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www.vds-astro.de ISSN 1615-0880 III/2017 Nr. 62 Zeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde e.V.

Schwerpunktthema: Künstliche Astrofoto des Jahres Deep Sky Die Kometen 2P und 45P Seite 44 Seite 51 Seite 72 Satelliten Editorial 1

Liebe Mitglieder, liebe Sternfreunde,

in den hellen und oft auch heißen Sommernächten sitze ich abends gern auf dem Balkon und schaue nach Satelliten. Ein Blick auf heavens-above.com oder calsky.com informiert vorher, ob in dieser Nacht die Internationale Raum­ station, der taumelnde Satellit Envisat oder ein Iridium-Flare zu sehen sein wird. Oft sehe ich aber auch helle oder sogar aufblitzende Satelliten, die dort nicht angegeben sind. Daher freue ich mich besonders über das Schwerpunkt- thema „Künstliche Satelliten“ in diesem Heft, in dem auf vielfältige Weise über die Beobachtung der die Erde umkreisenden Satelliten berichtet wird.

Ein natürlicher Satellit der Erde sorgt am 21. August wieder einmal für ein ganz besonderes Schauspiel: der Mond bedeckt die Sonne, eine Totale Sonnen­finsternis wird ihren schmalen Schattenpfad quer über Nordamerika werfen. Falls Sie Kosten und Mühen nicht gescheut haben, das Wetterglück Ihnen hold war und auch die Fototechnik nicht gestreikt hat, dann senden Sie uns doch einen Bericht über Ihre Reiseerlebnisse und vor allem viele Fotos der Sonnenfinsternis. Unser Titelbild: Ralf Kreuels und Michael Kunze gelang Etwas regelmäßiger als Sonnenfinsternisse findet dieVdS-Tagung und Mitgliederversammlung statt: gemäß der Satzung sind ordentliche Mitglieder­ es am 8. Juni 2013, die Internationale versammlungen alle zwei Jahre einzuberufen. Diesmal wird sich die VdS dazu in Raumstation ISS beim Zenitdurchgang Heidelberg treffen, mehr dazu auf Seite 92. Selbstverständlich werden alle VdS- mit einem Celestron 11 und einer TIS Mitglieder auch persönlich per Brief zur Mitgliederversammlung eingeladen. DMK 21 brillant in Szene zu setzen. Der Vorstand freut sich über eine rege Teilnahme! Für Frühbucher stehen bis Der Videofilm wurde mit 60 Einzelbildern Anfang September folgende Übernachtungsmöglichkeiten bereit: pro Sekunde aufgenommen, jedes davon 2 ms belichtet. Für das Titelbild wurden Hotel Preis E Frühstück Parkplatz 15 Einzelbilder addiert, sie stammen aus IBIS Heidelberg Hauptbahnhof EZ: 85,-€E € inklusive ja einem Zeitfenster von weniger als einer Willy Brandt Platz 3 DZ: 96,-€E Sekunde. Wie das „Unternehmen ISS“ 69115 Heidelberg ablief, erfahren Sie im Innenteil. Tel.: 06221/9130 www.ibis.com Die Redaktion gratuliert den Stern- Hotel Anlage EZ: ab 75,- E€ inklusive anfragen freunden zu ihrer eindrucksvollen Friedrich-Ebert-Anlage 32 Beobachtung. 69117 Heidelberg Tel.: 06221/5850960 www.hotel-anlage.de Leonardo Hotel EZ: 99,- E € inklusive gg. Gebühr Pleikartsförster Straße 101 DZ: 111,- E € 69124 Heidelberg Tel.: 06221/7880 www.leonardohotels.com hotelo EZ: 54,- E 7,-€E/Pers. gg. Gebühr Czernyring 42-44 DZ: 78,- E€ 69115 Heidelberg Tel.: 06221/6517739 hotelo-heidelberg.de Midori Guesthouse EZ: ab 69,- E € 10,- E/Pers. ja Friedrich-Ebert-Straße 4 DZ: ab 86,- E€ 69221 Dossenheim Tel.: 06221/872980 www.midoriguesthouse.com

Einen schönen Sommer wünscht Ihnen

Sven Melchert

VdS-Journal Nr. 62 2 Inhalt

SCHWERPUNKTTHEMA Künstliche Satelliten 6

AMATEURTELESKOPE Verbesserung eines Maksutov-Fernrohrs 35

1 EDITORIAL ASTROFOTOGRAFIE 37 Meine Online-Galaxienverzeichnisse für Astrofotografen 2 INHALTSVERZEICHNIS 39 Sternentstehung im Gebiet des Pelikannebels 42 Eine Supernova in der Kassiopeia? NACH REDAKTIONSSCHLUSS 44 Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie – 4 Ausschreibung der Reiff-Förderpreise 2017 Das Astrofoto des Jahres 2016 4 Nachwuchsförderung der Fachgruppe Spektroskopie 5 Vermächtnis in Wilhelmshaven COMPUTERASTRONOMIE 46 Mars-Ephemeriden mit R SCHWERPUNKTTHEMA: KÜNSTLICHE SATELLITEN 50 Firecapture 6 Schwerpunktthema Künstliche Satelliten 7 Die Bahnen von Satelliten DEEP SKY 8 Ein ungebetener Gast 51 Beobachtung im August 2016 12 Sonnenaufgang im geostationären Orbit – Im Sonnen- 54 Think Big – Beobachtungen über 2 Grad und mehr licht funkelnde geostationäre Satelliten Fish on a platter – Barnard 144 und LDN 862 15 Reibung in der Hochatmosphäre 56 Beobachtung einmal anders – Sternassoziation Cepheus 17 Bahnberechnungen von Satelliten mit den Two-Line OB1, Versteckspiele in unserer Galaxis oder das Auf- Elements (TLE) scheinen des Perseus-Arms 19 Visuelle Beobachtung der ISS per Teleskop 58 Skyguide 2017-2 (Sommer) 20 Von Weltraumträumen und Satelliten 24 Satellitentracking an der Bayerischen Volkssternwarte GESCHICHTE München 62 Rezension: Aloys Eiling: „Mythen, Götter und Gelehrtes 27 Weltraumschrott oder der sorglose Umgang mit unserem – Ein Reboot der Vorgeschichte der Menschheit“ Fenster zum All 62 Neues aus der Fachgruppe Geschichte der Astronomie 29 Die Internationale Raumstation ISS im Zenit 30 Die Internationale Raumstation ISS – Impressionen aus KLEINE PLANETEN der Fachgruppe Astrofotografie 65 Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten 66 Kosmische Begegnungen FACHGRUPPENBEITRÄGE 68 Die Begegnung von (760) Massinga mit der Galaxie AMATEURTELESKOPE/SELBSTBAU NGC 2415 33 Astronomie und Mobilität 35 Maßnahmen zur Verbesserung eines Bresser-Maksutov- KOMETEN Fernrohres 69 Hatte der Komet der C/2016 U1 (NEOWISE) einen Helligkeitseinbruch?

VdS-Journal Nr. 62 Inhalt 3

VDS-NACHRICHTEN Einladung zur 33. VdS-Tagung 92

BEOBACHTERFORUM Astronomie aus dem Rollstuhl 104

KLEINE PLANETEN Kleinplanet (398 045) Vitudurum 65

72 Komet 2P/Encke Sichtbarkeit 2016/2017 – die VdS- VDS-PORTRÄT/VOR ORT Bilderstrecke 94 Astronomische Aussichten 76 Komet 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova Sichtbarkeit 2016/2017 – die VdS-Bilderstrecke SERVICE 101 Himmelsvorschau Juli-September 2017 PLANETEN 80 Untere Venuskonjunktion im März 2017 und mehr BEOBACHTERFORUM 104 Astronomie aus dem Rollstuhl – geht das? SONNE 107 Astronomie am Kraterrand 82 Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 113 Planeten-Konstellationen 2. Halbjahr 2016 115 Mond bedeckt Aldebaran

STERNBEDECKUNGEN VORSCHAU 83 Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 117 Vorschau auf astronomische Veranstaltungen 3. Quartal 2017 3. Quartal 2017

VERÄNDERLICHE IMPRESSION 87 Spektakulär: Die Bedeckung von VV Cephei 2017-2019 32 NGC 1360 – Einer der größten Sterne unserer Galaxis verdeckt seinen Partner 88 CTA 102 – extremer Ausbruch eines weit entfernten Quasars

VDS-NACHRICHTEN HINWEISE Wir begrüßen neue Mitglieder 90 5 Ihr Beitrag im VdS-Journal für Astronomie! 91 VdS-Vorstand aktuell 14 Inserentenverzeichnis 92 Einladung zur 33. VdS-Tagung vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Heidelberg 38 Impressum 116 Jubiläen; Folge 2 118 Wichtige Informationen für unsere Mitglieder! 119 VdS-Fachgruppen-Redakteure VDS-NOSTALGIE 119 VdS-Fachgruppen-Verantwortliche 93 Das war’n noch Zeiten, Folge 29 120 Autorenverzeichnis 4 Nach Redaktionsschluss

Ausschreibung der Reiff-Förderpreise 2017

Zehn Jahre nach dem Tod von Stifter Hans Ernst Reiff werden die nach ihm benannten Förderpreise für Jugendarbeit in der Amateurastronomie und astronomische Projektarbeiten in der Schule im Jahr 2017 zum neunten Mal verliehen. Wie schon in den Vorjahren ist der Preis in zwei Kategorien ausgeschrieben und mit insgesamt 6.500,- Euro dotiert.

Kategorie 1: Projekte im Amateurbereich und in weiterführenden Schulen In dieser Sparte können bis zu drei Preise mit Preisgeldern von jeweils 3.000,- Euro, 2.000,- Euro und 1.000,- Euro vergeben werden. Das Preisgeld ist für die Durch- oder Fortführung eines eigenständigen amateur- oder schulastro­ nomischen Projekts bestimmt. Für die Bewertung hat die aktive Beteiligung Jugendlicher besonderes Gewicht.

Kategorie 2: Astronomie-Projekte für das Kindergarten- und Grundschulalter Hier beträgt das Preisgeld 500 Euro. Das Preisgeld ist für die Durch- oder Fortführung eines Projekts bestimmt, das Kinder im Kindergarten- oder im Grundschulalter an die Astronomie heranführt. Das geförderte Projekt sollte Vorbildcharakter haben – es sollte in gleicher oder ähnlicher Form auch an anderer Stelle umsetzbar sein.

Bewerben können sich sowohl Einzelpersonen als auch Interessensgemeinschaften.

Die Bewerbungen sollten enthalten: – eine kurze Vorstellung der Beteiligten (max. 1 Seite) – eine Beschreibung von bereits durchgeführten Projekten mit Verweis auf bisherige Veröffentlichungen, zum Beispiel in den Zeitschriften Sterne und Weltraum, im VdS-Journal oder bei Interstellarum Abenteuer Astronomie falls vorhanden (max. 2 Seiten) – eine Beschreibung des für den Förderpreis vorgeschlagenen Projekts, einschließlich der Angabe, wofür das Preisgeld konkret eingesetzt werden soll (max. 3 Seiten)

Von den Preisträgern wird erwartet, dass sie die geförderten Projekte im Rahmen eines Beitrags in einer der genannten Zeitschriften vorstellen.

Die Bewerbungsfrist endet am 15. Oktober 2017, die Preisträger werden auf der Bochumer Herbsttagung der Amateurastronomen am 11. November 2017 bekanntgegeben.

Bewerbungen sind zu richten an: Dr. Carolin Liefke, Haus der Astronomie, Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg, [email protected] Nachwuchsförderung der Fachgruppe Spektroskopie Die Fachgruppe Spektroskopie der Vereinigung der Sternfreunde e.V. lobt zur Nachwuchsförderung auf dem Gebiet der Spektroskopie einen jährlichen Preis aus. Der Preis besteht aus einem Preisgeld von 1.500,00 EUR sowie aus einem Reisekostenzuschuss von höchstens 500,00 EUR für die Reise zur Preisverleihung und ggf. für die Teilnahme an der Jahreskonferenz der Fachgruppe „Aspekt“ gemäß den Vergabebedingungen.

Die Preisverleihung erfolgt auf der „Würzburger Frühjahrstagung“ der Vereinigung der Sternfreunde e.V. soweit durch das Preiskomitee kein anderer Ort bestimmt wird. Die Vergaberegeln finden sich unter http://spektroskopie.fg-vds.de/pdf/preis.pdf.

VdS-Journal Nr. 62 Nach Redaktionsschluss 5

Vermächtnis in Wilhelmshaven von Sven Melchert

Ende Januar erreichte die Geschäftsstelle der VdS ein Schreiben des Amtsgerichts Wilhelmshaven: das VdS-Mitglied Diet- mar Sypitzki war verstorben und hatte die VdS testamentarisch bedacht. Die im Nachlass befindlichen astronomischen Gerätschaften nebst Zubehör und die entsprechende Fachliteratur sollten der VdS übergeben werden. Der Vorstand war von dieser Nachricht betrübt und gerührt zugleich, wurde aber auch un- ter Zeitdruck gesetzt: die Wohnung des verstorbenen Mitglieds sollte kurzfristig geräumt werden, die astronomische Aus- rüstung wäre sonst dem Sperrmüll über- geben worden.

Hier hat sich zum Glück die neu gegrün- dete Fachgruppe der astronomischen Vereinigungen bewährt. Nach einem Hinweis Aufruf in der Mailingliste erklärte sich Ute Katrin Niemann vom Astronomie- Ihr Beitrag im Treff Wilhelmshaven spontan bereit, den Nachlass zu sichten. Sie schickte Fotos VdS-Journal für Astronomie! der astronomischen Geräte, darunter Nachdem wir unser Schwerpunktthema für das Journal 63 „Treffen, Messen, Ver- befanden sich verschiedene Teleskope, anstaltungen“ abgeschlossen haben, möchten wir gerne auf unsere zukünftigen Bücher und Zubehör. Man sah förmlich Schwerpunktthemen hinweisen: das Leben eines Hobbyastronomen vor sich ablaufen: wurde zuerst der Refrak- „Feuerkugeln und Meteorite“ in Journal Nr. 64 tor erworben oder das kompakte Maksu- Redaktionsschluss: 01.08.2017 tov-Teleskop? Hat er sich mit dem gro- Redakteur: Sirko Molau, [email protected] ßen Schmidt-Cassegrain-Teleskop einen „Vorbereitung Mars-Opposition“ in Journal Nr. 65 Traum erfüllt? War das alte Newton-Te- Redaktionsschluss: 01.11.2017 leskop ein Erinnerungsstück aus seinen Redakteur: S. Kowollik, [email protected] Anfangszeiten? Der pekuniäre Wert der „Kosmische Dynamik“ in Journal Nr. 66 Gegenstände war schwer zu beziffern, Redaktionsschluss: 01.02.2018 der ideelle aber wog schwer. Nur: Was Redakteur: alle Fachgruppen (siehe entsprechende E-Mails) sollte die VdS als Organisation ohne ei- gene Sternwarte mit diesem Vermächtnis Zur Gestaltung unserer Journale benötigen wir Beiträge der Mitglieder. Dies anfangen? Wer macht sich auf den Weg kann sowohl ein wissenschaftlich fundierter Artikel als auch ein einfaches Be- in das ferne Wilhelmshaven und kann obachtungserlebnis sein. Außerdem soll es möglichst regelmäßig eine Galerie das Material bis zu seiner Verwendung von Fotografien und Zeichnungen geben. Wer nicht gerne schreibt, kann also auch auf diese Weise vertreten sein! Wir freuen uns über alle Einsendungen! verwahren? Beiträge sollen an die zuständigen Redakteure (siehe auch Liste der VdS-Fach- Die Kommunikation war stark, die Zeit gruppen-Redakteure oder an die VdS-Geschäftsstelle (Mail/Postadresse) geschickt wurde knapp. Wenige Tage vor der Woh- werden. Vorher empfehlen wir, als Hilfestellung die Autorenhinweise zu nutzen nungsräumung nahmen dann Stefan (siehe www.vds-astro.de/fuer-mitglieder/vds-journal/vds-journal-autorenhinweise. Schwager und Sabrina Hofmann von den html). Dort finden Sie in der rechten Randspalte auch einen Musterartikel als Sternfreunden Riesa die weite Reise auf Vorbild und das Artikeldeckblatt zum Eintragen der wichtigsten Daten. sich, um die Gegenstände zusammen mit Mit dem Einsenden gibt jeder Autor gleichzeitig sein Einverständnis zum Ab- Ute Katrin Niemann sicherzustellen. Da- druck im „VdS-Journal für Astronomie“. Es besteht jedoch keine Veröffentli- mit konnte dem Wunsch des verstorbe- chungspflicht. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge gar nicht oder in gekürzter nen Mitglieds entsprochen werden. Es ist Form abzudrucken. Das Copyright obliegt den jeweiligen Autoren. Die Texte ge- ein trauriger Anlass, doch seine Geräte ben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. werden in der astronomischen Volksbil- Die Redaktion dung eine Zukunft haben.

VdS-Journal Nr. 62 6 Künstliche Satelliten

Schwerpunktthema Künstliche Satelliten von Helmut Jahns

Dieses Jahr jährt sich der erste Start ei- Einige der damaligen Beobachtungen zu den Grundlagen der Bahnmechanik nes von Menschenhand geschaffenen galten seiner Positionsbestimmung, mit spannt. Wir hoffen, dass es das Interesse Satelliten zum sechzigsten Mal: Am deren Hilfe eine Bahnberechnung vorge- der Leserschaft trifft. 4. Oktober 1957 wurde der sowjetische nommen werden konnte. Denn die Bahn- Raumflugkörper Sputnik 1 von Baikonur daten von Sputnik 1 wurden seinerzeit, Ich möchte mich bei allen Autoren be- aus ins All gestartet, welcher für einige ebenso wie technische Details, von der danken, die zum Gelingen dieses Schwer- Monate die Erde auf einer Umlaufbahn in Sowjetunion als Verschlusssache behan- punktthemas beigetragen haben. Höhe von rund 200 Kilometern über der delt. Erdoberfläche umrundete. Dieses Ereig- nis wurde von der Weltöffentlichkeit mit Das Schwerpunktthema dieser Jour- hoher Aufmerksamkeit verfolgt, so auch nalausgabe haben wir den künstlichen von Amateurastronomen, die erstmals Satelliten gewidmet. Es ist als Exkurs Gelegenheit bekamen, einen künstlichen konzipiert, der einen roten Faden von Satelliten am Himmel zu beobachten. den Techniken der Beobachtung bis hin

1 Iridium-Flare beim Hantelnebel. Aufgenommen von Harald Kaiser am 16.07.2015 bei Costiolo, Italien, mit einem Bresser AR102 f/6, 240 Sekunden bei ISO 400 mit einer Sony-A6000-Kamera.

VdS-Journal Nr. 62 Künstliche Satelliten 7

Die Bahnen von Satelliten von Helmut Jahns

Der erfolgreichen Beobachtung von Sa- telliten geht eine Positionsberechnung voraus. Glücklicherweise leben wir im Informationszeitalter und müssen diese Berechnung nicht mehr von Hand vor- nehmen - die einschlägigen Portale im Netz wie Heavens Above, CalSky [1, 2] oder andere leisten hier einen wunder- baren Job. Die Positionsberechnung, die diesen Portalen zugrundeliegt, ist zudem in der Literatur beschrieben, z.B. in [3]. Sie zu behandeln würden den Rahmen dieses Artikels ganz klar sprengen. Was wir hingegen in diesem Artikel sicherlich leisten können ist, die Bahnen der Sa- telliten an sich vorzustellen. Außerdem werfen wir einen Blick auf ihre Beson- derheiten und darauf, worin sie sich von den Bahnen der Himmelskörper im Son- nensystem unterscheiden. 1 Die Bedeutung der Bahnelemente für die Lage und Form einer Satellitenbahn Ein Satellit bewegt sich auf einer ge- schlossenen elliptischen Bahn im Schwerkraftfeld eines Zentralkörpers, in Hälfte des Längsdurchmessers der werden diese Bahnelemente sehr bekannt unserem Fall: dem Schwerefeld der Erde. Bahnellipse definiert. vorkommen: Für die Objekte unseres Vereinfacht dargestellt, ist seine Bewe- 2.) die Exzentrizität e; sie ist ein Maß Sonnensystems sehen diese sehr ähnlich gung über die Masse des Zentralkörpers, für die Abplattung der Ellipse. aus. Zwischen den Bahnelementen von seine momentane Geschwindigkeit und Die nächsten drei Bahnelemente geben die Satelliten und denen von Planeten, As- seinen momentanen Ort festgelegt. Kennt Orientierung der Ellipse im Raum an: teroiden und Kometen gibt es lediglich man diese Größen, so ist die weitere Be- 3.) die Bahnneigung i ist der Winkel teilweise Abweichungen bei den Be- wegung des Satelliten zumindest grund- zwischen der Senkrechten zur zeichnungen und den Bezugsgrößen der sätzlich berechenbar. Für die Geschwin- Bahn und der Polachse der Erde. Bahnelemente. digkeit und den Ort sind jeweils drei 4.) Länge des aufsteigenden Knotens Größen für die x-, y- und z-Koordinate Groß-Omega; sie ist der Winkel Es gibt bei Satelliten jedoch Einflüsse anzusetzen, so dass wir zusammen mit zwischen dem Frühlingspunkt (Rich- von anderen Quellen, die dazu führen, der Masse auf insgesamt sieben Zahlen- tung zur Sonne zu Frühlingsanfang) dass die Bahnen keine reinen, ungestör- werte zur Bahnbeschreibung kommen. und dem nordwärtsgerichteten Durch­- ten Kepler-Bahnen sind. Da ist zum ei- stoßpunkt durch die Äquatorebene. nen der gravitative Einfluss der übrigen Die Geschwindigkeit und der Ort lassen 5.) Argument der Periapsis w, Winkel Himmelskörper, vornehmlich von Mond sich aber auch ganz anders darstellen: zwischen aufsteigendem Knoten und und Sonne, im geringeren Maße auch über die Bahnelemente. Der Vorteil der der Periapsisposition (Position auf der von den anderen Planeten. Dieser führt Bahnelemente ist, dass es sich um Grö- Bahn, an der der Satellit seinen dazu, dass die Bahnelemente sich über ßen handelt, die direkten Bezug auf die geringsten Abstand zum Erdmittel- die Zeit leicht verändern. Form und die Lage der Bahn im Raum punkt einnimmt). nehmen. Was das genau bedeutet, wird Mit diesen fünf Bahnelementen ist die Im Sonnensystem umkreisen die Objekte sich (hoffentlich) aus dem Folgenden er- Bahn eines Körpers im Raum bereits ein- ihren Zentralkörper, der in guter Nähe- geben. deutig festgelegt; es fehlt lediglich die rung als kugelförmig angesehen werden aktuelle Position des Satelliten auf ihr. kann. Die Erde ist jedoch nicht kugel- Insgesamt werden sechs Bahnelemente Diese ergibt sich mit dem sechsten Bahn- förmig, sondern in guter Näherung ein für die Beschreibung der Bewegung um element: abgeflachtes Ellipsoid, d.h., man hat es den Zentralkörper benötigt. Zwei Bahn- 6.) Zeitpunkt der Periapsispassage T nicht mit einem zentralsymmetrischen elemente geben Auskunft über die Form Gravitationsfeld zu tun, sondern be- der Ellipse. Dies sind: Wer sich bereits zuvor ein wenig mit kommt Anteile von der Abplattung. Dies 1.) die große Halbachse a. Sie ist als die Himmelsmechanik beschäftigt hat, dem hat für Satellitenbahnen vor allem zwei

VdS-Journal Nr. 62 8 Künstliche Satelliten

Folgen: der kinetischen Energie. Die potenzielle hängig vom Profil des Satelliten, von 1.) Die Apsidenlinie unterliegt einer Energie ergibt sich aus der Entfernung seiner Rotation und seiner Orientierung Rotation. des Satelliten zu seinem Zentralkörper: relativ zu seiner Bewegungsrichtung. 2.) Der aufsteigende Knoten rotiert Je größer die Entfernung, desto größer ist Diese Faktoren bergen eine entschei- ebenfalls. die potenzielle Energie; man muss Arbeit dende Konsequenz für den Beobachter. aufwenden, um ihn auf eine höhere Bahn Sie machen eine langfristige Vorausbe- Insgesamt ergibt sich daraus eine West- zu heben. Die kinetische Energie des Sa- rechnung von Positionen unmöglich, drift der Bodenspur der Bahn. Diese Ef- telliten nimmt mit seiner Geschwindig- und zwar aus zweierlei Gründen: Zum fekte wirken nur bei exzentrischen Bah- keit zu und zwar quadratisch. Wenn also einen ist die Reibung quantitativ nicht nen; ihre Quantität ist abhängig von der der Satellit einer Reibung durch die Res- oder nur sehr schwer greifbar und zum Höhe über der Erdoberfläche und der tatmosphäre ausgesetzt ist, so verliert er anderen kann sie die Betreiber der Satel- Bahnneigung. an Gesamtenergie und somit an Höhe. liten dazu veranlassen, Bahnkorrekturen Das heißt aber noch nicht, dass er auch vorzunehmen. Der typische Zeithorizont Bei Satelliten auf niedrigen Umlaufbah- an kinetischer Energie verliert – im Ge- für Sichtbarkeits- oder Positionsdaten nen (bis zu einigen hundert Kilometern, genteil. Aufgrund der niedrigeren Bahn- von Satelliten in niedrigen Umlaufbah- wie bei der ISS oder dem HST) ist zudem höhe wirkt die Schwerkraft stärker, also nen beträgt typischerweise einige Tage. ein starker Einfluss der restlichen Erdat- muss auch die Fliehkraft im nach wie vor Die Aktualität dieser Daten erlangt somit mosphäre spürbar. Der Satellit erleidet bestehenden Kräftegleichgewicht größer entscheidende Wichtigkeit für den Erfolg eine Reibung an der Restatmosphäre. ausfallen. Dies verträgt sich nur mit ei- der Beobachtung. Was dann passiert, ist als das Orbitpara- ner höheren Bahngeschwindigkeit. Der doxon [4] in die Fachwelt eingegangen: Anstieg der kinetischen Energie kann je- Anstatt abgebremst zu werden, wie wir doch den Verlust an potenzieller Energie Internet- und Literaturhinweise: es aus unserer alltäglichen Anschauung nicht vollständig kompensieren. [1] www.heavens-above.com von Reibung kennen, wird der Satellit [2] www.calsky.com durch Reibung sogar beschleunigt! Der Betrag der Reibung unterliegt eini- [3] Bate et al., Fundamentals of gen schwer kontrollierbaren Faktoren: Astrodynamics Erklären lässt sich dieses paradoxe Ver- Die Dichte der Restatmosphäre unter- [4] www.helmholtz.de/luft_ halten wie folgt: Die Energie des Satel- liegt unregelmäßigen Schwankungen, raumfahrtfahrt_und_verkehr/ liten setzt sich aus zwei Anteilen zu- z.B. bedingt durch die Sonnenaktivität. bremsen-um-gas-zu-geben-2058/ sammen: der potenziellen Energie und Das Ausmaß der Reibung ist zudem ab- Ein ungebetener Gast von Manfred Mrotzek

Jeder Astrofotograf kennt sie: Satelli- liche Spuren hinterlassen. Ich weiß nicht, Ich nicht. Entweder sind solche Einzel- ten, die sich bei Deep-Sky-Aufnahmen ob es Astrofotografen gibt, die Satelli- bilder Ausschuss, oder die Satelliten- durchs Bildfeld bewegen und meist deut- tenspuren auf ihren Aufnahmen lieben. spur muss herausgerechnet oder bei der

1 Vier aufeinanderfolgende Einzelbilder eines Videos von NGC 3338 (Bildmitte). Norden ist oben, Osten links. Aufnahmezeitpunkt 09.02.2008 01:43 h MESZ. Teleskop SCT 235 mm, f = 1410 mm, Kamera Watec 120-N, Belichtungszeit 10 s/Bild. Die Bilder wurden invertiert und im Kontrast angehoben.

VdS-Journal Nr. 62 Künstliche Satelliten 9

Bildbearbeitung retuschiert werden. Und manchmal hat man das „Glück“, dass sich gleich mehrere der ungebetenen Gäste auf einem Einzelbild „eingetragen“ haben. Aber man kann es auch sportlich nehmen. Dann kann sich durchaus mal eine spannende Geschichte daraus ent- wickeln.

Bis zum Jahr 2009 habe ich die Astro- fotografie von Deep-Sky-Objekten mit einer integrierenden Videokamera an einem Schmidt-Cassegrain-Teleskop be- trieben. Zum Einsatz kam die Kamera Watec 120-N [1], die intern 256 Bilder zu je 1/25 Sekunde aufaddierte und so etwa alle zehn Sekunden ein neues Bild am Videoausgang ausgab. Die Video- bilder werden mit einem Videograbber digitalisiert, per USB-Kabel in den Com- puter eingespeist und als AVI-Datei ge- speichert. Dadurch lässt sich für jedes Einzelbild der Aufnahmezeitpunkt rela- tiv genau bestimmen. Satelliten, die sich durchs Bildfeld bewegen, sind bei dem kleinen Bildfeld der Kamera häufig auf mehreren aufeinanderfolgenden Einzel- bildern sichtbar.

Am 09.02.2008 nahm ich die Galaxie NGC 3338 im Sternbild Löwe auf, als um ca. 01:43 h MESZ ein Satellit das Bild- feld querte und sich auf vier Einzelbil- dern verewigte (Abb. 1). Da ich immer die Anfangszeit der Aufnahmen notierte und dabei die Systemuhr des Computers als Referenz nahm, konnte ich durch Ab- zählen der Aufnahmen den Zeitpunkt des Ereignisses genügend genau bestimmen. Diese vier Einzelbilder musste ich vor dem Stacken des Summenbilds natür- lich als Ausschuss aussortieren, aber da 2 Bildschirmkopie eines Teils der Ausgabeliste von „CalSky“ für den 09.02.2008 und der Satellit auf jedem der Bilder so eine den Standort Buxtehude. schöne Spur gezogen hatte, wollte ich sie nutzen und mit Hilfe des Programms „CalSky“ [2] versuchen, den fraglichen Satelliten kann durchaus mehr als 100 lit nur knapp an NGC 3338 vorbeiflog, Satelliten zu identifizieren. Einträge lang sein! Für den 09.02.2008 nahm ich die Koordinaten der Galaxie 01:43 h MESZ und den Standort Buxte- als Referenz und suchte alle Satelliten, Das Programm „CalSky“ kann unter hude war sie nicht ganz so lang (Abb. 2). die sich zum Zeitpunkt der Aufnahme anderem für jeden Punkt der Erde und im Sternbild Löwe und nicht mehr als jeden Zeitpunkt alle Satelliten auflisten, Zunächst musste ich ausmessen, wie 40 Bogenminuten von der Position von die über dem Horizont stehen und sicht- schnell sich der Satellit am Himmel be- NGC 3338 entfernt befanden. Es kam vor bar sind. Neben der genauen Position in wegte. Das Bildfeld umfasste 16 x 12 allem der Satellit NAVSTAR 60 in Frage, Rektaszension und Deklination für den Bogenminuten, und die Spur hatte eine dessen Abstand von der Galaxie nur we- betreffenden Zeitpunkt, dem Sternbild, Länge von 6,1 Bogenminuten auf einem nige Bogenminuten betrug. in dem diese Koordinaten liegen, und der zehn Sekunden belichteten Einzelbild. Helligkeit werden noch einige weitere In- Daraus konnte ich ableiten, dass sich der Aber passte auch seine Flugbahn? Dazu formationen zu den jeweiligen Satelliten Satellit pro Zeitminute um etwa 37 Bo- ließ ich mir von „CalSky“ seine Positi- angegeben. Die Liste der ausgegebenen genminuten weiterbewegte. Da der Satel- on für die Folgeminute, d.h. für 01:44 h

VdS-Journal Nr. 62 10 Künstliche Satelliten

Planetariumsprogramm „Cartes du Ciel“ [3] zeigt für die Objekte in seinen Kata- logen nicht nur die Koordinaten für das Jahr 2000, sondern auch für jeden an- deren Zeitpunkt und somit auf Wunsch auch für den 09.02.2008 an. In diesen acht Jahren hatten sich die Koordinaten von NGC 3338 schon merklich um weni- ge Bogenminuten verschoben.

Also wurde NGC 3338 an den für den 09.02.2008 gültigen Koordinaten in die Grafik eingezeichnet und rutschte auf die andere Seite der Satellitenbahn. Jetzt passte alles: Die Bahn des Satelliten be- fand sich nun westlich der Galaxie (Abb. 4) und NAVSTAR 60 war tatsächlich der gesuchte Satellit, der mir durchs Bildfeld 3 Erster Versuch der Darstellung von NGC 3338 und der Bahn des Satelliten. geflogen war. Ein zufriedenes Grinsen machte sich auf meinem Gesicht breit: Meine Welt war wieder in Ordnung.

Und wer ist jetzt NAVSTAR 60? „CalSky“ konnte auch darüber Auskunft geben: Es handelt sich um einen am 17.10.2007 ge- starteten Satelliten des amerikanischen GPS-Systems, den ich nach 239 Umläu- fen in einer Entfernung von ca. 20.200 Kilometern bei einer Helligkeit von 10,9 mag abgelichtet hatte. Seine Bahn ist nur leicht elliptisch mit einem Perigäum von 20.152 Kilometern und einem Apogäum von 20.211 Kilometern. Seine Umlauf- zeit beträgt 718 Minuten. Mittlerweile dürfte er viele, viele tausend weitere Um- läufe absolviert haben.

4 Darstellung von NGC 3338 und der Bahn des Satelliten ohne (Koordinaten von 2000) und mit (Koordinaten von 2008) Berücksichtigung der Präzession. Internethinweise: [1] www.astro-photos.net/Watec.html (Stand: Oktober 2016) MESZ, ausrechnen und zeichnete Galaxie die Daten von „CalSky“ her. Die Erklä- [2] www.calsky.com (Stand: Februar und Flugbahn in eine Grafik ein (Abb. 3). rung musste viel einfacher sein! 2008, mittlerweile sind die Bahn- angaben für 2008 nicht mehr online Flugrichtung, Geschwindigkeit und Stei- Nach etwas Grübeln fiel mir ein, dass abrufbar) gung der Bahn passten mit den Video- es ja ein Phänomen namens Präzession [3] www.ap-i.net/skychart/en/start aufzeichnungen überein, aber auf dem gibt, das dafür sorgt, dass sich das Ko- (Stand: Oktober 2016) Video passierte der Satellit die Galaxie ordinatennetz aus Rektaszension und auf deren westlichen Seite, und in der Deklination gegenüber den Fixsternen Grafik befand sich die Flugbahn östlich und Galaxien Jahr für Jahr verschiebt, von NGC 3338. Wie konnte das sein? weswegen Koordinaten für Himmelsob- Eine Bildfelddrehung um 180 Grad war jekte immer für bestimmte Zeitpunkte, ausgeschlossen, was mit den im Bild z.B. das Äquinoktium 2000.0, angegeben sichtbaren Sternen leicht zu beweisen werden müssen. „CalSky“ gibt die Ko- war. Und zwei Satelliten kurz hinterein- ordinaten der Satelliten aber immer für ander auf fast identischen Bahnen gaben den aktuellen Zeitpunkt an! Das könnte weder meine Videoaufzeichnungen noch womöglich die Differenz erklären. Das

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Sonnenaufgang im geostationären Orbit – Im Sonnenlicht funkelnde geostationäre Satelliten von Michael Kunze

1 Die Seealpen in 230 Kilometern Entfernung

Im Winter 2012 habe ich eine eisig kal- Diese Wolkendecke befand sich aber gute kennt man die Lage der Punkte am Him- te Nacht auf dem Mittelallalin in den 1500 Meter tiefer. mel, die sich entlang einer Linie mehrere Schweizer Alpen verbracht. Die Nacht Grad südlich des Himmelsäquators befin- war -12 °C kalt und es wehte ein eisi- Mein Hauptziel in dieser Nacht war, das den. Die aufgereihten geostationären Sa- ger Wind aus Norden. Der Mittelallalin Erlebnis der Nacht an diesem einmaligen telliten tauchen einer nach dem anderen ist ein Nebengipfel des Allalin (4027 Me- Ort in Bild und vor allem in Zeitraffer- aus dem Erdschatten auf, und es trifft das ter) und befindet sich 3500 Meter über aufnahmen festzuhalten. An einigen erste Sonnenlicht auf die Satelliten. Eine dem Meeresspiegel im Kanton Wallis. Er Plätzen habe ich meine Kameras aufge- Zufallsaufnahme, die eindrücklich die ist Endstation der Metro-Alpin, einer un- stellt und verschiedene Blickwinkel auf- Stellung der geostationären Satelliten im terirdischen Standseilbahn, die wiederum genommen. Eine Kamera hat allerdings Raum bzw. am Himmel zeigt (Abb 4). von Saas-Fee aus nur über eine Luft- fast die gesamte Nacht den 4027 Meter seilbahn zu erreichen ist. In der Nacht hohen Allalin aufgenommen. Das Stern- besteht keine Möglichkeit mehr, ins Tal bild Orion zog seine Bahn über dem ver- Internethinweise: abzufahren. gletscherten Gipfel und die Pistenraupen [1] Video mit den funkelnden Satelli- haben während ihrer nächtlichen Arbeit ten: www.sky-in-motion.de/geo Die Bedingungen in dieser Nacht waren immer mal wieder den Berg angestrahlt. [2] Video mit dem Gesamtergebnis optimal - glasklare Luft, die den Blick Die Nacht verabschiedete sich langsam dieser Nacht: www.sky-in-motion. vom Alpensüdrand bis zu den 230 Kilo- mit der Dämmerung und einem einma- de/mittelallalin meter entfernten Seealpen ermöglichte. ligen Sonnenaufgang, der die Nord-Ost- Die Po-Ebene mit der Metropole Mailand Flanke des Allalin glutrot erstrahlen ließ. lag vor meinen Füßen und tauchte den Zu Hause in der Nachbearbeitung meiner 2 Rechts oben: Die Po-Ebene in Italien Himmel leider teilweise in ein künstli- Aufnahmen und dem Erstellen der ersten mit der Stadt Mailand im Bildzentrum ches Licht. In der Nacht zogen durch das Sequenzen sind mir funkelnde Punkte nördlich gelegene Rhonetal Wolken auf, auf einer Reihe aufgefallen, die nach und 3 Rechts unten: Der Blick nach Norden die bis in das Saastal gedrückt wurden. nach immer länger wurde. Schnell er- ins Saas- und Rhonetal

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4 In einer Strichspur festgehalten sind die geostationären Satelliten

5 Inserentenverzeichnis

QR-Code zu dem Video mit den astronomie.de, Neunkirchen 15 erscheinenden astro-shop Eric-Sven Vesting e.K. U2 Satelliten Hamburg

Baader Planetarium, U4 Mammendorf

eMedia GmbH, München 85

Gerd Neumann jr., Hamburg 25

6 Kosmos Verlag, Stuttgart 23 QR-Code zu dem Optical Vision Ltd., UK U3 Video, welches die Ergebnisse der Optische Geräte Wolfgang Lille, 91 Beobachtungsnacht Heinbockel wiedergibt. Sahara Sky, Fritz G. Koring, 16 Marocco

Spektrum der Wissenschaft Ver- 11 lagsgesellschaft mbH, Heidelberg 71

9. AME Astro-Messe 9. Septemer 61

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Reibung in der Anzeige Hochatmosphäre von Moritz Heger

Um Satelliten zu beobachten oder um Verbindungen über Amateurfunksatelliten herzustellen, ist die Kenntnis ihrer Bahn, der resultierenden Sichtbarkeitszeiträu- me und des Weges am Himmel beim Überflug von Interesse.

Meist liegt den bekannten Berechnungsprogrammen oder Internetseiten (z.B. Hea- vens Above!) der Algorithmus SGP4 zugrunde (Simplified General Perturbations, [1]), mit dem aus Two-Line Elements (TLEs) Satellitenorte berechnet werden kön- nen. TLEs beruhen auf einer routinemäßigen Bahnbestimmung aller Satelliten, um neu hinzugekommene Objekte schnell erkennen zu können. Obendrein sind die Bahndaten bekannter Objekte ständigen Änderungen unterworfen und müssen des- halb immer wieder aktualisiert werden, um eine akzeptable Genauigkeit zu erhalten.

Für Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen haben Abweichungen des Erdkörpers von der Kugelform sowie der Luftwiderstand in der Erdatmosphäre einen sehr deutlichen Einfluss auf ihre Bahnen [2]. SGP4 beinhaltet neben einem stark redu- zierten Gravitationsfeldmodell auch ein sehr einfaches, auf einer Potenzfunktion beruhendes Atmosphärenmodell. Obwohl TLEs auf zurückliegenden Beobachtun- gen mit Radar und Teleskopen beruhen, ist dadurch eine Extrapolation in die Zu- kunft möglich. Aufgrund der vereinfachenden Annahmen nimmt dabei der Fehler über der Zeit zu und die Ortsvorhersagen werden gewöhnlich, je nach Satellit und Anwendungszweck, nach einigen Tagen bis Wochen unbrauchbar.

Besteht nun ein Interesse, Bahn, Lebensdauer oder Wiedereintrittsort genauer zu prognostizieren, sind genauere Modelle für die Erdgravitation und den Luftwider- stand als in SGP4 erforderlich. Eine analytische Lösung ist dadurch nicht mehr möglich. Stattdessen werden die Bewegungsdifferentialgleichungen numerisch integriert.

Ein aus Rechenzeitgründen sinnvoll gekürztes Erdgravitationsmodell kann bei- spielsweise aus EGM2008 abgeleitet werden [3]. Für Störbeschleunigungen von Mond und Sonne sind deren Orte erforderlich. Hierfür reichen meist einfache Näherungsgleichungen, es können aber auch die DE-Ephemeriden des JPL (Jet Propulsion Laboratory der NASA) genutzt werden.

Zur Berechnung der Luftdichte gibt es verschiedene Modelle, etwa NRLSMISE-00 [4] oder JB2008 [5]. Dennoch stellt die Atmosphäre das größte Problem bei der Bahnprognose von Satelliten dar. Die Atmosphäre der Erde im Bereich der Thermo- sphäre ab etwa 90 Kilometern Höhe unterscheidet sich in einigen Punkten wesent- lich von den Bereichen darunter. Auf der Tagseite der Erde wird um 120 Kilometer Höhe das extreme Ultraviolett (EUV) der Sonnenstrahlung absorbiert. Dies führt zu einer starken Erhitzung der Thermosphäre und der darüberliegenden Exosphäre. Da der UV-Anteil abhängig von der Sonnenaktivität stark schwankt, ergibt sich eine Spanne der resultierenden Temperaturen zwischen 600 und 2000 .

Der Abfall der Luftdichte mit der Höhe erfolgt im Wesentlichen exponenziell. Dabei beschreibt die Skalenhöhe diejenige Höhe, innerhalb der die Luftdichte um den Faktor 1/e abnimmt. Diese Skalenhöhe hängt direkt von der Temperatur ab. Daraus ergibt sich, dass ausgehend von relativ konstanter Luftdichte am unteren Ende der Thermosphäre die Dichte darüber bei hoher Temperatur sehr viel lang- samer abnimmt als bei niedriger Temperatur. Dies führt tageszeit- und sonnenak- tivitätsbedingt oberhalb von 500 Kilometern Höhe zu Dichteschwankungen, die den Faktor 100 übersteigen können.

