Neuere Geschichte: 1789 bis 1921

Altdorf nähert sich der Gegenwart. Die militärischen und politischen Wirren Europas in Folge der Französischen Revolution, wechselnde Bündnisse und das Wiedererstarken der Territorialstaaten unter den jeweiligen Landesherren lassen die Stadt geschichtlich trudeln. Für das Nürnberger Land und somit auch für Altdorf endet nach fast exakt 300 Jahren im Jahr 1806 die reichsstädtisch-ter- ritoriale Epoche. Ein immenser Einschnitt für die kleine Landstadt geht einher: Die Universität wird Altdorf verlassen und nach Erlangen ziehen.

Damit kehrt auch der nunmehr bayerische Ort vorübergehend wieder in das Idyll einer Ackerbürger- stadt zurück, wirtschaftlich gestützt auf das Auf und Ab des am Ende stagnierenden Hopfenanbaus.

Die höchste Anzahl von Brandkatastrophen konzentriert sich in dieser Epoche, vor allem zwischen 1840 und 1844. Dennoch darf der hier vorgestellte Abschnitt der Geschichte Altdorfs als eine Zeit ruhiger und friedlicher Entwicklungen bezeichnet werden. Vom Druck seitens der Beamten und Grundherren ist am Ende der Nürnberger Vorherrschaft nur noch wenig zu spüren.

Mit der Etablierung des Königlich Bayerischen Schullehrerseminars im Jahre 1824 in den alt ehr- würdigen Räumen der ehemaligen Universität, die im Zuge der Bajuwarisierung Frankens verloren geht, erhält man zumindest einen Teil des ehemals so wichtigen Bildungsstandortes zurück.

Die Industrielle Revolution und die nachfolgenden Gründerjahre lassen in dieser Epoche kaum Spuren in Altdorf zurück. Ein entsprechender wirtschaftlicher Aufschwung wird erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs Fuß fassen.

Mit dem beginnenden Interesse an der ländlichen Naherholung werden die Nürnberger Altdorf und die seine Umgebung wiederentdecken und sich des geschichtlichen Erbes bewusst, das beide Städte eng miteinander verbindet.

1790 / 1791 Das Ende der staatlichen Hoheitsrechte der Reichsstadt Nürnberg über ihre Landgebiete zeichnet sich mit der Besetzung der Pflegämter und Hilt- poltstein durch den Gegenspieler Kurpfalz-Bayern ab. Der endgültige Niedergang ehemaliger reichsstädtischer Macht kommt schließ- lich im Jahr 1796. Karl August v. Hardenberg verschiebt unter Berufung auf alte markgräfliche Hochgerichtsrechte gewaltsam die neue Landesgrenze bis an die Tore von Nürnberg, Lauf und Altdorf. Der Rat der Reichsstadt hat diesem Verlust militärisch nichts entgegen zu setzen.

1792 - 1815 Revolutions-/Napoleonische Kriege sowie nachfolgende Koalitionskriege. Schon in den Jahren 1791/92 bringen die Kriege der Verbündeten gegen das revolutionäre Frankreich auch für Altdorf endlose Durchzüge und Einquartie- rungen mit sich.

Der durch marodierende Soldaten in Altdorf begangene Schaden wird auf die Summe von 100.000 Gulden geschätzt.

Abb. links: Kaiser Napoleon Bonaparte (*1769 †1821); rechts: Graf von Montgelas (*1759 †1838), Schöpfer und Reformer des modernen bayerischen Staates.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 1 1795 Nur noch 121 Studenten studieren an der Universität.

1796 Es folgt die preußische Okkupation des Außenbe- zirks der Stadt bis zur Stadtmauer. Im gleichen Jahr besetzt auch die 5. Division der französischen Ar- mee Altdorf. Soldaten quartieren sich u. a. im Pfleg- amtsschloss ein und verzehren dort den gesamten Lebensmittelvorrat des Pflegers. Die Einwohnerzahl in diesem Jahr beträgt um die 2.000, die Zahl der Handwerker und Erwerbstätigen 278. Nicht unbedeutend ist auch die Viehhaltung, so besitzt die Einwohnerschaft ca. 300 Kühe. Auf 92 Bürgerhäusern liegt das Braurecht.

Abb.: „Abbildung des Lagers, welches die Franzosen d. 14. Aug. 1796 bei Altdorf vom Spital nach Weinhof zu mit Baraquen, von Hopfen u. Bohnen Stangen unterstüzt, in größster Geschwindig- keit geschlagen haben“. Stadtarchiv Altdorf.

1799 - 1801 Im Zweiten Koalitionskrieg wird das Nürnberger Land wieder zum Neben- kriegsschauplatz. Heftige Gefechte zwischen Österreichern und Franzosen werden von der Altdorfer Umgebung gemeldet.

Abb.: Schlacht zwischen Franzosen und kaiserlich-österreichischen Truppen bei um/nach 1800. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 2 1801

In diesem Jahr hält Carl Heinrich v. Imhoff, Assessor am Nürnbergischen Untergericht, in einem Kupfer- stich die politische Situation vor den Toren Altdorfs (im Hintergrund erkennbar) karikierend fest. Rechts im Bild dominiert der preußisch-brandenburgische Schlagbaum (gelb), identifizierbar durch das Adler- wappen (rot) auf dem eine diebische Elster sitzt. Den Niedergang des Nürnberger Territoriums symbo- lisiert der umgeworfene und zerbrochene Grenzstein mit dem Nürnberger Reichsstadtwappen (blau).

