Martin Ebner: «Im Fluggeschäft Bringt Spekulieren Gar Nichts»
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Freitag, 17. November 2017 INTERVIEW 14 Martin Ebner: «Im Fluggeschäft bringt Spekulieren gar nichts» Schwere Turbulenzen in der Luft: Air Berlin wurde übernommen, Belair liquidiert, Skywork gerade noch gerettet. Warum ist eigentlich Martin Ebner aus Wilen nicht als Investor eingestiegen? Immerhin hat der 72-jährige Financier vor elf Jahren mit seiner Patinex AG die Helvetic Airways gerettet, die heute ihren Sitz in Wilen hat, zwölf Flugzeuge betreibt und 450 Angestellte beschäftigt. mit Martin Ebner Airways eine ganz starke Marke ge- sprach Andreas Knobel worden. Ein Beispiel für diese Spezial- Charterflüge: Eine grosse Autofirma Die Fluggesellschaft Air Berlin ist versammelt ihre Händler in Portugal am Boden und wird übernom oder Mallorca, um ein neues Modell men, deren Tochterfirma Belair vorzustellen. Wir holen diese Vertreter wird liquidiert, Skywork hält sich in ganz Europa ab und übernehmen gerade noch so in der Luft. Hat Sie die komplette Organisation. diese Turbulenzen am Himmel überrascht? Gibts auch private Buchungen? Nein, diese Entwicklung hat mich nicht Klar, es können auch Fussball- oder wirklich überrascht. Es gibt ein sehr Eishockeymannschaften samt Entou- gutes Buch mit dem Titel «Streifen am rage sein, allenfalls gar inklusive Fans. Himmel», in dem 38 schweizerische Dann gehts zum Beispiel auf die Fluggesellschaften beschrieben wer- Färöer-Inseln, wo der Anflug sehr steil den, die verschwunden sind. Unsere und schwierig ist – wir können das. Helvetic Airways ist in etwa die letzte, Oder jemand lädt seine Geburtstags- die überlebt hat. Aviatik ist einfach gesellschaft an einen entfernten Ort ein schwieriges Geschäft, gerade in der ein. Dann chartert er bei uns ein Flug- Schweiz, die meisten Fluggesellschaf- zeug – das ist gar nicht so teuer. In ten gingen irgendwann pleite. diesem Bereich haben wir einen exzellenten Ruf. Und dieser Spezial- Welches sind die Gründe für die Service ist ein profitables Geschäft aktuellen Groundings? mit besseren Margen als bei der Swiss. Die Air Berlin hatte ein ganz inter- Übrigens: Im Sommer 2018 sind essantes Geschäftsmodell, solange bereits alle unsere zwölf Maschinen sie sich auf die Punkt-zu-Punkt-Ver- ausgebucht. In einem Jahr führen wir bindungen mit guten Destinationen etwa 24 000 Flüge mit zwei Millionen beschränkt hat. Das lässt sich auch Passagieren durch. Deshalb stellt sich managen. Nur ist das dem Manage- Vor einem Jahr konnten Martin und Rosmarie Ebner das Zehn-Jahres-Jubiläum der Helvetic Airways feiern, die sie mit ihrer Patinex AG die Frage nach einem Grounding für ment wohl etwas zu Kopf gestiegen. in Wilen gerettet haben. Trotz der aktuell herrschenden Turbulenzen hält sich ihre Fluggesellschaft sicher in der Luft. Bild Remy Steiner die Helvetic Airways überhaupt nicht. In Europa sind die Margen halt tief, das Geld wird im Transatlantikverkehr verdient – glaubte man. Das war der Sie fliegen mit Ihrer Helvetic Air wesentlich tieferen Kosten. Insofern geradezu für eine Erweiterung Anfang des Endes. Denn die Koordina- aber auch von Bern aus. verdient die Swiss an uns. angeboten? «Bis zu einer tion des