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Das Problem hierbei ist, dass eine genaue erreichen, so kann man auf Grundlage [4] J. M. Picone, A. E. Hedin, and D. P. Vorhersage der Sonnenaktivität über der TLEs eine Extrapolation mit verbes- Drob: NRLSMISE-00 Empirical Mo- längere Zeiträume kaum möglich ist. serten Modellen und numerischen Ver- del of the Atmosphere: Statistical Aufgrund des starken Einflusses auf die fahren durchführen. Damit wird auch Comparisons and Scientific Issues. Dichte ergeben sich daraus Fehler in der eine Lebensdauerabschätzung oder die Journal of Geophysical Research, Luftwiderstandsberechnung. Prognose von Wiedereintrittsorten mög- December 2001. lich. Ebenso können aus TLEs Struktur [5] Bruce R. Bowman, W. Kent Tobiska: Eine zusätzliche starke Aufheizung der und Variabilität der Erdatmosphäre ab- A New Empirical Thermospheric Thermosphäre kann geschehen, wenn geleitet [7] oder die vorhandenen Atmo- Density Model JB2008 Using New geladene Teilchen des Sonnenwindes in sphärenmodelle verbessert werden [8]. Solar and Geomagnetic Indices. das Erdmagnetfeld geraten. Diese Ereig- AIAA/AAS Astrodynamics Spe- nisse dauern meist nur wenige Stunden, Die Beschäftigung mit Satellitenbahnen cialist Conference, 18-21 August können aber zusätzlich eine starke Ex- ist empfehlenswert und bietet Gelegen- 2008, Honolulu, Hawaii. pansion der Thermosphäre bewirken. Die heit, viel über Physik, deren Simulation, [6] Marcin D. Pilinski, Brian M. Ar- Vorhersage dieser Ereignisse ist ebenfalls die dazu notwendigen Verfahren, über grow, Scott E. Palo, and Bruce R. schwierig. Datenanalyse, Modelle, deren Parameter- Bowman: "Semi-Empirical Satellite bestimmung und nicht zuletzt auch über Accommodation Model for Spherical Durch den exponenziellen Abfall der Raumfahrt und Geophysik zu lernen. and Randomly Tumbling Objects", Luftdichte mit der Höhe nimmt ab etwa Journal of Spacecraft and Rockets, 90 Kilometern Höhe der Abstand zwi- Vol. 50, No. 3 (2013), pp. 556- schen den Molekülen so stark zu, dass Literatur- und Internethinweise: 571. http://dx.doi.org/10.2514/1. es zu einer Entmischung der Komponen- [1] David A. Vallado, Paul Craw- A32348 ten kommt. Die molekularen Anteile von ford, Richard Hujsak, T. S. Kelso: [7] J. T. Emmert, J. M. Picone, and Stickstoff und Sauerstoff nehmen mit der Revisiting Spacetrack Report #3. R. R. Meier: Thermospheric global Höhe ab. Ab etwa 300 Kilometern domi- American Institute of Aeronautics average density trends, 1967–2007, niert einatomiger Sauerstoff, und in noch and Astronautics 2006 derived from orbits of 5000 near- größeren Höhen die leichten Atome Heli- [2] Oliver Montenbruck, Eberhard Gill: Earth objects. Geophysical Re- um und Wasserstoff. Satellite Orbits. Models, Methods, search Letters, Vol. 35, L05101, and Applications. Springer Verlag doi:10.1029/2007GL032809, 2008 Die große freie Weglänge zwischen den 2000 [8] S. Casali, W. Barker: Dynamic Ca- Molekülen hat wesentlichen Einfluss auf [3] Nikolaos K. Pavlis, Simon libration Atmosphere (DCA) for the die Satellitenaerodynamik. Da ab etwa A. Holmes, Steve C. Kenyon, High Accuracy Satellite Drag Model 200 Kilometern Höhe die Kollision von John K. Factor: The develop- (HASDM), AIAA/AAS Astrody- Gasteilchen untereinander zu vernach- ment and evaluation of the namics Specialist Conference and lässigen ist, geschieht der Austausch Earth Gravitational Model 2008 Exhibit, 5-8 August 2002, Monte- kinetischer Energie zwischen Satelliten- (EGM2008). Journal of Geophy- rey, California oberfläche und Atmosphäre gemäß Ge- sical Research, Vol. 117, B04406, setzmäßigkeiten von Reflexion, Absorp- doi:10.1029/2011JB008916, 2012 tion und Reemission einzelner Teilchen [6]. Dabei haben die Geschwindigkeit des Anzeige Satelliten, die Temperatur von Atmo- sphäre und Satellit sowie die molekulare Zusammensetzung von Atmosphäre und Satellitenoberfläche Auswirkungen auf den Luftwiderstandsbeiwert.

Während beispielsweise eine Kugel in der dichteren Atmosphäre im Hyperschall einen Widerstandsbeiwert von 0,92 aufweist, ergibt sich in einer niedrigen Erdumlaufbahn typischerweise ein Wert zwischen 2,05 und 2,2, in höheren Bah- nen aber auch von 3 bis 4.

Auf die beschriebenen Effekte lässt sich zurückführen, warum es für Satelliten- bahnen keine geschlossenen Theorien und fertigen Lösungen geben kann. Will man eine Verbesserung gegenüber SGP4

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Bahnberechnungen von Satelliten mit den Two-Line Elements (TLE) von K. Rohe

Zur Berechnung von Satellitenbahnen schen Rechenaufwand und notwendi- In [3] wird es nochmals kommentiert geht man häufig von den Kepler-Ele- ger Genauigkeit dar. Die physikalischen und eine portable Implementierung in menten aus, welche die Bahn für das Grundlagen und mathematischen Glei- „C++“ gegeben, die aus mittlerweile vie- Zweikörperproblem definieren. Diese las- chungen, auf denen das Modell beruht, len vorhandenen Implementierungen in sen sich für einen Zeitpunkt berechnen, werden in [1] beschrieben, einschließlich unterschiedlichen Programmiersprachen wenn für den Satelliten die Vektoren für einer Realisierung mit „FORTRAN IV“. abgerundet wurde. Position und Geschwindigkeit bekannt sind (siehe [4] S. 119-128 oder Wikipe- dia-Artikel zum Thema „Bahnelemente“). Aus diesen lässt sich dann zumindest Tabelle 1: TLE für die ISS, Epoche 7. Januar 2017 theoretisch Position und Geschwindig- 14:27:41.093279 UTC keit des Satelliten für jeden Zeitpunkt be- rechnen. Beim Zweikörperproblem wird angenommen, dass die Welt nur aus dem Satelliten und einem homogenen, kugel- förmigen Himmelskörper besteht, den er umläuft. Dies ist für reale Verhältnisse nur eine grobe Näherung. Auf einen rea- len Satelliten, der z.B. die Erde umkreist, wirken nicht nur die Anziehungskraft Tabelle 2: Beschreibung der Felder von Zeile 1 der Erde, sondern auch die Anziehungs- der TLEs in Tabelle 1 kräfte des Erdmonds, der Sonne, der übrigen Planeten des Sonnensystems, die Reibungskraft durch die Restatmo- sphäre bei niedrigen Umlaufbahnen, der Strahlungsdruck durch das Sonnenlicht und viele weitere Kräfte ein. Je nach Ge- nauigkeitsanforderungen müssen einige oder alle dieser Einflüsse bei der Bahn- berechnung berücksichtigt werden. Dies kann rechnerisch sehr aufwendig sein, vor allem, wenn man es für den größten Teil der bekannten künstlichen Satelliten und auch für den bekannten Weltraum- schrott immer wieder durchführen muss. Das North American Aerospace Defense Command (NORAD) der USA und Ka- nada, gegründet 1958, dient der Welt- raumüberwachung und der Warnung vor Angriffen mit Interkontinentalraketen. Tabelle 3: Beschreibung der Felder von Zeile 2 Zu diesem Zweck vermisst die NORAD der TLEs in Tabelle 1 möglichst alle künstlichen Objekte im Weltraum und führt die oben genannten Berechnungen auf Basis der Messwerte durch.

Um diese Rechenarbeit zu bewältigen, wurde ein analytisches mathematisches Modell für die Satellitenbahnen entwi- ckelt, welches als „Simplified General Perturbation Model“ (SGP) bezeichnet wird. Es stellt einen Kompromiss zwi-

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man die gültigen TLEs. Der Positions- und Geschwindigkeitsvektor, den das Modell daraus berechnet, bezieht sich auf ein kartesisches Koordinatensystem, welches als „Earth-centered inertial“ (ECI) bezeichnet wird (siehe [4] S. 159 bis 166). Der Ursprung liegt im Massen- mittelpunkt der Erde, die xy-Ebene fällt mit der Äquatorebene zusammen. Die z-Achse steht senkrecht dazu und geht durch den Nordpol. Die x-Achse zeigt ständig in eine fixe Richtung bezüglich der Himmelskugel, z.B. in die Richtung des Frühlingspunktes; dieses Koordina- tensystem folgt daher nicht der täglichen Rotation der Erde! Benötigt man z.B. die geografischen Koordinaten des Fuß- punktes des Satelliten (kleiner schwarzer Kreis in Abb. 1), so müssen die mit dem SGP-Modell berechneten Koordinaten 1 ECI-Koordinatensystem, Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Earth-centered_inertial (ECI) in das Koordinatensystem transfor- miert werden, welches mit der Erde ro- tiert. Solche Systeme werden als „Earth Für das SGP-Modell wird die Satelli- den Änderung der großen Halbachse der Centered Earth Fixed“ (ECEF) bezeichnet. tenbahn durch Elemente definiert, die Bahn im SGP-Modell benutzt werden. Ähnlichkeit mit den oben genannten Die zweite Zeile enthält die Kepler-Ele- Ein Beispiel für ein solches System ist Kepler-Elementen haben, die aber auf mente. Aus dem Wert in den Spalten 53 WGS84, das von den meisten GPS-Ge- SGP zugeschnitten sind und als „Two- bis 63 lässt sich entnehmen, dass die ISS räten unterstützt wird. In [5] wird detail- Line Elements“ (TLE) bezeichnet werden. für die gegebene Epoche eine Umlaufzeit liert beschrieben wie man die vom SGP- Die TLEs werden in einem standardisier- von 24 Stunden/15,5402176 = 1,54438 Modell gelieferten „ECI“-Koordinaten in ten Textformat, in Form von zwei Zeilen Stunden, also ungefähr 92 Minuten be- „ECEF“-Koordinaten transformiert. („two lines“) zur Verfügung gestellt. Für nötigt. Aus diesem Wert kann auch die eine große Zahl von künstlichen Satelli- Länge der großen Halbachse der Bahn Programme zum Berechnen von ten, die nicht der Geheimhaltung unter- berechnet werden (siehe [4] S. 104 bis Satellitenbahnen mit TLEs liegen, kann man sie von der Webseite 105). Der Wert in Zeile 64 bis 68 gibt laut Auf der Internetseite http://celestrak. www.space-track.org herunterladen. Spezifikation die Zahl der Umläufe seit com/software/vallado-sw.asp wird der dem Start des Satelliten an. Er ist fünf- Source-Code für SGP in den Program- Beschreibung der TLEs stellig und kann daher die Zahl der Um- miersprachen C++, FORTRAN, Java, Der Aufbau der TLEs wird anhand des Bei- läufe seit dem Start für Satelliten wie z.B. MATLAB und Pascal zur Verfügung ge- spiels in Tabelle 1 beschrieben. Für heu- der ISS, die seit mehr als 18 Jahren im stellt, einschließlich Daten für Testfälle. tige Verhältnisse sieht es etwas gewöh- Orbit ist, nicht richtig darstellen. Er sollte Die Programme sind reine Implementie- nungsbedürftig aus. Man sollte allerdings daher mit Vorsicht betrachtet werden. rungen des SGP-Modells, d.h. sie bieten bedenken, dass es zu einer Zeit entstanden üblicherweise keine Funktionen an, um ist, als noch Lochkarten mit 80 Spalten Die TLEs werden aus vielen Messungen die „ECI“-Koordinaten in andere, für Sa- genutzt wurden und Haupt- und Platten- von Position und Geschwindigkeit des tellitenbeobachter interessante Koordi- speicher bei Computern sehr teuer waren. Satelliten gemittelt und sind aus den natensysteme wie z.B. WGS84 oder das Die eigentlichen TLEs befinden sich im vorstehend genannten Gründen nur be- Horizontsystem umzurechnen. grau unterlegten Bereich von Tabelle 1. grenzte Zeit gültig. Für Satelliten mit Die Kästchen enthalten Spaltennummern niedrigen Umlaufbahnen, wie die Inter- Die Internet-Seite CalSky (www.calsky. und sind zur Orientierung eingefügt, um nationale Raumstation (ISS), sind es so- com) nutzt das SGP-Modell. Hier kann die Beschreibung der Spalten in Tabellen 2 gar nur einige Tage. Die TLEs sind auf man sich mit Angabe seiner Email-Ad- und 3 besser zuordnen zu können. das SGP-Modell zugeschnitten und kön- resse und den geografischen Koordinaten nen für Software, die auf anderen Model- seines Wohnortes registrieren und wird Die erste Zeile der TLEs enthält Informa- len basiert, nicht benutzt werden. dann per Email benachrichtigt, wenn tionen, welche den Satelliten eindeutig Satelliten oder die ISS visuell beobachtet identifizieren, den Zeitpunkt, ab wann Zur Berechnung der Positions- und Ge- werden können. die TLEs gültig sind (Epoche) sowie Pa- schwindigkeitsvektoren eines Satelliten rameter, welche zur Berechnung der Rei- mit dem SGP-Modell für einen bestimm- „Gpredict“ (http://gpredict.oz9aec.net/) bungskraft und der daraus resultieren- ten Zeitpunkt, gegeben in UTC, benötigt ist eine freie Software, die die TLEs der

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eingestellten Satelliten automatisch ak- Antennensteuerungen für die Satelliten- Models for Propagation of NORAD tualisiert. Sie kann z.B. die Bodenspur verfolgung mit dem Raspberry-Pi zu ent- Element Sets, Department of Defense, von Satelliten in „Quasi-Echtzeit“ auf wickeln, da dessen bevorzugte Program- https://celestrak.com/NORAD/ dem Bildschirm darstellen. Das Pro- miersprache Python ist. documentation/spacetrk.pdf gramm ist für die Betriebssysteme Unix, [2] T. S. Kelso: Sammlung von Arti- Linux, Mac OS und Windows verfügbar. Weitere Links zu Software zur Satelli- keln aus der Zeitschrift „Satellite „CalSky“ und „Gpredict“ sind Beispiele tenbahnberechnung mit TLEs sind unter Times, 1994-1998“ über künstli- für Satellitenbeobachtungssoftware, die https://celestrak.com/software/satellite/ che Erd­satelliten zu den Themen ohne Programmierkenntnisse benutzt sat-trak.asp zu finden. Bahnberechnung, Bahnbestimmung, werden kann. Wer selbst Software für die Koordinatensysteme, TLEs etc., Satellitenbeobachtung entwickeln möch- Zusammenfassung https://celestrak.com/columns/ te und eine einfach zu benutzende Bib- TLEs und das SGP-Modell sind ein De- [3] David A. Vallado, Paul Crawford, liothek sucht, sollte sich mal „Skyfield“ Facto-Standard für die Berechnung von Richard Hujsak, T. S. Kelso (2006): anschauen. „Skyfield“ (http://rhodesmill. Satellitenbahnen. Das Modell stellt einen Revisiting Spacetrack Report #3, org/skyfield) ist eine reine Python-Bib­ guten Kompromiss zwischen Genauigkeit AIAA 2006-6753, www.celestrak. liothek für allgemeine astronomische und Rechenaufwand dar. Es ist gut doku- com/publications/AIAA/2006- Berechnungen, mit der man auch die mentiert und die Grundlage von vielen 6753/ Positionen von Satelliten auf Grundlage frei verfügbaren nützlichen Program- [4] David A. Vallado (2007): Funda­ des SGP-Modells und TLEs berechnen men, die sehr nützlich für Leute sind, die mentals of Astrodynamics and kann. Es besitzt außerdem einfach zu be- sich mit Satellitenbeobachtung befassen Applications 3rd Edition, Springer, nutzende Funktionen, um die vom SGP- oder in dieses interessante Thema ein- ISBN 978-0387-71831-6 Modell gelieferten Koordinaten in andere steigen wollen. [5] Narayan Panigrahi, Raj Gaurav astronomisch interessante Koordinaten- (2015): Tracking satellite footprints systeme wie z.B. in das Horizontsystem Internet- und Literaturhinweise: on Earth’s surface, Coordinates, zu transformieren. „Skyfield“ ist damit [1] Felix R. Hoots, Ronald L. Roehrich Volume XI, Issue 02, Seite 23-28, gut geeignet, um z.B. Teleskop-­ oder (1980): Spacetrack Report No. 3 http://mycoordinates.org Visuelle Beobachtung der ISS per Teleskop von Alexander Geiss

Was ich vor Jahren aus Neugierde ausprobierte, wiederhole ich seither immer wieder. Denn das schier Unglaubliche passiert, wenn man es nur versucht: Die Internationale Raumstation ist trotz ihrer Flughöhe von über 400 Kilometern tatsächlich als de- tailliertes Objekt visuell erkennbar. Dabei erreicht sie scheinbare Größen, die an die des Jupiters heranreichen und überschreitet sie sogar nicht selten.

Durch ihre schnelle Bewegung am Himmel aus westlicher Rich- tung kommend, ist ein Aufsuchen per Aufsuchkarte [1] abends bei niedrigen Höhen über dem Horizont und geringer Vergröße- rung (bis zu 50-fach) entscheidend, so dass zwischen Finden im Sucher und Wechsel für den Anblick im Okular eine Bewegung von nur wenigen Bogenminuten stattfindet, während permanent von Hand nachgeführt wird.

Wenn das gelungen ist, wird die/der Beobachter(in) mit einem spektakulären Anblick belohnt. Natürlich ist eine ruhige Plat- zierung im Bildfeld nicht möglich, insbesondere wenn mit zu- nehmender Höhe die scheinbare Bewegung immer mehr Schwie- rigkeiten bereitet, das Zielobjekt dauerhaft im Gesichtsfeld zu behalten. Dennoch ist ein Erkennen einiger Details möglich, was unweigerlich Begeisterung hervorruft – Lautäußerungen nicht ausgeschlossen. Man muss es einfach mal versuchen! 1 Die Internationale Raumstation ISS am 8. Februar 2017 um Internethinweis: 19.29 Uhr – gesehen in einem 6-Zoll-Newton mit 50-facher [1] www.heavens-above.com Vergrößerung und Graufilter

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Von Weltraumträumen und Satelliten von Regina Umland

Die Entdeckung der Jupitermonde durch Galilei Galileo im Jahre 1610 war die erste Beobachtung von astronomischen Objekten, die sich ganz offensichtlich nicht um die Erde drehten. Das war ein Argument gegen das geozentrische und für das heliozentrische Weltbild. Galilei nannte die vier Jupitermonde noch Si- dera Medicea („Mediceische Gestirne“).

Johannes Kepler bestätigte Galileos Ent- deckungen mit seiner 1611 in Frankfurt veröffentlichten Schrift „Narratio de ob- servatis a se quatuor Iovis Satellitibus erronibus“ („Bericht über die vier von ihm beobachteten umherirrenden Beglei- ter des Jupiter“) und unterstützte damit Galileis Schlussfolgerungen. In dieser Schrift wurde zum ersten Mal das latei- nische Wort satelles (im Plural: satellites) für diese Art von Himmelskörpern ver- wendet. Christiaan Huygens verwendete in seiner Veröffentlichung „Systema Sa- turnium“ von 1659 für den von ihm ent- 1 Sputnik 1 (Quelle: NASA) deckten Saturnbegleiter Titan dann als Erster das Wort „Luna“ (Mond). ten Polarjahr (1932/1933) ein weiteres Jahr einen Erdsatelliten in Auftrag ge- Im 18. Jahrhundert wurden Monde auch folgen, doch die Initiativen von Wissen- ben werde. Eisenhower wollte damit als „Nebenplaneten“ bezeichnet, zur Un- schaftlern erreichten, dass das Projekt den wissenschaftlichen Charakter der terscheidung von den „Hauptplaneten“. schließlich auf den ganzen Globus aus- Weltraumforschung betonen. Mögliche, gedehnt wurde. grundsätzliche Differenzen mit der Sow- In unserer heutigen Zeit haben sich viele jetunion, aber auch mit anderen Staaten Bedeutungen für „Satellit“ eingebürgert. Als Folge des Kalten Krieges gab es zwi- (z.B. Überflugrechte) sollten somit ent- Zunächst die astronomische Bedeutung: schen den einzelnen Ländern kaum in- schärft werden. Ein Satellit ist ein natürliches astronomi- ternationalen Austausch von Daten (z.B. sches Objekt, das sich in einer Umlauf- in der Meteorologie). Somit kann man das Während des Kalten Krieges war diese bahn um ein anderes Objekt (z.B. einen Internationale Geophysikalische Jahr Ankündigung natürlich eine Heraus- Planeten, einen Asteroiden, eine Galaxie) durchaus als Durchbruch zugunsten der forderung an die Sowjetunion, die vier befindet. Natürliche Satelliten von Pla- Wissenschaftskommunikation bezeich- Tage später ebenfalls verkündete, einen neten und kleineren Objekten werden nen. Das wissenschaftliche Programm Satelliten starten zu wollen. Die Sowjets auch als „Monde“ oder „Trabanten“ be- umfasste den gesamten Globus, aber schafften es schließlich, am 4. Oktober zeichnet. auch den erdnahen Weltraum, denn die 1957 mit Sputnik 1 den ersten Satelliten Fortschritte in der Raketentechnik lie- um die Erde kreisen zu lassen. In der Raumfahrt gibt es die künstlichen ßen diesen Schritt nun zu. Vor allem der Satelliten, deren geschichtliche Anfänge Wunsch nach mehr Informationen über In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober in diesem Beitrag kurz erörtert werden die oberen Atmosphärenschichten spielte 1957 empfing Heinz Kaminski (1921– sollen. hier eine große Rolle. 2002) an der von ihm 1946 gegründe- ten Sternwarte Bochum Funksignale aus Vorreiter für den Wettlauf ins All wurde Bereits am 29. Juli 1955 ließ US-Präsi- dem Weltall. Es war die erste und einzige das Internationale Geophysikalische Jahr dent Dwight D. Eisenhower verkünden, westeuropäische Stelle, die damit auch (1. Juli 1957 bis 31. Dezember 1958). Ei- dass er als nationalen Beitrag der USA den Beleg für die Existenz von Sput- gentlich sollte 25 Jahre nach dem letz- zum Internationalen Geophysikalischen nik 1 lieferte. Wenige Wochen später,

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am 3. November 1957, startete Sputnik 2 mit der Hündin „Laika“ an Bord. Der „Sputnik­schock“ machte schlagartig deutlich, dass die Sowjetunion im Hin- blick auf die weitere Entwicklung ihrer Raumfahrt technologisch den Vereinig- ten Staaten von Amerika mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar einen Schritt voraus war.

Zu dieser Zeit existierte die „National Aeronautics and Space Administration“ (NASA) noch nicht. Sie nahm erst am 1. Oktober 1958 ihre Arbeit auf. Deshalb gab es in den USA drei konkurrierende Projekte:

− ein Projekt der US Air Force bezüglich der zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierenden Atlas-Interkontinental- 2 Vanguard 1 (Quelle: NASA) rakete − ein Projekt der US Army, geleitet von Wernher von Braun, das innerhalb der ferte jedoch zahlreiche Messdaten über weildauer des Satelliten hin. Damit ist er US-Armee die Jupiter-C-Trägerrakete die Ionosphäre, die auf einen Strah- der älteste Satellit, der sich noch in einer entwickelte lungsgürtel (später „Van-Allen-Gürtel“ Umlaufbahn um die Erde befindet, und − das Projekt „Vanguard“, eine neue Ra- benannt) rings um die Erde schließen lie- die Messung seiner Umlaufbahn vom kete des Naval Research Laboratory ßen. Mit späteren Explorer-Starts wurde Boden aus erlaubt Rückschlüsse auf das der US-Navy unter der Leitung von der Strahlungsgürtel genauer erforscht Langzeitverhalten von Satelliten. John P. Hagen. Die entsprechenden und erwies sich somit als gefährlich für Satelliten (1 bis 3) wurden ebenfalls die bemannte Raumfahrt, deren Vorpla- Es würde hier zu weit führen, alle Satel- als Vanguard bezeichnet. nungen schon länger liefen. liten aufzuführen. Dazu gibt es reichlich Literatur und Internetquellen. Das Büro Der kleine Vanguard 1 sollte ursprüng- Explorer 1 wurde zum Stammvater einer der Vereinten Nationen für Weltraum- lich der erste künstliche Satellit der USA langen Reihe von Forschungssatelliten fragen verwaltet seit 1962 den „Index of werden. Zum Zeitpunkt des Sputnik- mit der Bezeichnung „Explorer“ – auch Objects Launched into Outer Space“, ein Starts war das Vanguard-Projekt eigent- heute wird die Nummerierung fortge- Verzeichnis aller Satelliten, die jemals in lich noch nicht startbereit. Am 6. Dezem- setzt, wenn auch die Satelliten seit 1975 den Weltraum transportiert wurden [1]. ber 1957 versuchten die USA mit einem mit ihren Projektnamen bekannt ge- vorgezogenen Start eine Antwort auf macht wurden. Stand Juni 2013 gab es Des Weiteren sind Berichte und Anzahl den „Sputnikschock“. Der Start endete 94 Explorer-Missionen und somit ist die der Aufklärungs- und Spionagesatelliten jedoch in einem Desaster: Die bis dahin Explorer-Serie die älteste Typenreihe der logischerweise nur unvollständig bzw. noch nie vollständig getestete Trägerra- amerikanischen Raumfahrt. überhaupt nicht zu erhalten. kete explodierte beim Start noch auf der Startrampe vor den Augen von Millionen Der Start des (ursprünglich ersten) US- Ein kurzer Exkurs zu den Folgen von Fernsehzuschauern. Nach diesem Satelliten Vanguard 1 verschob sich auf des Sputnikschocks" " Fehlstart erreichte Wernher von Braun den 17. März 1958. Wegen seiner gerin- Die große Medienwirkung kam selbst auf sein Drängen hin die Erlaubnis, ei- gen Größe wurde er – insbesondere von für die sowjetischen Machthaber über- nen Satelliten in die Erdumlaufbahn zu sowjetischer Seite – auch „Pampelmusen- raschend und wurde dann propagandis- starten. Satellit“ genannt. Vanguard 1 war für die tisch eingesetzt, um die Überlegenheit damalige Zeit hochentwickelt: So war er des Kommunismus über den Kapitalis- Der erste Satellit der USA war Explorer 1 als erster Satellit überhaupt mit Solarzel- mus zu demonstrieren. Nur vier Jahre und der dritte Satellit überhaupt nach len ausgestattet. Dank dieser neuartigen nach Sputnik 1, 1961, wurde mit Juri Sputnik 1 und 2. Der Start erfolgte am Energieversorgung konnte er wesentlich Gagarin (1934–1968) der erste Mensch 1. Februar 1958 um 3:48 Uhr GMT bzw. länger Signale zur Erde senden als an- in den Weltraum geschossen, wiederum UTC (Ortszeit in Cape Canaveral: 31. Ja- dere Satelliten. Als Vanguard 1 ins All ein Schock für die USA, die jetzt mit aller nuar 1958 um 22:48 Uhr). geschossen wurde, berechneten die Wis- Macht versuchten, beim Wettlauf ins All senschaftler seine Lebensdauer mit rund die technologische Überlegenheit zu- Explorer 1 war deutlich kleiner und 200 Jahren. Neuere Erkenntnisse deuten rückzuerlangen. leichter als der sowjetische Sputnik, lie- jedoch auf eine wesentlich längere Ver-

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ber hinaus wurden Pseudoliten verwen- Die Schönheit det: erdgebundene Sender, die Signale aussandten und diejenigen eines Satelli- ten nachahmten. GNSS steht für bestehende und künftige — der Wahrheit globale Satellitensysteme wie z.B.: − NAVSTAR GPS (Global Positioning System – USA) − GLONASS (GLObal NAvigation Satelli- — Verblüffende Erkenntnisse: Warum ist das te System – Russische Föderation) Universum so elegant aufgebaut? − Galileo (Europäische Union) − Beidou („Großer Bär“ – China) — Zusammenhang von Harmonie und Wahr- heit in Wissenschaft, Kunst und Kultur Heute beruhen die meisten Navigations- systeme auf dem US-amerikanischen — Ein historischer Streifzug mit brisanter GPS-Satellitennavigationssystem. Es ist Aktualität als Begriff zum Synonym von Navigati- onssystemen allgemein geworden.

Der erste GPS-Satellit erreichte am 22. Februar 1978 eine Umlaufbahn in 20.200 256 Seiten, €/D 19,99 Kilometern Höhe und 63 Grad Bahnnei- gung. Um vor allem potenzielle militä- rische Gegner von einer genauen Posi- tionsbestimmung auszuschließen, wurde BESTELLEN SIE JETZT AUF KOSMOS.DE die Genauigkeit für Benutzer, die keinen BESUCHEN SIE UNS UNTER: FACEBOOK.COM/KOSMOS.ASTRONOMIE Code-Schlüssel besaßen, künstlich ver- 3 Telstar 1 (Quelle: NASA) schlechtert. Am 2. Mai 2000 wurde diese künstliche Ungenauigkeit der Satelliten abgeschaltet. Seitdem kann das System VDS_61.indd 1 01.03.17 09:43 Der „Sputnikschock“ führte deshalb auch dert wurde. Heinz Haber wurde in den zur präzisen Positionsbestimmung ge- zu einer Reformierung des US-amerika- 1960er- und 1970er-Jahren der bekannte nutzt werden. Dies führte unter anderem nischen Bildungssystems. Besonders im „Fernsehprofessor“ und produzierte mehr- zum Aufschwung der Navigationssyste- naturwissenschaftlichen Bereich schien teilige, naturwissenschaftliche Serien im me in Fahrzeugen und im Außenbereich, Nachholbedarf zu bestehen, da die Sow- deutschen Fernsehen. da der Messfehler nun in mindestens 90 jetunion – laut Meldungen in US-ame- Prozent der Messungen weniger als zehn rikanischen Zeitschriften – die doppelte Navigation ist alles Meter betrug. bis dreifache Anzahl an Ingenieuren Transit war das erste Satellitennavigati- ausbildete. Letztendlich führten all diese onssystem der Welt und Vorgänger des In Russland begann im Jahr 1972 die Maßnahmen im Jahr 1958 zur Gründung US-amerikanischen GPS. Transit wurde Entwicklung des GLONASS-Systems. Die der NASA. ab 1958 von der US-Marine zunächst ersten drei Satelliten starteten am 12. unter der Bezeichnung Navy Navigation Oktober 1982, am 24. September 1993 „Bildungskatastrophe“ wurde in der Satellite System (NAVSAT) entwickelt, ab erklärte man das System offiziell als be- Bundesrepublik Deutschland das Schlag- 1964 militärisch und ab 1967 auch zivil triebsbereit. wort für den Zustand des Bildungswe- genutzt. Der Satellit Transit 1B wurde am sens in den 1960er-Jahren. Den Begriff 13. April 1960 gestartet. In der Endpha- Zum Abschluss soll noch ein Satellit prägte Georg Picht (1913–1982). Vor al- se des Betriebs bestand die Konstellation vorgestellt werden, der für den Eintritt lem wurden die niedrige Quote an Abi- aus sechs Satelliten. Transit 4A, gestartet in das weltweite Kommunikationsnetz turienten angeprangert und – wie in den 1961, war das erste mit Nuklearenergie stand: Am 10. Juli 1962 wurde Telstar 1 USA – auch in der naturwissenschaft­ betriebene Raumfahrzeug. Erstmals wur- als erster kommerzieller Nachrichtensa- lichen Bildung Defizite festgestellt. Eine de ein Radioisotopengenerator (RTG) im tellit der Welt ins All geschossen. Bereits grundlegende Reform des Schulsystems Weltraum eingesetzt. am 23. Juli 1962 wurde die erste Live- und der Erwachsenenbildung waren eine Fernsehübertragung zwischen den USA der Forderungen. Ein „Global navigation satellite system“ und Europa mit einer Rede des dama- (GNSS - globales ziviles Satellitennavi- ligen US-Präsidenten John F. Kennedy Kein Wunder also, dass in der Bundes- gationssystem) diente zur Positionsbe- ausgestrahlt, im deutschen Fernsehen republik Deutschland das Interesse an stimmung und Navigation auf der Erde moderiert vom „Fernsehprofessor“ Heinz naturwissenschaftlichen Themen und und in der Luft durch den Empfang der Haber. Da Telstar 1 keine geostationäre Raumfahrt erwachte und gezielt geför- Signale von Navigationssatelliten. Darü- Umlaufbahn hatte, konnte die Verbin-

VdS-Journal Nr. 62 Die Schönheit — der Wahrheit

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dung nicht länger als 20 Minuten auf- 1956 die beiden Autoren Erik Bergaust [2] Erik Bergaust, William Beller: rechterhalten werden. und William Beller auf die beiden Sei- Satelliten erforschen den Weltraum. ten der Raumfahrt hin: „Erdsatelliten Krausskopf Verlag, Wiesbaden, Der Satellit versagte bereits im Februar werden die ersten Raumfahrzeuge über- 1956 1963 infolge eines außeratmosphärischen haupt sein. … Ihre Bedeutung ist ohne [3] Eugen Reichl: Satelliten seit 1957. Atombombenversuchs mit dem Codena- weiteres mit dem ersten Dampfschiff Motorbuch Verlag, Stuttgart men „Starfish Prime“, den die USA einen im Jahre 1802, der ersten Eisenbahn im [4] Wernher von Braun: Start in den Tag vor dem Start von Telstar 1 am 9. Jahre 1825 und dem ersten Flugzeug im Weltraum: ein Buch über Raketen, Juli 1962 ausgelöst hatten. Der durch Jahre 1903 zu vergleichen. Jede dieser Satelliten und Raumfahrzeuge; Starfish Prime ausgelöste elektromagne- einschneidenden Erfindungen hat das Fischer Verlag, Frankfurt a. M., tische Puls war weit stärker als erwartet. Leben der Menschheit entscheidend ver- 1958 Freigesetzte Röntgenstrahlung führte zu ändert. Die Raumfahrt wird wahrschein- [5] Schlüsselbegriffe bei „wikipedia“ einer mehrere Jahre lang nachweisbaren lich ähnliche Ergebnisse zeitigen. Die um (.de, .en) Ionisation der Magnetosphäre, wodurch die Erde kreisenden Flugkörper dürften [6] Schlüsselbegriffe bei NASA.gov viele Satelliten funktionsuntüchtig wur- so ziemlich alle Gebiete menschlicher den, darunter eben auch Telstar 1. Betätigung beeinflussen, sei es, dass sie die Entdeckung neuer Heilmittel fördern Als vollkommen funktionsuntüchtiges oder dass sie eine vollkommen neue Li- Objekt befindet er sich als sogenannter teratur hervorbringen oder das Entstehen Weltraummüll immer noch im Weltraum. neuer Philosophien anregen. Sie können Dieses Thema wird für die Zukunft der letztlich den Weltfrieden bringen, aber Raumfahrt eine ganz entscheidende Rol- auch das Chaos.“ le spielen; ebenso natürlich auch die Möglichkeiten von Zusammenstößen ausgedienter Satelliten mit funktions- Internet- und Literaturhinweise: fähigen Satelliten sowie mit der Raum- [1] United Nations: Register of Objects station. In „Satelliten erforschen den Launched into Outer Space (www. Weltraum“ [2] wiesen bereits im Jahre unoosa.org)

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Satellitentracking an der Bayerischen Volkssternwarte München von Klaus Nagel

Erstes Projekt Schon seit fast zwanzig Jahren werden an der Bayerischen Volkssternwarte München Satelliten verfolgt, beobachtet und fotografiert. Die Sternfreunde Josef Huber und Tobias Lindemann begannen im Jahr 1998 das 16-zöllige Cassegrain- Spiegelteleskop auf der azimutalen Mon- tierung XL200 für das Tracking aufzu- rüsten: Ein PC wurde angeschlossen, Software besorgt und Sucherkameras für die Bahnkorrektur montiert.

Bei der Verfolgung wurde das Sucherbild auf einem Monitor beobachtet; mit Maus oder Trackball versuchte man, über Kor- rektursignale das Satellitenbild ins Zen- trum zu bringen. Schon mit dieser Halb- automatik gelangen gute Aufnahmen der ISS. Beschreibungen und Ergebnisse dieser frühen Version findet man im Netz unter www.iss-tracking.de.

80-cm-Spiegel 2004 lieferte die Firma Philipp Keller Astro Optik ein 80-Zentimeter-Casse- grain-Nasmyth-Spiegelteleskop mit acht Metern Brennweite auf azimutaler Mon- tierung (Abbildung 1).

Bei dieser Bauart wird das vom hyberbo- lischen Sekundärspiegel reflektierte Licht vor dem Hauptspiegel seitlich abgelenkt. 1 Der Okulartubus liegt in der Achse der Das 80-cm-Spiegelteleskop der Bayerischen Volkssternwarte München. Höheneinstellung; dadurch befindet sich das Okular stets in gleicher Höhe, bequem für den Einblick. Um die Erdrotation zu cking bewegen wir es mit bis zu fünf ner (Sat-Rechner). Die Verantwortung kompensieren, müssen bei azimutalen Grad pro Sekunde im Azimut. Führt die für den sicheren Betrieb liegt demnach Montierungen beide Achsen mit ständig Bahn nahe am Zenit vorbei, ändert sich weiterhin beim Steuerprogramm „Auto- angepassten Geschwindigkeiten ange- der Azimutwinkel sehr schnell; beim Ze- slew“. Es verhindert, dass das Teleskop in trieben werden. Das mitgelieferte Pro- nitdurchgang sogar schlagartig um 180 den Boden oder über den Zenit hinaus gramm „Autoslew“ steuert die Motoren. Grad. Darum ist eine Verfolgung nur bis fährt oder dass es mehrere Umdrehungen Es läuft auf einem PC im Kontrollraum, in etwa 80 Grad Höhe möglich, danach in einer Richtung macht und die Kabel welcher sich auf der Beobachtungsplatt- übersteigt die Azimutgeschwindigkeit die abreißen. Auf dem Steuer­rechner läuft form mit Blick auf das Teleskop befindet. Grenzgeschwindigkeit des Teleskops. neben „Autoslew“ auch das Astronomie- programm „The Sky“. Beide hängen an Tracking mit dem 80-er Das Konzept zwei seriellen Schnittstellen, die durch Obwohl es nicht dazu vorgesehen ist, Seit 2002 bin ich Mitglied der Sternwarte. ein Kabel miteinander verbunden sind. reizte es uns, dieses große Gerät für die Bereits kurze Zeit später bot ich mich an, Für das Tracking wird „Autoslew“ von Satellitenverfolgung einzusetzen. Im die Trackingsoftware „Sat80“ zu schrei­ „The Sky“ getrennt und stattdessen mit normalen Betrieb dreht es sich einmal ben. Um das teure Gerät nicht durch ei- „Sat80“ auf dem „Sat-Rechner“ verbun- am Tag, doch positioniert wird mit viel nen Softwarefehler in Gefahr zu bringen, den. Als Steuerungssoftware dient das höheren Geschwindigkeiten. Beim Tra- läuft „Sat80“ auf einem getrennten Rech- Programm „ACP“.

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Satellitenbahnen „Glade für GTK+“ („Gimp Tool Kit“) er- automatisch ausgewertet und zur In erster Näherung sind Satellitenbahnen zeugt. Für ein zügiges, ruckfreies Nach- Korrektur der Teleskopgeschwindigkeit Kepler-Ellipsen, aber durch die Erdnähe führen des Teleskops laufen die Steuer- benutzt. sind sie viel stärker gestört als Planeten- befehle mit höchster Priorität. Das wird bahnen. Ursachen sind vor allem die Ab- durch einen eigenen Thread erreicht, Implementierung plattung und Inhomogenität des Erdkör- der nur das Berechnen und Übertragen Beim Implementieren musste der Plan an pers, der Einfluss von Mond und Sonne, von Steuerdaten übernimmt, und einem einigen Stellen verändert werden. Für die Reibungsverluste an der Atmosphäre und weiteren Thread für Ein- und Ausgaben Satellitenörter wird zweckmäßig Azimut bei kleinen Satelliten auch der Strah- sowie für die Verwaltung der Oberflä- und Höhe verwendet und dazu ließen wir lungsdruck. Wegen der Störungen wird che. Der zweite Thread läuft nur, wenn „ACP“ erweitern. Leider wurde dazu in davon abgeraten, die Bahnen selbst zu der erste wartet, nachdem er seine Daten Rektaszension und Deklination umge- berechnen. Wir benutzen Module aus der ermittelt und an „Autoslew“ übergeben rechnet und dann mit diesen Werten und Bibliothek „libastro“. Es heißt, alle Bahn- hat. Aus den früheren Erfahrungen wuss- vorhandenen Befehlen das Ziel ange- berechnungsprogramme stammten von ten wir, dass das Nachfahren der berech- fahren. Dieses wich dann leicht ab, weil einem Fortran-Programm ab, das um das neten Bahn nicht ausreicht und verbes- sich während der Positionierzeit auch der Jahr 1980 herum entwickelt wurde. Die sert werden muss. Dazu wertet „Sat80“ Himmel etwas gedreht hatte. Zur Abhilfe Bahnparameter werden als sogenannte das Bild einer Sucherkamera automatisch wurde dreimal hintereinander die Posi- Two-Line Elements (TLEs) im Internet aus und berechnet die Korrektur für die tion angefahren, bei jedem Schritt ver- bereitgestellt. Bewegung des Teleskops aus der Abwei- ringerten sich sowohl Positionierzeit als chung des Satelliten vom Bildzentrum. auch Fehler. Es handelt sich um zwei Zeilen, dicht gepackt mit Zahlen. Man erkennt noch Geplanter Ablauf Schwerwiegender war, dass die Fernrohr- das Lochkartenformat. Diese Daten ent- Ursprünglich war der nachfolgend zu- position nicht schnell genug auszulesen halten neben den Kepler-Elementen auch sammengefasste Ablauf vorgesehen: war. Die Zeit sowie jede der beiden Ko- die Werte für deren Veränderungen und – Ein Katalog von TLEs wird aus dem In- ordinaten mussten mit einem separaten werden teils mehrmals täglich neu be- ternet geladen. „ACP“-Kommando abgerufen werden. rechnet und ausgegeben. Two-Line Ele- – Der zu beobachtende Satellit wird aus- Das brachte Verzögerungen von bis zu ments der meisten Satelliten findet man gewählt. 100 Millisekunden mit sich. Damit war zum Beispiel bei www.celestrak.com/ – Für jede Sekunde des Verfolgungszeit- die Ausrichtung des Teleskops nicht ge- NORAD/elements, eine Auswahl auch raums werden Azimut und Höhe ge- nau genug bekannt, um die Geschwindig- unter www.heavens-above.com. speichert. keiten für den nächsten Sekundenschritt – Das Teleskop fährt vor die Startposition. zu berechnen. Nach einigen Versuchen Programmkonzept – Im Sekundentakt wird aus der Fern- stellten wir fest, dass die berechnete Bahn „Sat80“ wurde als C-Programm unter rohrposition und dem nächsten be- sehr genau eingehalten wird, wenn man Linux entwickelt, weil damit die größte rechneten Satellitenort die erforderli- nur die theoretischen Geschwindigkeiten Erfahrung bestand. Eine grafische Ober- che Geschwindigkeit ermittelt und an im Sekundentakt sendet, ohne die Positi- fläche macht die Bedienung übersichtlich „Autoslew“ übergeben. on des Teleskops auszulesen. Ursprüng- und einfach. Diese wird mit dem Toolkit – Das Sucherbild mit dem Satelliten wird lich befürchteten wir, dass in diesem Fall

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täglich automatisch aus dem Internet geholt und in eine Katalogdatei ge- schrieben. Beim Start von „Sat80“ wird der Katalog eingelesen und dann der zu beobachtende Satellit ausgewählt. Für jede Sekunde des Überflugs werden Azi- mut und Höhe berechnet. Die theoreti- sche Bahn wird angezeigt, ein Mausklick auf die Bahn setzt die Anfangsposition. Nach einem Knopfdruck auf „Go“ fährt das Teleskop in diese Position und war- tet bis fünf Sekunden vor der berech- neten Anfangszeit. Es startet dann und beschleunigt derart, dass es mit richtiger Geschwindigkeit den Satelliten einfängt. Da es immer kleine Abweichungen geben kann, bedingt durch Bahnkorrekturen, Uhrenfehler oder veraltete TLEs, muss durch einen Mausklick der Satellit bestä- tigt werden. Dann setzt die automatische Korrektur ein.

Abbildung 2 zeigt die grafische Ober- 2 Die grafische Oberfläche des Programms „Sat80“. fläche. Links wird die theoretische Bahn angezeigt, mit Anfangsposition, Satel- litenort und Teleskopposition. Markiert werden die Teile der Bahn, die im Erd- schatten liegen oder in denen wegen zu hoher Winkelgeschwindigkeit die Ver- folgung nicht möglich ist. Rechts ist das Bild der Sucherkamera.

Vor dem Tracking lassen sich die Su- cherkameras justieren, indem man einen Stern in die Mitte des Teleskops bringt und die Fadenkreuze der Sucherbilder auf sein Bild positioniert. Bei Überflü- gen während der Öffnungszeiten waren schon viele Besucher der Volkssternwar- te beeindruckt, wenn sie die Einzelheiten der ISS am Fernrohr erkennen konnten 4 und sie gleichzeitig am Himmel sahen. 3 Die ISS am 9. Februar Zusammenstellung mehrerer Bilder der ISS. Wäh- Bei großem Andrang wurden die Bilder 2008, kurz vor dem An- rend ihres Überflugs ändert sich die Perspektive. mit Videokamera abgenommen und per docken der Raumfähre Ein Modell der ISS erklärt die sichtbaren Kompo- Beamer einem größeren Publikum ge- Atlantis. nenten (Bildautor: Tobias Lindemann). zeigt. Demnächst soll sogar die Übertra- gung auf einen großen Bildschirm mög- lich sein. Verblüfft hat uns beim Tracking der geostationären Astra-Satelliten auch die Abweichungen zu stark kumulieren. Verlust des Satellitenbildes, etwa durch immer, dass diese Satelliten still im Oku- Weitere Änderungen am Plan waren je- Wolken, den Satelliten durch manuelles lar standen, während die Fixsterne sich doch nicht erforderlich. Eingreifen leichter einfangen zu können. bewegten. Andere Satelliten sind weni- Zwischen den beiden Sucherbildern kann ger interessant, weil sie zu klein sind und Stand mit einem Tastendruck schnell hin und keine Einzelheiten zeigen. Allerdings Das Programm umfasst über 4000 Zeilen her gewechselt werden. hatten wir einen großen Erfolg der an- und läuft mit kleinen Verbesserungen seit deren Art: Als im April 2012 der Satellit 2006. So wurde eine zweite Sucherkame- Der Ablauf erfolgt im Wesentlichen wie „Envisat“ außer Kontrolle geraten war, ra mit kleinerer Brennweite und größe- geplant. Die Two-Line Elements von konnten wir die ESA mit unseren Auf- rem Gesichtsfeld angeschlossen, um bei etwa 15.000 Satelliten werden zweimal nahmen unterstützen.

