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Aktivitäten Q4 | 2015 2 Vorwort Aktivitäten 3 Liebe Vereinsmitglieder, CSG Mitgliederversammlung liebe Leserinnen und Leser, 9. Oktober 2015 im Barcelon Colonia

das erste Heft für 2016 gibt uns die Ge- as Jahr 2015 stand ganz im Zeichen legenheit, zurückzublicken auf das ver- erfolgreicher Zusammenarbeit des gangene Jahr 2015. Die Weichen für die CSGD mit seinem neuen Förderverein weitere Entwicklung des CSG sind ge- Centrum Schwule Geschichte (FCSG). stellt worden, durch die Gründung des Der FCSG akquirierte erfolgreich neue Fördervereins. Zum Schwerpunkt unse- Fördermitglieder und Sponsoren und Seite rer Arbeit gehören die Suche nach Spon- organisierte das sehr gut besuchte erste soren und die Öffentlichkeitsarbeit. Das gemeinsame „Sommertreff“ der beiden Aktivitäten 3 CSG wird weiterhin seinen Schwerpunkt Vereine. Wilhelm Kutsch als 1. Vorsitzen- Herbert Potthoff verfassten Stellungnah- Ausstellung 5 inhaltlicher Arbeit auf die Forschung, der des FCSG nutzte seine Kontakte in me beteiligte (vgl. siehe HIStory 2/2015 das Dokumentieren und die Erstellung die Kölner Politik, zum KLuSt und zur S. 6). Da sich die Pädophilie-Vorwürfe Lesung 7 von Publikationen setzen. als haltlos erwiesen, wurde die Benen- Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, nung des Platzes für den 10. Dezember Gedenken 9 Digitalisierung ist einer der Arbeits- Schwule und Transgender, um das 2015, den Tag der Menschenrechte, neu schwerpunkte der kommenden Zeit, Termine 12 Thema „Neue Räumlichkeiten für das angesetzt und trotz einer Mahnwache noch dringlicher ist aber die Raumsuche. CSG“ bei den zuständigen Stellen auf von Pro Köln erfolgreich über die Bühne Die Einsicht bei den Politikern, dass ein die Agenda zu setzen. Hier gilt es dicke gebracht. wertvolles Archiv in wenig zumutbaren Bretter zu bohren – die nächsten Monate Umständen arbeiten muss, ist allmählich dürften diesbezüglich noch sehr span- CSG und FCSG präsentierten sich in 2015 gewachsen. Wir hoffen darauf und- ar nend werden. Wir werden euch natürlich gemeinsam beim diesjährigen Come To- beiten daran, dass dieser Einsicht Taten zeitnah auf dem Laufenden halten. gether Cup und – erstmals seit einigen folgen. Herausgeber: Jahren wieder – beim CSD-Straßenfest. Centrum Schwule Geschichte e. V. Wir sind guten Mutes, da nicht nur die Im Sommer 2015 wurden CSG und die In beiden Fällen ist es gelungen, neue In den Reihen 16 51103 Köln Zahl der Mitglieder, sondern auch die Stadt Köln (in Gestalt von Bezirksbürger- Fördermitglieder zu gewinnen und die Postfach 270308 der Helfer im Archiv gewachsen ist. Am meister Andreas Hupke) vom „Rexhau- Kontakte in Politik und Stadtgesellschaft 50509 Köln Rande, die Reputation unserer Samm- sen-Skandal“ erschüttert: Der umstritte- zu erweitern und zu festigen. Fon: 0221/98558348 lung nimmt zu: Die Unibibliothek Stutt- ne Publizist und ehemalige katholische Mobil: 0176/68862443 gart hat beim CSG ein Buch ausgeliehen, Theologe David Berger hatte auf der 2015 stand die Wahl eines neuen Vorstan- Mail: [email protected] www.csgkoeln.org das sie in Deutschland nicht über Fern- Facebook-Seite des CSG Pädophilie-Vor- des an. Der alte Vorstand stellte sich zur leihe bekommen konnte – wir dürfen würfe gegen Felix Rexhausen erhoben, Wiederwahl. Trotz der „alten Gesichter“ Redaktion: Herbert Potthoff (V.i.S.d.P.) stolz darauf sein. der auf