Arthur Lawton

Johann Henrich (Henry) Antes (1701-1755) – ein pfälzischer Pionier in Pennsylvania1

Ob beabsichtigt oder nicht: die Deutschen, die über den Hafen von in die britischen Kolonien in Nordamerika einwanderten, wurden bald zu Motoren des sozialen und kulturellen Wandels. Die Familie von Philipp Friedrich Antes aus Freinsheim in der Pfalz, die sich 1720 in der multikulturellen Gegend von Pennsylvania niederließ, war mitbeteiligt an der Schaffung einer deutsch-amerikanischen Kultur, die zur Bildung einer neuen Nation beitrug, welche wenige Jahrzehnte später aus der amerikanischen Revolution hervorgehen sollte. Philipp Friedrich Antes hatte den Mut, die Mittel und den Traum, die gefährliche Atlantiküberquerung zu wagen, um ein besseres Leben in der Neuen Welt aufzubauen. In Pennsylvania wurde sein Sohn John Henry, 1701 in Freinsheim als Johann Henrich Antes geboren, zum religiösen und politischen Führer wie auch zu einem anerkannten Wagen- und Mühlenbauer. Philipp Friedrich Antes‘ in Pennsylvania geborene Enkelsöhne trugen persönlich und mit Sachverstand zum Erfolg der amerikanischen Revolution bei. Zwischen 1750 und 1850 breiteten sie und ihre Nachkommen sich mit den sich ausweitenden Grenzen nach Mittelpennsylvania, südlich von Salem, nach North Carolina und nördlich von Canandaigua im oberen New York aus.

John Henry Antes leistete wichtige Beiträge zu Architektur, Religion und Erziehung. Über sein eigenes Wohnhaus und seine Mühlen hinaus war er an Entwurf und/oder Bau von über 30 Wohnhäusern und gewerblichen Gebäuden in der neu errichteten Gemeinschaft der Mährischen Brüder in Bethlehem und deren verstreuten Außensiedlungen beteiligt. Zusammen mit dem Mährischen Bischof Augustus Spangenberg erkundete er weite unbesiedelte Gebiete im mittleren North Carolina in einer sechsmonatigen Expedition, bei der er über 100 000 Morgen Wildnis aufnahm und begutachtete. Hieraus wurde später das Wachovia-Gebiet mit seinen Siedlungen um Salem, North Carolina, dem Zentrum der Mährischen Brüder für ihre Diaspora-Arbeit im mittleren Süden.

Weil Henry Antes‘ Sichtweise über die konfessionellen Beschränkungen seiner Zeit hinausging, lebte und praktizierte er ein mehr integratives als sich abschottendes Gemeinschaftsverständnis. Als Friedensrichter war es sein Bestreben, die konfessionellen und kulturellen Gräben zwischen seinen benachbarten Anglikanern, Quäkern, Katholiken, Lutheranern, Reformierten, Neuen Täufern, Mährischen Brüdern, Mennoniten,

1 Aus dem Amerikanischen übersetzt von Dr. Hans-Helmut Görtz, Freinsheim Schwenkfeldianern und Sektierern zu überbrücken, indem er ihre religiösen und rechtlichen Streitigkeiten löste in einer kulturellen Landschaft, die sich aus englischen, afroamerikanischen, indianischen, schwedischen, holländischen, walisischen, französischen, schottisch-irischen und deutschen Siedlern zusammensetzte.

Zusammen mit seinem Vater Philipp Friedrich und William Dewees, der bald sein Schwiegervater werden sollte, war Henry Antes dabei behilflich, Johann Philipp Boehm, der als Gründer der Reformierten Kirche in Amerika gilt, dazu zu bringen, dass er 1725 das reformierte Predigeramt übernahm. Mit der Zeit trat Henry in enge Verbindung zu Graf Ludwig Zinzendorf beim Gründungswerk der Mährischen Bewegung zu Bethlehem, ganz in der Nähe von Friedrichstown, wo sein Vater und er sich niedergelassen hatten. In enger Zusammenarbeit mit Zinzendorf und anderen Führern der Mährischen Brüder trat er für einen ökumenischen und interkonfessionellen Blickwinkel ein, von dem aus es Lösungen der interkulturellen und religiösen Fragen zu finden galt. Hierfür initiierten er und Zinzendorf eine Reihe pennsylvanischer Synoden. Am Ende zwar als Chance für die zwischenkonfessionelle Verständigung nicht erfolgreich, fanden diese ihre Fortsetzung in den Synoden der Mährischen Brüder.

Seine Verpflichtungen gegenüber Zinzendorf und der Mährischen Bewegung bewogen Henry Antes, von 1745 bis 1750 mit seiner Familie von Friedrichstown nach Bethlehem umzuziehen, wo er Gottesdienste auf deutsch hielt, als Kantor Singstunden abhielt und 1748 der weltliche Verwalter wurde, verantwortlich für alle baulichen und landwirtschaftlichen Maßnahmen der Gemeine. Während dieser Zeit stellte er sein Haus, Mühle und Plantage zur Verfügung, um die Kinder-Anstalt zu Friedrichstown zu beherbergen und zu unterstützen, die Teil des Internat-Schulsystems der Mährischen Bewegung war, welches kleinen Kindern Erziehung angedeihen ließ in einem Umfeld, das die Augen vor sozialen, rassischen und konfessionellen Schranken verschloss.2

2 Für eine umfassende Darstellung von Henry Antes‘ Rolle in der Mährischen Bewegung siehe Joseph Mortimer LEVERING, History of Bethlehem, Pennsylvania, 1741-1892, Bethlehem 1903. Zu seinem Verhältnis zu Reverend Johann Philipp Böhm und der Deutschen Reformierten Kirche siehe Reverend William J. HINKE, Life and Letters of Reverend John Philip Boehm, founder of the Reformed Church in Pennsylvania, 1683 – 1749, The Publication and Sunday School Board of the Reformed Church in the United States, Philadelphia 1916 (Nachdruck New York 1972). Die Anfänge in Freinsheim

Die Familie Antes, fest verankert im reformierten Glauben, stammte aus dem pfälzischen Städtchen Freinsheim, zwischen Bad Dürkheim und Frankenthal gelegen. Günther F. Anthes aus Ludwigshafen, der seine genealogischen Forschungen zur Familie Antes 1976 veröffentlichte3, hatte bereits 1968 in einem Brief an einen amerikanischen Familienforscher4 mitgeteilt, ihm liege ein Taufeintrag vor, nach dem ein Philipp Friedrich Antes 1675 in Meisenheim getauft worden sei. Nach einer anderen Mitteilung von G. F. Anthes und H. Schüler in der gleichen Dokumentensammlung wurde Philipp Friedrich Antes am 1. Sept. 1675 als Sohn des Küfers Johann Georg Antes vermutlich in Callbach im der Gegend von Meisenheim am Glan geboren. Nach G. F. Anthes heiratete Philipp Friedrich im Jahr 1700 Anna Katharina (möglicherweise eine geborene Linter) und lebte von eben diesem Jahr bis 1720 in Freinsheim. Johann Henrichs Taufeintrag im reformierten Kirchenbuch Freinsheim zeigt, dass die Familie 1701 dort wohnte5. Die späteren Angaben in den Freinsheimer Briefprotokollen6 belegen, dass Friedrich Antes ein Bürger mit womöglich respektablem Grundbesitz, darunter Haus und Weinberge, war. So setzte er am 31. Dez.1714 den Neckerauischen Schwiegersöhnen für geliehene 50 Gulden 3½ Viertel Acker an der Großkarlbacher Hohl,1½ Viertel am Eisentor, ½ Morgen bei der Talweide, 3 Viertel auf der Leimenkaut und 2 Viertel im Hahnen zum Unterpfand ein. Desgleichen verpfändete er am 12. Febr. 1718 an den Grünstadter Häfner Heinrich Dautermann für erhaltene 23 Gulden einen halben Morgen Wiesen im Tümpel. Das Freinsheimer Kontraktprotokoll7 vermerkt, daß der Johann Niclauß Retzer von Friderich Antes den 5ten April 1720 gesteigt hette ½ Morgen Wingert ahm Gottesackher, soll aber nur 1½ Virt[el] sein . Bereits am 24. Dez. 1716 hatte sich hiesiger Bürger Friederich Antes von dem Heppenheimer Gerichtsmann Lorenz Fauth 200 Gulden geliehen und dafür dafür Hauß- und

3 Günther F. ANTHES. “450 Jahre Familie Anthes.” Die Familie Anthes: Nachrichten aus unserer Familie, Ludwigshafen/Rhein, 1976, 16-55.

4 Brief von Günter F. Anthes an Vashti Seaman, eine Antes-Nachkommen und Erforscher der Antes-Familie, datiert vom 24. November 1968, Collected Papers of the Antes Family Association, 3. 36.

5 Reformiertes Kirchenbuch Freinsheim, Archiv der Verbandsgemeinde Freinsheim: Den 1. Julij tauffte man Philipps Friderichs Antes vnd s[einer] ehl[ichen] Haußf[rawen] Anna Cathrinen ihr Söhnlein, welches den 11. Dießes des Abends vmb 6 Uhrauff dieße Welt gebohren; Gevattern waren Johan Henrich Linter v[nd] seine ehl[iche] Haußfraw Ursula, von Laumersheim bürtig, und wurde genant Johann Henrich.

6 Landesarchiv Speyer, F5, 104. Für die Angaben danke ich Herrn Dr. Hans-Helmut Görtz.

7 Freinßheimer Contracts Prothocoll angefangen den 6.ten Julij 1720, Archiv der Verbandsgemeinde Freinsheim, o. S. Hoffraidt verpfändet, gelegen beÿ der Kirch, beforcht oben die Gemeine Gaß, unten uf den Kirchhoff, stöst oben uff Gabriel Erhardt, unden Albert Ehrwein. It[em] ein Morgen Wingert uffm Nagel, beforcht oben H. Christian Hertzog, unten Herr Joh. Melcher Pirman. It[em] ein Morgen Wiß in der Ungsteiner Gemarck[ung] gelegen in zweÿhalben Morgen, beforcht der eine oben Matheus Grauß von Ungstein, unten Hans Jacob Schöeffer der alt von Freinßheim, der andere halbe Morgen beforcht oben Simmon Grauß von Ungstein, unden das Schelmische Hofguth zu Dürckh[eim]. Die Angaben zur Nachbarschaft mit gemeiner Gasse, Kirchhof, Gabriel Ehrhardt und Albert Ehrenwein machen es vergleichsweise einfach, das Haus im Freinsheimer Lagerbuch von 17218 zu identifizieren: es ist dasjenige von Johann Jacob Werner, das in seinen Beforchungen wie folgt beschrieben wird: Johann Jacob Werner,Hofgeräng, hat 1 Schlüssel, bef[o]r[ch]t gegen Mittag Albertus Ehrenwein und Johann Philipp Horneff, gegen Eiß Gabriel Erhard, gegen Rhein die Kirch-Mauer und zum Theil Albertus Ehrenwein, anderseits die Gaß.

An Johann Jacob Werner also hatte Antes sein Haus verkauft. Zwar konnte von diesem Antes’schen Hausanwesen in Freinsheim, das an der Stelle des heutigen Neubaus hinter dem Café Rathaus stand und um 1980 abgerissen wurde, bisher keine wirkliche Photographie ermittelt werden, allerdings lassen eine Aufnahme der Giebelwand des Nachbarhauses unmittelbar nach dem Abriss wie auch eine historische Postkarte um 1900 mit Blick von der Kirche aus den Rückschluss zu, dass es sich um ein stattliches zweigeschoßiges Gebäude mit

8 Archiv der Verbandsgemeinde Freinsheim, o. S. Giebeldach gehandelt hat. Vielleicht kann man aus der zentralen Lage nahe bei reformierter Kirche, Rathaus, Marktplatz und Wirtshaus „Zum Grünen Baum“ auf einen ansehnlichen sozialen Status der Familie Antes schließen, der die wirtschaftlichen Mittel für die erfolgreiche Überfahrt über den Atlantik und den Neubeginn in der Neuen Welt ermöglichte.