europäischen mit dem inter- Richtig, wir haben im Sommer eine Nein, Skywork hat noch kleinere gewissen Grösse kontinentalen Flugverkehr ist äusserst Maschine in Bern stationiert und Dennoch: Wären die Probleme von Flugzeuge als wir, nämlich Propeller- aufwendig. Das brachte die Air Berlin fliegen von dort nach Mallorca und Air Berlin, Belair und Skywork für maschinen. Dieses Geschäftsmodell wären wir noch nie auf die Reihe. auf die griechischen Inseln. Diese die Patinex AG nicht die ideale kann schon funktionieren, zum Bei- profitabler.» Maschine ist stets voll, das funktioniert. Gelegenheit gewesen, ihr Portfolio spiel irgendwo in Skandinavien mit zu vergrössern? kleinen, abgelegenen Flughäfen. Bei Vor elf Jahren haben Sie mit Ihrer Wir haben dies natürlich genau mit- Skywork sind die Flieger in Bern ein- «Wir verdienen Patinex AG die Helvetic Airways vor verfolgt – nicht unbedingt von der fach am falschen Ort stationiert. Dort Also ist die Helvetic auch gar nicht mit unserer der Versenkung gerettet. Könnte ihr Investoren-, sondern von der Manage- steht man in direkter Konkurrenz zu auf Expansion angewiesen? nicht auch ein Grounding blühen? ment-Seite her. Wir sind aber zum all den grossen Fluglinien, man hat zu Wir sind heute profitabel. Und nur Nischenpolitik Das glaube ich nicht. Helvetic Airways Schluss gekommen, dass wir mit wenig Verkehr und erst noch schlech- profi table Arbeitgeber sind gute gutes Geld.» hat ein komplett anderes Geschäfts- unserer Nischenpolitik gutes Geld ver- tere meteorologische Verhältnisse. Arbeitgeber. Wir sind also nicht auf modell. Wir operieren in einer Nische: dienen. Würden wir grösser werden, eine Expansion angewiesen. Aber wir die der 100-Plätzer. Alle unsere Flug- müssten wir mit ganz anderen In Bern ist das Wetter schlechter haben tatsächlich noch nicht die opti- zeuge – fünf Fokker 100 und sieben Konkurrenz verhältnissen rechnen, die als in Kloten? male Grösse erreicht. Wenn wir etwas Da konnte auch die Etihad nicht Embraer 190 – haben alle 100 bezie- schwer zu überblicken sind. Ja, viel Nebel oder Schnee, oft müssen grösser wären – sagen wir mal 50 Pro- helfen? hungsweise 112 Sitzplätze. Für die sie nach Basel ausweichen. In Kloten ist zent – könnten viele Fixkosten besser Nein, im Gegenteil. Die Beteiligung der «Grossen» der Flugbranche ist diese man natürlich viel besser eingerichtet. verteilt werden. Bis zu einer gewissen Etihad aus Abu Dhabi an der Air Berlin Grösse nicht mehr interessant, für sie Grösse wären wir so noch profitabler. war auf längere Sicht von Anfang lässt sich das kaum profitabel betrei- «Helvetic Airways Skywork ist dank neuen Investoren Es gibt aber eine kritische Grösse, die an zum Scheitern verurteilt. Etihad ben. Auch die Low-Cost-Carrier wie ist ein ‹Familien- wieder in der Luft – die Patinex AG dann auch wieder höhere Kosten ver- wollte den Traffic von Europa nach Ryan Air und Easy Jet verfügen nicht gehört also nicht dazu? ursachen würde. Abu Dhabi und von dort in den Osten über solch kleine Flugzeuge. betrieb› und soll Nein, die Patinex ist nicht dabei, das bringen – ähnlich wie es mit Dubai es auch bleiben. ist nicht unser Geschäft. Ich kann mir Sie könnten doch einfach zusätz funktioniert. Und die Etihad