Forschung im Nationalpark 2004 IMPRESSUM

Medieninhaber und Herausgeber: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Stubenbastei 5, 1010 Wien www.lebensministerium.at Gesamtkoordination: Mag. Viktoria Hasler, Abt. II/4

Fotos: Nationalparks Hohe Tauern, Kalkalpen, Thayatal, Donau-Auen, Neusiedler See – Seewinkel, Gesäuse Titel – großes Bild: Berg-Hauswurz (Nationalpark Hohe Tauern) Titel – kleine Bilder von links nach rechts: Steinadler (Nationalpark Hohe Tauern) Alpenbockkäfer (Lisbeth Zechner) Traubeneiche (Nationalpark Thayatal) Ameise (B. Schlick-Steiner) Bisher erschienen: Forschungsbericht 2000 und Forschungsbericht 2002 Copyright: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Alle Rechte vorbehalten Gestaltung: Skibar Grafikdesign Druck: Gedruckt auf: Biberist Furioso, holzfrei, matt gestrichen Gedruckt nach der Richtlinie „Schadstoffarme Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens. gugler print & media, Melk; UWZ 609 Vorwort

Die Forschung hat einen fixen 0100km Nationalparks Platz unter den Aufgaben der 5 Staatsgrenze Niederösterreich Nationalparks, den größten Linz Landesgrenze Wien 4 „Freilandlabors“ in Österreich. Oberösterreich St. Pölten d n Eisenstadt a Sie ist wichtig für die Beobach- Salzburg 2 l 3 6 n e Steiermark Bregenz g tung von langfristigen Veränderungen in der Natur, für kon- r Vorarl- Innsbruck Salzburg u berg Tirol 1 B krete Fragestellungen in Zusammenhang mit Artenschutz Graz Kärnten oder notwendige Maßnahmen im Gelände. Sie unterstützt Klagenfurt den Bildungsauftrag und lässt uns Ökosysteme besser 1 Hohe Tauern 2 Kalkalpen 3 Neusiedler See – Seewinkel verstehen. 4 Donau-Auen 5 Thayatal 6 Gesäuse

Der vorliegende Bericht ist eine Zusammenfassung der Die Aktion war ein voller Erfolg und ich durfte am 6. Dezem- Forschungsaktivitäten der vergangenen 2 Jahre und zeigt ber 2004 insgesamt 50 PreisträgerInnen auszeichnen. Ich die interessante Vielfalt von Themen und Fachdisziplinen. freue mich, ankündigen zu können, dass der Forschungs- Dieser multidisziplinäre Ansatz war auch mit ein Grund, preis heuer im Jahr 2005 wieder ausgeschrieben wird und im Jahr 2002 den „Ersten Österreichischen Nationalpark- lade alle Interessenten ein, sich an der Aktion zu beteiligen. Forschungspreis für DiplomandInnen“ auszuschreiben, um weitere Impulse für ein möglichst breites Spektrum an innovativen Forschungsansätzen zu erhalten.

Josef Pröll Umweltminister

1 Erster Österreichischer Nationalpark-Forschungspreis

Um den Dialog mit den österreichischen Universitäten und Fachhochschulen zu vertiefen sowie neue Impulse für die weitere Entwicklung der Nationalparks zu erhalten, hat das Umweltministerium in Zusammenarbeit mit den Nationalparkverwaltungen im Jahr 2003 den „Ersten Ös- terreichischen Nationalpark-Forschungspreis“ ausge- schrieben Ausdrücklich angesprochen wurden bei der Ausschreibung neben den Naturwissenschaften auch alle anderen Fachdisziplinen, die für die weitere Entwicklung der Schutzgebiete von Bedeutung sein können. Zielgrup- pe der Aktion waren DiplomandInnen.

Im Nov. 2004 traf eine Jury die Auswahl unter den zahlrei- chen Einreichungen und am 6. Dezember 2004 würdigte Bundesminister Pröll 50 PreisträgerInnen, die mit einer Ur- kunde und einem Preis von je e 1.000,– bedacht wurden. Die Veranstaltung fand in einem Hörsaal der Universität für Bodenkultur in Wien statt.

Die Auswertung der Aktion ergab, dass die Palette der involvierten Institutionen 8 Universitäten und 4 Fach- hochschulen umfasste. Die Arbeiten setzten sich nicht nur mit ökologischen Fragestellungen auseinander, sondern zu einem überraschend großen Teil auch mit Themen in den Bereichen Informationstechnologie, Soziologie, Meinungsforschung, Tourismus und Marketing. Einige Arbeiten wurden in Zusammenarbeit mit ausländischen Universitäten verfasst, was beweist, von welch großem Interesse Nationalparkforschung ist.

Die Aktion wird im Jahr 2005/2006 wiederholt.

2 PreisträgerInnen Nationalpark-Forschungspreis 2004

Katharina Besemer, 2340 Mödling Heinrich Dungler, 5431 Kuchl Martin Hartmann, 8911 Admont Univ. Wien, Inst. f. Ökologie Univ. Salzburg und BOKU Wien, BOKU Wien, Inst. f. Sozioökonomik und Naturschutz Inst. f. Sportwissenschaften der Forst- und Holzwirtschaft „Charakterisierung der Bakterien- und Inst. f. Wildbiologie (Fachbereich Forstgeschichte) diversität in den Donau-Auen“ „Sportökologische und wildbiologische „Die Geschichte einer Stromlandschaft – NP Donau-Auen Aspekte alpiner Hochgebirge“ Die Veränderung der Donau-Auen im NP Hohe Tauern östlichen Marchfeld aufgrund der René Bibars-Reiter, 1140 Wien natürlichen Dynamik und anthropogener Univ. Wien, Naturwiss. Fakultät, Inst. Markus Fuhrmann, Einflussnahme seit dem 18. Jahrhundert“ f. Biochemie & Molekulare Zellbiologie, 7100 Neusiedl am See NP Donau-Auen in Koop. mit Inst. f. Bakteriologie, Univ. Wien, Inst. f. Geografie und Mykologie und Hygiene (Vet.med.) Regionalforschung Matthias Hiesberger, 3242 Texing „Weiterentwicklung von Nachweis- „Nachhaltigkeit konkret: Fachhochschule IMC Krems, verfahren zur Detektion von Botulismus- Die Region Neusiedler See – Seewinkel Studiengang Tourismusmanagement Neurotoxin C1“ auf dem Prüfstand“ und Freizeitwirtschaft NP Neusiedler See – Seewinkel NP Neusiedler See – Seewinkel „Nationalparks im Bewusstsein der Österreicher“ Thomas Breyer, 1100 Wien Christian Gallobitsch, 9582 Latschach alle NPs Wirtschaftsuniv. Wien/Betriebswirtschaft, Univ. Klagenfurt, Fakultät f. Wirtschafts- Inst. f. Absatzwirtschaft, Abt. Marketing wiss. und Informatik, Inst. f. Geographie Klaus Hölblinger, 8020 Graz „Besonderheiten und Probleme eines und Regionalforschung Univ. Graz, Sozial- und Wirtschaftswiss. Marketing für Regionen, dargestellt an „Das Berggebiet im Zeitalter digitaler Fakultät, Inst. f. Geographie und den Nationalparkregionen Österreichs“ Landnutzungs- und Landbedeckungs- Raumforschung alle NPs information, gezeigt am Bsp. des neuen „Entwicklung und Bedeutung von Kärntner Almkatasters“ Nationalparks; Gegenüberstellung Lucie Bruckner, 3032 Eichgraben NP Hohe Tauern Österreich-USA“ BOKU Wien, Inst. f. Zoologie alle NPs „Zeiteffiziente Kartierung von Anuren- Günther Glück, 2083 Pleissing Laichplätzen mit einem Geoinformations- Univ. Wien, Inst. f. Geographie Klaus Hüttenbrenner, 8786 Rottenmann system (GIS)“ und Regionalforschung Univ. Linz, Sozialwiss. Fakultät, NP Donau-Auen „Regionalentwicklung in der National- sowie Lehr- und Forschungszentrum parkgemeinde Hardegg/NP Thayatal“ Rottenmann und Inst. f. Geoinformation Alexander Doric, 8045 Graz NP Thayatal der TU Graz Univ. Graz/Naturwiss. Fakultät „Digitale Datenerfassung für ein GIS- und Univ. von Roskilde/Sozialwiss. Harald Grabenhofer, 7142 Illmitz gestütztes Almbewertungssystem im Fakultät, Dänemark BOKU Wien, Inst. f. Zoologie Nationalpark Gesäuse“ „The Role of Citizen Participation „Untersuchungen an der Rotbauchunke NP Gesäuse in the Establishment of National (Bombina bombina) in ausgewählten Parks in Austria“ Teilbereichen des Nationalparks Karin Janisch, 7091 Breitenbrunn NP Hohe Tauern/Salzburg, NP Neusiedler See – Seewinkel“ Univ. Wien, Inst. f. Limnologie Neusiedler See – Seewinkel, NP Gesäuse NP Neusiedler See – Seewinkel „Untersuchungen zur Autökologie von Pseudorasbora parva (Blaubandbärbling) Thomas Drapela, 1100 Wien Margit Groiss, 1150 Wien NP Neusiedler See – Seewinkel Univ. Wien, Naturwiss. Fakultät, Univ. Wien, Inst. f. Ökologie Inst. f. Ökologie und Naturschutz u. Naturschutz Franz Jirsa, 1230 Wien „Laufkäfer (Carabidae) als Indikatoren „Gebietsentwicklung im Nationalpark Univ. Wien, Inst. f. Zoologie für die Naturnähe der Auwälder Donau-Auen im Bereich der Stopfen- „Die Proto- und metazoische Parasiten- Beugenau (Donau, NÖ) und Müllerboden reuther Au von 1958 bis 2000. fauna bei Chondrostoma nasus L. und (Leitha/Bgld.)“ Eine Luftbildanalyse“ Leuciscus cephalus L. zweier Habitate in NP Donau-Auen NP Donau-Auen Niederösterreich und die physikalisch – chemische Analyse der Gewässer“ NP Donau-Auen-Bezug

3 Lisa Kernegger, 1020 Wien Ulrike Petschacher, 6020 Innsbruck Beate Süß, 1200 Wien Univ. Wien, Natuwiss. Fakultät, Univ. Wien, Inst. f. Ökologie Univ. Wien, Inst. f. Biochemie & Inst. f. Ökologie u. Naturschutz, „Vegetationsökologische und Molekulare Zellbiologie, in Koop. mit Abt. f. Limnologie naturschutzfachliche Bewertung Inst. f. Bakteriologie, Mykologie und „The importance of microorganisms der Bergmähder Greiwiesen im Hygiene (Vet.med.) and particles in the Danube river Nationalpark Hohe Tauern“ „Contributions to the detection of the floodplains: an experimental approach“ NP Hohe Tauern botulinum neurotoxin c1-gene with NP Donau-Auen special consideration of the Real-Time Walter Reckendorfer, PCR technique“ Gerhard Klasz, 1200 Wien 2241 Schönkirchen NP Neusiedler See – Seewinkel Techn. Univ. Wien, Inst. f. Hydraulik, Univ. Wien, Inst. f. Ökologie Gwässerkunde und Wasserwirtschaft und Naturschutz Alina Szalay, 7142 Illmitz „Ein Beitrag zur flussmorphologisch „Zur Ernährungsökologie juveniler BOKU Wien, Inst. f. Freiraumgestaltung orientierten Untersuchung der Cypriniden (Chondrostoma nasus) und Landschaftspflege Sohlstabilität zwischen Wien und unter besonderer Berücksichtigung „Tourismus und Kulturlandschaftsschutz Marchmündung“ des Nahrungsangebotes“ am Beispiel der Region Neusiedler See- NP Donau-Auen NP Donau-Auen Leithagebirge“ NP Neusiedler See – Seewinkel Johannes Kobler, 1170 Wien Maria Rößler, 1130 Wien Univ. Wien, Inst. f. Wald- und Bodenwis- Univ. Wien, Naturwiss. Fakultät, Barbara Thurner, 3500 Krems senschaften und Inst. f. Waldökologie Inst. f. Zoologie Univ. Wien, Inst. f. Ökologie „Risikokarten als Planungsgrundlage für „Die Europäische Sumpfschildkröte und Naturschutz Flächenbewirtschaftung und Tourismus- im Nationalpark Donau-Auen – „Wiesen und Wiesenbrachen im NP lenkung im Nationalpark Kalkalpen“ populations- und reproduktions- Thayatal – Vegetationsökologische NP Kalkalpen biologische Untersuchungen“ Untersuchung, naturschutzfachliche NP Donau-Auen Bewertung und Managementkonzept“ Christina Kubalek, 1020 Wien NP Thayatal Univ. Wien, Inst. f. Wildtierkunde Andrea Stadler, 8045 Graz und Ökologie der Veterinärmedizin. Univ. Graz, Inst. f. Innovations- Christine Truxa, 1210 Wien Univ. Wien und Umweltmanagement Univ. Wien, Fakultät f. Naturwiss. „Seasonal changes in behaviour „Chancen und Risken eines National- und Mathematik, Inst. f. Ökologie and the energetic cost of dominance parks Gesäuse aus ökologischer und „Die Auswirkung unterschiedlicher in Przewalski horses (Equus ferus ökonomischer Sicht unter besonderer Beweidung auf die Laufkäferfauna“ przewalskii) Berücksichtigung sozialer Anspruchs- NP Neusiedler See – Seewinkel NP Neusiedler See – Seewinkel gruppen“ NP Gesäuse Christian Wiesner, 1180 Wien Christian Mairhuber, 8010 Graz BOKU Wien, Inst. f. Hydrobiologie Univ. Graz, Inst. f. Zoologie Wolfgang Steiner, 1170 Wien und Gewässermanagement „Bockkäfer (Cerambycidae) des Univ. Wien, Formal- und „Verbreitung und Populationsökologie Nationalparks Kalkalpen und der Natura Naturwiss. Fakultät von Meeresgrundeln (Gobiidae) 2000 Gebiete Dobratsch sowie Schütt- „Aktuelle Bestandserfassung und in der österreichischen Donau“ Graschelitzen – mit einer besonderen störungsbiologische Untersuchungen NP Donau-Auen Betrachtung der FFH-Art Alpenbock an Graugänsen (Anser anser), unter (Rosalia alpina)“ besonderer Berücksichtigung der Claudia Wurth, 3800 Göpfritz/Wild NP Kalkalpen Tourismusentwicklung im Nationalpark Univ. Wien, Inst. f. Ökologie u. Neusiedler See – Seewinkel“ Naturschutz Christine Noestler, 1210 Wien NP Neusiedler See – Seewinkel „Einfluss langjähriger Pflegemaßnahmen Univ. Wien, Inst. f. Zoologie/Ethologie auf die Laufkäferfauna von Trockenrasen „Bestandsentwicklung und Habitat- Petra Sterl und Simone Wagner (NSG Hundsheimer Berge)“ nutzung von Schleiereulen (Tyto alba) BOKU Wien, Inst. f. Landschafts- NP Donau-Auen im Marchfeld/Niederösterreich“ entwicklung NP Donau-Auen „Soziale und ökologische Tragfähigkeit Margit Zohmann, 1060 Wien im Nationalpark Donau-Auen am Univ. Wien, Inst. f. Wildbiologie und Egon Ostermann, 1070 Wien Beispiel Bootfahren“ Jagdwirtschaft der BOKU Wien Fachhochschule Modul/Tourismus- NP Donau-Auen „Sommerliche Habitatnutzung des management Alpenschneehuhnes (Lagopus mutus „Benchmarking und dessen Anwend- helveticus) im Bereich Nationalpark barkeit zur Messung der Dienstleistungs- Nockberge“ qualität mit Hilfe von Mystery Shopping NP Nockberge am Beispiel Nationalpark Kalkalpen“ NP Kalkalpen

4 Inhaltsverzeichnis

Vorwort 1

Nationalpark Hohe Tauern Nationalpark Hohe Tauern 7

Nationalpark Kalkalpen 35

Nationalpark Thayatal 52

Nationalpark Donau-Auen 57

© Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel 128

Nationalpark Gesäuse 145

Adressen/Ansprechpartner 180

5 6 Nationalpark Hohe Tauern

gangsbasis für vergleichende Forschung sowie die Doku- mentation von Entwicklungstrends in einer repräsentativen Bergregion und damit eine wesentliche Grundlage für die aktuellen und zukünftigen Aktivitäten des Menschen im gesamten Alpenraum darstellen.

Die Hohen Tauern sind ein traditionelles Gebiet für die Hochgebirgsforschung. Seit über 100 Jahren arbeiten hier Wissenschafter der verschiedensten Sparten. Die Themen sind breit gestreut und reichen von ökophysiologischen Ar- beiten bis hin zu Akzeptanzstudien bei der einheimischen Bevölkerung. Seit der Installierung des Nationalparks sind Die Gesetze der Länder Kärnten, Salzburg und Tirol über die Ansprüche an die Wissenschaft stetig gewachsen und die Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern wurden „in haben sich im Laufe der Jahre auch immer wieder geän- dem Bewusstsein erlassen, dass die Hohen Tauern einen dert. Der Nationalpark Hohe Tauern ist der bei weitem größ- besonders eindrucksvollen und formenreichen Teil der ös- te der Alpen und das Management eines derart großen terreichischen Alpen darstellen“. Das Ineinandergreifen Schutzgebietes braucht eine Fülle von wissenschaftlichen weitestgehend unberührter Natur- und traditionell gepfleg- Ergebnissen um den Anforderungen der Zeit entsprechen ter Kulturlandschaft hat in den Hohen Tauern zu einem be- und flexibel darauf reagieren zu können. merkenswerten Reichtum an Tier- und Pflanzenarten ge- führt, den es zu erhalten und in seinen unbeeinflussten Sys- Nachstehende Übersicht über die Forschungsprojekte aus temzusammenhängen als auch Wechselwirkungen mit den Jahren 2003/2004 spiegelt die wesentlichen The- dem Menschen zu erforschen gilt. menbereiche aus der aktuellen Auftragsforschung des Na- tionalparks Hohe Tauern wider. Viele vom Nationalpark Mit diesen drei Nationalparkgesetzen sowie der Art. 15 a Hohe Tauern in Auftrag gegebene Arbeiten erstrecken sich BV-G Vereinbarung zwischen den Ländern und dem Bund über mehrere Jahre, denn zu groß ist das Gebiet um In- sind die Grundlagen für die Wissenschaft im Nationalpark halte innerhalb eines Jahres flächendeckend bearbeiten Hohe Tauern gegeben. Darüber hinaus ist Österreich auf- zu können. So sind nachstehend auch Projekte angeführt, grund der Unterzeichnung diverser Arten- und Biotop- welche sich nicht exakt in den Zeitraum 2003–2004 ein- schutzabkommen sowie durch den Beitritt zur Europäi- ordnen lassen. schen Union gesetzlich dazu verpflichtet, bestimmte, inter- nationale Richtlinien umzusetzen und die darin festgeleg- ten Ziele zu erreichen. Die dafür erforderlichen wissen- AnsprechpartnerInnen im Nationalpark schaftlichen Grundlagen sollten sinnvoller Weise im Be- Hohe Tauern Kärnten und Gesamt-Nationalpark: reich entsprechender Schutzgebiete erarbeitet werden. Mag. Katharina Huttegger, [email protected] Bedingt durch die in Mitteleuropa einzigartig große Fläche Salzburg: (1816 km2) und einem noch maßgeblichen Anteil an unge- Mag. Kristina Bauch, störten Hochgebirgsökosystemen wurden mit Errichtung [email protected] des Nationalparks Hohe Tauern die für umfassende Lang- Tirol: zeitbeobachtungsprogramme idealen räumlichen und zeit- Mag. Martin Kurzthaler, lichen Voraussetzungen geschaffen. Die daraus resultie- [email protected] renden Forschungsergebnisse können eine wertvolle Aus-

7 In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

Basisdatenerhebungen Salzburg): Positive Vegetationsentwicklung aufgrund ❚ Luftbildinterpretation des Nationalparks Hohe Tauern natürlicher Sukzession nach Beendigung der Beweidung? ❚ HABITALP – Alpine Habitat Diversity ❚ Biodiversitätsarchiv des Nationalparks Hohe Tauern Nationalparkpachtreviere ❚ Biotopkartierung im Nationalpark Hohe Tauern ❚ Wildbiologische Begleitforschung im Sonderschutz- Salzburg gebiet Inneres Untersulzbachtal, NPHT Salzburg ❚ Vogelkundliche Bestandsaufnahme im Nationalpark ❚ Wildbiologische Begleitforschung in den Gasteiner Hohe Tauern Kärnten Nationalpark-Pachtrevieren im Anlauf- und Kötschach- tal, NPHT Salzburg Arten- und Lebensraumschutz ❚ Trout-Exam-Invest Evaluation ❚ Fledermäuse im Nationalpark Hohe Tauern Tirol ❚ Besucherzählung, Wertschöpfungs- und Motiv- ❚ Das Gradenmoos in der Schobergruppe (Nationalpark erhebung im Nationalpark Hohe Tauern und im Hohe Tauern, Kärnten): Vegetation, Entstehung, Naturpark Rieserferner-Ahrn Flechten, Moose, Pflege ❚ Fledermäuse im Nationalpark Hohe Tauern Kärnten Natura 2000 ❚ Kartierung des Skabiosenscheckenfalters Euphydryas Langzeitbeobachtungen aurinia, Art des Anhanges II der FFH-Richtlinie ❚ (Inter-)Nationales Bartgeiermonitoring (92/43/EWG) in ausgewählten Bereichen des Natura ❚ Steinadler-Monitoring 2000-Schutzgebietes Hohe Tauern (Austria: Osttirol, ❚ Vegetationsbeobachtung im Piffkar (Fuscher Tal, NPHT Kärnten & Salzburg)

Blick von der Gamsgrube Richtung Großglockner

8 Basisdatenerhebungen Ein Muss für eine zielgerichtete Nationalparkplanung

Eine flächendeckende Kenntnis über das naturräumliche gelangte 1998 eine Luftbildbefliegung des Gesamt-Na- Inventar, die aktuelle Landnutzung sowie das Nutzungs- tionalparks inklusive die Erstellung von Orthofotos im potenzial ist für die langfristige Planung sowohl im Be- Maßstab 1:5000 zur Durchführung. Auf diese Basis wer- reich zukünftiger Förderungsschwerpunkte als auch zur den sich in Hinkunft alle raumbezogenen Nationalpark- Dokumentation von großräumigen Landschaftsentwick- Projekte beziehen. Folgende Projekte befinden sich der- lungen im Nationalpark unerlässlich. Zu diesem Zweck zeit in Bearbeitung:

Titel: Luftbildinterpretation des Nationalparks Hohe Tauern

Projektstatus: Basisdatenerhebung, Monitoring Die Auswahl dieses Interpretationsschlüssels für den Na- tionalpark Hohe Tauern hatte bereits von Beginn an eine Projektgebiet: Nationalpark Hohe Tauern gesamt möglichst umfassende Vergleichbarkeit von Daten, die aus physiogeografisch ähnlichen Schutzgebieten und durch Laufzeit: 2003 bis 2005 die Anwendung gleicher wissenschaftlicher Methoden ge- wonnen wurden, zum Ziel. Der Partnernationalpark Berch- Auftraggeber: Nationalparkrat Hohe Tauern tesgaden fungierte hier zusammen mit dem Zentrum für Landschaftsinformatik der FH Weihenstephan als über- Durchführung: zeugendes Vorbild und erfahrener Berater. Arbeitsgemeinschaft: eb&b – Umweltbüro Klagenfurt GmbH, Dr. Gregory Umsetzungsstand: Egger + MitarbeiterInnen Nach Abschluss der notwendigen Vorarbeiten zur Klärung Technisches Büro für Forstwirtschaft, Feldkirchen, der vertraglichen, organisatorischen, inhaltlichen und Dr. Eckart Senitza + Mitarbeiter finanziellen Rahmenbedingungen konnte im Sommer REVITAL ecoconsult, Lienz, DI Klaus Michor + Mitarbeiter 2003 mit der Interpretation begonnen werden. Mit der Umsetzung der Interpretation dieses großflächigen Hoch- Zielsetzung: gebirgsraumes wurde eine ARGE aus drei selbständigen Ziel des Projektes ist es, erstmals für die 1800 km2 des Büros beauftragt, die als Bestbieter aus dem durchge- Nationalparks Hohe Tauern eine flächendeckende, homo- führten EU-weiten Ausschreibungsverfahren hervorge- gene Datenbasis mittels einer Luftbildinterpretation von gangen war. Color-Infrarot-Luftbildern in Verbindung mit Farborthofo- tos aus der Befliegung von 1998 zu erarbeiten. Bis dato wurden folgende Bereiche des Nationalparks Hohe Tauern interpretiert: Die Interpretation erfolgt mit Hilfe eines Biotop- und Nut- „Salzburg_0“: 95,3 km2 (Start- und Testgebiet National- zungstypenschlüssels, welcher ursprünglich für Gesamt- parkgemeinde Bad Gastein) deutschland konzipiert war und im Rahmen einer Pilot- „Tirol_1“: 282,5 km2 (Nationalparkgemeinden. Prägraten, studie 2000/2001 im Nationalpark Hohe Tauern sowie im Virgen, St. Veit, St. Jakob) Rahmen des aktuellen HABITALP-Projektes (2002–2005) „Kärnten_1“: 399 km2 (Gesamtgebiet ohne Erweiterungs- für den Alpenraum laufend erweitert und auch strukturell gebiet Zirknitz) verbessert wurde und wird.

9 Polygonabgrenzung rund um das Sonderschutzgebiet Großglockner-Pasterze

„Salzburg_1“: 366 km2 (Nationalparkgemeinden Wald, Systematik der Biotoptypen- und Nutzungstypen- Krimml, Neukirchen, Bramberg, Hollersbach, Mittersill) kartierung (Kartieran-leitung)/A System for Survey of Das sind in Summe bereits 1142,8 km2 bzw. 63,08 % der Biotope and Land Use Types (Survey Guide) (über- Gesamtfläche. arbeitete zweisprachige Ausgabe/updated bilingual edition). Schriftenreihe für Landschaftspflege und Im Herbst 2005 soll dieses Projekt vollständig abge- Naturschutz, Bonn, Heft 73, 169 S. (deutscher Teil), schlossen und approbiert vorliegen. 166 p. (english part)

Veröffentlichungen/Berichte: Auskünfte: Bundesamt für Naturschutz (BFN)/Federal Mag. Kristina Bauch, [email protected], Agency for Nature Conservation (Ed.), 2002: Tel.: ++43 (0) 6542 55281-14

Titel: HABITALP – Alpine Habitat Diversity

Projektstatus: Frankreich: Nationalpark Vanoise, Nationalpark les Basisdatenerhebung, Monitoring, Natura 2000 Ecrins, Schutzgebietsverband Asters Italien: Nationalpark Stilfser Joch, Nationalpark Dolomiti Projektgebiet: Bellunesi, Nationalpark Gran Paradiso, Naturparks der Nationalpark Hohe Tauern gesamt und weitere Autonomen Provinz Bozen, Naturpark Mont Avic 10 Schutzgebiete aus dem Alpenraum Durchführung: Laufzeit: 2002 bis 2005 Gesamtprojektleitung und Vertretung des Leadpartners: Dipl. Geogr. Annette Lotz Auftraggeber: Externes Consulting: Leadpartner Nationalpark Berchtesgaden Dr. Ulrich Kias, DI Walter Demel, Institut für Landschafts- Interreg IIIb-Programm (Alpine Space) informatik, FH Weihenstephan Dr. Guido Plassmann, Netzwerk Alpiner Schutzgebiete Kooperationspartner: Dr. Antoine Guisan, Institut für Ökologie, Deutschland: Nationalpark Berchtesgaden Universität Lausanne Schweiz: Schweizerische Nationalpark Nationalpark Hohe Tauern: ARGE Luftbildinterpretation

10 Projektkoordination: Mag. Kristina Bauch bensraumtypen des gesamten Alpenraumes auf Basis eines einheitlichen Interpretationsschlüssels Zielsetzung (2) eine abgestimmte Zuordnung der im Rahmen des eu- Der alpine Lebensraum ist vielen Veränderungen unter- ropäischen Netzwerkes NATURA 2000 als besonders worfen. Im seit Herbst 2002 laufenden europaweiten For- schutzwürdig eingestuften Habitate für bedrohte Tier- schungsprojekt „Habitalp“ wird versucht, vergleichbare und Pflanzenarten zu den erhobenen Lebensraumty- Standards bei der Erfassung und Interpretation von Fer- pen und nerkundungsdaten zu etablieren, auf deren Basis soweit (3) eine staatenübergreifende Datenbank zu allen relevan- möglich auch die Natura 2000 Lebensraumtypen erfass- ten und verfügbaren Informationen zur Struktur und Ar- bar und langfristig beobachtbar sein sollen. tenvielfalt der eingebundenen Schutzgebiete.

Der Projektname HABITALP steht für Alpine Habitat Di- Es liegen u.a. folgende Unterlagen vor: versity. Damit wird bereits angedeutet, mit welchen Fra- ❚ Ein umfassender Entwurf des einheitlichen Interpreta- gestellungen sich die alpinen Schutzgebiete im Rahmen tionsschlüssels, welcher mit Hilfe eines Internet- dieses aus EU-Mitteln finanzierten Projektes auseinander- Forums in den vier Projektsprachen laufend an den setzen: mit den vielfältigen Ausprägungen, Potenzialen neusten Stand des Wissens angepasst wird. und Störungsanfälligkeiten unserer alpinen Lebensräume, ❚ Ein erster Entwurf einer alpenweiten Gegenüberstel- auch Habitate genannt. lung der luftbildsichtbaren CIR-Typen zu den diesen entsprechenden Natura 2000 Lebensraumtypen sowie Naturschutz kann sich nicht auf lokale oder regionale Pro- auch die umgekehrte Entsprechung (CIR : Natura 2000 jekte beschränken. Es braucht länderübergreifende Zu- = m : n Verhältnis). sammenarbeit – und damit eine Vereinheitlichung von wis- ❚ Aktuelle Interpretationen aus fast allen Partnergebieten. senschaftlichen Methoden. Nur wenn Informationen nach ❚ Ein erster Entwurf zur transnationalen Datenbank mit den gleichen Kriterien gesammelt, geordnet und ausge- bereits konkreten Überlegungen, den staatenübergrei- wertet werden, sind sie vergleichbar und damit geeignet, fenden Datenaustausch web-basiert zu organisieren. Analysen zu ermöglichen, deren Ergebnisse für alle den gleichen Wahrheitsgehalt und damit überregionale Gültig- Veröffentlichungen/Berichte: keit haben. www.habitalp.de (allgemeine Projektinformationen inkl. Presseliste) Im Rahmen des Habitalp-Projektes wird dies auf der Ebe- www.habitalp.org (wissenschaftliches Forum zum ne der Luftbildinterpretation in Zusammenarbeit mit elf für alpenweiten Interpretationsschlüssel) den Alpenraum repräsentativen Schutzgebieten erstmals Langanke, T., Demel, W., Lang, S. & Kias, U., 2004: versucht. In Zukunft werden diese Ergebnisse, die vor al- Visuelle Interpretation von CIR Luftbildern im Vergleich lem Instrumente für die Überwachung langfristiger, ohne mit objekt-basierter Bildanalyse – Showdown im Natio- entsprechende Hilfsmittel nicht wahrnehmbarer Land- nalpark Berchtesgaden. – Strobl/Blaschke/Griesebner schaftsveränderungen darstellen, für den Erfolg überre- (Hrsg.), 2004: Angewandte Geoinformatik 2004, Beiträge gionaler Naturschutzmaßnahmen unverzichtbar sein. zum 16. AGIT-Symposium, Salzburg, p. 405–410 Zwischenergebnisse Konkret zielt dieses Projekt auf drei Hauptergebnisse ab: Auskünfte (1) eine standardisierte und damit vergleichbare Abgren- Mag. Kristina Bauch, [email protected], zung aller auf Infrarot-Luftbildern unterscheidbaren Le- Tel.: ++43 (0) 6542 55281-14

11 Titel: Biodiversitätsarchiv des Nationalparks Hohe Tauern

Projektstatus: kommen wertvolle private Beleg- und Datensammlungen, Basisdatenerhebung, Monitoring, Grundlagenforschung, die dem Haus der Natur dankenswerter Weise für die Ein- Natura 2000 gabe zur Verfügung gestellt wurden, wie etwa die ornitho- logische Datensammlung von ALOIS HEINRICHER (Ostti- Projektgebiet: rol) oder die Sammlung von ALOIS KOFLER über die „Region“ Nationalpark Hohe Tauern: Hummeln Osttirols. Die Region umfasst das Gebiet des Nationalparks selbst (Kernzone und Außenzone) sowie auch Fundorte außer- Weitere wichtige Datenquellen sind Publikationen, sowie halb der Nationalparkgrenzen in den 29 Nationalpark-Ge- sogenannte „graue Literatur“. Diese unpublizierten Daten meinden in den Bundesländern Salzburg, Tirol (Osttirol) sind in Gutachten, Projekt- und Universitätsarbeiten ent- und Kärnten. Ergänzend dazu werden auch 11 Gemeinden halten, die häufig vom Nationalpark in Auftrag gegeben mitberücksichtigt, die keinen flächenmäßigen Anteil am wurden und dem Haus der Natur zur Eingabe in die Biodi- Gebiet des Nationalparks haben, aber im weiteren Sinn zur versitätsdatenbank übergeben werden. Hinzu kommen Region „Nationalpark Hohe Tauern“ gehören. aktuelle Beobachtungsdaten von Mitarbeitern der Natur- wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaften am Haus der Laufzeit: Beginn 2000 Unbegrenzt Natur, von Nationalpark-Mitarbeitern und Volontären.

Auftraggeber: Nationalparkrat Hohe Tauern Auf der Basis dieser Datenbank werden zahlreiche natur- schutzrelevante Tätigkeiten (Durchführung spezifischer Durchführung: Forschungsprojekte, Erkennung naturschutzfachlich be- Naturkundliches Museum „Haus der Natur“ in Salzburg: sonders wertvoller Schwerpunkte, Erstellung von Gutach- Prof. DDr. Eberhard Stüber (Leitung) ten, Monitoring) beträchtlich erleichtert. Ein wesentlicher Mag. Christine Medicus (Daten Wirbeltiere) Teil des Erfolges ist die laufende Ergänzung und entspre- Mag. Dr. Patrick Gros (Daten Wirbellose) chende Betreuung der Datenbank, womit die Aktualität Mag. Dr. Wolfgang Dämon (Datenbank Administration) und Qualität gewährleistet werden kann.

Zielsetzung Organismengruppe Datensätze Taxa Ziel dieses Projektes ist es, möglichst viele Informationen Säuger 1.889 54 über die gesamte Fauna und Flora im Bereich des Natio- Vögel 11.950 246 nalparks Hohe Tauern in Form einer Datenbank zu- Reptilien und Amphibien 904 18 sammenzufassen. Biologische Verbreitungsdaten dieses Schmetterlinge 7.907 1.068 großräumigen, international bedeutenden Alpenschutzge- Heuschrecken 1.606 44 bietes werden in ein speziell zu diesem Zweck entwickel- Hummeln 421 46 tes Datenbank-Programm aufgenommen. Schwerpunkte Pflanzen 2.768 365 sind die Verbreitung naturschutzrelevanter Arten (Rote Lis- Summe 27.445 1.841 te, Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) und ihre aktuelle Ge- Anzahl der Datensätze und Taxa, die für verschiedene Organismen- fährdungssituation (Vergleich früher/aktueller Daten). Die gruppen in die Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern bereits eingearbeitet wurden (Stand 1. 8. 2004). Artenvielfalt in diesem Gebiet wird zum ersten Mal aus- führlich dokumentiert werden können. Zwischenergebnisse: Die Daten in der Biodiversitätsdatenbank des National- Das Biodiversitätsarchiv des Nationalparks Hohe Tauern parks Hohe Tauern stammen aus verschiedenen Daten- enthält derzeit ca. 27.500 Objekt-Datensätze von über quellen, insbesondere aus den umfangreichen Sammlun- 1841 Tier- und Pflanzenarten bzw. 3450 Fundorten. Die Ta- gen und Datenarchiven des Hauses der Natur und seiner belle zeigt, wie sich die erfassten Daten auf die verschie- Naturwissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaften. Dazu denen Organismengruppen aufteilen.

12 Veröffentlichungen/Berichte: Stüber E., N. Winding, W. Dämon W., P. Gros & C. Medicus, 2004: Aus dem Nationalparkinstitut des Hauses der Natur. – Mitteilungen aus dem Haus der Natur 16. Haus der Natur, 2002: Arbeitsbericht über den Koopera- tionsvertrag zwischen Nationalpark Hohe Tauern und dem Haus der Natur (Nationalpark-Institut). 8pp. – Bericht im Auftrag des Nationalparks Hohe Tauern [unveröffentlicht]. Medicus C., P. Gros & W. Dämon, 2003: EU-relevante Tierarten der Region „Nationalpark Hohe Tauern“. Stand der Datenerhebung und der Datenerfassung im Biodiver- sitätsarchiv des Nationalparks Hohe Tauern am Haus der Natur. 69pp. – Bericht im Auftrag des Nationalparks Der Nationalpark Hohe Tauern ist Rückzugsgebiet für den selten Hohe Tauern [unveröffentlicht]. gewordenen Thymian-Ameisenbläuling Medicus C., P. Gros & W. Dämon, 2003: Arbeitsbericht über das Biodiversitätsarchiv der Region „Nationalpark Auskünfte: Hohe Tauern“. 15pp. – Bericht im Auftrag des National- Mag. Katharina Huttegger, [email protected], parks Hohe Tauern [unveröffentlicht]. Tel.: ++43 (0) 4825 6161-10

Titel: Biotopkartierung im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg

Projektstatus: Basisdatenerhebung tragt: rund 21 km2), Hüttschlag (beauftragt: rund 23 km2), Bad Gastein (beauftragt: rund 96 km2) und Krimml (beauf- Projektgebiet: Nationalpark Hohe Tauern Salzburg tragt: rund 125 km2).

Laufzeit: 2002 bis vorläufig 2006 Die bisherigen Freilanderhebungen ergaben in den unter- schiedlichen KGs eine Spannweite zwischen 70 und 450 Auftraggeber: Land Salzburg relevanten Biotopen. Besonders hervorzuheben sind die Feuchtlebensräume, die aufgrund besonderer standört- Durchführung: licher Verhältnisse (hochmontane Alluvialbereiche, kalkrei- Mag. Maria Enzinger, Mag. Susanne Gewolf, Dr. Sonja chere Einschwemmungen, extensive Beweidung, lokale Latzin, Mag. Dr. Oliver Stöhr Torfbildungen) stellenweise eine große Diversität an Ge- fäßpflanzen aufweisen können. Zielsetzung: Ziel ist die vollständige Kartierung und Felderhebung aller Veröffentlichungen/Berichte: relevanten Biotoptypen gemäß der gültigen Kartierungsan- Nowotny, G. & Hinterstoisser, H., (1994): Biotop- leitung für die Salzburger Biotopkartierung inklusive aller bis kartierung Salzburg. Kartierungsanleitung. – Natur- dato erfolgten Ergänzungen betreffend die Natura 2000-Le- schutz-Beiträge 14/94, Amt der Salzburger Landes- bensraumtypen. Basis sind die Ergebnisse der laufenden regierung, Referat 13/02, 247pp. Luftbildinterpretation im Nationalpark Hohe Tauern. Auskünfte: Umsetzungsstand: Mag. Kristina Bauch, [email protected], In folgenden Nationalparkgemeinden und Flächenanteilen Tel.: ++43 (0) 6542 55281-14 wurde mit der Biotopkartierung begonnen: Muhr (beauf-

13 Titel: Vogelkundliche Bestandsaufnahme im Nationalpark Hohe Tauern Kärnten

Projektstatus: Basisdatenerhebung, Artenschutz Ergebnisse: Die Ergebnisse sind noch in Ausarbeitung. Der Endbericht Projektgebiet: Nationalpark Hohe Tauern Kärnten über die gegenwärtige Vogelwelt des Schutzgebietes ent- hält eine vollständige Artenliste der Brutvogelarten (inkl. Laufzeit: Beginn Herbst 2003, Ende Dezember 2004 Beobachtungen betreffend Zug- und Nahrungsgäste). Weiters wird der Brutvogelbestandes anhand von Raster- Auftraggeber: Kärntner Nationalparkfonds feldkarten (Rasterfeldkartierung5 5 x 3 Minutenfelder) dar- gestellt. Die Abschätzung des Brutbestandes einzelner Ar- Durchführung: ten erfolgt mit Hilfe einer Minutenfeld-Erhebung (semi- BirdLife Österreich Gesellschaft für Vogelkunde Landes- quantitative Erfassung innerhalb ausgewählter Minuten- gruppe Kärnten vertreten durch Peter Rass felder). Die meisten brütenden Vögel werden aufgrund ih- rer Gesangsaktivitäten erfasst. Die Weiterverarbeitung der Zielsetzung: Geländedaten erfolgt computergestützt und ermöglicht Die letzte systematische Bestandserhebung der Brutvo- damit eine umfangreiche Auswertung der Daten. Anhand gelarten in Kärnten stammt aus den Jahren 1980 bis 1985. der Verbreitungskarten kann die Verteilung der Vogelarten Neben den etwa 20 Jahre alten Daten gibt es aus den letz- im Gebiet dargestellt werden und die Untersuchungser- ten zwei Jahrzehnten nur wenige Arbeiten über die Avi- gebnisse stellen so eine wichtige Grundlage für die Pla- fauna des Gebietes und dann meist nur von einzelnen Vo- nungsarbeit des Nationalparks dar. gelarten. Veröffentlichungen/Berichte: Der Nationalpark Hohe Tauern gehört aufgrund des Vor- noch unveröffentlicht, Projektendbericht Ende 2004 kommens seltener Vogelarten und der enormen Gebiets- größe zu den wichtigsten Vogelgebieten Österreichs (Im- Auskünfte: portant Bird Area). Das Gebiet wurde im Frühjahr 2002 als Mag. Katharina Huttegger, Natura 2000 Gebiet im Sinne der Europäischen Vogel- [email protected], schutzrichtlinie nominiert. Die derzeitige Datenlage über Tel.: ++43 (0) 4825 6161-10 die Vogelwelt des Gebietes gilt als nicht ausreichend und soll daher mit diesem Projekt verbessert werden.

14 Arten- und Lebensraumschutz Eine Aufgabe mit europaweiter Bedeutung

Immer wieder werden von Neuem Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Weltweit haben Nationalparke auch die Aufgabe übernommen, diesem für das globale ökologische Gleichgewicht und das Überleben der Men- schen unzuträglichen Trend entgegenzuwirken. Zahlrei- che Projekte des Nationalparks Hohe Tauern tragen dazu bei, charakteristische Vertreter der einzigartigen alpinen Flora und Fauna für die Zukunft nachhaltig zu sichern:

Auf der Suche nach seltenen Tierarten in den intakten Lebensräumen des Nationalparks Hohe Tauern

Titel: Trout-Exam-Invest – Interreg IIIA Italien-Österreich

„Genotypisierung der heimischen Forellen-Populationen Amt der Kärntner Landesregierung: zur Auffindung autochtoner Reliktpopulationen und Auf- Dr. Wolfgang Honsig-Erlenburg bau ursprünglicher Zuchtstämme für Besatzmaßnahmen“ Bezirkshauptmannschaft Lienz: Hermann Haider Zahreiche Fischereiberechtigte und Fischrevierbesitzer Projektstatus: Artenschutz, Monitoring Zielsetzung: Projektgebiet: Nationalpark Hohe Tauern gesamt Vielfach sind lokale und regionale Formen und Unterar- ten der Bachforelle (Salmo trutta) vom Aussterben be- Laufzeit: 2002 bis 2005 droht bzw. durch langjährige Besatzmaßnahmen mit an- deren Arten verdrängt worden. Im Rahmen des Interreg Auftraggeber: Nationalparkfonds Kärnten/Salzburg/Tirol IIIA Projekts „Trout exam-invest“ konnten genetisch rei- ne Bachforellen des Donautypus in isolierten Hochge- Kooperationspartner: birgsseen (Gossenköllesee, Anraser See) gefunden und Provinz Südtirol, Nordtirol erfolgreich einer kontrollierten Nachzucht zugeführt wer- Universität Innsbruck den. Seit Anfang 2003 ist auch der Nationalpark Hohe Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Tauern in das Projekt integriert. Im Nationalpark Hohe Laimburg/Südtirol Tauern können Voraussetzungen geschaffen werden, Alpenzoo Innsbruck die Ergebnisse des Forschungsprojektes einer prakti- schen Umsetzung zuzuführen und damit einen wesent- Durchführung: lichen Teil zur Erhaltung der Biodiversität im Alpenraum Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum zu leisten. Laimburg: Dr. Josef Dalla Via Universität Innsbruck: Prof. Dr. Bernd Pelster Langfristig sind v.a. zwei Ziele zu nennen: Alpenzoo Innsbruck: Dr. Michael Martys ❚ Erhaltung ursprünglicher Forellenstämme und ihr Nationalpark Hohe Tauern: Klaus Eisank (Kärnten), Schutz in ausgewählten Gewässern. DI Ferdinand Lainer (Salzburg), Florian Jurgeit (Tirol), ❚ Bereitstellung von optimalen Besatzmaterial für die Fischzucht Feld am See/Kärnten: Andreas Hofer Fischerei.

15 Die Erhaltung einheimischer Stämme ist vorrangiges Ziel Veröffentlichungen/Berichte: der Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Hohe Tauern. Homepage des Interreg IIIA Projekts: Lokale Rassen werden auch in kleineren Gewässern nahe http://zoology.uibk.ac.at/TroutExamInvest/ den Fundorten eingesetzt. Die Bereitstellung von Besatz- unveröffentlichte Projektzwischenberichte material für die Fischerei geht über den reinen Schutz der Populationen hinaus und führt langfristig zu einer Wieder- Auskünfte: besiedlung heimischer Gewässer mit Fischen die für die- Klaus Eisank, [email protected], se Standorte geeignet und typisch sind. Tel.: ++43 (0) 4784 701

Umsetzungsstand: Die Nachzucht ermöglicht den Besatz von Gewässern mit dieser ursprünglichen Form der Bachforelle (daher der einstweilen geläufige Begriff „Urforelle“). Im Nationalpark Hohe Tauern wurden folgende Gewässer ausgewählt: Wildbach im Salzburger, Seebach und Dorferbach im Ti- roler sowie Zirknitzbach im Kärntner Anteil. Etwa 5.000 In- dividuen der Urforelle, welche in der Fischzucht Thaur (Al- penzoo Innsbruck) und in der Fischzucht Feld am See (Kärnten) aufgezogen wurden, konnten in diesen Gebirgs- bächen bereits eingesetzt werden. Forellenuntersuchungen im Dösenbach

Titel: Fledermäuse im Nationalpark Hohe Tauern Tirol

Projektstatus: Artenschutz, Basisdatenerhebung Natura 2000 sollen zukünftig Schutzmaßnahmen und Öf- fentlichkeitsarbeit getroffen werden. Im Rahmen des Pro- Projektgebiet: jektes wurden 102 Gebäude in 10 verschiedenen Almre- Nationalpark Hohe Tauern Tiroler inklusive für gionen untersucht. Fledermäuse attraktiver angrenzender Bereiche Ergebnisse: Laufzeit: 2003 Mindestens vier Fledermausarten konnten sicher nach- gewiesen werden. Dabei handelt es sich um die Zwerg- Auftraggeber: Tiroler Nationalparkfonds fledermaus (Pipistrellus pipistrellus), die Kleine Bartfle- dermaus (Myotis mystacinus), die Nordfledermaus (Epte- Durchführung: sicus nilssonii) und die Zweifarbfledermaus (Vespertilio Bioteam Austria murinus). Mag. Anton Vorauer: [email protected] Mag. Christoph Walder: [email protected] Bemerkenswert war der Fund der Zweifarbfledermaus, die bisher nur im Tiroler Teil des Nationalparks entdeckt wer- Zielsetzung: den konnte. Über diese sehr seltene Fledermausart ist in Dieses Projekt wurde im Jahr 2003 durchgeführt. Dabei Tirol so gut wie gar nichts bekannt, den zwei Funden vom ging es um den Abschluss einer Tirolweiten Studie zur Ver- Gasthaus Patschenalm und von der Zunigalm kommt da- breitung und Biologie von Feldermäusen. Ziel war die Er- her große Bedeutung zu. Die verbreitetste Art im Gebiet ist fassung der Fledermausarten und Vorkommensgebiete im die Nordfledermaus, von der bislang aus Tirol nur 5(!) Nationalpark Hohe Tauern Tirol. Vor dem Hintergrund von Nachweise existieren.

16 Der überwiegende Teil der Fledermausnachweise stammt Auskünfte: aus größeren Almhütten und Gasthäusern, wo die Tiere in Dr. Gunther Greßmann, [email protected], „klassischen“ Quartieren hinter Fensterläden sowie hinter Tel.: ++43 (0) 4875 5161 Firstbalken und Firstbrettern gefunden werden konnten.

Veröffentlichungen/Berichte: Endbericht Medieninformationen

Titel: Das Gradenmoos in der Schobergruppe (Nationalpark Hohe Tauern, Kärnten): Vegetation, Entstehung, Flechten, Moose, Pflege

Projektstatus: Lebensraumschutz, Basisdatenerhebung Die älteste analysierte Probe aus einer Tiefe von 200 cm ist ca. 2800 Jahre alt (800 v. Chr.). Bei einer genaueren Be- Projektgebiet: trachtung des Bohrkerns, wechseln schmale Torfbänder Nationalpark Hohe Tauern Kärnten, Gradental, (Seggen- und Moostorf) mit Schichten aus Sand und Kernzone, Gradenmoos auf etwa 1900 m Seehöhe Schotter ab. Dies ist durch die starke Dynamik (ständige Veränderung der Gerinne, Überschwemmungen, Über- Laufzeit: Beginn Frühjahr 2003, Ende Juli 2004 schotterung) des Untersuchungsgebietes bedingt.

