Fuss- und Radwegbrücke über die Simme, Reutigen- BE

Autor(en): Gaertl, K. / Merz, K. / Natterer, J.

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Schweizer Ingenieur und Architekt

Band (Jahr): 107 (1989)

Heft 43

PDF erstellt am: 28.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-77191

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http://www.e-periodica.ch Brückenbau Schweizer Ingenieur und Architekt Nr. 43, 26. Oktober 1989

Fuss- und Radwegbrücke Die neue Simmebrücke aus der Optik des Bauherrn über die Simme, Die Verbindung Reutigen - Wimmis mit der neuen Holzbrücke über die Simme BE Schlüsselobjekt Reutigen-Wimmis ist für das Berner Oberland das im kantonalbernischen Radweg- Die Erfahrungen mit gedeckten Holzbrücken in der Schweiz reichen konzept von 1985. Einerseits öffnet sie über mehrere Jahrhunderte zurück. Die Vorteile - geringe Unterhaltskosten, dem Velofahrer aus dem Aaretal und ins in die Landschaft, traditionelles Erscheinungsbild Stockental/Gürbetal den Eingang gute Einbindung -, und . bekannt. Der moderne Holzbrückenbau muss sich Diemtig- - sind von jeher Anderseits erhalten damit die Einwohner sich jedoch an ingenieurmässige Konstruktionsregeln halten und der Stockentalgemeinden Reutigen. sowohl den Belastungen als auch neuzeitlichen, ästhetischen bzw. , Ober- und architektonischen Anforderungen anpassen. eine attraktive Veloroute zum Bezirkshauptort und Sekundarschulstandort Wimmis. abseits von stark befahrenen Vorläufer grösserer Holzbrücken mit Das Lichtraumprofil der Brücke wurde Hauptverkehrsstrassen. Erst die Revision ingenieurmässiger Ausbildung und für Fussgänger und Velofahrer auf eine des bernischen Strassenbaugesetzes mit der damit postulierten gleichwertigen 66 m bzw. 72 m sind Breite von 3,50 m und Höhe von 2,70 m Spannweite von der Bedürfnisse aller ausgelegt. Behandlung Verkehrsteilnehmer anstelle der bisherigen Zwei zuzsätzliche Bankettstreifen von hat VON K. GAERTL, , «Windschutzscheiben-Optik» 25 ergeben eine innere, lichte die für die K. MERZ, ETOY, UND je cm gesetzliche Grundlage Weite total 4,00 m. Übernahme der Trägerschafl durch den Kanton J. ECUBLENS von NATTERER, geschaffen. Seit einiger Zeil bemüht sich das die die Brücke über den Neckar und Tiefbauamt des Kantons , bei seinen Isar-Brücke bei München, wenn auch Strassenbauvorhaben die vielfältigen letztere ein etwas traditionelles Planungsbeeinflussende Kriterien Schutzinteressen gebührend zu architektonisches Erscheinungsbild berücksichtigen. Einen besonders hohen aufweist. Die bei diesen Brücken gemachten Stellenwert misst er zudem dem berechtigten der Erfahrungen waren unter anderem Optimale Linienführung Anliegen nach optimaler Einbettung Grundlage für eine Weiterentwicklung Strassen in die gewachsenen Wie bei Bauwerk unserer Landschafts- und Siedlungsstrukturen bei. zum Bau der Brücke über die Simme. jedem hochtechnisierten Zeit beginnt die Bewältigung Trotzdem sollen Ingenieurbauwerke auf 275 floss die Simme ein Vor Jahren nur der uns gestellten Aufgabe mit der ganzen