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Weltraumschrott oder der sorglose Umgang mit unserem Fenster zum All von Kai-Oliver Detken

Wenn man an künstliche Satelliten denkt, gefährliche Geschosse. Seit 1957, als mit Das amerikanische „Space Surveillance assoziieren die meisten Menschen dies Sputnik der erste Satellit seinen Betrieb Network“ (US SSN) kann Objekte mit wahrscheinlich mit Nachrichtensatelli- aufnahm, hat es ca. 200 nachgewiesene einer Größe ab zehn Zentimetern orten. ten oder der Internationalen Weltraum- Explosionen bzw. Kollisionen im Welt- So war man in der Lage, die größeren station ISS. Während viele Hobbyastro- raum gegeben. Die spektakulärste ereig- Bruchstücke (ca. 2.200 Stück) des Sa- nom der ISS gerne am Himmel hinterher nete sich im Februar 2009, als in einer tellitencrashs zu katalogisieren. Trotz- schauen oder sie sogar während eines Höhe von 800 Kilometern der amerika- dem bleibt eine hohe Dunkelziffer von Überflugs aufnehmen, ist die andere Sa- nische Kommunikationssatellit Iridium künstlichen Objekten, die einer ISS oder tellitenform bei ihnen allerdings nicht 33 mit dem russischen Aufklärungssatel- Raumschiffen gefährlich werden könn- so gerne gesehen. Schließlich kann ein liten Kosmos 2251 kollidierte. Die Auf- ten. Diese Dunkelziffer steigt noch da- großer Satellit durchaus eine gerade er- prallgeschwindigkeit lag in diesem Fall durch, dass militärische und unbekannte stellte Aufnahme versauen, indem er sich quer durch den gerade fotografier- ten Himmelsausschnitt bewegt. Weniger wird man allerdings an Weltraummüll denken, der unseren Planeten in immer größeren Mengen umgibt. Das Ausmaß dieser Verschmutzung nimmt inzwischen erschreckende Formen an.

Als Weltraummüll bezeichnet man vom Menschen hergestellte Objekte, die sich im Weltraum befinden, aber keinerlei Funktion mehr erfüllen. Dies kann ex- emplarisch ein ausgeschalteter Nachrich- tensatellit sein. Aber auch ausgebrannte Raketenoberstufen und Trümmerteile fallen in diese Kategorie. Und gerade die letztgenannten Objekte, die bei ausei- nanderbrechenden Raketenstufen oder Kollisionen verschiedener Trümmerteile entstehen, machen heute den größten Teil des Weltraummülls aus. Abbildung 1 deutet in einer künstlerischen Darstel- lung der European Space Agency (ESA) 1 Künstlerische Darstellung des Weltraummülls in der erdnahen Umlaufbahn [1] die Ausmaße an, wobei die gezeichneten Satelliten nicht ihrem korrekten Maßstab entsprechen. Rund 750.000 künstliche bei zirka zwölf Kilometern pro Sekunde. Objekte gar nicht gezählt werden. Das US Objekte, mit einer Größe von ca. einem Bei diesem Zusammenstoß im erdna- SSN warnt zwar regelmäßig vor Zusam- Zentimeter Durchmesser, fliegen einer hen Weltraum entstanden über 100.000 menstößen, doch diese Daten sind relativ Simulation des Deutschen Zentrums für Bruchstücke, die noch jahrzehntelang die ungenau. Dies will das Deutsche Zentrum Luft- und Raumfahrt (DLR) zufolge der- Erde umkreisen werden, bevor sie in der für Luft- und Raumfahrt (DLR) ändern, zeit durch das Weltall. Davon sind nur Erdatmosphäre verglühen. Die ISS muss- indem passiv-optische Detektoren eine ca. 16.000 Teile mit einer Größe von te bereits mehrfach Ausweichmanöver genauere Vermessung der Flugbahnen mehr als zehn Zentimetern katalogisiert. fliegen, da Teile auf die 400-Kilometer- des Weltraumschrotts ermöglichen sol- Bahn der Weltraumstation abgesunken len. Während der Dämmerungsphase in Insgesamt kommt man dadurch auf waren und eine Kollision nicht mehr aus- den Morgen- und Abendstunden, wenn eine Masse von ungefähr 6.500 Ton- geschlossen werden konnte. Der Unfall das Sonnenlicht die künstlichen Objekte nen Schrottteile, die sich unkontrolliert zwischen Iridium 33 und Kosmos 2251 anstrahlt, verfolgt ein Teleskop ihre Rou- durch den Weltraum bewegen. Dabei führte der Weltgemeinschaft zum ersten te. Anhand der Sterne wertet dann ein verwandeln sich selbst kleinste Teilchen, Mal vor Augen, welche Folgen eine un- Computerprogramm deren genaue Posi- bei einer Geschwindigkeit von mehreren kontrollierte Verbreitung von Weltraum- tion aus. zehntausend Kilometern pro Stunde, in müll haben könnte.

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nen wesentlich riskanter oder sogar un- möglich werden könnte, wenn man nicht weniger Weltraummüll erzeuge.

Unsere Wegwerfgesellschaft hat anschei- nend im Weltraum ihren Höhepunkt er- reicht. Es bleibt zu hoffen, dass auf der einen Seite die Messverfahren genauer werden, um Trümmerteile erfassen zu können, und auf der anderen Seite die Sensibilisierung weiter voranschreitet, um Weltraummüll so wenig wie möglich entstehen zu lassen. Ein erster Schritt ist jedenfalls getan, da das „Inter Agency Coordination Committee“ (IADC), dem neben der NASA und ESA noch zehn weitere Raumfahrtagenturen angehören, entsprechende Richtlinien 2 Erforschung eines Lasers beim DLR zur Vermessung von Weltraumschrott [2] veröffentlicht hat. Wenn diese eingehal- ten werden, wird es hoffentlich nie zu einem „Kessler-Syndrom“ kommen. Noch präziser will man mithilfe eines fremde Hände fallen. Als Folge diesen Lasers werden, der die Partikel anstrahlt. Abschusses treiben seitdem mehr als Internet- und Literaturhinweise: Ziel ist es dabei, eine Genauigkeit von nur 3.000 größere Bruchstücke durch das [1] European Space Agency: Weltraum- einem Meter bei der Entfernungsbestim- Weltall. Auch in diesem Fall muss die ISS schrott in der erdnahen Umlaufbahn mung zu erreichen und die Flugbahnen jedes Jahr Ausweichmanöver fliegen, um (LEO) über dem Nordpol. Webseite: in 1.000 Kilometern Entfernung auf fünf den sinkenden Trümmern auszuweichen. www.esa.int/spaceinimages/, Meter genau zu ermitteln. Abbildung 2 Italien 2017 zeigt einen Laboraufbau, der mit zwei Während Weltraumschrott in Erdnähe [2] Deutsches Zentrum für Luft- und LX200-Teleskopen von Meade – also der ISS regelmäßig zu schaffen macht, Raumfahrt e.V. (DLR): Bildgalerie quasi mit Amateurequipment – realisiert sind auch Umlaufbahnen weit außer- Weltraumschrott. Webseite des DLR: wurde. Weitere DLR-Forschungsarbeiten halb nicht unproblematisch. Hier ist www.dlr.de, Köln 2017 sehen sogar vor, mittels Hochleistungs- zwar mehr Platz vorhanden, aber auf der [3] Film-Homepage Gravity: laser kleinere Teilchen zu eliminieren. anderen Seite ist die Chance eines Ver- www.warnerbros.com/gravity/, Dabei wird versucht, die Geschwindigkeit glühens durch die geringe Erdanziehung Warner Bros. 2013 des künstlichen Objektes so zu verrin- nicht mehr gegeben. Daher könnte es zu- gern, dass es in die Erdatmosphäre sinkt, künftig dort eine Kettenreaktion geben, um dort zu verglühen. Dafür müsste aber wenn eine Kollision entsteht und durch eine sehr große Energiemenge aufwendet die Trümmerteile weitere Kollisionen werden, weshalb es nur eine Idee von ausgelöst werden. Die Situation könn- vielen ist. Eine andere Variante soll es er- te dabei völlig außer Kontrolle geraten, möglichen, Überreste von Satelliten mit- wie der amerikanische Film Gravity [3] tels Greifarm oder Netz aufzusammeln. mit Sandra Bullock und George Clooney Aber auch diese Lösung entbehrt nicht aus dem Jahr 2013 eindrucksvoll zeigt. einer gewissen Komplexität. Hier wird ein russischer Satellit im Orbit zerstört, dessen Trümmerteile sich weiter Wie wichtig solche Lösungsszenarien ausbreiten und schließlich alle Satelliten sind, beweist auch der Umgang mit al- auf verschieden Ebenen sowie das Shut- ten Satelliten durch die Volksrepublik tle der Astronauten und die ISS außer China. Im Jahr 2007 startete China eine Gefecht setzen. Ein Horrorszenario, wel- Anti-Satelliten-Rakete und zerschoss den ches durchaus Realität werden kann und ausgedienten Wettersatelliten Fengyun- als „Kessler-Syndrom“ sogar bekannt ist. 1C in einer Umlaufbahn von 850 Kilo- Es ist nach dem NASA-Mitarbeiter Do- metern über der Erde. Man wollte damit nald J. Kessler benannt, der Fragmenta- eigentlich demonstrieren, dass man nun tionsprozesse im Asteroidengürtel statis- in der Lage sei, Spionagesatelliten ande- tisch modellierte und dies auf Objekte in rer Staaten abzuschießen. Aber so ließen Erdnähe übertrug. Er warnte aufgrund sich natürlich auch eigene alte Militär- seiner Studien bereits 1978 davor, dass satelliten entsorgen, damit sie nicht in die Raumfahrt für kommende Generatio-

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Die Internationale Raumstation ISS im Zenit von Ralf Kreuels

„Hast du gesehen, die ISS kommt heu- te Nacht laut „Calsky“ (www.calsky. com) gleich viermal vorbei. Hast du die schon mal fotografiert?“, fragte mein Astrofreund Michael. „Ja schon, ein- mal“, war meine Antwort. „Das war aber nichts, ich hatte eine viel zu lange Be- lichtungszeit, die Raumstation war viel zu hell, und auch unscharf. Das Ding war außerdem total klein auf meinem Vollfor- matchip der DSLR.“ Er weiter: „Hast du schon mal an die Planetenkamera „DMK 21“ gedacht? Dann kannst du 60 Bil- der pro Sekunde aufnehmen. Klar, man muss die ISS erst einmal auf den winzi- gen Chip bekommen, aber sie braucht ja nur ein einziges Mal zufällig durch das kleine Bildfeld fliegen und schon hast du eine Menge Material.“ Beschluss: „OK, machen wir´s zusammen. Einer bewegt das Teleskop und führt durch den Sucher 1 Ralf Kreuels und Michael Kunze gelang es am 8. Juni 2013, die Internationale nach, der andere schaut auf den Bild- Raumstation ISS beim Zenitdurchgang mit einem Celestron 11 und einer TIS DMK 21 schirm und sagt, wenn etwas zu sehen brillant in Szene zu setzen. Der Videofilm wurde mit 60 Einzelbildern pro Sekunde ist.“ aufgenommen, jedes davon zwei Millisekunden belichtet. Für das Titelbild wurden 15 Einzelbilder addiert, sie stammen aus einem Zeitfenster von weniger als einer Der erste Vorbeiflug fand noch in der Sekunde. Dämmerung und nahe am Horizont statt, den verpassten wir allerdings. Der nächste sollte perfekt sein, fast genau fliegenden Jet scheiterte kläglich. Gene- Platz auf der Festplatte? Haben wir uns durch den Zenit. Wir nutzten die Zeit, ralprobe versemmelt, dann kann die Pre- mit der Zeit vertan? Nein, die Winkelge- um den Sucher am Celestron C11 mög- miere ja kommen. schwindigkeit am Horizont ist so gering, lichst perfekt zu justieren. Davon hing das braucht seine Zeit bis die Station ein schließlich alles ab, denn das Bildfeld des Warten war nun angesagt. Fünf Minuten, paar Grad erklommen hat. Dann rufen kleinen Chips war kaum größer als die noch drei, noch eine. „Ist das USB-Kabel wir fast gleichzeitig. „Da! Da ist sie.“ Ich Breite eines Fadens des Fadenkreuzes. lang genug?“, fragte Michael. Mist, wir sehe durch den Sucher und bin regelrecht Der Reducer verringerte die Brennweite hatten unsere Übung ohne Kamera und nervös. „Schnell, schnell, ich muss sie er- von 2800 mm auf 1400 mm, eine kleine ohne Kabel gemacht. „Könnte knapp wischen“, denke ich. „Ich muss sie genau Hilfe. Außerdem übten wir. Beide Ach- werden“, sagte ich und schaute die gan- aufs Fadenkreuz bringen, ganz exakt.“ sen wurden gelöst, und wir spielten das ze Zeit angestrengt nach Westen, mein Aber das gelingt erst einmal gar nicht, Szenario durch. Von Westen her würde Auge dabei schon ganz nah am Sucher. seitenverkehrt und auf dem Kopf, na sie kommen, der Einblick in den Sucher Ich durfte bei diesem Überflug das Tele- klar. Ich bewege das Teleskop nun nicht war bequem. Dann über Kopf, das würde skop bewegen, beim nächsten sollte es mehr, und sehe so, in welche Richtung sicher schwierig werden, auch, weil die umgekehrt sein. Michael nahm kurzer- die ISS fliegt. Jetzt schwenke ich das Winkelgeschwindigkeit hier am größten hand den Laptop vom Tisch, sortierte die Gerät dorthin und sie müsste durch das ist. Dann das Umschwenken. Es dauert Kabel und sagte: „Ich folge dir, mach dir Zentrum fliegen. Funktioniert! Also noch nicht lange, neu zielen und weiter geht keine Sorgen.“ mal: vorhalten und sehen, dass sie genau es. Der Einblick in den Sucher ist nicht durch das Kreuz fliegt. „Ja!“ … „und?“ mehr ganz so bequem, aber wenn wir Eigentlich müsste sie längst da sein, … „hab sie“, ruft Michael, „da war sie, sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht schon 30 Sekunden über der Zeit. Der ganz kurz.“ „Puh, Pflicht erfüllt“, denke erwischt haben, dann müssen wir eh Rechner nimmt derweil 60 schwarze ich mir. Also noch mal. Jetzt bin ich ru- warten, bis sie sich dem Osthorizont nä- Bilder pro Sekunde auf, jedes mit zwei higer, das Prozedere klappt auf Anhieb. hert. Alles also kein Problem. Ein zwi- Millisekunden Belichtungszeit. Jetzt ist Ich werde jetzt mutiger und versuche schenzeitlicher Versuch an einem hoch es schon eine Minute. Habe ich genug mit gleicher Geschwindigkeit der Raum-

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station zu folgen. Michael ruft hin und gesagt? Habe ich sie erwischt? Jetzt um- wieder aufstehen und schwenken. Ich wieder „Ja!“ und: „Da sind auch Details schwenken macht keinen Sinn, ich wür- entscheide mich für eine Mischung. Kurz zu sehen.“ OK, weiter also, ruhig blei- de zu viel Zeit verlieren und sie ist doch krieche ich auf allen Vieren, dann kann ben, langsam ausatmen, dann sind die jetzt so nah. Also nochmal, vorhalten, ich mich wieder aufrichten. Hände am ruhigsten, um das Teleskop zu einatmen. Meine Seite schmerzt, mein bewegen, und noch einmal: Einatmen, Hals auf einer Seite auch. „Komm, noch Nachdem ich umgeschwenkt und neu ge- langsam ausatmen, Fadenkreuz, ISS und einmal“, sage ich mir. Etwas anderes in zielt habe, ist die Raumstation schon ein zielen. „Ja! ...und jetzt ist sie auch viel mir lässt mich an meinen Rücken denken, ganzes Stück langsamer geworden. Sie größer als eben“, ruft Michael. Der steht an den Hexenschuss neulich. Ich kämp- nähert sich dem Osthorizont. Es ist nun plötzlich hinter mir, Laptop und Kabel in fe noch, dann beginnt irgendein Muskel gar kein Problem mehr, sie auch länger der Hand. Die ISS ist nun fast im Zenit, im Rücken zu zittern. „Umschwenken“, in der Nähe des Fadenkreuzes zu halten. meine Position wird etwas unbequem. denke ich. Aber wie komme ich aus die- Aber sie ist nun auch kleiner und es wird Näher kann sie uns gar nicht kommen, ser verzwickten Position heraus? Selbst, schon fast langweilig. „Da sind tolle Bil- also durchhalten und hoffen, dass ich sie wenn ich wollte, ich käme aus dieser der dabei“, sagt Michael am Ende, „ich treffe. Und nochmal, einatmen und ru- völlig verdrehten Haltung nicht mehr aus konnte im Livebild schon viele Details hig werden und zielen. Und noch mal, eigener Kraft heraus. Dann lieber fallen erkennen. Aber sag mal, warum hast du „komm!“ sage ich mir, „noch einmal, lassen, dachte ich, alle Glieder entspan- eigentlich nicht eher umgeschwenkt?“ dann umschwenken.“ Hat Michael was nen, bis der Schmerz nachlässt und dann Die Internationale Raumstation ISS – Impressionen aus der Fachgruppe Astrofotografie

von Peter Riepe

„Wer hat denn etwas zum kommenden Schwerpunkt- thema?“ Auf meine Anfrage an die Mailingliste der Fach- gruppe Astrofotografie bekam ich umgehend einige sehr schöne Ergebnisse. Nicht nur den Titelbild-Artikel und den über Weltraummüll, sondern auch die jetzt hier vorgestell- ten ISS-Passagen. Alle diese Beobachtungen lassen sich anhand der Autorenschilde- rungen gut nachempfinden. Den Einsendern noch einmal vielen Dank!

1 Thomas Wassmuth suchte am 30. August 2016 mit zwei Astro-Kollegen den Wiesen- grund an der Einflugschneise eines Sportflugplatzes südlich von Dortmund auf, um den ISS-Transit vor der Sonnenscheibe aufzunehmen. Ort und Zeit lieferte „CalSky“. Seine Ausrüstung: ein SkyWatcher-Maksutov 127 mm/1400 mm mit fotografischer Sonnenfolie, HEQ5-Montierung, Canon EOS 700D, Videomodus (1920 x 1080 px), Ein- zelbilder 1/4000 s bei ISO 1600. Sein Video kann hier leider nicht bewundert werden, daher wurden sechs Einzelbilder abgegriffen und zu einem Bild montiert (Abb. 1). Zwischen den einzelnen ISS-Positionen liegen nur Sekundenbruchteile. Begeben- heit am Rande: Anwohner sahen die Teleskopausrüstung, argwöhnten eine neue Flugplatzvermessung und alarmierten den Grundstücksbesitzer. Der kam angebraust: „Was machen Sie hier auf meinem Grundstück?“ Natürlich konnte die seltsame Ver- messung in Ruhe geklärt werden, ohne dass die Beobachtung scheiterte.

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2 Am 4. Juli 2016 verfolgte Bernd Gährken in Obermeitingen bei Landsberg/Lech einen ISS-Transit vor der Sonnenscheibe. Fotografiert wurde mit einem 72-Millimeter-Ome- gon-Photographyscope f/6 in Kombination mit einem Quark-Hα-Filter von Daystar. Dieser enthält eine 4,3-fache Barlowlinse und ergibt eine Aufnahmebrennweite von 1850 Millimetern bei einem Öffnungsverhältnis von 1:26. Laut Bildautor liefert die DMK-Kamera zwischen 1:20 und 1:30 die besten Resultate. Deshalb verzichtete er bewusst auf einen Reducer. Da die ISS beim Transit 46 Bogenminuten pro Sekun- de zurücklegte, wurde eine Belichtungszeit von 1/1000 s gewählt. Originalton des Bildautors: „In dieser Zeit sollte sich die ISS nur 2,76 Bogensekunden bewegen. Bei dem mäßigen Seeing und einem starken Verstärkerrauschen der DMK erschien dies ausreichend. Das kleine Gesichtsfeld wurde genau in der Sonnenmitte platziert. Zum Glück gab es am oberen Rand noch einen interessanten Sonnenfleck. Pünktlich um 10:58:24 Uhr zischte die ISS über die Sonnenmitte und konnte parallel in einem 80-Millimeter-Refraktor wunderbar gesehen werden. Die Auswertung des Videos brachte bei 60 Bildern pro Sekunde acht Aufnahmen, auf denen die ISS zu erkennen ist.“ Die vom Autor geschickte GIF-Animation wurde in Einzelbilder zerlegt und zeigt von oben nach unten die acht besten Detailaufnahmen (Abb. 2, links).

3 Die US-Raumfähre Atlantis startete am 8. Juni 2007 zu ihrem 25. Flug, Rückkehr war am 22. Juni 2007. In einer der Nächte dieses Zeitraumes fotografierte Bernd Eser die ISS zusammen mit Atlantis. Dazu der Bildautor: „Aufgenommen mit meinem Schmidt-Cassegrain LX 200 GPS (14 Zoll, f/10 von Meade). Die Kamera war eine Canon 20d. Zur Belichtungszeit kann ich leider nichts mehr sagen. Es ist möglich, auf das LX 200 GPS die ISS-Bahndaten herunterzuladen und das Teleskop folgt dann dieser Bahn. Habe das ein paar Mal probiert, aber ohne Erfolg. An diesem Tag habe ich unter Zuhilfenahme von „TheSky6“ mein Teleskop an einem Stern neben der ISS-Bahn „geparkt“ und auf die ISS gewartet. Telrad und Teleskop waren genau aufeinander abgestimmt, die Kamera am Stern fokussiert. Der Handkontroller war in der linken, der Kameraauslöser in der rechten Hand, der Blick ging nach Auftauchen der ISS am Horizont durch den Telrad-Sucher. Bei ihrer Sichtung im Telrad startete ich das Teleskop und drückte den Auslöser der Kamera. Während der Verfolgung versuchte ich, immer wieder manuell die ISS zu zentrieren und die Kamera dabei auszulösen.“ Die erreichten Positionen streuten sehr im Bildfeld. Hier sind drei Einzelbilder in zeitlicher Folge als Ausschnittsvergrößerungen zu sehen. Rechts ist Atlantis hinten an die ISS angedockt (Pfeil). Die Bauelemente werden aus unterschiedlichen Winkeln beleuchtet.

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4 Jetzt ein ISS-Transit vor dem Mond! Jens Leich aus Wiehl (Bergi- sches Land) versetzte am 4. Dezember 2016 seine Astrophysics- Montierung (CNC 400) aus der Sternwarte auf ein Stativ auf der Wiese, da ihn ein dicker Baum störte. Die Flugbahn der ISS hatte er mittels "www.calsky.com" ermittelt und auf eine Karte über- tragen. Der 130-Millimeter-Apochromat (Astrophysics) wurde mit einer 2-fachen Barlowlinse auf 1676 Millimeter Brennweite ver- längert und der Kameraausschnitt der TIS DMK 21AU618.AS mit UV/IR-Sperrfilter auf den Krater Secchi zentriert. Auf dem Starfire aufgesattelt saß ein 60-Millimeter-Apochromat (Takahashi) für die visuelle Verfolgung mit 14-facher Vergrößerung. Vorsichts- halber wurde schon fünf Minuten vor dem Transit die DMK im Automatikmodus gestartet (6000 Bilder bei 2 ms Integrationszeit, 60 Bilder/s). Direkt aus dem Logbuch: „Knapp eine Minute vor dem Transit blieb mein Auge am Okular hängen. Im Augenwinkel sah ich die ISS durch die Bäume flitzen und verfolgte sie dann fasziniert knapp zwei Sekunden lang über der Mondscheibe. Es war kalt und die Sterne flackerten in der unruhigen Luft. Geschafft! Auf den Aufnahmen Nr. 5097-5129 von den 6000 hatte ich sie zwischen 17:18:58 und 17:18:59 Uhr UT klar erfasst.“

Impression NGC 1360

NGC 1360 ist ein weniger be- kannter Planetarischer Nebel im südlichen Sternbild Fornax, der im Blauen recht hell leuchtet. Michael Nolle nahm ihn Weih- nachten 2016 zweitägig von der Insel Malta auf. Teleskop war ein 8-zölliger Ritchey Chrétien (GSO f/8), dazu eine Kamera vom Typ PrimaLuceLab 700Da, gekühlt auf -15° Celsius. Belichtet wurden 30 x 3 min ohne CLS-Filter und wegen des städtischen Streu- lichts 13 x 5 min mit CLS-Filter bei ISO 3200.

VdS-Journal Nr. 62 Amateurteleskope / Selbstbau 33 Astronomie und Mobilität von Ralf Kratzke

Viele Sternfreundinnen und Sternfreun- de kennen das Problem, dass ein Be- obachten der Sterne von zu Hause aus nicht möglich ist. Sei es, dass man keinen Garten oder einen geeigneten Balkon be- sitzt, oder man verfügt über einen klei- nen Garten oder Balkon, dann versperren Bebauung und/oder Vegetation die Sicht auf einen Großteil des Himmels. Oder, die Sicht ist perfekt, doch der Nachbar er- weist sich als Beleuchtungsfetischist und sein Garten ist heller beleuchtet als man- che Innenstadt. Gerade um die Weih- nachtszeit beleuchten manche Mitbürger exzessiv Haus und Garten, so dass man den Himmel nur noch erahnen kann. Da hilft nur noch die Flucht in die Natur.

Der Aufbau erfolgt meist noch in der 1 Holzkasten Dämmerung unter der Nutzung des rest- lichen Tageslichts. Dann wartet man auf die Sterne und hat später einen langwie- rigen Abbau des Teleskops in der Dunkel- heit oder bei spärlichem Licht vor sich.

Die Gründe für den Bau meiner mobilen Sternwarte lagen anders. Als Buchautor stellte ich bei Lesungen in Buchgeschäf- ten oder Ausstellungen immer wieder fest, dass die Gäste häufig den Wunsch hatten, die besprochenen Objekte mit ei- genen Augen durch ein Teleskop zu sehen. So nahm ich dann mein kleines Newton- Spiegelteleskop (Öffnung: 100 mm Durch- messer) zu meinen Lesungen mit. Doch der Auf- und Abbau brauchten Zeit, die nicht jeder Gast zu warten bereit war. Beson- ders nach dem Abbau war kaum noch jemand da, um den man sich noch küm- 2 Auszug mern konnte. Gerade das kalte Wetter im Winter schreckte viele zurück. Obwohl warme Kleidung empfohlen wurde … stahl von 65 mm Breite, 45 mm Höhe, An der Rückwand ist ein Rollladengurt 5 mm Steg ein Kreuz, welches das Tele- angebracht. Er ist längenbegrenzt und Ich suchte nach einer schnellen Lö- skop trägt, dazu einen Auszug aus U- dient als Sicherheitsgurt dazu, dass im sung. Das Teleskop musste mit dem und Flachstahl. Die Konstruktion hier Dunklen der Auszug nicht zu weit aus Auto verbunden sein. Ich wollte es wie nun im Einzelnen: dem Kasten gezogen wird. Ferner be- eine Schublade aus dem Wagen ziehen findet sich an der Rückwand ein kleiner und wieder darin verstauen. Eine Holz- Der Holzkasten Kasten mit einem Loch an der Unterseite. konstruktion aus einem von drei Seiten Er dient lediglich als Aufbewahrungsort In ihm wird der Akku aufbewahrt und umschlossenen Holzkasten und einem im Auto während des Transports (Abb. 1) vor Beschädigung geschützt. Das Loch Holzkreuz erwies sich schon beim Zu- und besteht aus drei alten Regalbrettern an der Unterseite dient dazu, den Akku sammenbau als zu wackelig. Deshalb aus Sperrholz und fünf Kanthölzern. Vier zur Entnahme hochzudrücken, um ihn gab ich einer schweren Stahlkonstrukti- Kanthölzer bilden eine Führung für den dann von oben besser greifen zu können. on den Vorzug. Unter Beibehaltung des Auszug, das fünfte dient der Stabilität als Das Loch in der Rückwand diente einmal Holzkastens schweißte ich aus U-Profil- Verbindungsstrebe am vorderen Ende. einer automatischen Kabelaufwicklung

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für die Stromversorgung des Teleskops, die ich aus einem alten Staubsauger entnommen habe. Ich wollte damit vermeiden, dass das Kabel beim Zurückschieben des Auszugs ins Auto zwischen die Eisenschienen gerät und beschädigt wird. Allerdings war die Zugbe- lastung auf das Kabel und den Anschluss zu groß, so dass ich sie wieder entfernte. Zwei auf die beiden unteren Kanthölzer ange- 3 Kreuz mit Bohrungen brachte Winkelstähle dienen zur Reibungs- minderung auf dem Holz.

Der Auszug Mit dem Auszug lässt sich das Teleskop wei- ter vom Fahrzeug wegziehen, so dass man auch über dem Auto Sterne beobachten kann (Abb. 2). Ohne diesen Auszug ist eine Beob- achtung in dieser Richtung nicht möglich. Die beiden auf der oberen Sprosse aufgeschweiß- ten Stahlstücke dienen als Mitnehmer, wenn das Teleskop wieder in den Wagen gescho- ben wird. Die beiden 65er-U-Stähle links und rechts dienen als Führung für das Kreuz.

Das Kreuz Auf das Kreuz (Abb. 3), ebenfalls bestehend aus 65er-U-Profilstahl, wird das Teleskop 4 Kreuz von oben, Aufnahme der Utensilien montiert. Auf dieses Kreuz können von den Bohrungen her ein ETX 70, ein ETX 90, ein ETX 125 und ein LX 90 montiert werden. Das U-Profil des Kreuzes zeigt zum Boden. Ledig- lich einer der vier Kreuzarme ist nach oben geöffnet (Abb. 4). Er wurde mit Samt ausge- kleidet und dient zur Aufnahme der Handbox, Okulare und anderer Utensilien. In der hohlen U-Unterseite werden die Stativbeine unter- gebracht, eins davon verschwindet komplett (Abb. 5). Mit diesem Konstrukt bin ich in der Lage, an jedem mit dem Auto erreichbaren Ort Teleskopbeobachtungen durchzuführen. Der einzige Nachteil besteht darin, dass man sich zu dem Teleskop durch seine Bauart be- dingt hinabbeugen muss (Abb. 6) … Doch bei jedem Einsatz bin ich von dieser Konstruktion immer wieder aufs Neue begeistert. 5 Kreuz von unten mit den Stativbeinen

Quellenhinweis: [1] Homepage des Autors: www.sternenmännchen.de

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Durch die Bauart des Teleskops bedingte Platzersparnis nach oben

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Maßnahmen zur Verbesserung eines Bresser-Maksutov-Fernrohres von Andreas Berger

Das Bresser-MAK 127/1900 ist für sei- nen Preis gesehen ein brauchbares Ge- rät, doch ein Freund von mir war mit der Schärfe nicht zufrieden und bat mich um Hilfe. Wir trafen uns und besprachen das Problem. Bei der Begutachtung des Gerä- tes fiel mir auf, dass der Anschluss (Abb. 1) für das okularseitige Zubehör aus ei- nem Aluminiumteil bestand, dieses je- doch in einem Plastikdeckel saß (Abb. 2). Wenn nun Zubehör an das Teleskop geschraubt wurde, bog sich das Plas- tikteil je nach Gewicht mehr oder we- niger durch. Als ich einen Justierlaser in den Okularstutzen steckte und diesen einschaltete, genügte ein leichter Druck irgendwo an diesem Plastikdeckel, um den Laserstrahl deutlich aus der Bahn zu bringen (Link zum Film: www.selbstbau. fg-vds.de/Bresser%20127%201900.mp4). Ohne diese Instabilität aus der Welt zu 1 Anschluss für das okularseitige schaffen, machte eine Justage des Gerä- Zubehör (Pfeil rot) tes wenig Sinn. Zudem fiel auf, dass der okularseitige Anschluss überhaupt nicht mit dem Fangspiegel (Abb. 3) auf der Meniskuslinse fluchtet. Hier wurde aus diesem Grunde eine Justiermöglichkeit 2 Der rückseitige Plastikdeckel mit eingeplant. des Teleskops

Die erste Überlegung ging in die Rich- tung, dass der Plastikdeckel in Alumini- um nachgebaut wird und dadurch jus- tierbar gemacht werden könnte. Doch das war meinem Freund zu aufwändig 3 Fangspiegel bzw. Sekundärspiegel und vom Material zu teuer, so dass mir (Pfeil rot) eine andere Variante einfiel. Es wurde letzten Endes eine Art Aluminiumplatte, welche den originalen Anschluss auf- nehmen und justierbar mit der inneren Rückwand befestigt werden kann.

Die Arbeit konnte beginnen. Zuerst wurde der Fokussierknopf (Abb. 4) ab- geschraubt. Dabei fiel auf, dass alle Schrauben in Zoll und als Innensechs- kant ausgeführt sind. Ein zölliger Inbus- schlüsselsatz (Innensechskantstiftschlüs- selsatz, um genau zu sein) sollte für diese Arbeit vorhanden sein. Als nächstes ka- men die drei Schrauben des hinteren Plastikdeckels an die Reihe und im Nu hat man die dahinterliegende Mechanik frei- gelegt. Einmal in der Hand gehalten fragt 36 Amateurteleskope / Selbstbau

man sich, warum an dieser Stelle so gespart wurde. Dieses Teil ließ sich in alle Richtungen ohne viel Kraft verbiegen. Der aus Aluminium bestehende Anschluss für das okularseitige Zu- behör ist am gegenüberliegenden Ende mit ei- ner großen Mutter (Überwurfmutter) befestigt. Diese selbst ist mit einem kleinen Gewindestift gegen Verdrehen gesichert. Nach Lösen konnte die Mutter abgedreht werden. Was ist zu se- hen? Drei recht große Schraubenköpfe (Abb. 5), mit denen der Hauptspiegel justiert werden kann. Zudem sind dort drei eingeklebte Ge- windestifte, welche erst den Anschein haben, dass man mit ihnen die Hauptspiegelhalterung kontern kann. Da das gesamte innenliegende 4 Fokussierknopf (Pfeil rot) Rückteil sehr fest im Rohr saß, beschloss ich, es dabei zu belassen und hier nicht unnötig rohe Gewalt einzusetzen. Es ist zudem gut möglich, dass diese Gewindestifte ein hinterer Anschlag sein sollen, damit die Hauptspiegelhalterung nicht zu weit nach hinten gesetzt werden kann. Das klärten wir dann aber nicht mehr, da hier an den Justierschrauben zu spüren war, dass diese mit Federn ausgestattet sind und die Hauptspiegelhalterung für die visuelle Beob- achtung sicherlich brauchbar in Position hal- ten. Ich vermaß sämtliche Gewindebohrungen und die Positionen der Justierschrauben sowie den Anschluss und fertigte eine Zeichnung an.

Der neue justierbare Halter (Abb. 6) wurde aus 10 mm dickem Aluminium CNC-wasser- strahlgeschnitten. Dabei schneidet sich ein 0,5 mm dünner, unter hohem Druck (3.000 bar – in einem Autoreifen befinden sich gerade einmal 2-3 bar) stehender Wasserstrahl durch das Aluminium. Damit die Oberfläche nicht zu rau wird, wurde dem Wasserstrahl ein speziel- ler Sand beigemischt. So funktioniert Wasser- 5 Rückwand des Teleskops mit den jeweiligen Justierschrauben strahlschneiden. Nachdem das Teil entgratet worden war, brachte ich die nötigen Gewinde ein. Das Gewinde des Anschlusses hatte ich mittels einer Drehbank hineingedreht – fer- tig war das Teil. Mein Freund wollte sich die Kosten für das Eloxieren erst einmal sparen, nun gut. Jetzt konnten wir es kaum noch er- warten. Wir schraubten das neue Teil hinten ans Teleskop und befestigten den Anschluss. Dann steckten wir erneut den Justierlaser ein und konnten die Anschlusshülse für das oku- larseitige Zubehör perfekt zum Fangspiegel ausrichten. Nachdem es dunkel geworden war, haben wir mittels eines defokussierten Sterns den Hauptspiegel eingestellt. Und siehe da – ein wirklich scharfes Bild – geht doch!

6 Der neue justierbare Halter

VdS-Journal Nr. 62 Astrofotografie Astrofotografie 37

Meine Online-Galaxienverzeichnisse für Astrofotografen von Wolfram Fischer

Die Zahl der mit Digitaltechnik dem Amateur heute zugänglichen extraga- laktischen Objekte ist riesig geworden! Jede GoTo-Fernrohrsteuerung verfügt über Unmengen gespeicherter Objekte, von denen die meisten Galaxien sind. Aber wo macht es Sinn draufzuhalten? Wer kennt schon die vielen Objekte? Auch „Guide 9.0“ schließt diese Lücke nur teilweise. Wenn ich den Himmels­ atlas „URANOMETRIA 2000.0“ (von Tiri- on, Rappaport und Lovi) zur Hand nahm, fragte ich mich, was sich wohl hinter den zigtausend Galaxieneinträgen verbirgt. Welche lohnenden Fotomotive würde es noch jenseits der „Messiers“ geben? Im Internet „entdeckte“ ich die digitalisierte Variante der berühmten Himmelsdurch- musterung des Palomar Observatory Sky Survey (POSS), die mit den Aufnahmen südlicher Observatorien zum Digitized Sky Survey (DSS) zusammengefasst wurden [1]. Hier zunächst sporadisch einzelne Felder durchforstend, ging ich schließlich dazu über, systematisch alle Galaxieneinträge der URANOMETRIA (Nordhemisphäre) im DSS anzuschauen und auf meiner Festplatte zu speichern. Für mich eine höchst aufregende Ent- deckungsreise, die mich nebenher von 1 W. Fischer am Aufnahmeinstrument seiner Gartenstation in Leipzig, Schmidt-Casse- Mai 2009 bis Januar 2011 beschäftigte. grain, ACF von Meade, 12 Zoll, 1:10, Liebscher-Montierung aufgerüstet mit Gierlinger- Natürlich waren auf einzelnen Dateien Schneckengetrieben und FS2-Steuerung, Leitfernrohr TS 80 mm/600 mm. ganze Galaxiengruppen oder Haufen- ausschnitte sichtbar. Insgesamt wurden es fast 3.800 Bilddateien. Erstes Fazit: fen. In das Verzeichnis floss meine Er- 3. bot die Veröffentlichung des Verzeich- Die meisten Objekte machen überhaupt fahrung als Astrofotograf ein. Es genügte nisses im Medium des Internets die nichts her und wären der Mühe nicht mir nicht, einfach nur die Aufnahme- neuartige Möglichkeit, die gelisteten wert. Zumindest nicht mit Blick auf an- koordinaten und das Sternbild zu nen- Aufnahmefelder durch einen Link zum sprechende Fotomotive. Erstaunlich fand nen, die Aufnahmeobjekte kurz zu be- DSS ohne Umwege dem Interessenten ich nur, welch außerordentlich licht- schreiben und Angaben zu Typ, Ausdeh- bildlich zu präsentieren. schwache Objekte bereits im NGC visuell nung, Helligkeit und einige Entfernungen entdeckt werden konnten! zu bringen. Wichtig waren mir noch drei Im Oktober 2011 konnte ich mein Ver- Dinge: zeichnis des Nordhimmels, bis -6˚ Dekli- Mit diesen heruntergeladenen Bilddatei- 1. anzugeben, an welchem Tag das Auf- nation (und einige südlichere Objekte), en der hellsten Galaxien (Felder meist 15’ nahmefeld um Mitternacht kulminiert, mit 711 Aufnahmefeldern und ausführli- x 15’ groß) samt deren Umfeld verfüg- also am längsten belichtet werden cher Beschreibung auf meiner Homepage te ich über einen Fundus, um ein Ver- kann, sofern man in der Beobach- veröffentlichen. In „Sterne und Welt- zeichnis der für mich schönsten und in- tungsrichtung nicht eingeschränkt ist. raum“ wurde darüber im Heft 1/2012 teressantesten Galaxienlandschaften zu 2. wollte ich Angaben zu einem nahe- (S. 98) erstmals berichtet. erstellen. Mir ging es um wenig fotogra- gelegenen hellen Referenzstern brin- fierte schöne Spiralen, wechselwirkende gen, um damit möglichst geringe Ab- Lange lag ich mit mir im Widerstreit, ob oder gestörte Galaxien, unterschiedliche weichungen in der Positionierung des eine Erweiterung auf die Südhemisphä- Typen auf engem Raum und ferne Hau- Aufnahmefeldes zu ermöglichen. Und re sinnvoll wäre. Sternfreunde auf der

VdS-Journal Nr. 62 38 Astrofotografie Astrofotografie

Nordhalbkugel würden sich weniger da- Immer und immer wieder habe ich die leicht gemacht. Die Benutzer können die für interessieren, da die Beobachtungsbe- Einträge von oben nach unten durchge- Objekte, auch schwache Hintergrundga- dingungen ungleich schlechter, gar nicht ackert, um sie in eine Form zu bringen, laxien, Quasare etc., auf ihren Aufnah- oder nur auf kurzen Südreisen gegeben neue Ideen und Hinweise einzuarbeiten. men identifizieren und nähere Angaben wären. In mir siegte dann aber doch die Dieses neue Verzeichnis bietet ähnliche, darüber finden, sofern solche heute be- Neugier auf die südliche Galaxienwelt aber genauere und vielfältigere Informa- kannt bzw. bei SIMBAD eingetragen und die Begeisterung an der Sache. Im tionen. Inspiriert wurde ich durch weitere sind. Teilweise konnte ich Daten zu Mai 2014 begann ich das neue Projekt. Möglichkeiten des Internets, der Daten- Hintergrundgala­xien im Verzeichnis un- bank SIMBAD [2] und des „Ned Wright´s ter „Anmerkungen/Remarks“ einfügen. Wieder war die URANOMETRIA Vorla- Javascript Cosmology Calculators“ [3], In reichen Galaxienfeldern ist die Zahl ge für die Auswahl der Bilder des DSS. über die ich von Dr. Ulrich Bastian er- der bei SIMBAD aufgeführten Objekte Später kamen durch die Arbeit mit einer fuhr. Der Gedankenaustausch mit dem aber beträchtlich. Wer hier alles genau DVD-ROM „Guide 9.0“ noch einige hin- österreichischen Sternfreund Johannes wissen möchte, muss bei SIMBAD selbst zu. Es wurden insgesamt ca. 1.650 Da- Stübler gab mir den Anstoß, nicht den aktiv werden. Auch dazu habe ich Hin- teien. Der Grund für die geringere Zahl trügerischen Begriff „Entfernung“ zu weise gegeben. liegt zum einen am Fehlen von 6 Dekli- verwenden. Mit dem Cosmology Calcu- nationsgraden in der Nähe des Himmels- lator bestimmte ich die „Lichtlaufzeiten“ Wenn ich Ihr Interesse geweckt haben äquators (viele Quadratgrade) und zum (engl. light travel time) der Galaxien (Nä- sollte: Die Galaxienverzeichnisse sind anderen an der größeren Fläche, die die heres dazu im Verzeichnis unter Erläute- über die Startseite meiner Homepage südliche Milchstraße um das galaktische rungen). zu finden [4]. Natürlich würde ich mich Zentrum herum bedeckt. über ein Feedback freuen. Eine adäquate Im Süd-Verzeichnis sind insgesamt 371 Überarbeitung des Nord-Verzeichnisses Insgesamt habe ich heute ein Bildar- Aufnahmefelder aufgelistet, von denen wird mich sicher lange beschäftigen. chiv von über 5.400 Dateien des DSS 89 (24 %) nördlich von -17° Deklina- auf meiner Festplatte. Wer Interesse hat, tion liegen und auch unter guten Be- dem kopiere ich das gern auf DVD. Die dingungen noch leidlich von mittleren Internetquellen (Stand Januar 2017): Aufnahmen stammen von den großen nördlichen Breiten beobachtbar sind. [1] http://stdatu.stsci.edu/cgi-bin/ Schmidt-Teleskopen dieser Welt, vom Neben der Verlinkung mit den Bildern dss_form Palomar, dem australischen UK-Schmidt- der betreffenden Himmelsausschnitte des [2] http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ Teleskop und dem 1-m-Schmidtspiegel DSS, deren Sichtung am Anfang einer [3] www.astro.ucla.edu/~wright/ der ESO in La Silla. Objektsuche stehen sollte, ist das Beson- CosmoCalc.html dere dieses Verzeichnisses die koordina- [4] www.astrofotografie-wolfram- Die Erstellung des Südverzeichnisses zog tengenaue Verlinkung zu SIMBAD und fischer.de/ sich über ein Jahr hin. Die meisten Daten dem dortigen interaktiven Himmelsatlas lud ich jetzt umständlich aus dem Inter- „Aladin Lite View“. Hierdurch wird die net und ließ dort Rechnungen ausführen. Nutzung professioneller Datenströme

VdS-Journal für Astronomie · Vereinszeitschrift der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Hier schreiben Mitglieder für Sternfreunde. Herausgeber: Vereinigung der Sternfreunde (VdS) e.V. Grafiken u. Bild- bearbeitung: Dr. Werner E. Celnik und die Autoren Geschäftsstelle: Postfach 1169, D-64629 Heppenheim Tel: 0 62 52 / 78 71 54 Layout: Bettina Gessinger, Dipl. Designerin Fax: 0 62 52 / 78 72 20 Anzeigen: Otto Guthier c/o VdS-Geschäftsstelle E-Mail: [email protected] www.vds-astro.de Litho und Druck: Kullmann und Partner, Stuttgart

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Sternentstehung im Gebiet des Pelikannebels von Ralf Kreuels und Peter Riepe

Während in der „normalen“ Deep-Sky- Fotografie Einzelbelichtungszeiten von einigen Minuten die Regel sind, wurden hier Bilder mit nur 2 Sekunden Belich- tungszeit addiert und gemittelt, davon dann allerdings sehr viele. Im vorliegen- den Fall waren das 32.000 Stück. Der Vorteil eines solchen Vorgehens liegt in der höheren Schärfe des Summenbil- des. Zum Teil können mit dieser Technik Seeingeffekte minimiert werden, aber auch technische Unvollkommenheiten von Montierung und Nachführkontrolle lassen sich so umgehen. Den Preis, den man dafür bezahlen muss, ist ein erhöh- ter Aufwand bei der Bildbearbeitung und eine geringere Tiefe, bezogen auf die Gesamtbelichtungszeit. Aber gerade hier hat sich die Kameratechnik in den letzten Jahren sehr verbessert, so dass immer öf- ter Bilder zu sehen sind, die mit kurzen Einzelbelichtungen nicht nur helle Pla- netarische Nebel zeigen, sondern auch lichtschwächere Objekte. Im vorliegen- den Fall reicht die Tiefe knapp so weit 1 IC 5070 mit „bright rims“ an der Pelikan-Molekülwolke (Norden oben, Osten links). wie im SDSS-Katalog, der das Objekt lei- Näheres s. Text. Bild aus SIMBAD/Aladin Light View [5] der nur zur Hälfte abbildet (Stand: Janu- ar 2017). Und das vom Niederrhein aus, einer Region, die nicht gerade für ihren Wenn man sich nun so lange und in- keine separaten Emissionsnebel. Sie ge- dunklen Himmel bekannt ist. tensiv mit einem einzigen Bild beschäf- hören zu einer riesigen, zusammenhän- tigt – nicht nur mit der Bildbearbeitung, genden HII-Region, die 1958 radioastro- Als Teleskop wurde ein Celestron C11 sondern auch mit dem aufgenommenen nomisch gefunden wurde und als W80 verwendet. Ein Reducer verringerte die Motiv – dann fallen auch kleinste Klei- Eingang in den Westerhout-Katalog fand Brennweite auf ca. 950 mm, also f/3,3. nigkeiten auf. Im vorliegenden Fall war [1]. NGC 7000 und IC 5070 repräsentieren Das ist zwar sehr lichtstark, aber vor eine ganz schwache längliche Struktur den östlichen bzw. westlichen Teil von die Kamera, eine ASI178MM, musste an der Wurzel des „Rüssels“ auszuma- W80. Zwischen dem „Pelikanschnabel“ ein CCD-R-Filter von Baader geschraubt chen. Ein Vergleich mit zwei anderen und dem „Golf von Mexiko“ verläuft als werden, um die Qualität der Abbildung sehr scharfen und tiefen Bildern bestä- Trennzone der Dunkelnebel LDN 935 von zu erhalten. Denn bei einem solchen tigte die Struktur knapp. Könnte es sich Nordnordwest nach Südsüdost. Dadurch Reducer ist am Rande schon deutlich um den Jet eines weiteren HH-Objektes wird nicht nur der vermutlich hellste Be- die chromatische Aberration zu erken- handeln? Eines, das noch nicht entdeckt reich von W80 verdeckt, sondern gleich- nen. So wurde dann die Luminanz be- bzw. katalogisiert wurde? Nein, eine An- zeitig auch die zentrale, ionisierende lichtet. Für die Farbe, insbesondere die frage bei den Profis machte schnell klar, Quelle des gesamten Nebelkomplexes. Sternfarben, wurde die Farbversion der dass die Materiedichte an dieser Stelle Diese Quelle wurde erst 2005 als solche Kamera benutzt. Hier betrug die Einzel- kaum ausreichen würde, um einen Pro- erkannt. Es handelt sich um den Infra- belichtungszeit „lange“ 8 Sekunden. Die tostern zu bilden. Das macht aber nichts, rotstern mit dem Katalognamen 2MASS entstandenen Farbsäume konnten korri- denn auch ohne neu entdecktes Objekt J205551.25+435224.6 südwestlich von giert werden, und ausgehend davon, dass bekommt dieses Bild so seine ganz eige- „Floridas Küste“. Er ist nur 13,2 mag hell Sterne selten verschiedenfarbige Seiten ne Geschichte. und wird durch eine Absorption von 9,6 haben, wurden diese auch recht stark mag sehr stark geschwächt und gerötet. weichgezeichnet. Der Nordamerikanebel NGC 7000 und Durch sein Spektrum verrät er sich aber der Pelikannebel IC 5070 im sind als ein massereicher, heißer und junger

VdS-Journal Nr. 62 40 Amateurteleskope / Selbstbau

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Stern des Typs O5V [2]. Zwar ist dieser Stern hier in den Bildern nicht zu sehen, weil außerhalb des Gesichtsfeldes, aber er ist für die nachfolgend beschriebenen Phänomene verantwortlich.

