Robert Schumann

Bunte Blätter op. 99 Albumblätter op. 124 and music by Johannes Brahms, Theodor Kirchner, Woldemar Bargiel

Tobias Koch, Pianoforte Johann Nepomuk Tröndlin 1830 Robert Schumann (1810–1856) Albumblätter Opus 124 20 Klavierstücke. Erschienen 1853 Bunte Blätter Opus 99 14 Klavierstücke. Erschienen 1851 15 Impromptu. Sehr schnell (1832/33)...... (01'01) 16 Leides Ahnung. Langsam (1835) ...... (01'18) Drei Stücklein (1838) 17 Scherzino. Rasch (1832/33) ...... (00'54) 01 I Nicht schnell, mit Innigkeit Wunsch ...... (02'04) 18 Walzer. Lebhaft (1835)...... (00'54) An meine geliebte Braut zum heilgen Abend 1838 19 Phantasietanz. Sehr rasch (1836) ...... (00'52) 02 II Sehr rasch Romanze...... (00'55) 20 Wiegenliedchen. Nicht schnell (1843)...... (02'13) 03 III Frisch Jagdlied ...... (01'05) 21 Ländler. Sehr mäßig (1836)...... (01'15) 22 Leid ohne Ende. Langsam (1837)...... (04'06) Albumblätter 23 Impromptu. Mit zartem Vortrag (1838)...... (00'42) 04 I Ziemlich langsam (1841)...... (01'41) 24 Walzer. Mit Lebhaftigkeit (1837)...... (00'45) 05 II Schnell Fata Morgana (1837/50?)...... (00'44) 25 Romanze. Nicht schnell (1835)...... (01'20) 06 III Ziemlich langsam, sehr gesangvoll (1834–36)...... (01'22) 26 Burla. Presto (1832/33)...... (01'18) 07 IV Sehr langsam Jugendschmerz (1839/50?)...... (01'50) 27 Larghetto (1832/33)...... (00'52) 08 V Langsam (1838)...... (01'13) 28 Vision. Sehr rasch Fata Morgana (1838) ...... (00'53) 29 Walzer (1832/33) ...... (00'48) 09 Novelette. Lebhaft (1838) ...... (02'59) 30 Schlummerlied. Allegretto...... (03'33) 10 Präludium. Energisch (1839) ...... (01'12) Wiegenlied für Marie und Clara zu Weihnachten (1841) 11 Marsch. Sehr getragen (1843)...... (06'27) 31 Elfe. So schnell als möglich (1835)...... (00'19) 12 Abendmusik. Im Menuett-Tempo (1841) ...... (03'49) 32 Botschaft. Mit zartem Vortrag Walzer (1838) ...... (01'14) 13 Scherzo. Lebhaft (1841) ...... (04'35) 33 Phantasiestück. Leicht, etwas graziös (1838/39?)...... (02'20) 14 Geschwindmarsch. Sehr markiert (1849)...... (03'46) 34 Canon. Langsam (1845)...... (01'21)

2 3 35 Ahnung. Albumblatt für Klavier . Langsam (1838?)...... (01'52) 36 Da kein Brief von Dir kam. 23 . April 1838 . Ruf *. . . . . (01'33)

Johannes Brahms (1833–1897)

37 Frei nach Schumann. Für Fräulein Marie Wieck, Baden, 1868. . (00'42) Albumblatt über Robert Schumanns Bunte Blätter Opus 99 No . 4 38 Fräulein Mathilde Hartmann zu freundlicher Erinnerung...... (00'27) Albumblatt über Robert Schumanns Papillons Opus 2 No . 7 (vermutl . 1854/55) * 39 Zur Erinnerung an Joh. Brahms. Allegro con espressione Albumblatt für Arnold Wehner (1853) * . . . . (02'29)

Theodor Fürchtegott Kirchner (1823–1903)

40 Intermezzo: Der Klavierstimmer kommt. Poco lento . (01'14) Aus: Neue Albumblätter Opus 49 * 41 Robert Schumann † 1856. Lento . Gedenkblatt Opus 82 No . 4 . *. (03'31)

Woldemar Bargiel (1828–1897)