Initiative des Bundes Schwul- wurden mit der Vorstandswahl Verände- lesbischer JournalistInnen Namensgeber rungen angestrebt, indem die Kandida- Grafik: des Rexhausen-Platzes hinter dem Köl- ten zu jeweils anderen Vorstandsämtern Holger Willms, GlobalGraphics.de Herbert Potthoff ner Hauptbahnhof werden sollte. Die ge- antraten als denen, die sie zuvor inne- Für den Vorstand des CSG plante Eröffnungszeremonie wurde - da hatten. Im Ergebnis (einstimmige Wie- Beiträge: Werner Janik-Mehlem Marcus Velke raufhin erst einmal verschoben und die derwahl der alten Vorstandsmitglieder) Willi Kutsch Vorwürfe gegen Rexhausen einer Prü- setzt sich der neue CSG-Vorstand wie Friedrich Schregel fung unterzogen, an der sich auch das folgt zusammen: © 2016, alle Rechte vorbehalten CSG mit einer von Vorstandsmitglied 4 Ausstellung 5 Den Nerv getroffen: „Trinken•Tratschen•Knutschen“

1. Vorsitzender: Marcus Velke, M.A. im Rheinland“ und darüber hinaus. Das m die 600 Besucher kamen während genheit erhielten, die Werbetrommel zu Historiker; wissenschaftlicher Mitarbei- CSG muss in jeder Hinsicht zukunftsfest der „Nacht der Museen“ in Köln rühren (online einsehbar unter http:// ter im Projekt „Geschichte der Landes- gemacht werden. Dazu gehört auch die amU 24./25. Oktober 2015 ins Barcelon Co- goo.gl/UPKIQ7). ärztekammer Hessen“ an der Universität Reflexion über Struktur, Ziele und Aus- lonia, um unsere neue Ausstellung zu se- Marburg und Promotionsstudent an der richtung des Vereins oder die Frage, wie hen – wie festzustelle war, offenbar nicht Die Palette der in der Ausstellung vorge- Universität Bonn/Abtl. für Osteuropäi- wir unser Angebot an Führungen und nur schwules Publikum. Ab 19 stellten Lokale reichte vom „Net- sche Geschichte zum Thema „Baltisches Lesungen verbessern und attraktiver ge- Uhr, dem offiziellen Start- tersheim“ (das derzeit ältes- Exil in Deutschland 1940-1990“ (Arbeits- stalten können. Über die Ergebnisse un- schuss der „Langen te uns bekannte Kölner titel; Schwerpunkt: estnisches Exil) serer (Nach)Denkprozesse werden wir Nacht“, liefen uns die Lokal mit Kundschaft euch natürlich informieren. Besucher buchstäb- aus der „interna- Stellvertreter/Schriftführer: Herbert lich die Bude ein, tionalen“ oder Potthoff Unsere Erfolgsausstellung „Trinken • um sich auf 25 „mondänen Welt Lehrer für Geschichte und Sozialwissen- Tratschen • Knutschen“ soll fortgesetzt Ausstellungsta- der Freundinnen schaften Sekundarstufe II im Ruhestand, und ausgebaut werden, als Ausstellung feln mit zahlrei- und Freunde“, Mitglied des Vorstands des Fachver- und/oder als Publikation. Und wir wer- chen Fotos, Fly- wie sich Schwu- bands Homosexualität und Geschichte den wieder gemeinsam Präsenz zeigen ern, Plakaten oder le und Lesben – sei es bei unseren Führungen, beim auch Stadtplänen Anfang des 20. Kassenwart: Martin Sölle Kölner Tag der Archive, beim Come To- einen Einblick in Jahrhunderts sel- selbständiger Buchhändler, Inhaber des gether Cup, beim CSD 2016 oder bei der die schwule Kneipen- ber nannten), das laut „Buchsalon Ehrenfeld“, außerdem Vor- Nacht der Kölner Museen. kultur Kölns von den Werbeanzeigen schon vor standsmitglied im Verein EL-DE-Haus, 1910er/1920er Jahren bis heu- dem Ersten Weltkrieg existiert dem Förderverein des NS-Dokumenta- Bleibt an dieser Stelle noch, Dank auszu- te zu machen. Ein nicht unerheblicher haben muss, über die Lokale der 1950er tionszentrums und im