Nordamerika- und Pelikannebel gehören zu den meistfotografierten HII-Regionen der nördlichen Milchstraße. Und den- noch gibt es hier Details, die nicht all- täglich sind. Die Abbildung 1 zeigt Kopf und Hals des Pelikans. Im linken Bildteil sitzt der 4,8 mag helle Stern 57 Cygni. Er ist aber aufgrund seines Spektraltyps B5 nicht in der Lage, zur Anregung und Emission des Nebels beizutragen. Der real ionisierende Stern befindet sich weit außerhalb des Bildes in Richtung Südost, 3 da, wo die dunklen Staubfilamente von Das Herbig-Haro-Objekt Nr. 555 an der Spitze des Elefantenrüssels, Detail aus Abb. 2 LDN 935 hinweisen. Von dort kommend prallt die energiereiche UV-Strahlung rechts im Bild auf eine dichte, rund objects“). Ein solches HH-Objekt wird rige Infrarotstern ist im Bild nicht sicht- 2.000 Lichtjahre entfernte Molekülwol- nun vorgestellt. bar, zu tief steckt er im Rüsselmaterial. ke [3]. Der Stoßprozess (engl. shock) formt auf diese Weise eine verbogene, Die Abbildung 2 zeigt eine langbrenn- Nach all diesen für uns spannenden Er- hell leuchtende Stoßfront („bright rim“). weitige Aufnahme aus der „Halsregion“ kenntnissen gab es eine neue Erfahrung. Hier werden die gasförmigen Anteile von IC 5070. Ganz unten, fast am Bild- Die Freude an einem interessanten, au- der Molekülwolke ionisiert und leuchten rand, aber relativ mittig, ist ein kleiner ßergewöhnlichen Himmelsfeld bewirkte, hell auf, insbesondere im Hα-Licht. Der leuchtender Stern in nebeliger Umgebung dass wir uns mehr mit den im Bild er- dichte und bisher noch nicht beschä- zu erkennen – der Emissionslinienstern fassten Objekten beschäftigten. Und das digte Bereich der Molekülwolke jenseits LkHα 137. Dieser junge rote K-Stern von macht ebenfalls Spaß … und Sinn! der Stoßfront wird im Laufe der Zeit 14,5 mag steckt tief im dichten Materi- ganz allmählich durch die energiereiche al der Molekülwolke. George H. Herbig UV-Strahlung zerfetzt. Dieser Vorgang entdeckte ihn 1958 zusammen mit etwa Literatur- und Internethinweise: schreitet also langsam nach Westen fort. 30 anderen Emissionsliniensternen in [1] G. Westerhout, 1958: „A survey der Cygnusregion und wies bereits da- of the continuous radiation from Durch den Stoßprozess entstehen an der mals darauf hin, dass der Stern offenbar the galactic system at a frequency Stoßfront und knapp hinter ihr in der in nebeliger Umgebung stünde und auch of 1390 Mc/s“, Bull. Astron. Inst. komprimierten Zone der Molekülwolke variabel sei [4]. Weiterhin liegen in den Netherlands 14, 215 neue Sterne - Sterne der „zweiten Gene- dichten Zonen einige Infrarotsterne, hier [2] F. Comeron, A. Pasquali, 2005: ration“. Typische Hinweise auf neu ent- nicht sichtbar. Auffälligstes Detail ist „The ionizing of the North standene Sterne sind außer zahlreichen jedoch im oberen Bilddrittel ein soge- America and Pelican nebulae“, jungen T-Tauri-Sternen einige „Herbig- nannter „Elefantenrüssel“ aus molekula- Astron. Astrophys. 430, 541 Haro-Objekte“ (HH). Das sind von jungen rem Material und Staub. Bisher hat sich [3] J. Bally, B. Reipurth, 2003: „Irra- stellaren Objekten ausgestoßene kleine der Rüssel bei der Zerstörung der hellen diated jets and outflows in the Nebel, die in optischen Wellenlängen Ionisationsfront standhaft behauptet. Pelican “, Astron. J. 126, emittieren. Eine ganz neue Klasse von Seine langgezogene Form ist auf den 893 HH-Objekten wurde gegen Ende der erlittenen Strahlungsdruck zurückzufüh- [4] G. H. Herbig, 1958: „NGC 7000, IC 1990er-Jahre gefunden. Ihr Gasausfluss ren. Die Abbildung 3 ist ein kontrast- 5070, and the Associated Emission- wird durch UV-Strahlung von außen verstärkter, invertierter Ausschnitt aus line “, Astrophys. J. 128, 259 zum Leuchten angeregt („irradiating HH der Abbildung 2. An der Rüsselspitze ist [5] http://simbad.u-strasbg.fr/simbad/ ein heller, gekrümmter Bogen zu sehen. Das ist HH 555, das neue HH-Objekt. Die beiden Bogenstücke stehen senkrecht 2 zum Elefantenrüssel. Sie strömen aus Elefantenrüssel am leuchten- einem verborgenen jungen stellaren Ob- den Rand der Pelikan-Molekül- jekt entgegengesetzt nach außen ab. Die wolke, Aufnahmedaten im Text. gekrümmte Form erklärt sich durch die Bildautor: Ralf Kreuels Strömung des Sternwindes. Der zugehö-

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Eine Supernova in der Kassiopeia? von Manfred Mrotzek

Die Nacht vom 05. zum 06.09.2016 war unsicher. Es werden Werte um 7 mag ge- verloren hatte. Um das zu kontrollieren, klar und ich in meiner Sternwarte tä- nannt. Damit wäre die „wahre scheinba- machte ich zum Vergleich noch schnell tig. Gegen 1 Uhr morgens hatte ich die re“ Helligkeit einer Supernova um 7 mag zwei Aufnahmen mit Luminanzfilter Aufnahme einer Supernova beendet und heller, also in diesem Fall etwa 8,8 mag. wie zwei Tage zuvor. Zu meiner Über- suchte nach einem neuen Ziel. Dazu sah Das passt ganz gut, wenn man noch eine raschung leuchtete die mögliche Su- ich mir die Liste der gemeldeten mögli- leichte Schwächung der Helligkeit durch pernova im Luminanzbild genauso hell chen Supernovae [1] an. Unter der pro- die Heimatgalaxie berücksichtigt. Zum wie zwei Tage vorher. Da gab es keinen visorischen Bezeichnung AT2016fte fand Vergleich: SN2014J in M 82 hatte eine Helligkeitsabfall. Daraus konnte nur ein ich ein helles Objekt mit Maffei 2 als Helligkeit von 10,1 mag erreicht, wobei Schluss gezogen werden: Das Objekt war Heimatgalaxie gelistet. Das Objekt war M 82 etwa die gleiche Entfernung wie keine Supernova in Maffei 2, sondern ein etwa 12 Stunden zuvor entdeckt worden. Maffei 2 hat [3] und die Absorption von Stern unserer eigenen Galaxie, der einen Maffei 2? Das war doch eine dieser ob- SN2014J durch den Staub in M 82 auf Helligkeitsausbruch erlitten hat, also eine skuren Galaxien, die äußerst selten fo- 2 mag geschätzt wurde, d.h. ohne den Nova. Das ist mitten in der Milchstraße tografiert werden. Der Astronom Paolo vorgelagerten Staub in M 82 wäre sie uns auch gar nichts Ungewöhnliches. Um Maffei hatte sie und die benachbarte Ga- bis zu 8,1 mag hell erschienen. den Befund zu visualisieren, fertigte ich laxie LEDA 9892 () 1968 auf In- ein Falschfarbenbild aus der IR-Aufnah- frarotaufnahmen im Sternbild Kassiopeia Am nächsten Tag begann ich nach Infor- me und den beiden Luminanzaufnahmen entdeckt. Nachdem klar war, dass Maffei mationen über Maffei 2 zu suchen und an (Abb. 1a, b). Maffei 2 selbst und jeder 2 in meinem Beobachtungsfenster lag, stellte fest, dass Maffei 2 (auch als LEDA Stern in ihr sollten deutlich heller im IR lud ich mir aus Aladin den Himmelsaus- 10217 katalogisiert) nicht nur im Infraro- und damit im Falschfarbenbild rot oder schnitt als Referenz zum Aufsuchen und ten bei etwa 2 µm Wellenlänge viel heller zumindest rötlich erscheinen. Die ver- Einstellen der Galaxie herunter. Per GoTo als im Visuellen ist, sondern bereits im meintliche Supernova erscheint aber tür- schwenkte die Montierung auf die Positi- Nahinfraroten bei etwa 850 nm schon kis, d. h. ist im Visuellen deutlich heller on und bereits beim Fokussieren war der deutlich heller als im Roten ist. Im Visu- als im Infraroten. Kern von Maffei 2 als diffuser Fleck zu ellen und Blauen ist sie so gut wie über- sehen. Auch die mögliche Supernova war haupt nicht sichtbar. Da kam mir doch Jetzt wollte ich doch wissen, was die an der angegebenen Stelle hell sichtbar. mein Infrarot-Passfilter sehr gelegen. Entdecker in ihrer Entdeckungsmeldung Nach 36 Minuten Belichtung durch einen Am 07.09.2016 war es wieder klar, und [2] zu SN AT2016fte an die IAU geschrie- Luminanzfilter konnte ich ein hübsches ich startete eine Aufnahme von Maffei ben hatten. Und da las ich dann, dass sie Belegfoto gewinnen [4]. 2 durch den IR-Passfilter, der infraro- bereits einen kataklysmischen Variablen tes Licht ab etwa 807 nm Wellenlänge vermuteten, aber wegen der Nähe zu Die mögliche Supernova stand mitten im durchlässt. Mit Spannung erwartete ich Maffei 2 auch eine Supernova in die- Sterngewimmel der Milchstraße und hat- das erste Bild. Die Galaxie erschien tat- ser Galaxie nicht ausschließen wollten. te eine Helligkeit von 15,8 mag (Angabe sächlich heller und größer, aber die mög- Deswegen kam die Entdeckung auf die der Entdecker [2]). Ohne die präzise Posi- liche Supernova schien mir im Vergleich Liste der möglichen Supernovae. Diese tionsangabe in der oben genannten Liste zu ein paar Nachbarsternen deutlich Möglichkeit konnte ich mit meinen be- hätte ich sie so schnell nicht gefunden. lichtschwächer zu sein. Das war seltsam, scheidenen Mitteln ausschließen. Gleich- Maffei 2 befindet sich in gut 10 Milli- denn das Licht einer Supernova in Maffei zeitig hatten die Profi-Astronomen ein onen Lichtjahren Entfernung [3] und ist 2 musste doch genauso durch den Staub Spektrum gewinnen können, auf dessen Mitglied der IC 342/Maffei-Gruppe. Das in der Milchstraße absorbiert werden und Grundlage sie eine Supernova in Maffei ist etwa die gleiche Entfernung wie für gerötet erscheinen wie die Galaxie selbst. 2 als sehr unwahrscheinlich ansahen, die M 81-Gruppe. Eigentlich müsste die- Die Supernova sollte somit im Infraroten obwohl die Nova interesssanterweise se Balkenspirale hell am Himmel zu se- deutlich heller als die Vergleichssterne dieselbe Rotverschiebung (genauge- hen sein, wenn sie nicht mitten in der leuchten. Auch nach dem dritten Einzel- nommen eine Blauverschiebung) von Milchstraße läge und ihre Helligkeit vom bild hatte sich das Helligkeitsverhältnis z = -0,000056 wie Maffei 2 aufwies. AT- dort vorhandenen Staub stark gedämpft nicht geändert. 2016fte wurde daraufhin auf der von Da- würde. Die lokale Absorption des extra- vid Bishop gepflegten Webseite [5], die galaktischen Sternlichts durch den Staub Nun wäre es zwar untypisch gewesen, alle helleren aktuellen Supernovae doku- unserer eigenen Galaxie ist für den gan- aber es hätte ja sein können, dass die Su- mentiert, in die Rubrik der Fehlmeldun- zen Himmel katalogisiert, aber gerade für pernova innerhalb der vergangenen zwei gen [6] verschoben. Auf der blauemp- die Bereiche in der Milchstraße relativ Tage überraschend schnell an Helligkeit findlichen Fotoplatte aus dem POSS II ist

VdS-Journal Nr. 62 Astrofotografie Astrofotografie 43

an der Position der Nova übrigens ein Sternchen von 21,1 mag sichtbar (Abb. 2). Auf der rotempfindlichen Fotoplatte ist an der Stelle nichts zu sehen, was ein weiteres Indiz für die galaktische Zugehörigkeit der Nova ist.

Schade, ich hätte schon gern mal eine Supernova in Maffei 2 dokumentiert. Dafür war es eine spannen- de Geschichte, und diese Galaxie ist auf die Zielliste für eine tiefe Aufnahme mit IR-Passfilter gekommen. Bei einem ersten Versuch am 02.11.2016 war von der Nova nichts mehr im Nahinfraroten sichtbar.

Quellenhinweise (Stand 26.10.2016): [1] https://wis-tns.weizmann.ac.il/search [2] http://ooruri.kusastro.kyoto-u.ac.jp/ mailarchive/vsnet-alert/20131 [3] http://ned.ipac.caltech.edu/forms/byname.html [4] www.astro-photos.net/CCD/CCD2/Maffei2_ ccd.html [5] www.rochesterastronomy.org/ supernova.html [6] www.rochesterastronomy.org/sn2016/boneyard. html [7] http://stdatu.stsci.edu/cgi-bin/dss_form

1 a+b

Links oben: Die vermeintliche Supernova ist im Falschfar- benbild gelb markiert. Alle Aufnahmedaten stehen unten im Bild. Rechts Mitte: Invertierte, kontrastgesteigerte Bildvariante zur besseren Sichtbarmachung der Ausdeh- nung von Maffei 2.

2

Links unten: Kontrastverstärkter Ausschnitt aus der blauempfindlichen Fotoplatte des POSS II, der an der Position der Nova einen schwachen Stern zeigt (gelb markiert). Die Position befindet sich an der Grenze der Ellipse, die die tatsächliche Größe von Maffei 2 andeuten soll. POSS-II-Aufnahmen sind unter [7] herunterladbar.

VdS-Journal Nr. 62 44 Astrofotografie

Neues aus der Fachgruppe Astrofotografie – Das Astrofoto des Jahres 2016 von Thorsten Zilch

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Die Mitglieder der Fachgruppe Astrofotografie sowie die Teilnehmer an der Mailingliste dieser Fachgruppe hatten Anfang des Jahres 2017 wieder die Aufgabe, das Astrofoto des Jahres zu wählen. Aus einer Grundge- samtheit von insgesamt 52 Astroaufnahmen, die durch das „Astrofoto der Woche“ (AdW) unter Astronomie.de innerhalb eines Jahres aus dem Kreis der deutschsprachigen Astrofotografen im Wochenrhythmus veröffent- licht werden, galt es wieder, die ersten drei Plätze zu nominieren. Nach Abschluss der Wahl konnten dann drei Platzierungen bestimmt werden. Die drei Siegerbilder sind an dieser Stelle noch einmal abgebildet. Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern, aber auch recht herzlichen Dank an die vielen treuen Einsender! Ihr AdW-Team der FG Astrofotografie

Platz 1 Platz 3 Hans Jürgen Mayer: Galaktische Peter Remmel: Ein Portrait von NGC 6888 Wolken im Cepheus Unten: Peter Remmel erstellte dieses Astrofoto am 11. und 19.09.2016 in Rowe, Links: Ab dem 09.08.2015 nutzte Hans Jürgen New Mexico, Vereinigte Staaten. Dort stand ihm ein 360-mm-Teleskop (f/9) bei Mayer in Stolac/Kroatien vier Augustnächte effektiv 2.946 mm Brennweite (Ritchey-Chrétien von RC Optical Systems) remote für diese galaktischen Wolken bei LDN 1251 zur Verfügung. Die verwendete CCD-Kamera war eine SBIG STX-16803. Belichtet im Cepheus. Als Optik verwendete er ein wurde [OIII] 21 x 1.200 s und Hα 18 x 1.200 s, insgesamt also 13 Stunden allein 200-mm-Canonobjektiv USM 1:2,8 an einer für den Bicolor-Anteil. Darüber hinaus wurden auch noch jeweils 12 x 5 min R, G Canon 1100Da. Bei Blende 3,5 und ISO 800 und B in das Bild eingearbeitet. Die Farbzuordnung: Hα für den Rotkanal, [OIII] wurde insgesamt 15,3 Stunden belichtet. jeweils für Blau und Grün.

Platz 2

Rudolf Dobesberger: Die Geminiden – ein Komposit vom 15. Dezember 2015 Links unten: Rudolf Dobesberger weilte auf 1.100 m Seehöhe im Sternenpark „Hohe Dirn“ im Nationalpark Kalkalpen. Er setzte eine Sony Alpha 7s ein, Objektiv war ein Canon 8-15 mm bei f = 15 mm und Blende 4. In den frühen Morgenstunden des 15. Dezember 2015 wurde dann bei ISO 6400 eine lange Serie von Einzelbildern jeweils 20 Sekunden lang belichtet. Das hier ge- zeigte Komposit basiert auf 60 verwendeten Bildern.

VdS-Journal Nr. 62 46 Computerastronomie

Mars-Ephemeriden mit R von Olaf Simon

– Teil 2 – ter östlich vor dem Himmelshintergrund. Dann verlangsamt er seine Bewegung, diese wird sogar rückläufig (retrograd), bis der Im ersten Teil dieses Artikels [1] wurde ein Programm in der Planet schließlich wieder auf einen Ostkurs geht. Diese Schleifen Sprache R vorgestellt, welches Ephemeriden erstellen kann. In haben die Astronomen vor Kopernikus zur Einführung der Epi- diesem Teil dieses Aufsatzes können wir nun zur Anwendung zykel geführt. Im heliozentrischen System werden die Schleifen übergehen: Wir berechnen als erstes die Daten der kommenden einfach durch das Überholen der Erde auf der Innenbahn des Marsopposition am 27. Juli 2018. Der kleinste Abstand (0,385 Sonnensystems erklärt und sind ein Projektionseffekt vor dem AE) wird am 31.07.2018 erreicht. Mars hat dann eine Größe von Fixsternhimmel. 24,2 Bogensekunden; das ist nicht viel weniger als die 25,0’’, die am 27. August 2003 bei einem Abstand von 0,373 AE erreicht In der Abbildung 2 ist zu erkennen, wie der Abstand sein Mi- wurden, dem kleinsten Abstand der letzten 60.000 Jahre [2]. nimum einnimmt. Ausgabe des Programms (1 AE entsprechen etwa 149 Millionen km): In der Abbildung 1 erkennt man die typische Oppositionsschleife 2018-07-31 08:00:00 UTC 0.384963 AE RA/DE: 20.45 -25.94 eines Planeten: Von Nacht zu Nacht steht der Planet immer wei- Größe: 24.2"

1 Mars-Opposition Juli 2018, der Punkt mit dem kleinsten Abstand 2 Abstände während der Mars-Opposition im Juli 2018 ist in der Grafik durch einen Pfeil markiert. Die Positionen wurden im Abstand von einem Tag berechnet. Die Grafik wurde mit dem Erweiterungspaket 'ggplot' erzeugt. Vgl. das Objekt 'plt' im Listing 'vsop87.r' sowie das R-Graphics Cookbook von Winston Chang [3].

Die Deklination ist aber leider wie immer bei Oppositionen im Perihel nur sehr klein. Mars wird 2018 also im Sternbild Stein- bock seine Schleife ziehen und ist an meinem Beobachtungs­ standort damit unerreichbar. Aber selbst wenn ich freie Sicht auf den Planeten hätte, wären in einer derartig niedrigen Höhe über dem Horizont Beobachtungen und Fotos aufgrund der atmo­ sphärischen Einflüsse nur schlecht möglich. Es bleibt also nur eine Standortveränderung in den Süden; Juli ist ja auch nicht die schlechteste Zeit für einen Urlaub, wenn man mal von den kurzen Nächten absieht.

Und nach 2018? Durch Änderung des Berechnungszeitraums erhält man weitere Einsichten darüber, wie sich der Mars über die Jahre am Him- 3 Scheinbare Größe während der Mars-Opposition im Juli 2018

VdS-Journal Nr. 62 Computerastronomie 47

Tabelle 1: Minimale Abstände Erde – Mars 2000–2050; Genauigkeit ~ 1 Stunde, Zeiten in UTC

mel bewegt. Diese sind in der Tabelle 1 etwa alle 15 Jahre „große“ Oppositionen denen meines Programms im Zeitraum für die Jahre 2000 bis 2050 dargestellt. stattfinden. Nach 2018 und 2020 (posi- ab 1582 übereinstimmen. Man erkennt in der Abbildung 4, wo die tive Deklination im Sternbild Fische mit Oppositionsschleifen im Abstand von einer Größe von 22,4 Bogensekunden!) Synodische Periode Jahren auftreten. Mars ist in diesem Zeit- wird Mars erst 2033 und 2035 wieder Mit R lassen sich ganz einfach weitere raum natürlich bereits mehrfach über mit mehr als 20 Bogensekunden Größe Statistiken ermitteln. Zur Bestimmung alle Rektaszensionswerte gelaufen. am Himmel sichtbar. der genauen synodischen Perioden habe ich den Zeitraum von 2000 bis 2200 un- Der Tabelle 1 und der grafischen Dar- Jean Meeus [2] listet in seinem Papier tersucht und die Datumsdifferenzen der stellung der Mars-Entfernungen in der „When was Mars last this close?“ die Da- Oppositionszeitpunkte berechnet. Abbildung 5 ist zu entnehmen, dass ten für die Jahre 30 bis 3000 auf, die mit

4 Marskoordinaten für die Jahre 2000–2050 5 Abstände Erde – Mars von 2000–2050 in AE

VdS-Journal Nr. 62 48 Computerastronomie

Übrigens, wer für seinen Astrourlaub einen Frühbucherrabatt (z.B. für ei- nen Flug zum Mars) ausnutzen möchte, hier schon einmal die Daten für den kleinsten Abstand Mars – Erde in diesem Jahrtausend: 2729-09-08 0.372007 AE RA/DE: 22.71 -15.06 Größe: 25.0"

Die Auswertung ist ganz einfach: Im logischen Vektor „opposition“ sind die Oppositionen mit dem Wert „TRUE“ markiert. Mit dem Kommando „datum[opposition]“ erhält man die Datumswerte, an denen diese statt- finden, und mit „diff(datum[opposition])“ den zeitlichen Abstand dieser Datumswerte in Tagen:

6 Histogramm synodischer Perioden im Zeitraum 2000–2200 Das Kommando „hist(synPeriode)“ liefert ein Histogramm der Werte (Abb. 6). Es ist zu erkennen, dass die Berechnung der synodischen Periode im Teil 1 dieses Artikels zwar den richtigen Mittelwert (780) lieferte, es handelt sich bei diesem Wert aber nur um die mittlere synodische Periode. Die Schwankung der tatsächlichen Werte beträgt über einen Monat! Wie ver- ändert sich diese synodische Periode mit der Zeit? Auch diese Antwort ist schnell gegeben.

Folgende Kommandos erzeugen die Grafik:

Da nach der elementweisen Differenzbildung mit der Funktion „diff()“ der 7 Synodische Perioden in Tagen im Zeitraum Vektor „synPeriode“ um ein Element zu kurz ist, um gegen die Datums- 2000–2200 werte aufgetragen zu werden, wurde ein leeres Element angehängt. Die synodische Periode verändert sich also ebenfalls periodisch (Abb. 7). Die Grundschwingung der zyklischen Änderung von ca. 15,79 Jahren wurde mit einer Regressionsrechnung (Sinus-Fit) bestimmt. Der Meeus-Artikel von 2003 [2] enthält weitere Beispiele langfristiger Veränderungen und Besonderheiten der Marsbahn.

Das zweite Keplergesetz einmal statistisch verifiziert Johannes Kepler entdeckte nicht nur, dass die Planeten elliptische Bahnen besitzen, sondern sein zweites Gesetz fordert, dass die Verbindungslinie von der Sonne zum Planeten in gleichen Zeiten gleiche Flächen über- streicht. Der Planet bewegt sich entsprechend im Bereich des Perihels schneller als auf den sonnenferneren Punkten seiner Bahn. Der Planet wird deshalb auch im Mittel in der Nähe des Aphels öfter eine Oppositi- onsstellung als im Bereich des Perihels einnehmen. Ein Statistikprogramm ist genau das Richtige, um so eine Behauptung zu überprüfen. Für eine ausreichende Datenbasis habe ich den Zeitraum 2000 bis 3000 untersucht und darin 469 Oppositionen gefunden.

VdS-Journal Nr. 62 Computerastronomie 49

In der Abbildung 8 ist sehr gut die relativ starke Exzentrizität der Ruhestand 1993 als Meteorologe. Er ist Autor zahlreicher auf die Ekliptik projizierten Marsbahn im Vergleich zur Erdbahn Bücher und hunderter Artikel über astronomische Berech- sowie die ungleichmäßige Verteilung der aufgetragenen Oppositi- nungen und scheint einen besonderen Spaß an der Lösung onspunkte zu erkennen. Das Histogramm (Abb. 9) der L-Werte des „exotischer“ Aufgaben zu haben. So berechnete er 2004 Planeten (heliozentrische Längen) bestätigt diesen Eindruck. Da die zusammen mit Aldo Vitagliano, dass es am 26. Juli 69163 Erdbahn mit ihrer numerischen Exzentrizität von e = 0,0016 beina- zu einem gemeinsamen Sonnentransit von Merkur und Ve- he Kreisform hat, kann man sie in dieser groben Auswertung außer nus kommt [4]. Auf Fotos von diesem Ereignis bin ich jetzt Acht lassen: schon gespannt. Vielleicht ist aber der von den beiden vo- rausgesagte Merkurtransit während einer Sonnenfinsternis am 5. Juli 6757 doch noch etwas spektakulärer?

Literaturhinweise und Internetlinks: [1] O. Simon, 2017: „Mars-Ephemeriden mit R (Teil 1)“, VdS-Journal für Astronomie 61, S. 59 [2] J. Meeus, 2003: “When was Mars last this close?”, Planetarian, March 2003, p. 12; http://spider.seds. org/spider/Mars/Add/whenwasmarsclose.pdf Zusammenfassung [3] W. Chang, 2012: “R Graphics Cookbook, Practical Astronomische Rechnungen mit R und dem Grafikpaket „ggplot2“ Recipes for Visualizing Data”, O'Reilly [5] sind problemlos durchführbar. Mit R bekommt man ein ausge- [4] J. Meeus, A. Vitagliano, 2004: “Simultaneous reiftes numerisches Rechenprogramm, und das zu einem unschlag- Transits”, Journal of the Brit. Astron. Associa- baren Preis. Natürlich lassen sich die hier vorgeführten Rechnun- tion 114, 3, p. 132; http://adsabs.harvard.edu/ gen in jeder Programmiersprache lösen, in vielen sogar ähnlich full/2004JBAA..114..132M komfortabel. Als gute Alternative bietet sich z.B. Python mit den (Hinweis aus: Abenteuer Astronomie, 4/2016, S. 13) Libraries „NumPy“ und „Matplotlib“ oder ebenfalls „ggplot“ an. [5] H. Wickham, 2009: “ggplot2: Elegant Graphics for Wer ein System sucht, mit dem schnell Ergebnisse erzielt werden Data Analysis”, Springer-Verlag New York können, liegt mit R richtig. Wenn man das Programmpaket noch für andere statistische Untersuchungen einsetzen möchte, lohnt sich die Einarbeitung auf jeden Fall.

Zum Schluss noch eine Bemerkung zu Jean Meeus. Er wurde 1928 geboren, studierte an der Universität Leuven (Belgien) Mathema- tik. Anschließend arbeitete er am Flughafen Brüssel bis zu seinem

8 x/y-Plot (aus den heliozentrischen Koordinaten L und R) für 9 Histogramm L-Koordinaten der 469 Mars-Oppositionen im die Mars-Oppositionen im Zeitraum 2000–3000, Längen in Zeitraum 2000–3000. Zum Vergleich ist die Verteilung der ca. AE, (L=0 auf der x1-Achse) 365.000 berechneten L-Koordinaten des Planeten hellgrau unterlegt. Die Dichten beider Verteilungen sind auf 1 normiert.

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++++++++++ Computer-Ecke ++++++++++

Firecapture 1 Bildschirmfotografie von FireCapture von Oliver Schneider

Die Fotografie der Planeten, des Mondes steuerungen verschiedener Hersteller. gramm noch viele nützliche Funktionen und der Sonne hat in den letzten Jahren Dabei werden je nach Kameratyp die Pro- für die Bildaufnahme zur Verfügung. Die- einen großen technologischen Sprung grammtreiber der Kamerahersteller oder se findet man im Einstellungsfenster oder erfahren. So werden z.B. durch die Ver- Treiber über die Ascom-Schnittstelle ver- auch zur direkten Verwendung neben wendung von USB-Video-Kameras, die wendet. Neben den Grundeinstellungen dem angezeigten Livebild der Kamera. sehr hohe Bildraten (Bilder pro Sekun- im Aufnahmefenster, über das man die Es stehen u.a. folgenden Funktionen zur de) aufnehmen können, die Momente Kamera ansteuern kann, stellt das Pro- Verfügung: einer guten Luftruhe festgehalten. Durch Weiterverarbeitung werden nach dem Aufnahmeprozess ausschließlich diese Momente einer guten Luftruhe, also die schärfsten Objektbilder, zu einem Sum- menbild aufaddiert. Auf diesem Weg entstehen Ergebnisse, die bis an das the- oretische Auflösungsvermögen des ver- wendeten Fernrohres heranreichen. Es sind viele Kamerahersteller auf dem Markt, die mit immer schnelleren Bild- folgen, modernen USB-3-Anschlüssen und rauschärmeren Sensoren die Auf- nahmen immer spektakulärer werden lassen. Auf der anderen Seite haben sich einige Softwarepakete etabliert, welche den Astrofotografen bei ihrer Bildverar- beitung gute Dienste leisten. Eines dieser Softwarepakete ist FireCapture – diese Software unterstützt sehr viele Kamera- modelle verschiedener Hersteller sowie eine „Dummycam“ zum Üben (Abb. 2). Des Weiteren unterstützt das Programm Filterräder, Fokussierer und Fernrohr- 2 Menü zur Auswahl der Bildquelle von FireCapture

VdS-Journal Nr. 62 Deep Sky 51

– das Mitschreiben von Informationen Neben der Hauptsoftware werden im In- neben dem Hinweis zum Herunterladen zur Bildaufnahme in Log-Dateien stallationsordner noch zwei Programme auch viele Videoanleitungen, Zusatzpro- – Autoalign von Aufnahmeobjekten im mitgeliefert. Der SessionBrowser ermög- gramme usw. zu finden. Außerdem ist für Aufnahmefenster licht den Aufruf und die Verarbeitung das Programm ein Erfahrungsaustausch – Autoguiding auf Aufnahmeobjekte der in Firecapture geschriebenen Log- über eine Yahoo-Gruppe möglich. – Filterwechseleinstellungen, auch für Dateien. ImageMagic ist ein Programm, manuellen Filterwechsel mit dem sich Bilder mit Daten aus der Der Kontakt zum Programmautor per E- – Profilerstellung für Zielobjekte mit Be- Log-Datei versehen lassen und abgespei- Mail ist nach Erfahrung des Artikelautors lichtungszeiten für einzelne Filter chert werden können. sehr gut möglich.

Außerdem sind verschiedene zusätzlich Das Programm ist kostenlos von der In- installierbare Zusatzprogramme (Plugins) ternetseite des Programmautors Torsten Quellenhinweis: mit nützlichen Funktionen verfügbar. Edelmann herunterladbar [1]. Dort sind [1] www.firecapture.de Beobachtung im August 2016 von Mathias Sawo

Ich erinnere mich noch gut an den Au- gust 2016. Dank ausgedehnter Hoch- druckwetterlagen konnte ich in diesem Monat intensiv beobachten. Genutzt hat- te ich ein 10-, 12- und 18-Zoll-Teleskop an verschiedenen Plätzen unter einem dunklen Himmel. Von winzigen und großen Planetarischen Nebeln hin zu Galaktischen Nebeln, Sternhaufen und Galaxien, die ich mir angeschaut habe, war eigentlich alles dabei. Teilweise gab es auch Nächte mit exzellentem Seeing, was vor allem bei den Winzlingen einige Details hervorbrachte. Ein paar ausge- wählte Ergebnisse möchte ich hier inklu- sive Zeichnungen präsentieren. M1-92 – 10 Zoll, beobachtet in der Rhön Für diesen sehr kleinen Planetarischen Nebel ist eine genaue Karte unbedingt notwendig, denn er wirkt in der Über- sichtsvergrößerung wie ein gewöhnlicher Stern. Ausgehend von 9 Cyg im Sternbild Schwan war er allerdings recht schnell zu finden. Ich musste recht viele Okulare wechseln, bis der Nebel endlich deutlich flächig wurde, was erst bei 365-facher Vergrößerung möglich war. Bei dieser Einstellung war ein rund-ovaler Nebel zu sehen, mit einer zum Zentrum gerich- teten Helligkeitsverdichtung. Blickweise bemerkte ich auch ein sehr schwaches Anhängsel, was bei dieser Vergrößerung kaum zu trennen war. Erst bei weiterer Steigerung auf 500-fach war die Tren- nung besser greifbar, aber immer nur für kurze Zeit und nur mit indirektem Blick. 1 Zeichnung von M1-92 nach Beobachtungen mit einem 10-Zoll-Teleskop, Der helle Teil wirkte dann oval und zu ei- Mathias Sawo

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2 Zeichnung von NGC 6572 nach Beobachtungen mit einem 3 Zeichnung von M 27 nach Beobachtungen mit einem 10-Zoll-Teleskop, Mathias Sawo 12-Zoll-Teleskop, Mathias Sawo

ner Seite abgeplattet, während der schwa- leicht hellblauen Farbstich auffiel. Bei deutlicher zeigten. Ein faszinierendes che Teil einer flachen Schale ähnelte. der Aufsuch-Vergrößerung wirkte er zu- Objekt, welches erst bei ruhiger Luft sei- nächst stellar, und zeigte bei 365-fach ne Details offenbart. NGC 6572 eine deutlich quadratisch bis rechteckige – 10 Zoll, beobachtet in Süd- Grundform, mit einer zur Mitte gerichte- M 27 brandenburg ten Helligkeitszunahme. Blickweise wa- – 12 Zoll, beobachtet auf der Ein kleiner Planetarischer Nebel im ren Richtung Norden und Süden dünne, Schwäbischen Alb Schlangenträger, der durch seine sehr teilweise gebogene Ausläufer erkennbar, Den bekannten Hantelnebel beobach- große Flächenhelligkeit und einem die sich bei Vergrößerung auf 500-fach tete ich mit 265-facher Vergrößerung und ohne den Einsatz eines Filters. Es zeigte sich ein heller, sanduhrförmiger innerer Teil mit Hell- und Dunkelstruk- turen und zu den Seiten Ausläufer, die auf der Nord- und Ostseite dünner und weitläufiger zu erkennen waren. Der Zentral­stern war direkt zu sehen und saß in einer nach Südost geöffneten dunklen Einbuchtung. Insgesamt waren 8 Sterne im Nebel zu erkennen. NGC 6946 und NGC 6939 – 12 Zoll, beobachtet auf der Schwäbischen Alb Dieses interessante Pärchen findet man im Sternbild Cepheus. Es zeigt beim

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Zeichnung von NGC 6946 und NGC 6939 nach Beobachtungen mit einem 12-Zoll- Teleskop, Mathias Sawo

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5 6 Zeichnung von NGC 6745 nach Beobachtungen mit einem Zeichnung von NGC 7635 nach Beobachtungen mit einem 18-Zoll-Teleskop, Mathias Sawo 18-Zoll-Teleskop, Mathias Sawo

Blick ins Okular und geringer Vergröße- nahme macht NGC 6745, die in der Über- und besser definiert, ein schwacher, nach rung zwei neblig wirkende Objekte, die sichtsvergrößerung schon gut erkennbar Norden gerichteter diffuser Schleier ließ nah beieinanderstehen. Erst bei weiterer war und bei 317-facher Vergrößerung sich bis weit in den Raum hinaus verfol- Vergrößerung wurde die wahre Natur of- viele Details zeigte: ein nach Norden ge- gen. Die Verwendung eines UHC-Filters fensichtlich. Während NGC 6946 neblig richteter, abgesetzt wirkender Arm mit erwies sich als die bessere Wahl, da ich blieb, wirkte NGC 6939 deutlich granu- einer stellar aufblitzenden Helligkeits- damit die inneren Details des Nebels bes- liert. Bei 132-facher Vergrößerung schien spitze sowie ein weiterer, nach Südwest ser erkennen konnte. der Sternhaufen schon sehr schön aufge- gerichteter schwacher Arm, wodurch die löst, mit gut greifbaren Einzelsternen vor Galaxie leicht gebogen wirkte. Des Wei- einer körnig wirkenden Fläche. Markant teren waren innerhalb des Hauptkörpers war eine hart abgeschnittene Südwest- zwei diffuse Knoten indirekt zu erken- kante, was ihn fächerförmig wirken ließ. nen. Eine sehr interessante Galaxie, bei Bei NGC 6946, der Galaxie, war bei die- der es einiges zu entdecken gab. ser Vergrößerung bereits der große Spi- Comic ralarm zu sehen. Nach einer Weile ließen NGC 7635 sich noch drei weitere, deutlich schwä- – 18 Zoll, beobachtet in der Rhön chere Arme mit indirektem Blick ausma- Dieser beeindruckende Nebel ist in der chen. Die sehr diffus wirkende Galaxie Cassiopeia zu finden und befindet sich hatte ein nur leicht helleres Zentrum. direkt an einem sehr hellen Stern. Schon Leider passten bei dieser Vergrößerung in der Aufsuch-Vergrößerung und ei- beide Objekte nicht in ein gemeinsames nem [OIII]-Filter deutete sich bereits ein Gesichtsfeld, trotzdem ein sehr schöner Nebelbogen an, der in einen schwachen Anblick. Schleier eingebettet war. Mit 158-facher Vergrößerung konnte ich ihn gut erken- NGC 6745 nen, und er zeigte auch Details wie einen – 18 Zoll, beobachtet in der Rhön gebogenen hellen Knoten innerhalb des Das Sternbild Leier ist nicht gerade be- westlichen Nebel-Endes. Die Nordost- kannt für auffällige Galaxien. Eine Aus- seite des Bogens zeigte sich etwas heller

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Think Big – Beobachtungen über 2 Grad und mehr Fish on a platter – Barnard 144 und LDN 862 von Christopher Hay und René Merting

Groß-Ferngläser und kleine Teleskope Die Abbildung 1 zeigt durch die Schmal- Wir wollen hier ein anderes, exotischeres sind Geräte mit ganz speziellen Möglich- band-Filterung eindrucksvoll das ge- Groß-Objekt vorstellen, dessen Einzelob- keiten, sprich mit Gesichtsfeldern zwi- samte Nebelgeschehen im Schwan. Wir jekte manchen bekannt sein dürften, die schen 2 und 4 Grad in Verbindung mit sehen hier flach entlang der Innenkante jedoch selten in einem größeren Zusam- mehr Öffnung als Handferngläser. Für unseres lokalen Orion-Arms der Galaxis. menhang betrachtet werden – der Dun- diese Öffnungsklasse gibt es kaum Beob- Durch den flachen Winkel unserer Blick- kelnebelkomplex um Barnard 144 und achtungsempfehlungen für Objekte mit richtung im Verhältnis zum Orion-Arm LDN 862 in gut 7.000 Lichtjahren Ent- dieser Ausdehnung. liegen die Nebelbereiche links oben im fernung. Bild wesentlich näher zu uns als die Be- Eine Reihe von diesen „Groß-Objekten“ reiche rechts unten. Die Nebel liegen mitten im Hals des mit einem Kaliber von 2 Grad Winkel- Schwans in der Cygnus-Sternwolke. Ed- ausdehnung enthält passenderweise das Ein bekanntes Objekt dieser Kategorie ist ward Barnard beschreibt den Komplex Sternbild Schwan, ist das geflügelte Ge- der Cirrus-Nebelkomplex, der ein Super- in seinem 1927 posthum erschienenen stirn doch eines der Sternbilder mit der nova-Rest und ein isoliertes Objekt im „Photographic Atlas of Selected Regions größten Flächenausdehnung am Himmel. Vordergrund in 2.000 Lichtjahren Ent- of the “ folgendermaßen: „Die Zusätzlich beherbergt es beachtliche 35 fernung ist, das heißt ohne eigentlichen Umrisse dieser halbdunklen Region sind Grad des Verlaufs der Milchstraße. Bezug zum Nebelgeschehen dahinter. recht deutlich, außer ihres südwestlichen

1 Bildautor: Dieter Willasch (www.astro-cabinet.com)

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Teils, welcher allmählich in den allge- meinen Sternenhintergrund übergeht. In der Nähe der oberen linken Flanke erstreckt sich ein Teil des allgemeinen Hintergrundes bis zur Hälfte über den dunkleren Teil der Figur."

