Ausgestellte Werke und Künstlerbiografien

Ausgestellte Milles interniert, gemeinsam mit . Rudolf Belling 1953 lernt Bellmer die schizophrene Dichterin Werke und Berlin 1886 – 1972 Krailling bei München Unica Zürn kennen, mit der er bis zu ihrem Freitod 1970 zusammenlebt. Künstlerbiografien Ausbildung als Kunstgewerbler und Kleinplas- tiker, 1911 – 1922 Studium der Bildhauerei an Selbstbildnis der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Ar- 1 942 · Gouache, Papier auf Holz beiten für Theater und Film, für den er unter 32,7 × 46 cm · Inv.-Nr. SS. 28 Sofern nicht anders vermerkt, anderem die Maske des Golem (1915) entwirft. Abb. S. 154 . S. 29 stammen alle Werke aus Bellings expressionistische Formsprache verän- der Nationalgalerie der dert sich durch Eindrücke des Futurismus, Kon- Staatlichen Museen zu Berlin. struktivismus und durch seine Freundschaft mit Rudolf Bergander Archipenko. Neben abstrakten Arbeiten entste- Meißen 1909 – 1970 hen auch naturalistisch-klassizistische Werke. Nach einer Lehre als Porzellanmaler in Meißen Das NS-Regime boykottiert Bellings Werke, 1929 – 1933 Studium an der Akademie der was den Künstler 1937 ins Exil nach Istanbul Bildenden Künste Dresden, unter anderem bei führt. Hier lehrt er bis 1951 an der Akademie Dix, dessen sozialkritischer Realismus ihn prägt. der schönen Künste. 1966 kehrt Belling nach Berganders Sympathie gilt den verschiedenen Deutschland zurück und richtet sein Atelier bei Menschentypen aus dem »Milieu«, die er mit München ein. Lust zur karikierenden Überzeichnung darstellt. Kopf in Messing (Porträt Toni Freeden) 1928 wird er Mitglied der KPD, 1930 der 1 925 · Messing · 38,3 × 22,5 × 19 cm Dresdner »Asso«. Nach dem Studium ist Inv.-Nr. B I 480 Bergander in Meißen tätig. 1940 tritt er der Abb. S. 148 NSDAP bei und geht in den Kriegsdienst, aus dem er 1945 zurückkehrt. Nach Kriegsende wird er Teil der Dresdner Künstlergemeinschaft »Das Ufer«. Seit 1951 Professor, 1952 – 1959 Hans Bellmer Rektor an der Hochschule für Bildende Künste Kattowitz (Polen) 1902 – 1975 Paris in Dresden.

Beginnt 1923 ein Ingenieursstudium in Berlin, Paar auf der Straße das er 1924 abbricht, und arbeitet als Grafiker. um 1931 · Öl auf Holz · 64,8 × 48,8 cm Kontakt zu Grosz, Heartfield und Schlichter. Inv.-Nr. A IV 298 1930 – 1933 Gasthörer am Bauhaus. Mitte der Abb. S. 169 . S. 100 1930er-Jahre schafft Bellmer seine erste Puppe, die er aus verschiedenen Gliedmaßen zusam- menbaut und in beunruhigend verführerischen Albert Birkle Posen fotografiert. 1938 geht Bellmer zu den Berlin 1900 – 1986 Ostermünchen Surrealisten nach Paris, wo er das Thema der Nach dem Kriegsdienst Lehre als Dekora­ erotisch aufgeladenen, absurden Körperzusam­ tionsmaler im väterlichen Betrieb. 1918 – 1924 menstellungen zeichnerisch weiterentwickelt. studiert er an der Akademie der Künste zu Ber- 1939 – 1941 im südfranzösischen Lager Les lin und wird 1923 jüngstes Mitglied der Berliner

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Secession. Es entstehen sozialkritische Arbeits- Die Mutter und Großstadtszenen mit magisch-expressiven Fritz Burmann 1 923/24 · Öl auf Sperrholz · 192 × 100 cm Zügen. 1932 siedelt Birkle nach Salzburg über. Wiedenbrück (Westfalen) 1892 – 1945 Berlin Inv.-Nr. A II 792 1937 werden Gemälde aus der Großen Deut- Abb. S. 187 . S. 44 schen Kunstausstellung in München als »entar- 1909 – 1912 Studium an der Kunstakademie tet« beschlagnahmt. Andererseits erhält er wei- Düsseldorf bei August Deusser, in München bei terhin öffentliche Aufträge. Nach dem Krieg Heinrich Knirr. Nach seinem Kriegsdienst im Theo Champion nimmt Birkle die österreichische Staatsbürger- Ersten Weltkrieg ist Burmann in Düsseldorf an- Düsseldorf 1887 – 1952 Zell (Mosel) schaft an und widmet sich vor allem der religiö- sässig. 1926 übernimmt er eine Professur an 1906 – 1909 Studium an der Kunstakademie sen Glasmalerei. der Akademie Königsberg, ab 1936 an der Hochschule für Bildende Künste Berlin. Häufige Düsseldorf und an der Kunstschule in Weimar. Die kleinen Alten Aufenthalte in der ostpreußischen Künstlerkolo- Champion orientiert sich zunächst am Neoim- 1 923 · Öl auf Leinwand · 61,5 × 50,5 cm nie Nidden. Burmann schafft zahlreiche­ Wand- pressionismus. Er verehrt van Gogh und arbei- Inv.-Nr. A IV 94 gemälde, Mosaike und Glasmalereien für den tet in der freien Natur. 1919 ist Champion Abb. S. 120 öffentlichen Raum, auch mit religiöser Thematik. Mitbegründer der Künstlervereinigung »Junges Seine Alltagsszenen, Porträts und Stilleben ste- Rheinland«. Er malt neusachliche Stadt- und hen der Neuen Sachlichkeit nahe. Industrielandschaften, die in ihrer naiven Poe- Karl Blossfeldt sie an Henri Rousseau erinnern. Neben Adolf Schielo 1865 – 1932 Berlin Stilleben mit Kakteen Dietrich, Hasso von Hugo, Kanoldt, Lenk, Radzi- 1 925 · Öl auf Holz · 66,5 × 53,5 cm will und Schrimpf gehört er der 1932 entstande- Nach einer Lehre als Bildhauer und Modelleur Inv.-Nr. A III 81 nen Gruppe »Die Sieben« an. In den 1930er- in einer Kunstgießerei studiert Blossfeldt 1884 – Abb. S. 141 . S. 76, 82, 89 Jahren malt er überwiegend niederrheinische 1890 an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewer- Landschaften. 1932 – 1933 lehrt Champion an bemuseums Berlin. Als Mitarbeiter von Moritz der Kunstakademie Düsseldorf, wo er nach Meurer in Rom entwickelt er 1892 – 1895 Unter­ Felice Casorati Kriegsende wieder Professor einer Malklasse richtsmaterialien für ornamentales Gestalten. Novara (Italien) 1883 – 1963 Turin wird. Neben Pflanzenpräparaten, Abgüssen und Zeichnungen entstehen erste Fotografien. 1899 Neben einem 1907 abgeschlossenen Jurastu- Tennisspieler wird Blossfeldt Dozent an der Unterrichtsanstalt dium nimmt Casorati privaten Malunterricht. 1 925 · Öl auf Leinwand · 68,5 × 53,5 cm des Kunstgewerbemuseums, 1921 Professor an 1907 stellt er erstmals auf der Biennale in Ve- Inv.-Nr. NG 72/81 der Hochschule der Bildenden Künste Berlin. nedig aus. Beeinflusst durch die Malerei Gustav Abb. S. 115 Sein 1928 erschienener Fotoband Urformen Klimts nimmt sein naturalistisches Werk um der Kunst, der Pflanzen-­Details in starker Ver- 1910 symbolistische Züge an. Nach dem Ersten größerung zeigt, macht ihn schlagartig be- Weltkrieg lässt sich Casorati in Turin nieder. Salvador Dalí rühmt und zu einem der Hauptvertreter der Die kristalline Klarheit und gleichzeitige Rätsel- Figueres (Spanien) 1904 – 1989 Figueres Neuen Sachlichkeit. haftigkeit seiner Kompositionen entspricht dem ­(Spanien) Ideal der »Rückkehr zur Ordnung«, wie sie von Aconitum spec. der Künstlergruppe »Il Novecento« propagiert 1921 – 1926 Studium an der Kunstakademie in um 1920 (Silver Reprint von 1997) wird, der er jedoch nicht angehört. 1923 grün- Madrid. Es entstehen realistische Werke unter Auflage 34/50 · 30,5 × 24 cm det Casorati eine private Malschule. Er gehört dem Einfluss von Vermeer. Freundschaft mit Friedrich Christian Flick Collection im zu den führenden Figuren des italienischen Lorca und Buñuel, mit dem er 1929 Un chien Hamburger Bahnhof Kulturlebens. 1955 stellt er auf der documenta 1 andalou dreht. Dalí entdeckt die metaphysische Abb. S. 138 in Kassel aus. Malerei de Chiricos, lernt Picasso kennen und

