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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Rudolfinum- Jahrbuch des Landesmuseums für Kärnten Jahr/Year: 2016 Band/Volume: 2016 Autor(en)/Author(s): Stermitz Martin, Lorber Karin Artikel/Article: Landesgeschichte, Mittelalterliche und Neuzeitliche Numismatik 93-117 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Landesgeschichte, Mittelalterliche und Neuzeitliche Numismatik LEITER: MAG. MARTIN STERMITZ WISSENSCHAFTLICHE MITARBEITERIN: MAG. KARIN LORBER © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at Ausstellungen 2016 50-seitige Akt zum Ankauf Anderle, der im BDA Das Jahr 2016 war für die Abteilung Landes ge - Klagenfurt aufgefunden wurde, erst transkribiert schichte/mittelalterliche und neuzeitliche und bearbeitet werden, um die Provenienz die- Numismatik durch die Beteiligung an der ses Ankaufes aus der Zeit 1941/42 zu klären. Die Kuratierung der beiden Ausstellungen „Besitzer- perfekte Realisierung beider Ausstellungen stolz“ und „Franz Wallack“ sowie die Exponat- konnte nur durch die ausgezeichnete Zu- Be reit stellung und Bearbeitung für die Aus- sammen arbeit aller Abteilungen und Menschen stellung „Schätze der Sammlung“ eines der aus- im Landesmuseum für Kärnten gelingen – und stellungsintensivsten in der Geschichte der sie gelang. Besuch und Rückmeldungen vor Abteilung. allem bei der Ausstellung „Franz Wallack“ haben die Erwartungen weit übertroffen und sind eine Die Herausforderung bestand vor allem in der schöne Auszeichnung für alle Mitarbeiterinnen kurzen Vorbereitungszeit für die beiden erstge- und Mitarbeiter des LMK. nannten Ausstellung. Im Fall von „Besitzerstolz“ vergingen vom Beschluss, diese Sammlung erst- „Besitzerstolz. Die EXLIBRIS Sammlung An der - malig zu öffnen, bis zur Eröffnung der Aus- le und andere kostbare Blätter aus dem Landes - stellung exakt fünf Monate. Im Anschluss daran museum Kärnten“ blieben vier Monate und zwei Wochen für die 75 Jahre nach dem Ankauf dieser Sammlung und Ausarbeitung und Präsentation der Ausstellung fast 60 Jahre nach der letzten Exlibris-Aus- „Franz Wallack“. stellung in einem Museum in Kärnten wurde in der Ausstellung eine der größten Exlibris- Hinzu kam, dass bei beiden Ausstellungen Sammlungen in Österreich dem Publikum prä- grund legende Forschungsarbeiten – Sichtung sentiert. Das Kuratoren Team Thomas Jerger, und Transkription von Akten – für die Durch - Michael Janik und Martin Stermitz sprangen in führung unabdingbar waren. So musste etwa der das kalte Wasser, keiner von ihnen hatte bis zu © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at diesem Zeitpunkt je einen Berührungspunkt zu Bauernhof Kärnten und die Buchhandlung Heyn. dieser Thematik. Ohne die Unterstützung der Mein bester Dank geht in diesem Zusammen- Österreichischen Exlibris-Gesellschaft ein nahezu hang an: Frau Edith Sabath-Kerschbaumer aussichtsloses Unterfangen. Mein bester Dank (Geschäftsführerin Urlaub am Bauernhof Kärn- geht in diesem Zusammenhang an Frau Doktor ten), Herrn Dr. Günter Schmidauer (Wirtschafts- Uschi Müksch und Herrn Dr. Karl Stock, die mit kam mer Kärnten) und Herrn Helmut Zechner Rat, Tat und Literatur parat standen. Eine enor- (aka Mr. Heyn). me Bereicherung war auch die Hilfe von Herrn Dr. Karl Anderle, der die Ausstellung mit zahlrei- Eine sehr wertvolle Ergänzung für die Aus - chen weiteren Exponaten zu seiner Familie stellungspräsentation waren die Leihgaben aus wesentlich bereicherte – Herr Doktor Anderle – dem Lobisser-Nachlass der Galerie Magnet/ vielen Dank! Völkermarkt. Sehr geehrter Herr Wilfried Magnet, vielen Dank für die unkomplizierte und fruchtba- In der Ausstellung im Rudolfinum wurden insge- re Zusammenarbeit auf diesem Wege! samt ca. 1.000 Exlibris der verschiedensten Künst lerinnen und Künstler präsentiert. Durch Eine Besonderheit war das „Verstecken“ von zahlreiche Kooperationspartner in ganz Kärnten Texten zu den Exponaten in der Ausstellung. konnten zeitgleich noch einmal ca. 1.000 Exlibris Unsere Lösung waren Informationsbroschüren den Besucherinnen und Besuchern gezeigt wer- zu den verschiedenen Themen, die in neutralen den. Folgende Institutionen waren Teil der Hal terungen an den Wänden angebracht wur- Ausstellung „Besitzerstolz“. Die Bibliothek der den. Diese zahlreichen Hefte, unter anderem Arbeiterkammer in Klagenfurt und in Villach, die auch eine Zusammenfassung in englischer Universitätsbibliothek in Klagenfurt, das Robert Sprache für unsere Gäste aus dem Ausland, Musil-Institut in Klagenfurt sowie das Kärntner konnten nur durch die Mitarbeit von Frau Mag. Heimatwerk in Klagenfurt. Für die gelungene Karin Lorber, Frau Mag. Brigitte Ponta-Zitterer Kooperation mit den genannten Ausstellungsor - und Herrn