Aufbruch in die Neue Welt

Nachdem noch an Pfingsten 1719 Friedirch Antes‘ Sohn Johann Jacob konfirmiert worden war9, ist dann der oben angegebene Landverkauf vom 5. April 1720 die letzte Erwähnung der Familie Antes in Freinsheim10, die wohl kurz darauf nach Amerika aufgebrochen sein dürfte. Ein Aufbruch im April und eine Ankunft in Philadelphia im Herbst würde gut zum Zeitbedarf für eine solche Reise in der damaligen Zeit passen, denn man muss die Zeit für die Fahrt den Rhein hinunter bis Rotterdam einrechnen mit ihren zahllosen Zollstationen und Zwischenhalten, bedingt durch das Stapelrecht, wie es bei Schätzing11 für das Jahr 1260 beschrieben ist: Das Stapelprivileg entwickelte sich zu einem soliden Pfeiler der Kölner Wirtschaft . . . . Seit etwas über einem Jahr durfte kein Kaufmann aus Ungarn, Böhmen, Polen, Bayern, Schwaben, Thüringen, Hessen und anderen östlichen Ländern mehr über Köln hinaus- ziehen, keiner aus Flandern, Brabant oder anderen Gegenden jenseits der Maas und den Niederlanden über Rodenkirchen hinaus, keiner vom Oberrhein weiter als Riehl, ohne seine Waren drei Tage lang öffentlich auf dem Kölner Markt feilzubieten. Die Regelung umfasste ebenso sämtliche Güter, die auf dem Landweg hierher kamen. Alles musste in Köln entladen beziehungsweise gestapelt werden, woraus sich der seltsame Name ableitete...... weil nämlich die Fahrrinne des Mittelrheins, der in Köln begann, relativ flach war, hatten die flussaufwärts dahrenden Rheinschiffer gar keine andere Wahl, als ihre Fracht hier auf kleinere Schiffe umzuladen.

Dann brauchte man Zeit, um ein Schiff zu finden und die Überfahrt zu auszuhandeln, haltbare Lebensmittel für die Reise zu beschaffen, die Habseligkeiten and Bord zu bekommen und sicher zu verstauen, Zeit für die Kanalüberquerung zu einem englischen Hafen und die Abfertigung durch englische Zölle, die alle Schiffskapitäne brauchten, die zu den englischen Kolonien unterwegs waren, Zeit für Zwischenstopps zur Aufnahme von weiteren Versorgungsgütern und Fracht und schließlich Zeit für die Überfahrt über den Atlantik selbst. J. H. Elliott, der die Segelzeiten auf der kürzeren London-Jamestown-Route mit im Schnitt 55 Tagen angibt, während die Rückreise in nur 40 Tagen bewältigt werden konnte, merkt an:12

9 Reformiertes Kirchenbuch Freinsheim.

10 Siehe auch: Hans-Helmut GÖRTZ, Das Haus verkauft, die Brücken abgebrochen. Die Freinsheimer Auswanderer nach Amerika in den 1720er Jahren, Pfälzisch-Rheinische Familienkunde 59 (2010), 118-128.

11 Franz Schätzing, Tod und Teufel, Köln 1998, S. 223.

12 .Johan Huxtable.ELLIOTT. Empires of the Atlantic World, New Haven 2007. 108. Es gab zwei Hauptrouten für Handel und Kommunikation zwischen den Britischen Inseln und den wichtigsten britischen Kolonien, die von Neuengland zur Karibik liefen. Die nörd- lichere der beiden, kalt und neblig, umfasste ein fünfwöchige Querung westwärts und eine dreiwöchige Querung zurück über die Neufundlandbank. Die südlichere Route, heiß und feucht, ging über Madeira, die Azoren und Barbados it acht Wochen Segelzeit von und nach England. Direktere Passagen, auf denen eine Anlandung auf den Westinidschen Inseln ver- mieden wurde, suchte und fand man, als sich der Tabakhandel mit der Stadt Cheasapeake in Virginia entwickelte.

Freilich konnte sich die Segelzeit im Einzelfall ohne weiteres verdoppeln. Sie hing ab davon ab, wie klug der Kapitän den Kurs wählte, vom Wetter, besonders von heftigen Stürmen und den Schäden, die sie hervorriefen, von der Hinlänglichkeit der Vorräte für Mannschaft wie für Passagiere und folglich der Notwendigkeit, diese aufzufüllen, und natürlich von den während der Reisezeit herrschenden Winden. Reverend William J. Hinke berichtete, dass ein Überblick in der Zeitung American Weekly Mercury für 1720 zeigte, dass in diesem Jahr nur ein einziges Schiff mit Pfälzer Einwanderern in Philadelphia angekommen sei: On August 30th there arrived from Liverpool and Cork the ship Laurel, John Coppel, Captain, with some 240 Palatines.”13 Hinke vermutete, dass sich an Bord dieses Schiffes die Familie von Johann Philipp Böhm aus Lambsheim befand, des späteren Begründers der reformierten Kirchenbewegung in Pennsylvania.14 John Henry Antes erwähnt in einem Brief an Adam Gruber vom 15. März 1743, er sei nun schon 22 Jahre in Pennsylvania.15 Dass die Ankunft der Laurel im August 1720 22 Jahre und 6 Monate vor diesem Brief von Henry Antes an Gruber liegt, macht es wahrscheinlich, dass die Freinsheimer Familie Antes zusammen mit Familie Böhm aus dem benachbarten Lambsheim ankam. Auswanderung im Familien- und Bekanntenverband war üblich, wie Aaron Spencer Fogleman am Beispiel von Auswanderern aus dem Kraichgau erläutert16: Die Nordkraichgauer wanderten gewöhnlich zusammen mit anderen Familienmitgliedern und Dorfbewohnern auf demselben Schif im selben Jahr

13 Am 30. August kam aus Liverpool,und Cork das Schiff Laurel unter Kapitän John Coppel mit etwa 240 Pfälzern an.

14 HINKE, (wie Anm. 2), S. 15

15 Johann Philipp FRESENIUS, Johann Philipp Fresenius bewährte Nachrichten von Herrnhutischen Sachen, Bd. 3, Frankfurt, Leipzig 1748, S. 745; Henry S. DOTTERER, The Perkiomen Region, past and present, Vol, 2, Philadelphia 1900, 160.

16 Aaron Spencer FOGLEMAN, Hopeful Journeys. German Immigration, Settlement, and Political Culture in Colonial America, 1717-1775, Philadelphia 1996, 62-63. aus . . . . . In der Tat waren die Dörfler bei der Auswanderung selten allein oder als einzelne Familie unterwegs. Fünfundachtzig Prozent der Emigranten aus den sechs beispielhaft herangezogenen Pfarreien reisten zusammen mit Familienmitglieder. Sechsundneunzig Prozent reisten zusammen mit anderen Personen aus der gleichen Pfarrei auf dem gleichen Schiff – entweder aus der gleichen oder einer anderen Familie – und siebenundneunzig Prozent reisten im selben Jahr wie anderen Personen aus der gleichen Pfarrei.

Nimmt man Hinkes Zeitungsbericht und Foglemans Studie über die Kraichgauer zusammen, so dürfte doch wahrscheinlich Familie Antes in einer Gruppe auf dem gleichen Schiff wie Familie Böhm unterwegs gewesen sein. Vermutlich hatte Philipp Friedrich Antes seine Freinsheimer Besitzangelegenheiten bis April 1720 geregelt und war nach einer fünfmonatigen Reise im Herbst 1720 in Philadelphia angekommen.

Goshenhoppen und Germantown

Genau an der Stelle, wo der Schuylkill in den Delaware mündet, hatte zwischen den beiden Flüssen im Jahr 1682 William Penn die Stadt Philadelphia gegründet. Eine Reihe von Freinsheimers ließ sich nordwestlich von Philadelphia in einer Gegend in der Nordostecke des heutigen Montgomery County nieder, die an die Bezirke Berks. Lehigh und Bucks angrenzt und auch heute noch unter dem Namen Goschenhoppen bekannt ist. Philipp Friedrich Antes siedelte im einem Teil von Goshenhoppen namens Falkner Schwalme (Falkner Swamp), etwa vierzig Meilen nordwestlich von Philadelphia. Goshenhoppen, für dessen Namen es bis heute keine befriedigende Erklärung gibt, ist - grob gesagt - das Einzugsgebiet des Perkiomen Creek, eines Nebenflusses des Schuylkill. Das Charakteristikum der Gegend ist der das ganze Jahr anhaltende Abb. 5 Das Gebiet Goschenhoppen im Montgomery County Skizze vom Autor erstellt nach einer Karte der Goschenhoppen Historians, Green Lane, Pa. Wasserreichtum, der den Betrieb von Mühlen und die Bewässerung der Weiden ermöglicht, dazu fruchtbares Schwemmland und mit Laubwald bestandene Kalksteinhügel. Als Teil der Piedmont-Tiefebene ist es ein Gebiet mit vorwiegend roten Tonschieferböden, die hinsichtlich des landwirtschaftlichen Ertrags etwa 50 bis 85 Prozent der Spitzenertragsböden erreichen.17 Dieses Gebiet war von Eichen-Kastanien-Mischwäldern bedeckt, bis die Gesellschaft von Eiche und Kastanie durch das vom Kastanienkrebs verursachte Absterben aller alten Kastanienbäume im frühen 20. Jahrhundert schwer beeinträchtigt wurde18. Diese bewaldete Gegend war anfangs des 18. Jahrhunderts immer noch von wenigen amerikanischen Ureinwohnern vom Stamme der Lene Lenape besiedelt. Im April 1728 unterzeichnete Philipp Friedrich Antes eine an die Regierung in Philadelphia gerichtete Petition um Schutz vor den Indianern, obgleich es tatsächlich zu dieser Zeit keine ernsthaften Probleme mit den Indianern gab.19 1720 lag die Gründung Philadelphias schon 38 Jahre zurück. Außerhalb Philadelphias Richtung Goschenhoppen lagen zwei kleine Siedlungen, die vorwiegend aus deutschen Siedlern bestanden: Germantown war etwa 5 Meilen von Philadelphia entfernt, Skippack (Schibbach) etwa 15 Meilen weiter20. Als Philipp Friedrich Antes 1722 seine Landparzelle kaufte, gab es zwei Wege von Philadelphia nach Goshenhoppen, beide Fortsetzungen der Straße, die von Philadelphia nach Germantown führte. Einer der beiden Wege war die Shippack Road von 1713, die 1726 bis in das Gebiet von Falkner Swamp verlängert wurde. Antes‘ Landparzelle lag nahe der anderen Hauptstraße, die wie die Germantown Road 1706 begonnen und 1718 bis zu dem Gebiet fortgeführt wurde, das damals wie heute als Limerick bekannt ist. Von hier wurde 1723 eine Straße zur Eisenhütte von Colebrookdale gebaut, die in einer Entfernung von etwa einer Meile an Antes’ Land vorbeiführte21. Die zunehmende Siedlungstätigkeit führte 1723 zu Petitionen mit dem Ziel, viele existierende informelle Reisewege offiziell überwachen zu lassen und zu Straßen zu erklären. Zwischen 1720 und 1740 war dieses Gebiet das pennsylvanische Grenzland nordwestlich von Philadelphia und

17 Für eine detailliertere Beschreibung der Naturgegebenheiten des südöstlichen Pennsylvania in der Zeit seuber Vesiedlung siehe James T. LEMON, The best Poor man’s Country, Baltimore 1972, 27-41.

18 Emma Lucy BRAUN, Decidous Forests of Eastern North America, New York 1964, 192.

19 Henry Sassaman DOTTERER, The Dotterer Family, Philadelphia 1903. 50.

20 Für eine detaillierte Studie über die Entwicklung von Germantown siehe Stephanie GRAUMAN WOLF, Urban Village:Population, Community and Family Structure in Germantown, Pennsylvania, 1683-1800, Princeton 1976.

