Vocaloid Tutorial

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Boron Carbide Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis...... 2 Vorwort...... 3 Webpräsenz und Bezugsquellen...... 4 Die Editoren im Vergleich...... 5 Grundlegendes zu den Vocaloid Voicebanks...... 6 Grundlegendes zum Thema Songwriting...... 7 Der erste Einstieg mit dem Tiny Editor...... 9 Parameter...... 14 Singer Properties...... 16 Schritt – für – Schritt – Anleitung...... 17 Fortschritt mit der Vollversion...... 23 Job Plugins...... 25 Tipps und Tricks...... 26 Alternativen...... 27 Index...... 28 Vocaloid Tutorial

Vorwort

Auf einem Amiga 500 habe ich die ersten Experimente mit Sprachausgabe gemacht. Es war zwar nur Spielerei, doch man konnte bereits Potential erkennen.

Daran hat sich allerdings in den darauf folgenden Jahren nicht sehr viel geändert. Zwar wurde die Sprachausgabe stetig verbessert, doch wirklich natürlich klang sie nie und der Fokus lag außerdem weniger auf Wohlklang sondern vielmehr auf deutlicher Aussprache.

Erst als Yamaha 2003 die erste Version von Vocaloid präsentierte, änderte sich das Blatt. Es gab zum ersten Mal die Möglichkeit Gesang zu synthetisieren. Wir schreiben nun das Jahr 2013. Obwohl Vocaloid bereits seit 10 Jahren existiert, gibt es nur wenige Informationen über diese Software in deutscher Sprache. Die vorhandenen Tutorials erklären in der Regel nur die allernötigsten Grundlagen und sind meist auf englisch oder japanisch verfasst.

Da ich die japanische Sprache nicht beherrsche, blieb mir nichts anderes übrig, als den Einstieg in Vocaloid durch die wenigen englischen Einsteigertutorials, die mitgelieferte Dokumentation und viel Trial & Error zu bewerkstelligen. Um anderen Benutzern den Einstieg zu erleichtern, schreibe ich dieses Tutorial.

Die Grundlage meines Tutorials bildet Vocaloid 3. Als Voicebanks stehen mir und English zur Verfügung. Einige grundsätzliche Dinge lassen sich auch auf Vocaloid 1 und 2 anwenden, jedoch werden diese Versionen von mir in diesem Tutorial nicht berücksichtigt. Außerdem können einige Parametereinstellungen, die hier erklärt werden, bei anderen Voicebanks unter Umständen zu anderen Resultaten führen, weswegen man sich nach dem Kauf einer Voicebank als erstes mit ihren individuellen Eigenarten vertraut machen sollte.

Ich hoffe, dass andere Vocaloid Benutzer meinem Beispiel folgen und weitere Tutorials zu Vocaloid in deutscher Sprache veröffentlichen werden.

Als Referenz dienten die bei Vocaloid 3 – Avanna mitgelieferte Anleitung, die Informationen auf der offiziellen Vocaloid Homepage und das Vocaloid Wiki unter: http://vocaloid.wikia.com/wiki/Vocaloid_Wiki

Die Screenshots wurden selbst erstellt, bis auf den Screenshot auf Seite 5, der von der offiziellen Vocaloid Homepage stammt, die Boxarts auf Seite 6 stammen aus dem Webshop von Zero-G unter: http://www.zero-g.co.uk/store/vocaloid-c42.php

Boron Carbide, 21.04.2013

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Webpräsenz und Bezugsquellen

Yamaha gilt zwar als der offizielle Entwickler von Vocaloid, doch werden die einzelnen Voicebanks auch von anderen Firmen produziert und vertrieben. Eine Übersicht über die verschiedenen Voicebanks und deren Publisher erhält man auf der Wikipedia-Seite zu Vocaloid: http://de.wikipedia.org/wiki/Vocaloid

Die offizielle Homepage (japanisch / englisch): http://www.vocaloid.com/

Der offizielle Onlineshop von Yamaha:

Japanisch: http://shop.vocaloidstore.com/

Englisch: http://en.vocaloidstore.com/

Einige werden von Zero-G produziert und vertrieben: http://www.zero-g.co.uk/

Bruno und Clara, zwei Vocaloids in spanischer Sprache wurden von Voctro Labs produziert: http://www.voctro-vocaloid.com/

Sweet Ann, und wurden von PowerFX produziert: http://powerfx.com/

Hinweis:

Um Vocaloid zu verwenden, benötigt man den Vocaloid Editor und mindestens eine Voicebank (Stimme). Den Voicebanks liegt ein abgespeckter Editor bei, der sogenannte „Tiny Editor“. Für den ersten Einstieg ist dieser Editor ausreichend.

