Marsascala 123

Malta

Beeindruckender Steinhaufen: Tempelkomplex von Hagar Qim – e Südosten Der Der Südosten Jahrhunderte lang war der Südosten Maltas wegen ständiger Piratenüber- fälle gefürchtet und unterentwickelt. Den alten Gehöften der Region sieht man noch immer ihre Wehrhaftigkeit an. Erst im 19. Jh. entstanden aus klei- nen Dörfern kleine Städte. Heute wird das Terrain Stück für Stück vom gro- ßen Einzugsgebiet Vallettas erobert. Das industrielle und wirtschaftliche Wachstum Maltas fordert zudem seinen Preis. Die Marsaxlokk Bay musste ihn mit ihrer Schönheit bezahlen – ein Kraftwerk, Maltas Freeport und Petrochemieanlagen machten die Idylle zunichte. Das Gebiet rund um Mqabba ist den Globigerinenkalk-Steinbrüchen zum Opfer gefallen. Den- noch hat die Gegend ihren Reiz, dennoch gibt es viel zu entdecken, z. B. traumhafte Felsstrände auf der Delimara-Halbinsel, das glitzernde Wasserfarbenspiel der Blue Grotto, oder die Tempelanlagen von Hagar Qim und Mnajdra. Als einziges touristi- sches Zentrum dieser Region hat sich Marsascala hervorgetan. Zabbar Das knapp 15.000 Einwohner zählende Zabbar ist für die meisten Reisenden ledig- lich Durchgangsstation auf dem Weg von Valletta nach Marsascala. Eine erste Blüte erlebte die Stadt im 18. Jh., als sich der deutsche Großmeister Ferdinand Hompesch ihrer annahm und sie unter seine Schirmherrschaft stellte. Ihr Beiname Città Hom- pesch und der Hompeschbogen am Ortseingang, den man im Kreisverkehr von Val- letta kommend zwangsläufig passiert, erinnern noch daran. Aufgrund ihrer späten Entwicklung ist die Stadt weiträumig angelegt, verwinkelte Gassen wie in mittel- alterlichen Städten fehlen.

124 Insel /Der Südosten

Außer der Wallfahrtskirche Ta’ Grazzia, die 1737 ihre heutige Fassade erhielt, und dem angeschlossenen Kirchenmuseum gibt es nicht viel zu besichtigen. Die große Kuppel setzte man übrigens erst 1928 auf das Gotteshaus, mehr als ein Jahrhundert nachdem die Franzosen die alte mit einem Kanonenschuss zum Einsturz gebracht hatten. Interessanter als die Kirche selbst ist jedoch das an ihrer rechten Seite liegende Zabbar Sanctuary Museum, dessen Sammlung vor allem durch die Unterschiedlich- keit und Vielfalt der Ausstellungsstücke überrascht. Die Palette reicht von Votiv- bildern, insbesondere von geretteten Schiffsbesatzungen, über archäologische Fund- stücke der Gegend bis zu Modellschiffen, die aus Streichhölzern gebastelt wurden. •Öffnungszeiten Kirche, tägl. 6–12 u. 16– Nr. 22 nach Cospicua (Three Cities), Nr. 19 19.15 Uhr. Museum, nur So 9–12 Uhr. Kein und Nr. 20 nach Marsascala. Eintritt, eine kleine Spende wird jedoch •Einkaufen Sa 7–11 Uhr großer Markt. erwartet. •Festa Das Patronatsfest zählt zu den •Busverbindung Nr. 18, 19, 20 und 21 von schönsten der Insel, am ersten Sonntag und nach Valletta. Bus Nr. 21 nach Xghajra, nach dem 8. September. uXghajra: Ein Abstecher in das knapp 1000 Einwohner zählende Xghajra, dessen Häuser in Hanglage hinter der Küste aufsteigen, lohnt nicht. Der Ort bietet keine ansprechenden Bademöglichkeiten, es gibt keine Hotels, keine Restaurants, nur ein paar Bars. Busverbindung Nr. 21 von und nach Valletta.

Marsascala (Marßaskala) Im Winter wirkt Marsascala wie ein Geisterstädtchen. Im Sommer ist dage- gen die Hölle los, denn viele Malteser – und auch Ausländer – haben hier einen Zweitwohnsitz. Und es werden immer mehr, was dem Ort nicht gera- de zum Vorteil gereicht. Besucht man Marsascala (auch: Marsaskala) bei Tag, wirkt das Städtchen enttäu- schend: Langweilige Neubauten überragen die gleichnamige Bay, die wenigen alten maltesischen Häuser mit ihren schmucken Fassaden und Erkern gehen dabei unter. Dazwischen zig Baustellen, vermüllte Baulücken und marode Bausubstanz. Der Ort gedeiht und fault gleichzeitig. Vielleicht verhelfen EU-Gelder Marsascala mal zu einem Städteplaner. Dabei liegt Marsascala recht idyllisch an einer fjordartigen Bucht, in der die traditio- nellen bunten Fischerboote, die Luzzus, am Morgen im glitzernden Wasser schaukeln. Und am Abend besitzt das Städtchen sogar Charme, wenn rund um die Bucht eine Lichterkette erstrahlt und auf dem palmengesäumten Uferboulevard flaniert wird. Der Bauboom in den letzten Jahren hat die Stadtgrenze auf die weiter südlich gele- gene Bajja San Tumas (St. Thomas Bay) mit ihren paar Metern Sandstrand ausge- dehnt. Zwischen den Schuppen der Fischer stehen dort kleine Ferienhütten. Sie sind ziemlich lieblos errichtet worden und tragen nicht gerade dazu bei, die Bucht zu verschönern. Wie die Marsascala Bay gewinnt aber auch die Bajja San Tumas mit der untergehenden Sonne an Reiz. Insbesondere an Wochenenden, wenn die Malteser hier ihre feucht-fröhlichen Barbecue-Abende veranstalten, herrscht Aus- gelassenheit und Freude. Ansonsten sorgen dort ein paar einfache Bars, zwei Pizze- rien und ein empfehlenswertes Fischrestaurant für Abwechslung. Die vielen Restaurants und Bars in der Marsascala Bay hingegen lassen sich kaum mehr zählen. An Sommerwochenenden findet man dort übrigens nur noch schwer-

Marsascala 125

Malta –

Abendstimmung – Marsascala Südosten Der

lich einen Platz, denn dann wird das Städtchen zum ausgelassenen Treffpunkt der aufgestylten maltesischen Teenies – sehenswert. Verbindungen/Diverses______

•Bus Nr. 22 nach Cospicua (Three Cities), alte Modelle. Autos ab 58 € für 3 Tage (Min- Nr. 19 und Nr. 20 nach Valletta. In die Bajja destleihdauer, ohne Vollkasko). ¢ 79639334 San Tumas fährt von Valletta über Zejtun (mobil). Bus Nr. 30. Nach Marsaxlokk und zu ande- •Einkaufen An der Triq ix-Xatt auf Höhe ren Zielen im Süden Maltas steigt man in der Kirche wird im Sommer bis Mitternacht Paola um (→ S. 107). Gemüse von Kleintransportern verkauft. •Taxi Mit den schwarzen Taxis von Joe’s •Festa Am 26. Juli oder am darauf folgen- Garage (¢ 79639354) kostet die Fahrt zum den Wochenende. Airport 16 € und nach Valletta 14 €. Weiße •Geld Bank of Valletta mit Automat nahe Taxis stehen am Ende der Bucht bereit. der Kirche auf der Nordseite der Bucht. → •Ärztliche Versorgung Wissenswertes Einen weiteren Geldautomaten finden Sie Marsascal von A bis Z, S. 45. z. B. neben dem Restaurant Jakarta im •Ausflüge Das komplette Ausflugspro- Zentrum. a gramm (→ S. 35) der großen Tourenanbie- •Kino Im Sun City Cine Palace an der Triq ter ist z. B. über Bj-Car Rentals (s. u.) zu tal-Gardiel laufen in 4 Kinosälen aktuelle buchen. Die meisten Touren starten in Spielfilme in englischer Sprache. Sliema, i. d. R. wird dazu ein Zubringerser- •Öffentliche Toiletten Unterhalb der Kirche. vice von Marsascala angeboten. •Polizei Nahe der Kirche in der Triq Zon- •Autoverleih Bj-Car Rentals, an der Ufer- qor. Die Ein-Mann-Wache ist jedoch nur straße auf der Nordseite der Bucht. Autos selten besetzt. Im Notfall hilft die Polizei in ab 69 € (Mindestleihdauer, ohne Vollkasko) Zabbar weiter, ¢ 21826931. für 3 Tage. ¢ 21632976, mobil 79555222. •Post Im Souvenirshop Midas an der Joe’s Garage, an der Ausfallstraße nach Nordseite der Bucht. Valletta, Triq Sant’ Antnin. Überwiegend

126 Insel Malta/Der Südosten

Übernachten______

Das Gros der Hotels ist heruntergekommen, die Zahl an empfehlenswerten Über- nachtungsmöglichkeiten bescheiden. So manches Haus würden wir gar nicht auf- führen, wäre die Auswahl größer. **** Corinthia Jerma Palace Hotel (14), mit schönem Blick über die Bucht. DZ 37 €. südlich der Bucht an der Spitze der Land- ¢ 21636392. zunge. Orientalisch anmutende Architek- ** Hotel Cerviola (7), ebenfalls auf der Süd- tur. Über 300 Zimmer mit Aircondition, de- seite der Bucht, etwas zurückversetzt an der nen eine Beauty-Kur gut tun würde. Sehr Triq Il-Qaliet. Auch zu diesem Haus muss beliebt bei Deutschen, Russen und Li- man sagen: Charmante Hotels sehen anders byern. Herr Ghadaffi persönlich pflegte hier aus. Im Sommer in trinkfester britischer schon seine Ferien zu verbringen. Pool, Hand. DZ mit Bad, TV und Aircondition 46 €. Konferenzräume, Tauchschule. Gnadenlos Ganzjährig. ¢ 21633287, [email protected] überteuert: EZ 130 €, DZ 245 €. ¢ 21633222, Ramla Lodge (17), an der Bajja San Tumas. www.corinthiahotels.com. 32 geräumige, dringendst restaurierungsbe- *** Etvan Hotel (9), an der Südseite der dürftige Zimmer, z. T. mit Buchtblick. Pool Bucht, etwas zurückversetzt. 50 überwie- zum Bakterienzüchten. Pizzeria. Freundli- gend kleine, saubere Zimmer. Relativ gro- cher Service. EZ 23 €, DZ 31 €. ¢ 21637596, ßer Pool. Viel russisches Publikum. DZ 42 €. [email protected]. Triq il-Qaliet, ¢ 21632323, www.etvan.com. Guest House Summer Nights (5), zentral, ** Charian Hotel (3), ebenfalls an der Süd- am Ende der Bucht. Von innen besser als seite der Bucht. Schwer in die Jahre ge- von außen. 9 kleine, aber helle und sau- kommenes Haus. Machte bei unserer Be- bere Zimmer mit Fliesenböden, die meis- sichtigung den Eindruck, als hätte es nicht ten mit Kochnische, alle mit Balkon und mal eine Putzfrau unter Vertrag. Einziger Meeresblick. Haken: laute Lage. Bar im Vorteil: Zimmer größtenteils mit Balkon EG (dort wegen Zimmern anfragen). DZ (sehr große im obersten Stockwerk) und 23 €. ¢ 21637956, [email protected]. Essen/Nachtleben______

