1,2 GB Samples auf DVD HOUSE & GROOVES, BASSLINES, EQUIPMENT, TIPPS: ALLE TRICKS FÜR EINEN VOLLEN DANCEFLOOR PLUS: SO GEHT DER TYPISCHE HAWTIN-SOUND

Es begann in den Achtzigern mit Industrial und EBM und entwickelte sich ein Jahrzehnt später zu einer Kombination aus elektronischer Musik und schillerndem Lifestyle. Mittlerweile sind Techno und House zu nahezu undurchschaubaren Geflechten mit zahllosen Sub-Szenen avanciert. Das wirft Fragen auf: Wofür steht der Sound heute, wie klingt er und wie wird er produziert? Gehen wir die Antworten an … von Marco Scherer, Mario Schumacher, Tobias Fischer

or etwa 15 Jahren war Techno der Überbe- Electro-Pop entstand durch die kreative Nutzung Auch die Auswahl an Sounds hat sich drastisch griff für eine Handvoll Genres wie beispiels- von Drum-Maschinen und Synthesizern eine rhyth- gewandelt. So wurden relativ dünne Synth-Klänge Vweise Acid, House oder Rave. Parallel dazu musbetonte und enorm tanzbare Musikrichtung. durch komplexe Stabs ersetzt, Bässe kommen nicht verband man damit eine Musik für und aus dem mehr nur aus der 303 und die Drums sind mehr- Underground. Angesagt waren sich permanent Werkzeuge fach geschichtet, damit sie mehr Wucht haben. So wiederholende elektronische Rhythmen, unter- Wo früher ein paar Geräte der Serien mit der Null in besteht ein Clap-Sound heutzutage beispielsweise legt und generiert mit industriellen Sounds, die für der Mitte genügten, sind die Ansprüche heute deut- aus mehreren Claps und Snares, die weit im Stereo- eine kühle Atmosphäre sorgten. Daran hat sich bis lich gewachsen. Nicht wenige Produzenten bauen panorama verteilt sind. Und Bässe werden oft als heute nicht viel geändert, außer natürlich der Qua- auf den Klang echter analoger Synthesizer und Akkord gespielt oder mit verstimmten Oszillato- lität aktueller Produktionen. Jedoch gibt es mitt- packen dazu auch gerne mal den Hardware-Sequen- ren, damit der Klang fülliger ausfällt. Auch bei Leads lerweile weitaus mehr Bezeichnungen von Genres zer aus. Die Wiederholung kurzer Patterns ist wie eh werden gerne Plug-ins geschichtet, um mehr Audio- auf Sub- und sogar Mikro-Ebenen. Was damals ein- und je sinnbildlich für Techno. Auf welchem Wege Fett zu erhalten. fach House war, ist heute möglicherweise „Progres- dies erreicht wird, ist dabei völlig unerheblich. Ebenfalls typisch für den zeitgemäßen Techno sive Tech-House mit Einfluss aus der Minimal-Elec- Meist kommt gleich ein ganzes Arsenal an Syn- ist der Coolness-Faktor. Die Tracks sind aufwendi- tro-Schiene“. In unseren Workshops werden wir thesizern, Drum Machines und Samplern zum Ein- ger denn je und enthalten eine Unmenge an kleinen einen Bogen spannen und gleich mehrere Ableger satz, ob als Emulation oder aus der echten Ware. Sound-Verzierungen, Vocal-Schnipseln und klein- berücksichtigen. Einen markanten Unterschied zu damaligen Tracks lich verteilten Füll-Effekten. Sie buhlen jedoch nicht Allerdings haben alle Unterstile etwas gemein- findet man allerdings in der Verwendung von Effek- mehr mit gewaltigen Trommelwirbeln und Killer- sam: den pumpenden Four-to-the-Floor-Rhythmus, ten: Schon fast obligatorisch ist das Hochfahren der Bassdrums um die Gunst der Hörer. Vielmehr muss der bereits Mitte der Achtziger den Puls der ersten Hallfahne, die Intensivierung einer Sequenz durch der Flow gewahrt bleiben. Der Track ist nicht mehr House-Produktionen aus den USA bestimmte. extrem kurzes Delay oder das gewaltige Aufpum- Mittelpunkt des Geschehens, sondern Teil des Gan- Beeinflusst von , Hip-Hop, Electro-Funk und pen von Beats per Kompressor. zen; einer unter vielen in der langen Nacht …

20 Beat 07 | 2016 SPEZIALBEAT House & Techno

Der Sound von Richie Hawtin

Minimal Wiederholung Asynchronität Plastikman, Fuse, Robotman, 80xx, Circuit Sein Hauptrezept sind langatmige und repe- Mit Hi-Hats und Snare gehen wir weniger 1Breaker und wie sie alle heißen, haben eins 2titive Sequenzen, die sich permanent bewe- 3sparsam um und füllen den Takt mit den gemeinsam: Sie sind Richie Hawtin. Nur wenige gen. Einen derartigen Groove basteln wir mit einem drei Sounds. Auch für die Cowbell programmie- Artists halten sich über Jahrzehnte auf einem der- Drumkit der TR-8 (Kits und Plug-ins auf DVD). Laden ren wir ein Pattern, jedoch mit einer Länge von 18 maßen hohen Level und bleiben dabei ihren Wur- Sie das Kit in Ihren Sampler oder slicen es in Geist Sechzehnteln. Dadurch wird der Rhythmus asyn- zeln treu. Damals wie heute zeichnet sich sein Lite (auf DVD). Herr Hawtin ist ein großer Fan von chron und hypnotischer. Außerdem erzeugen wir Sound durch gezielten Minimalismus aus, bei dem Rhythmen abseits schnurgerader Patterns. Die Kick eine Send/Return-Spur mit Reverb und automatisie- die Roland x0x-Klassiker die Hauptrolle spielen, platzieren wir auf jedem Viertel und füllen die Zwi- ren den Dry/Wet-Regler der Cowbell-Spur, um den ohne altbacken zu klingen.  schenräume mit Toms.  Effekt nur hin und wieder beizumischen. 

Bass Pattern Effekt Auch alle anderen Drums (außer der Kick) Der resultierende muffige Klang passt her- Damit ist eine gute Grundlange beisam- 4garnieren wir mit dem Reverb. Stellen Sie 5vorragend zur weichen 808-Kick. Beim Pat- 6men. Zum Ausschmücken greifen wir auf dort Highpass auf 600 Hz, damit die Tiefen nicht tern der Bassline gelten ähnliche Regeln wie beim einen simplen Sound aus dem Dune zurück: Laden verhallt werden. Für die Bassline nutzen wir den Groove, denn auch hier bewegt sich Hawtin gern Sie ein Init-Preset (z.B. C128), wählen HP12->LP12 als Monark mit dem Standart-Preset. Das klingt schön außerhalb von geraden und allzu vorhersehbaren Filter, drehen OFFSET komplett nach rechts, CUTOFF rund und fett. Schließen Sie CUTOFF fast komplett Sequenzen. So zeichnen wir zunächst 16tel-Noten in auf 3 Uhr und RESO auf 96%. Verbinden Sie LFO 1 in und stellen CONTOUR auf 11 Uhr. Damit das Filter einen Clip, löschen jene, die die Kick überlagern und der MATRIX bei +77 mit Filter-Cutoff und stellen die nur kurz aufschnappt, genügt DECAY 600 bei der transponieren dann vereinzelte Noten um einige LFO RATE auf 0.1. Diesen Sound triggern wir alle sie- Filter-Hüllkurve.  Tonlagen nach oben.  ben 16tel an. 

Drei null drei Bewegung Garnieren Zum Anrauen nutzen wir die Freeware krush Das resultiert wieder in einem asynchronen Durch die zufällige, aber dezente Modu- 7mit 78% crush, ein Ping Pong Delay und dre- 8Rhythmus. CUToff stellen wir auf 3, RESo- 9lation von Cutoff und Resonanz bleibt der hen den Send-Regler zum Reverb voll auf. Nicht feh- nanz auf 5 und lassen beides via MATRIX modulie- Sound ständig in Bewegung und wird unvorherseh- len darf die fast obligatorische 303, die wir aber aus ren: LFO1 und Random kümmern sich um Cutoff bar. Die ungerade Länge des Patterns tut ihr Übri- dem Tyrell holen. OSCILLATOR 1 steuert einen Säge- und Resonanz wird nur von Random beeinflusst, ges, um Geradlinigkeit zu vermeiden. Wenn Sie noch zahn bei, Nummer 2 ein Rechteck. Die Sequenz dazu wie oben im Bild zu sehen. Für LFO1 wählen wir die einen Schritt weiter gehen wollen, garnieren Sie die ist simpel: Ein G2 auf dem ersten 16tel und C#3 auf sine-Wellenform, 8/1 als Tempo und stellen RATE auf Cowbell oder Drums mit einem Plug-in à la Glitch [1] dem siebten. Allerdings ist die Sequenz nur neun Minimum. DEPTH MOD ebenfalls, damit das Mod- oder Effectrix [2]. Schalten Sie die Verzerrer und Bit- 16tel lang.  Wheel nicht benötigt wird.  crusher jedoch aus. 

