Detlef Hoffmann

„Auch in der Nazizeit war zwölfmal Spargelzeit“

Die Vielfalt der Bilder und der Primat der Rassenpolitik

Die These, die hier zur Diskussion gestellt werden den Schuldigen hinter der Erörterung, ob es zwi­ soll1, ist so banal wie das als Titel gewählte Diktum schen 1933 und 1945 ein Leben ohne Auschwitz ge­ von Max Goldt.2 Auch zwischen 1933 und 1945 ging geben haben konnte. Die Kollektivschulddebatte der man zu Bett und stand auf, frühstückte man und aß Nachkriegsjahre führte, wie wir wissen, zu keinem zu Mittag, verliebte, verlobte und verheiratete sich. Abschluß, mit dem Buch von Daniel Goldhagen Auch in der Zeit, als Reichskanzler war. steht sie wieder als Inierpretationsraster zur Verfü­ liebten Kinder ihre Mutter, die dem Führer zujubelte, gung.3 liebten Kinder ihren Vater, der in der SA oder in der Vielleicht könnte es Erkenntnis fördern, wenn wir SS war. Warum sollte ein Sommerabend am Haff die Frage nach der Schuld bewußt unbeantwortet las­ 1938 anders gewesen sein als 1928? Und warum soll­ sen. Dann wären wir frei, nach Kontexten. Bezugssy­ ten sich die Fotos der beiden Sommerabende unter­ stemen und Strukturen zu fragen. Ursachenfelder scheiden? und Wirkungen zu ermitteln. Auf jeden Fall hat Jean Banale Fragestellungen sollten nur dann nützlich Delumeau in seinem Buch Le péché et la peur. La cul­ sein, wenn die Banalität des Festgestellten so banal pabilisai ion en Occident (XIIIe - XVIIIe sieclesf ge­ nicht ist. Das heißt: Wenn gesagt werden muß - und zeigt, daß die Frage nach der Schuld auch eine kultu­ das Zitat stammt aus einer Satire daß auch in der relle Obsession sein kann. Wenn es uns gelänge, erst Nazizeit zwölfmal Spargelzeit gewesen wäre, dann einmal aus methodischen Gründen, die Frage nach gibt es zwei einander entgegengesetzte Gründe für der Schuld (wenn sie denn überhaupt eine vernünfti­ diesen Satz. Der erste wäre, daß es auch zwischen ge Frage sein sollte) hintan zu stellen, und uns die 1933 und 1945 ein ganz normales Leben gegeben ha­ Phänomene mit kaltem Blick anzuschauen, dann be, das neben oder gar unabhängig von dem Verbre­ müßten wir feststellen, daß viele Fotos (Bilder, Archi­ chen stattfand, dem das Städtchen Auschwitz seinen tekturen. Gebrauchsgegenstände) in der Zeit des Drit­ Namen geben mußte. Es gäbe danach in der Nazi- ten Reiches so aussehen. wie vor und nach dem Drit­ Zeit ein Leben ohne Verbrechen und ein Leben mit ten Reich. Es ist unabweislich, daß die Fotos der Bau­ Verbrechen. Das erstere sei von dem letzteren zu tren­ stelle Auschwitz-Birkenau nicht anders wirken, als nen. Der zweite, entgegengesetzte Grund für das Dik­ die der Reichsautobahn - es sind „moderne“ Baustel­ tum wäre der Hinweis, daß auch die Spargelzeit eine len der 30er und frühen 40er Jahre.5 Das Problem je­ andere war, wenn sie gleichzeitig mit dem Verbre­ doch ist, daß die „Spargelzeit" 1933 bis 1945 einer­ chen stattfand. Doch die Alternative wäre nicht mit seits die gleiche wie davor und danach war (der Spar­ so starkem Engagement debattiert worden, versteckte gel schmeckte gleich, das Besondere war besonders), sich nicht die Frage nach der Schuld und damit nach andererseits war sie eben doch anders: Vielleicht lud man einige - jüdische - Freunde nicht mehr ein. man und der stalinistischen Propaganda zu sehen, erhiel­ führte andere Reden, hatte andere Themen während ten die politisch entgegengesetzten Bildproduktionen des Essens. Schon zu Beginn dieses Essays schlage eine quasi-böse und eine quasi-gute Essenz, die sich ich Ihnen das Paradoxon als Paradigma vor: Beides auch in ihrer Leiblichkeit, sprich Erscheinungsweise stimmt: Die „Spargelzeit“ war unpolitischer Fort­ zeigte. Dem traten nun Wilfried Ranke und Rudolf gang des Lebens und Komplizenschaft mit den Ver­ Herz entgegen. In seinem Aufsatz über „fotografi­ brechen von Auschwitz. sche Kriegsberichterstattung“ (1992), den er auch Nur mit diesem paradoxen Blick erhalten wir unse­ noch mit einem virtuosen Taschenspielertrick be­ rer Analyse die notwendige Kälte. Wie notwendig ginnt, schreibt Ranke, wir müßten einsehen. daß „die das ist, wird deutlich, wenn wir von der „Spargel­ Wahrheit einer Fotografie immer in dem liegt, was zeit“ zur „Modemisierungsdebatte“6 wechseln, die darunter geschrieben steht“.10 In Hoffinann & Hitler, die Geschichtswissenschaft und die Wissenschaftspo­ 1994, formuliert Rudolf Herz vorsichtiger, aber ein­ litik seit einigen Jahren bestimmt und die im „Histori­ deutig: „Gegen die Überbewertung der ungebroche­ kerstreit“ ihre politischen Verortungen erkennen ließ. nen Prolongierung nationalsozialistischer Selbstdar­ Historiker wie , Michael Prinz und Rainer stellung im Medium Fotografie kann freilich einge­ Zitelmann interpretieren - ich verkürze - das natio­ wandt werden, daß Fotografien der sprachlich herge­ nalsozialistische Deutschland als einen bewußt mo­ stellten Vermittlung bedürfen, da im kommunikati­ dernen und modernisierend planenden Staat, der da­ ven Gebrauch das fotografische Bild nur einen Teil mit die „Erfolgsgeschichte“ der BRD vorbereitet der Botschaft ausmacht und die sprachliche Deutung (und somit auch durch sie legitimiert ist). Dies geht und Präzisierung unverzichtbar ist.“11 Doch dieses so weit, daß Rainer Zitelmann die These vertritt, Hit­ Entweder/Oder ist unproduktiv, so sehr uns eine neue­ ler sei ein vehementer Befürworter der „Chancen­ re Entwicklung den Primat der Sprache andient und gleichheit“ gewesen, die allerdings „nur innerhalb sprachloses auf die wenigen Momente des Kairos re­ der 'deutschen Volksgemeinschaft“ verwirklicht wer­ duziert (der allerdings dem Chaos der Phänomene in den sollte".7 Solches Denken hätte zur Konsequenz, spezifischer Weise Bedeutung verleihen kann). Nein: daß auch Juden als Bürger mit gleichen Chancen be­ Wir sprechen nicht, ohne visuelle Erfahrungen, Bil­ schrieben werden könnten, nämlich keinen. Das der oder Bildfetzen zu parallelisieren. und wir sehen Gleichheitsprinzip des Totentanzes ist jedoch ein mit­ keine Bilder, ohne sie sprachlich zu umstreichen.12 telalterliches Prinzip, keine Modernisierungsmaßnah­ Nimmt man es genau, dann hat schon Johann Gu­ me. stav Droysen in seiner Historik auf der Basis von Wil­ Ich bin durchaus der Ansicht, daß die deutsche Ge­ helm Wundt (Grundzüge der physiologischen Psycho­ schichte von 1933 bis 1945 Geschichte ist; die Histo- logie. 