denkraum für die jugendarbeit

ZEIT geben in der Jugendarbeit! MUSS Arbeit so viel fordern? SEIN oder nicht SEIN - Leben im Flüchtlingslager

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September 2014 Nummer 03/14 • P.b.b. 02Z031486M • Oesterreichischer Alpenverein, Olympiastr. 37, 6020

Editorial 3

Cover Parken – Stehenbleiben, Zeit nehmen … Aber bedenke: Die Zeit läuft weiter!

Quelle: Christoph Stieglbauer / www.jugendfotos.at

Zeit ist Zeit!

„Zeit ist Geld“ – eine Redewendung, die, wenn man sich heutige Arbeits- bedingungen ansieht, aktueller ist denn je. Junge Menschen geraten be- reits in der Schule in eine Leistungsmühle, die am anderen Ende nicht allzu große, aber für die Wirtschaft gut verdaubare Arbeitsbrötchen aus- spuckt. Diese Leistungsorientierung hat direkte Auswirkung auf unseren Freizeitbereich - sei es die allabendliche Joggingrunde mit dem Trainings- partner, um fit zu bleiben oder für die Kleinen der Violinunterricht gefolgt vom Klettertraining. Wir haben es geschafft, freie Zeiträume nahezu aus unseren Leben zu verbannen. Die Folgen sind vielfältig: Langeweile wird Impressum unerträglich, Ruhephasen schwinden, Stress entsteht.

Medieninhaber: Oesterreichischer Alpenverein, Olympiastraße 37, in 6020 Innsbruck, Telefon +43 (0)512 59547-55, In diesem 3D widmen wir uns dem Thema Zeit. Wie viel Zeit bei unseren Fax +43 (0)512 575528, Mail: [email protected] Jugendlichen draufgeht, beleuchtet Philipp Ikrath. Was es bedeutet, zwei ZVR-Zahl: 989190235 Tage gänzlich ohne Medien durch die Welt zu gehen, wollen wir von Euch Redaktion: Thimo Fiesel (Ch.-Red.), Matthias Pramstaller, Jürgen wissen! Freiräume in der Jugendarbeit im Alpenverein, oder doch nicht? Einwanger, Hanna Moser Abo- und Adressenverwaltung: Martina Pfurtscheller zeigt uns Felix Autor. Was das Leben in einem Flüchtlingslager im Libanon 3D Special: Neben dem regelmäßig erscheinenden Magazin gibt mit sich bringt, erläutert uns der Beitrag von Ulli Pizzignacco. es Specials, die bestimmte Themen der Jugendarbeit vertieft behandeln. Geballte Inhalte rund um das Thema Zeit - in diesem 3D. Korrektorat: Isolde Zwerger Gestaltung und Produktion: Werbeagentur Alexander Ingenhaeff- Beerenkamp · A-6067 Absam · www.ingenhaeff-beerenkamp.com Nehmt Euch die Zeit und denkt daran - Zeit ist Zeit und nicht Geld! Blattlinie: 3D ist ein Fachmagazin für Jugendarbeit. Jugendarbeit­ wird dabei als breites und vielschichtiges Thema betrachtet - Thimo Fiesel offene, verbandliche Arbeit, jugendbezogene Themen und Jugendliche selbst finden Berücksichtigung. 3D ist überparteilich und ­konfessionell nicht gebunden. Fotos: Fotos ohne Bezeichnung stammen aus dem Archiv Gendergerechte Formulierung: 3D überlässt es den AutorInnen, ob sie für LeserInnen, Leser und -innen oder Leser bzw. Leserin- nen schreiben. Gemeint sind beide Geschlechter.

Gefördert vom 4 Content

Thema Bergsport / Tecnik Info Es lebe die Work-Work-Balance! Tourenbuch 1.0 Ottertrail oder: wandern am Philipp Ikrath 5-7 Matthias Pramstaller 18-19 Südzipfel von Afrika Experiment medienlos 8-9 Johannes Rüf 28-29 Edelweiß Island 10 Umwelt & Natur Zeit nehmen und geben – Sich Zeit nehmen für die Natur - Ausprobiert Entwicklungsräume in der Umweltbaustellen und Jugendarbeit Bergwaldprojekte Equipment 30-31 Felix Autor 11-13 Thimo Fiesel 20-21

Ehrenamt Rezensionen Wem oder was schenkst du Info Gelesen 32-33 deine Zeit? Zelten unter anderen Monika fragt nach… 14-15 Voraussetzungen Ulli Pizzignacco 22-23 Bergsport & Gesundheit TESTBERICHT - Querdenker Langsamkeit entdecken! mobile Erste Hilfe-Sets Wagnis Leben Natascha Wendt-Peters 16-17 Jef Verstraeten 24-27 Gerald Koller 34

News

Alpine Jugend Hoch4 startet Das international Netzwerkprojekt der von den Jugendverbänden der Alpenvereine in Deutschland, Österreich, Südtirol und der Logo Logo, alles Logo! Schweiz startet durch. Ab sofort könnt ihr Euch Der Alpenverein, die Akademie und die Alpen- für die Projektwoche Skibergsteigen bewerben. vereinsjugend haben ein neues Logo. Das letz- Alle Infos bekommt ihr unter te hat uns seit 1975 gute Dienste geleistet. Jetzt www.alpinejugendhoch4.eu oder unter heißt es R.I.P. Die neuen Logos gibt’s unter www.facebook.com/alpinejugendhoch4 www.alpenverein.at/presse

Der Alpenvereinsshop im neuen Gewand Nach etlichen grafischen Anpassungen der Homepages im Alpenverein hat nun endlich auch der Shop nachgezogen. Die neue Shop- seite ist nicht nur übersichtlicher, verständlicher Pfingsten 2015 auf Edelweissisland und sieht besser aus, sie bringt auch viele neue MultiplikatorInnenausbildung: Features mit sich. Z.B. kann man jetzt mit Kredit- GEWALTFREI leben Die Anmeldungen für das Bundesweite Alpenver- karte einkaufen gehen! einsjugendtreffen 2015 ist ab 03.09.2014 öffen. Die Bundesjugendvertretung bietet Jugendli- Derweil bekommt Ihr alle wichtigen Infos unter chen ab 16 Jahren die Möglichkeit eine Train the Den neuen Shop findet ihr unter altbekannter www.alpenvereinsjugend.at/edelweissisland Adresse www.alpenverein.at/shop oder ein- Trainer Ausbildung im Bereich Gewaltprävention oder per mail unter [email protected] zu absolvieren. Die Ausbildung ist kostenlos fach über den Headerbereich auf der Portalsei- und man bekommt im Anschluss an die Ausbil- te. Fröhliches Einkaufen… dung pro durchgeführtem Workshop einen klei- nen Geldbetrag rückvergütet. Eine gute Chance ein gesellschaftlich wichtiges Thema aktiv mit- zugestalten. Mehr Infos unter www.bjv.at Thema 5 Es lebe die Work-Work-Balance! Über das schwierige Verhältnis von Arbeit und Freizeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

[ Philipp Ikrath ]

Von @ bis Y – Wer ist die Jugend?

Sexy Generationenbezeichnungen sind en vogue. Mussten sich vorangegangene Ge- nerationen meist noch auf einen mageren Begriff (Generation X, Yuppies etc.) reduzie- ren lassen, stehen heute zahlreiche Labels zur Verfügung. Angefangen bei der „Gene- ration Y“ über die „Generation Praktikum“ bis hin zur „Generation @“, um nur einige der gebräuchlichsten zu nennen. Auch der Autor dieser Zeilen hat sein zusammen mit Bernhard Heinzlmaier geschriebenes Buch „Generation Ego“ genannt. Jedes dieser Labels nimmt für sich in Anspruch, Werte, Lebenseinstellungen und Befindlichkeiten einer hochgradig heterogenen Altersgruppe auf den Punkt zu bringen. Und sie sind sich noch nicht einmal darin einig, welche Alters- gruppe jeweils überhaupt gemeint sein soll. Wann beginnt die Jugend und wann hört sie auf? Welches sind die entscheidenden Statusübergänge zwischen Kindheit und Jugend, zwischen Jugend und Erwachse- nenalter? JuristInnen, JugendforscherInnen und der Common Sense stimmen hier kaum jemals überein und alle haben sie für ihren Standpunkt mehr oder minder gute Argu- mente. Damit ist aber noch nicht einmal die ganz grundsätzliche Frage gestellt, ob es so etwas wie die Jugend überhaupt gibt oder ob es nicht genau so sinnlos ist, über die eine Jugend zu sprechen wie über eine ima- ginierte „Generation Soundso“. Foto: Tino Höfert / www.jugendfotos.at Tino Foto: 6 Thema Foto: Stefan Franke" / www.jugendfotos.at Stefan Franke" Foto:

besonders wichtig sind. Emotionale und ra- tionale Bedürfnisse halten sich hier also die Waage.