[1] illformed.org [2] sugar-bytes.com Beat 07 | 2016 21 Im Gespräch mit: Boris Brejcha Wenn es um Techno geht, kann Boris Brejcha nicht weit sein. Der gebührende Frankenthaler legte vor etwa einer Dekade mit seinen Releases auf dem altehrwürdigen Label Harthouse einen Kickstart hin und bereichert die Szene seitdem mit seinem Sound, Eigenmarke „High-Tech Minimal“. Und er hat viel zu erzählen …

Beat / Hi Boris, simple Frage zum Einstieg, passend Außerdem den Permut8, ebenfalls von Sonic Charge, schon einige Stunden im Studio verbringen. Hilf- zu unserem Spezial: Warum Techno? Saturn von FabFilter und den Kombinat Dva von reich ist es da, sich nicht alle möglichen Synths und Boris / Weil mir Trance eines Tages nicht mehr gefal- Audio Damage. Um meine Stimme zu pitchen, nutze Effekte zu kaufen. Im Grunde ist jeder Synth ähn- len hatte. Spaß beiseite! Ich habe zu Beginn haupt- ich immer IrcamTrax von FLUX. Für mich persönlich lich und es ist besser, einen Synth zu 100 Prozent zu sächlich Trance produziert. Im Jahr 2006 kam ich immer noch das beste Plug-in um Stimmen zu pit- kennen als 10 nur wenig. Das macht das Produzieren dann durch einen guten Freund zu Minimal & chen. Synth-technisch arbeite ich sehr viel mit dem effektiver. Auch sehr zu empfehlen ist ein Keyboard Techno. Seitdem bin ich dem Techno verfallen. Es ist Alchemy, dem Omnisphere oder auch dem Nexus. Kurs. Gerade wenn man mehr in die melodische und bleibt einfach zeitlos und gefällt mir am besten. » Mal nichts tun, in den Wald starren und nicht reden. Beat / Du hast vor einigen Jahren einen ziemlichen Kickstart hingelegt und warst selbst überrascht vom Das haben viele Menschen verlernt.« plötzlichen Erfolg, den Touren nach Brasilien und dergleichen. Wie bist du damit umgegangen? Beat / Wie startest du mit einem neuen Track? Richtung gehen möchte. Ich selbst habe zusätz- Boris / Indem ich mich immer mehr zurück gezogen Boris / Zu 100 Prozent mit einer Kickdrum und der lich zum Keyboard auch noch Schlagzeug spielen habe. Durch den ganzen Trubel, der durch den Erfolg Bassline. Das hat sich so eingebürgert und geht mir gelernt. Ich denke nicht, dass das ein Muss ist, aber entsteht, wünscht man sich unter der Woche dann am besten von der Hand. Im Anschluss kommen dann mir hat es enorm geholfen. einfach mal seine Ruhe. Deshalb ziehe ich Mitte des Hi-Hats und eine Clap/Snare dazu. Wenn ich einen Jahres auch auf´s Dorf. So kann ich gut abschalten Loop gebastelt habe, der mir gefällt, versuche ich Beat / Du hast mit Fckng Serious dein eigenes Label mit und bin dann wieder fit für die großen Städte an den meist eine Melodie einzuspielen. Nach einer Weile Fokus auf Minimal und Techno gegründet. Warum? Wochenenden. Wenn man in der Stadt wohnt, trifft komme ich automatisch in einen Flow und dann Boris / Das ist ganz einfach: Mit meinem Label habe man sich mal hier auf einen Kaffee, mal da zum Essen. kommt eins zum anderen, bis das Lied im Kasten ist. ich eine Spielwiese, auf der ich machen kann, was Man wird einfach stark abgelenkt. So viele Einflüsse Es passiert aber auch mal, dass ich stundenlang her- ich will. Noch dazu haben wir einen richtig coo- und hektisch noch dazu. Auf dem Land fühlt es sich umspiele, bis am Ende alles im Papierkorb landet. len Label Namen, der unsere Art und Weise, wie wir manchmal an, als ob die Zeit stehen geblieben ist. Das Klappt es nicht, den Track oder die Idee an einem oder alle sind, sehr gut widerspiegelt. Auf der einen Seite liebe ich so daran. Mal nichts tun, in den Wald starren zwei Tagen fertigzubekommen, wird er gelöscht und betreiben wir seriös das Label und auf der anderen und nicht reden. Das haben viele Menschen verlernt. was Neues angefangen. Das ist, wie wenn es daheim Seite veranstalten wir mit unseren Label-Nächten unordentlich ist, dann habe ich keinen klaren Gedan- ziemlich verrückte Partys. Die Musikrichtung spielt Beat / Einhergehend mit den vielen Gigs weit weg ken, weil ich noch aufräumen muss. bei uns eine eher untergeordnete Rolle, wobei wir von der schönen Pfalz bist du vermutlich recht sel- schon sehr viel Minimal und Techno veröffentlichen. ten zu Hause. Wann kommst du zum Produzieren Beat / Du bist mittlerweile ein Fan von (teils drama- neuer Tracks? tischen) Vocals in deinen Tracks geworden. Nimmst Beat / Was liegt bei dir in Sachen Releases und Gigs Boris / Meine Managerin achtet schon sehr darauf, du die Vocals selbst auf? als Nächstes an? dass die Wochenenden nur freitags und samstags Boris / Ja. Zu 99 Prozent nehme ich alle Vocals selbst Boris / In drei Wochen kommt eine Collabo mit Deniz gefüllt werden. Somit bin ich meist von Sonntag- auf. Ab und an bekomme ich auch mal die Stimme Bul und mir raus. Die EP nennt sich „Out Of Brain“ und abend bis Freitag früh zu Hause. In der Zeit bin ich von Ann Clue geliehen oder aber ich durchstöbere ist, wie man das von uns beiden kennt, Techno pur. dann auch sehr oft im Studio. Unterwegs zu produ- zig Sample-CDs nach etwas Passendem. Wobei das Des weiteren steht noch eine Zusammenarbeit mit zieren ist gar nicht mein Fall. Mir fehlt da die Studio meist nie wirklich passt und ich es am Ende doch Ann Clue in den Startlöchern. Inspiriert von unserem Umgebung mit richtigen Monitorboxen. Zudem ist wieder selbst aufnehme. Es ist dann eh persönli- letzten Australien-Trip wird das eine ziemlich coole es eher sinnvoll, sich das Land und die Städte anzu- cher. Dass meine Stimme aktuell etwas dramatisch EP werden. Auch mit einer sehr feinen melodischen schauen, wenn man auf Reisen ist. klingt, ist reine Gefühlssache, dazu kann ich nichts. Note. Im Anschluss werde ich auch mal wieder alleine eine EP veröffentlichen und unsere Newcomer aus der Beat / Mit welchen Tools arbeitest du am liebsten Beat / Welche Tipps würdest du Einsteigern geben, beschaulichen Schweiz „Theydream“ werden uns bald und warum? die auch mit dem Produzieren starten wollen? mit ihrer zweiten EP erfreuen. Boris / Zurzeit finde ich das Effekt Plug-in Echobode Boris / Go with the flow! Nichts erzwingen und die von Sonic Charge hammer. Ein Multi-FX Tool, mit dem Musik produzieren, bei der man zu 100% dahinter www.borisbrejcha.de | www.fckng-serious.de du einfach total verrücktes Zeug machen kannst. steht. Um damit erfolgreich zu werden, muss man

22 Beat 07 | 2016 [1] odesi.mixedinkey.com SPEZIALBEAT House & Techno

Future House: So geht’s!

Flair Drums Pattern Wie in allen Sparten elektronischer Musik Was den Beat betrifft, geht’s hier ganz klas- Laden Sie das One Dollar Bin-Kit in Ihren 1sprießen neue Sub-Genres in Windeseile aus 2sisch zu: Eine knackige Kick sitzt auf jedem 3Sampler, erzeugen einen MIDI-Clip und plat- dem Boden und verschwinden oft eben so schnell Viertel, Claps auf jedem zweiten und ein Open-Hi- zieren dort Snare_Chip sowie Snare_TeethSuck auf wieder von der Bildfläche. Future House gehört Hat im Off. Vorzugsweise werden dicke Drums à la jedem zweiten Viertel. Damit der Groove schön jedoch zu den Genres, die sich einen festen Platz TR-909 verwendet, jedoch in moderneren und weni- schleppt, schieben wir eines der Samples mini- erarbeitet haben. Der Sound zeichnet sich durch ger klobigen Varianten. Wir nutzen ein weicheres mal nach vorne, das andere wird leicht verzögert. seine Nähe zu EDM und anderen eher auf Groß- Drumkit als Grundlage für unseren Beat und kombi- Auf jedem vierten Viertel platzieren wir zusätzlich raum-Events ausgerichtete Stile aus, aber behält nieren dieses im Anschluss zum Andicken mit eini- Snap_Choir. Hat_Construction spielt im Off, Hat_ dabei das Ur-House-Flair bei.  gen 909-Sounds.  Jamaica direkt dahinter. 