hoffte, Aber Sie können diese kleinen ohnehin kaum vorstellen, dass sich liche Flugzeuge kaufen? irgend wann die Air Berlin ganz oder Flugzeuge profitabel betreiben? Skywork langfristig in der Luft halten Ja, kaufen oder eher leasen. Leasing ist zumindest zur Mehrheit zu überneh- Ja, es gibt durchaus eine Existenz- kann. besser, weil sich die Technik rasant ent- men. Die EU legte jedoch von Beginn berechtigung für diese Flugzeuggrösse. Die Air Berlin wäre wohl selbst für wickelt. Wer weiss, ob in fünf Jahren weg ihr Veto ein. Da hat sich die Etihad Denn es gibt Flughäfen, die höchstens Sie eine Nummer zu gross? Welche Voraussetzungen müssten die Flugzeuge ohne Piloten fliegen? massiv verspekuliert. 100-Plätzer abfertigen können. Darum Für die Patinex auf jeden Fall, aber denn gegeben sein, damit Sie Ihre In der Luft werden wir früher Auto- hat Helvetic Airways rund 80 Prozent man hätte dafür ja Partner mit ins Boot Flotte vergrössern würden? piloten haben als auf der Strasse, Und dann ist die Etihad bei der Air ihrer Flüge fix an die Swiss verkauft, holen können. Wir haben jedoch von Wenn die Swiss zum Schluss kommt, davon bin ich überzeugt. Berlin ausgestiegen. und dies in langjährigen Verträgen. So einem Investment abgesehen. Denn dass sie noch mehr vom Regional- Genau, und damit kam das Aus, inklu- liegt das kommerzielle Risiko vor allem Helvetic Airways ist ein «Familien- verkehr abgeben will, würden wir das Ist also eine Expansion geplant? sive Belair. beim Partner Swiss. Unser Risiko profil betrieb» und soll es auch bleiben. Wir sicher lich prüfen. Denken wir an den Wir prüfen die Möglichkeiten einer ist damit ganz anders als bei den Flug- haben hoch motiviertes Personal und Flughafen London City, den wir x-mal Expansion ständig. Dann möchten wir Was war denn bei Skywork los? gesellschaften, die nun in Turbulenzen schlanke Strukturen über alle Ebenen. von Zürich und Genf anfliegen – dort uns aber auf einen Flugzeug-Typ fest- Das ist eine ganz andere Geschichte. geraten sind. Wären wir in eine grössere Klasse können nur kleinere Flugzeuge wie legen, zum Beispiel Embraer. Das wür- Skywork ist ein etwas «romantisches» aufgestiegen, wäre wohl auch viel unsere landen, grössere Maschinen de Austauschbarkeit und Unterhalt er- Geschäftsmodell. Man hatte den Hei- 80 Prozent!? Dann seid ihr doch auf Familiäres – und damit das Geheimnis können nicht so steil sinken. Wie leichtern. Hier stehen wir mitten in der matflughafen Bern-Belp undhoffte, Gedeih und Verderb an die Swiss des Erfolgs – verloren gegangen. ich höre, ist die Swiss mit unseren Evaluation. daraus genug Flugverkehr zu generie- gebunden? Dienstleistungen sehr zufrieden. Wir ren. Nur wurde die Region Bern in den Richtig, das ist unser grösstes Risiko. Bei der Belair wäre aber ein Ein haben junges Personal, in der Kabine Wie wird sich die Situation in zehn vergangenen Jahren verkehrsmässig stieg möglich gewesen? oft Studentinnen, die strahlen viel Jahren zeigen? immer besser erschlossen, vor allem Wenn die Swiss aussteigt, habt ihr Aber auch die Belair war im grösseren Positives aus. Ich habe keine Ahnung! Wir haben durch den öffentlichen Verkehr.Heute ein gröberes Problem. Segment, dem Airbus-Bereich, tätig. Da in der Vergangenheit