60 JAHRE 1954 – 2014 HOCHSCHULMEDIZIN

EDIZINISCHE FAKULTÄT UNIVERSITÄTSKLINIKU AGDEBURG A.ö.R.

60 JAHRE 1954 – 2014 HOCHSCHULMEDIZIN MAGDEBURG

EDIZINISCHE FAKULTÄT UNIVERSITÄTSKLINIKU AGDEBURG A.ö.R.

Grußwort

Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt

60 Jahre Hochschulmedizin in Magdeburg sind ein sehr er- Lehre und Krankenversorgung sind hier auf exzellente Weise­ freuliches Jubiläum, zu dem ich allen Mitarbeiterinnen und miteinander verbunden. In Stellungnahmen aus den Jahren Mitarbeitern ganz herzlich gratuliere. Aus der im September 2009 und 2013 hat sich der Wissenschaftsrat anerkennend 1954 gegründeten Medizinischen Akademie Magdeburg ging zu den Leistungen der Hochschulmedizin in Magdeburg mit Gründung der Otto-von-Guericke-Universität im Jahr 1993 geäußert. die Medizinische Fakultät hervor. Vorausgegangen war die positive Evaluierung der Medizinischen Akademie durch den Jubiläen bieten reichlich Gelegenheit zu Rückblick und Wissenschaftsrat unmittelbar nach der Wiedervereinigung. ­Ausblick und damit zur Selbstvergewisserung. Die Hoch- Die Magdeburger Medizin und das Krankenhaus als Bil- schulmedizin in Deutschland steht vor neuen und großen dungsstätte können allerdings auf eine sehr viel längere Herausforderungen. Sie sieht sich in einen zunehmenden Tradition zurückblicken. Sie lässt sich bis ins frühe Mittel­alter Wettbewerb gestellt: nicht nur im Wissenschaftssystem, zurückverfolgen, und im Laufe der Jahrhunderte begegnen sondern auch im Gesundheitssystem. Davon sind wir alle uns immer wieder große Namen: unter ihnen auch der betroffen. Unsere Gesundheit ist ein existenzielles Gut. Die ­legendäre Johann Andreas Eysenbarth, der fast ein Viertel- Sicherung und Stärkung eines leistungsstarken Gesundheits- jahrhundert in Magdeburg lebte und ein exzellenter Opera- wesens, das auch in Zukunft von Menschlichkeit und Zuwen- teur war. dung geprägt ist, ist eine große Herausforderung, die die Kliniken selbst, die Träger, den Bund und die Länder glei- Seit der Fakultätsgründung 1993 sind gut zwei Jahrzehnte chermaßen trifft. vergangen, in denen sich die Hochschulmedizin in Magdeburg zu einer bedeutenden und profilierten Institution entwickelt Fakultät und Klinikum hier in Magdeburg haben in ihrer hat. Die Zahlen sprechen für sich: Zurzeit sind mehr als 1.500 60-jährigen Geschichte vor vielen Herausforderungen ge- Studentinnen und Studenten an der Medizinischen Fakultät standen, sie angenommen und bewältigt. Gemeinsam wer- immatrikuliert. Rund 4.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den wir auch in Zukunft die Weichen für eine nachhaltige – Wissenschaftler, Ärzte, Pflegepersonal und Verwaltungs- Entwicklung stellen. Die Hochschulmedizin in Magdeburg angestellte – sind in der Fakultät oder im Klinikum tätig. Die wird auch künftig viele weitere erfolgreiche Kapitel ihrer Universitätsmedizin Magdeburg ist einer der größten Arbeit- Geschichte schreiben. In diesem Sinne gratuliere ich herzlich geber in der Region. zum Jubiläum und wünsche der Magdeburger Hochschulme- dizin und allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Eine Medizinische Fakultät definiert sich zu einem großen die kommenden Jahre alles Gute. Teil über ihre Forschungsaktivitäten. Die beiden Forschungs- schwerpunkte „Neurowissenschaften“ und „Immunologie einschließlich Molekulare Medizin der Entzündung“ sind auf Dr. Reiner Haseloff regionaler und internationaler Ebene sehr gut vernetzt und werben erfolgreich Drittmittel ein. Das Universitätsklinikum Magdeburg hat darüber hinaus eine sehr große Bedeutung als regionales medizinisches Versorgungszentrum. Forschung,

Festschrift 2014 3 Grußwort

Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Mit der Gründung der Medizinischen Akademie im Jahr 1954 Universität, die sich ihrer Tradition bewusst ist, aber auch entstand in Magdeburg eine zweite Hochschuleinrichtung, weiß, dass mit Traditionspflege alleine die Zukunft nicht nachdem 1953 schon die Hochschule für Schwermaschinen- gestaltet werden kann. Pläne für die Zukunft gibt es viele. bau den akademischen Lehrbetrieb aufgenommen hatte. Die So werden wir die bestehenden Verbindungen zwischen der beiden profilbestimmenden Bereiche MINT und Medizin der Medizin und den Natur- und Ingenieurwissenschaften wei- heutigen Otto-von-Guericke-Universität blicken daher auf ter ausbauen und die beiden Campi noch näher zusammen- eine nahezu gleichlange Tradition zurück. Und diese Rück- bringen. schau kann alle mit Stolz erfüllen. Seit einigen Jahren verleiht die Universität Goldene und Im vergangenen Jahr wurde ich anlässlich des Jubiläumsjah- Silberne Diplome. Die Mediziner stellen bei dieser Feier res „20 Jahre OVGU“ immer wieder gefragt, warum wir nicht traditionell eine besonders starke Gruppe. In den kurzen stärker auf die 60 Jahre Technikausbildung in Magdeburg Gesprächen erfahre ich, wie viele Ehemalige an unterschied- fokussieren. Das Rektorat wollte bewusst zum Ausdruck lichen Positionen im Gesundheitssystem des Landes gewirkt bringen, dass unser Blick in den aktuell bewegten Zeiten haben oder immer noch aktiv sind. Andere haben in ver- primär nach vorn gerichtet ist und wir für die Herausforde- schiedenen Teilen Deutschlands und manche auch im Ausland rungen der Zukunft eine starke OVGU als gemeinsame Ein- ihr berufliches Tätigkeitsfeld gefunden. Ganz sicher profi- richtung aller Fachgebiete benötigen. tierten sie selbst und Millionen Patienten von der hervorra- genden Ausbildung in Magdeburg. Die Uniklinik ist für Stadt Die Medizinische Fakultät, das Klinikum und die Uni feiern und Region das zentrale Element einer leistungsfähigen nun 60 Jahre Hochschulmedizin in Magdeburg, und es gibt Krankenversorgung. Vergleiche zeigen immer wieder, dass viele gute Gründe, dies auch sehr selbstbewusst zu tun. Die die Prüfungserfolge der Magdeburger Absolventen national Fakultät hat mit den beiden Forschungsschwerpunkten Neu- Spitze sind. Und wer schon einmal die feierliche Verabschie- rowissenschaften und Immunologie ein klares wissenschaft- dung in der Medizin erlebt hat, der spürt den Spirit, den liches Profil entwickelt, ist hervorragend vernetzt und agiert diese jungen Magdeburger Mediziner in sich tragen. auch in anderen Bereichen außerhalb der Schwerpunkte überaus erfolgreich. Wiederholt hat der Wissenschaftsrat Unser Glückwunsch geht an die Fakultät, das Klinikum, alle die national und international sichtbaren Forschungsleis- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auch diejenigen, die tungen gewürdigt. Die Balance zwischen den Anforderungen in der Vergangenheit einen Beitrag zur Entwicklung der in Lehre, Forschung und Klinikbetrieb muss immer wieder universitären Medizin in Magdeburg geleistet haben. Dank neu gefunden werden. Alle drei Bereiche sind essentiell, Ihrer Tätigkeit und Ihres Engagements wird die OVGU auch aber in einer Universitätsmedizin muss die Forschung stets zukünftig eine sichtbare Rolle in der deutschen Hochschul- ein besonderes Gewicht besitzen. Dies gelingt in Magdeburg medizin einnehmen. sehr gut, aber der zunehmende Wettbewerb erfordert von allen Beteiligten die stete Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Nutzen wir dazu alle gemeinsam die Vorteile unserer jungen Prof. Dr.-Ing. Jens Strackeljan

4 Festschrift 2014 Grußwort

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg

Was eine gute medizinische Versorgung bedeutet, wird uns Gleichzeitig ist das Klinikum ein großer Arbeitgeber für meistens erst bewusst, wenn uns selbst eine Krankheit ereilt. ­Magdeburg und die Region. Ärzte, Krankenpflegerinnen und In diesem Bewusstsein leistet die Magdeburger Hochschul- Krankenpfleger, Verwaltungsangestellte, technisches Perso- medizin seit nunmehr 60 Jahren eine hervorragende Arbeit. nal und nicht zuletzt die Studierenden verbinden das Uni- Neben der medizinischen Betreuung sorgt die Medizinische versitätsklinikum mit der Landeshauptstadt. Fakultät für eine intensive und herausragende Ausbildung und Forschung sowie für eine Klinikumsentwicklung im Sin- Das Vertrauen zwischen Arzt und Patient sowie zwischen ne städtebaulich anspruchsvoller Krankenhausbauten. Wissenschaftler und Student wird zusätzlich durch verschie- dene Veranstaltungen gestärkt. Jährlich finden in Magdeburg Hervorgegangen aus der 1954 als medizinische Hochschul- zahlreiche wissenschaftliche Symposien, Kongresse und einrichtung gegründeten Medizinischen Akademie Magde- Tagungen statt, an denen Wissenschaftler aus dem In- und burg, ist die Medizinische Fakultät heute ein wichtiger Teil Ausland teilnehmen. Auch das bringt die Forschung und der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität und damit Klinikpraxis in der Ottostadt voran und macht die Hochschul- auch der Landeshauptstadt Magdeburg. Weit über die Gren- medizin der Landeshauptstadt über die Grenzen des Landes zen der Stadt hinaus ist das heutige Universitätsklinikum in hinaus bekannt. den vergangenen sechs Jahrzehnten zu einem vertrauten Anlaufpunkt geworden. Über 43.000 Patienten werden jähr- Die Landeshauptstadt Magdeburg wird sich auch zukünftig lich im Universitätsklinikum stationär behandelt. Hinzu kommt dafür einsetzen, dass die hohen medizinischen Standards, die umfangreiche ambulante Versorgung. Auch die Verknüp- die herausragende Forschung und die außerordentlichen fung von wissenschaftlicher Forschung und deren Umsetzung Ergebnisse in der Lehre erhalten und ausgebaut werden. im klinischen Alltag erfreut sich großer Akzeptanz und ­Resonanz innerhalb der Bevölkerung. Ich wünsche der Medizinischen Fakultät der Otto-von-­ Guericke-Universität Magdeburg weiterhin eine gedeihliche Das Universitätsklinikum verfügt über eine hochmoderne, Entwicklung und viele medizinische Neuentwicklungen sowie­ zukunftssichere Ausstattung. Schwerpunkte wie die Immu- spannende wissenschaftliche Erkenntnisse. nologie und die Neurowissenschaften oder auch ganz aktu- ell die Entwicklung minimalinvasiver Medizintechnik stehen für die exzellente Forschungsarbeit und weltweite Vernetzung Dr. Lutz Trümper der Magdeburger Hochschulmedizin.

Festschrift 2014 5 Grußwort

Präsident des Medizinischen Fakultätentages der Bundesrepublik Deutschland

Die Universitätsmedizin in Sachsen-Anhalt hat stürmische Diese Investitionen in die Qualifikationen der künftigen Zeiten hinter sich und ein rauer Wind bläst ihr weiterhin Ärzte machen nicht nur Mut bei den aktuellen Debatten, sie entgegen. Stürmische Zeiten haben aber auch den Vorteil, weisen auch langfristig den richtigen Weg: Der wissenschaft- dass man sich nicht lange auf den Erfolgen der Vergangen- lich-ärztliche Nachwuchs ist eine wichtige Säule für die heit ausruht. wirtschaftliche Weiterentwicklung Sachsen-Anhalts. Die Otto-von-Guericke-Universität und ihr Universitätsklinikum Magdeburg hat seine herausragenden Forschungsleistungen sind nicht nur attraktive Arbeitgeber, sie sorgen auch dafür, immer wieder durch unabhängige Gutachterkommissionen dass weitere qualifizierte junge Menschen in Magdeburg bestätigt bekommen. Nun werden an der Otto-von-Guericke- und den umliegenden Regionen ihre Heimat finden. Universität neue Akzente in der Lehre gesetzt. Mit einem anerkannten Testverfahren (HamNat-Test) bemüht sich die Für die Zukunft wünsche ich Ihnen im Namen des Medizini- Medizinische Fakultät aktiv um die Auswahl ihrer Studieren- schen Fakultätentages alles Gute und weiterhin viel Erfolg! den. Dem kommt eine besondere Bedeutung zu, denn es gilt, nicht nur die „richtigen“ Studierenden zu finden, sondern diese sollen möglichst auch als fertig ausgebildete Ärzte im Prof. Dr. Heyo K. Kroemer Land bleiben. Mit der Neueröffnung des Skills-Lab im April 2014 und der Einrichtung eines E-Learning-Zentrums wird den Studenten die Möglichkeit eröffnet, neue Wege des Lernens zu beschreiten.

6 Festschrift 2014 Grußwort

Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschland e.V.

Die Hochschulmedizin in Magdeburg blickt in diesem Jahr Zugleich sind die Leistungen der Hochschulmedizin in der auf ihr 60-jähriges Bestehen zurück: 1954 wurde sie als Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte von morgen und in der Medizinische Akademie ins Leben gerufen und fungiert seit- erstklassigen Versorgung unserer Bevölkerung ein unver- dem als Hochschuleinrichtung. Am 3. Oktober 1993 wurde zichtbarer Bestandteil unseres Gesundheitssystems gewor- schließlich die Volluniversität Otto-von-Guericke Magdeburg den. Deshalb wird sich der Verband der Universitätsklinika mit einer ambitionierten Medizinischen Fakultät gegründet. Deutschland (VUD) gemeinsam mit dem Medizinischen ­Fakultätentag auch weiterhin für eine faire und angemesse- Die Hochschulmedizin Magdeburg ist heute eine Instanz in ne Finanzierung der Hochschulmedizin einsetzen. Die Son- der Ausbildung medizinischen Fachpersonals, in der Pati- derrolle der Universitätsklinika für das Gesundheitswesen entenversorgung und in der wissenschaftlichen Leistung. muss in der Krankenhausfinanzierung endlich ausreichend Dabei war der Weg, den die vergleichsweise junge Hoch- berücksichtigt werden. schulmedizin gegangen ist, nicht immer einfach: Die Medi- zinische Fakultät musste die vergangenen 20 Jahre nach den Ich wünsche Ihnen im Namen des Verbandes der Universi- schwierigen Zeiten im Sozialismus aufholen und ihre heute tätsklinika Deutschlands weiterhin die Qualität und die In- national und international hervorragende wissenschaftliche novationskraft, um den zukünftigen Herausforderungen sicher Position hart erarbeiten. Und auch die Zukunft verspricht zu begegnen. Bleiben Sie weiterhin ein so unentbehrlicher keine ruhigen Zeiten: Nicht nur durch die demografische Standort der deutschen Hochschulmedizin. Entwicklung nehmen die Anforderungen an die Medizin deutlich zu. Dem entgegen steht eine scheinbar unaufhaltsam wachsende Finanzierungsproblematik bei zunehmendem Prof. Dr. D. Michael Albrecht Wettbewerb, der sich durch den steigenden Investitionsstau im öffentlichen Sektor verschärft.

Festschrift 2014 7 Situation der deutschen Universitätsklinika im Jahr 2014

Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Magdeburg

Als im Jahr 2003 das Deutsche Fallpauschalensystem (DRG- Darüber hinaus wird eine umfassende Notfallversorgung System, diagnosis related groups) eingeführt wurde, gehör- vorgehalten. So versorgt das Universitätsklinikum Magdeburg ten die Deutschen Universitätsklinika zu den „Verliererkli- eine jährlich steigende Zahl an Notfallpatienten in der Zen- niken“ und mussten deutliche Erlöseinbußen befürchten. tralen Notaufnahme, im Jahr 2014 werden dies etwa 35.000 Durch Umstrukturierungen und konsequentes Erschließen Fälle sein. Die hochspezialisierte Behandlung seltener Er- von vorhandenen Wirtschaftlichkeitsreserven, auch durch krankungen und die Patientenversorgung in Interdisziplinä- den Abschluss von Haustarifverträgen, was zu finanziellen ren Zentren sind ebenfalls mit einem hohen finanziellen Einbußen für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führte, Aufwand verbunden. Daneben übernehmen die Universi- konnte dies an den meisten Universitätsklinika verhindert tätsklinika zu etwa 30 % die fachärztliche Weiterbildung, die werden, so auch am Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R. ebenfalls in keiner Weise im Fallpauschalensystem vergütet Noch im Jahr 2011 konnten alle 33 Deutschen Universitäts- wird. Auch wenn dies eher eine kleine Fallzahl betrifft, wer- klinika ein addiertes Jahresergebnis von 23 Mio. Euro er- den Extremkostenfälle nicht adäquat vergütet und stellen wirtschaften. Seit dem Jahr 2012 stellt sich die wirtschaftliche erhebliche wirtschaftliche Risiken für die universitätsmedi- Situation komplett anders dar. 2012 betrug das Defizit an zinischen Standorte dar. Nimmt man all diese Sonderaufga- allen Standorten insgesamt 102 Mio. Euro, im Jahr 2013 bereits ben zusammen, so wird deutlich, dass insbesondere auch 161 Millionen. Für das Jahr 2014 prognostizieren die Univer- durch den Aufgabenverbund von Krankenversorgung, For- sitätsklinika ein addiertes Jahresdefizit von 133 Mio. Euro. schung und Lehre höhere Durchschnittskosten als in nicht Damit verzeichnen die Universitätsklinika trotz des noch vor universitären Krankenhäusern entstehen. der Wahl verabschiedeten Krankenhaushilfspaketes ein wei- Schaut man sich andere auch europäische Länder an, so teres Rekorddefizit. Insgesamt sind in nur zwei Jahren die werden die Universitätsklinika dort zusätzlich finanziert, um Ergebnisse um rund 200 Mio. Euro eingebrochen. die Sonderbelastungen auszugleichen. Dies ist derzeit in Deutschland nicht der Fall. Der Interessensverband der Deut- Was hat zu dieser Situation geführt? schen Universitätsklinika, der Verband der Universitätskli- Schaut man sich die Aufgaben der Universitätsklinika im nika Deutschlands e.V. (VUD), fordert seit Jahren von der Vergleich zu anderen Krankenhäusern an, dann ergibt sich Politik, diese Sonderaufgaben auch gesondert zu vergüten. ein Aufgabenverbund, den andere Krankenhäuser der So wurde u. a. eine Systempauschale diskutiert, die eine ­Maximalversorgung zumindest in der Komplexität nicht auf- Kompensation der zusätzlichen, ausschließlich universitären weisen. So sind die Universitätsklinika bei der Einführung Leistungen darstellen sollte. von medizinischen Innovationen in die allgemeine Kranken- versorgung führend. Diese Innovationen sind häufig mit Die Deutschen Universitätsklinika waren daher voller Hoff- deutlichen Mehrkosten verbunden, die im Deutschen Fall- nung, als im Koalitionsvertrag der CDU/CSU und der SPD vom pauschalensystem nicht vergütet werden. Die Hochschulam- 14.12.2013 „Deutschlands Zukunft gestalten“ die Universitäts- bulanzen nach § 117 Sozialgesetzbuch V (SGB V) bieten nicht klinika besondere Berücksichtigung fanden. Demnach sollten nur eine ambulante Versorgung zu Forschungs- und Lehr- die Aufgaben der Universitätsklinika besser im DRG-System zwecken, wie gesetzlich vorgesehen, vielmehr sind die Uni- und die Hochschulambulanzen angemessen vergütet werden, versitätsklinika, so auch im besonderen Maße das Univer- für Hochkostenfälle wird eine gesonderte Vergütung nach sitätsklinikum Magdeburg, in die ambulante Grund- und Vorschlag durch das Institut für das Entgeltsystem im Kran- Regelversorgung eingebunden. Hinzu kommt die im Land kenhaus (InEK) in Aussicht gestellt. Schließlich will der Bund Sachsen-Anhalt sehr niedrige Ambulanzpauschale sowie die den Hochschulen mehr Geld zur Grundfinanzierung zur Ver- begrenzte Anzahl zugelassener Fälle, die in der Realität weit fügung stellen, wovon auch die Universitätsklinika über die übererfüllt wird. Medizinischen Fakultäten profitieren können.

8 Festschrift 2014 Die Diskussion ist seitdem kontrovers geführt worden, vom und Kooperationen mit umliegenden Krankenhäusern sowie Bundesgesundheitsministerium wird der geforderte System- mit dem Universitätsklinikum Halle. Ein Trend kann dadurch zuschlag eher abgelehnt, es wird jedoch die Vergütung von bereits seit 2013 gesehen werden, Leistungen wurden ge- einzelnen der oben aufgeführten Aufgaben der Universitäts- steigert und damit die Erlössituation verbessert. Die Auf- klinika diskutiert. wandssituation ist allerdings gekennzeichnet durch steigen- de Personalkosten, die nicht adäquat durch das DRG-System Zusätzlich zu dieser Finanzierungsproblematik kommt hinzu, refinanziert werden sowie durch Steigerungen im Sachmit- dass die Bundesländer den im Krankenhausfinanzierungs- telbedarf, insbesondere von Medikamenten, Implantaten gesetz (KHG) geregelten Investitionsverpflichtungen nur sowie von Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Hinzu kom- unzureichend nachkommen. Der von den Ländern gezahlte men nicht aufgefangene Steigerungen durch eine zunehmend Landeszuführungsbetrag dient lediglich der Finanzierung personalisierte Medizin, die als innovativ und zukunftswei- der Aufgaben in Forschung und Lehre. Die Aufgaben in der send gesehen, jedoch ebenfalls nicht adäquat vergütet wird. Krankenversorgung finanzieren sich zum größten Teil aus Um diese Belastungen der Universitätsklinika auszugleichen, den Fallpauschalen, eine zusätzliche Finanzierung hierfür muss dringend eine bundesweite Änderung der Finanzierung existiert nicht. Im Rahmen der sogenannten dualen Finan- herbeigeführt werden. zierung sind die Länder für die Investitionsfinanzierung zuständig. Hier hat das Land Sachsen-Anhalt ab 2013 die Das Universitätsklinikum Magdeburg hat in den vergangenen Finanzierung deutlich zurückgeführt, nach derzeitigem Stand Jahren seine Aufgaben insbesondere in der Versorgung wird dies auch zukünftig der Fall sein. Damit geraten die ­hochkomplexer Erkrankungen wahrgenommen, aber auch Universitätsklinika weiterhin unter finanziellen Druck und viele Aufgaben in der Grund- und Regelversorgung über- können ihrer Rolle als „Innovationsmotor“ des Gesundheits- nommen. Hier wird auch weiterhin das gesamte Spektrum wesens immer schlechter gerecht werden. Es wird seitens der Behandlung von Erkrankungen zu Ausbildungs- und zu des Landes Sachsen-Anhalt erwartet, dass durch erwirt- Weiter­bildungszwecken vorgehalten, jedoch ist es das Ziel, schaftete Erträge der Krankenversorgung ein Teil der Inves- be­sondere hochkomplexe, seltene, bzw. lediglich an Univer- titionsfinanzierung durch die Universitätsklinika selbst erfolgt. sitätsklinika zu erbringende Leistungen zu steigern, um für Da das Fallpauschalensystem dies nicht vorsieht, ist zu be- die Bevölkerung des nördlichen Sachsen-Anhalts und ­darüber fürchten, dass die Erwirtschaftung von Eigenmitteln zum hinaus eine exzellente hochwertige ambulante und statio- Zweck der Investitionsfinanzierung zu Lasten des Personals näre medizinische Versorgung vorzuhalten. Dafür stehen und damit der Qualität der Krankenversorgung realisiert auch weiterhin alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der werden muss. Universitätsmedizin Magdeburg.

Die negative wirtschaftliche Entwicklung hat auch vor dem Universitätsklinikum Magdeburg nicht Halt gemacht und so Dr. Jan L. Hülsemann weist die UMMD seit 2012 ein negatives Jahresergebnis aus. Das Universitätsklinikum Magdeburg hat bereits eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, um die derzeitige wirtschaftliche Situation umzukehren. Hierzu gehören Umstrukturierungen, die Umwidmung von Betten aus Bereichen mit geringerer Auslastung in Bereiche mit hoher Auslastung, ein flexibler Ressourceneinsatz von Operationssaal-, Intensiv- und Inter- mediate Care-Betten-Kapazität, ein flexibler Personaleinsatz

Festschrift 2014 9 Zum Geleit

Das Leben ist kurz, die Kunst ist weit, der günstige Augenblick flüchtig, der Versuch trügerisch, die Entscheidung schwierig. Der Arzt muss nicht nur bereit sein, selbst seine Pflicht zu tun, er muss sich auch die Mitwirkung des Kranken, der Gehilfen und der Umstände sichern. Hippokrates, 460 - 370 v. Chr.

Sechzig Jahre Hochschulmedizin - in den letzten 21 Jahren auch der Gehilfen ist Voraussetzung. Der Erfolg der Univer- als Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum Magdeburg sitätsmedizin Magdeburg wäre nicht denkbar ohne den un- in der Otto-von-Guericke-Universität. Die Kolleginnen und ermüdlichen Einsatz von tausenden Menschen, die in der Kollegen haben 1954 einen Wahlspruch entschieden: „Docere­ einen oder anderen Aufgabe hier zum Teil über Jahrzehnte - Investigare - Sanare“. Seit einiger Zeit haben wir das ­„Sanare“ mitwirken oder mitgewirkt haben. Es war immer die gemein- durch „Curare“ ersetzt - in dem Sinne „Medicus curat, Natu­ same Sache, die Universitätsmedizin zu entwickeln. Gehilfen ra sanat“ - der Arzt sorgt (für den Patienten), die Natur heilt. sind aber auch die Studierenden - einerseits helfen sie an Diese drei Tätigkeiten in der Medizinischen Akademie und vielen Stellen in der praktischen Medizin mit - andererseits in der Universitätsmedizin waren und sind die Grundlage werden sie aber auch im Anspruch des Studiums zu den der akademischen Medizin: Ausbildung von Ärztinnen und Fragenden, die in der Suche nach Antworten den Ärzten und Ärzten, Erforschen der Krankheiten und der zugrundeliegen- Wissenschaftlern den Weg weisen, über das Bekannte hinaus den organischen Grundlagen und die Betreuung der Pati- zu denken. enten. Unser Logo - der „Tempel“ - stammt von Professor Und dann die Umstände: Immer wieder im passenden Moment Hasso ­Eßbach, dem Gründungsrektor der Medizinischen zuzugreifen, mutig Entscheidungen voranzutreiben. Das war Akademie. Das Bild zeigt den Lehrer, Forscher und Arzt zwei- und ist auch die Grundlage des Erfolges. In einer Zeit, in der mal: bei der Unterweisung der Studierenden und bei der das Leben in Magdeburg nicht einfach war, die Akademie zu Sorge um den Patienten - die Wissenschaft ist originärer gründen, 1960 trotz sehr begrenzter Möglichkeiten eine Vor- Bestandteil beider Tätigkeiten. klinik zu etablieren, in den Jahren danach gemeinsam mit der Stadt und anderen Einrichtungen die Wissenschaft ab- 1954 hätte man als Wahlspruch auch das obige Zitat von zusichern, 1993 den Mut aufzubringen, die Selbstständigkeit Hippokrates aussuchen können: Dass aus den sehr begrenz- der Akademie mit dem Fakultätsstatus einzutauschen, um ten Möglichkeiten beim Start der Medizinischen Akademie in Magdeburg eine Universität zu ermöglichen, gelegentlich eine überregional beachtete und mit ihren wissenschaftlichen für die eigenen Ziele zu demonstrieren und dann auch wie- Ergebnissen international bekannte Universitätsmedizin der konstruktiv mit allen Beteiligten in der Wissenschafts- geworden ist, das war so nicht vorauszusehen. Aber Hippo- verwaltung und in der Politik nach neuen Wegen zu suchen, krates beschreibt den Weg zu diesem Erfolg: Das Suchen der Forschungsperspektiven zu entwickeln und beizubehalten - Ärztinnen und Ärzte und des wissenschaftlichen Personals alles das ist „sich Mitwirkung der Umstände zu sichern“. nach der geeigneten Therapie, nach dem Zeitpunkt und dem Dass dies im Sinne von „Docere - Investigare - Curare“ ge- Moment, der alles auf den richtigen Weg weist: Jeder, der lungen ist, zum Wohl der uns anvertrauten Patienten, für die die Medizin kennt, weiß, dass ihr Wesen nicht genauer be- Studierenden und für die Erkenntnis in der Wissenschaft - an schrieben werden kann. einzelnen Stellen der Geschichte von 60 Jahren ist dieser Wie ist der Erfolg der Universitätsmedizin Magdeburg ent- Prozess im Nachhinein fast unglaublich. Allen, die zu diesem standen - dokumentiert durch nationale und internationale Gelingen beigetragen haben, sind wir zu tiefem Dank ver- Begutachtung und durch zahllose Patienten, die mit schwe- pflichtet. ren oder sehr seltenen Krankheiten hierher gekommen sind und gute Betreuung und oft auch Heilung erfahren haben? Diese Festschrift erzählt die Geschichte von 60 Jahren Hoch- schul- bzw. Universitätsmedizin in Magdeburg. Das Buch Hippokrates hält die Antwort bereit, seine Aussagen sind hat viele Autoren, viele verschiedene Perspektiven und stellt Bestätigung und Anregung zugleich: Erforderlich sind die uns so dar wie wir sind: in größter wissenschaftlicher Freiheit Erfüllung der Aufgaben des ärztlichen und des weiteren - der gemeinsamen Aufgabe verpflichtet. Personals der Universitätsmedizin und die Bereitschaft der Patientinnen und Patienten, sich auf den gemeinsamen Weg Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter zu einer adäquaten Therapie einzulassen. Die Mitwirkung Dekan der Medizinischen Fakultät

10 Festschrift 2014 60 JAHRE HOCHSCHULMEDIZIN MAGDEBURG Der Wundarzt und Starstecher Dr. Eisenbart Kleiner Abriss zur Magdeburger Medizingeschichte

Magdeburg und Dr. Eisenbart Er ist im Volk populär wie kaum ein anderer Vertreter seiner Zunft, (fast) jeder heutige angehende Mediziner auf dem Campus Leipziger Straße lernt ihn in seiner „Lehrzeit“ ken- nen: Johann Andreas Eisenbarth (auch Eisenbart, Eysenbart, Eysenparth), im studentischen Trinklied genannt Dr. Eisenbart. Der am 27. März 1663 in Oberviechtach geborene und viele Jahre von Magdeburg aus agierende deutsche Handwerk- schirurg erlangte seinerzeit durch seine Heilerfolge als Wundarzt und Starstecher landesweit zwar großen Ruhm, er erntete jedoch auch Spott ob seiner eigenwilligen Praktiken als reisender Heiler. Nichtsdestotrotz: In Preußen wurde Eisenbart wegen seiner augenärztlichen Leistungen vom „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. zum Hofrat und Hof-Augenarzt ernannt. In Mag- deburg gründete er 1703 im Wohn- und Brauhaus „Zum güldenen Apfel“ (heute: Apfelstraße Nr. 9) eine Produkti- onsstätte für Arzneimittel. In Deutschland war das die erste Dr. Eisenbart-Brunnen am Alten Markt als solche erwähnte „Pharmazeutische Manufaktur“. Eisen- bart entwickelte eine Starnadel, seine Operationstechniken wurden nach seinem Tod durch den Begründer der wissen- Erste Einrichtungen stationärer schaftlichen Chirurgie in Deutschland, Lorenz Heister, sogar Kranken- und Armenpflege als mustergültig gewürdigt. Dr. Eisenbart war zwar ein im ganzen Volk populärer „Heiler“, Die Elbestadt setzte dem eigenwilligen Vertreter des medi- aber er war längst nicht das einzige herausragende Indiz für zinischen Berufsstandes, der damals wie heute als Paradies- die Leistungen der Elbestadt auf dem Gebiet des Medizin-, vogel gilt, mit dem Dr. Eisenbart-Brunnen zu Recht ein Denk- Krankenhaus- und Sozialwesens. mal, und neuere Forschungen rücken den Starstecher in ein Ansätze dazu gab es in Magdeburg, 805 erstmals erwähnt, seriöses Licht. Diese Erinnerungsstätte befindet sich ganz in später Pfalz Otto des Großen, sehr früh. Bereits durch das der Nähe der bronzenen Darstellung des Namenspatrons der Konzil von Aachen im Jahr 816/17 waren die Mönche und Otto-von-Guericke-Universität. Kleriker den Benediktinerregeln und damit den Verpflich-

12 Festschrift 2014 tungen für Kranken- und Armenpflege unterworfen worden. Die Führung von Hospitälern ab Mitte des 13. Jahrhunderts wurde zunehmend auch vom städtischen Bürgertum über- nommen. 1214 richtete die Gewandschneiderinnung das Heilig-Geist-Hospital ein, die Seidenkrämerinnung gründe- te das Siechenhaus St. Georgii, die Knochenhauer- und Flei- scherinnung das Hospital der Heiligen Elisabeth. Zwischen 1471/73 wurden in der Neustadt die Hospitäler Schwiesau und Schartau gegründet. St. Georgii, zunächst außerhalb der Stadtmauern, ab 1816 am Georgenplatz, widmete sich ausschließlich der Krankenpflege. 1743 wurde durch das Armenkollegium, einer Vereinigung der Stadtverwaltung und der Kirchen, ein Armen-, Kranken- und Waisenhaus in der Knochenhaueruferstraße gebaut.

14.000 Taler für das „Altstädtische“ Da das städtische Krankenhaus am Knochenhauerufer trotz Die 1889 errichtete Landesfrauenklinik eines Erweiterungsbaus im Jahr 1774 mit der Zeit zu klein wurde, erwarb die Stadt für 13.000 Reichstaler den „Wiehler‘schen Hof“ in der damaligen Marstallstraße an der Operationslehre, praktische und theoretische Geburtshilfe, Stadtmauer. Das mit nur 1.000 Talern hergerichtete Gebäude Staats- und Kriegsarzneikunde, Attestschreiben. Es gab re- wurde am 29. August 1817 als „Magdeburger Krankenanstalt gelmäßige Prüfungen und sogar Studiengebühren wurden Altstadt“ feierlich eröffnet und nahm im ersten Jahr 80 Pa- erhoben. 1849 wurde die Einrichtung geschlossen, da die tienten stationär auf. Wegen der rasanten Bevölkerungsent- preußische Medizinalverfassung (ab 1852) endgültig geregelt wicklung war selbst das „Altstädtische“ dem Bedarf bald hatte, dass die ärztliche Approbation nur nach einem län- nicht mehr gewachsen. Der Magistrat allerdings verweiger- geren, anspruchsvollen universitären Studium erteilt werden te strikt den Neubau eines weiteren, dringend erforderlichen könne. Krankenhauses. Er kaufte stattdessen Grundstücke dazu und schuf durch Anbauten bis 1920 Platz für 847 Betten. Ein OP- Saal mit Glasausbau und abwaschbaren Oberflächen, ent- Weitere Krankenhausgründungen standen 1863 im Mittelbau, fand Anerkennung im europä­ Schließlich aber musste die Stadt doch den drängenden ischem Maßstab. Problemen und den Forderungen nach einem zweiten Kran- kenhausbau im Süden der Stadt nachgeben: Am 1. Dezember 1891 wurde die Sudenburger Krankenanstalt eröffnet, die sich Die Chirurgisch-Medizinische Lehranstalt in den darauffolgenden 40 Jahren zu einem der wichtigsten Im November 1827 eröffnete im Altstadtkrankenhaus in der Krankenhäuser Magdeburgs profilierte. (Darüber mehr im Marstallstraße (heute Max-Otten-Straße) die Medizinische- Zusammenhang mit der Gründung der Medizinischen Akade- Chirurgische Lehranstalt ihre Pforten für zukünftige zivile mie und der Medizinischen Fakultät.) Wundärzte. Die maßgebliche Initiative ging von Friedrich W. Die Landesfrauenklinik, 1889 in einem zwei Jahre nach Grund- T. Voigtel (1767-1844) aus, der 1795 an die Magdeburger Heb­ steinlegung eröffneten Neubau in der damaligen Kaiser- ammenschule berufen worden war. Das Direktorat hatte Friedrich-Straße, heute Gerhart-Hauptmann-Straße, wurde Friedrich Leberecht Truestedt (1791-1855) inne. Er leitete die zunächst als Entbindungsheim und staatliche Hebammen- Einrichtung bis 1831 nebenamtlich. Gleichzeitig war er Chef- schule eröffnet. arzt der Inneren Klinik der Lehranstalt im Krankenhaus Alt- stadt. Diese Aktivitäten gehörten zu den fortschrittlichsten in Mag- Rund 19 Fächer wurden seinerzeit den Absolventen testiert deburg im Sinne einer humanen Medizin, die nicht allein und zensiert. Allgemeinbildende Fächer waren Deutsch, La- Reichen und Privilegierten diente. 1914 wurde die Provinzi- tein, Naturgeschichte und Chemie. Im wissenschaftlichen al-Hebammenlehranstalt in Landesfrauenklinik umbenannt, Fachwissen/Propädeutik standen u. a. auf dem Programm: behielt jedoch auch die Funktion als Hebammenlehranstalt Anatomie, Knochen- und Bänderlehre, Pathologie, Physio- weiter. Bei der Bombardierung Magdeburgs am 16. Januar logie, allgemeine und spezielle Chirurgie sowie Augenleiden, 1945 war die Klinik fast völlig zerstört worden, sie wurde in Frakturen und Luxationen, Instrumenten-, Verbands- und den späteren Jahren wieder aufgebaut und erweitert.

Festschrift 2014 13 Die Professoren Rudolf Habs, Emanuel Aufrecht, Heinrich Unverricht, Max Otten und Walter Wendel (v.l.)

Schon im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts war das Kah- schließlich begannen 1904 die Bauarbeiten zum St. Marien- lenbergstift mit dem Ziel entstanden, außer einem Kranken- stift nach Entwürfen der Magdeburger Architekten Robert haus auch eine Ausbildungsstätte für Krankenpflege zu Meißner und Adolf Liborius. Nach Einweihung am 18. Okto- etablieren. Die Familie Kahlenberg stellte den Großteil der ber 1906 als Einrichtung zur Betreuung von Waisenkindern Gelder dafür bereit. Krankenhaus und das Schwesternhaus und älteren Menschen wurde 1909 eine erste Krankenstati- wurden am 14. April 1888 eingeweiht. Nach 1945 war es on mit 31 Betten eingerichtet und von Ärzten verschiedener Armeelazarett der Sowjetarmee, die verfallenen Gebäude Fachrichtungen betreut (Innere Medizin, Chirurgie, Gynäko- wurden 2011 abgerissen. logie, Augenheilkunde). Heute gehört es wie das Universitätsklinikum, das aus dem Altstadtkrankenhaus hervorgegangene Klinikum Olvenstedt, Magistrat rühmte sich seiner die Pfeifferschen Stiftungen, das Marienstift und weitere Krankenanstalten Einrichtungen zum bedeutsamen Ensemble moderner me- Am Anfang des 20. Jahrhunderts rühmten sich Magistrat und dizinischer Versorgung in der sachsen-anhaltischen Landes- Stadtverordnetenversammlung der gut organisierten öffent- hauptstadt. lichen Gesundheitsvorsorge und der beispielhaften Kran- kenanstalten auf dem städtischen Territorium. Dazu hatte das Reichs-Krankenversicherungsgesetz von 1883 beigetra- Frühe Aktivitäten einer akademischen gen. Das Militär hatte nicht unerheblich das Medizinwesen Ärzteausbildung in der Festungsstadt beeinflusst, schon Anfang des 19. Jahr- In der Zeit nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war hunderts durften Militärärzte Zivilisten behandeln. 1899 in Deutschland zunehmend der Anspruch zu verspüren, in wurde ein Stadtarzt eingesetzt. Unter der Ägide seines Di- großen Städten medizinische Akademien zu gründen. Köln rektors Ludwig Schreiber widmete sich das Altstadtkranken- und Düsseldorf waren Vorreiter. Auch im weiter expandie- haus insbesondere der Behandlung und Vorbeugung der renden Magdeburg wurde intensiv diskutiert, eigene Tradi- Volkskrankheit Tuberkulose. tionen auf diesem Gebiet zu fördern, um den wachsenden Eine Volksheilstätte für Frauen und Mädchen wurde auf Erfordernissen Rechnung tragen zu können. Es war der in Betreiben des „Vaterländischen Frauenvereins für Magdeburg den Sudenburger Krankenanstalten sowie im Altstadtkran- und Umgebung“ im Vogelgesang bei übergeben. kenhaus wirkende Pathologe Gustav Ricker (1870-1948), der Ab 1903, nach Erweiterung „Lungenheilstätte Vogelsang“, frühzeitig darauf drängte, in Magdeburg eine medizinische konnten hier jährlich bis 750 Patienten in dreimonatigen Lehranstalt in Form einer Medizinischen Hochschule einzu- Kuren genesen. richten. Der „Magdeburger Verein zur Bekämpfung von Lungen- Die Bestrebungen in Magdeburg führten aus verschiedenen schwindsucht“ übergab am 27. Juni 1902 die Lungenheilstät- anderen Gründen bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges te für Männer in Lostau. 1889 eröffnete Superintendent 1939 nicht zum Erfolg. Das hing damit zusammen, dass die Gustav Adolf Pfeiffer in Cracau das Johannisstift mit einer etablierten Universitäten derartige Pläne weitgehend ab- Kinderstation. Seit 1903 firmiert es unter dem bekannten lehnten. Mit unangefochtener Reputation ausgestattet, stell- Namen Pfeiffersche Anstalten/Stiftungen, die zu den wich- ten sie dabei ihre Befürchtungen über ein Abgleiten in eine tigsten Krankenhäusern Magdeburgs gehörten. minderwertige Wundarztausbildung in den Vordergrund. Auf einem etwa neun Hektar großen Ackergrundstück an der Jedoch spielte auch der Konkurrenzgedanke keine unwesent- Harsdorfer Straße in der damaligen Magdeburg-Wilhelmstadt liche Rolle.

14 Festschrift 2014 Indes gab es in der Elbestadt vielfältige („vor-“)akademische Der 1914 ausgebrochene 1. Weltkrieg ließ diese Aktivitäten Aktivitäten, angefangen mit der Gründung einer Hebammen- im Keim ersticken. Ein neuer Schritt nach vorn auf dem Weg Lehranstalt. Unter dem Direktorat von Hebammenlehrer zur Hochschulmedizin in Magdeburg war der 1928 gefasste Simon Morgenstern (1727-1782) nahm sie am 1. April 1777 in Beschluss des damaligen Rates der Stadt, ein „Städtisches der damaligen Kreuzgangstraße Nummer 11 ihre Tätigkeit Institut für medizinischen Unterricht und ärztliche Fortbildung“ auf. Weiterhin gehörte die bereits erwähnte Chirurgisch- zu gründen. Medizinische Lehranstalt im Altstadtkrankenhaus (1827-1849) Die Initiatoren waren erneut die Professoren Gustav Ricker, dazu. Max Otten und Walter Wendel (1872-1941). Unter dem Direk- torat von Ricker wurde in acht Fächern klinischer Unterricht, In den folgenden hundert Jahren legten progressive Mag- so auf den Gebieten Pathologie, Bakteriologie, soziale Hy- deburger Ärzte den Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen giene und soziale Medizin geboten. und organisatorischen Aktivitäten auf die ärztliche Weiter-­ und Fortbildung. So war im März 1848 auf Initiative von vier Die Weiterentwicklung zu einer medizinischen Hochschule jungen niedergelassenen Ärzten im Alter von 27 bis 28 Jah- in Magdeburg scheiterte jedoch einerseits an den Folgen ren die Medizinische Gesellschaft Magdeburg ins Leben der Weltwirtschaftskrise, anderseits auch hier an dem ein- gerufen worden, die ein wichtiges Forum für den postgra- gangs erwähnten Widerstand preußischer Universitäten, die dualen ärztlichen Erfahrungsaustausch bildete. Ihre Mitglie- den akademischen Anspruch einer Medizinischen Akademie derzahl stieg schnell von 10 im Jahr 1850 bis 203 im Jahr 1928. in Frage stellten. 1934 wurde die Lehrtätigkeit des Instituts im Zuge der restriktiven Kulturpolitik des Nationalsozialismus Hier erwarben sich herausragende Mediziner wie die Pro- eingestellt. Die erneute Kriegsvorbereitung stand bald im fessoren Heinrich Unverricht (1853-1912), Emanuel Aufrecht Mittelpunkt der Politik und Wirtschaftsführung. (1844-1933) und Rudolf Habs (1863-1937) Verdienste. 1913 schließlich waren der anerkannte Pathologe Prof. Gustav Ricker und der Internist Prof. Max Otten (1877-1962) maß- 1946 wurden die Pläne erneut aufgegriffen geblich daran beteiligt, der preußischen Landesregierung Nur ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die die Bildung einer medizinischen Akademie vorzuschlagen. Pläne erneut aufgegriffen. Chroniken zufolge hatte es näm- lich bereits 1946 einen Vorschlag zur Gründung einer medi- zinischen Akademie in Magdeburg gegeben. Der ruhte indes bis 1952 in den Schubladen der betreffenden Amtsstuben.­ In der Zeit darauf sah sich das Ministerium für Gesundheits- wesen der DDR aufgrund des Ärztemangels zwingend ver- anlasst, zu den sechs bestehenden medizinischen Univer­ sitätsfakultäten in drei Städten jeweils eine medizinische Akademie zu gründen. Die damalige Hauptstadt des Bezirkes Magdeburg gehörte dazu. Angestrebt war in der gesamten damaligen DDR und damit auch in Magdeburg das Verhältnis 1:1.000; ein Arzt also war statistisch für 1.000 Einwohner geplant. Die Akademiegrün- dung sollte aber noch zwei Jahre, bis 1954, auf sich warten lassen.

Heute erinnert ein Denkmal vor dem Verwal- tungsgebäude (Haus 18) auf dem Gelände des Universitätsklinikums an den Namensgeber der Sudenburger Krankenanstalten, Gustav Ricker.

Festschrift 2014 15

Geschichte der Hochschulmedizin in Magdeburg und die Gründung der Medizinischen Akademie

Die eigentliche Vorgängerin der heutigen Medizinischen Fakultät ist die Medizinischen Akademie Magdeburg (MAM). Am 7. September 1954 fand die feierliche Gründungsveranstaltung statt. Die Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten Sudenburger Krankenanstalten bildeten den Grundstock für die neue Hochschule. Ihr Werden, Wachsen und teilweiser Niedergang infolge des Zweiten Weltkrieges ist in den nachfolgenden Kapiteln dargestellt.

Die Sudenburger Krankenanstalten bildeten die Grundlage Die schnell wachsende Industriestadt Magdeburg hatte einen immer größer werdenden Bedarf an Krankenhausbetten zur Folge. 1880 waren von Medizinern und den städtischen Be- hörden Krankenhausneubauten im Norden und Süden der Historische Aufnahmen von der Krankenanstalt Sudenburg Stadt ins Auge gefasst worden. Aus finanziellen Gründen auf einer Postkarte. schoben die Stadtväter die Realisierung der Pläne immer wieder hinaus. Immer heftiger wurden die Diskrepanzen im Magistrat zwischen Befürwortern und Gegnern des Kran- kenhausneubaus. Die Eingemeindung der Vorstädte und die Berücksichtigung des großen Krankenpotenzials der Arbei- terschaft gaben endlich den Anstoß, die Armendirektion mit der Anlage eines neuen Städtischen Krankenhauses Suden- burg zu beauftragen. Dazu war ein zwischen Buckau und Sudenburg gelegenes Areal von elf Hektar Größe aufgekauft worden. Das Vorhaben sollte aus der prekären Versorgungslage herausführen. In der Zeit ab 1889/90 bis 1904 entstand so an der Leipziger Straße zunächst eine Abteilung für Innere Krankheiten. Die Sudenburger Einrichtung war für sämtliche Stadtteile Mag- Das Müllersche Siechenhospital, ein Altersheim, das 1903 in den deburgs zuständig und stand den Mitgliedern der Allgemei- Dienst gestellt und am 05.08.1943 durch einen Bombenangriff nen Ortskrankenkasse für Arbeiter und Angestellte offen. Es auf das Krankenhaus schwer beschädigt wurde (Haus 14). war nach „Altstadt“ als zweites städtisches Krankenhaus in Magdeburg von der städtischen Bauverwaltung konzipiert im Pavillonsystem entstanden.

Festschrift 2014 17 Von „Schlössern“ und dem Neuen Bauen Unter den zuständigen Planern und Architekten finden sich Namen wie Otto Peters (1850-1927) und Johannes Göderitz (1888-1978). Sie entwarfen in vier Bauphasen bis 1933, un- terbrochen vom 1. Weltkrieg, ein städtebaulich großzügiges Ensemble. Viele Bauten werden heute weiter genutzt, was auch mit großen Problemen verbunden war und ist. Sie mussten mit großem Aufwand für die modernen Forschungs- und Behandlungszwecke saniert und modernisiert werden. Eine ganze Reihe davon ist im Denkmalverzeichnis des Lan- des Sachsen-Anhalt gelistet. Im Süden des heutigen Areals befinden sich die ältesten Gebäude in einer parkähnlichen Anlage und breiten Be- triebsstraßen. Dominant ist der schlossartige Bau der Ner- venklinik, Haus 1, von 1890 bis 1891 errichtet. 1901 wurde die Apotheke eröffnet (Haus 6), die Krankenpavillons Gebäude 2 und 3 entstanden zwischen 1892 und 1900. Im Umfeld befinden sich der Anbau 3a von 1929, das Haus 17 als ein Die von 1890 bis 1891 errichtete Nervenklinik, Haus 1. ehemaliges Wirtschaftsgebäude von 1891 und – neben der Apotheke – Haus 16, die ehemalige Desinfektionsanstalt. Das dreigeschossige, mit einem u-förmigen Grundriss ver- sehene Haus 18 war 1905 zunächst Schwesternhaus, später Rektoratsgebäude. Historische Details an der Fassade, ge- paart mit Jugendstil und aufwändiger Eingangsgestaltung, prägen das in seinem Äußeren einzigartige Gebäude. Das Haus 20 wurde 1893 als Chefarztwohnhaus in einer Gar- tenanlage errichtet, es ist heute Domizil der Pharmakologie. Neoklassizistische Ziegelbauten/Fassaden wurden für das Gebäude der Frauenklinik (gebaut 1912/1914), heute Psy­ chiatrie, gewählt. Ebenfalls 1912 konzipiert wurde das Haus 9, die heutige HNO-Klinik.

Glanzstück des Neuen Bauens waren das nach Plänen von Göderitz 1925/26 als Chirurgische Klinik erbaute Haus 10 sowie das 1929/30 errichtete zwei- bis fünfgeschossige Haus 15 an der nördlichen Grundstückskante, ehemals Hautklinik. 1948: Zerstörter Haupteingang (später auch der Eingangsbereich zur MAM) Hygieneausstellung konstatierte modernes Krankenhauswesen Die Chirurgische Klinik gehörte neben der Stadthalle zu den Magdeburger Krankenhäuser gelangte das Neue Bauen so- bedeutendsten Bauschöpfungen Göderitz‘ und stand symp- wohl im Altstadt-Krankenhaus als auch im Krankenhaus tomatisch für Magdeburgs Ruf als „Stadt des Neuen Bau- Sudenburg zu einer gewissen Blüte. Im Zusammenhang mit willens“. Das galt auch für Wohnsiedlungen wie „Gartenstadt- der Deutschen Hygieneausstellung 1928 konnte Magdeburg Kolonie Reform“, für Teile der Angersiedlung und für die ein modernes Gesundheitswesen vorweisen. Das Wachsen Beimssiedlung. und Werden des Krankenhauses im Süden der Stadt war Das Neue Bauen (1910 bis 1930er Jahre) bildete die ideelle durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges enorm erschwert und Grundlage der Bauhaus-Schule. Fast ein halbes Jahrhundert verzögert. Die erste Auf- und Ausbauphase endete 1914. gestaltete es das europäische Bauen wesentlich mit. In Mag- Bis 1925 stagnierten die Arbeiten wegen der Nachkriegs­- deburg wirkte um Bruno Taut (1880-1938) und Göderitz so- krise und der Inflation. Danach folgten weitere acht Jahre wie Carl Krayl (1890-1947) eine Avantgarde dieser Stilrichtung. Aufbauphase, die 1933 wiederum endete. Erneut führte ein Im Rahmen der von Stadtmedizinalrat Konitzer (1894-1947) Krieg, diesmal der Zweite Weltkrieg, zu schweren Rückschlä- in den 1920er Jahren vorangetriebenen Modernisierung der gen.

18 Festschrift 2014 Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg bis die letzten Trümmer vom Gelände beseitigt worden waren. und der Aufbauwille Ein Jahr zuvor, am 22. April 1948, war das Sudenburger Kran- Im Zweiten Weltkrieg hatte das gesamte Magdeburger Ge- kenhaus umbenannt worden. Es bekam den Namen „Gustav sundheitswesen enorme Verluste erlitten, gleichbedeutend Ricker“, womit kurz vor seinem Tode einer der verdienst- mit einem Niedergang des baulichen und medizintechnischen vollsten Magdeburger Ärztepersönlichkeiten gewürdigt wur- Potenzials. 1945 standen in der Stadt nur noch ca. 7 Prozent de. Der Wiederaufbau wurde zielstrebig fortgesetzt. Schon der ursprünglichen Krankenhausbetten zur Verfügung. Das Anfang 1946 war mit dem Wiederaufbau der Frauenklinik Krankenhaus in Lostau war stark zerstört, ebenso das Kah- und der Kochküche begonnen worden, im Juli desselben lenbergstift, die Pfeifferschen Stiftungen und die Landes- Jahres mit dem Haus 1. frauenklinik. Das Krankenhaus Altstadt war gänzlich unbe- nutzbar. Von den acht Privatkliniken der Stadt mit insgesamt 300 Betten wurden sechs total und eine teilweise zerstört. Bis 1952 war der OP-Saal im Luftschutzbunker Das alte Pathologisch-Anatomische Institut konnte bis März 1950 wieder errichtet werden, bereits 1947 hatten die Arbeiten Sommer 1945: Personal packte bei dazu begonnen. Der chirurgische OP-Saal befand sich zu dem Enttrümmerung an Zeitpunkt noch im Bunker. Zwar war er bereits in der zweiten Das Sudenburger Krankenhaus verfügte bei Kriegsende nur Hälfte des Jahres 1945 ins Haus 10 zurück verlegt worden. über zwei Drittel der bis 1933 geschaffenen Kapazitäten. Kurze Zeit später jedoch mussten die fast unzerstörten Häu- Bereits 1943 war der Südflügel des Verwaltungsgebäudes ser 10 und 15 geräumt werden, weil dort die Sowjetarmee ein von Bomben getroffen worden, gleichfalls die Baracke hin- Militärlazarett unterbrachte. Die Konsequenz: Bald musste ter dem Haus 14. Am 28. September 1944 fiel ein Teil des wieder im Bunker operiert werden. Erst 1952 schließlich konn- Nordflügels von Haus 1 in Trümmer, wobei drei Ärztinnen ten die chirurgischen OP-Säle und die Röntgentechnik aus und 13 Patienten starben. dem Bunker in angemessenere Räumlichkeiten verlagert Am selben Tag wurde die Nordostecke der Frauenklinik mit werden. Das im Krieg ebenfalls besonders stark in Mitleiden- OP-Saal getroffen. Völlig zerstört wurde am 5. Oktober 1944 schaft gezogene Wirtschaftsgebäude mit Küche und Wäsche- das Pathologische Institut (Haus 13). Besonders tragisch: Eine rei war schließlich im Sommer 1954 wieder bezugsfertigt. Bombe auf das Haus 14 tötete 79 Personen. Auf das Verwal- tungsgebäude fiel eine zweite Bombe. Kochküche und Ärzte- kasino, der Nordteil von Haus 5, die Infektionsbaracke und die Die Akademie-Gründung im Jahr 1954 Fleckfieberbaracke an der Leipziger Straße fielen in Trümmer. Aufgrund der gewaltigen Zerstörungen konnten nach dem Nach fast einem Dreivierteljahrhundert vergeblicher Anlauf- Krieg im Sudenburger Krankenhaus nur noch 263 Betten phase sollte es nun in Magdeburg im damals sprichwörtlichen belegt werden. Bereits im Sommer 1945 trat das gesamte D-Zug-Tempo bis zur ersten Station der Hochschulmedizin Personal zu Aufräumarbeiten an. Es dauerte bis 1948/1949, weitergehen. Mit einem Ministerratsbeschluss der DDR vom 6. August 1953 nahm alles seinen rasanten Lauf: Offiziell war mit dem Beschluss die Aufgabe gestellt worden, zum 1. Sep- tember desselben Jahres in Magdeburg eine Hochschule für Schwermaschinenbau in Magdeburg aufzubauen. Gleichzei- tig wurde das Gesundheitsministerium beauftragt, bis zum 1. September 1954 in Berlin-Buch, Erfurt und Magdeburg (später kam Dresden hinzu) „je eine Medizinische Hochschu- le“ zu gründen. Die bestehenden Medizinischen Fakultäten in Berlin, Leipzig, Halle-Wittenberg, Jena, Rostock und Greifswald konnten gerade noch die vorklinische Ausbildung garantieren. Für die klinischen Unterweisungen war die Zahl der Studieren- den viel zu groß. Doch der Ärztemangel war immens. Dieser war nicht nur durch die personellen Verluste im Zweiten Weltkrieg entstanden, sondern auch durch die Abwanderung von vielen Ärzten in Richtung Westen. Zwischen 1948 und 1958 waren es mehr als 5.000. Die neuen Akademien sollten die in Ostdeutschland vorhandenen sechs Medizinischen Enttrümmerungsarbeiten 1945 Fakultäten bei der Ausbildung junger Ärzte entlasten.

Festschrift 2014 19 Erste Vorlesung am 8. September 1954

Prof. Eßbach verhandelte im Berliner ein Ausdruck ihrer selbstständigen Stellung stand die Ver- Gesundheitsministerium leihung des Promotionsrechts an die Akademie. Neun Jahre Bereits am 29. August 1953 fand dazu eine außerordentliche nach Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt nun das bis dahin Sitzung des Wissenschaftlichen Beirates für Medizin beim städtische Sudenburger Krankenhaus „Gustav Ricker“ den Gesundheitsministerium in Berlin statt. Als Vertreter für den Status einer Hochschuleinrichtung und nahm als solche künftigen Standort Magdeburg nahm Prof. Dr. Hasso Eßbach unverzüglich den Lehrbetrieb auf. Gründungsrektor war Prof. (1909-1992), damals Direktor des Gustav-Ricker-Kranken- Hasso Eßbach. Die erste Vorlesung wurde bereits am 8. Sep- hauses und Direktor des Pathologischen Institutes, an den tember, also einen Tag nach der Gründung, durch den Rektor­ Beratungen teil. Der klinische Komplex im Süden der Stadt selbst im Hörsaal der Frauenklinik gehalten. Im selben Monat­ eignete sich zusammen mit Kinder- und Landesfrauenklinik wurden auch die beiden anderen Medizinischen Akademien gut als künftige Stätte von medizinischer Forschung, Lehre in Dresden und Erfurt gegründet. und Betreuung.

