INFORMATIK 5 1971–2020 50 JAHRESTAGUNGEN DER GESELLSCHAFT FÜR INFORMATIK 2

IMPRESSUM

HERAUSGABE Gesellschaft für Informatik e. V. Spreepalais – Anna-Louisa-Karsch-Str. 2 – 10178 Berlin Telefon +49 30 7261566-15 – Telefax +49 30 7261566-19 [email protected] – www.gi.de

GRAFISCHE GESTALTUNG Selina Bauer

STAND September 2020

BILDNACHWEIS Titel ArtHead – iStock, S. 6 Mock up von GraphicsFuel.com, S. 21 Zdyma4 – iStock, S. 34 srdjan111 – iStock, S. 50 shutterstock, S. 64 shutterstock INFORMATIK 1971 – 2020

50 JAHRESTAGUNGEN DER GESELLSCHAFT FÜR INFORMATIK DANKSAGUNG

Wir danken den vielen Kolleginnen und Kollegen, die Beiträge geliefert oder oftmals mit viel Mühe Unterlagen ausgegraben haben:

Volker Claus, Armin B. Cremers, Peter Dadam, Jürgen Dassow, Birgit Demuth, Ernst Denert, Hans-Dieter Ehrich, José L. Encarnação, Gregor Engels, Stefan Fischer, Bogdan Franczyk, Ulrich Furbach, Martin Gaedke, Kurt Geihs, Winfried Görke, Gerhard Goos (†), Hans Robert Hansen, Reinhold Haux, Manfred Heidt, Christian Hochberger, Günter Hommel, Günter Hotz, Stefan Jähnichen, Matthias Jarke, Karl Kaiser, Karl Kleine, Daniel Krupka, Rudolf Kruse, Hans Langmaack, Axel Lehmann, Erik Maehle, Heinrich C. Mayr, Klaus Meer, Peter Mertens, Thomas Mück, Jörg R. Mühlbacher, Hans-Hellmut Nagel, Jürgen Nehmer, Erich Neuhold, Heinrich Niemann, Horst Oberquelle, Andreas Oberweis, Peter Pepper, Erhard Plödereder, Klaus Pohl, Ralf Reussner, Andreas Reuter, Karl-Heinz Rödiger, Gunther Schmidt, Hans-Jürgen Schneider, Sigrid Schubert, Otto Spaniol, Steffen Staab, Thomas Ströhlein, Rüdiger Valk, Reinhard Wilhelm, Lars Wolf, Bernd Wolfinger, Carl August Zehnder

Der Band wäre nicht zustande gekommen ohne die engagierte Unterstützung bei den weniger geliebten organisatorischen und redaktionellen Arbeiten.

Unser Dank geht an Isabel Häuser und Jan Keim vom KIT, an Teodora Grosu und Daniel Krupka von der GI-Geschäftsstelle Berlin und an Cornelia Winter von der GI-Geschäftsstelle Bonn.

Peter Lockemann Karlsruhe, Juni 2020 INHALT

VORWORT 1991 – 2000 Vorwort des Herausgebers Vorwort des Tagungsleiters ab Seite 4 AUFBRUCHSTIMMUNG! Dezentralisierung, Verteilung und Vernetzung als Treiber ab Seite 34 1971 – 1980

POSITIONSSUCHE 2001 – 2010 Jahre der Selbstfindung ab Seite 06 DISRUPTION! Smartphone, Internet und der Aufbruch in den Konsumbereich ab Seite 50 1981 – 1990

ANERKENNUNG 2011 – 2020 Jahrzehnt der Konsolidierung ab Seite 21 VERANTWORTUNG Emanzipation der Anwendungen ab Seite 64 6

VORWORT DES HERAUSGEBERS

ünfzig Jahrestagungen der GI – das entspricht Tagungsorte bestimmt? Welche Kooperationspartnerschaf- eingebracht haben. Unser Dank gilt aber ebenso denen, ziemlich genau dem Zeitraum, in dem sich die ten gab es? Wie viele Interessierte konnte man anlocken? die uns bei der organisatorischen und redaktionellen Informatik – als Disziplin und als Begriff - im Hat die Wende 1989 eine Zäsur gebracht? All das wird man Arbeit mit Ideen und Vorschlägen begleitet und unterstützt Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert hat, nur in Erfahrung bringen, wenn man Zeitzeugen befragt. haben. Die Namen finden sich im Abschnitt „Danksagung“. Fauch wenn die Geschichte der Informatik im deutschen Das Ziel des vorliegenden Rückblicks ist es, den Zeitläufen Bleibt mir nur noch zu hoffen, dass die Broschüre vergnüg- Sprachraum weiter zurückreicht. Erst im vergangenen Jahr und Umständen nachzuspüren, die all die Jahrestagun- lich zu lesen ist und der fortgeschrittenen Generation so feierten wir fünfzig Jahre Studiengang Informatik, und erst gen mitgeprägt haben. Wir haben daher die Zeitzeugen manches in Erinnerung zurückruft. 1971 wurde mit dem Überregionalen Forschungsprogramm gebeten, in ihren persönlichen Erinnerungen zu kramen Informatik der Ausbau dieser Disziplin an den Hochschu- und auch Anekdoten und besondere Vorfälle beizutragen. len der damaligen Bundesrepublik auf den Weg gebracht. Unsere Hoffnung ist es, dass am Ende ein Erinnerungsband Es dauerte dann noch einmal an die zehn Jahre, bis der zustande gekommen ist, der nicht als trockene Chronik Ausbau alle Teile Deutschlands erreicht hatte und die daherkommt, sondern auch hin und wieder vergnüglich zu deutsche Informatik im Weltkonzert der Forschung deut- lesen ist, uns Älteren so manches ins Gedächtnis zurück- Peter Lockemann lich mithalten konnte. Vorrangige Aufgabe war es zunächst, ruft und gerade der jüngeren Generation ein lebendiges Karlsruhe, April 2020 die notwendigen Lehrkapazitäten zu schaffen und den wis- Bild der Vergangenheit bietet. senschaftlichen Nachwuchs heranzubilden. Dass die heuti- ge Generation glaubt, die Informatik habe es schon immer Nun ist es freilich leichter, ein Konzept mit Zeitzeugen vor- gegeben, attestiert den frühen Pionieren aus Deutschland, zugeben als Zeitzeugen konkret zu finden und dann auch Europa und Nordamerika ihren nachhaltigen Erfolg. zum Reden (oder besser: Schreiben) zu bringen. Je weiter man in den Jahren zurückgeht, umso höher die Wahr- In seinem Vorwort wirft Herr Reussner ja auch den Blick in scheinlichkeit, dass sie nicht mehr unter uns sind, dass eine herausfordernde Zukunft der Informatik. Aber gerade ihre Kräfte nachgelassen haben oder dass einfach ihre eine so zukunftsträchtige Disziplin wie die Informatik soll- Erinnerungen verblasst sind. Wo wir nicht mehr auf die te sich ihrer Wurzeln, ihrer Historie, ihrer Tradition bewusst damaligen Organisationsmitglieder zurückgreifen konnten, bleiben. Auf sie will dieser Band zurückblicken. haben uns zahlreiche Mithelfende mit Dokumenten und Unterlagen versorgt, sodass wir daraus Beiträge formulie- Kann man diese Historie mit den fünfzig Jahrestagungen ren konnten. Gelegentlich hat uns auch das Vorwort der nachzeichnen? Zum Teil sicherlich: Man nehme einfach die Tagungsbände weitergeholfen, vor allem wenn auch mein Inhaltsverzeichnisse der fünfzig Tagungsbände, die man eigenes Gedächtnis noch ein wenig nachhelfen konnte. mühelos im Internet finden kann, und vergleiche dann Trotz alledem, die Resonanz war überwältigend, gut achtzig deren Inhalte, um Entwicklungen und Entwicklungslinien Prozent der Beiträge hatten wir schon nach wenigen Mona- aufzuzeigen. Aber eben nur zum Teil! Wie haben diese Ent- ten in Händen. Zugegeben, der Rest war dann etwas müh- wicklungen die Planungen beeinflusst, wie die Wahl der sam. Jedenfalls geht unser Dank an alle, die sich inhaltlich 7

VORWORT DES TAGUNGSLEITERS

ugegebenermaßen habe ich mir die Idee zu was Informatik ausmacht, erst gefunden werden muss- persönlich kennt und schon alleine deshalb sehr effektiv diesem Band über die vergangenen fünfzig te. Allerdings sieht man auch, dass die Definition der um die notwendigen Beiträge werben konnte. Mit Beharr- Jahrestagungen bei der 40. International Con- Disziplin eigentlich gerade für die Informatik nie abge- lichkeit, Geschick und Improvisationstalent schaffte er es, ference on (ICSE) 2018 in schlossen ist: In einem so dynamischen Gebiet muss man alle Beiträge rechtzeitig zu erhalten und in Rücksprache ZGöteborg abgeschaut. Dort wurde ein Band vorgestellt, der sich vermutlich zwangsläufig bis zu einem gewissen Grad mit den Autoren und Autorinnen auf ein einheitliches die vierzig Konferenzen der ICSE-Serie gemeinsam in der immer wieder neu (er)finden. Ebenso sieht man, dass Format zu bringen und neben Fakten auch Unterhaltsames Zusammenschau würdigt. Wir können nun sogar auf fünfzig Informatik stark in andere Gebiete hineinwirkt und eine nicht zu kurz kommen zu lassen. Ihm und allen Beteiligten Jahrestagungen zurückblicken, und ich finde wir haben An- eigenzentrierte Nabelschau insofern schon immer unan- gebührt ein sehr herzlicher Dank für diesen Band. lass genug, auch als Gesellschaft für Informatik (GI) einen gemessen war. Stattdessen gibt es heute quasi kein Feld Wir hatten eine feierliche Präsentation dieser Schrift in entsprechenden Band herauszugeben. technischer Innovation, welches nicht mehr oder weniger Buchform auf der Tagung geplant. Vor dem Hintergrund, stark und zentral von der Informatik beeinflusst, geprägt dass die COVID19-Pandemie uns dieses Jahr zu einer rein Man kann den Weg in eine Zukunft nur planen, wenn man oder gar erst ermöglicht wird. Insofern scheint der Blick virtuellen Tagung zwingt, muss auch die Präsentation weiß, wo man herkommt. Daher ist die 50. Jahrestagung in die Zukunft mindestens ebenso spannend wie der in virtuell erfolgen, aber vielleicht erreichen wir ja auf dem eine geeignete Gelegenheit, einen Rückblick auf die ver- die Vergangenheit. Neben der immer dominierenderen virtuellen Wege auch weitere Leserinnen und Leser dieses gangenen 50 ersten Jahrestagungen der GI zu werfen, mit Rolle der Informatik in technischen Systemen haben auch Bandes, die nicht unbedingt physisch zur Jahrestagung ihren thematischen Schwerpunkten und den Berichten der neue durch die Informatik ermöglichte Geschäftsmodelle gekommen wären. Tagungsleitungen zu den damals diskutierten Themen der unser tägliches Leben stark verändert, und dies inner- Informatik. Dabei wird man weniger Inhaltliches finden, halb eines sehr kurzen Zeitraums (eben ca. fünfzig Jahre). Ich wünsche allen Leserinnen und eher schon einiges über die Entwicklung der Informatik im Damit kommen aber auch Themen in Verknüpfung mit Lesern eine vergnügliche Lektüre, deutschen Sprachraum: Was waren frühe starke Standorte, gesellschaftlichen und politischen Aspekten stärker in den die vielleicht durch den Blick in welche Themen wurden früh mit Professuren besetzt, wel- Vordergrund: Wie soll man mit den Auswirkungen von so- die Vergangenheit zur Reflektion che Firmen waren damals starke Akteure? Dabei muss man cial media umgehen (als Individuum, wie auch als Staat)? über die Rolle unserer Disziplin natürlich auch berücksichtigen, dass bis zur Wiedervereini- Wie können Arbeitsplätze und damit Wohlstand in Zeiten Informatik für die Zukunft anregt. gung die Tagungen nur „im Westen“ stattfanden, wenn man informatik-induzierter disruptiver Innovationen in Europa West-Berlin, Österreich und die Schweiz dazu zählt. Immer- sichergestellt oder geschaffen werden? Dies sind nur eini- hin war dann 1993 mit Dresden die erste Tagung in einem ge der drängenden Fragen, die wir Informatikerinnen und östlichen Bundesland, was natürlich auch eine überfällige Informatiker nicht alleine beantworten werden. Dass man Würdigung des traditionsreichen Standorts durch die GI uns dabei aber deutlich hören will, nehme ich als Konsens bedeutete. ausdrücklich wahr. Ralf Reussner Karlsruhe, Juni 2020 Man sieht an den Anfängen, wie sich eine neue Disziplin Mit Professor Peter Lockemann hatte ich glücklicherweise mit Wurzeln in der Mathematik, der Elektrotechnik und einen Organisator dieses Teilprojekts der „Informatik 2020“ in einigen Anwendungsgebieten formierte und dass das, gewinnen können, der alle Akteure der Jahrestagungen 1971– 1980 POSITIONSSUCHE

In den 70er Jahren war die Informatik noch geln diesen schwankenden Boden durch eine sehr junge Disziplin, ihre Eigenstän- die große Vielfalt an Themen bei gleich- digkeit war keineswegs unumstritten. Nun zeitiger Abwesenheit von Tagungsmottos musste sie sich ihre Position im Wissen- wider. Trotzdem, oder vielleicht auch des- schafts- und Wirtschaftsgefüge verschaf- halb, war die inhaltliche Struktur über das fen: In der akademischen Lehre musste ganze Jahrzehnt hinweg erstaunlich stabil sie sich auf ein Curriculum und damit auf und hatte eine auffallende Ähnlichkeit mit einen Grundkanon verständigen, in der den Schwerpunkten des Überregionalen akademischen Landschaft musste sie sich Forschungsprogramms Informatik. gleichrangig neben den anderen wissen- schaftlichen Disziplinen etablieren und auf ein Selbstverständnis zwischen den konkurrierenden Disziplinen Naturwissen- schaft und Ingenieurwissenschaft, Mathe- matik und Elektrotechnik einigen, in der Wirtschaft musste sie den Ruch eines leicht zu erlernenden Handwerks überwinden und für eine wissenschaftlich fundierte Ex- pertise plädieren. Die Jahrestagungen spie- 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 9

1. JAHRESTAGUNG Winfried Görke, einer der Vortragenden, führt heute die gen) die korrekte Parameterübergabe (bei allen möglichen München 12. – 14. Oktober 1971 Vielfalt an Themen darauf zurück, dass die Informatik als aktuellen Programmläufen) entscheidet. Daher entschloss Tagungsleitung: Friedrich L. Bauer akademische Disziplin noch nicht verortet war – Mathe- ich mich schließlich, die algorithmische Unentscheidbar- matik, Elektrotechnik oder eigenständiges Fach? Auch sei keit dieses Problems auf die des Postschen Korrespondenz- damals gerade das Überregionale Forschungsprogramm problems zurückzuführen zu versuchen. Der vollständige rst zwei Jahre nach der Gründung der GI wurde (ÜRF) des Bundes angelaufen und die einzelnen Hochschu- Beweis gelang mir erst ganz kurz vor der GI-Jahrestagung. zur ersten Jahrestagung in München eingeladen. len und Industrieunternehmen hätten gebührend auf sich Die für den Vortrag eingesetzten Untersuchungsmethoden Laut Protokoll einer späteren Mitgliederver- aufmerksam machen wollen. und Beweistechniken sind Grundlage weitreichender Ergeb- sammlung hatte die GI damals ca. 400 Mitglie- nisse insbesondere meiner Schüler geworden: zu Entscheid- Eder – offenbar traute man sich zu, damit eine Tagung zu Ein weiterer Zeitzeuge, Hans Langmaack, berichtet: barkeits- und Komplexitätsproblemen bei Algol-artigen veranstalten, die mit 67 Vorträgen in drei Plenarsitzungen Ich war als einer der 4 Hauptvortragenden eingeladen: Programmen, zu Existenz- und Nichtexistenz Hoarescher und 21 Fachsitzungen (davon bis zu vier parallel) sowie M. Griffiths (Grenoble), K.H. Böhling (Bonn), W.M. Turski Beweissysteme und zu optimaler interprozeduraler Pro- einer Podiumsdiskussion in drei Tagen schon gewaltige (Warschau), H. Langmaack (Saarbrücken). grammoptimierung. Ausgangspunkt hierfür ist letztlich Dimension besaß und zahlreiche Hörsäle der TU München Kurzfassungen der Hauptvorträge finde ich nicht im die Verhaltensbeobachtung des Laufzeitkellers (Erweite- beanspruchte. Freilich war das ein sehr bunter Strauß Tagungsprogrammheft. Um die Kurzfassungen der Haupt- rung des ursprünglich so genannten Zahlkellers), herrüh- an Themen, fachliche Schwerpunktsetzungen wie sie in vorträge war wohl von der Tagungsleitung unter Herrn rend von meinen akademischen Lehrern K. Samelson und späteren Jahrestagungen üblich wurden, gab es noch nicht, F.L. Bauer nicht gebeten worden, nur um die der eingereich- F.L. Bauer (nach meiner Promotion in höchst reiner Mathe- und auch die Fachausschüsse waren noch nicht sichtbar. ten Vorträge. In meinen Augen waren die Zahl der Vorträge matik). Man erinnere sich: Ein Studienfach Informatik gab es erst und die ausländische Beteiligung bemerkenswert. seit zwei Jahren, und dies nur an vergleichsweise wenigen Ich war außerordentlich froh, keine Kurzfassung zu meinem Selbst im Rückblick fasziniert das Rahmenprogramm: Es Hochschulen. Und der Aufbau der Lehre förderte in der Thema „Zur Entscheidbarkeit der Korrektheit von Algol- gab Führungen durch das Leibniz-Rechenzentrum der Bay- Forschung eher ein Einzelkämpfertum. Erstaunlich viele Programmen mit Prozeduren“ liefern zu müssen. Denn rischen Akademie der Wissenschaften mit Besichtigung der Beiträge kamen aus der Industrie, aber man sollte sich alle meine Experimente waren fehlgeschlagen, nämlich Rechenanlage TR 440, eine Besichtigung der Rechenanlage vor Augen halten, dass sich damals in Deutschland und bei reinen (ohne Spezifikationen der formalen Parameter) IBM/360-91 am Institut für Plasmaphysik der MPG, eine generell in Europa nicht nur IBM, sondern auch Siemens, Algol60-Programmen einen Algorithmus zu konstruieren, weitere des Gleisbildstellwerks im Münchner Hauptbahn- Telefunken, DEC, Zuse, Bull mit der Rechnerentwicklung der zur Übersetzungszeit formal (oder abstrakt interpretiert, hof – das war damals alles Technik vom Feinsten! Wer eher beschäftigten. d.h. unabhängig von Daten, Arithmetik, Fallunterscheidun- die Stadt genießen wollte, dem wurde der Besuch einer

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Programmiersprache Pascal – Floppy Disk 1971 Tagungsprogramm der – Erster in Serie gefertigter Mikroprozessor Intel 4004 1. Jahrestagung Deutsches Museum, – Erstes Email-Programm Nachlass W. Brauer 10

Brauerei oder einer Aufführung der Oper geboten. Was 2. JAHRESTAGUNG nach außen war spürbar: Es kamen zwischen zwanzig und es anscheinend nicht gab, war ein gemeinsames Bankett Karlsruhe 2. – 4. Oktober 1972 dreißig Studenten nach dem Vordiplom aus Darmstadt und für alle Teilnehmenden. Im Dunkeln liegt auch, wie die Tagungsleitung: Gerhard Goos später (1974?) nochmals ebenso viele aus Saarbrücken, die Tagungsbeiträge veröffentlicht wurden, ja ob es überhaupt Programm: Peter Deussen an dem langsamen Aufbau der dortigen Informatiken ver- einen Tagungsband gab. Herr Görke erwähnt jedenfalls, zweifelten. In der Forschung hatten wir vor allem unsere dass er Teile seines eigenen Beitrags in einem Buch 1973 früheren Arbeiten, da sich die meisten von uns erst einmal veröffentlicht habe. war erfreuen sich einige Akteure der damaligen um die Vorlesungen kümmern mussten. Auch bekamen wir Jahrestagung noch einer guten Gesundheit, aber unsere Burroughs B6700. Die erste Jahrestagung hatte übrigens schon einen be- nach nahezu fünfzig Jahren ist kaum noch etwas scheidenen Vorläufer. Günter Hotz, der erste Präsident der im Gedächtnis zurückgeblieben. Hier einige hart- F: Die Informatik war ja ein Neuankömmling in einer Uni- GI, schreibt: Znäckige Fragen an den kürzlich verstorbenen Tagungsleiter, versität mit Ingenieurfakultäten mit einer langen Tradition. Prof. Gerhard Goos, und seine Antworten. Hat die Tagung die Sichtbarkeit und Akzeptanz der Infor- Das zweite Treffen der GI-Mitglieder fand am 6. Oktober matik in der Universität erhöht? (1970) in Erlangen statt. Es war verbunden mit einer Ge- F: 1972 fand die zweite Jahrestagung der GI in Karlsruhe burtstagsfeier von Herrn Händler. Diese Feier bestand aus statt, nachdem die erste Jahrestagung 1971 in München Goos: Außerhalb der Universität Karlsruhe waren wir sicher einer Reihe von wissenschaftlichen Vorträgen, die man stattgefunden hatte. Was hob denn damals Karlsruhe in mehr angesehen als innerhalb. Hier waren wir vor allem auch als GI-Jahrestagung interpretieren kann. der Informatik so hervor? Konkurrenten um Geld und Räume. Auch brauchte die Informatik sehr lange, bis sie von den Ingenieuren ernst Goos: Karlsruhe war im Sommer 1972 die einzige deutsche genommen wurde. Der Hydrologe Prof. Plate meinte ein- Universität, die alle ihre ÜRF-Professuren besetzt hat- mal, Informatik beherrsche man, wenn man die Syntax von te. Nicht vorab so geplant, fiel die Jahrestagung mit der Fortran beherrscht. Ausgründung der Informatik aus der Mathematik in eine eigene Fakultät zusammen, dies verbunden mit dem Bezug F: Die Informatik war ja auch ein Kind der Bundespolitik – eines eigenen Neubaus. Wir waren neun Professoren (mit man denke an das ÜRF. Hat sich dies auch im Tagungspro- Herrn Schreiner etwas später zehn), die recht gut zusam- gramm niedergeschlagen? menarbeiteten. Die Münchner hatten nur fünf Professuren (und einige Dozenturen) besetzt. Das Anziehungsmoment Goos: Das Tagungsprogramm zeigte bereits Weiterentwick-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 1972 – B-Baum – Gründung von SAP Günter Hotz (1. Präsident der GI), Wilfried Brauer und F.L. Bauer (v.l.), Aufnahme 2002 © Cornelia Winter, GI 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 11

lungen gegenüber dem ÜRF-Programm. Die bedeutendsten bezahlen. Die Teilnehmerzahl war mit 540 übrigens schon 3. JAHRESTAGUNG Vorträge waren die von Herrn Barton, dem Chefentwickler recht respektabel. Hamburg 8. – 10. Oktober 1973 des Burroughs Betriebssystems, und von Herrn Sumner, Programm: Wilfried Brauer dem Entwickler des legendären Atlas Rechners in Man- Organisation: Eike Jessen chester. Die Vorträge über Pearl und Grafiksysteme waren Das heutige Karlsruher Institut für Technologie (KIT) zukunftweisend, aber heiß wurden diese Themen erst drei unterhält ein Archiv, in dem die Protokolle des damaligen bis vier Jahre später. Instituts für Informatik aus den Jahren 1970 bis 1972 aufbe- ie schwierig es ist, eine mehr als 45 Jahre wahrt werden. Es ist dann doch interessant, dass sich dort zurückliegende Vergangenheit wiederzu- Es mag interessant sein, sich anzusehen, welche Themen nichts zur Jahrestagung findet, so als ob die Organisation beleben, zumal wenn der seinerzeitige Kopf den breitesten Raum einnahmen: allen voran Betriebs- der Tagung das Institut nichts anging. hinter der Tagung, Wilfried Brauer, nicht systeme, dann Programmiersysteme, Informationssysteme Wmehr lebt, kann man einer Antwort von Prof. Oberquelle, (übrigens mit starker Ausrichtung auf Information Retrie- Auch Prof. Manfred Heidt, damals erster Geschäftsführer dem „Archivar“ der Hamburger Informatik, entnehmen. Er val), Zentraleinheiten und Prozessinformatik. der Fakultät, bestätigt, dass er mit der Vorbereitung und schreibt: „R. Valk hat keine Erinnerungen, B. Monien hat Organisation der Tagung nicht befasst war. Er wisse auch nur noch in Erinnerung, dass der Tagungsband die Nr. 1 in F: Empfänge in der Stadt und festliche Abendveranstaltun- nichts von einem Empfang durch die Universität oder der Reihe der Lecture Notes in Computer Science war, gen sind ja ein typisches Element von GI-Jahrestagungen. die Stadt und glaube nicht, dass ein solcher in größerem M. Opp, Brauer-Assi damals, hat sich leider nicht gemeldet.“ Gab es so etwas auch schon 1972? Rahmen stattgefunden hat. Einen Festabend gab es, aber soweit er sich erinnert, musste man hier, wie auch in den Gefunden haben sich allerdings im Nachlass von Prof. Goos: Ich glaube mich zu erinnern, dass es einen Empfang Kaffeepausen, Häppchen und Getränke bezahlen. Brauer, den das Deutsche Museum in München übernom- gab, aber von wem und wo weiß ich nicht mehr. men hat, noch das Tagungsprogramm, eine Presseveröf- Die ersten Jahrestagungen mussten also offenbar noch mit fentlichung der Universität Hamburg und das Vorwort zum F: Und wie hat man die Tagung finanziert? Doch wohl kaum einem sehr dünnen Budget auskommen! Tagungsband. Im Vorwort wird als Zielsetzung der Tagung ausschließlich über die Tagungsgebühren? genannt, dass man eine Übersicht über den Stand der Übrigens erschien der Tagungsband in der Springer-Reihe Informatik vermitteln, die Kontakte zwischen den verschie- Goos: Sponsoren? Ich kann mich nicht erinnern. Die Ab- Lecture Notes in Economics and Mathematical Systems, erst denen Teilgebieten der Informatik stärken, die Anwendung rechnung bezog sich vermutlich nur auf die Teilnehmer- ab dem Folgejahr gab es eine eigene Reihe Lecture Notes der Informatik in anderen Wissenschaften, in öffentlicher gebühren. Kaffee in den Pausen usw. musste jeder selbst in Computer Science. Verwaltung, Gesundheitswesen und Bildungswesen fördern

Karlsruhe, KIT, Vorhof des 1972 neubezogenen Informatikgebäudes, Plastiken 1973 von Jürgen Goertz „Hommage Gerhard Goos, á Dürer“ Aufnahme 2018 © Anastasija Sultanova, KIT © KIT, Markus Breig 12

und die Beziehungen zwischen Forschung und Lehre er- gelegen, der als erster Hamburger Informatik-Professor mesters entschloss, an der Hamburger Informatik eine mir örtern wolle – alles Ziele, die bis heute nichts an Aktualität seinen Dienst bereits zum SS 71 angetreten hatte und viel praktikabler erscheinende Programmiersprache einzu- eingebüßt haben. Beklagt wird dann aber, dass die Zahl auf eine zweisemestrige Einführung in die Informatik auf- führen, nämlich PASCAL von N. Wirth. der Vorträge aus den Anwendungen zu gering blieb. Außer- bauen konnte, die er bereits an der Universität Bonn halb des wissenschaftlichen Programms konnten nämlich gehalten hatte. Herr Wirth hatte sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, auch Hard- und Software-Hersteller über ihre Produkte eine an der ETH Zürich entwickelte und im SS 72 verfüg- referieren. Herr Nagel beschreibt seine Situation wie folgt: bare Quell- (in PASCAL) und Objektversion (in CDC6400 Maschinensprache) zur Verfügung zu stellen. Zusammen Heute würde man statt von „Stärkung der Kontakte“ von Ich habe ab SS 72 die erste viersemestrige Einführungs- mit begeisterten Studierenden bauten wir ab WS 72/73 „Networking“ sprechen, aber es erstaunt dann doch, dass vorlesung in die Informatik an der Universität Hamburg einen Simulator für die CDC6400 auf unserem Fachbereichs- das Programm keine Empfänge oder Abendveranstaltun- ausgearbeitet und gehalten. Im Gegensatz zu der mehr ma- rechner, einer PDP-10, und nutzten diesen Simulator, um gen ausweist. Das deckt sich mit einer Briefvorlage, die thematisch orientierten Kollegschaft in der Anfangsphase den Objektcode des PASCAL- mit dem Quellcode Frau Brauer fand und die an ausgewählte Tagungsteil- der Informatik in Deutschland kam ich aus der Experimen- dieses PASCAL-Compilers als Eingabe zu übersetzen. Darauf nehmer ging: „Da es diesmal bei der GI-Tagung keinen talphysik (rechnergestützte Vermessung von Blasenkam- aufbauend wollten wir dann einen PASCAL- für die offiziellen Begrüßungsabend gibt, wollen meine Frau und meraufnahmen). Daher schlug ich bei meiner Berufung als PDP-10 erstellen. ich einen privaten Empfang in kleinem Kreis in unserer Forschungsthema „Kleinrechner-Netzwerke zur Bildfolgen- Wohnung geben.“ Die Presseveröffentlichung erwähnt im- auswertung“ vor. Das, was man damals als Kerninformatik Glücklicherweise hatte ein weiterer Doktorand von N. Wirth, merhin, dass die GI nunmehr 700 Mitglieder stark sei. ansah, musste ich mir mühsam anprügeln, was praktisch Urs Ammann, eine wesentlich einfacher zu übertragende meine ganze Zeit in Anspruch nahm. PASCAL-Compiler-Version entwickelt, die den sogenannten Mit Hans-Hellmut Nagel hat sich schließlich doch noch ein P-Code erzeugte. Durch Vermittlung von N. Wirth stellte uns Zeitzeuge gefunden. Er war zwar selbst nicht an der Orga- Bereits im ersten Vorlesungssemester – dem SS 72 – wurde U. Amman freundlicherweise Quell- und P-Code- nisation beteiligt, er gibt aber eine lebendige Schilderung mir klar, dass die für notwendig gehaltene Vermittlung Version seines Compilers bereits in einer frühen Phase sei- der Pionierlage, in der sich die ersten Veranstalter befan- einer Programmiersprache sowie die Stellung und Korrek- ner eigenen Arbeiten zur Verfügung. Zwei meiner Diploman- den, die es wert ist, hier aufgeführt zu werden. tur von Übungsprogrammen in Algol-60 am Rechenzentrum den ersetzten die P-Code-Erzeugung durch Erzeugung des der Universität Hamburg für alle Beteiligten, insbesondere Maschinencodes für die damals an der Hamburger Infor- Auf die Frage, warum sich Hamburg um die Ausrichtung für die Studierenden, ein ‚pain in the neck‘ war. Das führte matik genutzte DEC PDP-10. beworben hatte, antwortete er, dies habe an Herrn Brauer dazu, dass ich mich gegen Ende des ersten Vorlesungsse-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Ethernet – Erster Computer mit Maus und grafischer Tagungsprogramm Benutzeroberfläche Xerox Alto der 3. Jahrestagung © Archivbild GI 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 13

Auf diesem Wege kamen meine Diplomanden sogar als anderen Kollegen für das Frühjahr 1973 eine Konferenz über um zu forschen und zu promovieren, sondern mussten Compilerbau-Novizen so rasch voran, dass wir im letzten ‚Kognitive Systeme‘ in Hamburg vorbereitet. Es gelang auch den Fachbereich und Tagungen organisieren. Semester (1973/74) meiner viersemestrigen Einführungs- uns, diese Konferenz sozusagen als beta-Test im damals vorlesung auf der PDP-10 Übungen in PASCAL durchführen noch nicht ganz fertigen Conference Center Hamburg Unser wichtigster Beitrag war NORIS, die Neuordnung des konnten – inklusive einer Einführung in den Compilerbau (CCH) durchzuführen, wobei wir durch die Bereitschaft, Informatikstudiums, initiiert von Klaus-Peter Löhr, mit „Al- sowie Fehlersuche im Quelltext. auch in einem unfertigen CCH zu tagen, ermäßigte Preise gorithmen I-IV“ als informatischem Kern im Grundstudium. erhielten. Die Inhalte dafür mussten nicht nur festgelegt, sondern Anfangs war die wöchentliche Rate der durch die Übungs- teilweise erst erarbeitet werden. Etwa „Algorithmen III“ teilnehmenden gefundenen Compilerfehler nicht so ent- Wie man sich denken kann, war durch diese Parallel- (komplexe Datenstrukturen), dazu gab es nur den schwer mutigend niedrig. Im Gegenteil: Der PASCAL-Quelltext stand Aktivität meine Kapazität mehr als ausgeschöpft, sodass verdaulichen Band 3 von Knuth, und mir fiel es zu, 1973/74 für die Hörerschaft meiner Einführungsvorlesung auf der ich nicht in Versuchung geriet, Herrn Kollegen Brauer ins die erste Vorlesung zu halten – eigentlich ein Ding der PDP-10 zur Verfügung. Es entwickelte sich zu einem Sport, Handwerk zu pfuschen. Unmöglichkeit, aber sie wurde ganz gut. Klaus-Peter Löhr Compilerfehler nicht nur zu entdecken, sondern auch gleich übernahm „Algorithmen IV“ (nichtsequentielle Algorith- die erforderlichen Korrekturen im Quelltext vorzuschlagen. men), ein besonders anspruchsvolles Gebiet. So saugte dieser Jahrgang rekursiven Abstieg, Call-by- Name und Call-by-Value, Trennung von Code und Daten, 4. JAHRESTAGUNG Dann gab es noch die PO B, die Prüfungsordnung B als Aufruf-Datenstrukturen, re-enterable code u.v.m. sozusagen Berlin 9. – 12. Oktober 1974 Alternative zur PO A des Berliner Wissenschaftssenators. mit der Informatik-Muttermilch ein – und wir hatten alle Tagungsleitung: Heinz Gumin Ihr spektakulärstes Element war die Boolesche Benotung zusammen einen Mordsspaß. Programm: Dirk Siefkes − bestanden oder nicht bestanden −, und als Ausgleich Organisation: Ernst Denert ein Gutachten zur Diplomarbeit statt einer numerischen Aber – und damit eine Begründung, weshalb ich mich an Note. Aus den wohlklingenden Formulierungen dieser der Organisation der GI-1973 nicht beteiligte – daneben Texte konnte man alles Mögliche herauslesen. Wir glaub- blieb mir kaum Zeit für etwas Anderes. ie Informatik war jung, wir auch. Nicht viele ten eben an den „primär motivierten“ Studenten, der rein wollten als Professoren nach Berlin kommen, aus fachlichem Interesse und deshalb emsig studiert; der Da ich für „Digitale Verarbeitung kontinuierlicher Signale“ manche dagegen gehen. So mussten wir sollte nicht unter Notendruck gesetzt werden. Mir wurde (heute sagen wir u. a. ‚Bildfolgenauswertung‘) nach Ham- Assistenten nicht nur Informatik lernen (wir relativ bald klar, dass das schlecht ist, und zwar als ich burg berufen worden war, hatte ich in Absprache mit zwei Dhatten sie ja nicht studieren können), um sie zu lehren, selber Studenten zu prüfen hatte, die durchaus „sekundär

1974 Wilfried Brauer, Aufnahme 2002 Trotzdem geschafft … © Cornelia Winter, GI Doktorfeier Denert (m.) 1975 14

motiviert“ waren und benotet werden wollten. Wir waren trägen aus den verschiedensten Bereichen: Theoretische 5. JAHRESTAGUNG halt idealistisch und radikal. Da staune ich schon, dass Grundlagen, Programmiersprachen und Compiler, Nichtse- Dortmund 8. – 10. Oktober 1975 sich dieser Unfug heute in den Schulen ausbreitet. quentielle Systeme, Betriebssysteme, Rechnerarchitektur, Tagungsleitung: Volker Claus Informationssysteme, Computer Graphics, Anwendungen, Programm: Jörg Mühlbacher Zu alledem wurde 1974 auch noch die 4. GI-Jahrestagung an Ausbildung. Da konnte man nicht nur aus dem eigenen die TU Berlin vergeben (die FU hatte noch keine Informa- Spezialgebiet etwas erfahren, sondern auch in andere tik), obwohl wir anderorts kritisch beäugt wurden. Immer- hineinhören. Der Tagungsband enthält auf 748 Seiten 69 ie Besonderheiten der GI-Jahrestagung 1975 in hin konnten wir einen Professor als Vorsitzenden des Pro- Beiträge, darunter, anders als heute, auch ausführliche Dortmund waren: grammkomitees vorweisen: Dirk Siefkes, Automatentheorie Fassungen der Hauptvorträge, u. a. von Juris Hartmanis 1. Es wurde Wert auf inhaltliche Breite und und formale Sprachen. Aber die Organisation fiel wieder (Cornell), Peter Naur (Kopenhagen) und Peter G. Neumann zugleich Wert auf Anwendbarkeit gelegt. Es gab einem Assi zu, nämlich mir, warum weiß ich nicht mehr. Der (Stanford). D99 Vorträge (acht Haupt-, 51 Einzel- und vierzig In- Austausch mit Eike Jessen, im Vorjahr für die Jahrestagung dustrievorträge) und eine Podiumsdiskussion. in Hamburg verantwortlich, hat mir sehr geholfen. Ebenso Im noblen Schlosshotel Grunewald gab der Berliner Senat Die Tagung wurde von 510 Personen besucht. gebührt Sigi Schindler Dank, auch wenn er nicht unmittel- einen stilvollen Empfang, an dem selbst 68-Bewegte Ge- 2. Auf Initiative von Herrn Mühlbacher fand eine bar an der Organisation beteiligt war, denn mit seinen fallen finden konnten. Podiumsdiskussion über die Frage statt, ob die politischen und wissenschaftlichen Beziehungen hat er Informatik ein gemeinsames Dach über abzweigen- vieles für die Berliner Informatik bewirkt. Mir hat die Tagung zu einem persönlich wegweisenden de Strömungen und über die Anwendungsgebiete Kontakt verholfen: Peter Schnupp und Christiane Floyd von bleiben solle/werde oder nicht. Damals sprach man Es war eine gute Tagung mit 600 Teilnehmern, eine be- Softlab hielten Vorträge und machten mich so auf dieses von „Bindestrich-Informatiken“, die die neu entste- achtliche Zahl bei damals weniger als 1.000 GI-Mitgliedern. Softwarehaus in München aufmerksam, wo ich zwei Jahre henden Probleme an den Schnittstellen einer be- Tagungsleiter war GI-Präsident Heinz Gumin, Mitglied des später als Software-Ingenieur in der Praxis anfing − stehenden Wissenschaft zur Datenverarbeitung und Vorstands der Siemens AG, zuständig für Datentechnik. Er ein fundamentaler Meilenstein in meinem Berufsleben. den Aufbau neuer Studiengänge in Angriff nahmen hat die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft inner- sowie den sinnvollen Einsatz von Fördermitteln in halb der Informatik verkörpert; sie war damals stärker als Ernst Denert der Bundesrepublik begleiten sollten. heute.Die GI war seinerzeit noch nicht so stark in Fach- Als Titel der Podiumsveranstaltung entschied man gruppen und -bereiche ausdifferenziert wie heute. Deshalb sich für „Brauchen wir für jedes Anwendungsgebiet war die 4. Jahrestagung noch eine Universaltagung mit Bei- eine eigene Informatik?“.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – SQL – Motorola 6800 Prozessor 1975 – Intel 8080 Prozessor – TCP/IP-Protokoll Ernst Denert 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 15

3. Es wurde das erste (und bisher einzige) Computer- das Industrieprogramm bereits die Öffnung hin zum immer H.J. Genrich: schach-Turnier der GI auf Initiative von Herrn Claus stärker werdenden Einsatz neu entstehender Gebiete der „Belästigung der Menschen durch Computer“ durchgeführt. Informatik (Informationssysteme, Systemanalyse, Rechner- 4. Parallel zum wissenschaftlichen Programm fand entwurf, Vernetzung, Auswirkungen usw.) in der Praxis und Computerschach-Turnier: Dieses wurde im Stadthaus ein umfangreiches Industrieprogramm mit einer in anderen Wissenschaften (Medizin-, Rechts-, Wirtschafts- Dortmunds nach Schweizer System zwischen acht ein- Ausstellung und mit vierzig Vorträgen statt. informatik usw.). gereichten Schachprogrammen ausgetragen. Die Partien 5. Die Fachgruppe „Künstliche Intelligenz“ der wurden von dem internationalen Meister David N.L. Levy GI wurde gegründet und konstituierte sich am Ort der Tagung war das Neubaugelände der Universität aus London und dem internationalen Großmeister H.J. 7. Oktober 1975. Dortmund. Gehalten wurden 51 Einzelvorträge und die Hecht aus Solingen kommentiert. Die Siegerehrung war am 6. Es wurde auch Wert auf ein attraktives Rahmen- folgenden acht Hauptvorträge: 11. Oktober 1975 in den Räumen der Dortmunder Actien- programm gelegt. Über alle vier durchgeführten P. Lockemann: Brauerei. Exkursionen wurde noch Jahre später immer wieder „Informationssysteme – eine Übersicht anhand von lobend gesprochen. Beispielen“ Rahmenprogramm: Es wurden acht Ausflugsziele vorge- R.L. Ashenhurst: schlagen. Aufgrund der Nachfrage wurden folgende Exkur- Die gesamte Tagung atmete noch die Aufbruchstimmung, „The Problem of Requirements Analysis for Information sionen tatsächlich durchgeführt (in Klammern jeweils die die anfangs in der Informatik und bei den Anwendern Systems Applications“ Anzahl der Teilnahmen): Westfälische Wasserburgenfahrt der „Computer-Wissenschaften“ herrschte. Es wurden F.L. Bauer: (9), Besichtigung des Hüttenwerks HOESCH in Dortmund Grundsatzfragen diskutiert – von fachlichen Details bis zur „‚Variables considered harmful‘ und andere Bemerkungen (14), Besichtigung der ältesten Hochofenanlage Deutsch- Wissenschaftstheorie. Die Bedeutung der aufstrebenden zur Programmierung“ lands in Wocklum (12), Grubenfahrt (30). Informatik wurde herausgestellt. Insbesondere die Podi- H.O. Leilich: umsdiskussion und ebenso die Hauptvorträge führten zu „Speichertechnik und Rechnerarchitektur“ Podiumsdiskussion: „Brauchen wir für jedes Anwendungs- langen „Streitgesprächen“. Außerhalb der eigentlichen Ta- Konrad Zuse: gebiet eine eigene Informatik?“ gung waren der Empfang im obersten Stock der damaligen „Mathematische Logik und Angewandte Informatik“ Podiumsteilnehmende: Prof. N. Szyperski (Köln, als Dortmunder-Union-Brauerei, das Schachturnier und die G. Rozenberg: Moderator), Prof. G. Goos (Karlsruhe), Prof. P. Mertens Grubenfahrt herausragende Ereignisse. Die Gesellschaft für „L-Systems, sequences and languages“ (Nürnberg), Dr. G. Obelode (Hoesch, Dortmund), Informatik war damals noch stark von den Universitäts- L. Richter: Prof. M. Paul (München), Prof. W. Steinmüller (Regensburg), vertretern dominiert, jedoch zeigten viele Vorträge und „Rechnernetzwerke – Möglichkeiten und Grenzen“ Prof. H. Wedekind (Darmstadt), Prof. F. Wingert (Münster).