Mag. Robert Wlattnig entstehen – ten geht mein spezieller Dank an: Mag. Christoph liebe Kolleginnen und Kollegen, vielen Dank für Kreutzer (Leiter der AK-Bibliotheken Kärnten) eure wertvolle Unterstützung! und Herrn Ferdinand Hafner (Abteilungsleiter für Öffentlichkeitsarbeit AK Kärnten), Frau Mag.a Zur Sammlung Anderle Lydia Zellacher (Direktorin der UB Klagenfurt) Am Anfang jeder Sammlung steht der Sammler und Frau Mag.a Christa Herzog (Leiterin der Son - mit dem Bedürfnis nach Vollständigkeit. In unse- der sammlung der UB Klagenfurt), Frau Univ. rem Fall stehen zwei Sammler am Beginn: Vater Prof.in Dr.in Anke Bosse (Leiterin des Musil- Franz und Sohn Jaromir Anderle. Institutes) und Herrn Ewald Opetnik (Geschäfts- führer des Kärntner Heimatwerkes). Die Familie Anderle stammte ursprünglich aus Mähren. Franz Anderle wurde am 2. April 1847 in Folgende Kooperationspartner unterstützten Lundenburg/Břeclav geboren. Ausbildung und werbetechnisch das Landesmuseum für Kärnten: Beruf führen den behördlich autorisierten Zivilin- Wirtschaftskammer Klagenfurt, Urlaub am ge nieur und späteren Bauunternehmer von Brünn nach Graz und Wien und schließlich in der Sommerfrische und im Alter nach Kärnten. Franz Anderle starb am 12. September 1922 in Ober - aich wald bei Flatschach am Faaker See in seiner Villa. Sein Sohn Jaromir war Diplomingenieur Abb. 1: Dr. Karl Anderle mit seiner Ehefrau vor der Exlibris und Oberbaurat bei der Eisenbahn. Beruflich Galerie. Aufn. K. Allesch (LMK) führte ihn sein Lebensweg von Wien nach Trient LANDESGESCHICHTE, MITTELALTERLICHE UND NEUZEITLICHE NUMISMATIK 95 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at 96 LANDESMUSEUM KÄRNTEN | RUDOLFINUM 2016 © Landesmuseum für Kärnten; download unter www.zobodat.at und schließlich nach Villach. Er starb am 6. Juni bildung seiner Kinder zu finanzieren, begann 1941 in Villach, Hötzendorfstraße 2. Jaromir Anderle, der auch zeitweilig Kustos im Villacher Stadtmuseum war, bereits Anfang der Vater und Sohn begannen 1903 äußerst motiviert 30er-Jahre, Teile seiner Sammlung zu verkaufen. und akribisch Exlibris zu sammeln. Ein Exlibris ist Nach seinem Tod wurde der Verkaufsprozess der ein eher kleinformatiges grafisches Blatt und Sammlung Anderle über die Erben Gemeinschaft diente ursprünglich als Besitzkennzeichnung. Die und das Verlassenschaftsgericht in Villach in die ältesten Exlibris stammen aus der zweiten Hälfte Wege geleitet. des 15. Jahrhunderts. Klerus und Adel waren die ersten Auftraggeber. Exlibris waren in aller Regel Der fast vollständige Akt zu den Verkaufsver- an der Innenseite des Buchdeckels angebracht. handlungen liegt heute im BDA Kärnten und dokumentiert den Bestand der Sammlungen so- Bereits 1907 umfasste die Sammlung Anderle wie die Dauer der Verhandlungen im Zeitraum knapp 7.000 Blatt aus ganz Europa und auch von 13. Juli 1941 bis zum Mai 1942. Dipl. Ing. Asien. Das Sammeln funktionierte international Jaromir Anderle (1904–1947), der Sohn des ver- über die Verbreitung von Adresslisten Tausch- storben Jaromir Anderle (1872–1941), kontaktier- williger, die in den jeweiligen Zeitschriften der te im Juni 1941 Dr. Walter Frodl, damals damals weit verbreiteten Exlibris- Gesellschaften Gaukonservator des BDA in Kärnten, und bat um publiziert wurden. Der technischen Ausbildung eine Schätzung der Sammlung, da ihn das beider Sammler ist es zu verdanken, dass die Verlassenschaftsgericht dazu aufgefordert hatte. gesamte Sammlung, geordnet nach Ländern und Dr. Frodl schlug als Gutachter den Universitäts- dann weiter alphabetisch nach Künstlern, in wun- professor Dr. Hermann Egger, Kunsthistoriker an derbaren Boxen aufbewahrt und in zahllosen der Universität Graz, vor und forcierte den An- Karteiblättern beschrieben worden ist. kauf der Sammlung durch den Gau Kärnten, da geplant war, im Landesmuseum Kärnten, das Vater und Sohn Anderle waren auch im Vorstand 1942 verstaatlicht wurde, ein Kupferstichkabinett der Exlibris Gesellschaft Österreich tätig und ver- einzurichten. tieften dadurch ihre Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern, diente die Herstellung eines Im Zuge der Sichtung der Bestände kamen zwei Exlibris doch auch der (schnellen) Geldbe- weitere Sammlungen zum Vorschein, die Vater schaffung selbiger. und Sohn Anderle angelegt hatten. Bei der einen handelte es sich um eine Sammlung von 6.350 Im Laufe der Zeit wuchs die Sammlung auf stol- Andachtsbildchen, die auf Vermittlung von Frodl ze 18.000 Blatt an, darunter zahlreiche soge- durch das Kärntner Heimatmuseum für 3.000 nannte älteste Exlibris, aber auch eine der größ- Reichs mark (ca. 12.000 €) angekauft wurden. ten Sammlungen damals als „modern“ bezeich- Heute befindet sich diese Sammlung im nete Blätter. Vorteil der Sammlung ist