Die Amtskette „auf Pump“ für den Gründungsrektor Dies war der Beginn der heute 60-jährigen Geschichte der Hochschulmedizin in Magdeburg. Sie startete übrigens mit einem in der akademischen Welt nahezu einzigartigen „Trans- fer“. Da es auf die Schnelle nicht möglich gewesen war, eine traditionelle Amtskette des Rektors anzufertigen, wurde auf Anordnung „von Oben“ die Uni Greifswald zu „sozialistischer Hilfe“ verpflichtet. Der dortige Rektor stellte dem Gründungsrektor in Magdeburg, Prof. Hasso Eßbach, seine Amtskette leihweise zur Verfügung. Sie wurde kurzfristig von einem Autokurier aus Greifswald geholt. Was heute als Ausdruck des neun Jahre nach dem Krieg herrschenden charakteristischen Mangels bewertet Überreichung der Amtskette von Oberbürgermeister Philip werden könnte, hatte eine tiefere Bewandtnis. Daub an den Gründungsrektor Prof. Hasso Eßbach Prof. Hansjürgen Matthies, 1962 bis 1967 und 1973 bis 1979 Rektor, schilderte die wahren ehrgeizigen Hintergründe: Mit Barett und Amtsrobe gekleidete Professoren sowie Amtsket- Die Stadträte in Magdeburg hatten zu diesem Zeitpunkt jedoch te und Siegel sollten ganz offiziell den akademischen Cha- mit der Überwindung von Kriegsfolgeschäden größere Sor- rakter der Einrichtung als wissenschaftliche Lehr- und For- gen, als sich mit neuen akademischen Einrichtungen zu schungsstätte öffentlich unterstreichen. Dieser Anspruch befassen. Trotzdem fand entgegen mancher regionaler Wi- nämlich war den zu gründenden Akademien sowohl von den derstände am 7. September 1954 der offizielle Festakt im mitteldeutschen Universitäten als auch von westdeutscher damaligen Maxim-Gorki-Theater im Breiten Weg statt. Als Seite nicht zuerkannt worden. Rektor Hasso Eßbach indes

20 Festschrift 2014 zeigte sich in seinem Dankesbrief an den Greifswalder Kol- legen, aufbewahrt im dortigen Universitätsarchiv, peinlich berührt. Er schrieb: „Es ist mir unangenehm gewesen, mich mit fremden Insignien einweisen zu lassen. Gegen den Be- schluss des (...) Ministeriums für Gesundheitswesen war jedoch nicht anzukommen“. Der breiten Öffentlichkeit war die Angelegenheit mit der Amtskette auf Pump allerdings eher sympathisch als anstößig - rückblickend ohnehin.

1957: Exmatrikulationsfeier des 1. Jahrgangs, der das Staatsexamen in Magdeburg ablegte.

Acht Kliniken, vier Institute und sechs Professoren Vorausschauender war damals an einer weit wichtigeren Sache für den Lehrbetrieb gearbeitet worden: 1955 konnte das im vorigen Abschnitt erwähnte und zur Akademie­ gründung bereits im Bau befindliche, Zentrale Hörsaalge- bäude mit 250 Plätzen als ausschließliche Unterrichts- und 1955 wurde das Zentrale Hörsaalgebäude fertiggestellt. Studieneinrichtung übergeben werden. Mit der Inbetrieb- nahme des Pathologischen Instituts kamen 1959 zwei wei- tere Hörsäle hinzu, sodass mit den beiden kleineren im Haus dierende (vorwiegend aus Berlin und Leipzig) mehr oder 13 sowie im Haus 10 (hier ab 1958) zunächst die größten minder freiwillig eingeschrieben. Dies erwies sich aber als Hörsaalprobleme gelöst waren. gewisser Vorteil, nicht nur, weil es keinen größeren Hörsaal Im Gründungsjahr standen zusammen mit der angeglieder- gab, sondern diese überschaubare Studentenanzahl ermög- ten Kinder- und Landesfrauenklinik vier Institute und acht lichte eine intensive theoretische wie auch praktische Be- Kliniken mit einer Gesamtzahl von 2.007 Betten für den Be- treuung durch die Hochschullehrer, was sich schnell herum- ginn der klinischen Ausbildung zur Verfügung. Die Kinder- sprach. Ein Jahr darauf wurden bereits 157 neue Studenten klinik mit ihren beiden Standorten Halberstädter Straße und zum klinischen Studium aufgenommen, zumal inzwischen Emanuel-Larisch-Weg hatte mit 426 Betten dabei den größ- der große Zentrale Hörsaal einschließlich Kursräumen und ten Anteil. Zentraler Bibliothek fertig gestellt worden war. 1957 legte Der Lehrkörper der Akademie bestand zunächst aus sechs der erste Magdeburger Jahrgang mit 54 Absolventen das Professoren, die den Grundstock zusammen mit dem Rektor Medizinische Staatsexamen ab. Ein Jahr später waren es Prof. H. Eßbach (Pathologie) bildeten: Die Professoren­ schon 106. Zwölf von ihnen wurden später Professorinnen K. Nißler, (Kinderheilkunde und zugleich Prorektor für oder Professoren. ­Studienangelegenheiten), K.-H. Sommer (Frauenklinik),­ Als der Pädiater Prof. Karl Nißler 1958 das Rektorat übernahm, R. Emmrich (Medizinische Klinik), W. Lembcke (Chirurgie) verfügte die Akademie bis auf die Orthopädie (seit 1963) über und J. P. Emmrich (Landesfrauenklinik). alle Fachkliniken. In seine Amtszeit fällt die Etablierung als Allerdings war die Nachfrage, in Magdeburg zu studieren, Vollakademie. Ab 1960 konnte auch das vorklinische Studium recht verhalten. Die meisten Studenten zogen es vor, an der für Mediziner in Magdeburg angeboten werden, wobei die Universität zu bleiben, an der sie bereits ihr Physikum ab- Technische Hochschule durch die Übernahme des Unterrichts gelegt hatten. Zum Wintersemester 1954 hatten sich 47 Stu- in Physik und Chemie wichtige Unterstützung gab.

Festschrift 2014 21 Neubau der Ambulanz der Kinderklinik Die Zentrale Poliklinik mit Bettenhaus

Wachsende Leistungen dank verbesserter „Schnelle Hilfe“ seit 1960 Voraussetzungen Am 21. Januar 1960 wurde in Magdeburg der erste ärztlich Die Jahre nach der Gründung der Medizinischen Akademie besetzte Notfallrettungswagen in der DDR in Dienst genom- Magdeburg (MAM) waren weiterhin geprägt von einer kon- men. Es war der chirurgische Ordinarius an der Medizinischen tinuierlich wachsenden Zahl akademischer Neuberufungen Akademie, Professor Werner Lembcke, der frühzeitig die mit entsprechender Erweiterung der Fachdisziplinen­ und Initiative ergriff, um die ärztliche Erstversorgung an den von einer regen Bautätigkeit. In enger zeitlicher Folge kamen Unfallort vorzuverlegen. In Zusammenarbeit mit der örtlichen hinzu: Pathologisches Institut, Mikro­biologisches Institut, Feuerwehr richtete er die „Schnelle Hilfe“ ein. Das beson- Pharmakologisches Institut, Studentenwohnheim und Insti- dere Merkmal des „Magdeburger Modells“ bestand darin, tut für Sozialhygiene. „1958 gab es in der Medizinischen dass die ärztliche Besatzung des Einsatzwagens aus Anäs- Akademie um die 90 Ärzte, 2004 waren es zusammen mit thesisten bestand. Nach und nach fand das Modell zahlrei- Naturwissenschaftlern rund 450“, erinnerte sich Prof. Hans- che Nachahmer. 1976 wurde in der gesamten DDR ein abge- Günter Gießmann, Rektor von 1970 bis 1973. stuftes System der „Schnellen Medizinischen Hilfe“ (SMH) eingeführt. In den folgenden Jahren wurde weitergebaut: 1957: Verwaltung und Zahnklinik, Urologische Klinik In den ersten fünf Jahren nur 56 Promotionen 1960: Vorklinische Institute Neben den Aufgaben in der Lehre und Forschung konzen­ 1963: Hörsaal der Kinderklinik trierte sich das Wirken der Akademie als medizinische Leit- 1971: Kobalthaus einrichtung im damaligen Bezirk Magdeburg zunächst mehr 1972: Frühgeborenen-Zentrum auf die medizinische Versorgung der Bevölkerung, da sie neben den spezialisierten medizinischen Leistungen auch Durch weitere Baumaßnahmen (Angiographie-Gebäude, für die Grundbetreuung des damaligen Stadtbezirkes Süd-Ost Zentrale Poliklinik, Bettenhaus für die Radiologische und zuständig war. Medizinische Klinik) sowie einer grundlegenden Rekon­ struktion der Chirurgischen Klinik mit sieben modernen OP-Sälen und einer Poliklinik konnten 1984 die Bedingungen für die medizinische Betreuung der Patienten weiter verbes- sert werden. 1985 wurde das Mensagebäude mit der Zen­ tralküche eröffnet, da die alte Kochküche von 1892 restlos überlastet war. Das von den Studenten respektlos-liebevoll als „Fresstempel“ bezeichnete Funktionsgebäude versorgte nun 2.000 Patienten, 2.500 Mitarbeiter und 800 Studenten. Ein neues Domizil in diesem Gebäude fand auch die medi- zinische Zentralbibliothek. Zwischen 1945 und 1985 wurden mehr als doppelt so viele Gebäude ihrer Bestimmung übergeben als in den Jahren von 1891 bis 1945. 1984: Grundsteinlegung des Klinikgebäudes für die Orthopädie und HNO (Haus 8)

22 Festschrift 2014 MAM-Haupteingang Die Zufahrt zur Zentralen Notaufnahme an der Leipziger Straße

Wegen der schwierigen Anfangsbedingungen war eine sys- statt sie zu fördern.“ Bekannt war, dass in den Dienstbespre- tematische Forschung nur langsam in Gang gekommen. So chungen mit dem Minister einige Veränderungen erreicht gab es in den ersten fünf Jahren lediglich 56 Promotionen werden konnten. Jedoch waren zu wenige der unterbreiteten und drei Habilitationen. Das Wissenschaftsprofil der 60er- Vorschläge an der Basis durchsetzbar. Eine weitere Hürde Jahre bestand neben der Initiativforschung im Wesentlichen waren einige Funktionäre in der Hochschule selbst. Der aus der Kinderpathologie, Neuropharmakologie und Steue- Struktur entsprechend hatte auch die Parteileitung bei Ent- rung zellulärer Stoffwechselvorgänge. In den 1970er und scheidungen ein gewichtiges Wort mitzureden. 1980er Jahren kristallisierten sich dann drei Hauptprofillini- So war das Hochschulleben der 70er Jahre durch die Aus- en heraus: Neurowissenschaften, Immunologie, Schwanger- wirkungen der Hochschulreform vom Ende der 60er Jahre schaft und kindliche Entwicklung. Mit der Erweiterung des geprägt. Prof. Gießmann (1922-2014) schrieb dazu: „Am we- Forschungsspektrums durch die vorklinischen Bereiche stieg nigsten hatten uns die unter der Federführung des Ministe- die Zahl der Promotionen und Habilitationen stetig an. riums entwickelten Lehrpläne gestört, die die meisten 1986 entstand auf dem MAM-Gelände das Institut für Neu- ­Hochschullehrer als einen Eingriff in die Freiheit der Lehre robiologie und Hirnforschung als außeruniversitäres Institut empfanden und sie einfach ignorierten, bzw. sie nur als nicht der Akademie der Wissenschaften der DDR, die Vorgänger­ bindende Denkanstöße betrachteten.“ einrichtung des gegenwärtig bestehenden Leibniz-Instituts für Neurobiologie. Ende der 80er Jahre wurde die Forschungskonzeption der Die MAM: Immer ein Begriff unter Akademie durch die Aufnahme von Arbeitskreisen ergänzt: den Magdeburgern Sonographie, kardiovaskuläre Diagnostik, klinische Onkolo- Im Bereich der medizinischen Versorgung übernahm später gie, Psychophysiologie, klinische Arbeitsmedizin, Gentech- die Akademie neben den spezialisierten Aufgaben eines nik und wissenschaftlicher Gerätebau. Hochschulkrankenhauses zunehmend auch die Grundver- sorgung für weite Teile der Stadt. Pro Jahr wurden rund 30.000 bis 40.000 Patienten stationär und zwischen 300.000 Hochschulreformen und 650.000 Patienten ambulant behandelt. War die Gründung der MAM 1954 in Barett und Talar erfolgt, so wurden am Ende der 60er Jahre diese Insignien der Tra- Die „Medizinische“, so wurde das große Krankenhaus an der dition abgeschafft, aber nicht wie im Westen durch Druck Leipziger Straße von den Elbestädtern kurz genannt, galt in von den Studenten, sondern der „von Oben“ eingeleiteten Magdeburg als Markenzeichen hoher ärztlicher Kompetenz. Hochschulreform. Wenngleich der Zustand der Häuser innen wie außen in den „Die Überlegungen begannen 1966 und wurden 1968 mit späten 1980er Jahren teils renovierungsbedürftig wirkte. Die einer Reihe gesetzlicher Bestimmungen zu einem Abschluss Mangelwirtschaft hatte auch im Krankenhauswesen der DDR gebracht. Trotz wertvoller Vorschläge erfahrener Hochschul- zu maroden Verhältnissen geführt. Magdeburg bildete keine lehrer und Studenten kam diese Hochschul- und Struktur- Ausnahme. reform nicht über einige positive Ansätze hinaus“, erinner- Manch älteren Magdeburgern kommt der Satz „Ich muss in te sich Prof. Hans-Günter Gießmann, Rektor von 1970 bis die Medizinische Akademie“ heute noch über die Lippen, 1973, in einem Rückblick, „da die politischen Vorgaben die was keine Geringschätzung des Universitätsklinikums be- Forschungs-, Lehr- und Studienfreiheit noch mehr einengten, deutet. Eher ist das Gegenteil der Fall.

Festschrift 2014 23 Apotheke Blutspende Chirurgie

Nierenzentrum Strahlenklinik Physikalisches Laboratorium

Steri-Abteilung HNO: Anfertigung eines Audiogramms Frauenmilchsammelstelle

Viruslabor Pharmakologie Schnelle Hilfe

Anatomie Isotopenabteilung mit Szintigraph Speisenzubereitung Versorgung Die politische Wende Als es auch in Magdeburg im Herbst 1989 zur friedlichen Revolution kam, merkte man in der Hochschule relativ wenig von den politischen Unruhen. Stattdessen ging der Lehrbe- trieb unverändert weiter. Am 23. Oktober übernahm der Pharmakologe Prof. Bernd Lößner das Amt als Rektor. Seine Aufgabe sah er vor allem darin, die Akademie nach außen und innen handlungsfähig zu halten. Das in dieser Zeit kon- stituierte Bürgerkomitee der Akademie (31. Januar - 31. Mai 1990) setzte sich insbesondere mit den Strukturen der Staats- sicherheit auseinander. In einzelnen Fällen trennte man sich in der Folge von Mitarbeitern. In den Dezembertagen 1989 hatte der Bruch mit den bislang tragenden, auf den Prinzipien der Partei- und Staatsführung beruhenden Strukturen begonnen. Aus einer Mitarbeiter- Gruppe heraus bildete sich im Januar 1990 die Aktion ­„Magdeburger Ärzte 90“. Zu den Mitgliedern gehörte Prof. Wolfram Neumann, der ein Jahr darauf zum Prorektor gewählt wurde. Diese Initiative übte wesentlichen Einfluss aus auf „Akademie-Zeitung“ vom 14. Februar 1990 die politische Um- und Neugestaltung innerhalb der Hoch- schule und auch darüber hinaus, z. B. beim Aufbau der Ärz- tekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung. und Instituten weiter beschäftigt. Kein geringer Teil der Hochschullehrer stellte sich nicht der zunächst politischen Am 10. Dezember 1990 trat der Pädiater Prof. Horst Köditz als und späteren fachlichen Evaluierung. Nicht nur jene, die letzter Rektor in der Geschichte der Medizinischen Akademie Schuld auf sich geladen hatten, sondern angesehene und sein Amt an. Zusammen mit den Prorektoren Prof. Joachim fachlich versierte Mitarbeiter verließen deshalb die Einrich- Morenz und Prof. Wolfram Neumann und unter Beteiligung tung. Zum Zeitpunkt der Wende waren 40 Prozent aller Pro- verschiedener Arbeits- und Interessengruppen wurde die fessoren nicht Mitglied der SED. Von denen hatten zahlreiche Grundkonzeption der Akademie überarbeitet. Fragen der aber trotzdem keine Chance, ihre Stelle zu behalten. Selbstständigkeit und Eigeninitiative der Kliniken und Ins- titute spielten darin eine ebenso wichtige Rolle wie die Ab- schaffung überholter Strukturen. Erste Schritte zur Universität Nachdem Professor Horst Köditz als unter demokratischen Bedingungen gewählter Rektor der Medizinischen Akademie Erneuerungsprozess, jedoch auch mit (1990-1993) sein Amt angetreten hatte, galt es, den begon- Ungerechtigkeiten nenen Weg der demokratischen Umgestaltung zu einer wei- Die Wendezeit führte zu tiefgreifenden Veränderungen in terhin leistungsfähigen Hochschule fortzusetzen. der MAM, die nicht nur positive Erinnerungen hervorrufen. Nach der positiven Evaluierung der MAM durch die „Gruppe Der gravierendste Eingriff bestand in der im Landeshoch- Medizin“ des Wissenschaftsrates am 10. Dezember 1990 ent- schulgesetz vorgeschriebenen personellen Erneuerung des wickelten sich erste Vorstellungen zur Bildung einer Univer- Lehrkörpers. Nur 25 Prozent der Professoren, die in der DDR sität. Anfangs gab es Überlegungen seitens des Senats der in ihr Amt berufen worden waren, durften Professoren „neu- Akademie, den Weg nach dem Vorbild Hannovers zu gehen, en Rechts“ werden. Dies bedeutete für die MAM ein „recht also eine eigenständige „Medizinische Hochschule“ zu bilden. enges Korsett“ mit spürbaren Konsequenzen für die weiteren Vor allem in Anbetracht der zu diesem Zeitpunkt bereits Personalentscheidungen. drohenden Abwicklung der Medizinischen Akademie Erfurt Dreiviertel des Professorenbestands musste sich daher in erschien Befürwortern einer Universitätsbildung jedoch der einem ordentlichen Verfahren neu bewerben oder die Be- Weg der Fusion mit der Technischen Universität (TU) und der troffenen wurden als Leitende Oberärzte in ihren Kliniken Pädagogischen Hochschule (PH) als einzig zukunftssicher.

Festschrift 2014 25 Versorgung Die Akademie bereitete sich zielstrebig auf die Fusion vor, wenn auch nicht konfliktlos. Die Zahl der Krankenhausbetten wurde von insgesamt 2.000 auf 1.250 vermindert, die Mit- arbeiterzahl um 600 auf 3.200 reduziert. Abgesehen von der gewollten Trennung von politisch belasteten Mitarbeitern, hatte auch ein Großteil davon die MAM aus eigenem Antrieb verlassen, um eine private Fachpraxis zu gründen. Die Re- duzierung von Personal und Betten insbesondere in der Frauenklinik und in der Kinderklinik wurde dem allgemeinen von Wirtschaftlichkeit geprägten Trend folgend durch dras- tische Verringerung der Liegezeiten kompensiert. Jedoch konnte nicht nur die Qualität der medizinischen Ver- sorgung gehalten werden – die Zahl der stationären Behand- lungen und Operationen nahm nachweislich sogar noch zu.

Anschubfinanzierung in Millionenhöhe Der Erneuerung von außen folgte die Erneuerung von innen. Die ersten Jahre im vereinten Deutschland hatten den großen Vorteil, dass die Einrichtung finanziell gut gestellt war und in großem Umfang investieren konnte. Der Nachholbedarf an modernsten diagnostischen und ­therapeutischen Geräten konnte gedeckt werden. Allein zwischen 1990 und 1991 wurde dafür eine zweistellige Mil­ lionenhöhe aufgewendet, darunter neun Millionen aus dem SED-Altvermögen flossen in Bauvorhaben und Ausstattung. Visite in der Klinik für Hämatologie Unterstützung erfuhr die Akademie gleichfalls von anderen Hochschulen, insbesondere von den Medizinischen Fakultä- ten Göttingen und Düsseldorf sowie von der Medizinischen Hochschule Hannover. Mit der baulichen Gesamtentwicklung und den damaligen Auch in der schwierigen Periode gab es keine Abstriche an Ergebnissen in Forschung, Lehre und Betreuung sei durch den Aufgaben der medizinischen Hochschuleinrichtung. Die engagierte Mitarbeiter etwas geschaffen worden, das man verbliebenen Professoren, engagierte Nachwuchswissen- durchaus als eine „stolze Mitgift beim Übergang in die schaftler und die nach und nach neuberufenen Lehrstuhl­ ­Medizinische Fakultät“ bezeichnen könne, konstatierte der inhaber sorgten für einen weiterhin guten Ruf der Einrichtung. Kinderarzt und damalige MAM-Rektor (1990-1993), Prof. Dr. Bereits am 13. Juni 1992 konnte das Konzil der MAM feststel- Horst Köditz, in einem rückblickenden Zeitungsbericht. len: „Die MAM entspricht westlichem Standard in Forschung, Lehre und Krankenversorgung.“

Die Akademie wird Medizinische Fakultät Als die Ära der Medizinischen Akademie Magdeburg am­ 30. September 1993 zu Ende ging, waren aus ihr 3.948 exa- minierte Ärzte hervorgegangen. Das messbare Ergebnis wissenschaftlicher Arbeit zeigte sich unter anderem in 2.723 Promotionen und 203 Habilitationen. Anmerkung: In diesem Kapi- tel wurden Fakten und Daten aus Erinnerungsschriften der Professoren Wolfram Neumann, Albert Roessner, Horst Köditz, Wolfgang Röse und Hans- Günter Gießmann verwendet.

26 Festschrift 2014

Die Gründung der Medizinischen Fakultät 1993

Am 3. Oktober 1993, also am dritten Geburtstag des wieder- vereinigten Deutschlands, erfolgte offiziell die Gründung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg durch den Zu- sammenschluss der Technischen Universität, der Medizini- schen Akademie und der Pädagogischen Hochschule. Aus der bisherigen Medizinischen Akademie wurde die Medizi- nische Fakultät der neuen Alma Mater. Die Fakultät bekam das eigene Siegelrecht und das Recht, akademische Prüfun- gen abzunehmen sowie daraufhin die entsprechenden aka- Das Siegel der Medizinischen Akademie Magdeburg. Das Wort demischen Grade zu verleihen. Angehende Ärzte und Ärz- ACADEMIAE wurde nach der Universitätsgründung im Oktober 1993 tinnen studieren heute an einer der jüngsten Medizinischen durch FACULTATIS ersetzt. Fakultäten Deutschlands unter besten Bedingungen und mit optimaler Betreuung. Die Professoren, Ärzte und Mitarbeiter wahrten dabei die besten Seiten ihrer Tradition. Ein Ausdruck dafür ist die Tatsache, dass die junge und erste medizinische Univer­ sitätsfakultät in Magdeburg als Logo das modifizierte Amts- siegel der Medizinischen Akademie wählte. Das Logo der Otto-von-Guericke-Universität in Kombination mit dem Bereits am 2. Oktober 1993 fand in der Stadthalle der Festakt im Jahr 2012 überarbeiteten Logo der Medizinischen Fakultät. zur Gründung der Otto-von-Guericke-Universität statt. Der damalige sachsen-anhaltische Wissenschaftsminister Rolf Frick vollzog den Zusammenschluss der drei Hochschulen mit den feierlichen Worten: „Ich erkläre die Otto-von-Gue- Medizinischen Akademie, an der zu dem Zeitpunkt 842 Stu- ricke-Universität als gegründet.“ Als offizielle Vertreter sei- dierende eingeschrieben waren. tens der MAM nahmen der Rektor Professor Horst Köditz und Dem Festakt wohnte neben vielen Ehrengästen auch der der Prorektor Professor Wolfram Neumann am Festakt teil. damalige Oberbürgermeister Dr. Willi Polte bei. Er bezeich- Prof. Köditz übernahm die Begrüßung der Anwesenden. Im nete die Gründung als ein bedeutendes Ereignis für die vierten Tagesordnungspunkt sprach der Prorektor für Bildung, Region und sagte: „Eine Universität in der Stadt zu haben, Prof. Wolfram Neumann, zur bisherigen Entwicklung der kann nicht hoch genug bewertet werden“.

Festakt zur Gründung der Universität am 2. Oktober 1993 Professor Horst Köditz beim Festakt zur Universitätsgründung

28 Festschrift 2014 Medizin-Campus an der Leipziger Straße Die Medizinische Fakultät mit dem Universitätsklinikum ver- blieb historisch bedingt örtlich von der übrigen Universität getrennt im Stadtteil Leipziger Straße, also auf dem Gelän- de der ehemaligen Medizinischen Akademie/Sudenburger Krankenhaus. Lediglich die Universitätsfrauenklinik ist nach wie vor im Gebäudekomplex der ehemaligen Landesfrauen- klinik in Stadtfeld Ost, westlich der Innenstadt angesiedelt. Dem neuen Universitätsklinikum wurde die Aufgabe gestellt, sich unter einem professionellen Verwaltungsmanagement zu einem Krankenhaus der Maximalversorgung mit 1.350 Betten zu entwickeln und jährlich um die 200.000 Patienten ambulant und stationär zu betreuen. Mit ihren über 3.000 Mitarbeitern habe es eine Doppelfunktion als Hochschulein- richtung und regionale Gesundheitseinrichtung in der Lan- deshauptstadt einzunehmen.

Zum ersten Dekan wurde 1994 der aus Hannover stammen- de Herzspezialist Prof. Dr. Helmut Klein gewählt, der sein Amt bis 1997 ausübte und der sich angesichts von noch nicht gänzlich verstummten Vorbehalten über die Fakultätsbildung um Profilbildung, Stabilität und anerkannte Forschungser- gebnisse bemühte. Diesem Anspruch stellten sich gleicher- maßen die Nachfolger Prof. Wolfram Neumann, Prof. Albert Roessner und Prof. Hermann-Josef Rothkötter.

Einer der größten Arbeitgeber Sachsen-Anhalts Um 2003/04 konnte konstatiert werden, dass das Magde- burger Universitätsklinikum mit 3.400 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in Sachsen-Anhalt gehört. Mit wis- senschaftlichen Spitzenleistungen errang es zunehmend auch internationalen Erfolg. Durch beachtliche medizinische Der UNI-REPORT vom 19. Oktober 1993 Betreuungsergebnisse erwarb es sich Sympathien und Ach- tung nicht allein in der Fachwelt, sondern auch in der Be- völkerung.

Zum damaligen Zeitpunkt war die bauliche Entwicklung weiter fortgeschritten, u.a. hatte die bedeutsame Großin- vestition Haus 60 ihren Fortgang genommen. Lange vorher, im September 1995, war auf dem Campus die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie eröffnet worden, die mit der Universi- tätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie das zweite Herzzentrum in Sachsen-Anhalt bildete. (Ausführlich über die Bestandserweiterung im Kapitel zur Bauent­wicklung.)

Die Belegungszahlen der Studiengänge Humanmedizin, 1960 noch 120 Studenten, stiegen bis zum Jahr 2000 jährlich auf 180 Studenten, 2009 waren es 185, 2013/14 schon 191. Die Studiengänge Neurobiologie/Neurowissenschaften waren neu aufgelegt worden. 1994: Der Campus an der Leipziger Straße – damals noch ohne den neuen Klinikkomplex Haus 60.

Festschrift 2014 29 Die Medizinische Fakultät fokussierte ihre Forschung auf zwei Schwerpunkte. Erstens wurde Magdeburg in Zusam- menarbeit mit der Otto-von-Guericke-Universität und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie (jetzt: LIN) zu einem füh- renden Zentrum neurowissenschaftlicher Forschung ausge- baut. Auf dem Klinikgelände steht inzwischen Europas erster­ 7-Tesla-Hochfeld-Kernspintomograph. Das Wissenschaftszen- trum für angewandte Hirnforschung und Medizintechnologie (ZENIT – Zentrum für Neurowissenschaftliche Innovation und Technologie) wurde im Juni 1998 eingeweiht.

Der zweite Forschungsschwerpunkt „Immunologie einschließ- lich molekulare Medizin der Entzündung“ befasst sich er- folgreich mit der Entschlüsselung der molekularen Prozesse im gesunden Organismus als auch in Krankheitssituationen und hat sich heute etabliert als „Gesundheitscampus Immu- nologie, Infektiologie und Inflammation“ mit dem Leitmotiv: Entzündung verstehen - Volkskrankheiten heilen. Besuchereingang an der Leipziger Straße

Ein neuer Rechtsstatus Die mit dem Jahr 2005 einhergegangenen Veränderungen hatte, eine bemerkenswerte 10-Jahres-Bilanz gezogen. Er auf wirtschaftlichem Gebiet beeinflussten die Arbeitsweise schätzte ein, dass die Universitäten im Osten eine Gleich- auf dem gesamten Campus. Galt die Universitätsmedizin bis rangigkeit in Ausstattung, Leistungsfähigkeit und Prestige dahin komplex als Landesbetrieb wurde nun das Universi- mit den Universitäten im Westen erreicht haben. Dabei tätsklinikum mit Wirkung vom 1. Januar 2006 eine Anstalt schränkte er ein, dass die Gründungszeit noch geprägt war öffentlichen Rechts. Die Zusammenarbeit mit der Medizini- von einer gewissen Euphorie und von relativ vollen Kassen. schen Fakultät wurde in einem Kooperationsvertrag fixiert. Was den letzten Punkt betrifft, so bestätigte er, hatten sich Schon 2004 hatte Prof. Dr. M. Rainer Lepsius, em. Soziologie- schon damals die Zeiten geändert. Professor der Universität Heidelberg, der 1990 den Neuauf- bau der Hochschulen in Sachsen-Anhalt fachlich begleitet Weitere 10 Jahre später sind die Probleme jedoch längst nicht vom Tisch, einige haben sich verschärft. Die investive Aus- stattung des Klinikums und der Fakultät ist, bei allen enormen Fortschritten, noch nicht ausreichend, wird in der Uni-inter- nen Schrift „Strategie 2014“ eingeschätzt. Die zuständigen Gremien von Uniklinikum und Fakultät ha- ben als gemeinsames Wirtschaftsunternehmen „Universi- tätsmedizin“ ihre neuen Aufgaben für die Zukunft formuliert. Sie sehen im bewussten Wirtschaften und dem Erschließen zusätzlicher Einnahmequellen den einzig gangbaren Weg, neue Möglichkeiten für die Ersatzbeschaffung und die Ein- führung innovativer Verfahren zu finden. Aktuell richten sich die Anstrengungen darauf, die Planung für das Haus 60 c abzusichern, damit die problematischen Bereiche wie Kardiologie und Herzchirurgie moderne Be- dingungen erhalten.

Die KfZ-Einfahrt zum Universitätsklinikum.

30 Festschrift 2014 2005: Innerhalb weniger Jahre hat sich der Campus durch zahlreiche Baumaßnahmen verändert.

Erfolgsbilanz 2014 die Studierenden ist die interdisziplinäre Ausbildung. Großer Das Universitätsklinikum ist heute als zweiter Campus der Wert wird auf eine möglichst frühzeitige Einbeziehung der Universität die Ausbildungsstätte für etwa 1.500 angehende künftigen Ärzte in die Forschungsarbeit der Fakultät gelegt. Mediziner und zugleich ein Zentrum für die medizinische Durch eine Reihe von Austauschprogrammen mit ausländi- Betreuung in Sachsen-Anhalt. Heute arbeiten hier 26 Kli­niken, schen Universitäten besteht auch die Möglichkeit, in Europa, 8 zugeordnete Bereiche/Institute, 10 Klinisch-­Theoretische in den USA und Südamerika mehrmonatige Studienaufent- Institute mit Relevanz für die Krankenversorgung sowie 11 halte zu absolvieren oder dort zu forschen. vorklinische und theoretische Institute/Bereiche. Des Wei- teren tragen die Verwaltungs- und Logistikstrukturen mit Die Entwicklung insgesamt ist insbesondere durch ein mo- Bibliothek/Archiv, Mensa und andere Wirtschaftsgebäude dernes Großklinikum gekennzeichnet mit beispielhaften zum Funktionieren des Gesamtkomplexes bei. Leistungen in Lehre und Forschung. Dabei steht die Einrich- tung weiterhin vor großen Herausforderungen, insbesonde- Als Krankenhaus der Maximalversorgung ist das Klinikum re was die rigiden ökonomischen Zwänge betrifft, unter Anlaufpunkt für besonders schwere Krankheitsbilder. Im denen erfolgreich gearbeitet werden soll. nördlichen Teil von Sachsen-Anhalt ist es mit aktuell 1.102 Planbetten das größte Krankenhaus. Jährlich werden etwa 45.000 Patienten stationär behandelt. Dazu kommen zahl- reiche ambulante Behandlungsfälle. Damit ist die Geschich- te der Medizinischen Ausbildung in Magdeburg sowohl der letzten 20 als auch über 60 Jahre betrachtet eine Erfolgsge- schichte. Die Medizingeschichte in Die Medizinische Fakultät Magdeburg wird vor allem an der Magdeburg von den Anfängen Studentenausbildung und Forschung gemessen. Externe bis zur Universitätsmedizin im Bewertungen, so durch Nachrichtenmagazine wie „FOCUS“ Jahr 2014 wurde recherchiert und „SPIEGEL“ oder das CHE-Hochschulranking, bestätigten und aufgeschrieben von dem wiederholt, dass die Lehre in Magdeburg intensiv, studenten­ Journalisten Karl-Heinz Kaiser. nah und praxisrelevant ist. Von besonderem Interesse für

Festschrift 2014 31 UMMD: Status quo Universitätsmedizin Magdeburg - gegenwärtiger Stand und zukünftige Entwicklung

Rahmenbedingungen …Die Universitätsklinika werden somit vom Auftrag her zum In der Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD) wirken die Zwecke von Forschung und Lehre betrieben und dienen in­ Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität und sofern der Erfüllung akademischer Pflichten.“ das Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R. in Forschung, Dies ist auch im Hochschulmedizingesetz des Landes Lehre und Krankenversorgung zusammen. Die Universitäts- ­Sachsen-Anhalt vom 12. August 2005 in § 8 „Aufgaben der medizin trägt nicht nur regional, sondern auch national und Universitätsklinika“­ geregelt: „Die Universitätsklinika dienen international sichtbar zur Profilbildung der Otto-von-­ den Universitäten, denen sie nach § 7 Abs. 1 zugeordnet sind, Guericke-Universität und der Wissenschaftslandschaft zur Erfüllung deren Aufgaben in der medizinischen Forschung ­Sachsen-Anhalts bei. Pro Jahr werden ca. 185 Studierende und Lehre.“ der Humanmedizin immatrikuliert. Zukunftsmaßnahmen Die Universitätsmedizin Magdeburg hat unter den bestehen- Um die Aufgaben der Universitätsmedizin in Forschung, Leh- den Bedingungen zwei Forschungsschwerpunkte („Immu- re und Krankenversorgung auf höchstem Niveau weiter zu nologie und Molekulare Medizin der Entzündung“ sowie entwickeln und in wissenschaftlicher und wirtschaftlicher „Neurowissenschaften“) erfolgreich und konsequent gestal- Hinsicht erfolgreich zu sein, werden in der Universitätsme- tet. Durch die Vernetzung innerhalb der Universität und mit dizin verschiedene Maßnahmen umgesetzt: einer Vielzahl außeruniversitärer Einrichtungen wurden die Grundlagen für ein großes Entwicklungspotential gelegt, das Forschung derzeit gezielt ausgebaut wird. Gegenwärtig besteht in der Medizinischen Fakultät ein de- Die politischen Rahmenbedingungen unterstützen eine wis- finierter Stellenplan von 560 Stellen, darunter 60 Professu- senschaftliche Fokussierung. In der Regierungserklärung ren mit der entsprechenden Ausstattung. Diese Ressourcen vom 12.05.2011 erklärte der Ministerpräsident des Landes sind zur Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Schwer- Sachsen-Anhalt zu Beginn der gegenwärtigen Legislatur­ punkte und der klinischen Aufgaben essentiell. Allerdings periode unter dem Thema „Arbeit schaffen, Wissen vermit- befindet sich die Universitätsmedizin Magdeburg damit nach teln, Verantwortung stärken“: Ansicht des Wissenschaftsrates am unteren Rand der perso- „Es hat sich bewährt, die Landesmittel der Forschung auf nellen und finanziellen Ausstattung: wenige leistungsstarke Schwerpunkte zu lenken. Es zeigt sich, dass Grundlagenforschung heutzutage durchaus in der Lage „Sachsen-Anhalt hat mit der Vorgabe eines Rahmens von ist, schnell den Brückenschlag zur Anwendung zu schaffen.“ insgesamt 560 Stellen für wissenschaftliches und nichtwis- senschaftliches Personal für die Humanmedizin, darunter 60 Zu den Bedingungen der Universitätsmedizin in Deutschland Professuren, eine Ausstattungsvorgabe gemacht, die pro führt der Wissenschaftsrat in seinen „Allgemeinen Empfeh- Standort dem Verständnis des Wissenschaftsrates nach lungen zur Universitätsmedizin“ im Jahr 2007 unter dem ­lediglich einer Mindestausstattung einer Medizinischen Kapitel „Verhältnis von Fakultät und Klinikum - Primat von ­Fakultät entspricht. Zwar teilt der Wissenschaftsrat die Ansicht Forschung und Lehre“ aus: des Landes, dass zur Ermöglichung guter Berufungen die „Die wesentliche Aufgabe der Universitätsmedizin ist es, den Ausstattung einer Stelle zumindest bundesweit konkurrenz- ärztlichen Nachwuchs auszubilden und medizinische For- fähig sein muss, und deshalb bei stagnierendem Landes­ schung zu betreiben. Während biomedizinische Grundlagen- zuschuss eher die Zahl der Stellen begrenzt werden sollte. forschung grundsätzlich auch außerhalb der Medizinischen Dennoch sieht er gravierende Probleme für die weitere Ent- Fakultäten stattfindet, sind die Universitäten der einzige Ort wicklung der Fakultäten, die innerhalb dieses engen Rahmens der Medizinerausbildung, die mit einem Staatsexamen been- eine Abdeckung aller notwendigen Lehrgebiete, die dauer- det wird und in der Regel zur Approbation als Arzt oder Zahn- hafte personelle Stärkung der Forschungsschwerpunkte, die arzt führt. Zur Verwirklichung einer praxisnahen Ausbildung Entwicklung langfristiger Zukunftsoptionen und Karriere- und einer patientenorientierten Forschung sind Universitäts- chancen für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen- klinika notwendig. Träger der Lehre und Forschung ist die schaftler gewährleisten müssen.“ (Wissenschaftsrat, Universität, die sich zur Erfüllung ihrer Aufgaben der Univer- ­Stellungnahme Universitätsmedizin Magdeburg, 2009, Sei- sitätsklinika und ggf. weiterer Krankenhäuser bedient. te 82).

Festschrift 2014 33 Fakultät und Klinikum haben die Berufungen gemeinsam so Organe der Fakultät gemäß § 1 Abs. 3 des Hochschulmedi- durchgeführt, dass inzwischen 80 % der Professuren einem zingesetzes des Landes Sachsen-Anhalt (HMG LSA) sind der der beiden Schwerpunkte zugeordnet sind. Dies gilt auch für Fakultätsvorstand und der Fakultätsrat. die klinischen Fächer, z. B. die Innere Medizin und für die chirurgischen Bereiche (u. a. die Neubesetzungen in der Der Fakultätsvorstand leitet die Fakultät und ist für alle Ange- Herzchirurgie und der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchi­ legenheiten der Fakultät zuständig, soweit dieses Gesetz nichts rurgie). anderes regelt. Er führt im Rahmen der Aufgaben der Fakultät Für die Zukunft plant die Medizinische Fakultät entsprechend die Aufsicht über die der Forschung und Lehre dienenden dem Votum des Wissenschaftsrates 2009, den Stellenrahmen Einrichtungen, die der Fakultät zugeordnet sind. Er entschei- von 60 Professuren flexibel zu gestalten. Einerseits sollen det über den Einsatz der Angehörigen des wissenschaftlichen entsprechend den Erfordernissen der Forschungsschwer- Dienstes und der sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter punkte die entscheidenden Professuren benannt werden. der Fakultät. Er ist für die wirtschaftliche Verwendung der der Fakultät für Forschung und Lehre zugewiesen Mittel verant- Falls eine auskömmliche Finanzierung möglich ist, kann der wortlich. Der Fakultätsvorstand hat darüber hinaus insbeson- Rahmen der sog. 60er Liste überschritten werden (siehe dere folgende Aufgaben: Votum Wissenschaftsrat, Juli 2009): „Trotz einiger gezielter Maßnahmen, die die Standorte selbst ergreifen sollten, um – die Vorbereitung von Struktur- und Entwicklungsplänen zu einer Verbesserung der Stellensituation zu gelangen, be- – die Vorbereitung von Zielvereinbarungen wertet der Wissenschaftsrat den vom Land vorgegebenen – die Abstimmungen mit dem Klinikumsvorstand Stellenrahmen in der Humanmedizin als hinderlich für eine – die Vorbereitung der Aufstellung von Grundsätzen für die positive Entwicklung der Fakultäten. Deshalb bittet er das Verteilung und Verwendung der Zuschüsse für Forschung Land, diesen Rahmen aufzuheben und eine an den Notwen- und Lehre digkeiten der jeweiligen Forschungsschwerpunkte und Grup- – die Zuweisung und Verteilung der Zuschüsse penförderinstrumente orientierte Entwicklung zuzulassen.“ – die Vorlage der Berufungsvorschläge an den Fakultätsrat – die Erarbeitung von Vorschlägen zur Funktionsbeschreibung (Seiten 82/83). von Professorenstellen für den Fakultätsrat – die Aufstellung des Haushaltsvoranschlages, des Wirtschafts- Ein möglicher Schritt, den engen Rahmen der Ressourcen planes, des Jahresabschlusses und des Erläuterungsberichtes. der Universitätsmedizin Magdeburg zu überwinden, ist die Berufung gemeinsam mit außeruniversitären Forschungs- Dem Fakultätsvorstand gehören an: einrichtungen. Die Medizinische Fakultät ist mit einer Vielzahl 1. der Dekan, Prof. Dr. med. Hermann-Josef Rothkötter, von lokalen und regionalen außeruniversitären Großfor- als Vorsitzender schungseinrichtungen vernetzt, z. B. mit dem Max-Planck- 2. der Prodekan für Forschung, Prof. Dr. med. Burkhart Institut Magdeburg (MPI), dem Deutschen Zentrum für Neu- Schraven rodegenerative Erkrankungen (DZNE) - Magdeburg ist einer 3. der Prodekan für Struktur, Prof. Dr. med. Peter Mertens von 9 Partnerstandorte, dem Helmholtz-Zentrum für Infek- 4. der Studiendekan, Prof. Dr. med. Christoph Lohmann 5. der Ärztliche Direktor, Dr. med. Jan. L. Hülsemann, MBA tionsforschung (HZI) in Braunschweig, dem Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) und dem Fraunhofer-Institut. Mit sowie die Kaufmännische Direktorin, Dipl.-Wirtsch. Veronika diesen Einrichtungen wurden insgesamt 12 gemeinsame Rätzel, als beratendes Mitglied. Berufungen erfolgreich abgeschlossen. Neben zahlreichen Forschungsprojekten, die im Rahmen von Der Fakultätsrat beschließt über alle Angelegenheiten, für Einzelverfahren bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft die nicht die Zuständigkeit des Fakultätsvorstands bestimmt und anderen Drittmittelgebern eingeworben werden, leitet ist. Dem Fakultätsrat gehören die für vier Jahre gewählten oder beteiligt sich die Medizinische Fakultät an fünf Sonder- Mitglieder (Amtszeit der Studierenden: ein Jahr) und der Dekan forschungsbereichen (SFB) bzw. Transregio SFB. als Vorsitzender an. Gewählte Mitglieder sind:

Laut Hochschulmedizingesetz ist eine komplementäre Ko- – 12 Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer – 4 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter operation zwischen den Medizinischen Fakultäten der Uni- – 4 Studierende versitätsklinika des Landes Sachsen-Anhalt festgelegt (§ 25 – 2 sonstige hauptberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter HMG LSA, 2005). Entsprechend dieser Regelung ist bisher – Gleichstellungsbeauftragte der Fakultät. die Rechtsmedizin mit der Berufung der Professur in der Medizinischen Fakultät Halle komplementär besetzt. Es hat In bestimmten Angelegenheiten (vgl. § 2 Abs. 2 HMG LSA) sich in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass eine eigen- ­treten alle Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer stimm- ständige Entwicklung der Universitätsmedizin Magdeburg - berechtigt hinzu (erweiterter Fakultätsrat). basierend auf regionaler Vernetzung und inneruniversitärer

34 Festschrift 2014 Sitzung des Fakultätsvorstandes (v.l.): Prof. Dr. Christoph Lohmann, Studiendekan, Prof. Dr. Peter Mertens, Prodekan für Struktur, Dr. Jan L. Hülsemann, Ärztlicher Direktor, Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Dekan, Dr. Heidrun Hermecke, Referentin des Dekans, Prof. Dr. Burkhart Schraven, Prodekan für Forschung, und Veronika Rätzel, Kaufmännische Direktorin.

Kooperation - für den Erfolg entscheidend ist, so dass in Fakultät ein hohes Entwicklungspotential, insbesondere im Zukunft die wesentlichen Strukturentscheidungen innerhalb Bereich der angewandten Medizin des Alterns (akute und der Otto-von-Guericke-Universität zu treffen sind. chronische Infektionen, altersbedingte Immunsuppression, Impfstrategien für die alternde Bevölkerung, Prothesenin- Derzeit wirbt die Medizinische Fakultät mehr als 50 % der fektionen etc.). Da dem immunologischen Schwerpunkt auf gesamten DFG-Mittel der Otto-von-Guericke-Universität ein der Ebene der Otto-von-Guericke-Universität, insbesondere und ist im Bereich der DFG-Förderung eine der erfolgreichen aber auch auf Landesebene, die Unterstützung und die Re- Fakultäten in den neuen Bundesländern. Die Fakultät wird präsentanz durch ein lokales außeruniversitäres Forschungs- mit Nachdruck daran arbeiten, den Prozentsatz DFG-geför- institut fehlen, wird die Medizinische Fakultät mit Nachdruck derter Projekte weiter zu erhöhen. Darüber hinaus strebt die daran arbeiten, eine solche Forschungsstätte im Bereich der Fakultät an, weitere evaluierte Forschungsverbünde bei ex- Entzündungsmedizin/Immunologie/Infektiologie, basierend ternen Drittmittelgebern einzuwerben. Hierzu zählen insbe- auf dem gemeinsamen Forschungskonzept mit dem HZI, auf sondere DFG-geförderte Verbünde wie Sonderforschungs- dem Campus an der Leipziger Straße einzurichten. Nur so bereiche (SFB), Graduiertenkollegs (GRK), Forschergruppen kann auf Dauer gewährleistet werden, dass die Forschung sowie Forschungsverbünde, die durch die EU finanziert im Bereich der Entzündungsmedizin erfolgreich fortgeführt werden (wie z. B. das kürzlich eingerichtete und von der wird. Klinik für Orthopädie geleitete EU-Verbundprojekt „HypOrth“) und das Else Kröner-Forschungskolleg. Krankenversorgung Für die klinische Forschung und die studentische Lehre dient Die traditionell guten Verbindungen zu den ortsansässigen das Universitätsklinikum der Medizinischen Fakultät. Im außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Max-Planck- Hinblick auf die demographische Entwicklung der Bevölke- Institut und Leibniz-Institut für Neurobiologie) werden wei- rung und die Versorgung von Patienten mit altersbedingten ter gepflegt. Darüber hinaus wird die sehr erfolgreiche Ko- Erkrankungen, z. B. Neurodegeneration/Demenz, besteht operation mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für (HZI) in Braunschweig intensiv ausgebaut. Hier sieht die Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Krebserkrankun-

Festschrift 2014 35 gen werden interdisziplinär im Rahmen eines in Gründung Lehre befindlichen Krebszentrums behandelt, ein Ausbau zu einem Die Universitätsmedizin Magdeburg ist essentiell für die Clinical Cancer Center (CCC) ist geplant. Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten für die Regionen des Die Verbesserung der Versorgung von Patienten mit Herz- Landes Sachsen-Anhalt. In der Zielvereinbarung mit dem erkrankungen steht gegenwärtig im Vordergrund der klini- Land ist festgelegt, dass die Medizinische Fakultät jährlich schen Planungen, dafür werden in Zukunft die baulichen für 160 Absolventen sorgt. Mit über 180 Absolventen in den Grundlagen geschaffen - der Erweiterungsbau des Zentral- vergangen Jahren wurde diese Zielzahl weit übertroffen. klinikums („Haus 60 c“) ist nach der Zusage der Finanzierung durch das Land in der Planung. Durch ein neues Auswahlverfahren wird die bisher alleinige Orientierung des Auswahlwahlverfahrens der Hochschule Die Beteiligung der Universitätsmedizin an der ambulanten auf die Ortspräferenz Magdeburg und die Abiturnote zuguns- regionalen Versorgung im Rahmen der Hochschulambulanz ten einer komplementären Einschätzung, basierend auf der und des Medizinischen Versorgungszentrums ist für die Ver- Entscheidung für Magdeburg, der allgemeinen Bildung in sorgung der Patienten in der Region Magdeburg unverzicht- Natur- und Grundlagenwissenschaften (überprüft im HamNat- bar. Daher muss es erklärtes Ziel des Ministeriums für Test - Hamburger Naturwissenschaftlicher Grundlagentest) ­Wissenschaft und Wirtschaft und des Ministeriums für Arbeit sowie der Abiturnote weiterentwickelt (ab Sommer 2012, und Soziales sein, gemeinsam mit der Universitätsmedizin http://www.med.uni-magdeburg.de/sdkBewerbung.html). Magdeburg Einfluss auf Krankenkassen und Kassenärztliche Neben der stetigen Lehrverbesserung, u. a. durch ein struk- Vereinigung zu nehmen, um eine adäquate Vergütung der turiertes Praktisches Jahr und die Verbesserung der Evalu- Ambulanzen zu erreichen. Dies ist ein gesellschaftspolitisches ation, wird das sogenannte Skills-Lab weiterentwickelt und medizinisches Handlungsfeld, das für die gesamte („MAMBA“ = Magdeburger Ausbildungszentrum für Medi- ­Finanzierung der universitären Medizin in allen Bundeslän- zinische BAsisfertigkeiten (http://www.med.uni-magdeburg. dern in Deutschland besteht. de/SDEKskillslab.html)). Es befindet sich seit dem Winterse- Darüber hinaus ist eine Einflussnahme auf den Bund erfor- mester 2013/2014 in großzügigen Räumen in Haus 15. Damit derlich, um den §117 SGB V so zu definieren, dass Versor- ist ein bisher nicht zufriedenstellender Bereich der studen- gungsleistungen, die die Hochschulambulanzen erbringen, tischen Lehre optimiert worden - denn beim CHE-Ranking auch adäquat finanziert werden. Die Universitätsmedizin 2012 wurde die Ausstattung des Skills-Labs dem unteren Magdeburg wird ihre Expertise einbringen, um gemeinsam Drittel im Vergleich der Fakultäten zugerechnet. mit den Kliniken in der Region und mit den Krankenkassen Zulassungs- und Finanzierungsfragen zu klären. Basierend Darüber hinaus hat das überregionale CHE-Ranking 2012 der darauf können dann auch innerhalb der Region Magdeburg Universitätsmedizin Magdeburg in der Gesamtwertung weitere Kooperationen zwischen Kliniken und ärztlichen wieder einen Platz in der Spitzengruppe der Fakultäten be- Praxen entwickelt werden. scheinigt. Auf die Versorgung von sehr seltenen und auf wenige Zen- Ziel der Fakultät ist es nicht nur, sehr gute Ergebnisse im tren in Deutschland konzentrierte Leistungen kann an einem IMPP-Ranking der Medizinischen Fakultäten zu erreichen, der Standorte der Universitätsmedizin im Land Sachsen- sondern den Anteil der Regelzeit-Absolventen der Herbst- Anhalt (Magdeburg und Halle) möglicherweise in gemein- kohorte mindestens auf dem Niveau von knapp 70 % zu samer Absprache verzichtet werden. halten. Zur weiteren Verbesserung der Ausbildungsergeb- nisse sollen die Studierenden insbesondere im Rahmen der Nach den gegenwärtig bestehenden Regelungen des § 3 der vorklinischen Ausbildung gefördert werden. Dies beinhaltet Krankenhausplanung des Krankenhausgesetzes Sachsen- u. a. eine individuelle Studienberatung und die Etablierung Anhalt (KHG LSA) vom 14.04.2005 bestehen keine Notwen- von z. B. zusätzlichen Tutorien. digkeiten, die Krankenversorgung der Universitätsklinika im Land Sachsen-Anhalt komplementär auszurichten. Dies wäre Die aktuell verabschiedete Novelle der Approbationsordnung nicht zielführend, da die regionalen Versorgungsstrukturen für Ärzte wird die Allgemeinmedizin stärken. Für die Ver- im nördlichen und im südlichen Sachsen-Anhalt durch die mittlung primärmedizinischer Kompetenzen, ein Kommuni- besonderen Möglichkeiten der Universitätsklinika wesentlich kationstraining und die Einbeziehung ambulanter Patienten geprägt werden. Es ist daher wichtig, dass die Planung der in die Ausbildung werden zur Zeit in der Fakultät die erfor- stationären Patientenversorgung dem jeweiligen Standort derlichen Rahmenbedingungen geschaffen. überlassen wird. Die Freiheit in diesen Entscheidungen ist Grundlage für die universitäre stationäre Versorgung und für eine wirtschaftliche und unternehmerische Führung des Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter Universitätsklinikums Magdeburg. Dekan

36 Festschrift 2014 Das Universitätsklinikum Magdeburg - der Patient steht im Mittelpunkt

Die Krankenversorgung der Universitätsmedizin Magdeburg in der Klinik für Psychosomatische Medizin, liegt bei 84 %. am Universitätsklinikum Magdeburg (UKMD) A.ö.R. entspricht Die insgesamt 123 Intensiv- und Intermediate Care Betten der einer Maximalversorgung. Sowohl im stationären als sind gemessen an der Gesamtkapazität unzureichend, sodass auch im ambulanten Bereich wird eine Vielzahl von Patien- an einer Aufstockung in verschiedenen Bereichen derzeit ten behandelt (siehe Tabelle). Die derzeitige Situation der gearbeitet wird. Krankenhäuser im Versorgungsgebiet Magdeburg führt dazu, dass das UKMD auch in die Grund- und Regelversorgung Schwerpunkte in der Krankenversorgung sind die operativen eingebunden ist und daher nicht ausschließlich seinem An- Fächer, die Innere Medizin, die neurowissenschaftlichen spruch einer Maximalversorgung gerecht werden kann. Im Fächer, die Pädiatrie mit einem Perinatalzentrum Level 1 Vergleich zu anderen Universitätsklinika in Deutschland sowie die Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Besondere werden daher relativ viele Fälle mit einem weiten Spektrum Kompetenzen in der neurologischen Medizin bestehen in der versorgt, der Anteil der Maximal-DRGs liegt mit 46 % relativ Versorgung von Schlaganfallpatienten auf einer Stroke Unit. niedrig, ebenso der Case Mix Index mit 1,49. In der letzten Zeit wurden auch interdisziplinäre Stationen geschaffen, so zwischen den Bereichen Pneumologie und Stationäre Krankenversorgung Thoraxchirurgie oder auch im Sinne einer Einheit zur Be- In insgesamt 26 selbständigen Kliniken, 8 Bereichen und handlung des Hepatozellulären-Karzinoms (HCC), an der die durch 10 Institute mit Auftrag in der Krankenversorgung Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, werden zirka 45.000 Patienten pro Jahr stationär betreut. die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie sowie Der Nutzungsgrad der 1.102 Planbetten, davon 65 Betten in die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin beteiligt sind. der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie 20 Betten­ Unterstützend für Kliniken in der Krankenversorgung wirken

Die Mitglieder des Klinikumsvorstandes (v.l.): Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Dekan, Dr. Jan L. Hülsemann, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Klinikumsvorstandes, Veronika Rätzel, Kaufmännische Direktorin, und Dagmar Halangk, Pflegedirektorin

Festschrift 2014 37 die Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin sowie das Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät als Institut für Neuroradiologie, die mit hochwertigen Möglich- gemeinsames Wirtschaftsunternehmen keiten der Bildgebung und durch gezielte, minimalinvasive Die Wirtschaftsführung der Universitätsmedizin Magdeburg Eingriffe, z. B. als selektive intravaskuläre Radiotherapie war bis 2005 herkömmlich als Landesbetrieb organisiert. Mit (SIRT) oder auch in der Diagnostik und Therapie von zereb- der Errichtung des Universitätsklinikums als A.ö.R. wurde rovaskulären Durchblutungsstörungen, bzw. Blutungen un- der Landesbetrieb aufgelöst und durch das rechtlich selb- terstützend wirken. ständige Klinikum und durch die von der Gesamtuniversität durch die wirtschaftliche Selbständigkeit abgegrenzte Für das Universitätsklinikum Magdeburg sind im Kranken- ­Medizinische Fakultät errichtet. hausplan folgende Zentren angegeben: Mit der Anstaltserrichtung in Sachsen-Anhalt war beabsich- tigt, vom Staat unabhängigere Unternehmensstrukturen zu – Blutstammzelltransplantationszentrum (allogen und auto- etablieren, die es der Hochschulmedizin, insbesondere dem log) Klinikum, ermöglichen sollten, sich frei und unternehmerisch – Herzchirurgisches Zentrum im Wettbewerb zu behaupten. Es war hierbei nicht bezweckt, – Organtransplantationszentrum (Leber, Hornhaut) zwei wirtschaftlich unabhängig voneinander agierende Wirt- – Pädiatrisches Zentrum schaftsunternehmen zu etablieren. – Perinatalzentrum. Die Einheit von Forschung, Lehre und Krankenversorgung Ambulante Krankenversorgung als einheitlich miteinander verflochtener Prozess erforderte Am UKMD wird eine Vielzahl von Spezialsprechstunden vor- vielmehr, eine gemeinsame Haushaltsführung beizubehalten. gehalten. Diese werden überwiegend im Rahmen der Hoch- Daraus ergibt sich jedoch die Verpflichtung, das Aufkommen schulambulanz nach § 117 b SGB V betrieben. In den ver­ und die Verwendung der finanziellen Mittel transparent gangenen Jahren wurden bis zu 91.000 Fälle in der darzustellen. Hochschulambulanz behandelt. Daneben besteht eine Ins- Der Gesamtumsatz des Unternehmens Universitätsmedizin titutsermächtigung zur Behandlung von HIV-infizierten Magdeburg hat sich während der s.g. Konvergenzphase bei ­Patienten, eine psychiatrische Institutsambulanz sowie 23 der Einführung des DRG-Systems zunächst konstant verhal- persönliche Ermächtigungen von Krankenhausärzten. Am ten und konnte in den vergangenen Jahren gesteigert werden UKMD werden in der Erwachsenenonkologie in 9 Kliniken (siehe Tabelle). sowie in zwei pädiatrischen Bereichen und in der Dermato- logie Patienten tagesklinisch betreut. Die wesentlichen Erlösquellen sind dabei die Erlöse aus Krankenhausleistungen mit 67.0 % des Gesamtumsatzes im Neben den Hochschulambulanzen wird seit dem Jahr 2008 Jahr 2013. Im Wesentlichen muss damit der Geschäftsbetrieb ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) nach § 95 SGB des Universitätsklinikums aufrechterhalten werden. Zuschüs- V im Rahmen einer GmbH betrieben (siehe Seite 112). Mit der se des Landes zu konsumtiven Verwendungen im Klinikum Akquise weiterer Kassenarztsitze wird das Medizinische gibt es nicht. Der Anteil des Landeszuschusses am Gesamt- Versorgungszentrum in Zukunft die an allen Standorten von umsatz liegt bei 14,3 %, das Drittmittelaufkommen umfasst Universitätsklinika in Deutschland defizitären Hochschulam- 5,8 %. Die Fakultät wird durch den Landeszuschuss von bulanzen entlasten. Forschung und Lehre auf der Basis einer Zielvereinbarung Am UKMD konnten 2008 zwei Verträge nach § 116 b SGB V zwischen Land, Universität und Medizinischer Fakultät fi- „Ambulante Behandlung im Krankenhaus - hochspezialisier- nanziert, die für mehrere Jahre verstetigt ist. te Leistungen - Behandlung seltener Erkrankungen und Trotz der knappen Finanzierung und der daraus resultieren- Erkrankungen mit besonderem Krankheitsverläufen“ abge- den Mittelbereitstellung konnten bis 2011 positive Ergebnis- schlossen werden. Sie betreffen die Erbringung der ambu- se erzielt werden, seit dem Jahr 2012 weist die UMMD nega- lanten Mukoviszidose-Behandlung sowie Diagnostik und tive Jahresergebnisse auf. ambulante Versorgung von Kindern mit onkologischen ­Erkrankungen. Daneben bestehen mehrere Verträge nach Die investive Ausstattung von Klinikum und Fakultät ist seit § 140 b SGB 5 zu integrierten Versorgungsformen, z. B. am- Jahren unzureichend. Dies führt u. a. dazu, dass die Inves- bulant videogestützte Parkinsontherapie, telemedizinische titionsquote des Universitätsklinikums deutlich unter der Betreuung von akuten und chronischen Herzerkrankungen, durchschnittlichen Investitionsquote von anderen Universi- Maßnahmen zur Senkung der Frühgeborenenrate im Rahmen tätsklinika und unter dem rechnerisch vom Verband der des Vertrages „Willkommen Baby“, Prävention von Frühge- Universitätsklinika Deutschland ermittelten Bedarf liegt. borenen und plötzlichem Kindstod im Rahmen des Vertrages Ein Großteil der betriebenen medizintechnischen Geräte ist „Hallo Baby“. älter als 10 Jahre und damit bereits abgeschrieben. Nur mit

38 Festschrift 2014 einem wirtschaftlich hohen Aufwand an Reparatur- und Unverändert setzt das UKMD darauf, dass zukünftig mehr Wartungskosten sind die Geräte zu betreiben. Durch die Leistungen in der Krankenversorgung adäquat vergütet wer- Zuschüsse des Landes kann seit Jahren der direkte Werte- den und die Finanzierung ggf. durch zusätzliche Vergütungs- verzehr nicht aufgehalten werden. ansätze, z. B. Systemzuschlag, Pauschalen für Weiter­bildung oder auch eine zusätzliche Finanzierung von Extremkosten- Dennoch steht das Universitätsklinikum mit allen Mitarbei- fällen, verbessert wird. terinnen und Mitarbeitern auch weiterhin dafür, allen Pati- entinnen und Patienten eine optimale, den wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechende hochqualitative Behandlung Der Klinikumsvorstand zukommen zu lassen. Umso wichtiger wird es auch in Zukunft sein, durch bewuss- tes Wirtschaften und das Erschließen zusätzlicher Einnah- mequellen Möglichkeiten zu schaffen, notwendige Ersatz- beschaffungen und die Einführung innovativer Verfahren durch Eigenmittel zu ermöglichen.