Abb.: Stadtarchiv Altdorf. bearbeitet.

16./17. Januar 1802 In der Nacht entsteht im Anwesen Obere Wehdstraße 129 ein Feuer, das sich bis in die Morgenstunden auf die Hauser 127a, 127b, 128 und 130 ausweitet.

Abb.: Das vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

1803 In Altdorf studieren noch 56 Studenten.

1805 Christoph Friedrich Stromer von Reichenbach, letzter Nürnberger Pfleger in Altdorf.

1. Januar 1806 Ernennung von Herzog Maximilian IV. Joseph zum ersten König von Bayern, genannt König Maximilian I. von Bayern.

Abb.: Porträt des ersten bayerischen Königs. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 3 September 1806

Trotz Protestschreiben an die in Nürnberg amtierende französische Militärver- waltung kommt am 15. September 1806 die Reichsstadt unter das Szepter des neugegründeten Königreichs Bayern. Am 21. September 1806 wird die Stadt mit ihrem gesamten Territorium einver- leibt. Die Freie Reichsstadt Nürnberg verliert Ihre Souveränität und wird zum Bayerischen Bezirksamt degradiert. Aus den reichsstädtischen Beamten, auch den Pflegern mit dem Pflegamtspersonal gewinnt man zunächst bayerische Staatsbeamte. Altdorf wird Sitz eines königlichen Landgerichts (im Pflegamts- schloss), eines Rent- und Forstamts. Die staatsrechtlichen Verhältnisse der an Bayern gekommenen Gebiete werden vollständig neu geordnet.

1806 In dieser Zeit des Umbruchs werden zahlreiche anonyme und antifranzösische Flugschriften verfasst. Die bekann- teste davon, „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“, wird in der Hesselschen Druckerei in der heutigen Hessel- gasse 6 gedruckt. Eine Gedenktafel an dem zweigeschos- sigen Giebelhaus erinnert daran. Dem Nürnberger Verleger Johann Philipp Palm ergeht es dabei schlecht. Nachdem er die Namen des Verfassers und des Altdorfer Druckers nicht preisgibt, wird er auf Wei- sung Napoleons I. in Braunau am Inn am 26. August 1806 standrechtlich erschossen. Christoph Bonaventura Hessel versteckt daraufhin den Rest der Auflage und die Druck- platten im Brunnen seines Hofes. Es ist in der bis dahin mehr als 300-jährigen Geschichte des Buchhandels das erste Mal, dass ein Buchhändler für den Inhalt eines von ihm vertriebenen Buches haftbar gemacht wird und dafür mit dem Tode büßen muss. Buchdruckerei und Verlag Hessel werden im Jahre 1924 von Altdorf nach Feucht verlegt. Im gleichen Jahr sind wieder französische Truppenkontin- gente in der einquartiert. Ein Teil des Universitätsgebäudes wird zum Lazarett umfunktioniert und die Stadt als Depot genutzt. Abb. links: Titelblatt; Abb. rechts: Anwesen Hesselgasse 6. Stadtarchiv Altdorf.

1808 In diesem Jahr errichtet man die Landgerichte Nürnberg, Altdorf und . Sitz der Altdorfer Dependance wird wieder das alte Pflegamtsschloss. Als Nach- folger des ehemaligen Nürnberger Pflegers wird der erste koeniglich-baierische Landrichter Carl Christoph Schnizlein berufen.

Abb.: Grabtafel der Gattin des Landrichters Schnizlein aus Bauderschem Marmor an der Magdale- nenkirche. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 4 24. September 1809

Auch die reichsstädtische Universität Altdorf fällt an das Kö- nigreich Bayern. Infolge der neu gegründeten Bayerischen Landesuniversitäten muss an anderer Stelle gespart werden.

Da die finanziellen Mittel fehlen - Nürnberg als Träger der Uni- versität war bankrott (Schuldenlast: ca. 15 Mio. Gulden) - wird, wie schon 1803 die Universität Dillingen, auch die Altdorfer Uni- versität durch den bayerischen König Maximilian I. aufgelöst. Da die Universität Altdorf eine schlechte finanzielle Basis hat und das entstehende Königreich Bayern eine Überzahl an Univer- sitäten besitzt, wird die bereits am Rande der Existenzfähigkeit befindliche Hochschule schließlich liquidiert.

Das relativ schnelle Ende der Altdorfina verdeutlichen u. a. fol- gende Daten: 21. Juli 1809: Der letzte Student, der sich in den Matrikeln ein- tragen lässt, ist Carl August Dominicus Unterholzner aus Frei- sing. Er hat eigentlich vor, an der Altdorfer Universität Jura zu studieren. 17. September 1809: Montgelas legt dem bayerischen König einen Antrag auf Auflösung der Bildungseinrichtung vor. 24. September 1809: Auflösung der Universität Altdorf. Die Professoren werden entweder in den bayerischen Staatsdienst übernommen oder beenden ihren Dienst.

Als Einstandsgeschenk erhält im Jahr 1818 die Friedrich- Alexander-Universität Erlangen aus dem Altdorfer Bibliotheks- bestand etwa 35.000 Bände, 10.000 Kleingedruckes und zahlreiche Handschriften. Kernstück dieser Bibliothek ist die Sammlung des Nürnberger Arztes und Botanikers Christoph Jacob Trew mit rund 25.000 Bänden und 19.000 Briefen berühmter Gelehrter, darunter ein großer Teil des Nachlasses von Joachim Camerarius, Arzt, Bo- taniker und Herausgeber bedeutender Pflanzenbücher. Zudem bekommt die Erlanger Universität aus Altdorf einige noch verbliebene anatomische Präparate, Instrumente und Ver- größerungsapparate sowie 26 Ölgemälde.