MEILENSTEINE DER INFORMATIK Bild links: – Gründung Microsoft Volker Claus, – Erster tragbarer Computer IBM 5100 Kassel 2019 – Programmiersprache BASIC Bild rechts: Jörg Mühlbacher, ca. 90er Jahre 16

Es entstand eine intensive Diskussion, an der sich auch der Lösung fachübergreifender Probleme gehe. Auch ist die GI-Tagung nicht zu viele potenzielle Teilnehmende das Auditorium beteiligte. Eine klare Antwort gab es der verengte Blick auf das eigene Forschungsgebiet stets abziehen würde. Das Präsidium gab jedoch grünes Licht letztlich nicht. Sie war im Prinzip auch nicht möglich bei problematisch („Eitelkeit der Schulen“). Zugleich wurde die für die Durchführung der GI-Jahrestagung und sprach in einem Thema, das derart unscharf in der damaligen Ent- Hoffnung ausgedrückt, dass sich die GI aktiver als integrie- diesem Zusammenhang die Empfehlung aus, dass bei wicklung war. Selbst der Begriff ‚Anwendung‘ – und damit rende Kraft bei solchen auseinanderstrebenden Tenden- künftigen Jahrestagungen mehr „Veranstaltungen zur auch ‚Angewandte Informatik‘ – wurde von einigen relativ zen einbringen wird. Weiterbildung von praktisch orientierten Interessenten zum jeweiligen Fach mit unterschiedlichen Folgerungen durchgeführt werden sollen“. Diese Anregung haben die interpretiert. In Analogie zu „Physik und Ingenieurwissen- Volker Claus, Jörg R. Mühlbacher Verantwortlichen in Stuttgart aufgegriffen: Das zehnköpfige schaften“ wurde von einem Teilnehmer sogar angeregt, die Programmkomitee war ausgewogen besetzt mit Vertretern angewandten Informatiken als Datenverarbeitung in der aus der Praxis der Informatik, vier Universitätsprofessoren jeweiligen Fachwissenschaft zu bezeichnen. der Informatik und einem Universitätsprofessor aus dem 6. JAHRESTAGUNG betriebswirtschaftlichen Bereich. Weiterhin waren in die Einige der angewandten Informatiken wurden bereits in Stuttgart 29. September – 1. Oktober 1976 Tagung ein Industrieprogramm und eine Industrieausstel- Fördermaßnahmen der Bundesrepublik (siehe insbes. das Tagungsleitung: Rul Gunzenhäuser lung integriert. 2. DV-Programm der Bundendesregierung von 1971 bis Programm: Erich J. Neuhold 1975) genannt, jedoch sah man die auslaufende Förder- Gegenüber der Vorjahrestagung erhöhte sich die Zahl der politik nicht mehr als Argument für eigene Disziplinen an. Teilnahmen auf mindestens 531 registrierte Personen. Mit Im Mittelpunkt stand somit die Frage, ob die Schnittstelle Volker Claus erinnert sich: den z. T. nicht zahlenden Mitarbeiterinnen und Mitarbei- zwischen der Informatik und dem jeweiligen Anwendungs- tern der Universität und den Studierenden waren deutlich fach neuartige Systematiken, Darstellungen, Probleme, einahe hätte die sechste GI-Jahrestagung gar mehr als 550 Personen anwesend. Vorgehensweisen usw. hervorbringt, so dass eine eigene nicht im Jahre 1976 stattgefunden. Denn damals Disziplin mit eigenem Studiengang gerechtfertigt sei. Die hatten sich europäische Informatik-Gesell- Besonderes Interesse brachten die Universitätsvertreter Vertreter aus der Informatik konnten dies aus Informa- schaften zur European Cooperation in Informa- dem Vortrag des Staatssekretärs Volker Hauff vom Bun- tiksicht bisher nicht erkennen, die Vertreter der Anwen- Btics (ECI, in den 80er Jahren aufgelöst; 1989 durch CEPIS desministerium für Forschung und Technologie (BMFT) dungsfächer dagegen schon. In der Zusammenfassung rief fortgeführt) zusammengefunden, deren erste Konferenz entgegen. An 14 wissenschaftlichen Hochschulen waren Prof. Szyperski zur verstärkten wechselseitigen Kommuni- vom 9. bis 12. August 1976 in Amsterdam geplant war, und 1971/72 durch das „Überregionale Forschungsprogramm In- kation auf; denn dies sei auch der Weg, den die Praxis bei im GI-Präsidium wurde am 8. Oktober 1975 diskutiert, ob formatik“ (ÜRF) Informatik-Forschungsgruppen aufgebaut

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Gründung Apple Computers 1976 – Zilog Z80 Prozessor

Programmheft der 5. Jahrestagung 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 17

worden, wobei der Bund 70 %, die Länder 30 % der Kosten 3. Dem Programmkomitee wurden viele Kurzvorträge Zentrum der Tagung war das Kollegiengebäude K II der (aber nur für die Forschungsgruppen, nicht für die Grund- von fünf bis zehn Minuten Dauer vorgeschlagen, in Universität Stuttgart, Keplerstraße 17. finanzierung vor Ort) übernahmen. Zeitgleich hatte die denen über Informatik-Projekte und deren Ergeb- Ausbildung von entsprechenden Fachleuten (Dipl.-Inform.) nisse berichtet wurde. Dreißig davon wurden für die Es gab dreißig längere Einzelvorträge, mehr als fünfzig begonnen. Bis 1977 entstanden im ÜRF 112 Forschungsgrup- Tagung angenommen. Diese gaben Anlass zu diver- weitere Vorträge und die folgenden sechs Hauptvorträge: pen mit 551 Wissenschaftlern. Das Förderprogramm lief je- sen Kontaktaufnahmen und Einzelgesprächen. José L. Encarnação: doch Ende 1976 aus, ab dann waren allein die Bundeslän- 4. Es fand ein attraktives Rahmenprogramm statt. „Anwendungen der graphischen Datenverarbeitung“ der für die Weiterfinanzierung der Informatik-Fachbereiche Weinfahrt, Schiller-Museum, Besichtigung der IBM Volker Hauff (Staatsekretär im BMFT): und deren weiteren Ausbau zuständig. Die Weiterbeschäf- und das Barockschloss Ludwigsburg blieben vielen „Förderung der Datenverarbeitung in der Bundesrepublik“ tigung des wissenschaftlichen Personals war gefährdet und Teilnehmenden in bester Erinnerung. Anatol W. Holt: die Universitäten hofften auf weitere Mittel des Bundes. „Net Models for Organisational Systems and their Practical Der Staatssekretär stellte auf der Jahrestagung klar, dass Auch diese Tagung atmete noch die Aufbruchstimmung der Use“ der Bund die Förderung nicht fortführen werde. Dies trübte Informatik. Sowohl die Vertreterinnen und Vertreter von Louis Pouzin: bei vielen Betroffenen die Stimmung. Allerdings gelang es Industrie und Wirtschaft als auch die Wissenschaftler (zum „Distributed Congestion Control in a Packet Network: den Ländern in den kommenden Jahren, den drohenden Beispiel aus den 14 Hochschulen, die am ÜRF teilnahmen) The Channel Load Limiter“ Personalabbau in der Informatik zu vermeiden. kannten einander oft persönlich, mussten sich daheim George Radin: in ihren Arbeitsbereichen mit skeptischen Kollegen aus „An Evaluation of Several System Protection Strategies“ Einige Besonderheiten der GI-Jahrestagung 1976 in Stuttgart: anderen Wissenschaftsbereichen auseinandersetzen und Paul Schmitz: 1. Es wurde Wert sowohl auf die inhaltliche Breite in konnten auf der Tagung ihre eigenen Zukunftsvisionen „ADV – Systementwicklung und Organisation der der (Kern-)Informatik als auch auf die Anwendun- (und derer gab es viele – wie auch heute im Jahre 2019 Aufgabenerfüllung“ gen gelegt. Praxis und Hochschulen traten in einen noch) sowie Chancen, Risiken und Gefahren des „EDV-Ein- breiten Erfahrungsaustausch. Insbesondere gab es satzes“ intensiv diskutieren. Das ÜRF hatte 13 Fachgebiete Erich Neuhold ergänzt hierzu: dreißig Vorträge über industrielle Einsatzgebiete. für die Forschungsgruppen definiert und das „Schauen Mit der Berufung von Prof. Knödel auf einen Lehrstuhl Vortragssprachen waren Deutsch und Englisch. über den eigenen Tellerrand“ war selbstverständlich. Dies „Instrumentelle Mathematik“ hat die Informatik in Stuttgart 2. Parallel zum wissenschaftlichen Programm fand ein spiegelte sich auch in den einzelnen Sektionen des Vor- 1961 begonnen. Mit seinen Vorlesungen legte er auch den umfangreiches Industrieprogramm mit Präsentatio- tragsprogramms wider. Grundstein der wissenschaftlichen Arbeit seiner ersten nen statt. Mitarbeiter. Mit einem Memorandum „Schaffung eines

Erich Neuhold und Rul Gunzenhäuser, späte Jahre 18

Fachbereichs für Computer-Wissenschaft in der Universität Probleme führten der gelungene Aufbau der Stuttgarter 7. JAHRESTAGUNG Stuttgart“ vom 4. Oktober 1968 legten Prof. Knödel und Informatik und die erbrachten wissenschaftlichen Leistun- Nürnberg 26. – 28. September 1977 seine Mitarbeiter dann den Grundstein für ein Informa- gen aller Mitglieder letztlich dazu, dass die GI im Jahre 1975 Programm: Hans Jürgen Schneider tik-Studium. Er enthielt bereits einen Studienplan für ein die Informatik Stuttgart mit der Ausrichtung der sechsten Organisation: Heinrich Niemann sechs-semestriges Studium. Im Herbst 1970 wurde der GI-Jahrestagung 1976 betraute. Diplomstudiengang Informatik (acht Semester) eingerich- tet und das Institut für Informatik gegründet. Im Jahre 1972 Eine Analyse der akzeptierten Vorträge zeigt im Wesent- ur siebten Jahrestagung hatte der Programmaus- wurde ich, nach Prof. Knödel, als zweiter Professor in das lichen eine Gleichverteilung zwischen den Fachgebieten schuss um die Einreichung von Übersichts- und Institut berufen. Bis 1974 wuchs das Institut für Informatik Theoretische Informatik, Programmiersprachen, Betriebs- Spezialvorträgen aus allen Gebieten der Infor- auf fünf Professuren und vier Forschungsgruppen. 1973 systeme und Datenbanken. Je zwei Vorträge sind der matik gebeten, mit einem besonderen Fokus auf erhielt das Institut den 20 Millionen DM teuren TR440 mit Hardware und der Anwendung zuzurechnen. Alle Hauptvor- ZEntwicklungs- und Benutzungserfahrungen bei Anwen- jährlichen Wartungskosten von knapp einer Million DM! träge wenden sich an Probleme, die Anwendungsbereiche dungssystemen. Von den 54 eingereichten Manuskripten Sowohl Hardware wie auch Software waren nicht ganz betreffen, wie das Zusammenwirken von Anwendung und konnten nur 13 akzeptiert werden. Das Ziel, die Anwender so wie wir uns das vorgestellt hatten. Trotz der hohen Systementwicklung, Sicherheit im System, Optimierung in ebenso starkem Maße anzusprechen wie die Hochschul- Wartungskosten und der persönlichen Anwesenheit von von Informationsnetzen und Auswirkungen der grafischen angehörigen, konnte nur zu einem kleinen Teil realisiert Telefunken-Mitarbeitern konnten die Probleme nicht so Datenverarbeitung. werden. Die geringe Akzeptanzquote resultierte aber auch recht bereinigt werden. Ich war damals geschäftsführender daraus, dass Manuskripte eingereicht wurden, die sich nur Direktor des Instituts, und erst meine Weigerung, die fäl- unwesentlich bis gar nicht von an anderer Stelle bereits lige jährliche Wartungszahlung zu unterzeichnen, schaffte veröffentlichten unterschieden. die notwendigen Mitarbeiter herbei, die die Probleme be- heben konnten. Teilweise waren Probleme auch selbst ver- Neben je zwei Sitzungen zu Fragestellungen aus der schuldet. Der klimatisierte Rechnerraum war eines Tages Theoretischen Informatik und der Systemprogrammie- mit undurchdringlichem Rauch gefüllt. Das Verbrennen von rung gab es je eine Sitzung zur Hardwarezuverlässigkeit Abfall im Keller (!) und falsch eingestellte Lüftungsklap- und zu „Ausbildung und Beruf“. Ein Zeichen in Richtung pen hatten dazu geführt. Es dauerte einige Wochen, bis Anwendungsbezug konnte der Programmausschuss bei der Rechner und seine Peripheriegeräte wieder in Betrieb den Hauptvorträgen setzen: Drei anwendungsbezogenen genommen werden konnten. Aber trotz dieser und anderer Hauptvorträgen (Datenschutzgesetzgebung, Medizininfor-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Commodore PET 1977 – Gründung Oracle 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 19

matik und das Polizei-Informationssystem INPOL) standen einem Überschuss von etwa 11.000 DM ab. Dieser half der die man erst viel später wieder rückgängig machte. Zum zwei aus der Kerninformatik gegenüber. Wegen der engen GI, erstmals ein kleines Finanzpolster anzulegen. anderen kam es schon damals zu Diskussionen um die Termine erschien der Tagungsband ohne die Hauptvorträ- gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der ge; die drei anwendungsbezogenen konnten den Anwesen- Hans-Jürgen Schneider, Heinrich Niemann, Peter Mertens neuen Informatik-Technologien. den wenigstens nachträglich zugesandt werden. Dass die Manuskripte der beiden Hauptvorträge aus der engeren Dementsprechend beschloss der Programmausschuss, die Informatik auch nachträglich nicht zur Verfügung gestellt Jahrestagung 1978 nicht mehr aus Sitzungen aufzubauen, wurden, mag als Zeichen dafür gesehen werden, dass die 8. JAHRESTAGUNG die den einzelnen technischen Fachgebieten gewidmet wa- GI im Bewusstsein der Informatiker damals noch nicht Berlin Oktober 1978 ren, sondern sie um eine Vortragsreihe über gegenwärtig richtig etabliert war. Programm: Wolfgang K. Giloi, Sigram Schindler zentrale Probleme der Informatik herum zu organisieren. Organisation: Dietrich Haberland Es lohnt sich, deren Themen einmal aufzuzählen, nicht nur An der Organisation der Tagung haben sich alle Mitglieder weil zu ersehen ist, welche Themen damals die deutsche des Instituts für Informatik beteiligt. Das in Aussicht ge- Informatik beschäftigten (einige davon sind übrigens noch nommene Tagungsgebäude (der wirtschafts- und sozial- u dieser Jahrestagung konnten leider keine Per- heute aktuell), sondern weil deren Autorenliste teilweise wissenschaftlichen Fakultät in Nürnberg) war zunächst sonen gefunden werden, die sich an die Tagung wie ein ‚Who’s Who‘ der ersten Informatiker-Generation noch im Bau, wurde aber soweit fertig, dass man darin noch im Detail erinnern können. Die nachfol- klingt: trotz kleinerer Defizite tagen konnte. Es gab im Gebäude gende Beschreibung stützt sich daher auf das zum Beispiel noch keine Kaffeequelle, was durch eine ZVorwort des Tagungsbandes. F.L. Bauer: geliehene Kaffeemaschine überbrückt wurde. So nahm „Design of a for a Program die Tagung im Wesentlichen einen angenehmen Verlauf, Bei der Gestaltung dieser Jahrestagung wollten die Transformation System” wozu auch die historische Stadt Nürnberg beitrug. Tagungsleiter Sigram Schindler und Wolfgang K. Giloi Albert Endres: offensichtlich neue Wege beschreiten, um Tendenzen zu „Methoden der Programm- und Systemkonstruktion“ Eine Reihe von Unternehmern und Führungskräften in berücksichtigen, die sich seinerzeit auch in Deutschland Joachim Griese: Mittelfranken zeigte sich erfreut über die Entwicklung der abzeichneten. Zum einen hatten offenbar die Fachaus- „Betriebswirtschaftliche Anwendungen der Informatik“ Informatik in Deutschland und auch stolz darüber, dass schüsse ein lebhaftes Eigenleben entwickelt und zuneh- Bernd Lutherbeck u. a.: die Tagung in Nürnberg stattfand. So konnten beachtliche mend eigene Fachtagungen veranstaltet, mit denen man „Informationstechnologie und gesellschaftlicher und Spenden eingeworben werden. Die Konferenz schloss mit nicht in Wettbewerb treten wollte – eine Entscheidung, politischer Wandel“

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Programmiersprache Modula-2 1978 – Erstes Tabellenkalkulationsprogramm VisiCalc Peter Mertens – VAX-11/780 von DEC mit virtueller Speicheradressierung Heinrich Niemann Hans J. Schneider, Aufnahme 2014 – Intel 8086 Mikroprozessor, Urvater der x86-Prozessor-Familie 20

Rudolf Lauber: se „Grundlagen, Operationsprinzipien und Strukturen von Kapazität. Vieles wurde „händisch“ erledigt, zum Beispiel „Prozessautomatisierung und Informatik“ innovativen Rechnerarchitekturen“ (K. Giloi), „Konzepte, tippte der Verfasser dieser Zeilen das Tagungsprogramm H. Haken: Probleme und Möglichkeiten von CAD-Systemen in der auf einer normalen Schreibmaschine. „Synergetische Ordnungsprinzipien in Physik und industriellen Praxis“ (J. Encarnação, E.G. Schlechtendahl), Datenverarbeitung“ „Datenschutz und Datenverarbeitung“ (Rudolf Bayer), „Mik- Es war zur Durchführung der Organisation sehr hilfreich, : roprogrammierung“ (H.K. Berg) – alles Themen, die zeigen, dass die Firma IBM zwei Wochen vor unserer Veranstaltung „Entwicklungslinien in der Informatik“ wie weit die Informatik in Deutschland nach gerade mal eine ihrer damals noch existierenden „Riesenkonferenzen“ K.U. Stein: zehn Jahren schon fortgeschritten war. im Hauptgebäude der Universität Bonn durchführte, woran „Grenzen der Großintegration durch deterministische wir teilnehmen durften. Wir waren begeistert davon, wie und stochastische Prozesse“ IBM die doch recht unansehnlichen Räumlichkeiten durch H. Berndt: zusätzliche Stellwände aufhübschte. Naiv wie wir waren, „Einfluss der großintegrierten Schaltungen 9. JAHRESTAGUNG vermuteten wir, dass diese Zusatzkomponenten auch für auf Hardware und Software“ Bonn 1. – 5. Oktober 1979 unsere Tagung dort verbleiben würden. Aber da hatten wir J. Gaßmann: Programm: Karl-Heinz Böhling, Peter-Paul Spies die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Die Räume sahen „Experimentiersteuerung durch Rechengeräte“ Organisation: Otto Spaniol nach ihrer Entkernung genauso scheußlich aus wie vorher, Anthony C. Hearn: sodass wir nur mit viel Mühe und zahllosen Postern ein „Symbolic Computation: Past, Present and Future” erträgliches Ambiente schaffen konnten. David Gries: ie neunte GI-Jahrestagung fand vom 1. bis zum „Parallel Computing“ 5. Oktober 1979 an der Universität Bonn statt Zimmerverteilung und auch das Rahmenprogramm lagen O.J. Grüsser: – unterstützt durch die damalige Gesellschaft in der Obhut von sehr wenigen Leuten. Zu den nichtwis- „Grundlagen der neuronalen Informationsverarbeitung für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) senschaftlichen Veranstaltungen gehörten unter anderem in den Sinnesorganen und im Gehirn“ DBirlinghoven (heute: Fraunhofer St. Augustin). ein Besuch der GMD in Birlinghoven sowie Besichtigungen diverser Institute der Universität Bonn. Außerdem wurde Darüber hinaus gab es unter Leitung von Bernd Reuse eine Es war eine ziemlich große Veranstaltung – nicht zuletzt eine Fahrt zum Rheinischen Braunkohletagebau in Pul- Podiumsdiskussion über Berufsaussichten für Leute aus was die Teilnahmezahlen betrifft – mit insgesamt nicht heim-Niederaußem sowie eine Besichtigung der Giesler- der Informatik. Einige besonders akute Themen wurden weniger als 704 zahlenden Teilnehmern. Das brachte die Brauerei in Brühl angeboten. Letztere kam aber leider zudem in neun Fachgesprächen erörtert, so beispielswei- Organisatoren der Universität Bonn an die Grenze ihrer aufgrund zu geringer Teilnehmerzahl nicht zustande.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Bildschirmtext Btx. 1979 – Erstes kommerzielles zellenbasiertes (cellular) Funknetz

Otto Spaniol 1971 – 1980: POSITIONSSUCHE 21

Eine besondere Abendveranstaltung war die Schifffahrt auf Peter Schnupp: 10. JAHRESTAGUNG dem Rhein mit zwei Schiffen der Bonner Personenschiff- „Aktuelle Probleme der Systemprogrammierung“ Saarbrücken 30. September – 2. Oktober 1980 fahrt – einem als Walfisch getarnten Schiff namens „Moby W. Lincke, H. G. Siepmann: Programm: Reinhard Wilhelm Dick“ und einem Raddampfer namens „River Boat“. „Rechnergestützte Automobilentwicklung“ Das war in der bereits sehr niedrigen Tagungsgebühr ein- Brian A. Wichmann: geschlossen und alle an der Seereise Teilnehmenden er- „The Development of Ada, the DoD Language“ enn ich mich richtig erinnere, hatten wir hielten sogar DM 5,- in Cash zurück. Trotzdem brachte die Hubert Lehmann, Albrecht Blaser: etwa 600 Teilnehmer. Damals ähnelte die Tagung einen beachtlichen finanziellen Überschuss für die „Query Languages in Data Base Systems“ GI-Jahrestagung noch einer traditionellen GI. Insgesamt verlief die Veranstaltung außerordentlich Carl Adam Petri: wissenschaftlichen Tagung, mit einigen ein- positiv. Beschwerden gab es nur von einer sehr kleinen „Über einige Anwendungen der Netztheorie“ Wgeladenen Hauptvortragenden und einem aus Einreichun- Anzahl von Querulanten: Hier erinnere ich mich mit gen nach Begutachtung zusammengestellten, in Sektionen einigem Unverständnis an die Klage zweier Teilnehmer, Man kann an dieser Themenliste unschwer erkennen, dass strukturierten Programm. Es fällt auf, dass die Vortragen- die getrennt auf Schiff 1 und auf Schiff 2 mitfuhren und sowohl Theorie als auch Praxis gleichwertig bei der Tagung den nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem, sich am nächsten Tag darüber beklagten, dass sie berücksichtigt wurden. meist europäischen, Ausland kamen. während der Abendveranstaltung nicht mit ihrem Partner kommunizieren konnten (1979 gab es ja noch keine Mobil- Nebenbemerkung: Für den Verfasser dieser Zeilen hatte Wir hatten bei dieser Jahrestagung eine ziemlich ein- telefone). die große Mühe der Organisation den durchaus positiven drucksvolle Riege an Hauptvortragenden: Nebeneffekt, dass sich sein Bekanntheitsgrad stark erhöh- Edward A. Feigenbaum: Thematisch war die Veranstaltung „auf der Höhe der Zeit“. te und er sehr bald danach einen Ruf auf eine C4-Professur „Expert Systems: Looking Back and Looking Ahead“ Das wird nicht zuletzt durch die Referenten der Hauptvor- erhielt. Joseph Weizenbaum: träge belegt. Hier gab es folgende Themen: „Die Rezeption des Buches ‚Die Macht der Computer und Otto Spaniol die Ohnmacht der Vernunft‘“ Wolfgang Händler: „Rechner von A bis Z – von Antikythera bis Zuse“ Damit hatten wir den späteren Turing-Award-Preisträger Kurt Mehlhorn: Edward Feigenbaum mit sehr optimistischen Aussagen „Konzepte der Komplexitätstheorie illustriert am Beispiel zur Leistungsfähigkeit von Expertensystemen und den des Sortierens“ profilierten Kritiker der Künstlichen Intelligenz, Joseph

1980 Die beiden Ausflugsboote Moby Dick und River Lady © Bonner Personen Schiffahrt e.G. 22

Weizenbaum, als Hauptvortragende. Die beiden gingen Datenbanken Eine Randnotiz zur saarländischen Politik: trotz großer inhaltlicher Differenzen zivilisiert miteinander Hier gab es die volle Themenbreite, vom Datenbankent- Ich hatte um einen Empfang für das GI-Präsidium durch um. wurf über Schema- und Konsistenzprüfungen und Betrach- den Kultusminister gebeten, der uns auch versprochen tung von Abhängigkeiten bis zur Zustandsrekonstruktion. wurde. Einige Mitglieder des Präsidiums und ich hatten W. Frank King III: dabei ein paar Hintergedanken. Kurt Mehlhorn und ich „Relational Database Systems: Where We Stand Today“ Schutzmechanismen in Rechensystemen erwarteten Rufe an andere Universitäten. Einige Mitglieder Frank King berichtete über den Stand der Entwicklung Hier ging es meist um Schutzmechanismen in Betriebssys- des GI-Präsidiums waren bereit, etwas für uns zu werben. relationaler Datenbanken bei IBM, die damals führend auf temen und Datenbanksystemen. Denn es stand zu befürchten, dass das Ministerium sich diesem Gebiet waren. nicht stark für uns in die Bresche werfen würde, da sie das Neuere Tendenzen in der theoretischen Informatik und Potenzial des Faches an ihrer Universität nicht kannten. Roger M. Needham: ihre Auswirkungen auf die Praxis Wenn man die heutige Bedeutung des Informatikstandorts „Capabilities and Protection“ Arbeiten zu Algorithmen, Datenstrukturen und Komplexität Saarbrücken sieht, der damals auch schon nicht schlecht Roger Needham war einer der Pioniere der Forschung dominierten diese Sektion. dastand, dann ist man wahrscheinlich ziemlich verblüfft, zur Authentifizierung. Er hatte mit Michael Schroeder das dass der Herr Minister keine Zeit für das Präsidium hatte, Needham-Schroeder-Protokoll zum sicheren Datenaus- Künstliche Intelligenz sondern uns mit dem Leiter der Hochschulabteilung tausch in verteilten Netzen entwickelt. Automatisches Theorembeweisen dominierte diese Sek- abspeiste. Dieser wiederum wusste ebenfalls nichts über tion. Aber es gab auch einige Arbeiten zur Übersetzung die Stärke des Fachs an seiner einzigen Universität und, Zvi Galil, Wolfgang J. Paul: natürlicher Sprachen bzw. zu natürlichsprachlichen Dialog- ehrlich gesagt, er wollte das auch nicht wissen. „Effizienz Paralleler Rechner“ systemen. Der frühere und spätere Saarbrücker Wolfgang Paul, da- Reinhard Wilhelm mals bei IBM Research, zeigte uns in einem sehr lebhaften Betriebliche Anwendungen der Datenverarbeitung Vortrag die Vorteile von cube-connected cycles als Netz- Hier wurden Informationssysteme in verschiedenen An- werktopologie. wendungsbereichen vorgestellt.

Sektionen: Zusätzlich gab es ein CAD-Fachgespräch mit einem separa- Software-Entwicklung, Software-Pflege ten Tagungsband.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Erste 5,25 Zoll-Festplatte von Seagate – Datex-P mit Paketübertragung

Reinhard Wilhelm 23 1981– 1990 ANERKENNUNG

Niemand stellt mehr die Bedeutung der Schwerpunktsetzungen denkbar. Da ver- Informatik infrage. Im Gegenteil, die wundert es nicht, wenn jetzt jede Jahres- Informatik befindet sich auf einem soli- tagung strukturiert unter einem eigenen den Wachstumspfad. Die Lehre hat sich Tagungsmotto läuft. Das Hauptprogramm konsolidiert, sie etabliert sich an immer richtet sich am Leitthema der Tagung aus, mehr Hochschulen. Forschende aus der und auch die Fachgespräche, die nunmehr Informatik bewerben sich mit mehr und in der Verantwortung der Fachausschüsse mehr Erfolg um Forschungsmittel, sei es oder Fachgruppen liegen, versuchen sich bei der Deutschen Forschungsgemein- daran zu orientieren. Anwendungen der schaft oder bei den Wissenschaftsministe- Informatik nehmen zunehmenden Raum rien. Die Informatik sucht den Kontakt zu ein und Industrieprogramme werden in die den Unternehmen, insbesondere zu den Tagungen aufgenommen. Großunternehmen mit eigenen Forschungs- abteilungen, und auch die Wirtschaft initiiert von sich aus Kooperationen mit den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Technologie- transfer wird zunehmend als eine Aufgabe gesehen. Solche Erfolge sind nicht ohne 24

11. JAHRESTAGUNG und wurden vom 20. bis 22. Oktober zusammengefasst. Mit rund 750 Teilnehmern war die Konferenz gut besucht, (gemeinsam mit der 3. ECI-Tagung) Einen Schwerpunkt bildeten zahlreiche Themen rund um allerdings wurde Klage darüber geführt, dass trotz der München 20. – 23. Oktober 1981 das Software Engineering. Erheblichen Raum nahmen auch internationalen Ausrichtung die Teilnahmezahlen aus Tagungsleitung: F.L. Bauer Informationssysteme und Datenbanken ein – mit Fragestel- dem Ausland recht gering waren. Die Tagung nutzte neben Programm: A.J.W. Duijvestijn lungen, die heute als weitgehend gelöst gelten. dem Großen Hörsaal auf dem alten Campus vor allem die Organisation: Manfred Paul Räumlichkeiten des (damaligen) Südgeländes der Techni- Die acht Fachgespräche vom 21. bis 23. Oktober blieben schen Universität (heute die Hochschule für Film und Fern- unter der Obhut der GI, wurden auch wesentlich vom sehen). Dank mehrerer Spenden wurde letztlich auch ein ach zehn Jahren kehrte die Jahrestagung 1981 wissenschaftlichen Nachwuchs mitbestritten und wur- finanzieller Überschuss erzielt – oder anders formuliert: wieder nach München zurück. Sie war auch kei- den im Gegensatz zu den Hauptvorträgen weitgehend in dadurch war man stets auf der sicheren Seite. neswegs allein: Die Jahrestagung fand gemein- deutscher Sprache gehalten. Eine Ausnahme bildeten die sam mit der dritten ECI-Tagung 1981 statt (ECI: Fachgespräche zur Semantik von Programmiersprachen, Noch fehlten die heute üblichen gemeinsamen sozialen NEuropean Co-Operation in Informatics), und parallel dazu was darauf schließen lässt, dass die deutsche Forschung zu Veranstaltungen, aber es gab immerhin einen Stehemp- öffnete die Industriemesse SYSTEMS 81 – nunmehr zehn diesem Thema schon international gut sichtbar war. Einige fang der Stadt München für die prominenten Wissen- Jahre alt – ihre Tore. Conference Chair war F.L. Bauer, Or- Themen wie ‚Quantitative Aspekte des Software Enginee- schaftler der Tagung. Eine gute Zahl von Teilnehmern der ganisationsleiter Manfred Paul, dem Programmausschuss ring‘, ‚Sichere Systeme‘, ‚Informatik in der Schule‘ oder GI/ECI-Tagung wurde auch zum feierlichen Empfang der stand A.J.W. Duijvestijn vor und die Koordination zwischen ‚Anwendungen in der Medizin‘ haben bis heute wenig an Bayerischen Staatsregierung für Leute der SYSTEMS ein- GI und ECI übernahm Wilfried Brauer. Die gemeinsame Aktualität verloren. Zu den Fachgesprächen merkte damals geladen. Tagung stand unter dem Motto „Trends in Information Manfred Paul an: „Nach den bisherigen Erfahrungen kann Processing Systems“. Überschattet wurde die Tagung durch man sicherlich feststellen, dass sich Form und Gliederung Ein weiteres denkwürdiges Ereignis, wenn auch unter dem den Tod von Klaus Samelson im Jahr 1980, der ursprüng- der GI-Jahrestagung bewährt haben“ – sicherlich erneut Namen der SYSTEMS 81: die Verleihung einer massiv golde- lich den Chair übernehmen sollte. bestätigt dadurch, dass sich diese Form nun schon seit fast nen Medaille an Konrad Zuse. vierzig Jahren bei den Jahrestagungen hält! Da GI und ECI einen etwas unterschiedlichen Teilnehmer- Zusammengestellt aus Archivunterlagen, die dankenswer- kreis ansprechen würden, entschloss man sich zu einer In einer „Samelson Memorial Lecture“ wurde am 21. Okto- terweise Gunther Schmidt und Thomas Ströhlein mit viel Zweiteilung: Die Hauptvorträge, davon sieben eingeladene ber durch Robert W. Floyd von der Stanford University der Mühe durchforstet und erläutert haben. Vorträge, machten die gemeinsame GI-ECI-Konferenz aus Persönlichkeit von Klaus Samelson gedacht.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK

– Erster IBM PC A.J.W. Duijvestijn – MS-DOS von Microsoft Quelle: Wikipedia 1981 Friedrich L. Bauer Programmheft Aufnahme 2004 der 11. Jahrestagung © Thomas Ströhlein 1981 – 1990: ANERKENNUNG 25