Entwicklung der Leistungskennziffern des Universitätsklinikums Magdeburg

2010 2011 2012 2013

Stationäre Fallzahlen 47.095 46.351 47.005 46.338

Case Mix Index 1,407 1,405 1,346 1,387

Bewertungsrelationen 63.945 62.858 61.068 61.990

Verweildauer (Tage) 7,34 7,30 7,02 7,10

Nutzungsgrad Ist-Betten (%) 84,29 82,28 80,42 81,30

Ambulante Fallzahlen (Konsultationen) 252.302 250.514 236.809 229.278

Belegungstage 12.908 10.061 10.955 10.710

Entwicklung des Gesamtumsatzes der Universitätsmedizin Magdeburg (Fakultät und Klinikum) (Mio. €) 309 312 320 329

Festschrift 2014 39 Die Kliniken

Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie

Bereich Kinderchirurgie

Universitätsklinik für Unfallchirurgie

Universitätsklinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie

Universitätsklinik für Herz- und Thoraxchirurgie

Universitätsklinik für Neurochirurgie

Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Orthopädische Universitätsklinik

Universitätsaugenklinik

Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Abteilung für Experimentelle Audiologie

Universitätsfrauenklinik

Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie

Universitätskinderklinik

Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie

Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie

Universitätsklinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie

Universitätsklinik für Neurologie

Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie

Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie

Bereich für Pneumologie

Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie

Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie

Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie

Universitätsklinik für Strahlentherapie

Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin

40 Festschrift 2014

Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie

Direktorin: Prof. Dr. med. Christiane Josephine Bruns

ie Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie befasst sich neben der Notfallversorgung in der Chir- Durgischen Poliklinik im stationären sowie im ambu- lanten Sektor über Spezialsprechstunden mit gutartigen und bösartigen Erkrankungen des oberen und unteren Verdau- ungstrakts, der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Milz, der Bauchhöhle, des Retroperitoneums sowie dem zentralen und peripheren Gefäßsystem. Schwerpunkte der Klinik sind die Tumorchirurgie, die Organtransplantation, die Adipositaschi- rurgie bei bestehendem zertifizierten Adipositaszentrum, die endokrine Chirurgie sowie das gesamte Spektrum der vas- kulären und endovaskulären Gefäßtherapie arterieller und venöser Erkrankungen. Insbesondere die minimalinvasive oder laparoskopische/thorakoskopische Tumorchirurgie nimmt einen großen Stellenwert in der operativen Tages- jeden Patienten individuell maßgeschneidert ein optimales routine ein. Behandlungskonzept zu entwickeln und zu koordinieren. Die chirurgische Intensivstation mit exzellentem ärztlichen und pflegerischen Personal ermöglicht die Behandlung Wir sorgen für professionelle Aus- und Weiterbildung des schwerstkranker Patienten bis hin zum Einsatz von Organ- klinischen und wissenschaftlichen Nachwuchses und verste- ersatzverfahren. Des Weiteren bieten wir eine chirurgische hen unseren Lehrauftrag als Aufgabe und Privileg zum Woh- Endoskopie mit allen Möglichkeiten der Diagnostik und The- le der Entwicklung der Medizin und der Gesellschaft. So rapie des oberen und unteren Verdauungstraktes. garantieren wir den Erhalt der medizinischen Qualität auf höchstem Niveau für die Zukunft. Im Mittelpunkt unserer täglichen Arbeit stehen der Patient Forschungsprojekte zu lehrdidaktischen Themen werden und seine Angehörigen. Wir bieten jedem Patienten eine weiterentwickelt und zur Verbesserung der Kommunikation hervorragende und sehr persönliche Betreuung von ärztlicher mit den Studenten haben wir im Frühjahr 2014 ein lehrdi- und pflegerischer Seite im Rahmen der Behandlung in un- daktisches Büro in der Chirurgie eingerichtet. serer Klinik. Unser Team besteht aus hochqualifizierten, ärztlichen und pflegerischen Mitarbeitern in der Klinik, die Die klinische und experimentelle Forschung ist international sich mit Herz, Seele und professioneller Kompetenz für das anerkannt und erfolgt interdisziplinär mit anderen Arbeits- Wohlergehen und die Genesung jedes Patienten engagiert gruppen und Forschungsinstitutionen zum gegenseitigen einsetzen. Nutzen, um nachhaltige Verbesserung in Diagnostik und Therapie verschiedener Krankheitsbilder zu erreichen. Die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Unser erklärtes Ziel ist die Übertragung unserer Forschungs- Fachabteilungen ist besonders hervorzuheben. Auf der Sta- ergebnisse vom Labor in die Klinik zur Weiterentwicklung tion 1 der Chirurgie im Haus 60a wurde im Februar 2014 eine standardisierter Behandlungsverfahren in Richtung indivi- interdisziplinäre HCC-Unit zur Behandlung bösartiger Le- dualisierter, für den Patienten maßgeschneiderte Therapie- bererkrankungen in Betrieb genommen. Durch eine enge konzepte. Thematische Schwerpunkte in der Wissenschaft interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Gastroenterologie sind Krebsforschung mit Fragen zur Tumorstammzelle, The- und der Radiologie bietet die neue HCC-Unit alle Möglich- rapieresistenz und Metastasierung, Interaktion von Inflam- keiten modernster operativer sowie lokaler und systemischer mation und Tumorentstehung beziehungsweise -progress Therapieverfahren. Unser gemeinsamer Anspruch ist es, für sowie Innovationen in der Medizintechnik.

42 Festschrift 2014 Bereich Kinderchirurgie

Leiter: OA Dr. med. Hardy Krause

ie Kinderchirurgie am Universitätsklinikum wurde 1970 unter der Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Römer (1920- D2010) als eigenständige Fachrichtung im (Chirurgie-) Haus 10 etabliert. In den folgenden Jahren gelang es ihm, in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik unter Prof. Dr. Karl Nißler einen funktionierenden Verbund für operativ zu ver- sorgende Kinder zu schaffen. Durch die räumliche Trennung waren jedoch gerade in der Versorgung von Früh- und Neu- geborenen Grenzen gesetzt. Diese unermüdliche Arbeit wurde 1994 mit der Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie gewürdigt.

Nach der Übernahme der Kinderchirurgie 1985 durch Prof. Dr. Winfried Wagemann wurde die Kinderchirurgie nach den gesellschaftlichen Veränderungen als eigenständige Klinik im Zentrum für Chirurgie geführt. Hier wurden die Voraus- setzungen für eine moderne, kindgerechte Versorgung ge- schaffen (z. B. Einführung von laparoskopischen Operationen oder LASER-Anwendungen, Umbau der Station mit kindge- rechter Einrichtung). Auch die Verlagerung von Operationen in die Universitätsfrauenklinik oder auf die Neonatologische Intensivstation ist trotz des erheblichen logistischen Auf- wandes für die beteiligten Kliniken etabliert worden, um den Frühgeborenen einen Transport durch die Stadt zu ersparen. Kinderonkologischen Tumorkonferenzen, die Mitarbeit im Nach mehreren Umzügen ist die Kinderchirurgie wieder in Zentrum der Seltenen Erkrankungen, die ­Kooperation inner- das (nunmehr Kinder-)Haus 10 zurückgekehrt. Durch den halb des Kinderurologischen Arbeitskreises sind für alle demographischen Wandel und die Verkürzung der stationä- Mitarbeiter zu festen Bestandteilen der Arbeitsabläufe ge- ren Verweildauer bei Standardoperationen wurde die Bet- worden. Einen wesentlichen Anteil bei den operativ zu ver- tenzahl von 30 im Jahre 2004 auf nunmehr 15 reduziert. Der sorgenden Kindern nimmt die Narkose ein. Auch hier ist die Arbeitsbereich Kinderchirurgie ist heute als eigenständiger Zusammenarbeit mit der Kinderanästhesie der Klinik für Bereich der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchir- Anästhesie als ein wichtiger Faktor für das „gefühlte“ Erleb- urgie zugeordnet und hat seinen Platz in der Kinderklinik nis Krankenhaus zu nennen. Diese Spezialisierung ist sowohl Haus 10 gefunden. Neben den normalen Standardeingriffen bei den Früh- und Neugeborenen als besonders empfind­liche sind die Optimierung der operativen Versorgung von Früh- Patienten wie auch bei spezifischen Verfahren (Kaudalan- geborenen als Teil des Perinatalzentrums des Universitäts- ästhesie, intraoperative Lokalanästhesie, Schmerzschemata klinikums, die kindertraumatologische Versorgung via und den Einsatz von individuellen Schmerzpumpen) zu be- ­Zentraler Notaufnahme, z. B. bei Knochenbrüchen des wach- merken. Die Zusammenarbeit von auf Kinder spezialisierten senden Skeletts im Rahmen von Schul- und Kindergarten- Ärzten mit hochqualifizierten Organspezialisten ist an einem unfällen (BG-Behandlung), sowie die kontinuierliche ambu- Universitätsklinikum besonders schnell und gut realisierbar. lante Versorgung und Beratung über die Hochschulambulanz Die Kinderchirurgie am Universitätsklinikum wird auch in als Schwerpunkte zu nennen. Die regelmäßige Durchführung Zukunft ihre Ausrichtung unter das Motto stellen: „Kinder von kinderradiologischen Visiten, die Beteiligung an den sind keine kleinen Erwachsenen!“

Festschrift 2014 43 Universitätsklinik für Unfallchirurgie

Direktor: Prof. Dr. med. Felix Walcher

ur Zeit der Gründung der Medizinischen Akademie Magdeburg 1954 war die Unfallchirurgie in die Klinik Z für Allgemein- und Viszeralchirurgie eingegliedert. Erst 1996 wurde unter Prof. Dr. Stephan Winckler eine eige- ne Klinik für Unfallchirurgie ins Leben gerufen, welche nach Vollendung des Neubaus ihren Platz im modern eingerich- teten Haus 60 gefunden hat.

Seit 1. Mai 2014 leitet Prof. Dr. Felix Walcher die Klinik für Unfallchirurgie. Unter seiner Führung erfolgt eine Neuaus- richtung der Klinik. Wichtigste Ziele für 2014 sind die Audi- tierung der Klinik in Kooperation mit anderen Fachdisziplinen als überregionales Traumazentrum und die Zertifizierung des Traumanetzwerks Sachsen-Anhalt Nord. Ein weiterer Die unfallchirurgische Ambulanz bietet neben Sprechstunden Schwerpunkt ist die Etablierung der Versorgungsforschung für Kassen- und Privatpatienten auch die Behandlung von in der Notfallmedizin mit Hilfe eines BMBF Verbundprojekts, Patienten nach Arbeitsunfällen an. In Koordination mit den wofür zunächst an 15 Modellkliniken und schließlich bundes­ Berufsgenossenschaften wird die Nachbetreuung und Ver- weit das Notaufnahmeprotokoll der DIVI eingeführt wird. mittlung in die Rehabilitation geregelt, um eine reibungs- lose Wiedereingliederung in den Beruf zu erreichen. Im Die Klinik für Unfallchirurgie deckt als universitäres Zentrum Rahmen des Schwerverletztenarten-Verfahrens (SAV) kann das gesamte Spektrum der operativen und konservativen in unserer Klinik die vollständige Versorgung auch schwers- Unfallchirurgie ab. Hierzu gehört die Versorgung von Ver- ter Arbeitsunfälle fachgerecht erfolgen. letzungen der Extremitäten, der Wirbelsäule und des Beckens. Die Verwendung modernster Operationsverfahren und neu- Ein wichtiges Aufgabenfeld in einem Haus der Maximalver- ester Implantate sichern eine operative Tätigkeit auf höchs- sorgung ist die Erstversorgung verunfallter Patienten in der tem Niveau. Unsere Expertise im Bereich der arthroskopischen Zentralen Notaufnahme. Unsere Teams arbeiten nach den Chirurgie als Teilaspekt der minimal-invasiven Chirurgie international anerkannten ATLS-Prinzipien (Advanced Trau- kommt in der Versorgung von Schulter- und Knieverletzun- ma Life Support) und gewährleisten so die optimale Notfall- gen häufig zum Einsatz. versorgung schwerverletzter Patienten nach höchsten ­Standards. In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Der Patient und seine vollständige Genesung stehen im ­Anaesthesiologie und Intensivtherapie wird eine nahtlose Mittelpunkt unserer Arbeit. Daher beginnen wir kurz nach Überführung in die anschließende intensivmedizinische der Operation, bereits auf stationärer Ebene, mit der Früh­ Betreuung gewährleistet. rehabilitation durch engagierte Physiotherapeuten, damit unsere Patienten so bald wie möglich in einen selbststän- Die studentische Ausbildung erfolgt, wie es einer Univer­ digen Alltag und in die Berufstätigkeit zurückkehren können. sitätsklinik mit Lehrauftrag entspricht, im klinischen Alltag Auch nach der Entlassung aus der Klinik sorgen wir für eine und im Rahmen des Skillslab, wo unsere Studierenden die ­optimale Anschlussversorgung durch unsere Ambulanz in praktischen chirurgischen Fertigkeiten erwerben, die sie für enger Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kollegen und ihre ärztliche Tätigkeit und den Start ins Berufsleben benö- regionalen Reha-Einrichtungen. tigen.

44 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie

Direktor: Prof. Dr. med. Manfred Infanger

m 1. Juni 2011 wurde der Lehrstuhl für die Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie zu einer AW3-Professur aufgewertet unter der Leitung von Prof. Dr. Infanger (als einzige Klinik in den neuen Bundesländern und nur von vier Universitäten in ganz Deutschland). Plastische Chirurgie und Handchirurgie umfassen ein sehr breites Operationsspektrum von Kopf bis Fuß. Dabei werden sowohl frische Verletzungen, Krankheiten und Tumore als auch Missbildungen aus jedem Lebensabschnitt behandelt.

Ein eingespieltes Team von Ärzten, Pflegepersonal, Opera- tionsschwestern, Physio- und Ergotherapeuten betreut jeden Patienten mit größter Sorgfalt. Wir setzen die neuesten ­Diagnosemethoden, operativen Techniken und Behandlungs- konzepte ein. Modernste medizinische Infrastruktur steht uns dafür zur Verfügung. Bei fachübergreifenden Problem- stellungen arbeiten wir zudem eng mit anderen Kliniken interdisziplinär zusammen.

Dank der ausgewiesenen Spezialisierung können wir auf ein umfassendes Erfahrungsspektrum und Expertenwissen zu- rückgreifen. Durch Gewebetransplantationen rekonstruieren wir die Funktion und Ästhetik am gesamten Körper, zum Beispiel nach Brust-, Knochen- oder Weichteiltumoren. Die Funktion kann wieder hergestellt werden durch Nervenre- konstruktionen oder Muskelersatzoperationen am ganzen Körper. Das betrifft nicht nur Traumata, sondern auch Kör- perfehlbildungen an Hand oder Thorax. Darüber hinaus werden alle Handverletzungen und Erkrankungen akut und elektiv versorgt.

Die Klinik ist Replantationszentrum und als European Hand- Trauma-Center (FESSH) zertifiziert. Die Therapie von Ver- brennungswunden und die Narbenbehandlung runden das Spektrum der Klinik ab. Weiterhin werden ästhetische Ein- griffe jeder Art in unserer Klinik durchgeführt. Durch die enge Verbindung von Diagnostik, Behandlung, Lehre und Forschung entwickeln wir unsere Leistungen ­laufend weiter. Dies garantiert uns einen internationalen Spitzenstandard.

Festschrift 2014 45 Universitätsklinik für Herz- und Thoraxchirurgie

Direktor: Prof. Dr. med. Ingo Kutschka

eit über 20 Jahren steht die Klinik für Herz- und Thorax­ Ergänzt wird unsere Klinik durch ein hochkompetentes For- chirurgie für ein breites Spektrum innovativer und scherteam, welches sich schwerpunktmäßig mit der Züchtung Skomplexer Eingriffe an Herz und Lunge. Aktuell zählen funktionellen menschlichen Herzmuskelgewebes aus soge- hierzu minimalinvasive Verfahren zur Herzklappenrekonstruk­ nannten induziert pluripotenten Stammzellen (iPS) beschäf- tion beziehungsweise zum Herzklappenersatz, katheter­ tigt. Die vom Nobelpreisträger Yamanaka entwickelte Tech- interventio­nelle Herzklappenoperationen, komplett arterielle­ nologie der iPS-Zellen ermöglicht es, aus Haut- oder Koronarbypass­operationen mit und ohne Einsatz der Herz- anderen Körpergeweben abstammende Zellen in funktionie- Lungen-­Maschine, moderne Aortenchirurgie inklusive rendes Herzmuskelgewebe zu verwandeln. Im Gegensatz zu ­endovaskulärer Techniken sowie die Implantation von Herz- bisherigen Therapieansätzen könnte es mit diesem künstli- unterstützungssystemen. Im Aufbau befindet sich zudem ein chen Gewebe möglich sein, vernarbte Strukturen zu ersetzen, modernes Kunstherzprogramm für Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz.

Dank einer Kapazität von 48 Betten, einschließlich 11 Inten- sivbetten und 8 IMC-Überwachungsbetten, in Haus 5 b und 60a verfügt die Klinik über ausreichend Möglichkeiten, um eine hochmoderne Patientenversorgung in Sachsen-Anhalt sicher zu stellen. Derzeit werden jährlich über 1.500 Opera- tionen (davon etwa 1.000 unter Einsatz der Herz-Lungen- Maschine) vor Ort durchgeführt. Zusammen mit den Kollegen der universitären Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie unter der Leitung von Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus wird das Konzept eines „Herzteams“ verfolgt. Die Entscheidung für ein bestimmtes Vorgehen wird stets gemeinsam in enger Absprache zwischen Kardiologen und Herzchirurgen getroffen, so dass Magde- burger Herz-Patienten von modernen integrierten Therapie- konzepten profitieren. wie sie beispielsweise bei einem Herzinfarkt entstehen, oder Auch der Bereich Thoraxchirurgie wurde in der neuen Ab- angeborene Missbildungen des Herzens bei Kleinkindern zu teilung vergrößert und modernisiert. Auf Basis einer ge- rekonstruieren. meinsamen Thoraxchirurgisch-/Pneumologischen Station werden auch in diesem Teilbereich von Anfang an wegwei- Insgesamt gewährleistet somit ein Team hochqualifizierter sende interdisziplinäre Konzepte entwickelt und umgesetzt. Ärzte, Schwestern und Pfleger, Techniker und Wissenschaft- Schwerpunktmäßig wird ein großes Spektrum Video-assis- ler einen reibungslosen Ablauf des Aufenthaltes der Patien- tierter Operationen der Lunge einschließlich minimal­invasiver ten. Eine enge Kooperation mit allen zuweisenden Kliniken anatomischer Lungenlappenresektionen („VATS-Lobektomie“) in und um Magdeburg ermöglicht weiterhin eine umfassen- angeboten. Verschiedene Eingriffe an der Luftröhre, den de Betreuung unserer Patienten von der Diagnosestellung Atemwegen sowie plastisch-rekonstruktive Eingriffe an der bis zum Abschluss ihrer Rehabilitation. Brustwand zählen selbstverständlich ebenfalls zum Spektrum der neuen Klinik. Geplant ist der Aufbau eines universitären Lungenzentrums in enger Kooperation mit Prof. Dr. Jens Schreiber, dem Chefarzt des Bereiches Pneumologie.

46 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Neurochirurgie

Direktor: Prof. Dr. med. Raimund Firsching

ie Klinik für Neurochirurgie gehört zu den größten Kliniken ihrer Art in den neuen Bundesländern. Das DEinzugsgebiet umfasst den Großteil von Sachsen- Anhalt, 18 % der Patienten kommt von außerhalb der ­Landesgrenzen. Die Patienten werden auf der Allgemeinsta- tion mit 40 Betten sowie auf der eigenen neurochirurgisch geleiteten Intensivstation mit 10 Betten betreut. In der Klinik für Neurochirurgie werden ca. 1.800 Patienten pro Jahr sta- tionär und ca. 4.000 Patienten ambulant behandelt. Die Klinik verfügt dazu über sieben Fachärzte für Neurochirurgie, von denen zurzeit zwei die Zusatzbezeichnung „neuro­ chirurgische Intensivmedizin“ besitzen. 14 Assistenzärzte/ innen befinden sich in der Ausbildung zum Neurochirurgen.

Schwerpunkte sowohl in klinischer wie wissenschaftlicher Hinsicht sind die Behandlung von Hirntumoren, Wirbelsäu- Ein weiterer Schwerpunkt der Klinik ist die Pädiatrische Neu- lenerkrankungen und Kinderneurochirurgie. Im Bereich der rochirurgie, die operative Behandlung von allen Erkrankun- Hirntumoren stehen zur klinischen Behandlung alle moder- gen des Nervensystems im Kindesalter. Zusammen mit dem nen technischen Hilfsmittel wie Navigation, Endoskopie, Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt und anderen Ein- Fluoreszenz-Darstellung oder elektrophysiologische Stimu- richtungen des Universitätsklinikums verfügt die Klinik nicht lationsverfahren zur Verfügung. Wissenschaftlich werden nur über eine ambitionierte Datenerfassung, sondern auch insbesondere Untersuchungen zur Immuntherapie bei über alle Möglichkeiten der Behandlung dieser Kinder. Deren ­Gliomen sowie Studien zur Anwendung von Statinen bei Nachsorge erfolgt ohne Altersbeschränkung über unsere Gliomen und Meningeomen durchgeführt. Die Klinik ist Poliklinik in Zusammenarbeit mit Kinderklinik, Sozialpäda- ­Studienzentrum für internationale Multicenterstudien. gogischen Zentren und Neurologischen Rehabilitationsein- richtungen für Kinder und Erwachsene. ­Wissenschaftliche Im Bereich Wirbelsäulenchirurgie mit jährlich ca. 700 Ope- Projekte betreffen aktuell vor allem die Hydrocephalusbe- rationen erfolgt die operative Versorgung aller Arten von handlung und Neuralrohrdefekte. degenerativen Erkrankungen der gesamten Wirbelsäule, von Darüber hinaus werden als weiterer Schwerpunkt in Zusam- Wirbelsäulenverletzungen und Tumoren der Wirbelsäule menarbeit mit dem Institut für Neuroradiologie alle opera- und des Rückenmarks. Neben umfangreichen diagnostischen tiven und interventionell neuroradiologischen Behandlungs- Möglichkeiten in Kooperation mit dem Institut für Neuro- möglichkeiten von Hirngefäßerkrankungen angeboten. radiologie stehen intraoperative spinale Neuronavigation, Neuroendoskopie, elektrophysiologisches Monitoring sowie Bei der Ausbildung der Studenten ist das Fach Neurochirur- alle gängigen Stabilisierungs- und Instrumentierungsver- gie zur Zeit nicht offiziell in der Approbationsordnung fest- fahren zur Verfügung. Forschungsschwerpunkte sind Band- geschrieben. Dieses wichtige Fach wird den angehenden scheibenprothesen im HWS-Bereich mit einer mittlerweile Medizinern trotzdem im Rahmen der Ausbildungsreihen über 10-jährigen Erfahrung auf diesem Gebiet sowie die „Neurowissenschaften“ als mögliches Pflichtwahlfach und in minimalinvasive Behandlung von Wirbelkörpermetastasen weiteren fakultativen Lehrveranstaltungen angeboten. Zahl- durch Thermoablation in Kooperation mit den Universitäten reiche laufende und abgeschlossene Promotionen zeugen Frankfurt und Bonn sowie niedergelassenen Onkologen. vom studentischen Interesse an dieser Fachrichtung.

Festschrift 2014 47 Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Komm. Direktor: Dr. med. Dr. med. dent. Christian Zahl

ie Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts­ chirur­gie ist ein modernes Behandlungszentrum, wel- Dches die fachspezifische kieferchirurgische Versorgung im Norden Sachsen-Anhalts und darüber hinaus wahrnimmt. Für die stationäre Behandlung von ca. 1.400 Patienten pro Jahr stehen 26 Patientenbetten und zwei Operationssäle zur Verfügung. Unsere Hochschulambulanz ist mit fünf leistungs- fähigen Behandlungseinheiten ausgestattet. Hier werden jährlich etwa 2.500 Patienten operativ behandelt. Außerdem verfügt die Klinik über ein zahntechnisches Labor und eine Röntgenabteilung. Unser Leistungsspektrum umfasst alle operativen Eingriffe des Faches Mund-, Kiefer- und Gesichts­ chirurgie.

Dies sind schwerpunktmäßig die Versorgung von Unter­kiefer-, Gesichtsschädel- und Zahnfrakturen, die Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, die operative Therapie von Kieferfehlstellungen (kombinierte kieferorthopädisch-­ chirurgische Therapie), die komplexe teils interdisziplinäre Behandlung von Tumorerkrankungen einschließlich plastisch- rekonstruktiver Maßnahmen im Gesichtsbereich und zur Wiederherstellung des Kieferknochens. Bei der Durchführung der Operationen orientieren wir uns an neuesten technischen und medizinischen Standards. Bei all dem hat die Zusam- menarbeit mit den ambulant tätigen Kollegen, aber auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen Fachbe- reichen im Universitätsklinikum einen hohen Stellenwert und garantiert eine ganzheitliche und bestmögliche Betreu- ung unserer Patienten. behandlung sowie bei der Etablierung neuer Osteosynthese- verfahren im Kopf- und Kieferbereich. Die Ergebnisse haben Um die hohe Qualität in der täglichen Arbeit zu gewährleis- die Entwicklung des Faches in den vergangenen Jahren ten, stehen motivierte und fachlich qualifizierte Mitarbeiter mitgeprägt. im ärztlichen und pflegerischen Bereich zur Verfügung. Ne- ben der Krankenhausversorgung leistet die Universitätsklinik Für die Zukunft gilt es, das Erreichte auszubauen. Die größ- für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie einen Beitrag zur te Herausforderung ist dabei der demographische Wandel. Fort- und Weiterbildung der ärztlichen und zahnärztlichen Im Vordergrund stehen die adäquate Versorgung älterer Kollegen, in der Hochschulausbildung der Medizinstudenten multimorbider Patienten sowie die Zunahme dementieller sowie bei der Erstellung von Promotionen. und tumoröser Erkrankungen. Dies führt zu strukturellen Veränderungen einschließlich der Notwendigkeit zur Erwei- Ein weiterer Schwerpunkt der Tätigkeit liegt in der klinischen terung der Behandlungskapazitäten bei insgesamt steigen- Forschung, beispielsweise auf dem Gebiet der Dysgnathie- den Patientenzahlen. Bisherige Konzepte wurden überdacht chirurgie („Magdeburger Palatinaldistraktor“), der Tumor- und angepasst.

48 Festschrift 2014 Orthopädische Universitätsklinik

Direktor: Prof. Dr. med. Christoph H. Lohmann

ur Zeit der Gründung der Medizinischen Akademie Hüft- und Knieendoprothetik, aber auch kleine Gelenke und 1954 stand in der neuen Hochschuleinrichtung keine die Wirbelsäule rückten in den operativen Fokus. Das Tätig- Z Klinik für Orthopädie zur Verfügung. Der Lehrbetrieb keitsfeld des Stellvertreters Prof. Dr. Henning Graßhoff um- des Fachgebietes Orthopädie wurde wie an vielen Orten in fasste auch die Rheuma- und Tumorchirurgie. Technische Deutschland im Sinne der historischen „Krüppelheime“ von Fortschritte der Arthroskopie wurden übernommen. Neben Dr. Schulte in den Pfeifferschen Stiftungen in Cracau sicher- der Behandlung von Patienten, Lehre und Forschung stand gestellt. auch die Ausbildung von Fachärzten im Mittelpunkt. Ehe- 1956 übernahm Dr. Bernhard Blencke die Lehre neben dem malige Kollegen sind im Magdeburger Umfeld niedergelas- Führen einer Praxis/Privatklinik in der Oststraße 10. Nach sen oder leiten auswärtige Kliniken. Am 1. April 2010 über- der Habilitation 1960, der Berufung zum Professor und nahm Prof. Dr. Christoph Lohmann die Orthopädische ­Klinikdirektor war 1963 die Eigenständigkeit erreicht. Als die Universitätsklinik. Oststraße 10 für den Bedarf nicht mehr ausreichte, wurde ein geeignetes Klinikobjekt benötigt. Alte Klinikgebäude waren zerstört, nach mehreren Anläufen wurde ein spiegel- gleiches Doppelwohnhaus in der Schellingstraße gefunden. Es mussten viele bürokratische Hürden überwunden werden, bevor 1965 die 1. Operation stattfand. Im Jahr 1965 wurden 112 Operationen durchgeführt. Im Jahr 1967 erhöhte sich die Zahl der Eingriffe bereits auf 247, und es fanden ca. 30.000 Konsultationen in der Ambulanz statt. Einen großen Anteil der Behandlungen nahmen konservative Therapien ein, weil nicht täglich Anästhesisten zur Verfügung standen. Im ­Oktober 1968 übernahm Prof. Dr. Hermann Weickert die Klinik und entwickelte das operative Spektrum weiter. Sein Spezialge- biet waren die krankhaften Veränderungen der Säuglings- hüfte. Das Neugeborenen-Screening in den Frauenkliniken der Akademie wurde von der Orthopädie eingeführt.

In den folgenden Jahren wurden auch Hüft-Totalendopro- thesen implantiert und die ersten Skolioseoperationen durch- Die Klinik hat weiterhin den Auftrag, die orthopädische geführt. Die Kapazitäten in der Schellingstraße reichten bald Grundversorgung der Patienten im Norden Sachsen-Anhalts nicht mehr aus und es wurde ein Klinikneubau angestrebt. sicherzustellen. Mittlerweile wurde die Klinik erfolgreich zu Die Planungen verliefen langwierig und letztendlich wurde einem zertifizierten Endoprothesenzentrum der Maximal- ein Neubau auf dem Campus errichtet. Die 2- bis 5-Bettzim- versorgung geführt. Die ­weitere Förderung der Spezialge- mer verfügten über eine eigene Nasszelle, was eine enorme biete der Klinik wie Wirbelsäulenchirurgie, Sportmedizin, Verbesserung im Pflegebereich bedeutete. Tumororthopädie, Rheumachirurgie, Kinderorthopädie, aber Nach der Fertigstellung des Klinikneubaus und der Emeri- die auch immer häufiger werdenden Wechseleingriffe stehen tierung von Prof. Dr. Weickert wurde Prof. Dr. Wolfram Neu- sehr im Fokus. Außerdem sind die Studienzentrale und der mann berufen. Seit Dezember 1986 konnten immer mehr Grundlagenforschungsbereich der Orthopädischen Univer- Räumlichkeiten im Neubau Haus 8 auf dem Campus genutzt sitätsklinik in hochrangigen internationalen Forschungspro- werden. Die drei OP-Säle führten zu einer jährlichen Stei- jekten und -verbünden aktiv vertreten. gerung der OPs. Die Klinik wurde zu einem Zentrum der

Festschrift 2014 49 Universitätsaugenklinik

Direktor: Prof. Dr. med. Hagen Thieme

ie Augenklinik, seit 2004 im Neubau Haus 60b des Universitätsklinikums, verfügt über einen ambulanten Dund einen stationären Bereich. Auf fachärztliche Über- weisung versorgen wir in der Ambulanz jährlich ca. 6.000 Patienten mit den verschiedensten ophthalmologischen Er- krankungen. Neben einer allgemeinen augenärztlichen Sprechstunde bestehen Spezialsprechstunden für Patienten, die am Glaukom (Grüner Star) oder an altersbedingter ­Makuladegeneration erkrankt sind. Zusätzlich versorgen wir unsere jüngsten Patienten in einer speziellen Kindersprech- stunde und Menschen mit Schielproblemen in der Seh­schule. Wir bieten das gesamte Spektrum an weiterführenden Un- tersuchungsmethoden zur Diagnosefindung an, so z. B. op- tische Kohärenztomographie (SD-OCT), Heidelberg Retina Tomographie (HRT) mit Cornea Modul, Scanning Laser ­Ophthalmoskopie (SLO) mit Indocyaningrün-Angiographie­ (ICG-Angiographie), ­funduskontrollierte Perimetrie, Endo- thelzellmikroskopie, Ultraschalluntersuchungen aller Augen- abschnitte inklusive Ultraschall-Biomikroskopie. In unserer Elektrophysiologieabteilung werden die einzelnen Elemente der Sehbahn auf ihre Funktionsfähigkeit getestet. Zwei Optiker versorgen unsere Patienten mit Kontaktlinsen oder mit vergrößernden Sehhilfen im Sehschwachenlabor. Darüber hinaus verfügt die Augenklinik über eine Laserab- teilung, in der die verschiedensten Erkrankungen mit unter- schiedlichen Lasern behandelt werden. Operative Eingriffe gie und Ophthalmo-Pharmakologie wird zum einen die Auf- werden in zwei Operationssälen durchgeführt, zusätzlich klärung der Ursachen dieser Erkrankung und zum anderen steht ein ambulanter OP-Saal für kleinere Eingriffe, wie etwa die Verbesserung der medikamentösen und chirurgischen intravitreale Injektionen, zur Verfügung. Im stationären Be- Behandlung verfolgt. Ein besonderer klinischer und wissen- reich verfügt die Augenklinik derzeit auf zwei Stationen über schaftlicher Fokus unserer Klinik liegt in der Diagnose und 38 Planbetten in modernen 2- und 1-Bettzimmern mit eige- Behandlung kindlicher Glaukomformen, deren Behandlung nem Bad. Für unsere jüngsten Patienten gibt es ein kindge- eine besondere Herausforderung darstellt. Einen weiteren recht eingerichtetes Zimmer, in dem neben dem Kind auch Schwerpunkt bildet die Untersuchung der Physiologie, Pa- ein Elternteil untergebracht werden kann. Die Dokumenta- thophysiologie und Plastizität des Sehens in der Sektion für tion der Patientendaten erfolgt in einer elektronischen Pa- Klinische und Experimentelle Sinnesphysiologie, die in na- tientenakte, in der auch klinikübergreifend auf Befunde tionaler und internationaler Kooperation mit modernsten zugegriffen werden kann. bildgebenden Verfahren die neuronalen Grundlagen des Sehens und deren Relevanz für zukünftige Therapieansätze Die Augenklinik hat drei Forschungsschwerpunkte, die in prüft. Als neuer Schwerpunkt wird derzeit die Optimierung drittmittelgeförderten Projekten u. a. im Rahmen von Dok- von Hornhauttransplantationen ausgebaut. torarbeiten bearbeitet werden. Ein wesentlicher Schwerpunkt befasst sich mit dem Glaukom. In der Sektion für Zellbiolo-

50 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Direktor: Prof. Dr. med. Christoph Arens

eit 1888 verfügten die Städtischen Krankenanstalten Seit 2009 ist Christoph Arens Ordinarius für Hals-, Nasen- und Magdeburg über eine von Friedrich Kretschmann ge- Ohrenheilkunde und Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und S gründete HNO-Abteilung. 1951 wurde Wilhelm Küstner Ohrenheilkunde Magdeburg. Unter seiner Aegide bietet die als Chefarzt eingestellt und mit dem Ausbau der Klinik be- nunmehr zertifizierte Klinik alle modernen Untersuchungs- auftragt. Mit Gründung der Medizinischen Akademie Mag- und Behandlungsmethoden des Fachgebietes für Erwachse- deburg 1954 berief man ihn als ersten Ordinarius für Hals-, ne und Kinder mit Erkrankungen der Nase, des Mundes, der Nasen-, Ohrenheilkunde. Ohren, des Halses oder des Kehlkopfes an. 2011 konnten die In den 50er und Anfang der 60er Jahre konzentrierte man neuen Räume der modernen HNO-Funktionsdiagnostik be- sich vorwiegend auf die Erfüllung HNO-ärztlicher Versor- zogen werden. Hinzugekommene Schwerpunkte stellen die gungsaufgaben, wie Adenotomien, Tonsillektomien oder Phono- und rekonstruktive Larynxchirurgie dar. Die traditi- sanierende Ohr- und Nasennebenhöhlenoperationen. Sein onell auf hohem Niveau betriebene Endoskopie des oberen Nachfolger wurde 1965 Friedrich-Wilhelm Oeken. Unter ihm wurde das Operationsspektrum durch funktionsverbessern- de Eingriffe erweitert, wie Tympano- und Stapesplastiken, Larynxteilresektionen und die Behandlung von Hypopha- rynxdivertikeln. Es wurde zudem eine otoneurologische Abteilung mit dem Ziel geschaffen, die BERA fest in die audiologische Diagnostik zu integrieren. 1975 wurde Kurt Fendel mit dem Ordinariat in Magdeburg beauftragt. Er eta- blierte u. a. die Schädelbasischirurgie. Von 1980 bis zu seiner Emeritierung 1994 war Rudolf Preibisch-Effenberger Direktor der Klinik. Unter ihm fanden von 1984 bis 1987 die umfang- reichsten baulichen Rekonstruktionsmaßnahmen statt. Das Haus 9 wurde entkernt und durch einen 6-etagigen Neubau (Haus 8) erweitert. Preibisch-Effenberger begann seine lei- tende ärztliche Tätigkeit unter den schwierigen Bedingungen der Teilung Deutschlands und konnte sie nach der Wieder- vereinigung Deutschlands erfolgreich und ehrenvoll als Klinikdirektor der Universitäts-HNO-Klinik Magdeburg be- Aerodigestivtraktes wird unter seiner Leitung sukzessive enden. weiterentwickelt. Umfangreiche Erfahrungen liegen auch bei der Schädelbasischirurgie sowie der Rehabilitation 1994 übernahm Bernd Freigang den Lehrstuhl für Hals-, Na- Schwerhöriger und Gehörloser vor. Bei frühzeitiger Diagno- sen- und Ohrenheilkunde an der Medizinischen Fakultät der se können sie schon im Kindesalter mit Cochlea-Implantaten Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Er widmete sich und implantierbaren Hörgeräten versorgt werden. vorrangig der Ohr- und Schädelbasischirurgie. Unter ihm wurde der Arbeitsbereich für Phoniatrie und Pädaudiologie Unsere Arbeit gilt dem Wohl des Patienten. Er steht im Mit- eingerichtet. Die 1990er Jahre waren durch Bauerhaltungs- telpunkt unserer täglichen Bemühungen. Daher ist es uns und Modernisierungsmaßnahmen der Häuser 8 und 9 cha- besonders wichtig, den Patienten nicht als Kunden, sondern rakterisiert. Auch der OP-Trakt sowie die Patientenzimmer als Gast anzusehen. Er soll sich bei uns so wohl wie möglich erfuhren eine umfangreiche Erneuerung. Es wurde ein Schlaf- fühlen und dafür geben unsere Mitarbeiter täglich ihr Bestes. labor eingerichtet sowie die Vestibularisdiagnostik durch die dynamische Posturografie ergänzt.

Festschrift 2014 51 Abteilung für Experimentelle Audiologie

Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Jesko L. Verhey

ie von Prof. Dr. Hellmut von Specht gegründete Abtei- lung für Experimentelle Audiologie befasst sich mit Dder Hörwahrnehmung des Menschen bei normalem und pathologischem Gehör. Ein langjähriger Forschungs- schwerpunkt der Abteilung ist die differenzierte Erfassung von Hörstörungen mit elektrophysiologischen Methoden sowie der Hörwahrnehmung mit Hörhilfen wie z. B. Cochlear Implants (CI). Dabei haben Arbeiten zu EEG-basierten Mess- verfahren zur objektiven Bestimmung der Hörschwelle bei Säuglingen und Kindern internationale Beachtung erfahren. In der Abteilung entwickelte Verfahren zur Sicherung einer hohen Qualität dieser Messungen fanden Eingang in zahl- reiche Normen und Empfehlungen.

Die Forschungs­schwerpunkte der seit 2011 von Prof. Dr. Verhey­ geleiteten Abteilung haben sich um grundlegende Frage­ stellungen zu Mechanismen der Hörwahrnehmung in kom- plexen akustischen Umgebungen sowie deren Bedeutung bei der Wahrnehmung von Umweltgeräuschen erweitert. Dabei wird mittels psychoakustischer Experimente und durch Modellrechnungen die Informationsverarbeitung über ­Frequenzen und Ohren hinweg untersucht. Diese Forschung geschieht derzeit im Rahmen des Sonderforschungsbereichs Transregio 31 „Das aktive Gehör“, in dem Wissen­schaftler der Abteilung für Experimentelle Audiologie seit 2005 gemein- sam mit dem Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg CI in Alltagssituationen untersucht. Dabei stand in den zu- und der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg an rückliegenden Jahren die Musikwahrnehmung von Patienten ­Fragestellungen zur akustischen Musteranalyse und Objekt­ mit einem CI im Fokus. Ein modernes Lautsprecher-Array bildung arbeiten. Ein weiterer Schwerpunkt sind grund­ erlaubt seit kurzem Experimente zur Wahrnehmung beweg- legende Empfindungs­größen, wie z. B. Lautheit und ter Schallquellen.­ Tonhaltigkeit. Eine enge Kooperation mit Ingenieuren des Instituts für Mobile Systeme (IMS) der Otto-von-Guericke- Im Rahmen der Ausbildung wird seit über zwanzig Jahren Universität erlaubt es, Ergebnisse dieser psychoakustischen von der Abteilung für Experimentelle Audio­logie die Ausbil- Grundlagenforschung auf aktuelle Frage­stellungen des Au- dung im Fach „Physik für Mediziner“ getragen. Zentrale tomobilbaus und der Umweltakustik anzuwenden. Komponenten dieser Lehrveranstaltung­ sind eine Experi- mentalvorlesung mit starkem klinischem Bezug sowie ein Seit Beginn des Cochlear-Implant-Programms der Klinik für modernes Prak­tikum mit anspruchsvollen Experimenten. Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde im Jahre 1992 werden durch Mitarbeiter der Abteilung zentrale Aufgaben der tech- nischen und logisti­schen Betreuung von über 340 Patienten mit Innenohrprothesen übernommen. Darüber hinaus wur- de in zahlreichen Forschungsprojekten das Hören mit einem

52 Festschrift 2014 Universitätsfrauenklinik

Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Serban-Dan Costa

it der Gründung der Medizinischen Akademie Mag- eine optimale Be- deburg wurden die Frauenklinik des damaligen handlung von MGustav-Ricker-Krankenhauses und die Landesfrau- Mutter und Kind enklinik am heutigen Standort der Universitätsfrauenklinik durch die Bildung in der Gerhart-Hauptmann-Straße im Magdeburger Stadtteil des Perinatalzen- Stadtfeld zu Lehr- und Forschungseinrichtungen. Beide Kli- trums der höchs- niken hatten nun die Aufgabe, synergistische Effekte von ten Versorgungs- Klinik, Lehre und Forschung an Patienten weiterzugeben. stufe wesentlich Die ersten Jahre nach Gründung der Medizinischen Akademie verbessert. waren in beiden Kliniken von Aufbau und Wiederaufbau geprägt. Zeugnis dessen ist zum Beispiel der Hörsaal der Im Einklang mit der Gründung des Perinatalzentrums ist Universitätsfrauenklinik, der 1956 eingeweiht wurde. auch die Gründung des Institutes für Experimentelle Gynä- Ein weiterer Meilenstein war in den Jahren 1994/95 die per- kologie und Geburtshilfe unter Leitung von Prof. Ana sonelle und fachliche Zusammenführung beider Klinikberei- ­Zenclussen mit dem Forschungsschwerpunkt der immuno- che an einem Standort, der früheren Landesfrauenklinik. logischen Schwangerschaftskomplikationen zu nennen. Diese strukturellen Veränderungen wie auch die umfassen- ­Professorin Zenclussen und ihren Mitarbeitern gelang es in de Sanierung und Erweiterung der Gebäude von 2000 bis kurzer Zeit, ein leistungsfähiges wissenschaftliches Institut 2004 erfolgte unter Leitung des damaligen Klinikdirektor Prof. zu etablieren, welches auf dem Gebiet der Grundlagen- und Wolfgang Weise. translationalen Forschung zur Präeklampsie durch hochran- gige Publikationen internationale Anerkennung erlangte. In den vergangenen zehn Jahren gelang es unter Leitung von Prof. Serban-Dan Costa insbesondere die Teilbereiche der Die Lehre und Ausbildung von Studierenden und Ärzten Gynäkologie, Senologie, Gynäkoonkologie und operativen hatte seit Gründung der Landesfrauenklinik einen hohen Gynäkologie weiter auszubauen. Neue Operationsmethoden Stellenwert. An der Universitätsfrauenklinik wurde diese und multimodale, interdisziplinäre Behandlungsansätze Tradition fortgesetzt und hier werden jährlich fast 200 Stu- wurden eingeführt, was zu einem Anstieg an behandelten denten theoretisch und praktisch ausgebildet. Im Rahmen Patientinnen in diesen Bereichen führte. der Weiterbildung von Ärzten wird darauf geachtet, dass Die Senologie, Gynäkoonkologie und operative Gynäkologie sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse in über- sind auch Schwerpunkte der klinischen wissenschaftlichen durchschnittlichem Maße vermittelt werden. Nach bestan- Forschung der Frauenklinik. So gelang es, im Rahmen von dener Facharztprüfung erhalten interessierte Ärztinnen und prospektiven und retrospektiven Studien die Anzahl hoch- Ärzte die Möglichkeit, eine spezielle Weiterbildung in Ge- wertiger Publikationen in den letzten Jahren kontinuierlich burtshilfe bzw. Onkologie zu absolvieren. zu erhöhen. Die Anzahl der Geburten konnte in den letzten 10 Jahren in Die Entwicklung der Universitätsfrauenklink in den letzten unserer Klinik gesteigert werden. Dies ist das Ergebnis der Jahren ist eine gute Basis für zukünftige Herausforderungen. Arbeit engagierter Mitarbeiter im Kreißsaal, der Wochen- Es gilt auch in Zukunft, Bedingungen zu schaffen, die die station und der pränatalen Diagnostik, deren Ziel es immer weitere Entwicklung von Klinik, Forschung und Lehre sowie war und ist, eine moderne Geburtshilfe zu gewährleisten, deren Verknüpfung an der Frauenklink fördern. Dies ist das die den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht, alte und bewährte Prinzip von Universitätskliniken und ohne jedoch das Menschliche zu vernachlässigen. Als einen ­sicherlich auch ein Prinzip, was seine Berechtigung in der wesentlichen Schwerpunkt unserer Geburtshilfe sehen wir Zukunft hat. die Risikogeburten. Hier wurden die Voraussetzungen für

Festschrift 2014 53 Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie Direktor: Prof. Dr. med. Prof. h.c. Jürgen Kleinstein

inderwunschbehandlung war schon immer eine Do- mäne in Magdeburg. Davon zeugen die Fortbildungs- K und Kongressveranstaltungen der früheren Medizini- schen Akademie Magdeburg. Auch wenn es schwierig war, so gelang es, die modernsten Ultraschallgeräte und aktuells- ten Medikamente zur ovariellen Stimulation vor Ort zu haben. Neben den klinischen Aktivitäten war die Immunologie der Reproduktion im Zentrum der Forschungsaktivitäten.

So lag es nahe, den Schwerpunkt Fortpflanzungsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie an der Medizinischen Fakultät in einer Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie an der Otto-von-­ Guericke-Universität zu verankern. Mit der Berufung von Prof. Dr. Jürgen Kleinstein 1994 hat sich die Klinik personell und strukturell an der Gerhart-Hauptmann-Straße 35 (in der alten Landesfrauenklinik) etabliert. Diese neue Klinik hat sich sehr schnell einen überregionalen Ruf in der Sterilitäts- diagnostik und der operativen Therapie der organisch-be- dingten Sterilität des inneren Genitales erworben. In einigen Disziplinen wie der Korrektur uteriner Malformationen, der Refertilisierung und der Operation schwerer Endometriosen hat die Klinik ein Alleinstellungsmerkmal für einen überre- Die Forschungsergebnisse konzentrieren sich auf neue Sub- gionalen Zulauf an Patienten. Neben diesen Merkmalen stanzen zur Adhäsionsprophylaxe nach Operationen am verfolgt die Klinik ein ganzheitliches Konzept der Kinder- inneren Genitale. Ein weiteres Interessengebiet betrifft die wunschbehandlung. So diente die Einführung der ICSI (intra­ formalen Veränderungen innerhalb der Kinderwunschsprech- zytoplasmatische Spermieninjektions)-Technik in die Maß- stunde mit dem Älterwerden und der zunehmenden Adipo- nahmen der assistierten Reproduktion der Behandlung von sitas von Kinderwunschpatienten. Innerhalb der assistierten Kinderwunschpaaren mit hochgradiger Subfertilität des Reproduktion liegen die Forschungsschwerpunkte auf der Mannes im Jahr 1997. Ebenfalls 1997 wurde in Zusammenar- Verbesserung der ovariellen Stimulation bei „low response“ beit mit der Urologischen Universitätsklinik die Testikuläre und der Implantationsstimulation von transferierten Embryo­ Spermienextraktion (TESE) etabliert. Sie dient der Gewinnung nen durch die „Endometriumverletzung“. von Spermien bei Männern mit Azoospermie. Das Aushängeschild im Bereich der Fortbildungsaktivitäten der Klinik ist die jährliche MARIE (Magdeburger Arbeitstagung In der assistierten Reproduktion konnte die Klinik eine Op- Reproduktionsmedizin, Interdisziplinäre Andrologie, Endo- timierung der Kinderwunschbehandlung bei Frauen mit krinologie), die sich am 22. März 2014 zum 17. Mal jährte. Auf fortgeschrittener Endometriose publizieren, die weltweit dieser Veranstaltung im traditionellen Herrenkrug (siehe Foto Beachtung fand. Die Einführung der In-vitro Maturation bei oben) werden aktuelle Themen der Reproduktionsmedizin PCO-Patienten und die Vitrifikation von Eizellen bei jungen und Endokrinologie von kompetenten Referenten vorgetragen Frauen mit Krebsleiden und guter Prognose für eine Über- und diskutiert. Die MARIE hat sich mittlerweile als wichtigs- lebenschance sind wichtige Bausteine der Maßnahmen der te, jährlich wiederkehrende reproduktionsmedizinische Fort- Fertilitätsprotektion geworden. bildungstagung in den neuen Bundesländern etabliert.

54 Festschrift 2014 Universitätskinderklinik

Direktor: Prof. Dr. med. Gerhard Jorch

ie Kinderklinik sichert die ambulante und stationäre Die Pädiatrie deckt im Kindesalter alle Gebiete ab, für die Versorgung von Frühgeborenen, Neugeborenen, Säug- beim Erwachsenen die verschiedenen Gebiete der Inneren Dlingen, Kindern und Jugendlichen im Norden und in Medizin und der Neurologie zuständig sind. Dem wird in der der Mitte ­Sachsen-Anhalts und der angrenzenden Kreise Weiterbildungsordnung für Kinder- und Jugendmedizin durch benachbarter Bundesländer. Diese Fläche von etwa 15.000 zahlreiche Schwerpunkt- und Zusatzqualifikationen Rechnung km2 reicht hinaus über Salzwedel im Norden, Helmstedt im getragen. An der Kinderklinik sind vertreten: Neonatologie, Westen, Aschersleben im Süden und Genthin im Osten. Die Hämatologie/Onkologie, Neuropädiatrie, Kardiologie, Aller- nächstgelegenen Kinderkliniken mit ähnlichem Leistungs- gologie, Endokrinologie inkl. Diabetologie, Nephrologie, spektrum liegen in Hamburg (280 km), Hannover (150 km), Schlafmedizin, Intensivmedizin und Rheumatologie. Berlin (150 km) und Halle sowie Leipzig (100 km). Im Krankenhausplan als Zentren bzw. Schwerpunkte sind Im Jahre 2013 wurden 3.130 Patienten stationär, 330 teil­ anerkannt die Neonatologie im Perinatalzentrum, die stationär, 3.500 in Spezialambulanzen und 2.570 in der Not- ­Hämatologie/Onkologie und die Neuropädiatrie. fallambulanz betreut. Mehr als die Hälfte der Patienten hat ein Alter von weniger als sechs Jahren und einen Wohnort ­außerhalb von Magdeburg.

Die 71 Betten und das Personal der Kinderklinik mit 170 Mit- arbeitern sind zu etwa gleichen Teilen auf zwei Standorte aufgeteilt: Am Standort Gerhart-Hauptmann-Straße unweit vom Hauptbahnhof sind zusammen mit der Frauenklinik die Neonatologie mit 10 Betten für Intensivtherapie und 18 ­Betten für Intermediate Care sowie eine Säuglingsstation mit­ neun Betten angesiedelt. Dieser Standort ist als Perinatal- zentrum Level 1 anerkannt und gehört mit 60 bis 70 Frühge- borenen unter 1.500 g Geburtsgewicht pro Jahr zu den gro- ßen deutschen universitären Perinatalzentren. Im Jahre 2012 wurde im Versorgungsbereich dieses Perinatalzentrums (Sachsen-Anhalt) die bundesweit niedrigste neonatale Sterb- lichkeit registriert. Am Standort Leipziger Straße werden zusammen mit der Überregionale Aktivitäten der Kinderklinik sind die Vorstands­ Kinderchirurgischen Klinik im Haus 10 des Uniklinikums Kin- tätigkeit als Präsident elect (Prof. Jorch) in der Deutschen der und Jugendliche im hämato-onkologischen Bereich (Leiter­ interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallme- Prof. Dr. Peter Vorwerk) mit 10 Betten, der allgemein­ dizin (DIVI), die Leitung (Prof. Vorwerk) der Nationalen Stu- pädiatrischen Station mit 18 Betten und der pädiatrischen dienzentrale Maligne Endokrine Tumoren (MET) im Kindes- Intensivstation mit sechs Betten behandelt. Auch sind hier und Jugendalter, die Koordination (Prof. Mohnike) des die Notfallambulanz, die meisten Spezialambulanzen, die Mitteldeutschen Netzwerks für seltene Erkrankungen und ­Tagesstation mit endokrinologischem Schwerpunkt (Leiter die Mitwirkung in der Kommission für die Weiterbildung von Prof. Dr. Klaus Mohnike), die meisten Funktionsuntersu- Fachimmunologen in Deutschland, Österreich und der Schweiz chungseinheiten und der Bereich Experimentelle Pädiatrie (Prof. Brunner-Weinzierl). für kliniknahe Forschung (Leiterin Prof. Dr. Monika Brunner- Weinzierl) angesiedelt.

Festschrift 2014 55 Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie

Direktor: Prof. Dr. med. Martin Schostak

um Gründungszeitpunkt hatte die Medizinische Aka- demie Magdeburg zunächst keine urologische Klinik. Z Die Versorgung erfolgte im Krankenhaus Kahlenberg- stift. Die akademisch-urologische Tradition wurde erst 1957 begründet. In weiterer Folge war die Urologische Klinik der Akademie bzw. später des Universitätsklinikums konstanter Dreh- und Angelpunkt der Wissenschaft und Ausbildungs­ standort der meisten in der Region tätigen Urologen in der Niederlassung.