Die 909 Der Unterschied Bass Zusätzlich streuen wir alle zwei Takte die Im Gegensatz zu den teils langatmigen, Gern verwendet werden dabei Bass-/Lead- 4Snare_Shotta und Snare_Cotton Club 5monotonen und stark repetitiven Bassli- 6Kombinationen, wovon wir eine mit der ein. Für standesgemäßes House-Flair darf natür- nes und Melodien beim klassischen House, besticht PG-8X Freeware nachbauen. Starten Sie mit dem lich Shuffle nicht fehlen: Stellen Sie die Quanti- die Future-Variante durch eine wesentlich höhere INIT-Sound und wählen die Rechteck-Wellenform für sierung auf 60% oder 65%, damit Schwung in die Taktung an variierenden Sequenzen und Song- DCO-1 mit RANGE 16‘. Das sorgt für ein starkes Fun- Bude kommt. Auf einer weiteren Spur laden wir das Abschnitten. Soll heißen: Vom Oldschool-House- dament. DCO-2 wird ebenfalls ein Rechteck, aber TR-909 Kit, wovon wir allerdings nur die Open-Hi- Feeling wechselt ein Track auch mal zum Trap-Break mit RANGE 2‘ und leichter Modulation durch den Hat und das Clap nutzen, um die gewünschte Fülle mit Downbeat, um dann in feinster EDM-Manier LFO (Regler etwa auf 1 stellen). Fahren Sie DCO-2 im in den Gesamtsound zu bekommen.  voll auf die Zwölf zu hauen.  MIXER auf Maximum. 

Filter Fett Sequenz Tipp: Im späteren Songverlauf können Sie für Laden Sie das krush-Plug-in hinter den Das heben wir per Kompressor mit 7Abwechslung sorgen, wenn Sie DCO-2 hin 8PG-8X und stellen drive auf 64%. Damit 9Threshold -20 dB bei Ratio 2:1 noch wei- und wieder auf die Puls Wellenform umstellen. Per aber die Tiefen nicht vermatschen, schalten wir das ter hervor. Die Sequenz zum Sound starten wir mit Filter-Modulation machen wir den Sound interes- FILTER auf Hochpass und drehen freq auf 560 Hz. einer einfachen Kombination aus F1, B1 und C2, die santer: Fahren Sie CUTOFF auf 2 herunter und den Mit WET auf -6.0 dB fetten wir das Original (DRY) sich alle zwei Takte wiederholt und immer auf der zugehörigen ENV-Regler auf 8. Bei der Filter-Hüll- an. Hinter krush laden wir anschließend das TAL- Eins beginnt. In die freien Takte streuen wir im ers- kurve (ENVELOPE-1) stellen wir ATTACK auf 4, damit REVERB-4 mit Wet auf 12 Uhr, sowie Size und Lo-Cut ten Schritt eher zufällige Noten ein, die wir dann im sich das Filter leicht verzögert öffnet.  auf jeweils 11 Uhr. Das sorgt für richtig viel Breite im zweiten Schritt gerade rücken, um schiefe Tonlagen Sound.  zu vermeiden. 

[1] www.renoise.com/introduction Beat 07 | 2016 23 SPEZIALBEAT House & Techno

Hands On: Basslines – das Fundament

HOUSE-BASSLINE

Tyrell Filter Pattern Je nach Subgenre können House-Bässe viele In der Mixer-Sektion des Synthesizers fah- Stellen Sie dann Mode auf Legato und Voices 1Gesichter haben, doch meist haben sie ein 2ren wir OSC 1 komplett hoch und OSC 2 auf 3 auf 1 – fertig ist der Bass. Da bei House meist Merkmal gemein: Sie sind zurückhaltender Natur 8.00. Für den gewünschten dumpfen Sound stellen sehr geradlinige Grooves angesagt sind, startet die und füllen den Tieffrequenzbereich reichhaltig wir Cutoff auf etwa 2.00 und die Resonanz auf etwa Bassline oft auf der Eins. So auch in unserem Pat- aus. Aktivieren Sie den Tyrell-Synth in Ihrer DAW 2.70. Wählen Sie bei MOD1 die ADSR2-Hüllkurve als tern, das pro Takt vier Noten von 3/16 Länge spielt, und laden Sie dazu den Drumloop von der DVD. Als Modulationsquelle an und pegeln Sie den Regler auf gefolgt von zwei kurzen Noten. Um für Abwechs- Tempo wählen wir gemütliche 124 BPM. Selektieren etwa 2 Uhr. Bei der zweiten Hüllkurve schieben wir lung zu sorgen, können Sie im Anschluss einige der Sie für Oszillator 1 die Pulswellenform und für den alle Fader auf 0, nur Decay pendeln wir zwischen 3 Noten ganz nach Geschmack transponieren.  zweiten das Dreieck.  und 4 ein. 

TECHNO-BASSLINE

Groove Reaktor Filter Wie auch bei House gibt es für Techno-Bass- Wir nehmen uns das Reaktor-Ensemble Pho- Passen Sie die Oktavlagen der vier Oszilla- 1lines keine festen Regeln. Manche bleiben 2tone zur Brust, da der Synth über vier Oszil- 3 toren wie auf dem Bild an. Photone besitzt als Sub-Bass im Hintergrund, andere geben einen latoren und zahlreiche Modifikatoren verfügt. Alter- zwei Filter, die wir parallel schalten. Als Filtertypen monotonen Puls vor oder spielen ein Sechzehntel- nativ können Sie das Plug-in Automat für OS X [1] wählen wir bei beiden das Tiefpassmodell. Stellen muster mit viel Shuffle. Am Ende zählt nur eines: Es oder Cableguys Curve BE von der Heft-DVD verwen- Sie die Frequenz des ersten Filters auf 11 Uhr und die muss grooven, sonst nutzt auch die beste musika- den. Wichtig ist, dass der Klangerzeuger zwei Fil- Resonanz auf 10 Uhr. Bei Filter 2 drehen wir Cutoff lische Begleitung nichts. Als Klangerzeuger kommt ter besitzt. Als Wellenformen wählen wir zweimal auf 10 Uhr und Resonanz auf 1 Uhr. Für den Groove fast jeder Synthesizer mit zwei oder drei Oszillato- den Sägezahn und zweimal Sinus, jedoch mit unter- sorgen Filtermodulationen per LFO.  ren infrage.  schiedlichen Oktavlagen. 

Modulation Chords Delay Wählen Sie bei LFO 1 die Sinuswellenform mit Der Bass schiebt ordentlich, doch uns fehlt Stellen Sie die Delay-Zeit auf kurze 110 ms, 4einem Tempo von 2/4 und bei dem zweiten 5noch etwas Räumlichkeit. Hierzu bieten sich 6Feedback auf 73% und Dry/Wet auf 30%. Die einen Sägezahn und ein Tempo von 1/4. LFO 2 steuert sehr kurz angespielte Chords oder auch ein Rimshot- Chords fügen sich nun prima in den Mix ein, matschen den Cutoff des ersten Filters mit einer Intensität von Sample an. Wir entscheiden uns für die Chords, die aufgrund des Delays jedoch. Statt das Feedback zu 50%, während der zweite die Resonanz mit etwa 20% auf dem Off-Beat platziert werden. Per Tiefpassfil- reduzieren, lösen wir das Problem mit einem Hochpass beeinflusst.Filter 2 Cutoff wird von LFO 1 zu 80% modu- ter schneiden wir die Frequenzen über 1,3 kHz weg. Je bei 300 Hz sowie einem Gate-Plug-in, das nur einen liert. In der Summe entsteht ein interessanter Groove, nach Sound können Sie den Schnitt auch tiefer anset- kurzen Teil des Delays durchlässt. Die dadurch erzeugte da beide Filter permanent in Bewegung sind.  zen. Platzieren Sie ein Delay hinter dem Filter.  abrupte Pause unterstützt den Groove zusätzlich. 