12. JAHRESTAGUNG eigentlich noch nicht reif war. Heute – im Zeitalter des der Leistung schnell zu ihnen aufschlossen und zugleich „SYSTEMS ENGINEERING“ Internets und der verteilten Systeme – ist Systems Engi- preisgünstiger waren. Bleibt noch die Situation auf dem Kaiserslautern 5. – 7. Oktober 1982 neering, wie wir alle wissen, ein hochaktuelles Thema und Netzwerksektor im Jahre 1982 zu beleuchten. Ein freier Tagungsleitung und Programm: Jürgen Nehmer wäre als Leitthema einer aktuellen GI-Jahrestagung durch- Zugang zum Internet wurde erst 1990 mit der Abschaltung aus attraktiv. des ARPANET eingeführt. Davor konnten zwar Universitä- ten – vornehmlich in den USA – über spezielle Netzknoten ie zwölfte GI-Jahrestagung fand unter meiner Erinnern wir uns: auf das ARPANET zugreifen, der Netzzugang war jedoch Leitung 1982 an der Universität Kaiserslautern Anfang der 80er Jahre begann das Zeitalter des ‚Perso- aufgrund des noch fehlenden LAN-Standards (ETHER- (heute TU Kaiserslautern) statt. Der FB Informa- nal Computing‘. IBM, noch größter Computer-Produzent NET) aufwendig, teuer und langsam. Zusammengefasst: tik in Kaiserslautern war mit gerade mal zehn weltweit, brachte 1981 den ersten IBM-PC auf den Markt. 1982 kennzeichnet das Jahr, in dem zwar das Zeitalter des DProfessoren noch ein zartes Pflänzchen, von dem bundes- Die 1975 gegründete Firma Microsoft erhielt im gleichen ‚Personal Computing‘ begann, allerdings noch nicht das weit kaum Notiz genommen wurde. Wir waren damals sehr Jahr von IBM den Auftrag zur Entwicklung des Betriebs- Zeitalter der vernetzten und verteilten Systeme. stolz, dass sich die GI-Führung für Kaiserslautern als Aus- systems MS-DOS, dem Vorläufer von Windows, mit dem tragungsort entschieden hatte, sahen wir doch darin eine der rasante Aufstieg von Microsoft begann – und der Was ist noch erwähnenswert im Jahre 1982? Die Künstliche gute Möglichkeit, dem aufstrebenden Fachbereich bundes- schleichende Abschied von IBM als Computerhersteller. Intelligenz war nach Durchschreiten eines jahrelangen Tals weit zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Wir Professoren Die Firma Digital Equipment Corporation (DEC) war 1982 der Tränen aufgrund von überzogenen Erwartungsprogno- liefen damals schon mit geschwellter Brust durch den der weltweit zweitgrößte Computerhersteller. Ihre Erfolgs- sen ihrer Protagonisten wieder in aller Munde und weckte Campus, weil gerade das Bewilligungsschreiben für den modelle PDP-8, PDP-11 und VAX setzten Maßstäbe, sowohl die Hoffnung, dass durch die Ansätze zur Wissensrepräsen- Sonderforschungsbereich 124: „VLSI-Entwurfsmethoden im Hardware- als auch im Softwarebereich. Mit der Fa. SUN tation und -verarbeitung ein neuer Innovationssturm in und Parallelität“ (gemeinsam mit dem FB Informatik der startete 1982 ein innovatives Unternehmen im Bereich der der Informatik entfacht werden könnte. Universität des Saarlandes) von der DFG eingetroffen war. Hochleistungs-Workstations. Ausgerüstet mit Prozessoren des Typs Motorola 68.000 und einer modernen UNIX-Ver- Vor dem oben geschilderten Hintergrund ist es aus Die Tagung stand unter dem thematischen Schwerpunkt sion waren sie für anspruchsvollere Personal-Computing- heutiger Sicht nicht verwunderlich, dass der Aufruf zur Systems Engineering. Rückblickend erscheint mir diese Aufgaben in der Wissenschaft und Wirtschaft hochbegehrt. Einreichung von Beiträgen zum Thema Systems Enginee- Schwerpunktsetzung für den damaligen Zeitpunkt sehr Seit 1998 gibt es DEC nicht mehr, SUN wurde 2010 an Oracle ring nicht die erwartete Resonanz zeigte. Ich erinnere kühn, da die Zeit für den hardware- und softwareübergrei- verkauft. Hochleistungs-Workstations haben letztlich den mich, dass wir enttäuscht waren, wie wenige Beiträge zum fenden Entwurf von informationstechnischen Systemen Wettbewerb mit den ‚Personalcomputern‘ verloren, die in Hauptteil der Tagung eingingen (auf die in unabhängigen

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Entwicklungsbeginn mp3 – Erste Computerviren 1982 – Sun Microsystems Sun-1 Workstation – Gründung Adobe Systems – Erstes 3,5-Zoll Disketten-Laufwerk von Sony – Erstes kommerzielles WAN 26

Parallel-Tracks durchgeführten „Fachgespräche“ gehe ich Hat sich Giloi vorstellen können, dass im Jahre 2019 ein weitergewachsen und gehört heute zusammen mit seinen hier nicht ein). Da spielte natürlich auch der kleine Ta- Supercomputer auf den Markt kommt (K-Computer der Fa. externen Instituten (Max-Planck-Institut für Softwaresyste- gungsort am westlichen Rand der Republik eine Rolle, der Fujitsu), der 68.544 CPUs mit jeweils acht CPU-Kernen be- me, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intel- als Informatik-Standort noch keinen Namen hatte und als sitzt (d.h. insgesamt 548.352 CPU-Kerne) und eine nomina- ligenz, Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Stadt wenig Spektakuläres zu bieten hatte. Das Programm- le Verarbeitungsleistung von 10.000 Tera-Flops bei einer Engineering) zu den führenden Informatik-Standorten in komitee entschloss sich deshalb, einen Teil der Beiträge Taktung mit zwei GHz erreicht? Es ist immer wieder interes- Deutschland. im Hauptteil in Form eingeladener Vorträge mit tutoriellem sant, auf dem Informatik-Sektor Prognosen nachzulesen, Charakter einzuwerben. So kam dann am Ende doch ein die weltweit führende Wissenschaftler vor einigen Jahren Jürgen Nehmer stattliches Programm mit klangvollen Namen zustande, gestellt haben. In den meisten Fällen hat die Realität ihre wobei sich allerdings nur ein Teil der Beiträge im Kern Vorstellungskraft überholt. dem Schwerpunktthema Systems Engineering widmete. Klar dominierend waren Beiträge, die vornehmlich dem Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das Thema 13. JAHRESTAGUNG Hardwarebereich zuzuordnen waren. Eine Reihe von Bei- Systems Engineering mit Beginn des Netzzeitalters an Be- „NEUERE SPRACHKONZEPTE UND ARCHITEKTUREN trägen beschäftigte sich mit dem Hardware-Entwurf von deutung zugelegt hat und heute eigentlich aktueller ist als INFORMATIONSVERARBEITENDER SYSTEME“ speziellen, auf einen Anwendungsbereich maßgeschnei- im Jahre 1982. Es wäre aus meiner Sicht spannend, erneut Hamburg 3. – 7. Oktober 1983 derten Rechnersystemen. Diese Arbeitsrichtung beschäf- eine GI-Jahrestagung mit dieser Schwerpunktsetzung aus- Programm: Ingbert Kupka tigte damals Hardwarearchitekten unter dem Aspekt der zurichten. Organisation: Karl Kaiser Schaltkreis- und Energieminimierung, wurde aber im Laufe der Jahre durch billige und leistungsstarke Standard-Pro- Was gibt es sonst noch über die zwölfte GI-Jahrestagung zessoren immer unbedeutender. zu berichten? Wir hatten einige hundert Teilnehmer, die ie Vorbereitung der GI 83 stand insgesamt wir aber bei der beschränkten Zimmerkapazität in Kaisers- nicht unter einem guten Stern. Herr Kollege Eine gelungene Übersicht über Rechnerarchitekturen mit lauterner Hotels nicht alle im Ort unterbringen konnten. Jessen hatte sich im Laufe des Jahres 1982 dem Schwerpunkt auf Parallelrechnern stammte von W.K. Viele Tagungsteilnehmer haben deshalb außerhalb von bereit erklärt, die Organisation der Veran- Giloi. Er diskutierte die Frage, wie realistisch Multicompu- Kaiserslautern übernachtet, ein nicht unerheblicher Teil Dstaltung in Hamburg zu übernehmen. Mit einem kleinen ter-Systeme mit 1.000 Prozessoren sind und kam zu dem in Mannheim und Saarbrücken. Das war uns Organisato- Team bestehend aus den Kollegen Kupka, Wolfinger und Ergebnis, dass diese Vision aus technologischen Grün- ren in Kaiserslautern sehr peinlich. Offenbar hat es uns Kaiser wurden die grundsätzlichen Strukturen diskutiert den im nächsten Jahrzehnt nicht Realität werden würde. aber nicht geschadet. Der FB Informatik ist kontinuierlich und entworfen. Nach der Rufannahme von Kollege Jessen

1983

Jürgen Nehmer, Anfang 90er Jahre 1981 – 1990: ANERKENNUNG 27

im WS82/83 nach München übernahm kurzfristig Kollege K. Berkling: Bernd Wolfinger ergänzt dazu: Kupka die Leitung der Organisation, um diese bei sei- „Eine neue Generation von Rechnerarchitekturen Ziel des Industrieprogramms war die Vorstellung neuerer ner Verabschiedung im Frühjahr 83 für einen einjährigen und Programmiersprachen“ Produkte und Konzepte der Datenverarbeitung durch auf Forschungsaufenthalt in Mexiko an den Kollegen Kaiser G. Krasner: dem Gebiet der Informationstechnik tätige Unternehmen. weiterzureichen. Kollege Wolfinger übernahm die Vorberei- „The Smalltalk-80 System“ Die mehr als zwanzig stark praxisorientierten Beiträge tung, Planung und Organisation des Industrieprogramms. J. Nievergelt: konnten den folgenden Bereichen zugeordnet werden: Dass die Tagung organisatorisch dennoch in vernünftigem „Die Gestaltung der Mensch-Maschine-Schnittstelle“ - Neuere Rechnerentwicklungen Rahmen ablief, war insbesondere den vielen helfenden - Kommunikationssysteme und Rechnernetze Händen aus dem Fachbereich zu verdanken. DIE FACHGESPRÄCHE: - Prozessdatenverarbeitung „Bildverarbeitung in der Robotik“ - Programmiertechniken und Software-Engineering Gut 1.500 Teilnehmer kamen nach Hamburg, eine Zahl, „Rationalisierung bei der Software–Herstellung“ - Datenbanken und Informationssysteme von der heutige Jahrestagungen nur träumen können. „Computeranwendungen in der ‚Dritten Welt‘“ Die Tagung, die vom 3. bis zum 7. Oktober 1983 lief, konnte „Sprachen für Datenbanken“ Seitens der Teilnehmer wurde mehrfach der Wunsch geäu- neben mehreren Tutorien, sechs Hauptvorträgen und „Angepasste Informationstechnik – neue Konzepte in der ßert, dass Industrieprogramme im Rahmen der GI-Jahres- sieben Fachgesprächen viele interessante Aspekte zum Ge- Informatik“ tagungen zukünftig nicht mehr nur sporadisch organisiert neralthema „Systeme für Büro, Technik und Wissenschaft“ „Graphische Kommunikation“ werden, sondern als fester Bestandteil dieser Tagungen beitragen. „Systemgestaltung und Partizipation“ angesehen werden. So könnte für die Industrie ein Forum geschaffen werden zur regelmäßigen Präsentation praxis- DIE HAUPTVORTRÄGE: Einige der Hauptvorträge und Fachgespräche wären heute, relevanter Arbeiten mit Innovationscharakter. U. Trottenberg: nach mehr als 35 Jahren, thematisch immer noch interes- „Mehrgitterprinzip und Arbeitsweisen in der Numerik“ sant, die Inhalte vermutlich aber von der aktuellen Ent- J. van Leuwen, H.A.G. Wijshoff: wicklung überholt. „Data Mappings in Large Parallel Computers“ M. Broy: Karl Kaiser „Funktionales Programmieren – Programmieren mit Funktionalen“

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple Lisa – ARPANET wird zum Internet – Patent auf RFID Karl Kaiser, Foto aktuell 28

14. JAHRESTAGUNG In Erinnerung ist zum Beispiel, dass Klaus Alber die Er- nisches bewegt. So wurde dann durch einen Techniker „INFORMATIK UND INGENIEURWISSENSCHAFTEN“ öffnung moderierte und die Gelegenheit nutzte, vor einem und eine Sekretärin ein Magnetband durch ein anderes Braunschweig 2. – 4. Oktober 1984 Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ausgetauscht – was ja schon damals nicht gerade typisch Programm: Hans-Dieter Ehrich des Landes Niedersachsen auf unsere prekäre personelle für die Informatik war, aber das damalige Medienbild der Organisation: Günter Stiege Lage hinzuweisen: Wir hatten sehr viele Studenten, die von Informatik widerspiegelte. damals nur fünf Professoren versorgt werden mussten. Es lief zumindest noch das Berufungsverfahren Robotik, aber Am Abend des Eröffnungstages gab es einen Empfang der ie GI 84 fand am 2. – 4. Oktober 1984 an der eine angemessene Ausstattung ließ noch sehr lange auf Stadt Braunschweig im Schloss Richmond, das im Süden Technischen Universität Braunschweig statt. sich warten. Es herrschte im Ministerium damals offenbar Braunschweigs malerisch über der Oker gelegen ist. Zuvor, am 1. – 2. Oktober, gab es Fachgespräche die unausgesprochene Erwartung, dass die Informatik eine zu ausgewählten Themen. Der damalige Minis- Modeerscheinung sei, die sowieso bald wieder verschwin- Hans-Dieter Ehrich Dterpräsident des Landes Niedersachsen, Dr. Ernst Albrecht, den werde. Unter Mitwirkung von Günter Stiege, Klaus Alber, hatte die Schirmherrschaft übernommen. Roland Vollmar, Dietmar Wätjen Die Eröffnungsansprache hielt der (inzwischen leider ver- Das Motto der GI 84 war, passend zum Veranstaltungsort, storbene) damalige GI-Präsident Gerhard Krüger. Er machte „Informatik und Ingenieurwissenschaften“. Auch die Fach- darin eine Bemerkung zur Einschätzung der Braunschwei- gespräche hatten einen deutlich ingenieurwissenschaftli- ger Informatik: Sie liege auf einem guten Mittelplatz – wo- 15. JAHRESTAGUNG chen Schwerpunkt. Nicht alle der damals aktiv Beteiligten, für der Fußballclub Eintracht Braunschweig dankbar wäre. „SOFTWARETECHNOLOGIE / STANDARDSOFTWARE / sei es im Programmausschuss oder als Vortragende oder BÜROAUTOMATION / BILDSCHIRMTEXT“ sonst wo, sind noch am Leben. Wir gedenken der Verstor- Das Regionalfernsehen (NDR) hat von der Tagung berich- Wien 16. – 19. September 1985 benen und würdigen ihre Leistungen mit Respekt. tet. Es gab u. a. einen Schwenk durch das volle Audimax Tagungsleitung: Hans Robert Hansen bei der Eröffnungsveranstaltung und eine Szene im Keller Organisation: Lore Neumann Hier soll aber nicht berichtet werden, was in den Tagungs- eines der Institutsgebäude, in dem ein Rechner DEC PDP bänden nachzulesen ist, sondern einige Begebenheiten 11/10 (damals schon veraltet) sowie ein Magnetbandspei- m Jahr 1985 wurde die GI-Jahrestagung erstmals im am Rande. chergerät (Marke nicht mehr erinnerlich) standen. Damit Ausland durchgeführt, und zwar gemeinsam mit der ein wenig Action in der Sendung zu sehen war, haben die Österreichischen Computer Gesellschaft (OCG) und Fernsehleute gewünscht, dass sich irgendetwas Tech- I der Österreichischen Gesellschaft für Informatik (ÖGI)

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple Macintosh 1984 – Einführung DNS 1985

Hans-Dieter Ehrich, Programmheft 1985 Aufnahme 1985 © Robert Hansen 1981 – 1990: ANERKENNUNG 29

an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Zum ersten Mal Die WU hatte damals zwei miteinander gekoppelte Zent- normalen Heimcomputer nutzen konnte. Dementspre- war die Tagung auf Wirtschaftsinformatik fokussiert und ralrechner von IBM und Siemens im Einsatz. Beide Groß- chend wurden auf der Tagung stolz alle möglichen BTX-An- fand an einer ‚Anwendungshochschule‘ statt, die über rechner und die in den rund um die Uhr zugänglichen wendungen und die glänzenden Zukunftsperspektiven von keine eigene Informatik-Fakultät verfügte. Die damals be- PC-Räumen installierten 100 PCs wurden in der Lehre BTX diskutiert. Mein damals zwölfjähriger Sohn erinnert sonders interessierenden und als zukunftsträchtig gelten- eingesetzt. Der IBM-Zentralrechner war darüber hinaus im sich noch gern daran, dass er, als er im Rahmen eines BTX- den Themenschwerpunkte waren Softwaretechnologie, Schwerpunkt der Forschungsrechner, den die Institute für Geschicklichkeitsspiels erfolgreich den Mount Mupid er- Standardsoftware, Büroautomation und Bildschirmtext, alle möglichen Projekte verwendeten. Der Siemens-Rech- klommen hat, als Anerkennung eine von Professor Maurer wobei Anwendungsfragen, insbesondere auch ökonomi- ner war der Verwaltungsrechner, Hauptanwendungsgebiete handschriftlich signierte Urkunde von der PTV zugesandt sche Aspekte, im Vordergrund standen. waren die Studierendenverwaltung und die Bildschirmtext- bekam! Applikationen. Mit Bildschirmtext (BTX) wurde die Selbst- Das Programm der dreitägigen Tagung bestand aus einge- bedienung bei Verwaltungsanwendungen für Mitarbeiter Neben weiteren Themen, die schon lange nicht mehr in ladenen Übersichtsbeiträgen, neun eintägigen Fachgesprä- und Studierende eingeführt. Ähnlich wie heute über das der Forschung interessieren, wie beispielsweise Textver- chen, von denen jeweils drei parallel abgehalten wurden, Internet konnten sich schon ab Anfang der 1980er Jahre arbeitung, Bürokommunikation oder PC-Standardsoft- drei Fortbildungsseminaren (Tutorien) und einem Indust- die Studierenden mittels BTX über SB-Terminals auf dem ware, gab es auf der GI-Tagung 1985 Fachgespräche, deren rieprogramm, bei dem österreichische IT-Hersteller neue Campus, in Postämtern und Bahnhöfen oder über eige- Gegenstände auch heute noch aktuell sind. Dazu zählen Produkte und Verfahren vorstellten. Insgesamt wurden 87 ne Endgeräte von zu Hause österreichweit zu WU-Lehr- beispielsweise: Vorträge gehalten, der Tagungsband umfasst die Rekord- veranstaltungen anmelden, im WU-Informationsangebot – Requirements Engineering und Projektmanagement zahl von 1.086 Seiten. Mehr als 1.000 Personen nahmen an recherchieren oder Selbststudienkurse absolvieren. Inso- – Grafische Datenverarbeitung – der Tagung teil. fern waren die damaligen BTX-Projekte ein sehr hilfreicher, Sprachen und Systeme wenn auch vergleichsweise rudimentärer Vorgänger des – Expertensysteme im Betrieb Die Auswahl der Fachbeiträge erfolgte durch spezielle heutigen E-Learning-Systems (Learn@WU). – Telearbeit Programmkomitees, in denen Kerninformatiker und Wirt- schaftsinformatiker aus Deutschland und Österreich bes- Österreich war damals bei BTX weltweit führend. Bild- Hans Robert Hansen tens zusammenarbeiteten. Für die perfekte Organisation schirmtext-Pionier war Hermann Maurer von der TU Graz, der Tagung im damals neuen Hauptgebäude der WU war der mit seinem Team den intelligenten BTX-Decoder MUPID Lore Neumann verantwortlich. entwickelt hat, mit dem man normale Fernseher an das BTX-Netz anschließen und den man darüber hinaus als

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Microsoft Windows – IBM Token Ring Tagungsort, das damalige – Erster SSD-Speicher Hauptgebäude der Wirtschaftsuniversität Wien Hans Robert Hansen, © Robert Hansen 80er Jahre 30

16. JAHRESTAGUNG Die große Anzahl von Teilnehmenden, die parallelen Teilnehmenden den Zugang zum E-Mail-Austausch zur „INFORMATIK-ANWENDUNGEN – Sitzungen und die oft zusätzlich ad hoc durchgeführten Verfügung gestellt. Die meisten von uns benutzten das TRENDS UND PERSPEKTIVEN“ Fachgruppentreffen verursachten einen unerwartet hohen von IBM zur Verfügung gestellte EARN (European Academic Berlin 6. – 10. Oktober 1986 logistischen Aufwand. Dieser war nur mit einem hohen Research Network) zum weltweiten E-Mail- und Datei-Aus- Tagungsleitung: Sigram Schindler Personaleinsatz zu bewältigen. Insgesamt waren zwei tausch mit atemberaubenden Geschwindigkeiten zwischen Programm: Günter Hommel Sekretariate, drei wissenschaftliche Mitarbeiter und ca. den Rechnerknoten von bis zu 9600 Bit/s. Für uns ein Organisation: Ralf Guido Herrtwich fünfzig studentische Mitarbeiter beteiligt. Das Präsidium ungeheurer Fortschritt bei der Kommunikation zwischen der GI und viele Teilnehmenden lobten die exzellente internationalen Wissenschaftlern. Wir lernten die Planung Tagungsorganisation, die nur durch den vollen Einsatz aller des Bundesministeriums für das Post- und Fernmeldewe- echnische Daten: Die Berliner Jahrestagung mit beteiligten Personen möglich war. sen zum Ausbau der Glasfasernetze kennen, eine notwen- mehr als 1.200 Teilnehmenden war eine der dige Infrastruktur zur Realisierung verteilter Anwendungs- größten Jahrestagungen bisher. An die GI konn- Die Beteiligung von Frauen an der Tagung war der Zeit systeme. ten mehr als 200.000 DM aus dem Einnahmen- entsprechend niedrig. So war im Programmkomitee keine Tüberschuss abgeführt werden. Diese Rekordsumme war einzige Frau vertreten. Auch die Anzahl der Vorträge von Methoden der Künstlichen Intelligenz begannen sich in nach Aussage des Geschäftsführers Dr. Rampacher eine Frauen lässt sich an einer Hand aufzählen. Dies ist natür- zahlreichen Anwendungen durchzusetzen. Allein sechs wesentliche Hilfe bei der Finanzierung von Schloss Dags- lich bedauerlich, und wir müssen die Kritik akzeptieren. Fachgespräche widmeten sich diesem Thema: „Implemen- tuhl. Die Broschüre mit dem Tagungsprogramm umfasste tierung von KI-Programmiersystemen“, „Graphische Daten- sechzig Seiten. Die Situation der Informatik war gekennzeichnet durch das verarbeitung und KI“, „Methoden der KI in der Robotik“, Vordringen von Informatik-Methoden und -Techniken in „Expertensysteme in der Medizin“, „Juristische Experten- Neben den eingeladenen Vorträgen fanden 13 Fachge- immer weitere Anwendungsfelder. In manchen Bereichen systeme und Formalisierung im Recht“ und „Management spräche und sieben Tutorien statt. Die hohe Anzahl von war die Automatisierung bereits weit fortgeschritten. So Support Systeme“, bei denen die Integration von Experten- Fachgesprächen zeigt, dass im Rahmen der GI äußerst aktiv z.B. in der Steuerung und Regelung chemischer und fer- systemen ein wichtiges Thema war. Nicht verwunderlich, aktuelle Forschungsthemen bearbeitet wurden. Die sieben tigungstechnischer Prozesse. Schwerpunktmäßig wurden dass auch vier Tutorien angeboten wurden: „Künstliche Tutorien fanden erstmals unter dem Dach der damals in folgende Themen behandelt: Intelligenz – Wissensverarbeitung“, „Expertensysteme“, Gründung befindlichen Deutschen Informatik-Akademie „Robotik“ und „Bildverarbeitung und Bildverstehen“. Der- der GI statt. Die zahlreichen wissenschaftlichen Vorträge Die Vernetzung von Rechnern über lokale Netze hinaus zeit erleben wir, dass das Schlagwort Künstliche Intelligenz wurden in zwei Tagungsbänden dokumentiert. hatte zaghaft begonnen. So hatten wir auf der Tagung den aus der Tagespresse nicht mehr wegzudenken ist und dass

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 1986 – Erster 32-bit-Prozessor Intel-386 1981 – 1990: ANERKENNUNG 31

sogar die in der Politik Tätigen glauben, die Bedeutung der Computersysteme. Die Komplexität dieser Anwendungen te Systeme“ stattfanden. In Ergänzung und in Zusammen- KI erkannt zu haben. führte aber auch zu erheblichen theoretischen Fortschrit- arbeit mit diesen Veranstaltungen stand die GI-Jahresta- ten – etwa in der Algorithmischen Geometrie. Es war auch gung unter dem Thema „Computerintegrierter Arbeitsplatz Techniken des papierarmen Büros waren 1986 ein Schwer- die Zeit, als in der Radiologie (insbesondere hinsichtlich im Büro“. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist, dass dies punkt der Förderung im Rahmen des Europäischen ESPRIT- der MRT) entscheidende Verbesserungen erzielt wurden. wohl die erste Jahrestagung war, bei der Desktop-Rechner Programms. Büros finden sich überall in der Wissenschaft, Ein eigenes Fachgespräch widmete sich der digitalen Bild- im Bürokontext in den Vorträgen eine prominente Rolle Industrie und Verwaltung. Die Vereinfachung der Arbeits- verarbeitung und der Computergrafik in der Radiologie. spielten, aber auch die im technisch-wissenschaftlichen abläufe bei der Erstellung, Verwaltung und Verteilung von Hinzu kam die Diskussion wissensbasierter Methoden zur Bereich schon etwas länger etablierten Arbeitsplatzrech- Dokumenten stand am Anfang. Vernetzte Apple Macintosh Interpretation der erzeugten Bilder, z.B. zur Diagnoseunter- ner spielten eine Rolle. Computer standen gerade in manchen Uni-Instituten, wo- stützung. mit grafische Benutzungsoberflächen und Mausbedienung Das Programm gliederte sich in der inzwischen bewähr- eingeführt wurden. Wir sehen an den Tagungsbänden, Günter Hommel ten Weise in Vorträge eingeladener Gäste und in Fachge- dass der überwiegende Teil der eingereichten Manuskripte spräche. bereits nicht mehr mit der Schreibmaschine geschrieben wurde. In den auf das Tagungsthema zugeschnittenen Hauptvor- 17. JAHRESTAGUNG trägen kamen vier Referenten zu Wort. R. Williams berich- Sprachverstehen, Bildverarbeitung und Computer-Grafik „COMPUTERINTEGRIERTER ARBEITSPLATZ IM BÜRO“ tete über neuere Untersuchungen zu Bürosystemen aus stellten bei der damals verfügbaren Leistungsfähigkeit von München 20. – 23. Oktober 1987 dem Almaden Forschungszentrum der IBM. Über ein wich- Computern ein großes Problem dar. Die Erkennung konti- Tagungsleitung und Programm: Manfred Paul tiges Projekt der Entwicklungsforschung bei Olivetti, das nuierlich gesprochener Sprache in Echtzeit unter Einsatz Organisation: Christian Herzog, Thomas Ströhlein einen auf breiter Basis einsatzfähigen Büroarbeitsplatz- von Arbeitsplatzrechnern war noch nicht möglich. Es wur- rechner zum Ziel hatte, der auch Probleme der Ergonomie den Systeme entworfen, die diskret gesprochene Sprache und der Akzeptanz berücksichtigte, sprach H. Hauser. Eine für eine bestimmte Anwendungsumgebung (z.B. Diktat in ie Gesellschaft für Informatik führte ihre ausführliche Darstellung des seinerzeitigen Standes der einer Büroumgebung) mit einer akzeptablen Fehlerquo- 17. Jahrestagung an der Technischen Univer- Bürokommunikation mit deutlicher Gegenüberstellung von te erkennen konnten. Die Verarbeitung, Verwaltung und sität München durch. Dem Vorbild der Tagung Anspruch und Realität gab G. Adler von der Firma Diebold. Darstellung geometrischer Daten (z.B. Landkarten) stellte von 1981 folgend wählte man die Woche, in der H.-J. Bullinger vom Fraunhofer-Institut IAO machte deut- ebenfalls erhebliche Anforderungen an die verfügbaren Dauch die SYSTEMS 87 und der GI-Kongress „Wissensbasier- lich, dass die Organisation der Arbeiten mit Informations-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 1987 – Start ISDN

Günter Hommel, Aufnahme um 2003 32

und Kommunikationssystemen im Bürobereich ein grund- der verschiedenen Aktivitäten zwischen der Münchener Professoren hatte die Hamburger universitäre Informatik sätzlich neues Konzept zur Analyse und Bewältigung dieser Messe- und Ausstellungsgesellschaft, dem SYSTEMS-Fach- gerade eine existenzielle Krise hinter sich und so eröffnete Arbeiten erfordert. Es macht schon nachdenklich, dass die beirat, dem Vorsitzenden des Programmkomitees des GI- sich die Chance, einen neuen thematischen Schwerpunkt Firmen Olivetti und Diebold alsbald bedeutungslos wurden Kongresses „Wissensbasierte Systeme“ und den Organisa- zu setzen. Ein Jahr zuvor war unser Buch Rechensysteme: und IBM kaum zehn Jahre später sein Geschäftsfeld deut- toren der GI-Jahrestagung. Grundlagen der Modellbildung erschienen, das aus einer lich verändert hatte. gemeinsamen Vorlesung mit dem (damals ebenfalls schon Quelle: Vorwort des Tagungsbandes von Manfred Paul wegberufenen) Kollegen Eike Jessen hervorgegangen war. Die Fachgespräche deckten ein sehr breites Spektrum von Darin hatten wir ein innovatives Systemkonzept für die Fragestellungen zu Bürosystemen ab. Zur Sprache kamen Informatik mit Schwerpunkten zu vernetzten und neben- theoretische Grundlagen, Probleme der Software-Ergo- läufigen Systemen vertreten. Darum wählten wir „Vernetz- nomie und der Systemtechnik, spezielle Anwendungen 18. JAHRESTAGUNG te und komplexe Informatik-Systeme“ als thematischen sowie gesellschaftspolitische Fragen. Wie schon in den „VERNETZTE UND KOMPLEXE INFORMATIK-SYSTEME“ Untertitel der Jahrestagung. Dieses immer noch aktuelle vergangenen Jahren wurden die Fachgespräche von selb- Hamburg 17. – 19. Oktober 1988 Thema habe ich im Vorwort des Tagungsbandes damals ständigen Programmkomitees vorbereitet, die die Auswahl Tagungsleitung und Programm: Rüdiger Valk folgendermaßen motiviert: der angenommenen unter den eingereichten Vorträgen Organisation: Dieter Hogrefe vornahmen. „Aufgrund der rapide fortschreitenden Technologie und dadurch erschlossener neuer Anwendungsbereiche werden Ja, und damals gab es noch die Deutsche Informatik- ar das eine aufregende Zeit! Gerade hatte komplexe Systeme in technischer oder gesellschaftlicher Akademie der GI. In Zusammenarbeit mit ihr wurden sechs ich den Lehrstuhl für Theoretische Infor- Umgebung zunehmend durch informatikspezifische Ge- Tutorien angeboten. matik von Wilfried Brauer übernommen, sichtspunkte bestimmt. Dies rechtfertigt den Begriff ‚Infor- unsere Zwillingsjungen waren ein Jahr alt, matik-System‘ als Zusammenfassung aller in der Informatik Die hohe Konzentration wissenschaftlich-technischer Wda konnte ich die Leitung der GI-Jahrestagung überneh- betrachteten Methoden des Entwurfs und der Handhabung Tagungen in einer Woche, in der die Industrie auf der SYS- men. Zwar hatte ich in Hamburg schon zwei Jahrestagun- solcher Systeme. TEMS 87 ausstellte und in Fachseminaren Überblicke gab, gen erlebt, 1973 (Leitung Wilfried Brauer) und 1983 (Leitung Vernetztheit und Komplexität bestimmen in unterschied- stellte eine hervorragende Möglichkeit für die Teilnehmer Ingbert Kupka), die Jahrestagung 1988 hatte jedoch eine lichen Erscheinungsformen die strukturellen Probleme der Jahrestagung dar, sich umfassend zu informieren. andere Dimension. Zunächst musste ein thematischer der Informatik. Häufig stehen diese beiden Problemkreise Voraussetzung dafür war die verständnisvolle Abstimmung Rahmen gefunden werden. Durch den Weggang mehrerer in starker Abhängigkeit zueinander. Komplexe Systeme

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 1988 – Der Morris Worm

Manfred Paul, Mitgliederversammlung: in der Mitte der 80er Jahre seinerzeitige Präsident Prof. Fritz Krückeberg. 1981 – 1990: ANERKENNUNG 33

erzwingen Modularität, um sie beherrschbar zu gestalten, 19. JAHRESTAGUNG lichkeiten in umfangreichen Arbeitsbereichen erschlos- während stark vernetzte Systeme andererseits eine Form „COMPUTERGESTÜTZTER ARBEITSPLATZ“ sen wurden. Wer die damalige Zeit erlebt hat, wird sich von Komplexität zeigen, die zur Zeit noch höchst unbefrie- München 18. – 20. Oktober 1989 erinnern, dass so etwas wie eine neue Aufbruchstimmung digend verstanden wird.“ Tagungsleitung: Manfred Paul herrschte. Es dauerte dann aber noch einmal fast zehn Organisation: Helmuth Benesch, Christian Herzog Jahre, bis sich diese Aufbruchstimmung im Privat- und Der Tagungsband enthält in zwei Bänden auf über 700 Konsumentenbereich fortsetzte. Seiten ein breit gefächertes Spektrum von Beiträgen, das diesem Anspruch gerecht wird. Zusätzlich wurde von Bernd ie Gesellschaft für Informatik veranstaltete vom Wie in jedem Jahr standen Vorträge eingeladener Gäste Wolfinger ein Industrieprogramm mit einem eigenen Ta- 18. bis zum 20. Oktober 1989 ihre 19. Jahres- und Fachgespräche auf dem Programm. In sechs Hauptvor- gungsband zu diesem Thema organisiert. Als Fachgespräch tagung in München in den Räumen der Tech- trägen behandelten die Referierenden ganz unterschied- besonderer Art wurde von Friedrich Vogt die internationale nischen Universität. Die Veranstaltung fiel in liche Aspekte des Tagungsthemas. Georges G. Grinstein Konferenz CONCURRENCY 88 mit eigenem Tagungsband Ddiesem Jahr zeitlich mit dem zwanzigjährigen Bestehen berichtete über das laufende Forschungsprojekt „Exvis“ an veranstaltet. Die Internationalität dieser Tagung wird durch der Gesellschaft zusammen. Dem bewährten Muster der der University of Lowell, in dem neue Techniken zur Daten- Beiträge von L. Lamport, A. Pnueli und J.Y. Halpern belegt. Münchner Jahrestagung von 1987 folgend, fand auch diese visualisierung untersucht und entwickelt wurden. Jürgen Somit wurde den Tagungsteilnehmern die Jahrestagung in Jahrestagung in derselben Woche wie die SYSTEMS (die Brickmann referierte über wissenschaftliche und indust- vier Einzelbänden dokumentiert. Die Jahrestagung hatte im sich übrigens noch bis zum Jahr 2008 halten konnte) und rielle Anwendungen von Computermodellen in der Chemie, Congress Centrum Hamburg, dem damals modernen und der GI-Kongress „Wissensbasierte Systeme“ statt. Die da- mit deren Hilfe molekulare Eigenschaften von Substan- ersten Kongresszentrum Deutschlands, einen großzügigen malige Kooperationsbereitschaft zwischen den Organisato- zen vorausberechnet werden konnten. George Champine Rahmen. Dieter Hogrefe hat kompetent und effektiv die ren aller drei Veranstaltungen bewährte sich auch diesmal berichtete über das Projekt „Athena“ am MIT, das mit vielfältigen Einzeltermine koordiniert. Das Foto der Presse- sehr gut. geplanten 1.500 Arbeitsplätzen campusweit ein System zur konferenz zeigt zu meiner Rechten den Präsidenten der GI, Unterstützung von Forschung und Lehre schaffte, und ging Fritz Krückeberg, und auf der anderen Seite Friedrich Vogt Mit ihrem Thema „Computergestützter Arbeitsplatz“ trug dabei ganz nebenbei auch auf die künftige Entwicklung und Dieter Hogrefe. die GI-Jahrestagung der damals aktuellen Entwicklung der computergestützten Hochschulausbildung ein. Werner Rechnung, die darin bestand, dass durch eine ständig Sammer gab einen Überblick über Fragen zum Multi-Me- Rüdiger Valk gesteigerte Leistungsfähigkeit der Arbeitsplatzrechner dia-Dialog, bei dem neben Text und Grafik auch bewegte ebenso wie durch die Verbesserung der Kommunikations- Bilder und Sprache in die Kommunikation zwischen An- technik zur Vernetzung immer weitere Anwendungsmög- wender und System aufgenommen werden. In dem Beitrag

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – SUN Sparc-Station 1989 – McAfee Antivirenprogramm – Microsoft Office Sun Arbeitsstation Rüdiger Valk – Einführung LAN © Wikipedia 34

von Hermann Flessner wurden Probleme behandelt, die 20. JAHRESTAGUNG integrated manufacturing“, über medizinische Anwen- sich aus grundsätzlichen Anforderungen an einen rech- „INFORMATIK AUF DEM WEG ZUM ANWENDER“ dungen usw. Interessant ist, dass das zuletzt genannte nergestützten Arbeitsplatz ergeben; dabei wurden ergo- Stuttgart 8. – 12. Oktober 1990 Fachgespräch eingeführt wurde mit dem Satz „Erstmals nomische Fragen ebenso wie wirtschaftliche und soziale Tagungsleitung und Programm: Andreas Reuter versuchen die Fachausschüsse […] aktuelle Berührungs- aufgegriffen. Das Referat von Hermann Josef Hoss befasste Vorsitz Organisationsausschuss: Thomas Knopik punkte zwischen medizinischen Anwendungen und rech- sich mit der Frage, welche Schwierigkeiten der Einsatz von nergestützten Werkzeugen der Informatik zu diskutieren.“ Rechnern für die Führungsaufgaben von Managern mit sich ie Perspektive der zwanzigsten GI-Jahrestagung Darin zeigt sich klar, was mit dem Ausdruck „auf dem Weg“ bringt. Interessant ist, dass in diesen Beiträgen Arbeitssta- wird am besten durch den Satz charakterisiert, innerhalb des Mottos gemeint war. Interessant ist auch tionen die Hauptrolle spielten und nicht die zu jener Zeit den Kristen Nygaard in seinem Gastvortrag als der Terminus „rechnergestütztes Werkzeug“, der an vielen bereits weit verbreiteten Desktop-Rechner. Motto der ‚skandinavischen Schule‘ zitierte: Stellen im Programm auftaucht und der aus heutiger Sicht D„Informatics is the science that has as its domain informa- deutlich macht, dass wir hier von einer etwas älteren Ver- Die Fachgespräche wurden wieder von selbständigen Pro- tion processes and related phenomena in artifacts, society anstaltung reden. grammkomitees vorbereitet. Sie befassten sich mit vielfäl- and nature.“ Die Informatik hatte in den Jahren nach der tigen Fragestellungen unter dem Thema der Jahrestagung. Etablierung als eigenständiges Fach große Anstrengun- Trotz der großen zeitlichen Distanz findet man eine ganze Im Einzelnen behandelten die Beiträge Probleme der Sys- gen unternommen, als ‚richtige‘ Wissenschaft akzeptiert Reihe von Themen für Fachgespräche oder andere Pro- teme und ihrer Schnittstellen, technische Realisierungen, zu werden und deswegen ihre technischen und formalen grammteile, die heute so oder so ähnlich immer noch auf- ergonomische Gestaltungsfragen, Sicherheitsprobleme, Aspekte stark betont. Die Stuttgarter Tagung sollte (auch tauchen könnten – man schaue nur die oben aufgeführte PC-Netzwerke in der Praxis und nicht zuletzt ganz spezifi- im Hinblick auf die Bedeutung des Faches für die lokale Liste an. Das gilt aber auch für viele Querschnittsthemen, sche Anwenderfragen. Auffallend gerade aus heutiger Sicht Industrie) die Anwendungen in den Vordergrund stellen, die nichts an Aktualität verloren haben, wie z.B. ‚Frauen war bei einigen Fachgesprächen die hohe Beteiligung von was durch das Tagungsmotto „Informatik auf dem Weg und Informatik‘ oder ‚Ausbildung in der Informatik‘. Andere Industrie und Behörden! zum Anwender“ klar ausgedrückt wurde und sich auch im Themen sind dagegen mittlerweile „erledigt“ (bzw. obsolet Programm deutlich widerspiegelte. geworden), wie z.B. Parallelrechner oder Expertensysteme. Quelle: Vorwort des Tagungsbandes von Manfred Paul Es gab z.B. Sessions bzw. Tutorien über gesellschaftliche Interessant ist in der Rückschau auch, welche Themen Auswirkungen, über die Simulation technischer Systeme, nicht behandelt wurden, obwohl sie mittlerweile fest zum über Datensicherheit und Kryptologie, über Benutzer- Kanon gehören. Da ist zum einen alles, was mit KI zu tun schnittstellen, über numerische Software, über „computer hat – aber wir wissen ja jetzt, dass Anfang der 90er Jahre

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Tim Berners-Lee entwickelt 1990 HTML und das WWW – WWW-Browser Mosaic

Manfred Paul – Einführung WLAN 1981 – 1990: ANERKENNUNG 35

der Höhepunkt eines der „KI-Winter“ war. Außerdem gab schen Einsatz von Falschnachrichten u. Ä. gab. Postman es keine Beiträge zum Thema „Verteilte Systeme“, und schloss seinen Vortrag mit der Empfehlung: „We would all es gab auch nichts, was auf das aufkommende Internet be better off (with a few exceptions) if computer scientists hinwies. Das ist umso erstaunlicher als die kommerzielle studied moral theology, social psychology, and literature.“ Nutzung des Internets 1990 eingeführt wurde und die erste Auch das mag man für überzogen halten, aber es ist be- Internet-E-Mail in Deutschland schon 1984 angekommen merkenswert, dass in einem Artikel der Ausgabe 6/2019 der war. Diese bedeutende Entwicklung hatten weder die Ver- CACM von Weld und Bansal über „verstehbare“ KI-Systeme anstalter noch die Beiträger der Tagung im Blick. Von einer die enge Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, insbe- anderen, ebenfalls bedeutenden Entwicklung wurden sie sondere mit der Psychologie und Philosophie, empfohlen dagegen regelrecht überrollt: Bei der Entwicklung des Pro- wird. Auch solche Diskussionen verlieren offenbar nicht an gramms war ein Punkt zum Thema „Informatik in der DDR“ Aktualität. vorgesehen, der auch wie geplant stattfand. Allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt schon keine DDR mehr, da knapp Ansonsten bleibt festzuhalten, dass die 20. GI-Jahresta- eine Woche vor Beginn der Tagung die Wiedervereinigung gung über 1.000 Teilnehmer zählte; mit den Tutorien waren offiziell vollzogen wurde. Das Querschnittsprogramm ent- es etwas mehr als 1.200. Und da es die 20. Jahrestagung hielt noch eine andere Session zum Thema „Informatik in war, gab es beim Geselligen Abend die obligatorische der UdSSR“, und die gab es immerhin noch. Geburtstagstorte mit Wunderkerzen und allen sonstigen Zutaten. Ein Höhepunkt der Tagung war der öffentliche Abendvor- trag von Neil Postman, bei dem der größte Hörsaal der Andreas Reuter Universität Stuttgart bis auf den letzten Platz gefüllt war. Postman variierte das Thema seines Bestsellers Amusing ourselves to death und sprach über „Informing ourselves to death“. Auch wenn man mit seiner Botschaft nicht über- einstimmt, so fasziniert die Analyse doch, und dies umso mehr, wenn man bedenkt, dass es zu diesem Zeitpunkt keine Social Media, keine Probleme mit dem systemati-

Programmheft der 20. Jahrestagung Andreas Reuter, © Archivbild GI Aufnahme 1988 1991– 2000 AUFBRUCHSTIMMUNG!