21 Howard Wiegner KRIEBEL, A Brief history of Montgomery County, Norristown 1923, 202-209 sowie die auf der Rückseite befindliche Karte, die auf der United States Geological Survey Map von 1982 basiert. stand nun der Besiedlung offen: Siedlungswillige konnten Landparzellen in Farmgröße von Land-Spekulanten kaufen. Einwanderer ließen sich häufig in Nachbarschaft von Personen mit ähnlichem landsmannschaftlichem oder religiösem Hintergrund nieder, in Clustern über die Landschaft verstreut. Dotterer machte Joseph Wiand, Adam Hellwig, Jacob Fischer, Herman Bitting, Jakob Wigant, Jost Wigant and Philipp Friedrich Antes als Freinsheimers aus, die im Goschenhoppen-Gebiet gesiedelt hatten.22 Görtz gibt die folgenden elf Freinsheimer Emigranten nach Pennsylvania mit dem Zeitpunkt ihrer Auswanderung an, von denen sich die ersten drei im Gebiet von Goshenhoppen, die anderen im weiteren Südosten von Pennsylvania niederließen: Friedrich Antes ca. April 1720, Jakob Fischer nach Mai 1721, Henrich Bitting nach April 1723, Arnold Bamberger nach Mai 1721, Rudolf Maurer nach Mai 1721, Peter Müllemann nach April 1723, Georg Clauer nach April 1723, Jakob Utri nach April 1723, Regina Fischer nach April 1723, Albertus Ehrenwein nach April 1726 und Rudolf Walter nach Mai 1729.23 Da das Freinsheimer Kontraktprotokoll, aus dem diese Angaben abgeleitet sind, erst 1720 beginnt, fehlen Hinweise auf noch frühere Auswanderer. Viele deutsche Familien kannten andere Familien in der weiteren Umgebung ihrer Siedlung, Familien, die sie aus der Heimat kannten oder die sie auf der langen Reise nach Pennsylvvania kennengelernt hatten. Es gab ein beachtliches Kommunikationsnetzwerk, das über die Handelshäuser auf beiden Seiten des Atlantiks lief und auch dazu genutzt wurde, Familienmitglieder oder Bekannte letztendlich dazu zu bewegen,, sich zumindest eine Zeitlang in nicht allzu großer Entfernung niederzulassen.24 Briefe, die über diese Netzwerke zugestellt wurden, waren häufig positiven und nur manchmal negative Inhalts. So schreibt Durs Thommen, der 1736 (aus der Schweiz) nach Pennsylvania einwanderte:25 Ich übernahm einen Platz mit 350 Juchert (etwa 700 Morgen), zwei Häusern und Scheunen, und habe, glaube es oder nicht, 6 Pferde, 2 Fohlen, 15 Rinder und etwa 35 Sack Hafer, 4 Sack Weizen, 25 Sack Roggen und etwa 23 Sack Mais. Für all das zahle ich nicht mehr als 7 Schilling oder etwa 7 mal 5 Schweizer Batzen an Zehnt, Gülte und anderen Abgaben.

Ein wichtiges Element des Bewusstseins für soziale Verantwortung war es, dass man die Unterstützung für die Neuankömmlinge dahingehend ausdehnte, dass man ihnen

22 DOTTERER (wie Anm. 15) .

23 GÖRTZ (wie Anm. 10)

24 Eine ins Einzelne gehende Untersuchung einiger dieser Netzwerke bei Anthony Gregg ROEBER, Palatines, Liberty and Property: German Lutherans in Colonial British America, Baltimore 1993. 113-132.

25 FOGLEMAN (wie Anm. 16), 33. Darlehen für die Bezahlung der Schiffspassage gewährte und ihnen für eine gewisse Zeit Nahrungsmittel und Obdach zur Verfügung stellte. Das Goschenhoppener Land war ursprünglich von der Familie Penn in den beiden ersten Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts als Parzellen von tausenden von Acres gekauft worden. Gewöhnlich wurde es dann an Spekulanten weiterverkauft, häufig in Parzellen von 200 bis 500 Acres. Um 1720 wurden dann diese Parzellen für den Verkauf an Siedler in solche von 25 bis 200 Acres unterteilt. 1740, also zwanzig Jahre später, war der Großteil des guten Ackerlandes in der Hand von Siedlerfamilien. 1722 kaufte Philipp Friedrich Antes 154 Acres in Limerick Township für 38.5.0 £.26 Ein vergleichsweise niedriger Preis wie dieser war nur in der Anfangsphase des Besiedlungsprozesses möglich, als es gutes Ackerland in Fülle gab. Antes baute ein Wirtshaus, das Henrys Tochter Anna Catharina in ihrem Lebenslauf als den Ort beschrieb, wo ihre Familie in den frühen 1730er Jahren, als sie noch ein kleines Mädchen war, lebte. Es war ein „wohlgebautes zweistöckiges Blockhaus mit zwei zur Mitte hin platzierten Kaminen und einer größeren Feuerstelle in der Küche und zudem zwei Feuerstellen im oberen Stock.”27

Heirat, Landerwerb und Mühlenbau

Über Henry Antes’ Tätigkeiten in Pennsylvania vor 1735 sind wenig Einzelheiten bekannt. Sicher blieb er den größten Teil der 1720er Jahre in Germantown. Während dieser Zeit war er Geschäftspartner von William Dewees und wurde schließlich dessen Schwiegersohn. Er heiratete William Dewees’ Tochter Christina Elisabetha Dewees am 2. Februar 1726.28 Sein Schwiegervater William Dewees, Ältester in Böhm’s reformierter Gemeinde in Whitemarsh, war von 1710 bis 1713 und dann wieder von 1729 bis 1730 Eigner einer Papiermühle. Während seiner Jahre in Germantown stand Henry treu zur traditionellen Erziehung in der reformierten Kirche seiner pfälzischen Heimat und blieb aktives Mitglied der Gemeinde von Whitemarsh nahe Germantown, die viele Jahre lang im Haus von William Dewees zusammenkam. Aufzeichnungen belegen, dass William Dewees 1710 Papier an den

26 Philadelphia County Deed Book, F-10-110.

27 It was a well-built two story log house, with two chimneys placed toward the middle. There was a fireplace in the public room and a larger fireplace in the kitchen, with two fireplaces also on the second floor. Adelaide L. FRIES, The Road to Salem, Chapel Hill 1944, 4; siehe auch: Anna Catherinas Lebenslauf , Morav ian Archives, Winston-Salem, North Carolina.

28 Henry S. DOTTERER, Henry Antes, A man of Mark in the Provincial Times, Schwenksville Item vom Freitag, 19. Mai 1882, Schwenksville. niederländischen reformierten Pastor Paulus von Vlecq in Germantown verkaufte.29 Die zweite Papiermühle überhaupt in den amerikanischen Kolonien wurde nach La Munyan30 von einem frühen Siedler namens William Dewees errichtet, einem Schwager des Nicholas Rittenhouse, Sohn des Erbauers der ersten Papiermühle William Rittenhouse. Wie La Munyan angibt, wurde diese zweite Mühle 1710 auf der Westseite des Wissahickon Creek erbaut und zwar in dem Teil von Germantown, der früher als Crefeld bekannt, nahe der heutigen Montgomery County Bahnlinie, ein Platz, den man damals als Manor of Springfield kannte. 1713 verlaufte William Dewees diese Mühle und ein Stück Land von 100 Acres „gelegen zwischen den Ländereien von besagtem William Streeper und Thomas Tress, früher Thomas Williams“ an Nicholas Rittenhouse, den Sohn von William Rittenhouse, Erbauer der ersten Papiermühle, zusammen mit drei weiteren Leuten.31 Zu diesem Zeitpunkt wird keine Getreidemühle in Verbindung mit der Papiermühle genannt. “Am 26. März 1729 kaufte William Dewees Land in Crefeld und stieg in die Papierherstellung ein, während Henry Antes sich dem Teil der Mühle widmete, die der Mehlgewinnung diente.” La Munyan, die diesen Sachverhalt wiedergibt, belegt ihn mit der Kaufurkunde elf Monate später vom 2. Febr. 1730, mit welcher Henry Antes Williams halben Anteil erwarb. Diese Urkunde verweist zurück auf eine Transaktion vom März 1729 und nennt Leonard Streeper und William Dewees als Eigentümer von der jetzt beurkundeten Parzelle benachbarten Parzellen, was wiederum vermuten lässt, dass es sich um die gleiche Mühlenparzelle handeln dürfte, die er 1713 verkauft hatte, wird doch ein William Streeper in der Urkunde von 1710 als Eigner einer Nachbarparzelle benannt. The Kontrakt von 1730 hält fest, dass William Dewees und andere verkauft haben sollen “93 acres, 3 roods and 20 perches, containing “93 Acres, 3 Ruthen und 20 Perches, umfassend ein gewissen Anwesen oder Behausung, eine Getreidemühle mit zwei Paar Mühlsteinen, eine Papiermühle und eine gewisse Landparzelle, in Crefeld (einem Teil von Germantown) gelegen”.32 Nach La Munyan “sollten die Getreidemühle, die zwei Paar Mühlsteine und die beiden Stiftmühlen zu gleichen Teilen und gleichen Kosten William Dewees und Henry Antes

29 DOTTERER (wie Anm. 15), Neuausgabe Bedminster 1994, 291.

30 Mrs. Philip E. LA MUNYAN, The Dewees Family: Genealogical Data, Biographical Facts and Historical Information, Norristown 1905, 26-27. Online unter http://archive.org/stream/deweesfamilygen00socigoog/deweesfamilygen00socigoog_djvu.txt.

31 Philadelphia County Deed Book E-7, Vol. 9, 168-170.

32 Philadelphia County Deed Book, F-5-197. gehören. Herstellung von Gräben und Dämmen, Mühlbäche sowie Beschaffung und Inbetriebnahme der Antriebsvorrichtungen der Papiermühle sollten zu Lasten von William Dewees gehen und Williams halber Anteil sollte auf Henry übergehen für sein aufgewendetes Geld und seine Arbeit zuzüglich 25 £.” Henry Antes erhielt also die voll Eignerscaft der Getreide- und der Papiermühle. Der Papiermühle sollte lediglich „der Wasserüberschuss nach der vollen Versorgung der Getreidemühlen“ zukommen.33 Viele, wenn nicht die meisten Mühlen, die später während Henrys Amtszeit in Bethlehem für die Mährischen Brüder gebaut wurden, verbanden mehrere Betriebsweisen. Dass das benachbarte Streeper-Grundstück in beiden genannten Verkaufsurkunden auftauscht, legt nahe, dass William Dewees die Papiermühle in Crefeld 1710 gebaut, sie 1713 an Nicholas Rittenhouse verkauft, sie 1729 wieder zurückgekauft und sie dann mit Hilfe von Henry Antes um eine Getreidemühle mit doppeltem Satz Mühlsteinen und zwei Stiftmühlen erweitert hat, alles in einem einzigen Mühlenhaus untergebracht. 1730 verkaufte dann William Dewees seinen halben Anteil an seinen Schwiegersohn Henry Antes, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Hanover Township lebte. Edwin McMinn, Henry Antes’ einziger bedeutenderer Biograph, stellt in seiner Biographie von 1886 fest, Antes habe nach seiner Heirat mit Christina Dewees drei Jahre lang, nämlich von 1726 bis 1729 oder möglicherweise bis ins Jahr 1730 hinein, mit William Dewees zusammengearbeitet. Nach McMinn trugen Indianer Getreide auf ihren Schultern zur Mühle am Wissahicken Creek34 und nach Dotterer trugen sie Mehl aus dem Gebiet von Goschenhoppen abends weg und kamen am Morgen zurück, wobei sie im Gegenzug eine kleine Menge Tabak als Entlohnung erhielten.35 In ihrem Lebenslauf erzählt Henrys Tochter Anna Catherina, ihre Familie habe zu jener Zeit in Philipp Friedrich Antes’ Wirtshaus in Hanover Township gelebt. Die Pfandauslösung nach der Erfüllung von Henrys Verpflichtung gegenüber William Dewees in Höhe von 482.12.0 £ datiert auf den 3. Juni 1738 und gibt an, dass das Grundstück zwei Anwesen beinhaltete und „93 Acres, 3 Ruthen und 21 Perches einschließlich Mühlenhaus, Zollerträgen, Mühlengetriebe und Gerätschaften” umfasste.36 Der Begriff