24 Beat 07 | 2016 [1] www.alphakanal.de SPEZIALBEAT House & Techno

Software-Empfehlungen: Drei Synthesizer fürs Grobe

Softube Tone2 FXpansion HeartBeat Saurus 2 Strobe 2

HeartBeat lebt Musikstile wie Techno, Dark Wave Saurus 2 bietet zwei Schwingkreise mit acht Wellen- Wo nuchterne Optik und Ein-Oszillator-Basis eher und Industrial, und das kompromisslos. Die Kicks formen und zwei Suboszillatoren. Osc-Sync, Pulswei- simple Sounds erwarten lassen, wird man schon nach konnen knallig, wuchtig, brummig und fett klingen, ten-, Amplituden- und Frequenzmodulation erwei- wenigen Minuten eines Besseren belehrt: Basse, Pads, bewegen sich aber immer im Charme-Radius der tern das Klangspektrum enorm. Äußerst flexibel Drums, Acid, Texturen, alles kein Problem. Der Synth Roland-Klassiker 808 und 909. Das Plug-in besitzt prasentiert sich das resonanzfahige Multimode-Fil- kann eben so weich und zart wie rotzig und hart klin- einen durch und durch rauen Charakter mit Ecken ter mit sechs verschiedenen Betriebsarten, Selbstos- gen. Der Grundsound ist satt, dank Modulationen und Kanten, im positiven Sinne. HeartBeat will nicht zillation, Filter-FM und -Feedback. Daruber hinaus lebendig, das Filter mit 22 Typen und kreischender der neue Super-Duper-Alleskonner sein, sondern gibt es einen Modus mit weicherem Resonanzver- Resonanz monstros und Preset-Morphing, Randomi- Spielgerat fur dreckigen Sound. Wahrend das Plug- halten. Fur mehr Biss sorgen Rohrensattigung und zer, Arpeggiator und Effekte runden die Ausstat- in klanglich etwas eingeschrankt daher kommt, bie- Verzerrung. Auch die Modulationsabteilung kann tung ab. Dank seinem Charakter ist er auch fur beste- ten Effekt-Sektion und Layer-Machine viel Spiel- sich mit zwei LFOs, drei Hullkurven und einer flexib- hende Arsenale eine willkommene Bereicherung. raum. Die Entwickler legten vor allem Wert auf len Matrix sehen lassen. Die Ausstattung wird durch Fuhren die gebotenen Moglichkeiten mal nicht zum einfache Bedienung, schnellen Workflow und Live- Chorus, Delay und Reverb komplettiert. Mit dem gewunschten Sound, hilft vielleicht der Randomizer Kompatibilitat des Plug-ins. Wer den Grundsound leistungsfahigen Arpeggiator gelingen klassische weiter: Per X/Y-Feld kann der Klang in eine bestimmte mag oder ein intuitives „to-go“-Live-Tool sucht, wird Arpeggios, komplexe Sequenzen, Parametermodu- Richtung gelenkt werden. Die Ergebnisse sind fast mit Softubes Drum-Debut viel Freude haben. lationen und Gate-Effekte. immer brauchbar und nicht chaotisch. Superb! www.softube.com | 169 US-Dollar www.tone2.com | 99 Euro www.fxpansion.com | 165 Euro

Geheimtipps & Kreativ-Booster

Gospel Musicians Native Instruments BeepStreet FM TiNES Flesh Dagger

E-Pianos ohne Ende – so lautet das Credo von Hinter Flesh verbirgt sich ein Kreativwerkzeug, das Dagger ist ein monofoner Synth mit zwei Oszillato- FM TiNES, einer 20 GB starken Library fur die UVI auf der Grundlage von Samples melodisches und ren, zwei Filtern, einer Hüllkurve sowie einer Modu- Workstation und MOTUs Sampler MachFive. Im harmonisches Material generiert. Das Instrument lationsquelle. Die Schwingkreise konnen ihre funf Fokus stehen Emulationen von Klassikern wie 01W, gestattet das Laden von bis zu 12 Samples via Drag Wellenformen frei uberblenden und gegeneinan- JD-990, DX7, DX7IID, SY99 und dem MKS-20. Synths, & Drop. Aus ihren Transienten und ihrem spektralen der verstimmt werden, was fur reichlich variablen die aus dem House-Genre nicht wegzudenken sind. Profil werden uH llkurven und Trigger-Signale gene- Grundsound sorgt. Das Filter klingt in allen Modi Die Klangpalette umfasst neben einer Vielzahl an riert, die schließlich von den vier Audio-Engines zur sehr weich, kraftig und ausgesprochen analog. Fur Pianos auch Chore, Flachen und Streicher. Positiv Klangerzeugung genutzt werden. Damit lassen sich rauere Sounds kann Oszillator 2 als Filter-FM-Modu- hervorzuheben ist zudem die hochwertige Effekt- selbst aus unspektakulären Drum- und Percussion- lator herhalten. In der Amp-Sektion schließlich war- sektion, die mit Chorus, Ensemble, Flanger, Stereo, Loops im Handumdrehen frische Basslines, hypno- tet ein weiterer Drive-Regler, der fur kreischende, Rotary, Crunch, Phaser, Delay und Reverb umfang- tische Melodien und Riffs, pulsierende Flachen oder brachiale oder einfach angenehm rohrende Sounds reich ausgestattet ist. Wenngleich der Markt schon Akkordfolgen zaubern. In der Praxis liefert das intu- sorgen kann. Hinter der schlichten Aufmachung eine Menge virtuelle Klaviere zu bieten hat, sticht itiv bedienbare Performance-Instrument oft ori- verbirgt sich ein unglaublich fetter Mono-Synth, diese Library als umfangreiche Sammlung aus- ginelle Ideen fernab ausgetretener musikalischer dem man trotz einfacher Ausstattung schnell neue drucksstark spielbarer FM-Pianos mit beeindru- Pfade. Dank flexibler Eingriffsmoglichkeiten lassen Leads, Basse und Effekte entlocken kann. Lediglich ckend großem Klang hervor, der auch vorhandene sich mit einer Handvoll Samples komplette Tracks Wobble-Basse gehoren nicht zu seinem Repertoire. Kollektionen bereichern durfte. erstellen. www.beepstreet.com | 35 Euro www.gospelmusicians.com | 150 US-Dollar www.nativeinstruments.de | 99 Euro

Beat 07 | 2016 25 SPEZIALBEAT House & Techno

Hardware-Empfehlungen: Live-Sequenzer

Novation Korg Arturia Circuit Electribe Sampler BeatStep Pro

Die Groove-Box setzt sich aus vier Drum-Stimmen, Der Sampler hat einen Speicher von 270 Sekunden BeatStep Pro speichert bis zu 16 Projekte, die jeweils zwei 6-fach polyfonen Synthesizern, passenden fur Samples, von denen bis zu 16 gleichzeitig über bis zu 16 Sequenzen je Sequenzer sowie eine Con- Sequenzern und einem Effekt-Block zusammen. Mit vier Takte Platz im Sequenzer finden. Die Start-, End- troller-Map umfassen. Uber die Software „MIDI 32 mehrfarbigen, anschlagdynamischen Mini-Pads und Loop-Bereiche sowie die Tonhohen der Samp- Control Center“ konnen zahlreiche Feineinstellun- lassen sich Rhythmen, Bassfiguren und Melodien les sind veranderbar. Langere Aufnahmen konnen gen vorgenommen und sogar Sequenzen bear- entweder einspielen oder programmieren. Beim ers- Sie mit der Slice-Funktion in kleine Teile zerschnei- beitet werden. Jeder der beiden Notensequenzer ten Kontakt sollte man vielleicht ein oder zwei Bli- den und als Loop zusammengesetzt in beliebi- verfugt uber zwei CV-Ausgange fur Tonhohe und cke ins Handbuch riskieren, im Großen und Ganzen ger Geschwindigkeit wiedergeben, ohne dass es zu Velocity sowie einen Gate-Ausgang. Der Sequenzer erklartsich die Groove-Box aber ganz von alleine. Klangeinbußen kommt. Mit drei Filtern und einer kann sowohl Meldien als auch Drum-Patterns spei- Die Klangqualitat von Drums und Synthesizern liegt großen Auswahl an sehr gut klingenden Insert- und chern, Anschlagdynamik inklusive. Arturia hat in der auf solidem VA-Niveau. Geboten werden allerhand Mastereffekten lassen sich die Samples bearbei- Pro-Version des BeatStep nicht nur die Hauptkri- Brot-und-Butter-Klange, die sich in gutem Maße ver- ten. Ihre Zusammensetzung umfasst EQs, Flanger, tikpunkte beseitigt, sondern noch ordentlich nach- biegen lassen. Sound-Individualisten und -Designer Delays, aber auch Grain Shifter, Sequenz-Verdopp- gelegt. Jeweils 16 Encoder, Pads und Step-Tasten, durften schnell an die Grenzen des Machbaren sto- ler und Verzerrer. Mit dem Electribe Sampler kom- dazu zwei Noten- und ein Drumsequenzer mit bis ßen. Unterm Strich kann man Circuit dennoch attes- plettiert Korg die Electribe-Serie um ein flexibel zu 64 Steps und eine Anschlussvielfalt, die die Ein- tieren, ein echtes Kreativ-Werkzeug zur Produktion nutzbares Gerat, das vor allem im Live-Einsatz seine bindung jeglichen Equipments (analog und digital) von House und Techno zu sein. Starken ausspielt. ermoglicht. www.novationmusic.de | 399 Euro www.korg.de | 475 Euro www.tomeso.de | 249 Euro

