Wasser - und Schif ffahrtsamt Regionalplanung

Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“ an die veverrrrändertenänderten Anforderungen aus HafenHafen---- und Werftbetrieb der Umweltplanung

Stadt WoWollllgastgast

Landschaftsarchitektur

Umweltverträglichkeitsstudie

Landschaftsökologie

Wasserbau Projekt-Nr.: 17203-00

Immissionsschutz Fertigstellung: November 2007

UmweltPlan GmbH Stralsund [email protected] www. umweltplan.de Geschäftsführer: Dipl.-Geogr. Synke Ahlmeyer Sitz Hansestadt Stralsund Tribseer Damm 2 18437 Stralsund Tel. +49 38 31/61 08-0 Fax +49 38 31/61 08-49

Projektleiter: Dipl.- Umweltwiss. Katharina Burmeister Niederlassung Güstrow Speicherstraße 1b 18273 Güstrow Tel. +49 38 43/46 45-0 Fax +49 38 43/46 45-29 Fachbearbeiter: Dipl.-Geol. Hagen Bauerhorst Geschäftsführer Dipl.-Biol. Peter Feuerpfeil Dipl.-Geogr. S. Ahlmeyer Dipl.-Ing. K. Freudenberg Dr. rer. nat. Silke Freitag Dipl.-Phys. R. Horenburg

Dr. rer. nat. Martin Heindl Qualitätsmanagement Zertifiziert nach: Dipl.-Phys. Rainer Horenburg DIN EN 9001:2000 TÜV CERT Nr. Dipl.-Geogr. Jana Kwasniowski 01 100 010689

Dipl.-Geogr. Catrin Lippold

Dipl.-Ing. Frauke Schellhammer

Karten/Grafik: Dipl.-Kartographin Ulrike Assmann Sieglinde Küchler (Grafik)

Sabine Willmann (Grafik)

Inhaltsverzeichnis

1 Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen der UVS ...... 16

1.1 Anlass...... 16

1.2 Träger des Vorhabens ...... 16

1.3 Rechtliche Grundlagen ...... 16

1.4 Aufgabe und rechtliche Grundlagen der Umweltuntersuchungen...... 17

1.5 Ergebnisse des Scoping-Termins nach § 5 UVPG...... 19

2 Beschreibung des Vorhabens ...... 19

2.1 Historie ...... 19

2.2 Begründung des Vorhabens ...... 20

2.3 Darstellung der wichtigsten, vom Vorhabensträger geprüften Varianten und wesentliche Auswahlgründe im Hinblick auf die Umweltauswirkungen nach § 6 Abs. 3 Nr. 5 UVPG...... 21

2.4 Beschreibung der zu untersuchenden Vorhabensvarianten nach § 6 Abs. 3 Nr. 1 und § 6 Abs. 4 Nr. 1 und 2 UVPG ...... 23

2.4.1 Ausbauquerschnitt ...... 23

2.4.2 Umfang der Baumaßnahme...... 25

2.4.3 Baggermaßnahme und Baggergutverbringung...... 25

2.4.4 Unterhaltungsmaßnahmen...... 27

2.4.5 Bauzeit...... 27

2.5 Umwelterhebliche Wirkungen des Vorhabens...... 28

2.5.1 Baubedingte Wirkungen...... 28

2.5.2 Anlagenbedingte Wirkungen ...... 29

2.5.3 Betriebsbedingte Wirkungen sowie Folgewirkungen ...... 29

2.6 Untersuchungsinhalte und methodisches Vorgehen ...... 30

2.7 Abgrenzung des Untersuchungsraumes ...... 34

2.8 Kurzcharakteristik des Untersuchungsraumes ...... 35

2.9 Schutzgebiete...... 38

2.10 Relevante Zielaussagen übergeordneter Planungen ...... 39

3 Bestand und Bewertung der Umwelt und ihrer Bestandteile nach § 6 Abs. 3 Nr. 4 UVPG und Ermittlung der Auswirkungen auf die Schutzgüter...... 41

3.1 Schutzgut Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit ...... 41

3.1.1 Bestandsanalyse...... 41

3.1.2 Bestandsbewertung ...... 46

3.1.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Mensch...... 48

3.1.3.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 48

3.1.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen...... 51

3.1.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und Vergleich der Varianten...... 52

3.2 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt...... 55

3.2.1 Bestandsanalyse der Biotoptypen des Untersuchungsraumes...... 55

3.2.1.1 Marine Biotoptypen ...... 55

3.2.1.2 Terrestrische und semiterrestrische Biotoptypen...... 58

3.2.2 Bestand ausgewählter Tiergruppen/Tierarten sowie Pflanzen...... 65

3.2.2.1 Makrozoobenthos...... 65

3.2.2.2 Makrophytobenthos...... 71

3.2.2.3 Fische und Rundmäuler ...... 73

3.2.2.4 Vögel...... 77

3.2.2.5 Fischotter, Biber, Kegelrobbe ...... 84

3.2.3 Bewertung der Biotoptypen des Untersuchungsraumes...... 85

3.2.4 Bewertung der Lebensraumfunktion des Untersuchungsgebietes für ausgewählte Tier- und Pflanzengruppen...... 89

3.2.4.1 Makrozoobenthos...... 89

3.2.4.2 Makrophytobenthos...... 89

3.2.4.3 Fische ...... 89

3.2.4.4 Vögel...... 90

3.2.4.5 Fischotter, Biber, Kegelrobbe ...... 92

3.2.5 Zusammenfassende Bewertung der ökologischen Funktion des Untersuchungsraumes ...... 92

3.2.6 Landschaftliche Freiräume...... 95

3.2.7 Biologische Vielfalt...... 95

3.2.8 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf Pflanzen, Tiere und Biotoptypen ...... 97

3.2.8.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 97

3.2.8.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen...... 129

3.2.8.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere ...... 130

3.2.8.4 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfungen...... 146

3.2.8.5 Zusammenfassende Darstellung der Untersuchungen zur Betroffenheit besonders und streng geschützter Arten nach § 42 BNatSchG...... 152

3.3 Schutzgut Boden und Relief...... 156

3.3.1 Bestandsanalyse...... 156

3.3.1.1 Geologische Entwicklung ...... 156

3.3.1.2 Beschreibung des Bestands...... 156

3.3.2 Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung...... 165

3.3.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Boden ...... 172

3.3.3.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Auswirkungen ...... 176

3.3.3.2 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Boden und Variantenvergleich ...... 176

3.4 Schutzgut Wasser...... 179

3.4.1 Bestandsanalyse...... 179

3.4.1.1 Grundwasser...... 179

3.4.1.2 Oberflächengewässer ...... 180

3.4.2 Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung...... 188

3.4.2.1 Beurteilung der Küstengewässer nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)...... 190

3.4.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Wasser ...... 191

3.4.3.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 191

3.4.3.2 Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung von Auswirkungen ...... 198

3.4.3.3 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser...... 198

3.5 Schutzgüter Klima und Luft...... 201

3.5.1 Bestandsanalyse und Bewertung Klima/Luft ...... 201

3.5.1.1 Makro- und mesoklimatische Einordnung (Landschaftsklima) und allgemeine Klimacharakterisierung...... 201

3.5.1.2 Lokalklimatische Verhältnisse ...... 204

3.5.1.3 Luftgüte und Vorbelastungen ...... 206

3.5.2 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf die Schutzgüter Klima und Luft...... 208

3.5.2.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 208

3.5.2.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen...... 209

3.5.2.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf die Schutzgüter Klima und Luft ...... 209

3.6 Schutzgut Landschaftsbild ...... 212

3.6.1 Bestandsanalyse...... 212

3.6.2 Bestandsbewertung ...... 215

3.6.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Landschaftsbild...... 217

3.6.3.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 217

3.6.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen...... 220

3.6.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaftsbild und Vergleich der Varianten...... 220

3.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 223

3.7.1 Bestandsanalyse und Bewertung Kulturgüter...... 223

3.7.2 Bestandsanalyse und Bewertung Sachgüter sowie sonstige Nutzungen...... 224

3.7.2.1 Fischereiwirtschaftliche Nutzung ...... 224

3.7.2.2 Sonstige Sachgüter...... 228

3.7.2.3 Sonstige Nutzungen – Wasserwirtschaftliche Nutzungen/Schifffahrt ...... 228

3.7.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter...... 230

3.7.3.1 Beschreibung der Auswirkungen...... 230

3.7.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen...... 232

3.7.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 233

3.8 Ökosystemare Wechselwirkungen...... 237

3.8.1 Wechselwirkungen nach § 2 UVPG ...... 237

3.8.2 Summationswirkungen...... 242

Auswahl der berücksichtigten Pläne und Projekte und Prognose kumulativer Wirkungen...... 242

4 Variantenvergleich ...... 244

4.1 Entwicklungsprognose des Umweltzustandes mit und ohne Verwirklichung des Vorhabens ...... 244

4.2 Vergleich der Ausbauvarianten 1 und 2 ...... 247

5 Gesamtbewertung des Vorhabens...... 248

5.1 Zusammenfassende Darstellung der entscheidungserheblichen Auswirkungen der Vorzugsvariante und Darstellung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen...... 248

5.2 Möglichkeiten für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach § 6 Abs. 3 Nr. 2...... 252

6 Hinweise auf Probleme und Defizite nach § 6 Abs. 4 Nr. 3 UVPG...... 253

7 Quellenverzeichnis...... 254

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Baggermengenermittlung (Daten: WSA 2007)...... 27

Tabelle 2: Baubedingte Wirkfaktoren ...... 28 Tabelle 3: Anlagenbedingte Wirkfaktoren...... 29 Tabelle 4: Betriebsbedingte Wirkfaktoren/Folgewirkungen...... 29

Tabelle 5: Untersuchungsräume für die Schutzgüter der UVS ...... 35 Tabelle 6: Schutzgebiete im Untersuchungsraum ...... 38 Tabelle 7: Verzeichnis der Flächen mit Wohn- und Wohnumfeldfunktionen im Untersuchungsgebiet...... 41 Tabelle 8: Bestandsbewertung der Wohn-/Wohnumfeld-, Erholungs-/Freizeitfunktion...... 46 Tabelle 9: Bewertung der Empfindlichkeit des Schutzgutes Mensch gegenüber Schall- und Schadstoffimmissionen...... 47 Tabelle 10: Bau-Abschnitte mit zu prüfendem Bedarf schallmindernder Maßnahmen gem. AVV Baulärm bei Richtwertüberschreitung (tags/nachts) und Einwirkzeit von mehr als 10 Tagen ...... 51 Tabelle 11: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Mensch und menschliche Gesundheit...... 53

Tabelle 12: FFH-Lebensraumtypen - marine Bereiche...... 58 Tabelle 13: Terrestrische und semiterrestrische Biotope im Untersuchungsraum ...... 60 Tabelle 14: FFH-Lebensraumtypen der terrestrischen Bereiche des Untersuchungsraumes...... 64 Tabelle 15: Gesamtartenliste und Einordnung nach Rote Liste M-V/D aller angetroffenen Makrozoobenthosarten und -gruppen (verändert nach IfAÖ 2007) ...... 65 Tabelle 16: Substrate und Indikatorarten...... 68 Tabelle 17: Artenliste der angetroffenen Makrophytobenthosarten (nach IfAÖ 2005)...... 71

Tabelle 18: Rundmäuler und Fischarten im Greifswalder und im Peenestrom (verändert nach WINKLER 1994) ...... 73 Tabelle 19: Laichschongebiete (Karte 3)...... 75

Tabelle 20: Rote Liste Arten (nach FRICKE et al. 1996) - und FFH Anhang II Arten der Rundmäuler und Fische im Greifswalder Bodden und Peenestrom ...... 76 Tabelle 21: Brutbestand gefährdeter Arten auf dem Großen Wotig im Jahr 2006...... 77

Tabelle 22: Brutbestand röhrichtbewohnender Arten entlang des Nördlichen Peenestroms im Jahr 2006...... 77 Tabelle 23: Relative Rastbestände im Bereich KS 527/ Landtief und KS 551...... 84

Tabelle 24: Bewertung der marinen Biotoptypen des Untersuchungsraumes...... 85 Tabelle 25: Bewertung der terrestrischen und semiterrestrischen Biotope des Untersuchungsraumes...... 87

Tabelle 26: Bewertung der Rastfunktionen des Untersuchungsraumes ...... 91 Tabelle 27: Bewertung der ökologischen Funktion des Untersuchungsraumes unterteilt nach Artengruppen ...... 93

Tabelle 28: Ausbaggerungsbedingter temporärer Funktionsverlust von Biotopfläche...... 99 Tabelle 29: Temporärer Funktionsverlust im Bereich der Klappstellen 517 und 527 ...... 99 Tabelle 30: Bauabschnitte mit ausbaubedingtem Substratwechsel/ Wechsel des Biotoptyps...... 100 Tabelle 31: Bauzeitenregelung (graue Felder = Ausschluss der Bautätigkeiten) ...... 109 Tabelle 32: Übersicht zur Konfliktanalyse und -bewertung Biotoptypen...... 131

Tabelle 33: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf das Makrozoobenthos ...... 136 Tabelle 34: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf die Ichthyofauna ...... 137 Tabelle 35: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Vögel ...... 138 Tabelle 36: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf Säugetiere ...... 143 Tabelle 37: Zusammenfassung der FFH-VP zu den FFH-Gebieten ...... 147 Tabelle 38: Zusammenfassung der FFH-VP zu den Vogelschutzgebieten...... 149

Tabelle 39: Überblick zur geprüften Artenkulisse ...... 152 Tabelle 40: Beschreibung Oberflächensedimente (Bereich der Vertiefung)...... 160 Tabelle 41: Beschreibung Oberflächensedimente Osttief (Ost, PN 1 bis O 2) (Var. 1) ..... 162

Tabelle 42: Beschreibung Oberflächensedimente Loch, Osttief (West, PN 1 bis O30) (Var. 2) ...... 162

Tabelle 43: Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung der Böden im landseitigen Untersuchungsraum ...... 165 Tabelle 44: Schwermetalle im Feinsediment ...... 167

Tabelle 45: Einordnung der Sedimente der Fahrrinne des Peenstromes und der vorgelagerten Küstengewässer hinsichtlich ihrer stofflichen Eigenschaften nach BFG (2007) ...... 168

Tabelle 46: Zuordnung der Sedimente der Klappstellen hinsichtlich ihrer stofflichen Eigenschaften nach BFG 2007 ...... 170 Tabelle 47: Gesamtbewertung Boden/Sedimente ...... 172

Tabelle 48: Bauabschnitte mit ausbaubedingtem Substratwechsel ...... 173 Tabelle 49: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Boden / Sediment ...... 177

Tabelle 50: Statistik der Strömungen ohne den Anteil der Stromstillen (v ≤ 3cm/s) (November - Dezember 2005, nach WSA 2007b)...... 181 Tabelle 51: Wassergüte des Peenestromes und Achterwassers (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007)...... 184 Tabelle 52: Salzgehalte im Oberflächenwasser von Peenestrom und Kleinem Haff, Mittelwerte und Spannweiten in psu (BACHOR 2005)...... 186

Tabelle 53: Wassergüte des Greifswalder (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007) ...... 187 Tabelle 54: Wassergüte Pommersche Buch /Ostsee (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007) ...... 188 Tabelle 55: Gesamtbewertung der marinen Bereiche des Untersuchungsraumes ...... 189 Tabelle 56: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der max. Strömungsgeschwindigkeit (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung)...... 194 Tabelle 57: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der Kenngrößen des Wasserstands (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung)...... 194 Tabelle 58: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der Kenngrößen des Salzgehalts (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung)...... 195

Tabelle 59: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Wasser ...... 199 Tabelle 60: Mittlere Temperaturverhältnisse an der Station Greifwald (Reihe 1961-90 und Reihe 1951-80) und der Station Zinnowitz (Reihe 1951-80)...... 202

Tabelle 61: Mittlere Niederschlagsverhältnisse an der Stationen , und Zinnowitz (Reihe 1961-90)...... 203 Tabelle 62: Bestand und Bewertung der Klimatopgefüge im Untersuchungsraum ...... 205

Tabelle 63: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung der Schutzgüter Klima/Luft.... 210 Tabelle 64: Gesamtbewertung der Landschaftsbildräume/Stadtbildräume...... 217 Tabelle 65: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Landschaftsbild...... 221 Tabelle 66: Bestand und Bewertung Kulturgüter ...... 223 Tabelle 67: Identitätsmaße der Fracht- und Tankschiffe Wolgast 2002 (PLANCO 2005) . 228

Tabelle 68: Schifffahrtsbewegungen im Raum Wolgast (ohne Sportboote) für 1999/2000/2001...... 229 Tabelle 69: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Kultur- und Sachgüter sowie sonstige Nutzungen...... 235 Tabelle 70: Schutzgutbezogene Zusammenstellung von Wechselwirkungen...... 237 Tabelle 71: Projekt-Umwelt-Matrix ...... 241

Tabelle 72: Zu berücksichtigende Pläne und Projekte und deren kumulative Wirkungen im Zusammenhang mit dem Vorhaben ...... 242 Tabelle 73: Variantenvergleich mit und ohne Verwirklichung des Vorhabens...... 244

Tabelle 74: Übersicht der Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung sowie verbleibende entscheidungserhebliche Auswirkungen der Vorzugsvariante .. 249

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Geprüfte Varianten des Vorhabensträgers (WSA 2007; Unterlage A.1)...... 22 Abbildung 2: Überblick zu den Baggerabschnitten anhand von Peildaten des WSA (2007)... 24 Abbildung 3: Klappstellen...... 26

Abbildung 4: Bestandsdarstellung zum Untersuchungsgebiet für die Klappstelle 527 aus UMWELT PLAN (1996)...... 164 Abbildung 5: Messstellen der Wassergütedaten im Bereich des Peenestromes...... 166

Abbildung 6: Entgegengesetzte Strömungsrichtungen im Wasserkörper, Wolgast, Messungen 1 m über Grund (Sohle) und bei Mittelwasser 3 m unter Wasseroberfläche (nach WSA 2007b)...... 182

Abbildung 7: Strömungen,Nettotransportrichtung und Sedimentverhältnisse BOBERTZ (2000)...... 183 Abbildung 8: Sichttiefe im Peenestrom in den Jahren 2005 - 2006 (Daten: LUNG M-V)..... 185

Abbildung 9: Salzgehalte (psu) an ausgewählten Gütemessstellen im Peenestrom im Zeitraum 2004 – 2006 (Daten: LUNG M-V 2007)...... 186 Abbildung 10: Verteilung der Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten an der Station Greifswald (Reihe 1947-84)...... 203

Abbildung 11: Hauptsächlich gefangene Nutzfischarten und Anlandemengen der Berufsfischerei im Peenestrom- 2006 (LALLF 2007) ...... 225 Abbildung 12: Weitere Nutzfischarten und Anlandemengen der Berufsfischerei im Peenestrom-Achterwasser 2006 (LALLF 2007) ...... 226 Abbildung 13: Anlandemengen der Berufsfischerei im Greifswalder Bodden (WSA STRALSUND 2004) ...... 226

Abbildung 14: Anlandemengen der Berufsfischerei im Greifswalder Bodden 2001 nach Fischarten (außer Hering) (WSA S TRALSUND 2004)...... 227

Anhang

Anlage 1: Kartenteil

Karte Bezeichnung Maßstab

1.1 - 1.2 Boden/ Wasser - Bestand und Bewertung 1 : 25.000

2.1 - 2.2 Biotope - Bestand und Bewertung 1 : 25.000

3.1 - 3.2 Schutzgebiete/ Tierlebensräume - Bestand und Bewertung 1 : 25.000

4.1 - 4.2 Mensch - Bestand und Bewertung 1 : 25.000

5.1 - 5.2 Kultur-/ Sachgüter/ Landschaftsbild/ Klima/ Luft 1 : 25.000 - Bestand und Bewertung 6.1 - 6.2 Wesentliche Umweltauswirkungen 1 : 25.000

Anlage 2 – Rechtsvorschriften im Rahmen der UVS

Anlage 3 – Schutzgutbezogenen Methodik der Bestandserfassung und –bewertung

Anlage 4 – weitere Unterlagen

4.1 Bewertung vorhabensbedingter Luftschadstoffimmissionen im Untersuchungsgebiet auf der Grundlage von Literaturdaten

4.2 Ermittlung und Bewertung möglicher Änderungen der Lärmbelastung während der Bauzeit sowie möglicher langfristiger Lärmbelastungen 4.3 Positivwirkungen des Vorhabens auf den Klimaschutz

4.4 Darstellung und Bewertung der Wirkungen des Vorhabens auf das Phyto- und Zoo- plankton B.2 – Allgemeinverständliche Zusammenfassung der Ergebnisse der UVS nach § 6 Abs. 3 UVPG

Abkürzungsverzeichnis

Abs. Absatz Anl. Anlage Art. Artikel AVV Allgemeine Verwaltungsvorschrift B Bundesstraße BauGB Baugesetzbuch BauNVO Baunutzungsverordnung BAW Bundesanstalt für Wasserbau BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz BBodSchV Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung Bearb. Bearbeitung BfG Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz BfN Bundesamt für Naturschutz BGBl. Bundesgesetzblatt BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz BImSchV Bundesimmissionsschutz-Verordnung BLABAK Bund-/Länder-Arbeitskreis „Baggergut Küste“ BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung BMVBW Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz BNatSchGNeuregG Bundesnaturschutzgesetz in der Fassung der Neuregelung B-Plan Bebauungsplan BRD Bundesrepublik Deutschland bspw. beispielsweise BVA Bundesverwaltungsamt BVWP Bundesverkehrswegeplan bzw. beziehungsweise ca. cirka cm Zentimeter

CO 2 Kohlendioxyd d. h. das heißt dB Dezibel dB(A) Dezibel (A-bewerteter Schalldruckpegel) DDR Deutsche Demokratische Republik DDT Dichlor-diphenyl-trichloräthan DE EU-Abkürzung für Deutschland DIN Deutsches Industrie Norm DSchG M-V Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmale Mecklenburg-Vorpommern DTV Durchschnittlicher Täglicher Verkehr DWD Deutscher Wetterdienst EMAU Ernst-Moritz-Ardt-Universität

et al. und andere EU Europäische Union EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Fa. Firma ff. folgende FFH Fauna-Flora-Habitat FFH-LRT Lebensraumtyp des Anhangs I der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FFH-Richtlinie Flora-Fauna-Habitate-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG) FFH-RL Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FFH-VP Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeitsprüfung FFH-VU Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeitsuntersuchung FNP Flächennutzungsplan GB Greifswalder Bodden GE Gewerbegebiete ggf. gegebenenfalls GIRL Geruchsimmissionsrichtlinie GIS Geografisches Informationssystem GLA Geologisches Landesamt GLRP Gutachterlicher Landschaftsrahmenplan GuD Gas- und Dampfturbinen GVE Großvieheinheiten GVOBl. Gesetz- und Verordnungsblatt GW Grundwasser GWL Grundwasserleiter ha Hektar HABAK Handlungsanweisung für den Umgang mit Baggergut im Küstenbereich HzE Hinweise zur Eingriffsregelung i. A. im Allgemeinen i. d. R. in der Regel IfAÖ Institut für Angewandte Ökologie, Neu-Broderstorf INTERREG Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung zur Förde- rung der Zusammenarbeit IRW Immissionsrichtwert K Kreisstraße Kap. Kapitel km Kilometer KW Kalenderwoche LAGA Länderarbeitsgemeinschaft LALLF Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei Mecklenburg- Vorpommern LaStV Lastenverordnung LAUN Landesamt für Umwelt und Natur LAWA Länderarbeitsgemeinschaft Wasser LBP Landschaftspflegerischer Begleitplan

LEP Landesentwicklungsprogramm LFG Landesamt für Geologie LFischG M-V Landesfischereigesetz Mecklenburg-Vorpommern LINFOS Landesinformationssystem LJagdG M-V Landesjagdgesetz Mecklenburg-Vorpommern Lkw Lastkraftwagen LNatG M-V Landesnaturschutzgesetz Mecklenburg-Vorpommern LP Liegeplätze LPlG Landesplanungsgesetz LRT Lebensraumtyp LSG Landschaftsschutzgebiet LSUPUG Landes-Strategische Umweltprüfung-Richtlinien-Umsetzungsgesetz lt. laut LUNG Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie LUNG M-V Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern LVO Landesverordnung LWaG Landeswassergesetz LWaG M-V Landeswassergesetz Mecklenburg-Vorpommern LWaldG Landeswaldgesetz M Mischgebiete m/s Meter/Sekunde MABL M-V Landesraumentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern max. maximal Mio. Millionen MKW Mineralölkohlenwasserstoffe M-V Mecklenburg-Vorpommern M-V/D Mecklenburg-Vorpommern/Deutschland N Nord(en) NN Normal-Null NO Nordost NP Naturpark Nr. Nummer NSG Naturschutzgebiet O Ost(en) O Infrastruktureinrichtungen o. ä. ähnlich o. g. oben genannt OAMV Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg-Vorpommern östl. östlich OT Ortsteil p. a. pro Jahr PAK Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe PEPL Pflege- und Entwicklungsplan

Pkw Personenkraftwagen PN Tonnenbezeichnung pSCI vorgeschlagenes Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung psu Einheit für den Salzgehalt ( practical salinity unit ) RAS-LG Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil Landschaftsgestaltung rd. rund REP Regionales Raumentwicklungsprogramm RHK Land-Reitgrasflure RL Rote Liste RL MV Rote Liste Mecklenburg-Vorpommern RL O Rote Liste Ostsee ROG Raumordnungsgesetz RoV Raumordnungsverordnung RPV Raumplanungsverordnung RROP Regionales Raumordnungsprogramm SB Stadtbild s. siehe s. a. siehe auch s. o. siehe oben s. u. siehe unten SO Sondergebiete sog. sogenannte SPA Special Protection Area - Besonderes Schutzgebiet (BSG) StAUN Staatliches Amt für Umwelt und Natur StrWG – MV Straßen- und Wegegesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern SUP Strategische Umweltprüfung SUPG Gesetz zur Einführung einer Strategischen Umweltprüfung SW Südwest(en) syn. synonym zu t Tonnen T Tiefe TA-Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm TA-Luft Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft TBT Tri-butyl-tin (Organozinnverbindung) TdV Träger des Vorhabens TEU TEU Containerschiff Tm³ Tausend Kubikmeter TOC Gesamter organisch gebundener Kohlenstoff ( total organic carbon ) Tt Tausend Tonnen Tt/a Tausend Tonnen/Jahr tw. Teilweise TWSZ Trinkwasserschutzzone u. a. unter anderem

u. g. unten genannt u. NN unter Normal-Null ü. HN über Höhen-Null ü. NN über Normal-Null u. U. unter Umständen UBA Umweltbundesamt UM Umweltministerium UNB Untere Naturschutzbehörde der Landkreise usw. und so weiter UVP Umweltverträglichkeitsprüfung UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung UVPVwV UVP-Verwaltungsvorschrift UVS Umweltverträglichkeitsstudie UVU Umweltverträglichkeitsuntersuchung v. a. vor allem VDI Verein Deutscher Ingenieure vgl. vergleiche VP Vorpommern VS-RL Vogelschutzrichtlinie VU Verträglichkeitsuntersuchung VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz W West(en) WA Allgemeine Wohngebiete WaStraG Bundeswasserstraßengesetz WHG Wasserhaushaltsgesetz WR Reine Wohngebiete WSA Wasser- und Schifffahrtsamt WSD Wasser- und Schifffahrtsdirektion WSV Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes z. Z. zur Zeit z. B. zum Beispiel z. T. zum Teil ZGI Zentrales Geologisches Institut zit. zitiert

Umweltverträglichkeitsstudie zur Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“ UmweltPlan

1 Aufgabenstellung und Rahmenbedingungen der UVS

1.1 Anlass

Mit Schreiben vom 16.09.2004 beantragte das Land Mecklenburg-Vorpommern beim Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung (BMVBS; ehemals BMVBW)) den Ausbau des Nördlichen Peenestromes auf - 7,50 m NN Wassertiefe. Das Land begründete seinen Antrag zur Vertiefung der seewärtigen Zufahrt mit der drin- gend notwendigen Erhaltung und weiteren Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Werft und Hafen der Stadt Wolgast. Für die geplante Ausbaumaßnahme „Anpassung der Seewasserstraße Nördlicher Pee- nestrom an die veränderten Anforderungen aus Hafen- und Werftbetrieb der Stadt Wol- gast“ ist nach den §§ 14 ff. Bundeswasserstraßengesetz (WaStrG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Mai 2007 (BGBl. I S. 962), geändert durch § 2 der Verordnung vom 29. Juni 2007 (BGBl. I S. 1241), in Verbindung mit den §§ 72 ff. Verwaltungsverfah- rensgesetz (VwVfG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Januar 2003 (BGBl. I S. 102), zuletzt geändert durch Artikel 4 Abs. 8 des Gesetzes vom 05.05.2004 (BGBl. I S. 718), ein Planfeststellungsverfahren erforderlich. Bei der Planfeststellung sind die von dem Vorhaben berührten öffentlichen und privaten Belange einschließlich der Umweltverträglichkeit im Rahmen der Abwägung gemäß § 14 Abs. 1 Satz 2 WaStrG in Verbindung mit dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprü- fung (UVPG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 25. Juni 2005 (BGBl. I S. 1757), geändert durch Art. 2 des Gesetzes vom 21.12.2006 (BGBI I, S. 3316) zu berücksichti- gen.

1.2 Träger des Vorhabens

Träger des Vorhabens „Anpassung der Seewasserstraße Nördlicher Peenestrom an die veränderten Anforderungen aus Hafen- und Werftbetrieb der Stadt Wolgast“ ist die Bun- desrepublik Deutschland – Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes –, vertreten durch das Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund.

1.3 Rechtliche Grundlagen

Nach dem „Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung“ (UVPG) ergibt sich für die Änderung oder Erweiterung eines UVP-pflichtigen Vorhabens nach § 3 e in Verbindung mit Nr. 14.2.1 der Anlage 1 (Liste der UVP-pflichtigen Vorhaben) für den geplanten Aus- bau des Nördlichen Peenestromes eine UVP-Pflicht.

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Umweltverträglichkeitsstudie zur Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“ UmweltPlan

Gemäß § 14 WaStrG wird für das Vorhaben ein Planfeststellungsverfahren mit integrier- ter Umweltverträglichkeits- und FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt. Die zur Entscheidung über die Umweltverträglichkeit und die FFH-Verträglichkeit erfor- derlichen Unterlagen sind vom Vorhabensträger in Form einer Umweltverträglichkeitsstu- die (UVS) bzw. Studien zu den betroffenen NATURA 2000-Gebieten bereitzustellen. Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen für die Bearbeitung der Umweltuntersuchungen sind in der Anlage 2 dieser UVS zusammengestellt.

1.4 Aufgabe und rechtliche Grundlagen der Umweltuntersuchungen

Aufgabe der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) ist es:

– die Umweltauswirkungen zu prognostizieren,

– das Vorhaben hinsichtlich seiner Umweltauswirkungen zu beurteilen und zu bewer- ten,

– Möglichkeiten der Vermeidung und Minimierung von Umweltauswirkungen zu be- nennen,

– die aus Umweltsicht günstigste Variante, Bauweise, -art bzw. -technik zu ermitteln und

– erste Aussagen über Ausgleichs-/Ersatzmöglichkeiten von Eingriffen in Natur und Landschaft zu treffen. Das Ergebnis der Studie bildet die Grundlage für die Prüfung der Umweltverträglichkeit des Vorhabens sowie für die Gesamtabwägung im Genehmigungsverfahren (technische Möglichkeiten, wirtschaftliche Effekte gegenüber ökologischen Risiken und Auswirkun- gen).

Nach § 34 bzw. § 35 BNatSchG und § 18 LNatG M-V sowie Art. 6 Abs. 3 der Richtlinie 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) sind Projekte vor ihrer Zulassung oder Durchführung auf ihre Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Gebiets von gemeinschaftlicher Bedeutung oder eines EU-Vogelschutzgebiets zu überprüfen.

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Das Vorhaben befindet sich im Bereich folgender Natura 2000-Gebiete: FFH-Gebiete:

1 – Vorgeschlagenes FFH-Gebiet (pSCI ) „Greifswalder Bodden, Teile des Strelasun- des und Nordspitze “ (DE 1747-301)

– Vorgeschlagenes FFH-Gebiet (pSCI) „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ (DE 2049-302)

2 – Bestätigtes FFH-Gebiet (SCI) „Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Pee- nestrom und Kleines Haff“ (DE 2049-301)

3 – FFH-Gebietsfachvorschlag „Greifswalder Boddenrandschwelle und Teile der Pommerschen Bucht“ (FFH-Marin 05) EU-Vogelschutzgebiete:

– EU-Vogelschutzgebiet „Greifswalder Bodden“ (DE 1747-401)

– Fachvorschlag „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ (SPA 34)

– Fachvorschlag „Peenestrom und Achterwasser“ (SPA 32)

– Fachvorschlag „Westliche Pommersche Bucht“ (SPA 37)

Es ist zu prüfen, ob ausgehend vom Vorhaben erhebliche Beeinträchtigungen der Schutz– und Erhaltungsziele der genannten Schutzgebiete zu erwarten sind. Die Ergeb- nisse der FFH-Verträglichkeits(vor)-studien sind dem gesonderten Teil C der Verfah- rensunterlage zu entnehmen.

Gemäß § 42 BNatSchG sind zentrale Vorschriften des Artenschutzes für die besonders und streng geschützten Tier- und Pflanzenarten gem. § 10 (2) Nr. 10/11 BNatSchG ein- zuhalten. Entsprechend sind mögliche Betroffenheiten geschützter Arten zu untersuchen. Die Ergebnisse des Artenschutzfachbeitrages sind dem gesonderten Teil D der Verfah- rensunterlage zu entnehmen.

1 Proposed site of community importance = vorgeschlagenes Gebiet gemeinschaftlicher Bedeutung; Gebietsvorschlag im Rahmen der 3. Meldetranche (Kabinettsbeschluss der Landesregierung von M-V vom 25.05.2004) 2 Das von der Landesregierung von M-V im Bereich Peenemünder Haken, Struck, Ruden und Peenestrom gemeldete FFH-Gebiet „Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Peenestrom und Kleines Haff“ (DE 2049-301) wurde von der EU- Kommission im Dezember 2004 bestätigt (Amtsblatt der Europäischen Kommission, Entscheidung der Kommission vom 07.12.2004). In der aktuellen, der EU-Kommission zur Prüfung vorgelegten Gebietskulisse ist dieses Gebiet als solches nicht mehr enthalten, sondern räumlich wie auch hinsichtlich seiner Schutzgüter und Erhaltungsziele auf die vorgeschlage- nen FFH-Gebiete „Greifswalder Bodden,...“ (DE 1747-301) und „Peeneunterlauf, Peenestrom,...“ (DE 2049-302) aufgeteilt. 3 Fachvorschlag des Umweltministeriums zur Ergänzung mariner FFH-Gebiete im äußeren Küstenmeer von M-V (in der bisherigen Meldekulisse nicht enthalten). Gemäß Kabinettbeschluss vom 11. April 2006 sind die Fachvorschläge bis zum Abschluss des Meldeverfahrens als vorläufiger Bestandteil des Netzes Natura 2000 anzusehen. Weiterhin finden auf diese Gebiete vorläufig die Regelungen der „Hinweise zur Anwendung der §§ 18 und 28 des Landesnaturschutzgesetzes und der §§ 32 bis 38 des Bundesnaturschutzgesetzes in Mecklenburg-Vorpommern vom 16. Juli 2002 (Amtsblatt M-V S. 965), geändert durch den Erlass vom 31. August 2004 (Amtsblatt M-V S. 95)“ Anwendung.

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1.5 Ergebnisse des Scoping-Termins nach § 5 UVPG

Die Antragskonferenz mit Scopingtermin zur Festlegung des Untersuchungsrahmens gem. § 5 UVPG fand am 25. Januar 2006 in Wolgast statt. Innerhalb dieses Termins hat der Vorhabensträger Vorschläge zu den Inhalten der Umweltuntersuchungen unterbrei- tet, die im Festlegungsprotokoll der Planfeststellungsbehörde im wesentlichen bestätigt wurden (Planfeststellungsbehörde 27.02.2006, 20.07.2006).

Als wichtigste Ergebnisse des Scopingtermins sind die Untersuchungsräume und -inhalte der einzelnen Schutzgüter diskutiert und festgelegt worden. Die vorliegende UVS ist entsprechend dieser Festlegungen erstellt worden.

Des weiteren erfolgte die Festlegung der innerhalb der UVS zu betrachtenden Ausbau- und Trassenvarianten:

Ausbauvariante: A Überführung eines 2000 TEU-Containerschiffes als Freifahrer mit Schlep- perassistenz (Überführungstiefgang T = 6,70 m), Fahrrinnenbreite ca. B = 70 m und Sohltiefe = -7,50 m NN

Trassenvarianten (vgl. Abbildung 1): 1. Nördlicher Peenestrom (südl. PN 58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN 5 bis PN1), Osttief (Ost, O20 bis O2)

2. Nördlicher Peenestrom (südl. PN 58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN 5 bis PN1), Loch, Osttief (West, O20 bis O30), Landtief

2 Beschreibung des Vorhabens

2.1 Historie

1997 wurde das Fahrwasser „Nördlicher Peenestrom“ 4 zwischen Wolgast und - münde auf -6,50 m NN vertieft und die Sohle auf 60 m verbreitert. Zwischen Peenemün- de und der Osttiefansteuerung wurde die bereits 70 m breite Fahrrinne um 0,5 m auf 6,50 m vertieft, so dass zwischen der Hauptansteuerung des Nördlichen Peenestromes (Osttief-Ost), dem Hafen und der Werft der Stadt Wolgast durchgängig eine 6,50 m tiefe

4 Verwendung der Begriffe: „Nördlicher Peenestrom“ aus nautischer Sicht (Fahrwasserbereich zwischen Wolgast und Osttief/Loch); „nördlicher Peenestrom“ aus fachgutachterlicher (geographischer) Sicht (Engstelle Peenemünde bis Wol- gast); „Peenestrom“ (Eingang zum Kleinen Haff bis Engstelle Peenemünde)

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Fahrwasserstrasse zur Verfügung steht. Die Zufahrt zum Südhafen der Stadt Wolgast wurde 2003 auf -6,50 m NN ausgebaut. Im Jahre 2007 erfolgt eine Kurvenanpassung in 7 Teilabschnitten des „Nördlichen Pee- nestroms“ zwischen NöP-km 30,985 (südlich Peenebrücke Wolgast) und NöP-km 49,263 (Ende Tonnenbankrinne) sowie eine Anpassung in zwei zusätzlichen Baggerbereichen im Loch und einer nordwestlichen Verlängerung des Lochs bis Tonne O28.

2.2 Begründung des Vorhabens

Das Land begründet seinen Antrag zur Vertiefung der seewärtigen Zufahrt mit der drin- gend notwendigen Erhaltung und weiteren Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Werft und Hafen der Stadt Wolgast. Infolge der Veränderung des Fahrrinnenprofils sind Veränderungen im Schiffsverkehr zu prognostizieren. Mit dem Ausbau der Fahrrinne zum Hafen Wolgast wird Schiffen mit Tiefgängen bis mindestens 6,70 m die Zufahrt zum Hafen ermöglicht. Sowohl die Anzahl als auch die Größe der frequentierenden Schiffe können zunehmen. Eine dringend not- wendige Erhaltung und weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Werft und Hafen der Stadt Wolgast kann so realisert werden. Die Prognose über Umschlagszuwächse für den Hafen bis zum Jahre 2015 in der Größenordnung von 150.000 t im Getreideversand ist so realistisch (vgl. Kapitel 2.2). Weiterhin werden neben der Erhöhung der Um- schlagskapazität die Erweiterung der Schiffbaukapazitäten und somit dringend benötigte Arbeitsplätze für diese ansonsten besonders strukturschwache Region Ostvorpommerns gesichert.

Südhafen Wolgast

Der Güterumschlag im Hafen steigerte sich von ca. 400 Tt/a in den Jahren 1992/93 bis auf über 750 Tt/a in den Jahren 1998 bis 2000. Im Jahre 2001 wurden sogar über 1.000 Tt umgeschlagen. Seit dieser Zeit reduzierte sich der Umschlag um ca. 100 Tt/a auf ca. 570 Tt im Jahre 2004. Prognostizierte Umschlagszuwächse für den Hafen Wolgast bis zum Jahre 2015 in der Größenordnung von 150.000 t/a im Getreideversand lassen sich nur realisieren, wenn die Fahrrinne zum Hafen den Zugang von Schiffen mit Tiefgängen bis mindestens 6,70 m ermöglicht.

Peene-Werft Wolgast GmbH Auf der Peene-Werft werden seit über 50 Jahren Schiffe gebaut. Die Werft wurde in den Jahren 1993 bis 1995 zu einer modernen Kompaktwerft umgestaltet. Mit ihrem Produkti-

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onsprofil konzentriert sie sich auf den Neubau von Container- und Spezialschiffen sowie die Reparatur von Marineschiffen. Die Peene-Werft GmbH Wolgast hat Aufträge für den Bau von 2.000 TEU Containerschif- fen akquiriert. Die Auslieferung dieser Schiffe in den Abmessungen Länge L = 186,00 m, Breite = 27,70 m, (Überführungs-)Tiefgang = 6,70 m ist für 2009 vorgesehen. Steigender Hafenumschlag und die stetige Auslastung sowie der Ausbau der vorhandenen Schiff- baukapazitäten sichern und schaffen dringend benötigte Arbeitsplätze für diese ansons- ten extrem strukturschwache Region Ostvorpommerns.

Fazit: Die weitere Erhöhung der Umschlagkapazitäten im Hafen und die Erweiterung der Schiffbaukapazitäten erfordern eine Anpassung der bisherigen Zufahrt zu Hafen und Werft der Stadt Wolgast (Vertiefung auf NN -7,50 m).

2.3 Darstellung der wichtigsten, vom Vorhabensträger geprüften Varianten und wesentliche Auswahlgründe im Hinblick auf die Umweltauswirkungen nach § 6 Abs. 3 Nr. 5 UVPG

Im Rahmen der bisherigen Untersuchungen wurden durch das WSA Stralsund 3 räumli- che Trassenvarianten in jeweils 2 Ausbauvarianten u.a. mit der Zielstellung der Vermei- dung bzw. Minimierung von potenziellen Umweltauswirkungen untersucht und nach nautischen, ökonomischen und ökologischen Kriterien bewertet (vgl. Unterlage A.1).

Die Ausbauvarianten beruhen auf der Annahme von 2 unterschiedlichen Überführungs- szenarien des Bemessungsschiffes (2.000 TEU Containerschiff; Länge=186 m, Brei- te=27,70 m, Tiefgang=6,70 m).

Ausbauvarianten: A Überführung eines 2.000 TEU Containerschiffes als Freifahrer mit Schlep- perassistenz (Überführungstiefgang T = 6,70 m), Fahrrinnenbreite ca. 70 m und Sohltiefe = -7,50 m (NN) B Überführung als geschlepptes, manövrierunfähiges Schiff/ Schleppverband (Überführungstiefgang T=5,24 m). Fahrrinnenbreite ca. 90 m und Sohltiefe = -6,50 m (NN)

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Trassenvarianten (vgl. Abbildung 1): 1) Nördlicher Peenestrom (PN58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN5 bis PN1), Osttief (Ost, O20 bis O2)

2) Nördlicher Peenestrom (PN58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN5 bis PN1), Loch, Osttief (West, O20 bis O30), Landtief 3) Nördlicher Peenestrom (PN58 bis PN5), Knaakrückenrinne (KR13 bis KR1), Osttief (West, O26 bis O30), Landtief Aus nautischer Sicht sind alle Varianten trotz unterschiedlichem Anforderungsprofil reali- sierbar.

Abbildung 1: Geprüfte Varianten des Vorhabensträgers (WSA 2007; Unterlage A.1)

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Im Ergebnis vorangegangener Betrachtungen (vgl. Unterlage A.1) und der Festlegungen im Scoping werden im Folgenden die Variante A2, die als ökologisch am verträglichsten eingeschätzt wurde, und die Variante A1 innerhalb der UVS untersucht.

2.4 Beschreibung der zu untersuchenden Vorhabensvarianten nach § 6 Abs. 3 Nr. 1 und § 6 Abs. 4 Nr. 1 und 2 UVPG

Eine detaillierte Beschreibung des Vorhabens ist dem Teil A (bes. Abschitt A.1, A.5 und A.6) der Antragsunterlagen zu entnehmen. Im Folgenden sollen die wesentlichen Daten zusammengestellt werden, welche die Grundlage zur Bearbeitung der UVS darstellen. Im Rahmen der UVS werden 2 Vorhabensvarianten der Ausbauvariante A betrachtet und verglichen. Die Variante (A) 15 verläuft über die derzeitige Hauptzufahrt zu Hafen und Werft der Stadt Wolgast über den Nördlichen Peenestrom, Tonnen PN58 bis PN2/O20 und O20 bis O2 (Osttief-Ost). Die Gesamtlänge beträgt 27,4 km. Die Variante (A) 26 verläuft zunächst ebenfalls über die Tonnen PN58 bis PN2/O20 (Ton- nenbankrinne), im weiteren Verlauf jedoch nach Westen (O20 bis O26; Loch) und Nord- westen (O26 bis O30; Osttief-West). Sie ist 23,7 km lang. Die Zufahrt zum Greifswalder Bodden erfolgt über das im Rahmen des Ausbaus der Ostansteuerung zum Hafen Stral- sund auf NN -7,50 m vertiefte Landtief.

2.4.1 Ausbauquerschnitt Der geplante Ausbauquerschnitt umfasst auf den geraden Abschnitten folgende durch- schnittlichen Sohlbreiten:

- km 30,0 bis km 41,0 (PN58 bis PN21): Ø 60 bzw. 70 m - km 41,0 bis km 48,0 (PN21 bis PN4): Ø 70 m - km 49,0 bis km 57,1; Osttief Ost (O20 bis O2; Variante 1): Ø 70 m

- Loch, Oststief West (O20 bis O30; Variante 2): Ø 90 m Detailierte Angaben sind der Unterlage A.1 zu entnehmen. Die geplante Fahrrinnentiefe beträgt NN -7,50 m. Die Unterwasserböschungen werden entsprechend dem natürlichen Winkel, zumeist mit 1:3-Böschungsneigung als Anschluss an die angrenzende Bodenmorphologie des Nördlichen Peenestromes und der küsten- nahen Seegebiete des Greifswalder Boddens bzw. der Pommerschen Bucht hergestellt.

5 Bezeichnung im Folgenden als Variante 1 6 Bezeichnung im Folgenden als Variante 2

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Bis auf wenige Abschnitte im Bereich der Peene-Brücke Wolgast, des Spülfeldes Rohr- plan und dem Loch ist der gesamte Nördliche Peenestrom zu vertiefen. Die zu baggern- den Bereiche im weiteren Verlauf der Varianten 1 und 2 sind in der folgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung 2: Überblick zu den Baggerabschnitten anhand von Peildaten des WSA (2007)

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2.4.2 Umfang der Baumaßnahme

Die Baumaßnahme zur Anpassung des Nördlichen Peenestroms umfasst neben dem Ausbaggern der Fahrrinne auch das Verbringen des dabei anfallenden Nassbaggerguts auf Schüttstellen im Greifswalder Bodden (517) und in der Pommerschen Bucht (527, 551) sowie das Spülfeld Rohrplan Innerhalb dieses Verfahrens werden das Ausbaggern der Fahrrinne und die Umlagerung der Sedimente auf die Klappstellen betrachtet. 20.000 m³ Oberflächensediment (Mudde) aus dem Bereich um die Tn PN7 (km 45,6 bis km 46,3) werden wegen der festgestellten ökotoxikologischen Wirkungen auf das Spül- feld Rohrplan verbracht. Bei dem Spülfeld handelt es sich um eine nach § 67 BImSchG genehmigte Anlage, auf die im Herbst 2007 Baggergut aus der Kurvenanpassung ver- bracht wurde.

2.4.3 Baggermaßnahme und Baggergutverbringung Für die Maßnahme wird das wirtschaftlichste Baggerverfahren unter Berücksichtigung der jeweiligen Eingriffsintensität (u.a. Trübung) gewählt. Für den Einsatz kommen Eimer- kettenbagger, Tieflöffelbagger und in Ausnahmefällen Hopperbagger sowie technisch vergleichbare Geräte in Betracht. Grundlage für die Verbringung des Baggerguts bildet die HABAK-WSV. Nach dem Ergebnis von Sedimentuntersuchungen handelt es sich bei dem zu baggern- den Material hauptsächlich um Sande und Geschiebemergel sowie um Schlick/Mudden.

Für die aquatische Umlagerung sind die folgende Klappstellen vorgesehen (s. Abbildung 3): – 551 für Sand und Mergel – 517 und 527 für Schlick/Mudde Durch einen angemessenen Abstand zu den auftretenden Riffstrukturen (Verdachtsfläche Riff vgl. Anlage C.5 der Planfeststellungsunterlagen) in den Bereichen der Klappstellen 551 und 527 wird eine Beeinträchtigung dieser Lebensraumtypen ausgeschlossen.

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Mudde

Mudde

Sand, Merge l

Abbildung 3: Klappstellen

Auf der Basis aktueller Peilungen vom April 2007 wurde für die Variante 2 ein Sediment- volumen von rund 1,9 Mio m3 (einschließlich einer Seitentoleranz von 3 m und einer Tiefentoleranz von 0,4 m) ermittelt (s. Tabelle 1). Davon entfallen ca. 0,42 Mio m3 auf Schlick/Mudde.

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Tabelle 1: Baggermengenermittlung (Daten: WSA 2007)

Variante 1 Variante 2 Osttief Loch / Landtief

Baggermenge (gesamt; m³) 2.300.000 1.900.000

Sand / Mergel (m³) 1.900.000 1.480.000

Schlick / Mudde (m³) 400.000 420.000

Bauzeit (Monate bei 160 Tm³ pro Monat) 14,5 12,0

KS 551 1.880.000 1.460.000 KS 517 70.000 70.000 Materialverbringung (m³) KS 527 330.000 350.000 Spülfeld Rohrplan 20.000 20.000 KS 517 140.000 140.000 Flächeninanspruchnahme (m²) KS 527 660.000 700.000 KS 517 0,5 0,5 Schütthöhe (m) KS 527 0,5 0,5

2.4.4 Unterhaltungsmaßnahmen

Es ist damit zu rechnen, dass die Wassertiefe in der Fahrrinne (NN -7,5 m) in geringem Maße durch natürliche Sedimenttransporte verringert wird. Derzeit betragen die Unterhal- tungsbaggermengen ca. 40.000 m3 bis 50.000 m3 pro Jahr. Schätzungen des WSA ge- hen für die ersten 1-2 Jahren nach dem Ausbau von einem Anstieg von ca. 10 % aus (WSA 2007). Die Unterhaltungsbaggermengen sind vor allem von hydrodynamischen Extrembedingungen abhängig und somit schwer prognostizierbar.

2.4.5 Bauzeit Die Fertigstellung der Ausbaumaßnahme für den Nördlichen Peenestrom ist für das Jahr 2009 geplant. Die Netto-Bauzeit wird in Abhängigkeit der Anzahl der parallel zum Einsatz kommenden Bagger (ca. 160 Tm³ pro Monat) etwa 12 (Variante 2) bzw. 14,5 Monate (Variante 1) betragen. Meteorologisch bedingte Ausfallzeiten (Sturm, Eis) verlängern die Zeit der Ausbaumaßnahme.

Für die Klappstellen 551 und 527 ist eine ganzjährige Nutzung während der Maßnahme vorgesehen, die Klappstelle 517 im Greifswalder Bodden wird hingegen nur außerhalb der Heringslaichzeit und der warmen Sommermonate, d.h. nur im Juni und von Septem- ber bis Dezember angefahren. Weiterhin wird ein Bau bei Eisgang ausgeschlossen.

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Die Maßnahme zur Vertiefung (Baggerbetrieb) einschließlich der aquatischen Umlage- rung auf die genannten Klappstellen soll innerhalb der o.g. Bauzeiten rund um die Uhr (24 h) und an 7 Tagen in der Woche erfolgen.

2.5 Umwelterhebliche Wirkungen des Vorhabens

Die potenziellen Wirkfaktoren des Vorhabens sind Ausgangspunkt für die Ermittlung und Darstellung potenzieller umwelterheblichen Auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter. Hierzu werden die unmittelbar mit dem Vorhaben verbundenen bau-, anlage- und be- triebsbedingten direkten und indirekten Wirkfaktoren sowie die mit dem geplanten Vorha- ben verbundenen potenziellen Folgewirkungen untersucht. Vorhabensbedingt ergeben sich wesentliche Auswirkungen durch baubedingte Wirkfakto- ren. Es wird davon ausgegangen, dass anlagen- und betriebsbedingte sowie Folgewir- kungen nur untergeordnet auftreten werden. Die entscheidungsrelevanten und in der derzeitigen Planungsphase abschätzbaren po- tenziellen Wirkfaktoren werden nachstehend benannt. Die genannten Wirkfaktoren treffen für die Varianten 1 und 2 gleichermaßen zu.

2.5.1 Baubedingte Wirkungen

Tabelle 2: Baubedingte Wirkfaktoren

Potenzielle baubedingte Wirkfaktoren:

– Boden-/Sedimententnahme durch Baggerung im Ausbaubereich

– Baggerguttransporte

– Boden-/Sedimentumlagerung auf die Klappstellen

– Emissionen von Schall, Schadstoffen, Licht, Erschütterungen; Unfälle, Havarien

– visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport

– Trenn- und Barrierewirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport

Dauer der Wirkung: zeitlich begrenzt während der Bauzeit

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2.5.2 Anlagenbedingte Wirkungen

Tabelle 3: Anlagenbedingte Wirkfaktoren

Potenzielle anlagenbedingte Wirkfaktoren:

7 – Veränderung des Fahrrinnenquerschnitts in der Tiefe

– Veränderungen des Sedimenttransportregimes

– Flächeninanspruchnahme durch Sedimentumlagerung auf die Klappstellen

– Dauer der Wirkung: dauerhaft

2.5.3 Betriebsbedingte Wirkungen sowie Folgewirkungen

Tabelle 4: Betriebsbedingte Wirkfaktoren/Folgewirkungen

Potenzielle betriebsbedingte Wirkfaktoren und Folgewirkungen:

– Veränderung im Schiffsverkehr durch ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe)

8 – Boden-/Sedimententnahme durch Unterhaltungsbaggerung im Ausbaubereich

– Dauer der Wirkung: dauerhaft

7 Die Veränderung des Fahrrinnenquerschnitts in der Breite ergibt sich ausschließlich aus der Vertiefung auf -7,50 m NN bei gleichbleibender Böschungsneigung (1:3). 8 Die Auswirkungen der Unterhaltungsbaggerungen entsprechen im Grundsatz denen des Ausbaus der Fahrrinne, werden aber deutlich geringere Ausmaße annehmen. Sie treten zeitlich begrenzt, jedoch regelmäßig wiederkehrend auf.

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2.6 Untersuchungsinhalte und methodisches Vorgehen

Innerhalb der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) für die „Anpassung der Seewasser- straße Nördlicher Peenestrom“ werden die Auswirkungen des Vorhabens auf die folgen- den Schutzgüter ermittelt, beschrieben und bewertet:

– Menschen, einschließlich der menschlichen Gesundheit,

– Tiere, Pflanzen und die biologische Vielfalt,

– Boden, Wasser,

– Luft, Klima

– Landschaft,

– Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie die

– Wechselwirkungen zwischen den vorgenannten Schutzgütern.

Die UVS wird in folgenden zwei Schritten durchgeführt:

1. Raumanalyse und Ermitteln der Raumempfindlichkeit / des Raumwiderstandes Die UVS beinhaltet die zielorientierte Raumanalyse und -bewertung. Auf Grundlage der Bewertung der Schutzgüter sowie der umweltrelevanten Funktionen werden besondere Konfliktbereiche ausgewiesen. Der Arbeitsablauf stellt sich dabei wie folgt dar:

– Abschätzung der voraussichtlichen Wirkfaktoren des Vorhabens entsprechend dem Planungsstand

– Erfassung und Darstellung des Bestandes für die Schutzgüter

– Ermittlung und Darstellung der funktionalen Bedeutung des ausgewiesenen Bestandes für den Naturhaushalt sowie seiner Empfindlichkeit gegenüber dem geplanten Vorhaben

– Ausweisung besonders hochwertiger und empfindlicher Bereiche (potenzielle Konfliktbereiche)

Kriterien zur Bewertung des Bestandes der Schutzgüter Innerhalb der Schutzgüter Mensch, Pflanzen/Tiere, Boden, Wasser, Klima/Luft, Land- schaft, Kultur-/Sachgüter werden als Auswirkungen Verluste und Beeinträchtigungen/ Veränderungen bewertet.

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Die folgenden Hauptkriterien werden der Bewertung der Schutzgüter zugrunde gelegt:

– Leistungs- und Funktionsfähigkeit im Naturhaushalt

– Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Nutzungsfähigkeit

– Schutzstatus/Seltenheit/Naturnähe

– Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Landschaft

– Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen

– Vorbelastungen

– Empfindlichkeit gegenüber den vorhabensbedingten Wirkfaktoren

2. Auswirkungsprognose Das Ergebnis der raumbezogenen Bedeutungs- und Empfindlichkeitsuntersuchung ist Voraussetzung für die Bewertung des Vorhabens hinsichtlich seiner potenziellen Auswir- kungen auf die Schutzgüter.

Dabei wird nach folgenden Arbeitsschritten vorgegangen:

– Ermittlung der konkreten Wirkfaktoren des Vorhabens sowie ihrer Reichweite

– Beschreibung und Bewertung der potenziellen Auswirkungen des Vorhabens auf die einzelnen Schutzgüter mit Hilfe der ökologischen Risikoanalyse und der verbal- argumentativen Bewertung unter Beachtung der Vorbelastungen 9 (s. BFG 1996; UVP-LEITFADEN BFG 2007)

– Ermittlung der Möglichkeiten zur Vermeidung und Minderung der Auswirkungen auf die Schutzgüter

– Gesamtbewertung der Auswirkungen unter Berücksichtigung von realistischen Möglichkeiten zur Vermeidung und Minderung

– Ermittlung der umweltverträglichsten Variante, Bauweise, -art bzw. -technik und Benennung verbleibender Umweltauswirkungen

Innerhalb der Schutzgüter Boden, Wasser, Klima/Luft, Pflanzen/Tiere, Landschaftsbild, Mensch, Kultur-/Sachgüter werden als Auswirkungen Verluste und Funktionsbeeinträch- tigungen/Veränderungen bewertet.

9 Für die Einschätzung der potenziellen Auswirkungen des Ausbaus wird die Vorbelastung im Bereich der bestehenden und regelmäßig unterhaltenen Fahrrinne sowie die genehmigte Nutzung der Klappstellen berücksichtigt.

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Verluste Der Verbrauch von Flächen oder deren dauerhafte Umgestaltung führt zu Verlus- ten/Funktionsverlusten von Umweltschutzgütern. Die Gesamtbewertung der Verluste erfolgt entsprechend der Bedeutung/Qualität des betroffenen Bestandes. Funktionsbeeinträchtigungen/ökologisches Risiko Das Vorhaben verursacht - über die unmittelbar beanspruchte Fläche hinaus - Umwelt- auswirkungen (z.B. Änderung von hydrographischen Systemparametern, Störwirkungen für Wasservögel, Schallemissionen, optische Wirkungen). Die Bewertung dieser Auswir- kungen erfolgt nach der Methodik der BFG (1996, UVP-LEITFADEN BFG 2007 10 ): „Bewer- tungsverfahren in der Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) an Bundeswasserstra- ßen“.

Es werden die folgende Kriterien herangezogen:

– Grad der Beeinträchtigung/Veränderung

– Dauer der Auswirkung

– Räumliche Ausdehnung der Auswirkung

Der Grad der Beeinträchtigung ist einerseits abhängig von der Empfindlichkeit und der Bedeutung/Qualität des betroffenen Bestandes und andererseits von den umweltrelevan- ten Wirkungen (Ausmaß der Veränderungen). Er wird entsprechend folgender Einstufung beschrieben:

– sehr hoch

– hoch

– mittel

– gering

Die Dauer der Beeinträchtigung wird entsprechend folgender Einstufung beschrieben:

– kurzzeitig (weniger als 6 Monate)

– mittelfristig (6 Monate bis 5 Jahre)

– langzeitig (5 bis 25 Jahre)

– dauerhaft (mehr als 25 Jahre)

10 Da noch nicht alle Anlagen des BfG-Leitfadens (2007) aktuell fertiggestellt sind, wird auf den Leitfaden der BfG 1996 zurückgegriffen.

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Die räumliche Ausdehnung der Beeinträchtigung wird nach folgender Einstufung be- schrieben:

– kleinräumiger Einfluss (bezogen auf direkten Eingriffsraum)

– lokaler Einfluss (örtlich begrenzt auf den Untersuchungsraum oder auf größere Be- reiche des Untersuchungsraumes)

– regionaler Einfluss (großräumig)

– überregionaler Einfluss (sehr großräumig)

Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung

Die Auswirkungen können vor Baubeginn oder im Bauablauf durch geeignete Vermei- dungs- und Minderungsmaßnahmen teilweise verringert werden. Innerhalb der Schutzgü- ter (Kap. 3) werden die Möglichkeiten zur Vermeidung/Minderung von Umweltauswirkun- gen benannt. Die Gesamtbewertung der Auswirkungen auf das jeweilige Schutzgut erfolgt unter Be- rücksichtigung dieser Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen.

Gesamtbewertung der Auswirkungen Die Gesamtbewertung der Auswirkungen des Vorhabens auf die einzelnen Schutzgüter und auf das Wirkungsgefüge drückt sich im Grad der Erheblichkeit aus. Der Grad der Erheblichkeit ergibt sich aus der Verknüpfung der Wertgröße „Grad der Veränderung“ mit den Sachgrößen „Räumliche Ausdehnung“ sowie „Dauer der Auswirkung“ und wird an- hand einer ordinalen Skala bewertet. Dabei werden sowohl negative Veränderungen (Beeinträchtigungen) als auch positive Auswirkungen des Vorhabens dargestellt und bewertet:

– erheblich negativ

– unerheblich negativ

– weder negativ noch positiv

– unerheblich positiv

– erheblich positiv

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2.7 Abgrenzung des Untersuchungsraumes Methodik zur Ausgrenzung der Untersuchungsräume Der festgelegte Untersuchungsraum setzt sich aus dem unmittelbaren Vorhabensgebiet 11 sowie dem Wirkraum zusammen. Der Vorhabensraum umfasst die unmittelbar durch die auszubauende Fahrrinne 12 bean- spruchte Fläche und die Klappstellen.

Die Abgrenzung und Untersuchung des Wirkraumes gewährleistet, dass großräumigere Umweltauswirkungen erfasst werden können, die über das eigentliche Vorhabensgebiet hinaus wirksam sind. Seine Größe wird durch die voraussichtlich zu erwartenden Wir- kungen des Vorhabens bestimmt. Innerhalb des Wirkraumes erfolgen die Untersuchungen für die einzelnen Schutzgüter in unterschiedlicher Intensität. Größere Reichweiten sind vor allem durch

- Wirkungen auf hydrographische Systemparameter und die Wasserbeschaffenheit (Boden/ Wasser) und damit verbundene Störwirkungen (z. B. Benthos, Fische) und

- optische und akustische Störwirkungen auf die Fauna (z.B. Brut-/Rastvögel, Fische), das Landschaftsbild bzw. die Wohn- und Erholungsfunktionen zu erwarten.

Die Intensität der Wirkungen des Vorhabens nimmt mit zunehmender Entfernung vom Vorhabensraum ab, bis sie ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr umwelterheblich sind. Dabei wird der Untersuchungsraum für die einzelnen Schutzgüter differenziert betrachtet und dementsprechend abgegrenzt.

Die in der Tabelle 5 dargestellten schutzgutbezogenen Untersuchungsräume sind durch die Planungsbehörde mit Schreiben vom 20.07.2006 festgelegt worden. Eine kartographische Darstellung der Untersuchungsräume erfolgt in den jeweiligen Bestandskarten.

11 Der Kompensationsraum für Ersatzmaßnahmen wird im Landschaftspflegerischen Begleitplan (vgl. Unterlage E) dargestellt. 12 Ausbaubereich + Böschungen

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Tabelle 5: Untersuchungsräume für die Schutzgüter der UVS

Schutzgut Untersuchungsraum

Boden Nördlicher Peenestrom: Vorhabensraum + Bereich bis zu Deichen bzw. bis Wasser zur 2 m Höhenlinie nördlich Fahrrinne Freest : Vorhabensraum + 200 m Klappstellen: Vorhabensraum + 300 m Klima/Luft Vorhabensgebiet + 20 m Kultur- und Sachgüter Bodendenkmale Vorhabensraum + 20 m (Wasserfläche Nördlicher Peenestrom) Nutzungen

Pflanzen und Tiere Nördlicher Biotope Peenestrom: Vorhabensraum + Bereich bis zu Deichen bzw. bis zur 2 m Höhenlinie Makrophyten/ Makrozoobenthos nördlich Fahrrinne Freest : Vorhabensraum + 200 m Klappstellen: Vorhabensraum + 300 m Fische Brutvögel Rastvögel Vorhabensraum + 500 m Biber/Fischotter Kegelrobbe Landschaftsbild Vorhabensraum + 500 m Mensch Wohnen, Erholen Vorhabensraum + Bereich >40 dB(A) 13

Es erfolgte eine Überprüfung der festgelegten Untersuchungsräume während der Be- standserfassung mit dem Ergebnis, dass die vorab festgelegten Untersuchungsräume teilweise erweitert wurden, um eine höhere Aussagesicherheit in der Auswirkungsprog- nose zu erhalten. Auf diese Bereiche ist in den Schutzgutkapiteln gesondert hingewiesen worden.

2.8 Kurzcharakteristik des Untersuchungsraumes

Lage und Naturräumliche Gliederung Der betrachtete Raum liegt im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns im Landkreis Ost- vorpommern. Der Untersuchungsraum umfasst den Nördlichen Peenestrom von Wolgast (Hafen) bis Peenemünde, einschließlich der terrestrischen Uferbereiche, und reicht bis in

13 Die 40 dB(A)-Linie als Richtwert liegt bei freier Schallausbreitung unter Annahme einer Schallquelle mit 115,4 dB(A) (Bagger) bei 1.080 m . Die Berechnung der Isobelen geht aus der Anl. 3, Kap. 1 hervor.

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den Greifswalder Bodden (Fahrrinne, Klappstellen) und nordwestlich der Insel Usedom bis in die Pommersche Bucht (Klappstellen). Das Vorhabensgebiet ordnet sich folgendermaßen in die naturräumliche Gliederung des Landes M-V ein (LAUN 1996):

– Landschaftszone 1 „Ostseeküstengebiet“ (Landbereiche)/Großlandschaft 12 „Nörd- liches Insel- und Boddenland“

- Landschaftseinheit 123 „Südliches Greifswalder Boddenland“

- Landschaftseinheit 131 „Peenestromland“

– Landschaftszone 0b „Arkonasee“ (Gewässer)/Großlandschaft 0b0 „Innere Seege- wässer der Arkonasee“

- Landschaftseinheit 0b04 „Greifswalder Bodden“

- Landschaftseinheit 0b05 „Peenestrom und Achterwasser“

– Landschaftszone 0b „Arkonasee“ (Gewässer) Großlandschaft 0b1 „Flachwasserzo- ne der äußeren Seegewässer der Arkonasee“

- Landschaftseinheit 0b10 „Euphotische Zone der äußeren Seegewässer der Arkonasee“

- Landschaftseinheit 0b11 „Schwachlichtzone der äußeren Seegewässer der Arkonasee“

Geologische Entwicklung und Landschaft Das heutige Erscheinungsbild des Untersuchungsraumes wurde entscheidend geprägt durch die Tätigkeit des Inlandeises und seiner Schmelzwässer während des Weichsel- glazials im Pleistozän sowie durch Sedimentations-, Erosions- und Verlandungsprozesse infolge der Meeresspiegelschwankungen im nachfolgenden Holozän. Der Peenestrom entstand als ehemalige Schmelzwasserrinne in einer Grundmoränenlandschaft. Der überwiegende Teil des Untersuchungsraumes ist wasserbedeckt. Der Nördliche Peenestrom zeigt sich buchtenreich mit einzelnen Inseln. Die betrachteten ufernahen terrestrischen Bereiche sind überwiegend eben mit Höhen von wenigen Dezimetern über dem Mittelwasserspiegel. Das Relief steigt westlich und im südlichen Abschnitt des Nörd- lichen Peenestromes zur angrenzenden Hochfläche teilweise rasch auf ca. 20 m ü. HN an. Nordöstlich des Nördlichen Peenestroms erstreckt sich ein weiter Niederungsbereich. Die Ufer des Nördlichen Peenestroms werden durch z.T. breite, weit einsehbare Schilf- gürtel, Salzgrasländer und Wiesen gesäumt. Lokal sind die Ufer des Nördlichen Pee- nestromes durch Deichbauten und Spülfelder beeinflusst.

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Biotoptypen Terrestrische und semiterrestrische Bereiche Die Ufer des Nördlichen Peenestroms sind größtenteils durch salzwasserbeeinflusste Röhrichte geprägt, in denen das Gemeine Schilf hoch dominant auftritt. Der Röhrichtgür- tel, der ausnahmslos den gesetzlich geschützten Biotopen gemäß § 20 LNatG M-V zuzu- ordnen ist, weist Ausdehnungen zwischen etwa zwei und hundert Metern auf. Teilweise sind die Röhrichte eng verzahnt mit Oligohalinen Salzwiesen sowie Gestörten Salzwie- sen. Dort, wo der Brackwassereinfluss des Nördlichen Peenestroms zurückgeht, aber noch feuchte bis nasse Standortverhältnisse vorherrschen, haben sich Großseggenriede bzw. bei extensiver Nutzung artenreiche Nasswiesen mesotropher Standorte mit einer großen Anzahl seltener Pflanzenarten angesiedelt. Vor allem in der Umgebung von Wolgast reichen Infrastruktureinrichtungen und Grünan- lagen der Siedlungsbereiche bis unmittelbar an das Ufer heran. Marine Bereiche

Den größten Flächenanteil im Nördlichen Peenestrom sowie im Greifswalder Bodden nehmen makrophytenarme Flachwasserzonen der Boddengewässer mit Sandsubstrat ein. Im nördlichen Abschnitt des Untersuchungsgebietes, im Raum Peenemünde, domi- nieren makrophytenarme Flachwasserzonen mit Schlicksubstrat. Makrophytenreichere Ausprägungsformen der Flachwasserzone der Boddengewässer beschränken sich auf wenige, flache Bereiche in unmittelbarer Ufernähe und hier vor allem in vor Wellenschlag und Strömung geschützten kleinen Buchten. In Bereichen mit oberflächig anstehendem Geschiebemergel mit einzelnen Steinen und Blöcken tritt der Biotoptyp „Flachwasserzone der Boddengewässer mit Kies- und Hart- substrat“ auf. Diese treten im Untersuchungsraum nur kleinflächig nördlich von Peene- münde und randlich im Bereich der Klappstellen KS 527 und KS 551 auf.

Besiedlung und Nutzung Der weitere Betrachtungsraum ist sehr dünn besiedelt und gering verstädtert. Randlich des Nördlichen Peenestroms sind überwiegend kleine Dörfer angesiedelt. Wolgast als Stadt und Gewerbestandort bildet das Mittelzentrum der Region. Der Nördliche Peenestrom und der Greifswalder Bodden werden durch die Berufsfische- rei und die Schifffahrt im Zusammenhang mit dem Hafen- und Werftstandort Wolgast intensiv genutzt. Aber auch für den Tourismus, insbesondere den Angel- und Bootstou- rismus, spielen diese Gewässer eine wichtige Rolle. Entlang des Nördlichen Pee- nestroms haben sich zahlreiche Infrastrukturen zur wassergebundenen Erholungsnut- zung entwickelt.

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Ein Großteil des landseitigen Untersuchungsraumes unterliegt keiner Nutzung (Röhrich- te, Großseggenriede). Auf einigen Flächen findet extensive Grünland- und Weidenutzung statt. In der weiteren Umgebung des Untersuchungsraumes dominiert auf den angren- zenden Hochflächen Ackerbau. Grünlandwirtschaft dominiert in den Niederungen, die teilweise gepoldert und entwässert sind.