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zieht 1927 nach Paris. 1928 wird er in den Der große Metaphysiker Verismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg thema- Kreis der Surrealisten aufgenommen, aus dem um 1948 (vom Künstler ­eigenhändig tisieren ihre Gemälde unter anderem den natio­ man ihn 1939 wieder ausschließt. Dalís »para- ­vor­datiert) · Öl auf Leinwand nalsozialistischen Terror. In den 1950er-Jahren noisch-kritische Methode« spiegelt sein Inter- 110 × 80 cm · Inv.-Nr. B 770 schafft die Künstlerin zahlreiche Porträts. Trotz esse für die Psychoanalyse. Mit veristischer 1965 erworben durch das Land Berlin kulturellen Engagements in der DDR erfährt das Akribie setzt er traumhafte Assoziationen und Abb. S. 96 . S. 16 – 18, 31 – 32, 97, Werk Diehn-Bitts erst spät Anerkennung. erotische Obsessionen ins Bild, die häufig um 99, 100 Selbstbildnis mit Apfelsine seine Ehefrau und Muse Gala kreisen. 1940 emigriert das Paar in die USA und kehrt 1948 1 930/31 · Öl auf Holz · 66 × 51 cm nach Spanien zurück. Heinrich Harry Deierling Inv.-Nr. A IV 180 Philadelphia (USA) 1894 – 1989 Berlin Abb. S. 178 Bildnis Frau Isabel Styler-Tas ­ (Melancolía) Nach einer Lehre als Lithograf besucht Deier- 1 945 · Öl auf Leinwand · 65,5 × 86 cm ling unter anderem die Schule der Berliner Inv.-Nr. B 359 Secession. Nach frühen, pastos gemalten Bildern Untermhaus bei Gera 1891 – 1969 Singen 1 958 erworben durch das Land Berlin aus der Umgebung Berlins entstehen kubistisch am Bodensee Abb. S. 155 . S. 44 stilisierte Gemälde in abgedunkelten Farben. Nach dem Ersten Weltkrieg wird Deierling Mit- Nach einer Lehre als Dekorationsmaler in Gera glied der Berliner Secession. Beeinflusst von besucht Dix 1910 – 1914 die Königlich-Sächsi- Giorgio de Chirico , dem er Anfang der 1920er- sche und studiert die alten Volos (Griechenland) 1888 – 1978 Rom Jahre in Berlin begegnet, werden seine Farben Meister in der Gemäldegalerie in Dresden. Im leuchtender und er kehrt zur Gegenständlich- Ersten Weltkrieg gerät er als Freiwilliger an die Nach einer Ausbildung zum Ingenieur in Athen keit zurück. In den 1930er-Jahren erhält Deier- Front. Die Kriegserlebnisse verfolgen ihn sein studiert de Chirico 1906 – 1909 an der Akade- ling Ausstellungsverbot, bei der Zerstörung des ganzes Leben. Zurück in Dresden studiert Dix mie der Bildenden Künste in München. Er liest Ateliers geht 1943 ein Großteil seiner Werke an der Kunstakademie und wird Mitbegründer Schopenhauer, Nietzsche und Weininger, verloren. Deierling wird Mitglied im Verband der Dresdner Sezession. Nach einer anfänglich ­bezieht sich auf Böcklin und die italienische Bildender Künstler in der DDR. von Expressionismus, Dadaismus und Futuris- Malerei des Quattrocento. 1912 – 1915 und mus geprägten Phase entwickelt er einen eige- 1924 – 1931 lebt er in Paris, 1915 – 1918 in Selbstporträt im Spiegel nen, kritisch-veristischen Stil, der ihn zu einem Ferrara, wo die metaphysische Malerei ent- 1 929 · Öl auf Leinwand · 88,5 × 67,5 cm der berühmtesten Vertreter der Neuen Sachlich- steht. Mit ihren Gliederpuppen und merkwürdi- Inv.-Nr. A IV 410 keit macht. 1927 wird Dix Professor an der gen Ansammlungen alltäglicher Objekte in Abb. S. 173 Dresdner Akademie. 1933 entlassen, zieht er kastenartigen Räumen oder auf leeren Plätzen sich an den Bodensee zurück und widmet sich wird sie von den Surrealisten hochgeschätzt der Landschaftsmalerei. und – über Abbildungen in der Zeitschrift Va- Kate Diehn-Bitt Die Familie des Malers Adalbert Trillhaase lori Plastici – auch von Künstlern der Neuen Schöneberg bei Berlin 1900 – 1978 Rostock Sachlichkeit rezipiert. Bis zu seinem Tod lebt de 1 923 · Öl auf Leinwand · 119 × 95 cm 1 929 – 1931 Studium an einer privaten Kunst- Chirico überwiegend in Italien. In seinem Spät- Inv.-Nr. B 87 schule in Dresden sowie bei Willy Kriegel. Ihre werk greift er häufig auf Elemente seiner meta- 1953 erworben durch das Land Berlin erste Ausstellung 1935 in der Galerie Gurlitt in . physischen Periode zurück. Abb. S. 185 S. 100 Berlin bringt Diehn-Bitt Beachtung – wenig spä- Altes Liebespaar ter erhält sie jedoch durch die Nationalsozia- 1 923 · Öl auf Leinwand · 152 × 100 cm listen Ausstellungs- und Arbeitsverbot. Diehn- Inv.-Nr. A II 1050 Bitts Werke stehen im Kontext des Dresdner Abb. S. 191 . S. 44, 90

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Marianne Vogelsang engem Kontakt zu Picasso und Dalí, die ihn bis 1 931 · Öl und Tempera auf Holz in die 1950er-Jahre prägen. 1933 organisiert Edgar Ende 60 × 44 cm · Inv.-Nr. A II 1046 er eine Surrealisten-Ausstellung auf Teneriffa. Hamburg-Altona 1901 – 1965 Netterndorf Abb. S. 172 . S. 89 Domínguez gilt als Erfinder der »Decalcoma- 1915 – 1920 Lehre als Dekorationsmaler­ und Kinderbildnis nie«, einer von den Surrealisten gern verwen- Besuch der Kunstgewerbeschule in Altona. Be- 1 932 · Öl auf Leinwand auf Holz deten Abklatschtechnik. Daneben entstehen schäftigung mit der deutschen Romantik. 1931 60,5 × 80,5 cm · Inv.-Nr. A IV 144 surrealistische Objekte und Gemälde, in denen zieht Ende nach München und wird Mitglied Abb. S. 197 . S. 101 der äußerst wandlungsfähige und vielseitige Künstler Elemente aus den Werken seiner der Neuen Secession. Auf einer Italienreise Surre­alisten-Freunde verarbeitet. Nach dem lernt er 1931 die metaphysischen Bilder de Chiricos kennen, die ihn tief beeindrucken. Wilhelm Dodel Tod des engen Freundes Paul Éluard nimmt sich Freundschaft mit Schrimpf und Franz Roh, der Moskau 1907 – 1944 Grustinja bei Leningrad Domínguez am Neujahrstag 1958 das Leben. ihn als Surrealist bezeichnet. Ende stellt im In- Gegen Ende des Ersten Weltkriegs übersiedelt Die Sicherheitsnadel und Ausland aus, bis die Nationalsozialisten Dodel von Russland nach Dresden. Nach ersten 1 934 · Öl auf Leinwand · 61 × 50 cm seine Kunst als »entartet« verbieten. Bei einem Erfahrungen als Bühnenbild-Volontär und Thea­ Inv.-Nr. NG 30/70 Luftangriff wird ein Großteil seines Werkes ver- termaler studiert er ab 1927 zunächst an der Abb. S. 106 nichtet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt Dresdner Akademie für Kunstgewerbe, später Ende Kontakt zu den französischen Surrealisten an der Kunstakademie als Meisterschüler bei auf. Endes Sohn Michael setzt Themen seiner Otto Dix, der ihn seinen begabtesten Schüler Heinrich Ehmsen Malerei literarisch um. nannte. Dodel wird Mitglied der revolutionären Kiel 1886 – 1964 Berlin Die schwebende Mauer Studentengruppe, der KPD und der »Asso«. Er Nach einer Lehre als Dekorationsmaler besucht 1 933 · Öl auf Leinwand · 75 × 120 cm interessiert sich für die Malerei der italienischen Ehmsen die Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Inv.-Nr. A IV 361 Renaissance und deutschen Romantik. Durch 1910 – 1911 ist er zu Studienzwecken in Paris, Abb. S. 108 . S. 98 Lasurtechnik verleiht er seinen Farben ein tiefes danach übersiedelt er nach München, wo er Leuchten. 1933 wird Dodel verhaftet und aus die Künstler des »Blauen Reiter« kennenlernt. der Akademie ausgeschlossen. Nach Kriegsbe- Ehmsen stellt deutschlandweit aus und unterhält Max Ernst ginn muss Dodel an die Ostfront, von der er Kontakte zu Vertretern der Neuen Sachlichkeit Brühl bei Köln 1891 – 1976 Paris nicht mehr zurückkehrt. wie Grosz, Dix und Schrimpf. Unter den Natio­ 1910 – 1914 Studium der Philosophie, Psycho- Kohlenträger Max nalsozialisten kommt Ehmsen zwei Monate in logie und Kunstgeschichte in Bonn. Nach dem 1931 · Öl auf Holz · 51 × 28 cm Haft, seine Werke werden als »entartet« aus Militärdienst ist Ernst Mitbegründer der Kölner Dauerleihgabe aus Privatbesitz den Museen entfernt. Während des Zweiten Dada-Gruppe. 1922 geht er nach Paris und Abb. S. 163 Weltkriegs ist er Kriegsmaler an der Front. 1950 ist er Gründungsmitglied der Akademie schließt sich der Gruppe um Paul Éluard und der Künste Berlin (Ost) und übernimmt eine André Breton an. Ernst führt eine Vielzahl neuer Arbeitsmethoden in den Surrealismus ein, dar- Oscar Domínguez Meisterklasse für Malerei. unter die Frottage, Grattagen, erste Dropping- La Laguna (Teneriffa, Kanarische Inseln) Meine Kinder techniken oder die Collage. In nationalso­zia­ 1906 – 1957 Paris 1 926 · Öl auf Holz · 85 × 66,5 cm listischen Deutschland gelten seine Werke als 1927 kommt Domínguez nach Paris, wo er Inv.-Nr. A II 1051 »entartet«. 1941 emigriert Ernst nach Internie- 1934 der Gruppe der Surrealisten beitritt. Zu- Abb. S. 198 . S. 101 rung in einem französischen Lager in die USA. nächst als Werbezeichner tätig, steht er in Dort setzt er seine künstlerische Tätigkeit bis zu seiner Rückkehr 1953 nach Frankreich fort.