Seit der Berufung von Prof. Martin Schostak im Sommer 2011 erfuhr die Klinik eine grundlegende Umstrukturierung hin zu einer hochspezialisierten und individualisierten Medizin. Heut­zutage werden die Patienten mit urologischen Tumoren im interdisziplinären Setting gemeinschaftlich beraten und in weiterer Folge auch therapiert. Die Standardverfahren, wie z. B. radikale Prostatektomie oder perkutane Strahlen- therapie, sorgen durch ihre hohe Qualität für eine große Zufriedenheit bei Betroffenen und Zuweisern.

Darüber hinaus bietet die Urologische Klinik eine große Reihe von hochspeziellen Therapiemöglichkeiten an, die sich im Wesentlichen dem Organerhalt bzw. einer rein fokalen Therapie nur des Tumors unter möglichst maximaler Schonung des betroffenen Organs widmen. Dabei kommen die unter- schiedlichsten Techniken zum Einsatz: 3D-Laparoskopie, hochintensiver fokussierter Ultraschall, irreversible Elektro- poration, Greenlightlaser u.v.m.

Mit dem Kommen von Prof. Schostak wurde auch ein urolo- gisches Forschungslabor aufgebaut. Der molekulare Schwer- punkt, verbunden mit einem intensiven Biobanking aller verfügbaren Gewebe und Flüssigkeiten, ermöglicht eine groß angelegte Grundlagenforschung zu prognostischen Markern verschiedener urologischer Tumore durchzuführen.

Diese Aktivitäten haben wesentlich dazu beigetragen, das wissenschaftliche Renommee der Klinik auszubauen.

56 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie

Direktor: Prof. Dr. med. P. M. Harald Gollnick

ereits im innerstädtischen Altstadt-Krankenhaus war Anfang des 19. Jahrhunderts eine Klinik für Haut- und BGeschlechtskrankheiten etabliert, hervorgegangen aus den mittelalterlichen Geschlechtskrankenbehandlungsstät- ten Magdeburgs. Nach dem Umzug an den heutigen Stand- ort Magdeburg-Sudenburg 1911 wurde 1931 im Bauhausstil ein komplett neues Hautklinikgebäude, initiiert durch den Chef der Hautklinik und Ärztlichen Direktor PD Schreiber (vormals Göttingen) von PD Carl Lennhoff, einem Neisser Schüler, eröffnet (heute Haus 15). In naher Zukunft wird die Klinik dorthin wieder zurückziehen, um ein optimiertes Um- feld zu erhalten.

Die Magdeburger Universitäts-Hautklinik versorgt den ge- samten Norden Sachsen-Anhalts mit einem zusätzlichen tionen flankieren dies seit zwei Jahrzehnten. Die Initiation Einzugsgebiet von gut 20 % Patienten aus Niedersachsen des Kompetenzzentrums Allergologie Sachsen-Anhalt, un- und geringer aus Westbrandenburg sowie Patienten mit tersetzt mit einem experimentellen Profilzentrum, ist vom speziellen Erkrankungen aus ganz Deutschland und auch allergolo­gischen Schwerpunkt und auf der Basis der einzigen dem Ausland. Neben dem stationären und poliklinischen Professur für Allergologie in Sachsen-Anhalt von dieser Kli- Angebot schließt eine Tagesklinik die Lücke in der Patien- nik ausgegangen. tenversorgung, wodurch z. T. auch die Arbeitsfähigkeit der Patienten bei chronischen Dermatosen und operativen Leis- 2006 hat die Klinik bereits einen Zertifizierungsprozess nach tungen zwischen ´nicht mehr ambulant und noch nicht sta- Iso-Norm durchlaufen und ihre Qualität immer wieder er- tionär` gewährleistet werden kann. folgreich zur Prüfung gestellt. Die Dermato-Pathologie ist nach UEMS/ICDP zertifiziert, die allergologischen und an­ Die Hautklinik bietet das gesamte moderne Diagnostik- und drologischen Labore werden permanent über Zirkel quali- Therapiespektrum der konservativen, operativen und onko- tätsgesichert. Die Etablierung eines Hauttumorzentrums logischen Erkrankungen der Haut und der Hautanhangsor- steht an. gane an sowie die zusätzlichen Spezial- bzw. Teilgebiete des Die Forschungsschwerpunkte liegen sowohl klinisch wie Faches, wie die Allergologie, Andrologie, Dermato-Patholo- auch experimentell auf den Gebieten der Dermato-Onkologie, gie, Berufsdermatosen, Autoimmunerkrankungen, medika- Allergologie, Akne, Psoriasis, Dermato-Pharmakologie und mentöse Tumortherapie, Laser, Ultraschall, Proktologie und der Medizintechnik. Ein klinisches Studienzentrum unterstützt Phlebologie an. Seit 1995 wird auch die extracorporale Pho- die eigene hohe Studieneinwerbung bzw. zusammen mit toimmuntherapie erfolgreich überregional vorgehalten. In dem CSC der Fakultät die Investigator Initiated Trials (IIT`s). die Hochschulambulanz ist seit Ende 2012 ein MVZ integriert, und es bestehen zusätzlich KV-Einzelermächtigungen für Während Sommer- und Wintersemester werden die über 200 besondere Erkrankungen, wie spezielle Allergologie, meta- Studenten in kleinen Gruppen am Krankenbett, in Spezial- stasiertes Malignes Melanom und Balneophototherapie und praktika, Seminaren mit Patientenvorstellung in der Aller- Bade-PUVA der Psoriasis, wodurch eine enge Verzahnung gologie, Onkologie, Phlebologie und den traditionellen zwischen niedergelassenen Fachärzten und Klinik gefördert Vorlesungen einschließlich “DOIT“-Backup bestens auf die wird. Monatliche Fort- und Weiterbildungen wie der Mag- Anforderungen der Dermato-Venerologie im späteren ärzt- deburger Dermatologen-Nachmittag mit Live-Demonstra­ lichen Alltag vorbereitet.

Festschrift 2014 57 Universitätsklinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie

Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. sc. Thomas Hachenberg

ie Klinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie ist 24 Stunden sichergestellt, und wir arbeiten eng mit an- wurde am 1. April 1969 unter dem Direktorat von Herrn deren Kliniken zusammen, um fachübergreifende Probleme DProf. Dr. Wolfgang Röse zunächst als eigenständige interdisziplinär im Team zu lösen. Abteilung (seit dem Herbst 1981 als Klinik) gegründet. Seit Die Notfallmedizin hat an der Universitätsklinik in Magdeburg dem 1. August 2001 wird die Klinik von Prof. Dr. Dr. Thomas eine lange Tradition. Bereits 1960 wurde an der damaligen Hachenberg geleitet. Zur Klinik gehören die Bereiche Anäs- Medizinischen Akademie der erste ärztlich besetzte Notfall- thesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. rettungswagen in der DDR etabliert. Die Klinik stellt heute Von den Mitarbeitern der Klinik werden jährlich über 22.000 Notärzte für das am Universitätsklinikum stationierte Not- Anästhesieleistungen im Rahmen von Allgemein- und Re- arzteinsatzfahrzeug. Darüber hinaus sichern im täglichen gionalanästhesien durchgeführt. Zur Anlage, Durchführung Wechsel mit Kollegen aus dem Klinikum Magdeburg gGmbH und Überwachung der Anästhesien kommen modernste besonders ausgebildete Mitarbeiter die notärztliche Beset- Techniken einschließlich Ultraschall, Echokardiographie und zung des Rettungshubschraubers „Christoph 36“. Bronchoskopie zur Anwendung. Die Schmerzambulanz der Klinik versorgt mit einem interdis- ziplinären Team sowohl ambulante als auch stationäre Pati- enten. Mehrere Anästhesisten, ein Psychiater, eine Pflegekraft, eine Physiotherapeutin und eine Psychologin betreuen jähr- lich weit mehr als 4.000 chronische Schmerzpatienten. Dar- über hinaus werden durch die Mitarbeiter der Schmerzam- bulanz eine Vielzahl von Patienten mit akuten Schmerzen im stationären Bereich mitversorgt. Bei einem Teil der statio- nären Patienten kommen dabei regionale oder rückenmarks- nahe Schmerzkatheter – welche von einem 24 Stunden er- reichbarem Schmerzdienst betreut werden – zum Einsatz. Die Klinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie besitzt Die rund 80 ärztlichen, fast 100 pflegerischen und 6 admi- die volle Weiterbildungsbefugnis für das Fach „Anästhesio- nistrativen Mitarbeiter der Klinik sind in den verschiedensten logie“ sowie für die Zusatzbezeichnungen „Spezielle anäs- Bereichen des Universitätsklinikums tätig. Rund die Hälfte thesiologische Intensivmedizin“, „Spezielle Schmerztherapie“ der 37 Anästhesiearbeitsplätze befinden sich im Zentral-OP und „Notfallmedizin“. Regelmäßig finden Weiterbildungen mit seinen 16 Operationssälen und den beiden dazugehöri- in der Anästhesie und auf Schmerzkonferenzen statt. Auf gen Aufwachräumen. In unmittelbarer Nähe zum Zentral-OP den überregionalen Kongressen wie dem Deutschen Anäs- befindet sich auch die klinikeigene Intensivtherapiestation thesie Congress (DAC) sowie den Anästhesietagen Berlin- mit ihren 12 Betten. Weitere anästhesiologische Arbeitsplät- Brandenburg-Sachsen-Sachsen-Anhalt-Thüringen (ABBSAT) ze befinden sich in den Operationssälen der nicht im Zentral- arbeiten Mitarbeiter der Klinik federführend in der Organi- OP tätigen Kliniken – einschließlich der sich nicht auf dem sations- und Programmgestaltung mit. Mit dem Magdebur- Hauptcampus befindenden Universitätsfrauenklinik – sowie ger Kinderanästhesietag führt die Klinik eine eigene Veran- verschiedenen Arbeitsplätzen in der Radiologie und der staltung durch, die sich bereits bundesweit einen Namen Inneren Medizin. gemacht hat. Auf der Intensivstation findet in enger interdisziplinärer Für die Ausbildung der Medizinstudenten unterhält die Klink Zusammenarbeit sowohl die Betreuung von Schwerver­letzten einen Notfallparcours, der unter anderem auch mit einem und Patienten nach großen operativen Eingriffen als auch Patientensimulator ausgestattet ist. Mit Hilfe dieses Simu- von Patienten mit schweren internistischen oder neurolo­ lators können die Studierenden und junge Mitarbeiter ver- gischen Erkrankungen statt. Eine fachärztliche Betreuung schiedene Notfallsituationen praxisnah trainieren.

58 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Neurologie

Direktor: Prof. Dr. med. Hans-Jochen Heinze

ie Universitätsklinik für Neurologie unter der Leitung von Prof. Hans-Jochen Heinze ist eine große neurolo- Dgische Klinik, die über 54 Betten verfügt und seit 2004 in einem hochmodernen Klinikgebäude untergebracht ist. Neben der Klinik ist die Neurologie ein herausragender Part- ner im Bereich der neurowissenschaftlichen Forschung und einer der tragendenden Säulen der universitären Exzellenz- zentren. Schwerpunkte im Bereich Klinik sind die Diagnostik und Therapie von Epilepsie, Multiple Sklerose (MS) samt anderer entzündlicher Erkrankungen des Nervensystems, neuromus- ierlich Stromimpulse hoher Frequenz abgegeben, die zur kuläre Erkrankungen, Morbus Parkinson sowie andere Unterbrechung pathologischer elektrischer Aktivität der ­Bewegungsstörungen. Weitere Schwerpunkte sind die Dia- erkrankten Nervenzellen führen. Die THS ist ebenfalls zuge- gnostik und Therapie von Demenzen, Schlaganfällen der lassen bei Patienten mit schweren Zwangserkrankungen Hirndurchblutung. Im neurovaskulären Ultraschall-Labor oder therapierefraktärer Epilepsie. werden die Störungen der Hirndurchblutung mit modernsten Forschungsschwerpunkt der beiden Kliniken ist zum einen Methoden erfasst. die Ausdehnung der THS auf weitere Indikationen, wie etwa Ein bedeutender Bereich der neurologischen Klinik ist die Suchterkrankungen und Demenz. Darüber hinaus betreiben Stroke Unit. Sie ist eine zertifizierte, auf die Frühbehandlung verschiedene Arbeitsgruppen neurowissenschaftliche For- des akuten Schlaganfalls spezialisierte Station und verfügt schung mit den Schwerpunkten Aufmerksamkeit, Gedächtnis über modernste Untersuchungs- und Überwachungsgeräte und Belohnungsverarbeitung bei gesunden Probanden und sowie Pflege-und Therapiemittel. Die Stroke Unit ist mit 9 bei Patienten. Ziel dieser präklinischen Forschung ist die Überwachungsplätzen/-betten ausgestattet. Darüber hinaus Entwicklung neuer oder verbesserter Therapien für die oben gehört die Klinik für Neurologie zu den Vorreitern im Netz- genannten Krankheiten. Dafür stehen den Forschern eigene werk der telemedizinischen Akutversorgung von Schlagan- Großgeräte zur Bildgebung: Kernspintomographen (MRT) fällen im Forschungsprojekt Telemedical Acute Stroke Care“- und zur Elektrophysiologie: Magnetenzephalograph (MEG) Netzwerk Sachsen-Anhalt (TASC-SAN). Das von 2008 bis 2011 zur Verfügung. Es bestehen zahlreiche enge Kooperationen vom BMBF geförderte Projekt ist zwischenzeitlich in die mit regionalen, überregionalen und internationalen Koope- klinische Routine überführt worden. Die Akutversorgung in rationspartnern, darunter das UCL London und die UC ­Berkely. den zumeist in ländlichen Gebieten gelegenen Vertragskli- niken kann durch modernste Telemedizintechnik von Spezi- Das Center for Advanced Imaging (CAI), 2002 durch das BMBF alisten der Stroke Unit des Universitätsklinikums Magdeburg als eines von fünf regionalen Bildgebungszentren und als über jede räumliche Distanz hinweg mit Zeitgewinn durch- Center of Excellence ausgewählt, und das 2007 ins Leben geführt werden. gerufene Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS) weisen Die Klinik für Neurologie kooperiert seit 2007 eng mit der eine große Bedeutung für die Entwicklung des Neurostand- Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie. Die Schwerpunk- orts auf. Durch diese über die Jahre entstandenen Kollabo- te hier sind u. a. die operative Diagnostik (stereotaktische rationen und Netzwerke mit großen Synergieeffekten konn- Gewebeentnahme) unklarer Befunde innerhalb des Gehirns te sich Magdeburg national und international zu einem sowie die Therapie bestimmter neurologischer Erkrankungen, renommierten Forschungszentrum entwickeln. wie Morbus Parkinson und Dystonie, mit der Tiefen Hirn­ Die Klinik verbindet eine enge bedeutende Kooperation mit stimulation (THS). Dazu werden von einem implantierten dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankun- Stimulationssystem in der betroffenen Hirnregion kontinu- gen (DZNE) am Standort Magdeburg (mehr Infos auf S. 116).

Festschrift 2014 59 Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie

Direktor: Prof. Dr. med. Jürgen Voges

ie Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie wurde am hiesigen Universitätsklinikum im Jahr 2008 Detabliert. Konzeptionell ist diese Klinik sehr eng mit der hiesigen Universitätsklinik für Neurologie, dem Leibniz- Institut für Neurobiologie sowie dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg verbunden.

„Stereotaxie“, eine minimalinvasive neurochirurgische ­Methode, ermöglicht operative Eingriffe auch in funktionell kritischen Hirnarealen. Etablierte Anwendungen sind Ge- webeentnahmen zur Diagnostik unklarer intrazerebraler Krankheitsherde, die Therapie von inoperablen Hirntumoren nach stereotaktisch geführter intratumoraler Implantation kleiner Strahlenquellen (Jod-125-Seeds) mit anschließender lokaler Hochdosisbestrahlung (Brachytherapie) sowie die Behandlung ausgewählter neuropsychiatrischer Erkrankun- Hauptanwendungsgebiete für eine epidurale Rückenmarks- gen. Für das zuletzt genannte Anwendungsgebiet werden stimulation sind neuropathische Schmerzsyndrome oder die im Regelfall Stimulationssysteme implantiert, die über lokal periphere arterielle Verschlusskrankheit. Indikationen für wirkende, schwache Stromimpulse die Nervenzellaktivität eine Neuromodulation über periphere Nerven sind ausge- direkt innerhalb des Gehirns (Tiefe Hirnstimulation/THS) auf wählte Schmerzbilder (z. B. Stimulation des Nervus okzi­pitalis Höhe des Rückenmarks (Spinal Cord Stimulation) oder durch bei Clusterkopfschmerz), therapierefraktäre Epilepsien (Sti- Kontakt mit peripheren Nerven modulieren. Im Falle der THS mulation des Nervus vagus als Alternative zur THS) oder die normalisiert die kontinuierliche Gabe hochfrequenter elek- Implantation von Neuroprothesen zur Behandlung eines trischer Impulse geringer Stromstärke aus intrazerebral sogenannten Fallfußes (Fußheberparese) nach Schlaganfall. implantierten Elektroden sehr wahrscheinlich die patholo- gisch veränderte Rhythmik neuronaler Aktivität innerhalb Forschungsschwerpunkte, die in Zusammenarbeit mit den von Relaiskernen oder neuronalen Netzwerken des Gehirns eingangs erwähnten Institutionen, der hiesigen Univer­ und verbessert darüber die Symptome bei verschiedenen sitätsklinik für Psychiatrie, der Universitätskinderklinik oder neuropsychiatrischen Erkrankungen. Fest etabliert ist die externen Kooperationspartnern bearbeitet werden, sind der THS-Behandlung bei Morbus Parkinson, Dystonie (z. B. Tor- Einsatz von THS bei schwerer Suchterkrankung, bei Demenz, sionsdystonie, Torticollis) und Tremor. Ebenfalls zugelassen­ bei atypischen Parkinsonsyndromen (Teilprojekt des SFB 779 ist die THS zur Therapie von Patienten mit einer schweren „Neurobiologie motivierten Verhaltens“), seltenen Dystonie- Zwangserkrankung oder therapierefraktärer Epilepsie. Die formen (z. B. infantile Zerebralparese, Chorea Huntington), sogenannte „ablative Stereotaxie“ (kleinvolumige, lokale oder zur Optimierung der Epilepsietherapie (externe Koope- Destruktion von Hirngewebe mittels geeigneter radio­ rationspartner: Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Klinik frequenter Thermosonden) kommt nur noch bei ausgewähl- für Neurologie, Charité - Universitätsmedizin Berlin). ten Epilepsiepatienten zur Anwendung, bei denen der Beginn epileptischer Anfälle eindeutig einer intrazerebralen Patho- logie (noduläre Heterotopie, fokal kortikale Dysplasie, ­Hamartom) zugeordnet werden kann.

60 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Direktor: Prof. Dr. med. Bernhard Bogerts

uf dem Gelände des heutigen Universitätsklinikums kungen (ca. 10 %) und Persönlichkeitsstörungen (ca. 5 %). fing vor weit mehr als 100 Jahren alles mit der Psy­ Hinzu kommen Tagesklinik (2013: 2.250 Belegungstage), Achiatrie an. 1891 wurde eine „Irrenabteilung“ als ers- Poliklinik (ca. 600 Patienten jährlich) und psychiatrische te klinische Einrichtung der damaligen Sudenburger Kran- Institutsambulanz (PIA: ca. 700 Patienten). Die beiden offe- kenanstalten gegründet. Dieses ehemals erste Gebäude der nen Stationen 3 und 4 sowie die Tagesklinik haben neben Krankenanstalten entspricht dem heutigen Haus 1 des Uni- pharmakologischen auch psychotherapeutische Behand- versitätsklinikums. Nach Gründung der Medizinischen Aka- lungsschwerpunkte. Ko-Therapien in Form von Soziotherapie, demie Magdeburg im Jahre 1954 wurde die Nervenklinik von psychiatrischer Ergo-, Physio- und Musiktherapie haben in Professor Keyserlingk, ab 1958 von Professor Parnitzke, ab allen Bereichen der Klinik einen hohen Stellenwert. 1975 von Professor ­Kühne und ab 1983 von Professor Koch Besondere Ausgewiesenheit hat die Klinik in der hirnbiolo- geleitet, nach der politischen Wende ab 1992 der psychia­ gischen Differenzialdiagnostik und -therapie von Psychosen, trische Bereich der Nervenklinik übergangsweise von PD Dr. affektiven Störungen und hirnorganischen Psychosyndromen. Knorr und PD Dr. Genz. Nach Gründung der Otto-von-­ Guericke-Universität wurde am 1. Februar 1994 Prof. Bernhard Wissenschaftliches Leistungsprofil/Forschungsschwerpunkte Bogerts als erster Direktor der ab dann eigenständigen ­Klinik • neurobiologische Grundlagen von schizophrenen und für Psychiatrie und Psychotherapie berufen. affektiven­ Erkrankungen, • hirnbiologische Korrelate von Gewalt und Pädophilie, Klinisches Leistungsprofil • Epidemiologie und Psychopathologie von Suizid und Amok, In den letzten 20 Jahren erfolgte der Aufbau einer klinisch • Suche nach Biomarkern von Psychosen und Demenz und wissenschaftlich leistungsfähigen Universitätspsychia- • Wirksamkeit der Tiefenhirnstimulation bei therapieresis- trie und -psychotherapie mit regionalem Versorgungsauftrag, tentem Alkoholismus. die derzeit über 65 Betten verfügt bei einer Auslastung von Publikationen (seit 1994): 300 (nur PubMed-gelistete), ­ 100 Prozent und einer mittleren Behandlungsdauer von 16 41 Promotionen, 9 Habilitationen. Tagen. Häufigster Aufnahmegrund sind alkoholverursachte Verausgabte Drittmittel 2009-2012: 1,5 Mio. Euro. Syndrome (ca. 40 %), gefolgt von affektiven Störungen (ca. Forschungsranking der Fakultät 2012: Platz 1 20 %), Psychosen (ca. 15 %), Angsterkrankungen und Belas- Literatur: Bogerts B. (2014) 20 Jahre Universitätspsychia­trie tungsreaktionen (ca. 10 %), gerontopsychiatrischen Erkran- in Magdeburg 1994 - 2014; Klinik - Forschung - Lehre

Festschrift 2014 61 Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Direktor: Prof. Dr. med. Jörg Frommer, M.A.

sychosomatik ist ein medizinisches Fachgebiet, welches deburg der Hochschule Magdeburg-Stendal. Mit Drittmitteln sich mit dem Zusammenspiel von Psyche und Körper der Deutschen Krebshilfe e. V. betreibt die Klinik eine Krebs- P (Soma) beschäftigt. Psychosomatische Erkrankungen beratungsstelle. können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen ent- Die Klinik engagiert sich in der Psycho­onkologie- sowie stehen. Aus­löser können unter anderem belastende Lebens- Psychotherapieforschung einschließlich den neurobiologi- ereignisse (z. B. Verluste, Traumatisierungen) sowie die schen Grundlagen therapeutischer Kommunikation, wobei indi­viduellen lebensgeschichtlichen Erfahrungen und Ereig- methodisch Ansätze der qualitativen Sozialforschung eben- nisse sein. so zum Einsatz kommen wie Psychometrie und fMRT-For- Die seit 1996 bestehende Psychosomatische Abteilung wur- schung. Die Grundlagenforschung im Bereich Kommuni­kation de im September 2009 in die Universitätsklinik für Psycho- findet darüber hinaus ihren Niederschlag in der Mitarbeit somatische Medizin und Psychotherapie umgewandelt. Die im Transregio-Sonderforschungsbereich 62 der Deutschen Klinik verfügt über 20 stationäre sowie 10 tagesklinische Forschungsgemeinschaft (DFG), in dem sich die Forscher- Behandlungsplätze. Nach erfolgter ausführlicher somatischer, psychopathologischer und psychodynamischer Diagnostik werden Patienten in ein hochfrequentes Setting stationärer und teilstationärer Psychotherapie eingebettet. Behandelt werden Patienten mit funktionellen körperlichen Beschwer- den, beispielsweise im Bereich der Herzfunktion oder des Magen-Darm-Traktes, Essstörungen, Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen, seelischen Krankheitsverarbei- tungsstörungen bei ernsten körperlichen Erkrankungen und Schmerzstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen und Schwierigkeiten in der zwischenmenschlichen Bezie- hungsgestaltung.

Die Klinik verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, in dem sowohl das körperliche als auch das psychische Befinden berücksichtigt werden. Für die Genesung ist eine individuell für jeden Patienten, auf dem Hintergrund seiner Lebensge- schichte sowie jetzigen Lebenssituation, abgestimmte The- gruppe der Klinik mit der Früherkennung und Verhinderung rapie von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund bietet die negativer Dialogverläufe in der Human-Computer-Interaction Klinik innerhalb eines multimodalen Therapiekonzepts un- (HCI) beschäftigt. terschiedliche Behandlungsformen an, insbesondere psy- chodynamisch orientierte Einzel- und Gruppentherapie, Die Aufgaben in der Lehre umfassen neben der Hauptvor­ Familientherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie sowie Ent- lesung den Pflichtunterricht am Krankenbett für alle Medi- spannungs-, Bewegungs- und Sporttherapie. zinstudenten im klinischen Studienabschnitt sowie die Un- terrichtungen von Psychologiestudenten, die Psychosomatik Die Klinik übernimmt zusätzlich die Durchführung und Or- als Wahlpflichtfach im M.A.-Studiengang wählen können. In ganisation des psychosomatischen Konsiliardienstes aller der Weiterbildung von ärztlichen und psychologischen Psy- Kliniken und Abteilungen des Universitätsklinikum sowie die chotherapeuten besteht eine enge Kooperation mit dem psychotherapeutische Studierendenberatung für die ge­samte Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Magdeburg Otto-von-Guericke-Universität und für den Standort Mag- e.V..

62 Festschrift 2014 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Kindes- und Jugendalters Direktor: Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner

ie Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psycho- somatische Medizin des Kindes- und Jugendalters der DMedizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Uni- versität am Klinikum Magdeburg gGmbH ist die einzige ­Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Sachsen-Anhalt. Die Klinik versorgt alle Krankheitsbilder des kinder- und jugendpsychiatrischen Spektrums, nimmt an der regionalen Notfallversorgung teil und erfüllt damit für Mag- deburg und Umgebung den Vollversorgungsauftrag. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist bereits seit den 50er Jahren Teil der Medizinischen Akademie/Medizinischen Fa- kultät. 2005 wurden klinische Versorgung und der Bereich Lehre und Forschung allerdings organisatorisch getrennt. Am Standort Olvenstedt befinden sich seitdem die klinischen Behandlungsbereiche: Hierzu gehören drei altersgestaffelte Stationen für jeweils 10 Patienten, eine Tagesklinik mit vier altersgestaffelten Behandlungsgruppen mit insgesamt 30 In der kinder- und jugendpsychiatrischen Ambulanz ist die Behandlungsplätzen sowie eine große Institutsambulanz Familiensprechstunde für Kinder krebskranker Eltern ange- mit einem Patientenaufkommen von ca. 600 Kindern und siedelt, die aus einem multizentrischen Modellprojekt der Jugendlichen pro Quartal. Das Behandlungsteam der Klinik Deutschen Krebshilfe (2009 – 2012) hervorgegangen ist, so- besteht zurzeit aus 25 Ärzten und Psychologen, 13 Fachthe- wie seit 2013 die „Traumaambulanz für Kinder und Jugend- rapeuten (Ergotherapie, Bewegungstherapie, Musiktherapie, liche als Gewaltopfer“ als Modelleinrichtung des Landes Spieltherapie, Sozialarbeit)­ sowie einem spezialisierten Sachsen-Anhalt zur Behandlung von Patienten, die als Ge- Pflege- und Erziehungsdienst. waltopfer Anspruch auf Opferentschädigung haben. Das Behandlungskonzept der Klinik ist grundsätzlich multi- modal ausgelegt und beinhaltet neben medizinisch-medi- In der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Auf- kamentösen insbesondere psycho­therapeutische Verfahren merksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) arbei- mit tiefenpsychologischen, verhaltenstherapeutischen und ten wir zusätzlich mit neurowissenschaftlich fundierten familientherapeutischen Behandlungsstrategien. In den ver- Methoden wie der Neurofeedbacktherapie. In der Forschung gangenen Jahren konnten verschiedene, spezialisierte untersuchen wir mit Hilfe von bildgebenden und elektrophy- ­Behandlungsangebote etabliert werden: Ein besonderer siologischen Verfahren, inwiefern Wahrnehmungs-, Lern- und Baustein der tagesklinischen Behandlung ist die Multifami- Gedächtnisprozesse in dieser Patientengruppe verändert lientherapie (MFT), bei der gruppen- und familientherapeu- sind. tische Ansätze kombiniert werden. Seit Oktober 2008 halten wir außerdem eine Eltern-Kind-Station mit 5 Plätzen als Die klinische und grundlagenorientierte Forschung der Kli- einzige Einrichtung dieser Art in Sachsen-Anhalt vor. Hier nik hat sich durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität und können Kinder bis zum Alter von 8 Jahren zusammen mit Zusammenarbeit mit den Forschungsschwerpunkten am ihren Eltern und gegebenenfalls Geschwisterkindern stati- Standort Magdeburg kontinuierlich weiterentwickeln können onär oder teilstationär aufgenommen werden. Die Wirkme- und ist aktuell an verschiedenen nationalen und internati- chanismen beider familienorientierten Behandlungsansätze onalen Forschungsverbünden beteiligt. werden im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte quan- titativ und qualitativ untersucht.

Festschrift 2014 63 Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie

Direktor: Prof. Dr. med. Rüdiger C. Braun-Dullaeus

ie Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie hat sich als zukunftsweisende Einrichtung etabliert, Ddie alle international anerkannten Diagnostik- und Therapieformen anwendet. Im Zentrum unseres Handelns steht der Patient, dem in engster Kooperation im Herzteam mit der Herzchirurgie aber auch allen anderen Abteilungen des Klinikums die bestmögliche Behandlung zuteil wird. Unsere Expertise liegt in der kathetergestützten Therapie der Herzgefäßkrankheiten, in Klappenimplantationen, in der Verödung von Rhythmusstörungen und in der Schrittmacher- bzw. Defibrillatortherapie. Unsere Klinik nimmt zudem an vielen internationalen Studien teil, um kranken Menschen weitere neue und vielversprechende Therapieverfahren zu ermöglichen. Sie hat sich selber zudem auf die Erforschung und die optimierte Behandlung der Menschen mit schwachem Herzen (Herzinsuffizienz) spezialisiert. Derzeit weltweit ein- malig ist, dass wir Blutflüsse simultan in der rechten und linken Herzkammer analysieren können. Dies lässt uns die Herzinsuffizienz besser verstehen und ermöglicht eine wei- tere Verbesserung ihrer Therapie.

In unserem Bemühen die hohe Herzinfarkt-Sterblichkeit in Sachsen-Anhalt zu senken, kooperieren wir zudem eng mit den niedergelassenen Ärzten, den Notärzten und den Klini- ken des nördlichen Sachsen-Anhalts und suchen zusammen mit der Landesregierung neue Lösungsansätze, insbesonde- verstehen – Volkskrankheiten heilen“ werden die entzünd- re im Hinblick auf die zunehmende Alterung der Bevölkerung liche Natur der Gefäßerkrankungen weiter erforscht und (demographischer Wandel) und die Verschlechterung der neue präventive bzw. therapeutische Ansätze erarbeitet. ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen. Unserer Klinik angeschlossen ist das Labor der „Experimen- Auch in der Ausbildung ist unsere Abteilung richtungsweisend. tellen Kardiologie“. Hier finden Fragestellungen aus der Mit dem „Kompetenzzentrum Lehre in der Kardiologie“ (klik!) klinischen Tätigkeit mit unseren Patienten ihren Weg in die wurde eine auch außerhalb Magdeburgs viel beachtete Struk- Grundlagenerforschung molekularer Signalwege und deren tur geschaffen, die die kardiologische Ausbildung vom kli- Wechselwirkungen. So entstehen neue Erklärungsmodelle nischen Abschnitt im Studium bis zur kardiologischen Fach- und innovative Therapieansätze für Herzerkrankungen wie arztprüfung zentral begleitet und fördert. Denn der stetige den Herzinfarkt, der durch eine jahrelang schwelende Ent- Wandel der Gesellschaft und der Medizin verändert auch die zündung der Herzkranzgefäße mit hieraus folgenden Fett- und ärztlichen Aufgabenfelder, die uns beruflich und privat enorm Kalkeinlagerung bis hin zum Verschluss entsteht. Optimale herausfordern. Unter dem Motto „Lernen. Verstehen. Be- Voraussetzungen für ihre wissenschaftliche und klinische geistern“ fokussiert das klik! auf die erfolgreiche Zukunft Arbeit bietet der Gesundheitscampus Immunologie, Infek- unseres kardiologischen Nachwuchses, um allzeit eine pa- tiologie und Inflammation (GC-I) der Medizinischen Fakultät, tientenorientierte Medizin in einem exzellenten Arbeitsum- dem die Klinik angehört. Unter dem Leitmotiv „Entzündung feld zu ermöglichen.

64 Festschrift 2014 Bereich Pneumologie

Chefarzt: Prof. Dr. med. Jens Schreiber

um Zeitpunkt der Gründung der Medizinischen Aka- demie Magdeburg stand für die Pneumologie noch Z ganz die Behandlung der Tuberkulose im Vordergrund. Folgerichtig wurde die 1902 gegründete Heilstätte des Mag- deburger Vereins zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht in Lostau zur Lungenklinik der Medizinischen Akademie in Magdeburg. Große Erfolge wurden in der Bekämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit erreicht. Ein herausragender Schwerpunkt der wissenschaftlichen Tätigkeiten zu diesen Zeiten war die Weiterentwicklung der endoskopischen Me- thoden unter Prof. Friedel, die erhebliche nationale und internationale Beachtung fanden und auch heute noch das diagnostische und therapeutische Repertoire bereichern. Parallel zum Rückgang der Tuberkulose und der Zunahme unspezifischer Lungenerkrankungen und vor allem des Lun- genkrebses entwickelte sich die Pneumologie weltweit zu einem breiten Fachgebiet mit zahlreichen Interaktionen mit anderen Fächern.

Mit Gründung der Otto-von-Guericke-Universität und Schaf- fung ihrer Medizinischen Fakultät und dem Wechsel der Trägerschaft der Lungenklinik in Lostau wurde die Pneumo- logie in der Medizinischen Fakultät initial in der Universi- tätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie angesiedelt. Der zunehmenden Bedeutung des Fachgebiets Die Pneumologie ist Bestandteil des Entzündungsschwer- Rechnung tragend, erfolgten im weiteren Verlauf die Schaf- punkts der Medizinischen Fakultät. Neben der Hauptvorlesung fung eines eigenständigen Chefarztbereichs am Universi- Innere Medizin sind pneumologische Inhalte Bestandteil der tätsklinikum, der Neubau eines sektorenübergreifenden Lehre vom 3. bis zum 6. Studienjahr - von der Pathophysio- ambulant-stationären Atemtherapiezentrums und einer logie bis zur Intensivmedizin. modernen pneumologischen Endoskopie sowie die Erwei- terung der Kapazitäten und Schaffung einer gemeinsamen pneumologischen und thoraxchirurgischen Station mit Um- zug in den Klinikumsneubau im Jahre 2014, wodurch das gesamte Spektrum der Pneumologie mit allen Möglichkeiten und Erfordernissen einer modernen Interdisziplinarität in einem Klinikum der Maximalversorgung verfügbar ist. Hier sei beispielhaft auch das Kompetenzzentrum Klinische All- ergologie erwähnt.

Festschrift 2014 65 Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie

Direktor: Prof. Dr. med. Dres. h.c. Peter Malfertheiner

ie Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infek- tiologie wird seit 1995 von Prof. Dr. Peter Malfertheiner Dgeleitet. Im Zeitraum von 20 Jahren haben sich viele bahnbrechende Entwicklungen in diesem Fachbereich erge- ben, an denen die Klinik aktiv mitgewirkt hat. Mehr als 8.000 Patienten werden alljährlich in dieser Klinik mit Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, der Leber und Bauchspeichel­drüse im ambulanten und stationären Bereich betreut. Das Spektrum der Krankheiten umfasst entzündliche, infektiöse, tumor- und stoffwechselbedingte Ursachen. Ein maßgeblicher Schwer- punkt der Klinik beruht auf der Durchführung diagnostischer und interventioneller endoskopischer Verfahren. In beson- derem Maße werden endoskopische Methoden zur Früh­ erkennung von Tumoren und zu ihrer Behandlung eingesetzt. Darüber hinaus finden endoskopische und andere Verfahren in Strategien zur Vorsorge und Prävention bösartiger Erkran- Die Forschung unserer Klinik über all die Jahre zielte darauf kungen der Verdauungsorgane breite Anwendung. Endosko- ab, die Rolle der H. pylori-Infektion und ihrer Mechanismen pische Therapien gutartiger und maligner Erkrankungen der für die Entstehung von Magenkrankheiten, insbesondere des Gallenwege, des Pankreas und schwerwiegender Komplika- Magenkarzinoms, weiter aufzudecken. Unter Federführung tionen des Gastrointestinaltraktes gehören zur täglichen der Klinik wurden Europäische Leitlinien zur Behandlung Domäne der gastroenterologischen Versorgung. dieser Infektionskrankheit entwickelt und finden in vielen Ein weiterer Schwerpunkt der Versorgung liegt in der Durch- Ländern Europas und darüber hinaus täglich praktische führung des transabdominalen Ultraschalls mit gezielter Anwendung. Weitere Schwerpunkte in der Forschung sind Punktion von Leberveränderungen. Eine Sonderstellung auf die gastroösophageale Refluxkrankheit, neue endosko- nimmt die Durchführung von Methoden zu Funktionsunter- pische Verfahren, chronische Entzündung der Bauchspei- suchungen des Verdauungstraktes ein. Dabei kommen inva- cheldrüse und das Leberzellkarzinom ausgerichtet. Die For- sive und nicht-invasive Tests (z. B. Atemtests mit stabilen schungsergebnisse, die in der Klinik erzielt werden, haben Isotopen) zur Anwendung. Die Klinik für Gastroenterologie zur Einwerbung von Forschungsmitteln und zu zahlreichen und Hepatologie hat sich als treibende Kraft in der Vernetzung wichtigen Publikationen geführt. benachbarter Fächer, der abdominellen Chirurgie, der Ra- Die Lehre der Studenten und die Ausbildung der Ärzte zu diologie und Pathologie u. a. mit dem Ziel einer interdiszi- Spezialisten auf dem Gebiet der Gastroenterologie und plinären Viszeralmedizin für die optimierte Patientenversor- ­Hepatologie als auch die Förderung des akademischen Nach- gung betätigt. Im Resümee der letzten 20 Jahre darf erwähnt wuchses sind immer ein zentrales Anliegen der Klinik. werden, dass eine Reihe von chronischen Erkrankungen im Verdauungstrakt, die große Teile der Bevölkerung betreffen, Neben regelmäßigen Vorlesungen, Blockpraktika und Lehren heilbar geworden sind. Als wichtigstes Beispiel kann die am Krankenbett finden regionale, nationale und internatio- gastroduodenale Ulkuskrankheit angeführt werden, die durch nale Symposien sowie wöchentliche Fortbildungen innerhalb Eradikation der Helicobacter pylori-Infektion geheilt wird. der Klinik und interdisziplinär mit anderen benachbarten Forschungsschwerpunkt der Klinik ist die translationale und Fachgebieten statt wie auch ein regelmäßiges interdiszipli- klinische Forschung, ausgehend von dem Bedürfnis eines näres Tumorboard. All diese Tätigkeiten sind nur durch ein besseren Krankheitsverständnisses und dem daraus abge- überdurchschnittliches Engagement der Mitarbeiter in den leiteten Nutzen neuer Behandlungsmethoden. verschiedenen Bereichen der Klinik möglich.

66 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Direktor: Prof. Dr. med. Peter R. Mertens

n der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, ­Diabetologie und Endokrinologie wird das gesamte Spek- I trum der Fachbereiche in der Diagnostik und Therapie für betroffene Patienten und als umfassendes Weiterbil- dungszentrum für die Schwerpunkte Nephrologie und En- dokrinologie in der Region Sachsen-Anhalt abgedeckt. Wir sind Teil des Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflammation (GC-I), der sich dem Leitmotiv „Entzündung verstehen - Volkskrankheiten heilen“ widmet. In der Kran- kenversorgung stellen entzündliche Nieren- (Glomerulone- phritiden) und Autoimmunerkrankungen, die Abklärung und Einstellung von Bluthochdruck, neuroendokrine Tumoren, komplizierte Diabetestherapien, das diabetische Fußsyndrom, eine koordinierte Versorgung bei Gefäßveränderungen (Ge- fäßzentrum), die Adipositas-Therapie (Adipositas-Zentrum) und Nierenersatz- und Blutbehandlungsverfahren (kontinu- linien und Standards Diagnostik und Therapien durchgeführt, ierliche, intermittierende, Immunadsorption, Plasmasepa- wobei wir Mitglied in verschiedenen Kompetenzzentren der ration, ­Lipidapherese) klinische Schwerpunkte dar. Unsere Universitätsmedizin Magdeburg sind (Lebertransplantation, 24 Stunden-Rufbereitschaft organisiert notfallmäßig Nieren- Gefäße, Adipositas) und regelmäßig gemeinsam Fallkonfe- ersatztherapien. Regional und überregional dienen wir als renzen und Fortbildungen durchführen. Kompetenzzentrum für die Diagnose und Therapie von Nie- ren- und (therapierefraktäre, oft sekundäre) Hochdruck­ Als Universitätsklinik bieten wir in Phase II bis IV-Studien erkrankungen, Endokrinopathien (z. B. der Hirnanhangs­drüse moderne Therapieoptionen für Patienten an (z. B. IgA oder Schilddrüse, seltene Hormonstörungen, Schwanger- ­Nephropathie, Diabetes mellitus, M. Cushing, Akromegalie, schafts-assoziierten Störungen, Kinderwunsch) und neuro­ Wachstumshormonmangel, neuroendokrine Tumoren), durch endokrine Tumoren. uns initiierte Studien untersuchen Hilfsmittel bei diabetischer Nervenschädigung in Form einer „intelligenten“ Einlege­sohle. In Spezialsprechstunden klären wir ambulant Nierenerkran- In Kooperation mit dem Labor für Experimentelle Nephrolo- kungen, Stoffwechselstörungen (z. B. Phenylketonurie, Phos- gie führen wir translationale Projekte zur Frühdiagnose phatdiabetes), Funktionsstörungen der Schilddrüse, Hirn­ akuter Nierenschäden und komplexer Entzündungsvorgänge anhangsdrüse/Hypophyse, Nebenniere, Bauchspeicheldrüse durch. Hierbei kooperieren wir als Mitglied des Sonderfor- in einem spezialisierten ärztlichen Team ab. Zielgerichtete schungsbereichs 854 (Molekulare Organisation der Zell-Zell- Ultraschalldiagnostik sowie 24 Stunden-Blutdruckmessungen Kommunikation im Immunsystem) mit verschiedenen erfolgen innerhalb der Klinik. ­Arbeitsgruppen des immunologischen Schwerpunkts der Eine ambulante Bluthochdruckschulung umfasst Themen- Medizinischen Fakultät. gebiete zur Entstehung und Behandlung dieser Volkskrank- heit. Das Diabetes-Schulungsteam (Diabetesberaterin, Dia- Unser besonderes Interesse gilt auch der Neueinführung von betes- und Diätassistentinnen, Ärzte) führt fortlaufend in modernen Lehrmethoden in der studentischen Lehre (u. a. einem Gruppen-Wochenprogramm mit Ergänzung durch im Fach Innere Medizin, Pathophysiologie, klinische Unter- individuelle Module strukturierte Diabetesschulungen für suchung) und im Aufbau und der Weiterentwicklung eines Typ 1- und Typ 2-Diabetiker entsprechend den Richtlinien der medizindidaktischen Schulungsprogramms für Lehrende und DDG durch. Auf zwei Stationen werden nach aktuellen Leit- Studierende an der Medizinischen Fakultät.

Festschrift 2014 67 Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie

Direktor: Prof. Dr. med. Thomas Fischer

ls Universitätsklinikum und Haus der Maximalversor- gung bietet unsere Klinik umfassende und moderns- Ate Diagnostik und Therapie an. Dies schließt das gesamte Spektrum hämatologischer und onkologischer ­Erkrankungen ein. Ein Schwerpunkt unserer Klinik ist die autologe und allogene Blutstammzelltransplantation.

Unsere Klinik ist ein überregionales Kompetenzzentrum für die Diagnostik und Therapie von Leukämien und chronischen myeloproliferativen Erkrankungen. Das komplette Spektrum der Diagnostik und Therapie wird durch hoch-innovative, internationale klinische Studien der Phase I und II mit ­Signalinhibitoren (z. B. hedgehog signaling) komplettiert. In unserem klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt Oberärzte und Direktor der Klinik sind bei mehreren dieser Psychoonkologie werden unsere Patienten und deren Ange- Studien als LKP (Leiter der klinischen Prüfung) für Deutsch- hörige auf Wunsch psychologisch und psychotherapeutisch land verantwortlich. Das Einzugsgebiet unserer Klinik ist betreut. Eine hoch innovative randomisierte klinische Studie überwiegend das nördliche Sachsen-Anhalt. Hier gibt es eine zur Kurzzeitbehandlung von Angehörigen Adoleszenter und ausgezeichnete und seit langem gewachsene Zusammen­ junger Erwachsener (AYAs) wird von der Deutschen Krebs- arbeit mit den niedergelassenen Fachärzten sowie den hilfe gefördert. Der Leiter der Studie (Dipl.-Psych. Michael ­Krankenhäusern der Region. Unsere Klinik ist Teil des Ge- Köhler) ist kürzlich für das Projekt „AYA-Parents“ mit dem sundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflam- Helmut-Wölte-Preis für Psychoonkologie 2013 ausgezeichnet mation (GC-I), der im Mai 2014 gegründet wurde. worden, da das Projekt in „hervorragender Weise Forschung und Praxis verbindet“. Der Fokus unseres wissenschaftlichen Unser Hämatologisches Speziallabor bietet zytologische, Engagements liegt gegenwärtig auf den jungen Krebspa­ immunzytometrische und molekularbiologische Untersu- tienten und ihren Angehörigen (AYA, adolescent and young chungen von Knochenmark und Blut sowie anderen Geweben adults) sowie nicht-interventionellen Studien zu Symptom- an und ist bei der DAkkS akkreditiert. Es finden regelmä­ßige Informationen der Domäne „Lebensqualität und patienten- Qualitätskontrollen statt. beurteilte Daten“ (Quality of life and patient-reported out- comes). Die fachübergreifende, interdisziplinäre Planung und Durch- führung von Krebstherapien werden in den interdisziplinären In unseren Forschungslaboratorien werden Projekte be­ Tumorkonferenzen des Tumorzentrums Magdeburg/Sachsen- arbeitet, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Anhalt e. V. und des Interdisziplinären Krebszen­trums des der José Carreras Leukämie-Stiftung, vom BMBF, der Sander- Universitätsklinikums besprochen. Stiftung u. a. gefördert werden. Wissenschaftliche Koopera- tionen in regionalen und überregionalen Konsortien (Son- Wir bilden junge Ärztinnen und Ärzte in Innerer Medizin derforschungsbereich SFB-854, Graduiertenkolleg GRK-1167, sowie in Hämatologie und Internistischer Onkologie aus.­ Else- Kröner-Forschungskolleg Magdeburg, e:Bio: JAK-Sys) Im Rahmen des von unserer Klinik koordinierten Else-Kröner- und nationale/internationale Auszeichnungen wie José- Forschungskollegs Magdeburg werden jungen Ärztinnen Carreras-Fellowship 2012, TRTH 2012 Fellowship der Ameri- und Ärzten optimale Strukturen für die Entwicklung einer can ­Society of Hematology/European Hematology Associa- Karriere als „Arzt und Wissenschaftler“ geboten. tion und Langener Wissenschaftspreis 2013 (PD Dr. med. Florian Heidel) prägen unsere wissenschaftliche Arbeit.

68 Festschrift 2014 Universitätsklinik für Strahlentherapie

Direktor: Prof. Dr. med. Günther Gademann

ie Strahlentherapie hat in Magdeburg eine lange Ge- schichte. Bereits im Jahre 1910 sind therapeutische DAnwendungen von Röntgenstrahlen nachweisbar, ab 1913 auch die Kontakttherapie mit Radiumstrahlern.

Heute ist die Klinik hochmodern ausgerüstet und behandelt alle Tumorarten und Indikationen von der Millimetergenau- en Stereotaxie bei Hirntumoren über die Präzisionsbestrah- lung von kleinen Tumoren im Körperstamm bis hin zur ­Ganzkörperbestrahlung von Patienten vor einer Knochen- markstransplantation. Dafür stehen zwei große Bestrah- lungsgeräte – der ARTISTE und die Tomotherapie – zur Ver- Die Klinik für Strahlentherapie ist das regionale Zentrum für fügung, die damit die technisch hochwertigste Einrichtung die stationäre Strahlentherapie und verantwortlich für auf- im Land Sachen-Anhalt ist. Letztere wurde 2012 als 1. System wendige Spezialverfahren. Sie hat eine Station mit 28 Betten, dieser Art in den neuen Bundesländern installiert. Es ver­ auf der Patienten nach Operationen liegen, ihre kombinier- einigt über das Spiral-Scan-Prinzip in idealer Weise die te Radiochemotherapie erhalten oder für eine palliative Bildgebung und Behandlung und wird besonders bei Tumo- Bestrahlung betreut werden. ren des HNO-Bereiches und des Beckens eingesetzt, darun- ter auch für das Prostatakarzinom. Als universitäre Einrichtung hat die Lehre und Forschung die gleiche Wichtigkeit wie die Patientenversorgung. Die Ein großes Thema ist die Bestrahlung von innen, die Klinik nimmt an vielen multizentrischen klinischen Studien ­Brachytherapie. Allein mit dieser Methode werden jährlich teil und generiert eigene. Sie verfolgt die Spezialbehand- ca. 450 Patienten behandelt. Oft werden von außen unter lungen und wertet sie wissenschaftlich aus. Im eigenen Bildkontrolle in der Klinik für Diagnostische Radiologie und Labor für Strahlenbiologie wird über den Einfluss von Wirk- Nuklearmedizin Katheter in den Tumor gelegt, in denen dann stoffen auf das Zellwachstum in Kombination mit Bestrahlung computergestützt eine strahlende Quelle bewegt wird. Wei- geforscht und die Physikgruppe bearbeitet dosimetrische tere Anwendungen werden bei gynäkologischen Tumoren Fragen in der äußeren Strahlenbehandlung an den beiden zusammen mit der Universitätsfrauenklinik, bei Hals- und Großgeräten und in der inneren Bestrahlung am Brachythe- Schlundtumoren mit der Universitäts-HNO-Klinik und der rapiesystem. Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bei bösarti- gen Weichteiltumoren (Sarkomen) mit der Chirurgischen Im Mittelpunkt aber steht die Patientenbehandlung mit den Universitätsklinik durchgeführt. modernsten Methoden und Qualitätssicherungsmaßnahmen auch und gerade für Tumorpatienten, denen Andere keine Die Radiochirurgie, auch „Stereotaxie“ genannt“, ist seit Behandlungsmöglichkeiten mehr anbieten können. Wir ste- 1996 in Magdeburg etabliert. Über viele Einzelfelder auf hen somit für die leitliniengerechte Behandlung genauso einen rechnerisch gefundenen (stereotaktisch) Punkt kann wie für die Individualisierung zum Wohle des Patienten. Alle man die Strahlendosis so konzentrieren, dass eine Bestrah- Behandlungsmöglichkeiten werden eingehend und sehr lungssitzung für den Tumor ausreicht und trotzdem das um- persönlich mit den Patienten besprochen, denn wir wollen gebende Gewebe wunderbar geschont ist. Bösartige Hirn- eine einvernehmliche Behandlung in kompetenter und freund- tumoren wie auch gutartige Tumoren des Kopfes, wie licher Atmosphäre. Meningeome und Neurinome, sind mit dieser Methode ohne Operation heilbar.

Festschrift 2014 69 Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin

Direktor: Prof. Dr. med. Jens Ricke

ie Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin als stra- ­Methoden oder mikrotherapeutischer, teils mit radioaktiven tegischen Einheit aus den üblicherweise getrennten Isotopen durchgeführter Eingriffe; der Beweis der Sicherheit Ddiagnostischen und therapeutischen Fächern Radio- und Wirksamkeit im Rahmen klinischer Studien; und schließ- logie und Nuklearmedizin ist eine Besonderheit weltweit. lich die Verbreitung neuer Techniken durch gezielte theore- Die gewählte Struktur bietet außerordentlich vorteilhafte tische und praktische Fortbildung von Spezialisten. Voraussetzungen für eine interdisziplinäre Herangehenswei- se an unterschiedlichste medizinische Fragestellungen, kli- Exemplarisch für Säule 1 kann die Entwicklungsarbeit der nische Probleme und Forschungsinitiativen. Im Sinne best- Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin im Bereich der möglicher Patientenbehandlung und größtmöglicher interventionellen MRT gesehen werden – innerhalb weniger Effizienz in der Forschung arbeitet die Klinik für Radiologie Jahre ist aus der Grundlagenarbeit am offenen MRT die Trans- und Nuklearmedizin in engster Zusammenarbeit mit anderen lation in die klinische Routine gelungen, mittlerweile werden klinischen und präklinischen Institutionen. Beispiele hierfür jährlich etwa 600 Eingriffe am offenen MRT durchgeführt. sind die gemeinsame Ambulanz und Station für primären Parallel dazu laufen für die einzelnen am offenen MRT ent- Leberkrebs mit Chirurgie und Gastroenterologie, das Zentrum wickelten Eingriffe klinische Studien zur Sicherheit und Ef- für Gastrointestinale Tumore (ZEGIT), das interdisziplinäre fektivität (Säule 2), die Publikationsleistung der Klinik beläuft Gefäßzentrum und andere. sich nur für diese Aktivität auf mehr als 20, zum Teil sehr hochrangig publizierte, Beiträge. Begünstigend für die pro- In der Patientenversorgung bietet sie das gesamte moderne fessionelle Planung und Abwicklung klinischer Studien ist Spektrum radiologischer und nuklearmedizinischer Diag- die Einrichtung eines Studienzentrums der Klinik für Radio- nostik und Therapie an. Das Leistungsspektrum erstreckt logie und Nuklearmedizin selbst, bei der sechs Spezialisten sich von der hochauflösenden Bildgebung über molekulare für klinische Studien dem wissenschaftlichen und ärztlichen Diagnostik bis zu mikrotherapeutischen, bildgeführten Ein- Personal einen Großteil der aufwändigen formalen Arbeit in griffen. Insgesamt führt die Klinik für Radiologie und Nuk- klinischen Studien abnehmen. Als außerordentlicher Erfolg learmedizin über 100.000 Untersuchungen und Eingriffe pro kann gewertet werden, dass die Klinik für Radiologie und Jahr durch. Ein bedeutender Schwerpunkt der Klinik für Ra- Nuklearmedizin gemeinsam mit der Klinik für Gastroentero- diologie und Nuklearmedizin ist dabei die Mikrotherapie, die logie, Hepatologie und Infektiologie die weltweit größte in erster Linie onkologische Erkrankungen, aber auch frau- unabhängige klinische Studie in der Onkologie organisiert enheilkundliche, schmerztherapeutische und gefäßassozi- und selbstständig durchführt – es handelt sich hier um die ierte Probleme bedient. Durch moderne Medizingeräte kön- Kombination aus Mikrotherapie und systemischer, gezielter nen nicht nur erkrankte Organe oder Krankheitsherde, Chemotherapie bei primärem Leberkrebs mit 700 Patienten, sondern auch umgebende Strukturen oder Risikoorgane auf die in 40 Zentren in 14 europäischen Ländern rekrutiert wer- dem Weg dorthin sichtbar gemacht werden – und gleichzei- den. tig auch die Werkzeuge, die der Mikrotherapeut für die ­Behandlung an den Krankheitsherd bringt. In den letzten Die Überführung der neu entwickelten Eingriffe nach klini- Jahren haben sich entsprechend die Zugänge, um beispiels- scher Evaluation in die tatsächliche klinische Praxis erfolgt weise Tumore zu veröden oder kleinste Gefäße zu eröffnen über die dritte Säule in Form einer eigens etablierten Lehr- auf wenige Millimeter reduziert – Eingriffe zur Inaktivierung institution. Hierzu wurde gemeinsam mit anderen fachklini- faustgroßer Tumore benötigen entsprechend nur noch ein schen Kollegen und beginnend mit der Chirurgie und der Heftpflaster als Wundverband. Gastroenterologie die Deutsche Akademie für Mikrotherapie Im Forschungs- und Entwicklungsbereich tragen 3 Säulen gegründet, die seit 2011 als eigenständige Entität über einen das Konzept der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin: Kooperationsvertrag mit dem Universitätsklinikum Magdeburg die präklinische Entwicklung neuartiger diagnostischer verbunden ist (www.dafmt.de).

