl. Organ[isten] und Küst[er] 1723. 1740, unpag.); diese Verfügung ist auch enthalten in D-LEsa, Stift VII.B.6, fol. 49r+v; sowie Tit. VII.B.70 (1737. Leipzig. Johann Sebastian Bach, Cant. an der Schule zu St. Thom. alh. ./. M. Johann August Ernesti, Rect. an eben der Schule die Bestellung eines Præfecti, betr.), fol. 9r–10v. Lit.: Spitta 1880, S. 489, 906; Dok I, Nr. 40 (S. 99 f.), Dok I, Nr. 41 (S. 105 f.).

Johann Sebastian Bach: Gesuch an das Leipziger Konsistorium 12. Februar 1737 → Dok I, Nr. 39

37 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Verfügung des Konsistoriums im Streit zwischen Bach und Ernesti 13. Februar 1737 → Dok II, Nr. 394

Johann Sebastian Bach: Zweifel an der Verbindlichkeit der neuen Schulordnung 21. August 1737 → VIII/D 4

Johann Sebastian Bach: Gesuch an Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen 18. Oktober 1737 → Dok I, Nr. 41

Kurfürstlicher Entscheid im Streit zwischen Bach und Ernesti Dresden, 12. Dezember 1737 → Dok II, Nr. 406

38 VIII/C BESETZUNGS- UND MUSIZIERPRAXIS

Choraufstellungen, Aufnahmeverfahren von Alumnen, Instrumente (Zahlungen für Neuanschaffungen und Reparaturen), Musiker und musikalische Helfer, Notenankäufe, Zahlungen für die Kirchenmusik

VIII/C 1 Zuwendungen an die Stadtpfeifer für die Bestellung der Kirchenmusik [24. August] 1723

19. [r.] 18. [g.] 6 [₰.] Denen 4. Stadt-Pfeifern, Gottfried Reichen, Christian Rothern, Joh. Cornelio Gentzmern, und Joh. Caspar Gleditzschen, als eine Zubuße bezahlet, nach der Verordnung von 23. Aug. 1723. darum sie Jährlich anzusuchen haben. lzl. No: 108.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Kirchen zu St: Nicolai, in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1723. bis wieder dahin Ao: 1724., S. 54. Anm.: Regelmäßig wiederkehrende Zahlung an die Stadtpfeifer für die Bestellung der Kirchenmusik.

VIII/C 2 Zuwendungen an die Kunstgeiger für die Bestellung der Kirchenmusik 24. August 1723

13. [r.] 3 [g.] – [₰.] Denen 3. Kunst Geigern, Heinrich Christian Beÿern, Christian Ernst Meÿern und Joh. Gottfried Kornageln, lt voriger Verord. vom 23. Aug. d. 24. Aug. bezahlt. 109.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Kirchen zu St: Nicolai, in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1723. bis wieder dahin Ao: 1724., S. 54. Anm.: Regelmäßig wiederkehrende Zahlung an die Kunstgeiger für die Bestellung der Kirchenmusik.

39 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 3 Zuwendungen an die Stadtpfeifer für die Bestellung der Kirchenmusik 14. September 1723

Denen Stadt-Pfeifern 12.[r.] – [g.] – [₰.] Gottfried Reichen, Christian Rothern, Joh. Cornelio Gentzmern, und Joh. Caspar Gleditzschen, als: 10. r. – : – Besoldung, und 2. r. – : – : NeuJahrs Verehrung Crucis 1723.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Ao: 1723. bis Lichtmeße Ao: 1724, S. 36.

Zahlungen aus der Kirchenkasse St. Nikolai für Instrumenteninstandhaltung 28. September 1723 bis 1732, 1734/35 → Dok II, Nr. 161

VIII/C 4 Zuwendungen an die Kunstgeiger für die Bestellung der Kirchenmusik 30. September 1723

21. [r.] 21 [gr.] – [₰.] Heinrich Christian Beÿern, Christian Ernst Meÿern und Joh. Gottlob Kornageln, zum gewöhnlichen Jahr- und Kirchen-Gelde, nach eingeführter Abwechslung (indem diejenigen 4 r. 9 gr. – so ihnen vorn Jahr aus dieser Kirche bezahlet worden, aniezo aus der Kirche zu St. Nicolai & vice versa, erhoben werden) nach der Verord. vom 26. Sep- tembr. ao 1696. d. 30. Septembr. 1723. bezahlet

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Ao: 1723. bis Lichtmeße Ao: 1724, S. 36.

VIII/C 5 Anschaffung von 12 Kerzenleuchtern für den Schülerchor 20. November 1723

1723. den 20. Nov. ließ der H. Vorsteher 12. Stück eiserne Leuchter aufs Schüler Chor machen, das Stück â. 2. gr. – thut – 1.thl. – zu der Music.

40 C 6 Besetzungs- und Musizierpraxis 1723/24

Quelle: Archiv der Thomaskirche zu Leipzig, Nachricht deßen. Was in und beÿ der Thomas Kirchen, von Anno 1716. an alß ich Küster worden, vorgegangen, gebauet, und verändert worden, auffgezeichnet von Johann Christoph Rosten Custode beÿ der Kirchen zu St: Thomas. alhier, [ohne Signatur], fol. 8r.

Zahlungen aus dem Universitätsfiskus für die Kirchenmusik an hohen Festen und bei Quartalsorationen → Dok V, Nr. B 137a

Zahlungen aus der Kirchenkasse St. Thomas für Instrumenteninstand- haltung 1723 bis Mai 1732 → Dok II, Nr. 160

VIII/C 6 Musikalien der Thomasschule in der Verwahrung des Kantors 1723/1724 [Stück.] 68. St. Bücher, Authores Librorum Musicalium, laut der Rechnung, ao 1679 beschl. No 98. 30. St. Musical. geschriebene Concerten, lt. Rechnung 1680. No. 116. 15. St. Kleine Stimmen, laut Rechnung 1683. beschl. Lit: C. No. 113. H. Joh. Schellens Musical. Sachen, d. 16 July. 1712. Diese Sachen hat der Cantor Johann Kuhnau Sebastian Bach in seiner Verwahrung, so aber vom Gebrauch ziemlich beschädiget, und fast unbrauchbar gemacht.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Schulen St. Thomæ in Leipzig. Von Lichtmeße Anno 1723 bis Lichtmeße Anno 1724, S. 52. Lit.: Dok II, Nr. 170.

Lichtgeld zur Kirchenmusik aus der Kirchenkasse St. Thomas 1723 bis 1750 → Dok II, Nr. 171

Lichtgeld zur Kirchenmusik aus der Kirchenkasse St. Nikolai 1723 bis 1750 → Dok II, Nr. 172

41 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Schonungsgeld für Concertisten aus der Kirchenkasse St. Thomas 1723 bis 1750 → Dok II, Nr. 173

Schonungsgeld für Diskantisten aus der Kirchenkasse St. Nikolai 1723 bis 1742 → Dok II, Nr. 174

VIII/C 7 Zuwendungen für die Musik in der Hospitalkirche St. Johannis 1723

Ausgabe Auf Austheilungen, sowohl unter die Incorporirten, als auch denen Schülern zu St. Thomæ nebst andern Unkosten, dem alten Herkommen nach. 13. [rl.] 3 [gr.] – [₰.] Seind an H. Vorsteher der Schulen zu St. Thomæ H. Bau Mstr. Leh- mannen, vor die an denen 3. Hohen Fest-Tagen denen Schülern sonst gegebenen Speisen und Kuchen, dafür sie die Music in der Johannis-Kirche zu machen haben, auf dies Jahr bezahlet worden, lzl. No: 86 2 [rl.] 6 [gr.] – [₰.] Vor 27. Stück Pfann Kuchen a 2. gr. am Fastnachts Tage unter die Incorporirten ausgetheilt. lzl. 87. 3 [rl.] – [gr.] – [₰.] Vor 36. Personen, nehml. 28. incorporirte 6. Beÿ- und 2 Klingel-Wei- bern, iedem 2 gr. Kuchen, am Heÿl. Oster-Feste vertheilet 3. [rl.] 2 [gr.] – [₰.] Vor 37. Personen, ieden 2. gr. Kuchen, am Heÿl. Pfingst-Feste aus- getheilet… 89 3 [rl.] 22 [gr.] – [₰.] Vor 35. St. Martins-Hörner, a 2 gr. am Martins Tage vertheilet … lzl. 90 3. [rl.] 2 [gr.] – [₰.] Vor 37. Christ-Stollen a 2 gr. am Weÿnachts Feÿertagen vertheilet, … lzl. 91.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Des Hospitals zu St: Johannis vor Leipzig von 1. January bis 31. Decembr. Ao: 1723., S. 53. Anm.: Unklar ist, welcher Chor für die Figuralmusik in der Kirche St. Johannis zuständig war. Der vierte Chor, der in der Kirche St. Petri lediglich für den Choralgesang zu sorgen hatte, kam – entgegen Spittas Annahme – dafür nicht in Frage. Seit dem Jahre 1623 hatten Thomasschüler die Musik an hohen Festen in der Kirche St. Johannis zu bestellen. Lit.: Spitta 1880, S. 14 f.; Schering 1926, S. 123; Glöckner 2012, S. 163−179.

42 C 7 Besetzungs- und Musizierpraxis 1723

Johanniskirche und Johannisfriedhof Ausschnitt aus „Scenographiae Lipsiacae“ von Joachim Ernst Scheffler (1749) D-LEb, Graph. Slg. 2/34

43 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 8 Zuwendungen für die Musik in der Hospitalkirche St. Johannis 1723/1724

13. [rl.] 3 [gr.] – [₰.] Seind von dem Hospital zu St. Johannis alhier vor die von selbigen vormahls gespeiseten 3. Tische Schüler, und denenselben gegebenen Kuchen bezahlt wor- den, dafür die Schüler an denen Fest Tagen in der St. Johannis Kirche die Music zu machen haben.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Schulen zu St: Thomæ in Leipzig von Lichtmeße Anno 1723. bis Lichtmeße Anno 1724., S. 12.

VIII/C 9 Musikinstrumente im Besitz der Thomasschule 1723/1724

An Musikalischen Instrumenten [Stück] 1. Regal, so alt und gantz eingegangen 1. dito ao 1696. angeschafft 1. Violin ao. 1711. angeschafft. 2. Violons de Braz. 2. Violinen ao 1706. repariret. 1. Positiv in die Höhe stehend von 4. Registern und Tremulanten, gelb mit Gold angestri- chen, ao 1685. angeschaffet. 1. Positiv in Form eines Tresures mit 4. Handhaben, welches Ein gedacktes von 8. Fuß Thon. Ein dergl. [gedacktes] von 4. Fuß, Ein Principal 2. Fuß hat, ist ao 1720. angeschafft worden, und beÿ denen Haustrauungen zu gebrauchen.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Schulen zu St. Thomæ in Leipzig. Von Lichtmeße Anno 1723 bis Lichtmeße Anno 1724, S. 60. Lit.: Spitta 1880, S. 774.

44 C 11 Besetzungs- und Musizierpraxis 1723/1724

VIII/C 10 Reparaturen von Instrumenten der Thomaskirche und auf dem Schülerchor 1723/1724

[S. 40] Dem Tischer 3 rh. 10 gr. – [₰] demselben [Joh. Daniel Schwahnen] vor … Reparatur Arbeit auf dem Schüler Chor an denen Cöthen und Cÿmbal.

[S. 41] Dem Orgelmacher 10 rh. – [gr.] – [₰] Davied Apitzschen, vor Reparir- und Zurichtung des ClavCimbals auf dem Schüler Chore, inclusive 4. rh. vor Saÿten drauf, indem es gantz und gar eingangen, und unbrauchbar gewesen

[S. 50] 2 rh. 19 gr. 6 ₰ Dem Cantori, Joh. Sebastian Bachen, zur Erhalt und Reparirung der Kir- chen Instrumente 2 rh. – [gr.] – [₰] Christian Lehmannen, vor den ClavCymbal 3mahl zu stimmen & accom- modiren 3 rh. – [gr.] – [₰] Demselben ferner, vor dergl. auf 2. Qvartale, iedes 1. rh. 12 g. –: von Joh: bis Weynachten 1723.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Ao: 1723. bis Lichtmeße Ao: 1724., S. 40, 41, 50. Anm.: Regelmäßig wiederkehrende Zahlungen für die Reparatur der Kircheninstrumente und das Stimmen des Kirchencembalos. Lit.: Dok II, Nr. 160.