Gleichzeitig wird die Freizeit zunehmend durch ökonomische Zwänge kontaminiert. Diente sie früher zumindest nur der Rege- neration für den Beruf, muss sie inzwischen Denn auch junge Lebenswelten sind in un- Über das Leben im emotionalen beruflich nutzbar gemacht werden. Dies serer Lebensstilgesellschaft, deren Milieu- Kapitalismus schlägt sich nicht nur darin nieder, dass Frei- grenzen nicht nur von sozioökonomischen zeit kaum mehr als Zeit der Muße verstanden Determinanten sondern vor allem auch über In diesem Zusammenhang ist die Gegen- wird und das Smartphone ständig auf Emp- kulturelle Differenzen gezogen werden, so wartsdiagnose der israelischen Soziologin fang steht. Vielmehr: Einfaches Nichtstun ist vielfältig wie nie zuvor. In der Jugendforschung Eva Illouz besonders erhellend. Ihr zufolge in der Erfolgsgesellschaft keine Option mehr. neigen wir deswegen dazu, die Lebensphase leben wir in einem System des „emotio- Genau wie im Berufsleben ist die Freizeit Jugend großzügig zu definieren. Wir ziehen nalen Kapitalismus“. Das bedeutet, dass streng durchgetaktet, ein Termin folgt auf auch die Perspektive derer, über die wir spre- auf der einen Seite unsere Beziehung zur den nächsten – ein Phänomen, das von den chen, mit in Betracht. Das bedeutet, dass wir Arbeit immer emotionaler wird. Auf der an- Jugendlichen „Freizeitstress“ genannt wird. Jugend als die Altersgruppe der rund Elf- bis deren Seite spielen rationale Erwägungen 29-Jährigen verstehen, da sich eine Mehrheit in unserer Freizeit und in unseren privaten Außerdem muss die Freizeit in immer größe- derer selbst als explizit jugendlich oder zu- Beziehungen eine immer größere Rolle. rem Maße für den Erwerb beruflicher Kom- mindest noch nicht ganz erwachsen fühlt. Die Diese Diagnose lässt sich empirisch gut petenzen eingesetzt werden. Dies wird in körperliche Entwicklung oder die Frage, ob nachvollziehen. So sagen etwa jeweils rund etwa daran sichtbar, dass rund sieben von jemand noch in Ausbildung oder schon Milli- drei Viertel der österreichischen Jugendli- zehn im Rahmen der Jugend-Wertestudie onär ist, interessiert uns dabei nur am Rande. chen und jungen Erwachsenen im Rahmen 2011 befragten jungen Österreicherinnen Was ist nun also über die Balance zwischen der vom Institut für Jugendkulturforschung und Österreicher dazu bereit sind, Kurse, Freizeit und Arbeit in dieser äußerst vielfältigen durchgeführten Jugend-Wertestudie 2011, die der beruflichen Fortbildung dienen, aus Gruppe (ohne Pauschalisierungen wird man dass ihnen nette ArbeitskollegInnen und der eigenen Tasche zu bezahlen. Und auch in diesem engen Rahmen nicht auskommen MitarbeiterInnen, Spaß an der Arbeit, ein der Zwang zum „lebenslangen Lernen“ wird können) zu sagen? guter Verdienst und Sicherheit im Job ganz hingenommen. Die Frage, in wessen Interesse man hier tig zu sehen, dass die in solchen Netzwer- eigentlich lernt, wird kaum jemals gestellt. ken angelegten Profile nicht als Äußerun- Und das alles, obwohl mehr als die Hälfte gen authentischer Individuen verstanden der Befragten angibt, neben dem Beruf werden dürfen. Im Mittelpunkt steht hier die genügend Freizeit haben zu wollen. Jun- Selbstinszenierung, ganz ähnlich, wie es ge Menschen sind also dazu genötigt, auch in Online-Dating-Plattformen der Fall keine deutlichen Grenzen mehr zwischen ist, wo man sich als besonders attraktiv dar- dem „Reich der Freiheit“ und jenem der stellen möchte. Die Profile sollen vor allem „Notwendigkeit“ (Marx) ziehen zu dürfen – anderen Nutzerinnen und Nutzern gefallen. aus Angst, von den Performern, die dem beruflichen Erfolg alles unterordnen, ab- Das bedeutet, man präsentiert sich hier als gehängt zu werden. Marke. Es zählen vor allem Einzigartigkeit und ein hoher Wiedererkennungswert. Die Vom bedeutenden und vom Aufnahme des Profilbildes, das die idealty- nützlichen Anderen pische Verkörperung des Nutzers darstellt, kann Stunden dauern. Bei den Outfits, dem Die Unterordnung der Freizeit unter die Hintergrund und dem Gesichtsausdruck Imperative des Marktes (Effizienz, Nützlich- wird nichts dem Zufall überlassen. Ganz keit, kontinuierliche Selbstoptimierung etc.) ähnlich verhält es sich mit der Freundeslis- bleibt nicht nur auf der Ebene der Freizeit- te, deren Zusammensetzung und Länge, planung und den damit verbundenen Akti- ganz im Sinne des französischen Soziolo- vitäten. So hat sich auch die Art und Weise, gen Pierre Bourdieu, als Ausweis des eige- wie junge Menschen ihre sozialen Kontakte nen sozialen Kapitals zu verstehen ist. Je aufbauen und pflegen, grundlegend ge- mehr Leute ich kenne und je cooler diese ändert. Das Verbindende ist nicht mehr Leute sind, desto beliebter und cooler er- persönliche Sympathie oder ein ähnlicher scheine auch ich selbst. Fazit: Beschleunigung von Ar- Lebensstil, wie das in klassischen Jugend- beit und Freizeit szenen der Fall ist. Vielmehr tritt die Frage in den Vordergrund, welchen persönlichen Wie man ins Netz ruft, so schallt Nicht nur in der Arbeitswelt, auch in der Nutzen man aus dem eigenen sozialen es heraus Freizeit zieht das Tempo immer weiter an. Netzwerk und dessen Angehörigen ziehen Phasen des Nichtstuns und der gepflegten kann. Die Anderen in den sozialen Netzwerken Langeweile gibt es kaum mehr, es herr- dienen zusätzlich noch als immer anwe- schen rigide Terminregime und die Neuen Der oder die Andere tritt einem dabei nicht sende Feedbackinstanzen für den indivi- Medien haben mit dazu beigetragen, dass mehr als eine individuelle Person entgegen, duellen Nutzer. Kommunikation findet hier für jeden „ungenutzten“ Zeitraum, und sei er sondern als ein Resonanzraum, in dem vor regelmäßig nicht zwischen zwei Individuen auch noch so klein, Inhalte und Aktivitäten allem die eigenen Wünsche und Bedürfnis- statt. Stattdessen schicken die NutzerInnen zum Konsumieren bereitstehen. Sei es das se widerklingen und befriedigt werden sol- nicht an konkrete Personen adressierte Ap- Handygame an der Bushaltestelle oder sind len. Besonders deutlich tritt uns dies in den pelle heraus und warten bange auf Rück- es die Milliarden Stunden von Videomaterial Online-Social-Networks entgegen. Und es meldung. Wenn es ihnen gut oder schlecht auf youtube, die um ZuseherInnen buhlen. erklärt auch, warum junge Menschen mit- geht, so tun sie dies kund und warten, was Auch in der Offline-Welt wetteifern zahllose unter sehr viel Zeit in die Pflege ihrer Online- passiert. Kultur-, Sport- und Vergnügungsangebo- Profile und -Kontakte investieren. Wichtig ist te um junge Kundschaft und heben den in diesem Zusammenhang, dass facebook Wer sich nicht entscheiden kann, was er „Freizeitstress“ auf ein bislang unbekanntes & Co. nicht für diese Entwicklung verant- oder sie am Abend in die Disco anziehen Niveau. Die Multioptionsgesellschaft hat die wortlich sind. Vielmehr erklärt sich ihre Po- soll, stellt einfach Bilder der Outfits online Langeweile und damit jene Zeit, in der man pularität damit, dass sie die bislang beste und lässt die Freundesliste über das bes- ohne störende Einflüsse von außen ganz bei Verkörperung des oben dargestellten Prin- te Outfit abstimmen. Jede Äußerung ist nur sich selbst sein muss (oder darf), ausgerot- zips sind. dann etwas wert, wenn darauf irgendeine tet. Diese muss man inzwischen über Yoga- Form des Feedbacks erfolgt, sei es verbal, Stunden nachkaufen. Auch wenn gerade facebook bei Jugendli- sei es durch einen Druck auf den „Like- chen und jungen Erwachsenen heute nicht Button“. Bleiben diese aus, folgt die Enttäu- mehr die gleiche Relevanz hat wie noch schung. Auch daran kann man erkennen, vor einigen Jahren und andere Anbieter an dass Jugendkulturen keine kontemplativen, dessen Stelle zu treten beginnen, bleibt die also nach innen gekehrten Kulturen sind. Plattform im jugendlichen Mainstream wei- Soziale Netzwerke sind Ausdruck davon, PHILIPP IKRATH ter wichtig. Warum verkörpert das Netzwerk da sie genau so wenig Orte des reflektier- leitet den Verein jugendkulturforschung.de e.V. in nun dieses instrumentelle Verhältnis zu sich ten Nachdenkens sind, sondern Bühnen, Hamburg selbst und zu anderen? Erstens ist es wich- auf denen man vor allem zeigt und darstellt. 8 Thema

Experiment medienlos

[ Thimo Fiesel ]

Tage ohne Handy, Fernsehen, Bücher, Laptop, Musik, Schall- 2 platten, Radio, Zeitungen, Magazine, Broschüren, Telefon, etc. Wenn das für dich kein Problem ist, laden wir dich auf einen Selbst- versuch ein. Verbanne für zwei Tage sämtliche Medien aus deinem Leben und berichte uns, was passiert ist.

Die folgenden Fragen sind die Eckpfeiler des Versuchs und sollten von dir beantwortet werden:

• Ist der Versuch geglückt? • Welche Medien waren davon betroffen? • Haben sich die Informationen durch das Fehlen der Medien verändert? • Wie bist du mit deiner Umgebung in Kontakt getreten? • Wolltest du den Versuch abbrechen? • Vorher/während und danach: Wie hast du dir den Versuch vorgestellt? Wie war es an den zwei Tagen? Welche Schlüsse ziehst du letztendlich? • Was hat sich für dich verändert?

Schickt eure Mails mit den Berichten und WICHTIG Bildern vom Versuch an [email protected], Betreff: medienlos

Unter allen Einsendungen verlosen wir zwei Mammut Alpinrucksäcke im Wert von über 100 €.

Die Bilder mit euren Statements werden dann über unsere Medien auch anderen zugänglich gemacht – sofern ihr das wollt!

Auch wer nicht gewinnt, bekommt sicher interessante Eindrücke über sich selbst. Wir sind gespannt und setzen uns diesem Versuch selbst Foto: Johannes Ammon" / www.jugendfotos.at Foto: aus… Social-Media-Nutzung Elf- bis 19-Jähriger

Youtube

Facebook

Google+

Twitter

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Lokalisten

Flickr

Wer kennt wen

MySpace

LinkedIn

Pinterest

123people

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90

Datengrundlage: 364 befragte Jugendliche zwischen 11 und 19 Jahren Angaben X-Achse: Prozent Quelle: Timescout Trendstudie 2013, www.tfactory.com

Thema 11 frei*zeit Foto: Michel Max Kalas Foto:

Zeit nehmen und Zeit geben – Entwicklungsräume in der Jugendarbeit

[ Felix Autor ]

orry, ich habe gerade keine Zeit!“ steht immer etwas auf dem Programm oder in. Sie bildet uns im Zusammenspiel mit der An allen Ecken und Runden wer- zumindest im Smartphone – die Möglichkei- Umwelt. Zeit im Elternhaus, in der Peergroup, „Sden heutzutage Erwachsene und ten der Zeitgestaltung sind ja auch facetten- in der Schule, mit den Medien, mit sich al- immer mehr auch Kinder und Jugendliche in reich wie nie. Zudem wächst der Anspruch lein usw. Um den gesellschaftlichen (und straffe Zeitstrukturen eingepflastert. Freizeit an die Zeit und somit auch an die Freizeit. wirtschaftlichen) Anforderungen gerecht zu im Sinne von Zeit, über die selbst bestimmt Längst zählt nicht nur die Aussicht auf freudi- werden, wird eine möglichst hohe institutio- und frei verfügt werden kann1, wird in einer ges Tun und geselliges Miteinander, sondern nelle Kontrolle der Zeit von Heranwachsen- Epoche, die durch eine Beschleunigung auch die Frage nach dem Nutzen. Warum den angestrebt. Das Schulwesen kümmert der Technik, des sozialen Wandels und des soll ich mir die Zeit nehmen? Kann ich dabei sich um die formale Bildung, die Kinder- und Lebenstempos2 gekennzeichnet ist, immer etwas lernen? Jugendarbeit um die Bildung (in und mit) mehr zum raren Gut. Als Grund wird hierfür der Freizeit. So ist z.B. das Angebot der Al- die zeitliche und inhaltliche „Verdichtung“ Zeit bedeutet Bildung penvereinsjugend überaus vielfältig, »Sport« gesehen, welche Lebenswelten von Ju- und »Freizeit« thront auf ihrer Flagge und sie gendlichen zunehmend charakterisiert3. Sie Wenn etwas zur Entwicklung und Aneignung wirbt im Bereich der (kostenpflichtigen) non- werden mittlerweile überwiegend organisiert eines Lebensprofils4 beiträgt, dann ist es die formalen Bildung für sich. Auf jene, die das von Schule, Vereinen, Eltern und Medien. Es Zeit. Wir wachsen an den Erfahrungen dar- Privileg haben, dieses Angebot in Anspruch 12 Thema

Hierbei ist unsere wichtige Rolle das „Nichtstun“, das „Sein lassen“. Foto: Myslik Foto:

zu nehmen, warten allerlei intensive Erlebnis- bestimmten Handelns, der individuellen und Eine Gruppe von Jugendlichen kommt in se, nachhaltige Lernerfahrungen und wert- sozialen Sinnstiftung und ist unerlässlich für den freudigen Genuss von Aktivitäten wie volle Entwicklungsmöglichkeiten. Sport und die Persönlichkeitsentwicklung. Allein hier Klettern, Raften, Canyoning, Kajaken, Flying Freizeit werden zum Bildungsprogramm, das entsteht Bildung im Prozess, ohne Ziel und Squirrel, Mohawk-Walk, Blindline, Capture- gewisse Standards erfüllen muss. Aber darf ohne Zweck. Aber auch ein Dilemma: Es ist the-Flag, Highline, Slackline-Contest, Wild- dann eine solche Freizeit überhaupt als freie nicht möglich, diese freie Zeit von Jugend- wasserschwimmen, WUPs, Chaos spielen, Zeit begriffen werden? lichen zu „kontrollieren“, da ja diese Zeiten Theater inszenieren, Pflanzen bestimmen, (meist) nur entstehen, wenn sie eben nicht Tiere beobachten, am Lagerfeuer sitzen, in Die Suche nach der freien Zeit pädagogisch inszeniert werden. der Sonne liegen, abhängen, chillen, usw., alles mehr oder weniger von uns offensicht- Freizeit für Jugendliche beschreibt in erster frei*zeit = Freizeit + freie Zeit lich oder verdeckt pädagogisch arrangiert. Linie die Zeit, die nicht beeinflusst wird durch Wir möchten Jugendlichen eine gute Freizeit, schulische Dinge. Also eigentlich all’ die Zeit, Ich möchte nun eine frei*zeit-orientierte Ju- fern von Schule, Eltern und Medien geben die nichts mit Curriculum, Stundenplänen, gendarbeit am Beispiel der Komposition ei- und daneben auch viel freie Zeit gewähren, Leistungs-, Erwartungsdruck und Bulimie- nes Sommercamps der Alpenvereinsjugend so steht‘s im Konzept! So sollen sie natür- Lernen („reinfressen und rauskotzen“) zu tun skizzieren. Arbeit in diesem Verständnis wür- lich auch Zeit finden zum miteinander flirten, hat. Die Grenzen sind jedoch verschwom- digt die Bildungspotenziale des Wechsel- reden, diskutieren, lachen, musizieren, eige- men, die Ausstrahlungen diffus. So bedeutet spiels zwischen Freizeit, dessen Geschehen ne Spiele spielen und mittlerweile auch zum Freizeit nicht unbedingt eine bedingungslos von uns strukturiert wird (das Programm) und Smartphone wischen. freie Zeit ohne Kontrolle und Aufsicht. Die freier Zeit, die von den Jugendlichen unab- wirklich freie Zeit der Jugendlichen verlagert hängig und selbst bestimmt ist (die Zeit da- Nun ja, freie Zeit bedeutet aber auch: heim- sich immer mehr in kleine Lücken in und zwi- zwischen). Als Sommercamp-PädagogInnen lich eine Zigarette rauchen, Schnaps trinken, schen all’ den Schul- und Freizeitprogram- nehmen wir ja zunächst mal unserer jungen in fremden Zelten schlafen, im Supermarkt men und verschiebt sich zunehmend in vir- Kundschaft ihre freie Zeit weg, um ihr dann ein Zuckerl klauen, nachts das Gelände tuelle Räume und Parallelwelten. aber eine vielfach ausgestaltete und bil- verlassen, Unfug treiben, drohen, jeman- dungstheoretisch begründet als sinnvoll er- den ausgrenzen, schlagen, hänseln oder Diese Zeit „dazwischen“ ist aber die wich- achtete Freizeit zurückzugeben. So sind vor beschimpfen usw. Sprich, abweichendes tige Zeit des Experimentierens, des selbst- allem auch ihre Eltern beruhigt. Verhalten, pubertäre Naivität, Leichtsinn und Foto: Sybille Kalas Foto:

Ungehorsam! All diese Dinge passieren, und men, die sie erwarten und auch von ihnen denen Jugendliche mal unter sich sein kön- als PädagogInnen sollten wir sie relativieren angenommen werden. Das bedarf Planung, nen und sich selbst beschäftigen. Daraus können und die wichtigen Bildungsprozes- Kreativität, Know-how und guter Zusammen- erwächst diese besondere allgegenwärtige se anerkennen, die jugendliches Verhalten arbeit im Team. Wir sollten uns aber auch als Stimmung, von der ein Sommercamp getra- in seiner Vielfalt mit sich bringen. Das geht GestalterInnen für jene Zeit begreifen, die gen wird. Aus dem sich Zeit nehmen für das nur, wenn wir unsere Pflichten und Verantwor- Jugendliche sich selbst zur freien Gestaltung Miteinander. Aus dem freie Zeit in der Freizeit tungen mit einem pädagogischen Taktgefühl nehmen können. Hierbei ist unsere wichtige genießen. Aus FreundInnen treffen eben. verflechten, welches die Umstände berück- Rolle das „Nichtstun“, das „Sein lassen“. sichtigt und nicht nur Gesetz, Normen und So können wir auch das erreichen, welches Regeln sieht. Nur so kann einer frei*zeit eine sich Jugendliche von der Zeit eigentlich ins- Literaturhinweise: 1 R. Freericks, R. Hartmann & B. Stecker (2010). Freizeitwis- adäquate Wertschätzung entgegengebracht geheim wünschen: das Interesse wecken senschaft. München. werden. Wie könnte nun ein solcher Zeitrah- können an der eigenen Person, die Propa- 2 H. Rosa (2005). Beschleunigung. Frankfurt am Main. 3 men gebastelt werden? ganda der eigenen Besonderheiten und Lange, M. & K. Weymeyer (2014). Jugendarbeit im Takt einer beschleunigten Gesellschaft. Weinheim und Basel. Bewunderung dieser, die Integration in eine 4 H. Thiersch (2008). Bildung und Sozialpädagogik. Zeit geben und Zeit nehmen Peergroup, Ruhe vor moralisierenden Wor- Wiesbaden. 5 F. Autor et al. (2015). *leben. In Planung. ten, Befehlen, Restriktionen („Das darfst du 6 E.L. Deci, & R.M. Ryan (1985). Intrinsic motivation and Ein Sommercamp braucht ein attraktives nicht! Du musst das tun!“) und somit Auto- self-determination in human behaviour. New York. Programm, welches in Rahmen von Regeln, nomie- und Kompetenzerleben, persönliche Prinzipien und pädagogischen Methoden Wertschätzung und das Erfahren von sozialer gebettet wird5. Freiheiten, Grenzen sowie Eingebundenheit6. mögliche Konsequenzen müssen für alle klar und transparent sein. Wir geben einen Sicherlich macht auch unser reizvolles Pro- Zeitrahmen vor. Ein erstes Ziel davon sollte gramm den TeilnehmerInnen Freude, ist alles FELIX AUTOR sein, eine Zeit zu ermöglichen, die für jeden andere als langweilig und kurzweilig (zumin- Teilnehmer und jede Teilnehmerin als schön, dest meistens :). Aber ob der von uns ge- Studium der Erziehungs- und Sportwissenschaft, freudvoll und erfahrungsreich empfunden bastelte Zeitrahmen als rundum gelungen leitet Sommercamps und verweilt sonst gerne in empfunden wird, das merken wir erst in den steilen Ebenen und auf flachen Gipfeln. wird. Hierfür sind wir angehalten, uns Zeit zur Kontakt: [email protected] Gestaltung von Erfahrungsräumen zu neh- langen Weilen, den Zeiten dazwischen, in 14 Ehrenamt für den Zeit Alpenverein!? [ Monika Melcher ]

er Alpenverein steht und fällt mit dem Die Ehrenamtlichen im Alpenverein beklei- NachfolgerInnen auch irgendwo ein Vorbild Engagement seiner Ehrenamtlichen. den im Schnitt 1,4 Funktionen, sind also z.B. sein können. Mit der Begeisterung für un- DIn einem eigenen Schwerpunkt setzt sowohl TourenführerIn als auch Sektionsvor- seren Alpenverein. So wie der Leithammel er sich jetzt noch intensiver mit „dem Herz sitzendeR. ist, sind die Leute halt auch.“ S.L. und der Seele“ des Vereins auseinander. Ab sofort sollen auch die fleißigen HelferInnen in Die Ehrenamtlichen im Alpenverein leisten 1,3 „Ich bin Jugendleiter auf Lebzeiten.“ S.L. den Sektionen öfter vor den Vorhang geholt Mio. Arbeitsstunden – das entspricht 165.400 werden. Arbeitstagen bzw. 765 Vollbeschäftigten. „Wenn man’s nicht gern macht, sollte man gar nicht erst damit anfangen.“ B.R. Facts zum Ehrenamt Ohne Ehrenamt geht’s nicht: Würde man das Engagement der FunktionärInnen in „Perso- „Mir ist es wichtig, eine Vertrauensbasis Insgesamt sind ca. 22.000 Ehrenamtliche nalkosten“ umrechnen, müsste der Alpen- zu schaffen. Die persönlichen Kontakte und Freiwillige für den Alpenverein tätig. verein dafür die stattliche Summe von 31,2 zu den KollegInnen im Verein sind extrem Millionen Euro berappen. wertvoll.“ B.R. Ein breites Betätigungsfeld: TourenführerIn, JugendleiterIn, HüttenwartIn, WegewartIn, Blitzlicht: Stimmen aus dem „Es ist einfach so schön beim Alpenver- ein, das ist wie eine große Familie.“ B.R. NaturschutzreferentIn, VorsitzendeR, Finanz- Verein referentIn, SchriftführerIn, Obmann/Obfrau, PressereferentIn, KulturreferentIn,... „Ehrenamt ist geil!“ – klare Ansage beim Zu- „Bevor eine Sektion darüber klagt, dass kunftsdialog, einem Treffen der ehrenamtlichen sie keine Freiwilligen findet, sollte sie sich 3.422 FunktionärInnen gehören dem Vor- AlpenvereinsmitarbeiterInnen in Österreich. überlegen, welche Maßnahmen sie wirk- stand in Bundes-, Landes- und Sektions- lich gesetzt hat, um neue, junge Leute für gremien an, 4.456 dem Alpinteam und 2.757 „Ich bin zum Alpenverein gekommen wie sich zu begeistern.“ H.O. dem Jugendteam. 1.280 weitere Funktionä- die Jungfrau zum Kind. Da gab’s nieman- rInnen kümmern sich um Hütten und Wege, den, der eine Funktion übernehmen woll- „Die Ehrenamtlichen, die schon seit Jahr- Naturschutz oder Verwaltungsaufgaben. te, also habe ich mich halt irgendwann zehnten in der Führungsriege sitzen, müs- gemeldet.“ B.R. sen vielleicht auch einmal die Zügel locker Warum Ehrenamt? lassen, um eine schöpferische Neuerung • 19,5 % möchten die Werte des Alpenver- „In Hochphasen arbeite ich bis zu zwölf zuzulassen.“ H.O. eins unterstützen Stunden am Tag für den Alpenverein, aber • 17,6 % wurden um Funktionärstätigkeit ge- normalerweise sind es rund drei Stunden. „Schön ist, dass man bei seiner Tätigkeit beten bzw. sind in die Sektion „hineinge- Das geht noch.“ S.L. im Verein extrem viel lernt und viel auspro- wachsen“ bieren kann, während man im Job oft in • 16,1 % wollen die Sektion mitgestalten „In der Sektion steckt mein Herzblut drin.“ einem Korsett steckt.“ H.O. • 13,8 % sehen die Kameradschaft im Ver- S.L. ein bzw. den Teamgedanken als wichtigs- „Es sollte Spaß machen, die eigene Krea- ten Beweggrund „Mit dem Amt übernimmt man auch viele tivität einzusetzen und neue Wege zu ge- • 13,6 % möchten einen Dienst an der Ge- Verpflichtungen und ich habe mir vorge- hen. Und für diesen Einsatz werden unse- meinschaft leisten nommen, aus diesem Verein etwas zu ma- re Leute auch belohnt.“ H.O. (aus der Funktionärsumfrage des Alpenver- chen.“ S.L. eins, 2013) „Die Begeisterung, die unsere Ehrenamt- „Die jungen Leute haben Ideen, das müs- lichen bei ihrer Tätigkeit spüren, soll auch 80 % der Ehrenamtlichen investieren bis zu sen wir fördern. Dann läuft die Sektion auch nach außen hin sichtbar sein. Wie in einer fünf Stunden pro Woche in den Verein. von alleine. Und vielleicht habe ich meinen begehrenswerten WG, in der immer die Foto: Gerold Benedikter Foto:

besten Partys laufen. Wenn da ein Zimmer Das „Hobby“ Alpenverein: „Ein anderer alles daran setzen, die Wichtigkeit des Eh- frei wird, stehen die Bewerber Schlange.“ jagt in Kasachstan einen kapitalen Stein- renamtes herauszustreichen und dieses H.O. bock, ich baue eben einen Freizeitpark.“ noch attraktiver zumachen.“ Alpenvereins- S.L. präsident Dr. Andreas Ermacora „Ehrenamt muss ja nicht gleich Aufopfe- rung sein.“ H.O. „Ehrenamtliche Tätigkeiten sind doppelt Ausbildung für FunktionärInnen: fordernd. Nicht nur inhaltlich, sondern www.alpenverein-akademie.at „Um mit der Zeit zu gehen, müssen wir auch immer wieder in Bezug auf das eige- das Wechselspiel von ‚Gestaltern‘ und ne Zeit- und Motivationsmanagement. Die ‚Verwaltern´ zulassen. Uns den gesell- Belohnung: unbezahlbare praktische Er- INFOBOX schaftlichen Veränderungen anpassen fahrung, Sinnhaftigkeit, ein kraftvolles Netz- und unsere Ziele erneuern, wenn es an werk und wertvolle Freundschaften“. H.O. Ehrenamtliche gesucht! der Zeit ist.“ H.O. Zitate von: Ihr kennt eine interessante Persönlich- „Ich wurde schon öfter kopfschüttelnd • Barbara Rieder, Leiterin des Landesteams keit, die ihre Zeit dem Alpenverein in gefragt, wo ich eigentlich angestellt bin.“. der Alpenvereinsjugend Kärnten, Landes- Form eines Ehrenamts schenkt und W.E. jugendleiterin und Jugendleiterin Zweig auch einmal vor den Vorhang geholt Villach (B.R.) werden sollte? Wir freuen uns über „Wie viele Stunden meiner Freizeit ich in • Sepp Lederer, Obmann der Sektion Ober- euren Tipp: den Hüttenbau investiert habe, habe ich gailtal-Lesachtal (S.L.) [email protected] nicht mitgeschrieben. Um ehrlich zu sein • Hans Kössler, Hüttenwart der Alpenver- ist mir das Stundenzählen auch überhaupt einssektion Lungau (H.K.) nicht wichtig. Wir waren halt ab und zu he- • Hannes Offenbacher, 1. Vorsitzender der roben.“ H.K. Akademischen Sektion Wien (H.O.) • Willi Esl, 1. Vorsitzender der Sektion Lun- „Die Gemeinschaft und der Zusammen- gau (W.E.) halt im Verein sind jede Stunde wert.“ H.K. MONIKA MELCHER

