Fachorgan des Sanitätsdienstes der 63. Jahrgang - Heft 2 - 1. Februar 2019

Wehrmedizinische Monatsschrift Herausgegeben durch den Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. SCIENCE AND TECHNOLOGY ORGANIZATION HUMAN FACTORS & MEDICINE PANEL

Science and Technology Organization Collaboration Suppport Office Human Factors & Medicine Panel

HFM-302 RESEARCH SYMPOSIUM „EVIDENCE-BASED LEADER INTERVENTIONS FOR HEALTH AND WELLNESS“

https://events.sto.nato.int/ Berlin, 9-10 April 2019

Informationen und Anmeldung unter https://events.sto.nato.int 33

Sehr geehrte Leserinnen Inhaltsverzeichnis und Leser, ISSN 0043 - 2156

Fachgesellschaften sind ein wesentlicher Heft 2/63. Jahrgang Februar 2019 Motor für die Weiterentwicklung in Medi- zin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin und Pharmazie. Durch Arbeitskreise oder Ar- Editorial beitsgemeinschaften erarbeitete Grundlagen Blätzinger J 33 geben z. B. in Form von Leitlinien evidenz- basierte Empfehlungen für Diagnostik und Therapie komplexer Erkrankungen und Ver- letzungen oder fi nden Eingang in Verord- Paul-Schürmann-Preis 2018 nungen oder Gesetze. Insbesondere in der Medizin ist dabei ein hohes Maß an Spezialisierung in den einzelnen Disziplinen festzustellen – Sammito S, Müller-Schillig S mit allen Vor- und Nachteilen, wie sie Professor Dr. Pohlemann, Direk- tor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Körperliche Leistungsfähigkeit als prädisponierender 34 Universitätsklinikum des Saarlands anlässlich seines Festvortrags Faktor für Überlastungsbeschwerden und Verletzungen im Rahmen der militärischen Grundausbildung beim 49. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin Physical Fitness as a Predisposing Factor for Injuries and Excessive und Wehrpharmazie e. V. (DGWMP) Ende Oktober 2018 in Würzburg Stress Symptoms during Basic Military Training am Beispiel der chirurgischen Weiterbildung aufzeigte. Die wesent- lichen Aussagen seines Vortrags sind in der Ausgabe 1/2019 der Wehrmedizinischen Monatsschrift veröffentlicht. Das Ziel, die Gesundheit der Menschen im jeweiligen Verantwor- Präventivmedizin, Ergonomie, Physiologie, tungsbereich zu erhalten und wiederherzustellen, kann nur im inter- Sportmedizin disziplinären Zusammenwirken von Angehörigen aller Approbatio- nen und Assistenzberufe sowie allen, die in logistischer, technischer und organisatorischer Hinsicht zu den Abläufen im Gesundheitswe- Frenzel F, Reer R, Scheit L sen beitragen, erreicht werden. Für das militärische Gesundheitssys- Sportmedizin und Sportwissenschaften am Bundeswehr- 40 tem, den Sanitätsdienst der Bundeswehr, gilt das in gleicher Weise krankenhaus Hamburg und diese Multidisziplinarität spiegelt sich auch in der DGWMP und ihren Arbeitskreisen wider. Wesentliche Elemente der Arbeit jeder Fachgesellschaft sind Durch- Wehrmedizinische Kurzinformationen führung wissenschaftlicher Tagungen und Kongresse sowie die För- derung von Wissenschaft und Forschung, Letzteres oft als Wettbe- Medizinischer ABC-Schutz 43 werb mit Fokussierung auf den Nachwuchs. Die DGWMP vergibt Neurologie, Psychiatrie, Psychologie 51 hierzu jährlich den Heinz-Gerngroß-Förderpreis und alle zwei Jahre den Paul-Schürmann-Preis. Die Preisträger des Jahres 2018 wurden Veterinärmedizin 54 in den Ausgaben 12/2018 und 1/2019 der Wehrmedizinischen Mo- Wehrmedizinische Begutachtung 55 natsschrift bereits vorgestellt. In dieser Ausgabe wird eine der bei- den mit dem Paul-Schürmann-Preis 2018 ausgezeichneten Arbeiten Infektiologie, Mikrobiologie, Hygiene 56 veröffentlicht. SAMMITO und MÜLLER- SCHILLING untersuchten den Einfl uss der körperlichen Leistungsfähigkeit auf das Auftreten von Überlastungsbeschwerden und Verletzung im Rahmen der mili- tärischen Grundausbildung. Sie konnten zeigen, dass Herstellen und Wissenschaft und Forschung 59 Erhalten eines angemessenen Fitnesslevels Beschwerden durch Überlastungen und Verletzungen signifi kant reduzieren und so der Truppe wissenschaftlich gesicherte Empfehlungen für die zukünfti- Aus dem Sanitätsdienst 60 ge Ausbildungsgestaltung geben. SCHEIT et al. aus dem Bundeswehrkrankenhaus Hamburg berichten Internationale Zusammenarbeit 61 über die Integration sportmedizinischer Anteile in die Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin. Eine Reihe von Kurzbeiträgen aus Posterpräsentationen und Vorträgen runden die Fachbeiträge in dieser Mitteilungen der DGWMP e. V. 62 Ausgabe ab. Sie zeugen von der breiten Palette wehrmedizinischer und wehrpharmazeutischer Fragestellungen, mit denen sich der Sanitäts- dienst der Bundeswehr und als militärmedizinische Fachgesellschaft auch die DGWMP jetzt und in der Zukunft befassen müssen. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe der „WMM“ – allerdings nicht, ohne unseren Nachwuchs auf die Aus- schreibung des Wettbewerbs um den Heinz-Gerngroß-Förderpreis 2019 hinzuweisen, den Sie im hinteren Teil des Heftes fi nden. Ich freue mich auf Ihre Bewerbungen. Ihr Dr. Jürgen G. Blätzinger Titelbild: Eine gute körperliche Fitness trägt ganz wesentlich dazu Generaloberstabsarzt a. D. bei, auch das Training auf der Hindernisbahn im Rahmen der Allge- Präsident der DGWMP meinen Grundausbildung ohne Verletzungen zu absolvieren. (Bildquelle: Mediendatenbank Bundeswehr)

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Paul-Schürmann-Preis 2018

Aus der Unterabteilung VI – Präventivmedizin1 (Unterabteilungsleiter: Oberstarzt Dr. T. Harbaum) des Kommandos Sanitätsdienst der Bundes- wehr (Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr: Generaloberstabsarzt Dr. U. Baumgärtner), dem Bereich Arbeitsmedizin der Medizini- schen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg2 (Bereichsleiterin: Prof. Dr. I. Böckelmann) und dem Bundeswehrkrankenhaus Berlin3 (Kommandeur und Ärztlicher Direktor: Admiralarzt Dr. K. Reuter) Körperliche Leistungsfähigkeit als prädisponierender Faktor für Überlastungsbeschwerden und Verletzungen im Rahmen der militärischen Grundausbildung* Physical Fitness as a Predisposing Factor for Injuries and Excessive Stress Symptoms during Basic Military Training

1, 2 2, 3 Stefan1 Sammito und Lisa Müller-Schilling

Zusammenfassung Summary

Zielsetzung: Die militärische Grundausbildung (GA) dient Purpose: The purpose of basic military training (BMT) is to dem Erwerb der soldatischen Grundfertigkeiten und einer Ver- enable recruit soldiers to acquire basic military skills and besserung der benötigten körperlichen Leistungsfähigkeit. Die develop the necessary physical fi tness. This training is accom- dabei auftretenden erhöhten körperlichen Belastungen und panied by increased physical stress and the risk of injury and Beanspruchungen sind mit dem Risiko für Verletzungen und excessive stress symptoms (I&ESS). The objective of this Überlastungsbeschwerden (V&Ü) assoziiert. Ziel der vorlie- study was to examine the extent to which the level of physical genden Studie war es, den Einfl uss der körperlichen Leistungs- fi tness at the beginning of BMT affects the incidence of fähigkeit zu Beginn der GA auf die Häufi gkeit von V&Ü und I&ESS and resultant absences from duty. die daraus resultierenden Dienstausfälle zu ermitteln. Methods: Data of 774 soldiers (age 20.5 ± 2.2, all male) from Methode: Die Daten von insgesamt 774 männlichen Proban- 8 subsequent basic military training quarters were analysed. den (Alter 20,5 ± 2,2 Jahre) aus acht aufeinanderfolgenden The medical diagnoses made by the unit physicians were GA-Quartalen wurden ausgewertet. Ärztliche Vorstellungen reviewed for I&ESS; the types of injuries and the determined mit V&Ü, einschließlich Verletzungart und ausgesprochener sick were documented. The level of physical fi tness in each Dienstbefreiung, wurden aus den Gesundheitsakten (G-Ak- training quarter was categorized by means of the total num- ten) ausgewertet. Basierend auf einer Quartileneinteilung der bers of points achieved in the standard basic fi tness test (BFT). körperlichen Leistungsfähigkeit anhand der Gesamtpunktzahl Finally this categorisation was used as basis for an analysis im Basis-Fitness-Test wurde eine Analyse der Ausfalltage mit of the lost man-days due to sick leave in relation to the level Bezug zur körperlichen Leistungsfähigkeit durchgeführt. of physical fi tness. Results: 255 of the 774 subjects (32.9 %) reported to the unit Ergebnisse: Insgesamt 255 von 774 Probanden (32,9 %) stell- physicians with I&ESS. In 60 % of all the injuries lower ten sich mit V&Ü beim Truppenarzt vor. 60 % aller Verletzun- extremity were affected. There was a signifi cant increase in gen entfi elen auf die untere Extremität. Eine signifi kant höhere the duration of absence from duty among the group with the Dauer des Dienstausfalls für die Gruppe mit der niedrigsten lowest level of physical fi tness. körperlichen Leistungsfähigkeit konnte ermittelt werden. Conclusions: The analysis revealed that the level of physical Schlussfolgerungen: Es zeigte sich, dass ein signifi kanter fi tness at the beginning of BMT has a signifi cant infl uence on Einfl uss der körperlichen Leistungsfähigkeit zu Beginn der the duration of absence from duty due to I&ESS. Moreover, GA auf die Dauer des Dienstausfalls in Folge von V&Ü vor- 60 % of the injuries were lower extremity injuries, which liegt. Die hohe Zahl von Verletzungen der unteren Extremität shows the specifi c signifi cance of this type of injury for limita- unterstreicht den großen Wert der Reduzierung entsprechen- tions during BMT. der V&Ü zur Vermeidung der ansonsten damit einhergehen- Keywords: Miltary, injury, training, excessive stress symp- den Einschränkungen während der GA. toms, physical fi tness

Stichwörter: Militär, Verletzungen, Ausbildung, Überlas- tungsbeschwerden, körperliche Leistungsfähigkeit Einleitung

Eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit stellt eine notwendige * Die Arbeit beinhaltet Teile der Promotionsarbeit von Frau Müller- Voraussetzung zur Erfüllung der berufsbezogenen Aufgaben in Schilling an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke- einigen Berufsgruppen dar. Gerade für Bedienstete der Polizei, Universität Magdeburg. der Feuerwehr und des Militärs stellt eine arbeitsbezogene hohe

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 S. Sammito et al.: Körperliche Leistungsfähigkeit als prädisponierender Faktor für Überlastungsbeschwerden 35 körperliche Leistungsfähigkeit eine wesentliche Komponente ness-Training in das BCT einzusteuern, konnte das Verletzungs- für die Erfüllung der Arbeitsplatzanforderungen dar [3, 9, 16, risiko signifi kant reduziert und gleichzeitig der erfolgreiche 28, 29]. Hierbei sind die Anforderungen jedoch komplexer Abschluss beeindruckend verbessert werden – von 59 % auf Natur, da neben einer physischen Komponente auch aufga- 83 % bei den Männern und von 52 % auf 69 % bei den Frauen benspezifi sche Tätigkeiten (u. a. Löschen eines Brandes, sichere [14]. Beherrschung der Schusswaffe) zeitgleich zu erfüllen sind. So Jedoch unterscheiden sich die ersten Monate einer militärischen konnten Ergebnisse der Abteilung Leistungsphysiologie und Ausbildung hinsichtlich Dauer und Inhalt grundlegend zwischen Wehrergonomie des ehemaligen Zentralen Instituts des Sanitäts- den einzelnen Nationen. Selbst innerhalb der Streitkräfte unter- dienstes der Bundeswehr Koblenz bereits vor knapp 10 Jahren scheiden sich die GA in Abhängigkeit von der späteren geplan- zeigen, dass neben den körperlichen Anforderungen an unter- ten Verwendung. schiedlichen Arbeitsplätzen in der Heeres- und Sanitätstruppe die sonstigen Anforderungen hoch und durchweg als komplex Im Rahmen eines Modells kann vereinfacht das Ziel der GA mit zu bezeichnen sind [23, 30, 31]. den drei Aspekten • Erlernen allgemeiner militärischer Grundfertigkeiten, Zusätzlich kommt es durch die zunehmende Bewegungsarmut der Jugendlichen und jungen Bevölkerungsgruppen zu einer • Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und reduzierten körperlichen Belastbarkeit möglicher Berufsanfän- • Verständnis der Militärischen Ordnung ger [7, 11, 20]. Gerade zu Beginn der Aufnahme der jeweiligen Berufstätigkeit werden die oben aufgeführten komplexen zusammengefasst werden. Hierbei erhöhen insbesondere die Tätigkeiten noch nicht sicher beherrscht. Aus diesem Grund beiden ersten Ziele das Risiko für V&Ü, die wiederum im Sinne durchlaufen Berufsanfänger u. a. im Militär zunächst eine mehr- eines negativen Feedbacks aufgrund der Ausfallzeiten das Errei- monatige Grundausbildung (GA). Verletzungen und Überlas- chen der Ziele der GA negativ beeinfl ussen (siehe Abbildung 2). tungsbeschwerden (V&Ü) während der GA können die Ausbil- dungszeit und damit die Gesamtqualität der Ausbildung deutlich vermindern. In amerikanischen und israelischen Studien konnten verschiedene Risikofaktoren für das Auftreten von V&Ü wäh- rend des Basic Combat Traning (BCT) isoliert werden [1, 2, 4, 12, 17, 21, 22, 25, 26, 27]. Neben anderen Risikofaktoren, wie dem weiblichen Geschlecht [17 ,21], Unter- bzw. Übergewicht [4, 12], Rauchen [5, 17, 19], dem Lebensalter [12, 19] und der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen ethnischen Gruppen [5, 12, 19, 26] zeigte sich hierbei die körperliche Fitness zu Beginn des Ausbildungsabschnittes als ein wesentlicher Prädiktor. Erkenntnisse aus den US-amerikanischen Streitkräften zeigen beispielhaft, wie mit diesem beeinfl ussbaren Risikofaktor, im Sinne einer Präventionsstrategie bei zeitgleicher höherer Erfül- lung des Lehrgangsziels, umgegangen werden kann. Hierbei fand sich bei Rekruten der US Army, dass das Verletzungsrisiko während des Basis Combat Trainings (BCT) um den Faktor Abb. 2: Modell der Risikoerhöhung für Verletzungen und Überlas- 1,5 – 1,7 signifi kant erhöht war, wenn der initiale Advanced Phy- tungsbeschwerden und negatives Feedback auf die Ziele der Allge- sical Fitness-Test (APFT) nicht bestanden wurde. Ferner lag die meinen Grundausbildung Bestehensquote mit 52 – 59 % deutlich unterhalb der von Rekru- Es sollte daher vordringliches Ziel sein, Ausbildungsabschnitte ten, die initial den APFT bestanden hatten (78 – 87 %) [14] (siehe zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit und zum Abbildung 1). Nach Einführung eines 8-wöchigen Pre-Fitness- Erlernen allgemeiner militärischer Grundfertigkeiten so zu pla- trainings für die Gruppe der Rekruten, die den APFT initial nicht nen und zu gestalten, dass einerseits das Ausbildungsziel erreicht bestanden hatten, mit dem Ziel, diese zum Ende dieses Fit- werden kann, aber andererseits die Beanspruchung für die Rekruten so gewählt wird, dass das Risiko für V&Ü minimiert wird. Aufgrund der oben aufgeführten Unterschiede zwischen den US-amerikanischen Streitkräften und der Bundeswehr ist eine Übertragung der Ergebnisse der Arbeitsgruppe um KNAPIK et al. leider nicht ohne weiteres möglich. Die Vorfälle des Sommers 2017, insbesondere im Offi zieranwärterbataillon in Munster, zeigen jedoch, wie wichtig die wissenschaftliche Auseinander- setzung mit dieser Thematik ist. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, den Einfl uss des ini- tialen Fitnessstatus von militärischen „Berufsanfängern“ bei der Abb. 1: Grafi sche Darstellung der Ergebnisse einer Prävalenzstudie Bundeswehr auf das Auftreten von V&Ü während der GA zu aus den US-amerikanischen Streitkräften (nach [14]) ermitteln.