Starker Sound für den Desktop

Roland Dreadbox Hypersynth Boutique Hades Xenophone

Bei den Boutique Instrumenten handelt es sich um Mit dem Hades lassen sich allerhand klassische bis Fur das Hardware-Debut einer kleinen Firma aus dem Replikationen berühmter Roland-Synthesizer aus der moderne Basse kreieren. Dank dem sauberen Klang Iran leistet Xenophone Erstaunliches: Soviel klang- 80er Jahren. Der JU-06 ist dem Juno 106 nachempfun- des Haupt-VCOs und den eher dreckigen Sub-Oszil- liche Vielfalt und Komplexitat bietet in dieser Preis- den, das Modell JX-03 hat sich den JX-3P zum Vorbild latoren hat man verschiedene Grundcharakteristika klasse kaum ein anderer analoger Synthesizer. 26 genommen. Im Falle des JP-08 stand der Jupiter-8 Pate. zur Hand, die sich durch Filter, Drive-Stufe und Modu- Drehregler laden zum Editieren ein. Drei flexible Oszil- Nachdem System-1 und TB-03 bereits bewiesen haben, latoren sowohl in gutmutig dahinrollende wie auch latoren, zahlreiche Modulationsmoglichkeiten und dass man monofonen Analogsound auch durch Com- bosartig-brummende Sounds formen lassen. Neben eingebaute Effekte lassen keine uW nsche offen. Dank putercode generieren kann, liefern die drei Desktop- tieffrequentem Klanggut sind auch Leads in vieler- Sync, FM, RM, Feedback und Verzerrer uberzeugt Synthesizer polyfonen Kultcharakter auf Basis von Bits lei Spielarten machbar. Percussion- und Effekt-Mate- Xenophone insbesondere bei obertonreichen und und Bytes. Alle drei Boliden liegen klanglich erstaun- rial geht ebenfalls, allerdings fallt in diesen Bereichen harteren, aggressiven Sounds. Der Arpeggiator des lich nahe an ihren Vorbildern. Egal ob man in Erinne- schnell auf, dass es keinen Rauschgenerator gibt. Xenophone besitzt diverse Parameter inklusive ver- rungen schwelgen oder seine eigenen Stucke mit klas- Zwar hätte das Instrument mit ein paar zusatzlichen schiedener Abspielrichtungen. Auch die direkte Bedie- sischem Sound versorgen will, hier ist man an der Elementen flexibler ausfallen ok nnen, diese wurden nung am Gerat ist gut gelungen, zudem steht ein kos- richtigen Adresse. Die Verkleinerung von großen Key- aber sicher den Preis in die Hohe treiben. Einen tenloser Editor für Windows zur Verfugung. Uber den board-Schlachtschiffen zu zwergenhaften Kompakt- grundsoliden, von Hand gefertigten Synthesizer Editor sind alle Funktionen direkt erreichbar, sogar der instrumenten stort außer beim JP-08 kaum. unter 300 Euro findet man schließlich nicht alle Tage. Sequenzer kann hiermit programmiert werden. www.rolandmusik.de | 349 - 459 Euro www.dreadbox-fx.com | 299 Euro www.hypersynth.com | 1049 Euro

26 Beat 07 | 2016 SPEZIALBEAT House & Techno

Club-Techno leicht gemacht

Rustikal Vorwärts Sidechain Geht es bei den anderen Musikrichtungen Erzeugen Sie einen MIDI-Clip, programmie- Des weiteren laden wir einen EQ auf die 1in diesem Spezial noch recht beschaulich zu, 2ren dort eine 4/4-Kick und bedienen auch die 3Spur und schneiden die Frequenzen unter- bedienen wir mit Club-Techno den Underground kopierte Spur mit einem Pattern. Den Groove set- halb 300 Hz weg. Zurück zum Sidechain: Erzeugen und lassen richtig Dampf ab. Ponyhof ist anderswo. zen wir alles andere als abstrakt zusammen, er soll Sie eine neue Audiospur oder einen Bus, laden dort Als Taktgeber nutzen wir Geist Lite, in den wir das direkt zum Punkt kommen: Clap auf die 2 und 4, Hi- einen Sidechain-Kompressor und nutzen die Kick als TR8 Small Drumkit.wav slicen. Nach dem Slicen Hat und Ride ins Off. Dazwischen verstreuen wir Quellsignal. Wir lassen unseren Ableton Compressor duplizieren wir den Geist-Drummer, damit die Bass- vereinzelt das Rim-Shot und fertig ist der Beat. Im mit Threshold -19 dB arbeiten und halten Release mit drum später zwecks Sidechain individuell abgegrif- Global Mixer des Geist laden wir als Raum-Effekt 17 ms sehr kurz, denn die Bassdrum selbst ist schon fen werden kann.  das Tin Can Reverb.  lange genug. 

Bass Automation 1 Automation 2 Für Drive sorgen wir mit dem OBXD-Synth, Wir wollen die Parameter Xmod, Osc2Pitch, Für viel Spannung sorgt das Ein- und Aus- 4dessen Oszillatoren und Filter wir vorerst 5Cutoff, Resonance, Osc1Saw und Osc1Pulse 6schalten der Oszillator-Wellenformen. Denn unangetastet lassen. Lediglich in der MODULATION- automatisieren. Entweder können Sie diese Para- da sich die Wellenformen summieren, kann der Sektion aktivieren wir SINE und die drei Schalter in meter auf einen MIDI-Controller mappen, um Auto- Klang zwischen schmalbandig bzw. mono und weit der Mitte, damit der Sound nicht statisch klingt. mationen live aufzunehmen oder erzeugen Sie bzw. stereo wechseln. Vor allem in Kombination mit Außerdem reduzieren wir die VOICES auf 1. Der Rest Automationsspuren in Ihrer DAW, um die Verläufe Xmod fällt der Effekt mitunter drastisch aus. Neben wird per Automation im Songverlauf erledigt und manuell einzuzeichnen. Möglicherweise ist die den Parametern des OBXD automatisieren wir stel- zwar nicht zu knapp. Zum Arrangieren gibt es zwei Mischung aus beidem die beste Lösung: Erst Cont- lenweise ganz klassisch die Hallfahne. Dafür erzeu- Möglichkeiten …  roller aufnehmen, dann manuell finetunen.  gen wir eine Send-Spur. 

Reverb Chords Pattern Laden Sie dort ein Reverb mit 1-2 Sekunden Jedoch bauen wir ihm einen typischen Per Limiter verdichten wir den Klang 7Länge und dahinter einen EQ, der als Low-Cut 8Akkord als Kumpel dazu, der aus der bishe- 9abschließend. Der Limiter6 erledigt mit 12.0 bei 300 Hz fungiert. Damit bleiben die Bässe unver- rigen Geradlinigkeit ausbricht. Den Sound dafür lie- dB Gain und -14.0 dB Threshold einen guten Job. hallt. Routen Sie wenn nötig einen Send-Regler der fert der PG-8X mit einer Rechteck- und einer Puls- Den Compressor stellen wir dabei auf Bypass. Als Bass-Spur zum Reverb, um den Hall-Anteil automa- Wellenform. Sustain beider Hüllkurven stellen wir Sequenz nehmen wir einen Akkordwechsel von E2, tisieren zu können. Prinzipiell spielt der OBXD ledig- auf null, Decay jeweils auf 2 und beim Filter CUTOFF G2 und B2 zu E2, G#2 und C3 auf. Im späteren Ver- lich ein gehaltenes E1 und somit kein sonderlich auf 4, sowie ENV auf 5. Dahinter folgen ein TAL- lauf bauen wir noch ein G# und G dazwischen, um spannendes Pattern. Für das Leben sorgt der Sound REVERB-4 mit Wet und Size auf jeweils 1 Uhr und ein die Dramatik zu erhöhen. Viel Spaß nun beim Auf- selbst.  Ping Pong Delay.  nehmen und Automatisieren! 