Es hatte sich schon seit einigen Jah- einrichtungen die gewohnten Partner. Neue ren angekündigt: die Verfügbarkeit von Akteure gewinnen an Bedeutung: kleine Rechenleistung für jede Person und das und mittlere Unternehmen sowie zuneh- Zusammenwachsen von Rechen- und mend auch Neugründungen, die nicht Kommunikationstechnik dank wachsender selten der Wiege Silicon Valley entsprun- Übertragungsbandbreiten. An die Stelle der gen sind. Mit der EU tritt eine bedeutsame Arbeitsstationen treten alsbald immer leis- Fördereinrichtung auf den Plan, die die tungsfähigere Laptops und Notebooks, die europaweite Kooperation auch mit der sich zunehmend vernetzen. Das Internet Wirtschaft forciert. In Deutschland hat ein verlässt den Wissenschaftsbereich, wird politisches Ereignis große Auswirkungen: zum Werkzeug von Wirtschaft und Gesell- die Wiederherstellung der deutschen Ein- schaft und kulminiert schließlich im World heit. All diesen Entwicklungen können sich Wide Web. Dies verändert nicht nur die die Jahrestagungen nicht verschließen. Die Arbeitswelt und das Gesellschaftsleben, Leitthemen dieser Zeit spiegeln alle eine sondern stellt auch überkommene Ge- gewisse Aufbruchstimmung wider, insbe- schäftsmodelle in Frage. Nicht wenige der sondere die Überzeugung der Informatik, großen Unternehmen verschwinden völlig, die Zukunft von Wirtschaft und Gesell- andere müssen sich umorientieren, was schaft maßgeblich mitgestalten zu können zur Folge hat, dass die großen Forschungs- oder zu müssen, aber auch das Bewusst- abteilungen zurückgefahren werden. Damit sein, die technischen Leistungen dafür verlieren die Hochschulen und Forschungs- erbringen zu müssen. 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 37

21. JAHRESTAGUNG in den Vordergrund des wissenschaftlichen Pro- – Wolfgang Straßer: „TELEKOMMUNIKATION UND grammes stellen, dessen Stellenwert innerhalb der „Neue Entwicklungen der Gerätetechnik MULTIMEDIALE ANWENDUNGEN DER INFORMATIK“ Informatik und dessen Anwendungen aufzeigen für Graphiksysteme“ Darmstadt 14. – 18. Oktober 1991 sowie den hohen Stand dieses Fachgebietes in Lehre – Otto Spaniol: Tagungsleitung und Programm: José Encarnação und Forschung im deutschsprachigen Raum deutlich „Betriebserfahrungen und Messungen Organisation: José Encarnação, Wolfgang Henhapl machen. Außerdem sollte über die Tagung der schon an einem großen FDDI Netz damals hohe Stellenwert der nationalen Aktivitäten und sich daraus ergebende Konsequenzen“ dieses Fachgebietes einem internationalen Publikum – Radu Popescu-Zeletin: ein akademischer Weg ging von Berlin (bis verdeutlicht werden. „From Broadband ISDN to 1970) über Saarbrücken (bis 1975) nach Darm- – Die GIˈ91 sollte für die Rhein-Main-Region, die schon Multimedia Computer Networks“ stadt, wohin ich 1975 berufen wurde. Ich damals ein „Hightech-Valley“ der IKT-Technologien – Tsuyoshi Teshima: konnte dann auch den GI-Vorstand davon und ihrer Anwendungen in Deutschland (FTZ der „Constructing Image Databases Müberzeugen, die Jahrestagung der GI 1991 in Darmstadt DeTelekom, Software AG, SAP AG, etc.) war, fachlich for the Collection of Art Museums” durchzuführen. Wenn ich richtig informiert bin, war es attraktiv und interessant sein, um eine hohe – Michael Hausdörfer: dann auch das erste und bisher das einzige Mal, dass die Teilnahmezahl zu erzielen. „HDTV-Technologie in Europa – GI-Jahrestagung in Darmstadt stattfand. – Die GIˈ91 sollte schließlich auch den hohen Stand Statusreport und Neue Anwendungen“ und die breite, hoch qualifizierte Positionierung der – Takahik Kamae: Mit der Ausrichtung der GI-Jahrestagung 1991 verfolgte ich Informatik an der Technischen Universität Darmstadt „Multimedia Telecommunications einige Ziele: für die Fach-Öffentlichkeit klar aufzeigen. toward the 21st Century“ – Die GIˈ91 sollte zur weiteren Profilierung der GI als wissenschaftliche Gesellschaft in der damaligen Aus diesen Gründen wählte ich „Telekommunikation und Für mich als Verantwortlichen für den Inhalt, aber auch für wissenschaftlichen ‚Community‘ beitragen und dies multimediale Anwendungen der Informatik“ als Tagungs- den Erfolg der GIˈ91, war selbstverständlich auch die zu er- sollte durch das Besetzen von einem damals neuen, thema. Ergänzt und abgerundet wurde das wissenschaft- wartende Teilnahmezahl sehr wichtig. Sie sollte möglichst sehr wichtigen und zukunftsweisenden Fachthema liche Programm (das aus 62 Fachvorträgen bestand) durch hoch sein, um die Finanzierung sicherzustellen, aber auch als Jahrestagungsthema erreicht werden. eingeladene Vorträge: um so die Wichtigkeit und die Akzeptanz des Tagungsthe- – Die GIˈ91 sollte darüber hinaus mein persönliches – James Foley: mas und die Qualität des wissenschaftlichen Programms Fachgebiet (die Computergrafik im weitesten Sinne) „User Interface Software Tools“ insgesamt klar zu untermauern.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Linux Kernel 1991 – Programmiersprache Java – Erstes GSM-Pilotnetz Programmheft der 21. Jahrestagung © Archivbild GI 38

Also machte ich mir auch Gedanken, wie eine hohe Teil- selbst damals nicht hatte (es war sehr teuer, aber er hat Technisch-wissenschaftlich hatte die GIˈ91 das richtige nehmerzahl bei der GIˈ91 zu erreichen und zu garantie- es bezahlt!). Er war mit seiner Firma PIXAR auch einer der Thema als Schwerpunkt der Tagung. Sie hat Entwicklungen ren wäre. Es wurde mir sehr schnell klar, dass ich dafür Sponsoren der GIˈ91, und als solcher hat er und Trends aufgezeigt, die heute (28 Jahre danach!) voll ein „Zugpferd von Weltrang“ als Attraktion im Programm auch ein Buffet gesponsert, bestand aber darauf, bestätigt sind, und sie hat dabei auch die bis dato erreich- bräuchte, und so kam ich auf die Idee, Steve Jobs, den dass es nur vegetarisch zu sein hatte, sodass wir gezwun- te hohe Qualität der deutschen Informatik-Forschung und ich ganz gut kannte, dafür zu gewinnen. Er war damals im gen waren, zwei Buffets zu organisieren und anzubieten, -Lehre klar zum Ausdruck gebracht und untermauert. Die Streit mit dem Vorstand und Aufsichtsrat von Apple aus um alle Anwesenden zufriedenzustellen! Damit alle Ergebnisse der GIˈ91 waren ein klarer, wichtiger Schritt auf der Firma ausgeschieden (wie bekannt, ist er später wieder seine Extra-Wünsche erfüllt werden und auch nichts dem Weg zu der heutigen vernetzten, mobilen und multi- zu Apple zurückgekehrt) und in die Geschäftsführung von schiefgeht, hatte ich damals Steve Jobs einen Mitarbeiter medialen Gesellschaft! PIXAR eingetreten – damals ein Pionier in der Nutzung von „zur Seite gestellt“, der ihn, solange er in Darmstadt war, Computergrafik in der Filmindustrie. Steve Jobs war daran ständig begleiten sollte. Nach der Tagung GIˈ91 sagte José L. Encarnação interessiert, seine neue Aufgabe bekanntzumachen, und mir dieser Mitarbeiter: „Herr Encarnação, das machen dies auch in Europa. Er hat deswegen zugestimmt, bei der Sie nicht noch einmal mit mir … dann kündige ich lieber Eröffnung der GIˈ91 einen Vortrag zu halten. vorher!“

Es ist – spätestens durch die von ihm persönlich geneh- Aber Steve Jobs hat uns durch seinen Auftritt auch sehr 22. JAHRESTAGUNG migte Biografie – allgemein bekannt, dass Steve Jobs nicht geholfen, eine für damalige Verhältnisse extrem hohe „INFORMATION ALS PRODUKTIONSFAKTOR“ so einfach „zu handhaben“ war… und das haben wir dann Teilnahmezahl zu erreichen, und dadurch auch dazu bei- Karlsruhe 28. September – 2. Oktober 1992 auch zu spüren bekommen! Er wollte ein besonderes, fran- getragen, dass die GIˈ91 in jeder Hinsicht zu einem großen Tagungsleitung: Winfried Görke zösisches Wasser auf dem Pult stehen haben (wir hatten Erfolg wurde. Dieser Erfolg wurde aber insgesamt nur Programm: Max Syrbe Probleme, es zu besorgen), ein spezieller Stuhl von PIXAR möglich, weil alle in der Organisation der GIˈ91 Beteiligten Organisation: Hermann Rininsland (der aus der Schweiz eingeflogen werden musste!) muss- und die gesamte damalige Kollegschaft des Fachbereichs te neben dem Vortragspult stehen (obwohl beim Vortrag Informatik der TU Darmstadt so extrem gut, effizient und nichts zu sehen war, weil er seine Jacke darüber gehangen kooperativ zusammengearbeitet haben. Nach so vielen as war das Ziel? Wie lässt es sich erreichen? hatte), und ein neues, für damalige Verhältnisse sehr klei- Jahren möchte ich mich noch einmal bei allen, die zur Was bleibt davon bis heute in der Erinne- nes und daher sehr mobiles, tragbares Mikrofon musste Organisation der GIˈ91 beigetragen haben, herzlichst dafür rung? speziell für seinen Vortrag gekauft werden, da die TUD es bedanken. W 1992

José Encarnaçao, Aufnahme 2014 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 39

Diese drei Fragen gehen mir durch den Kopf, um ein paar die Rechner mit ihrer stets zunehmenden Komplexität ein renzprodukt Boeing B737 schon seit mehr als zehn Jahren Gedanken an die Tagungsorganisation vor mehr als einem wichtiges Forschungsgebiet der Informatik. Es berührte auf die konventionelle mechanische Steuerung der Leit- Vierteljahrhundert zu skizzieren. Das Ziel war eine bessere wegen der Anwendungen auch zunehmend die Sicher- werke setzte. Das System „fly-by-wire“ war natürlich längst Verbindung der neuen Disziplin Informatik – damals in heit – vor allem im Verkehr. Es gelang mir, Peter G. Neu- für militärische Anwendungen erprobt und in Kampf- und Karlsruhe als Fakultät immerhin bereits zwanzig Jahre alt mann für einen Hauptvortrag der Tagung zu gewinnen; Jagdflugzeugen im Einsatz, erlaubte es doch Loopings und – mit den anderen Fachrichtungen einer Technischen Uni- seine Sammlung rechnerrelevanter Risiken mit den daraus Flüge in Rückenlage, die für zivile Anwendungen entbehr- versität, vor allem aber ihre erfolgreiche Anwendung in der resultierenden Pannen und Systemausfällen ließ sich unter lich sind. Diese Manöver benutzen steile Steigungswinkel Industrie. Das Motto „Information als Produktionsfaktor“ „comp.risks“ im sich rasch ausbreitenden Internet abrufen bei starken Triebwerken, deren Beherrschung die mensch- sollte das ausweisen. Die Durchführung machte sich die und machte ihn weltbekannt. Hätte ich gewusst, dass er liche Reaktionsgeschwindigkeit überfordert, so dass nur örtlichen Gegebenheiten zunutze: Universität, Fraunhofer- schon bei der vierten GI-Jahrestagung einen Hauptvortrag Rechnerunterstützung sicheres Fliegen ermöglicht. Un- Institut IITB (der damalige Name) und Forschungszentrum gehalten hatte, hätte ich vielleicht eine andere Wahl ge- vergesslich blieb mir die Meinung von Frau Leveson 1986: Karlsruhe (damals noch auf Kernenergie ausgerichtet) troffen. Erstaunlich aber ist, dass diese Wahl die folgenden „Ich würde mich nicht in ein Zivilflugzeug setzen, das nur sollten zusammen die Tagung organisieren. Gedanken einer Auswirkung in die Gegenwart 2019 anregte. softwaregesteuert fliegen kann, also z.B. der A320.“ Ein Blick in den 31. Jahrgang der „Risks-Lists“ von Peter G. Tatkräftig brachte Professor Dr. Max Syrbe seine Erfahrun- Neumann verweist auf ein wichtiges Sicherheitsproblem Heute (April 2019) ist noch nicht abschließend untersucht, gen, Kenntnisse und Beziehungen in das Unternehmen heute: die beiden Unfälle des Flugzeugs B737-Max8 in was zu den beiden Unfällen der B737 geführt hat. Aus den ein, beteiligte sich sogar durch einen Hauptvortrag am den Jahren 2018 und 2019, die zum weltweiten Startver- veröffentlichten Unfallangaben geht für Interessierte aus Programm. Leider ist er schon vor vielen Jahren verstorben, bot dieses weitverbreiteten Flugzeugtyps geführt haben. der Passagierperspektive jedoch hervor, dass die Infor- so dass dieser Beitrag auf seine Erinnerungen verzichten Dazu gehört eine denkwürdige Unterhaltung mit Profes- mation über die Flugzeuglage Diskrepanzen aufwies, den muss. Dr. Hermann Rininsland organisierte vor allem den sorin Nancy Leveson (inzwischen MIT) im Frühjahr 1986 in Piloten aber offensichtlich unklar war, wie sie in diesem Tagungsablauf und die zahlreichen Treffen des Programm- Kalifornien, einer Spezialistin für Software-Zuverlässig- Fall reagieren sollten. Die B737 ist seit fünfzig Jahren in ausschusses. Ich dagegen besann mich auf die Fachaus- keit. Wir diskutierten die Möglichkeiten des „fly-by-wire“, Produktion, mehr als 10.000 Exemplare wurden ausge- schüsse der beteiligten Gesellschaften für Informatik also der Steuerung von Flugzeugen durch elektronische liefert. Die Version Max8 gibt es seit 2015, auch hiervon und ITG im VDE und erinnerte mich an Kontakte, die aus Komponenten, vor allem durch Rechner mit digitalen waren mehr als hundert Flugzeuge in Betrieb. Allerdings den Forschungsaufenthalten in den USA einige Jahre vor Programmen. Von der Firma Airbus in Europa war damals wurde der Typ um eine Fluglagesteuerung ergänzt, die der Tagung resultierten. Mein Spezialgebiet betrifft die als erstes großes Zivilflugzeug der Typ A320 in Entwicklung beim Start rechnergesteuert und automatisch den Steig- technische Zuverlässigkeit und Fehlertoleranz, damals für und stand kurz vor den Probeflügen, während das Konkur- winkel stabilisieren soll, da die Piloten wegen der stärke-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – JPEG Standard

Programmheft der 22. Jahrestagung © Archivbild GI 40

ren Triebwerke dieses Typs nicht schnell genug reagieren noch gar nicht über die technischen Ergänzungen und ihre mehr, feststellen zu können, dass die hohen Anforderungen, können. Dazu wird der Strömungswinkel der Luft gemes- Behandlung verfügten... Der Laie wundert sich, auf welch die mit der Gestaltung und der Organisation einer Jahres- sen, in zwei unabhängigen Kanälen für Pilot und Copilot merkwürdige Weise heute neue Flugzeugvarianten für den tagung verbunden sind, auch 1993 in Dresden rundum angezeigt und verarbeitet, indem zusätzlich zur üblichen Zivilverkehr zugelassen werden. erfüllt werden konnten“. Übrigens kam es zeitgleich mit manuellen Steuerung Höhenruder betätigt werden. Wichtig der Bewerbung 1991 auch zur Gründung der GI-Regional- sind hierfür die zusätzlichen Sensoren: drehbare Flügel Winfried Görke gruppe Dresden, die sich dann kräftig an der Organisation außen an der Kanzel, deren Stellung den Messwert liefert. beteiligte. Offenbar versagte einer der Messfühler bei den Unglücks- flügen, so dass die Maschine automatisch in den Absturz Motto der Veranstaltung war „Informatik – Wirtschaft – gesteuert wurde, weil das falsche der beiden voneinander 23. JAHRESTAGUNG Gesellschaft“. Damit sollte „das breite Wirkungsfeld der abweichenden Signale für die Steuerung verantwortlich „INFORMATIK – WIRTSCHAFT – GESELLSCHAFT“ Informatik in der Einheit von disziplinären und interdis- war. Frau Leveson hatte Recht: Auch redundante automa- Dresden 27. September – 1. Oktober 1993 ziplinären Aspekten deutlich“ werden, wie es in einem tische Systeme können versagen und in die Katastrophe Tagungsleitung: Jürgen Meinhardt Bericht heißt. Die Tagung lockte mehr als 600 Teilnehmer führen. Airbus hat das übrigens von vornherein vermieden. Programm: Horst Reichel an, und man kann wohl unterstellen, dass neben dem Beim A320 werden wichtige Flugdaten dreifach gemessen Fachprogramm auch eine gehörige Portion Neugierde auf und erst nach einer ‚2-von-3-Auswahl‘ als Eingang für die den Ort eine Rolle spielte, der für viele Westdeutsche bis redundanten Steuerrechner benutzt. Natürlich kann der it der Jahrestagung 1993 zeigte die GI erstma- dato gewissermaßen „terra incognita“ war. Auch der Politik Unfallabschlussbericht andere Erkenntnisse als wichtige lig Flagge in den neuen Ländern. Der Zuschlag schien die Tagung so bedeutsam, dass der damalige Minis- Ursache nennen. Doch es ist die Information, deren Ver- an Dresden war kein Zufall, gab es doch terpräsident des Landes Sachsen, Kurt Biedenkopf, nicht lässlichkeit im Anwendungsfall den Kern des Interesses schon seit 1969 an der TU Dresden den Stu- nur die Schirmherrschaft übernahm, sondern auch die bilden muss. Sie war hier Unfall-, nicht Produktionsfak- Mdiengang Informatik. Schon zu DDR-Zeiten war Dresden Tagung offiziell eröffnete. tor, doch bildet sie sicher die Grundlage zur zukünftigen ein wichtiger Standort für die Informatik-Industrie, und Korrektur der Steigwinkelstabilisierung, die hier offenbar seit 1990 gab es eine eigene Fakultät Informatik. Allerdings Noch war freilich das damalige Dresden nicht so, wie wir so katastrophal versagt hat. Oder war schnödes Geld- – wie der damalige GI-Präsident Roland Vollmar schrieb es heute kennen: Die Wiedererstehung der Altstadtsilhou- sparen der wesentlicher Faktor? Man hört gerüchteweise, – stellte „die Wahl des Tagungsorts Dresden seinerzeit im ette war noch in der Planung und die Informatik befand dass man bei der Pilotenschulung bzgl. der Typergänzung Hinblick auf die besonderen Umstände in den neuen Bun- sich noch in den alten Gebäuden in der Hans-Grundig- einsparen wollte, dass auch die Flugsimulator-Programme desländern durchaus ein Wagnis dar. Ich freue mich umso Straße. Dort fanden auch die Veranstaltungen statt, nur die

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – SAP R/3 – Intel Pentium Prozessor Hauptgebäude 1993 der Informatik, – Dokumentformat pdf um 1993 Winfried Görke, © Birgit Demuth 90er Neunziger Jahre 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 41

Eröffnung hatte man in den Kongresssaal des Deutschen auch im westlichen Deutschland bekannt zu machen! Absprache mit der IFIP entschloss sich die GI 1994, auf die Hygiene-Museums verlegt. Wie inzwischen bei GI-Jahrestagungen üblich, durfte auch Veranstaltung einer separaten Jahrestagung zu verzichten das Networking nicht zu kurz kommen. So fand zur Mitte und ersatzweise einen GI-spezifischen Tagungsanteil in Mit sechs Hauptvorträgen und 14 Fachgesprächen mit ins- der Tagung ein ungezwungener Abend im Kulturhaus den IFIP Kongress ’94 zu integrieren. gesamt 109 Beiträgen hatte man ein sehr umfangreiches Bischofswerda mit einem gemeinsamen Abendessen und Fachprogramm geschaffen, dies auch mit der Absicht, be- einem Kulturteil mit Berühmtheiten der sächsischen Un- Der IFIP- Kongress ’94 fand vom 28. August bis zum 2. Sep- sonders „auf die Entwicklungsanforderungen in den neuen terhaltungs- und Kunstszene statt. tember 1994 im CCH (damals: Congress Centrum Hamburg) Bundesländern und auf die Öffnung der osteuropäischen in Hamburg statt. Ein Auszug aus dem Bericht von Dr. Jack Staaten“ (Vorwort des Tagungsbandes) einzugehen. Die Zusammengestellt aus Archivunterlagen, die dankens- L. Rosenfeld im IFIP-Newsletter spiegelt die Bedeutung Jahrestagung in Dresden spiegelt deshalb im Rückblick die werterweise Frau Birgit Demuth zusammengetragen hat. dieses Kongresses wider sowie die Themen, die damals die politische Aufbruchstimmung der frühen 90er Jahre wider. Öffentlichkeit besonders bewegten: Inhaltlich stark vertreten war die Wirtschaftsinformatik mit Themen zu innovativen Informationssystemen, der Gestal- The opening of IFIP Congress ‘94 was illuminated by hun- tung von Informationsprozessen und der Organisation der 24. JAHRESTAGUNG dreds of press camera flashes as the president of Germany, Informationsversorgung, Informatik und Recht vor allem zu (gemeinsam mit IFIP Kongress ‘94) Prof. Dr. Roman Herzog, ascended the stage of the Hamburg IT-gestützter Verwaltungsarbeit, und daneben technische „COMPUTER AND COMMUNICATIONS EVOLUTION – Congress Center to welcome the delegates Monday morning, Themen wie die ergonomische Gestaltung von Systemen, THE DRIVING FORCES“ August 29. This is believed to be the first IFIP Congress ad- Software-Engineering, Sicherheit von IT-Systemen, kommu- Hamburg 28. August – 2. September 1994 dressed by a head of state. Prof. Herzog spoke of how infor- nikationsbasierte Systeme. Auf den ersten Blick mag vieles Programm: Bernd Wolfinger mation technology can contribute to the global spread of davon aktuell und vertraut klingen, bei näherem Hinsehen Organisation: Karl Kaiser democracy, of the increasing responsibility for the content stellt man dann aber doch fest, wie sehr sich die Schwer- of information transmitted on information highways, of the punkte in den vergangenen 25 Jahren verschoben haben. danger that multimedia might lead to an Orwellian age, Noch ist nur am Rande von KI die Rede, und Wolfgang ls eine wissenschaftliche Gemeinschaft mit and of the desirability for creativity in the use of telematics. Wahlster spricht in seinem Hauptvortrag noch von „wis- intensiven internationalen Kontakten hatte sensbasierten Systemen“. Das umfangreiche Industriepro- sich die Gesellschaft für Informatik Anfang Following this address came welcoming remarks by gramm wurde weitgehend von Unternehmen und Einrich- der 90er Jahre entschlossen, ihr silbernes (25.) Dr. Heinrich von Pierer, chairman of the National Honor tungen aus Sachsen bestritten – damals eine Chance, sich JubiläumA im Rahmen des IFIP-Kongresses ‘94 zu feiern. In Committee, Prof. Dr. Erhard Rittershaus, Mayor of Hamburg,

MEILENSTEINE DER INFORMATIK

Deutsches Hygiene- – Microsoft Windows-95 museum, – WWW-Browser Netscape Aufnahme 1993 1994 © Deutsches – Erstes Online-Zahlungssystem Hygiene-Museum, Volker Kreidler 42

Dr. Jaakko Kivinen, president of CEPIS (Council of Euro- the railway, telephone, and other major communication Bei der Auswahl dieser Themen wurde auf inhaltliche Nähe pean Professional Informatics Societies), and Prof. Asbjorn innovations. zu den Themen des IFIP-Kongresses geachtet. Insbeson- Rolstadas (N), president of IFIP. Prof. Dr. Wolfgang Glatthaar, dere fand das Leitmotto „Computer and Communication – president of GI, the German member society of IFIP introdu- In seinem ersten Teil bot der IFIP-Kongress Fachvorträge The Driving Forces“ auch bei den GI-spezifischen Veranstal- ced the dignitaries. Prof. Dr. Wilfried Brauer, Congress Chair, und Diskussionen in fünf meist parallelen Sektionen: tungen Berücksichtigung. Dabei sollten bestimmte Trends later commented on the significance of the presence of all der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie these notables. - Hard-, Software und Kommunikationstechnologie die Suche nach mehr Verbindungen zwischen Forschung, - Computer- und Kommunikationsanwendungen Entwicklung und Anwendung im Auge behalten werden. In his remarks, President Rolstadas recalled reading the - Wirkungen – die Rolle der Informatik und der Insgesamt wurden neun GI-Fachgespräche zu folgenden book “The Machine that Changed the World”, which – to Kommunikationstechnik bei der Bewältigung Themen erfolgreich durchgeführt: his surprise – was about the automobile rather than the zentraler Probleme der modernen Welt computer. He predicted, however, that the computer will - Grundlagen - Integration von semi-formalen und formalen eventually have an even greater impact. He noted the duty - Computer, Kommunikation und Entwicklungsländer Methoden für Spezifikation von Softwaresystemen that the Congress delegates have to advance the ethical, - Disjunkte logische Programmierung responsible use of the computer. In addition, IFIP has spe- Im zweiten Teil des Kongresses hatten alle Teilnehmer und disjunkte Datenbanken cial responsibility in the developing countries and Eastern Gelegenheit, in Arbeitsgruppen an der Ausarbeitung von - Benutzerschnittstellen für kommunizierende Europe. vorläufigen Aktionsplänen für die weitere Behandlung der Systeme aufgeworfenen Fragen und Aufgabenstellungen mitzuwir- - Systemtechnische Unterstützung The first of the major speeches in the Opening Ceremony ken. Zum Kongressabschluss wurden diese Aktionspläne in verteilter Multimedia-Anwendungen was delivered by Dr. Martin Bangemann, vice-president of einer Plenarsitzung vorgestellt - IT-Sicherheit: Technik im Spannungsfeld the European Commission, who advocated the abolition of von Ethik und Recht public monopolies in the communication area. He said that Um nun den substanziellen Kern der GI-Jahrestagungen - Workstations: Architektur, Anwendungen there is no alternative in the information society; therefore, aus der jüngeren Vergangenheit beizubehalten, wurde den und Entwicklungstrends we must use it for the creation of jobs and for other public GI-Fachbereichen und -Fachgruppen die Chance gegeben, - Realzeitsysteme benefits. The second speaker, Dr. Till Necker, president of Themen von besonderer Relevanz in einer größeren Zahl - Simulationstechnik the Federation of German Industries, predicted that the von Fachgesprächen abzudecken. - Kommunikation und Koordination in verteilten information superhighway will have greater influence than betrieblichen Anwendungen

Deckblatt des Informatik-Spektrums © Archivbild GI 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 43

Neben den etwa 2.300 Teilnehmern aus 65 Ländern, den 25. JAHRESTAGUNG Rechenanlagen“ zur Grundausbildung von Studenten der mehr als 600 Beiträgen, den vielen Rahmenveranstal- „HERAUSFORDERUNGEN EINES GLOBALEN Mathematik und Physik, aber auch der benachbarten Inge- tungen, den Exkursionen und Festveranstaltungen wurde INFORMATIONSVERBUNDES FÜR DIE INFORMATIK“ nieurwissenschaften. Es waren große Kurse mit Hunderten immer wieder deutlich, wie wichtig die unmittelbare Dis- Zürich 18. – 20. September 1995 von Studierenden, und ich war ab 1961 als Assistent, ab kussion engagierter Teilnehmer vor Ort ist. Tagungsleitung: Helmut Thoma 1970 als Assistenzprofessor mit dabei. Programm: Helmut Schauer, Peter Widmayer Zusammengefasst kann die Gesellschaft für Informatik e.V. Organisation: Carl August Zehnder, Kurt Bauknecht Aber nun erlebten wir in Zürich – und ähnlich übrigens in insgesamt von einer gelungenen und erfolgreichen Ver- der ganzen Schweiz – einen unerwarteten Rückschlag, mit anstaltung sprechen. Ihr Dank an die ungezählten helfen- dem wir nicht gerechnet hatten. 1969 konnten in einem den Hände bei der Vorbereitung und Durchführung der ass die GI-Jahrestagung gelegentlich in Zürich Dutzend deutscher Universitäten dank einem großen bun- Veranstaltung war, um es vorsichtig zu sagen, ein wenig stattfinden sollte, lag um 1990 in der Luft: Zwei desstaatlichen Förderprogramm Hauptfach-Studiengänge zurückhaltend. deutschsprachige Universitäten – die Eidgenös- für das neue Fachgebiet der EDV eingerichtet werden (das sische Technische Hochschule und die Uni- Wort Informatik war in Frankreich erfunden worden und Karl J. Kaiser Dversität Zürich – boten sich als Tagungsort an. Aber warum verbreitete sich erst anschliessend auch in ganz Kontinen- kam man erst so spät auf den Gedanken einer GI-Tagung taleuropa). An der ETH Zürich war 1968 eine eigene Fach- in Zürich? gruppe für Computerwissenschaften gebildet worden, der neben Rutishauser auch Peter Läuchli und Niklaus Wirth Zürich hatte schon eine sehr lange Informatik-Tradition. angehörten, ich selbst trat der Gruppe 1970 bei. Und in die- Bereits im Jahr 1950 stand im Institut für Angewandte ser Gruppe beschlossen wir nun, auch an der ETH Zürich Mathematik von Eduard Stiefel an der ETH die Zuse Z4 im einen Hauptfach-Studiengang für Informatik-Ingenieure Einsatz, der erste programmierbare Digitalrechner an einer einzurichten. Dass es dann elf Jahre bis zu dessen Realisie- kontinentaleuropäischen Hochschule. Und einige Jahre rung dauern würde, damit hatten wir nicht gerechnet. später gehörte Heinz Rutishauser in Zürich, zusammen mit F.L. Bauer in München, zu den Vätern von Algol 60. Seit den Es brauchte drei große Anläufe, wobei anfänglich die 1950er Jahren wurden fakultative Vorlesungen über Algo- Kollegen aus der Mathematik, später solche aus anderen rithmen und Programmieren angeboten, und bald darauf Fachrichtungen und schließlich gar der Stand der ETH-As- gehörten die zweisemestrigen Kurse über den „Einsatz von sistenten aus lauter Angst vor der Gefährdung eigener

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Gründung Yahoo, eBay und amazon 1995 – WWW-Browser Internet Explorer Programmheft der Karl Kaiser 25. Jahrestagung Aufnahme 1994 © Archivbild GI 44

Pfründen als Opponenten auftraten. Aber unsere Anstren- von der ETH sowie Kurt Bauknecht und Klaus Dittrich von 26. JAHRESTAGUNG gungen endeten schließlich positiv. Seit 1981 gab es nun der Universität Zürich, stark beteiligten. „BEHERRSCHUNG VON INFORMATIONSSYSTEMEN – einen Hauptstudiengang Informatik, übrigens die erste WEICHENSTELLUNG FÜR DIE ZUKUNFT“ Neuschaffung eines Hauptfachs an der ETH Zürich seit der Der Schluss ist nun rasch erzählt: Für beide Tagungen Klagenfurt 18. – 20. September 1996 Einführung des Elektrotechnik-Studiums im ersten Jahr- wurden entsprechende lokale Organisationskomitees Tagungsleitung: Heinrich C. Mayr zehnt des letzten Jahrhunderts! gebildet, möglichst mit Leuten mit lokalen Kontakten zur Hochschulverwaltung und zu Informatikverbänden; Einen positiven Nebeneffekt hatte diese Verzögerung auch Peter Widmayer und Helmut Thoma gehörten dazu. s war keine leichte Geburt, und auch die Begleit- insofern, als inzwischen die meisten Schweizer Univer- Da Informatikprofessoren in beiden Hochschulen auch umstände waren alles andere als einfach: Die sitäten auch ein Hauptfachstudium in Informatik oder stark in Verwaltungsfunktionen involviert waren, ließen GI war in der ersten Hälfte der 90er in massive Wirtschaftsinformatik einrichteten, namentlich auch die sich Infrastrukturaufgaben oft unkonventionell lösen. So finanzielle Bedrängnis geraten, ihre Mitglieder- Universität Zürich; wir hatten also zunehmend Kollegen. konnten wir finanzschwachen Tagungsteilnehmern (damals Ezahlen stagnierten und auch die Jahrestagung fand nicht Und nach der wildesten Zeit des Aufbaus – die Zahl der aus dem Osten) eine Gratisunterkunft im Zivilschutzkeller den gewünschten Zuspruch und Zulauf. Wie in solchen Studierenden stieg ab Beginn rasant, die Zahl der Profes- unter dem Rechenzentrum der ETH anbieten – nochmals Situationen üblich, wurden Arbeitskreise eingerichtet, soren und Assistenten jedoch viel langsamer – konnten wir eine Schweizer Besonderheit. einer davon mit der Aufgabe, sich mit der Neugestaltung uns auch wieder anderen Aufgaben zuwenden, so unter und Attraktivitätssteigerung der Jahrestagung zu befassen. anderem der Organisation von wissenschaftlichen Tagun- Carl August Zehnder Die dabei erarbeiteten Vorschläge hatten im Wesentlichen gen. zwei Kernziele, nämlich:

Und da erlebten wir eine neue Überraschung. Solche Ta- - die Jahrestagung zu einem „Familientreffen“ der in der gungen brauchen eine Vorlaufzeit, und es braucht Abspra- Informatik Tätigen bzw. an ihr Interessierten zu entwi- chen in den Trägerorganisationen. Und nun standen uns ckeln, das im Faust’schen Sinne vieles und damit mög- auf Herbst 1995 plötzlich zwei solche Tagungen ins Haus, lichst vielen etwas rund um ein aktuelles Thema bietet: einerseits die Jahrestagung der GI und anderseits eine interessante, von den Fachgliederungen und befreundeten Tagung über „Very Large Databases“, wozu sich damals eine Fachgesellschaften betreute Workshops, eine Fachtagung eigene internationale Organisation gebildet hatte, an der mit eigenem Programmkomitee, ein Praxisprogramm u. a., sich Zürcher Datenbänkler, namentlich Hans Jörg Schek - die Informatik stärker in den Blickpunkt der öffentlichen