Unter Amateuren hat sich die Bezeich- nung „Fish on the Platter“, also „Fisch auf dem Servierteller“, eingebürgert. Die Abbildung aus Barnards Atlas (Abb. 2) vermittelt einen guten Eindruck vom Fisch. Der Teller, auf dem der Fisch an- gerichtet ist, ist schlicht die Cygnus- Sternwolke als mächtige Verdichtung der Milchstraße im Hals des Schwans. Im Folgenden verwendete Abkürzungen: GF = Gesichtsfeld, AP = Austrittspupille.

Unsere Beobachtungen zu Barnard 144 / LDN 862

Christopher: Verwendetes Instrument: 5-Zoll- Doppel­refraktor bei 26-fach (2,8° GF/ 4,8 mm AP), 36-fach (2,1° GF/3,5 mm AP) und 67-fach (1,2° GF/1,9 mm AP). 2 Standort: vorstädtisch, mit mäßiger Quelle: Georgia Institute of Technology Library and Information Center, “Edward Himmelsqualität. Emerson Barnard's Photographic Atlas of Selected Regions of the Milky Way, Plate „Zuvor hatte ich das bekanntere Groß- 43”, Georgia Institute of Technology (www.library.gatech.edu/barnard) Objekt im Schwan, den Cirrus-Nebel, mit Filtern bei 26-fach angeschaut - in ei- nem Okular ein UHC-Filter, im anderen Also mal schauen, welche Wirkung die AP) sind um Eta Cyg deutlich dunklere ein [OIII]-Filter, eine gewinnbringende Steigerung der Vergrößerung hat: Ohne Bereiche (Barnard 144) erkennbar, die Kombination. Ich dachte ganz beiläu- Filter bei 36-fach: Der Fisch kam, war sich nach Norden ausdehnen, der Fisch- fig, ich schaue mal, was diese Kombi am aber schwierig zu halten. Ohne Filter kopf (LDN 862) selbst ist gut erkennbar Großen Fisch Barnard 144 zuwegebringt, bei 67-fach: Der Fisch war da und nun als Geflecht aus dunklen Schläuchen.“ es ist ja nur ein kurzer Schwenk dorthin. deutlich in verschiedene Bereiche unter- Aaaaaaah - die Offenbarung! In früheren scheidbar. Dem Kopf folgte ein Bereich 2) Verwendetes Instrument: 12-Zoll- Nächten, ohne Filtereinsatz, war es doch mit erhöhter Sterndichte (in meiner Vor- Spiegel, Standort: Landhimmel. schon Arbeit gewesen, den Fisch zu er- stellung die Kiemen; siehe auch Barnards „Bei 40-facher Vergrößerung (8,9 mm fassen. Jetzt war er auf einmal von Kopf Beschreibung, in der er diese Stelle expli- AP) sind deutlich Strukturen gut ein hal- bis Schwanz klar zu sehen. Das Sehfeld zit beschreibt), nach Südwesten gefolgt bes Grad westlich des hellen Sterns 28 von 2,8° förderte die angenehme Erfas- vom 2 Grad großen Rumpf, besonders Cyg erkennbar. Im Nebel sind einige hel- sung des gesamten Objektes. So konnte deutlich um Eta Cygni herum. lere Sterne zu sehen, südlich davon wird ich sowohl Ostrand als auch Westrand es noch einmal sternreicher und dann der Dunkelnebelstruktur stets im Feld Barnard 144, der Große Fisch auf dem kommen richtige, nach Ostwest ausge- halten, während ich ihn über seine 4,5° Servierteller, braucht in noch größerem dehnte ‚Querstreifen’, vermutlich die Länge von Nordost nach Südwest abfuhr. Maße als die meisten anderen Dunkel- ‚Kiemen’. Sternketten innerhalb des Dun- Begeistert und überrascht von dieser nebel genau die richtige Kombination kelnebelgebietes sorgen anscheinend für klaren Sichtung führte ich weitere Tests von Objektiv und Okular, sprich von AP, diesen Effekt. Von LDN 862 ausgehend zur Filterung durch: [OIII] heraus, in bei- Vergrößerung, Gesichtsfeld - dann aber zeigen sich südlich markante Dunkelne- den Okularen nun UHC bei 26-fach: Der ist er ein dankbares und sehr besonderes bel-Gebiete, vor allem in der Nähe des Fisch gerade noch da, aber nicht mehr Objekt der Milchstraße!“ Sterns Eta Cyg, für den Eindruck eines markant. Dann ohne Filter bei gleicher Gesamtbildes vom Fisch auf dem Teller Vergrößerung: Der Fisch war weg! Fazit: René: ist das Gesichtsfeld des Teleskops aller- Wer ein Großfernglas mit Wechseloku- 1) Verwendetes Instrument: 4-Zoll- dings zu klein.“ laren verwendet, kann durch gemischte Refraktor, Standort: Landhimmel. Filterverwendung einiges erreichen. „Bei 25-facher Vergrößerung (4,2 mm

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Beobachtung einmal anders – Sternassoziation Cepheus OB1, Versteckspiele in unserer Galaxis oder das Aufscheinen des Perseus-Arms

von Christopher Hay und René Merting

Die Sternassoziation Cep OB1 ist der ers- lich in flachem Winkel durch unseren Dass dies gerade hier passiert, wird durch te große Vertreter des Perseus-Arms nach lokalen Orion-Arm, der sich dort zu uns zwei Effekte begünstigt: Erstens – wir dessen „Auftauchen“ in der Milchstra- hinkrümmt. schauen nun in steilerem Winkel „nach ße in gut 9.000 Lichtjahren Entfernung. hinten“ durch unseren Orion-Arm, wo- Aber warum sprechen wir von „Auftau- Der weiter entfernte Perseus-Arm ist zu- durch die Strecke dieses Blickes durch un- chen“? Dazu lohnt ein Blick auf das sche- nächst in Scorpius und Sagittarius hin- seren Arm geringer wird. Auf dieser kür- matische Bild unserer Galaxis (Abb. 1): ter dem galaktischen Zentrum verborgen zeren Strecke gibt es weniger Staub und Wenn wir unseren Blick von Scorpius sowie in Sagittarius und hinter Nebel, die den Blick verschleiern könn- über Sagittarius bis Aquila streifen las- dem Sagittarius-Arm. In Cygnus bleibt ten. Zweitens – der Perseus-Arm krümmt sen, schauen wir auf die Außenseite des er noch verborgen hinter den dichten sich auf uns zu und ist in Cepheus schon sich von uns wegkrümmenden Sagitta- Staub-, Gas- und Sternwolken des Ori- deutlich näher als in Cygnus. rius-Arms der Galaxis. In Aquila/Vulpe- on-Arms, die dort den Hals des Schwans cula/Cygnus zweigt der Orion-Arm vom bilden. In Lacerta/Cepheus taucht der Beide Effekte wirken im weiteren Ver- Sagittarius-Arm ab. In Vulpecula und Perseus-Arm schließlich hinter dem Ori- lauf der Milchstraße immer stärker: Die vor allem in Cygnus schauen wir folg- on-Arm auf. Wegstrecke unseres Blickes nach hinten durch den Orion-Arm wird immer kürzer, und der Perseus-Arm rückt immer näher. In Cassiopeia wird der Perseus-Arm des- halb zunehmend dominant, erst recht im namensgebenden Sternbild Perseus.

Die Entfernungsangaben zu Cep OB1 in der Literatur streuen erheblich. Das könnte daher rühren, dass die Assozia- tion eine große Ausdehnung in unserer Blickrichtung hat.

Der Emissionsnebel Sh 2-132 in Verbin- dung mit dem offenen Sternhaufen Ber- keley 94 bildet den westlichen Bereich von Cep OB1 (Abb. 2). Er stellt somit das erste Aufscheinen des Perseus-Arms dar. Sh 2-142 mit seinem zentralen offenen Sternhaufen NGC 7380 markiert den öst- lichen Bereich der Assoziation.

Visuell verschmilzt die mit Sh 2-132 verbundene Sternkonzentration mit dem nördlichen Rand der großen Lacerta- Sternwolke. In Wirklichkeit aber blicken wir hier hart am Rand der im Orion-Arm liegenden Lacerta-Sternwolke vorbei zum Perseus-Arm in 3-facher Entfernung.

Cep OB1 enthält zwei rote Überriesen – RW Cep (6’ nördlich von Be 94, ver- änderlich von 6,0 bis 7,3 mag) und W Cep (1° westlich von Sh 2-142, irregu- 1 lär, veränderlich von 7,0 bis 9,2 mag). Schematisches Bild unserer Galaxis, mit freundlicher Genehmigung NASA/ Beide zählen zu den größten bekannten JPL-Caltech/R. Hurt Sternen. Jeder ist groß genug, um die

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2 Das Gebiet der Cep-OB1-Assoziation, Quelle: Aladin-DSS2 coloured, Einträge durch die Autoren

Jupiter-Bahn zu umfassen. Beide zeigen superheiße O-Sterne. Für die Beobach- Berkeley 94 visuell eine satte orangerote Färbung. tung des Nebels ist guter Himmel wich- Rektasz.: 22h 22m 57s Da RW Cep schon im Fernglas durch tig, dann reicht ein Groß-Fernglas schon Dekl.: 55° 52’ 12’’ (jeweils seine Färbung auffällt, markiert er auch aus, welches ab 25-facher Vergrößerung Äquinoktium 2000.0) in kleinen Instrumenten den westlichen auch NGC 7380 schon komplett auf- Instrument: ab 8 Zoll Öffnung Bereich der Assoziation. Im östlichen Teil löst. Westlich ist der Nebel am hellsten. Typ: Offener Sternhaufen ist NGC 7380 mit kleinen Instrumenten Nur 30’ südlich liegt der Haufen Alessi gut erreichbar, und auch hier gibt der rote J2247.1+5742, der im Groß-Fernglas bei RW Cep Überriese W Cep durch seine Färbung 25-facher Vergrößerung unter mäßiger Rektasz.: 22h 23m 07s eine Orientierungshilfe und bietet zu- Himmelsqualität NGC 7380 sehr ähnlich Dekl.: 55° 57’ 47’’ (jeweils gleich ein hübsches Pendant zu RW Cep. sieht - Achtung: Verwechslungsgefahr! Äquinoktium 2000.0) Instrument: ab Fernglas Sh 2-142 Mit 12 Zoll Öffnung und Aufsuchvergrö- Typ: Veränderlicher, 6,0 bis Rektasz.: 22h 47m 32s ßerung leuchtet NGC 7380, als ob ihn ein 7,3 mag, 346 Tage Dekl.: 58° 02’ 53’’ (jeweils Glimmen umgibt. Bei 50-facher Vergrö- Äquinoktium 2000.0) ßerung und mit [OIII]-Filter ist der Nebel Sh 2-132 ist visuell wesentlich diffuser Instrument: ab 4 Zoll Öffnung um den Haufen deutlicher erkennbar, der als sein Kollege Sh 2-142 in Cep OB1, Typ: Galaktischer Nebel südliche Ausläufer des Nebels leuchtet deshalb braucht er sehr klaren Himmel nur sehr schwach und ist kürzer ange- und doch eher mehr als die im isDSA NGC 7380 setzt als auf Fotos. Von NGC 7380 selbst angegebene 8-Zoll-Öffnung. Berkeley 94 Rektasz.: 22h 44m 21s sind die Ost- und Westränder markant ist hingegen mit 8 Zoll bei 50-fach schon Dekl.: 58° 07’ 55’’ (jeweils (hellere Mitgliedssterne) und verjüngen teilweise und bei 100-fach dann voll- Äquinoktium 2000.0) sich nach Norden wie ein V. Die meisten ständig aufgelöst zu sehen. Der Haufen Instrument: ab Fernglas Mitglieder konzentrieren sich innerhalb hat die Form eines spitzen Pfeilkopfs, der Typ: Offener Sternhaufen, des beschriebenen V’s, insgesamt sind nach Nordosten weist, und er ist reizvoll 40 Mitglieder gut 40 unterschiedlich helle Sterne sicht- in Verbindung mit dem nur 6’ nördlich bar. gelegenen Stern RW Cep. Sh 2-142 wurde als Nebel bereits 1787 von Caroline Herschel erkannt und wird Sh 2-132 RW Cep ist schon im 10x50-Fernglas gut auch „Zauberernebel“ (Wizard Nebula) Rektasz.: 22h 19m an seiner rotorangen Farbe zu erkennen genannt. Der darin eingebettete junge Dekl.: 56° 05’ (jeweils und bekommt mit 8 Zoll eine satte man- Sternhaufen NGC 7380 beherbergt 14 Äquinoktium 2000.0) darinorange Färbung. Sterne mit Hα-Emission und noch vie- Instrument: ab 12 Zoll Öffnung le andere OB-Sterne, darunter mehrere Typ: Galaktischer Nebel

VdS-Journal Nr. 62 58 Deep Sky

Skyguide 2017-2 (Sommer)

von Robert Zebahl und René Merting

Unser Skyguide soll in erster Linie An- Sterne bis zu einer Größenklasse von ca. regungen für eigene Beobachtungen 8,0 mag zeigt. Telradkreise (0,5°; 2°; 4°) geben und wird dabei jährlich für jede auf der Karte markieren die Position des Jahreszeit 5 Objekte kurz beschreiben. Objekts. Im Allgemeinen empfehlen wir Es werden dabei sowohl leichte als auch aber, eigene Aufsuchkarten zu erstellen. schwierige Objekte ausgewählt, welche Die visuelle Beschreibung des Objekts nach Schwierigkeitsgrad sortiert sind. basiert weitestgehend auf eigenen Beob- Wie schwer ein Objekt letztlich ist, hängt achtungen und soll lediglich als Anhalts- natürlich von verschiedenen Faktoren punkt dienen. ab, vor allem der Himmelsqualität, der Teleskop-Öffnung und der persönlichen Erfahrung.

Zu jedem Objekt werden die wichtigsten Informationen in Kurzform und gege- benenfalls ein DSS-Bild (Digitized Sky Survey) angegeben. Des Weiteren ist eine Karte, erstellt mit der freien Soft- ware Cartes du Ciel (Skychart), für die grobe Orientierung vorhanden, welche

Übersichtskarte der Objekte für Skyguide 2017-2

VdS-Journal Nr. 62 Deep Sky 59

V Aql

Typ: Kohlenstoffstern Sternbild: Aql Rektasz. (2000.0): 19h 04m 24,15s Dekl. (2000.0): -05° 41’ 05,4’’ Helligkeit: 6,67 - 7,22 mag Periode: 407 d

Es ist wohl offensichtlich, dass Kohlenstoffsterne bei den Autoren durchaus beliebt sind. So gehört auch V Aql zu dieser Sorte Sterne. Durch Zufall sind wir auf einen Bericht von Dr. Wolfgang Steinicke gestoßen, welcher einige historische Hinweise auf seine Entdeckung gibt. Demnach gilt wohl Friedrich Wilhelm Bessel als Entdecker, welcher ihn am 18. September 1923 beobachtet hatte. Weitere Namen in Zusammenhang mit seiner Entdeckung sind Julius Schmidt sowie George Knott, welche den Stern allerdings erst einige Jahre später beobachteten. Die Variabilität der Helligkeit wurde ebenfalls erst später durch George Knott beschrieben. Bedingt durch seine Helligkeit zeigt V Aql selbst unter städtischen Bedingungen schon mit einem Fernglas sein teils tiefrotfarbenes Erscheinen. Er befindet sich im südlichen Teil des Adlers und bildet mit den recht hellen Sternen Lambda und 12 Aql den Schwanz, so dass das Auffinden keine großen Schwierigkeiten bereiten dürfte. 1

1 V Aquilae, Aufsuchkarte mit Cartes du Ciel

NGC 6781 (PK 41-2.1, H 3.743, Snowglobe Nebula)

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Aql Rektasz. (2000.0): 19h 18m 28,09s Dekl. (2000.0): +06° 32’ 19,3’’ Helligkeit: 11,8 mag Winkelausdehnung: 1,85’ x 1,85’

NGC 6781 ist ein vergleichsweise heller Nebel, der etwas größer als der Ringnebel (Messier 57) ist. Er wurde von William Herschel im Jahre 1788 entdeckt. Sein Zentralstern besitzt eine Masse von ungefähr 0,6 Sonnenmassen. Aufgrund der enorm hohen Temperatur des Zentralsterns liegt der Großteil seiner Leuchtkraft im ultravioletten Spektralbereich. Visuell ist der Nebel bereits unter Vorstadtbedingungen mit Öffnungen im Bereich von 5 Zoll einfach erreichbar, wobei hier Nebelfilter von großem Vorteil sind. Bei 18-facher Vergrößerung und [OIII]-Filter erschien der Nebel indirekt auffällig, rund, gleichmäßig hell und relativ groß. Unter besseren Bedingungen und steigender Öffnung sind auch die Helligkeitsabnahme zur Mitte hin sowie der diffuse auslaufende Nordrand erkennbar.

2 NGC 6781 im DSS

VdS-Journal Nr. 62 60 Deep Sky

NGC 6760

Typ: Kugelsternhaufen Sternbild: Aql Rektasz. (2000.0): 19h 11 m 12,06s Dekl. (2000.0): +01° 01’ 49,7’’ Helligkeit: 9,1 mag Winkelausdehnung: 2,4’ x 2,4’

Neben einigen bekannten und vor allem hellen Kugelsternhaufen gibt es natürlich auch eine Reihe schwächerer Exemplare. NGC 6760 ist aufgrund seiner Größe vergleichsweise kompakt und erreicht damit eine moderate Flächenhellig- keit. Somit ist er unter Vorstadthimmel bereits mit 5 Zoll Teleskopöffnung ohne Schwierigkei- ten erreichbar, wobei eine höhere Vergrößerung durchaus förderlich ist. Mit 8 Zoll Teleskopöff- nung wirkte der Kugelsternhaufen unter dunklem Landhimmel bei einer Vergrößerung von 150- fach schon körnig. Mit steigender Öffnung könn- te der Kugelsternhaufen also zumindest teilweise auflösbar sein.

3 NGC 6760 im DSS

Leiter 5 (Das Schwert)

Typ: Asterismus Sternbild: Aql Rektasz. (2000.0): 19h 33m 30s Dekl. (2000.0): +11° 42’ Winkelausdehnung: 12’ x 4’

Frank Leiter, geboren 1972 in Wetzlar, ist ein deutscher Amateurastronom, welcher einen Kata- log von derzeit 16 selbst „entdeckten“ Sternmus- tern (Asterismen) erstellt hat. Sternmuster sind eher zufällige Ansammlungen von Sternen, die physikalisch zwar nicht zusammenhängen und sich damit von klassischen Sternhaufen abgren- zen, aber dennoch teils sehr auffällig sind. So gibt es kleine Abbilder von Sternbildern (z.B. von Ori- on und Cassiopeia) und anderen Dingen, darunter Segelboote, Fische oder Pilze. Die bekanntesten Sternmuster dürften wohl Collinder 399 (Kleider- bügelhaufen) sowie Kembles Kaskade (Kemble 1) sein. Im Fall von Leiter 5 haben wir es mit einem Schwert zu tun, welches aus vorwiegend schwa- chen Sternen besteht. Auf dem DSS-Bild ist es mit der Schneide nach Norden gerichtet. Ein dunkler Landhimmel sowie 8 Zoll Teleskopöffnung sind ausreichend. Meist sind Sternmuster visuell auf- 4 Leiter 5 im DSS fälliger als auf Fotografien.

VdS-Journal Nr. 62

Astro-Messe AME2017 Anzeige

• 12. Internationale Astronomie-Messe AME Sh2-71 (PK 36-1.1) am 9. September 2017 in AME2017 78054 VS-Schwenningen.

9. September 2017

• VdS-Kaffee auf der AME

Der Treffpunkt für VdS-Mitglieder. Zum Kennenlernen und für den persönlichen Erfahrungsaus- tausch. Ganztägig während der AME, direkt neben dem Haupteingang.

• Attraktives Rahmenprogramm Freuen Sie sich wieder auf attraktive Vorträge 5 Sh2-71 im DSS mit Stefan Seip, Till Credner und Stefan Krause.

Typ: Planetarischer Nebel Sternbild: Aql • Ganztägig während der Messe Rektasz. (2000.0): 19h 02m 00,29s – Das Einstein-Wellen-Mobil Dekl. (2000.0): +02° 09’ 11,0’’ – Sonnenbeobachtung live Helligkeit: 12,2 mag – Veranstaltungen und Aktionen der teil- Winkelausdehnung: 2,6’ x 1,5’ nehmenden Aussteller Der Sharpless-Katalog enthält in seiner zweiten – Präsentationen zahlreicher Auflage insgesamt 312 Emissionsnebel und wurde Institute, Sternwarten und Vereine vom US-amerikanischen Astronomen Stewart – VdS-Café Lane Sharpless im Jahre 1959 veröffentlicht. Die erste Version (Sh1), erschienen im Jahr 1953, umfasste 142 dieser Nebel. Ziel des Katalogs war eine vollständige Liste dieser Objekte nördlich • Workshop während der AME mit Stefan Seip von -27° Deklination. Sharpless 2-71 gehört Von 13:00 - 15:00 Uhr. zweifelsfrei zu den interessanteren Planetarischen Abbildungsfehler von Photoobjektiven - Objektive Nebeln und zeigt eine ungewöhnliche Form, selbst testen und vergleichen. Begrenzte welche visuell mit größeren Öffnungen zugänglich Teilnehmerzahl, verbindliche Anmeldung und ist. Mit einer Teleskopöffnung von 8 Zoll unter weitere Details unter: [email protected] dunklem Landhimmel und Einsatz von Nebelfiltern erscheint der Nebel bereits leicht elongiert, aber eher gleichmäßig hell. Ohne Filter konnte der Nebel • Webcam-Workshop nur mit indirektem Sehen schwach erkannt werden, Am Donnerstag 7. und Freitag 8. September wobei generell aufgrund seiner Größe höhere mit Silvia Kowollik an der Sternwarte Zollern- Vergrößerungen empfehlenswert sind. Alb. Anmeldung ab sofort möglich. Details auf der Website www.astro-messe.de

• Ansprechpartner Walburga und Siegfried Bergthal Tel.: 0741 270 62 10 E-Mail: [email protected]

www.astro-messe.de 62 Geschichte

Aloys Eiling: Rezension „Mythen, Götter und Gelehrtes – Ein Reboot der Vorgeschichte der Menschheit“ Hibarios Verlag 2016, 415 Seiten, ISBN 3945058120, 29,80 EUR

„Ein Reboot der Vorgeschichte der der Evolution oder haben Besucher von Menschheit“ – ist hier vielleicht der Ge- einem anderen Planeten unter Anwen- schichtscomputer abgestürzt? Tatsäch- dung von Gentechnologie den Homo lich fühlt man sich beim ersten Durch- Sapiens erschaffen?“ Es geht also nicht blättern des über 400-seitigen Werks in darum, dass die Menschheit einst Besuch der Zeit zurückversetzt. Allerdings nur von „Göttern“ hatte, es geht um deren bis 1968, das Jahr, in dem Erich von Erschaffung! Däniken sein Aufsehen erregendes Buch „Erinnerungen an die Zukunft“ publizier- Däniken hatte das Problem jedes Lai- te. Damals provozierte der Schweizer die en, der unkonventionelle Thesen medi- Fachwelt mit gewagten Interpretationen enwirksam präsentiert: Er bewirkt eine klassischer archäologischer Funde. Obs- Spaltung. In glühende Anhänger, die ihm kure außerirdische Wesen sollen die Erde blind folgen, und erbitterte Gegner, deren mit ihren Raumschiffen besucht und die Reaktionen vom schlichten Ignorieren Man gewöhnt sich schnell ab, dieses Menschheit nachhaltig beeinflusst haben bis hin zum peinlichen Bloßstellen rei- Zeug zu lesen, geschweige denn darauf (auch durch Paarung). Ein umstrittenes, chen. Letztere stammen im Wesentlichen einzugehen – selbst auf die Gefahr, die vor allem aber Gewinn bringendes The- aus dem Lager der Fach-Archäologen. wahre Theorie der Quantengravitation zu ma. Will Aloys Eiling in diese Fußstap- Das Totschlagargument des Establish- verpassen. fen treten? Der Titel erinnert zunächst ments ist die „Unwissenschaftlichkeit“, an einen anderen Bestseller: „Götter, hier speziell bei der Behandlung und Eiling ist sich dieses Problems bewusst – Gräber und Gelehrte“ von C. W. Ceram Deutung historischer Quellen und ar- und bemüht sich, den Vorwurf der Un- (ein Pseudonym für Kurt Marek). Dessen chäologischer Funde. Fakt ist: Der seri- wissenschaftlichkeit von Beginn aus dem „historischer Roman“ singt allerdings – öse Wissenschaftler wird heute geradezu Weg zu gehen. Er betont, seine Thesen anders als Däniken – ein Loblied auf die überflutet von abenteuerlichen Abhand- werden „plausibel, wenn Mythen, Arte- klassische Archäologie. Wo steht nun der lungen. Hält man irgendwo einen Vor- fakte und uralte Texte unter Verwendung Autor in diesem Spannungsfeld der Ge- trag, so kommt nicht selten hinterher ein von Physik, Chemie und mathematischen schichte? Zuhörer mit einem perfekt formatierten Berechnungen analysiert und auf ver- Ausdruck, in dem eine „neue Physik“ blüffende Art und Weise neu interpretiert Die Grundthese in „Mythen, Götter und präsentiert wird. Auch Institute werden werden“. Setzen Behauptungen lediglich Gelehrtes“ entspricht auf den ersten Blick mit Pseudowissenschaft, Verschwörungs- Glauben voraus, bewirkt dies eine ge- der von Däniken. Sie geht aber darüber theorien und „alternativen Fakten“ bom- wisse Immunisierung vor Kritik. Dieser hinaus, heißt es doch auf der Rückseite bardiert, neuerdings auch in Buchform Schutz fällt aber weg, wenn man sich des Buchs: „Ist der Mensch ein Produkt (Eigenverlag) und natürlich im Internet. auf das gnadenlose Terrain der logisch- wissenschaftlichen Methodik begibt. Hier gilt allein das Prinzip von „wahr oder falsch“, woran bekanntlich schon viele Theorien und deren Urheber gescheitert Neues aus der Fachgruppe sind.

Geschichte der Astronomie Beim Lesen stellt man beeindruckt fest: von Wolfgang Steinicke Der Autor kennt sich in den relevanten Fachgebieten gut aus, was sich auch an Unsere 14. Tagung wird vom 27. bis 29. Oktober in Bremen-Lilienthal stattfin- den vielen in den Fußnoten aufgeführ- den; siehe dazu auch die Rubrik „Termine“. Die historische Sternwarte ist neu ten Quellen zeigt. Nicht nur alte Kulturen errichtet worden (siehe VdS-Journal für Astronomie 58, S. 9). Im Folgenden und deren textliche und grafische Relik- finden Sie meine Rezension des Buches „Mythen, Götter und Gelehrtes“ von te sind ihm vertraut, auch Philosophie, Aloys Eiling. Es enthält ungewöhnliche Thesen zur Entstehung der Menschheit Biochemie, Physik und Mathematik. Das und des Planetensystems. Informationen zur Fachgruppe finden Sie auf unserer schützt natürlich nicht vor kruden The- Webseite http://geschichte.fg-vds.de. Versorgen Sie mich auch weiterhin mit sen. Hier ist aber eine geschliffene innere interessanten Artikeln. Logik am Werk, der man ohne entspre- chende Kenntnisse so leicht nicht bei-

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kommt. Kann man demnach also „wis- sen“ und muss nicht nur „glauben“? Der entscheidende Punkt ist natürlich die Kernaussage: die Erschaffung des Men- schen durch außerirdische Intelligenzen. Scheitert der Autor hier, kann man den Rest wohl vergessen. Wie ist also die ge- wagte These begründet?

Die Antwort liefert gleich das erste Ka- pitel („Homo Sapiens“). Eiling findet den Beweis nicht etwa in archäologischen Funden – die Erschaffung des Menschen muss ja sehr lange zurückliegen –, son- dern überraschenderweise in der prä- kolumbianischen Kultur der Azteken in Zentralmexiko. Aus dieser Zeit sind di- verse „Codizes“ erhalten (darunter auch von den Maya), gefaltete Blätter mit farbigen Darstellungen historischer Er- eignisse und Handlungen. Konsens un- ter den Experten für Altamerikanismus ist, dass hier das Kalenderwesen, rituelle Handlungen, Kultobjekte, Herrscher und Kriege dargestellt sind – es fließt viel Blut auf den Blättern. Der Autor durchbricht nun mit seiner revolutionären Sicht die Phalanx des Mainstream. Schlüssel­ dokument ist dabei der „Codex Borgia“. Die Behauptung: Nicht Kultur ist hier zu 1 sehen, sondern Biochemie! Die Darstel- lungen, wie z.B. auf Blatt 20 (Abb. 1), Oben: Die Abbildung zeigt sollen einschlägige Prozesse und Geräte Blatt 20 des „Codex Borgia“ (etwa für die Proteinsynthese), den gene- der Azteken – Genexperimente? tischen Code (DNA), Zellstrukturen, aber auch blutige medizinische Experimente zeigen. Der Autor geht dabei sehr ins De- tail und dem biochemischen Laien fällt es sicher schwer, das „Offensichtliche“ gebührend zu würdigen. Zweifellos wirkt die Interpretation kreativ. Eiling ist na- türlich nicht der Meinung, die Fremden hätten die Azteken erschaffen. Die Dar- stellung soll lediglich überliefertes Wis- sen zeigen, das seinen Ursprung in ferner Vergangenheit hat. Das unterscheidet ihn von Däniken, der etwa behauptet, die Grabplatte des Herrschers Pakal aus Pa- lenque zeige einen Astronauten in seiner Rakete, von einem Maya-Künstler „live“ porträtiert (Abb. 2).

Wer der alternativen Deutung des „Co- dex Borgia“ folgt, fragt natürlich nach dem Ursprung der fremden Wesen. Auch 2 hier präsentiert der Autor eine verblüf- fende Antwort. Sie waren unsere nächs- Links: Dänikens „Astronaut“ ten planetaren Nachbarn, d.h. von der auf einer Maya-Grabplatte in Venus, dem Lieblingsplaneten der Maya. Palenque

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finden. Interessant ist, dass hier auch die Gelehrten der Neuzeit nicht erkannt – bis Grabplatte aus Palenque ins Spiel kommt Aloys Eiling uns die Augen öffnete. (vgl. Abb. 2): Sie soll aber nicht die klas- sische Transportmethode zeigen (Rake- Immer wieder betont der Autor die Wis- te), sondern einen Venusianer bei seiner senschaftlichkeit seines Vorgehens – und „Himmelfahrt“. macht überdies den Leser mit dem durch- gängig verwendeten „wir“ zum Kompli- Offensichtlich gibt es heute keinen Welt- zen seiner Weltsicht. Im „Epilog“ heißt raumfahrstuhl mehr und überdies ist die es: „[So] erfahren kryptische Bilder, Wor- Venus unbewohnbar. Was ist passiert? te und Symbole mit diesem Ansatz eine Um die Story am Laufen zu halten, sind recht schlüssige Erklärung … [Damit] bre- also weitere Ereignisse gefordert. Mit chen wir mit dem bisherigen Verständ- einfachen Computerberechnungen (ite- nis und verwerfen in einem radikal dis- rative Integration der Newtonschen Be- ruptiven Ansatz das gängige Weltbild." wegungsgleichung) zeigt Eiling, dass in Eiling hält sein Schöpfungsszenario für historischer Zeit (!) ein brauner Zwerg- „widerspruchsfrei“, „überprüfbar“ und stern, umgeben von einer Akkretions- „umfassender als bisher gelehrte Model- scheibe, das Planetensystem durchkreuzt le“. Und weiter: „Es vereinheitlicht und haben muss (Hinweise geben wieder vereinfacht derzeitige Theorien, indem es einschlägige historische Quellen). Die bisher separate Erklärungen und Modelle Scheibe „zersägte“ dabei einen Planeten zu einem Übergeordneten zusammen- („Tiamat“), der einst zwischen Mars und führt.“ Der Wissenschaftlichkeit wird Jupiter kreiste. Rückwirkend heizte sich abschließend Genüge getan, indem die- der Braune Zwerg zu einer „roten Sonne“ sem selbstbewussten Resümee auch et- auf, die schließlich ins All entschwand. was Selbstkritik beigemischt wird: „Wir Man ahnt schon: Aus Tiamat wurde der bleiben vorsichtig, haben den Umbruch Asteroidengürtel; eine Vorstellung, die nicht final bewiesen, aber wir mahnen längst überholt schien (nach gängiger die Prüfung des Weltbildes an, indem wir Meinung konnte sich hier aus Stabili- Argumente für eine alternative Deutung tätsgründen kein Planet bilden). Die kos- zusammengetragen haben. Ob die Vor- mische Katastrophe (Kataklysmus) führte geschichte – in Teilen – so verlief, wie in der Folge zu einem verheerenden Ein- beschrieben, ist trotz vieler Indizien wei- schlag eines Tiamat-Bruchstücks auf der terhin Spekulation.“ 3 Die Abbildung zeigt Blatt 74 des Venus – das geforderte Ende der hoch- „Codex Dresdensis“ der Maya – ein technologischen Bewohner. In der Folge Die kenntnisreiche Argumentation wirkt Weltraumfahrstuhl? heizte sich der Planet stark auf. Auch die verführerisch. Die einzelnen Aspekte ba- Entstehung des Mondes ist Folge der Er- sieren auf etablierten Gesetzen und Er- eignisse, und ein weiteres Objekt („Phae­ kenntnissen der Biochemie, Astronomie Auch zur Reisetechnik findet er Hinwei- ton“) war für die biblische Sintflut ver- und Physik. Diese kommen aber erst se in alten Quellen: Die Venusbewohner antwortlich (Einschlag bei Helgoland?). durch die konkrete Deutung überlieferter nutzten einen Weltraumfahrstuhl! Das Natürlich wurde auch der Mars in Mitlei- Materialen zur Anwendung. Dazwischen geht so: Man lässt ein Seil aus dem geo- denschaft gezogen. ist eine Grauzone, die in ihren Details stationären Orbit (in 36.000 km Höhe) wissenschaftlich angreifbar ist. Was ist, auf die Erde hinab und verlängert es auf Datierte man bisher die entscheidende wenn der „Codex Borgia“ keine geneti- der Gegenseite. Am Endpunkt sorgt eine Phase der Planeten- und Trabantenge- schen Prozesse darstellt? Ein „Reboot“, hinreichend große Masse durch die Flieh- schichte auf die Zeit vor ca. 4 Mrd. Jah- der mehr auf Glauben als auf Wissen kraft für die nötige Seilspannung. Bringt ren, so belehrt uns der Autor eines Bes- basiert, ist unnötig. Der Leser sollte sich man nun eine Kabine an, so kann man seren: Die Tiamat-Katastrophe geschah kritisch mit dem Text auseinanderset- bequem hoch- und runterfahren. Rake- in der jüngsten Vergangenheit, als der zen, der anspruchsvoll, unkonventionell ten sind überflüssig, denn am Endpunkt Homo Sapiens bereits die Erde bevölker- und bisweilen auch unterhaltsam ist, dockt ein Raumschiff an, das auf einer te. Durch Genexperimente der Venusbe- angereichert durch Bilder, Grafiken und Hohmann-Bahn zur Venus gelangt; dort wohner erzeugt, war er Augenzeuge des Formeln. Er muss letztlich sein eigenes befindet sich ein analoger Fahrstuhl. Die katastrophalen kosmischen Geschehens Urteil fällen – was ihm allerdings einiges Physik erlaubt dies, uns fehlt allein die – und erlebte quasi auch den Niedergang abverlangt. Technik – und das nötige Kapital. Den seiner „Schöpfer“. Das Gesehene wurde Beweis für die Existenz eines solchen in Mythen, bildlichen Darstellungen und Dr. Wolfgang Steinicke Fahrstuhls glaubt der Autor in Darstel- Texten konserviert. Dieses Wissen ging lungen der Maya („Codex Dresdensis“, also nicht verloren, nur wurde der tie- Blatt 74; Abb. 3) und anderer Völker zu fere Sinn der Überlieferungen von den

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Neues aus der Fachgruppe Kleine Planeten von Gerhard Lehmann

Vor wenigen Wochen führte die FG Kleine Planeten der VdS ihre 20. Kleinplaneten- tagung in der traditionsreichen Sternwar- te Leiden in den Niederlanden durch. In einem zukünftigen VdS-Journal werden Sie dazu einen Tagungsbericht finden.

In diesem Heft lesen Sie von der er- folgreichen visuellen Beobachtung des Kleinplaneten (760) Massinga, einem Ob- jekt aus dem Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter, mit der Galaxie NGC 2415 durch Klaus Wenzel. Aber es gelang ihm auch der fotografische Nachweis.

Eine wunderschöne scheinbare Begeg- nung des Amor-Kleinplaneten (433) Eros mit dem Kugelsternhaufen M 2 im Stern- bild Wassermann stellt uns unser FG- Mitglied Wolfgang Ries gemeinsam mit Klaus Hohmann vor. Ebenso zeigt er den Kleinplaneten (394) Arduina und den 1 Markus Griesser, Leiter der Eschenberg-Sternwarte in Winterthur, überreicht der erst Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko 11-jährigen Sina Lautenschlager eine Namensurkunde für „ihren“ Kleinplaneten. im Leo-Triplett. (Bild: Astronomische Gesellschaft Winterthur, AGW)

Unser FG-Mitglied Rolf Apitzsch hat bei seiner regelmäßigen Suche nach neuen jetzt den Kleinplaneten (398045) Vitudu- (398045) Vitudurum = Kleinplaneten seinen zweiten veränder- rum [4]. lichen Stern entdeckt [1]. Im Sternbild 2009 FN19 Zwillinge fand er einen UV-Ceti-Stern Wenn Sie Lust bekommen haben, viel- mit der jetzigen Bezeichnung 2MASS leicht auch einmal Kleinplaneten zu Discovered 2009 Mar. 21 by J07472659+2623455 [2]. Es handelt sich beobachten, dann sind Sie herzlich ein- M. Griesser at Winterthur. dabei um einen roten Zwergstern mit geladen. Als Mitglied in der FG Kleine Vitudurum was a Roman neighbor- nichtperiodischen Strahlungsausbrüchen, Planeten werden Sie Gleichgesinnte tref- hood that was built around 1 CE in sogenannten Flares. fen und von den Erfahrungen der ande- today's district of Oberwinterthur in ren profitieren. the Swiss city of Winterthur. From Markus Griesser, langjähriges Mitglied 294 CE, a fort protected the settle- unserer FG und vielen Lesern des VdS- ment from raids by the Alemanni. Journals durch seine wunderschönen Internetlinks: Name suggested by Sina Lauten- Tagungsberichte bekannt, hielt im Herbst [1] Animation: www.api-star.de/astro/ schlager. 2015 an der Kinderuni Winterthur eine Variabler.02.d.html Vorlesung zum Thema „Gefahr aus dem [2] AAVSO: www.aavso.org/vsx/index. Weltall – Wie Kleinplaneten die Erde php?view=detail.top&oid=476635 bedrohen“. Dazu passend bat er um ei- [3] Sternwarte Eschenberg: nen Vorschlag zur Benennung eines von www.eschenberg.ch/ ihm auf der Sternwarte Eschenberg [3] [4] Bericht zur Namensverleihung: entdeckten Kleinplaneten. Es gingen 77 www.eschenberg.ch/res/vitudurum. Vorschläge von den Kindern ein und die pdf erst 11-jährige Sina Lautenschlager ge- wann. Leider hat es etwas am Minor Pla- net Center (MPC) in den USA gedauert, aber nun ist es endlich offiziell. Es gibt

VdS-Journal Nr. 62 66 Kleine Planeten Kosmische Begegnungen von Klaus Hohmann und Wolfgang Ries

Ab und zu findet man auf Astroauf- nahmen von Deep-Sky-Objekten kurze Strichspuren. Der Verursacher ist meist ein Kleinplanet, der sich während der Belichtungszeit ein kleines Stück auf seiner Bahn um die Sonne weiterbewegt hat. Für viele Astrofotografen sind sol- che zufälligen kosmischen Begegnungen eine Bereicherung des Bildes. Besonders dann, wenn man nach einiger Recherche herausfindet, wer der Verursacher der Strichspur war.

Reinhard Fukerieder aus Wiener Neustadt stellte die heutige kosmische Begegnung zur Verfügung. Die tolle Aufnahme [1] zeigt den Kugelsternhaufen M 2 im Was- sermann. Dank des weiten Feldes der Aufnahmeoptik und der Kamera befand sich auch der Kleinplanet (433) Eros am unteren Rand mit auf dem Bild. Rein- hard sammelte in 4 Nächten im August und September 2016 Daten für die Auf- nahme, wobei die Begegnung von M 2 mit dem Kleinplaneten am 31. August stattfand. Um ein Ausbrennen des hellen Haufenzentrums zu vermeiden, belichte- te er Serien mit unterschiedlichen Belich- tungszeiten und nutzte die Pausen zum Nachfokussieren. Das Bildergebnis zeigt daher einen hervorragend aufgelösten Kugelsternhaufen und eine unterbroche- ne Strichspur von (433) Eros.

Der Kugelsternhaufen M 2 wurde be- reits 1746 von Jean-Dominique Maraldi (1709-1788) entdeckt. Charles Messier (1730-1817) fand ihn davon unabhän- gig 1760. Später erkannte er die frühere Sichtung durch Maraldi.

Der Sternhaufen hat eine Helligkeit von 6,4 mag und ist mit 16 Bogenminuten 1 M 2 und (433) Eros, aufgenommen im August/September 2016 von Reinhard Fukerieder gut halb so groß wie der Vollmond. Tat- mit einem 120-mm-Refraktor zusammen mit einem 0,85-fachen Brennweitenreduzierer sächlich ist M 2 ungefähr 40.000 Licht- und einer DSLR-Kamera Canon EOS 600D. jahre von uns entfernt und ca. 150.000 Sterne sind Mitglied in dem 190 Licht- jahre durchmessenden Haufen. Mit der Eros handelt es sich um den ersten Klein- schaften in Familien eingeteilt. Passen- Konzentrationsklasse II ist er übrigens planeten, der sich nicht im Asteroiden- derweise gehört (433) Eros zur Amor-Fa- der dichteste Kugelsternhaufen in der Hauptgürtel aufhält. Seine Bahn führt milie, die nach dem römischen Gott der Liste von Messier. ihn auch in die Nähe der Erdbahn, der Liebe benannt wurde. er sich bis auf 22 Mio. km nähern kann. Der Kleinplanet (433) Eros wurde am 13. Er gehört demzufolge zu den NEOs (near Dank der Raumsonde NEAR Shoemaker August 1898 von dem deutschen Astro­ earth objects). Benannt ist der NEO nach ist (433) Eros ein sehr gut erforschter nom Gustav Witt (1866-1946) an der dem griechischen Gott der Liebe. Die Kleinplanet. Die Bilder des unregelmäßig Berliner Urania-Sternwarte entdeckt. Bei NEOs werden je nach ihren Bahneigen- geformten Brockens sind vielen bekannt.

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Eros ist ca. 34 x 11 x 11 km groß, und sei- ne Rotationsdauer beträgt ca. 5,3 Stun- den. Für einen Sonnenumlauf benötigt er 1 Jahr und 278 Tage. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war der Brocken rund 12,3 mag hell und ca. 109 Mio. km von der Erde entfernt. Berechnungen legen nahe, dass (433) Eros in ferner Zukunft (> 20 Mio. Jahre) in die Sonne stürzen könnte. Gut, das wir zumindest eine kosmische Begegnung dokumentiert haben [2].