Auftraggeber: Kärntner Nationalparkfonds Folgende Gesellschaften konnten differenziert werden: ❚ Saure Kleinseggen-Gesellschaften = Niedermoor- Durchführung: gesellschaften: hier ist als häufigste Vegetationsein- Dr. Robert Krisai, Mag. Wolfgang Mayer, heit die Braunseggen-Gesellschaft zu nennen. Sie Christian Schröck, Dr. Roman Türk kann als stabile Dauergesellschaft bezeichnet werden, die aber immer wieder überschottert wird. In den näs- Zielsetzung: sesten Bereichen ist die Schnabelseggen-Gesell- Mit Hilfe folgender Untersuchungen sollte eine vege- schaft, typische für Verlandungszonen von kleinen tationskundliche und ökologische Charakterisierung so- Stillgewässern in der unteren alpinen Stufe, zu finden. wie Beurteilung des Gradenmooses inkl. Pflegevorschlä- Bei sinkendem Wasserstand und weiterer Verlandung ge erfolgen: ist eine Sukzession in Richtung Braunseggen-Gesell- ❚ Pflanzensoziologische Aufnahme des Moores, Ausar- schaft zu erwarten. beitung in Tabellenform und moorkundliche Beurteilung ❚ Quellfluren: an den Rändern bzw. Hängen des Gra- ❚ Aufnahme der Flechtenvegetation und der Moosflora denmooses sind offene-sandige Stellen anzutreffen, ❚ Erfassung der Vegetationsgeschichte mit Hilfe von die mit Arten wie Fadenbinse (Juncus filiformis), Bach- Bohrproben, Aufbereitung der Bohrproben und Unter- Steinbrech (Saxifraga aizoides), Stern-Steinbrech (Sa- suchung auf Pollen- und Großrestgehalt, Radiokarbon- xifraga stellaris) und diversen Quellflurmoose bewach- datierung von zwei Proben sen sind. Diese Bereiche können den basenreichen Si- likat-Quellfluren zugeordnet werden. Ergebnisse: ❚ Gesellschaft der Rostroten Alpenrose: diese Vege- Das Gradenmoos, ein sogenanntes Staumäandermoor, ist tationseinheit ist nur fragmentarisch v.a. in den trocke- ca. 250 m lang und 100 m breit, umfasst damit ein- neren Bereichen an der Westseite entwickelt. schließlich der Felsvorsprünge und Wasserflächen etwa 2,5 ha.

17 Gesamtartenzahl Rote Liste Arten Das Moor selbst ist ein selbsttragendes Ökosystem und Pilze 16 3 bedarf zu seiner Erhaltung keiner Pflegemaßnahmen. Die- Flechten (inkl. Umgebung) 102 13 se können sich daher auf das Fernhalten von Störungen Moose 134 42 beschränken. Daraus ergeben sich folgende Vorschläge: Summe 252 58 ❚ Auszäunung der eigentlichen Niedermoorflächen oder Reduzierung der Beweidung Von den insgesamt 16 Pilzarten sind 4 ausgesprochene ❚ Belassen von anfallendem Totholz Moorpilzarten. Direkt im Gradenmoos ist die Flechtendi- ❚ Beibehaltung des bisherigen „sanften“ Tourismus versität mangels geeigneter Habitate erwartungsgemäß (Bergwandern), kein Wegeausbau bzw. keine gering. Hier stellen besonders Felsblöcke ein wichtiges Neuanlage von Wegen Substrat dar (13 Arten). Die Holzbrücke im Osten ist ein bedeutender Lebensraum für holzbewohnende Flechten Veröffentlichungen/Berichte: (12 Arten). Bei den Moosen ist der prozentuelle Anteil der Projektendbericht Juli 2004 Rote Liste-Arten mit 32 % der Gesamtartenzahl außeror- dentlich hoch, da Feuchtlebensräume in Österreich zu den Auskünfte: stark gefährdeten Lebensräumen zählen. Aus bryologi- Mag. Katharina Huttegger, scher Sicht handelt es sich beim Gradenmoos um ein [email protected], schützenswertes Biotop. Tel.: ++43 (0) 4825 6161-10

Titel: Fledermäuse im Nationalpark Hohe Tauern Kärnten

Projektstatus: Basisdatenerhebung, Artenschutz trum Unterschiede zwischen Nord- und Südabdachung der Hohen Tauern gibt. Mit der Durchführung des Projektes soll- Projektgebiet: Nationalpark Hohe Tauern Kärnten ten folgende Fragestellungen bearbeitet werden: ❚ Welche Fledermausarten kommen im Untersuchungs- Laufzeit: Ende April 2003 gebiet vor? ❚ Welche Individuenzahlen weisen die Quartiere auf? Auftraggeber: Kärntner Nationalparkfonds ❚ Unterscheiden sich das Arteninventar und die vertikale Verbreitung der Fledermäuse der Südseite der Hohen Durchführung: Tauern von jenen der Nordseite? Ulrich Hüttmeir, Mag. Josef Kreuzberger, ❚ Welche Gebäude nutzen Fledermäuse bevorzugt? Mag. Maria Jerabek, Dr. Guido Reiter ❚ Wie ist die Gefährdungssituation der einzelnen Arten und der Fledermausquartiere einzuschätzen? Zielsetzung: ❚ Welche Schutzmaßnahmen zur Erhaltung der Fleder- Gerade im Nationalpark Hohe Tauern mit seiner Bedeutung mausquartiere können von den Ergebnissen abgeleitet für den Schutz gefährdeter Tierarten und deren Lebensräu- werden? me ist die Bestandes- und Gefährdungssituation der Fle- dermäuse von großem Interesse. In dieser Untersuchung Ergebnisse: sollten vor allem das Arteninventar des Kärntner Anteiles am Die Fledermausfauna umfasst fünf nachgewiesene Arten: Nationalpark Hohe Tauern erfasst und einige Aspekte der Große Bartfledermaus, Kleine Bartfledermaus, Nordfle- Ökologie von gebirgsbewohnenden Fledermausarten (Hö- dermaus, Zwergfledermaus und Langohr. Das vorgefun- henverbreitung, Quartiernutzung) untersucht werden. Dar- dene Artenspektrum kann als typisch für subalpine, alpi- über hinaus sollte festgestellt werden, ob es im Artenspek- ne Lagen der Alpen sowie für nördliche Breitengrade an-

18 gesehen werden und ist deutlich artenärmer als die Fle- kord“ für Österreich dar. Auch für die Große Bartfleder- dermausfauna tiefer gelegener Gebiete. In allen unter- maus konnte auf 1900 m Seehöhe der höchste Nachweis suchten Nationalparktälern konnten Fledermäuse oder dieser Art in Österreich erbracht werden. deren Spuren festgestellt werden. Die Gefährdung der Fledermäuse im Kärntner Teil des Na- Der wichtigste Quartiertyp für Fledermäuse im National- tionalparks Hohe Tauern kann als gering bezeichnet wer- park Hohe Tauern sind Almhütten und in etwas geringerem den. Viele der Gefährdungsursachen, die oftmals für Fle- Ausmaß Jagdhütten. Damit in Zusammenhang steht wohl dermäuse angeführt werden, treffen für den Bereich des Na- die Präferenz für zeitweise bewohnte Gebäude, während tionalparks und die darin nachgewiesenen Arten kaum zu. unbewohnte Gebäude kaum genutzt wurden. Als Konse- quenz dieser Ergebnisse muss bei einer zunehmenden Veröffentlichungen/Berichte: Projektendbericht Auflassung der Almwirtschaft, mit einer Verschlechterung der Quartiersituation für Fledermäuse gerechnet werden. Auskünfte: Im Detail waren Fledermäuse vor allem hinter Fensterläden Mag. Katharina Huttegger, und auf der Außenseite von Dächern zu entdecken. Es [email protected], handelt sich hierbei vor allem um Holzschindel-Dächer. Tel.: ++43 (0) 4825 6161-10 Die Weiterführung dieses traditionellen Baustils ist daher für die Besiedlung durch Fledermäuse sehr wichtig.

Im Vergleich zwischen Tauern-Nord- und Südseite konn- ten keine Unterschiede in Artenzahl und -spektrum der nachgewiesenen Fledermausarten festgestellt werden. Sehr augenscheinlich waren hingegen Unterschiede in der Höhenverbreitung der einzelnen Arten, wobei Fledermäu- se auf der Südseite höher steigen als auf der Nordseite. Dieser Unterschied in der Höhenverbreitung dürfte maß- geblich durch die klimatische Begünstigung der Südseite zustande kommen. Eine „Kinderstube“ der Kleinen Bart- Braunes Langohr: eine der im Nationalpark Hohe Tauern nachgewiesenen fledermaus auf knapp über 1600 m stellt einen „Höhenre- Fledermausarten (Photo: J. Meyer)

19 Langzeitbeobachtungen Bedeutung gleichermaßen für Theorie und Praxis

Damit abgeschätzt werden kann, bis zu welchem Ausmaß der Mensch in die natürlichen Kreisläufe eingreifen soll und welche Aktivitäten unvereinbar mit den Zielsetzungen eines Schutzgebietsmanagements sind, ist der Einsatz von Lang- zeitbeobachtungen die geeignete Methode. Die Dokumen- tation vom Verhalten bzw. von der Veränderung der jeweils entscheidenden ökologischen Parameter im Verlauf der Zeit schafft erst die Möglichkeit, gesetzte Maßnahmen auf ihren Erfolg hin zu überprüfen, Entwicklungstrends zu erkennen und notfalls die richtige Gegenstrategie einzusetzen. Öko- logisches Monitoring soll Auskunft über den tatsächlichen Zustand von Lebensräumen oder Artengemeinschaften ge- ben, befindet sich aber erst in den Kinderschuhen der me- thodischen Entwicklung und praktischen Anwendung.

Im Nationalpark Hohe Tauern haben Langzeitbeobach- tungen hinsichtlich der Gletscher oder Klimaentwicklung mit Messreihen von über hundert Jahren bereits eine lan- ge Tradition und damit eine große Aussagekraft. Aktuell befinden sich im Nationalpark Hohe Tauern mehrere Pro- jekte in Durchführung, die sich der Methode der Langzeit- Michael Knollseisen mit seinem Schützling „Toto“ bei der Freilassung beobachtung bedienen. 2004 in Kals

20 Titel: (Inter-)Nationales Bartgeiermonitoring

Projektstatus: Größe und der weitestgehenden Ursprünglichkeit beher- Monitoring, Artenschutz, Natura 2000, LIFE-Projekt bergt der Nationalpark Hohe Tauern beinahe sämtliche österreichischen Alpenvogelarten in noch großer Zahl und Projektgebiet: bestmöglicher Dichte. Allein 18 Vogelarten, die im Anhang Nationalpark Hohe Tauern gesamt I der Richtlinie 79/409/EEC angeführt sind, finden wir im nationales Monitoring aufgrund der Aktionsradien der Nationalpark Hohe Tauern. Spezielle Bedeutung haben Bartgeier Österreichweit die Hohen Tauern vor allem für die beiden Geierarten Internationales Monitoring alpenweit Gyps fulvus und Gypaetus barbatus. In den Hohen Tauern finden wir noch die einzigen frei fliegenden Weißkopf- Laufzeit: 2002 (seit 2003 LIFE-Projekt) bis 2007 geierkolonien Österreichs. Das europäische Wiederein- bürgerungsprojekt des Bartgeiers ist untrennbar mit dem Auftraggeber: Nationalparkrat Hohe Tauern Nationalpark Hohe Tauern verbunden. Hier wurden 1986 die ersten Bartgeier freigelassen, mittlerweile wurden im Kooperationspartner: Nationalpark 39 Jungvögel ausgewildert. Letztendlich soll Europäische Union – Life Programm, A.S.T.E.R.S., Netz- eine sich selbst erhaltende Population aufgebaut wer- werk alpiner Schutzgebiete, Foundation for the Conserva- den. Bei ausreichender Reproduktion in freier Wildbahn tion of the Bearded Vulture, Verein Eulen- und Greifvogel- können die Freilassungen eingestellt werden. schutz, WWF-Österreich, Salzburger, Kärntner und Tiroler Jägerschaft, Veterinärmedizinische Universität Wien, Zucht und Freilassung: Die Jungvögel werden in den Frankfurter Zoologische Gesellschaft, Stiftung Pro Bart- Zuchtstationen und Zoos des EEP von ihren Eltern bzw. geier (CH), Stelvio National Park (I), Parco Naturale Alpi Zieheltern aufgezogen. Der Kontakt zum Menschen wird Maritime (I), Parc National de la Vanoise (F), Parc National so gering wie möglich gehalten. Im Alter von etwa 3 Mo- les Ecrins (F), Parc National Le Mercantour (F), LPO (F), naten werden die jungen Bartgeier in das jeweilige Frei- Provincia Autonoma di Trento (I), Parco Nazionale del Gran lassungsgebiet im Nationalpark Hohe Tauern (S, K, T) ge- Paradiso (I) sowie internationale Zoogemeinschaft und bracht. Bis zu ihrer Selbständigkeit werden die Jungvögel zahlreiche freiwillige Helfer. mit Nahrung versorgt und ständig überwacht. Zur indivi- duellen Erkennung werden die Bartgeier vor ihrer Freilas- Durchführung: sung beringt und an Schwung- bzw. Stossfedern markiert. Verein Eulen- und Greifvogelschutz, Nationalparkpersonal Mag. R. Zink – internationales Monitoring: Monitoring: Durch regelmäßige Kontrollen soll der Ver- [email protected] bleib der einzelnen Tiere abgeklärt werden und der ak- Mag. M. Knollseisen, Brutpaarpüberwachung und tuelle Bestand an Bartgeiern in Österreich abgeschätzt nationales Monitoring: [email protected] werden. Besonderes Augenmerk ist dabei auf mögliche Dr. G. Greßmann – nationales Monitoring: Paarbildungen und Auftreten, Verlauf und Ergebnis von [email protected] Freilandbruten zu legen. Für eine flächendeckende Kon- trolle des Bartgeierbestandes wurde ein Beobachter- Zielsetzung: Netzwerk aufgebaut. Durch intensive Öffentlichkeitsarbeit Ziel des Projekts ist der Aufbau einer überlebensfähigen Bart- sollen zusätzliche Melder ausfindig gemacht werden. Zur geierpopulation in Österreich und dem gesamten Alpenraum. Information der Beobachter wird vierteljährlich eine Bro- Bereits in der BirdLife Studie, die maßgebliche Vorarbei- schüre („Der Bartgeier“) erstellt. Alle eingelangten Daten ten zur Spezifizierung geeigneter Schutzgebiete nach der werden in eine Datenbank eingegeben und über das Inter- Vogelschutz Richtlinie geleistet hat, wurde der National- nationale Bartgeier Monitoring (IBM) verwaltet. In Öster- park Hohe Tauern mit seinen mehr als 1800 km2 im Her- reich arbeiten derzeit knapp 2000 freiwillige Helfer, die aus zen der österreichischen Zentralalpen als europaweit be- den verschiedensten Personengruppen kommen, im Be- deutendes Vogelschutzgebiet genannt. Aufgrund der obachternetzwerk mit.

21 Zwischenergebnisse: mit 6–8 Jahren). Die ausgeflogenen Jungvögel stammen Insgesamt konnten im Jahr 2003 mindestens 82 Bartgeier alle von Brutpaaren aus dem italienischen und französi- nachgewiesen werden, eine Schätzung für das Jahr 2004 schen Raum. (inklusive der acht freigelassenen und fünf in freier Wild- bahn geborenen Jungvögel) beträgt knapp 100 Bartgeier. Freilassung 2004: Im Jahr 2004 konnten acht Bartgeier (4 Die Erfolgsquote liegt somit für ein Wiederansiedlungs- Männchen und 4 Weibchen) mittels Hackingmethode frei- projekt hoch und der allgemeine Projektverlauf ist als sehr gelassen werden. Insgesamt wurden bis heute im Rahmen gut zu bewerten. Dank der Bemühungen des Internatio- des Projektes 129 Tiere in die Freiheit gesetzt. Die Freilas- nalen Monitorings wird man diese Ergebnisse in Zukunft sungsorte für je zwei Junggeier befanden sich in Kals am noch besser abschätzen können. Großglockner (AT), Argentera und Martell (I), sowie in Do- ran (F). Die Freilassung im Nationalpark Hohe Tauern lock- Reproduktion 2004: Im gesamten Alpengebiet konnten te auch dieses Jahr wieder etwa an die 500 Interessierte heuer fünf in freier Wildbahn geborene Jungvögel ausflie- an. Die beiden Bartgeier kamen aus dem Tierpark Goldau gen, wodurch die Anzahl der seit der ersten erfolgreichen und aus dem Erlebniszoo Hannover. Freilandbrut 1996/97 in freier Wildbahn ausgeflogenen Jungvögel auf 20 Tiere angestiegen ist. In Österreich Veröffentlichungen/Berichte: scheiterte der unternommene Brutversuch des Paares im Periodisch erscheinende Bartgeier-News Raum Gastein aufgrund heftiger Steinadlerattacken, das Internetseite: www.bartgeier.ch potentielle Brutpaar baut allerdings seit Herbst in einem Broschüre: Der Bartgeier (Erscheinung 2005) neuen Gebiet in seinem Revier eifrig an einem Horst. Mitt- lerweile haben sich im Alpenraum um die 15 Paare gebil- Auskünfte: det, wobei noch nicht alle reproduzieren können, da sie zu DI Ferdinand Lainer, [email protected], jung sind (die ersten erfolgreichen Bruten gelingen meist Tel.: ++43 (0) 6542 55281 13

22 Titel: Steinadler-Monitoring

Projektstatus: letzten zwei Jahren sowie erste Analysen der Nahrungs- Monitoring, Artenschutz, Natura 2000 reste in den Horsten. Im gesamten Projektgebiet ist mit über 60 Adlerpaaren ein Anteil von 10 bis 15 % des Ge- Projektgebiet: samtbestandes an Steinadlern in Österreich und Italien Hohe Tauern (Nationalpark Hohe Tauern), Ortlergruppe gegeben. Der Nationalpark Hohe Tauern beherbergt allein (Nationalpark Stilfser Joch), Südtiroler Dolomiten (Natio- zwischen 37 und 41 Steinadlerpaare, was einen Anteil von nalpark Dolomiti Bellunesi, Naturpark Fanes Sennes mehr als 60 % bedeutet. Weiters konnten im Jahr 2003 im Prags), Rieserfernergruppe (Naturpark Rieserferner Ahrn) gesamten Nationalpark Hohe Tauern 150 Steinadlerhorste (in jedem Revier befinden sich mehrere Horste) nachge- Laufzeit: 2002 bis 2005 wiesen und dokumentiert werden. Der Steinadler-Bruter- folg lag in den Hohen Tauern bei 0,52 Jungvögel pro Paar. Auftraggeber: Nationalparkrat Hohe Tauern Veröffentlichungen/Berichte: Kooperationspartner: jährlich erscheinender Newsletter Europäischer Fonds für regionale Entwicklung – Interreg Internetseite: www.aquilalp.net IIIA Programm, Lebensministerium, Länder Salzburg, Wanderausstellung „Der Steinadler“ ab Ende 2004 Kärnten und Tirol, Nationalpark Stilfser Joch, National- Steinadlerbroschüre Ende 2005 park Dolomiti Bellunesi und Amt für Naturparke in Bozen Symposium 2005 im Nationalpark Stilfser Joch

Durchführung: Auskünfte: Dr. Norbert Winding KEG, [email protected] Dr. Gunther Greßmann, [email protected], Nationalparkpersonal Tel.: ++43 (0) 4875 5161

Zielsetzung: Im Rahmen des Interreg IIIA Projektes werden länder- übergreifend mit Italien in fünf Schutzgebieten seit 2003 die Adlerbestände erhoben. Damit liegt erstmals die An- zahl und Verteilung von Steinadlerrevieren auf einer flä- chenmäßig bedeutenden Auswahl an Natura 2000 Gebie- ten vor. Die Reproduktionsrate der kontrollierten Paare konnte für die letzten beiden Jahre ermittelt werden, so- wie Erfahrungen über die Lebensweise gewonnen werden. Über die an das Projekt gebundene Öffentlichkeitsarbeit sowie durch Lenkungs- und Managementmaßnahmen wird versucht, einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieses Greifvogels zu leisten. Konkrete Ziele sind die Erfassung des Bestandes, der Lebensweise, des Bruterfolges und der Ernährungsweise des Steinadlers in unterschiedlichen Gebieten sowie Meinungsbildung und Verständnis vor Ort und die Grundlagenerhebung für Natura 2000.

Zwischenergebnisse: Die Erhebung der Brutpaare und Dokumentation der Horststandorte ist weitgehend abgeschlossen. Weiters gibt es Ergebnisse über den Reproduktionserfolg in den Derzeit kreisen rund 40 Steinadlerpaare über den Wolken der Hohe Tauern

23 Titel: Vegetationsbeobachtung im Piffkar (Fuscher Tal, NPHT Salzburg): Positive Vegetationsentwicklung aufgrund natürlicher Sukzession nach Beendigung der Beweidung?

Projektstatus: Monitoring, Grundlagenforschung wie die Integration von bereits bestehenden vegetations- ökologischen Dauerflächen an die unten genannte Frage- Projektgebiet: stellung, die eine Natura 2000 Beispielfragestellung dar- Nationalpark Hohe Tauern Salzburg, stellt. Folgende drei Punkte sind beim vorliegenden Moni- Sonderschutzgebiet Piffkar toringprojekt von Relevanz: ❚ Durch die Einbeziehung von vorhandenen Dauer- Laufzeit: Sommer 2003 bis Frühjahr 2006 flächen soll versucht werden, auf einen längeren Zeitraum bezogene Daten zu erhalten. Auftraggeber: ❚ Die Beweidung war lange ein prägender Standort- Großglockner Hochalpenstraßen AG faktor im Sonderschutzgebiet Piffkar, daher soll die „Glockner-ÖKO-Fonds 2003“ Fragestellung „Positive Vegetationsentwicklung auf- grund natürlicher Sukzession nach Beendigung der Durchführung: Beweidung“ bearbeitet werden. Mag. Katharina Huttegger ❚ Weiters soll der Aspekt Natura 2000 einbezogen Mag. Irina Kurtz werden, indem der Lebensraumtyp „6170 Alpine und Mag. Markus Aichhorn subalpine Kalkrasen“ des Anhangs I FFH-Richtlinie 92/43/EWG hinsichtlich Erfolgskontrolle der gesetzten Zielsetzung: Maßnahme (Auflassung der Beweidung) untersucht Ziel ist die Adaptierung (u.a. Flächendesign und Auswer- wird. temethoden) eines bestehenden Monitoringkonzepts so-

„Pflanzenzählen“ im Sonderschutzgebiet Piffkar (Frequenzanalyse)

24 Der Stichprobenumfang bei den Dauerversuchsflächen, Durchführung einer Präsenz/Absenz Analyse in den Vegetationsaufnahmen und Frequenzrahmen wird so ge- Kleinquadraten (Erfassung der Frequenzprozente aller wählt, das ein statistisch begründeter Nachweis von Ver- Arten). änderungen möglich ist. Für das Winterhalbjahr 2005/2006 ist die Auswertung Umsetzungsstand: der Geländedaten 2004 vorgesehen (pflanzensoziologi- Im Sommer 2004 wurde auf zwei seit 1992 bestehenden sche Auswertung, multivariate Verfahren, statistische Dauerflächen (Pflanzengesellschaft: Deschampsio cespi- Tests, Zeigerwertberechnungen etc.). Hierbei wird die tosae-Poetum alpinae) jeweils eine Vegetationsaufnahme Analyse hauptsächlich mittels Ordinationsverfahren er- nach Braun-Blanquet unter der Verwendung der Skala folgen, weil dadurch die unterschiedlichen Ausgangsty- nach Pfadenhauer et al. 1986 durchgeführt. pen (Zeit der Nutzungsaufgabe), die räumliche Variation sowie der Zeitfaktor am besten berücksichtigt werden Weiters konnten drei neue Dauerversuchsflächen mit ei- können. Weiters wird über die Sinnhaftigkeit der neuen nem an die örtlichen Gegebenheiten angepassten Flä- Methodik bzw. über eventuell nötige Alternativmethoden chendesign eingerichtet, eingemessen und ersterhoben entschieden. Im Sommer 2005 werden die Dauerflächen werden. Pro Dauerversuchsfläche wurden jeweils folgen- ein zweites Mal vollständig vegetationskundlich aufge- de Arbeiten durchgeführt: nommen, um so die Daten aus zwei verschiedenen ❚ Einmessen und Abgrenzen der 20 m x 20 m großen Untersuchungsjahren statistisch miteinander vergleichen Fläche, Markierung der 4 Eckpunkte und des Mittel- zu können. punkts mit etwa 0,5 m langen Lärchenrundholz- pfosten, Vermessung dieser Punkte mittels GPS, Veröffentlichungen/Berichte: Flächencharakterisierung Endbericht im Frühjahr 2006 ❚ Durchführung von 4 Vegetationsaufnahmen nach Braun-Blanquet, Lage außerhalb der Transektverläufe Auskünfte: ❚ Einmessen von 2 Transekten jeweils entlang der Mag. Katharina Huttegger, Diagonalen, regelmäßige Positionierung von je [email protected], 13 Frequenzrahmen (à 0,5 m x 0,5 m, unterteilt in Tel: ++43 (0) 4825 6161-10 4 Kleinquadrate mit 25 cm Seitenlänge) pro Transekt,

25 Nationalparkpachtreviere Erkenntnisse für die Zukunft

In den Nationalparkrevieren soll eine freie natürliche Dy- namik der Wildarten im Rahmen der jeweiligen Landes- jagdgesetze und der gesamtökologischen Verträglichkeit zugelassen werden. In enger Zusammenarbeit mit Vertre- tern der Jägerschaft, den Grundeigentümern, den Berufs- jägern, der Wissenschaft und zuständigen Behörden wird auch weiterhin ein praxisbezogenes Vorgehen in den ein- gebundenen Revieren erarbeitet. Die Erfahrungen wurden umfassend dokumentiert und im Rahmen folgender wis-

senschaftlicher Dauerbeobachtungsprogramme ausge- Gamsrudel im „Blickpunkt“ eines nationalparkkonformen Wildtiermanage- wertet: ments

Titel: Wildbiologische Begleitforschung im Sonderschutzgebiet Inneres Untersulzbachtal, NPHT Salzburg

Projektstatus: Grundlagenforschung, Monitoring endgültige Aussage über die Auswirkungen der Nichtbe- jagung treffen zu können. Die bisherige Erfahrungen sind Projektgebiet: folgende: Nationalpark Hohe Tauern, Salzburger Anteil Sonderschutzgebiet Inneres Untersulzbachtal, Seit 1998 wurde das Monitoring auf Jagd „Talschluss Sulz- Jagdrevier Talschluss Sulzbachtäler bachtäler“ erweitert. Mit Inkrafttreten der Vertragsnatur- schutzvereinbarung mit den Österreichischen Bundesfor- Laufzeit: sten wird diese Jagd jedoch wieder in Eigenregie durch Beginn: 1996 bzw. 1998 den Grundeigentümer bewirtschaft. Durch die Nichtbeja- Ende: Weiterführung vorerst bis 2006 gung des Gamswildes im Sonderschutzgebiet konnten bisher keine negativen Auswirkungen auf das Gamswild, Auftraggeber: Salzburger Nationalparkfonds die Vegetation und die Nachbarreviere festgestellt werden. Die Regulation des Gamswildes im Sonderschutzgebiet Durchführung: erfolgt primär durch die rauen Bedingungen im Winter. TU München, Dr. Andreas König Durch die Nichtbejagung kam es weder zu einem „Reser- Berufsjäger Helmut Dengg, 5741 Neukirchen a. Grv. vats-Effekt“ im Sonderschutzgebiet noch brachen Wild- krankheiten und -seuchen aus. Zwischenergebnisse: Das Nationalparkinstitut am Haus der Natur (Salzburg) Veröffentlichungen/Berichte: wurde mit der wildbiologischen Begleitforschung beauf- unveröffentlichte Projektzwischenberichte tragt. Nach organisatorischen Änderungen wird diese Be- gleitforschung von der TU München weitergeführt. Die Er- Auskünfte: hebungen vor Ort erfolgen durch den Berufsjäger. Der bis- DI Ferdinand Lainer, [email protected], herige Untersuchungszeitraum ist noch zu kurz, um eine Tel.: ++43 (0) 6542-55281-13

26 Titel: Wildbiologische Begleitforschung in den Gasteiner Nationalpark- Pachtrevieren im Anlauf- und Kötschachtal, NPHT Salzburg

Projektstatus: Grundlagenforschung, Monitoring Jagdstrategie erkennen. Durch die intensive Bejagung des Schalenwildes in den Schwerpunktjagdgebieten, die Projektgebiet: in verjüngungsökologisch besonders sensiblen Gebieten Nationalpark Hohe Tauern, Salzburger Anteil ausgewiesen wurden, und in den Intervallregulierungsge- Jagdreviere im Anlauf- und Kötschachtal bieten sowie die Verminderung des Jagddruckes auf den übrigen Waldflächen und gänzlicher Ruhigstellung der Laufzeit: Hochlagengebiete konnte die gewünschte Wildverteilung Beginn: 1998 erreicht werden. So hält sich bspw. Rotwild nur mehr in Ende: Weiterführung vorerst bis 2006 sehr geringer Dichte während der Sommermonate in den waldbaulich sensiblen Gebieten auf. Auf den vegeta- Auftraggeber: tionsökologisch weniger problematischen Almflächen Salzburger Nationalparkfonds kann es hingegen sowohl am Morgen als auch am frühen Abend an der Sonne beobachtet werden. Eine vom Ver- Durchführung: bissdruck entlastete Vegetation und vertrautes Wild auf ad Rot- und Rehwild: Vet. Med. Universität Wien, den Almen sprechen dafür, diese Einteilung weiterhin bei- Institut für Wildtierkunde und Ökologie, 1160 Wien zubehalten. [email protected], [email protected] Die regelmäßige Entnahme von Tierproben (Leber, Niere, [email protected] Schilddrüsen, Labmagen-Darmtrakt, Pansen, Pansenin- ad Gamswild: Wildbiologische Gesellschaft München, halt, Enddarmkot) dient dem Monitoring von Gesundheit, Zweigstelle in Österreich, 6500 Landeck Kondition, Stressbelastung, Schadstoffkontamination [email protected] und Nahrungszusammensetzung für die Schalenwildpo- Forstwirtschaftliche Fakultät, D-85354 Freising pulation im Nationalparkrevier. Wie in den Vorjahren wur- [email protected], den die Proben wissenschaftlich analysiert. Aussagekräf- Berufsjäger Günther Ebner und Gerhard Toferer, tige und statistisch abgesicherte Ergebnisse können erst 5640 Bad Gastein nach Vorliegen von ausreichenden Datenmaterial präsen- tiert werden. Zielsetzung: Die Gasteiner Nationalparkreviere werden mit einem wild- Gamswild biologischen Dauerbeobachtungsprogramm wissen- Das Monitoringverfahren weist einen 2-stufigen Ansatz schaftlich begleitet. Dabei werden spezielle Untersuchun- auf. Die erste Stufe ist eine jährliche Bestandschätzung gen für Rot- und Rehwild (Auftragnehmer: Vet. Med. Uni- durch die Berufsjäger vor Ort. In der zweiten Stufe werden versität Wien, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und in ausgewählten Karen jeweils im Sommer und Herbst Ökologie) sowie für Gamswild (Wildbiologische Gesell- Gams gezählt, sowie nach Geschlecht und Alter ange- schaft, München) durchgeführt. sprochen. Das ausgewählte Monitoringverfahren beim Gamswild hat sich, wie die bisherigen Zählergebnisse zei- Zwischenergebnisse: gen, bewährt und wurde auch 2003 und 2004 beibehalten. Aus den Ergebnissen der bisherigen siebenjährigen Bei den Sommerzählungen 2004 konnten im Kötschach- Untersuchungen kann festgestellt werden, dass das Ziel tal 132 und im Anlauftal 204 Gämsen gezählt werden. Die einer nationalparkkonformen Wildstandsregulierung in gesamte Bestandsschätzung der Berufsjäger ergaben für den Nationalparkrevieren weitgehend erreicht wurde. Der das Kötschachtal 245 und für das Anlauftal 270 Gämsen. Flächenanteil, auf dem Schalenwildregulierung durchge- Somit konnte in den ausgewählten Zählkaren rd. 54 % führt wird, beträgt lediglich 17 % der Gesamtfläche der bzw. 76 % des geschätzten Gesamtbestandes erfasst Pachtjagden. Es lässt sich eindeutig bereits ein Erfolg der werden. Die Herbstzählung musste witterungsbedingt ab-

27 gesagt werden. Die Zählergebnisse spiegeln die Ereig- Veröffentlichungen/Berichte: nisse zwischen den bisherigen Zählungen gut wider. Die unveröffentlichte Projektzwischenberichte letzten schneereichen Winter mit ihren zahlreichen Lawi- nenabgängen führten vor allem beim Jungwild und bei Auskünfte: kranken, alten und schwachen Stücken zu Verlusten. DI Ferdinand Lainer, [email protected], Tel.: ++43 (0) 6542 55281-13

Evaluation Wichtig für die strategische Planung

Um die langfristigen Zielsetzungen von Nationalparken zu erreichen, werden zahlreiche Maßnahmen in den ver- schiedensten Tätigkeitsbereichen gesetzt. Als Grundlage für die laufende Konzeption von Aktivitäten in diesen Be- reichen ist die Kontrolle über den zweckmäßigen und effi- zienten Einsatz der verwendeten Ressourcen von ent- scheidender Bedeutung. Die Dokumentation der Analy- seergebnisse ermöglicht nun eine laufende Überprüfung und bietet darauf aufbauend eine wichtige Entschei- dungshilfe für kommende Managementpläne. Für eine langfristige und zielgerichtete Planungsarbeit sind diese

Daten deshalb unentbehrlich. Wie viele Menschen besuchen alljährlich den Nationalpark Hohe Tauern?

28 Titel: Besucherzählung, Wertschöpfungs- und Motiverhebung im Nationalpark Hohe Tauern und im Naturpark Rieserferner-Ahrn

Projektstatus: Erholungssuchende und Wanderer sind das Gros der Gäs- Basisdatenerhebung, Grundlagenforschung, Evaluierung te des Schutzgebietes. Wie bei allen Nationalparken, re- krutieren sich die Besucher des Nationalparks Hohe Tau- Projektgebiet: ern zu einem erheblichen Anteil aus Ahnungslosen (= Men- Nationalpark Hohe Tauern gesamt und schen, denen der besondere Schutzstatus des Gebiets Naturpark Rieserferner-Ahrn überhaupt nicht bekannt ist) und Menschen, für die primär andere Motive (Erholung, Wandern) für den Besuch ur- Laufzeit: Ende Jänner 2004 sächlich waren. Die Trennung dieser Besucherschichten von jenen Besuchern, die nur oder zusätzlich zu anderen Auftraggeber: Motiven wegen des Nationalparks gekommen sind, ist vor Kärntner, Salzburger und Tiroler Nationalparkfonds allem für Wertschöpfungsuntersuchungen wichtig, wie sie im Rahmen des vorliegenden Projekts auch für das Teil- Kooperationspartner: gebiet Osttirol angestellt wurden. Naturpark Rieserferner-Ahrn (Südtirol) Die Ergebnisse sprechen durchaus für ein erfolgreiches Durchführung: Nationalpark-Marketing: Der Anteil der Nationalparkbesu- Institut für Verkehr und Tourismus – Innsbruck cher im engeren Sinn, die nur wegen des Nationalparks Mag. Günther Lehar (Projektführer), gekommen sind, ist mit 16 Prozent bereits überraschend Mag. Karin Hausberger, cand. phil. Liebgard Fuchs hoch. Im etwa gleich „alten“ Nationalpark Berchtesgaden beträgt dieser Anteil rund zehn Prozent. Für weitere 34 Zielsetzung: Prozent stellt die Existenz des Nationalparks einen zu- Beantwortung der Frage: „Wie viele Menschen besuchen sätzlichen Anreiz für den Besuch des Gebiets dar. Damit alljährlich den Nationalpark Hohe Tauern?“ wird nicht nur der entsprechende Wert des Nationalparks Berchtesgaden weit übertroffen. Der zusammengefasste Ergebnisse: Anteil von Nationalpark-Besuchern im engeren und weite- Weil die exakte Antwort auf diese Frage gar nicht so ein- ren Sinn von 50 Prozent übertrifft auch die Werte des seit fach ist, wurde in der Sommersaison 2003 eine aufwändi- 1914 bestehenden Schweizerischen Nationalparks. ge Besucherzählung durchgeführt. An 47 Zählstellen wur- den die Gäste erfasst. Die Ergebnisse mussten anschlie- Veröffentlichungen/Berichte: ßend mit den Daten, die bei Mautstraßen und bewirt- unveröffentlichter Projektendbericht schafteten Parkplätzen erhoben werden, verknüpft wer- den. Das Ergebnis: Rund 1.740.000 Menschen haben in Auskünfte: vergangenen Sommer den Nationalpark Hohe Tauern be- Mag. Gabriel Seitlinger, [email protected], sucht. Damit kann sich das Schutzgebiet mit dem Schön- Tel.: ++43 (0) 6542 55281-12 brunner Tiergarten messen, der mit rund 1.758.714 Gäs- ten im Jahr 2001 allgemein als die am meisten besuchte Sehenswürdigkeit Österreichs gilt.

29 Natura 2000 Chance und Herausforderung

Natura 2000 steht für ein staatenübergreifendes Schutz- Umsetzung im Schutzgebiet vorhanden sind. So können gebietsnetzwerk, das die Erhaltung der biologischen Viel- folgende bereits beschriebene Projekte erwähnt werden: falt Europas zum Ziel hat. Als EU-Mitgliedsstaat ist auch ❚ Luftbildinterpretation des Nationalparks Hohe Tauern Österreich aufgefordert, seinen Beitrag gemäß der Vogel- ❚ HABITALP – Alpine Habitat Diversity schutz- und FloraFaunaHabitat-Richtlinien zu leisten. Der ❚ (Inter-)Nationales Bartgeiermonitoring Nationalpark Hohe Tauern mit seinen drei Bundesländer- ❚ Steinadler-Monitoring anteilen ist europaweit eines der größten Vogelschutz- ❚ Biodiversitätsarchiv des Nationalparks Hohe Tauern und FFH-Gebiete und hat damit eine besondere Verant- ❚ Fledermauskartierungen wortung für eine Vielzahl von Lebensraumtypen sowie Tier- und Pflanzenarten übernommen. Die Ausweisung Weiters sind mehrere Projekte zu Lebensraumtypen und von NATURA 2000 Gebieten im Bereich der alpinen bio- Arten in Vorbereitung und werden ab 2005 zur Umsetzung geographischen Region gemäß Richtlinie 92/43/EWG gelangen. Auch die Erarbeitung eines Natura 2000 Mana- wurde mit der Verabschiedung der Liste der Gebiete von gementplans für den gesamten Nationalpark Hohe Tauern gemeinschaftlicher Bedeutung seitens der EU Kommis- ist in Planung. Eine Detailstudie die 2004 begonnen wur- sion Ende 2003 abgeschlossen. Die in den Bundesländern de soll in diesem Rahmen genauer beschrieben werden. Kärnten, Salzburg und Tirol nominierten Gebiete des Na- tionalparks Hohe Tauern wurden vollständig in die offiziel- le Liste aufgenommen uns sind daher sogenannte SAC (Special Areas of Conservation). So wurden für den ges- amten Nationalpark Hohe Tauern 30 Lebensraumtypen (davon 8 prioritär) sowie 14 Tier- und Pflanzenarten gemäß der FFH-Richtlinie sowie 20 Vogelarten gemäß Vogel- schutz-Richtlinie nominiert.

Um eine klare Vorstellung über eine adäquate Vollzug- spraxis zu erlangen, sind die fachwissenschaftlichen De- fizite zu ermitteln und auszuräumen. Gezielte Projekte im Nationalpark Hohe Tauern sollen gewährleisten, dass die Grundlagen für die Erfüllung der Verpflichtungen erarbei- Das Rotsterniges Blaukelchen: eine seltene Singvogelart in Österreich, streng geschützt gemäß Vogelschutzrichtlinie nistet in den Elendtälern tet und in Form verwertbarer Ergebnisse für die direkte des Nationalparks Hohe Tauern

30 Titel: Kartierung des Skabiosenscheckenfalters Euphydryas aurinia, Art des Anhanges II der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) in ausgewählten Bereichen des Natura 2000-Schutzgebietes Hohe Tauern (Austria: Osttirol, Kärnten & Salzburg)

Projektstatus: Umsetzungsstand: Natura 2000, Basisdatenerhebung, Artenschutz Die Freilanderhebungen wurden im Sommer 2004 begon- nen und soll 2005 fortgesetzt werden. Der Zeitraum der Projektgebiet: Untersuchung richtet sich nach der Flugzeit der unter- Nationalpark Hohe Tauern gesamt suchten Art und liegt je nach Witterung zwischen Mitte Ju- Bereiche in denen derzeit keine oder kaum Fundmeldun- ni und Ende August. Nach Raupenstadien kann auch gen dieser Art bekannt sind obwohl diese Art aufgrund schon Ende Mai bis Anfang Juni gesucht werden. derzeitiger Kenntnisse dort zu erwarten wäre (Kartierung von einigen repräsentativen Gebieten). Diese Kartierung findet an sonnigen Tagen während der Untersuchungslaufzeit statt. Die Schmetterlinge werden Laufzeit: Februar 2004 bis Ende 2005 gegebenenfalls mit dem Kescher gefangen, um eine si- chere Bestimmung zu gewährleisten. Die Entnahme von Auftraggeber: Nationalparkrat Hohe Tauern Belegen ist nur in Ausnahmefällen notwendig. Die Ein- zelkartierungen wurden und werden großflächig angelegt, Durchführung: um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, die gesuchte Art Naturkundliches Museum Haus der Natur in Salzburg anzutreffen. Bevorzugt werden dabei die zu erwartenden Mag. Dr. Patrick Gros Lebensräume des Skabiosenscheckenfalters, also mage- re, blütenreiche Mähder, Almwiesen und alpine Rasen in Zielsetzung: Lagen von etwa 1500 bis 2500 m Seehöhe. Der Skabiosenscheckenfalter ist die einzige Tagfalterart des Anhanges II der FFH-Richtlinie (92/43/ EWG) die im Die entsprechenden Funde werden in das Biodiversitäts- NPHT vorkommt. In diesem Gebiet ist der Skabiosen- archiv des Nationalparks Hohe Tauern im Museum Haus scheckenfalter durch seine alpine Unterart debilis vertre- der Natur in Salzburg aufgenommen, wobei weitere be- ten. obachtete Schmetterlingsarten auch Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang besonders interessant In Natura 2000 Schutzgebieten besteht die Pflicht, den Ist- sind die Arten des Anhanges IV der FFH-Richtlinie, die im Zustand bezüglich geschützter Lebensräume und Arten Nationalpark Hohe Tauern ebenfalls vorkommen: Apollo- gemäß Anhang I und II der FFH-Richtlinie zu erhalten. So falter Parnassius apollo, Schwarzer Apollofalter Parnassius ist es in einem ersten Schritt für die betroffenen Arten not- mnemosyne und Thymian-Ameisenbläuling Maculinea wendig, das Vorkommen entsprechender Populationen arion bei denen ebenso Lücken in der Kenntnis der Ver- genau zu dokumentieren, auch in Hinblick auf die Be- breitung in diesem Gebiet bestehen. richtspflicht über die Entwicklung in Natura 2000 Gebie- ten an die EU. Veröffentlichungen/Berichte: Zwischenbericht Ende 2004 Aufgrund der Defizite in der Kenntnis über die Verbreitung dieses Schmetterlings im NPHT wurde von den zuständi- Auskünfte: gen Sachbearbeitern vorgeschlagen, eine Kartierung die- Mag. Katharina Huttegger, ses Taxons vorzunehmen. [email protected], Tel: ++43 (0) 4825 6161-10

31 Weiters fallen in den Zeitraum vom 2003/2004 folgende Projekte:

Titel Durchführung Laufzeit Mineralparagenesen in Zerrklüften Dr. Elisabeth Kirchner, Universität Salzburg 1987 bis der Hohen Tauern DDr. Eberhard Stüber, Direktor des Hauses der Natur Salzburg vorl. 2006 Mooskartierung im Kärntner Anteil des Mag. Heribert Köckinger (Projektleiter) 2001–2004 Nationalparks Hohe Tauern Dr. Michael Suanjak, Mag. Dr. Adolf Schriebl Der Berg im Eis – vegetationsökologische Dr. Hannes Kirchmeir, E.C.O. Institut für 2002–2003 Untersuchungen am Nunatak des Kleinen Ökologie Klagenfurt Burgstalles Die unsichtbare Geschichte der Landschaft: Universität Klagenfurt: 2002–2003 Flurnamen und Toponymie im Gößnitztal Dr. Heinz Dieter Pohl (Projektleiter), (Teil I Forschung, Teil II Schule) Mag. Kirsten Melcher, Mag. Regina Unterguggenberger, DI Bernhard Menne, Mag. Hannes Hoffert Gletscher-Monitoring durch Radarinter- Dr. Viktor Kaufmann, TU Graz 2002–2004 ferometrie in der Schobergruppe (Nationalpark Hohe Tauern Kärnten) Leben 2014 – Perspektiven der Regional- DI Dr. Andreas Muhar, BOKU Wien 2002–2005 entwicklung in der Nationalparkregion Dr. Ing. Dipl.-Agr. Biol. Bernhard Freyer, BOKU Wien Hohe Tauern/Oberpinzgau Pilotphase 2003: Monitoring des Berg- Mag. Mona Abl, Universität Wien 2003–2004 mähder-Ökosystems der „Pockhorner Wiesen“ Dr. Werner F. Kreisch, Botanischer Garten und Museum im Nationalpark Hohe Tauern Kärnten Berlin-Dahlem, Freie Universität Berlin Fledermausschutz im Alpen- und Adriaraum Projektträger: Arge NATURSCHUTZ, Klagenfurt 2003–2006 (Interreg IIIA Projekt) Mag. Klaus Krainer (Ansprechpartner) Umsetzung: Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich Mag. Dr. Guido Reiter (Gesamtkoordination), Ulrich Hüttmeir (Koordination Kärnten), Mag. Maria Jerabek (Salzburg), Mag. Anton Vorauer (Koordination Tirol) Bildung für nachhaltige Entwicklung in Mag. Marion Leng, Universität Göttingen (Dissertation mit 2003–2006 europäischen Großschutzgebieten. Beispielen aus dem Nationalpark Hohe Tauern gesamt) Evaluation von Konzepten Vegetationsanalyse Großelendtal Mag. Michael Jungmeier, E.C.O. Institut für 2004 (Nationalpark Hohe Tauern Kärnten) Ökologie Klagenfurt Forschungscamp „Der Berg im Eis“ 2004 – Dr. Hannes Kirchmeir, E.C.O. Institut für Ökologie 2004–2005 Ergänzende und vertiefende Untersuchungen Dr. Luise Schratt-Ehrendorfer, Universität Wien zum Projekt „Die Vegetationsentwicklung Dr. Roman Türk, Universität Salzburg am Nunatak des Kleinen Burgstalls“ Dr. Christian Wieser, Kärntner Landesmuseum Mag. Katharina Huttegger (Projektkoordination) Untersuchung zur Siedlungsdichte und Peter Rass, BirdLife Österreich Gesellschaft für 2004–2005 Raumnutzung des Rotsternigen Blaukehlchens Vogelkunde Landesgruppe Kärnten (Luscinia svecica svecica) im Groß- und Kleinelendtal des Nationalparks Hohe Tauern Kärnten „Maßnahmen zur langfristigen Sicherung Mag. Michael Jungmeier, E.C.O. Institut für Ökologie 2004–2010 der Naturverjüngung von Laubbeständen Klagenfurt im Gößgraben“: Erfolgskontrolle mit Hilfe eines Monitorings

Forschungscamp im „Ewigen Eis“: Untersuchungen des Kleine Burgstalls (2709 m) am Fuße des Großglockners

32 An der Hochalpinen Forschungsstation wurden im Zeitraum 2003/2004 folgende Projekte und durchgeführt:

Titel Durchführung Laufzeit Populationsbiologie des Schneefinks (Montifringilla nivalis) Nationalparkinstitut des Hauses der Natur: 2003, 2004 ein unbekanntes Charaktertier der Alpinzone des R. Lindner, N. Winding Nationalparks Hohe Tauern Auswirkungen der Globalen Klimaänderung Univ. Wien, Inst. für Ökologie und Naturschutz: 2003 (Pilotprojekt) A. Richter Blütenfarben und Wahlstrategien bestäubender Hymenopteren Univ. Berlin, Inst. für Neurobiologie: 2003 N. Hempel de Ibarra, A. Flügge. Laboratorium für Blütenökologie, Berlin: W. Kreisch Das Brennkogelkees – Vergangenheit, Gegenwart, und weiter? Univ. Salzburg, Inst. für Geologie & 2003 Paläontologie: P. Herbst Parasit.Wirt-Beziehungen und Artenvielfalt von Parasitoiden in Univ. Salzburg, Inst. für Zoologie M. Schwarz 2003, 2004 alpinen Ökosystemen am Beispiel der Schlupfwespen in den Hohen Tauern Vegetationskundliche Untersuchungen an ausgewählten Univ. Salzburg, Inst. für Botanik: S. Gewolf 2003 Standorten der Gletschervorfelder des Ödenwinkel- und Brenn- kogelkees Dauerbeobachtung zur Entwicklung alpiner Ökosysteme Nationalparkinstitut des Hauses der Natur: 2003 nach Auflassung der Beweidung im NP-Sonderschutzgebiet I. Illich Piffkar: Heuschrecken Steinadler-Monitoring im Nationalpark Hohe Tauern: Erfassung N. Winding und R. Lindner 2004 und Dokumentation der Steinadler-Population (Horste, Repro- duktionsrate, Nahrungsökologie, potenzielle Störkonflikte) Vegetationsbeobachtung im Piffkar (Fuscher Tal): Positive Ve- K. Huttegger 2004 getationsentwicklung aufgrund natürlicher Sukzession nach Beendigung der Beweidung? Auswirkungen der Globalen Klimaänderung. Pilotprojekt Univ. Wien, Inst. für Ökologie und 2004 Naturschutz: A. Richter Ausbreitungsbiologie von Gefäßpflanzen im Gletschervorfeld Univ. Salzburg, Inst. für Botanik: S. Gewolf 2004 der Pasterze (Großglockner: Hohe Tauern) Bestandserfassung der Lepidopteren des Hochgebirges Entomologische Arbeitsgemeinschaft des 2004 Hauses der Natur: G. Embacher Ökologie alpiner Hummelgemeinschaften J. Neumayr, Salzburg 2004 Dynamik von Heuschrecken-Populationen (Orthoptera: Saltato- I. Illich 2004 ria) in subalpinen und alpinen Rasen des Sonderschutzgebietes Piffkar (Nationalpark Hohe Tauern)

Blick vom Sonderschutzgebiet Piffkar Richtung Fuscherkarkopf

33 Im Zeitraum 2003/2004 wurden folgende Diplomarbeiten bzw. Dissertationen, die einen Bezug zum Nationalpark Hohe Tauern aufweisen, abgeschlossen:

Titel Durchführung Vegetation und Management der Bergmähder „Pockhorner Abl Mona, Univ. Wien, Inst. für Ökologie Wiesen“ im Nationalpark Hohe Besonderheiten und Probleme eines Marketing für Regionen, Breyer Thomas, Univ. Wien, Inst. für Absatzwirtschaft dargestellt an den Nationalparkregionen Österreichs The Role of Citizen Participation in the Establishment of Doric Alexander, Univ. Graz, Univ. Roskilde (Dänemark) National Parks in Austria Sportökologische und wildbiologische Aspekte im alpinen Dungler Heinrich, Univ. Salzburg, Inst. für Sportwissen- Hochgebirge (Diss.) schaften, Univ. Wien, Inst. für Wildbiologie „Einführung von Kundenkarten im alpinen Ferientourismus“ Eder Christian, FH Tourismus, Management Center Innsbruck Das Berggebiet im Zeitalter digitaler Landnutzungs- und Gallobitsch Christian, Univ. Klagenfurt, Inst. für Landbedeckungs-Information, gezeigt am Beispiel des neuen Geographie und Regionalforschung Kärntner Almkatasters Territorialverhalten und Aktionsraumanalyse eines Bartgeier- Otto Silvia, Univ. Wien, Inst. für Ökologie brutpaares Vegetationsökologische und naturschutzfachliche Bewertung Petschacher Ulrike, Univ. Wien, Inst. für Ökologie und Management der Bergmähder „Greiwiesen“ im Nationalpark Hohe Tauern/Tirol Kultur? Ja natürlich! Zur Formierung und Repräsentation von Ploner Josef, Univ. Wien, Inst. für kulturellem Erbe in der Nationalparkregion Hohe Tauern Europäische Ethnologie

34 Aktuelle Forschung im Nationalpark Kalkalpen

als „Ramsar Schutzgebiet“ zu sehen. Bei allen diesen na- tionalen und internationalen Rahmenbedingungen wird auch die Forschung im Nationalpark angesprochen. For- schung in Nationalparken hat wichtige Aufgaben zu erfül- len: langfristige Veränderungen natürlicher Parameter in von menschlicher Nutzung weitestgehend freigehaltenen Gebieten können vorrangig in Nationalparken beobachtet werden. Eine Erfolgskontrolle von klar definierten Zielen des Nationalparkmanagements bedarf der Grundlage von Monitoringprogrammen. Die Verknüpfung von Forschun- gen unterschiedlicher Fachdisziplinen im Sinne einer öko- systemaren Betrachtung kann Erklärungen für die Ursache von Veränderungen liefern. Und nicht zuletzt werden Er- kenntnisse dieser Forschungstätigkeiten im Rahmen der Lagekarte Nationalpark Kalkalpen Bildungsaufgabe eines Nationalparkes benötigt. Der im Südosten des Bundeslandes Oberösterreich lie- gende Nationalpark Kalkalpen ist Teil der Nördlichen Kal- Einen Überblick über die Forschungstätigkeit des National- kalpen und erstreckt sich über die beiden Gebirgszüge park Kalkalpen bieten der „Jahresforschungsbericht 1990“ Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge. Das sowie der „Forschungsbericht 1991–1997“. Beide Publi- Schutzgebiet wurde im Jahr 1997 rechtskräftig verordnet kationen sind über die Nationalparkverwaltung zu be- und als Nationalpark, Kategorie II der international gültigen ziehen (http://www.kalkalpen.at). Zentraler Bestandteil der IUCN-Schutzgebietsklassifikation ausgewiesen. Der Na- aktuellen Forschungstätigkeit sind die Projekte Naturrau- tionalpark umfasst mit Stand 1. 1. 2003 eine Fläche von 20.837 Hektar, wobei der überwiegende Teil als nutzungs- freie Naturzone ausgewiesen ist. Rund 11 Prozent gehö- ren der Bewahrungszone an, in welcher hochwertige Kul- turlandschaft auf Dauer erhalten werden soll. Mit einem Waldanteil von mehr als 80 % ist der Nationalpark Kalkal- pen das größte Wald-Schutzgebiet Österreichs und eines der letzten geschlossen erhaltenen montanen Großwald- gebiete in Mitteleuropa. Das Gebiet ist schwer zugänglich, teils verkarstet und von einem dichten Netz an Schluchten und Bächen durchzogen. In Folge dessen haben sich zahl- reiche natürliche und naturnahe Teilräume der tiefmonta- nen bis subalpinen Höhenstufe bewahrt.