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Methoden sowohl die Zeiten der vollständigen Dienstbefreiung (entspricht einer Arbeitsunfähigkeit im zivilen Gesundheitssystem), wie Während acht zusammenhängender Ausbildungsquartale auch die Zeiten der eingeschränkten Dienstfähigkeit (z. B. mit (IV/2012 bis III/2014) wurden die Gesundheitsdaten aus den Befreiung lediglich für Außendienst oder Marsch, Sport und Gesundheitsakten (G-Akten) und die Fitnessdaten anhand der Geländedienst) schriftlich festgehalten. Ergebnisse des standardmäßig zu Beginn der GA durchgeführten Basis-Fitness-Tests (BFT) [6, 20] der an dieser Studie teilneh- Tab. 2: Verteilung der teilnehmen Berufsanfänger auf die unterschied- menden militärischen Berufsanfänger der Bundeswehr erfasst. lichen Quartale und Ausbildungskompanien mit jeweiliger Anzahl der Diese absolvierten ihre GA entweder in der Ausbildungskompa- in diesem Quartal gesamt ausgebildeten Berufsanfänger, 5./203 = nie des Panzerbataillons 203 (5./203) oder in der entsprechenden Ausbildungskompanie Panzerbataillon 203, 5./212 = Ausbildungs- Ausbildungskompanie des Panzergrenadierbataillons 212 kompanie des Panzergrenadierbataillons 212 (5./212), die in derselben Kaserne am Standort Augustdorf in Quartal 5./203 5./212 Nordrhein-Westfalen, Deutschland, stationiert sind (siehe Abbil- IV/2012 53 / 105 (50 %) 119 / 133 (89 %) dung 3). I/2013 39 / 69 (56 %) 71 / 81 (88 %) II/2013 51 / 65 (78 %) 40 / 55 (73 %) III/2013 57 / 123 (46 %) 37 / 56 (66 %) IV/2013 64 / 121 (53 %) 66 / 94 (70 %) I/2014 53 / 74 (72 %) 44 / 53 (83 %) II/2014 Keine GA 29 / 58 (50 %) III/2014 51 / 70 (73 %) Keine GA Gesamtanzahl 368 / 627 (59 %) 406 / 530 (87 %)

Als Subanalysegruppen wurden V&Ü defi niert, welche auf eine allgemeine militärische Ausbildung im Gelände, auf der Hinder- nisbahn, im Bereich des Selbstschutzes in ABC-Gefahrenlagen und Schießausbildung (alle vier zusammengefasst als „Grüne Ausbildung“) zurückzuführen waren oder sich bei der Durch- Abb. 3: Grafi sche Darstellung der Methodik führung des Dienstsports ereigneten. Ausgeschlossen wurden Knalltraumata im Rahmen der Schießausbildung, da diese als nicht fi tnessassoziiert defi niert wurden. Des Weiteren wurden Einschlusskriterien zur Studie waren die erfolgreiche Beendi- auch Marschblasen ausgeschlossen, da diese durch Druck des gung der GA sowie die schriftliche Erklärung zur freiwilligen Schuhwerkes, Scheuern oder Schweißbildung entstehen können. Teilnahme. Insgesamt konnten über die zweijährige Datenerfas- sung 774 Probanden (Alter 20,5 ± 2,2 Jahre, Body-Mass-Index Die initiale körperliche Leistungsfähigkeit wurde basierend auf [BMI] 23,5 ± 2,8 kg/m2) in die Studie eingeschlossen werden. dem Ergebnis im BFT [6, 20] erfasst. Dieser Test, bestehend aus Dies entspricht einer Teilnahmequote von 67 % aller in dieser einem 11x10 m Pendellauf, einem Klimmhang und einem Zeit in der Grundausbildung ausgebildeten Berufsanfänger. Zwi- 1000 m-Lauf, wird standardisiert zu Beginn der GA durchgeführt. schen den Studienteilnehmern und den nicht-teilnehmenden Anhand der vorliegenden BFT-Ergebnisse von 719 Berufsanfän- Berufsanfängern war hinsichtlich des Alters und körperbezoge- gern wurde eine Quartileneinteilung nach Fitnesslevel vorgenom- ner Maße kein signifi kanter Unterschied festzustellen (siehe men und anschließend die Ausfalltage anhand dieser Einteilung Tabelle 1). Eine Verteilung der Teilnehmer auf die unterschied- mittels ANOVA und einer anschließenden Post-Hoc-Analyse lichen Quartale und Ausbildungskompanien zeigt Tabelle 2. mittels Dunnett-T analysiert. Des Weiteren wurden die V&Ü hin- sichtlich der betroffenen Körperregion und Auftretens bei ver- schiedenen Ausbildungsinhalten ausgewertet. Im Rahmen der Tab. 1: Vergleich der anthropometrischen Daten zwischen den Expositionsanalyse wurde die Anzahl der V&Ü in Verhältnis zur Teilnehmern an der Studie und den Nicht-Teilnehmern Expositionsdauer gesetzt. Hierbei basierte die Berechnung der Teilnehmer Nicht-Teil- p Expositionsdauer auf die durchgeführte Stundenzahl der jewei- nehmer ligen Ausbildung anhand der Dienstpläne, wobei für jeden ein- Anzahl nn 774 383 zelnen Berufsanfänger Ausfallzeiten aufgrund von krankheitsbe- dingten Ausfalltagen berücksichtigt wurden. Alter [Jahre] 20,5 ± 2,2 20,6 ± 3,2 0,883 Körperlänge [cm] 179,6 ± 7,0 179,2 ± 6,6 0,437 Die Durchführung dieser Studie wurde vor der Ethikkommission der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg beraten und Körpergewicht [kg] 75,9 ± 11,2 76,6 ± 10,4 0,418 erhielt ein positives Votum (Az: 111/12). BMI [kg/m²] 23,5 ± 2,8 23,8 ± 2,7 0,079 Ergebnisse Die medizinischen Daten wurden hinsichtlich der Ausfälle auf- grund von V&Ü gesichtet und die damit verbundenen Ausfall- Während der Grundausbildung stellten sich 255 Probanden zeiten dokumentiert. Als militärspezifi sche Besonderheit wurden (32,9 % der Gesamtstichprobe) mit insgesamt 397 V&Ü zur

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truppenärztlichen Behand- lung vor. Die durchschnitt- liche Ausfallsdauer betrug dabei 6,0 ± 7,9 Tage pro , wobei 60 % aller Verletzungen die untere Extremität betrafen (siehe Abbildung 4). Rumpf (22 %), obere Extremität (13 %) und Kopf (4 %) waren somit deutlich selte- ner betroffen. Die Mehr- heit aller V&Ü (57 %) trat während der sog. „Grünen Ausbildung“ auf. 10 % der V&Ü lassen sich auf die Durchführung des Dienst- sports zurückführen, für die restlichen 33 % waren Abb. 5: Anzahl der Verletzungen pro 1 000 Stunden durchgeführter ärztlicherseits keine spezi- Tätigkeit, dargestellt auf der Y-Achse, für die gesamte Studiendauer fischen Ursachen doku- (gesamt) sowie für die vier Jahreszeiten getrennt; rot hervorgehoben Abb. 4: Verteilung der Verletzungen sind besondere Häufungen des Risikos für V&Ü. auf die Körperregionen, n = 397 mentiert worden. Insgesamt fand über die Diskussion und Ausblick Studiendauer und unter Berücksichtigung der individuellen Dienstfähigkeit der einzelnen Probanden eine summierte Aus- Die vorliegende Studie zeigt für die GA der Bundeswehr einen bildungszeit in der „Grünen Ausbildung“ von 283 831,1 Stunden signifi kanten Einfl uss der initialen körperlichen Leistungsfähig- statt, die sich zum größten Teil auf die Schießausbildung keit auf die Ausfalltage aufgrund von V&Ü. Insbesondere das (138 082,3 Stunden) und auf die Geländeausbildung aufteilten unfi tteste Quartil der Berufsanfänger war hierbei besonders (134 411,4 Stunden). Die Ausbildungsabschnitte Hindernisbahn betroffen. Ferner konnte eine Häufung von Verletzungen in der (5 446,1 Stunden) und ABC-Ausbildung (5 891,3 Stunden) nah- unteren Extremität und eine saisonale Häufung von Verletzun- men nur einen geringen Anteil an der Ausbildungszeit in gen festgestellt werden. Anspruch. Auch der Dienstsport hatte mit insgesamt 18 959,8 Gegenüber Vorerhebungen aus den Jahren 2008/09 [24] zeigt Stunden einen eher geringen Anteil an der Ausbildungszeit in sich die GA in ihrer jetzigen Form deutlich verletzungsärmer, da der gesamten GA. Bezogen auf einen einzelnen Rekruten betrug eine Senkung der durchschnittlichen Verletzungen von die Ausbildungszeit in den jeweiligen Ausbildungsgebieten 2,27 / 1 000 Stunden auf 1,45 / 1 000 Stunden verzeichnet werden 178,4 Stunden Schießausbildung, 173,7 Stunden Geländeausbil- konnte. Insbesondere die Implementierung des neuen Schieß- dung, 7,6 Stunden Ausbildung im Selbstschutz bei ABC-Gefah- ausbildungskonzeptes in die GA wird hierzu maßgeblich beige- renlagen, 7,0 Stunden Ausbildung auf der Hindernisbahn und tragen haben. Dieses sieht innerhalb der Grundausbildung deut- 24,5 Stunden Dienstsport. lich mehr Stunden Ausbildung auf der Schießbahn vor, wodurch es zu einer Verringerung der Geländeausbildungsstunden hin zu Die Auswertung hinsichtlich der Anzahl von V&Ü pro 1 000 Stun- der besonders verletzungsarmen Schießausbildung und somit den spezifi scher Ausbildung zeigte ein Auftreten von 1,09 V&Ü insgesamt zu weniger V&Ü kommt. Dies konnte anhand der pro 1 000 Stunden „Grüne Ausbildung“, während sich im Dienst- vorliegenden Datenanalyse auch gezeigt werden. sport 4,17 V&Ü pro 1 000 Stunden ereigneten. Eine Subanalyse der Häufi gkeit von V&Ü in den „grünen Ausbildungen“ Schie- Die „Grüne Ausbildung“ ist als Hauptursache für Verletzungen ßen, ABC-Ausbildung, Hindernisbahn und Geländeausbildung in dieser Studie in Erscheinung getreten (57 % aller Verletzun- ergab eine hohe Anzahl von V&Ü bei der Ausbildung auf der gen). Aufgrund der hohen Zahl der Ausbildungsstunden stellt sich Hindernisbahn, während sowohl beim Schießen wie auch bei der die Verletzungshäufi gkeit pro 1 000 Stunden hingegen mit durch- ABC-Ausbildung keinerlei V&Ü auftraten (siehe Abbildung 5). schnittlich 1,09 / 1 000 Stunden eher gering dar. Die weitere Auf- Darüber hinaus bestand eine Häufung von V&Ü während des gliederung der „Grünen Ausbildung“ in die vier Untergruppen Sommer- und Winterquartals insbesondere in der Geländeausbil- zeigt, dass darüber hinaus jeweils ausbildungsspezifi sche Unter- dung wie beim Dienstsport (siehe Tabelle 3). schiede mit unterschiedlichen Verletzungsrisiken vorliegen. Besonders verletzungsarm stellten sich die Schieß- sowie die In der ANOVA-Analyse, einschließlich der anschließenden Post- ABC-Ausbildung dar, da hier keine V&Ü nachgewiesen werden Hoc-Analyse mittels Dunnett-T, stellte sich in Bezug auf die konnten. Die sehr hohe Verletzungsrate während der Ausbildung Gesamtausfalltage aufgrund von V&Ü ein signifi kanter Einfl uss auf der Hindernisbahn – mit einer Verletzungshäufi gkeit von über der körperlichen Leistungsfähigkeit auf die Dauer des Dienstaus- 18 V&Ü pro 1 000 Stunden in den Winterquartalen – hebt sich falls dar. Hier zeigte das Quartil mit dem niedrigsten Fitnesssta- dagegen jedoch besonders hervor. Gemessen an der geringen tus eine signifi kant längere durchschnittliche Ausfallzeit als die Zahl an Ausbildungsstunden fallen diese Verletzungen in der anderen Quartile (siehe Tabelle 4). Gesamtauswertung allerdings deutlich weniger ins Gewicht.

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 38 S. Sammito et al.: Körperliche Leistungsfähigkeit als prädisponierender Faktor für Überlastungsbeschwer­ den

Tab. 3: Verletzungen und Überlastungsbeschwerden pro 1 000 Stunden Ausbildung für die gesamte Stichprobe sowie getrennt nach jeweiligen saisonalen Quartalen Verletzungen / 1 000 Stunden Gesamt Frühjahr Sommer Herbst Winter Grüne Ausbildung 1,09 0,62 1,59 0,75 1,69 - Schießausbildung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 - Hindernisbahn 9,55 5,43 7,22 17,04 18,52 - ABC-Ausbildung 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 - Geländeausbildung 1,90 1,07 3,10 1,21 2,98 Dienstsport 4,17 2,37 5,59 3,47 6,03

Tab. 4: Ausfalltage mit eingeschränkter Verwendungsfähigkeit (vfg (e)), voller aufwiesen. Die Erhöhung der Gesamtausfallzeiten hatte Verwendungsunfähigkeit (vufg) und beide Faktoren gemeinsam (Gesamt), nach zugleich einen Ausfall an Ausbildungszeit zur Folge, Fitnesslevel in Quartilen aufgeteilt (1. Quartil = niedriges Fitnesslevel, was den individuellen Fortschritt in der Ausbildung 4. Quartil = hohes Fitnesslevel), sowie für die Gesamtstichprobe deutlich behindert. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, n vfg (e) vufg Gesamt dass die Ausfallzeiten zu einer Erniedrigung des (aktu- ellen) Fitnesslevels führen könnte, was wiederrum das 1. Quartil 179 2,96 ± 6,72 0,25 ± 1,68 3,12 ± 7,55 Risiko für das (weitere) Auftreten von V&Ü erhöht. 2. Quartil 180 1,58 ± 4,05 0,12 ± 0,92 1,69 ± 4,34 Gerade im Vergleich zu den anderen Berufsanfängern, 3. Quartil 180 1,64 ± 4,03 0,07 ± 0,50 1,71 ± 4,07 die keine Ausfallzeiten hatten, kann hierdurch der 4. Quartil 180 1,28 ± 4,09 0,12 ± 1,42 1,40 ± 4,66 Unterschied in der körperlichen Leistungsfähigkeit weiter ansteigen. Gesamt 719 1,86 ± 4,89 0,14 ± 1,22 2,00 ± 5,37 Dieses Ergebnis deckt sich mit Erkenntnissen der pAnova 0,006 0,521 0,006 US-amerikanischen Streitkräfte [14, 17]. Um das Auftre- pDunnett-T 0,020 (1-2) 0,020 (1-2) ten von V&Ü im Vorfeld zu verringern, wurden durch 0,028 (1-3) 0,022 (1-3) ein Pre-Training das Fitnesslevel erhöht und hierdurch 0,030 (1-4) 0,004 (1-4) die Verletzungshäufigkeit während des BCT signifikant verringert [14, 15]. Es ist anzunehmen, dass dies analog Wenngleich eine Reduzierung der hohen Verletzungsrate präven- auch für Berufsanfänger in der Bundeswehr gelten würde. tivmedizinisch sinnvoll ist, stellt gerade die Hindernisbahn eine Das im Sommer 2018 gestartete Pilotprojekt des Deutschen Hee- gute Trainingsmethode für verschiedene Bewegungsabläufe dar, res mit dem Ziel einer angepassten Grundausbildung bei der die besonders im militärischen Einsatz benötigt werden. Hier gilt Ausbildungs- und Unterstützungskompanie (AUKp) 401 in es, die trainingsphysiologischen Vorteile durch das spezifische Hagenow nimmt Teile dieser Idee bereits auf. Hierbei wird Training auf der einen Seite mit der hohen Anzahl von Verletzun- jedoch anstelle eines Pre-Trainings der Anteil von auf Dienst­ gen auf der anderen Seite abzuwägen. sport basierenden Ausbildungsstunden erhöht und zugleich in den ersten sechs Wochen zusammengefasst. Durch eine Eintei- Darüber hinaus konnte eine Häufung von V&Ü während einzel- lung in zugunabhängige Leistungsgruppen wird zugleich den ner Quartale festgestellt werden. Hier ist ein witterungsabhän- unterschiedlichen Abholpunkten im Bereich der körperlichen giger Einfluss denkbar, der u. a. in einer Studie über Verletzun- Leistungsfähigkeit der Berufsanfänger Rechnung getragen. Ziel gen beim Dienstsport am selben Standort durch den Einfluss der soll hierbei sein, nach sechs Wochen durch entsprechende Tes- Witterung auf die Bodenbeschaffenheit als Ursache für ver- tung der körperlichen Leistungsfähigkeit mittels BFT das Mini- mehrte Verletzungen beim Dienstsport identifiziert werden mum einer Note 4 im BFT für den weiteren Ausbildungsab- konnte [8]. Da die „Grüne Ausbildung“ größtenteils im Freien schnitt mit Schwerpunkt „Grüne Ausbildung“ von allen stattfindet, ist es wahrscheinlich, dass sich (witterungsbedingte) Berufsanfängern zu erreichen. Dieser Pilotdurchgang wurde Veränderungen in der Bodenbeschaffenheit in den Wintermona- vom Institut für Präventivmedizin wissenschaftlich begleitet. ten (durch Schnee und Eis) und in den Sommermonaten (höchste Niederschlagsmengen des Jahres) auch in Form eines höheren Die Ergebnisse der Pilotphase stützen das bisherige Vorgehen Verletzungsrisikos auswirken. Die hohe Anzahl V&Ü in den und zeigen die Möglichkeiten der Verbesserung der körperlichen Sommermonaten ist darüber hinaus auch auf andere klimatische Leistungsfähigkeit der Rekruten durch die durchgeführten Rahmenbedingungen, z. B. die Auswirkungen höherer Tempe- Änderungen in der Ausbildung [10]. Die Einführung der geän- raturen auf den Körper mit einer schnelleren Erschöpfung der derten Vorgaben in alle Ausbildungseinrichtungen des Heeres Probanden, zurückzuführen und haben zu einer Erhöhung des [18] ist daher ein logischer und konsequenter Schritt, um die Verletzungsrisikos geführt, wie es bereits bei Rekruten des Fitness der Rekruten zu verbessern und zugleich das Auftreten US-amerikanischen Militärs nachgewiesen werden konnte [13]. von V&Ü zu reduzieren.

In der Auswertung zeigte sich außerdem ein signifikanter Ein- Literatur fluss des Fitnesszustandes zu Beginn der GA auf das Auftreten von V&Ü während derselben. So waren die Gesamtausfallzeiten 1. Beck TJ, Ruff CB, Shaffer RA, Betsinder K, Trone DW, Brodine der Probanden mit dem niedrigsten Fitnesslevel signifikant SK:Stress fracture in military recruits: Gender differences in mus­ höher im Gegensatz zu jenen, die einen höheren Fitnesszustand cle and bone susceptibility factors. Bone 2000; 27: 437-444.

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 S. Sammito et al.: Körperliche Leistungsfähigkeit als prädisponierender Faktor für Überlastungsbeschwer­ den 39

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Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 40

Präventivmedizin, Ergonomie, Physiologie, Sportmedizin

Aus der Klinik I – Innere Medizin1 (Abteilungsleiter: Oberstarzt Dr. C. Busch) des Bundeswehrkrankenhauses Hamburg ( Kommandeur und Ärztlicher Direktor: Generalarzt Dr. J. Hoitz) und dem Arbeitsbereich Sport- und Bewegungsmedizin der Fakultät für Psychologie und Bewe- gungswissenschaft2 (Prof. Dr. R. Reer) der Universität Hamburg

Sportmedizin und Sportwissenschaften am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

Fanny Frenzel1, Rüdiger Reer2, Lorenz Scheit1

Zusammenfassung Im Folgenden wird der Ablauf dieses Weiterbildungsabschnitts vorgestellt sowie die bisher gemachten Erfahrungen beschrieben Die sportmedizinische Ausbildung in der Bundeswehr besitzt und bewertet. einen hohen Stellenwert und wird umfangreich an der Sport- sschule in Warendorf vermittelt. Auch am Bundeswehrkran- kenhaus in Hamburg stellt der sportmedizinische Schwer- Ablauf und Inhalt des Weiterbildungs- punkt in der allgemeinmedizinischen Ausbildung eine abschnitts „Sportmedizin“ attraktive und inzwischen gut etablierte Ergänzung in der Ausbildung und Forschung dar. Vorbemerkung Seit 2015 besteht eine Kooperation zwischen dem Bundes- Die Integration von Sanitätsoffi zieren in die Arbeitsabläufe des wehrkrankenhaus Hamburg (Abteilung I – Innere Medizin) ISB gestaltet sich problemlos. Eine Einarbeitungszeit von zwei und dem Arbeitsbereich Sport- und Bewegungsmedizin der Wochen reicht zur Gewöhnung an die Abläufe am Institut für Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft der Sport- und Bewegungsmedizin (ISB) der Universität Hamburg. Universität Hamburg. Hier werden Weiterbildungsassisten- Durch Überschneidungszeiten mit der/dem vorherigen Weiter- tinnen und -assistenten im Fachgebiet Allgemeinmedizin für zubildenden und Zusammenarbeit mit dem Team fallen das Ein- sechs Monate sportmedizinisch ausgebildet und haben die fi nden in den Alltag und das Erlernen der diagnostischen Metho- Möglichkeit, an wissenschaftlichen Projekten teilzunehmen. den nicht schwer. Neben der Vermittlung von Grund- und Spezialkenntnissen im Rahmen der Leistungsdiagnostik an Sportlerinnen und Einmal pro Woche fi ndet mit dem gesamten Team des ISB ein Sportlern ist somit auch die wissenschaftliche Beteiligung an Mitarbeiterkolloquium statt. Es treffen sich dabei nicht nur die wehrmedizinisch relevanten Fragestellungen von großem Ärztinnen und Ärzte, sondern es wird mit Mitarbeiterinnen und Interesse. Im Folgenden soll die sportmedizinische Ausbil- Mitarbeitern aus den Bereichen medizinische Assistenz, Ernäh- dungsgestaltung und die sportwissenschaftliche Aktivität am rungs- und Sportwissenschaftlern über Neuigkeiten, Termine, Bundeswehrkrankenhaus Hamburg skizziert und vorgestellt Vorschläge, aber auch Probleme und Mängel gesprochen. Dieser werden. wöchentliche Austausch ist ein wichtiges Element, um einen Schlüsselwörter: Sportmedizin, Sportwissenschaft, Basis reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und die Qualität der Fitness Test Arbeit zu verbessern. Zudem fi ndet einmal monatlich ein wis- senschaftliches Kolloquium statt, in dessen Rahmen aktuelle Keywords: sports medicine, sports science, basic fi tness test Forschungsprojekte inhaltlich vorgestellt und kritisch diskutiert werden. Hierbei ergeben sich synergistische Effekte und Ergän- Einleitung zungen aus unterschiedlichen Schwerpunktbereichen, welche im Sinne eines „Think-tanks“ die Forschungsprojekte beleuchten. Während des ersten klinischen Abschnittes der Weiterbildung Es eignet sich auch zum Einstieg und zum Generieren von Anre- zum Facharzt für Allgemeinmedizin wird es am Bundeswehr- gungen für eigens wissenschaftliches Arbeiten. krankenhaus (BwKrhs) Hamburg Weiterzubildenden ermög- licht, für ein halbes Jahr ihrer Weiterbildungszeit an das Institut Sportmedizinische Ausbildung für Sport- und Bewegungsmedizin (ISB) der Universität Ham- burg „zu rotieren“. Für die Facharztanerkennung Allgemeinme- Als Assistenzärztin und -arzt der Bundeswehr wird man für drei dizin werden diese sechs Monate Weiterbildungszeit durch die Tage pro Woche am Zentrum für Sport- und Bewegungsmedizin Ärztekammer Hamburg angerechnet. zu sportmedizinischen Untersuchungen eingeplant. Hierzu gehö- Die Weiterbildung in diesem Wahlfach bietet dabei eine sehr ren sportmedizinische Gesundheitsuntersuchungen und gute Möglichkeit, über den Krankenhausalltag hinweg Erfah- Leistungsdiagnostik von Vereins- und Kadersportlern und rungen und Eindrücke zu gewinnen sowie vor allem auch dia- -sportlerinnen oder anderen Personen sowie allgemeine Gesund- gnostische Fähigkeiten im Spannungsfeld zwischen Allgemein- heitsuntersuchungen im Rahmen des betrieblichen Gesundheits- und Sportmedizin zu erwerben. managements und Tauchsportuntersuchungen.