Linie dem letzten Stand der paar Meter unterhalb der UK-Brücken- dem Schlagwort «Optimierung». Technik entsprechen. Gerade im Brük- fahrbahn der heutigen Brücke. Durch kenbau kann dies manche Tore für Die der den Kander-Durchstich am 16. Juli Lösung Flussüberquerung von moderne und trotzdem wirtschaftliche 180 1714 frass sich der Fluss während fast theoretisch etwa m Luftlinie Konstruktionen öffnen und damit dazu bestand in einer Aufteilung der reinen Zweckbauten dreier Jahrhunderte über 20 m tief auf von Anfang an beitragen, vom Image der beiden Einzelbauwerke: wegzukommen. das heutige Niveau des Flussbettes mit einer Breite von ungefähr 60 Meiern. - in eine Lehnengalerie entlang der Solch hochgesteckte Ziele lassen sich bestehenden Staatsstrasse aber nur dann in ein gelungenes Bauwerk innovationsfreudige, in ein Brückenbauwerk zur umsetzen, wenn - quer fachlich hochqualifizierte und über Flussachse. das eigene Sachgebiet hinausschauende Aufgabenstellung - Grundlagen Die Vorstudien begannen mit der Partner vor den ersten Bleisliftskizzen Problemlösung durch das Konzept einer bis zur Bauausführung interdisziplinär Um mit dem Fahrrad von Wimmis längeren Galerie und kürzeren Brücke und offen zusammenarbeiten. Möge das Werk dazu beitragen, in der Ingenieur- nach Reutingen zu gelangen, muss der oder umgekehrt. Hier hilft zur Hauptsache kunsl wieder mutiger zu werden, und an dieser Stelle ungefähr 25 m liefe nur eine sehr grosse Erfahrung, zudem ein Zeichen setzen, dass heute noch überwunden werden. die Zahlen für den «Lauf- Simmegraben um richtigen notwendige Strassenbauten im weitesten der Brücke Die Aufgabe war, diese Höhendifferenz meler-ZQuadratmelerpeis» Sinn auch umweltverträglich sein können! durch einen Brückenbau fast höhengleich bzw. Galerie zur Hand zu haben. Die Staatsstrasse Vorstudien sich auf: mit der bestehenden bezogen Tiefbauamt des Kantons Bern. Das zu überspannen. Längsgefälle Verschiedene Brückensysteme generell Oberingenieurkreis I, auf der Brückenfahrbahn beträgt 3 - verschiedene Systeme hinsichtlich Josef Zuppigcr. Kreisoberingenieur, und Prozent. der 3 Werkstoffe Beton/Stahl/Holz Hans Stcudlcr. Projektleiter Grundlagen der Belastungsannahmen Variantenwahl punkto optimaler: bildete die SIA-Norm Nr. 160/1970, kenquerschniltes mit einem Träger in der Lehnengalerie Art. 1,2 und 13, 15. Art. 13 ergänzt bzw. - Brückenlänge/Länge Ortbeton und vorfabrizierten Filigranplatten abgeändert, indem statt einer Einzellast als Plattcnschalung und Träger P l Tonne eine Ersatzeinzellast von - Stützweitenverhältnisse des Überbetons. Ungefähr die Hälfte Pfeilerzahl 3,5 Tonnen für Nutzfahrzeuge des Kantons - dieser Strecke befindet sich in steil (Winterdienst, Reparatur, usw.) - Widerlagerslandorte. abfallendem Gelände. Alle 10 bis 12 m eingesetzt wurde. Die Berechnung der Das Resultat lautete: wurden Querwände bis 7 m tief Schneelast gemäss SIA-Norm ergab D eine Lehnengalerie, ein 90 m langes fundiert, z.T. aufgewachsenem Fels ausgeführt. 180 kg/m2. Betonhand, in Form eines Plattcnbal-