1996

Carl August Zehnder 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 45

Wahrnehmung zu rücken: durch medienwirksame, der abzuhalten und im Land Kärnten etwas weiter zu bringen, F.L. Bauers „after dinner speech“; zumal uns vorher im Öffentlichkeit zugängliche Plenarvorträge (hieraus wurde beispielsweise die Einrichtung IT-naher Fachhochschul- Konzerthaus – nach einem langen Kongresstag – noch das später der „Tag der Informatik“), in denen sich renom- Studiengänge an der neu gegründeten Fachhochschule aus Wien angereiste „Glenn Miller Orchestra“ (damals das mierte Persönlichkeiten mit dem Tagungsthema ausein- Kärnten. Und dazu die Informatik ʼ96: Sechzehnstundenta- einzige in Europa anerkannte) eine Stunde lang in Swing- andersetzen. Damit lag es nahe, auch die gesamte Tagung ge waren also keine Ausnahme, sondern die Regel. Zustand versetzt hatte. „Informatik“ zu benennen, damals allerdings noch nicht in Großbuchstaben. Glücklicherweise gab es aber viel Unterstützung, vor allem Die Lecture Notes in Informatics (LNI) gab es noch nicht, seitens meines Teams, aber auch seitens vieler Kollegin- damals war aber die Herausgabe gedruckter Tagungsbände Darüber hinaus sollten die Teilnahmegebühren niedrig nen und Kollegen in der GI und der mitveranstaltenden noch Standard. Gemessen an den Kosten, die so ein Band sein, für die GI aber dennoch keine Kosten entstehen. OCG, so dass das Ganze trotz einer Reihe von Heraus- verursacht, war es ein Glücksfall, dass wir den Hauptband Als Sprecher des damaligen FB 2 „Softwaretechnik und forderungen nicht nur machbar war, sondern auch Spaß in der Schriftenreihe der Österreichischen Computer- Informationssysteme“ hatte ich das Vergnügen, in diesem gemacht hat. gesellschaft OCG beim Oldenbourg-Verlag herausbringen Arbeitskreis mitwirken zu dürfen – und dort unvorsichti- konnten, ohne etwas dafür zu bezahlen, da die Reihe gerweise angeboten, das neue Konzept als Pilotversuch Eine Herausforderung bestand beispielsweise darin, dass damals vom Österreichischen Wissenschaftsministerium „Informatik ʼ96“ in Klagenfurt auszuprobieren. Unvorsichtig wir zu dieser Zeit an unserer Universität keinen Hörsaal unterstützt wurde. Zehn (!) weitere Bände (Workshops und war das deshalb, weil ich zu dem Zeitpunkt weder wusste, hatten, in den die erwarteten (und auch tatsächlich ge- Praxisprogramm) haben wir in Eigenregie herausgegeben dass ich ab Januar 1996 GI-Vizepräsident sein würde, und kommenen) rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sehr kostengünstig bei der Universitäts-druckerei der zwar in einem Amt, welches ich überhaupt nicht angestrebt gepasst hätten. Also mussten wir die Plenarvorträge und Universität Maribor in Slowenien drucken lassen. hatte: nämlich als Verantwortlicher für die Finanzen, nach- insbesondere den Tag der Informatik in das rund fünf Kilo- dem der eigentlich für diese Aufgabe Gewählte aufgrund meter entfernte Klagenfurter Konzerthaus verlegen und Schaut man sich die Bände näher an, kann man feststellen, der dramatischen Finanzlage der GI zurückgetreten war. dafür einen Bus-Shuttle einrichten. Ebenso gab es damals dass sich eine Vielzahl heute sehr bekannter Persönlich- Wer sich an diese Zeit erinnern kann, weiß, was wir damals auch kein Hotel oder Restaurant, das für die Teilnehmer- keiten zur Informatik ʼ96 trafen. Auch die eingeladenen alles zu bewegen hatten, um die Finanzen wieder in Ord- zahl groß genug gewesen wäre; also haben wir das Dinner Sprecher waren nicht ohne: Avi Silverschatz von den Bell nung zu bringen. Ich war jedenfalls mindestens jede zweite in die Eingangshalle des Wörthersee-Strandbades verlegt Laboratories sprach zum Thema „On the Storage and Woche in GI-Sachen in Deutschland, gleichzeitig hatte ich und diese durch ein Festzelt vergrößert. Draußen wurde Retrieval of Continuous Media Data“, Deborah G. Johnson mich als Gründungsdekan unserer jungen Fakultät um de- es immer kühler, im Zelt immer gedrängter; das tat der vom Rensselaer Polytechnic Institute über „Democracy and ren Aufbau zu kümmern, jede Menge Lehrveranstaltungen Stimmung aber keinen Abbruch, insbesondere auch wegen the Global Information Infrastructure“, Andrew Odlyzko

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Sergey Brin und Larry Page entwickeln die Google-Suchmaschine – USB als Schritt zu selbst- konfigurierenden Geräten Programmheft der Eingang zur Tagung 26. Jahrestagung 46

von AT&T Research zu „Computer Algebra and its Applica- reichen Anwendung und schließlich deren Beherrsch- Vierzehn davon sind heute Informatikprofessorinnen tions: Where are we Going?“, Kurt Mehlhorn von der Uni barkeit im individuellen und gesell-schaftlichen Kontext und -professoren, was bei einer Betreuungsquote von 1:6 Saarbrücken über die „LEDA Plattform for Combinatorial beinhaltet“ (aus dem Vorwort zum Haupttagungsband). (acht besetzte Professuren von Anfang an!) vielleicht nicht and Geometric Computing“ und James Bruce vom MIT zu Insgesamt lässt sich sagen, dass die Informatik ʼ96 ein übermäßig erstaunlich ist. 1995 hatte der Informatikstu- „COMPUTING: The End of the Beginning“. Erfolg und das neue Konzept durchaus tragfähig war: nach- diengang in Aachen weit über 200 Anfänger – bei ebenfalls folgende Ausgaben, etwa 1997 in Aachen, machten dies mit gerade mal acht Aachener Informatik-Professoren. Nicht realisieren ließ sich der von mir erhoffte Beitrag des erfreulich hohen Teilnahmezahlen deutlich, die wir damals inzwischen leider verstorbenen Autors von Fahrenheit 451, im kleinen Klagenfurt gar nicht hätten bewältigen können. Zum 25. Jubiläum des Studiengangs Informatik an der Rad Bradbury, einem begnadeten Redner: Wir hatten einen Das Medienecho war in Deutschland und Österreich be- RWTH Aachen erschien es naheliegend, der Fachgruppe netten Email-Austausch, im Zuge dessen er erfreulicher- achtlich, der Deutschlandfunk brachte mehrere Sendungen. Informatik an der RWTH Aachen und dem GI-Vorstand die weise auf ein Honorar verzichtete und nur die Erstattung Ausrichtung der Informatik-Jahrestagung 1997 in Aachen der Reisekosten wollte. Allerdings bestand seine Agentin Heinrich C. Mayr vorzuschlagen. Dr. KIaus Pasedach, Forscher an den auf eine Reise für ihn und seine Frau mit der Concorde Aachener Philips-Labors und langjähriger Vorsitzender der (von New York nach Paris), was im Rahmen unseres Bud- erfolgreichen Aachener GI-Regionalgruppe, war schnell als gets nicht finanzierbar und – no na – den Sponsoren in Ko-Organisator gewonnen, ebenso mein damaliger Habili- unserem kleinen Bundesland schwer darstellbar war. 27. JAHRESTAGUNG tand Dr. Klaus Pohl (heute Lehrstuhlinhaber und Leiter des Zum Tagungsthema „Beherrschung von Informationssyste- „INFORMATIK ALS INNOVATIONSMOTOR“ paluno-Softwareforschungszentrums an der Universität men“ hätte Ray Bradbury aber sicher Spannendes beitra- Aachen 24. – 26. September 1997 Duisburg-Essen), der sein ungewöhnliches Organisations- gen können. Dieses war übrigens mit Absicht so gewählt. Tagungsleitung: Matthias Jarke, Klaus Pasedach talent schon vielfach unter Beweis gestellt hatte. Zum einen, weil Informationssysteme ein Kernthema von Organisation: Klaus Pohl Lehre und Forschung an unserer jungen Fakultät waren; Heinrich C. Mayr hatte 1996 in Klagenfurt die in den Vorjah- zum anderen, weil damals mit der zunehmenden Vernet- ren etwas in Routine erstarrte Jahrestagung mit der Vision zung neue Herausforderungen auf die Informatik zukamen. m April 1972 begann der erste Jahrgang an der RWTH „Familientreffen der Informatik“ mit neuem Leben gefüllt. Der Begriff ‚Beherrschung‘ war dabei bewusst gewählt Aachen das Diplomstudium der Informatik – ebenso Genial erschien uns (bis heute übrigens) vor allem die Ein- worden, da er „sowohl die ‚Meisterung‘ informatischer wie an vielen anderen deutschen Universitäten, so führung eines zentralen „Tags der Informatik“ – den auch Konzepte und Methoden zur Konstruktion verlässlicher auch an der Universität Hamburg, wo ich im April die Prominenz der Informatik und ihrer Nachbarwissen- Informationssysteme als auch die Fähigkeit zu ihrer erfolg- I1972 einer der ersten 50 Informatik-Studienanfänger war. schaften zum jährlichen persönlichen Meinungsaustausch

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Einführung CD-RW 1997 – IBMs Deep Blue siegt über Garry Kasparov – Erster RoboCup

Heinrich C. Mayr 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 47

nutzte, die sich mehr als einen Tag Tagungsbesuch zeitlich die Gelegenheit zur Diskussion untereinander und mit der Die Brücke zur Wirtschaft wurde geschlagen durch belebte nicht leisten konnte. DFG-Verwaltung genutzt, auch beim gemeinsamen fest- Podiumsdiskussionen mit dem Regionalen Industrieklub lichen Sprecher-Dinner mit DFG-Prominenz im historischen Informatik, der wenige Jahre zuvor von unserem Kollegen Diese Gedanken wollten wir mit unserem Tagungskonzept Ratskeller der Stadt Aachen (vormals Palastkeller Karls des Otto Spaniol gegründet worden war. Dazu passte sehr weiter vorantreiben durch gezielte Ansprache sowohl der Großen). Der Empfang der Stadt Aachen für die Gesamt- gut, dass bei der Tagung die Zuse-Medaille der GI an den Wissenschaft Informatik als auch ihrer Bezüge zur Praxis. tagung fand an einem anderen Tag im Krönungssaal des Fraunhofer-Institutsleiter für Grafische Datenverarbeitung, So kamen wir auf das Tagungsmotto „Informatik als Inno- gleichen Gebäudes statt. José Luis Encarnação, verliehen wurde. Sein Vortrag star- vationsmotor“, das später so oft aufgegriffen wurde, dass tete mit einer launigen Schilderung, wie er in den frühen es mittlerweile zum Allgemeinplatz geworden ist. Einen zweiten innovativen Aspekt brachte Tim Berners- 1960er Jahren als nahezu mittelloser Jungforscher per Zug Lees damals noch wenig verbreitetes WWW-Konzept die damals noch streng kontrollierte deutsche Grenze in Aber wie konnten wir dieses Motto umsetzen? (http-Standard) in die Tagung. Die Firma Sun Microsys- Aachen überquerte, um dann als äußerst erfolgreicher tems hatte unserem Lehrstuhl 1994 die Einrichtung eines „portugiesischer Gastarbeiter“ Karriere zu machen. Eine erste Idee entstand dadurch, dass wir 1996 gerade „SunSITE Central Europe“ gesponsert. Wir nutzten dies u. a. den ersten von der Aachener Informatik koordinierten zur Realisierung der ersten Webseiten der Stadt Aachen Das Tagungsmotto „Informatik als Innovationsmotor“ DFG-Sonderforschungsbereich eingeworben hatten. Bei (Januar 1995) und des Deutschen Leichtathletik-Verbands nahm auch der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, der Antragstellung fiel auf, wie wenig wir darüber wussten, sowie für die Gründung der Open-Access-Plattform CEUR – Hans-Jürgen Warnecke, engagiert in seinem Hauptvortrag worüber bundesweit in der Informatik geforscht wurde. betreut durch Dr. Manfred Jeusfeld – mit heute über 1.500 auf, in dem er vor allem den Brückenschlag zu seiner eige- Einen regen Austausch zwischen den Forschungsgroßvor- publizierten Workshop-Proceedings. Darüber hinaus war nen Disziplin, dem Maschinenbau, betonte. Diesen Brü- haben gab es nicht. Wir luden daher die Sprecherinnen SunSITE Central Europe die mitteleuropäische Verteilungs- ckenschlag unterstützten auch Besichtigungen verschie- und Sprecher aller DFG-Großvorhaben (12 SFBs, sechs zentrale für die gerade erfundenen „Browser“ von Net- dener RWTH-Institute und regionaler Unternehmen. Eine Schwerpunktprogramme, diverse Graduiertenkollegs) aus scape und später Microsoft. Rund vier Millionen Menschen lebhafte Diskussion auch unter Beteiligung des damaligen der Informatik zu Vorträgen ein – und über 80 % nahmen aus dem deutschsprachigen Raum haben so ihren ersten EU-Kommissionsdirektors Roland Hüber schloss sich an. die Einladung an! Auch fachübergreifend erregte dieser Internetzugang erhalten. Die von dieser ungewöhnlichen Erfolg bei der DFG-Leitung ziemliches Aufsehen. Die Infor- Sichtbarkeit begeisterte Firma Sun nutzte daher gern die Das für Aachener Verhältnisse ungewöhnlich sonnige matik hatte den eigentlich naheliegenden Austausch der „Informatik 1997“, um durch ihren CTO Greg Papadopoulos Wetter tat ein Übriges, dass die über 960 Teilnehmer die Großvorhaben wohl als erstes Fach initiiert. Neben rund die Firmenvision „The Network is the Computer“ der deut- „Informatik 1997“ sehr genossen. Die Tagung blieb als größ- zwanzig Vorträgen zu den Verbundprojekten wurde gern schen Informatik-Community vorzustellen. te GI-Tagung der 1990er Jahre im Gedächtnis und spülte

Matthias Jarke (außen links) und Klaus Pohl (oberste Reihe 2.v.r.) mit Team Die DFG-Sprecher 48

einen erfreulichen Obolus in die Kasse der GI. Der Impact von Wolfgang Wahlster vertreten. Eine sehr wichtige und Wie bei jeder Tagung gab es auch einige kleine Pannen. der Tagung bestätigte auch für den Autor dieser Zeilen völlig neuartige Veranstaltung war das Computer Anima- Schon bei der Sitzung des Programmkomitees fiel ein Fahr- persönlich mehr als deutlich den alten Spruch „Jede Ge- tion Festival im Magdeburger Theater, bei dem innovative stuhl aus, so dass die Mitglieder stets in den fünften Stock fälligkeit rächt sich“ – bei der nächsten Gelegenheit wurde Techniken der Bildverarbeitung mit künstlerischen An- zu Fuß laufen mussten, was eine zusätzliche Sporteinlage er zum GI-Schatzmeister gewählt. sätzen verbunden wurden. Es muss betont werden, dass und eine Gewichtsreduktion bedeutete. Dies setzte sich das ‚Bild‘ als Gegenstand der Informatik nicht nur in den während der Tagung teilweise fort, da wegen der ausge- Matthias Jarke forschungs- und anwendungsorientierten Programmteilen prägten Bautätigkeit die Tagungsräume über viele Gebäu- Akzente setzte, sondern auch die Diskussionen zur Aus- de verteilt waren und die Teilnehmer daher relativ lange bildung weitgehend bestimmte, wie die Diskussion neuer Wege zurücklegen mussten. Während der Eröffnungsver- 28. JAHRESTAGUNG Studiengänge (darunter der in Magdeburg eingeführte anstaltung fiel zu Beginn fast das Bild des Namenspatrons „INFORMATIK ZWISCHEN BILD UND SPRACHE“ Studiengang „Computervisualistik“) deutlich zeigte. der Universität vom Rednerpult zu Boden, was der Spre- Magdeburg 21. – 25. September 1998 cher mit den Worten kommentierte, dass selbst Otto von Tagungsleitung: Jürgen Dassow, Rudolf Kruse Die Magdeburger Profilierung zeigte sich aber auch in den Guericke sich vor den versammelten Informatikern verbeu- drei von Wissenschaftlern der veranstaltenden Universität ge. Bei der Eröffnung des Computer Animation Festivals organisierten Workshops. Der Erfolg des Workshops zu musste der Organisator seine Eröffnungsworte in die Länge ie Jahrestagung der Gesellschaft für Informa- Data Mining und Data Warehousing war eine Quelle für die ziehen, da der Zusammenschnitt aller Videos, den eine tik 1998 wurde von der Fakultät für Informatik Einrichtung des heutigen Masterstudiengangs „Data and auswärtige Firma tätigte, mit deutlicher Verspätung eintraf. der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Knowledge Engineering“ in Magdeburg wenige Jahre später. Zudem war es leicht erschwert, den Ausführungen des durchgeführt. Die Fakultät nutzte diese Konfe- Die Profilierung war zwar ein Ausgangspunkt der Magde- Schatzmeisters während der Hauptversammlung zu folgen, Drenz zur Präsentation und Diskussion ihres Profils und ihrer burger Tagung, aber die Themen haben sich in der Folge- da das System seines Laptops nicht mit dem der Universi- Schwerpunkte in Forschung und Ausbildung. Ein wichtiger zeit in starkem Maße auch als visionär und zukunftswei- tät kompatibel war und daher immer nur eine Hälfte des Punkt dafür war die Wahl des Themas „Informatik zwischen send erwiesen. Bildschirms auf der Leinwand angezeigt wurde. Bild und Sprache“, das durch drei (von sechs) Hauptvor- träge, sechs (von elf) Sitzungen, einen Workshop und ein Das Studierendenprogramm präsentierte sich ebenfalls Dies werden die Teilnehmer aber – wenn sie es überhaupt Tutorium wesentlich das gesamte Programm mitbestimmte zukunftsorientiert. Seine Hauptdiskussion betraf Sicher- bemerkten – schmunzelnd zur Kenntnis genommen haben. und bedeutende Akzente setzte. Auch das heute aktuelle heitsfragen des Internets und damit eine auch heute noch Es wird den positiven Gesamteindruck der Jahrestagung Thema Künstliche Intelligenz war mit dem Hauptvortrag sehr aktuelle Thematik. nicht geschmälert haben. Zu dem Gesamteindruck haben

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 1998 – Gründung PayPal

Poster der öffentlichen Jürgen Dassow und Rudolf Kruse, Veranstaltung Aufnahme 1999 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 49

neben dem interessanten wissenschaftlichen Programm Teilnehmern war es eine der größten Tagungen, die je in - Ueli Maurer, ETH Zürich: auch das Bankett der Teilnehmer im Parkhotel im Herren- Paderborn stattgefunden haben – die Hotelkontingente „Kryptographie: Basistechnologie der krug und die dortige flammende Rede des amtierenden kamen zu der Zeit an ihre Grenzen. Informationsgesellschaft“ Rektors Thomas Strothotte zur Informatik beigetragen. - Roland Vollmar, Universität Karlsruhe: Wir hatten der Tagung damals das Motto „Informatik über- „Grenzüberschreitende Informatik?“ Jürgen Dassow, Rudolf Kruse windet Grenzen“ gegeben. Schon damals war absehbar, dass die Informatik alle unsere Lebensbereiche durchdrin- Eine Anekdote zum Programm: Wilhelm Schäfer und ich gen wird. Das zeigte sich dann auch in den eingeladenen waren schon damals begeisterte Fußballanhänger. Wilhelm Vorträgen. Es wurden Themen behandelt, die auch in der als Fan des 1. FC Köln und ich als Fan des FC Schalke 04. Zur 29. JAHRESTAGUNG heutigen Zeit noch hochaktuell sind. Zeit dieser Jahrestagung war Christoph Daum bei seinem „INFORMATIK ÜBERWINDET GRENZEN“ Wechsel auf den Trainerposten bei Bayer Leverkusen auch Paderborn 5. – 9. Oktober 1999 So sprachen aus der Wirtschaft: dadurch bekannt worden, dass er in seinem Trainerstab Tagungsleitung: Wilhelm Schäfer, Gregor Engels, - Klaus Eierhoff, Bertelsmann AG: auf die Unterstützung durch IT-Systeme gesetzt hat. So war Kurt Beiersdörfer „Electronic Commerce – er einer der ersten im professionellen Fußball, der ver- Programm: Wilhelm Schäfer Herausforderung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert“ sucht hat, mit automatisierten Spielzuganalysen taktische - Jürgen Frischmuth, Siemens Business Services: Konzepte zu entwickeln. Wir waren sehr stolz, dass wir es „E-Commerce — mit Hilfe unseres Kollegen Prof. Liesen aus den Sportwis- um dreißigsten Geburtstag der Gesellschaft für Treiber der Veränderungen in der Arbeitswelt“ senschaften geschafft hatten, den kommerziellen Fußball Informatik fand vor zwanzig Jahren im Jahr 1999 - Ernst Koller, IBM Global Services: mit der wissenschaftlichen Welt der Informatik zusammen- die 29. Jahrestagung der GI in Paderborn statt. „Der e-Faktor: zubringen. Kurze Zeit später folgte die „Kokain-Affäre“, die Veranstalter waren die Universität Paderborn von e-business zur e-society“ Christoph Daum den für 2001 versprochenen Traumjob als Zund das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Pader- Bundestrainer kostete. Nun gut – das war jetzt nicht so toll. born. Die Tagungsleitung lag in den Händen von Prof. Dr. Und aus der Wissenschaft: Wilhelm Schäfer und Prof. Dr. Gregor Engels von der Uni- - William Aspray, CRA Washington D.C.: Was aber bleibt ist, dass Wilhelm Schäfer und ich mit versität Paderborn sowie von Dr. Kurt Beiersdörfer, dem „Computing Leadership in Retrospective“ dieser Jahrestagung den Gedanken von Heinz Nixdorf, Geschäftsführer des HNF. GI-Präsident war zu der Zeit Prof. - Herrmann Maurer, Universität Graz: dem Paderborner Computerpionier weitergetragen haben. Dr. Gerhard Barth. Mit mehr als 560 Teilnehmerinnen und „WWW needs more Interaction“ Er war fest davon überzeugt, dass nur eine interdiszipli-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Erster 802.11-Standard für kabellose 1999 Netzwerke – RFID wird globaler Standard Programmheft der 29. Jahrestagung © Archivbild GI 50

näre Herangehensweise an die heutigen Probleme letzt- Es ist im Nachhinein erfreulich zu sehen, dass wir mit Ganz nebenbei war die Tagung auch eine perfekte Vorlage, endlich wirkliche Lösungen liefern wird. Er hatte Ende der dem Motto der Jahrestagung – „Informatik überwindet um die Informatiken der drei Berliner Universitäten wieder 80er Jahre sowohl ein interdisziplinäres wissenschaftliches Grenzen“ – und den Vorträgen der 29. Jahrestagung der einmal etwas Gemeinsames unternehmen zu lassen und Institut, das Heinz Nixdorf Institut, als auch ein interdiszi- Gesellschaft für Informatik den Nerv der Zeit, aber auch den Berliner Standorten der Informatik Sichtbarkeit zu ge- plinäres Technologie-Transferinstitut, das heutige der zukünftigen Entwicklung getroffen haben. ben. Nicht, dass das notwendig gewesen wäre ..., aber die C-Lab, an der Universität Paderborn initiiert und mit Idee war geboren und drei Tagungsleiter machten sich auf erheblichen Mitteln unterstützt. Er hatte damit die Gregor Engels den Weg, viele Informatiker und viele GI-Mitglieder nach Wurzeln gelegt für viele interdisziplinäre Forschungs- Berlin zu locken: Wolfgang Coy von der Humboldt Uni- und Technologietransfervorhaben an der Universität versität, Peter Löhr von der Freien Universität und Stefan Paderborn. Jähnichen von der Technischen Universität! Und nicht zu 30. JAHRESTAGUNG vergessen, auch das Berliner Informatik-Umfeld war durch Bezogen auf die Themen der eingeladenen Vorträge der „NEUE HORIZONTE IM NEUEN JAHRHUNDERT“ das Organisationskomitee vertreten: Claus Lewerentz von 29. Jahrestagung der GI sind hier zwei erfolgreiche For- Berlin 19. – 22. September 2000 der BTU Cottbus und Debora Weber-Wulff von der TFH schungsprojekte der Informatik an der Universität Pader- Tagungsleitung: Wolfgang Coy, Stefan Jähnichen, Berlin. born zu nennen: Peter Löhr Programm: Kurt Mehlhorn, Gregor Snelting Auch das Thema war schnell gefunden, da sich im Jahr - der nun seit fast acht Jahren laufende DFG Sonder- Organisation: Claus Lewerentz, Debora Weber-Wulff 2000 auch für die GI neue Perspektiven und Aufgaben forschungsbereich 901 „On-the-Fly Computing“, in ergeben sollten: „Neue Horizonte im neuen Jahrhundert“. dem Aspekte der Informatik und der Wirtschafts- Das war sicher ein gelungenes Motto, um das Jahrhundert wissenschaften eines sich dynamisch anpassbaren oher die Idee eigentlich kam, weiß ich nach der Digitalisierung einzuläuten. serviceorientierten „e-Commerce-Systems“ unter- fast zwanzig Jahren natürlich nicht mehr. sucht werden, und Aber die GI-Jahrestagung alle zehn Jahre in Die Tagung sollte neben den „Horizonten“ vor allem die - das seit mehr als vier Jahren laufende NRW Berlin zu stationieren, schien mir ein sehr Ausbildung in Informatik beleuchten, und wir waren Forschungskolleg zum Thema „Gestaltung von Wgelungener Vorschlag. Allerdings war die Zeit zu knapp, sehr froh, dass wir Kurt Mehlhorn für das Thema „Junge flexiblen Arbeitswelten“, in dem die Auswirkungen und so musste Berlin dann nach 1986 doch noch ein paar Informatik“ gewinnen konnten. Unter diesem Motto sollte der Digitalisierung auf die Arbeitswelt untersucht Jahre warten, bis die GI-Gemeinde sich im Jahr 2000 wieder Doktoranden die Gelegenheit gegeben werden, ihre ersten werden. einmal in Berlin treffen konnte. Ansätze und Ergebnisse vorzustellen und diskutieren zu

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Millenium Bug Y2K 2000 – Tauschbörse Napster

Gregor Engels 1991 – 2000: AUFBRUCHSTIMMUNG! 51

lassen und damit auch neue Trends in der Informatik-For- und Masterstudiengänge in Vorträgen und Diskussionen Zum Schluss dann natürlich auch noch ein Dank an alle, schung frühzeitig erkennen und bearbeiten zu können. im Vordergrund. Und am zweiten Tag – quasi im Rückblick die sich inhaltlich und vor allem organisatorisch an der Und da die GI schon seit jeher der Ausbildung in Informa- – ging es sowohl um die erste Programmiersprache, dem Tagung beteiligt haben. Ohne Euch wäre das alles nicht tik viel Gewicht gegeben hat, konnten unter dem Thema Plankalkül in den Zuse-Rechnern, als auch um innovative möglich gewesen! „Zukunft der Informatik-Ausbildung“ neue Konzepte und Modelle, die durch physikalische oder chemische Phäno- Lehrformen der Informatik-Fakultäten und -Lehrstühle vor- mene das Rechnen ermöglichen sollten. Auf das Rechnen Stefan Jähnichen gestellt werden. mit der „Molekülsuppe“ warten wir allerdings heute noch …, aber die Quanten scheinen sich da als vielver- Ein weiterer Anziehungspunkt war die Softwaretechnik- sprechender zu erweisen. Tagung, die als Satellitenevent erstmalig im Rahmen der GI-Jahrestagung durchgeführt wurde und zusätzlich viele Der „Tag der Informatik“ wurde durch zahlreiche Work- Softwaretechniker nach Berlin lockte. Der Softwaretech- shops und Tutorien ergänzt, und thematisch zeigte sich nik als zentrales Thema der Informatik wurde mit dieser schon durch deren Themen – von Internet-Datenbanken eigenständigen Tagung ein neues Format gegeben, das in und Sicherheit über die Bioinformatik und das sog. E-Go- den folgenden Jahren als Treffpunkt der deutschen Soft- vernment bis hin zur Lehrerbildung und den Technologien waretechnik auch beibehalten wurde. für die Informatik-Ausbildung in Entwicklungsländern – die Vielfalt der Informatik und der immer stärker werdende Das Programm der GI 2000 – und insbesondere der „Tag Einfluss der Informatik-Technologien in allen Bereichen der Informatik“ – belegt, dass auf der Schwelle zum neuen unserer Gesellschaft und Industrien. Jahrhundert neue Horizonte vor allem auch in der Ausbil- dung gesehen wurden und damit unserem Nachwuchs die Insgesamt war die Tagung inhaltlich sehr erfolgreich Gestaltung unserer Gesellschaften, Wissenschaften und und für die Gesellschaft für Informatik ohne Zweifel ein Industrien in die Hände gelegt werden sollte. Die Zukunft Podium, mit dem die Sichtbarkeit und Bedeutung der In- der Informatikausbildung wurde nachdrücklich von dem formatik auch einem fachfremden Publikum überzeugend Duo Wolfgang Paul und Andreas Reuter im ersten Haupt- dargestellt werden konnte und... auch finanziell ergab sich vortrag in den Vordergrund gerückt, und natürlich standen dann noch ein kleines Plus. dann auch die Herausforderungen der neuen Bachelor-

Programmheft der 30. Jahrestagung © Archivbild GI Stefan Jähnichen 2001– 2010 DISRUPTION!

Es ist ein Jahrzehnt voller – wie man heute Front in die Anwendungsgebiete einzieht, zu sagen pflegt – „Disruptionen“. Das Inter- ein Phänomen, das ein Jahrzehnt später net, und damit die Rechnernutzung, wird auch die Politik unter dem Schlagwort mobil. Ermöglicht wird dies durch die zu- „Digitalisierung“ vorantreiben wird. Und nehmende Bandbreite der Funkkanäle, das es ist eine Periode, die zwei Wirtschafts- Aufkommen und die rapide Verbreitung einbrüche verdauen muss. Die Leitthemen des Smartphones verstärken dies noch. der Tagungen scheinen all dem Rechnung Interessanterweise wird die Mobilität auch zu tragen, klingen aber oberflächlich be- befördert durch eher zentralisierte IT-Res- trachtet wenig ehrgeizig. Doch „unter der sourcen, wie z.B. der Cloud. Es ist eine Haube“, in den Vorträgen und Workshops, Zeit, in der die Kommunikation innerhalb nehmen diese disruptiven Entwicklungen der Gesellschaft dank der aufkommen- immer breiteren Raum ein. Auch mit deren den sozialen Netze grenzenlos zu werden Folgen für die Informatik beschäftigt man beginnt. Es ist auch eine Zeit, in der das sich: Schutz und Sicherheit, Zuverlässigkeit Internet sich kommerzialisiert, ein Prozess, und Vertrauen, Informatik und Gesellschaft dem später unter dem Begriff „Platt- tauchen immer häufiger auf. Anwendungs- formökonomie“ Rechnung getragen wird. themen dominieren einen beträchtlichen Nicht überraschend, ist es denn auch ein Teil der Programme. Gegen Ende hebt auch Zeitraum, in dem die Informatik auf breiter das Internet der Dinge sein Haupt 2001 – 2010: DISRUPTION! 53

31. JAHRESTAGUNG erfahrene und überaus nervenstarke Tagungsorganisatorin Der Mittwoch steht als Forschungs- und Anwendertag „WIRTSCHAFT UND WISSENSCHAFT IN DER NETWORK für das Team angeworben werden konnte. ganz im Zeichen der außeruniversitären Forschungsein- ECONOMY – VISIONEN UND WIRKLICHKEIT“ richtungen und Anwender. Der ‚Tag der außeruniversitären Wien 25. – 28. September 2001 Die gesamte Tagungsorganisation wurde in Projektform Forschungseinrichtungen‘ wird von den Austrian Research Tagungsleitung und Programm: Kurt Bauknecht, geplant und auch umgesetzt. Große Teile der Planung Centers Seibersdorf (ARCS) organisiert. Vertreter von etab- Wilfried Brauer, Thomas A. Mück konnten auch entsprechend realisiert werden, und ich hal- lierten Forschungs- und Kompetenzzentren referieren über Organisation: Cosima Boller te den Ansatz „Tagung als Projekt“ nach wie vor für valide. Ergebnisse nutzungsorientierter Entwicklung, von multime- Der zweite Teil des Tagungstitels bezieht sich allerdings dialen Problemlösungen bis hin zu Robotik und Automati- auf jene Grenzen der Planung, die uns im Leben immer sierungstechnologien. m Frühsommer des Jahres 2000 wurde ich als recht wieder, und eben auch im Rahmen der „Informatik 2001“, neu im Amt befindlicher Vorstand des damaligen vor Augen geführt werden. Doch zunächst eine kurze (der Betriebswirtschaftlich dominiert ist der Tag der Industrie, Institutes für Informatik und Wirtschaftsinforma- Presseaussendung entnommene) Darstellung der Tagungs- der am Donnerstag stattfindet. Repräsentanten namhafter tik der Universität Wien gefragt, ob das Institut die struktur: IT-Branchengrößen geben kompetent und aus erster Hand IJahrestagung 2001 der GI gemeinsam mit der Österreichi- Informationen zum Bereich m-Business. schen Computergesellschaft im September 2001 in Wien „Der Eröffnungstag steht ganz im Zeichen der Tutorien, in ausrichten könnte. Nach Rücksprache mit Kolleginnen und denen Spezialisten aus Forschung und Industrie techno- Abschluss, und mit Sicherheit auch Höhepunkt der Infor- Kollegen sagte ich mit einiger Begeisterung zu. Ein medial logische und rechtliche Grundlagen der Network Economy matik 2001, ist der Tag der Informatik am Freitag, dem präsentables Tagungsthema – „Network Economy“ – war vermitteln. Am Mittwoch, 26. September, und am Don- 28. September, in den traditionsreichen Redoutensälen rasch gefunden und ich war zuversichtlich, dass wir die ös- nerstag, 27. September, werden Experten im Rahmen von der Wiener Hofburg. Im Rahmen von Vorträgen und einer terreichische Informatik und nicht zuletzt meine Heimat- Workshops wissenschaftliche Beiträge zu ausgewählten anschließenden Podiumsdiskussion werden prominente stadt Wien für einige Tage in den Fokus der deutschspra- Themen der Network Economy behandeln. […] Interdiszi- Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ihre chigen Fachexperten bringen würden. Meine Zuversicht plinäre Schwerpunkte aus historischen, wirtschafts- und Erfahrungen zu zentralen Themen der Network Economy stieg noch weiter, als Heinrich C. Mayr als amtierender sozialpolitischen sowie bildungsökonomischen Themen- schildern. Die Namen der Vortragenden sprechen für sich: GI-Präsident seine volle Unterstützung zusagte, der für die feldern werden in Symposien von eingeladenen Sprechern Nach Elisabeth Gehrer (Anm. des Verfassers: im Jahr 2001 „Informatik 2000“ gesamtverantwortliche Stefan Jähnichen aufgegriffen und in Podiumsdiskussionen weiter behandelt. Bundesministerin für Wissenschaft) referieren Ashley Stee- mich als Jahrestagungs-Azubi nach Berlin zur laufenden Ein Studierendenprogramm, bestehend aus vier Seminaren, le, Group Manager der .NET Developer Solutions Group von Tagung des Jahres 2000 einlud und mit Cosima Boller eine wird ebenfalls angeboten. Microsoft Europa, der Vorstandsvorsitzende des Thüringer

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple Betriebssystem Mac OS X 2001 – Microsoft Windows XP

Empfang in der Hofburg © Cornelia Winter, GI 54

Technologieunternehmens Jenoptik AG und ehemalige möglichen Entwicklungen – über verschiedene Alternati- Hintergrund, der (auch dann) mit Rat und Tat zur Stelle CDU-Ministerpräsident von Baden-Württemberg ven für die Konferenz nach. Am nächsten Tag entschieden war, als es schwierig wurde. Vielen Dank an Alle! Lothar Späth, des weiteren Benjamin Wah, Präsident wir im kleinsten Kreis der Tagungsverantwortlichen: der IEEE Computer Society, sowie Alfred Aho, Vizepräsident „Augen zu und durch!“. Wir gingen im Wesentlichen Thomas Mück der Computing Science Research Bell Laboratories, davon aus, dass der größte Teil der Tagungsteilnehmer Lucent Technologies. Die abschließende Podiumsdiskussion trotzdem anreisen würde, was für 577 Personen letztend- durchleuchtet die Frage ‚Vernetzte Systeme in Technik lich auch zutraf. Der flugreisebedingte Ausfall von Alfred und Wirtschaft – nur Gewinner?‘ mit Hilfe prominenter Aho und Benjamin Wah am „Tag der Informatik“ war 32. JAHRESTAGUNG Vertreter sowohl aus der Old- als auch der New-Economy.“ naturgemäß sehr bedauerlich, für die Teilnehmen- „INFORMATIK BEWEGT“ den in Anbetracht der außerordentlichen Umstände Dortmund 30. September – 3. Oktober 2002 Ab Anfang September liefen die Vorbereitungsarbeiten jedoch nachvollziehbar. Eine kurz im Raum stehende Tagungsleitung und Programm: Sigrid E. Schubert, projektplankonform weiter auf Hochtouren, die Zahl Absage der Konferenz hätte nicht unbeträchtliche Bernd Reusch, Norbert Jesse der angemeldeten Teilnehmer stieg laufend an und rechtliche (vor allem haftungsrechtliche) Probleme lag bereits über 600. Dank einiger Sponsoren waren verursacht und – in der Rückschau betrachtet – die Tagungsfinanzen gänzlich unproblematisch. vermutlich niemandem geholfen. Trotzdem kann nicht ie Gesellschaft für Informatik hielt ihre Wir hatten uns über den Sommer sogar einen Zeitpuffer bestritten werden, dass die vier Konferenztage von den 32. Jahrestagung, die „Informatik 2002“, vom von zirka drei Tagen erarbeitet. Fast zu schön, um wahr Ereignissen des 11. Septembers mehr oder weniger über- 30. September bis zum 3. Oktober 2002 in den zu sein. schattet wurden. Dortmunder Westfallenhallen ab. Anlass war Ddas dreißigjährige Bestehen des Fachbereiches Informatik Am Nachmittag des 11. Septembers rief mich Frau Boller Viele Menschen haben zum Gelingen der „Informatik 2001“ an der Universität Dortmund. Tagungsziel war eine Be- an und fragte mit untypischem Stress in der Stimme: große Beiträge geleistet. Die Mitarbeitenden der GI und standsaufnahme mit internationalen Gästen aus Wirtschaft „Wie geht es denn jetzt mit der Konferenz weiter?“ der OCG, die Kollegschaft des Institutes für Informatik und Wissenschaft zu Themen, die die „Informatik 2002“ Auf meine Frage, was denn los wäre, gab sie mir einen und Wirtschaftsinformatik der Universität Wien, nicht bewegten, z. B: Next Generation Internet, Bioinformatik, ersten Überblick über den Informationsstand zuletzt alle Vortragenden und teilnehmenden Personen, autonome mobile Roboter, E-Learning, vernetzte Welt, zu den Terroranschlägen in den USA. Ich fuhr völlig in welcher Rolle auch immer. Jedoch hat niemand einen Management des Wandels. Das Vorwort des Tagungsban- fassungslos in mein Institut, suchte mir den nächsten größeren Beitrag geleistet als Cosima Boller als Tagung- des vermerkt hierzu: Fernseher und dachte – in Abhängigkeit von weiteren sorganisatorin und Heinrich C. Mayr als jener Mann im