Bereits seit 1806 dient das altehrwürdige Gebäude französischen Truppen als Lazarett sowie als Heu- und Strohmagazin, 1809 als Gendarmeriestation, 1822 wird es im Ostflügel das Finanz- und Rentamt beherbergen. 1823 wird das Kupfer der ehemaligen Sternwarte auf dem Dach des Kollegienhauses als Altmetall verkauft.

Abb. oben: Eine der bekanntesten Ansichten der Altdorfer Univer- sität vor dem Niedergang und der Auflösung der berühmten Bil- dungsstätte. Joh. Gg. Puschner um 1714. Stadtarchiv Altdorf. Abb. mittig: Eine der letzten Ansichten als Universität (von Süden) aus dem Jahr 1798 mit noch erhaltenem Observatorium auf dem Dach des Kollegienhauses. Stadtarchiv Altdorf. Abb. unten: Statistik der Immatrikulationen von 1581 bis 1810. Schnabel, W. W., Athena Norica. 2012. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 5 1811 Bürgermeister Holz.

1812 Der ehemalige Pulverturm wird abgebrochen. Verursacher ist Jakob Neidhart, der sich später als Bürgermeister noch eif- riger an den Abriss der mittelalterlichen Stadtbefestigungen machen wird.

1. April 1814 Im Zuge der Neuordnung der Kirchen im Königreich Bayern wird am 1. April 1814 das Dekanat Altdorf eingerichtet, zu dem zehn Pfarreien gehören, u. a. Rasch, Altenthann, Ober- ferrieden, Feucht, Fischbach, , Entenberg, Engelthal und Offenhausen.

1818 bis 1830 Bürgermeister Jakob Neidhart, vorher Rendant, Apotheker. Er lässt große Teile der mittelalterlichen Stadtbefestigung ab- bauen. Die beiden Tortürme (Oberes u. Unteres Tor), der Feil- turm (ehemals Geschütz- und Pulvertum, dann bis ins 19. Jh. als Gefängnis genutzt), Grundmauern des Pulverturms sowie einige Mauerreste, ein längeres Grabenstück mit vorgelegtem Erdwall (Baudergraben), sowie die Weiher vor dem Oberen Tor bleiben erhalten.

22. April 1819 Am 22. April zwischen 9.00 und 10.00 Uhr findet die letzte Hin- richtung in Altdorf statt. Der überführte Raubmörder Johann Walliser aus Zerzabelshof wird mit dem Schwert gerichtet. Im Pro- tokoll dazu heißt es:

„ ...wurde der Inquisit mit einem Strick um den Leib von einem Gehilfen des Scharfrichters festgehalten, auf einem unbedeckten Wagen rücklings sitzend [...] aus dem Gefängnisse zu dem vor dem Landgerichtsgebäude (Pflegamtsschloss) befindlichen Platz abgeführt, wo von dem Balkon des Landgerichtsgebäudes her- ab die von dem Königl. Appellationsgerichte verfasste geschicht- liche Darstellung des von dem Inquisiten verübten Verbrechens verlesen, sodann das Urteil noch einmal bekannt gemacht und von dem Untersuchungsrichter der Stab über den Inquisiten ge- brochen wurde. [...] Nach dieser feierlichen Gerichtsverhandlung wurde der Verurteilte auf dem vorgedachten von der Gendarmerie zu Pferde umgebenen und begleiteten Wagen auf den Richtplatz geführt, wo schon vorher die hiesige Landwehr den Kreis um das Schafott gebildet hatte. Die Enthauptung wurde von einem Scharf- richter aus Amberg vorgenommen. Hierauf wurde das Haupt von dem Gehilfen des Scharfrichters bei den Haaren ergriffen, an allen vier Seiten der Bühne dem zahlreich versammelten Volke vorge- zeigt und auf den Boden gelegt. Anschließend brachten vier hiesige Tagelöhner den Sarg auf den allgemeinen Beerdigungsplatz, wo der Leichnam beerdigte wur- de.“ (aus: Reichswaldblätter 1936, Nr. 1)

Die Halsgerichtsbarkeit in Altdorf (Vollstreckung von Todesurtei- len) wird nachfolgend abgeschafft und der Galgen beseitigt. Abb. oben: Altdorfer Stadtansicht mit dem Rabenstein und Am Galgen (Richtplatz, rechts im Bild mit Galgen und Rad). Ausschnitt einer Landkarte von 1733. Abb. unten: Altdorfer Stadtansicht von Süden um 1820. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 6 26. Februar 1822

Erlanger Studenten ziehen für acht Tage nach Altdorf, um dort (sehr diszipliniert) ein fideles Studentenleben zu führen. Die Altdorfer Bür- ger nehmen die Erlanger Studenten in Erinnerung an unvergessene Universitäts- zeiten begeistert auf. Einige glauben sogar ernst- haft, dass Altdorf wieder Universitätsstadt wird. Am 5. März kehren die Studenten in einem kleinen Triumphzug ehrenvoll nach Erlangen zu- rück. Der Senat der dortigen Universität hat inzwischen einen Teil ihrer Forderungen akzeptiert. Abb.: Auszug und Rückkehr der Erlanger Studenten nach Altdorf. Universitäts-Museum Altdorf.

