Johann Michael Wittmer-Text
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Johann Michael Wittmer (1802 – 1880) Studien zu Leben und Werk Brigitte Salmen Universität Passau 2005 Dank Herzlich danken möchte ich allen, die meine Arbeit auf vielfältige Weise unterstützt und gefördert haben, insbesondere Herrn Prof. Dr. Gosbert Schüßler, der meine Dissertation betreut und mich durch vielfältigen Rat und Anregungen unterstützt hat, für ihren fachlichen Rat Herrn Dr. Christoph Heilmann und Herrn Dr. Hinrich Sieveking, Frau Dr. Karin Hellwig für die kritische Durchsicht der Arbeit und Frau Ilse Holzinger für ihre Hilfestellung bei der Transkription der Briefe Wittmers sowie Herrn Dr. Jürgen Wiemann und Herrn Bertold Haller von Hallerstein, die Werke und Dokumente zugänglich gemacht haben. Folgende Einrichtungen haben bereitwillig Quellenmaterialien zur Verfügung gestellt: das Archiv des Bistums Augsburg, die Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz, Handschriftenabteilung, das Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin, die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, die Stadt- und Landesbibliothek Hannover, die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Handschriftenabteilung, Frankfurt am Main, das Stadtarchiv Hannover, die Universitätsbibliothek Kassel, das Historische Archiv der Stadt Köln, das Bayerische Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, die Bayerische Staatsbibliothek München, die Monacensia, Literaturarchiv und Bibliothek der Stadt München, das Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München, das Stadtarchiv München, das Schloßmuseum Murnau, das Marktarchiv Murnau, das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, das Archiv für bildende Kunst, das Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, das Archiv der Akademie der Bildenden Künste Wien, die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, das Martin von Wagner-Museum Würzburg. Den zuständigen Leitern, Wissenschaftlern und Mitarbeitern bin ich außerordentlich zu Dank verpflichtet. Dies gilt auch für die jeweiligen Museen, Einrichtungen und Privateigentümer, die Bildmaterialien zur Verfügung gestellt haben. 2 Inhaltsverzeichnis Einleitung 4 A. Lebensstationen 16 B. Zum Werk 94 1. Frühe Arbeiten in München und Rom 99 2. Bilder der Reise nach Griechenland und Konstantinopel 104 3. Porträts 132 4. Mythologische, literarische und christliche Themen 142 5. Illustrationen zu biblischen Themen und zu Dantes „Göttlicher Komödie“ 157 6. Profane Historien-, Ereignis- und kunsthistorische Anekdotenbilder seit den späteren 1840er Jahren 164 7. Weitere religiöse Gemälde sowie Werke für Kirchen in Italien 176 8. Religiöse Werke in Murnau 192 9. Späte Werke für Kirchen in Bayern und religiöse Werke für private Auftraggeber 209 C. Schlußbetrachtung 217 D. Anhang: Beschreibungen Wittmers zu 42 Kompositionen Joseph Anton Kochs zu Dantes „Göttlicher Komödie“ 224 Bibliographie 232 Werkliste 264 Abbildungsverzeichnis 314 Photonachweis 320 Abbildungen 321 3 Einleitung Johann Michael Wittmer, geboren 1802 in Murnau, gestorben 1880 in München, gehört zu den Künstlern des 19. Jahrhunderts, die kaum im allgemeinen Bewußtsein geblieben sind und deren Schaffen bisher wenig Gegenstand einer kunsthistorischen Betrachtung war. Der Grund mag zum einen gewesen sein, daß Wittmer eher im Schatten anderer Künstler des Kreises um Friedrich Overbeck und Joseph Anton Koch stand und sein Werk nicht zu den herausragenden gerechnet wurde, zum anderen, daß die künstlerische Ausrichtung seiner Arbeit vor allem seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts als nicht zeitgemäß und weiterführend angesehen wurde. Wittmer gehörte zu der Generation von Malern, die nach den Napoleonischen Kriegen, in einer Zeit des allgemeinen Aufbruchs und neuer Impulse auch auf dem Gebiet der Kunst, die Möglichkeit ergreifen konnten, eine Akademieausbildung zu absolvieren und ein Leben als Historienmaler zu führen. Er gehörte einer dem Malerhandwerk verbundenen, ursprünglich aus Nordtirol stammenden Familie in Murnau an. Seit 1828 in Rom, konnte er sich trotz immer wieder schwieriger äußerer Umstände unter den zahlreichen Malern, mit denen er dort sein weiteres Leben über mehr als 50 Jahre verbrachte, behaupten und seinen eingeschlagenen Weg konsequent verfolgen. Er war wie viele seiner Malerkollegen zu Nebentätigkeiten gezwungen, zum Beispiel in besonderen Fällen als Zeichenlehrer, als Vermittler antiker Kunstwerke oder mußte sich noch in späteren Jahren mit „Spekulatius“ 1, also mit einer von ihm als abwertend verstandenen appetitlich-süßen Kost, befassen, obwohl er es im engeren Kreis der Deutschrömer zu beachtlichem Ansehen gebracht hatte. Wittmers mehr als 50jährige Tätigkeit in Rom stand – abgesehen von seiner Porträtmalerei – unter dem Zeichen der akademisch vorgegebenen Historienmalerei. So wie er sie erlernt hatte, schätzte er sie weiterhin während seines jahrzehntelangen Schaffens und übte sie in verschiedenen inhaltlichen Bereichen aus, d. h. er befaßte sich im wesentlichen mit historischen, mythologischen und religiösen Themen. 