Stiftung Kreditwirtschaft

Berichte und Informationen 2018

Heft 37

STIFTUNG KREDITWIRTSCHAFT

AN DER UNIVERSITÄT HOHENHEIM

BERICHTE UND INFORMATIONEN

2018

Stiftung zur Förderung von Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Kreditwirtschaft an der Universität Hohenheim

Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim

Schloss Hohenheim (Osthof-Nord) 70599 Telefon: 0711/459-22900/-22903 Fax: 0711/459-23448

E-Mail: [email protected] [email protected] Homepage: www.stiftung-kreditwirtschaft.de Herausgeber: Prof. Dr. Hans-Peter Burghof Facebook: Stiftung Kreditwirtschaft Redaktion: Marcel Gehrung, M.Sc., Luisa Staudenmaier, B.A. cand. INHALT

Geleitwort 1 modelle der Volksbanken und Raiffeisenbanken 26 Bericht des Kuratoriums 3 in Deutschland“ Gastvortrag von Thomas Steg- Kuratoren & Förderkreis 4 mülller „Gewinn- und Kapitallücken in einem sich verän- dernden europäischen Bankwesen“Gastvortrag 27 Lehre von Prof. Dr. Stefan Kirmße Bausparsymposium 2018 Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und 6 29 Finanzdienstleistungen Lehrveranstaltungsübersicht 7 Gastvorträge Preisverleihung für die Gewinner der Handelssi- 8 mulation „Zwischen Niedrigzins und Anleihenkäufe - Steckt 34 Bachelor-Seminar „Information in Financial Mar- 8 die europäische Geldpolitik in einer Sackgasse?“- kets” 9 Sabine Lautenschläger Master-Seminar -Financial Stability: Political and „Geschäftsmodell einer überregionalen Genos- 35 Structural Dimensions 9 senschaftsbank“- Prof. Dr. Wolfgang Müller Securities Portfolio 10 „Zwischen Virtualität und Virtuosität – Banken 37 Trading system 11 und Zentralbanken im digitalen Zeitalter“- Carl- Ludwig Thiele „News im Sekundentakt – Brauchen Anleger Zei- 38 Forschung tungen überhaupt noch?“-Claus Döring „Kundenbeziehungen neu gestalten – Finanz- 40 4th Finance Workshop dienstleistungen im digitalen Zeitalter“-Reinhard Doktorandenseminar des Lehrstuls Bankwirt- 12 Klein schaft und Finanzdienstleistungen in Leutstetten 13 HVB Doktorandenseminar Süddeutschland in Riederau am Ammersee 14 Bericht Abschlussworkshop „Finanzsysteme als Aktivitäten des Lehrstuhls Teil des Modells Deutschland“ 15 43 Forschungsaufenthalt in Straßburg Eisstockschießen 2018 44 16 26. Hohenheimer Staffellauf 44 Alumni- Treffen 2018 Stuttgart Financial Studentische Aktivitäten Aktivitätsbericht 45 Jahresbericht des Junior Business Teams 46 Forschungsstelle Börsenhandel 18 Jahresbericht des Kreditwirtschaftlichen Collo- quiums Hohenheim Jahresbericht der Forschungsstelle Börsenhan- del 200 Jahre Universität Hohenheim 23 49 Stiftung Kreditwirtschaft: Agieren im Netzwerk 55 Zusammenarbeit mit der Praxis Feierliche Pflanzaktion des Jubiläumsbaumes 56 „Aktuelle Situation an den Kredit- und Zinsmärkten“ Nachrichten Gastvortrag von Eleftherios Delisavvidis 25 57 „Key Challanges in the Financing Sector“ Termine Gastvortrag von Joachim Erdle 25

„Aktuelle Veränderung der regionalen Geschäfts- GELEITWORT

Das ganze Jahr über wurde verhandelt, aber eine Vereinbarung über die Modalitäten des Brexit steht, zumindest zum heutigen Zeitpunkt noch aus. Wie immer diese aussieht: Ein tiefer Graben geht damit durch die europäi-sche Staatenwelt, und es ist leider nicht der einzige. Selten durfte die Rückkehr zur „gu- ten alten Zeit“ weniger begrüßenswert sein als bei diesen fatalen Rückschritten in längst überwunden geglaubte Kategorien des nationa-len Eigennutzes. Mit Blick auf die Finanzindustrie ist dabei die Tren- nung vom Finanzplatz London wohl der tiefste Ein- schnitt. Der Verlust des unmittelbaren Zugangs zum führenden Finanzplatz der Welt mindert die Wett- bewerbsfähigkeit Europas, schleichend zwar, aber deswegen nicht weniger signifikant. Dabei war die Bezie-hung zu Großbritannien und zum zugehörigen „Kronbesitz“ (Kanalinseln, Isle of Man) wegen der dort ausgeüb-ten Steuer- und Regulierungsarbitrage alles andere als erfreulich. Doch nun muss Großbri- tannien die aus dem Brexit resultierenden Nachteile Prof. Dr. Hans-Peter Burghof für die Wirtschaft und den Finanzplatz kompensieren. Es steht zu befürchten, dass dies über eine Politik zu 1818 wurde in Hohen-heim mit wenigen Studieren- Lasten der Systemsicherheit und der Steuereinnah- den und Professoren eine „Landwirtschaftliche Un- men der europäischen Nachbarn geschehen wird. terrichts-, Versuchs- und Muster-anstalt“ gegründet. Ein großes Risiko stellt in dieser neuen Welt der Universität ist Hohenheim seit 1967, und die Fakultät Nationalstaaten die sich verschlechternde Koope- für Wirtschaftswissenschaften existiert seit 1968 als rationsfähigkeit dar. In der Finanzkrise von 2007/08 Ausgründung der Agrarökonomie. Von dort ist es ein haben die entwickelten Länder immerhin zusammen- weiter Weg zur heutigen Fakultät für Wirt-schafts- gearbeitet, um Krise einzudämmen und ihre Folgen und Sozialwissenschaften, die mit über 5.000 Studie- in den Griff zu bekommen. Ob dies wieder möglich renden und 45 Professuren heute eine der größten wäre erscheint zweifelhaft. Dabei sind die Rahmen- universitären Wirtschaftsfakultäten in Deutschland bedingungen für krisenhafte Zuspitzungen auf den ist. Den Lehrstuhl für Kreditwirtschaft, heute für Finanzmärkten durchaus gegeben. Die Politik des Bankwirt-schaft und Finanzdienstleistungen, gibt es billigen Geldes wird zumindest in der Europäischen übrigens seit 1977, die Stiftung Kreditwirtschaft seit Union aufrechterhalten. Die Verschuldung der Un- 1981. Zu deren Geschichte habe ich einen kleinen ternehmen und Staaten ist höher als jemals zuvor. Beitrag für die Festschrift der Universität zu ihrem Einige Länder Europas und die USA setzen auf nied- 200jährigen Jubiläum verfasst, diesen finden Sie auf rigere Steuern und höhere Ausgaben und strapazie- Seite 49. ren damit das Vertrauen der Finanzmärkte. Und die Emerging Marktes scheinen sich schon jetzt in eine Seit Juli 2018 wird das Lehrstuhlteam von Herrn Jan ausgewachsene Krise hinein zu bewegen. Damit soll Swiatkowski unterstützt. Herr Swiatkowski erwarb keine globale Fi-nanzmarktkrise herbeigeredet wer- seinen Bachelorabschluss als Wirtschaftsingenieur den. Aber es wird deutlich, dass die Gefahr gewach- an der Hochschule Esslingen, bevor er seinen Mas- sen ist und man gut daran täte, sich einer solchen terabschluss im Studiengang Financial Management Herausforderung gemeinsam und koordiniert zu stel- mit den Schwerpunkten Banking und Controlling len. an der Universität Hohenheim erfolgreich beende- Über den wirtschaftlichen Sorgen und Risiken soll- te. Praxiserfahrung sammelte er während Praktika te man nicht übergehen wenn etwas zu feiern gibt: im Consulting der KPMG AG und im Controlling der Die Univer-sität wird in diesem Jahr 200 Jahre alt! Robert Bosch GmbH. Außerdem war er als Werks- Auch dies ist natürlich eine Frage der Sichtweise: student bei der BearingPoint GmbH und der Deut-

1 2 GELEITWORT

schen Bahn AG tätig. Internationale Erfahrungen Vorstandsvorsitzender der BBBank eG, Carl-Ludwig konnte Herr Swiatkowski bei beruflichen und studen- Thiele, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bun- tischen Aufenthalten in Schweden, Kuba und Thai- desbank, Claus Döring, Chefredakteur der Börsen- land sammeln. Herr Fecker unterstützt die Lehre des Zeitung, sowie Reinhard Klein, Vorsitzender des Lehrstuhls durch die Betreuung von Abschluss- und Vorstandes der Bausparkasse Schwäbisch-Hall AG. Seminararbeiten, sowie den Vorlesungen „Theory oft Die Vorträge setzten sich diesmal insbesondere mit he Firm“ und „Theory of Debt“. Seine Forschungs- den Herausforderungen der Digitalisierung für die schwerpunkte liegen im Bereich der Blockchain und Bankenwelt auseinander. Von der Perspektive der von Kryptowährungen. Zentralbanken, über die Verarbeitung von Neuigkei- ten im Markt, bis hin zur Gestaltung von Kundenbe- Bei der Finanzplatzinitative Stuttgart Financial stand ziehungen im digitalen Zeitalter, deckten die Redner das Jahr 2018 im Zeichen eines Führungswechsels. ein breites Spektrum dieses Themengebiets ab. De- Bereits im Herbst 2017 wurde Dr. Marc Mehlhorn taillierte Berichte dazu finden Sie wie immer ab Seite neuer Leiter der Finanzplatzinitative. Sein Vorgänger 34. Dr. Ulli Spankowski wurde zum Geschäftsführer der Boerse Stuttgart Digital Ventures GmbH berufen und Im kommenden Wintersemester konnten wir wieder ebnete dadurch den Weg für Herrn Mehlhorn, der be- mehrere renommierte Redner für die Vortragsreihe reits seit 2016 im Bereich Forschung und Bildung von gewinnen. Prof. Dr. Martin Hellwig, Director (em.) des Stuttgart Financial tätig war. Die Aktivitäten von Stutt- Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemein- gart Financial blieben aber natürlich weiterhin ihrem schaftsgütern, Prof. Dr. Ewald Nowotny, Gouverneur Profil treu und umfassen weiterhin die Durchführung der Oesterreichischen Nationalbank, sowie Dr. Chris- von Netzwerk- und Weiterbildungsveranstaltungen, tian Kames, Leiter Investment Banking Deutschland Bereitstellung finanzplatzrelevanter Daten, Bildungs- bei JP Morgan, werden die Universität Hohenheim und Forschungsprojekten, Unterstützung der Venture mit Gastvorträgen besuchen. Eine gesonderte Einla- Capital- und Gründerszene in Baden-Württemberg, dung erhalten Sie wie gewohnt. Ich würde mich sehr sowie Standortmarketing für einen der am besten di- freuen, wenn unsere Vortragsreihe auch weiterhin versifizierten Finanzstandorte Deutschlands. Durch auf so reges Interesse stößt und ich Sie bald wieder Veranstaltungen wie den Finanzplatzgipfel in Neuen in Hohenheim begrüßen darf. Schloss Hohenheim, die Bausparkassen-Lounge bei der LBS Südwest oder die FinTech Days 2017 stärkt Hohenheim, im Oktober 2018 Stuttgart Financial weiterhin des Profil des Börsen- Prof. Dr. Hans-Peter Burghof platzes bundesweit. Initativen für Schüler und Stu- denten waren aber genauso Teil des Programms 2018 mit den sehr beliebten Financial Career Rec- ruiting Days oder der Eröffnung von vier Mathe.Ent- decker Pfaden „Rund um die Börse Stuttgart“ um die für die Finanzwirtschaft unerlässliche Mathematik an Schulen zu fördern. Weitere Informationen zu diesen Events und weiteren Tätigkeitsfelder von Stuttgart Fi- nancial wie zum Beispiel dem Versicherungsforum, dem Bioökonomie Forum „Green Growth“ oder neu- en Entwicklungen bei der Start-Up-Plattform „Ventu- reZphere“ finden Sie wie gewohnt ab Seite 18.

In unserer Vortragsreihe durften wir auch im ver- gangen akademischen Jahr weitere hochrangige Referenten als Gäste an der Universität Hohen- heim begrüßen: Sabine Lautenschläger, Member oft he Executive Board & Vice-Chair of the Super- visory Board der EZB, Prof. Dr. Wolfgang Müller,

2 BERICHT DES KURATORIUM

Die 39. ordentliche Sitzung des Kuratoriums fand am 15. November 2017 im ehemali- gen Herzoglichen Arbeitszimmer der Universität Hohenheim statt. Die Tagesordnung umfasste Punkte zur Haushaltssituation der Stiftung, zum Mitglie- derbestand sowie zum Arbeitsprogramm für 2017/2018. Haushaltsbericht Zustimmung und Anerkennung. Besonders wird die Entwicklung des Promotionskolleg Finance an Der Haushaltsbericht zum 31. Dezember 2016 wur- der Universität Hohenheim unterstützt. Die Stiftung de vom Kuratorium zustimmend zur Kenntnis ge- Kreditwirtschaft richtete zum vierten Mal den Hohen- nommen. Ein sachgerechter und sparsamer Mitte- heim Finance Workshop aus, der seit 2015 in das leinsatz wurde verdeutlicht. Promotionskolleg eingebunden ist. Im Rahmen der Abschlussprüfung des Universitäts- Außerdem konnte das erste Hohenheimer Bauspar- bundes wurde auch der Rechnungsabschluss 2016 symposium 2018 im Schloss Hohenheim veranstal- der Stiftung Kreditwirtschaft geprüft. Wie in den Vor- tet werden. Zusammen mit der Unternehmensbera- jahren ergaben sich von Seiten des Prüfers keine tung zeb und der Bausparkasse Wüstenrot, wurde Beanstandungen. so ein Branchentreff für die Institute und Mitglieder Auch der Bericht über die Haushaltssituation der Stif- der Bausparindustrie geschaffen. tung per 30. September 2017 wurde den Kuratoren durch Herrn Prof. Dr. Hans-Peter Burghof vorgelegt. Zusammensetzung des Kuratoriums Dem Haushaltsplan für 2018 stimmte das Kuratori- um einstimmig zu. In das Kuratorium der Stiftung Kreditwirtschaft wie- Der finanzielle Beitrag der Stiftungsmitglieder zur dergewählt wurde Heiko Then von der UniCredit Förderung der Lehre und Forschung ist von großer Bank AG. Aus dem Kuratorium ausgeschieden ist Bedeutung. Nationale und internationale Konfe- Dr. Martin Setzer von der LBBW. Gerne schauen wir renzteilnahmen können dadurch ebenso gefördert auf die hervorragende Zusammenarbeit mit Herrn werden wie studentische Exkursionen oder Veran- Dr. Setzer zurück und bedanken uns für sein lang- staltungen für die Doktoranden und Doktorandinnen jähriges Engagement in der Stiftung Kreditwirtschaft. des Instituts für Financial Management. Wie in den Vorjahren wurde zudem der Universitätsbibliothek Dr. Roman Glaser, ein bedeutender Betrag zum Erwerb von bankwirt- Vorsitzender schaftlicher Fachliteratur sowie Fachdatenbanken für Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter zur Verfügung gestellt.

Mitgliederbestand

Die Zahl der aktiven Förderer der Stiftung beträgt aktuell 102. Die Stiftung wird ihre Anstrengungen fortsetzen, neue Förderer zu akquirieren. Die tatkräf- tige Unterstützung der Kuratoren für die Gewinnung neuer Mitglieder spielt dabei eine bedeutende Rolle und ist sehr willkommen.

Arbeitsprogramm 2017/2018

Im Anschluss an die Kuratoriumssitzung berichtete Herr Prof. Dr. Hans-Peter Burghof in der Mitglieder- versammlung über aktuelle und zukünftige Arbeits- felder der Stiftung Kreditwirtschaft. Die Ausführun- gen fanden beim Kuratorium und den Mitgliedern

3 4 FÖRDERKREIS

Kuratoren

Das Kuratorium der Stiftung Kreditwirtschaft besteht aktuell aus elf vom Förderkreis gewählten Personen, sowie dem Geschäftsführer, Herrn Prof. Dr. Burghof.

Dr. Roman Glaser Peter Schneider Thomas Keller Dr. Volker (Vorsitzender) Gerstenmaier

Bernd Hertweck Dr. Heinz-Werner Michael Marbler Heiko Then Schulte

Dr. Michael Völter Prof. Dr. Johann Jürgen Heinrich von Stein Zachmann Förderkreis

Dem Förderkreis der Stiftung Kreditwirtschaft gehören zur Zeit 102 Banken, andere Wirtschaftsunternehmungen, Freiberufler, Wissenschaftler und Privatpersonen an.

1 4P Consulting GmbH 10 BHF- Bank AG 2 BBBank eG 11 Boerse Stuttgart GmbH 3 B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA 12 Bürgschaftsbank 4 Bank Julius Bär (Deutschland) AG 13 BWGV Baden-Württembergischer Genossen- 5 Bankhaus Bauer AG schaftsverband e.V. 6 Bankhaus Ellwanger & Geiger 14 CMS Hasche Sigle PG v. RA u. StB mbB 7 Bansbach GmbH 15 Commerzbank AG, Filiale Stuttgart 8 Bausparkasse Schwäbisch Hall AG 16 CreditPlus Bank AG 9 Bernhauser Bank eG 17 Deloitte & Touche GmbH

4 FÖRDERKREIS

18 Deutsche Bank AG 65 Sparkasse Tauberfranken 19 Deutsche Bundesbank Hauptverwaltung Stutt- 66 Sparkasse Ulm gart 67 Sparkassenverband Baden-Württemberg 20 Deutscher Sparkassenverlag GmbH 68 Steinbrenner, Prof. Dr. Peter 21 Echterdinger Bank eG 69 Stiftung Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg 22 Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsge- 70 Südwestbank AG sellschaft 71 SV Holding Baden-Württemberg AG 23 Escher-Weingart, Prof. Dr. Christina 72 Tresides Asset Management GmbH 24 Geiger, Gerd 73 UBS Deutschland AG 25 Graf Kanitz, Schüppen & Partner 74 Unicredit Bank AG 26 Graf, Franz 75 VBU Volksbank im Unterland eG 27 Hachmeister, Prof. Dr. Dirk 76 Vereinigte Volksbank AG 28 Heidenheimer Volksbank eG 77 Volksbank Backnang eG 29 Hohenzollerische Landesb. - KSK Sigmaringen 78 Volksbank Esslingen eG 30 Horváth AG 79 Volksbank Filder eG 31 ING DiBa AG 80 Volksbank Göppingen eG 32 KOMM Investment & Anlagenvermittlungs 81 Volksbank Herrenberg-Nagoldtal-Rottenburg eG GmbH 82 Volksbank Kirchheim-Nürtingen eG 33 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 83 Volksbank Laichinger Alb eG 34 Kreissparkasse Biberach (Stiftung BC) 84 Volksbank Ludwigsburg eG 35 Kreissparkasse Böblingen 85 Volksbank Pforzheim 36 Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen 86 Volksbank Plochingen eG 37 Kreissparkasse Freudenstadt 87 Volksbank Reutlingen eG 38 Kreissparkasse Göppingen 88 Volksbank Schwäbisch Gmünd eG 39 Kreissparkasse Heilbronn 89 Volksbank Strohgäu eG 40 Kreissparkasse Ludwigsburg 90 Volksbank Stuttgart eG 41 Kreissparkasse Ostalb 91 Volksbank Tübingen eG 42 Kreissparkasse Ravensburg 92 Volksbank Welzheim eG 43 Kreissparkasse Reutlingen 93 Volksbank Zuffenhausen eG 44 Kreissparkasse Rottweil 94 von Stein, Prof. Dr. Johann Heinrich 45 Kreissparkasse Tübingen 95 VR Bank Aalen eG 46 Kreissparkasse Tuttlingen 96 VR Bank Hohenneuffen-Teck eG 47 Kreissparkasse Waiblingen 97 VR-Bank Asperg-Markgröningen eG 48 Landesbank Baden-Württemberg 98 VR-Bank Ellwangen eG 49 Landesbausparkasse Baden-Württemberg 99 Walser Privatbank AG 50 L-Bank 100 Wissenschaftsförderung der Sparkassen- Fi- 51 Management Partner GmbH nanzgruppe e.V. 52 R+V Allgemeine Versicherung AG 101 Wüstenrot & Württembergische AG 53 Raiffeisenbank im Kreis Calw eG 102 PSD Bank RheinNeackarSaar 54 Raiffeisenbank Mutlangen eG 55 Raiffeisenbank Wangen eG 56 Rechtsanwälte Gleiss Lutz 57 Rechtsanwälte Haver & Mailänder 58 Sand und Schott GmbH 59 Schmutz, Dipl.Kfm. Joachim 60 SCHUFA Holding AG 61 Schwäbische Bank AG 62 Sparda-Bank Baden-Württemberg eG 63 Sparkasse Hohenlohekreis 64 Sparkasse Pforzheim-Calw

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Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen

Der Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen besteht - neben Prof. Burghof sowie Jutta Schönfuß und Barbara Speh-Freidank - aktuell aus sieben Dokto- randen.

Prof. Dr. Hans-Peter Burghof Jutta Schönfuß, Barbara Speh-Freidank

Achim Fecker Marcel Gehrung Carolin Hartmann Saeed Jamshidi

Stefan Nothacker Daniel Alexander Schmidt Jan Swiatkowski

6 LEHRE

Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und Finanz- dienstleistungen

Sommersemseter 2018

Bachelorveranstaltungen

Seminar „Information in Financial Markets“

Masterveranstaltungen

Theory of Debt & Bank Lending

Financial Intermediation

Doktorandenveranstaltungen

Doktorandenkolloqium

Wintersemester 2018/2019

Forschung Schnuppern- Bitcoin &Co.

Bachelorveranstaltungen

Bankmanagement Fr., 10-14 Uhr, HS 6

Masterveranstaltungen

Theory of the Firm & Corporate Governance Do., 10-14 Uhr, HS 9

Masterseminar Finance in Obscurity Mi., 16-18

Derivatives -geblockt-

Doktorandenveranstaltungen

Doktorandenkolloquium - geblockt -

Brown Bag Seminar -geblockt-

Master- und Bachelorarbeiten - nach Vereinbarung -

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Preisverleihung für die Gewin- Anlage von Geldern verfolgt sind, neben Unabhän- ner der Handelssimulation mit gigkeit und Individuellem Research, gerade das Risi- Trendfolgesystemen durch die komanagement. Durch von Smart-Invest selbst entwi- Smart-Invest GmbH ckelte Indikatoren um Rezessionen vorauszusagen, schaffen sie es mit ihren Fonds nicht nur höhere Ren- Am 6. Dezember fand die Preisverleihung diten zu erzielen, sondern vor allem auch die Volatilität für die Gewinner des Wettbewerbs „Quan- im Vergleich zu verschiedenen Indizes zu reduzieren. titative Handelssimulation mit Trendfol- Auf die verschiedenen Arten zu investieren ging gesystemen 2017“, die im Rahmen der dann Herr Brucker, Teamleiter Asset Management Vorlesung Portfolio Management durch- bei Smart-Invest, ein. Herr Brucker erklärte die An- geführt wird, statt. Verliehen wurden die lage von Geldern auf dem Tagesgeldkonto, in An- Preise wie jedes Jahr durch Herrn Dr. leihen, Gold und Kryptowährungen. Während das Max Schott von Smart-Invest Asset Ma- Tagesgeld genauso wie Anleihen zurzeit sehr ge- nagement aus Stuttgart. ringe Verzinsung bieten sind Anlagen in Gold oder Kryptowährungen oft sehr volatil. Auf lange Sicht Die Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs muss- wurde deutlich, dass die beste Anlage Aktien sind. ten dieses Jahr nur zu Beginn der Handelsperiode am 15. Dezember 2016 den gehandelten „Emerging Durch das Aufzeigen von Zu- und Abflüssen in Ak- Market Fund“ kaufen und bis zum Ende des Wettbe- tien während verschiedener wirtschaftlicher Phasen werbs am 14. Oktober 2017 halten um zu gewinnen. wurde deutlich, dass sich Anleger oft sehr zyklisch Durch diese Strategie konnte eine Rendite von unge- verhalten. Das aktive Management von Smart-Invest fähr 16 Prozent erzielt werden. Wie jedes Jahr, war verbindet die Anlage in Aktien mit aktivem Risikoma- es Aufgabe der Studenten ein Algorithmus zu entwi- nagement um genau dieses zyklische Anlegerverhal- ckeln, der automatische Kauf- oder Verkauf-Signale ten zu vermeiden. Es wurden und werden ständig ver- generiert. Dazu stehen den Studenten verschiedene schiedene Indikatoren von Smart-Invest entwickelt Sentiment Daten und der Preis des „Templeton Emer- um Rezessionen anzuzeigen. Während dieser Pha- ging Market Fund“ zur Verfügung. Daraus gilt es ver- sen greift Smart-Invest aktiv ein und erhöht den Anteil schiedene Indikatoren, Durschnitte und so weiter zu der Gelder die risikofrei investiert sind in ihren Funds. bilden, die zum Kauf oder Verkauf des Funds raten. Weil der Preis des Funds im letzten Jahr stetig ge- Zum Ende des Vortrags lud Smart-Invest die zu- stiegen ist, gewann das Team, dass am Anfang den hörenden Studenten dazu ein, ihr Wissen und Fund gekauft und danach nur noch gehalten hatte. ihre Begeisterung für Kapitalmärkte als Werk- student oder Praktikant bei Ihnen einzubringen. Dieses Jahr wurde deutlich, dass aktive Handelsstra- tegien nicht immer zwangsläufig zu einer höheren Unser Dank gilt Dr. Max Schott von Smart-Invest, der Rendite als passive Handelsstrategien führen müssen, es möglich macht, die theoretischen Kenntnisse in so Prof. Hans-Peter Burghof bei seiner Begrüßung. diesem tollen Wettbewerb in der Praxis anzuwenden. Gleichzeitig wies Herr Prof. Burghof allerdings darauf hin, dass die stetig steigenden Aktienkurse auch zu Georg Staib, M.Sc. einer Gefahr werden können. Die Gefahr der Überbe- wertung und möglichem Einbruch der Preise macht es nötig ein aktives Risikomanagement zu haben. Die Mitglieder des Gewinner Teams bekamen nach dieser kurzen Einführung die Urkunden zusammen mit dem Preisgeld durch Dr. Max Schott von Smart- Invest überreicht.

