»Mit offenen Karten« 500 Jahre Altenburger Spielkarten

Sammlung Gerd Matthes

1 Vorwort

Der Vogtländische Altertumsforschende Verein verwahrt Karten aber von der Spielrunde des Kanzlers Hans Carl im Museum Hohenleuben die ersten bekannten Alten- Leopold von der Gabelentz benutzt. Der Besitzer des burger Spielkarten. Die Holzschnitte zeigen nicht nur Rittergutes Poschwitz spielte gemeinsam mit seinem Herz oder Schell, sondern neben dem Altenburger Stadt- Vetter, dem späteren sächsischen Staatsminister Bern- wappen und dem Namen des Kartenmachers Hockendorf, hard August von Lindenau, dem Verleger Friedrich Arnold auch die Jahreszahl 1509. Damit erreichen uns die ersten Brockhaus und dem Hofadvokaten Friedrich Ferdinand Nachrichten über die Herstellung von Produkten, für die Hempel in seinem Schloss 1813 das erste Mal Skat. Das es vor 500 Jahren offenbar nicht nur in Altenburg, sondern Spiel fand rasch Verbreitung. Bald veröffentlichte man in der ganzen Region gute Absatzbedingungen gab. gar ein Regelbüchlein.

Sowohl der Adel als auch das Bürgertum liebte es zu Inzwischen reichte es längst nicht mehr, Karten in Manu- spielen, frönte der Hoffnung auf das schnelle Glück. Aber faktur herzustellen. 1832 gründeten die Brüder Otto und auch die für ihren Reichtum bekannten Altenburger Bernhard Bechstein die Altenburger Spielkartenfabrik. Bauern verbrachten ihre freie Zeit in den zahlreich vor- Gedruckt wurden alle möglichen Spiele von Doppelkopf, handenen Gasthöfen und fanden dort schnell Partner für , Patience, bis hin zu Tarock und Skat. Beliebt ein Kartenspiel. So war der Bedarf für das Objekt des sind bis heute das Altenburger »Deutsche Kornblumen- Spieles jederzeit vorhanden. Ob auch die Herzogin von blatt« und die »Französischen Klubkarten«. Der Bedarf Kurland in ihrem Löbichauer Musenhof mit in Altenburg an Künstlern, die immer neue Bilder entwickelten, war hergestellten Karten Whist, Boston oder L’hombre spielte, groß. Zahlreiche Lithographen fanden in Altenburg ihr ist leider nicht überliefert. Auf jeden Fall wurden solche Auskommen. Spielkarten und Skat wurden zum Kulturgut

2 und machten Altenburg weit über seine Grenzen hinaus Matthes. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich praktisch bekannt. und theoretisch mit Karten. Er pfl egt einen regen Kontakt Nach dem ersten Weltkrieg regte der Altenburger Spiel- mit nationalen und internationalen Fachleuten und hat kartenfabrikant Carl Schneider an, im Schloss ein Spiel- eine der wichtigsten Sammlungen zusammen getragen. kartenmuseum einzurichten. Er legte den Grundstock für eine bedeutende Sammlung zur Spielkartengeschichte, Für das Museum Burg Posterstein ist es eine große Freude, die allerdings 1946 abtransportiert wurde und in Russ- gerade 2009 die Sammlung von Gerd Mathes zeigen zu land vermutet wird. Inzwischen baute man neue Samm- können. Ein wenig wird damit auch bewusst, dass die lungen auf und das Schloss- und Spielkartenmuseum Entwicklung der Spielkarten zuerst von deren Gebrauch bietet heute einen guten Überblick über die Geschichte in der Region abhängig war. In den Gasthöfen der reichen der Altenburger Spielkarten. Dörfer um Altenburg wurden die Spiele benutzt. Die Sammlung von Gerd Matthes zeigt damit einen wichtigen Spielkarten stehen aber nicht nur im Blickpunkt öffent- Aspekt der Kulturgeschichte unserer Region. licher Sammlungen. Vielmehr sind es deutschland- und Wir freuen uns neben der Ausstellung auch einen Katalog europaweit private Sammler, die sich der Geschichte der vorlegen zu können. Spielkarten verschrieben haben. Sie verfügen über ein Seine Herstellung verdanken wir der Unterstützung des dichtes Netz des Erfahrungsaustausches und tragen Freistaates Thüringens, des Landkreises Altenburger Land, wesentlich zur Bereicherung der Kenntnis über diesen des Fremdenverkehrsverbandes Altenburger Landes und Aspekt der Kulturgeschichte bei. Einer der profundesten natürlich Gerd Matthes. Kenner der Altenburger Spielkartengeschichte ist Gerd Klaus Hofmann

3 »Altenburger Spielkarte«, »Mert«en Hockendorf, Stecher »F D«, 1509

4 Gerd Matthes Ñ 500 Jahre Altenburger Spielkartenherstellung

Die Annahme, dass es schon vor der Erfi ndung des Buch- – besonders in der Zahlwoche – zu verbieten. Heckendorff drucks in Altenburg Kartenmaler oder Kartenmacher gab, wandte dagegen ein, dass er »besonders solche Karten lässt sich leider nicht bestätigen. Einen Beweis hierfür feilbiete, welche die Leipziger Kartenmacher nicht zu fi ndet man in den ausführlichen Beschreibungen über die führen pfl egten, und es entschied der Rat dahin, dass er 1484 Ñ Kurfürsten von Sachsen: 1484 veranlasste die Kurfürstin in der ersten Messwoche allerhand Karten, in der Zahl- Margarete von Österreich für ihre Söhne den Kauf von woche aber nur ›fremde‹ auslegen dürfte und sich der Spielkarten in Leipzig, »da diese im hiesigen Land nicht ›hiesigen‹ Karten, welche ›die Einheimischen‹ zu führen, zu haben sind«. zu enthalten habe«. 1629 beschwerte sich der Karten- É 1629 Der älteste Hinweis auf einen Altenburger Kartenmacher macher Michael Heckendorff, dass er sein Haus wegen der befi ndet sich im Museum Hohenleuben. Im Altenburger Pestseuche räumen soll. Danach sterben nacheinander Spielkartenmuseum wird eine Kopie dieses Kartenspiels fast alle seine Familienmitglieder. Die Pestepidemie in 1509 Ñ von (Mert)en Hockendorff aus dem Jahr 1509 gezeigt. Altenburg forderte zu dieser Zeit insgesamt 164 Opfer. Der Dreißigjährige Krieg brachte dann auch für viele Altenbur- Der Name dieses Kartenmachers steht am Beginn einer ger einen sozialen Abstieg. Erst 1646 ist wieder ein Karten- É 1646 Reihe kartenmachender Hockendorffs, Heckendorffs, macher der Familie H[e]ckendorf aktenkundig. Er kaufte Hauckendorffs und Heuckendorffs, die sich in den ver- ein Haus, diesmal in der Kesselgasse. Als die Witwe des 1542 – 1675 Ñ schiedensten Archivunterlagen der Jahre 1542 – 1675 Kartenmachers Michael Heckendorfs am 15. März 1678 É 1678 nachweisen lassen. Sie lebten mit hoher Wahrscheinlich- stirbt, ist das der letzte Eintrag eines Familienmitgliedes 1542 – 1578 Ñ keit über vier Generationen in Altenburg. Von 1542 – 1578 in den Altenburger Kirchenbüchern. hatten die Kartenmacher dieser Familie ihr Zuhause noch Auf seine Bitte um Erlaubnis, sich in Altenburg als Karten- vor der Stadt im Dorf Pauritz und besaßen dem nach noch macher niederzulassen, erhält der Kartenmacher Andreas kein Altenburger Bürgerrecht. Bei den nachfolgenden Ge- Knoblauch aus Zwickau am 21. März 1664 sein Privileg É 1664 nerationen kann man dagegen einen deutlichen sozialen von Herzog Friedrich Wilhelm II. In der alten, seit 1946 Aufstieg erkennen, denn sie hatten ihren Wohnsitz be- verschollenen Spielkartensammlung, gab es einige reits in der Stadt und besaßen auch das Altenburger Bür- Karten von Knoblauch aus dem Jahre 1685. Bis wann É 1685 1579 Ñ gerrecht. Ein Michael Hockendorff kaufte 1579 ein Haus Knoblauch gearbeitet hat, ist nicht mehr festzustellen. 1593 Ñ in der Brüdergasse und 1593 sogar ein Doppelhaus in der Burggasse 9 – 10. Dieser Kartenmacher scheint es mit Im Jahre 1730 erscheint der Name des Kartenmachers É 1730 seinem Handwerk zu erheblichen Reichtum gebracht zu Christian Hoffmann in den Akten. Er wendet sich in einem haben. Daraufhin deutet, dass er nicht nur dieses große Schreiben an den Herzog: »wie ich mich hierher gewen- Haus in bester Lage erwarb, sondern laut Stadtrech- det, umb die erlernte Profession eines Cartenmachers nungen wiederholt Gelder für Verwandte hinterlegte. zutreiben [...] daß sich dergleichen Profession hier nicht 1625 Ñ Für den 10. Januar 1625 gibt es über Michael Heckendorff befi nde, [...] it einen privilegio dargestalt zubegnandigen, in Leipzig zur Neujahrsmesse einen Aktenverweis. Michael daß sowohl die Kauf- und Handelsleute in der hiesigen Deutsche Heckendorff wird von den Leipziger Handwerkern vor dem Stadt als auch dero hiesigen Fürstenthum solche bey mir Spielkarte, Rat belangt: »weil er sich unterstanden, die ganze Messe nehmen müßen und ich auch selber an die privat Leute Schenleitner, Waidhofen über Karten auszulegen und feilzuhalten, welch begin- solche einzeln verkauffen dürfe ...«. an der Ypps, nen dan Ihrer alhiere heergebrachten gewohnheit ganß Dieses Kartenmacherprivileg bekam er von Herzog Fried- 1680 zuwieder«. Die Kartenmacher baten den Rat dies feilhalten rich II. von Sachsen-Gotha und Altenburg mit Wirkung