1874) die Richtung angedeutet, in der die Lö­ risierung steht vernünftigerweise nicht zur Debatte.8 sung liegt: Ich zitiere den § 4 der Historik nach der Da wir das „Dritte Reich“ weitgehend über seine Pro­ Ausgabe von 1858: „Die Wissenschaft der Geschich­ paganda wahrnehmen, über seine Selbststilisierung te ist das Ergebnis empirischen Wahmehmens, Erfah- auf Parteitagen, in Führerbauten und in Massenkund­ rens und Forschens [...]. Alle Empirie beruht auf der gebungen, also in jenem Zeichensystem, in dem es ’spezifischen Energie- der Sinnesnerven, durch deren sich selbst für unverkennbar hielt, das es als sein Pro­ Erregung der Geist nicht ’Abbilder1, aber Zeichen prium ausgab, geht uns schon auf der heuristischen von den Dingen draußen, die diese Erregung hervor­ Ebene das Material verloren, das uns eine komplexe gebracht haben, empfängt. Es entwickelt sich also Analyse erlaubte. Wenn allerdings - wie dies schon ein System von Zeichen, in denen ihm sich die Dinge Sabine Kübler dargelegt hat9 - Paul Wolff und Fried­ draußen entsprechend darstellen. - eine Welt von Vor­ rich Seidenstücker typisch für die NS-Zeit sind, dann stellungen, in denen er, fori und fort sie in neuen können auch ihre Bilder von vor 1933 nicht ganz Wahrnehmungen berichtigend, erweiternd, steigernd, harmlos sein. die Welt draußen hat, soweit er sie haben kann, sie ha­ Wenn die Heuristik (erst einmal probeweise) zu al­ ben muß, um sie zu fassen und wissend, wollend, for­ len Fotos der Zeit von 1933 bis 1945 führte, dann soll­ mend zu beherrschen.“13 Ich schenke mir eine Kritik ten wir eine zweite Entweder/Oder-Position verlas­ der Wissenschaftsgläubigkeit und des Fortschrittsden­ sen, die manche Gemüter bewegt hat. In dem inbrün­ kens, verweise jedoch darauf, daß diesem Pragmatis­ stigen Bemühen, strukturelle Unterschiede in Bildern mus auch Ernst Gombrich in Art and Illusion'4 ver­ - so auch Fotos und Filmen - der NS-Propaganda pflichtet ist, nun allerdings gegen die Ontologie Alois Riegls und Hans Sedlmayers gerichtet, als de­ Geschichte der Fotografie erfaßt hatten: Die intensi­ ren direkte Folge er die romantische Ideologie des ve Beschäftigung mit der Kultur Deutschlands von Nationalsozialismus sah. 1933 bis 1945. Am Anfang der Auseinandersetzung Ich werde abschließend auf die Vergrößerung unse­ stand die Ausstellung „Kunst im 3. Reich. Dokumen­ res Materialbereiches zurückkommen, für eine Einbe­ te der Unterwerfung“, die 1974 im Frankfurter Kunst­ ziehung auf jeden Fall der „Neuen Sachlichkeit“ in verein gezeigt wurde (dann in Hamburg, Stuttgart das Material der Fotografie NS-Deutschlands plädie­ und Wuppertal-Elberfeld).'1' Doch so mutig das Un­ ren, die mir ein willkommener Anlaß ist. die Moder­ ternehmen war, es blieb der Fotografie gegenüber in nisierungsdebatte in unsere Diskussion einzubezie­ kunsthistorischer Borniertheit befangen: Architektur, hen.15 Plastik, Malerei und Plakate wurden berücksichtigt, Doch nun kurz ein Blick zurück auf die Geschich­ Foto und Film fehlten. Doch so blieb es nicht. 1977 te der Fotogeschichtsschreibung zum Thema „NS-Fo- führten diejenigen, die auch im Umkreis der Ausstel­ tografie“: Warum sollte es in der Geschichte der Foto­ lung gearbeitet hatten, im Historischen Museum grafie anders aussehen als in der Geschichte anderer eine Tagung mit dem Thema „Faschismus - Gegenstandsbereiche? Die erste Phase, die Nach­ Kunst und visuelle Medien“ durch: die Vorträge er­ kriegszeit. ist identisch mit der großen Verleugnung. schienen 1979 unter dem Titel Die Dekoration der Ge­ Hilmar Pabel, Fritz Kempe, Wolf Strache unterschei­ walt. Im Vorwort beziehen die Herausgeber deutlich den sich nicht von Werner Höfer oder Peter Grube. gegen die Münchener Ausstellung Stellung, die „im Da die Zusammenhänge verleugnet wurden, konnten Übergehen von Fakten und Forschungsergebnissen die Kontexte nicht analysiert werden. Statt zu fragen, alle Ansätze zu einer auch offiziellen Beschönigung warum ein Buch wie Hilmar Pabels 1954 erschienes der NS-Kultur" führe.20 Jahre unseres Lebens mit seinen PK-Fotos erfolg­ Wenn auch die meisten Aufsätze das Horkheimer- reich sein konnte und ob nicht in dem Neuen (viel­ sche Wort „Wer vom Faschismus redet, darf von Ka­ leicht paradoxerweise) viel Altes steckt, wurde ge­ pitalismus nicht schweigen" im Hinterkopf haben fälscht und umdatiert. Fotografen wie Techniker, wie und vor allem über den ökonomischen Bereich Ge­ Architekten beanspruchten das Recht, als Menschen genwartsbezug herstellen, so geht der gesamte Band gesehen zu werden, die ausschließlich Sachleistun­ doch auf neue, bis dahin kaum diskutierte Probleme gen erbracht haben. Wen nimmt es Wunder, daß Leni ein - etwa John Hesketts Beitrag „’Modernismus' Riefenstahl das gleiche Argument benutzt hat.16 und 'Archaismus' im Design während des National­ Wie im April 1945 angeblich alles neu angefangen sozialismus“.21 Den „Modernismus" sieht der Autor hat, so fing ab 1933 angeblich alles ganz von vorne eher als Verbündeten der Industrie, den „Archais­ an. Auch hier keine Kontinuitäten. Der Fall Emil Nol- mus“ eher als Zwilling des Handwerkerstandes, des­ de ist bekannt. Obwohl er mit allen Fasern Nazi sein sen sich die NSDAP propagandistisch schon in den wollte, auch das Mitgliedsbuch besaß, durfte er nicht. 