Der Nationalpark o.ö. Kalkalpen hat nationale und inter- nationale Rahmenbedingungen zu erfüllen. Erstere werden in den Bestimmungen des o.ö. Nationalparkgesetzes so- wie den entsprechenden Verordnungen zum Ausdruck ge- bracht. Darüber hinaus unterliegt das Gebiet auch der Vo- gelschutzrichtlinie sowie der Fauna-Flora-Habitat Richtli- nie der Europäischen Union. Als Prädikat und Verpflich- tung sind schließlich auch die Anerkennung als National- Der Weg zur Waldwildnis – Themenweg auf der Feichtau/ park durch die IUCN sowie die 2004 erfolgte Ausweisung Sengsengebirge, gesponsert von der Firma Thun

35 minventur und Meteorologie, zwei Langzeitdauerbeobach- gaben nicht immer gelingt. Unser Ziel muss es daher auch tungen. sein, Forschung so gut wie möglich zu „verkaufen“, indem Ergebnisse entsprechend aufbereitet und kommuniziert Eine effektive Nationalparkforschung benötigt eine lang- werden. Der Forschungsbericht des Lebensministeriums fristige Absicherung finanzieller und personeller Ressour- bietet uns dazu eine gute Gelegenheit. cen, was im Wettstreit mit den übrigen Nationalparkauf-

In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

❚ Naturrauminventur Nationalpark Kalkalpen ❚ Wildverbiss-Kontrollzaunnetz ❚ Meteorologisches Programm Nationalpark Kalkalpen ❚ Analyse von Kleinsäugergemeinschaften verschiede- ❚ Gewässer Dokumentation Nationalpark Kalkalpen ner Biotoptypen und deren Verbiss und Schäldruck im ❚ Risikoabschätzung von Borkenkäfer-Massenvermeh- Vergleich zu wiederkäuenden Paarhufern rungen ❚ Integrated Monitoring – Langzeitbeobachtung von ❚ Einfluss des Waldbrandes auf die Collembolenfauna Ökosystemen im Nationalpark Kalkalpen

36 Titel: Naturrauminventur Nationalpark Kalkalpen

Projektstatus: IST Zustandserfassung, Monitoring Stand 2001 waren rund 1250 Punkte erfasst. Wiederholte Aufnahmen dieser Punkte sollen in einem achtjährigen Zy- Projektgebiet: klus erfolgen (Monitoring). Nationalpark Kalkalpen (Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge) Für jeden Probepunkt werden rund 200 Messgrößen er- hoben. Für die Interpretation dieser Daten ist der Umge- Laufzeit: bungsbezug (Maßnahmen im Umfeld) und eine systema- Vorarbeiten 1994/95, seit 1996 laufende Erhebungen, tische Verknüpfung der Primärdaten von wesentlicher Be- unbefristete Laufzeit deutung. Die Auswertungen erfolgen für den Gesamtbe- reich und für acht naturräumlich abgegrenzte Teilgebiete. Auftraggeber und Durchführung: Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Projektleitung: Ergebnisse: DI Andreas Gärtner ([email protected]), Mitarbeiter: Die Bäume im Nationalpark Kalkalpen sind deutlich älter DI Christian Fuxjäger ([email protected]), und größer als der Durchschnitt von Österreich. Die Ana- DI Katrin Libiseller u.a. lyse der Einzeldaten ergab ein mittleres Alter der Waldbe- Kooperationspartner: Dr. Otto Eckmüller & stände von etwa 120 Jahren. Sowohl Österreich gesamt Univ.Prof. Dr. Klaus Katzensteiner (Univ. f. Bodenkultur als auch Oberösterreich liegen bei einem mittleren Be- Wien), Univ. Prof. Dr. Friedrich Reimoser (Inst. f. Wild- standesalter von etwa 60 Jahren. Der Anteil an Fichten- tierkunde der Veterinär Medizinischen Universität Wien) reinbeständen liegt deutlich unter dem Gesamtösterrei- Autor: D.I .Christian Fuxjäger chischen. Totholzanteil und auch Steinschlagschäden lie- gen über dem Durchschnitt. Aufgabenstellung: Da in einem Nationalpark eine vom Mensch möglichst Die Untersuchung inwieweit die Probefläche Zöbelboden nicht beeinflusste Entwicklung der Natur ablaufen soll, repräsentativ für den Gesamtnationalpark ist ergab für Tei- aber sehr wohl ein Interesse an der Beobachtung dieser le des Nationalparks gute Repräsentativität nicht aber für Dynamik besteht, wird mit diesem Projekt die Dauerbeob- die gesamte Parkfläche. achtung des Naturraumes und seiner Veränderungen an- gestrebt. Die beiden wesentlichsten Ziele lassen sich wie Rendzinen stellen die dominierende Bodenformengruppe folgt definieren: im Nationalpark dar, bei den Humusformen dominiert Mull. Ein Typenschema für die 34 vorkommenden Standortsty- 1.Flächenhafte Erhebung des Ist-Zustandes im Gebiet auf pen liegt vor. der Basis messbarer Parameter (Grundlage für Pla- nungs-, Abgrenzungs- und Managementaufgaben). Abnehmender Verbißgrad bei gleichzeitig zunehmender 2.Flächenhafte Dokumentation der Dynamik der natür- Huftierdichte indiziert ein gut funktionierendes Wildtier- lichen Entwicklung und Beobachtung von Veränderun- management, allerdings ist darauf zu achten dass die An- gen durch periodische Wiederholung der Erhebungen zahl der Huftiere in naher Zukunft nicht zu hoch ansteigt. (wesentlichste Aspekte: Auswirkungen einer Einstellung Auf den Probeflächen wurden bislang 916 verschiedene der wirtschaftlichen Nutzung und Effizienz von Mana- Pflanzenarten nachgewiesen. Davon werden 139 Arten in gementmaßnahmen). der Roten Liste gefährdeter Farn- und Blütenpflanzen Oberösterreichs (Grims et al. 1997) geführt und 73 sind Bei den einzelnen Stichproben handelt es sich um Ras- nach dem O.ö. Naturschutzgesetz teilweise oder vollkom- terstichproben mit einem Punktabstand von 300 Meter. So men geschützt. ergeben sich für das gesamte Nationalpark Gebiet rund 1800 Probepunkte. Mit Ausnahme des Jahres 2002 erfol- Von den 41 gefundenen aktuellen Vegetationstypen gen seit 1996 jährliche Erhebungen von Stichproben. Mit sind Schneerosen-Fichten-Tannen-Buchenwälder und

37 Buchen-Fichtenforste am häufigsten. Potentiell natürlich Eckmüllner, O. (2003): Auswertung der Naturraum- wurden 33 Vegetationstypen unterschieden, wobei auch Stichprobeninventur Nationalpark Kalkalpen 1994 bis hier Buchenwälder dominieren. 2001 und Sonderauswertung Zöbelboden, Waldwachs- tumskundliche Auswertungen. Unveröff. Studie i. A. der Die Analyse der Naturnähe (Hemerobie) zeigt deutliche Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gmbh, Unterschiede einzelner Untersuchungsgebiete auf. Am deutlichsten weichen die Untersuchungsgebiete im Krite- rium „Naturnähe der Baumartenkombination“ voneinan- der ab. Künstliche und stark veränderte Baumartenkom- binationen liegen bei knapp 20 % der Probeflächen vor.

Veröffentlichungen: Koch, G. & I.Kleinbauer (2003): Naturraum-Stichprobe- ninventur Nationalpark Kalkalpen – Auswertung 2003. Un- veröff. Studie i. A. der Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gmbh, Katzensteiner, K. (2003): Auswertung der Naturraum- Stichprobeninventur Nationalpark Kalkalpen 1994 bis 2001, standortskundliche Auswertungen. Unveröff. Stu- die i. A. der Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gmbh, Katzensteiner, K. (2003): Auswertung der Naturraum- Stichprobeninventur Nationalpark Kalkalpen 1994 bis 2001, Sonderauswertung Zöbelboden, standortskundli- che Auswertungen. Unveröff. Studie i. A. der National- park O.ö. Kalkalpen Gmbh, Reimoser, F. und S. Reimoser (2003): Auswertung der Naturraum-Stichprobeninventur Nationalpark Kalkalpen 1994 bis 2001 und Sonderauswertung Zöbelboden, Wildökologie und Waldverjüngung Gehölzartenverteilung und Schichtung. Unveröff. Studie i. A. der Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gmbh, Naturnaher Fichten-Tannen-Buchen Wald im Reichraminger Hintergebirge

38 Titel: Meteorologisches Programm Nationalpark Kalkalpen

Projektstatus: Ist-Zustandserfassung, Monitoring

Projektgebiet: Nationalpark Kalkalpen (Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge)

Laufzeit: Beginn 1990, unbefristete Laufzeit

Auftraggeber: Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Projektleitung: Dr. Erich Weigand ([email protected]) Lageplan der Messstellen

Durchführung: darzustellen. Besonderer Schwerpunkt liegt auf den Ele- Bogner & Lehner OEG ([email protected]), menten Niederschlag, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Günter Mahringer Das heterogene Mosaik unterschiedlicher kleinklimatolo- Autor: Mag. Manfred Bogner gischer Verhältnisse ist durch das stark gegliederte Relief und die beachtlichen Höhenunterschiede im Nationalpark Aufgabenstellung: Kalkalpen bedingt. Um diese Muster zu erfassen, sind ei- Der Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich liegt im Be- ne Vielzahl von Messstationen notwendig. Derzeit umfasst reich der Nordalpen, in einer Zone mit häufigen, stark oro- das nationalparkeigene Messnetz 43 Messstationen graphisch geprägten Niederschlägen (nordalpiner Prall- (Abb.1). Das Stationsnetz wurde so ausgelegt, dass die hang), die das Gebiet und seine Lebenswelt nachhaltig Höhenverteilung der Messpunkte mit der Höhenverteilung prägen. Durch die hohen und kleinräumig strukturierten des Nationalparkgebietes möglichst optimal korrespon- Niederschlagsmengen unterliegt das Nationalparkgebiet diert und ideale Bedingungen für die Messungen herr- einem hohen natürlichen Erosionspotential. schen. Messdaten werden seit 1993 erfasst, geprüft und in verschiedener Form aufbereitet. Meteorologische Daten werden in vielfacher Form als grundlegende Begleitparameter in den Bereichen Ma- Die meteorologischen Daten fließen auch in das vom Um- nagement und Forschung des Nationalparks benötigt. Wie weltbundesamt Wien betriebene internationale Programm in den letzten Jahren ist die Bestandsentwicklung des „Langzeitbeobachtung von Ökosystemen – Integrated Fichtenborkenkäfers weiterhin von besonderem Interesse. Monitoring“ ein. Dieser Forschungsschwerpunkt konzen- Meteorologische Daten sind Grundlagen für ein Borken- triert sich auf eine kleine Untersuchungsfläche und bedarf käfer-Frühwarnsystem. Hierbei sind die Temperatur- und eines größerräumigen Zusammenhanges zur Einschät- Feuchteverhältnisse während der Sommermonate die ent- zung dieser Fläche. scheidenden Parameter für eine Massenentwicklung des Fichtenborkenkäfers. Auch für das Wildtier-Management Ergebnisse: sind meteorologische Parameter zu beschreiben, welche In den Jahren 2003 und 2004 wurden wegen finanzieller die Lebensräume des Schalenwildes prägen. Das Projekt Kürzungen des Projektes hauptsächlich routinemässige „Naturrauminventur Nationalpark Kalkalpen“ hat eine na- Arbeiten wie die Betreuung des Messnetzes, die Daten- turräumliche Bestandsaufnahme des gesamten Gebietes aufbereitung und die Datenauswertung durchgeführt. zum Inhalt. Dafür ist es notwendig, die wichtigsten mete- orologischen Parameter flächendeckend und langjährig in Die Notwendigkeit, meteorologische Messdaten in der Re- ihrem zeitlichen Verlauf zu beobachten und klimatologisch gion flächendeckend zu erheben, spiegelt sich in der Ver-

39 wendung der Messdaten für andere Forschungsprojekte Rahmen anderer Öffentlichkeitsarbeiten wurde damit be- wider. Die Messdaten des dichten Messnetzes im Gebiet gonnen, Messdaten ausgewählter Standorte im Internet des Nationalpark Kalkalpen dienten etwa als wesentliche für alle Interessierten zugänglich zu machen. Diese Aus- Eingangsdaten für die Erstellung eines Topoklimamodells wertungen enthalten Tages- und Monatswerte der erho- im Rahmen des Projektes „Risikoabschätzung von Bor- benen Messdaten sowohl in tabellarischer als auch gra- kenkäfer Massenvermehrungen im Nationalpark“. Zudem phischer Form. Neben Mittelwerten werden Maxima und werden die erhobenen Messdaten anderen Forschungs- Minima der Parameter und Häufigkeitsauszählungen ver- einrichtungen und Institutionen und für Diplomarbeiten zur schiedener Parameter (z. B. Anzahl der Frosttage, Anzahl Verfügung gestellt. der Sommertage, Häufigkeiten von Niederschlagsereig- nissen, etc.) dargestellt. Neben der Darstellung der Messdaten und Auswertung in der Nationalparkzeitschrift „Natur im Aufwind“ und im Berichte und Veröffentlichungen: Keine

Titel: Gewässer-Dokumentation Nationalpark Kalkalpen

Projektstatus: Monitoring

Projektgebiet: Nationalpark Kalkalpen (Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge)

Laufzeit: 2004 bis 2014

Auftraggeber und Durchführung: Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Projektleitung: Ing. Elmar Pröll ([email protected]), Mitarbeiter: Lotte Gärtner, Dr. Erich Weigand

Autor: Ing. Elmar Pröll

Aufgabenstellung: Von allen Gewässern und Feuchtbiotopen im National- park sind nur die Quellen näher untersucht. Über Still- und Fließgewässer gibt es nur einzelne wissenschaftliche Ab- handlungen. Einen Gesamtüberblick über die Gewässer im Nationalpark gibt es noch nicht. Dies ist aber für Ramsar Gebiete wichtig und für die vorgeschriebene Be- Messung im Bereich der Krummen Steyrling, Molln, März 2003 richterstellung notwendig. Ebenso die Erstellung von Ma- nagmentvorschlägen in Bezug auf Gewässer. Ziel des Pro- Material und Methode: jektes ist weiters die Dokumentation aller Gewässertypen In den nächsten 10 Jahren werden bei Quellen, Fließ- in drei Bänden der Schriftenreihe des Nationalpark Kal- und Stillgewässer fogende Parameterblöcke untersucht. kalpen. Diese sollen überwiegend einen populärwissen- ❚ Biologische Parameter: Leitzeiger und Charakterarten, schaftlichen Charakter besitzen. Arteninventar

40 ❚ Physikalische Parameter: Temperatur, Schüttung, Strömung, etc. ❚ Chemische Parameter: Carbonatsystem, Nährstoffe, etc. ❚ Mikrobiologische Parameter: Gesamtkeimzahl, Fäkalindikatoren ❚ Geografische Parameter: Lage, Höhe, Biotopcharakterisierung Heuer befindet sich die Gewässerdokumentation in der Pi- lotphase. Nach deren Abschluss wird das Projektdesign anhand der gewonnen Erfahrungen überarbeitet und an- gepasst. In folgender Tabelle ist der geplante Ablauf des Projekts dargelegt:

Maulauflochquelle/Krumme Steyrling, März 2003

Jahr: Tätigkeiten

2004 Pilotphase, Durchführung der Ersterhebungen, Überarbeitung des Projektdesigns 2005 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres 2006 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres, Erstellung des 1. Berichtes (Quellen) 2007 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres, Veröffentlichung des 1. Berichtes (Quellen) 2008 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres 2009 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres, Erstellung des 2. Berichtes (Stillgewässer) 2010 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres, Veröffentlichung des 2. Berichtes (Stillgewässer) 2011 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres 2012 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres 2013 Durchführung der Beprobungen nach den Erfahrungen des Vorjahres, Erstellung des 3. Berichtes (Fließgewässer) 2014 Veröffentlichung des 3. Berichtes (Fließgewässer)

41 Titel: Risikoabschätzung von Borkenkäfer-Massenvermehrungen

Projektstatus: Anhand einer Kartierung der Prädisposition der Standorte Grundlagenerhebung (Bereich Waldmanagement) und Bestände im Nationalpark Kalkalpen für einen Bor- kenkäferbefall (Ips typographus, Pityogenes chalcogra- Projektgebiet: phus) sollen in Kombination mit der Anwendung eines auf Nationalpark Kalkalpen Topoklimamodellen basierenden Borkenkäferentwick- (Sengsengebirge und Reichraminger Hintergebirge) lungsmodells Risikoflächen für die Massenvermehrung des Käfers ausgewiesen werden. Laufzeit: Beginn: April 2001, Abschluss: Juni 2004 Wesentliche Eingangsparameter für die Modellierung der Auftraggeber: Borkenkäferentwicklung sind einerseits ökophysiologi- Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, sche Eigenschaften der Borkenkäferpopulation (Schwärm- Projektleitung: DI Bernhard Schön ([email protected]) beginn, thermale Entwicklungskennzahlen, Voltinismus und Diapauseverhalten) und andererseits topoklimatische Durchführung: Gegebenheiten. Sie beeinflussen in Abhängigkeit von to- Institut für Forstentomologie, Forstpathologie und pographischen Eigenschaften (Seehöhe, Neigung, Expo- Forstschutz der Universität für Bodenkultur Wien, sition) und strukturellen Bestandeseigenschaften (Über- Projektleitung: Univ. Prof. Dr. Axel Schopf; Mitarbeit schirmung) über die potentielle Sonneneinstrahlung die Dr. Peter Baier, DI Sigrid Netherer, Josef Pennerstorfer thermalen Voraussetzungen für die Borkenkäferentwick- lung (Luft- bzw. Rindentemperatur). Die thermalen Vor- Kooperation: Lebensministerium aussetzungen für den lokalen Schwärmbeginn des Buch- druckers (Ips typographus) wurden anhand von Phero- Autor: DI Bernhard Schön ([email protected]) monfallen und Lufttemperaturmessungen an Standorten in unterschiedlicher Höhenlage überprüft. Aufgabenstellung: Das Schutzziel auf der überwiegenden Fläche des Natio- Anhand empirischer, wissensbasierender Prädisposi- nalpark Kalkalpen ist definiert als Schutz der natürlichen tionsschlüssel für abiotische Faktoren (Sturm, Schnee, Entwicklung. Dynamische Prozesse in Waldökosystemen Rauhreif) und für biotische Faktoren (Borkenkäferbefall; wie Windwürfe oder Borkenkäfergradationen sind dem- Wurzelfäule) kann die Gefährdung gegenüber diesen nach zuzulassen. Einschränkungen sind in den gesetz- Schadfaktoren abgeschätzt und mittels eines speziellen lichen Rahmenbedingungen des Nationalparks nur inso- Tools in ArcView GIS berechnet und visualisiert werden. fern vorgesehen, als eine vom Nationalpark ausgehende Als Datenbasis für die Berechnung und Verifizierung der mögliche Beeinträchtigung von Wäldern außerhalb des bestandes- und standortbezogenen Prädispositionen die- Nationalparks etwa durch eine Borkenkäfermassenver- nen die Daten aus dem Projekt Naturrauminventur Natio- mehrung hintanzuhalten ist. nalpark Kalkalpen, Daten aus der Forsteinrichtung der ÖBF, Daten aus Luftbildinterpretationen und Daten aus Um mögliche Risikozonen zu lokalisieren und zielgerich- dem Borkenkäferentwicklungsmodell. tete Wald-Managementmaßnahmen dementsprechend zu optimieren wurde 2001 das vorliegende Projekt begonnen. Ergebnisse: Die Untersuchungen bauen einerseits auf den Ergebnissen Auf Grund der Fallenfänge an vier unterschiedlichen des Forschungsprojektes „Forstentomologisches Moni- Standorten konnten die bestehenden Angaben zum toring im Quellschutzgebiet der Stadt Wien“ (Coeln et al. Schwärmbeginn von Ips typographus bestätigt werden. Zu 1996; Coeln 1997; Führer und Coeln 1997; Pennerstofer nennenswerten Schwärmaktivitäten kam es erst, als die und Führer 2000) auf, andererseits auf der Generalsynop- Tagesmaxima der Lufttemperatur mehr als 15 bis 16 Grad se der Forschungsinitiative gegen das Waldsterben (Er- Celsius erreichten. Hohe Fangzahlen traten auf, wenn das stellung von Prädispositionsschlüsseln für Schaderreger). Tagesmaximum deutlich über 20 Grad Celsius lag. Ein we-

42 sentlicher limitierender Faktor für die Vermehrung des Buchdruckers ist die Tageslänge, wobei die Reproduk- tionsphase des Buchdruckers auf Tageslängen von mehr als 15 Stunden, d.h. einen Zeitraum von Mitte April bis Mit- te August, eingeschränkt wird. Die Modellierung und Be- wertung der potentiell möglichen Generationen ergab für den Nationalpark und seine Umgebung ein hohes bis sehr hohes Vermehrungspotential des Buchdruckers, wobei selbst in höheren Lagen aufgrund des registrierten Tem- peraturanstiegs in Folge des Klimawandels, des frühen Schwärmbeginns und der einstrahlungsbedingt hohen Rindentemperaturen Geschwisterbruten und mitunter auch zwei Generationen von Käfern erfolgreich abge- schlossen werden können. Stichwort Klimawandel: im Jahr 2003 betrug die mittlere Abweichung der Lufttempe- ratur vom langjährigen Durchschnitt der Monate April bis Oktober im Bereich Nationalpark Kalkalpen (Datenquelle:

ZAMG, Wien) +2,0° C! Transport von Bodenfallen zur Ermittlung der im Waldboden überwinterenden Borkenkäfer. Foto: Bernhard Schön

Die Prädispositionsabschätzung ergab in Folge der hohen tiven Waldumbaus und des vorsorgenden Waldschutzes standörtlichen Prädisposition für Windwurf bzw. Schnee- dar. Sie stellt die Grundlage für die Ausweisung von Flä- bruch, dem hohen, klimatisch bedingten Vermehrungspo- chen dar, die künftig als Biotopschutzwälder im Sinne des tential des Buchdruckers und der gebietsweise hohen bis Forstgesetzes im Nationalpark Kalkalpen ohne Maßnah- sehr hohen Prädisposition der Bestände ein hoch einzu- men gegen Borkenkäfer geschützt werden können. stufendes Gradationspotential im als auch außerhalb des Nationalparks. Berichte und Veröffentlichungen: Schopf, A; Baier, P.; Netherer S.; Pennerstorfer, J. Die Bewertung und räumliche Darstellung der Prädis- (2004): Risikoabschätzung von Borkenkäfer-Massen- position für Borkenkäferbefall und für Sturm und Schnee- vermehrungen im Nationalpark Kalkalpen. Unveröff. schäden als auslösende Störungsfaktoren stellt eine Endbericht der Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH. wesentliche Entscheidungshilfe für das Nationalpark- Schön, B. (2004): Dem Buchdrucker auf der Spur. management bei der räumlichen Planung, bei der Prioritä- Natur im Aufwind, Heft 49, Herbst 2004 tenreihung und Umsetzung von Maßnahmen des präven-

43 Titel: Einfluss des Waldbrandes auf die Collembolenfauna im Nationalpark Kalkalpen

Projektstatus: Grundlagenforschung den sind sie an den Nährstoffkreisläufen, der Humus- und Bodenmikrostrukturbildung und besonders an der Ein- Projektgebiet: dämmung des Pilzwachstums beteiligt. Durch ihre gerin- Nationalpark Kalkalpen (Sengsengebirge) ge Körpergröße dienen sie kleinen Räubern wie Spinnen als Nahrungsquelle. Laufzeit: 2003 bis 2005 Der Brand im Nationalpark Kalkalpen im August des aus- Finanzierung: Theodor Körner Fond (2003) gesprochen trockenen Sommers 2003 ist ein seltenes Er- eignis im alpinen Raum. Im Gegensatz dazu stehen Län- Projektbearbeiter: der wie Australien, wo Brände häufig sind und die Flora Institut für Zoologie der Universität für Bodenkultur, Wien und Fauna gut daran angepasst ist. Die betroffene Fläche (Mag. Pascal Querner), mit Unterstützung durch die von rund 15 ha brannte acht Tage. Sie befindet sich in der Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Dr. Erich Weigand Kampfzone des Waldes (1.400 bis 1.650 m SH) oberhalb ([email protected]) von Windischgarsten (Südseite des Sengsengebirges, Oberösterreich). Der gesamte Latschenbestand, die Lär- chen und auch die Humusschicht wurden durch den Brand und die Glutherde im Boden in weiten Teilen zer- stört. Unmittelbar neben der aktuellen Brandfläche liegt ei- ne Fläche, die vor rund 50 Jahren ebenfalls großflächig ab- gebrannt ist. Diese Fläche zeigt noch deutlich die Spuren des einstigen Brandes, die Vegetation ist noch äußerst spärlich und eine Humusbedeckung findet sich nur in ge- schützten Arealen und Klüften.

Bodenproben wurden im Frühjahr und Herbst 2004 auf der Brandfläche, einer naheliegenden 50 jährigen Brandfläche und einer angrenzenden Referenzfläche genommen. Die Bodentiere wurden mittels einer Berlese Apparatur mit Licht und Wärme aus dem Boden getrieben und in Alko- hol aufgefangen. Es soll gezeigt werden, welche Collem- bolenarten in diesem Lebensraum natürlich vorkommen (Referenzfläche), welche Arten den Brand überlebt haben (Brandfläche 2003) und wie weit sich die Collembolenfau- Waldbrandfläche Hagler, Sensengebirge Südseite na nach 50 Jahren erholt hat (50 jährige Brandfläche). Autor: Mag. Pascal Querner ([email protected]) Zusätzlich wurden zehn Barberfallen in der Brandfläche Aufgabenstellung: eingegraben. Diese besammeln die oberflächenaktiven Dieses Projekt untersucht den Einfluss eines Waldbrandes Tiere die von außerhalb der Brandfläche in das Gebiet ein- im Nationalpark Kalkalpen auf die Fauna der Spring- wandern oder passiv mit Hilfe des Windes verbreitet wer- schwänze (Collembola, Insecta). Collembolen sind neben den. Geht man davon aus dass keine Bodentiere den Hornmilben (Oribatida) besonders im alpinen Raum die Brand überlebt haben, dokumentieren die Tiere aus den häufigste Bodenarthropoden. Springschwänze besiedeln Barberfallen die erste Phase der Wiederbesiedlung. bevorzugt die obersten 10 cm des Bodens, wo sie Abun- danzen bis zu 50.000 Individuen pro m2 erreichen. Im Bo- Veröffentlichungen: In Vorbereitung

44 Titel: Wildverbiss-Kontrollzaunnetz

Projektstatus: Monitoring den Vergleich „Wildschaden“ – „Wildnutzen“ dienen die für den Nationalpark Kalkalpen festgelegten Toleranzgrenzen Projektgebiet: für die Vegetationsbelastung durch Schalenwild mit fol- Nationalpark Kalkalpen genden Prüfkriterien: Jungwuchsdichte, Mischungstyp, (Sengsengebirge, Reichraminger Hintergebirge) Schlüsselbaumarten, Höhenzuwachs, Mehrfachverbiss, Baumartenanzahl und Shannon-Index für Gehölzarten. Laufzeit: Beginn 1998, unbefristet Nach drei Jahren konnte auf 5 % der Probeflächen aus- Auftraggeber und Durchführung: schließlich „Wildnutzen“ (Zielerreichung durch Wildein- Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Projektleitung: fluss ermöglicht), auf 32 % ausschließlich „Wildschaden“ DI Andreas Gärtner ([email protected]); Mitarbeit: (Zielerreichung wildbedingt nicht erreicht), auf 5 % Scha- DI Christian Fuxjäger ([email protected]) den und Nutzen (je nach Prüfkriterium) und auf 58 % we- der Schaden noch Nutzen festgestellt werden. Kooperationspartner: Europäische Union (LIFE-Projekt 1999–2003) Insgesamt ist somit auf überwiegender Waldfläche eine Waldentwicklung ohne Beeinträchtigung durch Schalen- Autor: Dr. Erich Weigand, DI Andreas Gärtner wild gewährleistet. Bezogen auf die einzelnen Verjün- gungszieltypen liegen große Unterschiede vor. Im reinen Aufgabenstellung: Buchen-Laubwald konnten nur 10 % „Wildschaden“ fest- Das Wildverbiss-Monitoring dient als Erfolgskontrolle für gestellt werden (29 Vergleichsflächenpaare). Dagegen wa- das Schalenwildmanagement mit dem Ziel, eine naturge- ren in Fichten-Tannen-Laubholz 32 % „Wildschaden“ und mäße Entwicklung der Vegetation im Nationalpark dauer- in Fichten-Laubholz sogar 57 % der Vergleichsflächen- haft zu gewährleisten. Als methodische Basis dient das paare mit ausschließlich „Wildschaden“. Ausschließlich seinerzeit für Vorarlberg konzipierte Kontrollzaun- und „Wildnutzen“ liegt im Fichten-Tannen-Laubholz bei 5 % Vergleichsflächen-Verfahren (Reimoser et. al., 1997), wel- und im Fichten-Laubholz bei 3 % der Vergleichsflächen ches auf die Ansprüche im Nationalpark Kalkalpen adap- vor. Bei Fichten-Laubholz (30 Vergleichsflächenpaare) ist tiert wurde. Auf dem Nationalpark Gebiet sind bislang 233 die Toleranzgrenze (50 %) derzeit überschritten. Bei den repräsentative Standorte eingerichtet worden und beste- anderen Verjüngungszieltypen ist hingegen auf überwie- hen jeweils aus einer gezäunten und ungezäunten Unter- gender Fläche ihres Vorkommens eine Waldentwicklung suchungsfläche. Bei der gezäunten Vergleichsfläche (6 ohne Beeinträchtigung durch Schalenwild gewährleistet mal 6 Meter, grobmaschiger Drahtzaun) ist der Zutritt und (keine Überschreitung der Toleranzgrenze). somit der Verbiss des Schalenwildes an der Vegetation unterbunden. Veröffentlichungen: Reimoser, F. & S. Reimoser (2003): Einfluss von Aus dem Vergleich der Vegetationszusammensetzung Schalenwild auf die Waldverjüngung im Nationalpark zwischen der ungezäunten Untersuchungsfläche und der Kalkalpen – Ergebnisse aus dem Kontrollzaun- mind. 5 bis max. 20 m entfernten gezäunten Kontrollfläche Vergleichsflächenverfahren. Unveröff. Vorbericht i. A. („Vergleichsflächenpaar“) lässt sich die Stärke des Scha- der Nationalpark O.ö. Kalkalpen Gmbh. lenwildeinflusses auf die Waldverjüngung abschätzen.

Ergebnisse: Mit Dezember 2003 liegen die Ergebnisse von 218 Ver- gleichsflächenpaaren vor, wobei sich die Auswertung auf das erste Untersuchungsintervall von drei Jahren (Erst- und Zweiterhebung) bezieht (Reimoser F. & S., 2002). Für

45 Titel: Analyse von Kleinsäugergemeinschaften verschiedener Biotoptypen und deren Verbiss und Schäldruck im Vergleich zu wiederkäuenden Paarhufern

Projektstatus: Angewandte Forschung, Diplomarbeit

Projektgebiet: Reichraminger Hintergebirge

Laufzeit: 2004 bis 2005

Auftraggeber: Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH; gefördert durch den O.ö. Landesjagdverband

Projektleitung: Dr. Erich Weigand, [email protected]

Kooperationspartner: Prof. DI Dr. Friedrich Reimoser und DI Dr. Ursula Nopp-Mayr, Inst. f. Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Univ. f. Bodenkultur

Gelbhalsmaus beim Schälen einer Esche Durchführung und Autor: Gerald Muralt, Kärnten, Wien biet verteilt. Im Laufe der Vegetationsperiode wurde jede Fläche 4mal für jeweils vier Tage mit 48 „Sherman-trap“ Aufgabenstellung: Lebendfallen befangen, wobei das Leerungsintervall 12 Kleinsäuger stehen inmitten der Nahrungskette und stel- Stunden betrug. Die gefangenen Tiere wurden auf Gat- len somit einen guten Modellorganismus für verschieden- tungs- bzw. Artniveau bestimmt, morphometrisch ver- ste ökologische Fragestellungen dar. Mit ihrer meist her- messen und auf Geschlecht und Fortpflanzungsstatus bivoren Ernährungsweise können sie über Samenfraß, untersucht. Um Populationsberechnungen durch Wieder- Keimlingsverbiss und Schäle einen bedeutenden Einfluss fangraten zu ermöglichen, erhielten alle Tiere eine indivi- auf die Waldverjüngung ausüben und somit zu einer dau- duelle und dauerhafte Markierung (Tätowierung) am erhaften Lebensraumveränderung beitragen. Schwanz.

Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es einen qualitati- Eine vegetationsökologische Charakterisierung jeder Flä- ven und quantitativen Vergleich zwischen dem Einfluss che erfolgte durch die Aufnahme der Pflanzendiversität von wiederkäuenden Paarhufern und Kleinsäugern auf die sowie des Deckungsgrades der jeweiligen Vegetations- Verjüngung aufzustellen. Gleichzeitig wird eine Artenliste straten. Gleichzeitig wurde das Vorhandensein spezieller für die ausgewählten Biotoptypen angefertigt. Kleinststrukturen, welche für Kleinsäuger von besonderer Bedeutung sind, festgehalten. Standortcharakteristika Material und Methode: (Exposition, Neigung, Höhenlage, Reliefform …) sowie die Im Zuge dieser Untersuchung erfolgte eine Analyse des Umgebungssituation (Homogenität/ Heterogenität) und Kleinsäugerartenspektrums verschiedener typischer Bio- der Isolationsgrad der Flächen flossen ebenfalls in die Auf- toptypen des Nationalparks. Die Probeflächen bestanden nahmen ein. aus zwei Buchenurwaldflächen, zwei fichtendominierten Mischwaldflächen, zwei Fichtenwaldflächen und zwei ein- Auf den 6 Waldflächen führte ich differentialdiagnostische schurigen Almwiesen und waren auf das Nationalparkge- Verbissanalysen durch. Anhand charakteristischer Merk-

46 Merkmal Wiederkäuer Hasenartige, Nagetiere Verbissfläche abgequetscht, abgerupft, glatt abgenagt, wie mit Messer abgeschnitten, bei ausgefranst Mäusen meist feine Riefung durch kleine Zähne erkennbar, bei Hasenartigen fehlend Verbisswinkel quer zur Längsachse des Triebes schräg (spitzer Winkel bis ca. 45 Grad) (meist ca. 90 Grad) Jahreszeit des Verbisses verschiedene Jahreszeiten meist im Winter auftretend Verbisshöhe am Baum der Tiergröße entsprechend bei kletternden Arten bis einige Meter hoch, sonst (einschließlich der Schneehöhe) bodennahe Stellen Verbissintensität jährlich meist weniger schwan- starke jährliche Schwankungen möglich kend als bei Mausverbiss („Mäusejahre“) Fraßnest am Stammfuß keines entrindete Zweige, Nadeln, Kotpillen bei Mausverbiss (Nest meist nur im Frühjahr erkenntlich)

Tabelle: Differentialdiagnostischer Schlüssel Verbiss (Reimoser & Reimoser 1998) male (Ausprägung der Verbissfläche, des Verbisswinkels mit Habitateigenschaften getestet. Darüber hinaus werden oder Höhe am Baum) wurden Rückschlüsse auf die verur- das Artenauftreten sowie die demographischen Parame- sachende Tiergruppe (Wiederkäuer, Hasenartige oder Na- ter der gefangenen Kleinsäuger zwischen den Untersu- getiere) gezogen (siehe Tab. 1), wobei eine Einteilung in chungsflächen verglichen. Wurzelschäle, Stammschäle, Seitentrieb- und Leittrieb- verbiss erfolgte. Anhand der differentialdiagnostischen Verbissanalysen soll der Einfluss der Kleinsäuger auf die Waldverjüngung Auswertungen und Ausblick: im Vergleich zu wiederkäuenden Paarhufern verdeutlicht Die Freilandaufnahme wurde mit Oktober 2004 abge- werden. schlossen, die Datenauswertung ist am Laufen. Die klein- säugerspezifischen Variablen werden auf Korrelationen Erste Ergebnisse liegen 2005 vor.

47 Titel: Integrated Monitoring – Langzeitbeobachtung von Ökosystemen

Projektstatus: Monitoring, Ökosystemforschung

Projektgebiet: Nationalpark Kalkalpen (Reichraminger Hintergebirge)

Laufzeit: 30 Jahre, seit 1993

Auftraggeber, Durchführung: Umweltbundesamt GmbH Wien

Projektleitung: Dr. Michael Mirtl, Mitarbeiter: Dr. Thomas Dirnböck, MFRP Eisenwurzen: Die MFRP Eisenwurzen liegt hinsichtlich der DI Maria-Theresia Grabner, Mag. Johannes Peterseil Umsetzung im europäischen Spitzenfeld, wodurch sie als Fallbeispiel im gesamteuropäischen Kontext prädestiniert ist.

Kooperationspartner, Durchführung: Das Integrated Monitoring (IM) ermöglicht das Erkennen Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH, Projektleitung: von ökosystemaren Wirkungszusammenhängen bei den Ing. Elmar Pröll ([email protected]), Mitarbeiter: sich ändernden Belastungen (Schadstoffe, Klimaände- Lotte Gärtner, Franz Kettenhummer, Roland Mayr rung). Damit liefert es die Basis für Prognosen und den daraus resultierenden umweltpolitischen Handlungsbe- Autor: Dr. Michael Mirtl darf. Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Entwick- lung von wirkungsbezogenen Grenzwerten, das sind Kon- Aufgabenstellung: zentrationen und Frachten von Luftschadstoffen, die un- Die Langzeit-Umweltbeobachtungsgebiete des „Integra- ter dem Aspekt der Nachhaltigkeit noch toleriert werden ted Monitoring“-Programmes der UN-ECE repräsentieren können. wichtige Naturräume des jeweiligen Staates. In einem eu- ropaweiten Netzwerk werden Ökosysteme mit standardi- Österreich hat besonderes Interesse an der Teilnahme an sierten Methoden untersucht, um den augenblicklichen dem UN-ECE-Programm, weil es u.a. durch den Stauef- Zustand, die Belastungssituation sowie die Stoffflüsse und fekt der Alpen sehr hohen Schadstoffeinträgen aus den deren Veränderungen zu dokumentieren. Dabei werden Nachbarländern ausgesetzt ist. Die Standortwahl in Ös- die Stoffeinträge (Schad- und Nährstoffe) durch Luft und terreich fiel nach einem streng vorgegebenen Kriterienka- Niederschläge gemessen, die Wirkungen und das Verhal- talog auf den Standort „Zöbelboden“ im nördlichen Teil ten dieser Stoffe im Ökosystem umfassend festgestellt des Reichraminger Hintergebirges. Neben der Nordstau- und die Austräge durch Oberflächenwässer und ins lage und naturräumlichen Ausstattung war mit diesem Grundwasser erhoben. Standort als weiteres wesentliches Kriterium der primäre (aber nicht ausschließliche) Eintrag fernverfrachteter Luft- Das Programm wurde im Rahmen der „Konvention über schadstoffe erfüllt. Mit dem Grundeigentümer, den Öster- die weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmut- reichischen Bundesforsten, wurde ein Verwaltungsab- zung“ der UN-ECE ins Leben gerufen und umfasst ca. 60 kommen abgeschlossen und die Durchführung des Pro- Standorte. Die Ergebnisse dienen der Überprüfung der jektes im Nationalpark Kalkalpen wird rechtlich über den Wirksamkeit von bereits unterzeichneten Abkommen (z. B. 15-a-Vertrag geregelt. Die Aktivitäten vor Ort erfolgen in

SO2-, NO2- und Ozonprotokoll) und Maßnahmen zur enger Zusammenarbeit mit der Nationalpark O.ö. Kalkal- Schadstoffreduktion und werden als Grundlage für weite- pen Ges.m.b.H., vor allem mit dem Nationalpark Labor, re internationale Protokolle zur europaweiten Reduktion das die gesamte Probenaufbereitung, Probenversendung von Schadstoffbelastungen durch weiträumige Schad- und die an den frischen Proben erforderlichen Analysear- stoffverfrachtung verwendet. beiten durchführt.

48 Foto: Luftmesscontainer am Zöbelboden, Task Force Meeting der ICP Komponenten der Gesamtdeposition Integrated Monitoring Arbeitsgruppe Mai 2004

Der Standort Zöbelboden ist ebenso wie der Nationalpark Die erhebliche Schwankungsbreite resultiert aus den Kalkalpen seit 2004 Teil der „Multifunktionalen For- unterschiedlichen Bestandestypen und -strukturen, loka- schungsplattform (MFRP) Eisenwurzen“. Die MFRP Ei- len Geländegegebenheiten sowie von Jahr zu Jahr variie- senwurzen bildet gemeinsam mit der MFRP „High Alps“ in renden Häufigkeiten von Großwetterlagen und Witte- den Ötztaler Alpen das österreichische Netzwerk der öko- rungssituationen (Nebelhäufigkeiten etc.). systemaren Langzeitforschung (LTER-Netzwerk, Long Term Ecosystem Research Network). LTER ist weltweit als Die Stoffeinträge auf „Freiflächen“ ohne Wald setzen sich Verbund von nationalen Netzwerken unter dem Titel „IL- im Wesentlichen aus Regen- und Schneedeposition und TERN“ organisiert (International LTER Network). Für Euro- sedimentierenden Aerosolen („Grobstaub“) zusammen. pa erfolgt die Konzeption und Vorbereitung im Rahmen Letztere sind methodisch noch sehr schwer zu fassen. des „Network of Excellence“ ALTER-Net (6. Rahmenfor- Zeitlich begrenzte Messkampagnen haben jedoch erge- schungsprogramm der EU). In diesem Programm nimmt ben dass sie erheblichen Anteil an den Einträgen haben, Österreich über das Umweltbundesamt maßgeblich an dieser Anteil jedoch zwischen einzelnen chemischen. der Entwicklung von Forschungsplattformen (MFRP’s) teil, Elementen stark variiert (bei Schwermetallen 50–80 %). in denen Forschungseinrichtungen einer ganzen Region funktional zusammengefasst werden. Damit können in ab- Hinsichtlich der Untersuchungen der Stoffeinträge in Be- gestimmten Forschungsprojekten komplexe und skalen- stände sind zwei Ansätze möglich: Einerseits die Unter- übergreifende Fragestellungen bearbeitet werden, die im suchung der Einträge in den gesamten Kronenraum aus Sinne einer Transdisziplinarität die gesellschaftliche Kom- der umgebenden Atmosphäre, andererseits die Erhebung ponente, sozioökonomische Faktoren und naturräumliche der Stoffflüsse, die das Bodenkompartiment aus dem Kro- Prozesse umfassen. nenraum erreichen. Der Unterschied ergibt sich hinsicht- lich der relevanten Eintragspfade. Während beim ersten Ausgewählte Ergebnisse: Ansatz zusätzlich zu den Depositionsformen der Freiflä- Die Abbildung „Komponenten der Gesamtdeposition“ bie- chen noch die direkte Aufnahme von gasförmigen Verun- tet einen Überblick zu den bekannten Pfaden, auf denen reinigungen (SO2, HNO3) und die Abscheidung von Fein- Stoffe aus der Atmosphäre in Ökosysteme gelangen können. stäuben und Nebeltropfen wirkt, gelangen Stoffe innerhalb Die angegebenen Werte bezeichnen exemplarisch für den der Bestände durch den Bestandesniederschlag, den Gesamtstickstoff die möglichen Eintragsmengen in kg pro Stammablauf und den Streufall zum Boden. Die Interak- Hektar und Jahr, wie sie in den Jahren 1995-2002 am Stand- tionen interner, stoffspezifischer Kreisläufe mit diesen Ein- ort „Zöbelboden“ des Integrated Monitoring erhoben wer- tragspfaden tragen zum komplexen Wirkungsgefüge bei, den konnten. Es handelt sich um ganzjährige Messungen mit das bei der Beurteilung und Summierung messbarer Stoff- einer zeitlichen Deckung der Besammlung bis zu 100 %. Flüsse zur „Gesamtdeposition“ zu berücksichtigen ist.