27. September 1822 Stadtbrand. Eine Feuersbrunst vernichtet Haus Nr. 13 in der Kollegien- gasse und die Hinterhäuser Nr. 7, 8 und 9 in der Neubaugasse.

Abb.: Das vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

9. November 1824 Eröffnung des Königlich Bayerischen Schullehrerseminars mit 44 Erstsemina- risten (Ersteintrittsalter 15 Jahre, Studi- endauer ca. vier Semester).

Vormals 1811 im Lorenzer Hof in Nürn- berg gegründet, wird die pädagogische Ausbildungsstelle der bayerischen Leh- rerschaft nach der Renovierung des al- ten Universitätsgebäudes, u. a. wird das noch auf dem Dach des Hauptgebäu- des verbliebene Observatorium entfernt, nach Altdorf verlegt. Der Lehrbetrieb findet im Ober- und Dachgeschoss des Kollegiengebäudes statt. Im Ostflügel (Rentamt) wird eine Volksschule eingerichtet, die den Semi- naristen als Musterschule dient. Abb.: Das Lehrerseminar; aus: Böhm, Kurze Be- schreibung und Geschichte der Stadt Altdorf, 1888.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 7

Das Schullehrerseminar stellt zumindest bis zur Errichtung des Schwabacher Se- minars (1843) das einzige protestanti- sche Lehrerseminar im rechtsrheinischen Bayern dar. Insgesamt werden 4.122 Junglehrer während seines Bestehens ausgebildet. Für Altdorf scheint ansatzweise für die nächsten 100 Jahre das Flair alter, glor- reicher Bildungszeiten wieder spürbar zu sein. Abb. links: Das Lehrerseminar im Gebäude der ehemaligen Universität um 1830. Abb. rechts: Seminaristen um 1903. Stadtarchiv Altdorf.

17. Mai 1829 Stadtbrand. In Schutt und Asche gehen die Häuser Nr. 14, 15, 34, 35, 36 und das Hinterhaus zu Nr. 20 in der Collegien- und Silbergasse.

Abb.: Das vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

1830 - 1833 Bürgermeister Jakob Waiz, Ortsvorstand der Stadtgemeinde.

1831 / 1832 Der sogenannte Urkataster (Grund-/Steu- erkataster) wird erstellt (graviert 1832) und repräsentiert noch heute eine verläs- sliche Quelle für die ehemalige Bebau- ungsstruktur der Stadt Altdorf mitsamt seiner Außenorte und für die Identifizie- rung der Grundstücke und Anwesen zu dieser Zeit. Auf Weisung des bayerischen Königs Max I. vermessen Kartographen zwischen 1808 und 1864 über 21 Mio. Grundstücke im damaligen Königreich. Ziel ist es, eine einheitliche Besteuerung des Grundbesitzes durchzuführen. Erst 1848 wird der Besitz durch Aufhebung der Grundherrschaft zum wirklichen Privatei- gentum gewandelt.

Abb.: Altdorf auf dem Katasterplan 1831/32. Lan- desamt für Vermessung und Geoinformation Bay- ern.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 8 1831-1833

Die Wohnräume im ehemaligen Kollegiengebäude werden zu Schlafsälen um- gebaut. Im Ostflügel wird1831 eine Schule für Taubstumme eingerichtet. Man verlegt sie 1896 in ein Gebäude (alt Nr. 47) in der Neubaugasse. Die Auflö- sung folgt mit der Gründung der Kreistaubstummenanstalt Nürnberg 1906.

1833 - 1846 Bürgermeister Johann Michael Arld, Ökonom.

11. Januar 1834 Das Zeitungsmedium Der Bote von Altdorf wird von 1834 bis 1924 (mit wechselnden Untertiteln) ab der Erstausgabe vom 11. Januar 1834 in Altdorf verlegt und gedruckt. Zunächst als Wochenblatt realisiert, entwickelt sich das Medium zur der Tageszeitung für das Nürnberger Land. 1924 wird der Redaktions- und Druckstandort nach Feucht verlagert.

Abb.: Ausschnitt der Erstausgabe von 1934. Stadtarchiv Altdorf.

1836 Bereits im Jahr 1835 wünscht sich die Stadt wieder das Wappen in der Form von 1478. König Ludwig I. lehnt dieses Gesuch jedoch ab. Dem Magistrat der königlich- bayerischen Stadt wird 1836 von der Regierung folgendes Wappen gegeben: Der nunmehr bayerische Löwe unterdrückt oder stützt das Nürnberger Wap- pen. Die letzte Version stellt das offizielle Wappen der Stadt bis in die Gegen- wart dar.

Abb. links: Wappen 1836; Abb. rechts: Aktuelles Stadtwappen. Stadtarchiv Altdorf.

1837 Eröffnung der Sparcassa-Anstalt Altdorf, die ab 1891 im Rathaus untergebracht wird. Am 1. August 1958 bezieht das Kreditinstitut das neue Sparkassenge- bäude am Oberen Markt 15 (auf dem Gelände des ehemaligen Bauderschen Anwesens). 2012 wird die Institution ihr 175-jahriges Jubiläum begehen.

Abb.: Erstes Mitgliederprotokoll der Sparcassa von 1837. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 9 10./11. Januar 1840

Stadtbrand. Es erwischt dieses Mal fast den gesam- ten Häuserblock zwischen dem Königsbühl, Unterer Wehdstraße und dem Plätzlein mit den Häusern Nr. 164 bis 173.