5 1731 Ñ vom 27. Februar 1731 erteilt: »dem Verboths Recht wieder wohnte als Hausgenosse »vorm Pauritzer Thor«. Sein mehrer Kartenmacher in hiesigen Fürstenthum, [...] iedoch Wohnsitz in Oberpauritz befand sich seit dem daß denen Crahmern der Einkauf und Vertrieb auswärtig 27. Februar 1760 in der Pauritzer Gasse 59, als Hausge- É 1760 gefertigter Karthen, nach wie vor frey bleibe ...«. nosse beim Fürstl. Sächs. Comiß.-Rath Johann Heinrich Christian Hoffmann, der aus Dresden stammte, blickte Rother. Bereits ein Jahr später starb Gottfried Heinrich 1724 Ñ bereits auf ein reiches Arbeitsleben zurück. Am 3. Juni Pfeiffer »ein Cartenmacher alhier auf der Paritzergaße« 1724 war ihm ein Privileg von Markgraf Georg Wilhelm von im Alter von 47 Jahren. Seine Witwe Rebecca Magdalena Brandenburg-Preußen »in hiesigen von unßens ange- zog als Hausgenossin zum Kartenmacher Johann Gottfried legten Stadt St. George am See [heute Stadtteil von Oehlschleger in die Neustadt 6. Das Kartenmacherge- Bayreuth] eine Karthen Manfactur an zurichten [...] für schäft führte der einzige Sohn Christian Gottlieb Pfeifer É 1804 alle Sorten es seyend teuzsche oder Franz Karthen...« (†1804) weiter. ausgestellt worden. In Altenburg fand er zunächst ein Unterkommen als so genannter Hausgenosse in der In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es in 1750 Ñ Amtsvorstadt Unterpauritz. Am 22. Januar 1750 starb Altenburg nach Pfeifer und Oelschläger mit Johann Adam »Christian Hoffmann, der Kartenmacher vor dem Pau- Koch einen weiteren Kartenmacher. Der ursprünglich aus ritzer Thor im Alter von 58 Jahren«. Hirschberg an der Saale stammende Koch hatte zwischen 1745 und 1755 bei dem ebenfalls aus Hirschberg stam- É 1745 – 1755 1752 Ñ Im Jahr 1752, als Herzog Friedrich von Sachsen »zur Ver- menden Kartenmacher Heinrich Christian Körster (auch hinderung des verderblichen Charten-Spiels« die Einfüh- Kirst genannt) in Leipzig als Geselle gearbeitet. Johann rung der Spielkartensteuer im hiesigen Fürstentum Adam Koch erwarb am 12. September 1755 das Altenburger durchsetzte, wurde in den Akten über einen Kartenma- Bürgerrecht und wird in den Akten nicht nur als Karten- cher Gottfried Heinrich Pfeiffer berichtet. Pfeiffer erhielt macher, sondern auch als Schneidergeselle geführt. zur Anschaffung einer Werkstatt einen Vorschuss, und schwor vor dem Rat einen Eid, das geliehene Geld zur Der Kartenmacher Johann Friedrich Pfeifer ist bis 1792 in É 1792 Herstellung von guten Spielkarten zu verwenden: Leipzig nachweisbar und erhielt am 7. Mai 1799 das Bürger- É 1799 Der Vorschuß bey den Charten Macher Gottfried Heinrich recht in Altenburg. Um dieses Recht zu erlangen, musste Pfeiffern soll bestehen in man entweder Hausbesitzer sein oder, wie Pfeifer, ein 10 Tlr. –,,– zur Forme zu Charten. Handwerk ausüben. Da er nur geringe Mengen an Spielen 10 Tlr. –,,– zu Scheeren. zum Abstempeln einreichte, kam Pfeifer bereits 1800 und É 1800, 1803 7 Tlr. –,,– zu einer Preße. 1803 in den Verdacht, ungestempelte Kartenspiele oder 6 Tlr. –,,– zu allerhand Werkzeug welche mit nachgemachten Abstempelungen zu ver- 33 Tlr. –,,– darzu werden 4. Wochen dieses anzuschaffen kaufen: »dem starken Verdacht eines nachgemachten erfordert, nach diesen könnte er in 14. Tagen 12. Dutzend, Stempels deßen sich Pfeifer bedienen muß [...] Gleich- das Dutzend á 12 grs. –,,– verfertigen. und könnte auch wohl dürfte Pfeifer, wenn es deshalb fernerhin auf sich darmit fernre continu iren. beruhen sollte, [...] immer weiter zum Nachteil der Stempel Caße und selbst des zweiten Charten Fabri- Pfeifer war zuvor bereits 12 Jahre in Leipzig tätig und kam canten Oelschlägel, der seine Charten in beträchtlichen mit Frau und Familie nach Altenburg. Er stand am Anfang eine Quantitaeten ganz ordentlich zum Stempeln einreichet Reihe von Kartenmachern mit den Familiennamen Pfeifer. und mit Pfeifer auf diese Weise nicht gleichen Preis beym Rümpfspielkarte, Gottfried Heinrich Pfeiffer hatte als »Amtsvorstadt- Verkauf halten kann fortsetzen. [...] Altenburg den Scharschmidt, Inwohner« kein Altenburger Bürgerrecht. Er arbeitete und 6. Oktober 1803.« Buchholz, 1780