VIII/C 11 Zuwendungen für die Bestellung der Kirchenmusik aus dem Etat der Nikolaikirche 1723/1724

43. [r.] 18. [gr.] – [₰.] Dem H. Vorsteher dieser Schulen, H. Gottfried Conrad Lehman- nen, auf dies Jahr, von LichtMeße ao 1723. bis dahin ao 1724. vor Bestellung der Kirchen Music. lzl. No. 15.

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Kirchen zu St: Nicolai, in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1723. bis wieder dahin Ao: 1724., S. 41. Anm.: Regelmäßig wiederkehrende Zuwendung an die Thomasschule für die Bestellung der Kirchenmusik.

45 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 12 Verlegung der Passionsmusik nach St. Nikolai 3. April 1724

den 3 Aprilis 1724. H. Johann Sebastian Bachen Cantori beÿ der Thomas Schule Wurde vermeldet, wie beÿ EE. Hochw. Rathe der Schluß gefaßet worden, daß die Passi- ons Music des CharFreÿtags in denen Kirchen zu St. Nicolai und St. Thomæ wechselsweise gehalten worden; Nachdem aber aus den Titul der, dieses Jahr herumgeschickten Music zu ersehen gewesen, daß sie wiederum in der Thomas Kirche angestellet werden solte, der Herr Vorsteher der Kirchen zu St. Nicolai auch EE. Hochw. Rathe vorgestellet, daß vor diesesmahl mehr erwehnte Passions Music in der Kirchen zu St. Nicolai gehalten werden möchte, Als würde sich der Herr Cantor seines | Orts darnach achten. Hic Er wolte solchem nachkommen, erinnert aber dabeÿ, daß der Titul bereits gedrucket wäre kein Raum allda verhanden und der Clav-Cymbel etwas repariret werden müste, welches iedoch alles mit leichten Kosten zu wercke zu richten wäre, bittet allenfalls ihm auf den Chor noch einige Gelegenheit, damit er die beÿ der Music zu brauchende Personen wohl logiren konte, machen und das Clav-Cymbel repariren zulaßen. Senatus Es solte der Herr Cantor auf EE. Hochw. Raths Kosten, eine Nachricht, daß die Music in der Niclas Kirche vor dieses mahl | gehalten werden solte, drucken, die Gelegenheit aufn Chor, so gut es sich thun liese, mit Zuziehung des Obervoigts machen und den Clav-­ Cymbel repariren laßen.

Quelle: D-LEsa, Tit. VII.B.31, fol. 12r−13r. Anm.: Bachs eigenmächtige Verlegung der Passionsaufführung hatte einen Verweis des Superintendenten Salomo Deyling zur Folge → Dok I, Nr. 179K. Lit.: Spitta 1880, S. 103 (Anm. 20), 158, 348, 873; Dok II, Nr. 179.

VIII/C 13 Mitteilung über die Verlegung der Passionsaufführung in die Kirche St. Nikolai vor dem 7. April 1724

DA nach allbereit verfertigtem Drucke der Paßions-Texte, von E. Hoch-Edlen und Hoch- weisen Rathe beliebet worden, daß die Aufführung selber künfftigen Freytag, geliebt es GOtt, in der Kirche zu St. Nicolai geschehen, und wie gewöhnlicher maßen mit denen Fest- und Sonntags-Musiquen hinkünfftig es gleichfalls alterniren soll; so hat man solches denen resp. Herrn Auditoribus hiermit wissend machen wollen.

46 C 14 Besetzungs- und Musizierpraxis 1724

Quelle: D-LEka, I-C 12.26 (ACTA die Confirmation und INTRODUCTION der hiesigen SchulCollegen in der T[homas- und] Nicolai Schule Betreffend, ingl. Organ[isten] und Küst[er] 1723. 1740), unpag. Lit.: Dok I, Nr. 179.

VIII/C 14 Johann Christoph Rost: Passionsaufführungen in den Kirchen St. Thomas und St. Nikolai [1721, 1723], 7. April 1724 bis 4. April 1738

Aō. 1721. ward am CharFreÿtag in der vesper, die Passion zum 1sten mahl Musiciret, np. 1. Viertel auf 2. wurde gelautet mit dem gantzen gelaute, als ausgelautet, wurd auf dem Chor, das Lied gesungen Da Jesus an den Creütze stund etc, dann ging gleich die Musicirte Passion an, und ward vor der Predigt halb gesungen, dise Helffte schloße sich mit dem verß, ô Lamb Gottes unschuldig, damit ging der Priester auf die Cantzel. auf der Cant- zel ward a. Hr. Jesu Christ dich zu uns wend gesungen. Nach der Predigt | dann ging die andere Helffte der Music an, als solche aus, ward die Motete Ecce qvomodo moritur justus etc gesungen, als denn der Passions verß intoniret u. Colle[c]te gesprochen. als denn Nun dancket alle Gott gesungen. It: 1723. eben also. Anno 1723. ward zum ersten mahl die Vesper zu St: Nicolai gehalten, die Predigt hielte d. Hr. Superintend. Hr. D. Deÿling. welche Fr. Koppin gestifftet. Anno 1724. wurde die Passion von den Cantore, zu St. Nic. zum ersten mahl Musiciret, etc zu St. Thom. aber wurden nur Lieder gesungen wie vor diesem gebräuchlich. 1725. zu St. Thom: 1726. zu St. Nicol. 1727. zu St: Thom: 1728. zu St. Nicol. 1729. St. Thomæ 1730. St. Nicolai. 1731. St: Thomæ 1732. St. Nicol. 1733. war die Trauer Zeit; des Königes 1734. St. Thomas. 1735. St. Nicolai. 1736. St. Thomæ mit beÿden orgeln 1737. St. Nicol. 1738. St. Thom.

Quelle: Archiv der Thomaskirche zu Leipzig, Nachricht, wie es, in der Kirchen zu St: Thom: alhier, mit dem Gottes Dienst, Jährlichen so wohl an Hohen Festen, als andern Tagen, pfleget gehalten zu werden. auffge- zeichnet von Johann Christoph Rosten, Custode ad. D. Thomæ anno 1716, fol. 24r+v. Lit.: Richter 1911, S. 50 f.; Schering 1941, S. 165; Dok II, Nr. 180.

47 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 15 Verweis wegen der Mitteilung über die Verlegung der Passionsmusik 23. Mai 1724

Als mir beygelegte Schedula ohngefehr in die Hände kommen, und dabey verlauten wol- len, es habe der H. ThomasCantor Bach denselben distribuirt, habe ich ihn heute dato darüber vernommen, und zur Andwort erhalten, es sey an dem, daß er auctor davon wäre. Allermaßen er beym Abdruck der musicalischen Arien gemeinet, es wurde in der Charfreÿ- tagsVesper zu S. Thomae die PassionsHistorie musicaliter abgesungen werden. Nachdem er aber von E. E. Hochweisen Rath verständiget worden, es müste die Musiqve in den beÿden Hauptkirchen abumwechseln, und also der Titel geändert, oder es der Gemeinde durch einen aparten Zeddel kund gethan werden, so habe er dergleichen wie hier vorhanden, abdrucken und austheilen laßen. Von E. E. Hohen Auf befragen, ob ihm denn a Senatu befohlen worden, diese Anordnung mit diesen Formalien zu publiciren, und expresse zu setzen, es sey von E. E. Hochweisen Rath also beliebet worden, antwortete er mit Nein, | erkennet auch daß er geirret, hoffe aber man werde ihms als einen frembden, so hiesiger Gewohnheiten nicht kundig, perdoniren. Künfftig woll er sich beßer in acht nehmen, und in dergleichen Dingen mit mir seinem Superintendenten communiciren, welches ihm auch ernstlich iniungiret2 worden. Leipzig d. 23 May 1724 D S Deyling Smpp

Quelle: D-LEka, I-C 12.26 (ACTA die Confirmation und INTRODUCTION der hiesigen SchulCol- legen in der T[homas- und] Nicolai Schule Betreffend, ingl.Organ [isten] und Küst[er] 1723. 1740), unpag. Anm.: Am 23. Juni 1725 wurden Bach 3 Taler und 8 Groschen für den Umdruck der Texthefte und für die Reparatur des Kirchencembalos erstattet (vgl. Dok II, Nr. 190). Lit.: Dok I, Nr. 179.

VIII/C 16 Beschluss über die Aufnahme von Alumnenanwärtern 24. Mai 1724

Demnach E. E. Hochw. Rath dieser Stadt von denjenigen, so in numerum alumnorum Scholæ Thomanæ recipiret zu werden gesuchet, nachbenannte, als: Johann Anton Frickern von Grimma, Christian Friedrich Becker, von Trebsen

2 einschärfen.

48 C 17 Besetzungs- und Musizierpraxis 1724

Johann Gottfried Nüzern von Wolteriz Gottlob Samuel Maynern von Torgau Gottlob Heinrich Neicken von Grimma Johann Gottfried Guffern von erkieset, Als verordnet derselbe hiermit, der Herr Vorsteher gedachter Thomas-Schule wolle vor diesmal verfügen | daß gedachte Knaben als Alumni annehme angenommen werden, und ihnen die geordnete beneficia genießen laßen

Signatum Leipzigk, den 24. Maÿ 1724

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 369r+v. Ursprüngliche Lesart: „Als verordnet derselbe hiermit, der Herr Rector und Cantor ermelter Thomas- | Schule wolle“ Anm.: Johann Anton Frick, Christian Friedrich Peck, Johann Gottfried Guffer und Gottlob Samuel Meiner wurden am 2. Juni 1724 in das Alumnat aufgenommen; Johann Gottfried Nützer und Gottlob Heinrich Neuke folgten am 5. Juni 1724.

VIII/C 17 Gratifikation für Georg Gottfried Wagner 18. November 1724

12.[Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] George Gottfried Wagnern SS. Theol: Studioso wegen geleisteter Dienste beÿ der Kirchen Music zur Ergetzligkeit, den 18. Novbr: 1724.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 27. Augusti 1724. bis 25. dito 1725., S. 155. Anm.: Wagner, geb. 1698 in Mühlberg/Elbe, wurde an der Universität Leipzig im Sommersemester 1718 imma- trikuliert, obwohl er nach dem Abgangszeugnis des Rektors Johann Heinrich Ernesti erst im Mai 1719 die Thomasschule verließ. Zweimal bewarb er sich erfolglos um die Organistenstelle an der Pauliner-Kirche in Leipzig. Lit.: Hans-Joachim Schulze, Johann Sebastian Bach und Georg Gottfried Wagner – neue Dokumente, Bach-Stu- dien 5, Leipzig 1975, S. 147−154; Schulze 1984, S. 46, 49.

