House & Techno Spezial
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1,2 GB Samples auf DVD HOUSE & TECHNO GROOVES, BASSLINES, EQUIPMENT, TIPPS: ALLE TRICKS FÜR EINEN VOLLEN DANCEFLOOR PLUS: SO GEHT DER TYPISCHE HAWTIN-SOUND Es begann in den Achtzigern mit Industrial und EBM und entwickelte sich ein Jahrzehnt später zu einer Kombination aus elektronischer Musik und schillerndem Lifestyle. Mittlerweile sind Techno und House zu nahezu undurchschaubaren Geflechten mit zahllosen Sub-Szenen avanciert. Das wirft Fragen auf: Wofür steht der Sound heute, wie klingt er und wie wird er produziert? Gehen wir die Antworten an … von Marco Scherer, Mario Schumacher, Tobias Fischer or etwa 15 Jahren war Techno der Überbe- Electro-Pop entstand durch die kreative Nutzung Auch die Auswahl an Sounds hat sich drastisch griff für eine Handvoll Genres wie beispiels- von Drum-Maschinen und Synthesizern eine rhyth- gewandelt. So wurden relativ dünne Synth-Klänge Vweise Acid, House oder Rave. Parallel dazu musbetonte und enorm tanzbare Musikrichtung. durch komplexe Stabs ersetzt, Bässe kommen nicht verband man damit eine Musik für und aus dem mehr nur aus der 303 und die Drums sind mehr- Underground. Angesagt waren sich permanent Werkzeuge fach geschichtet, damit sie mehr Wucht haben. So wiederholende elektronische Rhythmen, unter- Wo früher ein paar Geräte der Serien mit der Null in besteht ein Clap-Sound heutzutage beispielsweise legt und generiert mit industriellen Sounds, die für der Mitte genügten, sind die Ansprüche heute deut- aus mehreren Claps und Snares, die weit im Stereo- eine kühle Atmosphäre sorgten. Daran hat sich bis lich gewachsen. Nicht wenige Produzenten bauen panorama verteilt sind. Und Bässe werden oft als heute nicht viel geändert, außer natürlich der Qua- auf den Klang echter analoger Synthesizer und Akkord gespielt oder mit verstimmten Oszillato- lität aktueller Produktionen. Jedoch gibt es mitt- packen dazu auch gerne mal den Hardware-Sequen- ren, damit der Klang fülliger ausfällt. Auch bei Leads lerweile weitaus mehr Bezeichnungen von Genres zer aus. Die Wiederholung kurzer Patterns ist wie eh werden gerne Plug-ins geschichtet, um mehr Audio- auf Sub- und sogar Mikro-Ebenen. Was damals ein- und je sinnbildlich für Techno. Auf welchem Wege Fett zu erhalten. fach House war, ist heute möglicherweise „Progres- dies erreicht wird, ist dabei völlig unerheblich. Ebenfalls typisch für den zeitgemäßen Techno sive Tech-House mit Einfluss aus der Minimal-Elec- Meist kommt gleich ein ganzes Arsenal an Syn- ist der Coolness-Faktor. Die Tracks sind aufwendi- tro-Schiene“. In unseren Workshops werden wir thesizern, Drum Machines und Samplern zum Ein- ger denn je und enthalten eine Unmenge an kleinen einen Bogen spannen und gleich mehrere Ableger satz, ob als Emulation oder aus der echten Ware. Sound-Verzierungen, Vocal-Schnipseln und klein- berücksichtigen. Einen markanten Unterschied zu damaligen Tracks lich verteilten Füll-Effekten. Sie buhlen jedoch nicht Allerdings haben alle Unterstile etwas gemein- findet man allerdings in der Verwendung von Effek- mehr mit gewaltigen Trommelwirbeln und Killer- sam: den pumpenden Four-to-the-Floor-Rhythmus, ten: Schon fast obligatorisch ist das Hochfahren der Bassdrums um die Gunst der Hörer. Vielmehr muss der bereits Mitte