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 F. Frenzel et al.: Sportmedizin und Sportwissenschaften am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg 41

Die Leistungsdiagnostik beinhaltet: Sportwissenschaftliche Schwerpunkte • Anamnese und körperliche Untersuchung [1], An zwei Tagen pro Woche werden wissenschaftliche Studienar- • Blutuntersuchung (mit kleinem Blutbild, Leber- und Nieren- beiten im Rahmen wehrmedizinischer Projekte mit sportwissen- werte, Elektrolyte, Spurenelemente, Eisenhaushalt, Fettstoff- schaftlichen und -medizinischen Inhalten durchgeführt. Hierbei wechsel, Glukose, BSG, Schilddrüsenwert, Urinstatus), ist zurzeit eine Aktivitätsstudie am BwKhrs Hamburg in Bear- • Echokardiografi e, beitung, welche als Sonderforschungsvorhaben von der Bundes- • Ergometrie und Spiroergometrie, wehr gefördert wird. • Laktatkurvenbestimmung und Hintergrund der Studie ist, dass an Soldatinnen und Soldaten • Functional Movement Screen (FMSTM) Test. allgemein hohe Anforderungen an Fitness und sportliche Leis- Der FMSTM dient der Beurteilung und Bewertung von Bewe- tungsfähigkeit gestellt werden, damit diese ihre Einsatzaufgaben gungsabläufen. Hierbei können Beeinträchtigungen in diesem wahrnehmen können [3]. Das jährliche Absolvieren der indivi- Bereich, z. B. durch verkürzte Muskeln oder eine eingeschränkte duellen Grundfertigkeiten (IGF) dient dem Nachweis einer Beweglichkeit, detektiert werden. In sieben kleinen Tests wer- Grundfi tness bei militärischem Personal. Auch an das Personal den verschiedene Bewegungsmuster erfasst und je nach Ergeb- eines Krankenhauses werden hohe körperliche Anforderungen nis Punkte von 0 bis 3 vergeben. Bei einem Totalscore von unter bei der Patientenversorgung gestellt. Deshalb sollen grundsätz- 14 von 21 erreichbaren Punkten steigt das Verletzungsrisiko [2]. lich Zeiten und Möglichkeiten für Dienstsport seitens des Arbeit- gebers bereitgestellt werden. Aus strukturellen und berufl ichen Darüber hinaus werden sonografi sche Untersuchungen des Gründen können diese Möglichkeiten nicht von allen Berufs- Abdomens, der Schilddrüse und der Halsgefäße durchgeführt. gruppen gleichermaßen am BwKrhs genutzt werden. Besonders für Assistenzärztinnen und -ärzte im Fachgebiet All- gemeinmedizin ist es von Vorteil, Untersuchungszahlen im Das Sonderforschungsvorhaben beschäftigt sich mit 3 Kernfragen: Bereich EKG, Ergometrie, Lungenfunktionstestung, sowie 1. Inwieweit sind verschiedene Berufsgruppen am BwKrhs Sonografi en zu „sammeln“, wodurch die eigene medizinische Hamburg innerhalb und außerhalb des Dienstes körperlich Erfahrung geschärft wird. Insgesamt wird ein zeitnahes selbst- aktiv und wie spiegelt sich dies in ihrer Fitness wider? ständiges Arbeiten gefördert, bei dem aber auch gleichzeitig eine 2. Welche Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung werden fachliche Supervision im Bedarfsfall gewährleistet ist. wahrgenommen und wo liegen die Hinderungsgründe? 3. Wie kann die Attraktivität von sportlicher Aktivität gesteigert werden? Die Studie wird bereits seit 2015 in Zusammenarbeit mit dem ISB durchgeführt. Hierbei werden 3 Berufsgruppen untersucht: • Ärzte/Ärztinnen, • medizinisches Assistenz-/ Pfl egepersonal sowie • Personal aus dem Stabsbereich, dessen Teilnahme am Dienst- sport jeweils freiwillig ist. Zu Beginn der Studie werden personenbezogene und anthropo- metrische Daten (Körpergröße und -gewicht, BMI, Bauch-, Tail- len- und Hüftumfang, Körperfettmessung) erhoben. Jeder Teilnehmende trägt für sieben Tage ein Herzfrequenzmess- gerät und einen Bewegungssensor, womit Herzfrequenz, Kör- perposition, Schrittzahl, Intensität der Aktivität und Energieum- satz ermittelt werden. Begleitend erfolgt das Protokollieren von körperlichen Aktivitäten sowie das Beantworten eines standar- disierten Fragebogens zur körperlichen Aktivität und Dienst- sport. Weiterhin führt jede/-r Teilnehmende einen Basis Fitness Test (BFT), bestehend aus 11x10 m Sprinttest, Klimmhang und 1 000 m-Lauf, durch. Mit diesem Test kann die körperliche Fit- ness mit einer wissenschaftsbasierten und validierten Methode untersucht werden [4].

Diskussion und Fazit

Die halbjährige sportmedizinische Ausbildung im ISB der Uni- Abb. 1: Durchführung einer Spiroergometrie im Rahmen der versität Hamburg ist bei den Weiterzubildenden im Fachgebiet Leistungsdiagnostik für Spitzensportler und -sportlerinnen Allgemeinmedizin sehr beliebt und wurde bisher gern wahrge- (Bild: F. Frenzel, Hamburg) nommen.

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 42 F. Frenzel et al.: Sportmedizin und Sportwissenschaften am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg

werden, welche während der Zeit in der klinischen Ausbildung nicht immer im erforderlichen Umfang erreicht werden können. Möglichkeiten zum wissenschaftlichen Arbeiten sind am Kran- kenhaus oder während der Truppenarztzeit eher beschränkt und werden durch die Kooperation mit dem ISB auch und besonders für wehrmedizinisch relevante Fragestellungen geboten. Nicht zuletzt sind die erworbenen sportmedizinischen Kennt- nisse bei der Arbeit in den Regionalen Sanitätseinrichtungen unmittelbar anwendbar.

Kernaussagen • Seit 2015 werden Assistenzärztinnen und -ärzte während der Weiterbildung im Fachgebiet Allgemeinmedizin im Rahmen einer Kooperation zwischen dem BwKrhs Hamburg und dem Institut für Sport- und Bewegungsmedizin der Universität Hamburg sportmedizinisch ausgebildet. • Die sechsmonatige Weiterbildung wird von der Ärztekammer Hamburg für die Facharztweiterbildung in Allgemeinmedizin anerkannt. • Neben der sportmedizinischen Ausbildung werden wehrrele- vante und sportmedizinische Studien durchgeführt. • Die sportmedizinische Kooperation ist eine gute Möglichkeit, über den Klinikalltag am Bundeswehrkrankenhaus hinweg, fachspezifi sche Erfahrungen, insbesondere im Bereich der Sport- und Bewegungsmedizin, zu sammeln.

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Wehrmedizinische Kurzinformationen

Medizinischer ABC-Schutz Anästhetikamenge Eine Somanvergiftung hatte bei allen untersuchten Narkosemit- teln keinen Einfl uss auf die benötigte Anästhesiemenge. Jedoch Folgen einer Nervenkampfstoffvergiftung auf die Wirkung wurde nach Atropingabe die benötigte Propofolmenge signifi - einsatzrelevanter Anästhetika in der Ratte kant reduziert und für Thiopental war die Tendenz einer Reduk- Katharina Marquart, Julia Herbert, Niko Amend, Horst tion sichtbar (siehe Abb. 1). Thiermann, Franz Worek und Timo Wille Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München Einleitung Bei Anschlägen mit Sprengwirkung und Beiladung von chemi- schen Kampfstoffen ist mit einer Nervenkampfstoffvergiftung in Kombination mit chirurgisch zu versorgenden Traumata zu rechnen. Vorangegangene in-vitro-Versuche zeigten eine verän- derte anästhetische Potenz von unterschiedlichen Narkotika im Rahmen einer cholinergen Krise (1-3), welche u. a. durch Ner- venkampfstoffe ausgelöst werden kann. In vivo ist jedoch unklar, welche Narkotika eine ausreichende Narkosetiefe bei Vorliegen einer Nervenkampfstoffvergiftung erreichen können. Zur Beant- wortung dieser Frage wurden verschiedene einsatzrelevante Anästhesieprotokolle (Ketamin-Midazolam, Propofol-Fentanyl, Thiopental-Fentanyl) in Soman-vergifteten Ratten untersucht. Methodik*1 Männliche Wistar-Ratten erhielten über einen venösen Zugang (Schwanzvene) das entsprechende Anästhesieregime (Ketamin- Abb. 1: Benötigte Anästhesiemenge der unterschiedlichen Narkosere- Midazolam, Propofol-Fentanyl, Thiopental-Fentanyl). Anschlie- gime: Die Daten sind als Anästhesiemenge (mg/kg/h) für Propofol, ßend erfolgte die Überwachung der Narkosetiefe mittels ver- Thiopental und die entsprechende Fentanyl-Dosis angegeben (n ≥ 6; schiedener Reflexe (Schanzreflex, vorderer und hinterer MW ± SD; * = signifi kant mit p < 0,05; ns = nicht signifi kant). Zwischenzehenrefl ex, Lidrefl ex und Kornealrefl ex). Nach Errei- chen der chirurgischen Toleranz wurde die A. carotis präpariert Kardiovaskuläre Effekte und eine Tracheotomie vorgenommen. Zum Zeitpunkt 0 wurden Nach der Vergiftung mit Soman kam es in allen Versuchsgruppen die Tiere mit Soman (200 µg/kg s.c.) vergiftet und erhielten ggf. initial zu einer kurzfristigen Hypertension (siehe Abb. 2A, 2B). eine Minute später Atropin (10 mg/kg i.m.). Während der gesam- Der anschließende BD- und HF-Abfall war im Rahmen der Pro- ten Versuchsdauer wurden der Blutdruck (BD) und die Herz- pofol-Narkose deutlicher (Abb. 2A, 2C). Atropin stabilisierte die frequenz (HF) überwacht sowie die klinische Symptomatik auf- HF in den mit Thiopental-narkotisierten Tieren (Abb. 2D). gezeichnet. Die Aktivität der Acetylcholinesterase (AChE) wurde in Blut (zu defi nierten Zeitpunkten) sowie in Gehirn und Diaphragma nach Versuchsende gemessen. Eine ausreichende Anästhesie ohne Somanvergiftung konnte nur mit Propofol-Fentanyl, bzw. Thiopental-Fentanyl erreicht wer- den, weswegen der Ketamin-Midazolam-Studienarm frühzeitig beendet wurde. Ergebnisse Symptomatik & AChE-Aktivität Die Tiere zeigten die typische Klinik einer Vergiftung mit phos- phororganischen Verbindungen mit muskarinergen (Salivation, Lakrimation, Abdominalkrämpfe, unwillkürlicher Harn- und Stuhlabgang), nikotinergen (Faszikulationen, Muskelkrämpfe, Abb. 2: Mittlerer Blutdruck (BD) und Herzfrequenz (HF) der Hypertension) und zentralnervösen Symptomen (Krampfanfälle, Kontroll-, der Soman- und der Soman-Atropin-Gruppe der unter- Atemdepression). Zusätzlich kam es zu einer vollständigen schiedlichen Anästhesieregime. Daten sind als Mittlerer BD bzw. HF Hemmung der AChE-Aktivität in den untersuchten Geweben (%) angegeben (n ≥ 6; MW ± SEM) und im Blut, unabhängig des verwendeten Anästhesieprotokolls. Überlebensraten * Die Studie wurde durch die Ethikkommission entsprechend des deut- schen Tierschutzgesetzes und der EU Verordnung 2010/63 genehmigt Die Schätzung des Überlebens nach Kaplan-Meier zeigte eine (42-34-30-20/G01-17). niedrigere Überlebensrate für Propofol im Vergleich zu Thiopen-

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 44 Wehrmedizinische Kurzinformationen

COPD- und Asthma-Therapeutika in der Behandlung von Organophosphat-Vergiftungen Julia Herbert, Franz Worek, Horst Thiermann und Timo Wille Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München Hintergrund und Problem Zu phosphororganischen Verbindungen (OP) gehören Nerven- kampfstoffe sowie einige Pestizide. Mechanismus der Vergif- tung ist die Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase, was zur Anhäufung von Acetylcholin (ACh) an cholinergen Synap- Abb. 3: Kaplan-Meier-Überlebensrate der Versuchsgruppen. Daten sen führt [1]. Symptomatisch kommt es unter anderem zur Läh- sind als Überlebensrate (%) über 90 Min angegeben (n ≥ 6; Log-rank- mung der Atemmuskulatur, Atemwegskontraktion und Hyper- Test, p = 0,2085). sekretion [2]. Die Standard-Therapie (Oxim + Atropin [3]) ist tal (1/8 vs. 3/7; 90 Min Überlebensrate). In beiden Gruppen bei einigen OP-Vergiftungen nicht effektiv genug [4]. Deshalb steigerte Atropin das Überleben deutlich (5/7 mit Thiopental vs. ist eine Optimierung des Behandlungsregimes erforderlich. 3/6 mit Propofol, siehe Abbildung 3). Da es bei obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD/Asthma) zu ähnlichen Symptomen der Atemwegskontraktion wie bei Schlussfolgerungen einer OP-Vergiftung kommt, wurde untersucht, ob die bei diesen Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein verlässliches Moni- Erkrankungen eingesetzten Therapeutika ebenfalls bei choliner- toring der Narkosetiefe trotz Intoxikation mit einer phosphor- ger Überstimulation nach Blockierung der Acetylcholinesterase organischen Verbindung gezeigt werden konnte. Die ausgeprägte wirksam sind. cholinerge Vergiftungssymptomatik und die vollständige Hem- mung der AChE-Aktivität in unterschiedlichen Geweben weist Methodik auf eine ausreichend schwere Somanvergiftung hin. Zusätzlich Die Untersuchungen erfolgten an Precision Cut Lung Slices wiesen die Thiopental-Tiere ein höheres Überleben auf, welches (PCLS) der Ratte. Nach Euthanasie des Tiers wurde dessen in beiden Anästhesie-Gruppen deutlich durch Applikation von Lunge zur Gewebestabilisierung mit 1,5 %iger Agarose-Lösung Atropin gesteigert wurde. Des Weiteren hatte die cholinerge gefüllt und dann aus Gewebestanzen mit dem Mikrotom 250 µm Krise keinen Einfl uss auf die benötigte Narkosemenge; Atropin dicke Schnitte hergestellt. Es folgte die Überführung der Schnitte reduzierte hingegen die benötigte Menge teilweise signifi kant. in eine Mikrotiterplatte zur sich anschließenden Inkubation bei Weitere in-vivo-Studien sind jedoch notwendig, um die gewon- 37°C unter Zellkulturbedingungen. Nach Induktion einer Atem- nenen Ergebnisse zu bestätigen und eine wehrmedizinische wegskontraktion durch Vergiftung mit 1 µM VX und Stimulation Empfehlung geben zu können. mit 0,5 µM Acetylcholin (Abbildung 1) wurde die Wirkung von Anticholinergika und β2-Agonisten aus der COPD/Asthma- Danksagung Therapie untersucht. Der Hauptuntersuchungsparameter war die Die Autoren bedanken sich bei Natalie Boos, Madlen Baumann, Atemwegsfl äche. Erwartet wurde eine Antagonisierung der Janja Letzelter and Gülcan Duman für die exzellente technische Atemwegskontraktion durch die applizierten Therapeutika. Mithilfe. Zusätzlicher Dank gilt auch der Konsiliargruppe Anäs- Bestimmt wurde die prozentuale Nettozunahme der Atemwegs- thesie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie beim fl äche. Aus den Dosis-Wirkungs-Kurven der Anticholinergika Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr. wurde zudem die mittlere effektive Konzentration (EC50) und Diese Studie wurde durch das Bundesministerium der Verteidi- die effektivste Dosis ermittelt. gung fi nanziert. Ergebnisse Quellen Die nachfolgenden Graphen zeigen die Wirkung der Atemwegs- 1. Drexler B, Antkowiak B, Thiermann H, Seeger T, Grasshoff C: therapeutika in PCLS nach Erzeugen einer Atemwegskontrak- Interactions between atropine and etomidate in cortical and spinal networks during cholinergic crisis. Toxicol. Lett. 2010; 198(3):342- 347. 2. Grasshoff C, Drexler B, Antkowiak B: Effects of cholinergic over- stimulation on isofl urane potency and effi cacy in cortical and spi- nal networks. Toxicology 2007; 229(3):206-213. 3. Grasshoff C, Drexler B, Hentschke H, Thiermann H, Antkowiak B: Cholinergic modulation of sevofl urane potency in cortical and spinal networks in vitro. Anesthesiology 2007; 106(6):1147-1155.

Oberstabsveterinär Katharina Marquart E-Mail: [email protected]

Der Beitrag wurde mit dem 1. Preis des Posterwettbewerbs beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. Oktober Abb.1: PCLS der Ratte: Atemweg vor (A) und nach Vergiftung mit 2018 in Würzburg) ausgezeichnet. VX und Acetylcholin-Stimulation (B)

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tion durch Vergiftung mit 1 µM VX und Stimulation mit 0,5 µM Acetylcholin.