20er Jahren angenommen hatte. Heskett zieht die Dabei hätte es gelohnt, darüber nachzudenken, war­ Zwischenbilanz, „daß die Politik der Regierung nach um Emil Nolde seine Kunst als „deutsch, stark, herb 1933 nicht primär von dem ideologischen Prinzip be­ und innig“ empfand.17 Wollte schon niemand über stimmt war, sondern von den Erfordernissen des Auf- den Zusammenhang von Noldescher Formsprache rüstungsprogrammes als Voraussetzung und Vorberei­ und Nationalsozialismus nachdenken, so blieb damals tung territorialer Ausbreitung. Die Großindustrie war auch der Zusammenhang von Neuer Sachlichkeit und ein wesentliches Element in dieser Politik und für de­ Drittem Reich außerhalb der Erörterung. Die Ausstel­ ren Absichten wurde die sogenannte ‘zweite Revolu­ lung „Die dreißiger Jahre. Schauplatz Deutschland", tion’ schädlich [_...] Dem Anschein nach siegte die die 1977 in München, Essen und Zürich gezeigt wur­ Modernität im Design. Die Politik der militärischen de, erscheint - um den Ausspruch Max Goldts aufzu­ Gleichheit und nationalen Unabhängigkeit bedeutete nehmen - als Ausstellung der „Spargelzeit“. Ihren die volle Verwendung der deutschen Industrie. Es Beitrag über das Kunstgewerbe dieses Jahrzehnts, in gab eine Steigerung der Design- und Produktionsar­ dessen Mittelpunkt der KdF-Wagen steht, versieht Eri­ beit in jenen Gebieten, welche den Bedürfnissen des ka Gysling-Billeter mit dem Titel: „Die angewandte Aufrüstungsprogramms dienten. Die Motorisierungs­ Kunst: Sachlichkeit trotz Diktatur".18 politik z. B. hat selbstverständlich das Design des Die Ausstellung „Die dreißiger Jahre. Schauplatz neuen Autos stimuliert.“22 In dieser Politik hatten Deutschland“ reagierte auf Aktivitäten, die auch die auch Paul Wolff und Albert Renger-Patzsch ihren Platz, um nur zwei Namen für viele zu nennen. Sie Fotografie in Österreich30 - so informativ sie ist - setzten ihre Arbeit von vor 1933 fort, wahrscheinlich klinkt die Fotografie 1938 bis 1945 aus, indem Otto konnten sie subjektiv überzeugt sein, es habe sich Hochreiter über „Fotografie und Faschismus: Bemer­ nicht viel verändert. kungen zur Menschenverachtung im Lichtbild“ Vielleicht irre ich mich nicht vollständig, wenn ich schreibt.31 Damit kann die Frage nach nationalsoziali­ annehme, daß Diskussionszusammenhänge, wie die stischen und faschistischen Fotos ad acta gelegt wer­ referierten, für die Gründung der Zeitschrift Fotoge- den, sie bleibt folgerichtig in den Kapiteln Aktfoto­ schichle 1981 nicht unwesentlich waren. Die Fotoge- grafie. Mode-, Tanz-, Werbungs-, Knipser-, Doku- schiehte hat an der weiteren Diskussion einen wesent­ menienfotografie. ländliches Leben und Pressefoto­ lichen Anteil. Auf der Tagung „Fotografie und Wirk­ grafie weitgehend ausgespart. lichkeit“ formulierte Rolf Sachsse einige Fragen: Andererseits kommt die NS-Fotografie in Bildbän­ „Probleme der Annäherung. Thesen zu einem diffu­ den wie Foto Gemin. Werk und Leben eines Bildjour­ sen Thema: NS-Fotografie“.23 Er versucht über seine nalisten'2 und Deutsche Geschichte kurz belichtet. denkbar pragmatische Eingangsthese - NS-Fotogra­ Photoreportagen von Gerhard Gronefeld33 vor, bleibt fie seien Fotografien, die in der Zeit des Nationalso­ aber marginal. Allerdings geht der Arbeit über Grone­ zialismus 1933 bis 1945 entstanden waren - hinaus­ feld der Band Die Gleichschaltung der Bilder. Zur Ge­ zukommen, indem er zwei „inhaltliche Komponen­ schichte der Pressefotografie 1930-3634 voraus, in ten“ dieser Fotografie festlegt: „Die Idyllik der hei­ dem der Weg der Pressefotografie, in der Deutsch­ len Well und die Momentalisierung der Dinge“.24 In lands Fotografen führend waren, in den NS-Staat be­ seiner dritten These stellt er dann fest: „Für die NS- schrieben wird. Heute reizt es. zu zeigen, wie die Mo­ Fotografie sind stilistische Definitionen schwerlich dernisierung des Pressewesens aus Deutschland ver­ brauchbar“25 und er führt aus: „Das Verhältnis der trieben wurde und über Time und Life nach dem NS-Fotografie zur Fotografie der Neuen Sachlichkeit Krieg wieder die BRD - den Stern - erreichte. Dage­ ist sicher nicht allein durch persönliche Kontinuität gen wäre der spezifisch NS-deutsche Weg der Moder­ in der Arbeit von Fotografen wie Albert Renger- nisierung in Fotografie und Dokumentarfilm zu stel­ Patzsch und anderen gekennzeichnet, sondern sicher len. auch in Bildbereichen, die als Stil kritisiert werden - In seiner Arbeit Knipser. Die Bildgeschichte der pri­ seien es Anschnitte von Industriebildern, die Beleuch­ vaten Fotografie in Deutschland und Österreich von tung von Porträts, Gegenüberstellungen verschieden­ 1880 bis 198035 hat Timm Starl in zwei Kapiteln die artiger Bilder und ähnliches.“26 ln seinen letzten The­ Zeit 1933 bis 1945 behandelt. Hier gibt es Beispiele, sen empfiehlt er den Produktions- und den Rezep­ in wie enger Nachbarschaft die Bilder des „Systems tionskontext genauer unter die Lupe zu nehmen, Auschwitz“ und des „ganz normalen Lebens“ koexi­ auch hier seien „biografische Kontinuitäten“ nach­ stierten.36 „Schöne Zeiten“ beschriftete der stellver­ weisbar (Hanns Hubmann zum Beispiel). Ich will tretende Kommandant von Treblinka Kurt Franz das hier lediglich darauf verweisen, daß das Problem für Foto eines geselligen Beisammenseins in der Mordfa­ die Architektur in mehreren Arbeiten von Werner brik. Lagerzoo in Treblinka.37 Durth erörtert wurde.27 Rolf Sachsse geht mit Detail­ Während uns jedoch die Albumbildchen erschrek- kenntnis auf die Frage von Fotografenbiografien in ken, weil ihre Teilhabe an der Wolfsgesellschaft Fotogeschichte, Heft 4 ein.28 nicht zu übersehen ist, scheint die kultivierte Welt Damit ist die NS-Fotografie im Blick, und in den der Bildbände der Berufsfotografen nicht kompromit­ 80er Jahren, drückt sich niemand vor dem Thema. tiert. Was ist jedoch der Unterschied zwischen jenem An den Arbeiten von Erna Lendvai-Dircksen arbei­ Foto, das den Zoo in Treblinka zeigt, und den Fohlen ten sich Autorinnen und Autoren ab - sie wollen die auf der Weide (1940) oder Lämmer. Kücken und Kälb­ Qualität der Fotos genausowenig übersehen wie die chen (1940) von Alfred Ehrhardt. Auch nach den Nie­ Kollaboration der Fotografin.29 Auch hier könnte die derdeutschen Altarschreinen (1938) oder den Nieder­ Modernisierungsdebatte helfen, man muß sie ja nicht deutschen Madonnen (1940) des gleichen Fotografen so dümmlich wie Rainer Zitelmann führen. Damit sollte gefragt werden.38 Es ist auch schon gefragt wor­ wären wir