2.9 Schutzgebiete

Der Planungsraum berührt bzw. umfasst Teile verschiedener Schutzgebiete nationaler und internationaler Bedeutung:

Tabelle 6: Schutzgebiete im Untersuchungsraum

Schutzstatus Bezeichnung Naturschutzgebiet NSG 246 „Großer Wotig“ NSG 245 „“ NSG 001A „Peenemünder Haken, Struck und Ruden“ NSG 001B „Erweiterung Peenemünder Haken, Struck und Ruden“ Landschaftsschutzgebiet LSG 082 „Insel Usedom mit Festlandgürtel“ FFH-Gebiet DE 1747-301 „Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom“ DE 2049-301 „Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Peenestrom und Kleines Haff“ DE 2049-302 „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ Marin 05 „Greifswalder Boddenrandschwelle und Teile der Pommerschen Bucht“ EU-Vogelschutzgebiet SPA 32 „Peenestrom und Achterwasser“ SPA 34 „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ SPA 37 „Westliche Pommersche Bucht“ DE 1747-401 „Greifswalder Bodden“ Naturpark NP 5 Insel Usedom Laichschongebiete 0205 Hohendorfer Schaar 0206 Sauziner Bucht 0207 Spitzhörner Bucht 0208 Mahlzower Bucht 0209 Rohrplan bei Zecherin 0210 Bucht südlich Kuhler Ort 0211 Kroesliner See und Alte Peene 0212 Freester Hock 0213 Freesendorfer See 0301 Abfluss Freesendorfer See

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2.10 Relevante Zielaussagen übergeordneter Planungen

Folgende Ausweisungen und Aussagen bzw. Zielaussagen übergeordneter Planungen sind für den Vorhabensraum und seine Umgebung relevant:

Landesraumentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern (MABL M-V 2005)

– Nördlicher Peenestrom: wichtige Seeverkehrsverbindung

– Hafen Wolgast: regional bedeutsamer Hafen

– Vorbehaltsgebiet Tourismus

– Vorranggebiet Naturschutz und Landschaftspflege auf Gewässern (Bereich der NSG)

Regionales Raumordnungsprogramm (RPV 1998)

– Wolgast: Werftstandort als industrieller Kern der Region

– Wolgast: Stadt mit besonderer Eignung für den Kulturtourismus

– NSG, LSG

– Tourismusentwicklungsraum (angrenzende Landbereiche)

– Tiefgründige Moorstandorte (angrenzende Landbereiche zwischen Freest und Möl- schow sowie südlich Peenemünde und nördlich Mölschow)

– Vorsorgeräume und Vorranggebiete Naturschutz und Landschaftspflege (angren- zende Landbereiche)

Gutachtliches Landschaftsprogramm Mecklenburg-Vorpommern (UM M-V 2003)

– europaweiter Biotopverbund (gesamter Raum)

– Rastplatzfunktion für Vögel (zentraler und nördlicher Bereich)

– vorrangige Bedeutung ökologischer Funktionen (zentraler und nördlicher Bereich)

– Eignung für Natur- und Landschaftserleben (angrenzende Landbereiche)

– Schlechte Wasserbeschaffenheit

– Wasserwanderweg zwischen Freest und Wolgast

– Fahrgastschifffahrt (Fahrrinne)

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Gutachtlicher Landschaftsrahmenplan der Region Vorpommern (LAUN M-V 1996, 2000)

– Nationale Schutzgebiete

– geplante Erweiterung des NSG Peenemünder Haken, Struck und Ruden (Nr. 36) in nördliche und östliche Richtung

– Naturpark Insel Usedom

– Bereich mit herausragender Bedeutung für den Naturhaushalt

– Erhaltung des Offenlandcharakters/Sicherung der Rastplatzfunktion (angrenzende Offenlandbereiche)

– erhaltende Bewirtschaftung oder Entwicklung/Regeneration von Mooren (angren- zende Landbereiche zwischen Freest und Mölschow sowie südlich Peenemünde und nördlich Mölschow)

– Entwicklung/Regeneration Polder (angrenzende Polderbereiche)

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3 Bestand und Bewertung der Umwelt und ihrer Bestandteile nach § 6 Abs. 3 Nr. 4 UVPG und Ermittlung der Auswirkungen auf die Schutzgüter

3.1 Schutzgut Mensch einschließlich der menschlichen Gesundheit

Karte 4.1 – 4.2 Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung des Schutzgutes Mensch sind detailliert im Anhang der Studie dokumentiert (s. Anl. 3).

Nutzungen wie Schifffahrt, Fischerei und Wasserwirtschaft sind unter Kap. 3.7 erfasst.

3.1.1 Bestandsanalyse

Ein intaktes Wohn- und Wohnumfeld ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen von zentraler Bedeutung. Wohn- und Wohnumfeldfunktionen sind an konkrete Flächen bzw. Räume gebunden, in denen ihre Erfüllung ermöglicht wird.

Folgende Bestandssituation ergibt sich im Untersuchungsraum für die Wohn- und Wohn- umfeldfunktion (Vorhabensraum + 1.080 m / Bereich > 40 dB (A)) 14 ,15 :

Tabelle 7: Verzeichnis der Flächen mit Wohn- und Wohnumfeldfunktionen im Unter- suchungsgebiet

Siedlung vorh./gepl. Flächen mit Wohn- und Wohnumfeldfunktion (vgl. Karte 4.1 - 4.2) Gemeinde Kröslin Kröslin Wohnbauflächen Hollendorf Wohnbaufläche Einzelhäuser Sportplatz Gemeinde Rubenow Sandhof Einzelhäuser Gewerbefläche (Landwirtschaft) Stadt Wolgast Ostufer Mischgebiet (gemischte Bauflächen) entlang B 111 OT Mahl- zow Wohnbauflächen (Wolgaster Fähre– Allgemeines Wohngebiet, Am Schwalbenweg – Reines Wohngebiet) Dauerkleingärten

14 Erweiterung im Bereich Krankenhaus auf Vorhabensraum + 1.670 m (Bereich > 35 dB (A)), Berechnung der Isobelen (Linien gleichen Schalldrucks) vgl. Anl. 3, Kap. 1

15 freie Schallausbreitung

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Siedlung vorh./gepl. Flächen mit Wohn- und Wohnumfeldfunktion (vgl. Karte 4.1 - 4.2) Sondergebiet Tierproduktion Westufer Sondergebiet maritimes Gewerbe Schlossin- sel Sondergebiet Fremdenverkehr/Wohnen Mischgebiet Wohngebiet Westufer Mischgebiete Ufer südlich B 111 Gewerbe- und Industriegebiete Westufer Wohngebiete Stadtkern Mischgebiet Gewerbegebiete Sondergebiete Einzelhandel (großflächig) Sondergebiete Freizeitsport Sportplätze, Sportanlagen Dauerkleingartenanlagen, Friedhöfe, Parkanlagen Krankenhaus mit Hubschraubersonderlandeplatz Westufer Wohnbaufläche (tw. Reines Wohngebiet) Tannen- kamp Gemeinde Sauzin Sauzin Wohnbauflächen mit Freianlagen (Spielplatz) Eingeschränktes Gewerbegebiet Einzelgehöfte im Außenbereich entlang K 26 Gemeinde Mölschow Zecherin Wohnbauflächen Einzelgehöfte im Außenbereich nördl. Mahlzow Gemeinde Karlshagen Karlshagen Wohnbaufläche (ein Reines Wohngebiet) Eingeschränktes Gewerbegebiet Gemeinde Peenemünde Peene- Wohnbauflächen (u.a. Reines Wohngebiet) mit Grünflächen münde Gewerbegebiet

Das Erholen zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen, deren Erfüllbarkeit dessen Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen. Die Erholungsfunktion ist an entsprechende Räume oder Anlagen gebunden. Nachfolgend ist, entsprechend der Methodik (siehe Anlage 3), die tatsächliche Erholungsnutzung dargestellt. Das Erholungspotenzial, die Erholungseignung ist im Schutzgut Landschaftsbild integriert.

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Folgende Bestandssituation ergibt sich im Untersuchungsraum für die Erholungs- und Freizeitfunktion (Vorhabensraum + 1.080 m / Bereich > 40 dB (A)) 16 :

– Lage des gesamten Untersuchungsraumes im Vorbehaltsgebiet Tourismus bzw. Vorbehaltsgebiet Tourismus im Küstenraum (außer Naturschutzgebiete gem. Kap. 2.9; LEP, MABL M-V 2005)

– Lage der Landflächen des Untersuchungsraumes im Tourismusentwicklungsraum (außer als NSG ausgewiesene Landflächen, REP, RPV VP 2007) Wassergebundene Erholungsaktivitäten

– (Anleger, Sportboot-) Häfen: Wolgast (regional bedeutsam; Sportboothafen südl. der B 111, Hafen im Bereich Tannenkamp, Museumshafen Westufer Schlossinsel), Freest, Kröslin, Karlshagen, Peenemünde (Hafen, Yachthafen), Zecherin (Wasser- sport), Mahlzow (REP, RPV VP 2007; RPV VP 2005)

– Konzentration der Liegeplätze auf Stadt Wolgast und Wassersportzentrum Kröslin (hier ca. 500 Liegeplätze, gut ausgebaute Marina, RPV VP 2005), Projektidee Yachthafen Peenemünde (geplante Liegeplatzerweiterung 100- 500 LP; MABL M-V 2005a)

– Kapazitäten der Sportboothäfen (Bestand 2005/Planung nach PLANCO 2004 und Recherchen von UmweltPlan in MABL M-V 2005a):

Freest Fischereihafen: 42 LP (Spandowerhagen) 17 (15 LP) Jarling Werft: 40 LP Zecherin 40 LP Vereinshafen: 100 LP Mahlzow 13 / 15 LP Karlshagen 112 / 10 LP Wolgast Dreilindengrund: 75 LP Kröslin Bootswerft: 20 LP Fritjof Nansen Werft: 25 LP Marina: 499 LP Schifffahrtswerft Horn: 87 LP Vereinshafen 40 LP Schlossinsel: 50 LP Peenemünde Haupthafen: 20 LP Stadthafen: 30 LP Nordhafen: 40 / 152 LP Tannenkamp: 50 LP Vereinshafen: 30 LP LP = Liegeplätze

– Existenz von Steganlagen und Liegeplätzen an Dalben und am Strand (Nutzung durch kleinere Boote für Freizeitaktivitäten der ortsansässigen Bevölkerung  Frei- zeitangeln): (Spandowerhagen 17 ), Hollendorf, Sandhof, Zecherin, Wolgast (beide Ufer), südlich Wolgast in Richtung Güst (MABL M-V 2005a), Bootsanleger Sauzin

16 bei freier Schallausbreitung 17 Lage außerhalb Untersuchungsraum, Nutzung Gewässer des Untersuchungsraumes

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– Ankerplätze (Stand 2005, MABL M-V 2005a nach Seekarte u.a. Quellen): Spando- werhagener Wiek, Höhe Karlshagen zwischen Südspitze Großer Wotig bis Kleiner Wotig (Ostseite), Ostseite Rohrplan

– Nördlicher Peenestrom attraktiv für Wasserwanderer (Kanu) – Beeinträchtigung aufgrund starker Frequentierung durch Berufsschifffahrt und stärkerer Wellenbil- dung bei Starkwind, Spandowerhagen (westlich des Untersuchungsraumes) als Schwerpunktstandort (Ausleihe/Kurse) (RPV VP 2005)

– Hauptkanuroute: annähernd entlang Hauptfahrrinne bzw. -ansteuerung mit Abzwei- gen zu Anlandungsbereichen [(Spandowerhagen), Freest, Kröslin, Karlshagen, südöstlich Hollendorf, südlich Rohrplan (Verbindungsweg nach Karrin), Sandhof, Wolgast Tannenkamp, Wolgast (beide Ufer)] (MABL M-V 2005a)

– Surfrevier (aufgrund guter landseitiger Erreichbarkeit): Freest (MABL M-V 2005a)

– räumlich für Angler interessante Gebiete sind der Nördliche Peenestrom entlang der Ufer (Höhe Karlshagen, Sandhof) und die Übergangsbereiche zu den Uferbe- reichen, zeitlich besteht ganzjährig die Möglichkeit zum Angeln (RPV VP 2005)

– Wassersporteinrichtungen/Wassersportgebiete (RPV VP 2005, MABL M-V 2005a):

- Kröslin und Wolgast als Stützpunkt für Ausflugsschiffe (Tauchertouren)

- Kröslin: „Amphibien Charter“ (Tauchen/Tauchschule)

- Wolgast: „Personenschifffahrt H. J. Knackstedt“ (Angeln)/„Angeln Exklusiv“/ „Segelschule Rückenwind“, Nord-Ost-Reederei GmbH Wolgast (saisonal Aus- flugs-, Angel- und Hafenrundfahrten, Angelsportverein „Hohendorfer See e.V.“)

– Bootsverleih: (Spandowerhagen), Freest, Kröslin, Wolgast (2x) (MABL M-V 2005a)

– Gebiete mit Schwerpunkt für maritimen Tourismus: Hafen Freest, Häfen Peene- münde, Karlshagen, Hafen Wolgast (MABL M-V 2005a)

– Fahrgastschiffe mit Halt in Peenemünde, Karlshagen und Wolgast (MABL M-V 2005a)

– Baden:

- Sondergebiete Freibad in Wolgast (FNP)

- Ausweisung von Bademöglichkeiten/Freibädern für Freest, Peenemünde (BVA 1996)

- Wasserqualität für Freest und Wolgast: Sichttiefen geringer 1 m - „hygienische Grundanforderungen erfüllt“ (interaktive Karte der Badewasserqualität in M-V, www.sozial-mv.de, Messstelle Freest Nr. 723 und Wolgast Dreilindengrund Nr. 718)

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Landgebundene Erholungsaktivitäten

– Ufernahe Erholungsnutzung (Uferweg, Strand): zwischen Hafen Karlshagen bis Ze- cherin (Weg) und weiter bis Wolgast (Ostufer) (MABL M-V 2005 A)

– Räume mit landschaftsgebundener Erholung in Gebiet mit Land und Forstwirtschaft im gesamten außerstädtischen Bereich im Untersuchungsraum (MABL M-V 2005 A)

– Ferienhausgebiete, Einrichtungen des Tourismus bzw. der Naherholung: Sonder- gebiet Beherbergung in Wolgast (FNP), Sondergebiet Ferienhausgebie- te/Fremdenverkehr in Karlshagen, Hafengebiet Karlshagen; Peenemünde: Sonder- gebiet touristische Erschließung Haupthafen, Historisch-Technisches Informations- zentrum, Segelhafen, Hotel/ Gastronomie/ touristische Infrastruktureinrichtungen, Ferienhausgebiete, Schullandheim, Solaranlage, Sport/ Fitness, Phänomenta

– Fährverbindung für Personen und Fahrräder zwischen Freest und Peenemünde (RPV VP 2005)

– Reiterhöfe nahe Wolgast, Wolgast-Tannenkamp, Zecherin (RPV VP 2005)

– Vogelbeobachtung bei Wolgast (RPV VP 2005)

– Sportflugverkehr Peenemünde (Sonderflugplatz) (RPV VP 2005)

– Radwanderwege (BVA 1996):

- Ostufer: ufernahe Radstrecke zum Informationszentrum für Raumfahrt (regio- nale Radtourroute, Teil des Ostsee-Radfernwegs), Anschluss nach Wolgast und Sauzin/Ziemitz, Abzweige nach Mölschow/ Trassenheide

- Westufer: Radstrecke Wolgast – Ziesebruch (regionale Radtourroute, Teil des Ostsee-Radfernwegs) entlang L 262, ruhigere Strecke mit Abzweig über K 24 (Hollendorf, Karrin) nach Sandhof

– Rad- und Wanderwege (zur Erschließung von Erholungsbereichen, MABL M-V 2005a) siehe Karte 4.1 – 4.2, Hauptwanderweg zwischen Sandhof und Wolgast, uferbegleitend (FNP Stadt Wolgast 2003)

– Eingeschränkte Erholungsnutzung im Bereich der Gemeinde Peenemünde durch militärisches Sperrgebiet

Vorbelastungen

Der Bereich des Nördlichen Peenestroms sowie der angrenzenden Küstengewässer ist durch Lärm der Schiffsmotoren (Fischereischiffe, Transportschiffe, Schlepper, Berufs- schifffahrt, Sportboote) sowie der in Abständen erfolgenden Unterhaltungsbaggerungen vorbelastet.

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Entlang der B 111 ergeben sich durch den überregionalen Durchgangsverkehr und den Berufsverkehr Lärmvorbelastungen in der Altstadt von Wolgast, auf der Schlossinsel und für Wolgast Fähre (B 111 mit 14.647 DTV Gesamtverkehr, LASTV 2005). Durch Bau- und Transportfahrzeuge auf der Schloßinsel sowie lärmverursachende Gewerbe im Gewerbe- und Industriegebiet Wolgast-Süd ist auch in diesen Gebieten der Schallpegel erhöht. In unmittelbarer Nachbarschaft zur B 111 ist auch mit erhöhten Schadstoffimmissionen zu rechnen, die aufgrund der guten Durchlüftung des Gebietes keinen wesentlichen Einfluss auf die Luftqualität des Untersuchungsraumes haben.

3.1.2 Bestandsbewertung

In den folgenden Tabellen sind die Funktions- und Empfindlichkeitsbewertungen für Wohnen und Erholen zusammenfassend dargestellt. Die Lage des Untersuchungsrau- mes in einem Tourismusentwicklungsraum belegt bereits eine besondere Bedeutung für die Erholungsnutzung. Dennoch ergeben sich unterschiedliche Nutzungsintensitäten:

Tabelle 8: Bestandsbewertung der Wohn-/Wohnumfeld-, Erholungs-/Freizeitfunktion

Kategorie Erläuterung Zuordnung Wertstufe Wohnen Ortschaften/Siedlungsfläche Flächen mit Bedeutung für die Freest, Kröslin, Hollendorf, sehr hoch (Wohngebiete, Wochenend- Erfüllung der menschlichen Sandhof, Wolgast, Sauzin, und Ferienhausgebiete), Tätigkeiten / Funktionen: Wohnen, Mahlzow, Zecherin Dorf- und Mischgebiete, Arbeiten, sich versorgen, Weiter- Karlshagen Friedhöfe, Kleingarten-/ bildung, Kommunikation oder in Peenemünde Parkanlagen, Gewerbe- und Gemeinschaft leben Industrieflächen Erholen Touristische Zentren, Häfen mit Hauptfunktion für Gast- Wolgast sehr hoch Gebiete mit Schwerpunkt und Dauerlieger, Schlossinsel Karlshagen, für maritimen Tourismus Wolgast; Peenemünde hohe Frequentierung durch Kröslin Touristen, hoher Grad der Er- Freest (außerhalb U-Raum) schließung mit touristischer Infrastruktur

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Kategorie Erläuterung Zuordnung Wertstufe Nördlicher Peenestrom mit Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten Nördlicher Peenestrom und hoch durch Infrastruktur er- des Nördlichen Peenestroms und angrenzende Küstengewäs- schlossenen Uferbereichen, der angrenzenden Küstengewäs- ser Häfen; ser (Baden, Angeln, Sportboot Hollendorf (u.a. Liegeplätze) angrenzende Küstenge- fahren etc.) Wolgast (Liegeplätze) wässer gute naturräumliche Eignung; Mahlzow (Liegeplätze) Häfen mit Hauptfunktion für Zecherin (Liegeplätze) Vereine, Mahlzow/ Zecherin Frequentierung durch örtliche und Peenemünde (Wald) überörtliche Naherholung, Westufer zwischen Freest erschlossen durch Wege, Nutzung und Kröslich (ufernaher durch Radfahrer und Spaziergän- Rad- und Wanderweg) ger, sportliche Betätigung möglich; Ostufer zwischen Peene- örtlicher und überörtlicher Ein- münde und Güst (ufernaher zugsbereich Rad- und Wanderweg) siedlungsnahe Wälder gute naturräumliche Eignung Peenemünde mittel (Ausstattung, Frequentierung durch örtliche und überörtliche Naherholung) sonstige Flächen des erschwerte Zugänglichkeit, gerin- unstrukturierte Frei- und gering Untersuchungsgebietes ges Erholungspotenzial der Ackerflächen, Feuchtwie- außerhalb der Ortschaften ausgeräumten Ackerflächen, senstandorte Frequentierung durch überwie- gend ortsansässige Bevölkerung

Tabelle 9: Bewertung der Empfindlichkeit des Schutzgutes Mensch gegenüber Schall- und Schadstoffimmissionen

Empfind- Bereiche unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber Schall-/Schadstoffimmissionen lichkeit Wohnen Krankenhaus, • ständiger Wohnsitz für eine größere Anzahl von Menschen sehr hoch Wohngebiet (WA, WR), (höchste Ansprüche an die Wohnqualität – relativ ungestörter Wochenend- und Feierabend, Gewährleistung der Nachtruhe) Ferienhausgebiet • Immissionsrichtwerte (AVV Baulärm, 1970): (Kleinsiedlungsgebiet, Krankenhaus 45 dB(A) Tag, 35 dB(A) Nacht SO) allgemeine Wohngebiete 55 dB(A) Tag , 40 dB(A) Nacht reine Wohngebiete 50 dB(A) Tag, 35 dB(A) Nacht) Dorf-/Mischgebiete • geringere Einwohnerkonzentration hoch Einzelhöfe • neben Wohngebäuden meist kleinere Gewerbeflächen, Han- (M) dels-, Versorgungseinrichtungen oder Stallanlagen einge- schlossen • Immissionsrichtwerte (AVV Baulärm, 1970): 60 dB(A) Tag / 45 dB(A) Nacht Gewerbe- und • angewiesen auf Besucherverkehr und Transport von Rohstoffen mittel- Industrieflächen und Gütern gering (GE, GI) • Vorbelastungen aus eigenem Verkehr und Produktion (Schallemission) • Immissionsrichtwerte GE (AVV Baulärm, 1970): Gewerbegebiete 65 dB(A) Tag, 50 dB(A) Nacht Gewerbe-/Industriegebiete 70 dB(A) Tag und Nacht

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Empfind- Bereiche unterschiedlicher Empfindlichkeit gegenüber Schall-/Schadstoffimmissionen lichkeit Erholen Friedhöfe, Kleingärten • hohe Ruhebedürftigkeit hoch und Parkanlagen Touristische Zentren, • durch Boots- und Besucherverkehr Schall- und Schadstoffvor- mittel Gebiete mit Schwer- belastung punkt für maritimen Tourismus sonstige Flächen des • mittlere bis hohe Frequentierung durch örtliche Bevölkerung mittel Untersuchungsgebietes und Besucher, Erholungspotenzial durch Radwandern, Wasser- außerhalb der Ortschaf- sport, Angeln, kürzere Aufenthaltsdauer ten, Häfen, Wälder , Peenestrom • erschwerte Zugänglichkeit, geringes Erholungspotenzial der gering ausgeräumten Ackerflächen, geringe bis mittlere Frequentie- rung durch überwiegend ortsansässige Bevölkerung, kurze Auf- enthaltsdauer

3.1.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf das Schutzgut Mensch

3.1.3.1 Beschreibung der Auswirkungen

Durch das Bauvorhaben könnten sich folgende Auswirkungen auf Schutzgut Mensch ergeben:

– temporäre Beeinträchtigung der Wohn-, Wohnumfeld- und Erholungs-/ Freizeitfunk- tion durch Schall- und Luftschadstoffeintrag sowie optische Unruhewirkung (baube- dingt)

– temporäre Störung der Erholungsfunktion während der Nassbaggerung (baube- dingt)

– temporäre Beeinträchtigung der Erholungsfunktion durch Veränderungen der Was- serbeschaffenheit (anlagenbedingt/Folgewirkung)

Temporäre Beeinträchtigungen der Wohn-, Wohnumfeld- und Erholungsfunktionen durch Schall- und Luftschadstoffeintrag sowie optische Unruhewirkung

Mögliche temporäre Beeinträchtigungen von besiedelten Flächen, siedlungsnahen Frei- räumen und Erholungsgebieten durch Schall- und Schadstoffeintrag sowie optische Unruhewirkung sind abhängig von der Nutzungsart der betroffenen Bereiche, der Wirkin- tensität (Höhe der Schallbelastung, Menge des Schadstoffeintrages) sowie der Dauer der Einwirkung. Eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung durch baubedingte temporäre Schad- stoffimmissionen ist aufgrund der größeren Entfernung besiedelter Bereiche vom Vorha-

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bensgebiet (> 50 m), der relativ kurzzeitigen Einwirkung während der Bauphase, der guten Durchlüftung des Gebietes sowie der sehr guten Luftqualität im Untersuchungs- raum (s. Kap. 3.5.1.3) nicht zu erwarten. So ist gem. Anlage 4.1 davon auszugehen, dass

Anteile an Emissionen (u. a. NO x, CO, HC, SO 2) durch die Baggerarbeiten immissionsbe- zogen unerhebliche Konzentrationen erreichen. Diese Aussagen stützen sich auf einen an der Unteren Elbe vorgenommenen Vergleich. Der Anteil der Jahresschadstoffemissio- nen durch Baggerarbeiten liegt hier im Vergleich zu den Jahresschadstoffemissionen der Elbeschifffahrt z. T. deutlich unter 10 % bzw. unter 5 %. Durch den Schiffsverkehr auf der Elbe werden überwiegend geringe bis mittlere Belastungen durch Schadstoffe ausgewie- sen. Aus dieser Relation darf abgeleitet werden, dass die Luftschadstoffemisionen der Baggerarbeiten auf der Elbe vergleichsweise unerhebliche Belastungen darstellen. Damit ist auch die baubedingte Zusatzbelastung für die Wohn-, Wohnumfeld- und Erholungs- funktion am Peenestrom als unerheblich anzusehen. Durch temporären Baulärm sind Flächen mit Wohn-, Wohnumfeld und Erholungsfunktio- nen betroffen. Dabei führt der durch Schuten und Hopperbagger verursachte Baulärm zu keinen wesentlichen zusätzlichen Geräuschimmissionen in Gebieten mit Wohn- und Erholungsfunktionen, da sich der Lärm nicht von der derzeitigen Vorbelastung durch den Schiffsverkehr unterscheidet. Demgegenüber sind Arbeiten mit Eimerketten- und Tieflöf- felbaggern mit Schallleistungspegeln von ca. 115 dB(A) verbunden, die den vorhandenen Schallpegel überschreiten. Grundlage für die Beurteilung der Höhe der Beeinträchtigung sind für bebaute Gebiete die Immissionsrichtwerte der AVV Baulärm (s. Tabelle 9).

Die Berechung der Schall-Pegelwerte erfolgte auf Grundlage einer freien Schallausbrei- tung. In der Beurteilung der Schallimmission wurden die vorgelagerte Bebauung und die Geländetopographie argumentativ berücksichtigt (s. Anhang 4.2). Es ist davon auszugehen, dass sich bei Überschreitung der Immissionsrichtwerte das Wohlbefinden der Menschen verschlechtern kann. Diese Betroffenheiten ergeben sich vor allem nachts in bebauten Gebieten mit unterschiedlichen Wohn- oder Erholungsfunk- tionen (Wohn-, Misch-, Gewerbe-, Ferienhausgebiete), die dem Nördlichen Peenestrom benachbart und nicht durch vorliegende Bebauung oder Wälder geschützt sind (s. An- hang 4.2). Sowohl die temporäre Wirkung des Baulärms als auch die relativ kurze Ver- weildauer an einem Ort (erst zu- dann abnehmende Geräuschpegel aufgrund der „wan- dernden Schallquelle“) lassen gesundheitliche Auswirkungen auf den Menschen in den betroffenen Bereichen nicht erwarten. Für entfernter liegende und durch Bebauung oder Bewuchs geschützte Baugebiete ergeben sich deutlich geringere Verlärmungen als bei freier Schallausbreitung. Eine Beeinträchtigung der Erholungsfunktion durch Schall kann sich vor allem in Erho- lungsgebieten ergeben, deren Wert durch Ruhe und Ungestörtheit mitbestimmt wird. Der Geräuschpegel könnte Erholungssuchende veranlassen, in andere Räume auszuwei-

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chen. Diese Beeinträchtigung ist um so geringer, je größer der Erholungsraum ist und entsprechende Ausweichmöglichkeiten bietet. Der maritime Tourismus im Bereich der Fahrrinne und der angrenzenden Küstengewässer (v.a. Sportboote und Fahrgastschiff- fahrt) verursacht bereits einen Geräuschpegel, der im Zusammenhang mit den Geräu- schen von Wind und Wellen i.d.R. nicht als störend empfunden wird. Durch die Bautätig- keiten sind höhere Verlärmungen gegeben. Da der Aktionsraum für die wassergebunde- nen Erholungsformen in der Regel relativ groß ist und der Schall durch eine „wandernde Geräuschquelle“ verursacht wird, ist die temporäre Beeinträchtigung gering. Eine Beeinträchtigung der Wohn- und Erholungsfunktionen durch vorhabensbedingte optische Unruhewirkung ist aufgrund der vorhandenen Vorbelastung (Schiffsverkehr, Unterhaltungsbaggerungen und Verklappungen) als unerheblich einzuschätzen.

Temporäre Störung der Erholungsfunktion (Barrierewirkung) während der Nass- baggerung In der Zeit des Ausbaus der Fahrrinne sowie nachfolgend temporär während der Unter- haltungsbaggerungen kann es durch die Bagger auf der Bundeswasserstraße zu gering- fügiger Behinderung des maritimen Tourismus kommen. Die Schuten wirken nur während der Standzeit behindernd. Während des Transportes gliedern sie sich in den Schiffsver- kehr ein. Im Bereich des Bauvorhabens bestehen generell westlich und östlich der Fahr- rinne ausreichend Ausweichmöglichkeiten für Sportboote, da sie einen geringeren Tief- gang haben 18 .

Temporäre Beeinträchtigung der Erholungsfunktion durch Veränderungen der Wasserbeschaffenheit

Wirkungen auf die Wasserbeschaffenheit (u.a. Trübungsfahnen) sind auf die Bagger- und Verbringungszeiten begrenzt und in einem Umfeld von ca. 300 m um den Bagger bzw. die Klappstellen nachweisbar 19 . In Untersuchungen wurden bereits in 100 m Entfernung Trübungswerte gemessen, die natürlichen Trübungswerten nach stärkeren Windereignis- sen entsprechen 20 . Genutzte Badestrände am Peenestron liegen in mindestens 200 m Entfernung vom Vorhabensgebiet. Selbst bei kurzzeitigen Trübungen des Gewässers ist damit eine Beeinträchtigung der Erholungsfunktion ausgeschlossen. Badestellen an der Usedomer Außenküste liegen mindestens in Entfernungen von ca. 4,5 km.

18 Die Sportboothäfen entlang des Nördlichen Peenestroms haben deutlich geringere Ausbautiefen als das Fahrwasser, i.d.R. zwischen 4 und 6 m (BSH, 1994 ff.) 19 WSA S TRALSUND 1999 20 ebenda, S. 20f

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3.1.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen

Gemäß der AVV Baulärm sollen Maßnahmen zur Minderung der Geräusche erst bei einer Überschreitung der Richtwerte um mehr als 5 dB(A) angeordnet werden. Weiterhin ist zu beachten, dass unter Zugrundelegung der Definition gem. TA Lärm (für sogenannte „seltene Ereignisse“) unzumutbare Geräuschbelastungen erst dann anzunehmen sind, wenn am selben Einwirkort Überschreitungen der Immissionsrichtwerte an insgesamt mehr als 10 Kalendertagen eines Jahres auftreten. Unter Beachtung der sich aus den Baggermengen ergebenden Baggerzeiten unterliegen voraussichtlich folgende Abschnitte besiedelter Bereiche einer richtwertüberschreitenden Schalleinwirkung an mehr als 10 Kalendertagen eines Jahres: 1. Reine Wohngebiete (WR) im Bereich Wolgast/Tannenkamp 2. Allgemeine Wohngebiete (WA): Wolgast (Altstadt, Schlossinsel, Wolgaster Fähre)

3. Gewerbegebiete (GE): Peenemünde Süd

Tabelle 10: Bau-Abschnitte mit zu prüfendem Bedarf schallmindernder Maßnahmen gem. AVV Baulärm bei Richtwertüberschreitung (tags/nachts) und Einwirk- zeit von mehr als 10 Tagen

Betroffener Bereich tags nachts Allgemeine Wohngebiete (WA): Wolgast: Altstadt, X Schlossinsel, X X Wolgaster Fähre X X Reine Wohngebiete (WR) : Wolgast/Tannenkamp X Gewerbegebiet (GE): Peenemünde Süd X

Im Bereich der Wohngebiete Wolgast Schlossinsel und Wolgaster Fähre ist die Anord- nung von Baulärm mindernden Maßnahmen tags durch die erhebliche Vorbelastung durch den Verkehr der B 111 kaum begründbar. D.h. eine messtechnische Nachweisbar- keit der Richtwertüberschreitung erscheint aufgrund des dominierenden Verkehrslärms als kaum wahrscheinlich.

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Für Vermeidung und Minimierung von Verlärmung und Schadstoffeintrag bestehen fol- gende Möglichkeiten (s. Anhang 4.2).

– Me1: Gewährleistung eines guten Wartungszustandes der Baggergeräte (z.B. Schmieren der Ketten beim Eimerkettenbagger)

– Me2: Anwendung der Vorgaben der 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes- Immissionsschutzgesetzes (32. BImSchV, Marktverkehrs- und Betriebsregelungen für Geräte und Maschinen)

– Me3: Einsatz schadstoff- und lärmarmer Baugeräte

– Me4: zügige Baudurchführung in Nachbarschaft zu verlärmten bebauten Bereichen

3.1.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch und Vergleich der Varianten

Insgesamt ergeben sich durch das Vorhaben kurzzeitige erhebliche Beeinträchtigungen der Wohn- und Wohnumfeldfunktionen durch richtwertüberschreitende Schalleinwirkung vor allem innerhalb parallel und in Nachbarschaft zur Fahrrinne liegender bebauter Ge- biete beiderseits des Peenestroms. Dabei sind Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen nicht zu erwarten, während das Wohlbefinden der Menschen innerhalb der verlärmten Bereiche vor allem während der nächtlichen Ruhezeit temporär beeinträchtigt werden kann. Weitere erhebliche Auswirkungen auf die Wohn-/Wohnumfeld sowie Erho- lungs-/ Freizeitfunktion sind nicht zu erwarten. Es ergeben sich keine Unterschiede in den Auswirkungen der Varianten 1 und 2 auf die Wohn-/Wohnumfeld- sowie die Erholungs-/Freizeitfunktion.

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Tabelle 11: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Mensch und menschliche Gesundheit

Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Gesamtbewertung Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Beeinträchtigung der Erho- weder negativ Baggerung im Ausbaubereich lungsfunktion durch Gewässer- gering kurzzeitig lokal keine keine noch positiv trübung Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- Beeinträchtigung der Erho- weder negativ stelle lungsfunktion durch Gewässer- gering kurzzeitig lokal keine keine noch positiv trübung Emissionen von Schall, Licht, Erschütte- Richtwert überschreitende rungen; Unfälle, Havarien Schalleinwirkung > 10 Tage erheblich negativ nachts/tags von (bei Einwirkzeit (Bau-km) kleinräumig- am selben Ort sehr hoch kurzzeitig keine Me1, Me2, Me4 32.8-33.4 WR Tannenkamp lokal von mehr als 10 Kalendertagen 30.5-32.5 WA Wolgast pro Jahr) 42.7-43.8 GE Peenemünde Emissionen von Schall, Licht, Erschütte- Erhöhte Schallimmissionen im rungen; Unfälle, Havarien Bereich zu schützender Nut- zungen mit Wohn- und Erho- kleinräumig- unerheblich lungsfunktionen unterhalb der gering-hoch mittelfristig keine Me1, Me2 lokal negativ jeweiligen Richtwerte in entfern- ter liegenden Gebieten parallel des Nördlichen Peenestroms Emissionen von Schadstoffen temporäre Schadstoff- kleinräumig- weder negativ gering mittelfristig keine Me3 immissionen lokal noch positiv

53 visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, optische Unruhewirkung in unerheblich

Verkehr und Transport Gebieten mit Wohn- und gering mittelfristig lokal keine keine negativ Erholungsfunktion

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Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Gesamtbewertung Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- temporäre Störung der Erho- nicht erfor- unerheblich gering mittelfristig lokal nicht erforderlich tigkeiten, Verkehr und Transport lungsfunktion durch Bagger derlich negativ anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- keine

schnitts in Breite und Tiefe Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine

mentablagerung auf der Klappstelle betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch keine ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe) Boden-/Sedimententnahme durch keine Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- reich

Gesamtbewertung Schutzgut Mensch und menschliche Gesundheit: unerheblich negativ bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konflikt- vermeidung und –minderung; ansonsten örtlich begrenzt erheblich negativ

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3.2 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Karten 2.1 – 2.2; 3.1 – 3.2

3.2.1 Bestandsanalyse der Biotoptypen des Untersuchungsraumes

3.2.1.1 Marine Biotoptypen

Im folgenden Abschnitt werden die im Untersuchungsraum verbreiteten marinen Biotope aufgezählt und näher beschrieben. Eine Darstellung der Biotoptypen ist den Karten 2.1 – 2.2 zu entnehmen. Der Nördliche Peenestrom gehört zu den Ästuaren. Charakteristisch ist der Salzgehalts- gradient von der Mündung bis zum limnischen Flussabschnitt. Sie bilden ein Bindeglied zwischen fluviatilen und marinen Lebensräumen und sind u.a. wesentlich höheren Schwankungen der abiotischen Parameter, insbesondere des Salzgehaltes, ausgesetzt als die anderen Küstengewässer. Daraus resultiert eine spezifische, an die extremen und schnell wechselnden Bedingungen angepasste Besiedlung, wobei Fauna und Flora über- wiegend limnisch geprägt sind (IFAÖ 2005). Die Ästuare werden durch Oberflächenwas- ser aus dem Einzugsgebiet gespeist und weisen dadurch einen höheren Trophiegrad als vom Meerwasser bestimmte Lebensräume auf. Trotz der Besonderheiten der Ästuare gegenüber den Boddenbiotopen erfolgt in der derzeit gültigen Biotopkartieranleitung noch keine Differenzierung (eine grundlegende Überarbeitung, insbesondere der Küstenbiotope erfolgt gegenwärtig). In den folgenden Abschnitten werden daher Nördlicher Peenestrom und Greifswalder Bodden gemeinsam beschrieben (Biotopobergruppe KB).

Greifswalder Bodden und Nördlicher Peenestrom (KB) KBB Ständig wasserbedeckte Sandbank der Boddengewässer KBS Flachwasserzone der Boddengewässer mit Sandsubstrat, makrophytenarm

KBC Flachwasserzone der Boddengewässer mit Schlicksubstrat, makrophytenarm KBK Flachwasserzone der Boddengewässer mit Grobsand-, Kies- und Schillsubstrat, makrophytenarm

KBH Flachwasserzone der Boddengewässer mit Kies- und Hartsubstrat KBA Flachwasserzone der Boddengewässer mit Schlick- und Sandsubstrat, makrophy- tenreich

Einen erheblichen Flächenanteil im Nördlichen Peenestrom nehmen makrophytenarme Flachwasserzonen der Boddengewässer ( KBS ) mit Sandsubstrat ein. Aufgrund der unzu- reichenden Lichtverhältnisse sowie der vergleichsweise starken Strömung findet sich nennenswerter Makrophytenbewuchs in der Regel nur bis in ca. 1,5 m Wassertiefe. Im

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Greifswalder Bodden beschränken sich Makrophytenvorkommen bis in eine Wassertiefe von 4,0 m (IFAÖ 2004). Demzufolge beschränken sich makrophytenreichere Ausprägungsformen der Flachwas- serzone der Boddengewässer ( KBA ) auch nur auf wenige Bereiche in unmittelbarer Ufer- nähe und hier vor allem in vor Wellenschlag und Strömung geschützten kleinen Buchten. Typische Arten sind hier Kamm-Laichkraut ( Potamogeton pectinatus ), Ähriges Tausend- blatt ( Myriophyllum spicatum ) sowie Durchwachsenblättriges Laichkraut ( Potamogeton perfoliatus ). In stärker ausgesüßten Bereichen, u.a. in der Alten Peene, tritt mit dem Gro- ßen Nixkraut ( Najas marina ) eine in Mecklenburg-Vorpommern stark gefährdete Art auf.

Die Makrophytenbestände stellen wichtige Laich- und Aufzuchtgebiete für Fische, struk- turreiche Habitate für Kleinfische sowie bedeutungsvolle Nahrungsgebiete für Wasservö- gel dar.

Vor allem im nördlichen Abschnitt des Nördlichen Peenestroms, im Raum Peenemünde, sowie im Greifswalder Bodden dominieren makrophytenarme Flachwasserzonen mit Schlicksubstrat ( KBC ). Die Klappstelle 527 ist vollständig diesem Biotoptyp zuzuordnen. Solche Lebensräume werden typischerweise durch eine relativ artenarme Schlickboden- Fauna gekennzeichnet. Bereiche, in denen Geschiebemergel mit einzelnen Steinen und Blöcken an die Oberflä- che des Gewässergrundes tritt, wurden dem Biotoptyp Flachwasserzone der Boddenge- wässer mit Kies- und Hartsubstrat ( KBH ) zugeordnet. Sie kommen im Untersuchungs- raum nur sehr kleinflächig nordwestlich von Peenemünde vor. Das Substrat bietet günsti- ge Ansiedlungsmöglichkeiten für Makrophyten, insbesondere Großalgen. Aufgrund der ungünstigen Lichtverhältnisse, vor allem im Bereich der Fahrrinne des Nördlichen Pee- nestroms, ist jedoch nur von einer geringen Besiedlungsdichte auszugehen. Ständig wasserbedeckte Sandbänke der Boddengewässer ( KBB ) treten im Untersu- chungsraum kleinflächig im Bereich des Freesendorfer Hakens sowie des Schumacher- grundes auf. Sie sind im Gebiet von Hakenbildungen und eiszeitlichen Kernen ausgebildet und zumeist jenseits der 2 m Tiefenlinie durch Hänge von zentralen Schlickbecken abge- setzt (IFAÖ 2005). Durch die hohe Sedimentdynamik weisen Sandbänke natürlicherweise nur eine geringe Vegetationsbedeckung auf. Sie sind durch eine individuenreiche, aber artenarme Sandbodenfauna charakterisiert, wobei die Biomasse vor allem durch drei Muschelarten ( Mya arenaria , Mytilus edulis , Cerastoderma lamarcki ) bestimmt wird (IFAÖ 2005). Die Sandbänke weisen vor allem Habitatfunktion für Kleinfische auf, die wiederum die Nahrungsgrundlage für Raubfische sowie Wasservögel bilden. Im Bereich des Veritasgrundes nördlich des Peenemünder Hakens kommt kleinflächig der Biotoptyp Flachwasserzone der Boddengewässer mit Grobsand-, Kies- und Schillsubstrat, makrophytenarm ( KBK ) vor. Das Substrat weist hier Korngrößen zwischen 0,6 mm und 63 mm auf und ist mit zerriebenen Muschel- und Schneckenschalen durchmischt.

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Die Biotope der Boddengewässer sind ohne Einschränkung gesetzlich geschützt nach § 20 LNatG M-V. Innerhalb der Fahrrinne unterliegen die erfassten Biotope, mit Ausnahme der Ständig wasserbedeckten Sandbank der Boddengewässer (KBB) sowie der Flachwasserzone der Boddengewässer mit Schlick- und Sandsubstrat, makrophytenreich (KBA), im Tiefenbe- reich ≤ 6,5 m immer wiederkehrenden Beeinträchtigungen durch Unterhaltungsbaggerun- gen. Sie werden daher durch den Zusatz „b“ gekennzeichnet und in der Bestandskarte hervorgehoben. Die Klappstellen 527 und 551 sowie der nördlichste Fahrrinnenabschnitt der Variante 1 befinden sich in der Pommerschen Bucht östlich (KS 551) bzw nördlich des Peenemünder Hakens. Sie sind durch folgende Biotope charakterisiert. Offenes Meer (KM) 21

KMR( b) Mariner Block- und Steingrund

KMC (b) Flachwasserzone der Ostsee mit Schlicksubstrat, makrophytenarm

KMS (b) Flachwasserzone der Ostsee mit Sandsubstrat, makrophytenarm

KMK (b) Flachwasserzone der Ostsee mit Grobsand-, Kies- und Schillsubstrat, makrophytenarm Die makrophytenarme Flachwasserzone der Ostsee, die überwiegend aus Fein- und Mittelsanden besteht ( KMS ), ist der dominierende Biotoptyp der Klappstellen 527 und 551. In diesen Bereichen siedelt eine Sandbodenfauna, die von Crustaceen, Polychaeten und Mollusken dominiert wird. Makrophyten kommen aufgrund der Tiefenverhältnisse kaum vor (nur Driftalgen). In die dominierenden Fein- und Mittelsande sind auf der Klappstelle 551 kleinflächig Be- reiche mit Schlick eingestreut, die dem Biotoptyp „Flachwasserzone der Ostsee mit Schlicksubstrat, makrophytenarm“ ( KMC ) zugeordnet wurden. Marine Block- und Steingründe ( KMR ), die sich aus Geschiebemergel mit einzelnen Stei- nen und Blöcken zusammensetzen, beschränken sich auf kleinflächige Vorkommen im Bereich der Klappstellen 527 und 551, wobei es sich hier mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um das ursprüngliche Substrat, sondern um verklapptes Material handelt. Der nördlichste Abschnitt der Fahrrinne Variante 1 reicht in die Pommersche Bucht hinein. In dem Bereich dominiert der Biotoptyp „Flachwasserzone der Ostsee mit Sandsubstrat, makrophytenarm“ ( KMS ).

21 Die Klappstellen werden derzeit für die Umlagerung von Baggergut, u.a. aus der Ostansteuerung Stralsund sowie aus Unterhaltungsbaggerungen des Nördlichen Peenestroms genutzt. Es handelt sich somit um beeinträchtigte Standorte, die mit dem Zusatz „b“ (= beeinträchtigt) gekennzeichnet sind.

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Flachwasserzonen der Ostsee mit Grobsand-, Kies- und Schillsubstrat, makrophytenarm (KMK ) beschränken sich auf Bereiche zwischen dem Veritas- und dem Gänsegrund, nördlich des Peenemünder Hakens.

Geschützte Lebensraumtypen nach FFH-Richtlinie - Marine Bereiche Neben dem Landesnaturschutzgesetz M-V und der Roten Liste der Biotoptypen weist auch die FFH-Richtlinie besonders schützenswerte Lebensräume aus. Der Anhang I der FFH-Richtlinie listet Lebensraumtypen von gemeinschaftlichem Interesse auf, die es zur Sicherung der Artenvielfalt zu schützten gilt.

Nach der Binnendifferenzierung des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG 2004) gehört der gesamte Greifswalder Bodden zu den Lebensraumtypen des Anhangs I der FFH-Richtlinie. Im Bereich der Pommerschen Bucht hat das LUNG Ver- dachtsflächen für den Lebensraumtyp Riff ausgewiesen, die sich in unmittelbarer Nähe zu den Klappstellen 527 und 551 befinden. Die folgende Tabelle 12 fasst die Lebensraumty- pen nach Anhang I der FFH-Richtlinie zusammen, die im marinen Teil des Untersu- chungsgebietes anzutreffen sind. Detaillierte Ausführungen und Kartendarstellungen sind den FFH-Studien zum Vorhaben zu entnehmen (vgl. Unterlagen C zur Planfeststellung).

Tabelle 12: FFH-Lebensraumtypen - marine Bereiche

Lebensraumtyp nach FFH-RL Anhang I Lage im Untersuchungsraum Sandbänke mit nur schwacher ständiger Überspülung Untersuchungsraum im Greifswalder Bodden, außer- durch Meerwasser (1110) halb der Fahrrinnen Ästuarien (1130) gesamter Nördlicher Peenestrom Flache große Meeresarme und -buchten (1160) Bereich der Spandowerhagener Wiek sowie Fahrrin- nenbereiche Riffe (1170) - Verdachtsflächen Bereich der Klappstellen 527 und 551

3.2.1.2 Terrestrische und semiterrestrische Biotoptypen

Im ufernahen Bereich des Nördlichen Peenestroms wurden folgende Biotoptypenober- gruppen erfasst:

– Ostsee- und Küstenbiotope (K)

– Waldfreies Biotop der eutrophen Moore, Sümpfe und Ufer (V)

– Fließgewässer (F)

– Grünland und Grünlandbrachen (G)

– Trocken- und Magerrasen, Zwergstrauchheiden (T)

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– Wälder (W)

– Feldgehölze, Alleen und Baumreihen (B)

– Staudensäume, Ruderalfluren und Trittrasen (R)

– Acker- und Erwerbsgartenbaubiotope (A)

– Biotopkomplexe der Siedlungs-, Verkehrs- und Industrieflächen (O) Auf die bedeutsamsten Standorte wird im folgenden Abschnitt kurz eingegangen. Eine Übersicht aller erfassten Biotope ist der Tabelle 13 zu entnehmen. Die Ufer des Nördlichen Peenestroms sind größtenteils durch salzwasserbeeinflusste Röhrichte geprägt, in denen das Gemeine Schilf ( Phragmites australis ) hoch dominant auftritt ( KVR ). Weitere Arten, die den Salzeinfluss des Nördlichen Peenestroms wider- spiegeln, sind u.a. Strand-Aster ( Aster tripolium ) sowie Strand-Milchkraut ( Glaux mariti- ma ). Niedrig-wüchsige Brackwasserröhrichte, die durch die Gemeine Strandsimse ( Bol- boschoenus maritimu s) bestimmt sind, treten dagegen nur ganz sporadisch auf. Der überwiegend vitale Röhrichtgürtel, der ausnahmslos den gesetzlich geschützten Biotopen gemäß § 20 LNatG M-V zuzuordnen ist, weist in Abhängigkeit der Standortverhältnisse und angrenzenden Nutzungen Ausdehnungen zwischen ca. zwei und hundert Metern auf. Teilweise sind die Röhrichte eng verzahnt mit Oligohalinen Salzwiesen ( KGO ), die eben- so wie die Gestörten Salzwiesen ( KGD ) im Bereich der Boddengewässer ohne Ein- schränkung den § 20 Biotopen zuzuordnen sind. Ausgedehnte Salzwiesen treten im Bereich des Großen Wotigs auf. Folgende Arten sind für sie charakteristisch: Strand- Wegerich ( Plantago maritima ) (RL M-V 3), Weiß-Straußgras ( Agrostis stolonifera ), Strand- Aster ( Aster tripolium ), Strand-Dreizack ( Triglochin maritimum ) (RL M-V 3) sowie Strand- Milchkraut ( Glaux maritima ). In den gestörten Ausprägungsformen treten diese Arten oftmals zugunsten der Gewöhnlichen Quecke ( Elytrigia repens ) zurück.

Dort, wo der Brackwassereinfluss des Nördlichen Peenestroms zurückgeht, aber noch feuchte bis nasse Standortverhältnisse vorherrschen, haben sich Großseggenriede ( VGR ) bzw. bei extensiver Nutzung außerordentlich artenreiche Nasswiesen mesotropher Standorte ( GFM ) mit einer Vielzahl seltener Pflanzenarten angesiedelt. Herausragende Arten sind u.a. Duftendes Mariengras ( Hierochloe odorata ), Schlangen-Knöterich ( Bistorta officinalis ), Fuchssches Knabenkraut ( Dactylorrhiza cf. fuchsii ) (alle RL M-V 2), Gewöhnli- ches Zittergras ( Briza media ), Fieberklee ( Menyanthes trifoliata ) sowie Blutauge ( Potentil- la palustris ) (alle RL M-V 3). Nördlich des Peenemünder Hafens befindet sich in unmittelbarer Ufernähe eine me- sotrophe Feuchtwiese, in der neben zahlreichen weiteren Arten das stark gefährdete Sumpf-Glanzkraut ( Liparis loeselii ) sowie das vom Aussterben bedrohte Ruthe- Knabenkraut ( Dactylorhiza ruthei ) nachgewiesen wurden.

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Sehr kleinflächig grenzen vegetationsarme Sandstrände der Boddengewässer ( KSB , KSD ), die durch Arten der Sandmagerrasen geprägt sind, unmittelbar an den Nördlichen Peenestrom an. Es wurden u.a. Sand-Strohblume ( Helichrysum arenarium ) (RL M-V V), Sand-Segge ( Carex arenaria ) sowie Silbergras ( Corynephorus canescens ) nachgewie- sen. Vor allem in der Umgebung von Wolgast reichen Infrastruktureinrichtungen ( O) bis unmit- telbar an das Ufer heran. Die Dämme des Spülfeldes Rohrplan sind vor allem mit ausgedehnten Land- Reitgrasfluren ( RHK ) sowie Schilflandröhrichten ( VRL ) bewachsen.

In der folgenden Übersicht sind die erfassten Biotope im Uferbereich des Nördlichen Peenestroms zusammenfassend dargestellt.

Tabelle 13: Terrestrische und semiterrestrische Biotope im Untersuchungsraum

Biotopbezeichnung Schutz Beschreibung

(Biotopcode) status Ostsee- und Küstenbiotope Salzbeeinflusstes Röhricht § 20 überwiegend dicht geschlossene, vitale brackwasserbeeinflusste (KVR) Röhrichte mit einer Breite von maximal 100 m; nahezu entlang des gesamten Nördlichen Peenestroms ausgeprägt; kleinflächig durch Bootsstege, Slipanlagen usw. unterbrochen; bestandsbildend ist Phragmites australis ; häufige Begleitarten u.a. Atriplex prostrata, Glaux maritima, Carex acutiformis, Samolus valerandi (RL M-V 3), Eupatori- um cannabinum sowie Carex riparia ; teilweise als Strandsimsen- Röhricht eng verzahnt mit Arten der Salzwiesen ausgeprägt (u.a. Standort 31); größere röhrichtfreie Abschnitte befinden sich im Bereich der Stadt Wolgast, im Bereich des Peenemünder Hafens sowie entlang einer Aufspülungsfläche nördlich von Peenemünde sowie im Bereich Kröslin und Karlshagen Salzbeeinflusste Hoch- § 20 sporadisch und kleinflächig treten im unmittelbaren Uferbereich salz- staudenflur (KVH) beeinflusste Hochstaudenfluren auf, so u.a. westlich von Mahlzow sowie nördlich des Krösliner Sees; Phragmites australis tritt hier zugunsten von Stauden sowie Großseggen zurück; typische Arten sind Eupatorium cannabinum, Aster tripolium, Angelica archangelica, Thalyctrum flavum (RL M-V 3), Sonchus palustris sowie Carex riparia und C. acutiformis, Inula britannica (RL MV 3) Naturnaher Sandstrand § 20 kleinere Sandstrandbereiche grenzen u.a. nördlich der Spitzenhörner der Boddengewässer Bucht, im Bereich des Großen Wotigs sowie nördlich des Peenemün- (KSB) der Hafens an den Nördlichen Peenestrom an; die schmalen vegetati- onsarmen Streifen sind vor allem durch folgende Arten charakterisiert: Carex arenaria, C. hirta, Glaux maritima, Potentilla anserina, Lactuca tatarica, Elytrigia juncea Intensiv genutzter Sand- ein aufgeschütteter, weitgehend vegetationsfreier Badestrand befindet strand der Boddengewäs- sich am Nordrand von Freest in unmittelbarer Hafennähe ser (KSD) Moränenkliff, inaktiv (KKI) § 20 im Bereich eines Steilufers entlang der Alten Peene befindet sich ein höhlenreicher, alter Baumbestand, in dem Cerasus avium dominiert; ein inaktives, überwiegend mit Weiden bewachsenes Kliff befindet sich nördlich des Peenemünder Hafens; ein weiteres ca. zwei bis acht

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Biotopbezeichnung Schutz Beschreibung

(Biotopcode) status Meter hohes inaktives Kliff grenzt zwischen Mahlzow und Zecherin an den Röhrichtgürtel des östlichen Peeneufers an; es ist u.a. Lebens- raum für Avenula pratensis (RL MV 2), Silene conica, T halictrum minus, Phleum phleoides (alle RL M-V 3); in den unteren Hangberei- chen und in Ufernähe dominieren ruderale Hochstauden; weitere peenestromnahe Kliffs befinden sich auf der östlichen Stromseite im Bereich der Sauziner Bucht sowie nahe der Siedlung Fährberg Sandkliff (KKS) § 20 inaktives ca. ein bis zwei Meter hohes Sandkliff, das mit einem Rude- ralsaum sowie kleineren Trockenrasenbereichen bewachsen ist; bestandsbildend sind Arrhenatherum elatius, Dactylis glomerata, Festuca ovina agg. sowie Hieracium pilosella Oligohaline Salzwiese § 20 sporadisch befinden sich in unmittelbarer Peenenähe noch intakte (KGO) Salzwiesen, so auf dem Großen Wotig, östlich von Freest sowie auf der östlichen Stromseite im Bereich Kuhler Ort; typpische Arten sind u.a. Plantago maritima, Triglochin maritimum (beide RL M-V 3), Juncus gerardii, Spergularia salina, Alopecurus geniculatus, Agrostis stolonife- ra, Aster tripolium, Lotus glaber, Salicornia europaea (beide RL M-V 3), Serratula tinctora (RL MV 2); auf Standort 181 (Kuhler Ort) wachsen mehrere hundert Exemplare von Dactylorhiza cf. maculata Gestörte Salzwiese (KGD) § 20 gestörte Salzwiesen wurden u.a. entlang der Alten Peene sowie nördlich des Dänholms erfasst; sie sind durch die Dominanz von Elytrigia repens charakterisiert; demgegenüber treten typische Salz- wiesenarten wie Plantago maritima (RL M-V 3), Juncus gerardii sowie Aster tripolium nur vereinzelt auf Wälder Erlenbruch feuchter, § 20 Erlenbruchwälder prägen den Uferbereich des Peenestroms nur ganz eutropher Standorte vereinzelt, so nördlich der Spitzenhörner Bucht (Standort 41) sowie (WFR) entlang des südlichen Ufers der Alten Peene; ein kleinflächiger Bruch- wald befindet sich im Uferbereich der Sauziner Bucht; sie weisen das für derartige eutrophe Standorte typische Arteninventar auf, das u. a. durch Carex acutifomis , C. paniculata , Filipendula ulmaria , Caltha palustris (RL M-V V) sowie Geum rivale gekennzeichnet ist Baumweiden-Sumpfwald § 20 ein Gehölz aus mächtigen Salix alba säumt den Nördlichen Pee- (WNW) nestrom südwestlich der Siedlung Fährberg, die Krautschicht ist durch Arten nasser Standorte charakterisiert, u.a. Iris pseudacorus , Phragmi- tes australis , Carex acutiformis , C. riparia Kiefernbestand mit 2. - Kiefernbestand mit Quercus peraea im Unterstand auf peenestromna- Baumschicht aus heimi- hem, höher gelegenem Gelände südlich von Zecherin schen Laubgehölzen (WMZ) Vorwald aus heimischen - auf einem ehemaligen Spülfeld nördlich von Peenemünde haben sich Baumarten frischer Stand- Pionierwälder angesiedelt, in denen als Gehölzarten u.a. Betula orte (WVB) pendula , Pinus sylvestris , Populus tremula , Prunus padus sowie Salix caprea vorkommen; in der Krautschicht wachsen vor allem Arten der Sandmagerrasen, so u.a. Helichrysum arenarium (RL M-V V), Hieraci- um pilosella , Corynephorus canescens Sonstiger Laubholzbe- - Gehölzbestand am östlichen Peenestromufer nahe der Siedlung stand heimischer Arten Holzhäuser mit Betula pendula , Populus tremula , Quercus robur, Alnus (WXS) glutinosa, Sambucus nigra sowie Rubus fruticosus ; in der Krautschicht dominieren nitrophile Arten Schlagflur/ Waldlichtungs- - strauchreiche Schneise im Vorwald nördlich von Peenemünde; als flur frischer bis trockener Sichtachse für Seezeichen von höheren Gehölzen freigehalten; Standorte (WLT) Straucharten sind u.a. Salix viminlais , S. aurita , S. pentandra , S.

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Biotopbezeichnung Schutz Beschreibung

(Biotopcode) status caprea , Rubus fruticosus agg., Rubus ideus , Rosa rugosa , R. canina Feldgehölze, Alleen und Baumreihen Feldgehölz aus überwie- § 20 Feldgehölz mit Salix alba , Populus tremula , Sambucus nigra sowie gend heimischen Baumar- nitrophilen Hochstauden im Unterwuchs in unmittelbarer Ufernähe ten (BFX) südlich von Karlshagen Ruderalgebüsch (BLR) - kleinflächiges Gebüsch, in dem als einzige Gehölzart Schwarzer Holunder ( Sambucus nigra ) auftritt Strauchhecke (BHF) § 20 Hecke, die sich überwiegend aus Schwarzem Holunder (Sambucus nigra ) zusammensetzt Geschlossene Baumreihe § 27 Baumreihe aus alten Pappeln ( Populus spec .) sowie Grau-Weide (BRG) (Salix cinerea ) im Unterwuchs Älterer Einzelbaum (BBA) - einzeln stehende Silber-Weiden ( Salix alba ), Pappeln ( Populus spec .) sowie Gemeine Eschen ( Fraxinus excelsior ) Jüngerer Einzelbaum - junge Silber-Weide ( Salix alba ) (BBJ) Fließgewässer Graben, extensive oder - Das Feuchtgrünland südlich des Rauhen Berges entlang der Westseite keine Nutzung (FGN) des Peenestroms wird von zahlreichen Gräben durchzogen, die in den Peenestrom entwässern. Graben, trockengefallen - Ausläufer des Kreisbruches südlich von Zecherin; u.a. mit Phragmites oder zeitweilig wasserfüh- australis sowie Eupatorium cannabinum bewachsen rend; extensive oder keine Nutzung (FGX) Waldfreie Biotope der eutrophen Moore, Sümpfe und Ufer Rasiges Großseggenried § 20 abschnittsweise ist der Schilfgürtel mit rasigen Großseggenrieden (VGR) verzahnt, so u.a. nördlich der Spitzenhörner Bucht sowie entlang der Alten Peene; es handelt sich überwiegend um aufgelassene oder sehr extensiv genutzte Streuwiesen; typische Arten sind Carex acutiformis , C. disticha (RL M-V V), Carex riparia , Bistorta officinalis (RL M-V 2), Myosotis scorpioides , Hierochloe odorata (RL M-V 2), Lychnis flos- cuculi (RL M-V 3) Schilfröhricht (VRP) § 20 Schilfröhricht mit Weidenaufwuchs und kleinen offenen Wasserflächen im Hafenbereich nördlich von Peenemünde; neben Phragmites austra- lis wachsen u.a. Inula britannica (RL MV 3), Epilobium hirsutum , Valeriana officinalis , Eupatorium cannabinum , Lycopus europaeus sowie Filipendula europaea Schilflandröhricht (VRL) § 20 artenarmes Landröhricht im Bereich eines Spülfeldes nördlich von Peenemünde sowie im Bereich der Trägerwiese nördlich von Karlsha- gen; neben Phragmites australis wurden u.a. Urtica dioica, Eupatorium cammabinum sowie Epilobium hirsutum erfasst; ein weiterer Standort befindet sich Lage Standorttypischer Gehölz- § 20 sehr sporadisch wachsen entlang des Peenestromufers standorttypi- saum an Fließgewässern sche Gehölzsäume (VSZ) Gestörter Uferbereich - kleinflächig befinden sich entlang des gesamten Nördlichen Pee- (VSD) nestroms gestörte Uferbereiche; dazu gehören z.B. die Fundament- gründungen der Hochspannungsleitung am Kuhler Ort südlich von Peenemünde, Angelstelle mit in dem Bereich unterbrochenem Schilf- gür tel sowie diverse Steganlagen; oft ist in der Umgebung dieser

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Biotopbezeichnung Schutz Beschreibung

(Biotopcode) status Standorte der Schilfgürtel beeinträchtigt und es ist Unrat abgelagert Trocken- und Magerrasen, Zwergstrauchheiden Sandmagerrasen (TMS) § 20 flechtenreicher Sandmagerrasen überwiegend auf Spülsandfläche nördlich von Peenemünde sowie am östlichen Stromufer bei Mahlzow, mit Schafschwingelrasen und Landreitgrasflur; typische Arten sind u.a. Festuca ovina agg., Carex arenaria , Corynephorus canescens , Nardus stricta (RL M-V 3) sowie Calamagrostis canescens , Teesdalia nudicau- lis , Helichrysum arenarium (RL MV V), Armeria maritima (RL MV 3), Rumex acetosella , Hypochoeris radicata Ruderalisierter Sandma- § 20 eine gestörte Ausprägungsform des Sandmagerrasens mit hohem gerrasen (TMD) Anteil an Calamagrostis epigejos befindet sich am östlichen Peenstro- mufer nahe der Siedlung Holzhäuser Grünland und Grünlandbrachen Nasswiese mesotropher § 20 vereinzelt konnten hochwertige, artenreiche extensiv genutzte Feucht- Moor- und Sumpfstandorte grünländer erfasst werden, so u.a. nördlich der Spitzenhörner Bucht (GFM) sowie großflächiger bei Kröslin, westlich der Alten Peene sowie nörd- lich von Peenemünde; die Standorte sind häufig mit Salzwiesenrelikten eng verzahnt; das Arteninventar ist u.a. durch Carex disticha (RL M-V V), C. flacca (RL M-V 3), C. panicea (RL Mv 3), Cenataurium pulchel- lum (RL M-V 2), Cardamine pratensis (RL M-V 3), Menyanthes trifoliata (RL M-V 3), Hierochloe odorata (RL M-V 3), Potentilla palustris (RL M- V 3), Briza media (RL M-V 3) gekennzeichnet; auf den Standorten 39 und 88 wurden zahlreiche Exemplare von Dactylorhiza cf . fuchsii (RL M-V 2) nachgewiesen; Standort 151 ist Lebensraum von Dactylorhiza ruthei (RL M-V 1); Standort 155 nördlich von Peenemünde ist ein Biotopkomplex aus mesophilem Nassgrünland, Trockenrasen, rudera- lem Kriechrasen sowie aufkommenden Gehölzen; vermutlich handelt es sich dabei um eine Spülsandfläche mit eingelagerten feuchten bis nassen Senken; der Standort ist Lebensraum zahlreicher seltener Arten; u.a. Liparis loeselii, Epipactis palustris , Dactylorrhiza incaranata , (alle RL MV 2) Frischweide (GMW) - Schafweide mit hoher Besatzdichte am östlichen Peenestromufer gegenüber der Insel Großer Rohrplan; wechselfeuchter Standort mit Dominanz von Phalaris arundinacea , Deschampsia cespitosa , Festuca rubra , Achillea millefolium sowie Serratula tinctoria (RL MV 2) Intensivgrünland auf - degradiertes, eingedeichtes ehemaliges Salzgrünland mit einem Moorstandorten (GIO) Mosaik aus Landreitgrasfluren und Flatterbinsen-Beständen im Bereich der Großen Wiese nördlich von Karlshagen; von zahlreichen Gräben entwässert; im Norden der Fläche befinden sich Gebäudereste; die Fläche wird beweidet; dominante Arten sind Elytrigia repens, Holcus lanatus, Agrostis stolonifera, Carex hirta Staudensäume, Ruderalfluren und Trittrasen Ruderale Staudenflur - großflächige Staudenfluren treten nördlich von Peenemünde sowie frischer bis trockener nördlich der B 111 bei Wolgaster Fähre auf; charakteristische Arten Mineralstandorte (RHU) sind u.a. Urtica dioca, Tanacetum vulgare, Lamium purpureum, Con- volvulus arvensis, Calamagrostis epigejos Ruderaler Kriechrasen - Mosaik aus Landreitgrasfluren, Strand-Roggen-Beständen und Frisch- (RHK) wiesenbereichen mit aufkommenden Gehölzen, z. T. mit kleinflächigen Trockenrasen, hat sich peenestromnah u.a. nördlich von Peenemünde sowie unmittelbar südlich des Hafens Karlshagen ausgebildet

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Biotopbezeichnung Schutz Beschreibung

(Biotopcode) status

Acker- und Erwerbsgartenbaubiotope Sandacker (ACS) - kleinflächig ragen südlich von Zecherin intensiv genutzte Ackerflächen in den Untersuchungsraum hinein Ackerbrache mit Mager- - südlich von Zecherin bzw. Wolgaster Fähre befinden sich auf anstei- keitszeigern (ABM) gendem Gelände magere Ackerbrachen; dominierende Arten sind Holcus lanatus, Rumex acetosella, Galium verum , Trifolium arvense Biotopkomplexe der Siedlungs-, Verkehrs- und Industrieflächen Industrielle Anlagen (OIA) - Werft und Hafen der Stadt Wolgast Hafen- und Schleusenan- - Hafenanlagen sowie z.T. alte verfallene Steganlagen im unmittelbaren lagen (OVH) Bereich des Nördlichen Peenestroms; z. B. Marina Kröslin, Hafen Kröslin, Sportboothafen Zecherin Steinwall (OWA) - Blockschüttungen als Uferbefestigung entlang des Deiches am Cäm- merer See; zwischen den Steinen wächst kleinflächig Phragmites australis Deich (OWD) - Hochwasserschutz-Deiche entlang des Grünlandkomplexes Cämmerer See bei Peenemünde sowie zwischen Karlshagen und Zecherin; in der Grasnarbe dominieren Agrostis capillaris , Festuca rubra , Plantago lanceolata Spülfeld (OWS) - Spülfeld Kleiner Wotig, Großer Rohrplan und Dänholm Ländlich geprägtes Dorf- - Ortslage Zecherin mit Siedlungsgehölzen gebiet (ODF) Lockeres Einzelhausgebiet - Gehöfte von Mahlzow und Wolgaster Fähre (OEL)

FFH- Lebensraumtypen - Terrestrische und semiterrestrische Bereiche In den unmittelbar an den Nördlichen Peenestrom angrenzenden Uferbereichen befinden sich folgende FFH-Lebensraumtypen:

Tabelle 14: FFH-Lebensraumtypen der terrestrischen Bereiche des Untersuchungs- raumes

Lebensraumtyp nach FFH-RL Anhang I Lage im Untersuchungsraum Terrestrische Bereiche Atlantik-Felsküsten und Ostsee-Fels- und Steilküsten mit Kliffbereiche vor allem entlang des östlichen Vegetation (1230) Peenestromufers bei Sauzin Salzgrünland des Atlantiks, der Nord- und Ostsee mit Nordspitze der Spitzenhörner Bucht; Salzwiesen Salzschwaden-Rasen (1330) auf dem Großen Wotig sowie östlich von Kröslin Graudünen der Küsten mit krautiger Vegetation (2130) Uferbereiche unmittelbar nördlich Peenemünde

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3.2.2 Bestand ausgewählter Tiergruppen/Tierarten sowie Pflanzen

3.2.2.1 Makrozoobenthos

Eine detaillierte Beschreibung der Kartierungen zum Vorhaben geht aus der Unterlage G.2 zur Planfeststellung hervor. Überblick Die Makrozoobenthosgemeinschaften des Untersuchungsgebietes sind vielfältig. Sie gliedern sich zum einen durch die Salinität nach mesohalinen und oligohalinen Gemein- schaften und zum anderen innerhalb der Salinitätsbereiche mehr oder weniger nach den Substrattypen (Schlick, Phytalfauna, Sandbodenfauna und Hartsubstratfauna).

In den Jahren 2005/06/07 wurden 72 Taxa im gesamten Untersuchungsgebiet nachge- wiesen (IfAÖ 2007, s. Tabelle 15). Davon sind die Crustaceen mit 23 Arten die häufigste Tiergruppe, gefolgt von den Oligochaeten mit 14 Taxa und den Polychaeten mit 12 Taxa. Die Mollusken stellen mit nur 13 Taxa rund 66 % Prozent der Gesamtindividuenzahl und über 80 % der Biomasse (abgeleitet aus der aschefreien Trockenmasse). Die artenreichs- te Gemeinschaft wurde zwischen Nördlichem Peenestrom und Pommerscher Bucht nach- gewiesen. Der Brackwasserökologie folgend geht die Artenzahl mit abnehmender Salinität zurück, hier bis auf ein Minimum von 4 Arten im Peenestrom (die geringste Artenzahl und Individuendichte wurde mit 2 Arten und 3 Individuen/m 2 in der Krumminer Wiek angetrof- fen).

