Das -Lesebuch

Impressionen und Rezepte aus dem Pilcher-Land

Zu diesem Buch

Cornwall – das ist mehr als Rosamunde Pilcher. Cornwall, das sind vierhundertsiebzig Kilometer Küstenlinie, die zumeist aus schroffen Klippen und atemberaubenden Felsformationen bestehen. Herrliche Strände, ursprüngliche Heidelandschaften, unheimliche Moore, lebhafte Badeorte, bunte Fischerdörfer, vorzeitliche Steinkreise, romantische Herrenhäuser und geheimnisvolle Burgen – all das ist Cornwall. Alte Mythen und Geschichten erzählen von der bewegten Vergangenheit dieses abgeschiedenen Landes – kommen Sie mit auf eine Ent- deckungsreise durch Cornwall!

Almut Irmscher wurde in Wuppertal geboren und wuchs im grauen Mönchengladbach der Siebzigerjahre auf. Heute lebt sie mit ihrem Mann und drei Kindern im Bergischen Land. Ihre Reise- bücher erzählen von Land und Leuten, von Spezialitäten und Besonderheiten. Es sind Reiseerlebnisse für alle Sinne.

Ungekürzte Taschenbuchausgabe 2. Auflage, September 2014 © 2014 Almut Irmscher, Nümbrecht www.almutirmscher.de Coverbild und Design © Dennis Irmscher, Wiehl ISBN-13: 978-1499155228 ISBN-10: 1499155220

Almut Irmscher

DAS CORNWALL-LESEBUCH

Impressionen und Rezepte

aus dem Pilcher-Land

INHALT

Einführung ...... 9 Notration für Bergleute – vom Essen in Cornwall...... 11 Cornish ...... 17 Blühende Landschaften – die Natur Cornwalls ...... 18 – Brötchen aus Cornwall ...... 21 Cornish Clotted – Brotaufstrich aus Cornwall ...... 22 Strawberry Jam with Elderflower – Erdbeermarmelade mit Holunderblüten ...... 23 Das Geheimnis von Manderley - Daphne du Maurier .... 23 Cornish Time Cake – Teekuchen aus Cornwall ...... 28 Der oder warum der Teufel nie nach Cornwall kam ...... 29 Devil’s Pie - Teufelspastete ...... 33 Hinkelsteine und Druiden – Mysterien der Vorzeit .... 34 Cornish Lamb Stew – Kornischer Lammeintopf ...... 39 Das Atlantis von Cornwall oder die Geschichte von den drei Isolden ...... 40 Fisherman’s Casserole - Fischauflauf ...... 45 Ganz tief unten – Bergbau in Cornwall ...... 46 Miner’s Stew – Sonntagseintopf der Bergleute ...... 51 Gänsehaut und kalte Schauer – die Spukschlösser von Cornwall ...... 52 Hot Butternut Pumpkin ...... 56 Lost and Gone – die alte Fregatte von Whitsand Bay ...... 57 Whitsand Cockles Soup – Herzmuschelsuppe ...... 61

The Beast of – rätselhaftes Hochmoor ...... 62 Bodmin Cottage Casserole ...... 67 Von Schmugglern, Geistern und Künstlern: Polperro .... 68 Polperro Hot Currant Chutney ...... 72 Ha soce! Deeth daa! – Die Auferstehung der kornischen Sprache ...... 73 Old Cornish Wild Vegetable Casserole ...... 77 Vom Zauber der Nostalgie – St Ives und die VW-Bully-Parade ...... 78 Grilled Mackerel with Gooseberry Sauce ...... 81 Dornröschen ist aufgewacht! Die versunkenen Gärten von Cornwall ...... 83 Lost Gardens‘ Apple Crumble ...... 89 Picknick mit Möwen – ein Sommertag in der Whitsand Bay ...... 90 Ham and Cheddar Cheese Picnic Sandwich ...... 94 Der Wind erzählt von Camelot – ...... 95 ’s Hot Pot ...... 100 Mit Volldampf durch Cornwall – die Bodmin-Bahn ...... 101 Bodmin Apple Caramel Steamed Pudding ...... 105 Betörender Sommernachtstraum – Das Theater von Minack ...... 107 Sticky Toffee Dream ...... 110 Überleben in Cornwall - die Kelten ...... 111 Celtic Cabbage Cake – Keltischer Kohlkuchen ...... 116 Von Tintagel nach Avalon – Marion Zimmer Bradley .... 117 Apple Pie „Avalon” ...... 121

Quidditch auf Keltisch – Cornish Hurling ...... 122 Cornish Hurler’s Pot ...... 126 Das Ende der Welt – Land’s End ...... 127 Cornish Fudge – Kornische Sahnetoffees ...... 132 Wie man das Fürchten lernt – eine Nacht im Bodmin Jail...... 133 Prisoner’s Dry Bread – Trockenes Gefängnisbrot ...... 137 James Bond jagt Riesenbiene – the Eden Projekt ..... 138 Eden’s Trifle – Ein Dessert aus dem Paradies ...... 141 Die Normandie in Cornwall – St Michael’s Mount ..... 143 Syllabub – Zitronen-Weincreme ...... 147 Licht am Horizont – die Leuchttürme von Cornwalls Küsten ...... 148 Fried Sardines – Frittierte Sardinen ...... 154 und Obby Oss – Beltane in Cornwall ... 155 Cornish Spring Time Herbal – Frühlingskräuterhonig .. 158 Außenposten im Atlantik – die Scilly-Inseln ...... 159 Scilly Isles Fisherman’s Pie – Fischerpastete ...... 164 Doppelt genäht hält besser: und Pendennis Castle ...... 166 Bangers, Mash and Celery – Bratwurst mit Kartoffelbrei und Sellerie ...... 169 A Fine Kettle of Fish - Mevagissey ...... 171 Mussels ’n’ Beer – Muscheln und Bier ...... 174 Hochkultur Englischer Gärten: Herrenhäuser in Cornwall ...... 175 Cornish Marmalade ...... 180

Truro - oder was passiert, wenn man eine Burg ins Land setzt ...... 181 Tea Time Ginger Cookies ...... 185 Schicksal in Cornwall: Rosamunde Pilcher ...... 186 Cornish Clotted Cream Chicken Pie – Clotted Cream-Geflügel-Pastete ...... 190 Das letzte Wort ...... 192 Übersichtskarte ...... 195 Stichwortverzeichnis ...... 196 Weiterführende Links ...... 199

Und zur Ergänzung:

Fotos aus Cornwall finden Sie online im Fotoalbum auf www.almutirmscher.de

EINFÜHRUNG

Einsam zieht sich ein Pfad durch das Gras, gleich neben den schroff zur Küste hin abfallenden Klippen. Tief unten schäumt das Meer, vereinzelte Felsen ragen aus dem men- schenleeren Strand heraus, und Möwen ziehen darüber ihre Kreise. Die Klippen zerteilen die Welt, auf der einen Seite liegt die Weite der See, auf der anderen das saftig grüne Land, dessen sanfte Hügel die Wellen des Meeres widerzu- spiegeln scheinen. Darüber liegt Stille, heckengesäumte Weiden ziehen sich über die Hänge bis zum Horizont, und die Sonne taucht die Szenerie in gleißendes Licht. Wir sind in Cornwall. Eine fast mediterrane Vegetation und seine eigen- willige Kultur unterscheiden Cornwall vom restlichen Großbritannien. Denn es ist zum einen klimatisch begüns- tigt, zum anderen bis auf ganze sechs Kilometer auf allen Seiten von Wasser umgeben. So entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte die ganz besonderen Eigenheiten dieser Grafschaft. In dieser herrlichen, stillen Landschaft begegnet man plötzlich geheimnisvollen Zeugen der Vorzeit. Megalithen und mystische Steinkreise erinnern an die Frühzeit der Menschen in Cornwall. Doch das Land ist auch von seinen keltischen Wurzeln geprägt. Alte Geschichten wie die Artussage sind hier allgegenwärtig, keltische Traditionen

und sogar eine eigene Sprache sind der Stolz der hier hei- mischen Menschen. Die überall in Britannien beliebten Mythen und Geistergeschichten, Gruselschlösser und Geheimnisse, davon gibt es auch in Cornwall reichlich. Von all diesen Dingen erzählt dieses Buch. Geschichten für die Abenddämmerung oder die Tea Time, Kurzweil für zwischendurch, Lesebuch für die Träume von Cornwall daheim oder im Urlaub vor Ort – mit Pinsel und Palette zaubert es lebendige Bilder, die dem Leser das Gefühl geben, mit dabei zu sein. Es ist kein üblicher Reiseführer, der systematisch Ort für Ort abarbeitet. Vielmehr ist es eine Sammlung von Geschichten und Impressionen, die einen ganzheitlichen Blick auf Cornwall vermitteln und zusammen ein rundes Gesamtbild ergeben. Und selbstverständlich fällt dabei der Blick auf die eine oder andere örtliche Besonderheit, und es ergibt sich so mancher Ausflugstipp. Für den optischen Eindruck erwartet Sie ein bunter Reigen von Fotos aus Cornwall im Cornwall-Fotoalbum auf www.almutirmscher.de. Schauen Sie mal rein! Und damit Sie alle Sinne mit kornischen Impressio- nen verwöhnen können, gibt es zu jedem Kapitel ein Rezept aus Cornwall. Lassen Sie sich überraschen! Lehnen Sie sich zurück und kommen Sie mit auf die Reise. Enjoy yourself – viel Vergnügen!

Notration für Bergleute – vom Essen in Cornwall

NOTRATION FÜR BERGLEUTE – VOM ESSEN IN CORNWALL

Kulinarische Genüsse und die Britische Insel – für viele Menschen sind das Antonyme, Gegenteile, die einander ausschließen. Da hat man doch schon mal von Lamm- rücken in Minzsauce gehört und die Nase gerümpft, oder schlimmer noch, vom schottischen Haggis, einem mit Inne- reien gefüllten Schafsmagen. Doch die Qualität der britischen Küche hat sich in den vergangenen Jahren durchaus gewandelt, und Cornwall spielt innerhalb dieser ohnehin eine Sonderrolle. Denn Cornwall ist eine recht schmale Landzunge, die sich im äußersten Südwesten der Insel befindet und daher in relativ isolierter Lage. Die Grenze zum übrigen Großbritannien bildet zudem der Fluss Tamar, das erschwerte durch die Jahrhunderte hindurch den Weg ins benachbarte . Dadurch entwickelten sich regionale Eigenheiten, die durch zwei weitere Faktoren geprägt wurden: Zum einen ist Cornwall an drei Seiten vom Meer umgeben. Das Meer ist in Cornwall überall präsent, auch im Landesinneren. Zum anderen hat Cornwall ein für Großbritannien einzigartiges Klima. Der warme Golfstrom sorgt für ausgesprochen milde Wetterverhältnisse, im Winter friert es selten, die Sommer sind gemäßigt und stets ausreichend feucht. Deshalb gedeihen in Cornwall Obst und Gemüse weit besser als in anderen Teilen der Insel und das auch

11 Das Cornwall-Lesebuch noch deutlich früher im Jahr. Der Boden ist feucht und zudem ausgesprochen fruchtbar. So werden die Kartoffeln schon im Februar gesetzt, zu einer Zeit, wo in anderen Landesteilen noch tiefer Winter herrscht. Entsprechend früher kommen die Kartoffeln auf den Markt, aber auch anderes Obst und Gemüse aus Cornwall. Neue Kartoffeln gibt es schon im Mai, und bald darauf folgen Bohnen, Erbsen, Stachelbeeren und die hier besonders beliebten Erdbeeren. Die Viehzucht hingegen ist in Cornwall nicht so ver- breitet wie in anderen Landesteilen Großbritanniens, mögen auch die idyllischen Bilder von Rindern und Schafen, die auf mit Steinwällen begrenzten Weiden friedlich vor sich hin grasen, einen anderen Anschein erwecken. Früher waren Ziegen als Fleischlieferanten in Cornwall weit verbreitet, heute ist das Schaf an ihre Stelle getreten, und die Lämmer von Cornwalls saftigen Weiden gelten als besondere Delikatesse. Die Verarbeitung von Milchprodukten ist in Cornwall ebenfalls nicht besonders ausgeprägt, dennoch gibt es hier eine besondere Spezialität: die „Cornish Clotted Cream“. Das ist ein dicker Rahm, in dem sich kleine Klümpchen befinden, die sogenannten „Clots“. Man macht ihn aus Kuhrohmilch, die in flachen Pfannen erhitzt und anschließend mehrere Stunden lang stehengelassen wird. Dadurch sammelt sich der dicke Rahm an der Oberfläche und verklumpt. Das Ergebnis ist ein schwerer, gelber,

12 Notration für Bergleute – vom Essen in Cornwall süßlicher Rahm-Käse mit einem Fettgehalt von reichlich 55 Prozent, der mit weichen Brötchen, den sogenannten „Scones“, und Erdbeerkonfitüre zur Tea Time gegessen wird. Diese nahrhafte Zwischenmahlzeit heißt „“. Man halbiert das Brötchen und bestreicht es erst dick mit Marmelade, anschließend nicht minder dick mit Clotted Cream. Aus Clotted Cream wird auch das allgegenwärtige „Fudge“ hergestellt, eine Art Sahnekaramellbonbon oder Toffee. Davon abgesehen wird nur wenig Käse produziert. Es gibt einige würzige Ziegen- und Schafskäsesorten, die aber in der Regel nur direkt beim Erzeuger oder auf Wochenmärkten erhältlich sind. Das gilt auch für den „Cornish Yard“, einen Weichkäse aus Kuhmilch, der in Nesselblättern eingewickelt reift. Naturgegeben spielt Fisch eine wichtige Rolle in Cornwalls Küche. In den vergangenen Jahrhunderten lebten die Fischer hauptsächlich vom Sardinenfang, doch Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden die Sardinen aus unerklärlichen Gründen aus den Fanggründen vor Corn- wall. Das war eine Katastrophe, doch es blieb keine Wahl, als sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Und so wich die Sardine und machte Platz für die Makrele, die sich zum beliebtesten Fisch in Cornwalls Küche entwickelte. Außerdem finden sich Seehecht, Schellfisch, Rochen, Meeräsche, Scholle und Seeteufel auf den Speisekarten, ergänzt durch Muscheln, Hummer und Langusten. Eine

13 Das Cornwall-Lesebuch lange Tradition hat die Fischräucherei, geräucherte Makrele und Räucherhering aus Cornwall sollte man sich bei einem Besuch nicht entgehen lassen. Aus der Küche Cornwalls sind die allseits beliebten Pasteten freilich nicht wegzudenken, sie sind ihre berühm- testen und am meisten verbreiteten Vertreter. „Cornish “ werden mit Rindfleisch, Kartoffeln und Zwiebeln gefüllt und waren traditionell die Kost der Bergarbeiter im Zinn- und Kupferabbau, die sie als Vesper mit zur Arbeit in die Minen nahmen. Schließlich dauerte der Arbeitstag unten im Bergwerk zwölf Stunden, und auch in den knappen Pausen kamen die Arbeiter nicht nach oben. Die zugeklappten Teigtaschen hielten die Füllung im Inneren über mehrere Stunden warm, wenn man sie in Papier eingewickelt am Körper trug. Gleichzeitig wärmte die Pastete den Bergmann, sollte es unter Tage einmal kalt sein. Und man konnte sie mit schmutzigen Händen essen, denn sie wurde nur am Rand angefasst. Man aß den Hauptteil samt Inhalt und warf den Rest anschließend weg. Es gibt mittlerweile alle möglichen Varianten, mit Fisch, Wurst, Hühnchen, Lammfleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen. Pasties mit Stilton-Käse und Broccoli oder „Cheese and Onion“. Süße Pies und Cakes werden mit kandierten Früchten gefüllt und zum Tee verzehrt. Und Bäcker, die etwas auf sich halten, dekorieren liebevoll den Rand ihrer Pasteten.

14 Notration für Bergleute – vom Essen in Cornwall

Eine besondere Spezialität ist „“, zu Deutsch „Sterngucker-Pastete“. Sie ist mit Sardinen, manchmal auch Makrelen oder Heringen, gefüllt, die mit dem Kopf aus dem Teig herausgucken und ihren Blick nach oben richten. Durch diese eigenwillige Form der Herstellung kann das Fett der Fische beim Backen leichter heraustreten und verschafft so der Pastete einen besonders intensiven Geschmack. Außerdem bleibt sie saftiger. Ihren Ursprung hat die Spezialität in dem romantischen Fischer- nest Mousehole. Er ist mit einer Legende verbunden. Denn im 16. Jahrhundert soll es einmal einen besonders stürmi- schen Winter gegeben haben, das Wetterextrem hinderte die Fischer über längere Zeit daran, den Hafen zu verlassen. Weil aber Fisch das Hauptnahrungsmittel war, drohte schließlich eine Hungersnot. Da fasste sich ein besonders mutiger Fischer ein Herz und fuhr trotz des Unwetters hinaus. Als er zurückkam, brachte er genug Fisch für das ganze Dorf mit. Die Fische wurden dann zu Pie verarbeitet, und um zu beweisen, dass tatsächlich Fisch in dem Gericht enthalten war, ließ man die Köpfe herausragen. Weil auch noch gerade Weihnachten war, führte man ab da die Tradi- tion ein, zu Ehren des beherzten Fischers jedes Jahr am 23. Dezember eine große Stargazy Pie zu backen und vor dem Verzehr durch das Dorf zu tragen, eine Huldigung, die bis zum heutigen Tage beibehalten wird. In den vergangenen Jahren haben die Landwirte Cornwalls noch einen neuen Produktionszweig für sich

15 Das Cornwall-Lesebuch entdeckt: den Wein. Das feuchte Klima mögen die emp- findlichen Rebstöcke zwar nicht so gerne, doch das milde Wetter erlaubt zumindest den Anbau von hellen Trauben, die zu leichten, fruchtigen Weißweinen gekeltert werden. Probieren Sie bei einem Besuch in Cornwall unbedingt diese neue regionale Spezialität! Und wer es süß mag, der sollte die „Cornish Ice Cream“ kosten, denn sie soll die leckerste im ganzen Königreich sein.

16 Notration für Bergleute – vom Essen in Cornwall

CORNISH PASTY

Zutaten für 4 Personen: 450 g Rinderhüftfleisch, 250 g Kartof- feln, 450 g Mehl, 150 g und 100 g Schweineschmalz (Zim- mertemperatur), 1 Ei, 2 Zwiebeln, vier Zweige Blattpetersilie, Salz, Pfeffer. Falls erhältlich: 100 g Rübe (fein gewürfelt) Zubereitung: Das Mehl in eine Schüssel geben, etwas Salz hinzu- geben und dann mit dem Fett vermengen. Mit den Händen so lange kneten, bis der Teig glatt geworden ist, dann eng in Frischhaltefolie einwickeln und eine Stunde lang kalt stellen. Die Kartoffeln schälen und in kleine Würfel schneiden. Das Fleisch ebenfalls in ca. 1 cm große Stücke schneiden, die Zwiebeln schälen und fein würfeln, die Petersilienblättchen abzupfen und hacken. Fleisch, Kartoffeln, Zwiebeln und Petersilie (und, falls vorhanden, die Rübenstücke) mischen und gut salzen und pfeffern. Den Teig auf ca. ½ cm Dicke ausrollen und in vier Kreise von etwa 20 cm Durchmesser schneiden. Die Fleisch-/Gemüsefüllung auf jeweils einem halben Kreis verteilen, dann den Rand der Kreise mit etwas Wasser benetzen, jeweils auf die Hälfte zu einem Halbmond zusammenfalten und am Rand gut zusammendrücken. Anschließend den Rand leicht einrollen und noch einmal gut zusammendrücken. Den Rand nach Belieben dekorieren, zum Beispiel mit den Zinken einer Gabel ringsum Dellen eindrücken. Die Oberseite der Pasty mit dem verquirlten Ei bestreichen und in der Mitte einen winzigen Schlitz einstechen, damit der Dampf beim Backen entweichen kann. Dann bei 180°C im Backofen 45 Minuten lang backen, zum Schluss die Temperatur auf 220°C erhöhen und noch einmal 5 Minuten backen, bis die Pasties goldbraun sind. Die Rübenstücke sollen das Austrocknen der Pastete verhindern, können bei sofortigem Verzehr der Pastete aber auch weggelassen werden.

17 Das Cornwall-Lesebuch

BLÜHENDE LANDSCHAFTEN – DIE NATUR CORNWALLS

Und plötzlich ist man im Dschungel. Verwundert reibt man sich die Augen, doch das Bild bleibt: mächtige Palmen, vorzeitlich anmutende Riesenfarne, bizarre Araukarien. Und überall blüht es, intensive Farben und Düfte betören die Sinne. Aber wir sind keineswegs durch ein geheimnisvolles Tor auf einen anderen Kontinent gelangt. Wir sind noch immer in , aber wir sind auf dem Teil der Insel, der aus der Reihe fällt. Wie die schöne Tochter einer ansonsten eher knorrigen Bauernfamilie erstrahlt Cornwall in ganz außerordentlicher Pracht. Denn der warme Golfstrom sorgt ja dafür, dass das Klima hier ungewöhnlich mild ist. Lang anhaltender oder bitterer Frost ist äußerst selten, im Winter sinken die Temperaturen kaum mal unter null Grad. Die Sommer sind nicht heiß, aber angenehm warm und regel- mäßig kommt der Regen. Lange Dürreperioden gibt es nicht. Deshalb gedeihen in Cornwall auch mediterrane Pflanzen. Überall entdeckt man sie in den Gärten und an den Strandpromenaden, allen voran die sogenannte „Cornwall-Palme“, eine Keulenlilie, auch Cordyline genannt. Sie ist keine richtige Palme, sondern gehört zu den Spargelgewächsen. Aber mit ihren buschig an der Spitze des Stammes wachsenden Blättern erinnert sie an eine Palme.

18 Blühende Landschaften - die Natur Cornwalls

Sie wächst überall, wo es keinen Frost gibt, bei uns in Deutschland findet man sie häufig als Zimmerpflanze. In Cornwall aber gedeihen prächtige, große Exemplare draußen im Freien. Ausladende Zedern wirken wie die Pinien in italienischen Badeorten. Blaue Hortensien dehnen sich zu üppigen Hecken aus, Rhododendren erreichen Höhen und Breiten, die man sich hierzulande nicht einmal vorzustellen vermag. Magnolien, Stauden aller Art und unbekannte exotische Pflanzen strotzen vor Fruchtbarkeit und verzaubern die Gärten in blühende Feenlandschaften. Und in besonders geschützten Tälern wachsen auch echte Palmen und Riesenfarne und erreichen beachtliche Höhen. Begleitet von allerlei anderem wucherndem Grün, Wäldern aus Bambus und urigen Baumriesen, verwandeln sie diese Täler in phantastische Urwaldlandschaften, die allerdings der Pflege bedürfen. Man findet sie in den herr- lichen Gartenanlagen Cornwalls, zum Beispiel in den „Lost Gardens of Heligan“. Auf den windigen Hügeln hingegen gedeihen Heide und Ginster, karge Sträucher wachsen schief als Folge des immerfort aus der gleichen Richtung wehenden Windes. Endlos ziehen sich die sanften Hügel im Innenland. Stein- wälle begrenzen Felder und Wiesen, aufgeschichtet aus den Granitbrocken, von denen man den Boden befreite, um ihn besser nutzen zu können. Aus diesem harten Granitstein sind auch die typischen grauen Häuser erbaut. Der Granit aus dem Zeitalter des Karbon ist - abgesehen von kleinen

19 Das Cornwall-Lesebuch

Gebieten mit Sandstein im Nordosten und der Lizard Halbinsel mit Serpentinitgestein – typisch für Cornwall und beherrscht auch die schroffen Küsten. Hier ist Cornwall beim Auseinanderdriften des Urkontinents Pangaea von der Bretagne und Südirland abgerissen, doch der harte Granit trotzt den Unbilden des Wetters und der brausenden See. Er gibt nicht so leicht nach, um eine sanfte Küstenlinie aus sich formen zu lassen, sondern bietet Widerstand und bricht mit den Jahrtausenden allenfalls zu bizarren Forma- tionen. Ihm verdankt Cornwall seine tief hinunter abstür- zenden Klippen, die den besonderen Reiz seiner beeindru- ckend schönen Küstenlinie ausmachen. Auch das düster- romantische Hochmoor von Bodmin im Landesinneren ist einer granitischen Intrusion zu verdanken. In der Tierwelt Cornwalls spielen Vögel eine wichtige Rolle und locken Ornithologen aus aller Welt hierher. Cornwall ist Rastplatz der Zugvögel, im Frühjahr und im Herbst kann man spektakuläre Schwärme von Staren, Wildgänsen oder Reihern beobachten. Heimisch sind Bus- sarde, Turmfalken, Papageitaucher, Lummen, Tordalken, Eissturmvögel und andere, deren Namen Sie vielleicht noch nie gehört haben, aber natürlich auch die allgegenwärtigen, nicht sonderlich beliebten Möwen. Im und am Meer lassen sich Robben beobachten, darunter Kegelrobben, die zu den seltensten Robbenarten der Welt zählen. An heißen Sommertagen sieht man manchmal Mondfische, die sich an der Meeresoberfläche

20 Blühende Landschaften - die Natur Cornwalls sonnen, und weiter draußen tummeln sich Delfinschulen oder mitunter auch Riesenhaie, die im Juni und Juli auf ihrem Weg nach Norden hier vorbeikommen. Schnorchler und Taucher, die das auch im Sommer mit selten mehr als 18 Grad recht kühle Meerwasser nicht scheuen, werden belohnt durch den Anblick von Makrelenschwärmen, Hornhechten, Lippfischen, Meeräschen und vielen anderen Meeresbewohnern. An Land tummeln sich Rehe, Füchse, Hermeline, Wiesel, Dachs sowie Kaninchen, und zwischen den vielen Wildblumen leben zahllose Schmetterlinge, Grillen und Stabheuschrecken. Cornwalls Landschaft ist urwüchsig und unverdorben, ein Eldorado für Naturliebhaber. Und mit- unter ist man plötzlich mitten im Dschungel!

SCONES – BRÖTCHEN AUS CORNWALL

Zutaten für 12 Brötchen: 250 g Mehl, 40 g Butter, 150 ml Milch, 2 Tl Backpulver, ½ Tl Natron, 1 El Zucker, ½ Tl Salz, Milch zum Bepinseln Zubereitung: Alle Zutaten zu einem glatten Teig verarbeiten und diesen dann ca. 30 Minuten im Kühlschrank ruhen lassen. Anschließend in 12 Teile trennen und daraus runde Brötchen formen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Blech verteilen und 5 Minuten ruhen lassen. Dann die Oberseite mit Milch einpinseln. Im Backofen bei 220°C ca. 15 Minuten lang backen und noch warm servieren. Als Beilage zu Stews reichen oder aber zur Tea Time aufschneiden und mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream bestreichen.

21 Das Cornwall-Lesebuch

CORNISH CLOTTED CREAM – BROTAUFSTRICH AUS CORNWALL

Zutaten: 500 ml Vollmilch, 250 ml süße Sahne Zubereitung: Milch und Sahne in eine beschichtete Pfanne geben und gut vermischen. Dann langsam bis kurz unter den Siedepunkt erhitzen, aber nicht aufkochen lassen. Bei dieser Temperatur eine Stunde halten und nicht durchrühren. Wenn sich die Sahne als dicke Schicht an der Oberfläche abgesetzt hat, vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Danach die Sahneschicht abschöpfen, sie ist die „Clotted Cream“. Die Scones mit Erdbeermarmelade bestreichen und anschließend die Clotted Cream dick daraufgeben.

STRAWBERRY JAM WITH ELDERFLOWERS – ERDBEERMARMELADE MIT HOLUNDERBLÜTEN

Zutaten: 500 g Erdbeeren, 170 g Gelierzucker, 1 Tütchen Vanillezucker, 1 TL Zitronensaft, 2 cl Brandy, 1 Handvoll Holunderblüten Zubereitung: Die Erdbeeren vom Grün befreien, waschen und in Stücke schneiden. Zusammen mit dem Gelier- und dem Vanillezucker in einen Topf geben und eine halbe Stunde lang ziehen lassen. Dann den Zitronensaft hinzugeben und unter Rühren aufkochen. Nach der vom Gelierzucker vorgegebenen Gelierzeit (s. Packungsangabe) die gewaschenen und entstielten Holunderblüten und den Brandy zugeben, gut unterrühren. Die Schraubgläser mit heißem Wasser kurz vorwärmen, trocknen und die abgeschäumte Konfitüre hineinfüllen. Sofort luftdicht verschließen und auf dem Kopf stehend abkühlen lassen.

22 Das Geheimnis von Manderley – Daphne du Maurier

DAS GEHEIMNIS VON MANDERLEY – DAPHNE DU MAURIER

Hoch oben auf der Klippe in Cornwall steht eine junge Frau. Seltsam entrückt blickt sie hinaus auf das Meer, das jetzt im Spätsommer von heftigem Wind gepeitscht tief unter ihr liegt und dessen Wogen gegen die schroffen Felsen schlagen. Mehr und mehr verschlingen diese den Strand, den die Ebbe eben noch freigegeben hatte. Der Wind zaust am ordentlich in weichen Wellen frisierten, kurzen, hellen Haar der jungen Frau. Doch es ist nicht kalt, ihr Sommermantel ist geöffnet und man sieht das filigrane Spitzengewebe ihres duftigen Kleides, das die blasse Haut bedeckt, und eine lange Perlenkette, die um ihren Hals geschlungen ist. Kein Zweifel, diese Frau ist kein einfaches Fischermädchen aus dem Dorf. Sie gehört zur besseren Gesellschaft. Und während sie über das Meer hinweg in die Ferne schaut, sammelt sie Worte. Worte für ihren neuen Roman. Sie hat einen Auftrag erhalten, der Verlag hat ihr einen beachtlichen Vorschuss gezahlt, und dafür muss sie nun gleich drei Romane abliefern. Nein, es ist nicht Rosamunde Pilcher, die hier an ihrer neuesten Liebesgeschichte schreibt. Es ist Daphne du Maurier, eine Schriftstellerin, die Cornwalls Schönheit schon lange vor Rosamunde Pilcher für sich entdeckt hat

23 Das Cornwall-Lesebuch und sich auf den Flügelschwingen ihrer hier gewonnenen Inspirationen zu sagenhaften Erfolgen tragen ließ. Daphne du Maurier wurde 1907 in geboren und war von Anfang an privilegiert. Denn ihr Vater war ein erfolgreicher Schauspieler, schon ihr Großvater hatte als Schriftsteller reichlich Geld verdient. Die Familie war aus- gesprochen wohlhabend. Man lebte teils in London, teils im mondänen Paris der Jugendstilzeit, und man hatte keinerlei Geldsorgen. Die kleine Daphne und ihre Schwestern erhielten Privatunterricht und genossen von klein auf die Vorteile eines sorgenfreien Daseins. So begab sich Daphne als junges Mädchen auf Reisen. Sie war wissenshungrig, und es zog sie hinaus, die Schönheit der Welt zu entdecken. Sie war nebenbei begeisterte Seglerin, und immer wieder war es das Meer, das sie in seinen Bann zog. Deshalb bereiste sie die Küsten und kam schon früh nach Cornwall. Daphne war gerade erst neunzehn Jahre alt. Doch sie wusste es sofort: Hier wollte sie leben. Schon als Mädchen hatte sie Kurzgeschichten verfasst und nun, umgeben von der faszinierenden Küstenwelt mit ihren Klippen, widmete sie sich dieser Leidenschaft mit neuer Intensität. Ihre gefühlvollen und romantischen Geschichten erzählen von jungen Frauen, ihre Abenteuer gehen zu Herzen und verwickeln die Prota- gonisten in spannende Abenteuer voller Geheimnisse. Daphne du Maurier traf damit den Zeitgeist, und der Erfolg blieb nicht aus: „Der Geist von Plyn“ und „Das Gasthaus

24 Das Geheimnis von Manderley – Daphne du Maurier

Jamaica“ sorgten für erste Aufmerksamkeit bei Verlagen und Erfolg bei der Leserschaft. Ihr dritter großer Roman verschaffte ihr schließlich den großen Durchbruch: „Rebecca“. Die geheimnisvolle Mischung aus Romanze und Kriminalroman spielt auf einem verwunschenen Anwesen, Manderley, einem Namen, der zum Synonym für aus der Welt gefallene Refugien wurde. Sie erwähnt nie explizit, wo dieses geheimnisumwobene Manderley liegt, doch lässt die gesamte Stimmung in ihrem Werk die Vermutung nahe- liegen, dass es nur in Cornwall sein kann. Denn Daphne du Maurier lebte selbst auf einem solchen Anwesen, Menabilly bei an der Südküste Cornwalls. Wer die alten Stiche und Schwarzweißauf- nahmen betrachtet, die dieses Gebäude zeigen, wird sofort an das düster-mysteriöse Gebäude erinnert, das Manderley in Alfred Hitchcocks Meisterwerk „Rebecca“ von 1940 dar- stellt. Und die zerbrechliche, immer leicht verzweifelt und hilfesuchend wirkende Hauptdarstellerin Joan Fontaine erinnert in ihrem Auftreten nicht nur rein äußerlich an die Autorin, deren Werk dem Film zugrunde liegt. Elf Oscar-Nominierungen und zwei Preisverleihun- gen brachte die Verfilmung von Rebecca ein und für Daphne du Maurier aber war dies der Durchbruch. Sie verdiente so viel Geld, dass sie den Landsitz Menabilly, der es ihr angetan hatte, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen

25 Das Cornwall-Lesebuch hatte, mieten konnte. Sie verbrachte insgesamt 26 Jahre in diesem Haus. Dort lebte sie fortan mit ihrem Mann, einem General, und ihren drei Kindern, und widmete sich der Schriftstellerei. Denn sie war nun eine gefragte Bestseller- autorin. „Rebecca“ blieb nicht ihre einzige Filmvorlage, Hitchcock verfilmte neben dem Roman „Gasthaus Jamaica“ auch ihre Kurzgeschichte „Die Vögel“ – bekannt- lich mit sensationellem Erfolg. Andere Regisseure schlossen sich an, so wurde die Verfilmung von „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ ein weiterer Publikumserfolg, der auch von der Filmkritik hoch gelobt wurde. Mit der Autorin selbst meinten die Kritiker es freilich nicht so gut. Ungeachtet ihrer Erfolge beim Publikum schmähte die Kritik Daphne du Maurier, zu seicht, zu wenig literarisch, zu romantisch erschienen den Kritikern ihre Bücher. In einigen großen Literaturführern wird sie nicht einmal erwähnt. Die ihren Werken zumeist inne- wohnende Melodramatik erschien den Kritikern einfach nicht zeitgemäß. Doch wen kümmert das angesichts ihrer grandiosen Erfolge? Selbst Queen Elizabeth II. würdigte du Mauriers Leistungen und erhob sie 1969 in den Adelsstand. Fortan war sie Dame Commander of the British Empire. Wer macht sich da noch Sorgen um die Kritiker? Allen Cornwall-Reisenden sei übrigens ihr Buch „Mein Cornwall“ empfohlen.

26 Das Geheimnis von Manderley – Daphne du Maurier

So reich und so berühmt Daphne du Maurier auch sein mochte, so bürgerlich ihr Familienleben der Öffent- lichkeit auch erschien, sie war doch niemals uneinge- schränkt glücklich. Denn sie hatte ein quälendes Geheim- nis: ihre lesbische Neigungen, die auszuleben die Moral ihrer Zeit ihr nicht gestattete. Und so wirkt sie auf alten Fotos, die sie als junge Frau zeigen, stets schwermütig, und noch als alte Frau scheint sie ihren Blick suchend in eine unbekannte Ferne zu richten. Daphne du Maurier starb 1989 in ihrer Wahlheimat Cornwall. Menabilly ist in Privatbesitz, zwei Häuschen auf dem Anwesen werden aber zeitweise an Urlauber vermietet. Und hier in Tywardreath auf der Halbinsel Gribben, zwei Meilen von Fowey entfernt, kann man die einzigartige Atmosphäre spüren, die diese großartige Schriftstellerin ihr Leben lang beflügelt hat. Vielleicht sieht man in der Ferne eine einsame zierliche Gestalt oben auf den Klippen, die auf das sturmgepeitschte Meer hinausblickt. Was erhofft sie, an dessen Horizont zu finden?

27 Das Cornwall-Lesebuch

CORNISH TEA TIME CAKE

Zutaten: 8 Scheiben Blätterteig (tiefgekühlt), 200 g Rosinen, 80 g gehackte Mandeln, 100 g gemischte kandierte Früchte, 4 EL Weinbrand, Saft einer Zitrone, 50 g Zucker, 1 Eiweiß, Zimt (gemahlen), Puderzucker Zubereitung: Rosinen, kandierte Früchte, Mandeln, Zucker, Zitronensaft und Weinbrand in eine Schüssel geben, mit etwas Zimt würzen, gründlich vermischen und ca. 2 Stunden lang durchziehen lassen. Aus den aufgetauten Blätterteigscheiben Kreise von ca. 8 cm Durchmesser schneiden. Jeweils 1-2 EL der Früchtemischung in die Mitte der Kreise geben, die Kreise zu halbrunden Taschen schließen, an den Rändern gut zusammendrücken und in Abständen von ½ cm mit dem Rücken eines Messers noch einmal an den Rändern entlang Kerben eindrücken. Dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und die Oberseite jeweils mit Eiweiß bestreichen. Auf mittlerer Schiene etwa 20 Minuten lang bei 200°C goldbraun backen. Herausnehmen und mit Puderzucker bestäuben.