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Muschellandschaft sion sowie der Novembergruppe und erhält 1 928 · Öl auf Leinwand · 65 × 81 cm den Rompreis der Preußischen Akademie der Inv.-Nr. NG 9/67 Künste. Nach einer frühen expressiv-kubisti- Berlin 1893 – 1959 Berlin Abb. S. 134 . S. 43 schen Phase tendiert sein Werk in die Richtung 1909 – 1915 Studium an der Kunstakademie Capricorne der Neuen Sachlichkeit. Seine Vorliebe gilt Dresden und der Kunstgewerbeschule Berlin. 1 948/1964 · Getönter Gips Alltagszenen aus dem Kleinbürgertum. 1933 Nach seinem Kriegseinsatz anglisiert Grosz 247 × 210 × 155 cm erhält er Ausstellungsverbot, 1939 verbrennen aus Hass gegen alles Deutsche seinen Namen. Inv.-Nr. NG 5/73 · Schenkung des Künstlers die Nationalsozialisten einen Großteil seiner 1918 ist er Mitbegründer des Berliner »Club Abb. S. 183 . S. 9 – 11, 101 Werke. 1939 – 1942 kann Fritsch als proviso- rischer Lehrer an der Kunst- und Werkschule Dada«. 1919 tritt Grosz in die November- Berlin arbeiten. 1946 wird er Professor an der gruppe, 1922 in die KPD ein. Er gehört zu den Peter Ludwig Foerster Hochschule für Bildende Künste Berlin (West). großen Satirikern der Neuen Sachlichkeit. Aachen 1887 – 1948 Frankfurt am Main In seinem Spätwerk wendet er sich dem Sur­ Neben großformatigen Gemälden entstehen realismus zu. überwiegend grafische Werke, die er in Zeit- Bis 1911 Studium an der Kunstgewerbeschule schriften publiziert. 1933 emigriert Grosz in die Aachen und der Unterrichtsanstalt des Kunstge- Vorstadtsängerin USA, wo er die Staatsbürgerschaft erhält. Vier werbemuseums Berlin. Nach dem Kriegsdienst 1 921/22 · Öl auf Leinwand · 130 × 98 cm Jahre später werden von den Nationalsozialis- ist Foerster im Vorstand der Berliner November- Inv.-Nr. B 64/30 ten 285 seiner Werke als »entartet« beschlag- gruppe. Er arbeitet als Assistent für seinen Ju- 1953 erworben durch das Land Berlin nahmt. 1959 kehrt Grosz nach Berlin zurück. gendfreund Mies van der Rohe und orientiert Abb. S. 160 . S. 100 sich an den Idealen der Neuen Sachlichkeit. Grauer Tag Trotz seiner »linken« Vergangenheit erhält 1 921 · Öl auf Leinwand · 115 × 80 cm Foerster 1935 den Dürerpreis und 1936/37 Walter Gramatté Inv.-Nr. B 97 ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom. Berlin 1897 – 1929 Hamburg Abb. S. 159 . S. 100 Um 1940 übernimmt er verschiedene Funktio- nen in der Dessauer Kulturverwaltung. 1945 Nach dem Kriegsdienst, aus dem Gramatté aus verhindert er die von den Nationalsozialisten gesundheitlichen Gründen entlassen wird, stu- Dresden 1901 – 1958 Dresden geplante Zerstörung der Werke der Anhalti- diert er 1914 – 1919 an der Königlichen Kunst- schule zu Berlin. Beeinflusst von den Expressio- schen Gemäldegalerie. Ein Großteil seines ei- 1920 – 1927 Studium an der Kunstgewerbe- nisten, die vor dem Ersten Weltkrieg in Dresden genen Werkes geht durch Bombenangriffe schule und Kunstakademie Dresden. Anregun- die Künstlervereinigung der »Brücke« gegründet verloren. 1947 flieht Foerster in die Westzone, gen durch van Gogh sowie durch Dix, Grosz hatten, entwickelt Gramatté einen düster-ge- wo er krank und ausgezehrt stirbt. und andere Künstler des Dadaismus und Veris- heimnisvollen expressiven Realismus. In Selbst- mus. Grundigs Werke verbinden politisches Italienische Landschaft II bildnissen und Porträts beschäftigt er sich mit Interesse mit symbolisch-surrealen Motiven. 1 927 · Öl auf Holz · 50 × 61 cm dem Thema des Leidens an Körper, Geist und 1926 sieht er Werke de Chiricos. 1927 tritt Inv.-Nr. A III 131 Welt. Freundschaft mit Heckel, Beckmann, Grundig der KPD bei, 1929 ist er Mitbegründer Abb. S. 118 . S. 85, 98 Schmidt-Rottluff und anderen Kulturschaffen- der »Asso«. Mitte der 1930er-Jahre wird er den. Im Alter von 32 Jahren stirbt Gramatté an nach Arbeits- und Ausstellungsverbot mehrmals den Folgen einer Darmtuberkulose. Ernst Fritsch verhaftet und kommt 1940 – 1944 ins Konzen- Berlin 1892 – 1965 Berlin (West) Die Kakteendame trationslager Sachsenhausen. Bei einem Kriegs- 1 918 · Öl auf Leinwand · 74,9 × 60,2 cm einsatz tritt er zur Roten Armee über. 1946 1911 – 1921 Schüler der Unterrichtsanstalt des Inv.-Nr. A III 479 kehrt Grundig nach Dresden zurück. Er erhält Kunstgewerbemuseums Berlin. In den 1920er- Abb. S. 137 . S. 43 – 44, 79, 92 eine Professur für Malerei und das Rektorat an Jahren ist Fritsch Mitglied der Berliner Seces- der neuen Kunstakademie.