„In den Sektionen wird es immer schwieri- arbeitet in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des „Irgendjemand muss die Arbeit ja ma- ger, verantwortungsbewusste, engagierte Österreichischen Alpenvereins chen.“ H.K. Menschen zu finden. Deshalb müssen wir 16 Bergsport & Gesundheit

Die Leichtigkeit des Seins

Foto: Helmut Düringer Foto: Die Verwandlung von Hektik in bewusstes Wahrnehmen

[ Natascha Peters-Wendt ]

nbeschwert und sorgenfrei durch ganz auf die Natur konzentrieren. Es ist Som- welches die Bäume verströmen. Gerade in der den Wald spazieren – das wäre doch mer und die Bäume stehen in vollem Grün und Wärme erinnert mich dieser Geruch besonders Uetwas – oder? Wenn mich dieser Ge- die Bienen summen in den Wiesenblumen, die an den Süden, an Pinienwälder am Meer. Und danke überkommt, dann packe ich meinen sich im Schatten der Bäume verstecken. prompt bin ich ein paar Sekunden verreist … Rucksack mit ein wenig Proviant und ziehe bis ich über einen Stein stolpere, den ich über- meine Wanderschuhe an. Schon immer wa- Da ein Vogelgezwitscher und dort ein Specht, sehen habe. Und schon bin ich wieder zurück ren für mich Wanderschuhe und Rucksack der eifrig an den Baumstamm pocht. Alle Sinne von meiner Sekundenreise, wieder hier im Zeichen für ein Stückchen mehr Freiheit in sind auf Standby und im Jetzt angekommen. Wald. Ich muss schmunzeln – schließlich bin meinem Leben. Entspannt sitze ich im Zug Immer wieder mache ich eine kurze Pause, ich hier, um den Tag bewusst zu genießen und und lasse mich zur nächstgelegenen Wan- einfach um die Stille rund um mich zu genießen dann passiert mir so eine Unachtsamkeit. derroute in der Umgebung von Wien fahren. und der Natur zuzuhören. Es ist unter der Wo- Heute zieht es mich auf den Anninger bei che und nur wenige WandererInnen und Rad- Relativ schnell ist meine Selbstkritik wieder ver- Mödling. Schon beim Losgehen genieße ich fahrerInnen haben sich heute auf den kleinen flogen - als ein bunter Schmetterling auf mei- den schönen Blick auf die Weinberge bei Ausflugsberg nahe Wien verirrt. Das kommt mir ner Bluse Platz nimmt, um sich unkompliziert Gumpoldskirchen und beschließe, am Ende gerade sehr gelegen, schließlich ist das heute von mir einige Meter weiter tragen zu lassen. des Tages mir als Belohnung ein Gläschen der erste Tag seit Wochen, an dem ich für mich So unbekümmert und leicht möchte ich mich Wein zu gönnen. ganz alleine Zeit habe und tun und lassen darf, auch fühlen. Durch das Gehen merke ich, wie was ich möchte. wenig ich in den letzten Wochen auf meine Fit- Doch zunächst gehe ich zuerst noch hastig ness geachtet habe und beschließe, das bald und dann immer langsamer den Berg hin- Meine Tochter ist bei meinem Mann daheim zu ändern. auf. Insgesamt geht man ca. 400 Höhenme- und ich weiß sie gut versorgt. Nicht nur als ter – das ist natürlich keine Herausforderung berufstätige Mutter muss ich immer wieder Noch 15 Minuten bis zum Anningerschutzhaus für Bergfexe – aber es geht ja heute nicht um schauen, dass ich zu Entspannung und neu- – der Weg ist mittlerweile zu einem gemütlichen Berggipfel, sondern um Entspannung und Ab- en Kräften komme. Gerade in der heutigen Zeit Forstweg geworden und ich muss mich nicht schalten. Meine Gedanken kreisen zunächst ist es für jeden Menschen wichtig, immer wie- mehr so auf den Boden und seine Unebenhei- noch um Alltagsthemen, doch mit jedem Schritt der kleine Auszeiten im Alltag einzubauen. Ich ten konzentrieren. Ich habe nun Zeit, mich voll werden die Gedanken weniger - bis sie ganz gehe weiter meinen Weg und spüre die Wur- und ganz auf den Rhythmus meines Atmens verschwinden. Endlich kann ich mich voll und zeln unter meinen Füssen und rieche das Harz, zu konzentrieren. Ich praktiziere die in der Aus- „Verlangsamung trägt viel zum Stressabbau bei und

führt zu den Wurzeln der eigenen Kraft.“ Natascha Wendt-Peters Foto:

bildung zur Yogalehrerin erlernte Atmung und Mit der Entspannung nehme ich auch die Ge- ner Familie und fühle mich durch diesen ent- atme in den Bauch. Ich komme so schnell räusche, Gerüche und Farben stärker war. Für spannenden Tag in der Natur bestärkt. wieder in meine Mitte und spüre wie meine At- mich ist Natur in jeder Form ein wichtiger Ort, mung sich nach dem Aufstieg beruhigt. um mich aufzuladen und um wieder bei mir In meiner Tätigkeit für den Alpenverein teile ich ganz anzukommen. diese schönen Momente mit den TeilnehmerIn- Beim Schutzhaus angekommen, atme ich ei- nen und gemeinsam erfahren wir, wie sehr die nige Male tief durch und freue mich über den Bewegung in der Natur hält nicht nur fit, son- Natur den Menschen unterstützt und kräftigt. Die schönen Tag. Während der kurzen Pause be- dern fördert auch die Entspannung. Unterstützt rhythmische Bewegung des Gehens und ausge- merke ich eine Gruppe von MountainbikerIn- durch die Farbe Grün der Pflanzen, die Sonne wählte Übungen erleichtern es, sich vom Stress nen, die außer Atem und stark schwitzend den und den blauen Himmel können bei mir keine des Alltages zu erholen. Verlangsamung trägt viel Berg hinaufradeln. negativen Gedanken aufkommen. zum Stressabbau bei und führt zu den Wurzeln der eigenen Kraft. Hektik wird verwandelt in be- Und schon bin ich wieder gedanklich bei ei- Langsam sehe ich durch die Bäume wieder wusste Wahrnehmung von Raum und Zeit. nem Schitourenkurs vom Alpenverein, bei dem die Weinberge von Gumpoldskirchen und ich wir auch an einem Tag 3 Gipfel erklommen freue mich auf das Gläschen Wein, welches haben und ich für mich damals beschlossen ich mir zur Belohnung am Anfang des Tages in hatte, dass ich mich auch über einen einzi- Aussicht gestellt hatte. gen Gipfel am Tag freuen kann. Dafür kann ich dann diesen einen Gipfel umso mehr ge- Gutes Essen und gutes Trinken gehört für mich nießen. Langsam mache ich mich wieder fertig genauso zur Entspannung wie auch kleine zum Abstieg – ich wähle einen anderen Weg Belohnungen, um sich selbst eine Freude zu NATASCHA PETERS-WENDT

– ein Weg, der sich teilweise durch dichten machen. Ich bin Trainerin, Coach und arbeite viel mit Me- Laubwald schlängelt und dann plötzlich wieder thoden aus der Körperarbeit zu den Themen von einem Sonnenstrahl durchbrochen wird. Mit einem Lächeln auf den Lippen und in guter Kommunikation, Stress, Entspannung, Achtsamkeit Ich versuche beim Abstieg bewusst Schritt Stimmung fahre ich am Abend heim und lasse und Konflikte. Für den Alpenverein bin ich tätig als Trainerin für „Wandern mit Aspekten aus Yoga und für Schritt zu gehen und lausche den Zikaden nochmals die Landschaft und den Tag an mir Coaching“, Jugendleiterin, Yogalehrerin und in den in der Wiese – ein typisches Zeichen für den vorbeiziehen. Ich nehme ganz viel von dieser Schulprogrammen Sommer. wunderbaren Energie mit nach Hause zu mei- 18 Bergsport / Technik

Tourenbuch 1.0 AlpinistInnen fallen nicht vom Himmel – Entwicklung braucht Zeit

[ Matthias Pramstaller ]

eil Zeit und digitale Medien schwer Den guten, alten Wanderstempel Touren-Rückschau. Ein Tag am Berg kann zusammenpassen, haben wir für hervorgekramt mit der Struktur „Ich“, „Gruppe“, „Alpin“, „Aus- Wdie jungen Alpinisten und Alpinis- rüstung“ und getroffene „Entscheidungen“ tinnen die Uhren zurückgedreht. Das Touren- Das Junge AlpinistInnen-Tourenbuch bietet analysiert werden. Schnell wird hier klar, was für buch 0.1 funktioniert traditionell - mit Bleistift Platz für persönliche Notizen und Gedanken eine gelungene Tour das nächste Mal anders und Papier. über die Zeit im Junge AlpinistInnen-Team: sein sollte oder welche Situationen, welche für Toposkizzen und Ausrüstungslisten sowie Wegabschnitte das Prädikat „Highlight“ der Im Junge AlpinistInnen-Team arbeiten junge für Reflexion des Gelernten. Es kann all’ das Tour verdienen. Bergsteiger und Bergsteigerinnen zwei Jahre hinein, was Platz finden lang an ihrem alpinistischen Feinschliff. Be- soll. Anregung geben gleitet werden sie von erfahrenen Mentoren per Hand abgedruckte und Mentorinnen. In Summe sind das 65 Tage, Stempel. Diese laden voll mit lernen, verbessern, scheitern, auspro- zur Tourenrückschau bieren, verändern, Spaß haben. Damit haben ein, fordern zur Risiko- unsere jungen Alpinisten und Alpinistinnen Selbsteinschätzung auf Zeit - Zeit für ihre persönliche und alpinistische oder lassen Situationen Entwicklung. Grund genug, ein Tourenbuch zu analysieren, die gerade entwickeln, das diese entscheidende Facet- noch einmal gut gegan- te des Projektes aufnimmt und sprichwörtlich gen sind. Im Detail ist Langsamkeit erfordert. Folgendes zu sehen: Foto: Simon Kraler Foto:

Risiko-Selbsteinschätzung. Ein schlimmes lenkt. Fehler machen wir alle, im Mut zur Analy- pro Seite. Das Notizbuch lädt ein, in Austausch Wort ist das, Reflexion der persönlichen Risi- se steckt viel Potenzial. Wir bieten an, Situatio- zu gehen: mit der eigenen Leidenschaft und mit kobereitschaft nix dagegen. Trotzdem sind Fra- nen auf den Ebenen Wahrnehmen – Beurteilen sich selbst. Dafür stehen diese Seiten aus Pa- gen dazu einfach und der alpinistischen Ent- – Entscheiden zu analysieren und den Weg pier. Mögen die Tourenbücher mit vielen Aben- wicklung zuträglich. Zum Beispiel: Wenn häufig getroffener Entscheidungen zu prüfen. Ge- teuern gefüllt werden! große Vorsicht das Unterwegs-Sein am Berg machte Fehler werden sichtbar und verstehbar. Wer glaubt, das Junge AlpinistInnen-Touren- bestimmt, werden viele Erlebnisse und Erfah-  buch sei eine neue Erfindung, irrt. Hier finden rungen nicht möglich. Wer aber sieht, dass sich bereits formulierte Ideen in neuem Kleid. ständig ein hohes Risiko gewählt wird, Unsi- Wir sagen danke an risflecting.at und risk-fun. cherheit oder Angst die Aktionen bestimmt, com für die Gedanken zur Rausch- & Risikopä- oder die Grenze der Risikozone erreicht wird, dagogik und zur Risikooptimierung. erhält einen „Wink mit dem Zaunpfahl“ und tut gut, auf Veränderungsmodus zu schalten. Die Stempel bieten Möglichkeiten für Auseinander- setzung: mit sich selbst oder mit Freunden und MATTHIAS PRAMSTALLER Seilpartnern. Sie bieten Unterstützung zur Erhö- Vielleicht lassen die Zeilen nachvollziehen, hung der persönlichen Risikobalance. was ich zu Beginn angedeutet habe: Zeit und assistiert in seiner Funktion als Bildungsassistenz der Bildung. Klingt komisch, ist aber so. Wenn mal   Langsamkeit, 0.1 eben. Das Tourenbuch stellt keine neue Ausbildung oder neues Projekt ansteht, Gerade noch mal gut gegangen. Hier wird Fragen, gibt Platz für’s Niederschreiben von Ant- versucht er zu verstehen, wie das gehen könnte. der Blick auf den Lernprozess im Scheitern ge- worten und erlaubt dabei mehr als 100 Zeichen 20 Umwelt & Natur Sich ZEIT nehmen für die Natur Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte des Oesterreichischen Alpenvereins

[ Thimo Fiesel ]

ich Zeit nehmen - in einer Zeit, in der bensraum etwas zurückzugeben, aber offen- Zeit rar ist. Sich Zeit nehmen – in ei- bar nicht! Sner Zeit, in der alles schneller gehen muss. Sich Zeit nehmen – in einer Zeit, in der In Zeiten von Burnout und der Druck auf (junge) Menschen sukzessive Zeitmanagement-Seminaren… ansteigt. …stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, Ab- All dies sind Faktoren, die Freiwilligenprojekte läufe dahingehend zu verändern, dass in der wie die Umweltbaustellen und Bergwaldpro- gleichen Zeitspanne wie früher heute mehr Din- jekte des Oesterreichischen Alpenvereins ge möglich sind. Recherchiert man in trivialen nicht wirklich begünstigen. Fakt ist aber den- Massenmedien den Begriff Zeitmanagement, noch, dass seit der ersten Umweltbaustelle begegnet einem Folgendes: „Im persönlichen 1986 und dem ersten Bergwaldprojekt 2002 Zeitmanagement soll Einzelnen oder Gruppen der Zuwachs an Freiwilligen jedes Jahr steigt. mit zielführenden Arbeits- und Planungstech- In diesen 28 Jahren hat sich gesellschaftlich niken geholfen werden, den Umgang mit der vieles verändert – die Motivation, unserem Le- Zeit zu verbessern.“1. Wie verbessere ich den Fotos: Archiv Alpenvereinsjugend Fotos: Umgang mit meiner Zeit? In diesem Zusam- ren Reizen, da die Orchidee am Wegesrand Motivationsfaktor. In diesem Sinne – freie Zeit menhang hört man immer wieder von Effizienz- leider noch nicht Flash-animiert ist. Wenn man ist rar, wenn diese dann auch noch für Projekte steigerung oder ähnlichen Begriffen. Wir sind etwas genauer hinsieht, verbergen sich in der aufgewendet wird, die einen gesamtgesell- im Begriff, die uns zur Verfügung stehenden Natur jedoch die wirklichen Abenteuer – Din- schaftlichen Nutzen mitbringen, dann hat das Zeitressourcen optimal auszunutzen, um sys- ge entdecken, frische Luft atmen und Freiheit unsere tiefste Wertschätzung verdient. Diese temkonform zu agieren. Maßnahmen wie Zeit- spüren. Spätestens seit Richard Louv ist wis- Werte gilt es in der heutigen Zeit zu erhalten oder Selbstmanagementseminare dienen dem senschaftlich bewiesen, dass Freiräume in der und zu fördern. System und sollen in letzter Konsequenz den Natur sich heilend auf unsere physische und drohenden Burnout vermeiden helfen. Es ist psychische Gesundheit auswirken. „Ein kurzer Literaturhinweise: die Rede davon, dass allein von 2004 bis 2010 Artikel berichtet, dass der Junge hyperaktiv und 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitmanagement die krankheitsbedingten Ausfälle am Arbeits- von der Schule geflogen war und dass seine 2 http://www.ptext.de/pressemitteilung/diagnose-burnout- platz, die auf Burnout zurückzuführen sind, um Eltern nicht wussten, was sie mit ihm anstellen psychotherapie-nachhaltig-helfen-649418 3 http://www.tt.com/Service/6787803-35/tt-einseraktion.csp 2 das Neunfache angestiegen sind. Hier stellt sollten – aber sie hatten beobachtet, wie die 4 Richard Louv, 2011, Das letzte Kind im Wald, Weinheim: sich die Frage, ob wir unsere Zeit dahingehend Natur ihn fesselte und beruhigte. So fuhren sie Beltz Verlag 5 besser einteilen und planen sollten, dass wir jahrelang mit ihm ans Meer, in die Wälder, zu Kaspanaze Simma, Über die belieferungsbedürftigen Mängelwesen, 3D Magazin – denkraum für die Jugendar- uns ganz bewusst Freiräume schaffen. den Dünen und Flüssen und ließen die Natur beit, Oesterreichischer Alpenverein, 2013 ihr Werk verrichten“.4 Bei jungen Menschen sieht es identisch aus. Hier bezieht sich der Stress mehr auf den Aus- Der nächste Schritt – vom bloßen Erleben hin bildungsbereich als auf die Erwerbstätigkeit. Es zum eigenverantwortlichen „Tun“ für Natur und INFOBOX ist gesellschaftlich Konsens, dass von Kindes- Umwelt – bringt viele positive Randerscheinun- Bergwaldprojekte 2002-2014 beinen an gute Leistungen erzielt werden müs- gen mit. In einer Zeit, in der es wenig gesell- sen, um später bei der Jagd nach den besten schaftliche Anker und feststehende Wahrheiten Der Oesterreichische Alpenverein Jobs die bessere Ausgangssituation zu haben. zur Orientierung gibt, liegt die Suche nach einer bietet mit dem Bergwaldprojekt Das „Einserzeugnis“ in der Volksschule wird sinnstiftenden Betätigung nahe. Freiwilligen ab 30 Jahren eine Woche von der Wirtschaft belohnt3, Stipendien wer- lang die Gelegenheit, verschiedenste den an Leistungen geknüpft. Hier könnte man Junge Menschen zwischen 16 und 30 Jah- Maßnahmen umzusetzen, welche die viele Beispiele finden, die den Leistungsdruck ren, die sich bewusst für einen handfesten Naturnähe, Stabilität und Vitalität des transparent machen, mit dem junge Heran- Einsatz in Natur und Umwelt entscheiden, er- Bergwaldes verbessern. wachsende zu kämpfen haben. Wo aber bleibt leben Gruppenzugehörigkeit, für eine sinnvolle Weitere Infos unter die freie unverplante Zeit zwischen Lernen, Sache einzustehen und etwas bewegen zu www.bergwaldprojekt.at Fußballtraining und Tanzunterricht? Denn ge- können. Vermutlich machen genau diese drei nau diese ist maßgeblich für unsere Kreativität Dinge den Erfolg von Freiwilligenprojekten aus. Umweltbaustellen - 1986 – 2014 und geistige Gesundheit. Diese schaffen zusätzlich noch Identifikation Umweltbaustellen sind einwöchige mit einem wichtigen gesellschaftlichen The- Arbeitseinsätze für Natur und Umwelt Virtuelle Welten vs. Baumschere ma – dem Erhalt unserer lebensnotwendigen von jungen Menschen zwischen 16 und Spitzhacke Umwelt. Kaspanaze Simma, ein ehemaliger und 30 Jahren. Politiker und Selbstversorger aus dem Bregen- Weitere Infos unter Die Gehilfen von Zeitoptimierung sind virtuelle zerwald, zitierte in einem Interview Ivan Illic: „Ob www.umweltbaustelle.at Welten. Rasend schneller Informationsaus- Bedürfnisse wirklich befriedigt und nicht nur tausch und das Hin- und Herhüpfen zwischen abgespeist werden, bemisst sich am Vergnü- virtuellen Oberflächen passt sehr gut zu unse- gen, das mit der Erinnerung an persönliches, 5 rem optimierten Zeitgefüge. Schnell noch kurz autonomes Handeln verbunden ist.“ die Mails im Zug gecheckt und das neue Kon- sumgut bestellt. Virtuelle Räume und Erlebnis- Die Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte se sind einfach und schnell zu konsumieren – des Oesterreichischen Alpenvereins stellen THIMO FIESEL hinterlassen aber oftmals substanzlose Leere. eine sinnstiftende Betätigung für Jung und Alt dar. Hier ist die Möglichkeit zur Gestaltung von Reale Erlebnisse, am besten noch in der Na- Chefredakteur 3D Magazin und 4U Magazin, sucht gesellschaftlichen Prozessen, die Möglichkeit tur, bilden hier einen Gegenpol. Auf den ersten auch manchmal vergeblich nach Zeit! Blick konfrontiert uns die Natur mit schwäche- der Natur etwas zurück zu geben, ein großer 22 Info

Fotos: Ulli Pizzignacco-Widerhofer Fotos: Zelten unter anderen Vorzeichen Alltag in einem provisorischen Zeltlager für syrische Flüchtlingsfamilien im Libanon

[ Ulli Pizzignacco-Widerhofer ]

in Land so groß wie Tirol. Ein Land, Morgens ums fünf Uhr geht es los. Safaa ver- Safaa ist erleichtert. Heute kann sie auf den in dem sich über eine Million syri- räumt ihre Matratze und die Decke und bereitet umliegenden Feldern als Erntehelferin arbei- Esche Flüchtlinge offiziell beim UNH- das Frühstück vor: Labneh, eine Art Joghurt. ten. Kurz vor 6 Uhr klettert sie mit zwölf anderen CR registriert haben. Ein Land, in dem laut Das Zelt, in dem sie mit ihren vier Kindern, ih- Frauen aus dem provisorischen Zeltlager auf Schätzungen aber zwei Millionen Menschen rem Mann und einer weiteren Familie wohnt, ist die offene Ladefläche des kleinen Pickups. Der aus Syrien zusätzlich zu den vier Millionen aus Holzlatten, Plastikplanen und Kartonagen Chawish hat als einziger im Lager ein Auto – er EinwohnerInnen leben. Ein Land, in dem drei notdürftig zusammengebaut. kümmert sich um alles hier: Er ist der Ansprech- Viertel dieser Flüchtlinge Frauen und Kinder partner, wenn die Bauern aus der Umgebung sind. Ein Land am Mittelmeer. Wir sind im Den Erdboden bedecken einfache Bastmatten. Erntehelfer brauchen, bringt die Tagelöhner zu Libanon und besuchen einen Tag lang Sa- Bis auf die Matratzen, die unter Tags als Sitzge- den Feldern, wenn es zu weit ist, um zu Fuß zu faa und ihre Familie. Sie haben in einem der legenheit dienen und dann an der Wand ent- gehen. Die Morgenschicht dauert von sechs unzähligen provisorischen Zeltlager in der lang aufgereiht liegen, befindet sich nichts im bis zwölf Uhr. Das bringt vier Dollar. Meist dür- Bekaa-Ebene nahe der syrischen Grenze Si- Zelt. Es ist das Zuhause für zwei Familien. In der fen die Frauen zusätzlich etwas Gemüse von cherheit und eine Zukunft gesucht. Wirklich Nacht hängt Safaa einen Vorhang auf. Er soll den Feldern für das Mittagessen mit nach Hau- gefunden haben sie beides nicht. zumindest ein bisschen Privatsphäre bringen. se nehmen. Als sie Mittag wieder heimkom- INFOBOX

Mit Juni 2014 sind bereits knapp 2,9 Millionen Men- schen aus Syrien geflohen. Davon befindet sich der Großteil im Libanon (mehr als 1,1 Millionen registrier- te Flüchtlinge), gefolgt von der Türkei (ca. 790.000) und Jordanien (mehr als 597.000 Menschen). Mehr als 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb von Syrien auf der Flucht. Nach wie vor leiden ein Großteil der Flüchtlinge und der innerhalb Syriens Vertriebenen an den Folgen des Krieges und sind dringend auf Hilfe von außen angewiesen. Die beiden Nothilfepläne der Vereinten Nationen, der Syria Hu- manitarian Assistance Response Plan 2014 (SHARP) und der Syria Regional Response Plan 2014 (RRP) sind insgesamt nur zu 25 Prozent finanziert.

