V Vorwort Grundtonart zeigt, dadurch Rechnung, Mit den beschloss Satie dass er sie gewissermaßen als Tripty­ die Reihe der zyklisch angelegten Kla­ chon – wenn auch in Einzelausgaben – vierwerke, die ausgehend von den vier bei seinem langjährigen Verlag Rouart, (1886) gewissermaßen das Rück­ Lerolle et Cie veröffentlichte, während grat seines Œuvres bildet. Das 1920 Erik Saties (1866 – 1925) fünf Nocturnes die beiden anderen, in unterschiedlichen komponierte war zwar entstanden innerhalb relativ kurzer Zeit Tonarten gehaltenen Stücke in seinem gemäß der Ordnungszahl im Titel auch im Spätsommer und Herbst des Jahres zweiten wichtigen Verlag E. Demets er­ auf zyklische Abrundung hin angelegt, 1919. Dabei lässt die Vielzahl verworfe­ schienen. Die Nocturnes waren eine Art doch es blieb im Gegensatz zu den Noc­ ner Anfänge erkennen, dass dem Kom­ Abschiedsgeschenk an beide, da Satie turnes, mit denen es stilistisch verbun­ ponisten die Arbeit nicht leicht von der kurz zuvor einen Exklusivvertrag mit den ist, ein Einzelstück. In den Noc­ Hand ging. Während die offenbar von dem erst 1917 gegründeten Verlag Édi­ turnes führte Satie seine erstmals 1917 ihm selbst stammenden Datierungen am tions La Sirène abgeschlossen hatte, der in der zu be­ Ende der Einzelausgaben eine vollkom­ im Vorjahr die musikalische Pro­gramm­ obachtende Auseinandersetzung mit der men regelmäßige Entstehungsfolge der schrift Le Coq et l’Arlequin seines Freun­ Musik des 18. und 19. Jahrhunderts fort. einzelnen Nocturnes im Monatsabstand des und Fürsprechers her­ Als Modell dienten ihm die für die Aus­ zwischen August und November 1919 ausgegeben hatte. prägung der Gattung zentralen Werke (bei einer Überschneidung) nahelegen, Obwohl der Vertrag mit Demets, der John Fields und Frédéric Chopins, von war zumindest der überwiegende Teil sogar zwei weitere, nicht mehr fertig­ denen er außer dem romantisch-ver­ der Stücke offenbar bereits im August gestellte Nocturnes umfasste, erst am träumten Tonfall auch die dreiteilige vollendet. Dies geht aus einem Brief Sa­ 11. Oktober 1919 unterzeichnet wurde Form und die wiegende Bewegung zu­ ties an vom 24. August und derjenige mit Rouart, Lerolle et Cie sammengesetzter Taktarten übernahm. hervor: „Ich arbeite; ich habe gerade sogar nur mit zweijähriger Verspätung Die genannten Elemente finden sich be­ meine dritte ,NOCTURNE‘ fertig ge­ in Kraft trat, hatte Satie die fünf Stü­ reits im langsamen, im -Ta kt geha lte­ stellt. Die widme ich Ihnen. Die drei zu­ cke offenbar unmittelbar nach ihrer nen Mittelsatz der Sonatine, der als un­ sammen sind nicht schlecht. Die erste Fertigstellung den beiden Verlagen über­ mittelbarer Vorläufer der Nocturnes dient als Präludium, die zweite, kürze­ geben. Und wie aus einem Brief Saties auch hinsichtlich des zugrunde liegen­ re ist sehr zart – sehr nocturne; die drit­ an hervorgeht, erhielt den Tonsatzmodells der „zweistimmigen te, ihre, ist eine dramatische Nocturne, er bereits am 19. September Korrektur­ Invention“ gelten darf (vgl. Robert Or­ schneller, etwas länger als die erste. Die abzüge. Offiziell erschienen die ersten ledge, Satie the Composer, Cambridge drei bilden zusammen ein Ganzes, mit drei Nocturnes am 13. Dezember, denn 1990, S. 31). dem ich sehr zufrieden bin.