6 Noch im gleichen Jahr wurde Johann Friedrich Pfeifer und arbeitete auch der Jüngste der Brüder Bernhard als Litho- seine Frau in Haft genommen. Bei einer Hausdurch- graphengeselle. suchung fand man 27 verdächtige Spiele, beim Verhör Die den Brüdern Otto und Bernhard Bechstein am 16. No- gab man schließlich zu, einen selbst gefertigten Steuer- vember 1832 erteilte Konzession, erlaubte im Gegensatz É 1832 1816, 1831 Ñ stempel zu benutzen. In den Jahren 1816 und 1831 wurde zur Genehmigung, welche die Kunkely-Brüder besaßen, Pfeifer wiederholt auffällig wegen des »Vertriebs von die Herstellung von deutschen und französischen Spiel- Spielkarten mit selbst gemachten Steuerstempel«. Beson- karten. Der Betrieb, der nun »Herzoglich Sächsische ders in den Gasthäusern der Landgemeinden tauchten Altenburgische Conzessionierte Spielkartenfabrik Gebrü- diese Kartenspiele immer wieder auf. Schließlich wurde der Bechstein« hieß, wurde im Haus der Familie Bech- Pfeifer auch wegen verbotenen Hasardspiels belangt. Auf stein, Hinter der Unterkirche Nr. 160, eröffnet. Die Brüder Grund seiner angegriffenen Gesundheit kam er zwar um erzielten über mehrere Jahre hinweg keinerlei Gewinn, eine weitere Zuchthausstrafe herum, blieb aber im Blick- weil durchreisende Händler und sogenannte Semmelwei- feld der Steuerbehörden. Johann Friedrich Pfeifer starb ber Spielkarten von Kartenmachern aus dem nahe liegen- 1835 Ñ 1835 im Alter von 69 Jahren. Seine letzte Haushälterin den Städten Weimar, Leipzig und Dresden verkauften. Johanne Sophie Graichen betrieb mit den Pfeiferschen Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem schweren É Mitte 19. Jh. Kartenbeständen noch einen umfangreichen Handel, bevor Zerwürfnis zwischen Bernhard und Wilhelm Louis Bech- auch sie 1837 zu einer einjährigen Zuchthausstrafe verur- stein. Letzterer schied 1856 aus der Firma aus. Der älte- teilt wurde, weil man bei ihr »zwei in Holz geschnitene Kar- ste Bruder Otto hatte sich bereits im Jahre 1852 aus dem tenstempel gefunden« hatte, die man Pfeifer zurechnete. Geschäft zurückgezogen, um sich von nun an nur noch seiner Lithographischen Kunstanstalt zu widmen. 1831 Ñ 1831 erbaten Pfeifers Neffen, die Brüder Theodor und Im Jahre 1864 versuchte der ehemalige Kartenmacher- É 1864 Wilhelm Kunkely eine Konzession zur Herstellung von geselle Friedrich August Hermann Christ aus der deutschen Spielkarten. Wilhelm Kunkely hatte das Karten- Bechstein‘schen Spielkartenfabrik eine eigene Werkstatt macherhandwerk bei seinem Onkel erlernt und einige aufzubauen. Trotz des Einspruchs von Bernhard Bech- Zeit beim Kartenmacher Carl Heinrich Zoelke in Leipzig stein bekam er eine Konzession, fertigte aber ausschließ- gearbeitet. Der geringe Umsatz und die hohen Material- lich deutsche Spielkarten, wie man der Lagerbestands- kosten zwangen die Brüder Kunkely allerdings schon liste entnehmen kann. Christ starb Ende 1870, seine É 1870 nach zwei Jahren ihre Spielkartenfertigung einzustellen. Firma führte zunächst der Krämer Adolf Reuschel und ab Juli 1872 der Nadler Carl Reuschel weiter. Man produzierte É 1872 Die große Zeit der Altenburger Spielkartenherstellung aus schließlich deutsche Spielkarten. Aus der Lagerliste setzte erst mit dem Beginn der Spielkartenfabrikation vom Februar 1873 geht hervor, dass sich Reuschels Um- 1832 Ñ durch die Gebrüder Bechstein im Jahre 1832 ein. Wilhelm satz mit dem von Bechstein durchaus messen konnte. Er Louis Bechstein hatte nach einer Apothekerlehre in der brachte 2136 deutsche Spielkarten und Bechstein 2280 Stadt- und Löwenapotheke und jahrelanger Tätigkeit als zur Abstempelung. Am Ende des Jahres 1879 unterhielt É 1879 1831 Ñ Provisor im Jahre 1831 unter dem Firmennamen Reuschel nur noch einen Vertrieb von Spielkarten, die er »Chemische Fabrik Wilhelm Louis Bechstein« ein eigenes vermutlich bei den mittlerweile neuen Besitzern der Unternehmen gegründet. Hier stellte er zunächst Tinten, Bechstein‘schen Spielkartenfabrik kaufte (1874 – 1877 É 1874 – 1877 Farben und einige andere Chemikalien her. Er hatte die Theodor Gutmann aus Wintersdorf, 1877 – 1886 Artur É 1877 – 1886

Schwerterkarte, Idee Spielkarten zu produzieren und fi nanzierte auch das Pleißner und Hermann Richard Kühne aus Altenburg). Grolp, Unternehmen. Sein älterer Bruder Otto besaß schon seit Bis 1886 wurden weiter Spielkarten unter dem bekannten É 1886 Leipzig, 1790 1822 Ñ 1822 eine kleine Lithographische Kunstanstalt. Dort Namen »Gebrüder Bechstein« oder unter dem Kürzel »GB«

7

Zehn verschiedene Schwerterkarten, Altenburger Spielkarten, Gebrüder Bechstein, 1835 – 1895

8 hergestellt. Mit der darauf folgenden Umwandlung der gesellschaft die Altenburger Spielkartenfabrik und É Firma in eine Aktiengesellschaft, die mit nur kurzer verkaufte sie an die Firma »F. X. Schmid, Vereinigte Unterbrechung bis zum Jahre 1946 bestand, endete die Münchener Spielkarten Fabriken GmbH & Co. KG.«. handwerkliche Herstellung von Spielkarten in Altenburg. Zu Beginn des Jahres 1996 verlor die neu gegründete É 1996 Um moderne Maschinen aufstellen zu können, wurde der »Altenburger Spielkartenfabrik GmbH« vor dem Bundes- 1882 Ñ Betrieb bereits 1882 in größere Gebäude in der Alten- gerichtshof einen Namensstreit gegen die bei Stuttgart burger Wenzelstraße verlegt. Nach 1890 übernahm ansässige Firma »ASS, Altenburger und Stralsunder Carl Schneider den Vorsitz der Aktiengesellschaft, die Spielkartenfabriken AG, Leinfelden/Echterdingen« und 1892 – 1897 Ñ sich zwischen 1892 – 1897 sogar vollständig in seinem wurde gezwungen ihren Firmennamen zu ändern. Man Besitz befand. Man firmierte nun unter dem Namen entschied sich für »Spielkartenfabrik Altenburg GmbH«. »Altenburger Spielkartenfabrik Schneider & Co.«. Noch im gleichen Jahr ging das Traditionsunternehmen Im Zuge der Monopolisierung der Spielkartenindustrie »ASS« in Konkurs. Es entstand ein neues Unternehmen, 1897 Ñ wurde die Fabrik 1897 von der »Vereinigten Stralsunder die »ASS Spielkartenverlag GmbH« in Steinenbronn. Spielkartenfabrik A. G.« aufgekauft. Von nun an bis zum Der »Ravensburger Spieleverlag« übernahm die Firma Jahre 1931 nannte sich der Betrieb »Vereinigte Stral- F. X. Schmid und mit ihr auch die Spielkartenfabrik sunder Spielkartenfabriken A. G., Abteilung Altenburg, Altenburg. Die Produktionsstätte der Traditionsfirma 1926 Ñ vormals Schneider & Co.«. Im Jahre 1926 zog die Firma F. X. Schmid in Prien am Chiemsee wurde aufgelöst und aus den zu klein gewordenen Gebäuden der Wenzel- die komplette Fertigung von Spielkarten nach Altenburg straße/Fabrikstraße in den Standort der in Konkurs ge- verlegt. Im Jahre 1998 übernahm der Ravensburger É 1998 gangenen Papierfabrik »Chromo A. G.« in die Leipziger Spieleverlag die Firma »Berliner Spielkarten GmbH & Cie. 1931 Ñ Straße um. 1931 fi el aus wirtschaftlichen Gründen die KG« mit ihrem Vertrieb in Darmstadt und der Produktion Entscheidung, den Firmensitz von Stralsund nach Alten- in Berlin. Auch die Produktion von Berliner Spielkarten burg zu verlegen, jetzt unter dem Namen »Vereinigte wurde nun nach Altenburg verlagert. Seit dem 1. Januar É 2001 Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabriken A. G., 2001 ist die Integration der Marke Berliner Spielkarten Altenburg, Thüringen« kurz »ASS«. In den Folgejahren mit den zusätzlichen Produktfeldern Spiele und Puzzle in wurden viele kleine deutsche Spielkartenfabriken aufge- die »Spielkartenfabrik Altenburg GmbH« abgeschlossen. kauft und damit die Stellung am Markt ausgebaut. Der internationale Spielkartenhersteller »Cartamundi« 1945 Ñ Im Juli 1945, nach der Übernahme Thüringens durch die mit Hauptsitz im belgischen Turnhout, zu deren Firmen- sowjetische Armee, kam es zur Demontage der Alten- gruppe bereits die »ASS Spielkartenverlag GmbH« burger Spielkartenfabrik. Auf Befehl der Sowjetischen gehörte, übernahm 2002 von der Ravensburger Gruppe É 2002 Militär Administration (SMA) wurde die Aktiengesell- die Spielkartenfabrik Altenburg. Damit wurden die seit schaft zu Gunsten des Landes Thüringen entschädi- 1946 auf Grund der Nachkriegsereignisse getrennten 1947 Ñ gungslos enteignet. 1947 erfolgte die Löschung der Firma Firmen unter einem Unternehmensverbund wieder aus dem Altenburger Handelsregister. zu sam mengeführt. Unter der neu entstanden Marke »ASS 1948 Ñ 1948 wurde die Spielkartenherstellung in den gleichen Altenburger« ist die »Spielkartenfabrik Altenburg GmbH« Gebäuden in der Leipziger Straße als »Altenburger Spiel- mit Abstand Marktführer in Deutschland und gemeinsam kartenfabrik, Landeseigner Betrieb« in bescheidenem mit der Muttergesellschaft »Cartamundi« sogar Welt- Rückseite eine Umfang fortgesetzt. marktführer. 2007 feierte die Spielkartenfabrik in Alten- É 2007 Schwerterkarte zur Einweihung Die DDR-Wirtschaftsorganisation sorgte für wechselnde burg ihr 175jähriges Bestehen, damit ist »ASS Alten- des Skat brunnens Zuordnungen des Betriebes. Nach der politischen Wende burger« die älteste deutsche Spielkartenmarke. 1903 1989 Ñ des Jahres 1989 privatisierte die bundeseigne Treuhand-