49 spruce (90 %); plateau mixed (beech dominant); mid slope

dry (gaseous) 9,2 fog 12,4 dry (gaseous) 6,9 fog 4,9

wet (rain & snow) 21,5 wet (rain & snow) 21,5

-1 -1 -1 -1 Depo Ntot [kg.ha .a ] 43,1 distance: 250 m 33,3 Depo Ntot [kg.ha .a ] Kleinräumige Variabilität der Gesamtdeposition

Am Zöbelboden beträgt die Gesamtstickstoffdeposition Im IM Gebiet Zöbelboden werden seit 1995 auch die Stof- im Wald mindestens 30 kg/ha/a: als Summe von Freiland- fausträge durch kontinuierliche Abflussmessungen und deposition, trockener Deposition (Gase) und Nebeldepo- zahlreiche Quellmesskampagnen erfasst. Seit Beginn der sition, aber ohne Berücksichtigung von deponiertem Messungen verhalten sich Sulfateintrag und Sulfataustrag Feinstaub. Damit wird der gebietsspezifische Schwellen- parallel sinkend. Im Gegensatz dazu bleibt der Gesamt- wert für Eutrophierung (Critical Load lt. UNECE) von ca. stickstoffaustrag verglichen mit den durchschnittlichen 17 kg/ha/a am IM-Standort deutlich überschritten. Karstquellen Österreichs konstant leicht erhöht, was u.a. mit dem Faktor zusammenhängt dass gänzlich bewalde- Über die Bestandesdeposition und den Stammablauf sind te Wassereinzugsgebiete wie der Zöbelboden grundsätz- nur 20–25 kg/ha/a als Eintrag in den Boden nachweisbar. lich höhere Stickstoffwerte in Quellen aufweisen. Allerdings erfolgt mit 2 bis 2,5 Tonnen Streufall ein Stick- stofftransport von ebenfalls 20–25 kg/ha/a. Welcher Anteil Exemplarisch für die parallelen Untersuchungen zur an diesem Pfad dem deponierten Stickstoff zuzuschreiben Wirkung von Luftschadstoffen mittels Bioindikations- ist und wieviel Stickstoff über interne Zyklen (Direktauf- verfahren sei hier auf die Ergebnisse der bisherigen Flech- nahme durch Blattorgane, Verlagerung in Bäumen) trans- tenuntersuchungen eingegangen: portiert wird, muss zur Beurteilung der Gesamtbelastung und deren Auswirkungen noch geklärt werden. Nach einer Grundinventur im Jahr 1993 fand inzwischen die erste Wiederholungsinventur der Flechten des Zöbel- Der Einfluss von Bestandestypen und Geländeform auf boden statt (TÜRK et al., 2001). Auf ca. 90 über das Pro- die Gesamtdeposition von Stickstoff wird in der Grafik jektgebiet verteilten „Trägerbäumen“ wurde die Flechten- „Kleinräumige Variabilität“ ersichtlich: Während ein relativ vegetation erhoben. Das standardisierte Bioindikations- naturnaher Buchenmischwald im Mittelhangbereich ca. verfahren beruht vor allem auf der hohen Empfindlichkeit 33 kg/ha/a aufnimmt, werden in einer Entfernung von der Flechten gegenüber sauren Luftverunreinigungen. Die nur 250 Metern in fichtendominierten Plateaulagen über Ausbildung von Flechtengesellschaften, die Deckungs- 43 kg/ha/a eingetragen.Die höhere und vor allem ganz- grade, die Wuchskörpergrößen und die Schadbilder gehen jährig konstante Oberflächenrauhigkeit der Fichten im in die Beurteilung und Zuordnung zu immissionsbezoge- Vergleich zum Laubwald bewirkt eine wesentlich höhere nen Flechtenzonen nach einem standardisierten Verfahren okkulte und trockene Deposition. Die detaillierten Kennt- ein. Von größtem Interesse waren die Veränderungen im 6- nisse zu diesem Zusammenhang bilden die Basis für die jährigen Untersuchungszeitraum. Umlegung der lokal gewonnenen Belastungsdaten auf die weitere Umgebung (up-scaling, flächige Modellierung) im Es konnte eine deutliche Verschlechterung des Zustandes Kontext der Multifunktionalen Forschungsplattform Eisen- der Flechtenvegetation festgestellt werden. Beinahe auf der wurzen auf Basis relativ kostengünstig erhebbarer bzw. ganzen Fläche tritt zumindest eine „mittlere Belastung“ modellierbarer Parameter wie Bestandesstruktur, Meteo- durch Luftschadstoffe auf. Sie ist daher nach den Zonie- rologie, Exposition und Inklination. rungskriterien im Mittel als Zone 3 in der 5-stufigen Skala (1 = unbelastet, 5 = sehr stark belastet) einzustufen, womit die Belastung seit 1993 um eine ganze Stufe angestiegen ist.

50 Dabei unterscheidet sich die Situation sehr deutlich nach neut viel zu früh zusammenbrechen. Davon sind auch Exponiertheit, lokaler Geländeform und Seehöhe: Am Flechtengesellschaften auf günstigsten Standorten (den Hochplateau und in den ausgesetzten Oberhängen (auf mineralstoffreichen Borken von Esche oder Bergahorn) ca. 900 m Seehöhe) bewirkt die starke Exponiertheit (Wit- betroffen. terungsextreme und Immissionen) eine Zuordnung zur Zo- ne 2–3 (schwach bis mittel belastet). Deutlich begünstigt Viele Bereiche des Zöbelboden sind inzwischen praktisch sind geschütztere Mittelhanglagen (Zone 2), wohingegen flechtenfrei oder nur mehr von der widerstandsfähigsten die unteren Hangbereiche (500–600m Seehöhe) mit Zone Wuchsform, den Krustenflechten, besiedelt. Das Vorkom- 3–4 (mittel bis stark belastet) die stärksten Schäden auf- men von den empfindlicheren Blattflechten und vor allem weisen. Die bereits erwähnten, häufigen Inversionslagen, von hochsensitiven Strauchflechten in kleinräumig gegen die zu einer stärkeren (Nebel-)Belastung der tiefer gelege- die Hauptwindrichtung gut abgeschirmten Zonen (lokale nen Bereiche durch Schadstoffe aus dem Ennstal und Felsnasen etc.) weist auf die potentiell reichhaltige Flech- dem Alpenvorland führen (Verkehr, Hausbrand) sind sehr tenvegetation und die Bedeutung des kleinräumigen Im- wahrscheinlich für diese Schäden verantwortlich. missionsmusters hin.

Das Flechtensterben am Zöbelboden ist nach parallelen Berichte und Veröffentlichungen: Untersuchungen in den Salzburgischen Randalpen Türk, R., Schume, H., Mayer, W. & Matschinger, M. (600–1200 m Seehöhe) keine Ausnahme, sondern passt 2001. – Immissionsökologische Flechtenkartierung zum allgemeinen Trend der Region: nach einer kurzen Er- Zöbelboden und multivariate Analyse der Ergebnisse, holungsphase an der Wende von den 80-er zu den 90-er Wiederholungsinventur 1999. Umweltbundesamt, Wien, Jahren kam es an vielen Standorten in den letzten Jahren Integrated Monitoring Serie, IM-Rep-024. zu einem totalen Zusammenbruch der Flechtenvegeta- tion. Flechten akkumulieren Schadstoffe so lange, bis die Umweltbundesamt (2004): Umweltsituation in grundsätzlich langlebigen Wuchskörper absterben. Da- Österreich – Siebenter Umweltkontrollbericht, nach kommt es zum Aufbau neuer Populationen, die er- ISBN 3-85457-737-0.

51 Nationalpark Thayatal

Vranov

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Hardegg

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Merkersdorf NIEDERÖSTERREICH

Nationalparkgebiet Straßen Staatsgrenze Thaya im Morgengrauen. Foto: NP Thayatal/Dieter Manhart

Das Thayatal ist der kleinste unter Österreichs National- standorten lockert der Wald auf und geht in artenreiche parks. Trotzdem handelt es sich hier um ein international Trockenrasen über. Aufgrund der Lage an einer ausge- bedeutsames Schutzgebiet. Der Nationalpark Thayatal prägten Klimagrenze zwischen dem trockenen Pannoni- findet seine Ergänzung im benachbarten Národní park Po- kum und dem feuchten, atlantisch geprägten Klima der dyjí, der den tschechischen Teil des Thayatales schützt. Waldviertler Hochfläche vermischen sich im Nationalpark Neben den grenzüberschreitenden Schutzmaßnahmen ist kontinentale und mitteleuropäische Flora und Fauna. die internationale Bedeutung des Schutzgebietes vor al- lem auf die hohe Vielfalt an Tieren, Pflanzen und Lebens- Die Aufgabe eines Nationalparks besteht darin, den Besu- räumen zurückzuführen, die hier auf engstem Raum zu fin- chern Bildung, Erholung und Erbauung zu bieten und durch den ist. Sicherung einer vom Menschen weitgehend unbeeinflus- sten Dynamik den Naturraum zu schützen und die Arten- Bis zu 150 m tief hat sich die Thaya in die geologischen vielfalt zu fördern. Die Forschung im Nationalpark Thayatal Formationen des Waldviertels eingetieft. Durch unter- lieferte in den Jahren 2000 bis 2003 durch Erhebung von schiedliche Härte des Gesteins bildeten sich charakteris- vegetationskundlichen und zoologischen Basisdaten die tische Talmäander, die heute das Thayatal prägen. Entlang Grundlagen für Naturschutzmaßnahmen und das Natur- dieser Flussschleifen gibt es eine enge Verzahnung unter- raummanagement. In den folgenden Jahren steht die Dau- schiedlichster Lebensräume. An den warmen, trockenen erbeobachtung des Naturraumes und seiner Veränderun- Südhängen dominieren Eichen-Hainbuchenwälder, wäh- gen verstärkt im Vordergrund. Im Zuge des Monitorings rend auf den schattigen Nordhängen und im westlichen werden Veränderungen und Auswirkungen der bereits ge- Teil des Nationalparks vorwiegend Buchenwaldgesell- setzten naturschutzfachlichen Maßnahmen erkennbar ge- schaften ausgebildet sind. Auf seichtgründigen Fels- macht und diese, falls erforderlich, modifiziert.

In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

❚ Vegetationsökologisches Monitoring von waldfreien ❚ Flechten im Nationalpark Thayatal Habitaten im Nationalpark Thayatal ❚ Die Wanzenfauna im Nationalpark Thayatal

52 Titel: Vegetationsökologisches Monitoring von waldfreien Habitaten im Nationalpark Thayatal

Projektstatus: Monitoring Im Nationalpark befinden sich ca. 60 ha Wiesenflächen. Auf diesen Beständen hat sich in den letzten Jahrzehnten ein Projektgebiet: Nationalpark Thayatal sehr unterschiedliches Mosaik aus weiterhin genutzten zwei- schürigen und extensiv genutzten Mähwiesen, sowie jungen Laufzeit: 2003 bis 2005 und älteren Grünlandbrachen, die bereits das Stadium von Hochstaudenfluren, z.T. auch von Gebüschen erreicht ha- Auftraggeber: Nationalpark Thayatal GmbH ben, entwickelt. In ihrer Gesamtheit gehen diese Bestände auf die traditionelle vorindustrielle landwirtschaftliche Nut- Projektleitung: zung, die von den Dörfern der heutigen Stadtgemeinde Har- Christian Übl ([email protected]) degg ausging, zurück. Diese Flächen sind auf die Offenhal- tung durch irgendeine Art von Graslandmanagement ange- Durchführung: wiesen, die Nutzungsaufgabe führte zu einer teilweisen Ver- Institut für Ökologie und Naturschutz, Universität Wien, brachung. Neben der allgemeinen Naturschutzaufgabe, Dr. Thomas Wrbka unter Mitarbeit von dem in Mitteleuropa grassierenden Wiesensterben durch Mag. Ingrid Schmitzberger und Mag. Barbara Thurner naturschutzfachlich fundierte Pflegemaßnahmen Einhalt zu gebieten, steht im Nationalpark Thayatal natürlich vor allem Autor: Dr. Thomas Wrbka, Mag. Ingrid Schmitzberger die Erhaltung der spezifischen Wiesenvegetation im Zentrum der Naturschutzbemühungen. Zielsetzung: Im Nationalpark Thayatal existiert eine große Anzahl und Im Rahmen früherer Studien erfolgte eine flächendecken- Vielfalt von Habitaten, die als waldfreie Inseln in die Wald- de Erstaufnahme der genannten Biotoptypen, die Einrich- matrix eingebettet sind. Trocken- und Halbtrockenrasen tung von Dauerbeobachtungsflächen und die Erarbeitung sowie Wiesen und Wiesenbrachen waren in den vergan- von Vorschlägen für die Durchführung eines naturschutz- genen Jahren Gegenstand ausführlicher Untersuchungen, fachlich optimierten Flächenmanagements, welches seit da diese Lebensräume zu einer strukturellen Bereiche- 2000 umgesetzt wird. rung und Auflockerung des ansonsten walddominierten Nationalparks beisteuern und einen ganz wesentlichen Das vorliegende Monitoring soll eine Sukzessionsstudie Beitrag zur lokalen aber auch überregionalen Biodiversität im Sinne einer ökologischen Langzeitforschung einerseits leisten. Sie stellen daher vorrangige Schutzobjekte im Na- und angewandter ökologischer Dauerbeobachtung ande- tionalpark Thayatal dar. rerseits umfassen. Im letzteren Falle handelt es sich um ei- ne spezifische Überwachung bestimmter Lebensraumty- Primäre Substratsteppen sind überwiegend an flachgründi- pen, Pflanzengesellschaften und Arten. Hierbei ist wiede- gen und felsigen Oberhangbereichen und Hangkanten der rum zwischen einem Zieltypenmonitoring, welches eine Schluchteingänge ausgebildet und wurden zum Teil in der möglichst vollständige und flächendeckende Beobach- Vergangenheit durch den Menschen auf Grenzstandorte tung konkreter Arten oder Vegetationstypen beinhaltet, des Waldes ausgedehnt. Durch unterschiedlichen geologi- und einer Erfolgs- bzw. Effizienzkontrolle von Manage- schen Untergrund, Exposition und Gründigkeit konnte sich mentmaßnahmen zu unterscheiden. Für bestimmte Flä- eine überdurchschnittlich hohe Anzahl verschiedener Pflan- chen, auf denen keine Pflegeeingriffe geplant sind, wird ei- zengesellschaften auf diesen trockenheitsbedingt wald- ne Sukzessionsstudie vorgeschlagen, die natürlich auch freien Standorten herausbilden. Auch die Lage des Gebie- Komponenten eines Zieltypenmonitorings enthält. Für tes im klimatischen Übergangsbereich vom pannonischen Flächen mit geplanten geringfügigen punktuellen Pflege- zum gemäßigten Hochflächenklima des Waldviertels trägt eingriffen steht das Zieltypenmonitoring – im einge- zu einer weiteren Bereicherung und einzigartigen Vermi- schränkten Umfang auch die Erfolgskontrolle der gesetz- schungen der entsprechenden Florenelemente bei. ten Maßnahmen – im Vordergrund. Für jene Flächen, die

53 einer bestimmten regelmäßigen Bewirtschaftung unter- Es sind bereits deutliche Unterschiede zwischen den be- worfen sind (z. B. Mähwiesen), steht die Erfolgs- bzw. Ef- weideten und den gemähten Bereichen zu erkennen. So fizienzkontrolle der gesetzten Maßnahmen im Vorder- sind z. B. dichte Bestände von Euphorbia esula nur auf den grund, das Zieltypenmonitoring wird nebenbei verfolgt. gemähten Bereichen anzutreffen. Der Flaumhafer scheint Da hinsichtlich der raum-zeitlichen Dynamik der Trocken- vor allem durch die Mahd, das Rotstraußgras durch die rasen- und Waldsteppenkomplexe vieles unbekannt ist, ist Beweidung zu profitieren. Auf den 1–2x gemähten Berei- das Monitoringsystem so angelegt, dass auch Auswer- chen der unteren Terrasse ist eine deutlich stärkere Re- tungen in diese Richtung möglich sind. duktion des Land-Reitgrases zu erkennen als in den ein- mal gemähten Teilen. Zusätzlich zur Wiederholung der entsprechenden Be- standsaufnahmen von bereits eingerichteten Dauerbeob- Die Managementziele, die Verdrängung der Brachezeiger, achtungsflächen in regelmäßigen Abständen werden fein- vor allem des Land-Reitgrases, und die Wieder-Etablie- analytische Aufnahmen neuer Flächen durchgeführt. Die rung einer artenreichen Wiesenvegetation, werden von neu aufgenommenen Daten werden dokumentiert und mit beiden Managementvarianten erreicht. Die Brachegräser Flächenpaaren unterschiedlichen Managements ver- sind zwar in den Beständen noch vorhanden, dominieren glichen. Es ist also vorgesehen, einerseits die zeitliche sie jedoch nicht mehr. Veränderung seit 1999 bzw. 2000 durch den Vergleich der Vegetationskomplexe und -aufnahmen durchzuführen. Mahd mit Fünftelbrache: Darüber hinaus sind jedoch die feinanalytischen Daten der Vor allem auf den Wiesen der Bärenmühle haben einer er- Flächenpaare mit unterschiedlichem Management aktuell sten Einschätzung zufolge Brachezeiger seit 2000 zuge- zu vergleichen, um erste Aussagen über die Effizienz bzw. nommen. Unter Umständen wäre für diese Wiesen auch ei- den Erfolg dieser Maßnahmen treffen zu können. ne zweite Mahd im Spätsommer sinnvoll. Bei Verbra- chungsgefahr könnte die (primär zoologisch motivierte) Erste Ergebnisse: Fünftelbrache kontraproduktiv wirken. Auf jeden Fall sollte Beweidung/Mahd Umlaufwiese: die Einhaltung der Fünftelbrache überprüft werden und Die große Umlaufwiese ist ein Spezialfall, dem auch im darauf geachtet werden, dass die Fünftelbrache auf keinen Rahmen dieses Projekts ein großes Gewicht eingeräumt Fall zwei Jahre hintereinander auf derselben Fläche ange- wird. Erst zu Beginn der 1990er Jahre wurde die Wiesen- legt wird. Zusätzlich könnte es sich als günstig erweisen, nutzung eingestellt. Innerhalb des ca. 10jährigen Brach- die Fünftelbrache nicht angrenzend an die vorjährige an- liegens erfolgten starke Veränderungen. Große Teile der zulegen, dies kann vorerst nur als Empfehlung den Bewirt- Wiese wurden von Brachegräsern, vor allem dem Land- schaftern vorgeschlagen werden. Eine weitere genaue Be- Reitgras, stellenweise auch von der Fiederzwenke stark obachtung dieses Phänomens ist empfehlenswert. überwuchert, sodass die ursprüngliche Wiesenvegetation kaum noch erkennbar war. Vom Waldrand her konnten sich dichte Bestände von jungen Hainbuchen und Linden etablieren. Im Jahr 2001 erfolgte im Rahmen des Natio- nalparkmanagements die Wiederaufnahme der Nutzung, nachdem die alte Biomasse gehächselt und entfernt wur- de. Ein großer Teil der großen Hauptterrasse wird nun von Schafen beweidet, ca. die Hälfte einmal jährlich gemäht. Auf der frischeren unteren Terrasse wird ein Teil ein- bis zweimal gemäht.

Eine Beobachtung der Vegetationsentwicklung unter die- sen unterschiedlichen Regimes erscheint äußerst span- nend. Es wurden daher sieben der 23 Dauerbeobach- tungsflächen allein auf dieser Wiese angelegt. Blick auf die Wendlwiese. Foto: Christian Übl

54 Titel: Flechten im Nationalpark Thayatal

Projektstatus: Grundlagenerhebung Zielsetzung: Erfassung des bestehenden Arteninventars der Flech- Projektgebiet: Nationalpark Thayatal tenflora und ihrer parasitierenden Pilze im Nationalpark Thayatal. Laufzeit: 2002 bis 2004 Ergebnisse: Auftraggeber: Es wurden 436 Flechtenarten und 28 parasitische Pilze im Unabhängige Untersuchung mit Unterstützung der Nationalpark Thayatal erhoben. Die Diversität der Flech- Nationalpark Thayatal GmbH tenflora ist trotz der geringen Fläche des Nationalparks und dem Fehlen vieler corticoler Flechten außergewöhn- Durchführung und Autor: lich hoch. Die von tschechischer Seite bekannte Artenlis- Dr. Franz Berger, Mag. Franz Priemetzhofer te mit ca. 300 Arten konnte deutlich erweitert werden.

Titel: Die Wanzenfauna im Nationalpark Thayatal

Aelia klugii (Pentatomidae) ist eine eurosibirische Baumwanze, für die aus orientalis () ist für Österreich nur aus Niederösterreich Österreich nur wenige, überwiegend historische Funde bekannt sind. Sie (zerstreut im Wald- und Weinviertel, Wachau, Kamptal, Thayatal) bekannt. gilt in Niederösterreich als „stark gefährdet“ und wurde im NP an einem Foto: Wolfgang Rabitsch trockenen Wiesenstandort am Umlaufberg festgestellt. Foto: Wolfgang Rabitsch

Projektstatus: Grundlagenerhebung Durchführung: Dr. Wolfgang Rabitsch

Projektgebiet: Nationalpark Thayatal Autor: Dr. Wolfgang Rabitsch

Laufzeit: 2002 bis 2004 Zielsetzung: Wanzen sind eine Insektengruppe, deren Indikatorwert Auftraggeber: zur Naturraumbewertung aufgrund ihrer engen Bindung Unabhängige Untersuchung mit Unterstützung der an bestimmte Umweltparameter zunehmend Anerken- Nationalpark Thayatal GmbH nung findet. In verschiedenen Untersuchungen zeigten

55 Wanzenfänge die beste Korrelation mir der lokalen Bio- Die meisten Arten sind häufig und weit verbreitet. Zahlrei- diversität. Bestandeserhebungen sind der erste Schritt che Arten sind arborikol bzw. mesophil, xerotherme Arten zur Beurteilung des Naturraumpotenzials aus zoogeo- sind auf die exponierten Standorte (Reginafelsen, graphischer und faunistischer sowie aus naturschutz- Umlaufberg) beschränkt. Einige Arten finden sich in der fachlicher Sicht. Ziel dieser Studie ist ein möglichst voll- Roten Liste der Wanzen Niederösterreichs (z. B. Aelia ständiger Überblick über die Wanzenfauna im National- klugii, Pentatomidae) oder besitzen österreichweit bedeu- park Thayatal. tende Vorkommen im Gebiet (z. B. Horistus orientalis, Miridae). Wegen der oft versteckten und hoch speziali- Erste Ergebnisse: sierten Lebensweise vieler Wanzenarten, die mit ein Grund Die Gebietsinventarisierung der Wanzen im Nationalpark für ihren hohen Indikatorwert darstellt, ist bei gezielter Su- Thayatal wurde im Frühling 2002 begonnen und im Herbst che mit dem Vorkommen weiterer Arten zu rechnen. Der 2003 abgeschlossen. Bisher wurden 210 Wanzenarten für NP Thayatal bietet einen geeigneten Lebensraum für vie- das Gebiet nachgewiesen (etwa ein Viertel der insgesamt le Wanzenarten und leistet somit einen wesentlichen Bei- für Niederösterreich bekannten Arten), darunter mit Phy- trag für den Erhalt der österreichischen Biodiversität. tocoris singeri (Miridae) auch ein Erstfund für Niederöster- reich. Diese hohe Wanzenartendiversität ist eine Folge des vielfältigen Habitatangebots (Biotoptypen, Nahrungs- pflanzen) und deren Erhalt von besonderer Bedeutung.

56 Nationalpark Donau-Auen

Grundsätze zur Forschung im Nationalpark Donau-Auen gestalten, welches seine fachliche Kompetenz in die Ge- wurden 1998 im Rahmen eines Forschungskonzeptes bietsentwicklung einzubringen bereit ist. Auch kann da- festgehalten. Einen Schwerpunkt bildet dabei die aktive durch in erheblichem Maße an Forschungsprogrammen Forschungslenkung, welche extern finanzierte Projekte, partizipiert werden, die von anderen Finanzquellen dotiert Diplomarbeiten und Dissertationen in das Forschungs- werden. netzwerk des Nationalparks einbindet. Die wissenschaftlichen Programme des Nationalparks Zentrales Element dieser fachübergreifenden Zusammen- konzentrieren sich derzeit auf die Themenfelder Arten- arbeit ist ein gemeinsames Datenmanagement, das allen schutz, Lebensraumqualität und -entwicklung, sowie auf Beteiligten einen effizienten Zugang zum bestehenden Da- wildökologisch-waldkundliche Fragestellungen. Weiters tenpool bereitstellt und diesen laufend erweitert. Insbe- besteht ein Schwerpunkt bei der ökologischen Beweissi- sondere die Zusammenarbeit mit universitären Einrich- cherung wasserbaulicher Revitalisierungs-Projekte. tungen und universitätsnahen Projekten wurde dadurch sehr stark entwickelt. Die Beauftragungen des Nationalparks stellen dabei im klassischen Sinne vielfach keine reinen Forschungsarbeit Durch diese „Forschungspolitik“ kann der Nationalpark dar, sondern beinhalten auch praktische Fragen des na- trotz geringer Forschungsmittel die fachlich relevanten turräumlichen Managements – welche allerdings in einem Schwerpunkte fördern und ein wissenschaftliches Umfeld stark forschungsorientierten Ansatz untersucht werden.

57 In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

❚ Die Europäische Sumpfschildkröte im Nationalpark ❚ Soziale und ökologische Tragfähigkeit im Nationalpark Donau-Auen: populations- und reproduktionsbiologi- Donau-Auen am Beispiel Bootfahren sche Untersuchungen als Grundlage für lokale Schutz- ❚ Morphological variability in Pisidium (Sphaeriidae, maßnahmen Bivalvia) in a hydrological gradient ❚ Einfluss der Heißländen-Sukzession auf Arten und ❚ The importance of a re-connected side-arm for the Artengemeinschaften (Blütenbesucher, Boden- biogeochemical cycling of the River Danube in Austria arthropoden) der Unteren Lobau ❚ Aspects of primary production and phytoplankton ❚ Laufkäfer (Coleoptera, Carabidae) als Indikatoren für community in the River Danube and the floodplain die Naturnähe der Auwälder Beugenau (Donau, system of Regelsbrunn Niederösterreich) und Müllerboden (Leitha, Burgen- ❚ Akustische Kommunikation bei Fischen – Einfluss des land) Habitats auf die Schallwahrnehmung und Lautbildung ❚ Management und Monitoring von Ackerbrachen ❚ Forschungen mit Grau- und Silberpappeln aus dem in der Oberen Lobau Nationalpark Donau-Auen ❚ Auswahl, Präsentationsmöglichkeiten und Konzept ❚ Molekulargenetische Untersuchung der Kreuzung für die Haltung von Insekten und insbesondere heimischer Schwarzpappeln mit Kanadapappeln und aquatischen Organismen im Umfeld des Nationalpark- Pyramidenpappeln im Nationalpark Donau-Auen Zentrums Schloss Orth ❚ Prüfung der Möglichkeiten zur Herkunftsidentifizierung ❚ Die freie Fließstrecke der Donau im Nationalpark gebietsheimischer Gehölze (am Beispiel Roter Hart- Donau-Auen als Überwinterungshabitat für Wasser- riegel) vögel ❚ Genetischer Status der Eichen im Nationalpark ❚ Die Nutzung von Uferstrukturen durch Wasservögel (Problem importierter Linien) ❚ Untersuchung zur Wanzenfauna der Heißländen im ❚ Pollenflug und Blütezeitpunkte bei Eschen Nationalpark Donau-Auen ❚ Wiedereinbürgerung der Deutschen Tamariske, ❚ Erhebung der Nachtschmetterlinge (Arteninventar) Myricaria germanica ❚ Flächige Kartierung der Biberbestände ❚ Konzeption und Aufbau eines Altbaumkataster ❚ Beitrag zur Kenntnis der heimischen Süßwasser- ❚ Wildreben-Kataster und genetischer Status der schwämme in den Donauauen Individuen ❚ Kartierung von Süßwasserschwämmen an ausgewähl- ❚ Das Vorkommen und die Ökologie der Wilden Wein- ten Standorten der Donau rebe – „Vitis vinifera ssp. sylvestris“ (Gmelin) Hegi – ❚ Dotation Lobau – Obere Lobau: Faunistische Unter- in Österreich suchungen 2004 ❚ Wildtierökologisches Monitoring im Nationalpark ❚ Hydro- und Amphiphyten im Groß-Enzersdorfer Arm, Donau-Auen 2003/2004 Eberschüttwasser und Kühwörther Wasser ❚ Wildtierökologisches Monitoring im Nationalpark ❚ Ameisen-Inventar (Rote Liste) Donau-Auen 2004/2005 ❚ Arthropoden ausgewählter Standorte am Flussufer ❚ Transeuropäischer Naturraumkorridor Alpen-Karpaten der Donau – Überregionale Ebene – Phase 1 ❚ Kartierung potentieller Wiesenotter-Vorkommen in ❚ GIS-gestützte Erhebung hypothetisch hochinfektiöser der Nationalpark-Region Habitate für die Übertragung des Leberegels im ❚ Fischmigrationen im frei fließenden Abschnitt der Nationalpark Donau-Auen Donau östlich von Wien – die funktionelle Rolle von ❚ Untersuchung zur Messung der Befallsrate der Zuflüssen und Nebenarmen Leberegelschnecke Galba truncatula mit dem Ameri- ❚ Aufbau einer Referenzsammlung limnischer kanischen Riesenleberegel Fascioloides magna im Gastropoden Nationalpark Donau-Auen ❚ Kartierung der Großvögel in der Orther Au als Grund- ❚ Free-living Nematodes in Running Waters (March, lage eines Wegekonzeptes Weidlingbach; NÖ)

58 ❚ Ausbreitungsmodelle ausgesuchter Neophyten an ❚ Flussmorphologische Entwicklung der Donau im Gewässer- und Wegrändern im Nationalpark Bereich des Nationalparkes 1726–2001, Bereich Donau-Auen Lobau ❚ Problemwahrnehmung „Neophyten“ von ausge- ❚ EDV-gestütztes Projekt GIS (Digitales Höhenmodell, wählten Stakeholders im und um den Nationalpark Flussmorphologie, Landschaftsgeschichte, ...) ❚ Die Besiedlung der Flussufer durch Neophyten ❚ Nachfolgeuntersuchung zur Kosten-Nutzen-Analyse ❚ Evaluierung der Neophytenreduktions-Maßnahmen des Nationalpark Donau-Auen im Nationalpark Donau-Auen ❚ Kontinuität und Wandel einiger ausgewählter Flur- ❚ Schwemmgut – Ausbreitungsmedium terrestrischer namen in Orth an der Donau und Eckartsau Invertebraten in Gewässerkorridoren ❚ Die proto- und metazoische Parasitenfauna bei ❚ Genotypische Identifizierung und phylogenetische Chondrostoma nasus L. und Leuciscus cephalus Charakterisierung von Mikropilzen aus naturnahen L. zweier Habitate in Niederösterreich und die und landwirtschaftlichen Böden im Nationalpark physikalisch – chemische Analyse der Gewässer Donau-Auen ❚ The importance of microorganisms and particles in the ❚ Zur Ernährungsökologie juveniler Cypriniden Danube River floodplains: an experimental approach (Chondrostoma nasus) unter besonderer Berück- ❚ Hydrological connectivity between surface and sichtigung des Nahrungsangebotes subsurface systems in riverine floodplains – a key ❚ Auswirkungen langjähriger Pflegmaßnahmen auf factor in controlling groundwater nutrient dynamics die Laufkäferfauna (Coleoptera, Carabidae) von and the structure of hypogean assemblages Trockenrasen im Naturschutzgebiet „Hundsheimer ❚ Monitoring and Assessment of Nutrient Removal Berge“ (Niederösterreich) Capacities of Riverine Wetlands ❚ Ein Beitrag zur flussmorphologisch orientierten ❚ Stichprobeninventur Wald – Zweitaufnahme Untersuchung der Sohlstabilität der Donau zwischen 2003/2004 Wien und Marchmündung ❚ Schnitte durch den Untergrund und Grundwasser- ❚ Aquaterra (Integrated modelling of the river-sediment- stände in der Unteren Lobau soil-groundwater system) ❚ Vergleich von Auwaldrelikten an ausgewählten ❚ Die Geschichte einer Stromlandschaft Flussabschnitten der Oder, Elbe und Donau ❚ Gebietsentwicklung im Nationalpark Donau-Auen ❚ Pioniervegetation der Donau unterhalb von Wien im Bereich der Stopfenreuther Au von 1958 bis 2000 – ❚ Abhängigkeit der terrestrischen Vegetation vom eine Luftbildanalyse Flurabstand ❚ Analyse der landschaftshistorischen Entwicklung des Augebietes gegenüber Hainburg

59 Titel: Die Europäische Sumpfschildkröte im Nationalpark Donau-Auen: populations- und reproduktionsbiologische Untersuchungen als Grundlage für lokale Schutzmaßnahmen

Projektstatus: Angewandte Forschung Schildkrötenzentrum bei Orth an der Donau wurde errich- tet, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, diese Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Tiere unter natürlichen Bedingungen zu beobachten, oh- ne sie zu stören und zu gefährden. Laufzeit: 1997 bis 2003 Veröffentlichungen/Berichte: Auftraggeber: Diplomarbeit Universität Wien 2003 Diplomarbeit der Universität Wien, Rössler, M (1999): Populationsökologische Unter- Univ. Prof. Dr. Walter Hödl; in Zusammenarbeit mit dem suchung von Emys orbicularis (Linnaeus, 1758) in den Nationalpark Donau-Auen österreichischen Donau-Auen (Reptilia: Testudines: Emydidae)“ – Faunistische Abh. Staatl. Museum für Durchführung: Mag. Maria Rössler Tierkunde Dresden, Bd 21, 283–304. Rössler, M (2000): Die Fortpflanzung der Europäischen Zielsetzung: Sumpfschildkröten Emys orbicularis (L.) im Nationalpark Erfassung der Bestände und der Bestandsentwicklung, Donau-Auen (Niederösterreich) – Stapfia 69, Neue Folge der zur Fortpflanzung relevanten Landschaftselemente Nr. 149, 145–156. und des reproduktionsbiologischen Grundlagenwissens Rössler, M (2000): Der Lebensraum der Europäischen als Ausgangspunkt sinnvoller Fördermaßnahmen. Sumpfschildkröte Emys orbicularis (L.) in den nieder- österreichischen Donau-Auen (Reptilia: Testundines: Ergebnisse: Emydidae) – Stapfia 69, Neue Folge Nr. 149, 157–168. Erstmals konnte die erfolgreiche Fortpflanzung der Euro- Rössler, M (2000): Aktuelle Situation, Gefährdung und päischen Sumpfschildkröte in den Donau-Auen östlich Schutz der Europäischen Sumpfschildkröte Emys von Wien eindeutig belegt werden, indem Eiablage, orbicularis (L.) in Österreich – Stapfia 69, Neue Folge schlüpfende Jungtiere und die Beobachtung von Jungtie- Nr. 149, 169–178. ren in allen Größenklassen dokumentiert wurden. Die Zu- ordnung der morphologisch untersuchten Tiere zur Nomi- natform spricht ebenfalls dafür, dass die im niederöster- reichischen Teil des Nationalpark Donau-Auen analysier- ten Individuen einer autochthonen Population angehören. Der Nachweis von ausreichend Möglichkeiten zur Ther- moregulation, Überwinterung, Deckung und Nahrungs- aufnahme zeigen neben der erfolgreichen Fortpflanzung, dass die Sumpfschildkröte im Nationalpark Donau-Auen einen geeigneten Lebensraum vorfindet.

Aufgrund dieser Arbeiten konnten Natur- und Arten- schutzmaßnahmen durchgeführt werden: Mähtermine Bei den Heustadlteichen können Sumpschildkröten aus getarnten wurden geändert, Besucherströme neu gelenkt und ein Verstecken beobachtet werden. (Foto: F. Kovacs)

60 Titel: Einfluss der Heißländen-Sukzession auf Arten und Artengemein- schaften (Blütenbesucher, Bodenarthropoden) der Unteren Lobau

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Untere Lobau

Laufzeit: 1998 bis 2002

Auftraggeber: Universität Wien Der Weißdorn erobert die Trockenstandorte (Foto: C. Baumgartner)

Durchführung: Mag. Dr. Doris Rotter herangezogen werden. Charakteristisch für die Rohbo- denstandorte sind typische Offenlandarten, wie die Heu- Zielsetzung: schrecken Euchorthippus declivus, Chorthippus biguttu- Auf den Heißländen der Unteren Lobau kann seit einigen lus-Gr., Oedipoda caerulescens und der Sandlaufkäfer Jahrzehnten eine Tendenz zur Verbuschung und damit ver- Cicindela campestris. In die am stärksten verbuschten bundener Monotonisierung des vielfältigen Standortmo- Bereiche wandern bereits typische Waldarten ein, so saiks beobachtet werden. Je nach Ausgangssituation ist zum Beispiel die Laufkäfer Abax ater, A. parallelus und die Sukzession heute unterschiedlich stark fortgeschritten. die Spinnen Trochosa terricola und Alopecosa aculeata. Nach der Donauregulierung trocken gefallene schottrige ❚ Aus der Sicht des Naturschutzes ist vor allem der Erhalt Bereiche weisen im Gegensatz zu tiefgründigeren Stand- der Pionierstadien wünschenswert. Diese beherbergen orten noch einen geringen Pflanzenbewuchs auf. Die fort- typische Arten und eine eigenständige Artengemein- schreitende Bodenbildung führt jedoch in allen Bereichen schaft. Faunistisch interessante Funde (z. B.: Chorthip- zur Zunahme der Vegetationsdichte und Strauchdeckung. pus vagans, Alopecosa mariae, Drassodes villosus) stammen von diesem Standortstyp. Im Vergleich zu den In vorliegender Arbeit wird der Einfluss dieser Vegeta- offenen Bereichen ist der Wert stark verbuschter Stand- tionsentwicklung auf bodenlebende Tiergemeinschaften orte als gering einzustufen. Hier dringen bei den Bo- (Heuschrecken, Laufkäfer, Spinnen, Weberknechte, As- denarthropoden bereits häufige Arten aus den umlie- seln, Hundertfüßer, Doppelfüßer) und Blütenbesucherge- genden Auwäldern ein. Die Ausweitung der Verbu- meinschaften (Hummeln, tagfliegende Schmetterlinge) schung führt somit zu einem Flächenverlust wertvoller dargestellt. Trockenrasenstandorte zugunsten bereits häufiger monotoner Gebüschbestände. Für eine artenreiche Ergebnisse: Schmetterlingsgemeinschaft haben neben dem Vor- Folgende Aussagen können getroffen werden: handensein unterschiedlicher Sukzessionsstadien auch ❚ Die Heißländen der Unteren Lobau können in verschie- die Magerwiesen eine große Bedeutung, weil in sehr tro- dene Sukzessionsstadien mit eigenständiger Vegeta- ckenen Perioden die Nahrungsquellen auf den Heißlän- tion und Umweltbedingungen unterteilt werden. den völlig versiegen können. ❚ Die Vegetationsentwicklung der Heißländen hat auf die Zusammensetzung der Tiergemeinschaften einen Ein- Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit können als Grund- fluss. Insbesondere weisen die Pionierstadien neben lage für zukünftige Managementmaßnahmen auf den der charakteristischen Vegetation eine eigenständige Heißländen der Lobau dienen. Die genaue Dokumentation Tiergemeinschaft bei Heuschrecken, Laufkäfern, Spin- des Ist-Zustandes ermöglicht in Zukunft eine effiziente nen und Schmetterlingen auf. Kontrolle für durchgeführte Maßnahmen. ❚ Viele Arten haben ihren eindeutigen Verbreitungs- schwerpunkt auf nur einem Standortstyp und können so- Veröffentlichungen/Berichte: mit als Zeigerarten für das jeweilige Sukzessionsstadium Dissertation Universität Wien, Oktober 2002

61 Titel: Laufkäfer (Coleoptera, Carabidae) als Indikatoren für die Naturnähe der Auwälder Beugenau (Donau, Niederösterreich) und Müllerboden (Leitha, Burgenland)

Projektstatus: Anteil Arten Anteil Individuen 100 100 Grunddatenerhebung, Grundlagenforschung

75 75 Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen 50 50 Laufzeit: 2002 bis 2004 25 25

Auftraggeber: 0 0 Diplomarbeit Universität Wien, Beugenau Müllerboden Beugenau Müllerboden Univ. Prof. Dr. Wolfgang Waitzbauer makropter dimorph brachypter

Flugdynamische Typen der Laufkäfer an den Standorten Beugenau und Durchführung: Mag. Thomas Drapela Müllerboden. Anteil brachypterer, dimorpher und makropterer Arten an der Gesamtartenzahl.

Zielsetzung: period were extreme. Sampling was carried out from April Gegenstand der vorliegenden Untersuchung war die Er- to October 2002 with 16 pitfall traps at each site (preser- fassung der Laufkäferfauna (Carabidae) der beiden Au- vation liquid: ethyleneglycol). wälder Beugenau und Müllerboden und die Bewertung der Naturnähe dieser beiden Wälder mit Hilfe der Laufkäfer als At Beugenau 37 species were found, at Müllerboden 45 Indikatoren. species. Both communities are characterised by the do- minance of eurytopic, hygrophilous species. Pterostichus Ergebnisse: melanarius is the most abundant species. Species typical Dynamics of inundations in natural floodplain forests result of floodplain forests play an important role in both coe- in characteristic ground beetle communities. Therefore noses: e.g. Platynus assimilis, Carabus granulatus, Patro- carabid beetles can be used as indicators for natural con- bus atrorufus and Oxypselaphus obscurus. Species of ditions of floodplain forests. stable woodland, e.g. the stenotopic Abax parallelus at Beugenau, and other eurytopic woodland species (Cara- Typical floodplain species possess a set of physiological bus coriaceus, C. scheidleri, C. nemoralis) are among the and ethological adaptations, e.g. flood-induced migrating, most abundant species, too. Observed frequencies of which allow them to cope with dynamic conditions in re- species with different wing morphology suggest the pre- gularly flooded habitats. Carabid communities of dynamic sence of semi-natural conditions with limited flooding dy- habitats generally are characterised by a high proportion namics. of macropterous species. Further, the significance and suitability of breeding type and body size as characteris- Carabid communities of the natural forests Beugenau and tics indicating certain habitat conditions (e.g. habitat sta- Müllerboden represent coenoses with high proportions of bility or dynamics) is discussed. species typical for dynamic floodplain forests. On the other hand species of stable wood ecosystems reach The ground beetle communities of two alluvian forests in considerably high abundances. Thus a shift towards com- eastern Austria were investigated in 2002: Beugenau in mon woodland carabid coenoses has, to a certain extent, Lower Austria at the confluence of the river Schwechat already occurred at both sites. In a single study period it and the river Danube and Müllerboden in northern Bur- is not possible to determine the actual dimension of genland at the river Leitha in the peripheral area of the mi- these changes. Furthermore it is difficult to assess the im- litary training area Bruckneudorf. Both sites get more or pact of extreme flooding events in 2002. But it can be less regularly inundated, but flooding events during study assumed that any further limititations of flooding dyna-

62 mics would result in drastic changes in carabid coenoses Veröffentlichungen/Berichte: and the disappearance of floodplain forest species within Diplomarbeit Universität Wien 2004 a few years.

Titel: Management und Monitoring von Ackerbrachen in der Oberen Lobau

Projektstatus: Basisdatenerhebung, angewandtes Naturraum- Management, Monitoring

Projektgebiet: Wiener Teil des Nationalpark Donau-Auen, Obere Lobau: Markethäufl, Rohrwand

Laufzeit: 1999 bis 2004

Auftraggeber: Aussaat auf der Ackerbrache. (Foto: Zentrum für Umwelt- und Naturschutz) MA 49 – Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb Als begleitende Untersuchungen wurden auf drei ausge- der Stadt Wien, Forstverwaltung Lobau wählten Flächen, Markethäufl und Rohrwand, die Vegeta- tion, Wildbienen und Wanzen auf den untersuchten Durchführung: Flächenerhoben. Wildbienen und Wanzen sind wichtige Universität für Bodenkultur Wien, Zentrum für Umwelt- Indikatoren des Offenlandes, die sensibel auf Lebens- und Naturschutz; Univ. Prof. Dr. Wolfgang Holzner, raumunterschiede reagieren. Ihre Artenzahlen korrelieren Dr. Bärbel Pachinger, DI Leopold Toifl streng mit der lokalen Biodiversität. Mit der Abhängigkeit der Wildbienen von oft getrennten Teillebensräume als Zielsetzung: Nahrungs- und Nisthabitat wird darüber hinaus die Vernet- Im Rahmen der Gründung des Nationalpark Donau-Auen zung von Biotopstrukturen im besonderen Maße erfasst. 1996 wurden zahlreiche landwirtschaftlich genutzte Flächen Zur Frage, wie die Besucher der Oberen Lobau die Bra- aus der Produktion genommen. Um trotz der Reduktion der chen wahrnehmen und welche Anforderungen diese Flä- Ackerflächen die Erhaltung des Offenlandes zu gewährleis- chen dabei erfüllen müssen, wurden vom Institut für Agrar- ten, sollte ein Teil dieser Flächen in Wiesen umgewandelt ökonomik Interviews durchgeführt. oder als Ackerbrachen erhalten bleiben. Vorrangiges Ziel bei der Anlage und Pflege dieser Flächen war die Erhöhung der Ergebnisse: Diversität der Flora und Fauna sowie die Erhaltung und För- Durch Sukzession auf einer von Wald umgebenen Brache derung gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Zur Erreichung stellt sich nur eine artenarme Pioniervegetation ein, da dieser Ziele wurde gemeinsam mit der MA 49 – Forstver- Trockenrasen- oder Wiesen-Pflanzenarten von nirgendwo waltung Lobau für drei ausgewählte Ackerbrachen ein pri- einwandern können. Die Flächen werden daher ohne Ein- märes Entwicklungsziel festgelegt und die Pflege (Mahd, griff entweder zu Wald oder Reinbeständen von Goldrute Umbruch, Aussaat …) darauf abgestimmt. Die vereinbarten bzw. Reitgras. Durch Mahd allein entsteht hier keine bun- Pflegemaßnahmen wurden von der MA 49 durchgeführt. te Wiese oder Trockenrasen. Wenn man eine derartige Der Erfolg dieser Maßnahmen wurde kontrolliert, dem Ent- Vegetation will, muss durch Einsaat nachgeholfen werden. wicklungsziel der Fläche gegenübergestellt und anschlie- Wiesen (Trockenrasen) einsaat gelingt am besten im ßend die Maßnahmen bei Bedarf modifiziert. Herbst (bis Winter). Heudruschsaat aus der Lobau erwies

63 sich als die effizienteste Methode. Hohe, blütenreiche dung der Vergrasung und Verfilzung sind daher notwendig. Wildkrautansaaten (hauptsächlich aus Arten der zweiten Die Förderung der Diversität kann nur durch das vielfälti- Besiedlungswelle) unterdrücken die Goldrute, sollten aber ge Nebeneinander unterschiedlicher Strukturen erreicht alle 2-3 Jahre erneuert werden. werden. Ein sinnvolles Brachemanagement sorgt für das gleichzeitige Nebeneinander von jungen und alten Suk- Die Diversität der Insektenfauna und der Anteil seltener Ar- zessionsflächen und das damit einhergehende kleinräu- ten in einer Fläche weisen in den meisten Fällen eine en- mige Vegetationsmosaik. ge Korrelation mit der Pflanzenartenzahl und einem hohen Anteil an Kräutern in der Brachfläche auf. Pflegemaßnah- Veröffentlichungen/Berichte: men zur Förderung der Pflanzenartenzahl und zur Vermei- Projektbericht Juni 2004

Titel: Auswahl, Präsentationsmöglichkeiten und Konzept für die Haltung von Insekten und insbesondere aquatischen Organismen im Umfeld des Nationalpark-Zentrums Schloss Orth

Projektstatus: Angewandte Forschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: Oktober 2003 bis Oktober 2004

Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen mit gesonderter Finanzierung des BMLFUW

Durchführung: Interessante Arten wie die Gottesanbeterin sollen im Nationalpark- Zentrum erlebbar sein . (Foto: C. Baumgartner) Dr. Erich Eder, Mag. Michael C. Niki Knopp, Mag. Thomas Messner, Mag. Alexander Pernstich Ergebnisse: Ein der jeweiligen Jahreszeit angepasstes Artenspektrum Zielsetzung: wurde in Präsentationsmodulen zusammengestellt, das Erarbeitung vom Präsentationstechniken im Freibereich. während der Öffnungszeiten des Besucherzentrums prä- Die Besucher sollen typische Au-Bewohner aus nächster sentiert werden kann. Haltung und Präsentationsmöglich- Nähe in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten kön- keit der ausgewählten Arten wurden in Hinblick auf die nen und über die naturnahe, artgerechte Haltung einen konkrete Umsetzung dargestellt. Einblick in die Ökologie charakteristischer Tiergruppen der Au erhalten. Veröffentlichungen/Berichte: Bericht

64 Titel: Die freie Fließstrecke der Donau im Nationalpark Donau-Auen als Überwinterungshabitat für Wasservögel

Projektstatus: Grundlagenforschung Vorläufige Ergebnisse umfassen einen statistischen Ver- gleich zwischen Habitat-Angebot und Nutzung durch die Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen einzelnen Arten, differenziert v.a. nach Nahrungssuche und Ruhe. Verglichen wurden die Vogel-Polygone mit zu- Laufzeit: Herbst 2003 bis Herbst 2004 fällig über die „Fläche“ der Donau verteilten Polygonen vergleichbarer Größe. Statistisch signifikante Ergebnisse Auftraggeber: liegen für 9 Arten vor. Nationalpark Donau-Auen mit gesonderter Finanzierung des BMLFUW Tauchende Vögel: Die Schellente, die häufigste in dieser Gruppe, bevorzugt Durchführung: Johannes Frühauf v.a. ufernahe, z.T. weitgehend strömungsberuhigte Berei- che mit geringen Wassertiefen und unebenem Grund. Zielsetzung: Überproportional genutzt werden zum Strom hin offene Bisherige habitatbezogene Analysen der überwinternden Buhnenfelder mit offenen Wasserflächen (solche mit hö- Wasservögel an der Donau waren auf Flusskilometer be- herem Schotteranteil werden dem Angebot entsprechend zogen, da diese die kleinste erfasste Raumeinheit im genutzt), aber auch die flußab hinter Inseln gelegenen Rahmen der routinemäßigen Zählungen von BirdLife Ös- Seichtwasserbereiche. Lange Buhnenketten werden be- terreich darstellen; sie mussten sich im Wesentlichen dar- vorzugt. Für die Nahrungssuche zeigt diese Art eine be- auf beschränken, für die einzelnen Arten nach Korrelatio- sonders große Affinität zu Buhnen, da sie etwa Flachwas- nen der Individuenzahlen je Kilometer mit ebenfalls dem ser im Bereich von Schotterbänken außerhalb der Buh- Kilometer zuordenbaren Habitatparametern (z. B. mittle- nenfelder meidet. re Buhnenlänge, Schotterfläche usw.) zu suchen. Diese Studie soll die Kenntnis der Habitatnutzung überwintern- Schwimmende (also nicht aktiv tauchende) Schellenten der Wasservögel vertiefen, indem ein direkter Bezug zwi- zeigen eine damit weitgehend übereinstimmende Habi- schen Vögeln (Nutzung) und Habitat (Angebot) hergestellt tatnutzung. Im Gegensatz zu den tauchenden nutzen sie wird. aber auch Flachwasser im Bereich von Schotterbänken. Angeströmte, aber auch Gleithang-Bereiche sowie die in Ergebnisse: Bezug auf die Position in der jeweiligen Buhnenkette Von Januar bis April 2004 wurden im Wesentlichen im Be- zentralen Buhnenfelder werden überproportional ge- reich des NP Donau-Auen (Flusskilometer 1915–1877) nutzt. alle wassergebundenen Vögel kartiert; dazu wurden Verhalten (i.w. nahrungssuchend, ruhend) sowie jeweils Kormorane tauchen im Verhältnis zur Schellente in tiefe- Individuenzahlen, Sex usw. registriert. Die jeweiligen rem Wasser mit geringer Tiefenvarianz, wobei kein Unter- Aktionsbereiche von Trupps oder Einzelvögeln wurden als schied zum „Angebot“ in der Donau besteht. Obwohl die Polygone entsprechender Gestalt und Größe in ein GIS Art auch in starker Strömung nach Nahrung sucht, werden übertragen (z. B. langgezogene Ellipsen am Ufer rastender Flussmündungen, Häfen und zum Strom hin halboffene Enten). Das Habitatangebot wurde mit GIS-mäßig erfass- (geschützte) Buhnenfelder deutlich bevorzugt. Wasserflä- ten Parametern quantifiziert. Einerseits wurden charakte- chen in Buhnenfeldern werden hingegen nur dem Ange- ristische Situationen wie Buhnenfelder (die zwischen Buh- bot entsprechend genutzt, wobei solche mit Auflandungen nen gelegenen Wasser- und Schotterflächen), Mündun- gemieden werden; auch Flachwasser im Bereich von gen, Häfen usw. digitalisiert und andererseits GIS-Daten Schotterbänken wird unterproportional genutzt. Kormora- wie Schotterbänke, Wassertiefen, Gehölzkulisse usw. so- ne zeigen folglich auch keine Präferenz für lange Buhnen- wie Parameter der Störungsintensität aufbereitet. ketten.