Nach der Preisverleihung begann Herr Dr. Schott sei- nen Vortrag mit der Vorstellung von Smart-Invest. Die Grundlegenden Prinzipien die Smart-Invest bei der

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Bachelor-Seminar „Information in Stuttgart präsentieren. Das Seminar war dadurch in Financial Markets” auch eine gute Möglichkeit für die Studierenden, Kontakte zu Vertretern von KPMG für ein mögliches Im diesjährigen Bachelor-Seminar des Mo- Praktikum oder eine Traineestelle zu knüpfen. Am duls „Banking & Finance“ am Lehrstuhl Ende des ersten Tages unternahm die Gruppe zu- für Bankwirtschaft und Finanzdienstleis- sätzlich noch eine kulturelle Aktivität um die Köpfe tungen der Universität Hohenheim wid- wieder etwas frei zu kriegen und motiviert in den meten sich die Studenten dem Thema zweiten Tag starten zu können. Bei einer Architek- „Information in Financial Markets“. Nach turführung durch die Stuttgarter Innenstadt, konnten der Effizienzmarkthypothese von Eugene die Studenten zsätzlich etwas über die Entwicklung Fama (1970) sollten alle Informationen des der Stadt und be-rühmter historischer Anwohner, wie Marktes in die Preisbildung mit einbezo- Friedrich Schiller oder Claus Schenk Graf zu Stauf- gen werden und es so für keinen Marktak- fenberg, lernen. teur möglich sein, sich durch weitere In- formationen einen Vorteil zu verschaffen. Nun ist es aber auch klar, dass durch Rei- bungen auf den Märkten oder schlichtes Marktversagen wie Insiderhandel die Hy- pothese nicht immer erfüllt ist und Infor- mationen weiterhin die wichtigste Res- source der Finanzmärkte sind.

Im Seminar, welches am 29. und 30. Mai mit den Präsentationen der Forschungsarbeiten der Studen- ten endete, wurde dieses Thema aus verschiedens- ten Perspektiven beleuchtet. Neue Technologien wie Studierende während des Bachelor Seminars Algorithmic Trading oder Big Data Analysis sind auf dem Weg die Informationsverarbeitung nicht nur auf Zusammenfassend war das Seminar daher für alle Finanzmärkten zu revolutionieren und bieten dabei Beteiligten sehr erfolgreich. Die Gruppe der Stu- viele Chancen aber auch Risiken für die Marktakteu- dierenden erbrachte eine überdurchschnittlich gute re. Die Finanzkrisen der vergangenen Jahre haben Leistung, weshalb auch die Betreuer des Lehrstuhls gezeigt, dass viele verschiedene Typen von Informa- sehr zufrieden waren. Zuletzt möchten wir noch Frau tionen für die Vergabe von Krediten berücksichtigt Eich und der Niederlassung von KPMG in Stuttgart werden sollten und daher stellt sich weiterhin beson- für die Bereitstellung ihrer Räume und die Betreuung ders für Banken die Frage nach der Verarbeitung von vor Ort danken. „harten“ und „weichen“ Informationen. Auch wenn die EU von einer politischen Krise zur nächsten stol- Marcel Gehrung, M.Sc. pert, ist sie doch ein Paradebeispiel der Integration von Märkten. Die Informationsverarbeitung einzelner Länder und die Koordination dieser ist ebenfalls ein Master- Seminar „Financial Sta- wichtiger Punkt, der in Zukunft nicht an Bedeutung bility: Political and Structural verlieren wird. Abschließend waren die Studenten Dimensions“ dann auch mit der Mikroebene beschäftigt und wid- meten sich theoretischen Modellen zu Lernprozes- Gemeinsam mit den Studierenden des sen in Venture Capital. Masterseminars vom Lehrstuhl für Ri- sikomanagement von Prof. Dr. Monika Neben der Ausarbeitung einer schriftlichen Arbeit, Gehde-Trapp, hatten die Teilnehmer des durften die Studenten Ihr Thema, welches sich im- Seminars im vergangene Wintersemes- mer an einer spezifischen publizierten Forschungs- ter 2017/18 die Chance, in den Räumlich- arbeit orientierte, in den Räumlichkeiten von KPMG keiten der Bethmann Bank in Stuttgart,

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den Fragen nach der finanziellen Stabi- einiges angewachsen. Kleinere Institute, wie eben lität heutiger Märkte nachzugehen. Ist jene deutschen Sparkassen und Volksbanken, stöh- die Finanzkrise von 2008 nach über 10 nen unter der Last der Regulierung, deren Effekte von Jahren wirklich überwunden? Die Re- den Seminarteilnehmern weiter untersucht wurden. gulierung von Finanzinstituten wächst, Nicht zuletzt soll das Seminar aber auch mögliche aber kann Sie wirklich eine neue Blase Lösungsvorschläge für die finanzielle Stabilität und auf den Finanzmärkten verhindern, und die Zukunft des Bankensektors geben. Eine Tech- wie erkennt man eine Bubble überhaupt? nologie in aller Munde ist dabei die Blockchain und damit verbundenen Kryptowährungen. Sie bildet das In der heutigen Zeit mit Protestwahlen, wie denen in fünfte Thema, dem sich die Studierenden widmeten. den USA oder dem Brexit-Votum in Großbritannien, zeigt sich die Tragweite der Einkommensungleichheit Marcel Gehrung, M.Sc. in verschiedenen Nationen und die Konsequenzen für die Politik. Die letzte Finanzkrise war nicht nur auf den Banken- und Finanzsektor beschränkt, sondern Securities Portfolio breitete sich durch die Verbriefung von Hypotheken schnell auf die Realwirtschaft aus. In Europa kämp- The portfolio is managed by the students of the fen die südlichen Mitgliedsstaaten noch heute mit den course Portfolio Management for almost 20 years. Folgen der Krise, während sich die USA ebenfalls The students present an investment proposal for nur langsam erholen. Ein Thema, das die Studenten the real portfolio by applying the learning from the während des Seminars bearbeiteten, war daher Fi- course. Working on the proposals provides for stu- nanzkrisen und deren Auswirkungen auf die Einkom- dents a useful knowledge about capital markets and mensungleichheit zwischen verschiedenen Nationen. investment products for a real-money investment de- cision. Ein Vorwurf an die Bankenindustrie nach der Kri- The real-money portfolio starts with the amount se war die mangelnde Transparenz. Es hatten sich of 100 000 DM (51,129 Euro) firstly donated by the gar Schattenbanken gebildet, die mit komplizierten Baden-Württembergische Bank AG in. 1977 Diver- Finanzprodukten und der mehrfachen Verbriefung sification with securities from various asset classes, und dem Tranchieren von CDOs basierend auf Hy- industries and regions is the specified target of our potheken und Studentenkrediten, die Weltwirtschaft portfolio. Therefore, our current portfolio is allocated an den Abgrund trieben. Die Seminarteilnehmer among stocks, bonds and alternative investments in untersuchten daher, wie Transparenz das Risiko- various sectors and from the market of Germany, Eu- verhalten von Banken beeinflusst, und wie die Ban- rope and North America to emerging markets such kenstabilität die Zinsen auf den Märkten beeinflusst. as China, Singapore and Hongkong. The MSCI- World and DAX index are used as our benchmark Nicht zuletzt das anhaltende Niedrigzinsniveau, das performance comparison, and a trailing stop-loss is die Zentralbanken nach der Krise ausgerufen hatten, a signal to manage the security risk. stellt die Bankenwelt heute vor große Herausforde- Over the last 52 weeks, our portfolio performed a rungen. Der deutsche Sparer wird durch die fortwäh- fluctuating trend, associated with the performance of rend niedrigen Zinsen kurz über null gefährdet, aber MSCI-World and DAX index. After reaching a peak auch der deutsche Bankensektor, in dem Sparkas- at 138,949 Euro at the end of January 2018, our sen und Volksbanken stark auf Ihr Zinsgeschäft ver- portfolio faced a downward trend to a low (125,754 trauen, muss sich auf diese neuen Gegebenheiten Euro) in March 2018 due to a bad turbulence of the einstellen. In der Finanzkrise waren die kleinen, deut- world stock market. The change of structure and schen Banken mit am stabilsten, aber unter den heu- value of our portfolio is also due to cash dividends, tigen Marktgegebenheiten, könnte sich das ändern. payment upon maturity as well as buying some new assets. In contrast to the bottom point of 2018, the Außerdem hat sich das Zinsniveau durch die Krisen current portfolio value increased back to 137,584 der letzten Jahre massiv geändert, auch die Regulie- Euro (01/08/2018). Comparing the performance of rung für Banken und Finanzinstitute ist in der EU um our portfolio and the two benchmarks, i.e. DAX and

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MSCI, a big gap between Inovices can be seen after The competition of winter semester 17/18 includes six October 2017, which shows that our portfolio excee- groups of students. After being submitted on Octo- ded the DAX Index, therefore, it performs much bet- ber 2017, their trading system were run with a virtual ter during the instability time. Overall, the return of amount of 100,000 $ in the trading period from 1st our portfolio reached 8,98% with a volatility of 2,77%. December 2016 to 30th September 2017. Based on In conclusion, the efforts of the students can be as- the current state of the completion, there are three sessed as quite successful and we still expect con- groups which performed long position, while other tinuingly good investment proposals and the clearer performed the risk-free position. At the moment, the signal from the market in the future. first place belongs to the four teams: two students Daria Rudometova, M.Sc. cand. groups “Greenwood” and “Hello”, and two strategies of “Helios” and “Buy and hold” with the Sortino ratio Daria Rudometova, M.Sc. cand. of 64.9124 % and the total wealth of 135,258.76 $ (13/10/2017). The group “No Idea” is on the second Trading system place with the Sortino ratio of 46.772 % and the total wealth of 120,334.52 $. Two other groups that had a A trading system is simply a group of trading rules positive performance are “Forecasters” and “Kontor- that fully determine entry and exit conditions, as well Traders”, whos total wealth are close to the risk free as a decision about the size of each position taken. strategy. The last group “Luna Eclipse” seems to be A trading system can be seen as an algorithm which not successful since its trading system performed the is based on Technical or Fundamental Analysis and negative return and also the negative Sortino ratio. generates trading signals. The trading system is se- lected by evaluating a set of candidate systems on Daria Rudometova, M.Sc.cand. historical data, so the called“back-testing” procedure. Exclusively traded is the Templeton Emerging Market Fund. Additionally, the AAII US Investor Sentiment Bullish Readings and the AAII US Investor Sentiment Bearish Readings are to be considered. In line with the course Portfolio Management, a com- petition of designing and programming trend trading systems takes place among groups of three to five students. Students have to self-dependently const- ruct and implement a trading system in Excel to find an algorithm which will outperform the trading system of Sand und Schott over the next ten months regar- ding a high yield with low volatility. Winners will be announced and awarded a prize money of 200€ per member by the Sand und Schott GmbH.

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4th Finance Workshop mit auf eine Zeitreise ins neunzehnte Jahrhundert zu Banken und deren Kundenstruktur. Anhand von Ar- chiveinträgen versucht er herauszufinden, ob Kun- Am 09. und 10. November trafen sich die den einer Bank für den Bergbau- und den metallurgi- Professoren und Doktoranden der Lehr- schen Sektor ihr Geld eher in Firmen aus derselben stühle des Instituts für Financial Manage- Region anlegen und so Informationsvorteile durch ment zur bereits vierten Wiederholung des diese räumliche Nähe ausnutzen oder nicht. Inter- Finance Workshops. In nun schon fast tra- essant war dabei das Ergebnis, dass nicht die regio- ditioneller Art fand dieser wieder in einem nale Nähe der Firmen zählt, sondern Anleger regio- Kloster der Diözese Rottenburg Stuttgart nale Börsenplätze präferieren. Noch weiter zurück in statt. Als diesjähriger Veranstaltungsort der Geschichte ging sein Kollege Fabian Wahl, der wurde das Kloster Schöntal bei Jagsthau- den Verlauf des Limes und römischer Straßen als sen gewählt. erklärende Variable für späteres Wirtschaftswachs- tum, gemessen an der Lichtintensität bei Nacht in Gleich zu Beginn durften die jungen Wissenschaftler verschiedenen Regionen, nutzte. Er fand dabei und ihre Betreuer den barocken Glanz der Zisterzien- Nachweise, dass die römische Infrastruktur im Sü- serabtei im großen Festsaal kennenlernen. Obwohl den Deutschlands zu höherem Wachstum und einer dieser Mönchsorden den Benediktinern und Ihrer schnelleren Entwicklung dieser Standorte führte. eigentlich kargen und enthaltsamen Lebensweise entspringt, wurde in den Gebäuden des Klosters Vom Lehrstuhl für Bankwirtschaft trugen Julius Ten- Schöntal nicht mit prunkvollem Stuck und Goldappli- nert und Amirhossein Sadoghi vor. Ersterer präsen- kationen an den Wänden gespart. In dieser beein- tierte seine Arbeit zum Lernprozess in Venture Capi- druckenden Atmosphäre wurde dann gleich mit der tal Prozessen. So können die Investoren in solchen Präsentation der aktuellen Forschungsarbeiten der Risikokapitalprojekten gute und schlechte Neuigkei- finanzwirtschaftlichen Lehrstühle der Universität Ho- ten zu ihren Investitionen nutzen und so eine besse- henheim begonnen. re Bewertung der Investments vornehmen. Wichtig ist dabei, dass ein Lernprozess in diesen Beziehun- Die Themen waren dabei wieder sehr divers. Tapas gen stattfindet und die Investoren lernen Signale Mohapatra, vom Lehrstuhl für Risikomanagement, besser zu interpretieren und zu nutzen. Herr Sado- zum Beispiel, stellte seine Arbeit zum Effekt von ghi präsentierte eine eher theoretische Arbeit zur Twitteraktivität auf die Evaluierung von Aktien und Verarbeitung von Schocks in Finanzsystemen und Anleihen dar. Ein Tweet von US-Präsident Donald deren Effekt auf das systematische Risiko in diesen Trump über die Modekette seiner Tochter Ivanka lies Systemen. Anhand eines mathematischen Modells deren Aktienpreise in die Höhe schnellen. Eine Ar- und mit Hilfe von Simulationen versucht er den opti- beit mit eher gegenläufigem Effekt, wurde dann von malen Grad an Regulierung zu identifizieren und so Alexander Schmidt vom Lehrstuhl für Ökonometrie Implikationen für Politik und Regulierer zu finden. und empirischer Wirtschaftsforschung vorgebracht. Weitere Bereiche der wirtschaftswissenschaftlichen Er versucht das Mysterium Twitter und dessen Effekt Forschung welche auch beim Finance Workshop auf die Bewertung von Aktien und deren Volatilität vorgetragen wurden, waren neben Anleihenbeprei- ihrer Preise zu wiederlegen. Während verschiedene sung vertreten durch Mitarbeiter der Lehrstühle für frühere Arbeiten einen signifikanten Effekt von Twit- Rechnungswesen und Unternehmensfinanzierung, teraktivität auf die Finanz- und Kapitalmärkte nach- der verhaltensökonomische Bereich, welcher durch weisen konnten, findet Herr Schmidt empirische Linda Klinger vom Lehrstuhl für Risikomanagement Nachweise die eher in die entgegengesetzte Rich- repräsentiert wurde. Sie untersuchte die Unterschie- tung zeigen und keinen Einfluss von Tweets finden. de von weiblichen und männlichen Investoren und fand heraus, dass weibliche Investoren zwar vor- Nach den wissenschaftlichen Arbeiten zu Internet- sichtiger und in kleineren Mengen handeln, oft aber firmen und digitalen Entwicklungen der Finanzbran- höhere Renditen erzielen. che, nahm die Arbeit von Andreas Neumayer, vom Auf alle Präsentation folgte dabei stets eine lebhafte Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte, das Publikum und angeregte Diskussion, in der die Professoren,

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aber auch andere wissenschaftliche Mitarbeiter ih- Doktorandenseminar des Lehr- ren Kollegen wertvolle Ratschläge für ihre weitere stuhls für Bankwirtschaft und Fi- Forschung geben konnten. nanzdienstleistungen in Leustet- ten Am Abend des ersten Tages bestand dann des Wei- teren die Möglichkeit sich im Keller des Klosters Am 11. und 12 Juli 2018 besuchte das ge- nochmal zusammen zu setzten. Die Professoren samte Lehrstuhlteam in guter alter Tra- der beteiligenden Lehrstühle (Bankwirtschaft und dition Professor Hans-Jörg Tümmers in Finanzdienstleistung, Ökonometrie und empirische Leustetten am Bodensee, um in interner Wirtschaftsforschung, Rechnungswesen, Risikoma- und familiärer Atmosphäre die aktuellen nagement, Unternehmensfinanzierung, Versiche- Forschungsthemen am Lehrstuhl zu prä- rungswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte) nutzten sentieren und zu diskutieren. diese Gelegenheit um die Weiterentwicklung des Instituts für Financial Management zu diskutieren, Der Lehrstuhl schlug an altbekannter Umgebung während sich die Doktoranden bei kalten Getränken mit zwei Neulingen auf. Jan Swiatkowski, seit dem und Skatpartien weiter über ihre aktuelle und zu- 01. Juli neuer Doktorand am Lehrstuhl für Bankwirt- künftige Forschung unterhalten konnten. schaft und Finanzdienstleistungen, sowie Stefan Nothacker als externer Doktorand bei Stuttgart Fi- Auch am zweiten Tag, nach einer angenehmen nancial, ergänzten das Team um Professor Burghof. Übernachtung in den Räumlichkeiten des Klosters, Auch Julius Tennert, der seine Dissertation abge- folgten nochmals Präsentationen, bevor sich alle schlossen hat und den Lehrstuhl zum September Teilnehmer dann auf die Rückreise nach Stuttgart verlassen wird war noch einmal von der Partie. begaben. Ein gelungener Finance Workshop ging damit zu Ende, der allen Teilnehmern interessante Inhaltlich konnten erste Ergebnisse der neuen For- und wichtige Eindrücke über die Forschung und Ar- schungsprojekte von Daniel Schmidt und Marcel beit ihrer Kollegen an der wirtschaftswissenschaft- Gehrung präsentiert werden, die beim letzten Be- lichen Fakultät und für ihre eigenen Projekte be- such noch in der Planungsphase waren. So werden scherte. Dank gilt dabei Herrn Bernhard Sibold und die beiden Doktoranden gemeinsam an verschiede- Jürgen Hirsch von der Deutschen Bundesbank in nen Projekten mit einem neu gewonnen Datensatz Stuttgart, die durch ihre großzügige Spende das Ge- zu Bankcharakteristiken und Bankkennzahlen arbei- lingen des Finance Workshops erst möglich mach- ten. ten. Eine nun schon fünfte Auflage des Workshops ist für das nächste Jahr bereits geplant und erhofft sich hoffentlich wieder regem Interesse und Betei- ligung durch alle finanzwirtschaftlichen Lehrstühle und der Deutschen Bundesbank.

Marcel Gehrung, M.Sc.

Präsentation des Dokoranden Marcel Gehrung

Neben dem Einfluss von finanzieller Entwicklung und einem besser ausgebauten Bankensektor für das Wirtschaftswachstum und Einkommensungleichheit, wird ein großer Fokus auf dem Vergleich von zentra-

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len und dezentralen Bankensystemen liegen. Deren berg, Passau, Bamberg und Tübingen, Einfluss auf die Bankenstabilität, aber auch die Per- wurde der Lehrstuhl für Bankwirtschaft formance von Unternehmen in einzelnen Regionen und Finanzdienstleistungen der Univer- Deutschlands und Europa ermöglichen die Erstel- sität Hohenheim nach einjähriger Pause lung von wissenschaftlichen Arbeiten mit einem in durch die Doktoranden Saeed Jamshidi der Literatur noch recht neuen Datensatz. und Marcel Gehrung vertreten.

Die modelltheoretische Grundlage dazu liefert Das Tagungshaus der HVB bot dabei nicht weit der Saeed Jamshidi, der seine Arbeti aus dem letzten Ufer des Ammersees die Kulisse für Vorträge durch Jahr weiterentwickelt hat und erste Simulationser- Doktoranden und Habilitanden zu deren aktuellen gebnisse zum Vergleich dezentraler und zentraler Forschungsarbeiten und Projekten. Felix Kreidl vom Bankensysteme und deren Verarbeitung von „har- Lehrstuhl von Prof. Hendrik Scholz stellte beispiels- ten“ und „weichen“ Informationen liefern konnte. weise seine Arbeit zu den Marktgeschehen der Cum Ex-Geschäfte vor. Durch eine Lücke in der Gesetz- Carolin Hartmann, konnte dann sehr weit entwickel- gebung konnten Unternehmen durch geschickte te Forschungsarbeiten zum Vergleich von Sentimen- Leerverkäufe um den Termin der Dividendenaus- terträgen auf der Stuttgarter und Frankfurter Börse, schüttung zwei Steuerbescheinigungen erlangen sowie eine Arbeit mit Twitter-Daten präsentieren. und so ihre Steuerlast vermindern. Auch Arbeiten Diese hatte Sie zuvor auf einer Konferenz in Lon- zur Anlagenbepreisung waren im Programm des don. vorgestellt und konnte sich so weiteres Feed- Doktorandenseminars vertreten. Sebastian Weitz back für Verbesserungen holen. Achim Fecker und vom Lehrstuhl von Prof. Christian Koziol der Uni- Stefan Nothacker stellten hingegen Ideen für zukünf- versität Tübingen stellte bspw. ein neues Modell zur tige Forschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der akkuraten Bepreisung von Contiongent Convertibles Stuttgarter Börse vor. (CoCos) vor. Bisherige Ansätze vernachlässigen da- Während am ersten Tag die Arbeit rund um den Lehr- bei die möglichen teils irrationalen Handlungen der stuhl im Mittelpunkt der Teilnehmer stand, die sich Emittenten oder die Möglichkeit, dass der Emittent wertvolle Kommentare ihrer Kollegen einholen konn- noch vor der Wandlung der Anleihe insolvent wird. ten, wurde am zweiten Tag die soziale Komponente gepflegt. Nach einer kurzen Fahrt nach Meersburg, Auch der Lehrstuhl aus Hohenheim leistete seinen folgte eine nette Schifffahrt nach Überlingen, wo alle Beitrag und Marcel Gehrung konnte sein aktuelles Teilnehmer einen Rundgang durch die Stadt, ange- Forschungsprojekt „Big Bad European Banks“ vor- reichert mit historischen Fakten und Geschichten er- stellen. Die eher volkswirtschaftliche Arbeit zu den leben durften, worauf am Abend dann die Rückfahrt Auswirkungen der Single Banking License und der nach Stuttgart folgte. finanziellen Integration der europäischen Finanz- märkte auf das Wirtschaftswachstum und die Ein- Wir bedanken uns bei den Organisatorinnen Jutta kommensungleichheit in den europäischen Mit- Schönfuß und Barbara Speh-Freidank, sowie dem gliedsstaaten war eher ein Kontrastprogramm zu den immer herzlichen Gastgeber Hans-Jörg Tümmers. sonst sehr finanzwirtschaftlichen Vorträgen. Herr Gehrung fand dabei heraus, dass die finanzielle In- Marcel Gehrung, M.Sc. tegration der europäischen Finanzmärkte zunächst das Wachstum innerhalb der Union erhöht und zu- sätzlich die Kluft zwischen den oberen und unteren HVB Doktorandenseminar Süd- Enden der Einkommensverteilung schließen konnte. deutschland in Riederau am Am- Die ersten Ergebnisse sind schon vielversprechend, mersee wobei das Projekt noch nicht abgeschlossen ist und weitere Untersuchungen notwendig sind. Das 16. HypoVereinsbank Doktoranden- seminar fand am 01. und 02. Juni 2018 in Nach allen Vorträgen folgte immer eine rege Diskus- Riederau am Ammersee statt. Neben Lehr- sion und die Referenten konnten hilfreiche Tipps und stühlen aus Augsburg, Regensburg, Nürn- Anregungen der Professoren und Doktoranden ge-

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winnen um mit ihren Arbeiten voranzukommen. abhängigen Sparkassen und regionalen Genossen- schaftsbanken, die sich in ihren Verbänden organi- Eingebettet war das Seminar in ein Rahmenpro- sieren. Das Vereinigte Königreich hingegen hat nur gramm mit gemeinsamem Grillen und Kegeln am am Finanzplatz London und dem Industrial Belt in Abend des ersten Tages. Neben vertieften fachli- Mittelengland ein wirklich konzentriertes Banken- chen Gesprächen konnten so auch Kontakte mit system, während auch in Spanien nur wenige ver- Kollegen und den Vertretern der HVB geknüpft und schiedene Banken sich über das Land verteilen. Dr. intensiviert werden. Zuletzt gilt unser Dank der Hy- Gärtner und Dr. Flögel stellten dabei vor allem die poVereinsbank für das Ausrichten des Seminares wichtige Rolle der regionalen Banken in Deutschland und Prof. Marco Wilkens von der Universität Augs- dar. Spanien verfügte in der Vergangenheit ebenfalls burg für die Einladung und Organisation. über ein ausgeprägtes System von Regionalbanken, schaffte dann aber das Regionalprinzip ab, was dazu Marcel Gehrung, M.Sc. führte, dass die vormals regional gebunden Banken stark expandierten und sich dabei gegenseitig die Kunden streitig machten, was dann wiederum zum Untergang vieler Institute führte. Heute gibt es nur Bericht Abschlussworkshop „Fi- noch zwei wirkliche Regionalbanken und die wirt- nanzsysteme als Teil des Modells schaftliche Entwicklung Spaniens litt ebenfalls unter Deutschland“ der hohen Konkurrenz, die dadurch begannen min- derwertige Kredite zu vergeben, nur um weitre Terri- Am 15.09.2017 hatten die beiden Doktoran- torien zu erschließen, so Dr. Gärtner. den Daniel Schmidt und Marcel Gehrung die Möglichkeit am Abschlussworkshop England hingegen war schon immer nur von wenigen der langfristig angelegten Forschungsar- Großbanken geprägt, während für die Finanzierung beit „Finanzsysteme als Teil des Modells kleiner und mittelständischer Unternehmen vor al- Deutschland: Unternehmensfinanzierung lem der Kapitalmarkt und sehr kleine Credit Unions im internationalen Vergleich aus einer zuständig sind. Deutschland hingegen profitiert sehr räumlichen Perspektive“ von Dr. Stefan von seinem diversifizierten Bankensystem, da Spar- Gärtner und Dr. Franz Flögel des Instituts kassen auch den Zugang zum Finanzsystem in eher für Arbeit und Technik der Westfälischen ländliche Regionen offen. Hochschule Gelsenkirchen teilzunehmen. Das Projekt, welches anhand von Exper- Weitere Gäste der Veranstaltung waren dabei auch teninterviews in Regional- und Großban- Praktiker aus der Bankenbranche, wie Dr. Mirko ken, versuchte die Unterschiede der eu- Weiß vom Deutschen Sparkassen und Giroverband ropäischen Bankensysteme zu erkunden, oder Prof. Hans-Ferdinand Schramm, Vorstandsvor- wurde dabei von der Hans-Böckler-Stiftung sitzender der Sparkasse Mittelsachsen, sowie ein mitfinanziert, weshalb der Workshop auch Vertreter der Gewerkschaft ver.di (die Hans-Böck- in deren Räumlichkeiten in Düsseldorf ler-Stiftung ist eher gewerkschaftsnah und mit dem stattfand. Deutschen Gewerkschaftsbund verbunden), Markus Westermann. Auch diese Teilnehmer des Workshops Nach der Anreise nach Düsseldorf am Vortrag, be- unterstrichen die Wichtigkeit des dreisäuligen deut- gann der Workshop mit einer Begrüßung durch Dr. schen Bankensystems. Marc Schietinger, Referatsleiter Strukturwandel der Hans-Böckler-Stiftung, nach der Dr. Gärtner dann Nach der Präsentation der Forschungsergebnisse, die wichtigsten Ergebnisse des Forschungsprojektes wurden diese noch von verschieden Teilnehmern aus präsentierte. Fokus legten die beiden Wirtschafts- unterschiedlichen Perspektiven kommentiert. Neben geographen vor allem auf die Unterschiede des spa- der Praktikerperspektive von Prof. Schramm und der nischen, britischen und deutschen Bankensystems. Sparkassensicht von Dr. Weiß, sprachen auch Prof. Auffällig ist hierbei, der stark dezentrale Charakter Britta Klagge, Univeristät Bonn, Herr Westermann der Bankenwelt in Deutschland mit den vielen un- und Nicole Brand, Sparkassenstiftung für internatio-