Tabelle 15: Gesamtartenliste und Einordnung nach Rote Liste M-V/D aller angetroffe- nen Makrozoobenthosarten und -gruppen (verändert nach IfAÖ 2007)

Taxon RL - Gefährdungsgrad 22 Porifera (Schwämme) Cnidaria (Nesseltiere) Cordylophora caspia (Brackwasserpolyp) P Gonothyraea loveni Turbellaria (Strudelwürmer) Nemertini (Schnurwürmer) Mollusca (Weichtiere) Theodoxus fluviatilis (Große Kahnschnecke) Hydrobia ulvae (Wattschnecke) Hydrobia ventrosa (Wattschnecke) Potamopyrgus antipodarum (Neuseeländische Deckelschnecke)

22 3 = gefährdet, P = potenziell gefährdet

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Taxon RL - Gefährdungsgrad 22 Valvata piscinalis Bithynia tentaculata Dreissena polymorpha (Zebramuschel) Cerastroderma lamarcki (Lagunen Herzmuschel) Cerastroderma glaucum 3 Macoma balthica (Baltische Plattmuschel) Mytilus edulis (Miesmuschel) Mya arenaria (Sandklaffmuschel) Anodonta cygnea (Schwanenmuschel) Polychaeta (Vielborstenwürmer) Fabricia sabella Bylgides sarsi Hediste diversicolor (Meeresringelwurm) Heteromastus filiformis Neanthes succinea Manayunkia aestuarina Marenzelleria spec. Juv. Marenzelleria neglecta Marenzelleria viridis Polydora cornuta Pygospio elegans Streblospio shrubsoli P Oligochaeta (Wenigborstenwürmer) Clitellio arenarius Enchytraeidae Heterochaeta costata Limnodrillus hoffmeisteri Nais elinguis Paranais litoralis Phallodrilinae Potamothrix hammoniensis Potamothrix moldaviensis Psammorycitides albicola Psammorycitides barbatus Tubificidae

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Taxon RL - Gefährdungsgrad 22 Tubificinnae mit Haarborsten Tubificinnae ohne Haarborsten Tubificoides benedii Tubificoides heterochaetus Crustacea Asselus aquaticus Balanus improvisus (Brackwasser-Seepocke) Neomysis integer Crangon crangon Cyathura carinata (Rundassel) 3 Heterotanais oerstedi Idotea chelipes Idotea balthica Sphaeroma hookeri (Kugelassel) Gammarus tigrinus Gammarus salinus Gammarus oceanicus (Flohkrebs) Gammarus zaddachi (Flohkrebs) Bathyporeia pilosa (Sandflohkrebs) P Jeara albifrons Corophium lacustre Corophium multisetosum P Corophium volutator (Schlickkrebs) Leptocheirus pilosus Rhithropanopeus harrisii Alcyonidium gelatinosum Electra crustulenta Electra pilosa Chironomidae Chironomini Tanypodinae Hirundinae Helobdella stagnalis

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Langlebige Muschelarten bieten die Möglichkeit zu einer demographischen Analyse der Population. Die Sandklaffmuschel ( Mya arenaria ) zeigte eine für diese Art charakteristi- sche Verteilung mit einer Vielzahl von jungen Individuen (Jahrgang 0 und 1) und einer abnehmenden Anzahl von großen, älteren Tieren. Ein ähnliches Bild bietet sich bei der Altersverteilung der Lagunen-Herzmuschel ( Cerastroderma lamarcki ). Die Populationen der Baltischen Plattmuschel ( Macoma balthica ) zeigten hingegen ein abweichendes Bild mit einem Ausfall der Gruppe der 1-3 jährigen Tiere. Die vorgefundenen Arten können folgenden Besiedlungssubstraten des Untersuchungs- raumes zugeordnet werden und für diese Substrate als Indikatorarten benannt werden (Tabelle 16):

- Restsediment / Mergel

- Fein- und Mittelsand

- Schlickiger Sand

- Schlick

- Hartsubstrat (kaum vorhanden - keine Indikatorart benannt)

- Phytal (wurde nicht beprobt)

Tabelle 16: Substrate und Indikatorarten

Substrat Indikatorart Corophium lacustre Restsediment / Mergel Cyathura carinata Gammarus zaddachi Idotea chelipes Fein- und Mittelsand / Schlick Marenzelleria spp. Potamothrix moldaviensis Schlickiger Sand Psammoryctides barbatus0

Die statistische Auswertung der Gesamtdaten zeigt eine deutliche Trennung zwischen Faunenelementen des Greifswalder Boddens bis Höhe Spandowerhagener Wiek (meso- halin geprägt) und den Faunenelementen des nördlichen Peenestroms (oligohalin ge- prägt). Diese werden im Folgenden beschrieben.

Greifswalder Bodden und Spandowerhagener Wiek

Der Greifswalder Bodden und die Spandowerhagener Wiek sind gekennzeichnet von hohen Artenzahlen an den Stationen (15 bis 25, gesamt 32) Arten und einer sehr hohen Individuendichte (bis zu mehr als 30.500 Ind./m 2, im Herbst). Dominierende Taxa sind bei

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den vorherrschenden Feinsanden und Schlicksubstrat mit über 50 % die beiden Watt- schnecken ( Hydrobia ulvae, Hydrobia ventrosa ). Gemeinsam mit der Sandklaffmuschel (Mya arenaria ) stellen sie 77 % der dort lebenden Individuen. Die zweitstärkste Gruppe, bestehend aus den Polychaeten Marenzelleria ssp., dem Meeresringelwurm ( Hediste diversicolor ) und dem Oligochät Tubificoides heterochaetus, ist auf den Klappstellen mit 3 % der Gesamtindividuenzahl vertreten. Dies zeigt hier deutlich die Dominanz der Mol- lusken. Im Greifswalder Bodden sind die Stationen in den Übergangsbereichen zur vorgelagerten Ostsee (Stationen Osttief und Loch) bzw. zum Nördlichen Peenestrom (Stationen Knaakrückenrinne, Tonnenbankrinne und Fahrrinne-Spandowerhagener Wiek) die arten- reichsten. Die maximale Artenzahl wurde mit 32 Taxa in der Tonnenbankrinne erfasst. Durch die herrschenden guten Strömungsbedingungen sind hier Hydrozoen, Bryozoen und Turbellarien anzutreffen. Die Faunenzusammensetzung ist hier mit der des übrigen Greifswalder Boddens vergleichbar.

Nördlicher Peenestrom bis südlich Wolgast Im Nördlichen Peenestrom wurden insgesamt 41 Arten nachgewiesen. Dabei wurde nördlich Wolgast, in Höhe Mahlzower Krüs, die artenärmste Station mit 4 Arten und mit 23 Arten die artenreichste Station in Höhe Großer Wotig erfasst. Mit 15 Arten stellen die Oligo- und Polychaeten in der Biozönose die artenreichste Gruppe und zeigen somit einen deutlichen Unterschied zum Greifswalder Bodden (hier 9 Arten). Der Anstieg der Oligochaeten betont zusätzlich neben der abnehmenden Gesamtartenzahl den zuneh- menden Ästuarcharakter. Die mittlere Dichte betrug im Nördlichen Peenestrom 2.000 Tiere pro Quadratmeter und war damit im Vergleich zum Greifswalder Bodden (mittlere Individuendichte 15.500 /m 2) deutlich ärmer. Dabei dominierten der Flohkrebs (Gammarus zaddachi ) und die Neuseeländische Deckelschnecke ( Potamopyrgus antipodarum ), die in 85% bzw. 92% der Proben der insgesamt 13 Stationen enthalten waren.

Mit abnehmendem Salzgehalt nimmt auch die Größe der Tiere und damit die Biomasse ab. Die mittlere Biomasse beträgt im Nördlichen Peenestrom 4,9 g/m 2 (mittlere Biomasse Greifswalder Bodden - 45 g/m 2). Rund 80 % der Gesamtbiomasse wurde dabei von dem Polychaeten Marenzelleria ssp. erbracht. Im Nördlichen Peenestrom wurden bis zur südlichsten Station (PeS2_31 - Höhe Alte Schanze - Wolgast) marine Arten mit einer breiten Salztoleranz, wie die drei Corophium- Arten, Gammarus zaddachi, Cyathura carinata und Neanthes succinea, nachgewiesen. Dies ist für dieses je nach Ein- oder Ausstromlage durch wechselnde Salzgehalte be- stimmte System normal. Weiter peenestromaufwärts nimmt die Zahl der marin- euryhalinen Arten bis Lassan deutlich ab.

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Schüttstellen KS 527 – Schüttstelle östl. Thiessow Der Bereich wies mit 13 bis 17 Arten pro Station eine homogene Besiedlung auf. Die Gesamtartenzahl für die Schüttstelle beträgt 27 Arten. Die Anneliden (Polychaeten und Oligochaeten) stellen dabei die größte Artengruppe, gefolgt von den Krebsen und Mo- lusken. Die Individuenzahlen werden von Schnecken (Hydrobia ulvae ), vom Polychäten Marenzelleria sp. und von Mya arenaria dominiert . Die Biomasse wird wiederum deutlich dominiert von der Baltischen Plattmuschel und Mya arenaria.

KS 517 – Greifswalder Bodden () Die Makrozoobenthosgemeinschaft an der Klappstelle „Palmer Ort“ entspricht in der Artenzusammensetzung der an der Schüttstelle 527. Anneliden, Krebse und Molusken stellten hier ebenfalls die artenreichsten Gruppen. Auffallend sind die im Vergleich zur Schüttstelle 527 hohen Individuenzahlen und Biomassen.

KS 551 – Schüttstelle östl. Usedom Die Schüttstelle 551 wurde in den Voruntersuchungen zum Makrozoobenthos nicht unter- sucht. Im Analogieschluss werden die Daten zur Schüttstelle 508 ausgewertet, welche ca. 2 km von KS 551 entfernt ist. Die abiotischen Verhältnisse (Sediment, Exposition, Salini- tät) der beiden Bereiche sind annähernd gleich. Über das Makrozoobenthos der Klapp- stelle 508 können aus KÖHN (2002) Angaben entnommen werden. Die Klappstelle 508 wies 1999 eine junge (2-3 Jahre alt) Muschelzönose auf. Dominierende Taxa waren hier Mya arenaria und Cerastroderma lamarcki , begleitet von Macoma balthica in geringen Abundanzen. Im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Klappstellen und der Situati- on vor der Verklappung auf KS 508 traten die beiden Wattschneckenarten hier nicht do- minant sondern eher selten auf. Auch hier ist von einer Belastung auszugehen. Im Analo- gieschluss bedeutet dies, dass für die derzeit genutzte Klappstelle 551 ebenfalls eine über das Zoobenthos erfassbare Belastung anzunehmen ist.

Bestandsvergleich 1993 - 2000 und 2005

Für den Vergleich zwischen „historischen“ Untersuchungen (1993) und den Untersuchun- gen 2005 wurde neben dem Gutachten des IfAÖ (2007) das Gutachten von KÖHN (2002) herangezogen. Es zeigt sich, dass begründet durch verschiedenartige Methoden (Sieb- weite) und Auswahl der Standorte (Probenpunkte 1993 nicht GPS verortet) eine Ver- gleichbarkeit der Zönosen nur bedingt möglich ist. Das Artenspektrum der Jahrgänge

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1993 und 2005 ist annähernd gleich, wobei 1993 mehr limnische Arten erfasst wurden (siehe dazu auch Kapitel Methodik). Geschützte Arten, gefährdete Arten

Im Untersuchungsgebiet wurden 2005 folgende Rote-Liste Arten gefunden:

– Cerastroderma lamarcki (Lagunen Herzmuschel) und Cyathura carinata (Rundas- sel) mit der Gefährdungsstufe 3 (gefährdet)

– Cordylophora caspia (Brackwasserpolyp), Corophium multisetosum, Streblospio shrubsoli und Bathyporeia pilosa (Sandflohkrebs) mit der Gefährdungsstufe „P“ (po- tenziell gefährdet).

3.2.2.2 Makrophytobenthos

Eine detaillierte Beschreibung der Kartierungen zum Vorhaben geht aus der Unterlage G.3 zur Planfeststellung hervor. Überblick Makroalgen benötigen Hartsubstrat (biogenes, wie Muschelschalen, geogenes, wie Stei- ne, Blöcke oder anthropogenes), um an ihm haften zu können. Spermatophyten hingegen bilden Wurzeln aus und können so in weichen Substraten wachsen. Somit ist eine Präfe- renz der Substrate natürlich gegeben. Makroalgen sind vornehmlich marine Lebensfor- men, deren Anzahl sich mit abnehmendem Salzgehalt kontinuierlich verringert. Nur weni- ge Arten können Salzgehalte unter 5 psu überleben. Auf der anderen Seite sind die Spermatophyten vor allem limnische Organismen, die zum Teil eine hohe Brackwasserto- leranz aufweisen. Ein weiterer die Verbreitung bestimmender Standortfaktor ist die Expo- sition gegenüber Wellen bzw. Strömung. Die Tiefenzonierung der Makrophyten wird dar- über hinaus von der verfügbaren Unterwasserlichtmenge bestimmt. Im Untersuchungsgebiet wurden 12 Makrophyten (4 Algen und 8 Spermatophyten) nach- gewiesen (Tabelle 17).

Tabelle 17: Artenliste der angetroffenen Makrophytobenthosarten (nach IfAÖ 2005)

Algen Spermatophyten Ceramium diaphanum Potamogeton perfoliatus Cladophora glomerata Potamogeton pectinatus Chaetomorpha linum Potamogeton natans Cladophora sp. Potamogeton crispus Myriophyllum spicatum Najas marina Ceratophyllum demersum Ruppia maritima

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Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Makroalgen ( Ceramium diaphanum, Cla- dophora glomerata, Chaetomorpha linum, Cladophora sp. ) keine wesentliche Rolle als Bewuchs im Untersuchungseaum spielen (Mangel an Hartsubstrat, geringer Salzgehalt). Sie kommen vereinzelt als Aufwuchsalgen oder als Driftalgen vor. Die Hauptbiomasse wird durch die Spermatophyten gestellt, die allerdings auch nur bis zu einer Wassertiefe von 1,5 m (Nördlicher Peenestrom) bzw. 4,0 m (Greifswalder Bodden) vorkommen (IFAÖ 2004). Spandowerhagener Wiek In der Flachwasserzone (0,4 - 1,4 m) der Spandowerhagener Wiek wurden in Höhe des Spülfeldes nördlich von Peenemünde großflächige (200 m 2) Bestände von Potamogeton pectinatus , Ruppia maritima , Potamogeton perfoliatus und Myriophyllum spicatum mit ca. 20 % Deckung angetroffen.

Nördlicher Peenestrom In den geschützten Flachwasserbereichen (< 2 m) südlich des Dänholms (Höhe Peene- münde) gibt es großflächige Bestände (ca. 200 m2) von Myriophyllum spicatum (Ähriges Tausendblatt). Dichte Vorkommen von Najas marina wurden ebenfalls in geschützten Buchten im Nordwesten von Peenemünde festgestellt. Weiter südlich im Nördlichen Peenestrom konnten entweder Einzelfunde oder „inselartige“ Vorkommen der in der Artenliste aufgeführten Makrophyten angetroffen werden. Beson- dere Erwähnung soll hierbei das Vorkommen der gefährdeten Art Najas marina am Ein- gang zur Alten Peene (Höhe Insel Rohrplan) finden. Laut dem Atlas der Laichschongebie- te M-V (1999) beginnt hier ein ausgedehntes Vorkommen mit teilweise bis zu 75 % Bede- ckung der Art im Peene Altarm. Ein weiteres kleineres Vorkommen der Art wird für den Flachwasserbereich Höhe Zecherin beschrieben.

Probestellen Osttief, Knaakrücken sowie Schüttstellen An den Probestellen Osttief und Knaakrücken wurde keine Unterwasservegetation festge- stellt. Die Klappstellen 517, 551 und 527 waren ebenfalls ohne Bewuchs.

Geschützte Arten, gefährdete Arten Najas marina (Großes Nixkraut) wird in der Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen für Mecklenburg-Vorpommern als stark gefährdet (2) eingestuft. Entsprechend ist in der Roten-Liste der gefährdeten Pflanzengemeinschaften das Najadetum intermediae eben- falls als stark gefährdet (2) eingestuft.

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3.2.2.3 Fische und Rundmäuler Überblick Der Nördliche Peenestrom und der angrenzende Greifswalder Bodden sind Durchzugs-, Weide- und Aufzugsgebiet für ca. 60 Fischarten und Rundmäuler (vgl . Tabelle 18). Durch die Gebiete ziehen sowohl katadrome (Aal) als auch anadrome Wanderfischarten (z.B. Neunauge, Stör, Finte, Lachs, Meerforelle, Ostsee-Schnäpel, Zährte), dazu kommen Fischarten, die im engeren Sinne keine Wanderarten sind, wie Plötz, Blei, Barsch und Zander. Diese Fische laichen u.a. in den oligohalinen Bereichen südlich von Wolgast und im Achterwasser, haben ihre Weidegebiete aber in die Ostsee verlagert. Bei den anderen nicht obligaten Wanderfischen ist eine deutliche Trennung der Reviere nach dem Salzge- halt zu verzeichnen. So kommen marine Arten bevorzugt im mesohalinen Greifswalder Bodden und im Nördlichen Peenestrom vor, wohingegen Süßwasserarten, wie Quappe, Wels, Schlammpeitzger, Bitterling, Schlei u.a. nur südlich Wolgast, im Achterwasser und im Kleinen Haff anzutreffen sind. Insgesamt bilden die Fischfaunen des Greifswalder Boddens und des Nördlichen Peenestroms sowie die des oligohalinen Achterwassers, des Südlichen Peenestroms und angrenzenden Oderhaffs jeweils eine Einheit. Durch die oben beschriebenen Wanderbewegungen ist ein Austausch zwischen den beiden Einhei- ten allerdings nicht auszuschließen. Je nach Stromlage (Ausstromsituation oder Ein- stromsituation) verschiebt sich die Trennlinie dieser zwei Einheiten um Wolgast stromauf- wärts oder -abwärts. Eine qualitative Zusammensetzung der Ichthyofauna lässt sich aus den kommerziell angelandeten Fischen der letzten Jahre ableiten (siehe Kapitel 3.7.2.1). Demnach stellt der Hering mit Abstand die zahlenmäßig größte Fischgruppe im Greifs- walder Bodden dar. Im Peenestrom werden neben dem Hering auch Zander, Barsch, Blei, Plötz, Schnäpel, Hecht und Aal in größeren Mengen angelandet.

Tabelle 18: Rundmäuler und Fischarten im Greifswalder Bodden und im Peenestrom (verändert nach WINKLER 1994)

23 24 Fischart Gr. Bodden Peenestrom 23 typische Lebensform Meerneunauge Petromyzon marinus o / M Ostseestör Acipenser sturio H H M Finte Alosa fallax H H M Barbe Barbus barbus H H L Köhler Pollachius virens G / M Gr. Sandaal Hyperoplus lancealatus o / M

23 o = ohne fischereiliche Bedeutung, f = geringe fischereiliche Bedeutung, F = große fischereiliche Bedeutung, / = kein Nachweis 24 G = Gastart, H = historische Nachweise, rezent (letzten 35 Jahre) keine Nachweise der Art, M = marin, L = limnisch

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23 24 Fischart Gr. Bodden Peenestrom 23 typische Lebensform Makrele Scomber scombrus G / M Sandgrundel Pomatoschistus minutus o / M Butterfisch Pholis gunellus o / M Dicklippige Meeräsche Chelon labrosus G / M Roter Knurrhahn Trigla lucerna G / M Seebulle Taurulus bubalis H / M Steinpicker Agonus cataphractus o / M Seehase Cyclopterus lumpus f / M Glattbutt Scophthalmus rhombus o / M Scholle Pleuronectes platressa f / M Kliesche Limanda limanda o / M Hering Clupea harengus F F M Lachs Salmo salar f f M Meerforelle Salmo trutta trutta f F M Ostseeschnäpel Coregonus lavaretus balticus f F M Hecht Exos lucius F F L Plötz Rutilus rutilus f f L Schlei Tinca tinca f f L Blei Abrama brama f f L Wels Silurus glanis G f L Aal Anguilla anguilla F F L Hornhecht Belone belone F f M Dorsch Gadus morhua f f M Quappe Lota lota f f L Flussbarsch Perca fluviatilis F F L Zander Stizostedion lucioperca F F L Steinbutt Psetta maxima f f M Flunder Platichthys flesus F f M Bitterling Rhodeus sericeus amarus G G L Flussneunauge Lampetra fluviatilis o o L Sprotte Sprattus sprattus f o M Stint Osmerus eperlanus o o M Aland Leuciscus idus o o L Rotfeder Scardinius erythrophthalmus o o L Rapfen Aspius aspius o o L

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23 24 Fischart Gr. Bodden Peenestrom 23 typische Lebensform Zope Abramis ballerus o o L Güster Blicca bjoerkna o o L Zährte Vimba vimba o o L Ukelei Alburnus alburnus o o L Gründling Gobio gobio o o L Karausche Carassius carassius o o L Ziege Pelecus cultratus o o L Schlammpeitzger Misgurnus fossilis / o L Kaulbarsch Gymnocephalus cernuus o o L Kl. Sandaal Ammodytes tobianus o o M Schwarzgrundel Gobius niger o o M Strandgrundel Pomatoschistus microps o o M Aalmutter Zoarces viviparus f o M Seeskorpion Myoxocephalus scorpius o o M Dreistachlicher Stichling Gasterosteus aculeatus o o L/M Neunstachlicher Stichling Pungitius pungitius o o L Seestichling Spinachia spinachia o o M Grasnadel Syngnathus typhle o o M Kleine Schlangennadel Nerophis ophidion o o M

Laichschongebiete Innerhalb des Untersuchungsgebietes liegen laut Küstenfischereiverordnung (Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz M-V, 2006) 10 Laichschongebiete im Peenestrom und 5 Laichschongebiete im Greifswalder Bodden (Karte 3). Hier laichen vor allem die Fischarten Plötz, Barsch, Zander, Blei, Hering und Schnäpel, Grundel, Hornfisch und der kleine Sandaal.

Tabelle 19: Laichschongebiete (Karte 3)

Name des Laichschongebietes Fischarten Peenestrom Barsch, Plötz Hohe Schaar Barsch, Zander, Schnäpel Hohendorfer See Barsch, Plötz, Blei Sauziner Bucht Barsch, Plötz Mahlzower Bucht Barsch, Plötz Rohrplan bei Zecherin Plötz, Blei, Hering

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Name des Laichschongebietes Fischarten Bucht südlich Kuhler Ort (Alter Acker) Barsch Krösliner See einschließlich Alte Peene Barsch, Plötz Freester Hock Barsch, Plötz Freesendorfer See Barsch, Hecht Greifswalder Bodden Abfluss Freesendorfer See alle Süßwasserfische Schoritzer Wiek Stichling, Hering, Grundel, kl. Sandaal

Geschützte Arten, gefährdete Arten

Unter den im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Arten stehen 19 Arten auf der Roten Liste der Rundmäuler und Meeresfische des deutschen Ostseebereichs (FRICKE et al. 1996) und sind 7 zu schützende Arten von gemeinschaftlicher Bedeutung nach EU - FFH- Richtlinie (Tabelle 20)

Tabelle 20: Rote Liste Arten (nach FRICKE et al. 1996) - und FFH Anhang II Arten der Rundmäuler und Fische im Greifswalder Bodden und Peenestrom

Fischart Rote Liste - Gefährdungsgrad FFH – Anhang II Ostseestör Acipenser sturio 0 X Finte Alosa fallax 0 X Barbe Barbus barbus 0 Meerneunauge Petromyzon marinus 1 Flußneunauge Lampetra fluviatilis 1 X Ziege Pelecus cultratus 1 Meerforelle Salmo trutta trutta 2 Wels Silurus glanis 2 Zährte Vimba vimba 2 Ostsee Herbsthering Clupea harengus subsp. 2 Ostseeschnäpel Coregonus lavaretus balticus 3 Aal Anquilla anguilla 3 Quappe Lota lota 3 Bitterling Rhodeus sericeus amarus 3 X Schlammpeitzger Misgurnus fossilis 3 X Rapfen Aspius aspius 3 X Zope Abramis ballerus II Ukelei Alburnus alburnus 3 Lachs Salmo salar II X

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3.2.2.4 Vögel

3.2.2.4.1 Brutvögel

Der Große Wotig stellte zumindest in der Vergangenheit ein bedeutendes Brutgebiet für gefährdete Küstenvögel (Limikolen, Enten, Seeschwalben) dar (KÖPPEN 2000, 2001; KÖPPEN & G RAUMANN 1998, 1999). Die Brutbestände sind jedoch seit den letzten Jahren stark rückläufig. Im Jahr 2006 wurde folgender Brutvogelbestand gefährdeter, planungsre- levanter Arten erfasst (STAUN U ECKERMÜNDE , nachrichtlich):

Tabelle 21: Brutbestand gefährdeter Arten auf dem Großen Wotig im Jahr 2006

Art Bestand Rote Liste M-V Haubentaucher Podiceps cristatus 1 Adulttier mit gefährdet 2 Jungvögeln Austernfischer Haemantopus ostraleguns 1 Brutversuch vom Austerben bedroht Rotschenkel Tringa totanus 2 Brutpaare stark gefährdet Kiebitz Vanellus vanellus 4 Brutpaare stark gefährdet

Vom Kiebitz wurden zwei weitere Brutpaare in einem Polder südlich Hollendorf (auf Höhe des Großen Rohrplans) festgestellt (UMWELT PLAN 2007, Unterlage G.1). Im Jahr 2006 wurden entlang des Nördlichen Peenestroms weitere relevante Vogelarten erfasst, die eine Zeigerfunktion für relativ intakte und großflächig vorhandene Röhrichtzo- nen aufweisen (U MWELT PLAN 2007a, Unterlage G.1):

Tabelle 22: Brutbestand röhrichtbewohnender Arten entlang des Nördlichen Pee- nestroms im Jahr 2006

Art Bestand Drosselrohrsänger 19 Reviere zwischen der Sauziner Bucht und Peenemünde, mit Acrocephalus arundinaceus einer deutlichen Konzentration im Bereich zwischen Kröslin und Peenemünde (9 Reviere) Schilfrohrsänger 28 Reviere zwischen Zecherin und dem Großen Wotig, mit einer Acrocephalus schoenobaenus deutlichen Konzentration auf Usedomer Seite südlich Karlshagen Rohrschwirl Locustella luscinioides 2 Reviere am Westufer des Großen Wotig und ein weiteres südlich Karlshagen Rohrweihe Circus aeruginosus 1 Revier südlich Zecherin sowie ein weiteres am Rauhen Berg südlich Hollendorf

3.2.2.4.2 Rastvögel

Das qualitative und quantitative Auftreten von Rastvögeln im Untersuchungsraum ist ausführlich in UMWELT PLAN 2007a (Unterlage G.1) beschrieben. Die Darstellung des Rastgeschehens unterschied dabei zwischen den Rastgebieten im Umfeld der eigentli-

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chen Fahrrinnenvertiefungen, d.h. Nördlicher Peenestrom, Boddenbereich zwischen Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Osttief Ost und West sowie denen auf dem offenen Greifswalder Bodden bzw. in der Pommerschen Bucht im Bereich der Klappstel- len 507 und 517 bzw. 508 sowie entlang ihrer Zufahrten. Das Rastgeschehen an den Klappstellen 527 und 551 wurde nicht erfasst. In den nachfolgenden Erläuterungen wird nur noch Bezug auf die aktuelle Vorhabensbe- schreibung genommen, d.h. die Bestandsbeschreibungen für die KS 507 und 508 entfal- len und werden durch jene für die Klappstellen 551 und 527 ersetzt. Letztere basieren auf Literaturangaben sowie auf vorläufigen Ergebnissen von Schiffsbefahrungen im Sommer- halbjahr 2007 (UMWELT PLAN 2007, in Bearb.).

Rastgeschehen im Umfeld der eigentlichen Fahrrinnenvertiefung (Nördlicher Pee- nestrom, Boddenbereich zwischen Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Osttief West und Ost, Veritasgrund und Bereich südöstlich Gänsegrund) Die Verteilung der Rastvögel im südöstlichen Greifswalder Bodden und im Nördlichen Peenestrom lässt die Abgrenzung einiger Rastplatzzentren zu, die zwar in engem Aus- tausch miteinander stehen, sich jedoch als funktionelle Einheiten bezüglich ihrer Nutzung durch Rastvögel unterscheiden. Diese Rastplatzzentren sind von Süd nach Nord:

- Nördlicher Peenestrom von Wolgast bis Peenemünde einschließlich Großer Wotig,

- Ackerflächen westlich des Peenestroms südlich Hollendorf,

- Ackerflächen östlich des Peenestroms bei Mölschow,

- Seen bei Peenemünde,

- Spandowerhagener Wiek,

- Struck und Freesendorfer Haken,

- Seegebiet zwischen dem Struck, dem Peenemünder Haken und dem Ruden,

- Peenemünder Haken und Ruden,

- Schumachergrund/ Osttief West, Osttief Ost, Veritasgrund, Bereich südöstlich Gänse- grund. Nachfolgend wird das Rastgeschehen bezogen auf die verschiedenen Teilgebiete zu- sammenfassend beschrieben.

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Nördlicher Peenestrom von Wolgast bis Peenemünde einschließlich Großer Wotig Auf den Gewässern des Nördlichen Peenestroms zwischen Wolgast und Peenemünde wurden signifikante Rastbestände mit wenigen Ausnahmen überwiegend während des Frühjahrszuges im März und April angetroffen. Lediglich der eisfreie Hafen Wolgast wird im Winter, wenn andere Bereiche vereist sind, von einer sehr hohen Anzahl (teilweise mehrere Tausend) an Wasservögeln, insbesondere Stockenten und Gänsesäger, aufge- sucht. Der Bereich des Nördlichen Peenestroms unmittelbar nördlich von Wolgast bis zum Gro- ßen Wotig unterliegt einer Nutzung durch nur wenige Arten, doch nimmt hier die Artenzahl während des Frühjahrs- und Herbstzuges zu und übertrifft dann teilweise die Artenvielfalt im Bereich des Wolgaster Hafens. Die Gebiete werden dagegen meist nur von einigen Hundert Rastvögeln aufgesucht und unterliegen daher einer untergeordneten Nutzung. Es liegt jedoch eine sehr deutliche Zunahme der Rastbestände im Monat März vor. Im April werden bereits deutlich weniger Wasservögel angetroffen. Der Große Wotig wird mit Ausnahme des Winters, wenn die Salzwiesenkomplexe vereist sind, von einer hohen Anzahl an Arten genutzt. Während des Frühjahrszuges sowie be- sonders im Herbst wird die höchste Diversität erreicht, doch ist die Anzahl der zu beo- bachtenden Arten auch außerhalb der hauptsächlichen Zugzeit sehr hoch. Die höchsten Rastbestände werden im Herbst erreicht, wenn mehrere Tausend Goldregenpfeifer und Kiebitze angetroffen werden können. Weiterhin dient der Große Wotig zu dieser Zeit vielen Tausend Gänsen (überwiegend der Gattung Anser ) als Schlaf- und Ruheplatz.

Ackerflächen westlich des Peenestroms südlich Hollendorf Ackerflächen werden generell nur von wenigen Rastvogelarten genutzt, vor allem von Gänsen, Schwänen und manchen Wiesenlimikolen. Die Nutzung ist stark von der Feld- frucht und Wuchshöhe abhängig. Die Flächen südlich Weidehof, reine Ackerbereiche, wurden nur sporadisch von wenigen Hundert Rastvögeln aufgesucht. Südlich Hollendorf liegen ausgedehnte Grünlandbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ackerschlägen, so dass hier größere Anzahlen über längere Zeiträume zu verzeichnen waren, insbeson- dere im Oktober (Gänse der Gattung Anser , Kiebitze und Goldregenpfeifer).

Ackerflächen östlich des Peenestroms bei Mölschow, Die Ackerschläge unmittelbar westlich von Mölschow bzw. südlich von Zecherin werden in signifikantem Maße von der Wald-Saatgans (>1.000 Vögel) und dem Zwergschwan (meh- rere Hundert) aufgesucht. Die Nutzung als Äsungsgebiet konzentriert sich dabei auf die Wintermonate sowie das zeitige Frühjahr (bis März).

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Seen bei Peenemünde Die Nutzung der Seen bei Peenemünde wurde im Kartierungszeitraum sehr stark durch die lange Vereisung geprägt, weshalb generelle Aussagen zur Saisonalität nur einge- schränkt möglich sind. Generell werden die Seen von einer hohen Zahl Enten genutzt, wobei sowohl Schwimm- als auch Tauchenten vertreten sind. Möglicherweise bedingt durch starken Wind und Wellengang auf den größeren Buchten des Boddens und Pee- nestroms werden die Seen zeitweise von vergleichsweise vielen Aythya -Tauchentenarten als Tagesruhestätte aufgesucht. Die höchste Artenvielfalt wird während der Zugzeiten erreicht, bei ausbleibender Vereisung ist eine ganzjährige Nutzung durch mehrere Arten zu erwarten. Generell lagen die Zahlen im Oktober am höchsten und erreichten teilweise über 3.000 Tiere auf dem Kölpien- bzw. etwa 600 Tiere auf dem Cämmerer See. Bereits vor der Vereisung nahmen diese hohen Rastbestände jedoch im November stark ab. Während des Frühjahrszuges wurden nur im April erneut geringe Rastaufkommen festgestellt, die bei jeweils wenigen Hundert Tieren lagen. Im Mai wurden die Seen kaum noch von ras- tenden Vogelarten genutzt.

Spandowerhagener Wiek

Die Spandowerhagener Wiek wird nur von vergleichsweise geringen Ansammlungen von Wasservögeln aufgesucht. Weiterhin war die Nutzung sehr unregelmäßig und beschränk- te sich im Kartierungszeitraum überwiegend auf den März. Lediglich im westlichen Be- reich der Wiek, nahe des Einlaufkanals zum ehemaligen Kernkraftwerk, wurden während beider Zugperioden regelmäßig größere Rastverbände beobachtet, die zeitweise 1.000 Tiere deutlich überschritten. Dabei wurden regelmäßig über 8 Arten festgestellt. Für die anderen Bereiche der Wiek wurden meist nur kurzfristig, d.h. während einer Zählung, erhöhte Bestände von einigen Hundert Tieren beobachtet.

Struck und Freesendorfer Haken Die Flachwasserzonen um den Struck weisen neben dem Peenemünder Haken die höchsten und artenreichsten Rastvogelkonzentrationen des Untersuchungsraumes auf. Hier wurden regelmäßig in Teilbereichen über 5.000 Vögel gezählt, insbesondere Gänse, Schwäne und Enten. Die hohe Artenvielfalt hängt insbesondere mit dem engen Neben- einander mehrerer Lebensräume zusammen, vor allem Salzwiesen, Flachwasserzonen und Windwattflächen. Die Sandbank im westlichen Bereich des Knaakrückens dient wei- terhin mehreren Watvogelarten sowie Möwen als Rastraum. Die Konzentrationen errei- chen hier für diese Artengruppen jedoch nicht die Zahlen wie für den Peenemünder Ha- ken oder – in Bezug auf Watvögel – den Großen Wotig.

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Während der Kartierungsperiode waren die Flachwasserzonen des Strucks über lange Zeit vereist, so dass die generelle jahreszeitliche Nutzung nur eingeschränkt beschrieben werden kann. Dennoch deutet sich an, dass dieser Bereich die höchsten Rastaufkommen während der Zugzeiten im Spätherbst (Oktober/November) sowie im Frühjahr (März/April) aufweist. Der Freesendorfer See wurde überwiegend während des Herbstzuges von einer großen Anzahl an Wasservögeln aufgesucht. Trotz vergleichbarer Gewässergröße lagen die Rastzahlen hier deutlich über den Beständen auf den Seen bei Peenemünde. Während des Frühjahrszuges wurde der Freesendorfer See von einer deutlich reduzierten Anzahl an Rastvögeln genutzt. Im Bereich der Küstengewässer lagen die höchsten Konzentrationen nordwestlich des Strucks sowie auf dem nördlichen Freesendorfer Haken. Der Knaakrücken sowie der südliche Freesendorfer Haken wurden von weit weniger Rastvögeln aufgesucht.

Seegebiet zwischen dem Struck, dem Peenemünder Haken und dem Ruden

Die südlichen Gewässerbereiche zwischen Knaakrückenrinne und Tonnenbankrinne wurden ganzjährig nur von wenigen Rastvögeln genutzt, überwiegend von Kormoranen und Möwen sowie während der Vereisung von Tauchenten im Bereich der noch freien Fahrrinnen. Lediglich im Bereich des Lochs wurden regelmäßig mehr als nur einige Hun- dert Tiere angetroffen, maximal über 12.000 Bergenten im November. Das saisonale Auftreten lässt kein klares Muster erkennen, offenbar nimmt die Zahl rastender Vögel jedoch zur Zeit des Frühjahrszuges zu.

Peenemünder Haken und Ruden

Dieser Bereich gehört neben Struck und Großem Wotig zu den artenreichsten des Kartie- rungsraumes. Die höchste Artenvielfalt ist dabei im Bereich der Sandbänke und angren- zenden Flachwasserzonen des Peenemünder Hakens angesiedelt. Die Artenvielfalt auf der eigentlichen Sandbank erreicht höchste Werte im Frühjahr und Herbst während der Zugzeiten, wenn bis zu 25 Arten angetroffen werden können. Während der Wintermonate, insbesondere bei Vereisung, nimmt die Artenzahl dort aber stark ab. In den Gewässerbe- reichen dieses Teilgebietes zeigt sich eine geringere Schwankung der Diversität im Jah- resverlauf, doch sind auch hier Monate der Zugperioden durch erhöhte Artenzahlen ge- kennzeichnet, insbesondere im Frühjahr.

Insbesondere aufgrund der Rastvorkommen der Bergente, deren Schwärme teilweise bei über 40.000 Tieren lagen, stellt dieser Bereich den größten Konzentrationsraum von Rastvögeln im Kartierungsgebiet dar. Die großen Schwärme wechselten regelmäßig zwischen verschiedenen Bereichen in der Umgebung des Rudens und der Nordküste

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Usedoms. Abgesehen von den Rastvorkommen der Bergente wurden im Bereich des Peenemünder Hakens die höchsten Konzentrationen von Watvögeln nachgewiesen, insbesondere Alpenstrandläufer und Großer Brachvogel. Vergleichbare Rastaufkommen dieser Artengruppe wurden nur noch auf dem Großen Wotig für Kiebitz und Goldregen- pfeifer beobachtet. Weiterhin dient die Sandbank am Peenemünder Haken zeitweise vielen Hundert Möwen als Rast- und Ruheort und stellt somit neben der Sandbank im westlichen Knaakrückenbereich den einzigen wirklichen Konzentrationsraum für diese Artengruppe am Nördlichen Peenestrom dar. Das Rastaufkommen zeigt im Jahresverlauf deutliche Zunahmen zu den Zugzeiten, ins- besondere im Oktober/November und im März. Lediglich der Ruden wurde, vermutlich aufgrund der dort noch relativ großflächig vorhandenen offenen Gewässerbereiche wäh- rend der Vereisungsperiode, vor allem im Winter durch Entenvögel aufgesucht.

Schumachergrund/ Osttief West, Osttief Ost, Veritasgrund, Bereich südöstlich Gänse- grund

Auf den offenen Boddenbereichen treten insbesondere im März und April im Zusammen- hang mit dem Laichzug des Herings sehr große Konzentrationen von Tauchenten auf. Da es sich bei den Seebereichen anders als bei Buchten oder Flachwasserzonen nicht um abgrenzbare Rastflächen handelt, sind absolute Zahlen nur schwer zu ermitteln. Dennoch können hier auf relativ kleiner Fläche im Frühjahr viele Tausend Enten, überwiegend Eisenten und Bergenten, festgestellt werden. Im Herbst und Winter sind die Rastbestände hingegen deutlich geringer.

Rastgeschehen im offenen Greifswalder Bodden im Bereich der Klappstelle 517 sowie entlang ihrer Zufahrt (Ostansteuerung) Die Eisente ist die dominierende Rastvogelart auf dem offenen Greifswalder Bodden. Von keiner anderen Vogelart wurden vergleichbare Rastaufkommen während der Schiffskar- tierungen festgestellt (z.T. >17.000 Vögel). Das Auftreten der Eisente hängt eng mit dem Laichzug des Frühjahrsherings zusammen, weshalb eine starke Häufung im März und April festzustellen ist.

Zwischen Palmer Ort, Schumachergrund und Groß Stubber wurde die Eisente fast flä- chendeckend festgestellt. Konzentrationsräume bildeten die Bereiche zwischen Palmer Ort und der Klappstelle 517, der nördliche Groß Stubber sowie der Bodden südlich des Schumachergrundes. Von der Bergente wurde lediglich im März nördlich des Strucks ein größerer Schwarm von etwa 1.500 Tieren angetroffen. Der Bestand der Bergente im offenen Boddenbereich konnte nicht repräsentativ erfasst werden, da sich die Art tagsüber vorrangig auf den

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Ruheplätzen in Küstennähe aufhält und hauptsächlich nachts den offenen Greifswalder Bodden zur Nahrungssuche aufsucht. Daher erfolgten kaum Nachweise während der Befahrungen des Greifswalder Boddens. Vom Mittelsäger wurde im Dezember im Bereich Palmer Ort ein größerer Rastverband von etwa 1.500 Vögeln angetroffen. Ansonsten wurde die Art nur in geringer Anzahl ü- berwiegend im Spätherbst und frühen Winter festgestellt. Während des Frühjahrszuges gelangen fast keine Nachweise der Art. Neben den genannten wurden noch wenige andere Arten angetroffen. Deren Rastbestän- de lagen jedoch weit unter den Werten, die in direkter Küstennähe oder in Seitenbuchten des Boddens erreicht werden. Während der Rastperiode überwiegend pelagisch lebende Arten (Stern- und Prachttau- cher) wurden nur in Einzelexemplaren angetroffen.

Rastgeschehen auf der Boddenrandschwelle im Bereich der Klappstelle 527 und Landtief als Zufahrt sowie der Klappstelle 551

Im Sommerhalbjahr ist im Bereich der Klappstellen und ihrer Zufahrten nur geringfügiges Rastgeschehen festzustellen (UMWELT PLAN 2007, in Bearb.). Das Artenspektrum wird durch Kormoran sowie Möwen, im Spätsommer und Herbst teilweise durch den Zug der Zwergmöwe bestimmt. Eine wesentlich größere Artendiversität mit höheren Bestandsdichten ist insbesondere in der zweiten Winterhälfte zu erwarten (IFAÖ 2005). In der nachfolgenden Tabelle werden die Vorkommen der im Untersuchungsraum beobachteten Rastvogelarten bewertet. Dazu werden die aus den artspezifischen Raster- und räumlichen Interpolationskarten abgele- senen Dichteangaben aus IFAÖ (2005) gutachtlich in Relation zu den Dichten der jeweili- gen Arten in ihren Hauptverbreitungszentren im deutschen Teil der Pommerschen Bucht sowie des östlichen Greifswalder Boddens gesetzt. Auf diese Weise wird eine relative Einschätzung des Rastaufkommens der Arten im Bereich der Klappstellen und deren Zufahrten gegeben (gering bis sehr hoch).

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Tabelle 23: Relative Rastbestände im Bereich KS 527/ Landtief und KS 551

Art KS 527/ Landtief KS 551 Seetaucher sehr hoch gering bis mittel Haubentaucher gering gering Ohrentaucher sehr hoch (Verbreitungszentrum in der gering Pomm. Bucht) Rothalstaucher mittel gering Eisente mittel bis hoch mittel bis hoch Trauerente gering bis mittel gering bis mittel Samtente gering bis mittel gering bis mittel Mittelsäger sehr hoch (Verbreitungszentrum in der sehr hoch (Verbreitungszentrum in der Pomm. Bucht) Pomm. Bucht) Gryllteiste sehr gering sehr gering

3.2.2.5 Fischotter, Biber, Kegelrobbe Der Fischotter ( Lutra lutra ) ist im südöstlichen Greifswalder Bodden und Nördlichen Peenestrom weit verbreitet (NEUBERT 2005a), hält sich jedoch vorzugsweise im Küstenbe- reich auf. Es sind somit nur sporadische Vorkommen in den offenen Boddenbereichen und somit im Bereich Tonnenbankrinne, Loch, Osttief und Landtief zu erwarten. Innerhalb des Nördlichen Peenestroms stellten der Große Wotig und die umliegenden Uferbereiche des Festlandes ein Verbreitungszentrum dar. Der Biber ( Castor fiber ) ist entlang der Peene zwischen Gützkow und , entlang von und zwischen und Ueckermünde, in der Zarowmündung sowie in einigen nördlichen Zuflüssen der Krumminer Wiek verbreitet (DOLCH et al. 2002, NEUBERT 2005b). Die Art tritt somit vorrangig im südlichen Teil des Peenestroms sowie in dessen Einzugsgebieten auf. Signifikante Vorkommen im Nördlichen Peenestrom sind vor dem Hintergrund der aktuellen Verbreitungsschwerpunkte nicht zu erwarten. In der deutschen Ostsee sind die reproduktiven Bestände der Kegelrobbe ( Halichoerus grypus ) vor etwa 100 Jahren erloschen. Die Beobachtungen beschränkten sich seitdem auf sporadische Einzelvorkommen. So gelangen zwischen 1951 und 2000 etwa Nachwei- se der Kegelrobbe im Greifswalder Bodden. In den letzten 6 Jahren haben sich die Bestände der Kegelrobbe in der Ostsee verdoppelt (auf etwa 20.000 Tiere). Auf diese positive Bestandsentwicklung ist es wohl zurückzufüh- ren, dass in jüngster Zeit vermehrt Kegelrobben insbesondere im Greifswalder Bodden sowie in der Ostsee vor Usedom und Rügen beobachtet werden. Die Beobachtungen deuten darauf hin, dass die ehemaligen Stammplätze (z.B. Stubber, Freesendorfer Ha- ken) von der Art wieder besiedelt werden (K. H ARDER , Meeresmuseum Stralsund in Ost-

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seezeitung, 8. Januar 2007). Die hohe Anzahl entdeckter toter Jungtiere (2006 allein 12 zwischen Peenemünder Haken und Rügen) lässt zudem bereits auf reproduktive Vor- kommen schließen. Es ist somit von der Möglichkeit auszugehen, dass sich mittelfristig wieder autochthone Bestände der Kegelrobbe im Greifswalder Bodden einstellen. Trotz der positiven Bestandsentwicklung der Kegelrobbe ist jedoch vorerst nur von spora- dischen Vorkommen dieser Art im Greifswalder Bodden auszugehen. Ein signifikantes Auftreten im Untersuchungsraum insbesondere im Bereich der Fahrrinnen sowie inner- halb des Nördlichen Peenestroms ist aufgrund der bestehenden Vorbelastungen durch den aktuellen Schiffsverkehr nicht zu erwarten.

3.2.3 Bewertung der Biotoptypen des Untersuchungsraumes Marine Bereiche

Mit Ausnahme des Biotoptyps „Ständig wasserbedeckte Sandbank der Boddengewässer“ (KBB), die einen hohen Biotopwert aufweist, werden alle anderen weitgehend unbeein- trächtigten marinen Lebensräume den sehr hochwertigen Biotoptypen zugeordnet (vgl. LUNG 1999). Die im Bereich immer wiederkehrender Unterhaltungsbaggerungen sowie im Bereich der Klappstellen befindlichen Biotoptypen weisen eine mittlere Wertigkeit auf. Die Einzelbewertung ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen.

Tabelle 24: Bewertung der marinen Biotoptypen des Untersuchungsraumes

Biotopcode Gesamtbewertung Schutzstatus Regenerations- fähigkeit Gefährdung (Rote Liste Biotopty- pen) Typische Arten- ausstattung Gefährdete Arten

KBB § 20 3 3 n.b. 25 2 hoch KBS § 20 4 3 n.b. 2 sehr hoch

KBS b 2 2 2 n.b. 2 mittel KBC § 20 4 3 n.b. 2 sehr hoch

KBC b 2 2 2 n.b. 2 mittel KBK § 20 4 3 n.b. 2 sehr hoch KBH § 20 4 3 n.b. 2 sehr hoch

KBH b 2 2 2 n.b. 2 mittel

25 n.b. = nicht bewertbar, vgl. Methodik, Anlage 3

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Biotopcode Gesamtbewertung Schutzstatus Regenerations- fähigkeit Gefährdung (Rote Liste Biotopty- pen) Typische Arten- ausstattung Gefährdete Arten

KBB § 20 3 3 n.b. 25 2 hoch KBA § 20 4 3 n.b. 2 sehr hoch

KMC b 2 2 2 n.b. 2 mittel

KMS b 2 2 2 n.b. 2 mittel

KMR b 2 2 2 n.b. 2 mittel

KMK b 2 2 2 n.b. 2 mittel

Terrestrische und semiterrestrische Bereiche

Von sehr hoher Bedeutung sind im Untersuchungsraum die oligohalinen und gestörten Salzwiesen ( KGO , KGD ), das mesotrophe Feuchtgrünland ( GFM ) sowie der Erlenbruch feuchter eutropher Standorte ( WFR ).

Eine hohe Bedeutung besitzen die salzbeeinflussten Röhrichte ( KVR ), die nahezu im gesamten Untersuchungsraum verbreitet sind, die Großseggenriede ( VGR ), die salzbe- einflussten Hochstaudenfluren ( KVH ), die naturnahen Sandstrände der Boddengewässer (KSB ) sowie die kleinflächig bis unmittelbar an das Ufer des Nördlichen Peenestroms heranreichenden Sandmagerrasen ( TMS ). Gehölzbiotope ( B) werden in Abhängigkeit vom Alter der Gehölze den hoch- bis mittelwertigen Biotoptypen zugeordnet. Den arten- und strukturarmen Frischwiesen und -weiden ( GMF , GMW ), Kriechrasen (RHK ), Ruderalfluren ( RHU ) und Gräben ( FGN , FGX ) kommt eine mittlere Bedeutung hinsichtlich der allgemeinen Biotopfunktion zu. Die Grünanlagen der Siedlungsbereiche ( P) sowie gestörte Strände der Boddengewässer sind von geringer Bedeutung . Die Verkehrs- und Gewerbe- sowie Siedlungsflächen (O) besitzen nur eine untergeordne- te bzw. keine Lebensraumfunktion .

In der folgenden Tabelle werden die terrestrischen und semiterrestrischen Biotope des Untersuchungsraumes zusammenfassend bewertet.

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Tabelle 25: Bewertung der terrestrischen und semiterrestrischen Biotope des Untersuchungsraumes

Biotopcode Gesamtbewertung Schutzstatus Regenerations- fähigkeit Gefährdung (Rote Liste Biotopty- pen) Typische Arten- ausstattung Gefährdete Arten

Ostsee- und Küstenbiotope KVR § 20 2 2 3 3 hoch KVH § 20 2 2 3 2 hoch KSB § 20 3 3 3 2 hoch KSD 1 1 1 1 gering KKI § 20 4 2 3 2 sehr hoch KKS § 20 4 2 3 2 sehr hoch KGO § 20 3 4 3 3 sehr hoch KGD § 20 3 4 2 2 sehr hoch Wälder WFR § 20 4 2 3 3 sehr hoch WNW § 20 4 3 3 2 sehr hoch WMZ 2 1 2 2 mittel WVB 2 1 2 1 mittel WXS 2 1 2 1 mittel WLT 1 1 2 1 mittel Feldgehölze, Alleen und Baumreihen BFX § 20 3 2 2 1 hoch BLR - 2 2 2 1 mittel BHF § 20 2 2 2 1 mittel BRG § 27 3 2 2 1 hoch BBA 3 2 - - hoch

BBJ 2 1 - - mittel Fließgewässer FGN 1 1 2 1 mittel FGX 1 1 2 1 mittel Waldfreie Biotope der eutrophen Moore, Sümpfe und Ufer VGR § 20 2 3 3 3 hoch VRP § 20 2 2 3 1 hoch VRL § 20 2 2 2 1 mittel

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Biotopcode Gesamtbewertung Schutzstatus Regenerations- fähigkeit Gefährdung (Rote Liste Biotopty- pen) Typische Arten- ausstattung Gefährdete Arten

Ostsee- und Küstenbiotope VSZ § 20 3 2 2 1 hoch VSD 1 1 1 1 gering Trocken- und Magerrasen, Zwergstrauchheiden TPS § 20 1 3 3 2 hoch TMS § 20 2 3 3 3 hoch TMD § 20 2 2 2 2 mittel Grünland und Grünlandbrachen GFM § 20 2 3 4 3 sehr hoch GMW 2 2 2 1 mittel GIO 1 1 1 1 gering Ruderale Staudenfluren frischer bis trockener Mineralstandorte RHU 1 1 2 1 mittel RHK 1 1 2 1 mittel Acker- und Erwerbsgartenbaubiotope ACS 1 1 1 1 gering ABM 1 1 2 1 mittel Biotopkomplexe der Siedlungs-, Verkehrs- und Industrieflächen OIA nachrangig OVH nachrangig OWA nachrangig OWD nachrangig OWS nachrangig ODF nachrangig OEL nachrangig

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3.2.4 Bewertung der Lebensraumfunktion des Untersuchungsgebietes für ausge- wählte Tier- und Pflanzengruppen

3.2.4.1 Makrozoobenthos

Das kartierte Makrozoobenthos stellt die für die hydrologischen Verhältnisse des Untersu- chungsgebietes typischen Gemeinschaften dar. Dem Salzgehalt und den vorherrschen- den Substrattypen folgend sind vom Übergang zur Pommerschen Bucht (Osttief) über den Greifswalder Bodden bis hin zur Spandowerhagener Wiek marine und marin - euryhaline Arten anzutreffen. Die Artenanzahl sinkt im Nördlichen Peenestrom bis zum Artenmini- mum bei Wolgast und die Artenzusammensetzung nimmt stromaufwärts stärkeren ästua- rinen/limnischen Charakter an. Im Gebiet kommen 6 Rote-Liste Arten vor, wobei der Gefährdungsgrad 3 (gefährdet) die höchste Einstufung darstellt (nach GOSSELCK et al. 1996).

Der Bestand an Makrozoobenthos wird aufgrund der artentypischen Ausstattung der Substrate und der Zusammensetzung der Zönosen im Untersuchungsraum (ohne Klapp- stellen) mit „ hoch“ bewertet. Der Bestand auf den zu betrachtenden Klappstellen 527, 517 und 551 wird als mittel- bis geringwertig eingeschätzt. Hier deutet sowohl die Al- tersstruktur der Muscheln als auch das Verhältnis der Individuenzahl zur Biomasse auf gestörte Lebensräume hin.

3.2.4.2 Makrophytobenthos Die Bewertung des Makrophytobenthos erfolgt über die Biotope (vgl. Kapitel 3.2.3) und ist zusammenfassend in Kapitel 3.2.5 dargestellt.

3.2.4.3 Fische

Das Verbundsystem Greifswalder Bodden, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff ist das bedeutendste Fischhabitat der inneren Küstengewässer Mecklenburg- Vorpommerns. Seine Bedeutung leitet sich aus der Funktion als Laich-, Weide- und Durchzugsgebiet ab. Der besonderen Bedeutung als Laichgebiet und Kinderstube ist mit der Einrichtung von Laichschongebieten Rechnung getragen worden. Als potenzielles Aufstiegsgebiet der historisch nachgewiesenen und heute verschollenen (Finte) oder rezentes Laichgebiet stark gefährdeter Arten (z.B. Ostseeschnäpel) kommt dem Nördlichen Peenestrom eine besondere Bedeutung zu. Herausragend und überregional ist die Bedeutung des Greifs- walder Boddens als Laichgebiet für den Frühjahrshering. Aufgrund der im Untersu- chungsgebiet beheimateten hohen Anzahl an Rote-Liste Arten der Kategorien 0, 1 und 2

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und der Anzahl an geschützten Arten, der Bedeutung als Wanderkorridor und bedeuten- des Laichgebiet wird das gesamte Gebiet außerhalb der Fahrrinne für die Ichthyofauna naturschutzfachlich als sehr hoch bis hoch bewertet. Die Fahrrinne selbst und unmittel- bar angrenzende Bereiche werden durch ihre Bedeutung als Wanderkorridore und Nah- rungssuchgebiete in der Funktion als mittel/gering eingestuft.

3.2.4.4 Vögel

Brutvögel Der Brutbestand naturschutzfachlich relevanter Arten auf dem Großen Wotig hat gegen- über den Beständen der 1990er Jahre deutlich abgenommen. Als Grund für die negative Bestandsentwicklung sind vorrangig externe Faktoren zu nennen (u.a. hohe Prädationsra- te durch Fuchs und Marderhund). Dennoch sind sieben Brutpaare bzw. –versuche von drei verschiedenen landesweit vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten Vogel- arten im Jahr 2006 festgestellt worden. Zudem sind trotz der gegenwärtigen Bestands- trends weiterhin günstige Habitatvoraussetzungen für die Brutansiedlung von Salzwie- senbrütern gegeben. Der Große Wotig wird daher als Brutvogellebensraum sehr hoher Bedeutung gewertet.

Weitere bedeutende Brutvogellebensräume im Untersuchungsraum stellen ausgedehnte Röhrichtgürtel entlang der Uferzonen des Nördlichen Peenestroms dar. Hohe Brutdichten von röhrichtbewohnenden Brutvogelarten mit Zeigerfunktion für relativ intakte Schilfberei- che wurden entlang

- der Polder zwischen Freest und Kröslin auf der Festlandseite,

- sowie zwischen Peenemünde und Zecherin/ Kleiner Rohrplan auf der Usedomer Seite festgestellt. Diese Röhrichtsäume , die teilweise im Verbund mit Landschilfbereichen vorliegen (nördlich Karlshagen), werden daher in den genannten Bereichen mit hoch bewertet. Die restlichen Teilgebiete des Untersuchungsraumes weisen keine im landesweiten Kontext außerordentlichen Bestandsdichten von Arten mit speziellen Habitatansprüchen bzw. mit hohem Gefährdungsgrad auf. Diese Bereiche werden daher mit gering bis mittel bewertet.

Rastvögel In der nachfolgenden Tabelle werden die in Kapitel 3.2.2.4.2 aufgeführten Rastareale aufgeführt und ihre Bewertung an der Bedeutung der teilgebietsspezifischen Rastfunktio- nen begründet:

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Tabelle 26: Bewertung der Rastfunktionen des Untersuchungsraumes

Rastgebiet Bedeutung Bewertung

Peenestrom von Wolgast bis Pee- - Hafen Wolgast als einer der letzten eisfreien Gewäs- hoch nemünde einschließlich Großer serbereiche im Peenestrom bei Eisbedeckung Wotig - Großer Wotig als bedeutender Rastplatz für Wiesenli- sehr hoch mikolen und Schlafplatz für nordische Feldgänse

- restliche Teilbereiche ohne außerordentliches Rastge- schehen gering bis mitttel Ackerflächen östlich des Pee- signifikante Nutzung durch die global gefährdete Wald- hoch nestroms bei Mölschow Saatgans sowie durch den in Europa sich in einem ungüns- tigen Erhaltungszustand befindlichen Zwergschwan im Zeitraum Dezember bis März, Nutzung jedoch abhängig von der Fruchtfolge Ackerflächen westlich des Pee- Polder südlich Hollendorf mit signifikantem Rastgeschehen hoch nestroms südlich Hollendorf von Feldgänsen und Wiesenlimikolen insbesondere im Zeitraum Oktober bis November Seen bei Peenemünde signifikantes Rastgeschehen von Tauchenten insbesondere hoch (Kölpien- im Herbst (Oktober bis November) und zeitweilig im Frühjahr see), mittel (März bis April) (Cämmerer See)

Spandowerhagener Wiek - signifikantes Rastgeschehen auf Westteil im Bereich hoch des Einlaufkanals beschränkt, - in den zentralen und östlichen Bereichen nur unterge- gering bis mittel ordnetes Rastgeschehen Struck und Freesendorfer Haken international bedeutsames Rastgebiet sehr hoch

Seegebiet zwischen dem Struck, - signifikantes Rastgeschehen beschränkt auf Gewäs- hoch dem Peenemünder Haken und dem serbereiche zwischen Loch und Ruden (Rastgebiet der Ruden Bergente in Wechselwirkung mit Peenemünder Haken) - zentraler und südlicher Bereich nur mit untergeordne- gering tem Rastgeschehen Peenemünder Haken und Ruden international bedeutsames Rastgebiet sehr hoch Schumachergrund/ Osttief West signifikantes Rastgeschehen auf die Zeit vom Laichzug des hoch Osttief Ost Frühjahrsherings beschränkt, dann aber zeitweiliges und weitflächiges Auftreten mehrerer Tausend Eisenten möglich Veritasgrund Bereich südöstlich Gänsegrund

offener Greifswalder Bodden im - signifikantes Rastgeschehen auf die Zeit vom Laichzug hoch Bereich der Klappstelle 517 sowie des Frühjahrsherings beschränkt, dann aber zeitweili- (im Frühjahr) entlang deren Zufahrt ges und weitflächiges Auftreten mehrerer Tausend Eis- enten möglich - sporadische Nutzung durch große Bestände der Berg- hoch ente und des Mittelsägers auch in den Wintermonaten, weitflächige Nutzung als nächtliches Nahrungsgebiet durch die Bergente möglich Boddenrandschwelle im Bereich der bedeutendes Rastgebiet in der zweiten Hälfte des Winter- sehr hoch Klappstelle 527 und Landtief als halbjahres für Seetaucher, Ohrentaucher und Mittelsäger Zufahrt Boddenrandschwelle im Bereich der bedeutendes Rastgebiet in der zweiten Hälfte des Winter- sehr hoch Klappstelle 551 halbjahres für Mittelsäger

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3.2.4.5 Fischotter, Biber, Kegelrobbe Innerhalb des Nördlichen Peenestroms stellten der Große Wotig und die umliegenden Uferbereiche des Festlandes einen Verbreitungsschwerpunkt für den Fischotter dar. Dieser Lebensraum wird daher mit sehr hoch bewertet. Ansonsten besitzt der Pee- nestrom eine Wanderkorridorfunktion zwischen den Verbreitungszentren am Struck und Peenemünder Haken sowie im Achterwasser und Kleinen Haff. Der gesamte Pee- nestrom wird daher mit hoch bewertet. Hingegen ist nur eine sporadische Nutzung der offenen Gewässerbereiche im Greifswalder Bodden anzunehmen, da sich der Fischot- ter vorzugsweise ufernah fortbewegt und der Untersuchungsraum in diesem Bereich keine Korridorfunktion o.ä. ausübt. Der offene Gewässerbereich wird daher nur von ge- ringer Bedeutung für den Fischotter eingestuft. Die Verbreitungsschwerpunkte des Bibers liegen entlang der Peene, in der Uecker- Randow-Niederung sowie auf dem Südteil der Halbinsel Usedom. Eine Korridorfunktion zwischen Verbreitungszentren kommt damit allenfalls dem südlichen Bereich des Pee- nestroms zu. Im Nördlichen Peenestrom sind somit keine signifikanten Vorkommen zu erwarten. Der Untersuchungsraum wird daher von geringer Bedeutung für den Biber eingestuft. Die Kegelrobbe wurde innerhalb der letzten Jahre vermehrt auf der Boddenrandschwelle zwischen Usedom und Rügen sowie im Greifswalder Bodden im Bereich des Großen Stubbers beobachtet. Stubber und Freesendorfer Haken bildeten ehemalige Stammplätze im Greifswalder Bodden, die scheinbar wieder zunehmend von der Art aufgesucht wer- den. Dem Untersuchungsraum im offenen Gewässerbereich kommt somit als Nah- rungsgebiet und Wanderkorridor, wenn auch aktuell nur sporadisch genutzt, eine hohe Bedeutung für die Etablierung zukünftiger Robbenbestände im Greifswalder Bodden zu. Hingegen sind keine Beobachtungen dieser Art bzw. signifikante ehemalige Vorkommen im Peenestrom bekannt. Der Peenestrom ist somit nur von geringer Bedeutung für die Kegelrobbe.

3.2.5 Zusammenfassende Bewertung der ökologischen Funktion des Untersu- chungsraumes

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Tabelle 27: Bewertung der ökologischen Funktion des Untersuchungsraumes unterteilt nach Artengruppen

Wert- Makrozoo- Makrophyten Fische Vögel Fischotter Biber Kegelrobbe stufe benthos sehr Beruhigte Beruhigte Großer Wotig als Brutgebiet stark gefährdeter Salzwiesenbrüter Großer Wotig hoch Flachwasser- Flachwas- Großer Wotig als bedeutender Rastplatz für Wiesenlimikolen und Schlaf- als Rückzugs- bereiche und serbereiche platz für nordische Feldgänse lebensraum Buchten im und Buchten Peenestrom im Pee- Struck und Freesendorfer Haken sowie Peenemünder Haken und Ruden mit einer max. nestrom mit als international bedeutsame Rastgebiete Wassertiefe einer max. Boddenrandschwelle im Bereich der Klappstelle 527 und Landtief als von 2,5m Wassertiefe Zufahrt als bedeutendes Rastgebiet in der zweiten Hälfte des Winterhalb- Sandbänke als von 2,5m jahres für Seetaucher, Ohrentaucher und Mittelsäger potenzielle Greifswalder Pommersche Bucht im Bereich der Klappstelle 551 als bedeutendes oder rezente Bodden Rastgebiet in der zweiten Hälfte des Winterhalbjahres für Mittelsäger Seegraswiesen bis 3m Was- sertiefe im Greifswalder Bodden

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Wert- Makrozoo- Makrophyten Fische Vögel Fischotter Biber Kegelrobbe stufe benthos hoch Gesamtes Flachwasser- Flachwas- Röhrichte von Peenemünde bis Zecherin/ Kleiner Rohrplan sowie entlang Peenestrom offene Bod- Untersu- bereiche bis serbereiche Polder zwischen Freest und Kröslin mit relativ hohen Bestandsdichten mit Korridor- denbereiche chungsge- 2,0 m Wasser- bis 2,5m von qualitätsanzeigenden Röhrichtbrütern funktion mit Korridor- biet (ohne tiefe im Pee- Wassertiefe Hafen Wolgast als einer der letzten eisfreien Gewässerbereiche im und Nahrungs- Klappstelle nestrom im Pee- Peenestrom bei Eisbedeckung funktion 527) nestrom Ackerflächen östlich des Peenestroms bei Mölschow, signifikante Nut- zung durch die global gefährdete Wald-Saatgans sowie durch den in Europa sich in einem ungünstigen Erhaltungszustand befindlichen Zwergschwan im Zeitraum Dezember bis März Polder südlich Hollendorf mit signifikantem Rastgeschehen von Feldgän- sen und Wiesenlimikolen insbesondere im Zeitraum Okt. bis Nov. Kölpiensee mit signifikantem Rastgeschehen von Tauchenten insbeson- dere im Herbst (Oktober bis November) und zeitweilig im Frühjahr (März bis April) Westteil der Spandowerhagener Wiek im Bereich des Einlaufkanals mit signifikantem Rastgeschehen Gewässerbereiche zwischen Loch und Ruden als Rastgebiet der Bergen- te in Wechselwirkung mit Peenemünder Haken Schumachergrund/ Osttief West, Osttief Ost, Veritasgrund sowie Bereich südöstlich Gänsegrund mit zeitweilig weitflächigem Auftreten mehrerer Tausend Eisenten während des Heringszuges im Frühjahr hoch offener Greifswalder Bodden im Bereich der Klappstelle 517 sowie entlang deren Zufahrt mit zeitweilig weitflächigem Auftreten mehrerer Tausend Eisenten während des Heringszuges im Frühjahr, sporadische Nutzung durch große Bestände der Bergente und des Mittelsägers auch in den Wintermonaten, weitflächige Nutzung als nächtliches Nahrungs- gebiet durch die Bergente möglich mittel - Klappstelle Fahrrinne und Fahrrinne sonstige Teilbereiche mit untergeordnetem Brut- und Rastgeschehen offener Bod- Nördlicher Pee- Peenestrom, gering 527 Bereiche mit und unmittel- den, ohne nestrom abseits der aufgrund Wassertiefen bar angren- signifikante aktuellen Verbrei- Vorbelastun-

über 2,0 m im zende Lebensraum- tungszentren und gen, historisch 94 Peenestrom Bereiche funktion somit ohne signifi- nicht belegte

sind nicht kante Korridorfunk- Lebensraum- besiedelt tion funktion

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3.2.6 Landschaftliche Freiräume

Die Landschaftlichen Freiräume in Mecklenburg-Vorpommern werden nach LUNG M-V (2001) ausschließlich für terrestrische Lebensräume qualifiziert und bewertet. Ausschlag- gebendes Kriterium im Rahmen der UVS ist die Flächengröße der unzerschnittenen Landschaftsräume. Es erfolgt eine Differenzierung in:

– sehr hochwertige Landschaftliche Freiräume: ≥ 2.400 ha

– hochwertige Landschaftliche Freiräume: 1.200 ha bis 2.399 ha

– mittelwertige Landschaftliche Freiräume: 600 ha bis 1.199 ha

– geringwertige Landschaftliche Freiräume: < 600 ha

Hoch- und sehr hochwertige landschaftliche Freiräume sind im ufernahen Bereich des gesamten Peenestroms nicht vorhanden.

Als landschaftliche Freiräume mittlerer Wertigkeit wurden folgende Bereiche ausge- grenzt:

– Abschnitt zwischen Zecherin und dem Großen Wotig beidseitig des Pee- nestroms

– Abschnitt zwischen Karlshagen und Peenemünde ausschließlich im Bereich des östlichen Peenestromufers

Alle anderen Bereiche des betrachteten Raumes weisen keine oder nur eine geringe Bedeutung als Landschaftliche Freiräume auf, da sie von Siedlungen, Straßen, Industrie- anlagen etc. vollständig zerschnitten und überbaut sind.

Der Nördliche Peenestrom, der Greifswalder Bodden sowie die Pommersche Bucht können als weitgehend unzerschnittene Freiräume eingestuft werden, da die Zerschnei- dungswirkung der Fahrrinne (Schiffsverkehr, künstliche Rinne im Sediment) im Vergleich zur Infrastruktur im terrestrischen Bereich sehr gering ist.

3.2.7 Biologische Vielfalt

Nach der „Vorläufigen Leitlinie für die Einbeziehung von Biodiversitätsaspekten in die Gesetzgebung und/oder das Verfahren von Umweltverträglichkeitsprüfung und strategi- scher Umweltprüfung“ (BESCHLUSS DER VERTRAGSPARTEIEN DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT 2002) werden drei Ebenen der Biologischen Vielfalt unter- schieden:

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– die genetische Vielfalt

– die Artenvielfalt

– die Ökosystemvielfalt

Die genetische Vielfalt ist die Vielfalt innerhalb der Art (intraspezifische Biodiversität) und umfasst z.B. Unterarten und Varietäten wildlebender Tier- und Pflanzenarten. Diese werden, soweit sie für den Untersuchungsraum relevant und im Rahmen des vorgegebe- nen Untersuchungsrahmens erfassbar sind, in den Kapiteln 3.2.1 und 3.2.2 dargestellt. Die Auswirkungsprognose erfolgt zusammenfassend im Kapitel 3.2.8. Die Artenvielfalt (interspezifische Biodiversität) beinhaltet die Artenzahl von Flora und Fauna innerhalb des zu betrachtenden Untersuchungsraumes. Eine Erfassung der voll- ständigen Tierartenvielfalt ist nach TRAUTNER (2003) nicht erforderlich. Daher erfolgt eine selektive Darstellung und Bewertung der Artenvielfalt über die Erfassung von Tierarten ausgewählter Tiergruppen. Die Beschreibung und Bewertung des Bestandes für die ausgewählten Tiergruppen erfolgt im Kapitel 3.2.2. Die Bewertung der Artenvielfalt der Fauna wird über die Bewertung der Bedeutung der jeweiligen Lebensräume für die Tier- gruppen, besonders für gefährdete Arten vorgenommen (Kap. 3.2.4). Eine vollständige Erfassung aller Pflanzenarten des Untersuchungsraumes ist im Unter- suchungsrahmen der UVS ebenfalls nicht möglich. Mit dem Auftreten gefährdeter und geschützter Pflanzen ist insbesondere in den § 20 Biotopen zu rechnen, für die im Rah- men der selektiven Kartierung der gesetzlich geschützten Biotope ausführliche Artenlis- ten erstellt wurden.