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Die Vocaloid Editoren im Vergleich

Auf der Vocaloid Homepage findet man folgende Vergleichstabelle:

Tiny VOCALOID™3 VOCALOID™3 Editor Editor (Comes with Singer Libraries) Number of tracks able to be 16 1 edited/played back Maximum number of bars 999 17 V3 Comp/V3 Reverb. Effects have been Effects Only Reverb (fixed) added with VST host functions. VOCALOID™3 Yes No Job Plugin functions V2 Library Import Tool Yes No Undo / Redo No limit Once Import functions VSQX,VSQ,SMF,WAV Only WAV WAV tracks Stereo/mono Only Stereo

Wirklich massive Einschnitte des Tiny Editors sind seine beschränkte Länge auf 17 Takte, die Beschränkung auf nur eine Spur und das Fehlen des Importes von MIDI-Daten.

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Grundlegendes zu den Vocaloid Voicebanks

Es gibt mehrere Voicebanks zu Vocaloid, die sich in Version und Sprache unterscheiden. Die aktuelle Version ist die Version 3. Voicebanks aus Version 2 können noch importiert werden, während die Voicebanks von Version 1 nicht mehr mit Version 3 kompatibel sind.

Die einzelnen Versionen unterscheiden sich teilweise in der Qualität. Während Version 1 noch sehr künstlich klingt, gibt es bei Version 3 bereits Voicebanks, die sich kaum noch von einer natürlichen Stimme unterscheiden lassen.

Ob eine Stimme wirklich natürlich klingt, hängt aber nicht nur von der verwendeten Voicebank ab, sondern auch von den Fähigkeiten des Anwenders. Nur durch richtigen Einsatz der Parameter, kann eine Stimme natürlich klingen. Daher können unter Umständen für einige noch Voicebanks von Version 2 interessant sein, grundsätzlich würde ich Vocaloid Einsteigern jedoch raten, immer mit der neuesten Vocaloid Version einzusteigen.

Was die Sprachen angeht, so sollte man sich für eine Sprache entscheiden, mit der man auch arbeiten kann. Jede Vocaloid Voicebank ist für eine bestimmte Sprache konzipiert und nur in dieser Sprache kann man natürliche Ergebnisse erzielen. Theoretisch ist es möglich, mit einigen Tricks auch andere Sprachen wiederzugeben, jedoch muss man dafür fortgeschrittene Kenntnisse über die von Vocaloid eingesetzten phonetischen Symbole besitzen, weswegen diese Option für einen Einsteiger nicht in Frage kommt.

Das Endprodukt dieser Manipulation wird allerdings auch niemals akzentfrei klingen.

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Grundlegendes zum Thema Songwriting

Ein Song ist in Strukturen, wie z.B. Strophe und Refrain unterteilt. Während der Refrain in der Regel wiederholt wird, variiert die Strophe. Für einen Song sollte man mindestens zwei Strophen und einen Refrain haben. Weitere grundlegende Informationen zum Thema Songwriting finden sich auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Songwriting

Es gilt weiterhin zu beachten, dass die menschliche Sprache ihren eigenen Rhythmus hat. Spricht man den letzten Satz laut aus, während man bei jeder Silbe in die Hände klatscht, kann man diesen Rhythmus hören. Man muss also darauf achten, die Silben nicht willkürlich zu verteilen, da sonst die Sprache schwer zu verstehen ist, und unnatürlich klingt.

Man sollte außerdem beachten, dass nur Vokale gestreckt werden können. Konsonanten sind demnach immer kurze Laute.