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nale Kooperation. Das Feedback war trotz des eher Forschungsaufenthalt in Straß- deskriptiven Charakters der Forschungsarbeit durch- burg weg positive und die Erkenntnisse wurden auch von den Praktikern sehr geschätzt. Im Rahmen des INEF Netzwerks (Thematic Net- work Innovation, Entrepreneurship and Finance) der Der Abschluss des Tages war dann durch Dr. Flögel Universität Hohenheim absolvierte ich einen sechs- mit einem Ausblick auf weitere Forschungsschwer- monatigen Forschungsaufenthalt an der Ecole de punkte mit den neu gewonnen Daten geprägt. Nach Management/University Strasbourg. Bereits zum der Publikation der jetzigen Ergebnisse sollen noch zweiten Mal war ich von August 2017 bis Februar weitere Interviews in anderen Ländern und Banksys- 2018 Teil des Laboratoire de Gestion (LaRGE), ei- temen folgen. nem Forschungslabor mit Schwerpunkt auf Behavi- Für den Lehrstuhl für Bankwirtschaft bildet diese For- oural Finance, Banking und Corporate Finance. schung auch einen guten Ansatzpunkt. Herr Schmidt und Herr Gehrung wollen ebenfalls die Diversität Ziel des Aufenthalts war es die bestehende For- der europäischen Bankensysteme beleuchten und schungsarbeit zum Thema Investor Sentiment weiter Auswirkungen auf Ungleichheit und Bankenstabilität voranzutreiben und zu finalisieren. Die Arbeit ent- identifizieren. Für Herrn Jamshidi sind vor allem die steht in Zusammenabriet mit Prof. Dr. Patrick Roger. Erkenntnisse zu weichen und harten Informationen Thematisch gliedert sich das Papier in den Bereich von Bedeutung. Während Sparkassen Kreditverga- der Behavioural Finance und vergleicht Privatanle- be auch oft anhand von weichen Informationen und ger und institutioneller Anleger. Das Thema der ge- persönlichen Einschätzungen vergeben, fokussieren meinsamen Arbeit wurde bereits während eines Auf- Großbanken sich eher auf Modelle und harte Kenn- enthaltes im Vorjahr begonnen, der zweite Aufenthalt zahlen bei der Kreditvergabe. diente nun zur weiteren Arbeit an dem Papier. Die Datengrundlage stammt aus dem Datenlab vor der Abschließend lässt sich sagen, dass beide Seiten Universität Hohenheim sowie der Börse Stuttgart. sehr von diesem Workshop und dem damit verbun- Das Papier ist noch nicht abgeschlossen, jedoch denen Austausch profitierten. Herr Schmidt und Herr wurde es bereits für zwei Konferenzen eingereicht. Gehrung konnten wertvolle Erkenntnisse für ihre ei- Für ein weiteres Papier erarbeitetet ich mit einer Dok- gene Forschung gewinnen, während sie auch den torandin des LaRGE, Hava Orkut, eine gemeinsame Forschern des IAT mit Kommentaren und Anregun- Datengrundlage zur Diversifikation von Portfolien. gen weiterhelfen konnten. Zuletzt möchten wir uns nochmals sehr für die Einladung bedanken. Die Universität in Straßburg selbst ist riesig und die EM Strasbourg und die ökonomischen Institute ma- Marcel Gehrung, M.Sc. chen nur einen kleinen Teil aus. Während meines Aufenthaltes teilte ich mit drei weiteren Doktoranden das Büro. Daher lernte ich viel über den Forschungs- alltag, die Lehre vor Ort und die Perspektiven im aka- demischen Bereich. Die Promovierenden absolvie- ren hier eine ein dreijähriges Promotionsprogramm, die école doctoral . Dieser gehören im ökonomischen Bereich verschiedene Forschungsabteilungen an (Humanis, LaRGE, BETA). Im Rahmen des Pro- grammes besuchen die Doktoranden verschiedene Fort- und Weiterbildungen in Form von Seminaren. Ich konnte an insgesamt sechs Seminaren der Ecole doctorale Augustin Cournot und des LaRGE teilneh- men. Die Doktoranden und die Assistentin des Pro- motionsprogrammes waren vor Ort meine Ansprech- partner bei allen Fragen rund um die Universität, was stets wunderbar funktionierte.

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Einer weiteren Doktorandin aus Hohenheim, die Die sechs Monate haben die bestehenden Kontakte ebenfalls im Rahmen des INEF Programms nach gefestigt und somit die Grundlage für einen langfristi- Straßburg kommt, konnte ich dank meiner Erfahrun- gen Austausch gelegt. Für das Austauschprogramm gen bereits mit Rat und Tat zur Seite stehen und sie konnte ich wichtige Grundlagenarbeit leisten, die ich bei der Organisation ihres Aufenthaltes unterstützen. künftig im Rahmen von INEF an andere Doktoranden Gemeinsam werden wir einen Guide für den For- des Netzwerkes weitergeben kann. Mein Fazit ist; je- schungsaufenthalt in Straßburg entwickeln, um künf- derzeit wieder! tigen Austauschpartnern den Einstieg zu erleichtern. Carolin Hartmann, M.Sc. Vor Ort konnte ich auf die bereits etablierten Struk- turen zurückgreifen. Meine Wohnung fand ich über das Collège Doctoral Européen (CDE), fünf Geh- minuten vom Campus. Die Appartements bestehen aus einem Zimmer mit Küchenzeile und Bad. Neben einem hervorragenden und unkomplizierten Service bietet das CDE Gemeinschaftsräume, Hausmeis- terservice, Waschmaschinen und ein Fitnessstudio. Zudem hat man Anschluss an die internationalen Doktoranden, mit vielen Veranstaltungen. Die Stadt ist sehr übersichtlich, studentenfreundlich und lässt sich gut erschließen. Vor Ort gibt es Stadtbahnen und Mieträder, die es problemlos ermöglichen sich fortzubewegen. Die Bahn hält direkt vor dem CDE, der Bahnhof ist 15 Minuten entfernt.

Die Tatsache, dass ich bereits ein deutsch-französi- sches Doppeldiplom habe, hat mir den Einstieg und die Eingewöhnung vor Ort sehr erleichtert. Die Kultur und die Lebensweise sind mir bereits vertraut. Der Umgang vor Ort freundlich und sehr herzlich. Der größte Unterschied war für mich, dass es keine Lehr- stühle gibt sondern Forschungslabore. Die Doktoran- den arbeiten an ihrer Dissertation. Lehre sowie die Betreuung von Studenten füllt nur einen sehr kleinen oder gar keinen Teil aus. Konferenzen und Veröffent- lichungen stehen im Fokus.

Alles in allem hat mir der zweite Aufenthalt in Straß- burg die Möglichkeit gegeben meine Forschung fortzuführen und bestehende Kontakte zu vertiefen. Regelmäßige Treffen vor Ort sind geplant, um die aktuelle Forschungsarbeit zu beenden. Dies wurde auch schriftlich in einer zusätzlichen Kooperations- vereinbarung fixiert (Co-direction de thèse). Neben der Arbeit an meiner Dissertation konnte ich die be- gonnen Arbeit mit Prof. Roger fortführen und vertie- fen. Durch diese Zusammenarbeit und den engen Austausch habe ich viele neue Impulse für meine Ar- beit erhalte und fachlich viel dazugelernt. Persönlich bin ich einfach dankbar für die Begegnungen vor Ort.

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3.Finanzwoche Stuttgart 2018

Die von der Börse Stuttgart und Stuttgart Financial organisierte Finanzwoche fand vom 10. April bis zum 13. April 2018 statt. Mit Veranstaltungen wie dem 1.Stuttgart Financial für den Finanz- Finanzplatzgipfel, der Bausparkassenlounge, dem platz Stuttgart Bankfachlehrer-workshop und dem Financial Career Recruiting Day im Rahmen der Invest sowie einigen Gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium Baden- weiteren Veranstaltungen gelang es erneut zwischen Württemberg und der Stiftung Kreditwirtschaft der den wichtigsten Akteuren des Finanzplatzes einen Universität Hohenheim hat die Vereinigung Baden- thematischen Austausch zu organisieren. Mit der Er- Württembergische Wertpapierbörse e.V. 2007 Stutt- öffnung der MATHE.ENTDECKER Pfade an der Bör- gart Financial ins Leben gerufen. Ziel der Initiative se Stuttgart konnte Stuttgart Financial 2018 zudem ist es, als Impulsgeber Innovationen am Finanzplatz ein weiteres Highlight im Rahmen der Finanzwoche Stuttgart voranzutreiben und ihn so auf vielfältige Stuttgart verkünden. Weise zu stärken. 12. Finanzplatzgipfel im Neuen Schloss in Stutt- Zur Förderung des Finanzplatzes Stuttgart konzent- gart riert sich Stuttgart Financial auf folgende Aktivitäten: •Finanzbildung Unter dem Titel „Neues wagen - Zukunft gestalten“ •Forschung fand am 10. April 2018 nun schon zum zwölften Mal •Beratung der Finanzplatzgipfel im Neuen Schloss in Stuttgart •Trendscouting statt. In seiner Ansprache hob Winfried Kretschmann, •Bedarfsanalyse Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, •Brücken bauen hervor, wie wichtig Innovationen für die heimische Wirtschaft seien. Dr. Philipp Strack, Head of New Im Folgenden wird detailliert auf wichtige Meilenstei- Venture ZEISS Group, sowie Stefan Klocke, Gesell- ne im Berichtszeitraum eingegangen. Neben diesen schafter Klocke Gruppe und CEO SK Ventures, ga- Meilensteinen finden Sie Informationen über weitere ben einen Einblick in ihr tägliches Geschäft und in Aktivitäten unter www.stuttgart-financial.de. den Umgang eines Unternehmens bzw. eines Inves- tors mit Innovationen. Startups aus der Finanz- und 2.Personelle Veränderungen Realwirtschaft rundeten mit ihren Pitches die Veran- staltung ab. Im Herbst 2017 gab es an der Spitze von Stuttgart Financial einen Wechsel. Seit 15. September 2017 Bausparkassen-Lounge bei der LBS Südwest ist Dr. Marc Mehlhorn neuer Leiter. Der promovier- te Betriebswirt tritt damit die Nachfolge von Dr. Ulli Im Rahmen der Bausparkassen-Lounge haben über Spankowski an, der zum Geschäftsführer der Boerse 100 führende Köpfe der baden-württembergischen Stuttgart Digital Ventures GmbH bestellt wurde. Dr. Bausparkassen ihren Weg in die LBS Landesbau- Marc Mehlhorn war seit 2016 im Bereich Forschung sparkasse Südwest nach Stuttgart gefunden. Ge- und Bildung bei Stuttgart Financial tätig und ist daher meinsam mit Prof. Dipl. Ing. Timo Leukefeld, Hono- bereits am Finanzplatz Stuttgart eingeführt. rarprofessor an der TU Bergakademie Freiberg und der Berufsakademie Sachsen, wurde das Thema Zudem verstärken Stefan Nothacker (seit November „Wohnen 4.0“ diskutiert. 2017) und Zahra Abdel Rassoul (seit Juni 2018) das Team von Stuttgart Financial. Eröffnung Mathe.Entdecker Pfade „Rund um die Börse Stuttgart“

Als neues Highlight im Rahmen der Finanzwoche

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wurden am 12. April 2018 vier Mathe.Entdecker verdient. Impressionen vom 4. Financial Career Re- Pfade „Rund um die Börse Stuttgart“ eröffnet. Ge- cruiting Day finden Sie auf unserem YouTube-Kanal. meinsam mit der Stiftung Rechnen sorgt Stuttgart Financial dafür, dass Familien, Schüler, Lehrer und 4.FinTech Days 2017 interessierte Mathe-Fans via App spannende Aufga- ben zum Thema Mathematik erleben und das Schul- Auf der Suche nach den besten Startups und genials- fach so aus einer ganz anderen Perspektive kennen- ten Ideen für Produkte im finanztechnologischen Be- lernen können. reich luden Stuttgart Financial und die Börse Stuttgart Anfang Dezember 2017 zusammen mit der L-Bank Bankfachlehrerworkshop im Rahmen der Invest und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Woh- nungsbau Baden-Württemberg zu den FinTech Days Am 13. April 2018 bot Stuttgart Financial im Rahmen nach Stuttgart ein. Hauptbestandteile der FinTech der Invest – Leitmesse für Finanzen und Geldanlage Days waren in diesem Jahr ein FinTech Ideathon so- für Bankfachlehrer/-innen eine Weiterbildungsveran- wie ein FinTech Pitch. Am Finaltag am 11. Dezember staltung zu den Themen Handelsüberwachung und 2017 bekamen sieben junge FinTech-Unternehmen Reform des Investmentsteuergesetztes an. Referen- sowie die Ideathon-Teilnehmer die Chance, die 200 ten waren Andreas Freudenmann, Leiter Handels- Gäste im Publikum, potentielle Investoren und eine überwachungsstelle der Baden-Württembergischen Expertenjury von ihrem Geschäftsmodell bzw. von Wertpapierbörse sowie Michael Frey, Senior Mana- ihren Ideen zu überzeugen. ger und Steuerberater bei KPMG Financial Services. Es nahmen Lehrerinnen und Lehrer aus Baden- Wer das Rennen um den Titel „Finnovativstes Star- Württemberg, Bayern und Hessen teil. tup 2017“ machte, welches Team des Ideathons mit seiner Idee am meisten überzeugte und was der Fi- 4. Financial Career Recruiting Day naltag sonst noch für die Gäste bereithielt, lesen Sie im ausführlichen Rückblick mit Video auf der Website Traumberuf wurde Wirklichkeit – am 13. April 2018 von Stuttgart Financial und auf www-get-finnovative. hatten über 400 Studenten und Young Professionals com. die Chance sich über Einstiegs- und Karrieremög- lichkeiten in der Finanzbranche zu informieren. Der 5.Versicherungsforum und Stuttgarter Financial Career Recruiting Day bietet jedes Jahr im Forecast Forum in der Hauptverwal- Rahmen der Invest die Möglichkeit Kontakte zu Top- tung der Deutschen Bundesbank in Arbeitgebern aus der Finanzwirtschaft zu knüpfen. Stuttgart 16 Unternehmen aus der Finanzbranche waren mit einem Stand auf der Karrieremesse vertreten und Am 13. Oktober 2017 referierte Dr. Alexander Erd- standen den Teilnehmern dort Rede und Antwort. land, Präsident des Gesamtverbandes der Deut- Während zwei Young Professional Panels erzählten schen Versicherungswirtschaft e. V., beim 11. Berufseinsteiger von ihrem Berufsstart und ihrem Versicherungsforum in Stuttgart zum Thema „Versi- Arbeitsalltag. Sie gaben den Teilnehmern außerdem cherungswirtschaft im Umbruch“. wichtige Karrieretipps für einen erfolgreichen Be- rufseinstieg. Bei der Stock Pitch Competition hatten Am 26. Juni 2018 fand das 13. Stuttgarter Forecast sechs ausgewählte Studenten-Teams die Chance, Forum statt. Stefan Bender, Leiter des Forschungs- mit ihrem Aktienwissen zu glänzen. Die Aufgabe be- daten- und Servicezentrums der Deutschen Bundes- stand darin, eine Empfehlung für ein Long- und ein bank, referierte zum Thema Big Data und beantwor- Short-Investment in gängige Aktien und Anleihen zu tete in diesem Rahmen Fragen wie z. B. Analysen erarbeiten – unter Berücksichtigung aktueller Markt- mit Mikrodaten eine weitere Finanzkrise dämpfen entwicklungen – und anschließend vor einer Fachjury könnten und welche Rolle hierbei Datenschutz und zu pitchen. Außerdem war Kolja Barghoorn, YouTu- Datenqualität spielen. be Star und Autor des Finanzblogs „Aktien mit Kopf“ beim 4. FCRD zu Gast. Auf seiner Plattform erklärt er seinen Zuschauern wie man mit Wertpapieren Geld

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6.Bioökonomie Forum „Green Growth Handelssimulation LiveX an der Börse Stuttgart – Megatrend Bioökonomie” Wie ist ein Orderbuch aufgebaut? Warum gibt es Bioökonomie beschreibt eine moderne und nachhalti- Bid-Ask-Spreads? Und was erfährt man durch den ge Form des Wirtschaftens und adressiert damit eine VWAP-Score? Antworten darauf erarbeiten sich In- Vielzahl an Herausforderungen unserer heutigen teressierte im Rahmen der Bildungsaktivitäten von Gesellschaft. Wie lassen sich nachwachsende Roh- Stuttgart Financial in einer speziellen Handelssimu- stoffe industriell nutzen? Wie lassen sich Lebensmit- lation im spielerischen Kontext selbst. tel gesund und klimaneutral produzieren? Und wie Im Vergleich zu üblichen Börsenplanspielen, bei de- kann man mithilfe nachhaltiger Technologien Wachs- nen Teilnehmer in der Rolle eines normalen Anlegers tum generieren? Beim Bioökonomie Forum „Green ein Portfolio aufbauen und mit fallenden oder stei- Growth – Megatrend Bioökonomie” am 17. Mai 2018 genden Kursen versuchen, Geld zu verdienen, geht an der Börse Stuttgart stellten Herr Professor Dr. Ulf die Handelssimulation LiveX deutlich weiter: Hier Moslener, Professor für Sustainable Energy Finance steht nicht das Spekulieren auf einen Markttrend im an der School of Finance, Frau Professo- Vordergrund, sondern das Agieren als Händler oder rin Dr. Andrea Kruse, Fachgebietsleiterin Konversi- Market-Maker – wie in einem echten Handelssaal. onstechnologien an der Universität Hohenheim, Dr. Die Teilnehmer erfahren dadurch sehr eindrucksvoll, Jürgen Eck, Vorstandsvorsitzender der B.R.A.I.N welche Aufgaben ein Börsenhändler übernimmt und AG, Dr. Philipp Rittershaus, Investment Manager welche Herausforderungen dabei zu meistern sind. beim High-Tech Gründerfonds und Dr. Peter Ripplin- Der Aha- und Lerneffekt: garantiert groß – selbst ger, Geschäftsführer der Subitec GmbH, Trends und oder insbesondere für Finanzmarkt-Neulinge. Konzepte nachhaltigen Wirtschaftens vor und disku- Das Format erfreut sich großer Beliebtheit unter den tierten die wichtigsten Entwicklungen im Rahmen ei- baden-württembergischen Hochschulen: Allein im ner Podiumsdiskussion. Jahr 2017 haben über 600 Studenten und Studentin- nen die Handelssimulation gespielt. 7.Aktivitäten im Bereich Schulbildung 8.Aktivitäten im Bereich VC-BW Lernmaterialien „Geldanleger“ für das neue Schulfach Wirtschaft/ Berufs- und Studienorien- Netzwerktreffen VC-BW tierung in Baden-Württemberg Im Rahmen der Netzwerkaktivitäten treffen sich die In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Ökonomi- regionalen Gründungs- und Businessangel-Netzwer- sche Bildung und Wirtschaftsdidaktik der Eberhard ke Baden-Württembergs ein bis zwei Mal jährlich an Karls Universität Tübingen wurden Lernmaterialien der Börse Stuttgart, um Status-Quo, Neuigkeiten der zum Thema Geldanleger im Fach Wirtschaft/ Be- Netzwerke, Neuigkeiten aus den politischen Initiati- rufs- und Studienorientierung (WBS) für den ge- ven zum Themenkontext Unternehmensgründung- meinsamen Bildungsplan der Sekundarstufe I er- und Finanzierung sowie Aktuelles rund um VC-BW stellt. Den Lernmaterialien liegen Haftmagneten zum zu diskutieren und sich auszutauschen. Am 26. Okto- „Magischen Dreieck“ der Kapitalanlage bei. Damit ber 2017 stand der am 01. Februar 2018 zum siebten können die Schülerinnen und Schüler die verschie- Mal stattfindende VC-Pitch im Fokus. denen Geldanlageformen nach den Kriterien Liqui- dität, Rendite und Risiko bewerten und einordnen. 7. VC-Pitch „Best of Baden-Württemberg“ Die ergänzenden Lernmaterialien zu den Themen Sparen, Girokonto, Kapitalnehmer und -geber, Börse Am 01. Februar 2018 fand der siebte VC-Pitch in und DAX sowie Anlegerschutz verfolgen das Ziel, die der Stuttgarter L-Bank Rotunde statt. Vor rund 220 finanzielle Allgemeinbildung durch problemorientier- Gästen präsentierten 15 Startups ihr Unternehmen te, lebensnahe Aufgabenstellungen zu fördern. Die auf der Bühne und neben sechs weiteren Ausstellern Lernmaterialien wurden Ende November an ca. 200 auch auf der Gründermesse. Sieger des VC-Pitch Real- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württem- 2018 wurde RoadAds Interactive, vor TolerogenixX berg ausgeliefert. und Binando. Am 11. Januar hatte eine Vorjury, be-

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stehend aus Vertretern zahlreicher Netzwerke in Leitfaden „Beteiligungskapital in Baden-Würt- Baden-Württemberg sowie dem Wirtschaftsministe- temberg“ rium, aus 45 Bewerbungen die 15 Finalisten ausge- wählt. Gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Ar- beit und Wohnungsbau wurde ein Leitfaden entwi- Corporate Venture Capital Forum – Sieben Termi- ckelt, der die verschiedenen Möglichkeiten bei der ne 2017/2018 Gewinnung von Beteiligungskapital in Baden-Würt- temberg aufgreift. Der Leitfaden wurde Ende 2017 Zwischen August 2017 und Juli 2018 fanden insge- finalisiert und gedruckt. Die Online-Version kann auf samt sechs Termine des Corporate Venture Capital der Website von VC-BW heruntergeladen werden. Forums, das inzwischen in Corporate Venture Forum umbenannt wurde, statt. Die Veranstaltungsreihe 9.Aktivitäten im Bereich Karriere wird von Initiator Dr. Claus Schmidt (ehemals Ma- naging Director der Robert Bosch Venture Capital „Meet the CEO“ mit Bernhard Sibold GmbH) sowie der Pioniergeist GmbH veranstaltet. Seit Anfang 2017 findet das Format unter Co-Betei- Mit der Kamingespräch-Reihe „Meet the CEO“ bie- ligung von VC-BW statt und wird an ausgewählten ten wir Studierenden die Möglichkeit, sich mit füh- Terminen in den Räumen der Börse Stuttgart ausge- renden Vertretern der baden-württembergischen richtet. Finanzwirtschaft auszutauschen. Ende 2017 konn- te Herr Sibold, Präsident der Hauptverwaltung der Ziel ist es, den Austausch zwischen den Vertretern Deutschen Bundesbank in Baden-Württemberg, für bestehender wie auch sich entwickelnder Venture- „Meet the CEO“ gewonnen werden. 20 ausgewähl- Capital-Einheiten der Großkonzerne in Baden-Würt- te Studierende hatten am 27. November 2017 die temberg zu fördern. Neu ist, dass sich Startups an Chance, im Rahmen des Kaminabends in lockerer ausgewählten Terminen den anwesenden Investoren Atmosphäre mit einem CEO ins Gespräch zu kom- vorstellen können. Diese Möglichkeit erhielten sie im men und Fragen zu seinem Alltag, Aufgaben und He- Rahmen eines Bewerbungsverfahrens über Ventu- rausforderungen zu stellen. Außerdem erhielten die reZphere. Studenten Informationen aus erster Hand über den Arbeitsalltag bei der Deutschen Bundesbank, aktuel- Get finnovative Lounges le Jobangebote und Einstiegsmöglichkeiten. Für die Deutsche Bundesbank erwies sich der Event als eine Um auch im Jahr 2017/2018 dem Thema FinTech gute Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber am gerecht zu werden, veranstaltete VC-BW mit aus- Finanzplatz Stuttgart zu positionieren und potenzielle gewählten Partnern die Get finnovative Lounges. Mitarbeiter zu akquirieren. Zwischen August 2017 und Juli 2018 fanden zwei Termine statt. Am 11. Oktober 2017 konnten mit Jo- Workshop „Digitale Vordenker“ in Kooperation nas Offtermatt von der Stuttgarter Versicherung so- mit BearingPoint wie Daniel Treiber vom FinTech-Startup GetSafe aus Heidelberg zwei hochklassige Referenten gewonnen Am 24. Januar 2018 veranstaltete Stuttgart Finan- werden, welche das Thema „Fintechs und Insur- cial in Kooperation mit BearingPoint an der Börse techs: Wird die Versicherungsbranche disrupiert?“ Stuttgart einen Workshop unter dem Motto „Digitale mit den Gästen diskutierten. Vordenker“. Hierbei hatten 30 ausgewählte Studen- Die Lounge am 15. Mai 2018 stand ganz im Zeichen ten die Chance ins digitale Abendteuer einzutauchen von Kryptotrading und Blockchain. Dr. Ulli Spankow- und zusammen mit Partnern und Experten der Ma- ski präsentierte die BISON App von Sowas Labs zum nagement- und Technologieberatung BearingPoint Handel von Kryptowährungen. Die Ideathon Teilneh- das Zukunftspotenzial der neuen Technologien mer der FinTech Days 2017 Ernest Eze und Julian Blockchain und Robotics zu diskutieren. Anschlie- Schulz stellten außerdem die Fortschritte ihres Pro- ßend konnten die Studenten in verschiedenen Case jekts re.new vor. Studies ihre eignen Ideen einbringen und den ande- ren vorstellen.