In der Regel genügt jedoch die Erfassung typischer Pflanzenarten im Rahmen der Bio- topkartierung. Die Beschreibung und Bewertung der im Untersuchungsraum verbreiteten Biotoptypen erfolgt im Kapitel 3.2.1. Die Auswirkungen auf Biotope und Fauna und damit im weiteren Sinne auf die Artenviel- falt werden im Kapitel 3.2.8 dargestellt. Die Ökosystemvielfalt ist die Vielfalt der Ökosysteme und Landnutzungsarten im Unter- suchungsraum. Die Erfassung der unterschiedlichen Ökosysteme erfolgt über die Biotop- kartierung/Biotopabgleich, da Biotoptypen bzw. Biotopkomplexe die kleinsten Erfas- sungseinheiten von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere darstellen, in denen jeweils einheitliche standortliche Bedingungen herrschen. So können Biotoptypen auch als kleinste Einheiten der Ökosystemebene aufgefasst werden (vgl. LAUN 1998, SCHU- BERT & WAGNER 1988). Die Darstellung und Bewertung der Biotoptypen und damit im weiteren Sinne der Ökosystemvielfalt erfolgt im Kapitel 3.2.1. Die Auswirkungen werden ausführlich im Kapitel 3.2.8 dargestellt.

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3.2.8 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf Pflanzen, Tiere und Biotoptypen

3.2.8.1 Beschreibung der Auswirkungen

3.2.8.1.1 Auswirkungen auf die Biotope

Im folgenden Abschnitt werden die Auswirkungen der Fahrrinnenanpassung des Nördli- chen Peenestroms auf die Biotope untersucht. Die Auswirkungen auf das Makrozoo- benthos werden separat im Kapitel 3.2.8.1.2 betrachtet. Die Beschreibung möglicher Beeinträchtigungen aller Phytozönosen erfolgt hier. Folgende Auswirkungen können sich für die Biotope des Untersuchungsraumes ergeben:

- Funktionsbeeinträchtigung von Biotopen durch Veränderung der Standortbedingun- gen (baubedingt)

- Funktionsbeeinträchtigung von Biotopen durch Stoffeinträge (baubedingt)

- Temporäre Funktionsbeeinträchtigung von Biotopfläche im Bereich der Fahrrinne sowie der Klappstellen (anlagenbedingt)

- Veränderung von Biotoptypen in den Ausbaggerungsbereichen (anlagenbedingt)

- Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch ausbaubedingte Veränderungen der hydrographischen Parameter Salinität, Strömungsgeschwindigkeit, Wasserstand (an- lagenbedingt)

- Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch schiffserzeugte Belastungen, ein- schließlich störfallbedingte Funktionsbeeinträchtigungen (betriebsbedingt)

- Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch Unterhaltungsbaggerungen (be- triebsbedingt) Nachfolgend werden die genannten Projektauswirkungen unter Berücksichtigung der beiden zu untersuchenden Varianten 1 und 2 genauer beschrieben und Möglichkeiten der Vermeidung und Minderung benannt. Dabei wird zwischen bau-, anlagen-, betriebs- und störfallbedingten Auswirkungen unterschieden.

Baubedingte Auswirkungen Funktionsbeeinträchtigung von Biotopen durch Veränderung der Standortbedingungen In der Bauphase können sich Beeinträchtigungen für semiterrestrische Biotope durch Veränderungen der Sedimentdynamik bei der Ausbaggerung ergeben. Die Sedimentauf- wirbelungen im Vertiefungsbereich der Fahrrinne, die bis in Entfernungen von 100 m bis maximal ca. 500 m nachweisbar sind (WSA 2004), können auch in den Flachwasserbe- reichen zu einer temporären Trübung des Gewässers und damit zur Veränderung der

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lichtklimatischen Verhältnisse führen. In der Austriebsphase der Röhrichtarten, im Früh- jahr, kann es dadurch zu einer kurzzeitigen Minderung der Photosyntheseleistung kom- men. Da diese Phase jedoch nur wenige Stunden andauert und ähnliche Effekte bei den im Bereich der Küste häufigen Starkwindereignissen auftreten, sind die daraus resultie- renden Beeinträchtigungen als unerheblich negativ einzustufen.

Funktionsbeeinträchtigung von Biotopen durch Stoffeinträge

In der Bauphase kann es durch den Einsatz der Bagger sowie der Verladeschuten und der damit verbundenen Zunahme des Schiffsverkehrs auf dem Nördlichen Peenestrom zu einem Eintrag von Nähr- und Schadstoffen kommen, insbesondere dann, wenn hava- riebedingt Öle und Treibstoffe austreten. Diese Substanzen können in Richtung Ufer treiben und bilden am Röhrichtrand einen schmierigen Ring. Besonders niedrigwüchsige Arten können verkleben, in ihrer Vitalität beeinträchtigt werden und absterben. Unter Beachtung der Schutz- und Minderungsmaßnahmen ist die Gefahr von Havarien jedoch gering, so dass es sich um unerheblich negative Beeinträchtigungen handelt.

Anlagenbedingte Auswirkungen Temporäre Funktionsbeeinträchtigung von Biotopfläche im Bereich der Fahrrinne sowie der Klappstellen Fahrrinne Anlagenbedingte Beeinträchtigungen ergeben sich aus der direkten Flächenbeanspru- chung der Sedimente des Greifswalder Boddens und des Nördlichen Peenestroms durch die Vertiefung der Fahrrinne auf insgesamt ca. 201 ha im Bereich der Variante 1 sowie ca. 172 ha im Bereich der Variante 2 . Bei beiden Varianten sind annähernd die gleichen Biotoptypen betroffen. Eine Ausnahme bildet lediglich der Biotoptyp „Flachwasserzone der Boddengewässer mit Grobsand-, Kies- und Schillsubstrat“ (KMK), der lediglich im Übergang vom Greifswalder Bodden zur Pommerschen Bucht im Bereich der Variante 1 vorkommt. Aufgrund der teilweisen Lage dieser Variante in der Pommerschen Bucht werden hier auch bei Biotoptypen der Ostsee (KMK, KMS) in das Vorhaben einbezogen. Trotz der vergleichsweise kurzen Zeiträume, in denen sich marine Ökosysteme regene- rieren (vgl. Kapitel 3.2.8.1.2), ist die temporäre Funktionsbeeinträchtigung an Biotopflä- che erheblich negativ zu bewerten. Der von der Fahrrinnenanpassung am stärksten betroffene Biotoptyp ist variantenunab- hängig der Biotoptyp „Flachwasserzone der Boddengewässer mit Sandsubstrat“ (KBS). Daneben weist auch die „Flachwasserzone der Boddengewässer mit Schlicksubstrat“ (KBC) erhebliche Flächenanteile auf. In folgender Übersicht sind die marinen Biotoptypen im Ausbaggerungsbereich zusammenfassend dargestellt:

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Tabelle 28: Ausbaggerungsbedingter temporärer Funktionsverlust von Biotopfläche

Biotoptyp Variante 1 Variante 2 Biotopfläche gesamt 200,7 ha 172,4 ha

KBB 5,2 ha 5,0 ha

KBC/KBC b 40,7 ha 41,9 ha

KBH/KBH b 12,3 ha 12,3 ha

KBS/KBS b 110,6 ha 113,2 ha KBK 6,5 ha - KMK 21,2 ha - KMS 4,2 ha -

Klappstellen

Zur Umlagerung der Sedimente aus der Fahrrinne werden die Klappstellen 517 im Greifswalder Bodden sowie die Klappstellen 527 und 551 in der Pommerschen Bucht genutzt. Alle drei Klappstellen werden derzeit für die Umlagerung mineralischer Sedimen- te aus Unterhaltungsbaggerungen im Nördlichen Peenestrom sowie der Ostansteuerung Hafen Stralsund genutzt. Mögliche Auswirkungen werden daher lediglich im Hinblick auf die Verklappung von muddehaltigem Baggergut beschrieben, die auf die Klappstellen 517 und 527 umgelagert werden sollen. Die muddehaltigen Sedimente werden auf der Klappstelle 517 sowie im südwestlichen Randbereich der Klappstelle 527 abgelagert. Die Überdeckung führt zu einer temporären Funktionsbeeinträchtigung der Biotoptypen „Flachwasserzone der Boddengewässer auf Schlicksubstrat, makrophytenarm“ (Klappstelle 517) sowie „Flachwasserzone der Ostsee, makrophytenarm“ (Klappstelle 527). Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei nicht um die ursprünglichen sondern um bereits umgelagerte Sedimente und dementspre- chend um beeinträchtigte Biotoptypen (KBC b / KBS b) handelt. Auf die Klappstelle 527 wird ein bisher dort nur vereinzelt vorkommendes Substrat umge- lagert.

Tabelle 29: Temporärer Funktionsverlust im Bereich der Klappstellen 517 und 527

Biotoptyp Klappstelle 517 Klappstelle 527 Variante 1 Variante 2 Variante 1 Variante 2

KBC b ca. 14 ha ca. 14 ha - -

KMS b - - ca. 66 ha ca. 70 ha

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Veränderung der Biotoptypen in den Ausbaggerungsbereichen Auf ca. 30 % der Eingriffsfläche kommt es durch die Ausbaggerung zu einem Substrat- wechsel, der auch zu einer Veränderung des Biotoptyps führt. Diese Veränderungen treten ausschließlich im Nördlichen Peenestrom auf, so dass sie variantenunabhängig sind. Die vertiefungsbedingte Veränderung der Biotoptypen wird als erheblich negativ bewertet, da es in dem Bereich zu einem dauerhaften Verlust einer speziellen, an den jeweiligen Sedimenttyp gebundenen Lebensgemeinschaft kommt (vgl. Kapitel 3.2.8.1.2). Die Bauabschnitte, in denen ein ausbaubedingter Wechsel der Biotoptypen auftritt, sind in folgender Übersicht dargestellt:

Tabelle 30: Bauabschnitte mit ausbaubedingtem Substratwechsel/ Wechsel des Bio- toptyps

Bauabschnitt Substratwechsel Biotopwechsel 31,10 bis 31,30 - Fein- und Mittelsand zu Geschiebemergel - KBS zu KBH 33,80 bis 34,40 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS - Fein- und Mittelsand zu Torf - KBS zu KBC 34,70 bis 35,50 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS 35,72 bis 36,44 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS 37,02 bis 37,24 - Fein- und Mittelsand zu Torf - KBS zu KBC 37,32 bis 37,50 - Fein- und Mittelsand zu Torf - KBS zu KBC 40,10 bis 40,32 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS 40,50 bis 41,60 - Fein- und Mittelsand zu Torf - KBS zu KBC 41,30 bis 42,00 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS 42,18 bis 44,01 - Feinsand zu Mittel- bis Grobsand - KBS zu KBK - Schlick zu Mittel- bis Grobsand - KBC zu KBK - Schlick zu Geschiebemergel - KBC zu KBH - Schlick zu Fein- bis Mittelsand - KBC zu KBS 45,16 bis 45,20 - Geschiebemergel zu Fein- und Mittelsand - KBH zu KBS 45,54 bis 46,22 - Fein- und Mittelsand zu Geschiebemergel - KBS zu KBH 46,62 bis 47,12 - Schlick zu Geschiebemergel - KBC zu KBH - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS 47,62 bis 48,68 - Schlick zu Geschiebemergel - KBC zu KBH - Schlick zu Fein- und Mittelsand - KBC zu KBS

Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch ausbaubedingte Veränderungen hydro- graphischer Parameter Anlagenbedingt kann es zu Veränderungen der hydrographischen Parameter, insbeson- dere der Salinität, der Strömungsgeschwindigkeit sowie der Wasserstände kommen. Während sich hinsichtlich des Parameters Wasserstandsänderung keine Unterschiede

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zwischen den Varianten 1 und 2 ergeben, bestehen hinsichtlich der Parameter Salinität und Strömungsverhältnisse lokale Unterschiede im Bereich Osttief, Loch, Tonnenbank- und Knaakrücken-Rinne sowie um die Insel Ruden. Diese sind jedoch so geringfügig, dass sie für die Betrachtung auf Ebene der Biotoptypen nicht entscheidungsrelevant sind. Auswirkungen, die sich aus der Veränderung der hydrographischen Parameter für die Biotoptypen ergeben, werden in Folgendem erläutert. Salinität Das Gutachten zum Verhalten der abiotischen Systemparameter des Peenestroms durch die Fahrrinnenanpassung (BAW 2007) sagt aus, dass es bei Einstromverhältnissen zu einer ausbaubedingten Stromaufverschiebung der Mischungszone (Bereich, in dem sich Bodden- und Haffwasser vermischen) um ca. 1.000 m bei häufigen charakteristischen Ereignissen kommen kann. Bei seltenen, außergewöhnlichen Ereignissen kann sich diese Mischungszone ereignisbezogen um bis zu 2.000 m verschieben. Daraus resultie- ren ausbaubedingte Erhöhungen des Salzgehaltes im gesamten Raum um 0,5 psu (häu- figes Ereignis) bis zu 0,75 psu (seltenes Ereignis).

Der Nördliche Peenestrom stellt einen Bereich mit häufig wechselnden Ein- und Aus- stromlagen dar, so dass die Salinität zwischen 1 und 8,5 psu schwankt (MEYER et al. 1998). Länger anhaltende, aber seltenere Einstromsituationen können stärker salzhalti- ges Wasser bis in die Krumminer Wiek und das Achterwasser transportieren. Diese Salzwassereinbrüche hinterlassen jedoch kaum hydrographische Spuren, weil der nach- folgende Ausstrom immer wieder für einen schnellen Austrag des Salzwassers sorgt (MEYER et al. 1998). Die Phytozönosen der an den Nördlichen Peenestrom angrenzenden, semiterrestrischen Bereiche sind an die sich teilweise sehr kurzfristig wechselnden Salzgehalte des Gewäs- sers angepasst. Sie werden bis auf ganz wenige bebaute und eingedeichte Bereiche durch Brackwasserröhrichte gebildet, die pflanzensoziologisch dem Strandsimsen- Brackwasserröhricht zuzuordnen sind. Die Gesellschaft ist sowohl in der Krumminer Wiek als auch im Achterwasser verbreitet (BERG et al. 2004). Es existieren bezüglich der Sali- nität demzufolge bereits Bedingungen, die die Verbreitung salzertragender und salzhol- der Arten ermöglicht. Die geringfügige und zeitlich begrenzte Erhöhung des Salzgehaltes bei Einstromverhältnissen wird somit zu keiner grundlegenden Änderung der semiterrest- rischen Biotope in weiter südlich von Wolgast gelegenen Abschnitten des Nördlichen Peenestroms sowie der angrenzenden Krumminer Wiek und des Achterwassers führen.

Kleinflächig grenzen Salzwiesen und Sandstrände der Boddengewässer an den Nördli- chen Peenestrom an. Charakteristische Arten dieser Biotope sind an die gelegentliche Überflutung durch Salzwasser angepasst, so dass auch sie durch die oben beschriebene Veränderung der Salinität nicht beeinträchtigt werden. Die Auswirkungen für diese Bioto- pypen sind als unerheblich positiv zu werten. Terrestrische Biotope befinden sich auf-

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grund ihrer Höhenlage oder durch Eindeichung nicht im Einflussbereich des Brackwas- sers. Strömungsgeschwindigkeit

Das Gutachten zum Verhalten der abiotischen Systemparameter des Peenestroms durch die Fahrrinnenanpassung (BAW 2007) sagt aus, dass die ausbaubedingten Auswirkun- gen auf die Strömung lokal sehr unterschiedlich sind, da sich unterschiedliche physikali- sche Wirkungen überlagern. Im Nördlichen Peenestrom wird eine Abnahme der Strö- mungsgeschwindigkeit prognostiziert. In Bereichen heute vorhandener Tiefen, die keinen Ausbau erfordern, sowie südlich von Wolgast kommt es durch die Erhöhung des Durch- flusses dagegen zu einer Zunahme der Strömungsgeschwindigkeit. Insgesamt ist mit zeitweiligen Änderungen der Strömungsgeschwindigkeiten zwischen minimal ± 0,03 m/s und maximal bis ±0,1 m/s zu rechnen.

Die maximale Strömungsgeschwindigkeit, bei der der Hauptbestandsbildner der Brack- wasserröhrichte des Nördlichen Peenestroms - das Gemeine Schilf ( Phragmites austra- lis ) - noch gedeihen kann, beträgt 0,28 m/s (GIERSCH 2002). Demgegenüber ist die im Vorhabensraum ebenfalls stark verbreitete Gewöhnliche Strandsimse ( Bolboschoenus maritimus ) wesentlich strömungstoleranter (GIERSCH 2002). Eine deutliche, dauerhafte Abnahme der Strömungsgeschwindigkeit würde demzufolge die Ausbreitung des Schilfs fördern, wobei die Wassertiefe der ausbreitungslimitierende Faktor ist. Durch die deutli- che, dauerhafte Zunahme der Strömung könnte sich dagegen die Gewöhnliche Strand- simse stärker durchsetzen. Die prognostizierten Änderungen beziehen sich auf den Fahrrinnenbereich. Es ist davon auszugehen, dass die Größenordnungen von Zu- und Abnahme der Strömung in den ufernahen Zonen und damit in den Bereichen der Brackwasserröhrichte wesentlich ge- ringer sind. Erheblich negative Auswirkungen auf die Röhrichte ergeben sich somit nicht. Wasserstand Die Untersuchung zu den ausbaubedingten Änderungen der abiotischen Systemparamter ergab für die Wasserstände Abweichungen im Zentimeterbereich (BAW 2007). Die für die Ausprägung der semiterrestrischen Lebensräume relevanten Mittelwasserstände werden in der Langzeitbetrachtung keine Änderungen aufweisen. Der Hochwasserscheitel wird sich ausbaubedingt um weniger als + 1 cm erhöhen, der Niedrigwasserscheitelstand um weniger als - 5 cm abnehmen. Die Zunahme des Wasserstandes bei Hochwasser ist in Bezug auf die unmittelbar an den Nördlichen Peenestrom grenzenden Biotope positiv zu werten. Es handelt sich zum überwiegenden Teil um brackwasserbeeinflusste Standorte, die an die Überflutung mit Salzwasser angepasst sind bzw. für deren Ausprägung gelegentlicher Brackwasserein- fluss Voraussetzung ist.

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Eine Verringerung der Wasserstände hingegen ist vor allem im Hinblick auf die Brack- wasserröhrichte negativ zu bewerten. So ist das Vordringen von Arten der Landröhrichte sowie eine Devitalisierung des Schilfs möglich.

Da jedoch sowohl Hoch- als auch Niedrigwasserereignisse von vergleichsweise kurzer Dauer sind, ist von erheblich negativen Beeinträchtigungen nicht auszugehen.

Betriebsbedingte Auswirkungen Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch schiffserzeugte Belastungen Der Ausbau der Fahrrinne ermöglicht die Passage größerer Schiffseinheiten mit größe- rem Tiefgang. Damit verbunden sind Verstärkungen des Wellenschlags durch die Sog- wirkung der Schiffe sowie schifffahrtsbedingte Turbulenzen mit Schwebstoff- und Sedi- mentverlagerungen und damit in Verbindung stehende Veränderungen des Lichtklimas.

Diesbezügliche Prognosen ergaben variantenunabhängig, dass die schiffserzeugten Mehrbelastungen zu keinen nennenswerten Änderungen u.a. des Sedimenttransportre- gimes und daraus abgeleiteten Folgewirkungen (z.B. Ufererosion mit Devitalisierung der Vegetation) führen werden (BAW 2005). Mit erheblich negativen Beeinträchtigungen der semiterrestrischen Lebensräume ist somit nicht zu rechnen. Die Zunahme des Schiffsverkehrs kann zur Erhöhung der Gewässer- und Strandver- schmutzung durch Abfälle sowie durch den Austritt von Ölen, Treibstoffen und sonstigen Schadstoffen insbesondere im Havariefall führen. Unmittelbar an den Nördlichen Pee- nestrom angenzende semiterrestrische und terrestrische Lebensräume können dadurch beeinträchtigt werden. Insgesamt werden diese Beeinträchtigungen unter Beachtung eines ordnungsgemäßen Schiffsbetriebes als unerheblich negativ bewertet.

Im Rahmen der Biotopkartierung, die auch von der Wasserseite erfolgte, ergaben sich derzeit keinerlei Hinweise auf Ölverschmutzungen sowie nennenswerte auf den Schiffs- verkehr zurückzuführende Abfälle. Verunreinigungen des Brackwasserröhrichts konnten vor allem in Siedlungsnähe und sowie im Bereich von Angelstegen und Marinas beo- bachtet werden.

Funktionsbeeinträchtigungen der Biotope durch Unterhaltungsbaggerungen

Abschnittsweise sind in den Jahren nach der Fahrrinnenanpassung des Nördlichen Pee- nestroms Unterhaltungsbaggerungen erforderlich, um die Ausbautiefe von NN -7,5 m dauerhaft zu gewährleisten. Der Umfang der Sedimententnahme ist von den hydrodyna- mischen Bedingungen abhängig und schwer prognostizierbar. Im Rahmen der Unterhal- tungsbaggerungen können sich die gleichen Auswirkungen wie in der Bauphase der Fahrrinnenanpassung ergeben. Der Unterschied besteht in den geringeren Unterhal- tungsbaggerungsmengen sowie darin, dass es sich um punktuelle Maßnahmen handelt.

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3.2.8.1.2 Auswirkungen auf das Makrozoobenthos

Im folgenden Abschnitt werden die Auswirkungen der Fahrrinnenanpassung des Nördli- chen Peenestroms auf das Makrozoobenthos dargestellt.

Nachfolgend werden die genannten Projektauswirkungen unter Berücksichtigung der beiden zu untersuchenden Varianten 1 und 2 genauer beschrieben. Dabei wird zwischen bau-, anlagen-, betriebsbedingten Auswirkungen unterschieden.

Baubedingte Auswirkungen Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch Substrataustrag

Durch den Austrag von Substrat mit einer Mindestaushubtiefe von Ø rd. 0,5 m geht die gesamte Epi- und Infauna des Makrozoobenthos verloren. Es ist davon auszugehen, dass die entstehenden Substrate unbesiedelt sind. In einem kurzen Abstand zum Ereig- nis wird eine Wiederbesiedlung durch den Fall planktischer Larven bzw. eine direkte Einwanderung mobiler Arten aus den benachbarten Gebieten stattfinden. Die Erstbesied- ler werden zu Beginn anspruchslose Arten sein. Eine vollständige Wiederherstellung der Biozönose im Vergleich zum Istzustand wird sich erst nach einigen Jahren einstellen. Zum einen ist dies abhängig von der Artenzusammensetzung und zum anderen spielten die Vorbelastung und die Art des Eingriffs hier eine wesentliche Rolle. Innerhalb eines Monitoringprogramms des WSA wurde eine Zeitspanne von max. 5 Jahren angenom- men, in der sich bei vergleichbaren Arbeiten eine annähernd vollständige Zönose wie- derhergestellt hat (KÖHN 2002). Zum Teil treten dabei Zoobenthosarten in neubesiedelten Gebieten mit einer deutlich höheren Individuenzahl auf. Die demographischen Verhält- nisse (Altersstrukturen) sind stark abhängig von der Vorbelastung. So sind in Bereichen mit hoher Vorbelastung durch regelmäßige Unterhaltungsbaggerung keine älteren Tiere zu erwarten. Diese Abschnitte bestehen meist aus jungen, wachsenden Populationen der 1-3 jährigen Kohorten. Die Vertiefungsbaggerung wird dabei zur Vorbelastung keinen erheblichen Unterschied ausmachen. Aufgrund des hohen Wiederbesiedlungspotentials wird die Beeinträchtigung des Zoobenthos durch Substrataustrag als mittelfristig einge- schätzt. Insgesamt wird die Beeinträchtigung des Zoobenthos durch den Substrataustrag als erheblich negativ , aber aufgrund des hohen Wiederbesiedlungspotentials als nicht nachhaltig eingestuft.

Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch Substratänderung Eine Belastung für das Makrozoobenthos durch die Veränderungen im Siedlungssubstrat wird als gering eingeschätzt. Zum einen entstehen durch die Arbeiten im gesamten Aus- baubereich keine neuen Substrate (Mergel, Torf, Fein-, Mittel- und Grobsand sind vor-

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handen), zum anderen bleibt bei rund 70% der Ausbaustrecke der Substrattyp gleich. Das flächenmäßige Verhältnis der einzelnen Substrattypen zueinander und der damit zu erwartenden Zoobenthoszönosen ändert sich bis auf den Anteil des Schlicks nur margi- nal. Es ist davon auszugehen, dass der Schlickanteil in den auf die Ausbaggerung fol- genden Jahren wieder deutlich zunimmt. Die Beeinträchtigung des Zoobenthos durch die Substratänderung wird als unerheblich negativ eingestuft.

Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch baubedingte Trübungsfahnen Trübungsfahnen werden je nach entnommenem Sediment bzw. umgelagertem Sediment in unterschiedlicher Stärke auf die umliegenden Gewässerbereiche wirken. Die Ausbrei- tung der Trübungs- und Schwebstoffwolken ist lokal begrenzt – es wird von einem Wirk- radius der intensiven Trübung von 100m ausgegangen (Meyer & Ernst 1999). Eine Wir- kung der Trübungsfahnen auf das Zoobenthos besteht vor allem in der mitgeführten Schwebstofffracht, welche beim Sedimentieren die Bodenfauna überdecken kann. Durch die räumliche Begrenzung der Trübungsfahnen und mit zunehmender Verweildauer hohe Durchmischung und Verdünnung wird mit einer geringen Partikelauflage auf die umlie- genden Sedimente gerechnet. Der Grad der Beeinträchtigung wird deshalb als gering eingeschätzt. Insgesamt entstehen für das Zoobenthos unerheblich negative Beein- trächtigungen durch die Trübungsfahnen.

Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch Substratüberdeckung an den Klappstellen

Das Zoobenthos der Klappstellen wird bei direkter Überdeckung mit umgelagerten Sedi- menten kleinräumig beeinträchtigt. Bei Überlagerung mit gleichem Substrat ist die Über- deckungshöhe entscheidend. Zum einen ist davon auszugehen, dass die Mächtigkeit der Überdeckung jeweils mehrere Dezimeter beträgt und dadurch die Besiedlung der vor- handenen Sedimente verloren geht. Zum anderen werden in Abhängigkeit von der Sedi- mentart und der Wiederholungsfrequenz des Auftrags verschiedene Arten unterschiedlich betroffen sein. Für die Umlagerung von Sedimenten mit org. Gehalten sind die Klappstellen 517 im zentralen Schlickbereich des Greifswalder Boddens und die KS 527 vorgesehen. Sande und Mergel werden auf die Klappstelle 551 außerhalb des Greifswalder Boddens umge- lagert. Die auf den Klappstellen derzeit angetroffene Biodiversität ist mit max. 17 Arten relativ gering und zeugt von einer steten Vorbelastung. Es wird davon ausgegangen, dass die Wiederbesiedlung der umgelagerten Sedimente unmittelbar erfolgt. Für einige Arten, darunter Arten der Roten Liste, werden sich Verhältnisse vergleichbar denen vor der Umlagerung innerhalb von 3 Jahren einstellen (IfAÖ 2007b).

Der Grad der Beeinträchtigung durch die Umlagerung der Sedimente aus dem Nördli- chen Peenestrom wird als hoch eingeschätzt. Ein großräumiger Einfluss der Substrat-

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überdeckung durch die Umlagerung auf angrenzende Bereiche wird ausgeschlossen. Die Beeinträchtigung durch die einmalige Überdeckung ist als mittelfristig (< 5 Jahre) zu bewerten. Die Sedimentüberdeckung durch Umlagerung wird insgesamt als erheblich negativ bewertet.

Anlagenbedingte Auswirkungen Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch Salzgehaltsänderung Salinität

Das Gutachten zum Verhalten der abiotischen Systemparameter des Peenestroms durch die Fahrrinnenanpassung (BAW 2007) sagt aus, dass es bei Einstromverhältnissen zu einer ausbaubedingten Stromaufverschiebung der Mischungszone (Bereich, in dem sich Bodden- und Haffwasser vermischen) um ca. 1 km stromaufwärts bei häufigen charakte- ristischen Ereignissen kommen kann. Bei seltenen, außergewöhnlichen Ereignissen (simuliert an synthetischen Hochwasserständen) kann sich diese Mischungszone ereig- nisbezogen um bis zu 2 km verschieben. Daraus resultieren ausbaubedingte Erhöhungen des Salzgehaltes vor allem in der leistungsfähigen Fahrrinne um 0,5 psu (häufiges Ereig- nis) bis zu 0,75 psu (seltenes Ereignis). Der Nördliche Peenestrom stellt einen Bereich mit häufig wechselnden Ein- und Aus- stromlagen dar, so dass die Salinität zwischen 1 und 8,5 psu schwankt (MEYER et al. 1998). Länger anhaltende, aber seltenere Einstromsituationen können stärker salzhalti- ges Wasser bis in die Krumminer Wiek und das Achterwasser transportieren. Diese Salzwassereinbrüche hinterlassen jedoch kaum hydrographische Spuren, weil der nach- folgende Ausstrom immer wieder für einen schnellen Austrag des Salzwassers sorgt (MEYER et al. 1998). Die Zoobenthosgemeinschaft des Nördlichen Peenestroms ist vor- wiegend limnisch geprägt, da die Ausstromsituationen überwiegen. Eine Beeinflussung des Zoobenthos besteht darin, dass sich der Bereich des Artenmini- mums (s.o.), der sich zur Zeit auf Höhe Wolgast/Krumminer Wiek befindet, entsprechend 1 bzw. 2 km nach Süden verlagert. Es wird davon ausgegangen, dass marin-euryhaline Arten aus den nördlichen Bereichen des Nördliche Peenestroms bei Einstromereignissen entsprechend „nachrücken“. Diese können sich in dem vom Ausstrom geprägten System mit hohen Salinitätsschwankungen aber selten etablieren. Ein Wechsel von einer lim- nisch geprägten Zönose zu einer marin-euryhalinen Gemeinschaft ist daher nicht zu erwarten. Die Beeinträchtigung des Makrozoobenthos wird als dauerhaft gering eingeschätzt und damit als unerheblich negativ .

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Betriebsbedingte Auswirkungen Beeinträchtigungen des Makrozoobenthos durch Unterhaltungsbaggerungen Abschnittsweise sind in den Jahren nach der Fahrrinnenanpassung des Nördlichen Pee- nestroms Unterhaltungsbaggerungen erforderlich, um die Ausbautiefe von NN -7,5 m dauerhaft zu gewährleisten. Der Umfang der Sedimententnahme ist von den hydrodyna- mischen Bedingungen abhängig und schwer prognostizierbar. Im Rahmen der Unterhal- tungsbaggerungen können sich die gleichen Auswirkungen wie in der Bauphase der Fahrrinnenanpassung ergeben. Der Unterschied besteht in den geringeren Unterhal- tungsbaggerungsmengen sowie darin, dass es sich um punktuelle Maßnahmen handelt. Die Beeinträchtigungen sind demzufolge auch in geringerem Maße zu erwarten. Die Beeinträchtigung des Makrozoobenthos durch die Unterhaltungsbaggerung wird als unerheblich negativ bewertet.

3.2.8.1.3 Auswirkungen auf die Fische Im folgenden Abschnitt werden die Auswirkungen der Fahrrinnenanpassung des Nördli- chen Peenestroms auf die Ichthyofauna untersucht. Nachfolgend werden die genannten Projektauswirkungen unter Berücksichtigung der beiden zu untersuchenden Varianten 1 und 2 genauer beschrieben und Möglichkeiten der Vermeidung und Minderung benannt. Dabei wird zwischen bau-, anlagen- und be- triebsbedingten Auswirkungen unterschieden.

Baubedingte Auswirkungen

Beeinträchtigung von Fischen durch Sedimententnahme Die Substratentnahme wird meist mit Eimerkettenbaggern und Tieflöffelbaggern erfolgen. Dies ist für Fische die unproblematischste Entnahmeart, da von ihr keine Saugwirkung ausgeht, die juvenile Tiere an der Flucht hindert. Für Fischarten, die bei Gefahr nicht flüchten, sondern sich eingraben, besteht die Gefahr, dass sie mit dem Baggergut erfasst werden und verenden. Die quantitativen Verluste sind schwer abzuschätzen, da keine Untersuchungen dazu vorliegen. Da sich der direkte Eingriff durch Unterwasserschall und je nach Strömungsrichtung durch Trübungsfahnen „ankündigt“, und damit Gelegenheit gegeben wird, das Gebiet zu verlassen, wird hier von einem geringen Tierverlust ausge- gangen. Beim Einsatz von Saugbaggern können pelagisch lebende Jungfische mit eingesaugt werden und verenden. Da der Einsatz von Hopperbaggern nur in geringem Maße erfol- gen soll, wird der Tierverlust als gering eingeschätzt. Die Beeinträchtigungen auf das Zoobenthos wirken sich auch auf die Fischpopulationen über die Nahrungskette aus. Das verringerte Nahrungsangebot für die Fische durch den Tierverlust des Zoobenthos wird als unerheblich eingeschätzt.

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Die Beeinträchtigung der Sedimententnahme auf die Fische wird als gering und nicht erheblich eingeschätzt.

Beeinträchtigung von Fischen durch Trübungsfahnen

Untersuchungen (WSA 1996, MEYER & E RNST 1999) zeigen, dass Trübungsfahnen durch Ausbaggerung von Sedimenten einen zeitlich und räumlich sehr begrenzten Wirkungsra- dius haben (ca. 100m). Fische sind hochsensibel und mobil. Bei erhöhten Trübstoffkon- zentrationen wird entweder mit einem Fluchtverhalten (kleinere Fischarten) oder einer Toleranz (größere Fischarten) gerechnet. Eine direkte Beeinträchtigung durch Verkleben der Kiemenapparate und damit verbundener Einschränkung der Artmung wird daher ausgeschlossen. Eine Beeinträchtigung durch die fehlende Möglichkeit des Nahrungsauf- findens während der Wirkdauer der Trübung wird wegen der relativ kurzen Wirkdauer als gering eingeschätzt.

Signifikante Auswirkungen auf die Fischpopulationen können durch die Fernwirkung der Trübstofffahnen hingegen in den Laichgebieten (Laichschongebiete s. Karte 3) nicht ausgeschlossen werden. Laicher sind in diesen Gebieten vor allem Barsch, Plötz, Blei und Hering. Neben den Laichschongebieten werden die Schilf- und Makrophytenbestän- de entlang des Nördlichen Peenestroms als Laichhabitat genutzt. Hier können sich die Trübungspartikel am Laich festsetzen oder ihn überdecken und ihn erheblich beeinträch- tigen. Dadurch kann es zum Absterben der Fischeier kommen. Trübungsfahnen wirken nur über einen relativ kurzen Zeitraum, der mögliche erzielte Effekt, eine Beeinträchti- gung aber betrifft einen ganzen Jahrgang und ist demnach als mittelfristig (>6 Monate) einzustufen. Eine Beeinträchtigung der Laichgebiete im Peenestrom und Greifswalder Bodden als eines der wichtigsten Laichgebiete an der dt. Ostseeküste hat regionalen, großräumigen Einfluss. Aufgrund der Großräumigkeit und des mittelfristigen Effekts der Wirkung der Trübungsfahnen wird die Beeinträchtigung vorerst als erheblich negativ eingeschätzt. Maßnahmen zur Meidung und Minderung der Erheblichkeit:

Als Maßnahme zur Verringerung der Erheblichkeit wird eine Bauzeitenregelung angese- hen. Sie sieht vor, die Streckenabschnitte (s. folgende Tabelle) des Ausbaus der Was- serstraße, die in sensibler Nähe zu den Hauptlaichgebiete liegen (Umkreis 100 m) au- ßerhalb der Laichzeiten für die Charakterarten (Februar-Juli, s. oben) zu vertiefen. Bauzeitenregelung (P 5)

In der folgenden Tabelle werden die vorgeschlagenen Bauzeitenregelungen für die ver- schiedenen Trassenabschnitte im Nördlichen Peenestrom zusammenfassend dargestellt.

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Tabelle 31: Bauzeitenregelung (graue Felder = Ausschluss der Bautätigkeiten)

Bauabschnitt (km) Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez km 32,6 bis 33,1 km 33,6 bis 34,0 km 40,6 bis 40,8

Die Bauzeitenregelung vermeidet eine Überlagerung baulicher Störwirkungen mit den Hauptlaichzeiten der Charakterarten im Nördlichen Peenestrom. Unter Berücksichtigung dieser Maßnahmen zur Meidung und Minderung wird die Beein- trächtigung als unerheblich negativ eingestuft.

Beeinträchtigung von Fischen durch Lärm und Unruhe

Die Beeinträchtigung der Fische durch Schall und optische Unruhe wird als gering einge- schätzt. Es wird davon ausgegangen, dass die Fische diese Bereiche meiden. Schädi- gende Schallpegel werden nicht erreicht. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung der Beeinträchtigung als unerheblich negativ .

Anlagenbedingte Auswirkungen

Beeinträchtigung von Fischen (Fischlaich) durch Veränderungen der Salinität Das Gutachten zum Verhalten der abiotischen Systemparameter des Peenestroms durch die Fahrrinnenanpassung (BAW 2007) sagt aus, dass es bei Einstromverhältnissen zu einer ausbaubedingten Stromaufverschiebung der Mischungszone (Bereich, in dem sich Bodden- und Haffwasser vermischen) um ca. 1 km bei häufigen charakteristischen Er- eignissen kommen kann. Bei seltenen, außergewöhnlichen Ereignissen kann sich diese Mischungszone um bis zu 2 km verschieben. Daraus resultieren ausbaubedingte ereig- nisbezogene Erhöhungen des Salzgehaltes im gesamten Raum um 0,5 psu (häufiges Ereignis) bis zu 1,0 psu (seltenes Ereignis). Der Nördliche Peenestrom stellt einen Be- reich mit häufig wechselnden Ein- und Ausstromlagen dar, so dass die Salinität zwischen 1 und 8,5 psu schwankt (MEYER et al. 1998). Länger anhaltende, aber seltenere Ein- stromsituationen können stärker salzhaltiges Wasser bis in die Krumminer Wiek und das Achterwasser transportieren. Diese Salzwassereinbrüche hinterlassen jedoch kaum hydrographische Spuren, da das Durchmischungsverhältnis durch die Größe des Ge- wässers relativ groß ist und weil der nachfolgende Ausstrom immer wieder für einen schnellen Austrag des Salzwassers sorgt (MEYER et al. 1998). Erhöhte Salinitäten (>5 psu) können bei Fischen einen Einfluss auf die Reproduktion haben. KLINKHART und WINKLER (1989) zeigten einen negativen Einfluss auf die Eient-

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wicklung von verschiedenen Fischarten. Der Einfluss der Salinitätserhöhung auf charak- teristische Fischarten (Fischlaich) wird wie folgt eingeschätzt: Der ökologische Richtwert von > 5 psu für die erfolgreiche Entwicklung der Fischeier charakteristischer Arten wird derzeit in normalen Hochwassersituationen im Peenestrom bereits in Höhe Eingang zum Achterwasser überschritten. Das Laichschongebiet „Hohe Schaar“ liegt in diesem Abschnitt. Der Einfluss der dort zu erwartenden Erhöhung von 0,5 psu in Hochwassersituationen wird daher als gering eingeschätzt. Der gutachterliche Richtwert von > 5 psu wird im stromaufwärts nächstfolgenden Fischlaichschongebiet „Jamitzower Hard“ (südlich Lassan) sowohl ohne als auch mit den Ausbaumaßnamen lediglich bei einem synthetisch berechneten Hochwasser (HW+60 cm) erreicht. Ausbau- bedingt wären an diesem Gewässerabschnitt dann Salinitäten um 6 psu mit längerer Verweildauer möglich. In allen anderen Szenarien (Niedrigwasser, normales Hochwas- ser, Stillstand) wird dieses Fischlaichgebiet von den höheren Salinitäten nicht erreicht. Die zu erwartenden anlagenbedingten Beeinträchtigungen der Funktion als Fischlaichge- biet durch erhöhte Salinitäten wird insgesamt als dauerhaft, gering und damit als uner- heblich negativ eingeschätzt.

Betriebsbedingte Auswirkungen

Funktionsbeeinträchtigungen der Fische durch Unterhaltungsbaggerungen Abschnittsweise sind in den Jahren nach der Fahrrinnenanpassung des Nördlichen Pee- nestroms Unterhaltungsbaggerungen erforderlich, um die Ausbautiefe von NN -7,5 m dauerhaft zu gewährleisten. Der Umfang der Sedimententnahme ist von den hydrodyna- mischen Bedingungen abhängig und schwer prognostizierbar. Es wird derzeit in der Praxis von Intervallen von 2 bis 4 Jahren ausgegangen.

Im Rahmen der Unterhaltungsbaggerungen können sich die gleichen Auswirkungen wie in der Bauphase der Fahrrinnenanpassung ergeben. Der Unterschied besteht in den geringeren Unterhaltungsbaggerungsmengen sowie darin, dass es sich um punktuelle Maßnahmen handelt. Die Arbeiten zur Unterhaltung sind als gering, kleinräumig und kurzzeitig (< 6 Monate) und damit als unerheblich einzustufen.

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3.2.8.1.4 Auswirkungen auf die Avifauna

Im Folgenden wird die Eignung vorhabensbedingter Konfliktpotenziale zur Beeinträchti- gung der Rast- und Brutfunktionen des Untersuchungsraumes unter Berücksichtigung der naturräumlichen und faunistischen Bestandssituation, projektspezifischer Wirkräume sowie der bestehenden anthropogenen Nutzungen prognostiziert. Die u.g. Aussagen gelten i.A. für die Varianten 1 und 2, auf Unterschiede wird ggf. hin- gewiesen. Baubedingte Konfliktpotenziale Boden- /Sedimententnahme durch Baggerung im Ausbaubereich

Der Wirkfaktor kann zur Einschränkung der Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln durch Flächen- und Funktionsverluste führen. Im Zuge der Ausbaggerungen werden das Makrozoobenthos sowie die von den benthischen Lebensgemeinschaften genutzten Ansiedlungssubstrate entfernt. Es ist daher von einem temporären Verlust bzw. von einer Funktionsbeeinträchtigung benthischer Lebensräume auszugehen. Neben benthophagen Arten sind auch ichthyophage Rastvogelarten betroffen, da deren Nahrungstiere (Fische) ebenfalls auf intakte benthische Lebensräume angewiesen sind. Betroffenheiten sind daher insbesondere für das Rastgeschehen entlang des Nördlichen Peenestromes, im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Tonnenbankrinne, Loch, Osttief- West) bzw. im Bereich der Boddenrandschwelle (insb. Osttief-Ost, Veritasgrund) möglich. Als beeinträchtigungsmindernd hinsichtlich der Auswirkungen durch die Sedimentent- nahme ist Folgendes zu werten:

- Auf den vom Substrataustrag betroffenen Flächen ist von einer raschen Wiederbe- siedlung durch Einwanderung des Zoobenthos aus benachbarten Standorten und Neuansiedlungen durch driftende Larven auszugehen (vgl. dazu KÖHN 2002). Eine annähernd vollständige Wiederherstellung der Bodentiergemeinschaft in den demo- graphischen Verhältnissen vor dem Eingriff ist nach weniger als fünf Jahren zu erwar- ten. Es ist daher mit einer mittelfristigen Regeneration potenzieller Nahrungsgebiete zu rechnen.

- Die durch die Vertiefung der Fahrrinne veränderten Substratverhältnisse sind im großmaßstäblichen Vergleich als marginal anzusehen (Änderung von etwa 30 % der zur Zeit in der Ausbaustrecke vorherrschenden Substrattypen, s. UMWELT PLAN 2007b, c, d; Anlage C.2, C.3, C.4 zur Planfeststellung). Alle betroffenen Substrattypen sind auch nach dem Ausbau aufgrund der Weitläufigkeit der Rastvogellebensräume in ausreichender Menge vorhanden, so dass ein signifikanter Funktionsverlust benthi- scher Lebensräume und somit potenzieller Nahrungsflächen für Rastvögel ausge- schlossen werden kann.

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- Der Tierverlust von Beutefischarten, die sich bei Störungen in sandige Sedimente eingraben und von Baggern erfasst werden, wird als quantitativ vernachlässigbar ein- geschätzt.

- Die Flächenbeanspruchungen im Rahmen der Fahrrinnenvertiefung grenzen unmit- telbar an die vorhandene Fahrrinne an. Aufgrund der Vorbelastungen durch den be- stehenden Schiffsverkehr ist davon auszugehen, dass diese Bereiche von den Rast- vögeln als Nahrungsgebiet ohnehin nur sporadisch genutzt werden und sich die Be- stände in Abhängigkeit der artspezifischen Fluchtdistanzen vorrangig außerhalb des unmittelbaren Vorhabensbereichs aufhalten. Dies konnte im Rahmen der gezielten Rastvogelkartierungen bestätigt werden (UMWELT PLAN 2007a, Unterlage G.1 zur Planfeststellung). Rastvogelbestände waren in der Regel unmittelbar neben der Fahr- rinne anzutreffen und wichen Wasserfahrzeugen nicht bzw. nur kleinräumig aus. Le- diglich im Winterhalbjahr und bei Eisbedeckung, wenn der Schiffsverkehr im genann- ten Seebereich annähernd zum Erliegen kommt, nutzen rastende Wasservögel die oftmals länger offenen Fahrwasserbereiche zur Rast oder Nahrungssuche, wie den Kartierungsunterlagen zu entnehmen ist. Zu diesen Zeiten besteht jedoch kein Kon- fliktpotenzial mit dem Vorhaben, da entsprechende Eisverhältnisse die vorhabensbe- dingten Bauvorgänge unterbrechen.

- Die durch die Baggerung und Umlagerung beanspruchten Bereiche weisen keine signifikanten Vorkommen an Makrophyten bzw. Fischlaichgebieten auf (IFAÖ 2007b, c; Anlage G.3 und G.4 zur Planfeststellung). Beeinträchtigungen in der Nahrungsver- fügbarkeit phytophager und piscivorer Rastvogelarten sind demnach ebenfalls auszu- schließen. Die Dauer der Auswirkungen sind somit mittelfristig (Wiederherstellung der demographi- schen Struktur beeinträchtigter benthischer Lebensgemeinschaften innerhalb von 5 Jah- ren). Die Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln ist jedoch aufgrund des nur kleinräumig wirkenden Eingriffes lediglich geringfügig beeinträchtigt. Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind nicht erforderlich.

Boden- /Sedimentablagerung auf Klappstelle

Dieser Wirkfaktor kann analog zum vorherigen zur Einschränkung der Nahrungsverfüg- barkeit von Rastvögeln durch Flächen- und Funktionsverluste im Zuge der Überdeckung von Nahrungsressourcen bzw. Ansiedlungssubstraten führen. Betroffenheiten sind somit insbesondere für das Rastgeschehen auf den Klappstellen möglich. Als beeinträchtigungsmindernd hinsichtlich der Auswirkungen durch die Sedimentumla- gerung ist Folgendes zu werten:

- Durch die bereits gegebene Nutzung der Klappstelle 551 zur Umlagerung des Bag- gerguts aus der Unterhaltungsbaggerung des Nördlichen Peenestroms ist auf den be-

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troffenen Flächen ohnehin von keiner signifikanten Nahrungsverfügbarkeit auszuge- hen (regelmäßiges Überschütten potenzieller Nahrungsressourcen).

- Das Rastgeschehen im Bereich der Klappstellen 527 und 551 beruht vorrangig auf fischfressenden Rastvogelarten (Seetaucher, Ohrentaucher, Mittelsäger). Deren Nah- rungsverfügbarkeit wird maßgeblich durch das Vorhandensein von Riffstrukturen be- stimmt, die als Fischlaichgebiet bzw. Kinderstube für Jungfische fungieren können. Laut einer vorläufigen Binnendifferenzierung der Boddenrandschwelle kann das Vor- kommen von Riffen auf den Klappstellen 527 und 551 nicht sicher ausgeschlossen werden (s. UmweltPlan 2007e, Anlage C.5 zur Planfeststellung). Es wird jedoch sei- tens des TdV gewährleistet, die Sedimentumlagerung in angemessenem Abstand zu vorhandenen Riffstrukturen vorzunehmen. Signifikante Betroffenheiten in der Nah- rungsverfügbarkeit für fischfressende Arten können demnach ausgeschlossen wer- den.

- Im Bereich der Klappstelle 517 sind signifikante Rastbestände der Eisente im Früh- jahr (Februar bis April) sowie vom Mittelsäger im Winter (Dezember) festgestellt wor- den (UMWELT PLAN 2007a, Anlage G.1 zur Planfeststellung). Die Rastaufkommen des fischfressenden Mittelsägers sind jedoch für den Teilbereich der KS 517 als ohne nahrungsökologischen Bezug zum Gebiet zu werten, da sich aus den standörtlichen Verhältnissen keine Vorkommen aggregierter Fischvorkommen ableiten lassen. Die Vorkommen der Eisente auf der KS 517 waren wiederum Ausläufer weitflächig ver- breiteter Rastbestände im Bereich des Großen Stubbers bzw. zwischen Ariadnegrund und Palmer Ort. Vor diesem Hintergrund werden die potenziellen temporären Verluste an Nahrungsflächen im Zuge der Sedimentumlagerungen als vernachlässigbar ge- wertet.

Die Dauer der Auswirkungen ist analog der oben genannten Wiederbesiedlungsraten mittelfristig . Die Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln ist jedoch aufgrund aufgrund des nur kleinräumig wirkenden Eingriffes lediglich geringfügig beeinträchtigt. Maßnah- men der Vermeidung und Verminderung sind nicht erforderlich.

Emissionen von Schadstoffen (Trübungsfahnen, freigesetzte Nährstoffe, Abgase, Staub, etc.), Erschütterungen Die Wirkfaktoren beinhalten zum einen die Emission von Abgasen und Stäuben durch die Baumaschinen, zum anderen die Eintrübung der Wassersäule sowie das Verdriften und die Sedimentation von Trübungspartikeln bzw. die durch die Nährstofffreisetzung indu- zierte Sauerstoffzehrung. Die daraus resultierenden Wirkprozesse können zur Ein- schränkung der Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln durch Schädigung der Assimilati- ons- bzw. Filtriereigenschaften und Aufwuchsbedingungen von Makrophyten, Makrozoo- benthos und Fischlaich führen.

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Betroffenheiten sind insbesondere im Umfeld der auszubaggernden Fahrrinne sowie der Klappstellen möglich und beziehen sich auf das Rastgeschehen entlang des Peenestro- mes, im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Freesendorfer Haken, Pee- nemünder Haken, Insel Ruden, Osttief-West, Schumachergrund), im zentralen Greifs- walder Bodden (insb. Palmer Ort, Klappstelle 517), auf der Boddenrandschwelle (insb. Osttief-Ost, Veritasgrund, Klappstelle 551) und deren Ansteuerung (südöstlicher Gänse- grund) sowie im Landtief und auf der KS 527). Die Auswirkungen werden folgendermaßen eingeschätzt: Die Wirkfaktoren Schadstoffemissionen der eingesetzten Bagger, Schiffe und Boote (Öl, Schmiermittel, Abgase etc.) werden bei Normalbetrieb als gering eingeschätzt. Sowohl in die Luft als auch ins Wasser abgegebene Schadstoffe unterliegen bei geringen, betriebs- bedingten Mengen einem natürlichen Verdünnungs- und Vermischungseffekt. Diese Prozesse werden durch die stetig vorhandene Strömung und die vorherrschenden Wind- verhältnisse begünstigt. Die Schadstoffemission der eingesetzten Bagger, Schiffe und Boote wird deshalb als kleinräumig und nicht nachhaltig eingestuft. Signifikante Beein- trächtigungen der Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln werden daher ausgeschlossen. Sedimentaufwirbelungen, Wassertrübungen und lokale Sedimentationen durch die Bag- gerung und die Sedimentunterbringung werden je nach Sedimentart in verschiedenen Intensitäten auftreten. So werden bei der Baggerung und Umlagerung von feineren Se- dimenten mit höherem Tonanteil größere Trübungsfahnen (da kleinere Partikelgröße) und damit eine größere Fernwirkung entstehen, während bei Sanden und gröberen Se- dimenten von einer geringeren Fernwirkung ausgegangen werden kann. Nachfolgend werden die Wirkräume im Zuge der vorhabensbedingten Partikelfrachten sowie der damit verbundenen chemischen Auswirkungen (insbesondere Sauerstoffzeh- rungsprozesse) getrennt für die Baggerung sowie die Sedimentumlagerung quantifiziert. Die Abschätzungen basieren auf gutachtlichen Aussagen zu anderen Vorhaben ähnlicher Wirkcharakteristik, in denen der Anteil organischer Substanzen in den entnommenen bzw. umgelagerten Sedimenten jedoch mindestens so hoch wie in den zu betrachtenden Sedimenten des Nördlichen Peenestroms lag. Die nachfolgend quantifizierten Wirkweiten stellen somit das maximal mögliche Beeinträchtigungspotenzial der vorhabensbedingten Trübungsfahnen auf marine Lebensräume dar.

Wirkweite von Trübungsfahnen im Zuge der Fahrrinnenbaggerung Monitoringergebnisse zur vorhergehenden Fahrrinnenvertiefung des Peenestroms haben gezeigt, dass durch den Einsatz entsprechender Technik sowohl die Partikelfrachten in der Wassersäule als auch die mit der Sedimententnahme einhergehenden Nährstofffrei- setzungen reduziert werden konnten und eine Sauerstoffzehrung nicht nachweisbar war.

So wurden während des Monitorings 1996 bei Stichproben keine wesentlich erhöhten TOC/DOC-Werte (Gehalt an festen und gelösten organischen Substanzen), keine nach-

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weisbare Ammoniumfreisetzung, keine Sauerstoffzehrung sowie nur eine geringe ortho- Phosphat-Freisetzung gemessen. Beim Einsatz des Eimerkettenbaggers in Ausbauberei- chen mit anstehenden Sanden und Mergel ergaben sich 1996 ebenfalls keine wesentli- chen Veränderungen in den Sauerstoffwerten sowohl 200 m vor als auch 200 m hinter dem Bagger. Bei Baggerungsarbeiten (Eimerkettenbagger) im Breitling auf der Wendeplatte waren Gewässertrübungen 1 m unter der Wasseroberfläche in Strömungsrichtung bis etwa 300 m nachweisbar (MEYER & E RNST 1999). Bereits in 100 m Entfernung vom Bagger wurden Trübungswerte gemessen, die natürlichen Verhältnissen im Breitling nach stärke- ren Windereignissen entsprechen. In den tieferen Bereichen der Fahrrinne wurden noch in 500 m Abstand zum Bagger ab 7 m Wassertiefe erhöhte Trübungen festgestellt. Dies zeigt, dass mit der Fahrrinnenvertiefung resuspendiertes Material hauptsächlich in der Fahrrinne verdriftet wird und die Auswirkungen auf angrenzende Flachwasserbereiche gering sind.

Wirkweite von Trübungsfahnen im Zuge der Sedimentumlagerung

In einem prognostischen Gutachten (Tüv NORD 2007a) zur aquatischen Umlagerung der im Zuge von Unterhaltungsbaggerungen aus der Palmer Ort Rinne entnommenen Sedi- mente auf der Klappstelle 517 (Palmer Ort) im Sommer 2007 werden Ergebnisse eines Modellversuchs zu Absinkraten für Schluffsedimente aus der Unterwarnowquerung von 1999 zitiert. Als Absinkrate wurden dabei Werte von mehr als 2 m/h bestimmt. Übertra- gen auf die Situation im Greifswalder Bodden war bei der Sedimentumlagerung auf der Klappstelle 517 mit einer mittleren Wassertiefe von 7 m unter der Annahme eines Tief- gangs der Schuten von 3 m eine vollständige Sedimentation suspendierter Partikel nach spätestens etwa 2 h zu erwarten (Tüv NORD 2007a). Diese Prognose konnte durch Feld- untersuchungen vollinhaltlich bestätigt werden (Tüv NORD 2007b, Anlage G.5, Ordner 8). Aufgrund der Entfernung der Klappstelle zu den auszubaggernden Fahrrinnen sind Summationseffekte auszuschließen, da die Abstände zur Umlagerung von Baggergut in Anbetracht der Schutengeschwindigkeit mehr als 2 h betragen wird. Hinsichtlich der Ausbreitung suspendierten Materials um die Einbringstelle werden bei der Annahme einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von 7 cm/s Verfrachtungen bis zu einem Um- kreis von etwa 0,5 km um die Einbringstelle auf der Klappstelle 517 in Stromrichtung für möglich gehalten (TÜV NORD 2007a, b, Anlage G.5, Ordner 8). Auch hinsichtlich der chemischen Auswirkungen sind keine ökologisch relevanten sauer- stoffzehrenden Prozesse durch Umlagerung des Aushubmaterials auf der Klappstelle 517 zu erwarten. Dies wird zum einen durch die relativ kurzen Aufenthaltszeiten organi- schen Materials in der Wassersäule begründet, zum anderen tritt nur ein Bruchteil der im Sediment enthaltenden organischen Substanzen sauerstoffzehrend in Erscheinung, während der größte Anteil auf den Meeresboden absinkt und wieder überdeckt wird (TÜV NORD 2007a, b, Anlage G.5, Ordner 8).

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Auf den Klappstellen 527 bzw. 551 sind aufgrund der größeren durchschnittlichen Was- sertiefen (9 m bzw. 12 m) prinzipiell etwas längere Verweildauern der etwas höheren Partikelfrachten in der Wassersäule und demzufolge größere Wirkweiten zu erwarten. Aufgrund der vergleichbar guten Austauschsituation mit der offenen Ostsee ist jedoch mit einer relativ raschen Verdünnung des suspendierten Materials unterhalb ökologisch kritischer Werte zu rechnen.

Diese Einschätzung wird durch Untersuchungen bei der Umlagerung von Sand und Mergel (enthält Schluff- und Tonanteile) auf der etwa 5 bis 7 m tiefen Klappstelle 508 südöstlich des Gänsegrundes unterstützt (MEYER & E RNST 1999). Hierbei wurden bereits 30 min nach der Sedimentumlagerung drastische Abnahmen der Trübungswerte bereits in 80 m Entfernung vom Einbringpunkt festgestellt. Mit kontinuierlichen Trübungsmes- sungen am südlichsten Punkt der Klappstelle 508 konnte gezeigt werden, dass erhöhte Trübungen nach einer Sedimentumlagerung nur kurzfristige Ereignisse darstellen. Lang- anhaltende Trübungen wurden nur bei Windstärken festgestellt, in denen aufgrund des Seeganges keine Sedimentumlagerung mehr möglich war.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der Messbericht der BAW (2007, vgl. Anlage zur Unterlage G.6). Diese Einschätzungen zeigen, dass die vorhabensbedingten Trübungsfahnen gegenüber den im Zuge von Starkwindereignissen auf natürliche Weise induzierten Gewässertrü- bungen vernachlässigbar sind.

Vor dem Hintergrund der oben genannten Wirkräume im Zuge der Baggerungen und Sedimentumlagerungen werden signifikante Beeinträchtigungen in der Nahrungsverfüg- barkeit von See- und Wasservögeln durch vorhabensbedingt erhöhte Partikelfrachten und induzierte sauerstoffzehrende Prozesse aus folgenden Gründen ausgeschlossen: Im Bereich der Klappstellen sind in Anbetracht der Weitflächigkeit des Greifswalder Boddens bzw. der Boddenrandschwelle die Auswirkungen auf mögliche Nahrungsres- sourcen lokal beschränkt. Angesichts der relativ geringen Wirkräume vorhabensbedingter Partikelfrachten auf das Makrozoobenthos sind somit nur vernachlässigbare Anteile der Nahrungsareale von benthophagen Wasservogelarten betroffen. Aus den benthischen Bestandsanalysen des IFAÖ (2007a, b, c; Anlage G 2 bis G 4 zur Planfeststellung) geht des Weiteren keine gegenüber den benachbarten Flächen übergeordnete Bedeutung der Klappstellen als Nahrungsgebiet für benthophage und fischfressende Vögel hervor. Es sind somit genügend Ausweichnahrungsgebiete von mindestens gleichrangiger qualitati- ver und quantitativer Wertigkeit vorhanden. Zudem ist zum einen mit einer relativ raschen Regeneration der Nahrungsressourcen zu rechnen (Besiedlung betroffener Flächen durch Makrozoobenthos nach bereits 1 Jahr möglich, MARI LIM 2006, 2007). Die Rastfunk- tionen der betroffenen Gebiete sind somit spätestens mit der nächsten Rast-/ Überwinte- rungssaison wieder hergestellt. Zum anderen werden sensible Riffbereiche auf den Klappstellen 527 und 551 mit potenziell hoher nahrungsökologischer Bedeutung durch

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die Sedimentumlagerungen nicht betroffen, da gemäß Vorhabensbeschreibung die Ein- haltung eines entsprechenden Sicherheitsabstandes gewährleistet wird. Die Kernbereiche der nahrungsökologisch wertvollsten Gebiete im Untersuchungsraum auf dem Freesendorfer und Peenemünder Haken liegen außerhalb der oben darge- stellten Wirkweiten vorhabensbedingter Trübungsfahnen und sauerstoffzehrender Pro- zesse.

Fische weichen als mobile Arten Trübungsfahnen in der Regel aus. Abnahmen der Nah- rungsverfügbarkeit für Fische fressende Zielvogelarten treten somit nur sehr lokal im Bereich der Trübungsfahne selbst auf und werden von Zunahmen der Fischdichte in den Randbereichen begleitet. Wassergebundene Rastvogelvorkommen sind in ihrer Raum- nutzung in Anpassung an sich stets verändernde Nahrungsverfügbarkeiten sehr flexibel und im Bereich des Nördlichen Peenestroms nicht an bestimmte Gewässerabschnitte gebunden. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Rastvogelkonzentrationen vorhabensbedingt der Nahrungsquelle folgend lokal verlagern. Eine Abnahme der Rast- bestände oder eine langfristige Meidung des Gebietes ist nicht zu erwarten. Nachdem sich die Trübungsfahnen nach lokaler Beendigung der Baggerarbeiten gelegt haben, ist mit einer sofortigen Wiederbesiedlung des Gebietes durch Fischarten und somit auch der entsprechenden Rastvogelarten zu rechnen. Die Fischlaichschongebiete im Nördlichen Peenestrom werden von den oben be- schriebenen Wirkweiten nur randlich betroffen. Aufgrund der nur relativ kurzen Beein- trächtigungsdauer sind keine nachhaltigen Einschränkungen in der Nahrungsverfügbar- keit für fischfressende Vogelarten zu erwarten. Gleiches gilt generell für die Makrophy- tenbestände der Flachwasserzonen, die insbesondere von Schwan- und Gründelente- narten als Nahrungsquelle genutzt werden. Hier wären nur im Falle einer signifikanten Abnahme der Biomasse mit einer Beeinträchtigung von entsprechenden Zielvogelarten zu rechnen. Entsprechende Abnahmen sind aufgrund der geringen Wirkweiten vorha- bensbedingter Gewässereintrübungen sowie des temporären Charakters der Projektwir- kungen jedoch nicht zu erwarten. Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit von Makrophyten werden ebenfalls keine nachhaltigen Abnahmen in der Nahrungsverfügbar- keit für benthophage Vogelarten prognostiziert. Hinzu kommt, dass nach MEYER & E RNST (1999) ein hoher Anteil der Trübungspartikel in der Fahrrinne verdriftet wird, die aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Schiffsverkehr ohnehin von Rastvögeln als Nahrungsgebiet gemieden wird.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Auswirkungen kurzzeitig und lokal mit relativ geringen Wirkweiten auftreten. Der Grad der Beeinträchtigung ist somit nur ge- ring . Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind nicht erforderlich.

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Visuelle und akustische Wirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport Der Wirkfaktor kann zu Scheuch- und Vergrämungswirkungen und somit zur Verände- rung der Raumnutzung von Rast- und Brutvögeln führen. Betroffenheiten sind insbeson- dere für das Rastgeschehen entlang des Nördlichen Peenestromes sowie angrenzender Uferbereiche, für das Brutgeschehen auf dem Großen Wotig sowie angrenzender Uferbe- reiche, für das Rastgeschehen im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Freesendorfer Haken, Peenemünder Haken, Insel Ruden, Osttief-West, Schumacher- grund), im zentralen Greifswalder Bodden sowie auf der Boddenrandschwelle (insb. Osttief-Ost, Veritasgrund sowie Landtief und KS 527, KS 551 und deren Ansteuerung (südöstlicher Gänsegrund) möglich. Die Auswirkungen werden folgendermaßen eingeschätzt: Die bauzeitlichen Störwirkungen beschränken sich auf den Fahrwasserbereich und somit auf Gewässerabschnitte, die einer entsprechenden Vorbelastung durch Schiffsverkehr unterliegen. Es ist daher generell davon auszugehen, dass im weiträumigen Gebiet ras- tende Zugvogelarten sowie Nahrung suchende Brutvogelarten diese Bereiche ent- weder unabhängig des Vorhabens meiden oder aber an entsprechende Störwirkungen gewöhnt sind. Die Störwirkungen des Vorhabens sind aufgrund des nur langsam voran- schreitenden Bauvorgangs sowie der Beschränkung auf die Fahrrinne für Vogelarten der direkten Umgebung ein kalkulierbares Störpotenzial, was ebenfalls eine Gewöhnung an entsprechende Wirkungen unterstützt. Die weitgehende Meidung der eigentlichen Fahrrinne durch Wasservögel wurde auch im Zuge der gezielten Kartierungen deutlich (UMWELT PLAN 2007a, Anlage G.1 zur Plan- festellung). Die eigentliche Fahrrinne wurde von Wasservögeln während annähernd des gesamten Beobachtungszeitraumes weitgehend gemieden. Lediglich störungsunempfind- liche Arten wie Höckerschwan, Stockente und Möwen konnten im direkten Fahrwasser- bereich angetroffen werden. Nachdem der Schiffsverkehr im Untersuchungsraum auf- grund zunehmender Vereisung annähernd zum Erliegen kam, nutzten die im Gebiet rastenden Zugvogelarten und Überwinterer zunehmend die noch eisfreien und dann auch störungsfreien Fahrrinnen. Baubedingte Schallemissionen im Rahmen der Bagger- und Sedimentumlagerungsvor- gänge stellen zwar qualitativ neue Störquellen dar, für die Baggerarbeiten ist jedoch von einem relativ langsamen Voranschreiten des Baubereichs auszugehen und somit von einer langsamen, über viele Tage zunehmenden Störwirkung. Somit ergeben sich keine plötzlichen und unerwarteten Lärmereignisse, die besondere Signifikanz als Störquelle für rastende und brütende Zielarten haben. Vielmehr ist von einer Gewöhnung an die Schallquelle auszugehen. Von der Wanderbaustelle gehen weiterhin nur kurzzeitige Störwirkungen im kleinräumigen Bereich aus, was ebenfalls die Möglichkeit erheblicher Beeinträchtigungen deutlich reduziert.

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Die Klappstellen liegen abseits der Fahrrinnen, so dass vorhabensbedingt ein Beein- trächtigungspotenzial in relativ wenig frequentierten Gewässerabschnitten entsteht. Zu- dem finden die Sedimentumlagerungen in unregelmäßigen Zeitabständen statt. Die Störwirkungen beziehen sich aber nur auf sehr kurze Zeiträume, analog der einmaligen Querung entsprechender Gewässerbereiche durch ein einzelnes Schiff. Wenngleich eine kurzzeitige Verdrängung rastender Wasservögel nicht ausgeschlossen ist, sind aufgrund der sofort möglichen Wiederbesiedlung des entsprechenden Gebietes nach dem Been- den der Sedimentumlagerung keine signifikanten Auswirkungen auf das lokale Rastge- schehen zu erwarten.

Hinzu kommt, dass im Bereich der Klappstellen auf der Boddenrandschwelle (KS 527 und 551) vorwiegend Seetaucher, Ohrentaucher und Mittelsäger anzutreffen sind. Die pelagischen Rastbestände dieser Arten liegen jedoch meistens nicht in aggregierten Verbänden vor, sondern die einzelnen Vögel sind weitflächig über größere Gebiete ver- teilt. Die Störereignisse im Zuge der Sedimentumlagerung betreffen somit nur einen geringen Ausschnitt des Gesamtrastbestandes. Insgesamt werden signifikante Störungen des Rast- und Brutgeschehens somit ausge- schlossen. Diese Einschätzungen werden für den Bereich des Großen Wotigs , der einen sensiblen Brut- und Rastvogellebensraum darstellt und in unmittelbarer Vorhabensnähe liegt, nochmals spezifiziert: Der Große Wotig bietet potenziell günstige Habitatvoraussetzungen für die Brutansied- lung von Salzwiesenbrütern und ist daher als Brutvogellebensraum von sehr hoher Be- deutung zu werten. Der Brutbestand naturschutzfachlich relevanter Arten auf dem Gro- ßen Wotig hat gegenüber den Beständen der 1990er Jahre jedoch deutlich abgenom- men. Als Grund für die negative Bestandsentwicklung sind vorrangig externe Faktoren zu nennen (u.a. hohe Prädationsrate durch Fuchs und Marderhund). Die aktuell sieben Brutpaare bzw. –versuche von drei landesweit vom Aussterben bedrohten bzw. stark gefährdeten Vogelarten (Austernfischer, Rotschenkel, Kiebitz) stellen zwar im lokalen Kontext einen bedeutenden Brutbestand dar. Eine Beeinträchtigung der im regionalen Maßstab nur kleinen Brutpopulation für maximal eine Brutsaison wird jedoch als nicht geeignet gewertet, den Erhaltungszustand dieser Arten in der Region nachhaltig zu be- einflussen. In analoger Weise sind die Rastfunktionen im Gebiet maximal auf eine Rastsaison be- schränkt. Hinzu kommt, dass wie oben beschrieben Gewöhnungseffekte (keine plötzli- chen und unerwarteten Lärmereignisse, etc.) bei den Rastvögeln gegenüber den Bautä- tigkeiten eintreten können. Eine saisonale Bauzeitenbeschränkung zur Minderung von Beeinträchtigungen wird vor dem Hintergrund der ganzjährigen Bedeutung des Großen Wotig als Vogellebensraum als nicht zielführend betrachtet. Vielmehr sollte die Realisierung des Vorhabens so kom-

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pakt und zügig wie möglich durchgeführt werden, um die Überlagerung der Brut-, Zug- und Überwinterungsphasen durch die bauzeitlichen Störungen zu reduzieren.

Die Auswirkungen sind auf den Zeitraum der Baggertätigkeiten beschränkt und treten somit mittelfristig auf. Aufgrund der nur lokalen Wirkweite wird nur von einem mittleren Beeinträchtigungsgrad ausgegangen. Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind aufgrund der teilweise ganzjährigen Bedeutung von Vogellebensräumen nicht ziel- führend.

Trenn- und Barrierewirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport

Dieser Wirkfaktor kann zur Fragmentierung von Vogellebensräumen führen bzw. den Zugang zu Teilebensräumen, die für die Bewältigung des Lebenszyklus notwendig sind, einschränken. Betroffen sind hiervon insbesondere die Vogellebensräume entlang des Nördlichen Peenestroms sowie die funktionalen Wechselbeziehungen zwischen dem Rastgeschehen im Greifswalder Bodden und auf der Boddenrandschwelle. Die Auswirkungen sind prinzipiell mittelfristig und können potenziell einen regionalen Einfluss ausüben. Der mögliche Beeinträchtigungsgrad wird jedoch als vernachlässigbar gering eingestuft und ist ohne ökologische Relevanz. Die Baggerarbeiten stellen eine nur lokale und langsam wandernde Störquelle dar, die von den Vögeln mit Hilfe ihrer hohen Mobilität kleinräumig umgangen werden kann. Durch das Vorhaben kommt es zu einem relativ geringen Zuwachs an zusätzlichen Schiffsbewegungen entlang der Wasserstra- ßen, so dass keine signifikanten Trenneffekte zwischen bzw. innerhalb von Vogellebens- räumen entstehen. Maßnahmen der Vermeidung und Minderung sind somit nicht not- wendig.

Anlagenbedingte Konfliktpotenziale Veränderungen des Fahrrinnenquerschnitts Dieser Wirkfaktor kann prinzipiell mehrere Wirkprozesse auslösen, aus denen Einschrän- kungen in der Nahrungsverfügbarkeit bzw. Verfügbarkeit von Brutlebensräumen führen. So können sich im Bereich der vertieften Fahrrinne die Ansiedlungsvoraussetzungen durch die mögliche Unterschreitung der durch Benthos und Makrophyten besiedelbaren Wassertiefen ändern. Des Weiteren sind Veränderungen in der Hydromechanik (Strö- mungsverhältnisse, Sedimentdynamik) sowie der Wasserbeschaffenheit (Salinität, Tem- peratur, Sauerstoff- und Nährstoffgehalt) im Zuge des Fahrrinnenausbaus möglich. Da- durch sind Einschränkungen in der Nahrungsverfügbarkeit von Rastvögeln durch Verän- derung bzw. Verschiebung hydrodynamischer Gleichgewichte im Peenestrom und daran gebundener benthischer Lebensgemeinschaften sowie in der Repräsentanz und im Cha- rakter der Nahrungsgebiete sowie der Laichbedingungen von Nahrungsfischen möglich.