9 Spielkartenherstellung Die Kartenkonturen wurden in Holz geschnitten, mit einer Handpresse gedruckt und anschließend die Farben mit Die Spielkartenherstellung ist von Beginn an eng mit der der Hand oder der Schablone aufgetragen. Erst gegen Entwicklung der Drucktechniken verbunden. Betrachtet Ende des 18. Jahrhunderts wurde durch die Lockerung man die Herstellung der Gebrauchs- und Volksspiel- der Zunftschranken und mit den entstehenden Manufak- karten, dann ist diese über mehrere Jahrhunderte gleich turen oder so genannten Kartenfabriken der Kupferstich geblieben. für die Herstellung von fei nen Karten möglich. Um 1800 kamen mit der Lithographie und um 1820 mit dem Stahl- Man unterscheidet verschiedene Druckverfahren: stich neue Druckverfahren auf, welche die Holzschnitt- Holzschnitt (Hochdruck), karte langsam verdrängten. Heute werden alle modernen Kupferstich oder Stahlstich (Tiefdruck) und Druckverfahren, wie beispielsweise Offsetdruck, zur Lithografi e (chemischer Flachdruck). Herstellung von Spielkarten benutzt.

1

2

| 1 | Hol z schnit tbogen, unkoloriert, Schenleitner, Waidhofen an der Ypps, 1680

| 2 | Hol zmodeln, Amerikanisches Kartenbild, 1870

10 1

2

| 1 | Stahl stichplat te, Vereinigt Stralsunder Spielkartenfabriken, 1880

| 2 | Lithog raphiestein, Messekarte 1897

| 3 | Foto der Altenburger Kartenmacherwerkstatt im Schloss, Illustrierte Zeitung, 1935 3

11 Gerd Matthes Ñ Die Altenburger, ihre Kartenspiele im Allgemeinen und das Skatspiel im Besonderen

In Altenburg stellte man schon Spielkarten her, als die Ziel der dritten Gruppe ist es, eine vorgegebene Punkt- meisten Menschen noch dachten, sie lebten auf einer zahl durch Sammeln oder Abwerfen von Karten zu errei- Scheibe. Nach unterschiedlichsten Theorien stammen die chen. Hiervon werden die Romméspiele am häufi gsten Spielkarten aus China, Indien oder Ägypten. Vom Mittleren gespielt. Zu den beliebtesten Varianten gehören Gin und Osten kamen sie dann nach Europa. Hier wurden Karten- Canasta. 14. Jh. Ñ spiele zum ersten Mal im 14. Jahrhundert erwähnt. Ähnlich wie Rommé sind Spiele wie Fan Tan, bei denen Mehr als drei Viertel aller Menschen beherrschen stati- die Spieler passende Karten in Gruppen, Farben oder stisch gesehen ein oder mehrere Kartenspiele. Spielkar- Folgen sammeln, die dann ausgelegt werden, oder die ten gelten somit als die weltweit am meisten verbreiteten Akteure aussetzen müssen, wenn sie nicht legen können. Unterhaltungsobjekte. Besonders alte und ungewöhn- Eine etwas andere Idee unterliegt den unterschiedlichen liche Spielkarten haben sich zu wertvollen Sammel- Formen von Patience. objekten entwickelt, die in vielen Museen der Welt, Zu einer vierten Gruppe lassen sich die Glücksspiele besonders aber in Altenburg gesammelt werden. Unsere zusammenfassen, hierbei wetten die Spieler darum, dass heutigen Spielkarten sind mit unterschiedlichsten Farben sie Karten oder Kartenkombinationen aufdecken können, und Symbolen versehen. Die ältesten erhaltenen europä- die im Punktwert die des Gegners übertreffen. Das 15. Jh. Ñ ischen Karten stammen aus dem 15. Jahrhundert und bekannteste dieser Glücksspiele ist das Poker. wurden im italienischen Stil hergestellt. Die heute am Zu einer fünften Kategorie, bei der Zahlenwerte addiert häufi gsten verwendeten Symbole kommen aus Frank- werden, gehören Wettspiele wie Siebzehn und Vier, reich und werden mit Kreuz, Pik, Herz und Karo bezeich- Baccara und Cribbage. net. Die Symbole des altdeutschen Blattes sind Eichel, Schließlich gibt es Kartenspiele, bei denen die Spieler Grün, Herz und Schellen. Mit diesen alten Symbolen spielt das Ziel verfolgen, mehr Punkte als der Gegner zu er- man heute noch in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, zielen. Hierzu zählen die in Deutschland sehr beliebten, Thüringen, Baden und Württemberg. von ihren Grundprinzipien her verwandten Spiele Skat, Doppelkopf und . Doppelkopf ist vor allem im Kartenspiele lassen sich vereinfacht in sechs große Kate- norddeutschen Raum verbreitet, während Schafkopf sich gorien einteilen: im süddeutschen Raum (vor allem in Bayern) großer Zur ersten Gruppe gehören die Spiele, in denen man nach Beliebtheit erfreut. der Anzahl der Stiche gewinnt. Meist werden bestimmte Karten oder eine ganze Farbe zu Trümpfen, ranghöchsten Die Kartenspiele, die im Altenburger Land früher allge- Karten, ernannt. Hierzu gehören die zahlreichen Varian- mein beliebt waren, hatten mitunter kuriose Namen: ten von Whist und Bridge. Grobhannes, Süssmilch, Solo, Uchse leetj! [Ochse leg Eine zweite Gruppe beinhaltet Spiele, deren Ziel es ist, dich!], Käseschüssel, Rutorsch [Rotarsch], Häufeln, bestimmte Karten mit einer hohen Punktzahl oder einer Bettelmann, Meine Tante – deine Tante, Kaufl abet und bestimmten Kartenfolge zu sammeln. Zu diesen Spielen Pharao. Werbefächer »Kornblume« und zählen , und Piqué. Auch Spiele, die ohne Dass in Altenburg viel und oft gespielt wurde, lässt sich »PIX – Peter«, Trümpfe gespielt werden und deren Ziel es ist, möglichst neben Berichten verschiedener Altenburger Chronisten Altenburger wenig Stiche zu bekommen, z. B. Casino und , vor allem anhand von Spielverboten und Strafordnungen Spielkartenfabrik, können dieser Kategorie zugeordnet werden. nachweisen. Einen sehr frühen Hinweis auf Einschrän- 1925