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schäfte werden auf dem Golfplatz gemacht. Weitere 10.Aktivitäten im Bereich VentureZ- Networking-Gelegenheiten, wie beispielswiese beim phere: Die Startup Datenbank mit Ka- CV-Forum, beim Gründergrillen oder bei zahlreichen pitalmarktzugang Messen und Konferenzen komplettieren die Netz- werkaktivitäten von VentureZphere. VentureZphere ist die Startup Datenbank in Deutsch- land. Ziel ist es, die Gründerlandschaft in Deutsch- Sponsoring der bawükommt!-Tour 2017 land transparent abzubilden, um die Sichtbarkeit von innovativen Geschäftsideen und die Attraktivität des VentureZphere war nicht nur Sponsor der Standorts für Kapitalgeber zu erhöhen. Mit unseren bawükommt!-Tour vom 27.-30. September 2017, Angeboten unterstützen wir Startups bei der Gewin- sondern war auch selbst mit an Bord. Einmal im Jahr nung von Eigen- und Fremdkapital und gestalten fahren Vertreter des Startup-Ökosystems Baden- Netzwerke, von denen alle Akteure profitieren. Württemberg mit dem Bus quer durch Deutschland Das Projekt wurde von der Finanzplatzinitiative Stutt- und besuchen andere Startup-Hotspots, um die ge- gart Financial zusammen mit der Börse Stuttgart ins genseitige Vernetzung zu fördern und voneinander Leben gerufen und wird vom Ministerium für Wirt- zu lernen. Dieses Jahr besuchten wir München, Leip- schaft, Arbeit und Wohnungsbau aktiv gefördert und zig und Berlin. Die mehrtägige Busreise steht unter mitunterstützt. der Schirmherrschaft von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut und wird organisiert von Kooperation mit Start-up Stuttgart e.V. und der der Regionalgruppe des Bundesverbands Deutsche Landesinitiative Start-up BW Startups e.V.

Seit Juli 2017 ist VentureZphere die zentrale Daten- Weiterentwicklung von VentureZphere zur größ- bank für Startups aus Baden-Württemberg. Durch ten Startup Datenbank in Deutschland die Kooperationen mit Start-up Stuttgart e.V. und der Landesinitiative Start-up BW werden alle VentureZ- Im Rahmen der Strategie- und weiteren Servicewei- phere Startups aus Baden-Württemberg auch auf terentwicklung von VentureZphere wurden seit An- den Seiten der beiden Partner gelistet. Weitere API- fang 2018 intensive Gespräche mit Vertretern der Anbindungen sind geplant. Gründerszene geführt, um deren Herausforderun- gen und Bedürfnisse noch besser herauszuarbeiten. Start der VentureZphere Academy Investoren und Gründer wurden teils über mehrere Tage hinweg begleitet. Die Ergebnisse fließen in Mit dem Pitch-Coaching fiel im August 2017 der eine Neupositionierung von VentureZphere ein, an Startschuss für die VentureZphere Academy. Es folg- der derzeit gearbeitet wird. Darüber hinaus werden ten eine Vertriebsschulung im November mit Prof. Dr. Gespräche mit einem großen Partner geführt. Reiner Bührer von der Hochschule Pforzheim und ein Kommunikationsworkshop mit den Experten der Kontakt IR.on AG. Zukünftig sollen Startups in der Academy Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapier- ein strukturiertes Programm zu ausgewählten The- börse e.V. / Stuttgart Financial men durchlaufen. Die Planungen hierfür und Gesprä- Fon +49 (0)711 222 985 726 | Fax +49 (0)711 222 che mit Partnern laufen. 985-661 | E-Mail: [email protected]

Erster großer Networking-Event für Startups und Investoren Am 17. August 2017 fand der VentureZphere Golf- Event mit und für Startups und Investoren aus der VentureZphere statt. In lockerer Atmosphäre hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich persönlich ken- nen zu lernen und über mögliche Kooperationen zu sprechen. Ganz nach dem Motto: Die besten Ge-

22 FORSCHUNGSSTELLE BÖRSENHANDEL

Jahresbericht der Forschungsstelle stelle Börsenhandel, die bessere Vernetzung von Börsenhandel Wissenschaft und Praxis voranzutreiben. Anläss- lich hierzu wurde zum inzwischen vierten Mal das Wie schon die Jahre zuvor gestaltete sich auch das Börse Stuttgart Research Colloquium organisiert, Jahr 2017/2018 aus Sicht der Forschungsstelle Bör- bei welchem u. a. Carolin Hartmann – ehemalige senhandel wieder äußerst abwechslungsreich. Ein Leiterin der Forschungsstelle Börsenhandel – ihre Blick zurück zeigt, dass das Thema Regulierung Forschungsergebnisse zur Vorhersage von Vola- nach wie vor allgegenwärtig ist und zunehmend mehr tilitätsänderungen auf Basis von Google- und Twit- Platz einnimmt. So war in diesem Zusammenhang terdaten präsentierte. Hierbei fanden auch Daten eines der wichtigsten Themen der vergangenen Mo- der Stuttgarter Forschungsdatenbank Verwendung, nate das für Privatanleger immer stärker schrump- welche Forschern international die Möglichkeit bie- fende Produktuniversum, was exemplarisch an den tet, Börsendaten aus Stuttgart für ihre Forschung Neuemissionen von Unternehmensanleihen wäh- zu erhalten. An die Forschungsdatenbank wurden, rend der letzten Jahre beobachtet werden kann. Eine wie schon die Jahre zuvor, auch dieses Jahr wieder im Rahmen der Wissenschaftskooperation durchge- zahlreiche Anfragen gerichtet, was deren Stellenwert führte Analyse zeigt, dass der Anteil neu emittierter als Datenquelle in der Wissenschaft unterstreicht. Anleihen mit hohen Stückelungsbeträgen an den Ge- Neben den Tätigkeiten an der Börse Stuttgart ist samtemissionen in letzter Zeit deutlich zugenommen die Forschungsstelle an der Universität Hohenheim hat. Aufgrund geltender Vorschriften entfällt für Emit- aktiv. Ein wichtiger Baustein ist hierbei die Vorle- tenten ab einer Mindeststückelung von 100.000 Euro sung Trading and Exchanges, die nach der Einfüh- eine aufwendige Prospekterstellung, Privatanlegern rung im Wintersemester 2014/15 inzwischen zum wird durch diesen hohen Mindestanlagebetrag je- vierten Mal im Wintersemester 2017/18 stattfand. doch zunehmend der Zugang zu dieser Anlageklas- Die Vorlesung wird von den Dozenten und ehema- se versperrt. Die weitere Entwicklung auf regulato- ligen Lehrstuhlmitarbeitern Dr. Schroff, Dr. Span- rischer Ebene bleibt abzuwarten und wird von der kowski und Dr. Sturz gemeinsam gelesen, die Ko- Forschungsstelle Börsenhandel mit regem Interesse ordination der Vorlesung und Durchführung der verfolgt. Darüber hinaus war ein weiteres wichtiges Übung liegt in den Händen der Forschungsstelle Thema im regulatorischen Kontext dieses Jahr die Börsenhandel. In der Vorlesung lernen die Studen- Durchführung einer ersten Auswirkungsanalyse zu ten Grundkenntnisse der Marktmikrostruktur und MiFID II, nachdem die neue EU-Finanzmarktrichtlinie setzen sich in Gruppen- und Einzelarbeiten mit ak- am 3. Januar 2018 in Kraft getreten ist. Diese zeigt, tuellen Entwicklungen an den Finanzmärkten aus- dass die Umsetzung zentraler Bestandteile, wie z. einander. Fester Bestandteil des Curriculums war B. Veröffentlichungspflichten, über die europäischen auch dieses Jahr wieder ein Besuch an der Bör- Börsenplätze hinweg höchst unterschiedlich ausfällt se Stuttgart mit Führung über das Handelsparkett und vorgesehene Standards bisweilen unterschied- und Teilnahme an der Handelssimulation Live-X. lich eingehalten werden. Ebenfalls zum Thema Re- Die Aufgaben der Forschungsstelle Börsenhandel gulierung richtete die Börse Stuttgart im November liegen in der Schnittstellenfunktion zwischen Wis- letzten Jahres unter tatkräftiger Mithilfe der For- senschaft und Praxis. Die vielen verschiedenen schungsstelle Börsenhandel den mittlerweile elften Aufgaben aus den unterschiedlichsten Themenbe- und inzwischen schon zu einer Institution geworde- reichen zeigen, dass das Jahr 2017/2018 wieder nen MiFID-Kongress aus, welcher das Inkrafttreten ein erfolgreiches für die Kooperation zwischen der von MiFID II sowie die zunehmende Digitalisierung, Börse Stuttgart und dem Lehrstuhl für Bankwirt- insbesondere im Finanzbereich, zum Thema hatte. schaft und Finanzdienstleistungen an der Universi- Auch dieses Mal fanden sich höchst interessante tät Hohenheim war. Im Jahr 2018/2019 steht mit der Vorträge und Diskussionen wieder, die das Thema 5. European Retail Investment Conference (ERIC) MiFID II sowohl aus dem Blickwinkel von Regulierern bereits das nächste Highlight an, um renommier- als auch aus der Perspektive der die Richtlinie Umset- te Forscher zum Austausch an die Börse Stuttgart zenden, wie z. B. Banken und Börsen, beleuchteten. und nach Hohenheim zu holen. Es bleibt spannend. Neben der Mitarbeit bei regulatorischen Fragestel- lungen ist eine weitere Kernaufgabe der Forschungs- Achim Fecker, M.Sc.

23 24 FORSCHUNGSTELLE BÖRSENHANDEL

24 ZUSAMMENARBEIT MIT DER PRAXIS

Aktuelle Situation an den Kredit- die Deutsche Bank etwa gegen Ihre Kunden? Was und Zinsmärkten passiert, wenn die Deutsche Bank ausfällt? In dieser Diskussion zeigte sich dann schnell: in unserem Pu- Am 10. Juli referierte Eleftherios Delisav- blikum sitzt kein gewöhnlicher Bankkunde, sondern vidis, Headoffice Money Market der - Deut hoch spezialisierte Studierende, die sich gewach- schen Bank AG, in der Vorlesung Theory of sen sehen, eine akademische Diskussion zu diesem Debt and Bank Lending zur aktuellen Situa- Thema anzustoßen. tion an den Kredit- und Zinsmärkten. Zuletzt gab Herr Delisavvidis den Studierenden einen Für jeden Bankkunden ist die Frage über das zukünf- kurzen Einblick über die Einstiegsmöglichkeiten bei tige Zinsniveau von großer Bedeutung. Welche Zins- der Deutschen Bank. Wir danken Herrn Delisavvidis belastung wird bei variablen oder fest verzinsten Kre- für sein Referat aus der Praxis der Finanzbranche. diten erwartet, welche Konditionen können bei einer zukünftigen Refinanzierung möglicherweise erwartet Dr. Julius Tennert werden und mit welcher Verzinsung einer festver- zinslichen Anlage kann gerechnet werden. Dass wir einem leicht steigen Zinsniveau entgegensehen, das Key Challanges in the Financing erwartet die Deutsche Bank aufgrund der in den letz- Sector ten Jahren leicht gestiegenen Zinsen für deutsche Staatsanleihen. Am 10. Juli begrüßten wir Herrn Joachim Erdle, Head of Corporate Finance der Lan- desbank Baden-Württemberg, für einen Gastvortrag im Rahmen der Vorlesung Theory of Debt and Bank Lending.

Wie sieht die aktuelle Marktsituation im Bereich der Unternehmensfinanzierung aus? Was sind die neu- en Herausforderungen für Banken in diesem Bereich und wie sieht eine passende Strategie aus? Und na- türlich, welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf diesen Geschäftsbereich? Durch diese Fragen führ- te Joachim Erdle die Studierenden in seinem 90-mi- nütigen Gastbeitrag und ermunterte immer wieder Herr Delisavvidis bei seinem Vortrag zu einer gemeinsamen Diskussion. Seit Juli 2016 leitet er den Bereich Corporate Finance der LBBW Herr Delisavvidis erläutert die Kombination verschie- und ist zudem Vorsitzender der Geschäftsführung dener Kredite und Derivate, z.B. Swaps und Optio- der Süd Beteiligungen GmbH und Geschäftsführer nen, um ein gewünschtes Payoff-Profil zu erreichen. der LBBW Venture Capital GmbH. So kann beispielsweise ein Interest Rate Swap ein mögliches Produkt darstellen, um bei einem lang- In der aktuellen Niedrigzinsphase, steigenden CDS- fristigen Kredit von den Vorteilen kurzfristiger Zinsen Spreads und steigender Volatilität an den Aktien- zu profitieren. Im historischen Durchschnitt liegt der märkten sieht Herr Erdle eine herausfordernde Situ- kurzfristige Zins unter dem langfristigen Zinsen. Bei ation. Jedoch sieht er auch Chancen und Potential. Interest Rate Swaps gibt es allerding immer einen Viele Banken haben inzwischen eine starke Eigen- Gewinner und einen Verlierer: steigt der Zins, verliert kapitalbasis. Wenn die Banken es nun schaffen, ihre der Swap-Payer, sinkt der Zins, verliert der Swap-Re- teils noch sehr hohen Cost-Income-Ratios nachhal- ceiver. Gleich kamen an dieser Stelle einige kritische tig zu senken, bietet dies aus seiner Sicht eine gute Fragen aus dem Publikum, welches den Vorlesung Ausgangssituation, um zu wachsen. Gleichzeitig von Herrn Prof. Hans-Peter Burghof in den letzten konkurrieren Banken aber besonders im gewinn- Wochen wohl aufmerksam gelauscht hatte: Wettet trächtigen Corporate Finance Umfeld auch immer

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stärker mit unabhängigen Beratern, die in diesen „Aktuelle Veränderung der re- Markt eintreten, und die von Unternehmen immer gionalen Geschäftsmodelle der mehr als Kompetenzträger angesehen werden. Volksbanken Zudem treten mit Debt-Funds neue Spieler in den und Raiffeisenbanken in Deutsch- Markt, die bereit sind, deutlich mehr Risiko einzuge- land“ hen als Banken und dadurch lukratives Geschäft von den Banken abwerben. Gastvortrag von Thomas Stegmülller im Rahmen der Bachelorveranstaltung „Bank Management“ am 09.01.2018

Im Rahmen der Bachelorveranstaltung Bank Ma- nagement durfte die Universität Hohenheim den Gesellschafter und Geschäftsführer der Beratungs- agentur Compentus GmbH begrüßen. Die Compentus GmbH ist eine Unternehmensbera- tung für Volksbanken und Raiffeisenbanken mit Fir- mensitz in Stuttgart. Der Geschäftsführer sprach über die Digitalisierung und das damit verbundene veränderte Kundenver- halten im Bankensektor. Herr Erdle während seines Vortrages Digitalisierung Wegen der aktuellen Marktlage müssen Banken ihre Strategien im Bereich der Unternehmensfinan- Herr Thomas Stegmüller startete mit dem Moores- zierung modernisieren. Hierzu gehört insbesondere chen Gesetz (1965) von Gordon E. Moore, Mitgrün- die Einbindung technologischer Innovationen. Letz- der des Chip-Herstellers Intel, welches besagt, dass tere haben das Potential, den Bankenmarkt in den die Anzahl an Transistoren und die Rechenleistung nächsten Jahren stark zu verändern. Die LBBW hat pro Chip sich in etwa alle 18 Monaten verdoppeln. deshalb in Kooperation mit der Daimler AG eine pri- Soll bedeuten, dass die Chiphersteller alle 1,5 Jahre vate Blockchain aufgebaut, um eine neue techno- eine neue Chip-Generation auf den Markt bringen, logische Infrastruktur für Fremdfinanzierungen zu der Speicherplatz nicht mehr relevant ist und die Di- bilden. In diesem Rahmen gelang es bereits, einen gitale Welt somit sehr kurzlebig ist. Schuldschein zu vergeben. Dieser Fortschritt in der Treiber der Digitalisierung sind somit die Informati- technischen Entwicklung ist aber zum jetzigen Zeit- onsverarbeitung in maximaler Geschwindigkeit, das punkt noch nicht ausreichend, um die Regulierungs- Internet, die mobilen Endgeräte und die weitreichen- anforderungen zu erfüllen. de Datenübertragung.

Die Aufforderung zum Dialog wurde von den Stu- Verändertes Kundenverhalten denten gerne wahrgenommen. So entstand ein inte- ressanter und intensiver Austausch zwischen Herrn Im Zuge der Digitalisierung hat sich auch das Erdle und den Studierenden. Wir danken Herrn Erd- Kundenverhalten verändert, der Kunde heute ist le für den ausführlichen Einblick in die Praxis und Schnäppchenjäger und Qualitätsfanatiker zugleich. freuen uns auf einen hoffentlich erneuten Besuch im Der hybride Abnehmer ist auch im Banksektor zu nächsten Jahr. beobachten. Kunden tätigen ihre Bankgeschäfte so- wohl bei regionalen Banken, als auch bei Direktban- Dr. Julius Tennert ken. Dies führt dazu, dass der Kunde nicht mehr auf die Bank zu kommt, sondern die Bank in der Pflicht steht. Es besteht ein Leistungswettbewerb, welcher aus Produkt und Zusatznutzen in Form von Vertrau- en besteht und zukünftig wird die entscheidende

26 ZUSAMMENARBEIT MIT DER PRAXIS

Größe der Zugang zum Kunden sein. Gewinn- und Kapitallücken in ei- nem sich verändernden europäi- Fusionen und künftige Entwicklungen schen Bankwesen

Immer mehr Genossenschaftsbanken fusionieren Gastvortrag von Prof. Dr. Stefan Kirm- aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase, zuneh- ße, Hauptgeschäftsführer der zeb GmbH, mender Digitalisierung und der Regulierung, beson- am 16.01.2018 im Rahmen der Vorlesung ders Genossenschaftsbanken mittlerer und großer Bankmanagement, der Universität Hohen- Größe sind davon betroffen. heim. Allein im Jahr 2017 konnten 80 Fusionen verzeichnet werden, an denen rund 200 Banken beteiligt waren. Die schwache Erholung des europäischen Bank- Kleinere Banken, die eine Bilanzsumme mit weniger wesens. als 250 Mio. € aufweisen, fusionieren eher weniger, da dies die Aufgabe der eigenen Identität bedeuten Nach einer kurzen Begrüßung mit einer Vorstellung würde. Aufgrund dieser Tatsache ist eine Aufspal- seiner Person und der zeb GmbH, einer in 13 ver- tung der VR-Bankenstruktur in zwei Geschäftsmo- schiedenen Ländern international agierenden Be- delle zu erwarten. ratung für Finanzdienstleister, begann Prof. Kirmße Zum einen wird es lokale VR-Banken als Nischenan- seinen Vortrag mit einem Überblick über die Struk- bieter von Basisleistungen geben und zum anderen tur des europäischen Bankwesens, welches 2016 genossenschaftliche Regionalbanken als Full-Ser- mit stabilen Gesamtaktiva und Marktanteilen unter vice-Anbieter. den führenden Akteuren weitestgehend unverändert blieb. Des Weiteren hat der regulatorische Druck zu Umfeldveränderung verbesserten Kapitalposten geführt wobei die Ren- tabilität zu niedrig ist und 2016 zurück ging. Bewer- Mit zunehmender Anzahl an Fusionen wird sich auch tungen und öffentliche Stimmen sind sich einig, dass das Zukunftsbild von Banken stark verändern. Zu- das europäische Bankwesen weiterhin eine in Not künftig spielt weniger die stationäre Nähe, in Form geratene Branche ist. eines Filialnetzes, eine Rolle, sondern die virtuelle Nähe. Mit virtueller Nähe sind unter anderem der Homepa- Künftige Rentabilität und Kapitalfälligkeit in ei- geauftritt, als auch die Videoberatung mit Kunden- nem sich verändernden Bankenumfeld beratern und Leistungsfeldprofis inbegriffen. Die Geschäftsmodellweiterentwicklung wird aber Nach jüngsten Entwicklungen in den USA und dem auch starke Auswirkungen auf die Kundensegmen- Vereinigten Königreich lassen, durch die leichte Lo- tierung haben. Die Unterteilung erfolgt künftig nicht ckerung des regulatorischen Drucks und der Nied- mehr von der potenzialorientierten Segmentierung rigzinsphase, einen Wendepunkt vermuten. entlang der gesamten Kundenpyramide, sondern zur Prof. Kirmße stellte zwei, von der zeb GmbH mo- engpassorientierten Segmentierung. dellierten, Szenarien für die europäische Kreditwirt- schaft vor. Ein optimistisches und ein Basisszena- rio, welche beide keine Änderungen bestehender Julia Werner, B.Sc. cand Geschäftsmodelle zulässt. Selbst das optimistische Szenario sagt eine niedrige Profitabilität voraus, da zweistellige Eigenkapitalrenditen nicht in Sicht sind, was im Basisszenario zunehmend zu Gewinnprob- lem führen wird. Des Weiteren wird das Kapital zu Problemen führen, wenn Basel IV vollständig un- terschritten wird und die Kapitalquoten unter einem „akzeptablen“ Niveau liegen werden. Ohne eine ra- dikale Veränderungen ist die Konsolidierung der In- dustrie vorhersehbar.

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Die Schließung der Gewinn- und Kapitallücken

Als Lösungsansatz schlug Prof. Kirmße das optimis- tischre Modell der zeb GmbH vor, welches die Mög- lichkeiten gibt die Gewinn- und Kapitallücken mit ei- nem aggressiven Hebelmanagement zu schließen. Ein Hebel könnte die Einzelhandelspreisanpassun- gen und Verbesserungen im Cross-Selling Bereich sein, welche zu deutlichen Gewinnsteigerungen füh- ren könnte, andere Hebel könnten Front-Office-Kos- tenhebel oder Forschungs- und Entwicklungshebel sein. Allerdings wird nur eine Kombination aus ag- gressiven Managementmaßnahmen und günstigem Bankenumfeld die Eigenkapitalrendite erhöhen und Kapitallücken schließen. Abschließend führte Prof. Kirmße an, dass nur Banken, welche ihre umfang- reiche Managementaufgabe erfüllen, Gewinn- und Kapitallücken schließen werden können.

Julia Werner, B.Sc. cand.

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Erstes Hohenheimer Bauspar- Die Veranstaltung begann dabei mit einem kurzen symposium 2018 – „Bausparen – Grußwort der Veranstalter Prof. Kirmße und Prof. Chancen und Herausforderungen Burghof, sowie durch Dr. Marc Mehlhorn, der als einer Branche in stürmischen Vertreter von Stuttgart Financial die Veranstaltung Zeiten“ ebenfalls unterstützte.

„Bausparen ist tot“ - das scheint die einhellige Mei- Es folgte dann der erste Vortrag durch Prof. Burg- nung vieler über eine doch alte und traditionelle hof über die „Theorie des Bausparens“. Das The- Branche des deutschen Finanzsektors zu sein. Dem ma Bausparen selbst ist relativ wenig erforscht, da kulturellen Phänomen Bausparen setzten, wie vie- die vor allem amerikanisch geprägte wirtschafts- len anderen Akteuren auf den Finanzmärkten, die wissenschaftliche Literatur mit diesem kulturellen Niedrigzinsphase und der steigende regulatorische deutschen Phänomen wenig anzufangen weiß. Es Druck zu. Deshalb war es das Ziel der Unterneh- stellt sich aber trotzdem die Frage, ob Bausparen mensberatung zeb, der Wüstenrot Bausparkasse ein effizienter ökonomischer Vertrag ist. Um solche AG und der Stiftung Kreditwirtschaft mit dem ersten effizienten Verträge schließen zu können, müssen Hohenheimer Bausparsymposium im Schloss Ho- zunächst die beteiligten Finanzintermediäre erfolg- henheim in Stuttgart eine Plattform zu schaffen, auf reich sein. Das bedeutet Bausparen muss einen der führende Mitglieder der Bausparkassen die He- Mehrwert schaffen, wobei oft kritisiert wird, dass der rausforderungen, aber auch Chancen ihrer Branche Vertrieb zu kostenintensiv und intranspa-rent wäre. diskutieren können. Dieses erste Treffen fand am Außerdem ist die Zinssicherung zu teuer. Klassische 11. September 2018 in der Aula des Hohenheimer wirtschaftswissenschaftliche Modelle die Sparver- Schlosses statt. halten und Kredite beinhalten tuen sich zudem mit Bausparen schwer, da nicht alles in das Konzept der „Bausparen hat in Deutschland eine große Vergan- effizienten Verträge gepackt werden kann. genheit. Aber hat es auch eine Zukunft?“ Mit dieser Frage motivierte Prof. Hans-Peter Burghof das Sym- Für diese Fragen hatte Prof. Burghof aber auch Lö- posium und seine Zielsetzung. Sein Mitveranstalter sungen parat. Bausparen müsste zunächst mit ler- Prof. Stefan Kirmße, Managing Director bei zeb, nenden Verträgen modelliert werden. Das beginnt stimmt ihm dabei zu und verwies ebenfalls auf die dabei mit einer Prüfung der Sparfä-higkeit von Kun- anhaltende Niedrigzinsphase und stetig wachsende den. Zuverlässige Sparer sparen konstant, während und sich verändernde Regulierung. Beide Professo- unzuverlässige Raten auch mal aussetzen. Somit ren sind sich einig, dass sich die Branche an diese werden über die Gesamtheit der Sparer in der An- sich wandelnden technologischen, ökonomischen, sparphase Informationen gesammelt, die auf das gesellschaftlichen und rechtlichen Gegebenheiten zukünftige Konsumverhalten der Akteure schließen anpassen muss, um zu bestehen. Das Symposium lässt. Dies impliziert sich, dass Sparer, die nicht auf soll dabei Branchenkenner, Praktiker, Wissenschaft- Ihre Auszahlung warten wollen, auch keinen Bau- ler und die Politik zusammenbringen um diesen sparvertrag erhalten sollten. Wandel herbeizuführen. Ein zweiter Lösungsansatz ergibt sich daraus, dass Welcher Ort könnte dann besser geeignet sein um die Baufinanzierung für viele Kunden die komplizier- ein solches Symposium zum Thema Bausparen teste Finanzierung ihres Lebens ist. Es ist schwie- auszutragen, als das barocke Schloss in Stuttgart rig alle Teile davon in Verträgen zu formulieren. Die Hohenheim. In einer Region gelegen, die die beiden Finanzkrise konnte bspw. nicht von vorneherein größten Bausparkassen Deutschlands (Schwäbisch- berücksichtigt werden und auch zukünftige Zinsän- Hall und Wüstenrot) beheimatet und in der der erste derungen müssen korrekt integriert werden. Bau- Bundespräsident Theodor Heuss bereits sein Eigen- sparen mit seinen lernenden Verträgen und Informa- heim über einen Bausparvertrag finanzierte, bietet tionen, die dadurch implizit gewonnen werden, kann das Hohenheimer Schloss eine gebührende Bühne helfen solche Unvollkommenheiten auf den Märkten für diese Veranstaltung. zu mindern. Bausparen macht daher aus der theore- tischen Sicht Kapitalmärkte besser.

