Chaos-Collection-Vol.2.Pdf
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Inhaltsverzeichnis Diamanten - Drama 3 Concours Galaxovision de la Chanson 14 Impossible Chaos 39 Grauzone 85 Sterben ist nicht nur menschlich 153 Diamanten - Drama Es war der 14. Oktober 1987, und die Starbright transportierte die kleinste Fracht, die sie je an Bord gehabt hatte, nämlich ein kleines Köfferchen, wie es bequem ins Schubfach unter dem Co-Pilotensitz passte! Ein klitzekleiner Geheimauftrag war genau das Richtige zur Entspannung für Markus und Jürg. Die Fracht war von der Republik auf der Erde bestellt worden, da sie in der gewünschten Reinheit wirklich nur auf der Erde herzustel- len ist. Und die Angelegenheit sollte möglichst diskret geregelt werden. Keine Ahnung, wie man dabei auf uns kam! Die Starbright schaffte die 36’000 Lichtjahre nach Coruscant in weniger als drei Stunden. Markus landete das Raumschiff auf dem Astroportkom- 19 plex Nummer CQ-37/F7B , und das sagt eigentlich schon alles. Trotz seiner Abmessungen von ungefähr Long Island trägt er nämlich nur diese absolut nichts sagende Nummer und verdeutlicht damit die Eigenschaft von Coruscant als den politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der ganzen Republik. Das Hindurchschleusen durch die Anflugwege erinnerte Markus und Jürg an den Film Labyrinth mit David Bowie. Auch hier gab es allerhand seltsames Zeug, und auch hier schien nichts so zu sein, wie es aussah. Fluglotsen mussten alle paar Wochen ersetzt werden, und die Linienflugpiloten waren regelmäßig reif für die Insel. Als die Triebwerke der Starbright verstummten, wischte sich Markus über die Stirn. »Ich kam mir vor wie César Keiser in seinem Cabaretstück ‘Telefon’. Hier wird man auch von Anflugkorridor zu Anflugkorridor weitergeleitet, bis man den Verstand verliert.« »Oder es fertig bringt zu landen. Komisch, dass es hier kaum Abstürze gibt.« »Wieso Abstürze?« »Na, irgendwann geht jeder Maschine mal der Sprit aus.« »Sie haben eine Sicherheitstoleranz. Wenn’s kritisch wird, feuern sie sich im letzten Moment in den Orbit, wo sie herumhängen, Fluglohn kassieren und warten, bis sie vom Militär runtergeholt werden. Und das ist jedes Mal ein finanzieller Kraftakt, der jedem das Blut aus dem Gesicht schlägt, der auch nur andeutungsweise Bescheid weiß.« »Is’ nich’ wahr?« »Im Ernst. Die Organisation hier ruiniert eines Tages noch die ganze Republik. Der Spritverbrauch eines einzigen Tages über Coruscant würde ausreichen, um sämtliche Autos der Erde für vierzehn Jahre und drei Monate zu versorgen.« »Welcher Irre hat denn das ausgerechnet?« »Greenpeace natürlich.« Markus griff nach dem Koffer, und sie stiegen aus. Für einen Moment wurde ihnen leicht schwindlig. Schuld war die Kombination aus Treibstoffgasen und des leicht höheren Sauerstoffanteils der Atmosphäre. Der optische Eindruck des Astroports enttäuschte. Es war nichts weiter als eine Betonflä- che von vierzehn mal acht Kilometern, völlig zugedeckt mit Schiffen aller Klassen, von der kleinen Orbitfähre bis zum Achthunderttausendtonnentransporter, dominiert von einem Tower, der wie eine Stecknadel auf einem Fußballplatz wirkte. Auf jedem Landefeld gab es ein dunkles, rundes Loch, und es kostete die