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Zudem können veränderte Strömungsgeschwindigkeiten zur erhöhten Uferabrasion führen und somit die Lebensraumverfügbarkeit der im Ufersaum brütenden Vogelarten einschränken.

Betroffenheiten sind insbesondere für das Rastgeschehen entlang des Peenestromes, in der Krumminer Wiek und im Achterwasser, das Rastgeschehen im südöstlichen Greifs- walder Bodden (insb. im Bereich Tonnenbankrinne, Loch, Osttief-West und Osttief-Ost) sowie für das Brutgeschehen auf dem Großen Wotig sowie im Ufersaum des Nördlichen Peenestroms möglich. Die Auswirkungen werden wie folgt bewertet:

Grundsätzlich kann eine Veränderung der Hydromorphologie zu Veränderungen in den Besiedlungsvoraussetzungen (Substrat, Tiefe) benthischer Arten (Flora und Fauna) führen. Dies trifft jedoch fast ausschließlich nur für die artenreicheren Flachwasserberei- che (< 3 m Wassertiefe) zu. Deren Vertiefung könnte z.B. die Absenkung der Ansied- lungssubstrate unterhalb von Lichtintensitäten bewirken, die für eine positive Nettopri- märproduktion von Makrophyten noch zur Verfügung stehen müssten. Gegenüber die- sem Wirkprozess sensible Flachwasserbereiche (d.h. Boddenbereiche flacher als 3 m Wassertiefe) werden jedoch vom Vorhaben nicht berührt. Die Fahrrinne selbst ist mit einer Tiefe von derzeit 6,50 m bereits für die Ansiedlung von Makrophyten nicht geeignet, was durch die aktuellen Kartierungen bestätigt wurde (IFAÖ 2007b, Anlage G.3 zur Plan- feststellung). Die Repräsentanz von Makrophyten im Untersuchungsraum und somit die potenzielle Nahrungsverfügbarkeit für phytophage Wasservogelarten wird somit durch die vorhabensbedingten hydromorphologischen Veränderungen nicht beeinträchtigt. Hinsichtlich der Repräsentanz des Makrozoobenthos ist generell mit zunehmender Tiefe eine Abnahme in der Artenzahl (Förderung von Spezialisten) bzw. Zunahme der Indivi- duenzahl einzelner Arten (Wegfall von Konkurrenz) zu erwarten. Die Vertiefung von derzeit bereits auf 6,50 m Tiefe liegenden Substraten auf 7,50 bis 7,90 m wird jedoch als nicht geeignet erachtet, die benthischen Ansiedlungsvoraussetzungen und somit die quantitative und qualitative Zusammensetzung des Makrozoobenthos derart zu verän- dern, dass Beeinträchtigungen in der Nahrungsverfügbarkeit von benthophagen Wasser- vögeln bewirkt werden.

Schließlich weisen die direkt beanspruchten Bereiche keine Funktion als Fischlaichgebiet auf (IFAÖ 2007 C, Anlage G.2 zur Planfeststellung). Signifikante Beeinträchtigungen der betroffenen Bereiche als Nahrungsgebiet für fischfressende Arten sind demnach eben- falls auszuschließen. Laut BAW (2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung) liegt die ausbaubedingte Erhöhung der Hochwasserstände unterhalb von 1 cm, die Verringerung der Niedrigwasserstände bei weniger als 5 cm, und es werden sich bei Mittelwasserlagen die Wasserstandsver- hältnisse nicht ändern. Beeinträchtigungen in der Nahrungsverfügbarkeit von Wasservö-

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geln können aufgrund dieser vernachlässigbaren Änderungen der Wasserstände ausge- schlossen werden. Des Weiteren werden sich in den gebaggerten Bereichen im Zuge der Fahrrinnenvertie- fung niedrigere Strömungsgeschwindigkeiten von etwa 10 cm/s gegenüber dem Ist- Zustand einstellen. In den nichtgebaggerten Bereichen der Fahrrinne südlich von Wol- gast bis zur Krumminer Wiek ist punktuell mit einer Erhöhung der Strömungsgeschwin- digkeit von maximal 10 cm/s zu rechnen. Die Bereiche außerhalb der Fahrrinnen werden von Änderungen der Strömungsgeschwindigkeit nicht betroffen. Eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeiten in den Uferbereichen und somit ein erhöhtes Erosionsrisiko im Bereich von Brutvogellebensräumen (insbesondere Salzwiesen des Großen Wotigs) ist deshalb auszuschließen. Beeinträchtigungen des Brutgeschehens durch Uferabrasion sind somit nicht möglich. Hingegen können Änderungen im Salzgehalt des Peenestroms und des Achterwassers nicht ausgeschlossen werden (für Details s. BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung). Der südliche Peenestrom und das Achterwasser stellen insbesondere für die fischfres- senden Zwerg- und Gänsesäger Verbreitungsschwerpunkte dar. Durch Änderungen im Salzgehalt können auch Süßwasserfische betroffen werden, die für die Laichentwicklung Salzgehalte oberhalb 5 psu nicht tolerieren. Ausbaubedingte Auswirkungen auf die Nah- rungsverfügbarkeit von Zwerg- und Gänsesäger sind daher prinzipiell möglich, insbeson- dere wenn durch Salinitätsveränderungen die Laichschongebiete entlang des Pee- nestroms und im Achterwasser 26 betroffen sein sollten. Wie die Modellierungen der BAW (2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung) jedoch zeigen, sind die vorhabensbedingten Änderungen der Salzgehalte relativ gering. Der maximal im Zuge des Vorhabens prog- nostizierte Anstieg des Salzgehaltes in den Laichschongebieten wird für Niedrigwasser- und Stillstandereignissen prognostiziert und beträgt lediglich 0,5 psu. Bei den modellierten Niedrigwasserereignissen liegen die Werte in den Laichschonge- bieten zwischen Spandowerhagener Wiek und Jamitzower Hard im Ist-Zustand deutlich unter 5 psu (zwischen 2 und 4 psu). Der für Fischlaich angenommene Richtwert ( > 5psu) wird somit auch im ausgebauten Zustand nicht überschritten. Bei Stillstandereignissen kann ebenfalls anhand der Modellierungen ausgeschlossen werden, dass der Salzgehalt in einem Laichschongebiet von einem Ist-Zustandswert von unterhalb 5 psu durch den Ausbau auf einen Wert über 5 psu angehoben wird. Der mo- dellierte Salzgehalt kann jedoch teilweise ausbaubedingt nahe an den Richtwert heran- reichen (z.B. ca. 4,8 psu in der Spitzhörner Bucht sowie in der alten Peene). Da Still- standsereignisse jedoch nur die Übergangsphase zwischen Ein- und Ausstromereignis- sen darstellt, liegt die Aufenthaltsdauer der Salzgehalte (> 5 psu) in den betroffenen Laichschongebieten laut dem BAW-Gutachten jedoch unterhalb eines halben Tages und

26 Laichschongebiete im Untersuchungsraum vgl. Karte 3

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wird daher als nicht geeignet erachtet, signifikant die Lebensraumqualität der Laichgebie- te zu beeinträchtigen. Ausbaubedingt bleibt bei den modellierten Hochwasserereignissen die Erhöhung des Salzgehaltes (maximal 0,5 psu) nur auf den Abschnitt zwischen Lassan und Moderort, der keine signifikante Fischlaichfunktion aufweist, beschränkt. Für alle sonstigen Berei- che des nördlichen und südlichen Peenestromes und somit für die Laichschongebiete werden keine Änderungen im Salzgehalt prognostiziert, bzw. diese sind vor dem Hinter- grund der großen natürlichen Schwankungsbreite ohne Einfluss auf die physikalisch- chemischen Parameter des Gewässersystems. Bemerkenswerterweise treten bei Hoch- wasser die ausbaubedingt erhöhten Salzgehalte erst südlich des Eingangs zum Achter- wasser auf. Das deutet darauf hin, dass topographische Schwellen einen Einstrom salz- haltigeren Wassers in das Achterwasser verhindern und dieser somit von den ausbaube- dingten Salzgehaltsänderungen weitgehend unbeeinflusst bleibt (gilt auch bei Niedrig- wasser- und Stillstandereignissen bzw. bei den modellierten Hochwasserszenarien, s.u.). Beim +20 cm-Hochwasserszenario reichen die ausbedingten Salzgehaltsänderungen (maximal 0,5 psu) bis in das Laichschongebiet Jamitzower Hard. Im Ist-Zustand liegt der Salzgehalt dort trotz Hochwassers jedoch unter 2 psu, so dass vorhabensbedingt der Richtwert > 5 psu nicht überschritten wird. Nur beim +60 cm-Hochwasserszenario ist aufgrund des bereits im Ist-Zustand verstärkten Salzwassereinstroms eine ausbaube- dingte Annäherung an Salzgehaltswerte von 5 psu im Jamitzower Hard möglich. Dabei handelt es sich jedoch um seltene Extremereignisse, die als nicht geeignet erachtet werden, das Reproduktionsgeschehen im Laichschongebiet nachhaltig zu beeinträchti- gen. Hinzu kommt, dass die Fischbestände im Peenestrom ohnehin mit Salzgehalts- schwankungen > 5 psu konfrontiert sind, da der Peenestrom bis etwa Lassan bereits im Ist-Zustand mit Salzgehalten, die über 7 psu liegen, durchströmt wird (BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung). Es ist somit von einer gewissen Toleranz der Fischvorkommen im Peenestrom gegenüber hochdynamischen Salzgehaltsschwankungen, wie sie im Untersuchungsraum vorliegen, auszugehen. Schließlich beruhen die Modellierungen im BAW-Gutachten auf einer Vertiefung der Fahrrinne auf 8,30 m und nicht den geplanten maximalen 7,90 m (7,50 m + 0,4 m Bag- gertoleranz). Vor diesem Hintergrund ist von den aus dem BAW-Gutachten abzuleiten- den Aussagen hinsichtlich der vorhabensbedingt induzierten Salzgehaltsänderungen im Peenestrom von Maximalbeeinträchtigungen auszugehen, die als nicht geeignet erachtet werden, zu signifikanten Beeinträchtigungen in der Nahrungsverfügbarkeit fischfressen- der Rastvogelarten zu führen. Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die mit der Vertiefung der Fahrrinne einher- gehenden Veränderungen in der Hydrotopografie und Hydrodynamik zwar zu dauerhaf- ten Auswirkungen von regionaler Ausdehnung führen können, der Beeinträchtigungs- grad wird jedoch nur als gering eingestuft. Dies wird dadurch begründet,

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- dass die jeweiligen Ereignisse, die zu Abweichungen in der Wasserbeschaffenheit gegenüber dem Ist-Zustand führen, nur von kurzer Dauer und somit ohne ökologi- sche Relevanz sind,

- dass das Ausmaß der Änderung von Wasserständen und Strömungsgeschwindig- keiten vernachlässigbar gering ist. Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind nicht notwendig .

Betriebsbedingte Konfliktpotenziale Veränderung im Schiffsverkehr durch ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe) Der Wirkfaktor beinhaltet die erhöhte Schwallwirkung (und damit Abrasionswirkung) auf sensible Uferbereiche, die durch die Befahrbarkeit des Nördlichen Peenestroms durch größere Schiffe induziert werden könnte. Des Weiteren ist eine Zunahme von Schall- emissionen und visuellen Störwirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs (Hafen Wolgast nach Ausbau für größere Schiffe zugänglich) und daraus resultierende Scheuch- und Vergrämungswirkungen auf Vögel möglich. Hiervon wäre insbesondere das Rastgeschehen im Nördlichen Peenestrom, im Greifswalder Bodden im Umfeld der Fahrrinnen und in der Westlichen Pommerschen Bucht im Bereich der Schifffahrtsrouten sowie das Brutgeschehen auf dem Großen Wotig und im Ufersaum des Nördlichen Pee- nestroms betroffen. Die Auswirkungen werden wie folgt bewertet: Das Ziel des Vorhabens ist es, den Nördlichen Peenestrom für größere Schiffe der Pee- ne-Werft (L = 186 m, Tiefgang bei Überführung 6,70 m und Breite 27,7 m) sicher schiffbar zu machen sowie die Möglichkeiten zu schaffen, den Umschlag im Hafen Wolgast zu erhöhen. Es kann somit, verglichen mit dem Ist-Zustand, eine nachhaltige Zunahme der Schiffspassagen, der Maschinenleistungen, der Schiffsgröße und damit der schiffser- zeugten Belastungen (Schall, optische Wirkung, Schwallwirkungen) nicht ausgeschlos- sen werden. Der zukünftige Schiffsverkehr wird sich jedoch weiterhin in der derzeitig genutzten Fahr- rinne fortbewegen. Dieser Bereich wird aufgrund der Vorbelastungen ohnehin bereits von störungssensiblen Vogelarten gemieden . Zudem ist gemäß den Aussagen einer Nutzen - Kosten -Analyse aufgrund der höheren möglichen Tonnagen mit einer Abnahme der Frequentierung des Nördlichen Peenestroms sowie der Zufahrten im Greifswalder Bod- den durch Schiffe zu rechnen (PLANCO 2005). Ein signifikanter Beeinträchtigungszu- wachs für das Rastgeschehen im Zuge veränderter Schiffsverkehrparameter kann daher ausgeschlossen werden.

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Laut BAW (2005) ist eine Minderung der Schwallwirkung (Wellen, Rückströmung und Absunk) nach dem Ausbau der Wasserstraße nur bei gleichbleibenden Schiffsgrößen, gleichbleibendem Kurs und gleicher Fahrgeschwindigkeit prognostizierbar. Das Gutach- ten zieht für die Beurteilung der Auswirkungen schiffserzeugter Belastungen einen Ver- gleich zu BAW (2004) über den Ausbau der Ostansteuerung Stralsund heran („Die Er- gebnisse zum geplanten Ausbau der Ostansteuerung Strelasund lassen sich qualitativ auf den nördlichen Peenestrom übertragen....“). Als wesentliche Kenngrößen zur Be- stimmung schiffserzeugter Belastungen werden in diesem Gutachten die folgenden 3 Parameter benannt.

1. die Schiffsgeschwindigkeit 2. das Verhältnis von benetztem Profilquerschnitt zu eingetauchtem Hauptspant- querschnitt 3. der Passierabstand zum Ufer Quantitativ wirken sich die drei benannten Parameter auf kleine Fließquerschnitte deut- lich stärker aus als auf größere Fließquerschnitte. Das Gutachten der BAW (2005) kommt zum Schluss, dass insgesamt keine nennenswerten Änderungen auf • das Sedimenttransportregime und • heute schon belastete Uferbereiche erwartet werden, so dass daraus abgeleitete Folgewirkungen (Küstenerosion, Erosion von Unterwasserböschungen) in der Natur nicht nachweisbar sein werden. In Anlehnung an die Gutachten des BAW werden daher keine signifikanten Beeinträchtigungen von Vogellebensräumen im Zuge erhöhter Ufererosion prognostiziert. Die vorhabensbedingten Auswirkungen sind somit zwar dauerhaft und von regionalem Einfluss, der Beeinträchtigungsgrad ist jedoch nur als geringfügig zu werten. Maßnah- men der Vermeidung und Verminderung sind nicht notwendig.

Sedimententnahme durch Unterhaltungsbaggerung im Ausbaubereich

Dieser Wirkfaktor beinhaltet den gegenüber dem Ist-Zustand erhöhten Aufwand für Un- terhaltungsbaggerungen mit im Vergleich zur Bauphase qualitativ analogen Wirkungs- prozessen. Es ist daher auch von identischen Betroffenheiten auszugehen.

Die Auswirkungen werden wie folgt bewertet: Es ist davon auszugehen, dass die Unterhaltungsbaggerungen durchgeführt werden, sobald das derzeitige Projektziel nicht mehr gewährleistet ist. Die im Zuge der Unterhal- tung anfallenden Baggermengen sind demnach wesentlich geringer als während der Vertiefungsphase. Die betriebsbedingten Wirkungen treten daher im Vergleich zur Bau- phase in niedrigeren Intensitäten auf. Signifikante Beeinträchtigungen im Zuge der Un- terhaltungsbaggerungen sind demnach ebenfalls auszuschließen.

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Die mit der Unterhaltungsbaggerung verbundenen Wirkfaktoren entsprechen in ihrer Charakteristik (Dauer, räumliche Ausdehnung, Beeinträchtigungsgrad) denen während der Bauphase. Es gelten somit jeweils die identischen Gesamtbewertungen. Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind nicht notwendig.

3.2.8.1.5 Auswirkungen auf Fischotter, Biber und Kegelrobbe

Die Verbreitungsschwerpunkte des Bibers liegen entlang der Peene, in der Uecker- Randow-Niederung sowie auf dem Südteil der Halbinsel Usedom. Der Untersuchungs- raum ist daher nur von geringer Bedeutung für die Art. Eine Korridorfunktion zwischen Verbreitungszentren kommt damit allenfalls dem südlichen Bereich des Peenestroms zu. Aufgrund der Entfernung der Hauptvorkommen zum Vorhabensbereich werden bereits im Vorfeld signifikante Betroffenheiten des Bibers durch vorhabensbedingte Wirkfaktoren ausgeschlossen. Der Biber wird daher bei den nachfolgenden Betrachtungen nicht mehr berücksichtigt. Fischotter und Kegelrobbe ernähren sich überwiegend von Fischen. Wirkfaktoren, die den Erhaltungszustand der Fischfauna im Untersuchungsraum betreffen, sind somit potenziell geeignet, indirekt über die Nahrungsverfügbarkeit die beiden Arten zu beein- trächtigen. Hinsichtlich der Auswirkungen des Vorhabens auf die Nahrungsressourcen von Fischotter und Kegelrobbe gelten prinzipiell die gleichen Aussagen und Bewertun- gen, wie sie für fischfressende Vogelarten im vorangehenden Kapitel aufgeführt sind. Es sind somit analog zur Situation ichthyophager Wasservogelarten nur unerheblich nega- tive Beeinträchtigungen in der Nahrungsverfügbarkeit von Fischotter und Kegelrobbe zu erwarten. In den nachfolgenden Betrachtungen werden nur noch die direkten Auswirkungen des Vorhabens auf Fischotter und Kegelrobbe berücksichtigt.

Baubedingte Konfliktpotenziale

Visuelle und akustische Wirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport Der Wirkfaktor kann zu Scheuch- und Vergrämungswirkungen und somit zur Verände- rung der Raumnutzung von Fischotter und Kegelrobbe führen. Betroffen sind insbeson- dere die Lebensraumfunktionen für den Fischotter im Bereich des Nördlichen Pee- nestroms und am Großen Wotig sowie für die Kegelrobbe in den offenen Boddengewäs- sern im Umfeld der Fahrrinnen und der Klappstellen.

Die Auswirkungen werden folgendermaßen eingeschätzt: Bisher ist die Kegelrobbe nur in geringen Dichten im Greifswalder Bodden bzw. spora- disch bis gar nicht im Peenestrom aufgetreten. Im Nördlichen Peenestrom finden sie zudem aufgrund der Vorbelastungen und Nähe der Fahrrinne zu potenziellen Liegeplät-

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zen keinen geeigneten Lebensraum vor. Geringe Vorkommen sind am ehesten im Be- reich Großer Stubber bzw. Boddenrandschwelle zu erwarten. Die Baggertätigkeiten und der Schutenverkehr sind jedoch auf die Fahrrinnen zu Baggertätigkeiten bzw. Schuten- verkehr beschränkt, so dass genügend Ausweichräume für die Kegelrobbe vorhanden sind. Folglich ist keine signifikante Beeinträchtigung der Kegelrobbe zu erwarten. Der Fischotter nutzt hauptsächlich die Uferlinie für seine Wanderbewegungen, somit besteht ein gewisser Abstand zu den direkten Störquellen. Aufgrund der Wanderbaustelle mit lokalem Wirkumkreis ist für den Fischotter ein Umgehen der Störquelle möglich. Seine Raumnutzung wird somit nur unwesentlich eingeschränkt. Die Dauer der Auswirkungen ist zwar mittelfristig , aber aufgrund der nur lokalen Aus- dehnung nur von mittlerem Beeinträchtigungsgrad. Maßnahmen der Vermeidung und Minderung sind nicht zielführend.

Trenn- und Barrierewirkung von Bautätigkeiten, Verkehr und Transport Dieser Wirkfaktor kann zur Fragmentierung von Lebensräumen führen bzw. die Zugäng- lichkeit zu bedeutenden Teillebensräumen einschränken. Betroffen sind hiervon insbe- sondere die Fischotterlebensräume entlang des Peenestroms sowie die funktionalen Wechselbeziehungen zwischen den Robbenlebensräumen im Greifswalder Bodden und auf der Boddenrandschwelle. Die Auswirkungen sind zwar prinzipiell mittelfristig und können potenziell einen regio- nalen Einfluss ausüben, der mögliche Beeinträchtigungsgrad wird jedoch als vernachläs- sigbar gering eingestuft und ist ohne ökologische Relevanz. Die Querung des Nördlichen Peenestroms wird weiterhin für den Fischotter möglich sein. Aufgrund der Wanderbau- stelle sind die jeweiligen Streckenabschnitte nur relativ kurzzeitig (wenige Tage) gestört. Folglich ist keine signifikante Beeinträchtigung des Fischotters zu erwarten. Des Weiteren ist ein Abstand zwischen einzelnen Schuten von mehreren Stunden zu erwarten. Durch das Vorhaben kommt es somit nur zu einem relativ geringen Zuwachs an zusätzlichen Schiffsbewegungen entlang der Wasserstraßen, so dass keine signifi- kanten Trenneffekte zwischen den Robbenlebensräumen im Greifswalder Bodden und der Boddenrandschwelle entstehen.

Betriebsbedingte Konfliktpotenziale Veränderung im Schiffsverkehr durch ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe) Der Wirkfaktor beinhaltet hinsichtlich des Empfindlichkeitsprofils von Fischotter und Ke- gelrobbe eine Zunahme von Schallemissionen und visuellen Störwirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs (Hafen Wolgast nach Ausbau für größere Schiffe zugäng-

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lich) und daraus resultierende Scheuch- und Vergrämungswirkungen. Hiervon sind ins- besondere der Fischotter entlang des Nördlichen Peenestroms und im Bereich des Gro- ßen Wotigs sowie die Kegelrobbe in den offenen Boddengewässern betroffen.

Die Auswirkungen werden wie folgt bewertet: Die Auswirkungen von Schall und visuellen Störwirkungen sind als adäquat der baube- dingten Auswirkungen gleicher Belastungsart zu sehen, hierbei wird allerdings von kurz- zeitigen Ereignissen (Schiffspassagen) ausgegangen. Der zukünftige Schiffsverkehr wird überwiegend weiterhin in der derzeitigen Fahrrinne stattfinden und stellt somit eine vor- hersehbare und sich innerhalb eines engen Korridors bewegende Störquelle dar. Die störungssensiblen Arten meiden diesen Bereich ohnehin aufgrund der derzeit bereits bestehenden Vorbelastungen. Somit wird von keiner signifikanten Betroffenheit von Fischotter und Kegelrobbe ausgegangen.

Die vorhabensbedingten Auswirkungen sind somit zwar dauerhaft und möglicherweise von regionalem Einfluss, der Beeinträchtigungsgrad ist jedoch nur als geringfügig zu werten. Maßnahmen der Vermeidung und Verminderung sind nicht notwendig.

3.2.8.1.6 Auswirkungen auf landschaftliche Freiräume

Auswirkungen auf landschaftliche Freiräume im terrestrischen Bereich sind nicht zu erwarten. Im Bereich des Nördlichen Peenestroms und des Greifswalder Boddens ist eine Beeinträchtigung der Freiraum- und damit der Biotopverbundfunktion durch Verän- derungen im Schiffsverkehr möglich. Der Ausbau der Fahrrinne erfolgt, um größeren Schiffseinheiten (mit entsprechend höherem Ladevolumen) die Passage durch den Nörd- lichen Peenestrom und den Greifswalder Bodden zu ermöglichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Zahl der Schiffsanläufe erhöhen wird. Von einer Zunahme der Zer- schneidungswirkung durch eine erhebliche Zunahme des Schiffsverkehrs ist daher nicht auszugehen. Auf die biotopverbindende Funktion des freien Wasserkörpers haben Fahrrinnenanpas- sung und Umlagerung von Baggergut keinen Einfluss. Lediglich baubedingt kann es diesbezüglich durch Sedimentaufwirbelungen zu kurzzeitigen Beeinträchtigungen kom- men, die aber auch unter natürlichen Bedingungen (Starkwindereignisse) typisch für diesen Lebensraum sind. Für Arten des Zoobenthos, die sich durch migrierende Adulti verbreiten, besitzt die Fahr- rinne gegenüber den angrenzenden naturnahen Flachwasserbereichen bereits jetzt eine gewisse Barrierewirkung, die sich durch die Vertiefung nur unwesentlich verstärken wird.

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3.2.8.1.7 Auswirkungen auf die Biologische Vielfalt

Im folgenden werden die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt dargestellt. Zugrunde gelegt werden dabei die Kriterien, die im Anhang I der „Vorläufigen Leitlinien für die Ein- beziehung von Biodiversitätsaspekten in die Gesetzgebung und/oder das Verfahren von Umweltverträglichkeitsprüfung und strategischer Umweltprüfung“ (BESCHLUSS DER VER- TRAGSPARTEIEN DES ÜBEREINKOMMENS ÜBER DIE BIOLOGISCHE VIELFALT 2002) festgelegt wurden sowie die Auswirkungsprognosen auf Pflanzen und Tiere. Eine Beeinträchtigung der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten durch die Anpassung der Seewasserstraße Nördlicher Peenestrom kann ausgeschlossen werden.

Durch das Vorhaben kann es zum temporären Teilverlust und zur Beeinträchtigung von Lebensräumen für geschützte Arten kommen. Die zur Vertiefung und Instandhaltung der Fahrrinne erforderlichen Baggerungen sowie die Umlagerung des Sediments verursa- chen Störungen der Benthoszönose, die sich vor allem aus der wiederholten Ausräu- mung und Überschüttung der benthischen Makrofauna ergeben. Dadurch ergibt sich auch eine kurzfristige Verschlechterung des Nahrungsangebotes für Fische und benthophage Vogelarten. Es handelt sich jedoch aufgrund des hohen Regenerationspo- tenzials des Makrozoobenthos um temporäre Beeinträchtigungen, die zu keiner dauer- haften Veränderung der Artenvielfalt führen wird.

Die im Zusammenhang mit der Fahrrinnenanpassung verbundenen Teilverluste mariner Biotope sind in Relation zu den Ökosystemen des Greifswalder Boddens sowie des Nördlichen Peenestroms kleinflächig und führen zu keinem Totalverlust eines Ökosys- tems. Durch das Vorhaben kommt es somit zu keinen negativen Auswirkungen auf die Biodi- versität , da die genetische Vielfalt, die Artenvielfalt und die Ökosystemvielfalt nicht be- einträchtigt werden.

3.2.8.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen

Durch folgende Minderungsmaßnahmen können die Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere reduziert werden:

- Einsatz trübungsarmer Baggertechnologien

- ordnungsgemäßer Umgang mit Betriebsmitteln; bei Havarien mit Austritt wasserge- fährdender Stoffe: Ergreifen sofortiger Gegenmaßnahmen entsprechend den gesetz- lichen Regelungen

- Einsatz von Maschinen und Geräten, die bezüglich der Emissionen den jeweils gel- tenden Vorschriften und Regelungen entsprechen

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- Einhaltung eines angemessenen Abstandes zum FFH-Lebensraumtyp „Riff“ in unmit- telbarer Nähe zu den Klappstellen 551 und 527, durch Abgrenzung der Klappfelder mittels Koordinatenvorgabe

- Bauzeitenregelung Für die Schutzgüter Vögel, Fischotter, Biber und Kegelrobbe sind keine Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung notwendig bzw. zielführend.

3.2.8.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere

In den folgenden Tabellen erfolgt eine zusammenfassende tabellarische Darstellung der Auswirkungen des Vorhabens „Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom“ auf das Schutzgut Pflanzen und Tiere, wobei eine Unterteilung in

– Biotoptypen

– Makrobenthos/ Plankton

– Fische und Rundmäuler

– Avifauna sowie

– Säugetiere vorgenommen wird.

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Tabelle 32: Übersicht zur Konfliktanalyse und -bewertung Biotoptypen

Biotoptypen

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- Bereich Verände- Ausdeh- der Vermei- rung tung rung nung dung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Beeinträchtigung (Vitalitätsein- gering kurzzeitig lokal - Einsatz trübungsarmer Bag- unerheblich Baggerung im Ausbaubereich schränkungen) der semiterrest- gertechnologien negativ rischen Biotope durch Sedi- mentaufwirbelung (Gewässer- trübung) im gesamten Ausbau- bereich Baggerguttransporte Beeinträchtigung (Vitalitätsein- gering kurzzeitig lokal - - unerheblich schränkungen) der semiterrest- negativ rischen Biotope durch erhöhtes Schiffsverkehrsaufkommen (erhöhte Wellenbewegung) im gesamten Ausbaubereich Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- für semiterrestrische Biotope ------stelle keine Auswirkungen für marine Biotope siehe Makrozoobenthos Emissionen von Schall, Schadstoffen, Beeinträchtigung (Vitalitätsein- gering kurzzeitig lokal - ordnungsgemäßer, den unerheblich Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- schränkungen) der semiterrest- geltenden Vorschriften negativ rien rischen und an den Nördlichen entsprechender Umgang Peenestrom unmittelbar an- mit Betriebsmitteln grenzenden terrestrischen - Einsatz von Maschinen Biotope durch Eintrag von Ölen, und Geräten, die den re-

131 Kraftstoffen etc. insbesondere levanten Verordnungen im Havariefall

und Vorschriften Rech- nung tragen

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Biotoptypen

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- Bereich Verände- Ausdeh- der Vermei- rung tung rung nung dung visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, keine ------Verkehr und Transport Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- keine ------tigkeiten, Verkehr und Transport anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- temporärer Funktionsverlust Verlust mittelfristig kleinräumig - - erheblich schnitts in Breite und Tiefe von marinen Biotopen auf einer negativ Gesamtfläche von ca. 201 ha (Variante 1) bzw. ca. 172 ha (Variante 2) durch Vertiefung der Fahrrinne im Nördlichen Peenestrom und im Greifswal- der Bodden durch Vertiefung der Fahrrinne hoch mittelfristig kleinräumig - - erheblich bedingter Wechsel des Sedi- negativ ments und damit verbunden des Biotoptyps auf ca. 30% der Fläche des Eingriffsraumes

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Biotoptypen

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- Bereich Verände- Ausdeh- der Vermei- rung tung rung nung dung durch Veränderung des Aus- gering langzeitig großräumig - - unerheblich bauquerschnitts zeitlich be- negativ grenzte Änderung der Salinität im Bereich der semiterrestri- schen Biotope (Salzwiesen, Brackwasserröhrichte und salbeeinflusste Hochstaudebflu- ren) und damit verbundene Ausbreitung salztoleranter Arten und Verdrängung von Süßwas- serarten im Nördlichen Pee- nestrom, in der Krumminer Wiek und im Achterwasser

gelegentliche Überflutung der gering langzeitig lokal - - unerheblich an den Nördlichen Peenestrom positiv unmittelbar angrenzenden terrestrischen Biotope (Strand, Salzwiesen) Vitalitätsbeeinträchtigung des gering kurzzeitig lokal - - unerheblich Schilfgürtels im Nördlichen negativ Peenestrom durch temporäre und örtlich begrenzte Zunahme der Strömungsgeschwindigkeit Vitalitätsbeeinträchtigung des gering kurzzeitig lokal - - unerheblich Schilfgürtels im Nördlichen negativ

Peenestrom durch ausbaube- 133 dingte Abnahme des Niedrig-

wasserscheitels

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Biotoptypen

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- Bereich Verände- Ausdeh- der Vermei- rung tung rung nung dung Zunahme des Wasserstandes gering kurzzeitig lokal - - unerheblich bei Hochwasser im Bereich der positiv brackwasserbeeinflussten semiterrestrischen und terrestri- schen Lebensräume entlang des Nördlichen Peenestroms Flächeninanspruchnahme durch Sedi- temporärer Funktionsverlust mittel mittelfristig kleinräumig - Einhaltung eines angemesse- erheblich mentumlagerung auf die Klappstellen von marinen Biotopen auf einer nen Abstandes zum Lebens- negativ Gesamtfläche von ca. 80 ha raumtyp „Riff“ (Variante 1) bzw. 84 ha (Varian- te 2) Überdeckung von Biotoptypen mittel mittelfristig kleinräumig - erheblich auf in Betrieb befindlichen negativ Klappstellen mit standortfrem- dem Substrat auf einer Gesamt- fläche von ca. 66 ha (Variante 1) bzw. ca. 70 ha (Variante 2) betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch Vitalitätsbeeinträchtigung des gering kurzzeitig lokal - - unerheblich ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Brackwasserröhrichts im Nördli- negativ Größe der Schiffe) chen Peenestrom durch Ver- stärkung des Wellenschlags, Sogwirkung der Schiffe mit Sedimentaufwirbelung, ver- stärkte Stoffeinträge, insbeson- dere im Havariefall

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Biotoptypen

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- Bereich Verände- Ausdeh- der Vermei- rung tung rung nung dung Boden-/Sedimententnahme im Rahmen die Auswirkungen entsprechen gering kurzzeitig lokal - Einsatz trübungsarmer Bag- unerheblich von Unterhaltungsbaggerungen im denen der Bauphase mit dem gertechnologien negativ Ausbaubereich Unterschied, dass der Umfang der Unterhaltungsbaggerungen wesentlich geringer ist Gesamtbewertung Biotoptypen: z. T. erheblich negativ, bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und –minderung

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Tabelle 33: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf das Makrozoobenthos

Makrozoobenthos

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimierung Gesamtbewer- Bereich der Ausdeh- der Vermei- tung Verän- nung dung derung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Individuenverlust / unmittelbar hoch mittelfristig kleinräumig keine keine erheblich Baggerung im Ausbaubereich in der Fahrrinne negativ Sedimentänderung Veränderungen in der Ansied- gering dauerhaft kleinräumig keine keine unerheblich lungsvoraussetzung negativ Substratüberdeckung auf Klappstelle Individuenverlust und Verände- hoch mittelfristig kleinräumig keine keine erheblich rungen in der Ansiedlungsvor- negativ aussetzung anlagenbedingt Salzgehaltsänderung Veränderungen in den Biozöno- gering dauerhaft großräumig keine keine unerheblich sen negativ betriebsbedingt, Folgewirkungen Boden-/Sedimententnahme im Rahmen die Auswirkungen entsprechen gering kurzzeitig lokal keine keine unerheblich von Unterhaltungsbaggerungen im denen der Bauphase mit dem negativ Ausbaubereich Unterschied, dass der Umfang der Unterhaltungsbaggerungen wesentlich geringer ist Gesamtbewertung Makrozoobenthos: z. T. erheblich negativ, keine Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und –minderung möglich

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Tabelle 34: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf die Ichthyofauna

Ichthyofauna

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Minimie- Gesamtbewer- der Ausdeh- der Vermei- rung tung Verän- nung dung derung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Möglichkeit des Individuenverlus- gering - kleinräumig - - unerheblich Baggerung im Ausbaubereich tes / unmittelbar im Eingriffsbe- negativ reich Entstehung von Trübungsfahnen Überdeckung von Fischlaich / hoch Effekt mittel- lokal Bauzeiten Einsatz trübungsarmer Bag- unerheblich unmittelbar am Eingriffsort und in fristig außerhalb gertechnologien negativ einer Umgebung von ca. 100m der Haupt- laichzeiten (Febr.- Juli) Schall und opt. Unruhe Vergrämung / unmittelbare Umge- gering kurzzeitig kleinräumig - - unerheblich bung der Bagger und Schuten negativ anlagenbedingt Änderung der Salinität Veränderungen in den Laichbe- gering langzeitig kleinräumig - - unerheblich dingungen negativ

betriebsbedingt, Folgewirkungen Boden-/Sedimententnahme im Rahmen die Auswirkungen entsprechen gering kurzzeitig lokal - Einsatz trübungsarmer Bag- unerheblich von Unterhaltungsbaggerungen im denen der Bauphase mit dem gertechnologien negativ Ausbaubereich Unterschied, dass derUmfang der Unterhaltungsbaggerungen

137 wesentlich geringer ist

Gesamtbewertung Schutzgut Ichthyofauna: unerheblich negativ, bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und –minderung

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Tabelle 35: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Vögel

Schutzgut Vögel

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Ausdeh- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbewer- Verände- nung Vermeidung der Minimie- tung rung rung baubedingt Boden-/Sedimententnahme Auswirkung : Einschränkung der gering mittelfristig kleinräumig nicht notwendig nicht notwen- unerheblich durch Baggerung im Ausbaube- Nahrungsverfügbarkeit von Rast- dig negativ reich vögeln durch Flächen- und Funkti- onsverluste; betroffen : Rastge- schehen entlang des nördlichen Peenestromes, im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Tonnenbankrinne, Loch, Osttief-West) bzw. auf der Bodden- randschwelle (insb. Osttief-Ost), Veritasgrund Boden-/Sedimentablagerung auf Auswirkung : Einschränkung der gering mittelfristig kleinräumig nicht notwendig nicht notwen- unerheblich Klappstellen Nahrungsverfügbarkeit von Rast- dig negativ vögeln durch Flächen- und Funkti- onsverluste; betroffen : Rastge- schehen im Bereich der Klappstel- len

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Schutzgut Vögel

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Ausdeh- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbewer- Verände- nung Vermeidung der Minimie- tung rung rung Emissionen von Schadstoffen Auswirkung : Einschränkung der gering kurzzeitig lokal nicht notwendig nicht notwen- unerheblich (Trübungsfahnen, freigesetzte Nahrungsverfügbarkeit für Rastvö- dig negativ Nährstoffe, Abgase, Staub), gel durch geschädigte Assimilati- Erschütterungen ons- und Filtriereigenschaften von Makrophyten, Makrozoobenthos und Fischlaich betroffen : Rastgeschehen entlang des Peenestromes, im südöstli- chen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Freesendorfer Haken, Peenemünder Haken, Insel Ruden, Osttief-West, Schumachergrund), im zentralen Greifswalder Bodden (insb. Klappstelle 517) und auf der Boddenrandschwelle (insb. Osttief- Ost), Veritasgrund, Klappstelle 551 und deren Ansteuerung (südöstli- cher Gänsegrund) sowie Landtief und KS 527

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Schutzgut Vögel

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Ausdeh- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbewer- Verände- nung Vermeidung der Minimie- tung rung rung visuelle und akustische Wirkung Auswirkung : Scheuch- und mittel mittelfristig lokal nicht zielführend nicht zielfüh- unerheblich von Bautätigkeiten, Verkehr und Vergrämungswirkungen, Verände- rend negativ Transport rung der Raumnutzung betroffen : Rastgeschehen entlang des Peenestromes sowie angren- zender Uferbereiche, Brutgesche- hen auf dem Großen Wotig sowie auf angrenzenden Uferbereichen, Rastgeschehen im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Freesendorfer Haken, Peenemünder Haken, Insel Ruden, Osttief-West, Schumachergrund), im zentralen Greifswalder Bodden (insb. KS 517) sowie auf der Boddenrandschwelle (insb. Osttief- Ost), Veritasgrund sowie Landtief und KS 527, KS 551 und deren Ansteuerung (südöstlicher Gänse- grund) Trenn- und Barrierewirkung von Auswirkung : Fragmentierung von gering mittelfristig regional nicht notwendig nicht notwen- unerheblich Bautätigkeiten, Verkehr und Lebensräumen, Einschränkung der dig negativ Transport Zugänglichkeit bedeutender Teillebensräume betroffen : Vogellebensräume entlang des Peenestroms sowie funktionale Wechselbeziehungen zwischen dem Rastgeschehen im

140 Greifswalder Bodden und auf der Boddenrandschwelle

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Schutzgut Vögel

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Ausdeh- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbewer- Verände- nung Vermeidung der Minimie- tung rung rung anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnen- Auswirkung : Einschränkung der gering dauerhaft regional nicht notwendig nicht notwen- unerheblich querschnitts in der Tiefe Nahrungsverfügbarkeit für Rastvö- dig negativ gel durch Veränderung bzw. Verschiebung hydrodynamischer Gleichgewichte und der Hydroto- pografie betroffen : Rastgeschehen entlang des Peenestromes, in der Krummi- ner Wiek und im Achterwasser, Rastgeschehen im südöstlichen Greifswalder Bodden (insb. im Bereich Tonnenbankrinne, Loch, Osttief-West und Osttief-Ost) sowie Brutgeschehen auf dem Großen Wotig sowie im Ufersaum des nördlichen Peenestroms betriebsbedingt, Folgewirkun- gen Veränderung im Schiffsverkehr Auswirkung : Befahrbarkeit des gering dauerhaft regional nicht notwendig nicht notwen- unerheblich durch ausgebaute Fahrrinne Peenestroms durch größere dig negativ (Anzahl und Größe der Schiffe) Schiffe und dadurch bedingte Erhöhung der Schwallwirkung auf Uferbereiche (Abrasion); Zunahme von Schallemissionen und opti- scher Unruhewirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs

141 (Hafen Wolgast nach Ausbau für größere Schiffe zugänglich) und

dadurch bedingte Scheuch - und

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Schutzgut Vögel

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Ausdeh- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbewer- Verände- nung Vermeidung der Minimie- tung rung rung Vergrämungswirkungen betroffen : Rastgeschehen im Peenestrom, im Greifswalder Bodden, im Umfeld der Fahrrinnen und in der Westlichen Pommer- schen Bucht im Bereich der Schiff- fahrtsrouten sowie Brutgeschehen auf dem Großen Wotig und im Ufersaum des Peenestroms Boden-/Sedimententnahme analog zu baubedingten Wirkfakto- analog zu analog zu analog zu baubeding- nicht notwendig nicht notwen- unerheblich durch Unterhaltungsbaggerung ren baubeding- baubeding- ten Wirkfaktoren dig negativ im Ausbaubereich ten Wirkfak- ten Wirk- toren faktoren

Gesamtbewertung Schutzgut Vögel: unerheblich negativ , Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und –minderung nicht notwendig bzw. nicht zielführend

142

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Tabelle 36: Auswirkungen des Vorhabens Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom auf Säugetiere

Schutzgut Säugetiere

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad Dauer Räumliche Ausdehnung Möglichkeit Möglichkeit Gesamtbewer- Bereich der der Vermei- der Minimie- tung Verän- dung rung derung baubedingt visuelle und akustische Wirkung von Auswirkung : Scheuch- und mittel mittelfristig lokal nicht zielfüh- nicht zielfüh- unerheblich Bautätigkeiten, Verkehr und Transport Vergrämungswirkungen, rend rend negativ Veränderung der Raumnutzung betroffen : Fischotter im Pee- nestrom, Kegelrobbe in offenen Boddengewässern Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- Auswirkung : Fragmentierung gering mittelfristig regional nicht notwendig nicht not- unerheblich tigkeiten, Verkehr und Transport von Lebensräumen, Einschrän- wendig negativ kung der Zugänglichkeit bedeu- tender Teillebensräume betroffen : Fischotter entlang des Peenestroms sowie funkti- onale Wechselbeziehungen zwischen Greifswalder Bodden und Boddenrandschwelle für Kegelrobbe

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Schutzgut Säugetiere

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Grad Dauer Räumliche Ausdehnung Möglichkeit Möglichkeit Gesamtbewer- Bereich der der Vermei- der Minimie- tung Verän- dung rung derung betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch Auswirkung : Befahrbarkeit gering dauerhaft regional nicht nicht unerheblich ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und des Peenestroms durch größe- notwen- not- negativ Größe der Schiffe) re Schiffe und dadurch bedingte dig wen Zunahme von Schallemissionen dig und visueller Unruhewirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs (Hafen Wolgast nach Ausbau für größere Schiffe zugänglich) und da- durch bedingte Scheuch- und Vergrämungswirkungen betroffen : Fischotter im Pee- nestrom, Kegelrobbe in offenen Boddengewässern alle sonstigen Wirkfaktoren Auswirkung : analog der analog der analog der Auswirkungen auf analog der nicht nicht unerheblich Auswirkungen auf Nahrungs- Auswirkungen Nahrungsverfügbarkeit fischfres- Auswirkungen notwen- not- negativ verfügbarkeit fischfressender auf Nahrungs- sender Wasservogelarten auf Nahrungs- dig wen Wasservogelarten verfügbarkeit verfügbarkeit dig betroffen : Fischotter im Pee- fischfressender fischfressender nestrom, Kegelrobbe in offenen Wasservogelar- Wasservogelar- Boddengewässern ten ten

Gesamtbewertung Schutzgut Säugetiere: unerheblich negativ , Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und –minderung nicht notwendig bzw. nicht zielführend

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Variantenvergleich Biotoptypen

Im Hinblick auf die vorhabensbedingten Auswirkungen auf die Biotoptypen des Greifs- walder Boddens und des Nördlichen Peenstroms weist Variante 2 einen Vorzug ge- genüber der Variante 1 auf . Die Variante 2 führt zu einem um ca. 14 % geringeren ausbaubedingten temporären Funktionsverlust mariner Biotope. Der gegenüber der Variante 1 um ca. 4 ha höhere Flächenbedarf bei der Verklappung von Schlick/Mudde auf der Klappstelle 527 ordnet sich dem unter, da es sich um eine derzeit betriebene und somit erheblich vorbelastete Klappstelle handelt. Hinsichtlich aller anderen bau-, anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen ergeben sich keine entscheidungsrelevanten Unterschiede.

Variantenvergleich für Schutzgut Ichthyofauna

Im Hinblick auf bau-, anlagen- und betriebsbedingte Auswirkungen auf die Ichthyofauna ergeben sich für die Ausbauvarianten 1 und 2 keine entscheidungsrelevanten Unter- schiede in den Belastungen.

Variantenvergleich für Schutzgut Zoobenthos Im Hinblick auf die vorhabensbedingten Auswirkungen auf das Zoobenthos des Greifs- walder Boddens und des Nördlichen Peenestroms weist Variante 2 eindeutig einen Vorzug gegenüber der Variante 1 auf . Die Variante 2 führt durch die kürzere Aus- baustrecke zu einem geringeren ausbaubedingten Individuenverlust. Hinsichtlich aller anderen bau-, anlagen- und betriebsbedingten Auswirkungen ergeben sich keine ent- scheidungsrelevanten Unterschiede

Variantenvergleich für Schutzgut Vögel Die vorab dargestellten Auswirkungsprognosen gelten für beide Varianten. Sowohl für Variante 1 als auch für Variante 2 kommt die Konfliktanalyse zu einer unerheblich nega- tiven Gesamtbewertung. Bei Befahrung der Variante 2 ist im Vergleich zur Variante 1 jedoch eine längere Verweildauer von Schiffen im Greifswalder Bodden (Loch, Osttief- West) sowie auf der Boddenrandschwelle (Landtief) zu erwarten. Bei Variante 1 hingegen werden die Schiffe relativ zügig aus dem Greifswalder Bodden über die Boddenrand- schwelle in die offene Ostsee geleitet. Des Weiteren werden im Bereich der Boddenrandschwelle von der Variante 1 Rastgebie- te von Vogelarten (Eisente) berührt, die sich toleranter gegenüber Störwirkungen durch Schiffsbewegungen zeigen als jene Vogelarten (Seetaucher, Ohrentaucher), deren Rast- zentren auf der nördlichen Boddenrandschwelle liegen und somit von der Variante 2 betroffen werden (BELLEBAUM et al. 2006).

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Neben der zügigeren Leitung der Schiffe durch empfindliche Lebensräume (Greifswalder Bodden, Boddenrandschwelle) hat der Ausbau der Fahrrinne nach Variante 1 somit den Vorteil, dass zusätzlich der Schiffsverkehr vermehrt zum Osttief-Ost verlagert wird, wäh- rend die sensibleren Rastgebiete auf der nördlichen Boddenrandschwelle zunehmend durch die abnehmende Frequentierung durch größere Schiffe entlastet werden. Varian- te 1 ist demnach hinsichtlich der Wahrung des Erhaltungszustandes der Rastfunktionen im Untersuchungsraum als günstiger einzuschätzen.

Variantenvergleich für Schutzgut Säugetiere

Die vorab dargestellten Auswirkungsprognosen gelten für beide Varianten. Sowohl für Variante 1 als auch Variante 2 kommt die Konfliktanalyse zu einer unerheblich negati- ven Gesamtbewertung.

Für die Raumnutzung der Kegelrobbe im Übergangsbereich Greifswalder Bodden und Boddenrandschwelle erweist sich die Variante 1 über Osttief-Ost analog der Begründun- gen zu den Rastvögeln (kürzere Verweildauer von Schiffen in sensiblen Lebensräumen, zügige Passage der Boddenrandschwelle) als die günstigere Variante.

3.2.8.4 Zusammenfassende Darstellung der FFH-Verträglichkeitsprüfungen

FFH-Gebiete Für folgende FFH-Gebiete wurden Verträglichkeitsprüfungen bzw. Voruntersuchungen durchgeführt: • FFH-Gebietsvorschlag „Greifswalder Bodden, Teile des Strelasundes und Nordspitze Usedom“ (DE 1747-301)

• FFH-Gebietsvorschlag „Peeneunterlauf, Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff“ (DE 2049-302) • FFH-Gebiet „Peenemünder Haken, Struck und Ruden, Peenestrom und Kleines Haff“ (DE 2049-301) • FFH-Fachvorschlag „Greifswalder Boddenrandschwelle und Teile der Pommerschen Bucht“ (FFH-marin 05) – Voruntersuchung

Signifikante Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen der genannten Schutzgebiete werden für beide Ausbauvarianten aus folgenden Gründen ausgeschlossen:

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Tabelle 37: Zusammenfassung der FFH-VP zu den FFH-Gebieten

Wirkfaktor Wirkprozess / Beeinträchtigun- Bewertung der Beeinträchtigung gen

Substrataustrag - Substratänderung Nicht erheblich - Tierverlust Makrozoobenthos - rasche Wiederbesiedlung durch Einwanderung des - Tierverlust Fische Zoobenthos aus benachbarten Standorten - Veränderungen des LRT 1130 - nur marginale Veränderungen der Substratverhält- nisse - Veränderungen des LRT 1110 - Tierverluste von Fischarten, die sich bei Störungen in sandige Sedimente eingraben, werden als quanti- tativ vernachlässigbar eingeschätzt - unerhebliche Änderungen des LRT 1110 und 1130

Substrateintrag - Tierverlust Makrozoobenthos Nicht erheblich - Veränderungen des LRT 1160 - bereits gegebene Nutzung der Klappstellen (Vorbe- lastung) - rasche Wiederbesiedlung durch Einwanderung des Zoobenthos aus benachbarten Standorten - unerhebliche Änderung des LRT 1160

Trübungsfahnen - Partikelauflage bei LRT 1110 Nicht erheblich - Partikelauflage bei LRT 1130 - unerhebliche Schicht der Partikelauflage - Partikelauflage bei LRT 1140 - Meidung von Bereichen hoher Trübstoffkonzentrati- - Partikelauflage bei LRT 1160 onen durch Fische oder Duldung - Einschränkungen der Assimila- - Phytobenthos nur kleinräumig betroffen, da nur in tion von Fischen Flachwasserbereichen unter 2 m vorhanden - Einschränkungen der Filtration - kaum Auswirkungen auf Fische: Flucht oder Tole- von Zoobenthos ranz - Einschränkungen der Assimila- - geringe Auswirkungen auf Fischotter, da großes tion von Phytobenthos Nahrungssuchgebiet unbeeinträchtigt, Wirkungen lokal, Fischotter wird Bereich der Trübungsfahnen - Nahrungssuche von Fischen meiden, da sie mit dem Standort des Baggers iden- - Nahrungssuche von Fischot- tisch sind tern

Schallemission und - Verengung der Durchzugswe- Nicht erheblich optische Unruhe ge von Fischen - zeitlich begrenzt, auf die Fahrrinne beschränkt, - Störung der Nahrungssuche Durchzug der Fische hauptsächlich in Flachwas- für Fischotter serbereichen - Störung potenzieller Liegeplät- - Wanderbaustelle, zeitlich bergrenzte Wirkung ze von Meeressäugern - geringe Auswirkungen auf den Fischotter, da er - Störung der Nahrungssuche großes Nahrungssuchgebiet hat von Meeressäugern - ausreichende Entfernung zu pot. Liegeplätzen von Meeressäugern am Freesendorfer Haken - keine rezenten Vorkommen von Meeressäugern - Nahrungssuche von Säugern gering beeinträchtigt durch Meidung des Bereiches der Schallquellen zur „Heringszeit“ (Laichzeit des Frühjahrsherings) Änderungen der - Veränderungen des LRT 1110 Nicht erheblich Hydromechanik - Salzgehaltsänderungen - kleinräumige Erosion der Sandbank im Bereich Ausgang Spandowerhagener Wiek möglich - Änderungen ides Salzgehalts in ökologisch tolerier- baren Grenzen (0,5-1psu)

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Wirkfaktor Wirkprozess / Beeinträchtigun- Bewertung der Beeinträchtigung gen

Änderungen der - Veränderungen des LRT 1160 Nicht erheblich Hydromorphologie - Unwesentliche Geländeerhöhung im Bereich der Klappstelle 517, Ausgleich über bodennahe Strö- mungen

Kumulativ Summationswirkungen, Synergieef- Nicht erheblich fekte - die Vorhaben in Verbindung mit B- und F-Plänen betreffen v.a. landseitige Lebensräume, eine signifi- kante räumliche Überlagerung mit den Wirkweiten der Kurvenanpassung des Nördlichen Peenestroms ist somit nicht möglich - das Vorhaben führt fast ausschließlich nur zu baubedingten Wirkungen, es werden keine Lebens- raumfunktionen vorhabensbedingt nachhaltig ver- ändert - aufgrund der Kleinräumigkeit und Kurzzeitigkeit der Eingriffe an einem bestimmten Ort (kontinuierliche Verlagerung der Baubereiche) sind die Wirkungsin- tensitäten des Vorhabens im Vergleich zu anderen Großvorhaben wie das Steinkohlekraftwerk, die GuD-Kraftwerke und die NordStream-Gaspipeline vernachlässigbar

EU-Vogelschutzgebiete Für folgende Vogelschutzgebiete wurde eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt:

• EU-Vogelschutzgebiet „Greifswalder Bodden“ (DE 1747-401), • Fachvorschlag „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ (SPA 34), • Fachvorschlag „Peenestrom und Achterwasser“ (SPA 32),

• Fachvorschlag „Westliche Pommersche Bucht“ (SPA 37).

Signifikante Beeinträchtigungen von Erhaltungszielen der genannten Schutzgebiete werden für beide Varianten (Var. 1: Loch-Osttief Ost und Var. 2: Osttief West-Landtief) aus folgenden Gründen ausgeschlossen:

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Tabelle 38: Zusammenfassung der FFH-VP zu den Vogelschutzgebieten

Wirkfaktor Wirkprozess Bewertung der Beeinträchtigung

Substrataustrag Einschränkung der Nahrungs- Nicht erheblich (Baggerung) und verfügbarkeit für Rastvögel - rasche Wiederbesiedlung durch Einwanderung des Substratüberdeckung durch Flächen- und Funktions- Zoobenthos aus benachbarten Standorten (Umlagerung) verluste - nur marginale Veränderungen der Substratverhältnisse - Tierverluste von Beutefischarten, die sich bei Störun- gen in sandige Sedimente eingraben, werden als quan- titativ vernachlässigbar eingeschätzt - Meidung des Vorhabensraumes aufgrund der Vorbe- lastungen durch Schiffsverkehr in der Fahrrinne - die beanspruchten Bereiche weisen keine signifikanten Vorkommen an Makrophyten bzw. Fischlaichgebieten auf - bereits gegebene Nutzung der Klappstellen - keine spezifischen, an den Raum gebundene Rastvo- gelkonzentrationen im Bereich der Klappstellen Schadstoffemissionen Einschränkung der Nahrungs- Nicht erheblich der eingesetzten verfügbarkeit für Rastvögel - der Wirkfaktor Schadstoffemission der eingesetzten Bagger, Schiffe und durch geschädigte Assimilati- Technik werden bei Normalbetrieb als gering einge- Boote (Abgase, Öl, ons- und Filtriereigenschaften schätzt Schmiermittel, etc.) von Makrophyten und Makro- zoobenthos

Entstehung von Einschränkung der Nahrungs- Nicht erheblich Trübungsfahnen verfügbarkeit für Rastvögel - relativ geringe Wirkräume und Einwirkdauer und sowie Freisetzung durch Scheuchwirkung der dadurch keine Verringerung der Nahrungserreichbar- von an Sediment Trübungsfahnen auf mobile keit oder -verfügbarkeit, höchstens temporäre Verlage- gebundenen Nähr- Nahrungstiere (Fische), verrin- rung stoffen während der gerte Sichtweite unter Wasser Vertiefungsbagge- sowie Auswirkungen auf sessile - rasche Regeneration betroffener Makrozoobenthos- rungen sowie der Nahrungstiere (überwiegend und Makrophytenbestände Umlagerung von Muscheln) sowie Makrophyten Baggergut

Schallemission und Scheuch- und Vergrämungs- Nicht erheblich optische Unruhewir- wirkungen, Veränderung der - die bauzeitlichen Störwirkungen beschränken sich auf kungen während der Raumnutzung Gewässerabschnitte, die einer entsprechenden Vorbe- Baggerungen sowie lastung durch Schiffsverkehr unterliegen des Abtransports und der Umlagerung von - die Störwirkungen des Vorhabens sind aufgrund des Baggergut nur langsam voranschreitenden Bauvorgangs sowie der Beschränkung auf die Fahrrinne für Vogelarten der direkten Umgebung ein kalkulierbares Störpotenzial, was eine Gewöhnung an entsprechende Wirkungen un- terstützt - baubedingte Schallprozesse nehmen über einen relativ langen Zeitraum allmählich zu, weshalb von einer Ge- wöhnung an die Schallquelle auszugehen ist - von der Wanderbaustelle gehen weiterhin nur kurzzei- tige Störeinwirkungen im kleinräumigen Bereich aus - Störwirkungen an den Verklappungsstellen beziehen sich nur auf sehr kurze Zeiträume, analog der einmali- gen Querung entsprechender Gewässerbereiche durch ein einzelnes Schiff, und sind daher nicht signifikant

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Wirkfaktor Wirkprozess Bewertung der Beeinträchtigung

Veränderung der Einschränkung der Nahrungs- Nicht erheblich Hydromorphologie verfügbarkeit für Rastvögel - die Fahrrinne selbst ist mit einer Tiefe von derzeit durch Vertiefung der durch Änderungen benthischer 6,50 m bereits für die Ansiedlung von Makrophyten un- Fahrrinne Ansiedlungsvoraussetzungen geeignet im Bereich der vertieften Fahrrinne

Veränderung der Einschränkung der Nahrungs- Nicht erheblich Hydromechanik, der verfügbarkeit für Rastvögel - vernachlässigbare Veränderungen der Wasserstände Strömungsverhältnis- durch Veränderung bzw. se, der Sedimentdy- Verschiebung hydrodynami- - eine Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeiten in den namik, der Wasser- scher Gleichgewichte im Uferbereichen und somit ein erhöhtes Erosionsrisiko im beschaffenheit Peenestrom und daran gebun- Bereich von Brutvogellebensräumen (insbesondere (Salinität, Tempera- dener benthischer Lebensge- Salzwiesen des Großen Wotigs) sind auszuschließen tur, Sauerstoff- und meinschaften, Veränderungen (beschränken sich auf die Fahrrinne) Nährstoffgehalt) im von Repräsentanz und Charak- - keine gegenüber dem Ist-Zustand vorhabensbedingte Zuge des Fahrrin- ter der Nahrungsgebiete sowie Erhöhung des Salzgehaltes oberhalb ökologisch kriti- nenausbaus der Laichbedingungen von scher Werte Nahrungsfischen - geringe Aufenthaltsdauer ausbaubedingt salzhaltigeren Wassers Veränderung der Befahrbarkeit des Peenestroms Nicht erheblich Schiffsverkehrspara- durch größere Schiffe und - der zukünftige Schiffsverkehr wird sich weiterhin in der meter (Frequenz, dadurch bedingte Erhöhung der derzeitig genutzten Fahrrinne bewegen; Tonnage) Schwallwirkung auf Uferberei- dieser Bereich wird durch störungssensible Vogelarten che (Abrasion); ohnehin aufgrund der Vorbelastungen gemieden Zunahme von Schallemissionen und optischer Unruhewirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs (Hafen Wolgast nach Ausbau für größere Schiffe zugänglich) und da- durch bedingte Scheuch- und Vergrämungswirkungen gegenüber dem Ist- s. baubedingte Wirkfaktoren Nicht erheblich Zustand erhöhter - die im Zuge der Unterhaltung anfallenden Baggermen- Aufwand für Unterhal- gen sind wesentlich geringer als während der Vertie- tungsbaggerungen fungsphase, die betriebsbedingten Wirkungen treten mit im Vergleich zur daher im Vergleich zur Bauphase in niedrigeren Inten- Bauphase qualitativ sitäten auf analogen Wirkungen Kumulativ Summationswirkungen, Syner- Nicht erheblich gieeffekte - die Vorhaben in Verbindung mit B- und F-Plänen betreffen v.a. landseitige Lebensräume, eine signifikan- te räumliche Überlagerung mit den Wirkweiten des Ausbaus des Nördlichen Peenestroms ist somit nicht möglich - das Vorhaben führt fast ausschließlich nur zu baube- dingten Wirkungen, es werden keine Lebensraumfunk- tionen vorhabensbedingt nachhaltig verändert - aufgrund der Kleinräumigkeit und Kurzzeitigkeit der Eingriffe an einem bestimmten Ort (kontinuierliche Ver- lagerung der Baubereiche) sind die Wirkungsintensitä- ten des Vorhabens im Vergleich zu anderen Großvor- haben wie das Steinkohlekraftwerk, die GuD- Kraftwerke und die Nord Stream-Gaspipeline vernach- lässigbar

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Fazit:

Beide Varianten des Vorhabens sind nicht zur erheblichen Beeinträchtigung der Natura 2000-Gebiete

- EU-Vogelschutzgebiet „Greifswalder Bodden“ (DE 1747-401),

- Fachvorschlag „Greifswalder Bodden und südlicher Strelasund“ (SPA 34),

- Fachvorschlag „Peenestrom und Achterwasser“ (SPA 32),

- Fachvorschlag „Westliche Pommersche Bucht“ (SPA 37) geeignet. Das Vorhaben ist daher als verträglich im Sinne des § 34 BNatSchG zu werten. Bei der Variante 1 (über Osttief-Ost) ist die Verweildauer von Schiffen im Greifswalder Bodden gegenüber der Variante 2 (über Osttief-West, Landtief) verkürzt. Des Weiteren werden im Bereich der Boddenrandschwelle von der Variante 1 Rastgebiete von Vogelar- ten (Eisente) berührt, die sich toleranter gegenüber Störwirkungen zeigen als jene Vogel- arten (Seetaucher, Ohrentaucher), deren Rastzentren auf der nördlichen Boddenrand- schwelle liegen und somit von der Variante 2 betroffen werden. Variante 1 ist demnach hinsichtlich der Wahrung des Erhaltungszustandes vorhabensbedingt betroffener Natura 2000-Gebiete als günstiger einzuschätzen.

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3.2.8.5 Zusammenfassende Darstellung der Untersuchungen zur Betroffenheit besonders und streng geschützter Arten nach § 42 BNatSchG

Im Rahmen der artenschutzrechtlichen Betrachtung nach § 42 BNatSchG wurden Arten berücksichtigt, deren Vorkommen im Rahmen von Kartierungen aktuell nachgewiesen wurden oder auf Basis von Potenzialabschätzungen vor dem Hintergrund der im Projekt- gebiet angetroffenen Lebensraumausstattung sowie biogeografischer Aspekte als mög- lich erachtet wird. Folgende zu prüfende Artenkulisse wurde zusammengestellt:

Tabelle 39: Überblick zur geprüften Artenkulisse

Art

International geschützte Arten 27

Brutvögel

Rothalstaucher (sg 28 ), Haubentaucher (bg 29 ), Höckerschwan (bg), Graugans (bg), Brandgans (bg), Schnatterente (bg), Krickente (bg), Stockente (bg), Löffelente (bg), Kiebitz (sg), Flussregenpfeifer (sg), Sandregenpfeifer (sg), Austernfischer (bg), Säbelschnäbler (bg), Alpenstrandläufer (sg), Rotschenkel (sg), Großer Brachvogel (sg), Bekas- sine (sg), Flussseeschwalbe (sg), Teichhuhn (sg), Seeadler (sg), Rotmilan (sg), Mäusebussard (sg), Rohrweihe (sg), Eisvogel (sg), Feldlerche (bg), Schafstelze (bg), Wiesenpieper (bg), Braunkehlchen (bg), Drosselrohrsänger (sg), Schilfrohrsänger (sg), Teichrohrsänger (bg), Rohrschwirl (sg), Bartmeise (bg), Karmingimpel (sg), Sperber- grasmücke (sg), Rohrammer (bg), Grauammer (sg) Rastvögel Sterntaucher (bg), Prachttaucher (bg), Haubentaucher (bg), Rothalstaucher (sg), Ohrentaucher (sg), Zwergtaucher (bg), Kormoran (bg), Graureiher (bg), Höckerschwan (bg), Singschwan (sg), Zwergschwan (bg), Saatgans ( fabalis ) (bg), Saatgans ( rossicus ) (bg), Bläßgans (bg), Graugans. (bg), Brandgans (bg), Pfeifente (bg), Schnatterente (bg), Krickente (bg), Stockente (bg), Spießente (bg), Löffelente (bg), Tafelente (bg), Reiherente (bg), Bergente (bg), Eisente (bg), Samtente (bg), Trauerente (bg), Schellente (bg), Zwergsäger (bg), Mittelsäger (bg), Gänsesäger (bg), Seeadler (sg), Wanderfalke (sg), Blässhuhn (bg), Säbelschnäbler (sg), Großer Brachvogel (sg), Kiebitz (sg), Sand- regenpfeifer (sg), Goldregenpfeifer (sg), Kiebitzregenpfeifer (sg), Kampfläufer (sg), Knutt (bg), Alpenstrandläufer (sg), Grünschenkel (bg), Rotschenkel (sg), Pfuhlschnepfe (bg), Bekassine (sg), Silbermöwe (bg), Mantelmöwe (bg), Lachmöwe (bg), Sturmmöwe (bg), Zwergmöwe (bg), Raubseeschwalbe (sg), Zwergseeschwalbe (sg), Küstensee- schwalbe (sg), Flussseeschwalbe (sg), Brandseeschwalbe (sg), Trauerseeschwalbe (sg), Anhang IV-Arten (alle sg) Fischotter, Biber, Teich- und Wasserfledermaus, Rotbauchunke, Springfrosch, Moorfrosch, Laubfrosch, Kammmolch, Wechselkröte, Kreuzkröte, Knoblauchkröte, Sumpf-Glanzkraut

National geschützte Arten 30

Kegelrobbe, Seehund (alle bg), Meer-, Fluss- und Bachneunauge (alle bg), Seefrosch, Grasfrosch, Teichfrosch, Erdkröte, Teichmolch (alle bg), Strand- und Zierliches Tausendgüldenkraut, Wasser-Schwertlilie (bg)

27 Arten, auf die zusätzlich die Verbotstatbestände der FFH-RL und V-RL Anwendung finden 28 sg = streng geschützt 29 bg = besonders geschützt 30 Arten, für die die Verbotstatbestände der FFH-RL und V-RL nicht relevant sind

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Die Konfliktanalysen kommen zu folgenden Ergebnissen: Brut- und Rastvögel Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft Töten von Tieren) sowie Art. 5 lit. a V-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Zerstören, Beschä- digen oder Entfernen von Nestern und Eiern) sowie des Art. 5 lit. b, c V-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen.

Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Beschädigen und Zerstören von Nist-, Brut-, Wohn- oder Zufluchtsstätten) werden durch die bau-, anlagen- und betriebsbedingten Projektwirkungen nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die individuenbezogenen Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG sind erfüllt . Betroffen sind hiervon alle in Tabelle 39 aufgeführten Brut- und Rastvogelarten mit Ausnahme von Mäusebussard, Sperbergrasmücke und Grauammer sowie Kormoran, Silber-, Mantel-, Sturm- und Lachmöwe . Die Möglichkeit der Befreiung von diesen Verboten im Zuge des § 62 BNatSchG (Nicht-Entgegenstehen der Art. 5 und 9 V- RL) wurde untersucht. Dabei wurde folgendes festgestellt: Die populationsbezogenen Verbotstatbestände des Art. 5 lit. d V-RL werden nicht erfüllt, eine Befreiung von den Verboten des Art. 5 V-RL durch Art. 9 V-RL ist daher nicht erfor- derlich. Art. 5 V-RL steht somit aus naturschutzfachlicher Sicht einer Befreiung gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG nicht entgegen . Säugetiere Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Töten von Individu- en) sowie des Art. 12 Abs. 1 lit. a FFH-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Zerstören, Beschä- digen oder Entfernen von Entwicklungsformen und Eiern) sowie des Art. 12 Abs. 1 lit. c FFH-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen.

Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Beschädigen und Zerstören von Nist- und Brutstätten) sowie des Art. 12 Abs. 1 lit. d FFH-RL (betrifft die Beschädigung und Vernichtung von Fortpflanzungsstätten) werden vom Vorhaben nicht

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erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Beschädigen und Zerstören von Wohn- oder Zufluchtsstätten) sowie des Art. 12 lit. d FFH-RL (betrifft hier die Beschädigung und Vernichtung von Ruhestätten) werden somit vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG sowie des Art. 12 Abs. 1 lit. b FFH-RL werden für Biber, Wasser- und Teichfledermaus bzw. Kegelrobbe und Seehund vom Vorhaben nicht erfüllt bzw. sind ohne Relevanz. Diese Einschätzung gilt auch ana- log für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerun- gen.

Die individuenbezogenen V erbotstatbestände des § 42 BNatSchG (Abs. 1 Nr. 3) bzw. Art. 12 FFH-RL (Abs. 1, lit. b) sind für den Fischotter erfüllt . Die Möglichkeit der Befrei- ung von diesen Verboten im Zuge des § 62 BNatSchG (Nicht-Entgegenstehen des Art. 16 FFH-RL) wurde untersucht. Dabei wurde folgendes festgestellt: Die populationsbezogenen Verbotstatbestände des Art. 16 FFH-RL werden nicht erfüllt, eine Befreiung von den Verboten des Art. 12 FFH-RL ist daher aus naturschutzfachlicher Sicht möglich. Im gleichen Sinne (aus naturschutzfachlicher Sicht) stehen des Weiteren Art. 12 und Art. 16 FFH-RL einer Befreiung gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG nicht entgegen . Amphibien Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Töten von Individu- en) sowie des Art. 12 lit. a FFH-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschät- zung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unter- haltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Zerstören, Beschä- digen oder Entfernen von Entwicklungsformen und Eiern) sowie des Art. 12 lit. c FFH-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorha- benswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 BNatSchG (Abs. 1 Nr. 1) bzw. Art. 12 FFH-RL (Abs. 1, lit. d) sind erfüllt . Betroffen hiervon sind alle in Tabelle 40 genannten international und national geschützten Amphibienarten . Die Möglichkeit der Befreiung von diesen Ver- boten im Zuge des § 62 BNatSchG (Nicht-Entgegenstehen des Art. 16 FFH-RL) wurde untersucht. Dabei wurde folgendes festgestellt:

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Die populationsbezogenen Verbotstatbestände des Art. 16 FFH-RL werden nicht erfüllt, eine Befreiung von den Verboten des Art. 12 FFH-RL ist daher aus naturschutzfachlicher Sicht möglich. Im gleichen Sinne (aus naturschutzfachlicher Sicht) stehen des Weiteren Art. 12 und Art. 16 FFH-RL einer Befreiung gemäß § 62 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG nicht entgegen . Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Beschädigen und Zerstören von Wohn- oder Zufluchtsstätten) sowie des Art. 12 Art. 1 lit. d FFH-RL (betrifft die Beschädigung und Vernichtung von Ruhestätten) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebs- bedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG sowie des Art. 12 Abs. 1 lit. b FFH-RL werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Neunaugen Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Töten von Individu- en) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vor- habenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Zerstören, Beschä- digen oder Entfernen von Entwicklungsformen und Eiern sowie Beschädigen und Zerstö- ren von Nist- und Brutstätten) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungs- baggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (betrifft das Beschädigen und Zerstören von Wohn- oder Zufluchtsstätten) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen. Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG sind in Bezug auf die genann- ten Rundmäulerarten ohne Relevanz. Pflanzen Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG sowie Art. 13 lit. a, b FFH-RL (Entfernung und Beschädigung von Pflanzen sowie Handel mit Pflanzen) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen.