65 Die Habitatwahl ruhender Kormorane unterscheidet sich häufigsten Art, unterscheidet sich beim unspezifischen davon deutlich. Buhnen haben hier eine essenzielle Be- Herumschwimmen und bei erkennbarer schwimmender deutung, während Schotterbänke unterproportional ge- Nahrungssuche nicht. Stark bevorzugt werden geringe nutzt werden. Insbesondere werden lange, weit in Strom- Wassertiefen, jedoch in strukturreichen Bereichen (ausge- mitte ragende Buhnen bevorzugt zum Ruhen aufgesucht. prägtes Tiefenrelief). Überproportional genutzt werden da- In Bezug auf die Buhnenketten werden deren zentrale Ab- her alle ufernahen Ruhigwasserbereiche, das sind in erster schnitte gemieden, meist ruhen die Vögel an den oberen Linie die zum Strom hin offenen (geschlossene werden ge- und unteren Enden von Buhnenketten (Übersichtlichkeit?). mieden) Buhnenfelder mit Wasser- und/oder Schotterflä- Lange Buhnenketten werden bevorzugt. chen, Flachwasser im Bereich von Schotterbänken, Mün- dungen und die flußab hinter Inseln gelegenen Flachwas- Der Gänsesäger zeigt sich in Bezug auf die Wassertiefe serbereiche. Lange Buhnenketten werden bevorzugt so- am indifferentesten von allen Arten (Nutzung genau dem wie jeweils die zentralen und obersten Buhnenfelder in den Angebot in der Donau entsprechend), er nutzt aber ten- Buhnenketten. denziell Bereiche mit größerer Tiefenvarianz. Dennoch werden beim Tauchen deutlich lange Buhnenketten be- Zur Ruhe (die überwiegende Zahl der Trupps) werden pri- vorzugt sowie Wasserflächen in großen, breiten, zum mär weit in die Strommitte reichende Buhnen und lange Strom hin offenen Buhnenfeldern, wobei jeweils die in der Buhnenketten gewählt, ebenso die obersten Buhnenfel- Buhnenkette am weitesten flussab gelegenen Buhnenfel- der in den Buhnenketten (Meidung der untersten und der gemieden werden. (Fluss)Mündungen werden über- zentralen). Ufer mit ausgesprochen flacher Neigung wer- proportional genutzt. Analog zur Wassertiefe zeigt der den bevorzugt, folglich werden auch Schotterbänke Gänsesäger als einzige Schwimm- und Tauchvogelart innerhalb und außerhalb von Buhnenfeldern überpropor- beim Tauchen keine überproportionale Nutzung ufernaher tional genutzt (Buhnenfelder ohne Schotter werden ge- Bereiche, taucht also vergleichsweise oft in Strommitte. mieden).

Schwimmende – nicht aktiv Nahrung suchende – Gänse- Der Höckerschwan zeigt eine ausgeprägte Vorliebe für säger zeigen eine sehr ähnliche Habitatnutzung, allerdings ufernahes, ruhiges Seichtwasser mit sehr flacher Neigung wird in wesentlich ruhigerem Wasser geschwommen. Es und geringem Relief; diesen Bedingungen entspricht die werden geringe Wassertiefen bevorzugt sowie Buhnenfel- Bevorzugung von zum Strom hin halb offenen (durch Leit- der, die zum Strom halb offen (durch Leitwerke geschützt) werke geschützten) Wasserflächen in Buhnenfeldern. sind und der Strömung ausgesetzte gemieden. Störungs- Schotterbänke werden nur entsprechend dem Angebot bedingt dürfte die Meidung von Häfen sein. genutzt. Überproportional häufig werden Schwäne auch in Flussmündungen und Häfen angetroffen. Zum Ruhen werden bevorzugt lange, weit in Strommitte ragende Buhnen in langen Buhnenketten aufgesucht, Möwen: Schotterbänke (auch außerhalb von Buhnenfeldern) wer- Die Lachmöwe ist die häufigste Möwe. Bei Schwim- den unterproportional genutzt. men/Nahrungssuche zeigt sie eine ausgesprochene Prä- ferenz für ruhige Seichtwasserbereiche mit sehr flach ab- Die wie zu erwarten geringe Stichprobe beim Zwergtau- fallenden Ufern, deshalb werden Wasserflächen in zum cher erlaubt keine Differenzierung nach unterschiedlichen Strom hin offenen Buhnenfeldern überproportional ge- Verhaltensweisen, was auch wenig sinnvoll wäre. Den- nutzt (mit einer Tendenz, Bereiche nahe den Schotterbän- noch liegen signifikante Unterschiede zwischen Angebot ken zu bevorzugen). Bevorzugt werden lange Buhnenket- und Nutzung vor. Er bevorzugt ausgesprochene Ruhig- ten. Auch andere strömungsberuhigte Zonen (Mündun- wasserbereiche in Ufernähe mit geringen Wassertiefen; gen, Häfen) werden stark überproportional genutzt. Die überproportional werden Wasserflächen in Buhnenfeldern, Konzentration auf ufernahe Bereiche ist weit weniger aus- Mündungen und Häfen genutzt sowie zum Strom hin nur geprägt als bei den Tauch- und Schwimmvögeln (Ausnah- halb offene, durch Leitwerke geschützte Buhnenfelder. me: Gänsesäger).

Schwimmvögel: Im Gegensatz zu Nahrung suchenden nutzen ruhende Die Habitatnutzung der Stockente, der insgesamt weitaus Lachmöwen Häfen weniger als es dem Angebot ent-

66 Überwinternde Wasservögel am Flussufer spricht. Dies deutet – wie das völlige Fehlen einer Bevor- re die angeströmten, flussauf gelegenen Buhnenfelder zugung ufernaher Bereiche – auf Störungsvermeidung hin. überproportional genutzt werden (vermutlich wegen eines Als Ruheplätze werden Buhnen bevorzugt, und zwar die höheren Angebots an angeschwemmten Wirbellosen). längsten (am stärksten in die Strommitte reichenden) Lange Buhnenfelder werden bevorzugt. sowie lange Buhnenketten, weiters flach abfallende Schotterbänke in Buhnenfeldern. Graureiher wurden ebenfalls überwiegend im Frühjahr an- getroffen. Ähnlich der Bachstelze zeigt er eine Vorliebe für Die mit der Lachmöwe meist locker vergesellschaftete die angeströmten, flussauf gelegenen Buhnenfelder (v.a. Sturmmöwe zeigt bei Schwimmen/Nahrungssuchen den- von langen Buhnenketten) und meidet die zentral gelege- noch leicht abweichende Habitatnutzung. Wie bei jener nen; Schotterbänke in- und außerhalb von Buhnenfeldern nutzen Vögel Mündungen und Häfen stark überproportio- werden unterproportional genutzt. nal und konzentrieren sich nicht auf ufernahe Bereiche; aber noch stärker als bei der Lachmöwe ist eine Präferenz Resümée: für ruhige Seichtwasserbereiche mit sehr flach abfallenden Generell ist bei allen häufigeren Arten ein hoher Grad an Ufern feststellbar und keine Konentration auf lange Buh- Selektivität bezüglich des Habitats festzustellen. Allge- nenketten. mein wird die bereits bekannte besondere Bedeutung der Buhnenstrukturen für überwinternde Wasservögel bestä- Ruhende nutzen wie bei der vorigen Art bevorzugt lange, tigt. Die zentrale Ressource hinter diesen Bevorzugungen weit in Strommitte reichende Buhnen und konzentrieren ist die Bindung der meisten Arten an strömungsberuhigte sich nicht auf ufernahe Bereiche. Aber im Gegensatz zur Flachwasserbereiche (zumindest für einen Funktionskreis: vorigen Art werden Häfen stark überproportional und Nahrungssuche/Ruhe), die heute an der regulierten Donau Schotterbänke und lange Buhnenketten unterproportional weit überwiegend von Buhnen geschaffen werden. Die genutzt. starke Bevorzugung von Buhnen könnte auch eine Ver- meidungsstrategie am Ufer ruhender Vögel gegen den Bachstelze und Graureiher: durch Schiffe hervorgerufenen Wellenschlag darstellen. Bachstelzen wurden i.W. im zeitigen Frühjahr (meist nah- Weitere vertiefende Analysen (u.a. Störungseinflüsse) wer- rungssuchend) erfasst. Erwartungsgemäß präferieren sie den durchgeführt. Schotterbänke und ausgesprochen flach abfallende Ufer in und außerhalb von Buhnenfeldern, wobei insbesonde- Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht

67 Titel: Die Nutzung von Uferstrukturen durch Wasservögel

Projektstatus: Angewandte Forschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: Herbst 2004 bis Herbst 2005

Auftraggeber: Universität Wien, Univ. Prof. Dr. F. Schiemer in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Barbara Masin, Diplomarbeit der Universität Wien

Zielsetzung: Erfassung der Einnischung wichtiger überwinternder Wasservögel (Kormoran, Gänsesäger, Schellente) in die Strukturen des Flussufers der Donau.

Veröffentlichungen/Berichte: Diplomarbeit der Universität Wien, Abschluss im Herbst 2005 Eine gute Strukturierung der Flussufer benötigt der Kormoran nicht nur zum Nahrungserwerb, sondern auch als Rastplatz. (Foto: F. Antonicek)

Titel: Untersuchung zur Wanzenfauna der Heißländen im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung standorte hinsichtlich ihrer Wanzenartenzusammenset- zung vergleichend untersucht werden. Die Analyse der Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Wanzenzönosen soll Aussagen über geeignete Pflege- und Managementmaßnahmen der Heißländen liefern. Laufzeit: September 2003 bis November 2004 Drittens soll eine oder zwei „Charakterarten“ ausgewählt werden, die ein zu formulierendes Leitbild des Biotoptyps Auftraggeber: BMLFUW für Nationalpark Donau-Auen „Heißlände“ repräsentieren und für ein eventuelles Moni- toring gesetzter Pflege- und Managementmaßnahmen Durchführung: Dr. Wolfgang Rabitsch Verwendung finden kann.

Zielsetzung: Ergebnisse: Erstens soll ein möglichst vollständiger Überblick über die In der vorliegenden Studie zur Wanzenfauna der Heiß- Wanzenfauna der Heißländen im Nationalpark Donau-Au- länden ím Nationalpark Donau-Auen wurden die Arten- en gegeben werden („Inventarisierung und zoogeographi- gemeinschaften an 9 Standorten (fünf Standorte in der sche Analyse“). Zweitens sollen mehrere Heißländen- unteren Lobau, vier Standorte in der oberen Lobau)

68 Manche Wanzen leben räuberisch. (Foto: C. Baumgartner) Atractotomus rhodani, eine „Flagship-species“ der Heißländen-Standorte mit Sanddorn. (Foto: W. Rabitsch) stichprobenartig untersucht. Insgesamt wurden 129 Wan- Die Flächengröße erscheint als kein besonders guter Indi- zenarten aus 16 Familien festgestellt. Die meisten Arten kator für die Wanzenarten-Diversität an den Heißländen- gehören zu den Familien Miridae (46 Arten) und Lygaeidae Standorten. Wichtiger ist ein geringer Grad an Verbu- (26 Arten). Es wurden mehr Arten an den Standorten in der schung und ein abwechslungsreiches Mosaik aus Klein- oberen Lobau (max. 59) als an den Heißländen-Standor- habitaten mit einer möglichst hohen Pflanzendiversität. ten der unteren Lobau (max. 46) festgestellt. Als besonders artenarm erwiesen sich die am stärksten verfilzten und vergrasten Standorte am Kreuzgrund, für die Zwei Arten wurden an allen Standorten festgestellt, fünf- eine Auflichtung und Öffnung der Bodendecke empfohlen undvierzig Arten nur an einem Standort. Vier Arten (Poly- wird. merus asperulae, Polymerus brevicornis, Criocoris sulci- cornis, Sciocoris sulcatus) werden erstmals für Wien ge- Wegen des Einflusses verschiedener, nicht berücksichtig- nannt, neun Arten sind in der Roten Liste der Wanzen ter Faktoren (z. B. Randeffekte, nicht zufällige Auswahl der Niederösterreichs als „stark gefährdet“ oder „gefährdet“ Standorte, Stichprobenumfang) erfolgt die Ableitung von eingestuft. Handlungsempfehlungen mit gebotener Vorsicht. Keine Pflegemaßnahme ist für alle Wanzenarten gleich günstig Als „Flagship-species“ der Heißländen-Standorte wird die und nur ein Mosaik von Habitaten, Strukturen und ver- Sanddorn-Weichwanze Atractotomus rhodani vorge- schiedenen Sukzessionsstadien garantiert eine hohe schlagen, die vermutlich zoophytophag am Sanddorn lebt Wanzenartendiversität. und in Österreich zerstreut mit der Futterpflanze vor- kommt. Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht

69 Titel: Erhebung der Nachtschmetterlinge (Arteninventar)

Projektstatus: Aufbau von Inventaren

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: seit 1999

Auftraggeber: private Forschungsinitiative

Durchführung: Friedrich Weisert, Horst Bobits

Zielsetzung: Erstellung eines Arteninventares der Nachtschmetterlinge

Ergebnisse:

Seit 1999 konnten beinahe 500 Arten nachgewiesen werden. Wiener Nachtpfauenauge (Foto: J. Steiner)

Titel: Flächige Kartierung der Biberbestände

Projektstatus: Monitoring nem Biberrevier pro 100 ha. Die Tragfähigkeitsgrenze für Biber in den Augewässern der Donau ist damit erreicht. Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Wegen der großen Besiedlungsdichte wirkt der National- Laufzeit: Winter 2002 bis 2003 park als „Source-Habitat“, von dem aus die „Sink-Habita- te“ des Umfeldes weiter gefüllt werden. Da allerdings vor- Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen wiegend intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete an das schmale Band des Nationalparks grenzen, kommt es Durchführung: Dr. Johanna Sieber, Dieter Kaltenegger vermehrt zu Mensch/Tier-Konflikten.

Zielsetzung: Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht Erfassung der Populationsgröße, Bestandsentwicklung und räumlichen Einnischung der Biber im Nationalpark Donau-Auen

Ergebnisse: Die Kartierung erbrachte für das Gesamtgebiet des Natio- nalparks 112 Biberterritorien, davon 22 im Wiener bzw. 90 im niederösterreichischen Teil. Das bedeutet – einer euro- päischen internationalen Vereinbarung folgend – einen ge- schätzten Bestand von etwas über 400 Individuen.

Auf die Gesamtfläche des Nationalparks, die rund 9.300

ha beträgt, ergibt sich eine hohe Dichte von mehr als ei- Die Spuren der Biber sind nicht zu übersehen (Foto: H. Dolecek)

70 Titel: Beitrag zur Kenntnis der heimischen Süßwasserschwämme in den Donauauen

Projektstatus: Grundlagenerhebung zen, (2) Totholz, Wurzeln, (3) Steine und Beton. Pro Bereich wurde, je nach Vorhandensein des jeweiligen Substrats, bis Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen zu 30 min nach Süßwasserschwämmen gesucht.

Laufzeit: Frühjahr 2004 bis Sommer 2005 Beim ersten Durchgang wurden, ausschließlich auf Holz und Steinen, insgesamt 349 Kolonien mit einer Gesamt- Auftraggeber: größe von 1538 m2 gefunden. Beim zweiten Durchgang Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Johann Waringer konnten 147 Kolonien mit einer Gesamtgröße von 1795 m2 gefunden werden. Wiederum befanden sich fast alle Ko- Durchführung: lonien auf Holz und Steinen. Nur 2 Kolonien wurden auf Iris Dröscher, Diplomarbeit der Universität Wien Röhricht gefunden. Beim ersten Durchgang betrug die mittlere Größe einer Kolonie somit 4,4 cm2 und beim zwei- Zielsetzung: ten Durchgang 12,2 cm2. Erfassung der Süßwasserschwämme in ausgewählten Gewässern des Nationalpark Donau-Auen Man erkennt deutlich die Zunahme der Größe der einzel- nen Kolonien bei gleichzeitigem Rückgang der Kolonien- Ergebnisse: zahl im Laufe des Sommers. Es zeigt sich außerdem eine Im Juni/Juli 2004 wurden 32 Standorte hinsichtlich des deutliche Präferenz des Totholzes als Besiedlungssub- Vorkommens von Süßwasserschwämmen in Augenschein strat, gefolgt von Steinen. Röhricht bzw. Wasserpflanzen genommen. An 21 der 32 Standorte konnten Schwämme scheinen hier von Süßwasserschwämmen weniger gern nachgewiesen werden. Im September 2004 wurden diese als Besiedlungssubstrat angenommen zu werden. 21 Standorte nochmals untersucht. An 18 der 21 Stand- orte konnten wiederum Schwämme gefunden werden. Veröffentlichungen/Berichte: Jeder Standort wurde hinsichtlich des Besiedlungssub- Diplomarbeit der Universität Wien, Abschluss im Herbst strates in 3 Bereiche unterteilt: (1) Röhricht, Wasserpflan- 2005 geplant

Der Süßwasserschwamm Spongilla lacustris (Foto: Iris Dröscher)

71 Titel: Kartierung von Süßwasserschwämmen an ausgewählten Standorten der Donau

Projektstatus: Basisdatenerhebung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: Oktober 2004 bis Dezember 2004

Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Iris Dröscher

Zielsetzung: Orientierende Erfassung der in Stillwasserbereichen der Donau potentiell vorkommenden Süßwasserschwämme. Insbesondere wurde die mögliche Besiedlung der Tot- holzstrukturen und Blockwürfe beachtet.

Ergebnisse: Obwohl in den letzten beiden Jahren kaum höhere Was- serstände zu verzeichnen waren und damit sehr stabile Stillwasserbereiche zu Verfügung gestanden wären, konn- ten im unmittelbaren Donau-Bereich keine Nachweise für Süßwasserschwämme erbracht werden. Dieser Befund steht im krassen Gegensatz zum Auftreten dieser Arten in den Augewässern. Auch an strukturreichen Abschnitten der Donau mit Totholz und strömungsberuhigten Zonen konnten keine Süßwasserschwämme Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht nachgewiesen werden.

72 Titel: Dotation Lobau – Obere Lobau: Faunistische Untersuchungen 2004

Projektstatus: Monitoring

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Lobau

Laufzeit: 1. 04. 2004 bis 31. 12. 2004

Auftraggeber: Magistrat der Stadt Wien MA 45 – Wasserbau

Durchführung: Universität Wien – Institut für Ökologie und Naturschutz (IFÖN), Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer, Der Wels-Nachwuchs aus der Oberen Lobau. (Foto: S. Preiner) Mag. Dr. Thomas Hein sind sie gute Indikatoren für den morphologischen und Teilprojekt Mollusken: Mag. Andrea Funk hydrologischen Gewässerzustand. Die Mobilität und die Teilprojekt Fische: Mag. Verena Kucera-Hirzinger Wanderungen von Fischarten lassen Rückschlüsse auf die Teilprojekt Libellen: Technisches Büro für Biologie Durchgängigkeit und Vernetzung der Gewässer zu. Jung- Mag. Rainer Raab fischgesellschaften haben einen besonderen repräsenta- tiven Indikatorwert für die ökologische Integrität eines Ge- Zielsetzung: wässerkörpers (Schiemer & Spindler 1989). Ziel des Fach- Im Vorfeld des Wasserwirtschaftlichen Versuchs Dotation bereichs Fische ist eine vergleichende qualitative und se- Obere Lobau wurden neben dem regelmäßigen hydro- miquantitative Untersuchung des Brutfisch- und Jung- chemischen Monitoring und den Phytoplankton Erhebun- fischbestandes, inkl. eines Vergleichs zur Voruntersu- gen auch einige wichtige Faunenelemente mit hohem In- chung. dikatorwert untersucht. Daher sollen im Jahr 2004, im letz- ten Jahr des WWVs, neben den Systemkomponenten Aquatische Mollusken stellen durch ihr ganzjähriges Auf- Phytoplankton und Makrophyten vergleichende Untersu- treten, mit meist großen Individuenzahlen und konstantem chungen für die Gruppen der Fische, der Süßwassermol- Besiedlungsmuster, im Allgemeinen gute Indikatororga- lusken und der Libellen durchgeführt werden. nismen dar. Muscheln und Schnecken in aquatischen Sys- temen zählen ebenso zu den am meisten gefährdeten Or- Anhand dieser Taxa können längerfristige Veränderungen ganismengruppen. Ziel der Molluskenbeprobungen und in Struktur und Qualität der Lebensräume erkannt werden. der einhergehenden Biotopkartierung ist es, die verschie- Von hohem naturräumlichem Wert im Gebiet der Oberen denen in der Lobau vorhandenen Molluskenarten zu er- Lobau sind besonders die für das Gewässersystem re- fassen sowie die jeweiligen Habitatansprüche zuzuord- präsentativen Bereiche zwischen Tischwasser, Fasangar- nen. So kann der aktuelle Zustand mit dem in den Vor- tenarm, Lobauarm und Seeschlacht. Neben einigen fau- untersuchungen erfassten Zustand verglichen werden, nistischen Besonderheiten, wie etwa der in der Vorunter- und Prognosen über Auswirkungen zukünftiger Entwick- suchung festgestellten Bitterlingpopulation (Spindler, lungen erstellt werden. 1990), werden in diesem Teilgebiet sowohl eine höhere Ar- tenvielfalt und auch höhere Individuendichten der unter- Die Lobau im Wiener Bereich zählt zu den aus libellen- suchten Organismengruppen erwartet. kundlicher Sicht am besten erfassten Bereichen in Öster- reich. So wurde im Rahmen des Projektes „Dotation Fische sind relativ langlebig und zeigen damit Effekte von Lobau“ in den Jahren 1988, 1989 und 1997 eine nahe- längerfristigen Veränderungen von Umwelteinflüssen an. zu flächendeckende Kartierung der Oberen Lobau durch- Durch ihre verschiedenartigen Lebensraumansprüche geführt und die Untere Lobau wurde von 1998 bis 2002

73 Sonnenbarsch, in der Oberen Lobau eine eingeschleppte, aber häufige Art. (Foto: C. Baumgartner)

im Rahmen eines Life-Projektes in großen Bereichen Untersuchungen“ eine detaillierte libellenkundliche Be- (Mittelwasser, Kühwörther Wasser, Schönauer Wasser standsaufnahme einiger Gewässerabschnitte der Oberen und Überschwemmungsgebiet) kartiert. Der Bereich Lobau durchgeführt. beim Tanklager Lobau wurde im Jahr 2003 libellen- kundlich untersucht. Im Jahr 2004 wurde im Rahmen des Veröffentlichungen/Berichte: Projektes „Dotation Lobau – Obere Lobau: Faunistische Projektbericht für Dezember 2004 geplant

74 Titel: Hydro- und Amphiphyten im Groß-Enzersdorfer Arm, Eberschüttwasser und Kühwörther Wasser

Projektstatus: Grundlagenerhebung Veröffentlichungen/Berichte: Diplomarbeit der Universität Wien, Projektgebiet: voraussichtlich Herbst 2005 Nationalpark Donau-Auen, Bereich Lobau

Laufzeit: Frühjahr 2004 bis Sommer 2005

Auftraggeber: Diplomarbeit der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Georg Janauer

Durchführung: Iris Baart

Zielsetzung: Erfassung der Pflanzenmenge und Biodiversität von Hydro- und Amphiphyten in ausgewählten Gewässern der Lobau im Wiener Nationalpark-Bereich: Groß-Enzersdor- fer Arm, Eberschüttwasser und Kühwörther Wasser. Die Vegetationsaufnahmen erfolgten im Juli und August 2004. Die Gewässer wurden mit einem Schlauchboot befahren. Zur Festlegung der präzisen Position im Freiland wurde ein GPS (Global Positioning System)-Gerät benützt. Die Arten und die Mengen der Arten wurden vor Ort in eine Karte ein- getragen und werden derzeit in einer GIS (Geographic Information System)-Karte digitalisiert. Die Daten werden mit früheren Daten verglichen. Ästiger Igelkolben. (Foto: F. Kovacs)

75 Titel: Ameisen-Inventar (Rote Liste)

Projektstatus: Zielsetzung: Grundlagenerhebung, Angewandte Forschung Erfassung der Verbreitung der Arten, Einstufung der Gefährdungskategorie Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen als Teilfläche des Ergebnisse: Rote Liste Niederösterreich – Ameisen Projektgebietes Niederösterreich Veröffentlichungen/Berichte: Laufzeit: 2001 bis 2003 Schlick-Steiner B C, Steiner F M, Schödl S (2003): Rote Listen ausgewählter Tiergruppen Niederösterreichs Auftraggeber: NÖ Landesregierung – Ameisen. Amt der NÖ Landesregierung, St. Pölten Schlick-Steiner B C, Steiner F M (2002): Ameisen im Durchführung: stark gefährdeten Lebensraum Heißländen – natur- Dr. Birgit Schlick-Steiner, Dr. Florian M. Steiner, schutzfachliche Bewertung und Beiträge zur Findung Dr. Stefan Schödl einer Schutzstrategie. Natur und Landschaft 77, 379–387.

Viele Blüten werden von Ameisen besucht (Foto: B. Schlick-Steiner)

76 Titel: Arthropoden ausgewählter Standorte am Flussufer der Donau

Projektstatus: Basisdatenerhebung, Monitoring Durchführung: Dr. Peter Zulka, Mag. Thomas Drapela

Projektgebiet: Zielsetzung: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Hainburg Erfassung des Artenspektrums und der lokalen räumlichen Einnischung wesentlicher Arthropoden-Gruppen und ein- Laufzeit: 2004 bis 2006 zelner herausragender Arten.

Auftraggeber: Veröffentlichungen/Berichte: ab 2005 Privates Forschungsvorhaben mit Unterstützung des Nationalpark Donau-Auen

Titel: Kartierung potentieller Wiesenotter-Vorkommen in der Nationalpark-Region

Projektstatus: Grundlagenerhebung Durchführung: Bernhard Steiner und Nationalpark Donau-Auen Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Niederösterreich Zielsetzung: Kontrolle potentieller Vorkommensbereiche der Laufzeit: 2004 Wiesenotter

Auftraggeber: Ergebnisse: Privates Forschungsvorhaben in Zusammenarbeit mit Es konnte kein Vorkommen der Wiesenotter dem Nationalpark Donau-Auen nachgewiesen werden

Veröffentlichungen/Berichte: nur intern

77 Titel: Fischmigrationen im frei fließenden Abschnitt der Donau östlich von Wien – die funktionelle Rolle von Zuflüssen und Nebenarmen

Projektstatus: Grundlagenforschung Aus dieser Situation ergeben sich folgende Fragen: ❚ Welchen Einfluss haben anthropogene Habitatverände- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen rungen auf das natürliche Wanderverhalten der Fluss- fischarten in den verbleibenden Refugialräumen der Laufzeit: 2003 bis 2006 Donau östlich von Wien? ❚ Werden die wenigen vorhandenen Resträume in ihrer Auftraggeber: Strukturierung den Bedürfnissen der Fische nach Laich- BMWF, Stadt Wien, NÖ Landesregierung, arealen, Nahrungszonen, Hochwasser- und Winterein- Europäische Kommission ständen gerecht? ❚ Wie reagieren die in ihrem Bestand besonders gefähr- Durchführung: deten rheophilen Mittelstreckenwanderer auf longitudi- Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Hubert Keckeis, nale und laterale Habitatfragmentierungen? Mag. Georg Rakowitz ❚ Wie groß sind die verbleibenden Laichpopulationen und welche Bestandsentwicklung zeigen sie? Zielsetzung: Fische suchen innerhalb ihrer ontogenetischen Entwick- lung geeignete Reproduktions-, Nahrungs- und Schutzha- bitate auf. Zahlreiche Arbeiten belegen, dass Habitatfrag- mentierungen – Staudämme, Uferregulierungen und Be- gradigungen von Flusssystemen – massive Störungen im Wanderverhalten der Fische verursachen. Störungen von Migrationen in bestimmten Lebenszyklen können negative Einflüsse auf die Fitness von Individuen und damit auf die Entwicklung von stabilen Fischpopulationen haben. 1. Das Aussterben von anadromen Langstreckenwande- rern 2. eine Artenverschiebung innerhalb der veränderten, stark begrenzten Lebensräume 3. die Verschlechterung der Reproduktionsmöglichkeiten und des Reproduktionserfolges, da durch Habitatfrag- mentierungen die Menge, die Qualität und die Zugäng- lichkeit der Laichhabitate massiv beeinträchtigt wurden 4. die Überalterung der Laichpopulationen und 5. der Verlust der natürlichen Variabilität durch das Ver- Manche Flussfische wie die Barbe ziehen zur Fortpflanzung auch in die hindern des notwendigen Genflusses. Seitengewässer der Donau. (Foto: F. Grotensohn)

78 Titel: Aufbau einer Referenzsammlung limnischer Gastropoden

Projektstatus: Aufbau von Inventaren

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: Herbst 2003

Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Dr. Kurt Schäfer

Zielsetzung: Aufbau einer Vergleichssammlung limnischer Schnecken und Muscheln

Ergebnisse: Der erste Teil der Sammlung wurde zusammengestellt.

Veröffentlichungen/Berichte:

Vergleichssammlung bei der Nationalpark-Verwaltung Muscheln sind ein wichtiges Element der Augewässer (Foto: G. Popp)

Titel: Kartierung der Großvögel in der Orther Au als Grundlage eines Wegekonzeptes

Projektstatus: Beweissicherung, Grundlagenerhebung donauseitigen Auflächen weisen eine hohe Artenvielfalt (Graureiher, Schwarzmilan, Wespenbussard, Baumfalke, Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Orth Mäusebussard) und hohes Entwicklungspotenzial auf (Seeadler, Schwarzstorch). Landseits des Hochwasser- Laufzeit: 2003 bis 2006 schutzdammes ist die Vogelgemeinschaft trotz guter Le- bensraumstruktur aufgrund des Störungseinflusses durch Auftraggeber: Besucher unvollständig. Nationalpark Donau-Auen, im Rahmen des LIFE-Projektes Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht Durchführung: Mag. Georg Frank, Nationalpark Donau-Auen

Zielsetzung: Erfassung der Nistplätze der Großvögel als Grundlage eines Wegekonzeptes

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Greifvogelkartierung der Planungs- phase des Nationalparks konnten bestätigt werden: die Mäusebussard (Foto: T. Thaler)

79 Titel: Soziale und ökologische Tragfähigkeit im Nationalpark Donau-Auen am Beispiel Bootfahren

Projektstatus: Angewandte Forschung nehm. Nach Shelby und Heberlein (1986) ist die Tragfä- higkeit überschritten, wenn zwei Drittel der Besucher das Laufzeit: 2003 Besucheraufkommen als hoch empfinden. Dieser Zustand ist im Nationalpark Donau-Auen im Bereich Stopfenreuth Auftraggeber: noch nicht eingetreten, das Thema wird aber im Folgen- Diplomarbeit der Universität für Bodenkultur, den noch diskutiert werden. Generell empfinden im Natio- Univ. Prof. Dr. Andreas Muhar nalpark Donau-Auen etwa 30 % der Besucher das Besu- cheraufkommen zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Durchführung: Petra Sterl und Simone Wagner Orten oder generell als hoch.

Zielsetzung: Es gibt einen Zusammenhang zwischen den „erwarteten Die Arbeit befasst sich mit mehreren Fragestellungen zu Besucherzahlen“ und dem „Empfinden des Besucherauf- den Auswirkungen des Bootfahrens in einem sensiblen kommens“: Je weniger Besucher erwartet werden, umso Altarmsystem wie das des Stopfenreuther und Spittelau- höher wird das Besucheraufkommen empfunden und um- er Arms im Nationalpark Donau-Auen. Es werden grund- gekehrt. legende Daten wie die Struktur der Bootfahrer, ihr Verhal- ten und die Quantität ihres Auftretens untersucht. Einen anderen Einflussfaktor auf das Empfinden des Be- sucheraufkommens stellen die wahrgenommenen Begeg- Aufbauend auf diesen Grundlagen werden zwei Themen- nungen dar: Je mehr anderen Besuchern begegnet wird, schwerpunkte behandelt. Der erste Schwerpunkt liegt auf umso höher wird das Besucheraufkommen empfunden. der Untersuchung der sozialen Tragfähigkeit. Es wird die soziale Tragfähigkeit in Bezug auf das Besucheraufkom- 60 % der Befragten empfinden Begegnungen mit bis zu men in diesem Gebiet untersucht und ein Grenzwert dafür sechs Gruppen anderer Bootfahrer als angenehm, wo- festgelegt. hingegen 80 % derer, die die Besucherzahlen als sehr hoch empfinden, mindestens zehn Gruppen von Boot- Am Beispiel von Graureihern wird als zweiter Schwerpunkt fahrern getroffen haben. Geht man davon aus, dass Be- dieser Arbeit untersucht, wie die Vogelwelt auf Störungen gegnungen mit bis zu sechs Gruppen pro Bootfahrt als durch Bootfahrer reagiert und ob hier eine ökologische angenehm empfunden werden, so können in Summe pro Tragfähigkeitsgrenze zu beobachten ist. Tag etwa 12 Boote im Altarm Bootfahren. In den Som- mermonaten (Juni bis August) wird diese Zahl an 22 Ta- Diese beiden Schwerpunkte werden nicht ausschließlich gen überschritten. getrennt voneinander betrachtet, sondern miteinander verknüpft und ihre gegenseitige Beeinflussung herausge- Generell meinen nur wenige Bootfahrer, es gäbe Zeiten arbeitet. Die Ergebnisse dieser Zusammenführung werden oder Orte mit zu hohen Besucherzahlen. Als Zeiten mit zu in Form von möglichen Managementmaßnahmen aufge- hohen Besucherzahlen werden vor allem Wochenendtage arbeitet und bilden den Abschluss der Arbeit. und Feiertage genannt, an welchen die Besucherzahlen teilweise bis zu viermal so hoch sind wie unter der Woche. Ergebnisse: Etwa 60 % der Bootfahrer reagieren mit Ausweichverhal- Soziale Tragfähigkeit: ten auf hohe Besucherzahlen, wobei jeweils knapp ein Empfinden des Besucheraufkommens: Etwa 30 % der Be- Drittel der Besucher hohen Besucherzahlen zeitlich oder sucher empfinden das Besucheraufkommen als hoch, wo- räumlich ausweicht. bei aber etwa ebenso viele der Ansicht sind, es wären we- nige Besucher im Altarm unterwegs. Die restlichen 40 % Bildgestützte Befragung zum Besucheraufkommen: Im der Bootfahrer empfinden die Besucherzahlen als ange- Rahmen der bildgestützten Befragung stellte sich heraus,

80 dass 80 % der Befragten die Anwesenheit keines oder ei- Anteil nes weiteren Bootes auf dem Bild als angenehm empfin- 45 % 40 % den. 95 % empfinden das Besucheraufkommen von zwei 35 % oder drei Booten auf dem Bild als zu hoch. Begegnungen 30 % mit bis zu zwei Booten pro Altarmkilometer werden als an- 25 % 20 % genehm erachtet: Dies bedeutet, dass pro Tag 15 Boote 15 % im Altarmsystem unterwegs sein können. Des Weiteren 10 % werden bis zu zwei Begegnungen pro Stunde als ange- 5 % 0 % nehm empfunden. Daraus ergibt sich ein Wert von 12 Boo- 0-15 Jahre 15-30 Jahre 31-45 Jahre 45-60 Jahre >60 Jahre ten pro Tag, die das Gebiet nutzen können. An 13 bzw. 22 weiblich männlich Tagen in den Sommermonaten werden die Tagessummen Altersverteilung und Geschlecht der Bootfahrer, n = 788 (Grafik: P. Sterl & S. Wagner) von 12 bzw. 15 Booten überschritten. achtungsabschnitt ist, umso höher sind auch die Flucht- Besucher, die geringe Besucherzahlen (kein bis ein Boot distanzen. Des Weiteren ist feststellbar, dass es hier Unter- pro 0,5 Altarmkilometer) als angenehm empfinden, erach- schiede in den einzelnen Altarmabschnitten gibt. Der ers- ten Ruhe, Einsamkeit und Nutzungsbeschränkungen in te und meistbefahrene Abschnitt weist deutlich höhere einem Nationalpark für wichtig. Sie weichen hohen Besu- Fluchtdistanzen auf als die anderen Abschnitte. Gleich- cherzahlen aus und würden Regelungen oder Beschrän- zeitig ist das aber auch der Abschnitt mit den meisten Rei- kungen zum Schutz der Tierwelt befolgen. Diejenigen hersichtungen. Besucher, die höhere Bootszahlen bevorzugen (zwei bis drei Boote pro 0,5 Altarmkilometer) erwarten in einem Es zeigt sich, dass die Reiher höhere Besucherzahlen und Nationalpark auch Infrastruktureinrichtungen. Spaß und daher auch mehr Störungen in Kauf nehmen, um in einem Abwechslung sind für sie wichtig und sie fühlen sich durch besseren Habitat jagen zu können. Gleichzeitig reagieren Verbote eingeschränkt. sie in diesem Bereich aber auch mit grundsätzlich höhe- ren Fluchtdistanzen, weshalb nicht von einer Gewöhnung Als Indikatoren für die Grenze der sozialen Tragfähigkeit gesprochen werden kann. können somit die Begegnungen mit anderen Bootfahrern in Summe, die Begegnungen mit anderen Booten pro In die morgendliche Jagdzeit der Graureiher fällt auch die Altarmkilometer und die generellen Tagessummen der Hauptaktivitätszeit der Fischer, was als zusätzliche Er- Bootfahrer herangezogen werden. schwernis für die Vögel gewertet werden muss. Der Stör- radius einer am Wasser stehenden Fischerzille beträgt im Ökologische Tragfähigkeit Durchschnitt 180 Meter (Median) und ist damit extrem Um die Auswirkungen von Störungen durch Bootfahrer groß. Dadurch kann es vorkommen, dass ganze Altarm- auf Reiher im Nationalpark Donau-Auen quantifizieren zu abschnitte vom Graureiher nicht zum Jagen genutzt wer- können, wurden von 104 Grau- und sechs Silberreihern den können, weil sie durch Fischerzillen blockiert sind. Fluchtreaktionen ermittelt. Es konnte beobachtet werden, dass die Reiher unmittelbar vor einer Flucht ihre Hälse re- Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Reiher cken und dann mit Fluchtdistanzen zwischen 15 und 380 im Gebiet des Stopfenreuther und Spittelauer Arms ein Metern reagieren. Der Mittelwert aller gemessenen Flucht- wichtiges Nahrungsgebiet haben, in dem es aber zu star- distanzen liegt bei 105 Metern und der Median, der mittel- ken Nutzungskonflikten mit den Bootfahrern kommt. Von ste Wert, bei 95 Metern. Vergleicht man diese Werte mit einer Anpassung an den bisherigen Anstieg der Boots- entsprechenden Messungen aus dem Jahr 1993 (Eichel- nutzung kann bei den Reihern nur insofern gesprochen mann 1993) so lässt sich leicht erkennen, dass es keine werden, als sie sich bis jetzt noch nicht aus dem Gebiet wesentlichen Veränderungen der Fluchtdistanzen gege- vertreiben haben lassen. Es kann aber keine Gewöhnung ben hat. an die Bootfahrer festgestellt werden. Da die Reiher auf Testet man den Einfluss des Beobachtungsortes und der das Gebiet als Nahrungsquelle angewiesen sind, er- kumulierten Anzahl der Boote im Beobachtungsabschnitt scheint es wichtig, hier Maßnahmen zu ergreifen, um gleichzeitig, so lassen sich Zusammenhänge erkennen. Je das weitere Bestehen der Reiher in den Donau-Auen größer die Anzahl der kumulierten Boote für den Beob- sicherzustellen.

81 Veröffentlichungen/Berichte: Petra Sterl, Simone Wagner, Arne Arnberger (2004): Simone Wagner, Petra Sterl, Arne Arnberger (2004): Social Carrying Capacity of Canoeists in Austria’s Disturbance of Avifauna caused by Water Sports Danube Floodplains National Park. In: Flows in Activities in Austria’s Danube Floodplains National Park. Recreational and Protected areas – Conference In: Flows in Recreational and Protected areas – Con- Proceedings. Editor, A., Editor, b. & Editor, C. (eds.) ference Proceedings. Editor, A., Editor, b. & Editor, 2004. The Second International Conference on C. (eds.) 2004. The Second International Conference on Monitoring and Management of Visitor. Monitoring and Management of Visitor.

Titel: Morphological variability in Pisidium (Sphaeriidae, Bivalvia) in a hydrological gradient

Projektstatus: Grundlagenforschung and size were correlated strongly with sediment structure and hydrological connectivity. High and asymmetric shells Laufzeit: 2003 bis 2004 occurred in sandy sediments and lower and rounded shells occurred in muddy sediments. In Pisidium caserta- Auftraggeber: num the variation was similar but genetic analysis showed Universität Wien, Institut für Ökologie und Naturschutz mit that P. casertanum represents a species group and habi- Finanzierung durch die IAD tats are partitioned by two species. Analysis of variability within populations of P. subtruncatum showed that varia- Durchführung: bility increases from lentic to lotic habitats. Andrea Funk, Projektleitung Univ. Prof. Dr. Friedrich Schiemer Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht

Zielsetzung: Survey the variability of length-height relation, symmetry, depth, dry weight and size of the shell in relation to the se- diment structure and hydrological connectivity.

Ergebnisse: Pisidium subtruncatum and Pisidium casertanum (Sphae- riidae; Bivalvia) have a wide distribution within all fresh- water habitats. Measurements of specimens from five ha- bitats, varying in their hydrological conditions, confirmed Symmetric change in shell shape of Pisidium subtruncatum with literature reports of variability in shell shape and size. sediment grain size within five different aquatic habitats (Lake Lunz, Length-height relation, symmetry, depth, dry weight and River Fischa and Danube river-floodplain system) expressed in a) size standardized PCA 1 of principal component analysis on elliptic Fourier size of the shell varied significantly within and between descriptors of two dimensional outline of the shell and b) obesity index (see methods for description). Outlines are reconstructed for ± SD of the species. In Pisidum subtruncatum changes in shell shape mean over all habitats.

82 Titel: The importance of a re-connected side-arm for the biogeochemical cycling of the River Danube in Austria

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Haslau

Laufzeit: 2004 bis 2005

Auftraggeber: Diplomarbeit der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer und Dr. Thomas Hein. Mit finanzieller Unterstützung durch das Österreichische Nationalkomitee der internationalen Arbeitsgemeinschaft Biogeochemische Untersuchungen des Wassers erfordern einen hohen Donauforschung und den Nationalpark Donau-Auen apparativen Aufwand. (Foto: T. Hein)

Durchführung: Mag. Stefan Preiner

Zielsetzung: Floodplains are important areas for the biogeochemical cy- cling in fluvial landscapes. Matter transport and transforma- tion in lotic flow reduced areas are determined by the inter- action of hydrology and physical, chemical and biological factors. The determination of the biological activity can be employed to estimate the importance of a specific subsys- tem for biogeochemical dynamics. Therefore, we investiga- ted the rates of primary production and respiration in a re- connected side-arm from March to September 2003. The in- vestigated side-arm system is part of the semi-natural Da- nube reach downstream of Vienna which represents the last remnant of alluvial landscape along the upper Danube.

Ergebnisse: Zur kontinuierlichen Erfassung wurden automatische Messgeräte verwendet. (Foto: T. Hein) The required hydrological conditions were derived by a hydrological model. Using the riverine water level and the Water age determined the succession of the primary morphology of the floodplain, the model calculates various producers and the change from abiotic to biotic control. hydrologic metrics like discharge, water level and water Primary production in the pelagic zone ranged from age. The parameter water age is an inverse measure of the 0.3–3.5 g C m-2 d-1 with a contribution to the gross hydrological connectivity to the river, with low age indica- primary production of 10–90 %. At high water ages the ting high connectivity and a Danube-like character of the benthic compartment dominated the productivity of the water, and vice-versa. whole side-arm. Unlike that, the respiration activity in the water column (0.06–0.6 g C m-2 d-1) contributed only To estimate the contribution of different compartments 5–10 % to the total community respiration. (pelagic, benthic), we used the light-dark bottle method (community respiration, 14C) and in-situ measurements Veröffentlichungen/Berichte: and oxygen time curve analysis. Diplomarbeit der Univ. Wien, Frühjahr 2005

83 Titel: Aspects of primary production and phytoplankton community in the River Danube and the floodplain system of Regelsbrunn

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Haslau

Laufzeit: 2003 bis 2005

Auftraggeber: Diplomarbeit der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Michael Schagerl, Dr. T. Hein

Durchführung: Mag. Irene Drozdowski

Zielsetzung: Survey on phytoplankton primary production, phyto- plankton community and biomass in both the main chan- nel and the sidearm in order to determine the changes of these parameters and their control at disconnection for a long period.

Ergebnisse: In 1996 the backwater system of Regelbrunn (Austria), Bei Haslau liegen die dynamischesten Bereiche des Nationalparks (Foto: F. Kovacs) part of the National Park, was reconnected to the River Da- nube in the ‘Danube Restoration Project’ and upstream surface connection (> MW –0,5m) was established during 222 days a year. High connectivity occurs on 152 days of a regular year. In these periods hydrochemical processes, planktonic primary production and phytoplankton com- munity are strongly controlled by hydrology.

The year 2003 showed very special conditions of extreme- ly low flows during summer because of very scarce preci- pitation events in the catchment for a long period. The sidearm system had not been connected for more than 2 months. Therefore was it is expected that internal pro- cesses of the backwater switched from hydrological to bio- logical control. From March to October 2003 phytoplank- ton primary production, phytoplankton community and bio- mass were investigated in both the main channel and the sidearm in order to determine the changes of these para- meters and their control at disconnection for a long period.

Veröffentlichungen/Berichte:

Diplomarbeit der Universität Wien, Herbst 2005 Probennahme (Foto: M. Schagerl)

84 Titel: Akustische Kommunikation bei Fischen – Einfluss des Habitats auf die Schallwahrnehmung und Lautbildung

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen als Teilgebiet der Freilandmessungen

Laufzeit: seit 2003

Auftraggeber: Forschungsinitiative der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. F. Ladich in Zusammenarbeit mit Unterwasser-Ton-Aufnahmen an der Donau bei Schönau Dissertanten, Förderung im Rahmen eines (Foto: C. Baumgartner) FWF-Projektes hänge erstmals genauer untersucht werden. Am Beginn dieser Arbeiten steht die Messung der Schalldruckpegel Durchführung: und Frequenzspektren verschiedener heimischer Gewäs- Univ. Prof. Dr. F. Ladich, Mag. Sonja Amoser, ser wie Seen, Teiche, Altwasser, Bäche und Flüsse. An- Mag. Lidia Wysocki schließend soll untersucht werden, ob es einen akusti- schen Zusammenhang zwischen den Hintergrundschall- Zielsetzung: Pegeln und den vorkommenden Fischarten gibt. Letzt- Die Erforschung der akustischen Kommunikation bei Fi- endlich soll festgestellt werden, in welchem Ausmaß die schen fand bislang im überwiegenden Maß im Labor statt. Laute und Hörfähigkeiten ausgewählter Fischarten bei Da sowohl die Untersuchungen zur Lautbildung als auch unterschiedlichen natürlichen Hintergrundschallpegeln zum Hörvermögen unter unnatürlich ruhigen Bedingungen maskiert sind. erfolgten, lassen die Ergebnisse nur begrenzt Rück- schlüsse auf die Lautspektren und Hörfähigkeiten in na- Zur Untersuchung wurden u.a. die weitgehend natürlichen türlichen Habitaten zu. Es wird jedoch angenommen, dass Altwasser der Donau, insbesondere der Unteren Lobau die Vielfalt der Hör- und teilweise Lautbildungs-Mechanis- und des Nationalparks ausgewählt, da von dort genügend men der Fische gerade im Hinblick auf die unterschied- Daten über die vorkommenden Fischarten vorhanden lichen Lärmprofile der Habitate evolviert sind. So sollen die sind. ausgezeichneten Hörleistungen der Otophysen (Karpfen, Wels- und Salmlerartige) eine Anpassung an die niedrigen In den ausgewählten Gewässern – Mittelwasser, Küh- Hintergrundschallpegel ihrer Lebensräume (stehende und wörther Wasser, Schönauer Wasser, isolierte Gewässer der langsam fließende Gewässer) darstellen. Umgekehrt wird Unteren Lobau – sollen Schalldruckpegel (Lp) und Dauer- angenommen, dass die geringeren Hörleistungen der ma- schallpegel (Leq) gemessen und parallel dazu auf Tonband rinen Arten auf den hohen Hintergrundlärm zurückzufüh- (DAT) aufgenommen werden. Beides soll dann zur Erstel- ren sind. lung von Frequenzspektren herangezogen werden.

Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen daher am Bei- Veröffentlichungen/Berichte: spiel heimischer Fische die hypothetischen Zusammen- Dissertationen der Universität Wien, vermutlich 2006

85 Titel: Forschungen mit Grau- und Silberpappeln aus dem Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung ökologisch unterschiedlichen Waldbaumarten sind be- sonders interessant, weil die ökologisch-genetischen Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Unterschiede in Hybriden aufspalten sollten. Folglich bie- ten natürliche Hybrid-Bestände, wie hier die Graupappel Laufzeit: seit 2002 Populus x canescens (= P. alba x P. tremula) ein leistungs- fähiges Werkzeug für die genetische Analyse der für die Auftraggeber: Anpassungsfähigkeit wichtigen Merkmale. Eigenforschung der Projektbetreiber mit Unterstützung des Nationalpark Donau-Auen Ergebnisse: Diese Methode ist für die Studie krankheitsrelevanter Ge- Durchführung: ne in Menschen bemerkenswert erfolgreich gewesen. Es Jodrell Laboratory, Royal Botanic Gardens, Kew wurde ein Forschungsprogramm begonnen, um das Po- (Dr. Christian Lexer, Jeffry Joseph, Dr. Michael F. Fay), tenzial dieser Methode zu studieren – in den Hybrid-Zonen Institut für Genetik, Bundesamt und Forschungszentrum von Populus alba und Populus tremula in Europa. Die er- für Wald, Wien (DI Marius S. Nica, Dr. Berthold Heinze), sten Resultate, die auf gleichmäßig auf den Chromosomen Department of Botany, University of Wyoming, Laramie verteilten Genen basieren, zeigen, dass Hybrid-Zonen wie (Dr. Alex Buerkle). etwa im Nationalpark Donau-Auen zu diesem Zweck gut verwendbar sind. Zielsetzung: Barrieren für den freien Austausch von Genen (Genfluss) Veröffentlichungen/Berichte: spielen eine zentrale Rolle in vielen Themen der Evolu- Eine Publikation ist geplant. tionsgenetik. Solche genetischen Artgrenzen zwischen

Die helle Rinde der Silberpappel ist ein markantes Kennzeichen dieser Art. (Foto: C. Baumgartner)

86 Titel: Molekulargenetische Untersuchung der Kreuzung heimischer Schwarzpappeln mit Kanadapappeln und Pyramidenpappeln im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Orth; Versuchsgarten des Bundesamtes und Forschungszentrums für Wald in Tulln

Laufzeit: September bis Dezember 2004

Auftraggeber: Berufsbezogenes Praktikum an der Philipps-Universität Marburg, Univ. Prof. Dr. Birgit Ziegenhagen mit Unterstützung des Bundesamtes und Forschungs- Die Schwarzpappel ist nicht nur durch den Verlust der natürlichen Stand- zentrums für Wald und des Nationalpark Donau-Auen orte gefährdet, sondern auch durch Bastardierung mit der Hybridpappel. (Foto: C. Baumgartner)

Durchführung: Silke Gneuss 3.Wie groß sind die von Pollen und Samen zurück- gelegten Distanzen? Zielsetzung: In dieser Studie werden genetische Marker verwendet, Ergebnisse: um folgende Fragen zu beantworten: Studie noch nicht abgeschlossen 1.Wie häufig ist das Auftreten von Hybridpappel-Genen in Schwarzpappelsämlingen? Veröffentlichungen/Berichte: 2.Wie häufig kreuzen sich Pyramidenpappeln mit den Praktikumsbericht Philipps-Universität Marburg, heimischen Schwarzpappeln? Dezember 2004

Titel: Prüfung der Möglichkeiten zur Herkunftsidentifizierung gebietsheimischer Gehölze (am Beispiel Roter Hartriegel)

Projektstatus: Grundlagenforschung Durchführung: Fachhochschule Eberswalde, Dr. Berhard Götz, Dr. Heike Projektgebiet: Hertel (mit Unterstützung des Nationalpark Donau-Auen) Nationalpark Donau-Auen als Teil einer europaweiten Studie Zielsetzung: Laufzeit: 2004 Erfassung der Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten re- gionaltypischer Populationen durch eine Inventur im Auftraggeber: Fachhochschule Eberswalde, BRD gesamten Verbreitungsgebiet. Mit Hilfe der Chloro-

87 plasten-DNA-Untersuchungen kann dabei ein popula- weiligen Arten gefunden. Dies ist durch Einkreuzen mög- tionsgenetischer Ansatz gewählt werden. lich, was zwischen bestimmten, enger verwandten Arten vorkommt. Zunächst ließ sich eine deutlich geographisch Beim Roten Hartriegel sind neben Anpassungen an regio- strukturierte Verteilung von Chloroplasten-Haplotypen in nale Umweltbedingungen (Klima, Boden) auch die Rück- Europa feststellen, die sich aus den 3 großen Refugien Ibe- wanderungen aus unterschiedlichen eiszeitlichen Refugi- rische Halbinsel, Apennin und Balkanhalbinsel ableitet. allebensräumen für die genetische Differenzierung verant- Später konnten noch weitere kleinere Gruppen von Ha- wortlich. plotypen im südlichen Bereich gefunden werden, die sich nicht bis nach Mittel- und Nordeuropa ausgebreitet haben. Ergebnisse: Das 1992 in Rio (Umweltkonferenz der Vereinten Nationen, Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist es, die Metho- Rio de Janeiro) beschlossene Übereinkommen über die dik der Chloroplasten-DNA an anderen Baum- oder biologische Vielfalt (Biodiversitätskonvention) verpflichtet Straucharten zu prüfen und die aktuelle Verteilung von die unterzeichnenden Parteien zum Erhalt und zur nach- Chloroplasten-Haplotypen im Verbreitungsgebiet festzu- haltigen Nutzung unserer biologischen Ressourcen zum stellen. Diese ist hauptsächlich durch die Rückwande- Schutz der biologischen und genetischen Vielfalt. Dies rungswege aus den Refugien nach der letzten Eiszeit be- setzt die Kenntnis der heimischen biologischen dingt. Die Untersuchung erfolgt an einer exemplarisch Ressourcen – im vorliegenden Fall Gehölze – voraus. Die- ausgewählten Strauchart, Cornus sanguinea, Roter Hart- se ist oft unvollständig. riegel und wird im Sommer 2004 durchgeführt.

Einheimische Gehölze haben sich im Laufe vieler Genera- Veröffentlichungen/Berichte: in Vorbereitung tionen an die regionalen Umweltbedingungen wie Klima und Boden angepasst. Dadurch konnten sich regionalty- pische Populationen entwickeln. Zur Charakterisierung und Einordnung dieser Vorkommen ist eine Inventur im gesamten Verbreitungsgebiet erforderlich. Mit Hilfe von Chloroplasten-DNA-Untersuchungen wird ein popula- tionsgenetischer Ansatz gewählt, der es erlaubt, sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen den Populationen aufzuzeigen.

Chloroplasten-DNA wird bei Laubgehölzen nur mütterlich vererbt und über den Samen verbreitet, es gibt keine Re- kombination und keine Verbreitung über den Pollen. Häu- fig ist die Variation zwischen Populationen und Regionen größer als die Variation innerhalb von Populationen.

Die wichtigsten Erkenntnisse, die mit der Untersuchung der Chloroplasten-DNA an Laubgehölzen bisher gewon- nen wurden, stammen von der Gattung Quercus. Die Ei- chen wurden im Rahmen von EU-Projekten intensiv unter- sucht. Diese Gattung kommt in Europa mit mehreren Ar- ten im gemäßigten und im mediterranen Klimabereich vor. Es wurde ein gemeinsamer Pool an Chloroplasten-Haplo- Die rote Färbung der Triebe ist ein markantes Zeichen des Roten Hartrie- gels – im Schwarz-Weiss-Druck verraten dem Fachmann auch Blattstel- typen mit unterschiedlichen relativen Anteilen in den je- lung und Knospenform die artliche Zugehörigkeit. (Foto: C. Baumgartner)

88 Titel: Genetischer Status der Eichen im Nationalpark (Problem importierter Linien)

Projektstatus: Grundlagenforschung Ergebnisse: Über die Austriebsbeobachtungen liegen detaillierte Daten Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen vor und es zeigten sich große Unterschiede zwischen den frühesten und spätesten Eichen. Bei einigen der unter- Laufzeit: 2004 bis 2005 suchten Genfragmente konnten ebenfalls unterschiedli- che Varianten festgestellt werden. Auftraggeber: Diplomarbeit Fachhochschule Rottenburg, Veröffentlichungen/Berichte: Prof. Dr. Hans-Peter Ebert mit Unterstützung des Diplomarbeit Fachhochschule Rottenburg 2005 Bundesamtes und Forschungszentrums für Wald und des Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Achim Volkamer

Zielsetzung: Im Gebiet des Nationalparks wurden in der Vergangenheit vermutlich fremde Eichenherkünfte eingebracht, deren ge- nauer Ursprung nicht mehr feststellbar ist; teilweise kann man nur auf anekdotenhafte Überlieferungen zurückgrei- fen („slawonische Eichen“). Es soll daher versucht werden, durch genetische Analyse einer Anzahl von Genfragmen- ten Unterschiede zwischen verschiedenen Eichen zu fin- den. Parallel dazu soll der Austrieb der Knospen beob- achtet werden (später Austrieb ist ein Merkmal slawoni- scher Eichenherkünfte). Mittels Vergleich der Datensätze sollen jene Bestände im Nationalpark einerseits, und jene Gene andererseits, die starke Abweichungen zeigen, her- ausgefiltert werden. Stieleiche (Foto: C. Baumgartner)

89 Titel: Pollenflug und Blütezeitpunkte bei Eschen

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: seit 2003

Auftraggeber: Eigenforschung der Projektbetreiber

Durchführung: Institut für Genetik, Bundesamt und Forschungszentrum für Wald, Wien (Dr. Berthold Heinze, DI Rudolf Litschauer) in Zusammenarbeit mit Praktikanten des Nationalpark Donau-Auen

Aus den kantigen, schwarzen Knospen der Gemeinen Esche treiben Zielsetzung: im zeitigen Frühjahr die männlichen und weiblichen Blüten. (Foto: C. Baumgartner) Mittels Pollenzählungen sollen Blütezeitpunkte der einzel- nen Eschenarten (Fraxinus excelsior, F. angustifolia, Veröffentlichungen/Berichte: F. pennsylvanica) im Nationalpark untersucht werden. Eine Publikation ist geplant.

Titel: Wiedereinbürgerung der Deutschen Tamariske, Myricaria germanica

Projektstatus: Angewandte Forschung Ergebnisse der zweiten Projektphase werden in 3 bis 5 Jahren vorliegen. Der Projekterfolg ist aber nur langfris- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen tig zu bewerten.

Laufzeit: seit 2003 Veröffentlichungen/Berichte: Es werden aus Gründen des Gebietsschutzes keine Anga- Auftraggeber: ben zu den Ausbringungsbereichen verfügbar gemacht. Nationalpark Donau-Auen, Herbst 2004 bis Herbst 2005 mit gesonderter Finanzierung des BMLFUW

Durchführung: Dr. Sonja Latzin

Zielsetzung: Wiedereinbürgerung der Deutschen Tamariske und be- gleitendes wissenschaftliches Programm

Ergebnisse: Die ersten Versuche zur Ausbringung der Deutschen Ta- Die Deutsche Tamariske soll in den dynamischen Bereichen des Nationalparks wieder heimisch werden. Die Stecklinge stammen vom mariske konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Die Lech, wo noch gute Bestände vorhanden sind. (Foto: C. Baumgartner)

90 Titel: Konzeption und Aufbau eines Altbaumkataster

Projektstatus: Aufbau von Inventaren

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: 2003 bis 2004

Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Ludwig Dorfstetter

Zielsetzung: Erfassung wertvoller Altbäume

Ergebnisse: Stieleiche bei Orth an der Donau (Foto: L. Dorfstetter) Von November 2003 bis Februar 2004 wurden eine Erst- kartierung des Altbaumbestandes vorgenommen. Im Zu- Gesundheitszustand der Bäume variiert stark, sodass ge dieser Aufnahmen wurden die stärksten und schönsten hierzu keine generellen Angaben gemacht werden können. Individuen von über 25 Gehölzarten ausfindig gemacht, Die Aufnahmen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem vermessen und auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Forstpersonal der ÖBF und MA 49, die durch ihre sehr gu- Insgesamt wurden mehr als 220 Bäume und auch Sträu- te Revierkenntnis einen großen Beitrag zum Projekt ge- cher, im gesamten Nationalparkgebiet aufgenommen. leistet haben. Unter den vermessenen Bäumen befinden sich einige be- reits selten gewordene Arten wie Feldulme (Ulmus minor), Das Besondere an diesem Projekt war, dass keinerlei Be- Wildbirne (Pyrus pyraster) oder Flaumeiche (Quercus pu- standesdaten erhoben wurden, sondern man sich aus- bescens). schließlich auf Einzelindividuen konzentriert hat.

Den überwiegenden Anteil stellen jedoch Pappeln (Popu- Erst durch die Kenntnis der Standorte ist es möglich die- lus nigra, P. alba 35 %), Weiden (Salix alba 15 %) und se teilweise über 150jährigen Baumpersönlichkeiten ent- Eichen (Quercus robur 13 %). sprechend zu schützen.

Einige dieser Baumpersönlichkeiten dürften auch zu den Zum Vergleich: stärksten Vertretern ihrer Art in Europa gehören. Der mäch- ❚ Der größte lebende Baum der Erde: „General tigste Baum, eine Schwarzpappel, befindet sich in der Lo- Sherman“ Riesenmammutbaum (Sequoiadendron bau und bringt es auf stattliche 12 Meter Umfang und über giganteum) 83 Meter hoch, 25,9 Meter Umfang, 35 Meter Höhe. 1500m3 Volumen, (Kalifornien, USA) ❚ Der dickste lebende Baum: „El Arbol del Tule“, Ziel der Aufnahmen war es besondere Baumgeschöpfe Mexikanische Sumpfzypresse (Taxodium mucrona- ausfindig zu machen und einen Überblick über den Alt- tum), 42 Meter hoch und 36 Meter Umfang (Mexiko) baumbestand und dessen Zustand zu gewinnen. Die auf- ❚ Höchster lebender Baum: „Stratosphere Giant“ genommenen Daten können für vielerlei Zwecke im wis- Küsten-Mammutbaum (Sequoia sempervirens), senschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Bereich die- 112 Meter Höhe (Kalifornien, USA) nen. ❚ Ältester lebender: „Metusalem“, 4767 Jahre alt, Grannenkiefer (Pinus longaeva), (Kalifornien, USA) Grundsätzlich kann gesagt werden dass erstaunlich viele Individuen ausfindig gemacht werden konnten, und diese Veröffentlichungen/Berichte: auch gleichmäßig über den Nationalpark verteilt sind. Der Aus Gründen des Gebietsschutzes nur intern

91 Titel: Wildreben-Kataster und genetischer Status der Individuen

Projektstatus: Aufbau von Inventaren ort, bestimmte Eigenschaften der Pflanzen und ihr Zu- stand. Genetisch „reine“ Stöcke werden zur gezielten Ver- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen mehrung und zum Aufbau einer Erhaltungszucht heran- gezogen. Laufzeit: 2003 bis voraussichtlich 2006 Veröffentlichungen/Berichte: Auftraggeber: Aus Gründen des Arten- und Gebietsschutzes können National Centre of Competence in Research Plant keine Angaben zu den Standorten veröffentlichet werden. Survival (Schweiz) in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Donau-Auen

Durchführung: Dr. Claire Arnold, National Centre of Competence in Research Plant Survival (Schweiz), Praktikanten des Nationalpark Donau-Auen, Mitarbeiter der Nationalpark-Forstverwaltungen

Zielsetzung: Erfassung der bestehenden Stöcke, Beurteilung des ge- netischen Status hinsichtlich möglicher Hybridisierung mit eingeschleppten Weinstöcken

Ergebnisse: Die im Nationalpark Donau-Auen vorhandene Population ist eine der größten und damit wichtigsten in Europa. Ins- gesamt konnten 180 Exemplare nachgewiesen werden.

Festgehalten wurden jeweils auch Angaben zum Stand- Wildrebe Vitis vinifera ssp. sylvestris (Foto: C. Baumgartner)

Titel: Das Vorkommen und die Ökologie der Wilden Weinrebe – „Vitis vinifera ssp. sylvestris“ (Gmelin) Hegi – in Österreich

Projektstatus: Grundlagenforschung, Artenschutz Zielsetzung: Diese Arbeit soll als theoretische Grundlage für ein Prak- Projektgebiet: Österreich, Donau- und March-Auen tikum im Sommer 2003 im Nationalpark Donau-Auen die- nen. Die gesammelten Informationen sollen Aufschluss Laufzeit: 2003 über das Vorkommen, die Ökologie, die Morphologie, An- sprüche und Pathogene von Vitis vinifera ssp. sylvestris in Auftraggeber: Österreich geben. Bakkalaureatsarbeit der Karl-Franzens-Universität in Graz Ergebnisse: Durchführung: BSc. Claudia Freiding Der Bestand der Wildrebe ist in den letzten beiden Jahr- hunderten in Österreich stark zurückgegangen und heute

92 findet man die Pflanze nur mehr in den Donau- und March- Auen. Die Ursache des Rückgangs ist hauptsächlich in der Zerstörung des natürlichen Lebensraumes – der Auwälder an großen Flüssen und Strömen – begründet, wo diese Schlingpflanze an typischen Trägerpflanzen emporklettert. Mittlerweile wurde die Wildrebe von der IUCN in die Liste der gefährdeten Pflanzen aufgenommen und Organisatio- nen wie der Nationalpark Donau-Auen, der WWF und die Österreichischen Bundesforste versuchen durch ver- schiedene Maßnahmen den Erhalt dieser Art in Österreich zu gewährleisten.

Die Wildrebe ist auch im unbelaubten Zustand gut zu erkennen. Heute weiß man, dass die Wildrebe die Stammform der (Foto: C. Baumgartner) Kulturrebe – Vitis vinifera ssp. sativa – ist und somit be- Viren- und Bakterienspektrum der beiden Arten deutlich deutende genetische Informationen besitzt. Der wichtigste voneinander unterscheidet und mittels Techniken der Mo- morphologische Unterschied zwischen der Wildrebe und lekularbiologie beide Arten gut voneinander trennbar sind. der Kulturrebe besteht in der Zweihäusigkeit von Vitis syl- vestris. Außerdem weisen die Individuen in Zentraleuropa Für die Erhaltung der Wildrebe sind neben der geneti- (speziell in Österreich) einen Geschlechtsdimorphismus schen Information aber vor allem die Dynamik der Wälder der Blätter auf; dieses Merkmal ist jedoch in den übrigen und die damit zusammenhängenden Faktoren ausschlag- europäischen Ländern nicht zu finden. Es ist erwiesen, gebend. dass beide Unterarten (sylvestris und sativa) seit mehr als 10.000 Jahren nebeneinander bestehen und es wenige, Veröffentlichungen/Berichte: wenn nicht gar keine Kreuzungen gegeben hat. Neueste Bakkalaureatsarbeit aus der VX „Schutz ausgewählter pathogenetische und genetische Untersuchungen an der Lebensräume“ an der Karl-Franzens-Universität in Wildrebe und der Kulturrebe haben gezeigt, dass sich das Graz 2003

Titel: Wildtierökologisches Monitoring im Nationalpark Donau-Auen 2003/2004

Projektstatus: Monitoring nau-Auen ist es entsprechend dem Nationalpark-Mana- gementplan notwendig, jährliche Aufnahmen auf den ein- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen gerichteten Verbisskontrollflächen (Vergleichsflächenver- fahren) zur Erfassung des Wildeinflusses auf die Vegeta- Laufzeit: August 2003 bis März 2004 tion durchzuführen, sowie die Entwicklung der Huftierbe- stände zu erfassen. Auftraggeber: BMLFUW für Nationalpark Donau-Auen Ergebnisse: Durchführung: Der Bericht enthält Ergebnisse von 100 Vergleichsflä- Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Ve- chenpaaren, die nach ihrer Errichtung und Ersterhebung terinärmedizinischen Universität Wien (DI Dr. Friedrich Rei- im Jahr 1999 nun im Jahr 2003 zum fünften Mal einer Ve- moser, Dr. Susanne Reimoser) getationserhebung unterzogen worden sind. Dabei konn- te auf 4 % der Probeflächen ausschließlich „Wildnutzen“ Zielsetzung: (Zielerreichung erst durch den Schalenwildeinfluss er- Im Rahmen des Wildtiermonitorings im Nationalpark Do- möglicht), auf 48 % ausschließlich „Wildschaden“ (Ziel-

93 setzung schalenwildbedingt nicht erreicht), auf 8 % Scha- den und Nutzen (je nach Prüfkriterium) und auf 40 % we- der Schaden noch Nutzen festgestellt werden. In der Wei- chen Au weisen 24 % der Vergleichsflächen ausschließlich „Schaden“ auf. In der Harten Au sind die Auswirkungen des Schalenwildes auf die Jungwaldstruktur deutlich stär- ker. Hier konnte auf 62 % der Flächen ausschließlich „Schaden“ erhoben werden. Die festgelegte Toleranz- grenze liegt bei 50 %.

Zusätzlich zum Vergleichsflächenverfahren wurde auch die Entwicklung des Schalenwildabganges in den letzten Jahren (Abschuss und Fallwild) dargestellt sowie die Wild- zählungen 2004 ausgewertet.

Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht Rothirsch (Foto: F. Antonicek)

Titel: Wildtierökologisches Monitoring im Nationalpark Donau-Auen 2004/2005

Projektstatus: Monitoring Zielsetzung: Im Rahmen des Wildtiermonitorings im Nationalpark Do- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen nau-Auen ist es entsprechend dem Nationalpark-Mana- gementplan notwendig, jährliche Aufnahmen auf den ein- Laufzeit: November 2004 bis März 2005 gerichteten Verbisskontrollflächen (Vergleichsflächenver- fahren) zur Erfassung des Wildeinflusses auf die Vegeta- Auftraggeber: tion durchzuführen, sowie die Entwicklung der Huftierbe- Nationalpark Donau-Auen mit gesonderter Finanzierung stände zu erfassen. des BMLFUW Veröffentlichungen/Berichte: Durchführung: Endbericht im Jahr 2005 vorgesehen Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Ve- terinärmedizinischen Universität Wien (DI Dr. Friedrich Rei- moser, Dr. Susanne Reimoser)

94 Titel: Transeuropäischer Naturraumkorridor Alpen-Karpaten – Überregionale Ebene – Phase 1

Projektstatus: Raumplanung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen und das wildökologisch relevante Umfeld

Laufzeit: 2002 bis 2004

Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen

Kooperationspartner: ÖBf AG etc.

Durchführung: Gewässer sind kein Ausbreitungshindernis für das Rotwild (Foto: F. Antonicek) Distelverein – Verein zur Erhaltung und Förderung ländlicher Lebensräume nalpark finanziert. Auf überregionaler Ebene soll dabei eine Plattform installiert werden, die über die weitere Vor- Zielsetzung: gangsweise (Einreichung von INTERREG-, LIFE- oder Das Projekt zur Sicherung und Gestaltung des Transeuro- sonstigen Projekten etc.) entscheidet. päischen Naturraumkorridors Alpen-Karpaten (der den biogenetischen Austausch zwischen diesen Großräumen Veröffentlichungen/Berichte: ermöglicht) wird in der aktuellen Startphase vom Natio- Endbericht mit Jahresende 2004 vorgesehen

Titel: GIS-gestützte Erhebung hypothetisch hochinfektiöser Habitate für die Übertragung des Leberegels im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Basisdatenerhebung Zielsetzung: Ziel der Untersuchung ist die GIS-gestützte Ausweisung Projektgebiet: von Habitaten, in welchen hypothetisch ein hohes Infek- Nationalpark Donau-Auen und nahes Umland tionsrisiko des Rotwildes für den Amerikanischen Riesen- leberegel (Fascioloides magna) besteht. Laufzeit: August 2004 bis August 2005 Veröffentlichungen/Berichte: Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen Endbericht für 2005 vorgesehen

Durchführung: Technisches Büro für Biologie (Mag. Dr. Walter Reckendorfer)

95 Titel: Untersuchung zur Messung der Befallsrate der Leberegel- schnecke Galba truncatula mit dem Amerikanischen Riesen- leberegel Fascioloides magna im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Basisdatenerhebung Auen registriert. Zwischenwirte dieses Parasiten sind die Leberegelschnecke (Galba truncatula) und möglicher- Projektgebiet: weise auch Arten der Gattung Stagnicola. Nationalpark Donau-Auen und nahes Umland Ziele der Untersuchung sind einerseits die Feststellung der Laufzeit: September 2004 bis Oktober 2005 Häufigkeit der Überträgerschnecken (Galba truncatula, Stagnicola turricula) im Gebiet, andererseits die Bestim- Auftraggeber: mung der Prävalenz der Riesenleberegel-Stadien in den Nationalpark Donau-Auen, NÖ Landesjagdverband Zwischenwirten. Außerdem sollen die örtliche Vertei- lung/Verbreitung der Riesenleberegel-Stadien und die Sai- Durchführung: sonalität des Befalls untersucht werden. Mit der Erstellung Naturhistorisches Museum Wien (Dr. Helmut Sattmann, eines Maßnahmenkatalogs sollen die Möglichkeiten zur Christoph Hörweg) Eindämmung der Infektion des Wildes mit dem Riesenle- beregel aufgezeigt werden. Zielsetzung: In den letzten Jahren wurde vermehrt ein Befall von Rot- Veröffentlichungen/Berichte: und Rehwild mit dem Amerikanischen Riesenleberegel Endbericht für 2005 vorgesehen (Fascioloides magna) in den österreichischen Donau-

Titel: Free-living Nematodes in Running Waters (March, Weidlingbach; NÖ)

Projektstatus: Basisdatenerhebung wenig untersuchte Tiergruppe darstellen, diente die vor- liegende Untersuchung der Erhebung wesentlicher grund- Projektgebiet: Donau-March-Auen und Wienerwald legender faunistischer Parameter. Es wurde die Diversität, Abundanz und Funktionalität der freilebenden Nemato- Laufzeit: November 2001 bis November 2003 den als Bewohner eines Mikrohabitates (Aufwuchs an Wurzelbärten) innerhalb eines regulierten Streckenab- Auftraggeber: schnittes der March im saisonalen Verlauf (November Dissertation am Inst. f. Ökologie und Naturschutz, 2001 bis September 2002) erfasst. Auf Grund ihres Arten- Univ. Prof. Dr. J. Waringer reichtums, der zumeist hohen Dichte und Produktivität so- wie der unterschiedlichen Nahrungstypen, (u.a. algivor, Durchführung: Mag. Dr. Ursula Eisendle bakterivor) kommt den freilebenden Nematoden vermut- lich eine wesentliche Bedeutung innerhalb der Energie- Zielsetzung: flüsse und Nährstoffzyklen aquatischer Systeme zu. Da freilebende Nematoden für Fließgewässer im allgemei- nen und für Tieflandflüsse im besonderen, eine bislang

96 Ergebnisse: In dem untersuchten Mikrohabitat waren freilebende Ne- matoden mit 26 % die häufigste Tiergruppe, gefolgt von Chironomiden mit 25 %.

Die Nematodenfauna umfasste 21 Taxa, wobei eine Art – Chromadorina bioculata (Familia: Chromadoridae FILIP- JEV, 1917) – mit 55 % deutlich dominant war. Die zweit- häufigste Art – Daptonema dubium (Familia: Xyalidae CHITWOOD, 1951) – war mit 15 % vertreten. Alle übrigen Chromadorina bioculata, die häufigste Nematodenart. (Foto: H. Pehofer) Arten kamen mit weniger als 5 % vor. Chromadorina bio- culata und Daptonema dubium gehören zu den Nemato- sche Strategien von Nematodenarten um den Beein- denarten, die sich – entgegensetzt zur weit verbreiteten trächtigungsgrad eines Habitates zu beschreiben. Es parthenogenetischen Fortpflanzung innerhalb der Nema- werden r-Strategen (Pionierarten, hohe Vermehrungsra- toden – geschlechtlich fortpflanzen. Durchschnittlich wur- te, kurze Lebensdauer; Wert 1), und K-Strategen („Be- den rund 29 Ind./Gramm Trockengewicht der Wurzelmas- harrer“, geringe Vermehrungsrate, verhältnismäßig lange se beobachtet. Lebensdauer; Wert 5) in ihren extremsten Ausprägungs- formen sowie dazwischenliegende mögliche Über- Die durchschnittliche Diversität betrug 1,2 (H’ – Shannon) gangsformen in den konzeptuellen Ansatz des Indizes und ist als relativ niedrig anzusehen. Ähnlich niedrige Wer- eingebunden. Für beeinträchtigte Systeme (Fließgewäs- te wurden für das Benthos eines stark organisch belaste- ser) wird ein durchschnittlicher Wert kleiner als 2 ange- ten Abschnittes im Streckenverlauf des Poflusses beob- nommen. In dem „Wurzelhabitat“ der March zeigte sich achtet. ein durchschnittlicher Wert von 2,7. Dieser spiegelt zwar im wesentlichen den intermediären Charakter der domi- Im untersuchten Aufwuchshabitat lag der Anteil der Bak- nanten Art wider, lässt aber keinen Rückschluss auf die terienfresser bei 86 %, wobei die beiden häufigsten Arten tatsächlich vorhandene anthropogene Beeinträchtigung generell als Bakterienfresser gelten. Chromadorina biocu- der March zu. Da die bevorzugten Habitatbedingungen lata stellt vorrangig einen typischen Weidegänger dar, der von Chromadorina bioculata im Großen und Ganzen Bakterien aber auch Algen der Biofilme abraspelt. Dapto- noch weitgehend unbekannt sind, kann eine gewisse nema dubium hingegen gilt als Depositfresser. Diese Art Toleranz dieser Art gegenüber organischen Belastungen nimmt wahrscheinlich hauptsächlich an Detritus gebun- nicht ausgeschlossen werden. Zusätzlich ist wenig über dene Bakterien auf. die tatsächlichen Umweltbedingungen bekannt, die innerhalb des untersuchten biologisch hoch aktiven Ha- Eine zusätzliche Charakterisierung der Nematodenfauna bitates vorherrschen. wurde mit Hilfe des sogenannten Maturity Index (MI; Reifeindex) versucht. Dieser Index wurde von terrestri- Veröffentlichungen/Berichte: schen Nematologen entwickelt und verwendet ökologi- Dissertation Universität Wien, November 2003

97 Titel: Ausbreitungsmodelle ausgesuchter Neophyten an Gewässer- und Wegrändern im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung tionalparkgebiet vegetationsökologische Dauerbeob- achtungsflächen angelegt. Auf diesen exakt eingemes- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen senen Standorten wurden sogenannte Querschnittsauf- nahmen (Transekte) durchgeführt. Dabei wurde nicht nur Laufzeit: 2004 bis 2005 das Vorkommen ausgewählter Neophyten dokumentiert, sondern auch wichtige Umweltparameter (Geländeform, Auftraggeber: Bodentyp, Konkurrenzverhältnisse, Begleitvegetation …) Diplomarbeit der Universität Wien, erfasst. Mit diesen Daten können in weiterer Folge die Univ. Prof. Dr. Georg Grabherr, Dr. Thomas Wrbka Ausbreitungs- und Ansiedlungsmöglichkeiten modellhaft beschrieben werden. Kooperationspartner: Dr. Thomas Wrbka, Institut für Ökologie und Naturschutz Damit wird es möglich sein, eine Reihe von fokussierten der Universität Wien Forschungsfragen aus dem Bereich der Neophytenpro- blematik zu beantworten. So kann beispielsweise geklärt Durchführung: werden, durch welche Faktoren Neophyten an Gewäs- Constanze Rak (in Zusammenarbeit mit Ulrike Bergmann) serrändern in ihrer Ausbreitung gefördert beziehungs- weise eingegrenzt werden. Dies ist von besonderer Be- Zielsetzung: deutung, da im Nationalpark Donau-Auen im Zuge von Re- Ausgangslage und Fragestellung: Laut Einschätzung naturierungsprojekten dem Flusssystem immer mehr Dy- internationaler Naturschutzexperten, wie beispielsweise der namik zurückgegeben wird und damit zumindest potentiell IUCN, stellen „invasive“ gebietsfremde Pflanzenarten (Ne- die Ansiedlung von Neophyten gefördert werden könnte. ophyten) eine der großen Herausforderungen des ange- Die Datenauswertung soll Aufschluss darüber geben, wie wandten Naturschutzes im neuen Jahrtausend dar. Ihre groß diese Gefahr tatsächlich ist, indem unterschiedlich Ausbreitung findet sehr häufig entlang von Wanderungs- dynamische Gewässerabschnitte miteinander verglichen korridoren wie etwa Straßenrändern, Bahngleisen und Ge- werden. Weiters kann erwartet werden, dass die detail- wässerrändern statt. Als Flusslandschaft am Rande einer lierte Beschreibung der ökologischen Nischen invasiver Großstadt bieten die Donauauen mit ihrem natürlichen Stö- Pflanzenarten zur Entwicklung von „minimal impact“ Me- rungsregime und den immer wieder neuentstehenden un- thoden zur Kontrolle dieser Problemarten beitragen wird. besiedelten Pionierstandorten ein optimales Auffangbecken für solche „invasiven“ Neophyten. Veröffentlichungen/Berichte: Diplomarbeit Universität Wien, Abschluss für Herbst Durchführung: An repräsentativen Augewässern unter- 2005 geplant schiedlichen Typs wurden im gesamten nördlichen Na-

Manche Probenstellen sind nur mit dem Boot zu erreichen. Beide Arten der Gattung Reynoutria sind aggressive Neophyten mit (Foto: U. Bergmann) starkem Verdrängungspotential speziell entlang der Gewässerränder. (Foto: C. Baumgartner) 98 Titel: Problemwahrnehmung „Neophyten“ von ausgewählten Stakeholders im und um den Nationalpark

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: 2004 bis 2005

Auftraggeber: Diplomarbeit der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Georg Grabherr, Dr. Thomas Wrbka

Kooperationspartner: Dr. Thomas Wrbka, Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien

Durchführung: Die Artbestimmung ist besonders bei vegetativen Exemplaren schwierig und erfordert viel Erfahrung. (Foto: C. Rak) Ulrike Bergmann (in Zusammenarbeit mit Constanze Rak) Besonders untersucht wird die Frage, welche Kontrollme- Zielsetzung: thoden (chem.Bekämpfung, mechanische Regulierung, Ausgangslage und Fragestellung: biologische Kontrolle, …) als zielführend, regional ange- Bei der Kontrolle gebietsfremder invasiver Pflanzenarten passt und praktisch durchführbar erscheinen. Als interes- (Neophyten), liegen „Richtig“ und „Falsch“ oft nahe bei- santer Nebenaspekt kristallisiert sich die Frage heraus, in- einander. Wegen der schwierigen Bewertungsprobleme, wieweit anrainende GartenbesitzerInnen bereit sind, durch die auch in Fachkreisen kontroversiell beurteilt werden, naturnahe oder zumindest naturverträgliche Gestaltung stellt sich die Frage, ob und wie die Nationalparkverwal- und Pflege einen Beitrag zur Lösung der Neophytenpro- tung überhaupt in die Ausbreitung invasiver Arten eingrei- blematik zu leisten. fen soll. Erwartet werden Ergebnisse, die Durchführung: ❚ Eine Sichtung des ExpertInnenwissens über Status und Mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens wurden aus- Kontrollmöglichkeiten invasiver Pflanzenarten erlauben gewählte Interessensgruppen des Nationalpark Donau- ❚ Eine systematische Einschätzung der speziellen Situa- Auen (Verwaltungs- und Forstpersonal, externe Experten, tion im Nationalpark Donau-Auen ermöglichen, und Besucherbetreuer, Fischhüttenbesitzer und Anrainer) ❚ Das Problembewusstein und die Kooperationsbereit- interviewt. Nach dieser Erhebung des aktuellen Wissens- schaft der ortsansässigen Bevölkerung aufzeigen. standes soll analysiert werden, ob eingewanderte Pflan- zenarten als Problem bewertet und wie die vom National- Veröffentlichungen/Berichte: park geplanten oder bereits angewendeten Maßnahmen Diplomarbeit Universität Wien, Abschluss für Herbst beurteilt werden. 2005 geplant

99 Titel: Die Besiedlung der Flussufer durch Neophyten

Projektstatus: Basisdatenerhebung, Monitoring

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: Frühjahr 2004 bis Herbst 2005

Auftraggeber: Diplomarbeit am Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien, Dr. M. Grünweis

Durchführung: Norbert Karner Die weiblichen Exemplare des Eschenblättrigen Ahorns (Acer negundo) verraten sich im Winter durch die auffälligen Früchte. (Foto: C. Baumgartner) Zielsetzung: Erfassung der Besiedlung von Flussufern mit neophyti- Veröffentlichungen/Berichte: schen Arten in Abhängigkeit von Uferstruktur, räumlichen Diplomarbeit der Universität Wien, Abschluss für Herbst Beziehungen und anderen lokalen Parametern. 2005 geplant

Titel: Evaluierung der Neophytenreduktions-Maßnahmen im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Evaluierung Auftraggeber: Nationalpark Donau-Auen mit gesonderter Finanzierung Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen des BMLFUW

Laufzeit: November 2004 bis Dezember 2005 Durchführung: Institiut für Botanik der Karl-Franzens-Universität Graz (Mag. Dr. Drescher, Mag. Dr. Martin Magnes)

Zielsetzung: Zu den wichtigsten Maßnahmen im Naturraummanage- ment zählt die gezielte Entnahme und Behandlung neo- phytischer Baumarten zur Förderung auentypischer Wald- bestände. Ein wissenschaftlicher Methodenvergleich soll Aussagen über die Effizienz dieser Maßnahmen bringen.

Veröffentlichungen/Berichte: Viele eingeschleppte Arten sind aus Gärten entkommen – und bilden at- traktive Blüten. Bildbeispiel: Drüsiges Springkraut. (Foto: C. Baumgartner) Endbericht im Jahr 2005 vorgesehen

100 Titel: Schwemmgut – Ausbreitungsmedium terrestrischer Invertebraten in Gewässerkorridoren

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: 2004

Auftraggeber: Diplomarbeit ETH Zürich/EAWAG Dübendorf, Dr. Klement Tockner

Durchführung: Niklaus Trottmann

Ergebnisse: Naturnahe Fliessgewässer sind stark frequentierte Migra- tionsachsen. Flottierende Geniste aus Totholz und ande- ren Pflanzenteilen bilden mobile Refugien, in denen le- bende terrestrische Kleintiere grosse Distanzen überwin- den. Da im Schwemmgut Vertreter der selben Tierarten konzentriert auftreten, können sich lebensfähige Popula- Das „Getreibsel“ bildet bei Hochwasser wichtige Rettungsflöße und trägt tionen an neuen Standorten etablieren. Die bestehende auch zur weiträumigen Ausbreitung vieler Arten bei. (Foto: C. Baumgartner) Artenvielfalt in Gewässerkorridoren wird durch den steten Zustrom lebender Organismen aus flussaufwärts gelege- An der Aare wurde die hydrochore Ausbreitung terrestri- nen Gebieten aufrechterhalten. scher Kleintiere untersucht. Schwemmgut am Rechen des Wasserkraftwerks Beznau enthielt im Mittel 72 lebende Verbauungen und Entnahmen von Schwemmgut stören terrestrische Invertebraten pro 100 gTG, oder umgerech- die hydrochore Ausbreitung und führen so zu einer Re- net 93 Individuen pro 1000 L. Davon waren 49 % Eier, Lar- duktion der terrestrischen Artenvielfalt entlang von Fliess- ven oder Puppen. Vergleiche zwischen der lebend extra- gewässern. Durch eine veränderte Schwemmgutbewirt- hierten Fauna und derjenigen aus fixierten Proben zeigten, schaftung an Wasserkraftwerken im Sinne einer Wieder- dass Schwemmgut als Vektor und als Filter wirkt. einspeisung des Rechengutes ins Unterwasser könnten anthropogen geprägte Flüsse strukturell und funktionell Für den Unterlauf der Aare zwischen Bielersee und Rhein aufgewertet werden. wurde berechnet, dass während eines Hochwassers im Juni 2004 an fünf Wasserkraftwerken 62 % der An der Donau bei Regelsbrunn und an der Aare bei Schwemmgutfracht entfernt worden waren. Im Mittel ent- Beznau wurden Drift- und Schwemmgutproben genom- nehmen die 13 Wasserkraftwerke zwischen Bielersee und men. Die Untersuchungen an der Donau fokussierten Rhein 6104 Tonnen Schwemmgut pro Jahr. Das entspricht auf den Austausch von organischem Material und Orga- ca. 750 Lastwagenladungen. nismen zwischen Fluss und Aue. Es wurde festgestellt, dass die Aue Quelle ist für Algenbiomasse und Senke für Veröffentlichungen/Berichte: Feinsedimente. Diplomarbeit ETH Zürich, Oktober 2004

101 Titel: Genotypische Identifizierung und phylogenetische Charakterisie- rung von Mikropilzen aus naturnahen und landwirtschaftlichen Böden im Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung sucht, jeweils unter Salix sp. und Populus sp. Beständen. Zusätzlich wurden zwei landwirtschaftliche Standorte bei Projektgebiet: Lobau und Mannswörther Au Groß-Enzersdorf untersucht, ein konventionell (außerhalb des Nationalparks) und ein ökologisch bewirtschafteter. Laufzeit: 2000 bis 2003 An jedem Standort wurden Proben aus der Streuschicht, aus 0-5, 10–15 und 30–35 cm Tiefe entnommen. Die My- Auftraggeber: celpilze wurden morphologisch und auf Gattungsebene MA 49-Forstamt der Stadt Wien und bestimmt, die Hefen wurden mittels Sequenzierung in- NÖ-Naturschutzabteilung dentifiziert. Es wurden 739 Mycelpilzstämme aus 35 an- amorphen Gattungen und 129 Hefestämme aus 13 Gat- Durchführung: Univ. Prof. Dr. Hansjörg Prillinger tungen isoliert.

Zielsetzung: Die Anzahl der isolierten Pilze war in der Lobau ähnlich der Schaffung von Grundkenntissen im Bereich der Boden- in der Mannswörther Au, unter Pappeln waren jedoch stets Mikrobiologie, evt. Ergänzung der Ausstattung der „Wur- mehr Pilze als unter Weiden. In den landwirtschaftlichen zelstation“, Information zu Zusammenhängen mit land- Böden war die Diversität um ca. 20 % geringer als im wirtschaftlichen Nutzungen (konventionell-biologisch). Wald, dies deckt sich mit Beobachtungen anderer Auto- ren. Zwischen ökologischer und konventioneller Fläche Ergebnisse: konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Die Diversität der Mikropilz- und Hefeflora wurde im Bo- den und in der Streuschicht an sechs verschiedenen Stel- Veröffentlichungen/Berichte: len im Nationalpark Donau-Auen (Lobau – abgedämmte in mehreren Fachwissenschaftlichen Publikationen Au und Mannswörth – periodisch überflutete Au) unter-

102 Titel: Zur Ernährungsökologie juveniler Cypriniden (Chondrostoma nasus) unter besonderer Berücksichtigung des Nahrungsangebotes

Projektstatus: Grundlagenforschung für Fische dienen, geschaffen, bei sinkenden Wasserstän- den fallen große Flächen trocken. Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Um die Wechselwirkungen zwischen Hydrologie und Laufzeit: 1996 bis 2003 Flussmorphologie zu charakterisieren, wurde ein Index entwickelt, der das Ausmaß und die Dauer des Trocken- Auftraggeber: fallens beschreibt, und auch als Störungsmaß interpretiert Dissertation Universität Wien, Univ. Prof. Dr. F. Schiemer werden kann.

Durchführung: Mag. Dr. Walter Reckendorfer Die Dichte von Chironomidenlarven, einer der wichtigsten Nahrungsquellen von 0+ Fischen, aber auch die Dichten Zielsetzung: anderer benthischer Gruppen, wie Oligochaeten und In vielen europäischen Flüssen ist seit langem ein teils dra- Crustaceen, waren negativ mit dem Index korreliert. Für matischer Rückgang der Populationsdichten rheophiler Cy- Jungfische bedeutet dies ein eingeschränktes Nahrungs- prinidenarten zu beobachten. Diese Abnahme ist haupt- angebot bei steigenden Wasserständen. sächlich auf den Verlust geeigneter Laich- beziehungsweise Jungfischhabitate zurückzuführen. Da die frühe ontogene- Die Artenzahl und die Diversität waren, wie von der „inter- tische Entwicklung ein besonders kritischer Lebensab- mediate disturbance hypothesis“ vorhergesagt, am höch- schnitt ist, ist eine genaue Kenntnis der Ansprüche von frü- sten bei mittlerer Störung. Die Eveness war positiv mit dem hen Juvenilstadien an ihre biotische und abiotische Umwelt Index korreliert, was auf die Dominanz einiger weniger Ar- unentbehrlich auch um praktisch anwendbare Kriterien zur ten in ungestörten, dauernd überschwemmten Uferberei- Beurteilung von Flussbaumassnahmen zu entwickeln. chen hindeutet.

Unter den biotischen Faktoren ist es, neben dem Räuber- Die Verfügbarkeit planktischer Nahrung: druck, vor allem das Nahrungsangebot, welches die Fit- Zooplankter kommen in Flüssen oft in großen Dichten vor. ness und damit die Überlebenschance vom 0+ Fischen Die Faktoren, die ihr räumliches und zeitliches Auftreten bestimmt. steuern können, sind die Residenzzeit des Wassers, die Überflutung von Überschwemmungsflächen, sowie der Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher (i) modellhafte Beitrag von „storage zones“, langsam fließende Wasser- Vorstellungen über die Verfügbarkeit benthischer und körper im Bereich des Ufers. planktischer Nahrung in großen Flüssen zu entwickeln und (ii) daraus abgeleitet den Einfluss des Nahrungsangebotes Die Untersuchungen an der Donau zeigten, dass unter- auf die Nahrungswahl und den Ernährungszustand von 0+ schiedliche Uferzonen unterschiedliche Zooplankondich- Fischen zu charakterisieren. ten aufweisen. Uferzonen mit geringen Strömungsge- schwindigkeiten, sind durch deutlich höhere Zooplank- Ergebnisse: tondichten charakterisiert und dienen als „storage zones“ Die Verfügbarkeit benthischer Nahrung: für Zooplankton. Die hydrologischen Bedingungen und Ein bestimmendes Merkmal großer temperater Flüsse wie die Ufermorphologie steuern Anzahl und Größe dieser der Donau sind saisonal schwankende hydrologische Be- „storage zones“. Die Zooplanktondichten im Fluss wer- dingungen. Vor allem die Habitatbedingungen in den Ufer- den durch das Vorhandensein stromaufwärts liegender zonen werden in großem Maß durch das Wechselspiel „storage zones“ bestimmt. zwischen Hydrologie und Flussmorphologie beeinflusst. Bei steigenden Wasserständen werden neue Habitate für Im Untersuchungsgebiet, der Donau unterhalb Wiens, sind benthische Organismen, die auch als Nahrungsgrundlage ausgedehnte „storage zones“ nur bei mittleren Wasser-

103 ständen vorhanden. Bei höheren Wasserständen kommt führt werden. Unsere Daten deuten auf eine suboptimale es durch den Treppelweg zu einem starken Rückgang, bei Nahrungsversorgung bei hohen und stark fluktuierenden niederen Wasserständen fließt das Wasser fast aus- Wasserständen hin. Verantwortlich dafür sind flussbauli- schließlich in der strukturlosen Schifffahrtsrinne. che Maßnahmen wie Dammbauten und die Konzentration des Abflusses in der Schifffahrtsrinne. Für planktonfressende 0+ Fische bedeutet dies vermin- derte Nahrungsverfügbarkeit bei hohen und niedrigen Veröffentlichungen/Berichte: Wasserständen. Dissertation Universität Wien, 2003 Reckendorfer W, Keckeis H, Winkler G, Schiemer F Der Einfluss der ontogenetischen Entwicklung und des (1996): Water level fluctuations as a major determinant Nahrungsangebotes auf die Nahrungswahl und den Er- of chironomid community structure in the inshore zone nährungszustand von 0+ Nasen: of a large temperate river – Arch. Hydrobiol. Suppl. 115, Large Rivers 1, 3–9 Die frühe Ontogenie ist ein besonders kritischer Lebens- Reckendorfer W, Keckeis H, Winkler G, Schiemer F abschnitt in der Entwicklung von Fischen. Die Verfügbar- (1999): Zooplankton abundance in the River Danube, keit geeigneter Nahrung beeinflusst das Wachstum und Austria: the significance of inshore retention – das Überleben frisch geschlüpfter Fischlarven. Ein Ver- Freshwater Biology 41, 583–591 ständnis der Nahrungsansprüche ist deshalb erforderlich, Reckendorfer W, Keckeis H, Tiitu V, Winkler G, Zornig um Populationsschwankungen und Jahrgangsstärken H, Schiemer F (2001): Diet shifts in 0+ nase, interpretieren zu können. Chondrostoma nasus: Size-spezific differences and the effect of food availability – Arch. Hydrobiol. Suppl. Larven und Jugendstadien der Nase zeigten zwei ent- 135/2–4, Large Rivers 12, 125–440 wicklungsbedingte Änderungen in der Nahrungswahl. Lar- ven unter 14 mm Totallänge ernährten sich fast aus- schließlich von Zooplankton. Größere Larven fraßen hauptsächlich Chironomidenlarven und Anflug. Zwischen 40 mm und 60 mm Totallänge begannen sich die Nasen von benthischen Algen zu ernähren.

Saisonale Unterschiede in der Nahrungswahl gleich gro- ßer Fische konnten auf das Nahrungsangebot zurückge-

Curvilinear relationship between disturbance and chironomid diversity. Relationship between a) total length of age-0 nase and mouth gape and b) between total length of age-0 nase and prey width.

104 Titel: Auswirkungen langjähriger Pflegemaßnahmen auf die Laufkäferfauna (Coleoptera, Carabidae) von Trockenrasen im Naturschutzgebiet „Hundsheimer Berge“ (Niederösterreich)

Projektstatus: Angewandte Forschung

Projektgebiet: Nationalpark-Region Donau-Auen

Auftraggeber: Diplomarbeit Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Wolfgang Waitzbauer

Durchführung: Mag. Claudia Wurth

Zielsetzung: Erfassung des Einflusses der Bewirtschaftung auf die Durch Beweidung kann am Hundsheimer Berg die weitere Verbuschung Laufkäfer von Trockenrasen-Standorten im Nahbereich wertvoller Trockenstandorte verhindert und eine vielfältige Landschaft erhalten werden. (Foto: C. Baumgartner) des Nationalpark Donau-Auen reflektieren. Aufgrund ihrer Mobilität reagiert die Carabi- Ergebnisse: denfauna rascher und wesentlich empfindlicher als die Die Hügellandschaft der Hundsheimer Berge befindet sich Vegetation. in Randlage zum Nationalpark Donau-Auen und zeichnet sich durch die Vielfalt an seltener Flora und Fauna mit süd- Die Pflegemaßnahmen zeigen deutliche Auswirkungen auf östlichem und submediterranem Verbreitungsschwer- die Carabidenzönosen der einzelnen Standorte, welche punkt aus. Das Gebiet stellt eine bedeutende Ergänzung sich sowohl in quantitativen als auch qualitativen Verän- zu den Feuchtgebieten des Nationalparks dar. Im Rahmen derungen äußerten. eines langjährigen Biotopmanagementprogramms wird das Naturschutzgebiet extensiv beweidet und durch Aus- Auf allen Standorten konnte ein Rückgang hygrophiler lichtung bzw. Schwendung von Sträuchern offen gehalten, Waldarten zugunsten xerophiler Arten offener Landschaf- um der zunehmenden Verbuschung der Trockenrasen ent- ten festgestellt werden. Vor allem commune, eurytope Kul- gegenzuwirken. tur- und Weidefolger mit geringem Feuchtebedürfnis oder einem großen Toleranzbereich gegenüber Feuchte- Von April bis Oktober 2000 wurde in der vorliegenden Di- schwankungen traten verstärkt in den Vordergrund. plomarbeit die Laufkäferfauna einer Rasensteppe, einer Schwendungsfläche und einem Trockenbusch mittels Bar- Die Betrachtung der Anteile ungeflügelter/geflügelter Ar- berfallen untersucht. Bereits 1987 vor Wiedereinführung ten innerhalb von Laufkäferzönosen ermöglicht eine Aus- der Schafbeweidung erfolgte eine faunistische Besamm- sage über den relativen Sukzessionsstatus einer Fläche, lung dieses Gebietes. Aus dem Vergleich der Daten von da ein enger Zusammenhang zwischen Dispersionsfähig- 1987 und 2000 sollen die Auswirkungen einer 13jährigen keit und somit Flugfähigkeit und dem Grad der Stabilität extensiven Beweidung auf die Struktur der Carabidenzö- des Lebensraumes besteht. Die Zahl der großen Arten, nose dokumentiert, zukünfitge Managementstrategien welche meist aufgrund einer Reduzierung der Hinterflügel entwickelt und Vergleichsdaten für ein Dauer-Monitoring eine geringe Dispersionsfähigkeit aufweisen, nahm ab. gewonnen werden. Laufkäfer sind hierfür besonders gut Gleichzeitig fördert der Beweidungseinfluss kleinere Arten geeignet, da sie aufgrund ihrer Lebensweise auf der Bo- mit einem großen Ausbreitungsvermögen und hohen Po- denoberfläche die mit Pflegemaßnahmen einhergehenden pulationsumsatz, die an instabile Verhältnisse besser an- Änderungen der Vegetationsstruktur und des Mikroklimas gepasst sind.