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Liebespaar Knabenbildnis erhält. Nach frühen symbolistischen Einflüssen 1 925 · Öl auf Leinwand · 80,5 × 109,5 cm 1 928 · Tempera auf Holz · 48 × 37 cm entwickelt Hofer einen expressiven, neusachli- Inv.-Nr. A IV 55 Inv.-Nr. A IV 135 chen Stil, in dem oftmals etwas ahnungsvoll Abb. S. 195 . S. 101 Abb. S. 203 . S. 18, 92 Unheimliches mitschwingt. 1934 wird er aus Am Stadtrand Bildnis Maria Günther dem Lehramt entlassen, 1937 werden 313 1 926 · Öl auf Leinwand · 80,5 × 120 cm 1 933 · Tempera auf Holz · 35,5 × 30,5 cm Werke als »entartet« beschlagnahmt. Nach Inv.-Nr. A IV 48 Inv.-Nr. A IV 279 dem Krieg wird Hofer Direktor der Staatlichen Abb. S. 94/95 (Detail), 189 Abb. S. 151 Hochschule für Bildende Künste Berlin und Vor- sitzender des neuen Deutschen Künstlerbundes. Die Schlafkammer 1 928 · Öl auf Leinwand auf Hartfaser Die Wächter Werner Heldt 66 × 75,5 cm · Inv.-Nr. A IV 100 1 936 · Öl auf Leinwand · 152 × 127 cm Berlin 1904 – 1954 Sant’Angelo Abb. S. 119 Inv.-Nr. A IV 411 di Serrara-Fontana Liegender Akt Abb. S. 184 . S. 101 1 938 · Öl auf Sperrholz · 67,5 × 95 cm Studiert 1923 – 1930 an der Unterrichtsanstalt Inv.-Nr. A IV 362 des Kunstgewerbemuseums und den Vereinig- Abb. S. 192, 206/207 (Detail) ten Staatsschulen für freie und angewandte Fritz Junghans Kunst in Berlin. Beeinflusst von Heinrich Zille Loschwitz bei Dresden 1909 – 1975 und Lesser Ury, bildet das Berliner Milieu den ­Burghausen Kreis Altötting Kurt Günther thematischen Schwerpunkt seines Schaffens. Über das Leben und Schaffen von Junghans ist Gera (Thüringen) 1893 – 1955 Stadtroda Anfang der 1920er-Jahre entstehen burlesk- wenig bekannt. 1926 – 1933 studiert er an der romantische Szenen aus dem Altberliner 1910 – 1921 Studium an der Akademie für Kunstgewerbeakademie und an der Kunstaka- Nachtleben, gefolgt von subjektiv-melancholi- Graphische Künste Leipzig, der Kunstgewerbe- demie Dresden, unter anderem als Meisterschü- schen Genreszenen. Sein Spätwerk ist vom schule und der Kunstakademie Dresden. Mit- ler bei Dix. Wie dieser übernimmt Junghans Kubismus beeinflusst. 1933 – 1936 lebt Heldt in glied der Dresdener Dada-Gruppe. Freund- Techniken und Stilistik der alten Meister, seine Spanien. Zurück in Berlin tritt er in die Atelier- schaft mit Dix, mit dem er gemeinsam ein Themen beziehen sich auf die Gegenwart. Mit gemeinschaft Klosterstraße ein, zu der unter Atelier nutzt. 1926 Mitbegründer des Vereins scharfem, kritischem Blick zeigt er Armut und anderem Trökes und Käthe Kollwitz gehören. »pro-pro-bru« (»produktiv-prominente-brumm- Elend des ländlichen und städtischen Arbeiter- ochsen«). Günther zählt zu den bedeutendsten Vorstadtstraße daseins. Nach 1942 wird Junghans in der Vertreten des sozialkritischen Realismus und 1 928 · Öl auf Leinwand · 65 × 110 cm »Staffel der Bildenden Künstler« eingesetzt, die der Neuen Sachlichkeit in Thüringen. 1933/34 Inv.-Nr. B 420 auf Betreiben des Oberkommandos des Heeres Hausdurchsuchungen durch die Gestapo, zeit- 1 948 erworben durch das Land Berlin aufgestellt wird. 1945 übersiedelt der Künstler weilig inhaftiert. 1937 werden elf Werke als Abb. S. 109 . S. 29, 98 nach Bayern und übernimmt eine Lehrtätigkeit »entartet« beschlagnahmt. Nach Kriegsende in Altötting. arbeitet Günther als Lehrer in Gera und wird Frau mit Kaffeemühle 1946 durch die Landesregierung Thüringen Karl Hofer 1 931 · Öl auf Sperrholz · 99,5 × 65 cm zum Professor ernannt. Karlsruhe 1878 – 1955 Berlin Inv.-Nr. A IV 22 Der Radionist (Kleinbürger am Radio) Nach einer Buchdruckerlehre studiert Hofer Abb. S. 174 . S. 92 1 927 · Tempera auf Holz · 55 × 49 cm 1896 – 1903 an der Akademie in Karlsruhe. Es Inv.-Nr. A IV 134 folgen längere Aufenthalte in Paris, Rom und Abb. S. 165 . S. 92 Indien. 1913 zieht Hofer nach Berlin, wo er 1920 eine Professur an der Kunsthochschule

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Bühnenbildner und Zeichentrickfilmer. 1937 Alexander Kanoldt erhält er Berufsverbot, 13 Werke werden als Willy Kriegel Karlsruhe 1881 – 1939 Berlin »entartet« beschlagnahmt. 1944 wird er wegen Dresden 1901 – 1966 Starnberg »Mischehe« zu Zwangsarbeit in einem Lager 1899 – 1906 Studium an der Kunstgewerbe- der Organisation Todt verurteilt. Nach dem 1919 – 1925 Studium an der Kunstgewerbe- schule und der Kunstakademie in Karlsruhe, Krieg lehrt Klein bis 1955 Bühnenbild und Zei- schule und der Kunstakademie Dresden. Krie- 1908 Übersiedlung nach München, wo er mit chentrickfilm an der Meisterschule für Kunst- gel debütiert als Gebrauchsgrafiker, sein male- dem Künstlerkreis um Kandinsky und Jawlensky handwerk in West-Berlin. risches Werk ist heterogen. Es zeigt Einflüsse in Kontakt kommt. 1913 ist er Gründungsmit- von , ebenso wie von Dix glied der Neuen Münchner Secession, von der Bahnübergang oder dem deutschen Romantiker Carl Gustav er sich 1920 wieder zurückzieht. Kanoldt un- 1 926 · Öl auf Pappe · 56 × 73 cm Carus. Bis 1935 entstehen Porträts und Stille- ternimmt viele Reisen nach Italien. Er ist mit Inv.-Nr. NG 10/63 ben, danach überwiegend Landschaften und Mense und Schrimpf befreundet und entwickelt Abb. S. 113 Naturausschnitte. 1933 wird Kriegel Mitglied eine klar abstrahierende, gleichwohl gegen- der NSDAP. Obwohl 1937 ein Gemälde als ständliche Bildsprache, die sich am Neuklassi- »entartet« beschlagnahmt wird, stellt Kriegel zismus der Valori Plastici orientiert. 1925 – 1930 Rudolf Kramer weiterhin aus. Hitler erwirbt zwölf seiner Land- ist Kanoldt an der Akademie in Breslau. 1932 Plauen 1900 – unbekannt schaftsbilder und lässt ihn auf die »Liste uner- tritt er in die NSDAP ein und ist 1933 – 1936 setzlicher Künstler« setzen, Goebbels nennt ihn Über das Leben und den beruflichen Werde- Direktor der Hochschule für Bildende Künste in den »Dürer unserer Zeit«. 1943 wird Kriegel gang von Kramer ist wenig bekannt. Er ist zu- Berlin. 1937 werden 22 Bilder als »entartet« zum Professor ernannt. Seine Fürsprache schützt nächst Maler, bevor er sich der Fotografie zu- beschlagnahmt. Otto Dix vor der Internierung. wendet, »da viele Dinge sich durch Foto über- Stilleben I zeugender und wahrer geben lassen«, wie es Frau mit Schleier 1 926 · Öl auf Leinwand · 78,5 × 64 cm im Katalog der Ausstellung Das Lichtbild (Mün- 1 930 · Öl auf Sperrholz · 99,5 × 79,5 cm Inv.-Nr. A II 629 chen, 1930) heißt. Kramer lebt in Dresden und Inv.-Nr. A IV 360 Abb. S. 143 . S. 82 firmiert in einer Anzeige der Zeitschrift Ge- ohne Abb. Porträt der Tochter Angelina brauchsgrafik als »Foto-Werbung Werkstatt Stilleben mit Muscheln Kramer«. Bis 1946 wird er als Mitglied der 1 935 · Öl auf Leinwand · 80,5 × 56,5 cm 1 931 · Öl auf Holz · 79, 5 × 100 cm Gesellschaft Deutscher Lichtbildner geführt. Inv.-Nr. NG 30/60 Inv.-Nr. A II 878 Abb. S. 202 . S. 93 (Fn. 22) Müll Abb. S. 135 1 929 · Silbergelatinepapier · 22,4 × 27, 3 cm Inv.-Nr. 1932,294 Bernhard Klein Wilhelm Lachnit Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek Hamburg 1888 – 1967 Berlin (West) Abb. S. 129 . S. 37, 39 Gittersee bei Dresden 1899 – 1962 Dresden Nach einer kaufmännischen Lehre 1908 – 1912 Müll 1921 – 1923 besucht der gelernte Dekorations- Studium an der Landeskunstschule in Hamburg. 1 929 · Reprint · 22,4 × 27,3 cm maler die Kunstakademie in Dresden, wo ihn 1915 zieht Klein nach Berlin. Er ist Mitbegrün- Inv.-Nr. 1932,294 Dix und künstlerisch und weltan- der der Berliner Novembergruppe, hat Kon- Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek schaulich beeinflussen. Lachnit wird Mitglied takte zum Sturm-Kreis und ist mit Ludwig Meid- Abb. S. 130 . S. 37, 39 der KPD, der »Asso« und weiterer politischer ner befreundet. Nach expressionistischen An- (Künstler-)Gruppen. Nach frühen Lasurmale- fängen findet er zu einer neusachlichen, heiter- reien gelangt er zu nuancenreicher Farbigkeit, ausgewogenen Bildsprache. Klein arbeitet als Festigkeit der Form und tektonischer Dichte, die die Dinghaftigkeit der dargestellten Welt beto-