Fachverband Ho- sprechen – herzlichen Dank an alle Mit- Anteil an der Besucherzahl ging offenbar und 1960er Jahre bis ins erste Jahrzehnt mosexualität und Geschichte glieder in CSG und FCSG sowie an die auf einen Artikel im Kölner Stadtanzei- des 21. Jahrhunderts, inklusive Leder-Lä- Sponsoren, mit deren Spenden und Mit- ger zurück, in dem Wilhelm Kutsch und den und Travestie-Bars. Der lesbischen Wie geht es weiter in 2016? Ganz oben gliedsbeiträgen die Arbeit beider Vereine Marcus Velke einen Tag vor der „Langen Kneipenszene war eine eigene Tafel auf der Agenda stehen die Bemühungen, erst möglich gemacht wird. Nacht“ die Gele- gewidmet – mehr war leider nicht zu neuen Räumlichkeiten zu kommen, in machbar, allein schon aufgrund denen wir unser Archivgut sachgerech- In diesem Sinne freuen wir uns auf eine der Tatsache, dass Lesbenlokale in ter lagern können als dies in Kalk der- erfolgreiche weitere Zusammenarbeit in Köln deutlich weniger vorhanden zeit der Fall ist. Letztlich dient dies nicht 2016! waren und sind. nur der Bestanderhaltung, sondern auch der Sicherung der Funktion des CSG als Für den Vorstand des CSG In drei Führungen informier- „Gedächtnis der Schwulenbewegung Marcus Velke ten sich die Besucher*innen über die Hintergründe schwuler (Knei- pen)Geschichte. Dabei erwies es sich als sehr glückliche Kombination, dass wir während der „Langen Nacht“ den

Bilder: Holger Willms Thekenraum des Barcelon bespielen 6 Lesung: Ingeborg Boxhammer 7 Marta Halusa und Margot Liu Die lebenslange Liebe zweier Tänzerinnen

wusst. Wir nahmen und nehmen das m 8. November 2015 präsentierte zunächst einmal hoch erfreut zur Kennt- die Bonner Historikerin Ingeborg nis, ohne uns die Freude mit Reflexionen BoxhammerA ihr neues Buch im Rubi- über die wissenschaftstheoretischen Pro- con vor etwa 30 Anwesenden vor allem bleme der Erinnerung zu trüben. weiblichen* Geschlechts (vgl. HIStory 3/2015 S. 14). Die Lesung wurde vom In der Woche nach der Museumsnacht CSG als Kooperationsveranstaltung ge- wurde „Trinken • Tratschen • Knutschen“ meinsam mit dem Kölner Rubicon und in den Veranstaltungsräumen über dem dem Kölner Frauengeschichtsverein Barcelon gezeigt, an drei Abenden wäh- organisiert. Mit dem CSG hat Boxham- rend der Öffnungszeiten der Bar, mit mer in der Vergangenheit immer wieder jeweils um die 30 Besucher*innen. Bei erfolgreich zusammengearbeitet: So war dieser Gelegenheit konnten wir noch sie beispielsweise mitverantwortlich für intensiver als schon während der Mu- das Führen und Aufzeichnen der Video- Es geht an dieser Stelle nicht darum, die konnten – die seumsnacht Gespräche führen, genauso Interviews mit Trainer*innen und Spie- Leiden verfolgter schwuler Männer oder Besucher*innen wie bei der gut besuchten Finissage. lern des Cream-Team- für die ihr Martyrium in den Folterkellern der nahmen nach den Führungen so manches CSG-Ausstellung „Von Warmduschern Gestapo und in den KZs während des mehr oder weniger alkoholische Getränk Natürlich war die Ausstellung nicht voll- und Weltmeistern. 20 Jahre Cream-Team- „Dritten Reiches“ oder in den Gefäng- an der Bar zu sich, während sie glücklich ständig, diesen Anspruch haben die Ku- Cologne – 20 Jahre schwuler Fußball in nissen, Zuchthäusern und Psychiatrien in Erinnerungen schwelgten und sich in- ratoren Wilhelm Kutsch, Herbert Potthoff Köln“ 2012 im Deutschen Sport & Olym- der Bundesrepublik Deutschland 1945- tensiv über ihre Erlebnisse in der einen und Friedrich Schregel auch nie erhoben. pia Museum. 