33 LA MUNYAN (wie Anm. 30), 28.

34 Edwin MCMINN, A German Hero of the Colonial Times of Pennsylvania, Moorestown 1886, 75.

35 DOTTERER, Henry Antes (wie Anm. 28).

36 Philadelphia County Deed Book F-5-110. Die gleichzeitige Verwendung der Begriffe “rood” und “perch” ist verwirrend. Wenn mit „rood“ jedoch „rod“ gemeint sein sollte, dann macht dieses wie auch das „perch“ 16½ Fuß aus. Anwesen meint ein Wohnhaus, obgleich eine der Wohnungen sehr wohl auch im Mühlengebäude selbst gewesen sein mag, wie es bei der Blockhaus-Mühle der Fall war, die Henry am Swamp Creek nahe seinem Heim gebaut hatte. Der Verweis auf ein einziges Mühlenhaus legt nahe, dass sich Getreide- und Papiermühle wie oben erwähnt im gleichen Bau befanden, eine Form, die sich in den späteren industriellen Bauten, an denen Henry beteiligt war, häufig wiederfindet. Über die Fertigkeiten, die der neunzehnjährige Henry aus Freinsheim mitbrachte, weiß man nichts. Dass aber die Getreidemühle, zwei Paar Mühlsteine, zwei Stiftmühlen und Mühlenhaus zu gleichen Kosten von William Dewees und Henry Antes unterhalten wurden, dass die Herstelung von Dämmen und Mühlbächen und die Unterhaltung der Mühlengetriebe zu Lasten von William ging und schließlich Williams halber Anteil an Henry für dessen aufgewandtes Geld und Arbeit überging, lässt den Schluss zu, dass Henry Antes unmittelbar in Bau und Betrieb der Getreidemühle involviert war. Es ist kein Hinweis bekannt, dass er in seinen späteren Jahren je eine Papiermühle konstruiert hätte, doch er beaufsichtigte den Bau von Getreide-, Säge-, Öl-, Hand- und Walkmühlen für seinen eigenen Gebrauch und füe den der Siedlungen der Mährischen Brüder. Neunzehnjährig bei seiner Ankunft in Pennsylvania, war er in einem Alter, in deme r Erfahrung als Lehrling und womöglich bereits als Geselle gesammelt haben konnte, auch wenn er vermutlich eher aus einer Winzer- oder Bauernfamilie stammte. Freilich gab es in den Dörfern in der Umgebung von Freinsheim zahlreiche Getreide- und Sägemühlen: im Norden am Eckbach von Kirchheim über Großkarlbach bis Laumersheim und im Süden die Mühle in Erpolzheim, an der die Stadt Freinsheim Besitzrechte innehatte. In Freinsheim selbst gab es freilich nur eine kleine Mühle, die zudem für einen effizienten Mühlenbetrieb meist einen zu geringen Wasserzufluss hatte. Vielleicht konnte Henry Antes in den Jahren, in denen er bei William Dewees beschäftigt war, seiner Freinsheimer Erfahrung das zusätzliche Verständnis für Getriebe und Mechanik wie auch für Dammbau, Mühlbach und die für den Mühlenbetrieb benötigte Wassersäule hinzufügen. Am 9. Okt. 1735 kaufte Henry Antes 175 Acres in Frederick Township, gerade eine Meile vom Wirtshaus seines Vaters entfernt. Die Bodenpreise stiegen rasch. Waren 1720 zweihundert Acres unerschlossenes Land in Germantown für 2 Schilling pro Acre verkauft worden, so zahlte man 1753 am Wissahickon Creek nahe Germantown 7 £ per Acre.37 Philipp Friedrich und Henry Antes hatten im Gebiet von Goshenhoppen zu einem Zeitpunkt

37 LEMON (wie Anm. 17), 90-91. gekauft und gesiedelt, der früh genug war, dass Land nahe an einem Wasserlauf noch zu haben war und zudem zu einem vernünftigen Preis. Das Muster des Landbesitzes in Pennsylvania entwickelte sich anders als das in der Pfalz. Lemon kommt nach der Diskussion verschiedener Ursachen hierfür zu dem Schluss, dass “offenkundig die Zunahme des Individualismus über die bäuerlichen Werte in Westeuropa die fundamentale Kraft war, die zur Verteilung (im Gegensatz zur Dorfbildung) führte“38 Goshenhoppener Landbesitz war in der Regel eine einzelne quadratische oder rechteckige Parzelle. Ohne Notwendigkeit, sich geographischen Gegebenheiten wie einem Wasserlauf oder den unregelmäßigen Grenzen benachbarter Parzellen anpassen zu müssen, wurden die Grenzen festgelegt, indem gerade Linien gezeichnet wurden von langen Messtrecken aus, die auf die originalen Messtrecken für Parzellen von Tausenden von Acres zurückgehen. Henrys Parzelle von 175 Acres war 160 auf 167 Perches (ein Perch entspricht 16½ englischen Fuß). Es umfasste auch einen Abschnitt des Swamp Creek, um die Mühle, die er hier 1735 baute, anzutreiben, wobei das Haus an geeigneter Stelle an einem kleinen Nebenflüsschen des Swamp Creek stand. Die meisten Originalgebäude auf Henrys Land sind nicht lokalisiert oder identifiziert. Es existiert dort noch ein großes Brunnenhausfundament und auf einem freigelegten Fundament hinter dem Haus wurde ein Bienenkorb-Backofen rekonstruiert. Sicher gab es eine Scheune vom Boden-Scheunen-Typ und wahrscheinlich eine Werkstatt, da die Aufzeichnungen der mährischen Jungenschule in Friedrichstown vermerken, dass gelegentlich ein Schuster kam, um für ein paar Wochen oder Monate zu arbeiten und Schuhe für die Schulgemeinde und die Gemeinde insgesamt anzufertigen Ein Siedlungswilliger, der freistehendes Land kaufen wollte, bewarb sich beim Liegenschaftsbüro der Eigentümer von Pennsylvania in Philadelphia (es handelte sich um Mitglieder der Familie Penn, welchen das Land ursprünglich zu eigen gewesen war) und meldete die gewünschte Lage und seinen Landbedarf an. Das Büro stellte dann eine Bescheinigung aus, dass das Land begutachtet sei. Wenn das Land direkt von den Eigentümern gekauft wurde, bezeichnete man das Eigentumsdokument als Patent. Handelte es sich um eine Landparzelle, für die bereits ein Patent ausgestellt worden war, so hieß das Dokument Urkunde. Der Chef-Gutachter oder sein Stellvertreter nahmen die Begutachtung vor und übersandten dem Liegenschaftsbüro einen Entwurf der Parzellengrenzen, häufig unter Benennung einiger oder aller angrenzender Parzellenbesitzer, der geographischen Gegebenheiten und markanter Grenzbäume. Das Besitzrecht begann mit dem Datum der Bescheinigung, wurde dem Käufer aber erst nach Erfüllung sämtlicher Kaufbedingungen

38 LEMON (wie Anm. 17), 98 -109. übertragen. Die Erfüllung der Kaufbedingungen zog sich oft über güngzig und mehr Jahre hin. Die Eigentümer verkauften das Land zu einem bestimmten Preis und verlangten einen jährlichen Zins darauf.39 Hätte es sich bei den Landkäufen von Philipp Friedrich und Henry Antes um Land gehandelt, für das bereits ein Patent ausgestellt war, so würden sie nicht notwendigerweise in den Registern des Liegenschaftsbüros erscheinen. Jedenfalls taucht eine von Henry gekaufte Parzelle von 96 Acres und 66 Perches in Limerick Township im Journal des Liegenschaftsbüros auf:

4. April 1741 Quittung von Henry Antes für 96 as 66 ps Land in Limrick zu £40 p. Ct, ingesamt (Ct = 100) 38 11 0

Diese Parzelle war derjenigen seines Vaters Philipp Friedrich benachbart. Das Land,, auf dem Henry sein Haus und seine Mühle baute, öag weniger al seine Meile vom Wirtshaus seines Vaters entfernt und war Teil einer 200 Acre großen Parzelle, für die Henry Hagerman am 5. Febr. 1717 die Garantieerklärung ausgestellt und die er von David Powell au seiner 3000 Acres großen Parzelle gekauft hatte, für die 1728 die Kaufbedingungen abschließend erfüllt und das Patent datiert wurden.40 Henry kaufte am 2. Sept. 1735 einhundertfünfundsiebzig Acres von dieser Parzelle zu einem Preis von 200 £, also etwa £1. 3. 0 pro Acre.

Auf diesem Land errichtete Henry Antes eine Blockhaus-Schrotmühle längs des Swamp Creek mit Wohnräumen, in denen die Familie lebte, während 1736 das Haus gebaut wurde.41 Unmittelbare Nachbarn waren nach Südwesten Adam Ochse, der sich 1722 dort niedergelassen hatte, ebenfalls nach Südwesten Jost Bitting42, dessen Vater mit Familie aus Freinsheim ausgewandert war und der 1741 das Land kaufte, nach Nordosten 1729 Wilhelm Frey und Heinrich Stadtler, nach Südosten 1729 Ludwig Engelhardt und nach Nordwesten 1736 Georg Hübner. Jost Bitting’s Parzelle von 141½ Acres lag unmittelbar zwischen Henrys Parzelle und der seines Vaters.

39 Ohne Autorenangabe, Land Records in the Perkiomen Valley, Bedminster 1994, 30-31.

40 Patent book A-6-553; für die se Landverkäufe siehe auch Elizabeth H. DEWEY, Land Title Survey in Goshenhoppen, in: The Goshenhoppen Region, Green Lane 1970, 10-21.

41 Adelaide FRIES, The Road to Salem, Chapel Hill 1944, 7.

42 Archiv der Verbandsgemeinde Freinsheim, Reformiertes Kirchenbuch Freinsheim: den 2ten Julӱ [1713] Justus; Eltern: Henrich Böttig; Taufpaten: Justus Freudenstein und Susanna s[eine] H[aus]frau Das Henry-Antes-Haus in Friedrichstown

Henrys Landbesitz nahm ziemlich rasch zu. Am 28. Jan. 1736 kaufte er zusammen mit Georg Hübner ein angrenzendes, unmittelbar zwischen ihm und Hübners Land liegendes Stück von 28 Acres „für die bessere Unterbringung einer gewissen Schrotmühle.43 Wie bereits erwähnt hatte er 1738 das Pfand für die Mühle in Crefelt und deren 93 Acre ausgelöst. Drei Jahre später, am 2. Sept. 1741, kaufte er 96 Acres, neben seinem Vater liegend, aus einer weit größeren Parzelle, die zwischen ihm, Henry Derringer und dem oben erwähnten Jost Bitting, Sohn des Freinsheimers Henrich Bitting, aufgeteilt wurde.44 Unter den vierzig steuerpflichtigen Bewohnern von Upper Frederick Township im Jahr 1734 verfügten 23 (57,5 %) über Landbesitz. Neun dieser Landbesitzer (22,5 %) hatten mehr als 100 Acres.45 Henrys 175 Acre zuzüglich der 1736 gekauften 28 Acre machten ihn zu einem größeren Grundbesitzer alle, die in der Steuerliste zwei Jahre zuvor aufgeführt waren. 1741 besaß Henry Antes, nun 40 Jahre alt, 397 Acre und zusammen mit seinem Vater 544 Arce mit zwei Schrotmühlen, beide mit einer Wohnung für den Müller, eine Papiermühle, drei Häuser und ein großes Block-Wirtshaus.