105 Trotz extensiver Beweidung kam es auf der offenen Ra- Als Richtlinie für das Ziel weiterer Pflegemaßnahmen soll- sensteppe und der Schwendungsfläche nach 13jähriger te der Schwerpunkt in der Erhaltung eines möglichst viel- Beweidung zur Ausbildung einer artenärmeren, relativ uni- fältig abgestuften Vegetationsaufbaues liegen, wobei Ein- formen Carabidentaxozönose mit verringerter Diversität zelbüsche und ältere, an den Rändern geöffnete Gehölz- und extremer, einseitiger Aktivitätsabundanz. Dies scheint gruppen durchaus die Struktur- und Habitatvielfalt erhö- auf einen zu hohen Weidedruck hinzuweisen. Eine Verrin- hen und somit bewahrt werden sollten. gerung der Beweidungsintensität durch geringere Besatz- dichte in den Koppeln, „rotational grazing“ oder zumindest Die Untersuchungsergebnisse liefern einen wichtigen Bei- eine diskontinuierliche Verteilung der Koppelflächen wäre trag für die Erstellung von Pflegemaßnahmen, wie z. B. für dem derzeitigen Weidemanagement mittels flächen- die im Nationalpark gelegenen Heißländen, die ebenfalls deckender Umschlagskoppeln vorzuziehen. der Landschaftspflege durch gezielte Beweidung unter- liegen. Im Trockenbusch konnte aufgrund der Öffnung des Rand- bereiches zum offenen Trockenrasen hin ein gegenläufiger Veröffentlichungen/Berichte: Trend beobachtet werden, da es zu einer Diversitätsstei- Diplomarbeit Universität Wien, 2002 gerung kam.

Titel: Ein Beitrag zur flussmorphologisch orientierten Untersuchung der Sohlstabilität der Donau zwischen Wien und Marchmündung

Projektstatus: Grundlagenforschung Ergebnisse: Im untersuchten Abschnitt zwischen Wien und Hainburg Laufzeit: 2004 zeigt die Donau sowohl naturnahe als auch wasserbaulich geprägte morphologische Strukturen, denn einerseits wur- Auftraggeber: den die Ufer durch Steinsicherungen und Regulierungs- Diplomarbeit Technische Universität Wien, bauwerke fixiert, der Lauf also festgelegt, andererseits Univ. Prof. Dr. Gutknecht blieb die Sohle durchgehend beweglich und formbar.

Durchführung: Ing. Gerhard Klasz Im überwiegend gestreckten Abschnitt zwischen Wien und Fischamündung findet man alternierende Kiesbänke Zielsetzung: mit einem mittleren Abstand von etwa 1,8 km. Durch fluss- Gegenstand dieser Arbeit ist die flussmorphologische Si- bauliche Eingriffe (Buhnen, Leitwerke) wurden diese Bän- tuation der Donau im Abschnitt zwischen Wien und Hain- ke weitgehend in ihrer Lage fixiert. Im Übergang zwischen burg, vor allem die hier zu beobachtende Sohlerosion und den Kiesbänken liegen die Furtbereiche. Talwärts der die Möglichkeiten einer flussmorphologisch und ökolo- Fischamündung wird die Morphologie primär durch die gisch orientierten Sohlstabilisierung. Abfolge langgestreckter Gerinnebögen bestimmt, mit ei- ner lokalen Besonderheit bei Str.km. 1901 (Orther Inseln Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Untersuchung der fluss- am Außenbogen). morphologischen und geschiebehydraulischen Verhält- nisse, insbesonders des Geschiebehaushaltes und der Hauptmerkmal der flussmorphologischen Eigendynamik damit verbundenen Eigendynamik des Stromes. Auf die- ist die Tiefenerosion des Stromes, welche nach heutiger ser Grundlage sollen Hinweise und Kriterien für geeignete Kenntnis bereits durch die Regulierung (vor knapp über Möglichkeiten der Sohlstabilisierung erarbeitet werden. 100 Jahren) initiiert wurde, zunächst aber nur sehr

106 schwach in Erscheinung trat. Durch laufende Eingriffe (Ge- rakteristischen Korndurchmessers dm haben, wie im Rah- schieberückhalt in der Oberliegerstrecke, Baggerungen in men einer Sensitivitätsuntersuchung gezeigt wird, einen der Strecke) verstärkte sich dann die Eintiefung. Für den sehr starken Einfluss auf das Resultat. Aus diesem Grund Zeitraum der letzten zwanzig Jahre können mittlere Ein- wurden auch Kontrollen auf Basis von Geschiebebilanzie- tiefungsraten von etwa 2 bis 3,5 cm/Jahr angegeben wer- rungen durchgeführt. den, mit insgesamt beschleunigter Tendenz. Die Erosion verläuft aber weder im Längsschnitt noch im zeitlichen Für langjährig gemittelte Abflussverhältnisse ergibt die Verlauf allzu gleichförmig, vorübergehend und lokal Rechnung ein Geschiebetransportvermögen von etwa kommt es durchaus auch zu Anlandungen, speziell in den 320.000 m3/a, was mit den beobachteten Eintiefungsraten Furtbereichen, was dort zu Behinderungen der Schifffahrt und der damit abgeleiteten Geschiebebilanz vereinbar ist. führen kann. Eine durchgehende Fahrwassertiefe von 25 Aufgrund der nichtlinearen Beziehung zwischen Abfluss dm bei Regulierungsniederwasser (RNW) ist im derzeitigen und Transportintensität sind die rechnerischen Transport- Zustand jedenfalls nicht gegeben. leistungen der einzelnen Jahre stark unterschiedlich. Für die (an sich kurze) Reihe 1981/1995 wurden Werte (jeweils Das Wasserspiegelgefälle beträgt im Mittel etwa nach Meyer-Peter) zwischen etwa 161.000 m3/a (1984) 0,4 m/km. Die leichte Gefällszunahme in Fließrichtung ist, und etwa 551.000 m3/a (1988) berechnet. Extrem trans- unter Berücksichtigung der sonstigen Randbedingungen, portwirksam sind kleinere, aber langanhaltende Hoch- ein weiterer Hinweis auf das Nichtbestehen eines dynami- wässer, etwa jenes von 1965, das über etwa fünf Monate schen Gleichgewichtszustandes. Erwartungsgemäß tre- andauerte und mit einer rechnerische Transportleistung ten bei Niederwasser verstärkt lokale Abweichungen vom von etwa 890.000 m3 verbunden war. Abflussstärkere mittleren Gefälle zutage, vor allem in Verbindung mit dem Hochwässer sind im Allgemeinen deutlich kürzer und da- Wechsel zwischen Kolk- und Furtabschnitten. mit letztlich weniger transportwirksam; so wurde für das Hochwasserereignis im August 1991 eine Geschiebe- Das Sohlmaterial hat einen mittleren Korndurchmesser transportkapazität von nur etwa 133.000 m3 berechnet. von etwa 25 bis 30 mm, ist also im Wesentlichen als Grob- kies zu bezeichnen. In Längsrichtung ist eine durch Abrieb Methodik und Ergebnisse gewässerkundlicher Arbeiten (und Kornsortierung) bewirkte Abnahme der gröberen werden sehr stark vom zugrundegelegten Maßstab be- Fraktionen feststellbar. stimmt, also davon, ob primär lokale oder doch eher groß- räumige Phänomene betrachtet werden (sollen). Im vorlie- Mit der Errichtung der Staustufe Wien-Freudenau wurde genden Fall sind großmaßstäbliche Prozesse von Interes- eine Unterwassersicherung wasserrechtlich vorgeschrie- se, die lokale Variabilität des Stromes und der hier ablau- ben, und zwar in Form einer Normalgeschiebezugabe, mit fenden Vorgänge liegen also weitestgehend außerhalb des einer Zugabemenge (im langjährigen Mittel) von etwa Blickfeldes. Insofern sind die vorgenommenen Untersu- 160.000 m3/a, wobei allerdings nur die Verstärkung der chungen und Auswertungen als fragmentarisch zu be- Eintiefung infolge der Staustufe kompensiert werden soll, zeichnen. Andererseits treten die Zusammenhänge zwi- nicht jedoch die Eintiefung an sich. Praktische Erfahrun- schen Geschiebehaushalt, Gewässerdynamik und Mor- gen mit dieser Methode liegen am Oberrhein (unterhalb phologie in groben Zügen recht klar zutage. der Staustufe Iffezheim) seit etwa 1978 und im untersuch- ten Donauabschnitt seit etwa 1996 vor. Aus wasserbaulicher Sicht besteht nach dem Scheitern des Kraftwerksprojektes bei Hainburg natürlich nach In der vorliegenden Arbeit wurde das Geschiebetrans- wie vor die Möglichkeit der Errichtung einer oder mehre- portvermögen der Donau nach dem Verfahren von Meyer- rer Staustufen, doch damit würde die freie Fließstrecke Peter berechnet, und zwar für eine längere Musterstrecke. verlorengehen. Solche Varianten sind im Nationalpark Bedingt durch das verhältnismäßig geringe Gefälle werden Donau-Auen überaus unrealistisch geworden. Alternative die Anwendungsgrenzen des Verfahrens im Prinzip über- Ansätze zur Sohlstabilität gehen daher von der Normalge- schritten. Die Rechenergebnisse reagieren teilweise sehr schiebezugabe oder einer flächigen Sohlvergröberung sensitiv auf einzelne Eingangsgrößen; vor allem die Erfas- aus; letzterer, auch als „Granulometrische Sohlverbesse- sung des Verhältnisses zwischen Gesamtrauhigkeit und rung“ bezeichnet, nutzt die starke Abnahme des Geschie- Flächenrauhigkeit ks/kr und die Einschätzung des cha- betransportvermögens bei Vergrößerung des mittleren

107 Staatssekretär DI H. Kukacka im Gespräch über die flussmorphologischen Perspektiven der Donau (Foto: C. Baumgartner)

Korndurchmessers. Dieser Zusammenhang wird auch in es (aus früheren Arbeiten) Hinweise, dass sich die Strom- der vorliegenden Arbeit gezeigt, und zwar auf Basis des sohle während der letzten Jahrzehnte infolge des verrin- Rechenverfahrens von Meyer-Peter. gerten Geschiebeeintrages (aus der Oberliegerstrecke) vergröbert hat. Mit einer Granulometrischen Sohlverbes- Die Möglichkeiten der Sohlvergröberung werden durch die serung würde man diesen Prozess lediglich unterstützen. Donauschifffahrt begrenzt. Gerade bei Niederwasser, Unter den gegebenen ökologischen, nautischen und fluss- wenn die Schiffe häufig mit sehr geringem Flottwasser morphologischen Randbedingungen könnte das fluss- über die Sohle fahren, kommt es dort zu sehr starken lo- bauliche Optimum dort liegen, wo die Elemente der Sohl- kalen Beanspruchungen durch den Schraubstrahl der vergröberung (Granulometrische Sohlverbesserung), der Schiffe und umgekehrt können auch gröbere Steine (im Normalgeschiebezugabe und einer Gerinneverbreiterung Zuströmbereich) zum Propeller angesaugt werden, wo- (über RNW-Niveau) zu einer möglichst materialeffizienten durch dann mit zunehmender (mittlerer) Korngröße schwe- Geschiebebewirtschaftung kombiniert werden. Eine sol- rere Schäden an den Schiffsschrauben möglich sind. Aus che Variante mit etwas gröberem Kiesmaterial (dm zwi- diesem Grund wird eine starke Vergröberung der Sohle als schen 30 und 40 mm) und in Form eines flächigen Kies- unverträglich mit der Schifffahrt beurteilt, es sei denn, man belages, aber unter Aussparung der Furtabschnitte, wird könnte die Schifffahrer (bei Niederwasser) zu einer redu- in dieser Arbeit grob skizziert. Das kann als Synthese aus zierten Abladetiefe verpflichten. verschiedenen, scheinbar widersprüchlichen flussbau- lichen Ansätzen verstanden werden. Mit der gelegentlichen Umpflügung der Sohle durch den Schraubstrahl von Schiffen mit wenig Flottwasser wird Veröffentlichungen/Berichte: auch eine nachhaltige Deckschichtbildung unterbunden, Diplomarbeit Technische Universität Wien, zumindest in weiten Teilen der Fahrrinne. Andererseits gibt voraussichtlich Frühjahr 2005

108 Titel: Aquaterra (Integrated modelling of the river-sediment- soil-groundwater system)

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen als Teil eines europaweiten Forschungsvorhabens

Laufzeit: 1. Juni 2004 bis 2008

Auftraggeber: Forschungsvorhaben der Univ. f. Bodenkultur Wien, Internationale Forschungskooperation mit EU-Finanzierung

Durchführung: Inst. f. Bodenkunde der Univ. für Bodenkultur und internationale Forschungspartner

Zielsetzung: Entnahme von Bodenproben (Foto: C. Fraissl) Erfassung der Veränderung landwirtschaftlicher Böden im zeitlichen Verlauf unter spezieller Berücksichtigung der Auswirkungen menschlicher Einflüsse. Unter anderem soll der Einfluss von Klima, Verwitterung und Bodenbewirt- schaftung auf die Bodenbildungsprozesse und Boden- eigenschaften in Sedimentböden ausgearbeitet werden.

Die tiefgründigen Böden der Flusslandschaft werden Schicht für Schicht Veröffentlichungen/Berichte: ab 2005 analysiert. (Foto: C. Baumgartner)

109 Titel: Die Geschichte einer Stromlandschaft

Projektstatus: Angewandte Forschung Anknüpfend an die Diplomarbeit von DI Matthias Kuhn wurde der östliche Abschnitt der Donauauen im Marchfeld Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen und Region im Zeitraum seit dem Beginn genauer kartographischer Aufnahmen untersucht. Fünf Kartenwerke, die Josephini- Laufzeit: 2002 bis 2003 sche und Franziszeische Landesaufnahme, die Pasetti- karte, sowie die Dritte Landesaufnahme und heutige, ak- Auftraggeber: tuelle Österreichische Karte ÖK 50, wurden mittels eines Diplomarbeit der Universität für Bodenkultur, speziellen Auswerteverfahrens untersucht. Gleichzeitig Univ. Prof. Dr. Killian; in Zusammenarbeit mit dem wurde versucht, anhand der forsthistorischen Betrach- Nationalpark Donau-Auen tung der jeweiligen Grundherrschaften einen Einblick zu bekommen, inwieweit die unterschiedlichsten Nutzungs- Durchführung: DI Martin Hartmann ansprüche des Menschen Auswirkungen auf die rezente Situation der Auen hatten. Zielsetzung: Umfassende Beschreibung aller Vorgänge, die jene Land- Das Ergebnis spiegelt ein über Jahrhunderte hochdyna- schaft, welche heute durch den Nationalpark Donau-Au- misches und weit verzweigtes Furkationssystem der Do- en unter Schutz steht, in den letzten 250 Jahren geprägt nau wider, mit zahlreichen, Armen, Schotter- und Sandin- haben. seln, das erst im letzten Jahrhundert, seit dem Beginn der „Großen Donauregulierung“, massivsten Veränderungen Ergebnisse: unterworfen war. Als Folge der Begradigung der Donau bei Der Nationalpark Donau-Auen schützt heute den letzten Wien merkbare Anstiege der Schotterflächen wurden nach Rest einer vormals „unfassbaren“ Landschaft. „Unfassbar“ wenigen ihren durch Monotonisierung der Uferbereiche in der Hinsicht, dass die Auwälder des Donauraumes vor und ein Verschwinden der durchströmten Seitenarme, so- den Regulierungsbemühungen des Menschen durch ihre wie der landschaftsprägenden Inselwelt abgelöst. Dynamik ein ständigen Veränderungen unterworfenes Aussehen hatten und der Inbegriff einer ursprünglichen Erst durch die Unterschutzstellung des Gebietes als Natio- Landschaft waren. Ziel dieser Arbeit war es, einerseits all nalpark und erste Renaturierungsmaßnahmen wurden dem jene Faktoren zu betrachten, die zu dem heutigen Er- Trend der Zerstörung unserer faszinierenden Flussland- scheinungsbild der Donauauen beigetragen haben, sowie schaft und dem dramatischen Verlust wertvoller Habitate die tatsächlichen Flächenveränderungen der Schotter- endlich beispielgebende Maßnahmen entgegengesetzt. bänke, Auwälder, Wiesen und Wasserflächen durch Zah- lenmaterial zu belegen. Veröffentlichungen/Berichte: Diplomarbeit Universität für Bodenkultur 2003

Darstellung der Hauptkategorien Inseln, Festland und Gewässer 90 % 80 % 70 % 60 % 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % Josephinische LA Franziszeische LA Pasettikarte Dritte LA ÖK 50

Inseln (%) Festland (%) Festland (%)

Die Flächenanteile von Inseln, Festland und Gewässern der Flusslandschaft in Kartenwerken von 1775 bis zur Gegenwart.

110 Titel: Gebietsentwicklung im Nationalpark Donau-Auen im Bereich der Stopfenreuther Au von 1958 bis 2000 – eine Luftbildanalyse

Projektstatus: Grundlagenforschung, Monitoring tionssystems („GIS“), die räumlich-zeitlichen Veränderun- gen von Gewässersystemen in einem Augebiet östlich von Projektgebiet: Wien von 1958 bis 2000 untersucht. Das Ziel dieser Arbeit Nationalpark Donau-Auen, Bereich Stopfenreuth ist die Erfassung, Quantifizierung und Analyse der Verän- derungen durch die Verwendung und Verarbeitung histo- Laufzeit: 2002 bis 2003 rischer Luftbilder und Orthophotos.

Auftraggeber: Hauptaugenmerk liegt dabei auf der quantitativen Doku- Diplomarbeit Universität Wien, mentation von Verlandungstendenzen. Es wird geklärt, in- Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer, wiefern Verlandungstendenzen mit unterschiedlichen Mag. Dr. Walter Reckendorfer hydrologischen und geomorphologischen Parametern in Beziehung stehen. Durchführung: Mag. Margit Groiss Ergebnisse: Zielsetzung: Die Ergebnisse zeigen, dass es im Laufe der Jahre zu ei- Ausgehend von einer visuellen Luftbildinterpretation wer- nem Verlust von Wasser- und Schotterflächen kam. Zwi- den, unter Zuhilfenahme eines geographischen Informa- schen 1958 und 2000 reduzierten sich die Wasserflächen

Wasserflächen – Gesamtgebiet Schotterflächen – Gesamtgebiet 120 7 y = 1787,6 - 0,86*x y = 260,9 - 0,13*x 100 r? = 0,90 6 r? = 0,91

5 80

4 60 3

40 2

20 1

0 0

4 10

2 0

0

-10 -2

-20 -4

-30 -6 1960 1970 1980 1990 2000 1960 1970 1980 1990 2000

verschwundene Wasserflächen neue Wasserflächen verschwundene Schotterflächen neue Schotterflächen oben: Entwicklung der Wasserflächenanteile 1958–2000; oben: Entwicklung der Schotterflächenanteile 1958–2000; unten: Entwicklung der Wasserflächenverluste, -zugewinne unten: Entwicklung der Schotterflächenverluste, -zugewinne (Wasserflächenanteile 1958 = 100 %). (Wasserflächenanteile 1958 = 100 %).

111 um rund 38 Prozent. Geomorphologische und hydrologi- projekts ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang sche Faktoren, welche die Verlandung signifikant be- zwischen Anbindung und Sedimentauflage in der Regels- schleunigen, sind eine geringe Gewässergröße, die Ein- brunner Au beobachten. Schon wenige Tage Durchströ- tiefung des Hauptflusses und eine geringe Anbindung an mung fördern den Austrag eines Großteils der Feinsedi- die Donau. Die Entwicklung von Gewässersystemen deu- mente aus dem Gewässerbett. tet auf jeden Fall auf eine zunehmende Verlandung im untersuchten Augebiet und somit auf planerischen Hand- Neben isolierten Gewässern weisen aber auch kleine Alt- lungsbedarf hin. arme hohe Verlandungstendenzen im Untersuchungsge- biet auf. Dieser Umstand kann durch einen bei abneh- Die vorliegende Untersuchung zeigt eine starke Verlan- mender Gewässergröße und -tiefe relativ höheren alloch- dung der Altarme im Untersuchungsgebiet, wie sie auch thonen Nährstoffeintrag erklärt werden, da bei geringer Schratt-Ehrendorfer & Rotter (1999), Dister (1994) und werdendem Wasservolumen gleichzeitig der relative Anteil Amoros (1991) für andere, infolge von Regulierungsmaß- der Kontaktfläche zur Umgebung zunimmt. Durch einen nahmen vom Hauptstrom abgedämmte Augebiete be- Sedimenteintrag von außen kommt es darüber hinaus zu schreiben. In der Lobau kam es zum Beispiel zu einem Ver- einer zunehmenden Auffüllung des Gewässerbodens und lust von mehr als 40 ha an Gewässern und Feuchtgebie- einer damit einhergehenden Verminderung des Wasser- ten seit etwa 50 Jahren. Die Autoren verweisen hierbei auf volumens, welche sich vor allem bei kleinen, seichten Ge- einen engen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der wässern in einem höheren Wasserflächenverlust bemerk- Verlandung und der Anbindung zum Strom. In Gewässern bar macht. mit geringer Hochwasserdynamik, wie sie im Rückstaub- ereich der Unteren Lobau vorzufinden sind, wird die Bil- Veröffentlichungen/Berichte: dung von Schlammauflagen begünstigt. Reckendorfer & Diplomarbeit Universität Wien 2003 Steel (2003) konnten im Zuge des Donau-Restaurierungs-

112 Titel: Analyse der landschaftshistorischen Entwicklung des Augebietes gegenüber Hainburg

Projektstatus: Durchführung: Susi Salomaa Grunddatenerhebung, angewandte Forschung Zielsetzung: Projektgebiet: Grafische Darstellung der landschaftshistorischen Nationalpark Donau-Auen, Bereich Hainburg Entwicklung als Grundlage der Öffentlichkeitsarbeit

Laufzeit: Oktober bis November 2004 Ergebnisse: Flächenvergleich der Lebensraumtypen in der zeitlichen Auftraggeber: Reihe 1760 bis 2000 Nationalpark Donau-Auen (im Rahmen des Praktikanten- Programmes) Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht

Josephinische Landesaufnahme 1764 (Referenzzustand der weitgehend Vektorisierung der Landschaftselemente im GIS unbeeinflussten Flusslandschaft)

113 Titel: Flussmorphologische Entwicklung der Donau im Bereich des Nationalparkes 1726–2001, Bereich Lobau

Projektstatus: Grundlagenforschung ❚ Bereitstellung wertvoller Grundlagendaten zur Aus- arbeitung und Bewertung von zukünftigen Auen- und Projektgebiet: Lobau, Strom-km 1924,4 bis 1907,6 Gewässermanagementkonzepten (im Sinne eines „virtuellen Leitbildes“) Laufzeit: 2003 bis 2004 Primärer Fokus des Projektes ist aber die detaillierte Eva- Auftraggeber: luierung des Untersuchungsgebietes hinsichtlich der na- MA 49-Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der türlichen, ehemals prägenden, abiotischen Rahmenbe- Stadt Wien dingungen als Basis für das Ökosystem Donau-Auen.

Durchführung: Veröffentlichungen/Berichte: Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Projektbericht Dezember 2004 Hydrobiologie und Gewässermanagement, DI Doris Eberstaller-Fleischanderl, DI Severin Hohensinner, Univ. Prof. Dr. Matthias Jungwirth

Zielsetzung: Die Rekonstruktion der historischen Flusslandschaft im Bereich des heutigen Nationalparks Donau-Auen dient nicht nur der wissenschaftlichen Untersuchung der mor- phologischen Entwicklung dieses bedeutenden Lebens- raumes, sondern verfolgt gleich mehrere Ziele: ❚ Veranschaulichung und Darstellung der ehemaligen Donau-Auen beginnend mit ca. 1720 bis heute (mittels Grafiken, Animationen, digital, gedruckt) ❚ Beiträge zur Landes-, Lokal- und Naturgeschichte dieser Region (ein ähnliches Projekt im oö./nö. Mach- land hat gezeigt, dass ein großes Interesse an derarti- gen Informationen in den Donau-Anrainergemeinden besteht) ❚ Bewusstseinsbildung hinsichtlich der „Bedürfnisse“ eines Flusses und seiner Auen (z. B. durch Präsenta- tionen in Nationalpark-Besucherzentren, Ausstellun- Die aktuelle Situation im Bereich des Ölhafens. gen, …) (Grafik: D. Eberstaller-Fleischanderl)

114 Titel: EDV-gestütztes Projekt GIS (Digitales Höhenmodell, Flussmorphologie, Landschaftsgeschichte, ...)

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen, Bereich Regelsbrunner Au

Laufzeit: 2002 bis 2003

Auftraggeber: Projektarbeiten Wintersemester 2002/ Sommersemester 2003 an der Universität für Boden- kultur Wien (Institut für Vermessung, Fernerkundung und Landinformation, DI Roland Grillmayer; Institut für Freiraumgestaltung und Landschaftspflege, Mag. Andreas Bartel) mit Unterstützung des National- park Donau-Auen Vermessung im Gelände (Foto: A. Bartel)

Durchführung: Um ein digitales Höhenmodell zu erstellen, wurden Feld- Stefan Mühlbauer, Michael Jobst, Markus Leitner; GPS-Messungen in den Donau-Auen bei Haslau an der Lucie Bruckner, Susanna Freiss, Thomas Meitz, Donau durchgeführt. Anhand dieser Punkte und anderer Christine Rumetshofer; Ina Alber, Daniela Capano; Ausgangsdaten (Orthophoto, Lasergrid), wurden die Johannes Stephan Hloch, Jelica Jancic, Bruchkanten digitalisiert und ein TIN (Triangulated Irregu- Claudia Kulhanek, Stefan Weinwurm; Johanna Balatka, lar Network: unregelmäßiges, mit Dreiecken dargestelltes Elisabeth Grundei, Elke Losert, Robert Schilk Netz) erstellt. Die daraus erhaltenen Daten wurden ins ARC-Scene als 3d TIN übertragen. Danach wurde ein TIN- Zielsetzung: Grid erstellt und dieser gleichzeitig mit Hilfe von Verifizie- Im Rahmen der Lehrveranstaltung „EDV-gestütztes Pro- rungspunkten auf das Höhenniveau des Laser-Grids an- jekt GIS“ an der Universität für Bodenkultur Wien, wurden gehoben. Es folgte danach eine Verschneidung des verifi- verschiedene, landschaftsökologisch interessante Frage- zierten TIN-Grids mit dem Laser-Grid und eine Bestim- stellungen im Bereich des Nationalpark Donau-Auen in mung der Messwertabweichung. Eine Hochwassersimu- Form von Gruppenarbeiten durchgeführt. lation wurde ebenfalls erstellt.

Ergebnisse: Veröffentlichungen/Berichte: Beispielhaft werden die Ergebnisse der Projektarbeit „GIS- Zusammengefasste Projektberichte Universität für Projekt Digitales Höhenmodell“ dargestellt: Bodenkultur Wien 2003

115 Titel: Nachfolgeuntersuchung zur Kosten-Nutzen-Analyse des Nationalpark Donau-Auen

Projektstatus: Grundlagenforschung Zielsetzung: Vergleich mit der in der Planungsphase erstellten KNA Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen Ergebnisse: Laufzeit: Wintersemester 2003 bis 2004 Die Kosten-Nutzen-Analyse der Planungsphase des Na- tionalparks wurde mit aktuellen Zahlen nachvollzogen. Bei Auftraggeber: Entscheidung nach absoluten Werten ist der größte öko- TU Wien (Seminararbeit Ökonomische Infrastruktur- nomische Nutzen bei Variante 3.2 (KW Wildungsmauer) zu planung) erwarten, bei Entscheidung nach relativen Werten liegt die Variante 2 (Maximalvariante Nationalpark) voran, weil die- Durchführung: se mit einigem Abstand den höchsten internen Zinsfuß Technische Universität Wien, Inst. für Finanzwissenschaft hat. Nach Ansicht der Autoren sind relative Kennzahlen und Infrastrukturpolitik aussagekräftiger.

Veröffentlichungen/Berichte: Seminarbericht der TU Wien

Titel: Kontinuität und Wandel einiger ausgewählter Flurnamen in Orth an der Donau und Eckartsau

Projektstatus: Grundlagenforschung (Forstbezirke Orth und Eckartsau) (1987), 3. Landesauf- nahme (1872), Pasetti-Karte (1870), Lorenzo-Karte (1816). Projektgebiet: Nationalpark-Gebiet des Nationalpark Donau-Auen Ergebnisse: und Umgebung Neben einer tabellarischen Auflistung, die Kontinuität und Änderung der Flurnamen aufweist, folgt die etymologi- Laufzeit: 2003 sche Erklärung der Flurnamen. Es werden auch die Mög- lichkeiten der Namensgebung erörtert. Eine Besonderheit Auftraggeber: stellen die Flurnamen im Auen-Bereich des heutigen Na- Forschungspraktikum Sommersemester 2003 an der tionalpark-Gebietes dar. Diese über Jahrzehnte von der Universität Wien, Studienzweig Geschichte mit Unter- ÖBf AG verwalteten Flächen weisen eine Unzahl von für stützung des Nationalpark Donau-Auen Außenstehende kaum verständliche Flurnamen auf. Auf- grund der Flurnamen und von altem Kartenmaterial kann Durchführung: Annemarie Täubling in etlichen Fällen ein Gefühl für die Landschaft, wie sie vor der Donauregulierung gewesen sein mag, heraufbe- Zielsetzung: schworen werden. Die Macht des großen Flusses wird Die vorliegende Arbeit versucht einerseits, den Wandel und wieder gegenwärtig und mit ein bisschen Fantasie auch die Kontinuität einiger Flurnamen im Bereich Orth an der Do- das Leben der Menschen, der Pflanzen- und der Tierwelt nau und Eckartsau aufzuzeigen, andererseits die jeweiligen an diesem großen Fluss. Bezeichnungen auch etymologisch zu erklären. Als Grund- lage diente folgendes Kartenmaterial: ÖK 25V 60 (1993) Veröffentlichungen/Berichte: (Flurnamengrundlage), Graner-Karte (1991), Forstkarte Praktikumsbericht Universität Wien 2003

116 Titel: Die proto- und metazoische Parasitenfauna bei Chondrostoma nasus L. und Leuciscus cephalus L. zweier Habitate in Niederösterreich und die physikalisch – chemische Analyse der Gewässer

Projektstatus: Grundlagenforschung sucht, wobei insbesondere Augenmerk auf proto- und metazoische Kiemenparasiten und das Auftreten von Zys- Projektgebiet: Donau ten von Myxospodien auf der Schwimmblase gelegt wur- de. Andere auffällige metazoische Parasiten im Darm, auf Laufzeit: 2003 bis 2004 der Haut und in den Augen wurden ebenfalls bestimmt. Während des gleichen Zeitraumes wurden die physika- Auftraggeber: lisch-chemischen Wasserqualitätsparameter erhoben. Diplomarbeit Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer Die Zusammensetzung der Parasitenfauna ist bei beiden untersuchten Fischarten und in den beiden Habitaten sehr Durchführung: Mag. Franz Jirsa ähnlich. Die Prävalenz des Parasitenbefalles liegt für die Nase meist wesentlich unter der des Aitels. Zielsetzung: Erfassung des Parasitenbefalles bei Nase bzw. Aitel in Do- Intensität und Abundanz des Parasitenbefalles liegen bei nau-Zubringern und Interpretation dieser Daten im Zu- den Fischen aus der Melk meist wesentlich über denen der sammenhang mit den physikalischen und hydrochemi- Fische aus der Pielach. Extrem hohe Befallsraten treten schen Gewässerparametern. vor allem in der Melk auf, besonders deutlich ist dies bei den zwei dominanten Parasitengruppen Dactylogyrus sp. Insbesondere sollen Beiträge zum Verständnis für die Zu- und Myxobolus sp. sammenhänge zwischen Parasitenfauna und Wasserqua- lität (Diversität, Prävalenz, Intensität), Befallsintensität und Bemerkenswert scheint auch, dass die Werte des „fulton’s Struktur des Gewässers, sowie saison- und entwick- condition factors“ für die Fischpopulationen in der Melk lungsbedingten Schwankungen in der Parasitenfauna er- deutlich unter denen des Untersuchungsgebietes Pielach bracht werden. liegen.

Ergebnisse: Die Situation an Melk und Pielach, die zwei sehr unter- Die beiden niederösterreichischen Flüsse Melk und Pie- schiedlich stark anthropogen veränderte Gewässer sind, lach stellen für ihre Fischfauna zwei weitgehend vonein- lässt sich auf ähnliche Flüsse im gesamten Einzugsgebiet ander getrennte Habitate dar. Die Pielach gilt als eines der der Donau übertragen. naturbelassensten Gewässer Niederösterreichs, wird von vielen Donaufischen als Laichgewässer benutzt und stellt Veröffentlichungen/Berichte: mit dem Donaustrom zusammen ein Habitat dar. Die Melk Diplomarbeit Universität Wien 2004 hingegen ist stark reguliert und war bis zur Errichtung von Fischaufstieghilfen im Frühjahr 2003 zwischen der Do- naurampe Melk und dem Wehr Zelking für die in ihr le- benden Fische ein großes durchströmtes Becken, aus dem eine Migration in die Donau oder in die Quellregion unmöglich war.

Für die vorliegende Arbeit wurden im Zeitraum April bis November 2003 aus den beiden Habitaten insgesamt 161

Fische der Arten Nase und Aitel parasitologisch unter- Aitel, Leuciscus cephalus. (Foto: G. Grotensohn)

117 Titel: The importance of microorganisms and particles in the Danube River floodplains: an experimental approach

Projektstatus: Grundlagenforschung Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist, dass Bakterien sig- nifikant häufiger auf organischen Partikeln als auf anorga- Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen nischen Partikeln sind. Wir vermuten, dass Bakterien ge- zielt organische Partikel aufsuchen, da ihnen diese als Laufzeit: 2003 bis 2004 Substrat dienen können. Im Allgemeinen fand die Koloni- sation von Partikeln sehr schnell statt. Es konnten Hin- Auftraggeber: weise gefunden werden, dass Viren, sobald sie an einem Diplomarbeit Universität Wien, Partikel assoziiert sind, an diesem bleiben. Interessanter- Univ. Prof. Dr. Peter Peduzzi weise deuten die Daten darauf hin, dass es eine „satura- tion capacity“ für Viren auf Partikeln gibt. Dies würde be- Durchführung: Mag. Lisa Kernegger deuten, dass die Besiedelung von Viren auf einem Partikel bei höherer Virendichte auf einem Partikel abnimmt. Zielsetzung: Diese Arbeit ist ein experimenteller Versuch, den Einfluss Flussbauliche Eingriffe der letzten 100 Jahre wie Regulie- von verschiedenen Partikelqualitäten auf die Aktivität und rungen, Dammbauten und die Abtrennung von Nebenar- die Abundanz von in der Donau vorkommenden Mikroor- men, die in allen großen Flüssen Europas und Nordameri- ganismen zu untersuchen. Als Partikelqualitäten wurden kas durchgeführt wurden, führten zu einer starken Verän- solche verwendet, die häufig vorkommen: Sediment, Laub derung des hydrologischen Regimes und zu einer starken (jeweils unbesiedelt und auch bereits mit Mikroorganismen Veränderung in der Vernetzung mit dem Umland. besiedelt) und „river snow“. Weiters hat diese Arbeit den Zusammenhang zwischen der Virendichte im Wasser und Die zunehmende Verlandung der Altarme führte zu teil- der bakteriellen Sekundärproduktion (BSP) sowie der spe- weise zu starken Verlusten der Artenvielfalt. Diese anthro- zifischen BSP im Wasser und auf Partikeln untersucht. pogen verursachten Änderungen brachten auch eine Än- derung im Partikeleintrag in die Augewässer mit sich. Ne- Ergebnisse: ben den festgestellten mikrobiellen Interaktionen könnte Es wurden 5 Experimente mit verschiedenen Partikelqua- man aus den vorgelegten Ergebnissen die allgemeine öko- litäten durchgeführt. Dabei wurde in „rolling tanks“ Auwas- logische Überlegung ableiten, dass eine Veränderung in ser mit Partikeln sowie mit verschiedenen Virendichten, der Qualität und in der Quantität des Partikeleintrages in aber gleicher Bakteriendichte angesetzt. Über einen Zei- das Flusssystem auch allgemeine Konsequenzen für die traum von 60 Stunden wurden die Messparameter erho- Mikroorganismenabundanz (Bakterien, Viren) und deren ben. Aktivität hat; und somit auf die biogeochemischen Pro- zesse im Ökosystem Fluss. Es konnte nachgewiesen werden, dass die verschiedenen Partikelqualitäten die Mikroorganismenanzahl sowie deren Diese Arbeit trägt somit bei, das Ökosystem Donauauen Aktivität sowohl im Wasser als auch auf den Partikeln be- und die dort ablaufenden Stoffwechselkreisläufe besser zu einflusst. Außerdem beeinflussen die unterschiedlichen verstehen. Virenkonzentrationen im Wasser die BSP und die spezifi- sche BSP im Wasser; andererseits konnte kein Einfluss auf Veröffentlichungen/Berichte: die BSP oder die spezifische BSP auf den Partikeln nach- Diplomarbeit Universität Wien 2004 gewiesen werden.

118 Titel: Hydrological connectivity between surface and subsurface systems in riverine floodplains – a key factor in controlling groundwater nutrient dynamics and the structure of hypogean animal assemblages

Projektstatus: Grundlagenforschung phat und Sauerstoff. Parallel wurde die Grundwasserfau- na beprobt. Projektgebiet: Es konnten drei Einflussfaktoren auf die Nitrat-Konzentra- Nationalpark Donau-Auen, Bereich Haslau tion im Grundwasserkörper des Augebietes festgestellt werden: Laufzeit: 2001 bis 2002 ❚ Interaktionen zwischen Oberflächenwasser und Auftraggeber: Grundwasserkörper Diplomarbeit Universität Wien, ❚ Verweilzeiten im Untergrund Univ. Prof. Dr. Fritz Schiemer ❚ Interaktionen des Grundwasserkörpers mit der unge- sättigten Zone bei steigenden und fallenden Grund- Durchführung: Mag. Angelika Steininger wasserverhältnissen bzw. Infiltration von Oberflächen- wasser in den Grundwasserkörper

Zielsetzung: 153 Lobau BLM In zwei Augebieten mit unterschiedlicher hydrologischer 152 151 r2 = 0,571 Konnektivität zwischen Grundwasser und Oberflächenge- 150 b1 = 0,266 wässern wurde die Rolle der hydrologischen Grundwas- 149 148 serdynamik für Stickstofftransformationsprozesse im 147 Grundwasserkörper alluvialer Überschwemmungsgebiete 146 150 151 152 153 154 155 156 157 158 und der Einfluss der Grundwasserhabitatstabilität auf die 153 Lobau CUN interstitielle Lebensgemeinschaft untersucht. 152 151 r2 = 0,319 150 b1 = 0,140 Als Untersuchungsgebiete wurden die Lobau und die Au 149 bei Regelsbrunn gewählt. Das Gebiet nahe Regelsbrunn 148 147 ist auf Grund der durchgeführten Revitalisierungsmaß- 146 nahmen durch einen hohen Grad an Anbindung zwischen 150 151 152 153 154 155 156 157 158 150 Donau und Altarmen und eine hohe Konnektivität zwi- 149 Regelsbrunn G1 schen Oberflächengewässern und dem Grundwasserkör- 148 147 r2 = 0,907 per gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu ist in der Lobau 146 b1 = 0,763 145 der Hauptseitenarm nur an seinem unteren Ende an die 144 Donau angebunden. Hier führten Kolmationsprozesse in 143 142 den Altarmen zu deutlich geringeren Grundwasser/ Ober- 143 144 145 146 147 148 149 150 151 flächenwasserinteraktionen als in Regelsbrunn. 150 149 Regelsbrunn G2 148 2 Ergebnisse: 147 r = 0,846 146 b1 = 0,755 Ausgewertet wurden Grundwasser- und Oberflächenwas- 145 144 serpegeldaten des Haslauer Augebietes über einen Zeit- 143 raum von 3 Jahren, die Analyse von Grundwasser und 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 Oberflächenwasserproben erfolgte auf folgende chemi- Water level (Danube, m a.s.l.) sche und physikalische Parameter: Kalzium, Magnesium, Die Grundwasserpegel der dynamischen Standorte in Regelsbrunn folgen dem Donaupegel, in der Lobau ist dieser Zusammenhang hingegen nur Alkalität, pH, Temperatur, Nitrat, Ammonium, Orthophos- sehr schwach gegeben.

119 Bestimmend für das Ausmaß an Interaktion zwischen serfauna in Bereichen mit großer Entfernung zu Oberflä- Oberflächenwasser und Grundwasserkörper ist die Durch- chengewässern in tiefere Schichten gedrängt. lässigkeit des Untergrundes bzw. die Ausbildung von Infil- Aus gewässernahen Bereichen wurde die Grundwasser- trations-Bereichen. fauna ausgespült, die Wiederbesiedelung erfolgt aus be- nachbarten Abschnitten. Hochwasserereignisse haben unterschiedliche Auswir- kungen auf die Grundwasserfauna, abhängig vor allem Veröffentlichungen/Berichte: von der Stabilität des Grundwasser-Habitates. Während Diplomarbeit Universität Wien, 2002 eines starken Sommerhochwassers wurde die Grundwas-

Titel: Monitoring and Assessment of Nutrient Removal Capacities of Riverine Wetlands

Projektstatus: Angewandte Forschung River basin guidelines in relation to wetland classifica- tion. Laufzeit: 2002 bis 2004 ❚ To identify and prepare pilot activities that will be carried out in Phase 2 of the DRP. Auftraggeber: UNDP/GEF Danube Regional Project ❚ To set the basis for identifying management measures to optimise the nutrient removal capacity of wetlands Durchführung: in Phase 2 (leading to a Danube River Basin wetland WWF International DCP, David Tickner, Thomas Hein, management strategy). Helmut Kroiss, Jan Seffer, Philip Weller, Susanna Wiener, Isabel Wollte, Mathias Zessner Ergebnisse: The results of the review of wetland functions and wetland Zielsetzung: projects demonstrated that such ecosystems can sub- This report summarises the activities and results from the stantially alter the biogeochemical fluxes of river systems. first phase of activity of Output 4.3 of the UNDP/GEF Da- While nutrients are only completely removed from the sys- nube Regional Project (DRP). tem during harvest or by denitrification, long-term storage Main purposes: within wetlands can lead to reduced pollution loads in the ❚ To evaluate and identify the most effective monitoring main channel. In most riverine wetlands, sedimentation strategies and programmes for assessing nutrient and denitrification are the dominant process influencing, removal capacities of wetlands as a basis for Danube respectively P and N cycling. These processes, and the hydrogeomorphological factors that govern them (i.e. floo- ding), therefore determine whether a specific wetland functions as a nutrient sink or source. To predict the role that a wetland will play, local environmental parameters must be considered, especially during peak flows. Never- theless, previous studies along the Danube have demon- strated the potential of riverine wetlands to contribute to

➊ Dissociation of hydrogen carbonate the reduction of nutrient pollution in the main river. ➋ CO2 consumption and pH increase assimilation by macrophytes / green algae as driving force for dissociation, and biomass production with incorporation of C and P Veröffentlichungen/Berichte:

➌ Chemical precipitation of lime and calcium phosphates UNDP/GEF Regional Project, Monitoring and Assessment of Nutrient removal Capacities of Riverine Die Fällung des Apatits ist einer der wesentlichen hydrochemischen Mechanismen (Grafik: Kreuzinger 2000) Wetlands, Project Component 4.3, 2004

120 Titel: Stichprobeninventur Wald – Zweitaufnahme 2003/2004

Projektstatus: Monitoring

Projektgebiet: Wiener Teil des Nationalpark Donau-Auen

Laufzeit: 2003 bis 2004

Auftraggeber: MA 49-Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien

Das „Kluppieren“ ist eine Standardmethode des Monitorings im Wald und Durchführung: liefert Ergebnisse, die auch mit anderen Waldtypen vergleichbar sind. MA 49-Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb der (Foto: MA 49) Stadt Wien tur und Zustand von Waldflächen im von der MA 49 ver- walteten Teil des Nationalpark Donau-Auen durchgeführt. Zielsetzung: Im Zeitraum vom Herbst 2003 bis Frühjahr 2004 wurden Im Spätwinter 1999 wurde im Rahmen der Naturraumin- diese Probeflächen wieder erhoben. ventur Wald im Nationalpark Donau-Auen auf systema- tisch verteilten Stichprobeflächen (mittels GPS eingerich- Veröffentlichungen/Berichte: teter 400 x 100m Raster) Erhebungen über Aufbau, Struk- Untersuchungsbericht Jänner 2005

Ergebnisse aus der Taxation auf der Probefläche (r = 8m)

Totholzsegmente > 20 cm, Kleines Totholz (< 20 cm), Revier mittleres Volumen (10 L-Kübel) mittlere Flächendeckung 0 (keines) bis 4 (extrem) Obere Lobau 20,6 1,8 Untere Lobau 20,4 2,0 Mannswörth 13,9 1,9 Gesamtergebnis 19,7 1,9

Ergebnisse aus der Relaskopaufnahme von stehenden (und liegend aufrichtbaren) Gehölzen ab 100 mm Mindest-BHD

Wiederaufnahme auf Durchschnittswerte aus Grundflächendichte/ha Vorrat am Hektar 488 Probeflächen Winkelzählprobe in m2, gemessen in (stehendes Holz in m3) Brusthöhe

Erstaufnahme 1999 Alle Probestämme 21,3 172,1 Tote Probestämme 0,9 4,3 Anteil 4,2 % 2,5 % Zweitaufnahme 2003/04 Alle Probestämme 24,2 205,2 Tote Probestämme 1,6 9,3 Anteil 6,6 % 4,5 % Absterben in letzten 101 von 2951 0,8 5,3 5 Jahren Probestämmen

121 Mittlerer Vorrat Mittelwert Totholz 3 Revier am Hektar Mittelwert Totholz am Hektar in m am Hektar in m3 Abgestorbene in den (stehendes Holz in m3) letzten 5 Jahren Obere Lobau 199,1 10,6 4,3 Untere Lobau 187,9 8,7 6,2 Mannswörth 301,1 7,8 4,6 Gesamtergebnis 205,2 9,3 5,3

Titel: Schnitte durch den Untergrund und Grundwasserstände in der Unteren Lobau

Projektstatus: Basisdatenerhebung Übersichtskarten, 7 Querschnitte, 4 Längsschnitte, Zu- ordnung der Grundwasserstände durch weitere Datenzu- Projektgebiet: Untere Lobau, Schüttelau, Mannswörth sammenführung sind möglich.

Laufzeit: 2004 Veröffentlichungen/Berichte: Zwischenbericht Juni 2004 Auftraggeber:

Stadt Wien (MA 49-Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb, Schüttelau MA 31 Wasserwerke)

Durchführung: DI Wolfgang Gruber

Zielsetzung: Erstellung von Längs- und Querschnitten durch den Unter- grund der Unteren Lobau kombiniert mit den Grundwas- serständen zu ausgesuchten Zeitpunkten.

Ergebnisse: Tabellarische Gesamtaufstellung der für die geologischen Schnitte verwendeten Bodenaufschlüsse und Zusam- menführung der verschiedenen Bezeichnungen (MA 45, Schnitt Bodenschichten und Grundwasserspiegellagen, Schüttelau MA 31, HD-NÖ, OMV, AHP_Bz, EDVnr Gruppe Wasser), (Grafik: W. Gruber)

122 Titel: Vergleich von Auwaldrelikten an ausgewählten Flussabschnitten der Oder, Elbe und Donau

Projektstatus: Grundlagenforschung Ergebnisse: Die dominierenden Baumarten der Untersuchungsgebie- Projektgebiet: te Oder und Elbe entsprechen denen eines Hartholzauen- Oder-, Elbe-Auen, Nationalpark Donau-Auen waldes. Das Untersuchungsgebiet an der Donau gehört aufgrund der festgestellten Baumarten zu den Weichholz- Laufzeit: 2002 bis 2003 auengesellschaften. Nach den vorkommenden Baum- und Straucharten, dem Totholzvorkommen und dem be- Auftraggeber: rechneten Derbholzvolumen können ein bis zwei Probe- Bachelorarbeit der Fachhochschule Eberswalde, flächen je Untersuchungsgebiet als naturnah eingestuft Prof. Dr. Harald Schill, Dr. Bernhard Götz mit werden. Nachweislich ist der Großteil der Probeflächen in Unterstützung des Nationalpark Donau-Auen früherer Zeit forstlich bewirtschaftet worden. Dieses wird auch durch fremdländische Baumarten, Dominanz einer Durchführung: BSc. Claudia Wolf Baumart, gleichmäßige Altersstruktur oder wenige Tot- holzstämme auf den Probeflächen belegt. Trotzdem wur- Zielsetzung: den auch Anzeichen einer Regenerierung der Probeflä- Grundlage dieser Arbeit waren Strukturaufnahmen in drei chenbestände gefunden. Durch intensiven Schutz dieser Auenwaldgebieten an den Flüssen Oder, Elbe und Donau. Gebiete und förderliche Maßnahmen können von neuem Auf jeweils drei Probeflächen wurde die Bestandesstruktur natürliche Bestandesstrukturen der Auenwälder entste- durch bestehende Straucharten, Baumarten und Totholz hen. erfasst. Anhand ertragskundlicher und vegetationsökolo- gischer Untersuchungen wurden die Untersuchungsgebie- Veröffentlichungen/Berichte: te charakterisiert und miteinander verglichen. Ziel dieser Bachelorarbeit in International Forest Ecosystems Arbeit war es Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwi- Management im Fachbereich Forstwirtschaft der schen den ausgewählten Untersuchungsgebieten und Pro- Fachhochschule Eberswalde, Oktober 2003 beflächen herauszuarbeiten. Mit Hilfe der gewonnenen Er- gebnisse konnten abschließend Aussagen zur Naturnähe der einzelnen Probeflächen gemacht werden.

