Uni Kon 28|07 Universität Konstanz
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uni , kon universität konstanz Exzellenzuniversität Konstanz journal 28.2007 | ISSN 1617-3627 mit Info-Broschüre 28 |07 \\ forschung | wie aus gift ein harmloser Stoff wird \\ bürgeruniversität | die zukunft des raumschiffs erde Anzeige Treuhand-Kammer editorial |01 EDITORIAL \\ S. 02 VON BÖSEN ERINNERUNGEN VERFOLGT \\ editorial | 01 Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Psychologin Dr. Iris-Tatja- titelthema | 02 na Kolassa hat in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Zürich gezeigt, dass Menschen mit einer bestimmten Genmuta- forschung | 04 tion gute wie schlechte Erinnerungen noch besser behalten. bürgeruniversität | 06 S. 04 WIE AUS GIFT EIN HARMLOSER STOFF WIRD \\ cluster | 08 Der Biologe Prof. Bernhard Schink veröffentlicht in „Science“ preise | 09 neue Ergebnisse, wie das toxische Nitrit zum harmlosen Nitrat oxidiert. kolloquium | 15 kultur | 18 S. INTERESSANTE PERSPEKTIVEN \\ 05 lehre | 20 Der Lehrstuhl des Informatikers Prof. Daniel Keim kooperiert mit dem Konstanzer Weltmarktführer Siemens Postautomati- audimax | 21 sierung. meldungen | 23 studis | 24 S. ZUR ZUKUNFT DES RAUMSCHIFFS ERDE \\ 08 neue professoren | 28 Prof. Max von Tilzer eröffnete im Rahmen der Bürgeruniversität die Reihe „Wege in eine nachhaltige Zukunft“. sport | 30 international | 31 S. 21 FERTIG! \\ personalia | 33 Interview mit Tilo Prautzsch, dem Leiter des Facility Manage- impressum | 39 ments der Universität Konstanz, zur Renovierung des Audimax. bücher | 40 , uni kon | 28.2007 02| titelthema VON BÖSEN ERINNERUNGEN VERFOLGT \\ DIE PSYCHOLOGIN DR. IRIS-TATJANA KOLASSA ZEIGTE, DASS GENE EINFLUSS AUF DAS EMOTIONALE GEDÄCHTNIS HABEN n die Geburt eines Kindes kann man sich auch nach samt 361 ruandischen Männern und Frauen auf, die während AJahren noch fast detailgenau erinnern, ebenso an die des Genozids 1994 aus Ruanda geflohen waren. Anhand von Zeit, als ein geliebter Mensch starb. Die gerade letzte Wo- Speichelproben stellte man fest, wer die betreffende Mutation che gelernten Vokabeln hingegen hat man schon wieder halb aufwies. Es folgten Tests auf posttraumatische Belastungsstö- vergessen. Dass man emotional aufgeladene Erinnerungen rung (Posttraumatic stress disorder, PTSD) sowie auf Depres- besser im Gedächtnis behält als neutrale, ist eine allseits sion und deren Schwere. Tatsächlich kamen die Konstanzer bekannte Tatsache. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung der Psychologen zum gleichen Ergebnis wie die Zürcher Wissen- Konstanzer Psychologin Dr. Iris-Tatjana Kolassa hat in Zu- schaftler der Psychiatrischen Forschungabteilung unter Lei- sammenarbeit mit Kollegen der Universität Zürich gezeigt, tung von Prof. Dominique de Quervain. dass Menschen mit einer bestimmten Genmutation gute wie Während die Zürcher ihren gesunden Versuchspersonen emoti- schlechte Erinnerungen noch besser behalten als Menschen onal besetzte Bilder von lachenden Babys oder entstellten Lei- ohne diese Mutation. Die Ergebnisse sind in der September- chen sowie neutrale Bilder von Alltagsgegenständen vorlegten, Ausgabe von „Nature Neuroscience“ veröffentlicht. maßen die Konstanzer die Schwere der