Beat 07 | 2016 27 SPEZIALBEAT House & Techno

Artist-Tricks für House & Techno

Martin Eyerer Gabriel le Mar Nova von Tokyo Dawn Records oder der Dynamic EQ Meine „goldenen Regeln“: Es ist ratsam, eine gewisse von Ozone 7. Im Grunde arbeitet der EQ erst dann, Erstens: Das Konzept eines Vorstellung und Ideen zu wenn ein(e) gewisse(er) Frequenz/Pegel/Spitze Tracks vorher überlegen entwickeln, welche Musik überschritten wird. Dann senkt der EQ vollautoma- und nicht einfach mal mit man machen möchte, um tisch die Lautstärke ab oder betont sie. Das klingt ein paar Loops anfangen. daraus dann eine Richtung natürlicher und sauberer als ein Kompressor. Meistens kommt man so zu finden, in die sich der www.borisbrejcha.de nicht weiter, denn es fehlt Mix dann entfalten soll. Das ein Thema, das man in einem Track braucht. Über- Stück gewissermaßen bereits im Kopf hören. legt man sich vorab, was man umsetzen will – das Referenz-Tracks können hilfreich für den A/B-Ver- Umek kann ein Sound sein, ein Sample, eine Bassline etc. gleich sein und um zu hören, ob die Richtung und Ein ganz besonderes Plug- – arbeitet man in eine bestimmte Richtung und der Klang stimmig sind. Referenz-Tracks sind auch in, das ich immer wieder kommt auch irgendwo an. für den Mastering-Engineer wichtig, der dadurch benutze, ist der EQuilibrium Zweitens: Keep it simple! Wenn man im Arrange- eurer Vorstellung vom Endprodukt näherkommen von DMG Audio. Im Plug-in ment steckt, hat man oft das Gefühl, es muss noch kann. legt man die Haupttonarten ein Element dazu kommen und noch eins und noch Auch kann es hilfreich sein – zur besseren Wieder- des eigenen Tracks fest, die eins. Oft ist es aber doch dann eher die Reduktion, erkennung und um dem Mix etwas Besonderes zu der EQ anschließend auto- also weglassen von Elementen, die andere wiede- verleihen – prägnante Elemente zu integrieren. Ob matisch betont. Wird hier also die Tonart F eingege- rum zum Vorschein kommen lassen. Generell ist es Vocals oder einen bestimmten Sound, ein einpräg- ben, werden die entsprechenden Frequenzen dieser besser, sich auf wenige, aber dafür sehr starke Ele- sames Intro oder andere Parts. „Try and make it to Tonart hervorgehoben. Meine Songs hatten in der mente zu konzentrieren. Und man muss bereit sein, something special!“ Etwa in einem Break die Hall- Vergangenheit immer einen ziemlich überladenen sich im Prozess von erarbeiteten Dingen zu trennen. fahne sampeln und rückwärts abspielen, sodass der Bass-Anteil und waren in Mitten und Höhen etwas www.martineyerer.de Peak des Samples den Folgetakt einleitet. Eine Art zurückhaltend. Da habe ich dann immer den EQuili- Saugeffekt, der einen in den weiteren Verlauf des brium eingeschaltet und musste nur noch die Inten- Arrangements zieht. sität des Effekts regeln. Johannes Heil www.le-mar.de Aber auch Unmix von Zynaptic ist ein ziemlich abge- Das wichtigste Instrument fahrenes Plug-in, um Transienten zu betonen. Es ist beim Produzieren und Musi- allerdings kein typisches Transienten-Tool, ich ver- zieren ist das menschliche Sascha Klöber wende es auch zum Feintunen von Verzerrungen Bewusstsein. Vergiss alles, Um eine chillige Deep und Kompression. Ich kann leider nicht sagen, was was du je gehört oder gele- House-Atmo in Songs zu genau das Unmix eigentlich macht, aber das Ergeb- sen hast und konzentriere bekommen, jage ich gerne nis ist deutlich hörbar. Der Sound wird klarer und dich voll und ganz auf das, kurze (leicht gefilterte) Syn- lauter, ohne Qualität einzubüßen. was jetzt gerade passiert, wenn du auf einem Ins- thesizer-Chords in ein sehr www.umek.si trument spielst oder an einem Plug-in schraubst. langes Reverb mit 3 bis 8 Reagiere und lerne daraus, verfolge diesen pfadlo- Sekunden Decay Time. Im sen Weg so lange, bis daraus etwas entstanden ist, Send setzte ich nach dem Reverb ein Filter oder EQ, Nico Herz mit dem du dich wohlfühlst. Wenn du es dann auf- um die Höhen bis 1-3 kHz rauszuziehen, und schalte Wir kennen das alle: Iso- genommen hast, vergiss alles und beginne von vorn, danach einen Sidechain-Kompressor mit Kick als liert klingen Snare oder Clap aus dem Nichts, aus dir heraus. Input. Oft verzerre ich vorher die Klangerzeugung klasse. Aber sobald wir sie www.johannes-heil.com noch ganz leicht mit einem Overdrive oder einer auf die 2 oder 4 quantisiert Tube-Emulation, damit es sich dann besser im Mix haben, klingen sie zusam- durchsetzt. Das Ganze ergibt dann einen schönen men mit der Kick nicht so, Pig & Dan Soundteppich, der supergut für sommerlichen Deep wie das sein soll. Bevor ihr Den besten Tipp, den wir House taugt. jetzt einen neuen Sound sucht oder dem Klang mit euch geben können, ist: soundcloud.com/kloeber Equalizern und Kompressoren zu Leibe rückt, ver- Bleibt euch treu und rennt schiebt den Track einfach um etwa 10 ms nach keinen Trends hinterher. Wir vorne oder hinten. Achtet man penibel bei allen folgen immer unseren Her- Boris Brejcha perkussiven Signalen darauf und justiert die Track- zen und produzieren die Das wichtigste Tool bei einer Delays entsprechend, muss man später weniger am Musik, die uns am besten Musikproduktion ist und EQ oder Kompressor schrauben, um den Sound pun- gefällt und die wir in Clubs und auf Festivals hören bleibt der EQ. Viele unter- chy zu bekommen. wollen. Damit bleiben wir uns gegenüber ehrlich und schätzen ihn. Dabei ist ein www.bigtone.de es fühlt sich richtig an. Seid authentisch, dann kommt guter Equalizer vielseitig ein- alles Weitere vor ganz alleine. Mehr noch: Damit setzbar und kann sound- motiviert ihr andere, euch zu folgen. Und das nicht, technisch einiges heraus- weil ihr eine etablierte Marke seid, sondern wegen holen. Gerade auch wenn es um Frequenztrennung eures Styles. Bedenkt außerdem, dass viele Menschen im Bassbereich geht oder aber um spezielle Berei- eure Musik nicht mögen werden, aber darauf kommt che eines Sounds hervorzuheben. Mittlerweile gibt es nicht an. Euch muss es gefallen und Spaß machen! es sogar Equalizer, die ähnlich wie ein Kompressor www.piganddan.com funktionieren, den Sound aber nicht verzerren. Etwa

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In neun Schritten zu Deep House

Tradition Beat Groove Während es bei Techno gern ruppig zugeht, Das Grundgerüst für den Beat unseres Im Geist pannen wir Pad 7 nach links und 1kann es beim Deep House auch mal ruhig, 2Tracks haben wir schnell erstellt: Laden Sie 3Pad 9 ganz nach rechts. Damit ist die Ste- bedacht und melodisch werden. Jedoch weit ent- die AirBase 99 Expansion in den Geist Lite und dort reobreite abgedeckt. Picken Sie sich einige der fernt von Chillout oder Downbeat. Hier zählen vor das 808State Kit. Wir starten mit einem 16tel-Pat- Noten im Off heraus und schieben sie auf Pad 11, allem luftiger Klang, Groove und manchmal sogar tern für das Hi-Hat auf Pad 9, dessen Anschlagstär- damit das Open-Hat auch mitspielt. Dazu setzen wir eine gewisse Portion Trance. Wie auch beim klas- ken wir wie folgt einstellen: 50, 25, 127, 25 und wie- das Clap von Pad 4 auf die üblichen Zählzeiten und sischen House kommen neben Synthesizern und der von vorne. Damit kommt Groove ins Spiel. Die löschen das Close-Hat an diesen Stellen. Auch das Drum Machines viele Instrumente wie Pianos, Sequenz doppeln wir auf Pad 7 und verzögern die Clap wird auf Pad 2 gedoppelt und dort leicht nach Orgeln und Streicher zum Einsatz.  Kopie minimal.  vorne geschoben. 