jedoch zur zweifachen Grenzüberschrei­ den. Von Friedrich Kestel nach „Walter Hege (1893 - tung gezwungen, in der Zeit - vor 1933 und nach 1955) - 'Rassekunstphotograph- und/oder 'Meister 1945 - und im Gegenstandsbereich - hin zum De­ der Lichtbildkunst“'39 - so wie in dem von Angelika sign, zur Architektur. Die Publikation Geschichte der Beckmann und Bodo von Dewitz herausgegebenen Hege-Katalog.40 Rolf Sachsses „Skizze zu Stefan kunst45 verbreitet. Doch darf bei Sammelalben wie Kruckenhauser“41 stellt ähnliche Untersuchungen an Acht Wanderungen durch deutsche Gaue. Frühlings­ - wir können sicher sein, das Eis ist gebrochen, und fahrten46 weder die politische noch die ästhetische sie werden alle ihre Ausstellung und ihren Katalog Einbettung in das nationalsozialistische Deutschland kriegen, die Hubmanns und Pabels, die Retzlaffs und übersehen werden. Die malerischen Fotos vom Rhein Straches. Und zunehmend werden auch die zwölf Jah­ oder von der Mosel, aus dem Harz oder aus dem re ihrer Schwäche, ihrer Kollaboration gezeigt und Schwarzwald werden in Sammelalben oder Quartett­ kritisch analysiert werden. Doch was kommt dabei spielen mit der „Neuen Deutschen Baukunst“ ver­ mehr heraus,"als ein „mondo cane“ der Fotografie? eint. ergeben so eine Enzyklopädie des nationalsozia­ Vor diesem Hintergrund könnte es doch etwas er­ listischen Deutschlands.47 Daß mit diesem Bildkanon bringen, wenn die Modernisierungsdebatte nicht den das kulturelle Gedächtnis konstituiert werden sollte, Noltes und Zitelmännern überlassen wird, wenn wir betont Adolf Hitler in seiner „Kulturrede“ auf dem auch in der Fotogeschichte fragen, wie wir jenen Reichsparteitag am 7. September 1937: „Niemals „Modemisierungsschub“ zu bewerten haben, der wurden in der deutschen Geschichte größere und ed­ „Neue Sachlichkeit“ heißt. Mil dem Heft 28 der Foto- lere Bauwerke geplant, begonnen und ausgeführt als geschichte „Fotografie und Faschismus“, mit dem in unserer Zeit. - [...] Deshalb sollen diese Bauwerke Beitrag von Ulrich Pohlmann zu den NS-Fotoausstel- nicht gedacht sein für das Jahr 1940. auch nicht für lungen, vor allem zu „Gebt mir vier Jahre Zeit“, wur­ das Jahr 2000, sondern sie sollen hineinragen gleich de wie auch mit anderen Beiträgen ein Anfang ge­ den Domen unserer Vergangenheit in die Jahrtausen­ macht.42 de der Zukunft.“48 In einem ersten Schritt wäre der Kanon dessen zu Das ist Arbeit am kulturellen Gedächtnis. Mit den erweitern, für den das Etikett „NS-Fotografie“ steht. Bauten werden Denkmale, Markierungen im Territo­ Der von Winfried Nerdinger herausgegebene Kata­ rium gesetzt, die die Fotografie omnipräsent sein log Bauen im Nationalsozialismus (München 1993) läßt. Mit einem engen Begriff von „NS-Fotografie" könnte bei so einem Unterfangen Vorbild sein. Statt setzen wir die Arbeit an der vom Nationalsozialis­ die „NS-Fotografie“ zu erforschen, stünde das Foto­ mus gewollten symbolischen Ordnung fort, auch grafieren im Nationalsozialismus zur Disposition. - wenn das Vorzeichen verändert wird. Ich halte es für Der Begriff „NS-Fotografie“ unterstellt ja unter­ die zentrale wissenschaftliche Aufgabe im Umgang schwellig, daß die dazu in Bezug gesetzten Fotogra­ mit der Geschichte Deutschlands von 1933 bis 1945, fien, zu hundert Prozent von nationalsozialistischer daß immer das gesamte Netzwerk der politischen Ideologie durchtränkt seien. In der Rede von der NS- und kulturellen Phänomene präsent gehalten wird. Fotografie schwingt immer die Vorstellung mit. es Dazu genügt es nicht, die repräsentativen und die ma­ handele sich um eine spezifische, wesenhafte Struk­ lerischen Fotos mit denen des Verbrechens zu kon­ tur. Tatsächlich fotografierten die meisten Fotografin­ frontieren. Wie Sibyl Milton4'1 und andere gezeigt ha­ nen und Fotografen so weiter, wie sie es gewohnt wa­ ben, wurden Bilder vom KZ-Dachau seit 1933 ver­ ren. Wie ein sehr großer Teil der deutschen Bevölke­ breitet. Sowohl die Münchner Illustrierte Presse rung unterstützten sie die Politik der NSDAP, direkt 193350 wie auch der Illustrierte Beobachter 193651 oder indirekt, abwartend oder mit Emphase. stehen in der Tradition der modernen, international Der Wechsel von „NS-Fotografie“ zu „Fotografie­ führenden Fotojoumalistik Deutschlands.32 Doch ren im Nationalsozialismus“ (oder wollten wir ganz auch jene Fotos der Konzentrationslager, die nicht genau formulieren: Fotografieren im nationalsoziali­ für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sondern ledig­ stischen Deutschland) wäre ein Wechsel von den Bil­ lich in die Hände der Führungselite der SS gelangten, dern, mit denen sich das Regime dem kulturellen Ge­ sind im engeren Sinne „NS-Fotografien“, auch wenn dächtnis einprägen wollte, zu tendenziell allen Bil­ sie gegen den Strich betrachtet werden können.53 Auf dern, die Bestandteil des „social engineering“ waren. welche Komplexität man treffen kann, wenn ein Netz­ Wie komplex - von bewußten Entscheidungen bis werk der Bilder erstellt werden soll, das die Zeit hin zu Zufällen - der Prozeß bis zur Bildveröffentli- 1933 bis 1945 im Deutschen Reich repräsentiert, sei chung war, hat Rudolf Herz in seiner Fallstudie Hoff- an einem symptomatischen Beispiel angedeutet: mann & Hitler gezeigt.43 Das damals (aber auch heu­ In Essen-Katenberg ist heute die musealisierte - te) etablierte Fotomaterial wurde in Bildbänden über aus der Funktion genommene - Zeche Zollverein zu die Olympiade 193644 oder die Neue Deutsche Bau­ besuchen. Sie ist bald 150 Jahre alt. 1847 wurde der erste Schacht abgeteuft. Der verminderten Leistung wurde Ende der 1920er Jahre mit einer großen Inve­ stition begegnet. Man legte einen neuen zentralen Förderschacht an und mit ihm verbunden eine Aufbe­ reitung, die Kraftwirtschaft sowie die Werkstätten auf der Tagesanlage 12. Die Architekten bzw. die In­ genieure, die diese Arbeiten planten, waren Fritz Schupp und Martin Kremmer. Das Resultat gilt als ein Wunderwerk der Industriearchitektur des 20. Jahr­ hunderts, 1932 nahm der Schacht seinen Betrieb auf. Gegenüber 2500 Tonnen, die eine mittlere Ruhrzeche förderte, wurden in dieser ersten Verbundanlage des Ruhrgebietes 12000 Tonnen täglich produziert. Im Rahmen der Autarkiebestrebungen des Dritten Abb. I Bergwerk Rammelsberg, Goslar. 