Um einen Text zu verfassen benötigt man vor allem viel Übung, es gibt jedoch einige Tricks, mit denen es etwas einfacher geht. Zuerst sollte man sich ein Thema überlegen, über das man ein Lied schreiben möchte. Am besten wählt man ein Thema, das jeder kennt. Es hat sich bewährt, am Beginn des Songwritings ein Brainstorming zu machen, was z.B. wie folgt aussehen kann:

Ein Schlagwort, dass Ein weiteres Schlagwort, in Thema/Titel dass in Thema/Titel vorkommt (z.B. Road) vorkommt (z.B. Hell)

Auflistung aller Auflistung aller Begriffe, die zu Begriffe, die zu Thema oder diesem Schlagwort diesem Schlagwort Titel des Songs passen (z.B. devil, passen (z.B. cars, (z.B. Road To fire, heat, sin, asphalt, drive, Hell) Heino…) trucks…)

Hinweis: Zum Brainstorming kann man auch hervorragend Mind Mapping Software einsetzen.

Ein kostenloses Open Source Programm ist z.B. Freemind: http://freemind.sourceforge.net/wiki/index.php/Main_Page

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Der nächste Schritt des Brainstormings ist es, sich einige Reime und Synonyme zu den Wörtern, die man aufgeschrieben hat, zu überlegen und sie ebenfalls aufzuschreiben. Um diesen Prozess zu vereinfachen, kann man im Internet nach einem Reimlexikon (rhyme dictionary) oder ähnlichem suchen.

Beispiele: http://rhymezone.com/ http://www.b-rhymes.com/ http://rhymebrain.com/en

Hat man genug Worte gesammelt, so kann man beginnen seinen Text zu schreiben. Am Anfang sollte man sich weniger Gedanken über den Sinn des Textes machen, sondern sollte eher darauf achten, dass sich jede zweite Zeile reimt und die einzelnen Zeilen einen Rhythmus haben, der zueinander passt. Wenn man dann etwas Übung darin hat, kann man anfangen, die Texte etwas lockerer zu gestalten.

Generell sollte man sich nicht zu sehr auf seinen Text fixieren, da es gängige Praxis ist, den Text während dem Produzieren des Songs noch mehrfach zu ändern.

Weitere Informationen zum Thema Songwriting: http://alicehive.de/songwriting-crashkurs/ http://www.delamar.de/tutorials/songwriting-teil-1-13969/ http://www.delamar.de/category/songwriting/ http://mixingroom.de/songwriting-tutorial-zur-phrasierung-von-gesang-video/

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Der erste Einstieg mit dem Tiny Editor

Hier ein Screenshot des Tiny Editors:

Toolbar

Tracks

Pianoroll

Parameter

In der Toolbar befinden sich die grundlegenden Werkzeuge Auswahl, Stift, Linie und Radiergummi. Zum Einzeichnen der Noten muss man den Stift auswählen. Das Linienwerkzeug kann nur bei den Parametern eingesetzt werden und dient dazu eine gerade Linie zu zeichnen.

Rechts daneben befindet sich die Transportkontrolle. Man findet eine solche Transportkontrolle auch in anderen DAWs, weswegen sie eigentlich selbsterklärend sein sollte. Die einzige Besonderheit sind die zwei Schaltflächen, die mit einem Fähnchen und den Buchstaben „S“ und „E“ bezeichnet sind. Mit diesen Schaltflächen lassen sich Start- und Endpunkt des Tracks festlegen.

Im ganz rechten Panel wird die aktuelle Position des Cursors angezeigt. „Quantize“ gibt an, wie grob das Raster ist, während „Length“ die Mindestlänge der eingezeichneten Noten angibt.

Um eine Note in die Pianoroll einzutragen, wählt man das Stiftsymbol aus und zeichnet die Note in die Pianoroll. Die eingezeichnete Note besteht aus vier Teilen:

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Text

Lautschrift

Notenlänge

Ausdruck und Vibrato

Der Text kann entweder durch Doppelklick in die Note eingetragen werden, oder durch Rechtsklick und der Auswahl von „Insert Lyrics“ aus dem Kontextmenü, woraufhin sich ein neues Fenster öffnet, in das der Text eingegeben werden kann. Hier kann auch der Text für mehrere Noten eingegeben werden, wobei man allerdings beachten muss, dass jeder Silbe eine Note zugeordnet wird.

Vocaloid übersetzt diesen Text dann in Phoneme. Phoneme sind die Laute, aus denen Sprache aufgebaut ist. Vocaloid setzt zur Darstellung dieser Phoneme das X-SAMPA ein, ein Lautschriftalphabet, welches aus ASCII-Zeichen besteht. Manchmal ist die Übersetzung von Text in Lautschrift fehlerhaft, weshalb es in Vocaloid die Möglichkeit gibt, eigene Wörterbücher anzulegen. Man findet diese Funktion unter Lyrics->User Word Dictionary.

