Von Der Sierra Maestra Auf Den Col Di Lana NEUERSCHEINUNG: Erik Durschmieds Roman „Totentanz Am Col Di Lana“ Und Der Film Über Ihn „Finding Fidel“
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34 #wortkunst Freitag, 10. November 2017 - Von der Sierra Maestra auf den Col di Lana NEUERSCHEINUNG: Erik Durschmieds Roman „Totentanz am Col di Lana“ und der Film über ihn „Finding Fidel“ ..V.................................................ON HELMUT GROSCHUP ZUR PERSON er Wiener Journalist, Filme- Erik Durschmied Dmacher und Buchautor Erik Durschmied ist 1958 nach Kuba aufgebrochen, um den Rebellen Fidel Castro zu finden. Nun gibt es einen Film darüber, fertigge- stellt 2010. Zum 1. Mal wird „Fin- ding Fidel“ am 15. November in Innsbruck vorgestellt. Gleichzei- tig wird sein Roman über den gesprengten Berg bei Buchen- stein präsentiert. Der Autor und Filmemacher Wenn du das Buch „Totentanz wurde 1930 in Wien geboren. am Col di Lana“ liest, bekommst 1952 wanderte er nach Kana- du eine Dimension von Wahn- da aus und besuchte die sinn und Gewalt, aber auch von McGill University in Montre- Machiavellismus und sinnloser al. Seine Karriere beginnt Kriegsführung. Sieht man den 1958 mit einer Sensation: In Film nach der Lektüre, wird den kubanischen Bergen fin- manches klarer. Es ist nichts bes- det er den Rebellen Fidel ser geworden. Castro (2012 von Hollywood verfilmt als „Finding Fidel“). Der Roman Als Kriegsberichterstatter be- richtete er von jedem Kon- Bleiben wir beim Roman. Es flikt von Vietnam bis Iran, handelt sich eigentlich um die Irak und Afghanistan. Für Geschichte des Bergbauern- seine Filme „Seven Hundred buben Johann Irschara, der sich Millions“ (China) und „Hill mit 15 als „Freiwilliger“ zum 943“ (Vietnam) erhielt er ei- letzten Aufgebot, Tirols eiserner nen Oscar. In späteren Jah- Faust, meldet. Er leistet den ren war er Dozent für Militär- Schwur, die Heimat bis aufs Blut geschichte an der österrei- zu verteidigen. Die Mutter ist chischen Militärakademie in verzweifelt. „Der Bua is ja no a Wien und Gastdozent an der Kind“.Aber er fühlt sich unsterb- „United States Military Aca- lich. „Kriag, Kriag“ schreien die demy“inWestPoint(USA). Jungen, ahnungslos, was dahin- Nach einer langen Fernseh- ter blüht. Aber, „was ischt Krieg“, karriere für die Sender BBC fragt der Bub, als sein ältester undCBSverfassteerausper- Bruder nach Galizien abkom- sönlicher Erfahrung Bestsel- mandiert wird. Nach langer Lek- ler. Seine Bücher, in 2 Dut- türe weiß man als Leser dann, zend Sprachen übersetzt, was ein Krieg ist. Heimat vertei- wurden zu Hollywood-Fil- digen. Das Land ist in Gefahr. Im men und Fernsehserien. Sommer 1915 hat Italien Öster- Heute lebt er mit seiner Fa- reich den Krieg erklärt. „Der milie in Frankreich. © Welsche hat uns verraten!“ Erik Durschmied erstieg selbst den Gipfel des Col di Lana. Im Bild ist er am Eingang zum San-Andrea-Stollen zu sehen. Krieg ist Krieg, wo auch im- mer. Und Krieg ist dann, wenn man sich nicht mag, oder wenn Wer beim Militär war, versteht nach La Plata, dem Hauptquar- mals nicht lustig gewesen sein, aber besonders. Der Fidel redet 19.11., 11 Uhr, Wien, Johannes- Racheangesagtist,oderwenn das Instrumentarium der tier nahe Bayamo, ist mit viel wie der Film beschreibt. Es ist ein Englisch, das einen umhaut, gasse 4, Filmarchiv Austria – einer besser sein will als