70 Festschrift 2014

Die Institute

Institut für Allgemeinmedizin

Institut für Anatomie

Institut für Biometrie und Medizinische Informatik

Institut für Experimentelle Innere Medizin

Institut für Humangenetik

Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie

Institut für Klinische Pharmakologie

Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung

Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene

Institut für Medizinische Psychologie

Institut für Molekularbiologie und Medizinische Chemie

Institut für Molekulare und Klinische Immunologie

Institut für Neuroradiologie

Institut für Pharmakologie und Toxikologie

Institut für Physiologie

Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie

Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie mit Blutbank

Bereich Arbeitsmedizin

Bereich Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin

Institut für Biochemie und Zellbiologie

Institut für Pathologie

Institut für Neuropathologie

Institut für Rechtsmedizin

72 Festschrift 2014

Institut für Allgemeinmedizin

Direktoren: Prof. Dr. med. Markus Herrmann MPH, M.A. Prof. Dr. med. Thomas Lichte

as Institut für Allgemeinmedizin (IALM) wurde im März 2005 zunächst als Stiftungsprofessur an der Universi- Dtät nach Berufung der beiden Professoren Herrmann und Lichte installiert, bis 2009 auch an der Uni Halle. Nach Verstetigung des Lehrstuhls 2010 konzentrierte sich die Arbeit des Lehrstuhls auf Magdeburg. Schwerpunkte der Lehre sind: das Blockpraktikum Allgemeinmedizin in Zusammenarbeit mit fast hundert Lehrpraxen, der Querschnittbereich „Medi- zin des alten Menschen“, „Naturheilverfahren“, sowie Be- rufsfelderkundung und Etablierung des PJ in Allgemeinme- dizin mit zunächst 10, aktuell mit 15 Plätzen. Auch klinische Wahlfächer wurden entwickelt und implementiert (Häufige Prof. Dr. Herrmann MPH. M.A. setzte Akzente durch drittmit- Behandlungsanlässe und wissenschaftliches Arbeiten in der telfinanzierte Projekte in Lehr-, Professions- und Versor- Allgemeinmedizin, TCM, Homöopathie, Landärztliche Medi- gungsforschung. In einer Kooperation mit Prof. Robra, der zin). Beide Institutsdirektoren engagieren sich in Koopera- Humanwissenschaftlichen Fakultät und Charité wurde der tion mit KV, AOK und IKK im Rahmen des „Strukturierten Zugang zur gesundheitlichen Versorgung von Migranten Informationsmanagement für Qualitätszirkel“ in Sachsen- ohne Versicherungsschutz untersucht (VW-Stiftung). Es er- Anhalt sowie in der Leitlinienarbeit: Nicht-spezifische Be- folgte eine studentische Bedarfs- und Interessensanalyse schwerden (He), Fibromyalgie (He), Angststörungen (Li), hinsichtlich der Lehre in Naturheilverfahren sowie eine Ana- Pflegende Angehörige (Erstautor Li). lyse der Professionsentwicklung in homöopathisch ausge- richteten Hausarztpraxen (Omöon). In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Lichte kümmert sich intensiver um die Versorgung- hausärztlichen Qualitätszirkeln wurden Kriterien der Arz- saspekte u. a. im ländlichen Bereich, bei alten Menschen neimittelpriorisierung polypharmazierter älterer, multimor- (Koordination Querschnittbereich Q7 „Alter Mensch“) spe- bider Patienten untersucht (Förderverein Allgemeinmedizin). ziell in Kooperation mit stationären Strukturen, z.B. mit der Aktuell wird zusammen mit Prof. Robra und dem DZNE der Geriatrischen Klinik der Pfeifferschen Stiftung (Chefarzt Dr. Wissenstransfer zwischen Neurowissenschaften und haus- G. Heusinger von Waldegg) und bei Menschen in palliativer ärztlicher Versorgung in Bezug auf Demenz und Vorstufen Situation in einem interdisziplinären Lehrkonzept mit Do- untersucht (NEUROTRANS) (BMBF). Verschiedene Primär- zenten/Einrichtungen aus Klinik und Praxis, Hospiz, Psycho- versorgungsmodelle im internationalen Kontext (Brasilien, logie, Pflege bzw. Seelsorge (Koordinator Querschnittbereich Neuseeland) werden verglichen (DAAD) und Lehrkonzepte 13 „Palliativmedizin“). Die bisher abgeschlossenen Promo- in landärztlicher Medizin entwickelt. tionen/Projekte hatten ihre Schwerpunkte in der Erforschung der hausärztlichen Versorgung; hier standen ländliche und Als Nachwuchswissenschaftler untersucht Dr. W. Herrmann palliative Aspekte im Vordergrund. Die besondere Belastung subjektive Patientenkonzepte zur Inanspruchnahme haus- von „Pflegenden Angehörigen“ sowie die Betreuung von ärztlicher Versorgung in einem Vergleich zwischen Deutsch- Pflegeheim-Patienten und ein Primärversorgungsprojekt in land und Norwegen (DFG). Nepal sind Gegenstand der laufenden Forschung. Koopera- tionen mit der Sektion Allgemeinmedizin (Leitung Prof. A. Klement) finden u.a. bei Entwicklung von Lehrkonzepten und Versorgungsfragen statt.

74 Festschrift 2014 Institut für Anatomie

Direktor: Prof. Dr. med. Hermann-Josef Rothkötter

as Institut für Anatomie übernimmt für die Studieren- den der Humanmedizin den gesamten Anatomie­ Dunterricht mit der Makroskopischen Anatomie, der Mikroskopischen Anatomie, der Neuroanatomie und der Embryologie. In der funktionell und topographisch orien- tierten Lehre steht die anatomische Struktur, die Organfunk- tion und die praktischen Bedeutung der Anatomie für die Klinik im Vordergrund. Anatomie ist die Grundlage für die ärztliche Tätigkeit - diese Überzeugung führte im Jahr 1960 - sechs Jahre nach dem Start der Medizinischen Akademie Magdeburg endlich zur Gründung eines Institutes für Ana- tomie.

Die Medizinische Akademie Magdeburg war damit eine „Voll- akademie“. Die Räumlichkeiten des Institutes waren zunächst im Pathologischen Institut (jetzt Haus 28). Unvergessen ist Den zweiten Forschungsschwerpunkt der Medizinischen den Studierenden der Matrikel 1960 der erste Lehrbeauf­tragte Fakultät „Immunologie und Molekulare Medizin der Entzün- - Rolf Bertolini aus Leipzig. Er kam einmal pro Woche mit dung“ vertritt Hermann-Josef Rothkötter, der zum 1. Oktober seinen Assistenten Joachim Fröhlich und W. Kirchner samt 2003 die Professur für Anatomie übernahm und Institutsdi- Modellen und Lehrtafeln nach Magdeburg, der Unterricht in rektor wurde. Das Arbeitsgebiet seines Forschungsbereiches Anatomie bestand vorwiegend aus Vorlesungen. ist die Schleimhautimmunologie und die Funktion der Ab 1961 wurde das Institut für Anatomie von Professor ­Martin ­Epithelzellen als Grenzschicht zwischen der Darmoberfläche Meyer geleitet, ihm folgte ab 1977 Professor Alfred Dorn.­ und dem Organismus, In seine Direktorenzeit fällt der Neubau des derzeitigen Institutes (Haus 43). Nach dem Tod von Alfred Dorn im Jahre Die Forschungsarbeiten der Anatomie benutzen alle moder- 1987 leitete Professor Joachim Fröhlich das Institut. Im Jahr nen Methoden der Histologie und der Mikroanatomie. Mikros­ 1988 wurde Dietmar Wendler aus Berlin zum Institutsdirek- kopische Präparate werden mit Mehrfachfluoreszenzen ge- tor berufen. färbt und mit aufwändigen Mikroskopierverfahren analysiert - z. B. mit der Konfokalen-Laser-Scanning-Mikroskopie. Das Forschungsarbeiten über neuronale Strukturen im senso- Institut verfügt über ein eigenes Elektronenmikroskop. Um motorischen und limbischen Kortex durch Helmke Schierhorn die Zellfunktionen zu analysieren, werden Tiermodelle und und Joachim Fröhlich waren seit 1970 erste Ansätze zu ak- komplexe Zellkulturmethoden angewandt, die Mikroskopie tuellen Forschungsschwerpunkten des Institutes, die Arbei- wird durch biochemische und mole­ ­kular­- biologische ten waren eingebunden in die Hauptforschungsrichtung Methoden­ ergänzt. „Neurobiologie und Hirnforschung“ der Medizinischen Aka- demie. Ab 1990 erfolgte eine Anpassung des anatomischen In der neuroanatomischen und der immunologischen For- Unterrichtes an die Erfordernisse der Approbationsordnung schung stehen das Verständnis der Zellfunktion in den je- für Ärzte. Seit 1995 ist Herbert Schwegler Professor für Neu- weiligen Geweben (Nervensystem, Gastrointestinaltrakt) im roanatomie. Mit seiner Berufung wurde die Grundlage für Vordergrund, besonders interessieren die Zell-Zell-Kommu- eine moderne neuroanatomische Forschung geschaffen. nikation und die zellulären Signalketten in einzelnen Zellen Nach dem Tod von Dieter Wendler im Jahr 2000 übernahm nach Stimulation. Die immunologisch/zellbiologischen Pro- Joachim Fröhlich die kommissarische Institutsleitung. jekte sind Teil des Gesundheitscampus.

Festschrift 2014 75 Institut für Biometrie und Medizinische Informatik

Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Johannes Bernarding

as Institut für Biometrie und Medizinische Informatik (IBMI) ist aus den Vorläufern Biomathematik und Me- Ddizinische Informatik der Medizinischen Akademie Magdeburg hervorgegangen. Die Anwendung mathematischer Verfahren in der Analyse klinischer Daten wurde bereits seit 1972 für Medizinstudenten obligatorisch. Die Medizinische Informatik hat vor allem seit der Einführung von Informati- onssystemen und neuer bildgebender Verfahren eine stür- ben, der zusammen mit dem MRZ und der Bibliothek neu mische Entwicklung erfahren. Als weiterer Baustein des IBMI mit Hard- und Software eingerichtet. Er steht u.a. für die wurde 1993 das Klinische Krebsregister Magdeburg gegrün- Ausführung von e-Klausuren zur Verfügung. det. Als klinisch-theoretisches Institut ohne Aufgaben in der Ein wichtiger Bestandteil ist die Planung und Betreuung bei Patientenversorgung unterstützt das IBMI die Medizinische Klinischen Studien sowie die stetige Verbesserung der Qua- Fakultät beim Auf- und Ausbau wichtiger Infrastrukturen lität der Gesamtabläufe. Zusätzlich wird seit einigen Jahren wie der Klinischen Studienzentrale, dem e-learning, bei der zweimal jährlich ein Kurs zur Erlangung eines Zertifikates Bereitstellung von Daten für Tumorkonferenzen und bei der für Good Clinical Practice in Zusammenarbeit mit der Klini- Errichtung eines landesweiten Krebsregisters Sachsen-Anhalt. schen Studienzentrale durchgeführt. Das Institut ist sowohl innerhalb der Universität (Kooption Seit 2003 wurden weitere Schwerpunkte im Bereich Medi- in der Fakultät für Informatik der OVGU, Betreuung wissen- zinische Informatik aufgebaut. Hier steht die Entwicklung schaftlicher Arbeiten in der Fakultät für Naturwissenschaften, neuer Methoden in der Bildgebung und Bildanalyse im Vor- Mitglied im CBBS) als auch mit externen Einrichtungen stark dergrund. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie vernetzt (Kooperationen mit dem LIN, DZNE, Physikalisch- und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie wurden speziel- Technischen Bundesanstalt Berlin, Konrad-Zuse-Institut le Messmethoden am 3T- und 7T-Magnetresonanztomogra- Berlin, Universitätsmedizin Charité Berlin, Universitätsme- phen (MRT) mit Methoden der Informatik (Virtual Reality, dizin Göttingen, Max-Planck-Institut für Neurologie Leipzig, Musterklassifikation, Visualisierung neuronaler Faserbündel, Universität Maastricht in Holland, Gachong University, linkes Bild) kombiniert. Es wurde außerdem eine Analyse Incheon,­ Korea). der Hirnaktivität in Echtzeit realisiert, bei der man sich mit- tels Modulation der eigenen Hirnaktivierung in Virtual Re- In seiner Tätigkeit als Mitglied des IT-Beirates der DFG hat ality Umgebung bewegen und Objekte manipulieren kann der Institutsleiter an verschiedenen Richtlinien der DFG zu (mittleres Bild, (Hirn-Computer-Schnittstelle, nutzbar für Informationssystemen und zu aktuellen Entwicklungen im neuartige Therapien). Weiterhin wurden neue Methoden zur Bereich BigData und Cloud-Services mitgearbeitet. Es besteht Erhöhung des Magnetresonanzsignales (sogenannte Hyper- eine gute Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Rechen- polarisationstechniken, rechtes Bild) etabliert. Im Bereich zentrum des Universitätsklinikums der OVGU. Computing wurde das IBMI im Rahmen eines BMBF-geför- Zukünftig stehen der weitere Ausbau neuer statistischer derten Projektes Teil des deutschen GRID-Netzwerkes und Datenanalysetechniken, des Medical Scientific Computing verfügt über einen leistungsfähigen Compute-Cluster, der und seine Nutzung für die Neurobildgebung mit Schwerpunkt u.a. für Simulationen elektromagnetischer Felder genutzt Hirn-Computerschnittstellen und die experimentelle MR- wird. Dies verbesserte die Entwicklung neuartiger Spulen Bildgebung im Vordergrund. Ebenfalls ausgebaut werden am 7T MRT. In allen Forschungsbereichen konnten erhebli- die Unterstützung der medizinischen Fakultät bei der statis- che Drittmittel eingeworben werden, sowohl von DFG, BMBF tischen Betreuung und der GCP-konformen Datenhaltung als auch von der Industrie. Von Seiten der Informatik wurden klinischer Studien sowie der Aufbau des Klinischen Krebs- Landesmittel für den Aufbau des Computer-Pools eingewor- registers des Landes Sachsen-Anhalt.

76 Festschrift 2014 Institut für Experimentelle Innere Medizin

Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Michael Naumann

as Institut für Experimentelle Innere Medizin (IEIM) steht im Verbund mit den Kliniken des Zentrums für DInnere Medizin. Mit seinen grundlagenorientierten und translationalen Forschungsansätzen ist das Institut integraler Teil des Forschungszentrums ,,Dynamische Systeme: Biosys- temtechnik” (CDS) der Otto-von-Guericke-Universität und des klinisch ausgerichteten Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie und Inflammation (GC-I) der Medizinischen ­Fakultät. Lokal kooperiert das Institut eng mit dem außeruni- versitären Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik komplexer technischer Systeme und dem Leibniz-Institut für Neurobio- logie. In der Lehre werden Studenten in den Studiengängen Humanmedizin sowie Biosystemtechnik ausgebildet. Das Institut wird seit Mai 2002 von Prof. Dr. Michael Naumann fiziert werden. Zudem lässt sich mit Hilfe mathematischer geleitet. Modelle eine Aussage darüber treffen, wie ein potenzieller Wirkstoff in das Gesamtgeschehen eingreift und mit welchen Unter Wahrung des wissenschaftlichen Querschnittscharakters Nebenwirkungen dabei zu rechnen ist. Aus therapeutischer werden in der Forschung unterschiedliche Mechanismen zur Sicht ist dieser Ansatz besonders attraktiv, da sich hieraus Pathophysiologie von Infektions-, Entzündungs- und Tumor­ neue Möglichkeiten für gezielte medikamentöse Interventio- erkrankungen untersucht mit dem Ziel, neue Schlüsselmole- nen mit geringeren Nebenwirkungen ergeben könnten küle (Biomarker) für Diagnostik und Therapie zu identifizieren. ­(Arbeitsgruppe Prof. Michael Naumann). In den systembiolo- Neue Einblicke in die zellulären und molekularen Prozesse gischen Arbeitsgruppen des Instituts werden zudem insbe- zur Wechselwirkung zwischen Mensch und Mikrobe tragen sondere Mechanismen zur dynamischen Regulation von dazu bei, effektive Behandlungsstrategien zu entwickeln – ein ­Signalprozessen untersucht, die zu einem veränderten Über- Aspekt, der gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden lebensprogramm in den Zellen führen, wie z. B. Seneszenz Resistenzen gegen Antibiotika von großer Bedeutung ist. Für (AG Dr. Jörg Schaber) und Apoptose (Bereich Translationale die Erkennung und effiziente Abwehr von Keimen ist innerhalb Entzündungsforschung Prof. Inna Lavrik). des Immunsystems der Transkriptionsfaktor NF-κB von be- sonderer Bedeutung. In interdisziplinären Forschungsansät- Die Forschungsprojekte des Instituts werden durch eine um- zen untersuchen wir Stimulus-spezifisch unterschiedliche fängliche Drittmittelförderung von der Deutschen Forschungs- NF-κB Regulationsmechanismen bei akuten Entzündungsre- gemeinschaft (DFG), des Bundesministeriums für Bildung und aktionen und chronischen Entzündungsprozessen. Hier stel- Forschung (BMBF) und der Europäischen Union (EU) gefördert. len regulatorische Proteine mit Enzymfunktion, die für die Aktuell sind die Forschungsprojekte des Instituts in unter- Modifikation von Proteinen verantwortlich sind, wichtige schiedliche Forschungsverbünde eingebunden: DFG-GRK 1167 Zielstrukturen in der aktuellen Therapieforschung dar. Zur „Zell-Zell Kommunikation im Immun- und Nervensystem: Entschlüsselung krankheitsrelevanter Signalprozesse werden ­Topologische Organisation von Signalwegen“ (Sprecher Prof. unter Einbindung von Technologien der Massenspektrometrie Naumann), BMBF e.Bio Verbund „Identifizierung neuer Ziel- und Proteinanalytik die experimentellen Daten in einem ite- moleküle für die klinische Therapie der akuten myeloischen rativen Prozess mittels mathematischer Modellierungsstrate- Leukämie“ (Sprecher Prof. Naumann), Else-Kröner Forschungs- gien analysiert. Auf der Basis systemmedizinischer Untersu- kolleg, DFG-SFB 854 „Organisation der zellulären Kommuni- chungsmethoden kann zelluläres Fehlverhalten in silico kation im Immunsystem“ und DFG-SFB 779 „Neurobiologie untersucht und neue Angriffspunkte für die Therapie identi- motivierten Verhaltens“.

Festschrift 2014 77 Institut für Humangenetik

Direktor: Prof. Dr. med. Martin Zenker

as Institut für Humangenetik ist eine klinisch-theore- tische Einrichtung mit etwa 25 technischen, naturwis- Dsenschaftlichen und ärztlichen Mitarbeitern und drei diagnostischen Laborbereichen (Zytogenetik, Tumorzytoge- netik, Molekulargenetik). Die Aufgaben des Instituts liegen in der studentischen Ausbildung, der Patientenversorgung und der Forschung. Studierende der Medizin werden in Vor- lesungen, Seminaren und fakultativen Lehrveranstaltungen mit den zunehmend an Bedeutung gewinnenden genetischen Grundlagen seltener aber auch häufigerer Erkrankungen vertraut gemacht. Darüber hinaus beteiligt sich das Institut auch an der Ausbildung in naturwissenschaftlichen Stu­ diengängen.

Für Patienten mit den verschiedensten genetisch bedingten oder mitbedingten Erkrankungen sowie für Familien mit einzelnen Kliniken des Universitätsklinikums. Die gegenwär- besonderen genetischen Risiken bietet das Institut im Rah- tigen Forschungsaktivitäten des Instituts sind besonders men der humangenetischen Sprechstunde oder einer kon- fokussiert auf genetische Grundlagen angeborener Entwick- siliarischen Mitbetreuung stationärer Patienten die geneti- lungsstörungen, bei denen immer noch in etwa der Hälfte sche Untersuchung und Beratung an. Es kooperiert mit der Fälle mit vermuteter genetischer Ursache eine solche mehreren regionalen Tumorzentren hinsichtlich der Frage- nicht nachgewiesen werden kann. stellung erblicher Krebserkrankungen. Durch moderne Forschung, welche unterstützt wird durch die neuen technologischen Entwicklungen in der Genom- Die genetische Abklärung angeborener Fehlbildungen oder analyse, wird das Institut einen Beitrag leisten, mehr Ursa- Entwicklungsstörungen und die Beratung bei besonderen chen und Mechanismen solcher angeborenen Erkrankungen genetischen Risiken in Verbindung mit Kinderwunsch und aufzuklären. Schwangerschaft sind weitere Schwerpunkte unserer ärztli- chen Aufgaben in der Patientenversorgung. Das Institut ist Das Institut ist mit seinen Forschungsaktivitäten in diverse wichtiger Partner innerhalb des neu gegründeten Mittel- nationale und internationale Kooperationen eingebunden deutschen Kompetenznetzwerks für Seltene Erkrankungen und wird durch Gelder der Deutschen Forschungsgemein- (MKSE). Unser Labor führt selbst genetische Diagnostik für schaft, des BMBF und anderer Fördereinrichtungen unter- eine Vielzahl von Erkrankungen durch, wie z. B. angeborene stützt. Obwohl es sich im Einzelnen zumeist um sehr seltene körperliche oder geistige Entwicklungsstörungen, erbliche Erkrankungen und Syndrome handelt, ist deren Erforschung Tumorerkrankungen oder neuromuskuläre und neurodege- ein wichtiger Schlüssel auch zu einem grundlegenderen nerative Erkrankungen. Für manche seltene genetische Er- Verständnis normaler Entwicklungsvorgänge und in Zukunft krankung erhalten wir Zusendungen diagnostischer Proben voraussichtlich auch ein Ansatzpunkt für gezieltere Behand- aus aller Welt. Außerdem betreibt das Institut ein tumorzy- lungsstrategien. togenetisches Labor, in dem genetische Veränderungen in Leukämiezellen nachgewiesen werden, die heute für die Klassifikation und Behandlung von Leukämiefällen entschei- dende Bedeutung haben. Aufgrund der vielfältigen klinischen Aufgabengebiete ergibt sich eine breite Vernetzung mit den

78 Festschrift 2014 Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie

Direktor: Prof. Dr. med. Berend Isermann

as Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie (IKCP) führt ein breites Spektrum labormedizinischer DTests durch. Diese Diagnostik, die im IKCP 24-Stunden/­ 7-Tage erfolgt, ist ein wesentlicher Beitrag zur Sicherstellung einer maximalen Krankenversorgung am Universitätsklinikum. Aktuell werden 350 Labormethoden angeboten und ca. 3 Millionen Untersuchungen pro Jahr durchgeführt. Mit dieser labormedizinischen Diagnostik trägt das IKCP entscheidend zur Erkennung, zur Verlaufsbeurteilung und zur prognosti- schen Einschätzung von Erkrankungen bei. In einigen Ge- bieten, z. B. Hämostaseologie, Endokrinologie und Lipido- logie, sind Speziallabore etabliert, die für interne und externe Einsender komplexe Analysen durchführen. Im Bereich des Neugeborenen-Screening arbeitet das Institut eng mit der pädiatrischen Klinik zusammen. Das IKCP trägt aktiv zu Forschung und Lehre der Medizinischen Fakultät bei. raus, die an vielen anderen Standorten zum Teil erst Jahr- Traditionell stehen die Themenbereiche Metabolismus und zehnte später erfolgte. Damit wurden bereits in den 70er Hämostase im Fokus, wobei in den letzten Jahren eine in- Jahren Strukturen geschaffen, die eine hoch-automatisierte haltliche Neuausrichtung erfolgte und die wissenschaftlichen und damit zeitnahe, qualitativ hochwertige, aber auch preis- Schwerpunkte der FME stärker in den Fokus gerückt sind. lich kompetitive Diagnostik ermöglichen. Seit 1985 hat das Untersucht wird u. a. die Bedeutung der Gerinnungsprote- Zentrallabor einen Institutsstatus. Mit der Einführung eines asen für die sterile Entzündung im Rahmen chronischer Labordaten-Systems 1993 erfolgte auch eine EDV-technische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, koronare Herzkrank- Zusammenführung. heit). Verschiedene Kooperationen mit Instituten und Klinken der OVGU und extra-universitären Einrichtungen sind eta- Neben dem klinikinternen Labor wird seit 2008 ein MVZ bliert und das IKCP unterstützt zahlreiche Studien der FME. Labormedizin betrieben. Durch den Anschluss eines großen Als klinisch-theoretisches Querschnittsfach beteiligen wir Teils der Kliniken an eine zentrale Rohrpostanlage konnte uns aktiv an der Ausbildung von Medizinstudenten und Na- für diese Bereiche die Präanalytik und die Zeit bis zur Be- turwissenschaftlern. Wiederholt hat das IKCP innovative funderstellung optimiert werden. Des Weiteren organisieren Entwicklungen vorausgenommen. So erfolgte bereits zu wir die patientennahe Sofortdiagnostik (POCT) am Univer- Zeiten der DDR eine Standardisierung von Labortesten. Be- sitätsklinikum (z. B. SBH, Blutzucker, Gerinnungsparameter) reits 1982 wurden die SI-Einheiten eingeführt. und stellen somit sicher, dass auch die Labordiagnostik ­außerhalb des Institutes unter Einhaltung der gesetzlichen Nach Übernahme des Institutes durch Prof. Claus Luley er- Vorgaben der RiLiBÄK erfolgt. Nach Übernahme der Leitung folgte 1995 die erste Akkreditierung in einem Krankenhaus- des IKCP durch Prof. Berend Isermann werden weitere Op- labor in Deutschland. Bis heute wurden drei erfolgreiche timierungen z. B. in der Zentralisierung, Automatisierung Akkreditierungen durchgeführt. Die heutigen Strukturen, die und Labor-EDV angestrebt. Ziel ist die Sicherstellung einer eine wesentliche Voraussetzung für eine effiziente Diagnos- hochwertigen, schnellen, und effizienten Diagnostik gepaart tik sind, wurden 1972 durch den damaligen Rektor Prof. Hans- mit diagnostischer Kompetenz am Standort. Günter Gießmann initiiert. Er veranlasste eine Zentralisierung der ­Labordiagnostik und nahm somit eine Entwicklung vo-

Festschrift 2014 79 Institut für Klinische Pharmakologie

Direktorin: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Stefanie M. Bode-Böger, MPH

or 45 Jahren wurde der Lehrstuhl für Klinische Phar- makologie an der Medizinischen Akademie eingerich- V tet; zunächst als selbstständige Abteilung, die dann 1984 in ein Institut für Klinische Pharmakologie umgewandelt wurde. Der erste Direktor war Prof. Dr. H. Walther, der die Geschicke der Klinischen Pharmakologie bis 1990 leitete. Prof. Dr. Frank Peter Meyer leitete das Institut bis 2002. In diesen Jahren wurde der Grundstein für das historisch gewachsene Spektrum analytischer Methoden mittels HPLC und HPLC- MS-MS zur Bestimmung von Medikamenten im Blut (TDM, Therapeutisches Drug Monitoring) gelegt. Seit 2002 leitet Prof. Dr. Stefanie M. Bode-Böger, MPH das Institut für Kli- nische Pharmakologie.

Aktuell werden im Methodenkatalog 73 Medikamente zur Bestimmung im Blut angeboten. Entsprechend den aktuellen pharmakologischen Visiten teilnehmen. Auch die Arzneithe- Anforderungen im Zeitalter multiresistenter Keime fokussiert rapeutische Konferenz für die Studenten im Praktischen Jahr das Institut für Klinische Pharmakologie in den letzten fünf wird vom Institut für Klinische Pharmakologie organisiert. Jahren auf Methodenentwicklungen zur Messung von ­Reserveantibiotika. Bestimmte Antibiotika, die als Ultima Die Forschungsschwerpunkte des Instituts liegen seit 2002 Ratio bei schwerstkranken Patienten eingesetzt werden, zum einen auf der Entwicklung analytischer Messmethoden können nur hier in Magdeburg bestimmt werden. Dies trägt für neue Arzneimittel im Blut und auch im Tiermodell, zum zur Therapieoptimierung und Therapiesicherheit für die anderen auf der Untersuchung endogener Hemmstoffe des Patientenversorgung vor Ort, aber auch für Patienten in ganz L-Arginin-Stickstoffmonoxid (NO)-Stoffwechselweges, wie Deutschland in einzigartiger Form bei. asymmetrisches Dimethylarginin (ADMA) und SDMA und deren Metabolisierung. ADMA gilt als kardiovaskulärer Die Besonderheit des TDM in Magdeburg ist, dass im Rahmen ­Risikofaktor, der bei vielen Erkrankungen erhöht ist. Beson- des Arzneimittelinformationsservice jeweils eine Beratung deres Interesse gilt einem neuen alternativen Metabolisie- zur Dosierung, Interaktionen, Pharmakokinetik und Thera- rungsweg über die Alanine-glyoxylate aminotransferase 2 pieoptimierung erfolgt. Weitere Schwerpunkte der Be­ (AGXT2) mittels Massenspektrometrie und Charakterisierung ratungstätigkeit sind Anfragen zu Indikationen, Neben­ der Bedeutung in Zell- und Tiermodellen sowie am Menschen, wirkungsprofilen, Kontraindikationen, Anwendung in mit dem Ziel späterer therapeutischer Modulation der iden- Schwangerschaft und Stillzeit, Applikationsformen, Zusam- tifizierten Mechanismen. mensetzung von Arzneimitteln u. v. m.. Des Weiteren werden wöchentlich Visiten auf den Intensivstationen durchgeführt, im Rahmen des Antibiotic Stewardship auch gemeinsam mit der Mikrobiologie und Zentralapotheke.

Die Studentenausbildung in Klinischer Pharmakologie mit Vorlesung und Seminar findet im 5. Studienjahr statt, die Studenten können nach Absprache auch an den klinisch-

80 Festschrift 2014 Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung

Direktor: Prof. Dr. med. Emrah Düzel

as Institut für Kognitive Neurologie und Demenzfor- Gedächtnisfunktionen sind bei dementiellen Erkrankungen schung (IKND) ist 2008 aus der Klinischen Forscher- besonders früh betroffen. Bei der Demenz vom Alzheimer-Typ Dgruppe „Normale und gestörte kognitive Kontrolle von (AD) ist das episodische Gedächtnis, d. h. die Fähigkeit, sich Gedächtnisfunktionen“ hervorgegangen. Der Direktor des an persönlich erlebte Ereignisse zu erinnern, bereits im Instituts ist Professor Emrah Düzel. Er hat ebenfalls die Po- Frühstadium eingeschränkt. Leichte Beeinträchtigungen im sition des Standortsprechers am Deutschen Zentrum für episodischen Gedächtnis finden sich aber häufig auch bei Neurodegenerative Erkrankungen in Magdeburg (DZNE), eine gesunden älteren Menschen. Einrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft, inne. Das Team Die funktionelle Bildgebung mittels Kernspintomographie von Prof. Düzel am IKND Magdeburg besteht momentan aus und EEG/MEG hat in den letzten Jahren neue Erkenntnisse 19 Mitarbeitern sowie 3 Wissenschaftlichen Hilfskräften. Die über die neuroanatomische Organisation dieser Gedächtnis- Arbeit des IKND ist sehr eng mit dem DZNE sowie anderen funktionen geliefert, die unmittelbare Relevanz für die Ent- internationalen Forschungseinheiten verbunden. Die wich- wicklung präventiver und therapeutischer Strategien bei tigste internationale Kooperation besteht mit dem Universi- dementiellen Erkrankungen haben. Eine wichtige Rolle ty College London, da Prof. Düzel dort seit 2006 eine For- spielen hier Neurotransmitter wie Dopamin, Noradrenalin, schergruppe am Institute of Cognitive Neuroscience leitet. Serotonin und Acetylcholin. Diese sind nicht nur wichtig für Die Mitarbeiter an den beiden Standorten stehen in einem die Regulation höherer Hirnfunktionen, sie sind auch von kontinuierlichen Austausch und stetiger Zusammenarbeit. neurodegenerativen Prozessen besonders stark betroffen. Am IKND wird mit Hilfe innovativer Verfahren der funktio- Die Forschung des IKND befasst sich mit Mechanismen nellen und strukturellen Bildgebung sowie der Analyse ge- ­höherer kognitiver Hirnfunktionen, wie z. B. Gedächtnis, netischer Variationen untersucht, wie diese Neurotransmit- Motivation, zielgerichtetes Handeln, Entscheidungsfindung ter Hirnfunktionen regulieren und welche Auswirkungen von und Verhaltenskontrolle. Ein besonderer Schwerpunkt liegt ihren Störungen ausgehen. Mit pharmakologischen Studien in der Erforschung der Störungen dieser Hirnfunktionen im wird untersucht, wie sich eine gestörte Neurotransmitter­ Alter und bei neurodegenerativen Erkrankungen wie demen- regulation von kognitiven Prozessen bei Patienten normali- tiellen Syndromen und der Parkinson’schen Erkrankung. sieren lässt.

Festschrift 2014 81 Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene

Direktor: Prof. Dr. med. Dirk Schlüter

as Institut für Medizinische Mikrobiologie und Kran- tika für Studenten der Humanmedizin, der Biosystemtechnik kenhaushygiene ist aus der im Jahr 1929 gegründeten und des Studienganges „Integrative Neuroscience“. Medizi- DAbteilung für Hygiene und Mikrobiologie des Suden- nische und naturwissenschaftliche Doktoranden können im burger Krankenhauses in Magdeburg hervorgegangen. Heu- Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushy- te befindet sich das Institut in einem im Jahr 2000 errichteten giene ihre Doktorarbeit anfertigen. Gebäude auf dem Campus der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität und erfüllt u. a. durch die Ein- Das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaus- richtung von Laboratorien der Sicherheitsstufe S3 alle Vor- hygiene forscht über verschiedene Fragestellungen der Infek- aussetzungen für Forschung­ und Diagnostik auf dem Gebiet tionsimmunologie und der Molekularen Mikrobiologie. Der der Infektionskrankheiten. Ausgang von Infektionserkrankungen wird wesentlich durch die Immunantwort des Wirtes bestimmt. Um protektive Im- Das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaus- munantworten besser induzieren zu können, studieren die hygiene bietet das gesamte Spektrum einer modernen Mik- Arbeitsgruppen von Prof. Dr. rer. nat. Dunja Bruder, Dr. rer. robiologie an. Es ist mit seinen rund 50 festangestellten Mit- nat. Ildiko Dunay und Prof. Dr. med. Dirk Schlüter experimen- arbeitern für die gesamte Breite der mikrobiologischen telle Infektionsmodelle (Toxoplasmose, Listeriose, Malaria Infektionsdiagnostik inklusive der Bakteriologie, Virologie, und Lungeninfektionen). Ebenso steht die Erforschung grund- Infektionsserologie, Molekularbiologie, Mykologie und Para- legender Mechanismen, die der Induktion und Regulation sitologie in der Krankenversorgung zuständig. Dazu gehört T-Zellvermittelter entzündlicher Erkrankungen der Lunge, des ebenfalls die Beratung von Ärzten bei der Diagnostik, Thera- Darms, des Gehirns und der Bauchspeicheldrüse zugrunde pie und Prävention von Infektionskrankheiten. Weiterhin ist liegen, im Vordergrund. In aktuellen Projekten untersuchen das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaus- wir zudem, wie eine infektionsbedingte Modulation der Im- hygiene ein Ansprechpartner für Medien und Medienvertreter. munantwort des Wirtes gegen bakterielle und virale Erreger Der Institutsdirektor verfügt über die volle Weiterbildungser- (Listeria monocytogenes, Bordetella bronchiseptica, Strepto- mächtigung für die Ausbildung von Ärzten zum „Facharzt für coccus pneumoniae und Influenza A) den Verlauf von Autoim- Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie“. Im munität, Immunpathologie, Pathogen-Persistenz und Suszep- Bereich der Krankenhaushygiene wird unter Leitung des stell- tibilität gegenüber Sekundärinfektionen beeinflusst. vertretenden Institutsdirektors, Prof. Dr. med. Gernot Geginat, das gesamte Universitätsklinikum - vom OP bis zur Intensiv- Aktuell ist das Institut für Medizinische Mikrobiologie und station - betreut. Krankenhaushygiene mit drei Teilprojekten in den Sonderfor- schungsbereich 854 „Molekulare Organisation der zellulären Einen besonderen Stellenwert hat die studentische Ausbildung. Kommunikation im Immunsystem“ integriert. Im Bereich der Diese umfasst neben Vorlesungen und Seminaren auch Prak- Forschung arbeiten gut 20 Mitarbeiter.

82 Festschrift 2014 Institut für Medizinische Psychologie

Direktor: Prof. Dr. med. Bernhard A. Sabel

as Institut für Medizinische Psychologie (IMP) beschäf- tigt sich unter der Leitung von Prof. Bernhard A. Sabel Dim Wesentlichen mit neuropsychologischen und neu- robiologischen Fragestellungen zur Plastizität des Gehirns und zur Restitution visueller Funktionen. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung neuer Therapieverfahren für Patienten mit Schädigungen des visuellen Systems. Zu die- sem Schwerpunkt wird am IMP seit der Gründung im Jahr 1992 intensiv geforscht und gelehrt. Die AG „Angewandte Neuropsychologie“ unter der Leitung von Dr. Carolin Gall widmet sich vorranging der Durchführung placebo-kontrollierter klinischer Studien zur Überprüfung eines neuen, nicht-invasiven Elektrostimulationsverfahrens (non-invasive transorbital alternating current stimulation, tACS), welches bereits in einer Multicenterstudie bei Pati- ­Mechanismen der Postläsionsplastizität durchgeführt. Des enten mit Gesichtsfelddefekten nach Sehnervschädigungen Weiteren werden – in Zusammenarbeit mit dem Institut für erfolgreich eingesetzt wurde. Auch die klassische Methode Verfahrenstechnik (Prof. Jürgen Tomas) – Untersuchungen des Gesichtsfeldtrainings (Vision Restoration Training, VRT) zur Blut-Hirn-Schrankenpassage von nanopartikulären Arz- deren Wirkung wiederholt nachgewiesen werden konnte, neistoffträgern realisiert. Beide Forschungsgebiete profitie- stellt eine Möglichkeit zur Restitution der nach Hirnschädi- ren von der am Institut etablierten In Vivo Imaging Methode gung eingebüßten Sehfunktion dar. Um Aussagen darüber (In Vivo Confocal Neuroimaging, ICON): hiermit können on- zu ermöglichen, welcher Schweregrad eines Gesichtsfeldaus- line der Übertritt fluoreszierender Nanopartikel in das Ge- falls subjektiv klinisch relevant ist, werden auch standardi- hirngewebe gezeigt und zelluläre Veränderungen in der sierte Fragebogeninstrumente zur Erhebung der sehbezo- Netzhaut nach Schädigungen im Sehsystem visualisiert genen Lebensqualität entwickelt und eingesetzt. werden. Über Untersuchungen an der Netzhaut hinaus wur- den auch elektrophysiologische Techniken etabliert, um in In der tierexperimentell (neurobiologisch) orientierten anderen Strukturen des visuellen Systems die funktionellen ­Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Petra Henrich-Noack Konsequenzen der Postläsionsplastizität nach Schädigung werden grundlegende Arbeiten zu Möglichkeiten und und Behandlung zu erforschen (Tiefen-EEG, visuell evozier- te Potentiale).

Als Bestandteil der vorklinischen Ausbildung an der Medi- zinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität bildet das Institut für Medizinische Psychologie Medizinstudenten im Fach „Medizinische Psychologie“ (Seminar, Vorlesung, Wahlpflichtfach) aus.

Festschrift 2014 83 Institut für Molekularbiologie und Medizinische Chemie

Direktor: Prof. Mag. Dr. rer. nat. Werner Hoffmann

as Institut für Molekularbiologie und Medizinische Schutz (z. B. im Verdauungs-, Respirations- und Urogenital- Chemie (IMMC) ist ein vorklinisches Institut mit Auf- trakt, Auge). Hier werden TFFs von den gleichen Zellen se- Dgaben in der studentischen Ausbildung und der For- zerniert, die auch Muzine produzieren. Am IMMC werden schung. Dem IMMC stehen drei Forschungslaborbereiche zur TFF-Peptide gereinigt und dann im Rahmen von Kooperati- Verfügung (biochemisches und molekularbiologisches Labor, onen proteomanalytisch und funktionell untersucht. Dabei Zellkultur, Histologie und Lasermikrodissektion). Viele For- wurde entdeckt, dass TFFs in unüblich modifizierten Formen schungsprojekte werden in Zusammenarbeit mit klinischen vorkommen. Kürzlich konnte am IMMC TFF2 als Muzin-ver- Einrichtungen unserer Fakultät sowie im Rahmen von nati- netzender Bestandteil des Magenmukus identifiziert werden; onalen und internationalen Kooperationen durchgeführt. durch diese Interaktion ändern sich die viskösen Eigenschaf- ten. Ähnliche Mechanismen könnten u. a. auch bei Muko- In der Forschung beschäftigt sich das IMMC vor allem mit viszidose eine Rolle spielen. Schutz- und Reparaturmechanismen muköser Epithelien (Schleimhäute und ihre Drüsen). Diese bilden vor allem im Körperinneren eine interaktive Barriere zur Außenwelt und erfüllen dabei lebenswichtige Funktionen (z. B. Aufnahme von Sauerstoff, Nahrungsaufnahme und -ausscheidung, Fort- pflanzung). Die meisten dieser empfindlichen Epithelien sind durch eine Muzine-enthaltende Schleimschicht (Mukus) ge- schützt. Bei Verletzungen bzw. Ulcera kommt es zur Repa- ratur der Mukosa durch Zellwanderung. Zusätzlich erneuern sich diese Epithelien kontinuierlich und werden auch durch das Immunsystem bzw. akute Entzündungsreaktionen ge- schützt. Über 90 % aller Todesfälle nach Krebs resultieren In einem weiteren Forschungsansatz werden neue TFF- aus epithelialen Primärtumoren, die sich vor allem im Lauf Formen im Immunsystem sowie TFF-Peptide im Gehirn un- von chronischen Entzündungen entwickeln. Aktuelle For- tersucht. So wird TFF3 nicht nur in Neuronen sondern auch schungsprojekte am IMMC: in aktivierten Mikrogliazellen, d. h. den Immunzellen des ‣ Schnelle Reparatur durch Zellwanderung: Dabei müssen­ Nervensystems, synthetisiert. Diese Zellen sind speziell an u. a. Zell-Zellkontakte partiell gelöst werden. Eine vollständi- entzündlichen Erkrankungen des ZNS sowie an bestimmten ge Auflösung der Zellkontakte kann dagegen zur Metastasie- psychiatrischen Erkrankungen beteiligt. rung führen. Am IMMC wird die Genexpression in stationären und migrierenden Zellen in Kultur vergleichend untersucht. In der Lehre ist das IMMC für die Chemieausbildung der ‣ Kontinuierliche Erneuerung der Magenschleimhaut: Die Medizinstudierenden in den ersten drei Semestern verant- unterschiedlichen Zelltypen der Magendrüsen werden kon- wortlich (Vorlesungen, Seminare, Großpraktikum). Ziel ist tinuierlich durch Differenzierung aus Stamm- und Vorläufer- die Vermittlung eines molekularen Weltbilds, das für die zellen erneuert. Ist diese Differenzierung gestört (z. B. bei moderne Medizin und ihre Weiterentwicklung auf wissen- chronischen Entzündungen), kommt es zur Bildung von „fal- schaftlicher Grundlage heute selbstverständlich ist. Zusätz- schen“ Zelltypen (Metaplasien); diese stellen typische Vor- lich wird das Wahlpflichtfach „Einführung in die Molekulare stufen für Karzinome dar. Am IMMC wird u. a. mit Hilfe der Medizin“ angeboten. Außerdem ist Prof. Hoffmann Sachver- Lasermikrodissektion die Differenzierung verschiedener ständiger am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Zelltypen untersucht. Prüfungsfragen (IMPP) und Vorsitzender der Arbeitsgemein- ‣ Biosynthese und Funktion von TFF-Peptiden: Diese Peptid­ schaft „Chemie in der Medizinerausbildung“ der Gesellschaft familie (TFF1-3) spielt eine Schlüsselrolle für den mukosalen Deutscher Chemiker (GDCh).

84 Festschrift 2014 Institut für Molekulare und Klinische Immunologie

Direktor: Prof. Dr. med. Burkhart Schraven

as heutige Institut für Molekulare und Klinische Im- tion online verfolgt werden können. Die am Institut ange- munologie (IMKI) ging bei der Gründung der Medizi- siedelte Serviceeinheit „Mehrdimensionale Mikroskopie und Dnischen Fakultät 1993 als eigenständige Einrichtung Zelluläre Diagnostik“ der Medizinischen Fakultät stellt aus der Abteilung für Klinische Immunologie des Instituts ­neueste Analysetechniken bereit und bietet neben der für Medizinische Mikrobiologie hervor. Durchfluss­ zytometrie,­ Zellsortierung und Heute ist das Institut integraler Teil des konfo­kalen Mikroskopie auch die Mög- Gesundheitscampus Immunologie, Infek- lichkeit von mikroskopischen Lebendzell- tiologie und Inflammation (GC-I) der Untersuchungen. ­Medizinischen Fakultät bzw. des Univer- sitätsklinikums Magdeburg. Das Institut Die Forschungsprojekte des Instituts sind ist in die Krankenversorgung, die For- im DFG-SFB 854 „Organisation der zellu- schung und die Lehre des Gesundheits- lären Kommunikation im Immunsystem“ campus eingebunden und wird seit März (Sprecher Prof. Schraven) eingebunden. 2001 von Prof. Schraven geleitet. Der SFB 854 hat am 01.01.2014 die Arbei- ten für die zweite Förderperiode aufge- Die diagnostischen Arbeitsbereiche des nommen (01/2014-12/2017). Das Finanz­ IMKI, Immunhistologie, Immunphysiologie volumen des SFB beläuft sich auf ca. und Immunserologie, erfüllen Aufgaben 11 Mio. €. Insgesamt schafft der SFB 854 in der Krankenversorgung. Den Schwerpunkt stellt die Labor­ für das Land Sachsen-Anhalt 29 Arbeitsplätze. diagnostik von Autoimmunerkrankungen, Immundefekten Das Institut ist auch am Else-Kröner-Forschungskolleg Mag- und Allergien dar. deburg und am DFG-Graduiertenkolleg 1167 „Zell-Zell-Kom- munikation im Nerven- und Immunsystem“ beteiligt. Lokal Die Forschungsaktivitäten des IMKI bilden eine tragende ist das Institut eng mit dem Leibniz-Institut für Neurobiolo- Säule des Gesundheitscampus Immunologie, Infektiologie gie (LIN) Magdeburg und dem Max-Planck-Institut (MPI) für und Inflammation. Hauptforschungsgebiet ist die Aufklärung Dynamik komplexer technischer Systeme vernetzt. Der wich- von molekularen Mechanismen der Signalübertragung in tigste regionale Kooperationspartner ist das Helmholtz- Immunzellen. Dabei stehen neben der Aufklärung der Me- Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, mit chanismen der T-Zell-Aktivierung auch systembiologische dem Fragen zu den molekularen Mechanismen von Infekti- Ansätze zur Beschreibung von Netzwerken der Signalüber- onserkrankungen und der korrespondierenden Immunantwort tragung im Mittelpunkt (Arbeitsgruppe [AG] Prof. Burkhart bearbeitet werden. Getragen wird die Kooperation mit dem Schraven). Die AG „Immunmodulation“ (Prof. Ulrike Seifert) HZI durch mehrere gemeinsam durchgeführte und finanzier- untersucht Funktionen des Immunproteasoms bei der T-Zell- te Berufungsverfahren (AGs Prof. Schmitz und Prof. Müller). Aktivierung während der Fokus der AG „Systemorientierte Prof. Schraven leitet seit 2007 die Abteilung „Immunkon­trolle“ Immunologie und Entzündungsforschung“ (Prof. Ingo Schmitz) am HZI. Perspektivisch soll die Kooperation zwischen HZI auf der Entschlüsselung von Signalwegen liegt, die in Zellen und der Medizinischen Fakultät durch Einrichtung eines des Immunsystems den Zelltod regulieren. Die AG „Moleku- gemeinsam unterhaltenen Instituts weiter ausgebaut werden. lare Immunologie“ (Prof. Thomas Schüler) beschäftigt sich mit regulatorischen Prozessen der Aufrechterhaltung der In der studentischen Lehre beteiligt sich das Institut an den T-Zell-Homöostase und die AG „Intravitalmikroskopie“ (Prof. Studiengängen Humanmedizin und Biosystemtechnik. Ein ­Andreas Müller) hat sich auf die sogenannte Multiphotonen- Masterstudiengang „Immunologie“ soll ab dem Winter­ mikroskopie spezialisiert, mit der die Wechselwirkungen von semester ab Wintersemester 2015/16 unter der Federführung Immunzellen und Krankheitserregern während einer Infek- des IMKI angeboten werden.

Festschrift 2014 85 Institut für Neuroradiologie

Direktor: Prof. Dr. med. Martin Skalej

as Institut für Neuroradiologie des Universitätsklini- kums Magdeburg wurde im Februar 2006 als Einrich- Dtung neu gegründet und ist bis heute die einzige ­eigenständige neuroradiologische Einrichtung in Sachsen- Anhalt. Durch erfolgreiche Arbeit auf klinischem und wis- senschaftlichem Gebiet hat sich das Institut inzwischen zu einer der größten Abteilungen für Neuroradiologie in Deutschland entwickelt. Unser Ziel ist die umfassende me- dizinische Versorgung von Patienten auf höchstem Niveau. Dazu werden sämtliche bildgebenden Verfahren zur Diag- nostik von Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks und der Wirbelsäule angeboten. Einen Schwerpunkt bilden mi- nimal-invasive Eingriffe von Gefäß- und Wirbelsäulener- krankungen, die in großem Umfang durchgeführt werden. Hierzu werden uns Patienten überregional, auch aus ande- ren Bundesländern zugewiesen. Unser wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Weiterentwick- die Hämodynamik und Wandbeschaffenheit intrakranieller lung und Erprobung bildgebender Verfahren zur Diagnostik Aneurysmen mit speziellen Verfahren, wie dem intravasku- und Therapie neurologischer Erkrankungen. Zu diesem Zweck lären Ultraschall und der optischen Kohärenztomographie, bestehen zahlreiche wissenschaftliche Kooperationen mit die für die intrakranielle Anwendung weiterentwickelt wer- namhaften Herstellern von Medizinprodukten. Als Konsequenz den, erforscht. Zudem werden Simulationstechniken einge- ist das Institut mit modernsten Geräten ausgestattet, die setzt, um die Entstehung, das Wachstum und die daraus teilweise kommerziell noch nicht erhältlich sind. 2007 und resultierende Rupturgefahr von Aneurysmen besser zu ver- 2012 wurden im Rahmen solcher Kooperationen die jeweils stehen. modernsten Angiographieanlagen der Firma Siemens im Institut für Neuroradiologie als erster Einrichtung weltweit Die gemeinsamen Aktivitäten des Instituts, der technischen installiert. Zur Forschung stehen außerdem ein 7-Tesla-MRT, Disziplinen und der Industrie haben national und internati- ein 3-Tesla-MRT sowie eine weitere DSA-Anlage mit neues- onal bereits große Beachtung gefunden. So wird die inter- ten, ebenfalls kommerziell noch nicht erhältlichen Funktio- disziplinäre Arbeitsgruppe an der Universität als eine von nen, zur Verfügung. nur 10 Forschungscampus in Deutschland mit dem Projekt STIMULATE (Solution Center for Image Guided Local Thera- Darüber hinaus wurden unter Beteiligung des Instituts Ar- pies) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung beitsgruppen gegründet, die sich aus Wissenschaftlern ver- (BMBF) gefördert. Zudem wird 2018 das 15. Interdisciplinary schiedenster Fachrichtungen zusammensetzen. Hierdurch Cerebrovascular Symposium, ein angesehener internationa- können Expertisen gebündelt und ein ganzheitlicher Ansatz ler Kongress, in Magdeburg stattfinden. zur Problemlösung verfolgt werden. So bestehen enge Zu- sammenarbeiten mit den technischen Fakultäten der OVGU, Mit der stetigen Verbesserung der jetzt schon hervorragen- aber auch mit international renommierten neuroradiologi- den Ausstattung, aber auch dem Gewinn neuer Erkenntnis- schen Instituten wie der University of Wisconsin in Madison se auf pathologischer und pathophysiologischer Basis erfül- und der University of Massachussets in Boston. Mit diesen len wir die ständig steigenden Anforderungen an unser Arbeitsgruppen werden Methoden zur Messung der Hirn- erklärtes Ziel: die schonende, sichere und wirksame Versor- perfusion beim akuten Schlaganfall verbessert, aber auch gung der uns anvertrauten Patienten.

86 Festschrift 2014 Institut für Pharmakologie und Toxikologie

Direktorin: Prof. Dr. rer. nat. Daniela C. Dieterich

as Institut für Pharmakologie und Toxikologie über- nimmt für die Studierenden der Humanmedizin den DUnterricht für die Allgemeine und Spezielle Pharma- kologie und Toxikologie in Form von Vorlesungen und Seminaren.­ Die Forschungsschwerpunkte des Instituts liegen auf den Gebieten der Neuropharmakologie, der molekularen Neuro- biologie und der Neuroimmunpharmakologie, und reflektie- ren damit die beiden Schwerpunkte der hiesigen Fakultät. Mit einem vielfältigen Methodenrepertoire konzentrieren wir uns auf die Arbeitsschwerpunkte 1) Zusammenspiel von Neuronen und Astrozyten bei synaptischer Funktion und Plastizität, 2) zelluläre Grundlagen von Sucht und Toleranz sowie von Schizophrenien und 3) Modulation von Verhalten durch Emotionen unter Beteiligung verschiedener Gehir- nareale, Transmitter und Rezeptoren. Das Institut ist an den gisch (Schizophrenie, Kindling, Analgesie, Suchtverhalten) beiden Sonderforschungsbereichen SFB 779 und 854 sowie und neurophysiologisch etablierten Tiermodellen untersucht, dem CBBS (Center for Behavioral Brain Sciences) beteiligt um Grundmechanismen adaptiv-plastischer synaptischer und unterhält vielfältige nationale und internationale Ko- Aktivität sowie der Sucht und Toleranz aufzuklären. Zudem operationen. widmen sich diese beiden Arbeitsgruppen der Entschlüsse- lung der psychotropen Wirkung von Pflanzenextrakten (Kra- In der Arbeitsgruppe „Neurale Plastizität und Kommunika- tom, Ficus plat., Baldrian). tion“ (Prof. Daniela Dieterich) werden die molekularen Grund- lagen von Synaptogenese, neuronaler und gliärer Integra- Die Arbeitsgruppe „Neuropharmakologie emotionaler Sys- tion und synaptischer Plastizität untersucht. Die eigens teme“ um Prof. Markus Fendt untersucht die Modulation von dafür entwickelten und ständig weiterverbesserten Klick- Verhalten in Anhängigkeit von Emotionen. Die Emotion chemischen Methoden ermöglichen eine differenzielle und „Furcht“ z. B. wird durch potentiell gefährliche Ereignisse zellspezifische Proteomanalyse de novo synthetisierter und ausgelöst und beeinflusst nachfolgend verschiedene Verhal- –fukosylierter Proteine in Neuronen und Astrocyten. Darüber tensweisen. Parallel dazu wird ein Gedächtnis für das Erleb- hinaus nutzen wir diese Methoden für die Analyse des te gebildet. Sowohl angeborenes Furchtverhalten als auch Protein-Turnovers, um weitere Erkenntnisse zur Dynamik das damit zusammenhängende Lernen wird in stammesge- spezifischer Proteome unter physiologischen und pathophy- schichtlich sehr alten Gehirnstrukturen verarbeitet. Von be- siologischen Bedingungen zu gewinnen. Hier widmen wir sonderem wissenschaftlichen Interesse ist, wie diese Ge- uns z. B. den Konsequenzen des ischämischen Schlaganfalls hirnstrukturen miteinander interagieren und wie diese auf molekularer Ebene in Zusammenarbeit mit den Kollegen pharmakologisch beeinflussbar sind. Diese Erkenntnisse der Magdeburger Immunologie. sollen genutzt werden, um pathologische Emotionen und damit verbundenes pathologisches Lernen, wie es bei De- Im Labor „Biochemische Pharmakologie“ (Dr. Helmut pressionen und Angststörungen der Fall ist, zu behandeln. ­Schröder) und der Arbeitsgruppe „Verhaltenspharmakologie Die emeritierten Professoren Volker Höllt und Gisela Grecksch (Prof. Axel Becker) werden Veränderungen synaptischer beschäftigen sich mit der Bedeutung der Opioid- und Can- Parameter wie z. B. Rezeptorbindung, Transmitterfreisetzung nabinoid-Rezeptoren bzw. der Verhaltenspharmakologie von und -uptake auf deren Relevanz an verhaltenspharmakolo- Sucht und Toleranz.

Festschrift 2014 87 Institut für Physiologie

Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Volkmar Leßmann

m Mittelpunkt der Forschungsthematik des Instituts steht die Untersuchung der Kommunikation zwischen Nerven- I zellen an Synapsen. Das Verständnis der Informations- verarbeitung an diesen zellulären Schaltstellen ist der ­Schlüssel zum Verständnis jeder höheren Funktion des Ner- vensystems. Das Speichern von Gedächtnisinhalten, das Erinnern daran und die kreative Verknüpfung bestehender Gedächtnisinhalte zu neuen Gedanken beruhen alle auf der Abspeicherung und dem Abrufen von elektrischen Informa- tionen an Synapsen (vgl. Abb.). Zum Verständnis dieser Vor- gänge werden isolierte Nervenzellen und Hirnschnitte von Mäusen und Ratten mithilfe modernster elektrophysiologi- scher, mikroskopischer und molekularbiologischer Methoden live und in Echtzeit untersucht. Die am Tiermodell gewon- nenen Informationen sind auf die entsprechenden Vorgänge im Gehirn des Menschen vollständig übertragbar. Die beim Menschen mit modernsten Methoden messbaren Signale der­ Hirn-Aktivität (z. B. mit Elektroenzephalografie (EEG) und 2.) Fluoreszenz-mikroskopische Untersuchung der synapti- funktionaler Magnetresonanz-Tomographie (fMRI)) sind im schen Ausschüttung von BDNF. BDNF wird durch mole- Hinblick auf die räumliche und zeitliche Auflösung den o. g. kularbiologische Verfahren (Markierung mit GFP) so zellulären Messungen am Tiermodell unterlegen. Nur eine modifiziert, dass es mit mikroskopischen Verfahren sicht- Kombination moderner zellulärer Neuro-Forschung am Tier- bar wird. Der Transport von BDNF-GFP zu den Synapsen modell einerseits und nicht-invasiver Messverfahren am erfolgt in Vesikeln, die als fluoreszierende Partikel in Menschen andererseits kann zum tieferen Verständnis der Hirnschnitten live beobachtet werden können. Auch die Gehirnfunktion des Menschen führen. Beide Forschungs- Ausschüttung von BDNF-GFP an den Synapsen während richtungen müssen deshalb in Magdeburg langfristig kom- der Gedächtnisbildung kann so live beobachtet werden. biniert werden. Die Tragfähigkeit dieser kombinierten For- schungsansätze wird eindrucksvoll z. B. durch den in 3.) Verhaltensphysiologische Untersuchungen des BDNF- Magdeburg etablierten DFG-Sonderforschungsbereich 779 abhängigen Lernens in Mäusen. Messung Hippocampus- und das Neuro-Forschungszentrum CBBS dokumentiert. abhängiger Lernvorgänge zum ortsabhängigen Gedächt- nis. Messung der amygdalaabhängigen Lernvorgänge Im Einzelnen werden am Institut für Physiologie z. B. fol- (sog. Furcht-Konditionierung). Diese Untersuchungen gende experimentelle Ansätze verfolgt: werden an Mäusen durchgeführt, in denen BDNF im 1.) Elektrophysiologische Patch-clamp Ableitungen an prä- ­Hippocampus oder in der Amygdala fehlen oder pharma- und postsynaptischen Nervenzellen in Hirnschnitt-­ kologisch reduziert wurden. Eine anschließende elektro- Präparaten von Mäusen. Messung der veränderten physiologische Messung der LTP in Hirnschnitten dieser ­synaptischen Signalübertragung bei Lernprozessen (Lang- Tiere (vgl. 1.) erlaubt die Korrelation der LTP in Hippo­ zeitpotenzierung, LTP). Diese synaptischen Lernvorgänge campus und Amygdala mit den durch den BDNF-Entzug werden durch Proteine (v. a. BDNF) in Gang gesetzt, die geänderten Lernvorgängen im Tier. bei häufiger Reizung der Synapsen freigesetzt werden und über biochemische Prozesse die synaptische Signal- weitergabe dauerhaft verstärken.