Anticholinergika Glycopyrrolat und Ipratropium Die Atemwegskontraktion wurde durch Glycopyrrolat bzw. Ipra- tropium effektiv antagonisiert (Abbildung 2).

Abb. 2: Nettozunahme der Atemwegsfl äche in Prozent bei Anwen- dung von Glycopyrrolat (EC50 15,8 nM, effektivste Dosis 1000 nM) bzw. Ipratropium (EC50 2,3 nM, effektivste Dosis 100 nM); (Mittel- wert ± SEM, n = 6-13, PCLS von jeweils mindestens 3 Tieren)

β2-Agonisten Formoterol und Salbutamol Die getesteten Konzentrationen von Formoterol bzw. Salbuta- mol hatten überraschenderweise nur marginal antagonisierende Effekte (Abbildung 3).

Abb. 4: Nettozunahme der Atemwegsfl äche in Prozent über die Zeit nach Zugabe der jeweiligen Kombination, im Vergleich mit den alleinigen Substanz-Effekten (Mittelwert + SEM, n = 5-7, von mindestens 3 verschiedenen Tieren; * p < 0.05; ** p < 0.01) Substanzen. Die Ergebnisse zeigen das therapeutische Potenzial von Anticholinergika/β2-Agonisten aus der COPD/Asthma-Be- Abb. 3: Nettozunahme der Atemwegsfl äche in Prozent, 25 Minuten handlung. Ein Einsatz als Unterstützung zur Standardtherapie in nach Zugabe von Formoterol bzw. Salbutamol (Mittelwert ± SEM, n = 6-7, PCLS von jeweils mindestens 3 Tieren) der Behandlung der OP-Vergiftung ist denkbar. In einem nächs- ten Schritt müssen die Ergebnisse in vivo verifi ziert werden. Kombinierte Anwendung von Anticholinergika und β2-Agonisten Literatur Die kombinierte Applikation von Formoterol + Atropin, Formo- 1. Massoulié et al.: Molecular and cellular biology of cholinesterases. terol + Glycopyrrolat bzw. Salbutamol + Atropin war in der Prog. Neurobiol.1993; 41: 31-91. Lage, die Atemwegskontraktion durch Acetylcholin nach 2. Marrs TC: Toxicology of organophosphate nerve agents. In: Marrs, VX-Vergiftung wirkungsvoll zu antagonisieren, im Gegensatz T.C., Maynard R.L. and Sidell F.R., Eds., Chemical Warfare zur alleinigen Applikation der Substanzen in den entsprechenden Agents: Toxicology and Treatment. Chichester: John Wiley & Konzentrationen (Abbildung 4). Sons Ltd. 2007: 191-221. 3. Cannard K: The acute treatment of nerve agent exposure. J. Neu- Folgerungen rol. Sci. 2006; 249: 86-94. Wir konnten zeigen, dass die Anticholinergika Glycopyrrolat 4. Worek , Thiermann H: The value of novel oximes for treatment of und Ipratropium aus der COPD/Asthma-Therapie eine Acetyl- poisoning by organophosphorus compounds. Pharmacol. Ther. cholin-induzierte Atemwegskontraktion in VX-vergifteten Rat- 2013; 39: 249-259. ten-PCLS effektiv antagonisieren konnten. Die alleinige Appli- Für die Verfasser kation der β2-Agonisten Formoterol und Salbutamol erzielte Oberstabsveterinär Dr. Julia Herbert dagegen nur marginale Effekte. Die kombinierte Verabreichung E-Mail: [email protected] niedrig-dosierter Anticholinergika + β2-Agonisten erzielte eben- falls eine effektive Antagonisierung der Atemwegskontraktion, Posterpräsentation beim 49. Jahreskongress der DGWMP im Gegensatz zur alleinigen Applikation der entsprechenden (25. bis 27. Oktober 2018 in Würzburg)

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 46 Wehrmedizinische Kurzinformationen

Forensische Blutanalysen beweisen den Einsatz chemischer Kampfstoffe und verwandter Gifte: aktuelle Fallstudien Harald John1, Markus Siegert2, Andreas Kranawetvogl1, Jens von der Wellen3, Horst Thiermann1 1 Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München 2 Humboldt Universität zu Berlin, Institut für Chemie, Berlin 3 Technische Universität Braunschweig, Institut für Lebensmittelchemie, Braunschweig Hintergrund Chemische Kampfstoffe (CKS) sind Chemikalien, die wegen ihrer toxischen Wirkung zum Zwecke der Kriegführung entwi- ckelt wurden. Zu den noch heute wichtigsten Vertretern gehören der Hautkampfstoff Schwefel-Lost (früher Senfgas genannt) sowie phosphororganische Nervenkampfstoffe wie Sarin und VX. Trotz der Ächtung dieser Chemikalien durch das Chemie- waffenübereinkommen (CWÜ), welches deren Herstellung, Lagerung, Transport und Einsatz verbietet, verdeutlichen zahl- reiche Ereignisse der letzten Jahre eine reale Bedrohung für militärische Kräfte und Zivilisten. Der seit 2013 wiederholte Einsatz von Sarin und Schwefel-Lost im Syrienkonfl ikt, die Ner- venkampfstoffanschläge auf den Halbbruder des nordkoreani- schen Machthabers in Malaysia 2017 und den ehemaligen rus- sischen Doppelagenten Skripal im englischen Salisbury in 2018 repräsentieren einige Beispiele, die öffentliche Beachtung und Schrecken hervorgerufen haben.

Die Zusammenarbeit mit der OVCW Die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OVCW, Hauptsitz in Den Haag, NL, Friedensnobelpreisträger von 2013) hat die Aufgabe, die Einhaltung des CWÜ zu überwachen. Zu diesem Zweck hat die OVCW ein internationales Netzwerk spe- zialisierter Laboratorien etabliert, die nachweislich die Befähi- Abb. 1: Auszeichnung als designiertes Labor durch die Organisation für das Verbot Chemischer Waffen gung und Expertise zur Untersuchung von Umwelt- und biolo- gischen Proben zum Zwecke der Verifi kation besitzen. Die daler Absicht treten noch immer auf. Wegen der strukturellen Verifi kation bezeichnet den eindeutigen Nachweis von CKS Ähnlichkeit dieser Pestizide zu den NKS, können hinsichtlich mittels moderner instrumenteller Analytik. Seit 2016 gehört das Therapie und analytischem Nachweis wichtige Erkenntnisse aus Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr Proben realer Vergiftungsfälle gezogen werden. Aus diesem (InstPharmToxBw) zu einem Kreis von weltweit nur 17 Labo- Grund wurden auch am InstPharmToxBw solche Proben unter- ratorien, die für die biomedizinische Verifi kation (Untersuchung sucht. von biologischen Proben, wie Gewebe, Blut und Urin) designiert Im Folgenden werden die Fallberichte zitiert, in denen die ana- sind (Abb. 1). Durch regelmäßige Ringproben und Analyse von lytischen Fähigkeiten des InstPharmToxBw zur Aufklärung der Proben realer Vergiftungsfälle wird die Qualität und Zuverläs- Vergiftung beigetragen haben. sigkeit der Arbeit vom InstPharmToxBw stets auf internationa- lem Niveau geprüft. Fallbericht 1: Sarin in Syrien 2013 Pestizide als verwandte Gifte Im Frühjahr und Sommer 2013 wurde vermutet, dass Sarin an Die Nervenkampfstoffe (NKS), wie Tabun, Sarin und Soman, mehreren Orten im Verlauf des Konfl iktes in Syrien todbringend wurden in den 1930er Jahren synthetisiert, um neuartige Pestizide eingesetzt wurde. Ein Fact Finding Team der Vereinten Nationen zu entwickeln. Wegen der immensen Säugertoxizität wurden erhielt verzögert Zugang zu den einzelnen Tatorten und sam- benannte Substanzen zu diesem Zweck jedoch nie eingesetzt, son- melte Umwelt- und biologische Proben. InstPharmToxBw wurde dern zu chemischen Kampfstoffen erklärt und produziert. durch die OVCW mit ministerieller Genehmigung mit der Ana- lyse einer Vielzahl biologischer Proben betraut. Diese forensi- In den Folgejahrzehnten wurden allerdings viele Substanzen schen Proben entstammten einem weiblichen Opfer, das 24 Stun- entwickelt, die in ihrem chemischen Aufbau und der toxischen den nach vermuteter Exposition verstorben war. Die Resultate Wirkung den NKS stark verwandt sind. Zu diesen phosphor- der forensischen Untersuchungen wurden zusammen mit den organischen Giften gehören Pestizide, die bis in die heutige Zeit Kollegen der TNO*2aus den Niederlanden, die unabhängig und zivile Anwendung gefunden haben und noch fi nden. Parathion (E605), Chlorpyrifos und Dimethoat stellen nur drei Beispiele * TNO ist die niederländische Organisation für angewandte Naturwis- dar, die weltweit verbreitet sind und genutzt werden. Vergiftun- senschaften (Nederlandse Organisatie voor toegepast-natuurweten- gen mit diesen Substanzen in akzidenteller Weise oder in suizi- schappelijk onderzoek).

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 Wehrmedizinische Kurzinformationen 47 ohne gegenseitiges Wissen das gleiche Probenset analysiert hat- entwickelten Methodenspektrum (Pestizid-Toolbox) die Vergif- ten, publiziert. In einem zuvor noch nie vorgestellten Umfang tung zweifelsfrei belegen [3]. hinsichtlich der Anzahl und Diversität der untersuchten Proben sowie der Vielzahl unterschiedlicher forensischer Methoden Fazit konnte so erstmalig ein realer Vergiftungsfall mit Sarin doku- Diese ausgesuchten wenigen Beispiele zeigten sowohl die wis- mentiert werden (Abbildung 2) [1]. senschaftlich analytische Kompetenz des InstPharmToxBw sowie die Wertschätzung dieser Fähigkeiten im Rahmen inter- nationaler Zusammenarbeit mit der OVCW oder der Koopera- tion mit Krankenhäusern auf nationaler Ebene. Zukünftige Ent- wicklungen werden das Fähigkeitsspektrum weiter ausbauen.

Literatur 1. John H, van der Schans MJ, Koller M et al.: Forensic verifi cation within an international laboratory network Forensic Toxicology 2018; 36: 61-71 (DOI: 10.1007/s11419-017-0376-7, open access). 2. John H, Siegert M, Eyer F, Worek F, Thiermann H, Kranawetvogl A: Novel cysteine- and albumin-adduct biomarkers to prove human poisoning with the pesticide oxydemeton-S-methyl. Toxicology Let- ters 2018; 294: 122-134. 3. von der Wellen J, Winterhalter P, Siegert M, Eyer F, Thiermann H, John H: A toolbox for liquid chromatography-tandem-mass spectro- metry analysis of albumin-adducts as biomarkers of organophos- phorus pesticide poisoning Toxicology Letters 2018; 292: 46-54. Vortrag beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. Abb. 2: Gewebeproben und Analyten zum Nachweis der Vergiftung Oktober 2018 in Würzburg) durch den Nervenkampfstoff Sarin (BChE: Butyrylcholinesterase; DIMP: Diisopropylphosphorsäure; IMPA: Isopropylmethylphosphon- säure, Abbildung aus [1]). TRPA1-vermittelte Expression von HSP70 nach S-Lost Vergiftung Robin Lüling1, Tanja Popp1, Harald John1, Harald Mückter2, Fallbericht 2: Suizidale Pestizidvergiftung mit Metasystox Alexander Dietrich2, Thomas Gudermann2, Horst Thiermann1 Eine 77 Jahre alte Frau hatte in suizidaler Absicht eine unbe- und Dirk Steinritz1 kannte Menge eines Pestizides geschluckt. Während der inten- 1 sivmedizinischen Behandlung in der toxikologischen Abteilung Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München des Klinikums rechts der Isar wurden Blutproben genommen. 2 Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Max- Diese wurden am InstPharmToxBw untersucht, um aus forensi- imilian Universität München schen Überlegungen die Vergiftung nachzuweisen und das Gift Einleitung zu identifi zieren. Phosphororganische Pestizide reagieren im Der Transient Rezeptor Potential A1 (TRPA1)-Kationenkanal ist Organismus mit körpereigenen Proteinen (Eiweißmolekülen) ein Chemorezeptor zur Wahrnehmung von sensorischen Stimuli und bilden Addukte von längerer Lebensdauer. Die Detektion wie Schmerz oder Kälte und wurde in den letzten Jahren als ein dieser Addukte ist auch noch Wochen nach Vergiftung möglich. Target einer S-Lost Vergiftung in vitro beschrieben [1, 5]. Eine Der Nachweis von literaturbekannten und gänzlich neuen Pes- Aktivierung von TRPA1 Kanälen durch S-Lost führt zu einer tizid-Addukten mit verschiedenen Proteinen erlaubte den zwei- Erhöhung der intrazellulären Calciumkonzentration ([Ca2+]i) felsfreien Beleg einer Vergiftung mit zwei Diethylpestiziden, [5]. Durch den Einsatz eines spezifi schen TRPA1-Inhibitors welche sich als Oxydemeton-methyl und seinem Biotransforma- (AP18) konnte dieser Effekt vollständig unterbunden werden. tionsprodukt Oxydemeton-S-methylsulfon erwiesen. Mit diesen Die zellbiologischen Konsequenzen einer S-Lost induzierten Resultaten konnte InstPharmToxBw die Leistungsfähigkeit und und TRPA1-vermittelten Erhöhung von [Ca2+]i sind weitestge- Anwendbarkeit seiner neuen Methoden nachhaltig dokumentie- hend unverstanden. In dieser Studie wurden TRPA1-abhängige ren [2]. Proteomänderungen in TRPA1-überexprimierenden Zellen (HEK293-A1) mittels 2D-Gelelektrophorese, MALDI-TOF Fallbericht 3: Suizidale Pestizidvergiftung mit E605 MS(/MS) und RTqPCR untersucht. Das Hitzeschockprotein70 Ähnlich dem obigen Fallbericht untersuchte InstPharmToxBw (HSP70) wurde als S-Lost-induziertes und über TRPA1-regu- Plasmaproben eines 79-jährigen Mannes, der in suizidaler liertes Protein identifi ziert. HSPs sind molekulare Chaperone Absicht eine unbekannte Menge eines unbekannten Pestizides und liegen bei zellulärem Stress (z. B. durch ROS oder Entzün- verschluckt hatte. InstPharmToxBw entwickelte ein Methoden- dungsmediatoren) hochreguliert in der Zelle vor [2]. Sie schüt- spektrum, welches neuerlich über den Nachweis stabiler zen Proteine vor der Aggregation und regulieren die korrekte Pestizid-Protein-Addukte es ermöglichte, zu dokumentieren, Proteinfaltung [4]. dass ein Pestizid der Diethylklasse (Parathion) geschluckt wor- den war. Dieses wurde in der Leber zu Paraoxon biotransfor- Methoden/Proteonomics-Workfl ow miert, welches als starkes Gift auslösend für die tödlich verlau- HEK293-A1 (hTRPA1 überexprimierende Zellen) oder Wild- fende Vergiftung war. InstPharmToxBw konnte mit einem eigens typ-Zellen wurden mit 600 μM S-Lost oder 25 μM AITC (spezi-

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 48 Wehrmedizinische Kurzinformationen fi scher TRPA1 Aktivator) exponiert. Die Zelllyse für die folgen- Von den 26 so detektierten Proteinen wurden 3 als mögliche den Proteomuntersuchungen erfolgte nach 1, 3, 5 oder 24 TRPA1-regulierte identifi ziert. In nachfolgenden RTqPCR Stunden Inkubationszeit. Die Vorinkubation mit dem spezifi - Experimenten konnten die Ergebnisse für ein Protein bestätigt schen TRPA1-Inhibitor AP18 erlaubte die Differenzierung von werden (Abbildung 2). Hierbei handelte es sich um das Hitze- TRPA1-abhängigen und -unabhängigen Effekten. schock 70 kDa Protein 6 (HSPA6), welches über MALDI-TOF Im Anschluss erfolgte die Auftrennung der Zelllysate über eine MS Experimente eindeutig identifi ziert werden konnte (Score: 2D-Gelelektrophorese. Proteinspots wurden mit Coomassie 86,60). angefärbt. Differenzielle Spots (fold-change > 2 und p < 0.05) wurden mittels SameSpots (Nonlinear Dynamics) ermittelt. Über einen tryptischen In-Gel Verdau wurden differenzielle Pro- teinspots für eine massenspektrometrische Identifi zierung vor- bereitet. Im Rahmen von MALDI-TOF-Experimenten*3wurden peptide mass fi ngerprints (PMF) und dazugehörige tandem-mas- senspektrometrischen (MS/MS) Spektren des verdauten Proteins erhalten. Über den Abgleich der Peptidfragmente mit einer Mascot- Datenbanksuche erfolgte abschließend die Identifi zierung der Proteine anhand der generierten MALDI-Spektren.

Ergebnisse Nach 24 h post expositionem konnten 26 differenzielle Protein- spots im Vergleich zur Kontrollgruppe detektiert werden (Abbil- dung 1).

Abb. 2: RT qPCR Validierung: (A) Induktion von HSPA6 mRNA in HEK293-A1 Zellen unter S-Lost (weiße Balken); die grauen Balken zeigen die Reduktion der Expression durch AP18 Vorinkubation. Ähnliche Effekte sind unter dem TRPA1-spezifi schen Agonisten AITC (B) und im endogenen System (C) zu beobachten. Die horizontale Linie zeigt das normalisierte Level der Kontrollproben an. Abb. 1: 2D-Gelelektrophorese von HEK293-A1 Zelllysaten nach Signifi kante Unterschiede sind durch * markiert. Fehlerbalken Exposition mit 600 μM S-Lost: Die isoelektrische Fokussierung der markieren das 95 %-Konfi denzintervall. Proteine erfolgte auf 7 cm Gel-Streifen (pH 4-7 und pH 6-11, linear). Für die anschließende SDS-PAGE wurden 10 % bis-tris Gele verwendet. Proteine wurden mittels Coomassie-Färbung visualisiert Diskussion und differenziell regulierte Proteine wurden analysiert. Das schwarze Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass die S-Lost-vermittelte Quadrat markiert HSPA6, Kreise zeigen TRPA1-unabhängige TRPA1-Aktivierung einen Effekt auf das Proteom der exponier- Proteomveränderungen. Zoom-in Gele für alle untersuchten Gruppen ten Zellen hat. Es konnte das Hitzeschock 70kDa Protein 6 (Kontrolle, S-Lost, S-Lost + AP18) zeigen, dass unter S-Lost eine Hochregulation von HSPA6 (roter Pfeil) detektiert werden kann, die (HSPA6) als ein potenzielles, TRPA1-mediiertes Protein identi- durch AP18 komplett unterbunden wird. fi ziert werden. Chemosensorische TRPA1 Kanäle werden, neben bekannten TRPA1 Aktivatoren wie AITC, auch durch hochreak- tive alkylierende Verbindungen, wie dem S-Lost, aktiviert. Der daraus resultierende Ca-Einstrom in die Zelle kann verschiedene * Methode zur Massenanalyse chemischer Verbindung, bei der die Signalwege regulieren und durch spezifi sche TRPA1-Inhibito- Matrix– Assistierte Laser–Desorption–Ionisierung (MALDI) mit der ren, wie dem AP18, verringert werden. In diesem Zusammen- Analyse der Time of Flight (TOF) freigesetzter Ionen zu Massenspek- hang wurde beschrieben, dass der erhöhte Calcium-Einstrom trometrie kombiniert wird. beispielsweise einen Einfl uss auf den mitochondrialen Citrat-

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Zyklus hat, woraufhin eine vermehrte ROS-Produktion stattfi n- det. Diese wiederum scheint eine erhöhte Expression von HSPA6 zu induzieren. Neben der TRPA1-mediierten ROS-Produktion ist eine S-Lost induzierte Depletion von Antioxidantien oder ein direkter Ein- fl uss auf die Mitochondrien und die damit verbundene ROS-Bil- dung ein weiterer möglicher Trigger für eine HSPA6 Expression.