Es gibt eine Handvoll sehr guter Restaurants, das Gros aber bedient den Gau- men britischer Pauschaltouristen: Fastfood-Freunde kommen voll und ganz auf ihre Kosten. Il Re del Pesce (16), gepflegtes Fischres- taurant mit (lauter) Terrasse auf dem Weg Grabiel (8), am Ende der Bucht beim zur Bajja San Tumas. Kleine, feine Karte, Mifsud Bonnici Square. Geführt von unter Geschäftsleuten beliebt. Hg. 11,50– zwei freundlichen Brüdern – der eine 16 €. Bis auf So (nur Lunch) nur Dinner. kocht, der andere berät die Gäste. ¢ 21634178. Zählt seit Jahren zu den besten Tal-Familja (13), sehr beliebtes und ge- Fischrestaurants der Insel. Gepflegt, pflegtes Restaurant an der Triq tal-Gardiel. aber nicht gerade stilvoll. Mittlere Spezialisiert auf maltesische Gerichte und bis gehobene Preisklasse. So Ruhe- Fisch. Als Vorspeisen werden z. B. Seeigel tag. In der zweiten Augusthälfte und Schnecken gereicht. Mittlere Preis- geschl. ¢ 21634194. klasse. Mo Ruhetag. ¢ 21632161. Fisherman’s Rest, in der Bajja San Tumas. Tudor Inn (6), nettes kleines Restaurant mit Der Fisch wandert hier direkt vom Boot in einer außergewöhnlichen Karte. Kosten Sie die Pfanne. Gepflegter Speisesaal. Mittlere z. B. Pulpetti, maltesische Wurst mit Sauer- Preisklasse. So geschl. ¢ 21681763. gurken und Curryöl oder Hühnchen mit Pis- Jakarta (10), Triq il Qaliet/Ecke Triq tal- tazienzitronenkruste. Günstige Lunchange- Gardiel. Von den asiatischen Restaurants bote, ansonsten Hg. 12,50–16 €. Sa/So nur der Stadt das mit Abstand beliebteste. Dinner, Mo geschl. Triq is-Salini 50, Probieren Sie Hase mit Pfannkuchen oder ¢ 21636416. Tintenfisch in Bohnensauce. Hg. 6,50–15 €.

Marsascala 127

ZabbarZabbar Dive Med Il-Bidni Iz-Zlieqaq 1

St. Anne's 2 Parish Church Polizei

Bj-Car Marsascala Rentals Triq ix-Xatt Bay 3 i lin

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i i 6 i riq Sant' Antn in q i T 8 9 7 s- V aliet S T -Q Triq il-Grigal a Triq il a r 10 j li r Joe's Garage i n

q i i t Zabbar, Valletta 11 Zabbar, Valletta Sun City a t a Cine Palace l - a G l 12 il a S

r - d s I i e 13 q 14 l i r T St. Thomas Tower

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Sienja Malta

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q i la r Dah – id- s T riq Tuma T San ta' In-Noqra Südosten Der St. Thomas 200 m Zejtun Zejtun Mamo Bay Tower 17 bernachten ssen & Trinken achtleben 3 Charian Hotel 1 Kasis Take Away 11 Speak Easy 12 Osiris 5 Guest House Summer 2 Marsascala Sports 13 Tal-Familja 15 Club Deep Nights Club 16 Il Re del Pesce 7 Hotel Cerviola 4 Lemon & Lime 9 Etvan Hotel 6 Tudor Inn 14 Corinthia Jerma 8 Grabiel Palace Hotel 10 Jakarta Marsascala 17 Ramla Lodge

Raucherraum! Im Sommer So geschl. Marsascala Sports Club (2), die Bar des ¢ 21633993. örtlichen Sportvereins liegt direkt am Was- Kasis Take Away (1), fast an der Nordspit- ser im Norden der Bucht. Gemütlich und ze der Bucht. Bietet nicht nur Pizza, son- simpel. Die örtliche Jugend spielt hier bis dern auch Gegrilltes: Fisch und Fleisch. in den Abend hinein Wasserball. Dazu Weißbier! Relativ preiswert. •Nachtleben Nahe dem Kinocenter liegt

•Bars Speak Easy (11), ab ca. 22 Uhr der Club Osiris (12), der nur an Wochen- beliebter Treffpunkt. Gespielt wird Musik enden geöffnet ist und selbst Teenies aus querbeet. Gemütliche Dachterrasse. Triq dem Großraum Valletta anlockt. An der tal-Gardiel. gleichen Straße etwas weiter Richtung Lemon & Lime (4), vorrangig Engländer St. Thomas Bay gibt’s noch den Club geben sich hier die Kanne, das Bier läuft Deep (15), der jedoch regelmäßig seinen schon am Nachmittag in Strömen. Am Namen ändert. Ende der Bucht Baden/Tauchen______•Baden Neben dem kleinen Sandstrand in Der schönste Felsstrand der Gegend ist der Bajja San Tumas bietet sich v. a. die jedoch Peter’s Pool auf der Delimara- Felsküste südlich der Marsascala Bay für Halbinsel (→ S. 131). Zu Fuß in ca. 1 Std. einen Sprung ins Meer an. zu erreichen, zugleich eine nette kleine

128 Insel Malta/Der Südosten

Wanderung (Schwindelfreiheit und Trocken- einfachste Möglichkeit aus – über terras- heit vorausgesetzt!). Dafür folgt man vom senartig angelegte Felder zu einem tiefer Ortskern in Marsascala der Triq tal-Gardiel gelegenen Pfad an den Klippen. Auf die- vorbei am Kinocenter Sun City Cine Palace sem geht es nun rund um die Landzunge in die Bajja San Tumas. Am Ende der Bucht Ras-Il-Fenek und weiter um die Il-Hofra-Z- geht es auf einem Feldweg bergauf (Ein- Zghira-Bucht. Halten Sie stets einen sicher- stieg links einer Ummauerung), der die en Abstand zu den Klippen, Abbruchge- Munxar-Landzunge überquert, bis man an fahr! An der Westseite der Bucht, am Ende deren Südseite den Klippenrand erreicht. einer Mauer (aus überwiegend unbehaue- Von dort verläuft der Weg gen Südwesten, nem Stein), stößt man auf einen betonier- nach rund 100 m entlang einer Mauer. Der ten, befahrbaren Weg. Auf diesem wandert Weg mündet in eine geteerte Straße, man entlang der Bucht und an ein paar rechts halten (nach links führt diese zu Häusern vorbei weiter. Nach ca. 350 m ge- einer Fischfarm auf der Xrobb Il-Ghaghin- langen Sie zu einer Schranke mit dem Landzunge). Nach ca. 250 m zweigt man in Schild „No vehicles allowed beyond this einer landeinwärts führenden Rechtskurve point“. Dahinter führt ein Pfad weiter ent- nach links auf einen befahrbaren Feldweg lang den Klippen direkt bis zu Peter’s Pool. ab (fast 180 °), der schon 50 m später nach •Tauchen Dive Med, ganz im Nordosten rechts abknickt (einzige Möglichkeit). Vor- Marsascalas am Zonqor Point, ganzjährig bei geht es nun an von Mauern umgebe- geöffnet, sehr freundlich, deutschsprachige nen kleinen Gärten. Ca. 150 m weiter führen Tauchlehrer. ¢ 21639981, www.divemed.com. schmale Pfade – suchen Sie sich die uSt. Thomas Tower und Mamo Tower: Beide verdienen nicht unbedingt die Über- schrift „Sehenswertes“. Der St. Thomas Tower wurde 1615 als Wachturm unter Großmeister Alof de Wignacourt gebaut, um den Zugang zur Bajja San Tumas und zur Marsascala Bay kontrollieren zu können. Unter den Briten diente der Tower als Gefängnis. Danach veranstaltete das Jerma Palace Hotel darin Galaveranstaltungen und große Diners. Umgeben von der Hotelanlage und einfachen Neubauten wirkt das Bauwerk heute irgendwie fehl am Platz. Zuletzt war der Turm nicht zugänglich. Vor dem Bau des St. Thomas Towers diente der Mamo Tower als Wachturm zwi- schen den beiden Buchten. Dieser Turm mit einer runden Kammer im Innern wurde von Din L’Art Helwa, einem Verein, der sich Maltas kulturellem Erbe an- nimmt, liebevoll restauriert. Er ist offiziell Do–So von 10–14 geöffnet, tatsächlich aber mehr nach Lust und Laune. Anfahrt Mamo Tower Von der Triq tal-Gardiel auf der Anhöhe beim Restaurant Il Re Del Pesce Richtung Zejtun abbiegen. Nach ca. 250 m taucht der Torri Mamo auf der linken Seite auf. 50 m dahinter liegt die mit Kanonen am Seitendach bestückte St.-Cajetan- Kapelle aus der Mitte des 17. Jh.

Zejtun (Seytun) Die alte, geschichtsträchtige Stadt, die einst unter dem Namen Bisqallin bekannt Marsaxlok war, überblickt die Buchten von Marsascala, San Tumas und Marsaxlokk. Bereits im k 15. Jh. erhielt Zejtun den Status einer Gemeinde und wurde für lange Zeit das Ver- waltungszentrum des Südostens. Wie kaum ein anderer Ort dieser Gegend war sie Piratenüberfällen ausgesetzt, mehrmals wurde sie geplündert und gebrandschatzt. In ihren hübschen, teils engen Gassen herrscht heute eine Ruhe, als erhole man sich noch immer von jener schrecklichen Zeit. Das Zentrum der Stadt befindet sich rund um die von Gafà entworfene Pfarrkirche St. Catherine aus dem 18. Jh.; Post und Bank, zwei Band Clubs und das Parteibüro der Labour Party haben dort ihren Sitz. Kunstgeschichtlich wesentlich interessan- ter, obwohl schlichter, ist die St.-Grigor-Kirche am Ortsrand. Sie ist eine der ältes- ten Kirchen Maltas. Ihre Grundmauern reichen vermutlich bis ins 10. Jh. zurück.