Intrusionssymptomatik, Während die Zürcher Arbeitsgruppe ihre Untersuchung an einem wesentlichen Merkmal der PTSD-Symptomatik. Wer sie gesunden Schweizern durchgeführt hat, greift Kolassa auf zeigt, erinnert Erlebnisse wie Vergewaltigung, die Ermordung Befunde zurück, die Verena Ertl, Patience Onyut und Franka der Kinder vor den eigenen Augen oder andere Fluchterleb- Glöckner, Mitarbeiterinnen der Arbeitsgruppe in Uganda, er- nisse zwanghaft immer wieder, sowohl in Alpträumen als auch hoben haben. Im Nakivale-Flüchtlings- in Nachhallerinnerungen am Tag. Auch Flashback-Erlebnisse camp nahmen sie zusammen mit gehören dazu, bei denen das Geschehene so real vor dem vor Ort ausgebildeten Hel- inneren Auge abläuft, als ob es noch einmal erlebt fern Daten von insge- werden würde. , uni kon | 28.2007 titelthema |03 \\ Dr. Iris-Tatjana Kolassa nissen schlimme Folgen: Sie bekommen die bösen Erinne- rungen schlechter wieder los. Allerdings war es nicht so, dass \\ Die Konstanzer Psychologen entnahmen zusammen mit vor Ort die Flüchtlinge mit der Genvariante auch öfter den Befund einer ausgebildeten Helfern Speichelproben von 361 Frauen und Männern im Nakivale-Flüchtlingscamp. Posttraumatischen Belastungsstörung aufwiesen. Lediglich die Während die Schweizer Studie feststellt, dass emotionale Bil- Intrusionen als Symptom der PTSD traten vermehrt auf. der im Fall des mutierten Gens eindeutig besser im Gedächtnis Für Iris-Tatjana Kolassa ist damit erklärbar, dass zwei Per- behalten werden, fasst die Klinische Psychologin zusammen: sonen dasselbe erleben, aber anders darauf reagieren. In der „Menschen, die die Mutation aufwiesen, hatten pro trauma- Arbeitsgruppe der Psychologin, die vom Zentrum für den wis- tischem Lebensereignis mehr Intrusionen.“ Ihr zwanghaftes senschaftlichen Nachwuchs an der Universität Konstanz im Erinnern und Wiedererleben war noch stärker ausgeprägt als Rahmen eines Mentoringprogramms unterstützt wird, geht bei den Flüchtlingen mit der üblichen Genvariante. man nun der Frage von Konsequenzen für eine mögliche The- Bei der Mutation, die relativ häufig auftritt und daher ein Bei- rapieform nach. Können Menschen, die schneller und besser spiel für einen sogenannten Polymorphismus ist, fehlt einem emotional lernen, auch besser emotional verlernen? Oder sind Gen eine bestimmte Nukleotidsequenz. In der Folge wird ein sie möglicherweise besonders therapieresistent? Letztend- veränderter Rezeptor gebildet, der ADRA2B-Rezeptor. An die- lich müsste eine Therapie das neuronale Furchtnetzwerk im sen dockt das Stresshormon Noradrenalin an, das wiederum Gehirn, das sich aufgrund der Erlebnisse gebildet hat, wieder eine Reihe von Prozessen beeinflusst, die wahrscheinlich die auflösen. Verbindung zwischen Nervenzellen im Gehirn erhöhen, über die der Gedächtnisinhalt gespeichert wird. Im Endeffekt kann msp. das emotionale Gedächtnis seine Leistung zusätzlich steigern. Was im Fall einer heißen Herdplatte einen Überlebensvorteil bedeutet, hat im Fall von Menschen mit traumatischen Erleb- , uni kon | 28.2007 04| forschung WIE AUS GIFT EIN HARMLOSER STOFF WIRD \\ DER BIOLOGE PROF. BERNHARD SCHINK VERÖFFENTLICHT IN „SCIENCE“ NEUE ERGEBNISSE ZUR NITRITOXIDATION DURCH PHOTOTROPHE BAKTERIEN m Labor des Konstanzer