Die Verbotstatbestände des § 42 Abs. 1 Nr. 4 BNatSchG sowie Art. 13 lit. a, b FFH-RL (Beeinträchtigung und Zerstörung von Pflanzen durch Aufsuchen) werden vom Vorhaben nicht erfüllt. Diese Einschätzung gilt auch analog für die Vorhabenswirkungen im Rahmen betriebsbedingter Unterhaltungsbaggerungen.

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3.3 Schutzgut Boden und Relief

Karte 1.1 – 1.2 Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung des Schutzgutes Boden/Sediment sind detailliert im Anhang der Studie dokumentiert (s. Anl. 3).

3.3.1 Bestandsanalyse

3.3.1.1 Geologische Entwicklung

Die Genese des Peenestromes steht im engen Zusammenhang mit den glazialen und postglazialen Prozessen im Untersuchungsraum. Entscheidend für dessen Anlage war die letzten Phase der Weichselkaltzeit (14.000 bis 10.000 BP). Der Oderinlandeisstrom führte zur Ausbildung einer flachwelligen Aufschüttmoräne im Bereich von Wolgast mit häufig vorgelagerten Sanden. Oszillationen des Eises führten zu markant ausgebildeten endmoränenartigen Zügen mit Höhen von 60 m ü. NN auf der Insel Usedom, die sich über die Greifswalder Oie bis nach Rügen fortsetzen. Zwischen diesen Eisrandlagen liegen eingeschaltet tiefer gelegene Grundmoränengebiete mit Geschiebemergelbede- ckung. Vor der Eisrandlage führte das abtauende Eis zur Ausbildung von Schmelzwasserströ- men parallel zum Eisrand und schuf damit Entwässerungsrinnen wie den Peenestrom und Strelasund. In diesen glazialen Abflussbahnen kam es vorrangig zur Ablagerung von Sanden. Eustatischer Meeresspiegelanstieg, isostatische Ausgleichsbewegungen sowie holozäne Küstenausgleichsprozesse führten zur heutigen Ausprägung des Untersuchungsraumes, der durch marin-brackische bis fluviatile Ablagerungen (Sande, vereinzelt Kiese) und organische Ablagerungen (Torf, Mudden) durch holozäne bzw. rezente Verlandungspro- zesse geprägt ist.

3.3.1.2 Beschreibung des Bestands

Zur Darstellung des Bestandes werden folgende Räume getrennt dargestellt: 1.) Uferbereich des Peenestromes / Terrestrischer Bereich 2.) Grund des Peenestromes / Nördlicher Peenestrom

3.) Küstengewässer / Greifswalder Bodden, Boddenrandschwelle u. Pommersche Bucht (Fahrrinne / Klappstellen) 4.) Vorhabensraum (Fahrrinne, Klappstellen)

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Terrestrischer Bereich Die Böden des landseitigen Untersuchungsraumes lassen sich genetisch in Ablagerun- gen des Peenestroms und pleistozäne Hochflächenbildungen unterscheiden.

Im Bereich der Ablagerungen des Nördlichen Peenestromes haben Moor-Mosaike, flachgründige Torfbildungen der Küstenüberflutungsmoore, die größte Verbreitung. Sand- Mosaike treten nur untergeordnet auf. Die Inseln im Nördlichen Peenestrom bestehen aus Sand- und Schlickablagerungen (Schlick-Sand- und Schlick-Mosaike). Vorherr- schende Bodentypen sind entsprechend der Hydromorphieverhältnisse Niedermoore, Moorgleye, Anmoore und Gleye.

Nördlich Peenemünde, auf dem Dänholm und dem Großen Rohrplan sind die ursprüng- lich anstehenden Sedimente durch Spülfelder überschüttet worden. Bei den aufgespülten Sedimenten handelt es sich um Sande, die keine bzw. initiale Bodenbildungen aufwei- sen. Die pleistozänen Hochflächenablagerungen werden durch Sand- und Sand-Lehm- Mosaike gebildet. Auf diesen anhydromorphen Standorten haben sich v.a. Braunerden und Bänderparabraunerden entwickelt. Parabraunerden treten untergeordnet auf. In den besiedelten Bereichen, v.a. Wolgast, Peenemünde, herrschen anthropogene Böden vor. Sie sind gekennzeichnet durch Versiegelung, Aufschüttung und Veränderung des natürlichen Bodenaufbaus.

Nördlicher Peenestrom

Der Peenestrom bildet mit einem mittleren Abfluss von 170 m 3/s und einem Einzugsge- biet von 5.772 km 2 eines der bedeutendsten Ästuare der Ostseeküste. Er stellt ein typisches Brackwassersystem der Ostsee dar, welches von hydrologischen und meteorologischen Bedingungen d.h. durch wechselnde marine und limnische Ein- flüsse charakterisiert wird (LAMPE 1998). Der Peenestrom trennt die Insel Usedom vom Festland und bildet neben der Swina und Dzwina eine von drei Verbindungen zwischen dem Oderhaff und der Ostsee. Durch seine morphologische Ausprägung lässt er sich nach TREMP et. al. (1986) in folgende drei Teile untergliedern:

– den flussartig gestalteten 12,5 km langen nördliche Peenestrom zwischen Wolgast und Peenemünde, der über die Spandowerhagener Wiek mit dem Greifswalder Bodden verbunden ist,

2 – das seenartige erweiterte ca. 117 km große Gebiet der Krumminer Wiek und des Achterwassers sowie

– den etwa 20 km langen südlichen Peenestrom, der bei Karnin das Oderhaff trifft.

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Der nördliche Peenestrom hat eine Breite von ca. 0,2 bis 0,9 km mit Wassertiefen von 5,0 bis 5,50 m im Bereich des Hohendorfer Sees und im weiteren Verlauf zwischen 6,0 und 10,0 m. An einzelnen Stellen kann die Wassertiefe bis zu 14 m betragen (BFG 1998, Peilpläne WSA 2007).

Küstengewässer

Der Untersuchungsraum der Küstenwässer umfasst den Greifswalder Bodden mit Span- dowerhagener Wiek, die Boddenrandschwelle und die sich nordöstlich anschließende Pommersche Bucht.

Mit einer Fläche von ca. 512 km 2 bildet der Greifswalder Bodden das größte Boddenge- wässer an der deutschen Ostseeküste. Die maximale Ausdehnung in W-E-Richtung beträgt 25 km, die N-S-Ausdehnung maximal 24 km, wobei die mittlere Wassertiefe bei 5,8 m liegt und die maximale Tiefe 13,8 m beträgt. Dieses Küstengewässer ist durch spät- und postglaziale Prozesse gebildet worden, welche eine geomorphologische Unter- gliederung in zwei Teilbereiche bedingen. Der westliche Teil ist durch eine NNW-SSE streichende, flache Depression mit einer einheitlichen Wassertiefe von 6 bis 8 m geprägt. Im Gegensatz zur reliefarmen, weiträumigen Depression im SW ist der Nord- und Ostteil des Greifswalder Boddens stark durch Schwellen und Rinnen gegliedert. Daraus resultie- ren wesentlich markantere Wassertiefenunterschiede von 2 bis 14 m (östlich des Gräf- tengrundes) (VERSE et al.1998). Submarine Erhebungen im Ostteil des Greifswalder Boddens werden u.a. durch den Großen Stubber und Ausläufer der Boddenrandschwelle gebildet. Diese strukturell und morphologisch heraustretenden Untiefen wurden als sub- marine Fortsetzung der Nordrügener Vorstoßstaffel H (KLIEWE & J ANKE 1972; K LIEWE 1975) gedeutet, die von der Insel Rügen, über den Ruden und die Greifswalder Oie bis zur Insel Usedom verlaufen. Neuere Untersuchungen (VERSE et al. 1998) weisen darauf hin, dass die morphologischen Hochlagen (z.B. Großer Stubber, Schumachergrund, Elisagrund, Boddenrandschwelle) Reste einer glaziofluviatil dominierten Eisabbauland- schaft darstellen. Die Oberflächenbedeckung des Greifswalder Boddens ist durch das Auftreten von Schlicksedimenten im West- und Zentralbereich charakterisiert, wobei allgemein ab Wassertiefen von 6 m, in geschützten Lagen auch schon wesentlich eher, mit deren Auftreten gerechnet werden kann. Die weiträumige Depression im Westen ist mit mächti- gen Schlickablagerungen gefüllt und es folgt zum Randbereich ein Wechsel von Schlick, über sandigen Schlick, schlickigem Sand bis hin zu Sanden. Diese Sande umranden ebenfalls die aus Geschiebemergel aufgebauten Kerne submariner Erhebungen (u.a. Großer Stubber). Der Greifswalder Bodden mit seiner ovalen Form steht zwar über den Strelasund im Westen und im Bereich der Boddenrandschwelle im Osten mit der Ostsee in Verbindung, muss jedoch als ein eigenständiger Wasserkörper angesehen werden. Durch die schma-

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len bzw. flachen Verbindungen kommt es nur zu eingeschränktem Wasseraustausch mit der Ostsee. Ausnahmen bilden Hochwasserstände, bei denen ein ungehinderter Ein- strom von salzreichem Wasser in den Bodden erfolgt. Dieses tritt zumeist bei Wetterla- gen mit intensiven Nordost- und Ostwinden auf, die in der Pommerschen Bucht einen Wasserstau erzeugen. Dadurch steigt der Wasserspiegel an und das Ostseewasser kann über die Boddenrandschwelle einströmen. Der Ausstrom durch den Strelasund führt dann wieder zum Absinken des Wasserspiegels im Greifswalder Bodden. Die im langjährigen Mittel vorherrschenden West- und Südwestwinde erzeugen bis in ca. 2 m Wassertiefe eine erhöhte Strömungsgeschwindigkeit von West nach Ost (LAMPE 1990).

Die Boddenrandschwelle stellt das Bindeglied zwischen Südost-Rügen, Ruden, Greifs- walder Oie und der Insel Usedom dar.

Der Ostteil des Greifswalder Boddens im Bereich der Boddenrandschwelle ist durch Sandablagerungen und Ausstreichen der Geschiebemergelhochlagen gekennzeichnet, Schlickablagerungen treten nur in tiefer liegenden, geschützten Bereichen auf. Dieses zeigt, dass der Bereich des Überganges (Boddenrandschwelle) vom Greifswalder Bod- den zur Oderbucht höher energetischen Transportprozessen unterliegt, als der westliche Bereich. Die mit der litorinen Überflutung einsetzenden marinen Sedimentationsprozesse, in Form von Abrasion, Durchfrachtung und Akkumulation, sind unter den heutigen Bedingungen im Westteil schon abgeschlossen und es kommt nur noch zur Sedimentation von Schlickablagerungen unter einem ruhigen strömungsarmen Milieu. Hingegen treten im Ostteil noch Abrasions- und Durchfrachtungsprozesse auf. Sie sind an seine starke See- gangs- und Strömungsexponiertheit im Zusammenhang mit dem einströmenden Ostsee- wasser über die Boddenrandschwelle gebunden. Sande bilden hier typische Ablagerun- gen, die vermutlich teilweise aus der Ostsee eingetragen werden und anderseits immer noch Erosionsprodukte der Geschiebemergelflächen darstellen. Der Geschiebemergel wird oft von einer geringmächtigen Sand- und Kiesschicht (Restsedimente als Verwitte- rungsreste des Geschiebemergels;) überlagert, lokal können auch größere Blöcke und Geschiebe auftreten.

Teilweise liegen im Bereich der Boddenrandschwelle, die sich bis auf - 2 m NN erhebt, recht einheitliche Sandkomplexe. So setzen sich der Freesendorfer und der Thiessower Haken überwiegend aus Sanden zusammen.

Die Pommersche Bucht ist ein Flachwassergebiet der südwestlichen Ostsee, welches sich nördlich der Insel Usedom und östlich von Rügen erstreckt. Die Wassertiefen liegen zwischen 10 und 20 m. Als Übergangsbereich zum Arkona-Becken wird die 20 m Tiefen- linie angesehen. Die oberflächennahen Sedimente in der Pommerschen Bucht bestehen überwiegend aus Fein- und Mittelsanden. Ihr Ursprung sind zumeist spätglaziale Bildun-

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gen, die durch spätere Erosions-, Transport- und Akkumulationsprozesse überformt worden sind (LEMKE 1998).

Nach BOBERTZ (2000) handelt es sich bei der Pommerschen Bucht um ein großräumig von Feinsanden dominiertes Gebiet. Ein Wechsel der sedimentologischen Strukturen erfolgt im Bereich der Boddenrandschwelle und des Adlergrundes. Hier tritt Geschiebe- mergel mit Restsedimenten (Steine und Kiese) an die Sedimentoberfläche. Die östlich der Insel Rügen verlaufende Oderrinne weist tonig/schluffige Sedimente auf.

Vorhabensraum: Fahrrinne

Das Untersuchungsgebiet zur Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom umfasst das Gebiet nördlich der Tonne PN 58 (südlich Wolgast) bis zu den Tonnen PN 1 und PN 2 bei Kilometer 49,2. Es handelt sich hier wie auch bei den Küstengewässern nicht um „Boden“ im bodenkund- lichen Sinne sondern um eine sedimentologische Ansprache (s. Tabelle 40). Nördlicher Peenestrom

Tabelle 40: Beschreibung Oberflächensedimente (Bereich der Vertiefung)

Abschnitt Sediment Bemerkung Bestands- bewertung PN 58 – Km 33,95 Fein- bis Mittelsand Mittelsand im Bereich der Brücke Wolgast mittel Km 31 33,95 – Schlick und Mudde / Fein- bis westlicher Teil der Fahrrinne dominiert von mittel 34,25 Mittelsand organischen Sedimenten, östlicher Teil von Fein- bis Mittelsanden Km 34,25 – 35,03 Fein- bis Mittelsand randlich geringmächtige Schlickauflagen mittel Km 35,03 – 35,40 Schlick (Mudde) mittel Km 35,40 – 35,80 Fein- bis Mittelsand mittel Km 35,80 – 36,42 Mudde mittel Km 36,42 – 41,39 Fein- bis Mittelsand randlich geringmächtige Schlickauflagen bei mittel Km 36,76 und Km 40,19 Km 41,39 – 41,84 Torf mittel Km 41,84 – 42,23 Fein- bis Mittelsand Fein- bis Mittelsand über Torf mittel Km 42,23 – 44,54 Schlick (geringmächtig im Liegenden Fein- bis Mittelsand mittel 0,05 bis 0,4 m) Km 44,54 – 44,68 Feinsand mittel Km 44,68 – 46,63 Geschiebemergel Auflage von Fein- bis Mittelsand im Bereich hoch zwischen Km 45,54 und Km 46,22

31 Km=Kilometrierung Peenestrom

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Abschnitt Sediment Bemerkung Bestands- bewertung im Liegenden Geschiebemergel / Fein- bis Km 46,63 – 47,03 Schlick / Torf mittel Mittelsand Km 47,03 – 47,13 Feinsand im Liegenden mittelsandig mittel Km 47,13 – 47,62 Fein- bis Mittelsand mittel Km 47,62 – 47,71 Feinsand im Liegenden Geschiebemergel mittel Km 47,71 – 48,30 Schlick / Mudde im Liegenden Fein- bis Mittelsand mittel (geringmächtig) Km 48,30 – 49,20 Feinsand mittel (PN 1, PN2)

Der Bereich südlich von Wolgast bis Km 33,95 (Tonne PN 48) wird durch Fein- bis Mittel- sande charakterisiert, wobei im Bereich der Brücke Wolgast, vermutlich bedingt durch höhere Strömungsgeschwindigkeiten, Mittelsand an der Sedimentoberfläche auftritt. Im weiteren Verlauf Richtung Norden bis Km 35,80 (südlich Tonne PN 42) treten im westlichen Teil des Nördlichen Peenestromes organische Ablagerungen in Form von Schlick und Mudde auf, die teilweise in den Bereich der Fahrrinne reichen. Der östliche Teil des Nördlichen Peenestromes wird durch Fein- bis Mittelsande dominiert.

Nördlich der Tonne PN 42 beginnt wieder ein Abschnitt mit Fein- bis Mittelsanden, der sich bis Km 41,39 bei Tonne PN 20 (Höhe Krösliner See) erstreckt. In diesem Bereich sind bis auf eine kleine Fläche von Schlick/Mudde bei Km 40,19 südlich der Tonne PN 25 keine organischen Sedimente zu erwarten. Der Abschnitt zwischen der Tonne PN 20 und Km 42,23 (Tonne Kr 2) ist durch das Auf- treten von Torf im westlichen Bereich charakterisiert, der teilweise in die Fahrrinne hinein- ragt. Der mittlere Bereich des Nördlichen Peenestromes ist von Fein- bis Mittelsanden geprägt. Der anschließende Abschnitt Km 42,23 (Tonne Kr 2) bis Km 44,54 (südlich der PN 11, Höhe Spülfeld Peenemünde) wird durch sandige Ablagerungen (Fein- bis Mittelsand) im Untergrund charakterisiert, die von geringmächtigen Schlickablagerungen (< 0,5 m) überlagert sind.

Feinsand bildet im weiteren Verlauf den Übergang zu Geschiebemergel, der sich bis Km 46,63 (Tonne PN 5) hin erstreckt. Überlagert wird dieser durch eine mit Fein- bis Mittel- sande gefüllte Senke im Bereich zwischen Km 45,54 und Km 46,22 (Tonnen PN 8 und PN 6). Der Geschiebemergel taucht im Bereich der Tonne PN 5 ab und wird zunächst von ge- ringmächtigem Schlick (0,2 m) überlagert, der wiederum durch Fein- bis Mittelsande im weiteren Verlauf abgelöst wird.

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In Höhe Möwenort beginnen die für den marinen Bereich typischen Feinsande, die zu- nächst noch von Schlick mit einer Mächtigkeit von bis zu 0,8 m überdeckt sind. Der Schlick streicht ca. 900 m vor den Tonnen PN 1 und PN 2 bei Km 48,30 aus und es stehen Feinsande an der Oberfläche an. Grundlage der Bestandsbewertung für den Bereich der Fahrrinne im Greifswalder Bod- den und in der Pommerschen Bucht bilden die Sedimentdaten des Küsten-GIS (StAUN Rostock, 2001) sowie Arbeiten von BAUERHORST (1999), VERSE (1998; 2003) und BO- BERTZ (2000).

Osttief (Ost, PN 1 bis O 2) Die geplante Ausbaustrecke wird im ersten Abschnitt zwischen Km 49,20 und 53,61 (Tonnen PN 1 und O 8) durch Feinsande charakterisiert. Im weiteren Verlauf Km 53,61 – 57,06 schließt sich ein Bereich mit Sand an, der zum Ende der Ausbaustrecke wiederum in Feinsand übergeht (s. Tabelle 41).

Tabelle 41: Beschreibung Oberflächensedimente Osttief (Ost, PN 1 bis O 2) (Var. 1)

Abschnitt Sediment Bemerkung Bestands- bewertung randlich geringmächtige Schlickauflagen bei Km 49,20 – 53,61 Feinsand mittel Km 51,50 Km 53,61 – 57,06 Fein- bis Mittelsand mittel Km 57,06 – 57,65 Feinsand Ende Ausbau mittel

Loch, Osttief (West, PN 1 bis O30)

Im westlichen Abschnitt (Loch) bildet Schlick die Sedimentoberfläche, bevor im weiteren Verlauf (westlich O15 bis zur O 28) Feinsand an die Oberfläche tritt. Der letzte Abschnitt östlich vom Schumachergrund wird wieder durch Schlickablagerungen am Meeresboden charakterisiert (s. Tabelle 42).

Tabelle 42: Beschreibung Oberflächensedimente Loch, Osttief (West, PN 1 bis O30) (Var. 2)

Abschnitt Sediment Bemerkung Bestands- bewertung Km 49,20 – O22 Feinsand mittel Tonne O22 – O24 Schlick mittel (+ 0,5 km) O24 (+ 0,5 km) – Feinsand mittel O28 O28 – Ende Schlick ab O28+100m Tiefe: > 7,90 m mittel Ausbaustrecke

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Vorhabensraum: Klappstellen Die Klappstelle 517 befindet sich im Bereich des Greifswalder Boddens. Sie liegt in der eingangs dargestellten weiträumigen Depression des Westteils des Greifswalder Bod- dens, die durch weitflächige Schlickablagerungen (bis 2,5 m Mächtigkeit) charakterisiert wird. Entsprechend den natürlichen Bedingungen vor Ort steht im Bereich der KS 517 Schlick an der Oberfläche an. In der Pommerschen Bucht nordöstlich der Insel Usedom liegt die Klappstelle 551 . An- hand der Bohrdaten der Fa. FUGRO aus dem Jahre 2004 sind keine natürlichen Hart- substrate (Geschiebemergelaufragungen) nachweisbar. Der in der Bohrung KS 10 er- bohrte Geschiebemergel ist anthropogenen Ursprungs, was aus dem Auftreten von Schlick im Liegenden hervorgeht. Der im Untergrund anstehende Geschiebemergel ist erst bei einer Teufe von 13,25 m u. NN unter Sand mit einer Mächtigkeit von 1,25 m erbohrt worden. Natürliche Sedimentationsprozesse führen zur Ablagerung von Fein- bis Mittelsanden, wie sie im südlichen und östlichen Bereich der Klappstelle vorzufinden sind. Nördlich der Greifswalder Oie befindet sich die Klappstelle 527 , die im Jahre 1972 im Zusammenhang mit Baggerungen im Landtief ausgegrenzt worden ist und Mitte der 1990er Jahre im Zuge des Verfahrens zum Vorhaben „Ausbau der Ostansteuerung zum Hafen Stralsund“ in seiner heutigen Form bestätigt wurde (UMWELTPLAN 1996). „Die auf der Klappstelle sowie in deren Umgebung angetroffenen Sedimente enthalten hauptsächlich Grob-, Mittel- und Feinsande und nur geringe Feinkornanteile (< 20µm) von 0,8 %. Der mittlere Gehalt an organischer Substanz ist mit 0,14 % TOC sehr gering.“ (aus: BfG 2004. S. 23). Anhand von Unterwasservideoerkundungen (ursprüngliche Ausdehnung der Klappstelle, KORDIAN 1996) unterscheidet sich die Struktur der Oberflächensedimente für den westli- chen und den östlichen Teil der Klappstelle optisch. Der westliche Teil ist ein rippeliger Sand mit eingelagerten kleinen Muschelschillflächen und kleineren Detritusfeldern. Im Osten sind neben Sandarealen größere Geröllfelder mit Blöcken sowie Detritusflecken und Muschelschillablagerungen zu finden. WINKLER (1996) schätzt anhand von Video- aufnahmen ein, dass auf dem größten Teil der Gesamtfläche als Untergrundsubstrat Fein- bis Mittelsand vorherrscht und begrenzte Areale mit Geröll, Steinen, Miesmuscheln und Detritus bestehen. KÖHN (1995) schreibt, dass das Sediment strömungsbeeinflusst von (Mittel-)Sand bis Geröll variiert (Abtrag von Sand unter Rücklassung von Geröll), wobei er den Geröllanteil im Osten auf eine Strömungsexponiertheit dieses Teiles zu- rückführt (siehe Abbildung 4). Die Auswertung von SideScanSonar-Untersuchungen des WSA aus dem Juni 2007 bestätigen diese Einteilung in einen durch Sand geprägten westlichen und mittleren Teil, sowie einen durch Blöcke und Steine bestimmten östlichen Rand.

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im Rahmen des Verfahrens zum „Ausbau der Ostansteuerung Hafen Stralsund“ neu festgelegte Grenze der Klappstelle 527 (eingerahmte Fläche)

Abbildung 4: Bestandsdarstellung zum Untersuchungs- gebiet für die Klapp- stelle 527 aus UM-

WELT PLAN (1996) 164

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3.3.2 Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung Terrestrischer Bereich (Uferbereich des Nördlichen Peenestromes) In der Tabelle 43 ist die Bewertung der Böden im landseitigen Untersuchungsraum zu- sammenfassend dargestellt.

Tabelle 43: Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung der Böden im landseitigen Untersuchungsraum

Substratmosaik Bodenfunktionsbereich Natürlichkeitsgrad Bewertung Empfindlichkeit (Bodenpotenzial) gegenüber Schadstoffeinträ- gen Moor-Mosaik 9, 11 mittel bis sehr hoch sehr hoch mittel Schlick-Mosaik keine Entsprechung, hoch bis sehr hoch sehr hoch 32 mittel z.T. 11 Sand-Schlick- 2, 11 mittel bis sehr hoch sehr hoch 32 hoch Mosaik Sand-Mosaik 2 hoch bis sehr hoch mittel sehr hoch (grundwasserbe- stimmt) Sand-Mosaik 1 mittel bis hoch mittel bis hoch sehr hoch (sickerwasserbe- stimmt) Sand-Lehm- 3 mittel bis sehr hoch gering bis mittel hoch Mosaik (sicker- wasserbestimmt) Anthropogene 20, 21 gering gering abhängig von Böden Bodenart

Nördlicher Peenestrom und angrenzende Küstengewässer Der Nördliche Peenestrom wie auch die angrenzenden Küstengewässer unterliegen vielfältigen Nutzungsansprüchen, die gleichzeitig als Belastungen auf die Küstengewäs- ser wirken. Es lassen sich im einzelnen folgende Belastungen differenzieren: Belastung aus diffusen und punktuellen Quellen sowie atmosphärischen Einträgen:

– Nähr- und Schadstoffeinträge aus den einmündenden Flüssen, Schöpfwerken so- wie durch kommunale und industrielle Abwässer

- u.a. Mündungsbereich Ziese,

- u.a. Kläranlagen (Karlshagen, Wolgast)

32 Einstufung mit sehr hohem Bodenpotenzial aufgrund der hohen Humusgehalte und der besonderen Standortbedingun- gen

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- u.a. Schöpfwerke (Mölschow, Karnin, Piese, Schanze)

– Kontaminierung durch militärische Altlasten (nördlich Usedom) Belastungen durch morphologisch-sedimentologische Veränderungen:

– Fahrrinnenausbau und -unterhaltung (u.a. Nördlicher Peenestrom, Greifswalder Bodden)

– Sand- und Kiesentnahme (u.a. nordöstlich Usedom)

– Küstenschutz (Aufspülung der Schorre; u.a. Usedom, )

– sowie Klappstellen (Greifswalder Bodden, Pommersche Bucht) andere Belastungen:

– Fischerei (Schleppnetzfischerei, Stellnetze)

– Seeschifffahrt

– touristische Nutzung (gesamte Untersuchungsraum)

Abbildung 5: Messstellen der Wassergütedaten im Bereich des Peenestromes

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Die folgende Tabelle 44 zeigt Schwermetallgehalte aus Sedimentproben an den ver- schiedenen Gütemessstellen des LUNG im betrachteten Untersuchungsraum (Abbildung 5). Zum Vergleich ist die regionale Belastung von Oberflächensedimenten des Nördli- chen Peenestromes und angrenzender Gewässer aus dem Jahre 1993 (BFG 1998) mitaufgeführt.

Tabelle 44: Schwermetalle im Feinsediment

< 20 Name Datum As Pb Cd Cr Cu Ni Hg Zn µm % mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg mg/kg TM TM TM TM TM TM TM TM GB 19 20.09.04 48,5 11 105 2,89 38,8 35,9 30,9 0,3 183 GB 2 20.09.04 49,6 15 143 2,02 41,6 36,7 35,9 0,15 224 P 20 09.09.03 71,1 11,8 47,9 1 22,3 42,1 17,5 0,25 247 P 42 09.09.03 13,2 10,4 59,4 1,17 25,8 44,5 28,9 0,66 280 AW 1 09.09.03 70,8 13,5 65,3 1,33 24,3 34,3 23,7 0,2 241 GB 33 - - 12 60 1,5 38 29 30 0,3 218 NÖP 33 - - 15 58 2,1 44 44 35 0,4 501 P33 - - 14 65 2,0 42 43 34 0,4 449

Die Tabelle zeigt erhöhte Konzentrationen im Greifswalder Bodden bei den Schwermetal- len Blei, Arsen, Cadmium, Chrom und Nickel, die teilweise weit über den regionalen Belastungen des Jahres 1993 liegen. Bis auf die Cadmium-Konzentration (vgl. Tabelle 44, rot) liegen jedoch alle Werte unterhalb der Richtwerte der BLABAK-R 1 (Schwerme- talle und organische Schadstoffe). Die Werte von Cadmium erfüllen die BLABAK- Richtwerte 2. Für den Nördlichen Peenestrom sind erhöhte Werte im Vergleich zu den Hintergrundwer- ten von 1993 bei den Schwermetallen Quecksilber, Zink und Kupfer zu beobachten. Die Konzentrationen erfüllen bis auf Station P 42 alle den Richtwert BLABAK-R 1. Die Belas- tungen der Probenahmestation P 42 für Quecksilber und Zink liegen unterhalb der BLA- BAK-Richtwerte 2. Jüngere Untersuchungen für den Bereich innerhalb der Fahrrinne im Rahmen des Gut- achtens zur Schadstoffbelastung seitens der BfG (2007, Daten: 2004/2006) ergaben in den Sanden und im Geschiebemergel nur geringe Schwermetallkonzentrationen. Stel- lenweise waren leicht erhöhte Zink- und Arsenkonzentrationen feststellbar, die zur Über- schreitung des BLABAK-Richtwert 1 (Schwermetalle und organische Schadstoffe) führen (s.Tabelle 45). Es wurden keine signifikanten Gehalte an Nährstoffen nachgewiesen. In

33 Regionale Belastungen (1993) im GB – Greifswalder Bodden, NÖP – Nördlicher Peenestrom, P – Peenestrom;

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der Regel werden die Richtwerte der HABAK-WSV (Nährstoffe) und BLABAK eingehal- ten.

Die meisten der als Schlick/Mudde anzusprechenden Proben sind durch einen hohen Gehalt an organischer Substanz gekennzeichnet, was sich auch in den chemischen Befunden widerspiegelt. Im Vergleich mit den als Hintergrundbelastung bzw. regionaler Belastung anzusehenden R1-Werten nach HABAK-WSV und BLABAK sowie den Ver- hältnissen auf der Klappstelle 517 sind Schlick und Mudde an der Oberfläche nur im Bereich Wolgast (Werft bzw. Spitzenhörner Bucht) stärker anthropogen beeinflusst. Auffällig waren hier Parameter wie aliphatische und polycyclische aromatische Kohlen- wasserstoffe (MKW, PAK) ,Tributylzinn, pp´ DDT bzw. Zink und Arsen. Die MKW- Kon- zentrationen führen hier zur Überschreitung des oberen BLABAK-Richtwertes.

In tieferen Schichten ist keine signifikante anthropogene Belastung durch Schadstoffe festzustellen. In der Regel werden die jeweils oberen BLABAK-Richtwerte für Schwerme- talle und organische Schadstoffe deutlich unterschritten.

Die sowohl an der Oberfläche als auch in tieferen Schichten enthaltenen Nährstoffkon- zentrationen sind dagegen gleichbleibend hoch. Die HABAK-WSV-Richtwerte werden sowohl im Feststoff als auch im Eluat deutlich überschritten.

Die Bewertung führt für die Mehrzahl der Oberflächenproben zu der LAGA-Klasse Z 0 bzw Z 0*. Lediglich in 4 Proben wird die Klasse Z 1.2 (eingeschränkter offener Einbau) durch Kupfer und Cadmium erreicht. In den tieferen Schichten nehmen die Schwerme- tallgehalte jedoch ab und liegen im Bereich der natürlichen Hintergrundkonzentrationen (Z 0) (nach BFG 2007).

Tabelle 45: Einordnung der Sedimente der Fahrrinne des Peenstromes und der vorge- lagerten Küstengewässer hinsichtlich ihrer stofflichen Eigenschaften nach BFG (2007)

Zuordnung Zuordnung Proben- Proben- Probencharakteristik LAGA Nr. WSA Nr. BfG BBodSchV BLABAK Sediment Eluat Baggerbereich: Nördlicher Peenestrom (PN 58 bis PN 5) A 14 060764 Mittelsand Fall 1 U 14 060763 Feinsand Fall 3 (TBT, N im Eluat) > Fall 1 U 13 060761 Feinsand (P und N im Eluat) K 10 060762 Feinsand Fall 1 K 9 060759 Feinsand Z0 Z0 < Fall 2 (As) Fall 3 (MKW, Z0* (Cd, U 12 060760 Schlick Z 1.2 (Cu) > N, P, Zn) P und N im Eluat)

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Zuordnung Zuordnung Proben- Proben- Probencharakteristik LAGA Nr. WSA Nr. BfG BBodSchV BLABAK Sediment Eluat K 8 060758 Feinsand Z0 Z0 < Fall 2 (As) > Fall 1 (N, U 11 060757 Feinsand Z0 Z0 < P und N im Eluat) K 7 060756 Mudde über Feinsand Z0 Z0 < > Fall 1 (P und N im Eluat) A 13 oben 060755 Mudde Z0 Z0 < > Fall 1 (N) A 13 060799 Feinsand Z0 Z0 < > Fall 1(N) unten K 6 060754 Feinsand Z0 Z0 < Fall 2 (As, Pb) K 5 060753 Feinsand Z0 Z0 < Fall 1 > Fall 1 (N, P, A 12 060752 Mudde Z0 Z0 < N im Eluat) U 10 060751 Feinsand Z0 Z 1.2 (Cu) < Fall 2 (As) U 9 060750 Feinsand Fall 2 (As) Fall 2 (As, Zn, A 11 060749 Feinsand N im Eluat) U 8 060748 Mittelsand Fall 2 (As) A 10 060747 Mittelsand Fall 2 (As, Ni) A 9 060746 Mudde Z0* (Ni) Z0 > Fall 1 > Fall 1 U 7 060745 Grobsand Z0 Z0 < (P und N im Eluat) Fall 2 (Zn, K 4 060744 Feinsand Z0 Z0 < N im Eluat) > Fall 1 (N, K 3 060743 Mudde Z0* (Ni) Z0 > P und N im Eluat) > Fall 1 U 6 060742 Mittelsand (P und N im Eluat) A 8 060741 Mittelsand Fall 1 > Fall 1 (N, U 5 060740 Mittelsand P und N im Eluat, A 7 060739 Mittelsand > Fall 1 (N im Eluat) > Fall 1 U 4 060738 Mittelsand (P und N im Eluat) > Fall 1 A 6 060737 Geschiebemergel (N im Eluat) A 5 060736 Geschiebemergel keine Angaben Z0* > Fall 1 (N, P, U 3 060735 Schlick Z 1.2 (Cu) > (Cd, Zn) P und N im Eluat) > Fall 1 A 4 060733 Feinsand (P und N im Eluat) > Fall 1 (N, U 2 060734 Schlick Z0 Z0 < P und N im Eluat) > Fall 1 (N, A 3 060732 Grobsand Z0 Z0 < N im Eluat) A 2 060731 Geschiebemergel keine Angaben

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Zuordnung Zuordnung Proben- Proben- Probencharakteristik LAGA Nr. WSA Nr. BfG BBodSchV BLABAK Sediment Eluat Baggerbereich: Tonnenbankrinne (PN 5 bis PN 1) > Fall 1 U 1 060730 Schlick Z0 Z0 < (P und N im Eluat) Z0* Fall 2 (Cd, Zn, TBT, N, P, K 2 060729 Schlick über Feinsand Z 1.2 (As) > (Cd, Zn) N im Eluat) Fall 2 (As, Zn, TBT, N im A 1 060728 Mittelsand Eluat) Fall 2 (Cd, Zn, K 1 060727 Sand P und N im Eluat) Baggerbereich: Loch (O20 bis O26) und Osttief West (O26 und O30) K 11 060765 Feinsand Z0 Z0 < > Fall 1 (N im Eluat)

Tabelle 46: Zuordnung der Sedimente der Klappstellen hinsichtlich ihrer stofflichen Eigenschaften nach BFG 2007

Zuordnung Zuordnung Proben- Proben- Probencharakteristik LAGA Nr. WSA Nr. BfG BBodSchV BLABAK Sediment Eluat Klappstelle KS 551 (Usedom) Fall 2 KS 551-1 060697 Mittelsand (As, Cd, Pb, Zn) KS 551-2 060698 Mittelsand Fall 1 KS 551-3 060699 Feinsand Fall 1 Fall 2 (As, Cd, Hg, KS 551-4 060700 Feinsand Pb, Zn) KS 551-5 060701 Feinsand Fall 1 > Fall 1 (N im KS 551-6 060702 Feinsand Eluat) Fall 2 (As, Cd, Hg, KS 551-7 060703 Schlicksand Pb, Zn, P und N im Eluat) KS 551-8 060704 Mittelsand > Fall 1 ( P ) Klappstelle KS 517 (Palmer Ort) KS 517-1 060713 Sand Fall 1 > Fall 1 KS 517-2 060714 Schluff (P und N ) KS 517-3 060715 Sand Fall 1 KS 517-4 060716 Sand Fall 1 KS 517-5 060717 Sand Fall 1 KS 517-6 060718 Sand Fall 2 (PAK) KS 517-7 060719 Sand Fall 2 (TBT) KS 517-8 060720 Keine Probe Keine Probe

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Zuordnung Zuordnung Proben- Proben- Probencharakteristik LAGA Nr. WSA Nr. BfG BBodSchV BLABAK Sediment Eluat Klappstelle KS 527 (östlich Thiessow) KS527-1 040153 Mittelsand Fall 1 KS527-2 040154 Mittelsand Fall 1 KS527-3 040155 Mittelsand Fall 1 KS527-4 040156 Mittelsand Fall 1 KS527-5 040157 Mittelsand Fall 1 KS527-6 040158 Mittelsand Fall 1 KS527-7 040159 Mittelsand Fall 1 KS527-8 040160 Mittelsand Fall 1 KS527-9 040161 Mittelsand Fall 1 KS527-10 040162 Mittelsand/Kies Fall 1 KS527-11 040163 Mittelsand Fall 1

An Proben aus dem Jahre 2007 wurden zusätzliche ökotoxikologische Untersuchungen durchgeführt, in deren Ergebnis auf Grundlage der höchsten ermittelten pT-Werte eine Einstufung der Sedimente in Toxizitätsklassen erfolgte. Im Ergebnis dieser Untersuchungen wurden 4 Proben den Toxizitätsklassen 0 bis I (un- belastet bis unbedenklich belastet) zugeordnet und zwei Proben als kritisch belastet eingestuft. Eine Probe aus dem Bereich der Tonne PN7 wurde als gefährlich belastet (Toxizitätsklasse VI) eingestuft, wobei eine Ursache (Schadstoff) der toxischen Wirkung nicht bekannt ist.

Aufgrund der Vielzahl der unterschiedlich wirkenden Belastungen auf den Peenestrom und die angrenzenden Küstengewässer sind die Sedimente im Untersuchungsraum anthropogen beeinflusst. Sie weisen entsprechend ihrer Korngrößenzusammensetzung eine geringe bis hohe Naturnähe auf.

Bei der Bedeutung der Sedimente für den Naturhaushalt spielt die Lebensraumfunktion die maßgebende Rolle. Unterschieden werden Weichböden und Hartsubstrate. Letzteres stellt die Grundlage für die Ansiedlung von artenreichem Phyto- und Zoobenthos dar. Hartböden besitzen folglich eine hohe Bedeutung, während Weichböden eine mittlere Bedeutung aufweisen. Die Oberflächensedimente im Bereich der Schüttstellen weisen aufgrund ihrer anthropo- genen Vorbelastung eine geringe Bedeutung auf.

Die Empfindlichkeit der Sedimente gegenüber den vorhabensbedingten Wirkungen wird in Abhängigkeit ihrer granulometrischen Eigenschaften wie folgt angegeben:

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Tabelle 47: Gesamtbewertung Boden/Sedimente

Bewertung der Empfindlichkeit 34 Sedimenttyp Gesamtbewertung Naturnähe Schlick, Schluffe, Tone gering hoch mittel Fein- und Mittelsand mittel mittel mittel Grobsand, Kies hoch gering mittel Geschiebemergel hoch hoch hoch

Die Bestandsbewertung ist in der Karte 1 dargestellt.

3.3.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf das Schutzgut Boden

Durch den Ausbau der Fahrrinne werden sich folgende Auswirkungen auf das Schutzgut Boden/Sediment ergeben: Ausbau der Fahrrinne

– Funktionsbeeinträchtigung und Verlust von vorhandenem Sediment im Bereich der Fahrrinne durch die Baggerung (baubedingt)

– Veränderung der Sedimentationsbedingungen als Folgewirkung lokaler Ände- rungen der hydrographischen Systemparameter (anlagenbedingt/Folgewirkung)

– Folgewirkungen durch Veränderungen im Schiffsverkehr auf Sedimenttransport- regime und schiffserzeugte Belastungen des Ufers

Verbringung von Baggergut auf Klappstellen

– Funktionsbeeinträchtigung und Überdeckung (Verlust) von vorhandenem Sedi- ment im Bereich der Klappstellen (baubedingt)

34 die Bedeutung der Sedimente im Bereich der Klappstellen wird aufgrund der anthropogenen Vorbelastung durchgehend als gering eingestuft

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Ausbau der Fahrrinne Funktionsbeeinträchtigung und Verlust von vorhandenem Sediment im Bereich der Fahr- rinne durch die Baggerung

Durch die Ausbaggerung der Fahrrinne ist in den Vertiefungsbereichen ein Verlust der obersten Schicht (ca. 1 m) des derzeit anstehenden Sediments bis in eine Wassertiefe von 7,5 m zu verzeichnen. In der vorhandenen Fahrrinne sind in einigen Abschnitten an der Oberfläche gebietsfremde Sedimente, die durch Verdriftung eingebracht wurden (vor allem schlickiges bzw. feinkörniges Substrat), betroffen. Das Sediment erfüllt vor allem Funktionen als Lebensraum für das Benthos und bindet Nähr- und Schadstoffe des Gewässers. Im Gegensatz zum Verlust von terrestrischen Bodenhorizonten, die eine spezifische Funktion im Naturhaushalt besitzen, ähnelt das neue Sediment der abgebaggerten Flä- chen zumeist strukturell dem ursprünglichen Untergrund, soweit nicht andere Substrate angeschnitten werden. Die Baugrunduntersuchungen für den Baggerabschnitt im Nördlichen Peenestrom (FUGRO 2004) zeigen, dass durch die Baggerung auf ca. 29 % der Eingriffsfläche ein Substratwechsel erfolgt (s. Tabelle 48 und Karte 1 (LBP / Anhang E)). Den größten Anteil daran (ca. 66 %) haben geringmächtige Schlick/Muddeablagerungen über Sand sowie untergeordnet über Geschiebemergel und Torf, die im Ergebnis der Vertiefung an der Oberfläche anstehen. In der Summe erfolgt durch den Sedimentwechsel eine geringe Zunahme der Flächen des höherwertigen Geschiebemergels (Hartsubstrat).

Tabelle 48: Bauabschnitte mit ausbaubedingtem Substratwechsel

Bauabschnitt Substratwechsel

Km 31,10 bis 31,30 - Fein- und Mittelsand zu Geschiebemergel

Km 33,80 bis 34,40 - Schlick zu Fein- und Mittelsand - Fein- und Mittelsand zu Torf

Km 34,70 bis 35,50 - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Km 35,72 bis 36,44 - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Km 37,02 bis 37,24 - Fein- und Mittelsand zu Torf

Km 37,32 bis 37,50 - Fein- und Mittelsand zu Torf

Km 40,10 bis 40,32 - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Km 40,50 bis 41,60 - Fein- und Mittelsand zu Torf

Km 41,30 bis 42,00 - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Km 42,18 bis 44,01 - Feinsand zu Mittel- bis Grobsand - Schlick zu Mittel- bis Grobsand - Schlick zu Geschiebemergel

173

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Bauabschnitt Substratwechsel - Schlick zu Fein- bis Mittelsand

Km 45,16 bis 45,20 - Geschiebemergel zu Fein- und Mittelsand

Km 45,54 bis 46,22 - Fein- und Mittelsand zu Geschiebemergel

Km 46,62 bis 47,12 - Schlick zu Geschiebemergel - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Km 47,62 bis 48,68 - Schlick zu Geschiebemergel - Schlick zu Fein- und Mittelsand

Die Untersuchungen zur Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“ zeigen für den gesamten Ausbaubereich, dass durch die Baggerung hauptsächlich San- de erfasst werden, so dass hier vor und nach der Baggerung ebenfalls dominant Sande am Untergrund vorzufinden sind. Für die Geschiebemergelablagerungen im Untergrund wird sich der Flächenanteil durch die Baggerung geringfügig erhöhen. Infolge von Akkumulationsprozessen hat sich in der Fahrrinne gebietsweise eine gering- mächtige Überdeckung der Sedimente durch feinkörniges Substrat ausgebildet. Dieses Material wird im Zuge von Unterhaltungsbaggerungen regelmäßig wieder entfernt und auch durch die Ausbau-Baggerungen erfasst. Die geringmächtige feinkörnige Akkumula- tionsdecke, welche meistens dem schlickigen Milieu zugeordnet werden kann, weist oft einen erhöhten Nährstoffgehalt und kleinräumig auch anthropogene Schadstoffbelastun- gen auf. Das mit Nährstoffen belastete Oberflächensediment wird durch Baggerung aus dem Wasserkörper entfernt und verbessert damit in geringem Maße den Trophiezustand des Gewässers. Die Auswirkung der Baggerung auf das Sediment ist unerheblich negativ , da ein Funk- tionsersatz durch die angeschnittenen Sedimente stattfindet und sich die Untergrundver- hältnisse nicht wesentlich ändern.

Veränderung der Sedimentationsbedingungen als Folgewirkung lokaler Änderungen der hydrographischen Systemparameter Grundlage der Einschätzung der Wirkungen des Fahrrinnenausbaus auf die Sedimentati- onsbedingungen bilden die Abschätzung der Änderung charakteristischer Systempara- meter durch das BAW (2005) sowie die Ergebnisse der Untersuchungen zur Hydrodyna- mik und zum Salztransport seitens der BAW (2007), die in Abschnitt 3.4.3.1 detailliert dargestellt sind. Aufgrund der sehr geringen Änderung der Einflussfaktoren (Seegang, Strömung, Turbu- lenz) auf das Transportregime können Änderungen hinsichtlich des großräumigen Sedi- menttransportregimes ausgeschlossen werden.

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Kleinräumige Auswirkungen des Ausbaus auf den Sedimenttransport können dort auftre- ten, wo sich die lokalen Strömungsgeschwindigkeiten infolge des Ausbaus ändern. Eine Auswirkung des Ausbaus auf die Sandhaken und Nehrungen kann unter Berücksichti- gung der geringen Strömungsänderungen ausgeschlossen werden. Die Fahrrinnenvertiefung ist aus Sicht der Sedimentdynamik weder positiv noch nega- tiv zu werten.

Folgewirkungen durch Veränderungen im Schiffsverkehr auf Sedimenttransportregime und schiffserzeugte Belastungen des Ufers

„Grundsätzlich werden für das Bemessungsschiff aus Gründen der Sicherheit und Leich- tigkeit des Schiffsverkehrs die Fahrrinnenabmessungen der künstlich hergestellten Rin- nen so gewählt, dass keine nennenswerten Abnahmen der n-Verhältnisse eintreten. Andererseits hat der durch den Ausbau einer Fahrrinne vergrößerte Fließquerschnitt eines Gewässers einen günstigen, d.h. mindernden Einfluss auf die schiffserzeugte Belastung, wenn nach dem Ausbau die gleichen Schiffseinheiten mit identischem Kurs und Fahrgeschwindigkeit für die Berechnung zugrundegelegt werden. Die Ursache für die Abnahme der Belastungen liegt in den günstigeren (größeren) n-Verhältnissen nach dem Ausbau“. (zum Ausbau Ostansteuerung Stralsund aus: BAW 2004. S. 51, 53)

„Hinsichtlich der Beurteilung schiffserzeugter Belastungen lassen sich Untersuchungen zum geplanten Ausbau der Ostansteuerung Stralsund qualitativ auf die Verhältnisse im nördlichen Peenstrom übertragen. Aufgrund der geringen Änderungen der n-Verhältnisse wird auch im Nördlichen Peenestrom im Sinne einer Abschätzung abgeleitet, dass insge- samt keine nennenswerten Änderungen auf - das Sedimenttransportregime und - heute schon belastete Uferbereiche zu erwarten sind. Daraus abgeleitete Folgewirkungen (Küstenerosion, Erosion von Un- terwasserböschungen) werden in der Natur nicht nachweisbar sein“.

(aus: BAW 2005. S. II) Auswirkungen auf den Uferbereich des Nördlichen Peenestromes (terrestrischer Boden) sind nicht zu erwarten und finden deshalb im Folgenden keine weitere Betrachtung.

Verbringung des Baggerguts auf Klappstellen Funktionsbeeinträchtigung und Überdeckung (Verlust) von vorhandenem Sediment im Bereich der Klappstelle Nach den Baugrunduntersuchungen (FUGRO 2004) im Bereich des Peenestroms sowie auf der Klappstelle 551 und nach dem Schadstoffbelastungsgutachten (BfG 2007) sind

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das Baggergut und die Sedimente der Klappstelle strukturell und aus stofflicher Sicht als ähnlich einzustufen. Deshalb wird auf der Klappstelle durch die Umlagerung der Bestand und die Funktion des ursprünglichen Sediments durch die verklappten Substrate aus Sicht der Sedimentverhältnisse „ersetzt“. Der östliche Bereich der Klappstelle 527, in dem Gerölle und Steine verbreitet sind, wird nicht in die Verklappung einbezogen, um eine Überschüttung der Hartsubstrate zu ver- meiden. So wird der Charakter des Untergrundes mit den gegebenen Hartbodenarealen erhalten. Die Sedimentoberfläche der Klappstelle 517 wird aus mehr als 1 m Schlick gebildet, so dass hier mit der Schlick/Mudde als Baggergut ein vergleichbares Material eingebracht wird. Die Wirkungen der Verklappungen können aufgrund der ähnlichen Sedimente der Klapp- stelle und des Baggergutes und dem daraus resultierenden Funktions- und Bestandser- satzes durch die neuen Sedimente als unerheblich negativ gewertet werden.

3.3.3.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Auswirkungen

BO1: Gezielte Sedimentumlagerung im Bereich der KS 527 und KS 551

Um eine Überschüttung der Hartsubstrate im Bereich der Klappstellen zu vermeiden, ist eine Umlagerung in diesen Bereichen zu unterlassen (BO1) .

3.3.3.2 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Boden und Variantenvergleich

In den nachstehenden Tabellen sind die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Boden zusammenfassend aufgelistet. Bei der Gesamtbewertung der Auswirkungen wurden die oben genannten Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen bereits berücksichtigt.

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Tabelle 49: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Boden / Sediment

Schutzgut Boden / Sediment

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Aus- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamt- Verände- dehnung Vermeidung der Minimie- bewertung rung rung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Funktionsbeeinträchtigung und dauerhaft Baggerung im Ausbaubereich Verlust von Sediment Funktionen des Sediments kleinräumig werden von der neu angeschnit- dauerhaft unerheblich mittel keine keine tenen Oberfläche übernommen Ausbaubereich negativ der Fahrrinne Erhöhter Reinigungseffekt gegenüber dem derzeit anste- mittelfristig henden Sediment Baggerguttransporte keine Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- Überdeckung und Funktionsver- gezielte Umlage- stelle lust von Sediment kleinräumig rung: unerheblich gering dauerhaft keine Funktionsübernahme durch Schüttbereich (Steingründe nicht negativ gleichartiges Sediment überschütten) BO1 Emissionen von Schall, Schadstoffen, keine Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- rien visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, keine Verkehr und Transport Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- keine tigkeiten, Verkehr und Transport

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Schutzgut Boden / Sediment

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Aus- Möglichkeit der Möglichkeit Gesamt- Verände- dehnung Vermeidung der Minimie- bewertung rung rung anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- Veränderung der Sedimentati- schnitts onsbedingungen als Folgewir- weder positiv kung lokaler Änderungen der gering dauerhaft lokal keine keine noch negativ hydrographischen Systempa- rameter Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine mentablagerung auf der Klappstelle betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch keine ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe) Boden-/Sedimententnahme durch siehe baubedingte Auswirkun- dauerhaft, Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- gen, aber in geringerem Aus- aber perio- unerheblich reich maß gering kleinräumig keine BO1 disch und negativ zeitlich be- grenzt

Gesamtbewertung Schutzgut Boden / Sediment: unerheblich negativ bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und - minderung

Der Vorzug der Variante 2 ergibt sich aus der geringeren Länge der Ausbaustrecke außerhalb des Nördlichen Peenestromes von ca. 1,8 km

178 im Vergleich zu 6,8 km bei der Variante 1.

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3.4 Schutzgut Wasser

Karte 1.1 – 1.2 Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung des Schutzgutes Wasser sind detailliert im Anhang der Studie dokumentiert (s. Anl. 3).

3.4.1 Bestandsanalyse

3.4.1.1 Grundwasser

Für die Bewertung des Grundwassers im Untersuchungsraum sind die dortigen hydro- geologischen Verhältnisse ausschlaggebend. Innerhalb der mächtigen Lockergesteins- bedeckungen des Quartärs sind süßwasserführende Ablagerungen des Quartärs und teilweise der Unterkreide in den unmittelbaren Wasserkreislauf einbezogen. Im Untersuchungsgebiet sind aufgrund der Maßnahme jeweils die obersten grundwasser- führenden Schichten zu betrachten. Anhand des Hydrologischen Kartenwerkes 1:50.000 (HK 50) sind innerhalb des Untersuchungsraums folgende drei Grundwasserleiter (GWL) und drei Grundwasserstauer (GWS) von Relevanz, wobei nur der erste GWL flächende- ckend im gesamten Untersuchungsraum verbreitet ist:

– 1. GWL: - Weichsel 2/3 Nachschüttsande (W2/3n)

– 1. GWS: - Weichsel II/III Geschiebemergel (WII)

– 2. GWL - Weichsel 1 - Nachschüttsande bis Weichsel 2/3 Vorschüttsande (W1n- W2/3v)

– 2. GWS - Weichsel I Geschiebemergel (WI)

– 3. GWL - Saale 3 - Nachschüttsande bis Weichsel 1 Vorschüttsande (S3n-W1v)

– 3. GWS - Saale III - Geschiebemergel (SIII)

Die Grundwasserleiter 1 und 2 sind im Einzugsgebiet des Nördlichen Peenestromes weit verbreitet; der Grundwasserleiter 1 fast flächenhaft. Die Mächtigkeit des GWL 1 beträgt auf Usedom nördlich Karlshagen 10-20 m, im Bereich Trassenheide 20-50 m und im Bereich des Peenestromufers zwischen Peenemünde und Karlshagen 2-5 m. Auf dem Festland ist seine Mächtigkeit stark schwankend und liegt verbreitet zwischen 2 und 10 m. Hydraulische Verbindungen zu Grundwasserleiter 2 bestehen im NW der Insel Usedoms und im Raum Trassenheide. In diesem Raum besteht ebenfalls eine Verbin- dung zum Grundwasserleiter 3.

179

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Der Flurabstand des 1. Grundwasserleiters liegt verbreitet unter 2 m, zum Teil bei 2-5 m, in seltenen Fällen bei 5-10 m. Nach der HK 50 fließt das Grundwasser des GWL 1 zu- meist dem Peenestrom zu. Im nördlichen Bereich Usedoms sind Brackwassereinbrüche aus dem Peenestrom in den GWL 1 möglich. Der Grundwasserleiter 2 erstreckt sich über den Raum Mölschow und Wolgaster Fäh- re - Sauzin sowie den Raum Wolgast, ein kleines Areal bei Weidhof und schließlich über das Gebiet Mittelhof - Kröslin - Freest - Lubmin - Nonnendorf - Groß Ernsthof. Seine Mächtigkeit liegt meist bei 5-10 m und 10-20 m und im Bereich Wolgaster Fähre bis Neeberg bei 25-50 m. Hydraulische Verbindungen zum 3. Grundwasserleiter bestehen im Raum Wolgaster Fähre - Neeberg, bei Wolgast und zwischen Kröslin und Freest. Das Verbreitungsgebiet des GWL 2 endet – außer in den Bereichen der Sauziner und Spitz- hörner Bucht sowie der Spandowerhagener Wiek – stets in mehr oder weniger großer Entfernung vom Peenestrom. Der Grundwasserleiter 3 ist im eigentlichen Strombereich selten ausgebildet. Auch seine Verbreitungsgrenze ist vom Ufer des Peenestromes mehr oder weniger weit ent- fernt. Einzige Ausnahme bildet der Bereich Tannenkamp – Wolgast – Mahlzow - Sauzin und Spandowerhagen - Freest. In diesem Bereich unterquert der GWL 3 den Pee- nestrom. Seine Mächtigkeit beträgt 2-5 m, wobei er im südlichen Bereich 5-10 m errei- chen kann.

Der Peenestrom steht überwiegend mit den Sanden des GWL 1 und tlw. des GWL 2 in hydraulischer Verbindung.

Die Grundwassergefährdung ist auf der Basis der geologischen Situation im Untersu- chungsraum zu bewerten. Am weitesten ist die Grundwassergefährdungsklasse „ GW gegenüber flächenhaft eindringenden Schadstoffe nicht geschützt “ verbreitet, was auf den geringen Grundwasserflurabstand von weniger 2 m zurückzuführen ist. Insbesondere gilt dies für den überwiegenden Teil des Uferbereiches des Peenestromes. In näherer Umgebung des Untersuchungsraumes befinden sich keine Wasserfassungen. Die nächsten Trinkwasserschutzzonen (TWSZ) befindet sich auf der Insel Usedom im Bereich Krummin und Karlshagen (vgl. Karte 1.2).

3.4.1.2 Oberflächengewässer

Der Peenestrom und die angrenzenden Küstengewässer werden anhand der Teilaspekte Morphologie, Strömungsverhältnisse, Trübung, Wassergüte und Sedimentzusammenset- zung charakterisiert.

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Morphologie Der Peenestrom bildet als flussartige Verlängerung des Kleinen Haffs die Verbindung zwischen dem Oderhaff und dem Greifswalder Bodden. In seinem mittleren Abschnitt besitzt er mit dem Achterwasser und der Krumminer Wiek zwei große flache Ausbuch- tungen, die weit in die Insel Usedom hineinragen. Der Peenestrom umfasst in seiner gesamten Länge 38,5 km, wobei seine mittlere Tiefe 2,6 m beträgt. Direkte Zuläufe in den Peenestrom bestehen durch die Flüsse Ziese und Peene, indirekt über das kleine Haff erfolgen die Zuflüsse der Uecker und Zarow. Der seeseitige Untersuchungsraum setzt sich aus dem Greifswalder Bodden, der Bod- denrandschwelle und der sich nordöstlich anschließenden Pommerschen Bucht zusam- men. Der Greifswalder Bodden stellt ein flaches weitgespanntes Becken mit Wassertiefen zwischen 6 und 8 m und ein durch Schwellen und Rinnen gekennzeichnetes Areal mit Wassertiefen zwischen 2 und 14 m dar. Für das Küstengewässer wird eine mittlere Tiefe von 5,8 m und ein Wasservolumen von 2.960 x 10 6 m3 angegeben. Im Bereich der Pommerschen Bucht fällt der Meeresboden allmählich von Süden nach Norden von einer Tiefe von 10 m auf 20 m ab. Insgesamt ist die Pommersche Bucht durch eine geringe Reliefenergie gekennzeichnet. Strömungen Die Strömungen im Peenestrom werden durch Wasserstandsschwankungen der Ostsee, lokale Windverhältnisse sowie die Oberwasserzuflüsse von Oder und Peene gesteuert. Entsprechend der durch Windschub und Beckenschwingungen verursachten Wasser- spiegeldifferenzen zwischen den Küstengewässern (Greifswalder Bodden, Pommersche Bucht) und Oderhaff treten im Peenestrom sowohl Einstromverhältnisse als auch Aus- stromverhältnisse auf (Einstrom = Strömungsrichtung vom Greifswalder Bodden zum Oderhaff). Einen weiteren Einfluß bildet die Wasserstraße (-6,5 m NN) bis zum Hafen Wolgast. Diese bedingt insbesondere im Nördlichen Peenestrom komplexe dreidimensi- onale Strömungs- und Salinitätsprofile (WSA 2007b). Bei Untersuchungen seitens des WSA/BAW (November - Dezember 2005) wurden fol- gende Daten zu den Strömungen im Peenestrom erfasst (s. folgende Tabelle).

Tabelle 50: Statistik der Strömungen ohne den Anteil der Stromstillen (v ≤ 3cm/s) (November - Dezember 2005, nach WSA 2007b)

Stromanteile v mittl. v max. Aus Ein Aus Ein Aus Ein [%] [%] [cm/s] [cm/s] [cm/s] [cm/s] oberflächennah 52,0 42,4 25,2 22,8 71,9 72,7 sohlnah 46,1 47,3 24,5 20,3 65,7 63,3

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Die Ergebnisse zeigen, dass die oberflächennahen Bereiche insbesondere durch Aus- strom geprägt sind, in der Nähe der Sohle herrscht hingegen ein fast ausgeglichenes Verhältnis der Aus- und Einstromanteile vor. Die Ausstromanteile im Nördlichen Pee- nestrom innerhalb der Wassersäule nehmen somit zur Wasseroberfläche hin zu. Bei den Ausstromereignisse liegen die mittleren Strömungsgeschwindigkeiten höher als bei Ein- strom, dagegen wurden die höchsten gemessenen Strömungsgeschwindigkeiten für den Einstrom oberflächennah gemessen. Innerhalb der Untersuchungen konnten Messzeiträume festgestellt werden (s. Tabelle 50), in denen über Stunden entgegengesetzte Strömungsrichtungen in der Wassersäule vorherrschten (Zustände, bei denen trotz sohlnah einströmenden Wassers das Oberflä- chenwasser entweder noch oder bereits oder auch nur kurzzeitig in Richtung Bodden abfloss). Diese Situationen sind im Bereich Wolgast zwar selten, treten weiter in Richtung Bodden jedoch häufiger und auch länger anhaltend auf.

Abbildung 6: Entgegengesetzte Strömungsrichtungen im Wasserkörper, Wolgast, Messungen 1 m über Grund (Sohle) und bei Mittelwasser 3 m unter Wasseroberfläche (nach WSA 2007b)

Strömungen werden in der Ostsee im Wesentlichen durch den Ausgleich von Salinitäts- und Dichteunterschieden hervorgerufen (BOBERTZ 1996, D IESING 2003, M ATTHÄUS 1996). Der Süßwassereinstrom über die Zuflüsse der Ostsee überwiegt um das 1,5-fache den Einstrom salzhaltigen Nordseewassers. Im Bereich der Belte und Sunde strömt salzar- mes leichtes Wasser an der Wasseroberfläche aus. Gleichermaßen kommt es zu einem bodennahen Einstrom von salzreichem schweren Wasser. Dadurch entstehen vertikale und horizontale Salzgehaltsgradienten. Weiterhin werden Ausgleichsströmungen durch

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Wasserstandsunterschiede verursacht, die in der Ostsee v.a. durch den Wind hervorge- rufen werden (DIETRICH et al. 1980). Im Bereich des Greifswalder Boddens treten, verursacht durch den Buchteneffekt, deut- lich höhere Wasserstandsunterschiede auf. Die zwischen Thiessower Haken (Insel Rü- gen) und Peenemünder Haken (Insel Usedom) bestehende Boddenrandschwelle verhin- dert extreme Niedrigwasserstände (DWARS 1960). Der Greifswalder Bodden hat einen jährlichen Wasseraustausch, der etwa dem 10-fachen seines Wasservolumens ent- spricht. Der Anteil der Flusswasserzufuhr ist mit ca. 0,03 % vernachlässigbar. Die Strö- mungsverhältnisse am Grund sind für sedimentologische Prozesse von besonderer Bedeutung. Nach Modellberechnungen von RITZ (2000) bewegen sich die Wasserkörper in der nordwestlichen Pommerschen Bucht bezogen auf 1 m über dem Grund größten- teils in nordwestliche Richtung. Im Bereich der südlichen Pommerschen Bucht spielt der Süßwassereinstrom durch die Oder eine große Rolle. In Abbildung 7 werden die charak- teristischen bodennahen Strömungen dargestellt.

Abbildung 7: Strömungen, Nettotransportrichtung und Sedimentverhältnisse BOBERTZ (2000) 35

35 Klasse 1: mittel- bis feinsandig, gut bis mäßig sortiert; Klasse 2: feinsandig, sehr gut bis gut sortiert; Klasse 3: sehr feinsandig, gut bis mäßig sortiert; Klasse 4 fein- bis sehr feinsandig, mäßig bis schlecht sortiert, Klasse 5: mittel- bis feinschluffig, mäßig bis schlecht sortiert

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Seegang Der Seegang hat Einfluss auf morphologische Prozesse, die Trübung und damit auf die Wassergüte. Wesentliche Einflussfaktoren für die Seegangsstärke sind die Windstärke, der Fetch (Windwirklänge) und die Wassertiefe. Die größten Wellen bauen sich bei Nord- ost- bis Ostwindlagen auf, da hier die ungebremste Einwirklänge des Windes am höchs- ten ist.

Wassergüte, Trübung, Salzgehalt Anhand seiner unterschiedlichen Wassergüte kann der Nördliche Peenestrom (s. Tabelle 51) in drei Abschnitte unterteilt werden. Im Bereich südlich Wolgast bzw. Bereich Wolgast treten tlw. polytrophe Verhältnisse auf, im nördlich anschließenden Bereich bis südlich Peenemünde stark eutrophe und im Gebiet nördlich Peenemünde (Tonne O6 und O9) eutrophe Verhältnisse (BFG 1998). Ursache für die starke Euthrophierung sind die teilweise sehr geringen Wassertiefen, die anliegenden Häfen, Schöpfwerke sowie die Werft. Hinzu kommen Einträge aus den zufließenden Gewässern (Oder, Peene etc.).

Tabelle 51: Wassergüte 36 des Peenestromes und Achterwassers (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007)

Station Gewässer Ort 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 P20 s. Peenemünde 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 - 3 4 4

P42 Nördlicher s. Wolgast 4 4 4 4 4 4 5 5 5 4 - 4 5 5 P48 Peenestrom Höhe Lassan 5 4 5 4 5 5 5 5 5 5 - 4 5 5 P74 Peenemündung 5 4 5 4 5 4 4 5 5 4 - 5 4 5 4,8 4,5 4,5 4,0 4,5 4,0 4,5 4,3 4,5 4,8 - - - - Achter- AW1 Trockenort 4 4 4 - 4 4 4 wasser

36 2: mesotrophe Verhältnisse, 3: eutrophe Verhältnisse, 4: stark eutrophe Verhältnisse, 5: polytrophe Verhältnisse

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Der hohe Trophiegrad (s. Tabelle 51) führt zu einer entsprechenden Primärproduktion, die sich in einem hohen Trübungsgrad (geringer Sichttiefe) widerspiegelt. Die Lichtdurch- lässigkeit liegt im Mündungsbereich des Nördlichen Peenestroms höher als in den inne- ren Gewässerabschnitten (s. Abbildung 8).

Abbildung 8: Sichttiefe im Peenestrom in den Jahren 2005 - 2006 (Daten: LUNG M-V)

Die Abbildung zeigt die Sichttiefen im Peenestrom an den Gütemessstellen P20 (Höhe Kröslin) und P42 (südlich Wolgast). Die Sichttiefe an der P20 ist fast ausnahmslos besser als an der P42 im Bereich südlich Wolgast. Aufgrund der geringen Bioproduktion im Winter sind zu dieser Zeit die höchsten Sichttiefewerte vorhanden, vom Frühjahr bis zum Frühsommer verschlechtert sich die Situation aufgrund der Algenblüten.

Die folgende Tabelle (vgl. a. Abbildung 5) zeigt die Salzgehalte im Peenestrom seit 1971. Die mittleren Salzgehalte liegen im Nördlichen Peenestrom zwischen 1,8 und 3,3 psu. Von besonderer Bedeutung sind allerdings die Schwankungsbreiten, die zwischen 0,4 und 8 psu liegen und in denen sich die natürliche Schwankungsbreite durch den jeweiligen Ein- und Ausstrom abbildet. Auch die südlicher gelegenen Messstellen liegen noch unter dem Einfluss von Ein- und Ausstromlagen. Es zeigt sich auf der einen Seite eine Abnahme der mittleren Salzgehal- te, entsprechend ihrer Entfernung zur offenen See, jedoch sind immer noch Schwan- kungsbreiten zwischen 0,1 und 4,1 psu (tlw. über 5 psu) zu beobachten.

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Tabelle 52: Salzgehalte im Oberflächenwasser von Peenestrom und Kleinem Haff, Mittelwerte und Spannweiten in psu (BACHOR 2005)

Anhand der Tabelle zeigt sich, dass eine Zunahme der Salzgehalte im Anschluss an die zurückliegende Vertiefung des Peenestromes nicht zu beobachten ist.

Die folgende Abbildung verdeutlicht noch einmal die extremen Schwankungen im Salz- gehalt am Beispiel der Gütemessstellen P20, P42 sowie P48 des LUNG in den Jahren 2004 bis 2006.

Abbildung 9: Salzgehalte (psu) an ausgewählten Gütemessstellen im Peenestrom im Zeitraum 2004 – 2006 (Daten: LUNG M-V 2007)

Der Greifswalder Bodden weist aufgrund der hydrographischen Bedingungen stabile eutrophe Bedingungen auf (vgl. Tabelle 53, Abbildung 5) und besitzt damit eine ver- gleichsweise hohe Wassergüte. Bei starker Exposition (geringe Wassertiefe) des Gewäs-

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sergrundes gegenüber Seegang kommt es in flachen Gebieten regelmäßig zu Wechsel- wirkungen zwischen dem Sediment und dem Wasserkörper. In Abhängigkeit von See- gang und Strömung werden dort bereits abgelagerte Sedimente erneut mobilisiert und transportiert. Diese Verhältnisse sind als typisch für den Greifswalder Bodden anzuse- hen. Für die Jahre 2003 bis 2006 (Daten: LUNG M-V 2007) kann eine mittlere Sichttiefe von ca. 1,5 m angegeben werden.

Der jährliche mittlere Salzgehalt im Greifswalder Bodden wird für die Jahre 2000 bis 2002 mit 5,1 bis 7,6 psu angegeben. Im Jahresgang des Salzgehaltes ist ein Abfallen der Salzgehalte bis in den Juni und ein darauffolgender Anstieg zu beobachten (LAMPE 1989). Einen besonderen Einfluss auf den Salzgehalt des Greifswalder Boddens haben Einstromereignisse aus der Arkonasee, deren Wasser bis zu 2 psu salzhaltiger ist als das der Pommerschen Bucht. Der mittlere Salzgehalt im Strelasund (Höhe Stahlbrode) wird mit 8,1 psu angegeben (LUNG 2004). Das Wasser dringt dabei durch die Dichteunter- schiede sowie durch das Wasserstandsgefälle in den Bodden ein. Hinsichtlich der Temperaturverhältnisse verhält sich der Greifswalder Bodden ähnlich einem Binnensee. Die Temperaturen des Boddeninneren sind im Vergleich zur vorgela- gerten Außenküste von März bis August meist um bis zu 1 K höher, im Winterhalbjahr dagegen um meist 1 K geringer (STIGGE 1989).

Der mittlere Sauerstoffsättigungsindex (SSI) liegt zwischen 98,9 und 105,6 %. In den Frühjahrs- und Sommermonaten kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Phytoplank- tonproduktion mit einhergehendem Anstieg der Sauerstoffsättigung. Für den Greifswalder Bodden wurde 1998 ein Sättigungsmaximum von 135 % ermittelt (LUNG 2004). In Bo- dennähe kann der Sauerstoffgehalt aufgrund von Zehrungsprozessen jedoch zeitweise auf sehr geringe Werte absinken.