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nen. 1933 wird Lachnit kurz inhaftiert, danach Mann mit Hut malerei an die Vereinigten Staatsschulen für unter Gestapo-Aufsicht gestellt. Vier Werke um 1928/1938 · Öl auf Leinwand freie und angewandte Kunst Berlin berufen, werden als »entartet« beschlagnahmt. 1947 64 × 44 cm · Inv.-Nr. A IV 199 1936 ist er Vorstandsmitglied der Berliner erhält er eine ­Professur an der Dresdner Kunst- Abb. S. 171 . S. 100 Secession, 1937 Mitglied der Preußischen akademie, die er nach schweren »Formalismus«- Roter Turm Akademie der Künste. 1938 gibt er seine Lehr- Vorwürfen 1954 aufgibt. 1 929 · Öl auf Leinwand · 88 × 60 cm tätigkeit aus Protest gegen Politisierung der Inv.-Nr. A IV 200 Kunst und Verfolgung von Kollegen auf. In sei- Müdes Mädchen Abb. S. 121 . S. 98 ner Kunst konzentriert sich Lenk zeitlebens auf 1 932 · Öl und Tempera auf Holz die heimatliche Landschaft und die Dinge des 78 × 64,5 cm Alltags. Genaue Beobachtung und handwerk- Inv.-Nr. A IV 263 Paula Lauenstein liches Können sind für ihn zentral. Nach der Abb. S. 170 Dresden 1898 – 1980 Crostau Rückkehr aus dem Kriegsdienst zieht er nach Der traurige Frühling Süddeutschland. 1 933 · Öl auf Holz · 35 × 29 cm Studiert 1916 – 1923 an der Kunstgewerbe- Inv.-Nr. A IV 223 schule und an der Kunstakademie Dresden, die Amaryllis Abb. S. 153 . S. 44, 99 ihr 1923 den Staatspreis verleiht. Lauenstein 1 930 · Eitempera auf Leinwand auf Holz kann sich mit Buch- und Kartenillustrationen ein 66 × 44 cm · Inv.-Nr. A IV 202 geringes Einkommen sichern. Ihr künstlerisches Abb. S. 145 . S. 16, 78, 85 Konrad Adolf Lattner Interesse gilt den körperlich und seelisch Kran- Anklam 1896 – 1979 Göttingen ken, die sie in Gemälden und großformatigen Zeichnungen einfühlsam porträtiert. Anders als René Magritte 1913 und 1917/18 Studium der Bildhauerei viele ihrer Dresdner Kollegen, die die altmeis- Lessines (Belgien) 1898 – 1967 Brüssel an der Hamburger Kunsthochschule. 1914 – terliche Lasurmalerei bevorzugen, malt Lauen- 1916 – 1918 Studium an der Brüsseler Kunst- 1917 Kriegsdienst. 1921 kehrt Lattner in seine stein »alla prima«. Anfang der 1930er-Jahre akademie. Nach frühen kubistischen und futu- Geburtsstadt Anklam in Pommern zurück, wo zieht sie nach Süddeutschland. 1941 verliert ristischen Versuchen sieht Magritte Anfang der er erste Erfolge als Maler erzielt. Im Mittel- sie bei einem Bombenangriff nahezu ihr ge- 1920er-Jahre erstmals Abbildungen von Wer- punkt seines Werkes steht das Interesse am samtes Œuvre. Danach zeichnet und malt sie ken de Chiricos, die ihn stark beeindrucken. Menschen. Lattner verbindet die tiefdringende nur noch gelegentlich. Analyse des Expressionismus mit der nüchter- Wenig später beginnt er selbst, realistisch Ob- nen Distanz der Neuen Sachlichkeit zu einer Opuntia I jekte in rätselhaften Kompositionen zu malen. geheimnisvoll-poe­tischen Sprache. Im Natio- 1 923 · Öl auf Leinwand · 70 × 50 cm Überzeugt von der Vorherrschaft der Dichtung nalsozialismus zählt er zu den »entarteten« Inv.-Nr. A IV 433 über die Malerei, ist er 1925 – 1930 als einzi- Künstlern, 1937 werden acht Werke beschlag- Abb. S. 139 . S. 82 ger Maler Mitglied der Gruppe der belgischen nahmt. 1944 verliert Lattner bei einem Bom- Surrealisten. 1927 geht er nach Paris, wo er benangriff einen großen Teil seines Œuvres. sich dem Kreis um Breton anschließt. 1930 Nach 1945 zeitweilig verhaftet, zieht er nach Franz Lenk kehrt er nach Brüssel zurück. Magrittes Werk Westdeutschland, wo er sich nach Stationen Langenbernsdorf (Vogtland) 1898 – 1968 kreist um die Frage nach der Beziehung zwi- in Hamburg, Berlin und Düsseldorf in Göttin- Schwäbisch Hall schen Begriff und Abbild, zwischen Realität gen niederlässt. und Fiktion. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler und Die Schlafende Lithograf studiert Lenk mit Unterbrechungen L’idée fixe um 1928/1938 · Öl auf Leinwand 1915 – 1925 an der Dresdner Kunstakademie. 1 928 · Öl auf Leinwand · 81 × 116 cm 61 × 77 cm · Inv.-Nr. A IV 201 Freundschaft mit Dix. 1926 Umzug nach Berlin. Inv.-Nr. NG 12/75 Abb. S. 194 . S. 101 1933 wird Lenk als Professor für Landschafts- Abb. S. 117 . S. 16, 98

215 Ausgestellte Werke und Künstlerbiografien

Mense selbst ist unpolitisch und kann weiterhin und Kirchenmaler tätig. Nach dem Kriegsdienst Ewald Mataré an systemkonformen Ausstellungen teilnehmen. ist er 1923 Mitbegründer der Stuttgarter Sezes- Aachen 1887 – 1965 Büderich Kreis Moers/ sion. Auf kleinformatigen Temperamalereien Bildnis Inge Köln hält er das schwäbische Kleinstadtleben fest. 1 926 · Öl auf Leinwand · 84 × 61 cm Daneben entstehen allegorisch-fantastische 1905 – 1907 Studium der Bildhauerei in Aachen Inv.-Nr. A III 468 Szenen mit Anklängen an die Pittura metafisica. sowie 1907 – 1914 der Malerei an der Hoch- Depositum seit 1928 1937 als »entartet« verfemt, wird ein Werk schule für Bildende Künste in Berlin, wo er auch Abb. S. 176 beschlagnahmt. Aufgrund seiner Ehe mit einer die Privatschule von besucht. 1918 Jüdin wird er aus der Reichskammer der bilden- schließt sich Mataré der Novembergruppe an. den Künste ausgeschlossen. 1939 emigriert Nä- Otto Nagel Ab 1920 konzentriert er sich auf grafische Ar- gele über Großbritannien nach New York. 1963 Berlin-Wedding 1894 – 1967 Berlin (Ost) beiten und die Bildhauerei. Zu seinen Haupt- kehrt er nach Deutschland zurück und lässt sich themen gehören der Mensch und das Tier. Nach einer abgebrochenen Lehre als Glasmaler in seiner Geburtsstadt Murrhardt nieder. Mataré steigert ihre Ausdruckskraft durch eine arbeitet Nagel in verschiedenen Berufen. Dane- klare Vereinfachung der Form. 1932 erhält er Bahnlinie ben besucht er Zeichenkurse an der Abend- eine Professur an der Düsseldorfer Akademie, 1 922 · Tempera auf Holz · 55,5 × 36 cm schule. Als Kriegsdienstverweigerer wird er die ihn 1933 wieder entlässt. 46 Werke wer- Inv.-Nr. A II 728 1917 – 1918 zwangskaserniert. 1919 ist er Mit- den als »entartet« beschlagnahmt. 1946 kehrt Abb. S. 114 glied der Berliner Novembergruppe. Nagels er an die Akademie zurück. Sein berühmtester künstlerisches Schaffen ist eng mit seinem politi- Schüler ist Joseph Beuys. schen Engagement für die Sache des Kommu- Ernst Wilhelm Nay Männlicher Kopf nismus verbunden. Hauptmotiv ist die eigene Berlin 1902 – 1968 Köln um 1926 · Birkenholz · 21 × 12,8 × 15 cm Lebensumwelt des Berliner Arbeiterviertels Wed- Inv.-Nr. NG 54/84 ding, das er in dunklen Farben schildert. Freund- Studiert 1925 – 1928 an der Preußischen Akade- Abb. S. 147 . S. 99 schaft mit Käthe Kollwitz und Heinrich Zille. mie der Künste. Meisterschüler von Hofer. Auf 1934 erhält er Malverbot, 1936 – 1937 kommt eine frühe, surreale Phase mit Schädelformen er in das Konzentrationslager Sachsenhausen. und Meeresmotiven folgt Mitte der 1930er- Carlo Mense 1948 Ernennung zum Professor, 1950 Mitbe- Jahre die sogenannte Periode der Dünen- und Rheine (Westfalen) 1886 – 1965 Königswinter gründer der Akademie der Künste in Berlin Fischerbilder. Bereits 1933 wird Nays Kunst vom (Ost), 1956 – 1962 deren Präsident. Völkischen Beobachter angegriffen, 1937 erhält 1906 – 1910 Studium an der Kunstakademie in der Künstler Ausstellungsverbot in Deutschland, Weddinger Jungen Düsseldorf und Berlin sowie an der Kunstschule zehn Werke aus öffentlichem Besitz werden Weimar. Mense ist Mitglied der Cölner Sezes- 1 928 · Öl auf Leinwand · 91 × 62 cm beschlagnahmt. 1940 erfolgt die Einberufung sion, beteiligt sich an Ausstellungen der Rheini- Inv.-Nr. A IV 10 zum Kriegsdienst, in dem kleine Aquarelle und . schen Expressionisten und wird 1919 Mitglied Abb. S. 205 S. 42, 92, 101 Zeichnungen entstehen. Nach dem Zweiten Welt- der Berliner Novembergruppe. Nach fauvisti- krieg gehört Nay zu den wichtigsten Vertretern schen und kubo-futuristischen Anfängen verfes- der abstrakten Malerei der deutschen Bundes- Reinhold Nägele tigt sich Menses Formensprache. Unter dem republik. Einfluss der Pittura metafisica gelangt er zu Murrhardt (Württemberg) 1884 – 1972 Stuttgart einer kühl-distanzierten, später magisch aufge- Selbstbildnis 1902 – 1911 Studium an der Kunstgewerbe- ladenen Gegenständlichkeit. 1925 – 1933 ist er 1 922 · Öl auf Spanholz · 40 × 31,5 cm schule Stuttgart und an der Kunstakademie Professor der Akademie in Breslau. 1937 wer- Inv.-Nr. B 682 München. Nägele ist zunächst als Dekorations- den 34 Werke als »entartet« beschlagnahmt. 1964 erworben durch das Land Berlin Abb. S. 152