“ Drei Tage an diesem Tag erfolgte die Ablieferung Im Gegensatz zur Sonatine bureau­ später, am 27. August, setzte er seine der Pflichtexemplare seitens des Ver­ cratique jedoch, die deutlich vom hu­ damalige Lieblingspianistin Marcelle lags. Die Auslieferung verzögerte sich morvoll-satirischen Ton seiner frühe­ Meyer, eine Schülerin Alfred Cortots, jedoch anscheinend um einige Wochen, ren Werke geprägt ist, schlägt Satie in darüber in Kenntnis, dass er gerade ei­ weshalb Satie Valentine Hugo erst am den Nocturnes einen ernsteren Ton an. ne ihr gewidmete Nocturne beendet ha­ 6. Februar 1920 mitteilen konnte, dass Dass der Komponist ursprünglich jedoch be. Diese Nachricht bezieht sich offen­ die ihr zugeeignete Nocturne zusammen auch hier weniger eine ernsthafte Aus­ bar auf das erste Stück der Reihe, das mit den beiden anderen gedruckt vor­ einandersetzung mit der Gattungstra­ Satie für die Drucklegung noch einmal lag (vgl. Correspondance, S. 395). Die dition als vielmehr eine Genreparodie überarbeitet hatte. Somit waren min­ beiden E. Demets überlassenen Noc­ im Sinn hatte, deutet ein humoristi­ destens die ersten drei Nocturnes, mög­ turnes (Nr. 4 und Nr. 5) erschienen kur­ scher Prosatext an, der im Entwurf des licherweise auch eine vierte, die Satie ze Zeit später im Mai 1920 mit einem ersten Stücks notiert ist (vgl. den Ab­ in dem Brief an Valentine Hugo vom Sammeltitel, der auch für die nicht mehr druck des Texts am Ende der Bemer­ 21. August erwähnt, bereits Ende Au­ vollendete sechste Nocturne (vgl. Be­ kungen). Die mit Saties Schaffen bis gust vollendet (vgl. , Corres­ merkungen am Ende der vorliegenden dahin nicht unbedingt in Verbindung pondance presque complète, hrsg. von Edition) eingerichtet war. Sie sind der zu bringende Ernsthaftigkeit, die in , Paris 2003, S. 376 – 379). Frau des Grafen Étienne de Beaumont, deutlichem Kontrast zu dem Kabarett- Widmungsträger der Nocturne Nr. 2 ist die im Juni 1920 das erste ausschließ­ Ton der Kompositionen seiner letzten der Pianist André Salomon, der bei der lich Saties Musik gewidmete Festival Lebensjahre steht, wurde bereits von Uraufführung des am 14. Feb­ organisierte, bzw. Eugénie Cocteau, der zeitgenössischen Kritik erkannt. ruar 1920 den Klavierpart spielte. der Mutter Jean Cocteaus, die Satie Auch Satie selbst hat auf die Anders­ Satie trug der inneren Zusammenge­ finanziell unterstützte und sich auch artigkeit seiner Nocturnes mehrfach hörigkeit der drei ersten Nocturnes, die sonst als Wohltäterin erwies, zugeeig­ hingewiesen, so etwa in einem Brief sich nicht zuletzt in der gemeinsamen net. vom 21. August 1919 an seine langjäh­

HN_1205_Vorwort_SRZ.indd 5 26.09.2014 16:50:41 VI rige Vertraute Valentine Hugo, die Wid­ Preface rate editions, by his long-time publisher mungsträgerin der Nocturne Nr. 3: „Ich Rouart, Lerolle et Cie; the other two habe gerade bei Demets eine ,Nocturne‘ pieces, in different keys, appeared from abgeliefert. Ich möchte sie Ihnen vor­ his second most important publisher, spielen, denn ich frage mich, was sie E. Demets. The Nocturnes were a kind wert ist. Das ist ein anderer Ausdruck Erik Satie (1866 – 1925) wrote his five of farewell gift to them both, since Sa­ von mir“ (Correspondance, S. 376). Nocturnes within a relatively short pe­ tie had just previously concluded an Musikalisch äußert sich die „neue riod of time in late summer and autumn exclusive contract with the publishing Ernsthaftigkeit“ unter anderem in ei­ 1919. The great number of discarded house Éditions La Sirène, established nem harmonischen System, das Satie openings shows that the composer’s only in 1917, which had published the ersonnen hatte, um eine rationale Steu­ task was far from effortless. While the programmatic musical treatise Le Coq erung des Zusammenspiels von Melodie dates at the end of the first editions et l’Arlequin by Satie’s friend and pa­ und Begleitung zu verwirklichen (vgl. – which seem to have been provided tron Jean Cocteau the previous year. die Abbildung des harmonischen Plans by Satie himself – suggest that each Although the contract with Demets, zur zweiten Nocturne auf S. IV unserer ­Nocturne was written in a regular se­ which included two further, incomplete Edition). Ausgangspunkt seiner Über­ quence of one per month