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 2002 – Bluetooth Tagungsbroschüre der 31. Jahrestagung – Erster USB-Adapter © Archivbild GI Thomas A. Mück 2001 – 2010: DISRUPTION! 55

„Die Informatik stellte Konzepte bereit, die Wissensstruk- und Ausbildung/Didaktik (IAD)“ der GI gegründet. Diese „Mit dieser Mischung ist die diesjährige ‚Informatik turen, Aufgabenklassen und Lernmaterialien (Hard- und neue Fachgruppe stellte sich auf der Jahrestagung der GI 2002‘ das zentrale Informatik-Event im deutschsprachi- Software-Bausteine) verknüpfen, um den Aufbau benötig- 2002 einer breiten Öffentlichkeit vor. gen Raum“, charakterisierte Heinrich C. Mayr, damaliger ter Kompetenzen gezielt zu ermöglichen. E-Learning und Präsident der Gesellschaft für Informatik, die Dortmunder Wissensmanagement setzten spezielle Informatiksysteme Am 1. Oktober 2002 hielt Volker Claus einen beeindrucken- Veranstaltung. voraus, welche die Konstruktion, den Transfer und die den Festvortrag in der DASA zum dreißigjährigen Bestehen Bewertung von Wissen durch Einzelpersonen und Perso- des Fachbereiches Informatik (FBI) an der Universität Sigrid Schubert nengruppen förderten. Vernetzte Datenbestände wurden Dortmund. Volker Claus gehört zu den Gründern des FBIs. über Lernplattformen für Exploration, Kommunikation und „Als offizieller Gründungstermin der Abteilung Informatik Kooperation zeit- und ortsunabhängig eingesetzt.“ gilt die konstituierende Sitzung der ersten Abteilungsver- sammlung am 8. November 1972 mit der Wahl von Volker 33. JAHRESTAGUNG Die Organisation übernahmen der Fachbereich Informatik Claus zum Dekan und Bernd Reusch zum Prodekan. Damit „INNOVATIVE INFORMATIKANWENDUNGEN“ und die GI-Regionalgruppe Dortmund gemeinsam. Sig- ist die Aufgabe des Gründungsausschusses unter dem Vor- Frankfurt am Main 29. September – 2. Oktober 2003 rid Schubert, Bernd Reusch und Norbert Jesse gaben die sitz von Herrn Reimer erfolgreich abgeschlossen und die Tagungsleitung: Wolfgang König, Andreas Oberweis, Kai beiden Tagungsbände heraus. Hans Decker gestaltete den Abteilung Informatik beginnt, ihre eigenen Vorstellungen Rannenberg Festakt „30 Jahre Informatik an der Universität Dortmund“ von Informatik-Forschung und Lehre in die Realität umzu- in der DASA (Deutsche Arbeitsschutzausstellung und Bun- setzen“ (Zitat aus Hans Decker: EinBlick – Ursprünge der desanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin). Dortmunder Informatik). ie 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Infor- matik wurde 2003 an der Goethe-Universität Die Abendveranstaltung im Dortmunder Rathaus am Die Tagung öffnete sich am vierten Tag mit einer Infor- Frankfurt a. M. federführend vom Institut für 30.9.2002 war eine besondere, da die GI erstmals Fellows matik-Matinée allen interessierten Personen, um mit Wirtschaftsinformatik organisiert. Das Oberthe- auszeichnete: die Herren Vorndran, Freytag, Claus und Roboter-Fußball-Turnier, Girls-go-Informatik, Berufsbil- Dma lautete ganz allgemein „Innovative Informatikanwen- Schwärtzel, Frau Heck-Weinhart, Ehrenmitglied Hotz, Herr dungswettbewerb JOY 2002 und der Vorstellung neuer dungen“. Eine thematische Besonderheit der „INFORMATIK Mertens und Herr Blaser. Informatik-Berufe über die Attraktivität des Faches 2003“ war aber daneben die Teiltagung „Mit Sicherheit Informatik und die Entwicklungsmöglichkeiten für den Informatik“, auf der sich der damals gerade neu gegrün- Die GI-Fachgruppe „E-Learning“ wurde am 23. Juli 2002 an Nachwuchs aufzuklären. dete GI-Fachbereich „Sicherheit – Schutz und Zuverlässig- der Universität Dortmund vom Fachbereich „Informatik keit“ erstmals öffentlich präsentierte. Schon frühzeitig

2003 Empfang (im Vordergrund Günter Hotz, Die ersten Fellows Wilfried Brauer und F.L. Bauer) © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI Sigrid Schubert 56

wurde damals die große Bedeutung dieses Themas für den Im Sicherheitsteil wurden u. a. folgende Themen behan- Die Vorführung des Dokumentarfilms To Dream Tomor- erfolgreichen Einsatz der Informatik in der Praxis erkannt. delt: „Critical Infrastructure Protection“; „IT-Sicherheitsma- row über Ada Byron Lovelace und ihre Arbeit mit Charles nagement in der Praxis“; „Management von Informations- Babbage schlug die Brücke zu (weiblicher) Geschichte und Die Auswahl der Workshops für das wissenschaftliche sicherheit in der Praxis“; „Sicherheit auf verschiedenen medialer Aufbereitung der Informatik. Programm der Jahrestagung hatten der leider viel zu früh OSI-Schichten in mobilen und festen Netzen“; „Netzwerk- verstorbene Prof. Klaus Dittrich (Universität Zürich) und sicherheit und Content-Analyse“; „Fehlertolerante Rechen- Ein Empfang der Stadt Frankfurt fand im Kaisersaal des Prof. Wolfgang Wahlster (DFKI Saarbrücken) vorgenommen. systeme“; „Software in sicherheitskritischen Anwendun- Frankfurter Römer statt. Hier werden sonst Staatsober- Insgesamt gab es drei schwergewichtige Tagungsbände zur gen“; „Ada und sichere Systeme im Kontext von UML und häupter und Regierungschefs begrüßt, außerdem fanden Veranstaltung, davon einer für die Teiltagung zum Thema MDA“; „IT-Sicherheitsnormung als Infrastrukturleistung“; hier auch schon Feierlichkeiten anlässlich diverser Erfolge Sicherheit. „Digitale Signatur mit XML“; „Datenschutz und Privacy“; der deutschen Fußballnationalmannschaft statt. „Verifikation und Validation kryptographischer Protokolle“; Das Social Event mit Tagungsdinner fand im Casino des Die Workshop-Themen zeugen von einer großen inhaltli- „Authentisierung in der Praxis“; „Formale Methoden und Poelzig-Baus statt, einem imposanten Gebäude, in dem ur- chen Bandbreite der Jahrestagung. Hier eine beispielhafte Software Engineering für sichere Systeme“; „Steganogra- sprünglich die Zentralverwaltung der I.G. Farben und nach Auswahl: „IT-Alignment and Governance“; „Notebook-Ein- phie und Wasserzeichen – Forschung für die Praxis“. dem Zweiten Weltkrieg die amerikanische Militärverwal- satz in der Aus- und Weiterbildung“; „Praxis-Einsatz von tung untergebracht waren. 2001 war ein Teil der Goethe- Pervasive-Computing-Applikationen“; „Referenzmodellie- Neben 15 Workshops gab es noch eine Reihe Symposien Universität in das Gebäude eingezogen. Die Highlights am rung“; „Automotive SW Engineering and Concepts“; „Soft- sowie Präsentationen von DFG-Schwerpunktprogrammen Abend: Der Informatik-Legende Prof. Dr. Joseph Weizen- ware Management“; „Visualisierung in der Bioinformatik“; und Sonderforschungsbereichen. Ein umfangreiches Stu- baum wurde die Ehrenmitgliedschaft in der GI verliehen; „Innovative Anwendungen des Information Retrieval für dierendenprogramm und Tutorien rundeten die Tagung ab. Prof. Dr. Thomas Lengauer erhielt die Konrad-Zuse-Medail- Internet und Intranet“; „eDemocracy-Konzepte“, „Methoden Keynotes wurden am erstmalig ausgerichteten „Tag der le; außerdem wurden neue GI-Fellows ernannt. und Anwendungen zur sozialen und demokratischen Nut- Informatik“ u. a. gehalten von Dr. Udo Helmbrecht (damals zung des Internets“; „Enterprise Architecture – Architecture Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informa- Eine kleine Episode am Rande der Festveranstaltung: Das in the Large“; „Ethik in der Informatik“; „Integration neuer tionstechnik – BSI), Hermann-Josef Lamberti (damals Vor- Gebäude steht unter Denkmalschutz, einige Teile waren Lehrformen in das Studium“; „Mobile Benutzer – Mobiles standsmitglied und Chief Operating Officer (COO) Deutsche aber zu dem Zeitpunkt ziemlich marode. Wegen einer Wissen – Mobiles Internet“; „Portale: Herausforderungen Bank) und Ulrich Kemp (damals Geschäftsführer Fujitsu brüchigen Decke mit dem Risiko, dass sich während einer und Lösungen“; „Die Zukünfte des Internets – eine Retro- Siemens Deutschland). Veranstaltung Teile der Decke lösen könnten, wurde der spektive“. Einsatz von elektronischen Verstärkern bei den musika-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Gründung Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory am MIT Joseph Weizenbaum und der GI-Präsident Ehrungen von Heinrich C. Mayr Mitgliedern © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 2001 – 2010: DISRUPTION! 57

lischen Darbietungen untersagt. Der guten Stimmung am 34. JAHRESTAGUNG die Informatik-Fachschaft. Das Studentenwerk war sehr Abend tat das aber keinen Abbruch. „INFORMATIK VERBINDET“ kooperativ und ermöglichte uns die Ausgabe von Essens- Ulm 20. – 24. September 2004 gutscheinen, mit denen die Teilnehmer ihre Speisen und Eine unerfreuliche Begebenheit nach der Tagung soll auch Tagungsleitung: Peter Dadam Getränke aus dem Angebot der Mensa frei zusammenstel- nicht unerwähnt bleiben: Am Wochenende nach der Ta- len konnten und dennoch zügig durch die Kassen kamen. gung wurde aus den Räumlichkeiten des veranstaltenden achdem mein Institut „Datenbanken und Die Informatik-Fachschaft war ebenfalls eine enorme Hilfe, Instituts der Rechner mit den Tagungsdaten gestohlen. Informationssysteme“ im Jahr 1997 anhand der da sie sich mit großem Engagement um die Kaffeepausen Zum Glück waren die Daten verschlüsselt und der Dieb- Tagung „Datenbanksysteme für Büro, Tech- und die Getränkelogistik kümmerte, was eine große Ent- stahl blieb neben dem materiellen Verlust folgenlos, da nik und Wissenschaft“ (BTW ’97) mit etwa 300 lastung für uns war. auch die Datensicherung vorschriftmäßig durchgeführt NTeilnehmern schon einmal die Organisation einer Tagung worden war. üben konnte, wagten wir uns im Jahr 2004 an die Organisa- Das Konzept der „Kombi-Tagung“ wurde sehr positiv auf- tion der GI-Jahrestagung „Informatik 2004“ heran. genommen und funktionierte auch organisatorisch sehr Zur Statistik: Mit ca. 800 zahlenden Teilnehmenden war die gut. Es war möglich, sich zu beiden Tagungen im Kombi-Pa- Tagung auch vom finanziellen Ergebnis her ein Erfolg. War die BTW ’97 für unsere damals noch recht junge Fakul- ket, nur zu einer Tagung oder auch nur zu einzelnen Tagen tät schon eine große Tagung, so war die „Informatik 2004“ anzumelden. Insgesamt hatten wir etwa 1.000 Teilnehmer Wolfgang König, Andreas Oberweis, Kai Rannenberg in jeder Hinsicht ein ganz anderes Kaliber, insbesondere auf dem Campus. da sie zeitgleich mit der KI-Jahrestagung „KI 2004“ statt- finden sollte. Dies bedeutete unter anderem die Reser- Die Organisation und Betreuung der Tagung bedeutete vierung, die technische Ausstattung und Betreuung der viel Arbeit und Einsatz für die wissenschaftlichen und Räume für 27 Workshops, zwanzig Gremien- und sonstige studentischen Mitarbeiter sowie für die Sekretärinnen Sitzungen, außerdem die Organisation des Mittagessens und technischen Mitarbeiter des Instituts. Für die meisten und der Kaffeepausen für die erwarteten (und erhofften) Mitarbeiter war es das erste Live-Erlebnis einer großen 400 bis 600 Workshop- und Tagungsteilnehmer pro Tag. Tagung, und dementsprechend motiviert und begeistert Glücklicherweise spielte die Universitätsverwaltung gut mit waren sie von der Sache, was von vielen Teilnehmern mit und ließ uns bei der Auswahl und Belegung der benötig- besonderem Lob bedacht wurde. Dieses positive Feedback ten Räume und Ausstellungsflächen im Wesentlichen freie sowie insbesondere auch die im Kontext der Organisation Hand. Eine große Hilfe waren auch das Studentenwerk und und Betreuung einer solch großen Tagung gesammelten

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Mozilla Firefox 1.0. 2004 – Google Earth – Gründung Facebook Programmheft der Programmheft der 33. Jahrestagung 34. Jahrestagung 58

Erfahrungen und Einblicke wurden im Rückblick von allen 35. JAHRESTAGUNG Informatikaktivitäten gab und das schillernde Tagungs- Beteiligten als persönlich sehr interessant und wertvoll „INFORMATIK LIVE!“ thema unter verschiedenen Gesichtspunkten behandelte, empfunden. Bonn 19. – 22. September 2005 wobei nicht nur lebenswissenschaftliche, sondern auch Tagungsleitung: Armin B. Cremers, Rainer Manthey, lebensweltliche Bezüge der Informatik zum Tragen kom- Wie üblich, organisierten wir auch einen Empfang im Rat- Peter Martini men sollten. Mit weit über 1.000 Teilnehmern (davon 566 haus, und unser damaliger Oberbürgermeister Ivo Gönner Autorenanmeldungen) war die Resonanz außerordent- ließ es sich nicht nehmen, die Gäste persönlich zu begrü- ie INFORMATIK 2005 fand vom 19. bis zum lich positiv. Das Plenarprogramm am zentralen „Tag der ßen und u. a. mit Anekdoten über die Stadt UIm und ihre 22. September 2005 − unmittelbar nach einer Informatik“ (20.9.) bot Keynotes führender Fachvertreter, Universität zu unterhalten. historischen Bundestagswahl am Vortag − im darunter Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Ge- Hauptgebäude der Rheinischen Friedrich-Wil- sellschaft in München, zur Innovationskraft der Informatik, Wenn man die Wichtigkeit eines Vortrags auf einer Tagung Dhelms-Universität in Bonn, dem ehemaligen Kurfürstlichen Bernd Girod (Stanford) zum Internet-Video-Streaming, danach bemisst, wer sich nach vielen Jahren noch an ihn Schloss, statt. Die Leitung hatte Armin B. Cremers, unter- Steve Lipner (Microsoft) zu „Trustworthy Computing Secu- erinnert, so war in unserem Fall wohl die Rede unseres stützt durch seine Kollegen Rainer Manthey und Peter rity“, Christoph von der Malsburg (Bochum) zum Organi- Oberbürgermeisters die wichtigste. Noch nach Jahren wur- Martini, sowie zusätzlich durch Volker Steinhage bei der schen Rechnen (als biologisch inspirierter „Revolution“) de ich immer wieder von damaligen Teilnehmern gefragt, Herausgabe der zweibändigen Proceedings. Ein besonderer und Wilfried Brauer (München) zum aufkommenden Thema ob wir den immer noch haben. lokaler Anreiz war das dreißigjährige Gründungsjubiläum „Autonome Software“, kontrastiert von Gunter Dueck (IBM), (1975) des Bonner Instituts für Informatik, nachdem hier der vor autonomen, allumfassenden, effizienzgetriebenen Peter Dadam bereits 1967 „Computing Science“, zunächst als Spezial- IT-Prozessen warnte. „Telekinetisch“ abgerundet wurde der gebiet der Mathematik, studiert werden konnte. Zuletzt in Tag übrigens durch eine Conference Dinner Speech von Bonn hatte die 9. GI-Jahrestagung im Jahre 1979 stattge- Hermann Maurer. An den anderen Tagen fanden 27 paral- funden, dies unter der Leitung von Karl-Heinz Böhling und lellaufende Workshops statt, in denen in kleinerem Kreis Peter Paul Spies. aktuelle Arbeitsgebiete der Informatik präsentiert und dis- kutiert wurden. Die Themen erstreckten sich von „eHealth/ Unter dem Gesamtthema „Informatik LIVE!“ hatte die Ta- Privacy“, „Präzisionslandwirtschaft mit GIS und offenen gungsleitung ein vielfältiges und lebendiges Programm aus Systemen“, „Multisensordatenfusion“, „Nano Chip Design“ Keynotes, Workshops und Symposien zusammengestellt, bis hin zu „Roboter in der Informatikausbildung“. Für jeden das einen breiten Überblick über das Spektrum aktueller ausgewählten Workshop hatte ein eigenes Programm-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Erste Dual-Core-Prozessoren – Voice over IP 2005 von AMD und Intel – Erster erfolgreicher DARPA Grand – Google Maps Challenge in der Mojave-Wüste Empfang im Rathaus © Cornelia Winter, GI 2001 – 2010: DISRUPTION! 59

komitee die Einwerbung, Begutachtung und Auswahl der zwei Jahre für bemerkenswerte Ideen zur Gestaltung von 36. JAHRESTAGUNG Beiträge durchgeführt, die in den beiden Tagungsbänden Informatikunterricht vergibt, in jenem Jahr durch den GI- „INFORMATIK FÜR MENSCHEN“ dokumentiert sind. Präsidenten Matthias Jarke. Dresden 2. – 6. Oktober 2006 Tagungsleitung: Christian Hochberger, Rüdiger Liskowsky Bernhard M. Hämmerli, Stephen D. B. Wolthusen und Dirk Forschungsthemen und Kooperationen der außeruniver- Schadt organisierten ein Gründungssymposium zu der sitären Forschungseinrichtungen, wie z.B. des Fraunhofer- nachhaltig aktuellen Thematik „Kritische Informations- Institutszentrums Schloss Birlinghoven (ehemalige GMD) as Organisieren einer GI-Jahrestagung ist ein und Kommunikationsinfrastrukturen“ (KRITIS), die seither oder der Forschungsgesellschaft für Angewandte Natur- ziemlich umfangreiches, langwieriges und teil- in der GI durch eine Fachgruppe und einen Arbeitskreis wissenschaften (FGAN Wachtberg), waren im gesamten weise auch erschöpfendes Geschäft. Es läuft engagiert vertreten ist und durch die aktive Rolle des in Tagungsprogramm vielfältig repräsentiert. Eine quer- in sehr unterschiedlichen Phasen ab, die alle Bonn ansässigen BSI besonders unterstützt wurde. schnitthafte Auswahl stellte eigens der „Tag der außeruni- Dmit den verschiedensten Emotionen gekoppelt sind. Mit versitären Forschungseinrichtungen“ vor. Vier umfassende dem Abstand von 13 Jahren (eigentlich sind es sogar noch Weitere Highlights der insgesamt zehn Symposien zu Workshops von Informatik-Schwerpunktprogrammen und zwei mehr) kann man manches objektiver betrachten als vielfältigen gesellschaftlichen und technischen Aspekten -Sonderforschungsbereichen der DFG, zwei Workshops von damals. der Informatik waren unter anderem „Situierung – Indi- BMBF-Projekten sowie der Tag der DFG-Graduiertenkol- vidualisierung – Personalisierung“, „Graphische Daten- legs rundeten den Live-Einblick in die deutsche Spitzen- Es beginnt alles mit der Vorbereitung zur Bewerbung für verarbeitung“, „Fortgeschrittene Software für Banken und forschung und Forschungsförderung in der Informatik ab. die Durchführung der Jahrestagung. Diese wurde damals Versicherungen“, „GRID-Computing“ sowie „Musikinforma- Zum Ausklang gab es eine Bootsfahrt mit önologischem schon zwei Jahre vor dem eigentlichen Termin durchge- tik“. Besonderen Raum nahm der „Tag der Schule“ (19.9.) Fokus auf dem Rhein. führt. Zunächst diskutierten wir also im Kollegenkreis, ob ein, der ausgesprochen „lively“ verlief und als Informati- wir uns dieser großen Aufgabe annehmen wollen. Ich muss ons- und Werbeveranstaltung pro Informatik nicht nur für Armin B. Cremers sagen, dass es damals mehr als eine kritische Stimme gab. Schulklassen interessant war. Die eingeladene Keynote von Äußerungen wie „Was haben wir denn davon?“ oder „Das Klaus Kinkel, ehemaliger Bundesaußenminister und Vorsit- hat wissenschaftlich doch keinen Wert“ sind da gefallen. zender der 2003 gegründeten Deutsche Telekom Stiftung, Glücklicherweise war die Mehrheit aber der Meinung, dass setzte für das schulische MINT-Angebot einen besonderen dies eine gute Idee sei. Schnell waren auch schon potenzi- Akzent auf die Informatik. Erstmals 2005 erfolgte die Ver- elle Schultern gefunden, auf die man dann die Verantwor- gabe des Unterrichtspreises, welchen die GI seitdem alle tung laden konnte. Jetzt galt es für die Jahrestagung noch

2006

Während des Empfangs im Rathaus © Cornelia Winter, GI Rainer Manthey Armin B. Cremers Programmheft der 35. Jahrestagung 60

ein Motto zu finden. Da die Tagung im Jahr der Informatik wieder, wie manche Workshop-Vorschlagenden auf den Software. Die Workshops deckten ein weites Spektrum ab: sicher besonderes Interesse erfahren würde, wollten wir Wunsch unsererseits reagierten, zwei thematisch recht viele Workshops zu Entwicklung, Test und Qualitätssiche- ein Motto wählen, dass die zentrale Bedeutung der Infor- nahe beieinanderliegende Workshops zusammenzule- rung von Software, einige zur Wechselwirkung von Mensch matik für uns alle herausstellt. Durch das Motto „Informa- gen. Um es mal neudeutsch zu sagen: Da brach ein echter und System sowie zu ethischen und rechtlichen Belangen. tik für Menschen“ ist dies meiner Meinung nach sehr gut Shitstorm los! Offensichtlich gab es zwischen den Parteien gelungen. Wir fuhren also voller Euphorie nach Ulm, um eine Historie, die wir nicht kannten und die auf beiden Sei- Die eigentliche Durchführung der Tagung war dann unseren Vorschlag zu präsentieren und oh Wunder, dieser ten ziemliche Narben hinterlassen hatte. Schlussendlich hauptsächlich von Stress und Aufregung gekennzeichnet. wurde natürlich angenommen. Um möglichst gut vorberei- ging es aber dann doch. Auf der Suche nach Keynote-Spea- Kommen die Tagungsbände rechtzeitig? Können alle ge- tet zu sein, fuhr ich dann auch ein Jahr später zur Jahres- kern gingen wir damals auch auf die Hauptsponsoren zu ladenen Gäste kommen? Klappt es mit dem Catering? tagung nach Bonn und sog alles auf, was man nachmachen und baten um Vorschläge. Hier wurde es auch interessant. Und so weiter und so weiter. Eröffnet haben wir die oder was man vielleicht sogar besser machen könnte. Zunächst schlug einer der Sponsoren einen meiner frühe- Jahrestagung damals am Tag der Deutschen Einheit im ren Kollegen vor, der inzwischen eine verantwortungsvolle Deutschen Hygiene-Museum, welches wir für diesen Zweck In der Vorbereitung der Jahrestagung ging es zunächst mal Position im Unternehmen bekleidete. Ein wenig später kam exklusiv für uns hatten, und die Teilnehmenden konnten darum, ein gutes Programm zusammenzustellen. Einer- dann ein anderer Vorschlag, der mich noch mehr über- entweder der Live-Musik zuhören oder die Ausstellungs- seits musste eine gute Auswahl von Workshops getroffen raschte: Jetzt wurde ein ehemaliger Studienfreund von mir hallen durchwandern. Am Tag darauf war der „Tag der werden, andererseits sollte natürlich auch ein hochran- vorgeschlagen, der – ohne dass ich davon gewusst hätte – Informatik“, der ausschließlich aus Plenumsveranstaltun- giges Programm für den zentralen „Tag der Informatik“ seinen Weg in der Forschungsabteilung des Unternehmens gen bestand, die in unserem Audimax stattfanden. Es war gefunden werden. Für beide Aufgaben kann ich nur den gemacht hatte. Das war mir natürlich sehr angenehm. schön zu sehen, dass die über 900 Plätze gut gefüllt waren. alten chinesischen Fluch zitieren: „Mögest du in interes- Schlussendlich hatten wir bei den Keynotes ein schönes Ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, meinen Studien- santen Zeiten leben“. Interessant war zum Beispiel, dass Spektrum: Wolfgang Wahlster und Ron Brachman beton- freund selbst anzumoderieren, was mir ein großes Vergnü- ausgerechnet die Kollegen, die gegen die Ausrichtung ten die Wichtigkeit der KI (sie sollten prophetisch recht gen war. Das große Festbankett war dann am Donnerstag- der Jahrestagung waren, nun ganz intensiv versuchten, behalten). Über eine nutzer- und teamorientierte Soft- abend. Bei schönem Herbstwetter kamen alle gut gelaunt ihre Lieblingsredner als Keynote-Speaker im Programm ware-Entwicklung sprachen Uwe Dumslaff und Wolfgang und wir konnten vom großen Saal des Kongresszentrums zu platzieren. Schön wiederum war, dass wir über fünfzig Dzida. Patrick Baudisch stellte neue Konzepte für die Inter- auf die Elbe schauen. Höhepunkt waren natürlich die Vorschläge für Workshops hatten und somit eher die Qual aktion mit dem Rechner vor, Lutz Heuser sprach über die verschiedenen Ehrungen, wobei mir besonders die der Wahl als das Problem, nicht zu wissen, wie wir das Perspektiven serviceorientierter Architekturen und Klaus Verleihung der Zuse-Medaille an Ingo Wegener im Programm füllen können. Interessant war dann z.B. auch Grimm beleuchtete das Anwendungsfeld der Automotive Gedächtnis bleibt, der schon sehr von seiner Krankheit

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – amazon führt Cloud Computing ein – Erste Nutzung von NFC durch Nokia Verleihung der Konrad-Zuse-Medaille Christian Hochberger und GI-Präsident Jarke mit Prominenz an Ingo Wegener (l) vor einem Legomodell der Frauenkirche Christian Hochberger © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 2001 – 2010: DISRUPTION! 61

gezeichnet war. Er sollte nur noch zwei Jahre zu leben Mit „Informatik trifft Logistik“ hatten wir ein Motto ge- keine versehentliche Einlagerung von Tagungsteilnehmern haben. funden, das die lange Tradition Bremens als Handelsstadt im Hochregallager der Bremer Lagerhaus Gesellschaft reflektiert. Als Joachim Ringelnatz 1927 in seinen Reisebrie- (BLG), keine verschollenen Besucher im Übersee-Museum. In der Rückschau kann man dann doch sagen, dass alles fen eines Artisten über Bremen schrieb, Bei den Stadtführungen rund um Marktplatz und Schnoor sehr gut lief und wir mit dem Erreichten am Ende der Wo- sahen die Teilnehmer etwas von der schönen Haut, von che durchaus zufrieden sein konnten. Ob ich noch einmal „Hier gelt ich nix, und würde gern was gelten, der Ringelnatz berichtet hatte. eine solche Aufgabe übernehmen würde? Ja! Ob ich alles Denn diese Stadt ist echt, und echt ist selten. noch einmal so machen würde? Wohl nur bedingt. Reich ist diese Stadt. Und schön ist ihre Haut.“ Das Konferenzbankett fand im UNESCO-Weltkulturerbe, der Oberen Rathaushalle, einen festlichen Rahmen, den Christian Hochberger konnte er nicht ahnen, dass Bremen einmal nur noch reich alle Teilnehmer als dem Anlass angemessen empfanden. an Echtheit und Schönheit sein würde. Die Gäste konnten sich bei Wein aus dem Bremer Rats- keller und dem von einem Sternekoch konzipierten Menü Logistische Fragestellungen gab es schon lange, bevor im schönen Ambiente des repräsentativsten Festsaals 37. JAHRESTAGUNG Ringelnatz diese Zeilen dichtete. Eine neue Wendung er- Bremens auch zu Themen der Informatik austauschen. „INFORMATIK TRIFFT LOGISTIK“ hielt die Logistik als Fachgebiet mit dem Aufkommen des Bremen 24. – 27. September 2007 Containers. Der erste in Deutschland kam 1966 im Bremer- Otthein Herzog, Rainer Koschke, Karl-Heinz Rödiger Tagungsleitung: Rainer Koschke, Otthein Herzog, havener Überseehafen an. Heute boomen das Container- Karl-Heinz Rödiger Geschäft und die Forschungsfragen der Logistik in der Programm: Rainer Koschke, Karl-Heinz Rödiger ganzen Welt. Treiber dieser Entwicklungen ist die Informa- tik. Insofern hat sich auch aus heutiger Sicht das Tagungs- thema als richtungs- und zukunftweisend erwiesen. ach 36 Jahren war es an der Zeit, dass die Bremer Informatikerinnen und Informatiker Mehr als 200 Vorträge in 27 Workshops mit durchschnittlich die Kolleginnen und Kollegen aus Anlass der mehr als dreißig Teilnehmenden belegen die Bedeutung Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik des Themas im wissenschaftlichen Teil der Tagung. Auch Nan der Universität Bremen willkommen hießen. über das Rahmenprogramm können wir nur Gutes berich- ten: keine durch Van Carrier verfrachteten Gäste im Hafen,

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 2007 – Apple iPhone Otthein Herzog, um 2000 Programmheft der Rainer Koschke, um 2000 37. Jahrestagung und Karl-Heinz Rödiger 62

38. JAHRESTAGUNG - Bioinformatik und -technologie oder die Logistik eines Hub-Flughafens am Flughafen „BEHERRSCHBARE SYSTEME – DANK INFORMATIK“ - Automobil- und Verkehrssysteme München. München 8. – 13. September 2008 - Logistik eines Hub-Flughafens Tagungsleitung: Heinz-Gerd Hegering, Axel Lehmann, - Advanced Computing Angesichts nichtprofessioneller Organisationen, wie dies Christian Scheideler - Anwendungslandschaften in Banken Universitäten nun einmal sind, können Überraschungen und Versicherungen kaum ausbleiben. Besonders in Erinnerung geblieben ie 38. Jahrestagung der Gesellschaft für Infor- - Autonome Systeme ist den damaligen Organisatoren eine, im Nachgang fast matik e.V. (GI) fand statt vom 8. bis zum - Kommunikationssysteme unglaublich anmutende, organisatorische Panne: Um den 13. September 2008 an der Technischen - Sicherheit erfreulich zahlreichen Tagungsteilnehmern jederzeit hilf- Universität München. Sie wurde gemeinsam reich mit Informationen zur Verfügung zu stehen, standen D von den drei Münchner Universitäten organisiert, der Weitere Höhepunkte der „Informatik 2008“ waren am Studierende mit T-Shirts in den GI-Farben bereit. Erst Ludwig-Maximilians-Universität, der Technischen Uni- „Tag der Informatik“ Vorträge namhafter internationaler nach Tagungsende bemerkten die Organisatoren, dass der versität München und der Universität der Bundeswehr Fachleute aus Forschung, Praxis und Politik. Abgerundet T-Shirt-Aufdruck mit „INFOMATIK“ doch eigentlich einer München. Die etwa 1.000 Tagungsteilnehmenden kamen wurde die Tagung durch eine Recruiting-Veranstaltung, INFORMATIK-Jahrestagung unwürdig war, was jedoch – vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. eine begleitende Industrie- und Buchausstellung, Schüler- zumindest erkennbar – keinem der Tagungsteilnehmer Das Ziel der Veranstalter war es, den Teilnehmern in zahl- und Studierendenprogramme, eine JAVA-Konferenz und auffiel. Gleichermaßen erstaunlich war der Hinweis eines reichen Veranstaltungen Gelegenheit und Zeit zu geben den „IT Freelancer Congress“. Hausmeisters, man möge doch bitte ausreichend Batterien für einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis, für den für die Vortragsmikrofone im Audimax der TU München Erfahrungsaustausch zwischen Informatik-Anwendern, Eine Besonderheit der Tagung war ihre räumliche Ver- mitbringen, da diese (trotz Saalmiete) nicht bereitgestellt sowie für die Diskussion aktueller Informatik-Forschungs- teilung: Die meisten der vorstehend genannten The- werden könnten. ergebnisse und Trends zukünftiger Entwicklungen. menschwerpunkte wurden jeweils bei den jeweiligen thematisch dafür verantwortlichen Institutionen vor Ort Aber neben derartigen Reminiszenzen bleibt glücklicher- Als zentrales Schwerpunktthema der Tagung wurde dabei durchgeführt, so etwa Beiträge zur Bioinformatik und weise – und hoffentlich nicht nur den Organisatoren – die Beherrschbarkeit von Systemen in all ihren Facetten -technologie im Pharmacluster in Geretsried und im auch Erfreuliches in Erinnerung. Dazu zählen neben dem beleuchtet, u. a. in Tutorien, Workshops und bei Führungen Klinikum Großhadern, Automobil- und Verkehrssysteme Empfang der Stadt München für alle Tagungsteilnehmer im zu Themen wie: bei BMW, Banken und Versicherungen bei der Münchner ehrwürdigen Alten Rathaussaal auch das Orgelkonzert in Rück, Advanced Computing am Leibniz-Rechenzentrum St. Peter, der ältesten Pfarrkirche Münchens, auch genannt

MEILENSTEINE DER INFORMATIK

– Apple MacBook Air Altes Rathaus – WWW-Browser Google Chrome © Thomas Wolf, 2008 www.foto-tw.de (CC BY-SA 3.0 DE) – Betriebssystem Android Programm des Orgelkonzerts Programmheft der der Informatiker in St. Peter 38. Jahrestagung 2001 – 2010: DISRUPTION! 63

„Alter Peter“. Dieses Konzert war ein Ereignis ganz beson- 39. JAHRESTAGUNG „vierzig Jahre GI – Die Informatik Revolution“ zurückblickte derer Art: Vier der fünf Organisten waren Wissenschaftler „IM FOCUS DAS LEBEN“ und die zahlreichen Aktivitäten der GI, welche die Informa- an den drei Universitäten, der fünfte war als Organist Lübeck 28. September – 2. Oktober 2009 tik in Deutschland nachhaltig geprägt haben, beleuchtete. von St. Peter zugleich Mitglied des Bayrischen Landtags. Tagungsleitung: Stefan Fischer, Erik Maehle, Die weiteren fünf wissenschaftlichen Beiträge von Rednern Sie alle konnten eindrucksvoll ihre musikalischen Fähig- Rüdiger Reischuk aus Wissenschaft und Industrie befassten sich dann mit keiten unter Beweis stellen. Sicherlich auch in Erinnerung den verschiedenen Aspekten des Tagungsmottos – von bleibt vielen Teilnehmern der Festabend in der Flugwerft ie 39. GI-Jahrestagung fand vom 28. September der Bioinformatik über medizinische Bildverarbeitung bis des Deutschen Museums in Schleißheim mit Dinner und bis zum 2. Oktober 2009 in Lübeck statt. Das hin zu humanoiden Robotern. Insgesamt 45 Workshops, Ehrung der neuen GI-Fellows mitten unter Flugzeugen, Organisationskomitee wurde von Stefan Fischer, gegliedert in die Themenbereiche Informatik und Bio- musikalisch begleitet vom Mitorganisator der Tagung, dem Erik Maehle und Rüdiger Reischuk aus der Sek- wissenschaften, Informatik und Medizin, Informatik und Kollegen Scheideler. Dtion Informatik der Universität zu Lübeck geleitet. Als Mot- Gesellschaft, Technische Informatik, Software Engineering to der Tagung wurde „Im Focus das Leben“ gewählt, was sowie Wirtschaftsinformatik befassten sich mit aktuellen Axel Lehmann zugleich dem Motto der Universität zu Lübeck entspricht. Entwicklungen und Erkenntnissen in ihrem Themengebiet. Der thematische Schwerpunkt lag damit auf ‚Informatik für Hinzu kamen einige Tutorials sowie das Studierendenpro- die Lebenswissenschaften‘ und beschäftigte sich vorzugs- gramm, das von Studierendenmitgliedern der GI organi- weise mit Anwendungen der Informatik in Richtung Biowis- siert wurde. Weiterhin wurden zahlreiche Gremiensitzun- senschaften, Medizin und Gesellschaft. Es gab zudem noch gen und Arbeitstreffen im Rahmen der Tagung abgehalten. einen weiteren Anlass, der die Tagung besonders auszeich- nete: das vierzigjährige Jubiläum der GI. Der Tagungsband enthielt erstmals nur die Abstracts der Beiträge, die vollständigen Paper waren auf einer CD ge- Die Veranstaltung hatte die zu dieser Zeit für GI-Jahres- speichert. So fiel der ansonsten notwendige, sehr dicke tagungen übliche Struktur mit Workshops an den ersten mehrbändige Tagungsband viel schlanker und handlicher beiden Tagen, dem „Tag der Informatik“ am Mittwoch und aus, was allerdings zu dieser Zeit noch nicht unumstritten zwei weiteren Workshop-Tagen. Dazu kam ein umfang- war. reiches Rahmenprogramm. Der „Tag der Informatik“ mit sechs eingeladenen Vorträgen begann mit einem Beitrag Ein besonderes Highlight des Rahmenprogramms war die von Professor Heinz G. Schwärtzel (TU München), der auf Ausstellung „Abenteuer Informatik – Informatik begreifen“,