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Reich. 1932 wird Neuschul Professor an der Der Frack Oskar Nerlinker Kunsthochschule Berlin-Charlottenburg. Seine 1 930 · Öl auf Leinwand Schwann bei Pforzheim 1893 – 1969 Berlin neusachlichen Gemälde spiegeln das Interesse 50,5 × 60,5 cm (Ost) für fernöstliche Religionen ebenso wie für ge- Inv.-Nr. A IV 417 sellschaftliche und multikulturelle Fragen. Als Abb. S. 133 . S. 99 1908–1915 Studium an der Kunstgewerbe- Jude und »entarteter« Künstler verfemt, flieht schule Straßburg und der Unterrichtsanstalt des Neuschul nach Moskau, wo er Ehrenmitglied des Kunstgewerbemuseums Berlin, unter anderem Moskauer Künstlerverbandes wird, von dort nach Richard Oelze mit George Grosz. Als Mitglied der Gruppe Prag und schließlich nach London, wo er bis zu Magdeburg 1900 – 1980 ­Posteholz »Internationale Vereinigung der Expressionisten, seinem Lebensende bleibt. Futuristen, Kubisten und Konstruktivisten e. V.« 1914 – 1929 Ausbildung in der lithografischen schafft Nerlinker abstrakt-konstruktivistische Die Plätterin Lehranstalt in Magdeburg, am Bauhaus Weimar Zeichnungen und Illustrationen. Später führt ihn vor 1930 · Öl auf Leinwand · 65 × 46 cm und Dessau sowie an der Dresdner Kunstakade- sein politisch revolutionäres Engagement zum Inv.-Nr. A IV 133 mie, unter anderem bei Richard Müller und Otto Realismus. Zu seinen Hauptsujets gehören das Abb. S. 2/3, 162 . S. 45 – 46 Dix. Ab 1933 lebt Oelze in Paris, wo die fili­ moderne Leben und die industrielle Welt. grane Präzision seiner zuvor vom Bauhaus und Streng komponierte, oft diagonal angelegte der Neuen Sachlichkeit beeinflussten Bilder Bildräume stehen für technischen Rationalis- Otto Niemeyer-Holstein eine surrealistische Wendung nimmt. Er steht in mus. 1933 erhält Nerlinger Arbeits- und Aus- Kiel 1896 – 1984 Koserow losem Kontakt zu Breton, Dalí, Max Ernst und stellungsverbot und kommt zeitweise in Haft. Paul Eluard, der ihn als »einzig richtigen Surre- Kommt nach schockierenden Erfahrungen an 1951 siedelt er nach Ost-Berlin über und vertritt alisten« bezeichnet haben soll. 1939 zieht Oelze der Front 1917 zur Rekonvaleszenz in die den Sozialistischen Realismus. nach Worpswede, wohin er 1945 nach dem Schweiz, wo er zu zeichnen beginnt. Niemeyer- Kriegsdienst als Kartenzeichner zurückkehrt. Ab Lichtstudie (Kopf) Holstein gilt als Autodidakt, der neben der 1962 lebt und arbeitet der Künstler in größter um 1928 · Silbergelatinepapier Malschule von Arthur Segal auf dem Monte Zurückgezogenheit auf einem Rittergut bei Bild 17,6 × 12,9 cm Verità in Ascona und in Berlin nur kurz ver- ­Hameln. 1965 erfolgt die Berufung zum Mit- Inv.-Nr. 1932,304 b schiedene Kunstakademien besucht. Ab 1925 glied der Berliner Akademie der Künste. Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek in Berlin, wo er eine anti-akademische, als reine Abb. S. 149 Farbarchitektur aufgefasste Malerei entwickelt, Stilleben mit Glaskugel die gleichwohl gegenständlich bleibt. 1933 zieht 1 928 · Mischtechnik auf Papier auf Karton sich Niemeyer-Holstein, als »entartet« verfemt, 48 × 64 cm Ernest Neuschul an die Ostsee zurück, 1939 nach Usedom, wo Archiv Marzona, Berlin Aussig 1895 – 1968 London er nach dem Zweiten Weltkrieg die Usedomer Abb. S. 127 . S. 40 – 41, 98 – 99 Malerschule mitbegründet. In den 1950er-Jah- Kassandra 1913 – 1919 Studium an den Kunstakademien ren als Formalist abgelehnt, erhält er 1964 den 1 934 · Weiße und farbige Kreide auf von Prag, Wien, Krakau und Berlin. Begeg- Professorentitel und wird korrespondierendes ­dunklem Tonpapier auf Karton montiert nung mit der holländisch-javanischen Tänzerin Mitglied der Akademie der Künste in der DDR. 35 × 27 cm Takka-Takka, deren Partner Neuschul unter dem Inv.-Nr. SS. 194 Namen Yoga-Taro wird. 1921 – 1924 gehen sie Staubwedel mit Flasche Staatliche Museen zu Berlin, ­Nationalgalerie, auf Tournee durch ganz Europa. Zurück in Ber- 1 929 · Öl auf Leinwand · 41 × 33 cm Sammlung Scharf-Gerstenberg lin wird Neuschul Mitglied der November- Inv.-Nr. A IV 416 Abb. S. 150 . S. 42 gruppe, später ihr Vorsitzender. 1930 Zusam- Abb. S. 131 . S. 99 menarbeit mit dem Psychoanalytiker Wilhelm

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belegt Abendkurse für gewerbliches Zeichnen in Catasetum tridentatum. ­Orchidaceae Curt Querner Bremen. 1915 – 1918 Kriegsdienst in Russland, 1 922/23 · Silbergelatinepapier Börnchen bei Freital (Sachsen) 1904 – 1976 Flandern und Nordfrankreich. 1920 zieht Rad- 22,9 × 16,7 cm · Inv.-Nr. 1932,258 b Kreischa bei Dresden ziwill nach Berlin, wo er Schmidt-Rottluff, Grosz ­Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek und Schlichter kennenlernt. 1927/28 Studien- Abb. S. 142 . S. 27–28 Nach einer Lehre und Arbeit als Fabrikschlos- aufenthalte in Dresden. Radziwill interessiert sich Landschaft bei Essen/Mülheim-Ruhr, ser studiert Querner 1926 – 1930 an der Kunst- für die Malerei der deutschen Romantik und ar- im Hintergrund die Zeche »Rosenblumen- akademie Dresden, unter anderem bei Otto Dix beitet im Atelier von Dix. Sein expressionistisches delle« und Richard Müller. Freundschaft mit Dodel, Frühwerk geht in eine realistische Periode über. 1 928 · Silbergelatinepapier · 27,3 × 37,6 cm dessen Schwester er später heiratet. 1930 wird 1931 wird er Mitglied der Novembergruppe; Inv.-Nr. 1932,258 · Staatliche Museen zu Querner Mitglied der Dresdner Sezession. Er 1933 tritt er der NSDAP bei. 1933 – 1935 Pro- Berlin, Kunstbibliothek ist politisch stark engagiert, im selben Jahr tritt fessor an die Düsseldorfer Akademie. 1937 wer- Abb. S. 112 . S. 27 er der KPD und der »Asso« bei. In seinen Bildern den 51 Werke als »entartet« beschlagnahmt. konzentriert sich Querner vor allem auf die Essen-Bergeborbeck Darstellung des Menschen, den er mit größt- Der Hafen II 1 929 · Silbergelatinepapier · 27,3 × 37,6 cm möglicher Wahrhaftigkeit zu zeigen sucht. 1945 1 930 · Öl auf Leinwand · 76 × 99,5 cm Inv.-Nr. 1932,258 · Staatliche Museen zu wird sein Dresdner Atelier ausgebombt. 1947 Inv.-Nr. A II 763 Berlin, Kunstbibliothek . kehrt Querner aus der Kriegsgefangenschaft in Abb. S. 123 . S. 98 Abb. S. 110 S. 27 Frankreich in sein Elternhaus nach Börnchen zurück, wo er bis zu seinem Tod arbeitet. Albert Renger-Patzsch Theodor Rosenhauer Arbeiterkind Doris Würzburg 1897 – 1966 Wamel Dresden 1901 – 1996 Berlin 1 927 · Öl auf Pappe · 33 × 28 cm Studiert 1919 – 1924 an der Kunstgewerbe- Inv.-Nr. A IV 75 Bricht sein Chemiestudium in Dresden ab, um schule und Kunstakademie Dresden. Rosenhauer Abb. S. 200 als Fotograf für den Hagener Folkwang-Verlag wird von Kokoschka gefördert und hat Kontakt Selbstbildnis mit Brennessel zu arbeiten. 1922 hat er die Leitung der Bild- stelle des Archivs inne. Mit seinen nüchtern- zu Otto Dix. In stillen, unpathetischen Bildern 1 933 · Öl auf Pappe · 102 × 68 cm sachlichen Fotografien wendet sich Renger- widmet er sich den einfachen Szenen des All- Inv.-Nr. A IV 472 Patzsch bewusst gegen die stimmungsvolle tags. 1934 verhindern die Nationalsozialisten Abb. S. 175 . S. 18 Künstlerfotografie. 1929 zieht er nach Essen, Rosenhauers Berufung als Professor an die Aka- Bäuerin in Märzlandschaft wo ihm das Museum Folkwang ein Atelier zur demie der Künste in Dresden. Bei einem Bom- 1 933 · Öl auf Pappe · 103 × 72 cm Verfügung stellt. An der Essener Folkwang- benangriff verliert er 1945 nahezu sein gesam- Inv.-Nr. A IV 269 Schule erhält Renger-Patzsch 1933 den Lehr- tes Werk. Er beginnt nach dem Zweiten Welt- Abb. S. 161 . S. 100 stuhl für Bildgemäße Photographie. 1944 wird krieg erneut zu malen. 1956 erhält er den Kunst- ein Großteil seines Archivs zerstört. Nach dem preis der Stadt Dresden, 1973 den Natio­nalpreis Zweiten Weltkrieg zieht Renger-Patzsch nach der DDR. 1994 wird Rosenhauer zum Ehrenmit- Franz Radziwill Warmel bei Soest, widmet sich der Landschafts- glied der Akademie der Künste Berlin ernannt. Strohausen bei Rodenkirchen ­(Unterweser) und Naturfotografie und ist für Industrieunter- 1895 – 1983 ­Wilhelmshaven Junge im Mantel nehmen tätig. Bis zu seinem Lebensende entste- 1 935 · Öl auf Leinwand · 119 × 60,5 cm hen zahlreiche Fotobände. Nach einer vierjährigen Lehrzeit als Maurer Inv.-Nr. A IV 96 besucht Radziwill 1913 – 1915 die Höhere Abb. S. 204 . S. 101 Technische Staatslehranstalt für Architektur und