between Au­ Nocturnes, was not signed until 11 Oc­ legungen war offenbar der Wunsch, in­ gust and November 1919 (with one tober 1919 and the one with Rouart, nerhalb eines diatonischen Rahmens overlapping piece), most of the pieces Lerolle et Cie did not came into force die Terz als fundamentales Intervall der were apparently already completed in until two years later, Satie had os­ten­ tonalen Harmonik möglichst zu vermei­ August. This emerges from a letter of sibly given the five pieces to the two den, was eine Bevorzugung insbesonde­ 24 August from Satie to Valentine ­Hugo: publishing houses immediately after re von Quartklängen zur Folge hat. Da “I am busy working; I have just finished completing them. As emerges from a er dieses Verfahren ganz unmittelbar my third ‘NOCTURNE’. I am dedicat­ letter from the composer to Marcelle während der Komposition der Stücke ing it to you. Together, the three aren’t Meyer, he received galley proofs on entwickelte und sogleich wieder abwan­ bad. The first serves as a prelude; the 19 September. The first three Nocturnes delte, kommt es in den Noctur­nes nicht second is shorter and very tender – very were officially published on 13 Decem­ schematisch, sondern auf jeweils unter­ nocturnal; the third, yours, is a dramat­ ber, which was the date of delivery of schiedliche Weise zur Anwendung: als ic Nocturne, faster and somewhat long­ the deposit copy by the publisher. De­ unvollkommene Vorform in der Nr. 1, er than the first. The three together livery was apparently postponed by a in systematischer Zuspitzung in den constitute a whole that I am very con­ few weeks, however, so it was not until Nr. 2 und 3, in weiterentwickelter Ge­ tent with.” Three days later, on 27 Au­ 6 February 1920 that Satie could tell stalt in Nr. 4 und gewissermaßen unter gust, he informed his then favourite Valentine Hugo that the Nocturne de­ „umgekehrtem Vorzeichen“ – das heißt pianist Marcelle Meyer, a student of Al­ di­cat­ed to her was now in print, along unter Einbeziehung der Terz über den fred Cortot’s, that he had just complet­ with the other two (cf. Correspondance, Umweg der Pentatonik – in Nocturne ed a Nocturne that was dedicated to p. 395). The two Nocturnes entrusted Nr. 5 (vgl. hierzu vor allem Or­ledge, her. This apparently refers to the first to E. Demets (nos. 4 and 5) were print­ S. 194 ff., und Courtney S. Adams, piece in the cycle, which Satie had re­ ed a short while later, in May 1920, with Satie’s Nocturnes Seen Through His vised a second time in view of its im­ a collective title that also included the Sketchbooks, in: The Journal of Musi­ minent printing. Thus at least the first unfinished sixth Nocturne (see the Com­ cology 13, 1995, S. 454 – 475). three Nocturnes, and possibly also a ments at the end of the present edition). fourth that Satie mentions in his letter These pieces were dedicated to the wife Den in den Bemerkungen genannten of 21 August to Valentine Hugo, were of Count Étienne de Beaumont, who in Bibliotheken sei für freundlich zur Ver­ already completed by the end of August June 1920 had organised the first festi­ fügung gestelltes Quellenmaterial herz­ (see Erik Satie, Correspondance pres­ val devoted exclusively to Satie’s music, lich gedankt. Besonderer Dank für ihre que complète, ed. by Ornella Volta, Pa­ and to Eugénie Cocteau, the mother of Hilfe gebührt Ornella Volta (Paris). ris, 2003, pp. 376 – 379). The dedicatee Jean Cocteau; she supported Satie finan­ of Nocturne no. 2 is the pianist André cially and was a valuable benefactress Berlin, Herbst 2014 Salomon, who played the piano part in in other respects as well. Ulrich Krämer the world premiere of Socrate on 14 Feb­ With the Nocturnes, Satie concluded ruary 1920. the series of cyclically organised piano Conscious of the common bond be­ works which, beginning with the four tween the first three Nocturnes – which Ogives (1886), constitute a kind of back­ manifests itself not least in the pieces’ bone to his oeuvre. Written in 1920, the shared main key – Satie had them print­ Premier Menuet was, judging from the ed as a kind of triptych, albeit in sepa­ ordinal number in the title, also laid