Marsaxlokk 129

Malta

Telefonieren vor der Polizeistation von Marsaxlokk – e Südosten Der

Bei Sanierungsarbeiten Anfang der 1970er stieß man auf geheime Gänge, die durch die dicken Wände des nördlichen Armes der Kirche führen. In ihnen fand man die Skelette von mehr als 80 Menschen. Wie sie dahin kamen, ist ein Rätsel – die meis- ten Erklärungen in diesem Zusammenhang geben Piratenüberfälle als Ursache an (nur Sa/So 7–12 Uhr). •Weg zur St.-Grigor-Kirche Vom Haupt- gelangt man mit Bus Nr. 27, in die Bajja San platz im Zentrum folgt man der Triq San Tumas mit Nr. 30. Um von der Bushaltestel- Grigor (Richtung St. Thomas Bay) vorbei an le ins Zentrum zu gelangen, folgt man der der Jesus-von-Nazareth-Kirche. Triq Il-Madonna Tal-Bon Kunsill vorbei an •Busverbindung Von und nach Valletta der Polizeistation. fahren Nr. 27, 29 und 30. Nach Marsaxlokk •Festa Am dritten Sonntag im Juni.

Marsaxlokk (Marsaschlokk) Gerade 10 km von Valletta entfernt liegt die große Marsaxlokk Bay, eine ge- schützte Zwillingsbucht, an deren Ufern die Ortschaften Birzebbugia und Marsaxlokk liegen. 1565 gingen hier die Türken an Land, und 1798 ankerte darin Napoleon mit seiner Flotte. Heute steuern große Containerschiffe und kleine Fischerboote die Marsaxlokk Bay an. Marsaxlokk bedeutet übersetzt nichts anderes als „Hafen im Südosten“, und dieser Hafen ist zugleich die größte Attraktion der Ortschaft, der bedeutendste Fischerei- hafen der Insel. Von allen touristischen Zentren werden Ausflugsfahrten nach Mar- saxlokk angeboten. Spaziert man die palmengesäumte Uferpromenade frühmor- gens entlang, wenn die Fischerboote in den Hafen einlaufen, Restaurantbesitzer den Fang übernehmen und Netze am Kai ausgebreitet werden, dann erfüllt Marsax- lokk nahezu alle Erwartungen, die mit Fischerstädtchenromantik in Verbindung ge- bracht werden. Kommt man aber ein paar Stunden später, zusammen mit einer

130 Insel Malta/Der Südosten

Armada von Ausflugsbussen, dann erinnern an das größte Fischerstädtchen Maltas nur noch die unzähligen, farbenprächtigen Boote, die Luzzus, die entlang der Kai- mauer schaukeln. Die Fischer haben sich zu dieser Stunde längst verabschiedet, ihr Markt hat sich aufgelöst, und Souvenirstände bestimmen das Bild. Lohnenswert ist ein Besuch Marsaxlokks aber auch am Abend, wenn man in den Fischrestaurants neben maltesischen Familien und nicht neben Hinz und Kunz aus aller Welt sitzt – besonders unterhaltend am Samstag und Sonntag. Fast nirgendwo sonst auf Malta ist die Auswahl an frischem Fisch so groß. Auf der Speisekarte stehen im Sommer überwiegend Schwert- und Tunfisch, nach dem 16. August, wenn die Fangsaison eröffnet ist, auch Lampuki. Obwohl Marsaxlokk als Standort ganz gemütlich ist, gibt es nur wenige Touristen, die länger bleiben. Im Südosten trübt das riesige Kraftwerk auf der Delimara-Halb- insel die Idylle. Auf der anderen Seite der Halbinsel laden dafür schöne Felsstrände zum Baden ein. Im Südwesten ist Marsaxlokk durch eine kleine Landzunge von Birzebbugia getrennt, auf der das Fort St. Lucian’s steht. Vor dessen Eingang rosten schwere Anker großer Ozeanriesen, im Innern beherbergt es u. a. ein meeresbiolo- gisches Institut. Im Nordosten liegen die Ausgrabungsstätte Ta Silg und die gleich- namige ehemalige Batterie, die von einem tiefen Graben umzogen ist. Die Anlage nutzt heute das Island Sanctuary, ein Tierheim. Verbindungen/Diverses______

•Bus Nr. 27 nach Valletta (Abfahrt von der •Markt Jeden Sonntagvormittag an der Hafenstraße gegenüber dem Restaurant Uferpromenade. Pisces). Nr. 627 6-mal tägl. über die Three •Öffentliche Toiletten Neben der Terrasse Cities und Sliema nach Bugibba und Nr. des Restaurants Harbour Lights. 427 3-mal tägl. über Tarxien und Mosta •Polizei An der Hafenstraße neben dem nach Bugibba (Abfahrt beider Busse vor Restaurant Pisces. ¢ 21651258. der Kirche). •Post Im Laden Old Trafford in der Triq L- → •Ärztliche Versorgung Wissenswertes Arznell. Von der Uferstraße der Straße links von A bis Z/Ärztliche Versorgung, S. 45. der Kirche (Ausfallstraße nach Valletta) fol- •Festa Am ersten Sonntag im August. gen, die erste Möglichkeit links. •Geld Bei der Pfarrkirche Geldautomaten mehrerer Banken. Übernachten/Essen/Bars______

Golden Sun, einziges Hotel vor Ort, etwas zurückversetzt vom Hafen in der Triq il-Kaj- jik. Eine sehr düstere und altbackene Ange- Duncan Holiday Flats, eine sehr legenheit. 25 Zimmer und 10 Apartments nette, empfehlenswerte Adresse. mit zusammen gewürfeltem Inventar. Pool. Michael Baldacchino vermietet über DZ 46 €, gleicher Preis für ein Apartment für seinem Restaurant direkt am Hafen 2 Pers ohne Frühstück. ¢ 21651762, www. bei der Pfarrkirche 8 gepflegte Stu- goldensunhotelmalta.com. dios mit TV, Kühlschrank, Spüle und Das Restaurant Il-Bukkett (s. u.) vermit- Geschirr, die größeren auch mit telt 4 geräumige Apartments für 2–4 Pers. Kochgelegenheit. Fast alle mit klei- etwas zurückversetzt von der Uferstraße. nem Meeresblickbalkon. Aircondi- Zu empfehlen vor allem das im OG mit tion gegen Aufpreis. Für 2 Pers. 37 €, herrlicher Aussicht (die darunter sind Frühstück extra. ¢ 21657212, www.dun etwas dunkel), für alle gibt es zudem eine canguesthouse.com. Dachterrasse. Von Lesern entdeckt und gelobt. Für 2 Pers. 28 €, für 4 Pers. ab 33 €. ¢ 21651819 o. 79047662 (mobil).

Marsaxlokk 131 Michael Barbara vermietet Apartments am Ortsrand mit Landblick. Recht groß, jedoch altbacken ausgestattet. Für 2–4 Pers. 28 €. Man findet ihn in seiner Bar, der Rising Sun Bar (s. u.), ¢ 21657219 u. 21659072. •Essen Entlang dem Hafen reiht sich im Abstand von etwa 50 m ein Lokal ans ande- re. Fast alle haben ihre Stammklientel, hier unsere beiden Tipps: Is-Sajjed, ganz im Südwesten Marsaxlokks (Richtung Birzebbugia) auf einem kleinen Landvorsprung. Sehr schöne Terrasse (der Blick aufs Kraftwerk stört am Abend gar nicht) und sehr gute mediterrane Küche: Pasta, Fisch und Fleisch (7–18,50 €). Zuvor- kommender Service, fast nur maltesisches Publikum. Mo Ruhetag, So nur Lunch. ¢ 21652549.

Die Restaurants in Marsaxlokk ge-

Malta hören zu den besten und preiswertes- ten der Insel, kostenlose Vorspeisen sind hier Standard. Freitag- und

Samstagabend ist ohne Reservierung –

kaum ein Platz zu bekommen. Tags- Südosten Der über, wenn die Ausflugsbusse aus der St. Paul’s Bay und Sliema eintref- fen, lassen Service und Qualität zu- weilen jedoch zu wünschen übrig.

Il-Bukket, an der Uferstraße. Familienbe- trieb. Aufmerksamer Service und sehr, sehr

gute Küche. Leser meinen: „Beim zweiten Besuch wurden wir schon wie Stammgäs- Bade-Hotspot im Südosten Maltas: te behandelt.“ Leckerste Fischgerichte, Peter’s Pool aber auch Fleisch und Pasta. Hg. 6–17 €. ¢ 21651819. •Bars Die stolze 100 Jahre alte Rising Sun Ein netter Treffpunkt der Einheimischen ist Bar an der Uferstraße östlich der Kirche ist zudem das Centru Laburista, die Kneipe die wohl urigste und älteste Bar vor Ort der hiesigen Labour Party zwischen den und eine originelle Mischung aus Lädchen, Restaurants Il-Bukkett und Pisces an der Kneipe und Restaurant. Zudem bekommt Hafenstraße. Außenbestuhlung. Manchmal man hier das billigste Pint des Städtchens. bekommt man einen kleinen kostenlosen Mo geschl. Snack zum Bier. uDelimara-Halbinsel/Baden: Das Prädikat „einladend“ verdienen die Felsstrände auf der Ostseite der Halbinsel, insbesondere Peter’s Pool und die Il-Qala-Bucht. Aber wie das mit schönen Dingen oft ist, haben sie einen Haken: Um hinzukommen, be- darf es eines fahrbaren Untersatzes, oder man muss sich auf einen längeren Fuß- marsch (ca. 45 Min.) gefasst machen. Bei starkem Andrang werden im Sommer in beiden Buchten Snacks, Softdrinks und Bier verkauft. Die Bademöglichkeiten auf der Westseite der Halbinsel sind dagegen wenig reizvoll. Sie büßen aufgrund des dortigen Kraftwerks an Attraktivität ein. Wer die ganze Delimara-Halbinsel erkunden möchte, kann noch bis zum Delimara Point, der Landspitze fahren bzw. wandern – nicht allzu spannend. Auf dem Weg

132 Insel Malta/Der Südosten

dahin passiert man ein paar verwahrloste und ein paar intakte Militärbaracken so- wie einen Leuchtturm. Auf Höhe der Il-Qala-Bucht, jedoch zur Marsaxlokk-Bay- Seite, steht zudem das Fort Delimara, dessen heutige Wälle aus britischer Zeit stammen – nach Terminvereinbarung mit Heritage Malta (¢ 22954000) kann man es besichtigen. Den Parkplatz vor dem Fort suchen allabendlich jene auf, die keine Zweitwohnung sondern nur eine große Rückbank haben. Tagsüber stört dort der Anblick von viel Müll in der Landschaft, anderseits genießt man aber auch eine herrliche Aussicht über die Bucht von Marsaxlokk bis zu Maltas Freeport. •Anfahrt Peter’s Pool/Il-Qala In Marsax- Bei der darauf folgenden Weggabelung hält lokk fährt man vom Restaurant Harbour man sich erneut rechts. Nun folgt man stets Lights an der Uferstraße gen Osten, also der Straße, bis es hinter einem Farmhaus Richtung Kraftwerk. Die Straße führt links mit grünen Fensterläden und Tor links auf am Restaurant Hunters Towers vorbei. Kurz einen Schotterweg zu Peter’s Pool abgeht. darauf erreichen Sie die Zufahrtsstraße zum Kraftwerk, links halten. Nach ca. 200 m Achtung: Lassen Sie keine Wertsa- fahren Sie bei einem Kreisverkehr rechts chen im Auto! Bei rauer See lohnt die bergauf. Bei der nächsten Kreuzung, bei Anfahrt übrigens nicht – dann ist das der Kirche von Ta Silg, biegt man rechts ab. Baden gefährlich!