Verschiedene Spendenorganisationen findet Ihr unter www.unhcr.at

men, haben fast alle Frauen einen Bund Pe- Die Jüngste spielt in der Zwischenzeit mit den die Spur der Gewalt in Syrien bald zu Ende sei. tersilie in der Hand. Etwas aufgeschnitten, ein anderen Kindern. 84 Familien wohnen in 60 Nichts möchte sie lieber als wieder nach Hau- paar Tomaten, Salz, Essig, Olivenöl und etwas Zelten hier in diesem provisorischen Zeltlager. se. Nein, sicher fühle sie sich hier auch nicht. Brot – das ist eine der Speisen, die mittags oft Wenn es regnet, verwandelt sich die Erde in auf den Tisch kommen. Seitdem sie hier sei, Schlamm. Die Familien hier haben nach einem Kein Wunder, die Grenze zum Bürgerkriegs- koche sie nur noch ganz einfach, erzählt uns Bombenangriff auf ihr Dorf in der Nähe von land ist keine fünf Kilometer entfernt. Bomben- Safaa. Man spürt, wie sehr sie sich wünscht, Aleppo Hals über Kopf das Weite gesucht. Fast angriffe, ein Übergreifen des Konfliktes auf den daheim in ihrem Haus in Syrien zu sein. alle haben noch Familienangehörige in Syrien. Libanon, ein Feuer in einem der dicht an dicht Die wenigsten wissen, ob sie leben oder wie stehenden Zelte im provisorischen Lager, wie Der Nachmittag gehört dem Haushalt: putzen, es ihnen geht. Hier im provisorischen Lager hilft das Essen bezahlen – das sind ihre Ängste. waschen und das Abendessen vorbereiten. man sich so gut es geht. Wenn Safaa auf den Sie sind mehr als real. Hoffentlich wird niemand Die vierfache Mutter wäscht die wenigen Klei- Feldern Arbeit bekommt, schauen die anderen krank oder verletzt sich, weil Geld für Medizin dungsstücke täglich. Die großen drei gehen Frauen auf die Nachbarkinder. oder Arzt ist keines übrig. Was sie sich wünscht: am Nachmittag in die Schule. Am Nachmittag „ Essen, Milch und Windeln für die Jüngste und zwischen ein und fünf Uhr können ihre Kinder Nein, schüttelt Safaa den Kopf. Das traditionel- die Möglichkeit, ein bisschen Geld mit Sticken in die Schule gehen. Am Nachmittag werden le Gericht Kharouf habe sie hier noch nie ge- oder einer anderen Heimarbeit dazuzuverdie- die syrischen Flüchtlingskinder nach syrischem kocht. Ein Schaf könnten sie sich hier im Liba- nen“ und „dass der Krieg bald aus ist und wir Lehrplan unterrichtet, am Vormittag die libane- non nicht leisten. Fleisch gebe es höchstens wieder nach Hause zurück können“. sischen Kinder. Trotz dieser Bemühungen des einmal pro Monat. Brot mit Tomatensauce, das Libanon, droht eine ganze Generation an Kin- würden sie am häufigsten essen. Sie sei froh, dern zu einer verlorenen Generation zu werden. wenn sie alle vier Kinder satt bekomme. Die Allein im Libanon können 300.000 syrische Situation werde immer schwieriger. Die Preise Kinder die Schule nicht besuchen, da es nicht steigen unaufhörlich, sie bekomme immer we- genug Plätze in den öffentlichen Schulen gibt. niger Lohn für die Arbeit auf dem Feld. Auch ihr Insgesamt gehen 2,8 Millionen syrische Kinder Mann habe keinen fixen Job. Es seien einfach ULLI PIZZIGNACCO-WIDERHOFER seit Beginn des Bürgerkrieges nicht mehr in die zu viele hier, die Arbeit brauchen. Sie seien auf Schule. Das ist für die Zukunft jedes einzelnen die Hilfe der Caritas angewiesen. Als sie mit … hat Politikwissenschaft studiert und arbeitet als Kindes dramatisch, aber auch für eine Gesell- Mann und Kindern vor zwei Jahren in den Li- Pressereferentin für die Caritas Tirol. schaft fatal. banon geflüchtet sei, hatten sie gehofft, dass 24 Info

Erste Hilfe Ausrüstung

TESTBERICHT - mobile Erste Hilfe-Sets

[ Jef Verstraeten und Georg Schausberger ]

ei Alpenvereinsveranstaltungen gilt nicht nur sen. Getrieben durch den entstandenen Frust fasste die allgemeine Pflicht Erste Hilfe zu leisten, als ich dann den Entschluss, mir einmal anzuschauen, BFührungsperson ist man dazu angehalten, die was derzeit alles an Ausrüstung für EH am Markt zu nötigen Materialien zur Erste Hilfe-Leistung dabei zu finden ist. Mit der Hilfe von Georg Schausberger (Ret- haben.. Eine Erste Hilfe-Ausrüstung ist viel mehr als tungssanitäter, Erste Hilfe-Lehrbeauftragter und eben- nur das rote Verbandspackerl, Craig Connaly sagt: so Bergsteiger) begannen wir uns mit der Thematik „The real First Aid Kit is your personal knowledge and auseinanderzusetzen. Wir legten Testkriterien fest und training”. Zusätzlich zum nötigen Material sollte man schrieben Firmen an, uns ihre EH-Produkte zum Testen das Verhalten im Notfall auch regelmäßig üben. zu schicken. Dabei war uns natürlich der Inhalt beson- ders wichtig, aber auch die schützende Verpackung Test. und das Gesamtkonzept spielten für uns eine wesent- liche Rolle. Beispielsweise macht es wenig Sinn eine Im Zuge eines Designprojektes für Erste Hilfe-Sets an Pflasterrolle dabei zu haben, jedoch kein Schere zum der Uni habe ich viele Enttäuschungen erleben müs- Zurechtschneiden. TESTBERICHT - mobile Erste Hilfe-Sets

Erste Hilfe-Ausrüstung. • Papier und Bleistift und ein Taschenmesser • Dreieckstuch als universelles „Werkzeug” • Rettungsdecke Vorab: Ein EH-Set stellt nur eine Ergän- • Handschuhe (verpackt, z.B. in einer Film- zung zu den Dingen dar, die man ohnehin dose) selbstverständlich mithaben soll. Folgen- Was gehört nun in das Verbandspaket? • Pfeife/ Notsignal de Dinge sollten immer dabei sein: Wir haben hier eine Checkliste zusam- • Beatmungshilfe • Wärmende und vor Witterung schützende mengestellt • Erste Hilfe - Anleitung Kleidung • Wundschnellverband 6cm (z.B. Hansaplast) • Ausreichend sauberes Wasser und Ver- • Tape (z.B.: Leukoplast, regelmäßig ersetzen) Für Gruppen sinnvolle Ergänzungen: pflegung (etwas Traubenzucker oder ein • Schere • Blasenpflaster (z.B. Compeed) Glukosegel für den Notfall) • sterile nichthaftende Wundauflagen • Wunddesinfektionsmittel (z.B. Octenisept) • Eine Stirnlampe oder Taschenlampe (kleine 10x10cm • Sam Splint LED-Stirnlampen sind besonders praktisch) • elastische Mullbinden • Splitterpinzette • Kartenmaterial (und GPS) zur Orientierung • selbsthaftende Mullbinde 26 Info

Sam Splint.

In der letzten Ausgabe von 3D wurde schon ausführlich über die Alu-Polsterschiene be- richtet. Bei Unternehmungen in abgelegene Gegenden, bei denen eine professionelle Hilfe (Bergrettung, Rettungshubschrauber) längere Zeit braucht oder eine Alarmierung nicht sofort möglich ist (z.B. ohne Handyempfang), macht es durchaus Sinn, sich mit der Möglichkeit zu beschäftigen, einen Bruch ruhig zu stellen.

Wenn man mit einer Gruppe länger unterwegs ist, ist es also zu empfehlen, einen Sam Splint als professionelles Hilfsmittel dabei zu haben. Ein Sam Splint ® ist eine Alu-Polsterschiene, die besonders leicht ist und universell einge- setzt werden kann. Durch Verformen der bieg- samen Schiene in ein U-Profil wird die Schiene steif. Anwendungsfälle sind unter anderem die Ruhigstellung bei Verdacht auf einen ge- brochenen Unterarm oder Unterschenkel, das Unterstützen eines umgeknickten Sprungge- lenkes.

Ruhigstellen ist Teil der Ersten Hilfe und wich- tig, um vor weiteren Verletzungen zu schützen, die Durchblutung des betroffenen Körperteils zu verbessern und Schmerzen zu mindern. Es gilt jedoch immer, die Situation des Verletzten möglichst angenehm zu gestalten und nicht gegen seinen Willen zu handeln.

Viele werden einen Sam Splint noch nie ver- wendet haben. Deshalb ist es empfehlenswert, den Umgang zu üben. Ergebnis. chen, ist nicht empfehlenswert. Ansonsten sind die getesteten EH-Pakete (Tatonka basic Leider mussten wir feststellen, dass die meis- und advanced) - mit allem was wir uns ge- ten Produkte am Markt uns schwer enttäuscht wünscht hatten - umfangreich als auch über- haben. Fast jeder Hersteller hat irgendein sichtlich ausgestattet. Die advanced-Ausgabe „Stoffsackerl mit Reißverschluss” - gefüllt mit des Verbandspakets unterscheidet sich nur einer Mullbinde und drei Pflastern - zum Ver- minimal. Es ist größer und enthält von allem kauf angeboten, um auch im EH-Ausrüstungs- etwas mehr, zusätzlich sind ein Sam Splint und breich präsent zu sein. Man könnte fast mut- eine Packung Blasenpflaster mit von der Par- maßen, dass niemand auf den Zubehörmarkt tie. Für Packages, die etwas kleiner und somit EH verzichten möchte. zum Befestigen an einem Klettergurt geeignet sind, haben wir leider kein einziges Produkt Doch es sollte doch noch anders kommen. gefunden, das unseren Erwartungen entspro- Kurz nachdem uns die Hoffnung, ein gutes chen hat. In dieser Kategorie empfiehlt es sich, Produkt zu finden verlassen hatte, klingelte der selbst seine Ausrüstung zusammenzustellen. INFOBOX Postbote an meiner Tür. Er brachte ein Paket Als Außenhülle würden wir einen einfachen dry- Kurse www.alpenverein-akademie.at von der Marke Tatonka. Beim ersten Erkunden bag verwenden. Folgende Kurse zum Thema Erste des Inhaltes fiel uns sofort das bekannte De- Hilfe werden in der Alpenverein Akade- sign der beigelegten EH-Anleitung auf - das Fazit. mie angeboten angeboten: Entwicklerteam von Tatonka hatte sich Hilfe • Notfall- und Risikomanagement für beim Planen eingeholt. In einer Kooperation Es gibt durchaus empfehlenswerte Erste Hilfe- Guides mit der Outdoorschule Süd e.V. wurde ein EH- Ausrüstung für den jeweiligen Anwendungsfall. • Rescue Management - Erste Hilfe Paket entworfen, das es geschafft hat, uns Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist das im steilen Fels sofort zu begeistern. Beim Öffnen des Reißver- eigene Wissen und die eigenen Fähigkeiten, • Rescue Management - Erste Hilfe schlusses faltet sich die Hülle gut auseinander, welche genauso wie sportlichen Aktivitäten Winter sodass alle Inhalte übersichtlich aufgeteilt, gut trainiert werden müssen. • Rescue Management - Erste Hilfe sichtbar und griffbereit sind. Als Nachteile sind Outdoor & Notfallmanagement uns aufgefallen, dass sich bei der umfangrei- chen Ausstattung keine „Steri-Strips” (sterile Literatur Schnittwunden-Pflaster) im Paket befinden, • Erste Hilfe Outdoor, Peter Oster, ZIEL- Verlag, ISBN 978-3-940562-02-9 die Hülle nicht gänzlich wasserdicht war (laut JEF VERSTRAETEN UND • The Handbook, Webseite gibt es jedoch eine wasserdichte GEORG SCHAUSBERGER Version) und wenig Platz für eigene Inhalte ist. Craig Connally, International Marine/ Zum Befestigen am Klettergurt erscheint uns Jef ist Bergsteiger und Mitglied im Team der jungen Ragged Mountain Press, ISBN: Alpinisten, Georg ist Rettungssanitäter und Erste- 978-0071430104 der EH Kit etwas zu groß und eine Verwendung Hilfe Lehrbeauftragter im Vertikalen, ohne irgendwelche Ablageflä- 28 Info Ottertrail oder: wandern am Südzipfel von Afrika