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out as part of a cyclical whole; but in order to rationally control the interplay le compositeur à la fin des éditions sé­ contrast to the Nocturnes, with which of melody and accompaniment (see the parées semble indiquer une succession it is stylistically connected, it was left illustration of the harmonic plan for régulière (hormis un chevauchement) as a single piece. The Nocturnes con­ the second Nocturne on p. IV of this edi­ des différents Nocturnes à un mois tinue Satie’s creative engagement with tion). These reflections seem to have d’intervalle entre août et novembre 1919, the music of the 18th and 19th centuries, grown out of his concern to avoid as il semble en réalité que la majorité des which first manifested itself in the So­ much as possible the third as a funda­ morceaux ait été terminée dès le mois natine bureaucratique of 1917. As his mental interval of tonal harmony with­ d’août. C’est ce qui ressort d’une lettre models, he chose the works of John in a diatonic framework; this led to a de Satie à Valentine Hugo datée du Field and Frédéric Chopin, which were particular preference for fourth chords. 24 août: «Moi, je travaille; je viens de of major importance in shaping this Since Satie was developing this harmo­ terminer mon troisième “NOCT U R N E”. genre; in addition to their dreamy, ro­ nic procedure during the composition Je vous le dédie. À eux trois ils ne sont mantic inflections, Satie also borrowed of the pieces and then immediately al­ pas mal. Le 1er sert de prélude; le 2ème, the three-part form and the rocking tered it, it is found in the Nocturnes in plus court, est très tendre – très noc­ movement of compound meter. The various, non-schematic forms: in an turne; le 3ème, le vôtre, est un nocturne aforementioned elements are already incomplete form in no. 1, in a system­ dramatique, plus rapide, un peu plus present in the slow, middle movement atic intensification in nos. 2 and 3, a long que le 1er. Ils forment à eux trois of the Sonatine which, as a direct pre­ more worked-out form in no. 4 and, to un tout dont je suis très content.» Trois cursor of the Nocturnes, and in view of a certain extent, in the “inverse form” jours plus tard, le 27 août, il portait à the compositional model on which it is in Nocturne no. 5, which means using la connaissance de Marcelle Meyer, alors based, can be considered as a “two-part the third via the pentatonic scale (see sa pianiste préférée et élève d’Alfred invention” as well (cf. Robert Orledge, above all Orledge, pp. 194 ff., and Cortot, qu’il venait de terminer un Noc­ Satie the Composer, Cambridge, 1990, Courtney S. ­Adams, Satie’s Nocturnes turne à elle dédié. Cette information p. 31). Seen Through His Sketchbooks, in: se réfère manifestement au premier Contrary to the Sonatine bureaucra­ The Journal of Musicology 13, 1995, Nocturne que Satie avait remanié une tique, however, which clearly reflects pp. 454 – 475). dernière fois avant impression. Ainsi, the witty, satirical tone of his earlier au moins les trois premiers Nocturnes pieces, the Nocturnes show evidence of Our sincere thanks to those libraries étaient-ils déjà terminés à la fin du mois a more earnest style of writing. How­ mentioned in the Comments for kindly d’août, et peut-être même un quatrième ever, a humorous prose text