28 Der River Tamar - Warum der Teufel nie nach Cornwall kam

DER RIVER TAMAR ODER WARUM DER TEUFEL NIE NACH CORNWALL KAM

Das Lieblingsessen der Menschen von Cornwall sind Pasteten in jeglicher Form. Im Kapitel über das Essen haben wir ja bereits zur Genüge davon gehört. Eines Tages nun, so heißt es, kam der Teufel an die Gestade des Flusses Tamar, der die Grenze von Devon nach Cornwall bildet. Er stand in Devonport und blickte voller Verlangen hinüber nach in Cornwall, da sah er die kornischen Leute am anderen Ufer, wie sie die auf verschiedenste Art gefüllten Pasteten verzehrten. Oh nein, dachte sich der Gehörnte da, die nächste Pastetenspeziali- tät, die sie sich ausdenken, wird wohl die Teufelspastete sein, mit mir als Füllung. Da entschloss er sich kurzerhand, in Devon zu bleiben. Diese Geschichte wurde jedenfalls von dem Volkslied „Fish and Tin and Copper“ überliefert. Über eine weite Strecke bildet der Fluss Tamar die natürliche Grenze zwischen Cornwall und dem restlichen England. Er mündet im Süden bei in den Engli- schen Kanal, entspringt aber nur sechs Kilometer vor der nördlichen Küste Cornwalls. Das sorgte dafür, dass der Tamar seit jeher den Verkehr zwischen Cornwall und dem Rest der Insel erschwerte und sich Cornwall in relativer Abgeschiedenheit entwickelte. Der Tamar ist im Gegensatz zu anderen europäischen Flüssen kaum künstlich ausgebaut worden, daher zeigt er bis zum heutigen Tag weitestgehend

29 Das Cornwall-Lesebuch seinen natürlichen Flusslauf. Sein Mündungsgebiet wurde zu einer „Area of Outstanding Natural Beauty“ erklärt, einem „Gebiet von außerordentlicher Naturschönheit“. Mit diesem Begriff werden britische Naturschutzgebiete ausge- zeichnet. Am Ufer des Flusses Tamar soll der tödliche Zwei- kampf zwischen König Artus und seinem Erzrivalen Mordred stattgefunden haben. Und weil die Briten seit jeher Sagen und Legenden lieben, gibt es natürlich auch eine Geschichte, die erklärt, wie der Fluss zu seinem Namen kam: Es gab einst eine hübsche Nymphe namens Tamara, die in der Unterwelt lebte. Gegen den Rat ihrer Eltern zog es sie weg von dort und hinauf zu den Sterblichen. Eines Tages wanderte sie über die Hochebene des Dartmoors, da traf sie zwei Riesen. Diese warfen ein Auge auf Tamara, welche sie geschickt mit ihren weiblichen Reizen lockte, ohne die Riesen jedoch zum Zuge kommen zu lassen. In heißem Verlangen entbrannt verfolgten sie das Mädchen und hatten Tamara gerade erwischt, da kam ihr Vater hinzu, der seine Tochter suchte. Der war natürlich empört und versetzte die Riesen in magischen Tiefschlaf. Darüber ärgerte sich wiederum Tamara und weigerte sich trotzig, mit nach Hause zu kommen. Der Vater bekam einen Wutanfall und verzauberte seine Tochter in eine Quelle, aus der der Fluss Tamar entsprang. Als die beiden Riesen wieder auf- wachten und die Bescherung sahen, waren sie verzweifelt.

30 Der River Tamar - Warum der Teufel nie nach Cornwall kam

Der eine ließ sich von einem Zauberer ebenfalls in einen Fluss verwandeln, um sich auf diese Art mit Tamara zu vereinen. Das allerdings misslang, obwohl sein Fluss, der Torridge, nur fünfhundert Meter vom Tamar entfernt entspringt. Denn die beiden Flüsse vereinen sich nie, weil der Torridge in die verkehrte Richtung fließt, nämlich nach Norden in Richtung Bristol. Mehr Glück hatte der andere Riese. Auch er ließ sich in einen Fluss verzaubern, den Tavy, floss los und suchte seine Liebe, um schließlich den Tamar zu finden und gemeinsam mit ihm eine wunderschöne Flusslandschaft zu bilden. Heute gibt es immerhin zwanzig Möglichkeiten, den Tamar zu überqueren. Die bedeutendsten davon befinden sich zwischen Plymouth und Torpoint: eine Auto- und eine Eisenbahnbrücke über den Tamar und außerdem eine Fährverbindung, die Torpoint Ferry. Sie überquert den an dieser Stelle 450 Meter breiten Fluss von Cornwall aus hin- über nach Devonport und wieder zurück und besteht schon seit 1791. Zu dieser Zeit wurde noch gesegelt oder bei Windstille gerudert. Seit 1832 verkehrt die noch heute funktionstüchtige, dampfgetriebene Kettenfähre, die längste Kettenfährverbindung der Welt. Dabei bewegt sich das Schiff an einem zwischen den beiden Ufern fest veranker- ten Stahlseil, was den Vorteil hat, dass die Überfahrt auch bei stärkerer Strömung problemlos möglich ist. Die Tamar Bridge und die Torpoint Ferry werden von der gleichen Gesellschaft betrieben und sind maut-

31 Das Cornwall-Lesebuch pflichtig, die Hinfahrt nach Cornwall ist für PWK kosten- frei, aber zurück kommt man nur, wenn man eine geringfü- gige Gebühr entrichtet. Die Fähre verkehrt ununterbro- chen, zu Hauptverkehrszeiten alle zehn Minuten, während der Nacht halbstündlich. Ruhetage gibt es nicht. 1961 wurde die Tamar Bridge in Betrieb genommen, damals die längste Hängebrücke Großbritanniens. 2001 gelang ihr ein erneuter Rekord, sie war weltweit die erste Hängebrücke, die erweitert wurde. Statt drei Fahrspuren kann sie seitdem fünf davon aufweisen, drei werden für die Fernstraße genutzt, eine für den örtlichen Verkehr in öst- licher Richtung, und die letzte schließlich bleibt Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Der Teufel hätte es heutzutage also deutlich leichter, nach Cornwall zu kommen. Aber sie essen dort ja immer noch Pasteten.

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DEVIL‘S PIE – TEUFELSPASTETE

Zutaten für vier Personen: 400 g Rinderhackfleisch, 1 gelbe Paprikaschote, 2 Tomaten, 1 Zwiebel, 2 eingelegte Peperoni, 1 frische Chilischote, 1 Becher Schmand, 200 g geriebener Cheddar-Käse, 1 Dose Mais, 50 g Butter, 400 g Mehl, 150 ml Milch, 1 Tl Back- pulver, Weizenkeimöl, Cayennepfeffer, schwarzer Pfeffer, Salz, Butter zum Einfetten der Springform Zubereitung: Die Zwiebel schälen und würfeln, Tomaten, Paprikaschote und Peperoni in kleine Stücke schneiden. Die Chilischote von den weißen Kernen befreien und ebenfalls in kleine Stücke schneiden. Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und das Hack- fleisch darin scharf anbraten. Dann das zerkleinerte Gemüse dazu- geben und mit anbraten. Zum Schluss den Mais abschütten, ebenfalls dazugeben und das Ganze mit dem Schmand vermengen. Mit Salz, schwarzem Pfeffer und Cayennepfeffer gut würzen. Butter, Mehl, Milch, Backpulver sowie einen Teelöffel Salz mithilfe des Handrührgerätes zu einem Teig verarbeiten. In einer gut mit Butter eingefetteten Springform dünn verteilen und seitlich einen Rand hochziehen. Die Fleisch-/Gemüsemischung darauf verteilen und mit dem geriebenen Käse bestreuen. Zum Schluss den Rand so weit wie möglich über die Füllung schieben. Bei 180°C etwa 35-40 Minuten lang backen, bis Rand und Käse goldbraun sind.

33 Das Cornwall-Lesebuch

HINKELSTEINE UND DRUIDEN – MYSTERIEN DER VORZEIT

Es ist eine helle Vollmondnacht. Die Bauern und ihre Familien haben sich um einen Steinkreis versammelt, sie singen ein altes Lied. Der Dorfpfarrer ist nicht dabei, er verabscheut das heidnische Ritual, doch er lässt die Leute gewähren. Es ist sinnlos, sie davon abbringen zu wollen. Denn sie haben sich schon seit Menschengedenken um diesen Steinkreis versammelt, sie schreiben ihm magische Kräfte zu. Die Tochter des Ziegenmanns wird heute Nacht durch das Loch in der Mitte des großen Menhirs kriechen. Sie ist seit drei Jahren verheiratet, aber Nachwuchs hat sich noch nicht eingestellt. Die Bauern glauben, dass eine Frau, die siebenmal rückwärts durch das Loch kriecht, bald ein Kind empfangen wird. Auch andere werden durch das geheimnisvolle Loch kriechen, denn es soll Rückenleiden und Gliederschmerzen heilen. Und die Kinder wird man durch das Loch reichen, denn das soll sie vor Krankheiten schützen. Die Menschen sind überzeugt davon, obwohl sie nicht wissen, wer die Steine aufgestellt hat, warum es das Loch gibt und welchen Sinn der Steinkreis überhaupt hat. Vielleicht wollen sie es auch gar nicht wissen, nie hat jemand danach gefragt. Es ist das Mittelalter, es ist nicht üblich, Fragen zu stellen, in dieser Zeit, hier auf dem Lande. Und obwohl das Mittelalter längst vergangen ist und die Menschen nicht nur damit begonnen haben, Fragen zu

34 Hinkelsteine und Druiden – Mysterien der Vorzeit stellen, sondern auch mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln forschen, um diese Fragen zu beantwor- ten, sind doch die Rätsel der vorzeitlichen Steinkreise und der übrigen Megalithformationen in Cornwall noch lange nicht geklärt. Die Szenerie, die wir uns vorgestellt haben, spielte am Mên-an-Tol, das ist die kornische Bezeichnung für „Lochstein“. Immerhin weiß man mittlerweile, dass die Megalithanlage so etwa 3.000 bis 4.000 Jahre alt ist, sie ist also etwas jünger als die Pyramiden von Gizeh. Doch bei diesen weiß man zumindest, dass sie als gigantische Grab- male dienten, der wirkliche Zweck der alten Steinformatio- nen Cornwalls dagegen liegt noch immer im Dunklen. Mên-an-Tol liegt abseits der Straßen in der Nähe von , und man muss den letzten Kilometer des Wegs zur Fuß zurücklegen, wenn man die rätselhafte Formation besuchen möchte. Zwei Kilometer hinter der Ortschaft Morvah zweigt dieser Weg in nordöstlicher Richtung von der nach Madron führenden Straße ab. Ein schöner Spaziergang führt durch die kornische Landschaft, bis man unvermittelt die Megalithen stößt. Drei der Granitblöcke stehen aufrecht, der mittlere davon weist ein kreisrundes Loch in seiner Mitte auf, groß genug, um hindurchzu- kriechen. Sie sind die Überreste eines alten Steinkreises, der aber im Laufe der Jahrhunderte verändert wurde. Nicht nur die Position der Steine wurde geändert, auch haben Bauern einige der Menhire abtransportiert, um sie anderweitigen

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Nutzungen zuzuführen. Forscher konnten die ursprüng- liche Formation rekonstruieren. So wissen wir jetzt, dass es sich ehemals um einen Kreis gehandelt hat, dessen Entste- hung in der Bronzezeit lag. Es waren ursprünglich achtzehn bis zwanzig Hinkelsteine, von denen elf lokalisiert werden konnten. Doch rätselhaft bleibt noch immer die ursprüngliche Funktion. Der Kreis mag religiösen Ritualen gedient haben, besonders mysteriös aber ist der Zweck des Lochsteines. Man hat vermutet, dass er Teil eines Grabes gewesen ist, doch sind solche Steine von anderen Orten her nicht bekannt. Es könnte auch sein, dass er sich in der Mitte des Kreises befunden hat und man ihn nutzte, um Punkte am Horizont oder aufgehende Sterne damit anzuvisieren, so wie ja auch der berühmte Steinkreis von Stonehenge astronomische Funktionen hatte. Wer von diesen uralten Mysterien fasziniert ist, kommt in der Umgebung von Mên-an-Tol auf seine Kosten. Denn hier gibt es noch zahlreiche weitere Megalithanlagen. Lanyon Quoit liegt nur 50 Meter abseits der Straße, die uns schon zum Fußweg nach Mên-an-Tol geführt hat. Es besteht aus zwei Meter hohen Megalithen, auf denen eine dreizehn Tonnen schwere Deckplatte ruht, sowie wei- teren Menhiren, die Teil einer recht weitläufigen Kultstätte gewesen sind. In Lanyon Quoit vermutet man die Grab- stätte einer hochgestellten Persönlichkeit. Doch die

36 Hinkelsteine und Druiden – Mysterien der Vorzeit interessanteste Frage, nämlich wie es den Menschen in grauer Vorzeit gelungen ist, die Deckplatte auf die Stein- riesen zu hieven, ist ungeklärt. Denkbar wären eine aufge- schüttete Rampe oder aber eine ausgefeilte Holzkon- struktion, Vermutungen, die man auch für die Errichtung der Steinriesen von Stonehenge angestellt hat. Dann gibt es da noch das „Entrance Grave“ von Bosiliack, ein bronzezeitliches Grab, das sich etwa einen Kilometer von Mên-an-Tol entfernt befindet. Diese Art von Gräbern gibt es außer auf Cornwalls Festland nur auf den Kanal- und den Scilly-Inseln. Ein weiteres Beispiel ist Tregiffian in der Nähe des Steinkreises „Merry Maidens“. Die Überreste des erhabenen Steinkreises von Boskednan, „The Nine Maidens“, bestehen aus sechs – ursprünglich waren es vermutlich 22 – ein bis zwei Meter hohen Granitblöcken, die aus der anmutigen Heideland- schaft aufragen. Sie liegen nördlich der Straße von Madron nach Morvah, und auch sie erreicht man nur zu Fuß. Ungewöhnlich gut erhalten ist der Steinkreis von Boscawen-ûn. Man findet ihn nördlich von St Buryan an der Straße, die von Penzance nach Land’s End führt. Auch er ist zwischen 3.000 und 4.000 Jahre alt, und er weist eine Besonderheit auf. Denn es gibt einen zentralen Menhir, um den 19 Ringsteine angeordnet sind, 18 aus Granit und einer aus hellem Quarz. Dieser Quarzstein liegt im Südwesten und hat wohl etwas mit der Position des Vollmondes zur Sommersonnenwendzeit zu tun. Ganz in der Nähe

37 Das Cornwall-Lesebuch befinden sich außer Boskednan noch zwei weitere Stein- kreise, die Merry Maidens und Tregeseal. Man vermutet, dass es sich hier um ein Zentrum des Druidenkults gehan- delt hat. Die Überlieferung weiß aber auch von einer be- kannten kornischen Bardenvereinigung, die in dieser Gegend gewirkt hat. Die Merry Maidens und Tregeseal sind ebenfalls gut erhaltene Steinkreise aus jeweils 19 Steinen, die einen Durchmesser von 24 bzw. 21 Metern haben. Chûn Quoit stammt aus der Jungsteinzeit und ist mit seinen 5.500 Jahren etwas älter als die anderen steinernen Zeugen der Vergangenheit dieser Gegend. Es handelt sich um ein steinernes Grab, auch hier ruht eine schwere Stein- platte auf Megalithenpfeilern. Man nimmt an, dass darauf bis in die Bronzezeit hinein Feuerbestattungen statt- gefunden haben. Ähnlich, aber schlechter erhalten, sind der fünf Kilometer entfernte Chûn Quoit oder der Zennor Quoit. Ihre Geheimnisse werden die Steinformationen von Cornwall vielleicht nie zur Gänze preisgeben. Und gerade das Geheimnisvolle macht ihren besonderen Reiz aus, sind sie doch Zeugen der Jahrtausende. Sie erzählen auf ihre eigene Art von den Menschen, ihren Ritualen und Mythen. Sie laden Wanderer dazu ein, die wunderbare Landschaft zu genießen und dabei den Atemhauch längst vergangener Zeiten zu spüren, hier, in der Einsamkeit und Stille der kornischen Heide.

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CORNISH LAMB STEW – KORNISCHER LAMMEINTOPF

Zutaten für 4 Personen: 1,2 kg Lammkeule, 1 gelbe Rübe (ersatzweise 1 Steckrübe), 1 Stange Staudensellerie, 1 Blumenkohl, 2 Möhren, 1 Kopf grüner Salat, 250 g grüne Erbsen, Blättchen von 3 Stängeln Blattpetersilie, 1 Zwiebel, 1 TL schwarze Pfefferkörner, 20 ml Öl, Salz. Zubereitung: Die Rübe schälen und in kleine Würfel schneiden, den Staudensellerie waschen und in Scheibchen schneiden. Den Blumenkohl waschen und in Röschen zerteilen. Die Möhren schälen und klein schneiden. Den Salat waschen, putzen und in Streifen schneiden. Die Petersilienblättchen fein hacken, die Pfefferkörner im Mörser zerdrücken. Die Zwiebel schälen und würfeln. Das Öl in einem großen Topf erhitzen und die Lammkeule ringsum gut anbraten. Dann die Zwiebel, gelbe Rübe, Sellerie, Salz und Pfeffer zugeben, kurz mit anbraten, dann mit 1 l Wasser aufgießen. Aufkochen lassen und danach bei schwacher Hitze eine Stunde lang köcheln lassen. Anschließend das restliche Gemüse (Erbsen, Möhren, Blumenkohl) beigeben und 30 Minuten weiter köcheln lassen. Dann das Fleisch herausnehmen und von den Knochen lösen (es sollte jetzt zart sein und vom Knochen fallen). In Stücke schneiden und zusammen mit dem Salat und der Petersilie zurück in den Topf legen. 3 Minuten unter ständigem Rühren erhitzen. Dann sofort servieren.

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DAS ATLANTIS VON CORNWALL ODER DIE GESCHICHTE VON DEN DREI ISOLDEN

Rau peitscht der Wind über das Meer. Das kleine Fischerboot schwankt bedenklich auf den Wellen, doch da, in der Ferne, leuchtet schon Longships, der schlanke graue Leuchtturm vor Land’s End. Wenn man aus Richtung Westen kommt, markiert er nicht das Ende des Landes, sondern dessen Beginn. Denn zwei Kilometer hinter dem Longships Leuchtturm liegt der westlichste Zipfel von Cornwall. Die Fischer lieben das Longships , das sich auf einer kleinen Insel befindet und seit 1988 unbe- mannt seinen Dienst tut. Denn Longships ist der lang- ersehnte Willkommensgruß der Heimat, die mühsame und gefährliche Fahrt wird bald beendet sein. Doch in dieser Nacht ist es anders. Etwas Unheim- liches scheint in der Luft zu liegen, düstere Wolken, die über den Himmel jagen, verdunkeln den Mond. Und zwi- schen dem Pfeifen des Windes und dem Tosen der See vermeint man Glockengeläut zu vernehmen, es klingt fern und gedämpft, aber deutlich genug, um nicht vom Festland kommen zu können. Denn das Festland liegt noch viel zu weit weg am Horizont. Das können nur die Glocken von sein. Die Fischer ergreift ein Schaudern. Lyonesse, kornisch „Lethowsow“, ist ein sagen- umwobenes Land der Mythologie. Ein Land, das von den Wogen verschlungen wurde und im Meer unterging, das

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Atlantis Großbritanniens. Es soll zwischen Land‘s End und den Scilly-Inseln gelegen und seine Blüte zur Zeit von König Artus erlebt haben. Lyonesse ist die Heimat des Ritters Tristan, Sohn von Riwalon, dem König des Reichs von Lyonesse. Seine Mutter war Blanscheflur, Schwester des Königs von Cornwall. Sie liebte ihren Mann so sehr, dass sie vor lauter Sehnsucht nach ihm starb, als er auf einem Kriegszug ums Leben gekommen war. Der junge Tristan weilte zu dieser Zeit im Ausland, wo er fremde Sprachen erlernen sollte. Nach dem Tod der Eltern eilt er zurück in die Heimat Lyonesse, unwissend, dass er selbst der recht- mäßige Thronerbe ist. Seine Eltern hatten es ihm verheim- licht, um den Sohn vor Neidern zu schützen. Denn prompt ist er zurück in Lyonesse, wird er von Gegenspielern ent- führt und in Cornwall ausgesetzt. Hier erfährt er von seinem Onkel, dem König von Cornwall, die Wahrheit über sein eigenes Anrecht auf die Nachfolge als Herrscher von Lyonesse. Er kehrt schnellstmöglich dorthin zurück und erobert seinen Platz auf dem Thron. Dann kommt Morold, der Prinz von Irland, und verlangt Tributzahlungen, so wie es jedes Jahr geschieht. Tristan sieht das nicht ein und fordert ihn zum Zweikampf, aber der hinterlistige Morold hat sein Schwert mit Gift bestrichen. Er verletzt Tristan. Für diesen gibt es jetzt nur Rettung bei Isolde, Morolds Schwester, die ein Gegengift bereithält.

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Tristan reist zu ihr nach Irland, und Isolde hilft ihm. Allerdings unter der Bedingung, dass er ihre hübsche junge Tochter, die zufällig auch Isolde heißt, im Harfenspiel unterrichtet. Diese Isolde Junior ist ganz bezaubernd, aber das unselige Schicksal will, dass sie mit dem König von England verheiratet werden soll. Und ausgerechnet Tristan wird auserkoren, um für diesen um ihre Hand anzuhalten und sie ihm anschließend zuzuführen. Die junge Isolde soll die Königin von England werden, und damit das auch klappt - englische Könige sind ja für ihren ruppigen Umgang mit missliebigen Ehefrauen bekannt – gibt Mutter Isolde ihr einen geheimnisvollen Trank mit auf die Reise. Einen Zaubertrank, der ewig währende Liebe bewirkt, wenn Mann und Frau ihn gemeinsam trinken. Den soll Tochter Isolde zusammen mit dem König von England genießen, damit fortan nichts mehr schiefgehen kann. Leichtfüßig, wie sie ist, hält Isolde Junior sich aber nicht an die Gebrauchsanweisung ihrer Mutter, sondern leert das Fläschchen während der Überfahrt zusammen mit Tristan. Es passiert, was passieren muss, aber nicht sein darf: Die beiden verlieben sich unsterblich ineinander. Das geht natürlich nicht, deshalb treffen sie sich fortan nur heimlich und verstohlen. Isolde und der König von England heiraten planmäßig. Eine Zeit lang geht die Sache gut, bis der König Tristan und Isolde eines Tages in

42 Das Atlantis von Cornwall oder die Geschichte von den drei Isolden flagranti erwischt. Tristan flieht vor des Königs Zorn nach Norddeutschland. Dort herrscht gerade Krieg, und Tristan dient sich bei einem Herzog an, dessen Töchterchen, wie es der Zufall will, auch Isolde heißt. Sie erinnert ihn an seine geliebte englische Isolde. Weil die ja ohnehin weit weg und er sich zudem ihrer Liebe nicht mehr sicher ist, bändelt er mit der deutschen Isolde an. Dann wird er im Kampf mal wieder vergiftet, dieses Mal durch eine heimtückische Speerspitze. Das Gegengift weiß nur Isolde Senior in Irland, aber sie hat zum Glück ihre Tochter, Königin Isolde von England, in das Geheim- nis eingeweiht. Deshalb schickt Tristan einen Boten zu dieser, um sie nach Deutschland zu holen, wo sie ihn erretten möge. Wenn der Bote Isolde Junior auf seinem Schiff mit sich nach Deutschland zurückbringt, dann soll er ein weißes Segel hissen, damit Tristan sofort weiß, dass alles gut wird. Kommt sie nicht mit ihm, so soll der Bote ein schwarzes Segel hissen. Das ärgert die deutsche Isolde, schließlich will sie ihren Tristan für sich behalten und nicht an die englische Namensschwester verlieren. Deshalb erzählt sie dem geschwächt auf seinem Lager liegenden Tristan, das Segel sei schwarz – obwohl das gar nicht stimmt. Der Ärmste – aller Hoffnung beraubt – seufzt noch einmal und sinkt dann tot danieder.

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Eine dramatische Tragödie, die Richard Wagner zur großen Oper erhoben hat. Wobei der Name „Tristan und Isolde“, wie wir jetzt wissen, irreführend ist. Es müsste eigentlich „Tristan und die drei Isolden“ heißen. Doch kehren wir zurück in die Heimat des Tristan, Lyonesse. Was ist geschehen? Der Legende nach gab es eine gewaltige Flutkata- strophe, bei der das Land im 5. Jahrhundert vom Meer ver- schlungen wurde. Nur ein einziger Mann konnte entkom- men, Trevilian, und zwar – um das romantische Bild abzu- runden – auf einem bildschönen, kraftvollen Schimmel reitend. Er galoppierte vor den heranbrausenden Flutwellen davon und erreichte mit letzter Mühe das Festland von Cornwall, wo er von einer rettenden Höhle aus den Fort- gang der Katastrophe beobachtete. Nichts blieb vom sagenhaften Lyonesse. Wo einst die prachtvolle Hauptstadt City of Lions lag, da befindet sich heute das Seven Stones Riff, zwölf Kilometer vor Land‘s End. Und dessen alter kornischer Name lautet „Lethowsow“, genau wie der des versunkenen Landes. Hat Lyonesse wirklich existiert? Niemand weiß es. Doch immer wieder finden Fischer am Seven Stones Riff von Menschenhand bearbeitete Steine oder Scherben in ihren Netzen. Und manchmal, so heißt es, bei rauer See, hört man tief unten die Kirchenglocken von Lyonesse erklingen, hier, weit draußen auf dem Meer.

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FISHERMAN’S CASSEROLE – FISCHAUFLAUF

Zutaten für 4 Personen: 800 g weißes Seefischfilet (z.B. Kabeljau oder Schellfisch), 800 g gekochte Kartoffeln, 180 g Butter, 150 g geschälte Garnelen, 150 g Schmand, 500 ml Milch, 2 Eier, 3 El gehackte Petersilie, 50 g Mehl, 75 g Paniermehl, Saft einer halben Zitrone, 1 EL Kapern, Salz, Pfeffer, Muskat Zubereitung: Das Fischfilet salzen, pfeffern und in eine Auflauf- form legen. Mit dem Zitronensaft und 250 ml Milch übergießen. Dann bei 200 °C 20 Minuten lang im Ofen überbacken. Die Flüs- sigkeit in ein Gefäß abgießen, den Fisch beiseite stellen. Die Hälfte der Butter in einem Topf schmelzen und mit dem Mehl eine Schwitze erstellen. Nach und nach den Fischsud unterrühren, anschließend die restliche Milch. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken, die Petersilie und die Kapern zuletzt unterrühren. Die Eier hart kochen und in Scheiben schneiden. Den Fisch in Stücke schneiden und zusammen mit den Garnelen zurück in die Auflaufform geben, die Sauce darübergießen. Die Eierscheiben oben auflegen. Die Kartoffeln zu Brei stampfen und mit dem Schmand vermengen, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Den Brei gleichmäßig über Fisch und Eiern verteilen, mit Paniermehl überstreuen und die restliche Butter als Flöckchen daraufsetzen. Bei 200°C ca. ½ Stunde lang überbacken, bis die obere Schicht goldbraun geworden ist.

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GANZ TIEF UNTEN – BERGBAU IN CORNWALL

Wie eine offene Wunde klafft das Loch in der Erde. Schmutzig und gebückt kriechen Männer hinein und kommen mit vollen Körben wieder heraus, Körbe voller Gesteinsbrocken, die sie tief im Inneren des Lochs mit Spitzhacken herausgelöst haben. Wie Ameisen wimmeln sie über den Hügel, an dessen Hängen man bei genauem Hinsehen immer neue Löcher entdeckt. Denn der Boden birgt einen Schatz: Hier gibt es Zinn. Und Zinn ist unglaublich wertvoll. Es ist die Bronzezeit, die Menschen haben gelernt, Metall herzustellen und wissen seine vielseitige Nutzbarkeit zu schätzen. Die Entdeckung der Bronze war ein Meilenstein in der Kulturgeschichte. Denn Bronze ist härter als reines Kupfer, hat aber einen niedrigeren Schmelzpunkt und ist daher leichter zu verarbeiten. Sie ist beliebig formbar. Bronze ist nicht nur für Waffen zu gebrauchen, sie lässt sich auch im Alltag vielfach anwenden. Für Ketten und Schlösser, Werkzeug, Beschläge und Scharniere, Gefäße, Schmuck und Kunstwerke. Um Bronze herzustellen, benötigt man Kupfer und Zinn. Deshalb waren diese beiden Rohstoffe damals mit die wertvollsten überhaupt. Und Cornwall war gesegnet: Hier fand man beides reichlich, sowohl Kupfer als auch Zinn. Kupfer fand man zwar auch in anderen Regionen, aber Zinn war rar. Deshalb entstand schon in der Bronzezeit ein lebhafter Handel mit

46 Ganz tief unten – Bergbau in Cornwall diesem Material, das von Cornwall aus bis in den ganzen Mittelmeerraum verschifft wurde. Der Handel florierte während der gesamten Zeit der Antike, Roms Bronzestatuen, Bronzemünzen, die Helme und Schilde von Soldaten und Gladiatoren – undenkbar ohne Zinn aus Cornwall. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts deckte Cornwall mehr als die Hälfte des Weltbedarfs an Zinn. Mit der Erfindung der Dampfmaschine war die Technik im 19. Jahrhundert revolutioniert worden, und die Stollen konnten in immer größere Tiefen vorangetrieben werden. Die Arbeit unter Tage war ein ganz wesentlicher Erwerbszweig für die Menschen in Cornwall. Doch die Arbeitsbedingungen waren hart. Zwölf Stunden lang wurde tief unter der Erde geschuftet – auch Frauen und Kinder wurden im 19. Jahrhundert von dieser Plackerei nicht verschont. Im 20. Jahrhundert begannen die üppigen Minen Cornwalls langsam zu versiegen. Hinzu kamen neue Fundorte in Asien und Südamerika, wo das Erz billiger abgebaut wurde. Viele Bergleute aus Cornwall wanderten in diese Regionen aus. Eine Zeit lang versuchten die in Cornwall zurückgebliebenen Bergleute, ihre Minen auf die Gewinnung von Arsen umzustellen, denn das ist ein Begleitmaterial des Zinns. Außerdem stieg die Nachfrage nach Arsen im Zuge der Industrialisierung. Doch die giftige Substanz verseuchte die Umgebung der Minen – von den Bergleuten ganz zu schweigen. Bis zum Ende des 20.

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Jahrhunderts wurde der Bergbau in Cornwall deshalb ganz eingestellt. Und doch lebt die Erinnerung an die lange Tradition in Cornwall fort. Man rekultivierte die verseuchten Gebiete und baute die sehenswertesten Minen zu Besucherberg- werken aus. Die Levant Mine bei Trewellard, zehn Kilometer nordöstlich von Land’s End, hebt sich wie ein burgähnlicher Steinbau aus der hügeligen Heidelandschaft. Hier kann man eine noch funktionstüchtige Balancierdampfmaschine besichtigen. Fünfhundert Menschen haben früher in der Levant Mine gearbeitet, eine sogenannte „Fahrkunst“ sorgte ab Mitte des 19. Jahrhunderts dafür, dass diese schnell herauf- und hinabgelangen konnten. Die Fahrkunst wurde von einer Dampfmaschine betrieben und bestand aus zwei nebeneinander schwingenden, gigantischen Gestängen, die sich wie eine Wippe auf- und abwärts bewegten. Über an die Gestänge montierte Standflächen konnten die Arbeiter schnell nach oben oder unten gelangen, indem sie die Wippkraft ausnutzend von einer Standfläche zur anderen stiegen. Das hört sich gefährlich an, und das ist es auch. 1919 versagte ein Befestigungsbügel im zentralen Hebel, der Stamm der Konstruktion brach ab und stürzte mitsamt den daran befestigten Standflächen in die Tiefe. 100 Bergleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf der Fahrkunst, für 31 davon endete der Unfall tödlich. Die

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Fahrkunst wurde nach diesem Unglück nicht mehr in Betrieb genommen. Besucher können heute das recht weitläufige Gelände mit den alten Gebäuden und Schornsteinen besichtigen und in offene Schächte schauen, die eine Vor- stellung von der Tiefe der ganzen Anlage geben. Bis zu 600 Meter wurden die Stollen nach unten getrieben, sie reichten zweieinhalb Kilometer von den Klippen aus unter dem Meeresboden weiter. Ganz in der Nähe befindet sich die Geevor Tin Mine, die bis 1990 in Betrieb war und im Laufe des vergan- genen Jahrhunderts 50.000 Tonnen schwarzes Zinn gelie- fert hat. Auch diese Mine ist heute ein Besucherzentrum. Im Museum erfährt man Wissenswertes über die Geschichte des Bergbaus in Cornwall. Man lernt nicht nur von Abbautechniken und Arbeitsweisen unter Tage, das Museum erzählt auch vom alltäglichen Leben der Berg- arbeiter. Ein Stollen aus dem 18. Jahrhundert kann im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Die letzte der Minen Cornwalls, die ihre Tore für den Erzabbau endgültig schloss, war die South Crofty Mine in Pool, einem kleinen Ort ganz im Westen von Cornwall. Nach 400 Jahren Betriebszeit wurde sie 1998 wegen Unrentabilität geschlossen. Doch weil die Zeiten sich ändern, ist diese Schließung vielleicht vorübergehend. Mit zunehmendem Rohstoffmangel beginnt der Bergbau auch in Europa wieder interessant zu werden.

49 Das Cornwall-Lesebuch

Die lange Geschichte des Bergbaus in Cornwall und im angrenzenden West Devon hat die UNESCO schließlich dazu veranlasst, im Jahr 2006 die Bergbaulandschaft der Region als Ganzes in die Liste des Welterbes aufzunehmen. Denn die hiesige Entwicklung gilt als beispielhaft für die Industrialisierung Englands im 19. Jahrhundert. Die rasch voranschreitende Industrialisierung sorgte dafür, dass sich die Landschaft in diesen Jahren rasant veränderte. Es entstanden Förderhallen und hohe Schornsteine, man konstruierte riesige Maschinen und schuf gut ausgebaute Verkehrswege zum Abtransport der Rohstoffe. In Cornwall gab es Pionierleistungen in der Bergbautechnik, die in alle Welt exportiert wurden. Bedingt durch all das boomten auch die Dörfer der Region, zahlreiche kleine Handwerksbetriebe und Läden entstanden. Und die steinernen Zeugen dieser Jahre berichten noch immer von dieser aufregenden Zeit.

50 Ganz tief unten – Bergbau in Cornwall

MINER’S STEW – EIN SONNTAGSEINTOPF DER BERGLEUTE

Zutaten für 4 Personen: 1 kg Rindergulaschfleisch, 1 große Zwiebel, 6 Möhren, 6 Pastinaken, 6 Kartoffeln, 250 g Champig- nons, 250 g grüne Bohnen, 400 ml Bier, 300 ml Rinderfond, 1 Bund Blattpetersilie, Öl, Salz, Pfeffer Zubereitung: Das Gulasch in mundgerechte Würfel schneiden, die Zwiebel schälen und würfeln. Möhren, Kartoffeln und Pastinaken schälen und in Stücke schneiden. Knoblauch schälen und fein hacken. Champignons putzen und vierteln. Bohnen waschen, putzen und halbieren. Etwas Öl in einem Bräter erhitzen. Das Fleisch darin von allen Seiten gut anbraten, dann Zwiebeln und Knoblauch zugeben und mit anrösten. Mit Bier und Rinderfond ablöschen und das gesamte Gemüse zugeben. Salzen und pfeffern, umrühren und aufkochen. Den Backofen auf 160°C vorheizen. dann den Bräter mit dem Deckel abgedeckt für 3-4 Stunden in den Backofen stellen. Gelegentlich umrühren. Zum Schluss die Blättchen von den Petersilienstängeln abzupfen und fein hacken. Den Eintopf aus dem Ofen nehmen und die Petersilie unterrühren. Mit Scones oder Weißbrot servieren.

51 Das Cornwall-Lesebuch

GÄNSEHAUT UND KALTE SCHAUER – DIE SPUKSCHLÖSSER VON CORNWALL

Geheimnisvoll ziehen sich Nebelschwaden wie Feen- schleier durch die Abenddämmerung. Am Horizont schickt die untergegangene Sonne einen letzten rotschimmernden Gruß, bald wird die Dunkelheit das Land beherrschen. Nichts regt sich in der Einsamkeit des Hochmoors, wo die Landschaft karg ist und weit und breit kein Baum zu wach- sen scheint. Doch auf einem der Hügel meint man, eine finstere Gestalt ausmachen zu können. Und – halb verbor- gen von den Nebeln – sind das nicht die Zinnen eines Schlosses? Ein kalter Schauer läuft über den Rücken des Betrachters in dieser unheimlichen Szenerie. Was wäre die Britische Insel ohne ihre Spuk- schlösser? Und man muss nicht bis in die Highlands von Schottland reisen, um das romantische Gruseln am eigenen Leib zu erfahren, denn einige der schönsten Spukschlösser liegen in Cornwall. In den uralten Mauern scheint das Schicksal ihrer früheren Bewohner bewahrt zu sein, man meint, geraunte Worte und knarrende Bodendielen zu vernehmen, wenn man in die Stille lauscht. Welche dunklen Geheimnisse bergen diese Mauern, wie viele dramatische Szenen habe sie gesehen, wie viel Blut und Tod, wie viele Hoffnungen, wie viele Sehnsüchte, die vielleicht nie gestillt wurden?