Bei der Eingabe der Lautschrift muss man Groß- und Kleinschreibung beachten. Werden für ein Wort mehrere Symbole verwendet, so sind diese durch ein Leerzeichen voneinander zu trennen.

Wird die Lautschrift falsch eingegeben, so erzeugt Vocaloid keinen oder einen falschen Ton.

Die folgende Tabelle enthält die von Vocaloid unterstützten phonetischen Symbole der englischen Sprache:

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Symbol Sample Comments Symbol Sample Comments @ the sun (schwa) bh big beginning of syllable, with aspiration V strut dh dog beginning of syllable, with aspiration e them gh god beginning of syllable, with aspiration I kit dZ jeans i: beef v vote { trap D their O: taught z resort Q lot Z Asia U put m mind u: boot n night @r maker N long eI pay r red aI buy l feel OI boy l0 list beginning of syllable @U oat p dip aU loud t sit I@ beer k rock e@ bear ph peace beginning of syllable, with aspiration U@ poor th top beginning of syllable, with aspiration O@ pour kh kiss beginning of syllable, with aspiration Q@ star tS touch w way f feel j yellow T think b cab s sea d bad S share g bag h hat

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Wenn man auf einer Note einen Rechtsklick ausführt und aus dem Kontextmenü „Note Property“ auswählt, lassen sich die einzelnen Parameter der Note einstellen. Hier hat man die Möglichkeit, Text und Lautschrift einzugeben und kann über „EXP“ und „VIBRATO“ zwei weitere Dialoge für das Einstellen des Ausdrucks (Expression) und des Vibratos aufrufen.

Grundsätzlich könnte man sagen, dass Ausdruck den Anfang der Note beeinflusst, während Vibrato den Rest der Note beeinflusst. Diese Beeinflussung wird grafisch dargestellt, wobei die Sinuswellen am Ende der Grafik das Vibrato darstellen.

Über die Schaltfläche „EXP“ wird der Dialog „Note Expression Property“ geöffnet.

Über die Regler „Bend Depth“ und „Bend Length“ in der Gruppe „Pitch Control“ lassen sich leichte Tonhöhenschwankungen am Beginn der Note einfügen. „Bend Depth“ gibt die Stärke der Schwankung an, „Bend Length“ gibt die Länge der Schwankung an.

Zusätzlich kann ein Portamento Effekt hinzugefügt werden, wobei „rising movement“ bedeutet, dass die vorige Note tiefer, während „falling movement“ bedeutet, dass die vorige Note höher war.

In der Gruppe „Dynamics Control“ findet man die Regler „Decay“ und „Accent“. Diese steuern die Betonung am Beginn der Note. „Accent“ steht hierbei für die Stärke des Effektes, während „Decay“ dessen Länge angibt.

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Klickt man in den Note Properties auf „VIBRATO“, öffnet sich der Dialog „Vibrato Property“.

Dieser Dialog besteht aus drei Teilen. Ganz oben kann man die Vibratolänge und verschiedene Vibratotypen einstellen.

Darunter kann man in zwei Automationskurven die Vibratostärke und die Vibratogeschwindigkeit einzeichnen.

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Parameter Unterhalb der Pianoroll können Automationskurven für verschiedene Parameter eingestellt werden. Die Parameter sind: VEL (Velocity), DYN (Dynamics), BRE (Breathiness), BRI (Brightness), CLE (Clearness), OPE (Opening), GEN (Gender Factor), POR (Portamento Timing), PIT (Pitch Bend) und PBS (Pitch Bend Sensitivity).

Diese Parameter sind sehr wichtig und beeinflussen maßgeblich die Natürlichkeit der Stimme.

Die Parameter im Einzelnen:

VEL (Velocity): Velocity beeinflußt die Länge der Konsonanten am Anfang der Note. Hohe Werte verkürzen den Konsonanten, während niedrige Werte ihn in die Länge ziehen. Bei einem extrem niedrigen Wert beginnt der Konsonant eventuell schon bevor die Note gespielt wird. Insbesondere bei “s” und “f” Lauten tritt dieser Effekt sehr deutlich auf. Aber er ist im Allgemeinen eher subtil.