der Achtziger den Puls der ersten Hallfahne, die Intensivierung einer Sequenz durch der Flow gewahrt bleiben. Der Track ist nicht mehr House-Produktionen aus den USA bestimmte. extrem kurzes Delay oder das gewaltige Aufpum- Mittelpunkt des Geschehens, sondern Teil des Gan- Beeinflusst von Disco, Hip-Hop, Electro-Funk und pen von Beats per Kompressor. zen; einer unter vielen in der langen Nacht … 20 Beat 07 | 2016 SPEZIALBEAT House & Techno Der Sound von Richie Hawtin Minimal Wiederholung Asynchronität Plastikman, Fuse, Robotman, 80xx, Circuit Sein Hauptrezept sind langatmige und repe- Mit Hi-Hats und Snare gehen wir weniger 1 Breaker und wie sie alle heißen, haben eins 2 titive Sequenzen, die sich permanent bewe- 3 sparsam um und füllen den Takt mit den gemeinsam: Sie sind Richie Hawtin. Nur wenige gen. Einen derartigen Groove basteln wir mit einem drei Sounds. Auch für die Cowbell programmie- Artists halten sich über Jahrzehnte auf einem der- Drumkit der TR-8 (Kits und Plug-ins auf DVD). Laden ren wir ein Pattern, jedoch mit einer Länge von 18 maßen hohen Level und bleiben dabei ihren Wur- Sie das Kit in Ihren Sampler oder slicen es in Geist Sechzehnteln. Dadurch wird der Rhythmus asyn- zeln treu. Damals wie heute zeichnet sich sein Lite (auf DVD). Herr Hawtin ist ein großer Fan von chron und hypnotischer. Außerdem erzeugen wir Sound durch gezielten Minimalismus aus, bei dem Rhythmen abseits schnurgerader Patterns. Die Kick eine Send/Return-Spur mit Reverb und automatisie- die Roland x0x-Klassiker die Hauptrolle spielen, platzieren wir auf jedem Viertel und füllen die Zwi- ren den Dry/Wet-Regler der Cowbell-Spur, um den ohne altbacken zu klingen. schenräume mit Toms. Effekt nur hin und wieder beizumischen. Bass Pattern Effekt Auch alle anderen Drums (außer der Kick) Der resultierende muffige Klang passt her- Damit ist eine gute Grundlange beisam- 4 garnieren wir mit dem Reverb. Stellen Sie 5 vorragend zur weichen 808-Kick. Beim Pat- 6 men. Zum Ausschmücken greifen wir auf dort Highpass auf 600 Hz, damit die Tiefen nicht tern der Bassline gelten ähnliche Regeln wie beim einen simplen Sound aus dem Dune zurück: Laden verhallt werden. Für die Bassline nutzen wir den Groove, denn auch hier bewegt sich Hawtin gern Sie ein Init-Preset (z.B. C128), wählen HP12->LP12 als Monark mit dem Standart-Preset. Das klingt schön außerhalb von geraden und allzu vorhersehbaren Filter, drehen OFFSET komplett nach rechts, CUTOFF rund und fett. Schließen Sie CUTOFF fast komplett Sequenzen. So zeichnen wir zunächst 16tel-Noten in auf 3 Uhr und RESO auf 96%. Verbinden Sie LFO 1 in und stellen CONTOUR auf 11 Uhr. Damit das Filter einen Clip, löschen jene, die die Kick überlagern und der MATRIX bei +77 mit Filter-Cutoff und stellen die nur kurz aufschnappt, genügt DECAY 600 bei der transponieren dann vereinzelte Noten um einige LFO RATE auf 0.1. Diesen Sound triggern wir alle sie- Filter-Hüllkurve. Tonlagen nach oben. ben 16tel an. Drei null drei Bewegung Garnieren Zum Anrauen nutzen wir die Freeware krush Das resultiert wieder in einem asynchronen Durch die zufällige, aber dezente Modu- 7 mit 78% crush, ein Ping Pong Delay und dre- 8 Rhythmus. CUToff stellen wir auf 3, RESo- 9 lation von Cutoff und Resonanz bleibt der hen den Send-Regler zum Reverb voll auf. Nicht feh- nanz auf 5 