49 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 18 Choralgesang und Oration im Hause des Legatstifters Friedrich Philipp 2. Dezember 1724

[…] Es hat aber meine erste Eheliebste, wie Sie vor der Regulirung solches Stipendii | seel. Verstorben, mir, alß Ehemanne aufgetragen, das Bücher Legatum in Richtigkeit zu setzen, welches aber ohne alle Ausnahme geschehen, und noch beÿ Schwedischer Invasion biß hieher ieden armen Schüler, welche der Rector zu St: Thomæ, als arme Schüler, jederzeit denominirt, wiewohl darbeÿ meinen Erben einen oder den andern Schüler darzu anzuge- ben unverwehret seÿn soll, jedoch das die Zahl der Zwölffe hierdurch nicht verstärcket werde. Da nun hieraus ein perpetuirliches Werck mit dem Bücher-Stipendio gemacht wer- den soll, und ich zu solchem stipendio jährlich 20. rthlr. von meinen Erben | baar Geld gewiedmet, und es den 26. Septembr: dergestalt distribuiret werden soll, daß den 23. Sep- tembr: jedes Jahres die armen Schüler dem Herrn Rectori zu St: Thomæ anzudeüten, und hierüber in mein Hauß, nebst denen Herrn Præceptoribus, zu bescheiden, da alle 12. Schü- ler Gott zu Ehren einige von folgenden Liedern, in meiner Wohnstube, nachn Kirchhoffe in dreÿen Fenstern zu gelegen, 1.) O Jesu Christ, meines Lebens Licht, 2.) Keinen hat Gott verlaßen, 3.) Warum solt ich mich denn grämen, 4.) In dich hab ich gehoffet Herr, 5.) Ach Gott erhör mein Seuffzen und Wehklagen, | 6.) Wer nur den lieben Gott läßt walten, abzusingen haben. Es sollen aber solche Lieder von den Schülern nicht mit grossen Geschreÿ sondern ganz duse bis zu Ende abgesungen werden, und wenn solches zu Stande, so soll der Herr Rector, weil er sich darbeÿ einzufinden gehalten, 1. rthlr. der Herr Con-Rec- tor dergleichen 1. rthlr. der Herr Tertius 1. rthlr. der H. Schul-Baccalaureus nebst denen übrigen beÿden Herren Collaboratorius jeden 12. gr. courr: und den Überrest der 2. rthlr. der jenige Schüler, der die Bedanckungs-Rede thut, bekommen. […]

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.76, No. 90 (Herrn Dr. Philips Legatum betreffende.), fol. 20r–21v. Anm.: Der Assessor Friedrich Philipp verstarb am 8. Dezember 1724. Obwohl an seine Stiftung musikalische Verpflichtungen (Choralgesänge im Hause des Stifters) gebunden waren, ging der Thomaskantor leer aus. Dies wurde auch mit einem Beschluss des Leipziger Rates vom 3. Dezember 1729 noch einmal festgelegt (vgl. Dok II, Nr. 265; siehe aber auch Dok II, Nr. 222 und 223). Lit.: Spitta 1880, S. 73; Dok V, Nr. 131K.

50 C 20 Besetzungs- und Musizierpraxis 1724

VIII/C 19 Johann Gabriel Roth: Einjährige Vakanzvertretung am Thomaskantorat nach dem Tod von Johann Kuhnau 6. Dezember 1724

[…] Indem ich nun von Jugend auff, so wohl in literis als auch zuförderst in Musicis mich geübet, und nicht nur auff derThomas -Schule in Leipzig 4 Jahr die Præfectur verwaltet, sondern auch als Herr Kuhnau Weÿlandt Chori Musici Director seelig verstorben 1 gant- zes Jahr sonder Ruhm zu sagen mit Vergnügen der | sämtl. Bürgerschafft, und aller und jeder, hohen und niedrigen Einwohnern das Directorium in beÿden Kirchen geführet, auch laut beÿgehender hohen Recommendatio mich dergestalt bezeuget, wie es der Pflicht und Schuldigkeit dererjenigen so sich derer Studiis gewidmet, erfordert; […]

Quelle: D-GMsta, Abt. IV, Abschnitt 6 No: 10, fol. 2r+v. Anm.: Mit diesem Schreiben bewarb sich Johann Gabriel Roth um die Kantorenstelle in Grimma/Sa. Roth legte seiner Bewerbung ein Attestat des Universitätsrektors Christian Ludovici mit bei. Lit.: Schulze 1998, S. 103−107, insbes. S. 106.

VIII/C 20 Instrumente der Nikolaikirche in der Verwahrung des Kantors 1724

INVENTARIUM Der Kirchen zu St: Nicolai. Schmucks, Gerätes und dergleichen, Wie solches nach Anno. 1724. renovierter fürgegangene richtige Inventur, sich würklich befun- den […]

Auf dem Schüler Chor, so der H. Cantor in Verwahrung hat. Eine Köthe zu denen Musicalischen Instrumenten. Vier alte Violinen. Ein Violon Ein Fagott in einem Kästlein stück weiße zu sammen gesetzt. Ein großer Bombart. Ein Clav-Cympal, Eine vier fache Sand Uhr. Zweÿ Viole da Braccio von Leonhard Prathen in Prag verfertiget. Ein Violoncello, so schon ziemlich abgenutzet. NB Diese letzten 3. St. sind statt der 2. Violinen von Marco Büchnern /: welche beÿ ab­­ gang des H. Cantoris Kuhnaus nicht verhanden gewesen :/ der Kirche an heim gefallen etc. Zwölff Stück neue Leuchter de aō 1724. so angeschraubt.

51 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Quelle: D-LEsa, Stift IX.B.3a (Die Kirche zu St Nicolai betr. 1635 seq. Vol. I), fol. 135r. Anm.: Gemeint ist der Prager Geigenbauer Linhart (Leonhardt) Pradter (1654−1692).

VIII/C 21 Nochmalige Gratifikation für Georg Gottfried Wagner 23. August 1725

10.[Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Georg Gottfried Wagnern SS. Theol. Stud: zu einer nochmahligen Ergötzligkeit wegen geleisteter Dienste beÿ der Kirchen-Music. [am 23. Aug. (1725)]

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 27. Augusti 1724. bis 25. dito 1725., S. 156. Anm.: Zu Georg Gottfried Wagner → VIII/C 17. Lit.: Schulze 1984, S. 46, 49.

VIII/C 22 Gratifikation für Johann Christoph Samuel Lipsius 6. September 1725

12.[Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Johann Christoph Samuel Lipsio, zur Ergötzligkeit, wegen geleiste- ter Dienste beÿ der Kirchen Music. den 6. Sept: 1725.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 26. Augusti 1725. bis 24. dito 1726., S. 155. Anm.: Lipsius, geboren 1695 in Spechtsbrunn (Thüringen), bezog am 11. Mai 1723 die Universität Leipzig. Seit 1735 ist er als Mitglied der Merseburger Hofkapelle nachweisbar. Lit.: Schulze 1984, S. 46, 49.

VIII/C 23 Reparatur der Notenpulte für die Choristen in der Thomaskirche 1725

Dem Tischer – [thlr] 18 [gr.] – [₰] Vor ein Gestelle aufs Schüler-Chor zum Clav-Cympel, nebst Repa- ratur der 2. Pulte.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St: Thomæ in Leipzig Von Licht-Meße Anno 1725. bis Licht-Meße Anno 1726, S. 40. Anm.: Ob zunächst nur zwei Pulte für die Choristen existierten, ist unklar. Seit dem Jahre 1739 sind jedenfalls vier Notenpulte für die Choristen in der Thomaskirche nachweisbar → VIII/C 79.

52 C 25 Besetzungs- und Musizierpraxis 1726

VIII/C 24 Stephan Hesse: Antrag zur Aufnahme seines Sohnes in das Thomasalumnat 23. April 1726

[…] Ew. Magnific HochEdle Herrlichkeiten wollen unterthänigst geruhen Ihnen in tieffs- ter Demuth vortragen zu laßen was maßen mein jüngster Sohn, Christian Gottfried Heße seines Alters 15 Jahr alß Externus allbereit in die 6 Jahr die allhießige Schule zu St Thomas freqventiret, |…. Alß ergehet mein demüthigst Bitten sie wollen hochgeneigt geruhen, und diesen meinen Sohn unter die Zahl der Alumnorum doch ohnmaßgeblich recipi- ren. Immaßen die dazu erforderten Requsita, und daß er in Musicis etwas muß gethan haben, beÿ ihm einigermaßen anzutreffen verhoffe. Indem er nicht allein bereits in die vier Jahr zu den Litaneÿ Singen sich gebrauchen laßen; Sondern auch denen Alumnis beÿ ihren gewöhnlichen Umgängen in den Chören zu vielen mahlen assistiret und sich der Alt Stimme gebrauchen laßen, wie | auch noch anietzo einen Studiosum der ihm in Musicis ferner Instruction giebt, ihm halte. […]

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 406r–407r. Anm.: Hesse war mit seinem Gesuch erfolgreich. Sein Sohn Christian Gottfried wurde am 4. Juli 1726 in das Alumnat aufgenommen, wo er bis zum 23. April 1733 verblieb.

VIII/C 25 Beschluss zur Aufnahme von Alumnenbewerbern in das Thomasalumnat 9. Mai 1726

E. E. Hochw. Rath dieser Stadt verordnet hiermit daß auf deßen Thomas-Schule Christian Gottfried Heße Johann Philipp Siegler und Johann Christoph Lehmann als Alumni aufgenommen werden, und wird der Herr Vorsteher, daß solches geschehe, gehörigen Ortes zu verfügen wissen Signatum Leipzigk, den 9. Maÿ 1726

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 410r. Anm.: Christian Gottfried Hesse wurde am 4. Juli 1726 in die Thomasschule aufgenommen, wo er bis zum 23. April 1733 verblieb. Johann Philipp Siegler besuchte die Thomasschule vom 4. Juli 1726 bis 1732, Johann Christoph Lehmanns blieb vom 6. Juni 1726 bis Ostern 1731 auf der Thomasschule.

53 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 26 Nochmalige Gratifikation für Johann Christoph Samuel Lipsius 14. September 1726

12. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Johann Christoph Samuel Lipsio, zur Ergötzligkeit, wegen geleis- teter Dienste als Bassist beÿ der Kirchen Music, den 14. Sept: 1726.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 25. Augusti 1726 bis 23. dito 1727., S. 151. Anm.: Zu Lipsius siehe die Anmerkungen zu VIII/C 22. Lit.: Schulze 1984, S. 46, 49.

VIII/C 27 Weitere Gratifikation für Georg Gottfried Wagner 8. Oktober 1726

12. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] George Gottfried Wagnern, zur Ergötzligkeit, wegen geleisteter Dienste als Violinist beÿ denen Kirchen Musicen, den 8. Octobr. 1726.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 25. Augusti 1726 bis 23. dito 1727., S. 151. Anm.: Zu Wagner → VIII/C 17. Lit.: Schulze 1984, S. 46, 49.

Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Friedrich Gottlieb Wild 18. Mai 1727 → Dok I, Nr. 57

VIII/C 28 Letztmalige Gratifikation für Johann Christoph Samuel Lipsius 18. Juli 1727

12 [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Johann Christoph Samuel Lipsio, weiln er beÿm Kirchen Musicen als Bassiste assistiret, mit der Bedeutung, daß man nicht weiter continuiren werde, den 18. July, 1727.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 25. Augusti 1726 bis 23. dito 1727., S. 152. Anm.: Zu Lipsius → VIII/C 22. Lit.: Schulze 1984, S. 46, 49.

54 C 31 Besetzungs- und Musizierpraxis 1728

VIII/C 29 Gratifikation für Bernhard Friedrich Völkner 27. September 1727

10 [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Bernhard Friedrich Völcknern, Studioso zur Ergötzlichkeit, wegen geleisteter Dienste beÿ der Kirchen Music mit der Violine, den 27. Septbr. 1727.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 24. Augusti 1727. bis 28. dito 1728., S. 151. Anm.: Völkner bezog am 30. November 1723 die Universität Leipzig. Weitere Bemerkungen zu Völkner bei Schulze 1984, S. 49.

VIII/C 30 Instandsetzung der Schwalbennestorgel in der Thomaskirche 1727

Dem Orgelmacher 15 tlr. – [g.] – [₰.] Zacharias Hildebrandten vor 8. Register in den kleinen Orgelwerck in brauchbaren Stand zusezen, ingl. vor Reise-Kosten

Quelle: D-LEsa, Rechnung der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1727. bis Lichtmeße Anno 1728., S. 41. Anm.: Möglicherweise erfolgte die Instandsetzung vor Ostern 1727, damit das Instrument bei der Aufführung der Matthäus-Passion am Karfreitag (11. April) verwendet werden konnte. Im Eingangschor hat das In­­ strument den vom Soprano in ripieno vorgetragenen Cantus firmus „O Lamm Gottes, unschuldig“ mit- zuspielen. Das Instrument wurde 1741 demontiert → VIII/C 86. Lit.: Spitta 1880, S. 114.