Um in die Il-Qala-Bucht zu gelangen, fährt man einfach geradeaus weiter, vorm Fort Delimara müssen Sie links auf den Park- platz ab. •Fußweg In Marsaxlokk geht man am östlichen Ende der Uferstraße links am Res- taurant Hunters Towers vorbei, erreicht kurz darauf die Zufahrtsstraße zum Kraft- werk und hält sich dort rechts. Nach ca. 250 m zweigt man hinter einem einzeln ste- henden Haus mit kleinen Fenstern und Turmansatz nach links auf einen steil berg- aufführenden Weg ab. Dieser endet unter- halb einer Mauer. Hier hält man sich links, bis es wieder steil bergauf geht und man auf der Anhöhe der Halbinsel die Zufahrts- straße zum Delimara Lighthouse erreicht, dort rechts halten. Nun folgen Sie der Straße, bis nach ca. 350 m linker Hand ein Haus mit grünen Fensterläden und Tor auftaucht. Kurz hinter dem Haus zweigt nach links der Weg zu Peter’s Pool ab. •Tauchen Unter Wasser begeistert die Delimara-Landzunge (insbesondere am Delimara Point) wegen ihrer imposanten Abhänge und zahlreichen Höhlen (die meisten auf ca. 25 m). Eine Landzunge weiter nördlich, vorm Kap Xrobb il-Ghaghin, liegt 40 m tief auf dem Meeresgrund der Hafen von Marsaxlokk Belheim Bomber, ein Flugzeugwrack aus dem 2. Weltkrieg. uTa Silg (Tas-ßildsch): Die archäologisch bedeutende Ausgrabungsstätte Ta Silg liegt nur 1 km nordöstlich von Marsaxlokk. Italienische Wissenschaftler deckten hier Mitte der 1970er einen punisch-römischen Tempel auf. Die Punier hatten ihn der

Birzebbugia 133

Göttin Astarte gewidmet (griechisch: Hera), die Römer, so nimmt man an, gestalte- ten ihn zu dem berühmten Junotempel um, der nach Ciceros Bericht von Verres geplündert wurde. Das Gelände ist hässlich ummauert und nur nach vorheriger Absprache mit Heritage Malta (¢ 22954307) zu besichtigen, jedoch mehr oder weniger problemlos einsehbar. •Anfahrt In Marsaxlokk fährt man vom auf. Parken Sie bei der nächsten Kreuzung Restaurant Harbour Lights an der Ufer- bei der Kirche von Ta Silg. Folgen Sie straße gen Osten, also Richtung Kraft- dann für ca. 100 m der Straße links berg- werk. Die Straße führt links am Restau- auf Richtung Marsascala und schauen Sie rant Hunters Towers vorbei. Kurz darauf dann rechter Hand über die Mauer. Wer erreichen Sie die Zufahrtsstraße zum Kraft- groß genug ist, findet eine Stelle, um werk, links halten. Nach ca. 200 m fahren darüber zu blicken, ansonsten muss man Birzebbug Sie bei einem Kreisverkehr rechts berg- auf einen Stein steigen. ia

Birzebbugia (Birsebudscha) Die knapp 8000 Einwohner zählende Stadt ist das industrielle Zentrum des Südostens. Sie erstreckt sich um zwei Buchten, die St. George’s Bay und die

Pretty Bay, Letztere mit einem beliebten Sandstrand. Rund um Birzebbugia Malta kann man eine Höhle und Tempelanlagen erkunden. Für Familien bietet sich zudem ein Ausflug zum Playmobil Fun Park an.

Blickt man auf den schönen Sandstrand in der Pretty Bay, fragt man sich, warum – ausgerechnet unmittelbar vor Birzebbugia der Freeport, Maltas großer Container- Südosten Der hafen, entstehen musste und warum sich ausgerechnet hier die Öl- und Gasindus- trie niederlassen musste, wirkt doch das Städtchen mit seinem hübschen Ortskern wie dafür geschaffen, die Rolle des tou- ristischen Zentrums im Südosten Mal- tas zu spielen. Die Antwort ist einfach. Ohne den riesi-

gen Containerhafen hätte es den großen Sandstrand in der Pretty Bay nie gege- ben. Er entstand mehr oder weniger über Nacht, als man den Freeport aus- baggerte und den Sand in der Pretty Bay ablud. Nun hat die Stadt also jenen herr- lichen Strand, der mehr als einladend wäre – blickte man nicht auf den Free- port und die umliegenden Öl- und Gas- tanks. Ein paar Touristen scheint dieser Umstand jedoch kaum zu stören; es gibt ein Hotel und ein Guest House, die beide fest in britischer Hand sind. •Busverbindung Nr. 11 von und nach Val- letta. •Autoverleih Mexico’s Travel, zentral an der Busendstation an der Pretty Bay. Autos ab 58 € für 3 Tage (Mindestleihdauer, ohne Vollkasko). ¢ 21658625 o. 99299684 (mobil). •Festa Am ersten Sonntag im August. •Einkaufen Jeden Do Markt in der Triq Blickpunkt Birzebuggia Santa Katarina nahe der Grundschule.

Rabat 145

Rabat – die Krypta in den St.-Agatha-Katakomben

Der Westen Malta Der Westen Maltas zählt zu den reizvollsten Regionen der Insel. Er besticht durch das Rabat-Dingli-Plateau, eine vegetationsarme Hochebene, die von – grünen, bewirtschafteten Tälern durchsetzt ist, in denen Obst, Wein und Westen Der Gemüse angebaut werden. Das Plateau erstreckt sich bis zur Küste, wo es in imposant abstürzenden Klippen, den Dingli Cliffs, sein Ende findet. Aber nicht nur die Landschaft macht den Reiz dieser Region aus, auch die alte, bezaubernde Hauptstadt trägt dazu bei. Am Rande des Plateaus gelegen, ragt ihre Silhouette weithin sichtbar über die Ebene Nord- und Zentralmaltas. Die verschlafenen Dörfer der Gegend haben dagegen außer Charme nur wenig zu bieten. Aber den kann man ihnen nicht absprechen.

Rabat (Rabat) Die ehemalige Vorstadt von Mdina hat an Größe und Einwohnerzahl die alte Hauptstadt bei weitem übertroffen. Über 11.000 Einwohner zählt Rabat heute. Es ist das wirtschaftliche Zentrum der westlichen Inselhälfte. Einen Vergleich zu Mdina, vor dessen Toren sich Rabat erstreckt, kann Rabat nicht standhalten. Doch welche Stadt kann das schon. Dafür sprüht Rabat, im Gegensatz zu Mdina, vor Leben. Enge Gassen mit urigen Läden laden zum Spazieren ein, zu- dem bietet das geschäftige Zentrum einige Sehenswürdigkeiten – insbesondere die Katakomben, die als Begräbnisstätten genutzt wurden, sind einen Besuch wert. Sie lagen einst nur wenige Meter vor den Toren der alten römischen Stadt Melita, die die Sarazenen aus Verteidigungsgründen auf die Größe des heutigen Mdina redu- zierten. Das rasche Wachstum Rabats jedoch, das mit einer nachlassenden Bedrohung

146 Insel Malta/Der Westen

durch die Türken einherging und den Schutz der Zitadelle nicht mehr erforderte, ließ sie ins Zentrum der Stadt rücken. Noch heute expandiert die Marktstadt, neue Wohngebiete in den Außenbezirken entstehen. Im Zentrum hat man sich auf das Geschäft mit den Tagestouristen ein- gestellt, Souvenirshops säumen den Weg von der zentralen St.-Paul’s-Kirche zu den Katakomben. Auch haben sich mehrere nette Bars rund um die Pjazza Tal Parocca vor der Pfarrkirche angesiedelt. Abends jedoch wirkt der Stadtkern verlassen, die Einwohner Rabats und Mdinas treffen sich dann vor den Toren Mdinas rund um die Pjazza Saqqajja.