beiden einige Überwindung, sich einfach hineinfallen zu lassen. Die Anti-G-Generatoren verwandelten 3 den Fall in ein geruhsames, freies Absinken. Der Fallschacht mündete in eine gigantische, unterirdische Halle, die mit Reisenden aller Rassen, Frachttransportern, Dienstrobotern und Militär voll gestopft war. Am Boden surrten Laufbänder mit verschiedenen Ge- schwindigkeiten. Überall sah man Verkaufsstände und Restaurants. Es herrschte ein Gewimmel, als wäre überall Sonderausverkauf in der Weihnachtszeit. Sichtweite betrug in dieser Menge knapp 32 Zentimeter! Jürg trat auf ein Schnellband, rotierte kurz und krachte mit Getöse auf den Stahlgitterbo- den. Markus zog ihn seufzend hoch, trat mit ihm vorsichtig auf ein Langsamband und von dort auf das Schnellband. »Bist du okay?« »Mir ist übel.« »Es könnte schlimmer sein.« Jürg erkannte, dass sie sich bereits dem Ende des Laufbands näherten, ohne irgendwie zu bremsen, natürlich. »Es ist schlimmer«, murmelte er. Markus hob abwehrend die Hände, aber in diesem Moment glitten sie über das Ende des Laufbands auf ein langsameres hinauf. »Na also, geht doch«, meinte Markus grinsend. In diesem Moment war auch die Bremsstrecke zu Ende, und sie bremsten nochmals, aber diesmal auf dem festen Boden. Anscheinend hatte man aus Erfahrung gelernt, denn an der hier befindlichen Wand war eine Polstermatte angebracht worden, die auch schon verdammt benutzt wirkte! »Die denken aber auch wirklich an alles«, knurrte Jürg und setzte die Brille wieder auf, die er schützend weggesteckt hatte. Sie betraten den Sicherheitsbereich, wurden sofort durchleuchtet und meldeten sich am Schalter an. »Willkommen auf Coruscant«, wurden sie von einer Andreanerin mit hinreißend rot lackierten Augendeckeln und zentimeterlangen Augenwimpern begrüßt. Ihr Lächeln offenbarte makellos leuchtend grüne Zähne. »Angenehmen Aufenthalt. Sie können passieren.« Jürg musste Markus wegziehen. Das Gebiss hatte ihn völlig gefesselt. Jürg bemerkte drei komische Typen, die unauffällig herüberstarrten. Ein Giftzwerg, ein großer Dicker und ein kleiner Doofer, die er reflexartig gleich als Mister Bean, Stan und Ollie bezeichnete. In diesem Moment drehten sie sich aber um und verschwanden im Getümmel. »Ich glaube, wir werden verfolgt«, murmelte Jürg. »Quatsch«, widersprach Markus. »Du liest zu viele Krimis. Von der Fracht wissen nur wir und Oberst Ceterra.« Jürg musste wieder grinsen. Ceterras Spitzname lautete ‘Oberst Ochs’. So einen Namen muss man sich erst mal verdienen! * Eine gewaltige Rolltreppe brachte sie in die Oberwelt hinauf. Allein der lokale Stadtteil 9 mit der Nummer XKL95-18Q war so groß wie New York, Los Angeles und Mexiko-City zusammen. Die Bevölkerungszahl ist entsprechend, aber durch die Besucher kann sich die Anzahl der intelligenten Wesen hier in Spitzenzeiten leicht mal verdoppeln. Eines schien jedoch überall gleich zu sein: Markus hob die Hand, und ein Taxi kurvte heran. Es war natürlich kein Auto sondern ein XP-43 Schwebegleiter mit geschlossener Kabine. Die Turbine brummte beruhigend, während das Gefährt auf dem Luftkissen zentimeterweise auf und ab schwebte. Markus stieg ein, und Jürg wurde von Ollie 4 reingeschubst. Der stieg ebenfalls gleich ein, womit der freie Innenraum des Gleiters schlagartig um mehr als achtzig Prozent abnahm. Innenbeleuchtung brauchten sie keine, die Glatze des Dicken spiegelte genug. Stan wandte sich an Mister Bean am Steuer. »Gib Gas! Wir haben die beiden.