52 Die Spukschlösser von Cornwall

Pendennis Castle ist eines dieser Refugien der Mystik. Es liegt bei Falmouth und ist ein ansehnlicher Rundbau mit trutzigen Türmen und Festungsmauern, der sich auf einem grasbewachsenen Hügel erhebt. Pendennis Castle entstand zum Schutz vor einer Invasion der Spanier und Franzosen und wurde von Heinrich VIII. errichtet, der durch den skrupellosen Umgang mit seinen Ehefrauen und die Einführung einer neuen Staatsreligion in die Geschichte Großbritanniens einging. Die Burg hat dank ihrer exponierten Lage an Englands Südwestküste im Laufe der Jahrhunderte viele Schlachten gesehen, und noch heute können Besucher im Museum in einer interaktiven Ausstellung Waffen und Zeugnisse dieser Zeiten betrachten. Danach genießen sie den spektakulären Rund- blick über Meer und Binnenland und kosten im Tearoom Spezialitäten wie hausgemachte Pies nach Originalrezepten aus dem Zweiten Weltkrieg. Doch noch spannender mag es manchem Besucher erscheinen, dass man hier an wahrhaftigen Geisterjagden teilnehmen kann. Wer im Schloss übernachtet, wird mit Séancen und anderen Gruselspektakeln wach gehalten. Vielleicht sieht er die Köchin, die seit der Tudor-Zeit in der Küche spuken soll, oder einen der sieben weiteren Geister, die das Schloss angeblich beherbergt. Ob man da noch Schlaf finden wird? Das berüchtigtste Spukschloss von Cornwall ist freilich Pengersick Castle, ein magischer Ort aus dem 15.

53 Das Cornwall-Lesebuch

Jahrhundert. Es liegt bei Germoe in der Bucht von Penzance und beherbergte einst den High Sheriff of Cornwall. Schon lange umschweben Gerüchte von Geister- erscheinungen und Spuk den wehrhaften Steinbau, so wie die Geschichte von dem grauenvollen schwarzen Hund, die sich allerdings bei genauerer Betrachtung als eine Erfindung von Schmugglern aus dem 19. Jahrhundert entpuppt, die damit erreichten, dass sie ihrem finsteren Treiben hinter den Mauern der Burg ungestört nachgehen konnten. Und dennoch zieht die Aura der Verlassenheit dieses Castles jeden Besucher in ihren Bann. Etwas Heimtückisches, eine fürchterliche Tragödie scheint sich hinter seinen Mauern zu verbergen, eine undefinierbare Hoffnungslosigkeit. Einer der Vorbesitzer soll ein Psychopath gewesen sein, der seine Mitmenschen, insbesondere aber die Vertreter des Klerus, hasste und der daher exkommuniziert wurde. Ein Mönch, den er ermordete, soll noch heute zwischen den Mauern als Geist mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze sein Unwesen treiben. Auch seine schöne junge Frau Engrina, die unter der Brutalität des Gatten litt, fand nach ihrem Tode keine Ruhe und soll noch heute im Schloss herumspuken. An- geblich wurde sie vergiftet, Kernpunkt ihrer gruseligen Aktivitäten ist das herrschaftliche Schlafzimmer – wen sollte es wundern? In den frühen Morgenstunden soll man mitunter ihre Gestalt am Fenster erblicken können – kommen Sie also vor Einbruch der Morgendämmerung her

54 Die Spukschlösser von Cornwall und legen Sie sich auf die Lauer! Selbst wenn Sie der Geistererscheinung nicht gewahr werden, spannend wird es alle Male, vor allem, wenn - wie so oft - der weiße Nebel durch die Finsternis der Nacht zu kriechen beginnt! Und Engrina ist nicht die einzige, die hier herumgeistert: Da ist noch ihre Magd, die sie zur Todesstunde pflegte. Doch auch Tierfreunde kommen auf ihre Kosten: Eine schwarze Geisterkatze macht Jagd auf Mäuse, und vielleicht sieht man ja doch den geheimnisvollen schwarzen Hund, dessen besonderes Kennzeichen die feurig rot glühenden Augen sind. Wenn Sie das Gruseln lernen wollen – Cornwall bietet Ihnen die Gelegenheit dazu!

55 Das Cornwall-Lesebuch

HOT BUTTERNUT PUMPKIN

Zutaten: 1 Kürbis (Butternuss, ersatzweise Hokkaido), ½ TL Fenchelsamen, ½ TL Oregano, 2 Knoblauchzehen, 2 TL frischer, gehackter Koriander, 3 getrocknete Chilischoten, 100 ml Weizenkeimöl, Salz, Pfeffer Zubereitung: Den Kürbis gründlich waschen, aufschneiden und die Kerne entfernen. Die Schale des Butternusskürbisses kann mitgegessen werden (auch die des Hokkaido). Den Kürbis längs in schmale Streifen schneiden (ca. 1 cm dick). In einem Mörser alle Gewürze (auch Salz und Pfeffer) sowie die abgezogenen Knoblauchzehen mit- einander vermengen und kräftig mahlen. Anschließend die Kräuterpaste in eine Schüssel geben und mit dem Öl vermischen. Dann die Kürbisscheiben gut von allen Seiten mit der Kräuterpaste bestreichen. In eine Auflaufform geben und die restliche Kräuterpaste darübergeben. Bei 200°C im Backofen abgedeckt überbacken, bis die Kürbisscheiben weich sind. Mit Sahnedipp und Brot oder als Beilage zu Fleischgerichten reichen.

56 Lost and Gone – die alte Fregatte von Whitsand Bay

LOST AND GONE – DIE ALTE FREGATTE VON WHITSAND BAY

Sie war einst ein stolzes Schiff, die HMS Scylla, benannt nach einem vielarmigen Meeresungeheuer aus der griechi- schen Mythologie. Im Jahre 1970 lief sie im Devonport Royal Dockyard vom Stapel, eine Fregatte der erfolgreichen und langlebigen Leander-Klasse. Gut getarnt in unschein- barem Grau zog sie fortan für die Royal Navy von ihrem Heimathafen Plymouth aus über die Weltmeere. Erstes Aufsehen erregte sie, als sie 1973 bei der Aus- fahrt aus dem heimischen Hafen mit der Torpoint Ferry kollidierte, der Fähre, die den River Tamar überquert und eine der wichtigsten Verbindungen von Devon nach Cornwall darstellt. Das war das Unglücksjahr der HMS Scylla, denn bei ihrem Einsatz im Fischereikonflikt mit Island wurde sie nur wenige Wochen später von einem isländischen Kanonenboot gerammt. Ruhmreicher war ihr Einsatz bei der Katastrophen- hilfe nach einem Hurrikan über den Cayman Islands in den Achtzigerjahren. Eine danach nötig gewordene General- überholung ersparte ihr den Einsatz im Falklandkrieg. In den Folgejahren patrouillierte sie im Indischen Ozean und im Persischen Golf. Von dort wurde sie Anfang der Neunziger in den Südatlantik verlegt. Sie war nun in die Jahre gekommen, die Schiffsingenieure mussten sich immer öfter mit Ausfällen herumärgern. Eine solche Panne führte

57 Das Cornwall-Lesebuch dazu, dass sie mit einem Royal Fleet Auxiliary Tanker zusammenstieß, einem Hilfsschiff der Royal Navy, dem sie eigentlich schützende Begleitung geben sollte. Das beschied ihr Schicksal, man holte sie 1993 nach England zurück. Da lag sie nun im Hafen herum und rostete vor sich hin. Zehn Jahre dauerte es, bis man eine Idee hatte, was man mit ihr machen konnte. Und diese Idee führt uns von den Weltmeeren zurück nach Cornwall. Im Südosten Cornwalls liegt Whitsand Bay. Diese spektakuläre Bucht ist von steilen Klippen umschlossen und im Osten von begrenzt, einer Halbinsel, auf deren Spitze es seit der Eisenzeit Befestigungsanlagen gab und auf der sich noch heute die weithin sichtbaren Reste einer Kapelle aus dem 14. Jahrhundert befinden. Eine dramatische Szenerie bietet die sich hier öffnende lang- gezogene Whitsand Bay mit ihren schroffen Felsen und einem breiten, feinsandigen Strand, der bei Flut komplett unter der Meeresoberfläche verschwindet. Die Ebbe gibt bizarre Steinformationen frei, viele von diesen sind bei Flut gänzlich unzugänglich. Strandläufer sowie Badende sollten es tunlichst vermeiden, sich bei auflaufendem Wasser noch am Strand aufzuhalten. Die Bucht ist von faszinierender Schönheit, ein paradiesisches Refugium für Meeresbewohner, Seevögel, Taucher, Surfer und Sommerfrischler. Weil sie aber von Winterstürmen bedroht wird, machte man sich Gedanken um ihren Schutz. Im Zweiten Weltkrieg sank ein Kriegs-

58 Lost and Gone – die alte Fregatte von Whitsand Bay schiff in den Gründen vor Whitsand Bay, und es ergab sich, dass es fortan als künstliches Riff diente. Als solches erwies es sich als ausgesprochen nützlich. Und so kam man auf die Idee, das künstliche Riff durch ein weiteres Wrack zu erweitern. Da fiel der Blick auf die nutzlos gewordene Fre- gatte HMS Scylla. Mit großem Spektakel und vor den Augen vieler Schaulustiger wurde sie sie am 27. März 2004 vor Whitsand Bay versenkt. Auch ihre alte Besatzung sah bei der Ver- senkung zu und erwies ihr die letzte Ehre. HMS Scylla ist das erste Schiff in Europa, das mit voller Absicht zu einem künstlichen Riff umfunktioniert wurde. Selbstverständlich hat man sie zuvor gründlich von allem befreit, was ihrer neuen Umwelt schaden könnte. Nicht nur sämtliche Ölreste wurden beseitigt, das Innere des Schiffes sicherten Fachleute so, dass Taucher es unge- fährdet in Augenschein nehmen können. Denn schon das benachbarte alte Weltkriegsschiff zog Taucher an wie ein Magnet. Weil dieses aber nie gesichert worden war, kam es dort immer wieder zu Unfällen. Erwartungsgemäß verla- gerte sich das Interesse der Taucher hin zur HMS Scylla, doch diese war jetzt auf die Unterwassergäste vorbereitet. Brücke, rückwärtiges Helikopterdeck sowie die anderen Decks können mühelos erforscht werden, und auch ver- schiedene gesicherte Tauchgänge ins Innere der Fregatte sind möglich.

59 Das Cornwall-Lesebuch

Doch leider hat es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen tödliche Unfälle unter den Amateurtauchern gegeben. Aus der nahen Flussmündung des Tamar treibt Schlamm herbei, denn das Bett im Unterlauf des Flusses wird ständig ausge- baggert, um sein Versanden zu verhindern. Der Schlick lagert sich um das Wrack herum und in seinem Inneren ab, das Wasser trübt sich bei der kleinsten Bewegung. Die Taucher laufen Gefahr, den Weg aus dem Schiffsinneren nicht mehr zu sehen und deshalb nicht rechtzeitig wieder herauszufinden. Sie sollten daher auf der Hut sein, besonders, wenn sie in das Innere der Fregatte vordringen wollen. Zwischenzeitlich haben britische Meeresbiologen das Wrack untersucht und Daten über die Ansiedlung von Meeresbewohnern gesammelt. Ihr Video „Virtual Scylla“ kann auf YouTube betrachtet werden. Und der Zauber von Whitsand Bay bleibt erhalten – dank einer alten Fregatte.

60 Lost and Gone – die alte Fregatte von Whitsand Bay

WHITSAND COCKLES SOUP – HERZMUSCHELSUPPE NACH WHITSAND ART

Zutaten für 4 Personen: 32 Herzmuscheln, 1 kleine Zwiebel, 150 ml süße Sahne, 50 g Sellerie, 50 g Butter, 50 g Mehl, 600 ml Milch, 2 El gehackte Petersilie, Salz, Pfeffer Zubereitung: Nur die geschlossenen Muscheln verwenden. Die Muscheln gründlich waschen und bürsten. Mit 5 EL Wasser in eine Pfanne geben und abgedeckt 5 Minuten lang dünsten, bis sie sich geöffnet haben. Die Flüssigkeit durch ein Sieb abschütten und auffan- gen. Das Muschelfleisch herauslösen, Muscheln, die sich nicht geöffnet haben, aussortieren. Sellerie und Zwiebel schälen und fein würfeln. Die Butter in einem Topf zerlassen, Sellerie und Zwiebel darin andünsten (nicht bräunen). Dann das Mehl einrühren, anschließend Muschelflüssigkeit und Milch unterrühren. Kurz unter ständigem Rühren aufkochen lassen. Dann Sahne und Petersilie beigeben, verrühren und mit Pfeffer und Salz abschmecken. Zehn Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen, dann das Muschelfleisch zugeben. Noch einmal kurz erhitzen und dann mit Scones oder Weißbrot servieren.

61 Das Cornwall-Lesebuch

THE BEAST OF BODMIN – RÄTSELHAFTES HOCHMOOR

Geheimnisvoll liegt Nebel über dem Land, nur schemen- haft heben sich grüne Hügel aus den Dunstschwaden. Gräser, Moos und Heide bedecken den Boden einer schier endlosen Fläche, vereinzelte Ginstersträucher ragen wie geisterhafte Gerippe empor. Plötzlich steht man vor einer bizarren Steinformation: Mächtige Granitblöcke sind zu einer steinernen Skulptur aufgetürmt. Wer hat das getan, hier draußen in der unheimlichen Einsamkeit des Hoch- moors? Die Steine gehören zum Showery Tor, dem Gipfel einer Hügelkette im . Hier ragt der Granit an manchen Stellen aus dem Untergrund, und vorgeschicht- liche Denkmale zeugen von der lange vergangenen Zeit, in der Menschen das Moor besiedelten. Sie sind nicht mehr da, sondern haben sich schon seit Jahrtausenden in die fruchtbaren und freundlicheren Niederungen des Landes zurückgezogen. Was mag sie in der Vorzeit veranlasst haben, hier oben im kargen Moor ihre Heimstätte zu suchen? Waren es wilde Tiere in den Wäldern des Tief- lands? Oder konkurrierende Menschenhorden, die sie hinauf ins Hochmoor trieben? Wovon haben die Menschen der Vorzeit sich hier in dieser unwirtlichen Umwelt ernährt? Die Antwort ist einfach: Vor zehntausend Jahren war die Landschaft im Bodmin Moor noch gänzlich anders.

62 The Beast of Bodmin – rätselhaftes Hochmoor

Das Klima war mild und das Moor von Wald bewachsen. Dann, in den Jahrhunderten zwischen 4.500 und 2.500 v. Chr., begannen die Menschen, das Land urbar zu machen und rodeten zu diesem Zweck die Bäume. Zur gleichen Zeit schufen sie ihre Megalithmonumente und Steinkreise, in die sie die natürlichen, durch die sogenannte „Wollsack- verwitterung“ entstandenen Granitformationen integrier- ten. Denn die bizarren Gebilde aus übereinander gelagerten Steinen entstehen durch die Kraft der Verwitterung ganz von selbst. Sie erstaunen den Betrachter, umso mehr müssen sie die Menschen der Vorzeit beeindruckt haben, die sich die Herkunft dieser Steine wohl nur durch das Wirken von Gottheiten erklären konnten und sie deshalb in ihre religiösen Bauten mit einbezogen. Ihren Höhepunkt erreichte diese Bauphase während der Bronzezeit. Mehr als zweihundert Strukturen aus jener Zeit sind im Bodmin Moor wissenschaftlich dokumentiert, und mehr noch mögen verborgen unter der Vegetation des Moores liegen. Welche Bedeutung die steinerne Skulptur am Showery Tor hatte, vor der wir am Beginn unseres Exkurses ins Bodmin Moor standen, ist nicht bekannt. Denn es wurden bisher keine Ausgrabungen vorgenom- men, um den „Ring Cairn“ zu erforschen, in den diese auf natürliche Weise entstandene Struktur einbezogen wurde. Der „Ring Cairn“ selbst ist eine steinerne Wallanlage, die von Menschenhand aufgeschichtet wurde. Ob zu rituellen Zwecken, als Grabanlage oder aus anderen Gründen – man

63 Das Cornwall-Lesebuch weiß es nicht. Derartige Anlagen findet man vielerorts, außer hier im Bodmin Moor vor allem im Südosten von . Am Showery Tor ist der Wall kaum noch zu erken- nen, man muss schon ganz genau hinsehen. Doch überall im Hochmoor von Bodmin entdeckt man ähnliche Granitformationen, Steinkreise und Hügel- gräber. Es ist eine faszinierend karge Welt mit einer eigen- willigen Atmosphäre, die fast prähistorisch-eiszeitlich anmutet, was dem fast völligen Fehlen von Bäumen zuzu- schreiben sein mag. Bis auf ein kleines Dorf, Bolventor, ist die gesamte Gegend menschenleer. Viel Platz also für Mythen und Gruselgeschichten. So heißt es in der Artussage, dass Sir das Schwert in den warf, einen See, der im Süden des Moores liegt. Er gab es damit pflicht- schuldigst an Nimue zurück, die Herrin des Sees, aus dem Artus das Zauberschwert einst erhalten hatte. Nimue war die Ziehmutter des Lancelot und Lehrerin des Zauberers . Und das „Jamaica Inn“ südlich der höchsten Erhe- bung des Bodmin Moor, dem Brown Willy, ist Schauplatz des gleichnamigen Schmugglerromans von Daphne du Maurier, den Alfred Hitchcock 1939 verfilmte. Bis auf den heutigen Tag lädt das „Jamaica Inn“ zur Einkehr ein, mit Hotel, Restaurant, Souvenirshop, Museum der Schmuggelei und selbstverständlich auch ein paar zünftigen Geistern. Wer möchte, kann im „Daphne du Maurier’s Room“

64 The Beast of Bodmin – rätselhaftes Hochmoor

übernachten, in dem die Schriftstellerin einst selbst genäch- tigt und an ihrem nach dem Haus benannten Roman geschrieben hat. Aber was wäre ein englisches Moor ohne hinter vorgehaltener Hand erzählte Gerüchte um eine fürchter- liche Bestie? Hier ist es das „Beast of Bodmin“, ein wohl ein ähnliches Phänomen wie der berühmte „Hound of Baskerville“ aus dem im benachbarten Devon. Man berichtet von einer großen Raubkatze, ähnlich einem Puma oder Leoparden, und angeblich soll die Bestie mit den Jahren schon mehr als hundert Schafe gerissen haben. 1997 fand man Fußspuren, die Experten des Zoos von einem Puma mit Jungtier zugeordnet haben. Es gibt verschwommene Videobilder, die ein geheimnisvolles, katzenhaftes Wesen zeigen. Tatsächlich wurde 1976 ein Gesetz erlassen, das den Besitz von großen Raubkatzen in Großbritannien melde- und vor allem gebührenpflichtig machte, woraufhin manche Besitzer solcher Tiere sie einfach in die freie Wildbahn entließen. Doch wirklich nachgewiesen werden konnte die Existenz der mysteriösen Katze von Bodmin Moor bisher noch nicht. Um die Schönheit der Landschaft zu erhalten und zu pflegen, setzt man dagegen reale Tiere ein. Wie im Dartmoor oder zum Beispiel am Rame Head, der Halbinsel zwischen Whitsand Bay und Plymouth, leben hier halbwilde Ponys, die durch Beweidung die Heidelandschaft auf natür- liche Weise pflegen. Die Bodmin Moor Ponys sind eine

65 Das Cornwall-Lesebuch eigene Rasse, die eng mit den Dartmoor Ponys verwandt ist. Man kann sie in Freiheit beobachten, es gibt aber auch Ponyhöfe am Rand des Moors, die geführte Ausritte anbieten. Und das Moor mit seiner endlosen Landschaft ist wahrhaftig ein Paradies für Reiter. Bei ihrer Landschaftspflege werden die etwa tausend freilebenden Ponys von noch weitaus mehr Rindern und Schafen unterstützt. Es handelt sich um spezielle Rassen, die zur Fleischproduktion gezüchtet werden. Besonders die Rinder mit ihren oftmals mächtigen Hörnern und dem langhaarigen Fell sind ein prachtvoller Anblick. Die Tiere gehören Viehzüchtern, die zu bestimmten Zeiten verein- zelte Tiere einfangen, sind aber ansonsten sich selbst über- lassen. Zäune am Außenrand des Hochmoors und Vieh- gitter auf den Straßen verhindern, dass sie das mehr als zweihundert Quadratkilometer große Moorgebiet verlassen. Eine ganz besondere Atmosphäre hat dieser ur- tümliche Teil Cornwalls bei Nebel oder grauverhangenem Himmel. Doch natürlich gibt es auch strahlende Sonnen- tage, an denen die blühende Heide zu unvergesslichen Wanderungen zwischen Ponys, Rindern, Schafherden und den allgegenwärtigen steinernen Zeugen der Vergangenheit einlädt. Nicht umsonst ist das Bodmin Moor als eine „Area of Outstanding Natural Beauty“ ausgezeichnet. Und sollte Ihnen das „Beast of Bodmin“ begegnen, vergessen Sie nicht, ein Beweisfoto zu machen!

66 The Beast of Bodmin – rätselhaftes Hochmoor

BODMIN COTTAGE CASSEROLE

Zutaten für 4 Personen: 800 g Rinderhackfleisch, 1 kg mehlig kochende Kartoffeln, 1 Bund Suppengrün, 2 kleine Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, 1 El Tomatenmark, ¼ l Gemüsebrühe, 200 ml Milch, 130 g Butter, Weizenkeimöl, Salz, Pfeffer, Muskat Zubereitung: Die Kartoffeln schälen, klein schneiden und garen. Das Suppengrün putzen und klein schneiden. Zwiebeln und Knob- lauch schälen und fein hacken. Das Hackfleisch in heißem Öl in einer Pfanne scharf anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen, dann Zwiebeln, Knoblauch und Suppengrün dazu geben und mit anbraten. Zum Schluss mit der Gemüsebrühe ablöschen und das Tomatenmark einrühren. Die Kartoffeln zerstampfen, Milch und die Hälfte der Butter einrühren. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Dann die Hack-/Gemüsemasse in eine eingefettete Auflaufform geben und den Kartoffelbrei darauf verteilen. Aus der restlichen Butter kleine Flöckchen oben aufsetzen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C ca. 35 Minuten lang überbacken, bis die obere Schicht goldbraun geworden ist.

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VON SCHMUGGLERN, GEISTERN UND KÜNSTLERN: POLPERRO

Er hätte es sich damals, im Jahre 1938, wohl nicht träumen lassen, dass sein größtes Stigma sich eines Tages zu seiner besten Auszeichnung umkehren würde: Er war Hitlers Kunstfeind Nr. 1. Seine expressionistischen Werke zeigen die Verwirrung, das Sonderbare, das dramatisch Hässliche in den dargestellten Menschen, Landschaften und Orten. Sie zeigen Nachdenkliches, Schönes, aber auch verborgene Geheimnisse, kummervolle, suchende Blicke oder solche, die den Betrachter Schlimmes ahnen lassen. Das passte nicht zum heroischen Menschen- und Kunstbild der Nationalsozialisten, das galt als entartete Kunst. Und er, Oskar Kokoschka, wurde gar als der „Entartetste unter den Entarteten“ diffamiert. Er kam aus Österreich und hatte seine Malerei- ausbildung in Wien absolviert. Engagiert vertrat er die neue Kunstrichtung des Expressionismus, doch die politischen Entwicklungen jener Jahre zwangen ihn, die Heimat zu verlassen. Nach der Mobilmachung in der Tschecho- slowakei flüchtete er 1938 nach London, und als 1941 die Luftangriffe dort eskalierten, zog er weiter und entdeckte Polperro. Polperro ist ein kleines Fischernest an der Südküste Cornwalls. Sein enger Hafen ist von dicht aneinander- gereihten Häusern gerahmt, die sich am Hang hinaufziehen

68 Von Schmugglern, Geistern und Künstlern: Polperro und ein hinreißend malerisches Bild abgeben. Der Ort strahlt Ruhe und eine typisch englische Gelassenheit aus, die den geplagten Maler endlich zur Ruhe kommen ließ. Nur das Kreischen der Möwen liegt hier in der Luft, das leise Rauschen der Wellen, wenn die Flut kommt und die bunten Fischerboote im Hafen ganz allmählich wieder dem Wasser übergibt. Denn bei Ebbe fällt der Hafen trocken, die Boote liegen im Schlick des Grundes. Der kleine Hafen liegt geschützt und abgelegen zwischen den Steilklippen der Küste. Über die Jahrhunderte war er eine sichere Heimat für die Fischer, doch sie wussten seine verschwiegene Abgeschiedenheit auch anders zu nutzen: Im Schutz der Dunkelheit verwandelten sie sich in Schmuggler und führten so in Polperro ein lebhaftes Schattendasein, und das schon seit dem 12. Jahrhundert. Ihren Höhepunkt erlebte die Schmuggelei im 18. Jahr- hundert, als Kriege mit Amerika und Frankreich hohe Steuern nach sich zogen. Da lohnte es sich für die armen Fischer, ihr klägliches Einkommen mit dem Schmuggeln von Spirituosen, Tabak und anderen Waren, die sie von der Kanalinsel Guernsey bezogen, aufzubessern. Verstärkte Patrouillen der Küstenwache erschwerten das zwielichtige Handelswerk erst ab dem 19. Jahrhundert. Mehr über diese düstere Vergangenheit kann man im Schmuggeleimuseum des Ortes erfahren. Aber nicht überwiegend deshalb ist Polperro heut- zutage ein Besuchermagnet. Es ist das pittoreske Gesamt-

69 Das Cornwall-Lesebuch bild des hinreißend schönen Ortes, dessen Bewohner ihre Häuschen liebevoll pflegen und die kleinen Gärten und die Fassaden in eine wahre Blütenpracht tauchen. Die Häuser sind weiß getüncht und mit bunt gestrichenen Fenster- rahmen und Türen geschmückt, sie schmiegen sich zu einem charmanten Gesamtbild zusammen. Aufgrund der engen Gassen muss man das Auto oberhalb des Ortes auf einem Parkplatz abstellen und sich dann zu Fuß auf den Weg machen. Wem das zu beschwerlich ist, der wird in den Sommermonaten von einem Shuttlebus zum Hafen gebracht. Doch er verpasst den unvergesslichen Spazier- gang entlang der Häuser, die wie aus einem England- bilderbuch entsprungen zu sein scheinen. Und natürlich hat auch dieser Ort seine geheimnis- vollen Geschichten und Legenden. Der lokale Geist heißt Willy Wilcox und war einst – wie könnte es anders sein – ein Schmuggler, der sich im Labyrinth der Höhlen am Strand von Polperro versteckte. Das ist gefährlich, wenn die Flut kommt. Und wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Genau das ist ihm wohl widerfahren, denn er kehrte irgendwann nicht wieder zurück nach Polperro. Zumindest nicht lebendig, stattdessen treibt er seit damals als Geist sein Unwesen im Ort – so erzählt man es zumindest. Doch man weiß in Polperro auch noch von einem guten Geist zu berichten, dem „Spirit of the Forest“, der angeblich in Zeiten großer wirtschaftlicher Not aus den

70 Von Schmugglern, Geistern und Künstlern: Polperro

Wäldern herab nach Polperro kommt und Süßigkeiten auf die Türschwellen derer legt, die es verdient haben. Zuletzt soll das im Zweiten Weltkrieg passiert sein. Schade, dass wir Oskar Kokoschka nicht mehr dazu befragen können. Nachdem die Schmuggelei versiegte und auch das Fischereihandwerk nicht mehr besonders einträglich war, wurde der Tourismus im 20. Jahrhundert zur Hauptein- nahmequelle der Bewohner Polperros. In den Siebziger- jahren drängten sich im Sommer bis zu 25.000 Besucher täglich durch seine Gassen. Das führte zum Chaos, und so legte man einen Parkplatz an und sperrte die Gassen für die Autos der Touristen. Das Gedränge flaute ab, und endlich kehrte wieder die schon erwähnte ganz besondere Ruhe und erfrischende Entschleunigung in den kleinen Ort ein. Nun lohnt es sich wieder, durch die Gassen zu bummeln, die hübschen Häuser zu betrachten oder in den zahlreichen kleinen Geschäften, Galerien und Antiquitäten- läden nach besonderen Mitbringseln zu stöbern. Typische Cafés und Restaurants laden danach zur Vesper ein. Und selbstverständlich diente Polperro auch als pittoreske Kulisse für Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen. Polperro, das ist Englandromantik pur.

71 Das Cornwall-Lesebuch

POLPERRO HOT CURRANT CHUTNEY – SCHARFES JOHANNISBEER-CHUTNEY AUS POLPERRO

Zutaten: 1 kg rote Johannisbeeren, 250 g Schalotten, 1 unbehan- delte Zitrone, 1 unbehandelte Orange, 3 frische rote Chilischoten, 400 g Zucker, 250 ml milder Essig, 2 Lorbeerblätter, 1 Tl Salz Zubereitung: Die Schalotten fein hacken. Aus den Chilischoten die weißen Kerne entfernen, dann fein hacken. Die Zitrone und die Orange halbieren und von jeweils einer Hälfte die Schale mit dem Zestenschneider hauchdünn abschälen (nicht das Weiße verwenden, denn es schmeckt bitter) und in Stückchen schneiden. Danach beide Hälften der Zitrone und der Orange auspressen. Die Johannisbeeren von den Stielen lösen (am leichtesten geht das mit einer Gabel) und mit dem Zitronen- und Orangensaft, den Schalen sowie allen anderen Zutaten in einen Topf geben. Unter Rühren zum Kochen bringen. Dann die Hitze reduzieren und zwei Stunden lang bei schwacher Hitze weiterköcheln lassen. Dabei immer wieder umrühren, besonders gegen Ende der Zeit, damit das Chutney nicht unten am Topf ansetzt. Anschließend die Lorbeerblätter entfernen und das Chutney in Schraubgläser füllen, sofort verschließen und zum Abkühlen auf den Kopf stellen. Zu Steak, Grillfleisch oder Wild servieren.

72 Ha soce! Deeth daa! – Die Auferstehung der kornischen Sprache

HA SOCE! DEETH DAA! – DIE AUFERSTEHUNG DER KORNISCHEN SPRACHE

„Myttin da! Fatla genes?“ „Durdatha whye! Ma genam a ehaz!“ „Vedo whye cawas badna?“ „Pandra vedo whye cawas?” „Me venga cawas cor.” Sie haben kein Wort verstanden? Kein Wunder. Die letzte Muttersprachlerin dieser eigentümlichen Laute starb nämlich schon 1777. Sie hieß Dolly Pentreath und hatte in Mousehole gelebt, einem Fischernest im Südwesten von Cornwall. Und ihre Muttersprache war das Kornische. Denn ehedem hatten die Menschen in Cornwall ihre eigene Sprache. Sie ist mit dem Walisischen und dem Bretonischen verwandt und hat ihre Wurzeln in der keltischen Sprache, aus der das Bretonische hervorging. Bretonisch war seit der Eisenzeit bis zum Mittelalter in ganz Britannien verbreitet, bis sich nach der Schlacht von Deorham zwischen Bretonen und Sachsen 577 n. Chr. das Englische langsam durchzusetzen begann. Der Name der kornischen Sprache in ihrem eigenen Idiom lautet Kernowek. Im geographisch isolierten Cornwall überlebte diese Sprache deutlich länger als das Bretonische in anderen Teilen Britanniens. Ein erhalten gebliebenes uraltes Latein-Kornisch-Lexikon zeugt von ihren Wurzeln. Auch mehrere mystische Theaterstücke auf Kornisch aus dem 13. Jahrhundert blieben erhalten. Insge-

73 Das Cornwall-Lesebuch samt gibt es noch etwa 20.000 alte Zeilen in kornischer Sprache. Das Englische begann sich – ein Blick auf die Land- karte erklärt das – von Osten her in Cornwall durchzu- setzen. Die kornische Sprache wurde im Laufe dieser Ent- wicklung immer weiter westwärts abgedrängt, bis nur noch der äußerste westliche Zipfel übrigblieb, und hier liegt Mousehole. Dass wir von Dolly Pentreath aus Mousehole wissen, verdanken wir einem Reisenden, der von der kornischen Sprache gehört hatte und es sich zum Ziel erklärte, jemanden zu finden, der dieser Sprache noch mächtig war. So stieß er endlich in Mousehole auf Dolly Pentreath. Sie nannte den Ort nicht Mousehole, sondern „Porthenys“. Aber sie war nicht besondere hilfsbereit, denn sie empfing den Hobbysprachkundler mit einer Tirade aus kornischen Schimpfwörtern, wovon er natürlich kein Wort verstand. Nach ihrem Tod wurde das Kornische noch für etwa hundert Jahre weiter überliefert und von manchen Menschen wenigstens fragmentarisch gesprochen. So war es noch lange Zeit unter den Fischern Brauch, die gefange- nen Fische auf Kornisch zu zählen. Muttersprachler gab es allerdings nicht mehr. Das Kornische geriet in Vergessen- heit. Erst im frühen 20. Jahrhundert besann man sich der alten Tradition. Sprachforscher machten sich daran, das Kornische zu rekonstruieren. Das war freilich nicht einfach,

74 Ha soce! Deeth daa! – Die Auferstehung der kornischen Sprache denn manche überlieferte Texte waren verändert oder entstellt worden, und es war nicht leicht, die authentische Sprache herauszufiltern. So besteht denn auch das Neokornische Lexikon nur noch zu etwa drei Vierteln aus echten kornischen Wörtern, der Rest wurde mithilfe verwandter Sprachen wie dem Bretonischen und dem Kymrischen rekonstruiert. Im Zweifel behalf man sich mit einer Mischung aus Englisch, Latein und Griechisch. Puristen und Sprachwissenschaftler stehen dem Neokornischen daher auch kritisch gegenüber. Die anhaltenden Bemühungen, die von traditions- bewussten Bewohnern Cornwalls unterstützt wurden, haben aber letztlich dazu geführt, dass die UNESCO im Jahr 2010 erklärte, die Klassifizierung des Kornischen als „ausgestorben“ sei nicht länger zutreffend. Denn auch die Grammatik wurde weitgehend rekon- struiert. So gibt es mittlerweile zahlreiche Übersetzungen von klassischen Werken und Romanen ins Kornische, und die angebotenen Sprachkurse sind gut frequentiert. Es gibt Kinderbücher, kornische Musik und sogar unabhängige Filmproduktionen. Erste Familien in Cornwall beginnen, ihre Kinder zweisprachig aufzuziehen – Englisch und Kornisch. Ja, es geht sogar noch weiter: An immer mehr Schulen in Cornwall wird Kornisch unterrichtet, und 2010 eröffnete der erste kornischsprachige Kindergarten! Denn die Bewohner Cornwalls sind stolz auf ihre regionale Kultur und setzen sich für deren Erhalt ein. Die

75 Das Cornwall-Lesebuch britische Regierung erkannte das Kornische schon 2002 als Minderheitensprache an. Das Landesparlament von Cornwall unterstützt die Sprache offiziell. Seit 2009 ist die Verwendung des Kornischen im Parlament genehmigt. Ein Effekt dieser Politik ist zum Beispiel, dass Straßenschilder, wenn sie ausgetauscht werden müssen, durch zweisprachige ersetzt werden. Seit 1997 findet in St Ives das „Celtic Media Festival“ statt, das Programm ist in Englisch, Französisch und Kornisch. Überall in Cornwall sprießen an alte Traditionen angelehnte Feste in kornischer Sprache aus dem Boden, so zum Beispiel die jährlichen Mittsommer- feuer. Nun wollen wir aber noch das Geheimnis der kurzen Konversation am Anfang unseres Exkurses in die kornische Sprache lüften. Es ist zugegebenermaßen ziemlich profan: „Guten Morgen! Wie geht es dir?“ „Einen guten Tag dir! Mir geht’s gut!“ „Möchtest du auf ein Getränk einkehren?“ „Was möchtest du haben?“ „Ich hätte gerne ein Bier.“ Anowre – Tschüss!

PS: „Ha soce! Deeth daa!“ – „Hallo Kumpel! Guten Tag!“

76 Ha soce! Deeth daa! – Die Auferstehung der kornischen Sprache

OLD CORNISH WILD VEGETABLE CASSEROLE - ALTKORNISCHER WILDGEMÜSEAUFLAUF

Zutaten für 4 Personen: 250 g Giersch (das ist ein wohl- schmeckendes „Unkraut“, das in mittelalterlichen Küchen als Gemüse sehr verbreitet war, und wächst überall, ersatzweise frischer Spinat), 250 g Bärenklau (ersatzweise Rucola), 150 g junge Brennnessel- blätter (die lassen sich ja sicher finden!), 300 g Ziegenfrischkäse, 250 g Schmand, 50 g Butter, 500 ml Gemüsebrühe, Salz Zubereitung: Das Wildgemüse waschen, putzen und grob hacken. Die Gemüsebrühe zum Kochen bringen. Dann vom Herd nehmen, das Wildgemüse hineingeben und 5 Minuten ziehen lassen. An- schließend abgießen, die Butter unterrühren, bis sie sich aufgelöst hat, dann den Schmand unterheben und mit Salz abschmecken. In eine Auflaufform geben. Den Ziegenkäse grob darüber zerbröckeln. Auf mittlerer Schiene im vorgeheizten Backofen bei 180°C ca. 25-30 Minuten lang überbacken. Mit frischem Brot servieren.