Henrys 1736 erbautes Haus ist ein zweigeschoßiges Steingebäude mit zweistöckigem Speicher, das vom National Register of Historic Places sowohl in der Kategorie Architektur

43 Henry S. DOTTERER, Schwenksville Item vom 18. Mai 1882.

44 Philadelphia County Deed Book, A-9-367.

45 Henry S. DOTTERER in Theodore W. BEAN, History of Montgomery County, Philadelphia 1884, 837. wie in der Kategorie Geschichte anerkannt ist. Seine Bauweise beruht auf einem 3-Raum- 46 47 Grundriss mit zentraler Feuerstelle, wie er von WEISS und von SCHIER als Zweifeuerhaus mit rauchfreier Stube beschrieben wird. Auf der Seite der Stube bzw. Kammer ist das Haus voll unterkellert. Sein liegender Dachstuhl trägt ein nun restauriertes Dach mit Eichenschindeln. Küche und Stube sind durch eine dicke Feuerwand getrennt, die in beiden Geschoßen ein Feuerloch aufweist, durch welches ein Heizofen beschickt wurde..Der Heizofen wird derzeit rekonstruiert. Der Befund an der Wand und vergleichende Forschung über traditionelle deutsche Ofenformen des frühen achtzehnten Jahrhunderts legen nahe, dass

es sich um einen gusseisernen Kastenofen mit Kachelaufsatz gehandelt haben dürfte. Eine Farblinie an der Holzverkleidung der Trennwand zwischen Stube und Kammer zeigt den Aufriss einer Standuhr und macht demnach diese Ecke der Stube als den Uhrenwinkel kenntlich. Im Besitz eines Nachkommen von Henry Antes‘ Sohn William, der noch in den 1980er Jahren in Canandaigua, New York, lebte, befand sich zu dieser Zeit eine Standuhr, von der es hieß, sie sei diejenige von Henry Antes’ Familie.

Bestimmte bauliche Besonderheiten des Hauses können als Kennzeichen des Wandels betrachtet werden, sei es eines kulturellen oder eines zeitlichen Wandels. Vorhandensein oder Fehlen von Symmetrie kann ein Kennzeichen des Status wie auch der Zeitperiode sein. Das traditionelle 2-Raum-Haus mit zentraler Feuerstelle wie von WEISS beschrieben findet sich in der asymmetrischen Lage von Fenster, Tür und Kaminelementen der Vorderfassade. Die innere Einteilung des Hauses ist unmittelbarer Ausdruck dieses Plans, dem sie genau folgt.

46 Richard WEISS, Häuser und Landschaften der Schweiz, Zürich 1959, 135.

47 Bruno SCHIER, Hauslandschaften und Kulturbewegungen im östlichen Mitteleuropa, Göttingen 1966, siehe das Kapitel Die Feuerstātten, 164-216. Und doch wird dieser asymmetrische Aufbau von zwei völlig symmetrischen Giebeln umgeben und verdeckt eine Achse, die ebenfalls Symmetrie voraussetzt. Die Analyse mit Hilfe der Netzplantechnik48 zeigt, dass die Entwicklung des Küchenteils im Grundriss dem erwarteten Muster aufeinander folgender Entwicklungsschritte für einen 3-Raum-Grundriss mit zentraler Feuerstelle folgt. Doch anstatt nun in der erwarteten Abfolge zur Fertigstellung des WEISS’schen 3-Raum-Grundrisses mit zentraler Feuerstelle fortzufahren, wurden in diesem Fall die vorder- und rückseitigen Umrisslinien des Küchenteils, die bis zu diesem Punkt der Grundrissentwicklung ausgelegt waren, einfach auf eine Seite kopiert, so dass sie die andere Hälfte umschlossen und somit den äußeren Umriss die Hauses komplettierten. Das Ergebnis ist eine transversale Achse. Die Symmetrie, die sich aus dieser entstandenen Achse ergibt, wird die Asymmetrie verschleiert, die dem Haus durch innere Einteilungen verliehen wird, welche dem traditionellen 3-Raum-Grundriss folgen.

Mit der Giebelsymmetrie zusammengenommen scheint dies ganz bewusst Symmetrie und Asymmetrie zusammenzubringen. Die Symmetrie von Henry Antes’ Haus nimmt in gewisser Hinsicht den hochsymmetrischen Baustil aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, bekannt als Pennylvania-Georgianisch, vorweg, während das Hausinnere in der Tradition des Weiss’schen dreiräumigen Zweifeuerhauses verwurzelt bleibt. Henry Antes’ architektonische Botschaft an die Gemeinde sprach einerseits durch ihre asymmetrischen Elemente von der Teilhabe an einer traditionellen Gemeinschaft, welche sich an überkommenen Lebensformen orientierte, andererseits durch ihre symmetrischen Aspekte vom Grad der persönlichen Individualisierung, der Henry Antes befähigte, traditionelle Grenzen des Denken und Handelns zu überschreiten, eine Fähigkeit, die sich in seinen Kulturgrenzen überschreitenden Beziehungen als Religionsführer und Friedensrichter wiederspiegelte.

48 Die Netzplantechnik ist ein Verfahren der geometrischen Analyse, welches, auf landschaftspezifische Grundrisse angewandt, aufeinanderfolgende proportional-geometrische Entwurfschritte ermittelt, die diesen Grundriss hervorbringen. Solche geometrischen Schritte ermöglichen die Umsetzung eines Grundrisses vom Stadium der Zeichnung zum Stadium der Grundlinien auf der Baustelle, ohne dass man arithmetischer Berechnungen bedarf. Netzplantechnik in diesem Zusammenhang ist der Kern der Doktorarbeit des Autors am Department of Folklore and Ethnomusicology der Universität von Indiana in Bloomington, Indiana. Henry Antes und Johann Philipp Böhm

Ob sich Henry Antes nun selbst bewusst als Förderer des Wandels begriff oder nicht, der Verlauf seiner Beziehung zu Johann Philipp Böhm, dem Begründer der Reformierten Kirche in Pennsylvania, zwang ihn in diese Rolle. In Pennsylvania herrschte während des achtzehnten Jahrhunderts ein kulturelles Umfeld, in dem der Status quo und der Trend zu Übergang und Wandel in ständiger Spannung lagen. Nun lernte Henry Antes in dieser Zeit neue interessante Leute aufgrund seiner Verbindung mit Christopher Wiegner kennen. Wiegner’s Skippack Farm lag nur rein paar Rittstunden von Henry entfernt. Schnell wurde sie zum Treffpunkt einer Diskussionsrunde vielfältiger Glaubensrichtungen, in welcher Antes um 1736 eine führende Rolle einnahm.49 Schließlich als Vereinigte Schippachbrüder bekannt, bemühte sich die Gruppe partnerschaftlich um die Förderung von Erziehung und Seelsorge für die große Zahl von Deutschen in der Gegend, die weder Pfarrer noch Lehrer noch Kirchengebäude hatten.

Als Henry Antes in der zweiten Hälfte der 1730er Jahre über die Vereinigten Schippachbrüder Führer der Mährischen Brüder wie Augustus Spangenberg kennen und schätzen lernte und mit den Nöten, die von den Führern anderer Glaubensrichtungen in der Umgegend zum Ausdruck gebracht wurden, vertraut war, entstand eine Auseinandersetzung zwischen Böhm und ihm. Sie brachte Unterschied in Charakter und Zielsetzungen bei diesen beiden Führungspersonen zum Vorschein, die ihre Parallelen in den Spannungen der Zeit im Gebiet von Goshenhoppen fanden. Aufgrund seiner integrativen Auffassung bemühte sich Antes, die umfangreichen Erziehungs-, Seelsorge- und Sozialprobleme zu lösen, indem er sich mehr auf die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede konzentrierte, und sein unternehmerischem Geist, mit dem er an die Probleme heranging, mühte sich um das Auffinden und Umsetzen von Lösungen und war offen für neue Ansätze in einer zugegebenermaßen „Neuen Welt“. Böhms konfessionelle Standhaftigkeit war ausgrenzend und trachtete danach, die Macht der Kirche als Institution zu erhalten und solche Probleme innerhalb einer von der “Alten Welt” übernommenen kirchlichen Struktur zu lösen. Antes hingegen überschritt durch seine Zusammenarbeit mit dem Gründer der Mährischen Brüder, Ludwig Graf Zinzendorf, und mit Bischof Augustus Spangenberg und anderen freikirchlichen Führern in der Bruderschaft die Grenze, die von Böhms Freikirchentum gesetzt waren. In Böhms Augen wurde Henry Antes ein Gegner und war nicht länger Freund und Unterstützer.

49 Craig D. ATWOOD, Community of the Cross: Moravian Piety in Colonial Bethlehem, Uniiversity Park 2004, 36. Bevor Johann Philipp Böhm 1720 ausgewandert war, war er reformierter Schulmeister in Lambsheim, nur wenige Kilometers östlich von Freinsheim, gewesen50. Dass er mit dem reformierten Herkommen des jungen Henry Antes aus Freinsheim wohl vertraut war, klingt in dem an, was er später während seiner Kontroverse mit Antes über diesen sagte:

. . . Unter dem klaren Licht des Evangeliums ward er geboren, die heilige Taufe hat er empfangen, durch welche er dem Bund beitrat, welchen Er für die Gläubigen geschlossen hat; dieser Bund, ich zweofle nicht, wurde ihm erklärt gemäß dem Wort Gottes (den ich kenne seinen eifrigen und gläubigen Lehrer sehr wohl) bei seiner ersten Teilnahme am Heiligen Abendmahl.51

Henrys Vater Philipp Friedrich Antes und sein Schwiegervater William Dewees waren beide Älteste in der reformierten Gemeinde unter Böhms Leitung, ersterer in Falkner Swamp, letzterer in Whitemarch. Zusammen mit anderen reformierten Ältesten reichte Philipp Friedrich Antes 1728 eine Petition bei der Amsterdam Klasse der niederländisch reformierten Kirche in New York ein, Böhm zur Ordinierung zuzulassen. Beide begleiteten Böhm im November 1729 nach New York, um seiner Ordinierung beizuwohnen, und beide unterzeichneten am 18. Nov. 1729 zusammen mit Gabriel Schuler, der Böhms Schippacher Gemeinde vertrat, die Wiederholung des Ordinierungsverfahrens.52

Irgendwann vor der Geburt des achten Kindes von Henry und Christina Antes, John, im März 1740 gingen Antes und Böhm getrennte Wege. Henrys Sohn John berichtet in seinem mährischen Lebenslauf, Böhm habe es abgelehnt, ihn zu taufen.53

Kurz vor meiner Geburt hatte mein Vater, der der reformierten oder calvinistischen Kirche angehörte, den genannten Seelsorger der Kirche, die er besuchte, aufgrund einigen Fehlverhaltens gerügt, worüber sich letzterer dermaßen ärgerte, dass er es ablehnte, mich zu taufen.

Nach HINKE sagte John Adam Gruber, dass Henry Antes

50 Heinrich REMBE, Lambsheim, Die Familien von 1547 bis 1800, Kaiserslautern 1971, S. 73 Nr. 187 gibt zu seiner Person an: am 25. Okt. 1683 in Wachenbuchen als Sohn von Philipp Ludwig Böhm und dessen Ehefrau Maria Engelhard geboren, am 14. April 1706 Bürgeraufnahme in Lambsheim, Hirschwirt, um 1706 Heirat mit Anna Maria Stehler, von 1708 bis 1715 Lehrer in Worms, von 1715 bis 1720 Lehrer in Lambsheim, 1720 Auswanderung nach Pennsylvania, am 29. April 1749 gestorben in Hellertown..