42 Albumblatt B-Dur. Allegretto con grazia * ...... (01'25)

* Ersteinspielung / World premiere recording

4 5 Schumanns bunte Albumblätter. einmalig faszinierende Weise der genial aufleuchtende frühe Schumann mit dem späten, Nachlese oder Spätlese? ebenso und doch auf ganz andere Art zukunftsweisenden, gereiften Komponisten zusam- men – in einer Zusammenstellung aus erster Hand . Wie wenig es sich bei den heteroge- Tobias Koch nen Teilen des jeweiligen Ganzen um eine bunte Mischung von Gelegenheitsarbeiten oder gar um eine lediglich unter kühl-merkantilen Aspekten kalkulierte musikalische Reste- verwertung und damit um eine müde Nachlese auf bereits abgeernteten Feldern handelt, eiligabend 1850 . Robert Schumann sitzt in seinem Arbeitszimmer und hält wird bei einem Blick in seine Kompositionswerkstatt deutlich . Rückschau in ganz eigener Sache . Wenige Wochen nur liegen die Turbulen- zen des vielversprechenden Beginns seiner Amtszeit als Städtischer Musik- Ökonomische Arbeitsprinzipien sind dem Verlegerssohn Schumann von Kindesbeinen H direktor in Düsseldorf zurück . In dieser optimistischen Aufbruchstimmung an vertraut . Geprägt wird dadurch gleichfalls seine kompositorische Arbeitsweise . Bis hat er eben erst an Ort und Stelle eine neue „Rheinische“ Sinfonie in kürzester Zeit voll- in die 1840er Jahre entstehen seine Klavierwerke zunächst aus dem Freien Phantasie- endet . Die ruhigen Tage um das erste Christfest im Rheinland sind gewiss ebenso wohl- ren und damit aus dem Geist der Improvisation . Flüchtig skizzierte Gedankensplitter, verdient wie nötig, doch der zu steter Selbstreflexion neigende Schumann nutzt sie tätig überhaupt Fragmentarisches bewahrt er in Studien- und Taschennotizbüchern peinlich auf seine Art: Er sichtet und ordnet über mehrere Tage hin bislang unveröffentlicht ge- genau auf, was uns heute faszinierende Einblicke in sein Geheimlabor ermöglicht . Aber bliebene Klavierstücke aus den vergangenen zwanzig Jahren – darunter fertige kürzere der fesselnd komplexe Kompositionsvorgang geht bei ihm viel weiter, denn tatsächlich Werke, Albumblätter, Skizzen und Entwürfe . Möglich, dass beim Auspacken und Sortie- greift Schumann permanent auf seinen selbst archivierten Ideen-Fundus zurück, zitiert ren nach dem Umzug von Dresden nach Düsseldorf manches aus dem Blickwinkel Gera- daraus, wandelt ab und bringt so neue Werke in ältere Zusammenhänge . Bei der endgül- tene unvermittelt wieder aufgetaucht ist . „Spreu“ zusammengesucht nennt Schumann in tigen Ausarbeitung der oft kleinteiligen Klavierzyklen wird dennoch manche kurze oder bekannt lakonischer Knappheit im Haushaltbuch die schöne persönliche Bescherung im ausgedehnte Passage wieder ausgeschieden . verschneiten Düsseldorf . So fällt es nicht schwer, innerhalb der Bunten Blätter und Albumblätter einstmalige Umlaufbahnen einzelner Stücke zu lokalisieren . Zweifelsfrei handelt es sich unter Ande- Oberflächlich betrachtet wirken die Sammlungen Bunte Blätter und Albumblätter zu- rem um Material, das in direktem Zusammenhang mit Werken wie Carnaval, Kindersze- nächst ein wenig zusammengewürfelt . Innerhalb von Schumanns Klavierwerk haben sie nen und Noveletten steht . Weitere Fährten führen über Schumanns frühe Klavierperiode jedoch seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf mich ausgeübt. In ihnen trifft auf hinaus zu eben erst abgeschlossenen Werken wie Studien für den Pedalflügel und Vier