VIII/C 31 Gratifikation für Johann Friedrich Caroli 2. März 1728

12. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Johann Friedrich Caroli, Studioso, zur Ergötzligkeit wegen abge- warteter Kirchen Music, den 2. Mart. [1728]

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 24. Augusti 1727 bis 28. dito 1728., S. 152. Anm.: Caroli, geb. 1795 in Halberstadt, bezog 1719 die Universität Leipzig. Seit 1730 war er in Leipzig als Kunstgeiger angestellt. Lit.: Schulze 1984, S. 47, 49 f.

55 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Gottlieb Gaudlitz: Beschwerdeschrift an das Konsistorium wegen Kompetenzstreitigkeiten mit Bach 7. September 1728 → Dok I, S. 56

VIII/C 32 Verfügung des Konsistoriums im Streit wegen des Gemeindegesangs 8. September 1728

Unser freundliche Dienst zuvorn Wohl Erwürdiger, Hoch gelahrter, insonders geliebter Collega günstiger Herr und guter Freund.

Demnach beÿ uns der Diaconus substitutus an der Kirchen St: Nicolai hiesigen Orts über den Cantorem an der Schulen zu St: Thomæ, Johann Sebastian Bachen, wegen Singung der Lieder beÿ denen Vesper Predigten beÿ gefügte Beschwerde übergeben; Alß begehren, im Nahmen des allerdurchl., Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friedrichs Augustsi, Königs in Pohlen, etc. Herzogs zu Sachßen, Jülich, Cleve, Berg, Engern und Westphahlen, des Heil. Römischen Reichs Erzmarschalls und Churfürstens, Land Graffens in Thüringen, Marggrafen zu Meißen, auch ober und Nieder Lausitz, Burggraf- fen zu Magdeburg, gefürsteten Graffen zu Henneberg, Grafen zu der Marck, Ravensburg und Barbeÿ, Herrn zu Ravenstein etc. unsres allergnädigsten Herrn, Wir hiermit an den- selben, Er wolle gedachten Cantorem bedeuten, daß, wenn die Priester, welche predigen, vor oder nach der Predigt, gewiße Lieder zu singen, ansagen laßen, er sich darnach achten, und solche singen laßen solle. Mochten wir ihm nicht bergen, und sind Ihm zu dienen willig Datum Leipzig den 8. Sept: 1728.

Die Verordnete der Churfl. Sächß. Consistorii daselbst.

Quelle: D-LEka, I-C 12.26, (ACTA die Confirmation und INTRODUCTION der hiesigen SchulCollegen in der T[homas- und] Nicolai Schule Betreffend, ingl. Organ[isten] und Küst[er] 1723. 1740), unpag. Anm.: Als Einzelbogen (ungeheftet) in die o. g. Akte eingelegt. Möglicherweise befand sich die Handschrift vormals (oder vorübergehend) in einer anderen Akte. Lit.: Bitter 1865/2, S. 85–87; Dok II, Nr. 246; Dok III, S. 659; Dok V, S. 293.

Johann Sebastian Bach: Beschwerde im Streit mit Gottlieb Gaudlitz um die Auswahl von Kirchenliedern 20. September 1728 → Dok I, Nr. 19

56 C 35 Besetzungs- und Musizierpraxis 1728

VIII/C 33 Gratifikation für Carl Gotthelf Gerlach 13. Dezember 1728

12. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Carl Gotthelff Gerlachen, Stud. Jur: zur Ergötzligkeit, wegen ver- richteter Dienste beÿ der Kirchen Music, den 13. Decbr. 1728.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 29. Augusti 1728. bis 27. dito 1729, S. 152. Anm.: Gerlach, geboren 1704 in Calbitz b. Oschatz, wurde am 4. Juni 1716 ins Alumnat der Thomasschule aufgenommen, wo er bis 1723 verblieb. Am 30. April 1727 bezog er die Universität Leipzig. Am 10. Mai 1729 wurde er Organist und Musikdirektor der Leipziger Neuen Kirche. Lit.: Hans-Joachim Schulze, „Das Stück in Goldpapier – Ermittlungen zu einigen Bach-Abschriften des frühen 18. Jahrhunderts, BJ 1978, S. 33−37; Schulze 1984, S. 47 f., 50; Glöckner 1990, S. 88 ff.

VIII/C 34 Gratifikation für Ephraim Jacob Otto 21. Dezember 1728

12. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Ephraim Jacob Otten Studioso, wegen bishero geleisteter Dienste beÿ der Kirchen Music, zur Ergötzligkeit, den 21. Decbr: 1728.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 29. Augusti 1728. bis 27. dito 1729, S. 152. Anm.: Otto, geboren 1698 in Elstra (Lausitz), bezog am 2. Mai 1723 die Leipziger Universität. Noch im Jahre 1735 wird er in Patenschaftseintragungen als „juris studiosus“ geführt. Möglichweise studierte er noch 1735 in Leipzig. Zur Biographie Ottos siehe Schulze 1984, S. 50.

VIII/C 35 Anschaffung des Leipziger Gesangbuches 1728

2 tlr. 8 gr. George Wolffen Buchhändlern vor das große Leipziger Gesang-Buch ufn Schü- ler-Chor

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1728. bis Lichtmeße Anno 1729., S. 46.

57 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 36 Johann Daniel Senfft: Bitte um eine Freistelle für seinen Sohn 5. März 1729

[…] Wegen seines Singens wird das, von dem H. Cantor mit getheilte attestat zeigen, daß er schon einiger maßen zum Singen geschickt seÿ, und nur noch auf das Exercitium, sich darinnen beßer zu excoliren ankommet; […]

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 477v. Anm.: Johann Daniel Senfft war seit 8. März 1723 externer Schüler an der Thomasschule. Sein Vater Johann Daniel hatte mit seinem Antrag zur Aufnahme seines Sohnes in das Alumnat keinen Erfolg. Das seinem Schreiben beigelegte Zeugnis von Johann Sebastian Bach ist verschollen. Lit.: Dok I, Nr. 58, 63K.

Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Christoph Gottlob Wecker 20. März 1729 → Dok I, Nr. 60

VIII/C 37 Johann Gottfried Berger: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat 7. April 1729 […] Ew. Hoch-Edelgeborn und HochEdle wollen geruhen, daß ich Sie mit diesen schlechten Zeilen beschwerlich falle. Es ist nehmlich die Gewohnheit auf der | Schule zu St Thomæ, daß allezeit Schüler nach Ostern, welche von da auf die Universitæt ziehen, abgehen. Weil nun in etlichen Wochen die Zeit da seÿn wird, und etliche valediciren werden. So wolte ich als ein wohlbedürftiger meine HochEdle Herrn und Beförderer meines künfftigen Glücks, auf das allerinständigste gebethen haben; Sie möchten doch die hohe Gütigkeit vor mir haben, und mich mit einer Stelle, weil bald etl. vacant werden, versehen damit ich | meinen mir vorgesetzten Endzweck erhalten möge, […]

Leipzige den 7ten Appril 1729 ganz demüthigster Johann Gottfried Berger Externus Schol: Thom: Bitterfeldens.

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 492r–493r.

58 C 39 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

Anm.: Berger war seit 23. April 1727 externer Schüler der Thomasschule. Er wurde am 3. Juni 1729 in das Alumnat aufgenommen, wo er bis September 1735 verblieb. Lit.: Knick 1963, S. 157; Dok I, Nr. 22, 63.

Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann August Landvoigt vor dem 9. April 1729 → Dok I, Nr. 59

VIII/C 38 Johann Gottfried Eschner: Erneutes Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat 20. April 1729

[…] welcher gestalt ich, Johann Gottfried Eschner, meines Alters 18. Jahr, bey nahe in die 7 Jahre als Externus hiesige Schule zu St. Thomas freqventiret … sondern auch in Musicis mich so wohl in der Kirche vor dem Altar Beym Litaney-Singen eine geraume Zeit, als auch bey dem Neü Jahrs Umgange in denen Chören, wenn ein Defectus bey denen Alum- nis dieser Schule verspüret worden, zum öfftern brauchen laßen, daß es auch diePræfecti , welche die Chöre zu besorgen gehabt, wenn es verlanget wird, allezeit bezeügen können […]

Leipzig den 20. April 1729.

unterthänigst gehorsamer Johann Gottfried Eschner

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 498r+v. Anm.: Eschner bewarb sich mit diesem Gesuch um eine Freistelle am Alumnat zum vierten Mal erfolglos. Lit.: Dok I, Nr. 63.

VIII/C 39 Martin Köpping: Gesuch um eine Freistelle im Thomasalumnat für seinen Sohn 27. April 1729

[…] Sie werden an mir und meinem Sohn ein Werck der Barmhertzigkeit thun, und dem- selben beÿ ietziger Vacanz in numerum Alumnorum zu recipiren Hochgeneigt geruhen. Ich hoffe um desto zuversichtlicher, es werden Dieselben meinem demüthigsten Bitten

59 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750 geneigtes Gehör | geben, weil mein Sohn, sowohl in der Vocal- als Instrumental-Music einige Progressen gemacht, und also von dem Herrn Cantore, der ihn exploriret, auch ihm verhoffentlich ein gut Testimonium geben wird, beÿ der Music wird können gebrauchet werden. […]

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 512r+v, 514r. Anm.: Im Zeugnis des Grimmaer Kantors Christian Fleckeisen vom 20. April 1729 wird Johann Andreas Köpping eine gute Diskant-Stimme attestiert. Köpping war seit 14. Juli 1729 externer Schüler der Tho- masschule. Er wurde erst am 7. Mai 1733 in das Alumnat aufgenommen, wo er bis April 1736 verblieb.

VIII/C 40 Johann Heinrich Ernesti: Beurteilung von Alumnenbewerbern 30. April 1729

Pueri, qui per hoc tempus inter alumnos scholae Thomanae recipi cupiunt & iam ante testimonium de litteris ac moribus a Rectore [re]ceperunt, siue hoc siue per superiores ann[os] sunt sequentes: Johann Tobias Dieze Johannen Margarethen Pfeilin Sohn Gottlob Ernst Hausius Johann Augustus Landvoigt Salomon Gottfried Greülich Johann Gottlob Zeymer et si qui adhuc sunt alii. Reliqui aut iam in schola existunt, aut in [a]liis adhuc locis versantur. Qui in schola iam existunt: Gottlob Michael Winzer Johann David Bauer Johann Daniel Senfft Friedrich Wilhelm Ludewig Johann Gottfried Berger Johann Friedrich Eschner Friedrich Augustus Wildenhayn Johann Christoph Rosenberg Johann Gottfried Münch Johann Gottlob Krause, ratione et litterarum et morum tolerabi[les]sunt, locosque suos, quos vel inter Secund[anos] | vel Tertianos vel Quartanos obtinent, sic satis tuentur. Vnus Eschnerus, vt laude diligentiae, sic natarum inde progressione litterarum caret, obque otia, quae sectatur a vitiis vix immunis esse credi potest. Weidenhayn e contrario cumque isto Winzer ob modestiam aliosque mores, vt et ob assiduitatem et felicitatem in litteris tractandis exhibitam et perceptam spem praestant

60 C 40 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729 in certum gloriae diuinae et Ecclesiae etque Reipublicae vsum non sine speratis successibus educatum iri. Nondum nostri Johann Friedrich Florenz Schneeweiß Lipsiensis Johann Gottlieb Glaser Kleinschochera Misnensis Samuel Küttler Bellora3Misnensis Johann Andreas Köpping Grosbothena Misnensis Johann Gottfried Neicke. Grimma. Misnensis, cum explorarentur praesentes non indigni quidem deprehensi sunt quoad litteras, qui classibus vel tertiae vel quartae inserantur. Sed de moribus nihil, cum in hoc casu plane adhuc ignoti sint, testari licet. Ad postremum audimus, vnum atque alterum adhuc esse qui idem beneficium prensaturi sunt. Sed nondum scimus, quinam et quales sint, neque videre eos neque audire contigit. | Caeterum quae scripsi ad doctrinam tantum et ad mores spectant. Peritia musica explorari a me nec potest nec debet. Commendo tamem istam [scil. Scolam Thomanam]studio, quanto possum maximo, propter causam diuinam, et vt cultus Dei quum publicus tum priuatus har- moniarum canentium integritate & iucunditate, quae et per ordinationem Excellentissimorum Dominorum Fundatorum exigitur, et in superioribus annis non sine & vrbis huius & aliorum locorum celebritate magni fuit in gloriam Dei et fructus Deum colentium porro praestetur. Simul obsequiosissime peto, vt qui receptione digni existimabuntur, admoneantur, ne se minis- teriis, quae ad disciplinam conseruandam, praestari ab inferioribus debent, subtrahant, vt hactenus vnus atque alter non ad paruam perturbationem rei scholasticae maxime culpanda temeritate et animi impotentia, facere ausus est. Secus enim καλά λαξιυ κάι έυχπ, ηούν, ut Apo- stolus monet, fieri omnia non possunt. Scrib: Lipsiae ex Schola Thomana d: XXX Aprilis 1729.