Einen Nachtrag zur Ausgabe 60 des VdS- Journals für Astronomie möchte ich hier auch noch unterbringen. Peter Oertel [3] aus Isny im Allgäu gelang es am 10. Ap- ril 2016, den Kometen 67P/Churyumov- Gerasimenko am Rande des Leo-Tripletts abzulichten. Zusätzlich entdeckte er auch noch die Strichspur des Kleinplaneten (394) Arduina in der Nähe der Galaxie M 66 (Abb. 2). Peter ist bei der Stern- warte Oberallgäu und bei den Kemptner 2 Leo-Triplett, 67P/Churyumov-Gerasimenko und (394) Arduina in der Nähe der Galaxie Sternfreunden Mitglied und oft mobil M 66, aufgenommen im April 2016 von Peter Oertel mit einem 200-mm-f/3-Riccardi- zum Fotografieren unterwegs. Diese tol- Honders-Astrographen und einer DSLR-Kamera Canon EOS 1000Da. le Aufnahme entstand jedoch mit seiner lichtstarken Optik, einem 200-mm-Ric- cardi-Honders-Astrographen (f/3), vom Dort kann sich der interessierte Astrofo- die fotografierten Objekte und die Daten heimischen Balkon aus. Mehr Infos zu tograf in dem von Klaus geschriebenen des Teleskops bzw. der Kamera mitzutei- den Objekten im Bild lesen Sie bitte in der Tool kosmische Begegnungen anzeigen len. Der Autor eines ausgewählten Bildes Ausgabe 60 nach [4]. lassen. Interaktiv hat man die Möglich- wird anschließend aufgefordert, eine un- keit, verschiedene Parameter wie die Hel- komprimierte Version des Bildes für den Kosmische Begegnungen finden täglich ligkeit des Deep-Sky-Objektes oder die Druck zur Verfügung zu stellen. statt. Die Tabelle 1 enthält eine kleine Helligkeit des Kleinplaneten selbst aus- Auswahl interessanter Begegnungen zuwählen, um eine passende Konjunkti- Literaturhinweise und Internetlinks: zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky- on für sich zu finden. [1] www.astrobin.com/262706/ Objekten, die von uns erstellt wurde. C/?real=&nc=user Damit soll Ihnen Ihr Weg zum persön- Wir möchten Sie im Namen der Fach- [2] https://de.wikipedia.org/wiki/(433)_ lichen Bild einer kosmischen Begegnung gruppe Kleine Planeten der VdS bitten, Eros erleichtert werden. Ihre kosmische Begegnung einzusen- [3] www.peter-oertel.de/ den, um zukünftige Ausgaben des VdS- [4] K. Hohmann, W. Ries, 2017: „Kos- Eine Möglichkeit, sich täglich über ak- Journals mit Ihren Bildern zu bereichern. mische Begegnungen”, VdS-Journal tuelle kosmische Begegnungen zu in- Schicken Sie die Bilder per Mail mit für Astronomie 60, S. 60 formieren, finden Sie auf der Homepage dem Betreff „Kosmische Begegnung“ an [5] http://astrofotografie.hohmann-edv. von Klaus Hohmann unter [5]. [email protected]. Bitte de/aufnahmen/kosmische. vergessen Sie nicht das Aufnahmedatum, begegnungen.php

Tabelle 1: Ausgewählte interessante Begegnungen zwischen Kleinplaneten und Deep-Sky-Objekten

Datum Uhrzeit Kleinkörper mag Objekt Art mag Abstand 14.07.2017 23:00 (1451) Grano 15,5 M 16 GN/OC 6 6’ 22.07.2017 24:00 (3318) Blixen 15,9 M 9 GC 7,7 3’ 27.08.2017 24:00 (465) Alekto / (9200) 1993 FK21 14,2/15,4 NGC 7105 Gx 13,3 8’ 28.08.2017 24:00 (6963) 1990 OQ3 15,5 M 72 GC 9,2 11’ 21.09.2017 24:00 (271) Penthesilea 13,7 NGC 7416 Gx 12,4 3’ 22.09.2017 24:00 (3862) Agekian 15,7 NGC 246 PN 10,9 6’

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Die Begegnung von (760) Massinga mit der Galaxie NGC 2415 von Klaus Wenzel

Anfang Januar 2017 standen drei pro- minente Heidelberger Kleinplaneten in günstigen Beobachtungspositionen am Abendhimmel. Dies waren – (323) Brucia – der erste auf fotografi- schen Aufnahmen entdeckte Kleinpla- net überhaupt – (325) Heidelberga, benannt nach der Heimatstadt seines Entdeckers (1863-1932) und schließlich – (760) Massinga.

Alle drei Kleinplaneten wollte ich sowohl visuell als auch fotografisch beobach- ten. Bei der Beobachtungsvorbereitung für den 5. Januar fiel mir dann auf, dass (760) Massinga in den Abendstunden nur etwa 2 Bogenminuten nördlich an der hellen Galaxie NGC 2415 vorbeiziehen sollte. Dies war ein lohnendes Beobach- tungsziel, das ich zeichnerisch und auch fotografisch dokumentieren wollte.

Die Protagonisten Die Galaxie NGC 2415 wurde am 10. März 1790 von Wilhelm Herschel (1738- 1822) in Slough mit seinem 18-zölligen Teleskop entdeckt. In seiner Erstbeschrei- bung beschrieb er den Fund mit der 1 Zeichnung der Begegnung des Kleinplaneten (760) Massinga mit der Galaxie ursprünglichen Bezeichnung II-821 als NGC 2415 vom 05.01.2017 um 21:16 UT am 12,5-zölligen Newton (f/4,7) in der hellen kleinen runden Nebel, dem östlich Dachsternwarte Wenigumstadt, Gesichtsfeld ca. 10 Bogenminuten. ein Stern vorangeht [1]. Sein Sohn John (1792-1871) beschrieb ihn als „near­ ly planetary“. In Birr Castle wurde NGC Platte B3269 an der Sternwarte von Max Die Beobachtungen 2415 mit dem 72-zölligen „Leviathan“ Wolf (1863-1932) auf dem Königsstuhl Zunächst startete ich meine Beobachtung insgesamt 14-mal von Lord Rosse (1800- bei Heidelberg entdeckt wurde. Kaiser der Begegnung von (760) Massinga mit 1867) und seinen Assistenten beobachtet benannte den neuen Planeten mit der NGC 2415 mit einer CCD-Aufnahme an und skizziert. Die Beobachter beschrie- vorläufigen Bezeichnung 1913SL nach meinem alten 6-zölligen Newton (f/6) ben ihn zusammengefasst als rund, mit seinem Kollegen Adam Massinger (1888- um 18:02 UT. Danach rückten die visuel- stark abfallender Helligkeit zum Rand 1914), der am 21. Oktober 1914 in der len Beobachtungen in den Vordergrund. [2]. Karl Reinmuth (1892-1979) vermu- ersten Flandernschlacht des ersten Welt- In meinem 12,5-zölligen Newton (f/4,7) tete in seiner Heidelberger Beschreibung krieges gefallen war [4]. Massinger war konnte NGC 2415 direkt, bei Vergröße- der Herschel-Nebel ähnlich wie John mit Unterbrechungen von 1910-1914 As- rungen zwischen 170x und 300x, als Herschel einen Planetarischen Nebel [3]. sistent auf der Königstuhlsternwarte und kleiner runder, scharf begrenzter Ne- Tatsächlich handelt es sich jedoch um suchte selbstständig mit dem „Wolfschen bel erkannt werden. Unmittelbar nord- eine irreguläre Galaxie in einer Entfer- 6-Zöller“ nach neuen Kleinplaneten. In westlich (etwa 1,7’) ist ein etwa 9-10 nung von etwa 170 Mio. Lichtjahren. seiner Bilanz standen am Schluss sieben mag heller Vordergrundstern postiert, Kleinplaneten sowie ein Veränderlicher ein weiterer „Stern“, jedoch deutlich Bei (760) Massinga handelt es sich um (SV Vir). Zur Benennung von (760) Mas- lichtschwächer (ca. 11,5-12,5 mag), war einen etwa 70 km großen Hauptgür- singa findet man folgende Notiz: „Be- nördlich (ebenfalls ca. 1,7’) der Galaxie telasteroiden, der am 28. August 1913 nannt nach Adam Massinger, Assistent erkennbar. Es war der Kleinplanet (760) von Franz Kaiser (1891-1962) mit dem an der Sternwarte in Heidelberg, der als Massinga! 16-zölligen Bruce-Astrografen auf der Soldat im 1. Weltkrieg gefallen war.“

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2 Der Kleinplanet (760) Massinga, aufgenommen mit einem 6-zölligen Newton (f/6) und einer CCD-Kamera (4 x 25 s belichtet), Bildfeld ca. 22 x 16 Bogenminuten. Links: um 18:20 UT nördlich von NGC 2415, rechts: um 21:54 UT nordwestlich von NGC 2415.

Im weiteren Verlauf des Abends beob- (Abb. 1). Um 21:54 UT folgte dann noch [2] “Observations of Nebulae and Clus- achtete ich visuell einige Veränderliche eine weitere CCD-Aufnahme, auf der im ters of Stars at Birr Castle (1848- sowie verschiedene Deep-Sky-Objekte. Vergleich mit der Aufnahme von 18:02 1878)”, Scientific Transactions of Zwischen diesen Beobachtungen stellte UT sehr schön die Bewegung von (760) the Royal Dublin Society ich jedoch immer wieder die Region um Massinga in westliche Richtung doku- [3] K. Reinmuth, 1926: „Die Herschel NGC 2415 ein, und konnte somit deutlich mentiert ist (Abb. 2). Nebel“, Veröffentlichung der Stern- erkennen wie (760) Massinga sich lang- warte Heidelberg, Bd. 9 sam in Richtung Westen weiterbewegte. [4] M. Wolf, 1914: „Nachruf Adam Gegen Ende meiner visuellen Beobach- Literaturhinweise: Massinger“, Astron. Nachrichten tungen um 21:16 UT fertigte ich dann [1] J. L. E. Dreyer, 1912: “The Scienti- 4772, S. 335 zur Dokumentation eine Zeichnung an fic Papers of Sir William Herschel” Hatte der Komet der C/2016 U1 (NEOWISE) einen Helligkeitseinbruch? von Uwe Pilz

Der Komet NEOWISE wurde am 21. Ok- tober 2016 von einem in einer Erdum- laufbahn befindlichen Infrarot-Teleskop entdeckt. Die Entdeckung fiel in die kometenarme Zeit des Jahres 2016. Ob- wohl der Komet zunächst noch ziem- lich schwach war, wurde er von unserer Fachgruppe eifrig beobachtet, nachdem sich der Mond vom Morgenhimmel zu- rückgezogen hatte. Ende des Monats lagen die Helligkeitsbestimmungen zwi- schen 11,5 und 13,5 mag und waren also von Unsicherheit geprägt. Die Helligkeit

1 C/2016 U1 (NEOWISE) am 06.01.2017 um 05:30 UT. Instrument: 10-Zoll- Deltagraph, f/3,3, belichtet 12 x 28 s mit Fuji-XM1-CCD-Kamera (Uwe Wohlrab)

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stieg jedoch rasch an und erreichte in der zweiten Dezemberwoche 10 mag. Danach störte der Mond am Morgenhimmel, es liegen nur wenige Beobachtungen vor. Eine zu dieser Zeit ausgeführte Auswer- tung der Lichtkurve dieses Zeitraumes sagte eine Perihel-Helligkeit von 3-4 mag voraus. Ungewöhnlich war, dass hierzu ein Aktivitätskoeffizient von 6-7 notwendig war. Solche Werte sind ty- pisch für Kometen, welche schon viele Sonnenumläufe hinter sich haben und deren Staubdecke erst einmal durchbro- chen werden muss. Für dynamisch junge Kometen liegt dieser Wert zwischen 3 und 4. Trotz dieser leicht nachvollzieh- baren Zweifel wurde der Komet in den Medien als „kosmisches Leuchtspurge- schoss“ angekündigt [1].

Spätestens ab der 2. Dezemberhälfte war klar, dass NEOWISE diese Erwartungen nicht erfüllen würde. Tatsächlich lagen perihelnahe Messungen bei nur 7,5 mag: 2 Der Komet war vor dem Perihel zwar ein Modelle der Helligkeitsentwicklung von C/2016 U1 (NEOWISE): Rot = Zwei-Phasen- schönes Fernglasobjekt, aber eben weit Modell, Gelb = Ein-Phasen-Modell. Die quasivisuellen Helligkeiten von Thomas davon entfernt, freisichtig zu sein. Lehmann sind gelb hervorgehoben.

Rückblickend scheint es, als ob der Ko- met nach der ersten Dezemberwoche Helligkeitsverlauf lässt sich durch ein einen Helligkeitseinbruch erlitten hat. einziges Modell mit einen Aktivitätskoef- Seiichi Yoshida gibt auf seinen Inter- fizienten von 3,7 gut beschreiben. Ganz netseiten [2] ein solches Modell an: Vor offensichtlich waren in der Anfangszeit dem 2. Dezember nimmt er einen Aktivi- einige visuelle Helligkeitsbestimmungen tätskoeffizienten von 12 an, und danach zu schwach, der Komet Mitte November einen von 4. Ich habe selbst ein Zwei- sehr diffus und schwer zu messen. Aktivitätenmodell gerechnet und zwar so, dass das Modell den Helligkeitsver- lauf bestmöglich wiedergibt. Der ideale Internetlinks: Teilungspunkt der Modelle liegt bei r = 1 [1] www.spektrum.de/news/sichtbarer- AE, dort war der Komet am 8. Dezember. komet-passiert-die-erde/1433840, abgerufen am 11. Januar 2017 Meine Rechnung ergab für die beiden [2] http://aerith.net/comet/ Aktivitätskoeffizienten Werte von 7,0 catalog/2016U1/2016U1.html, und 3,5. abgerufen am 12. Januar 2017

Man muss sich aber fragen, ob die Tei- lung der Lichtkurve in zwei Modelle ge- rechtfertigt ist. Ich habe dazu nur mit den Werten gerechnet, die aus Thomas Lehmanns Helligkeitsbestimmungen stammen. Diese sind aus Kometenfoto- grafien abgeleitet, berücksichtigen aber die gesamte Koma und sind damit vi- suell-ähnlich. Beobachtungseffekte sind bei diesem Verfahren weniger stark, die Werte streuen geringer. Auf Basis dieser Daten lässt sich eine Zwei-Komponen- ten-Lichtkurve nicht rechtfertigen. Der

VdS-Journal Nr. 62 THEMEN AUF DEN PUNKT GEBRACHT

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1-1_Spektrum_Kompakt_5.0.indd 1 22.05.17 10:16 72 Kometen

Komet 2P/Encke Sichtbarkeit 2016/2017 – die VdS-Bilderstrecke von Uwe Pilz und Werner E. Celnik

Komet 2P/Encke ist einer der Kometen, welche nicht nach einem Entdecker benannt wurden. Johann Franz Encke erkannte 1819, dass die Erscheinungen von 1786, 1795, 1805 und 1818 zu einem Schweifstern gehören. Er sagte auch die Wiederkehr 1822 richtig voraus. Der Komet hat eine Umlaufzeit von 3,3 Jahren. Allerdings kann er nur alle 10 Jahre von einem mitteleuropäischen Standort aus gut beobachtet werden. Das Perihel im März 2017 war so eine günstige Wiederkehr.

Bis zum Redaktionsschluss Ende Februar hatte der Komet eine Helligkeit von etwa 11 mag erreicht und erschien nicht besonders auffällig. Ist ein Schweif des Kometen ohnehin nur bei günstigen Wiederkehren zu beobachten, war ein Highlight der Vor-Perihel- zeit 2017 die Entwicklung eines dreifach verzweigten Schweifes! Die erste auf der Homepage der Fachgruppe Kometen der VdS (http://fg-kometen.vdsastro.de/) dokumentierte Fotografie dieser Saison stammt vom 29.8.2016 und zeigt einen nahezu punktförmigen 2P/Encke mit einer Helligkeit von ca. 18 mag (Autor: Alexander Baransky). Danach entwickel- te sich eine zarte Koma, doch erst um den Jahreswechsel 2016/17 herum zeigte sich ganz schwach ein Schweif. Die hier vorgestellten Bilder belegen, dass es für die Kometenbeobachtung und -fotogra- fie von wesentlichem Vorteil ist, einen dunklen Himmel zu haben.

1 Oben: 31.10.2016, 18:36 UT, 12-Zoll-Öffnung, f/4, Kamera SXV-H9, 8 x 270 s, Michael Jäger

2 Rechts: 29.11.2016, 16:37 UT, 12-Zoll-Öffnung, f/4, Kamera G2-16300, 13 x 300 s, Michael Jäger

VdS-Journal Nr. 62 73

3 Oben: 31.12.2016, 17:15 UT, 12 Zoll Öffnung, f/4, Kamera G2-16300, 45 min, Michael Jäger. Hellster Stern im Bild ist Beta Psc (4,5 mag).

4 Rechts: 18.01.2017, 19:00 UT, 16 Zoll Öffnung, f/2,5, Kamera SBIG 8300M, 10 x 180 s, Roland Fichtl. Die Kompo- nenten des hellen Doppelsterns westlich des Kometen sind 8,8 und 9,1 mag hell.

Unten: 20.01.2017, 18:24 UT, 8-Zoll- 5 Newton, f/2,8, CCD-Kamera Moravian G2 8300, belichtet in L-R-G-B: 25-5-5-5 min, Norbert Mrozek. Der hellste Stern im Bild ist 7 Psc mit 5,1 mag.

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Journal Nr. 62 74 Amateurteleskope / Selbstbau

VdS-Journal Nr. 62 Kometen 75

6 Links oben: 27.01.2017, 18:23-19:05 UT, Teleskop ASA 12NO3Z, f/3,6, Kamera Mo- ravian G4-16000EC, belichtet in R-G-B: 5 x 3-3-2 min, Martin Nischang. Man beachte die Schweifstruktur.

7 Links Mitte: 15.02.2017, 17:55 UT, 12 Zoll Öffnung, f/4, Kamera G3-16200, 8 x 210 s, Michael Jäger. Man beachte die Schweif- struktur.

8 Links unten: 15.02.2017, 17:48 UT, Objek- tiv 1:2,5 / 135 mm, Kamera Canon 600D, 10 x 20 s, Wolfgang Vollmann. Hellstes Objekt im Bild ist Venus.

9 Rechts: 19.02.2017, 17:35 UT, ASA Astro- graph H8, f/2,9, Kamera FLI PL 16803, belichtet in L-R-G-B: 9-3-3-3 min, Gerald Rhemann. Hellster Stern im Bild ist Omega Psc mit 4,0 mag.

10 Unten: 27.02.2017, 18:05 UT, 10 Zoll Öffnung, f/4, Kamera G3-16200, 6 x 180 s, Michael Jäger

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Journal Nr. 62 76 Kometen

Komet 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova Sichtbarkeit 2016/2017 – die VdS-Bilderstrecke

von Werner E. Celnik und Uwe Pilz

Der Periheldurchgang des Kometen 45P/Honda-Mrkos-Pajdusakova um den Jahreswechsel 2016/2017 war bemerkenswert. Zum einen, weil man den Kometen (etwas ungünstig) vor dem Perihel und recht günstig nach dem Perihel beobachten konnte. Viel wichti- ger aber war der geringe Erdabstand: Am 11. Februar 2017 waren es nur 0,08 AE (12 Mio. km)! Zu diesem Zeitpunkt störte der Mond, das Beobachtungsfenster öffnete sich erst vier Tage später. Uwe gelang genau an diesem Tag die Sichtung in einem 7x50-Fernglas, allerdings von einem guten Gebirgshimmel aus. Die gemessene Helligkeit von 7 mag täuscht über die Schwierigkeit der Sichtung hinweg: Es handelte sich um eine vollmondgroße sehr matte Scheibe mit nur wenigen Einzelheiten. Auch die Fotos aus dieser Zeit belegen, dass es sich um einen sehr diffusen Schweifstern handelt. Es ist dennoch eine Seltenheit, eine solch große Koma beobachten zu können. Mit fotografischen Mitteln offenbarten sich auch viele Einzelheiten, die den visuellen Beobachtern verborgen blieben. Für viele Fotografen problematisch war die hohe Winkelgeschwindigkeit, die der Komet bei seiner „Erdpassage“ vorlegte: 23 Bo- genminuten in der Stunde (= 9,2° pro Tag). Den Kometen trotzdem als nachgeführtes Objekt vor einem Himmelshintergrund aus punktförmigen Sternen darzustellen, erforderte dann schon einige bildbearbeitungstechnische Tricks. Hilfreich waren hier dann natürlich lichtstarke Optiken mit hohem Öffnungsverhältnis f/2 … f/3.

Neben der in Erdnähe riesigen Koma, deren Ablichtung bei Mondlicht naturgemäß eine Herausforderung bietet, war zunächst ein sehr schmaler Gasschweif beobachtbar. Einige Tage nach der Erdpassage wurde dann (bei dunk- lerem Himmel) ein breiter aufgefächerter Staubschweif sichtbar. Ende Februar erschien ein kurzer Gegenschweif. Besonders interessant war die Passage des Kometen an den Galaxien NGC 4656 und 4631 in der Nacht vom 18. zum 19. Februar.

1 02.12.2016, 16:49 UT, 45P bei Ch1 Sgr (5,0 mag), 16 Zoll Öffnung, f/2,5, Kamera SBIG 8300M, Horizont- höhe 6°, Roland Fichtl

17.12.2016, 18:50 UT, 45P bei 2 4 Cap (5,9 mag), ASA-12-Zoll- Teleskop, f/3,6, Kamera FLI ML 16200, belichtet in L-R-G-B 12-3-3-3 min, Remote, Farm Tivoli/Namibia, Gerald Rhemann Kometen 77

3 28.12.2016, 18:52 Uhr, 45P im Sternbild Capri- cornus bei SAO 163943 (7,3 mag), ASA-12-Zoll- Teleskop, f/3,6, Kamera FLI PL 16200, belichtet in L-R-G-B 12-6-6-6 min, Remote, Farm Tivoli/ Namibia, Gerald Rhemann

4 30.12.2016, 16:33-17:18 UT, 45P im Sternbild Capricornus, 200-mm-Objektiv, f/3,5, Kamera Canon 1100D, ISO 400, 10 x 45 s + 15 x 60 s, Robert Hilgendorf

5 05.02.2017, 04:38 UT, 45P im Sternbild Aquila, 200-mm-Newton, f/4, Kamera Canon 60Da, 4 x 180 s, Ort: Kempten, Michael Buechner

6 14.02.2017, 02:27-05:07 UT, 45P im Sternbild Bootes bei HD 131451 (6,9 mag), 200-mm- Newton, f/4, Kamera Canon 700Da, ISO 1600, 475 x 15 s, Bildfeldhöhe 47’, Mond 89 %, Ort: Rheinberg, Werner E. Celnik

VdS-Journal Nr. 62 78 Kometen

7 Oben links: 15.02.2017, 20:50-21:45 UT, 45P im Sternbild Jagdhunde bei AW CVn (4,7 mag), 135-mm-Objek- tiv, f/2, Kamera Fuji X-A1, ISO 3200, 27 x 60 s, Ort: Schweinitz/Fläming, Martin Nischang

8 Oben rechts: 15.02.2017, 21:45 UT, 45P im Sternbild Jagdhunde bei SAO 63737 (6,3 mag), Zeichnung am 7x50-Fernglas, Uwe Pilz

9 18.02.2017, 22:06 UT, 45P im Stern- bild Jagdhunde bei Galaxie NGC 4656, ASA-8-Zoll-Teleskop, f/2,8, CCD-Kamera FLI ML 8300, belichtet in L-R-G-B 900-100-100-100 s, Re- mote, Südfrankreich, David Bender

10 18.02.2017, 23:04 UT, 45P im Stern- bild Jagdhunde bei Galaxien NGC 4656 und 4631, 10-Zoll-Newton, f/4, Kamera Canon 6D, ISO 3200, 20 x 60 s, Norbert Mrozek

VdS-Journal Nr. 62 Amateurteleskope / Selbstbau 79

11 18.02.2017, 23:55 UT, 45P im Sternbild Jagdhunde bei Galaxien NGC 4656 und 4631, 10 Zoll Öffnung, f/4, Kamera G3-16200, belichtet in LRGB je 140 s, Michael Jäger

12

19.02.2017, 07:13 UT, 45P im Sternbild Jagdhunde bei Galaxien NGC 4656 und 4631, 106-mm-Apo-Refraktor, f/5, Kamera SBIG STL-11000M, belichtet in L: 3 x 120 s, in RGB: 1 x 60 s, Remote Mayhill/New Mexico/USA, José J. Chambo

13 25.02.2017, 02:17 UT, 45P im Sternbild Ursa Major bei SAO 81893 (5,9 mag), 12-Zoll-ASA- Astrograph, f/3,6, Kamera FLI PL 16803, belichtet in L-R-G-B 15-4-4-4 min, Gerald Rhemann

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Journal Nr. 62 80 Planeten

Untere Venuskonjunktion im März 2017 und mehr von Bernd Flach-Wilken

Genau am 25.03.2017 um 03:17 UT er- chungsphänomen gipfelt in einem völlig zu finden war nicht ganz einfach, weil reichte Venus, unser hellster Nachbarpla- geschlossenen Lichtkranz, der kurz vor eine minimale Defokussierung im Tele- net, dieses Jahr seine untere Konjunktion dem Eintritt der Venus vor die Sonne bei skop den Schwesterplaneten sofort un- zur Sonne und war mit einem Abstand Venustransits beobachtbar ist [1]. Dieser sichtbar werden ließ, so gering waren die von 8° 17,6' nicht weit vom maximal Lomonossow-Ring wird möglicherweise Bildkontraste. Ein kräftiger Rotfilter (RG möglichen scheinbaren Abstand bei einer auch am 03.06.2020, also in drei Jahren, 630) half etwas, aber ein weiteres Man- unteren Konjunktion zur Sonne entfernt beobachtbar sein, wenn eine extrem son- ko wurde schnell augenfällig: Das Seeing (etwa 9°). Die Beobachtung der dann ext- nennahe untere Venuskonjunktion mit war so grottig schlecht, dass eine Video- rem dünnen Venussichel hat ihren beson- nur 14' Abstand vom nördlichen Son- sequenz mit 5000 Bildern das Programm deren Reiz, das ist nicht nur ästhetisch nenrand aus gemessen stattfinden wird. Autostakkert [2] an seine Grenzen und ein Genuss der Sonderklasse, sondern Freunde dieser Konjunktionen sollten darüber hinaus brachte (Abb. 1). stellt auch eine gewisse Herausforderung schon mal ihre Terminkalender aktuali- an das Beherrschen der Teleskopausrüs- sieren, denn solch eine enge untere Kon- Wesentlich besser und mit weniger See- tung dar. Letzteres ist mit den heute weit junktion hat es seit den Venustransits ingturbulenzen zeigte sich der Himmel verbreiteten GoTo-Montierungen nicht 2004 und 2012 nicht mehr gegeben. drei Tage später. Die noch immer sehr mehr so spannend wie früher, trotzdem feine Venussichel erfüllte alle an sie ge- hat schon manchem Beobachter die sehr Die diesjährige untere Venuskonjunkti- stellten Erwartungen, ein wirklich hoch- nahestehende Sonne einen Strich durch on sollte also leicht zu beobachten ge- gradiger Astrogenuss (Abb. 2). Wiede- den Auffindungsplan gemacht. wesen sein, vorausgesetzt, der Himmel rum eine Woche danach war die Sichel hätte sich tiefblau, also ohne kontrast- bereits deutlich „fetter“ geworden und es Erfahrenen Beobachtern zufolge soll ab mindernde Hochbewölkung gezeigt und hat sich, wie auf Abb. 3 zu erkennen ist, etwa 2° Konjunktionsabstand zur Son- das Seeing wäre einigermaßen brauch- der Positionswinkel der Sichel durch die nenmitte ein Übergreifen der Hörner- bar gewesen. Leider traf beides hier im schnelle Bahnbewegung deutlich verän- spitzen beobachtbar sein, welches durch Westerwald nicht zu. Schon die Venus dert. Alle Bilder sind astronomisch orien­ die Sonnenlichtbrechung in der Venusat- mit GoTo-Befehlen in meinem 178-mm- tiert, Süden ist oben. mosphäre bedingt ist. Dieses Lichtbre- Refraktor (Selbstbau, Christen-3-Linser)

1 2 Am 25.03.2017, dem Tag der unteren Venuskonjunktion, herrsch- Deutlich besser gelang ten schwierige äußere Beobachtungsbedingungen. Sowohl recht dies drei Tage später am dichte Zirruswolken als auch Seeing der übelsten Sorte erschwer- 28.03.2017. Equipment und ten die Beobachtung deutlich. Die Aufnahmesequenz entstand Aufnahmeparameter wie bei durch einen 178-mm-Refraktor (mit Energieschutzfilter DERF) bei Abb. 1. 6,4 m effektiver Brennweite und einer ASI-174MM-Kamera. Das Programm Autostakkert 2 war überfordert, 15 % der 5000 Einzel- bilder zu einem Gesamtbild zu integrieren.

VdS-Journal Nr. 62 Planeten 81

3 Zur Synchronisation der Montierung vor dem GoTo zu Venus hatte sich natürlich Am 04.04.2017 die Sonne angeboten, welche am letzten hatte die Sichel Tag noch etwas Besonderes bot. Abb. 4 schon wieder deut- zeigt die randständige Sonnenflecken- lich zugenommen. gruppe AR 2644, in der sich gerade ein Recht gute äußere Flare entwickelt. Diese Gruppe ist trotz Bedingungen bei aktuell geringer Sonnenaktivität dadurch gleichen Bildpara- bekannt geworden, dass sie am laufen- metern wie in Bild den Band Flares der Klasse M produzier- 1 erlaubten dieses te, die das Bild mit hellen begleitenden Porträt. Protuberanzen zeigt.

Dieser Tag war somit ein schöner und versöhnlicher Abschied von der Beob- Quellenangaben (Stand April 2017): wargentin-mallet-effekt-heisen- achtungsperiode der unteren Venuskon- [1] www.herzberger-teleskoptreffen. sollte/ junktion und bereits mit viel Vorfreude de/e_venus_1.php www.eso.org/public/outreach/ auf die Konjunktion im Jahr 2020 gar- https://skyweek.wordpress. eduoff/vt-2004/photos/images/vt- niert. com/2012/06/24/wer-entdeckte-die- photo-01-loco.jpg venus-atmosphare-oder-warum-der- [2] www.astrokraai.nl/autostakkert.php lomonossow-effekt-vielleicht-besser-

4 Beim Synchronisieren der Montierung zum genaueren Auffinden von Venus am 04.04.2017 gegen 9:00 UT erschien gerade ein kleiner Flare im Randgebiet von AR 2644. Am 178-mm-Refraktor kam ein Solar-Spectrum-Ha-Filter mit Halbwertsbreite 0,5 Å zum Einsatz. Verwendet wurden in AviStack2 10 % von 3000 Videobildern, gewonnen mit einer ASI 174MM. Das Schwarzweißbild wurde in Photo- shop nachkoloriert.

VdS-Journal Nr. 62 82 Sonne

Sonne

Die provisorischen Relativzahlen des SONNE-Netzes, 2. Halbjahr 2016 von Andreas Bulling 14 Tag Juli August September Oktober November Dezember Oben links: 02.03.2017, 1 1 6 50 0 8 44 21:22 UT, 16 Zoll Öffnung, 2 2 6 46 6 1 46 f/2,5, CDS-5D, ISO 3200, 3 2 0 39 21 14 38 8 x 90 s, Roland Fichtl 4 2 7 29 28 18 27 5 7 24 18 30 16 25 6 7 26 32 40 12 20 15 Oben rechts: 05.03.2017, 7 16 39 39 41 8 15 07:14 UT, Takahashi FSQ 8 26 51 38 46 2 11 106 mm / 530 mm, SBIG 9 39 48 54 47 3 10 STL-11000M, belichtet 300 s, 10 34 54 54 50 16 0 Remote Mayhill/New Mexico/ 11 46 53 45 40 19 3 USA, Michael Hauss 12 42 46 39 29 11 9 13 38 42 27 31 22 8 14 38 41 17 30 22 11 15 49 45 16 26 19 8 16 44 53 9 22 17 0 17 34 41 11 24 16 7 18 48 34 26 22 21 16 19 43 28 45 16 7 12 Comic 20 42 10 39 12 2 11 21 36 7 34 20 1 23 22 26 20 27 18 0 10 23 19 33 43 11 9 3 24 6 35 39 10 8 0 25 0 37 21 13 10 0 26 1 36 19 15 18 1 27 0 41 17 16 20 9 28 6 47 18 25 28 5 29 15 46 12 14 37 4 30 11 50 1 5 44 9 31 6 46 - 10 - 4 Mittel 22,1 33,9 30,1 23,2 14,3 12,5 Mittel 31,5 48,3 42,9 33,0 20,4 17,8 2.0

VdS-Journal Nr. 62 Sternbedeckungen Sternbedeckungen 83

Streifende Sternbedeckungen durch den Mond im 3. Quartal 2017 von Eberhard Riedel

Die vier sehenswertesten streifenden Bedeckungen von Sternen durch den Mond im 3. Quartal dieses Jahres sind im Folgenden dargestellt. Alle Ereignisse finden am unbeleuchteten Nordrand des Mondes statt. Die Landkarte zeigt alle Grenzlinien dieser Ereignisse quer über Deutschland, die der mittlere Mondrand während des Vorbeizuges am Stern be- schreibt. Von jedem Punkt in der Nähe dieser Linien ist zum richtigen Zeitpunkt das oft mehrfache Verschwinden und Wiederauftauchen des Sterns bereits in einem kleinen bis mittleren Fernrohr zu verfolgen.

Allgemeines Grundlage der hier veröffentlichten Pro- fildaten sind Laser-Messungen des ame- rikanischen Lunar Reconaissance Orbi- ters, die vom Chemnitzer Sternfreund Dietmar Büttner in ein dichtes Netz von librationsabhängigen Profilwerten um- gerechnet wurden.

Um streifende Sternbedeckungen erfolg- reich beobachten zu können, werden eine ganze Reihe präziser Informationen benötigt. Die europäische Sektion der International Timing Asso- ciation (IOTA/ES) stellt diese Daten zur Verfügung. Kernstück ist die Software ‚GRAZPREP‘ des Autors, die sowohl eine komplette und stets aktualisierte Auflis- tung aller interessanten Ereignisse als auch für jedes Ereignis die genauen Ko- ordinaten der Grenzlinien und viele wei- tere Informationen liefert.

Darüber hinaus kann von jedem Standort Die Software kann kostenlos unter www. aus das Profil des Mondes und die zu er- grazprep.com heruntergeladen und in- wartende Sternbahn grafisch in verschie- stalliert werden (Password: IOTA/ES). densten Ausschnitten dargestellt werden, Zusätzlich benötigte Vorhersagedateien um so den besten Beobachtungsstandort sind direkt vom Autor (e_riedel@msn. auswählen zu können. Letzterer muss com) oder über die IOTA/ES (www.iota- auch unter Berücksichtigung der Höhe es.de) zu beziehen. Weiterführende In- optimiert werden, weil diese einen Ein- formationen, z.B. über die Meldung der fluss auf den Blickwinkel zum Mond hat. Bedeckungszeiten, sind dort ebenfalls Hierzu können höhenkorrigierte Grenz- erhältlich. linien automatisch in eine Google-Earth- Karte übertragen werden, mit der es dann einfach ist, die besten Beobachtungssta- tionen festzulegen.

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Journal Nr. 62 84 Sternbedeckungen Sternbedeckungen

Ereignis 1: 29.08.2017

Am Abend des 29. August steht gleich die spektakulärste Streifung auf dem Programm: Dann zieht kurz nach 21 Uhr MESZ der gut zur Hälfte beleuchtete zunehmende Mond mit seinem unbe- leuchteten Nordrand am 4,9 mag hellen Stern 42 Oph (SAO 160046) im Sternbild Ophiuchus vorbei. Zu verfolgen ist das Ereignis auf einer Linie, die sich über Aachen, Bonn, Wetzlar und Fulda bis ins südliche Thüringen und Sachsen zieht.

Die Abbildung 1a zeigt die Stelle der engsten Annäherung zwischen Mond und Stern, wie es sich auf der geografischen 1a Die scheinbare Sternbahn (blauweiß gestrichelte Linie) bei Beobachtung genau von Länge von 10° Ost darstellt. Die scheinba- der vorhergesagten Grenzlinie re Sternbahn ist als blauweiß-gestrichelte Linie mit Minuten- und 10-Sekunden- einteilungen und der mittlere Mondrand als gepunktete Linie dargestellt. Zum Zeitpunkt der engsten Annäherung an den mittleren Mondrand um 21:18:51 MESZ ist jedoch ein großer Abstand zwi- schen dem Stern und der unbeleuchteten Mondoberfläche zu erkennen. Die roten Begrenzungslinien parallel zur scheinba- ren Sternbahn zeigen deren Verlagerung bei einer Veränderung des Beobachtungs- ortes von ± 4 km in nord-südlicher Rich- tung. Tatsächlich sind Bedeckungen des Sterns erst ca. 3,2 km südlich der vorher- gesagten Linie sichtbar.

Um eine möglichst große Anzahl von 1b Streifungssituation von SAO 160046 bei Beobachtung 5.030 m südlich der Grenz- Bedeckungen des Sterns beobachten zu linie mit 24-facher Mondhöhendehnung können, ist es erforderlich, sich den am besten geeigneten Standort genau aus- zusuchen. Die Abbildung 1b zeigt das vorhergesagten Grenzlinie nach Süden Einen Anhalt über die Verlagerung der Mondrandprofil in einer 24-fachen Über- ausweichen (zur Software s.u.). scheinbaren Sternbahn, wenn man die in höhung, weshalb auch die Krümmung der Grafik angegebene geografische Brei- der scheinbaren Sternbahn grafisch er- Es ist damit zu rechnen, dass das Licht te verlässt, geben die roten Begrenzungs- forderlich ist. Die Situation entspricht des Terminators die dunklen Mondbe- linien. Diese zeigen in der Abbildung einem Standort, der sich 5.031 m süd- reiche etwas überstrahlen wird, weshalb 1b einen Abstand von der Grenzlinie lich der vorhergesagten Linie befindet. insbesondere die letzten Kontakte etwas von ± 2.000 m, welcher senkrecht zum An dieser Stelle kann zwischen 21:17:35 schwieriger zu verfolgen sein werden. Verlauf der Grenzlinie angetragen wird. und 21:20:30 MESZ das Verschwinden Die eingeblendeten ungefähren Kontakt- Hierdurch ist erkennbar, dass es bei einer und Wiedererscheinen des Sterns zehn- zeiten gelten zudem nur für die gewählte anderen Positionierung jeweils zu einer mal hintereinander erfolgen. geografische Länge von 10° Ost. Da auf sehr unterschiedlichen Anzahl von Bede- anderen Längen der Positionswinkel der ckungen des Sterns kommen wird. Zu beachten ist, dass diese Perspektive geringsten Annäherung ein anderer ist auf den Mondrand vom Niveau der Mee- und dort der Mondrand etwas anders aus- 42 Oph ist nicht als Doppelstern bekannt, reshöhe aus gerechnet ist und auf die sieht, ändern sich dann auch die Wahl des weshalb sein Verschwinden am Mond- tatsächliche Höhe am Beobachtungsort besten Abstandes von der vorhergesagten rand jeweils schlagartig erfolgen müsste. korrigiert werden muss. In einer Höhe Linie und die Anzahl und Zeiten der Kon- Nicht selten wurden bei Sternbedeckun- von z.B. 500 m liegt man in Bezug auf takte. Je weiter östlich die Beobachtung in gen durch den Mond jedoch enge Dop- den Mond bereits 1.411 m nördlicher. Um Deutschland stattfindet, umso näher fin- pelsterne entdeckt. Zu beobachten wäre in dieser Höhe an die Stelle der meisten det die Streifung in Terminatornähe statt dann ein langsameres oder nur teilweises Kontakte zu gelangen, muss man daher und ist dann schwieriger zu verfolgen. Verschwinden und Wiederauftauchen des nicht 5.031 m, sondern 6.442 m von der Sternlichtes.

VdS-Journal Nr. 62 Ereignis 2: 10.09.2017 Anzeige Entdecken Sie die Wunder des Universums!

2a Die scheinbare Sternbahn von SAO 110464 bei 83 % beleuchtetem Mond, 6-fache Mondhöhendehnung, bei Beobachtung genau von der vorhergesagten Grenzlinie

Das ist Space: Vollgepackt mit infor ma tiven Artikeln und atemberaubenden Fotos berichtet Space über die Technik der Weltraumfahrt, ebenso wie über Astronomie und kosmische 2b Streifungssituation von SAO 110464, Beobachtung 1.000 m südöstlich Phänomene. der Grenzlinie mit 24-facher Mondhöhendehnung

Am frühen Morgen des 10. September kommt es zu einer etwas schwieriger zu beob- achtenden streifenden Bedeckung des 6,8 mag hellen Sterns SAO 110464. Der abneh- mende Mond ist dann zu 83 % beleuchtet und deshalb der Abstand der beleuchte- Testen Sie 2 × Space ten Mondoberfläche zur Streifungszone relativ gering, was besonders bei schlechten Sichtbedingungen etwas störende Überstrahlung verursacht. Die Streifungslinie mit 30 % Rabatt! überquert die Städte Köln, Paderborn und Neubrandenburg. Lesen Sie 2 Ausgaben Space für nur 11,90 €* statt 17,00 €* im Handel. Der Mondrandausschnitt in der Abbildung 2a zeigt die scheinbare Sternbahn bei der geografischen Länge von 10° Ost und verdeutlicht geometrisch die Nähe des Termi- Jetzt bestellen und vom nators. Das Mondrandprofil ist hier 6-fach überhöht dargestellt und die blauweiß- Test-Angebot pro‹ tieren: gestrichelte Sternbahn daher gekrümmt. Es ist erkennbar, dass wegen des unter dem mittleren Mondniveau liegenden Terrains auf der vorausberechneten Zentrallinie ge- www.emedia.de/ rade keine Bedeckung des Sterns zu sehen sein wird. space-mini Um aber dennoch Kontakte am dunklen Mondrand zu beobachten, muss man die be- rechnete Zentrallinie nach Süden verlassen. Den Erfolg zeigt die Abbildung 2b, in der Telefon: 0541 80 009 126 die Profildetails für die Länge 10° Ost 24-fach überhöht dargestellt sind. Etwa 1.000 (Mo.–Fr. 8 20 Uhr, Sa. 10 16 Uhr) m weiter südlich, gemessen senkrecht zur Streifungslinie, können zwischen 03:55 EMail: [email protected] und 03:58 MESZ ohne Weiteres 12 Kontakte oder mehr zu beobachten sein. Die roten Begrenzungslinien zeigen den Versatz der Sternbahn bei einem Ortswechsel von ± Post: eMedia Leserservice 1.000 m auf der Erdoberfläche. SAO 110464 ist nicht als Doppelstern bekannt, so dass Postfach 24 69 sein Verschwinden und Wiedererscheinen am Mondrand schlagartig erfolgen dürfte. 49014 Osnabrück

*Preis in Deutschland. 86 Sternbedeckungen Sternbedeckungen

Ereignis 3: 11.09.2017

Nur 23 Stunden später, kurz nach Mit- ternacht des 11. September, liegt der 6,0 mag helle SAO 93320 auf dem Weg des nördlichen Mondrandes. Der Beleuch- tungsgrad ist jetzt auf 74 % zurückge- gangen, so dass die Überstrahlung des Terminators deutlich weniger ins Ge- wicht fällt. In den Genuss dieses schönen Ereignisses kommt der Süden Deutsch- lands auf einer Linie, die von Basel aus- gehend über Nürnberg bis ins südliche Sachsen verläuft.

Da sich die Libration des Mondes nicht sehr vom Vortag unterscheidet und die engste Annäherung zwischen Mond und 3 Stern fast am gleichen Positionswinkel Die scheinbare Sternbahn von SAO 93320 bei Beobachtung ca. 1.480 m südöstlich wie bei Ereignis 2 stattfindet, liegt das der Grenzlinie, 24-fache Mondhöhendehnung Mondterrain erneut unter dem mittleren Niveau.

Die Abbildung 3 zeigt die scheinbare Die Grafik ist, wie alle anderen, für Mee- SAO 93320 ist ein enger Doppelstern. Die Bahn des Sterns durch das zerklüftete reshöhe gerechnet. Bei deutlich höher Komponenten sind jeweils 6,7 mag hell Mondterrain, wenn man ca. 1.480 m von gelegenen Beobachtungsstationen muss und stehen 0,1 Bogensekunde auseinan- der vorausberechneten Zentrallinie nach deren Höhe ebenfalls in die Berechnung der. Nur mit höchster zeitlicher Auflö- Süden ausweicht. An dieser Stelle wird einbezogen werden, um eine genügend sung wird jedoch ein schrittweises Ver- der Stern zwischen 01:57:30 und 02:00 genaue Vorhersage zu erhalten (zur Soft- schwinden und Wiederauftauchen des MESZ mindestens achtmal verschwinden ware s. S. 83). Sterns festzustellen sein. und wiedererscheinen.