1 Wittmer an Ottilie von Goethe, 15.10.1850; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, GSA 40/XX,3,9. 4 Bis an sein Lebensende bezeichnete sich Wittmer in seinen Briefen – zum Beispiel 1857 an König Ludwig I. – als: „gehorsamster M. Wittmer Historienmaler“ 2, und äußerte sich in diesen Jahren verächtlich über die „Effektstücke“ von Zeitgenossen, die sich den aktuelleren Tendenzen der Kunst angeschlossen hatten. 3 Er stellte die Bedeutung und die grundsätzliche Legitimation der Historienmalerei nie in Frage, bedauerte vielmehr, 1841 zum Beispiel, ihre nachlassende Anerkennung, „[...] in einer Zeit wo so wenig poetischer Sin für die bild. Kunst mehr vorhanden ist.“ 4 Andererseits aber seien, wie er 1845 dem Privatgelehrten und Sammler Johann Friedrich Heinrich von Schlosser (1780 – 1851) klagte, „[...] unsinnige Summe[n] auf gewise Bilder die gerade in Mode sind oder Nahmen haben verwendet worden.“ 5 Und fünf Jahre später lamentierte er gegenüber Ottilie von Goethe: „Es thut mir herzlich wehe wenn ich sehen muß, wie moderne Gesellen die schönsten Arbeiten erhaschen, dem Publikum mit etwas Farbe schmeicheln und vornehm thun [...].“ 6 Dennoch war Wittmer, obwohl er seine Bilder nie in einer Einzelausstellung präsentieren konnte, besonders in seiner zweiten Heimat Rom zu Lebzeiten ein durchaus angesehener Maler. Diese Wertschätzung in Italien blieb jedoch aufgrund der auch allgemein bestehenden Distanz zur Kunst italienischer Zeitgenossen auf den Kreis der Deutschen in Rom und das kirchliche Umfeld begrenzt. Zur Kunstszene in Deutschland, speziell in München, war die Verbindung aufgrund der räumlichen Distanz, aber auch aus künstlerischen Gründen schwierig. Er selbst empfand sich, wie viele andere Deutschrömer, als abgeschnitten vom dortigen Geschehen. So geriet Wittmer nach seinem Tod bald in Vergessenheit und wurde vor allem als Schwiegersohn Joseph Anton Kochs zur Kenntnis genommen. Sein Werk, das der späteren Generation der Nazarener angehörte, erregte nur relativ wenig Aufmerksamkeit und wurde eher kritisch beurteilt. Dazu trug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei, daß die Malerei der Nazarener allgemein nicht mehr als aktuell angesehen wurde und durch ihre Popularisierung und Trivialisierung der Themen und Anwendungsbereiche generell immer mehr an Wertschätzung verlor. So war es verständlich, daß man Wittmer bald nach seinem Tode kaum noch beachtete und seinen Namen und sein Werke weitgehend vergaß. 2 Wittmer an König Ludwig I., 20.9.1857; Hauptstaatsarchiv München, Geheimes Hausarchiv, Nachlaß König Ludwig I., 89/6/1. 3 Wittmer an Ottilie von Goethe, 2.8.1850. Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, GSA 40/XX,3,9. 4 Wittmer an Friedrich von Schlosser, 3.9.1841; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Archiv für bildende Kunst, Autographen Wittmer. 5 Wittmer an Friedrich von Schlosser, 18.5.1845; ebda. 6 Wittmer an Ottilie von Goethe, 2.8.1850; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar, GSA 40/XX,3,9. 5 Ein weiterer Grund dieses bis heute nachwirkenden Desinteresses ist, daß seine Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen in unterschiedlichen, überwiegend deutschen, griechischen und englischen öffentlichen Sammlungen, in Kirchen und in Privatbesitz breit gestreut sind. Die umfangreichsten Konvolute an Werken in Institutionen gelangten in die Akademie der Bildenden Künste, Wien, und in die Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt. Ein bedeutender Teil befindet sich noch an den originalen Standorten in Kirchen in Rom und Viterbo sowie in Murnau und anderen bayerischen Orten. Der Verbleib einer Reihe von Arbeiten, auch solcher, die schriftlich dokumentiert sind, ist bis heute unbekannt. Zum Oeuvre Das Oeuvre Wittmers ist unerwartet umfangreich und erstreckt sich – rechnet man die Studienzeit dazu – über den langen Zeitraum von 60 Jahren. Zu seinen Lebzeiten wurde Wittmers Malerei von einem nur relativ kleinen Kreis öffentlicher und privater Kunstfreunde und Sammler, zu denen das bayerische, das württembergische oder auch das britische Königshaus gehörten, geschätzt. Kronprinz Maximilian und sein Vater König Ludwig I. förderten wie viele junge Maler auch Wittmer in seiner Ausbildung und erwarben später einzelne seiner Werke für die königliche Sammlung. Auch andere Sammler in gebildeten Kreisen in Deutschland schätzten seine Arbeit, ebenso sein kunstgeschichtliches Wissen, das insbesondere der Kronprinz und spätere König Maximilian II. nutzte, indem er den Maler als Reisebegleiter innerhalb Italiens sowie nach Griechenland und Konstantinopel mitnahm. Während dieser Kreis von Kunstfreunden und auch gelegentliche Rezensenten ihm wohlwollend gegenüberstanden, so Rudolf Marggraff, Professor an