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Hommage an Paul Rivet Henri Rousseau 1 932 · Öl auf Leinwand · 38 × 61 cm Christian Schad Laval 1844 – 1910 Paris Sammlung Ulla und Heiner Pietzsch, Berlin Miesbach (Oberbayern) 1894 – 1982 Stuttgart Abb. S. 140 . S. 43, 83 1861 – 1867 als Regimentsmusiker während 1913 – 1914 Studium an der Münchner Akade- des mexikanischen Krieges in Mexiko. 1870/71 mie der Bildenden Künste. 1915 emigriert Schad Sergeant im Deutsch-Französischen Krieg. An- August Sander in die Schweiz. Er setzt sich mit dem Expressio­ schließend lässt sich Rousseau in Paris nieder, Herdorf 1876 – 1964 Köln nismus, Futurismus und Kubismus auseinander wo er zunächst als Zöllner arbeitet, heiratet und und gerät in den Züricher Kreis der Dadaisten neun Kinder zeugt, bevor er sein Leben ganz 1890 – 1996 Haldenjunge in einer Eisenerz- um Hugo Ball, Emmy Hennings und Hans Arp. der Kunst widmet. Der malende Autodidakt grube, wo ein Berufsfotograf Sanders Interesse 1919 macht er erste Experimente mit der Tech- wird von den Künstlern der französischen für Fotografie weckt. Nach seiner Militärzeit nik des Fotogramms, später »Schadografien« Avantgarde entdeckt und gefördert, darunter macht er eine Ausbildung zum Fotografen in genannt. Anfang der 1920er-Jahre lässt sich Apollinaire, Delaunay und Picasso. Die franzö- Trier. Es folgen Wanderjahre durch Deutsch- Schad in Italien nieder, wo er unter dem Einfluss sischen Surrealisten wie auch die Anhänger der land. Sander interessiert sich auch für die Ma- der Renaissance realistisch zu malen beginnt. Neuen Sachlichkeit in Deutschland schätzen lerei. 1902 – 1909 leitet er die Photographische 1928 zieht er nach Berlin. Es entstehen Porträts, seine naiven Bilder mit exotischen Themen. Kunstanstalt Greif in Linz. 1910 Umzug nach die heute zum Inbegriff der »Goldenen Zwan- Köln, wo Sander Kontakt zu den »Kölner Pro- ziger« und der Neuen Sachlichkeit zählen. Da- Die Schöne und das Biest gressiven« hat und ein eigenes Atelier einrichtet. neben beschäftigt sich Schad mit asiatischer um 1908 · Öl auf Leinwand · 32 × 41,5 cm 1929 veröffentlicht er den Bildband Antlitz der Philosophie und Geheimwissenschaften. 1938 – Inv.-Nr. SS. 275 Zeit, der von den Nationalsozialisten verboten 1939 Studium der chinesischen Sprache. Staatliche Museen zu Berlin, ­Nationalgalerie, wird. Er gilt als Vorschau auf sein unvollendetes Sammlung Scharf-Gerstenberg Typologie-Projekt Menschen des 20. Jahrhun- Sonja Abb. S. 193 . S. 101 derts, das in sieben thematischen Gruppen einen 1 928 · Öl auf Leinwand · 90 × 60 cm Querschnitt durch die Gesellschaft der Weimarer Inv.-Nr. FNG 80/97 Republik zeigen sollte. 1 997 erworben durch den ­Verein der Pierre Roy Freunde der Nationalgalerie aus Mitteln der Nantes 1880 – 1950 Mailand Witwer, Westerwald Stiftung von Ingeborg und Günter Milich (Mappe 15: »Die Familie«) Abb. S. 167 . S. 18, 84, 100 Der Neffe Jules Vernes lernt Neugriechisch und 1 914 · Silver Reprint von 1990 Japanisch, bevor er 1900 – 1908 in Paris an der Auflage 8/12 · 27 × 18 cm École des Arts Décoratifs und an der Académie Friedrich Christian Flick Collection im Julian Malerei studiert. Roy kommt in Kontakt ­Hamburger Bahnhof Stuttgart 1888 – 1943 Baden-Baden mit den Fauves, lernt Apollinaire und de Chirico Abb. S. 188 . S. 27 kennen, der ihn in den Kreis der Surrealisten um Studiert 1906 – 1909 an der Akademie in Stutt- Junglehrer Breton einführt. Um 1919 entstehen erste Werke gart. 1913 gründet Schlemmer mit seinem (Mappe 26: »Der Lehrer und der Pädagoge«) mit geheimnisvollen Zusammenstellungen von Bruder eine Galerie für zeitgenössische Kunst, um 1928 · Silver Reprint von 1990 Objekten, die oftmals auf Kindheitserinnerungen die Künstler wie Kandinsky, Kokoschka oder Auflage 8/12 · 28 × 20 cm zurückgehen. Daneben arbeitet Roy als Bühnen- Braque ausstellt. 1920 wird Schlemmer als Friedrich Christian Flick Collection im bildner und Illustrator, unter anderem für die Formenmeister an das Bauhaus in Weimar ­Hamburger Bahnhof Zeitschrift Vogue. 1933 wird er zum offiziellen berufen, er übernimmt die künstlerische Leitung Abb. S. 186 Maler der französischen Marine ernannt. der Werkstatt für Wandmalerei und gibt Un-