1969 zu relativieren. Vielmehr sollte klar oder anderen Kneipe austauschten. Wer Wir erhielten während des gesamten sein, dass bei allen Unterschieden in der den Gesprächen der Besucher*innen Ausstellungszeitraums viele Hinweise Die öffentliche und wissenschaftliche Verfolgungsintensität die Geschichte von lauschte, wurde den Eindruck nicht los, auf weitere ausstellungswürdige Lokali- Wahrnehmung der Geschichte der Ver- Diskriminierung und Verfolgung homo-, dass „Trinken • Tratschen • Knutschen“ täten. In der geplanten Erweiterung von folgung homo- und bisexueller Männer bi-, trans*- und intersexueller Menschen einen Nerv getroffen hat – die eigene „Trinken • Tratschen • Knutschen“ wird und Frauen bzw. von Angehörigen an- unsere GEMEINSAME Geschichte ist, die Szene-Vergangenheit wurde vielen noch dies alles Berücksichtigung finden. derer sexueller Minderheiten in Deutsch- es auch GEMEINSAM aufzuarbeiten und einmal als eigene erlebte Geschichte be- Marcus Velke land wird nach wie vor von der Themati- zu bewahren gilt. Diese eigentlich banale sierung des § 175 dominiert. Da lesbische Erkenntnis setzt sich mittlerweile immer bzw. frauenliebende Frauen oder auch mehr durch, sei es in der akademischen trans*- und intersexuelle Menschen von Forschung zur Geschichte der Homose- den Strafbestimmungen dieses Paragra- xualitäten (vgl. z. B. Michael Schwartz phen ausgenommen waren, so der im- (Hg.): Homosexuelle im Nationalsozia- Langeweile? mer noch anzutreffende Irrglaube, war lismus. Neue Forschungsperspektiven … bei uns gibt‘s viel Sinnvolles zu tun. deren Diskriminierung und Verfolgung zu Lebenssituationen von lesbischen, anders oder „nicht so schlimm“ wie die schwulen, bi-, trans- und intersexuel- Wir brauchen Hilfe in unserm Archiv, zum Beispiel bei der Ordnung und digitalen Erfassung schwuler Männer. len Menschen 1933 bis 1945, München

unserer audiovisuellen Medien. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! Bilder: Holger Willms Velke Bilder: Marcus Kontakt unter 0151/40378046 oder [email protected] 8 Gedenken 9 Wolfgang Auhagen – früher Aktivist der Bonner und Kölner Schwulenbewegung – gestorben

2014) oder auch Verteilung von antinazistischen Flug- in Aktivist*in- blättern. Immer wieder wurden die bei- nenkreisen, die den Frauen verhaftet, „verhört“ und da- Ein persönlicher Nachruf gemeinsam an bei auch schwer körperlich misshandelt. Zeitzeug*inn- In ihrer Lesung legte Boxhammer den m Alter von 76 Jahren ist Wolfgang enprojekten zur Schwerpunkt auf diese Verfolgungsme- Auhagen (geb. 27. November 1939) Wolfgang Auhagen war ein großer Sammler. Aus seiner Aufarbeitung der chanismen, die auch noch nach Ende des nachI langer schwerer Krankheit in der frühen Bonner Zeit und aus der Zeit, in der er sich in der gemeinsamen Ver- NS-Regimes fortwirkten, im schwierigen Nacht zum 12. Dezember 2015 friedlich Kölner Fetisch- und Uniformszene (Gründer Köln Oliv, erste folgungsgeschich- Kampf um Entschädigungsleistungen. eingeschlafen. deutsche schwule Uniformgruppe und Vorläufer aller derzeit te arbeiten (z. B. existierenden Gruppen im schwulen Uniformfetischbereich) das Archiv der an- Tröstlich an der Geschichte der beiden Wolfgang Auhagen hatte einen wesent- hat er Briefe, Bilder, Plakate, Flugblätter, amtliche Doku- deren Erinnerun- Tänzerinnen ist, dass sie so etwas wie ein