M. Joh. Heinricus Ernesti Rector.

Die Knaben, die zur Zeit als Alumni unserer Thomasschule rezipiert werden wollen und die schon vorher vom Rektor ein Zeugnis über ihr Schulwissen und ihr Verhalten bekom- men haben (sei es in diesem, sei es in den vergangenen Jahren) sind die folgenden: Johann Tobias Dieze Johannen Margarethen Pfeilin Sohn Gottlob Ernst Hausius Johann Augustus Landvoigt Salomon Gottfried Greülich Johann Gottlob Zeymer und evtl. noch andere darüber hinaus. Die übrigen befinden sich entweder noch auf der Schule oder halten sich inzwischen an anderen Orten auf. Diejenigen, die sich jetzt auf der Schule befinden:

3 = Belgern

61 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Gottlob Michael Winzer Johann David Bauer Johann Daniel Senfft Friedrich Wilhelm Ludewig Johann Gottfried Berger Johann Friedrich Eschner Friedrich Augustus Wildenhayn Johann Christoph Rosenberg Johann Gottfried Münch Johann Gottlob Krause, sind nach Vernunft, Schulwissen und Verhalten leidlich gute Schüler behaupten ihren Platz, den sie jeweils unter den Secundanern, den Tertianern oder den Quartanern ein- nehmen, recht gut.

Einer, Eschner, hat, da ihm jede Sorgfalt fehlt, keinerlei Fortschritt in seinem Schulwissen vorzuweisen, und wegen seiner ihm angeborenen Faulheit muss man davon ausgehen, dass er kaum frei von Untugenden ist. Anders verhält es sich bei Weidenhayn und ebenso bei Winzer: Wegen ihrer Besonnenheit und anderer Tugenden geben sie (sowohl auf- grund ihres aufgewendeten Fleißes als auch wegen ihrer glücklichen Auffassungsgabe beim Anwenden ihres Schulwissens) Grund zur Hoffnung, dass sie gewiss für eine Verwendung sowohl in der Kirche als auch für das Gemeinwohl zum Ruhme Gottes heranwachsen werden, und das nicht ohne die erhofften Erfolgsaussichten.

Unsere Schüler Johann Friedrich Florenz Schneeweiß aus Leipzig, Johann Gottlieb Glaser aus Kleinzschocher − Meißnische Nation Samuel Küttler aus Belgern − von der Meißnischen Nation Johann Andreas Köpping aus Großbothen − Meißnische Nation Johann Gottfried Neicke. aus Grimma − Meißnische Nation sind, wenn sie gegenwärtig examiniert würden, in Bezug auf ihr Wissen nicht ganz unver- dient aufgenommen worden. Sie werden entweder in die Tertia oder in die Quarta aufge- nommen. Doch was ihr Verhalten angeht, verbietet es sich, ein Zeugnis abzugeben, weil sie diesbezüglich bislang völlig unbedarft sind. Zu guterletzt hören wir davon, dass es noch den einen oder anderen gibt, der sich für die Aufnahme ins Alumnat bewerben wird. Doch bisher wissen wir noch nicht, wer und was für welche das sind. Weder kam es zu einer persönlichen Begegnung noch habe ich etwas vernommen.

Das übrige, das ich aufgeschrieben habe, bezieht sich allein auf Disziplin und Verhalten. Die musikalischen Erfahrungen zu bewerten, bin ich weder in der Lage noch bin ich dazu verpflichtet.

62 C 41 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

Ich wünsche dieser Schule mit dem größtmöglichen Bemühen das Allerbeste für Gott und den Gottesdienst, sowohl für den öffentlichen wie auch für die Privatandacht, durch die Reinheit des Gesangs und durch die Freude daran, die nicht zuletzt durch die Stiftung der so sehr herausragenden Herren Gründer gewährt wird und die in den vergangenen Jahren sowohl unsere Stadt als auch andere Orte berühmt machte, zur Ehre Gottes und zu Nutzen derer, die Gott ehren. Zugleich bitte ich aufs gehorsamste darum, dass diejenigen, die zur Aufnahme für wür- dig befunden werden, dazu angehalten werden, dass sie die Aufgaben, die zur Wahrung der Disziplin von den Jüngeren angenommen werden müssen, nicht unterlaufen, damit dadurch der eine oder der andere es nicht wagte, zur Störung des Schulbetriebs beizutra- gen, insbesondere durch sträfliches, vorlautes Verhalten und durch geistiges Unvermögen. Denn entsprechend dem κατὰ τάξιν καὶ εὐσχημοσύνην [in rechter Ordnung und mit Anstand], wie der Apostel Paulus [1. Kor. 14, 40] mahnt, kann nicht alles [gleichzeitig] geschehen4. Dies habe ich geschrieben in Leipzig an der Thomasschule am 30. August 1729.

Magister Johann Heinrich Ernesti, Rector.

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 550r–551r. Anm.: Neun Alumnenstellen waren frei geworden. Ernesti empfahl zehn Bewerber in die II., III. und IV. Klasse; die fünf Auswärtigen (Nondum nostri) waren nach seinem Urteil reif für die III. oder IV. Klasse. Übersetzung: Almuth Märker. Lit.: Kaemmel 1909, S. 224 f.

VIII/C 41 Caspar Friedrich Franke: Gesuch um eine Freistelle im Alumnat für seinen Stiefsohn Johann Heinrich Hillmeyer 2. Mai 1729

Ew. Hoch Edelgeb. Magnif: Hoched. und Hochw. Herr. geruhen hochgeneigt sich hier- durch vortragen zu laßen, welchergestalt auff Gutbefinden und recommendation des vor einigen Jahren in hiesiger St Thomæ Schule gewesenen Præfecti Hrn. Rothens nunmehro Cantoris zu Geringswaldæ, ich meinen Stieff Sohn von 13. Jahren, Johann Heinrich Hill- meÿern, nachdem er sowohl einige Jahr unter der Information des wohlverdienten Patronis zu Waldheim, Herrn Mag: Müllers, alß auch nachgehends in der Schule zu Geringswaldæ unter Rector Lehmannen, und alda promus5 gewesen, auch noch biß dato sonderl. Lust zum Studiren, gleich wohl aber nichts ein Vergnügen hat, in die hiesige Stadt Schule, qvæ vulgo dictur Thomannum, allwo er für dem Hen. Capell Meister in der vocal-Music auch allbereit eine Probe abgeleget, nechst Gott zu thun entschlos- | sen bin; […]

4 Vgl. non possunt omnia simul fieri, Cic., Ep. ad Att. 14, 15, 3. 5 Aufseher.

63 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 524r+v. Anm.: Hillmeyer wurde am 16. Juni 1729 in die Thomasschule aufgenommen, wo er bis Mai 1733 verblieb. Später wurde er Cantor und Organist in Lunzenau. Lit.: Dok I, Nr. 63K (S. 133).

VIII/C 42 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Erdmann Gottwald Petzold vor dem 9. Mai 1729

Vorzeiger dieses Erdmann Gottwald Pezold von Auerbach. æt: 14. Jahr, hat eine feine Stimme und zieml. Profectus. So hiermit eigenhändig attestiret wird von Joh: Seb: Bach.

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 520r. Anm.: Petzold war 1729/1730 externer Schüler der Thomasschule. Er hatte sich mit einem eigenhändigen (undatierten) Schreiben (Stift VIII.B.2.d, fol. 519r+v) um eine der vakanten Freistellen am Alumnat beworben. Er wurde jedoch nicht aufgenommen und bezog am 8. Mai 1733 die Leipziger Universität. Lit.: Spitta 1880, S. 61; Dok I, Nr. 61.

VIII/C 43 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Johann Christoph Schmidt vor dem 9. Mai 1729

Vorzeiger dieses Johann Christoph Schmeid von Bendleben aus Thüringen æt: 19. Jahr, hat eine feine Tenor Stimme und singt vom Blatt fertig. Joh: Seb: Bach Direct: Musices

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol : IV), fol. 534r. Anm.: Schmidt bewarb sich in einem lateinisch abgefassten Bewerbungsschreiben am 9. Mai 1729 um eine Freistelle am Thomasalumnat. Er wurde trotz seiner guten musikalischen Voraussetzungen nicht ins Alumnat aufgenommen. Lit.: Spitta 1880, S. 61; Dok I, Nr. 62; Knick 1963, S. 157.

64 C 44 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

VIII/C 44 Johann Heinrich Ernesti: Beurteilung weiterer Alumnenanwärter 9. Mai 1729

F Ex pueris Qui locos vacuos inter alumnos scholae Thomanae hoc vere prensant, praeter eos de quibus exhibita iam censura quoad mores & litteras indicatum est, obtulerunt se vlterius ex sic dictis Externis qui per aliquot annos iam nostri fuerunt 1. Erdmann Gottlob Pezoldt Auerbachio Varsisius, modestus et in tractandis litteris non remissus, nec infelix Secundanus. ex iis, qui vel paulo ante accesserunt vel nondum nostri sunt 2. Johann Christophorus Schmidt, Bendelebia Thuringus ea eruditione praeditus, quae si per tempus adhuc in prima classe existat studiis Academicis praeparari plane et perfici potest. 3. Johann Gottfried Lehmann Panitzschia Misniscus ex meritis litterariis tertiae classi inferri potest, cui etiam destinandus est. 4. Johann Tobias Krebs Butstadio-Thuringus vt et 5. Johann Heinrich Heylmayer Geringswalda Misniscus, in quo & illud notandum, quod ex disciplina Praefecti illus, qui post mortem beati Kunauii, antequam nouus Cantor constitu- eretur per tempus sa- | tis longum concentus publicos in templis huiu[s] vrbis cum non parua approbatione & laude direxit, nunc Cantoris Geringswaldensis ad nos accedit. 6. Christophorum Fridericum Meisnerum Leucopetra-Misnicum & Michaelem Heinricum Küttlerum, Witteberga Saxonum, vel vltimis Tertianis annecti, ve[l] inter primos Quartanos collocari oportet. De sex posteriorum moribus ob causam satis cognitam et iterum iterumqe allegatam nihil nunc afferri potest. Quod bona fide testatur Lipsiae ex Schola Thomana d: IX May: 1729 M. Joh. Heinricus Ernesti, Schul-Rector

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 552r+v.

Neben denen, für die eine Einschätzung hinsichtlich des Schulwissens und Verhaltens schon gegeben wurde, bewerben sich auf freie Stellen im Alumnat unserer Thomasschule außerdem solche aus den Reihen der sog. Externen, die schon einige Jahre lang bei uns waren.