Fazit Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass TRPA1-Kanäle maß- geblich in die molekulare Toxikologie von S-Lost involviert sind. Daher rücken chemosensorische TRP-Kanäle in den Fokus der S-Lost Forschung im Hinblick auf deren Verwendung als therapeutische Zielmoleküle.

Literatur 1. Andersen H, Poulsen J, Arendt-Nielsen L, Gazerani P: A human surrogate model of itch utilizing the TRPA1 agonist transcinna- maldehyde.Acta Dermato Venereologica 2015; 95(7): 798-803. 2. Liberek K, Lewandowska A, Zietkiewicz S: Chaperones in control Abb. 1: Reaktion und Pathomechanismus von S-Lost: Nach Abspal- of protein disaggregation.The EMBO Journal 2008; 27 (2): 328- tung der Abgangsgruppe (Cl-) kann das entstandene Sulfoniumion 335. DNA-Basen alkylieren, z. B. an der N7 Position am Guanin (A, 3. Lüling R, John H, Gudermann T, Thiermann H, Mückter H, Popp modifi ziert nach [3]). Die Blasenbildung tritt zeit- und konzentra- T, Steinritz D: Transient Receptor Potential Channel A1 (TRPA1) tionsabhängig nach S-Lost Exposition auf und geht in eine chronische Regulates Sulfur Mustard-Induced Expression of Heat Shock 70 Wundheilungsstörung über (B, modifi ziert nach [4]). kDa Protein 6 (HSPA6) In Vitro. Cells 2018; 7(9). 4. Mosser DD, Caron AW, Bourget L et al.: The chaperone function in eine chronische Seneszenz übergehen [2]. In diesem Fall kön- of hsp70 ia required for protection against stress-induced apopto- nen sie ihrer Aufgabe der regenerativen Unterstützung während sis. Molecular and Cellular Biology 2000; 20(19): 7146-7159. der Wundheilung nicht nachkommen. Zellen in chronischer 5. Stenger B, Zehfuss F, Mückter H et al.: Activation of the chemo- Seneszenz können über Monate im Gewebe verweilen und zei- sensing transient receptor potential channel a1 (trpa1) by alkyla- gen hier den seneszenzassoziierten sekretorischen Phänotyp ting agents. Archives of Toxicology 2014; 89(9): 1631-1643. (SASP), d. h. eine verstärkte Sekretion proinfl ammatorischer d. R. Robin Lüling, M.Sc. Zytokine und Chemokine. E-Mail: robin1 [email protected] Aufgrund dieser Aspekte soll in dieser initialen Studie geklärt werden, in welchem Zeitraum und in welchen Dosen S-Lost eine Posterpräsentation beim 49. Jahreskongress der DGWMP chronische Seneszenz in MSC auslösen kann. (25. bis 27. Oktober 2018 in Würzburg) Methoden Ist eine chronische Seneszenz mesenchymaler Stammzellen Humane MSC wurden aus dem Knochenmark von Hüftköpfen verantwortlich für die Wundheilungsstörung nach S-Lost isoliert und ihre Qualität anhand der Expression von 5 Ober- Exposition? flächenantigenen mittels Durchflusszytometrie analysiert Simone Rothmiller1,2, Alexander Bürkle2, Dirk Steinritz1,3, Horst (CD14-/CD34-/CD45-/CD105+/CD106+)*.4Nach einmaliger Thiermann1, Annette Schmidt1,4 S-Lost Exposition erfolgte zu defi nierten Zeitpunkten die Fär- 1 Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München bung der Seneszenz-assoziierten β-Galactosidase (SA-β-Gal) 2 Universität Konstanz, Lehrstuhl Molekulare Toxikologie, Fachbereich Biolo- sowie eine Gegenfärbung aller Zellen mit Kernechtrot. Mittels gie, Konstanz modifi zierter Boyden-Chamber wurden die Migrationsfähigkeit 3 Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Ludwig-Maxi- und mittels Western Blot Analyse die Proteinexpressionslevel milians-Universität, München seneszenzassoziierter Marker ermittelt. 4 Universität der Bundeswehr München, Fakultät für Humanwissenschaften, Institut für Sportwissenschaften, Neubiberg

Einleitung * Isolierung von MSC aus dem Knochenmark: Das Knochenmark wur- In derzeitigen Einsatzgebieten der Bundeswehr besteht weiter- de aus den Hüftköpfen mit einem scharfen Löffel herausgelöst und hin eine Expositionsgefahr für Soldatinnen und Soldaten sowie ins Medium überführt. Die Zellen wurden von den Knochenbälkchen die Zivilbevölkerung mit dem verbotenen chemischen Kampf- durch eine Filtration über ein 70 µm Zellsieb getrennt. Das synthe- stoff Schwefellost (S-Lost). Nach Vergiftung entstehen charak- tisch hergestellte Saccharose-Epichlorhydrin-Copolymer Ficoll® teristische, stark schmerzende Hautblasen und eine chronische wurde mit der Zellsuspension überschichtet und eine Auftrennung Wundheilungsstörung. Neue Therapieansätze sind notwendig, mittels Dichtegradientenzentrifugation durchgeführt, nach der sich denn es existiert trotz langjähriger Forschung weder ein Gegen- die MSC in der Interphase angereichert hatten. Die Zellen wurden auf Zellkultur-Schalen plattiert und zwei Tage später ein gründlicher Me- mittel noch eine Prophylaxe. diumwechsel zur Eliminierung der hämatopoetischen Zellen durch- Mesenchymale Stammzellen (MSC) spielen eine zentrale Rolle geführt. Nach etwa zwei Wochen konnten die Zellen das erste Mal in der Wundheilung [1] und könnten durch den Stressor S-Lost subkultiviert werden (Methode beschrieben in [5]).

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Ergebnisse Fazit Beobachtet werden konnte nach einer einmaligen S-Lost-Expo- Wir konnten nachweisen, dass S-Lost in MSC sowohl kon zen- sition eine zeit- und konzentrationsabhängige Seneszenzinduk- trations- als auch zeitabhängig chronische Seneszenz induziert. tion (Abbildung 2). Dies zeigt einen neuen Pathomechanismus nach S-Lost-Exposi- tion auf, der mit der Wundheilungsstörung assoziiert sein könnte. Langfristig wäre eine Behandlung mit Senolytika denkbar, um die seneszenten Zellen zu eliminieren und somit die körperei- gene Wundheilung zu verbessern.

Literatur 1. Fathke C, Wilson L, Hutter J et al.: Contribution of Bone Marrow– Derived Cells to Skin: Collagen Deposition and Wound Repair. STEM CELLS 2004; 22: 812. 2. Schmidt A, Steinritz D, Rothmiller S, Thiermann H, Scherer M: Effects of sulfur mustard on mesenchymal stem cells. Toxicology Letters 2018; 293: 98. 3. Shakarjian MP, Heck DE, Gray JP et al.: Mechanisms Mediating the Vesicant Actions of Sulfur Mustard after Cutaneous Exposure. Toxicological Sciences 2010; Vol. 114, No. 1: 5-19. 4. http://www.abc-waffen.de/kampfstoffe/haut.htm (Zuletzt aufgeru- fen: 19. November 2018). 5. Schmidt A, Scherer M, Thiermann H, Steinritz D: Mesenchymal Abb. 2: Nachweis der Seneszenz-Induktion anhand des SA-β-Gal stem cells are highly resistant to sulfur mustard. Chemico-biologi- Markers: Erste seneszente MSC waren sechs Tage nach einmaliger cal interactions 2013; 206: 505. S-Lost Exposition anhand der SA-β-Gal Färbung (blau) zu beobach- ten und der prozentuale Anteil der positiven Zellen sowie die Für die Verfasser Intensität der Färbung stiegen bis Tag 12 auf etwa 100 % an. Bei mit Hauptmann d. R. Simone Rothmiller, M. Sc. 10 bis 40 µM S-Lost exponierten Zellen zeigte sich keine offensicht- E-Mail: [email protected] liche Veränderung der Seneszenz bis Tag 21. Im Gegensatz dazu Posterpräsentation beim 49. Jahreskongress der DGWMP zeigten mit 1 µM S-Lost exponierte Zellen wieder einen Anstieg an (25. bis 27. Oktober 2018 in Würzburg) nicht seneszenten Zellen.

Als weitere Hinweise für eine Seneszenz konnten morphologi- Entwicklung einer neuen Methode zur Quantifi zierung von sche Veränderungen wie Abfl achung und Zunahme der Zell- Oximtherapeutika in Plasma nach Vergiftung mit phos- größe nachgewiesen werden. Mit Hilfe der Western Blot Analyse phororganischen Verbindungen INK4a konnte eine erhöhte Expression der Seneszenzmarker p16 Tamara Marquardt1, Alexander Rasche2, Horst Thiermann1 und und p21 nachgewiesen werden. Harald John1 Die Analyse der Migrationsfähigkeit von S-Lost induzierten 1 Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Bundeswehr, München 2 seneszenten MSC zeigte eine signifi kante Reduktion der aktiven Naturwissenschaftlich-Technische Akademie, Isny im Allgäu Migration (p < 0,05, Abbildung 3). Einleitung Eine Intoxikation mit phosphororganischen Verbindungen wie Nervenkampfstoffen oder Pestiziden führt im Körper zu einer Inhibition der Acetylcholinesterase (AChE), wodurch es zu einer Akkumulation von Acetylcholin im synaptischen Spalt kommt. Die Aufnahme des Giftes kann dabei sowohl über die Haut, die Lunge oder den Magen-Darm-Trakt erfolgen. Die Überstimula- tion muskarinerger und nikotinerger Rezeptoren äußert sich in Symptomen wie vermehrtem Speichel- und Tränenfl uss, Blut- druckabfall, Miosis, Durchfall, Erbrechen, Bronchospasmus sowie Krämpfen. In schweren Fällen kann der Tod durch Atem- lähmung eintreten. Zur symptomatischen Behandlung werden in der Akuttherapie Atropin zur Antagonisierung muskarinerger Symptome sowie Diazepam als Antikonvulsivum verabreicht. Durch Oximtherapeutika wird das medikamentöse Spektrum um eine kausale Behandlungsoption erweitert, da diese bereits inhi- bierte AChE reaktivieren können. Da Oxime bei bereits gealter- ter phosphylierter AChE unwirksam sind, ist eine möglichst frühzeitige und auch wiederholte Gabe zur Verhinderung einer Re-Inhibition durch noch freies Gift nötig. Bei Asoxim (HI-6), Abb. 3: Signifi kant reduzierte Migration von seneszenten humanen Pralidoxim (2-PAM) und Obidoxim (OBI) handelt es sich um MSC drei dieser Oximtherapeutika, für deren Bestimmung bevorzugt

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Literatur 1. John H, Eddleston M, Clutton RE, Worek F, Thiermann H: Drug Testing and Analysis 2012; 4: 169-178. 2. GTFCH: Richtlinie der GTFCH zur Qualitätssicherung bei foren- sisch-toxikologischen Untersuchungen, Anhang B: Anforderungen an die Validierung von Analysenmethoden, Version 01 vom 01.06.2009.

Stabsapotheker d. R. Tamara Marquardt E-Mail: [email protected]

Posterpräsentation beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. Oktober 2018 in Würzburg)

Abb. 1: Chemische Strukturen der Analyten und des internen Standards 4-Pyridinaldoxim sowie deren individuelle Wellenlängen Neurologie, Psychiatrie, Psychologie zur Quantifi zierung Anwendung von CPT in der Klinischen Traumapsycho- die Ionenpaarchromatografi e Anwendung fi ndet [1] (Abbil- therapie dung 1). Michaela Deutsch, André Bokelmann, Roger Braas und Dirk Für künftige pharmakokinetische in vivo Studien und das thera- Preuße peutische Drugmonitoring sollte eine selektive und robuste Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz Methode entwickelt werden, welche eine Quantifi zierung aller Hintergrund drei Oxime aus Plasma mittels Hochleistungsfl üssigkeitschro- Bei der Cognitive Processing Therapy (CPT) handelt es sich um matografi e und Diodenarray-Detektion (HPLC-DAD) ermög- eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Methode, die ursprüng- licht. lich von P. Resick 1993 entwickelt wurde [1]. Diese Methode stützt sich nicht nur auf die dosierte Konfrontation und Habitua- Methodik tion des Traumas, sondern arbeitet auch mit den entstandenen Zur Eiweißfällung in Vorbereitung auf die HPLC-DAD wurden Verhaltens- und Denkmustern. So wird ein großer Fokus auf die verschiedene Methoden – allein und/oder in Kombination – ein- non-adaptiven Denkmuster und kognitiven Verzerrungen der gesetzt (1 M Trichloressigsäure, Acetonitril bei Raumtemperatur, Probanden gelegt. Mit Hilfe von Arbeitsblättern erarbeiten die 5 Gew% Zinksulfatlösung und -20 °C kaltes Acetonitril). Patientinnen und Patienten selbstwirksam die Kernpunkte ihrer Erkrankung. Die kognitive Arbeit, kombiniert mit der Habitua- Die chromatografi sche Trennung erfolgte auf einer Atlantis® tion durch die Traumakonfrontation, zeichnet die CPT aus und T3 C18 Säule (150 x 2,1 mm I.D., 3 µm) mit einem Fluss von grenzt sie von anderen Traumapsychotherapien ab. 0,4 ml/min bei einer Säulentemperatur von 35°C. Als Eluent A wurde 0,1 Vol% Trifl uoressigsäure und als Eluent B Acetonitril/ CPT in Deutschland noch wenig bekannt Wasser im Volumenverhältnis 80:20, 0,1 Vol% Trifl uoressig- Studien in den USA bewiesen zudem eine Wirksamkeit der CPT, säure verwendet, wobei es möglich war, Plasmakonzentrationen sowohl im einzeltherapeutischen Setting, als auch im Gruppen- im Bereich von 0,059-120 µg/ml je Analyt zu vermessen. setting, und ohne Traumakonfrontation [2]. Die CPT hat sich seitdem zu einer bewährten Methode der Trauma Psychotherapie Ergebnisse und Schlussfolgerungen entwickelt und steht in vielen anderen Ländern unter den unein- Durch Experimente mit verschiedenen Säulen, Laufmittelzu- geschränkt empfohlenen Therapiemethoden. In Deutschland ist sammensetzungen, Temperaturen sowie Flüssen konnten opti- diese Methode noch nicht vergleichbar angewandt. KÖNIG et male Chromatografiebedingungen zur Trennung der drei al. veröffentlichten 2012 eine deutsche Version des CPT Manuals Oxime HI-6, 2-PAM, OBI und des internen Standards (4-PAO) [3]. Im Gegensatz zur amerikanischen Version mit 12 Sitzungen ermittelt werden. Eine Minimierung störender Plasmamatrixbe- besteht das deutsche Manual aus 15 Sitzungen. Die Autoren standteile wurde durch Austesten verschiedener Fällungsmetho- begründen dies mit einer intensiveren Arbeit mit den Themen den bei der Aufarbeitung erreicht. Die besten Ergebnisse wurden Sicherheit, Vertrauen, Macht und Kontrolle, Wertschätzung und dabei durch eine Kombination aus einer Fällung mit 5 Gew%- zuletzt Intimität. Auch wird die CPT in Deutschland mit Trau- Zinksulfatlösung und einer anschließenden Acetonitrilfällung makonfrontation durchgeführt. Dies liegt zum einen an der erhalten. Die bisher im Rahmen der Validierung gemäß national bestehenden S3-Richtlinie [4] zur Behandlung von Traumafol- anerkannter Richtlinien [2] erhobenen Daten bezüglich Selekti- gestörungen und zum anderen daran, dass der in den USA bewie- vität, Linearität, Wiederfi ndung, Richtigkeit und Präzision sene Effekt nicht in Deutschland repliziert wurde. demonstrieren die Eignung der Methode zur Quantifi zierung von HI-6, 2-PAM und OBI in therapeutisch relevanten Konzentra- CPT im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz tionen, was insbesondere für das therapeutische Drugmonitoring Durch die Bandbreite an Forschungsprojekten, die die CPT als essentiell ist. wirksame Therapiemethode bestätigen, kristallisiert sich die