6 7 Märsche . Dass Teile daraus lediglich aus formal-inhaltlichen Überlegungen beiseite ge- mir war der andere nicht recht und ich hatte ihn für das Opus gewählt, da es früher aus legt wurden und nicht aus einem vermeintlichen Eingeständnis mangelnder Inspiration, etwa 30 kürzeren Stücken bestand. Lassen Sie mich nun wissen, ob ich Ihnen das Opus erschließt sich unmittelbar bei einem Blick in die Arbeitsmanuskripte des in hohem Maße mit dem neuen Namen wieder zustellen soll, worauf Sie es unverzüglich empfangen. selbstkritischen Komponisten . Überdies verschleiert Schumann keineswegs die Tatsa- Ihr ergebener R. Schumann. Damit ist der Weg zur Veröffentlichung geebnet. Ende 1851 che, dass es sich bei den Opera 99 und 124 um eine Zusammenstellung bereits vorhan- erscheint Schumanns Opus 99, gerade noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft . Dem dener Werke handelt: Zu jedem Stück werden im Erstdruck entsprechende Datierungen kleinen Verlagshaus aus dem Tal der Wupper ist damit ein veritabler Coup geglückt, denn angegeben. Damit unterscheidet Schumann höchstselbst ganz offensichtlich nicht zwi- die Nachfrage nach kürzeren Klavierstücken aus der Feder Robert Schumanns ist groß schen Früh- und Spätstil und entzieht sich einer Diskussion über ein qualitatives Gefälle seit dem kolossalen Erfolg des 1848 erschienenen Album für die Jugend, das in kürzester innerhalb der Chronologie seiner Werke, die bereits zu Lebzeiten einsetzt und bis heute Zeit weite Verbreitung gefunden hat . Die Bunten Blätter finden bald gleichen Anklang. nachwirkt . Nichts ist so erfolgreich wie der Erfolg, und so nimmt es nicht wunder, dass gut andert- Zugegebenermaßen: Ein Titel wie „Spreu“ verheißt zunächst gewiss kein Meisterwerk . All- halb Jahre darauf ein ähnliches Projekt folgt . Material dafür ist bereits vorhanden . Im- zu vernehmlich rumort das Bibelwort „Die Spreu vom Weizen trennen“ im Hintergrund . merhin hat Schumann aus den ursprünglich etwa 30 kürzeren Stücken nur vierzehn für Es erstaunt, dass der Komponist beim sprichwörtlichen Sinnbild des Wertlosen bleibt, als sein Opus 99 ausgewählt . Im August 1853 beschäftigt ihn das Ordnen der Albumblätter. er im April 1851 seine Auswahl früher geschriebener Stücke dem Elberfelder Verlagshaus Es liegt nahe, dass in die Zusammenstellung der nun zwanzig Klavierstücke des Opus 124 Friedrich Wilhelm Arnold offeriert: Bei der Ordnung älterer meiner Manuscripte fielen die bislang noch nicht veröffentlichten Stücke Eingang finden. Auch diesem Album ist mir eine Menge Clavierstücke in die Hände, die ich unter dem Titel „Spreu“ der Öffent- große Zustimmung beschieden . Eine zeitgenössische Kritik belegt es: Die kleinen Stücke lichkeit zu übergeben Lust hätte. Der Verleger reagiert zwar hocherfreut auf Schumanns sind höchst interessant, zum Theil überraschend schön, alle aber Belege von der unend- Angebot – ist aber entsetzt über den geradezu geschäftsschädigenden Titel . Diskret be- lich fruchtbaren Fantasie des Künstlers zu jener Zeit. Die Nummer 16 der Albumblätter müht sich Arnold um vorauseilende Schadensbegrenzung, wenn er dem Komponisten (—› 30) gehört bald zu den bekanntesten Werken Schumanns . Das subtile Schlummerlied statt Spreu den Titel Zwischen den Garben vorschlägt, denn was zwischen den Garben avanciert auch für Clara Schumann zu einem Lieblingsstück, ist es doch ein besonders liegen bleibt, sind noch immer Aehren. Andernfalls würde es mir an Muth gebrechen, inniges Andenken an das erste Weihnachtsfest als kleine Familie im Jahre 1841: [Robert] die Herausgabe zu unternehmen . Und siehe da, Schumann lenkt wenig später ein: Nach beschenkte mich und mein Mariechen mit einem reizenden Wiegenlied, das er noch am vielem Hin- und Hersinnen bin ich auf den Titel: Bunte Blätter gekommen. Denn auch Weihnachts-Nachmittag componirte . Das erste bunte Blatt aus Opus 99 ist ebenfalls eine