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Nach seinem Vortrag musste Prof. Burghof krank- enkrediten weltweit stark angestiegen ist. Allerdings heitsbedingt leider das Symposium verlassen, wes- zeigen Immobilienkredite trotz ihrer sehr geringen halb im Folgenden seine Kollegen Prof. Kirmße und Volatilität (ähnlich hoch wie bei Staatsanleihen) re- Prof. Tyrell die Moderation der Veranstaltung über- lativ große Erträge, was einerseits etwas überrascht nahmen. (normal herrscht ein Trade-Off zwischen Ertrag und Risiko), aber auch eine Erklärung für die Zunahme Ersterer folgte dann auch gleich mit dem zweiten an Immobilienkrediten sein könnte. Vortrag aus der Riege der Wissenschaftler zum The- ma „Aktuelle Chancen und Herausforderungen im Aus theoretischer Sicht wirkt auch die antizykli- Bausparsektor“. Herr Kirmße stellte darin zunächst sche Struktur von Bausparverträgen stabilisierend, die Ausgangssituation des Bausparsektors dar. Die- da Bausparer in Zeiten unerwarteter hoher Zinsen ser leidet weiterhin an einer Verschlechterung der Anreize haben, Kredite in Anspruch zu nehmen, Ergebnissituation (ähnlich wie bei anderen Finanzin- während in Zeiten unerwartet niedriger Zinsen die stituten getrieben durch niedrige Zinsen und starke Sparoption besteht. Im Vergleich zu klassischen Im- Regulierung), kann aber von einem positiven Mark- mobilienkrediten haben Bauspardarlehen ein stabi- tumfeld und bereits ergriffenen Anpassungen und lisierendes Moment. Die daran anschließende Fra- Optimierungen des Geschäftsmodells profitieren. ge ist, wie man das Geschäftsmodell an die eher Prof. Kirmße konnte aber auch einen Ausblick darauf betriebswirtschaftlichen Anforderungen anpassen geben, wie es mit dem Bausparsektor in Zukunft wei- kann, ohne die volkswirtschaftlichen Vorteile des tergehen könnte. Das Prognosemodell seiner Unter- Bausparkollektivs zu verlieren, denn Bausparkassen nehmensberatung zeb sieht positive Einflüsse durch glätten Immobilienpreise und federn gesamtwirt- steigende Einkommen, Veränderungen des Hypo- schaftliche Schocks ab, bzw. geben diese nicht an thekarzinses im Vergleich zum Vorjahr und durch ihre Kunden weiter. die Zinsdifferenz der Bauspardarlehen zum Hypo- thekenzins voraus. Dämpfend auf die Entwicklung Im Anschluss folgte dann der erste Praktiker unter des Bauspargeschäfts wirken der Bausparindex und den Rednern, Wolfgang Kaltenbach, Vorsitzender die negative Einlagenrendite. Das zeb-Prognosemo- des Vorstandes der LBS Südwest. Er attackierte in dell erwartet daher selbst im positiven Szenario kein seinem Vortrag eines der zuvor schon angesproche- dynamisches Wachstum und sieht eher eine weite- nen Themen „Vertriebserfolg im Niedrigzinsumfeld“. re Stagnation des Bausparsektors vorher. Kritische Er kam dabei auf den eingangs schon von Prof. Burg- Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Anpassung der hof genannten Punkt der Regulation zurück. Auch Bausparkassen sind laut zeb daher eine kunden- die Regulatoren beeinflussen das Bauspargeschäft zentrierte Ausrichtung, Senkung der Kosten durch und die Geschäftsmodelle müssen die Regulierung größere Automatisierung und Modernisierung der abdecken. In einer ersten Grafik verdeutlichte Herr IT, sowie Simulationsfähigkeit als Haupterfolgsfaktor Kaltenbach dann das Vertriebsproblem: ein starker für moderne Bausparsteuerung und zur Bewältigung Rückgang bei den Stückzahlen an neuen Bauspar- der steigenden regulatorischen Anforderungen. verträgen ist im 10-Jahresvergleich zu verzeichnen. Anders sieht es bei der Wohnfinanzierung aus, die Nach einer ersten Kaffeepause, bei der die Chance einen Zuwachs verzeichnen konnte. Viele Konsu- zur weiteren Diskussion und zum Networking be- menten, vor allem Mieter, sehen Bausparen aber stand, folgte dann der dritte wissenschaftliche Vor- immer noch als attraktiv an, vor allem wenn in der trag durch Prof. Marcel Tyrell zum Thema „Wirken Zukunft gebaut werden soll. Bausparkassen stabilisierend auf Immobilien- und Finanzmärkte?“. Der deutsche Immobilienmarkt war Um das zu ändern und im Vertrieb weiterhin erfolg- in der Vergangenheit zwar immer sehr stabil, steigen- reich zu sein, verwies Herr Kaltenbach auf das Ko- de Immobilienkredite sind trotzdem oft ein Zeichen operationsmodell der Landesbausparkassen und für eine herannahende Krise. Immobilienkredite sind der Sparkassen. Dieses ist zwar kos-tenintensiver, daher die beste Möglichkeit um Finanzkrisen empi- aber qualitativ wertvoller für den Außendienst, der risch vorherzusagen. Es könnte jetzt also alarmie- weiterhin eine große Rolle bei der Baufinanzierung rend wirken, dass das Gesamtvolumen an Immobili- spielt. Die Kunden wollen und schätzen weiterhin

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eine persönliche Beratung, weshalb auch die Spar- sollte durch eine Omnikanalpräsenz die Kunden kassen den Außendienst weiter fordern. Natürlich, analog und digital ansprechen. Für Privatkunden darf dabei aber das Online-Geschäft nicht verges- zählt dann vor allem der persönliche Kontakt und sen werden. die Möglichkeit zur Beratung. In einem „Customer Journey“ werden dann Kunden über den gesamten Das Fazit von Herrn Kaltenbach ist daher klar: Bau- Lebenszyklus der Immobilie begleitet. sparen hat Zukunft und die Divise sollte sein „wenn dann jetzt“. Für diese Zukunft darf aber der Vertrieb Eine weitere interessante Option für das neue Ge- nicht vergessen werden, der laut ihm der Schlüssel schäft der Bausparkassen wäre die Refinanzierung. zum Erfolg ist. Bausparkassen könnten als Pfandbriefemittenten auftreten und so neue Märkte erschließen. Aber Danach war die Halbzeit des Symposiums erreicht auch gedeckte Schuldscheindarlehn oder Verbrie- und die Mittagspause stand an. Neben der körperli- fung, sind laut Prof. Daube möglich. Das alles kann chen Stärkung konnten die Besucher, wie schon den dann natürlich in Zusammenarbeit mit FinTechs an ganzen Tag, auch die Marktstände von zeb besu- den Markt und den Kunden gebracht werden. chen, die weiter zur Diskussion anregten und den Kontakt zur Unternehmensberatung aufbauen soll- Der bisherige Tenor der Vortragenden war, dass die ten. Digitalisierung eine der größten Heraus-forderungen für die Zukunftsfähigkeit der Bausparkassen dar- Nach der wissenschaftlichen Theorie und Empi- stellt. Aber wie sollte diese Digitalisierung angegan- rie des Bausparens und der Darstellung des Istzu- gen werden? Darauf konnte Alexander Lichtenberg stands, wagte Prof. Carl Heinz Daube von der NBS von der Bausparkasse Schwäbisch-Hall in seinem Northern Business School dann den Blick in die Vortrag „Vom Mammut zum Hochleistungselefan- Zukunft zur „Bausparkasse 4.0“. Aber auch er stellt ten – IT-Transformation als Katalysator für fachliche zuerst fest, dass die Bausparkassen auf eine lange Transformation“ eine Antwort geben. Die IT der Bau- Historie mit einem tradierten und erfolgreichen Ge- sparkassen ist oft mit diesen über Jahrzehnte ge- schäftsmodell blicken können. Auch die „Brandings“ wachsen. Der momentane Stand ist eher schlecht: der Bausparkassen sind bekannt. Die Herausforde- Teile der IT-Systemlandschaft altern schneller als rungen bleiben aber trotz aller Tradition bestehen. mit inkrementeller Modernisierung gegengesteu- Ein schwieriges Marktumfeld, regulatorischer Druck ert werden könnte. Projektkosten steigen durch die und eine sich wandelnde Wettbewerbssituation mit (regulatorisch bedingte) Komplexität exponentiell, neuem Kundenverhalten sind zu bewältigen. Ähn- wobei im Markt kaum Skalierungsmöglichkeiten lich wie Herr Kirmße sieht aber auch er Wachstums- gegeben sind. Ein „weiter wie bisher“ ist also nur chancen für die Branche. Eine Erweiterung der Pro- bedingt möglich. Für eine erfolgreiche Modernisie- duktpalette und natürlich die Online-Bausparkasse rung der Bausparkassen IT sei daher zunächst eine sind vielversprechend. Konsolidierung bestehender Anforderungen nötig. So kann das Geschäftsmodell natürlich einerseits Vermeintliche Kundenwünsche müssen von den Be- durch Fusion zur Kostenersparnis und Schaffung dürfnissen der Kunden getrennt werden und künf- von Synergieeffekten verändert werden. Gerade die tige Anforderungen berücksichtigt werden. Gerade zuvor angesprochene Kooperation der LBS mit den dafür müssen die Datenmodelle der Bausparkassen Sparkassen, oder die der Bausparkasse Schwä- nach vorne ausgerichtet und Umsysteme moderni- bisch-Hall mit den Volks- und Raiffeisenbanken siert werden, um Reibungsverluste zu minimieren. zeigt solche Verbundeffekte, die nicht zwangsläufig Anfängliche Produktivitätsnachteile können damit in der Fusion oder Konsolidierung von Bausparkas- bereits in der mittleren Frist in höhere Effizienz um- sen enden muss. Kooperationen können aber auch gewandelt werden. Dafür braucht es aber nicht zu- mit RegTechs, also Technologieunternehmen, die letzt auch eine Transformation der Organisation und sich auf regulatorische Anforderungen spezialisiert einer zeitgemäßen IT-Infrastruktur. haben, eingegangen werden. Das Geschäftsmodell kann dabei zum „All-round-Finanzierer“ von Privat- Das Thema der Bauspar-IT war damit aber noch kunden, aber auch Geschäftskunden werden, und nicht abgeschlossen. Auch Marco Zimmer und Dr.

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Andreas Scheuermann von zeb konnten diesen weck. Der durchschnittliche Erwerber einer Immobi- Aspekt noch ergänzen. Eine leistungsfähige IT ist lie ist heute 49 Jahre – und damit ein Jahrzehnt älter nicht zuletzt ein strategischer Wettbewerbsfaktor im als vor wenigen Jahren. Kampf um die Kundengewinnung. Die IT einer Bau- sparkasse sollte dabei eine eigene DNA entwickeln. Die Bausparkassen haben allerdings ihre Hausauf- Stetige Entwicklung wandelt diese vom Umsetzer gaben stets gemacht und leiden jetzt unter Marktbe- und Werkbank zum Enabler und Challenger der Ge- dingungen, die sie nicht verschuldet haben. schäftsstrategie. Die IT ist dann nicht mehr bloßer Die Bausparkassen können aber einigen Entwick- Kostenfaktor und Grund zur Sorge, sondern Innova- lungen der vergangenen Jahre, wie stark gestiege- tionsmotor und Impulsgeber. Übergeordnetes Prin- nen Baulandpreisen, Handwerkerkosten oder dem zip ist dabei immer die Wertschöpfungsorientierung. erhöhten Grunderwerbssteuersatz, entgegenwirken Der Rohstoff einer funktionierenden Bausparkas- und den Wunsch vieler Konsumenten nach den ei- sen-IT (und eigentlich des ganzen 21. Jahrhunderts) genen vier Wänden unterstützen. Die Politik könn- sind Daten. Ein fortschrittliches Datenmanagement te damit viele Fliegen mit einer Klatsche schlagen. ist daher unabdingbar und erzielt spürbaren Mehr- Die eigene Immobilie sei ein unverzichtbarer Beitrag wert für das gesamte Unternehmen. Beispiele für für die Vermögensbildung einer breiten Be-völke- die erfolgreiche Umsetzung solcher IT-Projekte sind rungsschicht, bei der die Bausparkassen helfen und die ING Diba, die einen vollständig digitalen Kre- gleichzeitig perspektivisch die angespannte Lage ditprozess einführte, oder die Deutsche Börse, die auf den Wohnimmobilienmärkten entschärfen. weiterhin stark in ihr Datenmanagement investiert. Für diese Disruption und drastische Änderung des Die Zuhörer hatten damit eine ganze Reihe an neu- Geschäftsmodells ist es allerdings notwendig alte en Informationen und Einblicke in die Perspektive Denkmuster abzulegen und Mut zur Veränderung zu der Bausparkassen erhalten. Abschließend sollten zeigen. diese Positionen dann nochmal in Form einer Podi- umsdiskussion resümiert und weiter diskutiert wer- Nach einer letzten kleinen Kaffeepause wurde dann den. Geleitet wurde dieses Plenum, von Prof. Dau- der finale Akt des Symposiums mit einem Vortrag be, Prof. Tyrell, Bernd Hertweck, Thomas Klimpke, von Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Partner bei zeb, und Wolfgang Kaltenbach, von Dr. Wüstenrot Bausparkasse AG, zum Thema „Produkt Bernd Neubacher von der Börsen-Zeitung. der Stunde: Perspektiven des Bausparens“ einge- läutet. Herr Klimpke eröffnete die Diskussion mit der For- derung an die Bausparkassen die Kontaktaufnahme Herr Hertweck betonte dabei wie schon seine Vor- ihrer Kunden mit ihnen zu vereinfachen und weiter redner, dass Wohnen mehr als Bauen ist. Für viele digital zu gestalten. Allgemein war eine der Haupt- Menschen sei weiterhin einer der größten Wünsche aussagen des Plenums, dass es vor allem schwie- im Leben eine Immobilie zu besitzen. Bausparen ist rig sei, junge Kunden zu gewinnen. Prof. Daube dafür genau das richtige Produkt, um diesen Wunsch bemerkte in diesem Zusammenhang, dass die Spar- zu erfüllen. Aber auch für die Politik hat das Bau- neigung bei jüngeren Generationen eher gering sei sparen ein enormes Potenzial. Wie schon von Prof. und der heutige Konsum im Vordergrund stehe. Tyrell angesprochen zeigt der deutsche Wohnungs- Es sei daher empfehlenswert die Komplexität des markt ungekannte Preisanstiege und mutet fast Produkts Bausparen zurückzufahren und eventuell schon einer Immobilienblase an. Städte wie Mün- die Produktpalette zu fokussieren. Herr Hertweck chen, oder der Veranstaltungsort Stuttgart ergänzte, dass es aber allgemein sehr schwierig sei sind dafür das beste Beispiel. Es fehlen in Deutsch- für junge Leute Vermögen anzuhäufen und sich so land 800.000 Wohnungen. Heute räche sich, dass oft die Frage des Immobilienkaufes gar nicht stelle. es in den Jahren 2006 bis 2017 keine direkte Eigen- Prof. Tyrell fügte zu diesem Gedanken hinzu, dass heimförderung mehr gegeben hat. Zusammen mit das sehr bedau-erlich sei, da Wohneigentum eine steigenden Wohnungspreisen führe dies dazu, dass hohe Rendite bei verhältnismäßig kleinem Risiko Wohneigentum insbesondere für jüngere Menschen biete. in Städten kaum bezahlbar ist, erläuterte Herr Hert-

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Herr Kaltenbach betonte, dass für eine erfolgreiche Zukunft der Bausparkassen zunächst die Basis für das Geschäft stimmen müsste. Laut Herrn Kalten- bach spielen vor allem die weiterhin niedrigen Zin- sen eine große Rolle. Bei diesem Punkt waren sich alle Diskutanten einig, Herr Hertweck stellte aber fest, dass die Bausparkassen im Vergleich zur rest- lichen Finanzbranche gut aufgestellt sind, wobei Herr Klimpke ergänzte, dass sich auch bei den Bau- sparkassen eine Konzentrationstendenz zeige. Die Anpassungen der Geschäftsmodelle müssen dabei aber auf der Digitalisierung beruhen und dürfe laut Prof. Tyrell nicht wie in den USA subventioniert wer- Die Veranstalter zeb und Stiftung Kreditwirtschaft den.

Zum Schluss der Podiumsdiskussion bat Herr Neu- bacher die Teilnehmer dann noch einen Wunsch- zettel für die Zukunft zu formulieren. Herr Hertweck wünschte sich dabei, dass das teures Bauland mehr zur Verfügung gestellt werde. Herr Kaltenabch setz- te die nötige Ein-fachheit des neuen Bausparprozes- ses auf die Liste, während Herr Klimpke sich eine baldige Zinswende durch einen neuen EZB-Chef nach Draghi wünschte. Prof. Daube betonte erneut den notwendigen Mut zur Umsetzung von Verände- rungen, während Prof. Tyrell auch auf eine Zinswen- de pochte. Bernd Hertweck während seines Vortrags Im Anschluss konnten dann alle Teilnehmer den sehr ereignis- und lehrreichen Tag bei einem letzten kleinen Imbiss im Foyer des Hohenheimer Schlos- ses ausklingen lassen. Besonderer Dank gilt zuletzt nochmals der freundlichen Unterstützung durch die Wüstenrot Bausparkasse AG, zeb und Stuttgart Fi- nancial.

Marcel Gehrung, M.Sc.

Teilnehmer der Podiumsdiskussion

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Zwischen Niedrigzins und Anlei- Um Banken liquider zu machen und einen weiteren henkäufe - Steckt die europäi- Lehman-Fall zu vermeiden gewährte die europäi- sche Geldpolitik in einer Sack- sche Notenbank den Geschäftsbanken günstigere gasse? Kredite mit längeren Laufzeiten. Gleichzeitig grif- fen europäische Regierungen direkt durch Banken- Um die Wirtschaft nach der Krise 2008 rettungspakete ein, wodurch aber gleichzeitig ihre wiederzubeleben wurde der europäische Staatsschulden stiegen. Da viele Banken Staatsan- Leitzins sukzessive gesenkt. Gleichzei- leihen in ihren Büchern hielten und diese an Wert tig betrieb die Europäische Zentralbank verloren, stand man gleich zwei Jahre nach der Wirt- eine expansive Geldpolitik, um die Infla- schaftskrise 2008 vor einer Eurokrise, welche eine tion auf Zielniveau zu halten. Ob die EZB Staatsschulden- sowie eine Bankenkrise umfasste. von diesem Kurs abspringen muss, dazu Diese Krise führte zum Auseinanderfallen des Eu- nahm Direktoriumsmitglied Sabine Lau- roraums und machte die einheitliche Geldpolitik in tenschläger im ersten Gastvortrag des der Eurozone schwieriger. Die EZB intervenierte mit Wintersemesters 2017/18 am 09.10.2017 unkonventionellen Maßnahmen, wie der Senkung Stellung. der Zinsen und sog. „Outright Monetary Transac- tions“, den Ankäufen bereits emittierter Staatsanlei- Vita: hen am Sekundärmarkt. 1984 – 1990 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Bonn 1999 – 2004 Leiterin der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BaFin 2011 – 2014 Vizepräsidentin der Deutschen Bun- desbank Seit 2014 Mitglied des Direktoriums der EZB, sowie stellvertr. Vorsitzende des Aufsichtsgremiums des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM)

Sprach man zu Beginn der 2000er von Notenban- kern, so stellte man sich eine langweilige Truppe Frau Lautenschläger bei ihrem Vortag von Menschen vor, die irgendwo im Hinterhof agier- ten. Nach der Finanzkrise 2008 mit der einherge- Zwar haben Zinssenkungen dazu geführt, dass die henden Weltwirtschaftskrise aber rückte die Rolle Kreditklemme verhindert wurde und Unternehmen der Europäischen Zentralbank immer mehr in den ihre Investitionen erhöht haben, doch die Deflations- Vordergrund. Die Rolle entwickelte sich von einem risiken wurden vor allem durch sinkende Ölpreise außenstehenden Schiedsrichter zu einem re- bzw. nicht aus dem Weg geräumt. Außerdem gefährdete proaktiven Schlüsselspieler, der nun auch selbst die Niedrigzinspolitik die Altersvorsorge und brachte in das Spiel einzugreifen hat. Das Ziel der EZB sei Sparer in Not. Nichtsdestotrotz betonte Frau Lau- nach wie vor Preisstabilität, welches sich durch ein tenschläger, dass die Maßnahmen gewirkt haben, Inflationsniveau von 2 Prozent auszeichnet. Aller- zumal die Wirtschaft seit 17 Quartalen gesundes dings wurde die Zielerreichung nach der Krise deut- Wachstum aufweist und die Arbeitslosenquote dras- lich schwieriger, weshalb man sich unkonventionel- tisch gesunken ist. Sie ist der festen Überzeugung, ler Methoden bedienen musste. Nach einer kurzen dass die Inflation durch Wirtschaftswachstum und Begrüßung des Publikums und der Rednerin durch steigende Löhne zurückkehren wird. Prof. Hans-Peter Burghof ging Frau Lautenschläger rückblickend auf die Frage ein, wie und vor allem Zum Schluss des Vortrages meinte Frau Lauten- warum neue Werkzeuge angewendet wurden. Im schläger, dass die expansive Geldpolitik weiterhin Anschluss beschrieb sie kurz die derzeitige Situa- nötig sei, um die zweiprozentige Inflationsrate zu tion und gab einen groben Ausblick auf die Zukunft erreichen. Doch sie verkündete auch einen baldigen der europäischen Geldpolitik. Ausstieg aus dieser Politik. Des Weiteren vertre-

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te Sie die Ansicht, dass die EZB „den Markt nicht „Geschäftsmodell einer überregi- wagen Aussagen verwirren dürfe“ und akkuratere onalen Genossenschaftsbank“ Aussagen zu treffen habe, um humoristische Versu- che wie dem Aktentaschen-Indikator und die damit Im zweiten Gastvortrag des Wintersemes- einhergehenden ungewollten Volatilitäten zu vermei- ter 2017/18 stellte Herr Prof. Dr. Wolfgang den. Müller am 18.01.2018 als BBBank-Vor- standsvorsitzender das Geschäftsmodell In der anschließenden Diskussionsrunde wurden seines Institus als überregionale Genos- insbesondere Rückfragen zur Inflation und zu den senschaftsbank vor. Nebenwirkungen der Niedrigzinspolitik beantwortet. Vita: Einige Zuhörer kritisierten den repräsentativen Wa- •1980-1991 Universität Karlsruhe (TH) renkorb zur Ermittlung der Inflation und behaupte- •1991-1999 SGZ-Bank ten, dass die „echte“ bzw. spürbare Inflationsrate in •seit 1999 Vorstandsmitglied der BBBank eG, Wirklichkeit viel höher sei. Frau Lautenschläger ant- Karlsruhe wortete mit dem Gegenargument, dass im Rahmen •seit 2002 Vorstandsvorsitzender der BB der Globalisierung auch viele Produkte und Dienst- Bank eG, Karlsruhe leistungen günstiger geworden sind. Zudem war sich •seit 2003 Lehrbeauftragter an der Universi das Publikum nicht im Klaren, warum Deflation eine tät Karlsruhe (TH) Gefahr darstellt. Frau Lautenschläger wies auf das •seit 2011 Honorarprofessor am Karlsruher Beispiel Japan hin und sagte, dass man laut um- Institut für Technologie (KIT) fangreichen Studien eine zweiprozentige Inflations- rate brauche. BBBank – eine genossenschaftliche Pri- vatkundenbank Viele Zuhörer waren besorgt darüber, dass Immobili- enpreis- und Aktienblasen entstehen, welche Folgen Im Jahr 1921 wurde die BBBank als Badische Beam- der Niedrigzinspolitik sowie Anzeichen einer neuen tenbank von Beamten für Beamte gegründet. 1969 Krise darstellen. Frau Lautenschläger beruhigte wurde die BBBank für alle Privatkunden geöffnet, aber das Publikum mit dem Argument, dass Überhit- dennoch fühlt sich die Bank auch heute noch dem zungen in den Immobilienpreisen nicht bundesweit Öffentlichen Dienst verpflichtet (ca. 50% der Kunden zu beobachten seien und dass der Attentismus der kommen aus dem Sektor des öffentlichen Dienstes). Kreditinstitute gegenüber Kreditnehmer nicht abge- Seit Jahren hat die BBBank ein überdurchschnittli- nommen habe. ches Wachstum. Heute ist sie eine der größten Ge- nossenschaftsbanken Deutschlands mit einer Bi- Eine weitere besorgniserregende Nebenwirkung der lanzsumme von über 10 Milliarden Euro und einem Niedrigzinspolitik ist das veränderte Sparverhalten Kundengeschäftsvolumen von mehr als 20 Milliarden der Deutschen. Vertreter aus Versicherungsgesell- Euro. Als genossenschaftliche Privatkundenbank schaften und Kreissparkassen beschwerten sich da- zählen zu ihren klassischen Leistungen der Konto- rüber, dass konventionelle Sparprodukte wie Lebens- und Zahlungsverkehr, Sparen, Anlegen und Investie- versicherungen und Bausparverträge an Attraktivität ren, Finanzieren sowie Risiken absichern. Trotz des verlieren. Daraufhin wies Frau Lautenschläger noch- stetigen Wachstums sank in den letzten fünf Jahren mals auf die positive gesamtwirtschaftliche Entwick- das Teilbetriebsergebnis der durchschnittlichen Bi- lung hin und betonte, dass auch Privatpersonen nun lanzsumme. Die Frage, die sich somit stellt, ist: Wie mehr Investitionen tätigen können. können Banken (insb. die BBBank) durch Anpas- sung ihres Geschäftsmodells diesen Trend stoppen? Naci Cördük, M.Sc.Cand. (Die komplette Rede von Frau Lautenschläger kön- Geschäftsmodell „Bank“ nen Sieunter https://www.ecb.europa.eu/press/key/ date/2017/html/ecb.sp171009_1.de.html auf der Um die Frage nach dem richtigen Geschäftsmodell Website der EZB nachlesen.) zu beantworten, sollte zuerst ein Blick darauf ge-

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worfen werden, warum es Banken überhaupt gibt. sche Wandel zeigt sich durch eine höhere Lebenser- Laut Kreditwesengesetz § 1 sind „Kreditinstitute […] wartung, Akzeptanz digitaler Leistungen, regionale Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig Wanderungsbewegungen (von Ost nach West, vom oder in einem Umfang betreiben, der einen in kauf- Land in die Stadt) sowie durch Migration. Für Ban- männischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb ken bedeutet dies, sie müssen dynamische Anlage- erfordert“. Durch Zinsüberschuss auf Einlagen- und und Entspar-Angebote entwickeln, Altersvorsorge Kreditgeschäften und Provisionsüberschuss aus offensiv anbieten, Online- und Moblies-Banking aus- Dienstleistungsgeschäften ergibt sich die Abgeltung bauen, ihr Filialnetz anpassen und die Standardge- einer Bank. Daraus folgt, dass alle Banken ein ge- schäfte optimieren. meinsames Geschäftsmodell per se haben. Strategie der BBBank: Erfolgsbank 2.0