Alles Piano Positiv denken Akkorde Laden Sie für die erste Portion Melodik ein Beim Deep House sind Melodien jeder Art Um die Melodik im Verlauf des Tracks zu 4Piano in Ihren Sampler und programmieren 5erlaubt. Hauptsache, das transportierte Fee- 6steigern, spielen wir einen weiteren Take mit dafür eine Sequenz mit den Noten A2 und D3. Las- ling fällt positiv aus. Wenn Sie Keyboard-Virtuose dem Piano ein, der in Grundausführung nur die Ton- sen Sie ordentlich Raum zwischen den Noten, denn sind, lassen Sie sich hier freien Lauf. Alle anderen höhe von D1 bis G1 bedient. Allerdings nicht in die- das Piano soll hintergründig bleiben. Ein Beispiel- können auf Nummer sicher gehen und nur weiße ser Reihenfolge, sonst wäre das Ergebnis zu vorher- Pattern finden Sie auf DVD. In eine zweite Samp- Tasten bedienen. Oder nutzen Sie das Sundog Scale sehbar. Also variieren wir von D zu F, runter zu E und ler-Instanz laden wir einen Mallet-Sound, der die Studio von DVD. Damit das Pattern länger interes- hoch zu G. Die Sequenz kopieren wir auf die Tonlage Hauptmelodie übernimmt. Diese soll etwas komple- sant und unvorhersehbarer ausfällt, legen wir es auf A-Dur (sieben Halbtöne höher), um einen Akkord zu xer ausfallen.  sieben Takte an.  erhalten. 

Bass Knackig Pattern Passend zum Genre fallen die Bässe beim Den Hüllkurven-Amount (amt) stellen wir Je nach Geschmack können Sie den Effekt 7Deep House gerne „deep“ und warm aus. Wir 8wiederum auf volle Pulle, Decay auf 10 Uhr 9verstärken. Oder später im Track für drama- basteln unseren Bass mit dem Synth1 zusammen. und Sustain auf null. Damit schnappt das Filter beim tische Steigerungen den FM-Regler aufdrehen. Die Laden Sie ein Init-Preset und stellen Oscillator 1 auf Antriggern ganz kurz auf. Den Effekt verstärken wir Sequenz für den Bass halten wir für Deep House Sägezahn, den zweiten auf Dreieck und den Sub auf noch per Frequenzmodulation. Drehen Sie den FM- typisch minimal: Eine 16tel-Note sitzt auf dem vier- Sinus. Osc 2 pitchen wir auf -12 herunter. Das schafft Regler von Osc 1 ein wenig höher als das Minimum ten 16tel und eine 8tel-Note auf dem siebten. So ein fettes Fundament. Damit dieses auch nach Bass und aktivieren die Modulations-Hüllkurve (m.env). gibt es auch keine Überschneidung mit der Kick. klingt, fahren wir die Filterfrequenz (frq) auf 11 Uhr Stellen Sie amt auf +15, Decay auf 45 und wählen FM Dieser halbe Takt wiederholt sich permanent. Viel runter.  als Ziel.  Spaß beim Grooven! 

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Minimal-Legenden, die man kennen sollte Auch wenn Minimal sich erst Anfang des neuen Jahrtausends zum führenden Stil in den Clubs aufschwang, reichen die Wurzeln bis in die Neunziger zurück. Neun Produktionen, die Techno für immer veränderten:

Oval: Textuell | 1994 DBX: Losing Terrence Dixon: Es mag seltsam erscheinen, Control | 1994 Minimalism | 1995 Marcus Popps unwirklich- Zwischen 1992 und -94 veröf- Terrence Dixon ist eine der stil- schwebenden Ambient-Electro- fentlichte Daniel Bell aka DBX len Größen des -Techno. nica in einem Minimal-Zusam- sieben Singles und alle dürfen 1995 jedoch war er zumindest menhang zu erwähnen. Doch heute getrost als Pionierarbeit einen Augenblick lang genau sollten die Oval-Stücke aus der so spannenden bezeichnet werden, als„Minimal“ vor der Erfindung auf der Höhe der Zeit. „Minimalism“, eine heute Anfangsphase des Projekts gegen Ende des Jahr- des Begriffs. Doch erst mit „Losing Control“ gelang längst vergriffene 12inch, präsentierte seine persön- zehnts eine entscheidende Rolle spielen, als Knister- Bell der große Coup. Eine jeder Menschlichkeit liche Perspektive auf das Minimal-Phänomen und und Knack-Geräusche in den House-Kosmos ein- beraubte Stimme geistert durch die sieben Minuten war so erkennbar wie eigensinnig: Während sich bei drangen, ein Micro-Sampling-Ästhetik Einzug hielt des Stücks, von kaum mehr als einer Bassdrum und Hood Techno als kalte Prozessmusik entpuppt, gerät und sich Minimal-Techno und Minimal-House anzu- Hi-Hats begleitet und nur gelegentlich von einem sie bei Dixon zum Hypnose-Tool. Die gesamte Ent- nähern und gegenseitig zu befruchten begannen. majestätisch in die Höhe schießenden Strahl aus wicklung ist hier in den grundlegenden Loops ent- „Textuell“ ist in dieser Hinsicht ein früher Vorläufer, Sound durchbohrt. Die Produktivität dieser Jahre halten, danach verschiebt sich nichts mehr. „Mini- eine schemenhafte Ahnung dessen, was da kom- erreichte Bell nie wieder, erlangte aber als DJ später malism II“ und „III“ folgten 2000 und 2005 und men sollte. einen ebenso legendären Status. erweiterten das Konzept sogar Richtung Ambient.

Rob Hood: Basic Channel: G-Man: One Touch | 1994 Phylyps Trak II/I | 1994 Quo Vadis | 1995 Mit dem „Minimal Nation“- Darüber, wer die entscheiden- Bereits 1990 war Gez Varley für lieferte Rob Hood nicht den ersten Impulse im Minimal einen Meilenstein mitverant- nur die stilistische Vorlage für setzte, streiten sich Historiker wortlich: Sein mit Daniel Bell ein gesamtes Genre, sondern noch heute. Fest steht: Wäh- aufgenommenes „LFO“ war die Begrifflichkeit gleich dazu. Dabei ging es Hood rend es das amerikanische Lager um Hood, Bell und ein visionärer Entwurf einer neuen Musik. Während gar nicht darum, die Zukunft zu definieren, sondern Mills eher in Richtung Entschlackung und Reduk- LFO zunehmend zu Bells’ Solo-Projekt wurde, baute Techno zu den Ursprüngen zurückführen, zu den tionismus trieb, erschloss sich die Berliner Faktion auch Varley sich eine eigene Karriere auf – und lan- reduzierten Arrangements und der dunkel glänzen- um Moritz von Oswald und Mark Ernestus riesige dete mit „Quo Vadis“ direkt einen Volltreffer, der es den Seele der frühen Detroit-Tracks. In einer Welt, in Räume aus Hall und Echo. „Phylyps Trak II/I“, eine sich in der Mitte zwischen House und Dub-Techno der sich Trance zum führenden Stil aufschwang, war unter vielen heute klassischen Produktionen, die bequem machte. Wie bei Basic Channel stellt der ein Titel wie „One Touch“ geradezu provozierend 1993-95 entstanden, ist dabei vielleicht das beein- Raum, der sich allmählich um die Musik formt wie nackt. Doch hat die Zeit Hood recht gegeben: Heute druckendste Beispiel: Zwölf Minuten lang pocht eine Corona um eine Sonne, das eigentliche gestal- gelten „Minimal Nation“ und der Nachfolger „Inter- eine Bassdrum sich eine Bahn durch dicke Schichten terische Element dar, während die einzelnen Ele- nal Empire“ zurecht als wegweisend. aus Dub-Bass und Sound-Wellen. mente endlos weiter laufen, als gebe es kein zurück.

Jeff Mills: Studio 1: Richie Hawtin: Life Cycle | 1994 Grün | 1995 96:01 | 1996 Die Achse, die in den Neunzi- Im Jahr 1996 wurde die Techno- Dem Kanadier Hawtin wurde gern zwischen und Gemeinde von gleich zwei 1995 untersagt, in die USA Rob Hood verlief, war eine der hochgradig progressiven Kon- zu reisen. Statt weiterhin im vielleicht wichtigsten in der zept-Reihen in den Bann gezo- benachbarten Detroit Partys zu Geschichte des Techno. Dabei waren es eher ähn- gen: In Kanada richtete Richie Hawtin mit seinen organisieren, entwarf er stattdessen die Musik, die liche Ansprüche, welche die beiden verbanden, als „Concept 1“-Veröffentlichungen Minimal nach der ihn zur Galionsfigur der Minimal-Bewegung machen eine gemeinsame Ästhetik: „Life Cycle“, ein Titel aus Ästhetik abstrakter Kunst neu aus. Und in Köln sollte. „Concept 1“, eine Reihe aus zwölf 12inches, dem für das Tresor-Label aufgenommenen „Wave- nahm Wolfgang Voigt in seinem „Studio 1“ ins- bezog ihre Inspiration aus dem visuellen Schaffen form Transmission“-Album, klingt zugleich här- gesamt zehn farbcodierte Maxis auf, die in ihrer Richies Bruder Matthew. In den Tracks bewegen ter und musikalischer als irgendein Stück auf „Mini- gleichzeitigen Strenge und Verspieltheit „Mini- sich, wie in einem abstrakten Gemälde, Punkte und mal Nation“. Und doch wird die gleiche Philosophie mal“ als Produktionsprinzip etablierten. „Grün“ war Striche durch einen dreidimensionalen Raum, tref- erkennbar, wenn aus dem An und Aus der Beats dabei eine Art Manifest, ein unwiderstehlicher Sog fen gelegentlich zusammen und entladen sich. Zwei sowie den sich verschiebenden Mustern zweier aus zersplitterten, melodiehaft verwendeten Sam- Jahre später gründete Hawtin die Plattenfirma M_ Orgel-Linien ein hypnotischer Fluss entspringt. ples, einem entspannten Sub-Bass und entrückten nus, stieg zum Superstar auf – und führte Minimal Echo-Einlagen. nach Ibiza.