1. Erdmann Gottlob Petzold aus Auerbach im Vogtland, bescheiden im Auftreten und bei schriftlichen Ausarbeitungen nicht nachlassend, dabei kein unbegabter Secundaner. Von denen, die entweder kurz zuvor dazugekommen sind oder noch gar nicht zu uns gehören: 2. Johann Christoph Schmidt aus Bendeleben in Thüringen, mit einer außergewöhnli- chen Bildung; wenn er noch eine Zeitlang die erste Klasse besucht, kann er auf ein Studium an der Universität vorbereitet und dieses auch abgeschlossen werden.

65 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

3. Johann Gottfried Lehmann aus Panitzsch im Meißnischen kann aufgrund seiner Ver- dienste in den Wissenschaften in die dritte Klasse aufgenommen werden, für die er auch geeignet ist. 4. Johann Tobias Krebs aus Buttstädt in Thüringen wie auch 5. Johann Heinrich Hillmayer aus Geringswalde im Meißnischen, bei dem auch hervor- zuheben ist, dass er auf Empfehlung jenes Präfekten, der nach dem Tod des seligen Kuhnau, bis ein neuer Kantor gewählt wurde, für längere Zeit die reguläre Musik in den Kirchen dieser Stadt mit nicht geringer Begabung und öffentlicher Anerkennung geleitet hat und nun als Kantor in Geringswalde wirkt, zu uns gekommen ist. 6. Christoph Friedrich Meisner aus Weißenfels im Meißnischen und Michael Heinrich Küttler aus Wittenberg in Sachsen müssen entweder den letzten Tertianern zugeordnet oder unter den ersten Quartanern platziert werden.

Über das Verhalten der sechs letztgenannten kann aus sattsam bekanntem und immer wieder angeführtem Grund momentan nichts ausgesagt werden.

Was mit bestem Wissen bezeugt wird zu Leipzig an der Thomasschule am 9. Mai 1729. M. Johann Heinrich Ernesti, Schul-Rektor

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol : IV), fol. 552r+v. Übersetzung: Almuth Märker. Anm.: Mit dem Vakanzvertreter ist Johann Gabriel Roth gemeint → VIII/C 19. Lit.: Kaemmel 1909, S. 224.

VIII/C 45 Johann Sebastian Bach: Einteilung des Thomanerchors in 4 Chöre vor dem 18. Mai 1729

In die Kirche zu S. Nicolai Zu S. Thomæ Zur neüen Kirche als als: als: Zum ersten Chor gehören. Zum 2. Chor. Zum 3 Chor. 3 Discantisten 3 Discantisten 3 Discantisten 3 Altisten 3 Altisten 3 Altisten 3 Tenoristen 3 Tenoristen 3 Tenoristen 3 Bassisten. 3 Bassisten. 3 Bassisten

Zum 4. Chor: 2 Sopranisten 2 Altisten 2 Tenoristen 2 Bassisten etc. Und dieses leztere Chor muß auch die Petri Kirche besorgen etc.

66 C 46 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 549r. Anm.: Bachs Choreinteilung ist als Anlage D einer Stellungnahme des Thomasschulrektors Christian Ludwig Stieglitz (→ VIII/C 47) beigefügt. Lit.: Spitta 1880, S. 67 f.; Knick 1963, S. 156; Dok I, Nr. 180.

VIII/C 46 Johann Sebastian Bach: Beurteilung von Alumnenbewerbern vor dem 18. Mai 1729

Die jenigen Knaben zu beÿ itziger vacanz auf die Schule zu S. Thomæ als Alumni recipiret zu werden verlangen, sind folgende: als. (1) Zur Music zu gebrauchende, u. zwar Sopranisten 1) Christoph Friedrich Meißner von Weißenfels, æt: 13 Jahr, hat eine gute Stimme u. feine profectus 2) Johann Tobias Krebs von Buttstädt, æt: 13. Jahr, hat eine gute starcke Stimme u. hat feine profectus. 3) Samuel Kittler von Bellgern, æt: 13 Jahr hat eine ziemlich starcke Stimme u. hübsche profectus. 4) Johann Heinrich Hillmeyer von GehringsWalde æt: 13 Jahr, hat eine starcke Stimme wie auch feine profectus. 5.) Johann August Landvoigt von Gaschwitz æt: 13 Jahr, hat eine passable Stimme; die profectus sind ziemlich 6.) Johann Andreas Köpping von Großboden; æt: 14 Jahr, hat eine ziemlich starcke Stimme; die profectus sind medicore. 7.) Johann Gottlob Krause von GroßDeuben, æt: 14 Jahr, deßen Stimme etwas schwach und die profectus mittelmäßig 8.) Johann Georg Leg aus Leipzig, æt: 13 Jahr, deßen Stimme etwas schwach, und die pro- fectus geringe | Altisten. (9) Johann Gottfried Neucke von Grimma, æt: 14 Jahr, hat eine starcke Stimme, u. ziem- lich feine profectus. (10) Gottfried Christoph Hoffmann von Nebra, æt: 16 Jahr, hat eine passable Altstimme, die profectus sind aber noch ziemlich schlecht. (2) Die, so nichts in Musicis præstiren (1) Johann Tobias Dieze. + (2) Gottlob Michael Wintzer. + (3) Johann David Bauer. + (4) Johannen Margarethen Pfeilin Sohn. + (5) Gottlob Ernst Hausius. (6.) Wilhelm Ludewigs Sohn Friedrich Wilhelm. (7) Johann Gottlob Zeymer. +

67 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

(8) Johann Gottfried Berger. (9) Johann Gottfried Eschner (10) Salomon Gottfried Greülich. (11) M ichael Heinrich Kittler von Prettin. etc.

Joh: Sebast: Bach Direct: Musices v Cantor zu S. Thomæ

Gottwald Pezold von Aurich, æt: 14. Jahr hat eine feine Stimme und die profectus sind passable. Johann Christoph Schmid von Bendleben æt: 19 Jahr, hat eine zieml. starcke Tenor Stimme, und trifft gar hübsch. etc.

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 547r−548r. Anm.: Die bei den Bewerbern Dietze, Wintzer, Bauer, Pfeil und Zeymer gesetzten Kreuze stammen nicht von Bachs Hand. Im Frühjahr 1729 waren neun Alumnenstellen durch Abgänge frei geworden. Dafür hatten sich 27 Alum- nenanwärter beworben und sich überwiegend einer Eignungsprüfung durch den Rektor Ernesti und den Kantor Bach unterzogen. Von den neun im Jahre 1729 aufgenommenen Alumni (Johann Gottfried Berger, Johann Tobias Dietze, Samuel Kittler, Johann Gottlob Zeymer, Johann Gottfried Neicke, Gottlob Michael Wintzer, Johann Heinrich Hillmeyer, Christoph Friedrich Meißner und Johann Tobias Krebs) waren nach Bachs Urteil allerdings nur fünf „zur Music“ tauglich: Meißner, Krebs, Samuel Kittler, Hillmeyer (alle vier Sopran) und Neicke (Alt). Drei der anderen, ebenfalls zu gebrauchenden, Johann August Landvoigt, Johann Andreas Köpping, Johann Gottlob Krauße, wurden erst in den Folgejahren6 aufgenommen. Johann Georg Leg und Gottfried Christoph Hoffmann blieben mit ihrer Bewerbung erfolglos. Erdmann Gottwald Petzold und Johann Christoph Schmid wurden ebenfalls nicht in die Thomasschule aufgenommen. Zum Schuljahrsabschluss 1729 verließen 9 Alumni das Alumnat, darunter Christian Gottlob Meißner, Heinrich August Gerlach, Johann David Lossius, Johann Georg Heße, Otto Nathanael Nicolai, Johann Samuel Thieme, Johann Gottlob Hertel und Johann Christoph Morhart. Viele Bewerbungsschreiben um die vakant gewordenen Freistellen sind noch vorhanden. So von Gottlob Michael Wintzer (13. Februar 1729), Johann Tobias Dietze (8. Januar 1729), Johann Daniel Senfft (5. März 1729), Wolfgang Bachmann (14. März 1729) für seinen Enkel Johann David Bauer, Gottlieb Ernst Hausius (17. März 1729), Johanna Margareta Pfeil (19. März 1729) für ihren Sohn Johann Georg, Johann Gottlob Zeymer (18. März 1729), Wilhelm Ludewig (29. März) für seinen Sohn Friedrich Wilhelm, Johann Gottfried Berger (7. April 1729), Johann August Landvoigt (9. April 1729) für seinen gleichnamigen Sohn, Johann Gottfried Eschner (13. und 20. April 1729), Christian Greulich (13 April 1729) für seinen Sohn Salomo Gottfried, Johanna Maria Kittler (26. April 1729) für ihren Sohn Michel Heinrich, Johann Georg Leg (29. April 1729), Erdmann Gottwald Petzold (undatiert), Christian Kittler (28. April 1729) für seinen Sohn Samuel, Caspar Friedrich Francke (2. Mai 1729) für seinen Stiefsohn Johann Heinrich Hillmeyer, Johann Gottlob Krause (2. Mai 1729), Gottfried Christoph Hoffmann (2. Mai 1729), Georg Christian Meißner (30. April) für seinen Sohn Christoph Friedrich, Johann Tobias Krebs (4. Mai 1729), Johann Christoph Schmid (9. Mai 1729); Carl Hildebrand von Dieskau (11. Mai 1729) für Niclas Glaser, Johann Gabriel Breth (19. Mai 1729) für seinen

6 Krauße wurde am 5. Oktober 1730, Landvoigt am 9. Juli 1731 und Köpping erst am 7. Mai 1733 in das Alumnat aufge- nommen.

68 C 46 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

Johann Sebastian Bach: Beurteilung von Alumnenbewerbern (1729) D-Lesa, Stift VIII.B.2d, fol. 547r

69 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Sohn Johann Samuel, Johann Christian Hercker (17. Mai 1729) für seinen Sohn Johann Friedrich Hercker, Johann Friedrich Hoffmann (23. Mai 1729) für Carl Heinrich Scharff. Anm.: Die Neubesetzung der zum Schuljahreswechsel Ostern 1729 vakant gewordenen neun Freistellen am Alumnat war offenbar zu einem Präzedenzfall für das künftige Auswahlverfahren von Alumnenanwärtern geworden. Daher sind die Dokumente der Hauptakte zur Schulverfassung zugeordnet. Lit.: Spitta 1880, S. 66−67; Kaemmel 1909, S. 224; Schering 1941, S. 176; Knick 1963, S. 155 f.; Dok I, Nr. 63, 64; Maul 2012, S. 215 f.

