Das Zeitalter Der Angst Mi 09
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Generalmusikdirektor Giordano Bellincampi PROGRAMM 7. Philharmonisches Konzert Das Zeitalter der Angst Mi 09. / Do 10. März 2016, 20.00 Uhr Theater am Marientor Frank Dupree Klavier Duisburger Philharmoniker Jonathan Darlington Dirigent Ermöglicht durch Kulturpartner Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen www.sparkasse-duisburg.de /sparkasseduisburg 7. Philharmonisches Konzert Frank Dupree Klavier Duisburger Philharmoniker Jonathan Darlington Leitung Programm Georges Bizet (1838-1875) Sinfonie C-Dur (1855) I. Allegro vivo II. Adagio III. Scherzo. Allegro vivace – Trio IV. Allegro vivace Maurice Ravel (1875-1937) La Valse, Poème choréographique pour orchestre (1919/20) Pause Leonard Bernstein (1918-1990) Was auch gespielt wird: Sinfonie Nr. 2 für Klavier und Orchester Sprechen Sie gleich ein paar „The Age of Anxiety“ (1948/49; rev. 1965) Part I Takte mit uns. a) The Prologue. Lento moderato b) The Seven Ages (Variations 1-7) c) The Seven Stages (Variations 8-14) Part II d) The Dirge. Largo e) The Masque. Extremely Fast f) The Epilogue. L‘istesso tempo – Adagio – Andante Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl gehören zu den Voraus- setzungen, um gute Musik virtuos zu interpretieren. Und geht’s dann um den richtigen Einsatz beim Geld, sprechen Sie am besten gleich ein paar Takte mit uns. Was dann auch immer bei Ihnen auf dem Programm steht: Sie bestimmen, was gespielt wird. Wir gehen virtuos auf Ihre Wünsche ein „Konzertführer live“ mit Martin Fratz um und bieten Ihnen Arrangements, die sich hören lassen können. Wenn’s um 19.00 Uhr im Großen Saal des Theaters am Marientor. Geld geht – Sparkasse. Das Konzert endet um ca. 22.00 Uhr. 3 Das Zeitalter der Angst Georges Bizet Sinfonie C-Dur Mit einem französisch-amerikanischen Programm kehrt der Dirigent Seinen weltweiten Ruhm verdankt Georges Bizet der Oper „Carmen“, Jonathan Darlington im siebten Philharmonischen Konzert zu dem Or- die in den Aufführungsstatistiken der Opernhäuser aller Länder stets chester zurück, dessen Geschicke er von 2002 bis 2011 so überaus vordere Plätze einnimmt. Indessen konnte der Komponist, der am 3. erfolgreich als Generalmusikdirektor geleitet hat. Die Leichtigkeit und Juni 1875 im Alter von nicht einmal siebenunddreißig Jahren starb, Eleganz, die aus der Sinfonie C-Dur von Georges Bizet spricht, wird den Durchbruch dieses Werkes nicht mehr miterleben. Es sind nicht allerdings in den beiden folgenden Werken nicht fortgesetzt. Vielleicht viele weitere Stücke von Georges Bizet, die sich neben diesem Ge- vermag aber die um achtzig Jahre verspätete Uraufführung der Sinfo- niestreich behaupten können. Zu nennen sind die Orchestersuiten nie darauf hinzuweisen, dass bei diesem jung verstorbenen französi- aus der Musik zu dem Theaterstück „L’Arlesienne“, ferner die Suite schen Komponisten keineswegs alles nach Plan verlief. Zwar verspra- „Jeux d’enfants“ und einzelne Melodien aus der Oper „Les pêcheurs chen frühe Wettbewerbserfolge eine triumphale Karriere, doch den de perles“. Dass die Liste so schmal ausfällt, hat auch mit der er- Welterfolg seiner Oper „Carmen“ konnte Bizet nicht mehr miterleben, schwerten Zugänglichkeit des Notenmaterials zu tun. So überließ Bi- und überhaupt nimmt sich die Zahl seiner in den Spielplänen veran- zets Witwe Geneviève (1849-1926) erst nach der Jahrhundertwende kerten Werke relativ bescheiden aus. Partituren ihres Mannes der Bibliothek des Pariser Konservatoriums Im Jahr 1875, in dem Georges Bizet starb, erblickte Maurice Ravel oder dem Komponisten Reynaldo Hahn (1874-1947). Zu den Werken, das Licht der Welt. Auch bei Ravel gibt es ein Schicksalswerk, das die Hahn im September 1933 der Bibliothek des Konservatoriums an Popularität alle weiteren Werke übertrifft. Wie der weltberühmte überließ, gehört die Sinfonie C-Dur, die Bizet in seiner Korrespondenz „Bolero“ sind auch Ravels Walzer-Kompositionen von Tanz- und Be- nicht erwähnte und die irrtümlicherweise als recht bedeutungslos wegungsimpulsen beherrscht, doch als er 1920 das Orchesterstück angesehen wurde. Allerdings wurde bald Jean Chantavoine auf die „La Valse“ vollendete, konnte Ravel keine optimistische Apotheose Komposition aufmerksam, und der englische Bizet-Biograph Douglas des Wiener Walzers mehr schreiben. Immerhin waren die Erfahrun- Charles Parker (1885-1970) konnte den Dirigenten Felix Weingartner gen des Ersten Weltkriegs gegenwärtig, und außerdem musste der (1863-1942) für die Sinfonie begeistern, sodass dieser am 26. Febru- Komponist persönliche Schicksalsschläge hinnehmen. So gleicht „La ar 1935 in Basel die Uraufführung leitete und die erste gedruckte No- Valse“ vielmehr einem dämonischen Tanz auf dem Vulkan, wobei die tenausgabe betreute. Seitdem nimmt die Sinfonie