DYN (Dynamics): Dynamics beeinflußt die Lautstärke der Note. Standardmäßig beträgt dieser Wert 63 und ist geradlinig eingestellt. Für eine natürlich klingende Stimme sollte man diesen Wert leicht variieren. Insbesondere gegen Ende der Note kann dieser Wert abfallen. Dieser Effekt ist eher stark und sollte vorsichtig eingesetzt werden.

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BRE (Breathiness): Lässt die Stimme eher “hauchend” klingen. Mit diesem Regler sollte man etwas vorsichtig sein, da der Effekt eher künstlich klingt.

BRI (Brightness): Die Klarheit der Stimme. In extremen Einstellungen wirkt dieser Parameter wie ein Filter. Der voreingestellte Wert liegt bei 63. Höhere Werte können der Stimme mehr Präsenz verleihen, wärend niedrige Einstellungen eher dumpf klingen. Insbesondere im Verlauf der Note kann man diesen Wert leicht erhöhen, um der Stimme mehr Kraft zu verleihen. Der umgekehrte Effekt kann aber auch manchmal erwünscht sein.

CLE (Clearness): Auch dieser Parameter beeinflußt die Klarheit, indem er der Stimme mehr Hochtonanteile hinzufügt. Standardmäßig steht dieser Wert auf 0. Man sollte den Wert nicht zu hoch einstellen, da er sonst künstlich klingt. Man sollte außerdem berücksichtigen, dass dieser Parameter Zischlaute verstärken kann.

OPE (Opening): Die Offenheit des Mundes. Standardmäßig ist dieser Parameter auf 127 eingestellt. Extrem niedrige Werte könnte man als leichtes Nuscheln beschreiben. Dieser Effekt klingt eher subtil.

GEN (Gender Factor): Standardmäßig ist dieser Parameter auf 63 eingestellt. Ein niedriger Wert lässt die Stimme jünger und höher, ein höherer Wert lässt sie älter und tiefer klingen. Man sollte diesen Parameter vorsichtig einsetzen, da extreme Werte sehr künstlich klingen.

POR (Portamento Timing): Stärke des Portamento Effektes. Lässt die Stimme von einer Note zur nächsten in unterschiedlicher Tonhöhe gleiten. Dieser Effekt sollte vorsichtig eingesetzt werden, da er sonst etwas “lallend” klingen kann. Der Standardwert liegt bei 63. Dieser Wert wirkt sich aber auch innerhalb der gespielten Note aus und kann ein “Überschlagen” der Stimme simulieren.

PIT (Pitch Bend): Regelt die Tonhöhe. Standardmäßig hat dieser Parameter den Wert 0 und er reicht von -8192 bis 8191. Dieser Parameter kann einerseits eingesetzt werden, um einen Portamento Effekt zu simulieren, andererseits kann er die Stimme natürlicher wirken lassen, indem er leichte Schwankungen in der Tonhöhe hinzufügt, die bei menschlichen Sängern immer vorkommen. Dieser Parameter sollte jedoch mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden, da sonst einige Noten sehr schräg klingen können.

PBS (Pitch Bend Sensitivity): Regelt die Stärke des Pitch Bend Effektes. Der Standardwert entspricht 1, was für einen Halbton steht. Der maximale Wert liegt bei 24, was für zwei Oktaven steht. Auch dieser Parameter sollte mit Vorsicht behandelt werden.

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Singer Properties Unter Settings->Active Singer Properties können Voreinstellungen für die Parameter Breathiness, Brightness, Clearness und Gender Factor getroffen werden. Durch Klick auf die Schaltfläche „Show my Singer“ kann der Dialog erweitert werden. Hier können verschiedene Profile für die eingesetzten Stimmen angelegt werden.

Die angelegten Stimmenprofile können in der Pianoroll durch Rechtsklick und Auswahl von „Singer“ ausgewählt werden.

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Schritt – für – Schritt – Anleitung

Für diese Anleitung werden der Tiny Editor und eine Voicebank benötigt.

Zunächst wird das Stiftwerkzeug ausgewählt.

Mit dem Stift werden Noten in die Pianoroll eingezeichnet.

Rechtsklick auf die erste Note und aus dem Kontextmenü „Insert Lyrics“ auswählen.

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In dem sich öffnenden Fenster wird der Text eingegeben. Hier wurden 3 Noten in die Pianoroll gezeichnet, der eingegebene Text muss also 3 Silben haben.