Abb.: Zeitgenössischer Situationsplan des abgebrannten Quartiers, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

2. Oktober 1842 Stadtbrand. Die Häuser Nr. 71, 72, 74, 75, 76 und 77 zwischen der Unteren Brauhausstraße und der Unteren Badgasse gehen in Flammen auf. Haus Nr. 73, die Wirtschaft zum Lamm wird schließlich am 22. Juni 1875 ein Raub der Flammen.

Abb.: Das 1842 vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Brand des Wirtshauses zum Lamm 1875, orange markiert. Stadtarchiv Altdorf.

17. Mai 1844 Ein Teil der Unteren Brauhausstraße mit den Nr. 63 bis 68 steht in Flammen.

Abb.: Das vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 10 1846 Bürgermeister Tobias Hessel, Buchdruckereibesitzer.

Abb. Stadtarchiv Altdorf.

1847 Hopfenjahresernten: 1847 und 1860/61 kommt der erfolgreiche Anbau auf jeweils 5000 Zentner Ernteertrag (gesamt 500.000 Gulden).

Der Altdorfer Seminarlehrer Johann Böhm verweist am Ende des 19. Jh. auf den Umfang dieses wichtigen landwirtschaftli- chen Erwerbszweiges, der jedoch ab der Hälfte des 20. Jh. von der Bildfläche verschwinden wird. Rund eine Mio. Hopfenstöcke sind auf einem Viertel der ge- samten Gemeindeflur gepflanzt.

Abb.: Altdorfer Hopfenanbau um 1830. Stadtarchiv Altdorf.

1850 Die Entwurfspläne für das erste Freibad am Bleichersweiher vor dem Unteren Tor liegen auf dem Tisch.

Abb.: Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 11 1852 - 1857 Bürgermeister Karl Maier, vorher königlicher Landgerichtsassessor in Altdorf.

1854 - 1885 Bau einer Wasserleitung, erst- mals aus Gusseisenrohren, finanziert mit 20.000 Gulden durch das Vermächtnis und die Stiftung (1846) des Altdor- fer Kaufmanns Johann Georg Amberger. Der Marktbrunnen von 1859 erinnert an den großzügigen Spender.

Nun wird vom Brunnenhaus bei Hegnenberg die gusseiser- ne Leitung bis in die Stadt ver- legt und verzweigt. Zuvor leidet die Stadt oftmals an Wasser- mangel, da der Querschnitt der alten Rohre zu gering be- messen ist und die hölzernen Rohrleitungen von der schlecht gefassten Quelle bei Pühlheim ineffektiv sind.

Ab dem 14. Juli 1885 garantie- ren schließlich neue Quellfas- sungen, Rohrverlegungen, ein Hochbehälter, der Bau von 14 Ventilbrunnen und Hydranten eine sicherere Wasserversor- gung.

Abb. oben: Zeitgenössische Kartie- rung der neuen Wasserleitung und der Brunnen. Abb. unten: Der Marktbrunnen. Stadt- archiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 12 1854 - 1856

20. August 1854: Gründung des Altdorfer Hilfsvereins für weibliche Diakonie. Die Not und Armut in vielen Fa- milien, die Verwahrlosung einer hohen Anzahl elternloser oder behinderter Kinder gibt in Mittelfranken die Veranlas- sung zur Gründung eines lutherischen Vereins, der dieses Elend lindern soll. Ein Jahr später regt Pfarrer Marsching an, für verwahrloste Kinder eine Suppen- und Beschäf- tigungsanstalt zu gründen. Schließlich wird am 29. Mai 1856 das sogenannte Rettungshaus des Altdorfer Hilfs- vereins für weibliche Diakonie (u. a. Kleinkinderbewahr- anstalt), heute evangelisches Löhe-Kinderheim eröffnet.

Abb.links oben: Im Vordergrund das Rettungshaus, dahinter das Elek- trizitätswerk, rechts die Landwirtschaftliche Winterschule (Ansichten um 1907); Abb. links unten: Das Löhe-Kinderheim in der Röderstraße. Ansichten um 1956. Abb. rechts: Plan zum Anwesen des Rettungshau- ses (Kartierung von 1895).Stadtarchiv Altdorf.

1857 - 1860 Bürgermeister Karl Woerlein.

1860 Der überaus erfolgreiche Anbau von Hopfen bringt der Stadt 500.000 Gulden ein und das Altdorfer Bier mundet, wie der Medi- zinstudent Gustav Zeltner bereits 1742 zu verkünden weiß:

„… Denn es besitzt einen angenehmen Geruch und nicht zu scharfen Geschmack. ist weder u bitter noch zu süß, und lieblich zu trinken. Es bläht nicht auf, macht keinen schweren Kopf und berauscht nicht leicht. Es verleiht den toten Gliedern Kraft erfrischt und stärkt, wenn man ermattet ist, nährt mäßig, hält sich lange gut, ohne abzustehen, wird nicht leicht sauer, weil es gut gehopft, ordentlich eingesotten und viel Geist enthalten, in sehr tiefen Kellern lagert. Es ist durchsichtig und gut abgeklärt, nicht zu dick und nicht zu dünn, sondern von gehöriger Konsistenz. Es wird aus Gerstenmalz bereitet, auch genügend eingesotten und richtig ausgegoren. Daher behagt es, wenn es nicht auf der Malzdörre verbrannt ist, dem Gaumen ebenso gut als dem Magen. Es steht nicht nur im Auslande im besten Ruf und findet großen Absatz, sondert leistet auch manchem Kranken, zumal solchen, denen das Trinken von Weiß- oder Weizenbier nicht zusagt, ersprießli- che Dienste.“

Abb.: Ausschnitt des Bauplans für das Untere Brauhaus von 1859, abgebrannt 1875. Stadtarchiv Altdorf. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 13 1860 - 1863 Bürgermeister Gottlieb Omeis, rechtskundiger Bürgermeister (Jurist) und Karl Maier, vorher königlicher Landgerichtsassessor in Altdorf.

