Regioaktuell Für Die Nahverkehrsbranche
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Informationen RegioAktuell für die Nahverkehrsbranche Ausgabe Juni – August 2016 Grafi k: idea Kommunikation Grafi Editorial Handlungsbedarf Innerhalb weniger Jahre ist der Fernbuslinienverkehr erwachsen geworden. Er hat sich zu einem stattlichen Markt entwickelt, der stetig weiter wächst. Das bestä- Fernbus braucht für Wachstum tigt: Die Liberalisierung war aus Kundensicht ein richtiger Schritt. keine Fahrgäste aus dem SPNV Allerdings ist der Fernbus damit auch kein Newcomer mehr, dem Evaluierung: Nahverkehrsbranche setzt sich für Korrekturen im PbefG ein alle Türen off en gehalten wer- den müssten. Berlin. Nach den Bestimmungen des Abwanderung im vergangenen Jahr. Der AWE for- Personenbeförderungsgesetzes (PbefG) muss dert, den SPNV wirkungsvoller vom Fernbus ab- Der Fernbus hat das Bundesverkehrsministerium zum 1. Januar zugrenzen und dazu den Mindesthalteabstand im seinen Platz im 2017 eine Evaluierung des Fernbuslinienverkehrs Fernbusverkehr auf 100 Kilometer zu verdoppeln. Fernverkehr. In vorlegen. Auch die SPNV-Branche hat Bilanz Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger der Praxis aber gezogen und ist sich einig: Das Wachstum des im SPNV schließt sich dem an. Der Bund müsse ist auch die Tür Fernbusmarkts darf nicht weiter zulasten der „Konsequenzen ziehen“, sagt Hauptgeschäftsführer zum Nahverkehr weit geöff net, Nahverkehrssysteme gehen. Frank Zerban. Allerdings solle sich die Branche der im öff entlichen Auftrag und auch fragen, „was wir vom Fernbus lernen können.“ Interesse betrie ben wird. Für die Dass die Fernbusliberalisierung ein Erfolg war, be- Aufgabenträger und Verkehrs- streiten auch die SPNV-Branchenverbände nicht. Der AWE macht auch darauf aufmerksam, dass der unter nehmen im SPNV bedeutet Die rasant steigenden Fahrgastzahlen sprechen hier Fernbus durch die bisherige Befreiung von der Maut das erhebliche Einnahmeverlus- eine deutliche Sprache. Nachgebessert werden muss privilegiert wird und bei Fahrgastrechten und Bar- te. Sollen diese nicht immer wei- ihrer Ansicht nach jedoch mit Blick auf negative Fol- rierefreiheit nicht die hohen Standards des SPNV ter wachsen, müssen die gesetzli- gen für den SPNV, der als Daseinsvorsorge im öf- einhalten muss. In die Genehmigung neuer Fernbus- chen Vorgaben nachjustiert wer- fentlichen Auftrag betrieben wird. „Es ist vollkom- linien sollten nach Meinung des AWE die SPNV-Auf- den. Die Zeit dafür ist reif. Denn men nachvollziehbar, dass die politischen Entschei- gabenträger einbezogen werden. Die Gefahr, dass je länger eine Fehlentwicklung der dem Fernbus als neuem Marktteilnehmer eine der Fernbusverkehr dadurch abgewürgt wird, sieht andauert, umso schwieriger wird Starthilfe geben wollten und deshalb einige Rah- der AWE-Vorsitzende Jost Knebel nicht. Der Fern- es, sie zu korrigieren. menbedingungen zunächst etwas lockerer gesetzt busmarkt werde auch ohne Mitnahmeeff ekte aus haben“, sagt Oliver Wolff , Hauptgeschäftsführer des dem SPNV wachsen. Gravierende Folgen fürchtet Verbands Deutscher Verkehrs unternehmen. Aber: Knebel jedoch für den SPNV, falls eine Korrektur des „Eine dauerhafte Wettbewerbsverzerrung zulasten PbefG ausbleibt. Die Erlöseinbußen führten „entwe- der Eisenbahn darf es nicht geben.