88 Festschrift 2014 Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie

Direktor: Prof. Dr. med. Bernt-Peter Robra, M.P.H.

rof. Dr. med. Bernt-Peter Robra, M.P.H. und das Team des Instituts für Sozialmedizin und Gesundheitsökono- P mie (ISMG) forschen für Qualität und Effizienz im -Ge sundheitswesen. So ist das Institut an der größten epidemio- logischen Längsschnittstudie in Deutschland, der Nationalen Kohorte (NAKO), beteiligt. Dieses Vorhaben wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Helmholtz-Gemeinschaft und 14 Bundesländer gefördert. Bis zu 200.000 Teilnehmende tragen dazu bei, dass in den nächs- ten 10 Jahren typische Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes und Demenz genauer untersucht werden können. Ursachen für die Entstehung dieser Krankheiten, begünstigende Fak- toren, mögliche Schutzmaßnahmen sowie frühzeitige Erken- nungsmöglichkeiten stehen im Fokus der Studie. Das ISMG koordiniert in der NAKO das Kompetenznetz „Sekundär- und Registerdaten“, das Daten von Sozialversicherungsträgern für wissenschaftliche Analysen erschließt und unter Beachtung der Datenschutzerfordernisse mit den Studiendaten verknüpft. Die gesundheitsökonomische Arbeitsgruppe unter Leitung Eine weitere Kohortenstudie, an der das Institut mitwirkt, ist von Prof. Vogt beschreibt interdisziplinär die Grundlagen von „lidA - leben in der Arbeit“. Für eine repräsentative Stichpro- Entscheidungsprozessen. In einem Projekt wird die neuro- be sozialversicherungspflichtig Beschäftigter werden die nale Basis von Entscheidungen unter strategischem Risiko langfristigen gesundheitlichen Folgen von Arbeit auf die und in Lotterien untersucht, um Rückschlüsse über affektive Gesundheit in einer älter werdenden Erwerbsbevölkerung und kognitive Prozesse in Entscheidungssituationen zu liefern. untersucht. Dies wird eine der umfassendsten Untersuchun- Im Rahmen der genannten Studien kooperiert das Institut gen im Bereich der Arbeitswelt sein (s. Hasselhorn et al. mit den mehr als 20 Partnern der NAKO an Universitäten, „Cohort profile: The lidA Study - a German Cohort Study on Helmholtz- und Leibniz-Instituten sowie (inter-)nationalen Work, Age, Health and Work Participation“, International Forschergruppen auf dem Gebiet der Arbeitsepidemiologie Journal of Epidemiology 2014). und der Gesundheitsökonomie.

Die Versorgungsforschung umfasst ein breites thematisches In der Lehre vermitteln Prof. Robra und die Mitarbeiterinnen Spektrum (s. Janßen, Swart, v. Lengerke (Hrsg.) „Health Care und Mitarbeiter für die ärztliche Tätigkeit unentbehrliche Utilization in . Theory, Methodology and Results“, sozialwissenschaftliche, epidemiologische, gesundheits­ Springer 2014). Mittels typisierter Fallbeschreibungen soll­ systembezogene, und gesundheitsökonomische Kenntnisse. z. B. herausgefunden werden, welche Determinanten aus Darüber hinaus ist das Institut an der Entwicklung innovati- Patientensicht zur Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen ver Lehrprojekte zur Strukturierung der Praxisphasen in der führen. Ein klareres Verständnis der patienteninitiierten medizinischen Ausbildung beteiligt. ­Nachfrage kann zu einer besseren Organisation des Gesund- heitssystems beitragen. Ziel eines weiteren Forschungspro- jektes ist es, die Relevanz von Polypharmazie zu verdeutlichen, und Leistungserbringer des Gesundheitswesens wie auch Patienten für die Thematik zu sensibilisieren.

Festschrift 2014 89 Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie mit Blutbank

Direktor: Prof. Dr. med. Marcell U. Heim

as Institut für Transfusionsmedizin und Immunhäma- tologie mit Blutbank entstand aus dem ehemaligen DBezirksinstitut für Transfusionswesen und wird seit 1993 von Prof. Dr. Marcell­ U. Heim geleitet. Die kontinuier- liche Versorgung aller Patienten der Magdeburger Univer- sitätsklinik mit Blut- und Blutprodukten gehört zu seinen wichtigsten Aufgaben. Daneben gibt es eine langjährige Zusammenarbeit bei der Notfallversorgung mit Blutproduk- ten mit dem Städtischen Klinikum und anderen Magdeburger Kliniken sowie mit mehreren Arztpraxen in der Stadt.

Mehr als 7.000 Spenderinnen und Spender kommen regel- mäßig in unser Institut und leisten pro Jahr insgesamt ca. 18.000 Blut-, Plasma- und Thrombozytenspenden. Leistungs- mit Knochenmark- und Stammzelltypisierungen sowie Tes- fähige Geräte stehen für therapeutische Blutbestandteilent- tungen auf Leukozyten-, Thrombozyten- und Heparin-Anti- nahmen zur Verfügung. Zusätzlich bieten wir an unserem körper beschäftigt. Institut auch die Möglichkeit, vor einem geplanten operativen Auch die Knochenmark- und Stammzellspenderdatei der Eingriff Eigenblut zu spenden. Eine Eigenblutspende wird Magdeburger Universitätsklinik hat ihren Sitz im Institut. Die empfohlen, wenn bei einer geplanten Operation mit einer Mitarbeiterinnen der Datei betreuen die mehr als 38.000 hohen Transfusionswahrscheinlichkeit zu rechnen ist. In registrierten Knochenmark- und Stammzellspender und or- diesem Fall stehen selbstverständlich Blut, Plasma und Blut- ganisieren die erforderlichen Untersuchungen, Stammzell- plättchen zur Verfügung, doch die Eigenblutspende ermög- und Knochenmarkentnahmen und den Transport der Trans- licht eine Reduzierung der Zahl der Fremdbluttransfusionen. plantate in alle Welt. Blut-, Plasma- und Thrombozytenspenden werden an fünf Werktagen sowie einmal im Monat auch am Samstag ent- In der in unserem Institut ansässigen Ambulanz für Trans- gegen genommen. Für die medizinische Versorgung der fusionsmedizin und Hämostaseologie des Medizinischen Patienten stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Versorgungszentrums (MVZ) des Universitätsklinikums wer- Instituts 24 Stunden täglich und auch an den Wochenenden den Patienten mit einem Blutungsleiden, wie z. B. Hämo- und Feiertagen zur Verfügung. philie oder Willebrand-Syndrom sowie Patienten mit Throm- Das Risiko der Übertragung von Infektionskrankheiten wie bophilie betreut. Hierzu gehört auch die Mitbetreuung von z. B. AIDS oder Hepatitis B und C durch Blutkonserven ist Schwangeren mit einem bekannten Blutungsleiden oder heutzutage aufgrund hochwertiger Untersuchungsmethoden einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse. minimal. Der zum Institut gehörende Bereich der Qualitäts- Die Diagnostik von Gerinnungsstörungen bei Patienten mit kontrolle ist mit moderner Labortechnik ausgestattet und vermuteter oder bestehender Blutungs- oder Thrombose- arbeitet nach strengen europäischen Richtlinien. neigung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Bereich So wie auch der Serologie-Laborbereich unseres Instituts, Laboratoriumsmedizin des MVZ. in dem jährlich mehr als 80.000 Blutgruppenbestimmungen, Zu den weiteren Leistungen der Ambulanz sollen in Zukunft Verträglichkeitstests und andere serologische Untersuchun- auch die Transfusion von Erythrozyten- und Thrombozyten- gen, wie z. B. auf Erythrozyten-Antikörper, durchgeführt konzentraten inklusive der notwendigen blutgruppen­ werden. serologischen Untersuchungen gehören. Zum Institut für Transfusionsmedizin gehört weiterhin ein HLA (Human Leucocyte Antigen)-Labor, dass sich vor allem

90 Festschrift 2014 Bereich Arbeitsmedizin

Leiterin: Prof. Dr. med. Irina Böckelmann

ie Geschichte der Arbeitsmedizin in Magdeburg ist vor allem mit dem Namen einer der Pioniere der Arbeits- Dmedizin, Max Octavio Otten, verbunden, der u. a. ab 1932 ärztlicher Direktor des Krankenhauses Magdeburg- Sudenburg sowie Ehrensenator der Medizinischen Akademie Magdeburg (MAM) war. Er richtete 1927 erstmalig eine Be- ratungsstelle für Berufskrankheiten und 1948 eine Ambulanz sowie eine Klinische Abteilung für Berufskrankheiten ein. Die Abteilung Arbeitshygiene wurde als selbstständige Ein- richtung der MAM 1972 gegründet, deren erster Leiter Prof. P.-J. Reum war. Die akademische Entwicklung mit den er- weiterten Aktivitäten auf dem Gebiet arbeitsmedizinischer und -physiologischer Jugendforschung, Belastungsbean- spruchungsanalyse des Stütz- und Bewegungssystems bei verschiedenen Arbeitsformen sowie der systematische Auf- bau einer arbeitsmedizinischen Ambulanz wurden von 1985 bis 1992 durch den damaligen Direktor Prof. B. Hartmann geformt. Diese Struktur steht bis heute allen Ärzten sowie Zu den Dienstleistungen gehören vor allem Funktionsunter- Patienten zur Abklärung einer vermuteten beruflichen Ge- suchungen und arbeitshygienische Bewertungen von sundheitsschädigung im Rahmen der Berufskrankheitsfragen ­Arbeitsplätzen (Indoor- und Klimamessungen) für den Per- zur Verfügung. Unter Direktion von Prof. E. Pfister von 1993 sonalärztlichen Dienst sowie regelmäßige hygienische Über- bis 2008 wurden zahlreiche BMBF-Forschungsprojekte zur prüfungen der OP-Bereiche der Kliniken und die Luftrein- Neurotoxizität verschiedener Arbeitsschadstoffe bearbeitet heitsprüfungen in der Blutbank und der Apotheke. und die Lehre in den Fächern Arbeitsmedizin und Klinische Das IAM bringt sich in die Arbeitskreise Gesundheit der OVGU Umweltmedizin neu ausgerichtet. und der Universitätsmedizin ein. Mit dem Wahlpflichtfach „Praktische Betriebsmedizin“ wird Der heutige Bereich Arbeitsmedizin (IAM) wird von Prof. den Studierenden die Chance gegeben, einen Einblick in das Irina Böckelmann geleitet und ist durch die Bearbeitung Fach zu bekommen, in verschiedenen werksärztlichen Diens- drittmittelfinanzierter Forschungsprojekte zu arbeitsphysio- ten die tägliche Praxis kennenzulernen und sich gleichzeitig logischen Ansätzen der Beanspruchungsanalyse bei der über die beruflichen Perspektiven als Betriebsarzt zu infor- Anwendung innovativer Technologien (Head-Mounted-Dis- mieren. play, Hochleistungsultraschall), zur Untersuchung der Ein- Erfolgreiche Promotionen und Habilitationen, Publikationen flüsse endogener und exogener Faktoren auf die visuelle und Preise unserer Nachwuchswissenschaftler sowie inter- Wahrnehmung sowie zur Lehrergesundheit geprägt. Hervor- nationale Kooperationen (USA, Ukraine, Russland) ergänzen zuheben sind auch Forschungsstudien zur Beanspruchungs- den Überblick über interessante Tätigkeiten in diesem Bereich. ermittlung bei psychischen Belastungen in verschiedenen Die Arbeitsmedizin erfüllt den Charakter einer präventiv Berufsgruppen und zur Herzfrequenzvariabilitätsanalyse. ausgerichteten Fachrichtung der Medizin, die notwendiger- weise eine breite, organübergreifende Ausrichtung haben Im Rahmen der betriebsärztlichen Tätigkeit führt das IAM muss und die von einer Interdisziplinarität mit Pneumologie, vor allem arbeitsmedizinische Vorsorge, Beratungen bei Dermatologie, Psychosomatische Medizin, Hals-, Nasen-, Gefährdungsbeurteilungen und der Auswahl von Arbeits- Ohrenheilkunde u. a. nicht nur lebt, sondern auch auf sie schutz- und Präventionsmaßnahmen durch. angewiesen ist.

Festschrift 2014 91 Bereich Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin

Leiterin: Prof. Dr. phil. Eva Brinkschulte

er Bereich Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin (GET) wurde 2003 neu eingerichtet, die Leitung über- Dnahm Privatdozentin Dr. Eva Brinkschulte. Zunächst war der Bereich gemeinsam mit dem Institut für Sozialme- dizin und Gesundheitsökonomie in der Sternstraße 19 un- tergebracht. 2007/08 erfolgte der Umzug auf das Gelände des Universitätsklinikums in die renovierten Räume im Süd- turm des Hauses 2 in der 3. Ebene.

GET ist verantwortlich für die Pflichtveranstaltungen „Ter- minologie für Mediziner“, den Querschnittsbereich „Ge- schichte, Theorie und Ethik der Medizin“. Zudem werden Vorlesungen und Seminare im Querschnittsbereich „Pallia- tivmedizin“ gehalten. Neben der Pflichtlehre bietet das In- stitut regelmäßig Wahlfachveranstaltungen zu aktuellen In den letzten drei Jahren wurden u. a. in Magdeburg, medizinethischen Fragen und zu relevanten zeithistorisch ­München und Hamburg Tagungen veranstaltet: 2011 ein von medizinischen Themen an. der DFG gefördertes internationales Symposium zum Thema Ab 2007/08 war der Lehrbereich GET maßgeblich am Aufbau „Schönheitschirurgisches Enhancement: Kulturgeschichtliche, der E-Learning Plattform Moodle beteiligt und hat zur Eta- ethische und medizinpsychologische Perspektiven“ (gemein- blierung des „Kompetenzzentrums E-Learning“ der Medizi- sam mit der Inhaberin der Dorothea-Erxleben-Gastprofessur, nischen Fakultät beigetragen, den Vorsitz des Zentrums hat Dr. phil. habil. Dipl.-Psych Ada Borkenhagen). 2012 wurde seit 2008 Prof. Dr. Eva Brinkschulte. Seit 2009 ist sie Mitglied mit Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio (Institut für Ge- in der Ethikkommission der Otto-von-Guericke-Universität schichte und Ethik der Medizin, TU München) in München an der Medizinischen Fakultät. die Tagung zum Thema „Norm als Pflicht, Zwang oder Traum. Der Bereich GET hat darüber hinaus in der Vergangenheit Normierende versus individualisierende Bestrebungen in einige Ausstellungen, Vortragsreihen und Tagungen für ein der Medizin“ durchgeführt. Im Frühjahr 2013 fand in Ham- breites, interessiertes Publikum initiiert. Schon 2003 wurde burg das Symposium „Arbeitsrhythmus und Arbeitsalltag. im Magdeburger Dom die Ausstellung „Gewissenlos - Ge- Arbeit als Therapie in psychiatrischen Anstalten vom Kaiser- wissenhaft. Menschenversuche im Konzentrationslager“ ge- reich bis in die Zeit des Nationalsozialismus“ statt, das aus zeigt. 2004 wurde anlässlich des 250-jährigen Doktorjubi- der Kooperation mit dem DFG-Forschungsprojekt „Arbeit in läums von Dorothea Erxleben die Ausstellung „Weibliche der Anstalt: Hamburg Langenhorn und die Landes-, Heil- und Ärzte“ in der Universitätsbibliothek präsentiert, eine Po­ Pflegeanstalt Uchtspringe in den 1920er Jahren – ein Vergleich“ diumsdiskussion und eine Tagung zum Thema „Pionierinnen, hervorgegangen ist. Zuletzt konnte im September 2013 die Wissenschaftlerinnen, Kämpferinnen. Dorothea Erxleben Tagung der „Deutsch-polnischen Gesellschaft für Geschich- und die weibliche Seite der (Natur)wissenschaft“ veranstal- te der Medizin“ zum Thema die „Sprache der Medizin“ in tet. Daraus entstand das Buchprojekt „Dorothea Christiana Magdeburg abgehalten werden. Erxleben. Weibliche Gelehrsamkeit und medizinische Pro- fession seit dem 18. Jahrhundert“ (gemeinsam mit Prof. Eva In den letzten Jahren wurden am Bereich GET insgesamt acht Labouvie, OVGU, Institut für Geschichte). Im letzten Jahr Dissertationsprojekte abgeschlossen, die sowohl die medizin- konnte die Ausstellung „Im Gedenken der Kinder. Die Kin- ethische als auch medizinhistorische Arbeiten z. T. mit einem derärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“ im regionalen Bezug behandelten. Magdeburger Dom gezeigt werden.

92 Festschrift 2014 Institut für Biochemie und Zellbiologie

Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Klaus-Dieter Fischer

ie Wurzeln des heutigen Instituts für Biochemie und Zellbiologie reichen bis in die frühen 60er Jahre des D20. Jahrhunderts zurück; zu dem Zeitpunkt also, an dem die vor­klinische Ausbildung an der Medizinischen Aka- demie in Magdeburg eingeführt wurde. Damals entstanden zum einen ein Biologisches Institut und zum anderen ein Institut für Physiologische Chemie. Letztgenanntes wurde später in Institut für Biochemie umbenannt und behielt in den folgenden Jahren unverändert den Namen und seine namensgebende Funktion in der Studentenausbildung. Das Institut für Biologie fusionierte 1979 mit der Anatomie, um seit 1985 wieder als unabhängige Einrichtung die Biologie- Ausbildung der Magdeburger Medizinstudenten durchzu- führen. 1992 erfolgte die Umbenennung in Institut für ­Medizinische Neurobiologie. Im Jahr 2008 schließlich ver- schmolzen die Institute für Medizinische Neurobiologie und Biochemie zum neu gegründeten Institut für Biochemie und Zellbiologie unter dem jetzigen Direktor Prof. Dr. Klaus- Dieter Fischer. Das Institut ist im Forschungsgebäude Haus 1 untergebracht. Aus den beiden Vorgängerinstituten wurden die umfangreichen Lehraufgaben übernommen: Sie umfas- sen sowohl die Biologie- als auch die Biochemie-Ausbildung reichen Methodenspektrum, das von der Analyse auf Molekül­ der Medizinstudenten und damit einen wichtigen Teil der ebene bis zu Verhaltensuntersuchungen reicht, liefert das Vorklinik. Aktuelle Erfolge in der Lehre spiegeln sich im Institut die Grundlagen dafür, dass die Mitarbeiter gefragte ausgezeichneten Abschneiden der Studenten beim Physikum Kooperationspartner in lokalen, nationalen und internatio- und in der Vergabe von Preisen durch die Studenten der nalen Projekten waren und sind. Fakultät an Mitarbeiter des Instituts für die beste vorklinische Ausdruck dessen sind die insgesamt 130 Originalarbeiten, Lehre in den Jahren 2011, 2012 und 2013 wider. die unter Beteiligung von Institutsmitarbeitern seit 2008 in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden, -da Der Schwerpunkt der Forschung im Institut für Biochemie runter in so hervorragenden wie Nature, Immunity, Blood und Zellbiologie liegt auf der Analyse ausgewählter und und Experimental Neurology. Auch in der Zukunft wird das klinisch relevanter intra- und interzellulärer Signalkaskaden, Institut seinen Anteil zur Bearbeitung der Forschungsschwer- die an physiologischen und pathologischen Prozessen im punkte der Medizinischen Fakultät liefern und weiter die Gehirn und Immunsystem beteiligt sind. Damit befindet sich molekularen Mechanismen der zellulären Signalgebung das Institut genau an der Schnittstelle zwischen den beiden aufklären. Dafür bietet der „Gesundheitscampus Immunolo- aktuellen, auf molekulare und zelluläre Mechanismen aus- gie, Infektiologie und Inflammation (GC-I)“ der Medizinischen gerichteten Forschungsschwerpunkten der Medizinischen Fakultät, in dem das Institut eingebettet ist, ideale Voraus- Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg: setzungen. Die geplanten Arbeiten sollen zum tieferen Ver- Neuro- und Immunbiologie. Die wissenschaftlichen Vorhaben ständnis von Erkrankungen auf molekularer Ebene beitragen am Institut werden durch Drittmittel der Deutschen For- und so neue Zielmoleküle für die pharmakologische Inter- schungsgemeinschaft und der Leibniz-Gesellschaft gefördert. vention bei Entzündungsprozessen des Immun- und Nerven- Ausgestattet mit modernen Geräten und mit einem umfang- systems identifizieren.

Festschrift 2014 93 Institut für Pathologie

Direktor: Prof. Dr. med. Albert Roessner

ie zentrale Aufgabe des Institutes für Pathologie ist die histopathologische und molekularpathologische DDiagnostik für das Universitätsklinikum. Im Jahr werden etwa 18.500 histologische und immunhistologische Unter- suchungen durchgeführt sowie ca. 700 molekularbiologische Untersuchungen. Hinzu kommen etwa 6.000 zytologische Untersuchungen. Die meisten Einsendungen kommen aus der Universitätsfrauenklinik, dann aus der Universitätsklinik für Allgemeine Chirurgie, für Gastroenterologie, für Hämato­ logie/Onkologie, aus der Urologischen Universitätsklinik und aus der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheil- kunde. Auch aus den anderen Bereichen erhält die Patho- logie selbstverständlich Präparate zur histologischen Beur- teilung. Im Zentrum der Untersuchungen steht heute die für die Pathologie an der hiesigen Fakultät die Beziehung Krebsdiagnostik. Etwa 80 % aller Zusendungen von histo- von Entzündung und Krebs geradezu von selbst an. Bereits logischen Präparaten beziehen sich auf onkologische Proble­ Rudolf Virchow hatte vor 150 Jahren auf den Zusammenhang me. Dabei stellt zunächst die präzise histopathologische zwischen Entzündung und Krebs hingewiesen. Angestoßen Diagnose die Basis für die weitere Behandlung der betref- durch epidemiologische Untersuchungen ist diese Proble- fenden Patienten dar. Durch die molekulare Diagnostik wer- matik aber erst in den letzten 20 Jahren wieder in den den darüber hinaus die Krebserkrankungen der einzelnen ­Vordergrund gerückt. Heute geht man davon aus, dass etwa Patienten zunehmend individuell charakterisiert, so dass 20 % der Krebserkrankungen entzündungsassoziiert sind. sich vollkommen neue Perspektiven ergeben, diesen Pati- Hier ergibt sich also für das Institut für Pathologie mit seinen enten eine individuelle, d. h. speziell an dem Charakter Kooperationspartnern aus den Kliniken und Instituten ein ihrer Krebserkrankung orientierte Therapie anbieten zu kön- Forschungsgebiet, das über Jahre hinaus die wichtige Brü- nen. Diese „personalisierte Medizin“ eröffnet vollkommen ckenfunktion zwischen Immunologie/Entzündung und klini- neue Perspektiven in der Onkologie. Die wesentlichen dia- scher Onkologie erfüllen kann. Zurzeit stehen wissenschaft- gnostischen Leistungen hierfür werden am Institut für lich die entzündungsassoziierten Krebserkrankungen im ­Pathologie erbracht. Über die betreffenden Patienten mit Magen-Darm-Trakt im Vordergrund. Hierzu besteht eine enge ihren Krebserkrankungen wird in speziellen Konferenzen Kooperation mit den Kliniken für Gastroenterologie und für beraten. Auch hier spielen die Pathologen eine zentrale Allgemeine Chirurgie. Rolle. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass es zu einer wei- teren Individualisierung der Krebsdiagnostik sowohl im Die Studentenausbildung in der Pathologie findet im 4. und Bereich der histopathologischen Beurteilung als insbeson- 5. Studienjahr statt. Alle wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen dere auch der molekularpathologischen Charakterisierung und Mitarbeiter engagieren sich in den zahlreichen Vorle- der Tumoren kommt. Es lässt sich daher leicht prognostizie- sungen und Kursen. Dass der Lehre am Institut ein hoher ren, dass die Bedeutung der Pathologie für die klinische Stellenwart eingeräumt wird, ist auch dadurch ersichtlich, Onkologie in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. dass der Institutsleiter einer der Herausgeber des am meis- ten verkauften Pathologie-Lehrbuches in deutscher Sprache Ein Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Fakultät ist ist. Dies erscheint derzeit in neuer Auflage und verspricht „Immunologie einschließlich Molekulare Medizin der Ent- wieder ein Erfolg zu werden. zündung“. Da die Pathologie heute im Wesentlichen ein onkologisches Fach ist, bietet sich als Forschungsschwerpunkt

94 Festschrift 2014 Institut für Neuropathologie

Direktor: Prof. Dr. med. Christian Mawrin

as Institut für Neuropathologie versteht sich gleichzei- tig als Dienstleister in der Diagnostik für klinische DFächer, insbesondere die Neurochirurgie und Neuro- logie, und als selbstständig forschende Struktureinheit unserer­ Fakultät.

Im Bereich der Diagnostik erhalten wir Einsendungen ope- rativ entnommenen Materials zur feingeweblichen Begut- achtung von neurochirurgischen Kliniken innerhalb und außerhalb Sachsen-Anhalts. Ein Schwerpunkt ist die histo- logische Diagnosestellung für Tumoren des Zentralnerven- systems, jedoch finden auch Begutachtungen aller anderen Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems statt, einschließlich der Skelettmuskulatur. Zusätzlich erfol- gen zytologische Begutachtungen der Hirn- und Rücken- tionaler Kooperation – möglichst realitätsnahe Mausmodel- marksflüssigkeit sowie Hirnautopsien im Rahmen der le des Meningeoms und analysieren daran gezielte Thera- ­Todesursachenermittlung. pieoptionen, die gegen einzelne Rezeptoren der Zell­membran oder einzelne intrazelluläre Enzyme gerichtet sind. Gleich- In den letzten Jahren ist zudem der Sektor der Molekularpa- zeitig nutzen wir solche Modelle, um mehr zu lernen über thologie stetig angewachsen, hier vor allem im Bereich der die Rolle bestimmter Gene beim Wachstum dieser Tumoren, Hirntumoren. Mittels Sequenzierung der DNA aus histologisch insbesondere für die Beweglichkeit und Invasionsfähigkeit gesicherten Tumorarealen und anderen molekularbiologi- der Tumorzellen. Ein weiterer Aspekt ist die Suche nach schen Techniken werden Mutationen und chemische Modi- molekularen Signaturen, die die vergleichsweise kleine Frak- fikationen der Tumor-DNA (Methylierung) oder chromo­somale tion der biologisch aggressiven und letztendlich tödlich Stückverluste erfasst. Diese Veränderungen der Tumor-DNA verlaufenden Erkrankungen von der Mehrzahl der durch machen eine zusätzliche Aussage über die Prognose des Operation heilbaren Meningeome unterscheidet. Patienten und sind bei Hirnmetastasen verschiedener Krebs- erkrankungen wesentlich für die Entscheidung zwischen einer konventionellen Chemotherapie und einer milderen Form der Behandlung, die auf spezifische Rezeptoren oder Enzyme abzielt.

Im Bereich der Forschung konzentriert sich die Arbeit des Instituts folgerichtig auf eine der beiden häufigsten Tumor- formen aus dem neurochirurgischen Operationsgut. Es han- delt sich hierbei um Tumoren der Hirnhäute (Meningeome), die zwar in der Mehrzahl der Fälle gutartig sind, jedoch oft zu lokalen Rezidiven neigen. Zur Bekämpfung dieser Rezi- dive, aber auch zur Therapie der bösartigen Formen des Meningeoms wären gezielte pharmakologische Therapien wünschenswert, die bislang jedoch nicht existieren. Aus diesem Grunde etablieren wir am Institut – z. T. in interna-

Festschrift 2014 95 Institut für Rechtsmedizin

Direktor: Prof. Dr. med. Rüdiger Lessig

as Institut für Rechtsmedizin der Universität Magdeburg erbringt für die Justiz des Landes Sachsen-Anhalt DDienstleistungen im Rahmen behördlich angeordneter Obduktionen zur Feststellung der Todesursache und zur Hergangsrekonstruktion. Zudem erfolgen auf Anforderung Leichenschauen mit Untersuchungen zur Todeszeitbestim- mung, Unterstützung zur Befunderhebung und Befundsi- cherung biologischer Spuren an Tatorten und die Mitarbeit an Tathergangsrekonstruktionen.

Im behördlichen Auftrag werden lebende Personen nach Gewaltdelikten, Kindesmisshandlung und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung rechtsmedizinisch im Rahmen eines 24-Stunden-Bereitschaftsdienstes zeitnah untersucht und entsprechende Spuren asserviert. Zudem besteht eine Opferambulanz, in der Opfer von Straftaten untersucht und Es erfolgt eine aktive Mitarbeit beim Anti-Gewalt-Training die Befunde gerichtsverwertbar dokumentiert werden, auf der sozialen Dienste der Justiz. Zudem werden Untersuchun- Wunsch auch anonym. gen zur Fahreignung drogen- und/oder alkoholauffälliger Fahrer durchgeführt. Im Behördenauftrag werden Untersuchungen zur Feststellung des biologischen Alters einer lebenden Person, insbesonde- re nach Straftaten, durchgeführt. Skelettteile und Skelette werden anthropologisch begutachtet. Mit den Methoden der Superimposition und vergleichenden Morpholgie erfolgen Gutachten zur Personenidentifikation bei Bildern von Ge- schwindigkeitsmessungen und von Bankautomaten. Mittels Methoden der Odontostomatologie werden Personenidenti- fizierungen durchgeführt.

Rechtsmediziner und Toxikologen führen gemeinsam, ­basierend auf den mittels entsprechender Analytik erhalte- nen Ergebnissen, Begutachtungen zur Be­einflussung durch Alkohol und Drogen einschließlich Rückrechnungsgutachten und Begleitstoffgutachten durch. Durch Rechtsmediziner erfolgt die Begutachtung zur Steuerungsfähigkeit während des Tatgeschehens.

Für klinische Fachgebiete des Universitätsklinikums und der peripheren Krankenhäuser steht im Rahmen des 24 Stunden- Bereitschaftsdienstes eine konsiliarische Unterstützung für forensisch-klinische, arztrechtliche und ethische Fragen zur Verfügung.

96 Festschrift 2014 Zentrale Einrichtungen Organigramm des Universitätsklinikums Magdeburg A.ö.R.

Aufsichtsrat

Klinikumsvorstand

Ärztlicher Direktor Kaufmännische Direktorin Pflegedirektorin Dekan Dr. med. Jan. L. Hülsemann, MBA Dipl.-Wirtsch. Veronika Rätzel Dipl.-Krankenschwester Dagmar Halangk Prof. Dr. med. Hermann-Josef Rothkötter

Geschäftsbereich Zentrale Notaufnahme Pflege -Qualitätsmanagement Finanzen und Controlling Dr. med. Markus Rettig Sylke Herfurth Dipl.-Ing.-Ök. Anke Bindemann, MHA

Zentralapotheke Geschäftsbereich Personal Pflegedienstleitungen Dr. rer. nat. Stefanie Zibolka Ass. jur. Jan Hauke

Personalärztlicher Dienst Geschäftsbereich Logistik Sozialdienst Dr. med. Birgit Doßow Dipl.-Ing Hartmut Niemann

Medizincontrolling Geschäftsbereich Technik und Bau Physiotherapie Dominik Witzel Dipl.-Ing. Hartmut Muchin

Qualitätsmanagement Medizinisches Rechenzentrum Fachweiterbildung Dr. med. Reinhard Neuendorf Dipl.-Phys. Wolf Henkel OP und Anaestesie / Intensivtherapie

Medizinisches Risikomanagement Stabsstelle Recht Ehrenamtliche N. N. Ass. jur. Ute Klanten Krankenhaushilfen

Krankenhaushygiene Stabsstelle Arbeitssicherheit Prof. Dr. med. Gernot Geginat Dipl.-Ing (FH) Kurt Hinkel Kliniken

Zentrales Projektbüro Stabsstelle Innenrevision Klinisch –Theoretische Institute mit Aufgaben in der Dipl.-Phys. Stefan Feige Dipl.-Ök. Christina Mattuczak Krankenversorgung

Stabsstelle Personalbemessung /-entwicklung Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe des UKMD Dipl.-Ing.-Ök. Bodo Unger Tumorzentrum

Audiovisuelles Medienzentrum

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98 Festschrift 2014 Dekanat

Dekan: Prof. Dr. med. Hermann-Josef Rothkötter

er Medizinischen Fakultät obliegt die Pflege und Ent- wicklung der Forschung und Lehre sowie von Studium Dund Fortbildung auf dem Gebiet der Humanmedizin. Organe der Fakultät sind gem. § 1 Abs. 3 Hochschulmedizin- gesetz des Landes Sachsen-Anhalt der Fakultätsrat und der Fakultätsvorstand. Der Fakultätsvorstand leitet die Fakultät und ist für alle Angelegenheiten der Fakultät zuständig, so- weit die gesetzlichen Bestimmungen über die Hochschul- medizin nichts anderes regeln.

Der Dekan ist Vorsitzender des Fakultätsvorstandes sowie des Fakultätsrates und sorgt für die Vorbereitung und Durch- führung der Beschlüsse dieser Organe. Er vertritt die Fakul- Dem Dekanat zugeordnet ist das Referat für Presse- und tät und führt die laufenden Geschäfte in eigener Zuständig- Öffentlichkeitsarbeit (kurz: Pressestelle). Es versteht seine keit. Bei der Erfüllung dieser Aufgaben wird er vom Dekanat ­Aufgabe darin, durch eine aktive Kommunikations- und unterstützt. ­Service­arbeit einen möglichst umfassenden Beitrag zur ­Informationspolitik der Medizinischen Fakultät und des Uni- Die vier Mitarbeiterinnen des Dekanates sind vor allem für versitätsklinikums im Innen- und Außenverhältnis zu leisten. folgende akademische Aufgaben der Fakultät zuständig: In Publikationen, Pressemitteilungen und Online-Portalen • Leitung des Büros des Dekans wird in der Öffentlichkeit über Neuigkeiten in der studenti- • Vorbereitung und Organisation der Sitzungen des Fakul- schen Lehre, Forschung und Patientenversorgung informiert. tätsvorstandes und Fakultätsrates einschließlich der Um- Zweimonatlich erscheint die Zeitschrift „UMMD aktuell“ für setzung von Beschlüssen Mitarbeiter, Studierende, Patienten und Besucher. Eine we- • Vorbereitung und Durchführung von Berufungsverfahren sentliche Aufgabe sieht die Pressestelle auch darin, bei zur Besetzung von Professuren ­Medienanfragen als zuverlässiger und kompetenter An- • Unterstützung der Kommission zur Verleihung „außerplan- sprechpartner zu agieren. mäßiger Professuren“ einschließlich der Vorbereitung ent- sprechender Verfahren Des Weiteren werden öffentlichkeitsrelevante Veranstaltun- • Organisation und Begleitung der Sitzungen der Struktur- gen angekündigt und redaktionell begleitet. Dazu gehören kommission Kongresse, Jubiläumsveranstaltungen sowie spezielle Ge- • Bearbeitung von Promotions- und Habilitationsverfahren sundheitstage und -aktionen, wie z. B. „Tag des Kinderkran- einschließlich von Umhabilitationen sowie Beratung von kenhauses“, der Familien-Infotag ­„Aktiv gegen Krebs!“ Antragstellern • Vorbereitung und Organisation der Sitzungen der Promo- Außerdem werden seit dem Jahr 2000 regelmäßig „Medi­ tionskommission und der Habilitationskommission zinische Sonntage“ organisiert, die in Gemeinschaftsaktion • Vorbereitung von akademischen Veranstaltungen wie An- mit der Lokalzeitung „Volksstimme“ und der Urania durch- tritts- und Abschiedsvorlesungen, Ehrungen, Festakten, geführt werden und auf eine anhaltend hohe Besucher­ parlamentarische Begegnungen resonanz verweisen können.

Festschrift 2014 99 Ärztliches Direktorat

Ärztlicher Direktor: Dr. med. Jan L. Hülsemann, MBA

m Ärztlichen Direktorat sind verschiedene Bereiche und nahmen, um das Eintreten dieser Gefahren zu verhindern. Stabsstellen zusammengefasst, die die Organisation des Das medizinische Risikomanagement beschäftigt sich dabei I Krankenhausbereiches betreffen. Dazu gehören: hauptsächlich mit der Patientensicherheit und mit modernen Methoden der Fehlerforschung, um die Patientensicherheit Arbeitsbereich Qualitätsmanagement zu erhöhen. Gleichzeitig sollen durch die Bearbeitung von Beim Ärztlichen Direktor des Universitätsklinikums Magde- Beschwerden mögliche Fehlerquellen beseitigt werden. Eben- burg A.ö.R. ist der Arbeitsbereich Qualitätsmanagement so soll die Einführung von Standards im Rahmen von Zerti- eingerichtet, der von einem Arzt geleitet wird. fizierungen die Sicherheit erhöhen. In den letzten Jahren Die zentrale Aufgabe besteht in der Koordination von Qua- wurden mehrere Kliniken, Institute und Zentren nach der litätsprojekten für das gesamte Klinikum und von Aktivitäten DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert. Diese haben sich im Zuge in den einzelnen Kliniken und Instituten. der geplanten flächendeckenden Ausweitung und Weiter- Originäre, definierte Aufgaben sind u. a. entwicklung des gemeinsamen QM- Systems organisiert. – das Erstellen des jährlichen Qualitätsberichts nach § 137 SGB V; Krankenhaushygiene – die Unterstützung, Führung und Beaufsichtigung der di- Die Krankenhaushygiene soll im Universitätsklinikum rekten und indirekten externen Qualitätssicherung ein- ­Magdeburg durchgehend einen hohen Hygienestandard schließlich des daraus resultierenden strukturierten Dialogs, sicherstellen, um Krankenhausinfektionen und die Verbrei- entsprechend SGB V. Zum Bereich der externen Qualitäts- tung von multiresistenten Erregern zu vermeiden. Um dieses sicherung gehört weiterhin die freiwillige Teilnahme an der Ziel zu erreichen, führen die Mitarbeiter der Krankenhaus- Initiative Qualitätsmedizin (IQM); hygiene Surveillanceprogramme zur Erfassung und Bewer- – die Begleitung und Beratung der Einführung und Aufrecht- tung von nosokomialen Infektionen und multiresistenten erhaltung von QM-Systemen bis hin zur Zertifizierung/ Erregern durch, erstellen Hygienepläne, führen kranken- Akkreditierung; haushygienische Schulungsmaßnahmen und Begehungen – die Entwicklung eines Beschwerdemanagementsystems für sowie Hygienekontrollen von Wasser, raumlufttechnischen Patienten und Mitarbeiter; Anlagen und medizinischen Instrumenten durch. – Erstellung und Auswertung von Befragungen, z. B. von Ein integraler Bestandteil der krankenhaushygienischen Patientenzufriedenheitsbefragungen; Beratung ist das Antibiotic Stewardship, mit dem Ziel, durch – Ansprechpartner für alle Mitarbeiter des Klinikums zu Fra- optimierten Antibiotikaeinsatz die Zunahme von multiresis- gen des Qualitätsmanagements; tenten Erregern im Krankenhaus aufzuhalten. In Ausbruchs- – Bearbeitung externer Anfragen. situationen klärt die Krankenhaushygiene in Zusammenar- Vom Leiter des Qualitätsmanagements wird die Aufgabe des beit mit den betroffenen Bereichen Infektionsquellen und Qualitätsbeauftragten Hämotherapie wahrgenommen. -wege auf und implementiert zeitnah Gegenmaßnahmen. Daneben ist die Krankenhaushygiene an der Ausbildung Arbeitsbereich Risikomanagement von Medizinstudenten, hygienebeauftragten Ärzten und Das medizinische Risikomanagement am Universitätsklinikum Hygienefachkräften­ beteiligt. Magdeburg umfasst die Bereiche Patientensicherheit, Be- schwerdemanagement und Unterstützung von Zertifizierun- Zentrale Notaufnahme gen. Die Zusammenfassung dieser Aufgabengebiete soll Vor 11 Jahren wurden mit der Neueröffnung des Hauses 60 dazu beitragen, den Patienten die größtmögliche Sicherheit die Notfallversorgung aller Fachrichtungen personell und zu gewährleisten. räumlich zusammengefasst. Täglich werden in der Zentralen Risikomanagement beschreibt die systematische Suche nach Notaufnahme durchschnittlich 95 Patienten behandelt. Im Gefahren und die ebenso systematische Einleitung von Maß- Jahr 2014 werden ca. 35.000 Notfälle versorgt. Die Patienten

100 Festschrift 2014 werden in acht Behandlungszimmern und drei Eingriff- und Schockräumen behandelt. Neben dem ärztlichen Personal, das aus den jeweiligen Fachkliniken entsandt wird, ge­ währleisten insgesamt 32 Pflege- und Anmeldekräfte die Versorgung rund um die Uhr und an allen Tagen. Eine ­Modernisierung vor fast drei Jahren konnte erfolgreich die Behandlungskapazitäten an den damaligen Bedarf anpassen.

Medizincontrolling Kernaufgaben des MC sind die Unterstützung des Patienten- managements, Optimierung der Kooperation zwischen dem medizinischen und administrativen Bereich, Funktion als interner Berater im ärztlichen Bereich, Analyse von Leis- tungsdaten und Bereitstellung der Auswertungen, enge Rahmen des Mutterschutzes, bei Arbeitsunfällen, insbeson- Zusammenarbeit mit dem Klinikumsvorstand, Controlling, dere Nadelstichverletzungen, und zu Hautschutzmaßnahmen. Qualitäts- und Prozessmanagement. Der personalärztliche Dienst ist fest eingebunden bei der Im Bereich Medizincontrolling (MC) sind 8 Mitarbeiter in der Integration leistungsgeminderter bzw. leistungsgewandelter unmittelbaren Bearbeitung von MDK-Prüfungen, Überwa- Mitarbeiter in den Arbeitsprozess, betreut und begleitet die chung/Weiterentwicklung interner Kodierabläufe und der Mitarbeiter im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungs- Überprüfung der Dokumentations- und Kodierqualität tätig. managements (BEM). Im Jahr 2013 wurden hier ca. 6.800 Fälle bearbeitet. Darüber Zu den betriebsärztlichen Aufgaben gehört auch, den Ar- hinaus arbeiten in diesem Bereich 19 Casemix-Performer beitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung (CMP), die jährlich ca. 37.000 stationäre Fälle gemäß den in allen Fragen des Gesundheitsschutzes zu unterstützen. Regelwerken ICD/OPS kodieren und DRG ermitteln. Zentrales Projektbüro Personalärztlicher Dienst Das Projektbüro unterstützt Projektleiter von Klinikum und Der Personalärztliche Dienst ist für die arbeitsmedizinische Medizinischer Fakultät bei der Organisation ihrer Projekte Betreuung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Uni- und sorgt für den Informationsaustausch mit den Vorständen. versitätsklinikums Magdeburg A.ö.R. und der Medizinischen Zur Einbeziehung aller Mitarbeiter in einen stetigen Verbes- Fakultät verantwortlich. Involviert in die Betreuung sind auch serungsprozess betreut das Projektbüro ein Vorschlagswesen. die Medizinstudenten aller Semester und die Berufsfach- Eingereichte Ideen werden mit den Vorständen besprochen schüler. und ggf. umgesetzt. Das Aufgabenspektrum und die damit verbundenen Maß- Mit der Organisation und Gestaltung von Messen sowie von nahmen sind darauf ausgerichtet, die Gesundheit zu erhal- Merchandising-Produkten im Corporate Design betreibt das ten und zu fördern, aus dem Arbeitsleben resultierende, Projektbüro gezielt Marketing für eine positive Außenwirkung schädliche Einflüsse zu verhindern sowie Krankheiten und der UMMD und bessere Mitarbeiteridentifikation. Gesundheitsschäden früh zu erkennen. Im Rahmen weiterer Projekte unterstützt das Projektbüro Neben der Durchführung von arbeitsmedizinischen Vorsor- den Klinikumsvorstand z. B. bei der Etablierung eines pro- geuntersuchungen, Schutzimpfungen und Umgebungsun- fessionellen und effektiven Ein- und Zuweisermanagements. tersuchungen nach Tuberkuloseexposition, berät der perso- nalärztliche Dienst die Beschäftigten individuell bei allen Zentralapotheke arbeitsplatzbezogenen gesundheitlichen Problemen, im (siehe unter Zentrale Einrichtungen, S. 107)

Festschrift 2014 101 Kaufmännisches Direktorat

Kaufmännische Direktorin: Dipl.-Wirtsch. Veronika Rätzel

m Kaufmännischen Direktorat sind insgesamt 408 Per- Die Personalverwaltung bearbeitet die personalwirtschaft- sonen in den Dienstarten lichen Vorgänge und ist ständiger Ansprechpartner für die I – Verwaltungsdienst Leiter und rd. 4.260 Mitarbeiter - auch für die Fakultätsmit- – Wirtschafts- und Versorgungsdienst arbeiter – auf unserem Campus. – Technischer Dienst – Medizinisch-Technischer Dienst und Der Geschäftsbereich Logistik (GB 3) gliedert sich in die Be- – Sonderdienst reiche in folgenden Geschäftsbereichen und Stabsstellen tätig: – Abteilung Einkauf Der Geschäftsbereich Finanzen und Controlling (GB 1) gliedert – Abteilung Transportlogistik sich in die Bereiche – Abteilung Allgemeine Verwaltung – Bereich Dienstleistungen – Abteilung Finanzbuchhaltung und Steuern mit Reise- kostenstelle In der Abteilung Einkauf wird jährlich ein Umsatzvolumen – Abteilung Controlling und Betriebswirtschaft von ca. 42,5 Mio. € (Invest, Verbrauch) realisiert. Dabei wer- – Abteilung Administratives Patientenmanagement und den ausgewählte Sortimente im Rahmen des Einkaufs­ Abrechnung verbundes „Comparatio Health GmbH“, dem das Univer­ sitätsklinikum seit 2006 angehört, unter Beachtung der Im GB 1 werden sämtliche finanziellen und steuerlichen Verdingungsverordnung für Leistungen verhandelt und be- Vorgänge des Gesamtunternehmens einschließlich der Be- schafft. ziehungen zu den Kostenträgern von der Budgetverhandlung bis zur Rechnungslegung bearbeitet. Die Abteilung Transportlogistik koordiniert mit der eigenen Das hier angesiedelte betriebswirtschaftliche Controlling Fahrzeugflotte den innerbetrieblichen Transport von Waren unterstützt die Vorstände in der Haushaltsdurchführung und und Gütern zu den Kliniken und Instituten. Sie stellt den der strategischen Planung. Transport der Speiseversorgung aus der MUKS bis auf die Der GB 1 ist Ansprechpartner für die Instituts- und Klinikdi- Stationen sicher und ist für den als Dienstleistung gebun- rektoren in allen Fragen der Steuerung von Leistungs- und denen Patiententransport im Klinikum verantwortlich. Budgetierungsprozessen. Daneben wird hier die Verbindung mit dem als Dienstleistung vergebenen Patiententransport sichergestellt. Der Geschäftsbereich Personal (GB 2) gliedert sich in die Sachgebiete Die Abteilung Allgemeine Verwaltung bearbeitet klassische Bereiche, wie z. B. Archiv, Poststelle, Vermietungen, ist für – Personalangelegenheiten des Personals des Universi- die als Dienstleistung gebundene Bewachung zuständig und tätsklinikums betreut die Kindertagesstätte des Universitätsklinikums. – Aus-, Fort- und Weiterbildung und allgemeine Perso- nalangelegenheiten Durch den Bereich Dienstleistungen werden u. a. die Dienst- – örtlich zugeordnet ist der Personalbereich für die Be- leistungsprozesse Reinigung, Wäscheversorgung, Straßen- schäftigten der Medizinischen Fakultät (Teil der Uni- reinigung, Winterdienst, Grünanlagenpflege, Speisenver- versitätsverwaltung) sorgung bearbeitet. Der Bereich stellt sicher, dass die in – weiterhin sind das Gesundheitsmanagement und das einem Krankenhaus umfangreichen Abfälle aller Klassen betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) dem ordnungsgemäß und wirtschaftlich gesammelt und entsorgt GB 2 zugeordnet werden.

102 Festschrift 2014 Der Geschäftsbereich Technik und Bau (GB 4) gliedert sich in die Bereiche

– Abteilung Bau – Abteilung Betriebstechnik – Abteilung Medizintechnisches Servicezentrum

Die Abteilung Bau betreut alle Neubaumaßnahmen sowie die unzähligen Instandhaltungs- und Reparaturmaßnahmen an den Gebäuden und Anlagen des Klinikums.

Die Mitarbeiter der Betriebstechnik sorgen täglich dafür, dass die Medienversorgung aller Bereiche sowie die Sicherheit der technischen Anlagen zu jeder Zeit gegeben ist.

Die Abteilung Medizintechnisches Servicezentrum ist vor Das Klinikum und die Fakultät sind traditionell gemeinsam allem mit der Sicherung der Betriebsfähigkeit aller Geräte im Einzelplan 06 des Landeshaushaltes veranschlagt und und Anlagen bei vorhandenem Investitionsstau ausgelastet. bewirtschaften einen, von der Universität getrennten, Haus- Sie wirkt beratend bei Neubeschaffungen von Medizin- und halt. Labortechnik mit und schult auch das medizinische Personal in der Sicherheitsanwendung dieser Technik.

Weiterhin gehören zum Kaufmännischen Direktorat

– das Medizinische Rechenzentrum (siehe Seite 109) sowie die Stabsstellen – Recht und Datenschutz – Arbeitssicherheit – Innenrevision – Personalbemessung/Personalentwicklung

Daneben sorgt für die Mitarbeiter-, Studenten- und Patien- tenverpflegung sowie für die Reinigung der gesamten Ein- richtung seit 2002 die Tochtergesellschaft „Magdeburger Uniklinik Service GmbH“. In ihr sind 256 Mitarbeiter beschäf- tigt.

Die Verwaltung des Universitätsklinikums nimmt seit 2006 auch die Geschäfte (mit Ausnahme der Personalverwaltung) für die Medizinische Fakultät wahr.

Festschrift 2014 103 Studiendekanat

Leiterin: Dr. rer. nat. Kirstin Winkler-Stuck

agdeburg ist ein hervorragender Ort, um in Deutsch- land Humanmedizin zu studieren. Erste Anlaufstel- Mle für Studienbewerber und Studierende ist das Studiendekanat, zu dessen Aufgaben die zentrale Koordina- tion der Lehre und des Studiums auf der Grundlage der Ärzt- lichen Approbationsordnung und der Studienordnung gehört.

Die Aufgaben des Studiendekanats haben sich seit Beginn der Studierendenausbildung an der Medizinischen Akademie im Jahre 1954 erheblich verändert. Während im Jahre 1954 die Tätigkeit der Mitarbeiter des Referats für Erziehung und Ausbildung auf die Immatrikulation der ersten 47 Studenten im klinischen Studienabschnitt und die Stundenplanung tät der OVGU absolvieren und auch für alle Magdeburger beschränkt war, so unterstützt das Studiendekanat heute ca. Studierenden, die einen Teil ihres Studiums im Ausland ver- 1.500 Studierende der Humanmedizin während ihres gesam- bringen. Es betreut außerdem ausländische Gastwissen- ten Studiums. Mit Sitz im Haus 2 steht es den Studierenden schaftler und Doktoranden, sowie die Hochschulkoopera­ mit fachlicher Beratung zu Inhalten, Anforderungen, Aufbau tionen der Medizinischen Fakultät mit Partnerhochschulen und Organisation des Studiums, Studienortwechsel, Aus- in Europa und Übersee. landsstudium oder sonstigen studentischen Angelegenhei- ten zur Seite. Das Studiendekanat ist damit die zentrale Stelle für alle verwaltungsorganisatorischen Abläufe, die Studieninteres- Neben der Beratung von Studienbewerbern gehören u. a. sierte und Studierende betreffen und arbeitet in enger Ab- die Curriculumsentwicklung sowie die Stundenplanung, die stimmung mit den Hochschullehrern und Dozenten. Studierendenverwaltung, die Evaluation der Lehrveranstal- tungen, die Erfassung und Planung universitärer ­Prüfungen, die Organisation von OSCE (Objective Structured Clinical Examination)-Prüfungen, die Verwaltung des Praktischen Jahres, die Organisation der Staatsexamina, das Ausstellen von Transkripten, Empfehlungsschreiben, BaföG-Bescheini- gungen, Kapazitätsplanungen zu den Aufgaben der Mitar- beiter des Studiendekanats.

Das Studiendekanat hat maßgeblich den Aufbau des Mag- deburger Ausbildungszentrums für Medizinische Basisfer- tigkeiten „MAMBA“ (Skillslab) gefördert und koordiniert die curricularen und extracurricularen Lehrveranstaltungen des Skillslabs.

Das Akademische Auslandsamt (AAA), das dem Studiende- kanat angegliedert wurde, ist die zentrale Anlaufstelle für alle ausländischen Studierenden, die ihr gesamtes Studium bzw. einen Teil ihres Studiums an der Medizinischen Fakul-

104 Festschrift 2014 Referat Forschung

Leiter: Dipl.-Phys. Sigmar Beust

as Referat für Forschung wurde 1991 mit einem Refe- renten und einer Sekretärin etabliert. Inzwischen ist Des um zwei Mitarbeiter erweitert und beinhaltet eben- falls die Drittmittelverwaltung der Universitätsmedizin mit insgesamt fünf Mitarbeitern. Es arbeitet seit 2011 im Haus 1, einem komplett modernisierten Forschungsgebäude.

Das Referat ist als Bestandteil der akademischen Verwaltung direkt dem Dekan zugeordnet. Es erfüllt zentrale Aufgaben der Forschungsadministration und bildet als „Forschungs- prodekanat“ auch die Schnittstelle zwischen den Drittmittel- oder Auftraggebern und den Wissenschaftlern der Univer- sitätsmedizin Magdeburg.

Die Mitarbeiter des Referates Forschung/Drittmittelverwaltung • Durchsetzung von Förderrichtlinien - Beratungen und Rück- stehen u. a. für folgende Arbeits- bzw. Aufgabengebiete: sprachen mit Förderern • Erstellen von Statistiken und Berichten Forschungsadministration Schutzrechte und Technologietransfer • Unterstützung der Forschungskommission • Bearbeitung von Erfindungsmeldungen und Unterstützung • Leistungsanalysen und Auswertungen für die leistungs­ bei der Anmeldung von Patenten sowie der Verwertung von orientierte Mittelverteilung Patenten im Zusammenwirken mit der Patenverwertungs- • Vorbereitung der Zuteilung der Forschungsmittel agentur Sachsen-Anhalt • Verwaltung der Forschungsverfügungsflächen • Organisation gemeinsamer Forschungsprojekte mit Medi- • Unterstützung von Core Units (Zentrales Tierlabor, Klinische zintechnik-Firmen bzw. Unternehmen der Gesundheitswirt- Studienzentrale) schaft zur Steigerung des Anteils der translationalen For- • Mitwirkung bei der forschungsbezogenen Ressourcen­ schung planung Akademische Selbstverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit, Forschungsförderung sonstiges • Bereitstellung von Informationen zur Forschungsförderung • Leitung des Abstimmungsausschusses bei Gremienwahlen • Unterstützung bei der Antragstellung (Finanzplanung etc.) • Organisation der „Langen Nacht der Wissenschaft“ Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses • Betreuung des Forschungsportals für den Bereich Medizi- • Unterstützung der Kommission zur Förderung des wissen- nische Fakultät schaftlichen Nachwuchses • Organisation der Vergabe von Promotionsstipendien, For- Dabei stützt sich das Referat für Forschung u. a. auf eine enge schungspreisen und Reisestipendien Zusammenarbeit mit dem Technologietransferzentrum und Drittmittelverwaltung dem EU-Büro der Universität sowie externen Einrichtungen • Verwaltung und Kontrolle von forschungsbezogenen Dritt- wie dem Technologietransferinformationszentrum GmbH (tti) mitteln inkl. Erstellung zahlenmäßiger Nachweise und der Patentverwertungsagentur Sachsen-Anhalt GmbH. • Erarbeitung bzw. Prüfung von Forschungsverträgen Das Referat für Forschung vertritt die Interessen der Fakul- • Erarbeitung und Durchsetzung der internen Drittmittelricht- tät in der Sachsen-Anhaltischen Fördergemeinschaft für linie ­Erfindungsverwertung (SAFE) sowie dem Netzwerk für • Innerbetriebliche Leistungsverrechnung ­Medizintechnik (INNOMED e.V.).

Festschrift 2014 105 Medizinische Zentralbibliothek

Leiterin: Manuela Röhner, M.A. (LIS)

ZB – Medizin der Zukunft bewegen – Als zentrale Ein Kooperationsvertrag zur bibliothekarischen Zusammen- Informations- und Kommunikationseinrichtung un- arbeit zwischen der Medizinischen Akademie und dem Institut­ Mterstützt die Bibliothek Forschung und Lehre, Studi- für Neurobiologie und Hirnforschung der Akademie der um und Krankenversorgung der Medizinischen Fakultät und ­Wissenschaften der DDR wurde 1987 geschlossen. Seit der des Universitätsklinikums sowie die medizinisch interessier- Zusammenlegung der drei Hochschulen in Magdeburg 1993 te Öffentlichkeit. gehört die Medizinische Zentralbibliothek zur Universitäts- Das Bibliotheksangebot wird konsequent bedarfsorientiert bibliothek der Otto-von-Guericke-Universität. auf der Basis einer „hybriden Bibliothek“ entwickelt: die Integration von digitalen und nichtdigitalen Ressourcen und Dienstleistungen in einem realen Raum und die Schaffung der technischen Infrastruktur für die 24/7-Nutzung online verfügbarer Medien. Damit trägt die Bibliothek den indivi- duellen Lern- und Arbeitsgewohnheiten der Nutzer Rechnung. Ausgedehnte Öffnungszeiten erleichtern die Nutzung und das Lernen vor Ort.

Die Bibliothek bietet u. a. 185 Arbeitsplätze im Lesesaal – davon 130 modern ausgestattete PC-Arbeitsplätze mit Inter- netzugang -, Schulungs- und Gruppenarbeitsräume, kosten- losen Internetzugang für private Notebooks, eine Cafeteria mit Tageszeitungen sowie Getränke- und Snack-Automaten. Der Sammelschwerpunkt liegt primär auf medizinischer Fach- literatur und der Großteil des Bestandes ist ausleihbar. Emp- fohlene Lehrbücher in Mehrfachexemplaren ergänzen den Bestand. Vorschläge für die Anschaffung gedruckter und elektronischer Medien, Testphasen für neue Produkte und die Auswertung von Nutzungsstatistiken bilden die Grund- lage für eine bedarfsgerechte Bestandsentwicklung. Durch Ausstellungen, Lesungen u. v. m. bereichert die Biblio­ thek des kulturelle Angebot der Stadt Magdeburg.

Bereits zur Gründung der Medizinischen Akademie Magde- burg 1954 waren in Kliniken Handbestände an wissenschaft- licher Literatur vorhanden. Der Aufbau einer zentralen wis- senschaftlichen Bibliothek erfolgte ab 1959. Im Jahr 1969 wurde die zentrale wissenschaftliche Bibliothek als erste Hochschulbibliothek in der DDR auf der Grundlage eines Kommunalvertrages Medizinische Bezirksbibliothek. Damit war sie für die Literatur- und Informationsversorgung der Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie für die fachli- che Anleitung des Personals in den medizinischen Fachbib- liotheken im damaligen Bezirk Magdeburg verantwortlich.