Die Erfolgsbank 2.0 ist ein Strategieprojekt der BB- Bank zusammen mit der zeb Unternehmensbera- tung. Als Ziele für 2021 wurden die Fortsetzung des effizienten Wachstums aus dem Vorläufer-Projekt „Erfolgsbank-2020“, Gegensteuern und Schließung einer Lücke von mindestens 40 Millionen Euro in 2021 zur aktuellen Planung und das Aufsetzen des genannten Begleitprogramms „Erfolgsbank 2.0“ genannt. Die BBBank verfolgt dabei eine Omnika- nalstrategie, damit geht der Ausbau des digitalen Angebots und eine Optimierung des Vertriebsmo- Herr Prof. Dr. Wolfgang Müller und Prof. Dr. Burghof dells (neue Einteilung der Kundensegmente, „ver- mögende Privatkunden“ als neues Kundensegment, Herausforderungen für Banken Modernisierung/Anpassung der Filialen, Neuord- nung der Betreuung der Interessenvertretungen des Banken müssen sich aktuell mit vier großen Her- Öffentlichen Dienstes) einher. Bei der Digitalisierung ausforderungen auseinandersetzen: Regulierungen stehen die Weiterentwicklung des Geschäftsmo- durch die Bankenaufsicht, das Niedrigzinsumfeld, dells, die Kundenzentrierung und die Digitalisierung die Digitalisierung und die demografische Ent- von Produkten und Prozessen im Fokus. wicklung der Gesellschaft. Die Finanzmarktkrise 2007/2008 führte zu einer rasch ansteigenden Zahl Diskussion an Regulierungen und Regulierungsvorhaben. Wei- tere Ursachen für Regulierungen sind Verschiebung In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum von Macht und Einfluss, Kompetenz und Zuständig- wurden Rückfragen zum kostenlosen Girokonto der keit, aber auch Budgets. Das Ziel der Regulierungen BBBank, zur Kontrolle der Zielsetzung von „Erfolgs- ist dabei ein einheitlicher Banken- und Kapitalmarkt. bank 2.0“, zur Einlagensicherung, zu Anlagenkun- Außerdem führte die Finanzmarktkrise 2007/2008 den und zur Stellung der BBBank in der Genossen- zu einem dauerhaft niedrigen Zins. Langfristig ist schaftsgruppe gestellt. Für Prof. Dr. Müller ist klar, kein Zinsanstieg zu erwarten. Die Digitalisierung dass die BBBank als letzte Bank das kostenlose ist in der Bankenbranche nicht neu. Das Bankge- Girokonto abschaffen möchte. Es soll so lange wie schäft wird für die für die Kunden durch zusätzliche möglich bestehen bleiben, aktuell ist dies auch mög- Online- und Mobil-Angebote komfortabler und die lich, da die BBBank gut aufgestellt sei. Die Kontrolle Preise für Standardleistungen sinken. Dies bedeutet der Ziele erfolgt durch die Einteilung der Maßnah- für die Banken schwindende Erträge im Selbstbedie- men in verschiedene Teilprojekte, die genau ver- nungs- und Selbstberatungsbereich. Andererseits folgt werden. Bezüglich der Einlagensicherung ist bieten sich für Banken auch neue Chancen durch der Ausgang aus Sicht von Herrn Prof. Dr. Müller ein dezentrales verfügbares digitales Angebot (z. B. offen. Die BBBank möchte sich jedoch gegen eine Schaffung zentraler Kundencenter). Der demografi- Vergemeinschaftung stellen. In Bezug auf die An-

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lagekunden steht für die BBBank die Zufriedenheit Verweis auf Algorithmen reicht als Erklärung nicht der Kunden im Fokus, welche auch im digitalen An- aus. gebot weiterhin die Möglichkeit haben sich persön- Daher gleich die zweite These „Virtualität und Vir- lich beraten zu lassen. Da die BBBank nicht regional tuosität: Wer über das „morgen“ redet, muss das beschränkt ist, sondern überregional aktiv, kam die „heute“ verstehen“. Mit Virtualität werden ganz be- Frage zur Stellung der BBBank innerhalb der Ge- stimmte Eigenschaften verstanden, z.B. die virtuelle nossenschaftsgruppe auf. Für Herr Prof. Dr. Müller Bankfiliale mit „virtuellen Kundenberatern“ oder im hat sich das Regionalprinzip aufgelöst, da das Inter- Zahlungsverkehr die kontaktlosen und mobilen Be- net keine regionalen Grenzen kennt. zahlverfahren oder Apps.

Luisa Staudenmaier, B.A. cand. und Unter Virtuosität versteht man die „Tugend“ bzw. Sophia Hackel, B.A. cand. „Vortrefflichkeit“, d.h. die Kunst sein Gebiet heraus- ragend zu beherrschen. Herrn Thiele ist es wichtig auf den gemeinsamen Ursprung von virtuos und vir- tuell zu verweisen. Es sei wichtig, sich als Marktfüh- Zwischen Virtualität und Virtu- rer den Impulsen von außen nicht zu verschließen, osität – Banken und Zentralban- anpassungsfähig zu bleiben und vor allem das Kun- ken im digitalen Zeitalter deninteresse zu bewahren.

Am 17.04.2018 besuchte das Vorstands- mitglied der Deutschen Bundesbank Carl- Ludwig Thiele die Universität Hohenheim, um handlungsleitende Thesen dazulegen, die helfen können, Digitalisierung erfolg- reich zu verstehen.

Die erste These lautet „Auch im digitalen Zeital- ter braucht es Vertrauen“.

Die deutsche Bundesbank nutzt, wie auch andere Banken, digitale Kommunikationskanäle und soziale Medien, wie eine Website, Twitter und ihren YouTu- be-Kanal um kommunikative Funktionen zu erfüllen. Herr Thiele während seines Vortags Dennoch möchte die Deutsche Bundesbank das alt- bewährte Instrument des persönlichen Kontakts bei- Womit Herr Thiele an seine nächste These anknüpft: behalten, den Vertrauen baut sich am besten durch „Virtualität ersetzt nicht Realität“. Als Maßstab für un- glaubwürdiges Handeln, nachvollziehende Argu- ternehmerischen Erfolg gilt noch immer die Realität, mente und persönliche Integrität der Handelnden bzw. als Zitat aus dem Fußball ausgedrückt „Grau ist auf. (Allerdings darf nicht vergessen werden, dass alle Theorie, die Wahrheit liegt auf dem Platz.“. durch Sprechen mit Personen auch Mimik, Gestik, Körperhaltung und Tonfall wahrgenommen wird). Das Vorstandsmitglied nutzt hierbei das Beispiel der Telekom. Die Telekom war zu Beginn der 2000er All diese Aspekte gelten nicht für den Umgang mit Jahre Marktführer für deutschsprachige News im digitalen Medien. Aber, so auch die Meinung von Internet. Allerdings wurde die Redaktion unlängst Herrn Thiele, steht für viele Nutzer die Funktionalität geschlossen, während andere Anbieter, wie die FAZ einer Anwendung im Vordergrund, dabei werden die oder der Spiegel, ihren Platz im Internet gefunden Nachteile der Nutzung nicht weiter hinterfragt. So- haben. Dieses Beispiel „Zeiten der Dotcom-Blase“ bald jedoch Skepsis oder Ungläubigkeit entstehen, zeigt uns, dass die Digitalisierung kein Garant für so wie in den letzten Wochen bei Facebook, dann den Erfolg ist. spielt Vertrauen wieder eine große Rolle und der

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Die vierte These „Beschleunigung darf kein Selbst- Inflation kaum aufhalten können. Auf die Frage wie zweck sein“ rät dazu den „Hype“ von der Wirklichkeit sich die Anzahl der Fusionen im Bankensektor ent- klar zu unterscheiden. Denn viele FinTechs haben wickeln wird antwortete Herr Thiele, dass es in den zum Beispiel den Finanzmarkt revolutioniert und nächsten Jahren noch einige Fusionen geben wird, damit einen neuen Schwung gegeben. Trotz alledem denn es gibt hohe Anforderungen durch die Regulie- bleibt es auch in Zukunft eine enorme Herausforde- rungen, die von allen Banken erfüllt werden müssen. rung, den „Hype“ von der Wirklichkeit zu differenzie- Diese zu schaffen, wird für kleine Banken nicht dar- ren. stellbar sein und in Folge dessen zu weiteren Fusi- onen führen. Für Banken im digitalen Zeitalter gilt es die Digita- lisierung ernst zu nehmen um nicht den Sprung Julia Werner, B.Sc.cand. auf den bereits gestarteten Zug zu verpassen. Das Vertrauen, das Zentralbanken schaffen, sieht Herr Thiele dabei zu keiner Zeit in Gefahr von bspw. „News im Sekundentakt – Brau- Kryptowährungen ersetzt zu werden, die alle Finan- chen Anleger Zeitungen über- zintermediäre obsolet machen würden. Bitcoin und haupt noch?“ Co. dienen durch ihre großen Wertschwankungen nicht als Zahlungsmittel und eignen sich daher auch Am 6. Juni 2018 war Claus Döring, Chef- nicht als Wertaufbewahrungsmittel. Den US-Dollar redakteur der Börsen-Zeitung, zu Gast in als Recheneinheit haben sie auch nicht verdrängt, Hohenheim, um im Rahmen der Vortrags- weshalb auch in Zukunft analoge Währungen wie reihe der Stiftung Kreditwirtschaft seine Dollar und Euro, mit Zentralbanken im Rücken, die Sicht bezüglich der Notwendigkeit von für Wertstabilität und maßvolle Inflation sorgen, die Zeitungen für Anleger im heutigen Zeital- Zahlungsmittel der Weltwirtschaft bleiben werden. ter zu erläutern.

Zentralbanken sichern durch Geldwertstabilität Das digitale Zeitalter ist geprägt von neuen Kommu- und einen an Marktbedürfnisse zukunftsorientier- nikationstechnologien, die Nachrichten im Sekun- ten Zahlungsverkehr das Vertrauen in die Währung dentakt ermöglichen. Die Menschen sehen sich zu und damit bleibt auch deren Nutzen vorhanden. Die jeder Zeit einer Flut an Informationen aus verschie- abschließende These ist daher schon bekannt und densten Quellen ausgesetzt und können auch selbst bleibt bestehen. Auch im digitalen Zeitalter brauchen Informationen in Sekundenschnelle weiterleiten. „In- wir Vertrauen. formationen sind der Sauerstoff im Blutkreislauf der Kapitalmärkte“ zitierte Claus Döring. In wie weit sich Diskussion: die Rolle der Zeitungen bei der Vermittlung dieser Informationen im digitalen Zeitalter gewandelt hat, In der anschließenden Diskussion mit dem Publikum die Entwicklung der Medien und ob Zeitungen heut- wurden insbesondere Rückfragen zu den Themen zutage noch zeitgemäß sind, stellten die Kernfrage- Digitalisierung der Bankenbranche, digitale Wäh- stellungen seines Vortrages in Hohenheim dar. rungen und Fusionen im Bankensektor beantwortet. Herr Thiele ist der Meinung, dass sich einiges in den Claus Döring, studierter Volkswirt und Politikwis- nächsten Jahren verändern wird. Zudem ist er auch senschaftler, ist seit 30 Jahren als Journalist bei der der Meinung, dass der Wettbewerb für den Kunden Börsen-Zeitung tätig und hat im Jahr 2000 die Po- einen positiven Effekt mit sich bringt und er damit die sition des Chefredakteurs übernommen. Als „Mann, Wahl zwischen seinen präferenziellen Banken hat. der im und für den Journalismus lebt“ - wie er von Auf die Frage wieso es noch keinen „digitalen Euro“ Prof. Burghof vorgestellt wurde - bot er den Zuhö- gibt, antwortet Herr Thiele, dass schon zurückhal- rern einen Vortrag, der gespickt war mit Wissen, Er- tend daran gearbeitet wird. Allerdings benötigt jede fahrungen und amüsanten Anekdoten. Währung Vertrauen, welches in heutiger Zeit nicht leicht zu gewinnen ist. Aus diesem Grund ist Vor- Zu Beginn stellte er die vielfältigen Rollen dar, die sicht geboten und auch der „digitale Euro“ würde die Medien einnehmen. Medien dienen als GateKeeper,

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indem sie entscheiden, welche Informationen an mobile Kommunikation, insbesondere in den sozia- die Öffentlichkeit weitergeleitet werden. Gleichzeitig len Medien wie Facebook und Twitter. Diese haben sind sie Transporteure, Verstärker, Filter, Interpreten sowohl die Arbeit der Medien als auch deren Ein- und Multiplikatoren von Informationen und agieren fluss auf die Märkte verändert. Früher mussten sich als Intermediäre zwischen Informationsquellen und Journalisten nach Zinssitzungen der Bundesbank Marktteilnehmern sowie zwischen den Markteil- buchstäblich um die einzigen Telefone in Reichweite nehmern selbst. Durch die Erfüllung dieser Rollen schlagen, um die Zinsentscheidung schnellstmög- nehmen sie insbesondere für Kapitalmärkte eine lichen an ihre Kollegen in den zentralen Nachrich- zentrale Stellung ein. Den Einfluss der Medien auf tenagenturen weitergeben zu können. Darin bestand Kapitalmärkte konnte Claus Döring mit zahlreichen die einzige Möglichkeit die Zinsentscheidung der Beispielen belegen. Als aktuellen Fall führte er den Bundesbank zu verbreiten. Dies waren, laut Claus Kursverfall der deutschen Bank auf, als Reaktion Döring, die einzigen Situationen in denen er Faust- auf Meldungen der Financial Times und des Wall kämpfe zwischen seinen Kollegen beobachten konn- Street Journals. Der Gegenstand des Berichts stell- te. Heute können Nachrichten in Sekundenschnelle te hierbei keineswegs eine Neuigkeit dar, sondern verbreitet werden. Derartige Szenen werden in Zu- war tatsächlich schon ein Jahr bekannt. Dennoch kunft also vermutlich ausbleiben. führte er zu Kursschwankungen. Als weiteres Bei- spiel nannte er die überspitzte Berichterstattung der englischen Presse zu Hochzeiten der Schuldenkrise in Griechenland, welche den Euro zusätzlich unter Druck setzen sollte – ein sogenannter Kampagnen- journalismus. Die erhebliche Relevanz der Medien für Kapitalmärkte sieht Claus Döring damit als unbe- streitbar an.

Informationen sowie Informanten spielten schon immer eine große Rolle für Kapitalmärkte. In die- sem Zusammenhang erläuterte Claus Döring die Geschichte von Finanzzeitungen, deren Anfänge ins frühe 17. Jahrhundert zurückreichen - damals in Form von Kapitalmarktinformationen auf Anschlags- Claus Döring bei seinem Vortrag tafeln. Mitte des 18. Jahrhunderts führte ein Verle- ger und Buchhändler aus Frankfurt zu einem Aufruhr Die allgegenwärtige Verfügbarkeit sämtlicher Infor- unter den Frankfurter Börsenmarklern, da er seine mationen hat die traditionelle Rolle der Medien als Zeitung um den Kurszettel der Frankfurter Börse Gatekeeper massiv geschwächt. Des Weiteren ist ergänzte. Die anfängliche Ablehnung wich damals die Alleinstellung der Medien bei der Erfüllung ihrer schnell der Erkenntnis, dass sich die Bereitstellung verschiedenen Rollen verloren gegangen. Durch die der Kurszettel für ein breiteres Publikum fördernd neuen technischen Möglichkeiten können Institutio- auf die Börsenaktivitäten und –kurse auswirken wird. nen wie Notenbanken oder Ratingagenturen nun di- Die reine Darstellung von Daten und Fakten wurde rekt mit den Märkten kommunizieren. Damit treten mit der Zeit um quantitative Informationen in Form die Primärquellen zunehmend in Konkurrenz zu den von Einschätzungen, Kommentaren und Analysen klassischen Sekundärquellen - den Medien. ergänzt und die Medien nahmen eine zunehmend zentrale Rolle im Börsengeschäft ein. Mit der fort- Neben den Rollen der Medien unterliegen auch die schreitenden Digitalisierung begann sich diese Rolle berichteten Inhalte einem Wandel. Diese sind zu- jedoch zu wandeln. nehmend geprägt vom Kampf der Medien um Wahr- nehmung, Käufe und Klicks. Vor diesem Hintergrund Laut Claus Döring haben insbesondere zwei Ent- wird nun häufig versucht den Berichten einen Unter- wicklungen die Informationsbeschaffung und –ver- haltungswert beizufügen. Des Weiteren wurde em- arbeitungen massiv verändert: das Internet und die pirisch belegt, dass sich Medien bei der Unterneh-

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mensberichterstattung oft an den Wünschen ihres Häufig streben sie in diesem Zusammenhang eine Publikums orientieren. Da positive Nachrichten über Einordnung des Themas, mithilfe von Aufklärung Unternehmen, von denen ihr Publikum Aktien besit- und Hintergrundinformationen, an. Hier steht das zen, besonders gerne gelesen werden, führt dies zu Ziel im Vordergrund, ihrer Verantwortung gegenüber tendenziell mehr positiven als negativen Berichten ihrer Leserschaft gerecht zu werden. über diese Unternehmen. Die faktenorientierte Be- richterstattung, die die letzten 200 Jahre vorherrsch- Des Weiteren wurde ein großes Lob an die Börsen- te, wird dabei zunehmend durch eine meinungs- und Zeitung ausgesprochen, wobei insbesondere die unterhaltungsorientierte Berichterstattung verdrängt. Qualität und Unvoreingenommenheit der Redaktion Claus Döring spricht in diesem Zusammenhang von sowie der „Spaß an der Lektüre“ betont wurde. einem „Wettlauf in der Zuspitzung der Skandalisie- rung“, welcher auch die Finanzmärkte tangiert und Lara Nolle, M.Sc. cand. seiner Meinung nach eine gefährliche Entwicklung darstellt.

Letztendlich ist Claus Döring nach wie vor von der „Kundenbeziehungen neu gestal- Überlegenheit der Sekundärmedien überzeugt. Zum ten – Finanzdienstleistungen im einen aufgrund ihrer traditionellen Verbreitung. Zum digitalen Zeitalter“ anderen aufgrund ihrer Fähigkeiten Informationen zu vertiefen, zu analysieren und zu kommentieren, was Niedrigzinsphase und steigende Regulie- in den sozialen Medien noch nicht auf vergleichba- rung setzten nicht nur der Bankenbranche rem Niveau geleistet werden kann. Die anfänglich zu, sondern auch das (deutsche) Phäno- gestellte Frage, ob Anleger Finanzzeitungen noch men Bausparen sieht sich immer neuen brauchen, beantwortete er damit mit einem klaren Herausforderungen gegenüber. Ganz im ja, solange sich diese Zeitungen dem Qualitätsjour- Einklang mit den vorangegangenen Vor- nalismus verpflichtet fühlen. In diesem Zusammen- trägen des Sommersemesters von Carl- hang betonte er, dass die Inhalte der Börsen-Zeitung Ludwig Thiele, der die Digitalisierung aus stets an den Bedürfnissen ihrer Leser ausgerichtet Sicht der Bundesbank erläuterte, und sind und der Qualitätsjournalismus im Mittelpunkt Claus Döring, der die Notwendigkeit von steht. Das Ziel sei es, über die Redaktionsinhalte Zeitungen im Zeitalter von Twitter und einen Mehrwert für die Leserschaft zu bieten. Für Onlineangeboten verdeutlichte, stellte Anleger ist dieser Mehrwert insbesondere in der Be- Reinhard Klein, Vorstandsvorsitzender reitstellung von Informationsvorsprüngen zu sehen. der Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Die Zeiten, in denen die Börsen-Zeitung rein aus Ge- am 05.07.2018 an der Universität Hohen- wohnheit auf den Schreibtischen liegt, seien vorbei. heim die Strategie der größten Bauspar- kasse Deutschlands für das digitale Zeit- Abschließend regte er an, dass jene, die über die alter dar. Integrität der Märkte und ihre Regulierung nachden- ken, auch die Rolle der Medien, Medienmacht und Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre Qualitätsjournalismus, in ihre Betrachtungen mit ein- an der Ludwig-Maximilians-Universität München, beziehen sollten. hat Herr Reinhard Klein in allen drei Sektoren des deutschen Bankensystems gearbeitet. Im Jahr 1998 In der anschließenden Diskussion stand vor allem übernimmt er die Leitung des Fusionsmangaments der zuvor aufgeführte Kampagnenjournalismus im der Hypovereinsbank AG. 2002 wechselt er zur Bau- Mittelpunkt des Interesses der Zuhörer. Dieser wur- sparkasse Schwäbisch Hall, um nur ein Jahr später de, insbesondere angesichts seiner destabilisieren- dort Vorstandsmitglied zu werden. 2006 verlässt er den Wirkung, als sehr beunruhigend wahrgenom- die Schwäbisch Hall und übernimmt bei der Ham- men. Claus Döring stimmte dem zu und erklärte, burger Sparkasse AG die Position eines Vorstands- dass sie täglich mit der Frage konfrontiert seien, mitglieds. Im Jahr 2014 erfolgte die Rückkehr zur wie sie mit derartigen Nachrichten umgehen sollen. Bausparkasse Schwäbisch Hall, da Herr Klein den

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genossenschaftlichen Sektor als am zukunftsfähigs- hat, welche Produkte der Kunde braucht, weiß dieser ten und für die heutige Zeit am besten organisiert das heutzutage selbst und nutzt die Möglichkeiten betrachtet. Dort wird er noch im gleichen Jahr zum sich selbst durch die Erfahrungen und Kommenta- vorsitzenden des Vorstands. re anderer online zu beraten. Deshalb ist Herr Klein der Meinung, dass Plattformen in der Zukunft von Nach einer kurzen Einführung in das Geschäft und zentraler Bedeutung sein werden. Diese bieten dem die Struktur der Bausparkasse Schwäbisch Hall, be- Kunden bedarfsorientierte Lösungen an und sind in tonte Herr Klein sofort, dass sich die Interaktion mit der Lage Ressourcen zu organisieren. Für den Kun- den Kunden in Zukunft grundlegend verändern wird. den wird es möglich, je nach Bedarf verschiedene Nicht nur Banken, sondern auch Bausparkassen, Anbieter zu vergleichen und auf sich ergänzende wie Schwäbisch Hall oder Wüstenrot (die zusammen Leistungen zuzugreifen. So würden auf einer Platt- fast 50% des Marktes abdecken), müssen sich an form mit dem Thema „Bauen und Wohnen“ etwa neue Anforderungen und Gegebenheiten anpassen. Bausparkassen, Möbelhersteller, Technickanbieter Der Kunde begibt sich bei der Suche nach Kreditan- und viele andere unter einem Dach sein. geboten nicht mehr direkt in verschiedene Filialen, um sich dort vor Ort persönlich beraten zu lassen. Seine Suche startet üblicherweise im Internet und auch die Beratungsleistung erfolgt inzwischen on- line, weshalb die Bausparkasse Schwäbisch Hall beispielsweise auch zahlreiche Facebook-Accounts betreut. Deshalb ist die Vernetzung all dieser Kanäle, mit denen mit Kunden in Kontakt getreten wird, von zentraler Bedeutung. Eine Filiale hat durchaus wei- terhin ihre Berechtigung, allerdings in einer anderen Funktion. Am Beispiel von Apple-Filialen könnten auch Bankfilialen in der Zukunft reine Präsentations- und Direktberatungsorte sein. Der Kaufabschluss erfolgt, analog zu Apple, schließlich nicht in der Fili- Reinhard Klein während seines Vortags ale, sondern online im Internet. Das Aufbauen eines „digitalen Vertrauens“ und die Digitalisierung von Für Herrn Klein gibt es zwei Möglichkeiten, wie sich Produkten und Prozessen selbst, sind zentrale Zie- die Bausparkasse Schwäbisch Hall in dieser „Platt- le der Bausparkasse Schwäbisch Hall, um auf das form-Welt“ positionieren kann. Die erste Möglichkeit veränderte Kundenverhalten zu reagieren. Beson- ist, als reiner Produktanbieter zu agieren. Um hierbei ders markant war dabei die Einschätzung von Herrn erfolgreich zu sein müsste man unter den anderen Klein, dass mittelfristig digitale Nähe wichtiger als Anbietern, die auf der Plattform vertreten sind, her- die regionale Nähe zum Kunden sein wird. ausstechen. Die Spielregeln könnte man in diesem Fall nicht beeinflussen, da diese vom Plattforman- Als Beispiel hierfür nannte er Amazon, welches heu- bieter selbst festgelegt werden und die Preise müss- te schon Lieferungen am selben Tag anbietet. Der ten maximal wettbewerbsfähig gestaltet werden um heutigen Generation an Menschen, die mit diesen mithalten zu können. Wegen dieser Hindernisse, ist Dienstleistungen und dem Internet aufgewachsen die zweite Möglichkeit sich im neuen Markt zu positi- ist, wird es später kaum mehr vermittelbar sein, dass onieren für die Bausparkasse Schwäbisch Hall sehr das Beantragen und Erstellen eines Bausparvertra- viel attraktiver. Ganz nach dem Motto „die Zukunft ges, oder Baukredites mehrere Wochen dauern soll, selbst mitgestalten“, wünscht sich die Bausparkasse oder nur zu den Geschäftszeiten einer Filiale möglich Schwäbisch Hall ein eigenes Portal, über das alle ist. Herr Klein betont außerdem, dass zur Schaffung Finanzprodukte und Dienstleistungen des Genos- dieser digitalen Nähe der Homepage-Auftritt allein senschaftssektors erreichbar sind. Wichtig ist aller- nicht ausreichend ist. Sowohl bei Internet-Suchläu- dings, dass dabei der eigene Name nicht verloren fen, als auch in Vergleichsportalen muss Präsenz geht. Eine App für Amazon’s Alexa, mit der man den gezeigt werden. Wo früher ein Berater entschieden aktuellen Stand des Bausparvertrags oder Baufinan-

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zierung abrufen kann ist nett. Der Name Schwäbisch Hall muss aber erhalten bleiben, damit man nicht als einfaches Substitut unter der Schirmherrschaft von Amazon endet. Für den Erfolg als Plattform-Anbieter ist das Eingehen zahlreicher Kooperationen notwen- dig und die Herausforderung wird sein, eine möglichst große Community aufzubauen um auf diese Weise eine tägliche Relevanz bei den Kunden zu schaffen. Ein gutes Beispiel für die Schaffung einer eigenen Plattform und der Erhaltung des Firmenprofils ist die Initiative von Baufinanzierern im Schwarzwald, die ein eigenes Portal im Stile von Immobileinscout24 geschaffen haben, das aber nur die Schwarzwaldre- gion abdeckt. Mit solchen Ideen ist es möglich dem Trend der Digitalisierung zu folgen und gleichzeitig die regionale Nähe, die die Kunden ja auch sehr schätzen, mit der digitalen zu verknüpfen.