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Effektivität von Cohen’s d*5in einem Bereich von 1.27 bis 2.11 2. Resick P A, Wachen J S, Dondanville KA et al.: Effect of group vs bei der Behandlung von Veteranen heraus [5]. Das Konzept der individual cognitive processing therapy in active-duty military CPT-Gruppentraumapsychotherapie der Bundeswehr ist ein seeking treatment for posttraumatic stress disorder: A randomized Fazit aus den Verbesserungsvorschlägen von ALVAREZ [6] und clinical trial. JAMA psychiatry 2017; 74(1): 28-36. dem deutschen CPT Manual [3]. ALVAREZ und Kollegen führ- 3. König J, Resick PA, Karl R, Rosner R: Posttraumatische Belas- ten die CPT bereits in Form einer Gruppentherapie mit aktiven tungsstörung: Ein manual zur cognitive processing therapy. Ho- grefe Verlag. 2012. Soldatinnen und Soldaten in den USA durch und sammelten einige Verbesserungsvorschläge zur Durchführung. 4. Flatten G: Posttraumatische Belastungsstörung: [S3-] Leitlinie und Quellentexte; [in Abstimmung mit den AWMF-Fachgesellschaften Die CPT wird im Bundeswehrzentralkrankenhaus (BwZKrhs) DeGPT, DGPM, DKPM, DGPs, DGPT und DGPPN]. Schattauer Koblenz als Gruppenpsychotherapie mit 6 Teilnehmern und 2 Verlag, 2013. Psychotherapeuten durchgeführt. Insgesamt ergibt sich durch 5. Watts BV, Schnurr PP, Mayo L et al.: Meta-Analysis Meta-Analy- das Durchführen der Trauma-Konfrontation in der Gruppe eine sis of the Efficacy of Treatments. J Clin Psychiatry 2013; 74(6): e541-e550. Länge von 18 Sitzungen. Diese 18 Sitzungen erstrecken sich über 3 Phasen. In der ersten Phase lernen sich die Patienten 6. Alvarez J, McLean C, Harris AH et al.: The comparative effective- ness of cognitive processing therapy for male veterans treated in a gegenseitig kennen und erstellen ein individualisiertes Krank- VHA posttraumatic stress disorder residential rehabilitation pro- heitsmodell. Phase 2 ist die Konfrontationsphase, in der jeweils gram. Journal of consulting and clinical psychology 2011; 79(5): 2 Patienten pro 90 bis 120-minütiger Sitzung ihr Narrativ vorle- 590. sen. Phase 3 beinhaltet das kognitive Umstrukturieren und das intensive Befassen mit den Themen Sicherheit, Vertrauen, Macht Für die Verfasser und Kontrolle, Wertschätzung und Intimität. Hauptmann d. R. Michaela Deutsch, M.Sc.-Psych Die Probanden werden durch das BwZKrhs Koblenz gewonnen. E-Mail: [email protected] Bei Erstkontakt wird zunächst die Diagnose PTBS gesichert. Durch die Psychometrie werden die Exklusionsfaktoren kontrol- liert. Hierbei handelt es sich um eine hohe Dissoziationsneigung, Vortrag beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. das Vollbild einer Persönlichkeitsstörung, eine akute Sucht­ Oktober 2018 in Würzburg) symptomatik und eine akute Psychose. Die Patientinnen/Patien- ten werden dann zur 9-wöchigen CPT eingeladen sowie über das Decreasing quality of life among emergency responders Therapiekonzept und die Freiwilligkeit ihrer Teilnahme aufge- following the Berlin terrorist attack 2016 klärt. Bei Wiederaufnahme durchlaufen sie eine umfassende Psychometrie. Die Testbatterie enthält bei der Prä- sowie bei den Ulrich Wesemann1, Antje Bühler1, Manuel Mahnke1,2 Patric Post-Testungszeitpunkten dieselben Fragebögen. Durch die Muschner1, Sarah Polk3, Gerd Willmund1 Standard Testbatterie werden der SCL-90-R, BDI-II, ETI, FDS, 1Bundeswehr Hospital, Berlin, Germany WHO-Wellbeing-5, ERI 3, SWLS, PSQI, ESS, AAGS abgenom- 2Fire Department of Berlin, Germany men. Nach der Konfrontationsphase findet eine Peri-Testung 3Max Planck Institute for Human Development, Berlin, Germany statt. Diese enthält nur den SCL-90-R und die WHO-Well- Introduction being-5. Bei der ersten Post-Testung, direkt nach Beendigung der Therapie, wird zusätzlich zur Standardtestbatterie noch der In an explorative pre-study with N = 37 emergency responders ZUF-8 zum Fortgang der Therapie abgenommen. Die Probanden (ER) after the Berlin terrorist attack at Breitscheidplatz, the gen- werden nach Abschluss der Therapie aus dem stationären Setting der-specific evaluation revealed higher perceived levels of stress entlassen. Post-Messzeitpunkte finden nach 6 Monaten und and paranoid ideation among female personnel. The occupa- ­voraussichtlich 1 Jahr statt. tion-specific evaluation revealed higher hostility among police officers as well as lower quality of life among firefighters in Aktueller Stand: environmental and physical health [4] (results see figure 1). The aim of this study was to examine whether these results could be Die CPT Traumapsychotherapie wurde bereits mit einer Pilot- replicated on a larger sample with control group and two time gruppe von 3 Teilnehmenden durchgeführt. Die erhobenen points. Daten deuten derzeit auf Bestätigung der Ergebnisse der beschriebenen Studien hin. Eine weitere Kohorte mit 6 Patien- tinnen/Patienten befindet sich gegenwärtig im Abschluss der Methods Therapie. All ER who were deployed at Breitscheidplatz in Berlin (deployed group; DG) were invited to participate in the study. Colleagues from the same units served as control group (CG). Literatur In this preliminary evaluation, a partial sample of N = 93 ER 1. Resick PA, Schnicke M: Cognitive processing therapy for rape were included (n = 55 DG and n = 38 CG). The data collection victims: A treatment manual (Vol. 4). Sage, 1993. will be completed in January 2019. Stress (Patient Health Ques- * Cohens d ist eine (dimensionslose) Zahl und wird als Maß für die tionnaire [PHQ]), quality of life (The World Health Organization Effektgröße für Mittelwertsunterschiede zwischen zwei Gruppen mit Quality of Life [WHOQOL-BREF]), Post-traumatic stress dis- gleichen Gruppengrößen und -varianzen verwendet. Ein d zwischen order (PTSD Checklist for DSM-5 [PCL-5]), and current psy- 0,2 und 0,5 entspricht einem kleinen, zwischen 0,5 und 0,8 einem chological stress (Brief Symptom Inventory [BSI]) were assessed mittleren und ein d > 0,8 einem starken Effekt. 4 month and 18-21 month after the attack.

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Results6 The infl uence of female gender on stress (F(1, 53) = 5.7; p = .021, R² = .45)) and on paranoid ideation (F(1, 52) = 4.5; p = .038, R² = .08)) was confi rmed by a linear regression analysis in DG but not in CG. Police offi cers in DG had higher scores on hostility (F(1, 52) = 21.5; p < .001, R² = .29). This effect was also seen in the CG (F(1, 6) = 6.4; p = .016, R² = .15). Firefi ghters in the DG had lower scores than other occupational groups in environmental quality of life (F(1, 52) = 4.3; p = .044, R² = .08)); there was no signifi cant difference in the CG. However, fi refi ghters’ scores did not differ signifi cantly on physical quality of life, in contrast to the fi ndings of the preliminary study. Differences between the fi rst and the second measurements between DG and CG were examined using rmANOVAs and Bonferroni posthoc tests. There was an interaction effect on the overall quality of life; compared to the CG, the quality of life decreased signifi cantly over time in DG (F(1, 50) = 6.6; p=.013, ƞ²=.116)). Stress (F(1, 50) = 4.9; p = .031, ƞ² = .090) and depression (F(1, 50) = 4.5; p = .040, ƞ² = .083) also showed an interaction effect with a sig- nifi cant increase in the DG over time as compared to the CG.

Conclusion Data collection for the second time point is still ongoing. These preliminary results provide evidence for differences in the men- tal health burden of ER between genders and occupational groups. The relationship between stress and gender during cri- tical situations or events has been shown consistently in interna- tional studies. The infl uence of gender on paranoid ideation after terror attacks or catastrophes, however, has not yet been seen in other studies, and research linking high-risk occupations and paranoid ideation has been thus far inconsistent. One reason for this could be the lack of gender control. Police offi cers scored higher on aggression and hostility, as com- pared to other occupational groups, and occupation explained 29 % of the variance. However, police offi cers in the control group also showed higher scores, thus this result should be con- sidered provisional. In the direct comparison of the DG and CG across time points, a decline in quality of life as well as an increase in perceived stress and depressive symptoms over time was found in the DG, consistent with other research. This result is a clear indication for the need of more research in this area. Abb. 1: Kruskal-Wallis test for independent samples showing elevated hostility for police offi cers and reduced physical and To our knowledge, this is the fi rst study investigating gender- environmental quality of life for fi refi ghters; BSI = Brief Symptom and occupation-specifi c differences in the psychological burden Inventory, QOL = Quality of Life, EPS = Emergency Psychosocial on ER following a terrorist attack in Germany. Actually, data are Services (Bildquelle: [4]) systematically collected and compared for group, gender and disaster. In the long term, specifi c prevention and intervention 6 In Klammern sind jeweils die Ergebnisse des F-Testes angegeben, der should be developed and evaluated. prüft, ob die Varianzen von zwei Stichproben im statistischen Sinne gleich sind und folglich aus derselben Grundgesamtheit stammen. Die beiden Werte in den Klammern nach dem F sind die Freiheitsgra- References de. Der erste Wert, der Zähler Freiheitsgrad berechnet sich mit df1 = n1-1, wobei n1 die Anzahl der Gruppen, die miteinander verglichen 1. Birkeland MS, Blix I, Solberg Ø, Heir T: Gender Differences in werden, darstellt. Der Nenner Freiheitsgrad berechnet sich äquivalent Posttraumatic Stress Symptoms after a Terrorist Attack: A Network mit df2 = n2-1; n2 ist hier die Anzahl aller eingeschlossenen Teilneh- Approach. Front Psychol 2017; (accessed July 09, 2018). Freiheitsgrade in einer Tabelle nachschlagen. Unterschiedliche Nen- 2. Skogstad L, Heir T, Hauff E, Ekeberg Ø: Post-traumatic stress ner bei den Angaben sind darin begründet, dass nicht alle Teilneh- among rescue workers after terror attacks in Norway. Occup Med menden alle Fragen beantwortet haben („missing values“). 2016; 66: 528-535.

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3. Wesemann U, Kowalski JT, Zimmermann P, Rau H, Muschner P, Lorenz S, Köhler K, Willmund GD: From Hero to Pro –Mental Illness in Deployed Soldiers Using the Preventive Computer Pro- gram CHARLY. Wehrmedizinische Monatsschrift 2016; 60(1): 2-7. 4. Wesemann U, Zimmermann P, Mahnke M, Butler O, Polk S, Will- mund G: Burdens on emergency responders after a terrorist attack in Berlin. Occup Med (Lond). 2018; 68(1): 60-63. 5. Wesemann U, Mahnke M, Polk S, Bühler A, Willmund G: Impact of crisis intervention on the mental health status of emergency res- ponders following the Berlin terrorist attack in 2016. Submitted to Disaster Medicine and Public Health Preparedness. 6. Willmund GD, Helms C, Spaniol KU, Hess J, Seifert A, Zimmer- mann PL, Wesemann U: Suizidalität in Streitkräften – Risikofakto- ren für Vollendete Selbsttötungen von Soldaten. (Suicidality in Armed Forces – Risk Factors for Completed Suicides of Soldiers). Wehrmedizinische Monatsschrift 2016; 60(1): 15-18. Abb. 1: Ausbruchszahlen ASP, Stand 13. November 2018: Die 7. Zvolensky MJ, Farris SG, Kotov et al.: World Trade Center disas- aktuelle Lage kann jederzeit unter https://www.fl i.de/de/aktuelles/ ter and sensitization to subsequent life stress: A longitudinal study tierseuchengeschehen/afrikanische-schweinepest/ abgerufen werden. of disaster responders. Prev Med. 2015; 75: 70-74. (Bild: Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, www.fl i.de)

Für die Verfasser den Baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, um in d. R. Patric Muschner Folge via Polen, Rumänien, Ungarn, Moldawien, die Ukraine E-Mail: [email protected] und die Tschechische Republik eine unberechenbare Bedrohung für den gesamten EU-Raum darzustellen. Die Unvorhersehbar- Der Beitrag wurde am 14. November 2018 mit dem Poster- keit der Verschleppungswege wurde eindrucksvoll durch den preis der 6th Conference on Disaster and Military Medicine Ausbruch der ASP am 13. September 2018 in Belgien demons- (DMIMIMED) im Rahmen der Medica 2018 ausgezeichnet. triert. Insbesondere steht der Mensch als Vektor der Verbreitung mit in der Verantwortung.

Veterinärmedizin Risiko: Hohe Tenazität Die äußerst hohe Tenazität – infektiös bis zu 7 Monate in gekühl- Die Afrikanische Schweinepest in Europa – Schutzstrate- tem Fleisch und 6 Jahre in Gefrierfl eisch [2] – erleichtert die gien in Deutschland Verschleppung. Nach einer i.d. R. sehr kurzen Inkubationsdauer Markus T. Menn (7 Tage) zeigen infi zierte Tiere schwere unspezifi sche Allge- meinsymptome, mitunter auch hämorrhagische Symptome, mit Veterinäramt Haßberge hohem Fieber. Der Tod tritt perakut bis akut ein. Mortalität und Hintergrund Letalität liegen bei nahezu 100 %. Die Afrikanische Schweinepest (ASP/ASF) wird durch das ASF-Virus übertragen und infi ziert gleichsam Haus- wie Wild- Differenzialdiagnosen, Therapie, Impfungen schweine. Das behüllte DNA-Virus aus der Familie der Asfaviri- Differenzialdiagnostisch müssen die Klassische Schweinepest dae (African Swine Fever And Related Viruses) ist einziger Ver- (KSP), bakterielle Septikämien, die Aujeszkysche Krankheit treter der Gattung. Für den Menschen ist das Virus nicht infektiös. (AK), das Porcine Reproduktions- und Atemwegssyndrom Wie bereits am Namen erkennbar, ist die Erkrankung zunächst (PRRS) sowie Vergiftungen (Cumarin) zunächst sicher ausge- auf dem afrikanischen Kontinent endemisch geworden und schlossen werden. Da Impfungen gegen und Heilversuche an wurde dann über den Vektorweg nach Europa verschleppt. So seuchenkranken und seuchenverdächtigen Tieren verboten sind weisen Genomanalysen darauf hin, dass das aktuelle Virus in [3], scheidet eine Therapie aus. Ein wirksamer Impfstoff ist nach Europa aus Sambia, Mosambik oder Madagaskar stammt [1]. momentanem Forschungsstand ohnehin nicht verfügbar. Auch das grenzt die ASP deutlich gegen die KSP ab. Einen Ansatz für Aktuelles ASP-Geschehen zukünftige Bekämpfungsstrategien könnte sich aus der Tatsache Das aktuelle ASP-Geschehen hat seinen Ursprung bereits im ergeben, dass ursprüngliche Wirtstiere, das Warzenschwein und Jahre 2007 in der georgischen Schwarzmeerstadt Poti. Es muss das Buschschwein, nicht oder nur mit sehr milden Symptomen davon ausgegangen werden, dass dort Schweine den Seuchener- an der Virusinfektion erkranken. Hier scheint ein genetisch reger über illegal entsorgte kontaminierte Lebensmittel bedingter Toleranzvorteil zu existieren, der womöglich züchte- (Rohwurst, Trockenfl eisch etc.) aufgenommen haben, daran risch, als auch im Rahmen einer Impfstoffentwicklung zielfüh- erkrankt sind und dann weitere Schweine infi ziert haben. Lokal rende Ansätze bieten könnte [4]. über direkten Kontakt und auch über den Weg kontaminierter, infektiöser Schweinefl eischprodukte konnte sich die Seuche im Einziger Schutz: Prävention Anschluss verbreiten. Dabei wurden teilweise bemerkenswerte Die Präventionsstrategie: Distanzen über hunderte von Kilometern zurückgelegt. Im Jahr • Information (grundsätzlich aller involvierten Personen, jedoch 2014 erreichte die Seuche die EU. Zunächst den Nordosten mit forciert aller auch nur entfernt im Bezug mit Schweinen/

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Schweineprodukten/sonstiger Handel stehenden Personen- Gebiet festgelegt, das deutlich größer als das Kerngebiet ist. Hier gruppen), wird von Anfang an protrahiert nach totem Schwarzwild gesucht. • Reduktion der Wildschweinpopulation (Minimierung der Aus- Außerdem wird eine, noch einmal größere, Pufferzone um das breitungsgeschwindigkeit), gefährdete Gebiet herum festgelegt. Darin wird eine gesteigerte Bejagung des Schwarzwildes, forcierte Nachsuche nach verende- • Früherkennung (rasche Feststellung von seuchenkranken ten Stücken und die intensive Beobachtung der Schwarzwildpo- Schweinen), pulationen erfolgen. • Biosicherheit/ Hygiene (Schutz vor Verschleppung und dem Übergang auf gehaltene Schweine) und Fazit • Tierseuchen und Tierseuchennachrichten-Übungen (Dokumen- Bereits mit Ausbruch der Seuche und Festlegung der Restrik- tation und Koordinierung der Maßnahmen). tionsgebiete entstehen u. a. eine Vielzahl von Verbringungs- und Vermarktungsbeschränkungen für sämtliche Schweine und Gesetzliche Grundlagen Schweineprodukte in den Gebieten. Je näher der Kernzone, desto rigoroser. Faktisch kommt der geregelte Handel mit Das Gesetz zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tier- Schweinen und Wildschweinen, sowie sämtlicher Produkte seuchen (Tiergesundheitsgesetz – TierGesG) bildet in Deutsch- davon zum Erliegen oder ist erheblichen Restriktionen unter- land die Grundlage für von den Behörden zu ergreifenden Maß- worfen. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass der nahmen im Seuchenfall und der Zeit davor. Konkretisiert werden Schweinemarkt – auch überregional – unmittelbar nach dem die Anforderungen für den Bereich der Schweine und Wild- Ausbruch einbrechen wird. schweine durch die Verordnung zum Schutz gegen die Schwei- nepest und die Afrikanische Schweinepest (Schweinepest-Ver- Literatur ordnung). Hier fi nden sich auch umgesetzte Inhalte verbindlicher 1. Qualitative Risikobewertung zur Einschleppung der Afrikanischen EU Richtlinien (2002/60/EG) und Verweise auf relevante Durch- Schweinepest aus Verbreitungsgebieten in Europa nach Deutsch- führungsbeschlüsse (2014/709/EU). Flankierend existieren ver- land, FLI (Friedrich-Löffl er-Institut) Bundesforschungsinstitut für bindliche Maßnahmen zur Biosicherheit/Hygiene, angemessen Tiergesundheit 21/2017. zugeschnitten auf jeden schweinehaltenden Betrieb (orientiert 2. Qualitative Risikobewertung zur Einschleppung der Afrikanischen an der Art der Haltung und der Anzahl gehaltener Schweine) in Schweinepest aus Verbreitungsgebieten in Europa nach Deutsch- der Verordnung über hygienische Anforderungen beim Halten land, FLI (Friedrich-Löffl er-Institut) Bundesforschungsinstitut für von Schweinen (Schweinehaltungshygieneverordnung – Tiergesundheit, 22/2017. SchHaltHygV). Die Inhalte dieser Verordnung sind jederzeit 3. Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung: § 2 Absatz gültig und bedürfen daher nicht erst einer Seuchenlage. 1 Satz 1, Verordnung zum Schutz gegen die Schweinepest und die Afrikanische Schweinepest (Schweinepest-Verordnung) in der Präventionsziel: Kontaktvermeidung Fassung der Bekanntmachung vom 29. September 2011, die zu- Vorrangiges Ziel muss es sein, die Wildschweine- und Schweine- letzt durch Artikel 1 der Verordnung vom 7. März 2018 geändert bestände erst gar nicht in den Kontakt mit dem Erreger treten zu worden ist. lassen. Bereits zu einem frühen Zeitpunkt wurden die Jagdaus- 4. Forum Bio- und Gentechnologie e. V.: Afrikanische Schweinepest: übungsberechtigten für das Problem sensibilisiert und ein Moni- Neue Hoffnung durch Genome Editing. oder verunfallten Schwarzwildstücke auf Virusbefall untersucht. 2018, (Zuletzt aufgerufen: 20. November 2018). Zudem wurde die Jagd auf Schwarzwild unter Berücksichtigung Oberfeldveterinär d. R. Dr. Markus T. Menn wildbiologischer Notwendigkeiten protrahiert. E-Mail: [email protected] Die Bekämpfung für den Fall des Ausbruchs ist klar vorgegeben und strukturiert. Der Fokus liegt hier auf der möglichst raschen Vortrag beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. Erkennung und Eindämmung der Seuche. Dazu werden für den Oktober 2018 in Würzburg) Fall der ASP bei Wildschweinen risikobasiert und für den Fall des Eintrages der Seuche in Hausschweinebestände konkret fest- gelegte Restriktionszonen bestimmt. Im Ergebnis soll eine auf- Wehrmedizinische Begutachtung getretene Seuche so schnell wie möglich wieder getilgt werden. Im Spannungsbogen zwischen Personaltrendwende und Restriktionszonen Einsatzarmee Die Strategie der Restriktionszonenfestlegung nach Ausbruch der Als Beratende Ärztin beim Bundesamt für Personalma- ASP bei Wildschweinen zielt darauf ab, in einer Kernzone rund nagement der Bundeswehr um den Fundort verendeter Tiere, eine sprunghafte Verbreitung Beate Käwert des Virus durch möglichst Standorthaltung der potentiell infi zier- ten Tiere zu verhindern. Dazu wird der Kernbereich bestmöglich Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr eingefriedet (Stromzaun, Duftzaun) und die Wildschweine darin Aufgaben nicht übermäßig beunruhigt (Jagdruhe), um einen Überwechsel in Aufgabe des Referates ZS 2.6 – Beratende Ärztin – im Bundes- Gebiete außerhalb der Kernzone zu verhindern. Die Wildschweine amt für Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) ist durchseuchen sich so gegenseitig und verenden. Dann werden tote es, Leitung und Personalführung zu gesundheitlichen Fragestel- Stücke geborgen und versucht, die Kernzone wildschweinfrei zu lungen grundsätzlich und auch einzelfallbezogen zu beraten. bringen. Zeitgleich wird um die Kernzone herum ein gefährdetes Dabei gibt es eine Vielzahl von Handlungsfeldern. So werden