“ der zu größerem Zuschussbedarf aus öff entlichen Kassen oder einem verschlechterten SPNV-Ange- 70 Millionen Euro Einnahmeausfälle bot.“ Das könne weder im Interesse der Fahrgäste Dr. Jörg Sandvoß, Auf bis zu 70 Millionen Euro beziff ert der VDV-Aus- noch in dem der Steuerzahler liegen. I Vorstands vorsitzender schuss für Wettbewerbsfragen im Eisenbahnper- Standpunkt Frank Zerban: Seite 2 DB Regio AG sonenverkehr (AWE) die Einnahmeausfälle durch Interview Jost Knebel: Seite 5 RegioAktuell Ausgabe 2/16 1 Branche & Besteller Fernbus: (K)ein Thema für den SPNV? von Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger im SPNV ie Novellierung des Personenbeförde- noch Relationen von mehr als 100 Kilometern D rungsgesetzes im Jahr 2012 sollte den Standpunkt bedienen darf. Die Einführung der Busmaut Wettbewerb zwischen den eigenwirtschaft- stellt ein weiteres kleines Puzzleteil im regu- lichen Verkehrsarten Fernbus und Fern- „Der Bund muss latorischen Rahmen dar, wird aber nicht den verkehr auf der Schiene ermöglichen. Der Konsequenzen Durchbruch bringen – dazu sind die Kosten- Nahverkehr auf der Schiene mit seiner Da- ziehen, und wir als unterschiede je Personenkilometer derzeit seinsvorsorge sollte davon nicht betroffen SPNV-Branche müs- viel zu groß. Im aktuellen Marktreport der werden – soweit die Theorie. Seit seiner Libe- sen uns sehr genau BAG-SPNV haben wir dargestellt, dass die ralisierung im Jahr 2013 fährt der Fernbus von anschauen, was wir Entgelte, die der SPNV je Personenkilometer einer Erfolgsmeldung zur nächsten. Im letz- vom Fernbus lernen für die Nutzung von Trassen und Stationen ten Jahr lag sein Anteil an der gesamten Beför- können. Und das ist einiges.“ bezahlen muss, bereits höher sind als die ge- derungsleistung bereits bei 0,5 Prozent – Ten- samten Kosten des Busverkehrs. Daher ist es denz stark steigend. Mehr als ein Drittel der erforderlich, dass – wie in vielen europäischen Fahrgäste hat vorher den Pkw genutzt, knapp die Aufgabenträger des SPNV diese Lücke mit Nachbarländern – künftig anstelle der ein Viertel den Fernverkehr auf der Schiene – langlaufenden Regionalexpresszügen füllen Vollkos ten nur noch die Grenzkosten für die aber auch zwölf Prozent den SPNV. mussten. Zweitens bietet der Fernbus gerade Nutzung von Trassen und Stationen von den für Wenigfahrer oft einen unschlagbar güns- Verkehrsunternehmen zu tragen sind. Erfolg der Fernbusse hat viele Gründe tigen Preis. Drittens hat der Fernbus ein mo- Wie kann das sein? Die Erklärung ist relativ dernes, jugendliches und positives Image. Ein Die Fernbusliberalisierung ist eine Herausfor- einfach: Erstens ist die Definition von Nahver- Beispiel: Der Fernbus bietet heute schon, was derung, die man nicht auf sich beruhen lassen kehr als Fahrt von maximal 50 Kilometern die Schiene erst in Planung hat – siehe WLAN. kann. Der Bund muss Konsequenzen ziehen, Länge oder einer Stunde Reisezeit längst nicht und wir als SPNV-Branche müssen uns sehr mehr zeitgemäß – spätestens seit sich die DB Natürlich ist es nötig, den Schutz des SPNV genau anschauen, was wir vom Fernbus ler- aus dem IR-Verkehr verabschiedet hatte und zu