51 DOTTERER (wie Anm. 43).

52 HINKE (wie Anm. 2), 355-6.

53 Extract of the narrative of the Life of - Written by Himself” (aus dem Lebenslauf); wiedergegeben in:The Schwenksville Item vom 27. Mai 1880. . . . der von der Zeit von Spangenberg an erwacht gewesen sei, den Verfall der reformierten Partei habe kommen sehen und dies auch ausgesprochen habe, weshalb er schlimme Prüfungen von Seiten seiner Brüder in der Kirche und seines Lehrers habe erleiden müssen.54

Böhm kritisiert Antes in seinem Gläubigen Warnbrief gegen die als Herrnhuter bekannten Leute von 1742 ausführlich: Ich kann garnicht genug meiner Verwunderung über Herny Antes Ausdruck geben, der vor einigen Jahren seine Verbindungen zur Reformierten Gemeinde zu Falkner Swamp gekappt hat aus alles in allem tadelnswerten Gründen. . . Ich hegt die ganze Zeit starke Hoffnung, dass . . . er auf den rechten Pfad zurückkehren werde . . . obgleich solch wohlbekannte und unangenehme Dinge vorgefallen sind und immer noch vorfallen . . . für etliche Jahre ist er durch den Geist des Irrtums zu Werke gegangen unter Häretikern und irrigen Ansichten aller Art.55

In seinem Brief an die Klasse von Amsterdam vom 25. Juli 1741 legte Böhm seine Position klar:

Für mich scheint es nicht ratsam, die Kontrolle über diese Dinge in die Hände des armen und unerfahrenen Volkes gelangen zu lassen . . . . Daher meine ich, dass, wenn eine Schenkung der Kirche hier gewidmet worden ist oder werden wird, dann sollte sie per Urkunde auf unsere strenggläubigen Kirchenväter als deren Eigentum übertragen werden . . . . zweitens hätten Seelsorger nicht soviel Verdruss von Seiten des Volkes, wenn dieses in dieser Sache keine Stimme hätte. Denn wenn das Volk bestimmt, kann jeder Dahergelaufene Uneinigkeit und Unfug aller Art hervorrufen, und wir können niemals Frieden erwarten.

Mit dieser Äußerung macht Böhm deutlich, dass aus seine Sicht die Führung von oben auszugehen hat. Es bleibt jetzt zu prüfen, welche Richtung Henry Antes einschlug, als diese Fragen von Lehre und persönlichem Glauben in der ländlichen Umgebung von Philadelphia umherschwirrten.

Henry Antes und die Mährischen Brüder

Die Bedeutung der Schippachbrüder lag in der Art, in welcher sie Henry Antes mit führenden Persönlichkeiten der Mährischen Brüder in Kontakt brachten, mit denen zusammen er in weniger als einer Dekade bei den Anfängen von Bethlehem mitwirkte, dem Philadelphia der Mährischen Bewegung in Nordamerika. Im September 1734 führte Wiegner eine Gruppe von

54 HINKE (wie Anm. 2), 111.

55 HINKE (wie Anm. 2), 355-6. Schwenkfelderianern über den Atlantik nach Pennsylvania. Sie hatten unter dem Schutz von Graf Zinzendorf auf dessen Landgut in Berthelsdorf in Sachsen gelebt. Der Mährische Bruder Augustus Spangenberg, der als Administrator für Zinzendorf weit in der Neuen Welt umherreiste, verließ seine Arbeit mit den Mährischen Brüdern in der Kolonie Georgia in Savannah am 15. März 1736 und kam am 4. April in Wiegners Heim an, wo er lebte und in der Landwirtschaft mithalf, bis er 1739 nach Europa zurückgerufen wurde. Spangenberg nahm wie Henry Antes bei den Schippachbrüdern teil wie auch John Adam Gruber, ein Inspirierter und Führer der Wahren Inspirations-Gemeinde in der Wetterau in den 1720er Jahren, und der Mährische Bruder Georg Neisser, der ebenfalls bei Wiegner lebte. Howard Wiegner Kriebel schrieb in seinem Band The Schwenkfelders in Pennsylvania, die Gruppe habe religiöse Gottesdienste in Wiegners Haus gehalten. Diejenigen, die an diesen Gottesdiensten teilnahmen, gehörten zu denen, die höchstwahrscheinlich den aktiven Kern der Assoziierten Brüder darstellten: aus Skippack Heinrich Frey, Johannes Kooken, Georg Merkel, Christian Weber, Jost Schmidt, Wilhelm Bossens und Jost Becker, aus Friedrichstown Henrich Antes, Wilhelm Frey, Georg Stiefel, Heinrich Holstein und Andreas Frey, aus Methacton Matthias Gmelen und Abraham Wagner, aus Oley John Bertolet Franz Ritter und Wilhelm Pott, aus Germantown Johannes Bechtel, Johann Adam Gruber und Blasius Mackinet sowie Georg Benzel.56 Bei diesen überkonfessionellen Diskussionsrunden waren Mährische Brüder, Schwenkfelderianer, Reformierte, Inspirierte, Dunker, Hugenotten und andere. Eine enge Beziehung entwickelte sich zwischen Antes und Spangenberg, der 1742 als Mährischer Bischof Zinzendorfs Hauptadministrator in der Siedlung Bethlehem werden sollte. Böhm hat seine Sicht auf diese überkonfessionelle Gruppe in Zweite gläubige Warnung und Ermahnung vom 19. Mai 1743 prägnant dargelegt, wenn er schreibt:

Jacob Lischey, John Bechtel and Henry Antes, zusammen mit ihren Helfern, strengen sich selbst so eifrig an, um unsere reformierte Religion hier in Pennsylvania völlig in den Schatten zu stellen und alles unter die Kontrolle der Herrnhuter zu bringen und das mit gerissenen Tricks und falschem Anschein, mit welchen sie vorspiegeln, reformierte Seelsorger zu sein.

Dass Böhm die Herrnhuter gerissener Tricks und falschen Scheins verdächtigte, ist nicht überraschend. Zinzendorf’s Ansichten darüber, wie eine religiöse Bewegung aufzubauen sei, waren für ihre Zeit zumindest neuartig. Henry Antes behielt seinen eigenen Kopf im Hinblick auf das, was er guthieß und was nicht. Dies geht daraus hervor, dass er 1750 die Mährischen

56 Howard Wiegner KRIEBEL, The Schwenkfelders in Pennsylvania, Lancaster 1904, S. 109. Brüder in Bethlehem verließ und in sein Haus in Friedrichstown zurückkehrte. Vordergründig tat er dies wegen Fragen der liturgischen Praxis, doch tatsächlich gab es in der großen Mährischen Bewegung zu dieser Zeit tiefergehende Probleme der Organisation und Leitung wie auch problematische Entwicklungen. Henry war mit Zinzendorfs einzigartigem Ansatz der Evangelisierung in der pennsylvannischen Gemeinde insoweit einverstanden, als er für die Schwierigkeiten von Seelsorge und Lehre unter den weitverstreuten und isolierten deutschen Gemeinden eine Lösung darstellte, welche doch so lange bei den Schippachbrüdern diskutiert worden war. Henry Antes wurde offenkundig von Zinzendorfs Tropentheorie angezogen. Diese Theorie behauptete, dass es sich, wenn Personen mährischer Identität einer konfessionellen Gemeinde als konfessionelle Vertreter dienten, keineswegs um eine Fehlvertreung handle, sondern vielmehr um den Ausdruck wahrer Brüderlichkeit in Christus. Böhm stellte Antes in dieser Frage zur Rede und hielt dessen Antwort aus seiner eigenen Sicht in seinem Second Faithful Warning vom 19. Mai 1743 fest: Hinsichtlich des dritten Punktes: Henry Antes. Als ihn vor einigen Wochen jemand fragte: „Wie kannst Du Dich selbst reformiert nennen ? Du gehst zu den Hernnhutern und nimmst an deren Liebesmahlen teil.“ Er erwiderte: „Was redest Du so seltsam. Soll das ein Grund sein, dass ich kein Reformierter sei ? Ich bin genauso ein Lutheraner, ich bin genauso ein Mennonit. Ein Christ ist alles.

In seiner Entstehung des Methodismus stellt Frederick Dreyer einen interessanten Vergleich zwischen Methodismus und Mährischen Brüdern an57 , der die Basis bietet, sowohl Böhms Sicht wie auch Antes’ Antwort zu verstehen. Beide Bewegungen begannen mit einem doppelten System der Einteilung der Mitgliedschaft, ein Teil des Systems spirituell, das andere nicht-spirituell. Dreyer stellt fest, dass bei den Mährischen Brüdern die spirituelle Klassifizierung der Mitgliedschaft verschwand und die nicht-spirituelle in zwei Ausprägungen übrigblieb, der congregationellen und der Disapora-Mitgliedschaft. Congregationelle Mitglieder bildeten eine reguläre Congregation, eine Gemeine, während Diaspora-Brüder sich nicht als Congregation zu öffentlichen Gottesdiensten trafen, sondern Gottesdienst zu halten suchten, wo auch immer und mit wem auch immer sie in ihrem Dienst für Christus zusammen waren. Sie konnten einem beliebigen Bekenntnis angehören und fanden ihre Einheit im unsichtbaren Leib Christi. Nach Dreyers Beobachtung war es “der Gegenstand der Diaspora- Sendung, Menschen für die Wirklichkeiten des christlichen Glaubens zu entfachen, nicht

57 Frederick DREYER, The Genesis of Methodism, Bethlehem 1999, 56-65. jedoch, sie in ihrem bekenntnis zu ihrer eigenen Konfession zu verunsichern oder sie zur Mährischen Kirche zu bekehren. Vielleicht sah Henry Antes in der Tropen-Theorie und der Diaspora-Bewegung eine Möglichkeit, wie man die evangelikale Begeisterung der Mährischen Brüder nutzen konnte, um den bitteren Mangel an ausgebildeten Pastoren und Lehrern unter den verstreuten deutschen Gemeinden zu lindern, ohne sich in konfessionellen Rivalitäten aufzureiben. Andererseits sah Reverend Böhm ganz klar das unterschwellige Bemühen, Menschen seiner Seelsorge zu entziehen mit der Folge eines möglichen Übertritts zum Mährischen Glauben. Henry Antes arbeitete mit Zinzendorf und der Führung der Mährischen Brüder an der Organisation einer Reihe von überkonfessionellen Treffen, die als Pennsylvanische Synoden bekannt sind. Am 15./26. Dez. 1741 veröffentlichte er eine Einladung zur ersten Synode, die am 1. Jan. 1742 im Haus von Theobald Endt in Germantown zusammentrat. In den folgenden sechs Monaten gab es sieben überkonfessionelle Synoden. Weil Henry Antes von allen verstreuten Gemeinden sehr geachtet wurde, nahmen an der ersten Synode zahlreiche Lutheraner, Reformierte, Mennoniten, Dunker, Sabbatisten, Schwenkfeldianer, Separatisten, Mystiker und Mährische Brüder teil. Doch bei den folgenden Synoden ging die Teilnahme mit Ausnahme der Mährischen Brüder rasch zurück. Nach dem siebten treffen wurden die Synoden als Mährische Synoden fortgeführt. Auf der fünfzehnten Synode, die am 10. und 11. März 1745 in Falkner Swamp stattfand und zu diesem Zeitpunkt bereits eine Mährische Synode war, bot Henry Antes sein Haus, seine Mühle und seine Plantage mit sämtlichen Einkünften den Mährischen Brüder zur Nutzung als Kinder-Anstalt, einer Kinderschule, an. Die Mährischen Brüder brachten unter deren Dach nicht weniger als 32 weiße, indianische und afro-amerikanische Knaben unter, die dort lebten und lernten, versorgt und von einem Stab von etwa zwanzig mährischen Erwachsenen unterrichtet wurden. Es war dies nur ein aus einer großen Zahl von Schulen, die die Mährischen Brüder in den Jahrzenten zwischen 1740 und 1770 errichteten. Bereits 1733 lässt sich Henry Antes’ Interesse für die Kindererziehung belegen. Seine älteste Tochter Anna Catharina schreibt nämlich in ihrem Lebenslauf: Als ich etwa sieben Jahre alt war, stellte mein Vater einen Hauslehrer an, um mich und einige Nachbarkinder zu unterrichten . . . . Der Hauslehrer wohnte in der Wirtschaft und es gab ein Problem, am Unterricht teilzunehmen . . . . Ich lernte rasch zu lesen und lernte den Kurzen Katechismus im ersten Winter auswendig.