appended putting copies of the sources at our que Satie évoque dans sa lettre du 21 août to the draft of the first piece (see the disposal. We extend particular grati­ à Valentine Hugo (cf. Erik Satie, Cor­ printed text at the end of the Comments) tude to Ornella Volta (Paris) for her respondance presque complète, éd. par suggests that the composer was origi­ assistance. Ornella Volta, Paris, 2003, pp. 376 – 379). nally not entirely serious here either, Le dédicataire du Nocturne no 2 n’est and had it in mind to parody the genre Berlin, autumn 2014 autre que le pianiste André Salomon rather than perpetuate its tradition. Con­ Ulrich Krämer qui tint la partie de piano lors de la temporary critics had already noted the création de Socrate le 14 février 1920. pieces’ more serious atmosphere, some­ Satie tint compte du lien interne entre thing that had not previously been a vi­ les trois premiers Nocturnes, qui se ma­ tal characteristic of Satie’s oeuvre, and nifeste en particulier par une tonalité that contrasts clearly with the cabaret- commune, en les éditant tous trois chez style feel of the works he wrote in the son éditeur de longue date, la maison last years of his life. Satie himself sev­ Rouart, Lerolle et Cie, sous la forme eral times pointed to the distinctiveness Préface d’une sorte de triptyque – même s’il of his Nocturnes, for example in a letter s’agit d’éditions séparées, tandis qu’il of 21 August 1919 to his confidante of confiait les deux autres, écrits dans des many years Valentine Hugo, the dedi­ tonalités différentes, à son deuxième catee of Nocturne no. 3: “I have just de­ éditeur principal, E. Demets. Ces Noc­ livered a ‘Nocturne’ to Demets. I would Erik Satie (1866 – 1925) écrivit ses cinq turnes constituent d’ailleurs une sorte like to play it to you, for I wonder if it is Nocturnes en un temps relativement de cadeau d’adieu à l’un et à l’autre, car worth anything. This is another expres­ court, entre la fin de l’été et l’automne Satie avait signé peu de temps aupara­ sion of me” (Correspondance, p. 376). 1919. Pour autant, le grand nombre vant un contrat d’exclusivité avec les Musically, this “new earnestness” d’essais avortés laisse deviner un pro­ jeunes Éditions La Sirène, fondées en mani­fests itself in, among other things, cessus d’écriture laborieux. Alors que 1917, qui avaient publié l’année précé­ a harmonic system that Satie devised in la datation apposée apparemment par dente l’essai sur la musique Le Coq et

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l’Arlequin de son ami et défenseur Jean aux Nocturnes avec lequel il est lié d’un «Je viens de remettre à Demets un “Noc­ Cocteau. point de vue stylistique, il reste une œu­ turne”. Je voudrais vous le jouer, car Alors même que le contrat avec De­ vre isolée. Dans les Nocturnes, Satie je me demande ce qu’il vaut: c’est une mets, qui comprenait également deux poursuit sa réflexion sur la musique autre expression de moi» (Correspon­ autres Nocturnes jamais achevés, ne fut des 18e et 19e siècles que l’on observe dance, p. 376). signé que le 11 octobre 1919, et que ce­ pour la première fois en 1917 dans la D’un point de vue musical, ce «nou­ lui avec Rouart, Lerolle et Cie entra en Sonatine bureaucratique. Pour la créa­ veau sérieux» se manifeste notamment vigueur avec deux ans de retard, Satie tion de ce nouveau genre, Satie utilisa par un système harmonique élaboré leur avait remis les cinq morceaux aus­ pour modèles des œuvres majeures de par Satie afin de mettre en pratique une sitôt après les avoir terminés. Comme John Field et Frédéric Chopin, dont il gestion rationnelle de l’interaction en­ en témoigne une lettre adressée à Mar­ reprit aussi, outre le caractère roman­ tre mélodie et accompagnement (voir celle