lichen Anteil an der Gründung der Ak- mente, Zeitungsausschnitte usw. aufgehoben (und damit Marta Halusa und Margot Liu. ® gerettet). Wir möchten diese Dokumente in unser Archiv Die lebenslange Liebe zweier gen der Bundes- „happy end“ aufweist: 1949 emigrierten tionsgruppe Homosexualität Bonn im Tänzerinnen. stiftung Magnus die beiden Frauen nach Großbritannien Jahre 1972. Er stellte eine wichtige Brü- übernehmen und bedanken uns an dieser Stelle ganz herz- Hentrich und Hentrich Verlag Hirschfeld oder und konnten dort noch durchaus glück- cke zu den Bonner Homosexuellen dar, lich für das entsprechende Angebot. Berlin 2015, 92 Seiten; 9,90 € auch das Projekt liche 40 Jahre verbringen, nicht zuletzt die – wie er – unter den fürchterlichen „Zeitzeug*innen“ auch mit dem Geld, das im Rahmen der Auswirkungen des Anti-Schwulen-Para- Ingeborg Boxhammer, Bonn, ist der Kölner AR- mühsam erstrittenen Entschädigungs- graphen 175 zu leiden hatten, der in der Ko-Redakteurin des Internet- Portals lesbengeschichte.org und CUS-Stiftung, bei leistungen floss – und gezeichnet von von den Nationalsozialisten verschärften forscht zur Geschichte lesbischer dem auch das CSG den körperlichen und seelischen Folgen Form in der Bundesrepublik unter Kanz- Frauen. Derzeit arbeitet sie an mitarbeitet). Nur der NS-Verfolgung. ler Adenauer nicht nur weiterbestand, einer Biographie über Margarete am Rande sei hier sondern exzessiv angewendet wurde Herz (1872–1947) und Helene Wolff bemerkt, dass der Verfolgungsgeschichten frauenliebender (bis 1969). Schon im ersten Jahr ihres Be- (1871–1917). in Köln ansässige bzw. lesbischer Frauen wie die Marta stehens hat die glf-AHB (gay liberation Fachverband Ho- Halusas und Margot Lius werden sich front – Aktionsgruppe Homosexualität mosexualität und Geschichte (FHG), bei während des „Dritten Reiches“ sehr häu- Bonn) in ihrer gefühlten Verantwortung dem das CSG Mitglied ist, schon seit sei- fig zugetragen haben und vollzogen sich als Schwulengruppe der Bundeshaupt- ner Gründung 1994 dieses Ziel verfolgt. parallel zur Verfolgung und Ermordung stadt Bonn eine bundesweit organisierte schwuler Männer. Mit der als Koopera- Plakat- und Unterschriften-Aktion gegen Die Doppelbiographie Ingeborg Box- tionsveranstaltung organisierten Lesung den § 175 Strafgesetzbuch in Bonn durch- hammers über die beiden Tänzerinnen (der sich eine angeregte Diskussion mit geführt. Das Plakat mit dem „Fleischer- Marta Halusa und Margot Liu zeigt ein- der Autorin anschloss) hoffen wir als haken“ als Paragraphen-Symbol (§) hing dringlich, welche „Möglichkeiten“ wäh- CSG, ein Stück weit beitragen zu haben auch dank Wolfgangs Unterstützung an rend des „Dritten Reiches“ bestanden, zu einer forciert als GEMEINSAME Ge- allen Lampenmasten auf allen Brücken um lesbische Frauen zu verfolgen: Mar- schichte begriffenen Aufarbeitung der im Stadtgebiet Bonn. Der Film von Rosa got Liu wurde beispielsweise als Jüdin Verfolgung sexueller Minderheiten in von Praunheim „Nicht der Homosexu- Ein Bild aus besseren Zeiten verfolgt, die beiden Frauen gemeinsam Deutschland vor und nach 1945. elle ist pervers, sondern die Situation, 2005 feierte das Schwulen- & Lesbenzentrum Bonn seinen 30. Geburtstag (in der Mitte: Bonns damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, wegen Prostitution, Marta Halusa wegen Marcus Velke in der er lebt“ (bzw. leben musste) hat rechts neben ihr Wolfgang Auhagen). Heute gibt es in Bonn wie in Köln