Auch in der anschließenden Diskussion mit dem Pu- blikum wurde die Brisanz des Themas der Digitali- sierung im Finanzsektor deutlich. Ein oft genannter Kommentar war dabei die fehlende Gleichbehand- lung von FinTechs, die dem wachsenden Regu- lierungsdruck oft ausweichen können. Aber auch eventuelle Versäumnisse der Finanzbranche, die so manchen Trend verschlafen hat, wurden angespro- chen. So erzählte Herr Klein von einem Gespräch mit einem Kollegen, der meinte, dass Immobilens- cout24 von den Bausparkassen hätte entwickelt werden müssen.

Auf die Frage, wie die Bausparkasse Schwäbisch Hall sich intern strukturiert um ihre Ziele zu errei- chen, entgegnet Herr Klein mit der Antwort, dass die Mitarbeiter in diesen Prozess miteinbezogen werden und ihnen von Anfang an aufgemalt wird, wo die Reise hinführen soll. Diesen und weiteren Themen konnten sich die Gäste dann noch weiter bei einem Empfang auf Einladung der Bausparkasse Schwä- bisch Hall untereinander und mit dem Vortragenden austauschen.

Julia Juric, B.Sc. cand.

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Eisstockschießen 2018 welches durch einen Sturz während der Aufwärm- phase ihres Abräumers Daniel Schmidt zusätzlich Am 09. März 2018 fand erneut das traditionsreiche geschwächt war. Besonders auffallend war die sehr Eistockschießen des Lehrstuhls für Bankwirtschaft motivierende Kommunikation im Zweierteam. Da- und Finanzdienstleistungen auf der Stuttgarter durch wurde auch der psychische Druck auf die Kon- Waldau statt. Enorm geschwächt durch die in ganz kurrenten erhöht. Deutschland grassierende Grippe trat der Lehrstuhl nicht wie gewohnt in voller Mannschaftsstärke an. In der zweiten Runde hatte sich Team Grün nach Trotzdem fanden sich 11 hoch motivierte und topfitte anfänglichem Verletzungspech gefangen und spielte Sportsmänner und -frauen zum sportlichen Wettbe- ein erneut sehr knappes Match gegen Rot, welches werb in der Eishalle ein. sie durch ihren Präzisionsschützen Philip Kneissl am Ende mit nur zwei Punkten Vorsprung für sich Der mehrjährige Titelverteidiger Prof. Burghof trat entscheiden konnte. dabei nur mit seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter Julius Tennert an, um den anderen Wettbewerbern Team Rot durfte dann zuletzt auch gegen die noch auch nur den Hauch einer Chance zu lassen. Diese ungeschlagenen Tabellenführer Burghof und Ten- durften nämlich zu dritt die restlichen Teams bilden. nert antreten, welche ihnen aber ebenfalls kaum Neben dem Favoriten Team in Weiß, traten Achim eine Chance ließen. Manche Spielbeobachter sagen Fecker, Lukas König und Barbara Speh-Freidank mit zwar, dass Team weiß nur durch Glück gewonnen den blauen Eisstöcken an. Team Grün wurde gebildet habe und sich Team Rot eigentlich selbst geschla- von Daniel Schmidt, Philip Kneissl und Jutta Schön- gen hat, aber das ist nun alles Makulatur. fuß, während Marlis Schairer und Marcel Gehrung mit Marisa Schönfuß, der Tochter von Jutta Schön- Am Ende ging erneut Prof. Burghof siegreich auf fuß, als weitere Mitstreiterin die glorreichen Farben Platz eins aus dem Turnier, während Grün mit zwei des Stadtrivalen der Fußballer von der Waldau aus Siegen die Silbermedaille holte. Rot konnte mit Ih- Bad Cannstatt (rot) ins Feld führten. rem einzigen Sieg Platz drei für sich entscheiden, während die blaue Mannschaft trotz couragierter Nach der wie gewohnt sehr hilfreichen Einführung Leistung nur Platz vier belegte. Aber der Titelvertei- durch die Mitglieder des ansässigen Eisstockver- diger muss aufpassen, denn schon nächstes Jahr eins und ein paar Runden zur Eingewöhnung konnte gilt es den Thron erneut zu verteidigen. das Turnier um den Pokal des Gästeschießens 2018 auch schon beginnen. Abschließend möchten wir nochmals alle dem ESC Stuttgart Vaihingen e.V. für die Möglichkeit des Gäs- Team Blau und Team Rot lieferten sich dabei ein teschießens auf der Waldau sowie Barbara Speh- besonders spannendes Spiel. Nach fast schon si- Freidank und Jutta Schönfuß für die Organisation chergeglaubter Führung in der ersten Hälfte des des Events danken. Spiels durch die roten Recken, konnte sich die blaue Mannschaft nach kurzer Gewöhnung an den kom- Marcel Gehrung, M.Sc. petitiven Druck bis auf zwei Punkte heranarbeiten. Die Niederlage konnten sie dann aber auch durch diesen fulminanten Endspurt nicht mehr abwenden. In dieser ersten Partie kristallisierte sich schon die beachtenswerte Präzision der roten Schützen her- aus, bei deren Schüssen der Unparteiische oftmals das Maßband bemühen musste um die Sieger der jeweiligen Runde zu ermitteln.

Währenddessen wurden Prof. Burghof und Herr Tennert auf der Bahn eins ihrer Favoritenrol-le ge- recht und machten kurzen Prozess mit Team Grün,

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26. Hohenheimer Staffellauf Alumni-Treffen 2018

Mitten in der Festwoche des universitäts Jubiläums Nicht nur die Universität Hohenheim hat ein Jubilä- am 04.07.2018 war es dieses Jahr wieder soweit.: um im Jahre 2018 zu feiern, sondern auch der Lehr- Unter dem Balkon des Hohenheimer Schlosses fiel stuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen. der Startschuss zum 26.Hohenheimer Staffellauf. Die Professur von Professor Hans-Peter Burghof, die er 2003 von Professor Johann Heinrich von Stein Mit voller Motivation voraus hatten sich insgesamt übernahm, ist nun schon im 15. Jahr, welches der 60 Teams, in jeweils 5er Mannschaften gemeldet, Anlass war, die ehemaligen Absolventen des Lehr- die bei gutem Wetter auch dieses Jahr wieder im stuhls nach Hohenheim einzuladen. Botanischen Garten um den Sieg, „just for fun“ oder einfach gemäß dem olympischen Motto „dabeisein Die Veranstaltungen der Festwoche zum 200-jähri- ist alles“ rannten. gen Jubiläum der Universität boten dafür die perfek- te Kulisse. Neben der „langen Tafel“, an der es ver- Die Strecke, die die Teams bewältigen mussten, hat- schiedene kulinarische Angebote gab, konnten die te wie seither unterschiedliche Schwierigkeitsgrade Hohenheimer Alumnis auch die Attraktionen ihrer und somit war für jedes Teammitglied eine passende Alma Marta bestaunen. Neben einem Persönlich- Teilstrecke dabei. keitstest durch den Lehrstuhl für Psychologie, konnte man an Touren durch die Hohenheimer Gärten oder an Führungen in den Balkonsaal und den Weinkeller des Schlosses teilnehmen.

Am Abend folgte dann der Auftritt der Hohenheimer Big Band mit verschiedenen Stücken aus der Film- geschichte, wie z.B. der ikonischen Titelmelodie aus Wolfgang Petersen’s „Das Boot“ oder dem Western „The Good, the Bad, and the Ugly“. Abgerundet wur- de der Abend dann nach Sonnenuntergang mit einer Illumination der Schlossfassade.

Alles in allem war das erste Alumni-Treffen des Lehr- Der Startschuss zum 26.Hohenheimer Staffellauf. stuhls eine gute Möglichkeit auch für die aktuellen Doktoranden des Lehrstuhls alte Bekannte wieder- Unter den Teilnehmern befanden sich sowohl Mitar- zusehen oder auch neue Kontakte zu knüpfen. Mit beiter, Studenten und Ehemalige der Universität, als dem Rahmenprogramm der 200-Jahres-Festwoche, auch einige Gäste. wurde daraus ein netter und gelungener Abend.

Auch unser Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Fi- Marcel Gehrung, M.Sc. nanzdienstleitungen trommelte seine Sportsfreund zusammen und somit stand der Anmeldung unter „Front Runners“ Team nichts mehr im Wege. Mit rasanten Tempo und nach Bewältigung aller Hindernisse erhielt unser Team mit einer Zeit von 00:20:20 einen repektablen Platz 26 in der Gesamt- wertung.

Erschöpft, jedoch zufrieden ging es dann weiter zur Siegerehrung. Hier nutzen die Teams, unter Einfluss des wohlverdienten Feierabendbiers, die Gelegen- heit für Gespräche rund um das Thema.

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Junior Business Team Mitglieder. Von Organisation, über Human Resour- Studentische Unternehmensbe- ces, Marketing & Vertrieb bis zu Finance & Control- ratung – seit mehr als 20 Jahren ling. Diese Themenbereiche waren die Grundlage, Unternehmen im Raum Stuttgart, vom kleinen Fa- Vor mehr als 20 Jahren gegründet, ist das JBT eine milienunternehmen bis zum international agierenden der erfolgreichsten studentischen Unternehmens- Konzern, mit den Leistungen nicht nur zu überzeu- beratungen Deutschlands. Durch stetige Weiter- gen, sondern zu begeistern. So vielfältig wie unser entwicklung und Generationen von Studierenden, Leistungsangebot sind auch unsere Mitglieder aus die gemeinsam mehr erreichen wollten, hat das JBT allen Studienfeldern der Universitäten in der Regi- seine heutige Professionalität und Größe erreicht. on Stuttgart. Gerade die Verschiedenheit der Studi- enfelder, die von Wirtschaftswissenschaftlern, über Trotz des für studentische Vereine anspruchsvollen Informatiker, Kommunikationswissenschaftlern bis Recruiting-Verfahrens, waren die Bewerberzahlen in hin zu Rechtswissenschaftlern reicht, führt zu ei- den letzten Semestern stetig hoch. Nach einer Aus- nem umfassenden und überzeugenden Ergebnis. bildungsphase als Trainee, in der ein realitätsnahes Verschiedene Denkweisen in Kombination mit hoher Projekt für den Verein absolviert wird, warten viel- Einsatzbereitschaft und Teamwork haben sich als seitige Möglichkeiten, sich stets weiterzuentwickeln. ein unschlagbares Erfolgskonzept erwiesen. Dazu zählt zum einen die Chance, die eigenen Führungsqualitäten durch ein vereinsinternes Vor- Ausschlaggebend ist außerdem das Qualitäts- und standsamt zu verbessern. Die Ressortleiter prägen Wissensmanagement. Insbesondere in einer stu- maßgeblich das Bild des JBT und erarbeiten mit den dentischen Unternehmensberatung ist der Wis-sen- Mitgliedern die Strategien und Ausrichtungen für die stransfer zwischen erfahrenen Beratern und Neuein- Zukunft. Die intensive einjährige Arbeit als Ressort- steigern essentiell. Der ständige Mitgliederwandel leiter ist eine besonders prägende Zeit, in der neben macht es besonders wichtig das Wissen im Verein Zeitmanagement, Teamgeist und Durchhaltevermö- weiter zu tragen und zu erweitern. gen, damit der eigene Lerneffekt besonders heraus- Das Thema Qualität wird im JBT besonders groß- stecht. geschrieben. Der Maßstab hierfür ist die ISO 9001 Zertifizierung nach 2015, die jährlich externen Audits Die intensive Zusammenarbeit mit Partnern des JBT unterzogen wird. Die intensive Auseinandersetzung in Form von externen Workshops und Open-Office- mit dem Thema Qualitätsmanagement führte dazu, Days, bietet einen weiteren Mehrwert für die Mitglie- dass die ISO-Beratung zu den beste-henden Bera- der. Die Möglickeit, mit großen Unternehmensbera- tungsfeldern addiert wurde. tungen in Kontakt zu treten und persönliche Kontakte zu knüpfen, unterscheidet das JBT deutlich von an- Eine weitere Stärke des JBTs ist das große Netz- deren studentischen Angeboten. Ein Beispiel für den werk. Besonders geschätzt wird hierbei der regel- engen Kontakt, ist die Hohenheim Consulting Week, mäßige Kontakt zu Alumni. Der große Erfahrungs- kurz HCW, die das JBT bereits vor 20 Jahren ins Le- schatz ist eine wichtige Ressource für das JBT und ben gerufen hat. Namhafte Beratungen wie KPMG, seine Mitglieder. Durch das Engagement der Alumni PwC zählen seit Jahren zu den teilnehmenden Be- bleibt nicht nur sachliches Wissen, sondern auch ratungen, und schätzen das Leistungsportfolio sehr. praktische Erfahrung im JBT und hilft den Beratern über die Grenzen des Bücherwissens hinaus. Doch auch neben der Kooperation mit Partnern, bietet das JBT die Möglichkeit, mit zukünftigen Ar- Nach über zwanzig Jahren des Bestehens wird beitgebern in Kontakt zu treten. Gemeint sind die deutlich: Das JBT ist ein lebendiger Verein, der von externen Projekte, die ein weiteres Alleinstellungs- dynamischer Gestaltung lebt, dabei aber immer das merkmal unter den studentischen Vereinen darstel- Wesentliche im Blick behält. len. Hierfür werden Projektteams zusammengestellt, die in direktem Kontakt mit dem Kunden die hono- rierte Beratungsleistung erbringen. Die Beratungs- felder des JBT sind hierbei so vielfältig wie seine

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Kontakt Mit unseren diesjährigen Events in Kooperation mit Junior Business Team e.V. unseren institutionellen Mitgliedern konnten wir ein Steckfeldstraße 1 weites Themenspektrum anbieten. Durch Workshops 70599 Stuttgart in den Bereichen „Design-Thinking“ und „Robotics in +49 (0) 711 / 935 96 348 Finance“ setzten wir neue Impulse und griffen aktuel- [email protected] le Themen auf. An dieser Stelle gilt unser Dank unse- ren institutionellen Mitgliedern: Ernst&Young, KPMG, www.studentische-beratung.de Deloitte, zeb, FAS und Ebner Stolz. www.consulting-week.de Wir freuen uns, mit der Bundesbank ein neues Mit- glied gewonnen zu haben und damit unserem Ziel, den Bankenbereich vermehrt zu stärken, Rechnung tragen zu können. Mit frischem Wind auf zu neuen Mit Sven Schieferhöfer, dem Gewinner des „Golde- Höhen nen Bullen 2017“, konnten wir einen renommierten Vortragsredner gewinnen, der spannende Einblicke Das Kreditwirtschaftliche Colloquium Hohenheim in die Vermögensverwaltung gibt. Ein weiteres Au- e.V., kurz KCH, ist der größte und älteste Verein un- genmerk liegt auf der Thematik „Female in Finance“. serer Universität. Durch Vorträge, Workshops und Ein erhöhter Frauenanteil im Vorstand, bei den Neu- Exkursionen ist es der Zweck des KCH, die finanz- mitgliedern und die Gewinnung erfolgreicher weib- wirtschaftliche Theorie raus aus den Vorlesungssä- licher Vortragsrednerinnen, tragen dazu bei, die Fi- len, rein in die Praxis zu bringen. Geprägt durch lang- nanzbranche für Frauen attraktiver zu machen. jährige Traditionen und durch ein stets wachsendes Auch unsere Mitglieder haben sich im Rahmen des Netzwerk, hat sich der Verein schon in den vergan- Portfolio-Arbeitskreises erfolgreich als Investoren genen Jahren am Campus der Universität verankert bewiesen und im Monat Juli die bundesweit beste und immer weiter vergrößert. Inzwischen hat sich die Performance in der BVH Portfolio Challenge erzielt. beachtliche Mitgliederzahl auf über 650 Mitglieder Mit der neu geschaffenen Event-Reihe „How-to- gesteigert, was nicht zuletzt auch auf unsere Ver- Pitch“ konnten unsere Mitglieder ihre Soft Skills auf einskultur zurückzuführen ist. die Probe stellen und verbessern. Um unseren Bekanntheitsgrad auch abseits der Uni- Mit frischem Wind auf zu neuen Höhen – mit diesem versität Hohenheim zu erhöhen, haben wir uns über Motto sind wir in das Jahr 2018 gestartet und haben die Grenzen Stuttgarts hinausbegeben und den Ver- es geschafft, bestehende Erfolge auszubauen und ein auf dem Tübinger „Tigers Career Day“ erfolgreich neue Impulse zu setzen. So möchten wir den Fokus vertreten. des Vereins wieder vermehrt auf den Bankenbereich legen sowie die Vereinskultur modernisieren. Aber auch das Vereinsleben ist im Jahr 2018 nicht Los ging es wie jedes Jahr mit dem Börsenführer- zu kurz gekommen: Über unseren neuen Instagram- schein, um insbesondere Neueinsteigern Einblicke Kanal hielten wir unsere Mitglieder stets Up-to-Date in die Welt der Finanzen zu gewähren. Die Veran- und förderten das Miteinander durch den Dies Aca- staltung war ein voller Erfolg und es wurden weitere demicus und verschiedene Vereinsfeste, wie das Mitglieder gewonnen. Größtes Event-Highlight war Osthof- und ein Semesterabschlussfest. zum vierten Mal in Folge der Financial Career Rec- ruiting Day. Mit einer Rekordzahl an teilnehmenden Besonderer Dank gilt unserem Schirmherrn Profes- Unternehmen und Studierenden gelang dem Verein sor Burghof, dem Lehrstuhl für Bankwirtschaft, Stutt- ein hervorragender Start ins Sommersemester. gart Financial, dem Präsidium, unseren institutionel- Traditionsgemäß luden wir unsere Mitglieder wieder len Partnern und unseren engagierten Mitgliedern, auf eine Exkursion nach Frankfurt ein. Nach den Be- die alle gemeinsam zu den Erfolgen des Vereins bei- suchen beim deutschen Aktieninstitut, der Börse und tragen. Vontobel, ließen wir den Abend am Ufer des Mains ausklingen.

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Kontakt Einen aktuellen Terminplan finden Sie unter: http:// www.kch-aktiv.de/. Bei weiteren Fragen zum Verein wenden Sie sich an: [email protected]

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Stiftung Kreditwirtschaft: Agie- promoviert und sich beruflich bei Kreditinstituten und ren im Netzwerk in der Wirtschaftsprüfung engagiert. Er kam also als profunder Kenner der Materie mit einem intensiven Zu sagen, dass die Stiftung Kreditwirtschaft der Teil Praxisbezug an die Universität Hohenheim. des Universitätsbundes Hohenheim ist, der sich der Förderung der Forschung und Lehre im Bereich der Hinsichtlich seines Erfahrungshintergrundes, aber Finanzwirtschaft widmet, wäre zwar formal richtig. auch unter dem Gesichtspunkt der Vernetzung ist So steht es in der Satzung der Stiftung. Es würde erwähnenswert, dass der gleichnamige Vater Jo- dieser besonderen Einrichtung an der Universität hann Heinrich von Steins in fünfter Generation die Hohenheim aber nicht gerecht werden. Denn diese 1790 gegründete Kölner Privatbank J. H. Stein führ- ist als Organisation hinsichtlich der ihr zur Verfügung te. Dieses Bankhaus spielte in der Industrialisierung stehenden Ressourcen durchaus beschränkt. Sie Deutschlands im 19. Jahrhundert eine durchaus be- verfügt über einen ehrenamtlichen Geschäftsfüh- deutsame Rolle, auch weil sich die Familie in zahl- rer, satzungsgemäß der Inhaber des Lehrstuhls für reichen ehelichen und geschäftlichen Verbindungen Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Uni- mit anderen wirtschaftlich bedeutsamen Familien versität Hohenheim, einen Mitarbeiter und weitere des Rheinlandes wie den Mevissen und den Her- Ressourcen für Aktivitäten in Forschung und Lehre, statts zu verknüpfen wusste. Durch die wirtschaftli- auf die noch näher einzugehen sein wird. Die größ- chen und politischen Verwerfungen der ersten Hälfte te Wirksamkeit entfaltet die Stiftung Kreditwirtschaft des zwanzigsten Jahrhunderts verlor das Stein’sche jedoch in ihrer Netzwerkfunktion. Sie verknüpft die Bankhaus an Bedeutung und Ansehen und ab 1978 finanzwirtschaftliche Forschung und Lehre an der in mehreren Beteiligungs- und Fusionsschritten letzt- Universität Hohenheim mit der Finanzwirtschaft und lich auch seine Selbständigkeit an das Bankhaus M. dem Finanzplatz. M. Warburg. Dennoch ergeben sich aus dieser Tra- ditionslinie Beziehungen vor allem zum rheinischen Die Bedeutung von Netzwerken wird heute anders Kapitalismus, die der damalige Lehrstuhlinhaber in gesehen als in der Vergangenheit. Natürlich war es den Zuschnitt von Lehrstuhl und Stiftung einzubrin- immer hilfreich, gut vernetzt zu sein. Mit Blick auf die gen wusste. zunehmende Spezialisierung auf der einen und der wachsenden Universalität von Problemen auf der anderen Seite wird die Vernetzung aber zu einer ent- scheidenden strategischen Ressource einer Orga- nisation, sei dies ein Unternehmen, ein Finanzplatz oder eine Universität. Viele Fragestellungen können heute nur durch das situative Zusammenbringen ganz unterschiedlicher Kompetenzen und Fähigkei- ten bewältigt werden, und dafür ist ein entsprechen- des Netzwerk Voraussetzung. In diesem Sinne dient die Stiftung Kreditwirtschaft der Universität Hohen- heim, aber auch dem Finanzplatz Stuttgart. Sie tut dies durch ihre eigenen Aktivitäten, aber auch als Keimzelle für weitergehende Initiativen, die heute Prof. Johann Heinrich von Stein, Gründer der Stif- den Stuttgarter Finanzplatz prägen. tung Kreditwirtschaft, als Emeritus

Gegründet wurde die Stiftung Kreditwirtschaft 1981 Schon sehr bald nach der Übernahme des Lehrstuhls von Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein, dem heuti- muss Prof. von Stein erste Gespräche zur Gründung gen Emeritus des Lehrstuhls für Bankwirtschaft und der Stiftung geführt haben. Denn schon 1977 und Finanzdienstleistungen. Prof. von Stein übernahm damit vier Jahre vor der formellen Einrichtung der 1977 den Lehrstuhl unter seiner damaligen Bezeich- Stiftung etablierte er die bis heute fortgeführte Vor- nung „Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Kredit- tragsreihe, und die Persönlichkeit des ersten Vortra- wirtschaft“. Zuvor hatte er an der Universität München genden verdeutlicht, wie rasch ihm auch die Einbin-

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dung in den württembergischen Raum gelang: Am 8. 16.01.2002: Klaus-Peter Müller, Commerzbank November 1977 sprach Norbert Kloten, der damalige 10.07.2002: Jürgen Sengera, WestLB und langjährige Präsident der Landeszentralbank in 17.11.2004: Siegfried Jaschinski, LBBW Baden-Württemberg, über das Verhältnis von Bun- 27.01.2005: Werner Schmidt, Bayerische Landes desbank und Kreditwirtschaft. Der 2006 verstorbene bank Kloten genießt bis heute in der Region ein intensives 13.12.2005: Wulf von Schimmelmann, Postbank und ehrendes Andenken. Die Vorträge werden als 01.02.2006: Alexander Dibelius, Goldman Sachs Vortragsreihe der Stiftung Kreditwirtschaft bis heute Deutschland fortgeführt. In rund sechs Vorträgen pro Jahr stellen 01.02.2007: Herbert Walter, Dresdner Bank sich Vertreter der Finanzwirtschaft, aber auch aus 06.12.2007: Wolfgang Sprissler, HVB Politik und Wissenschaft interessierten Zuhörern aus 12.12.2007: Reto Francioni, Deutsche Börse der Universität und dem Finanzplatz. 09.07.2008: Wolfgang Kirsch, DZ Bank 09.07.2009: Franz S. Waas, DekaBank Der zur Verfügung stehende Raum erlaubt es natür- 15.07.2010: Thorsten Weimer, HVB lich nicht, auf alle bisher 219 Vorträge einzugehen 26.01.2011: Jürgen Fitschen, Deutsche Bank oder auch nur sie zu nennen. Allein die Liste der 15.05.2013: Martin Blessing, Commerzbank Vorstandsvorsitzenden und Sprecher der Vorstände 04.11.2015: Ulrich Schröder, KfW deutscher Großbanken und anderer zentraler Insti- 17.12.2015: Wolfgang Kirsch, DZ Bank tutionen der Finanzwirtschaft verdeutlicht, dass es gelang, viele der wichtigsten Persönlichkeiten des Vortragende bei der Stiftung Kreditwirtschaft: Vor- deutschen Finanzmarkts an die Universität Hohen- standsvorsitzende und Sprecher des Vorstandes heim zu bringen: (jeweils aktuelle, ehemalige und zukünftige) großer deutscher Finanzinstitute 20.11.1978: Hermann Josef Abs, Deutsche Bank 11.06.1980: Hans Friedrichs, Dresdner Bank Die Wechselhaftigkeit der Bank- und Finanzmarktge- 25.11.1981: Wilfried Guth, Deutsche Bank schichte der letzten vierzig Jahre ließe sich anhand 26.05.1982: Wilhelm Arendts, Bayerische dieser Persönlichkeiten und ihrer Institute nachzeich- Hypotheken- und Wechsel-Bank nen. Einige auch der größten Institute existieren nicht 02.05.1983: Walter Seipp, Commerzbank mehr, andere haben erheblich an Bedeutung und 05.02.1986: Wolfgang Röller, Dresdner Bank Selbständigkeit verloren, und vieles ist einer grund- 25.05.1988: Alfred Herrhausen, Deutsche Bank legendenden Umwertung unterzogen worden. 05.12.1988: Eberhard Martini, Bayerische Hypo theken- und Wechsel-Bank Aus der Politik waren die Wirtschaftsminister Gün- 19.01.1989: Walter Seipp, Commerzbank ter Rexrodt (1996) und Rainer Brüderle (2004, 2010) 23.05.1991: Albrecht Schmidt, Bayerische Ver sowie Finanzminister Wolfgang Schäuble (2013), der einsbank damalige Minister für Raumordnung, Bauwesen und 11.06.1991: Friedel Neuber, West LB Städtebau Klaus Töpfer (1995) sowie kein geringerer 28.01.1992: Hilmar Kopper, Deutsche Bank als Bundeskanzler (a.D.) Helmut Schmidt (1989) zu 10.06.1992: Bernd Thiemann, DG Bank Gast. Die Geschichte des Euros lässt sich anhand 30.06.1993: Henning Schulte-Noelle, Allianz der Vorträge bei der Stiftung Kreditwirtschaft über den 09.11.1993: Jürgen Sarrazin, Dresdner Bank Präsidenten des Europäischen Währungs¬instituts 31.05.1995: Werner G. Seifert, Deutsche Börse Baron Alexandre Lamfalussy (1994), den Präsiden- 03.07.1996: Rolf-E. Breuer, Deutsche Bank ten des Europäischen Zentralbank Willem F. Duisen- 23.01.1997: Gert Vogt, KfW berg (1999) und die Mitglieder des Direktoriums der 17.06.1997: Wolfgang Rupf, Bankgesellschaft EZB Ottmar Issing (2005), Jörg Asmussen (2013) Berlin und Sabine Lautenschläger (2017) nachzeichnen. 05.05.1999: Bernd Walter, Dresdner Bank Vorgetragen haben weiterhin die Präsidenten der 22.11.1999: Wulf von Schimmelmann, Deutsche Deutschen Bundesbank Helmut Schlesinger (1993), Postbank Ernst Welteke (2001) und Axel Weber (2009). 20.06.2001: Bernd Fahrholz, Dresdner Bank

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wirtschaftlicher Literatur wird durch einen spürbaren Beitrag unterstützt. Während die notwendige Spar- samkeit der öffentlichen Verwaltung oft wenig Spiel- raum für ungewöhnliche Aktivitäten lässt, gewann der Inhaber des Lehrstuhls für Kreditwirtschaft Gestal- tungsmöglichkeiten unmittelbar aus den Ressourcen der Stiftung oder aus den Kontakten im Netzwerk der Stiftung.

