Zwischen Den Zeiten
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TRIERER STUDIEN ZUR SLAVISTIK Zwischen den Zeiten (LQEOLFNHLQ:HUNXQG5H]HSWLRQ $QWRQÿHFKRYV Gerhard Ressel zum 65. Geburtstag +HUDXVJHJHEHQYRQ+HQULHNH6WDKOXQG.DUROLQH7KDLGLJVPDQQ !" $ $% &'()( *+,( - * !" $ $% &'()( ./0 '' 1 ' 2 34 35 3* *5 "67&& ( ( 3 ( 8./0- 9 * : :;<&0 = :.// >/?<>!" /? 3 @0<A/B><,0.>C/? 3 @0<A/B><,0.>C..+ D C ( EEE(C ( 3 7 13('( F G = 55 ,0.>+ D C( H I 5*6 - 9 * ' 3 3" F" ** - 9 5 (% '()( EEE( C (* F* 7)66 ! F* E 3 = ' 7'3C' * 1 * J 527<?>C;C>++>>C00?C. 52AB7<?>C;C>++>>C00>C< Inhalt Henrieke Stahl (Trier) / Karoline Thaidigsmann (Heidelberg) Zum Geleit .............................................................................................. 7 Horst-Jürgen Gerigk (Heidelberg) Čechovs Erzählung „Mein Leben“ als Programmschrift. Überlegungen in Abgrenzung vom Monumentum des Kaisers Augustus „Meine Taten“ ............................. 9 Andreas Ebbinghaus (Würzburg) „Lešij“ („Der Waldgeist“), „Djadja Vanja“ („Onkel Wanja“) und die Entwicklung der Čechovschen Dramenpoetik .................................. 17 Rainer Grübel (Oldenburg) Čechovs „Möwe“ („Čajka“, 1896/1901) – die undechiffrierbare Chiffre. Abwehr des impressionistischen und naturalistischen Theaters und Neubegründung der Komik im lyrisch-epischen Drama ................. 31 Jörg Schulte (Hamburg) Kalendarische Motive in Anton Čechovs Dramen. Einführende Beobachtungen ................................................................... 65 Katina Baharova (Trier) Im Gefängnis des Seins: Aspekte der Unfreiheit in Anton Čechovs Erzählung „Palata № 6“ ............................................ 79 Michael Gubenko (Trier) Adaptivität des Mittelmäßigen im Irrgarten des Genialen – eine Untersuchung des anthropologischen Wandels anhand der Figurengestaltung Kovrins und Tanjas in Anton Čechovs Erzählung „Černyj monach“ (1894) ......................... 91 Ketevan Megrelishvili (Heidelberg) Šiller Šekspirovič Gete: Auf Schillers Spuren in Čechovs „Skazki Melpomeny“ ........................ 109 6 Inhalt Henrieke Stahl (Trier) Literarische Symptomatologie: Sergej Bulgakovs Essay „Čechov als Denker“ ....................................... 121 Alla Holzmann (Trier) Die Čechov-Rezeption in den Essays von A. Belyj und L. Šestov: „Projektion“? „Šestovisierung“? ............................................................. 145 Robert Hodel (Hamburg) Čechov und Platonov: Allusion und Verwandtschaft ............................. 171 Bettina Kaibach (Heidelberg) Raum für Nostalgie: Steppe und Prärie in Anton Čechovs „Step‘“ und Willa Cathers “My Ántonia” ..................... 183 Karoline Thaidigsmann (Heidelberg) Čechov in Suburbia: Richard Yates’ Roman “Revolutionary Road” ....................................... 203 Irina Gradinari (Trier) Ästhetik des Anachronismus: Re- und Deaktualisierung von Čechovs Werk in dem Film „Čechovskie Motivy“ (2002) von Kira Muratova .............. 219 Christoph Garstka (Heidelberg) Mord in London und ungestillte Sehnsucht in Barcelona: Woody Allen zwischen Dostoevskij und Čechov. Beobachtungen im Anschluss an Horst-Jürgen Gerigks Studie Die Russen in Amerika. ........................................................................... 