77 Das Cornwall-Lesebuch

VOM ZAUBER DER NOSTALGIE - ST IVES UND DIE VW-BULLY-PARADE

Waren Sie schon einmal im Sommer in St Ives? St Ives (kornisch „Porth la“), das ist der Inbegriff der kornischen Sommerfrische, es ist einer der beliebtesten Badeorte in Cornwall und außerdem eine bekannte Künstlerkolonie. Schon im 19. Jahrhundert setzte diese Entwicklung ein, denn St Ives erhielt einen Anschluss an das Eisenbahn- netz. Und dass der Ort drei schöne Badestrände hat, sprach sich schnell herum. Ganz in der Nähe gibt es dazu noch die kilometerlangen, weißsandigen Strände der St Ives Bay und der Carbis Bay. Ideale Voraussetzungen für alle, die es im Sommer ans Meer zieht. Schon früh entdeckten aber auch Künstler die Reize des malerischen Fischerdorfs. In den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts gründete sich eine Kolonie von Töpfern, die mit ihren Waren, der sogenannten „Leach Pottery“, westliche und östliche Kunst und Philosophie miteinander zu vereinbaren suchten. Ihnen folgten Maler und Bildhauer und gründeten 1928 ihre erste Kolonie in St Ives. Zum Beispiel lebt und arbeitet der in Großbritannien bekannte Maler Roy Ray seit 1974 in St Ives und beteiligt sich mit seiner Arbeit auch an der Wiedererweckung der kornischen Sprache. Und schließlich eröffnete 1993 die Londoner Tate Gallery eine Zweigstelle in St Ives. Ihre

78 Vom Zauber der Nostalgie – St Ives und die VW-Bully-Parade

Mitarbeiter kümmern sich außerdem um das Barbara- Hepworth-Museum und den zugehörigen Skulpturengarten. Es war nämlich der Wunsch der Künstlerin, die ihr Leben in St Ives verbrachte, ihre Werke nach ihrem Tod der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Schriftstellerin Virginia Woolf verbrachte als Kind im ausgehenden 19. Jahrhundert über einen Zeitraum von zwölf Jahren ihre Schulferien jedes Jahr in St Ives. Ihren Roman „Jacob’s Room“ widmete sie diesen Erinne- rungen. Und last but not least spielen auch etliche Romane von Rosamunde Pilcher in St Ives (das sie in ihren Büchern übrigens als „Pothkerris“ bezeichnet). Kein Wunder, denn sie wurde im knapp fünf Kilometer entfernten Lelant gebo- ren. Der kornische Name des Ortes, „Porth la“, bedeutet „Bucht der La“. Diese La ist eine kornische Heilige aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist Schutzpatronin von St Ives, ihr ist die Gemeindekirche des Ortes geweiht. La war eine irische Jungfrau, die nach Cornwall reisen wollte. Warum, ist nicht bekannt, aber es klingt fast, als sei sie eine frühe Pauschaltouristin gewesen, denn sie hatte sich bei einer Reisegruppe eingebucht. Als diese Irland ohne sie verließ, weil sie sich verspätet und den Abfahrtstermin verpasst hatte, schickte sie in ihrer Verzweiflung vom Strand aus ein Gebet gen Himmel. Daraufhin verwandelte sich ein auf dem Wasser treibendes Blatt in ein Boot, das sie flugs nach Cornwall brachte. Sie erreichte das Ziel dann sogar noch

79 Das Cornwall-Lesebuch vor ihrer Reisegruppe. Wenn Reisen doch immer so einfach wäre! Diese sagenhafte La soll dann am Platz des heutigen St Ives gelandet sein und den Ort gegründet haben. Ihr zu Ehren findet alljährlich am Sonntag und Montag, die dem 3. Februar am nächsten kommen, das St Ives Feast statt, an dem das traditionelle Ballspiel „Cornish Hurling“ betrieben wird, doch damit wollen wir uns später befassen. Natürlich erlebt St Ives seinen alljährlichen Höhepunkt in den Sommermonaten, denn noch immer ist es einer der beliebtesten Badeorte Großbritanniens schlechthin. Es ist schwer, sich seinem nostalgischen Charme zu entziehen. Auch wenn das Gedränge in den Gassen im Hochsommer schon lästig werden kann. Unten in der Altstadt im Bereich des Hafens wird das Auto zur unerträglichen Last, deshalb parkt man es am besten ober- halb auf dem großen Parkplatz. Und wenn man es nicht auf der Hinfahrt nach St Ives schon bemerkt hat, spätestens hier fällt es jedem auf: Da parken erstaunlich viele liebevoll restaurierte VW-Busse, die knuffigen „Bullys“, die in den Siebzigerjahren aus unserem Straßenbild nicht wegzudenken waren. Wo kommen sie her? Man könnte meinen, dass sie eines Tages unsere Straßen in Deutschland verlassen haben und ausgewandert sind, um sich hier in Cornwall anzusiedeln. Und das kann man gut nachvollziehen, denn hier ist das Leben entschleunigt, was sich auch im Straßenverkehr

80 Vom Zauber der Nostalgie – St Ives und die VW-Bully-Parade widerspiegelt. Noch dazu ist die Landschaft herrlich, wer könnte die Bullys da nicht verstehen? Tatsache ist, dass die Briten eine nostalgische Affinität zu den alten VW-Bussen pflegen. Man sieht sie überall in Cornwall und fragt sich unwillkürlich, wo die ganzen Schmuckkästchen herkommen? Manch einer hegt und pflegt seinen eigenen Bully, doch gibt es auch Möglich- keiten für Nostalgiker, die keinen eigenen Bully besitzen. Denn die wenden sich an Verleihagenturen, die sich auf den Bully spezialisiert haben und wo Vergangenheitsromantiker sich aus einer Galerie individueller Bullys genau das passende Einzelstück auswählen können. Damit bricht man dann zu einer Rundreise durch Cornwall auf, reduziert auf den archaischen Komfort, den so ein Bully zu bieten hat. Nostalgie pur!

GRILLED MACKEREL WITH GOOSEBERRY SAUCE – GEGRILLTE MAKRELE MIT STACHELBEERSAUCE

Zutaten für 4 Personen: 4 Makrelen, 3 unbehandelte Zitronen, 10 Knoblauchzehen, 8 El Weizenkeimöl, Salz, Pfeffer, Cayenne- pfeffer. Für die Stachelbeersauce: 250 g möglichst noch unreife Stachelbeeren, 250 ml Weißwein, 60 g Zucker, 80 g Butter, 3 El Mehl, 250 ml Gemüsebrühe, 1 Eigelb, 4 El Sahne, Saft einer halben Zitrone, Salz, Pfeffer

81 Das Cornwall-Lesebuch

Zubereitung: Die Makrelen waschen und mit Küchenkrepp trocknen, dann auf jeder Seite mehrfach längs einschneiden. Die Hälfte der Knoblauchzehen in dünne Scheibchen schneiden, den Rest fein hacken. Zwei der Zitronen waschen und mitsamt der Schale in Scheiben schneiden, die andere Zitrone auspressen. Aus dem Saft, dem gehackten Knoblauch, dem Öl sowie Salz, Pfeffer, Cayennepfeffer eine Marinade mischen. Die Zitronenscheiben und die Knoblauchscheiben in das Innere der Fische schieben und das Innere salzen und pfeffern. Dann die Fische mit der Marinade übergießen und 4 Stunden lang im Kühlschrank ziehen lassen. In der Zwischenzeit die Stachelbeersauce zubereiten: Die Stachelbeeren waschen und von den Stielansätzen befreien. Wein und Zucker auf- kochen und die Stachelbeeren dazugeben. 15 Minuten lang bei schwacher Hitze köcheln lassen. Die Stachelbeeren durch ein Sieb abgießen, die Brühe auffangen. Die Stachelbeeren pürieren. Die Butter in einem Topf schmelzen lassen, das Mehl unterrühren und an- schwitzen. Dann unter Rühren den Stachelbeersud und die Gemüse- brühe hinzugeben. Eigelb und Sahne in einer Tasse miteinander ver- rühren und unter die Sauce ziehen. Mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer abschmecken und die Stachelbeeren unterrühren. Beiseitestellen und kurz vor dem Servieren noch einmal aufwärmen. Die Fische nach Ablauf der Marinierzeit bei nicht zu starker Hitze etwa 20 Minuten lang grillen, dabei immer wieder mit der Marinade bestreichen. Mit der Stachelbeersauce und Weißbrot servieren.

82 Die versunkenen Gärten von Cornwall

DORNRÖSCHEN IST AUFGEWACHT! – DIE VERSUNKENEN GÄRTEN VON CORNWALL

Stolz und erhaben ragt das Gebäude im typischen gotischen Tudor-Baustil zwischen den Bäumen empor. Es ist aus dem grauen Granit Cornwalls erbaut, einem Stein, der den Jahrhunderten trotzt. Zwar ist das Bauwerk mit seinen strengen Tudorbögen recht ansehnlich, es wirkt wie aus einem Harry-Potter-Film. Doch Grau ist eine eher triste Farbe. Es würde düster und fast ein bisschen bedrohlich wirken, wäre da nicht die Gartenpracht, die es umgibt wie ein duftiger Schleier aus dem Paradies. Englische Gärten sind weltberühmt für ihre außer- ordentliche Schönheit. Mit Weitsicht und Geschick ange- legt, durchdacht bis ins letzte Detail, wirken sie doch mühelos und fast, als hätten die Pflanzen sich von selbst zu einem zauberhaften Gesamtbild hindrapiert. Cornwall mit seinem außergewöhnlichen Klima ist das Shangri-La schlechthin für alle Gartenfreaks. Hier können sich die Gärtner verwirklichen – und die Besucher der zahlreichen Gartenanlagen schwelgen in der puren Schönheit, die sie erschaffen haben. Die meisten Gärten Cornwalls wurden im 19. Jahr- hundert angelegt und sind heute in Privatbesitz oder stehen unter Verwaltung durch den National Trust. Damals, als die englischen Gärten in Mode kamen, reisten enthusiastische Gärtner um die ganze Welt und brachten exotische Samen

83 Das Cornwall-Lesebuch und Keimlinge nach Cornwall. Baumfarne kamen aus Neuseeland, Riesenrhododendren aus dem Himalaya, Araukarien aus Südamerika und Palmen von den Kanari- schen Inseln. Im Wetteifer der Gärtner entstanden die prachtvollsten Anlagen. Doch dann, nach dem Ersten Weltkrieg, plagten die Landbesitzer andere Sorgen, und viele der Gärten verwil- derten. Erst seit den Achtzigerjahren des vergangenen Jahr- hunderts besann man sich ihrer und erweckte sie aus dem Dornröschenschlaf. Die herrlichen viktorianischen Gewächshäuser wurden restauriert, die großen Rhododendren, Azaleen und Hortensien beschnitten und vom Unkraut befreit, zwischen die Buchsbaumhecken wurden neue Stauden gepflanzt. Und an den geschützten Stellen traten mitunter wahre Naturwunder zutage: Exotische Baumriesen, hohe Palmen, Baumfarne und dichte Baumbuswälder lagen hinter dem wuchernden Gestrüpp verborgen. Der prachtvollste dieser kornischen Dschungel befindet sich in den „Lost Gardens of Heligan“. Über einen Holzpfad begibt man sich auf eine Tour durch die Wildnis – so gelungen ist der exotische Garten angelegt, dass er wie ein echter Urwald erscheint. Zwischen haushohen Rhododendren ragen hohe Palmen empor, mächtige, urzeitlich anmutende Baumfarne, üppig wuchernder Bambus und mitten darin versteckt sich eine Wasser-

84 Die versunkenen Gärten von Cornwall landschaft mit Seerosen. Der Besucher wird in eine völlig andere Welt versetzt. „Heligan“ ist kornisch und bedeutet „Weidenbaum“. Denn das herrliche Gartenterrain ruhte von wilden Weiden überwuchert wie Dornröschen – verborgen und im Tief- schlaf, bis es eher zufällig wiederentdeckt wurde. Die Geschichte des Anwesens geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurden die prachtvollen Gärten angelegt, zweiundzwanzig Gärtner waren seit damals ständig hier angestellt. Doch im Ersten Weltkrieg zogen auch die Gärtner von Heligan in den Krieg, der Besitzer stellte das Herrenhaus der Armee als Erholungsheim zur Verfügung. Nur acht der zweiund- zwanzig Gärtner kehrten aus dem Krieg zurück, darüber war der Hausherr so verzweifelt, dass er sein Anwesen verließ und nach Italien ging. Heligan verwilderte. Erst 1990 entdeckte der Musikproduzent und Gartenfan Tim Smit die Gärten und setzte sich das ehrgeizige Ziel, die „verlorenen Gärten“ wieder in den Zustand, den sie zur viktorianischen Zeit gehabt hatten, zurückzuversetzen. Sein zweites Großprojekt in Cornwall ist übrigens das Eden Project, ein botanischer Garten bei Bodelva. Das ehrgeizige Unternehmen Tim Smits erwies sich als äußert erfolgreich, die „Lost Gardens of Heligan“ sind die berühmteste Gartenanlage von England. Denn nicht nur das subtropische Dschungeltal versetzt die Besucher in Erstaunen. Auf dem 200 Hektar großen Anwesen gibt es

85 Das Cornwall-Lesebuch

Gartenpracht in all ihren Facetten. Heute kümmern sich fünfundzwanzig Gärtner darum, dass dieses einzigartige Märchenland aus gepflegter englischer Gartenkultur, Urwald, Naturreservat und Landschaftsgarten erhalten bleibt. Das „verlorene Tal“ besticht mit Alleen aus riesigen Eichen, Buchen und Kastanien. Holzkohlemeiler erzählen dem Besucher von der Nutzung des Waldes in früheren Zeiten. In einer Hütte können sie über ferngelenkte Kame- ras heimische Wildtiere beobachten, an den Teichen leben Libellen, Reiher, Kormorane, Gänse, Enten, Rallen und Eisvögel, in der Luft schwirren zahllose Variationen von Schmetterlingen, und in den Bäumen leben sechs verschie- dene Fledermausarten. Das ist Heligans Naturrefugium. Es schließt sich der herrliche Landschaftspark mit den für Cornwall und Südengland so typischen Hecken- umfriedungen der Weideflächen an. Und der Ziergarten ist in kunstvolle Anlagen unterteilt, sei es im italienischen oder im neuseeländischen Stil. Hier gibt es Grotten, Brunnen, Teiche und Pavillons, filigranes Zierwerk und natürlich eine wahre Blütenpracht. Die Rhododendren in dieser Anlage zählen zu den größten der Welt. Sie sind teilweise schon 150 Jahre und älter. Im Nutzgarten schließlich werden verschiedene Anbaumethoden von Obst und Gemüse anhand von etwa dreihundert Arten anschaulich vorgestellt. Hier gedeihen neben uralten kornischen Apfelsorten auch Artischocken

86 Die versunkenen Gärten von Cornwall und Pfirsiche, Zitronen und Wein. Und in einem alten, eigens zu diesem Zweck gemauerten Graben ist es tatsäch- lich gelungen, Ananas zu züchten! Zu ihrem eisernen Hochzeitstag im Jahr 2012 überreichte man Queen Elizabeth ein hier gewachsenes Exemplar – sie wird sehr stolz auf ihre erfolgreichen Untertanen gewesen sein. Die Obst- und Gemüseproduktion in den „Lost Gardens of Heligan“ ist ausgesprochen erfolgreich, davon können sich die Besucher im Gartencafé überzeugen, wo mit selbstangebauten Produkten gekocht wird. Die „Lost Gardens of Heligan“ sind der Star unter den Gärten Cornwalls. Doch Gartenfreunde sollten sich auch die anderen Prachtstücke nicht entgehen lassen. Da reicht ein kurzer Urlaub kaum aus. Der „Trebah Garden“ bei Falmouth zum Beispiel hat eine ähnlich romantische Geschichte zu erzählen. Anfang der Achtzigerjahre des letzten Jahrhunderts kaufte ein Pensionär das zugehörige Haus an der Küste, um seinen Lebensabend mit Martinis auf der Terrasse sitzend genießen zu können – nicht ahnend, dass sich ein versunkener viktorianischer Garten auf dem Grundstück verbarg. Mit dem ruhigen Lebens- abend war es vorbei, er machte sich an die Arbeit und legte einen phantastischen Garten mit seltenen Bäumen und Sträuchern, einem Meer von Rhododendren und endlosen blauen Hortensienhecken frei. Auch eine subtropische Schlucht gehört dazu, die in einen privaten Flussstrand mündet.

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Inspiriert und verzaubert vom Besuch eines der kornischen Gärten kann man kaum widerstehen, beim Verlassen im Gartenshop ein paar Jungpflanzen mitzuneh- men. Da stand ich vor einem zierlichen Baumfarn und träumte von einem Riesenfarn im heimischen Garten. Ich hatte ihn schon in der Hand, da dämmerte mir die nüch- terne Realität. Die hundert Jahre, die er brauchen würde, um es so weit zu bringen, würde ich wohl kaum noch erleben. Und dann fiel mir ein, dass das heimische Klima im Bergischen Land alles andere als subtropisch ist…

88 Die versunkenen Gärten von Cornwall

LOST GARDENS’ APPLE CRUMBLE – APFELSTREUSELDESSERT

Zutaten: 6 saftige Äpfel, eine unbehandelte Zitrone, 50 g Rosinen, 4 cl Brandy, 100 g brauner Zucker, 2 EL Honig, 100 g Butter (Zimmertemperatur), 100 g Mehl, 100 g Haferflocken, Butter zum Einfetten Zubereitung: Die Rosinen waschen, trocknen, in eine Tasse geben und mit dem Brandy übergießen. 24 Stunden lang abgedeckt ziehen lassen. Dann die Äpfel schälen, entkernen und achteln. Von der Zitrone mit dem Zestenschneider die Schale dünn abschälen (nicht das Weiße verwenden), dann die Zitrone auspressen. Die Zesten in kleine Stückchen schneiden. Anschließend die Apfelstücke, die Zesten, den Zitronensaft, den Honig und 1 El des braunen Zuckers in einen Topf geben, unter Rühren aufkochen und anschließend bei schwacher Hitze 10 Minuten lang ziehen lassen. Dann vom Herd nehmen, die Brandyrosinen einrühren und das Ganze in eine mit Butter eingefettete Auflaufform geben. Die Butter mit Mehl, Haferflocken und dem restlichen braunen Zucker gut vermischen und zu Streuseln verarbeiten. Danach die Streusel gleichmäßig auf der Apfelmasse verteilen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C 25-30 Minuten lang backen, bis die Streusel goldbraun geworden sind. Mit Schlagsahne und Vanilleeis servieren.

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PICKNICK MIT MÖWEN – EIN SOMMERTAG IN DER WHITSAND BAY

Zwischen zwei Felsen haben wir uns eine geschützte Stelle für unser Picknick ausgesucht. Der Strand ist breit und kilometerlang, selbst in der Hauptsaison gibt es unendlich viel Platz. Die paar Menschen am Strand sind wie verein- zelte Vögel in den Weiten des Himmels. Ein paar Kinder spielen in den Wellen, jemand wirft eine Frisbeescheibe für seinen Hund, ein älteres Paar schlendert Hand in Hand in Richtung Horizont. Ein paar hundert Meter weiter im Osten kommt eine Schar Taucher in Neoprenanzügen aus dem Wasser. Die braucht man hier, denn das Wasser ist nur 15 Grad warm. Einzig den Kindern scheint das nichts aus- zumachen. Ich bin nicht so versessen auf das eisige Nass, und ich habe auch nicht vor, mir einen Neoprenanzug zu leihen. Unten bei der Tauschschule werden die an Schwimmer verliehen, habe ich irgendwo gelesen. Nein danke. Da ist mir ein Picknick am Strand sehr viel lieber. Wir haben eine Decke ausgebreitet und einen Teller mit Sandwiches daraufgestellt, sogar eine Flasche Wein haben wir mitgebracht. Die Kinder lassen Drachen steigen, was bei den böigen Winden gar nicht so einfach ist. Wir schauen zu ihnen hinüber und geben gute Ratschläge, wie das die Erwachsenen gerne machen, da kommt von der anderen Seite eine Möwe. Wir spüren den Lufthauch ihres Flügelschlages, sehen ihren Schatten. Doch noch während

90 Picknick mit Möwen – ein Sommertag in der Whitsand Bay wir uns umdrehen, ist sie schon weg, und mit ihr verschwindet unser leckeres Ham-and-Cheddar-Cheese- Sandwich. Möwen sind wirklich groß, wenn man sie mal ganz aus der Nähe sieht. Und ganz schön frech. Da sitzt sie auf dem Felsen, nur ein paar Armlängen von uns entfernt, und will sich gerade daranmachen, unser schönes Sandwich zu verzehren, als eine zweite Möwe hin- zukommt. Es beginnt ein wilder Streit um unser belegtes Brot. Hin und her geht es, wütend verteidigt die eine ihre Beute, aggressiv versucht die andere, sie ihr abzujagen. Amüsiert beobachten wir das Scharmützel, als unserer Möwe im Eifer des Gefechts das Brot hinunterfällt und unten im Sand landet. Schon setzen beide Möwen an, sich auf den gefallenen Schatz zu stürzen, giften sich dabei noch einmal heftig an, da kommt der Hund vorbei. Das Frisbeespiel ist langweilig geworden, nun schaut er, was der Strand ihm sonst noch so zu bieten hat. Nur ein Wimpernschlag, da steckt das Sandwich im Maul des Hundes, der triumphierend und schwanzwedelnd mit seiner Eroberung davongaloppiert und zwei Möwen zurücklässt, die verdattert hinter ihm herblicken. „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, die alte Weisheit schießt mir durch den Kopf. Und nicht nur der Dritte freut sich, auch wir sind ganz begeistert von der kleinen Komödie, die uns geboten wurde. Langsam beginnt das Wasser zu steigen, die Flut kommt, und wir müssen uns auf den Rückweg machen. So

91 Das Cornwall-Lesebuch breit der schöne Strand auch ist, die Flut wird ihn komplett verschlingen. Dann verschwinden all die Felsen um uns herum im Wasser. Jetzt liegen sie noch frei, mit ihren Muscheln und sonstigen Meeresbewohnern. Die Algen, die in den Tümpeln vor den Klippen wachsen, sind so giftgrün, als hätte man sie mit Neonfarbe angemalt. Bald werden sie sich wieder unter dem Wasser verstecken. Der Tidenhub ist so hoch, dass von dem mächtigen Felsen, neben dem wir gesessen haben, bald nur noch die oberste Spitze aus dem Wasser herauslugen wird. Von oben schaut er dann aus wie ein kleiner Saurier, der mitten im Wasser sitzt und sich von den schäumenden Wellen umspielen lässt. Nun heißt es, wieder aufwärts zu steigen. Die Strandwache wechselt die Flagge, Zeit, den Strand zu verlassen. Und so machen wir uns an den Aufstieg. Vorbei an hübschen kleinen Sommerhäuschen führt der Weg in steilen Serpentinen hinauf zur Straße, die oben am Kamm der Klippe verläuft. Hundertzwanzig Meter hoch. Das ist ganz schön viel, da wird auch der leere Picknickkorb lang- sam schwer. Doch der Ausblick von oben belohnt die Strapaze. Soweit das Auge reicht zieht sich der Strand, von der Halbinsel Rame Head bis hinüber zum Seebad , dessen Lichter man am Abend in der Ferne sieht. Mehr als zwanzig Kilometer weit weg. Schroff und imposant erheben sich die Klippen um die gesamte Bucht, wie eine

92 Picknick mit Möwen – ein Sommertag in der Whitsand Bay

Festung, die das Land vor dem Meer beschützt, das hundertzwanzig Meter weiter unten liegt. Im Internet haben wir unser Ferienhäuschen gefun- den, ein wahres Schmuckkästchen gleich oberhalb der Klippen, mit einem Ausblick, der den Betrachter vor Ehr- furcht verstummen lässt. Und ständig ändert sich das Bild, während die Gezeiten kommen und gehen, während der Strand vom Meer verschlungen wird und wiederkehrt, die Sonne sich auf dem endlosen Ozean spiegelt, die Wolken über den Himmel jagen und am Abend der Eddystone Leuchtturm weit draußen auf dem Meer sein Signal in Richtung Horizont zu schicken beginnt, den Willkom- mensgruß an die Schiffe, die über die Weiten des Atlantiks kommen, um Plymouth anzulaufen. Und ich denke mir, was für ein erhabener Ort, was für ein wundervolles Fleckchen Erde, die Whitsand Bay. Ich würde gerne bleiben. Aber ich weiß zumindest, dass ich wiederkommen werde.

93 Das Cornwall-Lesebuch

HAM AND CHEDDAR CHEESE PICNIC SANDWICH

Zutaten pro Sandwich: 2 Scheiben weiches Brot, 1 Scheibe Cheddar, 1 Scheibe gekochter Schinken, 1 Salatblatt, 1 Tomaten- scheibe, 2 El Sandwich Spread. Zutaten für den Sandwich Spread: 3 El Majonäse, 3 hartgekochte Eier, 4 kleine Gewürzgurken, 4 Silberzwiebeln, 1 Tl Senf, 1 El milder Essig, 1 Tl Ketchup, 1 El fein gehackte Petersilie, 1 El fein gehackte Kresse, 1 El Schnittlauchröllchen, 1 El geriebene Möhre, Worcestersauce, Salz, Pfeffer Zubereitung des Sandwich Spread: Die Eier schälen und in kleine Würfel schneiden (falls vorhanden, mit dem Eierschneider einmal längs und einmal quer, sonst sehr vorsichtig mit einem scharfen Messer). Gurken und Silberzwiebeln ebenfalls in sehr kleine Würfel schneiden. Majonäse, Senf, Essig und Ketchup gut miteinander vermi- schen. Dann alle Zutaten in eine Schüssel geben, salzen, pfeffern und ein paar Spritzer Worcestersauce dazugeben. Sehr vorsichtig vermi- schen und 3 Stunden lang im Kühlschrank durchziehen lassen. Zubereitung der Sandwiches: Die beiden Brotscheiben jeweils auf einer Seite mit 1 El Sandwich Spread bestreichen. Dann auf eine bestrichene Scheibe das Salatblatt legen, darauf den Schinken, den Käse, die Tomatenscheibe und dann die andere Brotscheibe mit der bestrichenen Seite nach innen oben auflegen. Natürlich kann man statt Schinken und Cheddar auch andere Beläge verwenden: Salami und Gouda, gekochtes Ei, gebratene Hähnchen- brust, Lachs, Stilton-Käse, Camembert und vieles mehr. Sehr lecker schmeckt das Brot auch einfach nur mit Sandwich Spread und Salat.

94 Der Wind erzählt von Camelot - Tintagel

DER WIND ERZÄHLT VON CAMELOT - TINTAGEL

Spektakulär hebt sich die zerklüftete Steilküste aus der Keltischen See. Neben einer Halbinsel öffnet sich zwischen steilen Klippen eine kleine Bucht, in der wilde Strudel mit strahlend blauem Wasser kreisen. Wind und Wetter haben das hoch darüber liegende Land zu sanften, grünen Hügeln gegerbt. Uneinnehmbar thront eine Burg auf der Halbinsel, nur ein schmaler, steiler Pfad verbindet sie mit dem Fest- land. Ringsum fallen die Klippen in die Tiefe, dorthin, wo die Brandung tost. Kein Schiff kann hier anlanden, kein Eindringling die steilen Felsen überwinden. Kann es einen sichereren Platz geben als diese Burg? Fackeln stecken in den Mauern und beleuchten die prachtvolle Wohnstatt. Möwen kreisen über den Zinnen, hinter denen schöne Frauen und stolze Ritter leben: Camelot! König Artus versammelt seine ruhmreiche Tafel- runde – hier. Es ist das 5. Jahrhundert, wir sind in Tintagel oder Kastell Dintagell, wie es auf Kornisch heißt. Das bedeutet „Festung mit schmalem Zugang“. Eine große blühende Siedlung schließt sich an die Burg an, hier leben die Menschen im Schutz der Ritter der Tafelrunde. Man pflegt Handel mit Ostrom, importiert Keramiken und andere Kunstschätze und liefert im Gegen- zug wertvolles Zinn. Jedem geht es gut, das Leben ist groß- artig.

95 Das Cornwall-Lesebuch

Doch plötzlich sind alle weg. Nicht nur König Artus und seine Ritter, seine schöne Frau Guinevere, der stolze Lancelot und der düstere Mordred. Auch die Menschen aus der Siedlung sind auf unerklärliche Art verschwunden. Wohin? Und vor allem: warum? Viel ist über diese Fragen spekuliert worden, aber keine Antworten wurden gefunden. Die Artussage ist Britanniens große, phantastische Geschichte, die Wurzel der Erhabenheit, auf der „Great Britain“ fußt. Aber niemand weiß, wer dieser Artus eigentlich war. Man siedelt seine Zeit im 5. Jahrhundert an, denn britische Chroniken erzählen seit dem 9. Jahrhundert von seinen Heldentaten in jener Zeit. Nachdem die Römer Britannien aufgaben, waren es Artus und seine Krieger, die das Inselreich vor der Bedrohung durch Sachsen und Pikten beschützten. Und in der phantastischen Sage, die um Artus herum entstand, leben mystische Gestalten auf. Sie idealisieren die märchen- haften Vorstellungen von Ritterlichkeit und Anstand ver- bunden mit Mut und Stärke als Eigenschaften des Mannes, Tugendhaftigkeit und Schönheit als Leitbild der Frau. Deshalb wurde die Geschichte von den Menschen gierig aufgesogen und weitererzählt, wobei der Mythos immer weitergesponnen und die Geschichte immer detailreicher wurde. Denn, um der Wahrheit die Ehre zu geben, man weiß nicht einmal, ob dieser geheimnisvolle Artus über- haupt je existiert hat. Und wenn man das nicht weiß,

96 Der Wind erzählt von Camelot - Tintagel schneidet man die Geschichte von allen realen Wurzeln ab. Deshalb weiß man erst recht nicht, ob Camelot hier in Tintagel gelegen hat. Es war ein britischer Chronist, der das im Jahre 1136 behauptet hat. Zu dieser Zeit existierte die spätantike Siedlung in Tintagel schon seit mehr als 400 Jahren nicht mehr, und niemand wusste, warum sie aufge- geben wurde. Doch in jüngster Zeit haben archäologische Grabungen den Beweis erbracht, das es tatsächlich zwischen dem 5. und dem 7. Jahrhundert einen bedeuten- den Fürstensitz hier auf Tintagel Castle gegeben haben muss, der danach spurlos verschwand. In der Artussage findet Tintagel durchaus Erwäh- nung. Es heißt, dass die Burg damals dem Herzog von Cornwall gehörte, Gorlois, der mit Igraine verheiratet war. Diese Igraine wurde von Uther Pendragon begehrt, und Gorlois versteckte sie auf Tintagel vor jenem. Uther Pendragon aber war durchtrieben und ließ sich vom Zauberer Merlin das Aussehen des Gorlois verpassen, schlich sich auf Tintagel und schwängerte Igraine, die neun Monate später den Knaben Artus, den designierten Volks- helden, auf die Welt brachte. Doch keine Sage weiß davon zu berichten, was später mit Tintagel geschah. Nach der Camelot-Zuordnung durch den Chronisten von 1136 richtete sich jedenfalls die Aufmerksamkeit wieder auf Tintagel. Im 13. Jahrhundert wurde durch Richard von Cornwall, einen Neffen von Richard Löwen- herz, eine neue Burganlage auf der trutzigen Halbinsel

97 Das Cornwall-Lesebuch errichtet. Jetzt, im Hochmittelalter, machte das keinen strategischen Sinn mehr, denn die Nordküste Cornwalls lag abseits der bedeutenden Handelswege. Deshalb baute Richard auch keine wehrhafte Burg mit dicken Mauern, sondern errichtete ein dünnwandiges Schlösschen, vermut- lich zu rein repräsentativen Zwecken. Es machte sich schließlich gut für Richard von Cornwall, sich sozusagen als rechtmäßiger Nachfolger des großen Artus an dessen legendärem Sitz Camelot niederzulassen. Der schöne Plan ist aber offensichtlich nicht aufgegangen, denn schon bald wurde die neue Burg wieder aufgegeben. Die dünnen Mauern forderten ihren Tribut, bereits im 15. Jahrhundert war Tintagel Castle eine Ruine, und heute sieht man größ- tenteils nur noch die Grundmauern. Doch steht man in den Ruinen von Tintagel Castle, dann spürt man es sofort: Die Legende lebt. Nur wenige Plätze verbreiten eine solch mystische Aura wie die verlas- sene Plattform hoch oben auf den Klippen der kleinen Halbinsel. Das sprach sich schon im England des aus- gehenden 19. Jahrhunderts herum, Tintagel entwickelte sich zum Star unter den Reisezielen des aufkommenden Tourismus. Der gleichnamige Ort hinter den Klippen im Landesinneren trug dem Rechnung. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts riss man die alten Häuser ab und gestaltete den ganzen Ort touristengerecht. Deshalb zeigt er sich heute als Konglomerat von Bungalows, Läden und Gast- häusern. Lediglich das alte Postamt ist erhalten geblieben,

98 Der Wind erzählt von Camelot - Tintagel ein ansehnliches Bauwerk aus dem 14. Jahrhundert. Und in den Souvenirshops gibt es Artus-Devotionalien aller Art – von Postkarten über Kühlschrankmagnete, Teller und Tassen, Bronzefiguren, Bücher, T-Shirts bis hin zu Plastik- Excaliburs. Das perfekte Merchandising! Oben auf der dem Castle benachbarten Klippe erhebt sich ein weiterer beeindruckender Bau: das Camelot Castle Hotel von 1899. Es sieht wie eine Burg aus und bietet einen atemberaubenden Ausblick. Man beäugt es in England allerdings mit Skepsis, denn es soll im Besitz von Scientology sein. Warum man nicht einfach herausfindet, ob das stimmt, dürfen Sie mich allerdings nicht fragen. Nur eines kann ich Ihnen versichern: Wenn Sie oben auf der Halbinsel des Tintagel-Castle stehen und ihren Blick über die Küstenlinie schweifen lassen, dann vergessen Sie alle Plastikschwerter und alle Sekten. Stattdessen erleben sie eine der spektakulärsten Begegnungen mit der Britannien- Mystik, die es gibt.

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KING ARTHUR’S HOT POT

Zutaten für 4 Personen: 1 kg Schweineschmorbraten, 100 g fetter Speck, 4 Zwiebeln, 500 g Möhren, 500 g Steckrübe, 2 Kohl- rabi, 2 Porreestangen, 5 Ästchen Thymian, 2 Lorbeerblätter, ½ l Dunkelbier, Salz, Pfeffer Zubereitung: Die Zwiebeln schälen und würfeln. Den Speck in dünne Scheiben schneiden und in einem Bräter bei starker Hitze auslassen. Dann herausnehmen und nicht weiterverwenden, das ausgelassene Fett bleibt im Topf. Den Braten salzen, pfeffern und in dem heißen Fett ringsum gut anbraten. Dann mit dem Bier ablöschen, die Zwiebeln beigeben. Thymian und Lorbeerblätter oben auf den Braten legen, die Hitze reduzieren und den Deckel auflegen. 90 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen. In der Zwischenzeit den Porree waschen, putzen und in Scheiben schneiden, Möhren, Steckrübe und Kohlrabi schälen und in ca. 1 cm dicke Scheiben schneiden. Den Bratfond kräftig abschmecken, dann das Gemüse hinzugeben und 30 Minuten bei schwacher Hitze mitkochen lassen. Dann das Fleisch in Scheiben schneiden und mit Gemüse und Sud auf Tellern anrichten. Mit Brot und Dunkelbier servieren.

100 Mit Volldampf durch Cornwall – die Bodmin-Bahn

MIT VOLLDAMPF DURCH CORNWALL – DIE BODMIN BAHN

Südwestlich des großen Moores liegt Bodmin, eine Kleinstadt mit langer Geschichte. Ihr kornischer Name lautet „Bosvenegh“, und das heißt „Wohnort der Mönche“. Denn bereits zu Ende des 11. Jahrhunderts war Bodmin das religiöse Zentrum Cornwalls. Im Schrein seiner Kirche wurden wichtige Reliquien aufbewahrt, weshalb sich nicht nur Mönche, sondern auch immer mehr weltliche Bewoh- ner hier niederließen. Es entwickelte sich ein lebhaftes religiöses und wirtschaftliches Zentrum, Bodmin war im Mittelalter die größte Stadt Cornwalls und zählte immerhin 1.500 Einwohner. Obwohl sich die Einwohnerzahl bis heute fast verzehnfacht hat, ist Bodmin jetzt ein verschlafenes Städtchen im Herzen von Cornwall und würde vielleicht nicht viele Besucher anlocken, wenn es sich nicht eine ganz besondere Eigenheit bewahrt hätte: die Bodmin & Wenford Railway. Mitten in Bodmin liegt der historische Kopfbahnhof „Bodmin General“. Liebevoll hergerichtet empfängt er seine Besucher und schickt sie auf eine nostalgische Zeit- reise. Denn hier begann eine technische Neuerung, die uns heute beschaulich erscheint, in der damaligen Zeit jedoch eine wirkliche Revolution bedeutete.