Antes, seine Kinder und die Musik

Anna Catharina Antes erwähnt auch, dass sie singen und auf ihres Vaters Klavier nach Noten zu spielen lernte.58 Familie Antes war bemerkenswert musikalisch. 1747 kaufte HenryAntes eine Geige für seinen Sohn John.59 John wurde später ein hochbegabter Komponist. Donald McCorkle zitiert Rufus Grider mit der Bemerkung, John habe einen Satz von drei Instrumenten hergestellt, von denen zwei noch vorhanden sind: eines signiert mit “Johann Antes in Bethlehem, 1759”. Das Cello sei verschwunden. McCorkle merkt an, Grider habe 1870 geschrieben, das Cello sei in der zentralen mährischen Kirche in Bethlehem und gekennzeichnet gewesen mit Johann Antes me fecit in Bethlehem, 1764 (John Antes hat mich hergestellt in Bethlehem, 1764).60 Gegen Ende seines Lebens resümierte Johan Antes Experimente, die er zur Verbesserung von Klavierhämmern, von Geigenbögen und des Stimmens von Geigen unternommen hatte, in der Allgemeine Musikalische Zeitung, in welcher er auch den Impressario Johann Salomon als Mein Freund, Herr Salomon in Londo erwähnt.61 . Irgendwann zwischen Februar 1770 and Dezember 1781 komponierte er drei Trios für zwei Violinen und Cello, eines in Es-Dur, eines in d-moll und eines in C-Dur. Vermutlich entstanden sie im ägyptischen Kairo, während sich John Antes von der Folter erholte, die er als mährischer Missionar erlitten hatte. Veröffentlicht wurden sie als op. 3, was wohl auf zwei schon zuvor veröffentliche Sammlungen hindeutet. Zu der Zeit, als McCorkles Schriften entstanden, waren 38 Werke von ihm bekannt, 25 abgestimmte Vokalwerke und 13 Choralmelodien.62 An Bord eines Schiffes der Mährischen Brüder, das London mit Ziel Philadelphia verließ, entzückte Henry Antes‘ Tochter Anna Margaretha das Publikum mit ihrem schönen Zitherspiel.63 Am 11./21. Feb. 1741 sang Henry auf der dritten Pennsylvanischen Synode,

58 Anna Catherina ANTES, Lebenslauf (wei Anm. 27.

59 Am 3. Sept. 1747 verkaufte Samuel Powell an Henry Antes eine Violine, vermutlich für dessen Sohn John, damals 7 Jahre alt (Moravian Archives, Bethlehem, Pennsylvania, Diakonat-Hauptbuch B, folio 153 v auf der Sollseite auf Rechnung von henry Antes: “Samuel Powell für eine Violine (auf seine Order) für seinen Sohn 1.1.-. £

60 Donald M. MCCORKLE, John Antes, American Dilettante, The Musical Quarterly, 42 Nr. 4 (1956), 488.

61 MCCORKLE (wie Anm. 60), 491.

62 MCCORKLE (wie Anm. 60), 495.

63 Beverly P. SMABY, Travel Journal of Anna Johanna Piesch, in: Craig D. ATWOOD und Peter VOGT (Hrsg.), The Distinctiveness of Moravian Culture, Nazareth 2003, 93. nachdem die Bevollmächtigten gewählt waren: Ach Gott! Segne, was sie thun64 und am 18./29. April 1746 berichtet das Bethlehemer Tagebuch der Mährischen Brüder: “Es wurde auch beschlossen, dass jede Woche zweimal, und zwar dienstags und freitags, anstelle der deutschen Singstunde eine englische über die Losung gehalten werden sollte, und Henry Antes hat heute sofort damit begonnen.”65 Am 16. Juli 1748 hält das Tagebuch fest: “Am Abend hielt Bruder Henry Antes die Singstunde” und man kann daraus schließen, dass er den größten Teil der mährischen Hymnentexe und deren Melodien auswendig kannte, um diese passend zu religiösen Texten, die die Grundlage für den Singstunden-Gottesdienst bildeten, auswählen zu können und um nahtlos von einem Text und der zugehörigen Melodie zu einem anderen überleiten zu können in der Art, wie es Zinzendorf beschreibt: …wir singen nicht ganze Hymnen, wie das sonst üblich ist . . . der Kantor nimmt den Gegenstand der Predigt . . . und setzt während des Gesangs Verse von zwanzig oder dreißig Hymnen zusammen, was ebendiesen Gegenstand in geordneter und artikulierter Weise zum Ausdruck bringt. Darin sind Kantor, Organist, Prediger und Zuhörer so geübt, dass niemand zögert ode rein Buch zu Hilfe nehmen muss . . . . Wenn mein zehnjähriger Sohn für unsere Familie Singstunden spielt, ist er in der Lage, eine Melodie so nahtlos an die andere anzuhängen, dass niemand merkt, dass die gesamte Singstunde nicht ausdrücklich für diesen Tag komponiert war.66

Und nicht zuletzt hatte Henry Antes eine Singstimme ausreichender Qualität, um als Kantor dienen zu können.

Henry Antes als Verwalter der Mährischen Brüder in Bethlehem

1745 zog Henry Antes mit seiner Familie zur mährischen Gemeinschaft nach Bethlehem, wo er die Position des Senior Civilis, eines weltlichen Verwalters auf Augenhöhe mit Bischof

Augustus Spangenberg, dem kirchlichen Verwalter, einnahm. In dieser Position, die er bis

64 ten ten Johann Philipp FRESENIUS, Authentische Relation von dem Anlass, Fortgang und Schlusse der am 1 und 2 Januarii Anno 1741/2 in Germantown gehaltenen Versammlung einiger Arbeiter derer meisten Christlichen Religionen und vieler vor sich selbst Gott dienenden Christen-Menschen in Pennsylvania, Philadelphia 1742, S. 49.

65 Moravian Archives, Bethlehem, Bethlehem Diary, 4.18/4.29, 1746.

66 Alice CALDWELL, Singing From the Heart, in: Carol TRAUTMAN-CARR (Hrsg.), Pleasing for our Use, Bethlehem 2000, 118. 1750 bekleidete, war er für alle Landwirtschafts- und Bauprojekte verantwortlich. In seiner mährischen Geschichte Bethlehems bringt Joseph Levering Henry Antes unmittelbar mit Entwurf, Bauleitung und tatsächlichem Bau von 18 Projekten in Verbindung. Darin sind eingeschlossen das Zeichnen von Plänen und die Bauleitung von zahllosen Gebäuden, die Planung dreier Außensiedlungen, Errichtung einer Leinölmühle, zweier Schrotmühlen und einer Sägemühle, eines Bleichhauses, eines Wirtshauses und eines Indianerhauses, einer Brück und eines Glockenturms.67 Insgesamt kommt man auf 33 Bauprojekte, die während Antes’ 5 Jahren in Bethlehem stattfanden. Bis jetzt fand sich jedoch nur ein einziger Grundriss, der von Antes selbst entworfen wurde, nämlich der für ein mährisches Gebäude in Quittophila, Pennsylvania.

67 Joseph LEVERING, A History of Bethlehem, Pennsylvania, 1741-1767,Bethlehem 1903. Er hat den Aufriß unterzeichnet mit: von eurem treuen Br[uder] J. Henrich Antes. Bethl[ehem] den 24. Martӱ 1750.

Abb. 9 Signatur von Henry Antes

Henry Antes‘ Hingabe an seine Tätigkeit wird am besten in einem Brief von Mary Spangenberg an Zinzendorf aus dem Jahr 1746 beschrieben:68 Aber was denken Sie denn zu meinem kleinen Sohn, dem Heinrich Antes, nein, das Närrgen sollen Sie doch sehen: er ist aus dem Regen unter die Trauffe gekommen. Hat er viele Arbeit auf der Plantage gehabt, in Bethlehem kommt sie zusammen, er weiss manchmal nicht, wo ihm der Kopf steht. Wenn er sich seine Bauleute, Kropper, Tiegel-Splitter und Fuhrleute aufs Schönste eingeteilt, da kommt der Joseph (Augustus Spangenberg) und schickt einen Prediger, den andern Fischer, den dritten ein Besuch zu tun. Da sitzt das arme Herz und kratzt sich hintern Ohren: wenn’s um und um kommt, muss er selber dran.

Um die Geschäfte der mährischen Organisation in Pennsylvania zu führen, trat Henry Antes häufig als Sachwalter und Eigentümer im Grundbuch auf. Er war nämlich Bürger der Krone, in Pennsylvania eingebürgert und Friedensrichter im britisch-kolonialen Rechtssystem. In der genannten Funktion war Antes am 2. April 1741 im Grundbuch eingetragener Käufer der ersten 500 Acres Land von William Allan, auf dem 1742 die Gemeinde Bethlehem errichtet werden sollte.69 Am 11. November 1753 übertrug er diese Parzelle, stark vergrößert und mit „Anwesen, Schrotmühlen, Sägemühlen, Walkmühlen, Ölmühlen und Wohnhäusern, genannt und bekannt unter dem Namen Bethlehem" auf die Repräsentaten der mährischen Organisation.70 Am 28. Februar 1748 wurden ihm namens der Gemeinschaft zu Bethlehem

68 Hellmuth ERBE, Bethlehem, Pa. Eine Kommunistische Herrnhuter Kolonie des 18. Jahrhunderts, Stuttgart 1929.

69 Philadelphia Deed Book, G-1-329.

70 Philadelphia Deed Book, H-20-1. . . . das Recht eingeräumt, eine Fähre für das Übersetzen von Personen, Vieh und Gütern über den westlichen Arm des Delaware (jetzt Lehigh genannt) zu bauen, zu betreiben und die Fährgebühren einzunehmen auf einer Plantage des genannten henry Antes . . . in der Gemeinde Saucon (zu Bethlehem gehörig), eine Landstraße, die von Philadelphia zum Minisinks und von dort zum nordwestlichen Teil der Provinz New York führt.71

Namens der Mährischen Brüder war Henry Antes Grundbucheigentümer des Schiffes Irene, auf seinen Namen im Juli 1748 registriert, einem von vier Schiffen, die die Mährischen Brüder für den Transport von Siedlern und Gütern über den Atlantik in beiden Richtungen und in einem Fall auch nach Grönland nutzten. Die Irene machte vierzehn Überfahrten, bevor sie im November 1757 von französischen Freibeutern gekapert und abgewrackt wurde. Ein früheres Schiff, die Catherine, wurde nach einer solchen Überfahrt in Philadelphia verkauft. Der Anwalt George Stonehouse wies in einem Brief darauf hin, dass alle Löhne und Unkosten zu bezahlen und 200 £ für die Gesellschaft zur Förderung des Evangelium (Society for the Furtherance of the Gospel) zur Seite gelegt werden mussten. Zudem . . . . haben Sie den restlichen Kaufpreis des genannten Schiffes in die Hände von Mr. Henry Antes zu überantworten, der damit lebendes Vieh in solcher Anzahl kaufen soll, wie es für die Ausstattung und Düngung von 5000 Acre Land gebraucht wird, Land, das von mir in Pennsylvania erworben wurde. (Signatur) George Stonehouse.72

Diese 5000 Acres waren die Gesamtfläche, die um die ursprünglichen 500 Acre herum gekauft worden waren, um die Mährische Gemeinde von Bethlehem, Pennsylvania, zu bilden. Henry Antes übernahm mannigfache Verantwortung als Friedensrichter, und zwar in einer Reihe von Örtlichkeiten. Am 22. Juni 1746 wurde er als Friedensrichter in Bucks County vereidigt.73 Im gleichen Monat wurde ihm anbefohlen, vor dem Gericht in Lancaster, Pennsylvania, zu erscheinen, um die Mährischen Brüder gegen unbegründete Anschuldigungen zu verteidigen, sie hätten mit den Franzosen verbündete Indianer angeworben, um Siedler in Pennsylvania anzugreifen. Im August des nämlichen Jahres wurde er in eine Auseinandersetzung mit dem Wachtmeister einer nahegelegenen irischen Siedlung um seine Rechtsprechung als Friedensrichter hineingezogen, bei der es darum ging, dass Mährische Brüder am Sabbat Getreide geschnitten hätten.

