vierte ihn letztendlich auch zur Übersetzung sche Fragen kehrt er nicht heim, wohl aber mit der Bibel in verständliches Deutsch. Melanch- dem Kontakt zu einem reformatorischen Mit- thon begleitet 1519 zur Leip- streiter, der bestehen bleiben und seinen Aus- ziger , der ersten grossen Ausein- druck in Briefwechseln finden soll. Melanch- andersetzung zwischen dem Reformator und thon adressierte seinen Brief an Calvin, den der römischen Kirche. Im Streitgespräch mit Luther trotz der Meinungsverschiedenheiten, dem Theologen Johannes Eck unterstützt er einen «brillanten Kopf» nannte, nachdem die- ihn gar durch das Zustecken kleiner Zettel mit ser seinen Kommentar zum Römerbrief ver- biblischen Zitaten, die ihm helfen, seine eige- öffentlicht hatte, wie folgt: «An den mit her- ne Position zu untermauern. Melanchthon ist vorragender Gelehrsamkeit und Frömmigkeit der Systematiker an der Seite des propheti- begabten Herrn Calvin in Strassburg, seinen schen Reformators. So macht er 1521 die teuersten Freund». Inhalte reformatorischer Theologie in Buch- form, in den «Loci communes» (Allgemeine Wenigstens eine Entschärfung Grundbegriffe) zugänglich. 1540 treffen die beiden einander in Worms. Immer wieder wird er in wesentlichen Fragen Denkmal von Philipp Melanchthon (1497-1560) in der Lutherstadt Wittenberg auf dem Marktplatz. Bild: pixelio.de Ursache für Reformierte und Lutheraner zum Adressaten Calvins, der 1546 sogar die 1529 vertritt er den geächteten Luther auf «Loci communes» Melanchthons ins Franzö- dem Reichstag in Speyer. Auch beim Treffen sische übersetzen lässt und im neu aufflam- Luthers mit Ulrich Zwingli in Marburg im glei- menden Abendmahlsstreit zwischen Zürich «An die Quellen, Jugend!» – «Kirchengehen säumet nicht!» chen Jahr war er dabei. Über vieles erzielten und Wittenberg mehrfach zu vermitteln ver- sie bei dieser Zusammenkunft Übereinstim- sucht. Anerkennend schreibt er an Melanch- mungen, aber in der Lehre vom Verständnis thon: «Deine Stellung ist, wie Du weisst, Der Begabteste soll er in der Lateinschule gewesen sein: Philipp Auf den Grund der eigenen Gegenwart und für deren Gestal- des Abendmahls fanden sie keinen Konsens. anders als die vieler anderer.» Calvins Hoff- Schwarzerd, der sagte: «Kirchengehen säumet nicht!» und diese Auffor- Als Martin Luthers 95 Thesen im Jahr 1517 tung suchten. Für Melanchthon ist das keine Dieser Umstand führte zur innerevangelischen nung, dass Melanchthon nach Luthers Tod in an der Schlosskirche zu Wittenberg ihren Platz graue Theorie, er spricht unter anderem von Vielfalt, zur Gründung evangelischer Kirchen der Lage wäre, auf mehr Einigkeit im evange- derung um einen diakonischen Aspekt damaliger Prägung ergänzte: gefunden hatten – in Lateinisch und nur für der Notwendigkeit einer Bildungsreform, die reformierter und lutherischer Prägung. lischen Lager hinzuwirken, hat sich nicht «Almosengeben armet nicht!» Bekannt wurde er aber unter dem die Gelehrten gedacht, denn Luther hatte er 1523/24 an der Philosophischen Fakultät erfüllt, auch wenn er auf Calvins Wunsch hin nicht vor, einen Aufstand anzuzetteln, son- umsetzen kann. Melanchthon war Pädagoge Für Luther vor dem Kaiser den Abendmahlsartikel im Augsburger Be- Namen Philipp Melanchthon. dern eine Diskussion über die Erneuerung der aus Leidenschaft. Die Unterrichtsprinzipien, Auch 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg kenntnis entschärft. Kirche anzuregen –, da war es Zeit, dies auf die Ausbildung von Lehrern und die Grün- sollte Melanchthon an Luthers Stelle vor dem Karin Kaspers-Elekes universitärem Boden zu diskutieren. So dung von Schulen lagen ihm am Herzen. Das Kaiser stehen: Luther konnte aufgrund des geschah es im darauffolgenden Jahr. Philipp erste Gymnasium ist ihm zu verdanken, es über ihn verhängten Banns nicht aus Kursach- Scharfsinnig, klar Neben den obligatorischen Fächern lernte Philipp Melanchthon. Alte Sprachen zu lernen, Melanchthon, dem gründlichen Denker, war trägt noch heute seinen Namen und befindet sen dorthin reisen. Noch im gleichen Jahr ent- überzeugt Schwarzerd zusätzlich das Altgriechische, was das war der Weg zum Wissen, zur Philosophie. die Heidelberger Disputation aber nicht sich in Nürnberg. Aber auch die theologische steht unter seiner Federführung die grosse Mit dem Tod