101 Das Cornwall-Lesebuch

Denn die Bodmin & Wenford Railway war eine der ersten Eisenbahnlinien der Welt. Sie nahm 1834 ihren Betrieb auf und verband die Orte Wenfordbridge und . Im Süden gab es einen Abzweig nach Bodmin. Die Streckenlänge betrug nicht wesentlich mehr als zehn Meilen. Ihr Zweck war es, Bodmin mit dem Hafen von Wadebridge zu verbinden, um Tonerden zur Porzellan- herstellung, die bei Bodmin abgebaut wurden, dorthin zu transportieren und im Gegenzug Sand nach Bodmin zu befördern. Mit diesem versuchte man das dortige Moorland zu verbessern, um landwirtschaftliche Nutzfläche daraus zu gewinnen. Außerdem nahm der Zug auch Passagiere mit auf die Reise. Diese erste Dampfeisenbahn fuhr schon 25 Jahre, bevor die Hauptlinie nach London ihren Betrieb aufnahm. Die Baukosten waren natürlich erheblich gewesen, und auch die laufenden Betriebskosten waren nicht ohne. Die kleine Eisenbahn litt ständig unter Geldknappheit. Sie wechselte deshalb öfters ihre Eigner, was nicht verhindern konnte, dass sie, als sich das Eisenbahnnetz Groß- britanniens langsam zu entwickeln begann, als isolierte kleine Bahnstrecke vor sich hindümpelte. Denn eine Verbindung an die Hauptverkehrswege gab es vorerst nicht. Dadurch wurde die Bahnstrecke für Passagiere zunehmend uninteressant, 1967 schließlich wurde die Personen- beförderung eingestellt. Lediglich die Tonerden reisten noch weiter mit der Bodmin & Wenford Railway. Als auch

102 Mit Volldampf durch Cornwall – die Bodmin-Bahn das immer weniger wurde, schloss die British Rail, die inzwischen Trägerin war, die Strecke wegen mangelnder Rentabilität im Juni 1984. Das führte zur Gründung der Bodmin Railway Preservation Society. Ihre Mitglieder rekrutierten sich aus Eisenbahn-Enthusiasten, denn was konnte es damals, als die Modellbahnen noch in Mode waren, für technik- verliebte Männer Schöneres geben als eine echte Eisen- bahn, mit Dampflok, Schienen, tutendem Horn und ratternden Waggons? Wegen Geldmangels war es zwar nicht möglich, die gesamte Strecke aufzukaufen. Auch dauerte es mehrere Jahre, bis die vorhandene Strecke und die alten Züge soweit wieder instandgesetzt waren, dass der Fahrbetrieb auf- genommen werden konnte. Doch im Sommer 1990 ging es los: Die Bodmin Bahn ratterte wieder. Seitdem fahren die Dampfzüge regelmäßig. Sie wurden in den sogenannten „Camel Trail“ mit- einbezogen, einer Route, die auf stillgelegten Bahnstrecken entlang des Flusses „Camel“ durch Cornwall verläuft. Dieser Trail hat eine Gesamtlänge von knapp 28 Kilome- tern und ist als erholsamer Pfad durch die kornische Natur angelegt, zur Nutzung durch Wanderer, Radfahrer und Reiter. Die Strecke verläuft ohne erwähnenswerte Stei- gungen und ist daher auch für Behinderte geeignet. Von verläuft sie über Wadebridge und Bodmin nach Wenfordbridge. Auf die Trail-Besucher warten Fahrrad-

103 Das Cornwall-Lesebuch verleihe, Cafés und zahlreiche weitere Attraktionen. Sehr beliebt ist die Strecke bei Familien mit kleinen Kindern, die hier ihre erste Fahrradtour ohne Gefahr durch den Auto- verkehr absolvieren, denn nur ein kurzer Streckenabschnitt in Wadebridge verläuft über normale Straßen. Und die Tour auf dem „Camel Trail“ lässt sich wunderbar mit einer Fahrt mit der historischen Dampfeisenbahn verbinden. Freunde nostalgischen Bahnverkehrs kommen übrigens auch weiter südlich in Cornwall auf ihre Kosten. In Looe verkehrt die Looe Valley Line auf einer Strecke von 13,5 Kilometern. Sie fährt mit Triebwagen entlang des Flusslaufs des East Looe River und führt durch eine herrliche Naturlandschaft. Auch hier gibt es Wanderwege, die von den Bahnstationen aus durch die kornische Land- schaft führen. In Bodmin ist derweil das Eisenbahnerleben wieder bunt und fröhlich aufgeblüht. Eine ganze Reihe historischer Loks wird hier gehegt und gepflegt. Für Eisenbahnfreunde gibt es eine kurzweilige Fahrt mit Dampf- oder Diesellok oder gar ein opulentes Essen im luxuriösen Salonwagen. Und mehr noch, hier in Bodmin können sich Eisenbahn- freaks einen Lebenstraum erfüllen: Einmal selbst Loko- motivführer sein!

104 Mit Volldampf durch Cornwall – die Bodmin-Bahn

BODMIN APPLE CARAMEL STEAMED PUDDING – APFEL-KARAMELL-PUDDING AUS BODMIN

Zutaten: 175 g Mehl, 240 g Zucker, 125 g Butter, 3 Eier, 4 Äpfel, 2 Tl Backpulver, 100 g Semmelbrösel, 2 El Zucker- rübensirup, ½ Tl gemahlener Zimt, 2 cl Brandy, Salz Man benötigt außerdem eine verschließbare Puddingform (1,5 l Inhalt) aus Metall. Zubereitung: 100 g Zucker mit 1 El Wasser bei schwacher Hitze in einem abgedeckten Topf langsam erwärmen und dabei gelegentlich umrühren, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann den Deckel abnehmen und den Zucker karamellisieren lassen. Dabei nicht mehr so oft rühren. Der Zucker ist fertig, wenn er einen klaren Goldton angenommen hat. Jetzt sofort in die Puddingform gießen, dabei durch Drehen die gesamte Innenwand mit Karamell bedecken. Dann die Äpfel schälen, entkernen und in kleine Stücke schneiden. Die Hälfte der Stücke mit dem Brandy, dem Zimt und 1 El Zucker in einem Topf erhitzen und 10 Minuten bei schwacher Hitze abge- deckt ziehen lassen. 20 g Butter in einer Pfanne erhitzen und die rest- lichen Apfelstücke mit 1 El Zucker darin goldbraun braten. Die restliche Butter und den restlichen Zucker in einer Schüssel mit dem Handmixer vermengen. Eier, Sirup, Mehl, Semmelbrösel, Back- pulver und eine Prise Salz unterrühren, zum Schluss die in Brandy gekochten Äpfel unterheben. Anschließend einen großen Topf, in den die Puddingform gut hinein- passt und noch ringsum min. 5 cm Abstand zum Topfrand hat, so weit mit Wasser füllen, dass die Puddingform zu zwei Dritteln im Wasser stehen kann. Auf den Boden des Topfes über Kreuz zwei Löffel o.Ä. legen, sodass die Puddingform den Boden nicht berühren kann. Dann die in der Pfanne gebratenen Äpfel in die Puddingform geben und nicht nur am Boden, sondern auch an den Rändern verteilen. Den

105 Das Cornwall-Lesebuch

Teig darübergeben und glatt streichen. Dabei darf die Form nicht komplett gefüllt sein, denn der Pudding geht beim Garen auf. Das Wasser zum Köcheln bringen, die Puddingform verschließen und in den Topf stellen. Zwei Stunden lang im Wasserbad köcheln lassen. Dann heraus- nehmen und 20 Minuten lang abkühlen lassen. Anschließend auf eine Servierplatte stürzen, falls Apfelstücke in der Form verblieben sind, diese auf dem Pudding verteilen. Mit Vanillesauce servieren. Sie haben es sicherlich bemerkt: Die Briten verstehen unter „Pudding“ etwas anderes als wir Deutschen, für unsere Begriffe ist es eher eine Art Kuchen.

106 Betörender Sommernachtstraum – das Theater von Minack

BETÖRENDER SOMMERNACHTSTRAUM – DAS THEATER VON MINACK

Eine Komödie unter freiem Himmel – und das zu nächt- licher Stunde. Elfen und Hofnarren treiben ihren Schaber- nack mit Herzögen, Prinzen und Edelfräulein, und sogar die Königin der Amazonen mischt bei dem Spektakel mit. Beschwingt wischt der Spaß alle Sorgen und Mühen des hellen Tages hinfort, Lachen und Frohsinn breiten sich im Publikum aus. Es ist der Sommernachtstraum von Shake- speare, ein Klassiker, dem dieses kleine Wunder schon seit mehr als vierhundert Jahren gelingt. Immer wieder wird das Stück aufgeführt, und besonders gerne mitten in der Nacht, unter freiem Himmel. So geschah es auch vor beinahe hundert Jahren auf einem Feld bei Porthcurno, einem kleinen Ort, der nur wenige Kilometer von Land’s End entfernt an der Südküste Cornwalls liegt. Eine örtliche Laienschauspielergruppe hatte Shakespeares Meisterwerk in dieser Nacht aufgeführt. Im Publikum saß Rowena Cade. Ihr Vater hatte eine Baumwollweberei besessen, und ihr Großvater war ein bekannter Maler gewesen. Doch der Erste Weltkrieg hatte das Familienvermögen vernichtet. Rowena hatte sich eine Zeit lang als Einreiterin in den Stallungen von Elsenham durchgeschlagen, wo sie in einem alten Schäferwagen wohnte. Dann verkaufte ihre Mutter das Familienanwesen, und gemeinsam erwarben sie ein Grundstück an der Küste

107 Das Cornwall-Lesebuch

Cornwalls, worauf sie für ganze 100 Pfund ein Haus aus dem örtlichen Granitgestein errichteten. Rowena begann, Kostüme zu schneidern und bestückte auch die örtliche Schauspielertruppe. So kam es, dass sie die Aufführung des Sommernachtstraumes besuchte. Und sie war begeistert. Auf ihrem Grundstück an der Küste gab es eine natürliche Ausbuchtung in den Felsen, die ihr wie ge- schaffen als die Kulisse zukünftiger Schauspiel- produktionen erschien. Denn hier öffnete sich ein herr- liches Panorama über das Meer. Deshalb bot sie der Theatergruppe diesen Platz in ihrem Garten für deren Auf- führungen an. In mühevoller Arbeit legte sie eine Bühne und Sitzplätze an, und 1932 gab es die erste Theater- veranstaltung: Mit riesigem Erfolg wurde das Stück „Der Sturm“ von William Shakespeare aufgeführt. Beflügelt davon widmete sie ihr Leben fortan dem weiteren Ausbau ihres Theaters, unterstützt von Freunden und immer mehr freiwilligen Helfern, die sich von der Begeisterung anstecken ließen. In jedem Sommer gab es ab jetzt Aufführungen, während die Wintermonate zum weiteren Ausbau des Theaters genutzt wurden. Wenn man heute das betritt, so möchte man meinen, in die Ruinen eines Theaters aus der Zeit der Antike geraten zu sein. Wie in Taormina heben sich säulengetragene Arkadenbögen, und dahinter öffnet sich das Meer mit seiner schroffen Felsenküste. Die steiner- nen Zuschauerränge ziehen sich den Hang hinauf, sodass

108 Betörender Sommernachtstraum – das Theater von Minack man, je höher man zu sitzen kommt, einen immer atemberaubenderen Ausblick genießt. Alle Sitzplätze haben steinerne Rückenlehnen, manche Plätze sind mit Gras bewachsen. Insgesamt 750 Plätze bietet das Theater heute. Und jedes Jahr werden in den Sommermonaten 16 verschiedene Stücke aufgeführt, viele davon sind, an die Tradition des Theaters angelehnt, von Shakespeare. Die Aufführungen finden bei jedem Wetter statt, im Notfall werden Regencapes verteilt. Und in den aufführungsfreien Zeiten, auch im Winter, steht das Theater Besuchern offen. Denn nicht nur das Theater, auch der inzwischen angelegte Küstengarten auf den Klippen von Minack ist sehenswert. An den steilen Hängen gedeiht zwischen riesigen Felsbrocken eine phantastische Mischung aus exotischen Pflanzen und heimischen Arten. Besonders stolz sind die Gärtner von Minack darauf, dass hier rund ums Jahr in jedem Monat etwas blüht. Und manche der Pflanzen blühen sogar während der Nachtstunden. Dann öffnen sich ihre Blüten und tauchen das Theater in einen betörenden Duft, während vorne auf der Bühne vielleicht gerade der Sommernachtstraum von Shakespeare vor dem nächtlichen Ozean und unter dem Sternenzelt aufgeführt wird. Was könnte eine perfektere Kulisse sein?

109 Das Cornwall-Lesebuch

STICKY TOFFEE DREAM

Zutaten: 200 g Butter (Zimmertemperatur), 200 g brauner Zucker, 150 g Mehl, 2 El Backpulver, 125 ml Milch, 1 Ei, ½ Vanilleschote, 100 g Datteln, Butter zum Einfetten Zubereitung: Die Datteln entsteinen und kleinhacken. 80 g Zucker mit dem Mehl in eine Schüssel geben und mit der Milch, dem Ei und dem Backpulver vermischen. Die Vanilleschote auskratzen und das Mark zusammen mit den Datteln und 100 g Butter eben- falls untermengen. Gut durchkneten. Den Backofen auf 180°C vorheizen. Eine Kastenform mit Butter einfetten und den Teig hineinfüllen. Den restlichen Zucker darüber- streuen und mit der verbliebenen Butter Flöckchen daraufsetzen. Dann eine Tasse Wasser aufkochen und darübergießen. 45 Minuten lang im Ofen backen, bis sich Zucker, Butter und Wasser zu einer klebrigen Karamellsauce auf dem Kuchen verbunden haben. Mit Vanilleeis oder Schlagsahne servieren.

110 Überleben in Cornwall – die Kelten

ÜBERLEBEN IN CORNWALL - DIE KELTEN

Leise weht eine leichte Brise über das grasige Hügelland von Cornwall. Zwischen den Halmen erhebt sich ein einsames, von Menschenhand geschaffenes Monument: ein Keltisches Kreuz. Ein stummer Zeuge, hinterlassen von fremden Menschen aus einer magisch-fernen Ver- gangenheit. Die Kelten sind Zielobjekt der Träumerei von einer märchenhaften Vorzeit, man phantasiert von einem erd- nahen und naturverbundenen Volk, das im Einklang mit seiner Umwelt lebte und über eine geheimnisvolle Magie verfügte. Ein herrlich romantisches Bild, Frauen mit langem, zu Zöpfen geflochtenem Goldhaar, kraftvolle und dennoch freundliche Männer in farbigen Leinenhosen, Leierklänge, Lagerfeuer, Friede und Freude inmitten von unberührter Natur. Doch platzt die Wunschvorstellung wie eine Seifen- blase, wenn wir uns vor Augen führen, dass man über die Kelten nur erbärmlich wenig weiß. Sie haben keinerlei schriftliche Zeugnisse hinterlassen, alles, was wir haben, sind Steine, alte Legenden und Aufzeichnungen von Frem- den. Im Griechenland der Antike taucht der Begriff „Keltoi“ zum ersten Mal auf. Damals benannte er einen Volksstamm, der im heutigen Südfrankreich lebte, nahe einer griechischen Kolonie an der Küste. Andere Gelehrte

111 Das Cornwall-Lesebuch der Antike nahmen den Begriff auf und verwendeten ihn weiterhin für Völker, die auf dem Westteil des europäischen Kontinents lebten. Deren Nachbarn im Osten waren die Germanen. Die Römer verwendeten neben dem Begriff „Celtae“ auch die Bezeichnung „Galli“ für die Kelten auf französischem Gebiet. Die Gallier gehören also zu den Kelten. Aber meinten die Gelehrten mit der Bezeichnung „Kelten“ ein bestimmtes Volk, oder scherten sie einfach alle Barbaren des Westens über einen Kamm? Verband wirklich alle Kelten die gleiche Sprache und Kultur, oder hatten sie eigentlich gar nichts miteinander zu tun? Man weiß es nicht. Die Keltenforschung tappt im Dunklen. Man kennt sie nur durch die Überlieferung Dritter. So bezeich- nete Platon sie als „kriegerisch“ und „versoffen“, aber wen genau er da beschrieb, weiß man nicht. Tatsache ist, dass alle alten Aufzeichnungen von Griechen und Römern immer subjektiv verfasst waren, sie berichteten über ein feindliches Volk und waren deshalb wenig motiviert, dessen positive Eigenschaften herauszustreichen. Aus den Schriften lassen sich aber einige Merkmale der Kelten herauslesen: Sie kannten Arbeitsteilung und betrieben Landwirtschaft. Vermutlich hatten sie sogar schon Siedlungen auf der Schwelle zur Stadt. Sie verstanden sich auf Kunsthandwerk und Musik, sie erzählten Geschichten und überlieferten Lieder. Ganz offensichtlich

112 Überleben in Cornwall – die Kelten waren sie nicht die unzivilisierten Wilden, als die die Gelehrten der Antike sie gerne darstellten. Ihre Kultur hat sich vermutlich schon vor 5.000 Jahren entwickelt, und zwar mitten im heutigen Frankreich. Irgendwann begannen die Kelten, sich weiter über den europäischen Kontinent auszubreiten, bis sie schließlich auch nach Britannien kamen. Hier fanden sie ein Urvolk, über das so gut wie nichts bekannt ist. Man weiß nur, dass Britannien seit der Altsteinzeit besiedelt ist. Manche Forscher behaupten auch, dass die Kelten nie nach Britannien kamen, sondern dass es das britan- nische Urvolk war, das keltische Sprache, Sitten und Gebräuche von Handelsbesuchen auf dem Festland mit- brachte und seine eigene Kultur daraus entwickelte. Wie dem auch gewesen sein mag, seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. entstand in Britannien eine keltische Hochkultur, und diese entwickelte sich wegen der isolierten Lage deutlich anders als die der Festlandkelten. Die besonderen Talente der britannischen Kelten lagen im Metallhandwerk und in der Eisenschmiedekunst, sie fertigten kostbare Waffen und Gegenstände aus Bronze. Sie trieben lebhaften Handel mit den Völkern im Mittelmeerraum. Wir haben ja schon im Kapitel über den Bergbau vom blühenden Zinnexport erfahren. Außerdem exportierten die britannischen Kelten Leder, Jagdhunde und Sklaven. Aus dem Mittelmeerraum kamen vor allem Keramiken, Glas und Wein nach Britan- nien.

113 Das Cornwall-Lesebuch

Während die keltische Kultur auf dem europäischen Festland langsam wieder verschwand, hielten sich keltische Traditionen und Bräuche auf den britischen Inseln deutlich länger. Als die Römer 44 v. Chr. Britannien eroberten, drängten sie die keltischen Stämme, die sich nicht assimi- lieren lassen wollten, immer stärker in den Westen ab. Diese zogen sich nach Wales und Cornwall zurück, beide Regionen spürten nur wenig vom römischen Einfluss. Andere keltische Stämme blieben in ihrer zentral- britischen Heimat und unterwarfen sich den Römern. Die Römer waren tolerant gegenüber den Sitten und Gebräu- chen der von ihnen eroberten Völker, sodass die keltischen Traditionen auch hier nicht ganz verschwanden, vielmehr vermischten sie sich mit der römischen Kultur. Die Kelten lernten Latein, und sie lernten es, die Sprache nicht nur zu sprechen, sondern auch zu schreiben. Aus ihren urtüm- lichen Siedlungen zogen sie in die neu entstehenden Städte. So bildete sich allmählich eine neue britannische Kultur. Doch in den Randgebieten von Wales und Cornwall überlebten die alten keltischen Stämme und mit ihnen ihre Sprache und ihre Bräuche. Die Römer gingen, die keltischen Stämme in Cornwall blieben. Leider verstanden sie sich aber untereinander nicht sehr gut. Die vordem auf der Flucht vor den römischen Besetzern neu hinzuge- zogenen Kelten stritten sich mit den alteingesessenen Stämmen, ständig gab es kriegerische Scharmützel. Das war

114 Überleben in Cornwall – die Kelten der Zeitpunkt, zu dem König Artus auf den Plan trat: Er befriedete die keltischen Stämme Cornwalls und regierte vom sagenhaften Camelot aus ein goldenes Zeitalter lang, bis schon im 5. Jahrhundert Missionare aus Irland, Wales und der Bretagne nach Cornwall kamen. Sie leiteten die Christianisierung ein, mit der keltischen Kultur ging es fortan auch in Cornwall bergab. Und doch haben sich Traditionen und Bräuche aus keltischer Zeit hier bis heute bewahrt, allen voran die kornische Sprache und die allgegenwärtigen Keltischen Kreuze. Mit ihnen überleben die verklärten Träume von einer märchenhaften Vergangenheit an Cornwalls keltischer Küste.

115 Das Cornwall-Lesebuch

CELTIC CABBAGE CAKE – KELTISCHER KOHLKUCHEN

Zutaten: 500 g Mehl, 1 Würfel Hefe, ½ Spitzkohl, 250 g Schmand, 2 Zwiebeln, 250 g Ziegenfrischkäse, 1 Bund Blatt- petersilie, Weizenkeimöl, Salz, Pfeffer, Zucker Zubereitung: Mehl und 1 El Zucker in eine Schüssel geben, die Hefe darüberbröckeln. ¼ l lauwarmes Wasser darüberträufeln und das Ganze zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten, nach Bedarf mehr Wasser zugeben. Kräftig durchkneten und dann an einem warmen Ort 30 Minuten abgedeckt gehen lassen. Den Kohl in ca. ½ cm dicke Streifen schneiden. Die Zwiebeln schälen und würfeln. Etwas Öl in einem Topf erhitzen und die Zwiebeln darin glasig anschwitzen. Dann den Kohl und 1 Tasse Wasser hin- zugeben und 10 Minuten lang dünsten. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Hefeteig nach der Gehzeit mit einem Schuss Öl versetzen, salzen und erneut kräftig durchkneten. Dann noch einmal 5 Minuten gehen lassen. Wieder durchkneten, ausrollen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Noch einmal kurz gehen lassen. In dieser Zeit die Petersilienblättchen abzupfen und fein hacken. Anschließend zusammen mit dem Schmand unter den Kohl mischen. Dann den Kohl auf dem Teig verteilen und zum Schluss den Käse darüberbröckeln. Den Backofen auf 180°C vorheizen und den Kohlkuchen ca. 45 Minuten lang darin backen, bis der Teig und die Oberfläche gut gebräunt sind.

116 Von Tintagel nach Avalon – Marion Zimmer Bradley

VON TINTAGEL NACH AVALON – MARION ZIMMER BRADLEY

Nun haben wir schon viel von kornischen Mythen und Legenden gehört, von den Kelten und der Artussage. Geheimnisvolle Geschichten, die in Cornwall aufeinan- dertreffen. Ihr Zauber zieht Erzähler in ihren magischen Bann, denn die Landschaft und die Geschichte Cornwalls drängen sich als Kulisse für Romane mit lebendigen Schilderungen geradezu auf und beflügeln die Phantasie. Sei es Daphne du Maurier mit ihren Schmugglergeschichten, dem in alten Herrenhäusern versteckten Grauen oder unheimlichen Begegnungen mit einer verborgenen Daseinsebene, sei es Enid Blyton, die ihre „Fünf Freunde“ zu Abenteuern mit Zauberern, Schmugglern und sonstigen zwielichtigen Gestalten an Cornwalls Küste aufbrechen ließ, oder Rosamunde Pilcher, die ihre Heimat Cornwall zum Schauplatz dramatischer Liebesgeschichten machte. Auch eine Amerikanerin geriet in diesen Bann. Aber ihre große Saga spielt nicht in der heutigen Zeit oder in der jüngeren Vergangenheit, sie wandte sich dem ganz großen Mythos zu: der Artussage. Marion Zimmer Bradley machte sich daran, die Geschichte neu zu erzählen. Und das tat sie nicht auf die Art, wie es zahlreiche Autoren von Märchen und Sagen oder Filmregisseure vor ihr gemacht hatten. Sie kehrte die Geschichte um und beleuchtete sie aus einer anderen Perspektive: die Artussage aus weiblicher Sicht.

117 Das Cornwall-Lesebuch

Marion Zimmer Bradley wurde 1930 im Staat New York geboren. Sie wuchs mit den damals in den USA beliebten Prinz-Eisenherz-Comics und entsprechenden Hollywoodfilmen auf. Dadurch geriet sie schon früh in den Bann der Artussage. Gleichzeitig fühlte sie den Drang, selbst zu schreiben, schon im Alter von elf Jahren fing sie damit an. Sie las über Artus, was ihr in die Hände fiel. Außerdem beschäftigte sie sich schon als Fünfzehnjährige mit Religionsgeschichte, insbesondere mit der Religion der Kelten und ihrer Druiden. Als Erwachsene begann sie, historische Romane zu verfassen. Für einen unbekannten Neuling auf dem Büchermarkt ist das aber meist eine brotlose Kunst, und so ging es auch Zimmer Bradley. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, schrieb sie Fantasy-Geschichten, die in entspre- chenden Magazinen veröffentlicht wurden. Sie nahm ver- schiedene Pseudonyme an und schrieb auch Groschen- romane, Science Fiction Storys, Schauergeschichten und Softpornos. In diesen Jahren heiratete sie zweimal und ließ sich wieder scheiden, bekam drei Kinder und beendete schließlich, nach mehreren Unterbrechungen, ihr Lehramts- studium. Ende der Siebzigerjahre nahm sie schließlich die Arbeit an „Die Nebel von Avalon“ auf. Sie studierte zahl- lose Schriften, darunter auch seltene Manuskripte, sie bereiste die Schauplätze in Cornwall und nahm Kontakt zu neopaganen Gruppen auf. Diese religiösen Verbindungen

118 Von Tintagel nach Avalon – Marion Zimmer Bradley existieren seit dem 19. Jahrhundert und werden auch als „Neuheiden“ bezeichnet, denn sie orientieren sich an germanischem und vor allem auch an keltischem Glauben. Auf der Basis fundierten Wissens und mit dem Schatz der Eindrücke, die sie in Cornwall gewonnen hatte, gelang Marion Zimmer Bradley schließlich ihr umfassender Fantasy-Roman, eine mystisch überreiche und bildhafte Geschichte, die die Sehnsüchte der Amerikaner und der Europäer in den industrialisierten und naturentfremdeten Achtzigerjahren perfekt bediente. Damals keimten überall die Träume von der Rückkehr zur heilen Welt auf, weg vom sinnentleerten Konsumdenken hin zur Bodenständig- keit des Landlebens mit einfachen, friedlichen und vor allem auch esoterischen Elementen. Es war die Zeit, als Esoterik in den Industriestaaten in Mode kam. Gleichzeitig blühte der Feminismus in jenen Jahren auf. Was konnte also passender sein als ein Roman, der alte Mythologie mit feministischer Esoterik verband? „Die Nebel von Avalon“ erschien 1982 und war ein gigantischer Erfolg. Zimmer Bradley erzählt die uralte Geschichte aus der Sicht von Morgaine, der Halbschwester des Artus. Ihr Hauptthema ist der Untergang des sagenhaften Avalon, der mystischen Insel der Äpfel aus der Artussage. Avalon war demzufolge ein religiöses Zentrum, wo zwischen Mega- lithen und Apfelbäumen keltische Priesterinnen den alten Glauben bewahrten. Mit dem Vormarsch des Christentums durch Missionare, die seit dem 5. Jahrhundert in Britannien

119 Das Cornwall-Lesebuch wirkten, verschwanden die Kelten und mit ihnen ihr alter Glaube. Avalon ging unter. Man weiß nicht, wo Avalon gelegen hat, darüber gibt es unzählige Theorien und min- destens genauso viele Phantasien. Es ist ja nicht einmal bekannt, ob Avalon überhaupt je existiert hat. Aber in Zimmer Bradleys großer Saga ist es sehr lebendig. Und die Geschichte beginnt an einem anderen sehr lebendigen Ort: auf der Burg von Tintagel. Die ganze Saga umfasst vier Bände. Zwei davon wurden postum veröffentlicht, denn Marion Zimmer Bradley starb 1999 an den Folgen einer Herzattacke. Ihre Asche wurde standesgemäß an einem mystischen Ort der Kelten verstreut, dem Glastonbury Tor in . Dieser Ort liegt etwa hundert Meilen von Tintagel entfernt und ist ein Hügel, der als Halbinsel aus einem Flusslauf herausragt und von Sumpfland umgeben ist. Zu keltischer Zeit war er befestigt und wurde terrassiert, vielleicht, um als Heiligtum zu dienen. Die Kelten nannten ihn „Twr Avallach“. Avalon?

120 Von Tintagel nach Avalon – Marion Zimmer Bradley

APPLE PIE „AVALON“

Zutaten: 350 g Mehl, 250 g Butter, 1 kg saure Äpfel, 80 g Rosi- nen, 3 Tl gemahlener Zimt, 1 Ei, 100 g Zucker, 150 g brauner Zucker, 1 Becher Schmand, 100 g gehackte Haselnüsse, Butter zum Einfetten der Form, 1 Tl Salz Zubereitung: 200 g Mehl mit 125 g Butter, 75 g Zucker und 1 Tl Salz und etwas Wasser zu einem festen Mürbeteig verkneten. In Frischhaltefolie straff einwickeln, und zwei Stunden lang in den Kühl- schrank legen. Die Äpfel schälen, entkernen und in dünne Stücke schneiden. Mit 2 El Mehl und 2 Tl Zimt vermischen und beiseitestellen. Das Ei mit dem Schmand und 25 g Zucker verquirlen und beiseite- stellen. Das restliche Mehl mit den Haselnüssen, 1 Tl Zimt, dem braunen Zucker sowie der restlichen Butter vermischen und mit dem Hand- rührgerät zu Streuseln verarbeiten. Eine Springform mit Butter einfetten und den Mürbeteig darin ver- teilen, an den Rändern hochziehen. Anschließend zuerst die Äpfel darauf verteilen und mit den Rosinen bestreuen. Dann die Schmand- Ei-Masse darauf verteilen und zum Schluss die Streusel darüber- bröckeln. Den Backofen auf 180°C vorheizen und den Kuchen 45- 50 Minuten lang backen, bis die Streusel goldbraun sind. Kalt mit Schlagsahne oder warm mit Vanilleeis servieren.

121 Das Cornwall-Lesebuch

QUIDDITCH AUF KELTISCH – CORNISH HURLING

Auf der Wiese gleich neben dem Dorf Minions kämpfen ein paar Jungs um einen Ball. Es ist ein komisches Spiel, Fußball ist es jedenfalls nicht, und selbst für gewöhnlichen Handball ist es zu wild. Ist es vielleicht Rugby? Sie be- nutzen einen kleinen silbernen Ball, er leuchtet in der Nachmittagssonne. Aha, denke ich mir, das ist der goldene Schnatz aus Harry Potters Quidditch-Spiel, nur eben in Silber. Das Ding scheint tatsächlich aus Metall zu sein, bemerke ich, nachdem ich eine Weile zugeschaut habe. Wie merkwürdig. Was, wenn einer die Silberkugel an den Kopf bekommt? Das Spiel heißt „Cornish Hurling“, und dieses eigentümliche Ballspiel gibt es nur in Cornwall. Es ist kel- tischen Ursprungs und hat sich über die Jahrhunderte erhalten. Cornish Hurling erinnert entfernt an andere Ball- spiele, hat aber ganz eigene Besonderheiten. Es ist das Nationalspiel von Cornwall, die jährlichen Meisterschaften werden in , einer kleinen Ortschaft nahe Newquay, ausgetragen. Sie ziehen Heerscharen von tradi- tionsbewussten Bewohnern Cornwalls an. Und der Ball ist wirklich aus echtem Silber. Er besteht aus zwei hohlen Halbkugeln, die mithilfe eines Silberbandes um einen Kern aus Apfelholz gebunden und von Schrauben oder Nägeln zusammengehalten werden. In

122 Quidditch auf Keltisch – Cornish Hurling dieses Band wird das Motto des jeweiligen Spiels eingeschlagen. Selbstverständlich ist alles Handarbeit. Der Sieger eines Matches darf den Ball behalten, muss dafür aber beim nächsten Mal einen neuen mitbringen. Über den Wert des Balls wird nichts verraten, man munkelt aber, dass er bei 300 Pfund liegen soll. Unter diesem Aspekt ist es vielleicht besser, die Partie zu verlieren… Die Silberkugel wiegt etwas mehr als ein halbes Kilo. Das muss ein raues Spiel werden! Es findet auf den Straßen – die übrigens währenddessen nicht für den Verkehr gesperrt werden – und dem Land in der Umgebung des Ortes statt. Entsprechend sind die Mannschaften in „Townsmen“ und „Countrymen“ eingeteilt. Die Geschäfte haben vor dem Match sicherheitshalber ihre Schaufenster und Glastüren mit Brettern vernagelt. Denn jetzt geht es zur Sache! Das Spielfeld in St Columb Major umfasst sagen- hafte 52 Quadratkilometer. Das Bestreben ist es, den Ball zu einem der beiden Ziele zu bringen, die drei Kilometer weit auseinanderliegen. Diese Ziele sind aus Granitstein und haben keinen Wächter. Alternativ kann man den Ball auch über die Grenze der eigenen Mannschaft schaffen, die mehr als vier Kilometer weit entfernt sein kann. Hierzu wird gerannt, geworfen, gerissen und hart zugepackt. Sowie der Ball ins Ziel oder über die Grenze gebracht wurde, ist das Spiel beendet. Es gibt weder Schiedsrichter noch offi- zielle Regeln oder irgendeine Art von Komitee. Die Mann-

123 Das Cornwall-Lesebuch schaften haben nicht einmal die gleiche Zahl von Spielern. Diese hängt davon ab, ob mehr Leute im Ort oder auf dem Land wohnen, heutzutage ist die Ortsmannschaft deshalb meist die stärkere. Spielbeginn ist auf dem Marktplatz unter großem Gedränge. Denn noch ist es nicht ernst. Der Ball wird zwischen den Mannschaften hin- und hergeworfen, oft wird innegehalten, damit die Zuschauer den Ball anschauen und vor allem berühren können. Das soll nämlich Glück und Fruchtbarkeit bringen. Dann, nach Ablauf von vielleicht einer Stunde, bricht plötzlich einer der Spieler mit dem Ball aus. Er versucht, mit dem Ball das Ziel oder die Grenze seiner Mannschaft zu erreichen. Es ist nicht vorgeschrieben, wie das zu geschehen hat, ob auf den Straßen oder querfeldein, über Äcker und Hecken, durch Flüsse, Wälder und Gärten, rennend, springend oder gar kriechend. Natürlich lässt man ihn nicht einfach ziehen, die gegnerische Mannschaft tut nun alles, um des Balls habhaft zu werden, während die eigene Mannschaft ihren Spieler nach Kräften unterstützt. Der Sieger, der den Ball über die Grenze oder ins Ziel gebracht hat, wird auf den Schultern zweier Mann- schaftskameraden zurück zum Marktplatz getragen, während die anderen das traditionelle Hurling-Lied singen. Am Abend wird dann der Ball im Triumphzug durch den Ort getragen. An allen öffentlichen Gebäuden wird der Ball in Gallonen voll Bier eingetaucht, danach wird das Bier

124 Quidditch auf Keltisch – Cornish Hurling unter den Anwesenden verteilt. „Silberbier“, heißt das dann, und es klingt nicht besonders hygienisch, wenn Sie mich fragen. Das alles erscheint Ihnen ziemlich archaisch? Ist es ja auch. Die Wurzeln des Spiels sind unbekannt. Im Jahr 1283 taucht eine erste Aufzeichnung auf, und zwar in einer Gerichtsakte. Einer der Spieler hatte damals einen Kontra- henten im Eifer des Gefechts ums Leben gebracht. Aber das Spiel muss schon bedeutend länger bekannt gewesen sein. Denn im Moor, etwa einen Kilometer außerhalb von Minions, gibt es einen Steinkreis aus der Bronzezeit, der den Namen „The Hurlers“ trägt. Die Legende sagt, dass es sich dabei um Männer handelt, die an einem heiligen Tag Cornish Hurling spielten und zur Strafe versteinert wurden. Und angeblich ist es unmöglich, die genaue Zahl dieser Steine festzustellen. Versuchen sie es bloß nicht, indem Sie nachzuzählen versuchen. Denn demjenigen, dem es gelingt, die korrekte Zahl der Steine zu ermitteln, soll ein großes Unglück widerfahren. Dann müssten Sie schon den Cornish Hurling Ball berühren, was ja wiederum Glück bringen soll. Ich für meinen Teil lasse die Finger von beidem.

125 Das Cornwall-Lesebuch

CORNISH HURLER’S POT

Zutaten für 4 Personen: 600 g Rindergulaschfleisch, 400 g Lammfleisch, 4 Zwiebeln, 10 Möhren, ½ Sellerieknolle, 2 Lorbeerblätter, 6 Tomaten, 80 g Tomatenmark, 400 ml kräftiges Bier, 500 ml Rinder- oder Lammfond, Öl, Paprikapulver (edelsüß), Worcestersauce, Chilipulver, Salz, Pfeffer Zubereitung: Das Fleisch parieren und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Zwiebeln schälen und in grobe Würfel schneiden, Möhren und Sellerie schälen und in Stücke schneiden. Die Tomaten kurz in kochendes Wasser legen, dann häuten und würfeln. Etwas Öl in einem Topf stark erhitzen und das Fleisch portionsweise darin gut anbraten. Zum Schluss die Zwiebeln anbraten. Danach alles Fleisch zurück zu den Zwiebeln in den Topf geben und mit dem Fond ablöschen. Die Hitze reduzieren und das restliche Gemüse zugeben. Mit Salz, Pfeffer, Paprika, Chilipulver und einigen Spritzern Worcestersauce würzen. Das Tomatenmark unterrühren. Zum Schluss das Bier dazugießen. Noch einmal aufkochen lassen, dann bei schwacher Hitze 2 ½ Stunden lang köcheln lassen, dabei gelegentlich umrühren. Mit kräftigem Brot oder Kartoffeln und natürlich mit Bier servieren. (Sie dürfen vorab selbstverständlich eine Silberkugel im Bier versenken, wenn Sie möchten.)