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terricht im Aktzeichnen. In Plastiken, Gemäl- ner an das Deutsche Theater nach Berlin und den und im Bühnentanz beschäftigt er sich mit Georg Schrimpf später an die Reinhardt-Theater in Wien und der Abstrahierung der menschlichen Figur und München 1889 – 1938 Berlin Salzburg berufen. 1945 übernimmt er die Lei- ihrem Verhältnis zum Raum. Er entwirft 1922 tung der Klasse für Bühnenbildner an der Staat- das Bauhaus-Signet, im gleichen Jahr wird das Autodidakt. Nach einer Lehrzeit als Zuckerbä- lichen Hochschule für Bildende Künste Berlin, Triadische Ballett uraufgeführt. 1929 – 1932 ist cker geht Schrimpf 1906 auf Wanderschaft, wo er als Professor bis zu seinem Tode lehrt. Schlemmer Professor an der Breslauer Akade- die ihn durch Westdeutschland nach Holland, Tulpen mie. 1937 werden 51 Werke als »entartet« Belgien, Frankreich, Österreich, in die Schweiz beschlagnahmt. und nach Italien führt, wo er Akte von Michel­ 1 919/20 · Öl auf Leinwand angelo und Raffael kopiert. 1917 Umzug nach 45 × 30,5 cm · Inv.-Nr. B 520 Akt, Frau und Kommender München. Freundschaft mit Oskar Maria Graf. 1 961 erworben durch das Land Berlin 1 925 · Öl auf Leinwand · 128 × 64,2 cm In Berlin stellt Schrimpf in Herwarth Waldens Abb. S. 133 . S. 43 Inv.-Nr. B 149 ­Galerie Der Sturm aus. Politisch links orientiert, 1956 erworben durch das Land Berlin entwirft er in seinen Bildern eine klassisch be- Abb. S. 180 . S. 9 – 10 ruhigte Welt der klaren Formen und zarten Kurt Schwitters Farben. 1933 wird er an die Staatliche Kunst- Hannover 1887 – 1948 Kendal (Cumbria) schule in Berlin berufen, aus der er 1938 auf 1908 – 1913 Studium an der Kunstgewerbe- Rudolf Schlichter eigenen Wunsch entlassen wird. 1937 werden schule Hannover und an der Dresdner Akade- Calw 1890 – 1955 München 33 Werke als »entartet« beschlagnahmt. mie. Nach dem Kriegsdienst lässt sich Schwitters 1907 – 1916 Studium an der Kunstgewerbe- Kinderbildnis in Hannover nieder. 1918 stellt er abstrakte schule Stuttgart und an der Kunstakademie Karls- 1 925 · Öl auf Leinwand · 56 × 48 cm Bilder in Herwarth Waldens Galerie Der Sturm ruhe. 1916 wird Schlichter zum Militärdienst Inv.-Nr. A IV 251 in Berlin aus, wo er den Dadaisten Hans Arp, einberufen, den er durch einen Hungerstreik Abb. S. 199 . S. 101 Raoul Hausmann und Hannah Höch begegnet. beendet. 1919 – 1932 in Berlin. Schlichter wird Bahnübergang Im selben Jahr entstehen erste Collagen. Schwit- Mitglied der Novembergruppe, der KPD und ters findet den Begriff »Merz«, der fortan seine 1 932 · Öl auf Leinwand · 52 × 84 cm schließt sich dem Kreis der Berliner Dadaisten Werke und Aktivitäten benennt. Dazu gehört Inv.-Nr. A IV 408 um Grosz und John Heartfield an. Sein Thema der raumfüllende Merzbau, der an de Chiricos Abb. S. 105 . S. 98 ist die politische Satire; mit aggressivem Veris- Agglomerate aus geometrischen Gegenstän- Rundfunksender (Fürstenfeldbruck) mus schildert er die Morbidität der bürgerlichen den erinnert. Anfang der 1920er-Jahre werden 1 933 · Öl auf Leinwand · 57 × 90,5 cm Welt mit ihren erotischen Abgründen. Daneben Schwitters dadaistische Arbeiten unter dem Inv.-Nr. A IV 210 entstehen Intellektuellenporträts. Freundschaft Einfluss des Bauhaus und des holländischen De Abb. S. 107 . S. 98 mit Ernst Jünger. 1931 – 1933 Publikation des Stijls konstruktivistischer. 1937 werden 13 Werke Romans Zwischenwelt sowie der autobiografi- als »entartet« beschlagnahmt. Schwitters emi- schen Bände Das widerspenstige Fleisch und griert nach Norwegen, von wo er 1940 nach Ernst Schütte Tönerne Füße. 1937 werden 17 Werke als »ent- England flieht. Hannover 1890 – 1951 Berlin artet« beschlagnahmt. Merzzeichnung 229 Studium an der Handwerks- und Kunstgewer- Bildnis Géza von Cziffra 1 921 · Collage aus Papier und Textilien, beschule sowie an der Technischen Hochschule 1 926/27 · Öl auf Pappe · 100 × 74 cm auf Karton montiert · 1 8 × 15 cm Hannover. Nach jahrelanger Tätigkeit als Ent- Inv.-Nr. A III 252 Inv.-Nr. SS. 276 wurfsarchitekt arbeitet Schütte seit 1918 als Illus- Abb. S. 164 Staatliche Museen zu Berlin, ­Nationalgalerie, trator und Bühnenbildner. 1925 wird er von Max Sammlung Scharf-Gerstenberg Reinhardt als Ausstattungschef und Bühnenbild- Abb. S. 128

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Gartenstraße in Berlin N Fritz Tröger Gert Wollheim 1 925/1929 · Öl auf Leinwand Dresden 1894 – 1978 Dresden Loschwitz bei Dresden 1894 – 1974 New York 84,5 × 102,5 cm · Inv.-Nr. B 65/23 1954 erworben durch das Land Berlin 1 914 – 1925 Ausbildung an der Kunstgewerbe­ 1 911 – 1919 Studium an der Kunstschule Wei- Abb. S. 111 . S. 98 schule und der Kunstakademie Dresden. Hier mar und bei Lovis Corinth in Berlin. Anfang der entwickelt Tröger seinen eigentümlich flächigen 1920er-Jahre lebt Wollheim in Düsseldorf. Er Stil, der sein gesamtes Schaffen charakterisiert. ist Mitglied der Künstlergruppe Junges Rhein- Magnus Zeller In seinen sachlich-stillen Figuren- und Land- land, zu der auch Mense, Dix und Max Ernst Biesenrode bei Mansfeld 1888 – 1972 Caputh schaftsbildern sind die Bildgegenstände mit kla- gehören, sowie Mitbegründer der Düsseldorfer ren Umrisslinien voneinander abgegrenzt. Arbeitersiedlung »Freie Erde«. Neben seinem 1 908 – 1913 Schüler von Lovis Corinth in Berlin 1928 – 1930 arbeitet Tröger als Lehrer für Mo- malerischen Werk, das zwischen Realismus, und Studienaufenthalt in Paris. Seit 1911 ist dezeichnen. Im Nationalsozialismus erhält er Expressionismus und Surrealismus steht, spielt Zeller Mitglied der Berliner Secession. 1923 1944 Ausstellungs- und Verkaufsverbot von den Wollheim virtuos Geige, tritt als Schauspieler wird er Lehrer an der Staatlichen Kunstschule in Nationalsozialisten. 1947 ist Tröger Mitglied auf, schreibt Gedichte, Pamphlete und Bühnen- Dorpat (Tartu) in Estland. Seine expressiv durch- des Künstlerkollektivs »Das Ufer« in Dresden. stücke. Nach einem Aufenthalt in Spanien und leuchteten, vom Kubismus beeinflussten Arbeiten Südfrankreich emigriert er 1933 nach Paris. Ab haben eine Tendenz zum Unheimlich-Surrea- Bildnis des Malers Horst Saupe 1939 wird er in mehreren Lagern interniert, bis len, die seine Zeitgenossen mit den Erzählungen 1 926 · Öl auf Leinwand auf Sperrholz er 1942 fliehen kann. Nach dem Krieg siedelt E. T. A. Hoffmanns verbinden. Darüber hinaus 98 × 68 cm · Inv.-Nr. A IV 376 Wollheim nach New York über, wo er als Maler entstehen zeitkritische Werke. 1933 werden Abb. S. 177 und Grafiker tätig ist. bei einer Hausdurchsuchung durch die Ge- stapo zahlreiche Werke vernichtet, 1937 zehn Damenbildnis Werke als »entartet« beschlagnahmt. 1945 wird Karl Völker 1 924 · Öl auf Leinwand · 81 × 61 cm Zeller Mitbegründer des Kulturbundes zur de- Halle (Saale) 1889 – 1962 ­Weimar Inv.-Nr. A IV 214 mokratischen Erneuerung Deutschlands. Abb. S. 168 . S. 100 Ausbildung zum Dekorationsmaler, danach Mädchenbild 1911 – 1912 Studium an der Kunstgewerbe- 1 919 · Öl auf Leinwand · 100,5 × 81,5 cm schule in Dresden. In den 1920er-Jahren löst sich Gustav Wunderwald Inv.-Nr. A IV 558 Völker von seinem expressionistischen Frühwerk. Köln-Kalk 1882 – 1945 Berlin Abb. S. 179 Es entstehen Industriebilder in geometrisch kla- rer Formensprache. Daneben malt er Kirchen Arbeitet nach einer Malerlehre als Theaterma- und Profanbauten aus, übernimmt restauratori- ler in Gotha, Berlin, Stockholm und Düsseldorf. sche Arbeiten im Denkmalbereich und erhält Um 1908 versucht Wunderwald, sich als frei- Aufträge für Farbfassungen von Gebäuden in schaffender Maler unabhängig zu machen, Magdeburg, Celle und Halle. Mit anderen was ihm allerdings erst 1917 gelingt. Dazwi- Dresdner Künstlern der Neuen Sachlichkeit schen arbeitet er im Vorstand des Kostüm- und stellt Völker im In- und Ausland aus. 1938 ist Dekorationswesens der Deutschen Oper Berlin. eines seiner Industriebilder auf der Ausstellung Es entstehen Berliner Stadtlandschaften, die ihm Entartete Kunst zu sehen. 1929 die Bezeichnung eines »Berliner Utrillo« eintragen. Daneben nimmt Wunderwald Illus­ Knabenbildnis tra­tionsaufträge an und koloriert Werbefilme 1927 · Öl auf Holz · 48 × 37,5 cm für die UFA und die Mars-Film GmbH. Inv.-Nr. A IV 60 Abb. S. 201

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