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Ende 1986 konnte das Kantonale Vorprojekts und nach Durchführung Tiefbauamt - Kreis I aufgrund eines fast eines Mitwirkungsverfahrens der Grosse lOOseitigen Exposés die eindeutige Rat des Kantons Bern grünes Licht Wahl der Brückenkonstruktion zur Ausführung erteilte. vornehmen. Das Ergebnis war überraschend, da kein Preisunterschied Konstruktionsbeschreibung zwischen einer Brücke in Beton, Holz oder Betonbauwerke im Stahl zu verzeichnen war. Brückenunterbau Ergänzend zur Kostengleichheit, gaben Widerlager zusätzliche Vorteile den Ausschlag für die Wahl der definitiven Ausführung Das Widerlager «Kapf» in U-Form des Brückenoberbaus in Form einer konnte vollumfänglich auf gewachsenem gedeckten Holzbrücke. Diese Vorteile Fels abgestellt und musste infolge seien hier aufgeführt: der Steilheil mit Felsnägeln verankert werden. Weniger Unterhaltskosten, schneefreiere Fahrbahn, weniger Unfallgefahr, Das Widerlager «Brunniegge», in geschützte Zwischenstation für rechteckiger Kastenform, wurde mitten im Benutzer wegen des Daches - psychologisch Waldgebiet auf einer Böschungskante mehr Sicherheit und Wohlbehagen, mit kiesigerri Baugrund abgestellt, und keine Dampfdiffusionsprobleme die Lage so ausgewählt, dass nebst Bild 1. Auswahl verschiedener Brückensysteme technischen -, voraussichtlich weniger Reparaturkosten. Kriterien nur ein Minimum an für Holzkonstruktionen Bäumen gefällt werden musste. Konstruktive Randbedingungen Pfeiler Definitiv ausgeführter Laufmeterpreis: Die der zwei Pfeiler einerseits etwa Fr. 2950.- Ein wesentliches Kriterium für die Lage war Realisierungschancen war die Entwicklung durch die Topographie und anderseits D eine 108 m lange Brücke mit einem durch wasserbautechnische Überlegungen einer Verbindungsmitteltechnik, welche Dach von 115 m Länge, und zwar eine Standort im mit der Montagemethode gegeben. Vor allem war der 3feldrige Brücke mit 2 Betonpfeilern Einklang die Ausführung auch für kleinere, eines Pfeilers infolge eines von etwa 19 m bzw. 21 m Höhe. bestehenden im Kanton ansässige Holzbauunternehmungen Schutzdamms gegeben und Definitiv ausgeführter Laufmeterpreis: bestimmte somit die Stützweite des einen 13 000.-. erlaubt. etwa Fr. Randfeldes von 27 m. Zwangsläufig Die Holztragstruktur sollte sich von ergaben sich die weiteren Stützweiten zu Materialwahl den traditionellen Vorstellungen 54 und 27 m, also kein ideal statisches abwenden. Es sollte keine Um die Materialwahl für die Brücke - «Hüslibrugg» Stützweitenverhältnis von 1:2:1. Der mit schwerem und hohem Dach sein. bekanntlich die fast heikelste Aufgabe zweite Pfeiler steht am Rande des Auf dem vorhandenes oder eines solchen Bauvorhabens - zu treffen Markt Holz Flussbettes und wird nur bei Holzwerkstoffe, wie Leimholz-, und um dem Auftraggeber eine Höchstwasserspiegel benetzt. eine klare Furnierschichtholz sollten Verwendung Grundlage für Beurteilung Die Pfeiler wurden als eingespannte der Baustoffwahl liefern, wurde unter finden, jedoch mit Bevorzugung von zu Stützen konzipiert, und der Pfeilerschaft Ausarbeitung der erforderlichen Fichtenkantholz oder auch Lärchen- Beständen. mit einem Vollquerschnitt von statischen eine ausführliche Brettware aus einheimischen Grundlagen 80x300 cm in Ortbeton PC BS 350 inkl. Kostenermittlung durchgeführt. Dies waren Randbedingungen für die Materialwahl. Superverflüssiger ausgeführt. Es wurde ein W/Z-Faktor von maximal 0,5 vorgegeben, und dies konnte auch in der Die Wahl des Tragsystems Ausführung problemlos in allen Aus der Vielzahl der in Bild 1 Abschnitten eingehalten werden. dargestellten Tragwerkssysteme wurden als Die Pfeiler wurden in 4 bzw. 5 Etappen Hauptträger zwei über drei Felder von je etwa 3,7 m Etappenhöhe durchlaufende Parallel fach werkträger betoniert, und zum Einsatz kam eine gewählt. Ausschlaggebend für die Wahl Kletterschalung des Typs 3-1/vertikale dieses anderem Brückensystems war unter Bretter. die einfache Konstruktion in =¦ Verbindung mit einer wirtschaftlichen Die ursprünglich im Bauprojekt konzipierte Dachform. Flachfundation (Vorteile grosszügiger, günstiger Aushubarbeiten) Die Aufständerung über den Mittelauflagern wurde zu Beginn der Bauphase ermöglichten die für ein solches wegen des starken Wasserandranges geändert. Fachwerk äusserst schlanke Konstruktion Zur Anwendung kamen je 6 Bohrpfähle und bewirkte zusätzlich eine mit einer Länge von 12 bis 14 Reduktion der Stabkräfte im grossen Metern. Dabei zeigte sich, dass eine Mittelfeld. Pfahlfundation in diesem Fall nicht nur l kostengleich zu stehen kam, sondern als ' ' sprichwörtlich massgeschneidert zu Bauprojekt/Beschrieb Tragsystem bezeichnen ist. Bei 4 von 12 Pfeilern wurde eine Sandschicht von 3 bis 6 m Stärke Bild 2. I-förmiges Pfeilerfundament inkl. Die definitive Auftragserteilung erfolgte erst nach mehreren Metern Bohrliefe Pfahlanordnung der 6 Bohrpfähle mit im Frühjahr 1988, nachdem anhand durchbohrt! Von der geologischen Durchmesser 70 cm der ausgearbeiteten Unterlagen des Ausgangslage her war nur mit rein kie-