106 Festschrift 2014 Zentralapotheke

Leiterin: Dr. rer. nat. Stefanie Zibolka

ie Historie der Zentralapotheke des Universitätsklini- kums Magdeburg A.ö.R. beginnt bereits am 1. Septem- Dber 1894 mit der Eröffnung als Dispensieranstalt des Sudenburger Krankenhauses. 1932 wurden die Betriebsräu- me vom damals neu erbauten Verwaltungsgebäude in das bis heute von der Universitätskrankenhausapotheke genutz- te Haus 6 verlegt (Lösche,­ Bauer, Krankenhauspharmazie, 15. Jahrgang, Nr. 12, 1994). Aufgrund der begrenzten Kapazitäten des denkmalgeschütz- ten Gebäudes wurden die Betriebsräume nach der Gründung der Medizinischen Akademie kontinuierlich dezentral erwei- tert. Die mittlerweile vier Apothekengebäude auf dem Cam- pus erfuhren in den letzten Jahren zahlreiche, teilweise sehr umfangreiche Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. bilitätsprüfungen patientenindividueller Anforderungen gewährleistet werden. Im Laufe der Zeit vollzog sich die Entwicklung von einer traditionellen Krankenhausapotheke zu einem modernen, Die Zentralapotheke steht dem medizinischen und pflegeri- leistungsfähigen, pharmazeutischen Dienstleistungszentrum schen Personal jeden Tag rund um die Uhr als kompetenter mit vielfältigen Aufgaben und einem breiten Leistungsan- Ansprechpartner zur Verfügung und trägt durch unabhän- gebot. gige Informationsbereitstellung zur optimalen Versorgung Rund 1.800 verschiedene Arzneimittel und Medizinprodukte der Patienten bei. Ärzte und Pflegemitarbeiter erhalten Aus- werden ständig vorrätig gehalten oder kurzfristig beschafft. künfte zu unterschiedlichsten Fragestellungen rund um Arz- Weit über 300.000 Anforderungen aller Stationen und neimittel, dazu werden Informationen aus verschiedenen ­Abteilungen der 25 Kliniken und 20 Institute der Universi- internationalen Datenbanken und der aktuellen Literatur tätsmedizin werden jährlich mit Arzneimitteln, Medizinpro- zusammengetragen und bewertet. dukten, Infusionen, Eigenherstellungen, klinischen Prüfprä- Pharmakoökonomische Beratungen, Verbrauchscontrolling paraten, Desinfektionsmitteln, modernen Wundauflagen und strategischer Einkauf ermöglichen den optimalen Einsatz sowie Labordiagnostika beliefert. vorhandener Ressourcen, sodass die Krankenhausapotheke Der strategische Einkauf der Zentralapotheke stellt sicher, ein für die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses bedeuten- dass die Arzneimittel und Medizinprodukte nicht nur in ein- der Faktor geworden ist. wandfreier Qualität unter Einhaltung aller fachlichen sowie Das Leistungsspektrum wird ergänzt durch hausinterne Schu- gesetzlichen Anforderungen, sondern auch rationell zur lungen zu pharmazeutischen Fragestellungen, die ambulan- Verfügung stehen. Die eigene Arzneimittelherstellung er- te Rezeptabrechnung, die Geschäftsführung der Arzneimit- möglicht neben der kostengünstigen Produktion verschie- telkommission, das Mitwirken an klinischen Studien sowie dener Medikamente zusätzlich eine patientenorientierte die Teilnahme an zahlreichen Gremien und Arbeitsgruppen. Arzneimitteltherapie z. B. durch individuelle Zytostatikazu- bereitung, Herstellung von Mischinfusionen zur totalen pa- Professionelles Arzneimittelbeschaffungs- und Logistik- renteralen Ernährung, Entwicklung und Zubereitung kind- Management, Arzneimittelherstellung, höchstmögliche gerechter Darreichungsformen und Dosierungen. ­Sicherheit durch die Implementierung von Qualitäts-­ Die hohe Qualität der Eigenherstellungen kann durch die Management-Systemen (DIN ISO und GMP) sowie klinisch- pharmazeutische Analytik von eingesetzten Rohstoffen und pharmazeutische Dienstleistungen – all dies kann die Zen- Endprodukten, ständige In-Prozess-Kontrollen und Plausi- tralapotheke bieten.

Festschrift 2014 107 Audiovisuelles Medienzentrum

Leiter: Thomas Jonczyk-Weber

ls zentrale Einrichtung hat das Audiovisuelle Medi- • Herstellung von Tagungsmaterial enzentrum (AVMZ) die Aufgabe, in Zusammenarbeit • Veranstaltungsbedarf Amit den Instituten, Kliniken, Abteilungen und sonsti- Bereich Videotechnik: gen Hochschuleinrichtungen den Einsatz von audiovisuellen • Herstellung von Videofilmen für Lehre, Aus- u. Weiterbildung Medien und Mediensystemen technisch als auch organisa- • Videoaufnahmen im Operationssaal torisch zu ermöglichen und bereitzustellen. • Video- und Audioaufnahmen zur Befund- und Patienten- Die für die Medizinische Fakultät bzw. für das Universitäts- dokumentation klinikum erbrachten Leistungen werden nach dem Punkt- • Schnitt, Digitalisierung, Konvertierung und Nachvertonung system der innerbetrieblichen Kosten- und Leistungsrechnung von Videoaufnahmen verrechnet. • Digitalisierung historischer Tondokumente • Erstellen von Datenträgern, CD-R, DVD-R, DVD-RW usw. Bereich Fotografie: • Videoeinspielungen bei Vorlesungen und anderen wissen- • Patientenfotografie zur medizinischen Befundung und Do- schaftlichen Veranstaltungen kumentation • Erstellen von Videoclips für Power-Point-Präsentationen • Fotoserien von Veranstaltungen für die Öffentlichkeitsarbeit • Videomikroskopie • Sachaufnahmen und Präparatefotografie im Makro- und Bereich Medientechnik: Realbereich • Betreuung von Lehr- und anderen wissenschaftlichen Ver- • Medizinische Mikrofotografie anstaltungen durch Bereitstellung von audiovisueller Tech- • Fotolabortechnische Arbeiten auf Schwarzweiß- und Color- nik, Daten- und Videoprojektionen Material • Einweisung der Hochschullehrer und Studenten in die Nut- • Reproduktionen, Vergrößerungen und Verkleinerungen zungsmöglichkeiten sowie Handhabung der audiovisuellen • Scannen analoger Vorlagen in Auflicht- und Durchlicht Medientechnik Vorlagen, Scannen von Dias • Wartung, Sicherung und Reparatur der eigenen sowie der Bereich Grafik: zentral und dezentral installierten Technik • Anfertigung und Bearbeitung von Computergrafiken, ­Folien • Beratung der Kliniken, Institute und Abteilungen bei der für Präsentationen Auswahl und Beschaffung von AV-Technik • Gestaltung von Grafiken, Zeichnungen und Postern • Bereitstellung von Ausleihgeräten, Beamer, Notebooks und • Herstellung von anatomischen Zeichnungen im Airbrush- sonstiger AV-Technik Verfahren Kooperation mit der Pressestelle: • Anfertigung von Folienschriften • Fotoaufnahmen für die Öffentlichkeitsarbeit • Anfertigung von Hinweisschildern/Wegweisern • Präsentation und Außendarstellung von Klinikum und • Ausdrucke in Fotoqualität bis zur Postergröße A0 ­Fakultät • Ausdrucke mit Pigmenttinten, Lichtbeständigkeit 100 Jahre • Zusammenarbeit bei der Gestaltung der „UMMD aktuell“ • Scannen analoger Vorlagen in Auflicht- und Durchlicht- Kooperation mit dem MRZ: Vorlagen • Durchführung von Video-Live-Übertragungen z. B. aus dem • Scannen von Röntgenfilmen OP in einen Hörsaal oder einen anderen Veranstaltungsort • Gestaltung von Programmheften und Flyern • Durchführung von Videokonferenzen aus dem Videokonfe- • Spiralbuchbindungen renzraum Haus 28, weltweit möglich • Gestaltung und Druck von Visitenkarten • Aufzeichnungen von Vorlesungs- und anderen Veranstal- • Aufziehen auf Hart- und Leichtschaumplatten tungen und deren Bereitstellung im Internet bzw. Intranet

108 Festschrift 2014 Medizinisches Rechenzentrum

Leiter: Dipl.-Phys. Wolf Henkel

entrale Aufgabe des Medizinischen Integrative IT-Struktur der Universitätsmedizin ­Rechenzentrums (MRZ) innerhalb des KIS/Betriebswirtschaft SAP Universitätsklinikums Magdeburg ist die KIS/zentrale Patientenaufnahme (PDM medico//s Patientenmanagement) Z HL 7 Sicherstellung des IT-Dienstleistungsauftrages Kommunikationsserver Cloverleaf für das Universitätsklinikum und die Medizi- HL HL 7 7 nische Fakultät. Das beinhaltet sowohl die Klinische Abteilungssysteme sekundäre Bereiche Klinische Abteilungssysteme primäre Bereiche Blutbank Gastroenterologie Mund-, Kiefer- und Frauenklinik Radiologie/ Klinische Chemie PC-Blut Strahlentherapie Gesichtschirurgie AIS GebDat P Bereitstellung, Betreuung und den kontinu- Nuklearmedizin Mikrobiologie Augenklinik AIS HighDent r AIS MEDOS Immunologie Pathologie/ Hämatologie Compuplan Kardiologie o LDS Neuropathologie Hautklinik AIS Cardas ierlichen Ausbau der IT-Infrastruktur als auch z ISP H AIS MEDOS e L Anästhesie/Intensivmedizin s 7 OP-Planung/Dokumentation die Sicherstellung von Kommunikations- und Narko/Icu-Data s ICOM SIEMENS IMESO e Informationsres­sourcen. PACS INFINITT DICOM

DICOM Crossfunk- Firewall tionalität Bildverteilung Das MRZ ist im Sinne der Gesamtverantwor- ChiliWeb Telemedizin/Portal Service Intranet Heimarbeits- tung für die Konzeption und Realisierung aller Krankenhäuser Plätze/Bereit- Stations- und Arztarbeitsplatz in den Kliniken (SIEMENS WMC) stationär und ambulant IT-Aktivitäten zur Schaffung einer ­effizienten Niederlassungen schaftsdienst Multimediale elektronische Patientenakte Externe Kommunikation Kommunikations- und IT-Infrastruktur verant- wortlich – sowohl für die klinischen Prozesse als auch für Lehre und Forschung. Das MRZ unterstützt die Universitätsmedizin bei der Durch- Betriebes und permanenten Ausbaus aller Datenkommuni- führung von IT-Vorhaben und den laufenden Betrieb vor- kationseinrichtungen des Universitätsklinikums und der handener IT-Verfahren. Das Erbringen von IT-Dienstleistun- Medizinischen Fakultät. Dazu gehören die Realisierung eines gen ist eine zutiefst innovative Tätigkeit, die sich nur über effizienten Netzwerkmanagements, die Planung und Koor- eine effiziente Organisationsstruktur und mit hochmotivier- dinierung von Baumaßnahmen im Datennetz, Netzzugangs- ten Mitarbeitern realisieren lässt. kontrolle, Nutzerverwaltung für zentrale Netzdienste und die technische Gewährleistung von Datenschutz und Netzwerk- Dementsprechend ist die Leitung des MRZ für die strategische sicherheit. Der Betrieb aller externen Netzzugänge des Uni- DV-Planung, die Mitwirkung bei der Geschäftsprozessge- versitätsklinikums, z. B. zum Wissenschaftsnetz XWIN des staltung des Universitätsklinikums und für die ordnungsge- DFN-Vereins und zum Internet, der Internet-Mail- und Web- mäße Bewirtschaftung der IT-Mittel des MRZ verantwortlich. server und moderner netzwerkgestützter Sprach- und ­Videokonferenzdienste gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben. Der Abteilung Anwendungen & Systemintegration obliegt die Betreuung und Weiterentwicklung der eingeführten betriebs- Die Abteilung Systemtechnik kümmert sich effizient um die wirtschaftlichen und klinischen IT-Verfahren und der zent- Anwenderunterstützung bei der Einführung von Standard- ralen und dezentralen Server, die Realisierung eines effizi- software, Softwarebeschaffung, Installation, Lizenzverwal- enten Gesamtsystemmanagements und die Weiterentwicklung tung, Reparaturauftragsverwaltung für DV-Endgeräte, Ge- der Informationsserver, die Konzeption und Realisierung von rätemanagement/PC-Technik, zentrale Beschaffung der Schnittstellen zur Systemintegration und der Einführung Hardware und den First-Line-Service/Hotline bei PC-Technik, neuer IT-Verfahren unter Beachtung des Strukturkonzeptes -Reparaturen, -Konfigurationen, -Aufrüstungen mit Vorort- sowie Durchführung von Schulungen für Klinik-Informati- Beratung einschließlich vorbeugende Wartung. onssysteme bzw. Abteilungssysteme. Das Medizinische Rechenzentrum hat sich damit seit 1991 bis Die Abteilung Kommunikation und Netze ist verantwortlich heute zu einem der leistungsstärksten IT-Zentren der Uni- für die permanente Gewährleistung eines reibungslosen versitätsmedizin Deutschlands entwickelt.

Festschrift 2014 109 Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe

Geschäftsführende Leiterin: Dipl.-Med.-Päd. Christiane Wagener

951 wurden erstmals in der Geschichte des Gesundheits- wesens medizinische Fachschulen gegründet, die aus 1 mehreren Fachrichtungen bestanden, darunter auch in Magdeburg. Seit der Gründung haben in den vergangenen sechs Jahrzehnten mehr als 11.100 Schüler ihre Ausbildung an dieser Einrichtung in den Fachrichtungen Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege, Sozialpflege, Krankenpflege- hilfe, Hebammen, Medizinisch-Technische Assistenz und Operations-Technische Assistenz erfolgreich abgeschlossen.

Die Veränderung im Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt brachte 2005 den Wunsch nach einem neuen Namen mit sich. Aus- bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe entsprach treffend den aktuellen Bedingungen und prägte sich unter der Ab- kürzung AZG ein. Das im Jahr des 60. Bestehens der Schule Bedeutsam ist auch die Zusammenarbeit mit dem Gesund- gewählte neue Motto „Aktiv Zukunft Gestalten“ reflektiert heitsmanagement des Universitätsklinikums. Zusätzlich zu die Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Praxisanleitern und den im Unterricht vermittelten gesundheitsfördernden Mög- Auszubildenden. lichkeiten üben alle Auszubildenden unter professioneller Die theoretische und praktische Ausbildung wird durch Pä- Anleitung beispielsweise rückenschonende Arbeitsweisen. dagogen mit Hochschulabschluss, qualifizierte Praxisanlei- Außerdem nehmen Azubis jährlich an der Firmenstaffel des ter sowie Pflegekräfte, MTA´s und Ärzte des Universitäts­ Universitätsklinikums aktiv teil. klinikums und der Kooperationseinrichtungen fundiert gewährleistet. Im Februar 2008 konnten erstmals alle Fach- Seit 2014 besteht die Möglichkeit des ausbildungsbegleiten- richtungen gemeinsam ein Gebäude im Emanuel-Larisch-Weg den Bachelorstudiums im Fachbereich Gesundheits- und beziehen. Unter einem Dach werden seitdem die ca. 270 (Kinder-)Krankenpflege in Kooperation mit der Hochschule Schüler unterrichtet. für angewandte Wissenschaften Ostfalia in Wolfsburg. Geplant ist weiterhin ein ausbildungsbegleitendes Bachelorstudium Das Kollektive Leitungsteam setzt seit 2011 den Umstruktu- im Fachbereich Hebammen in Kooperation mit der Hoch- rierungsprozess am AZG im Rahmen der Strategie 2014 der schule Osnabrück ab 2015. Dieses zusätzliche Angebot soll Universitätsmedizin Magdeburg um. Ein Geschäftsvertei- motivierten leistungsstarken Auszubildenden ermöglichen, lungsplan regelt transparent und ressourcenorientiert die sich zukunftsorientiert zu qualifizieren. Kompetenzen der Mitarbeiter/-innen sowie die speziellen Anforderungen der Lehrerarbeitszeit. Ein modernes IT-­ Aufgrund der demographischen Entwicklung ist Berufswer- gestütztes Informationssystems konnte eingerichtet werden bung zu einem wichtigen Thema geworden. Das AZG prä- sowie die Bewerbung über ein online-Formular. Eine ins sentiert sich fortlaufend auf einer Vielzahl von Messen und Leben gerufene Zusammenarbeit zwischen dem AZG und Aktionstagen, wie z. B. bei der Berufsorientierungsmesse dem Studiendekanat hinsichtlich der Lehre und Öffentlich- Perspektiven, den Infotagen im Berufsinformationszentrum keitsarbeit wird erfolgreich umgesetzt. So konnte u. a. das der Agentur für Arbeit sowie der Magdeburger Gesundheits- Strukturierte Pflegepraktikum für Medizinstudenten am messe und der Langen Nacht der Wissenschaft gemeinsam Universitätsklinikum implementiert werden. mit Mitarbeitern des Universitätsklinikums.

110 Festschrift 2014 Klinische Studienzentrale

Leiterin: Dr. rer. nat. Antje Wiede

ls Ansprechpartner für die Durchführung Klinischer Prüfungen (KP) ist das Team der Klinischen Studien- Azentrale seit drei Jahren aktiv und fest in den Bereich klinische Forschung integriert. Die Klinische Studienzentra- le versteht sich als Qualitätssicherungseinheit des Sponsors (Otto-von-Guericke Universität MD) von KP und hat, wie in den europäischen Richtlinien und nationalen Regularien gefordert, ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) einge- richtet. Das QMS gliedert sich in zwei Bereiche: Qualitäts- kontrolle und Qualitätssicherung. Im Rahmen der Qualitäts- kontrolle findet seitens des Sponsors eine verpflichtende Erstberatung zum geplanten Forschungsvorhaben statt. Weiterführend erfolgt die Kontrolle der Durchführung der KP hinsichtlich GCP (Good Clinical Practice/Gute klinische Praxis). Das Monitoring für monozentrische und kleinere multizen- trische Klinische Prüfungen wird durch Dipl.-Sporting. Sandra­ Qualitätskontrolle Fender als Klinischer Monitor durchgeführt. Die Klinische Studienzentrale steht bereits in der Vorberei- Weiterhin übernimmt die Klinische Studienzentrale für mo- tungsphase von geplanten KPs sowie jeglicher Art von For- nozentrische KPs das SAE-Management. Bei größeren mul- schungsprojekten als Ansprechpartner zur Verfügung. Bei tizentrischen KPs wird auf externe Anbieter zurückgegriffen. der verpflichtenden Erstberatung wird zunächst geklärt, ob es sich um ein Forschungsvorhaben oder um eine KP handelt. Qualitätssicherung Sobald es sich um eine KP handelt, unterliegt diese entwe- Die Qualitätssicherung beinhaltet vorrangig die Pflege, Wei- der dem Arzneimittel- oder Medizinproduktegesetz. Sofern terentwicklung und Etablierung des QMS. Dadurch werden sie als eine Investigator-initiierte KP unter der Sponsorschaft Abläufe im Rahmen der KPs standardisiert und eine hohe der Otto-von-Guericke-Universität MD geführt werden soll, Qualität gewährleistet. Weiterhin beinhaltet das QMS regel- werden alle Voraussetzungen zur GCP-konformen Durchfüh- mäßige Audits, die im Rahmen von KPs, aber auch im Rahmen rung geprüft. Das betrifft einerseits die Qualifikation des des Standardarbeitsanweisungs-Systems (SOP), durchgeführt Prüfzentrums mit den Mitgliedern der Prüfgruppe und an- werden. Diese Aufgabe wurde von Juliane Thapa, M. A., über- dererseits weitere beteiligte interne und externe Dienstleis- nommen. Zur Qualitätssicherung gehört auch das Schulen ter. Sofern gewünscht, übernimmt die Klinische Studien­ der Mitarbeiter der UMMD. Hierzu werden regelmäßig GCP- zentrale das Projektmanagement, das Monitoring und Kurse organisiert. Der GCP-Grundkurs wird zweimal jährlich SAE-­Management. Eine entsprechende Vereinbarung zwi- in Zusammenarbeit mit dem Institut für Biometrie und Me- schen Sponsor und Prüfleiter wird hierzu abgeschlossen. dizinische Informatik organisiert und die GCP-Refresher- Während einer laufenden KP findet zu jeder Zeit eine Qua- Kurse sowie MPG-Aufbaukurse werden von der Klinischen litätskontrolle statt. Dies beinhaltet das regelmäßige Abfor- Studienzentrale durchgeführt. Seit einem Jahr ist die Klinische dern studienspezifischer update reports von den Prüfzentren, Studienzentrale auch Teil der Sponsor-AG, die vom KKS- um den Fortgang der Klinischen Prüfung zu überwachen. Netzwerk initiiert wurde. Im Rahmen dieser Gruppe sollen Dr. Antje Wiede hat die Kommissarische Leitung inne und SOPs erarbeitet werden, die die Prozesse bzgl. der Überwa- führt wie auch Martina Beckmann die Erstberatung und das chungsaufgaben und -pflichten des Sponsors gemäß den Projektmanagement durch. Sie werden durch den Organisa- Regularien darlegen. Magdeburg konnte aufgrund von Ins- tionsassistenten Torsten Lieder und die Projektmanagemen- pektionserfahrungen und Weiterbildungen einige SOPs zur tassistentin Dominique Walter unterstützt. Erarbeitung von Masterversionen beitragen.

Festschrift 2014 111 Medizinisches Versorgungszentrum des Universitätsklinikums Magdeburg

as Medizinische Versorgungszentrum des Universitäts- Einige Beispiele des Leistungsspektrums: klinikums Magdeburg (MVZ UKMD gGmbH) bietet auf • Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen Ddem Campus des Universitätsklinikums eine fachüber- • Impfvorsorge greifende ambulante Versorgung in folgenden Praxen an: • Ärztliche Atteste • Laboruntersuchungen der Lipidologie, Hämostaseologie • Humangenetik und Infektionsserologie • Kinder- und Jugendmedizin • Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des peripheren • Laboratoriumsmedizin und zentralen Nervensystems • Neurologie • Behandlung von Bewegungsstörungen mit Botulinumtoxin • Psychosomatik und Psychotherapie • Elektrophysiologische Zusatzdiagnostik • Nuklearmedizin • Sonographie, Szintigraphie und Feinnadelpunktion der • Strahlentherapie Schilddrüse u. a. • Dermatologie • PET/CT- und SPECT/CT-Diagnostik • Transfusionsmedizin und Hämostaseologie • Ambulante tiefenpsychologisch und analytisch fundierte Einzelpsychotherapie bzw. Gruppenpsychologie Medizinische Versorgungszentren sind eine Form der • Breites Spektrum an brachytherapeutischen Behandlungen ­ambu­lanten Versorgung, die erhebliche Vorteile bieten: • Modernste Bestrahlungstechniken • Transfusion von Erythrozyten- und Thrombozytenkonzen­ • Umfassende medizinische Betreuung aus einer Hand trate inklusive der notwendigen blutgruppenserologischen • Interdisziplinäre Zusammenarbeit mehrerer Fachärzte Untersuchungen • Technisch hochwertige Diagnostik und Therapie durch ge- • Betreuung von Patienten mit Willebrand-Syndrom meinsame Nutzung modernster Medizintechnik • Genetische Beratungen • Verkürzung der Wege zwischen ambulanter und stationärer • Hautkrebsvorsorge Versorgung • Allergietest • Ambulante Hautoperationen

112 Festschrift 2014 Forschungsschwerpunkte Immunologie und Molekulare Medizin der Entzündung: Entzündung verstehen und Volkskrankheiten heilen

er immunologische Forschungsschwerpunkt wurde seit klären und zu verstehen, stellt eine der wichtigsten Aufgaben 2001 durch zielgerichtete Berufungen und durch die der modernen Medizin dar; liegt hierin doch der Schlüssel Derfolgreiche Einwerbung extern geförderter Forschungs- für die Behandlung der oben genannten Volkskrankheiten. verbundprojekte ausgebaut. Im Bereich der Lehre sowie im Bereich der klinischen Versorgung wurden exzellente Struk- Gesundheitscampus Immunologie, turen etabliert. Derzeit beteiligen sich 26 Professorinnen und Infektiologie und Inflammation Professoren, 2 vorklinische, 5 klinisch-theoretische und 11 Um unsere Aktivitäten im Entzündungsschwerpunkt in den klinische Institutionen der Medizinischen Fakultät am Ent- Bereichen Ausbildung, Forschung und Krankenversorgung zündungsschwerpunkt, der wissenschaftliche Verbindungen zu bündeln und unter eine Dachorganisation zu stellen, haben zu den OVGU-Forschungszentren Center of Dynamic Systems wir im Mai 2014 den Gesundheitscampus Immunologie, (CDS) und Center of Behavioural Brain Sciences (CBBS) un- ­Infektiologie und Inflammation (kurz GC-I) gegründet. terhält. Außeruniversitär ist der Schwerpunkt mit dem Helm- Darüber hinaus haben wir unsere wissenschaftlichen und holtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig (HZI), klinischen Aktivitäten unter das Leitmotiv gestellt: Entzündung dem Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer verstehen – Volkskrankheiten heilen. Das Leitmotiv fasst ex- Systeme und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) perimentelle und klinische Forschung im Dienst der Präven- vernetzt. Mit dem HZI in Braunschweig wurden inzwischen tion, Erkennung und Therapie der großen Volkskrank­heiten 5 gemeinsame Ko-Berufungen durchgeführt. Die Einrichtung zusammen. Mit dem Gesundheitscampus leisten wir einen eines immunologisch ausgerichteten Helmholtz-Instituts auf Beitrag zu den enormen Herausforderungen, die der demo- dem Campus befindet sich in Vorbereitung. graphische Wandel mit sich bringt. Zusammen mit anderen Schwerpunkten und der Politik möchten wir Sachsen-Anhalt Inhaltlich beforschen die Wissenschaftler und Kliniker des zu einer Modellregion für ein gesundes Altern und Auto­nomie Entzündungsschwerpunktes die molekularen Mechanismen im Alter ausbauen. und Folgen akuter und chronischer Entzündungsreaktionen, die Auslöser vieler Erkrankungen sind. Akute Entzündungen Exzellenzbereich Ausbildung treten z. B. im Rahmen einer Erkältung auf, wohingegen Um die Ziele zu erreichen, haben wir unter dem Dach des chronische Entzündungen für die Entstehung von Herzinfarkt, GC-I drei Exzellenzbereiche definiert: Der Exzellenzbereich Diabetes, Schlaganfall, Nierenleiden, Krebs und Demenz Ausbildung dient der Rekrutierung und Ausbildung von Nach- verantwortlich sind. Auch Allergien und Autoimmunerkran- wuchsmedizinern und -wissenschaftlern. Unser Lehrangebot kungen, beispielsweise die Schuppenflechte oder rheumati- umfasst Vorlesungen, Seminare und Praktika in den etablier- sche Erkrankungen, werden durch entzündliche Prozesse ten Studiengängen Humanmedizin und Biosystemtechnik. unterhalten. Schließlich spielen Entzündungsreaktionen bei Um die Ausbildung im Bereich der molekularen Entzündungs- Prothesenlockerungen, z. B. nach Knie- oder Hüftgelenkser- forschung zu verbessern, wird die Medizinische Fakultät ab satz, eine maßgebliche Rolle. Somit sind Entzündungspro- dem WS 2015/16 einen Masterstudiengang „Immunologie“ zesse an der Entstehung und dem Verlauf der wichtigsten anbieten. Mit koordinierten Graduiertenprogrammen wie dem Volkskrankheiten beteiligt. Gerade in Ländern mit einem von der DFG geförderten Graduiertenkolleg 1167 sowie dem hohen Anteil an älteren Menschen, wie z. B. Sachsen-Anhalt, kürzlich von der Fresenius-Stiftung eingerichteten Else Kröner-­ belasten diese Volkskrankheiten das Gesundheitssystem. Forschungskolleg Magdeburg garantieren wir die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Natur- Entzündungen zu verstehen, zu verhindern und zu heilen ist wissenschaften und der Medizin. Um die klinische Forschung daher eine herausragende Aufgabe für die medizinische For- zu stärken, haben die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das schung. Für Entzündungen gibt es jedoch kein festes Schema, HZI in Braunschweig sowie die Medizinische Fakultät insge- im Gegenteil, jede Entzündung wird durch unterschiedliche samt 3 Rotationsstellen für Ärzte eingerichtet. Diese soge- Faktoren im menschlichen Körper beeinflusst und folgt eige- nannten Gerok-Positionen ermöglichen es jungen Ärzten, für nen Regeln. Die spezifischen Antworten des Körpers, die bei 6 oder 12 Monate von klinischen Verpflichtungen befreit zu unterschiedlichen Entzündungsreaktionen ablaufen, aufzu- werden, um sich Forschungsaufgaben im Bereich der klini-

114 Festschrift 2014 schen Entzündungsforschung zu widmen. Perspektivisch Volkskrankheiten möchten wir die Ausbildungsaktivitäten des Gesundheitscam- pus Immunologie, Infektiologie und Inflammation zu einer GC-I Graduiertenschule zusammenfassen.

Exzellenzbereich Forschung Der Exzellenzbereich Ausbildung ist für den Exzellenzbereich Forschung des GC-I von großer Bedeutung, da der von uns ausgebildete Nachwuchs die Forschungsarbeit in unterschied- Ösophagitis

Gastritis lichen Projekten leistet. Die Forschung im GC-I wird durch Hepatitis hoch angesehene Forschungsprogramme der DFG, der EU Pankreatitis Coliti s und der Fresenius-Stiftung getragen. Die Deutsche For- Enteritis schungsgemeinschaft fördert den Sonderforschungsbereich Magen- Darmerkrankungen 854 „Molekulare Organisation der Zellulären Kommunikation im Immunsystem“, den wir in Sprecherfunktion leiten, in der sation der im Bereich der Medizintechnik agierenden Förderperiode 01/2014-12/2017 mit ca. 10 Millionen Euro. Das Arbeitsgruppen wird eine Verbindung zu weiteren Fakultäten von unserer Universitätsklinik für Orthopädie eingeworbene der OVGU geschaffen. EU-weite Konsortium HypOrth, arbeitet europaweit an der Frage, wie die meist entzündlich bedingte Lockerung von Exzellenzbereich Krankenversorgung Gelenkprothesen besser diagnostiziert und behandelt werden Im Exzellenzbereich Krankenversorgung sind 12 Kliniken der kann. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Frage Medizinischen Fakultät organisiert, die sich mit der Präven- gelegt, wie gefährdete Patientinnen und Patienten frühzeitig tion, Diagnostik und Therapie akuter wie chronischer Erkran- an Hand von sogenannten Biomarkern erkannt und gezielt kungen entzündlicher Genese beschäftigen. Hierzu zählen therapiert werden können. Des Weiteren soll in dem Konsor- entzündlich bedingte Erkrankungen des Gefäßsystems (Herz- tium an neuen und besser verträglichen Materialien für Ge- infarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck), der Nieren (Nieren- lenkprothesen geforscht werden. In dem Else Kröner-For- schwäche und -versagen), der Bauchspeicheldrüse (z. B. schungskolleg Magdeburg, das die Klinik für Hämatologie und Diabetes mellitus) und des Darms (Reizdarm, entzündliche Onkologie mit weiteren Kliniken der Universität im Januar Darmerkrankungen) ebenso wie Entzündungen und Fehl- 2014 einwarb, werden akute und chronische entzündliche steuerungen, die im Rahmen von Autoimmunerkrankungen, Prozesse mit Übergang in bösartige Tumorerkrankungen Allergien, Blut- und Krebskrankheiten und Infektionen auf- untersucht. treten. Neben interdisziplinärer Krankenversorgung werden wissenschaftliche Ergebnisse in klinische Fragestellungen Mit ca. 7 Mio. Euro werden im Exzellenzbereich Forschung und Studien übertragen. des GC-I etwa 50 % der jährlichen Drittmittel der Medizini- Zum Exzellenzbereich Krankenversorgung des GC-I zählen schen Fakultät verausgabt. Die Einwerbung weiterer For- auch eine Reihe interdisziplinärer Zentren der Medizinischen schungsverbünde im Bereich der Infektiologie und der klini- Fakultät (z. B. Zentrum für Seltene Erkrankungen, Interdiszi- schen bzw. klinisch-translationalen Forschung befindet sich plinäres Krebszentrum, Zentrum für die Koordination klinischer in Vorbereitung. Acht der 10 besten Einrichtungen der FME Studien, Allergiezentrum). Diese Zentren sollen die klinisch (gemessen an der Drittmitteleinwerbung bzw. den erreichten tätigen Kollegen dabei unterstützen, eine hervorragende Impactpunkten) gehören dem GC-I an. klinische Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Zusammenfassend möchten wir, die Ärzte und Wissenschaft- Moderne medizinische Diagnose- und Therapieverfahren ler des Forschungsschwerpunktes Immunologie und Mole- werden in großem Maße durch technische Innovationen ge- kulare Medizin der Entzündung, unter dem Dach des Gesund- tragen. Wissenschaftler und Ärzte der Medizinischen Fakul- heitscampus zu einer schnelleren, genaueren und sicheren tät und des GC-I bearbeiten im Rahmen ihrer Forschungstä- Diagnosestellung sowie Therapie von bedeutsamen Volks- tigkeit Projekte im Bereich der Medizintechnik. Eine Analyse krankheiten beitragen. Mit dem Leitmotiv und dem Anspruch des Referats für Forschung der FME beziffert das in den „Entzündung verstehen – Volkskrankheiten heilen“ verfolgen letzten 5 Jahren eingeworbene Drittmittelvolumen im Bereich wir ein hoch gestecktes Ziel, welches wir in Kooperation mit der Medizintechnik auf ca. 8 - 10 Mio Euro. Die Fakultät plant, weiteren Fakultäten der OVGU und extrauniversitären Ein- die medizintechnischen Aktivitäten im Sinne eines wissen- richtungen erreichen möchten. schaftlichen Profilzentrums in die bestehenden Forschungs- schwerpunkte zu integrieren. Durch die koordinierte Organi- Prof. Dr. Burkhart Schraven, Prof. Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus

Festschrift 2014 115 Neurowissenschaften: Expeditionen ins Gehirn

ie Neurowissenschaften in Magdeburg können auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1967 fand ein Derstes internationales neurobiologisches Symposium, veranstaltet durch das Institut für Pharmakologie und Toxi- kologie, statt. Die Gründung des Instituts für Neurobiologie und Hirnforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR folgte im Jahre 1980. Nach vielen Namensgebungen heißt die Einrichtung inzwischen Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN). Der nächste große Meilenstein war die Gründung des BMBF-geförderten Center for Advanced Imaging (CAI) 2002 als gemeinsames neurowissenschaftliches Forschungs­zentrum der damaligen Klinik für Neurologie II der Otto-­­von-Guericke- Universität (koordinierendes Institut), dem ­Leibniz-Institut für Neurobiologie, dem Zentrum für Neurowissenschaften Das Bewusstsein und die Erkenntnis über die Zusammenar- (ZeN) sowie dem Hansewissenschaftskolleg Delmenhorst als beit von neuronalen Netzwerken haben uns dazu inspiriert, einem der fünf staatlich geförderten Bildgebungszentren in über die Grenzen der Medizin hinweg zu denken und alle Deutschland. Das Leibniz-Institut für Neurobiologie erhielt vorhandenen Kompetenzen und Kapazitäten fakultätsüber- im Juni 2004 europaweit den ersten 7-Tesla-Ultrahochfeld- greifend zu bündeln. Kernspintomographen. Die Untersuchungen mit diesem For- schungsgroßgerät bilden einen Schwerpunkt der nicht-inva- So wurde 2007 das „Center for Behavioral Brain Science“ siven Bildgebung im Rahmen des Magdeburger CAI, das als (CBBS) ins Leben gerufen, das als eine rechtsverbindliche ein „Center of Excellence“ ausgezeichnet wurde. Struktur mehr als 20 Einrichtungen und drittmittelfinan­zierte Verbundprojekte umfasst. Das CBBS organisiert die interdis- Eine Reise besonderer Art ziplinäre neurowissenschaftliche Forschung, die Ausbildung Der Neurostandort in Magdeburg hat eine Reise besonderer von Nachwuchs, die Erschließung von Drittmittelquellen und Art begonnen: die „Expedition ins Gehirn“. Die Entwicklung den Forschungstransfer. Aus dem CBBS sind inzwischen drei neuer Neuroimaging- und Visualisierungstechniken ermög- von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Son- lichen, hochauflösende Bilder zu erhalten und nicht nur, um derforschungsbereiche - SFB 779, SFB TRR62, SFB TRR 31 - neurodegenerative Krankheitsbilder im Frühstadium zu er- sowie ein Graduiertenkolleg hervorgegangen. Fragen, wie kennen, sondern auch, um wissenschaftlich die Organisati- zum Beispiel „Was beeinflusst unsere Motivation?“ oder „Wie on von höheren Hirnmechanismen zu untersuchen. Wir steuert Motivation unser Verhalten?“, stehen im Zentrum der können mit neuen Methoden und Geräten dem gesamten Forschungsaktivitäten des SFB 779. Gehirn auf einmal während des Lernens zuschauen. Für die Ein wichtiger Schwerpunkt, gleichzeitig auch Teilprojekt des Klinik bedeutet das: Wir kombinieren modernste Verfahren SFB 779 „Neurobiologie motivierten Verhaltens“, ist die ge- der Kernspintomographie und Magnetenzephalographie, um meinsame Untersuchung der Klinik für Neurologie und der nicht-invasiv die Raum- und Zeitstruktur kognitiver Prozes- Klinik für Stereotaktische Neurochirurgie (samt weiterer se darzustellen. Kooperationspartner der Medizinischen Fakultät und des So erkennen wir beispielweise, dass bei bestimmten Pati- LIN) der Tiefen Hirnstimulation als Therapie von Patienten enten mit einem Schlaganfall in der Sehrinde die visuellen mit schweren Zwangserkrankungen oder therapierefraktärer Signale die Läsionen gewissermaßen rückwärts umgehen Epilepsie. können und dadurch bewusste Wahrnehmung ermöglichen, obwohl das primäre Sehzentrum vollständig zerstört ist. Neurostandort Magdeburg Solche Millimeter- und Millisekunden genaue Raum-Zeit- In den letzten Jahren haben sich in der neurowissenschaft- Karten können für zahlreiche Hirnareale erstellt werden. lichen Landschaft in Magdeburg viele Anlässe und Groß­ Damit lassen sich chirurgische Eingriffe so planen, dass projekte ereignet, um die Forschungsreise mit unseren funktionell relevante Systeme - wenn es die Pathologie erlaubt ­renommierten internationalen und nationalen Partnern - geschont werden. voranzutreiben.

116 Festschrift 2014 Zu unseren internationalen Kooperationspartnern zählen­ Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen u. a. das Institute of Cognitive Neuroscience (ICN), Univer- in der Helmholtz-Gemeinschaft (DZNE) ist ein weiteres Groß- sity College of London, Center for Neuroscience, Duke Univer­ projekt auf nationaler Ebene, das sich mit neurodegenera- sity, North Carolina, UC Berkely/California, Helen Wills tiven Erkrankungen beschäftigt mit dem Ziel, Ursachen und ­Institute for Neuroscience. In der letztgenannten untersuchen Risikofaktoren neurodegenerativer Erkrankungen zu verste- wir gemeinsam mit Prof. Knight motorische Prozesse und hen und neue Therapien, die die Krankheit möglichst lange Sprachverarbeitung durch nicht-invasive und invasive elek- hinauszögern, und Pflegestrategien zu entwickeln. Wichtige trophysiologische Messungen. Ein besonderer Fokus dieser Kooperationspartner sind die Otto-von-Guericke-Universität, Zusammenarbeit liegt auf der Entwicklung von Brain Machine­ das Universitätsklinikum Magdeburg sowie das Leibniz-In- Interfaces (BMI), d. h. eine Mensch-Maschine-Schnittstelle, stitut für Neurobiologie (LIN). Am Magdeburger Standort des die zum Ziel hat, ausgefallene motorische Funktionen durch 2009 gegründeten DZNE mit inzwischen neun Standorten eine per Hirnaktivität kontrollierte Prothese zu ersetzen. Das konzentriert man sich auf den Ansatz der Plastizität. Durch Grundkonzept zur Realisierung eines BMI basiert auf der die Flexibilität der Netzwerke von Nervenzellen können durch Beobachtung, dass schon die Vorstellung einer Bewegung gezielte Stimulation kognitive Leistungen verbessert und messbare spezifische Veränderungen der elektrischen Hirn- trotz Verlust von Nervenzellen stabilisiert werden. aktivität auslöst. Eine BMI-Arbeitsgruppe der Universitäts- klinik für Neurologie arbeitet an der Entwicklung von Sig- Am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN), dessen neues nalverarbeitungsverfahren, die in der Lage sind, die Gebäude direkt an den Medizincampus grenzt, wird auf imaginären Aktionen aus der elektrischen Hirnaktivität zu molekularbiologischer, zellulärer und systemischer Ebene erkennen und daraus Kontrollsignale für ­Roboter oder Ma- an Lern- und Gedächtnisprozessen geforscht. Dementspre- schinen zu generieren, die die motorischen Funktionen chend gibt es enge Kooperationen zwischen dem LIN und übernehmen. dem Universitätsklinikum Magdeburg, insbesondere der Klinik für Neurologie, die sich sowohl in gemeinsamen Pro- Regionale Kooperationspartner jekten als auch in gemeinsam betriebenen Labors und Groß- Zu einem großen regionalen Forschungsprojekt zählt der geräten dokumentiert. Die räumliche Nähe des DZNE und vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte „For- des LIN zum Universitätsklinikum Magdeburg wird den en- schungscampus STIMULATE“ (Solution Centre for Image gen Austausch zwischen Forschung und Klinik weiter fördern. Guided Local Therapies) für Medizintechnik. Er gehört zu So ist der Direktor der Klinik für Neurologie gleichzeitig den zehn Gewinnern eines kompetetiven Wettbewerbs des Leiter einer klinisch orientierten Abteilung des LIN. Im Neu- BMBF. Im ersten Jahr erhielt die Universität Magdeburg 1,6 bau des DZNE ist die vom DZNE und der Klinik für Neuro­logie Millionen Euro Förderung für den Forschungscampus. Die betriebene „Kooperationseinheit für Präventions­forschung“ perspektivische Gesamtförderdauer beträgt bis zu 15 Jahre. untergebracht, in der Erkrankte von einer frühzeitigen Über- Zwischenzeitlich wurde das Vorhaben erneut evaluiert und führung neuer Erkenntnisse in die klinische Routine profi- wird nun für zunächst fünf Jahre gefördert. tieren können. Weitere Schwerpunkte der Forschung sind Hintergrund des im Januar 2013 an der Universität Magdeburg die Weiterentwicklung diagnostischer Bildgebungsverfahren, offiziell eröffneten Forschungsschwerpunktes ist die -Not wie der Magnetresonanz-Tomographie (MRT), und die Suche wendigkeit, der aufgrund der demografischen Entwicklung nach biologischen Merkmalen (Biomarkern), die auf eine überproportionalen Zunahme altersbedingter Erkrankungen sich anbahnende Demenz hinweisen. Biomarker helfen da- wie Demenz, Schlaganfall, Krebs sowie Herzinfarkt zu be- bei, eine Erkrankung frühzeitig zu erkennen und gezielte gegnen. Für diese gesellschaftlich höchst relevanten Krank- Therapieentscheidungen zu treffen. heitsbilder wird STIMULATE neue Instrumente und Bildge- bungsverfahren für patientenschonende minimal-invasive Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, in dem altersbe- (micro-invasive) Diagnose- und Therapieverfahren entwickeln. dingte kognitive Einbußen und neurodegenerative Erkran- Bereits heute erlauben bildgestützte minimal-invasive kungen nicht mehr als schicksalsbedingt angenommen ­Methoden sehr effiziente und wenig belastende Therapie- werden müssen. Deshalb haben wir uns am Neurostandort methoden, die im Rahmen des Forschungscampus weiter- Magdeburg zum Ziel gesetzt, durch unsere Forschung zu- entwickelt und insbesondere auf weitere Erkrankungen künftigen älteren Generationen dabei zu helfen, so lange übertragen werden sollen. STIMULATE führt diese Entwick- wie möglich autonom und in Würde leben zu können. lung gemeinsam mit seinem Partner Siemens Healthcare sowie mit zahlreichen im Stimulate-Verein kooperierenden Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze regionalen mittelständischen Unternehmen durch. Langfris- tiges Ziel ist es, in Magdeburg ein deutsches Zentrum für bildgestützte Medizin aufzubauen.

Festschrift 2014 117 Das Rondell vor dem Klinikgebäude 60 b – im Wechsel der Jahreszeiten. Schwergewichtiger Gebäudekomplex mit 13 Kliniken und 16 OP-Sälen stellte die Weichen Wie der Campus groß wurde

Bauliche Meilensteine von 2004 bis 2014 Bereits zum 50. Jubiläum der Universitätsmedizin im Jahr 2004 hatte die damalige und heutige Kaufmännische Direk- torin Veronika Rätzel einen bemerkenswerten Satz geprägt. In einer zu dem Ereignis verfassten Festschrift konstatierte die Ökonomin: „Das Kernstück der baulichen Entwicklung stellt der Neubau Chirurgie, Innere Medizin, Neuromedizin dar“. In der Tat avancierte dieser Komplex zum bis dahin größten Bauvorhaben auf dem Gelände der Medizinischen Fakultät und beeinflusste in den Jahren danach bis heute die Entwicklung auf dem Campus. Die Rede ist von dem Komplex, dessen Bezeichnung sich als „Haus 60“ eingebürgert hat. Foyer im Haus 60 a

Summa summarum: Am Beginn des hier betrachteten De- zenniums in der baulichen Geschichte der Hochschulmedizin war durch das Zusammenführen verschiedener Fachbereiche unter einem Dach ein Klinikneubau entstanden, der die Vor­ aussetzungen für modernste Behandlungskonzepte und rationelle Klinikorganisation bietet.

Städtebaulich eine neue Mitte für den Campus Was zweitens die Bedeutung der mit 277 Millionen DM bis- lang gewaltigsten Investition auf dem Campus weiter unter- streicht, ist eine andere Folge: Die Baumaßnahme, die im Das Haus 60 – ein Neubau von grundlegender Bedeutung Rahmen der mit der von der Kultusministerkonferenz im März für die medizinische Versorgung. 1997 empfohlenen Umstrukturierung der Hochschulmedizin ausgereichten Anschubfinanzierung überhaupt erst möglich

Vieles unter einem Dach für modernste Behandlungskonzepte Die begriffliche Schlichtheit hat in mehrfacher Hinsicht Größe: Erstens verfügt das Gebäudeensemble Haus 60 über eine Gesamtfläche von 57.000 Quadratmetern. Der siebenge- schossige Neubau, der in seiner Gesamtheit 2006 endgültig fertig gestellt wurde, ist 252 Meter lang und erstreckt sich in Ost-West-Richtung in zentraler Lage auf dem Campus. 13 Kliniken sowie Teilbereiche von 2 weiteren Kliniken er- hielten hier einen neuen Standort. 16 OP-Säle und 46 Inten- sivtherapiebetten sind zentral angeordnet, in einem weiteren Bauabschnitt die Bettenbereiche etabliert, schrittweise folgten die komplette Klinik für Diagnostische Radiologie sowie zahlreiche mit modernster Medizintechnik ausgestat- tete Funktionsbereiche. Die neue Mitte

Das Rondell vor dem Klinikgebäude 60 b – im Wechsel der Jahreszeiten. Festschrift 2014 119 Eingang zum alten Klinikgebäude Wiener Straße Die neue Heimstatt der Kinderklinik auf dem Campus wurde, war verbunden mit einer logistischen Revolution auf fehlenden Mitte auf dem Campus einschließlich eines mo- dem Gesamtcampus. Allein technisch wurde das mit dem dernen Entrees an der Leipziger Straße. Zugleich konnte eine Einbau einer automatischen Warentransportanlage, der konzeptionelle Neuausrichtung des historischen Gebäude- Rohrpost und eines Modulversorgungssystems, der die Pro- potenzials in Angriff genommen werden. zessabläufe rationeller und effizienter gestaltet, untermau- In den frei gezogenen Gebäuden wurden nun nach ihrer ert. Die Versorgung des Neubaus mit Notstrom wird seitdem sukzessiven Sanierung Raumkapazitäten zur Unterbringung durch ein Blockheizkraftwerk gesichert. der theoretischen Institute und für den weiteren Ausbau der Drittens ermöglichte der Neubau sowohl die städtebauliche Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät ge- Ausrichtung einer neuen und im Grunde bis dahin gänzlich schaffen.

Markante Daten des vergangenen Jahrzehnts

19. Oktober 2006 in der Pädiatrie: Nunmehr kann die Universitätskinderklinik ihre Aufgabe um- Es wächst zusammen, was zusammengehört fassend wahrnehmen und alle Kinder jenseits der Neugebo- An ihrem bisherigen Standort in der Wiener Straße/ renenperiode sowie Jugendliche am Hauptstandort des Uni- Ema­nuel-Larisch-Weg hatte die Universitätskinderklinik Klinikums an der Leipziger Straße unter Nutzung der damit Medizingeschichte in Magdeburg geschrieben. Zunehmend verbundenen Synergieeffekte behandeln. Der Hauptversor- jedoch hatte der bauliche und räumliche Zustand den Mit- gungsbereich liegt in den geographisch nördlichen zwei arbeitern Grenzen in ihren Bemühungen um die Gesundheit Dritteln Sachsen-Anhalts und angrenzenden Bundesländern. der Kinder als höchstes Gut einer Gesellschaft gesetzt.

Am 19. Oktober 2006 war der in der Pädiatrie wohl bemer- 23. Oktober 2006 Universitätsfrauenklinik – kenswerteste bauliche und organisatorischen Erfolg erzielt ein altes Haus hat sich verjüngt worden: Die Kinderklinik zog ein in das umfassend renovier- Bereits im Jahr 2000 war begonnen worden, dem dringlichen te Haus 10 auf dem Campus, und zwar dorthin, wo bis zur Sanierungsbedarf der ohnehin heterogenen Bausubstanz Fertigstellung des Klinikumsneubaus Haus 60 die Chirurgie der 1899 als Entbindungsheim und staatliche Hebammen- untergebracht gewesen war. schule aus der Taufe gehobenen einstigen Landesfrauenkli- Durch eine unmittelbare bauliche Verbindung zwischen dem nik Rechnung zu tragen. Seit 1914 firmierte die Einrichtung Haus 10 und dem Klinikumskomplex (Haus 60) ist nunmehr an der Gerhart-Hauptmann-Straße unter diesem Namen, sowohl ein direkter Zugang zu den dortigen Fachkliniken 1993 erlangte sie den Status Universitätsfrauenklinik. Der und Funktionseinheiten, die Anbindung an die auf dem Cam- bauliche Zustand jedoch änderte sich zunächst nicht we- pus schon vorhandene Rohrpostanlage, als auch die Erwei- sentlich – sowohl technische als auch funktional gravieren- terung des zentralen automatischen Warentransportsystems de Mängel riefen dringenden Handlungsbedarf auf den Plan. der Medizinischen Fakultät gewährleistet. Am 23. Oktober 2006 konnten sämtliche Maßnahmen abge-

120 Festschrift 2014 Das alte Gebäude der Frauenklinik mit dem neuen Bettenhaus Das Haus 2 komplettierte den Campus schlossen werden. Mit einem finanziellen Aufwand von 29,8 Mai 2007 – noch ein historisches Datum: Millionen Euro waren schrittweise erhebliche Verbesserun- Der Hauptcampus ist komplett gen erzielt worden. Im Mai 2007 wurde das rundherum sanierte und moderni- In einem 2002 fertiggestellten Neubau konnten so die Pfle- sierte Hauses 2 neu eröffnet. Zirka 950.000 Euro wurden gebereiche zusammengefasst werden. Außer den drei Sta- dafür aufgewendet. Die neuen Mieter sind Verwaltungsbe- tionen wurde in einem zurückgesetzten Staffelgeschoss auch reiche, z. B. das Studiendekanat, Lehreinrichtungen und die zentrale Operationsabteilung eingerichtet. Institute, z. B. das Institut für Sozialmedizin. Es hatte zuvor am Außenstandort in einer alten Villa in der Sternstraße sein Ein separates Gebäude nahm die technischen Zentralen auf. Domizil. Es handelt sich hier zwar um ein vergleichsweise In dem neuen dreigeschossigen Bettenhaus entstanden für kleines Projekt, ein kleiner Schritt in der Gesamtentwicklung, die Stationen der Gynäkologie und Geburtshilfe Zimmer mit der jedoch eine Zäsur und ein historisches Datum setzt. 66 Betten sowie eine Wachstation. Seit dem Tag nämlich sind erstmals in der Geschichte der Mit der Fertigstellung dieser Baumaßnahmen konnte das Magdeburger Hochschulmedizin sämtliche Institute und ganzheitliche Versorgungskonzept in der Patientenbetreuung Kliniken mit Ausnahme der Uni-Frauenklinik auf dem Haupt- an dem Uni-Klinikstandort mit Erfolg realisiert werden. campus ansässig. Die Gynäkologie und Geburtshilfe in der Universitätsfrauen- Die uneffektive Zersplitterung, die auch für die Patienten klinik präsentiert sich in einem modernen patientenfreund- Erschwernisse brachte, ist überwunden. Die erneuerte Uni- lichen Ambiente mit höchstem medizinischem Niveau und versitätsfrauenklinik jedoch wird konzeptionell ihren Stand- mit einer fachärztlichen Rund-um-die-Uhr-Betreuung von ort an historischer Stätte in der Gerhart-Hauptmann-Straße Mutter und Kind. behalten. Außer den vier modern und patienten- und familienfreund- lich gestalteten Kreiß-Sälen gibt es einen separaten Opera- tionssaal für eventuell notwendige Kaiserschnitte. 3. Dezember 2010: Wieder ein altes Gebäude In der Frauenheilkunde (Gynäkologie) bietet die Klinik das in neuem Gewand gesamte Spektrum moderner Früherkennung, Diagnose und „Modernste Forschung hinter historischer Klinkerfassade/ Operationen (4 OP-Säle) bei allen gut- und bösartigen Er- Feierliche Schlüsselübergabe für das Haus 1“ Auch dieses krankungen. Projekt auf dem Campus hatte Schlagzeilen in den Print- und elektronischen Medien gemacht. Zu Recht: Eines der ältes- Für den Bereich Reproduktionsmedizin in der Universitäts- ten Gebäude, 1891 als Teil der Sudenburger Krankenanstalten klinik für Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endo- errichtet, wurde nach zweieinhalb Jahren Sanierungszeit krinologie wurde Platz für eine 9-Betten-Station im Neubau offiziell in seiner neuen Funktion eingeweiht. Bettenhaus geschaffen sowie ein neuer OP eingerichtet. Drei Institute und die Arbeitsgruppen des Zentrums für In- Der Ausbau des Frühgeborenenbereichs der Universitätskli- nere Medizin sowie das Referat für Forschung haben hier nik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie führt an der ihr neues Domizil gefunden. Auf ca. 4.800 m² Nutzfläche sind Gerhart-Hauptmann-Straße die vorher an 2 Standorten ver- Labore, Büroräume, Seminarräume, Sozialräume und Tech- teilte Versorgung von Frühgeborenen und anderen Risiko- nikzentralen entstanden. Sie bieten den Wissenschaftlern der neugeborenen in einem Perinatalzentrum (Level 1) zusammen. Medizinischen Fakultät hochmoderne Arbeitsbedingungen.

Festschrift 2014 121 Das modernisierte Forschungsgebäude Haus 1 Der verklinkerte DZNE-Neubau (Haus 64) mit viel Glas an der Fassade fügt sich ein in den Gebäudebestand, verkörpert aber auch modernen solitären Charakter. Februar 2014: Auf 4.400 Quadratmeter Forschung von internationaler Tragweite Die jüngste Errungenschaft auf dem Klinikumsgelände ist Das architektonisch interessante Gebäude, eine geradlinige erst wenige Monate alt: Bei einem Festakt wurde am 25. fünfgeschossige Stahlbetonkonstruktion, nimmt mit seiner Februar 2014 das neue Forschungsgebäude des Deutschen Klinkerfassade einen soliden Platz innerhalb des Gebäude- Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) am bestands auf dem Campus ein. Der Neubau bietet Platz für Standort Magdeburg offiziell eingeweiht. Auf rund 4.400 die MRT-PET Bildgebung und für Trainingsstudien sowie die Quadratmetern soll die Prävention, frühe Diagnose und The- biomedizinischen Labore und für die klinische Forschung. rapie von Erkrankungen des Nervensystems, wie beispiels- weise die Alzheimer Demenz, erforscht werden. Die Kosten des Neubaus in Höhe von rund 22 Millionen Euro trug das Karl-Heinz Kaiser Land Sachsen-Anhalt.

Seit der Fakultätsgründung wurden weitere Gebäude saniert oder sind neu entstanden

Mit der Gründung der Otto-von-Guericke-Universität im 1999: Grundsanierung des Gebäudes für das Institut für Oktober 1993 wurde die Medizinische Akademie Magdeburg Physiologie und Erweiterungsbau (Haus 13). als Medizinische Fakultät in die Universität integriert. Von 2000: Umzug der Kinderklinik vom Standort Halberstädter Beginn an wurde gezielt auf die bessere Krankenversorgung Straße in den Emanuel-Larisch-Weg. Seit 2008 ist in diesen durch Stationssanierungen in großem Umfang hin gearbei- Räumen das Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachbe­rufe tet. Auf der Grundlage der Ausbauplanung wurden wichtige untergebracht. Gebäude neu errichtet bzw. saniert. 2000: Die Inbetriebnahme des Neubaus Theoretische ­Institute (Haus 44) verbesserte die räumlichen Bedingungen 1995: Fertigstellung der Klinik für Herz- und Thoraxchirur- des Institut für Medizinische Mikrobiologie und des Prakti- gie (Haus 5 b). Mit Unterstützung der Krankenkassen konn- kums für Biochemie, es entstanden erstmals zwei S3-­Labore. te der akute Versorgungsnotstand in Sachsen-Anhalt mit der 2004: Eröffnung der neuen Zufahrt zur Zentralen Notauf- neuen Klinik abgebaut werden. Heute jedoch ist das in Mo- nahme an der Leipziger Straße. dulbauweise erstellte Gebäude modernisierungsbedürftig. 2006: Übergabe des Elternhauses für krebskranke Kinder Perspektive: Einzug in ein modernes neues Haus 60 c. Ein Rückblick in Bildern siehe rechts…

122 Festschrift 2014 1995: Die Herzchirurgie „schwebt“ ein.

Die Herzchirurgie (Haus 5b) wurde in Modulbauweise erstellt.

