Zuger Neujahrsblatt 1909
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ZUGER NEUJAHRSBLATT 1909 tierausgegeben von der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug ZUG 1909 Verlag der Buchhandlung W. Anderwert ZUGER NEUJAHRSBLATT 1909 Herausgegeben von der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Zug ZUG Buchdruckerei REY & KALT zum Posthof 1909 Zuger-Taler, datiert 1565. Wappenrelief am Zuger Stadtarchiv 16. Jahrhundert. Erstes Zuger-Siegel Zweites Zuger-Siegel (ca. 1370) (ca. 1333). mit Rücksiegel. Sakramentshäuschen uon St. Wolfgang bei Cham, seit 1848 in St. Oswald, Zug. Standesscheibe uon Zug (ca. 1506) (Vgl. Zuger Heujahrsblatt 1846). in der Mellinger Ratstube des Schaieizerischen Landesmuseums. T Die Unterstützung des Feuerlöschwesens im Kanton Zug während den Jahren 1890-1908. Eine statistische Studie von Dr. A. Herrmann. —oo- anch einem Leser des „Zuger Neujahrsblattes" dürfte es auffällig erscheinen, in diesem Organe zugerischer Gemeinnützigkeit eine Behandlung vorwürfigen Themas zu finden und wird er sich billig fragen: was hat denn diese Sache mit der Gemeinnützigkeit zu tun? Und dennoch hegt Schreiber dieses die vollendete Ueberzeugung, dass diesem Behandlungsgegenstand der Charakter der Gemein- nützigkeit mit Recht nicht abgesprochen werden kann. Dieser Ansicht scheint auch die verehrl. Redaktion des Neujahrsblattes zu huldigen, sonst hätte sie nicht im Jahrgänge 1904 dieses Blattes einer Abhandlung, betitelt: „Geschichtliches über das Feuerwehr- wesen" von F. Brandenberg die Spalten geöffnet. Man sagt vom modernen Staate, dass er viel mehr Wohltätigkeits- als reiner Rechtsstaat sei. Wenn nun das der Fall, so darf jener Aufgabe des Staates, sein und seiner Bürger Eigentum vor dem verheerenden Elemente des Feuers zu schützen und zu bewahren, der Zweck der Fürsorge und daher der Gemeinnützigkeit nicht abgesprochen werden. Handelt es sich ja um Schutz vor jenem verheerenden Elemente, dessen Wirkungen Deutschlands grosser Dichter in seinem unsterblichen Liede „Von der Glocke" folgendermassen besingt: Wohltätig ist des Feuers Macht, Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Doch furchtbar wird diese Himmelskraft, Wenn sie der Fesseln sich entrafft, Einhertritt auf der eigenen Spur Die freie Tochter der Natur. Den Gedanken, dass der Staat für die Hebung des Feuerlöschwesens in vermehrtem Masse zu sorgen habe, finden wir in den Rechenschaftsberichten des Regierungsrates mehrmals klar und deutlich niedergelegt. So lesen wir z. B. in dem vom Jahre 1883 folgendes: „Die Sorge für richtige Handhabung von Feuer und Licht und die strenge Voll- ziehung der feuerpolizeilichen Vorschriften vermögen aber leider noch nicht, unser Hab und Gut vor der Zerstörung durch Feuer vollends zu schützen. Die Menge feuergefähr- licher Beschäftigungen aller Art und die so leicht möglichen Folgen eines auch nur augenblicklichen Leichtsinns oder Zufalls lassen — von den Einwirkungen höherer Naturmächte gar nicht zu sprechen — immerhin noch einen bedeutenden Ueberschuss Feuerwehrwesens in nicht zu unterschätzender Weise unter die Arme gegriffen und von Gefahr übrig, welcher möglichst wirksam zu begegnen ebenso sehr in der behörd- dass durch die Umarbeitung der 1862er Feuerpolizei-Verordnung im Sinne eines lichen Pflicht gelegen ist. Es ist daher die Pflege und Hebung des Löschwesens gleich- Gesetzesentwurfes betreffend die Feuerpolizei im Kanton Zug den Anforderungen der falls, wie die Vorsorge gegen Feuersgefahr, ein Gebot der Notwendigkeit." modernen Feuerwehrtechnik und Brandtaktik entsprochen wird. Hoffen wir, dass dieses Im Rechenschaftsbericht des Jahres 1887 ist zu lesen: neue Feuerpolizei-Gesetz, welches vor dem zugerischen Kantonsrate den 23. April 1908 „Die Gebäulichkeiten machen nebst dem in Grund und Boden liegenden Werte die erste Lesung passierte, beim zugerischen Souverain gute Aufnahme finde. wohl den bedeutendsten Teil unseres Volksvermögens aus; ohne dieselben wäre weder Wie bereits erwähnt, ist das am 12. Juni 1890 vom Kantonsrat erlassene Gesetz ein gesittetes Leben noch ein gegen die unangenehmen und schädlichen Witterungen betreffend Beitragsleistungen von Feuerversicherungs-Gesellschaften für Feuerlösch- gesichertes bürgerliches Dasein möglich. Diese Betrachtung allein sollte genügen, um zwecke, welches auf der Vollziehung von Art. 1 AI. 3 des Bundesgesetzes betreffend dieses wertvolle Besitztum möglichst vor Feuersgefahr und nutzloser Vernichtung zu Beaufsichtigung von Privatunternehmungen im Gebiete des Versicherungswesens vom schützen. Massregeln zur Verhütung eines Uebels sind überhaupt besser als diejenigen, 25. Juni 1885 basiert, der erste gesetzgeberische Erlass, welcher die gemeindliche Unter- welche auf die Heilung eines entstandenen berechnet sind; vorzugsweise ist das aber stützung des Feuerlöschwesens im Auge hatte. Dieses