und lassen beides via MATRIX modulie- Sound ständig in Bewegung und wird unvorherseh- len darf die fast obligatorische 303, die wir aber aus ren: LFO1 und Random kümmern sich um Cutoff bar. Die ungerade Länge des Patterns tut ihr Übri- dem Tyrell holen. OSCILLATOR 1 steuert einen Säge- und Resonanz wird nur von Random beeinflusst, ges, um Geradlinigkeit zu vermeiden. Wenn Sie noch zahn bei, Nummer 2 ein Rechteck. Die Sequenz dazu wie oben im Bild zu sehen. Für LFO1 wählen wir die einen Schritt weiter gehen wollen, garnieren Sie die ist simpel: Ein G2 auf dem ersten 16tel und C#3 auf sine-Wellenform, 8/1 als Tempo und stellen RATE auf Cowbell oder Drums mit einem Plug-in à la Glitch [1] dem siebten. Allerdings ist die Sequenz nur neun Minimum. DEPTH MOD ebenfalls, damit das Mod- oder Effectrix [2]. Schalten Sie die Verzerrer und Bit- 16tel lang. Wheel nicht benötigt wird. crusher jedoch aus. [1] illformed.org [2] sugar-bytes.com Beat 07 | 2016 21 Im Gespräch mit: Boris Brejcha Wenn es um Techno geht, kann Boris Brejcha nicht weit sein. Der gebührende Frankenthaler legte vor etwa einer Dekade mit seinen Releases auf dem altehrwürdigen Label Harthouse einen Kickstart hin und bereichert die Szene seitdem mit seinem Sound, Eigenmarke „High-Tech Minimal“. Und er hat viel zu erzählen … Beat / Hi Boris, simple Frage zum Einstieg, passend Außerdem den Permut8, ebenfalls von Sonic Charge, schon einige Stunden im Studio verbringen. Hilf- zu unserem Spezial: Warum Techno? Saturn von FabFilter und den Kombinat Dva von reich ist es da, sich nicht alle möglichen Synths und Boris / Weil mir Trance eines Tages nicht mehr gefal- Audio Damage. Um meine Stimme zu pitchen, nutze Effekte zu kaufen. Im Grunde ist jeder Synth ähn- len hatte. Spaß beiseite! Ich habe zu Beginn haupt- ich immer IrcamTrax von FLUX. Für mich persönlich lich und es ist besser, einen Synth zu 100 Prozent zu sächlich Trance produziert. Im Jahr 2006 kam ich immer noch das beste Plug-in um Stimmen zu pit- kennen als 10 nur wenig. Das macht das Produzieren dann durch einen guten Freund zu Minimal & chen. Synth-technisch arbeite ich sehr viel mit dem effektiver. Auch sehr zu empfehlen ist ein Keyboard Techno. Seitdem bin ich dem Techno verfallen. Es ist Alchemy, dem Omnisphere oder auch dem Nexus. Kurs. Gerade wenn man mehr in die melodische und bleibt einfach zeitlos und gefällt mir am besten. » Mal nichts tun, in den Wald starren und nicht reden. Beat / Du hast vor einigen Jahren einen ziemlichen Kickstart hingelegt und warst selbst überrascht vom Das haben viele Menschen verlernt.« plötzlichen Erfolg, den Touren nach Brasilien und dergleichen. Wie bist du damit umgegangen? Beat / Wie startest du mit einem neuen Track? Richtung gehen möchte. Ich selbst habe zusätz- Boris / Indem ich mich immer mehr zurück gezogen Boris / Zu 100 Prozent mit einer Kickdrum und der lich zum Keyboard auch noch Schlagzeug spielen habe. Durch den ganzen Trubel, der durch den Erfolg Bassline. Das hat sich so eingebürgert und geht mir gelernt. Ich denke nicht, dass das ein Muss ist, aber entsteht, wünscht man sich unter der Woche dann am besten von der Hand. Im Anschluss kommen dann mir hat es enorm geholfen. einfach mal seine Ruhe. Deshalb ziehe ich Mitte des Hi-Hats und eine Clap/Snare dazu. Wenn ich einen Jahres auch auf´s Dorf.