1862 Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform verliert Altdorf wichtige Teile administrativer Einrichtungen. Bereits 1852 büßt man das königliche Forstamt ein, das vorerst nach Nürnberg verlegt wird. Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung zieht das Amtsge- richt in das Pflegamtsschloss ein, während die Verwaltungsaufgaben an das königli- che Bezirksamt in Nürnberg übergehen. Aus den Landgerichten Nürnberg und Altdorf entsteht das Bezirksamt Nürnberg. Am Ort verbleiben noch das Amtsgericht bis 1972 und das Rentamt (Finanzamt) bis 1932.

1863 - 1865 Bürgermeister Friedrich Holz, Ökonom.

1864 Der Nürnberger Fotograf Chri- stoph Müller bannt erstmals in seinen „Ansichten von Alt- dorf und Umgebung“ die Altdor- fer Innenstadt auf Fotoplatten.

Abb.: Blick auf das Untere Tor mit Leiterwa- gen und Bierfässern. Stadtarchiv Altdorf.

1865 - 1869 Bürgermeister Georg Späth, Gutsbesitzer.

1866 Besetzung Altdorfs während des sogenannten Bruderkrieges (Deutscher Krieg) durch preußische (Meck- lenburger Truppen). Der Deutsche Bund unter der Führung Österreichs unterliegt schließlich dem König- reich Preußen und dessen Verbündeten. Die Infanteriebataillone der Preußen werden von der Altdorfer Bevölkerung wohlwollend aufgenommen und gastfreundlich bewirtet.

Abb.: Auf einer Tuschezeichnung hält einer der einquartierten Soldaten das Panorama Altdorfs von Nordwesten mit den weitläufi- gen Hopfengärten fest. 1866. Stadtarchiv Altdorf. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 14 1867 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Altdorf.

Abb.: Joh. Christ. Hoffmann, Bezirks-Feuerwehr-Vertreter in Altdorf. Stadtarchiv Altdorf.

1868 In diesem Jahr kehren die ersten ka- tholischen Gläubigen offiziell in die protestantische Stadt Altdorf zurück. Zunächst wird eine Expositur und am 14. März 1876 eine selbstständige Pfarrei eingerichtet. 1880 kann, nach dem Bau des Pfarrhauses, der Betsaal mit Wohnung zur Kirche umgebaut werden. Der baufällig gewordene Dachreiter des ehemaligen Betsaales wird durch den Neubau eines Turmes ersetzt. In den Jahren 1880 und 1888 werden dann an der Neumarkter Straße ein Pfarrhaus mit einem Gemeindesaal und schließlich 1951 die heutige Kir- che zur Heiligsten Dreifaltigkeit (SS. Trinitatis) errichtet (Einweihung am 2. Dezember 1951).

Abb.: Entwurfsskizze der Heiligsten Dreifaltig- keitskirche um 1876. Kath. Pfarrarchiv.

1869 Auflösung des Bürgeraufgebots (Bürgerwehr).

1870 - 1884 Bürgermeister Georg Pfriem, „Cafetier“.

Abb.: Das Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 15 28. September 1871

An diesem Tag bricht morgens gegen drei Uhr im Sta- del eines Anwesens am Unteren Markt einer der größ- ten Stadtbrände aus. Der reichlich gelagerte Hopfen nährt das Feuer, sodass in kurzer Zeit das ganze Häu- serviertel zwischen Unterem Markt und Kiliansgasse, zwischen Oberer und Unterer Badgasse eingeäschert wird. 14 Wohn- und 11 Nebengebäude sind ein Raub der Flammen: Haus Nr. 78 bis 87, 352, 355, 132 und 133; darunter auch zwei Badstuben, das Engel- (Hs. Nr. 78) und Fortunabad (Hs. Nr. 87) am Badgraben. Der Wiederaufbau des Quartiers geschieht zum Teil im neo- klassizistischen Stil des 19. Jh.

Die im Jahre 1867 gegründete Freiwillige Feuerwehr Altdorf besteht an diesen Tagen ihre erste Bewährungs- probe. Zusammen mit Wehren aus Nürnberg, Erlangen, Hersbruck, Neumarkt und Altdorfs Umgebung gelingt es, sämtliche Glutnester erst nach 14 Tagen auszurot- ten.

Abb. oben: Aufnahme des Stadtbrandes von Christoph Müller 1871. Abb. unten: Zeitgenössischer Situationsplan des abgebrannten Quar- tiers, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

1876 Bau der Eisenbahnlinie Nürnberg-Regensburg über Feucht (anfangs ohne Einbeziehung der Stadt Altdorf).

15. Oktober 1878 Der Bahnhof für die bis heute existierende Stichbahnlinie Feucht-Altdorf wird errichtet und die Bahnlinie wird eröffnet.

Abb. links.: Das Bahnhofhauptgebäude ; Abb. rechts: Abtrittsgebäudchen (Pissoir) 1879. Stadtarchiv Altdorf. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 16 1880 Die Einwohnerschaft Altdorfs beträgt 3.260 Personen.

1884 - 1887 Bürgermeister Jakob Uebler, Tierarzt und Landtagsabgeordneter.