126 Das Ende der Welt – Land’s End

DAS ENDE DER WELT - LAND’S END

Abrupt bricht das Land vor meinen Füßen ab. Nichts als steile Klippen bleiben, die sechzig Meter tief nach unten stürzen, wo der Atlantik gegen die Felsen schlägt und versucht, das Land zu erobern. Zu bizarren Formationen geborsten leisten die Klippen Widerstand, doch zeigen die Spuren der Erosion, dass die hier verlaufende Grenze Zeuge einer Schlacht ist. Ab diesem Punkt hat das Meer gesiegt. Das Land ist zu Ende. Die Landzunge bei Penzance ist vielleicht nicht das Ende der Welt, aber sie markiert das Ende Groß- britanniens. Denn sie ist sein westlichster Zipfel. Von hier aus gibt es mehr als 4.000 Kilometer weit nur Wasser. Endloser Atlantik, nichts als tosende See. Die Vorstellung ist zugleich romantisch und gruselig. Wie gut, dass man hier steht und noch festen Boden unter den Füßen hat. 3.146 Meilen bis New York, teilt ein Wegweiser mit, der ins Nirgendwo zeigt. Das sind fast 5.065 Kilometer. Aber es gibt einen schwachen Trost. Bis zum sind es nur 1 ¼ Meilen, und man sieht es auch auf einer Felsbank dort draußen im Meer, wenn man hinausschaut. Es ist der Leuchtturm, der die Seefahrer begrüßt, die sich Großbritannien nähern. Und hinten am Horizont erkennt man bei klarem Wetter die Höhen der Scilly-Inseln, die 45 Kilometer entfernt aus dem Meer ragen. So ganz habe ich das Ende der Welt offensichtlich

127 Das Cornwall-Lesebuch doch noch nicht erreicht. Aber das macht nichts. Gefühlt ist Land’s End das Ende der Welt, und Schluss. Die raue See und die schroffen Felsen von Land’s End forderten ihren Tribut. In seinen Gründen verbirgt sich ein wahrer Schiffsfriedhof. Eine Idee davon, wie es dort unten aussehen mag, gibt das rostige Wrack des deutschen Frachters RMS Mülheim, das zu Füßen der Klippen auf den Felsen liegt. Es war im März 2003, als er beladen mit Plastikmüll auf dem Weg von Irland nach Lübeck vor Land’s End in Seenot geriet. Das Felsenriff riss seinen Boden auf, und das Schiff war nicht mehr zu retten. Es war eine Umweltkatastrophe, denn schnell bildete sich ein riesiger Ölteppich, der nur mühsam unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auch das Bergen des Plastikmülls zog sich über Monate hin und gelang nur teilweise. Das Wrack selbst blieb auf den Felsen liegen und wurde zur Attraktion für Schaulustige. Es vermittelt eine vage Vorstellung davon, wie es auf dem Meeresgrund aussehen mag, wo noch zahllose andere Unglücksschiffe herum- liegen. Die wiederum locken Taucher an, die von Land‘s End aus zu Erkundungsgängen aufbrechen. Aber es sind nicht nur Taucher, die in Land’s End mehr sehen als eine der vielen Klippen an Englands Küste. Um Land’s End hat sich ein sehnsuchtsvoller Kult gebildet, kein echter Brite, wer nicht mindestens einmal hier gewesen sein und auf den Atlantik hinausgeschaut haben will. Hier zu stehen und den Boden Great Britains unter sich zu

128 Das Ende der Welt – Land’s End spüren. Hinauszuschauen in die endlose Weite, in die einst britische Seefahrer hinauszogen, um die Welt zu erobern. Damals, vor langer Zeit. Es ist verdammt lange her, aber eine wehmütige Erinnerung an Britanniens Größe muss wohl mitschwingen, bei diesem Blick, der in die Ferne schweift. Deshalb bin ich hier auch keineswegs allein. Nein, sie kommen in wahren Heerscharen, die Briten, begleitet von ein paar Touristen aus anderen Ländern, denn wer es schon einmal bis nach Cornwall geschafft hat, der will sich natür- lich Land’s End nicht entgehen lassen. Land’s End ist in Privatbesitz. Und wer könnte es dem Eigentümer verdenken, dass er Profit aus dem Besu- cheransturm schlagen will? Deshalb ist Land‘s End beileibe kein beschauliches Fleckchen am Ende der Welt, sondern vielmehr ein Rummelplatz. Da gibt es einen Themenpark mit allerlei Fahr- geschäften, ein Hotel und vor allem Läden noch und noch, die allen möglichen Krimskrams verkaufen. Tücher aus Indien und Nippesfiguren aus China, alle denkbaren Souvenirs, Spirituosen und sonstigen Tingeltangel. Es gibt sogar einen kleinen Flugplatz für alle, die eine schnelle und bequeme Anreise wünschen (und sich leisten können). Dieser Flugplatz ist allerdings auch neben der Fähre und dem Helikoptertransfer von Penzance aus die Hauptverbindung zu den Scilly-Inseln.

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Wer sich mit dem legendären Wegweiser am Zipfel von Land’s End fotografieren lassen möchte, muss sich in eine lange Schlange von Gleichgesinnten einreihen, nur um festzustellen, dass am Ende vielleicht ein professioneller Fotograf die Aufnahmen macht und einen Batzen Geld dafür kassiert. Dann wendet man sich frustriert ab und entdeckt den nächsten Wegweiser, der zum „The First and the Last House“ weist, das man in einiger Entfernung hoch auf den dramatischen Klippen auch schon ausmachen kann. Un- geachtet der Menschen, die sich wie Ameisen auf ihrer Straße in diese Richtung bewegen, macht man sich dorthin auf, nur um festzustellen, dass auch das „The First and the Last House“ nichts als eine Souvenir- und Imbissbude ist. In Cornwall gibt es übrigen auch noch den süd- lichsten Punkt Großbritanniens: den Lizard Point. Er ist die nördliche Einfahrt in den Ärmelkanal und liegt auf der geo- grafischen Breite von Mainz. Direkt auf seiner Spitze gibt es einige Häuser, von denen aus man in Richtung Süden schaut, auf den Rest von Europa. Außerdem gibt es zwei Leuchttürme, denn der Ort ist für die Schifffahrt natürlich von besonderer Bedeutung. Ein altes Hotel aus viktoria- nischer Zeit trug sich hier allerdings nicht mehr. Die großen Besucherströme wandten sich Land’s End zu, deshalb wurde es in eine Jugendherberge umfunktioniert. Es kommen allerdings immer noch genug Touristen hierher,

130 Das Ende der Welt – Land’s End deshalb hat der National Trust Wege für sie angelegt, um die Natur zu schützen. Lizard Point ist nämlich ein Refugium der Flora. Hier wachsen fünfzehn der seltensten Pflanzenarten Groß- britanniens, allein 600 Arten von Wildblumen, aber auch Cornwall-Heide und wilder Spargel. Außerdem ist der Platz geologisch interessant, hier gibt es schroffe Formationen aus Serpentinit, einem festen metamorphen Gestein mit schönen Serpentinadern. Und seinen eigenen Schiffs- friedhof hat auch der Lizard Point, viele Schiffe, die aus dem Ärmelkanal in Richtung Irischer See fuhren, kamen den verhängnisvollen Felsen zu nahe. Noch 2004 sank hier ein französisches Fischerboot und liegt nun neben all den anderen Wracks von Schiffen, die es im Laufe der Jahr- hunderte nicht geschafft haben. Ob der Lizard Point beschaulicher ist als Land’s End? Zumindest die Kommerzbuden sind dort nicht so allgegenwärtig wie am Land’s End. In der Hochsaison strömen jedoch täglich um die 2.500 Menschen zum Lizard Point. Wer in der Küstenlandschaft Cornwalls idyllische Besinnlichkeit sucht, sollte sich vielleicht einen anderen Ort aussuchen. Und davon gibt es wahrlich genug.

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CORNISH FUDGE

Zutaten: 200 g Zucker, 200 g brauner Zucker, 250 ml Clotted Cream (s. Seite 22, ersatzweise Sahne), 40 g Butter, 1 Vanilleschote. Zubereitung: Die Clotted Cream zusammen mit dem Zucker in einen Topf geben und unter ständigem Rühren langsam, also bei nicht zu großer Hitze, aufkochen. Dann einige Minuten lang weiterkochen lassen, dabei immer rühren. Vom Herd nehmen und 10 Minuten bei Zimmertemperatur abkühlen lassen. Danach die Vanilleschote auskratzen und das Innere zusammen mit der Butter unter die Masse rühren. Jetzt vier Minuten lang kräftig durchschlagen. Dann die Masse in eine mit Backpapier ausgelegte, flache, viereckige Form füllen. Kühl stellen, bis die Masse fest geworden ist. Dann das Toffee in kleine, viereckige Würfel schneiden. Man kann das Rezept variieren, indem man Kakao oder andere Geschmacksträger hinzugibt. Whisky, getrocknete Früchte, Erdnüsse, Orangenschalen, Kokosnuss, der Phantasie setzen allein Sie selbst die Grenze. Es ist übrigens nicht ganz einfach, die zähe Masse handzuhaben. Geben Sie nicht gleich auf, wenn es beim ersten Mal nicht so ganz klappt.

132 Wie man das Fürchten lernt – eine Nacht im Bodmin Jail

WIE MAN DAS FÜRCHTEN LERNT – EINE NACHT IM BODMIN JAIL

Wenn schwere, düstere Regenwolken über den Himmel treiben, wirkt das verlassene Moor noch unheimlicher als an anderen Tagen. Die Wolken hängen so tief, dass man fast meint, sie berühren zu können, und sie scheinen auch das letzte bisschen Farbe aus dem Land zu saugen, grau und trostlos. Die Luft lastet schwer mit der herabfallenden Nässe, und das Moor dampft, weil es vom Regen überquillt. Dann beginnen die Nebel aufzusteigen, unheimlich, bleich und freudlos. War Ihnen das schlimm genug? Entspannen Sie sich, es kommt noch schlimmer. Denn in düsterem Grau erhebt sich am Rande des Moors ein bedrohlicher Granitbau im strengen Tudorstil, uneinnehmbar wie eine Festung. Und es ist auch eine Festung: das Bodmin Jail. Hohe gotische Giebel weisen in den dunklen Himmel, überragt von einem Wachturm. Winzige Fensteröffnungen sind in die dicken Mauern gekerbt, von schweren Gittern verschlossen lassen sie kaum einen Lichtschimmer ins Innere vordringen. Es ist ein Gefängnis, wo die Gefangenen fern jeder Hoffnung dahinsiechen. Was könnte deprimierender sein? Und tatsächlich genoss dieses Zuchthaus einen mehr als zweifelhaften Ruf. Seit 1778 nahm man hier Verbrecher aus ganz Cornwall auf und steckte sie in enge, finstere Verließe. Es war das erste Gefängnis überhaupt, das seine

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Insassen in Einzelzellen steckte. Das erklärt die Vielzahl der Fenster in den Mauern, hinter jedem von ihnen verbirgt sich eine winzige Einzelzelle, in der ein unglücklicher Delinquent einsam vor sich hin vegetierte. Es sei denn natürlich, dass ihn die Todesstrafe traf, und das geschah nicht selten. Bodmin Jail war nicht nur für seine prekären Haftbedingungen berüchtigt, sondern auch für die öffentlichen Hinrichtungen durch den Strang, die regelmäßig vor seinen Toren stattfanden und Massen von Schaulustigen anzogen. Das „Public Hanging“ fand bis 1862 statt, danach zog man sich zu den Exekutionen ins Innere des Zuchthauses zurück, wo den letzten Verurteilten 1909 die Vollstreckung seines Todesurteils traf. 1927 schloss das Bodmin Jail schließlich seine Tore. Seitdem gibt es in Cornwall kein Gefängnis mehr. Das Bodmin Jail begann, langsam zu verfallen. Zu schaurig und unerfreulich wirkten seine hohen Mauern, niemand wollte etwas damit zu tun haben. Und außerdem, das war weithin bekannt, spukte es hier. Das ist angesichts dieser schrecklichen Vergangenheit ja auch kein Wunder. Wie viele Unschuldige mögen wegen Justizirrtümern hier eingesessen haben und elendiglich verreckt sein? Von den skrupellosen Verbrechern ganz zu schweigen. Irren deren Geister noch immer durch die kalten Gemäuer? Davon muss man ja wohl ausgehen. Und deshalb besuchten immer mehr Geisterjäger, Psi-Forscher und Parapsychologen das Gebäude. Klarer Fall: Neben seiner

134 Wie man das Fürchten lernt – eine Nacht im Bodmin Jail historischen Eisenbahn barg Bodmins Vergangenheit einen weiteren Schatz, der nur darauf wartete, gehoben zu werden. Und deshalb ist das Bodmin Jail heute eine Touristenattraktion. Ein Teil des Gefängnisses wurde restauriert und darf nun von Besuchern, die das Grausen lernen wollen, besichtigt werden. Zugleich können sie sich über die Geschichte des Hauses und seiner Delinquenten kundig machen. In blutrünstigen Szenerien sind einige ihrer Verbrechen nachgestellt, und zwar jeweils in ihrer ehemaligen Zelle. Natürlich erfährt man auch gleich, welche Strafe der Verbrecher dafür erhielt. Und zur Abrundung wird danach die einzige erhaltene Exekutionsgrube Großbritanniens gezeigt. Hauptfigur des düsteren Treibens ist Selina Wadge. Sie war 27 Jahre alt, als sie 1878 wegen des Mordes an ihrem zweijährigen Sohn zum Tode durch den Strang verurteilt wurde. Doch war die Beweisführung, die zu diesem Urteil geführt hatte, mehr als zweifelhaft. Der Junge war in einem Brunnen ertrunken, aber war das die Schuld seiner Mutter gewesen? Eigentlich erwartete man noch rechtzeitig vor der Urteilsvollstreckung eine offizielle Begnadigung, die blieb jedoch aus. Das führte zu Unmut in der Presse und der öffentlichen Meinung. Auch die Gefängniswärter waren unzufrieden über die Härte, die Selina Wadge traf, denn sie hielten die junge Frau für

135 Das Cornwall-Lesebuch unzurechnungsfähig. Doch alles half nicht, Selina Wadge wurde ohne jedes Erbarmen gehängt. Klar, dass ihr Geist bei dieser schreienden Ungerechtigkeit keine Ruhe finden konnte. Und so wird angeblich ausgerechnet von Kindern immer wieder eine Frau im langen Kleid beobachtet, die im Gefängnis von Bodmin sitzt und weint. Schwangere Frauen, die das Gefängnis besuchen, empfinden starke Emotionen von Trauer und Ungerechtigkeit. So wird es jedenfalls berichtet. Und weil Selina Wadge nicht der einzige Geist ist, der im Bodmin Jail herumspukt, werden nun regelmäßig nächtliche Geisterführungen für nervenstarke Besucher veranstaltet. Diese Touren werden von professionellen Parapsychologen und Medien geleitet und versprechen eine Nacht voller Schauder. Wer durchhält, wird am Morgen mit einem englischen Frühstück belohnt. Und während der ganzen Nacht kann man sich mit Tee aufwärmen, falls die kalten Schauer unerträglich werden sollten. Toiletten sind natürlich auch verfügbar. Ob sich irgendwer alleine dahin traut?

136 Wie man das Fürchten lernt – eine Nacht im Bodmin Jail

PRISONER’S DRY BREAD – TROCKENES GEFÄNGNISBROT

Zutaten: 500 g Mehl, 500 ml Buttermilch, 2 Tl Salz, 1 ½ Tl Natron Zubereitung: Mehl, Salz und Natron in einer Schüssel miteinander vermengen. Dann nach und nach die Buttermilch zugeben und dabei kräftig durchkneten. Nur so viel Buttermilch zugeben, dass der Teig nicht klebrig wird. Danach einen runden Laib daraus formen, auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und oben in der Mitte mehrfach rautenförmig einschneiden. Den Backofen auf 220°C vorheizen und anschließend das Brot 35-40 Minuten lang backen. Drehen Sie es um und klopfen Sie auf die Unterseite, wenn Sie ein hohles Geräusch hören, ist das Brot fertig. Das mit dem trockenen Brot muss man nicht so wörtlich nehmen. Sehr lecker schmeckt es ganz frisch mit Butter und Salz, es eignet sich aber auch gut als Beilage zu den Eintopfgerichten, die Sie in diesem Buch finden.

137 Das Cornwall-Lesebuch

JAMES BOND JAGT RIESENBIENE – THE EDEN PROJECT

Unvermittelt heben sich riesige Kuppeln aus der kornischen Landschaft. Sie wirken wie die Facettenaugen gigantischer Insekten, aber sie sind aus durchsichtigem Kunststoff. Also gehören sie keinem Insekt, sondern sind Teil der Kulisse für einen Science-Fiction-Film aus den Fünfzigerjahren. Klar, oder? Aber Moment mal, die Fünf- zigerjahre sind doch schon lange vorbei! Heutzutage wird so etwas doch am Computer animiert? Also doch keine Filmkulisse. Verwundert sehen wir näher hin. Es sind die gigantischen Gewächshäuser des Eden Project, der modernsten botanischen Anlage im garten- verliebten Cornwall. Sie sind das ehrgeizigste Projekt des britisch-niederländischen Visionärs Tim Smit, dem wir schon in den Lost Gardens of Heligan begegnet sind. Sein Faible für Gärten, Flora und Botanik brachte ihn 1995 auf die Idee, eine gewaltige künstliche Hemisphäre zu schaffen, in der Pflanzen aus den verschiedensten Klimazonen der Erde einen Lebensraum finden. Bei nahe der Südküste Cornwalls gibt es Vorkommen von Kaolin, die früher zur Porzellanherstel- lung abgebaut wurden. Als das wirtschaftlich uninteressant wurde, hinterließ man die Gruben wie gähnende Löcher neben den hohen Abraumhalden, eine umgewälzte Land- schaft, die nicht unbedingt attraktiv, aber auch nicht

138 James Bond jagt Riesenbiene – the Eden Projekt uninteressant ist. Heute kann man mit eigens dafür konstruierten Grubenbahnen auf Tour durch diese Welt der Porzellanerde gehen. Doch Tim Smit fand, dass man noch mehr daraus machen könnte. Er wählte eine der Kaolingruben und schuf dort Cornwalls künstlichen Garten Eden. Die monströsen Facettenaugen, die aus der Landschaft herausstarren, sind nichts anderes als sogenannte geodätische Kuppeln, das sind sphärische Kuppeln, die aus lauter Dreiecken zusam- mengebaut sind. Der Vorteil dieser Bauweise liegt in der hohen Stabilität. Darüber hinaus bietet die halbrunde Form dem Sonnenlicht während des ganzen Tages die Gelegen- heit, auf natürliche Weise in die Innenwelt hineinzustrahlen. Schallverteilung und Luftzirkulation sind optimal, und als i- Tüpfelchen gibt es noch ein unschlagbar günstiges Verhält- nis von verbrauchtem Material zu geschaffenem Raum- volumen. In diesen futuristischen Kuppeln entstanden neue Welten: ein gigantischer Wintergarten mit feuchtem Tropenland, eine subtropische Trockenzone sowie eine mediterrane Hemisphäre mit Zitronenplantagen und Olivenhainen. Das alles verbirgt sich in zwei dreiteiligen geodätischen Kuppeln, weltweit die größten dieser Art. Und außerhalb, in der Kaolingrube, wurde ein kornischer Garten angelegt, der mit Skulpturen und Installationen geschmückt ist. Erweiterungen sind durchaus geplant, die

139 Das Cornwall-Lesebuch ganze Anlage ist ja noch jung. Sie wurde erst 2001 fertig- gestellt und für die Besucher eröffnet. Mehr als eine Million Pflanzen sollen hier inzwischen eine Heimat gefunden haben, insgesamt sind um die fünf- tausend Arten vertreten. Das ehrgeizige Ziel des Projektes ist es, den Besuchern Wissen über die Flora zu vermitteln. Die einzelnen Pflanzen werden erklärt, ihr Nutzen für Medizin und Umwelt wird erläutert. Besonders im Fokus stehen bedrohte Arten, aber auch selten gewordene Nutz- pflanzen, für deren Erhaltung man hier sorgt. Die Aufklä- rung über die Bedeutung der Pflanzen soll die Besucher wachrütteln und sie veranlassen, sich aktiv am Umwelt- schutz zu beteiligen. Ein mäandernder Pfad führt durch diese paradiesisch anmutende Kunstwelt, zwischen Bananenstauden, Kakao- bäumen, Kaffeepflanzen, Gummibäumen und Riesenbam- bus geht es hindurch zu Weinbergen und Zypressenhainen, doch plötzlich begegnet dem Besucher eine Riesenbiene oder ein gigantischer Roboter, der aus Elektromüll zusam- mengebaut wurde. Da blühen prächtige Tulpenfelder, später im Jahr werden sie von unzähligen Sonnenblumen abgelöst. Moosbewachsene Giganten, duftende Lavendel- felder, bizarre Bronzen, spiegelbesetzte Statuen, meterhohe Kakteen, prachtvolle Dahlien: Das Eden-Projekt ist ein Gesamtkunstwerk aus Natur und menschlicher Schaffens- kraft, aus schöpferischer Phantasie, technischer Perfektion und aus Superlativen.

140 James Bond jagt Riesenbiene – the Eden Projekt

Deshalb verhält sich auch das mit der Filmkulisse genau andersherum: Die Kulisse wurde nicht für den Film erschaffen, der Film besucht das fertige Projekt: „Stirb an einem anderen Tag“, die James-Bond-Produktion von 2002, wurde zu einem Teil im Eden Project gefilmt. Na bitte. Also doch!

EDEN’S TRIFLE – EIN DESSERT AUS DEM PARADIES

Zutaten für die Vanillecreme: 500 ml Milch, 150 g Zucker, 6 Eigelb, 1 Vanilleschote, 50 g Speisestärke Zutaten für die Fruchtgrütze: 600 g rotes Obst je nach Verfügbarkeit, z.B. Erdbeeren und Rhabarber (der strenggenommen natürlich zum Gemüse gehört und nicht zum Obst) oder auch Blau- beeren und Himbeeren, 80 g Zucker, 150 ml milder Weißwein, 1 Handvoll Perlsago Weitere Zutaten: 1 Pck. Löffelbiskuit, 250 ml Sahne, 20 g Zucker, 6 cl Obstler, 50 g brauner Zucker Zubereitung der Vanillecreme: Zwei Esslöffel des Zuckers mit den Eigelben in einer Schüssel schaumig schlagen. Die Speise- stärke hineinsieben und mit der Gabel unterschlagen. Die Vanille- schote auskratzen und das Mark mit unterrühren. Anschließend die Milch mit dem restlichen Zucker zusammen aufkochen und die ausgekratzte Vanilleschote mitkochen. Wenn die Milch aufgekocht ist, vom Herd nehmen und eine Suppenkelle voll davon in die Ei-/Zuckermasse einrühren. Die ausgekratzte Vanille- schote aus dem Topf entfernen und die Masse in die restliche heiße Milch mit dem Schneebesen einrühren. Nun das Ganze zurück auf den Herd stellen und unter ständigem Schlagen mit dem Schneebesen zum Kochen bringen. Drei Minuten

141 Das Cornwall-Lesebuch bei schwacher Hitze köcheln, dann abkühlen lassen. Die Vanillecreme eignet sich übrigens auch hervorragend als Begleiter zu Lost Gardens‘ Apple Crumble, Bodmin Apple Caramel Steamed Pudding, Sticky Toffee Dream oder Apple Pie „Avalon“. Zubereitung der Grütze: Die Früchte waschen und in Stückchen schneiden. Zusammen mit dem Wein, Zucker und Perlsago in einen Topf geben, aufkochen und dann bei schwacher Hitze fünf- zehn Minuten köcheln lassen. Ab und zu umrühren, damit die Grütze nicht am Topfboden ansetzt. Dann abkühlen lassen. Wer mag, kann dann auch noch ein paar frische Erdbeeren, Himbeeren oder Blaubeeren darunterrühren. Zubereitung des Trifle: In eine ausreichend große Schüssel zunächst die Grütze hineinfüllen. Auf die Grütze eine Schicht aus Löffelbiskuit legen. Die Biskuite mit dem Obstler beträufeln. Danach die Vanillecreme gleichmäßig darüberstreichen. Nun das Ganze mit Frischhaltefolie abdecken und mindestens über Nacht zum Durchziehen in den Kühlschrank stellen. Vor dem Verzehr die Sahne schlagen und mit 20 g Zucker süßen. Die Sahne gleichmäßig über der Vanillecreme verteilen und zum Schluss braunen Zucker darüberstreuen. Nicht gerade diätisch, aber lecker! Das Wort „Trifle“ stammt übrigens vom Mittelenglischen „trufle“ ab, was wiederum aus dem Französischen kommt und so viel wie „nicht erwähnenswerte Kleinigkeit“ bedeutet. So schlimm kann es also gar nicht sein.

142 Die Normandie in Cornwall – St Michael’s Mount

DIE NORMANDIE IN CORNWALL – ST MICHAEL’S MOUNT

Fährt man an Cornwalls Südküste in westlicher Richtung entlang, erreicht man irgendwann die Küstenstadt Penzance, Endstation der Bahnlinie London-Cornwall und Hafen der Fährverbindung zu den Scilly-Inseln. Der Name der Stadt ist kornisch und bedeutet „heilige Landspitze“, denn hier wurde in frühchristlicher Zeit eine Kirche errichtet. Dann schaut man hinaus aufs Meer und sieht irritiert noch einmal genauer hin. Das ist doch Mont-Saint-Michel! Aber halt, hier stimmt etwas nicht. Mont-Saint-Michel liegt doch in der Normandie, und die ist weit weg auf der anderen Seite des Ärmelkanals in Frankreich! Aber es ist keine optische Täuschung oder gar eine mysteriöse Luftspiegelung, die Mont-Saint-Michel hierher nach Cornwall versetzt hat. Das hier ist St Michael’s Mount, es heißt wirklich und wahrhaftig auch noch so wie sein französisches Pendant. Der St Michael’s Mount ist eine kleine Atlantikinsel in der Mounts Bay, der Bucht vor Penzance, gute 350 Meter von der Küste entfernt. Allerdings ist es nur bei Flut eine Insel. Dann erreicht man den Berg mit einer Fähre. Wenn sich das Wasser zurückzieht und die Zeit der Ebbe kommt, fällt ein schmaler Damm trocken, über den man den St Michael’s Mount erreichen kann. Auch diese Eigen-

143 Das Cornwall-Lesebuch heit teilt St Michael’s Mount mit seinem französischen Gegenstück. Mitten auf dem Berg liegt eine Kapelle aus dem 15. Jahrhundert. Denn genau wie Mont-Saint-Michel ist der St Michael’s Mount über lange Zeit eine Pilgerstätte gewesen. Deshalb gibt es auch noch den kleinen Hafen aus dem Spätmittelalter, in dem die Pilgerboote anlandeten und der heute die Touristen empfängt. Eine dunkle Legende verbindet sich mit St Michael’s Mount, wie könnte es im sagenumwobenen Cornwall auch anders sein. Der kornische Name der Insel ist „Karrek Loos yn Koos“, das heißt so viel wie „grauer Fels im Wald“. Das aber macht ja keinen Sinn, jedermann sieht doch, dass der Fels zwar grau ist, aber im Meer liegt und keineswegs im Wald. Doch die Ebbe gibt mitunter Über- reste eines alten Waldes frei, und die Radiokarbondatierung hat ergeben, dass diese Reste annähernd viertausend Jahre alt sind. Wurde der Wald um St Michael’s Mount vom Meer verschlungen, genau wie das sagenhafte Lyonesse? Alte Chronisten behaupten, dass es gar nicht so lange her ist. Noch 1099 soll sich der Granitberg ganze zehn Kilometer vom Meeresufer entfernt im Landesinneren befunden haben, umgeben von dichtem, undurchdring- lichem Gehölz. Die Chronik der Angelsachsen, die seit dem 9. Jahrhundert geführt und bis 1154 regelmäßig aktualisiert wurde, erzählt von einer furchtbaren Flutkatastrophe, die im November 1099 über die Region hereinbrach. Die

144 Die Normandie in Cornwall – St Michael’s Mount

Küstenorte versanken im Meer, viele Menschen ertranken, und ihrem Vieh erging es nicht besser. „Die Meeresflut sprang zu solcher Höhe auf und richtete solch einen Schaden an, kein Mensch erinnerte sich, dass es derartiges je zuvor gegeben hätte“, weiß die Chronik zu berichten. Vielleicht wurde der Granitberg nach der Katastro- phe für die Menschen der damaligen Zeit zum heiligen Ort, weil er sie als einziger überstanden hatte? Doch er wurde dem Benediktinerorden übereignet, und zwar durch Edward the Confessor, einen der letzten angelsächsischen Könige Englands, und der starb schon 1066, also vor der angeblichen Flutkatastrophe. Es gibt außerdem eine Über- lieferung, die davon berichtet, dass der Erzengel Michael schon im 5. Jahrhundert einigen Fischern auf dem Berg erschienen ist, aber man fragt sich natürlich, wie das möglich war, wenn der Berg zu dieser Zeit noch mitten im Wald und nicht im Meer gelegen hat. Wie dem auch sei, der Berg muss schon früh ein heiliger Ort gewesen sein. Und die Benediktiner, denen er durch Edward überantwortet wurde, gehörten zu keiner andern Abtei als zu der von Mont-Saint-Michel. Nun wissen wir, woher die Ähnlichkeit kommt. St Michael’s Mount wurde tatsächlich dem Abteiberg in der Normandie nachgebaut, und zwar schon im 12. Jahrhundert. In den Wirren der Jahrhunderte hat es zahlreiche Schlachten um diesen Berg gegeben. Das ursprüngliche Kloster wurde im 13. Jahrhundert durch ein Erdbeben

145 Das Cornwall-Lesebuch zerstört. Die Kapelle, die heute noch besichtig werden kann, stammt, wie bereits erwähnt, aus dem 15. Jahr- hundert. Im gleichen Jahrhundert, als England unter Heinrich V. im Krieg mit Frankreich lag, brach die Verbin- dung zu Mont-Saint-Michel in der Normandie endgültig ab. Unter Heinrich VIII. wurden schließlich mit der Einfüh- rung der neuen Staatsreligion die alten Klöster aufgelöst. St Michael’s Mount wurde Eigentum der Krone. 1659 wurde der Inselberg schließlich an einen Adelsmann verkauft. Die Burg auf dem St Michael’s Mount war bis 2004 der Wohnsitz von dessen Nachfahren, dem Lord St Levan. Hier werden zahlreiche alte Stücke, Rüstun- gen und historische Möbel aufbewahrt. Zu Füßen dieser Burg liegt ein subtropischer Garten. Außerdem gibt es einige Wohnhäuser auf dem Berg. Sie sind dem am Ufer des Festlandes liegenden Ort zugewandt und werden von einer Quelle mit Trinkwasser versorgt. Es handelt sich hier um die früheren Wohnhäuser der Burgbediensteten. Andere Häuser gehörten Fischern und vielleicht auch Mönchen. Noch im 19. Jahrhundert lebten hier mehr als zweihundert Menschen. Seit 1954 ist der Hauptteil der Insel in Besitz des National Trust. Und obwohl St Michael’s Mount im Gegensatz zu seinem französischen Bruder weitgehend unbekannt ist, lohnt sich ein Besuch mit Sicherheit nicht weniger.

146 Die Normandie in Cornwall – St Michael’s Mount

SYLLABUB – ZITRONEN-WEINCREME

Zutaten für 4 Personen: 80 g Zucker, 150 ml milder Weißwein, 250 ml Sahne, 5 cl Sherry, 1 unbehandelte Zitrone, Muskatnuss Zubereitung: Mit dem Zestenschneider den gelben Anteil von der Zitronenschale abschälen, den Saft auspressen. Die Zeste zusammen mit dem Zitronensaft, dem Zucker, dem Wein und dem Sherry in ein verschließbares Gefäß geben. Gut schütteln und über Nacht stehenlassen. Dann die Zeste entfernen und noch einmal gut schütteln. Die Sahne steif schlagen und anschließend vorsichtig unter die Flüssigkeit heben. In Portionsgläser füllen und jeweils etwas Muskatnuss darüber reiben. Nach Belieben mit einer Zitronenscheibe dekorieren.

147 Das Cornwall-Lesebuch

LICHT AM HORIZONT – DIE LEUCHTTÜRME VON CORNWALLS KÜSTEN

Nun möchte ich Sie auf eine Bootsfahrt mitnehmen, vielleicht auf einem der typischen bunten Fischkutter. Machen wir uns auf eine ganz spezielle Reise: Wir schippern an Cornwalls Küsten entlang und besuchen die Leuchttürme, die sie rahmen und die Seefahrer begrüßen, die nach Cornwall kommen. Da haben wir uns ganz schön was vorgenommen, denn Cornwalls Küsten sind sage und schreibe um die 470 Kilometer lang, wenn man jede kleine Bucht mitrechnet. Kommt man vom Osten her nach Cornwall, dann ist es der Eddystone Leuchtturm, der den ersten maritimen Gruß vor Cornwalls Küste übers Meer sendet. Und er sendet sein Lichtsignal von weit draußen, denn er steht auf einem Felsen ganze vierzehn Kilometer von Rame Head, der östlichsten Halbinsel Cornwalls, entfernt, umtost von Wasser. Obwohl er vor Cornwalls Küste steht, gehört sein Felsuntergrund noch zur benachbarten Grafschaft Devon. Der Eddystone Leuchturm weist nicht nur den Weg entlang Cornwalls Küste, er zeigt auch die Einfahrt in den Hafen von Plymouth. An seinem Standort draußen im Meer gibt es gefährliche Untiefen, die im Laufe der Jahr- hunderte vielen Seefahrern zum Verhängnis wurden. Deshalb erbaute man den Leuchtturm, um vor der Gefahr zu warnen. Das war ein gefährliches Unternehmen, denn

148 Licht am Horizont – die Leuchttürme von Cornwalls Küsten bei Sturm wird sein Standort von meterhohen Wellen überspült. So ist es auch schon der vierte Leuchtturm, der heute an dieser Stelle steht. Der erste wurde Opfer eines Unwetters, der zweite brannte ab, der dritte hielt immerhin fast hundertzwanzig Jahre lang, bis er Opfer der Erosion wurde. Der heutige ist fast fünfzig Meter hoch und sehr solide, denn er steht schon seit 1882. Seit 1982 ist er auto- matisiert, sodass kein Leuchtturmwärter mehr hier draußen seinen einsamen Dienst tun muss. Er hat ein Helikopter- deck, wenn Wartungsarbeiten nötig werden, fliegt man einfach zu ihm hinaus. Sein weißes Licht blinkt alle zehn Sekunden zweimal und ist über 22 Seemeilen, also ungefähr 40 Kilometer, hin sichtbar. Das Nebelhorn von Eddystone erkennt man an drei Stößen, die alle sechzig Sekunden ertönen. Weiter in westlicher Richtung die Küste entlang schippernd erreichen wir St Anthony’s Lighthouse, einen gedrungenen weißen Turm an der Einfahrt in den Hafen von Falmouth. Dieser Hafen, der auch „Carrick Roads“ genannt wird, ist einer der größten natürlichen Häfen der Welt. Vor seiner Einfahrt liegen die Manacles, ein Band von Felsen knapp unterhalb der Wasseroberfläche. Was heute zahlreiche Taucher hierherzieht, war über die Jahrhunderte für die Seefahrer äußerst verhängnisvoll. Die stummen Zeugen ihrer Katastrophen liegen nun zwischen den Riffs auf dem Meeresgrund, zahllose Wracks aus den vergange- nen Jahrhunderten. Seit 1835 schützt der Leuchtturm die

149 Das Cornwall-Lesebuch

Seeleute, sein Licht blitzt alle fünfzehn Sekunden auf und warnt im Bereich der Manacles mit einem roten Gefahren- signal. Das Leuchten ist 35 Kilometer weit sichtbar. Als nächstes kommen wir zum Lizard Point, Englands südlichstem Flecken. Hier geht es hinein in den Ärmelkanal, wenn man über den Atlantik gekommen ist, und hinaus in die endlose Weite bei der Fahrt in umge- kehrter Richtung. Klar, dass die Halbinsel nach einem Leuchtturm verlangte! Deshalb entstand schon 1619 der erste Signalturm an dieser exponierten Stelle. Er befand sich hoch oben auf der Steilküste, sein Licht wurde mit offenem Feuer entfacht. Für diese Mühe wollten die Betreiber des Signals eine Gebühr von den Schiffern, was diese allerdings nicht so recht einsahen. Das Konzept ging nicht auf, die Geldmittel fehlten, und der Turm wurde schließlich aufgegeben. Erst 1752 wagte man sich an einen Neubau, und es entstand der Doppelturm, der noch heute hoch oben auf den Klippen steht. Zwischen den beiden Türmen befindet sich ein Gebäude mit zwei großen Nebel- hörnern. Die Türme sandten bis 1903 ein dauerhaft bren- nendes Licht aus, seitdem gibt es ein elektrisches Blinklicht. Und seit 1998 gibt es keinen Leuchtturmwärter mehr. Dafür gibt es aber seit 2009 ein Besucherzentrum, wo Leuchtturm-Fans alles über die Geschichte der Doppel- türme erfahren können. Nun cruisen wir weiter in Richtung Nordwest und folgen der Bucht von Penzance. Wenn wir, vorbei an

150 Licht am Horizont – die Leuchttürme von Cornwalls Küsten

Mousehole, wieder nach Süden fahren und uns schließlich an der äußersten Spitze von Cornwall westwärts wenden, erreichen wir Tater Du, Cornwalls modernsten Leuchtturm. Als hier im Oktober 1963 der Untergang eines spanischen Schiffes elf Menschenleben forderte, entschloss man sich, den kleinen runden Turm auf die Felsen zu stellen. Er ist nur fünfzehn Meter hoch, trotzdem reicht sein grellweißes Licht gute 35 Kilometer weit. Es blitzt alle fünfzehn Sekunden drei Mal hintereinander auf. Vor Land’s End steht das Longships Lighthouse auf einem Riff im Atlantik, etwa zwei Kilometer von Englands westlichstem Zipfel entfernt. Es war im Dezember 1873, als der Turm zum allerersten Mal sein Signal in die Nacht aussandte. Hier draußen befinden sich flache Felsinseln, die Longships, die für die Seefahrt schnell verhängnisvoll werden können. Deshalb hatte man schon 1795 einen ersten Leuchtturm auf die nur zwölf Meter hohe Hauptinsel der Longships gestellt. Doch bei rauer See war ihr Signal, das sich in 24 Metern Höhe befand, für die Schiffe kaum auszumachen. Der neue Turm wurde aus Granit erbaut, alle zehn Sekunden sendet er ein fünf Sekunden dauerndes Licht, das immerhin zwanzig Meilen weit zu sehen ist. Und trotzdem kollidierte das Dampfboot S.S. Blue Jacket aus ungeklärten Gründen in einer sternklaren Nacht 1898 mit der Felsinsel, wobei es den Leuchtturm beinahe zerstört hätte.