Verbindungen/Diverses______

•Verbindungen Bus: Nr. 80, Nr. 81 und Nr. Kutschen: Stehen vorm Main Gate von 84 von und nach Valletta. Nr. 81 fährt zudem Mdina bereit. Fahrt durch Rabat und Mdina ca. alle 30 Min. weiter nach Dingli, meist (30–45 Min.) ca. 35 €. über die Buskett Gardens und ist Fr/Sa um •Parken Gebührenpflichtige Parkplätze vor Mitternacht und um 1.30 Uhr (im Sommer der Roman Villa. nochmals um 3 Uhr) als Nachtbus von und •Festa Patronatsfest von Rabat am ersten nach Paceville unterwegs. Nr. 65 fährt über Sonntag im Juli. In Mdina wird dreimal ge- Ta’Qali, Mosta und St. Julian’s nach Slie- feiert: am letzten Sonntag im Januar, am ma, Nr. 86 über Ta’Qali und Mosta nach Bu- 29. Juni und Ende Juli. gibba. Die Busendstation für Bus Nr. 80 liegt •Geld Banken mit Automaten an der relativ zentral an der Triq Santa Rita in Ra- Pjazza Saqqajja. bat. Die abfahrenden Busse können auch alle •Einkaufen Jeden So Markt gegenüber nahe der Pjazza Saqqajja bestiegen werden. der St.-Paul’s-Kirche in Rabat. •Internetzugang Internetcafé Four Aces Wer als erstes Mdina besichtigen in Rabat an der Pjazza Tal Parocca. möchte, steigt am Ortseingang von •Öffentliche Toiletten U. a. in Rabat bei Rabat aus. der Bushaltestelle an der Triq Santa Rita. •Polizei In Mdina unmittelbar hinter dem Taxi: Stehen u. a. an der Pjazza Saqqajja Stadttor rechter Hand, in Rabat an der Triq bereit. Nach Valletta, in die St. Paul’s Bay Santa Rita. ¢ 21454554. oder zum Airport ca. 23 €. •Post Neben der Polizei in Rabat. Übernachten______

Zuletzt gab es in Rabat und Mdina nur die hier aufgeführten Unterkünfte: ***** Xara Palace Hotel, innerhalb der Point de Vue Guest House (3), Altbau an Stadtmauern Mdinas, untergebracht im der Pjazza Saqqajja vor den Toren Mdinas. alten Palast der Familie Muscati-Parisio 10 einfache saubere Zimmer mit gekachel- (→ S. 158). Boutiquehotel, das der Stadt ten Böden, manche mit herrlichem Blick würdig ist, einfach traumhaft. 17 stilvolle über die halbe Insel (diese liegen jedoch Zimmer, mit Antiquitäten bestückt, Telefon zur Hauptstraße hin und sind etwas laut). in den Bädern! 2 Restaurants. Leider nicht Du/WC in den meisten Zimmern ohne für jedermanns Geldbeutel: DZ 210–1090 €. Fenster, da nachträglich eingebaut. Netter ¢ 21450560, www.xarapalace.com.mt. Service. Im EG gutes Restaurant. Pro Per- son überteuerte 28 €. ¢ 21454117, www. pointdevuemalta.com.

Essen/Nachtleben______

Ristorante Cosmana Navarra (7), gepfleg- rin der Pfarrkirche. Pizza, Pasta und Ge- tes, hübsches Lokal neben der St. Paul’s grilltes. Hg. 4,50–13,60 €. Viele Reisegrup- Church. Benannt nach der edlen Spende- pen. ¢ 21450638. Falls voll bietet sich auch

Rabat 147

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The Grotto Tavern (8) nebenan an: kühler und Wimpel an den Wänden. Spaghetti, Keller, französisch-maltesische Küche. Fisch oder herzhafte Fleischgerichte zu Hg. 6–11,50 €. ¢ 21455138. 3,50–6 €. Il Veduta (1), an der Pjazza Saqqajja. Baron Snackbar (6), für alle, die die mal- Populärer Familienbetrieb, Terrasse mit tesische Küche satt haben. Zu günstigen sagenhafter Aussicht. Große Auswahl an Preisen serviert man hier Austrian Pizza und Pasta zu günstigen Preisen. Cuisine: Gulasch, Schnitzel, Bratwurst… ¢ 21454666. Nur wenige Plätze, netter Außenbereich. Triq Repubblika. Crystal Palace (4), nomen non est omen! Die Restaurants und Cafés Mdinas Schräger Laden voller derber Männer (viele finden Sie unter Mdina ab S. 152. Jäger), die hier mit die besten Pastizzi der Insel verdrücken. Tägl. 4–23 Uhr (!). Nahe Cuckoos Nest Tavern (5), eine urige der Roman Villa. Leserentdeckung an der Triq San Pawl 9. •Nachtleben Wer Rabat oder Mdina als Der Wirt ist mit seiner Kneipe alt gewor- Standort wählt, wählt die Ruhe. Ein paar den. Morbider Charme. Verstaubte Bilder Adressen gibt es dennoch. Für den Club

148 Insel Malta/Der Westen

Numero Uno in Ta’Qali nahe Mdina → denen auch Festivals abgehalten werden. S. 203. Oft hochrangige DJs. Auf Plakate achten. Gianpula, Maltas größter Openair-Club (seit Tattingers Club (2), von Valletta kommend 1980!), zwischen Mdina und Zebbug gele- am Ortseingang. Hier trifft sich ein fast aus- gen, am besten mit dem Taxi anzufahren. schließlich jüngeres Publikum, das noch In Stoßzeiten tanzen hier weit über 1000 nicht im Besitz eines Führerscheins ist, um Partypeople. Tolles Ambiente: altes Farm- nach St. Julian’s zu düsen. Viel Techno und haus, Garten, Pool, drum herum Felder, auf House. Nur am Wochenende. Sehenswertes Die Sehenswürdigkeiten von Rabat und Mdina lassen sich spielend an einem Tag erkunden. Die kürzeste Verbindung zwischen Mdina und dem Zentrum Rabats stellt die Triq San Pawl dar, die vorbei an der Roman Villa führt. Roman Villa: 1881 entdeckte man bei Straßenbauarbeiten Grabsteine eines arabi- schen Friedhofs und darunter die Reste eines römischen Stadthauses aus dem 1. Jh. n. Chr. – keiner Villa, wie der Name vermuten lässt. Zum Schutz der Anlage wurde jedoch 1924 ein Überbau errichtet, der einer klassizistischen Villa ähnelt. Darin be- findet sich heute ein Museum, das an jene Zeit erinnert, als Mdina noch Melita hieß und Hauptstadt der Insel unter Roms Segen war. Neben einer kleinen Ausstel- lung, die in Englisch über damalige Traditionen und Bräuche informiert, sind vor allem die Mosaike im Untergeschoss, darunter ein großes Bodenmosaik, sehens- wert. Des Weiteren gibt es römische Glasware zu bewundern, einen glänzenden Marmorkopf, eine Claudius-Büste mit kaputter Nase, Töpferware, Architekturfrag- mente usw. Öffnungszeiten Tägl. 9–17 Uhr. Eintritt 5,80 €, erm. die Hälfte. Casa Bernard: In den 1990er Jahren erwarben Georges und Josette Magri diesen schönen Stadtpalast aus dem 16. Jh. und ließen ihn liebevoll restaurieren. Heute führt das Besitzerpaar Besucher persönlich und recht detailverliebt durch einen Teil seiner Privaträume. Zur umfangreichen Sammlung des Hauses gehören Waf- fen, französische und italienische Keramik, wertvolle Gemälde (u. a. von Mattia Preti), Taschenuhren und -messer etc. Ein Café und ein Shop sind in Planung. Adresse/Öffnungszeiten Triq San Pawl 46. Im Sommer Mo–Sa 10–13 Uhr stündl. Führungen (englisch oder französisch), im Winter nach Absprache (¢ 21444373, www.casabernard.com). Eintritt 6,90 €. St.-Paul’s-Kirche: Die Pfarrkirche Rabats liegt über der legendären Grotte, in wel- cher der Apostel Paulus nach seinem Schiffbruch in Gefangenschaft gelebt haben soll (→ Kasten S. 171). Ihr heutiges Aussehen erhielt die Kirche gegen Ende des 18. Jh. An- und Umbauten lassen den ursprünglichen Bau von 1572 nur noch erahnen. 1924 wurde das Gotteshaus durch ein Erdbeben stark beschädigt und musste mühe- voll wiederaufgebaut werden. Im Inneren beherbergt es diverse Kunstschätze, die jedoch wegen mangelnder Beleuchtung kaum Beachtung finden. So zum Beispiel das Altarbild von Stefano Erardi, auf dem Paulus eine Schlange ins Feuer schleudert. Der Eingang rechts vom Hauptportal führt in die Kapelle des hl. Publius und zu- gleich hinab zur St. Paul’s Grotto. 1617 wurde von dem Eremiten Giovanni Bene- guas die erste Kapelle über der Grotte errichtet, damals noch freistehend. Ende des 17. Jh. beauftragte man Lorenzo Gafà mit deren Erneuerung, und seit Mitte des 18. Jh., als man unter Großmeister Pinto die große Schaufassade errichtete, bildet die Publius-Kapelle von außen gesehen mit der Pfarrkirche eine Einheit. In der Kapelle wird in einer vergitterten Wandnische links vor dem Hauptaltar eine

Rabat 149

In der Roman Villa

Reliquie des Paulus aufbewahrt, der den Publius unten in der St. Paul’s Grotto zum Bischof geweiht haben soll. In der Grotte selbst steht eine lebensgroße

Marmorstatue des Apostels. Malta Öffnungszeiten Kirche, tägl. 7.45–19 Uhr. So werden stündl. Messen gelesen, bei denen Schaulustige selbstverständlich unerwünscht sind. St. Paul’s Grotto (rechter Eingang), tägl. 9.30–17 Uhr. –

Wignacourt Museum: Das Kirchenmuseum befindet sich in einem ehemaligen Westen Der Priesterkolleg südlich der St.-Paul’s-Kirche. Das Erdgeschoss ist wechselnden Aus- stellungen vorbehalten. Die erste Etage beherbergt eine große Gemäldesammlung, darunter viele Bilder aus der Schule Mattia Pretis und einige wenige von Antoine Fafray. Unter den sonst üblichen Ausstellungsstücken eines Kirchenmuseums fal- len eine alte Wahlurne auf, eine Hostienpresse, Wiederaufbaupläne der St.-Paul’s-

Kirche nach dem Erdbeben von 1924 und ein tragbarer Altar aus dem 17. Jh., den die Ritter mit auf die Ordensgaleeren nahmen. Über eine schmale Treppe gelangt man zu den unter dem Gebäude liegenden Luftschutzräumen, die während des Zweiten Weltkriegs aus dem Stein geschlagen wurden. Von dort führt ein unterirdi- scher Gang zur St. Paul’s Grotto. Öffnungszeiten Mo–Sa 10–15 Uhr. Eintritt 2,30 €, Kinder frei. St.-Cataldus-Kirche: Die kleine, hübsche Kirche aus dem 18. Jh. liegt schräg gegen- über der St.-Paul’s-Kirche. In ihrem Inneren führt links vom Altar eine schmale Treppe hinab zu den darunter liegenden Katakomben, die von ihrem Ausmaß jedoch bei Weitem nicht mit den St.-Paul’s- oder St.-Agatha-Katakomben mithalten können. Öffnungszeiten Offiziell Di/Do 10–12 u. 14–16 Uhr, in Wirklichkeit mehr nach Lust und Laune. St.-Paul’s-Katakomben: Sie sind die größten Katakomben Rabats, und wie alle Katakomben des Ortes wurden sie außerhalb der alten Stadt Melita angelegt, da die Römer Bestattungen innerhalb der Stadtmauern verboten. Man vermutet, dass sie zwischen dem 4. und 5. Jh. nach Chr. entstanden; alte punische Schachtgräber wurden dafür ausgebaut. Die erste Ausgrabung und Erforschung führte 1894 Dr. Annetto