Biologen und Prorektors für For- zum harmlosen Nitrat oxidiert, nämlich die Oxidation mit mo- Ischung, Prof. Bernhard Schink, wurde in gemeinsamer lekularem Sauerstoff durch dafür spezialisierte aerobe Bakte- Arbeit mit dem Gastwissenschaftler Dr. Ben Griffin, jetzt rien. Diese neuen Forschungsergebnisse wurden im renom- USA, und dem Doktoranden Joachim Schott ein neuer Weg mierten Wissenschaftsjournal „Science“ veröffentlicht. gefunden, wie durch den Einsatz phototropher Bakterien Schink erklärt die Besonderheit der neuen Ergebnisse: „Es eine sauerstoffunabhängige Oxidation von Nitrit zu Nitrat handelt sich um die erste Reaktion, mit der sich phototrophe möglich wird. Bakterien überhaupt an der Oxidation von Stickstoffverbin- Bisher gab es im globalen Stoffumsatz der Stickstoffverbin- dungen beteiligen. Überdies repräsentiert das Nitrit/Nitrat- dungen nur eine Reaktion, die das sehr reaktive, toxische Nitrit System die Elektronenquelle mit dem höchsten Redoxpotential, das bisher für eine anoxygene phototrophe Oxidation genutzt wird. Eine solche Nitrit-abhängige Photosynthese war zwar von \\ (v.l.) Joachim Schott und Prof. Bernhard Schink der Thermodynamik dieser Reaktionen her zu erwarten, konnte aber bisher nicht experimentell nachgewiesen werden.“ Nitrat ist eine Verbindung, die aus den Elementen Stickstoff (N) und Sauerstoff (0) besteht. Es kommt im Boden natürlicherwei- se vor; Pflanzen setzen den Stickstoff des Nitrats zum Aufbau von Eiweiß ein. Deshalb wird es z. B. auch als Dünger einge- setzt. Der Mensch nimmt Nitrat vorwiegend über pflanzliche Lebensmittel und das Trinkwasser auf, kann es jedoch nicht verwerten. Nitrat selber ist nicht giftig, ist aber die Vorstufe des gesundheitsschädigenden Nitrits, das z. B. im Darm durch Bak- terien aus Nitrat gebildet wird. Deshalb wird der Nitratgehalt von Trinkwasser durch die zuständigen Behörden strikt kont- rolliert. In der Kläranlage werden Stickstoffverbindungen dadurch ent- fernt, dass man sie durch Bakterien über Nitrit zu Nitrat oxi- dieren und dieses anschließend zu Luftstickstoff reduzieren lässt, der in die Atmosphäre entweicht. Dabei staut sich Nitrit vorübergehend zu gut messbaren Konzentrationen an. In die- sen lichtexponierten Becken können die phototrophen Nitritoxi- dierer deutlich zur Oxidation von Nitrit beitragen. Tatsächlich konnten sie in der Kläranlage Konstanz durch die Arbeitsgrup- pe von Bernhard Schink bereits in großer Zahl nachgewiesen werden. Die Bedeutung des neuen Stoffwechselprozesses für den Stickstoffumsatz an anderen Standorten ist noch nicht ab- zuschätzen CL. , uni kon | 28.2007 forschung |05 INTERESSANTE PERSPEKTIVEN \\ UNIVERSITÄT UND SIEMENS POSTAUTOMATISIERUNG KOOPERIEREN ektor Prof. Gerhart von Graevenitz und Dr. Stefan Keh, RLeiter Siemens Postautomatisierung, haben mit einer Vertragsunterzeichnung an der Universität den Grundstein für gemeinsame Projekte gelegt. Siemens Postautomatisierung in Konstanz, Weltmarktführer bei Briefsortieranlagen und Postlogistiksystemen, entwickelt seit Jahrzehnten intelligente Software zur Mustererkennung und Bildverarbeitung. Damit werden Briefe, Großbriefe, Päck- chen und Pakete maschinell gelesen, codiert und sortiert. Seit über 30 Jahren werden innovative