170 Brückenbau Schweizer Ingenieur und Architekt Nr. 43, 26. Oktober 1989 sigen, eher stark rolligen Bodenverhältnissen zu rechnen. Als Betonfundamentkörper wurde ein Doppel T-Form gewählt, und die Pfahlanordnung ist aus der Skizze (Bild 2) ersichtlich. Im Falle einer fortschreitenden Erosion des Flussbettes und des Freilegens der Pfahl-«Köpfe» inkl. 2 zusätzlicher S° Pfahlmeter wirkt die Konstruktion als eingespannter Rahmen. Dieser sehr geringe Mehraufwand kann als Beitrag im Sinne eines vernünftigen Sicherheitskonzeptes bezeichnet werden. Hammerkopf Bild3. Explosionszeichnung des Bild 4. Isometrie des Untergurtanschlusses in architektonischer Einiges Kopfzerbrechen Untergurtanschlusses. Alle Stahlteile wurden mit Diagonalen, Vertikalpfosten, Hinsicht verursachte der Übergang vormontiert. Nur der Einbau des Gelenkbolzens Fahrbahnquerträgern, Windverband/ zwischen den Beton-Pfeilern und sowie das Vernageln des Gewi-Stählen der Holz-Brücke. Es handelte sich dabei Vertikalpfostens erfolgte bauseils nicht nur um eine rein ingenieurmässi- ge, konstruktive Frage, sondern hat wesentlich die ästhetische Note des Brük- wie auch Zugkräfte über die Nagelplatten kenbauwerks mitbestimmt. und den Gelenkbolzen in den Montage Auf die 80 cm breite Schaftwand wurde Untergurt. Bei Druckanschlüssen über Den Planern war es in der Projektphase ein nur 50 cm breites, 1,2 m hohes und 160 kN erfolgt die Krafteinleitung in darum den offerierenden 5,2 m langes Betonband gesetzt, und den Untergurt über einen Nagelversatzschuh, gegangen, Unternehmern die grösstmögliche Freiheit zwar in Form eines sogenannten welcher in diesem Fall für die Art und Weise der Hammerkopfes. Dadurch konnte eine Anschlusskräfte bis zu 700 kN übertragen Montage und die Wahl der Baustelleninstallation saubere und architektonisch ansprechende kann. Der Gelenkbolzen wirkt immer lassen. Lösung dieses Übergangsproblems nur als Stahl-Stahl-Verbindung. Die zu gefunden werden. Stahlteile sind mit vorgebohrten Rillennägeln Der erste Teil der Konstruktion, bestehend an den Holzteilen befestigt. Je aus Untergurt, Querträger, nach vorhandenen Anschlusskräften Windverband und Koppelpfetten wurde im Konstruktionsbeschreibung variiert die Zahl der Nägel. Die so Simmebett abgebunden, und zwar in 3 Holztragwerk im Brückenoberbau ausgeführten Knoten entsprechen den in Teilen von je etwa 36 m Länge. Mittels Haupltrag-ZNebentragsysteme, der Berechnung angenommenen Pneukran von 175 Tonnen Tragkraft Verbände: idealgelenkigen Anschlüssen ziemlich wurden die bis zu 14 Tonnen schweren genau. Aussenpartien auf Widerlager/Pfeiler 2 im Abstand 4,40 Hauptträger von m gehievt und das etwa 12 Tonnen schwere überspannen 3 Felder 27-54-27 m Auf der Baustelle war es dadurch möglich, von Mittelstück mit 2 bis 3 cm Spiel