239 Zum Geleit Der Band „Zwischen den Zeiten. Einblicke in Werk und Rezeption Anton Če- chovs“ enthält die Beiträge eines Workshops, der vom 3.-4. Juni 2010 gemein- sam von den Slavistiken der Universitäten Trier und Heidelberg unter Beteili- gung mit ihnen verbundener Kollegen und NachwuchswissenschaftlerInnen aus- gerichtet wurde. Anlass des Kolloquiums war die Pensionierung von Professor Gerhard Ressel, dessen unermüdlicher Tätigkeit in Forschung, Lehre und Admi- nistration die Trierer Slavistik Bestand und Entwicklung verdankt. Die Wahl des Themas verbindet das wissenschaftliche Interesse Professor Ressels mit dem Jubiläum zu Čechovs 150. Geburtstag im Jahr 2010. Der Band ist Professor Ger- hard Ressel gewidmet. Der erste Teil der Aufsätze befasst sich mit Besonderheiten von Čechovs nar- rativer und dramatischer Poetik, während der zweite Teil anhand der Čechov- Rezeption in der russischen Philosophie- und Geistesgeschichte bis hin zur Auf- nahme Čechovscher Motive in der russischen und amerikanischen Literatur und dem Film des 20. und 21. Jahrhunderts das künstlerisch produktive Potential der Poetik Čechovs zeigt. Der Band eröffnet mit dem Beitrag von Horst-Jürgen Gerigk, der im Ver- gleich von Čechovs Erzählung „Moja žizn‘“ („Mein Leben“) mit der Selbstdar- stellung von Kaiser Augustus Spezifika der Erzählweise Čechovs fokussiert. In dem anschließenden Aufsatz weist Andreas Ebbinghaus an der Umarbeitung des frühen Stücks „Lešij“ („Der Waldschrat“) in „Djadja Vanja“ („Onkel Wanja“) Facetten der Genese von Čechovs Dramenpoetik auf, die in „Djadja Vanja“ zu der Zurücknahme traditioneller Verfahren, der Neubildung von Subtexten und der Entwicklung „charakterologischer Projektionen der Figuren“ (S. 26) führt. Mit Čechovs Dramenkunst befasst sich auch Rainer Grübel, der die innovative dramenpoetische Bedeutung von „Čajka“ („Die Möwe“) erschließt. Dabei zeigt er, dass der Umgang mit der Sprache und die Neubegründung von Komik in Če- chovs Stück nicht auf den sich zeitgleich entwickelnden Symbolismus hindeutet, sondern vielmehr auf die Avantgarde vorausweist. Jörg Schulte untersucht eine bislang in der Forschung nicht behandelte Ebene von Werken Čechovs: die his- torische Lokalisierung der Handlungszeit, deren Bestimmung eine rekonstrukti- ve Leistung des Rezipienten anhand von kalendarischen Motiven voraussetzt. Eine Neulektüre von zwei der bekanntesten Erzählungen Čechovs unterneh- men die Trierer Slavistikstudierenden Katina Baharova und Michael Gubenko. Frau Baharova beleuchtet in „Palata No.6“ („Krankenzimmer Nr. 6“) das Wech- selspiel der verschiedenen Formen von Freiheit und Unfreiheit; Herr Gubenko bezieht Čechovs Figuren in „Černyj monach“ („Der schwarze Mönch“) auf den Wandel des Menschenbildes in der Moderne. 