Ereignis 4: 12.09.2017

Den Abschluss in diesem Quartal bildet genau 24 Stunden später am frühen Mor- gen des 12. September die sehenswerte und leicht beobachtbare Bedeckung des 6,0 mag hellen Sterns 179 B Tau (SAO 93775). Der abnehmende Mond hat jetzt nur noch einen Beleuchtungsgrad von 63 %, was einen bequemen Abstand zu den hellen Mondstrukturen schafft. Die Strei- fung beginnt in Nordrhein-Westfalen und verläuft in nordöstlicher Richtung durch Niedersachsen und Hamburg bis zur Ostsee. Der Positionswinkel der Streifung ist er- neut ähnlich wie bei beiden Vorereignis- sen, weshalb auch die Mondoberfläche 4 immer noch deutlich unter dem mittle- Die scheinbare Sternbahn von SAO 93775 bei Beobachtung ca. 2.750 m südöstlich ren Mondniveau liegt. Wenn man sich der Grenzlinie, 24-fache Mondhöhendehnung (gerechnet für eine Länge von 10° Ost) etwa 2.750 m südlich der für den mitt- tuation mit einem 24-fach überhöhten 179 B Tau ist ein Dreifachsystem mit den leren Mondrand gerechneten Zentrallinie Mondrandprofil. Möglich werden die Einzelhelligkeiten 6,1, 8,8 und 9,6 mag. aufstellt (gemessen wiederum senkrecht Kontakte durch einen langgezogenen Deshalb ist es bei der Bedeckung nur zur Schattenlinie), wird aber erneut eine Abhang auf dem Mond, der von dieser eines dieser Sterne möglich, dass eine Vielzahl von Kontakten möglich sein. Beobachtungsposition aus gesehen an Resthelligkeit am Mondrand verbleibt Die Abbildung 4 zeigt genau diese Si- dem Stern in voller Länge vorbeizieht. und ein Flackern zu beobachten ist.

VdS-Journal Nr. 62 Veränderliche Veränderliche 87

Spektakulär: Die Bedeckung von VV Cephei 2017–2019 – Einer der größten Sterne unserer Galaxis verdeckt seinen Partner von Dietmar Bannuscher

1

Karte des Sternbildes Kepheus mit Kennzeichung von VV Cep, Cartes du Ciel

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Vergleichsternkarte der AAVSO für VV Cep

Wohl nur dreimal in einem Menschen- leben können/dürfen wir das packende Schauspiel der Verfinsterung des Doppel- sternsystems VV Cephei erleben.

Alle 20,35 Jahre bedeckt der kolossa- le Rote Überriese seinen viel kleineren Partner. Beide Sterne haben ähnliche Massen (knapp unterhalb von 20 Son- nenmassen), allerdings ist der eine Stern im Rahmen seiner Entwicklung zu einem Überriesen aufgebläht (an die Stelle der Sonne versetzt würde er bis zur Jupiter- bahn reichen), während der andere blau leuchtet und fast 100-mal kleiner ist. Dieser Partner soll auch eine Akkretions- scheibe besitzen, gespeist von dem star- ken Sternwind des Überriesen. Aus die- sem Grund dauert die ganze Bedeckung gut zwei Jahre (650 Tage) lang.

Ähnlich wie bei der Bedeckung des Dop- pelsterns Epsilon Aurigae von 2008– 2012 rufen wir zum Mitmachen und zur Mitbeobachtung des besonderen und seltenen Spektakels auf. Das ist auch gar nicht schwierig. Der zeitliche Verlauf sollte den Vorhersagen nach so wie in der Tabelle 1 aufgeführt ablaufen.

Sinnvoll ist eine Beobachtung bereits jetzt, ab sofort. Einmal, um sich mit dem Stern und seiner Umgebung vertraut zu machen, und um einige Beobachtungen

VdS-Journal Nr. 62 88 Veränderliche Veränderliche

im Maximallicht zu besitzen, bevor die Lichtkurve langsam abfällt. Zusätzlich zeigt der Stern auch im Maximallicht leichte Schwankungen, die ein vorsichti- ger visueller Beobachter erkennen könnte und ein Beobachter mit CCD oder DSLR auf jeden Fall aufzeichnen können wird. Aufgrund der Länge des Ereignisses, und um den Beginn der Verfinsterung nicht zu verpassen, empfehlen wir jeden kla- ren Abend eine Schätzung/Messung. Der Stern ist zirkumpolar und somit das ganze Jahr über sichtbar. Für Pausen in der Beobachtung wird das Wetter schon sorgen.

Wir haben einige hilfreiche Karten und Angaben mit Vergleichssternen hier ab- gebildet. Weitere Informationen erhalten und seine Beobachtungen melden kann der geneigte Beobachter auf unserer Website: www.bav-astro.eu. 3 Sternbild Kepheus mit VV Cep, 15 s belichtet mit Canon EOS Tabelle 1: Zeitlicher Ablauf des Bedeckungsereignisses 1100D und Tamron-18-200-mm- von VV Cephei Objektiv, Dietmar Bannuscher

Beginn der Bedeckung 1. Kontakt 04. August 2017 JD = 2457 970 Beginn der totalen Bedeckung 2. Kontakt 27. Oktober 2017 JD = 2458 054 Mitte der Bedeckung: 01. Juni 2018 JD = 2458 288 JD ist die Zeitangabe im sogenannten Ende der totalen Bedeckung 3. Kontakt 06. Februar 2019 JD = 2458 521 Julianischen Datum, einer fortlaufenden Ende der Bedeckung 4. Kontakt 16. Mai 2019 JD = 2458 620 Tageszählung

CTA 102 – extremer Ausbruch eines weit entfernten Quasars von Klaus Wenzel

CTA 102 war die letzten Jahrzehnte seit Anfang August 2016 änderte sich die Si- dioquelle und ein Kürzel für Caltech-Lis- seiner Entdeckung ein eher unschein- tuation, und CTA 102 rückte in das all- te A Objekt Nr 102. Die Liste „A“ wurde barer Quasar im Sternbild Pegasus. Die gemeine Interesse mit einem plötzlichen im August 1960 von Harries und Roberts Helligkeit bewegte sich meist im Bereich Helligkeitsanstieg, der bis Ende August veröffentlicht [2] und enthält insgesamt zwischen 16 und 17 mag, bei einer im- in einem scharfen Maximum von 14,2 Daten für 106 Quellen. Darunter befin- merhin respektablen Rotverschiebung mag einen ersten vorläufigen Höhepunkt den sich viele prominente Objekte wie von z = 1,037. Aufgrund dieser hohen ereichte. Bis Mitte September fiel die zum Beispiel NGC 1275 als CTA 22, M 1 Verschiebung der Spektrallinien in den Helligkeit dann wieder auf 16 mag, da- () als CTA 36 oder 3C273 als roten Bereich ist zu schließen, dass die nach setzte ein kontinuierlicher Anstieg CTA 53, um nur einige zu nennen. CTA Entfernung des Quasars etwa 7-8 Milli- ein, der den Quasar bis Anfang Dezem- 102 war aber neu. Einige dieser neuen arden Lichtjahre beträgt. Das Ereignis, ber auf Werte von über 13 mag anstei- Quellen wurden von russischen Astro- das wir jetzt beobachten, fand demnach gen ließ. Ende Dezember stieß CTA 102 nomen um Nikolai Kardaschew und Jo- bereits lange vor der Existenz unseres in den Bereich der 11. Größenklasse vor sef Schklowski untersucht. Bei CTA 102 Sonnensystems statt. Gute Informatio- und war zu dieser Zeit sicher eines der konnten sie periodische Schwankungen nen und Erklärungen über die Rotver- absolut hellsten Objekte im Universum. der Radiostrahlung von 100 Tagen nach- schiebung findet man im Internet, im weisen (vgl. [4]). Diese Regelmäßigkeit „Lexikon der Astronomie“ des Spektrum Historisches hielten sie für nicht natürlichen Ur- Verlages [1]. CTA 102 ist die Bezeichnung einer Ra- sprungs und interpretierten sie als eine

VdS-Journal Nr. 62 Veränderliche Veränderliche 89

Visuelle und digitale Beobachtungen 2016/17 Durch eine Alarmmeldung der AAV- SO Anfang Dezember 2016 wurde ich auf CTA 102 aufmerksam [3]. Eine erste CCD-Beobachtung mit dem 6-Zöller mei- ner Dachsternwarte am 02.12.2016 zeigte CTA 102 mit einer Helligkeit von 13,15 mag. Nur 24 Stunden später, bei einer visuellen Beobachtung am 12,5-Zöller, schätzte ich den Quasar bereits auf 12,5 mag. Bei weiteren Beobachtungen (visu- ell und digital) zeigte CTA 102 lebhafte Schwankungen auf hohem Niveau. Am 29.12.2016 ereichte der Quasar die Hel- ligkeit von 11,2 mag (visuell und digital beobachtet). Dies war meine bisher hells- 1 CTA 102 am 29.12.2016 um 17:05 UT mit Maximalhelligkeit von 11,2 mag. Bei dem te Quasarbeobachtung, die ich jemals kleinen diffusen Objekt südwestlich des Quasars handelt es sich um die Galaxie durchgeführt hatte! Bis zum Ende der NGC 7305. Bildgröße ca. 25’ x 35’, CCD-Aufnahme am Newton 150 mm/900 mm Beobachtungsperiode Ende Januar 2017 (Dachsternwarte Wenigumstadt). sank das Helligkeitsniveau dann langsam Richtung 14 mag ab. Bei einer Beobach- tung von CTA 102 kann man sozusagen Botschaft von außerirdischen Lebewesen. dische Botschaft in eine Entfernung von als Zugabe die etwa 14 mag helle Ga- Im April 1965 gingen sie damit an die Milliarden von Lichtjahren. Die Hypo- laxie NGC 7305 noch mitnehmen, die Öffentlichkeit. Doch schon bald stell- these der extraterrestrischen Nachricht lediglich 5,5 Bogenminuten südwestlich te sich heraus, dass die Quelle CTA 102 war damit natürlich vom Tisch. des Quasars postiert ist. NGC 7305 wurde mit einem 17 mag schwachen stellaren am 1. September 1886 von Lewis Swift Objekt identisch ist. Ein erstes Spektrum Was blieb, ist ein Song der amerikani- mit einem 16-Zoll-Refraktor entdeckt zeigte dann die wahre Identität: CTA 102 schen Rock Band „The Byrds“, sie widme- und als extrem schwach, klein und rund ist ein Quasar, ähnlich wie der wenige ten dem Quasar ein Lied – „C.T.A. 102“, beschrieben [6]. So ähnlich präsentierte Jahre zuvor identifizierte 3C273, dessen das in ihrem 1967 erschienenem Album sich die Galaxie in meinem 12,5-Zoll- außergewöhnliches Spektrum erstmals „Younger than yesterday“ veröffentlicht Newton. Ich notierte am 29.12.2016 von Maarten Schmidt am Mount Pa- wurde: „... Science tells us that there’s in mein Beobachtungsbuch: „indirekt, lomar entschlüsselt werden konnte [5]. hope. Life on other planets might exist.“ schwach sichtbarer runder kleiner diffu- Dies rückte CTA 102 und seine außerir- ser Nebel“.

2

Die historische Lichtkurve (POSS, Pica et al., VSNET, Autor) ab Ende der 50er-Jahre verdeutlicht die Heftigkeit des Ausbruchs 2016/17.

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Lichtkurve (visuell am 12,5-Zoll-Newton, CCD am 6-Zoll-Newton) des Ausbruchs von CTA 102 nach Beobachtun- gen des Autors in der Dach­ sternwarte in Wenigumstadt von Dez. 2016 bis Januar 2017.

VdS-Journal Nr. 62 90 VdS-Nachrichten Veränderliche

Man darf gespannt sein, in welchem Ak- tivitätszustand sich CTA 102 zu Beginn der neuen Beobachtungssaison (dies dürfte bei Erscheinen dieses Heftes der 4 Fall sein), wenn er wieder nach seiner Konjunktion mit der Sonne am Morgen- Zeichnung der Region um himmel auftaucht, präsentieren wird. CTA 102 mit NGC 7305 nach visuellen Beob- achtungen am Newton Literaturhinweise und Internetlinks: 317 mm/1.500 mm bei [1] Lexikon der Astronomie, Spektrum Vergrößerungen zwischen Verlag: „Rotverschiebung“, www. 170- und 300-fach. Der spektrum.de/lexikon/astronomie/ Durchmesser des Bild- rotverschiebung/417 feldes beträgt etwa 20’. [2] D. E. Harris, J. A. Roberts, 1960: “Radio Source Measurements at 960 MC/S”, PASP 72, p. 237 lity of the radio source CTA 102”, [5] M. Schmidt, 1963: “3C 273: a [3] E. Waagen, 2016: “Blazar CTA 102 IBVS Nr. 83 (dies ist die Veröffent­ star-like object with large red-shift”, (4C11.69) in very bright outburst”, lichung über die periodischen Nature 197, p. 1040 AAVSO Special Notice #426, Dez. Radiosignale, die die Grundlage [6] L. Swift, 1886: “Catalogue No. 4 of 1, 2016 zur „Zivilisation von CTA 102“ nebulae discovered at the Warner [4] G. B. Sholomitsky, 1965: “Variabi- darstellte) Observatory”, AN 115, S. 2752 Wir begrüßen neue Mitglieder

Mitgl.-Nr. Name Vorname Straße PLZ Ort 20792 Dohmen Karl Nußbaumerstraße 23 50823 Köln 20794 Claas Hans-Joachim Philipp-Scheidemann-Str. 2B 40595 Düsseldorf 20796 Freisler Thomas Dieselstraße 46 51103 Köln 20797 Cnota Norbert Peterskath 16 46562 Voerde 20798 Sternwarte Helmstedt c/o Herrn Guido Meinhard Lessingstraße 20 38350 Helmstedt 20802 Sternwarte der Hardtwaldklinik I. c/o Arthur Battenberg Hardtstraße 31 34596 Bad Zwesten 20813 Breitsameter Rudolf Bürgermeister-Koch-Str. 20 82178 Puchheim 20814 Lehmann Thomas Schwanseestr. 41 99423 Weimar 20816 Reichert Oliver Hübschmannstr. 13 09112 Chemnitz 20819 Vinkon Stefanie Leipziger Str. 61 47918 Tönisvorst 20820 Viehr Ekkehard Militschstr. 42 38124 Braunschweig 20821 Wüst Matthias Meistermannweg 56 53359 Rheinbach 20822 Eiglsperger Simon Ferdinand-Maria-Straße 12 85051 Ingolstadt 20823 Thomas Dieter Landstraße 38 21756 Osten 20824 Dr. Kurz Rainer Edelweißstraße7 82197 Gröbenzell 20826 Straub Sigrid Herisösch 19 88069 Tettnang 20827 Beck Andreas Schickhardtstraße 59 71116 Gärtingen 20828 Willmitzer Reinhard Pappelweg 10 50126 Bergheim 20829 Spaninks Ton Generaal de Werstraat 31 NL 5021 TK-TILBURG 20830 Hertrich Hape Dorfstraße 15 24241 Schmalstede 20831 Weber Stefan Zeilstraße 1 82256 Fürstenfeldbruck 20832 Wimmer Stephan Hochfeldstraße 3 94086 Bad Griesbach 20833 Janotta Günther Bibrastraße 31 97447 Gerolzhofen 20834 Bleymann Florian Eichenstraße 1 97228 Rottendorf 20835 Dreier Jörg Binzer Straße 2 04207 Leipzig 20836 Schüttler Bianca Gartenstraße 26 57392 Bad Fredeburg 20837 Dr. Rand Donald Hans-Sachs-Str. 13 04318 Leipzig 20838 Just Bernhard Hindernburgdamm 81/82; Anfang 10 12203 Berlin 20839 Amateurastronomische Vereinigung Göttingen e.V. c/o Herrn Bernd Lechte Schlesierring 8 37085 Göttingen 20843 Meißner Holger Dr.-Gebhard-Str. 13 37269 Eschwege

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Nachrichten 91

VdS-Vorstand aktuell von Siegfried Bergthal

Neuer Vorstand tagt direkten Austausch fördern. Zum Verant- schläge für Kandidaten nimmt der Vor- Am 14. Januar 2017 traf sich der Vor- wortlichen der neuen Fachgruppe wurde stand ab sofort entgegen: Schicken Sie stand der VdS zum ersten Mal im neu- Stefan Schwager (Sternwarte Riesa) ge- ihren Vorschlag an [email protected]. en Jahr in Heppenheim zu seiner ersten wählt. Sein Stellvertreter ist Rolando Sitzung. Der Vorstand wurde vom Vor- Dölling (Observatorium Aurora) und zum Mitgliedsbeitrag für 2017 sitzenden Otto Guthier um 10:00 Uhr be- Redakteur der Fachgruppe wurde Roland Dem „VdS-Journal für Astronomie“ grüßt. Die Sitzung endete um 17:00 Uhr. Zahn (Sternwarte Bad Kreuznach) er- wurde Anfang Januar auch die Beitrags- nannt. rechnung für das Kalenderjahr 2017 Astronomietag beigelegt. Sofern noch nicht geschehen, Für den Astronomietag 2017 wurden Mitgliederentwicklung überweisen Sie bitte Ihren Beitrag recht- über 36.000 Broschüren und 5.700 Zum 31. Dezember 2016 zählte die VdS zeitig. Sie ersparen damit dem Verein viel Poster gedruckt. Die Broschüren und e.V. 4.102 Mitglieder. Im Januar 2016 zusätzliche Arbeit und Kosten. Poster wurden der Zeitschrift „Sterne waren 4.035 Sternfreunde Mitglied in und Weltraum“ und dem „VdS-Journal der VdS e.V. Allen vorliegenden Anträ- Fragen oder Anregungen? für Astronomie“ beigelegt. 18.900 wur- gen auf Neumitgliedschaft wurde auf der Der VdS-Vorstand hat immer ein offenes den an Sternwarten und Sternfreunde Vorstandssitzung am 14. Januar 2017 Ohr. Schreiben Sie uns Ihre Fragen oder verschickt. Der Vorstand wünscht den zugestimmt. Anregungen an [email protected]. teilnehmenden Sternwarten, Vereinen und Einzelpersonen viel Erfolg und gutes 33. VdS-Tagung und Mitglieder- Wetter! versammlung Die Vorbereitungen für die 33. VdS-Ta- Der Astronomietag 2018 wurde auf den gung und Mitgliederversammlung lau- 24. März 2018 gelegt. Das ist das letzte fen auf Hochtouren. Die Versammlung Wochenende vor Beginn der Sommer- findet dieses Jahr in Heidelberg statt. zeit. Für das Jahr 2018 wird es noch eine Die Einladung wird rechtzeitig an die zweite Aktion mit Poster geben und zwar Mitglieder verschickt. Soviel sei jetzt für den 27. Juli 2018. An diesem Tag fin- schon verraten: Am Sonntag besteht die det eine totale Mondfinsternis statt, und Möglichkeit, das Max-Planck-Institut am selben Tag steht der Mars in Oppo- und die Landessternwarte Königstuhl sition. zu besichtigen. Der VdS-Vorstand lädt schon heute alle Mitglieder zu dieser Der Astronomietag 2019 wird voraus- Veranstaltung ein. sichtlich am 30.03.2019 stattfinden und zwar gleichzeitig mit der „Earth “. Preis der deutschen Astronomie Ab 2020 ist dann geplant, den Astrono- Auf der VdS-Mitgliederversammlung mietag in den Oktober zu legen, weil in wird der o. g. Preis erneut verliehen. Vor- den kommenden Jahren die Abendsicht- barkeit der Planeten sich in den Herbst verlagert hat. Anzeige

Neue Fachgruppe „Astronomische Vereinigungen“ Bei einem Treffen in Heppenheim im Oktober 2016 wurde die neue VdS-Fach- gruppe „Astronomische Vereinigungen“ gegründet. Fast 70 Teilnehmer vertraten bei der Gründung direkt vor Ort allein 31 astronomische Vereinigungen. In vier Hauptthemenbereichen will man künftig die Zusammenarbeit systematisch aus- bauen. Der Austausch wird über Mai- linglisten erfolgen, regelmäßige regio- nale Treffen eingeteilt nach Nord, West, Mitte, Ost und Süd sowie wiederkehrende bundesweite Treffen sollen zudem den

VdS-Journal Nr. 62 92 VdS-Nachrichten

Einladung zur 33. VdS-Tagung vom 20. bis 22. Oktober 2017 in Heidelberg von Carolin Liefke, VdS-Vorstand und Haus der Astronomie in Heidelberg

Schon wieder sind zwei Jahre seit der letzten VdS-Tagung und Mitgliederver- sammlung in Braunschweig vergangen, es ist also an der Zeit, erneut zusam- menzukommen. Die diesjährige Tagung wird vom 20. bis zum 22. Oktober im Haus der Astronomie in Heidelberg (kurz HdA) stattfinden, und hiermit möchte der Vorstand Sie herzlich dazu einladen.

Als Zentrum für astronomische Bil- dungs- und Öffentlichkeitsarbeit hat sich das HdA zum Ziel gesetzt, Wis- senschaftler, Amateure, Schüler, Lehrer, Journalisten und die allgemeine Öffent- lichkeit unter dem Dach der Astronomie zusammenzubringen – wie geschaffen 1 Das Haus der Astronomie beherbergt neben einer kleinen Ausstellung im also für diesen Anlass. Eingangsbereich auch zwei Seminarräume und das Auditorium mit 100 Sitz- plätzen sowie die Büros der Mitarbeiter und die Redaktion der Zeitschrift Das Tagungswochenende beginnt am „Sterne und Weltraum“. (Foto: BEGA) Freitag mit einer öffentlichen Abend- veranstaltung. Das Vortragsprogramm mit Beiträgen aus der Wissenschaft ebenso wie aus dem Amateurbereich startet am Samstag Morgen, voraussichtlich um 09:30 Uhr. Gegen 17 Uhr findet dann die Mitgliederversammlung statt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Abendessen in der Heidelberger Altstadt.

Am Sonntag Vormittag können die astronomischen Institute auf dem Heidelberger Königstuhl – das Max- Planck-Institut für Astronomie und die benachbarte Landessternwarte – besichtigt werden.

Das ausführliche Tagungsprogramm, Informationen zum Tagungs­ort so- wie zu Unterkünften und Anreise finden Sie auf den Webseiten derTa - gung unter www.hausderastronomie. de/vds-tagung-2017.

Dort haben Sie auch die Möglichkeit, sich online für die Tagung anzu- melden. Natürlich erhalten Sie aber demnächst zusätzlich Ihre persön- liche Einladung mit Rückantwort- schreiben per Post. Wer mit einem 2 Landessternwarte, Max-Planck-Institut für Astronomie und Haus der Astronomie Vortrag zum Tagungsprogramm bei- auf dem Heidelberger Königstuhl aus der Luft. Die Form des HdA wurde der tragen möchte, melde sich bitte bei Whirlpoolgalaxie M 51 nachempfunden. (Foto: Sebastian Egner) der Geschäftsstelle.

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Nostalgie 93

ausgewählt und zusammengestellt von Peter Völker – Folge 29

Der heutige Beitrag steht unter „Die Randbemerkung“ im VdS-Nachrichtenblatt vom Juli 1966 auf Seite 86. Der Artikel trägt aus heutiger Sicht mehr den Charakter einer Glosse. Denn vor 51 Jahren tat der „Redaktor“ (das war wohl – siehe Kopfzeile des VdS-Nachrichtenblattes – Joachim Herrmann) die Absicht kund, bei Einführung der Sommerzeit an die Bundesregierung heranzutreten, um Subventionen für den Bau weiterer Planetarien zu erlangen.

Na, dann treten Sie jetzt mal heran, Herr Redaktor – die Zeit ist gekommen. Die VdS wünscht Ihnen viel Erfolg, denn die angeführten Begründungen sind ja stichhaltig!

VdS-Journal Nr. 62 94 VdS-Porträt / Vor Ort

Astronomische Aussichten von Uli Klein

Die Hocheifel gehört zu den am wenigs- 1 ten von der Lichtverschmutzung betrof- Die Milchstraße über fenen Regionen Deutschlands und eignet Neroth, fotografiert an der sich daher optimal für astro­nomische Be- Privatsternwarte von Erwin obachtungen. Neben dem oberhalb von Wünnenberg. Die Aufnah- Schalkenmehren gelegenen Observatori- me zeigt auch Lichtspuren um Hoher List werden einige Privatstern- einiger Meteore. warten in der Region betrieben. 2 Die allgemeine Lichtverschmutzung des Mitglieder der Astrono- Nachthimmels ist seit einigen Jahren mischen Vereinigung in der Diskussion. Schon lange haben Vulkaneifel am Hohen List Stadtbewohner keine Chance mehr, Ster- e.V. (von links: Harald ne am Nachthimmel zu sehen, geschwei- Simon, Prof. Dr. Uli Klein, ge denn einen prachtvollen Sternen- Dr. Martin Miller) vor dem himmel mit dem Band der Milchstraße. 1-m-Spiegelteleskop am Nach neuesten Erhebungen sind zirka Hohen List 80 Prozent der Bevölkerung betroffen. Zu den restlichen 20 Prozent gehört mit Sicherheit auch eine Gruppe von Ama- teurastronomen, die in der Vulkaneifel angesiedelt ist und die sich unter dem Dach der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List e.V. (AVV) zusammengefunden hat. Der Verein entstand am 1. August 2013 durch die Namensänderung des ehemaligen, 2002 gegründeten, Fördervereins des Obser- vatoriums Hoher List. Anlass war die Einstellung der wissenschaftlichen Nut- zung durch das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn und die damit verbundene Schließung der Anla- ge durch die Universität. Eine drohende

Demontage konnte verhindert werden, als das Observatorium im Herbst 2013 unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die AVV konnte einen Teil des Observatori- ums von der Universität mieten. Glück- licherweise ist es der Teil, der auch das 1-Meter-Spiegelteleskop, das größte und modernste vor Ort, enthält. Alle weiteren Teleskopgebäude sind für Besucher mo- mentan leider nicht mehr zugänglich.

3 Uli Klein mit seinem Newton- Teleskop in Meuspath

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Porträt / Vor Ort 95

Die Mitglieder des AVV engagieren sich dafür, dass das Observatorium für die Astro­nomie erhalten wird. Zusammen mit der Künstlergruppe „SternwARTe Vulkaneifel­ e.V.“ wird versucht, diese schöne Liegenschaft, bisher eine nord- rheinwestfälische Exklave, nach Rhein- land-Pfalz zu überführen und so dieser Heimstätte der Amateurastronomie in der Vulkaneifel eine sichere Zukunft zu garantieren. Schwerpunkt der Aktivitä- ten der AVV bildet die Öffentlichkeits- arbeit in Form von regelmäßigen Füh- rungen, Vorträgen und astronomischen Beobachtungsveranstaltungen, welche auch die Nutzung von Teleskopen mit einbeziehen. In diesem Rahmen werden praktische und theoretische Fragen so- wohl der Astronomie als auch verwand- ter Wissensgebiete in populärer und wissenschaftlicher Form vermittelt, um weite Kreise der Bevölkerung mit dem Geschehen im Universum vertraut zu machen. Dementsprechend finden aktu- elle astronomische Ereignisse gleicher- maßen Berücksichtigung wie Erkennt- nisse, die seit Jahrtausenden gewachsen sind. Beispielsweise war der Merkurtran- sit vor der Sonne am 9. Mai letzten Jah- res für viele Menschen Anlass, dem Ho- hen List einen Besuch abzustatten. Dort war ein großes Arsenal an Instrumenten zur Sonnenbeobachtung aufgebaut, und der interessierte Laie wurde kompetent bei der Beobachtung „an die Hand ge- nommen“. Diese Kompetenz rührt nicht zuletzt daher, dass praktisch alle beim AVV engagierten Mitglieder ein eigenes Teleskop oder gar eine private Sternwarte besitzen.

Prof. Dr. Uli Klein, wohnhaft in der Graf- 4 schaft und in der Eifel (Adenau) aufge- Die Spiralgalaxie wachsen, besitzt eine Gartensternwarte M 51 sowie weiter in Meuspath bei Nürburg. Den meisten entfernte Galaxien, ist diese Region eher wegen des nahe- aufgenommen an der gelegenen Nürburgrings bekannt. Wenn Sternwarte Meuspath sich der alltägliche Autolärm am Abend gelegt hat, wird bei gutem Wetter das Dach der Sternwarte, die auf 540 Metern Höhe liegt, geöffnet. Es taucht dann ein Maksutov-Newton-Teleskop mit knapp 8 Zoll Öffnung und 1000 Millimetern Brennweite auf. Dieser Teleskoptyp 5 zeichnet sich durch eine hohe Abbil- dungsgüte über ein großes Sichtfeld aus. Die Spiralgalaxie NGC Als „Gegengewicht“ fungiert ein Refrak- 4565, aufgenommen tor, der für die Sonnenbeobachtung mit an der Sternwarte einem entsprechenden Filter bestückt Meuspath

VdS-Journal Nr. 62 96 VdS-Porträt / Vor Ort

Himmel, sei es mit dem bloßen Auge, durch einen riesigen Feldstecher oder eben durch das Fernrohrokular, und dies alles unter fachkundiger Anleitung. Herr Klein bietet, so die Wetterbedingungen es zulassen, Führungen für interessierte Laien an; diese können sich zur weiteren Absprache vorher über Telefon oder per Email anmelden. Kontakt: Sternwarte Meuspath Tel. 0160 - 291 61 54 [email protected]­bonn.de

Der Ort Höchstberg liegt etwa fünf Kilo­ meter nordöstlich von Ulmen und ca. 18 Kilometer östlich der Sternwarte Hoher List im Naturpark Vulkaneifel. Die Pri- vatsternwarte wird von Herrn Dr. Mar- tin Miller betrieben. Sie ist leicht zu finden. Gegenüber dem Friedhof führt von der Hauptstraße die kleine Straße „Im Staudchen“ ab. An der Einfahrt steht auch ein Schild „Sternwarte“. Das Haupt­ instrument des Observatoriums ist ein Maksutov-Teleskop mit 40 Zentimetern Öffnung und vier Metern Brennweite. Es kann für visuelle Beobachtungen genutzt werden, aber auch für Astrofotografie. Das Fernrohr kann computergesteuert positioniert werden. Herr Miller bietet 6 40-cm-Maksutov-Teleskop auf der Sternwarte Höchstberg bei klarem Himmel Führungen für Besu- cher an, die sich zur weiteren Absprache

werden kann. Außerdem ist noch Platz für einen alten Refraktor aus der Ju- gendzeit (7 Zentimeter Öffnung, 1000 Millimeter Brennweite). Die Sternwar- te, „Himmelshäusjen“ getauft, steht auf einer Wiese des ehemaligen Bauernhofs der Schwiegereltern, der seit einiger Zeit unter Erhaltung des bäuerlichen Cha- rakters in ein Feriendomizil umgewan- delt wurde. Da die „Villa Luzia“ immer wieder Gäste aus allen Regionen Euro- pas beherbergt, kommen diese – wenn gewünscht – in den Genuss von Him- melsführungen mit Blick durch die Te- leskope. Oder Uli Klein bringt zu später Stunde die Kamera am Hauptinstrument an, um lange Belichtungen ausgewählter Himmelsregionen durchzuführen. Nebel in der Milchstraße sowie ferne Galaxien werden aufgenommen, wobei man bei Letzteren ca. 100 Milliarden Sterne im Bild festhält. Inmitten einer immer noch intakten landwirtschaftlich geprägten Region gelegen, bietet diese Gartenstern- warte neben dem Postkartenblick auf die Hocheifel den ungetrübten Blick zum 7 Dr. Martin Miller in seiner Sternwarte

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Porträt / Vor Ort 97

8 M 16, der Adlernebel, aufgenommen an der Sternwarte Höchstberg

vorher über Telefon oder per Email an- melden sollten. Kontakt: Sternwarte Höchstberg Tel 0 26 57 - 94 00 32 www.vulkaneifelsternwarte.de

Etwa einen Kilometer westlich, ebenfalls im Naturpark Vulkaneifel gelegen, befin- det sich in Kötterichen die Sternwarte von Henry Heimbach, die er vor 16 Jahren gebaut hat. Bei dieser Sternwarte han- delt es sich ebenfalls um eine Schiebe­ dachkonstruktion, wobei bei Henrys Sternwarte das Schutzdach des Teleskops über einen benachbarten Kontrollraum geschoben wird. Das Hauptinstrument ist ein 30-Zentimeter-Schmidt-Cassegrain- Spiegel mit drei Metern Brennweite; die- ser ist computergesteuert. Auch in Henry Heimbachs Sternwarte sind interessierte Gäste herzlich willkommen, um einen Blick durch das Teleskop zu werfen. Für Groß und Klein ein Spaß und interessant. Kontakt: Sternwarte Kötterichen www.vulkaneifelsternwarte.de

9 Astronomie-Nachwuchs bei Henry Heimbach in Kötterichen

VdS-Journal Nr. 62 98 VdS-Porträt / Vor Ort

Weitere eineinhalb Kilometer westlich liegt Horperath. Hier gibt es nicht nur eine Obstbrennerei, sondern hier hat Thomas Dahmen eine kleine Sternwar- te. In dieser steht allerdings ein ziemlich großes Newton-Teleskop mit 460 Milli- metern Öffnung und 1300 Millimetern Brennweite sowie ein APO-Refraktor mit 130 Millimetern Öffnung und 780 Mil- limetern Brennweite. Mit Letzterem sind auch Sonnenbeobachtungen möglich. Die Beobachtung sowie die Fotografie beschränken sich damit nicht nur auf den Nachthimmel. Die Teleskope sind kom- plett aus der Ferne (Remote) bedienbar, was in kalten Nächten ein gewisser Vor- teil ist. Durch die Adaption verschiedener drehbarer Filter ist das große Newton- Teleskop auch für die visuelle Beobach- tung sehr gut geeignet. Mit seiner großen Öffnung lassen sich sehr schnell schwach leuchtende Himmelsobjekte auf den CCD- Chip der Kamera bannen, wobei immer ein sehr großes Sichtfeld abgebildet wird. Kontakt: Sternwarte Horperath Tel. 0 26 92 - 93 09 75 tdahmen@rz­online.de 10 Thomas Dahmen mit seinem Newton-Teleskop in Horperath

11 Der Orionnebel M 42, mit dem 46-cm-Spiegel der Sternwarte Horperath aufgenommen

VdS-Journal Nr. 62 VdS-Porträt / Vor Ort 99

Zwischen Daun und Gerolstein liegt im Naturpark Vulkaneifel der Ort Neroth, von Weitem durch den markanten Nero- ther Kopf gekennzeichnet und auch für sein Mausefallenmuseum bekannt. In seiner Nähe betreibt Erwin Wünnenberg die Sternwarte Neroth in absolut dunk- ler Lage auf ca. 600 Metern Höhe, sie ist sehr gut für Himmelsbeobachtungen oder Astrofotografie geeignet. Außerdem ist sie Stützpunkt einer Ortungskame- ra für Meteoriten, die vom Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) betrieben wird. Besichtigungen und Be- obachtungsmöglichkeiten sind auch auf dieser Sternwarte auf Anfrage möglich. Kontakt: Sternwarte Neroth mail@sternwarte­neroth.de

Wie man sieht, gibt es in der Vulkaneifel eine ganze Reihe von Himmelsexperten, bei denen man unter fachkundiger An- leitung sehr viel am Nachthimmel ent- decken kann. Und wenn jemanden nach einem ersten Beobachtungsabend eben- 12 Erwin Wünnenberg auf seiner Sternwarte in Neroth

13 Regelmäßig trifft sich der AVV am Observatorium Hoher List; auch Nichtmitglieder sind hier willkommen.

VdS-Journal Nr. 62 100 VdS-Porträt / Vor Ort

abgesprochen werden. Dazu sollte man Kontakt mit einem der AVV-Verantwort- lichen aufnehmen (www.hoher-list.de). Die Eintrittspreise sind für Erwachsene: 5,- E und für Kinder: 2,50 E. Man ent- deckt dann mit dem AVV unser Sonnen- system und das Universum, und je nach Sichtbarkeit werden die kraterübersäte Oberfläche des Mondes oder einer der großen Planeten gezeigt. In den dunkels- ten Nächten um Neumond herum wird man in eine Entfernung von tausenden oder gar Millionen von Lichtjahren ge- führt. Man kann dann Sternhaufen und Gasnebel in unserer Milchstraße sowie ferne Galaxien sehen. Außerdem findet für Laien an jedem dritten Mittwoch im Monat von März bis November im mo- dern ausgestatteten Vortragsraum unter der Kuppel ein Vortrag statt, in der Regel von professionellen Astronomen gehal- ten.

Astronomie in der Vulkaneifel passt also 14 Bei Lars Mühlhoff in Kalenborn-Scheuern kann in der angrenzenden Ferienwohnung sehr gut in diese geologisch interessante übernachtet werden. Landschaft. Das Konzept der Gesund- heitsregion mit Nachhaltigkeit zieht viele Naturliebhaber an, die bei Wanderungen falls diese Leidenschaft erfasst und der ab zehn Personen auch außerhalb des alles finden, was das Herz des Naturmen- Entschluss reift, ein eigenes Teleskop zu angegebenen Zeitraumes möglich. schen begehrt. Neben den Geoscouts, de- beschaffen, dann stehen diese erfahrenen ren Blicke und Erläuterungen eher nach Amateurastronomen selbstverständlich In Kalenborn-Scheuern, vier Kilometer unten gerichtet sind, finden sich am Ho- gerne beratend zur Verfügung, damit das nordwestlich von Gerolstein gelegen, hen List und Umgebung „Astroscouts“, erste eigene Teleskop auch den jeweiligen gibt es bei Lars Mühlhoff für Interessier- deren Fokus natürlich nach oben gerich- Ansprüchen genügt. Die beste Gelegen- te ebenfalls die Möglichkeit, die großen tet ist. Vielleicht lassen sich diese Kom- heit, etwas tiefer hineinzuschnuppern, Planeten des Sonnensystems, verschie- petenzen ja irgendwann einmal zusam- bietet sich immer am ersten Dienstag im dene Objekte in der Milchstraße wie Pla- menführen. Monat: Dann treffen sich Mitglieder des netarische Nebel oder diverse Sternhau- AVV am Hohen List bei guter Wetterlage fen zu sehen. Darüber hinaus kann man zum Beobachten an und in der Kuppel ein paar schöne Galaxien, die Millionen des 1-Meter-Teleskops; bei bewölktem Lichtjahre entfernt sind, mit den hier vor- Himmel im Gebäude mit seinem Hörsaal, handenen Teleskopen beobachten. Zur dem Ausstellungs- und dem Übungs- Beobachtung stehen ein 8-Zoll-Newton- raum, um über aktuelle Ereignisse und Spiegel, ein apochromatischer 6-Zenti- astrophysikalische Fragen zu diskutieren. meter-Refraktor, ein 6-Zentimeter-Spek- Comic Bei diesen Treffen sind auch Nichtmit- tiv sowie ein 6-Zentimeter-Fernglas mit glieder herzlich willkommen, und hier 12- bis 36-facher Vergrößerung bereit. bietet sich die beste Gelegenheit, ver- Alle Geräte können mit Schutzfitern für schiedene Instrumente auszuprobieren. gefahrlose Sonnenbeobachtungen aus- gestattet werden. Nach Absprache kann Zudem finden am Hohen List im Zeit- in der angrenzenden Ferienwohnung mit raum vom 1. April bis 31. Oktober, jeweils acht Betten auch übernachtet werden. mittwochs 11 Uhr, regelmäßige Führun- Kontakt: Sternwarte Kalenborn­ gen in Verbindung mit einem Vortrag zur Scheuern, www.fewo­muehlhoff.de Thematik der Astronomie statt. Dauer ca. eine Stunde. Hierfür ist eine Anmeldung Kleinere Gruppen können nach Ab- über die Tourist-Information Daun (Tele- sprache an den vorgestellten Privat­ fon: 0 65 92 - 9513-0) erforderlich. Nach sternwarten Führungen erhalten. Tele­ Einzelabsprache sind Gruppenführungen skopbeobachtungen müssen individuell

VdS-Journal Nr. 62 DREIECK

ANDROMEDA JAGDHUNDE GROSSER BÄR DRACHE KEPHEUS

EIDECHSE BOOTES HAAR DER HERKULES BERENIKE Wega NÖRDL. SCHWAN KRONE

Gemma Arktur LEIER FÜCHSCHEN FISCHE PEGASUS

PFEIL DELFIN SCHLANGE (KOPF) FÜLLEN Atair ADLER JUNGFRAU SCHLANGE (SCHWANZ) SCHLANGEN- Neptun WASSERMANN TRÄGER

SCHILD WAAGE STEINBOCK

Saturn SÜDOST Pluto SKORPION Antares Sternkarte exakt gültig für 15. Juli SCHÜTZE 1 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im Juli 2017

Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel 1.7. 9.7. 16.7. 23.7. 30.7. Planeten im Juli Ereignisse im Juli

Merkur kann man Ende Juli von südlichen Breiten aus (südlich 01. 00:30 Kleinplanet (40) Harmonia (9,6 mag) 24’ N 4 Sgr 20. 03:30 Mond 5,8° SW Venus (-4,0 mag) und 2,1° O Aldebaran 45 Grad nördl. Breite) am Abendhimmel aufspüren. (4,7 mag) u. 29’ NW off. Hfn. Bochum 14 (9,3 mag) (α Tau, 1,0 mag), O-Horizont 01. 01:51 Erstes Viertel 21. 18h Mond erdnah, 33,1’ Venus ist der Morgenstern dieses Sommers, am 12. und 13. 01. R Ser im Max., 5,2 mag o. schwächer 21. ab Jupitermond Io mit Schatten vor Jupiter (-1,9 mag) zieht sie am Stern Aldebaran im Stier vorbei. 01. 22:07 AI Dra Min. 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 20:51 01. 23h Mond 6,4° O Jupiter (-2,1 mag) u. 6,7° N Spica 21. 22:22 RR Lyr Max., 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg v. Mars erreicht am 27. Juli endlich seine Konjunktion mit der (α Vir, 1,1 mag) 8,1 mag Sonne – er steht mit ihr am Taghimmel. 02. max. Libration im Mond-SO, 8,2° 23. 10:46 Neumond 02. 23:53 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an 94 Vir 24. 01h Kleinplanet (89) Julia (9,9 mag) 11’ O Gal. NGC 7541 Jupiter kann noch in der ersten Nachthälfte beobachtet werden, (6,5 mag, Doppelstern), S-Rand, Sternbild Sagittarius, (11,7 mag) er bewegt sich schneller werdend auf Spica in der Jungfrau zu. genaue Zeit abh. v. Standort 25. 21:38 RR Lyr Max., 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg v. 03. Kleinplanet (3) Juno (9,8 mag) in Opposition zur 8,1 mag Saturn ist einen Monat nach seiner Opposition bequemes Ziel Sonne, Entf. 314 Mio. km, Sternbild Scutum 27. Merkur (0,3 mag, 7,4’’) in Halbphase (Dichotomie), für laue Sommernächte. 03. 21h Erde im Aphel, 152,1 Mio. km keine Merkursichtbarkeit am Abendhimmel 04. 00:30 Kleinplanet (6) Hebe (9,2 mag) 7’ NO Kugelhfn. NGC 27. 02h Kleinplanet (7) Iris (9,3 mag) 1,5° NW Gal. M 74 Uranus fordert Beobachter heraus: wer findet ihn zuerst am 6366 (9,5 mag) u. 21’ O SAO 141665 (4,5 mag), s.a. (9,1 mag) Morgenhimmel im Sternbild Fische? am 5. 28. Maximum Meteorstrom der Alpha-Capricorniden, 04. 22:22 RR Lyr Max., 7,1 mag, rd. 1,5 Std. schneller Anstieg v. ganze Nacht, ca. 5/h, 23 km/s Neptun erreicht gegen Morgen seine höchste Stellung im Süden. 8,1 mag 28. Maximum Meteorstrom der Delta-Aquariden, Wer mag, kann den fernen Planeten schon jetzt aufsuchen. 05. 23h Mond 9° N Antares (α Sco, 1,1 mag) 2. Nachthälfte, ca. 20/h, 40 km/s 06. 5h Mond erdfern, 29,4’ 28. 22h Mond 2,3° N Jupiter (-1,9 mag), W-Horizont 07. 00:30 Mond 3,3° NW Saturn (0,1 mag) 30. max. Libration im Mond-SO, 8,3° 09. 05:07 Vollmond 30. Merkur (0,3 mag) in größter östl. Elongation, 27,2°, 10. Pluto (14,2 mag) in Opposition zur Sonne, Entf. Sichtbarkeit nur im südl. Europa 4839 Mio. km, Sternbild Sagittarius 30. 16:23 Erstes Viertel 14. 03:30 Venus (-4,1 mag) 3,1° N Aldebaran (α Tau, 1,0 mag), O-Horizont, vgl. auch 13. und 15. 16. 20:26 Letztes Viertel 17. max. Libration im Mond-NW, 8,4° 18. 01h Kleinplanet (89) Julia (10,0 mag) 11’ O Psc (3,7 mag)