an Stützweite. Um den Aufwand die nur Kontaktstösse. Gelenkbolzen für den Enden exakt eingepasst und Verbindungsmittel zu minimieren, und Nägel zu setzen. Der totale eingehängt. Der erste Brückenschlag - wurde ein Druck-Streben-Fachwerk Aufwand für sämtliche Stahlteile inkl. rund Hochziehen, Positionieren und Montagebefestigungen gewählt. Aus den verschiedenen Laslfäl- 45 000 Nägel betrug ungefähr 7 Tonnen. - war in weniger als 3 Stunden len sich Wechselbeanspruchungen ergaben ausgeführt. in den Stäben, und mit dem Die stalische Höhe beträgt im Zwei aus drei verdübelten gewählten Verbindungsmiltelsystem Feldquerschnitt 2,94 m und über den Pfeilern je Baumstämmen Stützen konnten diese Kräfle einfach das Doppelte. zusammengesetzte Untergurten angeschlossen werden. wurden im Mittelfeld bei beiden Die Fahrbahn hat folgenden Aufbau: sowohl für die provisorische Unter- und Obergurt in BSH 200/700 - Je 2 Fahrbahnquerträger im Abstand Abstützung (solange, bis die Tragfähigkeit laufen Pfosten und Streben wurden durch, von 6,75 m aus BSH der Fachwerke wirksam wurde), als als ideal-gelenkig angeschlossen 6 auch für die Überhöhung von etwa gerechnet. In Bild 3 und 4 wird anhand - Koppelpfetlen aus Kantholz 10 cm ausgeführt. eines weitgehend standardisierten Kno- - Bohlenbelag. 5 cm stark, in Lärche. Ein grossflächiges Sicherheitsnetz unter tendelails für Unter- und Obergurtan- Das Aussteifungskonzept beruht auf dem Brückenoberbau gewährleistete schluss die praktische Lösung nur einem Windverband in der versinnbildlicht. die erforderliche Sicherheit für Fahrbahnebene, um einen meist zu Zimmerleute und Dachdecker bis zur An den ist ein aus monumental ausfallenden Windrahmen Untergurten am Fertigstellung des Bauwerkes. Nagelblechen zusammengeschweisstes Stahlteil Eingang der Brücke oder in den mit zentraler Bohrung für die Pfeilerbereichen zu vermeiden. Die Windla- Aufnahme eines Gelenkbolzens angenagelt. sten werden vom Dach über Rahmen Lösungswahl der konstruktiven Er überträgt die Kraft aus dem mit Kopfbändern in die Fahrbahnebene Elemente Querträger über das Blech in den geleitet und durch einen horizontalen, vertikalen Pfosten oder über den Gelenkbolzen über die drei Felder durchlaufenden Durch die vorgegebenen funktionellen in die Diagonale. Der Teil Fachwerkverband mit Druckdiagonalen, Randbedingungen wurde eine übernimmt ausserdem Kräfte aus den welche als Nebenträger bereits Holzbrücke mit Dach gewählt, wobei die Zugstangen des Horizontalverbandes und vorhanden sind, und mit Zugdiagonalen Leichtigkeit der Konstruktion durch überträgt sie auf den Untergurt. Die aus Gewi-Stählen über das Andreaskreuz freie Ausblick möglich keil und hohem Diagonalen übergeben sowohl Druck- in den Hammerkopf eingeleitet. Belichlungsgrad dem Begchcrder Brük-