12 kungen des Kartenspiels fi nden wir in der Fürstlich Säch- während des großen Vogelschießens beliebt. Aus den um- 1742 Ñ sisch-Altenburgischen Landesordnung des Jahres 1742, fangreichen Archivunterlagen der Stadt geht hervor, dass wo es heißt: gerade dieses Spiel wohlhabende Bürger- und Bauernfami- »Es soll auch alles Doppelspiel, da man mit Karten, lien auf Generationen hin ruiniert hat. Im Jahre 1842 ver- É 1842 Würfeln, oder im Bret=Spiel, auf unziemlichen Gewinst zeichneten die Altenburger Rossmärkte und das Vogel- zu spielen pfl eget, gäntzlich verbothen, und den Obrig- schießen beim Farospiel Umsätze von mehr als 10 000 keiten auferlegt seyn, solches, so oft es geschiehet, mit Talern, woran etwa 10 000 Menschen verdienten. Als des- Geld oder Gefängnis unnachlässig abzustraffen.« sen Nachfolger wurde das Tippspiel (auch Dippspiel) ein- geführt, das jedoch auf Dauer nicht so viel Anklang fand. Am häufi gsten sind in den Altenburger Akten die berüch- Chronisten berichten von einer eigentümlichen Gewohn- tigten Rossmärkte auf dem Rossplan erwähnt. Die Land- heit der Spielenden, namentlich aus der Landbevölke- wie auch die Stadtbevölkerung gab sich hier bevorzugt rung: Diese pfl egten die Spielkarten einzeln aufzuheben, Hasardspielen hin. Eines der schlimmsten dieser Glücks- an sich zu drücken und zusammenzuknüllen, wodurch die 1794 Ñ spiele war die 1794 durch ein Verbot erwähnte Polnische Karten natürlich sehr litten und bald unbrauchbar wur- Bank, die einige Jahre später unter dem unschuldigen den. Ging es hierbei noch um einen hohen Preis, der oft Namen Grundehrlich neu aufl ebte und prompt wiederum bis zu 3 Taler Einsatz stieg, konnte daraus ein echtes untersagt wurde. Verbote von Hasardspielen fi ndet man Täuschungsmanöver werden: Bei einem für sie unglück- in den Verordnungen oft im Zusammenhang mit der lichen Spiel zerrissen sie eines der Kartenblätter und Erneuerung der Spielkartensteuer. So wurden im Jahre ließen danach einen neuen Satz Spielkarten auf ihre 1820 folgende Spiele verboten: »Pharao, Trischak, Grob- Kosten bringen. Infolge dieser merkwürdigen Manieren häusern, , , Bassette, Vingt et sind Fälle berichtet, wo an einem einzigen Abend in einem un, , und außerdem: Roulette, Biribi [eine bekannten Altenburger Gasthof 8 Dutzend (96 Päckchen) neue Art Lotto] und Passediz [ein Würfelspiel].« Um bei neue Spielkarten verbraucht wurden. Solches Treiben hat verbotenen Spielen vor Überraschungen geschützt zu der Spielkartenfabrik der Altenburger Gebrüder Bechstein sein, wurden oft Wachen aufgestellt, weshalb die Regie- bestimmt gute Umsätze beschert. Grund zur Beschwerde 1858 Ñ rung unter dem 28. Oktober 1858 anordnete, dass jeder, hatten die Bechsteins dennoch, denn die Altenburger der sich als Wächter benutzen lasse, im ersten Falle mit Gastwirte beschnitten trotz Verbotes die schon aufge- drei Wochen, bei Wiederholung mit einem Jahr unab- splitteten Kartenränder, sie reinigten und pressten die löslichen Gefängnis zu bestrafen sei. Spielkarten, die auf diese Weise länger nutzbar blieben, Um die Spielsucht zu bekämpfen, gab es im Königreich um bei den Gästen doppelt oder gar dreifach Kartengeld 18. Jh. Ñ Sachsen schon im 18. Jahrhundert Einschränkungen für zu kassieren, was wiederum zur Folge hatte, dass dadurch so genannte gemischte Spiele. Hier wurde festgelegt, wie weniger neue und teure Spielkarten gekauft werden viel jeder im Monat verspielen durfte: Einer vom Adel im mussten. Monat nicht über einen Taler, ein vornehmer Bürger nicht über 12 Groschen, ein Handwerksmann nicht über 4 Gro- Auch im Altenburger Land galten Spielkarten damals als schen und ein Bauer nicht mehr als einen Groschen. Den »Teufels Gebetbuch«, doch trotz aller Verbote und der Aufzeichnungen ist aber auch zu entnehmen, dass sich hohen Preise fehlten sie in keinem Haus. In der Stadt gab Eichel Daus, an diese Vorschrift kaum jemand hielt. es viele Salons, in denen gern und lange gespielt wurde: Befreiungskrieg, F. G. Baumgärtner - die »Literarische Gesellschaft«, die »Conzertgesell- Industrie Comptoir, Pharao (auch Farospiel genannt) war bis zu seinem letzten schaft«, die so genannte »Theegesellschaft« und die Leipzig, 1815 1852 Ñ Verbot 1852 bevorzugt auf dem Frühjahrsrossmarkt und Freimaurerloge »Archimedes zu den drei Reissbrettern«.