8 Henrieke Stahl / Karoline Thaidigsmann Ketevan Megrelishvilis Untersuchung zu Čechovs Auseinandersetzung mit der Ästhetik Friedrich Schillers macht deutlich, wie stark sich Čechovs innova- tive Poetik der dialogischen Spannung zur Tradition verdankt. Der Beitrag zu Čechovs deutschem Gesprächspartner leitet über zur Čechov-Rezeption und damit zu den Studien, die Čechov selbst als Dialogpartner in den Blick nehmen. Čechovs Tod 1904 löste eine ganze Welle an Gedenkschriften aus, welche um das Bild des Schriftstellers ringen. Henrieke Stahl skizziert, wie Sergej Bulga- kov literaturkritische Stereotype aufzulösen und eine neue Lesart seines Werks anzuregen versucht. Für seine metaphysische Deutung Čechovs gilt jedoch das- selbe, wie für die symbolistische durch Andrej Belyj oder die existentialistische durch Lev Šestov, die Alla Holzmann als „Vereinnahmung für die eigenen Kon- zepte“ (S. 162) charakterisiert. Mit dem Aufsatz von Robert Hodel rücken die intertextuellen Bezüge zu Čechovs Werk sowie die von ihm ausgehenden literarischen Impulse in den Vordergrund. Während Herr Hodel aufzeigt, wie die von Čechov betriebene Entmachtung des Erzählers zugunsten der Figuren die Erzählform des russi- schen Schriftstellers Andrej Platonov beeinflusst hat, wenden sich Bettina Kai- bach und Karoline Thaidigsmann in ihren Beiträgen der Bedeutung von Čechovs Werk für die jüngere amerikanische Literatur zu. Sowohl bei Willa Cather als auch bei Richard Yates weist das literarisch gestaltete Menschenbild auf Čechov zurück, wobei sich die existentielle Problematik jeweils eng mit der Erfahrung des Raums verbindet. Im Fokus der beiden abschließenden Beiträge steht die filmische Rezeption Čechovs. Irina Gradinari zeigt, dass im Fall von Kira Muratova die Rezeption über konkrete intermediale Referenzen hinaus die Ebene struktureller und narra- tiver Analogien erfasst. Auch Woody Allen greift, wie Christoph Garstka aus- führt, über konkrete Bezüge zu Čechovtexten hinaus und bildet Čechovs spezifi- sche Art der Darstellung weiter. Hinsichtlich des Fortwirkens seines Werkes soll sich Čechov pessimistisch geäußert haben: „Sieben, siebeneinhalb Jahre wird man mich lesen und dann vergessen“1. Die Beiträge des vorliegenden Bandes machen einmal mehr deut- lich, wie falsch Čechov mit dieser Selbsteinschätzung lag. Verwurzelt in der Tradition, zugleich künstlerisch weit in die Zukunft vorausdeutend, steht Če- chov mit seinem Werk tatsächlich „zwischen den Zeiten“. Das macht sein Werk nicht nur zu einer immer neu anregenden Lektüre, sondern lässt Čechov auch heute noch einen lebendigen und nachdenklichen Gesprächspartner für Literatur und Filmkunst sein. Henrieke Stahl und Karoline Thaidigsmann, im August 2013 1 Vgl. die Erinnerungen von Tat’jana Ščepkina-Kupernik („O Čechove“, in: А.П. Чехов в вос- поминаниях современников. Москва, 1960 и 1986 / OCR & SpellCheck: Zmiy 2002. S. 260. Siehe auch: http://www.lib.ru/LITRA/CHEHOW/vosp.txt). Horst-Jürgen Gerigk (Heidelberg) Čechovs Erzählung „Mein Leben“ als Programmschrift. Überlegungen in Abgrenzung vom Monumentum des Kaisers Augustus „Meine Taten“ Vorbemerkung Anton Čechov lebte von 1860 bis 1904. Das heißt: Er ist der Zeitgenosse zweier Autoren, die ebenfalls mit ihren Erzählungen weltberühmt wurden. Ich spreche von Guy de Maupassant, der von 1850 bis 1893 lebte, und von O. Henry, der von 1862 bis 1910 lebte. Alle drei sind nicht sehr alt geworden und hinterließen in der kurzen Zeitspanne ihres Lebens eine erstaunliche, ja