8 9 Weihnachtsgabe . Unter dem Titel Wunsch sendet Schumann es im Dezember 1838 an seine damalige Verlobte Clara: Hier hast Du mein kleines Angebinde zum heiligen Christ. Du wirst meinen Wunsch verstehen. Jedes der vierunddreißig Klavierstücke hat mithin seine Geschichte, die sich oft bereits in den poesiereichen Titeln andeutet . Die gegen- wärtige Schumann-Forschung hat ihre Herkunft mit detektivisch-brillantem Spürsinn inzwischen umfassend ergründet . Bislang übersehen wurde aus meiner Sicht allerdings der beiden Sammlungen inne- wohnende vollendete innere dramaturgische Zusammenhang . Der „Makel“, dass es sich um eine Zusammenstellung bereits komponierter Werke handelt, mag den freien Blick auf den zweifellos vorhandenen zyklischen Gedanken verstellt haben . Dazu trägt auch die Aufführungspraxis bei, dass einzelne Stücke im Konzertleben zumeist als hochwillkom- mene Zugabennummern in Erscheinung treten. Tatsächlich findet sich in beiden Samm- lungen Schumanns ungebärdige Kreativität gerade in den bewusst kalkulierten Abfolgen wieder . Für ihn typische Paarbildungen, scharf kontrastierende Tonartenfolgen und vor allem nahezu atemlos ineinandergreifende Spannungsbögen bewirken unvermittelt auf- tauchende Visionen: Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu . .

An Weihnachten wird Altes auf geheimnisvolle Weise zu Neuem, Vergangenes wie von Zauberhand gegenwärtig . Im stillen Düsseldorfer Arbeitszimmer geschieht derweil eine nahezu unsichtbare Metamorphose . Schumann bringt das staunenswerte Kunststück fertig, vermeintlich Verklungenes auf neuem Boden wieder einzupflanzen. Seine „Spreu“ gedeiht zu Weizen . Also kein alter Wein in neuen Schläuchen – die Nachlese wandelt sich zum Prädikatstitel Spätlese .

10 11 oesiealben und Erinnerungsbücher sind heutzutage ein wenig aus der Mode ahezu dreißig Klavierbau-Werkstätten sind innerhalb der Wirkungszeit von geraten . In ihrer Blütezeit im 19 . Jahrhundert hingegen gehörten sie – auch Robert und Clara Schumann in Leipzig nachzuweisen . Instrumente von P in der Familie Schumann – zweifelsfrei zum guten Ton . So lag der Gedanke N ­Johann Nepomuk Tröndlin (1790–1862) genießen darunter einen besonders nahe, diese Einspielung mit einer Reihe rarer Albumblätter aus Schumanns nächstem guten Ruf . Bis 1860 stehen sie auf der Bühne des Gewandhauses . Tröndlin, der sich Umfeld abzuschließen . nach seiner Wiener Lehrzeit 1821 in der Messestadt niedergelassen hatte, orientiert Ein von Schumann mit Ahnung überschriebenes Klavierstück tauchte 2006 sich vernehmlich am transparent aufgehellten Wiener Klangideal . Zugleich über- überraschend in einer süddeutschen Bibliothek auf . Clara Schumann hatte einem rascht das weich abgerundete Timbre seiner exzellenten Flügel. Damit kommen sie befreundeten Künstler das bis dahin völlig unbekannte Notenblatt mit dem Wunsche, den Klangvorstellungen Mendelssohns sowie Robert und Clara Schumanns besonders daß immer sanfte Töne Ihn begleiten mögen zugeeignet . Im sogenannten Brautbuch, entgegen. Die Schumanns sind häufige Besucher in seiner Werkstatt. Clara spielt oft das zahlreiche Entwürfe zu den bunten Albumblättern birgt, findet sich die Skizze Da Tröndlins robust konstruierte Instrumente, welche äußerlich die schlicht-elegante kein Brief von Dir kam: Ein zauberhaft fragmentarisches Herzensgespräch aus einer Formensprache des Biedermeier aufgreifen . Zeit, in der es keine Telefonapparate gab . Der Leipziger Flügel mit der Fabrikationsnummer 284, der über Zeit und Raum Johannes Brahms wandelt im Stammbuch von Claras Halbschwester Marie Wieck hinweg überaus eng mit den bunten Albumblätter verwoben zu sein scheint, erweist sich Frei nach Schumann dessen erstes Albumblatt aus Opus 99 (—› 4) ab. Ein flüchtiger im wildlustig durcheinanderwirbelnden Tanz auf Schumanns Vulkan als formvollendet Eintrag für die Sängerin Mathilde Hartmann greift ein Thema aus Schumanns gleichgesinnter Kompagnon . Seine klangliche Trennschärfe durchleuchtet mit fahler Papillons auf . Erst 2011 entdeckte man im Album Amicorum des Göttinger Tongebung die zuweilen bis aufs Skelett ausgedünnten Strukturen . Klangmächtig Universitätsmusikdirektors Arnold Wehner ein weiteres Erinnerungsblatt von aufbrausende Momente hingegen werden strahlend hell illuminiert . Schumanns jähe Brahms . Bereits früh erregt Theodor Kirchner Schumanns Aufmerksamkeit . Dieser Akzentuierungen wirken hier wie Nadelstiche auf den dünnhäutigen Oberflächen der bleibt ihm fortan freundschaftlich zugetan. Auch Clara und Brahms pflegen zu ihm enge oft skizzenhaften musikalischen Gedanken . persönliche Beziehungen . Als hochsensibler Miniaturist hinterlässt er über tausend Mit seinen mannigfaltigen Klangmöglichkeiten fordert so auch das Instrument Klavierstücke, darunter mit Der Klavierstimmer kommt eine augenzwinkernde zum improvisatorischen Umgang mit der Musik und damit zum Freien Phantasieren Momentaufnahme vom Besuch eines Klavierstimmers im Zimmer nebenan sowie die geradezu heraus . Ein vitaler Zeitzeuge aus der Entstehungszeit der Werke und nichts tief empfundene Hommage Robert Schumann † 1856. Wie Kirchner fühlt sich auch weniger als ein idealer Partner, um hellwach unsere akustische Gegenwart mit Claras Halbbruder Woldemar Bargiel der Schumann-Nachfolge verpflichtet. vertrauter Fremdheit herauszufordern .