verbessern, indem der Fernbus künftig nur nen können. Und das ist einiges. ■ London Overground: DB Arriva sichert Schiene fällt im Modal sich weiteres britisches Nahverkehrsnetz Split leicht zurück Berlin. Fallende Kraftstoffpreise, Streiks und London. Die Londoner Nahverkehrsbehörde mit einer Laufzeit von neun Jahren und einem neue Wettbewerber wie der Fernbus machten Transport for London hat DB Arriva im März Volumen von mehr als zehn Millionen Euro 2015 den deutschen Eisenbahn-Verkehrsunter- den Zuschlag für den Betrieb der London hatte DB Arriva im Dezember erhalten. Rund nehmen im Personenverkehr zu schaffen. Wie Overground Railroad (LOROL) erteilt. Der um die Städte Manchester, Leeds, Liverpool, der Geschäftsbericht der DB ausweist, ging der Vertrag mit einem Volumen von 1,9 Milliar- Newcastle und Sheffield bewegt Northern Rail Marktanteil der Schie ne im Personenverkehr den Euro beginnt am 13. November 2016 und mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und 333 Zü- von 8,1 auf 8,0 Prozent zurück. Die Verkehrs- hat eine Laufzeit von siebeneinhalb Jahren. gen derzeit rund 90 Millionen Fahrgäste pro leistung blieb konstant. Dabei kompensierten LOROL verbindet als schnelles, S-Bahn-ähn- Jahr. DB Arriva wird die Verkehrsleistung in Zuwächse im Fernverkehr Rückgänge im Nah- liches Verkehrssystem auf sechs Linien die den nächsten drei Jahren um zwölf Prozent verkehr. Bei DB Regio sank die Verkehrsleis- Londoner Außenbezirke mit der Innenstadt ausweiten, in mehr als 280 neue Fahrzeuge in- tung im SPNV, insbesondere durch auslau- (Foto). Dabei nutzen die Züge, die derzeit 112 vestieren und die übrige Flotte renovieren. ■ fende Verkehrsverträge, um 2,5 Prozent. Bahnhöfe bedienen, die Gleise des britischen Infrastrukturbetreibers Network Rail. DB Ar- DB steuert mit „Zukunft Bahn“ gegen riva betreibt LOROL seit dem Start 2007 im Der DB-Konzern verbuchte 2015 bei einem auf Rahmen eines Joint Ventures. Mir dem neuen 40,5 Milliarden Euro gestiegenen Umsatz ein Vertrag übernimmt DB Arriva die alleinige um 350 Millionen Euro schlechteres operatives Verantwortung für eines der erfolgreichsten Ergebnis (EBIT). Zusammen mit Sonderab- britischen Nahverkehrsprojekte. LOROL be- schreibungen im Schienengüterverkehr und fördert rund 180 Millionen Fahrgäste pro Jahr Sonderbelastungen durch den Konzern umbau und wurde vielfach ausgezeichnet. resultierte daraus ein negatives Jahresergebnis von -1,3 Milliarden Euro. „Wir müssen nachhal- Betriebsstart in Nordengland tig besser werden“, so der DB-Vorstandsvorsit- Am 1. April hat DB Arriva in Nordengland den zende Dr. Rüdiger Grube. „Deshalb haben wir Betrieb des Northern Rail-Netzes übernom- 2015 den Konzernumbau eingeleitet und das men. Den Zuschlag für den Verkehrsvertrag Foto: Transport for London Programm ‚Zukunft Bahn‘ gestartet.“ ■ RegioAktuell Ausgabe 2/16 2 Branche & Besteller Neigezüge fahren künftig im Landesdesign Baden-Württemberg: DB Regio wird verlässlicher Partner für den Nahverkehr des Landes bleiben Stuttgart. Bei der Vergabe der Linien umfasst das Netz Donau-Ostalb, 6,7 (IRE) zwischen Stuttgart und dem Bodensee anspruchsvollen Netze 5 (Donau-Ostalb) Millionen Zugkilometer pro Jahr bringen die hat sich DB Regio ebenfalls behauptet.