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Microsoft Windows 7 2009 – Gründung WhatsApp Preisträger der Konrad-Zuse-Medaille, die achte Generation der Fellows und GI-Präsident Jähnichen Axel Lehmann © Rüdiger Reischuk 64

organisiert von Dr. Jens Gallenbacher (TU Darmstadt). Ziel Insgesamt sind ca. 600 Teilnehmer zu der Jahrestagung ge- Auch der Zeitpunkt 2010 war gut gewählt: Leipzig schick- dieser Wanderausstellung war es vor allem, Schülern, Leh- kommen und haben eine hoffentlich schöne, interessante te sich an, zu einer der beiden Innovations-Hochburgen rern und interessierten Laien in über zwanzig interaktiven und spannende Zeit in Lübeck verbracht. Sachsens zu werden, und der seinerzeitige Ministerpräsi- Experimenten Informatik näher zu bringen und zu erklären. dent, Stanislaw Tillich, bezeichnete in seinem Grußwort Direkt daneben wurden Exponate der Lübecker Informatik Stefan Fischer, Erik Maehle denn auch Leipzig als einen Geheimtipp im Bereich der präsentiert. Eine Reihe populärwissenschaftlicher Vorträge Software-Entwicklung und Informatik-Forschung. von Lübecker Informatikern rundete diesen Teil des Ta- gungsprogramms ab. Während die Tagung selbst auf dem Das Tagungsmotto „Service Science – Neue Perspektiven Campus der Universität im Süden von Lübeck stattfand, 40. JAHRESTAGUNG für die Informatik“ war den beiden Tagungsleitern, Bogdan war die Ausstellung mitten in der Innenstadt in einem „SERVICE SCIENCE: NEUE PERSPEKTIVEN Franczyk und dem leider viel zu früh verstorbenen Klaus- ehemaligen großen Schuhgeschäft, das gerade leer stand, FÜR DIE INFORMATIK“ Dieter Fähnrich, wie auf den Leib geschnitten. Service angesiedelt. Sie wurde von Schulklassen und den Lübecker Leipzig 27. September – 1. Oktober 2010 Science (oder deutsch: Dienstleistungsforschung) ist eine Bürgern sehr gut angenommen. Auch die regionale Presse Tagungsleitung: Klaus-Peter Fähnrich, Bogdan Franczyk hochgradig interdisziplinäre Fachrichtung, in der Experten berichtete ausführlich darüber. Organisation: Alexandra Gerstner aus den Ingenieurwissenschaften, der Informatik, den Wirtschaftswissenschaften, den Arbeitswissenschaften und Das Rahmenprogramm beinhaltete weiterhin eine Stadt- ie vierzigste Jahrestagung war eine „große“ der Psychologie zusammenfinden. Man mag sich erinnern, führung, Bootsfahrten auf der Trave im Lübecker Hafen Konferenz: Groß war die Zahl der Teilnehmen- Service Science war im Hype Cycle wohl noch im Bereich und nach Travemünde, die Besichtigung des Windjammers den (an die 1.100), groß war auch die Zahl der der Innovationstrigger zu finden, heute wird man sie eher Passat sowie Firmenbesichtigungen. Der Tagungsempfang Workshops (über fünfzig), groß war der Ta- auf dem Plateau der Produktivität ansiedeln. wurde im historischen Lübecker Rathaus abgehalten, das Dgungsband (über 1.000 Seiten) und groß war schließlich Festbankett in der Musik- und Kongresshalle an der Trave. auch die Zahl der Vorträge (an die 165). Da traf es sich gut, Die Initiative zur Ausrichtung der Tagung in Leipzig ging Das Jahr 2009 war stark von der Wirtschaftskrise geprägt, dass das neu erstandene Seminar- und Hörsaalgebäude, von Kollegen aus der Fakultät für Mathematik und Infor- was es leider sehr schwer machte, Sponsoren aus der In- schön zentral gelegen am historischen Augustus-Platz matik aus. Kollege Fähnrich (im Volksmund auch „KPF“ ge- dustrie zu gewinnen. Dadurch war der finanzielle Rahmen und gegenüber dem Gewandhaus, alle Veranstaltungen nannt) wurde mit der Durchführung der Tagung beauftragt. recht eng, was die Organisatoren vor einige Herausforde- aufzunehmen vermochte und man so auf kurzem Wege Hier hatte sich die operative Nutzung des neu gegründeten rungen stellte. zwischen den Veranstaltungen wechseln konnte. An-Institutes für angewandte Informatik an der Uni Leipzig angeboten. Entstanden ist das InFAI als Kooperation

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple iPad – Stuxnet Virus 2010 – Instagram – Inbetriebnahme LTE in Deutschland – IBMs Watson siegreich bei Jeopardy! Stefan Fischer, Erik Maehle (oben rechts untereinander) und Rüdiger Reischuk (oberste Reihe links) mit Team 2001 – 2010: DISRUPTION! 65

zwischen Informatikern und Wirtschaftsinformatikern. auch als ein großes Familientreffen angesehen, zu dem So kam auch ich ins Spiel. Erinnerungen ausgetauscht, alte Bekanntschaften erneu- ert und neue geknüpft werden können. Um die richtige Wie es sich noch bis vor kurzem gehörte, war der Mittwoch Atmosphäre zu schaffen, bedarf es eines attraktiven Rah- dem „Tag der Informatik“ gewidmet. Eingeleitet wurde die- menprogramms. Das begann ganz traditionell mit einem ser Tag mit einem Festakt und einem Festvortrag anlässlich Empfang der Stadt im Universitätsgebäude, den man mit des 100. Geburtstags von Konrad Zuse, dem zudem ein einer Kneipentour abrunden konnte, und setzte sich nach Workshop sowie eine Ausstellung seines künstlerischen dem „Tag der Informatik“ fort mit einem Festabend in Au- Wirkens gewidmet waren. Fünf weitere Vorträge rundeten erbachs Keller, bei dem sich der Festgesellschaft zu später den Tag ab, wobei auch erstmalig für eine Jahrestagung Stunde noch Mephisto mit seiner Mieze dazu gesellte. Wer im Titel eines Vortrags der inzwischen heftig strapazierte sich für die Geschichte und Entwicklung Leipzigs inter- Begriff des ‚Innovation Lab‘ auftauchte. Für die Uni Leipzig essierte, konnte an einer Stadtführung teilnehmen, oder hat der Begriff bis heute Bedeutung, wenn auch unter dem er/sie brauchte nur wenige Schritte aus der Universität Namen Living Lab: Es existieren bei uns bereits das Logis- heraus machen und befand sich mitten in der Welt des tics Living Lab und das Smarthome Living Lab. Wirkens von Johann Sebastian Bach, der Zeit der großen Messen oder auch der Montagsdemonstrationen. Um die Teilnehmer auf das Tagungsmotto einzustimmen, sprach Walter Ganz in seinem Hauptvortrag am späten Eine große Tagung braucht auch „große“ Organisatoren. Dienstagnachmittag zu „Dienstleistungsforschung: Wurzeln, Dass die Tagungsorganisation so hervorragend klappte, Stand und Perspektiven“. Das Tagungsmotto dominierte war das Verdienst des Organisationskomitees unter der auch die Workshops: Etwa 60 % widmeten sich den zahl- Leitung von Alexandra Gerstner. reichen fachlichen Facetten der Service Science oder des Service Engineering sowie ihrer Anwendungen. Übrigens Bogdan Franczyk kam damals auch der Begriff „Internet der Dienste“ auf. (ergänzt aus Archivunterlagen der Gesellschaft für Informatik) Eine Jahrestagung soll bekanntlich mehr sein als nur ein fachliches Treffen. Um diese Zeit wurde die Jahrestagung

Programmheft der 40. Jahrestagung Die Fellows des Jahres 2010 mit dem GI-Präsidenten Alexandra Gerstner und Klaus-Peter Fähnrich © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 2011– 2020 VERANTWORTUNG

Was dieses Jahrzehnt auszuzeichnen Überwachungskapitalismus zu verfallen. scheint, ließe sich wohl als „Emanzipation Der Informatik kommt eine wachsende Ver- der Anwendungen“ umschreiben: Die An- antwortung zu, einerseits die gewünschten wendungen definieren die Herausforderun- Fortschritte zu erzielen und anderseits gen an die Informatik, sie treiben sie an. deren potenzielle Schattenseiten zu be- Die Informatik antwortet mit schnelleren denken und wirksam abzufedern. Es liegt Übertragungswegen, schnelleren Prozes- daher nahe, dass sich in den Jahrestagun- soren, größeren Speichern und neuartigen gen neben den gewohnten technischen Hardware- und Software-Technologien, und methodischen Gegenständen ver- eröffnet damit neue Perspektiven für die stärkt Fragen der Vertrauenswürdigkeit, Anwendungen und treibt diese ihrerseits der Zuverlässigkeit und Sicherheit, des voran – ein Wechselspiel beider. Jetzt zeigt Schutzes und der gesellschaftlichen Aus- sich auch: Fluch und Segen der Informatik wirkungen sowie ethische Fragen wieder- liegen eng beieinander. Funktionsviel- finden. Die Leitthemen des vergangenen falt lockt neue Anwendungen, aber eben Jahrzehnts geben in der Tat diese weiter auch Schadsoftware an, dem Internet gefasste Sichtweise wieder, wenngleich die gesellt sich das Darknet hinzu, Plattform- Vortragsprogramme sich eher allmählich ökonomie sorgt für die Wirtschaftlichkeit dieser Themen annehmen. neuer Angebote, aber droht auch in einen 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 67

41. JAHRESTAGUNG alles andere überragende Thema angekommen, aber die Gleiches war dann auch auf der abendlichen Schifffahrt „INFORMATIK SCHAFFT COMMUNITIES“ GI hatte mit dem Programm der Jahrestagung bereits die über die Spree und ihre Nebenkanäle möglich. Ein wun- Berlin 4. – 7. Oktober 2011 entsprechenden Zeichen gesetzt. Martin Schallbruch vom derschöner Abend am „Tag der Informatik“ und … wie von Tagungsleitung: Peter Pepper BMI sprach über „Sicherheit in der Informationstechnik bayrischer Seite verlautete, durchaus konkurrenzfähig mit Organisation: Stephan Micklitz – Verantwortung zwischen Nutzern, Wirtschaft und Staat“, einer Fahrt über den Chiemsee. Und bei der Fahrt durch und Stephan Micklitz von Google hatte sich – sicher auch das neue Regierungsviertel sollen sogar erstmals Stimmen heute noch passend – mit dem Thema „Privacy als Pro- aus Nordrhein-Westfalen gehört worden sein, die den Um- ach der durchaus erfolgreichen GI-Jahrestagung dukt“ aus der Sicht der sozialen Netze auseinandergesetzt. zug nach Berlin als durchaus vorteilhaft bezeichneten. Die im Jahr 2000 kamen die Kollegen (und Freunde!) Constanze Kurz vom CCC (Computer Chaos Club) und der Informatik schafft halt Communities … Peter Pepper und Stefan Jähnichen auf die HTW Berlin machte die Probleme der allgegenwärtigen Idee, den 10-Jahreszyklus für die GI-Tagungen Computer mit ihrem knackigen Titel „Luken dicht“ deutlich. Insgesamt eine schöne und auch gut besuchte GI 2011 – Nin Berlin erneut aufleben zu lassen – es hat leider wieder Eine spannende Eröffnung dieses „Tages der Informatik“ erfolgreich im Inhalt mit spannenden Themen, Diskussio- nicht ganz geklappt: Es wurden elf Jahre! und ein Programm, das wohl auch heute noch für volle nen und Vorträgen und – wieder auch ein kleines Plus im Hörsäle sorgen würde! Die Podiumsdiskussion mit den drei Budget. Das Thema war aktuell und ist es eigentlich noch immer: Vortragenden war dann natürlich ebenso hörenswert und „Informatik schafft Communities“. Und schon im Vorwort bereichernd. Und – nicht zu vergessen – ein Dank an das großartige des Tagungsleiters Peter Pepper wird hervorgehoben, was Team, ohne das diese schöne Tagung nicht möglich ge- wir heute alle wissen: „Wenn man Deutscher und älter ist, Es wäre müßig, auf alle Workshops und Tutorien einzuge- wesen wäre! fürchtet man tendenziell den Verlust von Sicherheit und hen, aber erwähnen sollten wir doch die beiden Tagungen Privatheit, wenn man Amerikaner oder jünger ist, nutzt mit internationaler Beteiligung, die bei der GI 2011 zu Gast Peter Pepper, Stefan Jähnichen man voll Begeisterung und optimistisch die neuen Mög- waren: die alljährliche Tagung der KI Community und die lichkeiten.“ Ist das nicht noch immer so? MATES-Tagung zum Thema der Multiagentensysteme. Und inzwischen schon traditionell war das Treffen unseres Der „Tag der Informatik“ war inhaltlich dann auch geprägt wissenschaftlichen Nachwuchses, der wie immer seine von den gesellschaftlichen Risiken des immer stärker neuesten Forschungsergebnisse austauschen konnte werdenden Einsatzes von Computern. Die Digitalisierung und dabei auch wertvolle Erfahrungen im „Netzwerken“ war zwar in den politischen Gremien noch nicht als das sammelte.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 2011 – Apple Siri

Empfang der Teilnehmer im Lichthof Programmheft der © Cornelia Winter, GI 41. Jahrestagung Stefan Jähnichen und Peter Pepper 68

42. JAHRESTAGUNG Zudem gab es jeweils circa dreißig Sitzungen der „INFOR- sprachigen Aufführung des Theaterstücks Breaking the (gemeinsam mit der GMDS) MATIK 2012“ und der „GMDS 2012“ sowie zusätzlich zwanzig Code durch die University Players der Universität Hamburg. „WAS BEWEGT UNS IN DER / DIE ZUKUNFT – interdisziplinäre GI-GMDS-Workshops. Für die insgesamt NEUE LEBENSWELTEN IN DER INFORMATIONS- mehr als 1.300 Teilnehmenden war somit ein sehr großes Selbstverständlich gab es auch die sonst üblichen Ta- GESELLSCHAFT“ fachliches Spektrum gegeben. gungsbestandteile; neben den schon genannten eingela- Braunschweig 16. – 21. September 2012 denen Vorträgen, Sitzungen und Workshops auch Tuto- Tagungsleitung: Lars Wolf (INFORMATIK 2012), Unter dem Leitthema „Was bewegt uns in der / die Zu- rien, Posterausstellung, Doktorandenkolloquium und ein Reinhold Haux (GMDS 2012) kunft? Neue Lebenswelten in der Informationsgesellschaft“ Studierendenprogramm sowie Treffen von Fachbereichen, Programm: Lars Wolf wurden auf der „GMDS 2012 / INFORMATIK 2012“ vielfältigs- Fach- und Regionalgruppen und verschiedene Exkursionen Organisation: Maik Plischke te Fragestellungen der Informatik und zu deren Nutzung und Stadtführungen, beispielsweise über einen der be- diskutiert. Neue Lebenswelten spannten hier einen Bogen rühmtesten Söhne der Stadt Braunschweig: Carl Friedrich von Ambient-Assisted-Living-Systemen und assistierenden Gauß. Bei der Abendveranstaltung im Lokpark, einem n Braunschweig fand 2012 die 42. GI-Jahrestagung statt Gesundheitstechnologien bis zu Lösungen für nachhaltige ehemaligen Eisenbahnwerk, gab es die Möglichkeit zum und damit war diese große GI-Tagung, nach der 14. Mobilität. Auch die Verknüpfung dieser beiden grundle- gemütlichen Plaudern neben alten Dampflokomotiven – Jahrestagung der GI im Jahr 1984, zum zweiten Mal zu genden Themen – Mobilität und Gesundheit – wurde als und der Tagungschor der GMDS sang auf einem Waggon Gast in der Löwenstadt. von großer Bedeutung für unsere zukünftige gesellschaft- stehend, der von einer Lok hereingeschoben wurde. I liche Entwicklung, vor allem in Deutschland, aber auch Eine große Besonderheit im Jahr 2012 war, dass wir zur weltweit, gesehen. Dies spiegelte auch das Leitthema Zudem ergänzten verschiedene Partnerveranstaltungen ersten gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft wider, das die verschiedenen Bedeutungen der verwende- diese gemeinsame Jahrestagung von GI und GMDS. Hierzu für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiolo- ten Begriffe und deren Relevanz aufzeigen sollte. gehörten u. a. die zwölfte Fachtagung des Fachverbands gie (GMDS) und der Gesellschaft für Informatik (GI) – der für Dokumentation und Informationsmanagement in der „GMDS 2012 / INFORMATIK 2012“ – an der Technischen Uni- Anlässlich des hundertjährigen Geburtstags von Alan Medizin (DVMD), der 2012 auf sein vierzigjähriges Bestehen versität Braunschweig begrüßen konnten. Als gemeinsame Turing im Jahr 2012 erfuhr der Informatik-Pionier mehrere zurückblicken konnte. Tagung organisiert, gab es viele gemeinsame Bestandteile, besondere Würdigungen im Rahmen der Tagung – durch aber auch jeweils ausreichend Zeit und Raum für eigene Vorträge, u. a. von der Turing-Preisträgerin Barbara Liskov Abgeschlossen und, zumindest aus Braunschweiger Sicht, Tagungszweige der GMDS und der GI. So fanden sowohl ge- (MIT) und von Wolfgang Thomas (RWTH Aachen), eine Pos- auch abgerundet wurde die Veranstaltungswoche durch meinsame als auch getrennte Plenarveranstaltungen statt. ter-ausstellung und einen Turing-Abend mit der englisch- die Festveranstaltung „40 Jahre Studiengang Informatik an

MEILENSTEINE DER INFORMATIK Reinhold Haux und das – Oculus Rift läutet neue Ära im Bereich berühmte 42er-Handtuch der VR-Entwicklung ein 2012 Barbara Liskov – Erste US-Zulassung eines autonomen Fahr- zeugs für den Test auf öffentlichen Straßen Der GDMS-Chor © Lars Wolf, GI und © Lars Wolf, GI und Reinhold Haux, GMDS Reinhold Haux, GMDS 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 69

der Technischen Universität Braunschweig“. Ebenso wie an 43. JAHRESTAGUNG lichen Events die Angelegenheit gehörig verkomplizierte. einigen anderen Universitäten nahm hier 1972 die Informa- „INFORMATIK ANGEPASST AN MENSCH, Die unterschiedlichen Konferenzen hatten verschiedene tik ihren Studienbetrieb auf. ORGANISATION UND UMWELT“ Randbedingungen, so dass eine ganze Reihe von Kompro- Koblenz 16. – 20. September 2013 missen ausgehandelt werden musste, um alles unter einen Und, nicht zuletzt, auch die durchaus zahlreichen Tagungs- Tagungsleitung: Ulrich Furbach, Steffen Staab Hut zu bringen. teilnehmer, die Douglas-Adams-Fans waren (Per Anhal- Organisation: Ruth Ehrenstein ter ins All), sollten aufgrund eines besonderen Anlasses Bei genauerer Betrachtung mussten wir auch feststellen, bedacht werden. Vermutlich nur für solche Fans: Auf der dass die Räumlichkeiten am Campus keine Möglichkeiten 42. (!) Jahrestagung der GI gab es aus diesem Anlass ein iel war es, die 43. Jahrestagung der GI (INFORMA- für einen zentralen Bereich für Kaffeepausen, Registrie- Handtuch (!) mit adäquatem Web-Link; insofern bestand TIK 2013) zusammen mit einer Reihe von inter- rungsbüro und Ausstellungsflächen boten. Daher mieteten „KEINE PANIK!“. nationalen Konferenzen zeitgleich am Campus wir ein Zelt an, das den gesamten zentralen Mikado-Platz der Universität in Koblenz durchzuführen. So des Campus in einen solchen Bereich verwandelte. Die Die Organisation einer so großen Tagung − die mehr als Zhatten wir vom 16. bis zum 20. September 2013 zusätzlich Konstruktion wurde von allen während der Tagung als 1.300 Teilnehmer verteilten sich an manchen Tagen auf bis die folgenden Konferenzen zu Gast: Internationale eGo- sehr angenehm empfunden, das Zelt wurde zum sozialen zu dreißig parallele Veranstaltungen − war nur durch vernment-Tagung (IFIP EGOV 2013), Internationale ePartici- Mittelpunkt der Tagung, in dem sich auch Firmen und die Mitwirkung vieler Menschen möglich. Allen, die in pation-Tagung IFIP (ePart 2013), Internationale Tagung zu Forschungsprojekte präsentierten. Leider fielen die Tem- vielfältigster Weise zu dieser Tagung beigetragen haben, Multiagentensystemen (MATES 2013), Internationaler Work- peraturen rechtzeitig (ausgerechnet?) zum Tagungsbeginn, gebührt entsprechender Dank. Besonders zu nennen ist Dr. shop zu ‚Business Models for Virtual Goods‘ (ODRL 2013) sodass wir im letzten Moment noch eine Heizung für das Maik Plischke, der Leiter des Organisationskomitees „GMDS sowie schon fast traditionell die GI-Tagung zur Künstlichen Zelt installieren mussten. 2012 / INFORMATIK 2012“, welches den Großteil der organi- Intelligenz (KI 2013). satorischen Arbeit bewältigte. Natürlich trieb das alles die Kosten nicht unerheblich nach Die eigentliche GI-Jahrestagung bestand aus zehn indivi- oben – und damit wären wir auch beim Thema ‚Kosten Reinhold Haux, Lars Wolf duellen Workshops, vier Tutorials, einem PhD-Programm und eingeworbene Mittel‘. Dem Kollegen Dietrich Paulus und natürlich einem reichhaltigen Rahmenprogramm. Die gelang es unter Ziehung aller Register, circa 100.000 Euro Vorbereitungen haben gut ein Jahr in Anspruch genommen: an Fördergeldern einzuwerben, die es dann schließlich er- Das Organisationsteam traf sich regelmäßig, wobei uns re- möglichten, all die Extras wie Zelt mit Heizung, aber auch lativ schnell klar wurde, dass die Vielzahl der unterschied- die vielfältigen sozialen Aktivitäten zu finanzieren.

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Verbreitung von 2013 LED-Bildschirmen – Edward Snowden Das Zelt: Ulrich Furbach, Ruth Ehrenstein Alle Preisträgerinnen und Preisträger versammelt löst mit seinen Leaks Vor dem Ansturm und Steffen Staab (v.l.) © Lars Wolf, GI und Reinhold Haux, GMDS Lars Wolf und Reinhold Haux die NSA-Affäre aus © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 70

Es gab einige bemerkenswerte Preisverleihungen. Zum ers- 44. JAHRESTAGUNG studentischen Hilfskräften möglich. Als die Planungen ten Mal in der Vereinsgeschichte wurden GI-Juniorfellows „BIG DATA – KOMPLEXITÄT MEISTERN“ begannen, riet mir ein weiser Mann, dass ich mir die geehrt, sieben gestandene Nachwuchswissenschaftlerin- Stuttgart 22. – 26. September 2014 Zusagen der Universität und der Institute, hier auch nen und -wissenschaftler. Die GI-Fellows freuten sich über Tagungsleitung: Erhard Plödereder wirklich Personen beizusteuern, schriftlich geben lassen Verstärkung in ihren Reihen. Gefeiert wurde auch Markus sollte. Damit war er gewissermaßen ursächlich für die Groß mit der Zuse-Medaille, u. a. für seine Computersimu- erfolgreiche Durchführung der Konferenz, denn gelegent- lationen für Hollywood. ünf Jahre danach bleibt die Erinnerung, dass lich musste ich schon auf das Unterschriebene pochen, das Motto der Konferenz nicht nur die damals um diese Freistellungen auch realisiert zu bekommen. Wir freuten uns über eine außerordentlich gute Unter- wie auch heute großen Herausforderungen an stützung durch den gesamten Fachbereich. Mitarbeiter aus die Informatik benannte, sondern im Kleinen Inhaltlich hatten wir uns bereits sehr früh entschieden, sämtlichen Arbeitsgruppen haben mitgewirkt, um einen Fauch die Organisation dieser Konferenz beschreibt. Es dem traditionellen „Tag der Informatik“ einen „Tag der – fast immer – reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. So war schon ein Generalstabsunternehmen, eine Konferenz Wirtschaft“ gegenüberzustellen, nicht zuletzt, um das gab es nicht nur ein Treffen der deutschen Informatik, dieser Größenordnung und speziellen Gestaltungsform etwas kränkelnde Standbein der GI in der Industrie zu sondern ein besonderes Wir-Gefühl des Fachbereichs. Das an der Universität Stuttgart zu organisieren. Rund siebzig stärken. So wie für den „Tag der Informatik“ vorrangig Konferenz-Dinner konnten wir im Marmorsaal in Bad Ems Einzelevents mit ihren idiosynkratrischen Vorstellungen Redner aus dem akademischen Umfeld eingeladen werden, anberaumen, wo der glanzvolle Kurort vergangener Zeiten waren unter einen Hut zu bringen und irgendwie attraktiv luden wir für den „Tag der Wirtschaft“ neben technischen auch ein wenig an deutsche Geschichte erinnerte. Neben zu vermarkten. Die Bemühungen, ein einheitliches Schema Vorträgen aus den Laboren Leute aus den Führungseta- Essen, Trinken und Tanzen war die Kabarett-Einlage von der Ankündigung im Programmheft zu bewirken und die gen der Industrie zu Impulsvorträgen ein. Michael Gorriz Elisabeth Heinemann, alias „Frau Professor“, ein äußerst Beiträge für die Proceedings, die letztendlich 2.572 Seiten (Daimler AG), Dirk Wittkopp (IBM Deutschland), Johannes kurzweiliger Höhepunkt. umfassten, in eine gemeinsame Form zu bringen, Helbig (Soa-Innovation Lab) und Karsten Schweichhart beschwören Analogien herauf, die ich hier besser nicht (Deutsche Telekom) waren die eingeladenen Hauptredner Ulrich Furbach, Steffen Staab zitiere. Im Vergleich dazu war die lokale Logistik, diese des Tages. Karl-Heinz Streibich, den CEO der Software AG, (mit einigen Ergänzungen von Cornelia Winter) siebzig Events in geeigneten Räumen unterzubringen hatten wir schon an den „Tag der Informatik“ verliehen, und Betreuungspersonal abzustellen, noch als einfach zu wo (Technische Universität München), Peter bezeichnen. Natürlich war die Planung und Ausrichtung Schaar (Europäische Akademie für Informationsfreiheit der Konferenz im erwarteten Finanzrahmen nur mit Heer- und Datenschutz), Stefan Wrobel (Universität Bonn und scharen von dafür freigestelltem Universitätspersonal und Fraunhofer IAIS), Gerhard Weikum (Max-Planck-Institut für

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple Pay 2014 – Generative Adversarial Networks Die ersten Juniorfellows, mit GI-Präsident Zuse-Preisträger Markus Groß (links) Günther und Fellow Monien und GI-Präsident Günther © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 71

Informatik und Universität des Saarlandes) und Nervosität in den folgenden Monaten gestehe ich ein, wohl schaffen würde, welche namhafte Person dafür zu ge- Peter Sanders (Karlsruher Institut für Technologie) bis die Finanzlücke geschlossen war. winnen. Am Ende hatten wir die damalige Wissenschafts- die übrigen Vorträge hielten. Wir konnten Frau Bundes- ministerin, Frau Wanka, den Wirtschaftsminister, Herrn ministerin Johanna Wanka davon überzeugen, die Den Empfang im Rathaus zum „Tag der Wirtschaft“ habe Gabriel, den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Schirmherrschaft für die Konferenz zu übernehmen. ich in gemischter Erinnerung. Die Stadtverwaltung war eine Herrn Kretschmann, und natürlich den GI-Präsidenten, Ihre persönliche Teilnahme sagte sie aber leider sehr angenehme Gastgeberin, die uns mehr als erwartet Herrn Liggesmeyer, beziehungsweise deren Entourage kurzfristig ab. Sie wurde von ihrem Staatssekretär, unterstützte und bewirtete. Insofern wurde der Tag zu überzeugt, uns ein Grußwort zu liefern. Herrn Georg Schütte, zur Begrüßung der Teilnehmer einem gelungenen Fest, auch wenn wir das Rathaus durch und zur Verleihung des GI-Dissertationspreises würdig einen versteckten Hintereingang betreten mussten, um Nachdem der Staub sich gesenkt und alle Rechnungen be- vertreten. den Stadtstreichern den leider nicht zu verwehrenden Zu- zahlt waren, konnten die GI und wir uns über einen Rest- gang zu einem aus öffentlichen Mitteln finanzierten Buffet betrag aus dem Budget der Konferenz freuen, das immer- Anfangs war ziemlich unsicher, wie man die GI-Vorstellung so schwer wie möglich zu machen. Allerdings sagte Herr hin über eine Viertelmillion Euro betragen hatte. Und wir sehr niedriger Teilnahmegebühren mit unseren Qualitäts- Oberbürgermeister Kuhn äußerst kurzfristig und ersatzlos konnten eine, wie ich glaube, recht erfolgreiche Konferenz ansprüchen an die Konferenzlogistik in Einklang bringen seine schon lange zugesagte Begrüßungsrede ab. So hatte auf einer Schlussfeier der Beteiligten entsprechend mit Er- könnte. Massive Aktionen waren nötig, um Sponsoren ich die zweifelhafte Ehre, ihn vor vollem Saal mit Gästen, leichterung, Erfolgsgefühl und Sektgenuss Revue passieren und Aussteller zu gewinnen und so die Konferenz finanziell die den bekannten Grünen-Politiker erwarteten, mit einer lassen. zu untermauern, auch wenn die Idee einer Ausstellung Impromptu-Begrüßung vertreten zu dürfen. bei einer GI-Konferenz ausgesprochen umstritten war. Erhard Plödereder Die eigens dafür entwickelte Werbebroschüre sehe ich Ich erinnere mich auch an den Tag, als die Zahl der Re- mir immer wieder gerne als Vorbild für andere Konferen- gistrierungen die Tausender-Marke durchbrach. Am Ende zen an. Dass diese Bemühungen sehr erfolgreich waren, zählten wir stolz 1.069 Teilnehmer, und dabei waren einige machte es dann auch möglich, die Abendveranstaltung bekannte Personen noch gar nicht dabei, die beschlossen am „Tag der Informatik“ zur Sternstunde im Mercedes- hatten, auch ohne Registrierung und Einladung, sozusagen Benz-Museum und seinem Festsaal werden zu lassen. „kraft ihres Amtes“, an der Konferenz teilzunehmen. Zugegeben, die Verträge mit dem Museum mussten zu einem Zeitpunkt geschlossen werden, als die finanzielle Unterhaltsam war das Einwerben der Grußworte aus der Basis keineswegs gesichert war. Ein gewisses Maß an Politik. Ein kleiner interner Wettbewerb entstand, wer es

Abendveranstaltung im Mercedes-Benz-Museum Programmheft der Peter Schaar © Erhard Plödereder 44. Jahrestagung © Cornelia Winter, GI Erhard Plödereder 72

45. JAHRESTAGUNG Energieträgern beitragen? Dies alles sind Themen, die und stellte seine Gedanken zur Notwendigkeit der Schaf- „INFORMATIK, ENERGIE UND UMWELT“ seitdem für die Region um Cottbus natürlich eher noch fung neuer Infrastrukturen in das Zentrum seines unter- Cottbus 28. September – 2. Oktober 2015 wichtiger geworden sind. haltsamen Vortrags. Hinzu kam, zum Thema der Tagung Tagungsleitung: Petra Hofstedt, Ingo Schmitt passend, ein Ausflug in das Braunkohlerevier Jänschwalde, Federführend bei der Organisation waren Petra Hofstedt der neben Besichtigung der schon an sich interessanten und Ingo Schmitt, der Tagungsband wurde gemeinsam Abbauflächen auch einen guten Einblick in die Problema- ie Jahrestagung 2015 stand unter dem Motto mit Douglas Cunningham und Klaus Meer editiert. Dabei tik der Energiegewinnung für eine Region wie die Lausitz „Informatik, Energie und Umwelt“ und fand vom waren das gesamte Kollegium und zahlreiche Mitarbeiter gewährte. vom 28. September bis zum 2. Oktober an der in die Vorbereitung involviert, was zum Erfolg der Tagung Brandenburgischen Technischen Universität maßgeblich beigetragen hat. Für den „Tag der Informatik“ Während der gesamten Woche äußerten sich viele Be- DCottbus-Senftenberg am Campus in Cottbus statt. konnten als Redner die Herren Prof. Dr. Oliver Deussen, Dr. sucher immer wieder sehr erfreut dahingehend, dass sie Jens Krüger, Dr. Stefan Pappe und Prof. Dr. Michael Sonnen- nicht unbedingt in der Vorstellung nach Cottbus gekom- Energie und Umwelt stellen insbesondere in der Lausitz schein gewonnen werden. Daneben gab es 26 Workshops, men seien, eine so ansprechende mittelgroße Universitäts- zwei bedeutende, aber oft auch gegensätzliche Aspekte acht Tutorien sowie jeweils eigene Programme für Dokto- stadt mit vielen interessanten Angeboten kennenzulernen. des täglichen Lebens dar. Da ist zum einem die starke Be- randen, Studierende und Schüler. Begleitet wurden diese So hat sich hoffentlich der im Vorfeld der Tagung bei den ziehung der Wirtschaft zu Bergbau und der nachfolgenden Vortragsveranstaltungen von einem Industrieprogramm. Organisatoren gehegte Wunsch, ein positives Image der Stromerzeugung, zum anderen stellt der Spreewald einen Insgesamt besuchten an den fünf Tagen etwa 600 Teilneh- Stadt Cottbus innerhalb der Informatikgemeinde zu be- außergewöhnlichen Lebensraum und wichtigen Touristen- mende die verschiedenen Veranstaltungen. fördern, etwas erfüllt. magneten dar. So lag es nahe, den Bezug der Informatik zu diesen beiden Themen in den Mittelpunkt der Jahres- Zu den Höhepunkten des Begleitprogramms gehörte Klaus Meer tagung in Cottbus zu stellen. Inhaltlich ging es dabei um sicher die Auftaktveranstaltung im Filmtheater Weltspie- Fragen wie etwa: Welche Rolle spielt die Informatik bei gel, einem der ältesten noch existierenden Kinosäle vom der Entwicklung und Analyse umweltrelevanter Systeme Beginn des 20. Jahrhunderts. (Umweltinformatik), welchen Nutzen hat sie für den Entwurf ökologisch nachhaltiger und energieeffizi- Die große Festveranstaltung mit Preisverleihung und Ban- enter(er) Systeme sowie für eine bessere Nutzung von kett fand in der Cottbuser Stadthalle statt. Der Festredner Ressourcen, was kann die Informatik zur Optimierung von Prof. Dr. Gunter Dueck griff das Motto der Jahrestagung auf

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Apple Watch 2015 – Microsoft Windows 10 – SAP S/4HANA Logo (Eingang Tagungsgebäude) und Wirklichkeit – Online-Zugriff auf IBMs Quantenprozessor (Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum) © BTU Cottbus-Senftenberg Ingo Schmitt, Klaus Meer, Petra Hofstedt 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 73

46. JAHRESTAGUNG Aber weit gefehlt: Wissend, dass die Landebahn unseres Deutschland durchgehende Züge gibt wie beispielsweise „INFORMATIK: VON MENSCHEN FÜR MENSCHEN“ Flughafens erneuert werden sollte, hatte ich mich beim ab Dortmund. Diejenigen, die gekommen sind, haben es Klagenfurt 26. – 30. September 2016 Flughafen-Vorstand vor der Bewerbung um die Tagung er- aber – soweit wir das mitbekommen haben – nicht bereut. Tagungsleitung: Heinrich C. Mayr, M. Pinzger kundigt, ob die Sanierung in den geplanten Zeitraum, also Nicht nur, weil Klagenfurt am Wörthersee – und Kärnten in die letzte Septemberwoche falle; dabei versicherte man überhaupt – eine wunderschöne Gegend ist, sondern weil mir, dass man die Sanierung erst im Oktober plane; ich die „INFORMATIK 2016“ ein sehr abwechslungsreiches Pro- unde Jahreszahlen feiert man gerne mit Freun- könne „davon ausgehen, dass Sie die Konferenz durchfüh- gramm bot, bestehend aus insgesamt sechs Konferenzen, den und Bekannten. Und weil wir die GI-Jahres- ren können“; denn „während der Schließung des Flugha- 31 Workshops, fünf Symposien und sieben Tutorien, dem tagung 1996 veranstaltet hatten – damals zum fens werden seitens der Kärntner Flughafen Betriebsgesell- „Tag der Informatik“ und einem zusätzlich eingeführten ersten Mal unter dem Namen „Informatik“ (al- schaft natürlich entsprechende Maßnahmen ergriffen, um „Tag der Wirtschaft“. Rlerdings noch in Kleinbuchstaben) –, hielten wir es für eine eine reibungslose Anbindung des Landes Kärntens an den gute Idee, sie nach zwanzig Jahren als „INFORMATIK 2016“ Flugverkehr zu ermöglichen.“ Es kam dann leider anders, Das Leitthema „Informatik: von Menschen für Menschen“ wieder nach Klagenfurt zu holen. Als GI-Aktiver seit 1976 d.h. der Flughafen Klagenfurt war während der „INFORMA- haben wir entsprechend unserem Credo gewählt, dass wollte ich mir aber auch eine persönliche Freude machen: TIK 2016“ gesperrt, eine Busanbindung nach Graz war nur sich Technik dem Menschen anzupassen hat und nicht Der letzte Tagungstag war nämlich gleichzeitig der letzte für AUA-Flüge eingerichtet. Also mussten wir improvisieren: umgekehrt: „Informatiksysteme werden von Menschen ge- Tag meiner aktiven Dienstzeit. durch die Einrichtung von Bus-Shuttles zu den Flughäfen macht und sie haben den Menschen in den Mittelpunkt zu Salzburg und Graz (zu dem nahe gelegenen Airport Ljubl- stellen: mit seinen Erwartungen, seinen Möglichkeiten und Die Rahmenbedingungen waren wesentlich günstiger jana gibt es ohnehin einen). Das war natürlich reichlich Bedürfnissen in einer Welt des beschleunigten Privat- und als vor zwanzig Jahren, denn unsere Universität verfügte kostspielig und aufwändig, und hat uns letztendlich Teil- Arbeitslebens und der zunehmend komplexen Aufgaben inzwischen über einen großen Audimax und es gab nun nahmen gekostet, vor allem solche, die für maximal ein und Abläufe. Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und Ge- genügend Hotels sowie für Abendveranstaltungen geeigne- bis zwei Tage kommen und keine umständliche Anreise auf brauchstauglichkeit stehen dabei gleichermaßen im Fokus te Locations in Klagenfurt. Also haben wir, Martin Pinzger sich nehmen wollten. wie Sicherheit, Effizienz und Effektivität. Vor allem müssen und ich, uns im Jahr 2014 beworben – und vom GI-Prä- Informatiksysteme beherrschbar, unaufdringlich und ver- sidium den Zuschlag als Co-Chairs erhalten. Unser Team, Insofern kann man die schließlich erreichte Zahl von 742 stehbar bleiben.“ (Aus dem Grußwort der Tagungsleiter). erfahren in rationeller Veranstaltungsorganisation, stand Teilnehmenden durchaus als Erfolg werten, denn der Weg bereit, so dass wir keine besonderen Herausforderungen zu uns am südöstlichen Rand des deutschen Sprachrau- Auch für die „INFORMATIK 2016“ galt das 1996 in Klagen- erwarteten. mes ist tatsächlich nicht der kürzeste, auch wenn es aus furt erstmals bewusst umgesetzte Konzept des „Familien-