γ Riedel (streifende Eberhard Sterne), (Veränderliche Braune Werner E. Celnik und Werner zusammengestellt von Kleinplaneten) durch Klös (Sternbedeckungen Oliver Sternbedeckungen),

VdS-Journal Nr. 62 DRACHE Algol BOOTES KEPHEUS PERSEUS KASSIOPEIA

ANDROMEDA HERKULES

DREIECK NÖRDL. KRONE Deneb Wega Gemma EIDECHSE

WIDDER SCHWAN

LEIER

Albireo FÜCHSCHEN SCHLANGE Uranus FISCHE PEGASUS (KOPF) PFEIL

DELFIN Atair ADLER WALFISCH FÜLLEN SCHLANGEN- SCHLANGE TRÄGER (SCHWANZ)

WASSERMANN Neptun

SCHILD

SÜDOST STEINBOCK Pluto Fomalhaut SÜDL. FISCH Sternkarte exakt gültig für 15. August SCHÜTZE 1 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im August 2017

Partielle Finsternis

Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel 7.8. 15.8. 21.8. 29.8. Planeten im August genaue Uhrzeit abh. v. Standort 05. 22:22 Lyr Min., 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg v. 3,25 mag. β 16. 07:47 Mond bedeckt Aldebaran (α Tau, 1,0 mag), bis 08:50, Merkur ist Anfang August von südlichen Urlaubsregionen aus Periode 12,94 d, Neben-Min. mit 3,85 mag genaue Uhrzeit abh. v. Standort noch am Abendhimmel zu sehen. 07. 19:11 Vollmond 18. 14h Mond erdnah, 32,6’ 07. 19:21 partielle Mondfinsternis Mitte, Beginn vor Mond- 19. 04h Mond 2,9° S Venus (-4,0 mag) aufgang, Ende 21:53 21. 04h Venus (-4,0 mag) 7° S Pollux (β Gem, 1,2 mag) Venus wird als Morgenstern jetzt wieder besser sichtbar, da 08. Beginn Sichtbarkeit Perseiden-Meteorstrom 21. 19:30 Neumond die Sonne morgens später aufgeht. 08. 21:24 U Cep Min.-Mitte, 9,1 mag. Dauer gleicher Hell. 21. 20h Totale Sonnenfinsternis, beobachtbar in Nordamerika, 2,3 Std. Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss partielle Phase Beginn in D kurz vor Sonnenuntergang ganz schnell 25. 21:30 Saturn (0,4 mag) im Stillstand, wird rechtläufig, 49’ S Mars kuschelt noch mit der Sonne und wagt sich nicht an den 08. 21:38 U Oph Min., 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 Std. ξ Oph (4,4 mag) dunklen Nachthimmel. 10. 00h Mond 1,6° SO Neptun (7,8 mag) 27. max. Libration im Mond-SO, 8° 10. 02h Kleinplanet (7) Iris (9,0 mag) 17’ NW γ Ari (4,6 mag) 28. 03h Kleinplanet (8) Flora (10,4 mag) 12’ SO 119 Tau Jupiter strebt weiter Spica in der Jungfrau entgegen, was man 10. 22h Kleinplanet (3) Juno (10,1 mag) 37’ SO Kugelhfn. (4,4 mag) IC 1276 (10,3 mag) am Abendhimmel gut verfolgen kann. 28. 21:53 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 11. Morgen Maximum Meteorschauer Perseiden, ca. 100/h, 8,1 mag 60 km/s, Radiant im Sternbild Perseus, bis 4h, in 29. 03h Kleinplanet (89) Julia (9,1 mag) 26’ NO σ Peg Saturn ist abends noch gut zwischen den Südsternbildern diesem Jahr besonders reichhaltig und helle Meteore? (5,2 mag) Skorpion/Schütze zu sehen. 11. 21:53 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 29. 09:13 Erstes Viertel 8,1 mag 29. 20:11 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO 12. 21:10 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 160046 (4,9 mag), N-Rand, Sternbild Ophiuchus, Uranus in den Fischen geht nach Mitternacht auf, man kann ihn 13. 02h Kleinplanet (89) Julia (9,4 mag) 32’ SW 57 Peg genaue Zeit abh. v. Standort in der zweiten Nachthälfte aufsuchen. (5,1 mag) 30. 12h Mond erdfern, 29,6’ 13. 21:10 U Cep Min.-Mitte, 9,1 mag. Dauer gleicher Hell. 30. 21h Mond 3,5° N Saturn (0,4 mag) 2,3 Std. Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss Neptun wandert langsam im Wassermann und ist wie Uranus ein 30. 22h Kleinplanet (3122) Florence (8,8 mag) 1,4° SO ν Aqr ganz schnell (4,5 mag), Bewegung 8,9°/Tag!, Entf. 7,3 Mio km Objekt der zweiten Nachthälfte. 13. 22:36 U Oph Min., 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 Std. 31. 01h Kleinplanet (3122) Florence (8,8 mag) 48’ O ν Aqr 14. max. Libration im Mond-NW, 7,7° (4,5 mag) 14. 02h Kleinplanet (7) Iris (8,9 mag) 60’ SO Ari (2,6 mag) β 31. 19:29 β Lyr Min., 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg v. 3,25 mag. Ereignisse im August 15. 02:15 Letztes Viertel Periode 12,94 d, Neben-Min. mit 3,85 mag 15. 21:10 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 31. 24h Maximum Meteorstrom der Alpha-Aurigiden, 65 km/s, 02. 19h Mond erdfern, 29,5’ 8,1 mag bis 100/h, ganze Nacht 02. 22h Mond 6,1° NW Saturn (0,3 mag) u. 10° NO Antares 16. Maximum Meteorstrom der Kappa-Cygniden, 4/h, (α Sco, 1,1 mag) 25 km/s 03. 02h Kleinplanet (89) Julia (9,7 mag) 22’ SW Gal. NGC 7562 16. ab 0h Mond in den Hyaden, Sternbedeckungen (11,6 mag) 16. 03:02 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an 70 Tau 03. 21:53 U Cep Min.-Mitte, 9,1 mag. Dauer gleicher Hell. (6,6 mag, Doppelstern), N-Rand, Sternbild Taurus, 2,3 Std. Abstieg v. 6,8 mag in rd. 5 Std., zum Schluss genaue Zeit abh. v. Standort ganz schnell 16. 03:44 Mond bedeckt 1 + 2 Tau (3,4 +3,8 mag), bis 05:01, Quellen: US Naval Observatory, eigene Recherchen mittels GUIDE (Project Pluto), Berechnungen der BAV, der BAV, Berechnungen Pluto), mittels GUIDE (Project eigene Recherchen Observatory, US Naval Quellen: Riedel [GRAZPREP]), Kosmos (Eberhard der IOTA/ES Berechnungen Preston), (Steve der IOTA Berechnungen 2017 (H.U. Keller) Himmelsjahr

VdS-Journal Nr. 62 DRACHE Algol KEPHEUS BOOTES FUHRMANN KEPHEUS KASSIOPEIA PERSEUS KASSIOPEIA Wega ANDROMEDA HERKULES HERKULES

DREIECK NÖRDL. Algol Deneb KRONE SCHWAN Deneb Wega PERSEUS

Gemma EIDECHSE LEIER EIDECHSE ANDROMEDA

WIDDER SCHWAN DREIECK Plejaden Albireo LEIER Aldebaran

Albireo STIER WIDDER FÜCHSCHEN FÜCHSCHEN SCHLANGEN- PFEIL TRÄGER SCHLANGE Uranus FISCHE PEGASUS (KOPF) PFEIL FISCHE PEGASUS DELFIN Atair ADLER DELFIN Uranus ADLER Atair FÜLLEN WALFISCH FÜLLEN SCHLANGEN- SCHLANGE TRÄGER WALFISCH (SCHWANZ)

WASSERMANN WASSERMANN Neptun Neptun SCHILD ERIDANUS SCHILD

SÜDOST SÜDOST STEINBOCK Pluto STEINBOCK Fomalhaut SÜDL. FISCH SÜDL. FISCH Fomalhaut Sternkarte exakt Sternkarte exakt gültig für 15. September gültig für 15. August SCHÜTZE BILDHAUER 1 Uhr MESZ SÜDWEST 1 Uhr MESZ SÜDWEST

Vereinigung der Sternfreunde e.V. Vereinigung der Sternfreunde e.V. SÜD www.sternfreunde.de SÜD www.sternfreunde.de Mondphasen im August 2017 Mondphasen im September 2017

Partielle Finsternis

Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel Neumond Erstes Viertel 7.8. 15.8. 21.8. 29.8. 6.9. 13.9. 20.9. 28.9.

05. 6h Neptun (7,8 mag, 2,4’’) in Opposition zur Sonne, Entf. 13. Merkur (7,0’’, -0,4 mag) in Halbphase (Dichotomie) Planeten im September 4329 Mio. km 13. 07:25 Letztes Viertel 05. 20:26 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag 13. 17h Mond erdnah, 32,3’ Merkur taucht zur Monatsmitte am Morgenhimmel auf. Etwa vom 05. 20:26 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 13. 18:02 β Lyr Min., 4,35 mag, rd. 2 Tage Abstieg v. 3,25 mag. 12. bis 20. September wird man den sonnennächsten Planeten 05. 20:41 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v. Periode 12,94 d, Neben-Min. 3,85 mag gegen 6 Uhr im Osten sehen können. Nicht weit von Merkur 6,2 mag 14. 22:07 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag entfernt steht Mars. 06. 03:30 Kleinplanet (3122) Florence (10,2 mag) 40’ O Sichel- 17. 05h Merkur (-0,8 mag) 20’ N Mars (1,8 mag), s.a. 16. und Venus ist weiterhin Morgenstern, sie geht deutlich vor Merkur auf nebel NGC 6888 (10 mag), Bewegung 5,8°/Tag 18., O-Horizont und ist wie immer viel heller. 06. 08:03 Vollmond 17. 20:12 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. Mars taucht ab Mitte September am Morgenhimmel auf, in seiner 07. 03h Kleinplanet (2) Pallas (8,9 mag) 11’ N ζ Eri (4,8 mag), 18. 04h Mond 2,3° SO Venus (-3,9 mag) Nähe findet man Merkur. Am 16. September sind die beiden Plane- s.a. am 8. 18. 05h Planetenkette Merkur, Mars, Mond, Regulus, Venus, ten nur drei Bogenminuten (ein Zehntel des Vollmonddurchmessers) 08. ca. Maximum Meteorstrom der Epsilon-Perseiden, ca. 10/h s.a. am 19. voneinander entfernt. evtl. mehr 18. 21:24 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag 08. 4h Kleinplanet (1) Ceres (8,9 mag) 36’ S κ Gem (3,6 mag) 19. 05h Mond 3,2° S Merkur (-1,0 mag) Jupiter ist in der ersten Monatshälfte noch abends sichtbar, zieht 08. 21h Kleinplanet (89) Julia (9,0 mag) 9’ N ζ Peg (3,4 mag) 19. 20:12 U Oph Min., 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 Std. sich dann in die helle Umgebung der Sonne zurück. 10. max. Libration im Mond-NW, 7,1° 19. 22h Maximum Meteorstrom der Pisciden, 5-10/h, 25 km/s, Saturn läutet abends die Beobachtungsnacht ein, weiterhin tief im 10. 00:44 Kleinplanet Susumu (17,8 mag) bedeckt HIP 21673 bis 4h Süden bzw. Südwesten. (5,5 mag), Dauer 1,8 s, Hell. Abfall um 12,7 mag, 20. 05h Venus (-3,9 mag) 28’ N Regulus (α Leo, 1,4 mag), s.a. Sternbild Taurus, N-Deutschland 19. und 21. Uranus kann man jetzt schon vor Mitternacht aufsuchen, einen 10. 02:50 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO 20. 06:30 Neumond freien Blick in Richtung Osten vorausgesetzt. 110464 (6,8 mag), N-Rand, Sternbild Cetus, genaue 22. 19h Mond 4,6° N Jupiter (-1,7 mag), W-Horizont Neptun kommt am 5. September in Opposition zur Sonne – der Zeit abh. v. Standort 22. 20:41 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag fernste Planet ist dann die ganze Nacht lang sichtbar, am besten 10. 04:30 Merkur (0,0 mag) Beginn Morgensichtbarkeit, bis ca. 22. 21:02 Herbsttagundnachtgleiche gegen Mitternacht. 24., O-Horizont 23. max. Libration im Mond-SO, 7,7° 10. 5h Merkur 0,6° S Regulus (α Leo, 1,4 mag), s.a. 9. und 11. 23. 04h Kleinplanet (20) Massalia (10,5 mag) 51’ N Krabben- Ereignisse im September 10. 21:38 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag nebel (M1, 8,4 mag) 11. 00:53 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO 23. 19:58 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 01. 03h Kleinplanet (20) Massalia (10,9 mag) 54’ N ι Tau 93320 (6,0 mag), N-Rand, Sternbild Aries, genaue Zeit 24. 19:58 Mond bedeckt Zuben Elakrab (γ Lib, 3,9 mag), genaue (4,6 mag) abh. v. Standort Uhrzeit abh. v. Standort 01. 21:10 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag 11. 20:12 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v. 24. 20:55 U Oph Min., 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 Std. 02. 24h Kleinplanet (3122) Florence (9,2 mag) 33’ NO δ Del 6,2 mag 25. 19:30 Mond 9° N Antares (α Sco, 1,1 mag) (4,4 mag) und 45’ SW γ2 Del (4,2 mag), Entf. 11. 20:26 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 25. 22:22 U Sge Min.-Mitte, 9,2 mag. Dauer gleicher Hell. 7,3 Mio. km, Bewegung 9,0°/Tag 11. 20:55 β Per (Algol) Min., 3,4 mag, Abstieg v. 2,1 mag in rd. 1,6 Std. Abstieg v. 6,6 mag in rd. 5 Std., zum Schluss 03. 21:38 U Oph Min., 6,5 mag, Abstieg v. 5,8 mag in rd. 2 Std. 3 Std. äußerst schnell 04. 01:40 Kleinplanet (1614) Goldsmith (16,3 mag) bedeckt TYC 11. 20:55 X Tri Min., 11,3 mag, rd. 1,5 Std. Abstieg v. 8,6 mag 26. 19:43 RR Lyr Max., 7,1 mag, schneller Hell.-Anstieg v. 8,1 mag 0669-00653-1 (9,9 mag), Dauer 3,1 s, Hell.-Abfall um 12. 01:02 streifende Sternbedeckung durch d. Mond an SAO 26. 20h Mond 4,0° NW Saturn (0,5 mag) 6,4 mag, Sternbild Taurus, S-Schweiz 93775 (6,0 mag), N-Rand, Sternbild Taurus, genaue 27. 08h Mond erdfern, 29,6’ 04. 21h Kleinplanet (3122) Florence (9,8 mag) 27’ W 41 Cyg Zeit abh. v. Standort 28. 03:54 Erstes Viertel (4,0 mag), Bewegung 7,3°/Tag 12. 04h Mond am Westrand der Hyaden 29. 19:58 AI Dra Min., 8,1 mag, Abstieg v. 7,0 mag in rd. 2 Std. 05. 03:30 Kleinplanet (3122) Florence (9,9 mag) 16’ SO 39 Cyg

12. 11h Merkur (-0,3 mag) in größter westl. Elongation (17,9°), 30. 22:59 RZ Cas Min., 7,7 mag, rd. 2 Std. schneller Abstieg v. in MESZ im Zeitraum Umrechnen Zum bei 10° ö.L. und 50° n.Br. in MEZ, für Standort alle Zeitangaben addieren. zu den Zeitangaben 26.03. 2:00 Uhr MEZ bis 29.10. eine Stunde (4,4 mag) Morgensichtbarkeit 6,2 mag VdS-Journal Nr. 62 104 Beobachterforum

Astronomie aus dem Rollstuhl – geht das? von Hans-Georg Mohr und Christian Dirks

Dieser Beitrag soll Amateuren mit starken stückt mit großer Optik (10-Zoll-Newton körperlichen Einschränkungen Mut und f/4). Einfachen computergestützten Tele­ Ideen liefern, wie das Hobby Astro­nomie skopen „fernöstlicher Herkunft“ bringe trotz Handicap technisch zu bewerkstel- ich tiefes Misstrauen entgegen. Und die- ligen ist. Ja, es geht, und das besser als ses etwas gewagte Projekt durfte nicht wir, in diesem Fall der von einer schwe- schiefgehen. ren Lähmung betroffene Christian Dirks und ich als unterstützender Amateur, an- Technische Umsetzung, Stufe 1 fangs angenommen hatten! Als Teleskop wurde ein Meade Light Switch ACF8 gewählt. Baugröße, Ge- Ausgangslage wicht und Preisrahmen waren vertretbar. Himmelsbeobachtungen mit einem Der Hauptspiegel der Schmidt-Casse- 12-Zoll-Dobson am famosen italieni- grain-Optik ist aus Pyrex, bei 203 Mil- schen Himmel endeten abrupt, als mein limetern Öffnung und 2032 Millimetern Astrokollege Christian Dirks akute Läh- Brennweite. Warum dieses Teleskop? mungserscheinungen am gesamten Be- Über seine GPS-Steuerung und Selbst- wegungsapparat erlitt. Die Handhabung nivellierung weiß dieses Teleskop jeder- des schweren Dobson-Teleskops war aus zeit, wo es steht, es erkennt Datum und dem Rollstuhl heraus nicht mehr zu be- Uhrzeit und nordet sich selbst ein. Die werkstelligen. Nach dem krankheitsbe- integrierte CCD-Kamera im Teleskop er- dingten Ortswechsel von Italien an den setzt in einem zweiten Initialisierungs- Bodensee haben wir uns gemeinsam ein schritt das menschliche Auge, indem es Konzept überlegt, um die Astronomie- sich selbstständig auf ein intern gespei- wünsche meines Freundes zu reaktivieren. chertes Sternfeld ausrichtet. Alle weite- ren Steuerungsfunktionen des Teleskops Erste Überlegungen erfolgen dann über den mitgelieferten Manuell zu bewegende Newton-Telesko- Astro-Computer der Handsteuerung per pe scheiden aus, weil deren Okularanord- Einhandbedienung. nung bei der Beobachtung und Objekt- suche einen großen Schwenkbereich in Okularseitig ist ein Motorfokus unerläss- allen Achsen erfordert. Auch Refraktoren lich, wenn sich der Bewegungsspielraum mit parallaktischer Montierung scheiden des Beobachters über einen längeren aus, denn der Schwenkbereich eines Re- Beobachtungszeitraum weitgehend auf 1 Stativ-Konstruktion mit Teleskop fraktors ist zu groß und sein Okular ist einen Arm und eine Hand reduziert. Die nur mit Verrenkungen aus der Rollstuhl- Fokussierung erfolgt über die gleiche position zu erreichen. Jegliche manuelle Handsteuerung des Teleskops, auch hier Objektsuche ist auch für besser beweg- Einhandbedienung. liche Astrofreunde manchmal ein echtes Problem. Als Okulare kommen ausschließlich gute Weitfeldokulare mit problemlosem Ein- Drei wesentliche Anforderungen blickverhalten in Frage. Anfänglich wur- Benötigt wird ein Teleskop mit moder- den ein Großfeldbino von Baader und ner Initialisierung und computerunter- Okulare der Serie Meade 5000 an einem stützter Objektfindung. Dazu muss ein 90°-Spiegel eingesetzt. Diese ungewöhn- leicht fahrbarer Untersatz her. Ganz liche Anordnung ermöglichte beidseiti- wichtig ist die konsequente Einhand­ ges Sehen aus der Rollstuhlposition. Es bedienung mit Okularposition zur Seite, wurden zwei Okularpaare verwendet, je welche aus der Rollstuhlposition bequem einmal mit 16 Millimeter sowie einmal zu erreichen ist. An der Stelle hatte ich mit 24 Millimeter Brennweite. Größere als fortgeschrittener Amateur mächtiges Brennweiten passten nicht in das Bino Bauchgrummeln, da ich entschiedener (Augenabstand), kürzere Brennweiten Verfechter einer soliden, parallaktischen brachten zu hohe Vergrößerungen, weil Montierung bin (Losmandy G11), be- ein Glaswegkorrektor mit Faktor 1,7 er- 2 Stativ-Feststellschrauben

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forderlich war, um das Bino in den Fokus zu bringen.

Für den Unterbau ist das Meade-Origi- nalstativ leicht beweglich mit stabiler Rollspinne (JMI-Telescopes-Universal- Rollenuntersatz, Abb. 1). Dieser wurde mit deutlich größeren Rollen und die schraubbaren Stützen mit großen Hand- rädern versehen, um sie mit schwachen Kräften einhändig bedienen zu können (Abb. 2).

In der ersten Stufe erwies sich die Strom- versorgung mit Netzkabeln, Verteilerdo- sen usw. als unpraktisch. In einer zwei- ten Stufe wurde eine Akkustation auf der Rollspinne platziert, Abb. 3 zeigt die erste Stufe in der Praxis. Lange, kalte Nächte auf dem Balkon brachten mit tatkräfti- 3 Christian Dirks am Rohr und erster Funktionstest am Tag ger Unterstützung der gewieften Astro- Assistentin-Ehefrau einen achtenswerten Beobachtungserfolg. Doch dann stand Standard-Telefonkabel mit zehn Metern der Winter vor der Tür. Wir beratschlag- Länge und Wanddurchführung bis zum ten, wie wir die Steuerung aus der Woh- Standort des Teleskops ersetzt. Das Te- nung heraus mit Leitungen durch den leskop kann jetzt in allen Funktionen Türspalt vornehmen konnten. einschließlich Motorfokus von innen ein- händig bedient werden. Die Übertragung Technische Umsetzung, Stufe 2 der ATIK-Kameradaten (Steuerung und Christians Wunsch war, im Warmen zu Bilder) erfolgt per USB-Schnittstelle der sitzen und trotzdem Sterne am PC-Bild- Kamera mit einem Raspberry-PI-Mini- schirm zu beobachten. Das geht natür- PC (unter 50 € erhältlich) via WLAN. Die lich nur mit der Kamera am Teleskop 4 Spiegelbildliche Steckerbelegung Versorgungsbatterien für den Raspberry- und einem angeschlossenen PC. Eine des Verlängerungskabels PI-Computer und der Kamera wurden Farbkamera (ATIK Infinity) dient zusam- in einem direkt an den Teleskoprahmen men mit einem Notebook als Augener- angeklebten Kunststoffkästchen unterge- satz. Der 90°-Spiegel wurde durch einen aktiven USB-Verlängerungskabel von bracht (Abb. 5). Dadurch drehen Raspber- Klappspiegel mit Click-Lock-Arretierung fünf Metern Länge. ry-PC und Batterie mit dem Teleskop mit, der Okulare erweitert. Dieser ermöglicht es können sich keine Kabel verheddern. die seitliche Beobachtung, die Vorfokus- Ergebnis der Stufe 2 sierung und Kameraanwendung aus der Christian saß strahlend vor seinem PC Bei der WLAN-Übertragung im 12-Zen- Rollstuhlposition – auch wieder per Ein- und konnte die Steuerung mit Daten- timeter-Bandbereich können dicke Wän- handbedienung. übertragung der Bilder im Warmen per de und Mehrfachverglasung hinderlich Einhandbedienung bewerkstelligen. Je- sein. Abhilfe bringt in diesem Fall ein Die Meade-Handsteuerung lässt sich mit doch mussten die Kabel von Teleskop WLAN Access Point mit besonders leis- einem preiswerten vierpoligen Telefon- und Kamera durch die leicht geöffnete tungsfähigen Antennen. Eine preiswerte kabel aus dem Baumarkt problemlos auf Tür in die Wohnung geführt werden. Das Yagiantenne erweitert die Reichweite des bis zu zehn Meter verlängern. Die vier- funktioniert im Herbst, jedoch im Winter WLAN-Signals zum Außenstandort. Hier poligen Ein- und Ausgangsstecker für die nicht ohne Ehekrise. Außerdem liefert die kamen Christians Amateurfunk-Erfah- Meade-Handsteuerung müssen seiten- ATIK-Kamera enorme Datenmengen. Mit rungen zum Tragen. verkehrt aufgecrimpt sein. Das Meade- den Kabeln hat das Infinity-Programm Spiralkabel der Teleskop-Handsteuerung recht gut gearbeitet. So sind recht schö- Fazit zeigt die korrekte Steckerbelegung der ne Bilder entstanden, zum Beispiel vom Auch mit erheblicher Einschränkung der vierfarbigen Litzen (Abb. 4). Den Crimp- Orionnebel. eigenen Mobilität, gebunden an einen job kann ein Telefonservice durchführen Rollstuhl, kann das Hobby Astronomie oder man kann das Kabel durchschnei- Stufe 3, finaler Schritt mit Überzeugung und Spaß ausgeübt den und die Drähte seitenverkehrt zu- Für die drahtlose Bild- und Datenüber- werden. Es müssen entsprechend der sammenlöten. Die USB-Datenleitung der tragung per WLAN wurde das Hand- individuellen körperlichen Einschrän- ATIK Infinity zum PC erfolgte mit einem steuerungskabel durch ein vieradriges kungen nicht alle beschriebenen Stufen

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Montierung wird mit nur einer zentralen M-12-Schraube fixiert, danach nivelliert und ist damit dauerhaft einsetzbar.

Objektbeobachtung Voraussetzung für die leichte Bedienung während der Beobachtung ist eine gute Vorbereitung am Nachmittag. Unabding- bar ist die Bestückung mit Okularen am Nachmittag, da hierfür Hilfe benötigt wird. Während der Beobachtungszeit wird dann nichts mehr verändert. Wegen der fehlenden Stativbeine kann von al- len Seiten zur Beobachtung an den Tisch herangefahren werden. Dem Einblick in der Höhe kann durch elektrisches Auf- wärts- und Abwärtsfahren des Rollstuhl- 5 Anbringung Raspberry und Akku, die Kabel für PC und Kamera bewegen sich sitzes um mehr als einen halben Meter mit der Teleskopgabel gefolgt werden. Die computergesteuerte azimutale GPS-Montierung erleichtert dabei enorm die Objektsuche. Auch hier durchgeführt werden. Es können auch Wenn man stehen kann, sind Stativbei- funktioniert die Bedienung ab jetzt ein- vereinfachte Zwischenschritte zu einer ne kein Problem, im „Rolli“ jedoch sind händig. befriedigenden Arbeit am Teleskop füh- sie ein gewaltiges Hindernis. Die Alumi- ren. Unser Bauchgrummeln gegenüber niumplattform löst dieses Problem. Die computergesteuerten Teleskopen ist der Erleichterung gewichen. Unsere Technik funktioniert und bietet für Astrokollegen mit vergleichbarem Handicap die Chance, ein bereits aufgegebenes Hobby wieder aufzugreifen. Es wäre für uns beide eine große Freude, wenn dieser Bericht Reso- nanz bei betroffenen Personen und in der Amateurastronomie finden würde.

Gibt es Alternativen? Der Erfolg dieses Konzeptes hatte einen weiteren Wunsch zur Folge: Die Weitfeld- beobachtung mit einem modernen Apo- chromaten. Für die komfortable visuelle Beobachtung aus dem Rollstuhl heraus wurde ein lichtstarker, kurzbrennweitiger Apochromat angeschafft: Ein 107-mm- Apochromat (TS Photoline, Triplet FPL53 f/6,5) mit teilbarem Tubus. Okularseitig sitzt ein 90°-Spiegel mit einem Großfeld- bino (Baader) mit Click-Lock-Okularauf- nahme und 82°-Weitfeld-Okularen von Explore Scientific. Speziell für Großfeld- beobachtung wird ein einzelnes Okular Explore Scientific 82° N2 30 mm (2 Zoll) verwendet. Die Montierung dazu ist eine iOptron MiniTower PRO (GoTo), azimutal mit GPS, automatischer Initialisierung und Objektsuche. Dafür hat Christian eine Podest-Halterung am Balkon-Ge- länder gezaubert. Vorteil für einen Be- obachter mit Rollstuhl-Handicap: keine Stativbeine hindern (Abb. 6). 6 Sichtprobe mit Binokular am Apochromaten auf unterfahrbarem Podest

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Astronomie am Kraterrand von Hans-Joachim Leue

1 Blick auf Los Llanos/El Paso mit Die Kanareninseln Teneriffa und La Pal- Fehler einzuschätzen sei. Nach weiteren dem „Wasserfall“ ma - mit vollem Namen „La Isla de San zehn Minuten und nachdem einige aus- Miguel de La Palma“ - gelten bei den steigewillige Passagiere beruhigt wor- Amateurastronomen, die sich eine weite den waren, ging es dann los Richtung der Teide, umgeben von einem Wolken- Reise zu den Premiumstandorten in Af- Westen über Frankreich, die Biskaya, kranz, in Sicht kam. Auch La Gomera rika, Südamerika oder Australien nicht Spanien und Portugal bis nach ca. vier lag dicht verhüllt unter Wolken, und leisten können oder wollen, als Alter- Stunden Teneriffas mächtiger Vulkan, der Touchdown auf dem Flughafen von nativen für gute Sichtbedingungen mit stabilen Wetterlagen. Besonders auf La Palma findet man eine gute Infrastruk- tur für die unterschiedlichsten Beob- achtungsmöglichkeiten. So entsteht im Augenblick ein neues, privates Astrono- miezentrum neben den bereits staatlich installierten und gut ausgebauten Plät- zen, die als „Mirador Astronómico“ be- zeichnet werden.

Der Astro-Urlaub mit dem Ziel La Palma begann mit einer vertrauensbildenden Maßnahme auf dem Vorfeld des Düssel- dorfer Flughafens: Die Passagiere waren vollzählig an Bord, hatten sich verstaut, und eigentlich konnte es losgehen, als plötzlich Beleuchtung und Belüftung versagten und die Triebwerke langsam ausliefen. Nach einer gefühlten zehn- minütigen Pause meldete sich der Flug- kapitän mit der Aussage, dass man den Bordcomputer neu starten müsse, so wie es beim heimischen Rechner auch passie- ren kann. Man werde anhand der schrift- lichen Dokumentation prüfen, wie der 2 Die Westküste La Palmas bei Puntagorda

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3 Bungalow „Isaac“ auf der Finca bei Tazacorte und dem „Wasserfall“ im und Behinderungen. Das Straßennetz ist Rücken, ist nur anfangs gewöhnungs- übersichtlich gestrickt: Eine Strecke (LP- Santa Cruz auf La Palma war vermutlich bedürftig. Das Naturschauspiel, das die 1/LP-2) führt um die Insel herum. Sie hat eine Instrumentenlandung. Beruhigend, Palmeros „Cascada de Nubes“ nennen, zwei Querverbindungen (LP-3) von San- dass der Computer durchgehalten hatte. entsteht durch das Absinken der Wol- ta Cruz in Richtung Westen nach El Paso/ Sollte das Regenwaldwetter den er- kendecke am Kamm mit ihrer zügigen Los Llanos; die zweite (LP-4) im Norden wünschten Blick auf den Sternenhimmel Auflösung. von der Abzweigung der LP-1 bei Hoya dauerhaft trüben? Die gesamte Ostsei- Grande in Richtung Roque des los Mucha- te der Insel war in tiefliegende Wolken Die Straßen La Palmas sind in einem chos auf zirka 2000 Meter Höhe. Sie führt gehüllt und der Aufstieg mit einem er- hervorragenden Zustand, selbst in ab- um den nordöstlichen Teil des Vulkans schöpften Kleinwagen bis zum Kamm, gelegenen Regionen, ohne Baustellen herum hinunter nach Santa Cruz auf die welcher sich fast mittig von Nord nach Süd über die Insel zieht, glich einer Tour durch Londons „pea soup fog“! Unerklär- bar auch, warum man zwischen Flug- platz und Santa Cruz mehrfach hin-und herfahren muss, bevor es endlich auf- wärts geht.

Ziel war die Finca „El Vueto del Halcón“ in Garafia bei Las Tricias, einer kleinen Gemeinde am nordwestlichen Zipfel der Insel, auf der zum Jahresende das „ATHOS Centro Astronómico S.L.“ seine Pforten für die Astroamateure geöffnet hat. Bei der Ausfahrt am letzten, lan- gen, und nach einer beachtlichen Zahl an Kurven und Kehren erreichten Tun- nel, der die Ostflanke mit der Westflanke verbindet, kam mit dem Licht am Ende des Tunnels auch der Aha-Effekt: Die Sonne „knallte“ aus allen Knopflöchern, und das sollte mit Einschränkungen auch die nächsten zehn Tage so bleiben. Die abermals kurvenreiche Abfahrt über El Paso, Los Llanos de Aridane hinab ins Ausflusstal der „Caldera de Taburiente“ 4 Die Kuppel mit Blickrichtung Südwest, Bildautor: Kai von Schauroth

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LP-1. Nebenstrecken sind durch Deklina- tionen gekennzeichnet (z.B. LP-20) und haben somit eine eindeutige Zuweisung. In Kilometerabständen wird mit kleinen Schildern angezeigt, wie weit es noch bis zum nächsten Abzweig bzw. zur Ein- mündung ist. Der Fahrstil der Insulaner ist ein Mix zwischen Gemächlichkeit und zielstrebigem Tempo ohne Risiko. Viel- leicht auch wegen der drastischen Stra- fen! Geschätzte 50 Kilometer des 1200 Kilometer langen Straßennetzes bestehen aus geraden Strecken; 95 % sind Kurven. Das Tal aus der Caldera endet am Hafen

5 Blick in die Kuppel mit 175-mm- AstroPhysics-Refraktor, Bildautor: Kai von Schauroth

von Tazacorte im Atlantik. Der Vulkan – er ist die Insel und die Insel ist der Vul- kan – hat laut Reiseführer den größten Erosionskrater der Erde, was sich aber lediglich auf die Tiefe von ca. 2000 Me- ter oder auf den vulkanischen Ursprung beziehen kann, denn der mit 40 mal 60

6 Mirador Astronómico bei Puntagorda

7 Abenddämmerung mit Inversionsschicht

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8 Strichspuren über der Finca Verfügung: Die Sternwarte mit 2,6 Me- sog. Mikroklima, d.h. 500 Meter vom ter-Kuppel und 175-Millimeter-Astro- eigenen Standort entfernt können beste Kilometern weitaus größere liegt bei Physics-Refraktor (f/9) auf einer Micro- Verhältnisse bezüglich Transparenz oder Mitzpe Ramon im israelitischen Negev. GM3000HPS-Montierung, ein portabler Seeing sein! In der Nacht kann plötzlich Bevor man an der Westseite des Vulkans 130-Millimeter-Starfire-EDF-Refraktor, Dunst aufziehen oder die Wolken stei- die letzten 30 Kilometer bis nach Las Tri- f/6, diverse Dobson-Teleskope bis 25 gen 100 Meter höher, um im Laufe der cias ohne weitere Steigungen weiterkur- Zoll Spiegeldurchmesser, SC-Teleskope, Nacht wieder auf Meeresniveau zu sin- ven kann, muss über 500 Meter Höhen- Kleinmontierungen und Nachführeinhei- ken. Die von uns gemachten Erfahrun- differenz die Talflanke erklettert werden, ten mit dem notwendigen Zubehör wie gen zeigen, dass in der Regel die Stunden wobei man einen schönen Ausblick in CCD-Kameras, Astrokameras etc. lassen nach Mitternacht besser für fotografische Richtung Süden mit dem Zentralkamm, keine Astronomenwünsche offen. Arbeiten geeignet sind. Oder die Trans- evtl. mit „Wasserfall“, und der sich an- parenz war gut, aber das Seeing war schließenden Kraterkette hat – sofern Kai von Schauroth hat keine Kosten und schlecht! Von Oktober bis zum Mai lie- man Beifahrer ist! Mühen gescheut, den Aufenthalt unter gen die Seeingbedingungen jedoch sta- dem Sternenhimmel La Palmas so attrak- bil zwischen 1,3 bis 1,6 Bogensekunden. Die Finca liegt zwischen 880 bis 905 Me- tiv wie möglich zu machen. Preise für Obwohl auf der Insel strikte Lichtschutz- ter über NN an einem steilen, terrassier- Logis und die Miete der Geräte erfährt maßnahmen einzuhalten sind, hat sich ten Hang einer ehemaligen Mandelplan- man auf der Seite www.athos.org. die Grundaufhellung bei fotografischen tage – inklusive botanischem Garten. Die Aufnahmen selbst durch die unter 700 astronomischen Einrichtungen befanden Aber was bietet dieser Himmel? Meter Höhe gelegene Wolkendecke stö- sich während unseres Besuchs z.T. noch Die Witterungsbedingungen mit Aus- rend ausgewirkt. Gute 20 Grad über dem in der Fertigstellung. Inzwischen hat nahme der Wintermonate sind überwie- gedachten Horizont sind Weitwinkelauf- die offizielle Einweihung stattgefunden. gend als gut bis sehr gut zu bezeichnen. nahmen auch bei kurzen vier Minuten Über die Vermittlung von Harald Simon Will jedoch heißen, dass das nicht un- Belichtungszeit (400 ISO ) auch mit f/3,5 konnten wir, Horst Warnek aus Essen bedingt für astronomische Beobachtun- kaum sinnvoll. Diese Störungen entste- und der Autor nebst Frauen im vergan- gen gilt. Die Wolken- oder Dunstbildung hen durch die Streuung des Lichtes von genen Herbst bereits einen „Testlauf“ wird überwiegend durch die Passatwin- Puntagorda an einer Inversions- oder auf der Finca absolvieren. Dort steht de beeinflusst, deren Vorhersage so gut Wolkenschicht, wenn diese sich zwischen eine große Auswahl an Equipment zur wie nicht möglich ist. Die Insel hat ein dem Ort und der Finca befindet.

VdS-Journal Nr. 62 Beobachterforum 111

9 Milchstraße im Sternbild Skorpion Anders ist das bei langbrennweitigen hen am Kraterrand die größten Teleskope Optiken und größerer Horizontdistanz, der Erde und La Palma und Teneriffa als obwohl bei einigen Bildern auch Farb- einzige Standorte nördlich des Äquators und uns die Arbeiten am 1,2 Meter- verschiebungen auftraten, die mögli- können mit anderen Großteleskopen auf „MERCATOR-Teleskop“ der Belgischen cherweise auf visuell nicht sichtbare at- dem Globus konkurrieren. Und: Ein Be- Universität in Leuven mit dem hochauf- mosphärische Störungen zurückzuführen sucherzentrum ist im Bau! Dem Verneh- lösenden Echelle-Spektrografen HER- sind. Erst oberhalb der Inversionsschicht men nach jedoch nicht mit der Möglich- MES erklären lassen. bei 1500 Metern, die jahreszeitabhängig keit für Amateurastronomen, das eigene ist und sich in der Regel von Oktober bis Fernrohr auf dem Vulkan dauerhaft zu Aber La Palma bietet noch viel mehr als April in dieser Höhe einstellt, sind solche etablieren. Ein nächtlicher Besuch endet nur Sterne. Mit 40 % Waldbedeckung ist Einflüsse nicht zu erwarten. In den Mo- nach einer extrem kurvenreichen Fahrt sie die „Isla Verde“, die grüne Insel; ein naten Mai bis September liegt sie jedoch am Schlagbaum mit der roten Ampel. UNESCO-Biosphärenreservat. Sie ist ein bei ca. 600 Metern Höhe und es gibt in Unter günstigen Umständen kann man Wanderparadies par excellence! Seien es der Nacht nur selten Wolken. auf einem der Hubschrauberlandeplätze, die „Regenwälder“ oberhalb der Nordost- die sich einige hundert Meter unterhalb küste oder der Naturpark der „Cumbre Als Fazit aus der Zeit des Aufenthaltes: der Großteleskope befinden, ein kleines Vieja“ im Südteil mit der Vulkankette, Will man die Milchstraße einmal in un- transportables Gerät aufstellen. Einige der „Parque Nacional de la Caldera de gewohnter Pracht sehen und die aufge- Amateure stehen mit ihren Geräten in den Taburiente“ mit seinen Kiefernwäldern zeigten Risiken in die Planung einfließen wenigen, engen Parkbuchten am Rande und den bizarren Schloten des einge- lassen, sind die Kanaren sicher eine gute der Straße, die vom Roque nach Santa stürzten Vulkans. Alternative. Und es gibt ja noch ein wei- Cruz führt; sind jedoch gelegentlich den teres Highlight für den Sternengucker! Scheinwerfern passierender PKWs aus- Man kann auch im Atlantik baden, wenn Mit einem Seeing in der Größenordnung geliefert. Oder man meldet sich zu einer man sich mit dem mehr als Schleifmittel zwischen 0,6 und 1 Bogensekunde, ei- Astronomie-Safari an, bei der Planeten bekannten schwarzen Strand aus zer- ner atemberaubenden Transparenz, so und Sterne mit den Fernrohren der Ob- mahlenem Vulkangestein anfreunden dass das Band der Milchstraße für eine servatorien beobachtet werden können. kann. Oder man macht etwas „Kultura“ kräftige Aufhellung der Umgebung sorgt, Wir konnten das weltweit größte Robo- und plant einen Besuch der Relikte der wird eine Nacht auf dem Roque zu einem ting-Teleskop, das „Liverpool-Teleskop“ Ureinwohner z.B. von „La Zarza“ – der bleibenden Erlebnis. Nicht umsonst ste- mit seinem 2-Meter-Spiegel, besuchen Guanchen – in den Lorbeerwäldern an

VdS-Journal Nr. 62 112 Amateurteleskope / Selbstbau

10 Milchstraße im Perseus mit den Sternhaufen h und χ

der Nordküste ein. Sie bevölkerten als jungsteinzeitliche Hirtenkultur La Palma seit ca. 500 v. Chr. und ritzten sonnen- radähnliche Symbole, geometrische La- byrinthe und Spiralen in die Felswände, deren Bedeutung bis heute strittig ist.

Auf einem Spaziergang durch die Viertel, die vom alten Santa Cruz übriggeblieben sind, lohnt ein Besuch im „Museo Na- val“. Es befindet sich in einem aus Beton gegossenen Nachbau der „Santa Maria“, obwohl Colón laut Geschichtsschreibung nie auf La Palma war, sondern auf einer seiner frühen Expeditionsreisen an die Küste Afrikas vor La Gomera vor An- 11 ker ging. Santa Cruz und die Insel ha- Roboting Liverpool-Teleskop (Außenansicht) ben eine bewegte Geschichte und waren wegen ihrer bevorzugten geografischen Lage für Seereisen nach Amerika und in den pazifischen Raum seit der Antike Spielball der Nationen. Bekannte Namen, wie z.B. der des royal sanktionierten Freibeuters (Sir) Francis Drake, der Ret- ter Großbritanniens, oder Ptolemäus und der Mauretanische König Juba sind dabei vertreten.

Santa Cruz und die Insel sind touristisch nicht überlaufen. Gran Canaria und Te- neriffa, gefolgt von Fuerteventura, haben dem Eiland den Rang abgelaufen; Club- oder Partyurlaube am Pool mit all in- clusive sind daran sicherlich nicht ganz unschuldig. Welch ein Segen für die, die einen naturnahen Urlaub suchen! 12 Innenansicht mit 2-m-Spiegel

VdS-Journal Nr. 62 Beobachterforum 113 Planeten-Konstellationen von P. Calderari

1 Konjunktion von Mars (m) und Neptun (n). Aufgenommen mit einer Nikon d810, Objektiv: Nikkor 800 mm f/8, zirka 100 s auf f/16 A: 31.12.2016, 19:37 Uhr B: 01.01.2017, 19:32 Uhr

VdS-Journal Nr. 62 114 Beobachterforum

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Konjunktion von Venus und Neptun. Aufgenommen mit einer Nikon d810a, Objektiv: Nikkor 800 mm f/8, zirka 60 s auf f/16 mit 640 ASA 13.01.2017, 19:17 Uhr

3 Konjunktion von Mars (m), Neptun (n) und Venus (v). Aufgenommen mit einer Nikon d810a, Objektiv: 180 mm f/2,8, zirka 70 s auf f/5,6 mit 640 ASA 04.01.2017, 19:36 Uhr

VdS-Journal Nr. 62 Mond bedeckt Aldebaran von Sven Melchert

Am 28. April 2017 fand am Abendhimmel eine Bedeckung von geben. Das zweite Bild zeigt die Situation acht Minuten später, Aldebaran im Stier durch den Mond statt. Beginn der Bede- Aldebaran war dann auch mit bloßem Auge neben dem Mond ckung für meinen Standort in Stuttgart war 20:19:20 MESZ; zu erkennen. Die drei Sterne links des Mondes sind, nach ab- die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt noch 1,8 Grad über dem nehmender Helligkeit, σ2 Tau (4,7 mag), σ1 Tau (5,1 mag) und Horizont. Nach eiligem Aufbau und fragwürdiger Fokussierung 89 Tau (5,8 mag). Aufnahmedaten: Canon 6D mit 300-mm-Tele­ zeigte sich Aldebaran nur 15 Sekunden vor dem Eintritt (Bild objektiv und 2x-Extender. Bild 1 bei Blende 8, ISO 100, 1/160 s. 1). Um 21:12:44 MESZ sollte der Mond Aldebaran wieder frei- Bild 2 bei Blende 10, ISO 3200, 0,5 s.

VdS-Journal Nr. 62 118 Hinweise

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