1936 (Goslar. Stadt­ Reiches (die, um Devisen zu sparen, durchaus nicht archiv). neu waren) griff man auch nach 1933 auf das bewähr­ te Architektengespann zurück. Die Kriegsvorberei­ tung machte es vor allem notwendig, die heimischen Erze zu nutzen, auch wenn sie weniger ergiebig (und damit die Gewinnung der Metalle teurer) waren. 1935 waren die Versuche einer „flotativen Aufberei­ tung der Rammelsbergerze" (Südharz) so positiv ver­ laufen, daß man in einen Großversuch gehen konnte. Der Gesamtplan wurde als „Rammelsbergprojekt“ be­ zeichnet. Die neue Anlage in Goslar von Schupp und Kremmer, die ja auf Zollverein gezeigt hatten, daß sie in der Lage waren, solche Verbundanlagen zu bau­ en, wurde von 1935 bis 1938 fertiggestellt. 1939 konnten Magazin und Verwaltungsgebäude bezogen Abb. 2 Tallandschaft bei Münstereifel (aus: Vom Fels zum werden.54 Meer. 12 Fahrten durch Groß-Deutschland, Düsseldorf o.J. [uni 1940]). Schauen wir uns einige Fotos des Bauwerkes an, dann entspricht es auf den ersten Blick nicht dem formsprachlichen Signal, das NS-Archilektur an­ zu entscheiden, ob es in der ersten oder zweiten Hälf­ zeigt. Ein Foto (Abb. 1), aufgenommen wohl 1936, te der vierten Dekade aufgenommen wurde. Nur ein zu Ende der Bauzeit der Hangaufbereitungsanlage, Argument läßt sich für die frühe Datierung bringen: würde jedoch ohne Probleme in das Sammelalbum im Vergleich zu einer weiteren Ansicht (Abb. 4) der Vom Fels zum Meer55 passen (Abb. 2). Im Fernblick Anlage fallen die anderen Bänke im Vordergrund aus einem Repoussoir von Tannenbäumen wird das auf. Eine Generation Bänke, so ist zu vermuten, ha­ riesige Gebäude in das liebliche Harztal bei Goslar in­ ben die Goslarer inzwischen verheizt. Für eine späte­ tegriert. Das Schema des Fernblicks aus einer Re- re Datierung der Abb. 4 spricht nicht nur das fortge­ poussoirzone im Vordergrund ist ein etabliertes Mu­ schrittene Wachstum der Bäume, sondern sprechen ster der neuzeitlichen Landschaftsmalerei. Es wurde auch Verkehrszeichen und Straßenlaterne. Die wohl in England an den Bildern Claude Lorrains im 18. ältere Abb. 3 betont die Achsialität der Anlage, mil­ Jahrhundert kanonisiert und spielt (in der Theorie des dert die Nüchternheit mit den gleichen Mitteln wie Pittoresken) auf frühen Industriebildern die wichtige die Architektur ab, der Integration in die heimische Rolle, den Schock des Neuen erträglich zu machen.56 Landschaft. Ihren funktionalen Bau haben Schupp Seit dem späten 18. Jahrhundert hat es sich als Chif­ und Kremmer mit dem anstehenden Naturstein ver­ fre für Idyllik durchgesetzt, wird doch der Blick aus blendet und dem lokalen Holzbau angeglichen. behüteter Nähe in die Ferne geführt. Mit dem glei­ So wie die beiden Fotos den für die Zeit des Drit­ chen Schema arbeitet ein Foto nach der Vollendung ten Reiches typischen Konflikt zwischen Modernität der gesamten Anlagen (Abb. 3), und es ist schwierig und naturverbundenem Blick zurück thematisieren. Abb. 3 Bergwerk Rammelsberg, Goslar, um 1940 (Goslar, Abb. 4 Bergwerk Rammelsberg, Goslar, um 1950 (Goslar. Stadtarchiv). Stadtarchiv). so prägt dies auch die Architektur. Roswitha Mat­ turerbe“ anerkannt, es befindet sich - mit dem Stahl­ lausch hat die konkurrierenden Positionen bei der Pla­ werk „Völklingen“ - in der Liste der UNESCO, stellt nung der „Stadt des KdF-Wagens“ (heute Wolfsburg) das deutsche Kontingent. Es soll auch ein Highlight und der „Stadt der Hermann-Göring-Werke“ (heute der EXPO 2000 werden, wenn das Geld - das so Salzgitter) beschrieben.57 Sie zeigt, daß die Groß­ sehnlich erwartete - kommt. Fast scheint es, als ob stadt in der Emblematik der NSDAP für das Böse, hier durch eine rührend-naive Aufwallung des Lokal­ den Materialismus stand. Doch zwangen die Kriegs­ patriotismus Rainer Zitelmanns „Modernisierungs­ vorbereitungen, die auch zum „Rammelsbergpro- theorie“ vorgeführt würde. Ende der 20er/Anfang der jekt“ führten, zu einer auch propagandistisch positi­ 30er Jahre kam der Erzbergbau in die Krise. Der NS- ven Bewertung der Industrie. 1939 haben sich in die­ Staat subventionierte eine teure aber ertragreiche se Auseinandersetzung die Modernisierer durchge­ neue Produktionsmethode. Auch in den 50er und setzt: „Vorübergehend gab es sogar heftige Mißach­ 60er Jahren beschäftigte die Anlage noch Bergleute - tung der großen Städte. Man unterschätzte dabei ih­ erst heute wird alles geschlossen. Die Anlage wurde, ren Anteil am Neuaufbau Deutschlands [...] Endlich nachdem eine Bürgerinitiative tätig geworden war, übersah man wohl auch, daß wir die Werkstätten un­ zum Museum. Die Besucher fahren gerne in die serer Rüstung, die Häfen unseres Handels, und die schaurige Tiefe - auf diese Erfahrung können viele Ansammlung kulturtragender Menschen brauchen, Bergwerksmuseen Englands zurückblicken. Die Foto­ um jene Höchstleistungen zu erzielen, in denen wir grafie suggeriert die Logik des Zitelmannschen Ge- mit den Nachbarvölkern wetteifern. Wir lernen um.“58 In unserem Zusammenhang muß dieser Hinweis genügen, um anzudeuten, daß der Fernblick aus dem behüteten Vordergrund durchaus seinen Platz im „Fo­ tografieren in der NS-Zeit“ hatte. Er kann für die Zeit neu und spezifisch bewertet werden. Natürlich gibt es auch Aufnahmen von Industrieanlagen ohne Re­ poussoir vor 1945, wie es nach 1945 weiter eine hei- mattümelnde fotografische Integration in die Harz­ landschaft gibt (Abb. 5). Goslar ist überall. Jeder Ort möchte sich unbeschä­ digt durch das Dritte Reich retten. In München ist der Königsplatz wieder ins Biedermeier zurückgeführt worden59, in Frankfurt ist jüngst ein Streit entbrannt, ob das „IG-Farben Haus“ nicht lieber Hans-Poelzig- Haus heißen sollte, weil letzteres harmloser sei.60 Abb. 5 Bergwerk Rammelsberg, Goslar, um 1950? (Goslar, Das Bauwerk in Goslar ist inzwischen als „Wellkul- Stadtarchiv).