12 13 Mit Entdeckungsfreude und unvoreingenommener Vielseitigkeit dem Geheimnis des Klanges nachspüren, das ist das musikalische Credo von Tobias Koch . Als einer der vielseitigsten Musiker seiner Generation faszinieren ihn Ausdrucksmöglichkeiten his- torischer Tasteninstrumente. Ebenso unorthodox wie lebendig spielt er Cembalo, Cla- vichord, Hammerflügel, Orphika, Orgel, Pedalflügel und romantischen Konzertflügel. Er gilt als einer der profiliertesten Schumann-Interpreten auf dem Gebiet der roman- tischen Aufführungspraxis. „Von der ersten Sekunde an inspiriert und inspirierend: ­Tobias Koch spielt Schumann so, wie man ihn spielen sollte, um ihm gerecht zu werden: Revolutionär, romantisch, virtuos, emotional, aber unkitschig und unprätentiös . Koch lässt durch sein Klavierspiel musikalische Bilder wie im Fluge entstehen und wieder ver- gehen . Mitreißend gespielt, wird hier einfach jeder Takt zum Erlebnis “. (MDR Figaro) Tobias Koch gastiert bei bedeutenden Festivals, darunter Schleswig-Holstein Festival, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Verbier Festival, Chopin-Festival Warschau, Rheingau Musikfestival, Beethovenfest Bonn, Mendelssohn-Tage Leipzig . Wertvolle Impulse erhielt er in Meisterklassen von David Levine, , Jos van Immerseel und Malcolm Bilson . Er ist Förderpreisträger Musik der Landeshauptstadt Düsseldorf . Wichtige Part- ner sind Andreas Staier, Gottfried von der Goltz, Joshua Bell, , Markus Schäfer und Frieder Bernius . Zusammenarbeit mit Instrumentenbauern, Restauratoren und zahlreichen Museen, Lehrtätigkeit an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, über 200 Radio/TV-Produktionen und vielseitige Publikationen runden seine musikali- sche Tätigkeit ebenso ab wie zahlreiche CD-Aufnahmen mit Werken von Mozart, Beetho- ven, Mendelssohn, Burgmüller, Schumann, Chopin, Liszt, Hiller, Wagner und Brahms . Vom unwiderstehlichen Klang alter Klaviere magisch angezogen widmet Tobias Koch seine Konzerttätigkeit exklusiv historischen Instrumenten. www.tobiaskoch.eu

14 15 Schumann’s Leaves of Many Colors. Gleanings or a noble late harvest?