Hervorzuheben ist etwa, das bis heute in der Vorle- sung Portfoliomanagement genutzte Anlageportfolio, welches ursprünglich von der Landesbank Baden- Württemberg zur Verfügung gestellt wurde. Es han- Wolfgang Schäuble beim Stiftungsvortrag delt sich dabei keineswegs um Spielgeld, sondern um tatsächlich am Kapitalmarkt investierte Mittel. Ein Die Liste der für die Bankenaufsicht Verantwortlichen anderes Beispiel ist das „Reformprojekt Lehre“, dass unter den Vortragenden eröffnet die unter Kennern Prof. von Stein mit Unterstützung einiger Mitglieds- der Materie fast schon legendäre Ingelore Bähre unternehmen initiierte. Und schließlich unternahm (1980) und wird mit Wolfgang Kuntze (1993), Wolf- Prof. von Stein mit seinen wissenschaftlichen Mit- gang Artopoeus (1995) und Jochen Sanio (2001) aus arbeitern intensive Studienreisen in andere Länder, dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und aus denen jeweils Sammelbände zu den Banken- mit Elke König (2013) und Felix Hufeld (2016) aus systemen der USA (1989), Japans (1994), Chinas der dann geschaffenen Bundesanstalt für Finanz- (1997) und der drei südamerikanischen Länder Ar- dienstleistungsaufsicht fortgeführt. Auch die Bedeu- gentinien, Brasilien und Chile (2001) hervorgingen. tung dieser Institution ist aber inzwischen durch die Eine weitere Initiative, die sich allerdings nicht auf Übernahme der zentralen Funktion in der europäi- lange Zeit etablieren konnte, war die Gründung des schen Bankenaufsicht durch die Europäische Zent- Europäischen Bausparinstituts. Bei all diesen Aktivi- ralbank zumindest stark relativiert worden. täten bot die Stiftung Kreditwirtschaft jeweils den An- knüpfungspunkt, von dem ausgehend weitere Mittel Zu hören waren auch profilierte Vertreter der produ- eingeworben werden konnten. zierenden Industrie, so 1982 Edzard Reuter (Daim- ler-Benz) sowie 1986 Heinz Dürr (AEG) und Hans Offenbar wirkte diese Form der Vernetzung auch mo- Merkle (Bosch). Aus der Wissenschaft sind die Prä- tivierend auf die Studierenden des Faches. Während sidenten des Ifo-Institutes Hans-Werner Sinn (2015) die Stiftung Kreditwirtschaft rasch auf etwas über 100 und des ZEW Achim Wambach (2016) hervorzuhe- fördernde Mitgliedern, überwiegend Unternehmen ben. Abzuschließen ist dieser kursorische Auszug der Finanzwirtschaft, anwuchs, gründeten 1985 Stu- aus der Liste der Vortragenden in der Vortragsreihe dierende des Fachs mit kräftigem Rückenwind des der Stiftung Kreditwirtschaft schließlich nicht mit dem damaligen Lehrstuhlinhabers das Kreditwirtschaftli- letzten Vortrag, sondern einem Beitrag aus dem Jahr che Colloquium Hohenheim (KCH), das heute auch 2007. Johann-Heinrich von Stein selbst, seit fünf auf 23 Fördermitglieder bauen kann. Mit eigenen Jahren im Ruhestand, referierte über „Beobachtun- Veranstaltungen und Studienreisen zu finanzwirt- gen – Erfahrungen – Schlussfolgerungen – 50 Jahre schaftlichen Themen, aber auch Treffen zu weniger mit und im Bankwesen“. ernsten Anlässen wie dem klassischen Osthof-Fest am Vatertag oder dem großen Stand auf dem Dies Während die Vortragsreihe als eine Art Flaggschiff Academicus, leistet es einen wertvollen Beitrag zum der Stiftung fungierte, gab es zahlreiche Aktivitäten, studentischen Leben auf dem Campus der Universi- die vor allem den Studierenden zu Gute kamen. Bis tät Hohenheim. Das enge Verhältnis zum Lehrstuhl heute werden Exkursionen gefördert, Beiträge von und seinem Inhaber hat sich bis heute erhalten. Praktikern für die Vorlesungen eingeworben, und die Versorgung der Fachbereichsbibliothek mit finanz- Die Jahre ab 2002 sind von starken Veränderungen

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an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissen- tät. Zu dem im Kontext der Neubesetzung in „Bank- schaften, aber auch für die Stiftung Kreditwirtschaft wirtschaft und Finanzdienstleistungen“ umfirmierten geprägt. Prof. von Stein ging in diesem Jahr in den Lehrstuhl gesellten sich nun weitere Lehrstühle mit Ruhestand, und es stellte sich die Frage, ob ein pros- originären finanzwirtschaftlichen Lehr- und - For pektiver Nachfolger die Aktivitäten der Stiftung Kredit- schungsinhalten. Zu nennen sind der Lehrstuhl für wirtschaft würde fortführen wollen. Diese Frage blieb Unternehmensfinanzierung (Tykvova), für Risiko- lange in der Schwebe, da sich die Neubesetzung zu- management (Gehde-Trapp), für Versicherungswirt- nächst verzögerte. Ein erster Lehrstuhlvertreter cum schaft und Sozialsysteme (Schiller) sowie Ökono- spe war durch ausgezeichnete Forschungsarbeiten metrie und Wirtschaftsstatistik (R. Jung). Und auch ausgewiesen, hätte aber vermutlich den Schwer- die schon bestehenden Lehrstühle für Wirtschafts- punkt seiner zukünftigen Aktivitäten gänzlich anders informatik II (Kirn), Wirtschafts- und Sozialgeschich- setzen wollen. Ab dem Sommersemester 2003 durfte te (Lehmann-Hasemeyer), Katholische Theologie ich dann den Lehrstuhl vertreten und bemühte mich und ihre Didaktik sowie Wirtschaftsethik (Schramm) dabei auch, die Aktivitäten der Stiftung Kreditwirt- behandeln nun finanzwirtschaftliche Inhalte in der schaft nach einer gewissen Unterbrechung wieder Forschung und Lehre. Gleiches galt auch schon in neu zu beleben. Dabei war mir die uneingeschränkte der Vergangenheit für die Lehrstühle für Bürgerli- und selbstlose Unterstützung durch den ehemaligen ches Recht, Handels-, Wirtschafts- und Agrarrecht Lehrstuhlinhaber immer gewiss. (Escher-Weingart) und für Rechnungswesen und Fi- nanzierung (Hachmeister). Letzteres ist umso bemerkenswerter, als neben der Kontinuität, etwa bei der Fortführung der Vortrags- Dieser neue Reichtum muss gestaltet werden. Dazu reihe, einschneidende Veränderungen standen. Das kann die Stiftung Kreditwirtschaft wertvolle Hilfestel- Lehrprogramm wurde umgestellt, die Inhalte deut- lungen leisten. Selbstverständlich steht auch den lich formaler ausgerichtet. Die Förderung der wis- neuen Lehrstühlen das tradierte Netzwerk der Stif- senschaftlichen Mitarbeiter zielt heute vor allem auf tung zur Verfügung, und einige der neuen Lehrstuhl- die Unterstützung von Konferenzpräsentationen und inhaber haben dieses Angebot mit Gewinn genutzt. Publikationen von Aufsätzen in wissenschaftlichen Daneben finden sich Lehrstühle zu gemeinsamen Zeitschriften. In Lehre und Forschung wurde das Initiativen zusammen. Einmal im Jahr organisiert die Deutsche weitgehend durch die englische Sprache Stiftung Kreditwirtschaft für die finanzwirtschaftlichen ersetzt, und an die Stelle eher institutionenbezoge- Lehrstühle ein zweitägiges wissenschaftliches Semi- ner Studien traten stark methodenorientierte Arbei- nar. Dieses schafft einen wertvollen Austausch über ten. Prof. von Stein unterstützte also keineswegs, Themen und Methoden, ist aber auch eine gute Ge- wie man es oftmals in ähnlichen Situationen beob- legenheit, sich über die weitere Strategie im finanz- achten kann, die Perpetuierung seines eigenen Wer- wirtschaftlichen Bereich der Universität Hohenheim kes auf dem bisherigen Pfad. Er stellte sich in großer Gedanken zu machen. Daneben, und vielleicht auch Liberalität mit ganzem Einsatz hinter jemanden, mit dadurch, ziehen die finanzwirtschaftlichen Lehrstüh- dem er zwar ein gemeinsames Interesse an Fragen le auch bei der internationalen Vernetzung der Uni- der Bank- und Finanzwirtschaft teilt, der es aber in versität Hohenheim an einem Strang: So waren sie wesentlichen Fragen gänzlich anders machen will führend dabei, mit dem Projekt INEF (Innovation, En- als der Vorgänger. trepreneurship and Finance) Mittel eines großen För- derprogramms des DAAD für Hohenheim zu gewin- Auch die Fakultät verändert sich nun rasch. Die Zahl nen. Viele Wissenschaftler und Gastwissenschaftler der Lehrstühle und, im Gefolge, der Studierenden aus unserem Bereich nutzen dieses Programm für stieg deutlich an. Die Universität Hohenheim nutz- Forschungsaufenthalte und die Teilnahme an Dokto- te das Ausbauprogramm „Hochschule 2012“ des randenveranstaltungen an den Partneruniversitäten. Landes, um sich neue Gestaltungsspielräume zu erschließen. Dies kam insbesondere dem finanz- Neben der internationalen Dimension steht die Ein- wirtschaftlichen Bereich zu Gute. Lange Zeit war der bindung in den lokalen Finanzplatz. Schon Prof. von Lehrstuhl für Kreditwirtschaft der einzige im engeren Stein hatte sich bei der Neuaufstellung der Stuttgar- Sinne finanzwirtschaftliche Lehrstuhl der Universi- ter Börse intensiv eingebracht. Diese hatte im Laufe

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der Jahre ihre Existenzberechtigung als Regional- Vielfalt von Aktivitäten nieder, aber auch darin, dass börse verloren und benötigte Mitte der neunziger ich als Geschäftsführer der Stiftung Kreditwirtschaft Jahre ein neues Geschäftsmodell. Im Unterschied neben Vertretern der Börse, des Landes, der Stadt zu der Mehrzahl der anderen deutschen Regional- und der Bundesbank im Beirat von Stuttgart Finan- börsen wurde dieses Ziel mit der Neupositionierung cial tätig bin. als Privatanlegerbörse ausgesprochen erfolgreich erreicht. Und wie so oft hat der Erfolg viele Väter, Seit 2011 veranstaltet Stuttgart Financial gemein- der Beitrag Hohenheimer Professoren dazu (auch sam mit der Universität Hohenheim im zweijährigen Prof. Vollmer war damals beteiligt) lässt sich daher Rhythmus die European Retail Investment Confe- aus heutiger Sicht nicht mehr genauer vermessen. rence ERIC. Dabei findet die eigentliche Konferenz Aber immerhin wurde damit eine Grundlage für eine an der Börse, ein vorgeschaltetes Doktorandenkol- weitere Entwicklung geschaffen, die auch die Stif- loquium in Hohenheim statt. Die Konferenz, auf der tung Kreditwirtschaft intensiv betrifft: Der Finanzplatz die neuesten Forschungsergebnisse zum Anleger- Stuttgart verfügt mit der Börse weiterhin über ein verhalten präsentiert werden, zieht Wissenschaftli- lebendiges Zentrum, an dem die Marktparteien jen- cher aus allen Kontinenten an. 2017 organisierte die seits aller Konkurrenzgedanken zusammenkommen Universität Hohenheim, ebenfalls mit Unterstützung können. Denn auch eine Börse ist eine besondere von Stuttgart Financial, aber im Hause der L-Bank, Netzwerkorganisation, sowohl was den eigentlichen zusätzlich die europäische Konferenz der Academy Handel als auch die Kommunikation zwischen Men- of Entrepreneurial Finance. Und schließlich stellt schen betrifft. die Börse Stuttgart über Stuttgart Financial interes- sierten Wissenschaftlern die Finanzmarktdaten des Im Jahr 2007 gründete die Stiftung Kreditwirtschaft Börsenplatzes für ihre wissenschaftliche Forschung zusammen mit der Börse Stuttgart und dem Wirt- zur Verfügung und lädt sie ein, ihre Ergebnisse in schaftsministerium des Landes Baden-Württemberg Stuttgart zu präsentieren. Stuttgart Financial und die die Finanzplatzinitiative Stuttgart Financial. Der Stiftung Kreditwirtschaft tragen so dazu bei, erstklas- Gründung ging eine gemeinsam mit dem Tübinger sige finanzwirtschaftliche Forschung nach Stuttgart IAW verfasste wissenschaftliche Studie voraus, die zu bringen. den Rahmen für dauerhafte Netzwerkaktivitäten ei- ner solchen Einrichtung abstecken sollte. Stuttgart Financial konnte an der Börse Stuttgart angesiedelt werden, die damit einen ihren beiden Satzungszwe- cke, nämlich dem der Förderung des Finanzplatzes, nachkommt. Damit konnte glücklicherweise die Not- wendigkeit umgangen werden, die Initiative auf eine breite Fördermitgliedschaft der Institute am Platz aufbauen zu müssen. Angesichts der Interessenge- gensätze zwischen diesen Instituten, aber auch mit der ebenfalls auf Förderung aus der Finanzindustrie angewiesenen Stiftung Kreditwirtschaft wäre dieser Weg auch kaum gangbar gewesen. Conference Chair, Sponsoren und Preisträger der Stuttgart Financial begreift sich als Netzwerkorga- ERIC 2017 nisation ohne eigenes Erwerbsinteresse. In dieser Hinsicht genießt sie große Glaubwürdigkeit, wobei Ein für Hohenheim besonders bedeutsames ge- ihr die neutrale Position der sie tragenden Börse am meinsames Projekt ist der berufsbegleitende Master Stuttgarter Finanzplatz zu Gute kommt. Die Rolle in Finance, der 2015 an den Start ging und sich in- der Stiftung Kreditwirtschaft liegt, neben dem Grün- zwischen am Markt etabliert hat. Laut Landeshoch- dungsimpuls, darin, die Universität Hohenheim als schulgesetz gehört die Weiterbildung zu den originä- wissenschaftlichen Resonanzraum für das Finanz- ren Aufgaben der Landesuniversitäten. Dieser Markt platzgeschehen zu öffnen. Dies schlägt sich in einer wird jedoch gerade im Bereich der Wirtschaftswis-

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senschaften von zahlreichen privaten Anbietern do- Keller von der Deutsche Bank als Vertreter der priva- miniert. Deren pragmatische Vorgehensweise schafft ten Bankwirtschaft. ihnen einen Wettbewerbsvorteil, dem die staatlichen Universitäten oft wenig entgegenzusetzen haben. Damit ist die Zukunft der Stiftung Kreditwirtschaft kei- Um dennoch eine Chance zu haben, erfolgreich sein neswegs gesichert. Es ist Aufgabe der Stiftung, sich zu können, haben sich unter dem Dach von Stutt- neuen Themen und Herausforderungen zu stellen. gart Financial das Berufsbildungswerk der Versiche- Die Finanzwirtschaft könnte sich in den nächsten rungswirtschaft BWV Südwest und die Hohenheim Jahren drastisch wandeln. Die europäische Regu- Management School zusammen getan, um mit ver- lierung und die Zinspolitik der Europäischen Zentral- teilten Rollen ihre jeweiligen Stärken entfalten und bank erzeugen einen Druck zu mehr Zentralisierung, Schwächen überbrücken zu können. Konsolidierung und Homogenisierung der Finanz- wirtschaft. Die daran anknüpfende Infragestellung Nachrichtlich sei angeführt, dass unter dem Dach der deutschen Kreditwirtschaft betrifft auch eine Ein- von Stuttgart Financial heute eine Vielzahl von Aktivi- richtung an einem regionalen Finanzplatz wie die täten laufen, an denen Hohenheimer Wissenschaft- Stiftung Kreditwirtschaft, was sich heute schon in der ler oder Studierende mehr oder weniger beteiligt Ballung finanzwirtschaftlicher Lehr- und Forschungs- sind. Zahlreiche Fachveranstaltungen greifen auch ressourcen im Frankfurter Raum niederschlägt. Der und gerne auf das Wissen der Hohenheimer Profes- technologische Wandel und die daran anknüpfende soren zurück. Stuttgart Financial leistet einen Beitrag umfassende Digitalisierung auch des Finanzdienst- zur finanzwirtschaftlichen Bildung an Schulen, stellt leistungssektors könnten einen großen Teil des Wis- ein Karrierenetzwerk zur Verfügung und engagiert sens entwerten, in dessen Vermittlung gerade die sich mit eigenen Plattformen in der Frühphasenfi- Kernkompetenz eines traditionellen Lehrstuhls für nanzierung von Unternehmen. Auch in diesem Auf- Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen besteht. gabenfeld ergeben sich intensive Berührungspunkte Ob, und wenn ja, wie es uns gelingen kann, auf diese zur Universität Hohenheim, etwa zum Lehrstuhl für Veränderungen wirksame Antworten zu finden bleibt Unternehmensgründung und Unternehmertum (Ku- abzuwarten. Versuchen wird es die Stiftung Kredit- ckertz) und zum INEF-Netzwerk. Schließlich wird in wirtschaft jedenfalls. dieser Verknüpfung auch die Börse an der Universi- tät sichtbar. Die Börse fördert eine Forschungsstel- Diesen und weitere Beiträge finden Sie in der Fest- le Börsenhandel am Lehrstuhl für Bankenwirtschaft zeitschrift des Ulmer Verlages zum 200-jährigen Ju- und Finanzdienstleistungen und unterstützt die von biläum. ( ISBN 978-3-8186-0532-2) externen Dozenten, überwiegend Mitarbeitern der Börse, angebotene Vorlesung „Trading and Exchan- ges“. Teil dieser Veranstaltung ist auch ein Börsen- planspiel an der Börse.

Die Stiftung Kreditwirtschaft ist heute also in einem Gesamtkontext der Vernetzung am Finanzplatz zu sehen, der weit über die Universität Hohenheim hi- nausgreift, sie aber eben auch darin einbindet. Dies leistet sie in ihrer überkommenen Struktur und mit einer ungeachtet der großen Veränderungen in der Kreditwirtschaft einigermaßen stabilen Mitglied- schaft. Unterstützung findet sie bei den Mitgliedsun- ternehmen und den Mitgliedern des Stiftungskurato- riums der Stiftung, vorneweg dessen Vorsitzenden, Präsident Dr. Roman Glaser vom Baden-Württem- bergischen Genossenschaftsverband, und seinen Stellvertretern Präsident Peter Schneider vom Spar- kassenverband Baden-Württemberg und Thomas

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Feierliche Pflanzaktion des Jubi- Aber auch der geschichtliche Hintergrund der Mag- läumsbaumes nolie wurde bei Pflanzaktion nicht vergessen. Dr. Ro- bert Gliniaris und Dr. Helmut Dalitz von der wissen- Am Tag des Baumes (25. April 2018) wurde der exo- schaftlichen Einrichtung der Hohenheimer Gärtner tische Garten der Universität Hohenheim im Bereich erläuterten den Ursprung der Magnolie und deren der Ecke Garbenstraße/ August von Hermann Stra- Verbreitung. ße, um eine Gurkenmagnolie bereichert. Die Zeremonie wurde mit Frühlingsliedern der Kita- Anlässlich des 200-jährigen Universitätsjubiläums Kinder „Die kleinen Hohenheimer“ musikalisch be- hatten sich die Universitätsangehörigen ein beson- gleitet. deres Geschenk für die Universität ausgesucht: Sie spendeten eine Gurkenmagnolie. Studierende, Nach den Ansprachen pflanzten Professor Dr. -Ste Freunde, Beschäftigte und Institute der Universität phan Dabbert, Professor Dr. Adolf Martin Steiner, Dr haben durch ein Sammelaktion für das blühende Robert Gliniaris, Dr. Helmut Dalitz sowie ein zustän- Vermächtnis gesorgt. Durch die Initiative von Be- diger Mitarbeiter den Jubiläumsbaum ein. schäftigten der Hohenheimer Gärten kam ein Ge- Tatkräftige Unterstützung bekamen sie durch die samtbetrag von 2450 Euro zusammen. kleinen Hohenheimer, die den Baum fleißig gossen. Im Anschluss an die Pflanzaktion fand bei sommerli- Die Stiftung Kreditwirtschaft hatte sich an der Aktion chen Temperaturen ein gemütlicher Stehempfang im mit einer Spende in Höhevon 200 Euro beteiligt. exotischen Garten statt. In seiner kurzen Begrüßung bezeichnete der Rektor der Universität Hohenheim, Professor Dr. Stephan Luisa Staudenmaier, B. A. cand. Dabbert, das 200 -jährige Jubiläum als „ein Fest für alle Menschen, die sich der Universität Hohenheim verbunden fühlen!“. Anschließend übergab Professor Dr. Stephan Dabbert das Wort an Professor Dr. Adolf Martin Stei- ner, der als Gartenbeauftragter an der Universität Hohenheim tätig war. Er bezeichnete sinnbildlich den Baum als Freund des Menschen.

Der Jubiläumsbaum

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Neuer Doktorand am Lehrstuhl Promotion von Julius Tennert

Seit Juli 2018 ist Jan Swiatkowski am Lehrstuhl für Am 01. Oktober 2018 schloss der ehemalige operati- Bankwirtschaft und Finanzdienstleitungen beschäf- ve Leiter der Stiftung Kreditwirtschaft, Julius Tennert, tigt. seine Promotion zum Thema „Venture Capital: The Impact of Asymmetric Information on Optimal Invest- Herr Swiatkowski hat seinen Master im Studiengang ments, Learning, and Exit Outcomes“ erfolgreich mit Financial Management mit den Schwerpunkten Ban- seiner Disputation ab. Die Stiftung Kreditwirtschaft king und Controlling ebenfalls an der Universität gratuliert Herrn Tennert herzlichst und bedankt sich Hohenheim abgeschlossen. Mit seinem Bachelor in an dieser Stelle nochmals für seine langjährige Tä- Wirtschaftsingenieurwesen (FH Esslingen) verfügt tigkeit. Wir wünschen Herrn Tennert alles Gute für Herr Swiatkowski über technischen Hintergrund. seinen weiteren Berufs- und Lebensweg! Praxiserfahrung sammelte Herr Swiatkowski wäh- rend diversen Praktika im Consulting der KPMG AG und in verschiedenen Controlling-nahen Abteilungen der Robert Bosch GmbH. Weitere studienbegleiten- de Tätigkeiten bei der BearingPoint GmbH sowie der Deutschen Bahn AG runden sein Profil ab. Mit seinen Auslandsstationen in Schweden, Kuba und Thailand hat Herr Swiatkowski bereits akademische als auch praktische, internationale Erfahrungen sammeln dür- fen.

Herr Swiatkowski unterstützt die Lehre durch die Betreuung von Seminar-und Abschlussarbeiten so- wie bei den Vorlesungen „Theory of the Firm“ und „Theory of Debt“. Zudem plant er Lehrinitiativen, um die Themen „Blockchain“ & „Kryptowährungen“ am Finanzplatz Stuttgart deutlich präsenter zu machen und die Studenten in diese Richtung weiterzubilden.

Erste Forschungsprojekte beschäftigen sich mit ähn- lichen Themen – Ein erster Paper-Entwurf analy- siert empirisch, welche kausalen Zusammenhänge zwischen Bitcoin und seinen Preistreibern bestehen (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_ id=3252978).

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Vorträge der Stiftung Sitzung des Kuratoriums

Prof. Dr. Martin Hellwig 06.12.2018, 16 Uhr

Director (em.), Max-Planck-Institut zur Erforschung Universität Hohenheim, ehemaliges herzogliches von Gemeinschaftsgütern, spricht am Dienstag, Arbeitszimmer, Schloss-Ostflügel (Bereichsbib- 16. Oktober 2018, 18:00 Uhr im Hörsaal Ö2 zum liothek Wirtschafts und Sozialwissenschaften, 1. Thema: Stock, Großer Lesesaal)

„Deutschland und die Finanzkrisen des vergangenen Jahrzehnts.“ Jahresversammlung der Mitglie- der des Fördervereins

Prof. Dr. Ewald Nowotny 06.12.2018, direkt im Anschluss an die Kuratoriumssitzung* Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, spricht am Donnerstag, 8. November 2018, 18:00 Universität Hohenheim, ehemaliges herzogliches Uhr im Hörsaal Ö2 zum Thema: Arbeitszimmer, Schloss-Ostflügel

„Aktuelle Perspektiven der europäischen *Die Mitglieder werden gebeten, bereits ab 16:00 Uhr Geld und Kreditpolitik.““ der Kuratoriumssitzung als Gäste beizuwohnen. Dieses Vorgehen vermeidet inhaltliche Redundanzen der beiden Veranstaltungen.

Dr. Christina Kames

Leiter Investment Banking Deutschland bei JP Mor- gan, spircht am Monatg, 28. Januar 2019, 18:00 Ugr im Hörsaal Ö2 zum Thema:

„Amerikanische Großbank oder Volks- bank um die Ecke Vor- und Nachteile für die Mittelstandsfinazierung.“

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