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V*. Bild 5. Eines der vier auskragenden Obergurtenden mit je Bild 6. Bewusst gewählte Konstruktionsdetails in Form von einer Kragarmlänge von 2,2 bzw. 4,4 m jalousieartiger Brüstung, breitem Vordach und abgedeckter Raute im Pfeilerbereich ke keine negativen psychologischen das eine gleichmässige Ausleuchtung Landschaft. Dieser Durchblick auf den Empfindungen wie Röhrencharakter, des Innenraumes der Brücke erwirkt, Fluss ist ein Unterscheidungsmerkmal zu hohe Geschlossenheit, oder Angstgefühle des weiteren durch die jalousienförmi- zu bisherigen Brücken. vor der Höhe über dem Tal ge Anordnung der Aussenverkleidung/ Der konstruktive Holzschutz wurde vermitteln sollen. Dies wurde einmal in einem Brüstung Verbindung mit durch den 1,5 m breiten Dachvorsprung, durch ein Lichtband im Dach erreicht, grosszügigen Ausblick auf die herrliche durch die jalousettenartige Brüstung und die Vertikalverkleidung der Aufständerung konsequent durchgeführt.

_.' j: f 1 | l ¦.' q '.Ì Alle Konstruktionsteile sind somit vor schädigenden Einflüssen durch Witterung geschützt (Bilder 6-9).

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Materialkontrolle/Holzsortierung ».

Der Bauherr ermöglichte es, einzelne Bauteile so die hoch auf Druck sCX' Tj, - beanspruchten Verbundquerschnitte der hahrbahn Druckdiagonalen - im Versuch zu 1 überprüfen. Dies ergab einerseits eine Kontrolle der Güteklasse des Holzes, anderseits stellten sich durch die Vergütung 0_jn des Brettschichtholzquerschnittes n mit zwei aufgeleimten Furnierschichtholzlamellen «Kerto» sehr hohe Steifigkeiten heraus (welche jedoch nach den geltenden Normen noch nicht in Bild 7. Brückenquerschnitt im Feld Rechnung gesetzt werden konnten).

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Die Kantholzdurchlaufträger der Fahrbahn wurden als Durchlaufkoppelpfet- ten konzipiert, und hier wurde zum ersten Mal nicht nach der probabilisti- • schen, der Handelsware entsprechenden Zufälligkeit der Festigkeiten sortiert. Unter Anwendung einer deterministischen Methode (z.B. Ultraschall) wurden für die beiden Randfelder aus 96 Pfetten 12 Stück mit höheren E-Mo- duln (von über 14,7 kN/mm2) herausgesucht und zur Verwendung bereitgestellt, '' d.h. sie wurden an den beiden .-' « Randfeldern, wo höhere Belastungen auftreten, eingebaut. Dank den höheren Festigkeiten besteht kein Sicherheitsproblem, ausserdem war die ^ Bestellung nur einer Querschnittsgrösse erforderlich. Dies entspricht einer neuen Sortierphilosophie, welche dem Ingenieur erlaubt, vorhandene Qualität gezielter auszunützen und einzusetzen - ein kleiner Beitrag im Sinne von Bild 8. Ausdrucksstarke Brückenästhefik - im erhellten Inneren durch das einfallende Fortschritt im Holzbau. Licht aus dem Acryl-Lichtband und von den Seiten her durch transparentes Brüstungsgeländer