Die Abwasserkanalisation der Stadt wird durchgeführt.

1885 wird Altdorf wieder Sitz des Königlichen Forstamts und verwal- tet insgesamt 7.123 ha Waldfläche.1987 werden es 17.541 ha sein.

Abb.: Konstruktionszeichnung der Kanalschächte von 1884. Stadtarchiv Altdorf.

1888 - 1899 Bürgermeister Andreas Heydner, Hopfenhändler.

Abb.: Stadtarchiv Altdorf.

1. Januar 1894 Die Eröffnung des Distrikt-Krankenhauses in einem seit 1820 bestehenden Wohn- haus in der Neumarkter Straße steht in der Tradition eines Gesundheitswesens, das sein Ursprung im ehemaligen Spital in der Fischbacher Straße hat. Vermutlich schon im 15. Jh. besitzt die Stadt ein Spital (Hospital), urkundlich erst 1609 erwähnt, aber als „… Wohltätigkeitsstiftung seit unfürdenklichen Zeiten …“ benannt, das wegen der Seuchengefahr vor den Toren Altdorfs in der heutigen Fischbacher Straße angesiedelt ist. Beide Gebäude (Hs. Nr. alt: 242/243; neu: Fischbacher Str. 20/22) befinden sich auch heute noch im Besitz der Stadt und werden umgangssprachlich als Spittel oder Speidell bezeichnet. Auch die Flurnamen Vor dem Spital und Hinterm Spi- tal sind Zeugen einer frühen Form dieses Gesundheitswesens. Die Versorgung gegenüber Pilgern, Kranken, Siechenden, Armen und Bettlern ist zu dieser Zeit religiöse Pflicht. Dieses Fürsorgewesen obliegt anfangs der Kirche und wird spä- ter von der Stadt, Stiftungen und der Universität unterstützt und betreut (auch Beerdigungen waren kostenlos). Anfangs ist der Aufenthalt in dieser Einrichtung kurzfristig, erst später ab dem 18. Jh. erfüllt das Spital die Funktion als Siech- und Armenhaus. Die Verwaltung übernimmt der Spitalmeister. Da das ursprüngliche Gebäude zu klein wird, errichtet man daneben den Siechkobel für Notfälle, der während der Napoleonischen Kriege als Lazarett verwendet wird. Auch Arbeiter des Ludwig- Donau-Main-Kanals finden hier Hilfe (von1840 bis 1843 versterben dort elf Kanal- arbeiter). . Abb. oben.: Lage des Spital-/Armenhauses im Westen vor der Stadt auf der Stadt. Nürnberg-Altdorf- fisch Frais und Wildbahns Mappa von 1674 (1720). Abb. unten: Distrikt-Krankenhaus in der Neumarkter Straße im Osten der Stadt um 1930. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 17 12. August 1894

Ab diesem Jahr wird das Festspiel Wallenstein in Altdorf unter Beteiligung der einheimischen Be- völkerung aufgeführt. Das Volksschauspiel von Franz Dittmar legt den Grundstein für ein reges Festspielleben zukünftiger Generationen. Im Fokus des Stücks steht Albrecht von Wallen- stein, der 1599/1600 für kurze Zeit an der Aka- demie in Altdorf studiert hat und seiner fiktiven, aber historisch nicht belegten Wiederkehr nach Altdorf während des Dreißigjährigen Krieges. Be- reits 1894 gibt es ein Feldlager, einen Wachauf- zug und einen Festumzug. Seit 1973 spielt man zusätzlich zum Volksstück auch die Trilogie von Friedrich Schiller in einer Kurzfassung. Abb.: Fotografie der Uraufführung 1894. Stadtarchiv Altdorf.

Die bisherigen Aufführungen der Wallenstein-Festspiele: 1894, 1895, 1899, 1906, 1909, 1912, 1925, 1933, 1936, 1939, 1950, ab 1952 im regelmäßigen dreijährigen Turnus.

16. Juli 1897 Ein privates Elektrizitätswerk, das Dampfsäge- werk Eckstein & Co., in der Hersbrucker Straße liefert Generatorenstrom für erste elektrische Beleuchtungen in Altdorf. Der Zeitpunkt für die Einführung der moder- nen Energieversorgung ist werbetechnisch gut gewählt. Am 50-jährigen Stiftungs- und Grün- dungsfest des Männergesangsvereins Altdorf werden zum ersten Mal die Vorteile der elektri- schen Versorgung der Öffentlichkeit vorgeführt. Insgesamt 60 Glühlampen und zwei Bogenlam- pen erhellen stellenweise die Stadt und ver- schiedene Gebäude.

Von jetzt an steigt das Interesse am Stromanschluss. Der steigende Bedarf führt schließlich 1905 zum Bau des ersten städtischen Elektrizitätswerkes. Abb.: Der erste Stromlieferant - das Dampfsägewerk Eckstein & Co; rechts: Glühlampe. Stadtwerke Altdorf GmbH.

2. Januar 1898 Derzeit letzter größerer Stadt- brand Altdorfs: Brand der Hinter- gebäude der Häuser Nr. 47, 48 und 49 in der Neubau-/Pulver- turmgasse.

Abb. links.: Nach dem Brand, das obligate Gruppenfoto der Feuerwehr; im Hintergrund die Westseite der ehemaligen Universität. 1898. Abb. rechts: Das vom Brand betroffene Quartier, rot markiert. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 18 1900 - 1901 Bürgermeister Jakob Zantner, Maurermeister.