13 Von den Altenburger Persönlichkeiten, deren Namen im Hofstaat umgeben und zu seinen Kammerherren junge, Zusammenhang mit der Erfi ndung des Skatspiels immer geistreiche, weinliebende Leute ausgewählt, die ihm in wieder auftauchen, seien hier vorzugsweise genannt: der seinen Erholungsstunden, die wohl meist den ganzen Tag Hofrat, Amts- und Stadtphysikus Dr. Johann Friedrich ausfüllten, mit Würfellust und Kartenspiel Unterhaltung Pierer, der Herzoglich Sächsisch-Gotha-Altenburgische verschaffen mussten. [...] Unter besagten Männern be- Hofgerichtsadvokat Friedrich Ferdinand Hempel, der Ver- fand sich auch der geniale, durch mehrere satyrisch-hu- leger Friedrich Arnold Brockhaus, der spätere Königlich moristische Schriften bekannte Hofadvokat Friedrich Fer- Sächsische Staatsminister Bernhard August von Lindenau, dinand Hempel. Um die Unterhaltung im Prendelschen der Regierungsrat und spätere Kanzler Hans Carl Leopold Salon interessanter zu gestalten, brachte in diesen Kreis von der Gabelentz, der Ratskopist Carl Christian Adam Spiritus Asper auch das Skatspiel, entstanden aus dem Neefe und der Gymnasialprofessor Johann Friedrich alten Deutschsolo unter Anlehnung an andere damalige Ludwig Hempel. Kartenspiele. Er unterrichtete den Oberst Prendel gründ- In einem Brief an seinen Gehilfen Bornträger schwärmt lich darin, und nun wurde es von den hellen Köpfen, wel- 1810 Ñ Brockhaus im November 1810, kurz nach seiner Ankunft che jenen Kreis bildeten, leidenschaftlich gespielt. – Da in der Stadt: Oberst Prendel später nach Sibirien verbannt worden ist, »Uebrigens sind wir sehr geneigt, wenn Alles erträglich hat er möglicherweise auch den Samojeden das Skatspiel geht, uns hier zu fi xieren. Altenburg ist ein Ort von circa gelernt. – Bald war der Skat sowohl in Altenburg als auch 10 – 12 000 Einwohnern, wo sich die Langeweile der ganz in seiner Umgebung allgemein bekannt; da hieß es: ›Ge- kleinen Städte nicht fi ndet und wirklich ein sehr ange- votter Hons, Ehr hut‘s verspeelt! Mär hunner eenunsach- nehmer Ton geherrscht. Es gibt höchst interessante Cirkel. zg gezeehlt!‹ – Mit der Altenburger Jugend, die die Hoch- [...] Ueberhaupt ist das Land von allen Kriegsverhee- schulen in Jena, Leipzig und Halle bezog, verbreitete sich rungen beinahe ganz verschont geblieben und ist unter der Skat in weitere Kreise, wobei er sich immer mehr ver- der sanften Gothaischen Regierung wol noch eins der vollkommnete, denn der junge Skat war anfangs sehr ein- glücklichsten Länder, die es in dem jetzigen Sturme aller fach. Im Jahre 1813 habe ich selbst das Skatspiel auf das É 1813 Verwirrungen geben mag.« Rittergut Mosen bei Weida verpfl anzt, wo in der Familie früher nur L’hombre gespielt wurde. Bald darauf wurde in Allenthalben war es Ende des 18. und Anfang des 19. Jahr- Weida leidenschaftlich gespielt.« hunderts üblich, dass sich beim abendlichen Kartenspiel Personen von Rang, darunter auch Durchreisende, »Spiritus Asper« war eines der literarischen Pseudonyme begegneten. Wegen der Befreiungskriege waren etwa der des Advokaten Friedrich Ferdinand Hempel, eines pfi f- preußische Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht fi gen Juristen und äußerst beliebten Gesellschafters: Blücher, die Generäle Gerhard Johann David von Scharn- »Hempel war Anwalt in Altenburg, musste aber wegen In- horst, Friedrich Wilhelm Christian Johann Ribbentrop, solvenz das Land verlassen und lebte als fruchtbarer August Wilhelm Antonius Graf Neidhardt von Gneisenau Schriftsteller (Pseudonyme: Frater Cebes, Spiritus Asper, und der russische Oberst Victor von Prendel vorüberge- Dr. Hanack, Nestorius, Streckfuß, Simplicissimus, Eras- hend zu Besuch oder einquartiert. Den russischen Gast mus Sincerus, Peregrinus Syntax) bis zu seinem Tode in hat der Altenburger Forscher Hans Höckner in seinen Pest. Diesem schriftstellernden Advokaten und Salonlö- Schwerterkarte 1813 Ñ »Erinnerungen an das Kriegsjahr 1813« folgendermaßen wen ist die erste literarische Erwähnung des neuen Spiels mit Bierwerbung beschrieben: »Scat« zu verdanken, und zwar 1818 in den von ihm selbst É 1818 »Wonnebräu«, »Als Statthalter des Fürsten Repnin war Oberst Prendel herausgegebenen »Osterländischen Blättern«: Booch, nach Altenburg beordert worden. Er hatte sich mit dem »Dieses Spiel ist offenbar der König aller Spiele deutscher Werdau, 1885

14 Karte, so wie das königliche L’hombre in der franzö- gibt. Es handelt sich hierbei um eine so genannte Spiel- sischen, denn beide haben den unbestrittenen Vorzug, kladde mit allen Kartenspielen, die Hans Carl Leopold dass Geschick und Glück in gleicher Wechselwirkung von der Gabelentz in den Jahren 1798 – 1829 mit seinen Gewinn und Verlust bereiten«, weil »dem kargen Freunden auf Schloss Poschwitz und im 1815 gekauften É 1815 lauernden Spieler im Scate seine Tücken nichts helfen«. Altenburger Stadthaus gespielt hat. Zuvor bereits war der »Scad« in einem Gedicht von Hempel Die Kladde beginnt am 4. November 1798 und endet mit É 1798 über die Spielsucht beiläufig aufgetaucht: Karten- dem letzten Spieleintrag am 24. April 1829. Mit der Akribie É 1829 Samuels Grabschrift eines Kaufmanns rechnete von der Gabelentz alle seine Grob war er stets zu Haus und grob im Spiel nicht minder, Gewinne und Verluste über die Jahre hin aus und nennt Doch seines Silbers bot er ellenweise aus, dabei, was diese Aufzeichnung so überaus interessant Die süsse Milch war ihm sein Fest- und Alltagsschmaus, macht, auch die jeweils gespielten Kartenspiele. Von denen Doch jetzt zum bittern Trank für seine Frau und Kinder. sind die meisten heute kaum noch gebräuchlich – aus- Er besserte zwar viel auf seinem Lebenspfad, genommen jenes Spiel Skat (Scat), welches in der Gabel- Doch täglich schlimmer ward‘s, trotz dass er noch entzschen Gesellschaft wohl nicht erfunden, jedoch in vier Wenzel seiner frühen Entwicklung bedeutend beeinfl usst wurde. Zu Hülfe rief: Zum Thor hinaus schon mit dem Ränzel Am 4. September 1813 taucht in der Liste zum ersten Mal É 1813 Ging er, da kam der Tod und legte ihn in den Skad. ein Spiel namens »Scat« auf. Gabelentz gewinnt beim Zwar jenseits pfl egt man nicht die Karten sehn zu lassen, ersten Spiel 1 Florin 13 Groschen. Nach Angaben der Doch klar wird‘s Leser! Dir, denkst du dem Spiele nach. Kladde wurde von 1821 bis 1824 dann fast nur noch É 1821 – 1824 Wer seines Lebens Trumpf leichtsinnig hier verstach, »Scat« gespielt, wobei Gabelentz offensichtlich mehr Wird dort labet – und muss, nicht stets, doch lange passen. verloren als gewonnen hat. Am 12. August 1824 erscheint É 1824 die Bezeichnung »Scat M.«, was dann auch die letzte 1819 Ñ Am 10. Dezember 1819 teilte Hempel seinem Freund Erwähnung besagten Spieles bis zum Ende der Kladde ist. Brockhaus mit, dass er vor dem geschäftlichen Bankrott Welche Bedeutung das »M.« in dieser Notierung hat, stehe und, wie er offen bekennt, größtenteils durch eige- konnte bis heute nicht mit Fakten belegt werden. Vermuten ne Schuld. Vermutlich waren es Spielschulden, denn von lässt sich allerdings, dass es für »Matadore« steht. Die Freunden wurde ihm ein ans Geniale grenzender Spiel- Einführung des »Reizens«, also die Bestimmung des geist bei den Karten wie auch im Schach nachgesagt und Trumpfes außer nach dem Grundwert auch noch nach der dass er mit seinem ganzen Leben ein Hasardspiel ge- Zahl der Spitzen bzw. »Matadore« (Wenzel oder Buben), trieben habe. Mit Hilfe von Brockhaus und Reichenbach durch Carl Adam Neefe im Jahre 1821 war eine richtung- É 1821 verließ Hempel seine Vaterstadt fl uchtartig und ging nach weisende Spieländerung, für deren weitreichende Durch- Pest, wo er sich mit einer kleinen Rente, die ihm seine setzung es sicher einige Zeit brauchte. alten Geschäfts- und Kartenspielfreunde gewährten, als Nach dem erwähnten 12. August 1824 werden dann laut É 1824 1836 Ñ Schriftsteller betätigte und am 4. März 1836 daselbst Spielkladde aber bis zur letzten Eintragung 1829 nur noch É 1829 starb. Casco (eine Art L’hombre) und das Spiel Woyda gespielt. Wer immer auch die eigentlichen Erfi nder des Skatspieles Über die Entstehung des Skatspiels berichten unter- sein mögen – mit der Originalität haben sie es nicht so Kongresskarte, schiedlichste Zeitzeugnisse. Ein Büchlein mit der genau genommen und eben nur die Merkmale anderer, Altenburger Spiel- kartenfabrik A. G. Bezeichnung »L’hombre-Buch« im Familienarchiv derer damals verbreiteter Spiele zusammengemischt: Vom (Kühne & Pleissner), von der Gabelentz stellt eine der bedeutendsten Quellen L’hombre das Reizen; vom Tarock das Weglegen (italie- 1885 dar, die es zum Thema Kartenspiel im Altenburger Land nisch: scartare) zweier bzw. dreier Karten; vom deutschen

