Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 7622 16. Wahlperiode 23. 01. 2020

Kleine Anfrage des Abg. Stephen Brauer FDP/DVP und

Antwort des Ministeriums für Verkehr

Nicht-Berücksichtigung der Bahnhöfe im Landkreis Schwä- bisch Hall bei den letzten Sanierungsprogrammen

Kleine Anfrage

Ich frage die Landesregierung:

1. Was waren die Gründe dafür, dass bei den letzten drei Sanierungsprogrammen von Bahnhöfen im Landkreis Schwäbisch Hall, abgesehen von der neuerdings beabsichtigten Aufnahme des Bahnhofs in Hessental, keine weiteren Bahnhöfe berücksichtigt wurden?

2. Trifft es zu, dass keiner der zehn Bahnhöfe im Landkreis behindertengerecht (barrierefreier Zugang/entsprechende Aufzüge) ausgebaut wurde?

3. Trifft es zu, dass keiner der zehn Bahnhöfe im Landkreis über funktionierende Toiletten verfügt?

4. Wie beurteilt die Landesregierung die oben genannten Zustände?

5. Aus welchem Grund wurde der Bahnknoten mit seiner hohen Bedeutung erneut nicht berücksichtigt, obwohl das Bahnhofsgebäude in seiner jetzigen Form nach wie vor ein Provisorium aus der unmittelbaren Nachkriegs- zeit darstellt?

6. Welche Initiativen hat die Landesregierung seit ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage mit dem Titel „Zustand bzw. Neubau eines grünen Bahnhofs in Crails- heim“ (Drucksache 15/2295) ergriffen?

7. Wie beurteilt sie die Nicht-Berücksichtigung des Bahnknotenpunkts im Zusam- menhang mit dem Gesamtkonzept der Bewerbung der Großen Kreisstadt Crails- heim um die Ausrichtung einer Landesgartenschau?

Eingegangen: 23. 01. 2020 / Ausgegeben: 21. 02. 2020 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet Der Landtag druckt auf Recyclingpapier, ausgezeich- abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente net mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“. Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 16 / 7622

8. Ist sie bereit, bei der Bahn darauf hinzuwirken, dass aufgrund der zu erwar- tenden städtebaulichen Entwicklung im Zusammenhang mit der Bewerbung um die Ausrichtung einer Landesgartenschau in Crailsheim ein neues, sich im Eigentum der Bahn befindliches Bahnhofsgebäude errichtet wird?

21. 01. 2020

Brauer FDP/DVP

Antwort

Mit Schreiben vom 17. Februar 2020 Nr. 3-3822.0-00/2103 beantwortet das Minis- terium für Verkehr die Kleine Anfrage wie folgt:

1. Was waren die Gründe dafür, dass bei den letzten drei Sanierungsprogrammen von Bahnhöfen im Landkreis Schwäbisch Hall, abgesehen von der neuerdings beabsichtigten Aufnahme des Bahnhofs in Hessental, keine weiteren Bahnhöfe berücksichtigt wurden?

Aus der Frage geht nicht hervor, welche drei Sanierungsprogramme gemeint sind. Daher können keine Gründe genannt werden, die für eine Nicht-Aufnahme im jeweiligen Einzelfall ausschlaggebend gewesen sein sollen.

Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental wird in das Bahnhofsmodernisierungs- programm II „Bahnhof der Zukunft“ (BMP ll) aufgenommen. Die Station Schwä- bisch Hall wurde bereits 2012 modernisiert. In Eckartshausen- ist von- seiten der Deutschen Bahn eine Modernisierung in 2021/22 vorgesehen.

2. Trifft es zu, dass keiner der zehn Bahnhöfe im Landkreis behindertengerecht (barrierefreier Zugang/entsprechende Aufzüge) ausgebaut wurde?

Von den zehn Bahnhöfen im Landkreis Schwäbisch Hall werden fünf durch die Deutsche Bahn (DB Station&Service) betrieben: Schwäbisch Hall, Schwäbisch Hall-Hessental, Crailsheim, -West und Eckhartshausen-Ilshofen.

Der Bahnhof Schwäbisch Hall ist barrierefrei, während die anderen vier Stationen noch nicht barrierefrei ausgebaut sind.

Die anderen fünf Bahnhöfe/Haltepunkte in , Wallhausen, , und werden von der Westfrankenbahn betrieben. Nach Kenntnis der Landesregierung ist der Bahnhof Schrozberg und der Haltepunkt Wall- hausen barrierefrei. Die anderen drei Stationen sind nicht barrierefrei ausgebaut.

3. Trifft es zu, dass keiner der zehn Bahnhöfe im Landkreis über funktionierende Toiletten verfügt?

An dem durch DB Station&Service betriebenen Bahnhof Crailsheim existiert eine funktionsfähige Toilettenanlage. Nach Auskunft der DB RegioNetz Westfranken- bahn verfügen die genannten Bahnhöfe bzw. Haltepunkte über keine Toiletten.