151 Das Cornwall-Lesebuch

Wenn wir schließlich wieder in östlicher Richtung der Nordküste Cornwalls folgen, begrüßt uns der Leuchtturm hoch oben auf der Steilküste. Sein Leuchtfeuer befindet sich 59 Meter über dem Meeresspiegel. Die Umfahrung der westlichsten Landzunge Cornwalls ist besonders gefährlich, denn überall gibt es tückische Un- tiefen. Trotzdem entstand dieser Leuchtturm erst 1899. Man kann ihn auf See gut dreißig Kilometer weit sehen, alle fünfzehn Sekunden sendet er in schneller Folge vier Blitze hintereinander aus. Sein Nebelhorn dröhnt immerhin fünf Kilometer weit. Seit 1995 ist der Leuchtturm nicht mehr bemannt, die Wohnungen der Leuchtturmwärter wurden zu Ferienwohnungen umfunktioniert. In der Bucht von St Ives steht das Godrevy Light- house. Er liegt auf einer vorgelagerten kleinen Insel 300 Meter vor dem Festland und begrüßt die Fischer, die in St Ives Hafen einfahren. Zwischen der kleinen Insel und den sechzig Meter hoch ansteigenden Klippen von St Ives liegt ein gut anderthalb Kilometer langes, gefährliches Riff knapp unter der Wasseroberfläche. Nur wer den Leucht- turm auf der richtigen Seite umschifft, ist in Sicherheit. Schon lange hatte man sich Gedanken gemacht, die See- fahrer an dieser gefährlichen Stelle besser zu schützen. Aber wie es meistens so ist, wurde viel diskutiert, aber nichts geschah, bis es 1854 zu einem üblen Schiffsunglück mit vielen Toten kam. Danach errichtete man den 26 Meter hohen, oktogonalen Turm, der bis 1934 mit drei Wärtern

152 Licht am Horizont – die Leuchttürme von Cornwalls Küsten gleichzeitig besetzt war. Seitdem ist er automatisiert und sendet alle zehn Sekunden ein weiß-rotes Licht, der rote Anteil des Lichts ist nur von der gefährlichen Seite mit dem Riff aus sichtbar, und das 19 Kilometer weit. Dieser Leuchtturm inspirierte Virginia Woolf zu ihrer Novelle „Die Fahrt zum Leuchtturm“, deren Protagonisten sie allerdings auf den Hebriden ansiedelte. Sie besuchte den Godrevy Leuchtturm mit ein paar Künstlerkollegen im Jahr 1892 und trug sich dort ins Gästebuch ein. 2011 wurde dieses Gästebuch für stolze 10.250 Pfund versteigert. Im Nordosten der Küste erhebt sich schließlich , ein eleganter, 27 Meter hoher, schlanker Rundbau. Markant ragt er auf einer 50 Meter hohen, gras- bewachsenen Felsnase schneeweiß über der Steilküste empor. Er wurde 1847 nach langem Hin und Her erbaut. Schließlich gab es bis dahin keinerlei Licht zwischen Land’s End und , einer Insel im Kanal von Bristol in der Grafschaft Devon. Nun schließt er diese Lücke, indem er sein Licht gute 37 Kilometer weit hinaussendet. Seine Leuchtturmwärter wurden inzwischen nach Hause geschickt, seit 1995 ist der Turm automatisiert. Unsere Küstenfahrt ist beendet, die zahlreichen kleinen Hafenleuchttürme haben wir außer Acht gelassen und nur die großen Wegweiser der Seefahrt betrachtet. Wem gehören sie, wer kümmert sich darum, dass ihr Licht nicht erlischt? Das ist , Englands Leucht- feuerverwaltung. Sie entstand 1514 unter Heinrich VIII.

153 Das Cornwall-Lesebuch und hat neben ihrer wichtigen Aufgabe auch ihre liebens- werten, typisch britischen, etwas schrullig anmutenden Traditionen. Da gibt es zahlreiche „Jungbrüder“ und „Altbrüder“, die in komplizierten Ritualen gewählt werden, wobei wiederum sogenannte „Laienbrüder“ eine Rolle spielen. Das muss man ja alles nicht so genau verstehen, Hauptsache, sie sorgen dafür, dass die Leuchttürme weiter- strahlen und den Seefahrern ihren Weg weisen, weit draußen auf dem Meer.

FRIED SARDINES – FRITTIERTE SARDINEN

Zutaten für 4 Personen: 800 g frische, kleine Sardinen, Mehl, Frittieröl, 3 unbehandelte Zitronen, Salz, Pfeffer Zubereitung: Die Fische waschen, Köpfe entfernen und eventuell Gräten herausnehmen. Die Zitronenschale von 2 Zitronen abreiben (nur das Gelbe verwenden), beide Zitronen auspressen. Die dritte Zitrone achteln und beiseitestellen. Das Innere der Fische salzen und pfeffern und den Zitronensaft hineinträufeln. Anschließend die Fische mit der Zitronenschale einreiben und in Mehl wälzen. Das Frittierfett in einem Topf oder in der Fritteuse erhitzen und die Fische ca. 4 Minuten lang im heißen Fett ausbacken. Auf Küchenkrepp abtropfen und mit den Zitronenachteln servieren. Dazu Brot und Salat reichen.

154 Furry Dance und Obby Oss – Beltane in Cornwall

FURRY DANCE UND OBBY OSS – BELTANE IN CORNWALL

Ziemlich weit im Südwesten von Cornwall liegt am Nordende der Halbinsel von Lizard die verschlafene Ort- schaft . Es ist das südlichste Städtchen der Briti- schen Insel und wohl schon seit der Eisenzeit bewohnt. Seit 1201 hat es Stadtrechte, und der Zinnbergbau machte es reich und bedeutend. Denn hier lag bereits im Mittelalter das Bergwerksgericht. Damals lag Helston noch im Mün- dungsgebiet des Flusses Cober und hatte einen bedeuten- den Hafen. Doch mit den Jahrhunderten versandete das Flussdelta und bildete so Cornwalls größten See, den Loe Pool. Mit dem Hafen war es vorbei, die Bedeutung von Helston schwand. So weit, so uninteressant, meinen Sie? Weit gefehlt. Denn Helston ist die Heimat der wohl ältesten Tradition Britanniens, des „Furry Dance“. „Furry“, das spricht man so, dass es sich auf „hurry“ reimt. „Hurry“ heißt „Eile“, aber dieser Reim wäre eigentlich gar nicht nötig. Denn beim „Furry Dance“ geht es eher beschaulich zu. Das Wort „Furry“ hat auch gar nichts mit Eile zu tun, sondern kommt aus dem Kornischen und bedeutet „Fest“. Jedes Jahr zum Frühlingsfest um den 8. Mai herum ist es soweit: Die Bewohner sammeln sich auf dem Markt- platz zum „Furry Dance“, den sie selbst als „The Flora“ bezeichnen. Und das tun sie angeblich schon seit keltischer

155 Das Cornwall-Lesebuch

Zeit. Morgens um sieben geht es los: Der Winter wird weg- getanzt. Verschiedene Gruppen treten dazu an, die vornehmste davon zur Mittagszeit, wenn die Herrschaften des Städtchens an der Reihe sind. Dann kommen die Herren in Frack und Zylinder, die Damen tragen ihre vornehmsten langen Kleider und große Hüte. Alle schmücken sich mit Maiglöckchen, der Symbolblume von Helston. Dann ziehen sie in einer tanzenden Prozession durch die Stadt, geführt von einer Blaskapelle, die eine traditionelle, sich ständig wiederholende Melodie intoniert. Diese Melodie ist uralt und wurde nie aufgeschrieben, was aber wohl dank der durch die stete Wiederholung bedingten Monotonie auch gar nicht nötig ist. Die Stadtjungend vollzieht zuvor das gleiche Ritual, allerdings in unschuldiges Weiß gekleidet. Außerdem gibt es noch eine Art Mysterienspiel, den „Hal-an-Tow“, bei dem verschiedene Gestalten aus Geschichte und Mythologie auftreten. Dieses alte Ritual ist ein Überbleibsel des keltischen Beltanefestes, mit dem das Winterende gefeiert wurde. Mit großen Feuern begrüßte man den Frühling, und die Freude fand ihren Ausdruck in den Tänzen. Auch bei uns haben sich Reste dieses alten Brauches erhalten, der in Oster- feuern oder im Tanz in den Mai wieder lebendig wird. Der Maibaum lehnt sich an die keltischen Rituale an, denn damals schmückte man Häuser, Scheunen und Bäume, und in der Wahl einer Maikönigin manifestierte sich die Verehrung der Fruchtbarkeit schenkenden Muttergöttin.

156 Furry Dance und Obby Oss – Beltane in Cornwall

Und weil man in Cornwall den alten keltischen Bräuchen besonders verbunden ist, haben die Traditionen vielerorts überlebt. In Padstow an der Nordküste zum Beispiel gibt es immer am 1. Mai das „Obby Oss Festival“. Pünktlich um Mitternacht geht es los, durch den ganzen Ort ziehen singende Gruppen und schmücken die Häuser mit Grünzeug, Blumen und Fahnen. Am Morgen beginnt der rituelle Pferdezug, mehrere Teams führen stilisierte Pferde durch die Ortschaft, in denen sich junge Männer mit grauseligen Masken verstecken und während des Umzuges junge Mädchen zu erhaschen versuchen. Das ganze Spektakel wird von Trommeln und Gesang begleitet und findet seinen Höhepunkt, wenn sich die Gruppen schließlich auf dem Marktplatz versammeln und gemeinsam tanzen. In den letzten Jahren hat man auch in anderen Orten begonnen, die alten Bräuche wiederzubeleben. An alte keltische Beltanefeste angelehnte Maifeiern gibt es zum Beispiel auch in St Ives und in Penzance. Hinzu kommen spirituelle und neopagane Gruppen, die versuchen, keltische Rituale in ihrer ursprünglichen Form mitten in der kornischen Heidelandschaft wiederzu- beleben. Dazu gehören zwei große Feuer, über die man hinüberspringt, was Glück bringen soll. Außerdem gibt es Tänze zu altertümlicher Musik und allerlei merkwürdige Rituale. Vielleicht wird auch eine Maikönigin auserkoren, und eventuell verschwinden einzelne Paare hinter den

157 Das Cornwall-Lesebuch

Hügeln, denn es ist ja die Zeit der Fruchtbarkeit, der über- schäumenden Energie und der Frühlingsgefühle. Eine magische Zeit, besonders in einer milden Frühlingsnacht in der Stille von Cornwalls Heide, unter dem weiten Sternen- zelt.

CORNISH SPRING TIME HERBAL HONEY – KORNISCHER FRÜHLINGSKRÄUTERHONIG

Zutaten: 100 g frische Rosmarinspitzen, 50 g Stiefmütterchen- blüten, 100 g Holunderblüten, 50 g Huflattichblüten, 50 g Wald- meister, 50 g Gänseblümchenblüten, 30 g Vogelmiere, 30 g Salbei mit Blüten, 30 g Veilchenblüten, 30 g Wiesenschaumkrautblüten, 1 unbehandelte Zitrone, 500 g brauner Rohrzucker, 500 g weißer Zucker Zubereitung: Kräuter und Blüten waschen und in einen Topf mit 1,5 l Wasser geben. Die Zitrone vierteln und mit hineingeben. Dann aufkochen und 45 Minuten lang bei schwacher Hitze köcheln lassen. Vom Herd nehmen und 24 Stunden lang abgedeckt ziehen lassen. Nun durch ein Sieb gießen, den Sud auffangen und erneut erhitzen. Den Zucker zugeben, aufkochen und dann bei schwacher Hitze zwei bis drei Stunden lang einreduzieren, dabei immer wieder rühren. Der Sirup soll am Ende dickflüssig wie Honig sein. In Gläser abfüllen und sofort verschließen. Man kann nach Belieben und Verfügbarkeit auch andere essbare Kräuter und Blüten ver- wenden. Der Sirup wird als Brotaufstrich verwendet, mit heißem Wasser aufgegossen trinkt man ihn als Tee. Er eignet sich auch zum Würzen von Salatsaucen.

158 Außenposten im Atlantik – die Scilly-Inseln

AUßENPOSTEN IM ATLANTIK – DIE SCILLY-INSELN

Einsam liegen sie im Meer, verlorene Inseln, von Wind und Wogen umbraust. Fast wie vergessen wirken sie, hier draußen im Atlantik. Und doch sind auch sie ein Stück Cornwall: die Scilly-Inseln. Immerhin fast 2.300 Menschen leben in der Abgeschiedenheit dieser Inseln, die 45 Kilo- meter westlich von Land’s End im Ozean liegen. Wer hier- herkommen will, muss die Fähre von Penzance nehmen. Alternativ kann er von dort auch den Helikopterservice in Anspruch nehmen oder vom kleinen Flugplatz von Land’s End aus mit dem Scilly Skybus hinüberjetten. Der Skybus verkehrt auch noch von ein paar anderen Stationen. Die Reisenden kommen dann auf der Insel St Mary‘s an. Das ist eine der fünf bewohnten Inseln, denn die Scilly- Inseln sind eine ganze Gruppe: Mehr als 150 Inseln reihen sich hier draußen im Atlantik aneinander, umgeben von vielen Felsenriffs. Aber nur 55 der Inseln haben eine erwäh- nenswerte Fläche, alle anderen kann man eher als Inselchen bezeichnen. Die umständliche Anreise lohnt sich. Denn die Scilly-Inseln werden auch „Fortunate Isles“, „glückliche Inseln“, oder „Sunny Isles“, „sonnige Inseln“ genannt. Sie liegen mitten im Golfstrom, ihr Klima ist deshalb fast sub- tropisch. Reine Regentage sind eher eine Seltenheit, meist strahlt die Sonne über der Inselgruppe, und der Tempera-

159 Das Cornwall-Lesebuch turunterschied zwischen Sommer und Winter beträgt im Mittel nur ganze 9°C. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei knappen 12°C, die mittlere Augusttemperatur beträgt fast 16°C. Der kälteste Monat ist der Februar mit einem Mittel von immerhin noch 7°C. Das Ergebnis dieses milden Wetters sind ideale Wachstumsbedingungen für Pflanzen wie Pinien, Palmen, Azaleen oder Rhododendren. Die Wiesen der Scilly-Inseln sind ein Paradies für Wildblumen, hier wachsen Herbstzeitlose, Enzian, Leimkraut, Orchideen, Augentrost, Glockenblumen, Narzissen, um nur einige wenige zu nennen. Es sind so viele Arten, dass sie die Scilly-Inseln zu einem einzigartigen Refugium der Botanik machen. Fast fühlt man sich wie in der Karibik: schneeweiße, unberührte Sandstrände, türkisstrahlendes, kristallklares Wasser, phantastische Panoramablicke über die zerklüfteten Küstenlinien, sanfte Pfade, die sich an den Rändern der Inseln entlangziehen, und dazu kaum Autoverkehr. Die kleinen Inseln scheinen wirklich ein vergessener Garten Eden zu sein. Wenn man hier von Einsamkeit und Ruhe spricht, dann meint man es auch so. Die Vorteile der Scillys entdeckten die Menschen schon in der Steinzeit. Damals lag der Meeresspiegel aufgrund der zu Ende gehenden letzten Eiszeit noch ein ganzes Stück tiefer, die Scillys bildeten eine zusammen- hängende, große Insel. Hier blühte die frühe Zivilisation, über 500 rätselhafte Spuren blieben erhalten, die meisten

160 Außenposten im Atlantik – die Scilly-Inseln davon sind Megalithanlagen. Neben Solitärsteinen und Steinkreisen gibt es mehr als achtzig beeindruckende Portal- Dolmen, bei denen sich auf zwei aufrecht stehenden Steinen ein mächtiger Deckstein befindet. Auf der Hauptinsel St Mary’s gibt es zum Beispiel den Bant’s Carn, in dem Spuren von vorzeitlichen Feuerbestattungen gefunden wurden. Der „Old Man of “ auf der Insel Gugh, ein schrägstehender, 2,70 m hoher Menhir, gehört zu den beliebtesten Fotomotiven der Scilly-Inseln. Zahlreiche Fundstellen aus der Stein- und Bronzezeit sind im Meer versunken. Da gibt es Fundamente von Hütten, Gräbern und Einfriedungen, manche davon liegen bei Ebbe frei. In der Mount’s Bay liegt ein versunkener Wald. Da denkt man natürlich unwillkürlich an die alten Geschichten vom versunkenen Land Lyonesse. Auf den Scilly-Inseln scheinen sie mit einem Mal sehr real zu werden. Mit dem Ende der letzten Kaltzeit stieg der Meeres- spiegel um achtzig bis hundert Meter an. Aus der großen stolzen Scilly-Insel wurde die heute bekannte Gruppe, umgeben von gefährlichen Riffen, ein bedrohlicher Ort für die Seefahrt. Und tatsächlich sind sie Schauplatz einer der größten Schiffskatastrophen in der Geschichte von Englands Marine. Ganze einundzwanzig große Segelschiffe der Royal Navy verunglückten hier im Oktober 1707, allesamt liefen sie auf die Klippen auf. 1.450 Tote forderte dieses Unglück, als Ursache werden fehlerhafte Karten und

161 Das Cornwall-Lesebuch falsche Positionsbestimmung vermutet. Auch den einzigen Siebenmastschoner der Welt forderten die Riffs der Scilly- Inseln ein, die Thomas W. Lawson, die 1907 vor der Insel Annet strandete, auseinanderbrach und anschließend kenterte. Auch die Leuchttürme, die man auf den Scillys errichtet hatte, konnten dieses Unglück nicht verhindern. Da ist zum einen der Bishop Rock, Großbritanniens westlichster Leuchtturm, der unter größten Schwierigkeiten ab 1847 auf einem winzigen Inselchen am äußersten Rand der Scillys erbaut wurde. Bishops Rock fand sogar Einzug ins Guinnessbuch der Rekorde, als kleinste bebaute Insel der Welt. Immer wieder spülten die Wogen des Atlantiks die schon errichteten Teile des Leuchtturms weg, bis man ein gewaltiges Fundament schuf und darauf einen Koloss aus Granit setzte, der dem Unbill der Gewalten standzu- halten vermochte. Inflationsbereinigt und umgerechnet beliefen sich die Baukosten schließlich auf 3,1 Millionen Euro. 1858 war er endlich fertig. Trotzdem gab es nur 17 Jahre später ein schweres Unglück ganz in seiner Nähe, der Segeldampfer Schiller lief auf Grund und riss 335 Menschen in den Tod. Der zweite große Leuchtturm der Scilly-Inseln befindet sich auf St Agnes. Er entstand schon 1680 und ist der älteste Leuchtturm Cornwalls. Bis 1790 wurde er mit Kohle befeuert, seit 1911 ist er im Ruhestand. Seine Funktion hat der Peninnis Leuchtturm auf St Mary’s über- nommen.

162 Außenposten im Atlantik – die Scilly-Inseln

Vor den Scilly-Inseln liegen mehr als 800 Schiffs- wracks aus mehr als tausend Jahren Seefahrtgeschichte. Kein Wunder, dass sie Taucher aus aller Welt magisch anziehen. Aber es sind nicht nur Taucher, die die kleinen Paradiese im Atlantik für sich entdeckt haben. Natur- freunde kommen, um das faszinierende Pflanzenreich zu genießen, außerdem lassen sich auf Bootstouren Delfine, Seehunde und die zahlreichen Vögel beobachten, die auf den unbewohnten Inseln ein Refugium gefunden haben. Den Tier- und Pflanzenfreunden schließen sich Wanderer und Erholungssuchende an, außerdem individualistische Familien, die die weitläufigen Strände zu schätzen wissen. Deshalb ist der Tourismus heute mit ganzen 85 Prozent Anteil am Bruttoinlandsprodukt die Einkommensgrundlage für die Inselbewohner. Und für alle Gartenfreunde halten die Scilly-Inseln noch ein Paradies der besonderen Art vor: Die Tresco Abbey Gardens. Diese Gartenanlage entstand im 19. Jahr- hundert auf der Insel Tresco. Sie ist ein subtropisches Wunderland mit Pflanzen von fünf Kontinenten, über Mimosen, Papyrus, Bergahorn, Zypressen und Palmen bis hin zu Zimtbäumen. Der Garten ist in Terrassen angelegt, mit Skulpturen geschmückt und bietet herrliche Ausblicke auf das Meer. Die Insel Tresco befindet sich in Privatbesitz, aber natürlich kann man den Garten besuchen. Und wer es sich leisten kann, findet hier auch schicke Urlaubs- unterkünfte.

163 Das Cornwall-Lesebuch

Also nichts wie hin, wäre da nicht die umständliche und auch teure Anreise. Das trägt dazu bei, dass die Scilly- Inseln ihre Beschaulichkeit nicht verlieren. Die Zahl der Betten ist außerdem auf 2.000 begrenzt. So bleiben die kleinen Inseln ein exklusives Refugium, ein Stück vom Paradies, einsam und verwunschen.

SCILLY ISLES FISHERMAN’S PIE – FISCHERPASTETE VON DEN SCILLY-INSELN

Zutaten für 4 Personen: 400 g Seelachsfilet, 250 g Mehl, 500 g Porree, 400 ml Milch, 1 Ei, 1 Eigelb, 2 Zwiebeln, 150 ml milder Weißwein, 150 g Butter, 200 g frische grüne Erbsen, 2 Lorbeer- blätter, Salz, Zucker, Pfeffer Zubereitung: 200 g Mehl, 100 g Butter, 1 Ei, ½ Tl Salz und eine Prise Zucker zu einem glatten Mürbeteig verkneten. Danach fest in Frischhaltefolie wickeln und 1 Stunde in den Kühlschrank legen. In der Zwischenzeit den Porree putzen, in Scheiben schneiden und waschen. Den Fisch waschen und in Würfel schneiden. In einem Topf die Milch zusammen mit den Lorbeerblättern, 1 Tl Salz und etwas Pfeffer erhitzen. Die Fischwürfel in die heiße Milch legen und 3 Minuten ziehen lassen (nicht kochen). Den Fisch wieder heraus- nehmen und die Milch beiseitestellen, die Lorbeerblätter entfernen. Den Porree in 250 ml siedendem Salzwasser 5 Minuten lang garen. Kurz vor Ende der Garzeit die Erbsen dazugeben. Abschütten, dabei das Kochwasser auffangen. Die Zwiebeln schälen und würfeln, 30 g Butter in einem Topf erhitzen und die Zwiebeln darin glasig andünsten.

164 Außenposten im Atlantik – die Scilly-Inseln

Danach 30 g Mehl dazugeben und anschwitzen, mit 150 ml des Gemüsewassers und der Milch ablöschen und aufkochen lassen. Anschließend den Wein dazugießen. Mit Salz, Zucker und Pfeffer abschmecken. Vom Herd nehmen und das Gemüse darunterrühren. Zum Schluss vorsichtig die Fischstücke unterheben. Vier Tarteförmchen oder flache Auflaufförmchen von ca. 15 cm Durchmesser mit der restlichen Butter einfetten. Die Gemüse- Fischmasse gleichmäßig darin verteilen. Auf einer Arbeitsplatte das restliche Mehl ausstreuen und den Teig darauf dünn ausrollen. Vier Kreise, deren Durchmesser ca. 3 cm größer als die Förmchen sein soll, ausstechen und jeweils auf die Förmchen legen, dabei den Rand nach unten andrücken. Den restlichen Teig noch einmal kneten und zu einer dünnen Wurst rollen, damit ein Muster auf die Oberseite des Teigs auf den Förmchen legen. Man kann ihn auch dünn ausrollen und kleine Fische heraus- schneiden, die man auf den Teig legt. Das Eigelb mit 1 El Wasser verquirlen und den Teig damit bepinseln. Den Backofen auf 200°C vorheizen und die Pies 30 Minuten lang backen, bis der Teig goldbraun ist. Mit frischem Salat servieren.

165 Das Cornwall-Lesebuch

DOPPELT GENÄHT HÄLT BESSER: ST MAWES UND PENDENNIS CASTLE

Zwei trutzige runde Burgen liegen wie wehrhafte Zwillinge auf beiden Seiten der Hafeneinfahrt. Hier ist gewiss kein Durchkommen für feindliche Schiffe. Die Burgen schützen einen der weltweit größten natürlichen Häfen, die „Carrick Roads“ von Falmouth. Während der letzten Eiszeit lag hier ein mächtiges Tal. Als die Gletscher abschmolzen, wurde es geflutet und ist nun bis zur Stadt hin schiffbar, dem Verwaltungs- sitz von Cornwall. Das ist ein bedeutender Zugang in die Grafschaft Cornwall, kein Wunder, dass man feindliche Eindringlinge abzuwehren suchte. Eine der beiden Zwillingsburgen, St Mawes, liegt auf der malerischen Halbinsel Roseland. Diese Halbinsel wird durch den und den Ärmelkanal vom restlichen Cornwall weitgehend abgeschnitten. Der Name lässt von englischen Rosen träumen, die ihren lieblichen Duft über dem Land ausbreiten. Doch der Schein trügt. Der Name stammt vom keltischen „Rhos“ ab, dem Wort für Stech- ginster. Der ist zwar auch ganz hübsch, aber doch deutlich profaner als die prachtvollen Rosen, die wir uns eben noch vorgestellt hatten. Die Halbinsel ist ein idyllisches, fast schon ver- wunschenes Fleckchen von Cornwall. Hier liegt St Just mit seiner berühmten Kirche aus dem 13. Jahrhundert, deren

166 Doppelt genäht hält besser: St Mawes und Pendennis Castle

Turm zwischen hohen, subtropischen Bäumen an der kleinen Bucht des St Just Creek emporragt. Südwärts davon erreicht man den kleinen Ort St Mawes, ein verschlafenes Nest am Ufer der Carrick Roads. Wer achtlos weiterfährt, begeht einen Fehler. Denn dann versäumt man, den besonderen Reiz dieses Örtchens zu entdecken. Anderen ist das nämlich schon gelungen, hier lebt der frühere Rennfahrer und Vorsitzende von Aston Martin, David Richards. Aber auch Mitglieder der Königlichen Familie wissen diesen Ort zu schätzen, haben ihn in der Vergangenheit mehrfach frequentiert und mit privaten Besuchen geadelt. Wer sich die Zeit nimmt, entdeckt am Hafen das Hotel „The Ship and Castle“, und wer außerdem noch alte Filme liebt, dem wird es vielleicht bekannt vorkommen. Denn das Hotel war einer der Drehorte zu „Mörder Ahoi“, dem Miss-Marple-Film von 1964. Und die Bucht von St Mawes war Hintergrund für das Schiff, auf dem der Mörder sein Unwesen trieb. Rund und trutzig erhebt sich westlich des Ortes das St Mawes Castle. Es ist ein bisschen kleiner als sein Zwil- lingsbruder auf der anderen Seite der Hafenöffnung. Beide Burgen entstanden im 16. Jahrhundert unter Heinrich VIII. und dienten der Sicherung des Hafenbeckens, außerdem als Teil einer ganzen Reihe von Festungsanlagen auch dem Schutz der englischen Südküste insgesamt. Denn damals drohten sowohl Franzosen als auch Spanier mit Angriffen

167 Das Cornwall-Lesebuch auf England. Heinrich VIII. hatte es sich mit ihnen gründ- lich verdorben, weil er die Macht der römischen Kurie über den Haufen geworfen und die Church of England als unabhängig erklärt hatte. Sich selbst machte er kurzerhand zu deren religiösem Oberhaupt. Das brachte ihm schließlich nicht zu unter- schätzende Vorteile, er konnte sich scheiden lassen und wieder neu heiraten, außerdem profitierte er durch mehr Geld und Macht über sein Königreich. Der Papst war äußerst ungehalten und bat Franzosen und Spanier um Hilfe. Die aber, das wusste Heinrich VIII., kannten die Carrick Roads noch von früher. Sie hatten sich ein paar Jahre zuvor ein Scharmützel dort geliefert, als sie noch miteinander in Kalamitäten lagen. Und daher war ihnen bekannt, dass die Carrick Roads unbewacht waren. Abhilfe tat also dringend Not. Der Architekt gab sein Bestes und konstruierte einen zweckdienlichen Bau. Ein zentraler Innenturm ist von drei zirkularen Bastionen umgeben, die kleeblattförmig an seine Seiten angebaut sind. Hierdurch ergibt sich eine optimal große Fläche zum Platzieren von Kanonen und anderen Feuerwaffen. Ein ähnliches Bauprinzip zeigt auch Pendennis Castle auf der gegenüberliegenden Seite. Es wurde 1545 fertiggestellt und hat einen zentralen Rundbau, um den sich ein niedrigerer Schutzwall zieht. Ob es an diesen Trutzburgen lag, sei dahingestellt, Heinrichs neue Form der Staatsreligion jedenfalls setzte

168 Doppelt genäht hält besser: St Mawes und Pendennis Castle sich durch. Heute kümmert sich die staatliche Organisation English Heritage um die Burgen und lässt auch Franzosen und Spanier herein.

BANGERS, MASH AND CELERY – BRATWURST MIT KARTOFFELBREI UND SELLERIE

Zutaten für 4 Personen: 4 Bratwürste, 8 große Kartoffeln, 2 Zwiebeln, 6 Stangen Staudensellerie, 150 ml Milch, 400 ml Rin- derfond, 80 g Butter, 1unbehandelte Zitrone, 60 ml Sahne, 2 Eigelb, 30 g Speisestärke, 1 Bund Blattpetersilie, Fett zum Braten, Salz, Pfeffer, Muskatnuss Zubereitung: Die Selleriestangen waschen und in Stücke schneiden. Von der Zitrone den gelben Anteil der Schale dünn ab- schälen, danach die Zitrone auspressen. 30 g Butter in einem Topf erhitzen, den Sellerie darin kurz anbraten und dann bei geschlossenem Deckel 2 Minuten lang ziehen lassen. Mit 200 ml Rinderfond ablöschen. Den Zitronensaft und die Zitronenschale dazugeben und das Ganze 10 Minuten bei schwacher Zeit köcheln lassen. Danach den Sellerie abgießen, die Flüssigkeit auffangen. Eine Auflaufform mit 20 g Butter einfetten und den Sellerie hineingeben. In einem Mixbecher Sahne, Eigelb und Speisestärke gut miteinander verquirlen. Die Brühe erneut erhitzen und den Inhalt des Mixbechers mit dem Schneebesen hineinrühren. Aufkochen und eindicken, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Die Petersilienblättchen abzupfen und fein hacken. Die eingedickte Brühe vom Herd nehmen und die Hälfte der Petersilie unterrühren. Dann über den Sellerie gießen. Im vorgeheizten Backofen bei 180°C 30 Minuten lang überbacken.

169 Das Cornwall-Lesebuch

Die Kartoffeln schälen, achteln und in Salzwasser garen. Danach mit dem Kartoffelstampfer zu Brei zerstampfen. Die restliche Butter und die Milch einrühren, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken und die restliche Petersilie unterrühren. Etwas Bratfett in einer Pfanne erhitzen und die Bratwürste darin braun braten. Dann hinausnehmen und warmstellen. Die Zwiebeln schälen, in Ringe schneiden und in dem Bratfett goldbraun braten. Anschließend den restlichen Rinderfond zu den Zwiebeln gießen. Um die Hälfte einreduzieren, danach die Würste mit hineingeben. Kurz aufkochen, anschließend mit dem Kartoffelbrei und dem Sellerie servieren.

170 A Fine Kettle of Fish - Mevagissey

A FINE KETTLE OF FISH - MEVAGISSEY

Die Essenz von Cornwall hat einen Namen: Mevagissey. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, eine gemüt- liche Trägheit liegt über dem pittoresken Städtchen. Es ist ein Labyrinth von Straßen, durch das man auf dem Weg zum Hafen schlendert, vorbei an kleinen alten Häusern in engen Gassen. Dann öffnen die Gassen sich plötzlich zur Weite des Meeres hin, Möwen kreisen in der Luft, und im Hafen schaukeln unzählige kleine Fischerboote, in allen Farben bunt angestrichen und mit roten Plastikballons zum Schutz vor Rammschäden behängt. Jetzt ist es aus mit der Behä- bigkeit, wenn die Fischer von ihren Beutezügen zurück- kehren: Mevagisseys Hafen ist sehr aktiv, denn hier wird die Fischerei noch hauptberuflich betrieben. Dann löschen die Fischer ihre Fracht, grellfarbene Plastikboxen voller silbrig glänzender, fangfrischer Fische werden an Land gehievt, reges Treiben füllt die kleinen Häfen. Mevagissey hat nämlich gleich zwei Häfen, den großen Haupthafen und ein kleines vorgelagertes Becken. Der Haupthafen fällt bei Ebbe trocken und gibt seinen tangbedeckten Boden frei. Dieser Tang ist grellneongrün. Wenn all die farbenfrohen Schiffchen darauf auf dem Tro- ckenen liegen, gibt das ein fröhlich buntes Gesamtbild. Kein Wunder, dass man dann meist Maler auf den Kai- mauern sieht, die diese hinreißende Szenerie für die

171 Das Cornwall-Lesebuch

Ewigkeit festhalten wollen. Neben ihnen werkeln jetzt die Fischer, die die Zeit der Ebbe nutzen, um ihre Netze auszubessern oder Reparaturarbeiten an ihren Booten vor- zunehmen. Und wenn das Wetter schön ist, gesellen sich die Touristen dazu, schauen Malern und Fischern bei ihrer Arbeit zu oder spazieren hinaus zu dem kleinen vorge- lagerten Ankerhafen. Hier gibt es auch jetzt noch Wasser, und mancher alte Fischer nutzt die Gunst der Stunde, um Gäste in seinen Kahn aufzunehmen und sie für die Dauer einer Rundfahrt an der Steilküste entlangzuschippern. Die schroffen Felsen vom Meer aus zu sehen, ist eine ganz neue Perspektive. An unzugänglichen Stellen tummeln sich die Seevögel, während die Brandung gegen die bizarr verwitterten Steine schlägt und versucht, Stückchen um Stückchen von der Küste zu erobern. In einer kleinen Bucht sieht man eine endlos lange Treppe, die von den Häusern oben auf der Klippe hin- unterführt. Da wird man es sich zweimal überlegen, ob man wirklich an den Strand hinabsteigen will, um ein Bad zu nehmen. Schließlich muss man später ja auch wieder hoch- klettern. Und oben ist es doch auch schön… Die Fischer nehmen auch Gäste auf ihre Fangtouren mit, mitunter sogar zu Haijagden auf hoher See. Die großen Haie sind geschützt, sie werden also nicht gefangen und getötet, sondern nur fotografiert und bestaunt.

172 A Fine Kettle of Fish - Mevagissey

Der Hafen von Mevagissey entstand 1774 auf den Grundmauern des mittelalterlichen Hafens. Denn der Ort ist bereits seit 1313 dokumentiert, nachweislich war er aber auch schon in der Bronzezeit besiedelt. Im 14. Jahrhundert wurde Mevagissey nach zwei irischen Heiligen benannt, St Meva und St Issey, verbunden durch ein „hag“, dem kornischen Wort für „und“. Es hieß also „St Meva hag St Issey“. Aus diesem Zungenbrecher entstand im Laufe der Jahrhunderte das deutlich leichter zu sprechende „Mevagissey“. Seit dem 17. Jahrhundert blühte Mevagissey wegen seiner üppigen Sardinenfanggründe auf, insgeheim aber auch wegen der florierenden Geschäfte der Schmuggler. Immerhin zehn Gasthäuser hatte Mevagissey Ende des 17. Jahrhunderts, und zwei davon existieren bis heute: „The Fountain“ und „The Ship“. Hier trafen sich die Fischer nach den Fangfahrten auf ein Bier und wickelten nebenbei diskret ihre Schmuggelgeschäfte ab. Bei so viel Fisch wächst der Appetit auf „Fresh Seafood“, und Mevagissey trägt dem Rechnung. Hier gibt es einige gute Fischrestaurants mit fangfrischen Spezialitä- ten wie Jakobsmuscheln oder Makrelen. Da hat man die Qual der Wahl, aber sicher gibt es nichts Urigeres, um den Besuch in Mevagissey ausklingen zu lassen. Am Abend dann spiegeln sich die zahlreichen Lich- ter des Städtchens und der Häuser, die sich an den Klippen entlang hochziehen, im glitzernden Wasser des Hafen-

173 Das Cornwall-Lesebuch beckens. Dann nimmt man mit einem kleinen Spaziergang Abschied, entlang der Kaimauer, wo jetzt die Pärchen sitzen und die romantische Stimmung genießen. Nun heißt es, Abschied nehmen von Mevagissey. Aber bestimmt nicht für immer.

