Repositorium für die Medienwissenschaft

Manuel Föhl : Catching the Big Fish: Mediation – Kreativität – Film 2018 https://doi.org/10.17192/ep2018.2-3.7924

Veröffentlichungsversion / published version Rezension / review

Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Föhl, Manuel: David Lynch: Catching the Big Fish: Mediation – Kreativität – Film. In: MEDIENwissenschaft: Rezensionen | Reviews, Jg. 35 (2018), Nr. 2-3. DOI: https://doi.org/10.17192/ep2018.2-3.7924.

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David Lynch: Catching the Big Fish: Mediation – Kreativität – Film Berlin: Alexander 2016, 163 S., ISBN 9783895813801, EUR 14,99

David Lynchs filmisches Werk bilden kleineren Tagebucheinträgen gleichen. vor allen Dingen zehn Spielfilme und Sie schwanken zwischen einseitigen die Serie (1990-1991, 2017), und etwas längeren, teilweise unzusam- mit welcher er erst letztes Jahr mit einer menhängenden kleineren Geschichte dritten Staffel für Furore sorgte. Dazu aus dem Leben Lynchs. Der titelge- kommen noch weitere Kurzfilme, bende Fisch steht dabei für eine Idee. Serien, Musikvideos, Dokumentati- „Wenn du kleine Fische fangen willst, onen und Auftritte vor der Kamera. kannst du im seichten Wasser bleiben. Doch Lynch ist nicht nur Filmemacher. Aber wenn du den großen Fisch fan- Er malt auch Bilder, macht Musik, gen willst, musst du in die Tiefe gehen“ gestaltet Möbel und fotografiert. So (S.11). Und diese Tiefe möchte Lynch legt er mit dem Untertitel seines nun mit Hilfe der transzendentalen Medita- auf Deutsch übersetzten Buches Cat- tion erreichen. In seinen Schilderungen ching the Big Fish: Mediation – Kreativi- springt Lynch gerne mal unvermittelt tät – Film, welches im Original bereits von Metaphysik zu einem Kapitel, 2007 erschienen ist, direkt die Karten indem er schildert, wie wichtig es ist, auf den Tisch. Sein Buch ist weder eine seine Filme vorab einem Testpublikum Biografie, noch eine schriftliche Wan- zu zeigen. Sprunghaft ist das Werk, derung durch sein filmisches Werk. zum Teil ohne klare Zusammenhänge Zumal man im Original Meditation, und doch unterhaltsam. Das Urteil Consciousness and Creativity als Unter- über das Buch deckt sich so auch mit titel des Buches liest – den filmischen dem Eindruck über den Großteil seiner Wegweiser gab der deutsche Verlag mit. Filme. Das im ungewöhnlichen, fast quadra- Lynchs Schwester war es, die ihn tischen Buchformat erschiene Werk des zur Meditation brachte, der er anfangs Ausnahmekünstlers wirkt mehr wie ein noch skeptisch gegenüberstand. Doch Einblick in den stream of consciousness künstlerisch stockte es bei ihm wäh- eines Visionärs. Für Lynch ist zugleich rend der Fertigstellung seines ersten der Aufhänger des Buches nicht sein LangfilmsEraserhead (1977) und privat filmisches Schaffen, sondern die Medi- drohte seine erste Ehe in die Brüche zu tation, mit welcher er im Alter von 27 gehen, was ihn schließlich doch dazu Jahren begonnen hatte. Die Kapite- brachte, die Meditation zumindest ein- leinteilung suggeriert eine gewisse mal auszuprobieren. Als heutiger Ver- Chronologie anhand seiner Filme, was fechter des Meditierens beschreibt er durchaus auch zutrifft, doch gemes- auch, wie er beim Meditieren auf Ideen sen an der Seitenzahl deutet schon die zu seinen Filmen kommt. Anzahl von 85 Kapiteln im Inhaltsver- Um nun zum filmischen Aspekt des zeichnis an, dass diese Kapitel mehr Buches zu kommen, sei gesagt, dass es 350 MEDIENwissenschaft 02-03/2018 sogar zu jedem Film ein Kapitel gibt, So bleibt das Buch eine Reise in das doch beschränken sich diese oft nur Innere von Lynch. Doch wie bei sei- auf ein oder zwei kleine Anekdoten, nen Filmen ist man nach der Lektüre, die um die Entstehung eines Filmes zumindest nach dem ersten Durchlauf, entstanden sind. Nur selten decken sie noch nicht wirklich schlauer. Und wer wirklich fundiert die Entstehung eines sich Einblicke in sein filmisches Schaf- Werkes ab. Bei Inland Empire (2007) fen erhofft, sollte nicht allzu viel Hoff- nimmt er sich etwas mehr Zeit für das nung haben. Wenn Lynch es in diesem Technische, war es doch der erste Film, Buch auch nicht gelingen sollte, mehr den er mit einer DV-Kamera aufgenom- Interesse an seinem Werk zu wecken, so men hatte. Er pries hier schon früh die doch an den Möglichkeiten der Medi- neuen digitalen Möglichkeiten – gerade tation. auch als Möglichkeit für junge Filme- macher_innen an. Manuel Föhl (Mainz)