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 56 Wehrmedizinische Kurzinformationen z. B. Prüfungen auf Vorliegen „schwerwiegender persönlicher Diffi zilität des Spannungsfeldes der Referatsaufgabe fi ndet ihren Gründe“ gemäß Zentralerlass B-1300/46 – Versetzungen, Niederschlag auch im Jahresbericht 2017 des Wehrbeauftragten Dienstpostenwechsel Kommandierungen – ebenso durchgeführt des Deutschen Bundestages: wie Fragen nach der Dienst- und Verwendungsfähigkeit von „Vielen Soldatinnen und Soldaten ist nicht bekannt, dass der Soldatinnen und Soldaten beantwortet. Beratende Arzt in seiner ärztlichen Bewertung Fürsorgeaspekte, Des Weiteren wird durch das Referat ZS 2.6 die abschließende fi nanzielle Lasten, soziale Rahmenbedingungen, Kinderbetreu- gutachtliche Stellungnahme – sei es hinsichtlich Änderung ung und anderes mehr ausdrücklich ausblenden muss und nicht Tauglichkeitsgrad oder Dienstfähigkeit bei Entlassungen von bewerten darf. Soldatinnen und Soldaten aus gesundheitlichen Gründen – Diese Aspekte haben aber die Personalführer zu prüfen und ein- erstellt sowie militärärztliche Ausnahmen mit Aufl agen für zuschätzen. Insoweit sind sie an die Empfehlung des Beratenden bestimmte Verwendungen bei Vorliegen gesundheitlicher Ein- Arztes keineswegs gebunden. Im Rahmen ihrer eigenen, umfas- schränkungen geprüft, bewertet und empfohlen. Die ärztliche senden Entscheidungskompetenz ist es ihnen möglich, entgegen Beratung der Personalführung bei weiteren Personalmaßnahmen dem Votum des Arztes schwerwiegende persönliche Gründe (z. B. Auswahlverfahren zu Statuswechseln, Einzelfallentschei- anzuerkennen“. dungen bei Gesundheitsziffern der Gradation II-VI) ist ein wei- Oberstarzt Dr. Beate Käwert terer Bestandteil des „Portfolios“. E-Mail: [email protected] Das Referat ZS 2.6 ist bei der Bearbeitung von grundsätzlichen Fragestellungen zum Personalmanagement und Begutachtung Vortrag beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. in ein großes Netzwerk eingebunden (Abbildung 1). Im Mittel- Oktober 2018 in Würzburg) punkt steht immer die valide und revisionssichere Entschei- dungsfi ndung. Infektiologie, Mikrobi ologie, Hygiene

Ärztliche Empfehlung als Entscheidungshilfe Implementierung von Antibiotic Stewardship (ABS) im (Militär-) Ärztliche Ausnahmen sind Sachentscheidungen und Sanitätsdienst der Bundeswehr haben lediglich den Charakter einer eine Personalmaßnahme Svenja Liebler vorbereitenden, amtsinternen Entscheidungshilfe. Sie stellen keine rechtlich anfechtbare Maßnahme dar. Eine Einzelfallprü- Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Koblenz fung erfolgt, wenn ein dringliches dienstliches Interesse an der Hintergrund Verwendung eines Soldaten/einer Soldatin auf einem Dienstpos- Infektionen – vor allem aber auch Ausbrüche – mit multiresis- ten besteht, für den er/sie nach Vorschriftlage nicht oder einge- tenten Erregern verursachen immer wieder ein großes mediales schränkt geeignet ist, und der Personalbedarf nicht anderweitig Echo. Auch in Deutschland kam es in den vergangenen Jahren gedeckt werden kann (vgl. ZDv A-1333/16 – Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern für die Einstellung in ein Solda- ten- oder Beamtenverhältnis). Einzelfallprüfungen werden auf der operativen Ebene getroffen. Eine regelhafte Beteiligung des Kommandos Sanitätsdienst der Bundeswehr (Kdo SanDstBw) oder der Abteilung Führung Streitkräfte (FüSK) im BMVg ist dazu nicht erforderlich. Die Fokussierung auf medizinische Aspekte beim Erstellen einer gutachtlichen Stellungnahme ist für den Arzt/die Ärztin nicht immer einfach, aber unbedingt geboten. Die Sensibilität und

Abb. 1: Im April 2018 erschien der Zwischenbericht zur Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie 2020; 2015 war die Antibiotika-Resis- tenzentwicklung ein Thema des G-7-Gipfels auf Schloss Elmau und Abb. 1: Wesentliche Partner im Netzwerk des Referates ZS 2.6; die wurde damit erstmals auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs Aufstellung ist nicht abschließend. diskutiert.

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 Wehrmedizinische Kurzinformationen 57 bereits zu mehreren derartigen Ausbrüchen mit zahlreichen zung der Teilnehmenden bezüglich ihrer ABS-Kenntnisse und Todesfällen, z. B. in den Universitätskliniken Leipzig, Kiel oder ihrer Teilnahme an einer spezifi schen Fortbildung zum Thema Frankfurt [1]. ABS in den vergangenen 12 Monaten erfragt. Überraschender- Gemäß den jährlich aktualisierten Zahlen des European Center for weise gaben nur etwa ein Drittel der Befragten an, über durch- Disease Prevention and Control (ECDC) nehmen die Nachweis- schnittliche bis vollständige ABS-Kenntnisse zu verfügen. Als raten sowohl von Erregern mit kombinierten Resistenzen als auch beunruhigend beurteilen die Autoren, dass bis zu 38,4 % der mit Carbapenem-Resistenz aus klinischen Materialien zu [2]. Dass Befragten angaben, keinerlei Kenntnisse hinsichtlich ABS-Maß- dieser Trend auch in Deutschland zu beobachten ist, belegen unter nahmen zu haben. anderem die jährlichen Berichte des Nationalen Referenzzentrums Trotz der Tatsache, dass verpfl ichtende Fortbildungen für medi- (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger [3]. zinisches Personal Bestandteil des 10-Punkte-Plans zur Bekämp- fung resistenter Erreger des Bundesministeriums für Gesundheit [7] von 2015 sind, geben nur 56 % der Befragten an, eine solche 700 000 Tote durch multiresistente Keime weltweit – Fortbildung besucht zu haben. Tendenz steigend Ohne gravierende Veränderungen – sowohl im Hygienebewusst- ABS ist Chefsache sein als auch beim Einsatz von Antiinfektiva – könnte sich die Insofern war es eine richtungsweisende Entscheidung, das Thema Zahl der Todesfälle durch Infektionen mit multiresistenten Kei- ABS zur Chefsache zu erklären. Im Jahre 2017 rief der Stellver- men in den kommenden Jahrzehnten drastisch erhöhen. Dies ist treter des Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und das Ergebnis der Hochrechnung einer britischen Forschergruppe Kommandeur Gesundheitseinrichtungen, Generalstabsarzt Dr. im Auftrag der Regierung. Demnach sterben derzeit weltweit Stephan Schoeps, den Arbeitskreis Antiinfektiva, Resistenzen und etwa 700 000 Patientinnen und Patienten pro Jahr an multiresis- Therapie (AK ART) beim Kommando Sanitätsdienst der Bundes- tenten Erregern. Bis zum Jahre 2050 könne diese Zahl auf 10 wehr ins Leben. Mitglieder des interdisziplinär besetzten Gremi- Millionen pro Jahr ansteigen, wenn nicht massive Gegenmaß- ums sind neben den Leitern der ABS-Kommissionen der Bundes- nahmen ergriffen würden, warnen die Forscher [4]. Auch wenn diese Veröffentlichung in Fachkreisen durchaus kritisch disku- tiert wurde, ist es dennoch erforder- lich, entschlossen gegen einen Fehl- und Übergebrauch von Antiinfektiva vorzugehen. Damit ist das Ziel aller Antibiotic Stewardship-Programme (ABS) die kontinuierliche Optimie- rung der antiinfektiven Therapien hinsichtlich Auswahl der richtigen Substanzen, Dosierung, Applikation und Anwendungsdauer [5].

Mangelhaftes Bedrohungsbe- wusstsein Trotz zahlreicher Berichte in Laien- und Fachpresse über die globale Bedrohung, die die zunehmende Ver- breitung multiresistenter Erreger für unser modernes Gesundheitssystem bedeutet, trotz nationaler und interna- tionaler Aktionspläne und den bereits seit mehreren Jahren vorhandenen Leitlinien zu ABS ist das Wissen um die Thematik bei vielen Ärztinnen und Ärzten noch immer lückenhaft. Dies zeigt auch die sogenannte MR2-Stu- die, die im vergangenen Jahr veröf- fentlicht wurde [6]. In dieser Fragebo- genstudie, an der 18 große deutsche Krankenhäuser beteiligt waren – dar- unter 6 Universitätskliniken und 12 Krankenhäuser der Schwerpunkt- bzw. Maximalversorgung – wurde Abb. 2: Infofl yer für Patientinnen und Patienten zur Aufklärung über sinnvolle Antibiotikatherapie bei unter anderem eine Selbsteinschät- häufi gen Krankheitsbildern

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 58 Wehrmedizinische Kurzinformationen wehrkrankenhäuser (BwKrhs´er) klinisch und einsatzerfahrene Ausblick Angehörige der Konsiliargruppen, die regelmäßig systemisch Weitere Projekte sind die Teilnahme an einem nationalen Projekt Antiinfektiva anwenden bzw. diese Anwendung durch die mikro- zur Erfassung der Antiinfektiva-Verbräuche sowie Vorgaben zur biologische Diagnostik unterstützen. Erfassung und Dokumentation von Qualitätsindikatoren, um ein Benchmarking der BwKrhs´er zu ermöglichen. „Konzernübergreifender“ Ansatz für ABS Zusammenfassend ist bereits jetzt eine erfolgreiche Arbeit durch Aufgabe des AK ART ist es, ABS „konzernübergreifend“ nicht den AK ART geleistet worden, wofür der Dank vor allem den nur in den fünf BwKrhs´ern umzusetzen, in denen schon seit engagierten ärztlichen Kolleginnen und Kollegen gebührt, die 2014 entsprechende Strukturen etabliert sind, sondern ABS auch diese wichtige Funktion neben ihrer Tätigkeit in der Patienten- in die ambulante Versorgung der Regionalen Sanitätseinrichtun- versorgung wahrnehmen. gen und in die Einsätze zu bringen. Hierzu erarbeitet der AK ART Literatur • evidenzbasierte Leitlinien für die Therapie und Prophylaxe mit Antiinfektiva, 1. Lübbert C: Was lernen wir aus dem Leipziger KPC-Ausbruch? Krankenhaushygiene up2date 2014; 9(01): 13-20) (DOI: http:// • diagnostische Pfade bzw. Behandlungspfade für den Bereich dx.doi.org/10.1055/s-0034-1365033). der Infektiologie und der Behandlung mit Antiinfektiva, 2. ECDC: Rapid risk assessment: Carbapenem-resistant Enterobacte- • Vorgaben für die Zentrale Arzneimittelkommission (ZAMK) riaceae – first update. (last accessed on 21 November 2018). • Qualitätsindikatoren, die in den Behandlungseinrichtungen, den Apotheken und versorgenden Laboren erfasst und bewertet 3. Pfennigwerth N: Bericht des Nationalen Referenzzentrums (NRZ) für gramnegative Krankenhauserreger – Zeitraum 1. Januar 2017 werden. bis 31. Dezember 2017. RKI Epid Bull 2018; 28: 263-267). (DOI: Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der wehrmedizinischen Rele- https://dx.doi.org/10.17886/EpiBull-2018-034). vanz. So war eines der ersten Projekte des AK ART die Erarbei- 4. Review on Antimicrobial Resistance: Antimicrobial Resistance: tung eines Konzepts zum Ersatz des oralen Ciprofloxacins durch Tackling a Crisis for the Health and Wealth of Nations. 2014. (last bereits ab Combat First Responder B. accessed on 21 November 2018). Eine weitere Empfehlung beinhaltete die Bereitstellung von Azi- 5. Deutsche Gesellschaft für Infektiologie: S3-Leitlinie Strategien thromycin zur Behandlung der mittelschweren bis schweren zur Sicherung rationaler Antibiotika-Anwendung im Kranken- Verlaufsform der Reise-Diarrhoe für abgesetzt operierende haus. AWMF-Registernummer 092/001. (last accessed on 5 No- Personal aufnehmen können. vember 2018). Beide Konzepte wurden bereits durch den Führungsstab der 6. May M et al.: Wie werden der 10-Punkte-Plan des Deutschen Bun- Streitkräfte (FüSK III 6) gebilligt, die Empfehlungen sind im desministeriums für Gesundheit zur Bekämpfung resistenter Erre- Intranet auf der Seite des AK ART abrufbar [8]. ger und Maßnahmen des Antibiotic Stewardship wahrgenommen? Urologe 2017; 56: 1302-1310. ABS auch in der ambulanten Versorgung 7. Bundesministerium für Gesundheit: 10-Punkte-Plan zur Bekämp- Im Gegensatz zu einer Vielzahl ziviler ABS-Projekte, die sich fung resistenter Erreger des Bundesministeriums für Gesundheit. fast ausschließlich auf die stationäre Versorgung konzentrieren, (last accessed on 5 November 2018). auch die ambulante Versorgung in die ABS-Programme einbe- zogen werden kann. 80 % der Antibiotika, die im humanmedizi- 8. Empfehlungen des AK ART. (last acces- Versorgung zum Einsatz. Daher liegt ein weiterer Schwerpunkt sed on 5 November 2018). NUR IM INTRANET BW VERFÜG- BAR. auf der Vereinheitlichung des Portfolios der Antiinfektiva im truppenärztlichen Bereich mit dem Ziel, auch dort eine rationale 9. Fortbildungsmaterialien des AK ART. Therapie zu fördern. 10. (last accessed on 5 November 2018). NUR IM INTRANET BW VERFÜGBAR. bereits durch eine standardisierte Fortbildung und durch Infoflyer für Patientinnen und Patienten ergänzt wird (Abbildung 2). Diese Fortbildungs- bzw. Info-Materialien sind ebenfalls im Intranet Oberfeldarzt Svenja Liebler verfügbar [9]. In Erarbeitung ist eine Antibiotika-Fibel für die E-Mail: [email protected] truppenärztliche Praxis, die die Diagnostik und Therapie der häu- figsten infektiologischen Krankheitsbilder, mit denen Truppen­ ärztinnen und -ärzte regelmäßig konfrontiert werden, zusammen- Vortrag beim 49. Jahreskongress der DGWMP (25. bis 27. fasst. Oktober 2018 in Würzburg)

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Wissenschaft und Forschung

Institut für Präventivmedizin der Bundeswehr erhält Wissenschaftlichen Beirat

Der Kommandeur Gesundheits- einrichtungen und Stellvertreter des Inspekteurs des Sanitäts- dienstes der Bundeswehr, Gene- ralstabsarzt Dr. Stephan Schoeps, berief am 21. November 2018 in Koblenz den Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Präven- tivmedizin der Bundeswehr (InstPrävMedBw). Das InstPrävMedBw mit Sitz in Andernach und Koblenz erfüllt zwei zentrale Aufgaben für die Ernennung der Beiratsmitglieder durch den Stellvertreter des Bundeswehr. Zum einen ist es zentrales Archiv und Auskunfts- Inspekteurs des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generalstabsarzt stelle für Gesundheitsinformationen der Bundeswehr (Abteilung Dr. Schoeps (von links: Generalstabsarzt Dr. Schoeps, Prof. Dr. Felfe, B). Zum anderen führt es die Präventionsforschung für das Bun- Prof. Dr. Ellegast, Prof. Dr. Reer, Priv.-Doz. Dr. Ellrott – nicht auf desministerium der Verteidigung durch (Abteilung A). dem Bild ist Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Grunwald / Bild: In den vier Fachbereichen InstPrävMedBw). „Angewandte Gesundheitsförderung“, „Körperliche Leistungsfähigkeit“, Dr. Reer ist Mediziner und stellvertretender Sprecher des Insti- „Psychische Leistungsfähigkeit“ und tuts für Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg; er hat dort eine Vertretungsprofessur für Sport- und Bewegungsmedi- „Umweltergonomie und Bekleidung“ zin inne. Er wird durch den Organisationspsychologen Prof. Dr. forschen unter anderem Mediziner, Biologen, Physiker, Psycho- Jörg Felfe vertreten, der an der Helmut Schmidt Universität/ logen und Sportwissenschaftler. Insbesondere der damit verbun- Universität der Bundeswehr Hamburg die Professur für Arbeits-, dene multi- und interdisziplinäre Ansatz bei der Bearbeitung Organisations- und Wirtschaftspsychologie leitet. wissenschaftlicher Fragestellungen ist ein herausragendes Merk- mal dieser Ressortforschungseinrichtung der Bundeswehr. Der Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie der Georg- Die Förderung der wissenschaftlichen Arbeit des 2017 gegrün- Augusta-Universität Göttingen, Priv.-Doz. Dr. Thomas Ellrott, deten InstPrävedBw und die systematische externe Sicherung stellt dem Beirat seine wissenschaftliche Expertise auf den der Qualität von Forschung und Lehre sind die Kernaufgaben Gebieten Ernährungsmedizin und -psychologie zur Verfügung. des Wissenschaftlichen Beirats, der jetzt von Generalstabsarzt Ausrüstung und Gerät von Streitkräften sind durch teilweise Dr. Schoeps berufen wurde. Ein Wissenschaftlicher Beirat ist an komplexe Interaktionen zwischen Mensch und Maschine allen Forschungseinrichtungen, die durch den Wissenschaftsrat1 gekennzeichnet. Hierzu bringt der Physiker und Ergonom Prof. evaluiert werden, etabliert. Das jetzt in diese Funktion berufene Dr. Rolf Ellegast, stellvertretender Leiter des Instituts für Expertengremium unterstützt auch den wissenschaftlichen Aus- Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversiche- tausch des InstPrävMedBw mit universitären und anderen For- rung (DGUV) in Sankt Augustin, seine Fachexpertise ein. Von schungseinrichtungen. Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Erhard Grunwald, in seiner letzten Verwendung Chefarzt des Bundeswehrkrankenhauses Multidisziplinarität in Forschung und Lehre Ulm, erfahrener Mediziner und Historiker, werden in den Bera- Die Multidisziplinarität in der Forschung des InstPrävMedBw tungen wehrmedizinische Aspekte vertreten. fi ndet auch in der Zusammensetzung des von Generalstabsarzt Dr. Schoeps berufenen Wissenschaftlichen Beirats ihren Nieder- Der Beirat wurde seiner wichtigen Rolle bereits in seiner ersten schlag. Sitzung gerecht und verabschiedete drei Voten, deren Umset- zung die wissenschaftliche Arbeit am InstPrävMedBw nachhal- Bei der konstituierenden Sitzung wurde Prof. Dr. Rüdiger Reer tig vereinfachen und verbessern würde. zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats gewählt. Prof. E-Mailadresse der Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Bei- 1 Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung rats des InstPrävMedBw: der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung. Er ist ein [email protected] wichtiges Instrument des kooperativen Föderalismus zur Förderung der Wissenschaft in Deutschland (siehe auch: http://www.wissen- schaftsrat.de). PIZ SanDstBw

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Aus dem Sanitätsdienst

Die Besten des Sanitätsdienstes 2018

Am 13. Dezember 2018 zeichnete der Inspekteur des Sanitäts- dienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, Angehörige des Sanitätsdienstes mit Bestpreisen aus. Eine besondere Anerkennung erfuhren fünf Angehörige des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, als sie in der Koblenzer Fal- ckenstein-Kaserne am 13. Dezember 2018 aus der Hand von Generaloberstabsarzt Dr. Baumgärtner die Bestpreise 2018 ent- gegennehmen durften. Mit der Aushändigung von Urkunde und Buchpreis würdigte der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr sowohl heraus- ragende Einzelleistungen im Jahre 2018 als auch das Lebens- werk eines Sanitätsstabsoffi ziers. Für seine eindrucksvolle Studie zur Senkung der Sterblichkeit bei Text und Bilder: PIZ SanDstBw Organtransplantationen erhielt Oberstabsarzt Dr. Alexander Kalten- born aus dem Bundeswehrkrankenhaus Westerstede die Auszeich- nung.