der an- Kriegsschreiberei. Aber was Schweiss verbunden, das weiß ein illustres Bild, das Dur- und vertritt Meinungen, ja, eben METRO Kino dere. Aber wo sind die Grenzen? nütztes–„KriegistKrieg“.Und ich. Bin da auch hinauf auf den schmied montieren lässt von eines 24-jährigen Strolchs, Sohn Buchtipp: Wenn ich heute den Totentanz die Welt ist nicht unkriegeri- Spuren von Durschmied bis zum seinem Regisseur. Vielleicht hat gutbürgerlicher Eltern mit jesui- „Totentanz am Col di Lana. vom Durschmied lese, kann ich scher geworden. Wofür all die Billardtisch und zum Schlafzim- er viel gelernt von den revolutio- tischer Bildung, der über Gut Schlacht um den Blutberg der nicht mehr schlafen, dann kom- Waffenschmieden? Irgendwo ist mer des Comandante und seiner nären Filmemachern, also das und Böse erhaben ist. Eine spe- Dolomiten“, von von Erik Dursch- men Albträume. Damals ist doch ja noch Dantes Höllentor: „Las- Bibliothek. Doch es muss da- Ganze ist etwas manipulativ, zielle Ergänzung zu allem, was mied, Günther Obwegs, 288 alles durcheinandergekommen. ciate ogni speranza....“ Jeden- wir bisher über den Helden der Seiten, Athesia Tappeiner Verlag Der Roman weckt weniger Hei- falls, das Gipfelkreuz hat kein Revolution gesehen und gelesen 2017, ISBN 978-88- 6839-268-0 matgefühle, sondern die Wut auf Gipfel mehr. „Fuoco!“, „Tirol. Ti- haben. Wenn der für die Tiroler Bestellen: www.athesiabuch.it unmenschliche militärische Me- rol. Tirol“ oder vielleicht Tirolo. kämpfen hätte können, wer thoden. Da kommen dann so weiß, dann hätte der Col di Lana Sätze im Roman, die dem Ge- Der Film noch einen Gipfel. © sagten recht geben, wie: „Je dümmer der Feind, umso besser Kommen wir zum Film. Der Termine: 15.11., 18.30 Uhr, ist die Chance zu überleben.“ handelt von der Geschichte von Innsbruck, Museumstrasse 31, Am Schluss sind alle tot. Dur- Erik Durschmied, aufgenom- Cinematograph, Gespräch und schmied ist ein erfahrener men von Bay Weyman. Der bes- Filmvorführung „Finding Fidel – Kriegsberichterstatter und er sere Titel wäre gewesen „Dur- Die Reise des Erik Durschmied“ nimmt alles, was er weltweit ge- schmied the Warman“.So wurde von Bay Weyman sehen hat mit, um den Dolomi- er in der nordamerikanischen 16.11., 20 Uhr, Bozen, Dr.-Josef- tenkrieg zu beschreiben, ohne Öffentlichkeit bezeichnet, und Streiter-Gasse 6, Filmclub Bozen dass er dort war. Das Buch ist es wird gesagt, „der hat mehr Gespräch und Filmvorführung eben eine Reportage. Und er Kriege gesehen als jeder Gene- „Finding Fidel“, Moderation: wechselt die Perspektiven. Das ral“ (New York Times). Aber es Patrick Rina – ORF ist durchaus kein Buch gegen die geht auch um den jungen idea- 17.11., 20 Uhr, Bruneck, Stadtgas- Walschen. Das ist eine Kriegsre- listischen, Zigarre rauchenden se 4, Athesia Buchhandlung, portage, die sich gewaschen hat. Comandante Fidel. Die Fahrt April 1916: Soldaten am Siefgrat. Gespräch und Lesung GEDANKENSPLITTER VON ERIK DURSCHMIED Wie eine Rakete... und das war gar nicht sicher. Ich Karriere Schriftsteller ren stellte er mich auf 2 Brettln, rück. Es ist mein einziges Buch, fand ihn, und der Rest ist Ge- und 15 Jahre später war ich im ka- das ich in deutscher Sprache ver- schichte. Daraufhin schoss meine Karriere Ich erfand für mich einen neuen nadischen Skiteam. Aber damals fasst habe. Das ist mein Beitrag für Fidel Castro wie eine