Tobias Koch

hristmas Eve 1850 . Robert Schumann is sitting in his study thinking back over his life . It has only been a few weeks since all the positive commotion of his highly auspicious first days as Düsseldorf’s City Music Director. It was C in this buoyant atmosphere of a new beginnings that, newly arrived, he had completed his new Rhenish Symphony No . 3 within a very short period of time . The qui - et days before and after Christmas along the Rhine were certainly well-deserved as well as necessary; however Schumann, who was ever reflecting on himself, passed the time actively in his own way: For several days he reviewed and put into order as yet unpub- lished piano pieces from the previous twenty years—including completed short works, Albumblätter, sketches, and drafts . It is possible that while he was unpacking and ar- ranging his belongings after his move from Dresden to Düsseldorf some things which had slipped from view suddenly came to his attention . Referring to the pleasant dis- coveries he unearthed in snow-covered Düsseldorf, with his well-known laconic terse- ness Schumann said in his household journal that it was an accumulation of “Chaff.” At first glance, theBunte Blätter (Leaves of Many Colors) and Albumblätter collec- tions appear to be quite haphazard. Yet, of all Schumann’s works for piano, these have exercised a special attraction for me. The collections fascinatingly combine flashes of brilliant genius by the young Schumann with those of the mature composer, who was

16 17 in a completely different way was anticipating the future of classical music, in a col- thus resists discussion about a qualitative lection assembled by Schumann himself . How little the heterogeneous parts of each divide within the chronology of his works, collection as a whole are merely a colorful selection of occasional works or even a tired which began during his lifetime and con- gleaning of fields already picked over becomes clear upon studying the compositional tinues up until today . techniques used in them . Admittedly, a title such as “Chaff” The son of a publisher and writer, Schumann had been familiar with economic does not kindle immediate hope of hear- work principles from his earliest childhood . His style of composing music is also ing a masterpiece . It is surprising that marked by these traits . Until the 1840s his piano works are the products of his free the composer retained such a disparaging fantasy and sprang forth in a spirit of improvisation . Fragments of thoughts quickly metaphor when in April 1851 he offered noted down, in fact all of his inventions, no matter how short, were recorded with the selection of pieces composed earlier meticulous care in sketchbooks and journal notes . But with Schumann the engagingly in his life to the publisher Friedrich Wil- complex compositional process goes much farther, for he in fact keeps returning to helm Arnold: While putting the older of his own repository of ideas, quotes them, and by doing so places new works in older my scores in order, I ran across quite a few pieces for piano which I would be in- contexts. When he puts the pieces, which are often in a cyclical form involving short terested in having published as a collection entitled “Chaff.” Though expressing his sections, into their final form, some passages are removed again. delight at Schumann’s offer, the publisher was appalled by the proposed title because It is thus not hard to find where musical ideas of individual pieces first originated of the harmful effect it would have on sales. Arnold discreetly tries to correct this po- in his Bunte Blätter and Albumblätter . There can be no doubt that some material later tentially harmful title by suggesting that instead of “Chaff” the title should be “Among appears in a related form in works such as Carnaval, Kinderszenen and Noveletten . the sheaves,” for what is left lying between the sheaves are still heads of grain. And Other clues point beyond the early Schumann piano compositions to works which had in fact Schumann agreed: After giving it much consideration I have come up with this only recently been completed such as his Studies for the Pedal Piano and Four March- title: Bunte Blätter (Leaves of Many Colors) . For I too was not pleased with the other es. A review of the self-critical composer’s working score allows the conclusion to be title and I would have chosen it for the opus because it once comprised 30 shorter made that portions of them were only left out for formal and musical reasons, and pieces. This decision made it possible to go ahead with publication . At the end of 1851 not because he was supposedly admitting to their lack of inspiration . Quite obviously, Schumann’s opus 99 was published. The small publishing house pulled off quite a coup Schumann himself does not in any way distinguish between early and late style, and because demand for the shorter piano pieces by Robert Schumann had been strong