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Neun Tipps zu House & Techno Es gibt zahlreiche beachtenswerte Tricks und Kniffe, aber keine festen Regeln. Erlaubt ist, was groovt und die tanzende Meute in Bewegung hält. In diesem Sinne haben wir 9 Tipps aus dem Studioalltag gesammelt, die Sie bei Ihren Produktionen anregen sollen.

Grooves Chords, die Zweite Ghost Notes Techno-Produktionen benötigen vor allem Es gibt einen typischen Chord-Griff, die Mit sogenannten Ghost Notes lassen sich 1 eines: Groove. Bevor Sie sich also fragen, was 4 sogenannte „Kralle“. Der Daumen drückt 7 sogar einfache Sequenzen sehr interessant Ihrem Track noch fehlen könnte, überprüfen Sie die unterste Note (z.B. ein C), der Zeigefinger vier gestalten. Programmieren Sie eine einfache Chords- zuerst den Beat. Einfache Strukturen mit 909-Bass- Halbtöne höher (E) und der Ringfinger nochmals Sequenz, doppeln deren Noten und verschieben drum, Open Hi-Hats im Off und den obligatorischen drei Halbtöne höher (G). Ausgehend von C spielen diese wahlweise um 1/8 oder 1/16 nach vorne oder Claps auf dem zweiten und vierten Achtel hauen Sie also +4 und +3 Halbtöne, was einem Dur-Akkord hinten. Dann setzen Sie die Anschlagstärke ein niemanden mehr vom Hocker. Machen Sie sich hier entspricht. Moll hingegen wäre +3 und +4. Weitere wenig herunter. Dies wiederholen Sie je nach Anzahl die große weite Welt der Synthesizer und Samples bewährte Varianten sind +5 und +4, sowie +4 und der Noten und Ihrem Geschmack ein weiteres Mal. zunutze und schmücken Sie den Beat mit Toms, Per- +5. Es gibt noch viele weitere Kombinationen, die Anschließend korrigieren Sie die Anschlagstärken cussion, Snares und Effekten in all ihren Variatio- sich unter Umständen sogar harmonisch abwech- nach oben oder unten, damit das Resultat nicht zu nen aus. Natürlich alles in Maßen und nicht gleich- seln lassen. Probieren Sie es aus. Auch disharmo- hektisch klingt. Mit dieser Methode werden teils zeitig, denn sonst klingt das Ergebnis überladen. nisch klingende Chords können reizvoll sein, dann sogar banale Melodien zu mitreißenden Arpeggios. Wenn der Beat noch zu normal klingt, verschie- aber meist mit sehr kurzem Anschlag statt länger Aber auch Drum-Loops lassen sich damit wunder- ben Sie doch testhalber einfach die Sequenzen um gehaltener Noten. Ein langer Reverb-Effekt tut hier bar verdichten. eine Sechzehntel vor oder zurück. Oder legen Sie sein Übriges. das gespielte Pattern auf einen gänzlich anderen Sound. Dies kann für ungeahnte Überraschungen Zusatzmelodie und abgefahrene Rhythmen sorgen. Eine weitere Melodische Bassline Ihr Track beinhaltet bereits eine Melodie, Möglichkeit ist willkürliches und zufälliges Einzeich- Die Melodie Ihres Tracks ist klasse, auf 8 die noch ein wenig Unterstützung brau- nen der Anschlagstärke Ihrer Drums, wodurch sogar 5 Dauer aber etwas eintönig und der Tonla- chen könnte? Allerdings lassen sich die richtigen ein bescheidener Beat zum Groove-Monster mutie- genwechsel klingt kitschig? Hier sorgt eine Transpo- Noten nicht finden und alle unternommenen Versu- ren kann. nierung der Bassline alle vier bis acht Takte vielleicht che wollen demnach nicht wirklich harmonisch klin- für die nötige Spannung. Ganz klassisch ist der Har- gen? Tipp: Sehen Sie sich an, welche Noten die bis- moniewechsel um zwei Halbtöne nach oben oder herige Melodie spielt und halten Sie sich vorerst an Percussion unten und nach einigen Takten wieder zurück zur genau diese Noten. Meist klingen Chords und Flä- Kaum ein Track kommt ohne ordentli- ursprünglichen Tonart. Richtig interessant wird es chen dann auf Anhieb passend. Im Anschluss kön- 2 che Percussion aus. Meist sorgen entspre- aber erst bei weniger populären Übergängen. Ach- nen Sie die neue Sequenz modifizieren, damit der chende Loops sogar für den eigentlichen Groove ten Sie darauf, dass die Wechsel nicht allzu vorher- Track noch mehr Tiefe erhält. im Track. Durchsuchen Sie Ihre Library und testen sehbar sind, denn wenn der Hörer schon zwei Takte Sie verschiedene Percussion-Loops auf Tauglichkeit. im Voraus weiß, was ihn erwartet, breitet sich ganz Oder noch besser: Laden Sie Einzelsounds in Ihren schnell Langeweile aus. Hier hilft vor einem Wech- Der richtige Moment Sampler und programmieren eigene Sie Bongos sel zu einer anderen Tonart auch das kurze Antrig- In puncto Kreativität ist der wichtigste Tipp oder Congas. Dadurch können Sie den Groove sogar gern einer gänzlich anderen Note, was sogar noch 9 vermutlich folgender: Wenn Sie gerade exakter an den Grundbeat anpassen. Doch lassen ordentlich Tiefe bringen kann. nicht in Stimmung sind oder mit dem Kopf woan- Sie auch Lücken stehen, denn nicht zu jedem Zeit- ders, wird sich auch keine Idee finden lassen. Das punkt muss später ein Geräusch zu hören sein. Im Ergebnis sind immer Frust und Unzufriedenheit. Die Idealfall spielen sich die Sounds gegenseitig zu und Subtile Variation besten Ideen kommen meist aus dem Nichts und lassen einander genügend Raum. Wer auf ausge- Eine weitere Möglichkeit, eine mehr oder sind in relativ kurzer Zeit umsetzbar. Daher lohnt es fallene Klänge steht, ersetzt die Percussion-Sounds 6 weniger gleichbleibende Sequenz auf sich durchaus, auf den richtigen Moment zu war- durch ganz kurze Vocals oder Wortfetzen. Dauer interessant zu gestalten, ist das Einbauen von ten und diesen dafür zu nutzen. Hat man sich zuvor subtilen Veränderungen. Hier gibt es nahezu unend- stundenlang mit vehementem Suchen nach dem lich viele Wege. So könnten Sie beispielsweise Ihre nächsten Hit die Ohren müde gehört, ist man oft Chords Melodie auf 16 Takte Länge kopieren und im ach- gar nicht mehr in der Lage, den eigentlichen Hit Eine ebenso populäre Art zum Andicken ten, zwölften und 16. Takt jeweils nur eine Note vari- überhaupt zu erkennen. Gönnen Sie sich also guten 3 einer Melodie ist die Verwendung von ieren. Das nimmt der Melodie eine gewisse Sta- Gewissens Pausen oder nutzen Sie die unkreative Chords. Kopieren Sie wieder Ihre Melodie und schie- tik und hält auf längere Zeit die Spannung. Ebenso Zeit zum Sortieren Ihrer Presets und Samples. Nicht ben Sie die doppelten Noten nur um einige Halb- wäre denkbar, anstatt der Noten einfach deren selten findet sich dabei sogar schon wieder die töne nach oben oder unten. Die typischsten Varian- Klang zu ändern, beispielsweise das Filter an der nächste Idee. ten sind 5th- oder 7th-Chords. Hier sind die Doppler betreffenden Stelle etwas zu öffnen oder die Reso- um jeweils fünf bzw. sieben Halbtöne verschoben. nanz aufzudrehen. Je nach Synthesizer könnte auch Auch dies lässt sich möglicherweise schon direkt die Variation eines ausgefalleneren Klangmerk- in Ihrem Synthesizer mit dem zweiten Oszillator mals spannender wirken, als etwa die Veränderung programmieren. des FM-Anteils, der Oszillator-Wellenform oder des Effektanteils.

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