bei Aufführungen Vergnügungssucht den Sinn für die Realität nicht mehr erkennen lässt für sich ein und hebt sich mit ihrem Esprit und ihrer Eleganz auffällig und geradewegs in den Untergang führt. von den bedeutungsschweren Sinfonien des 19. Jahrhunderts ab. Als der auf vielen musikalischen Gebieten unerhört reich begab- Georges Bizet war gerade siebzehn Jahre alt geworden, als er am te Amerikaner Leonard Bernstein die Sinfonie „The Age of Anxiety“ 29. Oktober 1855 die Komposition der Sinfonie C-Dur begann, und schrieb, lag nicht nur die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs zurück, noch im folgenden Monat lag die vollständige Partitur vor. Im gleichen denn der Komponist war überzeugt von den Krisen und Desillusionie- Jahr war der junge Musiker, dessen Talent sich bereits in früher Kind- rungen, die der britisch-amerikanische Schriftsteller Wystan Hugh Au- heit zeichnete und der bereits mit neun Jahren Unterricht am Pariser den in seinem gleichnamigen Gedicht thematisierte. Und wenn Bern- Konservatorium erhielt, mit Preisen in den Fächern Orgel und Fugen- stein sich mit diesem Stoff in einer Sinfonie für Klavier und Orchester komposition ausgezeichnet worden. Zwei Jahre später sollte dann auseinander setzte, dann schrieb er den Part des Tasteninstruments gewissermaßen als Krönung der angesehene Rompreis folgen. Es gewissermaßen für sich selbst, um sich mit auf die Suche nach Wahr- versteht sich von selbst, dass die Sinfonie des 17-Jährigen nicht mit heit und Sinn zu begeben. Kühnheiten aufwarten kann. So sind denn gleich mehrere Vorbilder Es bleibt zu ergänzen, dass alle Werke des Programms – die Sinfonie erkennbar. Anregungen kann Bizet aus Werken von Joseph Haydn, von Georges Bizet ebenso wie „La Valse“ von Maurice Ravel und die Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Felix Men- Sinfonie „The Age of Anxiety“ von Leonard Bernstein – bereits den delssohn Bartholdy bezogen haben, doch als unmittelbares Vorbild Weg auf die Bühnen des Tanztheaters gefunden haben. gilt die 1855 geschriebene Sinfonie D-Dur von Charles Gounod (1818- 4 5 1893). Bizet hat- Maurice Ravel te dieses Werk La Valse bereits für Klavier zu vier Händen ein- gerichtet, die An- regungen reichen bis zu formalen und thematischen Entsprechungen. Tanz und Bewegung spielen in der Musik von Maurice Ravel eine Auch die frühen wichtige Rolle, und unter seinen Werken finden sich zwei große Hul- Orchesterwerke digungen an den Walzer. So verstand Ravel die 1911/12 geschriebe- von Franz Schu- nen „Valses nobles et sentimentales“ als Fortführung des von Franz bert könnten Pate Schubert geschaffenen Modells: „Der Titel entspricht meiner Absicht, gestanden haben, eine Walzerfolge nach dem Vorbild Schuberts zu komponieren“, be- doch hat Bizet merkte Ravel in seiner autobiographischen Skizze. „La Valse“ stellt diese offenbar erst dagegen eine Huldigung an den Walzerkönig Johann Strauß dar. Was später kennen ge- die beiden Stücke miteinander verbindet, ist die Existenz verschiede- lernt. ner Fassungen. Sowohl die „Valses nobles et sentimentales“ als auch Schwungvoll und „La Valse“ liegen als Klavier- und Orchesterstücke sowie als Ballett wie aus einem vor. Was diese Werke letztlich wieder voneinander trennt, ist die un- Guss wirkt die frü- Georges Bizet, etwa 1860 terschiedliche Dramaturgie: Während sich die „Valses nobles et sen- he Sinfonie von Georges Bizet, und wenn das Werk formal nicht aus timentales“ vergleichsweise sympathisch und gefällig geben, steuert dem Rahmen fällt, so wirken doch die Selbstverständlichkeit der the- „La Valse“ als atemberaubender Tanz auf dem Vulkan unaufhaltsam matischen Erfindung und die transparente Instrumentierung unmittel- einem furiosen Final-Zusammenbruch entgegen. bar für sich einnehmend. Am Beginn steht ein Sonatensatz, der den Zwar wurde „La Valse“ im Jahr 1920 vollendet, doch tatsächlich be- üblichen Themenkontrast aufweist, denn dem energischen Hauptge- schäftigte dieses Werk den Komponisten schon vierzehn Jahre früher. danken steht ein melodisch weit gesponnenes Thema zur Seite. Der Am 7. Februar 1906 schrieb Ravel an Jean Marnold. „Ich habe ei- langsame Satz ist ein schöner Ruhepunkt. Die Anfangstakte bauen nen großen Walzer ins Auge gefasst, eine Hommage an den großen zunächst die Spannung auf und nehmen ein rhythmisches Motiv des Strauß, nicht Richard, sondern den anderen, Johann. Sie wissen, wie Hauptgedankens vorweg. Dieses weit gesponnene Thema mit seinen ich diese wunderbaren Rhythmen liebe und dass ich die Lebenslust, orientalischen Anklängen wird zur Begleitung der gezupften Streicher die das Tänzerische zum Ausdruck bringt, weitaus mehr schätze als von der Oboe vorgetragen. Auch der sich anschließenden Streicher- das Puritanische der Franckisten.“ Etwa ein halbes Jahr später wurde kantilene ist jede Schwere genommen,