150 Insel Malta/Der Westen

Zwischen Kirchen und Katakomben: Postkartenverkauf in Rabat

Antonio durch. Die Katakomben erstrecken sich über eine Gesamtfläche von 2509 m², von denen jedoch nur ein kleiner Teil zugänglich ist. Im Durchschnitt lie- gen sie ca. 5,4 m unter der Erde. Steigt man zu den Katakomben hinab, liegt rechts die Haupthalle und links die Krypta. In der Haupthalle befinden sich zwei Agapetische, kreisförmig erhöhte Platt- formen, an denen die Trauernden ein Mahl zu Ehren des Verstorbenen einnahmen. In der Krypta links davon bemerkt man eine große rechteckige Vertiefung, in der – so vermutet man – der Opferaltar stand. Streift man zwischen den Katakomben umher, fallen ferner Gräber mit Überdachungen auf, die man daher auch tombe a baldachino nennt; zudem Gräber in Form einer grubenähnlichen Vertiefung, die man mit Steinplatten schloss. Die Körper der Toten wurden einbalsamiert, Myrrhe und süß duftende Kräuter sollten den Verwesungsgeruch überlagern. Öffnungszeiten Tägl. 9–17 Uhr. Eintritt 4,60 €, erm. die Hälfte, Kinder 1,10 €. St.-Agatha-Katakomben: Sie sind die beeindruckendsten Katakomben Rabats. Ne- ben christlichen besitzen sie auch punische und jüdische Gräber. Geweiht wurden sie der hl. Agatha, die als junges Mädchen wegen der Christenverfolgung aus Cata- nia nach Malta floh. Für die Christen der Insel waren die Katakomben Rabats je- doch keine Zufluchtsorte, sondern reine Begräbnisstätten. Eine Besonderheit der St.-Agatha-Katakomben ist die Krypta, die erst im 15. Jh. aus dem Stein gehauen und kunstvoll mit Fresken ausgemalt wurde. Diese zeigen ver- schiedene Heilige, deren Gesichter beim Einfall der Türken 1551 zerkratzt wurden. Die Wandmalereien, 1880 erstmals restauriert, erlitten während des Zweiten Welt- kriegs erhebliche Schäden, als die Krypta als Zugang zu den Luftschutzkellern diente. Die letzte Restaurierung fand 1983–1989 statt. Etwa 10 % des gesamten Katakombensystems können besichtigt werden. Über den Katakomben befindet sich ein kleines, nettes Museum, dessen ohnehin nur schwer zu erkennende Einheit durch ein ausgestopftes Krokodil weiter aufgelo-

Mdina 151 ckert wird. Beachtenswert sind verschiedene Grabbeigaben, darunter viele Terra- kottafiguren und die erstaunliche Mineraliensammlung im Treppenaufgang. Öffnungszeiten Museum und Katakomben, im Sommer Mo–Fr 9–17 Uhr, Sa 9–13 Uhr, Im Winter Mo–Fr von 12–13 Uhr Mittagspause. Eintritt 2,30 €. Die Katakomben sind nur mit (englischsprachiger) Führung zu besichtigen. Fotografierverbot.

Mdina (Imdina) 3000 Jahre Geschichte thronen auf einem Plateauabbruch. Ehrwürdig und Mdina erhaben präsentiert sich die Stadt der Kirchen, Klöster und Paläste – die alte Hauptstadt Maltas ist mit das Schönste, was die Insel zu bieten hat. Es ist egal, ob man Mdina am Tage besichtigt, ihrer Geschichte auf der Spur, oder in der Nacht im geheimnisvollen Licht- und Schattenspiel der alten Laternen Arm in Arm ziellos durch die verwinkelten Gassen schlendert – Mdina ist zauberhaft, zu jeder Zeit. Der alten Hauptstadt Maltas wird selbst der größte Kulturbanause einen gewissen Reiz nicht absprechen können. Sie ist ein kleines Schmuckkästchen, des- sen Vergangenheit man spürt, die aber nicht mit Verfall einher geht. Knapp 400 Einwohner leben noch innerhalb der Stadtmauern, einkaufen kann man nur in Andenkenläden. Sie wirken aber nicht störend, selbst die Busladungen, denen stets ein Führer mit hochgehaltenem Fähnchen oder Schirm vorauseilt, können dem Charme der Stadt nichts anhaben. Geschichte Malta Bereits in der Bronzezeit soll die Plateauzunge, auf der die alte Hauptstadt fußt, besiedelt gewesen sein. Bei Ausgrabungsarbeiten stieß man auch auf Mauerreste aus phönizisch-punischer Zeit. Den Grundstein für eine befestigte Stadt legten die Römer. Etwa 200 v. Chr. erklärten sie die Siedlung zur Hauptstadt der Insel und – e Westen Der nannten sie wie das Eiland selbst Melita. Die Stadt erstreckte sich damals weit in

Mdina – die schweigsame Verborgene

152 Insel Malta/Der Westen das heutige Rabat. Teile der römischen Kanalisation werden übrigens noch heute genutzt. Die Sarazenen reduzierten die Stadt 870 n. Chr. auf die Größe der Zita- delle, bauten die Befestigungsanlagen aus und gaben ihr den Namen Mdina, die arabische Bezeichnung für eine von Mauern umgebene Stadt. Als 1090 Roger von Sizilien Malta von den Arabern befreite, ließ er sich in Mdina feiern. Anfang des 15. Jh. wurde Mdina von 18.000 Türken angegriffen, die Stadt wurde zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, fiel aber nicht. König Alonso von Aragon verlieh ihr daraufhin den Titel Città Notabile, der die Tapferkeit ihrer Bürger bezeugen sollte. Als die Johanniter Malta 1530 als ihren neuen Sitz wählten, ließ sich der Orden kurzfristig in Mdina nieder, zog aber nach einem Jahr bereits nach Birgu um – die Nähe zur Flotte war dafür ausschlaggebend. Unter dem Orden wurden auch die Bastionen neu ausgebaut. Während der Großen Belagerung von 1565 spielte Mdina eine bedeutende Rolle für die Übermittlung von Nachrichten nach Sizilien. Türkische Angriffe verhinderten die Einwohner dadurch, dass sie mit als Soldaten verkleideten Frauen auf den Außenmauern eine gewaltige Armee vortäuschten. Mit dem Bau Vallettas verlor Mdina an Bedeutung, eine Abwanderung aus der al- ten Hauptstadt setzte ein. Um sie von der neuen zu unterscheiden, nannte man sie Città Vecchia. 1693 erlitt die Stadt durch ein großes Erdbeben schweren Schaden, viele der mittelalterlichen Bauten wurden zerstört. Manoel de Vilhena versuchte daraufhin, der Stadt wieder neuen Glanz zu geben, doch von seinen geplanten Bau- werken wurden nur wenige realisiert. Mit der Machtübernahme der Franzosen 1798 wurde Mdina zum Zentrum der Gegenbewegung. Es war das letzte Auffla- ckern Mdinas in der Geschichte Maltas. Seitdem herrscht Ruhe, die lediglich von Touristengruppen unterbrochen wird. Blick in die Stube des Goldschmieds und Praktische Infos (Verbindungen, des Baders, man schreitet am Brotverkäu- Übernachten usw.) finden Sie bei fer vorbei, schaut dem Töpfer bei seinem Handwerk zu usw. Mo–Sa 10–16.30 Uhr. Rabat ab S. 146. Eintritt 4,60 €, erm. die Hälfte. Im an der Villegaignon Street. •Multimedia-Shows/permanente Ausstel- The Knights of Malta, zeichnet in 34 Dio- lungen The Mdina Experience, Dia- und ramen die wichtigsten Stationen der Ge- Filmshow über die Geschichte der Stadt. schichte des Johanniterordens nach. Kom- Begleitkommentar über Kopfhörer auf mentar dazu auch auf Deutsch über Kopf- Deutsch. Dauer ca. 25 Min. Eintritt 3,80 €, hörer. In den alten Pulvermagazinen in der erm. die Hälfte. Mo–Fr 10.30–16 Uhr ca. alle Magazines Street. Tägl. 10–17 Uhr. Eintritt 35 Min, Sa bis 14 Uhr. Mesquita Square, 5 €, erm. 2,50 €. ausgeschildert. •Restaurant/Cafés The Medina (4), bestes Mdina Dungeons, eine Foltershow. Über 60 Restaurant innerhalb der Festungsmauern lebensgroße Figuren mit abgeschlagenen und eines der stimmungsvollsten Maltas. Händen oder Köpfen (dazu Gestöhne und Bei kühlem Wetter diniert man in steinalten Geschrei vom Tonband) führen in die Ker- Gemäuern im Schein des Kaminfeuers, im kergeschichte Maltas von den Römern bis Sommer im idyllischen Hof. Gute Starters Napoleon ein. Infos dazu auf Tafeln (auch und vegetarische Speisen, außergewöhn- auf Deutsch). Für Kinder ziemlich gruselig, liche Fisch- und Fleischgerichte (14–21 €). für Erwachsene geschmacklos und lächer- Mo–Sa ab 19 Uhr. Holy Cross Street, lich. Unterhalb des , z. T. in ¢ 21454004. wirklich alten Kerkern. Tägl. 9.30–17.30 Uhr. Ciappetti Restaurant (1), in der Eintritt 3,80 €, erm. die Hälfte, Familien 9 €. St. Agatha’s Street hinter dem Tea Garden Medieval Times, ähnlich aufgebaut wie La Cittavechia. Kleine Karte voller Köstlich- Mdina Dungeons, nur spielen diesmal 35 Fi- keiten, ebenfalls höheres Preisniveau. Ge- berglasfiguren Szenen aus dem Alltag des mütliche Terrasse und schöner Garten. Mo Mittelalters nach. Dabei wirft man einen Ruhetag. ¢ 21459987.