Schwingungsprobleme vor. Die Ergebnisse dieser vorläufigen können. Daher werden ergänzende Was die Schwingungsuntersuchungen theoretischen Berechnung basieren auf Schwingungsmessungen durchgeführt, betrifft, liegt im Moment ein erster verschiedenen Annahmen, so dass sich und nach Vorliegen dieser Werte kann Nachweis der dynamischen Beanspruchung die wirkliche Eigenfrequenz und erst entschieden werden, ob der Einbau der Holzbrückenkonstruktion Dämpfung von den berechneten Werten von Schwingungstilgern erforderlich ist auf Basis der Methode Finite Elemente noch unterschiedlich auswirken oder nicht.

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Bild 9. über 20 m hoch überspannt die in den Wald eingebettete Brücke die Simme

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Objektdaten Zusammenfassung Bauherrschaft: Tiefbauamt des Kantons Bern, vertreten durch den Oberingenieurkreis I, Prof. Fritz Leonhard, Stuttgart, schrieb: Planungs-/Ausführungsphase : «Brücken haben stets eine gewisse 1984 Erarbeitung einer Vorstudie durch das Ingenieurbüro Gärtl AG Faszination auf Menschen ausgeübt.» Bei 1986 Auftrag für das Vorprojekt an die Ingenieurarbeitsgemeinschaft Gärtl AG/Bois diesem Brückenbauwerk ist die richtige Consult Natterer SA Wahl und der Einsatz von Beton und Plangenehmigung: August 1987 Holz in vielleicht idealer Form gefunden 1988 Baubeginn: September worden. Beide Werkstoffe konnten Eröffnung: August 1989 an dem speziellen Verwendungsort Konstruktionsdaten entsprechend dem heutigen Stand der Holzkonstruktion : Technik und den erst jüngst gewonnenen Länge: 108 m über 3 Felder (27-54-27 m) Erkenntnissen bestens eingesetzt Pfosten und Gesperre: bilden einen Rahmen aus Kantholz. Die Windkräfte werden in werden. den unter der Fahrbahn liegenden, mit Gewi-Gestängen versteiften Horizontalträger Diese neue Holzbrücke wurde nicht abgeleitet. Pfostenabstand: 6,75 m nur tragfähig und optimal wirtschaftlich Obergurt und Untergurt: 200/700 mm in Brettschichtholz (aus dem Berner Wald) konstruiert, sondern dürfte sich Streben: 240/360 mm in Brettschichtholz und aufgedübelten Flanschen in Kerto 63/400 eines Tages harmonisch in ihre Umgebung bzw. 75/400 mm einfügen. Ohne Zweifel war es Nagelversatzschuh: entwickelt von der EPF Lausanne zur Aufnahme grosser Kräfte eine faszinierende und aussergewöhnliche (über 701 Druck) Aufgabe für die Projektverfasser Brückenbelag: Lärchenbohlen 50 mm stark, durchlüftet, Höhe etwa 23 m über Grund dieses Bauwerkes, und sie hoffen, dass Vordach: 1,50 m mit dieser Brückenkonstruktion die Lichtband: Doppelstegelemente Plexiglas. Länge 95 m, Spannweite 1,25 m Tradition der jahrhundertealten Baukunst der Schweiz Dacheindeckung:Titanzinkblech (Rheinzink) 0,7 mm stark, unterlüftet, Bretter-Lattung, würdig fortgesetzt Neigung 6° wird. Brüstung mit Lamellen: Wetterschutz, Durchlüftung. Rautenförmige Schalung über den Pfeilern als Wetterschutz und Gestaltungselement Adressen der Verfasser: Karl Gärtl. dipi. Kein chemischer Holzschutz! Bauing. SIA, Ing. Büro Gärtl AG, Fliederweg 73, 3138 Uetendorf, Konrad Merz. Bauing. Betonkonstruktion: HTL, Bois Consult Natterer SA. 1163 Pfeiler in Beton: Querschnitt 80/300 cm. Höhe 16 und 19 m, Rohe Bretterschalung Etoy und Prof. Julius Natterer. dipi. Bauing. Fundation: auf je 6 Ortsbetonpfählen, 10-14 m tief. Durchmesser 70 cm SIA. Lehrstuhl für Holzbau. EPFL-Ibois, 1015 Lausanne.