15 Solo-Spiel das Blatt mit 32 Karten; vom Schafkopf den Thüringer Staatsarchivs fi ndet man unter Nr. 824d einen Wert der vier »Wenzel«, »Jungen«, »Buben«, oder »Unter« »Vorschlag zu einer anderen Bezahlung im Skat«. – fertig war das Erfolgsrezept. Vom heutigen Skat unterschied sich jene frühe Altenbur- Geschick und Glück sind freilich nicht ganz so ausgewo- ger Urvariante noch ganz erheblich. Höchstwahrschein- gen verteilt, wie Advokat Hempel 1818 in seiner Erster- É 1818 lich brachte Brockhaus, nach seinem Umzug mit dem wähnung lobte. Wie Studien aus jüngster Zeit gezeigt Verlag 1817 nach Leipzig, das neue Spiel in die Salons der haben, hängt der Ausgang des Spiels nur zu 30 Prozent Leipziger Gesellschaft ein. Die Soldaten der Völker- vom Kartenglück ab. Zu weiteren 30 Prozent beeinfl usst schlacht, vor allem wohl aber Studenten nahmen es mit in das Können der Gegner das Spiel, zu 40 Prozent der eige- die nahen Universitäten Leipzig, Halle und Jena, und an- ne Durchblick. Skat hatte schon immer den Ruf eines an- dere Studenten trugen es von dort überall nach Deutsch- spruchsvollen Spiels, der Lexikon-Verleger Brockhaus land, wobei es sich zwangsläufi g immer wieder verän- etwa trat der »Brommeschen Tarockgesellschaft« vor derte und vielerlei lokal und regional unterschiedliche allem deshalb bei, um Skat mit einigen Gleichgesinnten Spielweisen entstanden. zu einem »Geistessport« zu entwickeln. Während die politisch aktiven Deutschen des Vormärz Spricht man Skatfreunde heute auf der Deutschen lieb- den Umsturz versuchten, verstand man in Kartenspieler- stes Spiel an, kommen diese ins Schwärmen, wie geist- kreisen unter dem Stichwort »Revolution« ein zünftiges reich ihr Spiel rein mathematisch gesehen sei. Es gibt Null-Ouvert. 660 Varianten, bestehend aus 60 verschiedenen 1848 Ñ In das Revolutionsjahr 1848 fi el auch die Herausgabe des Grand-Spielen und 600 Farb-Spielen; jeder Teilnehmer ersten Regelwerks, welches aus der Feder des Gymna- hat 3628 800 Möglichkeiten, seine Karten zu ordnen. Mit siallehrers Johann Friedrich Ludwig Hempel unter dem dumpfem Kartenklopfen hat das nichts zu tun, dafür sind Titel »Das Scatspiel« beim Altenburger Verlag Schnuphase Gedächtnis und strategische Intelligenz gefragt: Nur wer erschien. sich gut merken kann, welche Farben und Trümpfe schon Selbst der Kammerrat und spätere Minister Bernhard ausgespielt sind, kann sauber drücken, schmieren und 1850 Ñ August von Lindenau beschäftigte sich in den 1850er stechen. Jahren mit dem Skatspiel. In den Handschriften des Gut Blatt!

Spielkarte, T. Schröder, Jena, 1885

16 1 2

3

Einschlagpapiere und Schachtelverpackungen

| 1 | Schwer terkar te, 4 56 7 Grolp, Leipzig, 1816

| 2 | Schwer terkar te, Bechstein, Altenburg, 1840

| 3 | Schwer terkar te, Schneider & Co., Altenburg, 1892

| 4 | Deut sche Luf t f ahrerkar te, Altenburg, 1916

| 5 | Deut sche Krieg sspielkar te, Altenburg, 1915

| 6 | Deut sche Einheit skar te, Stralsund, 1816

| 7 | Deut sche Heereskar te, Goslar, 1916

17 1

2

| 1 | Hol z schnit tkar ten, kolorier t, Gotthard Schenleitner, Waidhofen an der Ypps, 1680

| 2 | Rümpf kar te, Hol z schnit t, schablonenkoloriert, Christoph Heinrich Scharschmidt, Buchholz um 1780

18 2

Rümpfkarte, Holzschnitt, schablonenkoloriert, Christoph Heinrich Scharschmidt, Buchholz um 1780

19 Miniaturspielkarte, Ansbacher Typ, Holzschnitt, koloriert, »LKF« Leipziger Karten Fabrik (Breitkopf), 1795

20 Pariser Bild, Holzschnitt, koloriert, Müller, Hamburg, 1820

21 Spielkarten zum Befreiungskrieg, Kupferstich, koloriert, F. G. Baumgärtner - Industrie Comptoir, Leipzig, 1815

22 23 1

2

| 1 | Preussisches Bild, Holzschnitt, koloriert, C. T. Sutor, Naumburg, 1845

| 2 | Bayerisches Bild, Holzschnitt, koloriert, unbek. Hersteller, 1850

24 Bayerische Miniatur spiel karte, Holzschnitt, koloriert, 1860

25 1

2 3

| 1 | Unterschiedliche französische Spielkarten, Stahlstich, koloriert, C. L. Wüst Frankfurt, Ludwig & Schmid Halle, A. Schulz Freiberg, Sommer & Seupke Dresden, 1848 – 1860

| 2 | Freischüt zkar te, Kupferstich, koloriert, F. G. Baumgärtner - Industrie Comptoir, Leipzig, 1823

| 3 | Pharao- oder Faro-Karte, Kupferstich, koloriert, F. G. Baumgärtner - Industrie Comptoir, Leipzig, 1820

26 Neue Schwerterkarte, Stahlstich, koloriert, F. A. Böhme, Dresden, 1865

27 So genannte Kongresskarte, Altenburger Spielkartenfabrik A. G. (Kühne & Pleissner), 1885

28 Schwerterkarte, Ansichten »Sächsische Schweiz«, Farblithographie, Gündel, Leipzig, 1895

29 Wappenkarte, Lehrkarten mit heraldischen Wappen des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, Kupferstich, handkoloriert, Nürnberger Werkstatt, Hersteller unbekannt, Nürnberg, 1691

30 1 2

3

| 1 | Spielschatulle mit farbigen Beinjetons, Tarockspiel, 4 Stifte (komplett aus Grafi t), 1875

| 2 | Poochspiel, Süddeutsch, französisches Einfachbild, 1850

| 3 | Metallkartenpresse, Patent, Leipziger Metallwarenfabrik, 1930

31 1 2

3

| 1 | A merikanisches Einf achbild, Gebrüder Bechstein, Altenburg, 1865

| 2 | Spielkar te mit besonderen Kartensymbolen, T. Schröder, Jena, 1885

| 3 | L´Hombre Spielkar ten, Stahlstich, koloriert, T. Knaut, Weimar, 1845

32 2

1 3

| 1 | Leipziger Messekarte, Chromolithographie, 4 Altenburger Spielkartenfabrik Schneider & Co., Altenburg, 1897

| 2 | Jugendstilkar te, O. Tragy, VSS Abt. Altenburg, 1903

| 3 | Oly mpiakar te, O. Pech (PIX), VSS Abt. Altenburg, 1928

| 4 | Altenburger Trachtenkar te, O. Jakobi, VSS Abt. Altenburg, 1928

33 1

2

| 1 | Tarock spiel , Holzschnitt, koloriert, Hemmrig, Dresden, 1790

| 2 | T ier tarock , Holzschnitt, koloriert, C. Wespin, Düsseldorf , 1795

34 1 2

3

| 1 | T ier tarock , Holzschnitt, koloriert, J. F. Crato, Lüneburg, 1809

| 2 | Besancon Tarock , italienische Farben, Holzschnitt, koloriert, J. Jerger, Besancon (Frankreich), 1810

| 3 | Tarock spiel , italienische Farben, Holzschnitt, koloriert, Kartenmacher: MOSSI, Torino Italien, 1820, Steuerstempel 1815 und 1835 Piemonte

35 Tarock-Spiel »Sprichwörter-Tarock«, Kupferstich, koloriert, F. G. Baumgärtner - Industrie Comptoir, Leipzig 1810, ungewöhnlich mit 3 Steuerstempeln