Abb. 6 Sämtliche Abbildungen stammen aus: Gemälde des Lichts. Meisterwerke der Lichtbildkunst, hrsg. von Hans A. Kluge, . Paris 1943: Seite 64 (von links nach rechts, von oben nach unten)

• H. Heidersberger, Braunschweig: „Birkenallee" (S. 16). • Erna Lendvai-Dircksen: „Wanderdünen“ (S. 45). • L. Strelow, Berlin: „Geiger" (S. 188). • Dr. P. Weller, Berlin: „Vor dem Ausritt“ (S. 77). • H. v. Perckhammer, Berlin: „Eilende Wolken“ (S. 48). • Fr. Seidenstücker, Berlin: „Indiskretion“ (S. 171). • H. v. Perckhammer. Berlin: „Auf treuer Wacht“ (S. 132). • H. Schaller, Berlin: „Auf Streckenflug“ (S. 133). • M. Schimer, Berlin: „Stabhochsprung“ (S. 126). • S. 65 (von links nach rechts, von oben nach unten) • H. Saebens, Worpswede: „In der Dorfkirche“ (S. 57). • R. Tietgens, Hamburg: „Verladekran“ (S. 69). • Wasow, München: „Brückenbogen“ (S. 85). • I. Schneider-Lengyel, München: „Heiliger Johannes“ (S. 167). • K. Weidenbaum, Berlin: „Wehrsport“ (S. 118). • K. Weidenbaum, Berlin: „Musische Erziehung“ (S. 120). • E. Kind, Berlin: „Mädchen am Meer“, (S. 44). dankenganges: weder das Foto von 1935/36 noch das Humanisten, die Freunde Griechenlands und Kenner aus den frühen 40er Jahren sieht wie ein ,.NS-Foto“ der antiken Kultur.63 Doch trotz oder wegen aller klas­ aus. Deswegen - um das Gedächtnis zu präzisieren - sischen Bildung findet sich etwa im zweiten Jahr­ müssen solche Fotos Bestandteil der „NS-Fotogra- gang ein Bild über „Pioniere des 20. Jahrhunderts“, fie“ werden. der auch das „Ghetto Litzmannstadt“ zeigt.64 Die Bil­ Eine repräsentative Sammlung von Fotos aus der derwelt des von Griechenlandsehnsucht erfüllten Bür­ Zeit des Nationalsozialismus wirft ein erhellendes gertums wäre ebenfalls dem Fotografieren im Natio­ Licht auf die Zeit davor und die Zeit danach. Für die nalsozialismus zuzuzählen. Zeit vor 1933 müssen wir fragen, welche Fotos wei­ Vielleicht liegt uns der erweiterte Kanon der Foto­ ter toleriert werden, welche nicht. Wo konnte der Na­ grafie im Nationalsozialismus in Bildbänden vor, die tionalsozialismus Traditionen aktivieren. Akzente set­ während des Krieges erschienen. Einerseits wollte zen - wo knirschte es so stark, daß Fotografen, Künst­ die deutsche Propaganda für Kollaboration werben, ler oder Architekten nicht Weiterarbeiten konnten. in den besetzten Ländern (außer Polen) Parteigänger Die Ausstellung „Entartete Kunst“ ist in der späteren gewinnen. Schon deswegen haben die Modernisierer Wahrnehmung oft mit dem Odium umgeben worden, einen größeren Einfluß. Einen schönen Querschnitt was irgend modern gewesen sei, wäre gebannt gewe­ durch das Fotografieren im Nationalsozialismus gibt sen. Doch ein Blick in die Monatsschrift Das XX. der Band Gemälde des Lichts aus dem Jahre 1943.65 Jahrhundert, die 1939 im ersten Jahrgang erschien, Die Lichtbilder könnten in ihrer Abfolge von der Na­ belehrt uns eines besseren. Egon Vietta stellt hier lie­ tur und Landschaft zur Technik und Kunst, der Ka­ bevoll die „Metaphysische Malerei“ Chiricos und non der NS-Fotografie sein (Abb. 6). Eine distanzier­ Carras vor.61 Der gleiche Autor macht uns ebenfalls te Betrachtung wird zu überprüfen haben, ob und wie mit der „Metaphysischen Fotografie“62 bekannt, solche Bilder mit dem Nationalsozialismus verbun­ Lichtbilder von Herbert List stehen im Zentrum sei­ den sind. Der kalte Blick fragt nicht nach Schuld, er ner Ausführungen. Die Zeitschrift versorgt die NS- fragt konsequenterweise auch nicht nach Unschuld.

1 Ursprünglich war dieser Beitrag als Forsclumgsbericht zur 6 Vgl. Bernd Faulenbach, Zum Stand der wissenschaftlichen Fotogeschichte der „Nazizeit“ geplant. Unter der Hand ver­ und öffentlichen Diskussion über den Nationalsozialismus, änderte er sich. Ich danke Ute Wrocklage, Bärbel Schmidt in: Sabine Blum-Geenen, Ute Ehrlich, Frank Markowski, und Ulrich Pohlmann für Anregungen und Hinweise. Die Gabriele Moser (Hrsg.), „Bruch und Kontinuität". Beiträge Diskussion auf der Tagung „Die Geschichte der Geschich­ zur Modernisierungsdebatte in der NS-Forschung, Essen te“ hat mir geholfen, präziser zu formulieren. 1995, S. 15-30. Der sehr infonnative Text Bernd Faulen­ 2 Aus der CD: Max Goldt. OK Mutter, ich nehme die Mittags­ bachs (mit der vorhergehenden Literatur) blockt zu stark maschine, in: Max Goldt. Weihnachten im Bordell. Lese- ab. Wie so oft geht es nicht um ein Entweder/Oder. Es gilt Live Drei. Labenz (Fünfundvierzig) 1995. die modernisierende Seite des Nationalsozialismus zu se­ 3 Daniel Jonah Goldhagen. Hitlers Willing Executioners. Or­ hen, ohne ihn damit monokausal erklären oder gar (Zitel- dinär)' Germans and . London 1996: dt. Ber­ mann, Nolte) plausibel machen zu wollen. lin 1996. 7 Michael Prinz, Rainer Zitelmann (Hrsg.). Nationalsozialis­ 4 Jean Delumeau. Le péché et la peur. La culpabilisation en mus und Modernisierung, 1994, zit. nach: eben­ Occident (XIII' - XVIIIe siecles). 1983: dt. Angst im Abend­ da, Vorwort, S. 8. land. Die Geschichtet■ kollektiver Ängste im Europa des 14. 8 Vgl. Karl Heinz Roth. Historisierung des Nationalsozialis­ bis 18. Jahrhunderts. Reinbek bei Hamburg 1985. mus? Tendenzen gegenwärtiger Faschismus'ftsfschung, in: 5 Ute Wrocklage. Architektur zur „Vernichtung durch Ar­ ebenda. S. 31-52 (ebenfalls mit der vorhergegangenen Dis­ beit“. Das Album der „Bauleitung d. Waffen-SS u. Polizei kussion). K. L. Auschwitz“, in: Fotogeschichte. Heft 54, 14. Jg., 9 Sabine Kübler, Paul Wolff - Frankfurt. Friedrich Seiden­ 1994. S. 31-44. stücker - Berlin. Zwei Zeitgenossen fotografieren die 30er Jahre, in: Fotogeschichte, Heft 28. 8. Jg.. 1988, S. 43-48. 29 Vgl. etwa Claudia Gabriele Philipp, Erna Lendvai-Dircksen 10 Winfried Ranke, Fotografische Kriegsberichterstattung im (1882 - 1962). Verschiedene Möglichkeiten, eine Fotogra­ Zweiten Weltkrieg. Wann wurde daraus Propaganda?, in: fin zu rezipieren, in: Fotogeschichte, Heft 7, 3. Jg.. 1983, S. Fotogeschichte, Heft 43. 12. Jg., 1992. S. 61-75, bes. S. 62. 