Mdina 153

ssen & Trinken Bastion 1 Ciappetti Restaurant 1 Square 2 Fontanella Tea Garden 3 Il Gattopardo 4 The Medina Palazzo B 2 3 a Falzon st io eet n Carmel Str S Saviour Street tr The Knights e Our e of Malta Palazzo t t Notabile e Patrizier- e r V häuser t Karmeliter- i l Madonna S l kirche e tad-Dwal De-Redin- g St. Peter St. Peter Street a Bastion i g s St n e . So a Street o n phi i n z Palazzo St. Peter und a Santa Sophia t St. Paul’s St. Paul g tree a Holy Cross S Square Erzbischöflicher M t 4 e Palast Charrequin e r Banca Bishop Gate t S S Giuratale Square s t a r l e o e Kathedralen- h St. Nicholas t ic museum N The Mdina t t. S Experience Palazzo e

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Kutschen

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Il Gattopardo (3), Galerie und Bistro. Von Sehr freundlich. Netter Innenhofgarten. einem Zyprer gemanagt, daher auch ein Fontanella Tea Garden (2), Teegarten mit paar zyprische Spezialitäten auf der Karte. einladender Fernblickterrasse. Snacks. Sehenswertes Mdina lädt, zumal die Stadt für Autos gesperrt ist, zum Schlendern ein. Die meis- ten Sehenswürdigkeiten innerhalb der Stadtmauern liegen nur wenige Schritte auseinander – gelegentlich braucht man sich nur umzudrehen. Die im Folgenden beschriebenen Sehenswürdigkeiten sind so angeordnet, dass sie als Rundgang abge- laufen werden können. Main Gate: Die alte Hauptstadt betritt man für gewöhnlich durch das Haupttor, das Main Gate. Die Brücke dahin überquert einen Trockengraben, den einst die Araber aushoben und der heute begrünt und mit Tennisplätzen versehen einen kleinen

154 Insel Malta/Der Westen

Park bildet. Das triumphbogenartige Tor, früher zugleich die Zollstation, ließ Ma- noel de Vilhena 1724 nach dem Erdbeben von 1693 wieder aufbauen; es trägt unter einer Inschrift sein Wappen. Die Umrisse des alten Tores, das man über eine Zug- brücke betrat, sind noch ca. 10 m rechts vom neuen Haupttor zu erkennen. Blickt man vom dahinter liegenden kleinen St. Publius Square auf das Main Gate, fallen die Darstellungen der drei Schutzpatrone Mdinas auf, nämlich des Paulus, des Publius und der Agatha. Vilhena Palace: Er liegt unmittelbar hinter dem Main Gate rechter Hand. Wie das Tor ließ Manoel de Vilhena die ebenfalls 1693 durch das Erdbeben in Mitleiden- schaft gezogene Università, den Sitz der Zivilverwaltung, 1732 wieder aufbauen, je- doch als seine Sommerresidenz. Architekt des neu gestalteten Palasts war Giovanni Barbara. Über dem schönen Portal schmückt ein Bronzemedaillon mit dem Por- trait Vilhenas die Hauptfassade. Heute befindet sich darin ein Naturkundemu- seum. Es besitzt eine geologische und paläontologische Sektion, zudem Sammlun- gen von Mineralien, Schmetterlingen, Muscheln und Schnecken, eine beachtliche Anzahl ausgestopfter Vögel in Schaukästen und präparierter Säugetiere in Terra- rien. Unter dem Palast liegen die ehemaligen Verließe von Mdina, die Mdina Dungeons (→ Mdina Shows). Öffnungszeiten Tägl. 9–17 Uhr. Eintritt 2,30 €, erm. die Hälfte. Torre dello Stendardo: Am St. Publius Square, gegenüber dem Vilhena Palace, steht der Torre dello Stendardo aus dem frühen 16. Jh. Er diente überwiegend als Signalturm. Seine Fundamente sind aus römischer Zeit. Auch er trägt das Wappen Vilhenas (oben links). Heute befindet sich darin ein Souvenirverkauf. Benediktinerinnenkloster und St.-Agatha-Kirche: Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadttors wird der St. Publius Square von den Mauern des Benediktinerin- nenklosters begrenzt. Es stammt aus dem frühen 15. Jh. und beherbergte einst auch ein Frauenhospital. Die noch heute darin verweilenden sieben Nonnen leben sehr zurückgezogen, eine Besichtigung des Klosters ist nicht möglich. Hält man sich vor den Klostermauern links und kurz danach rechts, gelangt man auf die Villegaignon Street, die Hauptstraße Mdinas. Rechter Hand passiert man dabei die kleine, in den Klosterbau einbezogene St.-Agatha-Kirche. Sie wurde 1410 errichtet, Ende des 17. Jh. von Lorenzo Gafà erneuert, und besitzt ein bemerkens- wertes Altarbild von Giuseppe d’Arena. Leider ist das Kirchlein so gut wie immer verschlossen, gelegentlich kann man jedoch durch ein Gitter in der Tür hineinblicken. Nur wenige Meter weiter liegt ebenfalls rechter Hand der Eingang zur Kloster- kirche St. Benedikt (keine festen Öffnungszeiten). Ihr sehenswertes Altargemälde stammt von Mattia Preti. Palazzo Inguanez und : Den mit Fackeln geschmückten Palast ge- genüber der Klosterkirche St. Bendikt ließen die Inguanez, die älteste Adelsfamilie Maltas, errichten. Bis zur Ankunft der Ritter stellten sie den Statthalter, der Titel wurde innerhalb der Familie weitervererbt. Die Grundmauern des mehrmals umge- bauten Palastes stammen aus dem Jahr 1370. Er ist der Öffentlichkeit nicht zugäng- lich, es sei denn, man gehört zum spanischen Königshaus; dieses besitzt darin seit 1432 Wohnrecht – zweimal machte es bisher davon Gebrauch. Geht man die Villegaignon Street weiter (sie ist übrigens nach dem französischen Ritter Nicolas Durand de Villegaignon benannt, der Mdina 1551 gegen einen türki- schen Angriff verteidigte), steht rechter Hand, nachdem man die kreuzende Mes- quita Street überquert hat, der Palazzo Testaferrata, ein herrschaftliches Palais mit

Mdina 155

Pferdekutschenromantik in Maltas alter Hauptstadt rotem Tor. Das darauf folgende Gebäude, unmittelbar vor dem St. Paul’s Square, ist die Banca Giuratale, das ehemalige Rathaus Mdinas. Manuel de Vilhena ließ es Malta 1730 nach Plänen von François de Mondion errichten, schließlich hatte er die alte Università zu seinem Sommerpalast umgebaut. 1798 entschloss sich hier die Natio-

nalversammlung, Nelson um Unterstützung gegen die Franzosen zu bitten. Heute – beherbergt die Banca Giuratale das Nationalarchiv des Archipels. Westen Der St. Paul’s Square: Der Hauptplatz Mdinas, der von der gleichnamigen Kathedrale beherrscht wird, zeigt eine harmonische Geschlossenheit, die nur auf der Nordseite durch ein Pfarrhaus in viktorianischer Gotik gestört wird. Vor dem tragischen Erdbeben von 1693 war der Platz nur etwa ein Drittel so groß wie heute. Glück im Unglück hatten damals all jene, die die Trümmer beiseite schafften – eine Kupfer- vase voller Goldmünzen kehrten sie dabei zusammen. Folgt man dem Rundgang, passiert man die Kathedrale (s. u.) später. Palazzo Santa Sophia und Kirche Madonna tad-Dwal: Spaziert man vom St. Paul’s

Square weiter die Villegaignon Street entlang, fällt als erstes Gebäude linker Hand der Palazzo Santa Sophia ins Auge, der das gleichnamige abzweigende Sträßlein überbrückt. Das Erdgeschoss stammt vermutlich aus dem 11. Jh.; das Datum 1233 der Inschrifttafel ist sehr umstritten. Das im sizilianisch-normannischen Stil errich- tete Obergeschoss soll erst 1938 hinzugefügt worden sein. Der Palast ist in Privat- besitz und nicht zugänglich. Ihm schräg gegenüber liegt die kleine Kirche Madonna tad-Dwal, die dem Pest- heiligen San Rocco geweiht ist. Nach der Ausrottung der Seuche in Europa bleibt das kleine Kirchlein meist verschlossen. Karmeliterkirche: Die nächste Kirche an der Villegaignon Street linker Hand ist die Karmeliterkirche, deren Bau nach Plänen von Francesco Sammut 1630 begonnen und 1690 fertig gestellt wurde. Eine Karmelitergemeinde hatte sich bereits 1370 in Rabat gegründet und zog 1659 nach Mdina um. Auslöser des Aufstands gegen die

156 Insel Malta/Der Westen

Franzosen 1798 war die Beschlagnahmung von Kunstwerken der Kirche, insbeson- dere von Teppichen. Der französische Kommandant Masson wurde deswegen kur- zerhand aus dem Haus des Notars Bezzina (gegenüber dem Palazzo Testaferrata) geworfen – jedoch nicht zur Tür heraus, sondern vom Balkon herab! Öffnungszeiten Mo/Di/Do/Fr 6–7.30 Uhr, Mi 17–19 Uhr, So 6–9 Uhr. Palazzo Falzon: Weiter nördlich an der Villegaignon Street liegt, nachdem man den Palazzo Costanzo (mit der Ausstellung Medieval Times, → S. 152) passiert hat, rechter Hand der Palazzo Falzon. Er ist einer der am besten erhaltenen mittelalterli- chen Paläste Mdinas und ein typisches Beispiel für die sizilianisch-normannische Ar- chitektur, die bis zum Eintreffen der Ritter den Baustil der Insel prägte. Man nimmt an, dass das Erdgeschoss gegen Ende des 11. Jh. entstand und das Obergeschoss zu Anfang des 15. Jh. aufgesetzt wurde. Großmeister L’Isle Adam soll bei seinem ers- ten Besuch in Mdina dort gewohnt haben. Der sehenswerte Palast wird seit Jahren restauriert und soll als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bastion Square und Bastion Street: An einer ehemaligen Kanonenplattform fast am nördlichsten Punkt der Stadt endet die Villegaignon Street. Von der breiten Befestigungsmauer genießt man einen herrlichen Ausblick über die Ortschaften Zentralmaltas hinweg bis zum Meer. Nordöstlich (linker Hand), über dem Hemsija-Tal, liegt das Dorf Mtarfa; von dessen Silhouette hebt sich das ehe- malige David-Bruce-Militärhospital ab. Auf dem Hügel hatten 1552 die Sara- zenen bei ihrem Angriff auf Mdina Stellung bezogen. Weiter östlich (rechts) erkennt man in der Ferne die mächtige Kuppel der Kirche von Mosta. Blickt man nun weiter gen Süden, sieht man die Flutlichtmasten des Nationalsta- dions nahe Ta’Qali. Auffällig ist zu- dem, wie jeder Quadratmeter nicht überbauter Erde landwirtschaftlich ge- nutzt wird – ein Fleckenteppich aus Feldern bestimmt das Bild zwischen den cremefarbenen Ortschaften. Vom Bastion Square führt in östliche Richtung und zurück zur Kathedrale die gleichnamige Bastion Street, vorbei am Fontanella Tea Garden (→ Essen) und den Patrizierhäusern De Piro und Mif- sud, die durch eine Häuserbrücke mit- einander verbunden sind. In ihnen be- findet sich heute eine vom St. Dorothy Convent geführte Mädchenschule. Von dem kleinen Platz am Ende der Straße, der meist durch ein Gittertor versperrt ist, führt ein Geheimgang unter der De- Das Wappen Vilhenas Redin-Bastion aus den Stadtmauern heraus. Durch ihn drangen die aufstän-