Tabelle 53: Wassergüte 37 des Greifswalder Boddens (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007)

Station Gewässer Ort 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 GB7 Höhe Struck 3 3 3 2 3 3 3 3 2 3 3 3 3 2

GB8 Greifswalder Loch w. Ruden 3 3 3 3 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 GB10 Bodden s. Ruden 3 4 4 3 4 3 4 3 3 4 3 3 3 3 GB19 Zentralbereich 3 3 3 2 3 3 3 2 3 3 3 3 3 2 3,0 3,2 3,2 2,3 3,3 3,0 2,8 2,7 2,7 3,2 - - - -

Innerhalb der Pommerschen Bucht sind die Trübungswerte relativ gering, wobei die Schwebstoffkonzentration in Richtung Odermündung deutlich zunimmt. Aufgrund der geringen Wassertiefe und der hohen Wasserzirkulation überwiegen in der Pommerschen

37 2: mesotrophe Verhältnisse, 3: eutrophe Verhältnisse, 4: stark eutrophe Verhältnisse

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Bucht Transportprozesse. Ausschließlich zur Akkumulation kommt es erst in größeren Wassertiefen (> 20 m) innerhalb des Arkona-Beckens. In der Pommerschen Bucht herrschen mesohaline Bedingungen. Sie steht in einem nahezu ungehinderten Wasseraustausch mit dem Oberflächenwasser der offenen Ost- see (Arkona-See und Bornholm-See). Das salz- und sauerstoffreiche Tiefenwasser der westlichen Ostsee dringt nur unter besonderen hydrographischen Bedingungen, die durch Starkwindereignisse hervorgerufen werden, über die Sassnitzrinne in die Pommer- sche Bucht ein. Im gesamten Küstengebiet kann es aufgrund der starken Durchmischung des Wasser- körpers zu keiner permanenten Salzgehalts- bzw. Temperaturschichtung kommen. Sau- erstoffmangelsituationen sind zeitweilig möglich, aber nicht von langer Dauer. Aufgrund der in der Regel guten Durchmischung und des ungehinderten Austausches mit der offenen Ostsee nimmt die Gewässergüte vom Greifswalder Bodden über die südliche Pommersche Bucht in Richtung Norden zu. Östlich Sassnitz herrschen in Küstennähe mesotrophe Nährstoffverhältnisse (vgl. Tabelle 54).

Tabelle 54: Wassergüte Pommersche Buch /Ostsee (LUNG 2004, Daten: LUNG M-V 2007)

Station Gewässer Ort 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 O10 n. Kap Arkona 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Pomm. O11 Bucht / ö. Sassnitz 3 2 3 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Ostsee O133 ö. Greifsw. Oie 3 3 3 2 3 3 2 2 3 3 3 3 3 2

Die Pommersche Bucht kann als mesotroph eingestuft werden.

3.4.2 Bestands- und Empfindlichkeitsbewertung Grundwasser Im Zusammenhang mit dem Vorhaben ist eine Beeinträchtigung des Grundwassers durch Schadstoffeintrag möglich. Deshalb wird der Geschütztheitsgrad des ersten was- serführenden Grundwasserleiters bewertet. Für den gesamten Untersuchungsraum ist die Verbreitung des oberflächennahen, unbedeckten Grundwasserleiters GWL 1 zu erwarten. Das Grundwasser ist somit gegenüber flächenhaft eindringenden Schadstoffen ungeschützt und daraus resultierend besteht eine besondere Empfindlichkeit und unmit- telbare Gefährdung des Grundwassers.

Die Bedeutung des Grundwassers für Trink- und Brauchwassergewinnung ist durch den potenziellen Brackwassereinfluss und die teilweise geringe Mächtigkeit eingeschränkt und wird als gering bis mittel eingeschätzt. Das Grundwasser im Untersuchungsraum wird als gering- bis mittelwertig eingestuft.

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Oberflächengewässer Der Nördliche Peenestrom wird durch stark eutrophe bis polytrophe Verhältnisse sowie starke Trübung charakterisiert, wobei sich die Wasserqualität in Richtung Norden verbes- sert. Bei der Bewertung der anthropogenen Beeinflussung des Peenestromes ist somit von einer mittleren bis hohen Belastung auszugehen. Das bezieht sich auf Schadstoffein- träge sowie auf morphologische Veränderungen durch Fahrwasserausbau und - unterhaltung, Hafen und Werftanlagen und sonstige Nutzungen. Der Nördliche Peenestrom wird daher insgesamt in die Wertstufe mittel bis hoch einge- stuft (vgl. Tabelle 55).

Der Greifswalder Bodden wird durch stabile eutrophe Verhältnisse sowie starke Trübun- gen charakterisiert, wobei die Boddenrandschwelle die Grenze bildet. Östlich der Bod- denrandschwelle ist der Wasseraustausch mit der offenen See stark erhöht, sodass sich hier die Wasserqualität deutlich verbessert. Bei der Bewertung der anthropogenen Beein- flussung ist von einer mittleren Belastung für den Greifswalder Bodden auszugehen. Das bezieht sich auf Schadstoffeinträge sowie auf morphologische Veränderungen durch Fahrwasserausbau und -unterhaltung. Der Greifswalder Bodden wird daher insgesamt in die Wertstufe hoch eingestuft (vgl. Tabelle 55).

Die Pommersche Bucht ist durch geringe Nährstoffkonzentrationen gekennzeichnet. Das zeitweilige Fehlen von Sauerstoff am Gewässergrund kann für das Gewässer als charak- teristisch angesehen werden. Sie zeichnet sich durch eine sehr hohe Natürlichkeit aus, da Einträge von Nähr- und Schadstoffen gering und morphologische Beeinträchtigungen vernachlässigbar sind. Insgesamt erfahren die Gewässer eine geringe anthropogene Beeinflussung durch fischereiliche Aktivitäten, Schiffsverkehr, bergbauliche und die mili- tärische Nutzung. Die Pommersche Bucht wird in die Wertstufe sehr hoch eingestuft (vgl. Tabelle 55).

Tabelle 55: Gesamtbewertung der marinen Bereiche des Untersuchungsraumes

Abschnitt Bewertung Gesamtbe- wertung Gewässergüte Beeinträchtigung/Natürlichkeit

anthropogene Veränderung Beeinflussung Gewäs- Bewer- Bewer- von Morpho- Bewer- Trophie durch Nähr- sergüte tung tung logie, Hydro- tung und Schad- dynamik stoffeinträge

Greifswalder Bodden mit 3 eutroph hoch mittel hoch mittel hoch hoch KS 517 Pommersche Bucht mit 2 mesotroph sehr hoch gering sehr hoch gering sehr hoch sehr hoch KS 527, 551

polytroph Nördlicher mittel bis mittel bis mittel bis mittel bis 5 - 4 bis stark mittel bis hoch mittel bis hoch Peenestrom hoch hoch hoch hoch eutroph

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Empfindlichkeit Naturgemäß ist das System Wasser gegenüber Schadstoffeinträgen hoch empfindlich. Diese Empfindlichkeit kann innerhalb des Untersuchungsraumes nicht differenziert wer- den. Zudem ist hierbei die enge Wechselwirkung und gegenseitige Abhängigkeit im System Wasser - Boden/Sediment - Lebensraum zu beachten. Die Empfindlichkeit ge- genüber auftretenden Trübungen ist abhängig von der jeweiligen Substratzusammenset- zung (siehe Anl. 3 Tab. 16).

3.4.2.1 Beurteilung der Küstengewässer nach Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)

Eine Bestandsaufnahme und Bewertung zum Zustand des Peenestromes und der an- grenzenden Küstengewässer gemäß Artikel 5 der Richtlinie 2000/60/EG 38 erfolgte im Jahre 2002 durch das Landesamt für Umwelt Naturschutz und Geologie als zuständige Behörde für die Flussgebietseinheit Warnow/ Peene mit den zugehörigen Küstengebieten West und Ost. Der Peenestrom, der Greifswalder Bodden und die Pommersche Bucht liegen im Küs- tengebiet Ost . Nach VON WEBER (2004) wird

- der Peenestrom dem Hauptgewässertyp oligohalines inneres Küstengewässer des Typs B1b (3-5 psu),

- der Greifswalder Bodden dem mesohalinen inneren Küstengewässer des Typs B2a (5-10 psu)

- und die Pommersche Bucht dem mesohalinen äußeren Küstengewässer ohne saisonale Sprungschicht B3a (5-10 psu) zugeordnet. Die Einschätzung des Gesamt-Zustands der Küstengewässer erfolgt anhand biolo- gisch/ökologischer-(Phytoplankton, benthische Wirbellosenfauna) und chemisch/physika- lischer Qualitätskomponenten (Nährstoffe, Sichttiefe und Sauerstoffhaushalt sowie syn- thetische und nicht synthetische Schadstoffe). Da für die Bestandsaufnahme noch keine fünfstufige Klassifizierung (nach WRRL) erfor- derlich ist und anhand der Datenlage auch nicht möglich gewesen wäre, erfolgte eine Einstufung lediglich in die zwei Zustandskategorien „wahrscheinlich guter Zustand“ und „wahrscheinlich nicht guter Zustand“.

Die Bestandsaufnahme 2004 nach Wasserrahmenrichtlinie in der Flussgebietseinheit Warnow/Peene ergab für den ökologischen Zustand des Peenestroms, des Greifswalder

38 Richtlinie des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 23.Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (Wasserrahmenrichtlinie – WRRL)

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Boddens und die betroffenen Bereiche der Pommerschen Bucht eine Einstufung in die Kategorie „wahrscheinlich nicht gut“ (LUNG 2005).

3.4.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf das Schutzgut Wasser

Ein Maßnahmenprogramm bzw. Bewirtschaftungsplan gemäß § 36b WHG und § 130a Abs. 2 (Wassergesetz des Landes MV) liegt für die Flussgebietseinheit „Warnow/Peene“ seitens des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie derzeit nicht vor und kann somit in den folgenden Betrachtungen keine Berücksichtigung finden.

3.4.3.1 Beschreibung der Auswirkungen

Durch das Bauvorhaben sind folgende Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser zu erwarten:

– Beeinflussung der Gewässerbeschaffenheit des Peenestromes und der angren- zenden Küstengewässer (Greifswalder Bodden, Pommersche Bucht) durch Trü- bungs-/Sedimentfahnen aufgewirbelter partikulärer Substanzen (baubedingt)

– Beeinträchtigung der Grundwasserqualität / Gewässergüte infolge eines potenziel- len Schadstoffeintrags durch die Baggerschiffe bzw. Schuten bei Havarie (baube- dingt)

– Änderung der hydrographischen Parameter (geringfügige Änderung von Wasser- stand, Strömung und Salzgehalt) (anlagenbedingt)

– Beeinflussung der Gewässerbeschaffenheit der Klappstelle durch Baggergutumla- gerung

Beeinflussung der Gewässerbeschaffenheit des Peenestromes und der angrenzenden Küstengewässer (Greifswalder Bodden, Pommersche Bucht) durch die Fahrrinnenbagge- rung Die vorwiegend zu baggernden Sande sind nicht schadstoffbelastet und haben niedrige Nährstoffgehalte, sodass keine Eutrophierungseffekte infolge Remobilisierung durch die Baggerung entstehen. Da lokal auftretende Mudde und schlickige Substrate gebaggert werden, kann es zu einer zusätzlichen begrenzten Belastung des eutrophen Gewässers durch Trübung und Re- mobilisierung von Nährstoffen kommen. Die Sedimentuntersuchungen zeigen (B FG 2007), dass erhöhte Gehalte an TOC und Nährstoffen in diesen Sedimenten vor- handen sind (s.a. Kapitel 3.3.2.). Nach dem Baggern wird sich durch Prozesse der Klärung, Festlegung von Schadstoffen im unbelasteten ("neuen") Untergrundsediment und Reduzierung der Sauerstoffzehrung

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bezüglich der Wassergüte die Ausgangsituation wieder einstellen. Außerdem kommt es zu Verteilungs- und Verdünnungseffekten durch Strömungen ( unerheblich positiv ).

Monitoringergebnisse zur vorhergehenden Fahrrinnenvertiefung des Peenestroms haben gezeigt, dass durch den Einsatz entsprechender Technik sowohl die Partikelfrachten in der Wassersäule als auch die mit der Sedimententnahme einhergehenden Nährstofffrei- setzungen reduziert werden konnten und eine Sauerstoffzehrung nicht nachweisbar war.

So wurden während des Monitorings 1996 bei Stichproben keine wesentlich erhöhten TOC/DOC-Werte (Gehalt an festen und gelösten organischen Substanzen), keine nach- weisbare Ammoniumfreisetzung, keine Sauerstoffzehrung sowie nur eine geringe ortho- Phosphat-Freisetzung gemessen. Beim Einsatz des Eimerkettenbaggers in Ausbauberei- chen mit anstehenden Sanden und Mergel ergaben sich 1996 ebenfalls keine wesentli- chen Veränderungen in den Sauerstoffwerten sowohl 200 m vor als auch 200 m hinter dem Bagger. Bei Baggerungsarbeiten (Eimerkettenbagger) im Breitling auf der Wendeplatte waren Gewässertrübungen 1 m unter der Wasseroberfläche in Strömungsrichtung bis etwa 300 m nachweisbar (MEYER & E RNST 1999). Bereits in 100 m Entfernung vom Bagger wurden Trübungswerte gemessen, die natürlichen Verhältnissen im Breitling nach stärke- ren Windereignissen entsprechen. In den tieferen Bereichen der Fahrrinne wurden noch in 500 m Abstand zum Bagger ab 7 m Wassertiefe erhöhte Trübungen festgestellt. Dies zeigt, dass mit der Fahrrinnenvertiefung resuspendiertes Material hauptsächlich in der Fahrrinne verdriftet wird und die Auswirkungen auf angrenzende Flachwasserbereiche gering sind. Demnach kann für die Ausbildung von Trübungswolken verallgemeinert werden, dass erhöhte Trübungen im Bereich von 100 vom Bagger auftreten. Trübungen sind in der Regel bis maximal 500 m vom Bagger nachweisbar. Die Trübungen lösen sich meistens innerhalb einer Stunde wieder auf. Andererseits führen in den flachen inneren Küstenge- wässern Sturmereignisse zur vollständigen Durchmischung des Wasserkörpers mit star- ken Aufwirbelungen des Sediments und damit einhergehenden Trübungen (VERSE 2001). Demzufolge sind im Peenestrom und Greifswalder Bodden durch stärkeren Wind und Sturm hervorgerufene natürliche Trübungen gegeben. Ebenso kann davon ausgegangen werden, dass im Rahmen des „normalen“ Schiffsverkehrs Schiffe mit größerem Tiefgang innerhalb der Fahrrinne auch Sedimentaufwirbelungen und Trübungen hervorrufen. Die vorliegenden Kenntnisse zeigen, dass die Beeinflussung der Gewässerbeschaffen- heit auch bei Schlick/Mudde als unerheblich negativ eingestuft werden kann. Insgesamt werden durch Baggerung und Verklappung nur kurzzeitige und lokale Veränderungen der Wasserbeschaffenheit hervorgerufen, sodass keine erheblichen und dauerhaften Beein- trächtigungen der Gewässergüte zu erwarten sind.

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Beeinträchtigung der Grundwasserqualität infolge eines potenziellen Schadstoffeintrag Eine Beeinflussung des Grundwassers kann aufgrund der Grundwasserverhältnisse (Grundwasserfließrichtung Richtung Küstengewässer) und der natürlichen Vorbelastung (brackische Einfluss) ausgeschlossen werden. Die Entnahme der wassergesättigten Sedimente im Liegenden des Nördlichen Pee- nestromes hat dabei keinen Einfluss auf die bisherigen Grundwasserverhältnisse.

Demnach wird abgeleitet, dass für die Grundwasserleiter und für Einzugsgebiete von Grundwasserfassungen kein Risikopotenzial gegeben ist. Von der Verbringung von Baggergut auf den Klappstelle sind ebenfalls keine Auswir- kungen auf das Grundwasser zu erwarten.

Änderung der hydrographischen Parameter

Im Gutachten seitens der BAW (2007; Anlage G.7 zur Planfeststellung) sind die theoreti- schen Auswirkungen des Fahrrinnenausbaus auf die hydrographischen Systemparame- ter Wasserstand und Strömung sowie das physikalisch-chemische Kennzeichen Salzge- halt formuliert:

→ Wasserstands- und Strömungsverhältnisse

Großräumige Veränderungen in den Wasserständen und Strömungen werden weder im Peenestrom noch in den angrenzenden Küstengewässern (Greifswalder Bodden, Pommersche Bucht) erwartet. Bedingt durch das geringe Maß der Querschnittsauf- weitungen, nur bedingt durch die Vertiefung bei gleichbleibender Böschung von 1:3, kann eine Änderung der über das Profil gemittelten Strömungsgeschwindigkeiten selbst für Sturmereignissen von max. 0,1 m/s prognostiziert werden. Bei schwachen Strömungsverhältnissen (< 0,10 m/s) liegen die Änderungen im Bereich von ± 0,03 m/s bis ± 0,05 m/s.

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Tabelle 56: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der max. Strö- mungsgeschwindigkeit (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Plan- feststellung).

Die Änderungen der Wasserstände im Zuge des Ausbaus werden sich im Zentimeterbereich bewegen, wobei sich die Hochwasserscheitelstände im Peenestrom ausbaubedingt um weniger als +1 cm erhöhen werden (s. BAW 2007, S. 77). Die Niedrigwasserscheitelstände im Nördlichen Pee- nestrom nehmen ausbaubedingt um weniger als - 5 cm und im südlichen Peenestrom um etwa -1 cm ab.

Tabelle 57: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der Kenngrö- ßen des Wasserstands (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung).

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→ Salzgehalt Die ausbaubedingten Änderungen des Salzgehaltes ergeben sich jeweils im Bereich der stärksten horizontalen Salzgradienten, die sich in Abhängigkeit von den hydrolo- gischen Randbedingungen in den unterschiedlichen Abschnitten des Peenestroms einstellen können. Die natürlichen Salzgehaltsschwankungen in der Ostsee werden bereits im Ist-Zustand durch die Ausgleichsströmungen im Peenestrom in gedämpfter Form übertragen. Die folgende Tabelle zeigt die maximalen Änderungen des Salzgehaltes in den ver- schiedenen Abschnitten des Peenestroms bei verschiedenen hydrologischen Rand- bedingungen.

Tabelle 58: Übersicht der ausbaubedingten Änderung der Kenngrößen des Salzgehalts (aus BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung).

Die Tabelle zeigt, dass sich für charakteristische, häufige Ereignisse der Salzgehalt ausbaubedingt bereichsweise um +0,5 psu erhöht. Bei seltenen Ereignisse (Hoch- wasser-Szenarien) kann es laut BAW (2007) zu einer Erhöhung kleiner +1,0 psu kommen.

Änderungen im Salzgehalt des Peenestromästuars und des Achterwassers können nicht ausgeschlossen werden (für Details s. BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststel- lung). Wie die Modellierungen der BAW (2007) jedoch zeigen, sind die vorhabensbe- dingten Änderungen der Salzgehalte relativ gering. Der maximal im Zuge des Vorha- bens prognostizierte Anstieg des Salzgehaltes beträgt lediglich 0,5 psu. Durch die Ausbaumaßnahme kann es zu einer Verschiebung der Durchmischungszo- ne kommen, die bei charakteristischen Einstromverhältnissen bei etwa 1 km liegt. In seltenen Fällen bei Hochwasser-Szenarien mit intensivem Einstromereignis ergaben

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die Szenarien Verschiebungen von bis zu 2 km (für Details s. BAW 2007, Anlage G.7 zur Planfeststellung). → Morphologie / Sedimenttransport

Die Auswirkungsprognose für das Sedimenttransportregime erfolgte in Abschnitt 3.3.3 → Wassertemperatur, Sauerstoffverhältnisse sowie Eisverhältnisse:

Aufgrund der ermittelten geringfügigen Veränderungen der oben erläuterten hydro- graphischen Systemparameter wird abgeleitet, dass kein messbarer Einfluss auf die die Temperatur, den Sauerstoffgehalt und die Eisverhältnisse durch das Vorhaben prognostiziert werden kann. Der Fahrrinnenausbau wird im Bereich des Peenestromes in den durch Baggerungen gering aufgeweiteten Abschnitten dazu führen, dass sich infolge der geänderten relativen Rauheit zwischen Flachwasser und Fahrrinne eine Erhöhung der Strömungsgeschwin- digkeit in der Hauptrinne und dem entsprechend eine Verringerung der Strömungsge- schwindigkeit im Flachwasser einstellt. Die geringen Veränderungen der hydrographischen Systemparameter werden als weder negativ noch positiv gewertet.

Beeinflussung der Gewässerbeschaffenheit an den Klappstellen durch Baggergutverbrin- gung

In einem prognostischen Gutachten (Tüv NORD 2007a) zur aquatischen Umlagerung der im Zuge von Unterhaltungsbaggerungen aus der Palmer Ort Rinne entnommenen Sedi- mente auf der Klappstelle 517 (Palmer Ort) im Sommer 2007 werden Ergebnisse eines Modellversuchs zu Absinkraten für Schluffsedimente aus der Unterwarnowquerung von 1999 zitiert. Als Absinkrate wurden dabei Werte von mehr als 2 m/h bestimmt. Übertra- gen auf die Situation im Greifswalder Bodden war bei der Sedimentumlagerung auf der Klappstelle 517 mit einer mittleren Wassertiefe von 7 m unter der Annahme eines Tief- gangs der Schuten von 3 m eine vollständige Sedimentation suspendierter Partikel nach spätestens etwa 2 h zu erwarten (Tüv NORD 2007a). Diese Prognose konnte durch Feld- untersuchungen vollinhaltlich bestätigt werden (Tüv NORD 2007b, Anlage G.5, Ordner 8).

Aufgrund der Entfernung der Klappstelle zu den auszubaggernden Fahrrinnen sind Summationseffekte auszuschließen, da die Abstände zur Umlagerung von Baggergut in Anbetracht der Schutengeschwindigkeit mehr als 2 h betragen wird. Hinsichtlich der Ausbreitung suspendierten Materials um die Einbringstelle werden bei der Annahme einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit von 7 cm/s Verfrachtungen bis zu einem Um- kreis von etwa 0,5 km um die Einbringstelle auf der Klappstelle 517 in Stromrichtung für möglich gehalten (TÜV NORD 2007a, b, Anlage G.5, Ordner 8).

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Auch hinsichtlich der chemischen Auswirkungen sind keine ökologisch relevanten sauer- stoffzehrenden Prozesse durch Umlagerung des Aushubmaterials auf der Klappstelle 517 zu erwarten. Dies wird zum einen durch die relativ kurzen Aufenthaltszeiten organi- schen Materials in der Wassersäule begründet, zum anderen tritt nur ein Bruchteil der im Sediment enthaltenden organischen Substanzen sauerstoffzehrend in Erscheinung, während der größte Anteil auf den Meeresboden absinkt und wieder überdeckt wird (TÜV NORD 2007a, b, Anlage G.5, Ordner 8). Auf den Klappstellen 527 bzw. 551 sind aufgrund der größeren durchschnittlichen Was- sertiefen (9 m bzw. 12 m) prinzipiell etwas längere Verweildauern der etwas höheren Partikelfrachten in der Wassersäule und demzufolge größere Wirkweiten zu erwarten. Aufgrund der vergleichbar guten Austauschsituation mit der offenen Ostsee ist jedoch mit einer relativ raschen Verdünnung des suspendierten Materials unterhalb ökologisch kritischer Werte zu rechnen. Diese Einschätzung wird durch Untersuchungen bei der Umlagerung von Sand und Mergel (enthält Schluff- und Tonanteile) auf der etwa 5 bis 7 m tiefen Klappstelle 508 südöstlich des Gänsegrundes unterstützt (MEYER & E RNST 1999). Hierbei wurden bereits 30 min nach der Sedimentumlagerung drastische Abnahmen der Trübungswerte bereits in 80 m Entfernung vom Einbringpunkt festgestellt. Mit kontinuierlichen Trübungsmes- sungen am südlichsten Punkt der Klappstelle 508 konnte gezeigt werden, dass erhöhte Trübungen nach einer Sedimentumlagerung nur kurzfristige Ereignisse darstellen. Lang- anhaltende Trübungen wurden nur bei Windstärken festgestellt, in denen aufgrund des Seeganges keine Sedimentumlagerung mehr möglich war. Zu entsprechenden Ergebnissen kommt auch der Messbericht der BAW (2007, vgl. Anla- ge zur Unterlage G.6). Diese Einschätzungen zeigen, dass die vorhabensbedingten Trübungsfahnen gegenüber den im Zuge von Starkwindereignissen auf natürliche Weise induzierten Gewässertrü- bungen vernachlässigbar sind. Bei der Baggergutverbringung ist mit einer geringen Stoffremobilisierung zu rechnen, sodass die Beeinflussung der Gewässerbeschaffenheit als unerheblich negativ einge- stuft werden kann.

Die nach § 12 Abs. 7 Satz 3 WaStrG bei Ausbaumaßnahmen zu berücksichtigenden Bewirtschaftungsziele nach §§ 25a bis 25d WHG beinhalten ein Verschlechterungsver- meidungsgebot, das es erforderlich macht, zunächst nach der Ausbaulösung zu suchen, die eine Beeinträchtigung der für den Wasserkörper festgelegten Qualitätsziele vermei- det. Die Vertiefung der Fahrrinne im Pennestrom ist nicht geeignet, eine Verschlechte- rung gemäß WHG nach sich zu ziehen. Dies gilt für den Nördlichen Peenestrom ebenso wie für die angrenzenden Küstengewässer.

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3.4.3.2 Maßnahmen zur Verminderung und Vermeidung von Auswirkungen

WA1: Einsatz umweltschonender moderner trübungsarmer Baggertechnik

Eine grundsätzliche Minderungsmaßnahme ist der Einsatz einer möglichst trübungsar- men Baggertechnik um den Trübungseffekt infolge der Sedimentaufwirbelung zu mini- mieren.

Des Weiteren sind die internationalen Schifffahrtsregeln und Sonderfestlegungen für die Küstengewässer zu beachten. Durch eine entsprechende Sicherung des Baggerschiffes sind Kollisionen vermeidbar.

WA2: Sorgsamer Umgang mit wassergefährdenden Stoffen

Nutzung biologischabbaubarer Schmierstoffe. Es sind keine Abfälle über Bord zu entsorgen sowie keine Direkteinleitungen von Schad- stoffen (Tankreinigungen etc.) vorzunehmen.

3.4.3.3 Zusammenfassende Darstellung der Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser

In der nachstehende Tabellen sind die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens auf das Schutzgut Wasser zusammenfassend aufgelistet. Bei der Gesamtbewertung der Auswirkungen wurden die oben genannten Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen bereits berücksichtigt.

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Tabelle 59: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Wasser

Schutzgut Wasser

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit der Gesamt- Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung bewertung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch Änderung der Wassergüte Baggerung im Ausbaubereich (Trübung, Freisetzung von unerheblich gering kurzzeitig lokal keine WA1,WA2 Schadstoffen, Sauerstoffzeh- negativ rung)

Änderung der Wassergüte (Klärung; Festlegung von unerheblich gering mittelfristig lokal - - Schadstoffen, Sauerstoffzeh- positiv rung geht zurück) Baggerguttransporte keine Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- Änderung der Wassergüte stelle (Trübung, Freisetzung von unerheblich Schadstoffen, Sauerstoffzeh- gering kurzzeitig lokal keine WA1, WA2 rung negativ

Emissionen von Schall, Schadstoffen, potenzieller Schadstoffeintrag unerheblich Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- durch Baggerschiffe bzw. gering kurzzeitig lokal keine WA2 negativ rien Schuten bei Havarie visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, keine Verkehr und Transport Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- keine

tigkeiten, Verkehr und Transport 199

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Schutzgut Wasser

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit der Gesamt- Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung bewertung anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- Änderung der hydrographischen schnitts Parameter (geringfügige Ände- weder negativ rung von Wasserstand, Strö- gering dauerhaft lokal keine keine noch positiv mung und Salzgehalt; wahr- scheinlich tlw. nicht messbar) Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine mentablagerung auf der Klappstelle betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch keine ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Größe der Schiffe) Boden-/Sedimententnahme durch siehe baubedingte Auswirkun- dauerhaft, Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- gen, aber in geringerem Um- aber perio- unerheblich reich fang gering kleinräumig keine WA1,WA2 disch und negativ zeitlich be- grenzt

Gesamtbewertung Schutzgut Wasser: unerheblich negativ bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und -minderung

Aufgrund der geringeren Eingriffsfläche stellt sich die Variante 2 eindeutig als Vorzugsvariante heraus.

200

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3.5 Schutzgüter Klima und Luft

Karte 5.1 – 5.2 Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung der Schutzgüter Klima und Luft sind detailliert im Anhang der Studie dokumentiert (s. Anl. 3).

3.5.1 Bestandsanalyse und Bewertung Klima/Luft

3.5.1.1 Makro- und mesoklimatische Einordnung (Landschaftsklima) und allge- meine Klimacharakterisierung

Der Untersuchungsbereich liegt in der gemäßigten Zone innerhalb des außertropischen Westwindgürtels und befindet sich großräumig im Übergangsbereich zwischen dem maritim beeinflussten Klima Westeuropas und dem kontinental beeinflussten Klima Ost- europas. Die Entfernung zur See, Höhenlage, Relief- und Bodenverhältnisse modifizieren die global bedingten klimatischen Rahmenbedingungen auf der mesoklimatischen Ebene (Landschaftsklima). In der mesoklimatischen Gliederung Mecklenburg-Vorpommerns wird zwischen dem Küstenklima, einer mehr oder weniger breiten Küstenzone, und Binnen- bzw. Tieflandkli- maten unterschieden.

Nach BILLWITZ et al. (In: PROGNOS 1993) liegt der nördliche Untersuchungsraum (Greifswalder Bodden) im Einflussbereich des Küstenklimas Südostrügens und des Greifswalder Boddens. Der südliche Untersuchungsraum (Peenestrom) gehört zum Küstenklima Usedoms und des Kleinen Haffs. Die Klappstellen 527 und 551 befinden sich ca. 4,5 km von der Küste entfernt in der Pommerschen Bucht und damit im Über- gangsbereich zum Klimagebiet der Ostsee. Der Untersuchungsraum unterliegt spürbar dem maritimen Einfluss der Ostsee, der mit der Entfernung von der Küste in Richtung Binnenland abnimmt. Der nördliche Untersu- chungsraum, insbesondere die Klappstellen 527 und 551, hat somit einen stärker mariti- men Charakter als der südliche. Die Maritimität zeigt sich in einem gedämpften Jahres- und Tagesgang der Temperaturen und höherer Luftfeuchte. Die hohe Wärmekapazität (Speicherwirkung durch langsame Erwärmung und Abkühlung) der großen Wassermasse der Ostsee bewirkt einen späten Einzug des Frühlings (sog. Ostseefrühling mit oft kalten Winden) und Sommers, aber häufig einen milden Herbst nicht selten mit Schönwetterla- gen. Der temperaturmildernde Effekt im Küstengebiet reicht frostabschwächend bis in den Winter hinein.

Zur Charakterisierung des Klimas sind im Folgenden ausgewählte Klimaelemente darge- stellt. Je nach Datenlage wurden für einzelne Stationen unterschiedliche Zeitreihen aus- gewählt.

201

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Temperaturverhältnisse Die Tabelle 60 zeigt die mittleren Temperaturverhältnisse im Untersuchungsraum. Die Station Greifwald kann als aussagekräftig für den Untersuchungsraum betrachtet werden. Dennoch sind Abweichungen der Temperaturen an der Station Greifswald in der räumli- chen und innerjährlichen Verteilung zu erwarten, z.B. durch unterschiedlich starken Ein- fluss der Ostsee und durch die zunehmende Kontinentalität Richtung Osten (West-Ost- Formenwandel). In Zinnowitz beispielsweise ist die durchschnittliche Jahrestemperatur (Reihe 1951-80) mit 7,9°C ebenso hoch wie in Greifswald im Vergleichszeitraum. Im innerjährlichen Gang zeigen sich jedoch Unterschiede. So sind die Januartemperaturen in Zinnowitz mit -1,2°C niedriger und die Juliwerte mit 17,2°C höher als in Greifswald. Wesentliche Ursache ist das häufigere Auftreten von osteuropäischen Hochdruckwetter- lagen. Dies zeigt sich auch in der Sonnenscheindauer (Reihe 1961-90): für die Station Greifwald beträgt die Jahressumme der Sonnenstunden 1.739 h, an der Station Zinno- witz ist die Jahressumme der Sonnenstunden mit 1.918 h um ca. 200 h höher.

Tabelle 60: Mittlere Temperaturverhältnisse an der Station Greifwald (Reihe 1961-90 und Reihe 1951-80) und der Station Zinnowitz (Reihe 1951-80) 39

Messstation Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr Greifswald -0,6 0,0 2,7 6,4 11,5 15,2 16,7 16,6 13,4 9,3 4,6 1,1 8,1 Reihe 61-90 Greifswald -0,7 -0,5 2,1 6,2 11,1 15,8 16,7 16,5 13,3 9,0 4,5 1,3 7,9 Reihe 51-80 Zinnowitz -1,2 -1,1 1,6 6,0 11,0 16,2 17,2 17,1 13,6 9,2 4,4 0,8 7,9 Reihe 51-80

Niederschlagsverhältnisse, Luftfeuchte, Nebel Der Untersuchungsraum befindet sich in einem niederschlagsbenachteiligten Bereich (BILLWITZ et al., In: PROGNOS 1993). Ursache ist die Lage im Lee der Insel Rügen sowie der bereits erwähnte stärkere kontinentale Einfluss. Der südlichste Teil des Untersu- chungsraumes (Bereich um Wolgast) ist mit etwas höheren Niederschlagswerten als niederschlagsnormal einzustufen (vgl. Tabelle 61). Durch den hohen Anteil an Wasserflächen im Untersuchungsraum sind hohe Wasser- dampfgehalte in der Luft zu erwarten. Die relative Luftfeuchte liegt in Greifswald im Mittel bei 85% (Reihe 1951-80). Nur in den Monaten Mai und Juni liegt die relative Luftfeuchte unter 80%. Die Bedingungen für die Entstehung von Nebel sind im Untersuchungsraum günstig: hohe Luftfeuchten, potenzielle Temperaturunterschiede zwischen Luft und Was- ser, strahlungsintensive Landnutzung im Uferbereich (Wiesen).

39 Quelle: Deutscher Wetterdienst (1961-90); Meteorologischer Dienst der DDR (1951-80)

202

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Tabelle 61: Mittlere Niederschlagsverhältnisse an der Stationen Greifswald, Wolgast und Zinnowitz (Reihe 1961-90) 40

Messstation Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jahr Greifswald 40 30 39 39 49 59 63 54 53 43 51 47 565 Reihe 61-90 Wolgast 45 32 43 42 49 56 64 55 52 45 52 53 588 Reihe 61-90 Zinnowitz 44 30 42 39 47 57 61 51 48 44 48 50 561 Reihe 61-90

Windverhältnisse

Die vorherrschenden Windrichtungen sind Südwest und West. In der Abbildung 10 ist die mittlere Verteilung der Windrichtungen und –geschwindigkeiten an der Station Greifswald (Reihe 1947-84, WEISS 1994) dargestellt. In Wolgast herrschen ähnliche Windverhältnis- se. Im Vergleich zum Binnenland sind im Küstenbereich bzw. im Greifswalder Bodden höhere Windgeschwindigkeiten zu verzeichnen. Die Monate Oktober/November und Januar/Februar sind häufig stürmisch. Die häufigsten Windrichtungen sind in der Regel an die höchsten Windgeschwindigkeiten geknüpft.

Abbildung 10: Verteilung der Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten an der Station Greifswald (Reihe 1947-84)

40 Quelle: Deutscher Wetterdienst

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Die Windverhältnisse können durch die lokalen Gegebenheiten, wie Relief, Bewuchs und Bebauung, beeinflusst bzw. verändert werden. Strömungshindernisse können auf die Windgeschwindigkeit noch bis zur 20-fachen Entfernung ihrer Höhe wirksam werden. In engen Tälern und Schneisen, die in Windrichtung verlaufen, kann es zu erhöhten Wind- geschwindigkeiten durch Düseneffekte kommen. Der Peenestrom verläuft im nördlichen Abschnitt in nordwest-südöstlicher Richtung und im südlichen Untersuchungsraum in nordnordöstlich-südsüdwestlicher Richtung. Bei diesen Windrichtungen kann es somit zu Verstärkungen der Windgeschwindigkeit kommen. Die Bodenverhältnisse (Relief, Be- wuchs, Küstenverlauf) wirken zudem auch modifizierend auf die Windrichtung. Eine Besonderheit der Küstenregionen ist die Land-Seewind-Zirkulation . Dieses lokale Windsystem entsteht bei ruhigen und schwachgradientigen Wetterlagen durch unter- schiedliche Erwärmung von Land- und Wasserflächen. Der See-Wind kann die Windstär- ke um 1 bis 2 Bft erhöhen und kann Lufttemperatursprünge von 3 bis 9 K verursachen. Der Seewind ist stärker ausgeprägt und kann bis ca. 20 km ins Landesinnere wirken. Der Landwind, der teilweise aber nicht ausgeprägt ist, reicht hingegen nur ca. 8 km auf die See hinaus.

3.5.1.2 Lokalklimatische Verhältnisse

Die Vegetationsausprägung und -dichte, die Wasserverhältnisse, die Relief-, Boden- und Bodenfeuchteverhältnisse sowie die Bebauung modifizieren die o.g. makro- und me- soklimatischen Verhältnisse zum örtlich herrschenden Lokal- bzw. Geländeklima. Im vorhergehenden Abschnitt wurde bereits auf lokalklimatische Differenzierungen hinsicht- lich der Windverhältnisse eingegangen. Große Wassermassen wirken sich bei ruhigen Strahlungswetterlagen lokalklimatisch auch auf die Temperaturverhältnisse aus, da sie als „Unterlage“ für die jeweilige Luftmasse deren Eigenschaften beeinflussen. Zur Bewertung der lokalklimatischen Verhältnisse wurde der Untersuchungsraum nach generalisierten Klimatopen 41 , den Klimatopgefügen, differenziert.

Den größten Teil des Untersuchungsraumes nehmen Gewässerklimatopgefüge ein. Ein Freilandklimatop wird südlich des Hafens Karlshagen (km 38,1) angeschnitten. Der südli- che Untersuchungsraum reicht in das Gewerbeklimatopgefüge des Werft- und Hafenge- ländes der Stadt Wolgast hinein. Die Gewässerklimatopgefüge des Peenestroms, des Greifswalder Boddens und der Pommerschen Bucht haben eine sehr hohe klimaökologische Bedeutung . Der Pee- nestrom fungiert insbesondere als Leitbahn für Luftströmungen und hat eine besondere Bedeutung als lufthygienischer Ausgleichsraum für die Stadt Wolgast. Bei Land-See-

41 Klimatope sind Gebiete mit ähnlichem mikroklimatischen Verhalten (Tagesgang der Temperature und Luftfeuchte, Windwirkung)

204

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Windzirkulationen kommt dem Seewind aufgrund der lufterneuernden Wirkung die Funk- tion eines Frischluftstromes für die Stadt Wolgast zu. Bei den an den Nördlichen Peenestrom angrenzenden Freilandklimatopgefügen handelt es sich im Wesentlichen um Nasswiesen, Feuchtgrünland und Röhrichte mit hohem Grundwasserstand und teilweiser Überflutung. Das hohe Wasserangebot bedingt im Gegensatz zum trockenen Freilandklima höhere Luftfeuchten. Mit zunehmender Vegeta- tionshöhe wird die Wärmestrahlung abgemildert. Über Wiesen mit niedriger Vegetations- höhe treten daher höhere Temperaturschwankungen auf als z.B. bei Röhrichten. Die höchsten thermischen Gegensätze sind auf unbedecktem Boden (z.B. gering bewachse- ne Spülfelder) zu erwarten. Flächen mit geringer Vegetationsbedeckung bzw. Wuchshö- he haben eine besonders hohe Kaltluftproduktion und neigen zur Frostgefährdung insbe- sondere in Senkenpositionen.

Das sich im Untersuchungsraum befindliche Freilandklimatopgefüge ist ein gestörter Uferbereich mit Jungbäumen. Wirkungsräume sind das Gewerbegebiet Wolgaster Hafen und Werft und die Stadt Wol- gast, die nicht in den Untersuchungsraum reicht. Die bebauten Bereiche im Untersu- chungsraum und der weiteren Umgebung (Randbereich Stadt Wolgast, Gewerbegebiet Wolgaster Hafen, Dorfbebauung) werden als schwach ausgeprägte Wirkräume einge- stuft. Besondere Windeffekte können im Bereich der Schlossinsel und der Brücke über den Peenestrom entstehen (Düseneffekte), die jedoch kleinräumig begrenzt sind.

In der Tabelle 62 sind die Klimatopgefüge des Untersuchungsraumes zusammenfassend charakterisiert und bewertet. Eine Darstellung erfolgt in der Karte 5.1 – 5.2.

Tabelle 62: Bestand und Bewertung der Klimatopgefüge im Untersuchungsraum

Klimatopgefüge Merkmale lufthygienische Bewertung Empfindlichkeit Ausgleichsfunktion gegenüber Schadstoffeintrag Freilandklima geringe Vegetationshöhe, Frisch- bzw. hohe hoch gering - mittel Freiflächen im kaum Windhindernisse, Kaltluftproduktion Uferbereich des starke Schwankungen im Ergänzungsraum Peenestroms Tagesgang von Temperatur, Verdunstung, keine Schat- tenwirkung, windoffen Gewässerklima thermisch ausgleichend, Kaltluftproduktion sehr hoch gering - mittel Peenestrom, hohe Feuchtigkeit, überwie- Ausgleichsraum Greifswalder gend windoffen für die Stadt Wol- Bodden, gast Pommersche Bucht

Gewerbeklima Bebauung unterschiedlicher Wirkraum (schwach - - Wolgaster Hafen Höhe, starke Veränderung ausgeprägt) und Werft aller Klimaelemente, z.T. Schadstoffemissionen

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3.5.1.3 Luftgüte und Vorbelastungen

Insgesamt wird die Luftgüte im Untersuchungsraum durch die Küstennähe positiv beein- flusst, da die höheren Windgeschwindigkeiten den Luftaustausch begünstigen und Inver- sionswetterlagen eher nachrangig sind. Luftgütemessstationen sind im Untersuchungsraum oder der weiteren Umgebung nicht vorhanden. Für die Ostsee stehen ebenfalls keine Daten aus dem Lüftgütemessnetz zur Verfügung. Es können daher keine genauen quantitativen Angaben zur Luftgüte gemacht werden. Hauptemissionsquelle von Luftschadstoffen im Bereich der Stadt Wolgast und der Wol- gaster Brücke stellt der Straßenverkehr dar. Dieser konzentriert sich auf die Innenstadt (Zufahrt zur Brücke) und die Wolgaster Brücke. In diesem Bereich kann es zeitweise zu stärkeren Beeinträchtigungen der Luftqualität und zu Belastungssituationen kommen (bei Stau, im Sommer). Eine Bewertung der Luftqualität ist aufgrund fehlender Datengrundla- gen jedoch nicht möglich. Nach der Skalierung der DTV-Werte 42 ergibt sich für die B 111 an der Wolgaster Brücke mit 13.327 Kfz/24 h eine mittlere lufthygienische Belastung (LANDESAMT FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR MECKLENBURG -VORPOMMERN 2002a). Diese höheren straßenverkehrsbür- tigen Belastungen betreffen jedoch nur einen schmaler Korridor beidseitig der Straße. Untersuchungen an Straßen zeigen die Verringerung der Luftschadstoffe mit zunehmen- der Entfernung von der Straße. In einer Entfernung von 25 m sind die Luftschadstoffe bereits um 55% und in einer Entfernung von 250 m um 92% vermindert (LANDESAMT FÜR STRAßENBAU UND VERKEHR MECKLENBURG -VORPOMMERN 2002b). Zusätzliche Luftbelastungen können in den Wintermonaten durch Hausbrand entstehen. Eine weitere Emissionsquelle im Untersuchungsraum stellt der Schiffsverkehr (Berufs- schifffahrt, Sport- und Fischerboote) dar. Die Schiffsbewegungen im Revier Wolgast beliefen sich im Jahr 2006 auf 7.934 Schiffe (WSA 2007). Erfasst wurden Frachtschiffe, Tanker, Fährschiffe, Passagierschiffe und sonstige Schiffe. Die Hauptsaison für Sport- boot- und Fischereinutzung liegt in den Monaten März bis Oktober. Im Bereich des Hafen- und Gewerbegebietes Wolgast sind zusätzliche Emissionen durch liegende Schiffe, den Werfbetrieb und beim Verladen von Schüttgut (Staub) möglich.

Im größten Teil des Untersuchungsraumes sind keine Beeinträchtigungen oder Belastun- gen der Luftqualität zu erwarten.

Zur Beurteilung der Luftqualität werden die Daten der Station Ueckermünde des Mess- netzes des Umweltbundesamtes herangezogen (U MWELTBUNDESAMT 2002). Ueckermün-

42 DTV = durchschnittlicher täglicher Verkehr in Anlehnung an ZIMMERMANN (1988)

206

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de wird als vergleichbar mit Wolgast erachtet (ähnliche klimatische Verhältnisse, Lage am Wasser, Kleinstadt), wobei das Verkehrsaufkommen in Wolgast deutlich höher ist als in Ueckermünde.

In Ueckermünde zeigen die Jahresmittelwerte folgender Schadstoffe eine geringe lufthy- gienische Belastung:

– NO: 2 µg/m³

– NO 2: 9 µg/m³

– SO 2: 3 µg/m³

– O3: 55 µg/m³

– Schwebstaub PM10: 18 µg/m³ Es liegen keine Überschreitungen der Grenzwerte der Luftschadstoffe nach der 22. BImSchV, 23. BImSchV, TA Luft und der Grenz- und Leitwerte nach Richtlinien des Rates der EU vor. Zur Bewertung des Einflusses der Schifffahrt auf die Luftqualität werden Daten des Luftgütemessnetzes im Bereich der Unterelbe der Stadt Hamburg genutzt (WSV DES BUNDES 2007). An der Messstelle Brunsbüttel (Gebietscharakteristik: ländlicher Raum, industrienah) werden für das Jahr 2004 folgende Jahresmittelwerte angegeben:

– NO 2: 16 µg/m³

– SO 2: 6 µg/m³

– Schwebstaub PM10: 21 µg/m³

Entsprechend dem Bewertungsrahmen der BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE (1993) muss die Luftqualität an dem Standort mit der Wertstufe 5 (sehr hoch) bewertet werden. Zur Übertragung der Verhältnisse müssen die Schiffsbewegungen und die Schiffstypen beachtet werden. Für den Bereich Brunsbüttel werden 2004 53.095 Schiffsbewegungen angegeben (WSV DES BUNDES 2007), denen ca. 8.000 im Peenestrom gegenüberstehen. Bei diesem Vergleich ist jedoch zu beachten, dass die erfassten Schiffe im Peenestrom wesentlich kleiner sind als die Schiffe auf der Unterelbe und somit auch deutlich geringe- re Emissionen verursachen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass bei der Verkehrszah- lenerhebung im Revier Wolgast weitaus mehr und v.a. kleinere Schiffe erfasst werden, die auf der Unterelbe nicht unter meldepflichtige Schiffsbewegungen fallen.

Die Gegenüberstellung zeigt, dass selbst auf einer stark befahrenen Wasserstraße wie der Unterelbe die Luftqualität sehr hoch sein kann. Die Luftqualität im Untersuchungsraum kann in Anlehnung an den Bewertungsrahmen der BUNDESANSTALT FÜR GEWÄSSERKUNDE (1993) als sehr hochwertig (Wertstufe 5) eingeschätzt werden.

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3.5.2 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf die Schutzgüter Klima und Luft

3.5.2.1 Beschreibung der Auswirkungen

Die Projektwirkungen (vgl. Kap. 2.5) können folgende Auswirkungen auf das Klima und die Luftgüte verursachen:

– Erhöhung der bioklimatisch-lufthygienischen Belastung durch Schadstoffeinträge (baubedingt, folgewirkungsbedingt)

– Beeinträchtigung von Flächen mit klimamelorativer Wirkung durch Beeinträchtigung von Vegetation (folgewirkungsbedingt)

– Positivwirkungen

Erhöhung der bioklimatisch-lufthygienischen Belastung durch Schadstoffeinträge (baube- dingt, folgewirkungsbedingt) Durch den Einsatz von Baggerschiffen (Eimerkettenbagger, Tieflöffelbagger, Hopperbag- ger) und Schuten (Baggerguttransport) kommt es kleinräumig, kurzzeitig bis mittelfristig zu Emissionen von Schadstoffen. Die gesamte Baumaßnahme nimmt in Abhängigkeit von der Anzahl der parallel eingesetzten Bagger ca. 12 Monate in Anspruch. An einem einzelnen Standort befindet sich das Baggerschiff nur kurzzeitig, da es fortschreitend arbeitet. Durch die punktuellen baubedingten Schadstoffemissionen kommt es zu geringfügigen Auswirkungen auf die Luftqualität. Zu diesem Ergebnis kommen auch Untersuchungen bei einem vergleichbaren Vorhaben (vgl. Anlage 4.1) im Bereich der Unterelbe in Ham- burg. Hier wird die Erhöhung der Emissionen durch die Baggerarbeiten mit 7% bei den Stickoxiden und mit 1,5% bei Schwefeldioxid angegeben. Bei Kohlenmonoxid und Koh- lenwasserstoffen ist das Emissionsniveau so gering, dass der absolute Anstieg der Emis- sionen vernachlässigbar ist. Im Bereich des Peenestromes sind aufgrund geringerer Schiffsbewegungen und emissi- onsschwächerer Schiffe deutlich geringere Emissionen durch den Schiffsverkehr zu erwarten als auf der Unterelbe. Vom Ausbau der Fahrrinne des Peenestroms profitieren v.a. größere Schiffe (ab 3.699 tdw, ab 5,2 m Tiefgang), die derzeit z.T. nicht mit voller Ladung den Hafen anlaufen können. Die Flottenstrukturprognose für das Jahr 2015 sagt eine Erhöhung des Schiffs- verkehrs für Frachtschiffe um 4,5% voraus (PLANCO 2005).

Diese Erhöhung der Schiffsbewegungen ist mit vernachlässigbaren Erhöhungen von Schadstoffemissionen verbunden. Nach Abschätzungen der Erhöhung von Emissionen durch die Anpassung der Fahrrinne von Unter- und Außenelbe hat eine Erhöhung der

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Schiffsbewegungen um 27% einen Anstieg der SO 2-Emissionen um 16% und einen Anstieg der NOx-Emissionen um 10% zur Folge (WSV DES BUNDES 2007). Bezogen auf den Ausbau des Peenestroms wird die untergeordnete Bedeutung des Anstiegs von Schadstoffemissionen deutlich. Zudem weist der Untersuchungsraum aufgrund der guten Durchlüftung eine geringe bis mittlere Empfindlichkeit auf. Eine Verschlechterung der Wertstufe der Luftqualität ist nicht zu erwarten.

Beeinträchtigung von Flächen mit klimamelorativer Wirkung durch Veränderung der Schilfbestände infolge veränderter Sedimenttransportregimes (folgewirkungsbedingt)

Beeinträchtigungen von Flächen mit klimameliorativer Wirkung könnten sich durch Ver- änderungen der Röhrichtbestände infolge von veränderten Strömungsbedingungen im Nördlichen Peenestrom ergeben. Im Kapitel 3.2.8.1.1 werden jedoch keine relevanten Veränderungen der Röhrichtbestände prognostiziert, so dass sich folglich auch keine Auswirkungen auf das Schutzgut Klima ergeben.

Positivwirkungen (vgl. Anlage 4.3) Durch die Anpassung der Fahrrinne des Nördlichen Peenestromes ergeben sich im regionalen und globalen Rahmen positive Effekte auf das Schutzgut Klima. Diese Effekte resultieren aus verkürzten LKW-Distanzen (aus Richtung Süden mit Ziel Wolgast, anstatt Sassnitz oder Rostock) und der Verringerung der Anzahl benötigter Schiffsumläufe. Die längeren Seedistanzen bis zum Hafen Wolgast werden durch die positiven Effekte über- wogen. In der Gesamtbilanz der Emission des klimarelevanten Gases CO 2 ist der Plan- zustand (Anpassung der Fahrrinne des Nördlichen Peenestroms) gegenüber dem aktuel- len Zustand deutlich günstiger.

3.5.2.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen

Durch den Einsatz schadstoffarmer Baugeräte und unter Beachtung der Vorschriften des BImSchG werden Schadstoffemissionen während der Bauphase minimiert.

3.5.2.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf die Schutzgüter Klima und Luft

In der folgenden Tabelle ist die Bewertung des Vorhabens zusammenfassend dargestellt.

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Tabelle 63: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung der Schutzgüter Klima/Luft

Schutzgüter Klima/Luft

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Gesamtbewer- Verände- Ausdehnung der Vermei- Minimierung tung rung dung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch keine Baggerung im Ausbaubereich Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- keine stelle Emissionen von Schall, Schadstoffen, Erhöhung der bioklimatisch- gering mittelfristig kleinräumig keine ausgewählte Technik unerheblich Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- lufthygienischen Belastung während Bagger und (Einhaltung von negativ rien durch Schadstoffeinträge Bauphase unmittelbares Grenzwerten) Umfeld visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, keine Verkehr und Transport Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- keine tigkeiten, Verkehr und Transport anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- keine schnitts in Breite und Tiefe Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine mentablagerung auf der Klappstelle

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Schutzgüter Klima/Luft

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit Möglichkeit der Gesamtbewer- Verände- Ausdehnung der Vermei- Minimierung tung rung dung betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch Erhöhung der bioklimatisch- gering dauerhaft kleinräumig keine keine unerheblich ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und lufthygienischen Belastung unmittelbar im negativ Größe der Schiffe) durch Schadstoffeinträge Umkreis des Schiffes

Positivwirkungen auf CO 2- gering dauerhaft regional, global - - unerheblich Emissionen positiv Boden-/Sedimententnahme durch Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- reich

Gesamtbewertung Schutzgüter Klima/Luft unerheblich negativ bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und -minderung

Die Varianten der Anpassung der Zufahrt zum Nördlichen Peenestrom unterscheiden sich für die Schutzgüter Klima/Luft hinsichtlich erhöhter Schadstoffemissionen aufgrund des Längenunterschiedes von 3,5 km. Diese erhöhten Emissionen bei der Realisierung der Variante 2 sind jedoch vernachlässigbar, so dass aus Sicht des Schutzgutes Klima/Luft keine Vorzugsvariante benannt wird.

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3.6 Schutzgut Landschaftsbild

Karte 5.1. – 5.2 Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung des Schutzgutes Landschaftsbild sind detailliert im Anhang der Studie dokumentiert (s. Anl. 3).

3.6.1 Bestandsanalyse

Der Untersuchungsraum (Vorhabensraum + 500 m) hat Anteil an folgenden Landschafts- bildräumen (vgl. Karte 5.1/ 5.2):

– III 7-5 Insel Ruden

– III 7-8 Peenestrom nördlich von Wolgast

– III 7-18 Wiesenlandschaft südlich von Karlshagen - Trassenheide

– III 7-20 Wolgaster Ort

– Greifswalder Bodden (GB, umfasst Fahrrinne und Klappstellen)

– Stadt Wolgast (Stadtbildräume SB 1 und SB 2)

III 7-5 Insel Ruden Der Landschaftsbildraum III 7-5 wird im äußersten Süden durch den Untersuchungsraum berührt. Die Insel ist auf kleinem Raum sehr vielfältig strukturiert. So kennzeichnen Wald, Salz- wiesen, Sandstrand und -bank dieses Landschaftsbild. Die Vegetation wird dominiert durch Pioniervegetation, in den Dünen finden sich Trockenrasengesellschaften. Der Inselkern ist waldbestanden (Aufforstung). Das Relief ist von der Uferverbauung anthropogen beeinflusst, die sich um die gesamte Insel zieht. Von der Zeit als Militärstützpunkt zeugen die Lotsenstation und Militärbauten sowohl aus Backstein und Klinker als auch in Plattenbauweise. Weiterer baulicher Blick- punkt ist der Leuchtturm.

III 7-8 Peenestrom nördlich von Wolgast Der Untersuchungsraum erstreckt sich im Wesentlichen zentral (im Niederungsbereich) im Landschaftsbildraum III 7-8, der sich beidseitig des Nördlichen Peenestroms zwischen Struck/ Freest/ Peenemünde und Wolgast ausdehnt. Der gesamte, weithin überschaubare Niederungsraum wird von dem breiten Peenestrom geprägt. Es gibt relativ wenig raumprägende Vertikale (kleinere Gehölze, vereinzelt Sied-

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lungen). Der Nördliche Peenestrom zeigt sich deutlich beeinflusst durch Deichbauten und das Spülfeld. Einzelne Stromstrecken sind eingedeicht. Das Ufer ist buchtenreich. Im Strom finden sich Sandbänke. Das an den Strom anschließende flache Ufergelände weist breite Schilfgürtel, Salzgrasland (nördlicher Bereich naturbelassen), Trocken- und Magerrasen auf. Die Wiesen und das Weideland werden neben naturbelassenen Ab- schnitten zum Teil intensiv genutzt. Insgesamt bietet sich ein abwechslungsreiches, kontrastreiches Erscheinungsbild. Zahlreiche Blickbeziehungen ergeben sich vom jeweils gegenüberliegenden Ufer über den Nördlichen Peenestrom und angrenzende Niederungsbereiche. Im nördlichen Be- reich des Peenestroms bestehen Blickbeziehungen über den Bodden auf den Ruden und die Greifswalder Oie. Das östliche Ufer zeigt sich anthropogen beeinflusst (Hafenanlage Peenemünde). Es beeinträchtigt die Aussicht von den gegenüberliegenden Fischerdör- fern (z.B. Freest). Als weitere Vorbelastung im Landschaftsbild wirken der vorhandene Antennenträger in Karlshagen sowie die Masten der 110-kV-Leitung, welche östlich Kröslin den Peenestrom quert und anschließend uferparallel nach Karlshagen führt (da- bei zwei besonders erhöhte Masten beiderseits des Nördlichen Peenestroms zur Ge- währleistung der Schiffssicherheit). Im Bereich der Niederung des Nördlichen Pee- nestroms ist das Spülfeld Rohrplan als künstliche Erhöhung wahrnehmbar. Weniger fernwirksame Landschaftsbildvorbelastungen ergeben sich durch die Stallanlage im Bereich Mittelhof/Weidehof sowie durch Gebäude mit Schornstein im Schullandheim bei Peenemünde.

III 7-18 Wiesenlandschaft südlich von Karlshagen – Trassenheide In einem kleinen Teilbereich südlich Karlshagen wird der Landschaftsbildraum III 7-18 randlich durch den Untersuchungsraum berührt. Dieser ist gekennzeichnet durch ein ebenes bis flachwelliges Relief. In dem breiten, gut überschaubaren Raum prägen stark meliorierte Grünlandflächen (Weide- und Wiesenflächen intensiver und extensiver Nut- zung), Feuchtwiesen und der Schilfgürtel zum Nördlichen Peenestrom die Niederungs- landschaft. Vereinzelt sind Feldgehölze eingeschlossen. Die Waldkulisse (Küstenwald im NO) sowie die dörfliche Einzelhausbebauung fungieren als Blickfang. Landschaftsbild- vorbelastungen ergeben sich hier von allem durch die starke Meliorierung mit der ent- sprechenden Vielzahl an Gräben. Die B 111 zerschneidet den Raum außerhalb des Untersuchungsraumes.

III 7-20 Wolgaster Ort Dieser Raum schließt im östlichen Uferbereich an den Landschaftsbildraum III 7-8 an und umfasst Ortsteile der Stadt Wolgast, nahezu die gesamte Gemeinde Sauzin sowie Teile der Gemeinden Krummin (West) und Mölschow (West, Süd). Im Untersuchungsraum

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liegen nur ufernahe westliche Teilbereiche des Landschaftsbildraumes. Das gegenüber- liegende Ufer wird von der Stadt Wolgast geprägt. Wolgaster Ort wird durch das leichtwellige, unbeeinflusste Relief der Grundmoräne ge- prägt. Zum Peenestrom hin sind Steilufer ausgeprägt. Auf der Hochfläche dominiert intensiver Ackerbau auf ausgedehnten Feldern das Bild. Durchsetzt wird der Land- schaftsraum mit naturnahen kleinen Seen (teils Restkieslöchern) und mehreren Söllen. Kleine Ortschaften ordnen sich ein. Von der Hochfläche bieten sich weite Blickbeziehun- gen nach Wolgast sowie über den Peenestrom. Beeinträchtigungen ergeben sich auf- grund negativ ausgeprägter Ortsränder/Silhouetten (Stadt Wolgast, Ost- und Westufer). Die Bundesstraße B 111 quert hier zudem die Peene und dominiert die Sichträume.

Greifswalder Bodden (GB)

Das Boddengewässer erreicht eine prägende Wirkung und besondere Eigenart durch seine Weite. Die Vielfalt ist hier weniger in Einzelelementen als vielmehr im Spiel der Farben und Wechsel von Wind und Wellenspiel zu sehen. Im Bereich der Mündung des Peenestromes kann das Gewässer vom Ufer wie auch vom Wasser aus in seiner gesam- ten Nord-Süd-Ausdehnung wahrgenommen werden. Die Uferstrukturen sind jedoch nicht mehr differenzierbar. Die gegenüberliegenden Ufer treten nur noch als Silhouetten in Erscheinung. Blickbeziehungen im Bereich der Peenestrommündung bestehen zum Ruden, zur Greifswalder Oie sowie zur Südküste Rügens. Beim Befahren des Boddens mit einem Boot bestimmen die Wasserflächen mit den Uferstrukturen das Landschaftsbild. Im Bereich der Fahrrinne ist das stärkste Ver- kehrsaufkommen, vor allem auch größerer Schiffe, zu verzeichnen. Wasserflächen, Wasserfahrzeuge, die Seeluft und visuelle und akustische Wirkungen der Seevögel erzeugen eine maritime Atmosphäre als typische Elemente des Landschaftserlebens.

Gemäß GEWÄSSERGÜTEBERICHT 2000/2001/2002 (LUNG M-V 2004) wurde die Wasser- beschaffenheit im Bereich des Peenestromeinflusses der Gewässergüte Klasse 4 – stark eutroph zugeordnet. Trotz der erhöhten Nährstoffkonzentrationen und Sichttiefen gerin- ger 1 m werden im Peenestrom „hygienische Grundanforderungen erfüllt“ (interaktive Karte der Badewasserqualität in M-V, www.sozial-mv.de , Messstelle Freest Nr. 723 und Wolgast Dreilindengrund Nr. 718). Damit sind die Voraussetzungen für die natürliche Erholungseignung (vgl. Kap. 3.6) gegeben.

Stadt Wolgast (SB 1, SB 2) Der Untersuchungsraum umfasst Teilgebiete der Stadt Wolgast, die durch Mischnutzung und Industrie/Gewerbe geprägt sind. Entsprechend wurden zwei Stadtbildräume – Stadt- bildraum Altstadt und Stadtbildraum Werftgelände – differenziert.

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Stadtbildraum Altstadt (SB 1) : Das östliche Teilgebiet am Westufer der Peene wird ge- prägt von der stadtseitig vorgelagerten Schlossinsel im Norden und dem Werftgelände im Süden. Die Schlossinsel ist Teil der Altstadt. Der Untersuchungsraum dehnt sich im Anschluss an die Schlossinsel zu geringem Anteil auch auf den landseitigen, gut erhalte- nen historischen Altstadtkern aus. Dieses touristische Zentrum der Altstadt ist geprägt von mittelalterlicher Bausubstanz mit Speicher- und Handelshäusern, die als Wohnbau- ten und vom Dienstleistungsgewerbe genutzt werden. Beide Gebiete wurden ab 1991 im Rahmen der Städtebauförderung umfassend saniert. Stadtumbau und Wohnumfeldver- besserungen beeinflussten auch die angrenzenden Wohngebiete positiv. Eingebettet zwischen Altstadtkern und Schlossinsel findet sich der vorrangig touristisch genutzte Stadthafen. Über die Schlossinsel verläuft zudem eine bedeutende und vielgenutzte Verkehrsachse (B 111), in deren Anschluss sich eine der beiden Brücken befindet, wel- che die Insel Usedom an das Festland anbinden. Stadtbildraum Werftgelände (SB 2) : Das Stadtbild am Peeneufer südlich der Schlossinsel wird von der Peene-Werft mit ihren Hallen und Arbeitsgebäuden dominiert. Die Grenze des Untersuchungsraumes verläuft im Bereich der Werft nahezu parallel zur raumtren- nenden Bahnverbindung. Anschließend umfasst der Untersuchungsraum im Süden hauptsächlich Hafenanlagen und Gewerbeflächen mit eingelagertem Vereinsgelände, sowie landeinwärts Wohngebäude und Kleingartenanlagen.

3.6.2 Bestandsbewertung

Die Eigenart und Typik des Untersuchungsraumes werden vorrangig durch Landschafts- bilder hoher und sehr hoher Wertigkeit repräsentiert (Karten 5.1, 5.2).

III 7-5 Insel Ruden Trotz starker Überformung besitzt die Insel einen hohen ästhetischen Wert. Dieser liegt begründet in der Insel selbst –mit dem pleistozänen Inselkern und der holozänen Haken- bildung, an der sich das Zusammenspiel von Meer und Land beeindruckend darstellt –, ihrer Lage und den sich bietenden Blickbeziehungen. Dem Landschaftsbildraum wird eine sehr hohe Wertigkeit zugewiesen. Die Vielzahl an vertikalen Strukturelementen bestimmt die mittlere bis geringe Empfindlichkeit gegenüber optischen Störwirkungen.

III 7-8 Peenestrom nördlich von Wolgast

Die sehr hohe Wertigkeit des Raumes resultiert aus der naturnahen Ausprägung der Inseln „Großer Wotig“ und „Kleiner Wotig“, einzelnen naturbelassenen Bereichen und der weithin überschaubaren abwechslungs- und kontrastreichen Landschaft. Teilweise exis- tieren naturnahe Salzwiesen. Harmonisch passen sich Fischerdörfer (Freest, Kröslin) ein.

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Aufgrund der guten visuellen Einsehbarkeit ist der Raum hoch empfindlich gegenüber optischen Störwirkungen.

III 7-18 Wiesenlandschaft südlich von Karlshagen – Trassenheide Änderungen im Relief und z. T. fehlende Naturnähe (Grabensysteme, intensive Bewei- dung) sind bestimmend für die verringerten Wertigkeiten von Naturnähe und Vielfalt. Insgesamt wurde dem Raum infolge der Dominanz der gut überschaubaren idyllischen, ruhigen Wiesenaue eine hohe Wertigkeit zugewiesen. Aufgrund der guten visuellen Einsehbarkeit ist der Raum ebenfalls hoch empfindlich gegenüber optischen Störwirkun- gen.

III 7-20 Wolgaster Ort

Trotz der verringerten Naturnähe und Vielfalt wurde dem Raum aufgrund seiner Schön- heit und Eigenart (u. a. Blickbeziehungen zur Stadt, bewegtes Relief, Röhrichtgürtel) eine hohe Schutzwürdigkeit zugewiesen. Aufgrund vorhandener vertikaler Strukturen und Bewegtheit im Relief besitzt der Raum eine mittlere Empfindlichkeit gegenüber optischen Störwirkungen.

Greifswalder Bodden (GB) Die Ostsee und der Greifswalder Bodden sind typische Küsten- und Boddenlandschaften mit einzelnen Inseln (z.B. Ruden) mit hoher Vielfalt und teilweise hoher Naturnähe. Auf- grund ihrer besonderen Eigenart und Schönheit wird eine sehr hohe Schutzwürdigkeit zuerkannt. Aufgrund der guten visuellen Einsehbarkeit ist der Raum hoch empfindlich gegenüber optischen Störwirkungen.

Stadt Wolgast (SB 1, SB 2)

Die differenzierten Stadtbildräume besitzen aufgrund ihrer Ausprägung eine unterschied- liche Wertigkeit. So kann dem Stadtbildraum Altstadt infolge der gut erhaltenen histori- schen Bausubstanz und Stadtstruktur eine hohe Wertigkeit zugewiesen werden. Beein- trächtigungen ergeben sich aus der Zerschneidungswirkung der übernutzten B 111. Die Empfindlichkeit des Stadtbildraumes gegenüber visiellen Störwirkungen ist gering bis mittel aufgrund der Dominanz von sichtverstellenden Gebäuden. Der industriell überpräg- te Stadtbildraum Werftgelände weist eine geringe Wertigkeit sowie geringe Empfindlich- keit gegenüber optischen Störwirkungen auf.

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Tabelle 64: Gesamtbewertung der Landschaftsbildräume/Stadtbildräume

Landschaftsbildraum Bedeutung Empfindlichkeit III 7-5 Insel Ruden sehr hoch mittel - gering III 7-8 Peenestrom nördlich von Wolgast sehr hoch mittel III 7-18 Wiesenlandschaft südlich von Karlshagen - Trassenheide hoch mittel III 7-20 Wolgaster Ort hoch mittel Greifswalder Bodden (GB) sehr hoch mittel Altstadt (SB 1) hoch mittel-gering Stadt Wolgast (Stadtbildraum) Werftgelände (SB 2) gering gering

3.6.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf das Schutzgut Landschaftsbild

3.6.3.1 Beschreibung der Auswirkungen Ausgehend von den Wirkungen des Vorhabens können sich Veränderungen des Land- schaftsbildes ergeben. Dabei ist in Anlehnung an FISCHER -HÜFTLE (1997) vor allem die Veränderung der ursprünglichen Eigenart, Naturnähe und Schönheit der Landschaft durch das Vorhaben und weniger das ästhetische Empfinden ausschlaggebend für die Beurteilung der Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes.

Folgende durch das geplante Vorhaben verursachte Auswirkungen auf das Landschafts- bild, seine Erscheinung und Erlebbarkeit werden nachfolgend betrachtet:

– visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Bautätigkeiten, Verkehr und Transport (Baggerguttransporte/Unterhaltungsbaggerung 43 ) sowie durch Ver- änderungen im Schiffsverkehr (baubedingt/Folgewirkung)

– Beeinträchtigung der Erlebbarkeit der Landschaft durch Emissionen von Schall, Schadstoffen, Licht aus dem Baubetrieb und den nachfolgend bedingten Veränderungen im Schiffsverkehr (baubedingt, Folgewirkung) Wirkungen auf das Landschaftsbild durch Veränderungen von landschaftsbildprägenden Strukturen treten bei der Baggerung und Verklappung nicht auf.

43 Die Auswirkungen der Unterhaltungsbaggerungen entsprechen im Grundsatz denen des Ausbaus der Fahrrinne, werden aber deutlich geringere Ausmaße annehmen. Sie treten zeitlich begrenzt, jedoch regelmäßig wiederkehrend auf.

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Visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbildes Die Erlebbarkeit der Landschaft und Wahrnehmungszusammenhänge können durch technische Überprägungen und visuelle Unruhe temporär (Baggerung im Zuge des Aus- baus) bzw. periodisch (Unterhaltungsbaggerung) beeinträchtigt werden. Betroffen davon sind alle am Untersuchungsraum partizipierenden Landschaftsbildräume, insbesondere jedoch der Landschaftsbildraum III 7-8 (Peenestrom nördlich von Wolgast) und der Greifswalder Bodden im Bereich der Fahrrinne. Wirkfaktoren sind baubedingt die Bewe- gungen der Baumaschinen (Bagger, Schuten), die eine visuelle Unruhe bedingen kön- nen. Der Grad der Beeinträchtigung durch visuelle Unruhe ist insgesamt als gering ein- zuschätzen, da es sich hier um eine Bundeswasserstraße handelt, die bereits einer Fre- quentierung durch die gewerbliche Schifffahrt und regelmäßige Unterhaltungsbaggerun- gen unterliegt (Vorbelastung).

Infolge der Veränderung des Fahrrinnenprofils treten Veränderungen im Schiffsverkehr auf (Nutzungssteigerung). Gemäß PLANCO 2005 weisen die Ergebnisse der Flotten- strukturprognose Seehafen Wolgast für das Jahr 2015 ohne Durchführung der Anpas- sung 373 beladene Schiffe auf; bei Ausbau der Fahrrinne auf 7,50 m sind es 390 Schiffe. Die Anzahl der Schiffsbewegungen (Planfall x Faktor 2) liegt damit in der Prognose bei Ausbau der Fahrrinne um 34 Schiffsbewegungen höher als der Vergleichsfall ohne Fahr- rinnenanpassung. Der Freizeitwassersport wird durch die Ausbaggerung nicht direkt beeinflusst. Bei insgesamt ca. 7.934 Schiffsbewegungen im Jahr (WSA 2007) kann diese Erhöhung im Schiffsverkehr vernachlässigt werden. Zusätzliche visuelle Beeinträchtigun- gen des Landschaftsbildes sind daher aufgrund der Vorbelastung vernachlässigbar.