39-56. 11 Rudolf Her/., Hoffmann & Hitier. Fotografie als Medium des 30 Geschichte der Fotografie in Österreich, Ausstellungskata­ Führer-Mythos, Ausstellungskatalog Münchner Stadlmu- log. Bad Ischl 1983. seum, München 1994, S. 16. 31 Otto Hochreiter. Fotografie und Faschismus. Bemerkung 12 Die Verabsolutierung von Bild oder Sprache ist irreführend. zur Menschenverachtung im Lichtbild, in: ebenda. S. 431- Allerdings sollte nicht vergessen werden, daß wir mit Bild- 437, Abb. 458-462. und Text-Erfahrungen auch haptische Erfahrungen verbin­ 32 Museum der Arbeit (Hrsg.), Foto Gentin. Werk und Leben ei­ den, akustische treten hinzu. Nie existiert ein Eindruck al­ nes Bildjournalisten. Hamburg 1994. lein. 33 Winfried Ranke. Deutsche Geschichte kurz belichtet. Photo­ 13 Gustav Droysen. Historik, Darmstadt 1971 (= Reprint der reportagen von Gerhard Gronefeld 1937 - 1965, Berlin 6. Auflage, München 1937), S. 327. 1991. 14 Emst Gombrich. Art and Illusion, London 11959.21962. dt. 34 Diethart Kerbs. Walter Uka, Brigitte Waltz-Richter (Hrsg.), Kunst und Illusion. Köln 1967. Die Gleichschaltung der Bilder. Zur Geschichte der Pressefo­ 15 Ich erhebe für diese Überlegung keinen Anspruch auf Origi­ tografie 1930-36. Berlin (W) 1983. nalität. Sigrid Schneider. Von der Verfügbarkeit der Bilder. 35 Timm Starl, Knipser. Die Bildgeschichte der privaten Foto­ Fotoreportagen aus dem spanischen Bürgerkrieg, in: Fotoge­ grafie in Deutschland und Österreich von 1880 bis 1980. schichte. Heft 29, 8. Jg., 1988. S. 49-64 sei nur zitiert. Ob­ München 1995. wohl Herbert Molderings: Überlegungen zur Fotografie der 36 Ebenda, S. 99-124. Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses, in: Kritische Be­ 37 Ernst Klee, Willi Dreßen. Volker Rieß (Hrsg.), „Schöne Zei­ richte, 5. Jg., 1977, Heft 2/3. S. 37-66 den Zusammenhang ten". Judenmord aus der Sicht der Täter und Gaffer. Frank­ Neue Sachlichkeit - NS-Fotografie nicht direkt anspricht, furt 1988. das Fotoalbum von Kurt Franz, S. 205-207. weist doch seine Kritik an der Neuen Sachlichkeit in die 38 Von Alfred Ehrhardt erschienen in Hamburg: 1938: Die von mir vertretene Richtung. Kuhrische Nehrung-, 1938: Niederdeutsche Altarschreine: 16 Ich selber habe den Zusammenhang von Fotografien der 1939: Mittelalterliche Taufen: 1940: Fohlen a u f der Weide: Zeit 1945 bis 1950 mit denen der Zeit ab 1940 in einem 1940: Lämmer. Kitken und Kälbchen: 1940: Niederdeutsche sehr engen Sektor untersucht: Detlef Hoffmann, Der Fluch Madonnen. Der Hinweis von Diethart Kerbs, daß Alfred der bösen Tat. Fotos aus dem besiegten Essen, in: Sigrid Ehrhard als Kunsterzieher Berufsverbot hatte, gibt mir die Schneider (Hrsg.). Bildberichte. Aus dem Ruhrgebiet der Gelegenheit, darauf zu verweisen, daß es mir nicht um die Nachkriegszeit, Ausstellungskatalog Ruhrlandmuseum, Es­ Redlichkeit der Fotografen geht. Vielmehr paßten Bildbän­ sen 1995. S. 160-179. de wie die genannten - und es handelt sich hier lediglich 17 Brief Emil Noldes an den Minister für Volksaufklänmg und um Beispiele - in den Kanon von „NS-Fotografie“. ln die­ Propaganda vom 2. Juli 1938, in: Diether Schmidt (Hrsg.), sem Zusammenhang machte mich Ute Wrocklage darauf In letzter Stunde 1933 - 1945. Dresden 1964. S. 152 f. aufmerksam, daß dies durch die Dissertation von Hedwig 18 Erika Gysling-Billeter, Die angewandte Kunst: Sachlich­ Schwarting. Das Lichtbild in Aufklärung und Propaganda keit trotz Diktatur, in: Die dreißiger Jahre. Schauplatz der Deutschen Arbeitsfront. Ein Beispiel für die Verwendung Deutschland, Ausstellungskatalog, München 1977. S. 171- von Lichtbildern in der nationalsozialistischen Werbung. 197. München 1941 belegt wird. Hier spielten Fotos eine ent­ 19 Kunst im Dritten Reich. Dokumente der Unterwerfung. Aus­ scheidende Rolle, die nicht auf den ersten Blick kanonisier­ stellungskatalog. Frankfurt/M. 1974: vgl. auch die Doku­ te NS-Propaganda sind. mentation des Presseechos in Betrifft: Reaktionen. Anlaß: 39 Friedrich Kestel. Walter Hege (1893 - 1955). „Rassekunst- Kunst im 3. Reich - Dokumente der Unterwerfung. Ort: photograph" und/oder „Meister der Lichtbildkunst", in: Fo­ Frankfurt. Frankfurt/M. 1975. togeschichte, Heft 29. 8. Jg.. 1988. S. 65-78. 20 Berthold Hinz. Hans Ernst Mittig u.a. (Hrsg.), Die Dekora­ 40 Angelika Beckmann, Bodo von Dewitz (Hrsg.), Dom - Tem­ tion der Gewalt. Gießen 1979. pel - Skulptur. Architekturphotographien von Walter Hege, 21 John Heskett. „Modernismus“ und „Archaismus“ im De­ Köln 1993. sign des Nationalsozialismus, in: ebenda, S. 53-60. 41 Rolf Sachsse. Skizze zu Stefan Kruckenhauser, in: Fotoge­ 22 Ebenda. S. 56. schichte. Heft II, 4. Jg.. 1984, S. 31-37; vgl. auch Timm 23 Rolf Sachsse, Probleme der Annäherung. Thesen zu einem Starl. „Die Galerie“. Anmerkung und Bibliografie zur deut­ diffusen Thema: NS-Fotografie. in: Fotogeschichte, Heft 5, schen Ausgabe, 1933 - 1943. in: ebenda. S. 19-30. 2. Jg., 1982. S. 59-66. 42 Fotogeschichte, Heft 28, 8. Jg.. 1988 ist dem Thema „Foto­ 24 Ebenda. S. 60. grafie und Faschismus" gewidmet. Der Beitrag von Ulrich 25 Ebenda. S. 61. Pohlmann. „Nicht beziehungslose Kunst, sondern politi­ 26 Ebenda. sche Waffe.