Mdina 157 dischen Malteser bei ihrer Revolte gegen die Franzosen nach Mdina ein. Kathedrale St. Peter und Paul: Die heu- tige Kathedrale entstand nach dem schweren Beben von 1693. Ihr Architekt war Lorenzo Gafà, der ihren Grundriss in Gestalt eines lateinischen Kreuzes an- legte und ihr eine für die Zeit nüchterne, zweistöckige Fassade verlieh. Von den zwei Turmuhren zeigt die rechte die rich- tige Zeit an, die linke soll nach alter mal- tesischer Tradition den Teufel verwirren. Die Kathedrale hatte verschiedene Vor- gänger, die bis ins 4. Jh. zurück reichen. Nach mündlicher Überlieferung soll sie an der Stelle stehen, wo einst die Villa des römischen Prokurators Publius lag. Dieser hatte sich von Paulus, nachdem er dessen Vater von Fieber geheilt hatte, zum Christentum bekehren lassen. Im Innern ist der Boden wie in der St. John’s Co-Cathedral zu Valletta über

und über mit Grabplatten bedeckt. Das Malta Gewölbe zeigt Szenen aus dem Leben der Apostel Paulus und Petrus und wur-

de von den sizilianischen Brüdern Manno –

1794 ausgemalt. Der marmorne Tauf- Die Kathedrale von Westen Der stein (1495) links vom Hauptportal St. Peter und Paul stammt noch aus der alten normanni- schen Kathedrale und war ein Geschenk des Bischofs Valguarnera. Die Hauptportaltüren aus irischer Torfeiche, die vom Vorgängerbau stammten, wurden als Eingang zur Sakristei (dritte Seitenkapelle

links) wiederverwendet. Fast auf gleicher Höhe steht eine Büste, die an Bischof Caruna erinnert, einen der Anführer der Revolte gegen die Franzosen 1798. Neben Mattia Pretis Fresko „Schiffbruch des heiligen Paulus“ in der Apsis, die das Beben überstand, ist ein weiteres Gemälde von Preti beachtenswert; es schildert die wun- dersame Erscheinung des Paulus bei einem Sarazenen-Überfall in Jahr 1422. Man findet es im Nordquerhaus links über dem Bogen zu den Seitenkapellen. Die gegenüberliegende Sakramentskapelle (links vom Chor) besitzt eine wertvolle Ikone, die vermutlich aus dem 12. Jh. stammt und dem Apostel Lukas zugeschrie- ben wird. Die Kreuzkapelle auf der anderen Seite (rechts vom Chor), beinhaltet ein Kreuz von Fra Innocenzo da Petrella aus dem frühen 17. Jh. An das südliche Querhaus wurde 1733 der Erzbischöfliche Palast angefügt. Er ist noch immer Sitz des Bischofs und nicht zu besichtigen. Bis heute hatten darin 27 Bischöfe ihren Sitz, nur die letzten elf waren Malteser. Öffnungszeiten Mo–Sa 9.30–11.45 u. 14–17 Uhr, So 15–16.30 Uhr. Zu diesen Zeiten finden teilweise Messen statt, während denen eine Besichtigung nicht gestattet ist. Angemes- sene Kleidung! Hinweis: Ausländische Besucher sollen die Kirche künftig nur noch besichtigen dürfen, wenn sie in Besitz eines Tickets für das Kathedralenmuseum sind.

158 Insel Malta/Der Westen Kathedralenmuseum: Es ist in einem 1733 als Priesterseminar von Giovanni Barbara erbauten Barockgebäude un- tergebracht und geht auf eine Stiftung des Grafen Marchesi von 1833 zurück. Im Innern überrascht eine große Albrecht-Dürer-Sammlung, darin die vollständige Serie „Marienleben“ und über 30 Holzschnitte der „Kleinen Pas- sion“. Des Weiteren beherbergt das Museum Messgewänder, Choralbücher, sakrale Silberarbeiten, Gemälde malte- sischer, italienischer und flämischer Maler des 14.–19. Jh., eine Münz- und eine kleine Stempelsammlung, Töpfer- ware aus punischer und römischer Zeit und so fort. Ein Raum informiert zu- dem über den Dichter Dun Karm (→ S. 83), ein anderer ist der Familie Nani gewidmet, die über Generationen hin- weg immer wieder bekannte Musiker hervorbrachte: die Reihe beginnt mit Angelo Nani, dessen Karriere unter Großmeister Pinto 1768 im Manoel- Theater begann, und endet mit Maestro Paul Nani, der das Maltesische Symphonieorchester 1938 für das Royal Opera House in Valletta aufbaute. Öffnungszeiten Mo–Fr 9.30–16.45 Uhr, Sa Türklopfer in Mdina bis 15.30 Uhr, So und feiertags geschl. Eintritt 2,30 €, erm. die Hälfte.

Xara Palace und : Links des Kathedralenmuseums beginnt die St. Paul’s Street. Sie führt am Xara Palace, einst Sitz der Familie Muscati-Parisio und heute das einzige Hotel innerhalb der Stadtmauern Mdinas, vorbei zum alten Gerichtshof, dem Corte Capitanale. Über dem Eingang erinnern noch die allegori- schen Figuren der Gnade und der Gerechtigkeit daran. Von der Loggia zwischen dem Xara Palace und der Corte Capitanale verkündete der Stadtschreier, der im Volksmund Banditore oder kurz Bandi hieß, die Erlasse und Gesetze der Univer- sità, der städtischen Selbstverwaltung. Der westliche Teil Mdinas: Er hat im Vergleich zur östlichen Hälfte nur wenige Prunkbauten zu bieten, ist jedoch wegen der vielen hübschen Details und der Ruhe ebenfalls einen Spaziergang wert. In den Westen Mdinas gelangt man von der Corte Capitanale auf der Inguanez Street, die die Stadt von Ost nach West durchquert. Sie endet im ehemals griechischen Viertel. Durch das vom Namen noch daran erin- nernde Greek Gate gelangt man zur Roman Villa (→ S. 148). Ein paar Schritte wei- ter befindet sich das Charrequin Gate, das Ende des 19. Jh. gebaut wurde und den Weg zum ehemaligen Bahnhof Mdinas wies. Die nahe gelegene Nikolauskirche ist leider fast immer verschlossen. Weiter nordwestlich kann man in der St. Peter

Wanderung 2 159

Street noch an der gleichnamigen Kapelle und in der Carmel Street am alten jüdi- schen Seidenmarkt vorbeischlendern. Von beiden Gebäuden bekommt man leider nur die Außenmauern zu Gesicht.

Wanderung 2: Von Rabat durch den einsamen Westen Maltas bis zur Golden Bay Route: Rabat – Santa Katherina – Misrah Suffarah – Ta’ Baldu – Mtahleb – Bahrija – Wande- Kuncizzjoni – Gnejna Bay – Ghajn Tuffieha Bay – Golden Bay. rung 2 Dauer: 4–4½ Std. Besonderheiten: Schöne Wanderung, die sowohl einen Eindruck von Maltas Lan- desinnerem vermittelt als auch tolle Küstenanblicke bietet. Führen Sie diese Wan- derung jedoch wegen Rutschgefahr nicht bei oder nach Regen durch! Snacks und Getränke werden in Bahrija und in den Sommermonaten in der Gnejna, der Ghajn Tuffieha und der Golden Bay angeboten. In den drei genannten Buchten können Sie auch herrlich baden. Wegbeschreibung: Ausgangspunkt ist die Meter links zwei Wege abgehen und St.-Paul’s-Kirche in Rabat. Zu Beginn folgt rechts einer. Man nimmt den zweiten man der Beschilderung zu den St.-Paul’s- nach links. Kurz darauf, vor dem letzten Katakomben, lässt diese jedoch links lie- Haus der Siedlung, zweigt rechts ein unbe- gen und geht immer geradeaus weiter. Da- festigter Feldweg ab. Dieser wird meist auf bei gelangt man von der Triq Sant’ Agata beiden Seiten von Mauern flankiert – wo auf die Triq Hal Bajjada. An deren Ende der Boden felsig ist, kann man Cart-Ruts Malta überquert man eine breite Straße, hinter (→ S. 165) erkennen – und führt zu einer der es geradeaus weiter geht. Nach 200 m, Aussichtsstelle, an der Telefonmasten und bei einer verhältnismäßig großen Kreu- eine Straße die Verbindung zu der weit –

zung für das schmale Sträßlein, zeigt ein verstreuten Siedlung Mtahleb herstellen. Westen Der Wegweiser die Richtung nach Santa Ein Teil der Häuser liegt unterhalb des Katherina an – Ihr Weg. Hinter der Ort- Plateaus, auf dem Sie gerade stehen, den schaft mit dem gleichnamigen Kirchlein hinteren Teil der Behausungen bilden in führt die Straße in Serpentinen in das Tal den Stein geschlagene Höhlen – einen Wied Liemu hinab und auf der entgegen- kleinen Abstecher wert. Wollen Sie lieber gesetzten Seite wieder bergauf; die Häuser, Cart-Ruts suchen, so schauen Sie sich die man dort sieht, gehören zu dem weit einfach auf dem Plateau um. verstreuten Weiler Misrah Suffarah. Blickt man von dort nach Nordwest, Am Ende des Weilers passiert man einen steht etwas höher gelegen ein Haus mit Steinmetzbetrieb. Kurz dahinter gelangt vier Fenstern an der Seitenwand. Ein man wieder an eine Kreuzung, links geht Pfad führt zu Beginn entlang des Pla- es zu den Dingli Cliffs, man biegt jedoch teaus und später durch Felder auf das rechts ab Richtung Rabat und Mtahleb Gebäude zu. Wenige Meter unterhalb (Wegweiser). Der Straße folgt man ca. des Hauses gelangt man auf eine geteerte 250 m, bis rechter Hand die Ummauerung Straße, dieser folgt man nun weiter Rich- eines Steinbruchs endet und ein paar tung Nordwest (links halten). Linker Häuser auftauchen. Hier zweigt links ein Hand sieht man die Kirche Mtahlebs lie- schmaler, teils betonierter, teils geteerter gen und rechts Sendemasten der Malta- Feldweg ab, der oberhalb des Tals Wied com. Man passiert die ehemalige Schule Ir-Rum verläuft und zu dem kleinen Wei- der Ortschaft, die heute als Gefängnis ler Ta’ Baldu führt. Dort gelangt man an dient, und biegt ca. 200 m danach links eine Kreuzung, bei der innerhalb weniger auf eine schmale Straße ab.