Meyer, Satie reçut les épreuves dès tique et rêveur, la forme tripartite et le la reproduction du plan tonal du deuxi­ le 19 septembre pour correction. Les balancement lié au choix de mesures ème Nocturne, p. IV de notre édition). trois premiers Nocturnes parurent of­ composées. Ces éléments sont déjà pré­ Ses réflexions partaient manifestement ficiellement le 13 décembre, date à la­ sents dans le mouvement central de la de la volonté d’éviter autant que possi­ quelle l’éditeur les remit au dépôt lé­ Sonatine, un mouvement lent en qui ble la tierce comme intervalle fondamen­ gal. Cependant, leur disponibilité fut peut être considéré comme précurseur tal de l’harmonie tonale à l’intérieur retardée de quelques semaines, de sorte direct des Nocturnes, et ce également d’un cadre diatonique, ce qui favorise que Satie dut attendre le 6 février 1920 du point de vue du modèle d’écriture en particulier l’utilisation d’intervalles pour informer Valentine Hugo que le sous-jacent de «l’invention à deux voix» de quarte. Comme Satie développait et Nocturne qui lui était dédié, ainsi que (cf. Robert Orledge, Satie the Compo­ modifiait le procédé en même temps les deux autres, étaient parus en ver­ ser, Cambridge, 1990, p. 31). qu’il composait les Nocturnes, ce der­ sion imprimée (cf. Correspondance, Cependant, contrairement au ton sa­ nier n’y apparaît pas de manière ho­ p. 395). Les deux Nocturnes confiés à tirico-humoristique de ses œuvres pré­ mogène: d’abord sous forme d’ébauche Demets (nos 4 et 5) parurent peu de cédentes dont est aussi clairement im­ dans le no 1, de plus en plus perfection­ temps après, en mai 1920, réunis sous prégnée la Sonatine bureaucratique, né dans les nos 2 et 3 et encore dévelop­ un titre englobant aussi le 6e Nocturne Satie adopte dans ses Nocturnes un ton pé dans le no 4, puis en quelque sorte jamais achevé (cf. Bemerkungen ou beaucoup plus sérieux. Un texte humo­ sous «forme inversée» – c’est-à-dire en Comments à la fin de la présente édi­ ristique en prose figurant sur l’ébauche incluant la tierce par le détour du mode tion). Ils sont dédiés à l’épouse du comte du premier morceau indique pourtant pentatonique – dans le Nocturne no 5 Étienne de Beaumont, organisatrice du qu’à l’origine, Satie envisageait moins (à ce propos, cf. avant tout Orledge, premier festival consacré exclusivement un travail sérieux sur la tradition du pp. 194 ss., et Courtney S. Adams, à la musique de Satie qui eut lieu en genre qu’une parodie (cf. la reproduc­ ­Satie’s Nocturnes Seen Through His juin 1920, et à Eugénie Cocteau, mère tion du texte à la fin des Bemerkungen Sketchbooks­ , in: The Journal of Mu­si­ de Jean Cocteau, qui en tant que bien­ ou Comments). La critique de son temps colo­ gy­ 13, 1995, pp. 454 – 475). faitrice soutenait également Satie fi­ ne manqua pas de relever ce sérieux nancièrement. jusqu’alors relativement étranger à l’œu­ Nous remercions les bibliothèques citées Avec les Nocturnes, Satie clôturait la vre de Satie et tranchant avec l’esprit dans les Bemerkungen ou Comments série des cycles pour piano commencée cabaret des compositions de ses der­ pour l’aimable mise à disposition des avec les quatre Ogives (1886) et qui nières années. Satie lui-même fait réfé­ sources ainsi qu’Ornella Volta (Paris) constituait en quelque sorte la colonne rence à plusieurs reprises au caractère en particulier, pour son aide. vertébrale de son œuvre. Composé en différent de ses Nocturnes, notamment 1920, le Premier menuet aurait dû fi­ dans sa lettre du 21 août 1919 à Va­ gurer, comme son nom l’indique, au lentine Hugo, sa confidente de longue Berlin, automne 2014 début d’un cycle, mais, contrairement date et dédicataire du Nocturne no 3: Ulrich Krämer

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