Foto: Robert Niedermeier nicht nur zur Gründung von zahlreichen kein Schwulen- & Lesbenzentrum mehr. Amnesty International würdigt dann 10 11 Rexhausens Einsatz für die Menschen- rechte – er gehörte zu den Mitgründern der deutschen Amnesty International Sektion. Die Familie Rexhausens wurde durch eine Schwester und einem Schwa- ger vertreten, dankt, verzichtet aber auf Schwulengruppen in der Bundesrepub- Wolfgang Auhagen hat seine ganze Le- Pro Köln, den rechten Rand der Kölner einen Redebeitrag. Die Enthüllung wird lik Deutschland geführt, sondern auch bensenergie seinem Kampf für seine und Politik, selbsternannten Vertreter des ein bewegender Moment und eine blei- zur Freisetzung von Energie, die unsere unsere Lebensweise gegeben und dabei besorgten Bürgertums und die weit zahl- bende Erinnerung. Schwulengruppe und zahlreiche Mitglie- seine eigene Existenz bis an die Grenzen reicher erschienene Gruppe politisch der – aus heutiger Sicht – über Jahre un- riskiert. Er musste über 10 Jahre seine Interessierter, die die Einweihung feiern Felix Rexhausen wurde am 31. Dezem- fassbar stark und vielfältig gemacht hat. magere Rente als Taxifahrer notdürftig wollten. Unter der Kölner Stadtflagge ber 1932 in Köln geboren. Seine Jugend „aufbessern“, obwohl er sein Leben lang verdeckt, wartete das bereits montierte verbrachte er in und . Weitere Eckpunkte von Wolfgangs und große Leistungen vollbracht hat. Straßenschild auf seine Enthüllung. Von 1954 bis 1959 studierte er an der Uni- unseren Aktivitäten waren unsere Akti- versität Köln Wirtschafts- und Sozialwis- on an Bonner Schulen, die Gründung des Danke lieber Wolfgang Auhagen, auch für Die Vertreter des Ordnungsamts sorgten senschaften und arbeitete nach der Pro- ersten Bonner Schwulen-Zentrums in der Deine tolle Unterstützung gegen die Her- für politische Neutralität und Korrekt- motion als Journalist beim WDR; später Endenicher Str. 51, die Life-Sendung von ausforderungen „unserer“ Behörden zwi- heit. Besorgt um den Ablauf der Veran- schrieb er für den Kölner Stadtanzeiger, Carmen Thomas‘ „Hallo Ü-Wagen“ (die schen 1972 und 1975, die in zahlreichen staltung war auch ein größerer Trupp den Spiegel und die Zeit. 1961 wurde die erste Mitmach-Sendung im deutschen Dokumenten zum Ausdruck kommt. Bereitschaftspolizei, der glücklicherwei- deutsche Sektion von Amnesty Internati- Rundfunk und seinerzeit sehr populär) an Werner Janik-Mehlem se nicht in Aktion treten musste, vor Ort. onal in Köln gegründet, die er mit Carola diesem Zentrum und unsere Ausstellung Stern, Gerd Ruge und anderen in Köln an der Pädagogischen Hochschule Bonn. Der Bezirksbürgermeister Andreas Hup- repräsentierte. ke tritt auf und die Pressevertreter zü- cken Kameras und Notizblöcke. Hupke Die Stadt Köln machte keine gute Figur. kann sich zunächst einige Bemerkungen Bezirksbürgermeister Hupke musste Gedenken über die Rechten nicht verkneifen. Als allein die Stadt und ihre Verwaltung Vertreter der Stadt dankte er den Initia- vertreten, er tat dies in allen Ehren, mit Einweihung Felix-Rexhausen-Platz toren für ihren Einsatz. Mit der Umbe- überzeugendem Stolz und großem per- nennung soll das Engagement Rexhau- sönlichen Einsatz. Sein Auftreten war sens in Erinnerung gehalten und geehrt angemessen, dennoch blieb rätselhaft, in windiger, kühler Dezembertag, Stellung bezogen. Die wenigen kurzen werden. warum die Stadt