« Markus blickte Jürg verlegen an. »Sieht aus, als ob ich zu wenig Krimis lese.« »Du solltest Ivos ‘Leitfaden für Entführungsopfer’, Kapitel ‘Abhängen von Beschattern’ nochmals durchlesen.« »Ach, du meinst die Stelle, wo man die Verfolger an die Wand klatscht. Das hält der stärkste Knochen nicht aus.« Der Dicke mit der Statur von zwei Panzerschränken ließ sich durch das Gewäsch allerdings nicht beeindrucken. Wohl weil er zu doof war. »So, Jungchen«, dröhnte die Stimme, dass die Sicherheitsscheiben zitterten. »Nun komm mal rüber mit dem Koffer.« »Wenn Sie mich so freundlich darum bitten. Übrigens, Ihre Zahnklammer ist ein wenig verrutscht. Gestatten Sie, dass ich das korrigiere?« Damit knallte Markus den Koffer gegen Ollies Kinn. Jürg packte Stans Nase und knallte dessen Kopf gegen die Innenseite der Tür. »Hier, zum Aufwärmen.« Durch das Gerangel auf dem Rücksitz begann der Gleiter zu schwanken und geriet aus dem Kurs … auf die falsche Straßenseite! Es gab ein paar haarsträubende Manöver, Menschen warfen sich erschrocken zur Seite, und der Gleiter donnerte saftig gegen die nächste Ecke, dass die Windschutzscheibe aus dem Rahmen flog und sich an der Wand in Glaspulver verwandelte. Der Giftzwerg landete weich in einer Gemüseauslage, allerdings mit ziemlich stachligem Gemüse. Und dadurch, dass die Auslage unter der Wucht zusammenbrach und den Zwerg durch die Fensterscheibe katapultierte, wurde die Sache auch nicht besser. Markus und Jürg stiegen aus. »Immer nach unserem Grundsatz«, bemerkte Jürg. »Chao- tisch, aber gründlich.« »Wir verduften besser. Hepp!« »Haltet Sie auf!«, kreischte Mister Bean durch das kaputte Fenster. Der Dicke zog eine Laserpistole. »Die kriegen eins vor den Latz.« In diesem Moment näherte sich heulend ein Krankengleiter und bremste scharf. Hastig steckte Ollie die Kanone ein, und die Sanitäter traten in Aktion. »Ich bin aber nicht verletzt«, knirschte Mister Bean hysterisch. »Das musst du schon uns überlassen«, meinte ein Sanitäter phlegmatisch. * Das Villenviertel konnte man fast mit Monaco vergleichen. Eines der Ferienhäuser wirkte allerdings eher wie ein militärischer Sandbunker. Jürg studierte den Zettel mit der Adresse, die ihm Ken Trevelyan aufgeschrieben hatte, und drückte den Klingelknopf. »Die Adresse stimmt. Bin froh, wenn wir den Koffer los sind.« »Spielverderber«, grinste Markus. »Bis jetzt war’s doch ganz komisch.« »Komisch? Wir sind in den Anflugkorridoren fast wahnsinnig geworden, dann sind wir mit einem geklauten Taxi gegen eine Wand geklatscht, aber eigentlich war’s doch ganz komisch!« Im selben Moment, als die Tür aufschoss, brüllte eine leistungsstarke Turbine auf. Jürg schubste Markus zur Seite, und der Gleiter ließ gerade einen halben Meter Luft zwischen sich und der Hauswand. Die beiden stolperten und stürzten zu Boden. Vor Markus’ 5 Augen standen zwei spiegelblanke Stiefel, die so pieksauber waren, dass sie nur einem Oberst gehören konnten. Markus blickte hoch. Heute war wohl der offizielle Glatzentag. Oberst Ceterra