Beeinträchtigung der Erlebbarkeit der Landschaft durch Emissionen

Baulärm, baubedingter Verkehrslärm sowie Bewegungen von Baumaschinen (Bagger, Schuten) bedingen Schallbelastungen. Die Erlebbarkeit der Landschaft und Wahrneh- mungszusammenhänge können temporär bzw. periodisch beeinträchtigt werden. Verän- derungen im Schiffsverkehr als mögliche Folgewirkung (Anzahl und Größe der Schiffe) können eine langfristige Beeinträchtigung mit sich bringen. Betroffen davon sind alle am Untersuchungsraum partizipierenden Landschaftsbildräume, insbesondere jedoch der Landschaftsbildraum III 7-8 (Peenestrom nördlich von Wolgast) und der Greifswalder Bodden im Bereich der Fahrrinne. Eine Störung der Erlebbarkeit und der synästhetischen Wahrnehmung der Landschaft kann aus Überlagerung der charakteristischen Landschaftsgeräusche (wie z.B. Vogelge- sang oder Wellenrauschen) durch baubedingte Verlärmung resultieren. Eine maßgebliche Erhöhung der Schallemissionen durch den Schutenverkehr wird aus- geschlossen. Eine baubedingte Schallbelastung ist ausschließlich ausgehend von den Baggermaschinen zu erwarten. Die Höhe der Schallbelastung ist dabei abhängig von der Baggerart (Abhängigkeit vom Substrat). Der Einsatz von Eimerkettenschwimmbaggern

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verursacht die größten Schallemissionen. Werden Tieflöffelbagger eingesetzt, ist mit geringeren Schallemissionen zu rechnen. Die geringsten Beeinträchtigungen gehen von Hopperbaggern aus. Diese sind jedoch nur bedingt einsetzbar, so dass insgesamt von einem worst-case-Szenario mit dem Einsatz von Eimerkettenschwimmbaggern ausge- gangen werden muss (vgl. auch Kapitel 3.1 bzw. 3.1.3.1). Zu berücksichtigen ist hier die bestehende Vorbelastung durch den derzeitigen Schiffsverkehr (Motoren-, Wellenschlag- geräusche etc.). Ausgehend von Orientierungswerten der maximalen Schallbelastung für Erholungsräume (Kleingärten, Parkanlagen, Grünflächen) kann ein Richtwert von 55 db(A) tags für ungestörte Erholung angenommen werden. Dies entspricht einer Ent- fernung vom Baufeld (Fahrwasser) von rund 240 m. Aufgrund der Strombreite und der Lage des Fahrwassers bewegt sich der Richtwert nahezu ausschließlich im Bereich des Peenestromes. In Höhe Wolgast wird der Wert unterschritten, kann jedoch aufgrund des EigenSchalls und fehlender Räume für landschaftliches Erleben vernachlässigt werden. Der Schiffsverkehr auf dem Nördlichen Peenestrom besitzt bei größenordnungsmäßig circa 7.934 (meldepflichtigen) Schiffsbewegungen im Revier Wolgast im Jahr (Angaben des WSA 2007) im Vergleich mit anderen Ansteuerungen von Seehäfen eine relativ geringe Dichte (vgl. Kapitel 3.5.1.3). Im Bezug auf die Schallemissionen und eine vorha- bensbedingte Zunahme dieser infolge einer erhöhten Frequentierung kann er als uner- heblich angesehen werden. Baubedingt führt der Einsatz von Nassbaggergeräten infolge des Antriebs durch Verbrennungsmotoren zwangsläufig zu Luftschadstoffemissionen, die sich mit denen des Schiffsverkehrs auf der Wasserstraße überlagern. Eine Beeinträchtigung hervorgehend aus den stofflichen Emissionen kann aufgrund der Lage in einem gut durchlüfteten Be- reich vernachlässigt werden. Die bestehende geringe Vorbelastung des Untersuchungs- raums durch Luftschadstoffe erreicht die relevanten Grenz- und Immissionswerte nicht annähernd (vgl. auch Kapitel 3.5.2.1). Eine Überschreitung der Kurzzeitgrenzwerte ge- mäß 22. BImSchV ist baubedingt auch nicht zu erwarten. Somit ist die baubedingte Zu- satzbelastung für das Landschaftserleben und die synästhetische Wahrnehmung uner- heblich. Eine Störung der Erlebbarkeit, der Wahrnehmung landschaftscharakteristischer Gerüche ist zudem aufgrund sicherheitstechnischer Belange, der z.T. eingeschränkten Ufernutzung sowie dem kurzzeitigen Passieren des Baufeldes mit. z.T. selbst emittieren- den Wasserfahrzeugen maximal nur in sehr geringem, vernachlässigbarem Umfang gegeben. Bezüglich der als Folgewirkung prognostizierten Veränderungen im Schiffsver- kehr kann eine Beeinträchtigung ebenso als sehr gering bzw. vernachlässigbar eingestuft werden. Ergebnisse der Untersuchung des Germanischen Lloyd zur Anpassung der Fahrrinne der Unter- und Außenelbe an die Containerschifffahrt (GERMAN . L LOYD 1997) legen nahe, dass der vergleichsweise bescheidene Schiffsverkehr entlang des Nördli- chen Peenestroms keine erheblichen Beeinträchtigungen durch Luftschadstoffe hervorru- fen kann (s.a. Kapitel 3.5.2.1).

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3.6.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen

Aufgrund der geringen Auswirkungen des Vorhabens auf das Landschaftsbild und die landschaftsgebundene Erholungseignung sind Minderungsmaßnahmen nicht erforderlich.

3.6.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaftsbild und Vergleich der Varianten

In der folgenden Tabelle ist die Bewertung des Vorhabens zusammenfassend dargestellt. Es sind keine Veränderungen des Landschaftsbildes zu erwarten. Die baubedingte Ver- lärmung der Landschaft wird als unerheblich negativ eingeschätzt.

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Tabelle 65: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Landschaftsbild

Schutzgut Landschaftsbild

Auswirkungsprognose Wirfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit der Gesamtbewer- Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung tung baubedingt Boden-/Sedimententnahme durch keine Baggerung im Ausbaubereich Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- keine stelle Emissionen von Schall, Schadstoffen, Beeinträchtigung des Land- gering mittelfristig lokaler Einfluss keine nicht erforderlich unerheblich Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- schaftsbildes durch akustische negativ rien Störungen und Schadstoffim- missionen visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, Beeinträchtigung des Land- gering mittelfristig lokaler Einfluss keine nicht erforderlich unerheblich Verkehr und Transport schaftsbildes durch optische negativ Störwirkungen Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- keine tigkeiten, Verkehr und Transport anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- keine schnitts in Breite und Tiefe Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine mentablagerung auf der Klappstelle betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch Beeinträchtigung des Land- gering dauerhaft lokaler Einfluss keine nicht erforderlich unerheblich ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und schaftsbildes durch optische/ negativ

221 Größe der Schiffe) akustische Störungen und Schadstoffimmissionen

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Schutzgut Landschaftsbild

Auswirkungsprognose Wirfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit der Gesamtbewer- Veränderung Ausdehnung Vermeidung Minimierung tung Boden-/Sedimententnahme durch Beeinträchtigung des Land- gering kurzfristig lokaler Einfluss keine nicht erforderlich unerheblich Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- schaftsbildes durch optische/ negativ reich akustische Störungen und Schadstoffimmissionen

Gesamtbewertung Schutzgut Landschaftsbild: unerheblich negativ

Im Vergleich zwischen den Varianten 1 und 2 ergeben sich infolge dessen keine variantenentscheidenden Unterschiede.

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3.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Die verwendeten Datengrundlagen und das methodische Vorgehen bei der Bewertung des Schutzgutes Kultur- und Sachgüter sind detailliert im Anhang der Studie dokumen- tiert (s. Anl. 3).

3.7.1 Bestandsanalyse und Bewertung Kulturgüter

Karte 5.1 – 5.2 Im Bereich des Untersuchungsraumes im Nördlichen Peenestrom sowie der Fahrrinne und der Klappstellen im Greifswalder Bodden befinden sich

- 2 Verdachtsflächen unterschiedlicher Größe sowie

- 1 Bodendenkmal (in Variante 1). Im weiteren Untersuchungsraum befinden sich weitere Bodendenkmale und Verdachts- flächen, die in der Karte 5 dargestellt sind, jedoch außerhalb des Untersuchungsraumes liegen. Bodendenkmale mit besonderem Schutzstatus (nach § 1 Abs. 3 und § 7 Abs. 1b DSchG M-V), die in keiner Weise verändert oder beeinträchtigt werden dürfen, sind im Untersu- chungsraum nicht vorhanden. In der Tabelle 66 sind die im Untersuchungsraum befindlichen Verdachtsflächen aufge- führt. Die zwei Verdachtsflächen werden auf einer Länge von jeweils ca. 800 m vom Vorhabensraum gequert.

Tabelle 66: Bestand und Bewertung Kulturgüter

Lage Durchschneidungslänge/ Art Bedeutung/ Lage im direkten Vorhabensbereich Empfindlichkeit südlich Wolgaster Brücke ca. 800 m Verdachtsfläche mittel bis Tannenkamp km 31,9 – 33,0 Peenestrom Einfahrt ca. 800 m Verdachtsfläche mittel km 43,25 – 43,9 Osttief Ost (Variante 1) Lage randlich des Vorhabensraumes Bodendenkmal hoch km 56,5

In Abstimmung mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege findet in ausgewählten Baggerbereichen vor Beginn jeglicher Erdeingriffe eine archäologische Voruntersuchung statt, durch die ermittelt wird, in welchem Umfang Bodendenkmale durch die Arbeiten betroffen und ob weitergehende Bergungs- und Dokumentationsarbeiten notwendig werden. Erst nach Abschluss aller denkmalpflegerischen Arbeiten und einer Freigabe

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durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege werden die dort geplanten Baggerar- beiten durchgeführt. Mit dem Landesamt ist ein 3-stufiges Untersuchungskonzept vereinbart. In der 36. KW werden durch das WSA Stralsund Side-Scan-Sonar-Untersuchungen durchgeführt. Dar- auf aufbauend werden durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege seismische Untersuchungen in ausgewählten Baggerbereichen und im 3. Schritt ggf. Taucherunter- suchungen durchgeführt.

3.7.2 Bestandsanalyse und Bewertung Sachgüter sowie sonstige Nutzungen

Im Untersuchungsraum haben fischereiwirtschaftliche und wasserwirtschaftliche Nutzun- gen einen besonderen Stellenwert und werden daher nach dem UVPG als Sachgüter sowie sonstige Nutzungen betrachtet (vgl. auch Anl. 3).

3.7.2.1 Fischereiwirtschaftliche Nutzung Bestandsanalyse

Folgende Bestandssituation ergibt sich im Untersuchungsraum für die (berufsmäßige) Fischereinutzung:

– Greifswalder Bodden als größtes und nördlicher Peenestrom als viertgrößtes inne- res Boddengewässer (WINKLER et al. 1994)

– Untersuchungsraum stellt wichtige Küstenregion hinsichtlich des jährlich pro Flä- cheneinheit erzielten Fischereiertrags dar (WINKLER et al. 1994) (vgl. Abbildung 11, Abbildung 12, Abbildung 13 und Abbildung 14)

– Zentren des gewerblichen Fischfangs (auch mit Verarbeitungskapazität) grenzen an Untersuchungsraum: Freest und Karlshagen, weitere Kleinbetriebe (auch im Nebenerwerb) vorhanden (Peenemünde, Kröslin, Hollendorf, Zecherin, Wolgast, Mahlzow) (RPV VP 2005)

– hauptsächliche Nutzfischarten im Greifswalder Bodden: Hering, Aal, Dorsch, Horn- hecht, Zander, Hecht, Flunder (IFAÖ 2007 C)

– hauptsächliche Nutzfischarten im Peenestrom: Hering, Aal, Hecht, Zander, Blei (mdl. Mitteilung FAST Freest, 19.06.2007) sowie Barsch und Hornhecht (IFAÖ 2007 C)

– Reusenstandorte (siehe Karte 5.1 - 5.2)

– wichtiger Reproduktionsraum für zahlreiche Fischarten, zum Schutz der Reproduk- tionsgrundlage Ausweisung von Laichschongebieten im Untersuchungsraum (vgl. Karte 3.1 – 3.2)

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– Hauptzeiten für die Fischerei sind (WINKLER 1996):

März – April: Laichender Hering, Ende April Hornfisch April – Mai: Fangmaximum Edelfischarten April – Oktober: Aal August – November: Hecht, Barsch, Zander

120.000 107.843

100.000

72.804 80.000 64.447

60.000 49.134

40.000 32.346

20.000 11.586

0 Hering Zander Barsch Blei Plötz Schnäpel Fischart

Abbildung 11: Hauptsächlich gefangene Nutzfischarten und Anlandemengen der Berufs- fischerei im Peenestrom-Achterwasser 2006 (LALLF 2007)

225

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6.000 5.530

5.000

4.000 3.314

3.000

inKilogramm 2.000

848 1.000 632 238 146 5 8 64 30 85 3 102 21 103 0 Do S Fl S L L M Ho A A He K K Qua S e u tei a a e a a a a c rs elachs nd ch ch erfo rnh lm l c ulba rpfe h c n s s h p le h e bu S e ut t pe ie r r c te r n tt tck e h sc ll t r . e h Fischart

Abbildung 12: Weitere Nutzfischarten und Anlandemengen der Berufsfischerei im Pee- nestrom-Achterwasser 2006 (LALLF 2007)

9000 sonstige 8000 Hering

7000

6000

5000

4000 in Tonnen 3000

2000

1000

0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: Landesamt für Fischerei M-V, 08/2002

Abbildung 13: Anlandemengen der Berufsfischerei im Greifswalder Bodden (WSA STRALSUND 2004)

226

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80

70

60

50

40

in Tonnen in 30

20

10

0 Flu Ho He Ba Za Aa Do Ble La so nd rn ch rsc nd l rs i ch ns er he t h er ch s tige cht Fischart Quelle: Landesamt für Fischerei M-V, 08/2002

Abbildung 14: Anlandemengen der Berufsfischerei im Greifswalder Bodden 2001 nach Fischarten (außer Hering) (WSA S TRALSUND 2004)

Bestandsbewertung

Laut WINKLER et al. (1996) liegt die wesentliche Bedeutung des Nördlichen Peenestroms im Gebietsverbund betrachtet vor allem in seiner Funktion als Durchzugsgebiet für adulte und juvenile Fische. Traditionell orientiert sich die Fischerei an diesen Wanderwegen. Die Reusenstandorte (FAST Freest 2007) verdeutlichen folglich für die Fischerei wichtige Teilgebiete des Nördlichen Peenestroms und dessen Mündungsbereich in den Greifs- walder Bodden. Dabei tangieren nur wenige den Untersuchungsraum. Nach mündlicher Mitteilung aus dem FAST Freest wird ein Großteil der Reusen nicht mehr befischt (des- halb wird die Wertstufe herabgesetzt), der Schwerpunkt der Nutzung beschränkt sich auf den Mündungsbereich bei Peenemünde.

Der Nördliche Peenestrom, der Greifswalder Bodden und das vorgelagerte Ostseegebiet mit den Klappstellen haben insgesamt eine sehr hohe Bedeutung für die Fischerei (und das Freizeitangeln), wobei die Laichschongebiete, die Bereiche des Nördlichen Pee- nestroms und des Boddens, in denen i.d.R. die Reusen stehen (vgl. Karte 5.1.), (sowie für das Freizeitangeln bevorzugt aufgesuchte Bereiche) hervorzuheben sind.

227

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3.7.2.2 Sonstige Sachgüter

Ein weiteres Sachgut im Untersuchungsraum ist die Wolgaster Brücke . Sie wird als sehr hochwertig eingestuft, da es sich um einen besonderen Wert mit hoher Funktionalität handelt. Die Wolgaster Brücke ist die wichtigste Landverbindung zur Insel Usedom.

3.7.2.3 Sonstige Nutzungen – Wasserwirtschaftliche Nutzungen/Schifffahrt

Bestandsanalyse Der Greifswalder Bodden und der Peenestrom sind Bundeswasserstraßen. Insbesondere die Fahrrinnen bzw. Ansteuerungen werden ständig vom Schiffsverkehr genutzt. Von Sportschiffen, Fischern und Anglern wird das gesamte Küstengewässer und der Pee- nestrom befahren (zu Sportboothäfen siehe Kapitel 3.1). Folgende Bestandssituation ergibt sich im Untersuchungsraum für die Nutzung durch die Berufsschifffahrt:

– Regional bedeutsamer Hafen Wolgast (MABL M-V 2005)

– Seehafen Wolgast: Abwicklung von durchschnittlich ca. 2,8 % (0,7 Mio. t) des ge- samten seewärtigen Transportaufkommens der Häfen M-V (rd. 25 Mio. t Jahres- durchschnitt) für den Zeitraum 1997-2004 (PLANCO 2005) (vgl. Tabelle 67)

Tabelle 67: Identitätsmaße der Fracht- und Tankschiffe Wolgast 2002 (PLANCO 2005) tdw-Klasse Anzahl Anteil Durchschnittswerte je Größenklasse (%) tdw Länge (m) Breite (m) MaxTief (m) Bis 1.500 217 32,2 1.122 63,01 10,50 3,56 1.501 – 2.000 69 10,3 1.758 76,50 11,73 4,08 2.001 – 2.400 78 11,6 2.165 78,39 12,07 4,36 2.401 – 3.000 135 20,1 2.731 86,58 12,44 4,78 3.001 – 3.600 96 14,3 3.169 93,58 13,09 4,64 3.601 – 4.500 48 7,1 3.900 88,03 13,17 5,51 4.501 – 6.500 44 18 2,7 6.049 111,61 15,78 6,31 ab 6.501 44 12 1,8 7.033 108,78 17,26 6,62 Summe/Durchschnitt 673 100,0 2.361 79,12 12,02 4,38

44 PLANCO (2005) weist darauf hin, dass die Tiefgänge bei Vollabladung (MaxTief) der Größenklassen ab 4.500 tdw deutlich über dem derzeit mit schifffahrtspolizeilicher Genehmigung zugelassenen Maximalwert von 5,70 m liegen.

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– Überregionale Bedeutung für Getreideexport (PLANCO 2005)

– Mittelzentrum Wolgast als räumlicher Schwerpunkt für Unternehmen der maritimen Wirtschaft, insbesondere der Werften mit ihren Zulieferern und Dienstleistern, und auch Unternehmen der Bauwirtschaft und Handwerksbetrieben im Verflechtungsbe- reich des Peenestrom, des Achterwassers und des Stettiner Haffs (RPV VP 2005)  steigende Anzahl von Schiffsbewegungen bedingt durch die Werft und den Aus- bau der Industrie- und Handelshäfen in Wolgast, Anklam und Ueckermünde (siehe Tabelle 68)

Tabelle 68: Schifffahrtsbewegungen im Raum Wolgast (ohne Sportboote) für 1999/2000/2001 45

Zufahrt nach Wolgast/Jahr 1999 2000 2001 von Süd 4.164 4.793 4.430 von Nord 4.100 4.932 6.926

– Überdurchschnittliche Wachstumsprognose für deutsche Seehäfen (u.a. Wismar, Rostock, Stralsund, Sassnitz-Mukran; jahresdurchschnittliche Zuwachsrate des Umschlagaufkommens von 4,6 %), insbesondere Zunahme des Containerum- schlags (ca. 6 % p.a.), Profit aus Nähe zu den Wachstumsmärkten in Osteuropa (PLANCO 2007)

Bestandsbewertung Die Boddengewässerflächen des Untersuchungsgebietes, vor allem die Fahrrinnen, erfüllen wichtige Funktionen für die Schifffahrt.

Aus Sicht der Schifffahrt wird die Bedeutung der Fahrrinne und der Ansteuerung als sehr hoch und die der übrigen Wasserfläche des Greifswalder Boddens und des Nördlichen Peenestroms als hoch eingestuft.

45 Quelle: RPV VP 2005 nach Angaben des WSA Stralsund - Verkehrszahlenerfassung der VKZ Stralsund

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3.7.3 Erfassung und Beurteilung der zu erwartenden Auswirkungen des Vorha- bens auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter

3.7.3.1 Beschreibung der Auswirkungen

Folgende durch das geplante Vorhaben verursachte Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter werden betrachtet:

Kulturgüter Für die Verdachtsflächen und Bodendenkmale ergeben sich keine Auswirkungen, da im Vorfeld der Baumaßnahme in ausgewählten Baggerbereichen eine archäologische Vor- untersuchung stattfindet, durch die ermittelt wird, in welchem Umfang Bodendenkmale durch die Arbeiten betroffen sind. In deren Folge wird entschieden, ob weitergehende Bergungs- und Dokumentationsarbeiten notwendig sind. Nach Abschluss der Arbeiten erfolgt die Freigabe durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege.

Sachgüter sowie sonstige Nutzungen Fischereiwirtschaft

– Temporäre bzw. periodische Beeinträchtigung der Fischereiwirtschaft durch Boden- /Sedimententnahme durch Baggerung/Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- reich 46 und Boden-/Sedimentablagerungen auf den Klappstellen (baubedingt), vgl. auch Kap. 3.2.8.1.3

Sonstige Sachgüter: Wolgaster Brücke

– keine (s.u.)

Schiffsverkehr

– Temporäre bzw. periodische Beeinträchtigung der Schifffahrt durch Bautätigkeiten, Verkehr und Transport (Baggerguttransporte) (baubedingt)

– Positivwirkung (Folgewirkung)

46 Die Auswirkungen der Unterhaltungsbaggerungen entsprechen im Grundsatz denen des Ausbaus der Fahrrinne, werden aber deutlich geringere Ausmaße annehmen. Sie treten zeitlich begrenzt, jedoch regelmäßig wiederkehrend auf.

230

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Fischereiwirtschaft Temporäre bzw. periodische Beeinträchtigung der Fischereiwirtschaft Eine Beeinträchtigung der Fischfauna, die sich unmittelbar auf die Fangergebnisse der Fischerei auswirkt, kann insbesondere durch Sedimentbewegungen infolge des Ausbaus und der Verklappung durch kurzzeitige und lokale Veränderungen der Wasserbeschaf- fenheit hervorgerufen werden. Das Ausbaugebiet ist hauptsächlich Wander- und Durch- zugsgebiet für Fische (vgl. Kapitel 3.2.2.3 und 3.2.4.3). Die Veränderungen der Wasser- beschaffenheit durch Trübungswolken, Schwebstoffverdriftung und Rücklösung von Nährstoffen sind räumlich und zeitlich begrenzt. Wirkungen durch Schwebstoffverdriftung in die Flachwassergebiete und Nebenbuchten des Peenestroms die eine besondere Bedeutung als Fischlaich- und Aufzuchtgebiet besitzen, können nicht ausgeschlossen, jedoch durch Ausbauaktivitäten in diesen Bereichen außerhalb der Laichzeit umgangen werden. Aufgrund der ermittelten geringfügigen Veränderungen der unter Kapitel 3.4 erläuterten hydrographischen Systemparameter wird abgeleitet, dass kein messbarer Einfluss auf die Temperatur, den Sauerstoffgehalt und die Eisverhältnisse durch das Vorhaben prog- nostiziert werden kann. Kleinräumig können Scheucheffekte für die Fischfauna durch optische und akustische Unruhewirkungen während der Baggertätigkeiten entstehen. Während der Bautätigkeiten gemiedene Bereiche werden nach Beendigung der Baggerungen aber schnell wieder aufgesucht. Zudem ist die vorhandene Fahrrinne durch den Schiffsverkehr und Unterhal- tungsmaßnahmen ständig anthropogenen Beunruhigungen ausgesetzt, weshalb von einer Gewöhnung der Fischfauna an derartige Störungen auszugehen ist. Eine direkte Beeinträchtigung von Reusenstandorten (ausserhalb der Fahrrinne) kann ausgeschlossen werden. Eine möglich Beeinträchtigung kann auch dahingehend als zu vernachlässigend eingestuft werden, da ein Großteil der Reusen nicht mehr befischt wird (mdl. Mitteilung FAST Freest 2007).

Sonstige Sachgüter: Wolgaster Brücke Im Bereich der Wolgaster Brücke ist eine Baggerung nicht erforderlich, so dass sich hierdurch keine Auswirkungen ergeben. Auswirkungen könnten durch den geringfügig erhöhten Schiffsverkehr während der Baumaßnahme und infolge der Anpassung der Fahrrinnen entstehen. Da sich die Fahrzeuge (Baggerschiffe, Schuten, Frachtschiffe) nach den geltenden Vorschriften für das Führen von Fahrzeugen auf Wasserstraßen verhalten müssen und sich von den derzeit die Brücke passierenden Schiffen nicht unter- scheiden, sind Auswirkungen auf die Wolgaster Brücke nicht zu erwarten.

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Schiffsverkehr Temporäre bzw. periodische Beeinträchtigung der Schifffahrt durch Bautätigkeiten, Ver- kehr und Transport (Baggerguttransporte)

In der Zeit des Ausbaus der Fahrrinne sowie nachfolgend temporär während der Unter- haltungsbaggerungen befinden sich Bagger auf der Bundeswasserstraße. Weiter verkeh- ren Schuten zwischen Baggerungs- und Klappstelle. Dadurch kann es zur Behinderung der Schifffahrt kommen. Je nach Baggertyp (abhängig vom Substrat) besteht eine mehr oder minder große Behinderung der Schifffahrt (je nach Flexibilität und Betriebsart der Bagger) durch die Arbeiten im Fahrwasser. Aufgrund der zur Arbeitsbewegung des Ei- merkettenschwimmbaggers notwendigen Vertäuungs- und Ankereinrichtungen stellt dieser Bagger eine Behinderung für die Schifffahrt dar. Ebenso ein Hindernis für die Schifffahrt ist der Löffelbagger in seiner starren Position (pfahlgestützter Ponton). Der Hopperbagger ist durch seinen Eigenantrieb sehr flexibel einsetzbar und bedeutet für die andere Schifffahrt kein wesentliches Hindernis. Die Schuten wirken nur während der Standzeit/ dem Be- und Entladen behindernd. Während des Transportes gliedern sie sich in den Schiffsverkehr ein. Im Bereich des Bauvorhabens bestehen generell westlich und östlich der Fahrrinne Ausweichmöglichkeiten für Schiffe mit geringerem Tiefgang. Insbe- sondere bei der Nutzung der Eimerkettenschwimmbagger muß aufgrund des Status des Nördlichen Peenestroms als Bundeswasserstraße die ausführende Firma den uneinge- schränkten Ablauf der Berufsschifffahrt gewährleisten.

3.7.3.2 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Auswirkungen Kulturgüter In den Baggerbereichen der Varianten 1 und 2 muss vor Beginn jeglicher Erdeingriffe eine archäologische Voruntersuchung stattfinden, durch die ermittelt wird, in welchem Umfang Bodendenkmale durch die Arbeiten betroffen und ob weitergehende Bergungs- und Dokumentationsarbeiten notwendig sind. Erst nach Abschluss aller denkmalpflegeri- schen Arbeiten und einer Freigabe durch das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege dürfen die dort geplanten Baggerarbeiten durchgeführt werden. Seitens des WSA Stralsund ist mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege verein- bart, dass für die Verdachtsflächen Side-Scan-Sonar-Untersuchungen durch das WSA durchgeführt werden (erfolgt derzeit). Durch das Landesamt werden im Nachgang zu- sätzlich seismische Untersuchungen der Baggerbereiche und bei Notwendigkeit Tauch- untersuchungen durchgeführt.

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Sachgüter sowie sonstige Nutzungen

Fischereiwirtschaft

Es ist vorgesehen, die Ausbauaktivitäten im Bereich sensibler Hauptlaichgebiete (Um- kreis von 100 m) außerhalb der Laichzeiten der Charakterarten (Feb. – Juli) vorzuneh- men (s. Kap. 3.2.8.1.3).

Wolgaster Brücke Die geltenden Vorschriften für das Führen von Fahrzeugen auf Wasserstraßen sind einzuhalten.

Schifffahrt

Infolge der Gewährleistung der Befahrbarkeit der Bundeswasserstraße während der Bauphase sind keine baubedingten Auswirkungen des Vorhabens auf die Schifffahrt zu prognostizieren. Folgewirkungen der Ausbaus werden als positiv bewertet. Minderungs- maßnahmen sind nicht erforderlich.

3.7.3.3 Zusammenfassende Bewertung der Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Kulturgüter

In bezug auf die Kulturgüter unterscheiden sich die Varianten der Anpassung der Zufahrt zum Nördlichen Peenestrom. Zur Realisierung der Variante 1 wäre ein weiteres Boden- denkmal im Vergleich zu Variante 2 betroffen (s. Tabelle 66), so dass hierzu im Vorfeld zusätzliche archäologische Untersuchungen und ggf. eine Bergung und Dokumentation des Bodendenkmals erforderlich wird. Aus Sicht der Kulturgüter wir die Variante 2 bevor- zugt.

Sachgüter Eine Beeinträchtigung der Fischfauna, die sich unmittelbar auf die Fangergebnisse der Fischerei auswirkt, kann, wie im Abschnitt 3.2.8.1.3 dargestellt, nicht vollständig ausge- schlossen werden, wird jedoch unter Berücksichtigung der Maßnahme zur Vermeidung und Minderung als gering negativ eingeschätzt. Im Vergleich zwischen den Varianten 1

233

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und 2 ergeben sich bezüglich der ausgewiesenen Reusenstandorte und Laichschonge- biete keine variantenentscheidenden Unterschiede. Da der Ablauf der Schifffahrt während des Bauvorhabens durch das eingesetzte Unter- nehmen zu gewährleisten ist, sind keine erheblichen Beeinträchtigungen des Schiffsver- kehrs zu erwarten. Entgegen dem Istzustand ist eine Verbesserung der Passierbarkeit zu prognostizieren. Die positiven Effekte für die Schifffahrt gegenüber der Null-Variante sind variantenunabhängig zu erwarten (Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, Umschlagszu- wächse). Im Vergleich zwischen den Varianten 1 und 2 ergeben sich infolge dessen keine variantenentscheidenden Unterschiede.

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Tabelle 69: Übersicht zur Konfliktanalyse und –bewertung des Schutzgutes Kultur- und Sachgüter sowie sonstige Nutzungen

Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Verände- Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbe- rung Ausdehnung Vermeidung der Minimie- wertung rung baubedingt

Boden-/Sedimententnahme durch Beeinträchtigung von Kulturgü- keine negativen Aus- dauerhaft kleinräumig Durchführung keine weder nega- Baggerung im Ausbaubereich tern wirkungen durch Vor- der Voruntersu- tiv noch untersuchungen an chungen in Ab- positiv Boden-/Sedimentablagerung auf Klapp- Verdachtsflächen in stimmung mit stelle Abstimmung mit dem dem Landesamt Landesamt für Kultur für Kultur und und Denkmalpflege Denkmalpflege temporäre Beeinträchtigung der gering negativ mittelfristig lokaler Einfluss keine in ausgewie- unerheblich Fischereiwirtschaft Fahrrinne und senen negativ Klappstellen so- Bereichen wie ggf. kleinräu- keine Bag- mige Wirkzone gerung und durch Trübung Verklappung während der Laichzeiten Emissionen von Schall, Schadstoffen, keine Licht, Erschütterungen; Unfälle, Hava- rien visuelle Wirkung von Bautätigkeiten, keine Verkehr und Transport Trenn- und Barrierewirkung von Bautä- temporäre Beeinträchtigung der keine negativen mittelfristig lokaler Einfluss keine nicht erfor- weder nega- tigkeiten, Verkehr und Transport Schifffahrt Auswirkungen, da derlich tiv noch Passierbarkeit positiv

235 gewährleistet

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Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Auswirkungsprognose Wirkfaktor Auswirkung/betroffener Bereich Grad der Verände- Dauer Räumliche Möglichkeit der Möglichkeit Gesamtbe- rung Ausdehnung Vermeidung der Minimie- wertung rung anlagenbedingt Veränderung des Fahrrinnenquer- keine schnitts in Breite und Tiefe Flächeninanspruchnahme durch Sedi- keine mentablagerung auf der Klappstelle betriebsbedingt, Folgewirkungen Veränderung im Schiffsverkehr durch Positivwirkung im Bereich der hoch dauerhaft lokaler Einfluss keine nicht erfor- weder nega- ausgebaute Fahrrinne (Anzahl und Fahrrinne – Verbesserung der derlich tiv noch Größe der Schiffe) Passierbarkeit positiv Boden-/Sedimententnahme durch temporäre, periodische Beein- keine negativen mittelfristig lokaler Einfluss keine nicht erfor- weder nega- Unterhaltungsbaggerung im Ausbaube- trächtigung der Schifffahrt Auswirkungen, da derlich tiv noch reich Passierbarkeit positiv gewährleistet temporäre, periodische Beein- gering negativ mittelfristig lokaler Einfluss keine keine Bag- unerheblich trächtigung der Fischerei- Fahrrinne und gerung und negativ wirtschaft Klappstellen so- Verklappung wie ggf. kleinräu- während der mige Wirkzone Laichzeiten durch Trübung

Gesamtbewertung Schutzgut Kultur- und Sachgüter: unerheblich negativ bei Umsetzung von Maßnahmen zur Konfliktvermeidung und - minderung

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3.8 Ökosystemare Wechselwirkungen

3.8.1 Wechselwirkungen nach § 2 UVPG

„Mit den Wechselwirkungen sollen die Stoffkreisläufe und Energieströme im Naturhaus- halt Berücksichtigung finden, die über landschaftsraumtypische Zusammenhänge zwi- schen den abiotischen sowie zwischen den abiotischen und den biotischen Funktions- elementen der Schutzgüter zu erfassen sind“ (RASSMUS et al. 2001).

In Anlehnung an SPORBECK et al. (1997) erfolgt die Erfassung der ökosystemaren Wech- selwirkungen über die Funktion der Schutzgüter, da grundsätzlich davon ausgegangen werden kann, dass auch schutzgutbezogene Erfassungskriterien im Sinne des Indikator- prinzips bereits Informationen über die funktionalen Beziehungen zu anderen Schutzgü- tern und Schutzfunktionen beinhalten und damit indirekt ökosystemare Wechselwirkun- gen erfasst werden. Die im Zusammenhang mit den jeweiligen Schutzgutfunktionen innerhalb des schutzgut- bezogenen Ansatzes i.d.R. berücksichtigten Wechselwirkungen werden im Folgenden tabellarisch zusammengefasst.

Tabelle 70: Schutzgutbezogene Zusammenstellung von Wechselwirkungen

Schutzgut/ Wechselwirkungen zu anderen Schutzgütern Schutzgutfunktion Pflanzen Abhängigkeit der Vegetation von den abiotischen Standorteigenschaften Biotopschutzfunktion (Relief, Sedimente, Oberflächengewässer, Wassertiefe, Durchlichtung, Geländeklima, Grundwasser-Flurabstand) Bedeutung der Vegetation für Boden, Landschaftswasserhaushalt, Klima, Landschaftsbild Biotopausprägung als Indikator für Leistungsfähigkeit des Bodens (Natür- lichkeitsgrad) Pflanzen als Schadstoffakzeptor im Hinblick auf die Wirkpfade Pflanzen- Mensch, Pflanzen-Tier anthropogene Vorbelastungen von Biotopen Tiere Abhängigkeit der Tierwelt von der biotischen und abiotischen Lebensraum- Lebensraumfunktion ausstattung (Boden/Sedimente, Wasserbeschaffenheit, Vegetati- on/Biotopstruktur, Biotopvernetzung, Lebensraumgröße, Geländekli- ma/Bestandsklima, Lichtverhältnisse) Spezifische Tierarten/Tierartengruppen als Indikatoren für die Lebensraum- funktion von Biotoptypen/-komplexen Boden Abhängigkeit der ökologischen Bodeneigenschaften von den geologischen, Lebensraumfunktion geomorphologischen, wasserhaushaltlichen, vegetationskundlichen und klimatischen Verhältnissen Speicher- und Reglerfunktion Boden/ Sedimente als Lebensraum für die Bodentiere, Benthos und Natürliche Ertragsfunktion Makrophyten Boden als natur-/ kulturge- Boden als Standort für Biotope/Pflanzengesellschaften schichtliche Urkunde Abhängigkeit der Grundwasserschutzfunktion von der Grundwasserneubil- Grundwasserschutzfunktion dung und der Speicher- und Reglerfunktion des Bodens Boden in seiner Bedeutung für den Landschaftswasserhaushalt (Grundwas- serneubildung, Retentionsfunktion, Grundwasserschutz, Grundwasserd y-

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Schutzgut/ Wechselwirkungen zu anderen Schutzgütern Schutzgutfunktion namik) Boden als Schadstoffsenke und Schadstofftransportmedium (im Hinblick auf die Wirkpfade Boden-Pflanzen, Boden-Wasser, Boden-Mensch und Boden- Tiere) Abhängigkeit der Erosionsgefährdung des Bodens von den geomorphologi- schen Verhältnissen, dem Bewuchs, den Strömungsgeschwindigkeiten in Gewässerkörpern Boden/Ausgangsgestein als Rohstoff Boden als Standort für Nutzungen anthropogene Vorbelastungen des Bodens Oberflächengewässer Abhängigkeit der Gewässerdynamik von der Grundwasserdynamik im Lebensraumfunktion Einzugsgebiet (in Abhängigkeit von Klima, Lichtklima, Relief, Hydrogeologie, Boden, Vegetation/Nutzung) Funktion im Landschaftswas- serhaushalt Abhängigkeit der Gewässerdynamik und damit der Wasserbeschaffenheit vom Klima (Ein- und Ausstromsituationen) Abhängigkeit der Selbstreinigungskraft vom ökologischen Zustand des Gewässers (Besiedelung mit Tieren und Pflanzen) Gewässer als Lebensraum für Tiere und Pflanzen Gewässer als Schadstofftransportmedium (im Hinblick auf die Wirkpfade Gewässer-Pflanzen, Gewässer-Tiere, Gewässer-Mensch) Gewässer in seiner Bedeutung für die Erholung des Menschen anthropogene Vorbelastungen von Oberflächengewässern Grundwasser Abhängigkeit des Grundwasserdargebotes von den hydrogeologischen Grundwasserdargebotsfunktion Verhältnissen (z.B. Grundwasserergiebigkeit) und der Grundwasserneubil- dung Funktion im Landschaftswas- serhaushalt Abhängigkeit der Grundwasserneubildung von klimatischen, bodenkundli- chen und vegetationskundlichen, nutzungsbezogenen Faktoren oberflächennahes Grundwasser als Standortfaktor für Biotope und Tierle- bensgemeinschaften Grundwasserdynamik und seine Bedeutung für den Wasserhaushalt von Oberflächengewässern oberflächennahes Grundwasser in seiner Bedeutung als Faktor der Boden- entwicklung Grundwasser als Schadstofftransportmedium (im Hinblick auf die Wirkpfade Grundwasser-Mensch, Grundwasser-Oberflächengewässer, Grundwasser- Pflanzen) anthropogene Vorbelastungen des Grundwassers Klima Abhängigkeit des Geländeklimas und der klimatischen Ausgleichsfunktion Regionalklima (Kaltluftabfluss u.a.) von Relief, Vegetation, Nutzung und größeren Wasser- flächen Geländeklima Klima (Windwetterlagen) in seiner Bedeutung für die Gewässerdynamik klimatische Ausgleichsfunktion (Ein- und Ausstromsituationen, Wasseraustausch) und Wasserbeschaffen- heit (Salzgehaltsverhältnisse) Geländeklima in seiner klimaökologischen Bedeutung für den Menschen Geländeklima (Bestandsklima, Lichtklima) als Standortfaktor für die Vegeta- tion und die Tierwelt Bedeutung von Waldflächen für den regionalen Klimaausgleich (Klima- schutzwälder) anthropogene Vorbelastungen des Klimas

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Schutzgut/ Wechselwirkungen zu anderen Schutzgütern Schutzgutfunktion Luft Abhängigkeit der lufthygienischen Belastungssituation von geländeklimati- Lufthygienische Belastungs- schen Besonderheiten (lokale Windsysteme, Frischluftschneisen, Tal- und räume Kessellagen) Lufthygienische Ausgleichs- lufthygienische Situation als Standortbedingung für die Wohn- und Erho- funktion lungsfunktion Bedeutung von Vegetationsflächen für die lufthygienische Ausgleichsfunkti- on Luft als Schadstofftransportmedium (im Hinblick auf die Wirkpfade Luft- Pflanzen, Luft-Mensch) anthropogene, lufthygienische Vorbelastungen Landschaft Abhängigkeit des Landschaftsbildes von den Landschaftsfaktoren Relief, Landschaftsbildfunktion Vegetation/Nutzung, Oberflächengewässer, Gelände- und Regionalklima natürliche Erholungsfunktion Landschaft in ihrer Bedeutung für Erholung des Menschen Leit-, Orientierungsfunktion für Tiere anthropogene Vorbelastungen des Landschaftsbildes Mensch Abhängigkeit der Wohn- und Wohnumfeldfunktion sowie der Erholungsfunk- Wohn- und tion von den Landschaftsfaktoren Relief, Boden, Oberflächengewässer, Wohnumfeldfunktion Grundwasser, Gelände- und Regionalklima, Landschaftsbild, Vegetation, Tiere Erholungsfunktion menschliche Nutzungen in ihrer Bedeutung für die Veränderung der Land- schaftskomponenten Kultur- und Sachgüter Abhängigkeit des Vorkommens von Kultur- und Sachgütern von den histori- schen Lebens- und Siedlungsbedingungen (Relief, Boden, Oberflächenge- wässer, Grundwasser, Gelände- und Regionalklima, Landschaftsbild, Vegetation, Tiere) anthropogene Vorbelastungen der Kulturgüter

Beeinträchtigung von schutzgutübergreifenden Wechselwirkungen Unter Wechselwirkungen im Sinne des UVP-Gesetzes lassen sich erhebliche Auswir- kungsverlagerungen und Sekundärauswirkungen zwischen verschiedenen Umweltme- dien und auch innerhalb dieser verstehen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung addieren, verstärken, potenzieren, aber auch vermindern bzw. sogar aufheben können. Die Wir- kungen lassen sich anhand bestimmter Pfade verfolgen, aufzeigen und bewerten oder sind bedingt als Auswirkungen auf das Gesamtsystem bzw. als Gesamtergebnis darstell- bar.

Als Eingangsgrößen zur methodischen Erfassung der Beeinträchtigung von Wechselwir- kungen sind zum einen die vom Projekt auf die Umweltmedien gerichteten Auswirkun- gen, zum anderen die zwischen den Umweltmedien und ihren Teilkomponenten vorhan- denen Wechselbeziehungen relevant. Die konkreten Wechselwirkungen werden in der schutzgutbezogenen Bewertung der Auswirkungen betrachtet. Ein vorhabenbezogenes Beispiel ist der Eingriff in das Ökosystem des Nördlichen Pee- nestroms durch die Baggerung von Sedimenten ( Schutzgut Boden ) im Zuge des Aus-

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baus der Fahrrinne. Die Baggerung von Sedimenten beeinflusst das Makrozoobenthos (Schutzgut Tiere ) durch Entnahme und Aufwirbelung. Dieses wiederum stellt eine Stö- rung für die Fische (Nahrung und Laichsubstrat) dar. Im Ergebnis wird eine räumlich und zeitlich begrenzte Beeinträchtigung der Wasservögel, die die Fische und das Benthos als potenzielle Nahrungsquelle nutzen, deutlich. Da die Wasservögel einen Teilaspekt des Landschaftsbilds im Nördlichen Peenestrom und im Greifswalder Bodden darstellen, kann ihr Fehlen oder ihre Verlagerung in andere Bereiche den Erholungswert der Land- schaft mindern ( Schutzgut Landschaftsbild ). Die Beurteilung der Beeinträchtigung der landschaftsraumtypischen Wechselwirkungen soll in der folgenden Projekt-Umwelt-Matrix als medienübergreifende Darstellung der Umweltauswirkungen für das gesamte Vorhaben vorgenommen werden:

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Tabelle 71: Projekt-Umwelt-Matrix

Kultur- und Sachgüter !

Landschaft/ Land- ! ! ! !

schaftsbild

Wohnen/ Wohnumfeld/ !!! ! !

Freiraum und Landschaft Landschaft und Wohnen/Erholen Wohnen/Erholen Erholungsnutzung ! ! !

Schutzgebiete ! ! ! ! ! ! ! !

Fauna ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

Biotope ! ! ! ! !! ! ! ! Fauna/ Flora Flora Fauna/ § 20 Biotope ! ! ! ! !! ! !

Lufthygiene ! ! Kli- ma/ ma/ Luft Luft Klima

klimatologische Funktion

Lebensraumfunktion ! ! ! ! ! ! ! ! ! !

Wasserbeschaffenheit ! ! ! !

Strömungsverhältnisse Grundwasser Grundwasser Oberflächen-/ Oberflächen-/

Grundwasser

Entsorgungsfunktion + ! !

Naturnähe, Natürlichkeit ! Boden Boden ! ! Konfliktbereich Konfliktbereich

baubedingt Ausbaggerung derFahrrinne Umlagerungauf Klappstellen Baggerguttransporte Emissionen visuelle Wirkungen Trenn-und Barrierewirkungen anlagebedingt Veränderungdes Fahrrinnenquer- schnitts Flächeninanspruchnahme den auf Klappstellen betriebsbedingtund Folgewirkung Veränderung im Schiffsverkehr Unterhaltungsbaggerungen Wirkung

Beziehung, aber weder positive noch negative Auswirkung/Wechselwirkung ! Beziehung, aber geringe Auswirkung/Wechselwirkung !! wesentliche, mittlere Auswirkung/Wechselwirkung !!! wesentliche, hohe Auswirkung/Wechselwirkung + positive Auswirkung/Wechselwirkung

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3.8.2 Summationswirkungen

Auswahl der berücksichtigten Pläne und Projekte und Prognose kumulativer Wir- kungen

Das StAUN Ueckermünde übermittelte eine Liste mit über 40 Plänen und Projekten. Das WSA hat in Abstimmung mit dem StAUN eine Auswahl relevanter Pläne und Projekte auf Grundlage der Liste getroffen. Laut nachrichtlicher Mitteilung des StAUN Ueckermünde vom 04.07.2007 sind 18 Pläne und Projekte im Rahmen der Betrachtung möglicher ku- mulativer Beeinträchtigungen zu berücksichtigen. Sie werden in der nachfolgenden Ta- belle aufgeführt. Des Weiteren werden ihre voraussichtlichen Projektwirkungen genannt, die

– sie prinzipiell mit dem zu bewertenden Vorhaben gemeinsam haben können bzw.

– die sich von den Projektwirkungen des Vorhabens in ihrer Charakteristik unter- scheiden, jedoch zu Wirksynergien geeignet sind. Fazit: Insgesamt ist das Projekt nicht geeignet im Summation mit anderen Plänen und Projekten die Erheblichkeitsschwelle zu erreichen.

Dies wird wie folgt begründet:

Tabelle 72: Zu berücksichtigende Pläne und Projekte und deren kumulative Wirkungen im Zusammenhang mit dem Vorhaben

Pläne/ Projekte Begründung Substrataustrag, Substrateintrag Trübungsfahnen Schallemission, optische Unruhe Kumulative Wirkungen

Ausbau der Hafenzufahrt, Fertigstellung sowie x x x keine keine Überlagerung der Inbetriebnahme des Industriehafens „Synergie- Wirkräume park Lubminer Heide“

Ausbau der Bundeswasserstraße im Bereich x x x keine keine Überlagerung der des Auslaufkanals Lubmin Wirkräume

B-Pläne Vierow (Nr. 3 und 4) x keine terrestrische Wirkräume

B-Plan Nr. 1 „Industrie- und Gewerbegebiet x keine terrestrische Wirkräume Lubminer Heide“, inkl. Änderungen

FNP der Gemeinde Lubmin, inkl. Änderungen x keine terrestrische Wirkräume

Yachthafen am Auslaufkanal x keine keine Überlagerung der Wirkräume

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Pläne/ Projekte Begründung Substrataustrag, Substrateintrag Trübungsfahnen Schallemission, optische Unruhe Kumulative Wirkungen

Ausbau der Bundeswasserstraße (Ostansteue- x x x keine keine Überlagerung der rung Stralsund) Wirkräume

GUD-Kraftwerke 1 und 2 x keine terrestrische Wirkräume, keine zeitliche Überlage- rung

Erweiterung Marina Kröslin x x x keine keine Überlagerung der Wirkräume

Ortsumgehung Wolgast x x x keine terrestrische Wirkräume

Errichtung und Betrieb eines Steinkohlekraft- x keine terrestrische Wirkräume werkes am Standort Lubminer Heide

Kabeltrassen zu den Offshore-Windparks x x x keine keine Überlagerung der Ventotec Ost 2 und Arkonabecken Südost Wirkräume, keine zeitliche Überlagerung

Errichtung und Betrieb einer Gasverdichterstati- x keine terrestrische Wirkräume on im Bereich des Auslaufkanals am Standort Lubmin

Erweiterung des Yachthafens Lauterbach x x x keine keine Überlagerung der Wirkräume

Marine Sand- und Kiesgewinnungsflächen x xx x keine keine Überlagerung der Wirkräume

B-Plan Nr. 7 „Ferienhaussiedlung mit Versor- x keine terrestrische Wirkräume gungseinrichtungen Nordhafen“

FNP der Gemeinden Peenemünde, Karlshagen, x keine terrestrische Wirkräume Kröslin, Freest und der Stadt Wolgast

Gasleitung NORD STREAM x x x keine keine Überlagerung der Wirkräume, keine zeitliche Überlagerung

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4 Variantenvergleich

4.1 Entwicklungsprognose des Umweltzustandes mit und ohne Verwirklichung des Vorhabens

Die Variantenbetrachtung konzentriert sich zunächst auf die beiden zu betrachtenden Hauptvarianten:

– Ist-Zustand (Nullvariante) und Entwicklung ohne Vorhaben

– zukünftiger Zustand und Entwicklung mit Vorhaben

Tabelle 73: Variantenvergleich mit und ohne Verwirklichung des Vorhabens

Schutzgut Entwicklung ohne Entwicklung mit Vorhaben Vorhaben Mensch keine Veränderung der Wohn- geringe Beeinträchtigung der Erholungsfunktion (Baden) und Erholungsfunktion durch Gewässertrübung temporäre Verlärmung nachts/tags geringe temporäre Schallimmissionen zu schützender Nut- zungen mit Wohn- und Erholungsfunktionen unterhalb der jeweiligen Richtwerte parallel des Peenestroms geringe temporäre Schadstoffimmissionen geringe optische Unruhewirkung in Gebieten mit Wohn- und Erholungsfunktion Pflanzen/Tiere Biotope Beibehaltung der Verteilung geringe Beeinträchtigung (Vitalitätseinschränkungen) der und Zusammensetzung der semiterrestrischen Biotope durch Sedimentaufwirbelung Biotope (Gewässertrübung) im gesamten Nördlichen Peenestrom ggf. Beeinträchtigung (Vitalitätseinschränkungen) der semiter- restrischen und an den Nördlichen Peenestrom unmittelbar angrenzenden terrestrischen Biotope durch Eintrag von Schadstoffen im Havariefall temporärer Funktionsverlust von marinen Biotopen auf einer Gesamtfläche von ca. 201 ha (Variante 1) bzw. ca. 172 ha (Variante 2) durch Vertiefung der Fahrrinne im Nördlichen Peenestrom und im Greifswalder Bodden Wechsel des Sediments und damit verbunden des Biotoptyps auf ca. 30 % der Fläche des Eingriffsraumes durch Veränderung des Ausbauquerschnitts zeitlich begrenz- te Änderung der Salinität im Bereich der semiterrestrischen Biotope und damit verbundene Ausbreitung salztoleranter Arten und Verdrängung von Süßwasserarten im Nördlichen Peenestrom, in der Krumminer Wiek und im Achterwasser gelegentliche Überflutung an den Nördlichen Peenestrom unmittelbar angrenzender terrestrischer Biotope (Strand, Salzwiesen) geringe Vitalitätsbeeinträchtigung des Schilfgürtels im Nördli- chen Peenestrom durch ausbaubedingte Abnahme des Niedrigwasserscheitels Zunahme des Wasserstandes bei Hochwasser im Bereich der brackwasserbeeinflussten semiterrestrischen und terrestri- schen Lebensräume entlang des Nördlichen Peenestroms temporärer Funktionsverlust von marinen Biotopen auf einer Gesamtfläche von ca. 80 ha (Variante 1) sowie 84 ha (Varia n-

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Schutzgut Entwicklung ohne Entwicklung mit Vorhaben Vorhaben te 2) Überdeckung von Biotoptypen auf in Betrieb befindlichen Klappstellen mit teilweise standortfremdem Substrat auf einer Gesamtfläche von ca. 66 ha (Variante 1) sowie ca. 70 ha (Variante 2) Vitalitätsbeeinträchtigung des Brackwasserröhrichts im Nördlichen Peenestrom durch Verstärkung des Wellen- schlags, Sogwirkung der Schiffe mit Sedimentaufwirbelung, verstärkte Stoffeinträge (im Havariefall) Zoobenthos Beibehaltung der Verteilung Individuenverlust / unmittelbar in der Fahrrinne und Zusammensetzung der Veränderungen in der Ansiedlungsvoraussetzung Makrozoobenthosgesellschaf- ten Veränderugen in den Biozönosen Avifauna Nutzung des Untersuchungs- geringe Einschränkung der Nahrungsverfügbarkeit von (Rast- und Brut- raumes als hoch- und sehr Rastvögeln durch Flächen- und Funktionsverluste sowie vögel) hochwertiges Brutrevier durch geschädigte Assimilations- und Filtriereigenschaften von Makrophyten, Makrozoobenthos und Fischlaich Fortbestand der hoch- und sehr hochwertigen Rasträume mittlere Scheuch- und Vergrämungswirkungen, Veränderung der Raumnutzung geringe Fragmentierung von Lebensräumen, Einschränkung der Zugänglichkeit bedeutender Teillebensräume geringe Einschränkung der Nahrungsverfügbarkeit für Rast- vögel durch Veränderung bzw. Verschiebung hydrodynami- scher Gleichgewichte und der Hydrotopografie geringe Erhöhung der Schwallwirkung auf Uferbereiche; Zunahme von Schallemissionen und optischer Unruhewirkun- gen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs (Hafen Wol- gast nach Ausbau) und dadurch bedingte Scheuch- und Vergrämungswirkungen Fischotter/ Biber / Beibehaltung der bestehen- mittlere Scheuch- und Vergrämungswirkungen, Veränderung Kegelrobbe den Raumnutzung der Raumnutzung geringe Fragmentierung von Lebensräumen, Einschränkung der Zugänglichkeit bedeutender Teillebensräume geringe Zunahme von Schallemissionen und visueller Unru- hewirkungen im Falle der Zunahme des Schiffsverkehrs Fische/ Rund- Nutzung von Laich-, Auf- Überdeckung von Fischlaich am Eingriffsort und in einer mäuler wuchs- und Nahrungsgebiet Umgebung von ca. 100 m mittlerer bis sehr hoher kurzfristige Vergrämung in unmittelbarer Umgebung der Bedeutung Bagger und Schuten geringe Veränderungen in den Laichbedingungen

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Schutzgut Entwicklung ohne Entwicklung mit Vorhaben Vorhaben Boden / Sedi- Beibehaltung der bestehen- Funktionsbeeinträchtigung und Verlust (Abtrag/Überdeckung) ment den Sedimentzusammenset- der bestehenden Sedimentoberfläche zung und -verteilung Funktionen des Sediments werden von der neu angeschnitte- nen Oberfläche übernommen, dadurch Positivwirkung durch erhöhten Reinigungseffekt gegenüber dem vorhandenen Sediment geringe Veränderung der Sedimentationsbedingungen als Folgewirkung lokaler Änderungen der hydrographischen Systemparameter Wasser Beibehaltung der bestehen- geringe Beeinträchtigung der Wassergüte (Trübung, Freiset- den Wasserqualität zung von Schadstoffen, Sauerstoffzehrung) Positivwirkung durch geringe Änderung der Wassergüte (Klärung; Festlegung von Schadstoffen, Rückgang der Sauerstoffzehrung) ggf. potenzieller Schadstoffeintrag durch Baggerschiffe bzw. Schuten bei Havarie geringe Änderung der hydrographischen Parameter (Wasser- stand, Strömung und Salzgehalt; wahrscheinlich tlw. nicht messbar) Klima/Luft Beibehaltung der bestehen- geringe Erhöhung der bioklimatisch-lufthygienischen Belas- den Klimagefüge (Strahlungs- tung durch Schadstoffeinträge und Luftaustauschverhältnis- geringe Beeinträchtigung von Flächen mit klimamelorativer se) Wirkung durch Veränderung der Schilfbestände infolge veränderten Sedimenttransportregimes

Positivwirkungen auf CO 2-Emissionen Landschaftsbild keine Veränderung der geringe Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch Landschaftsbildräume akustische Störungen und Schadstoffimmissionen geringe Beeinträchtigung des Landschaftsbildes durch optische Störwirkungen Kultur- und keine Veränderung der geringe temporäre bzw. periodische Beeinträchtigung der Sachgüter Bodendenkmale und Ver- Fischereiwirtschaft und Schifffahrt dachtsflächen Positivwirkung im Bereich der Fahrrinne – Verbesserung der Passierbarkeit

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4.2 Vergleich der Ausbauvarianten 1 und 2

In der folgenden Tabelle werden die in der UVS betrachteten Varianten 1 und 2 gegen- übergestellt: Variante 1: Nördlicher Peenestrom (PN 58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN 5 bis PN1), Osttief (Ost, O20 bis O2) Variante 2: Nördlicher Peenestrom (PN 58 bis PN5), Tonnenbankrinne (PN 5 bis PN1), Loch, Osttief (West, O20 bis O30), Landtief

Schutzgut Ergebnis des schutzgutbezogenen Variantenvergleiches Vorzugsvariante nach schutzgut- bezogener Be- trachtung Mensch Es ergeben sich keine Unterschiede in den Auswirkungen der Varianten keine 1 und 2 auf die Wohn-/Wohnumfeld sowie Erholungs-/Freizeitfunktion. Pflanzen / Tiere Biotope Die Variante 2 führt zu einem um ca. 14 % geringeren ausbaubedingten Variante 2 temporären Funktionsverlust mariner Biotope. Zoobenthos Es ergibt sich ein Vorzug der Variante 2, der durch die geringere Aus- Variante 2 baustrecke bedingt ist. Fische/ Es ergeben sich keine Unterschiede in den Auswirkungen der Varianten keine Rundmäuler 1 und 2 auf die Ichthyofauna. Avifauna Neben der zügigeren Leitung der Schiffe durch empfindliche Lebensräu- Variante 1 (Brutvögel me (Greifswalder Bodden, Boddenrandschwelle) hat der Ausbau der und Rast- Fahrrinne nach Variante 1 den Vorteil, dass der Schiffsverkehr vermehrt vögel) zum Osttief-Ost verlagert wird, während die sensibleren Rastgebiete auf der nördlichen Boddenrandschwelle durch die abnehmende Frequentie- rung durch größere Schiffe entlastet werden könnten. Fischotter/ Für die Raumnutzung der Kegelrobbe im Übergangsbereich Greifswalder Variante 1 Biber / Bodden und Boddenrandschwelle erweist sich die Variante 1 über Ost- Kegelrobbe tief-Ost durch die kürzere Verweildauer von Schiffen in sensiblen Lebens- räumen und zügige Passage durch die Boddenrandschwelle als die günstigere Variante. Boden / Der Vorzug der Variante 2 ergibt sich durch die geringere Länge und Variante 2 Sediment damit den geringeren Eingriff während des Ausbaus (ca. 1,8 km bei Variante 2; 6,8 km bei Variante 1). Wasser Der Vorzug der Variante 2 ergibt sich aus der geringeren Eingriffsfläche. Variante 2

Klima/Luft Im Vergleich zwischen den Varianten 1 und 2 ergeben sich keine varian- keine tenentscheidenden Unterschiede. Land- Im Vergleich zwischen den Varianten 1 und 2 ergeben sich keine varian- keine schaftsbild tenentscheidenden Unterschiede. Kultur- und Bei Realisierung der Variante 2 wären außerhalb des nördlichen Pee- Variante 2 Sachgüter nestroms keine weiteren Bodendenkmale bzw. Verdachtsflächen von den Arbeiten betroffen. Zur Realisierung der Variante 1 wäre ein zusätzliches Bodendenkmal betroffen, so dass hierzu im Vorfeld archäologische Untersuchungen und ggf. eine Bergung und Dokumentation des Boden- denkmals erforderlich wird. Aus Sicht der Kulturgüter wird die Variante 2 bevorzugt.

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Im Ergebnis der einzelnen Betrachtungen innerhalb der Schutzgüter ergibt sich die Vari- ante 2 eindeutig als Vorzugsvariante .

Der Vorzug der Variante 1 für die Säugetiere und die Vögel ergibt sich durch den länge- ren Verlauf der Fahrrinne der Variante 2 durch empfindlichere Gebiete (betriebsbedingt durch die anschließende Nutzung der Variante 2 als Hauptfahrrinne).

5 Gesamtbewertung des Vorhabens

5.1 Zusammenfassende Darstellung der entscheidungserheblichen Auswirkun- gen der Vorzugsvariante und Darstellung der Vermeidungs- und Minde- rungsmaßnahmen

Im Folgenden werden die wesentlichen Auswirkungen auf die Schutzgüter des UVPG (erheblich negative Auswirkungen) unter Beachtung der Vermeidungs- und Minderungs- maßnahmen zusammenfassend dargestellt. Die Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitsprüfungen sind ebenfalls in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst. Insgesamt sind innerhalb des Vorvariantenvergleiches (vgl. Unterlage A zur Planfeststel- lung) bereits Varianten mit hohen Auswirkungen ausgeschieden worden (z.B. Var. 3 über Knaakrückenrinne), Reduzierung der Baggermengen von 2,5 Mio. m³ auf 1,5 Mio m³ (s. Unterlage A.1).

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Tabelle 74: Übersicht der Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung sowie verbleibende entscheidungserhebliche Auswirkungen der Vorzugsvariante

Schutzgut (nach Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung verbleibende entscheidungserhebliche Auswirkungen UVPG) Mensch Me1: Gewährleistung eines guten Wartungszustandes der Baggergeräte (z.B. Schmie- Richtwert überschreitende Schalleinwirkung > 10 Tage nachts/tags ren der Ketten beim Eimerkettenbagger) von (Bau-km) Me2: Anwendung der Vorgaben der 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes- 32.8-33.4 WR Tannenkamp Immissionsschutzgesetzes (32. BImSchV, Marktverkehrs- und Betriebsregelungen für Geräte und Maschinen) 30.5-32.5 WA Wolgast Me3: Einsatz schadstoff- und schallarmer Baugeräte Me4: zügige Baudurchführung in Nachbarschaft zu verlärmten bebauten Bereichen 42.7-43.8 GE Peenemünde Pflanzen / Tiere

Biotope / Makro- P1: Einsatz trübungsarmer Baggertechnologien - temporärer Funktionsverlust von marinen Biotopen auf einer zoobenthos P2: ordnungsgemäßer Umgang mit Betriebsmitteln; bei Havarien mit Austritt wasserge- Gesamtfläche von ca. 201 ha (Variante 1) bzw. ca. 172 ha fährdender Stoffe: Ergreifen sofortiger Gegenmaßnahmen entsprechend den ge- (Variante 2) durch Vertiefung der Fahrrinne im Nördlichen setzlichen Regelungen Peenestrom und im Greifswalder Bodden P3: Einsatz von Maschinen und Geräten, die bezüglich der Emissionen den jeweils - durch Vertiefung der Fahrrinne bedingter Wechsel des Sedi- geltenden Vorschriften und Regelungen entsprechen ments und damit verbunden des Biotoptyps auf ca. 30 % der Fläche des Eingriffsraumes P4: Einhaltung eines angemessenen Abstandes zum FFH-Lebensraumtyp „Riff“ in unmittelbarer Nähe zu den Klappstellen 551 und 527 durch Abgrenzung der Klapp- - Individuenverlust (Zoobenthos) unmittelbar in der Fahrrinne felder mittels Koordinatenvorgabe und auf der Klappstelle

Fische und P5: Bauzeitenregelung für Streckenabschnitte in sensibler Nähe (Umkreis 100 m) zu den - für die Fische und Rundmäuler verbleiben keine entschei- Rundmäuler Hauptlaichgebieten, hier Ausbauarbeiten außerhalb der Laichzeiten der Charakter- dungserheblichen Auswirkungen arten (Februar-Juli).

Vögel - keine - - für die Rast- und Brutvögel verbleiben keine entscheidungser- heblichen Auswirkungen

249 Säugetiere - keine - - für die Säugetiere (Biber, Fischotter und Kegelrobbe) verblei- ben keine entscheidungserheblichen Auswirkungen

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Schutzgut (nach Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung verbleibende entscheidungserhebliche Auswirkungen UVPG) Boden/Sedimente

BO1: Gezielte Baggergutverbringung im Bereich der KS 527 und KS 551 - für das Schutzgut Boden/Sediment verbleiben keine entschei- dungserheblichen Auswirkungen

Wasser

WA1: Einsatz umweltschonender moderner Baggertechnik - für das Schutzgut Wasser verbleiben keine entscheidungser- WA2: Sorgsamer Umgang mit wassergefährdenden Stoffen heblichen Auswirkungen

Klima/Luft

KL1: Einsatz schadstoffarmer Baugeräte und Beachtung der Vorschriften des BImSchG - für die Schutzgüter Klima/Luft verbleiben keine entschei- dungserheblichen Auswirkungen Landschaftsbild

- keine - - für das Schutzgut Landschaftsbild verbleiben keine entschei- dungserheblichen Auswirkungen Kultur- und Sachgüter

KuS1: Vermeidung bzw. Minderung von Beeinträchtigungen/Verlusten durch archäologi- - für das Schutzgut Kultur- und Sachgüter verbleiben keine sche Prospektion entscheidungserheblichen Auswirkungen KuS2: Ausbautätigkeit außerhalb der Laichzeit

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FFH-Gebiet Maßnahmen zur Schadensbegrenzung verbleibende entscheidungserhebliche Auswirkungen SPA

FFH-Gebiet - Bauzeitenregelung für Streckenabschnitte in sensibler Nähe (Umkreis 100 m) zu Die Beeinträchtigungen auf FFH-Arten bzw. Lebensraumtypen SPA den Hauptlaichgebieten, hier Vertiefungen außerhalb der Laichzeiten der Cha- (Charakterarten) werden unter Beachtung der Maßnahmen zur rakterarten des LRT 1130 (Februar-Juli) Schadensbegrenzung als nicht erheblich im Sinne der FFH- - Einhaltung eines angemessenen Abstandes zum FFH-Lebensraumtyp „Riff“ in Richtlinie gewertet. unmittelbarer Nähe zu den Klappstellen 551 und 527 durch Abgrenzung der Klappfelder mittels Koordinatenvorgabe

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5.2 Möglichkeiten für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nach § 6 Abs. 3 Nr. 2

Für die im Zusammenhang mit dem Vorhaben entstehenden unvermeidlichen Eingriffe in den Naturhaushalt sind gemäß § 19 BNatSchG bzw. § 15 LNatG M-V Ausgleichs- bzw. Ersatzmaßnahmen erforderlich. Im folgenden Abschnitt wird dementsprechend ein Vor- schlag für eine geeignete Kompensationsmaßnahme unterbreitet. Sie orientiert sich an den Zielen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft. Umweltqualitäts- und Entwicklungsziele werden für die Region des Vorhabens z. B. durch die Empfehlungen der HELCOM (Helsinki Commission) mit der Konvention zum Schutz der Meeresumwelt der Ostsee von 1992 und durch Vorgaben der Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft für FFH-Gebiete und EU-Vogelschutzgebiete formuliert. Das allgemeine Ziel besteht in der Erhaltung der natürlichen Lebensräume und der biologischen Vielfalt der Ostsee und der Küstenökosysteme, im Schutz der ökologi- schen Abläufe und der nachhaltigen Nutzung der natürlichen Ressourcen (HERRMANN 1994). Für das Ostseeküstengebiet werden in den „Hinweisen zur Eingriffsregelung“ (LUNG 1999) u.a. folgende Schwerpunkte genannt, die als Kompensationsmaßnahmen für die bau-, anlagen- und betriebsbedingten Beeinträchtigungen des Vorhabens im Bereich des Nördlichen Peenestroms, des Greifswalder Boddens sowie der Pommerschen Bucht als geeignet angesehen werden:

- Wiederherstellung von Küstenüberflutungsbereichen mit dem prioritären Biotoptyp Salzgrasland

- Wiederherstellung der Küstendynamik

- Renaturierung von Niedermooren im Küstenhinterland Die für das Vorhaben Fahrrinnenanpassung Nördlicher Peenestrom vorgesehene Kom- pensationsmaßnahme „Renaturierung des Polders Werre“ erfüllt die genannten Zielstel- lungen optimal. Mit der Schaffung einer Verbindung zwischen dem Polder Werre südlich der Neuen Werrestraße und dem Saaler Bodden werden die ursprünglichen hydrologi- schen Verhältnisse des Gebietes weitgehend wiederhergestellt. Damit entsteht zum einen eine ca. 109 ha große Brackwasserfläche, die mit dem Saaler Bodden verbunden ist. Zum anderen entwickelt sich im Bereich der höher gelegenen Flächen unter dem Einfluss einer standortangepassten Pflegenutzung Salzgrünland. Gerade das Salzgrün- land ist als Biotoptyp im südlichen Ostseeküstenraum selten geworden und stellt einen wertvollen und einzigartigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere dar. Mit der Renaturie- rung können u.a. insbesondere folgende naturschutzfachliche Zielstellungen erreicht werden:

- Zulassung natürlicher gewässerdynamischer Prozesse im Küstenbereich

- Wiederherstellung naturnäherer Grund- und Oberflächenwasserverhältnisse

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- Verbesserung der Nährstoffrückhaltefunktion durch Wiederherstellung natürlicher Überflutungsräume

- Verhinderung von Bodendegradationsprozessen (Moorflächen) durch Verbesserung der Wasserverhältnisse

- Entwicklung und Sicherung von Salzwiesen als einzigartiges und für die Küstenland- schaft typisches Grünlandökosystem mit Lebensraumfunktion für eine hochspeziali- sierte Tier- und Pflanzenwelt

- Verringerung der Nährstoffeinträge in den Saaler Bodden

6 Hinweise auf Probleme und Defizite nach § 6 Abs. 4 Nr. 3 UVPG

Vögel

Für das Landtief sowie die nördlichen Boddenrandschwelle (insbesondere Thiessower Steintrendel und KS 527) sind keine im detaillierten Maßstab differenzierte Daten zur Rastvogelverbreitung zugänglich. Die Bewertung dieser Rastgebiete basiert auf Gutach- ten, die das Rastgeschehen in diesem Bereich nur im groben Maßstab darstellen. Eine weitergehende geografische Differenzierung der Bedeutung dieser Gebiete für Rastvögel ist daher nicht möglich. Die Aussagen im vorliegenden Gutachten hinsichtlich der vorha- bensbedingten Auswirkungen auf das Rastgeschehen in diesem Bereich sind daher als Maximalbeeinträchtigung zu werten.

Boden / Wasser Die vorliegenden Daten aus den Untersuchungen der Fa. FUGRO (2004), des WSA (2005) und der IfAÖ (2007 A,B) werden als solide Datenbasis im Rahmen der UVS, insbe- sondere für den Bereich des Nördlichen Peenestromes, angesehen. Schwierigkeiten ergaben sich dabei jedoch durch die unterschiedlichen Methoden der Sedimentanspra- che und der Korngrößenverteilungsnomenklatur. Deshalb mussten in den Übergangsbe- reichen zwischen verschiedenen Kartenquellen die Daten interpoliert werden. Zur Erhö- hung der Aussageverständlichkeit wurden Verallgemeinerungen vorgenommen.

Weitere Probleme und Defizite werden innerhalb der Methodik in der Anlage 3 zur UVS aufgezeigt.

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Umweltverträglichkeitsstudie zur Anpassung der Seewasserstraße „Nördlicher Peenestrom“ UmweltPlan

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Mündliche Mitteilungen/emails Fischereiaufsichtsstation (FAST) Freest, Herr Möhring: 19.06.2007  Nutzfischarten, 20.06.2007  Reusenplätze

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