[ Johannes Rüf ]

Ob ich mir denn schon bewusst sei, was da Kletterer bei dem Spot schlechthin – den Rock- Am nächsten Tag erreichte ich früh den Ein- alles an Verausgabungen auf mich zukommen lands – einige Boulder zu reißen (war geil!). gang des Tsitsikamma-Nationalparks. Pro Tag würde, wollten die zwei deutschen Ärzte neben Nun befand ich mich auf einem vierwöchigen werden höchstens zwölf Personen auf den Ot- mir an der Bar wissen. In der verrauchten Knei- Roadtrip von Kapstadt nach Durban, wobei von ter Trail gelassen, der noch dazu Monate im Vo- pe eines kleinen Backpackerhostels in dem Ort Beginn an mein großes Ziel der Otter Trail war. raus gebucht werden muss. Meine anderen elf Storms River hatte ich ihnen von meinem Plan Orte wie Hermanus und Mosselbay lagen be- Mitstreiter würde ich erst am Ende des Tages erzählt, am nächsten Tag den Otter Trail anzu- reits hinter mir – Sandboarden, Whalewatching, kennenlernen, denn sie hatten Verspätung. Zu gehen. Ich war mir ohnehin nicht ganz im Kla- Surfen, unzählige Fotos, sehr viel Party und sehr Beginn musste ich dann auch unerwartete 640 ren darüber, was denn nun die tatsächlichen wenig Schlaf machten mich zu einem typischen Rand, umgerechnet 64 Euro, zahlen – fast so Anforderungen für diesen „schönsten Hiking- Backpacker auf der Garden Route, wie dieser, viel wie die Buchung des Trails selbst –, nur um trail der Welt“ sind. Auf der Website ist jeden- für Südafrika besonders grüne Teil des Landes, in den Park zu gelangen. Tja – Südafrika eben! falls einiges an Safety-Equipment aufgelistet genannt wird. Was nun kommen sollte, war al- Mein Rucksack war so gepackt, dass ich für und von Escape-Routes die Rede. Ich verließ lerdings nicht vielen Backpackern vergönnt. fünf Tage gut über die Runden kommen sollte. mich da aber ganz und gar auf meine harte Gaskocher, Kartusche usw. mussten allerdings und fordernde Ausbildung als Jugendleiter und Die zwei Deutschen in der Bar hatten an die- dem Umstand Platz machen, dass ich bereits Mitglied der Dornbirner Jungmannschaft. Da sem Tag einen kleinen Teil des Otter Trails ab- seit zwei Wochen, nur mit Rucksack bestückt, wird nämlich meist auf den letzten paar hundert solviert, der zu einem großen Wasserfall führt entlang der Garden Route reiste. Meine Ver- Metern noch einmal voll aufgedreht, um dann und etwa über die Hälfte der Strecke des ers- pflegung für fünf Tage bestand also haupt- mit etwas Glück vor Kirii, Pius und Co. oben ten Tages ausmacht. Über Lianen und Ranken sächlich aus Landjägern, Käse, Äpfeln, Brot zu sein. Dieses ständige „Training“ sollte doch müsse man rutschige Abhänge hinaufklettern, und Cookies. Und Wasser. Sehr viel Wasser. noch auf eine andere Weise nützlich sein! ständig in der Gefahr, dutzende Meter über Um genau zu sein: 15 Liter Wasser, drei pro steiles Gelände abzustürzen. Auf diese moti- Tag. Mit einem Blick auf meinen Wasservorrat Angefangen hatte mein Südafrika-Trip in Kap- vierenden Infos hin verkürzte ich den Abend in meinten die Ranger verschmitzt: „Wenn du stadt, wo ich einige Abstecher in die nähere der Bar spontan um einige Stunden und ging frech unterwegs bist, kannst du dir das Ge- Umgebung machte, unter anderem um als vergleichsweise früh, um 24 Uhr, ins Bett. wicht sparen und aus den Flüssen unterwegs „Etwas spät realisierte ich den Hai-Alarm und rannte aus Bloemfon- Bier als bestellt. Südafrika eben. Im Laufe der tein, das etwa Nacht gingen uns trotzdem noch Bier und nun auch (etwas) gestresst aus dem Wasser.“ in der Mitte von Whiskey aus und ich korrigierte meine bis Südafrika liegt, dahin hohe Anzahl an geschlafenen Stunden und zum ande- wieder etwas nach unten. Überhaupt hatte ren eine ziemlich ich mich mit den lustigen Jo’burglern unter- trinken.“ Grinsend fügten sie aber noch hinzu: durchgeknallte und lustige Truppe aus Johan- wegs sehr gut angefreundet und trug mittler- „Manche halten dieses Wasser aus, manche nesburg. Nach langem Feilschen tauschten wir weile den recht eingängigen Namen „Johnny nicht.“ Mit der Aussicht auf viel leichteres Ge- meine Cookies gegen ein paar ihrer Grillwürste The Austrian“. päck ließ ich es darauf ankommen und brach und etwas Brandy. Wir saßen an den Abenden gerade mal mit Wasser für eineinhalb Tage auf. immer noch einige lustige Stunden am Feuer - Am folgenden Tag fand der Trail in Natures Wie sich zeigen sollte, zählte ich zu den Men- bis es kalt wurde und wir uns in unsere Schlaf- Valley einen gebührenden Abschluss. Ein hun- schen, die das Wasser zum Glück aushielten säcke in den Hütten verkrochen. derte Meter langer gelb-weißer Sandstrand mit und Montezuma erwies sich gnädig. tiefblauem Meer und einem kleinen Dorf bilde- Die anfangs befürchteten Schwierigkeiten ten das Ende des Otter Trails. Glücklich, einen Happy, da um einiges leichter bepackt, wan- von abschüssigen Hängen und gefährlichem so wunderschönen Teil der Welt zu Fuß erkun- derte ich nun einen schmalen Weg von der Klettern blieben aus, was die zwei deutschen det zu haben, tauchte ich zusammen mit den Nationalparkverwaltung weg in dunklen, dich- Ärzte als vollkommen unerfahrene Wande- anderen meinen Kopf in den, um diese Jah- rer verriet. Der Weg war in hervorragendem ten Urwald, um nach einer Stunde auf den in- reszeit etwas kalten, indischen Ozean. Plötzlich Zustand und wird absichtlich klein gehalten, dischen Ozean zu treffen. In den nächsten fünf jedoch spurteten die anderen wie verrückt aus damit er das Landschaftsbild nicht stört. Brü- Tagen führte der Weg idyllisch entlang der Küs- dem Wasser während einige am Strand aufge- cken über die großen Flüsse aus dem Inland te Richtung Süden, über weite Strecken den regt auf und ab hüpften. Etwas spät realisierte gibt es nicht, was zu einigen unterhaltsamen Strand entlang, durch dichten Urwald und den ich den Hai-Alarm und rannte nun auch (etwas) Flussquerungen und der einzigen brenzligen in Südafrika als „Feynbos“ bekannten drei Me- gestresst aus dem Wasser. Als ich dann – Situation, der Querung des Bloukrans Rivers, ter hohen Busch. Pro Tag musste man mehrere noch ganz – am Strand ankam, wurde bereits führte. Hier war es nötig, seinen Rucksack in mit Urwald bewachsene Klippen überwinden, wieder Entwarnung gegeben. Vor uns schob einen wasserdichten Sack zu packen und den um im Anschluss wieder in die dahinter liegen- sich eine riesige, etwa drei Meter lange Robbe Sack vor sich herzuschieben, während man de Bucht abzusteigen. Auf diese Weise kamen durchs Wasser. Das und der Umstand, dass schwimmend gegen meterhohe Wellen vom viele Höhenmeter zusammen, die addiert mit meine Taxifahrt zurück nach Storms River statt Ozean ankämpfte. Auf der anderen Seite des einem schweren Rucksack dazu führten, dass den ursprünglich veranschlagten 150 Rand Flusses angekommen, musste man den Sack man am Abend doch relativ früh schlafen ging (15 Euro) plötzlich 700 Rand betrug, erinnerten dann in einer steilen, zerfurchten Klippe aus (schon wieder!). Diese drastische Steigerung mich dann wieder daran, noch nicht zurück in dem Wasser heben, ohne selbst wieder hin- an geschlafenen Stunden, die Bewegung an Europa zu sein. Der Taxifahrer ließ sich schließ- untergezogen zu werden. Hier holte sich einer der frischen Luft, die vielen verschiedenen Tie- lich noch auf 350 Rand herunterhandeln. Für der Leute aus Johannesburg an einer Muschel re und Blumen, … kurz gesagt: Ich fühlte mich eine Stunde Taxifahrt. Südafrika eben. einen tiefen Schnitt an der Hand – konnte aber grüsele guat!! (Anm. d. Red.: Autor aus Vorarl- nach kurzem Verarzten weitergehen. berg – grüsele guat = unglaublich gut)

Nachdem auch diese Hürde geschafft war, Die Flora und Fauna entlang des Otter Trails gelangten wir zur letzten Hütte. Bereits am übertraf alles, was ich bis dahin gesehen hatte. Tag davor konnte man (nach langwieriger Su- Da war z.B. der namengebende, sehr seltene che nach einem Netz) für den letzten Abend Kap-Otter. Viele machen den Otter Trail rein Getränke und Grillzeug bestellen, das dann aus der Hoffnung heraus, ihn zu sehen – etli- zur Hütte gebracht wurde. An dieser Hütte che müssen allerdings erfolglos den Rückzug angelangt, erfuhren wir etwas baff, dass ein antreten. Wir hatten großes Glück und sahen einzelner schmaler, etwa 60 Jahre alter Süd- gleich vier Stück. Neben Unmengen von ver- afrikaner um die 35 kg (!) Verpflegung alleine schiedensten Blumen erblickten wir Wale, Del- über vier Stunden hergetragen hatte und am fine, Robben, Paviane wie auch andere Affen, selben Abend auch noch zurück musste! Genets, Rehböcke, Heuschrecken so groß Dementsprechend fertig präsentierte er uns wie Untertassen und noch einiges mehr. Für die Abrechnung, nach der er uns allerdings Fotografen ist dieser Trail mit seinen wunder- mehr Bier als bestellt gebracht hatte und die- schönen Buchten, idyllischen Sandstränden, ses außerdem noch doppelt so teuer war! Wir üppigem Urwald und schroffen Klippen nicht konnten den alten Mann nun aber schlecht JOHANNES RÜF weniger als die Erfüllung! wieder mit der halben Ladung zurückschi- Jugendmitarbeiter in der Sektion Vorarlberg Bezirk cken und bezahlten nach kurzem Verhandeln Dornbirn und Student in Wien, hat sich gerade eine Mit meinen Begleitern hatte ich ebenfalls einen höheren (und für europäische Verhält- AUSZEIT in Südafrika genommen Glück: Da waren zum einen Mutter und Tochter nisse immer noch niedrigen) Preis für mehr 30 Ausprobiert Foto: Ingo Stefan Foto:

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Junge Menschen und ihre Rechte

Im November letzten Jahres hat die Volksan- waltschaft ihr neues Buch „Junge Menschen und ihre Rechte“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Buch soll Kindern und Jugendlichen ei- nen Überblick über ihre Rechte geben. Nur