“ Fotoausstellungen als Mittel der Ästhetisie- 27 Werner Durth. Deutsche Architekten. Biographische Ver­ rung von Politik und Ökonomie im Nationalsozialismus, in: flechtungen 1900- 1970, Braunschweig 21987. Vgl. auch ebenda, S. 17-32. Werner Durth. Architektur und Stadtplanung im Dritten 43 Herz, (Anm. 11). Reich, in: Michael Prinz, Rainer Zitelmann, Nationalsozia­ 44 Nur drei Beispiele seien genannt: Die Olympischen Spiele lismus und Modernisierung, Dannstadt -1994, S. 139-171. in Berlin. Band I und 2, Nachdruck unter dem Titel Die NA­ 28 Rolf Sachsse, Die Arbeit des Fotografen. Marginalien zum ZI-Olympiade. Frankfurt am Main 1972. Im Band 1, Seite beruflichen Selbstverständnis deutscher Fotografen 1920 - 162 f.. wird unter der Überschrift „Wunder der Technik" 1950, in: Fotogeschichte, Heft 4, 2. Jg., 1982, S. 55-64. Uber Foto- und Filmtechnik berichtet. Als zweites Beispiel sei der Band Die Olympischen Spiele 1936, herausgegeben Zeitschrift wie Signal (um die allzu deutlich politischen Bei­ vom Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld 1936. ge­ träge gekürzter Reprint. Hamburg 1977, 5 Bände) ist diese nannt. Schließlich sei auf den Bildband Das Reichssport- moderne Professionalität durchaus zu beobachten. feld. Eine Schöpfung des Drillen Reiches für die Olympi­ 53 Vgl. hierzu Yasmin Doosry, Vom Dokument zur Ikone: Zur schen Spiele nnd die Deutschen Leibesübungen, hrsg. vom Rezeption des Auschwilz-Albums, in: Yasmin Doosry Reichsministerium des Inneren. Berlin 1936 verwiesen. (Hrsg.). Representations of Auschwitz, Oswiecim 1995. S. 45 Neue Deutsche Baukunst, herausgegeben von , 95-104: Ute Wrocklage, Architektur zur „Vernichtung dargestellt von Rudolf Wolters. Berlin 1941. durch Arbeit". Das Album der „Bauleitung d. Waffen-SS u. 46 Acht Wanderungen durch deutsche Gaue. Frühlingsfahrten, Polizei K. L. Auschwitz", in: Fotogeschichte, Heft 54, 14. Sammelalbum der Finna Peter Cremer. Standard-, Seifen- Jg., 1994. S. 31-43. und Glyzerinwerke, Düsseldorf-Heerdt o. J. (nach 1938). 54 Sehr ausführlich dazu: Preussag Metall AG (Hrsg.), Dr. Vgl. auch: Vom Fels zum Meer. 12 Fahrten durch Groß­ Christoph Bartels. Deutsches Bergbaumuseum Bochum deutschland. Düsseldorf-Heerdt o. J. (um 1940?). (Quellenbearbeitung und Manuskript), Das Erzbergwerk 47 Als Beispiel sei genannt: Deutschland ist schöner und grö­ Raminelsberg. Die Betriebsgeschichte von 1924 bis I9S8 mit ßer geworden. Stüdte-Quartett. Alte und neue Hauten des einer lagerxtättenkundlichen Einführung sowie einem Abriß Dritten Reiches, Spielkartenfabrik Altenburg/Thüringen o. der älteren Bergbaugeschichte, Goslar 1988, zum „Rain- J. (Ende 1938/Anfang 1939). melsbergprojekt", S. 48-59. Hier S. 48 ein Foto der alten Ta- 48 Max Domarus. Hitler. Reden 1932 bis 1945. Kommentiert gesanlagen kurz vor Baubeginn 1935, S. 51 die neue Anla­ von einem deutschen Zeitgenossen, Band I. Wiesbaden ge im Bau. 1973. S. 729; vgl. auch die in unserem Zusammenhang sehr 55 Vom Fels zum Meer. (Anm. 46). ähnliche „Kunstrede“ am II. September 1935, in der der 56 Ich verweise in unserem Zusammenhang lediglich auf Mo­ Satz steht: „Kein Volk lebt länger als die Dokumente seiner nika Wagner. Die Industrielandschaft in der englischen Ma­ Kultur", ebenda. S. 528. Diesen Salz stellt Rudolf Wolters lerei mul Grafik 1770 - 1830, Frankfurt/M., Bern. Las Ve­ seinem Buch Uber Neue Deutsche Baukunst, 1941 (Anm. gas 1979. insbes. den Abschnitt „Das Bergwerk", S. 25-41. 45) voran, nicht ohne auch im Text (S. 9) die Rede ausführ­ 57 Roswitha Mattausch, Die Planungen für die „Stadt des KdF- lich zu zitieren. Wagens" und die „Stadt der Hermann-Göring-Werke", in: 49 Sybil Milton. Argument oder Illustration. Die Bedeutung Hinz u.a.. (Anm. 20). S. 173-184. von Fotodokumenten als Quelle, in: Fotogeschichte, Heft 58 Werner Lindner. Die Stadt - ihre Pflege und Gestaltung, 28, 8. Jg., 1988, S. 60-90: hier werden die beiden Reporta­ München 1939, S. 334, zit. nach: ebenda, S. 173 f. gen von Friedrich Franz Bauer über das KZ Dachau sowie 59 Vgl. Detlef Hoffmann. Zentren des Verbrechens. Vom Kö­ Hilmar Pabels Bericht über das Ghetto Lublin diskutiert. nigsplatz. KL Dachau, KL Auschwitz, in: Herman Glaser, Vgl. auch Detlef Hoffmann, Fotografierte Lager. Überlegun­ Margarethe Goldmann, Norbert Sievers (Hrsg.), Zukunft gen zu einer Fotogeschichte deutscher Konzentrationslager, Kulturpolitik Festschrift für OlafSchwencke, Hagen und Es­ in: Fotogeschichte. Heft 54, 14. Jg., 1994, S. 3-20. sen 1996. S. 88-96. 50 Münchner Illustrierte Presse vom 16. Juli 1933. 60 Vgl. den Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 5 1 Illustrierter Beobachter vom 3. Dezember 1936. 4.X. 1996: Architektur - Denkmal oder Monument der Zeit­ 52 Vgl. dazu die Einführung von Arthur Goldsmith zu: Photo­ geschichte. journalismus, Zürich 1985. S. 7-20, bes. S. 13/14: „Die 61 Egon Vietta. Metaphysische Malerei. Zur modernen italieni­ Bildpresse blühte auf. als sich 1924/25 die wirtschaftliche schen Kunst, in: Das XX. Jahrhundert. Monatsschrift, hrsg. Lage besserte. Und das Berlin der Weimarer Republik mit von Giselher Wirsing und Emst Wilhelm Eschmann, 2. Jg.. seinen vielfältigen politischen, kulturellen und intellektuel­ 1940. S. 498-506. Erschienen in Jena bei Eugen Diederichs. len Strömungen wurde zur Geburtsstätte und zum Mittel­ 62 Egon Vietta. Metaphysische Fotografie, in: Das XX. Jahr­ punkt des Photojoumalismus“. Vgl. auch Tim N. Gidal, hundert, 4. Jg., 1942. S. 357-367." Chronisten des Lebens. Die moderne Fotoreportage, Berlin 63 Ebenda. S. 13-15 etwa: Prof. A. Mathey, Delphi, eine der 1993, S. 33-52. vgl. ebenda, S. 56: „Das Jahr 1933 bedeute­ größten Kultstätten Europas, und S. 233-235 Gemälde des te den Niedergang des deutschen Fotojoumalismus. ’Der gleichen Professors zum gleichen Thema. Der Beitrag S. Rückschritt des Fotojoumalismus in Deutschland vollzog 221-224: „Das Gesicht des ägäischen Menschen“ ist mit Fo­ sich im direkten Verhältnis zu seinem Fortschritt in denjeni­ tos von Herbert List illustriert. gen Ländern, in denen Freiheit des Ausdrucks besteht’ 64 Erika Schmachtenberger, Pioniere des 20. Jahrhunderts, S. schrieb Kurt Korff aus der Rückschau." Wenn auch nicht zu 424-426. Dieser „Bildbericht" ist in dem Aufsatz von Wolf­ bezweifeln ist, daß die Elite des Fotojournalismus Deutsch­ gang Höpker, Wartender deutscher Osten, S. 421-428 einge­ land verlassen mußte, so blieben doch die Infrastrukturen klinkt; in: Das XX. Jahrhundert. 2. Jg., 1940. und das Know-how etwa der Berliner lllustrirten Zeitung 65 Dr. Hans Kluge (Hrsg.), Gemälde des Lichts. Meisterwerke und der Münchner Illustrierten Presse erhalten. In einer der Lichtbildkunst. Berlin. Paris 1943.