18 19 since the tremendous success of the Album for the Young publication in 1848 . Bunte Blätter was soon given a similarly warm reception . Nothing is more successful than success, and thus it is no surprise that over one and a half years later a similar project followed . The material for the project already existed. After all, Schumann had only selected 14 works for this opus 99 from the ap- proximately 30 shorter pieces . In August 1853 he was occupied with compiling the Albumblätter. It is only logical that the pieces which had not been published yet were to be included in the collection of 20 works comprising opus 124 . This album too was to meet with considerable success . No . 16 of his Albumblätter (—› 30) would soon be- come one of Schumann’s most popular works. The subtle Schlummerlied also became a favorite piece of Clara Schumann because it is a heartfelt reminiscence of the small family’s first Christmas in 1841: [Robert]has given me and my little Marie a delightful lullaby which he just composed the afternoon of Christmas Day . Each of the 24 piano pieces has its own story “accompanying” it . Current Schumann research has applied investigative acumen to comprehensively determine the origins of the works . In my opinion, though, what has still been overlooked is the masterful dramaturgi- cal context of both collections. To fault it for being a compilation of previously com- posed works may obscure the view for what is undoubtedly a cyclical concept inherent in the collections . Performance practice also contributed to this, because individual works were only featured in recital as gladly heard encores . In fact, both collections re- veal unruly creativity in the deliberately chosen sequence of works . Pairings which are typical for Schumann, starkly contrasting key sequences and in particular the breath- less and interwoven ebb and flow of suspense, cause a series of unexpected visions to constantly appear: Although a tale of old / Today it still rings true (from Dichterliebe).

20 21 At Christmas things of the past mysteriously become new, vestiges of the past magically make their presence felt . A nearly invisible metamorphosis takes place in the quiet Düsseldorf study. Schumann pulls off the artistic feat of planting in new soil music whose echoes had already died away . His “Chaff” ripened into wheat . Thus, it is not old wine in new bottles—instead, his gleanings were turned into Spätlese wine .

here is evidence of nearly 30 piano builders in Leipzig from Robert and Clara Schumann’s lifetime. Of these piano-makers, instruments by Johann Nepo- T muk ­Tröndlin (1790–1862) enjoy an especially good reputation . Until 1860 they graced the stage of the Gewandhaus . After completing his apprenticeship in Vi- enna in 1821, Tröndlin settled in Leipzig, and one can hear how he favored the trans- parent and brighter-sounding Viennese tonal ideal. At the same time, his excellent fortepianos possess a surprisingly soft and rounded timbre . This makes the instru- ments particularly well suited for the sound ideals of Mendelssohn as well as Robert and Clara Schumann . The Schumanns frequently visited his workshop . Clara often played Tröndlin’s solidly crafted instruments, which had a simple and elegant exterior in keeping with Biedermeier taste . A long-lived and important eye witness from the time when the pieces were composed and nothing less than an ideal partner for chal- lenging the acoustics of our times with sounds both familiar and exotic.

Tobias Koch’s credo is to trace the essence of sound with the joy of discovery and open-minded versatility . One of the most versatile musicians of his generation, he is fascinated by the expressive possibilities of period keyboard instruments. Both unor-