Luthers 1546 übernimmt Phi- nur wenigen Schülern ermöglicht wurde. Der Im Besitz einer fremdsprachigen Grammatik zu genug. Sein Interesse ist geweckt, er reist nach Bildung ist Melanchthon wichtig. Er ist über- Bekenntnisschrift «Confessio Augustana», das lipp Melanchthon dessen Aufgaben und von den alten Sprachen Begeisterte, 1497 in sein, galt als etwas Besonderes: «Diese griechi- Wittenberg, um Luthers neuer evangelischer zeugt, dass für evangelische Theologen klas- Augsburgische Bekenntnis, das bis heute für bleibt weitere vierzehn Jahre ein scharfsinni- Bretten Geborene latinisiert später seinen sche Grammatik hat zum Geschenk gemacht Lehrmeinung auf den Grund zu gehen. sisch-humanistische Bildung unerlässlich sei. die evangelischen Kirchen lutherischer Prä- ger und überzeugter Verfechter der Refor- Familiennamen, wie es viele seiner Zeit taten: Johannes Reuchlin aus Pforzheim, Doktor der gung in Geltung steht. mation. 1560 erkrankt Melanchthon und Rechte, dem Philipp Melanchthon aus Bretten, An die Quellen Freundschaftliche Kollegialität stirbt am 19. April. Seine Familie und seine im Jahr 1509», so stand in Melanchthons Nur ein Jahr später, im Sommer 1518, wird Luther ist begeistert von dem klar denkenden Melanchthon und Calvin Dossier zum Sammeln! Studenten versammeln sich und trauern «Schatz» zu lesen. Dass er wenige Jahre später diese Stadt zu seinem neuen Wirkungsort, er Altphilologen. Aus der Begegnung in den alten Auch Johannes Calvin, zunächst von Strass- gemeinsam, denn sie schätzten den begab- DIE zu einem der engsten Mitarbeiter des wegwei- übernimmt den vom Fürsten Friedrich dem Sprachen und humanistischen Gedanken ent- burg und später von Genf aus, suchte den Kon- ten Pädagogen und bekennenden Evangeli- senden Reformators Martin Luther werden soll- Weisen gestifteten Lehrstuhl für die griechi- wickelt sich eine Weggemeinschaft, eine takt und die Verständigung mit Melanchthon.­ 2017 feiern wir 500 Jahre Reformation. Bereits dieses Jahr beginnt der schen, der seine Hoffnung in klare Worte te, ahnt der Altphilologe noch nicht. Er studier- sche Sprache. «Ad fontes, juventute!» («An freundschaftliche Kollegialität. Melanchthon Im Jahr 1538 sendet er ihm einen Brief mit Kirchenbote mit dem mehrjährigen Schwerpunktthema Reformation. fasste: «Wer Christus hat, hat alles und kann te unter anderem in Tübingen gemeinsam mit die Quellen, Jugend!») – in diesem Titel sei- war ein universitärer «Allrounder» und setzte zwölf Artikeln zur Abendmahlslehre. Die Darin werden Persönlichkeiten und Ereignisse näher vorgestellt, die für alles.» Neben seinem Weggefährten Martin Ambrosius Blarer, der aus dem Thurgauer ner Antrittsvorlesung lag die Hoffnung der sich mit Geschichte, Medizin, Philosophie und erhoffte Antwort bleibt aus, und so reist er ein die reformatorischen Kirchen in der Schweiz von Bedeutung sind. Die Zeit- Luther findet er seine Ruhestätte in der Adelsgeschlecht der Blarer von Obergyrsperg damaligen Zeit: Zurück zu den antiken Philo- Physik auseinander. Er lernte von Luther die Jahr später kurzentschlossen an ein Treffen, achse am unteren Rand dieser Doppelseite gibt einen Überblick und hilft, Schlosskirche zu Wittenberg, wo sein Weg stammt, in geboren wurde und spä- sophen und Schriftstellern, bei denen sie reformatorischen Grundlagen und lehrte bei dem auch Melanchthon anwesend ist. Mit die Personen und Ereignisse einzuordnen. mit der reformatorischen Lehre begann. ter als Reformator in Schwaben wirkte. Handwerkszeug zum besseren Verständnis selbst Luther die griechische Sprache. Er moti- einem Konsens über damals aktuelle theologi- 1300 1400 1500 1600 Jan Hus Konzil zu Konstanz Kaiser Maximilian Erasmus von RotterdamKatharina von ZimmernJohannes OecolampadMartin Luther Ulrich (Huldrych) ZwingliJoachim von Watt (Vadian)Christoph Froschauer Ambrosius Blarer Philipp Melanchthon Ludwig Hätzer Johannes Calvin John Knox Thesenanschlag LuthersExkommunikation LuthersSchlacht bei Kappel am Calvin: Institutio Consensus Tigurinus: Heidelberger Katechismus *1369 1414-1418 *1459 *1466 *1478 *1482 *1483 *1484 *1484 *1490 *1492 *1497 * um 1500 *1504 *1509 *1514 1517 1521 1531 Albis/Tod Zwinglis1536 Religionis Christianae1549 1563

Abendmahlskonsens Calvin/Bullinger

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