VIII/C 47 Christian Ludwig Stieglitz: Vorschläge für die Aufnahme von Bewerbern ins Thomasalumnat 18. Mai 1729

Es sind durch bißherige Valedictiones 9. Stellen unter denen Alumnis auf der Schule zu St. Thomas erledigt, dazu sich die in beÿliegender Specification Sub. A. Nō. 1. bemerckte durch Schreiben theils mit Beÿfügung des Herrn Rect: oder Conrec: Testimon: hierüber sub No. 2. durch des CapellMeister und Cantoris Hn. Bachs Vorschlag ohne Schreiben sich gemeldet und angegeben. Besage nur gedachten Hn. Bachs Censur Sub. B. und C. sind die beniemten zum Singen geschickt, beÿ denen übrigen aber ist keine Disposition dazu gefunden worden, es weiß aber derselbe nach der Beÿlage Sub. D. vorzustellen, daß er zu Bestellung des GottesDienstes was das Singen anbelanget in allen 5. Kirchen 44. Knaben nöthig habe, weil nun viele, so bißher dazu gebrauchet worden, von der Schulen gezo- gen und von denen würklichen Alumnis die Kirchen beÿ weiten nicht versorget werden können, als bittet derselbe sowohl der Herr Rector es erforderts auch die unumbgängliche Nothwendigkeit beÿ bevorstehender Besetzung der vacanten Stellen auf solche Subjecta zu reflectiren, die zur Music und Singen geschickt, Hiernechst hat der Hr. Rector seine Censur Sub E. und | F. , wie er die Knaben welche seinem Examini sich Sistiret, befunden, übergeben. Zu mehrer Distinction sind derer in beÿden Censuren vor die geschicktesten befundenen Knaben ihre Nahmen mit roth vorgezeichneten doppelten Strichen marqui- ret worden. E. E. Hochweiser Rath wird also, welche von diesen allen unter die Alumnos aufgenommen werden sollen, gütigst zu resolviren belieben. Leipzig den 18. May 1729 Christian Ludwig Stigliz Dr. als Vorsteher

A. Dererjenigen, so auf die Thomas-Schule aufgenommen zu werden verlangen: I.) Johann Tobias Dieze cum Testim: Rect: Gottlob Michael Winzer cum Test: Conrect: Johann Daniel Senfft, Johann David Bauer, Johann Georg Pfeil cum Test: Rect: Gottlob Ernst Hausius cum Test: Rect:

70 C 48 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729

Friedrich Wilhelm Ludewig Johann Gottlob Zeÿmer, Johann Gottlob Berger, Johann August Landvoigt, cum Test. Rect: Johann Gottfried Eschner, Salomo Friedrich Greulich cum Test: ConRect: Heinrich August Wildenhaÿn cum Test: Conr. Johann Andreas Köpping, Johann George Leg, Michael Heinrich Küttler, Erdmann Gottwald Pezold, Caspar Friedrich Francke, Johann Gottlob Krauße, Samuel Küttler, Johann Tobias Krebs, Christoph Gottfried Hoffmann. Christoph Friedrich Meißner. 2.) Samuel Küttler, Johann Heinrich Hillmeÿer, | Johann Gottfried Neicke, Johann Christoph Schmidt. Feller,

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 545r+v. Anm.: Bei dem letztgenannten Alumnenanwärter handelt es sich um Joachim Christian Feller aus Weimar, der am 26. September 1729 in das Alumnat aufgenommen wurde, aber bereits am 22. Juni 1733 verstarb. Lit.: Kaemmel 1909, S. 224 f.; Knick 1963, S. 155 f.; Dok II, Nr. 262.

VIII/C 48 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Carl Heinrich Scharff vor dem 23. Mai 1729

Carolus Heinrich Scharff, æt[tatis]: 14 Jahr, hat eine zieml. Alt Stimme, und mittelmäßige Profectus in Musicis. JSBach Cantor etc.

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 543r. Anm.: Ein Verwandter von Scharff, Johann Friedrich Hoffmann, hatte am 23. Mai 1729 ein entsprechendes Bewerbungsschreiben um eine Freistelle am Alumnat eingereicht. Carl Heinrich Scharff aus Mügeln war seit 2. November 1729 externer Schüler der Thomasschule und erhielt am 1. Mai 1731 eine Freistelle im Alumnat, wo er bis April 1735 verblieb. Lit.: Spitta 1880, S. 61, 73 (Anm. 52); Knick 1963, S. 157; Dok I, Nr. 65; Dok II, Nr. 256K.

71 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

VIII/C 49 Ratsbeschluss zur Aufnahme von Alumnenanwärtern 24. Mai 1729, 3. Juni 1729, 2. Oktober 1730, 30. November 1730

E. E. Hochw. Rath dieser Stadt verordnet hiermit, daß auf deßen Thomas-Schule Christoph Friedrich Meißner, von Weißenfels Johann Tobias Krebs, von Butstädt, Samuel Küttler, von Belgern Johann Heinrich Hillmeyern, von Geringswalde Johann Gottfried Neucke, von Grimma Joachim Friedrich Keller, von Weimar Johann Tobias Diez, von Leipzigk, Johann Gottlob Zeyner von Leipzig, und Johann Gottfried Berger, von Bitterfeld, | als Alumni aufgenommen werden, und wird der Herr Vorsteher, daß solches geschehe, gehörigen Orts zu verfügen wißen. Signatum Leipzigk, den 24. Maÿ 1729. In simili auf Gottlob Michael Winzern, sub dato den 3. Junÿ 1729 In simili auf Johann Gottlob Krausen und Christoph Nichelmannen, sub dato 2. Octobris 1730. In simili auf Gottfried Engelbert Nizschen sub dato den 30 Nov 1730

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 554r+v. Anm.: Die Aufnahme von einigen zur Kirchenmusik ungeeigneten Alumnenanwärtern erfolgte entge- gen Bachs Votum. Immerhin wurden drei der begabten Bewerber nachträglich immatrikuliert: Krause, Nichelmann und Nitzsche (der Urgroßvater von Friedrich Wilhelm Nietzsche). Sie wurden später Präfek- ten. Über die Aufnahme von Nichelmann sind wir durch Friedrich Wilhelm Marpurg folgendermaßen unterrichtet: „Der damahlige Cantor bey dieser Schule, Hr. Joh. Seb. Bach, nahm ihn, obwohl als einen Ausländer, dennoch in die Zahl der Alumnorum um desto williger auf, da er allbereit hinlängliche Fer- tigkeit im Singen mit dahin brachte, um bey Aufführung der Musiken, als erster Diskantist dienen zu können.“ (zitiert nach Dok III, Nr. 674). Lit.: Spitta 1880, S. 68; Petzoldt 2007; Maul 2012, S. 216 f., 235 f.

VIII/C 50 Johann Sebastian Bach: Zeugnis für Gottlob Michael Wintzer 3. Juni 1729

Obig benandter Wünzer hat eine etwas schwache Stimme und noch wenige profectus, dörffte aber wohl (so ein privat exercitium fleißig getrieben würde) mit der Zeit zu gebrau- chen seÿn. Leipzig. d. 3 Jun: 1729. Joh: Sebast: Bach. Cantor etc.

72 C 53 Besetzungs- und Musizierpraxis 1729/1730

Quelle: D-LEsa, Stift VIII.B.2d (Schuel zu St. Thomas Vol: IV), fol. 472r. Anm.: Gottlob Michael Wintzer aus Leipzig war seit 17. Mai 1727 Externus der Thomasschule. Er hatte sich am 13. Februar 1729 um eine Freistelle am Alumnat beworben und wurde am 9. Juni 1729 aufgenommen. Er blieb im Alumnat bis März 1736. Lit.: Spitta 1880, S. 61, 68; Knick 1963, S. 143; Dok I, Nr. 66.

VIII/C 51 Verwahrung der neu angeschafften Kircheninstrumente Juni 1729

1729. Mens. Junio. Ließ der H. Vorsteher, ein neues Riegel Schloß an die Köthe aufs Schüler Chor, darinnen die neü angeschafften Kirchen instrumenten verwahret werden, machen. […]

NB. In diesen Jahr schaffte der H. HoffRath 2 neüeViolin en, 1. Praatsche und violon Schello

Quelle: Archiv der Thomaskirche zu Leipzig, Nachricht deßen. Was in und beÿ der Thomas Kirchen, von Anno 1716. an alß ich Küster worden, vorgegangen, gebauet, und verändert worden, auffgezeichnet von Johann Christoph Rosten Custode beÿ der Kirchen zu St: Thomas. alhier, [ohne Signatur], fol. 13v. Anm.: Mit dem „HoffRath“ ist der Vorsteher der Thomaskirche und Bürgermeister Gottfried Lange gemeint. Die Instrumente stammten aus der Werkstatt des Leipziger Instrumentenbauers Johann Christian Hoff- mann (→ VIII/C 53, VIII/C 54).

VIII/C 52 Gratifikation für Ephraim Jacob Otto 30. Dezember 1729

15. [Thlr.] – [gr.] – ₰[ .] Ephraim Jacob Otten, zu einer Ergötzligkeit, wegen der in hiesigen beÿden HauptKirchen als Bassiste geleiste- | ten zweÿJährigen Dienste, den 30. Decbr: 1729.

Quelle: D-LEsa, JahresRechnung des Raths der Stadt Leipzig über Einnahme und Ausgabe vom 28. Augusti 1729. bis 26. dito 1730., S. 152 f. Anm.: Zur Biographie Ottos → VIII/C 34. Lit.: Schulze 1984, S. 47.

VIII/C 53 Anschaffung neuer Streichinstrumente für die Thomaskirche 1729/1730

Dem Instrument-Macher, 36 [thlr.] – [gr.] – [₰.] Johann Christian Hoffmannen vor 2. neue feine violinen, 1. dergl. Viola, und 1. Violon Cello mit zubehörigen Bögen.

73 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St Thomæ in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1729. bis Lichtmeße Anno 1730., S. 40. Lit.: Spitta 1880, S. 81; Dok II, Nr. 272; Christine Kröhner, Die Streichinstrumente der Leipziger Thomaskirche aus Bachs Amtszeit − Zum Problem der Erfassung des Bestandes zwischen 1723 und 1750 und Untersuchung der überlieferten Instrumente, in: Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz zum V. Internationalen Bach- fest der DDR ... Leipzig 1985, Leipzig, 1988, S. 155−166.

VIII/C 54 Anschaffung neuer Streichinstrumente für die Nikolaikirche 1729/1730

36 [tlr.] – [gr.] – [₰.] Dem Geigen macher Johann Christian Hoffmannen vor 2. feine Violinen à 6 r. – [gr.] – [₰.] und 1. feine Viola vor 8 r. – – mit Bögen, ingl. 1. Violon Cello nebst den Bogen à 16. r. – – lzl. No. 105.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Kirchen zu St Nicolai in Leipzig Von Lichtmeße Anno 1729. bis Lichtmeße Anno. 1730., S. 57. Lit.: Spitta 1880, S. 81. → VIII/C 53.

VIII/C 55 Ankauf von Stimmbüchern der Motettensammlung „Florilegium Portense“ 1729/1730

12 [thlr.] – [gr.] – [₰.] Dem H. Cantori Bachen vor ein Florileg: Portense welches die Schü- ler in denen Kirchen und zur Music brauchen, laut E. E. Hochw. Raths Verordnung und Quittung No: 140

1. [Stück] Buch, welches Florileg: Portense genennet wird, und die Schüler in der Kirche und zur Music brauchen, ist 1729. angeschaffet worden, und hat selbiges der Cantor gleich- falls beÿ sich in Verwahrung.

Quelle: D-LEsa, Rechnung Der Schulen zu St: THOMÆ in Leipzig, Von Lichtmeße Anno 1729. bis Licht- meße Anno 1730, S. 42, 52. Lit.: Spitta 1880, S. 81; Schering 1941, S. 51; Dok II, Nr. 271.

Musikinstrumente und Musikalien der Thomaskirche in der Verwahrung des Kantors nach 1729 und 1737 → Dok II, Nr. 272

74 C 56 Besetzungs- und Musizierpraxis 1730

VIII/C 56 Memorandum zur Neuorganisation der Kirchenmusik 23. August 1730

Kurtzer, iedoch höchstnöthiger Entwurff einer wohlbestallten Kirchen Music; nebst eini- gem unvorgreiflichen Bedencken von dem Verfall derselben.