ihren Bezirksbürger- kein Tag im Mai. Die Bezirksvertre- Stellen in dem Roman ‚Berührungen‘, an meister allein ließ. tungE Innenstadt hatte im Mai die Um- denen Sex mit Jugendlichen beschrieben Axel Bach spricht für den Verband les- benennung einer Fläche am Bahnhof in wird, taugen nicht einmal als Indiz für bischer und schwuler Journalisten. Er Zu den Stolpersteinen, von denen einige Felix-Rexhausen-Platz kurzfristig abge- pädophile Neigungen des Autors. Diese stellt den Gang der Ereignisse dar, er- auch an Schwule erinnern, kommen, we- sagt – als Reaktion auf eine kurze, hef- Szenen stehen im Kontext von ironisch klärt den Felix-Rexhausen-Preis, der alle niger leicht zu übersehen, die Platz- und tige Debatte um den Schriftsteller. Die angehauchten Schilderungen, die den zwei Jahre an verdiente Journalist(inn)en Straßenbenennungen. Homosexuelle Bezirksvertretung hat sich dann mit dem Lebensweg einer fiktiven Person darstel- vergeben wird, nennt wichtige Stationen müssen sichtbar sein, müssen sich sicht- Problem und der Person näher beschäf- len und die einen Rundblick über Schwä- der journalistischen Karriere Rexhausens bar machen. Der Rexhausen-Platz ist also tigt. Ergebnis: Der Benennung in Felix- chen, Neigungen und Handlungen von und skizziert einige seiner literarischen ein Erfolg für die Schwulen-bewegung, Rexhausen-Platz steht nichts im Wege. Schwulen geben wollen. Werke. Es müsse, sagt Bach, um die Per- der Jean-Claude-Letist-Platz, der Hans- sönlichkeit Rexhausen und dessen Enga- Mayer-Weg, die Oscar-Wilde-Straße, die So kam es zu der verspäteten Einwei- Ab elf Uhr sammelten sich auf der nord- gement gehen; nicht um einige fehlinter- Marcel-Proust-Promenade dürfen nicht hung des Platzes am 10. Dezember. westlichen Spitze des Breslauer Platzes pretierte Zeilen in seinem Werk. allein bleiben. Foto: Willi Kutsch Foto: Willi Das CSG, hatte bereits im HIStory 2/15 zwei Gruppen von Personen: Die durch Friedrich Schregel Pinnwand Termine

12 Veranstaltungen: MF 05.03 2016 Tag der Archive im MAKK Die im Arbeitskreis Kölner Archive zusammengeschlossenen Archive stellen regelmäßig der interessierten Öffentlichkeit vor. Dieses Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto „Tonspuren in Kölner Archiven“. CSG und FCSG sind mit einem Infostand ver- treten. Wir präsentieren ein breites Spektrum von Audio- und audio- visuellen Medien aus unserer Sammlung, von Super-8-Filmen über Ton- und Videokassetten bis zur Schallplatten jeder Art. Ort: Museum für Angewandte Kunst Köln, An der Rechtschule, 50667 Köln

12.03.2016 Infobörse für Lesben und Schwule der Generation 50 Plus, organi- siert von Rubicon/Die ALTERnativen Lesbisch-/Schwule Senio- ren_innen Köln. CSG und FCSG sind mit einem Infotisch vertreten. Ort: Großer Saal des Bürgerzentrums Ehrenfeld, Venloer Str. 429, 50825 Köln

26.05.2016 Das CSG und FCSG werden wieder mit einem repräsentativen (Fronleichnam) Stand am diesjährigen Come-Together-Cup teilnehmen. Ort: Vorwiesen RheinEnergieSTADION, Aachener Str. 999, 50933 Köln

Führungen: Schon lange gehören Führungen durch das schwule Köln und seine Geschichte zum Standardprogramm des CSG. Termine für das 2016 Jahr werden rechtzeitig auf unserer Homepage und Facebook-Seite veröffentlicht. Gruppenführungen sind nach Terminvereinbarung möglich.

Genaue Zeitangaben für Veranstaltungen sind rechtzeitig auf unserer Homepage und unserer Facebook-Seite zu finden.