Mit den zwei «Strassentunneln im Zuge Moderner Strassentunnelbau der Westlangente Bochum» befasste sich Dr.-Ing. D. Handke, Bochum. Das Das 6. Kolloquium für Bauverfahrenstechnik des Instituts für Konstruktiven 600 m lange, vierspurige Tunnelbauwerk Ingenieurbau und zugleich Seminar der Vereinigung der Strassen- im Bereich der Hattinger Strasse und Verkehrsingenieure (VSVI) fand am 16. Februar 1989 an der liegt in einem dichlbebauten Geschäftsund Ruhr-Universität Bochum statt; dabei tauschten über 400 Fachleute ihre Wohngebiet mit bis fünfstöckiger bei «der Planung und beim Bau von Strassentunneln in bergmännischer Bebauung. Es hat zwei Röhren (100 m2) und offener Bauweise» gemachten Erfahrungen aus. Dem Ingenieur mit nur 2 bis 10 m Überdeckung und 6 wurde gezeigt, wie noch zu bauende Strassentunnel städtebaulich, bis 16 m gegenseitigem Abstand. Sie landschaftlich und ökologisch verträglich - also umweltgerecht und von wurden in den Anfahrbereichen in der den Bürgern akzeptiert - und letztlich wirtschaftlich zu planen und zu «Kärntner Deckelbauweise» erstellt, verwirklichen sind. im übrigen Bereich bergmännisch in Spritzbetonbauweise mit voreilendem Firstslollen in Teilquerschnitten Bergmännische Bauweise aber auf die Querschniltsgestaltung unter aufgefahren und zweischalig mit Über «die Bauverfahren als Grundlage Berücksichtigung der mittragenden wasserundurchlässigem Beton als Innenschale für die Machbarkeit von Strassentunneln Wirkung des Gebirges und die Abhängigkeil ausgeführt. Das Unlerfahrungsbau- in bergmännischer Bauweise» des Bauverfahrens für die werk der fünfgleisigcn Eisenbahnstrck- brachte Prof. Dr.-Ing. B. Maidl, bergmännische Auffahrung von den Ge- ke Essen-Dortmund sollte wegen der Bochum, Einzelheiten über den Felstunnelbau birgsklassen. Danach ist für die geringen Überdeckung von rund 2,0 m mit Spritzbelonsicherung [1,2] Planung von Tunnelbauwerken der und Aufrechterhaltung des Fahrbetriebs und maschinelle Vortriebe; so hat man Schwerpunkt auf Machbarkeit, Bauverfahren (350 Züge/Tag) in mehreren Ein- in lapan mit dem Multi-Face-Schild und Bauvertrag [4] zu legen, zclqucrschnitten in Spritzbetonbauweise mehrere Röhren gleichzeitig aufgefahren nicht so sehr auf ins Einzelne gehende im Schutze von Jet-Grouting-Gewöl- [3]. Eingegangen wurde besonders Tragsicherheilsnachwei.se [5, 6]. ben hergestellt werden:ausgeführt wur-

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