Haus 13: Institut für Physiologie

Ausbildungszentrum im Emanuel-Larisch-Weg

Haus 44: Theoretische Institute

Bettenhaus der Frauenklinik

Die Zentrale Notaufnahme Haus 93: Elternhaus an der Leipziger Straße krebskranker Kinder Haus 4: Psychiatrie und Psychosomatische Medizin Haus 5: Kardiologie, Angiologie und Pneumologie

Haus 9: HNO und Experimentelle Audiologie

Haus 18: Akademische und Kaufmännische Verwaltung

Haus 19: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie; Psychosomatik Haus 17: Medizinisches Rechenzentrum, Betriebstechnik

Haus 20: Pharmakologie Haus 6: Zentralapotheke und Toxikologie; Hygiene Haus 5: Kardiologie, Angiologie und Pneumologie

KapitelStudium Baugeschehen und Lehre

Haus 6: Zentralapotheke Abschiedsfoto bei der Exmatrikulationsfeier Studentische Ausbildung an der im November 2013 Medizinischen Fakultät Magdeburg

Die Medizinischen Fakultät ist mit der Gründung der Otto- von-Guericke-Universität im Jahr 1993 entstanden und aus der Medizinischen Akademie Magdeburg hervorgegangen, an der bereits seit 1954 die studentische Ausbildung von Humanmedizinern etabliert war. Zunächst wurden nur 47 Studenten im klinischen Studienabschnitt immatrikuliert. Seit 1960 werden Studierende nunmehr auch im vorklinischen Studienabschnitt ausgebildet. Heute sind insgesamt ca. 1.500 Studierende an der Medizi- nischen Fakultät eingeschrieben. Jährlich werden etwa 185 Absolventen feierlich in das Berufsleben verabschiedet. Damit­ ist die Absolventenzahl höher als die zwischen dem Wissen- schaftsministerium Sachsen-Anhalt und der Medizinischen OSCE-Prüfungen Fakultät vereinbarte Zielgröße von 160 Medizinabsolventen pro Jahr. im 3. bis 5. Studienjahr stehen die klinischen Fächer im Lag das Verhältnis der Absolventen bezogen auf die Studi- Vordergrund. Im Praktischen Jahr erfolgt die Ausbildung enanfänger im Jahr 2007 noch bei 0,63, so verbesserte es betreut von Mentoren und auf der Grundlage von Logbüchern, sich im Jahr 2013 (2013: 189) bezogen auf die Studienanfän- in denen die Ausbildungsinhalte strukturiert dargestellt sind. ger (2006: 193) auf 0,97. Zu dieser positiven Entwicklung Das problemorientierte Lernen (POL), eine Lehrmethode, haben auch individuelle Studienberatungen und zahlreiche welche die Kompetenz zur Problemlösung im klinischen All- Informationsveranstaltungen, wie z. B. Campus Days oder tag entwickelt und fördert, und auch Lehrveranstaltungen, das Schnupperstudium, beigetragen. in denen die ärztliche Gesprächsführung im Mittelpunkt steht, sind feste Bestandteile des Humanmedizinstudiums.

Naturwissenschaftlicher Auswahltest Seit 2012 führt die Medizinische Fakultät Magdeburg in Ko- Praxisnahes Lernen operation mit den Universitäten Hamburg und Berlin einen Bereits seit 2009 können Studierende an unserer Fakultät in naturwissenschaftlichen Auswahltest für Medizinbewerber einem „Skillslab“, d. h. in einem interdisziplinären Ausbil- durch. Zum sogenannten HAM-Nat-Test werden die 700 Be- dungs- und Trainingszentrum, praktische ärztliche Fähigkei- werber mit den besten Abiturnoten, die sich mit erster Prä- ten und Fertigkeiten trainieren. Im Magdeburger Ausbil- ferenz für Magdeburg als Studienort beworben haben, ein- dungszentrum für Medizinische Basisfertigkeiten (MAMBA) geladen. Mit hervorragenden Kenntnissen in den Fächern stehen den Studierenden dafür zahlreiche Simulatoren, Mathematik, Physik, Chemie und Biologie können die Be- Skelett- und Organmodelle sowie weitere Hilfsmittel für die werber ihre Chance auf einen Studienplatz deutlich verbessern. praktischen Übungen in 21 verschiedenen Themenräumen Im 1. und 2. Studienjahr des Regelstudienganges dominieren zur Verfügung, welche die Umsetzung innovativer Studien- die naturwissenschaftlich-theoretischen Grundlagenfächer, inhalte und moderne Bildung ermöglichen.

126 Festschrift 2014 Studentische Tutoren im Skillslab Computerarbeitsplätze für e-Prüfungen

Seit 2011 wird am Universitätsklinikum ein strukturiertes Familienfreundlich und international Pflegepraktikum für Studierende im 1. Studienabschnitt durch- Die Medizinische Fakultät bemüht sich um eine familien- geführt. Während des Praktikums werden Medizinstudie- freundliche Ausbildung. Auf dem Campus am Universitätsplatz rende durch Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflegeschüler/- und auf dem Mediziner-Campus wurde ein Campuskinder- innen des Ausbildungszentrums für Gesundheitsfachberufe zimmer eingerichtet, in dem Studierende ihre Kinder zu angeleitet. Letztere können ihre pädagogischen und fachli- Randzeiten kostenlos betreuen lassen können. chen Fähigkeiten im Rahmen einer Mentorentätigkeit erpro- ben. Die Medizinstudierenden profitieren von einem Lern- Durch eine Reihe von Austauschprogrammen mit Partner- zielkatalog und der strukturierten Anleitung. institutionen im Ausland besteht die Möglichkeit, in Europa und Übersee zu studieren oder zu forschen. Studierende Das Kompetenzzentrum „E-Learning“ wurde im Sommer 2008 haben exzellente Chancen - zum Teil durch Stipendienpro- gegründet. Zu seinen Aufgaben gehören u. a. die Betreuung gramme gefördert - mehrmonatige Studienaufenthalte in und Evaluation der Softwareplattform MOODLE (Software, den USA, Frankreich, den Niederlande, Österreich, Polen, Datenschutz, Nutzung etc.), die Aufbereitung vorhandener Tschechien, Italien, der Türkei, Litauen, Chile, Mexiko, Viet- Lehr- und Lernmedien, die technische Sicherstellung von nam oder Japan zu absolvieren. e-Klausuren und die Koordination der Zusammenarbeit im Die Medizinische Fakultät Magdeburg ist eine in Deutschland bundesweiten Prüfungsverbund. Seit Frühjahr 2013 stehen höchst anerkannte und attraktive Bildungsstätte, in der sich neben den im Mikroskopiersaal vorhandenen Computerar- Studierende fachliche und soziale Kompetenzen aneignen, beitsplätzen in der Medizinischen Zentralbibliothek (MZB) mit denen sie ihre persönliche und unsere gesellschaftliche 100 weitere Computerarbeitsplätze für e-Prüfungen zur Ver- Zukunft aktiv gestalten können. fügung. Außerhalb der Prüfungszeit werden die Rechner für Bibliotheksarbeiten genutzt. Prof. Dr. Christoph H. Lohmann Studiendekan

Wie gut ist die Lehre? Die Lehrevaluation hat die Funktion, gute Lehre hervorzu- heben und die Lehre durch konstruktive Kritik zu verbessern. Alle Lehrveranstaltungen werden semesterweise evaluiert. Als Auszeichnung für gute Lehre verleiht die Medizinische Fakultät auf der Grundlage der Lehrevaluation einmal im Jahr Lehrpreise. Von den Lehrenden, Ausbildern und Tutoren in der Medizin wird zunehmend erwartet, dass sie nicht nur Experten im ärztlichen und wissenschaftlichen Bereich sind, sondern auch in der Lehre selbst. Ziel der im Jahr 2009 gegründeten Arbeitsgruppe Medizindidaktik ist es, das didaktische Wissen und die Handlungsmöglichkeiten der Lehrenden auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse in Kombination mit praktischen Erfahrungen zu erweitern und einen Erfah- rungs- und Meinungsaustausch unter den Lehrenden und Tutoren zu fördern. Praktikumsunterricht

Festschrift 2014 127 Die Jahrgangsabschlussfotos sind mittlerweile zur Tradition geworden. Fachschaft Medizin: Für ein vielfältiges Studentenleben in Magdeburg

In den vergangenen Jahren haben sich zwei Wortgebilde auf dem Mediziner-Campus etabliert: Das sind „FaRa“ (Fach- schaftsrat der Medizinischen Fakultät) und „FMMD“ (För- derverein Medizinstudierender Magdeburg e.V.). Beide ver- einen gleiche Ziele: In der Vergangenheit wurden viele Projekte gemeinsam angestoßen und zugleich neue Konzep- te kritisch begleitet. Genau das sind Gründe dafür, dass heute die Studenten und Studentinnen das Erscheinungsbild der Universitätsmedizin in Magdeburg stark mitprägen.

Einige markante Beispiele dafür sind rückblickend auf die Party“ oder Aktionen wie dem Sportfest wurden gesponsert. vergangenen Jahre: Zu Beginn des Wintersemesters 2004/05 So gab es eine große Welle der Hilfsbereitschaft für das wurde die Gestaltung des Medizinstudiums in Magdeburg Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef nach der an die neu verfasste Approbationsordnung angepasst. Sowohl Tsunami-Katastrophe im Dezember 2004 in Asien. Diese in die Vorbereitung als auch in die Umsetzungsphase war gemeinsamen Spenden verstetigten sich im Laufe der Jahre der FaRa eingebunden. Zusammen mit dem Studiendekanat und so konnten auf diesem Wege schon viele gemeinnützi- gelang die Neuorientierung der universitären Mediziner- ge Vereine und Selbsthilfegruppen unterstützt werden. Dazu ausbildung. Als sich 2011 eine erneute Änderung der Appro- gehörten auch der Förderverein der Uni-Kinderklinik „Karl bationsordnung ankündigte, konnte durch eine gezielte Nißler“ e.V. und das neu errichtete Elternhaus krebskranker Mobilisierung der Kommilitonen und deren kreativen Protest Kinder auf dem Campus. eine Änderung der PJ-Ordnung zu Ungunsten der Studieren- den verhindert werden. Der am 3. August 2007 gegründete Förderverein Medizin- studierender Magdeburg e.V entwickelte sich schnell zu Auch das gehörte dazu: Gemeinsam mit dem Team des Stu- einer anerkannten Institution. Mehrere Jobbörsen wurden dentenklubs „Kiste“ und unterstützt von Stadt und Fakultät in Zusammenarbeit mit der Krankenhausgesellschaft Sachsen-­ wurden 2005 erstmals die „Medimeisterschaften“ (ein Fuß- Anhalt organisiert. Die Etablierung eines Medizinerchores ballturnier der Medizinstudierenden in Deutschland) in wurde vom FMMD forciert und die Studierenden erhalten zur ­Magdeburg ausgetragen. Der wichtige Nebenbei-Effekt:­ Erinnerung an die gemeinsame Zeit in Magdeburg ein Jahr- In kleinen Schritten wurden Vorurteile gegen das Medizin- gangsabschlussfoto mit auf den weiteren Weg. studium und das Leben „im Osten“ abgebaut. 2008 konnte durch das Engagement des FaRa die Einrichtung eines Wickel- und Stillraumes umgesetzt werden. So konn- Engagieren für einen guten Zweck te gemeinsam mit Universität und Fakultät die Lage für Stu- Unverzichtbar ist auch das Engagement der Studenten für dierende mit kleinen Kindern weiter verbessert und damit einen guten Zweck. Erlöse von gemeinsamen Partys von ein großer Schritt hin zu mehr Familienfreundlichkeit getan FaRa und Kiste, wie der alljährlichen „Happy-New-Year- werden.

128 Festschrift 2014 Der Wickel- und Stillraum im Zentralen Hörsaal Das Magdeburger Organisationsteam der Medimeisterschaften 2010

2009 traten die Medizinstudierenden erneut in die einem bundesweit aufgenommenen Fanal gegen Öffentlichkeit, diesmal mit ihrer „Teddyklinik“. diese Politik. Der FaRa sieht nicht zuletzt in der Organisiert vom FaRa und unterstützt vom Beobachtung dieser politischen und hoch- FMMD und der Kinderklinik verstetigte sich schulpolitischen Prozesse eine seiner heraus- auch dieses Projekt, und so konnte schon ragenden Aufgaben, um hier die Belange der vielen Mädchen und Jungen im Kindergar- Studenten und Studentinnen angemessen tenalter die Angst vor dem Arztbesuch spie- vertreten zu können. lerisch genommen werden. Die Teddyklinik Ein weiteres Ereignis prägte das Jahr: Die ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Stu- „Kiste“ brannte nach fast 40-jährigem Bestehen denten und Studentinnen der Medizin auch nach im April völlig nieder. Derzeit wird der Studen- außen hin aktiv werden und Aspekte der Mediziner­ tenclub an gleicher Stelle neu aufgebaut. Dieses ausbildung öffentlichkeitswirksam transportieren. Ähnliches Bekenntnis der gesamten Fakultät zu „ihrer“ Kiste freut uns gilt auch für die studentische Initiative „Mit Sicherheit ver- natürlich ganz besonders. liebt“, die als Lokalgruppe einer bundesweiten Organisation den Aufklärungsunterricht in Schulen besucht und den Auch in der Zukunft werden FMMD und FaRa die Vielfalt des gleichberechtigten Dialog mit den Schülern sucht. Studentenlebens auf dem Campus befördern. Möglichkeiten zum Mitgestalten bieten sich an: Sei es, eine neue Kollekti- 2010 fanden zum zweiten Mal die Medimeisterschaften – or- on von Kleidung mit dem Logo der Universitätsmedizin zu ganisiert von FaRa, Kiste und FMMD – in Magdeburg statt designen, um das Gemeinschaftsgefühl weiter zu stärken, und im Vergleich zur Premiere war der Rahmen noch größer. oder durch die manchmal als langwierig empfundene, aber Dieser sportliche Vergleich entwickelt sich immer mehr zum nichtsdestotrotz wichtige Gremienarbeit, um die Anliegen inoffiziellen Treffen der Medizinstudierenden mit mehreren der Studierendenschaft zuvertreten. ­ So soll mitgeholfen Tausend Teilnehmern. Ein Jahr später konnte Magdeburg als werden, längerfristig die Attraktivität des Studiums in Mag- eine relativ kleine Fakultät den „Fanpokal“ für die kreativ­ste deburg zu erhalten und neuen Anforderungen, Methoden und gelungenste Unterstützung der eigenen Fußballmann- und Lehrformen Rechnung zu tragen. schaft als Trophäe mit nach Hause nehmen. Fachschaft Medizin

Ein besonderes Jahr 2013 wurde unter maßgeblicher Führung der Medizinischen Fakultät Großartiges geleistet: Fakultäts- und Klinikumslei- tung, der FaRa als Studierendenvertretung, Mitarbeiter des Klinikums und der Fakultät organisierten in einem beispiel- losen Schulterschluss mit der Universität, der Hochschule Magdeburg-Stendal und der Stadt Magdeburg die größte Demonstration in Magdeburg seit der Wendezeit.

Die Proteste richteten sich gegen die unhaltbaren Sparpläne der Landesregierung insbesondere in der Hochschulmedizin und führten am 29. Mai 2013 mit einem Sternmarsch von Gemeinsame Demonstration der Studierenden und Mitarbeiter 10.000 Beschäftigten und Studierenden zum Domplatz zu gegen die Sparpolitik der Landesregierung auf dem Domplatz.

Festschrift 2014 129 Das Kiste-Team

Abgebrannt: Überwältigendes Engagement für den Neubau des Studentenclubs „Kiste“

10 bis 16 Uhr die Pforten geöffnet. Geboten werden gemütliche Sofas, Musik, Kicker-Tische, Fairtrade-Kaffee sowie diverse Wir sind ein Verein, dem ausschließlich Studierende und andere Getränken und natürlich nette Gesprächspartner. vornehmlich Medizinstudierende angehören, von diesen in Eigenregie geführt und unterhalten wird. Der Lohn sind Spaß, Kommt vorbei! Freundschaften und zuweilen auch Hochzeiten – unter den Leider ereilte den Verein und seinen Freunden im Jahr 2013 Klubmitgliedern, den Stamm- oder Gelegenheitsgästen, bei ein schwerer Schlag: Das Club-Gebäude fiel nach 38 Jahren denen es auf dem ersten Blick gefunkt hat. studentischer Eigenregie am frühen Morgen des 18. April Zumindest bei jungen Magdeburgern ist der Studentenclub 2013 aufgrund eines technischen Defekts den Flammen zum Kiste e.V. genauso bekannt wie der Mediziner-Campus und Opfer. So groß die Trauer um den Verlust auch war, so über- das Klinikum selbst. Schon zu DDR-Zeiten war der Klub ne- wältigend sind die dank unermüdlicher Arbeit erzielten ben dem Wohnheim am Fermersleber Weg eine höchst be- Fortschritte für einen Neubau. Durch die großartige Unter- liebte Adresse von Diskogängern, und schon damals war der stützung des Fakultätsvorstandes, vieler Institutionen in und Jugendklub das Herzstück des 1975 von Medizinstudenten um Magdeburg, von Freunden, Familienangehörigen und gegründeten Studentenclubs Kiste, heute ein e.V.. Trotz Sta- ehemaligen Kiste-Mitgliedern kann mit der Fertigstellung tusänderung blieb dies beim Alten: Regelmäßig wird hier zu des Neubaus im Jahr 2014 gerechnet werden. Bis dahin wur- Veranstaltungen sowohl für die Studierenden als auch für de dem Verein großzügigerweise ein Übergangsraum im jedwede andere wohlgesonnene Bevölkerungsgruppe ein- Haus 41, dem Mensa- und Bibliotheksgebäude, bereitgestellt. geladen. Kommt vorbei, wir freuen uns auf Euch und stehen jederzeit mit Rat, Tat und Naht zur Seite! Stadtbekannt Den „Kistepartys“ eilt ihr (guter) Ruf stadtweit voraus. Für Das Kiste-Team Film-Liebhaber gibt es das „Kiste-Kino“. Den Ehrgeizigen und Wissbegierigen wird Spaß beim Kiste-Quiz, genannt „Quiste“ geboten. Neben Prestige sind hier tolle Preise zu gewinnen. Legendär ist der in jedem Jahr am 11.11. stattfin- dende „Kiste-Fasching“ mit drei exorbitanten Angeboten – einer Faschingsvorlesung, einem Abendprogramm mit ­Bühnenstück sowie der anschließenden Party. Auch die Hochleistungssportart „Kickern“ wird aktiv betrieben und gipfelt jedes Semester in einem „Kräftemessen“ beim Kicker- Turnier. Mit Hilfe des Fachschaftsrats entstand ein Beach- Volleyballfeld auf dem Gelände der Kiste, das kostenfrei genutzt werden kann. Für diejenigen, die noch mehr haben wollen, betreibt die Die 1975 eröffnete Kiste vor dem Brand. Am 18. April 2013 brannte Kiste einen Tagesdienst. Er hat von montags bis freitags von das Gebäude restlos nieder (kleines Foto).

130 Festschrift 2014 KapitelDer Pflege- Baugeschehen und Funktionsdienst Der Pflege- und Funktionsdienst: Im Einsatz für unsere Patienten

Pflegedirektorin: Dipl.-Krankenschw. Dagmar Halangk

as Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R. hat in den vergangenen Jahren beachtliche Leistungen in der DKrankenversorgung, der Forschung und Lehre erbracht und sich eine anerkannte Stellung im Kreis der deutschen Universitätsklinika erarbeitet. Die Mitarbeiter des Pflege- und Funktionsdienstes haben daran einen erheblichen Anteil. Sie stellen mit über 1.300 Kollegen die größte Mitarbeitergrup- pe und tragen somit in erheblichem Maße zur wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Erfolgsbilanz des Klinikums bei. Diese positive Entwicklung ist besonders hoch einzuschätzen, da in den vergangenen zwei Jahrzehnten organisatorische Veränderungen stattfanden, die ein hohes Maß an Flexibi- lität und persönlichem Engagement von allen Mitarbeitern Weiterbildung wahrnehmen. Um den wachsenden Anforde- abverlangte. Die damit verbundenen Umstellungen betrafen rung auf dem Gebiet der modernen Krankenpflege gerecht die Mitarbeiter des Pflege- und Funktionsdienstes in beson- zu werden, werden zunehmend auch akademisch orientier- derem Maße. Die Mitarbeiter haben sich in den vergangenen te Ausbildungsprofile benötigt. Das Ausbildungszentrum für Jahren diesen Herausforderungen gestellt und persönlich Gesundheitsberufe trägt mit der Einrichtung eines dualen zum Erfolg des Klinikums beigetragen. Studienganges für angewandte Pflegewissenschaften im Praxisverbund diesem Trend Rechnung und schafft damit Das Universitätsklinikum Magdeburg ist eine Einrichtung der auch die Voraussetzung, dass sich die Pflegeforschung an medizinischen Maximalversorgung. Diesem Anspruch stellt unserer Einrichtung weiter profilieren kann. In verschiedenen sich auch der Bereich der Krankenpflege, indem er eine Projektgruppen werden Pflegestandards überarbeitet, den Patientenversorgung auf höchstem Niveau anstrebt. Maßstab aktuellen Erkenntnissen angepasst und mit den bestehenden ist eine geplante, ganzheitliche, aktivierende und rehabili- Expertenstandards in die Praxis umgesetzt. tierende Krankenpflege. Diesem Anspruch fühlen sich alle Mitarbeiter des Pflegebereichs auf den Stationen der Kliniken, Für den Bereich Pflege- und Funktionsdienst bestehen somit auf den Intensivstationen und den Funktionsabteilungen sehr gute Voraussetzungen, die Krankenversorgung der Zu- (Abteilung Physiotherapie, Hochschulambulanzen, Sterilgut- kunft erfolgreich umzusetzen. Die demographische Entwick- versorgung und Patientenbegleitdienst) verpflichtet. In den lung bedingt, dass die Krankenpflege zunehmend ältere, OP-Sälen bringen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter multimorbide Patienten zu betreuen hat. Der technische und ihre fachliche Kompetenz in einem Kernbereich des Klinikums wissenschaftliche Forschritt verstärkt diesen Trend, da sich ein und arbeiten verantwortungsvoll mit den Ärzten und den das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ständig erwei- Kollegen auf den Betten- und Intensivstationen zusammen. tert. Als universitätsmedizinische Einrichtung hat unser Kli- Mit ihrer engagierten Arbeit stellen sich die Mitarbeiter täg- nikum auch einen besonderen Beitrag in der Erforschung lich der Aufgabe, diesen fachlich hohen Anforderungen ge- neuer Behandlungskonzepte zu erbringen. Die Mitarbeiter recht zu werden. Das hohe wissenschaftliche und medizin- werden auch zukünftig bei der Bewältigung dieser Heraus- technische Niveau unseres Universitätsklinikums bietet forderungen aktiv mitwirken und streben eine Zusammen- vielfältige Möglichkeiten zur optimalen und individuellen arbeit mit dem ärztlichen Personal auf Augenhöhe an. Dies Behandlung der Patienten und für Leistungen in der For- soll auch die Attraktivität des Berufsfeldes „Krankenpflege“ schung und Lehre. Die Mitarbeiter stellen sich diesen Her- weiter stärken und uns helfen, nach der Schulausbildung ausforderungen, indem sie basierend auf einer umfassenden die besten und interessierten jungen Menschen für diese Berufsausbildung vielfältige Möglichkeiten der Fort- und Aufgabe zu begeistern.

132 Festschrift 2014

Die ehrenamtlichen Krankenhaushelfer Koordinator Ralf Rektorik auf der Station

Ehrenamtliche Krankenhaushilfe: „Schön, dass Sie wieder da sind …“

eit 2003 sind die ehrenamtlichen Krankenhaushelfer Es melden sich 80 Magdeburger. 33 kamen dann in den im Uni-Klinikum im Einsatz, bekannter sind die an die Einsatz, nach entsprechender Vorbereitung einschließlich SDienstbekleidung angelehnten Bezeichnungen „Grüne Kontaktnahme zum Klinikleben. Die Premiere der ehrenamt- Damen und Herren“. Ihr selbst auferlegtes Programm: In der lichen Krankenhaushelferinnen und -helfer des Uni-Klinikums Freizeit unentgeltlich den Patienten des Klinikums in Alltags- fand am 1. September 2003 statt. Von der ersten Stunde an dingen während des Krankenhausaufenthalts zur Seite zu dabei waren Ursula Fitz (Neurochirurgie), Rita Raasch (Neu- stehen. rologie) und Ralf Rektorik (Gastroentrologie). Sie helfen bei der Orientierung in den Kliniken, erledigen kleine Besorgungen und sind stets ansprechbar für die Zurzeit gibt es 18 weibliche und einen männlichen ehren- ­Patienten und ihre Angehörigen. Pflegedirektorin Dagmar amtlichen Mitarbeiter. Sie alle arbeiten jeweils 3 Stunden in Halangk bestätigt: „Sie leisten Sozialarbeit und sind eine der Woche mit und sind anerkannt von Patienten, Schwestern, große Unterstützung für das ärztliche und pflegerische Per- Ärzten. Anzutreffen bei ihren Einsätzen sind sie in 10 Kliniken, sonal.“ Die ehrenamtlichen Mitarbeiter haben sich in den manchmal helfen sie bereits im Eingangsbereich des Groß- Jahren ihrer Tätigkeit stets fortgebildet und neuen Aufgaben klinikums mit. „Wir schätzen die Arbeit der ehrenamtlichen gestellt. Mit der fachlichen Unterstützung der Klinikseelsor- Helferinnen und Helfer in hohem Maße und bedanken uns ge sind sie Ansprechpartner in Fragen Krankheitsbewältigung, herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und das Vorsorgevollmachten und Patientenverfügung. große Engagement“, betont der Ärztliche Direktor Dr. Jan L. Hülsemann im Namen des Klinikumsvorstandes. Viel Geduld und Einfühlungsvermögen Seit ihrer Gründung vor 11 Jahren haben die Grünen Damen und Herren um Koordinator Ralf Rektorik zahlreiche öffent- liche Würdigungen erfahren, in der „Volksstimme“ und an- deren Zeitungen, in überregionalen Print- und elektronischen Medien, durch den Oberbürgermeister Magdeburgs, durch die Klinikumsleitung. Besonders berührend für alle ist es jedoch immer wieder, wenn sie nachfolgende oder ähnliche Worte von Patienten oder Angehörigen hören: „Es ist toll, dass es Sie gibt und Sie nicht allein diesen Dienst tun.“ Begonnen hatte alles im April 2003 mit einem Aufruf in den lokalen Medien: „Wer möchte grüner Helfer werden?“

134 Festschrift 2014 Klinikseelsorge: Seit 35 Jahren Menschen Mut zusprechen

m November 1979 besetzte der Evangelische Kirchenkreis Magdeburg seine neu geschaffene Pfarrstelle für Klinik- I seelsorge an der damaligen Medizinischen Akademie und dem Altstadt Krankenhaus. Derartige Stellen waren ein Novum außerhalb der konfessionellen Krankenhäuser. Das Vorstellungsgespräch beim damaligen ärztlichen Direktor fand natürlich im Beisein des Parteisekretärs statt. Später las ich darüber eine Notiz in meiner Stasi-Akte. Die Arbeit war spannend – immer verschlossene Stations­ türen, nur mit dem Vierkant zu öffnen, den ich später auch bei mir hatte, Begrüßung von knurrigem „bleiben sie nicht so lange“ bis „schön, dass sie da sind“, kein eigenes Zimmer, manchmal ein Tee auf dem Flur von den Schwestern. Aber es wuchsen Kontakte und ergaben sich Gespräche über Gott 2014: Die Klinikseelsorgerinnen und Klinikseelsorger und die Welt mit Patienten und Mitarbeitenden. sorgerin Barbara Haas für die Katholische Kirche, unterstützt Dann die Wende – auf einmal große Akzeptanz und Mög- von Pfarrer Franz Stitz. Als 2009 Pfarrerin Bärbel Rafalski lichkeiten, so viel war nun selbstverständlich, ein Zimmer in und Dorothee Horst in den Ruhestand gingen, wurden ihre Haus 39, zunächst alte, dann neue Möbel, Telefon. Diakon Stellen von Pfarrer Stephan Bernstein übernommen. Voraus- Schelenz von der Katholischen Kirche und Schwester Dorothee setzung für alle hauptamtlich an Kliniken tätigen Seelsor- Horst von der Evangelischen Kirche kamen dazu. Aber es gab gerinnen und Seelsorger ist eine klinische Seelsorgeausbil- auch immense Verantwortung bei der Mitarbeit in der Per- dung und Supervision. sonalkommission und der Organisation der Aktion ‚Magde- burger Ärzte 90‘. „Raum der Stille“ Der Staatskirchenvertrag und Verhandlungen zwischen Unikli- Ein besonderes Geschenk für die Klinikseelsorge war die nikum und den beiden Kirchen eröffnete die Möglichkeit, Einweihung des Raumes der Stille 2003, nach Entwürfen der zwei zusätzliche Seelsorgestellen zu besetzen. Künstlerin Maren Magdalena Sorger zum Thema ‚Baum des 1995 kamen Pfarrerin Bärbel Rafalski und Seelsorgerin Lebens‘ gestaltet. Ein Raum, der immer offen ist und einmal ­Brigitte Rosner. Nun konnte die Arbeit viel breitgefächerter in der Woche und an Feiertagen zu Andacht und Gottesdienst gestaltet werden. Bald gab es durch die wachsende gute einlädt. Zusammenarbeit mit dem Personal auch Anfragen, Weiter- Im Jahr 2003 wurde auch die Ehrenamtliche Krankenhaus- bildungen und Vorlesungen zu übernehmen, die seitdem zu hilfe durch Klinikseelsorge und die Pflegedirektorin Renate den jährlichen Aufgaben gehören. Immer mehr etablierte Groß initiiert und seitdem begleitet. Weitere Aufgaben sind sich Klinikseelsorge die Beisetzung der still geboren Kinder in Zusammenarbeit als ein Angebot für mit dem Institut für Rechtsmedizin und die Mitgestaltung Patienten, Angehörige der Gedenkzeit für verstorbene Kinder. und Mitarbeitende - Seit dem Ende meiner Dienstzeit im Jahr 2013 gehört Pfar- unabhängig von einer rerin Maria Bartsch zum Team der ökumenischen Klinikseel- Konfessionszugehö- sorge am Universitätsklinikum. rigkeit. Inzwischen hatte jede Mit den Angeboten, guten Arbeitsbedingungen und schönen Mitarbeiterin ein eige- Räumen soll die Klinikseelsorge zum Segen für alle werden, nes Arbeitszimmer, die diesen Dienst für sich in Anspruch nehmen möchten. das auch für Seelsor- gegespräche genutzt Im Namen der ökumenischen Klinikseelsorge am Univer­sitäts­ Der Raum der Stille im Klinikgebäude wurde. Nach Brigitte klinikum Magdeburg, Pfarrerin Margitta Quast, Klinik­ Haus 60 a ist immer offen. Rosner kam 1997 Seel- seelsorgerin von 1979-2013

Festschrift 2014 135 Kapitel Baugeschehen Blick in den Hörsaal bei einem Vortrag zum Medizinischen Sonntag Der Mediziner-Campus, das Uni-Klinikum und Magdeburg

Eine Universität kann den Herzschlag einer Stadt entschei- damit zur populärsten Reihe zum Thema Gesundheit in der dend mitbestimmen. In Magdeburg mit seinen über 230.000 Landeshauptstadt avanciert. Nach dem Neustart vor 14 Jah- Einwohnern gilt das zweifelsfrei sowohl für das Gesamtge- ren aufgrund einer längeren Pause platzte bald der gewähl- bilde Otto-von-Guericke-Universität als auch explizit für die te Hörsaal aus allen Nähten. Der „Medizinische Sonntag“ Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum. Letzt- musste in den größten Hörsaal der Universität mit 600 Plät- genannte haben ihren Sitz auf einem separaten Campus an zen umziehen. Fast 30.000 interessierte Bürger aus Magde- der Leipziger Straße, der zugleich eine allgemein bekannte burg und Region haben allein in den vergangenen 14 Jahren Stätte medizinischer Tradition für die Gesamtstadt repräsen- die Medizinischen Sonntage besucht und das bei freiem tiert. Das Einbringen in das gesellschaftliche Leben geschieht Eintritt, denn die Referenten beanspruchen kein Honorar auf vielfältige Weise. und die Otto-von-Guericke-Universität stellt ihren größten Hörsaal kostenlos zur Verfügung.

Medizinische Sonntage mit einer langen Tradition Universität hautnah erleben – Besonders populär sind die Medizinischen Sonntage. Initi- auch bei Nacht atorin war Professorin Elfriede Paul, die das Dresdner Modell Den Universitätsbetrieb als Bürger hautnah erleben: Mag- auch in Magdeburg etablieren wollte. Der Senat der MAM deburger Mediziner bieten der Öffentlichkeit eine Vielzahl war von der Idee der populären medizinischen Aufklärungs- anderer Veranstaltungen, die das geistige Leben in der Stadt vorträge jedoch nicht begeistert. Elfriede Paul war 1956 als und die gesunde Lebensweise fördern. Dazu gehören öffent- Professorin an die Medizinische Akademie berufen worden liche Vorträge von hiesigen Professoren oder von Experten und hat hier als Direktorin das Institut für Sozialhygiene aus anderen Universitäten und die Beteiligung an bundes- aufgebaut. Schwerpunkte ihrer Arbeit waren der betriebliche weiten sowie regionalen Initiativen, wie der alljährliche Gesundheitsschutz und die Gesundheitsförderung Familien-Infotag „Aktiv gegen Krebs: Sie fragen - Ärzte ant- Die Vortragsreihe gilt seit dem Start am 18. Oktober 1959 als worten“, der „Tag des Kinderkrankenhauses“, die „Magde- „Renner“ in der Bevölkerung. Trotz Unterbrechung von 1990 burger Gesundheitstage“, die „Woche des Sehens“ und auch bis 2000 stehen heute insgesamt weit über 400 Vorträge zu die monatlichen Pankreas-Seminare. Auftritte zu speziellen Buche, in denen die Magdeburger und die Bewohner des Fachthemen werden sowohl den niedergelassenen und in Umlands medizinischen Rat zu den vielfältigsten Problemen anderen Einrichtungen klinisch tätigen Kollegen im Rahmen aus erster Hand erhielten. der Fortbildung angeboten als auch oft der interessierten Öffentlichkeit insgesamt. Die gemeinsame Reihe von Urania, der Tageszeitung „Mag- deburger Volksstimme“ und dem Universitätsklinikum ist

Festschrift 2014 137 Ein weites Herz hat die Fakultät für Kinder und deren Ge- sundheitsprophylaxe. Das kommt auch in den Aktivitäten einer Gruppe Medizinstudenten zum Ausdruck, die mit gro- ßem Erfolg eine temporäre Teddyklinik für Magdeburg eta- bliert hat. Allein 2013 wurden bei den mehrtägigen Klinik- öffnungen die Kuscheltiere von über 500 Kindern „behandelt“. Ziel des aus skandinavischen Ländern stammenden Projekts: Den Kleinsten im Kindergartenalter soll die Angst vor einem Arztbesuch genommen werden, sie schlüpfen, dabei in die Rolle der Eltern. Bis zu 60 Medizinstudenten übernehmen die Rolle des Arztes oder Apothekers für Kuscheltiere. Un- terstützt werden sie von Schülern der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und zukünftigen Röntgen- und Labor­ assistenten.

Einige Tage im Jahr stehen in bestimmten Institutslaboren auf dem Mediziner-Campus bis spät in die Nacht die Türen für jedermann in Magdeburg offen: Dann ist die Lange Nacht der Wissenschaft. Sie wird seit 2006 von der Stadt organisiert. Auch Forschungseinrichtungen auf dem Campus der Medi- zinischen Fakultät sind dafür abwechselnd Partner, demon­ strieren vor den vielen Besuchern exklusiv ihre neueste Technik, informieren über aktuelle Forschungsergebnisse. Zu Besuch in der Teddyklinik Erstmals konnten 2014 Besucher das erst kürzlich eingeweih- te Gebäude des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) besichtigen. Die Wissenschaftler zeig- ten in ihren Laboren, wie sie an Alters­krankheiten wie der Demenz forschen.

Vereine als Partner unverzichtbar Mehr als 4 Millionen Blutkonserven werden jährlich in Deutschland benötigt, über 18.000 allein für Patienten der Magdeburger Uni-Klinik. Die Bereitstellung von ausreichend gespendeten Blutkonserven ist eine der wichtigsten Aufga- ben im Uni-Klinikum und der Mitarbeiter des Instituts für Transfusionsmedizin um Direktor Prof. Marcell Heim. Im November 1995 bekamen sie dafür eine heute nicht wegzu- Lange Nacht der Wissenschaft bei den Unfallchirurgen in der Uni-Klinik denkende Hilfe – den Förderverein für das Blutspendewesen in Magdeburg e.V..

Der Verein hat 39 Mitglieder, Gründungsvorsitzender ist Horst Eckert, Vorstand der Stadtsparkasse Magdeburg. Der Blut- spendeförderverein unterstützt die Arbeit der Uni-Blutbank mit bewundernswertem Ideenreichtum bei zahlreichen Wer- beaktionen. Immer mit dabei das Logo des Vereins – ein fröhlicher Vampir! Im Zeitraum von 1993 bis 2013 wurden in der Uni-Blutbank 343.794 Blutspenden entgegen genommen.

Einen wertvollen Beitrag leisten weitere Einrichtungen und Vereine. Zu diesen Partnern auf dem Campus gehört das Tumorzentrum Magdeburg/Sachsen-Anhalt. Der Verein wur- de 1991 gegründet und in seinem Aufbau mit Mitteln des Bei einer Blutspende

138 Festschrift 2014 Im Oktober 2014 fand der Familieninfotag bereits zum 15. Mal statt.

Bundesministeriums für Gesundheit und der Deutschen krebskranker Kinder e.V. gegründet. Im Dezember 2004 wur- Krebshilfe gefördert. Im Tumorzentrum haben sich Kliniken de von den Vorstandsmitgliedern dann die Stiftung Elternhaus und Institute der Universität, Krankenhäuser der Stadt Mag- am Universitätsklinikum Magdeburg ins Leben gerufen, des- deburg und der Region, aber auch niedergelassene und sen Vorsitzender Professor Uwe Mittler wurde. Er gehörte angestellte Ärzte sowie Naturwissenschaftler, die in die zum ersten Studiengang Humanmedizin an der MAM, der Versorgung von Krebspatienten oder in der onkologischen das gesamte Studium in Magdeburg absolvierte und leitete Forschung tätig sind, mit dem Ziel der Qualitätssicherung in bis zu seiner Emeritierung die Kinderkrebsklinik. Ihren Hö- der onkologischen Versorgung zusammengeschlossen. Die hepunkt fand die Arbeit der Stiftung mit der Einweihung des Aufgaben beinhalten ein breites Spektrum. Dazu gehören­ Gebäudes am 8. September 2006 auf dem Gelände des Unikli- u. a. Fortbildungen für Ärzte und Pflegemitarbeiter als auch nikums. Das Elternhaus krebskranker Kinder entstand im öffentliche Vorträge. Ein Mal jährlich veranstaltet das Tu- Rahmen einer der bewegendsten Benefizaktionen in der morzentrum seit 2000 mit anhaltend hoher Besucherresonanz bisherigen Universitätsgeschichte überhaupt und das Projekt einen Familien-Infotag „Aktiv gegen Krebs“ in der Johannis- gilt als einmalig in Magdeburg und Umgebung. Auf dem kirche zusammen mit Ärzten aus dem Uni-Klinikum, aus Gelände des Uni-Klinikums etabliert, stellt es 5 Einzel-, ein Krankenhäusern der Region und Facharztpraxen. Zweibett und ein Dreibettzimmer bereit. Die Gesamtkosten betrugen rund eine Million Euro. Zur Eröffnung am 8. Sep- Der Magdeburger Krebsliga e.V. wurde 1990 als gemeinnüt- tember 2006 waren 710.000 Euro von Magdeburger Spendern ziger Verein gegründet. Unter seinem Dach arbeiten eine und Sponsoren zusammengekommen. Von den Fördermit- Kontakt- und Beratungsstelle, sechs Selbsthilfegruppen und telgebern Lotto-Toto, Deutsches Hilfswerk, der Deutschen ein Telefonischer Informationsdienst für Krebskranke, deren Krebshilfe und der Josè Carreras Leukämie-Stiftung gab es Angehörige und Interessierte. Der ehrenamtliche Vorstand Zuwendungen in Höhe von 290.400 Euro. führt die Geschäfte des Vereins. Der Verein, der seinen Sitz in der Uni-Frauenklinik hat, bietet psychosoziale Nachsorge Weitere ehrenamtliche Kontaktgruppen auf dem Campus und allseitige Beratung für von Krebs betroffene Menschen sind der Förderverein der Kinderklinik „Karl Nißler“ e.V., der und deren Angehörige an. Sie ist kostenlos und kann täglich Verein schwerstkranker Kinder und ihrer Eltern e.V. und am persönlich, schriftlich und telefonisch in Anspruch genommen Standort der Frauenklinik der Förderverein für Frühgeborene werden. Magdeburg e.V. Im selben Jahr wurde von Eltern und Angehörigen krebs- kranker Kinder und Jugendlichen gemeinsam mit Mitarbeitern des Universitätsklinikums der Magdeburger Förderkreis Karl-Heinz Kaiser

Festschrift 2014 139 Zeitreise in das Jahr 2024 Dr. Jan L. Hülsemann (re.) im Gespräch mit dem Journalisten Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter Karl-Heinz Kaiser

„Zeitreise in das Jahr 2024: Blick zurück aus der Zukunft – was wir in zehn Jahren erreicht haben“

Visionen, Strategie und Mission – der Magdeburger Journalist Karl-Heinz Kaiser „überredete“ sowohl Dekan und Ärztlichen Direktor zu einem ungewöhnlichen Interview aus der Zukunft des Jahres 2024. Ob die in 2014 in zuversichtlicher Grundhaltung aufgestellten Prognosen und Bilanzen wirklich so eintreten, wird sich erst 2024 erweisen. Anderenfalls bitten beide um Nachsicht – an ihnen lag es nicht.

Fragen an den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Prof. Rothkötter: Der neu gebaute zentrale und hochmoder- Hermann-Josef Rothkötter, und den Ärztlichen Direktor des ne Hörsaal ist direkt mit den Kliniken in den Haupthäusern Uniklinikums, Dr. Jan L. Hülsemann, MBA 60 a, b und c verbunden. Seitdem ist die Vorstellung der Patienten direkt im Hörsaal eine wesentliche Grundlage der Wir schreiben das Jahr 2024. In einem Zeitsprung-Gespräch klinischen Ausbildung. Die Vorstellungen finden für jedes reisen wir mit den zwei Führungspersönlichkeiten von Fakultät­ klinische Studienjahr regelmäßig morgens oder um die Mit- und Uni-Klinikum in das 70. Jahr der Hochschulmedizin in tagszeit statt, die weitere klinische Ausbildung erfolgt auf Magdeburg, um einmal nachzuschauen, was aus den bren- den Stationen und in den Operationssälen, indem die Kom- nenden Fragen des Jahres 2014 geworden ist. militonen direkt in den Teams mitarbeiten. Durch die Kom- bination von Patientenvorstellung und Teamarbeit hat der Was sind aus Ihrer Sicht die bedeutendsten baulichen Fort- klinische Unterricht eine hohe Qualität erreicht. schritte, die ab 2014 bis heute, dem Jahr 2024, verwirklicht worden sind? Wie konnte das, was bis Mitte 2014 vielfach noch Luft­schlösser waren, verwirklicht werden? Dr. Hülsemann: Bedeutsam ist, dass wir eine standardge- mäße Unterbringung aller Fachgebiete im Interesse der Pa- Prof. Rothkötter: Das Land hat sich klar positioniert und tienten erreicht haben. Insbesondere betrifft das die Kardio- anstelle einer reinen Sparpolitik eine klar strukturierte Ent- logie und die Herz-Thorax-Chirurgie, die 2014 noch in wicklung der Universitätsmedizin unterstützt. Es flossen - bei baulichen Provisorien arbeiten mussten. Grundlage dafür bestmöglicher Ausschöpfung unserer eigenen Möglichkeiten war der Neubau des Hauses 60 c gewesen. Der neue Hub- zur Optimierung - vom Land die für uns erforderlichen fi- schrauberlandeplatz direkt an der Klinik ist ein weiterer nanziellen Mittel. Bis weit hinein ins Jahr 2014 fühlten wir Meilenstein. Auch die Zentrale Notaufnahme, die damals uns nicht so unterstützt. Ein entscheidendes Erfolgskriterium einen Engpass darstellte, entspricht den Anforderungen war ebenfalls, dass der Medizin-Campus sich weiter in die eines Großklinikums. Gesamtuniversität integriert hat und niemals diskutiert wur-

Festschrift 2014 141 de, sich aus dem Uni-Gefüge zu verabschieden. Der 2014 erkennen, wie langfristig in der Universitätsmedizin und in gegründete Gesundheitscampus „Immunologie, Inflamma- der Universität insgesamt geplant werden muss. Außerdem: tion und Infektiologie“ hat Pate gestanden für vergleich­bare Nachdem wir 2014 den abgebrannten Studentenklub „Kiste“ Strukturen in der gesamten Otto-von-Guericke-Universität. wieder aufgebaut haben, hat er sich weiter als beliebter Treffpunkt der Studierenden und vieler Magdeburger bewährt. Dr. Hülsemann: Ich denke, genauso hat die enge Vernetzung von Universitätsklinikum und Fakultät mit den außeruniver- Die medizin-technische Ausrüstung hatte, bei allen Fort- sitären Einrichtungen auf dem Campus und in der Region schritten, im Jahr 2014 viele Defizite. Für die Ersatzbeschaf- erhebliche Synergieeffekte gebracht. Das betrifft u. a. das fung fehlten die Mittel, Reparaturen verschlangen Unsummen. Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, das Hat sich in dem Punkt Wesentliches verbessert? Leibniz-Institut, das Helmholtz-Zentrum Braunschweig sowie das Max Planck-Institut und das Fraunhofer-Institut. Ich Dr. Hülsemann: Das ist ein sehr komplexes Problem, das stimme dem Dekan zu: Das klare politische und finanzielle untrennbar zur Universitätsmedizin gehört und immer be- Bekenntnis des Landes Sachsen-Anhalt zur Universitätsme- stehen wird. Der wissenschaftlich-technisch Fortschritt macht dizin in Magdeburg und die damit verbundene hochqualifi- zum Glück nicht an einem bestimmten Punkt halt. Man kann zierte Patientenversorgung waren fundamental entscheidend. damit rechnen, dass moderne Krankenhaustechnik nach 10 Jahren abgeschrieben ist. Wir hoffen, dass der Bund und das Noch einmal Haus 60 c: Nennen Sie die wichtigsten Berei- Land Sachsen-Anhalt uns weiterhin mit Mitteln ausstatten, cherungen, die sich mit der Realisierung des damaligen um diese Investitionsfinanzierung zu meistern. Mil­lionen-Projekts ergeben haben! Prof. Rothkötter: Es war ja so, dass 2014 Bewegung in die Dr. Hülsemann: Die Lösung der räumlichen Frage wurde politische Diskussion kam - das Kooperationsverbot zwischen schon genannt. Nach der Fertigstellung von Haus 60 c im dem Bund und den Ländern wurde zugunsten der gemein- Jahr 2018, konnten wir die Patientenversorgung weiterent- samen Hochschulfinanzierung teilweise aufgehoben. Das wickeln, hochmoderne konservative wie operative Therapie- hat uns bei den Investitionen geholfen. Und die Landespo- verfahren der Herz-Kreislauferkrankungen sind im Uni­ litik hat die Fehler der Krankenhausplanung in einzelnen versitätsklinikum Standard. Die enge Kooperation der Punkten korrigiert und somit die Universitätsmedizin gestärkt. Kardiologen und der Herzchirurgen z. B. bei der Planung von Therapien und bei der Patientenversorgung im Hybrid- Wie gut ist nun 2024 die Ausstattung mit hochmodernen OP sind dafür die Voraussetzung. Entscheidend für diese medizinischen Geräten und Apparaturen? Erfolge ist auch die gute Kooperation mit den Notärzten und den Krankenhäusern in der Region. Prof. Rothkötter: Technologisch sind wir sehr gut für die klinische Anwendung aufgestellt, weil uns nach 2019 aufgrund Die Neue Mitte auf dem Medizin-Campus hatte bereits 2014 der Neuverhandlung des Länderfinanzausgleiches besonde- erheblich Profil gewonnen. Was sind die wesentlichsten re Mittel für die Leistungen in der Universitätsmedizin zur Hinzufügungen bis heute, also bis 2024? Verfügung gestellt werden. Ein wichtiges Gerät ist das PET MRT, eine Kombination aus Magnetresonanztomographie Prof. Rothkötter: Der Neubau des Hauses 60 c und des mo- (MRT) und Positronenemissionstomographie (PET) - diese dernen Hörsaales hatte ja eine zweistellige Millionensumme Technologie wird zunehmend als Routinemethode in der gekostet. Das ab 2014 ebenfalls angegangene Konzept für klinischen Diagnostik angewandt. die Hautklinik ist verwirklicht. Mit diesen Projekten, die in den letzten 10 Jahren gelungen sind, ist der Masterplan von Dr. Hülsemann: Es wird ja von der Universitätsmedizin er- 1993 weitestgehend realisiert. Über dreißig Jahre sind seit wartet, auch in dem höchst kostenintensiven Bereich stets der Aufstellung dieses Planes vergangen, daran kann man auf dem neuesten Stand innovativ zu sein. Das geht nicht

142 Festschrift 2014 aus dem laufenden Betrieb heraus. Die Politik hat dies erkannt diese Technologie sehr intensiv. Animierte Lehrbücher sind und die Finanzierung darauf ausgerichtet. Für uns war das mit diesen Geräten Standard, außerdem ist durch diese Me- die Grundlage für einen enormen Entwicklungsschub seit thoden ein sehr individueller Stundenplan möglich. Die 2014. Vernetzung ist breit gefächert. Gefilmte Vorlesungen werden kaum noch genutzt, dagegen ist die vernetzte Lehre mit Zur Lehre. Hat sich der HAMNat-Auswahltest bewährt, und anderen Standorten weltweit sehr im Kommen. Und: Es wie wird sich die Ärzteausbildung insgesamt entwickeln? herrscht ein unglaublicher Ansturm auf die Mentorenveran- staltungen mit den Professoren und Dozenten. Die Kommi- Prof. Rothkötter: Ja, der Auswahltest hat sich bewährt. Die litonen werden dadurch früh in die wissenschaftliche und starke Orientierung nicht allein auf die Abiturnote, sondern klinische Tätigkeit integriert. auf andere naturwissenschaftliche Auswahlkriterien, hat letztlich die Kompetenzen und die Leistungen der Studieren- Dr. Hülsemann: Es ist ganz einfach dabei geblieben: Der den und der Absolventen erhöht. Wir haben uns auf eine direkte Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden ist umfassende wissenschaftliche Ausbildung der Studierenden in der medizinischen Ausbildung auch heute, 2024, durch konzentriert - Konzepte, Studierende bereits im ersten Se- nichts zu ersetzen. mester mit Stipendien an die Fakultät zu binden und auf eine längere ärztliche Tätigkeit in der Region zu verpflichten, Wie hat sich die Kooperation mit der Martin-Luther-Univer- haben wir nicht so sehr verfolgt. sität in Halle entwickelt?

Dr. Hülsemann: Im Universitätsklinikum werden weiterhin Dr. Hülsemann: Bereits 2014 hatte sich das Land für den in großer Zahl Fachärztinnen und Fachärzte weitergebildet. Fortbestand beider Universitätsklinik in Sachsen-Anhalt Mit der Kassenärztlichen Vereinigung und der Ärztekammer entschieden. In der Zwischenzeit sind viele wissenschaftliche werden die erforderlichen Arztzahlen in der Region bespro- Koopera­tionen entstanden. Forschung ist ohnehin überre- chen - und gemeinsam wurde erreicht, dass die ärztliche gional, aber die Krankenversorgung muss regional und jeweils Versorgung des nördlichen Sachsen-Anhalt auf einem hohen eigenständig organisiert sein. Niveau weiter sichergestellt ist. Prof. Rothkötter: Die Klinika beider Universitäten haben sich Prof. Rothkötter: Was den zweiten Teil der Frage betrifft: Ich in den Städten verwurzelt, beide haben gemeinsam mit der denke, es war wichtig, die Wissenschaft in der Ärzteausbil- jeweiligen Fakultät ihr eigenes Profil weiterentwickelt, zum dung sicherzustellen. Durch die Vermittlung von wissen- Beispiel hinsichtlich der Forschungsschwerpunkte. Also: schaftlicher, klinischer und auch ökonomischer Kompetenz Kooperation in komplizierten Fällen auch in der Patienten- hat sich ergeben, dass es jetzt hier viel mehr Praxen mit versorgung sowie abgestimmt in der Forschung ist bei Wah- Filialen sowie integrierte Versorgungszentren gibt. Es hat rung der Eigenständigkeit ein erfolgreicher Weg. große Fortschritte gebracht, dass die sektorübergreifende Kooperation zwischen den Praxen und den Krankenhäusern auf neue, auch finanziell abgesicherte Grundlagen gestellt wurde. Die Bevölkerung in der Region ist mit dieser Entwick- lung sehr zufrieden.

Gibt es für Studierende eigentlich noch Vorlesungen oder erfolgt die Wissensvermittlung nur noch über das Netz?

Prof. Rothkötter: Die Weiterentwicklung der Smartphones war in den letzten Jahren rasant, die Studierenden nutzen

Festschrift 2014 143 Die Rektoren der Medizinischen Akademie Magdeburg von 1954 bis 1993

Prof. Dr. Hasso Eßbach, Prof. Dr. Karl Nißler, Prof. Dr. Hansjürgen Matthies, Prof. Dr. Georg Wolfgang Höfs, Pathologie, Pädiatrie, Pharmakologie/Toxikologie, Dermatologie, Amtszeit 1954−1958 Amtszeit 1958−1962 Amtszeit 1962−1967 sowie Amtszeit von 1967−1970 1973−1979

Prof. Dr. Hans-Günter Prof. Dr. Rolf-Dieter Koch, Prof. Dr. Bernd Lößner, Prof. Dr. Horst Köditz, Gießmann, Neurologie/Psychiatrie, Pharmakologie/Toxikologie, Kinderheilkunde, Augenheilkunde, Amtszeit 1979−1989 Amtszeit 1989−1990 Amtszeit 1990-1993 Amtszeit 1970−1973

144 Festschrift 2014 Die Dekane der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität von 1993 bis 2014

Prof. Dr. Helmut Klein Prof. Dr. Wolfram Neumann Prof. Dr. Albert Roessner Prof. Dr. Hermann-Josef (Jahrgang 1941), (Jahrgang 1943), (Jahrgang 1949), Rothkötter Kardiologie, Orthopädie, Pathologie, (Jahrgang 1959), Amtszeit 1994 bis 1997 Amtszeit 1998 bis Amtszeit Oktober 2000 Anatomie, September 2000 bis September 2008 Amtszeit Oktober 2008 bis dato

Die Ärztlichen Direktoren des Universitätsklinikums Prof. Dr. Wolfgang Röse von 1993 bis 2014 (Jahrgang 1936), Anaesthesio- logie und Intensiv­therapie, Amtszeit 1992 bis 1994

Prof. Dr. Bernd Freigang Prof. Dr. Helmut Klein Prof. Dr. Hans Lippert Dr. Jan L. Hülsemann, MBA, (Jahrgang 1941), (Jahrgang 1941), (Jahrgang 1945), Allgemein-, (Jahrgang 1959), Facharzt für Hals-, Nasen- Kardiologie, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Innere Medizin/Facharzt für und Ohrenheilkunde, Amtszeit 1998 bis 2001 letzter nebenamtlicher Innere Medizin-Rheumatologie, Amtszeit 1995 bis 1997 Ärztlicher Direktor hauptamtlich seit 1. April 2007 von 2002 bis 2007 Ärztlicher Direktor

Festschrift 2014 145 Inhalt

Seite

40 Die Kliniken

42 Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie 43 Bereich Kinderchirurgie 44 Universitätsklinik für Unfallchirurgie 45 Universitätsklinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie 46 Universitätsklinik für Herz- und Thoraxchirurgie 47 Universitätsklinik für Neurochirurgie 48 Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 49 Orthopädische Universitätsklinik 50 Universitätsaugenklinik 51 Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde 52 Abteilung für Experimentelle Audiologie 53 Universitätsfrauenklinik 54 Universitätsklinik für Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie 55 Universitätskinderklinik 56 Universitätsklinik für Urologie und Kinderurologie 57 Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie 58 Universitätsklinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie 59 Universitätsklinik für Neurologie 60 Universitätsklinik für Stereotaktische Neurochirurgie 61 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie 62 Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie 63 Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Kindes- und Jugendalters 64 Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie 65 Bereich Pneumologie 66 Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie 67 Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie 68 Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie 69 Universitätsklinik für Strahlentherapie 70 Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin

72 Die Institute

74 Institut für Allgemeinmedizin 75 Institut für Anatomie 76 Institut für Biometrie und Medizinische Informatik 77 Institut für Experimentelle Innere Medizin 78 Institut für Humangenetik 79 Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie 80 Institut für Klinische Pharmakologie 81 Institut für Kognitive Neurologie und Demenzforschung 82 Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene 83 Institut für Medizinische Psychologie 84 Institut für Molekularbiologie und Medizinische Chemie 85 Institut für Molekulare und Klinische Immunologie 86 Institut für Neuroradiologie 87 Institut für Pharmakologie und Toxikologie

146 Festschrift 2014 Seite

88 Institut für Physiologie 89 Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie 90 Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie mit Blutbank 91 Bereich Arbeitsmedizin 92 Bereich Geschichte, Ethik und Theorie der Medizin 93 Institut für Biochemie und Zellbiologie 94 Institut für Pathologie 95 Institut für Neuropathologie 96 Institut für Rechtsmedizin

97 Zentrale Einrichtungen

98 Organigramm des Universitätsklinikums Magdeburg 99 Dekanat 100 Ärztliches Direktorat 102 Kaufmännisches Direktorat 104 Studiendekanat 105 Referat Forschung 106 Medizinische Zentralbibliothek 107 Zentralapotheke 108 Audiovisuelles Medienzentrum 109 Medizinisches Rechenzentrum 110 Ausbildungszentrum für Gesundheitsfachberufe 111 Klinische Studienzentrale 112 Medizinisches Versorgungszentrum

113 Forschungsschwerpunkte 114 Entzündungen verstehen und Volkskrankheiten heilen 116 Expeditionen ins Gehirn

119 Das Baugeschehen auf dem Campus

125 Studium und Lehre 126 Studentische Ausbildung an der Medizinischen Fakultät 128 Fachschaft Medizin 130 Studentenklub „Kiste“ e.V.

131 Der Pflege- und Funktionsdienst 134 Ehrenamtliche Krankenhaushilfe 135 Klinikseelsorge 136 Der Mediziner-Campus, das Klinikum und Magdeburg

140 Ein zuversichtlicher Blick zurück – aus dem Jahr 2024

144 Anhang:

144 Rektoren, Dekane und Ärztliche Direktoren von 1954 bis 2014 148 Impressum

Festschrift 2014 147 Impressum

Herausgeber Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Redaktionsteam Kornelia Preuß-Suske (verantwortlich), Karl-Heinz Kaiser, Prof. Dr. Hermann-Josef Rothkötter, Prof. Dr. Wolfgang Röse, Dr. Heidrun Hermecke | Fotos Audiovisuelles Medienzentrum des Universitätsklinikums Magdeburg, Prof. Dr. Wolfgang Röse (Privatarchiv), Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Prof. Dr. Ingo Kutschka (Motivfotos S. 41, 73, 97, 113 und 131), Kliniken und Institute | Stand 25. Juli 2014 | Satz, Layout und Druck Harzdruckerei Wernigerode GmbH

Das Redaktionsteam dankt allen Autorinnen und Autoren für die Bereitstellung der veröffentlichten Texte und Fotos. Nachdruck nur nach Rücksprache mit der Redaktion. Zur besseren Lesbarkeit wird teilweise in den Texten nur die männliche Form zur Bezeichnung von Personen verwendet. Dies soll ausdrücklich nicht als Diskriminierung von Frauen verstanden werden.

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg | Medizinische Fakultät | Referat für Presse- und Öffentlichkeits- arbeit | Leipziger Straße 44, 39120 Magdeburg | Tel. 0391 67-15162 | E-Mail: [email protected] | www.med.uni-magdeburg.de

148 Festschrift 2014

EDIZINISCHE FAKULTÄT UNIVERSITÄTSKLINIKU AGDEBURG A.ö.R.