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Deepmind-Software AlphaGo von Vergangenheit und Gegenwart: Google siegt im Brettspiel Go Vorstandsmitglied Christine Regitz 2016 im Gespräch mit Altpräsidenten Mayr und Günther und Programmheft der Präsident Liggesmeyer. 46. Jahrestagung © Heinrich C. Mayr 74

treffens“ der in der Informatik Tätigen bzw. an ihr Inter- demischen Bereich und aus der Industrie. bin ich auch sehr gerne wieder nach Klagenfurt und essierten. Typisch für Familientreffen sind nicht nur das - Einen ganz, ganz großen Dank an Sie (und Ihr Team)! zu dieser Veranstaltung gekommen. Gespräch und der Informationsaustausch, sondern auch Ein wunderbares Ereignis in Klagenfurt und super das gesellige Beisammensein. Das haben die Teilnehmen- Organisation! Simply impressive :-) Heinrich C. Mayr den der „INFORMATIK 2016“ ausgiebig genutzt: am Montag- - Ich möchte Ihnen auf diesem Weg nochmals herzlich abend am Magdalensberg in 1.000m Höhe, am Dienstag in zur sehr gelungenen Konferenz gratulieren. Ich selbst der Schweppe Eventhalle, am Mittwoch im Casino Velden konnte leider nur am Freitag dabei sein, habe es aber mit 5-Gang-Menü und Feuerwerk und am Donnerstag in sehr genossen, wieder auf meiner „alma mater“ zu 47. JAHRESTAGUNG der neu errichteten „Buchenschänke“ Taggenbrunn, jedes sein. Meine Mitarbeiterin war an drei Tagen dabei und „DIGITALE KULTUREN“ Mal mit einem kulinarisch anderen Einblick in die Kärntner restlos begeistert. Ort: Chemnitz 25. – 29. September 2017 Küche und unterschiedlicher musikalischer Untermalung. - Für mich war die Tagung wirklich ein voller Erfolg und Tagungsleitung: Maximilian Eibl, Martin Gaedke ein sehr schönes Erlebnis. Nochmals Danke! Die dabei jeweils entstandene Stimmung lässt sich im - Wir haben die Zeit in Klagenfurt sehr genossen. „INFORMATIK 2016 Aftermovie“ nachempfinden, der im Ich empfand die Tagung auch inhaltlich sehr frucht- ie 47. Jahrestagung der Gesellschaft für Informa- Youtube-Kanal „INFORMATIK 2016“ neben Interviews u. a. bar und fand vor allem den Tag der Informatik sehr tik e.V. (GI) fand vom 25. bis zum 29. September verfügbar ist. spannend. Und denken Sie daran: Sie richten die 2017 im Zentralen Hörsaal- und Seminarge- Informatik-Jahrestagung in 20 Jahren wieder in bäude der Technischen Universität Chemnitz Einige E-mail-Reaktionen: Klagenfurt aus, und ich komme wieder dazu! Dstatt. Knapp 700 Teilnehmer folgten der Einladung nach - Wie erwartet (bei Dir immer ;-)) war die Tagung ein- - Herzliche Gratulation zu der gelungen Informatik Chemnitz. 33 Workshops und sechs Tutorien mit mehr fach nur schön! Stimmung, Organisation, Rahmen- 2016 Jahrestagung. Sie hat mir und auch den Referen- als 220 Vorträgen gestalteten fünf abwechslungsreiche programm: alles einfach toll und mit Stil! Ein ganz ten meines Workshops sehr gut gefallen. Konferenztage mit einem attraktiven Programm und einem dickes, persönliches Dankeschön an Dich – und - Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für sehr regen Wissens- und Meinungsaustausch zwischen Wissen- natürlich auch an Dein Team. interessante, aber auch sehr schöne Tage in Klagen- schaftlern, Industrievertretern, Politikern und Nachwuchs- - herzlichen Dank für die großartige Tagung Informatik furt. Dein Team, Deine Frau und Du – ihr alle habt forschern aus verschiedenen Ländern Europas, Amerikas 2016! Die Keynotes am Tag der Informatik und Tag eine tolle Veranstaltung organisiert und durchgeführt, und Asiens. der Wirtschaft boten für mich ein hoch interessantes an die wir uns alle noch lange erinnern werden. Nach Spektrum aktueller Forschungsthemen aus dem aka- 20 Jahren und den damaligen positiven Erfahrungen

Übergabe an die Tortenliebhaber 2017 und feuriger Abschluss des Banketts Programmheft der © Cornelia Winter, GI M. Pinzger und Heinrich C. Mayr (vorne) mit Team 47. Jahrestagung 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 75

Unter dem Leitthema „Digitale Kulturen“ standen dabei hielt der amerikanische Gründer und Präsident der Free 2017 in Kooperation mit der HTWK und der Universität aktuelle Fragen der Digitalisierung in verschiedenen Be- Software Foundation Dr. Richard Stallmann eine Keynote Leipzig ein kostenfreies zusätzliches Programm mit einer reichen unserer Gesellschaft im Mittelpunkt. Die Digita- zur Ethik Freier Software und der Respektierung der Benut- Vielzahl von Workshops und Präsentationsmöglichkeiten lisierung umfasst alle Bereiche der Kultur, angefangen zer-Freiheit. Prof. Dr. Lora Aroyo von der Vrije Universiteit geboten. Außerdem konnten sich angehende Doktoranden bei den seit den 1980er Jahren digitalisierten Schriften Amsterdam referierte zu den maschinellen Schwierigkeiten, auf einem Doktorandensymposium austauschen. Kulina- und Handschriften der Literaturwissenschaft, den virtuell reales Wissen adäquat zu repräsentieren, zu verarbeiten risch wurde das Programm mit einem Empfang im Staat- rekonstruierten Funden der Archäologie über die nahe- und mit menschlicher Unterstützung zu interpretieren, lichen Museum für Archäologie und einem Festbankett im zu komplett umstrukturierte Musikwirtschaft bis hin zu um so noch intelligentere Systeme zu entwickeln. Prof. zum Restaurant konvertierten Industriedenkmal pumpwerk neuen Formen der Kommunikation über Soziale Netze Dr. Schahram Dustdar von der TU Wien gab einen aktu- eins abgerundet. und Foren, die besonders deutlich machen, wie nahe die ellen Einblick, wie Software, IoT-Geräte und Menschen in Begriffe Kultur, Subkultur und Unkultur beieinander liegen. einem einheitlichen SmartCity-Ökosystem standardisiert Die Vorbereitungen für die „INFORMATIK 2017“ begannen Die „INFORMATIK 2017“ beleuchtete die Errungenschaften, modelliert und neutral miteinander vernetzt werden bereits weit im Voraus und es musste eine Reihe von Her- Ziele, Herausforderungen und Risiken digitaler Kulturen. können. Zuletzt ging Prof. Dr. Sören Auer von der Techni- ausforderungen gemeistert werden. Zunächst einmal stand Die Bundesministerin und Schirmherrin der Konferenz Prof. schen Informationsbibliothek (TIB) auf Cognitive Data und der Web-Auftritt zur Debatte – wir trauten uns, die Seiten, Dr. Johanna Wanka stellte in einem Grußwort heraus, dass BigDataEurope ein und erörterte, wie mithilfe neuer Soft- die man besser nicht anfassen sollte, nicht nur zu berüh- neben einer Vielzahl an Chancen durch digitale Techno- ware-Architekturen und hybrider künstlicher Intelligenz ren, sondern komplett auszutauschen, und so wurde kurzer logien auch eine Reihe offener Herausforderungen durch große Datenmengen analysiert werden können. Zum „Tag Hand ein neuer moderner Web-Auftritt erstellt. Aufgrund den digitalen Wandel existieren. Der Präsident der GI, Prof. der Wirtschaft“ standen dann Themen wie suchbasierte der erfreulich hohen Zahl von über 340 Einreichungen ent- Dr. Peter Liggesmeyer, sah zur Eröffnung der Fachtagung Dashboards, die digitale Transformation im Versicherungs- stand einer der vermutlich umfangreichsten Tagungsbände den Bereich Data Science als wichtiges Element digitaler umfeld, Legacy Software Migration und Cloud Computing aller Zeiten. Trotz der Vielzahl der Beiträge, der verteilten Kulturen und zog eine Analogie zum Bergbau, der aber nun im Mittelpunkt. Kommunikation mit den 37 Workshops und Tutorien, und in digitalen Daten schürft. sommerurlaubsbedingter reduzierter Erreichbarkeit von Daneben wurde ein umfangreiches Programm speziell für Autoren konnte dennoch ein Tagungsband erstellt wer- Wesentliche Eckpfeiler der Konferenz waren der „Tag der Nachwuchskräfte geboten. Schüler hatten die Möglichkeit, den, welcher die Themenvielfalt der „INFORMATIK 2017“ Informatik“ am 27. September sowie der „Tag der Wirt- sich für einen Workshop in Roboterprogrammierung oder widerspiegelt. Dass dies noch bis kurz vor der finalen Frist schaft“ am 28. September 2017, zu denen eine Vielzahl der Ansteuerung elektronischer Bauelemente anzumelden. für den Druck erreicht werden konnte, ist nicht nur dem renommierter Experten und Aussteller geladen waren. So Studierenden wurde auf der SKILL Studierendenkonferenz Einsatz des Organisationsteams, sondern insbesondere

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Taxiservice in Arizona mit Waymo-Fahrzeugen

Empfang im Archäologischen Museum Faszination Museum © Cornelia Winter, GI © Cornelia Winter, GI 76

auch dem offenen Austausch mit den Organisatoren der und gastfreundlichen Organisationsteams anerkannt. Die Insgesamt war die Planung und Durchführung der „INFOR- „INFORMATIK 2016“ in Klagenfurt und mit Oliver Kopp von Information vermittelte außerdem Taxis und Gruppentaxis, MATIK 2017“ eine große Bereicherung sowohl für die Teil- der GI zu verdanken. Im Gegenzug gingen die Erfahrungen sodass auch Teilnehmer, die bis zuletzt in Diskussionen ver- nehmer als auch für das Organisationsteam, welches eine und Anpassungen des Chemnitzer Teams in das offizielle tieft waren, ihre Züge noch erreichen konnten. gastfreundliche und weltoffene Seite der Stadt Chemnitz GitHub Repository der GI LNI-Proceedings ein. und ihrer Universität zeigte. Dieser Erfolg wäre nicht ohne Einen großen Beitrag zur reibungslosen Planung und den unermüdlichen Einsatz vieler Helfer im Hintergrund Eine weitere Herausforderung bestand in den umfangrei- Durchführung leistete im Hintergrund neben der stets möglich gewesen, denen an dieser Stelle noch einmal aus- chen Baumaßnahmen im direkten Umfeld des Tagungsortes. offenen und hilfsbereiten Koordination seitens der GI drücklich gedankt sei. Dabei bereitete uns ein Bagger, der die Internetanbindung durch Cornelia Winter auch der Rückgriff auf die Expertise zum Konferenzgebäude mit einer Bewegung zerstörte, noch und Ressourcen der jährlich stattfindenden Chemnitzer Martin Gaedke die geringsten Kopfschmerzen. Vielmehr war es die unge- Linux-Tage. Durch eine Vielzahl von engagierten und er- wisse Planbarkeit, da die Erreichbarkeit des Zentralen Hör- fahrenen Helfern aus diesem Umfeld konnte den Teilneh- saalgebäudes einerseits dank Baustellenfortschritt zeitwei- mern eine Umgebung zum wissenschaftlichen Austausch se in Frage stand und andererseits bei schlechtem Wetter geboten werden. Für das leibliche Wohl der Gäste sorgte 48. JAHRESTAGUNG ein Ankommen sauberen Fußes unmöglich erschien. Durch das Catering-Team, welches mit viel Liebe zum Detail die „ZUKUNFT DER ARBEIT – ZUKUNFT DER INFORMATIK“ den tatkräftigen Einsatz vieler studentischer Helfer, die Teilnehmer mit regionalen Spezialitäten von morgens bis Berlin 26. – 27. September 2018 eine umfassende Beschilderung zur Leitung des Verkehrs abends durchgängig verköstigte. Das Logistik-Team behob Organisation: Daniel Krupka aus allen Richtungen hin zum Tagungsgebäude anbrachten so manche Kompatibilitätsprobleme durch Bereitstellung und die Nutzung der Parkflächen koordinierten, konnte von passenden Adaptern in letzter Minute. Auch die an der sichergestellt werden, dass alle Teilnehmer den Weg zur Information zur Verfügung gestellten Powerbanks wurden m Jahr 2018 stand der gesellschaftspolitische Aus- Konferenz fanden. Auch Petrus war der „INFORMATIK 2017“ sehr erfreut angenommen und halfen, die mobilen Geräte tausch im Fokus der 48. Jahrestagung der Gesellschaft wohlgesonnen, sodass kein Teilnehmer um seine Kleidung der Teilnehmer während der langen, spannenden Konfe- für Informatik: Unter dem Motto „Zukunft der Arbeit – fürchten musste. Die in den Konferenztaschen zur Ver- renztage funktionsfähig zu halten. Für Sichtbarkeit in den Zukunft der Informatik“ diskutierten mehr als 300 fügung gestellten Schuhputz-Sets mussten zwar wohl eher sozialen Medien und Interaktion mit den Konferenzteilneh- ITeilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, selten eingesetzt werden, wurden aber von vielen Teilneh- mern war das Social-Media-Team im Einsatz, welches auch Wissenschaft mit der deutschen Informatik-Community mern mit einem wohlwollenden Schmunzeln als Ausdruck eine Twitter-Wall an zentraler Stelle im Konferenzgebäude am 26. und 27. September im Fraunhofer Forum in Berlin. einer offenen, lockeren Atmosphäre und eines kreativen bereitstellte und moderierte. Auf drei Bühnen wurden in Workshops, Vorträgen und

Maximilian Eibl und 2018 Zur Tagung vorbei Martin Gaedke (v.l.) an Hindernissen ©Stefanie Müller, Programmheft der © Cornelia Winter, GI TU Chemnitz 48. Jahrestagung 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 77

Paneldiskussionen die drängenden Fragen zur Zukunft der schaft, Wirtschaft und Politik. Die Informatik ist maßgeb- grenzende Bereiche gehen. Und dann spielen Fragen von Arbeitswelt, zur digitalen Bildung, zu Sicherheit, Schutz licher Treiber dieser Entwicklung und muss zusammen mit Industrialisierung, Robotern, die uns die Arbeit wegneh- und Vertrauen in einer digitalen Gesellschaft sowie zur anderen Disziplinen Antworten auf viele drängende Fragen men könnten, aber auch die Chancen auf der anderen Ethik in der Informatik und zur Regulierung von Algorith- finden: Seite eine große Rolle. Und wenn ich sehe, dass etwa ethi- men diskutiert. Eingerahmt wurde die zweitägige GI-Jah- – Arbeitswelt der Zukunft: sche Aspekte auch in anderen Bereichen mehr und mehr restagung von mehr als zwanzig Satellitenveranstaltungen, Wie wird sich Arbeit durch die Digitalisierung ver- eine Rolle spielen, dann haben wir das natürlich auch in die vom 24. bis zum 28. September in Berlin und Potsdam ändern, wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft unserem Programm.“ stattfanden. und welche Anforderungen stellt das an die informa- tischen Systeme? Die Not zur Tugend gemacht Zwei Tage zur „Zukunft der Arbeit – Zukunft der Informa- – Bildung in der digital vernetzen Welt: tik“, drei Bühnen, vier Themenbereiche in 15 Sessions, 40 Wie muss eine gute die Bildung in der digital ver- Neben den inhaltlichen Fragen bestand bei der Organi- Stunden Programm mit 85 Referierenden und mehr als 300 netzten Welt aussehen und wie muss sich das deut- sation der 48. Jahrestagung die Herausforderung, dass Teilnehmenden. Das war die „INFORMATIK 2018“. Nachdem sche Bildungssystem verändern? die gelernte und gelebte Art und Weise der Durchführung in den 47 Auflagen davor immer eine Hochschule Aus- – Sicherheit, Schutz und Vertrauen: durch eine Hochschule oder Universität nicht möglich richter der GI-Jahrestagung war, wurde das Familientreffen Welche Herausforderung an IT-Sicherheit, Daten- war: Aufgrund einer akuten Asbestsanierung konnte die der Gesellschaft für Informatik im Jahr 2018 erstmals von schutz und Vertraulichkeit bringen zunehmend digi- „INFORMATIK 2018“ nicht am eigentlich geplanten Standort der Berliner Geschäftsstelle organisiert. Und während in tal vernetzte Arbeits- und Produktionsprozesse? in Erlangen-Nürnberg stattfinden. So ist rund ein Jahr vor der Vergangenheit immer der wissenschaftliche Austausch – Ethik und Regulierung in der digitalen Welt: Ausrichtung die Berliner Geschäftsstelle eingesprungen im Fokus stand, wurden in diesem Jahr vorrangig gesell- Bedarf es einer neuen Ethik in der digitalen Welt, und hat mit Unterstützung der Fraunhofer-Gesellschaft die schaftspolitische Themen adressiert. wie kann Regulierung aussehen und welche Rolle Jahrestagung in Berlin geplant und umgesetzt. muss die Informatik dabei spielen? „Software is eating the world“: Informatische und informa- Dabei wurde das Format inhaltlich dahingehend verändert, tionstechnische Systeme durchdringen alle Lebens- und Hannes Federrath, Präsident der Gesellschaft für Informa- das in erster Linie gesellschafts- und wirtschaftspolitische Arbeitsbereiche. Big Data, künstliche Intelligenz und tik im Deutschlandfunk: „Wir glauben, dass die Informatik Fragestellungen im Mittelpunkt standen. Organisatorisch maschinelles Lernen oder die intelligente Vernetzung von inzwischen in so viele Lebensbereiche hineinreicht, dass wurde gänzlich auf „Invited Talks“ gesetzt. Da das Format Komponenten in Produktions- oder Logistikprozessen wir eigentlich nicht nur als Fachleute über das Thema bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern so gut ankam, stellen gänzlich neue Herausforderungen an Wissen- sprechen können, sondern wir müssen eben auch in an- hat das Präsidium beschlossen die Jahrestagung künftig im

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Inkrafttreten der DSGVO Panel-Teilnehmer (v.l.n.r.): – Erster 5G-Standard Eines der beherrschenden Wolfgang Micklitz, Themen: Ethik in der Constanze Kurz, Saskia Esken, Informatik. Keynote- Petra Sitte, Andreas Steier Sprecher Ranga Yogeshwar und Alexander von Gernler © Daniel Krupka, GI © Daniel Krupka, GI 78

Turnus von zunächst drei Jahren in diesem Format und in 49. JAHRESTAGUNG gewandelt. Dabei trat aber die Wissenschaftlichkeit der unmittelbarer Nähe des Berliner Politikbetriebs durchzu- „50 JAHRE GESELLSCHAFT FÜR INFORMATIK – Beiträge immer mehr in den Hintergrund. Publikationen führen. Freuen Sie sich mit uns also schon auf die „INFOR- INFORMATIK FÜR GESELLSCHAFT“ im Rahmen der stets sehr zahlreichen Jahrestagung-Work- MATIK 2021“! Kassel 23. – 26. September 2019 shops wurden in Fachkreisen respektiert, aber ganz sicher Tagungsleitung: Kurt Geihs (Sprecher) nicht als erstrangig in einer Publikationsliste angesehen. Die einzelnen Vorträge, Sessions und Panels wurden Zudem ließen die Teilnehmerzahlen bei einigen Workshops videodokumentiert und sind über die Links im Programm, sehr zu wünschen übrig. Eigene Erfahrungen bestätigten, über das AV-Portal der Technischen Informationsbiblio- ie 49. GI-Jahrestagung fand vom 23. bis zum 26. dass bisweilen außer den Vortragenden und den Organisa- thek (TIB) sowie über den Youtube-Kanal der GI abrufbar. September 2019 im neuen Campus Center der toren nicht viel mehr Teilnehmer in den Workshop- Weitere Informationen unter www.informatik2018.de. Universität Kassel statt. Die Tagung stand unter Räumen saßen. Dadurch verlor die Jahrestagung beim dem Motto „50 Jahre Gesellschaft für Informatik akademischen Nachwuchs immer mehr an Zuspruch. Daniel Krupka D– Informatik für Gesellschaft“. Damit wurden zwei themati- sche Schwerpunkte der Tagung betont: das fünfzigjährige Dieser Entwicklung wollten wir entgegenwirken. Der fünf- Gründungsjubiläum der GI, die 1969 gegründet wurde, und zigste Geburtstag der GI bot eine gute Gelegenheit, etwas die Notwendigkeit der Einbeziehung des gesellschaftli- Neues, d.h. ein bei anderen großen Tagungen erprobtes chen Kontexts in die Entwicklung neuer Informations- und Konzept, zu probieren. Gegenüber früheren Jahrestagungen Kommunikationstechnik. Diese soziotechnische, interdis- präsentierte sich die „INFORMATIK 2019“ in einem neuen, ziplinäre Perspektive auf die allgemein als Digitalisierung frischen Gewand: Kern des Programms waren sieben von bezeichneten Veränderungen ist sowohl ein zentrales den Organisatoren vorgegebene Tracks mit Beiträgen aus Anliegen der GI als auch der Informatik an der Universität Forschung und Praxis zu Themen, die zu dieser Zeit große Kassel mit ihrem interdisziplinären wissenschaftlichen Aufmerksamkeit in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesell- Zentrum ITeG. schaft erfuhren und zum Motto der Tagung passten. Diese Tracks wurden von zumeist externen Track Chairs selb- Ausgangspunkt der Planungen für die Tagung in Kassel ständig organisiert. Unsere Entscheidung, die Programm- war die Erkenntnis, dass die GI-Jahrestagung „in die Jahre“ struktur der GI-Jahrestagung grundsätzlich umzubauen, gekommen war: Sie hatte sich im Laufe der Zeit zu einem zielte darauf ab, den wissenschaftlichen Charakter des angenehmen Familientreffen mit assoziierten Workshops Programms zu unterstreichen und damit die Reputation

MEILENSTEINE DER INFORMATIK – Erstmalig 3D-Druck eines 2019 Ersatzorgans Daniel Krupka mit Andrea Martin (IBM) und Alexander von Gernler (VP) © Daniel Krupka, GI 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 79

der Beiträge zur Jahrestagung zu erhöhen, um die Tagung mit starkem Bezug zur aktuellen gesellschaftlichen Diskus- klare Aufgabenverteilung herrscht und alle Mitglieder ihre insgesamt, und gerade auch für den wissenschaftlichen sion ergänzten das wissenschaftliche Programm: die „42nd Aufgaben zuverlässig erledigen. Für mich als einen Ver- Nachwuchs, attraktiver zu machen. Dabei machten wir uns German Conference on Artificial Intelligence“ (KI 2019) und treter der Fachrichtung „Verteilte Systeme“ war es durch- keine Illusionen, dass die Neuerungen zu einem schlag- die „33rd Conference on Environmental Informatics“ (Envi- aus ernüchternd, zu erleben, wie wichtig eine zentrale artigen Anstieg der Reputation führen würden. Aber wir roInfo 2019) mit dem Thema „Computational Sustainability: Koordination der Aktivitäten durch einige wenige Personen wollten einen möglichen Weg in diese Richtung aufzeigen. ICT methods to achieve the UN Sustainable Development ist, die die Fäden in der Hand halten und einzelne „Aus- Goals“. Weitere Highlights des Programms waren die schon fälle von kritischen Systemkomponenten“ kompensieren Die neue Ausrichtung bedeutete nicht, dass traditionelle zur Tradition gewordene Studierendenkonferenz „SKILL“ können. Und wenn bisher unbekannte komödiantische Programmbestandteile völlig wegfielen. Den zentralen „Tag und das Hands-On-Labor „Informatik macht Schule“ für Talente zu Tage traten, sich „running gags“ wie ein roter der Informatik“ gab es zwar nicht mehr, jedoch wurden die Schülerinnen und Schüler. Faden durch die Organisationsbesprechungen zogen, die entsprechenden Beiträge über die gesamte Tagung verteilt. Durchführung der Tagung weitgehend reibungslos gelang Workshops fanden auch statt, jedoch in geringerer Zahl Wie war die Resonanz auf die Änderungen? Die Teilneh- und mit sehr viel Lob von den Teilnehmern bedacht wurde, als bei früheren Tagungen und vorwiegend solche, die in merzahlen überstiegen unsere Erwartungen. Über alle hörte man im Team hier und da die Bemerkung: „Eigentlich der Vergangenheit mit deutlichem Zuspruch und Erfolg Veranstaltungen hinweg verzeichneten wir mehr als 700 hat es Spaß gemacht!“. stattgefunden hatten. Ebenso war der bewährte Dialog Teilnehmer, die dem Ruf „Ab nach Kassel“ folgten. Die zwischen Wirtschaft und Wissenschaft – samt Ausstel- Befragung der Teilnehmer mit einem Fragebogen im WWW Kurt Geihs lung – wie in der Vergangenheit Teil des Programms. Und ergab, dass über 80 % die neue Struktur und die gesamte selbstverständlich bot ein festliches Rahmenprogramm in Veranstaltung mit „sehr gut“ bzw. „gut“ – auf der Schulno- den historischen Gebäuden Brüderkirche und Orangerie tenskala von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ – bewerteten. Das ausreichend Gelegenheit, bestehende Kontakte zu ver- sehen wir als deutliche Empfehlung für zukünftige Jahres- tiefen und neue Kontakte zu knüpfen. Umrahmt wurde die tagungen! Tagung durch eine Kunstausstellung zum Thema „Kunst der Informatik“ mit Werken von Künstlern, die ihre Kunst mit- Die Vorbereitung und Durchführung einer solchen „Multi- tels Computer und Algorithmus erschaffen und darstellen. Konferenz“ ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Das werden die Veranstalter vergangener Jahrestagungen bestätigen. Zwei parallel, im selben organisatorischen Rahmen statt- Auch in Kassel hat sich gezeigt, wie enorm wichtig ein gut findende und im Tagungsbeitrag enthaltene Fachtagungen funktionierendes Teamwork ist, bei dem eine weitgehend

Programmheft der Campus Center Festveranstaltung 49. Jahrestagung © Universität Kassel © Universität Kassel Kurt Geihs 80

GI-JAHRESTAGUNG 2020 bekannt und nutzbar zu machen. Welche zeitliche Auf- dass sich nicht nur die Rolle der Informatik in der Gesell- 50. JAHRESTAGUNG teilung erlaubt die Teilnahme vom regulären Arbeitsplatz schaft ändert, sondern auch die Informatik selbst! „BACK TO THE FUTURE“ oder Homeoffice aus? Und steigt dadurch die Zahl der Die Verzahnung mit anderen Disziplinen wird enger, die Karlsruhe 29. September - 1. Oktober 2020 Teilnehmenden? Wie sieht dann die Kostenstruktur aus? Informatik wird „domänenspezifischer“. Tagungsleitung: Ralf Reussner Alles Fragen, für die wir in kurzer Zeit attraktive Antworten Programm: Anne Koziolek finden müssen. Am ersten Tag der Informatik werden wir uns schwerpunkt- Organisation: Elena Kienhöfer mäßig dieser Rolle der Informatik in der Digitalisierung Das Wort Digitalisierung ist heute in aller Munde. Seine widmen: zum einen mit einer Podiumsdiskussion mit Verbreitung verdankt es wohl der Erkenntnis, dass die hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und iese Beschreibung der 50. Jahrestagung der Informatik inzwischen weit über ihre Rolle als Beschleu- Politik. Dabei wird besonders auch das Thema „Digitale Gesellschaft für Informatik ist im Gegensatz zu niger oder Bereitsteller von Zusatzfunktionalität hinaus- Souveränität“ aufgegriffen, was den Einzelnen ebenso den Beschreibungen der anderen Jahrestagun- gewachsen ist. Letztlich sind die Lösungen für die heute betrifft wie Unternehmen, den Staat und die Gesellschaft gen naturgemäß eine Vorausschau. Aber dies ist drängenden gesellschaftlichen Themen wie beispielsweise im Ganzen. Am zweiten Tag liegt der Fokus auf Informatik Dnoch der geringste Unterschied. Viel drastischer ist, dass Mobilitätssysteme oder Energieversorgung nur noch in der Schule. Dieses Thema wird schon seit langem in der dies die erste Jahrestagung mit einem rein virtuellen Ta- durch Informatik denkbar. Eigentlich kann man sagen, GI in den entsprechenden Arbeitskreisen, Fachgruppen gungsformat sein wird. Die Planung war schon weit fortge- dass heute (fast) keine technische Innovation ohne irgend- und -bereichen behandelt. Zur oben angesprochenen sich schritten, als sich Tagungsteam und GI-Vorstand zu diesem einen Informatik-Beitrag auskommt. Hinzu kommt, dass wandelnden Rolle der Informatik gehört aber auch, dass Format entschließen mussten. Noch ist nicht bekannt, wel- durch Informatik gänzlich neue Geschäftsmodelle erst er- Informatik stärker in den Schulen verankert werden muss. che Verordnungen für Großveranstaltungen im September möglicht werden, mit vielfältigen Auswirkungen auf unse- Zum einen wegen der (bis auf einigen Kultusministerien) gelten werden. Aber auch unabhängig davon stellt sich die ren Alltag, aber auch auf die Gesellschaft und die Politik. vollkommen offensichtlichen volkwirtschaftlichen Frage, wie viele Interessenten und Interessentinnen den Notwendigkeit einer Informatikbildung einer breiten Wunsch nach physischer Reisetätigkeit verspüren? Lässt Das drückt sich auch im Tagungsprogramm aus, wo beson- Öffentlichkeit: Die Arbeitsplätze der Digitalisierung sich ein Programm, das für Präsenz gedacht war, über- ders interdisziplinäre Themen, bei denen Informatik eine entstehen vor allem dort, wo ausreichend ausgebildete haupt ohne weiteres in den virtuellen Raum verpflanzen? zentrale Rolle spielt, einen breiten Raum einnehmen: Fachkräfte vorhanden sind. Des Weiteren muss man aber Andererseits eröffnet das virtuelle Format auch neue vom autonomen Fahren und Mobilitätssystemen über auch den ethischen Aspekt betonen: Jede und jeder geht Freiheitsgrade, die wir mit der Tagung explorieren wol- „Industrie 4.0“ bis zum „smart grid“, von Ethik und KI bis heute mit Informatik-Systemen um, insofern sollte sie len, um das Angebot der Jahrestagung und der GI breiter Internet und Gesellschaft. Das macht wohl deutlich, oder er zumindest die Konsequenzen dieses Umgangs

MEILENSTEINE DER INFORMATIK 2020 – Großflächige Teleheimarbeit 2011 – 2020: VERANTWORTUNG 81

auf die eigene Privatsphäre und die eigene Abhängigkeit von digitaler Infrastruktur auch persönlich abschätzen können. Zum anderen muss man auch die Rolle von Infor- matik in einem modernen Bildungskanon betrachten: Stichwort „computational thinking“, wie es uns die englischen „primary schools“ schon seit Jahren erfolgreich demonstrieren.

Am dritten Tag der Tagung widmen wir uns schließlich dem eigentlichen Tagungsmotto: Back to the Future. Zum einen wird Professor Peter Lockemann in den vorliegenden Band einführen. Zum anderen wollen wir aber neben dem Rück- blick auch bewusst und informatikgemäß einen Blick in die Zukunft wagen, indem wir Startups vorstellen und diskutie- ren, wie wir in Deutschland Sprunginnovationen hervor- bringen können. Damit schließt sich der Kreis zum Thema Digitalisierung der Gesellschaft zum Beginn der Tagung.

Ralf Reussner, Karlsruhe im Juni 2020

Organisator*in Anne Koziolek und Ralf Reussner, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) © Sebastian Schäfer, KIT-Fakultät für Informatik AUSBLICK

INFORMATIK 2021: Dies zeigen etwa die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Der Vorstand der Gesellschaft für Informatik will Nach- INFORMATIK UND NACHHALTIGKEIT Nationen, insbesondere im Kontext der Digitalisierung. Die haltigkeitsfragen noch stärker in den Fokus der Arbeit Digitalisierung – und damit ihre Bezugswissenschaft: die der gesamten Fachgesellschaft rücken und hat deshalb Von Ulrike Lucke, Informatik – ist ein wichtiger Baustein der Lösung auf dem beschlossen, als Auftakt zu einem umfassenderen Prozess Vize-Präsidentin der Gesellschaft für Informatik Weg zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Klimaziele. die Jahrestagung im kommenden Jahr, die I„NFORMATIK Ohne intelligente Lösungen, ohne die Informatik und ihre 2021“ in Berlin, unter das Leitthema „Informatik und Nach- Konzepte, werden die Nachhaltigkeitsziele nicht zu er- haltigkeit“ zu stellen. Gemeinsam mit dem Fachausschuss ridays for Future hat den Klimawandel verstärkt reichen sein. Gleichzeit ist die Digitalisierung auch Teil des Umweltinformatik, dem Fachbereich Künstliche Intelligenz in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Doch Problems, weil durch die zunehmende digitale Vernetzung und weiteren Gliederungen sollen Nachhaltigkeitsfragen in Fragen der Nachhaltigkeit stehen schon lange im enorme Ressourcen benötigt werden. Das umfasst sowohl der Breite der Informatik diskutiert werden. Fokus der Wissenschaft. Auch Politik und Wirt- Energie (zum Beispiel für den Betrieb von Infrastrukturen) Fschaft haben den bestehenden Handlungsdruck erkannt. als auch Rohstoffe (zur Herstellung der Hardware-Kom- Vier Dimensionen der Nachhaltigkeit in der Informatik Dabei bedarf die Nachhaltigkeitsbetrachtung eines viel ponenten). Ganz im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele stellen die öko- breiteren Betrachtungswinkels als der Klimaschutz. logischen Aspekte im Kontext der Digitalisierung aber nur Nachhaltigkeit in der GI eine Dimension dar, die wir als Fachgesellschaft grund- In der Gesellschaft für Informatik spielen Nachhaltigkeits- sätzlich und im Hinblick auf die „INFORMATIK 2021“ speziell betrachtungen schon sehr lange eine wichtige Rolle. Schon in den Blick nehmen wollen. Dabei stellen der Natur- und 1986 formierte sich eine Gruppe motivierter Wissenschaft- Klimaschutz sowie die nachhaltige Ressourcennutzung ein lerinnen und Wissenschaftler, die Interesse am Umwelt- wichtiges Kernanliegen dar. Wir fragen: Welche Lösungs- schutz hatten und digitale Technologien zur Gewinnung ansätze bietet die Informatik für drängende Umwelt- und und zum Austausch von Umweltinformationen nutzten. Naturschutzfragen? Wie können Ressourcen mit digitalen Nach einem ersten Symposium in Karlsruhe hat sich in Werkzeugen effizienter eingesetzt werden? Damit setzt sich der GI 1987 eine Pioniergruppe um Andreas Jaeschke und der GI-Fachausschuss Umweltinformatik seit mehr als 30 Bernd Page gegründet, die Fachgruppe „Informatik für den Jahren auseinander. Umweltschutz“. Kurze Zeit später bildeten sich weitere Arbeitskreise u. a. zu Umweltdatenbanken, zu Umweltver- Gleichzeit stellt sich in Zukunft verstärkt die Frage, wie träglichkeitsprüfungen und zur Visualisierung von Umwelt- Klimaeffekte der zunehmenden Digitalisierung reduziert informationen. Heute beschäftigt sich der Fachausschuss werden können. Damit sind wir bei der zweiten, einer tech- „Umweltinformatik“ mit allen aktuellen Fachfragen des In- nologischen Dimension. So macht der Betrieb von Rechen- formatikeinsatzes in den Bereichen Informationsaufberei- zentren mittlerweile einen signifikanten Teil des Energie- tung für Umweltschutz, Umweltplanung, Umweltsanierung verbrauches aus. Das Training eines komplexen KI-Systems und Umweltforschung und mit dem Einsatz modernster zur Bilderkennung kann beispielsweise genauso viel CO2 Kommunikationsmethoden. freisetzen wie fünf PKW im Laufe ihrer gesamten Lebens- dauer. Im Rahmen der GI-Jahrestagung 2021 wollen wir u. a. Die 50. Jahrestagung die Frage adressieren, wie effizientere und ressourcenscho- nendere Algorithmen, Architekturen und informatische der Gesellschaft für Systeme konzipiert werden können. Kann „Sustainability by Design“ zum Grundprinzip der Entwicklung von Soft- waresystemen werden? Wie können Forschungsdaten aus Informatik: Das OFFIS der Informatik auch noch in Jahrzehnten effizient nachge- nutzt werden? gratuliert herzlich!

Darüber hinaus hat die Digitalisierung unter Nachhaltig- keitsgesichtspunkten auch eine soziale und eine ökono- mische Dimension. Wie wird sich Arbeit durch die Digi- talisierung verändern, wie gestalten wir die Arbeitswelt der Zukunft, und welche Anforderungen stellt das an die informatischen Systeme, die diese Strukturen unterstüt- zen? Wie muss eine gute Bildung in der und für die digital vernetze Welt aussehen, und wie muss sich unser Bil- dungssystem in der Post-Corona-Zeit verändern? Welcher Governance-Strukturen bedarf es im Internet der Zukunft oder beim Einsatz von künstlicher Intelligenz? Bedarf es OFFIS ist ein Oldenburger Informatikinstitut mit über 300 Mitarbeiterinnen und einer neuen Ethik in der digitalen Welt, wie kann Regulie- Mitarbeitern aus rund 25 Nationen. Wir treiben Forschung und Entwicklungs- arbeit auf höchstem internationalem Niveau in den Bereichen Energie, Gesund- rung aussehen und welche Rolle muss die Informatik da- heit, Produktion und Verkehr. In seiner nun gut 30-jährigen Geschichte hat sich bei spielen? Soll die GI curriculare Empfehlungen für Green OFFIS immer stark in der GI engagiert. Die Organisation von Tagungen, Veran- Coding entwickeln, und wie können diese aussehen? staltungen und Fachgruppen hat sich dabei stets als wertvoll erwiesen.

Diese Fragen und noch viele mehr wollen wir im Rahmen Wir schauen gespannt auf die nächsten 50 Jahre der deutschen Informatik der „INFORMATIK 2021“ in Berlin mit Ihnen diskutieren und und freuen uns auf weitere gemeinsame Projekte! hoffen, dass die 51. Jahrestagung nicht nur an die 50 er- folgreichen Vorgängerveranstaltungen anknüpft, sondern auch einen Aufbruch zur Verankerung von Nachhaltigkeits- aspekten in der Mitte der Informatik markiert. www.offis.de Wir denken Zukunft. VSTEN A TI RB K E A I R T T G T E

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GESELLSCHAFT FÜR INFORMATIK E. V. (GI)

Geschäftsstelle Bonn Geschäftsstelle Berlin [email protected] Wissenschaftszentrum Spreepalais am Dom www.gi.de Ahrstr. 45, 53175 Bonn Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin Tel.: +49 228 302-145 Tel.: +49 30 7261 566-15 /informatikradar Fax: +49 228 302-167 Fax: +49 30 7261 566-19 /company/gesellschaft-fuer-informatik E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] /WirsindInformatik 87 DER GESELLSCHAFT FÜR INFORMATIK 50 JAHRESTAGUNGEN

1971 2020