Foto: Ingo Stefan Foto: wer seine Rechte kennt, kann diese auch ein- fordern. Anhand von Beispielen aus der Praxis werden häufige Fragen beantwortet. Dabei Kinder der Krise werden insgesamt elf verschiedene Themen- bereiche abgedeckt: vom Recht im Unterricht, Jugendforscherin Beate Grossegger bemüht am Arbeitsplatz bis zu den Rechten im Internet sich in ihrem neuesten Werk „Kinder der Kri- und dem Recht auf Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung. se“ der teilweise wohl überforderten (Groß-) Der Aufbau ist recht einfach gestaltet und bietet einen guten Überblick. Elterngeneration eine Art Anleitung, wenn Vertiefende Informationen darf man sich allerdings in diesem Buch nicht sogar Rechtfertigung für das Verhalten nicht erwarten. Vielmehr ist ein Anreiz gegeben, sich ausführlicher mit der heutigen Jugend zu bieten und die Le- der einen oder anderen Frage zu beschäftigen. benswelt der 2010er Jahre darzulegen. An sich ein guter Ansatz, wenn auch nicht leicht Zusätzlich zu den rechtlichen Infos gibt es anschauliche Infografiken umzusetzen in der besonders heterogenen zu den verschiedensten Themen. Eine genaue Quellenangabe wäre Bevölkerungsgruppe „Jugendliche“. Sie geht ein Bonus. Sollten Lehrende das Buch für ihren Unterricht verwenden u.a. auf Themen wie „Nesthocken“, ideologi- wollen, gibt es weiterführende Materialien beim Zentrum für „Politik Ler- schen Pragmatismus und Werte ein und versucht zu erklären, warum nen in der Schule“ (www.politik-lernen.at). Die Website ist auch für alle die heutige Jugend mehr Interesse an Konsum als an Politik hat. Wen Interessierten einen Abstecher wert. Als Hintergrundinfos gibt es im der Klappentext neugierig macht, und wer nach dem Vorwort immer Buch auch einige Interviews und vertiefende Informationen zum The- noch nicht genug hat, wird eine Freude haben mit diesem Buch – der ma Menschen- und Kinderrechte. Diese geben einen guten Überblick „Gegenstand“ dieses Buches, nämlich „junge Menschen“ bis in die über die derzeitige Rechtsinformation und sind auch sehr lesenwert Dreißiger, werden teilweise wohl vergeblich versuchen, sich in diesem gestaltet. Alles in allem ein Buch zum Durchschmökern und für einen Buch voller Allgemeinplätze und „Anführungszeichen“ wiederzufinden. Einstieg in das Thema Kinderrechte auf jeden Fall empfehlenswert.

Barbara Reitler Hanna Moser

Kinder der Krise Junge Menschen und ihre Rechte Beate Grossegger Wien – Ohlsdorf: Edition Ausblick 2013 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG Berlin, 1. Auflage Juni 2014 176 Seiten, zahlreiche Infografiken, Klappenbroschur 156 Seiten ISBN 978-3-903798-07-6 ISBN: 978-3943774856 Preis: 9,80 € Preis: 18,90 € http://volksanwaltschaft.gv.at www.jugendkultur.at Private Investigation

Mehrseillängenrouten, Sportklettern Zillertal

Das Zillertal boomt als Klettereldorado und das in jedem Bereich. Egal ob Boul- derfelsen, Klettergarten oder Mehrseillän- gen-Touren, für jeden Geschmack und jede Könnensstufe ist etwas dabei. Der Das größere Wunder Kletterführer von Markus Schwaiger (sie- he unten) ist der Standardführer. Doch vor Jonas erlebt als Kind bei seiner Mutter nichts allem in den letzten Jahren hat sich bei Gutes. Vater gestorben, Bruder geistig behin- Mehrseillängenrouten extrem viel getan. dert und Mutter eine cholerische Alkoholikerin. Im alten Führer von Markus waren alle Immer wieder flüchtet er sich mit seinem bes- Spielarten des Kletterns enthalten. Mittler- ten Freund Werner und seinem Bruder in Aben- weile geht sich das allein vom Platz her nicht mehr aus. Umso besser, teuer. Als dann schließlich die Situation mit sei- dass einer der Erschließer - nicht nur - von Mehrseillängentouren im ner Mutter eskaliert, kommt Pico, der Onkel von Zillertal, Uwe Eder, sich dieser Sache angenommen hat und in Abspra- Werner auf die Bildfläche und das Blatt wendet che mit Markus einen reinrassigen Mehrseillängenführer geschrieben sich. Im weiteren Verlauf nähert sich das Buch hat. Das Auswahlkriterium für Uwe war, dass die Einstiege innerhalb mit zwei Handlungssträngen dem Ende an. von ca. einer Stunde vom Parkplatz aus erreichbar sind; damit fallen Der eine schildert das Leben von Jonas, aus- einige Zillertaler Alpinklassiker wie z.B. Grundschartner weg. Dafür sind gehend von seiner Kindheit. Der andere beschreibt den Alltag im Eve- zahlreiche neue Wände wie z.B. Bruggerwand, Tappenrunst oder Og- rest Basislager. Gegen Ende des Buches vereinen sich beide in einem glackpfeiler beschrieben. spannenden Showdown: Jonas, sein Ego und seine große Liebe.

Obacht: Kein Kriterium bei der Auswahl der Routen war die Absiche- Die Geschichte eines jungen Mannes - im Spannungsfeld zwischen rung mit Bohrhaken; so findet Mensch neben perfekt eingebohrten der eigenen Kindheitsgeschichte, der Liebe seines Lebens und dem Linien auch Touren, welche mit Normalhaken ausgestattet sind, die Drang, das Leben intensiv zu spüren. Jonas braucht starke Reize um zusätzlich selbst abgesichert werden möchten. Raum für Nervenkit- sich und das Leben zu spüren. Eine Geschichte, die zeitgemäßer zel ist somit vorhanden. Anhand der Übersichtskarte findet man alle nicht sein kann – eine Geschichte über unsere Gesellschaft – eine Gebiete problemlos. Für jede Route gibt es ein sauber gezeichnetes Geschichte über uns. Topo sowie ein Übersichtsfoto.

Thimo Fiesel Peter Plattner

Das größere Wunder Private Investigation - Mehrseillängenrouten, Sportklettern Zillertal Thomas Glavinic Uwe Eder Hanser Verlag, München 2013 Eigenverlag 2013 528 Seiten, Fester Einband Bestellung: [email protected] ISBN: 978-3-446-24332-3 € Preis: 22,00 exkl. Versand Preis: 22,90 € 34 Querdenker Wagnis Leben

[ Gerald Koller ]

Letzten Samstag Abend ist mir etwas sehr stellen, dass ihr armen Menschen mit euren das Flugzeug starten wird, mit dem ihr in den Seltsames passiert: Hermes ist in mein Ge- langsamen Gefühlskanälen das verkraftet. Urlaub fliegen wollt – es könnte ja ein Vul- hirn geschlüpft. Der alte griechische Gott der Aber auch eure Gehirne dürften noch nicht kanausbruch dazwischen kommen. Ihr wisst Kaufleute, Diebe und Redner, der Gott der so weit entwickelt sein, dass sie das alte Ge- nicht, ab wann die Geister, die ihr rieft, euch Begegnung. Mit seinem berühmten Hermes- setz verstehen: je schneller das Leben, des- in der Hand haben und die Meere mit Öl ver- Sprung – gewandt durch’s Trommelfell ins to größer die Anzahl der Wahlmöglichkeiten drecken. Ihr wisst nicht, ob eure finanziellen rechte Mittelohr –, den er über die Jahrtau- – und damit der Stress, das Richtige zu tun. Rettungsschirme für eure Banken wirklich sende nicht verlernt hat, hat er es sich in mei- Kein Wunder, dass Menschen immer mehr halten. Ihr wisst nicht, ob ihr jemals eine Pen- nem Oberstübchen bequem gemacht, mir Mittel zu sich nehmen, um aus dem Stress sion erhalten werdet – und schon gar nicht, zugehört und manches eingeflüstert. Gleich auszusteigen oder durchzuhalten. Ist das ob ihr euren Enkeln noch eine lebenswerte am nächsten Morgen habe ich gewusst: „Ich noch niemandem aufgefallen? Und ist noch Welt hinterlassen könnt. Das Nichtwissen hab’ den Hermes“, und nicht wie man heute niemandem aufgefallen, dass eure Weltwirt- ist das Wort der Stunde. Doch einer meiner so allgemein sagt: „Ich hab’ den Alzheimer“: schaftskrise nur eine Folge der zu hohen Ge- Lieblingsschüler, Sokrates, hat gerade die- die genaue Erinnerung war weg, ein paar schwindigkeit ist? ses Nichtwissen zum Ausgangspunkt für Hermes-Botschaften aber neu in mir veran- Entdeckungen und für den Dialog gemacht. kert. Von einer möchte ich Dir erzählen... Mich wundert’s nicht, ihr habt ja auch den Und André Gide hat ganz in seinem Sinne guten alten Kayros total vergessen: Die gesagt: ‚Vertrau denen, die die Wahrheit su- „Irgendetwas ist da schief gelaufen“, mein- Kunst, auf den rechten Augenblick zu war- chen (weil sie nicht wissen) – und misstraue te Hermes. „Zu der Zeit, als wir noch hoch ten, um das Rechte zu tun. Stattdessen lässt jenen, die sie gefunden haben.’ aktiv und die Menschen nicht so götter- ihr Kronos regieren, einen Abkömmling aus schwerhörig waren, gingen sie und wir noch dem Totenreich: die ablaufende Zeit. So wer- „Wie soll ich die Menschen für eine solche anders mit der Zeit um – die gehörte noch det ihr immer hektischer – und vieles euch offene Lebendigkeit begeistern?“, fragte dem Leben und war nicht sein Feind! Bei bald langweilig. Wer aber die Langeweile er- ich. Offensichtlich graute der Morgen und den eleusinischen Mysterien etwa mussten schlägt, erschlägt das Schöpferische. Denn die Vernunft wollte wieder das Kommando jene, die das Wagnis einer Begegnung mit um kreativ zu sein, braucht es eben eine lan- übernehmen. „Die Frage ist wieder typisch uns Unsterblichen eingehen wollten, sich ge Weile... für einen Menschen des Westens“, seufzte sieben(!) Jahre darauf vorbereiten! Wir nann- Hermes. „Indem Du selbst lebendig bist, ten das Klärung der Absicht. Nicht umsonst Und wie viel Angst ihr vor der Zukunft habt! natürlich! stand beim Heiligtum des Kollegen Apollo Ich denke da natürlich in anderen Zeitmaßen, der Satz: ‚Mensch erkenne dich selbst’ über aber ich habe auch Vergleichsmöglichkeiten: Erinnere die Menschen daran, wo immer du der Eingangsschwelle.“ Wie viel Angst hätten da eigentlich frühere Zi- hinkommst, und sage ihnen, dass mein Zau- vilisationen haben müssen! Ihr meint doch, ber sie begleitet, wenn sie ihn möchten.“ Schön und gut – aber eigentlich wollte ich so viele Mittel in der Hand zu haben, das noch meine E-mails checken und bat Her- Leben zu gestalten. Dann gestaltet doch – Und fort war er. Und ich ganz leer im Kopf mes, kurz einmal ruhig zu sein. Schließlich ist nicht nur Werbeplakate! Ohne Planung, ohne und voll im Herzen von den guten Wünschen Multitasking bei Männern wie bei Frauen nicht Kontrolle, ohne angebliche Sicherheiten! Wer des Hermes. Die gebe ich Dir gerne weiter! bewiesen und nur eine Propaganda derer, weiß schon, was in fünf Sekunden passiert? die uns noch mehr Lasten auferlegen wollen. Wer weiß überhaupt? Das Nichtwissen, das Kaum war ich im Internet, fing Hermes schon ihr so lange unter den Teppich gekehrt habt, wieder an: „Wie schnell alles geworden ist! und geglaubt, es unterdrücken und mit eu- Bis vor 30 Jahren bin ich der menschlichen ren Uhren beherrschen zu können: es ist mit GERALD KOLLER Geschwindigkeit noch weit überlegen gewe- großer Macht zurückgekommen. Heute plagt ist Gründer von Risflecting, Plattform für Rausch- sen, aber jetzt muss ich mich schon richtig euch das Nichtwissen, weil ihr nie gelernt und Risikopädagogik, www.risflecting.at anstrengen. TV, PCs – ich kann mir nicht vor- habt, mit ihm umzugehen. Ihr wisst nicht, ob