Werden mehr Silben eingegeben, kommt ein Hinweis, dass die übrigen Silben ignoriert werden.

Nun werden Anfangs- und Endmarker aktiviert und an die richtige Position gesetzt.

Mit der Repeat-Funktion kann der Bereich zwischen Anfangs- und Endmarker wiederholt werden.

Play startet die Wiedergabe, Stop beendet die Wiedergabe. Alternativ kann die Wiedergabe auch mit der Leertaste getartet und beendet werden.

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Über Settings->My Singer Properties wird der „Singer Editor“ aufgerufen. Hier werden die Parameter wie folgt abgeändert:

Breathiness: -50

Brightness: 20

Clearness: 20

Gender Factor: -50

Natürlich kann auch über die Schaltfläche „Add“ ein neues Profil angelegt werden.

Die Stimme sollte nun etwas jugendlicher und klarer klingen.

Als Orientierungshilfe für die Melodie kann man sich unter File->Import->Wave eine Audiodatei hinzufügen. Wenn man parallel in seiner DAW an einem Track arbeitet, kann man z.B. einzelne Stücke davon als Wave Datei exportieren und in Vocaloid importieren.

Da im Tiny Editor der Import von MIDI-Daten nicht möglich ist, muss man sich hier anderweitig behelfen, z.B. indem man einen Screenshot seiner Pianoroll ausdruckt.

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Beim Import der Wavedatei wird man gefragt, ob diese in das aktuelle Arbeitsverzeichnis kopiert oder nur verlinkt werden soll.

Im Feld „Position“ kann man angeben, an welcher Stelle die Audiodatei eingesetzt werden soll. Da man die Wavedatei allerdings auch nachträglich beliebig verschieben kann, können diese Werte ignoriert werden.

Ist die Audiodatei importiert, können der aktuelle Part und Anfangs- und Endmarker an die richtigen Stellen verschoben werden.

Unter View->Mixer oder mit der Taste „F3“ kann der Mixer aufgerufen werden.

Über den Mixer lassen sich die Lautstärken der einzelnen Tracks anpassen. Man kann außerdem über die Schaltfläche „Rev“ einen vorgegebenen Halleffekt ein- oder ausschalten.

Tempo und Takt lassen sich übrigens anpassen, indem man in die jeweiligen Zeilen im Track Editor klickt.

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Nun werden die Parameter eingezeichnet.

In diesem Beispiel soll die Betonung auf „hel-“ und „world“ liegen, weswegen hier der Dynamics-Wert erhöht wird. Gegen Ende von „world“ sinkt die Kurve ab, um den Ton ausklingen zu lassen.

Die Parameter können übrigens nur verändert werden, wenn die Wiedergabe gestoppt ist.

Das Bearbeiten der Parameter kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Man sollte sich die Zeit nehmen und die Parameter an einem Testprojekt nacheinander austesten, um heraus zu finden, wie sich welcher Parameter verhält.

Am besten macht man sich Notizen dazu.

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Wenn alle Parameter eingestellt sind, kann der fertige Gesang über File->Export ->Wave exportiert werden.

Man kann auswählen, ob der Master Track (Audiodatei + Gesang), oder nur der Gesang exportiert werden soll.

Möchte man nur den Gesang exportieren sollte man „Current Track of Musical Editor“ auswählen.

Man kann zwischen den Samplingraten 44100, 48000 und 96000 Hz auswählen.

Vocaloid unterstützt jedoch nur eine Auflösung von 16 bit.

Nach dem Auswählen des Zielverzeichnisses und der Eingabe eines Dateinamens startet der Exportvorgang.

Nun kann die Exportierte Wave-Datei in eine andere DAW importiert und weiter verarbeitet werden.

--- Fertig ---

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Fortschritt mit der Vollversion

In dem folgenden Text geht es um die zusätzlichen Funktionen der Vollversion des Vocaloid Editors!

Während der Mixer im Tiny Editor (rechts) sehr spartanisch ausgestattet ist, bietet der Mixer in der Vollversion (unten) deutlich mehr Funktionen. Es können zusätzlich VST- Effekte eingebunden werden. Ein Kompressor und ein Reverb werden bereits mitgeliefert.

Unter Settings->VST Plugins können die Plugins verwaltet werden. Hier kann das Plugin-Verzeichnis geändert oder neu eingelesen werden. Gefundene Plugins können aktiviert oder deaktiviert werden.