Zu einer wohlbestellten Kirchen Music gehören Vocalisten und Instrumentisten. Die Vocalisten werden hiesiges Ohrts von denen Thomas Schülern formiret, und zwar von vier Sorten, als Discantisten, Altisten, Tenoristen, und Baßisten. So nun die Chöre derer Kirchen Stücken recht, wie es sich gebühret, bestellt werden sollen, müßen die Vocalisten wiederum in 2erleÿ Sorten eingetheilet werden, als: Concertisten und Ripienisten. Derer Concertisten sind ordinaire 4; auch wohl 5, 6, 7 biß 8; so mann neml. per Choros musiciren will. Derer Ripienisten müßen wenigstens auch achte seÿn, nehmlich zu ieder Stimme zweÿ. Die Instrumentisten werden auch in verschiedene Arthen eingetheilet, als: Violisten, Haut- boisten, Fleutenisten, Trompetter und Paucker. NB. Zu denen Violisten | gehören auch die, so die Violen, Violoncelli und Violons spielen. Die Anzahl derer Alumnorum Thomanæ Scholæ ist 55. Diese 55 werden eingetheilet in 4 Chöre, nach denen 4 Kirchen, worinne sie theils musiciren, theils motetten und theils Cho- rale singen müßen. In denen 3 Kirchen, als zu S. Thomæ, S. Nicolai, und der Neüen Kirche müßen die Schüler alle musicalisch seyn. In die Peters-Kirche kömmt der Ausschuß, nem- lich die, so keine music verstehen, sondern nur nothdörfftig einen Choral singen können. Zu iedweden musicalischen Chor gehören wenigstens 3 Sopranisten, 3 Altisten, 3 Tenoris- ten, und eben so viel Baßisten, damit, so etwa einer unpaß wird (wie denn sehr offte geschieht, und besonders beÿ itziger Jahres Zeit, da die recepte, so von dem Schul Medico in die Apothecke verschrieben werden, es ausweisen müßen) wenigstens eine 2 Chörigte Motette gesungen werden kann. (NB. Wie Wohln es noch beßer, wenn der Coetus so beschaffen wäre, daß mann zu ieder Stimme 4 subjecta nehmen, und also zu ieden Chore mit 16. Persohnen bestellen könte.) Machet demnach der numerus, so Musicam verstehen müßen, 36 Persohnen aus. Die Instrumental Music bestehet aus folgenden Stimmen; als:

2 auch wohl 3 zur — Violino 1. 2 biß 3 zur — Violino 2. 2 zur — — Viola. 1 2 zur — — Viola. 2 2 zum — — Violoncello. 1 zum — — Violon. 2 auch wohl nach Beschaffenheit 3 zu denen Hautbois. 1 auch 2 zum — — Basson.

75 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750

3 zu denen — — Trompetten 1 zu denen — — Paucken. —————————— summa 18. Persohnen wenigstens zur Instrumental-Music. NB. füget sichs, daß das Kir- chenStück auch mit Flöten, (sie seÿnd nun à bec oder Traversieri), componiret ist (wie denn sehr offt zur Abwechselung geschiehet) sind wenigstens auch 2 Persohnen darzu nöthig. Thun zusammen 20 Instrumentisten. Der Numerus derer zur Kirchen Music bestellten Persohnen bestehet aus 8 Persohnen, als 4. Stadt Pfeifern, 3 Kunst Geigern und einem Gesellen. Von deren qualitäten und musi- calischen Wißenschafften aber etwas nach der Warheit zu erwehnen, verbietet mir die Bescheidenheit. Jedoch ist zu consideriren, daß Sie theils emeriti, theils auch in keinem solchen | exercitio sind, wie es wohl seÿn solte. Der Plan davon ist dieser: Herr Reiche zur 1 Trompette. Herr Genßmar — 2 Trompette. vacat — 3 Trompette. vacat — Paucken. H. Rother — 1 Violine. H. Beyer — 2 Violine. vacat — Viola. vacat — Violoncello. vacat — Violon. H. Gleditsch — 1 Hautbois. H. Kornagel — 2 Hautbois. vacat — 3 Hautbois od Taille Der Geselle — Basson. Und also fehlen folgende höchstnöthige subjecta theils zur Verstärckung, theils zu ohnent- behrlichen Stimmen, nemlich: 2 Violisten zur 1 Violin. 2 Violisten zur 2 Violin. 2 so die Viola spielen. 2 Violoncellisten. 1 Violonist. 2 zu denen Flöten. Dieser sich zeigende Mangel hat bißhero zum Theil von denen Studiosis, meistens aber von denen Alumnis müßen ersetzet werden. Die Herrn Studiosi haben sich auch darzu willig finden | laßen, in Hoffnung, daß ein oder anderer mit der Zeit einige Ergötzligkeit bekommen, und etwa mit einem stipendio oder honorario (wie vor diesem gewöhnlich gewesen) würde begnadiget werden. Da nun aber solches nicht geschehen, sondern die etwanigen wenigen beneficia, so ehedem an den Chorum musicum verwendet worden, succeßive gar entzogen worden, so hat hiemit sich auch die Willfährigkeit der Studiosorum verlohren; Denn wer wird ümsonst arbeiten, oder Dienste thun? Fernerhin zu gedencken,

76 C 56 Besetzungs- und Musizierpraxis 1730 daß da die 2de Violin meistens, die Viola, Violoncello und Violon aber allezeit (in Ermange- lung tüchtigerer subjectorum) mit Schülern habe bestellen müßen: So ist leicht zu erachten Was dadurch dem Vocal Chore ist entgangen. Dieses ist nur von Sontäglichen Musiquen berühret worden. Soll ich aber die Fest-Tages Musiquen, (als an welchen in denen beeden HauptKirchen die Music zugleich besorgen muß) erwehnen, so wird erstlich der Mangel derer benöthigten subjecten noch deütlicher in die Augen fallen, sindemahln so dann ins andere Chor die jenigen Schüler, so noch ein und andres Instrument spielen, vollends abge- ben, u. mich völlig dern beÿhülffe begeben muß. Hiernechst kan nicht unberühret bleiben, daß durch bißherige reception so vieler untüch- tigen und zur music sich gar nicht schickenden Knaben, die Music nothwendig sich hat vergeringern und ins abnehmen gerathen müßen. Denn es gar wohl zu begreiffen, daß ein Knabe, so gar nichts von der Music weiß, ja nicht ein mahl eine secundam im Halse formi- ren kan, auch kein musicalisch naturel haben könne; consequenter niemahln zur Music zu gebrauchen seÿ. Und die jenigen, so zwar einige principia mit auf die Schule bringen, doch nicht so gleich, als es wohl erfordert wird, zu gebrauchen seÿn. Denn da es keine Zeit lei- den will, solche erstl[ich]. Jährl[ich]. zu informiren, biß sie geschickt sind zum Gebrauch, sondern so bald sie zur reception gelangen, werden sie mit in die Chöre vertheilet, und müßen wenigstens tact und tonfeste seÿn üm beÿm Gottesdienste gebraucht werden zu können. Wenn nun alljährlich einige von denen, so in musicis was gethan haben, von der Schule ziehen, und deren Stellen mit andern ersetzet werden, so einestheils noch nicht zu gebrauchen sind, mehrentheils aber gar nichts können, so ist leicht zu schließen, daß der Chorus musicus sich vergeringern müße. Es ist ja notorisch, daß meine Herrn Præanteceßores, Schell und Kuhnau, sich schon der Beÿhülffe derer Herrn Studiosorum bedienen müßen, wenn sie eine vollständige und wohllautende Music haben produciren wollen; welches sie dann auch in so weit haben præs- tiren können da so wohl einige vocalisten, als: Baßist, u. Tenorist, ja auch Altist, als auch Instrumentisten, besonders 2 Violisten von E. HochEdl. und Hochw. Raht a parte sind mit stipendiis begnadiget, mithin zur Verstärckung derer Kirchen Musiquen animiret worden. Da nun aber der itzige status musices gantz anders weder ehedem beschaffen, die Kunst üm sehr viel gestiegen, der gusto sich verwunderens-würdig geändert, dahero auch die ehema- lige Arth von Music unseren Ohren nicht mehr klingen will, und mann üm so mehr einer erklecklichen Beÿhülffe benöthiget ist, damit solche subjecta choisiret und bestellet wer- den können, so den itzigen musicalischen gustum assequiren, die neüen Arthen der Music bestreiten, mithin im Stande seÿn können, dem Compositori und deßen Arbeit satisfaction | zu geben, hat man die wenigen beneficia, so ehe hätten sollen vermehret als verringert werden, dem Choro Musico gar entzogen. Es ist ohne dem etwas Wunderliches, da man von denen teütschen Musicis prætendiret, Sie sollen capable seÿn, allerhand Arthen von Music, sie komme nun aus Italien oder Franckreich, Engeland oder Pohlen, so fort ex tem- pore zu musiciren, wie es etwa die jenigen Virtuosen, vor die es gesetzet ist, und welche es lange vorhero studiret ja fast auswendig können, überdem auch quod notandum in schwe- ren Solde stehen, deren Müh und Fleiß mithin reichlich belohnet wird, præstiren können; man solches doch nicht consideriren will, sondern läßet Sie ihrer eigenen Sorge über, da

77 VIII Johann Sebastian Bach 1723−1750 denn mancher vor Sorgen der Nahrung nicht dahin dencken kan, üm sich zu perfectioni- ren, noch weniger zu distinguiren. Mit einem exempel diesen Satz zu erweisen, darff man nur nach Dreßden gehen, und sehen, wie daselbst von Königl. Majestät die Musici salar- iret werden; Es kan nicht fehlen, da denen Musicis die Sorge der | Nahrung benommen wird, der chagrin nachbleibet, auch überdem iede Persohn nur ein eintziges Instrument zu excoliren hat, es muß was trefliches undexcellentes zu hören seÿn. Der Schluß ist demnach leicht zu finden, daß beÿceßirenden beneficiis mir die Kräffte benommen werden, die Music in beßeren Stand zu setzen. Zum Beschluß finde mich genöthiget den numerum derer itzigen alumnorum mit anzu- hängen, iedes seine profectus in Musicis zu eröffnen, und so dann zu reiferer Überelgung es zu überlaßen, ob beÿ so bewandten Ümständten die Music könne fernerhin bestehen, oder ob deren mehrerer Verfall zu besorgen seÿ. Es ist aber nothwendig den ganzten coetum in dreÿ Claßes abzutheilen. Sind demnach die brauchbaren folgende: (1) Pezold, Lange, Stoll, Præfecti. Frick, Krause, Kittler, Pohlreüter, Stein, Burckhard, Sieg- ler, Nitzer, Reichhard, Krebs major u. minor, Schöneman, Heder und Dietel. Die Motetten Singer, so sich noch erstl. mehr perfectioniren müßen, üm mit der Zeit zur Figural Music gebrauchet werden zu können, heißen wie folget: | (2) Jänigke, Ludewig major und minor, Meißner, Neücke major und minor, Hillmeÿer, Steidel, Heße, Haupt, Suppius, Segnitz, Thieme, Keller, Röder, Oßan, Berger, Lösch, Hauptmann und Sachse. Die von lezterer sorte sind gar keine Musici, und heißen also: (3) Bauer, Graß, Eberhard, Braune, Seÿman, Tietze, Hebenstreit, Wintzer, Ößer, Leppert, Haußius, Feller, Crell, Zeÿmer, Guffer, Eichel und Zwicker. Summa. 17 zu gebrauchende, 20. noch nicht zu gebrauchende, und 17 untüchtige. Leipzig, d. 23. Aug. 1730.

Joh: Seb: Bach. Director Musices.

Quelle: D-LEb, Rara I, 5 (olim: D-LEm, Rep. III fol. 15e). Anm.: Eine Reaktion auf Bachs Memorial blieb aus. Es ist nicht einmal festzustellen, ob sie von den Stadt­ vätern überhaupt zur Kenntnis genommen worden ist, obwohl sie in folgende Aktenregistratur des Leipzi- ger Rates Eingang gefunden hat: „Acta die Kirchen-Musik und was dem anhängig“, D-LEsa, Tit. VII.B.31. Bachs Denkschrift enthält jedoch keinen Eingangsvermerk und als Tagungsordnungspunkt in einer der Ratsversammlungen erscheint sie gleichfalls nicht. 1703 und 1706 hatte der Hofrat Johann Ernst Kregel eine 55. Alumnenstelle gestiftet, was die von Bach genannte Zahl von 55 Alumni erklärt. Lit.: Bitter 1865/2, S. 15−22; Spitta 1880, S. 74−79; Richter 1907, S. 61 f.; Schering 1941, S. 49, 154 f.; Knick 1963, S. 195−199; Dok I, Nr. 22, sowie die dort angegebene Literatur; Maul 2012, S. 227−232. Maul 2013, S. 17 (Fußnote 23).

78 C 56 Besetzungs- und Musizierpraxis 1730

Johann Sebastian Bach: Memorandum zur Neuorganisation der Kirchenmusik (1730) D-LEb, Rara I, 5

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