Rakete in die Höhe, und Beruf: Schriftsteller. Dabei berief wart ihr Europäer viel zu gut: Ihr ein schönes Land, und dessen tap- Kriegsberichterstatter ich wurde von den größten Fern- ich mich auf mein Motto: „Wie hattet Zeno Colo oder Toni Sailer. fere Männer. Es ist außerdem die In den frühen 1950er Jahren wa- sehfirmen engagiert: BBC (12 Jah- Zufall und Dummheit Weltge- Geschichte einer sinnlosen Bela- ren es die Stars von der Schreib- Stellt euch vor, hier kommt ein 25- re), CBS Special Reports und schichte schreiben“.Ich hatte da- Col di Lana gerung, der moralischen Zweifel zunft, die von den großen TV-Ge- Jähriger und stellt dieses Star-vor- schließlich Hollywood. Nach ei- mit Erfolg und referierte in Mili- eines Prinzens, dessen Urahnen sellschaften angeheuert wurden der-Studiokamera-System auf den ner Umfrage von Newsweek und tärakademien. 2000 wurde mir Während wir am Berg waren er- Päpste gewesen sind und eines und dann ihren Artikel vor einer Kopf mit einem Film über das Le- der New York Times zeichnete vom Österreichischen Präsiden- zählte mir mein Vater Geschich- Bozener Weinhändlers Sohn. Bei- Kamera vortrugen. Das alles ging ben von Rebellen im kubanischen man mich als besten „TV Repor- ten die Staatsbürgerschaft „im In- ten vom Krieg. Er war ein ausran- de wissen, dass der Moment kom- „presto“ in einem Studio! Dafür Dschungel. Der Gedanke, dass ich ter/Kameramann“ der 60er Jahre teresse des Staates“ verliehen. gierter k. und k. Kaiserjäger und men wird, wo sie ihre Männer auf- brauchte man keine Courage, und dabei draufgehen könnte, kam aus (wegen der Vietnam-Berich- Worauf er sagte: „Jetzt schreiben's dachte mit Nostalgie an seine Zeit opfern müssen, weil es ein Gene- selbst das schlechte Wetter störte mir nie. Auch später nie, als ich 10 te). Die New York Times schrieb: amal was für ihr Land…“. in den Dolomiten. Besonders eine ral so befohlen hat – nur um seine nicht. Ich dagegen hatte viel Zeit. Jahre im Vietnam-Krieg war. Das „...er hat mehr Kriege gesehen als Geschichte, die von einem myste- Fahne auf dem Gipfel zu pflanzen. Und sonst nichts. Als ich mit mei- Resultat war ein Dokumentarfilm, jeder lebende General…“.Und im Vater(land) riösen Gipfel, dem Col di Lana, PS: „Liabe Leut, redet miteinan- nem alten VW nach Kuba ratterte, der mich – und natürlich auch Fi- Wiener Kurier stand: „…er ist bes- beeindruckte mich sehr. Und als der. Schiasst net! Vom Ötzi bis zur hatte ich keine Ahnung, wer die- del Castro – über Nacht berühmt ser im Ausland bekannt als in sei- Mein Vater war ein begeisterter ich dann eine Geschichte suchte, Atombombe sind 4000 Jahre ver- ser mysteriöse Revolverheld war. machte. Denn bis dahin hatte ihn nem Geburtsland…“.Nach dem Kraxler und schleppte mich schon um meinem Geburtsland ein Mo- gangen, in denen sich die Leut ge- Ich hatte nur eine Idee, wie ich noch niemand interviewt und ge- Golfkrieg 1992 gab ich auf, denn mit 6 Jahren hinauf in die Berge. nument zu setzen, kam ich auf genseitig abgeschlachtet haben – ihn und seine Männer filmen filmt. 30 Jahre danach haben Fidel schon zu viele hatten auf mich ge- Zuerst war es eine Qual, dann den heldenhaften Stand der 300 und nix hat sich zum Guten geän- wollte – sollte ich ihn finden… und ich darüber gesprochen. schossen. liebte ich es. Ebenfalls mit 6 Jah- Tiroler am „Berg des Eisens“ zu- dert.“(eva) ©.