Achtung: Plugins, die mit Synthedit erstellt wurden können in Vocaloid nicht verwendet werden!

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Man hat außerdem in der Vollversion die Möglichkeit, mehrere Spuren anzulegen. Dadurch lassen sich komplexere Vocal Arrangements oder Chöre umsetzen.

Man ist mit der Vollversion außerdem nicht auf 17 Takte beschränkt, sondern kann bis zu 999 Takte einsetzen und ist in der Lage MIDI-Dateien zu importieren, so dass man seine Gesangsmelodien im Pianoroll Editor seiner DAW erstellen kann. Dazu kommt die Möglichkeit, sogenannte Job Plugins auszuführen.

Was auf der offiziellen Seite nicht erwähnt wird, ist die Tatsache, dass man nur in der Vollversion eigene Tastenkürzel definieren kann.

Auch wenn die Vollversion des Editors für die gebotenen Zusatzfeatures recht teuer ist, lohnt sich die Anschaffung, da der Tiny Editor so stark abgespeckt wurde, dass umfangreiches Arbeiten mit ihm kaum möglich ist.

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Job Plugins

In dem folgenden Text geht es um die zusätzlichen Funktionen der Vollversion des Vocaloid Editors!

Unter Job->Execute Job Plugin kann man die mitgelieferten Job Plugins anzeigen und ausführen lassen.

Bei den Job Plugins handelt es sich um Lua-Scripte. Man kann diese Scripte auch selbst erstellen. Voraussetzung ist natürlich, dass man sich mit der Scriptsprache Lua auskennt und die nötigen Schnittstellen in der Vocaloid API kennt.

Im offiziellen Vocaloid Webshop kann man weitere Job Plugins erwerben. Fast alle sind bis jetzt kostenlos. Es findet sich auch ein Job Plugin Development Kit, dieses ist jedoch nur im japanischen Webshop erhältlich und die beigelegte API-Referenz ist auf japanisch.

Ein kostenplichtiges Job Plugin, das es ebenfalls nur im japanischen Webshop gibt ist der VocaListener. Mit diesem Plugin soll es möglich sein, Noten und Parameter aus einer Wav-Datei, die eine sauber eingesungene Passage enthält zu berechnen und in den Editor übertragen zu lassen.

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Tipps und Tricks

1) Vocals layern: durch layern kann man Vocals kräftiger oder natürlicher klingen lassen. Es gibt hier viele Möglichkeiten. Man kann z.B. den zweiten Layer transponieren, die Singer Properties der einzelnen Layer verändern, verschiedene Effekte einsetzen oder unterschiedliche Voicebanks verwenden. Am besten geht das natürlich in der Vollversion. Mit dem Tiny Editor lassen sich aber durchaus auch Layer erstellen, diese müssen dann allerdings in der DAW zusammengefügt werden.

2) Effekte: ob natürlich oder künstlich – Vocals profitieren immer vom richtigen Einsatz von Effekt- Plugins. Zu den wichtigen Plugins zählen hier De-Esser, Reverb, Chorus, Kompressor, Equalizer und Delay.

Kostenlose De-Esser sind etwas schwer zu finden, deshalb hier drei Tipps:

Spitfish (Teil der fish fillets von digitalfishphones.com): http://www.digitalfishphones.com/main.php?item=2&subItem=5

Tonmann DeEsser (dieser sollte allerdings nicht in Vocaloid verwendet werden, da Vocaloid Probleme mit Plugins hat, die mit Synthedit erstellt wurden): http://www.gersic.com/plugins/index.php?daPlug=1758

In der Antress Modern Plugins Sammlung befindet sich auch ein De-Esser: http://antress.blogspot.de/

3) Shortcuts: in der Vollversion des Vocaloid Editors kann man unter Settings->Customize Shortcuts eigene Tastenkürzel definieren. Das kann die Arbeit beschleunigen und komfortabler machen. Besitzt man eine Gaming Maus mit zusätzlichen Tasten, die man frei belegen kann, so kann man oft gebrauchte Funktionen auf diese Maustasten legen.