Beate Bischof leitet die Pfl egestation M2 der Klinik für Unfallchirur- Oberstarzt Dr. Burckhardt Danz, Klinischer Direktor der Abteilung gie und Orthopädie des Bundeswehrkrankenhauses Berlin. Ihre Radiologie des Bundeswehrkrankenhauses Ulm, wurde für sein herausragenden Leistungen wurden mit dem Bestpreis gewürdigt. beeindruckendes militärärztliches Lebenswerk ausgezeichnet.

Oberfeldarzt Dr. Reinhard Stark ist Neurologe am Bundeswehrkran- Jennifer Grumptmann aus dem Sanitätsregiment 3 in kenhaus Berlin. Er wurde für seine auch international beachteten Dornstadt konnte sich über den Bestpreis für ihr Engagement in der Arbeiten zum Themenkomplex Schlaf und Monotonie ausgezeichnet. Außendarstellung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr freuen.

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Internationale Zusammenarbeit

Im zeitlichen Zusammenhang mit dem Symposium fi ndet auch das Spring Business Meeting des HFM-Panel statt, bei dem der derzeitige Chairman, Generalarzt Prof. Dr. Schick, Generalarzt der Luftwaffe, dieses Amt an seine Nachfolgerin aus Großbri- tannien, Allison Rogers, Principal Scientist bei den UK Defence and Technology Laboratory, übergeben wird. Generalarzt Prof. Dr. Schick hatte im April 2017 die Führung der HFM-Panel übernommen. Für die Symposiumsteilnahme entstehen keine Kongress- oder HFM-302-Symposium Tagungsgebühren. Die Veranstaltung ist offen für alle Interes- sierten aus dem militärischen wie zivilen Bereich (z. B. Feuer- Evidence-based Leader Interventions for Health and wehr, Polizei, öffentliche Verwaltung und Industrie). Wellness Die Anmeldung (Enrolment) kann nur online (bis 18. März 2019) erfolgen unter: Berlin, 9. und 10. April 2019

Das Human Factors and Medicine (HFM) Panel der NATO Science and Technology Organization (STO) führt am 9. und 10. https://events.sto.nato.int/ April in Berlin ein Symposium mit der Thematik “Evidence-ba- sed Leader Interventions for Health and Wellness” durch. Die vortragenden Expertinnen und Experten aus sieben Nationen wenden sich dabei in erster Linie an militärisches Führungsper- Hier können auch weitere regelmäßig aktualisierte Informatio- sonal und zeigen auf, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in nen zu der Veranstaltung abgerufen werden. Bezug auf Gesundheit, Wohlergehen und Leistungsfähigkeit des Zielsetzung des Symposiums sowie Vortragende und Vortrags- Personals Eingang in Organisation und Verfahren bei Streitkräf- themen werden nachfolgend vorgestellt. ten fi nden können. Für Sanitätsoffi ziere und Truppenpsycholo- gen bietet das Symposium wertvolle Informationen, die zumin- dest mittelbar in deren Beratungstätigkeit in den Einheiten und Flottillenarzt Priv.-Doz. Dr. Stefan Sammito Verbänden einfl ießen können. E-Mail: [email protected]

HFM-302 Symposium Ojectives Sessions and Presentations

The objective of this symposium is to bring together leading Tuesday 09 April 2019 academics and military experts from a variety of health discip- lines to consolidate current evidence-based leader interventions SESSION 1 - LEADING FOR HEALTH AND WELL- that support military personnel health and wellness from a holi- NESS ON OPERATIONS AND THE HOMEFRONT stic perspective in order to optimize individual and group func- tioning in operational and non-operational settings. The moderating effect of morale and unit cohesion on the relationship between Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender • Total Health and Wellness in a Military Context (scope, e.g., service members’ reports of mental health physical, psychological, spiritual, family, etc.) Dr. Carl Castro (United States) • Risk and Protective Factors for Health and Wellness in a Mili- tary Context Sleep leadership: A randomized trial Dr. Amy Adler (United States) • Current Leader Initiatives/Practices to Support Personnel Health and Wellness An evidence-based model of morale – So what for leaders? • Evidence-based Leader Interventions and Tools for Health and Mr. Gary Ivey (Canada) Wellness at the Individual, Group, and Organizational Levels • Gaps in Evidence-based Leader Interventions for Health and Wellness in the Military Session 2 - TOTAL HEALTH AND WELLNESS IN A • Barriers to Establishing/Identifying Evidence-based Leader DEPLOYED CONTEXT Interventions for Health and Wellness in the Military Fatal monotony: Increased daytime sleepiness in the deployed • High Risk Groups: Where Military Leader Interventions for setting Health and Wellness are Most Necessary LtCol Dr. Reinhard Stark (Germany)

Wehrmedizinische Monatsschrift 63 (2019), 2/2019 62 Internationale Zusammenarbeit

Organizational justice during deployment: What shapes Growth and resilience integrated training program soldiers justice perceptions? Capt Ashley Collette (Canada) Dr. Andreas Friss Elrond (Denmark) Testing mindfulness in a military aviation context Dr. Anders Meland (Norway) Session 6 - TOTAL HEALTH AND WELLNESS: AN ASSESSMENT TO SOLUTIONS APPROACH Session 3 - HEALTH AND WELLNESS: ORGANIZATIO- Defence Team total health and wellness strategic framework NAL IMPACT Dr. Gareth Doherty (Canada) Leading organizational change Maj Kevin Schamuhn (Canada) Assessment to solutions approach to psychological health and safety in Defence Organizational climate assessment of the Bulgarian Armed LtCol Cindy Suurd Ralph (Canada) Forces: Implications for the military leaders Dr. Yantsislav Yanakiev (Bulgary) Leader interventions for psychological health and safety solutions Wednesday 10 April 2019 Dr. Ann-Renee Blais (Canada) Session 4 - ROAD TO MENTAL READINESS (R2MR) PART I Performance and resilience coaching for military leadership Session 7 - MEASUREMENT OF HEALTH AND WELL- Ms. Kimberly Guest (Canada) NESS A reward-based approach to improve workplace well-being Employee attitude surveys as an important tool in the context awareness and behaviors of corporate health management in the Bundeswehr Mr. Hamid Boland (Canada) M.A. Annika Claus (Germany) Team resilience in the IDF – Model and intervention scheme Session 5 - ROAD TO MENTAL READINESS (R2MR) Tal Polachek (Israel) PART II Leveraging technologies to complement the Road to Mental Consequences of leadership behavior for job satisfaction and Readiness (R2MR) training program health in the Bundeswehr Dr. Joshua Granek (Canada) Prof. Dr. Martin Elbe (Germany)

Mitteilungen der DGWMP e. V.

HEINZ-GERNGROß-FÖRDERPREIS 2019 EINLADUNG ZUM NACHWUCHSFORUM 2019 MIT VERLEIHUNG DES MIT 2 500 EURO DOTIERTEN FÖRDERPREISES

Das Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Die feierliche Verleihung des Heinz- Wehrpharmazie e. V. (DGWMP) – Vereinigung Deutscher Sani- Gerngroß-Förderpreises 2019 erfolgt tätsoffi ziere – hat im Oktober 2005 zur Erinnerung an seinen durch den Präsidenten der DGWMP im Rahmen des 50. Kon- langjährigen Vizepräsidenten den „Heinz-Gerngroß-Förder- gresses vom 10. bis 12. Oktober 2019 in Leipzig. preis“ gestiftet. Oberstarzt Prof. Dr. Heinz Gerngroß (1947 - Teilnehmerkreis 2005) hat sich in besonderer Weise um die Aus-, Fort- und Wei- terbildung junger Sanitätsoffi ziere verdient gemacht. Der Preis Zur Teilnahme aufgefordert sind Sanitätsoffi zieranwärter(in- wird jährlich verliehen. Absicht der Gesellschaft ist es, den nen), Sanitätsoffi ziere (auch der Reserve), Medizinalbeamte und Nachwuchs im Sanitätsdienst durch Auszeichnung eines wissen- angestellte Ärzte, Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte sowie schaftlichen Vortrages auf dem Gebiet der Wehrmedizin, der Wissenschaftler oder wissenschaftlicher Nachwuchs anderer Wehrpharmazie und ihrer Nachbargebiete zu fördern. Fachgebiete, die sich mit wehrmedizinischen oder verwandten Fragestellungen befassen; die Bewerber(innen) dürfen am 31. Juli 2019 nicht älter als 33 Jahre sein. Der Preis ist mit insgesamt 2 500 Euro dotiert und wird an zwei Preisträger(innen) wie folgt vergeben: Bewerbungsverfahren Preisträger(in) 1 500 Euro und Von dem beabsichtigten Vortrag ist eine gedruckte Kurzfassung (maximal 550 Worte, eine aussagekräftige in den Text integrierte Preisträger(in) 1 000 Euro. Abbildung) einzureichen. Der Name des Bewerbers/der

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Bewerberin darf aus dem Text nicht ersichtlich sein. In die Vortragsform Kopfzeile der ersten Seite ist ein frei zu vergebendes Kennwort Der Vortrag ist in freier Form (ohne Manuskript) zu halten. Für (Pseudonym) einzutragen. In einem beigefügten verschlossenen die Medienprojektion ist ein zu Microsoft Powerpoint™ kom- Umschlag mit dem gleichen Kennwort ist ein Bewerbungsvor- patibles Format zu benutzen. Die Vortragsdauer beträgt druck mit folgenden Angaben/Inhalten zu übersenden: zehn Minuten zuzüglich fünf Minuten für die Diskussion. • Vor- und Zuname, gegebenenfalls Dienstgrad, genaue Anschrift, Geburtsdatum sowie berufliche Stellung beziehungsweise Auswahl/Bewertung Tätigkeit des Verfassers/der Verfasserin. Ein Passbild ist bei- Für den Wettbewerb sind bis zu acht Vorträge zugelassen. Gehen zufügen. mehr als acht Anmeldungen ein, entscheidet der durch den Präsi- • Bei mehreren Autorinnen/Autoren ist der (die) Referent(in) zu denten eingesetzte Organisationsausschuss anhand der eingereich- unterstreichen. Außerdem ist zu erklären, dass der Vortrag ten Kurzfassungen über die Annahme. Die Bewerber werden selbstständig angefertigt und keine anderen als die angegebe- zeitgerecht über Annahme bzw. Ablehnung ihres Vortrags benach- nen Hilfsmittel benutzt wurden. richtigt. Vordrucke können über die URL Die Reihenfolge der Vorträge beim Wettbewerb wird ausgelost. http://dgwmp.de/heinz_gerngross_preis_dgwmp.html Über die Preisvergabe entscheidet ein Preisrichtergremium, wel- heruntergeladen werden. ches aus einem Präsidiumsmitglied der DGWMP, einem Vertreter aus der Führung des Kommando Sanitätsdienst, einem Sanitäts- offizier der Reserve und bis zu zwei weiteren durch den Präsiden- ten der DGWMP zu benennenden Preisrichter(innen) besteht. Bei deren Auswahl sollen auch die Approbationen der Vortragenden berücksichtigt werden. Die Einsendung muss bis zum 31. Juli 2019 (Datum des Poststem- pels) erfolgen an: Bewertet werden fachlich wissenschaftliche Aussage, wehrme- dizinische Relevanz, Zeitmanagement, Vortragstechnik, Qualität Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e. V. der präsentierten Medien und Diskussionssouveränität. Bundesgeschäftsstelle „Heinz-Gerngroß-Förderpreis 2019“ Neckarstraße 2a, 53175 Bonn Publikation

Wissenschaftliche Inhalte Die eingereichten Kurzfassungen sind unmittelbar nach dem Kon- gress in elektronischer Form mit Angabe des Autors/der Autorin Der Vortrag muss auf eigenen Erkenntnissen oder Untersuchun- an die Schriftleitung der Wehrmedizinischen Monatsschrift gen beruhen und in deutscher Sprache gehalten werden. Mögli- (WMM) zu übermitteln. Sie werden dort zeitnah zur Veranstal- che Vortragsinhalte: tung zusammen mit einem Bericht über den Wettbewerb abge- druckt. Kurzfassungen nicht angenommener Vorträge können im • Dissertation eines (einer) Sanitätsoffizieranwärters (in) SanOA, Einzelfall ebenfalls abgedruckt werden. • Kasuistik (Problemfall) aus Klinik und/oder Praxis (Regionale Die Preisträgerinnen/-träger verpflichten sich, binnen drei Mona- Sanitätseinrichtung), ten nach der Preisverleihung ein den Autorenhinweisen der WMM • Forschungs-/Studien-/Untersuchungsergebnisse aus Einrich- entsprechendes Manuskript einzureichen; Einzelheiten hierzu tungen und Institutionen der Bundeswehr, werden ihnen durch den Schriftleiter der WMM mitgeteilt. Des- halb dürfen die Vortragsinhalte bis zur Preisverleihung auch nicht • andere Themen mit Bezug zur Wehrmedizin (z. B. Medizinge- veröffentlicht oder zu einem anderen Wettbewerb eingereicht schichte). werden. Prämierte Vorträge gehen in das Eigentum der DGWMP über. Die Zusammenfassung oder Wiedergabe bereits bekannter wis- senschaftlicher Tatsachen erfüllt die Voraussetzungen nicht, Mit Einreichung der Arbeit wird der Speicherung sowie der sat- wenn sie nicht in einen bestimmten, neu erarbeiteten Zusammen- zungskonformen Nutzung und Veröffentlichung von personenbe- hang gesetzt und dadurch neue Erkenntnisse gewonnen wurden. zogenen Daten gemäß der EU-Datenschutz-Grundverordnung Als Vorveröffentlichung zählen nicht: (DSGVO) vom 25. Mai 2018 zugestimmt.

• bereits veröffentlichte Dissertationen, Dr. med. Jürgen Blätzinger Generaloberstabsarzt a. D. • publizierte Forschungsberichte, an deren Entstehen der Bewer- Präsident der DGWMP e. V. ber beteiligt war, Bundesgeschäftsstelle • Kurzfassungen (sogenannte Abstracts) von Kongressvorträgen Neckarstraße 2a, 53175 Bonn (Letzteres jedoch nur, wenn gemäß den Ausschreibungsbedin- Tel.: 0228 632420 gungen der angemeldete Beitrag in einen bestimmten, neu Fax: 0228 698533 erarbeiteten Zusammenhang gesetzt wird oder dadurch neue E-Mail: [email protected] Erkenntnisse gewonnen wurden). Internet: www.dgwmp.de

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Geburtstage März 2019 Manfred Ferling Stabshauptmann a. D. Wir gratulieren zum 80. Geburtstag und älter: Nickelbergstraße 21 83355 Grabenstätt/Chiemsee 11.03.1944 Dr. Wolf Bauer Oberstabsapotheker d. R. Dr. med. vet. Wolfram Noreisch Moselstraße 19 Oberfeldveterinär a. D. 53879 Euskirchen 05.03.1939 Mozartstraße 15 Dr. jur. Hubert Rosenbaum 83404 Ainring-Mitterfelden 20.03.1944 a. D. Buchfi nkenweg 54 Dr. Dr. med. Jens Hein 04159 Leipzig 12.03.1934 Oberstarzt a. D. Reedestraße 205 Johannes Reppe 26757 Borkum 25.03.1944 Apotheker Frankenstraße 22 Dr. rer. nat. Roland Henneberg 34131 Kassel 16.03.1930 Oberstabsapotheker d. R. Dr. med. Eckart Luckmann Schmiedgasse 5 Oberstarzt a. D. 85653 Aying 26.03.1944 Ravener Straße 3 21376 Eyendorf 18.03.1938 Wir gratulieren zum 70. Geburtstag: Dr. med. Holger W. Fischer Paul J. Altmann Oberstabsarzt d. R. Oberfeldarzt d. R. Schuppstraße 85 In der Aue 60a 65191 Wiesbaden 25.03.1939 50999 Köln 06.03.1949 Jürgen Balkenhol Dr. med. Winfried Mästele Oberfeldapotheker d. R. Oberfeldarzt d. R. Abt-Keller-Straße 11 Am Maienplatz 2 74722 Buchen 26.03.1931 87740 Buxheim 08.03.1949 Dr. med. Peter Eichenberger Divisionär a. D. Dr. med. Thomas E. Henrichs Reichenbachstraße 32 Oberstarzt d. R. 3052 Zollikofen 30.03.1939 Pettenkoferallee 18b 82402 Seeshaupt 24.03.1949 Wir gratulieren zum 75. Geburtstag: Lutz Mittelbach Oberstarzt a. D. Die Veröffentlichung erfolgt ausschließlich aufgrund vorlie- Fasanenweg 6 gender Einverständniserklärung gem. der neuen EU-Daten- 56281 Emmelshausen 03.03.1944 schutz-Grundverordnung (DSGVO) vom 25. Mai 2018.

Wehrmedizinische Monatsschrift Redaktion: Oberstarzt a. D. Dr. med. Peter Mees, Baumweg 14, 53819 Neunkirchen-Seelscheid, Telefon: +49 2247 912057, E-Mail: [email protected]

Herausgeber: Kommando des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Presse- und Informationszentrum des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Auftrag des Inspekteurs/der Inspekteurin des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Von-Kuhl-Straße 50, 56070 Koblenz, Telefon: +49 261 896 13210, E-Mail: [email protected]

Wissenschaftliche Beratung: Die Begutachtung von Original- und Übersichtsarbeiten sowie Kasuistiken im Rahmen des Peer-Review-Verfahrens erfolgt durch in dem Fachgebiet des jeweiligen Beitrags wissenschaftlich ausgewiesene Expertinnen und/oder Experten, die – dem Einzelfall entsprechend – in Abstimmung zwischen Redaktion und Herausgeber ausgewählt und beauftragt werden.

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Wehrmedizinische Publikationen

Militärmedizin und Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg

Die Beiträge der „Wehrmedizinischen Monatsschrift“ des Sanitätsdienstes der Bundeswehr zum Gedenkzyklus „100 Jahre Erster Weltkrieg“ 2014–2018

Herausgeber: Ralf Vollmuth, Peter Mees Erschienen im Beta Verlag, Bonn ISBN 978­3­927603­70­7 Sprache: Deutsch 267 Seiten Preis: 24,80 EUR zzgl. Versandkosten

NEU

Aus der Reihe: Referatebände der Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e. V.

Band 6 Sanitätsdienst im Ersten Weltkrieg

Vorträge des 6. Wehrmedizinhistorischen Symposiums vom 18. November 2004

Herausgeber: Ralf Vollmuth, Erhard Grunwald und André Müllerschön Erschienen im Beta Verlag, Bonn ISBN 978­3­927603­69­1 Sprache: Deutsch 103 Seiten Preis: 12,80 EUR zzgl. Versandkosten

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