Ab Beginn des 20. Jahrhunderts bis 1927 wird in den Ortsfluren von Eis- mannsberg, Pühlheim, Röthenbach, Rasch und Hagenhausen erfolglos nach Eisenerz geschürft.

Abb.: Stadtarchiv Altdorf.

1902 - 1921 Bürgermeister Karl Zeh, Rechtsanwalt, Justizrat.

Abb.: Stadtarchiv Altdorf.

1903 Die Anbauten des Zwerchgiebels und der beiden Dacherker verändern das Aussehen des alten Rathauses. 1906 installiert man Dachständer für das örtliche Telegrafennetz. Im Erdgeschoss sind Feuerwehr, Postamt, Stadtpolizei und Hopfen- waage untergebracht.

Abb.: Das Rathaus, Aufnahme um 1914. Stadtarchiv Altdorf.

1904 Neupflasterung des Marktplatzes. Der Turnverein 1881 baut zudem in diesem Jahr eine Turnhalle, aus der später die erste Altdorfer Stadthalle entstehen wird.

Abb. links: Pflasterarbeiten vor dem Markt- platzbrunnen im Jahr 1904. Abb. rechts: Die erste Turnhalle an der Lederersmühle. Stadtarchiv Altdorf. Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 19 1905

Bau des ersten kommunalen Elektrizitätswerkes als reprä- sentatives Jugendstilgebäude mit Türmchen.

Abb.: Das Elektrizitätswerk, rot markiert auf einer Postkarte von 1914. Stadtarchiv Altdorf.

1906 Die Motorisierung beginnt auch in Altdorf. Die ersten Auto- mobile präsentieren sich mitsamt ihren stolzen Besitzern vor der Collegiengasse.

Abb.: Fotografie von 1900. Stadtarchiv Altdorf.

1911 / 1912 Bau des Rentamtsgebäudes in der Röderstraße und Verlagerung des Rentamtes aus dem Ostflügel des Schullehrerseminars im Jahre 1912 in das neue Gebäude. Die Auflösung und Zusammenlegung mit dem Finanzamt- Ost in Nürnberg erfolgt 1933.

Im Jahr 2010 wird durch die Zusam- menlegung der Abteilungen aus dem historischen Rathaus mit bereits be- stehenden Verwaltungsstellen im ehe- maligen Rentamtsgebäude das neue Verwaltungszentrum der Stadt Altdorf geschaffen. Der ebenfalls 2010 einge- weihte funktionale Anbau hinter dem abgebildeten Gebäude schafft hierbei den notwendigen Raum für die Anfor- derungen moderner kommunaler Ar- beit.

Abb. oben, links u. rechts.: Aufnahme des Ge- bäudes um 1912 und 1930. Abb. unten: Das Gebäude mit dem modernen Anbau von 2010 als neues Verwaltungszentrum der Stadt Altdorf. Stadtarchiv Altdorf.

Recherche, Doku mentation & Layout: Th. Dannhorn M. A. / Stadtarchiv Altdorf b. Nürnberg ©2012 Seite 20 1911/1912

Mit 655.000 Goldmark vergrößert die Bay- erische Regierung großzügig das Lehrerse- minar mit der Erweiterung des Westflügels.

Abb.: Fotoaufnahme um 1914. Stadtarchiv Altdorf.

1914 - 1918 Erster Weltkrieg. Am 2. August 1914 trifft um 10.30 Uhr per Automobil ein Kurier ein, der die Fahrpläne der Truppentransporte und sonstige Mo- bilmachungsbefehle überbringt. Bürgermeister Karl Zeh mahnt zur Besonnenheit und fordert die Wehrfähigen auf, ihre patriotische Pflicht zu tun. Am Abend fin- det für die zukünftigen Soldaten eine Abendmahlsfeier statt.

Schon bald legt sich der patriotische Taumel und weicht der Trauer um die ersten Gefallenen. Alleine aus dem Schullehrer- seminar verlieren drei Lehrer und 59 Schüler auf den Schlacht- feldern Europas ihr Leben.

Als nach dem Ende des Krieges, zur Zeit der Räteregierungen, in Altdorf die Nachricht verbreitet wird, Spartakisten aus Nürn- berg wollen Altdorf einnehmen, steht über Nacht ein Großteil der Seminaristen des Schullehrerseminars unter Waffen und schließt sich der Altdorfer wieder einberufenen Bürgerwehr an, um die Übernahme zu verhindern.

Die Bevölkerung Altdorfs und der umliegenden Gemeinden leidet in folgenden Jahren unter zunehmender Nahrungsmit- telknappheit, Teuerung, Zwangswirtschaft, Hamsterei durch Nürnberger Städter und unter der nachfolgenden Inflation.1923 kostete ein Liter Milch bis zu 26 Mrd. Mark, ein Laib Brot 105 Mrd. Mark.

Nach 1914 und zwischen den beiden Weltkriegen verringert sich der Hopfenbau im Altdorfer Land zusehends. Die wichtigste Einnahmequelle versiegt langsam und stetig. Pflanzenschädlin- ge, Überproduktion und der damit verbundene Preisverfall tun das Übrige.

Abb. oben: Postkarte mit ehemaligen Kriegerdenkmal 1914-1918 am Oberen Markt. Stadtarchiv Altdorf. Abb. unten: 2. September 1917, Absturz eines Deutschen Heeresflugzeugs auf das Haus von Bürgermeister Zeh, Philosophenweg 2. Stadtarchiv Altdorf.

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