4) Atemgeräusche: In manchen Voicebanks, hauptsächlich für , gibt es eigene phonetische Symbole für Atemgeräusche ([br1] - [br5]). Für die anderen Voicebanks kann man sich Atemgeräusche als Wave-Dateien herunter laden. Diese können dann in der DAW an der richtigen Stelle das Einatmen der Sängerin oder des Sängers simulieren und lassen den Gesang dadurch natürlicher wirken. Für Avanna beispielsweise gibt es die Atemgeräusche (AvannaBreaths) auf folgender Seite: http://avanna-vocaloid.com/breaths/

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Alternativen

Zur Zeit gibt es nur zwei echte Alternativen zu Vocaloid, Cantor 2 und UTAU.

Cantor 2 verwendet zur Sprachsynthese eine additive Syntheseengine, arbeitet also nicht samplebasiert. Die Software ist recht schwierig zu bedienen und die Resultate klingen sehr künstlich. Zudem ist das Programm mit 299 Euro nicht gerade günstig.

Weitere Informationen gibt es hier: http://www.virsyn.de/de/Products/CANTOR/cantor.html

UTAU ist eine deutlich interessantere Alternative.

Das Programm arbeitet samplebasiert und ist kostenlos erhältlich. Leider ist die Software nur in japanischer Sprache erhältlich, jedoch existiert ein Patch, der einen Großteil der Benutzeroberfläche auf englisch umstellt.

Neben der Sprachbarriere ist allerdings auch die Qualität ein großes Problem. Mit UTAU lassen sich eigene Voicebanks erstellen, was dazu geführt hat, dass es eine unüberschaubare Anzahl an Voicebanks gibt, die größtenteils eine eher schlechte Qualität aufweisen. Dennoch ist das Programm durchaus als eine interessante Alternative anzusehen.

Homepage: http://utau-synth.com/

Ein UTAU Wiki: http://utau.wikia.com/wiki/UTAU_wiki

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Index Accent...... 12 Onlineshop...... 4 Alternativen...... 27 OPE...... 15 Atemgeräusche...... 26 Opening...... 15 Audiodatei...... 19 Parameter...... 14, 15, 16, 21 Auflösung...... 22 PBS...... 15 Auswahl...... 9 Phoneme...... 10 Bend Depth...... 12 Pianoroll...... 9, 14, 17 Bend Length...... 12 PIT...... 15 Bezugsquellen...... 4 Pitch Bend...... 15 Big Al...... 4 Pitch Bend Sensitivity...... 15 Brainstorming...... 7 Pitch Control...... 12 BRE...... 15 POR...... 15 Breathiness...... 15, 16 Portamento...... 12, 15 BRI...... 15 Portamento Timing...... 15 Brightness...... 15, 16 PowerFX...... 4 Cantor 2...... 27 Radiergummi...... 9 CLE...... 15 Reime...... 8 Clearness...... 15, 16 Reimlexikon...... 8 De-Esser...... 26 Reverb...... 23 Decay...... 12 Rhythmus...... 7, 8 DYN...... 14 Samplingraten...... 22 Dynamics...... 14, 21 Shortcuts...... 26 Editor...... 5 Singer...... 16 Effekte...... 26 Singer Properties...... 16, 19 EXP...... 12 Songwriting...... 7 Export...... 22 Spuren...... 24 Expression...... 12 Stift...... 9 Freemind...... 7 Stiftwerkzeug...... 17 GEN...... 15 Stimme...... 15, 19 Gender Factor...... 15, 16 ...... 4 Homepage...... 4 Synonyme...... 8 Import...... 19 Takt...... 20 Job Plugin...... 25 Tastenkürzel...... 24 Klarheit...... 15 Text...... 18 Kompressor...... 23 Tiny Editor...... 5, 9, 17 Lautschrift...... 10 Tipps...... 26 Lautschriftalphabet...... 10 Tonhöhe...... 15 Lautstärke...... 14 Toolbar...... 9 Linie...... 9 Transportkontrolle...... 9 Lua-Scripte...... 25 Tricks...... 26 Mixer...... 20, 23 UTAU...... 27 Natürlichkeit...... 14 VEL...... 14 Note...... 12 Velocity...... 14 Note Property...... 12 Vergleichstabelle...... 5 Oliver...... 4 Vibrato...... 13 Seite 28 von 29 Vocaloid Tutorial

VIBRATO...... 12 VST Plugins...... 23 VocaListener...... 25 Webpräsenz...... 4 Vocaloid Wiki...... 3 X-SAMPA...... 10 Voicebank...... 4, 6 Yamaha...... 4 Vollversion...... 23 Zero-G...... 4 VST...... 23

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