71 Philadelphia Deed Book, A-15-96.

72 John W. JORDAN, Moravian Immigration to Pennsylvania, 1734-1767, The Transactions of the Moravian Historical Society 5 (1896), 56-57.

73 LEVERING (wie Anm. 67), 211. (Der) Wachtmeister kam mit 22 Iren, um 44 Brüder festzunehmen, weil sie am letzten Samstag Erntearbeiten ausgeführt hätten, und sie nach Newton ins Gefängnis zu bringen. Schon zuvor hatte er in Nazareth einen großen Tumult ausgelöst, als er zwei Brüder verhaftete, einen davon vor den Richter brachte, den anderen mitnahm. Der Wachtmeister verhaftete jeden, den er in Gnadenthal angetroffen hatte. Doch unser Bruder Heinrich Antes nahm sich als Richter der Dinige an, kam zusammen mit Bruder Joseph (Augustus Spangenberg) als Bürge für alle 40 Brüder bis zur nächsten Gerichtssitzung. Uf wie verrückt, besonders William Creek, Sohn des Richters, weil sie …. Konnten …. (Fehlstelle am Ende der Seite)74

Im September 1747 wurde die Gemeinde Bethlehem errichtet mit Henry Antes als örtlichem Friedensrichter. Nachdem er Bethlehem im Sommer 1750 den Rücken gekehrt hate, um in sein Heim in Friedrichstown zurückzukehren, wurde er im Mai 1752 zum Friedensrichter von Philadelphia County ernannt. Schon zuvor, nämlich im Februar 1752, war er im Interesse zahlreicher seiner Nachbarn im Goshenhoppener Gebiet aufgetreten, indem er auf die Forderung des Liegenschaftsbüros nach Bezahlung von Gülten zurückliegender Jahre reagierte, indem er eine Reihe von örtlichen Zusammenkünften organisierte, um diese ausstehenden Gülten einzusammeln. David Schultze hielt in seinem Journal fest: Am 2. kamen wir nach Phila[delphia]. 3. Gülten bezahlt. 4. Heimgekehrt. Zahlten 72 £ für 21131 Acre für 51 Jahre

Wahrscheinlich im Kassenbuch des Liegenschaftsagenten in Philadelphia notiert: 3. März 1752. Von Henry Antes & Companie Gülte auf 21,132 Acres in der Oberen und unteren Gemeinde Hanover, Philadelphia County, überlassen durch Patent vom 25. Okt. 1701 an die Deutsche Gesellschaft oder Frankfurter Gesellschaft (51 Jahre vollständig ……) 53 £, 17 s,9 d. Währung 1£7, 17 s.75

Expedition nach North Carolina und Tod

Dotterer vermerkt76, dass die Mährischen Brüder im August 1752, als Henry Antes krank war und seine Genesung in Zweifel stand, einen Boten nach Friedrichstown schickten mit der Aufforderung, Henry möge eine von Augustus Spangenberg angeführte Expedition nach North Carolina begleiten, die einen ausgedehnten Abschnitt Landes für eine zukünftige

74 Moravian Archives, Bethlehem, Tagebucheinträge einzelner Brüder vom 6. Aug. 1746, Maschinenschriftliche Kopie ausgewählter Übersetzungen in den History of Bethlehem Dateiens, zusammengestellt von Charles LE COUNT, 1992.

75 Andrew S. BERKY (Übers. u. Hrsg.), The Journals and Papers of David Schultze, Vol. I, 1726-1760, Pennsburg 1952, 124.

76 DOTTERER (wie Anm. 15). Besiedlung durch die Mährischen Brüder ausmachen und begutachten solle. Als der Bote Henrys Zustand gewahr wurde, kehrte er nach Bethlehem zurück. Henry seinerseits erfuhr von der Ankunft des Boten und wollte wissen, welchen Auftrag er habe. Er schickte ihm daher seinen Sohn Frederick nach, der ihn zurückbringen sollte.77 Henry brach am 15. Aug. 1752 mit den Mährischen Brüdern zu dem genannten Unterfangen auf. Dotterer glaubt, die Beschwernisse dieser Reise hätten zu Antes’ nachlassender Gesundheit und schließlich seinem Tod am 20. Juli 1755 beigetragen, doch kann man sich bisher kein wirklich klares Bild von den Umständen machen, die zwei Jahre nach seiner Rückkehr aus North Carolina zu seinem Tod führten. Antes begleitete Spangenberg in die Wildnis von North Carolina, um das riesige Landgebiet, das man unter dem Namen Wachovia-Landstrich kennt, für die Besiedlung durch die Mährischen Brüder mit Zentrum in Salem, North Carolina, festzulegen und zu begutachten. Von Dotterer erfährt man, dass im Januar 1753 Die Expedition durch ein nahezu fünfundsiebzigtausend Acre großes Gebiet an den Gabelungen des Muddy Creek im zentralen North Carolina stolperte, auf das noch niemand Anspruch erhoben hatte. Sie nahmen diese Parzelle sowie zwei weitere, die unmittelbar angrenzten und weitere fünfundzwanzigtausend Acre umfassten, in Augenschein. Mit diesen drei Parzellenplänen sowie denen von weiteren zehn Stücken Land, die sie zuvor angelegt hatten, kehrten die Erkundungsreisenden nach Bethlehem zurück.78 William Reichel, der frühe Geschichtsschreiber der Mährischen Brüder, lieferte 1829 folgende bündige Beschreibung: Sie brachen im August 1752 von Bethlehem nach Edenton auf und von dort mit Mr. Churton, dem Vermessungsingenieur zu den Oberläufen der Flüsse Catawba, New River and Yadkin, wo sie etliche Monate zubrachten, bevor sie ihr Ziel erreichen konnten. Während dieser Zeit litten sie bis Ende Dezember sehr an Krankheit, Kälte und Hunger. Nachdem sie einiger kleinere Landparzellen an Catawba und New River sowie die Mulberry Fields am Yadkin vermessen hatten, wurden sie von der guten Hand des Herrn in einen weites Landstrich am Ostufer des Yadkin geführt, reich an Quellen, Bächen und Flüsschen wie auch an Holz, und zum größten Teil für Landwirtschaft und Viehzucht gut geeignet.79 Bischof Augustus Spangenberg, der die Expedition anführte trug in sein Reisetagebuch ein: (In) Jno. Salis’, Granville County, 153 Meilen von Edenton. Der Herr hat unseren Fortgang für eine gewisse Zeit aufgehalten und vier aus unserer

77 DOTTERER (wie Anm. 15).

78 Daniel P. THORP, The Moravian Community in Colonial North Carolina, Knoxville 1986, 29.

79 Charles Gotthold REICHEL, History of the Moravians in North Carolina, Vol. 5, Chapel Hill 1829, 1146; online unter http://docsouth.unc.edu/csr/index.html/document/csr05-0360. Gruppe leiden an Wechselfieber – und zwar einer schlimmen Art. N. C. ist hier Tiefland . . . und es gibt hier viel Malaria, die viele Tote mit sich bringt. Die Brüder - Henry Antes, Jno, Merk, Herman Lash und Timothy Horsefield liegen alle darnieder und durchlaufen einen heftigen Schwitzprozess, hervorgerufen von bestimmten Heilkräutern. Das Fieber haben wir und wahrscheinlich in Edenton zugezogen, das ein richtiges Fiebernest ist und sehr tief liegt. Später, am 14. Dez., trägt Spangenberg ein, dass sich Henry Antes’ Zustand beträchtlich verschlechtert habe: Doch hier wurde mein lieber Bruder Henry Antes sehr krank. Vor einigen Tagen hatte er sich selbst schwer in die Hand geschnitten – und als er dann mit uns reiste, zog er sich eine Erkältung in der Wunde zu, die im Arm derartig heftige Schmerzen hervorrief, dass sie fast nicht auszuhalten waren. Am 20. Dez. Dann der folgende Eintrag: . . . wir sind alle sicher angekommen, nur dass Henry Antes sehr starke Armschmerzen hat. Er hat Wundfieber und wir sind dankbar, dass er in Mr, Owens Haus bleiben und sich etwas erholen kann. Wenn man bedenkt, dass er schon krank war, bevor er mit Spangenberg aufbrach, kann es kaum einen Zweifel geben, das diese Ereignisse den Gesundheitszustand von Henry Antes, der nun fast zweiundfünfzig Jahre alt war, erheblich beeinträchtigten. Die folgenden Einträge in Spangenbergs Journal machen die Achtung deutlich, die Spangenberg Henry Antes Rat und Urteil entgegenbrachte : Vom Camp am Little River, Anson County . . . . Bruder Antes glaubt, dass man innerhalb der Grenzen der Parzelle, welche wir aufgenommen haben, Mühlsteine finden könne …….. 7. Nov. 1752, zweite Gabelung im Little River - 2 Meilen von der ersten …… hier könnte man eine ausgezeichnete Mühle bauen, die vom Hochwasser, was hier vorherrscht, verschont bleiben würde ...... von einem Camp am Oberlauf des New River Am 3. Dez. deutet Spangenberg an, dass Antes wieder mit der Gruppe reist, denn er notiert: Es gibt hier keine Spur von Riet, aber so viel Grasland, dass Bruder Henry Antes denkt, ein einzelner Mann könne vom Wildgras etliche hundert Ladungen Heu machen, was ohne weiteres gehen würde, wenn es nur zur richtigen Zeit gemäht und getrocknet werden würde . . . . Wetzsteine und Mühlsteine, welche Bruder Antes als die besten betrachtet, die er in N. C. gesehen hat, gibt es reichlich . . . . Eines der Flüsschen bietet eine Reihe wunderbarer Plätze für den Mühlenbau.80 Das Tagebuch, das diese Angaben zu Henry Antes’ Rolle bei der Expedition enthält, ist am Ende von Augustus Spangenberg und Heinrich Antes unterschrieben. Bei Bischof Spangenbergs Kommentaren kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er, der

80 Archives of the , Salem, North Carolina, August Gottlieb SPANGENBERG, Journal of August Gottlieb Spangenberg’s Voyage to North Carolina to Establish a Moravian Settlement. 3, 11, 12, 13., online unter http://docsouth.unc.edu/csr/index.html/document/csr05-0360 kirchliche Führer, und Antes, als Senior Civilis der weltliche Führer, einen gemeinsames Gespür der Verantwortung für die generelle Wohlfahrt der Mährischen Gemeinschaft hatten. Diese gemeinsame Verantwortung fügt sich zwanglos in Dreyers oben erwähntes doppeltes System der Klassifizierung der Mitgliedschaft. Spangenberg unternahm die Expedition im Interesse der Verantwortlichkeit für die Diaspora-Ziele der Mährischen Bewegung und Henry Antes richtete seinen Blick auf die Interessen der Gemeine. Die Expedition kehrte am 13. Febr. 1753 nach Pennsylvania zurück. . Am 13. Juni 1755 traf in Bethlehem die Nachricht ein, Antes sei sehr krank. Seine Tochter Benigna, die zu dieser Zeit in der Mährischen Gemeinschaft in Bethlehem lebte, nahm man nach Friedrichstown mit, damit sie ihren Vater sehen könne.81 Henry Antes hatte schon länger seinen letzten Willen abgefasst, datierend auf den 20. Juli 1754. Diesem Testament fügte er am 8. Juli 1755 ein Kodizill an. Nur wenige Tage später, am 20. Juli 1755, ist er gestorben. Henry Antes wurde auf seiner Plantage in Friedrichstown bestattet, nur einen kurzen Fußweg zwischen seinem Haus und seiner Mühle. Die heute kaum noch leserliche deutsche Inschrift auf seinem Grabstein ist in Reimform gehalten und lautet:

Hier ruhet Heinrich Antes: ein Kleinod dieses Landes, ein redlich kühner Handhaber der Gerechtigkeit und treuer Diener vor Welt- und Gottes-Leut.

81 LEVERING (wie Anm. 67), 295.