Gesetz verpflichtet in $ 1 die hier der Fall, wo die Macht des entfesselten Elementes so leicht der Kraft des Menschen im Kanton Zug Geschäfte treibenden Feuerversicherungsgesellschaften zum Zwecke des spottet. Daraus resultiert wohl für jeden Einzelnen und Alle insgesamt die absolute Feuerlöschwesens einen jährlichen Beitrag von 2 Rappen von 1000 Fr. des versicherten Notwendigkeit genauer Beachtung der vorhandenen Feuerpolizei-Vorschriften, sowie für Wertes (Immobilien und Mobilien), mindestens aber 50 Fr., zu leisten. Gemäss § 2 die zuständigen Aufsichtsbehörden die besondere Pflicht gewissenhafter Ueberwachung erfolgt die Erhebung der Beiträge alljährlich auf Grund der von den Einwohnerräten derselben; daher die diesem für das öffentliche Wohl so wichtigen Verwaltungszweige erstatteten Bestandesberichte durch die kantonale Polizeidirektion, welche den Gesamt- zu schenkende Aufmerksamkeit." betrag der Kantonskasse abzugeben hat. Gemäss $ 3 hat der Regierungsrat die Aus diesen Stellen ist ersichtlich, dass den zuständigen Behörden, beziehungsweise erhobenen Beiträge auf wohlbegründete Gesuche hin den Gemeinden zur Unterstützung dem Staate, die Befugnis und die Pflicht imputiert wird, der Hebung des Feuerlösch- für bedeutende Verbesserungen im Löschwesen, namentlich zur Anlage und Unter- wesens vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Das führt uns zur Beantwortung der haltung von Hydranten-Netzen und zur Erstellung zweckentsprechender Feuerweiher Frage, was von seiten der staatlichen Institute bislang — an Hand der bezüglichen und dergleichen zu verabfolgen. Auch können daraus Beiträge zur Unterstützung kan- Gesetzgebung — für die Unterstützung und Hebung des Löschwesens geleistet wurde? tonaler Feuerwehrkurse und Taggelder zur Ausbildung von Feuerwehrhauptleuten ver- Hierauf ist zu bemerken, dass den Einwohnergemeinderäten laut § 41 III des Gesetzes abfolgt werden. Soweit die erhobenen Beiträge zu gedachten Zwecken nicht alljährlich betreffend das Gemeindewesen vom 20. Wintermonat 1876 die Verpflichtung zukommt: Verwendung finden, sollen allfällige Ueberschüsse kapitalisiert und vom Regierungsrate „Die Feuerpolizei zu handhaben und demgemäss einerseits die Anlegung nötiger Wasser- solange verwaltet werden, bis eine Aushändigung im Sinne vorstehender Bestimmungen sammler anzuordnen, die Hülfsanstalten zu organisieren und die Anschaffung und zweck- als angezeigt erscheint. mässige Aufbewahrung der Löschgerätschaften zu besorgen, sowie anderseits beim Aus- Dass der Staat diese Feuerversicherungsgesellschaften als beitragspflichtig erklärte, bruch von Feuersbrünsten das Erforderliche zur Dämmung derselben zu verfügen." — darf nicht verwundern. Liegt es ja sowohl in seinem eigenen vitalsten Interesse, als Auch die noch in Kraft bestehende Feuerpolizei-Verordnung vom 7. Heumonat 1862 auch in dem der genannten Versicherungsgesellschaften, wenn den Gemeinden durch legt den Vollzug der Verordnung — auch hinsichtlich der Aufsicht über die Lösch- kantonale Subsidien Mittel in die Hand gegeben werden, das Feuerlöschwesen den anstalten, über das Löschgerät, über Organisation, Bestand und Einübung der Lösch- technischen modernen Anforderungen gemäss zu pflegen und zu heben, um dadurch mannschaft etc. — in die Hände der Gemeinderäte, wie überhaupt die gesamte Organi- die finanziellen Risiken des Staates sowohl als die der Versicherungsgesellschaften in sation des Feuerlöschwesens. Der Kanton leistete an diese Ausgaben der Gemeinden erheblicher Weise zu vermindern. Dabei darf in Berücksichtigung gezogen werden, an das Feuerlöschwesen bis zum Erlass der Gesetzesnovelle betreffend Beitragsleistungen dass die im Gesetz in Aussicht genommenen Beiträge der im Kantone konzessionierten an Feuerversicherungs-Gesellschaften für Feuerlöschzwecke vom 17. Juni 1890 keine Feuerversicherungsgesellschaften als sehr bescheiden taxiert werden dürfen gegenüber Beiträge. In Folge der Fortschritte der Feuerwehrtechnik und Taktik in neuerer Zeit den ganz respektablen Polizenprämien, welche die genannten Gesellschaften aus dem ist es auch begreiflich, wenn im Jahre 1900 der damalige Feuerwehrinspektor, der seit- Kanton Zug zogen und noch ziehen. her leider zu früh verstorbene Herr Kantonsrat C. Weber in Zug — eine Autorität auf Eine Zusammenstellung aus den regierungsrätlichen Rechenschaftsberichten ergibt, dem Gebiete des Feuerlöschwesens und eifriger und vielverdienter Förderer desselben in dass die im Kantone konzessionierten Feuerversicherungsgesellschaften (im Jahre 1890 unserem Kanton —, folgende Postulate stellte: Revision der jetzigen Feuerwehrordnung waren es deren 7, dann 8 und 9 bis 10 Gesellschaften) aus dem Kanton für versicherte vom Jahre 1862, entsprechende Neuorganisation der gemeindlichen Feuerwehren und Mobilien und Immobilien folgende Prämien bezogen und im Sinne des erwähnten bessere