Zu den fünf durch die Westfrankenbahn betriebenen Bahnhöfen liegen der Landes- regierung aktuell keine Informationen vor.

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4. Wie beurteilt die Landesregierung die oben genannten Zustände?

Sowohl der Stand des barrierefreien Ausbaus als auch die Ausstattung der Bahn- höfe mit öffentlich zugänglichen Toiletten ist im Land uneinheitlich. In erster Linie sind die Betreiber der Bahnhöfe für den Erhalt und die Verbesserung dieser Umstände zuständig. Die Landesregierung unterstützt durch geeignete Förder- programme die Betreiber bei dieser Aufgabe. So wurde erst im Dezember 2019 die Neuauflage des Bahnhofsmodernisierungsprogramms (BMP II) bekannt gegeben, infolgedessen das Land in den nächsten 10 Jahren 150 Mio. Euro in den barriere- freien Ausbau, den Umbau des Bahnhofsumfelds zu Mobilitätsdrehscheiben und die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in Bahnhöfen investiert. Gemeinsam mit der DB Station&Service und den betroffenen Kommunen wird ein Finanzvolumen von 430 Mio. Euro bestritten.

5. Aus welchem Grund wurde der Bahnknoten Crailsheim mit seiner hohen Bedeutung erneut nicht berücksichtigt, obwohl das Bahnhofsgebäude in seiner jetzigen Form nach wie vor ein Provisorium aus der unmittelbaren Nachkriegszeit darstellt?

Die Sanierung von Bahnhofsgebäuden der DB Station&Service steht nicht im unmittelbaren Fokus des BMP II. Im Empfangsgebäude am Bahnhof Crailsheim sind alle wesentlichen Funktionen vorhanden. Es befindet sich in einem technisch guten und verkehrssicheren Zustand.

Die aktuelle Situation am Bahnhof Crailsheim, die hinsichtlich der barrierefreien Erschließung für die Reisenden nicht zufriedenstellend ist, ist der Landesregierung bekannt. Gleiches gilt hinsichtlich der Bedeutung des Bahnhofs als Knotenbahnhof und wichtigen Halt auf der Strecke zwischen und Nürnberg. Sämtliche Stationen wurden im Rahmen des BMP II in enger Abstimmung zwischen Bahn und Land nach einheitlichen und transparenten Kriterien gereiht. Neben der Knotenfunktion und der Reisendenzahl waren dabei auch der technische Sanie- rungsbedarf, die betriebliche Notwendigkeit und die vollständige Umsetzung von noch nicht voll abgeschlossenen barrierefreien Umbaumaßnahmen ausschlagge- bend. Crailsheim hat bedauerlicherweise nicht einen der vorderen Plätze erreicht.

6. Welche Initiativen hat die Landesregierung seit ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage mit dem Titel „Zustand bzw. Neubau eines grünen Bahnhofs in Crails- heim“ (Drucksache 15/2295) ergriffen?

Auf die in Frage 3 der genannten Anfrage Drs. 15/2295 gegebene Antwort wird verwiesen. Der Neubau von Bahnhöfen liegt nach wie vor nicht in der Verant- wortung des Landes. In Baden-Württemberg wurde von der DB kein Bahnhof im Zusammenhang mit dem damaligen Konzept des „Grünen Bahnhofs“ realisiert. Nach Kenntnis der Landesregierung befindet sich die DB Station&Service in lau- fenden Gesprächen mit der Stadtverwaltung Crailsheim über eine Verbesserung der Situation.

7. Wie beurteilt sie die Nicht-Berücksichtigung des Bahnknotenpunkts im Zusam- menhang mit dem Gesamtkonzept der Bewerbung der Großen Kreisstadt Crails- heim um die Ausrichtung einer Landesgartenschau?

Die Bewerbung einer Kommune um die Ausrichtung einer Landesgartenschau war kein Kriterium für die Aufnahme in das BMP II. Die Pläne der Stadt über die Ent- wicklung des Bahngeländes im Hinblick auf die Landesgartenschau gehen zudem weit über den Inhalt des BMP II hinaus.

Mit Blick auf die Nichtaufnahme in das BMP II wurde die Stadt Crailsheim auch über die Möglichkeit einer LGVFG-Förderung unterrichtet.

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8. Ist sie bereit, bei der Bahn darauf hinzuwirken, dass aufgrund der zu erwar- tenden städtebaulichen Entwicklung im Zusammenhang mit der Bewerbung um die Ausrichtung einer Landesgartenschau in Crailsheim ein neues, sich im Eigentum der Bahn befindliches Bahnhofsgebäude errichtet wird?

Das Verkehrsministerium hat die Stadtverwaltung Crailsheim und die DB Station&Service zu einem Gespräch im April 2020 eingeladen, bei dem auch dieser Punkt zur Sprache kommen soll.

Hermann Minister für Verkehr

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