22 23 thodox and spirited in his performances, he plays the harpsichord, clavichord, for- Instrument tepiano, Orphica, organ, piano-pédalier, and Romantic grand piano . He is conside- Johann Nepomuk Tröndlin No . 284 Leipzig around 1830 red one of the foremost Schumann specialists in the field of Romantic performance CC-f4 · length 227 cm · 3 pedals: una-corda, moderator, forte · Viennese action · parallel stringing · CC-E double- practice. “Inspired and inspiring from the first second: Tobias Koch plays Schumann strung, F-f4 triple-strung · soundboard cover · walnut veneered the way it should be played in order to do him justice: revolutionary, Romantic, with Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig im Grassimuseum, inventory no . 3191 technical brilliance, emotion and no trace of cloying sweetness or pretense. Koch’s Piano Technician and Tuner: Markus Brosig, Leipzig · Temperament: equal modified · Tuning pitch: A=424 playing conjures up musical images that emerge in the wink of an eye, only to fade away again. The playing carries you away, turning each measure into an experience.” Sheet music publishers (MDR ­Figaro) Tobias Koch appears as a guest artist at leading festivals including Schumann Opus 99/124 F. W. Arnold, Elberfeld 1851/53 (German 1st ed.); Henle, Munich 2010/07 (ed. E. Hert- the Schleswig-Holstein Festival, Ludwigsburger Schlossfestspiele, Verbier Festival, trich); Robert Schumanns Klavier-Werke. Instruktive Ausgabe. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886 (ed. Clara the Chopin Festival Warsaw, Rheingau Music Festival, the Beethoven Festival Bonn, Schumann) “Ahnung” Wiener Urtext Edition, Schott/Universal Edition, 2009 (1st ed ). “Da kein Brief and the Leipzig Mendelssohn Festival . He has gained valuable artistic inspiration von Dir kam” RSA VII 3,3,2 . Schott, Mainz 2011 (1st ed ). Brahms “Frei nach Schumann” Victor Joß, Der in master classes given by David Levine, Roberto Szidon,­ Jos van Immerseel, and Musikpädagoge Friedrich Wieck und seine Familie . Damm, Dresden 1902 Albumblatt für Mathilde Hartmann Malcolm Bilson . He was awarded the music endowment award of the state capital JBG III 7 . Henle, Munich 2007 (1st ed ). Albumblatt für Arnold Wehner Bärenreiter, Kassel 2012 (1st ed . ) of Düsseldorf . Important chamber music partners include Andreas Staier, Gottfried Kirchner “Der Klavierstimmer ­kommt” Neue Albumblätter Opus 49. B. Schott’s Söhne, Mainz 1880 (1st ed ). von der Goltz, Joshua Bell, Steven Isserlis, Markus Schäfer and Frieder Bernius . “Robert Schumann † 1856” Gedenk­blätter . Zwölf Musikstücke zur Erinnerung an die Einweihung des neuen He collaborates closely with instrument makers and restoration specialists, as well K­önigl . Conservatoriums für Musik zu Leipzig . Rieter-Biedermann, Leipzig 1888 (1st ed ). Bargiel Schirmer, New as with many museums . He is on the faculty of the Robert Schumann Hochschule York 1885 Düsseldorf, and has featured in over 200 productions for radio and television . In addition to numerous CD recordings of works by Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Literature Burgmüller, Schumann, Chopin, Liszt, Hiller, Wagner, and Brahms, a wide range of Robert Schumann Tagebücher . Band III Haushaltbücher Teil 2, ed . by Gerd Nauhaus . Basel and Frankfurt publications round out his work in the field of music. Drawn as if by magic to the 1982 Schumann Briefedition Serie III Verlegerbriefwechsel Band 5 . Cologne 2008 Irmgard Knechtges- irresistible sound of period keyboard instruments, Tobias Koch devotes himself to Obrecht Spreu oder Weizen? In: Musik-Konzepte, Sonderband „Der späte Schumann“ . Munich 2006 Bernhard performing exclusively on authentic period instruments. www.tobiaskoch.eu R. Appel Vom Einfall zum Werk. Robert Schumanns Schaffensweise. Mainz 2010

24 25 GEN 13285

GENUIN classics GbR Holger Busse, Alfredo Lasheras Hakobian, Michael Silberhorn Feuerbachstr . 7 · 04105 Leipzig · Germany Phone: +49 . (0) 3 41 . 2 15 52 50 · Fax: +49 . (0) 3 41 . 2 15 52 55 · [email protected]

GEN 13285 GEN 10159 GEN 89156 Recording Location: Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig/Grassimuseum, October 29–31, 2012 Recording Producer/Tonmeister: Alfredo Lasheras Hakobian Editing: Alfredo Lasheras Hakobian

Text: Tobias Koch, Düsseldorf Translation: Matthew Harris, Ibiza Graphic Design: Thorsten Stapel, Münster Photography: Janos Stekovics/Grassimuseum Leipzig (J . N . Tröndlin pianoforte, digipak), Markus Brosig (pp . 4, 19, 20), studio apemann platz. .cologne (pp . 15, 23)

GEN 86062 3 CD · GEN 04043 GEN 86061 Photo Credits: Bibliothèque Inguimbertine de Carpentras, France . Jean Joseph Bonaventure Laurens: Robert Schumann, Düsseldorf 1853 (Cover), Roberto Szidon Collection (p . 10), Robert-Schumann-Haus Zwickau, Archiv . Robert Schumann: Albumblatt Opus 99 .1 (digipak) and Opus 99 1st edition title page (p . 16)

℗ + © 2013 GENUIN classics, Leipzig, Germany All rights reserved . Unauthorized copying, reproduction, hiring, lending, public performance and broadcasting prohibited .

2 CD · GEN 10170 GEN 12255 2 CD · GEN 87096