MUSSELS ’N’ BEER – MUSCHELN UND BIER

Zutaten für 4 Personen: 1 kg Muscheln, 2 Schalotten, 4 Knoblauchzehen, 500 ml Dunkelbier, 1 kleines Bund Blattpetersilie, 50 g Butter, 1 Zitrone, Salz, Pfeffer Zubereitung: Die Muscheln waschen und bürsten, geöffnete Ex- emplare wegwerfen. Die Schalotten häuten und in kleine Stücke würfeln, die Knoblauchzehen häuten und zerdrücken. Die verbliebenen Muscheln mit dem Bier, der Butter, Schalotten und Knoblauch in einen Topf geben, salzen, pfeffern und aufkochen. Dann 8 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen. Die Petersilienblättchen währenddessen abzupfen und hacken, die Zitrone achteln. Muscheln, die sich nicht geöffnet haben, wegwerfen. Die anderen auf Tellern anrichten, die Kochflüssigkeit mit der Peter- silie vermischen und darübergeben. Mit den Zitronenachteln, frischem Brot (z.B. unserem trockenen Gefängnisbrot, s. Seite 137) und natürlich mit Bier servieren.

174 Hochkultur Englischer Gärten: Herrenhäuser in Cornwall

HOCHKULTUR ENGLISCHER GÄRTEN: HERRENHÄUSER IN CORNWALL

Welch ein herrlicher Anblick! Ich bin in eine Filmkulisse geraten, hier wird ein Märchenfilm gedreht, oder besser noch, ein gefühlvoller Film mit typischer Englandromantik. Im nächsten Moment wird ein zierliches Adelsfräulein um die Ecke mit den prachtvoll blühenden Hortensien schreiten, sie trägt ein langes, altrosafarbenes Spitzenkleid und hält ein rüschenverziertes Schirmchen zum Schutz vor der Sonne in die Höhe, um ihre vornehme Blässe zu schützen. Vielleicht kommt sie aber auch auf einem schlan- ken englischen Vollblutpferd von einem Spazierritt zurück, dann trägt sie selbstverständlich die entsprechende vornehme Reiterkluft. Und vor dem Eingangsportal des herrlichen Herren- hauses, das hinter einem großen Rondell mit perfektem englischen Rasen liegt, steht der livrierte Stallbursche, um das Pferd in Empfang zu nehmen, während sie, ihre Reit- handschuhe ausziehend, in die Halle hineinschreitet, wo der Butler sie schon erwartet, ihr die nun lästig gewordenen Handschuhe abnimmt und sie ins luftige Teezimmer führt. Ich schüttle mich kurz, mein Tagtraum ist soeben zerplatzt. Denn es ist mitnichten ein Edelfräulein, das da um die Ecke kommt, vielmehr eine Gruppe schwatzender und kichernder Touristen mit ein paar Kleinkindern, die

175 Das Cornwall-Lesebuch

Fotoapparate in Bereitschaft. Und schon bin ich wieder in der Realität gelandet. Das prächtige viktorianische Landhaus heißt Lanhydrock House und liegt im Tal des Flusses Fowey, ein paar Kilometer südlich von Bodmin. Es zählt heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Cornwall, mehr als zweihunderttausend Schaulustige schieben sich jedes Jahr durch seine Gartenanlagen. Das Edelfräulein würde mit einem spitzen Aufschrei des Entsetzens davonlaufen, wenn es denn noch eines gäbe. Aber die letzte unverheiratete Dame des Adelsgeschlechts, das hier einst residierte, starb 1969. Das Anwesen ist heute im Besitz des National Trust, auch aufgrund finanzieller Erwägungen. Denn immerhin gehören 367 Hektar Land dazu, die gepflegt werden wollen. Von dem immensen Bauwerk mit dazugehöriger Kirche ganz zu schweigen. Teile des Herrenhauses datieren schon von 1620. Es war ein reicher Kaufmann und Geldverleiher aus Truro, der den klösterlichen Bauernhof, der sich zuvor hier befunden hatte, erwarb und mit dem Bau des Landsitzes begann. Sein Reichtum verhalf ihm in den Adelsstand, fortan durften er und seine Nachfahren sich „Earl“ nennen. Doch 1881 zerstörte ein Großfeuer das alte Anwesen bis auf einige widerstandsfähige Mauern. Mit großem Aufwand ließ der damalige Nachfahre des ersten Earls auf den Brandruinen den heutigen Prachtbau errichten.

176 Hochkultur Englischer Gärten: Herrenhäuser in Cornwall

Doch es ist nicht nur das imposante Gebäude, das die Besucher anzieht. Womöglich noch beeindruckender ist die opulente Gartenanlage, ein geometrischer Park aus englischen Rasenflächen, Blumengarten, Fasanerie, Küchengarten, Obstgarten sowie Natur- und Wildgarten. Hier gedeihen sorgsam gepflegte Säuleneiben, Hortensien, immergrüne Magnolien, Rhododendren, Edelkastanien, Fächerahorn, Blutbuchen und Korkeichen. Zwischen penibel gestutzten Buchsbaumhecken blühen üppige Schmucklilien, Fuchsien und Waldreben, Azaleen und Kamelien. Vor allem aber gibt es hier natürlich die wunder- voll duftenden englischen Rosen. Der Garten ist eine wahre Pracht und Musterbeispiel für englische Gartenkultur. Kein Wunder, dass er Besucher anzieht wie ein Magnet. Doch Lanhydrock House ist nur eines der Beispiele herrlicher englischer Landsitze in Cornwall. Nördlich von Plymouth liegt ein anderes beachtliches Anwesen, das Cotehele House. Es ist ein imposanter Tudorbau, eines der wenigen erhaltenen spätmittelalterlichen Herrenhäuser der britischen Insel und wurde bereits um 1520 fertiggestellt. Hoch über dem Fluss Tamar thront es im Grenzland zur benachbarten Grafschaft Devon auf einem Hügel. Im Inneren kann man heute die aufwändige alte Ausstattung bewundern: Antwerpener Tapisserien und kostbare Wand- teppiche, Zinngeschirr und schwere Truhen, Rüstungen, Waffen und Fahnen zwischen weißen Wänden und hohen Balkendecken. Der mächtige Tudor-Ofen und der drei

177 Das Cornwall-Lesebuch

Meter lange Herd der Küche wurden noch bis weit ins letzte Jahrhundert hinein verwendet. Das interessanteste Stück ist aber sicherlich die Pendeluhr aus dem Jahr 1489, die weltälteste Uhr in einem Wohnhaus, und sie funktioniert noch immer. Als Ausgleich für diese bemerkenswerte technische Leistung ist das Haus bis heute nicht ans Stromnetz angeschlossen. Der Garten des Cotehele House ist zwar mit knapp viereinhalb Hektar deutlich kleiner als der des Lanhydrock House, schmückt sich aber auch mit einer wundervollen Blumenpracht. Die alten Eichen und Kastanien gab es schon im 19. Jahrhundert. Der Rest ist ein bisschen gefuscht, er wurde nämlich erst vom National Trust angelegt, der das Haus im Jahr 1947 übernahm, und zwar anstelle von Erbschaftssteuern. Der Nachfahre konnte sich die hohen Steuern nicht leisten, außerdem wohnte die Familie längst auf einem anderen Sitz, dem Mount Edgcumbe House auf der Halbinsel Rame. Auch dieses Landhaus hat prächtige Gärten sowie einen 350 Hektar großen Landschaftspark. Dazu gehören eine im 17. Jahrhundert angelegte und im 20. Jahrhundert neu bepflanzte Dreifachallee aus Eichen und Linden, ein im griechischen Stil angelegter Säulenpavillon, eine Batterie mit 21 erbeuteten französischen Kanonen, eine Orangerie, eine kunstvolle Anlage aus Teichen, Kamelienhängen und Rotunde mit Blick auf die Bucht von Plymouth, künstliche Ruine, künstliche Grotte und echter bronzezeitlicher Grab-

178 Hochkultur Englischer Gärten: Herrenhäuser in Cornwall hügel. Im „Deer Park“ lebt eine Damwildherde, deren Tiere von den Nachfahren des erstmals 1515 erwähnten Hirsch- gartens abstammen. Der , Groß- britanniens längster Fernwanderweg, führt auf einem Teil- abschnitt zwischen Cremyll und Whitsand Bay durch den Park des Mount Edgcumbe House. Falls Sie jetzt los- wandern wollen: Starten Sie in Minehead in der Grafschaft Somerset und folgen sie dem gut ausgeschilderten Weg bis Poole Harbour in . Dazwischen liegen 1.014 Kilometer, und es summiert sich eine zu erklimmende Gesamthöhe von 35.031 Metern. Achten Sie auf gutes Schuhwerk. Falls Ihnen das zu beschwerlich sein sollte und Sie lieber zu der erdachten Filmszene vom Anfang unseres Exkurses in kornische Landhäuser zurückkehren möchten: Mount Edgcumbe House und sein Garten dienten als Drehort für zahlreiche Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen. Ein anderes Landhaus in Cornwall, der in Privatbesitz stehende Prideaux Place bei Padstow, kann sich hier gleich anschließen. Nicht ganz so viele, aber immerhin zwei Verfilmungen, entstanden auf Lanhydrock House. Mit ein bisschen Glück kommt beim nächsten Besuch vielleicht doch eine reizende junge Frau im eleganten Outfit um die Ecke geritten, auch wenn es nur eine Schauspielerin ist.

179 Das Cornwall-Lesebuch

CORNISH MARMALADE

Zutaten: 1,5 kg unbehandelte Orangen, 1 unbehandelte Zitrone, 500 g Gelierzucker, 5 Blättchen Zitronenmelisse, 1 Handvoll Holunderblüten, 50 ml Whisky Zubereitung: Orangen und Zitronen waschen und die Hälfte der Zitronenschale und die Schale einer Orange dünn abschälen und in feine Streifen schneiden. Dabei nur den farbigen Anteil verwenden, das Weiße schmeckt bitter. Anschließend die beiden Früchte aus- pressen. Die Blättchen der Zitronenmelisse fein hacken, die Holun- derblüten vom Stängel streifen. Die verbliebenen Orangen gut abschälen und von der weißen Haut befreien. Das Fruchtfleisch herausschneiden, dabei die Häutchen und die Kerne entfernen. Das Fruchtfleisch zusammen mit den feinen Schalenstreifen, dem Saft, der Zitronenmelisse und dem Gelierzucker in einen Topf geben, vermischen und drei Stunden lang ziehen lassen, dabei gelegentlich durchrühren. Danach aufkochen, dabei immer wieder rühren. Die Hitze reduzieren und der vom Gelierzucker vor- gegebenen Gelierzeit entsprechend köcheln lassen, ständig rühren. Zum Schluss den Whisky und die Holunderblüten unterrühren. Den Schaum abschöpfen, die Orangenmarmelade in vorbereitete Schraub- deckelgläser füllen und sofort verschließen. 5 Minuten lang auf den Kopf stellen, dann umdrehen und weiter abkühlen lassen. Ganz nach Belieben kann man auch Whisky, Holunderblüten und/oder Zitronenmelisse weglassen oder durch etwas anderes ersetzen, z.B. Veilchenblüten, Rosmarin, Lavendelblüten (vorsichtig dosieren), Kirschbrand, Zitronenlikör usw. Verzehren Sie die Orangenmarmelade auf Scones oder auf Toast, aber probieren sie sie auch einmal mit würzigem Käse.

180 Truro - oder was passiert, wenn man eine Burg ins Land setzt

TRURO - ODER WAS PASSIERT, WENN MAN EINE BURG INS LAND SETZT

Richard de Luci, der frühere Sheriff von Essex, war ein loyaler Vasall seines Königs. Als Justizchef von England erwies er sich als umsichtig und gerecht, vor allem aber der Krone treu ergeben. Ein solcher Mann verdient seinen Lohn, muss sich König Heinrich II. wohl gesagt haben, und seine Ergebenheit muss man sich auch für die Zukunft sicherstellen. Deshalb schenkte er Richard de Luci ein Stück gutes Land in Cornwall, da, wo zwei Flüsse zusam- menkommen. Richard de Luci ließ sich hier eine Burg erbauen. Er trat von seinem Amt zurück, doch aus dem schönen Ruhe- stand in Cornwall wurde nichts, denn schon drei Monate später war er tot. Immerhin hatte er das stolze Alter von neunzig Jahren erreicht. Es war das Jahr 1179. Doch seine Burg existierte weiter und zog Menschen an, die sich in ihrem Schutz niederließen. Der Platz war gut gewählt, mitten im Land war man vor Eindringlingen, die übers Meer kamen, gut geschützt. Trotzdem führte eine breite, schiffbare Wasserstraße von hier zum Hafenbecken der Carrick Roads, der reibungslose Anschluss an die Handelswege war damit gesichert. Ein idealer Standort also. So kommt es, dass heute zwar die Burg von Richard de Luci schon lange nicht mehr existiert, wohl aber die Siedlung zu ihren Füßen: Truro, Verwaltungssitz von

181 Das Cornwall-Lesebuch

Cornwall und südlichste „City“ von Großbritannien. Zu Truros Aufstieg trugen nicht zuletzt die reichen Zinn- vorkommen seines Umlandes bei, Truro entwickelte sich zum bedeutendsten Zinnhafen Cornwalls. Schon im 16. Jahrhundert verlieh Elizabeth I. Truro die Stadtrechte. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert blühte es noch weiter auf, denn die neureichen Mineneigner zog es in die Noblesse der Stadt. Reihenweise entstanden vornehme gregorianische und viktorianische Stadthäuser, wie man sie heute noch zum Beispiel in der Lemon Street bewundern kann. Hier stehen allerdings keine Zitronenbäume, die Straße ist nach Richard Lemon Lander benannt, einem Sohn der Stadt, der sich als Forschungsreisender einen Namen machte, als er zu Beginn des 19. Jahrhunderts Westafrika erkundete. Seine aufstrebende Karriere als Wissenschaftler beendete allerdings die Musketenkugel eines Eingeborenen zwei Tage vor seinem dreißigsten Geburtstag. Das „London Cornwalls“ nannte man Truro in jener Zeit. Auf den Wogen des Aufschwungs erreichte um 1860 die Eisenbahnlinie der Great Western Railway von London her kommend die Stadt, wenige Jahre später wurde sie zum Bischofssitz. Ganz klar: Eine Kathedrale musste her! 1880 begann man mit dem Bau. Das war recht spät, brachte aber einen großen Vorteil. Denn nun wusste man ja, was die anderen zu bieten hatten, und konnte sie im Rahmen der vorhandenen Mittel übertrumpfen. Tatsächlich

182 Truro - oder was passiert, wenn man eine Burg ins Land setzt ist die Kathedrale von Truro die letzte große Kathedrale, die in Großbritannien errichtet wurde. Man verpasste dem neugotischen Bauwerk gleich drei Türme, deren höchster, der mächtige Turm auf dem Mittelschiff, 76 Meter hoch ist. An ihrem Standort hatte sich schon zuvor die alte Ge- meindekirche befunden. Diese wurde weitgehend abgeris- sen, nur das südliche Seitenschiff wurde in den Neubau integriert. Die Kathedrale wurde 1910 fertiggestellt und überragt das gesamte Stadtbild von Truro. In Truros Innenstadt gibt es die vielfältigste Ansammlung von Läden, Kneipen und Restaurants in ganz Cornwall. Und es gibt, wie es sich für die Hauptstadt einer Region gehört, natürlich ein Museum, das , in dem alles Wissens- und Sehenswerte über Cornwalls Geschichte zusammengetragen ist. Da gibt es Exponate aus Archäologie, Kunst, Bergbau und Geologie, aber natürlich auch einen Zeugen der Mythologie: den ‚Artognou Stone‘. Man entdeckte das unscheinbare Artefakt erst 1998 bei Ausgrabungen in Tintagel. Die Zeit seiner Erschaffung ließ sich auf das 6. Jahrhundert datieren, die Zeit des König Artus. Der Stein ist beschriftet und scheint einmal das Hinweisschild eines Gebäudes gewesen zu sein, doch brach er irgendwann in zwei Teile auseinander und wurde später als Abfluss zweckentfremdet. Als man ihn entdeckte, erhoben sich gleich Stimmen, die in seiner Aufschrift „Artognou“ ein Synonym für Artus zu erkennen meinten.

183 Das Cornwall-Lesebuch

Außerdem passen Alter und Fundort zu dieser These. Wissenschaftliche Beweise blieb man bisher allerdings schuldig, und vielleicht werden sie sich nie erbringen lassen. Das Geheimnis des König Artus wird womöglich für immer in den Nebeln der Legenden verborgen bleiben. Wenn Richard de Luci, Erbauer der früheren Burg von Truro, heute zurückkehren würde, um die Früchte seiner Saat zu betrachten, was würden wir ihm noch erzäh- len? Vielleicht, dass die erste Dampflok, die die Geschwin- digkeitsgrenze von hundert Meilen sprengte, „City of Truro“ hieß? Das war 1904, die Lokomotive machte damals beachtliche hundertsechzig Sachen. Und dann würden wir Richard de Luci ein Tässchen schwarzen Tee anbieten. Er würde ordentlich staunen, denn Tee war zu seiner Zeit in Europa noch unbekannt. Darüber würden wir uns vielleicht wundern, denn eigent- lich hatten wir ihn ja mit etwas ganz anderem überraschen wollen: Denn in Europa wird Tee nur auf den Azoren angebaut – und in Truro!

184 Truro - oder was passiert, wenn man eine Burg ins Land setzt

TEA TIME GINGER COOKIES – INGWERPLÄTZCHEN ZUM TEE

Zutaten: 300 g Mehl, 200 g Butter (Zimmertemperatur), 130 g brauner Zucker, 2 El Backpulver, 1 kleine Ingwerwurzel Zubereitung: Die Ingwerwurzel schälen und fein raspeln. Butter, Ei, Mehl, Backpulver, Zucker und geraspelten Ingwer in eine Schüssel geben und gut miteinander verkneten. Der Teig soll sehr fest sein, aber nicht bröckeln. Sollte der Teig zu bröckelig sein, ein kleines bisschen Wasser zugeben, im umgekehrten Fall etwas Mehl. Anschließend fest in Frischhaltefolie einrollen und 1 Stunde lang in den Kühlschrank legen. Dann noch einmal gut durchkneten und zu Würsten von ca. 4 cm Durchmesser rollen. In 4 cm lange Stücke schneiden, die Stücke so auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen, dass eine der beiden Schnittflächen unten ist. Dann mit der Gabel oder mit den Fingern zu runden Plätzchen flach drücken. Den Backofen auf 200°C vorheizen und anschließend die Plätzchen a. 15 Minuten lang goldbraun backen. Abkühlen lassen und in einer gut verschlossenen Blechdose lagern.

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SCHICKSAL IN CORNWALL - ROSAMUNDE PILCHER

Halloween ist die Zeit der Geister und Schreckgespenster. Die uralte Tradition kommt ursprünglich aus Irland, wurde durch Einwanderer von dort in die USA gebracht und kam in den letzten Jahrzehnten über diesen Umweg auch zu uns nach Deutschland. Die Zeit der langen kalten Nächte bricht an, ausgehöhlte Kürbisse und grausig verkleidete Gestalten sollen die in der Dunkelheit lauernden Dämonen erschrecken und möglichst fernhalten. Ob es ein derartiger Dämon war, der am Vorabend von Halloween im Jahr 1993 über Deutschland kam, oder aber ein wunderbarer Segen, über diese Frage erhitzen sich bis heute die Gemüter. Denn am 30. Oktober 1993 strahlte das Zweite Deutsche Fernsehen zum allerersten Mal die Eigenproduktion der Verfilmung eines Romans von Rosa- munde Pilcher aus. Von den einen wegen Trivialität geschmäht, von den anderen wegen der überbordenden Emotionen heiß geliebt, zumindest in einem Punkt herrscht Einigkeit: Es war der Beginn einer überaus erfolgreichen Fernsehreihe, die inzwischen mehr als hundert Episoden hervorgebracht hat und deren Ende nicht absehbar ist. Liebe, Leidenschaft, Schicksal, Unglück und großes Drama, das sind die Themen von Rosamunde Pilcher. Die Filme tragen gefühlsstarke Titel wie „Melodie der Herzen“, „Liebe gegen den Rest der Welt“ oder „Magie der Liebe“.

186 Schicksal in Cornwall – Rosamunde Pilcher

Und die Zuschauer fiebern mit den leidgeprüften Protago- nisten, ertragen mit ihnen die Wirrungen und Schicksals- schläge, denn sie wissen doch letztlich, am Ende wird alles gut sein. Rosamunde Pilcher wird niemanden enttäuschen und in Verzweiflung zurücklassen. Liegt hierin der Zauber von Rosamunde Pilcher? Ich glaube das nicht. Und ich wage zu behaupten, dass der Erfolg dieser Filme nicht annähernd solche Höhenflüge angetreten hätte, wenn die Geschichten in Wanne-Eickel oder in Bitterfeld spielen würden. Aber das tun sie nicht. Schauplatz der Dramen ist Cornwall. Und die traumhaft schöne Landschaft wäre in Deutschland nicht annähernd so bekannt, wie sie es heute ist, gäbe es nicht Rosamunde Pilcher und das ZDF. Das erkannte auch der britische Tourismusverband und verlieh Rosamunde Pilcher und dem verantwortlichen Redak- tionsleiter des ZDF Claus Beling im Jahr 2002 den British Tourism Award. Rosamunde Pilcher ist eine waschechte Kornische. Sie wurde 1924 in Lelant geboren, einem kleinen Dorf bei St Ives. Ihr Vater war zur Zeit ihrer Geburt als Marine- offizier in Burma stationiert, die Mutter lebte weiter in Cornwall. Die kleine Rosamunde besuchte die Schule in Penzance, bevor sie auf ein Sekretärinnen-College wechselte. Schon als Kind schrieb sie Kurzgeschichten, die erste Veröffentlichung einer solchen erschien 1942. Im Zweiten Weltkrieg tat sie Dienst beim Women’s Royal

187 Das Cornwall-Lesebuch

Naval Service. Nach Kriegsende heiratete sie einen Jute- textilunternehmer und zog mit ihm nach Dundee, der viert- größten Stadt Schottlands, wo sie seither geblieben ist. Sie bekam vier Kinder, ihr Sohn Robin Pilcher trat in ihre Fuß- stapfen und veröffentlichte selbst ein paar Romane. In Schottland frönte Rosamunde Pilcher weiter ihrer schriftstellerischen Leidenschaft. Es war für sie zugleich Flucht und Erholung vom Alltag, wenn sie sich in die Welt ihrer Geschichten zurückzog. Später hat sie einmal gesagt, dass das Schreiben ihre Ehe gerettet hat. Sie fand ein Verlagshaus, das 1949 ihren ersten Roman veröffentlichte, der damals noch unter dem Pseudonym Jane Fraser erschien. Der Durchbruch gelang ihr schließlich 1987 mit der Familiensaga „Die Muschel- sucher“. Mit fünf Millionen weltweit verkauften Exem- plaren sollte es ihr erfolgreichstes Buch werden. Es erzählt von einer alten Dame, die sich in Rückblicken an ihr Leben erinnert, und schildert besonders eindringlich den Alltag in Großbritannien während des Zweiten Weltkriegs. 1989 wurde das Buch in Großbritannien erstmals verfilmt, der Streifen wurde noch im gleichen Jahr vom ZDF ausge- strahlt und hat damit dort eine Saat gestreut, die sehr erfolgreich aufging. 2006 versuchte sich das ZDF an einer Neuverfilmung dieses Werks. Bis sie sich im Jahr 2000 zur Ruhe setzte, hatte Rosamunde Pilcher 28 Romane veröffentlicht, von denen übrigens auch einige in ihrer Wahlheimat Schottland

188 Schicksal in Cornwall – Rosamunde Pilcher spielen. Woher das ZDF Stoff für mehr als hundert Ver- filmungen hat, fragen Sie nun? Die Antwort ist einfach: Neben den Romanen gibt es noch zahlreiche Kurz- geschichten und in Frauenzeitschriften veröffentlichte Liebesstorys, die als Fundus für die Drehbücher herhalten. Pilcher ist ohne Zweifel eine der erfolgreichsten zeit- genössischen Autorinnen. Das ist sicherlich auch ihren aus- giebigen Beschreibungen der Gefühlswelt ihrer Protago- nisten zu verdanken. Die Besonderheit ihres Schreibstils liegt aber in der detaillierten und hochromantischen Schilderung von Orten, Landschaften, Häusern und Gärten, eine Stärke, die von den Filmemachern des ZDF erkannt und perfekt umgesetzt wurde. Rosamunde Pilcher wurde mit dem Offizierskreuz des Order of the British Empire ausgezeichnet, daneben darf sie sich mit dem Kulturpreis Berliner Bär und dem Bambi schmücken. Ob Sie Pilcher-Fan sind oder nicht, spielt letzt- endlich keine Rolle. Fest steht auf jeden Fall: Ohne Rosa- munde Pilcher hätten viele von uns Cornwall vielleicht niemals entdeckt. Und das wäre doch wirklich schade gewesen.

189 Das Cornwall-Lesebuch

CORNISH CLOTTED CREAM CHICKEN PIE – CLOTTED CREAM - GEFLÜGELPASTETE

Zutaten für 4 Personen: 4 Hühnerbrüste, 1 Zwiebel, 4 Früh- lingszwiebeln, 200 g frische Erbsen, 150 g Mehl, 150 g Mager- quark, 150 g Butter, 1 Eigelb, 1 kleines Bund Blattpetersilie, 100 ml Milch, 250 g Clotted Cream (s. Seite 22, ersatzweise saure Sahne), Speiseöl, Salz, Pfeffer, Mehl zum Bestäuben der Arbeits- fläche Zubereitung: Das Mehl in eine Schüssel füllen und die kalte Butter in Streifen dazuschneiden. 1 Tl Salz und den Quark hinzu- geben und alles zu einem Teig verkneten. Dann im Kühlschrank 1 Stunde lang kalt stellen. Die Zwiebel schälen und würfeln, die Frühlingszwiebeln putzen und in Röllchen schneiden, das Fleisch waschen, trockentupfen und in mundgerechte Stücke schneiden. Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebelwürfel darin glasig andünsten. Anschließend die Zwiebeln herausnehmen und in eine Auflaufform geben. Nun das Fleisch salzen, pfeffern und in der Pfanne ringsum goldbraun anbraten. Auf den Zwiebeln verteilen. Die Milch in die Pfanne gießen und langsam aufkochen. Die Peter- silienblättchen fein hacken und zusammen mit den Frühlingszwiebeln und den Erbsen hineinrühren, mit Salz und Pfeffer würzen. Vom Herd nehmen und die Clotted Cream einrühren. Danach über das Fleisch in die Auflaufform gießen. Den Backofen auf 180°C vor- heizen, die Auflaufform mit Alufolie abdecken und 30 Minuten lang backen. Anschließend herausnehmen und abkühlen lassen. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen und auf einer eingemehlten Arbeitsfläche ausrollen. Einen schmalen Streifen davon heraus- schneiden, mit dem die Auflaufform von innen am Rand entlang so

190 Schicksal in Cornwall – Rosamunde Pilcher ausgekleidet wird, dass ein Stück des Streifens überragt. Dieses Stück dann nach außen klappen. Den Rest des Teigs so ausrollen und zurechtschneiden, dass er als Deckel auf die Auflaufform passt. Auflegen und am Rand, wo die beiden Teigteile zusammenkommen, auf der Innenseite befeuchten, dann gut aneinanderdrücken. In der Mitte den Teig ein paarmal mit einem spitzen Messer einpiksen. Das Eigelb mit 1 El kaltem Wasser vermischen und den Teigdeckel damit bepinseln. Zurück in den Ofen stellen und ca. 20 Minuten lang backen, bis die Oberseite goldgelb ist. Danach noch 5 Minuten lang im warmen Ofen ruhen lassen, erst dann servieren.

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Liebe Leser, ich hoffe, Ihnen hat unser Ausflug nach Cornwall gefallen. Natürlich freue ich mich über Ihre Tipps, Hinweise oder Anregungen und beantworte auch gerne Ihre Fragen. Schreiben Sie mir einfach an [email protected]. Zum Schluss habe ich noch eine kleine Bitte: Teilen Sie Ihre Eindrücke mit anderen Lesern und schreiben Sie eine kurze Rezension auf amazon.de. Ich freue mich darauf, Ihre Meinung zu erfahren. Vielen Dank und…

Farewell – see you in Cornwall!

Ihre Almut Irmscher

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Weitere Reisebücher von Almut Irmscher:

Das Italien-Lesebuch: Impressionen aus dem Land der Sehnsucht ISBN-10: 1492770221 ISBN-13: 978-1492770220 und der zweite Band: Das Italien-Lesebuch: Neue Impressionen aus dem Land der Sehnsucht ISBN-10: 1495928187 ISBN-13: 978-1495928185 Das Provence-Lesebuch Impressionen und Rezepte aus dem Land des Lichts ISBN-10: 1500305596 ISBN-13: 978-1500305598 Das Toskana-Lesebuch Impressionen und Rezepte aus dem Land von Kunst und Genuss ISBN-10: 1500960519 ISBN-13: 978-1500960513 Das Schottland-Lesebuch Impressionen und Rezepte aus Highlands und Lowlands ISBN-10: 1499608969 ISBN-13: 978-1499608960

Romane von Almut Irmscher:

Bunga Bunga - ein wirklich böser Mafia-Roman ISBN-10: 1496097041 ISBN-13: 978-1496097040 Wie die Libelle in der Wasserwaage - Roman ISBN-10: 1495437396 ISBN-13: 978-1495437397

Alle Bücher sind als Taschenbuch oder zum Download für den Kindle erhältlich. Nur für den Kindle erhältlich ist: Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. – ein biografischer Roman aus der Küche. ASIN: B00I71MIB8

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Dankeschön!

Ich danke meinem Mann Ulrich Otto für seine Unterstützung, seine Kritik und Beratung. Ich danke ihm auch für sein geduldiges Verständnis dafür, dass ich während des Schreibens oftmals in Gedanken mehr in Cornwall als daheim gewesen bin. Meinem Sohn Dennis Irmscher danke ich für die Programmierung meiner Website, die Gestaltung von Titelbild und Karte sowie für seine Hilfe, vor allem in allen brenzligen technischen Fragen. Meinen Kindern Leandra und Valentin danke ich für die aufgeschlossene und interessierte Begleitung auf unseren Reisen durch Cornwall. Meiner Freundin Gunhild Hexamer danke ich für ihr wie immer äußerst engagiertes und hochqualifiziertes Lektorat. Für alle Fehler in diesem Buch bin allein ich verantwortlich. Und last but not least danke ich auch ganz besonders Bianca di Palma. Denn ohne sie wäre ich vielleicht nie nach Cornwall gekommen. Und das wäre ein ziemliches Versäumnis gewesen.

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1 Tintagel 10 Truro 2 Bodmin 11 Carrick Roads 3 Torpoint / Plymouth 12 Lizard Point 4 Whitsand Bay 13 Helston 5 Looe 14 St Michael’s Mount 6 Polperro 15 Penzance 7Fowey 16 Land’s End 8 St Austell / Eden Project 17 St Ives 9 Mevagissey / 18 Newquay Lost Gardens of Heligan 19 Isles of Scilly

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Stichwortverzeichnis

Artus…………..30, 41, 64, 95 ff., 115, 117 ff., 183 Bishops Rock…………..162 Brown Willy…………..64 Bodmin…………..20, 101 ff. 133, 176 Bodmin Jail…………..133 ff. Bodmin Moor…………..20, 62 ff., 133 Bodmin & Wenford Railway…………..101 Boscawen-ûn…………..37 Camelot…………..95 ff., 115 Camel Trail…………..103 f. Carrick Roads…………..166 ff., 181 Chûn Quoit…………..38 Cornish Clotted Cream…………..12 f., 22, 132, 190 Cornish Hurling…………..80, 122 ff. Cotehele House…………..177 f. Daphne du Maurier…………..23 ff., 64, 117 Dartmoor…………..30, 65 f. Devon…………..11, 29, 50, 57, 65, 148, 153, 177 Dozmary Pool…………..64 Eddystone Leuchtturm…………..93, 148 f. Eden Project…………..85, 138 ff. Excalibur…………..64, 99 Fowey…………..25, 176 Fudge…………..13, 132 Gärten…………..19, 83 ff., 108 f., 138 ff., 146, 163, 177 ff. Geevor Tin Mine…………..49 …………..152 f. Helston…………..155 f. HMS Scylla…………..57 ff. Jamaica Inn…………..64 f. Kelten…………..111 ff., 117 ff., Kornisch…..35, 44, 73 ff., 78, 85, 95, 101, 115, 143 f., 155, 173

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Land’s End……37, 40 f., 44, 48, 107, 127 ff., 151, 153, 159 Lanhydrock House…………..176 f., 179 Levant Mine…………..48 Lizard Point…………..130 f., 150 Longships Lighthouse…………..40, 127, 151 Looe…………..92, 104 Lost Gardens of Heligan…………..19, 84 ff., 138 Lyonesse…………..40 f., 44, 144, 161 Megalithe und Menhire…………..34 ff., 119, 161 Menabilly…………..25, 27 Mên-an-Tol…………..35 f. Merry Maidens…………..37 f. Mevagissey…………..171 ff. Minack Theatre…………..107 ff. Minions…………..122, 125 Mount Edgcumbe House…………..178 f. Mousehole…………..15, 73 f., 150 Padstow…………..157 Pendeen Lighthouse…………..158 f. Pendennis Castle…………..53, 168 Pengersick Castle…………..53 f. Penzance……35, 37, 54, 127, 129, 143, 150, 157, 159, 187 Plymouth…………..29, 31, 57, 65, 93, 148, 177 f. Polperro…………..68 ff. Prideaux Place…………..179 Rame Head…………..58, 65, 92, 148 River Tamar…………..29 ff., 57, 60, 177 Rosamunde Pilcher…………..23, 79, 117, 179, 186 ff. Roseland…………..166 Schmuggler…………..54, 64, 69 f., 117, 173 Scilly Inseln…………..37, 41, 127, 129, 143, 159 ff. Showery Tor…………..62 f. South Crofty Mine…………..49 South West Coast Path…………..179

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Stargazy Pie…………..15 St Anthony’s Lighthouse…………..149 f. St Austell…………..138 St Columb Major…………..122 f. St Ives…………..78 ff., 152, 157, 187 St Just…………..166 St Mary’s…………..159, 161 St Mawes…………..166 ff. St Michael’s Mount…………..143 ff. Tater Du…………..150 Tintagel…………..95 ff., 120, 183 Torpoint…………..29, 31, 57 Trebah Garden…………..87 Tresco Abbey Gardens…………..163 Trevose Head…………..153 Trinity House…………..153 Truro…………..166, 181 ff., Tudor…………..53, 83, 133, 177 f. VW-Bus…………..80 f. Whitsand Bay…………..57 ff., 65, 90 ff., 179

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Weiterführende Links

Allgemeine Informationen www.cornwalls.co.uk Bodmin Jail www.bodminjail.org Bodmin Moor www.bodminmoor.co.uk Bodmin & Wenford Railway www.bodminrailway.co.uk Camel Trail www.cornwall.gov.uk/environment-and- planning/countryside/cycle-routes-and-trails/the- cornish-way-multi-use-trails/the-camel-trail Cornish Hurling calendarcustoms.com/articles/st-columb-hurling Cotehele House www.nationaltrust.org.uk/cotehele Eden Project www.edenproject.com Land’s End www.landsend-landmark.co.uk Lanhydrock House www.nationaltrust.org.uk/lanhydrock Lizard Peninsula & Point www.lizard-peninsula.co.uk Lost Gardens of Heligan www.heligan.com Mevagissey www.mevagissey-cornwall.co.uk Minack Theatre www.minack.com Mount Edgcumbe House www.mountedgcumbe.gov.uk

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Pendennis Castle www.english- heritage.org.uk/daysout/properties/pendennis- castle Pengersick Castle www.pastscape.org.uk/hob.aspx?hob_id=424575 Polperro www.polperro.org Restaurants in Cornwall www.cornishaccreditedrestaurants.co.uk Royal Cornwall Museum, Truro www.royalcornwallmuseum.org.uk Scilly-Inseln www.simplyscilly.co.uk St Ives www.stivestic.co.uk St Mawes www.stmawes.info St Michael’s Mount www.stmichaelsmount.co.uk Tintagel www.tintagelcastle.co.uk Trebah Garden www.trebahgarden.co.uk Torpoint Ferry www.tamarcrossings.org.uk Truro www.truro.gov.uk Whitsand Bay www.cornwallbeachguide.co.uk/secornwall/whitsa nd/whitsand.htm Zinn-Minen www.cornish-mining.org.uk www.nationaltrust.org.uk/levant-mine/visitor- information www.geevor.com

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