36 1

2

| 1 | Tarock-Spiel »Verkehrte Welt«, Kupferstich, koloriert, C. A. Müller, Berlin, 1810

| 2 | Tarock-Spiel mit Szenen aus verschiedenen Lebensbereichen der Zeit um 1840, unbek. Hersteller, vermutl. Frankfurt

37

Gerd Matthes

Biografie Publikationen Literatur und Quellen 1956 in Altenburg geboren, ist gelernter Offsetdrucker Ñ Gerd Matthes und Sigmar Radau: Deutsche Spiel- und Meister der Polygraphie. karten 1650 – 1900, Germanisches Nationalmuseum, Ñ Wolfgang Suma: Fünfhundert Er war von 1977 bis 1994 in der Altenburger Spielkar- Nürnberg Jahre Leipziger tenfabrik beschäftigt, zuletzt als Verkaufsleiter Handel. Ñ Gerd Matthes: Skat- und Spielkartenstadt Altenburg, Spielkarten, 1994 Danach arbeitete Matthes drei Jahre bei der Tourismus E. Reinhold Verlag, Altenburg Ñ Sigmar Radau, Gerd Matthes, Agentur der Altenburger Skatschule und war dort neben Ñ Verschiedene Artikel in mehreren wissenschaftlichen Deutsche Spielkarten anderen Mitbegründer des größten deutschen Spiel- Büchern und Schriftenreihen, u. a. im MGM-Spielkarten- 1650 – 1900, Germanisches kartenladens. 1997 ging er zurück zur Spielkartenfabrik katalog, in »Das Blatt«, in »Der Alte« und im »Altenburger Nationalmuseum, 2001 Altenburg und ist dort als Produktmanager tätig. Hauskalender«. Ñ Otto Reisig: Deutsche Spiel- Gerd Matthes sammelt seit 1977 Spielkarten und ist seit karten, 1935 über 20 Jahren wissenschaftlich auf dem Gebiet der Spiel- Die Sammlung Ñ Julius Benndorf: Die Spielkarte kartenforschung und der Skatentstehung tätig. Er ist Mit- Die bedeutendste private Kollektion zur Geschichte der und ihre Beziehungen glied der Deutschen Spielkartengesellschaft »Bube Dame Altenburger Spielkarten hat Gerd Matthes zusammen zu Altenburg, Sachsen-Alten- König«, des Österreich-Ungarischen Spielkartenvereins getragen. Die Sammlung umfasst alte Spielkarten des burger Geschichts- und »TALON« und Vorstandsmitglied der Verbandsgruppe der 17. und 18. sowie 19. Jahrhunderts und umfangreiche Lite- Hauskalender, 1927 Skatstadt Altenburg des Deutschen Skatverbandes. ratur zu Kartenspielen vor 1870, alte Spielkarten teilweise Ñ Kurt Bachmann: Zur Entwicklung Er ist Verfasser von wissenschaftlichen Artikeln über original verpackt in Papier oder Etui; Grafi k, Druckbögen der Spielkarten und die Geschichte der Spielkarten, des Skats und über die und Preislisten; Druckstöcke, Klischees und Werbemate- der Kartenspiel und deren Altenburger Spielkartengeschichte für deutsche und in- rial; Gegenstände mit Spielkartenmotiven, bevorzug aus Beziehungen zur Skatstadt ternationale Fachzeitschriften und Bücher. Gerd Matthes dem Biedermeier, aus Glas, Porzellan, Metall, Holz; Scha- Altenburg, 1951 hielt bereits mehrere Vorträge zu genannten Themen auf tullen und Jetons für Kartenspiele; Bücher, Zeitschriften Ñ Kurt Bachmann: Die Spielkarte verschiedenen nationalen und internationalen Tagungen. sowie Ansichtskarten und Briefe mit Spielkartenmotiven. Ihre Geschichte in 15 Jahrhunderten, 1931 Ñ Gustav Wolf: Altenburger Kartenmacher des 18. Jahrhunderts, 2008 Ñ Ausstellungskatalog – Altenburg Provinz in Europa, Gerd Matthes, Die Altenburger, ihre Kartenspiele im Allgemeinen und das Skatspiel im Besonderen, 2008 Ñ Gerd Matthes: Kartenmacher- liste »500 Jahre Altenburger KM«, 2006

38 Touristische Informationen

Ñ Gerd Matthes: Skat- und Spielkartenstadt Altenburg, Die Altenburger Tourismus GmbH steht bei der 1993 Planung eines Altenburg-Besuches gerne mit Rat und Ñ Gerd Matthes: Das Sächsische Tat zur Seite und bietet einen kompetenten Service. Standardbild des Kartenmacher Johann Heinrich Wolfgang von 1680, BDK 1997 Altenburger Tourismus GmbH Ñ Unterschiedliche Akten aus dem Moritzstraße 21 Thüringischen Staatsarchiv, D-04600 Altenburg Stadtarchiv Altenburg und Telefon: +49 (0) 34 47-51 28 00 Kirchenbüchern aus Altenburg. e-Mail: [email protected] Ñ Thüringisches Staatsarchiv Internet: www.altenburg-tourismus.de Altenburg, Landesregierung Nr. 8838 Ñ Thüringisches Staatsarchiv Fremdenverkehrsverband Altenburger Altenburg, Landesregierung Land e.V. Nr. 3345 Industriestraße 4 Ñ Thüringisches Staatsarchiv D-04603 Windischleuba Altenburg, Kammer Amt www.fremdenverkehrsverband-altenburgerland.de Nr. 2574 Ñ Thüringisches Staatsarchiv Altenburg, Kammer Amt Spielkartenfabrik Altenburg GmbH Nr. 2574 Leipziger Straße 7 Ñ Privatarchiv der Familie von der D-04600 Altenburg Gabelentz, L’hombre-Buch Telefon: +49 (0) 34 47-582-0 Gewinn- und Verlust, 1798 – 1829 e-Mail: [email protected] Ñ Altenburger Hauskalender: Internet: www.spielkarten.com | 1 | Spielkar tenherstellung Gerd Matthes, Ein Kapitel Spielkartenherstellung ist von Altenburger Spielkarten-

industrie,| 2 | Spielkar 1992 tenherstellung f t zie Ñ AltenburgerSpielkartenherstellung Heimatblätter, 1938 ist von Ñ Altenburger Skatkalender: dfghjk Zur Geschichte der altenbur- gischen | Spielkarten, 3 | Beginn an1925 eng mit der Entwicklung der Drucktechniken Ñ Altenburger Skatkalender: verbunden. Betrachtet man die Sammlungeng dermit Skatheimat,der Entwicklung 1927 der Drucktechniken verbunden. Betrachtet sadfghjklöäbghnmman

39 Dank Impressum

Ein besonderer Dank gilt Gerd Matthes, der einen Katalog zur Ausstellung »Mit offenen Karten« Querschnitt seiner Sammlung für diese Ausstellung 500 Jahre Altenburger Spielkarten zusammenstellte und als Autor dieser Publikation Sammlung Gerd Matthes einen Überblick über die Geschichte der Spielkarten vom 3. Mai – 13. September 2009 und des Kartenspiels in Altenburg gibt. im Museum Burg Posterstein.

Die Ausstellung wird unterstützt: © 2009 Thüringer Kultusministerium, Landkreis Altenburger Der Katalog, einschließlich seiner Teile Land, Fremdenverkehrsverband Altenburger Land, ist urheberrechtlich geschützt. Museumsverein Burg Posterstein. Jede Veröffentlichung bedarf der Zustimmung der Copyright-Inhaber. Aufl age: 1 000

Texte und Abbildungen © Gerd Matthes Katalogbearbeitung Sabine und Klaus Hofmann Kataloggestaltung Oberberg · Seyde und Partner, Leipzig Repro Ulrike Twehus, Leipzig Druck PögeDruck Leipzig

Kontakt Gerd Matthes Mühlenstraße 8 D-04600 Altenburg e-Mail: [email protected] Internet: www.spielkartensammler.de

Herausgeber Museum Burg Posterstein Burgberg 1 / D-04626 Posterstein Tel: +49 (0) 344 96-2 25 95 e-Mail: [email protected] Internet: www.burg-posterstein.de

40