Silberweiden prägen die Weichholzauen der Donau. (Foto: C. Baumgartner)

123 Titel: Pioniervegetation der Donau unterhalb von Wien

Projektstatus: Grundlagenforschung ❚ Straußgrasgesellschaft auf Schotter/Agrostis stolonifera-Ges. Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen ❚ Wasserkressenflur/Rorippa sylvestris-Ges. ❚ Zweizahn-Wasserpfefferflur/Bidenti-Polygonetum Laufzeit: 2003 hydropiperis ❚ Initialphasen des Purpurweidengebüschs/ Auftraggeber: Salix purpurea-Ges. ARGE Vegetationsökologie und Landschaftsplanung ❚ Initialphasen des Flussröhrichts/Rorippo- (AVL) mit Unterstützung der Wasserstraßendirektion Wien Phalaridetum arundinaceae

Durchführung: Aus den Daten der im Sommer 2003 von der AVL durch- ARGE Vegetationsökologie und Landschaftsplanung geführten Grundlagenstudie zur Frage der Biodiversität (AVL): Dr. Ingo Korner, Dr. Bert Mair, Dr. Viktoria Grass der Uferstrukturen (Bauwerke wie Buhnen und Leitwerke, natürliche Strukturen wie Flachufer und Schotterinseln) Zielsetzung: lassen sich eindeutige Ergebnisse ableiten. Die unter- Vergleich der Pioniervegetation an natürlichen Strukturen suchten Anlandungen im Bereich von Buhnenbauwerken (Schotterinseln, Flachufer) und Einbauten (Buhnen, weisen unterschiedliche Form und Höhe (bezogen auf Leitwerke). MW) auf und sind direkt abhängig von der Höhenlage der Buhne selbst. Diese sind zwar theoretisch alle auf das sel- Ergebnisse: be Niveau (RNW + 50cm) ausgelegt, weisen jedoch durch Der Uferbereich der Donau umfasst die Zone zwischen der ihr unterschiedliches Alter und die Eintiefung der Donau oft Niedrigwasserrinne und der Blockwurfsicherung des Trep- eine deutlich höhere Lage auf. pelweges, darin enthalten sind sowohl Buhnen mit den dazwischen liegenden Anlandungen, als auch natürliche Der Großteil der vorgefundenen Anlandungen erreicht ei- Flachwasserbereiche und Inseln. Wesentlichste Prozesse ne Höhe, die unter Mittelwasser liegt. Da die Zone der Pio- sind die Umlagerung von Schotter und Sand sowie die niergesellschaften auf Schotter- und Sandbänken (siehe Mobilisierung abgelagerter Sedimente am Ufer. Beilage) immer im Bereich von 50 cm unter bis 50 cm über Mittelwasser (1996) liegt, sind fast alle Anlandungen in Eine relevante Umweltwirkung gemäß dem ökologischen Buhnenfeldern somit als potenzieller Standort unwirksam, Leitbild ist das Entstehen und/oder Verschwinden von da sie nur äußerst kurze Zeit trockenfallen. Nur in einem Kies- und Sandbänken, bei denen es sich um die wesent- Extremjahr wie 1994 oder 2003 ist die Zeitspanne des Tro- lichen Standorte für krautige Pioniervegetation, aber auch ckenfallens lang genug, damit sich auch unterhalb dieses für die Pioniergesellschaften des Auwaldes, die Purpur- Niveaus Pionierarten ansiedeln können. und Weißweidenauen handelt. In einem funktionierenden Flussökosystem kommt es zur Neubildung von Kies- und Sandbänken, aber auch zum abermaligen Verschwinden derselben durch Umlagerungsvorgänge.

Weiters soll der Fluss die Möglichkeit einer freien Erosion der Ufer vorfinden, was derzeit durch den Treppelweg und seine Blockwurfsicherung unterbunden ist. Die leitbildkon- forme Ausbildung der Ufer des Hauptstroms beinhaltet aber auch steile Abbruchkanten. Auf den neu entstandenen Pionierflächen, die sowohl Sand-, als auch Schotterstan- Botanische Diversität der Buhnenfelder im Vergleich mit natürlichen Ufer- dorte umfassen, bilden sich die typischen Pionierfluren wie: strukturen.

124 Verlandendes Buhnenfeld mit kiesiger Pionierfläche. (Foto: AVL)

Hinsichtlich der Artenausstattung der Anlandungen erge- nur 18 Arten der Pioniervegetation vorkommen, auf natür- ben sich klare Unterschiede zwischen natürlichen und lichen Anlandungen jedoch fast doppelt so viele (31,5). künstlichen Strukturen. In der Grafik ist dargestellt, dass im Durchschnitt auf Anlandungen im Bereich von Buhnen Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht

125 Titel: Abhängigkeit der terrestrischen Vegetation vom Flurabstand

Projektstatus: Grundlagenforschung gen über die Donauauen gibt, war für den Bereich östlich von Wien kein ausreichend genaues Datenmaterial über Projektgebiet: Nationalpark Donau-Auen die „Höhenlage“ der Auwaldgesellschaften bezogen auf das Grundwasser vorhanden. Daher wurde von der Fach- Laufzeit: 2003 gruppe Terrestrische Ökologie eine synthetische Karte der Vegetation auf Basis des 3 D Geländemodells modelliert Auftraggeber: und stichprobenartig überprüft. ARGE Vegetationsökologie und Landschaftsplanung (AVL) sowie Institut für Ökologie und Naturschutz der Um die errechneten Daten bzw. Grenzen der Vegetation Universität Wien mit Unterstützung der Wasserstraßen- verifizieren zu können, wurden im Freiland 150 Einzel- direktion Wien punkte in verschiedenen Höhenlagen (Frühjahr 2003) so- wie 10 Querprofile mit insgesamt über 1200 Punkten Durchführung: (Herbst 2002) eingemessen und vegetationsökologisch ARGE Vegetationsökologie und Landschaftsplanung dokumentiert. Alle Freilanderhebungen unserer Arbeits- (AVL), Institut für Ökologie und Naturschutz der gruppe im Untersuchungsgebiet wurden in Bezug zu ana- Universität Wien: Dr. Ingo Korner, Dr. Bert Mair, lysierten Daten aus dem hochauflösenden Höhenmodell Dr. Viktoria Grass, Dr. Thomas Wrbka, Dr. Karl Reiter gesetzt. Für die einzelnen Baumarten wurden die „ökolo- gischen Ansprüche“ bezogen auf die Geländehöhe be- Zielsetzung: stimmt, d.h. es wurde die Höhenamplitude in cm über Erfassung der Höhenlage der Auwaldgesellschaften be- Mittelwasser für die einzelnen Baumarten bestimmt. Aus zogen auf das Grundwasser. Modellierung auf Basis eines dem Wissen um die Verteilung der einzelnen Baumarten in 3-D-Geländemodells und stichprobenartige Überprüfung. der Höhenerstreckung im Aubereich östlich von Wien konnte auch für die einzelnen Vegetationstypen eine Hö- Ergebnisse: henamplitude eruiert werden. So wurde neben der Dar- Auwälder sind im Unterschied zu anderen Waldgesell- stellung der „ökologischen Ansprüche“ auch der „ökolo- schaften flussferner Standorte auf Hochwässer und star- gische Anspruch“ für Vegetationstypen in ihrer Gesamtheit ke Schwankungen des Grundwassers angewiesen und bestimmt. Da nur die Geländehöhe als Faktor für die Pa- hervorragend daran angepasst. Die Nähe bzw. Ferne zum rametrisierung des Modells unter dem Gesichtspunkt der Grundwasserhorizont sowie die vom Gewässer bei Hoch- hohen Komplexität der Auenvegetation zu wenig ist, wur- wässern ausgehenden dynamischen Prozesse bestimmen de auch noch die Karte der forstlichen Standortskartierung die Abfolge der Auwaldgesellschaften. Bedeutend für die- (nach Margl) für die Parametrisierung des Modells heran- se Standorte sind die jahreszeitlichen Schwankungen des gezogen. Grundwasserspiegels. Diese können nur durch einen „na- turnahen“, dem Leitsatz der ungestörten Dynamik unter- An Hand der ermittelten Parameter wurde eine Karte der po- worfenen Flusslauf garantiert werden. Daraus ist abzulei- tentiellen Vegetation modelliert und durch Stichproben im ten, dass beispielsweise eine Staustufe als vermeintliche Freiland (Vegetationsaufnahmen, Messung der Hochwas- Lösung für die Eintiefungsproblematik in jedem Fall abzu- sermarken) verfeinert und verifiziert. Der hier dargestellte lehnen ist. Ausschnitt enthält einige der Geländeaufnahmepunkte und –transekte. Im Hintergrund ist das Relief des 3-D Modells Um beurteilen zu können, wie weit einzelne Auwaldgesell- erkennbar, in dem sich vor allem die früheren morphologi- schaften vom Grundwasserstand abhängig sind, ist es er- schen Prozesse abbilden. Die Stichprobenuntersuchung forderlich, ausreichend genaue Informationen über deren fand im Herbst 2002 sowie im Frühjahr 2003 statt. Anordnung bezogen auf das Grundwasser zur Verfügung zu haben. Obwohl es eine Vielzahl von vegetationsökolo- Auf Basis dieser Geländedaten konnte ausgearbeitet wer- gischen und standortskundlichen (forstlich) Untersuchun- den, wie sich die unterschiedlichen Auwaldgesellschaften

126 auf das Geländerelief verteilen. Die Gliederung der Au- Aus den Werten ist erkennbar, dass es sehr oft eine Über- waldgesellschaften nach den Höhenstufen (= Flurabstand) schneidung der Zonengrenzen gibt. Der Umstand, dass ergibt folgendes Bild: sich aber in den Bereichen der dynamischen und der stabilen Au unterschiedliche Auwaldgesellschaften auf der selben relativen Höhe befinden, ist hauptsächlich auf die Bodenreife, den Bodenaufbau, damit also auf das Alter des Standortes zurückzuführen.

Die dargestellten Auwaldtypen sind in unterschiedlichem Ausmaß von den im Aubereich stark schwankenden Grundwasserständen abhängig. Für die Weiden-, Pappel- und Eschenauen ist eine starke Abhängigkeit von den Grundwasserspiegelschwankungen und Hochwässern gegeben, bei den höchstgelegenen Waldgesellschaften wie Schwarzpappel- und Eichen-Lindenauen hingegen nur eine geringfügige. Schwarzpappelauen entstehen nur bei extremen Hochwasserereignissen durch hoch aufge- worfene Schotterflächen, sie sind an diesem Standort weit vom Grundwasser entfernt und an Austrocknung ange- Verteilung der Auwaldtypen – Modellierung passt. Die Eichen-Lindenauen finden sich an hoch gele- Weidenau 080–159 cm genen Pultflächen der Stabilen Au, diese Standorte wur- feuchte Pappelau 160–289 cm den in den letzten Jahrhunderten auch durch große Hoch- frische Pappelau 290–379 cm wässer nicht mehr umgelagert, daher konnten sich „reife“ Schwarzpappelau 380–470 cm Auböden entwickeln, die in erster Linie von Niederschlä- Weidenau – in der stabilen Au 080–209 cm gen versorgt werden. Eschen-Feldulmenau 210–279 cm Eichen-Feldulmenau 280–379 cm Veröffentlichungen/Berichte: Projektbericht Eichen-Lindenau 380–470 cm

Hochwassermarken in der Silberweiden-Au. (Foto: AVL)

127 Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel

Das Gebiet Neusiedler See – Seewinkel beinhaltet neben kungsgefüge, das im jeweiligen Ökosystem vorherrscht. den Resten einer Naturlandschaft (See und Sodalacken) ei- Die Nationalparkgesellschaft hat daher die Aufgabe in den ne floristisch, faunistisch und ökologisch besondere Kultur- Natur- und Bewahrungszonen langfristige, wissenschaft- landschaft, die extensiv und schonend genutzt wird, aber liche Forschungen, laufende Kontrollen (Monitoring) und auch einer intensiven Produktionsnutzung und Nutzung als Beweissicherungen durchzuführen (NPG 1992, §§ 6(3) + Erholungslandschaft unterliegt. In letzter Zeit waren bereits 7(3)). Die Ergebnisse bilden die Grundlagen für die Mana- Negativwirkungen von Übernutzung erkennbar, Tendenzen, gementpläne. die mit den Schutzzielen eines Nationalparks nicht verein- bar sind. Um aber diese Schutzziele zu erreichen und zu er- Seit 1994 werden Monitoringprogramme und Forschun- halten, sind Gestaltungsmaßnahmen in dieser Landschaft gen, deren Finanzierung dem BMLFUW obliegt, durchge- auszuführen. Dabei muß den naturräumlichen Gegebenhei- führt. Die Abstimmung der Programme erfolgt im Rahmen ten Rechnung getragen und die Dynamik der verschiedenen und mit Zustimmung des wissenschaftlichen Beirates, die Ökosysteme berücksichtigt werden. Programmentwürfe werden von Gutachtern hinsichtlich Fragestellung, Methodik, zu erwartende Ergebnisse, An- Die Durchführung solcher Maßnahmen bedarf nicht nur wendbarkeit im Nationalparkmanagement und Finanzplan der Kenntnisse über die Biotopausgestaltung, sondern überprüft. Die Realisierung eines Programmes bedarf ei- ganz besonders des Wissens um das ökologische Wir- nes Vorstandsbeschlusses.

In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

❚ Fischökologisches Monitoring im Neusiedler See – Gänsebestände der Gattungen Anser & Branta: ❚ Ornithologisches Monitoring (besteht aus 9 Modulen, Durchzug und Winter 2002/2003 im Neusiedler See- von den aufgelisteten Modulen werden die Ergebnisse Gebiet im Bericht beschrieben) ❚ Die Großtrappe in der Bewahrungszone Waasen- – Die Brutbestände der Schwimmvögel an den Lacken Hanság des Seewinkels ❚ Beweidungsmonitoring – Der Brutbestand des Säbelschnäblers im Seewinkel ❚ Botulismus-Toxinmonitoring – Die Wiesenlimikolen im Seewinkel

128 Titel: Fischökologisches Monitoring im Neusiedler See

Projektstatus: Monitoring

Laufzeit: laufend

Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft

Kooperationspartner: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Amt der Burgenländischen Landesregierung – Biologische Station Neusiedler See, Naturhistorisches Museum Wien – Fischsammlung

Durchführung: Dr. Georg Wolfram (Donabaum & Wolfram, Technisches Büro für Ökologie), Dr. Ernst Mikschi (Naturhistorisches Museum Wien – Fischsammlung), Doc. Dr. Jan Kubecka (Hydrobiological Institute, Schilf Academy of Sciences of the Czech Republic), 0 1 2 3 4 5km Univ.Prof. Dr. Alois Herzig (Biologische Station Wasser Neusiedler See) Übersicht über die Befischungsstandorte. RP = Ruster Poschn, BN = Illmitzer Bucht Nord, BO = Illmitzer Bucht Ost, BS = Illmitzer Bucht Süd, Ka, Ki = Kanal zur Biologischen Station seeseitig (Ka) und landseitig (Ki), Zielsetzung: Z1 = Übergang Stationskanal – Kleiner Zug, ZB = Bereich zwischen Illmitzer Bucht und Illmitzer Seebad, GZ = Großer Zug, S1 – S9 = Die Maßnahmen und Eingriffe, die im Rahmen der Reali- Südtransekt sierung eines fischereilichen Managementplanes zur Durchführung kommen, müssen in ihrer Wirkungsweise Das Artenspektrum der Aufnahmen entspricht weitgehend überprüft werden. Zu diesem Zwecke ist ein Monitoring dem Befund der Jahre 1998–2002. Schleie, Flußbarsch unerlässlich. Dieses hat folgende Schwerpunkte: und Schied konnten jedoch 2003 nicht nachgewiesen ❚ Semiquantitative/qualitative Bestandserhebungen: werden. Die Bestandssituation des Flußbarsches scheint, CPUE (catch per unit effort)-Fänge mittels Kiemen- stärker als bei anderen Arten, von der Entwicklung des netzen und Elektrobefischungen; Wasserstandes abzuhängen. ❚ Quantitative Bestandserfassung mittels Echolotung (Horizontalbeschallung); Betrachtet man die Bestandsdichten und Biomassen am ❚ Erfassen der Populationsstruktur der einzelnen Arten; Schilfrand, so hat sich der Bestand 2003 nicht signifikant ❚ Trophische Einnischung der wichtigsten Arten. zu früheren Jahren verändert.

Ergebnisse: Ob die Fische aus dem trockenen Schilfgürtel verstärkt in Im Jahr 2003 fanden an sieben Tagen Elektrobefischungen den offenen See oder in Bereiche mit dichterem Makro- an der Schilfkante des offenen Sees und in den Kanälen phytenbewuchs auswichen, kann nicht mit Sicherheit ge- und Rohrlacken des Schilfgürtels statt. Die Aufnahmen sagt werden. Möglicherweise spiegeln die in der gleichen konzentrierten sich auf den Raum Illmitz und die Kernzo- Größenordnung gebliebenen CPUE-Werte während der ne des Nationalparks. In 69 Elektrobefischungen wurden letzten 10 Jahre bei gleichzeitigem Verlust von Lebens- ca 3000 Fische gefangen. Der mittlere CPUE (catch per räumen im Schilfgürtel eine gewisse Reduktion der Fisch- unit effort) entlang der 30 m-Standard-Befischungsstre- bestände wider. cken lag bei 44 Individuen bzw. 4.0 kg.

129 Wissenschaftl. Name Deutscher Artname Abk. 1998–2002 2003

Esocidae Hecht Esox lucius Hecht Eso-luc + + Anguillidae Aale Anguilla anguilla Aal Ang-ang + + Cyprinidae Karpfenartige Abramis bjoerkna Güster Sbr-bjo + + Abramis brama Brachsen Abr-bra + + Alburnus alburnus Laube Alb-alb + + Aspius aspius Schied Asp-aps (+)* – Carassius carassius Karausche Car-car + + Carassius gibelio Giebel Car-gib + + Cyprinus carpio Wildkarpfen Cyp-car + + Schuppenkarpfen + + Spiegelkarpfen + – Pelecus cultratus Sichling Pel-cul + + Pseudorasbora parva Blaubandbärbling Pse-par + + Rutilus rutilus Rotauge Rut-rut + + Scardinius erythrophthalmus Rotfeder Sca-ery + + Tinca tinca Schleie Tin-tin + – Siluridae Welse Silurus glanis Wels Sil-gla + + Percidae Barsche Gymnocephalus cernuus Kaulbarsch Gym-cer + + Perca fluviatilis Flussbarsch Per-flu + – Sander lucioperca Zander San-luc + + Centrachidae Sonnenbarsche Lepomis gibbosus Sonnenbarsch Lep-gib + +

Artenspektrum der Fische des Neusiedler Sees in den Jahren 1998-2002 und 2003. Abk = Abkürzungen der wissenschaftlichen Namen. * von Berufsfischer gefangen.

CPUE (kg/30 m) 2.5 50 2.0

40 1.5

1.0 30

0.5 20

0 10 Sil-gla Tin-tin Per-flu Pel-cul Rut-rut Alb-alb Abr-bjo Car-gib Car-car Abr-bra Eso-luc San-luc Lep-gib Sca-ery Pse-par Cyp-car Cyp-zuc Ang-ang Gym-cer 1994–1997 1998–2002 2003 0 115,4 115,5 115,6 115,7 115,8 Vergleich der mittleren CPUE (Biomasse, alle Altersklassen) in den 30 m- Beziehung zwischen Wasserstand (Meter über Adria) und Fischbestand Standardfängen am Schilfrand zum offenen See. Abkürzungen der Na- im gesamten See (Fische kleiner als 5 cm x 106) men sind der Tabelle zu entnehmen.

Den negativen Einfluß niedriger Wasserstände kann man Nach den Plänen der Bewirtschafter des Sees (Burgenlän- an der Bestandsentwicklung der Fische mit einer Körper- discher Fischereiverband) sollen Zander, Hecht, Karpfen länge kleiner als 5 cm (= Masse der Jungfische des jewei- und Wels die Hauptwirtschaftsfische des Sees werden. ligen Jahres) zeigen. Je niedriger die Wasserstände im Frühjahr sind und damit die Chancen der Fische gute Der Zander scheint seit den Erhebungen Mitte der 1970er Laichgründe im Schilfgürtel zu erreichen, um so weniger Jahre eine Steigerung des Wachstums der Jugendstadien Fische dieser Größenklasse werden im darauffolgenden erfahren zu haben. Die Totallänge von Jungzandern am En- August/September im Freiwasser festgestellt. de des ersten Lebensjahres lag in den 1970er Jahren bei

130 8.3 cm, 2002 und 2003 hingegen bei 12–13 cm. In der er- und dies bedeutet, diese Welse haben bereits mehrmals sten Wachstumsphase scheinen die Bedingungen für die- abgelaicht, das Brittelmaß kann beibehalten werden. sen Fisch sehr gut zu sein. Ergänzend dazu müssen aber noch Überlebensraten erhoben werden, um tatsächlich Im Rahmen des fischökologischen Monitorings ist in den über die Entwicklungsbedingungen dieses Fisches Aussa- folgenden Jahren besonderes Augenmerk auf folgende gen treffen zu können. Eine Totallänge von 45 cm (= Brittel- Themen zu richten: maß) erreicht der Zander im Neusiedler See mit einem Al- ❚ Bestandssituation des Schieds (Aspius aspius), ter von 2+ bis 3+, also zu einem Zeitpunkt wo er noch nicht Anhang II-Art der FFH-Richtlinie; oder gerade geschlechtsreif ist. Dies bedeutet, eine Anhe- ❚ Wachstums- und Reproduktionsverhältnisse von bung des Brittelmaßes ist unbedingt durchzuführen. Zander und Hecht im Zusammenhang mit dem jeweiligen Brittelmaß; Im Gegensatz zum eher langsamwüchsigen Zander zeigt ❚ Verteilung der Fische unter besonderer Berücksichti- der Hecht im Neusiedler See ein ausgesprochen rasches gung der Rolle der Makrophyten. Wachstum. Am Ende des ersten Jahres erreicht er eine Länge von über 40 cm. Da das Brittelmaß bei 35 cm liegt, Veröffentlichungen/Berichte: dürfen bereits Exemplare gefangen werden, die noch nie Wolfram, G., E. Mikschi & A. Wofram, 2004. Fisch- abgelaicht haben. Auch für diese Art ist das Brittelmaß un- ökologisches Monitoring Neusiedler See 2003. Bericht bedingt anzuheben. Donabaum & Wolfram 02/35-B01, 46 S. Nemeth, E., G. Wolfram, P. Grubbauer, M. Rössler, Welse wurden regelmäßig am Schilfrand gefangen. Das A. Schuster, E. Mikschi & A. Herzig, 2003. Interaction größte Exemplar maß knapp 130 cm. Am Ende ihres er- between fish and colonial wading birds within reed beds sten Lebensjahres erreichen die Jungwelse eine Totallän- of Lake Neusiedl, Austria. In: Cowx, I. (ed.), Interactions ge von 9–10 cm. Das Brittelmaß ist mit 50 cm festgesetzt; between Fish and Birds: Implications for Management. diese Länge entspricht Welsen der Altersklasse 4+ bis 5+ Fishing News Books, Blackwell Science, pp. 139–150.

Titel: Ornithologisches Monitoring Die Brutbestände der Schwimmvögel an den Lacken des Seewinkels

Projektstatus: Monitoring Zielsetzung: Vollständige Bestandsaufnahmen der brütenden Laufzeit: 2001 bis 2005 Schwimmvögel an den Lacken des Seewinkels wurden in den Jahren 1985–1988, 1992, 1997 und 2001 durchge- Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft führt. 2001–2005 werden nun im Rahmen des fünfjähri- gen ornithologischen Monitorings jährliche Zählungen Kooperationspartner: der Schwimmvogel – Brutzeitbestände durchgeführt. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Das Untersuchungsgebiet umfasst alle freien Wasserflä- Umwelt und Wasserwirtschaft, chen des Seewinkels südlich der Straße Podersdorf – Amt der Burgenländischen Landesregierung – Frauenkirchen und westlich der Straße Frauenkirchen – Biologische Station Neusiedler See, St.Andrä – Wallern. Zusätzlich wird die Podersdorfer La- BirdLife Österreich. cke erfasst.

Durchführung: Im Rahmen der bisher durchgeführten Bestandserfassun- Dr. Michael Dvorak gen wurden Zählmethoden für alle Arten entwickelt, die an

131 die spezifischen Verhältnisse des Gebietes angepasst und Pfeifente, Anas penelope: Nur als späte Durchzügler an praktisch erprobt sind. Die Schwimmvögel werden von der Langen Lacke beobachtet. Aussichtspunkten am Ufer der Gewässer gezählt; je nach Größe und Form des Gewässers werden 1–3 Zählpunkte Schnatterente, Anas strepera: Nach einem Hoch in den benötigt. Die Erhebungen werden ganztägig durchgeführt. 1990er Jahren lag der Brutbestand 2003 bei 32–51 Paa- ren, Zahlen die auch in den 1980er Jahren erreicht wurden. Ergebnisse: Seit 2001 (61–83 Paare) nimmt der Brutbestand ab. Die Die Wasserstandsbedingungen waren 2003 besser als meisten Paare wurden auf dem Illmitzer Zicksee (6–10 2002, dennoch lagen sie noch immer unter dem langjähri- Paare), der Langen Lacke (4–5 Paare) und der Östlichen gen Durchschnitt. Anfang Juni führten die meisten Lacken Wörtenlacke (3–6 Paare) gezählt. An 16 Lacken konnten nur noch Restwasser und wiesen breite Schlickbänke auf; Brutzeitbeobachtungen gemacht werden. Mitte Juni waren die meisten Lacken ausgetrocknet. Krickente, Anas crecca: Lang verweilende Durchzügler Zwergtaucher, Tachybaptus ruficollis: Während 2002 kei- waren bis Mitte Mai an der Langen Lacke zu beobachten, ne Zwergtaucher im Seewinkel gebrütet haben, war 2003 Ende Mai erschienen erste Mausergäste am Illmitzer Zick- ein Minimalbestand von 12–14 Revieren zu verzeichnen. see. Der Zwergtaucherbestand reflektiert die etwas günstige- ren Mai-Wasserstände von 2003. Stockente, Anas platyrhynchos: Der Brutbestand der Sto- ckente lag 2003 bei 87–125 Paaren, gegenüber 2002 stie- Haubentaucher, Podiceps cristatus: Wie 2002 bestand gen die Zahlen um 100 % an. Die meisten Paare wurden auch 2003 nur am St. Andräer Zicksee Brutverdacht, die- am Illmitzer Zicksee (15–22) und an der Langen Lacke ser konnte nicht bestätigt werden. (14–18) gezählt. Der Zuzug von Männchen aus umliegen- den Gebieten begann wie üblich Mitte Mai; Anfang Juni Schwarzhalstaucher, Podiceps nigricollis: Es gelangen wurden 252 Männchen an der Langen Lacke beobachtet. nur Einzelbeobachtungen an fünf Lacken, eine Brut scheint unwahrscheinlich. Der Schwarzhalstaucher fehlte Spießente, Anas acuta: 2003 gab es keine Brutzeitbeob- auch 2001 und 2002 im Seewinkel als Brutvogel. achtung.

Höckerschwan, Cygnus olor: Ein Brutnachweis gelang an Knäkente, Anas querquedula: 2003 blieb der Bestand auf der Westlichen Wörtenlacke. Der Nichtbrüterbestand lag dem Niveau der Vorjahre (32–42 Paare); die Beobachtun- bei 20–30 Exemplaren. gen konnten auf 15 Lacken gemacht werden, besonders erwähnenswert sind der Herrensee (4 Paare), die Obere Brandgans, Tadorna tadorna: 2003 haben wenigstens 5 Hölllacke (4–5 Paare) und der Kirchsee (5 Paare). Es wird Paare im Seewinkel erfolgreich gebrütet. Gegenüber 2002 vermutet, dass die Wasserstandssituation 2003 eine grö- ist ein weiterer Bestandsanstieg zu verzeichnen (Mitte Mai ßere Zahl an Bruten nicht ermöglicht hat. – 54 Exemplare); Brandgänse wurden bereits auf 14 La- cken beobachtet. Löffelente, Anas clypeata: Die Löffelente erreichte 2003 mit nur 46–69 Paaren den absoluten Tiefststand seit Mandarinente, Aix galericulata: Ein Paar wurde am Weiß- Beginn regelmäßiger Bestandsaufnahmen (1985). Die see gesichtet; es ist dies der Erstnachweis für das La- Bestandsentwicklung lässt die Abhängigkeit dieser Art ckengebiet. vom Wasserstand erkennen. Sie wurde zwar an 26–33

140 250 132 Schnatterente Minimum Löffelente 217 217 Minimum 120 209 198 Maximum 200 195 Maximum 102 176 100 171 165 86 83 150 80 132 137 139 122 61 60 59 57 57 60 106 51 100 85 40 38 42 71 5691 32 33 30 32 56 24 50 46 20 21 0 0 1985 1986 1987 1988 1992 1997 2001 2002 2003 1985 1986 1987 1988 1992 1997 2001 2002 2003 Anzahl der Brutpaare der Schnatterente im Seewinkel Anzahl der Brutpaare der Löffelente im Seewinkel

132 Gewässern festgestellt, sie war aber erstmals nicht die Moorente, Aythya nyroca: 2003 gelangen zur Brutzeit Be- Schwimmentenart mit der größten Verbreitung im See- obachtungen an vier Lacken (Illmitzer Zicksee, St. Andräer winkel (2003: die Stockente). Zicksee, Herrensee und Unterer Schrändlsee), sodaß man vermuten kann, dass einzelne Bruten erfolgt sind. Kolbenente, Netta rufina: Die Nichtbrüterbestände der Reiherente, Aythya fuligula: Es gab 2003 keine Hinweise Kolbenente lagen 2003 um 50 % unter den Zahlen von auf Brutvorkommen, an drei Lacken wurden sie allerdings 2001 und 2002. Höhere Zahlen fand man auf dem Illmit- regelmäßig beobachtet: Illmitzer Zicksee, St. Andräer zer Zicksee (maximal 164), auf dem Unteren Stinkersee Zicksee, Östliche Wörtenlacke. (maximal 158) und erstmals auf dem Mittleren Stinker- see (maximal 87). Brutnachweise gelangen auf der Öst- Blässhuhn, Fulica atra: Brutzeitbeobachtungen gelangen lichen Wörtenlacke, dem Unteren Stinkersee und dem an 26 Lacken (2002 waren es nur 7). Die etwas günstige- Illmitzer Zicksee. Der Brutbestand lag bei 22–25 Weib- ren Wasserstandsverhältnisse spiegeln sich im weit höhe- chen. ren Brutbestand wieder: 98–139 Reviere.

Tafelente, Aythya ferina: Das Hauptbrutgebiet war die Veröffentlichungen/Berichte: Östliche Wörtenlacke mit 18–20 brütenden Weibchen; BirdLife Österreich, 2004. Ornithologisches Monitoring zwei jungeführende Weibchen wurden noch am Unteren im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Bericht Stinkersee beobachtet. über das Jahr 2003. BirdLife Österreich Eigenverlag, 74 S.

Titel: Ornithologisches Monitoring Der Brutbestand des Säbelschnäblers im Seewinkel

Projektstatus: Monitoring eine Erfassung des Maximums mit 8 Zählungen in 5–7-tä- gigen Abständen möglich ist. Laufzeit: 2001 bis 2005 Am Beginn der Saison 2003 stellte sich aufgrund der un- Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft gewöhnlich hohen Brutbestände der Jahre 2001 und 2002 und vor dem Hintergrund der anhaltenden Dürre die Fra- Kooperationspartner: ge, ob die 2001 aus Zentralungarn zugewanderten Säbler Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, weiterhin am Brutplatz Seewinkel festhalten würden. Die Umwelt und Wasserwirtschaft, Entwicklung des Bruterfolgs bei andauernder Trockenheit Amt der Burgenländischen Landesregierung – war gleichfalls von höchstem Interesse. Biologische Station Neusiedler See, BirdLife Österreich, WWF. Ergebnisse: Die Phase extrem niedriger Wasserstände in den Seewin- Durchführung: Dr. Bernhard Kohler kellacken setzte sich 2003 fort. Die Startbedingungen wa- ren zwar besser als im Frühjahr 2002, dennoch trockneten Zielsetzung: einzelne Lacken schon in der ersten Maihälfte aus. Die Der Umfang der Säbelschnäbler – Brutbestände wird im Lange Lacke, wo sich der Großteil des Säblerbestandes Seewinkel seit 1984 mit der gleichen Methode abge- befindet, fiel Anfang Juli, die Östliche Wörtenlacke in der schätzt: mittels einer Serie von Zählungen wird versucht zweiten Augusthälfte trocken. die Maximalzahl brütender oder jungeführender Paare zu bestimmen. Dieses Maximum tritt in der Regel zwischen Die Maximalzahl brütender Paare wurde am 16./17./20. der dritten Mai- und der zweiten Junipentade auf, sodaß Mai mit 160–161 Nestern gefunden. Dieser Wert liegt zwar

133 unter jenen der Jahre 2001 (188–195 Brutpaare) und 2002 reichte mit nur 12 ein Minimum. Ein ungewöhnliches Bild (174–183 Brutpaare), aber er stellt dennoch einen Spit- bot das Nordufer der Langen Lacke: statt der üblichen lo- zenwert im Langzeitvergleich (20 Jahre) dar. sen Kolonie weit verstreuter Nester kam es durch ständi- ge Neuansiedlungen zu einer Konzentration von Gelegen, Im ungarischen Teil des Seewinkels haben 2003 keine wie man sie sonst nur auf räubersicheren Inseln findet. Säbler gebrütet. Die 160 Brutpaare des österreichischen Zwischen dem 23. Mai und dem 4. Juni sind zahlreiche Seewinkels stellen demnach den Gesamtbestand des Säblernester/Junge verschwunden, was auf starken Prä- Neusiedler See-Gebietes dar. dationsdruck schließen lässt.

Die räumliche Verteilung der Bruten war ähnlich jener des Am 10. Juli wurden im österreichischen Teil des Seewin- Jahres 2001: zum Zeitpunkt des Bestandsmaximums hiel- kels 229 adulte Säbler, 41 flügge, 15 fast flügge und 14 ten sich 79 % der fortpflanzungsaktiven Paare im Gebiet halbwüchsige Jungvögel gezählt, im ungarischen Teil 26 der Langen Lacke auf. Die Zahl der besetzten Lacken er- Altvögel und 2 flügge Junge. Daraus lässt sich eine Ge- samtbruterfolg von 0.36 Junge/Paar errechnen. Dieser Bruterfolg ist geringer als 2001 (0.5–0.8 Junge/Paar) und 2002 (0.6–0.7 Junge/Paar).

Ein Teil der 2001 aus Zentralungarn zugewanderten Säb- ler hat auch 2003 den Seewinkel als Brutplatz genutzt, was durch neuerliche Nachweise von farbberingten jungefüh- renden Individuen belegt wird.

Für den Gesamtbruterfolg scheinen Trockenperioden be- sondere Gefahren mit sich zu bringen: (1) Das zeitliche Fenster für eine erfolgreiche Brut wird sehr eng, Verluste an Erstgelegen durch das frühe Austrocknen der Lacken können durch Nachbruten nicht mehr ausgeglichen wer- den. (2) Die durch die Trockenheit bedingte Konzentration auf einige wenige Brutplätze führt zu enormen Verlusten durch Bodenräuber.

Veröffentlichungen/Berichte: BirdLife Österreich, 2004. Ornithologisches Monitoring im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Bericht Verteilung brütender und jungeführender Säbelschnäbler im Seewinkel am 16./17. und 20. Mai 2003 über das Jahr 2003. BirdLife Österreich Eigenverlag, 74 S.

134 Titel: Ornithologisches Monitoring Die Wiesenlimikolen im Seewinkel

Projektstatus: Monitoring

Laufzeit: 2001 bis 2005

Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft

Kooperationspartner: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Amt der Burgenländischen Landesregierung – Biologische Station Neusiedler See, BirdLife Österreich, WWF.

Durchführung: Dr. Bernhard Kohler, Dr. Georg Rauer

Zielsetzung: Es werden die Brutbestände von Kiebitz (Vanellus vanel- lus), Uferschnepfe (Limosa limosa) und Rotschenkel (Trin- ga totanus) festgestellt. Vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden Trockenheit sind diese Zählungen einer Ar- Verteilung der warnenden Paare der Uferschnepfe im Seewinkel am tengruppe, die feuchte Habitate bevorzugt, besonders 24. Mai 2003 wichtige Grundlagen für die Dokumentation von Dürrefol- Uferschnepfe, Limosa limosa: Im Jahr 2003 erreichte gen und Überlegungen über das künftige Wasserma- der Seewinkler Uferschnepfenbestand einen Höchst- nagement im Nationalpark. wert: 159 warnende Paare (davon 28 auf den Zitz- mannsdorfer Wiesen); dieser Wert liegt um 1 Paar über Ergebnisse: jenem aus dem Jahr 1995. Die Schwerpunkte ihrer Ver- Kiebitz, Vanellus vanellus: Das Maximum jungeführender teilung waren das Gebiet der Langen Lacke, die Apetlo- Kiebitze wurde am 24. Mai festgestellt, nämlich 356 war- ner Mähwiesen der südlichen Seerandzone, die Zitz- nende Paare, womit der Kiebitzbestand 2003 um etwa 30 % mannsdorfer Wiesen, die Wiesen der mittleren Seerand- größer war als 2001 (274 Paare) und 2002 (276 Paare). zone und die Weideflächen am Kirchsee und Illmitzer Die Schwerpunkte der Verteilung waren das Gebiet der Zicksee. Für den guten Uferschnepfenbestand bei dieser Langen Lacke, die Lacken der zentralen Schotterflur, die Wassersituation muß allerdings noch eine Erklärung ge- Weideflächen am Illmitzer Zicksee und am Kirchsee, die sucht werden. Auch wenn die Uferschnepfe weniger Mähwiesen und Lackenufer der mittleren Seerandzone, empfindlich auf Wasserstandsschwankungen reagiert als die Apetloner Mähwiesen der südlichen Seerandzone und der Rotschenkel, bleibt der markante Bestandsanstieg die Zitzmannsdorfer Wiesen. Fast alle gut besiedelten Ge- 2003 unverständlich. biete lagen im Umkreis von Gewässern, mit deren Was- serdargebot die Kiebitze ausreichend versorgt waren. Es Rotschenkel, Tringa totanus: Mit 138 warnenden Paaren scheint der Kiebitz über eine gewisse „Eignung“ als Step- entsprach der Maximalbestand jenem des Jahres 2002. penvogel zu verfügen, die es ihm ermöglicht in Extremla- Der Wert liegt unter dem mehrjährigen Durchschnitt und gen seiner Verbreitung solche Trockenphasen gut zu über- weit unter dem Höchstwert des Jahres 1995 (231 Paare). leben. Dennoch muß betont werden, dass auch im See- Das Hauptvorkommen liegt auf den Lacken der zentralen winkel der Bruterfolg der Kiebitze eng an ein ausreichen- Schotterflur, den Apetloner Mähwiesen und dem Lange des Wasserdargebot gebunden ist. Lacke-Gebiet. Die Zitzmannsdorfer Wiesen waren gut,

135 das gesamte Seevorgelände eher schwach besiedelt. Von aufgetrennte Analyse der Wasserstandsverhältnisse und den drei Wiesenlimikolenarten zeigt der Rotschenkel die der Auswirkungen von Managementmaßnahmen sollte engste Beziehung zu den Lacken. Klarheit über die Divergenzen der Bestandsentwicklung bringen. Die drei Wiesenlimikolenarten reagierten auf die andau- ernde Trockenheit sehr unterschiedlich: die Kiebitz- und Veröffentlichungen/Berichte: Rotschenkelbestände liegen deutlich unter jenen nasser BirdLife Österreich, 2004. Ornithologisches Monitoring Jahre, die Uferschnepfe erreicht im Trockenjahr ein noch im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Bericht über unerklärbares Bestandshoch. Erst eine nach Teilgebieten das Jahr 2003. BirdLife Österreich Eigenverlag, 74 S.

Titel: Ornithologisches Monitoring Gänsebestände der Gattungen Anser & Branta: Durchzug und Winter 2002/2003 im Neusiedler See-Gebiet

Projektstatus: Monitoring November und Jänner berücksichtigt und auf erwartete Zughöhepunkte eingegangen wurde. Laufzeit: 2001 bis 2005 Ergebnisse: Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft Die Dominanzstruktur ist der beigefügten Abbildung zu entnehmen; es ergibt sich ein ähnliches Bild wie in den ver- Kooperationspartner: gangenen Wintern. Trotz der hochwinterlichen Bedingun- Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, gen im Dezember blieb ein Großteil der Graugänse bis An- Umwelt und Wasserwirtschaft, fang der dritten Dezemberdekade. Selbst im Jänner und Amt der Burgenländischen Landesregierung – vor allem im Februar waren deutlich mehr Graugänse im Biologische Station Neusiedler See, Gebiet als im Winterhalbjahr davor. Der rasche Wiederein- BirdLife Österreich, Fertö-Hanság Nemzeti Park zug im Februar deutet darauf hin, dass die Vögel im Jän- ner nur kurz ausgewichen sind. Durchführung: Dr. Johannes Laber, Attila Pellinger Die Bedeutung des Gebietes als Erstlandeplatz für die Zielsetzung: Saatgans (Anser fabalis) am pannonischen Zugweg Der Gänsezug war eines der wichtigsten Kriterien zur Auf- nimmt weiterhin ab: Anfang November zum Zeitpunkt des nahme des Gebietes in das Ramsar-Abkommen und der faunistischen Begründung des Nationalparks. Aus den 1950er und 1960er liegen brauchbare Schätzwerte über die Zahlen durchziehender Gänse vor. Seit dem Winter 1983/84 gibt es koordinierte, auf österreichischer und un- garischer Seite simultan durchgeführte Zählungen.

Im Winter 2002/03 wurden 7 Schlafplatzzählungen durchgeführt (12. 10. 2002; 02. 11. 2002; 16. 11. 2002; 14. 12. 2002; 11. 01. 2003; 15. 02. 2003; 01. 03. 2003). Die Zähltermine wurden so gelegt, dass einerseits die gesam-

te Zugperiode umfasst, die internationalen Zähltermine im Dominanzstruktur der Gänse im Winter 2002/2003

136 Zughöhepunktes: 3000 Individuen, dies ist der bisherige Auch im vergangenen Winter konnte die Zwerggans (An- Tiefststand. Dies hängt mit der Verlegung der Erstlande- ser erythropus) im Nationalpark Neusiedler See – Seewin- plätze vom Pannonicum in den Nordosten Deutschlands kel festgestellt werden. Die ersten Altvögel konnten in der (Oderbruch, Gülper See, Galenbecker See, Müritzsee, ersten Februardekade in Ungarn beobachtet werden; An- Raum Köthen etc.) zusammen. Diese Verlagerung ist in der fang März waren bis zu fünf Zwerggänse im Gebiet. Das deutlichen Verbesserung der Gebiete am Niederrhein und Auftreten von Zwerggänsen unter den Blessgansscharen in Holland und Belgien (großräumige Jagdschutzgebiete, könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Neusiedler See- optimale Nahrungsflächen) als Überwinterungsgebiet be- Gebiet auch im Austausch mit dem pontischen Zugweg gründet. Zu einem nennenswerten Anstieg der Saatgans- steht, da sich am Schwarzen Meer der nächste bedeu- zahlen im Neusiedler See-Gebiet kam es erst im Jänner tende Überwinterungsplatz der Zwerggans befindet. (13.000 Individuen). Es handelt sich dabei um die Nutzung des Gebietes als Zweitlandeplatz. Im Neusiedler See- Die Rothalsgans (Branta ruficollis) wird seit den 1990er Gebiet übernachten alle Saatgänse im Südteil des Sees Jahren regelmäßig im Neusiedler See-Gebiet beobachtet und fliegen von dort nach Osten und Südosten zu Nah- (ein Altvogel Mitte November, 5 Individuen Anfang Febru- rungsflächen in Ungarn. Auf österreichischer Seite ist die ar). Die Hauptüberwinterungsgebiete haben sich in den Saatgans die seltenste der drei Arten. letzten Jahrzehnten vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer verlagert. Anfang der 1990er Jahre kam es an der Die Graugans (Anser anser) wies 2002/03 nach dem letzt- westlichen Schwarzmeerküste zu einem starken Anstieg jährigen Maximum (17.500 Individuen Mitte November) der überwinternden Rothalsgänse, die dort gemeinsam mit einen deutlich geringeren Bestand auf (10.000 Individuen). den Blessgänsen des pontischen Zugweges überwintern. Eine Ursache für diesen geringen Herbstbestand ist Der zeitgleiche Anstieg der Beobachtungen im Neusiedler nicht bekannt. Gemessen an der gesamten Zugpopula- See-Gebiet weist erneut auf den bestehenden Austausch tion (etwa 25.000 Individuen) ist der Anteil der Im Neu- des pannonischen mit dem pontischen Zugweg. siedler See-Gebiet rastenden Graugänse noch immer bedeutend. Von der Nonnengans (Branta leucopsis) gelang im ver- gangenen Winter der Nachweis von einem Altvogel, der Die Blessgans (Anser albifrons) erreichte ihren Höhepunkt, sich von Mitte Februar bis Anfang März unter den Bless- wie in den letzten Jahren, beim Heimzug (15. 02. 2003) gänsen aufhielt. mit etwa 20.000 Individuen. Dies ist eine Bestätigung der relativ hohen Zahlen der vorangegangenen Winter Als „Exoten“ konnten Mitte Oktober eine Kanadagans (25.000–30.000 Individuen). Die Bestandszahlen der Bless- (Branta canadensis) und Jänner/Februar eine adulte Strei- gans im Gebiet des Neusiedler Sees unterlagen in den letz- fengans (Anser indicus) beobachtet werden. ten Jahrzehnten großen Schwankungen (40.000–100.000 in den 1950er Jahren; 5.000–6.000 in den 1980er Jahren). Veröffentlichungen/Berichte: Auch bei dieser Art gehen diese Schwankungen mit Ver- BirdLife Österreich, 2004. Ornithologisches Monitoring schiebungen der Bedeutung der einzelnen Zugwege (bal- im Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel. Bericht über tisch, pannonisch, pontisch-anatolisch) einher. das Jahr 2003. BirdLife Österreich Eigenverlag, 74 S.

137 Titel: Die Großtrappe (Otis tarda) in der Bewahrungszone Waasen-Hanság

Projektstatus: Monitoring 4 brütende Hennen lokalisiert werden. Drei haben ihr er- stes Gelege aus unbekannten Ursachen verloren, das Laufzeit: laufend zweite Gelege wurde in Bereichen gesetzt, wo die Hennen erst sehr spät mit ihren Jungen entdeckt wurden. Ein Spät- Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft gelege wurde freigemäht und danach offensichtlich von Nebelkrähen zerstört. Vier Hennen führten insgesamt 5 Kooperationspartner: Junge, die bis zum Flüggewerden und dem Verlassen des Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Hanságs im Oktober beobachtet wurden. Umwelt und Wasserwirtschaft, Amt der Burgenländischen Landesregierung – 2003 war die Aufzuchtsrate der Küken außergewöhnlich Biologische Station Neusiedler See, hoch; eine Henne führte sogar 2 Junge bis zum Flügge- werden und Verlassen des Gebietes; ein ähnlicher Befund Durchführung: liegt über 10 Jahre zurück. Es scheint ein überdurch- Erich Patak (im Auftrag der Universität für Bodenkultur, schnittlich gutes Nahrungsdargebot im Aktionsraum der Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, führenden Hennen gegeben zu haben. Dr. R. Parz-Gollner) Da in diesem Gebiet die Fuchsdichte sehr hoch ist, scheint Zielsetzung: das Flüggewerden aller bekannter Jungen eine gelungene Laufende Kontrolle des Brutbestandes und des jagdliche Kontrolle des Fuchsbestandes zu reflektieren. Bruterfolges der Großtrappe im Bereich des Hanság. Veröffentlichungen/Berichte: Ergebnisse: Patak, E., 2003. Die Großtrappe (Otis tarda) in der Im Winter 2003 konnten bis zu 54 Trappen auf den Raps- Bewahrungszone Waasen-Hanság. Brutbericht 2003, feldern und den umliegenden Feldern des Trappen- 12 Seiten. schutzgebietes beobachtet werden. Im Frühjahr konnten

138 Titel: Beweidungsmonitoring im Nationalpark Neusiedler See–Seewinkel

Projektstatus: Monitoring

Laufzeit: 2001 bis 2005

Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft

Pferde-Koppel Illmitz Kooperationspartner: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt reits klare Trends erkennen lassen. Daher macht es keinen und Wasserwirtschaft, Sinn, für alle Datensätze jährlich eine Auswertung durch- Amt der Burgenländischen Landesregierung – Biologische zuführen. Die Analyse der Daten erfolgt im letzten Jahr des Station Neusiedler See, Monitoringprogramms und wird als Gesamtbericht vorge- Arge Vegetationsökologie und Landschaftsplanung legt. Nachfolgend werden jedoch für jene Flächen, die be- reits klar erkennbare Unterschiede im Sinne einer zielge- Durchführung: richteten Entwicklung der Vegetation erkennen lassen, die Dr. Ingo Korner (Arge Vegetationsökologie und Land- bisherigen Trends dargestellt. schaftsplanung) Pferde – Koppel Illmitz Zielsetzung: Es handelt sich um eine großflächig eingezäunte Fläche im Vegetationsökologische und entomologische Dokumen- Seevorgelände, die im Süden einen Unterstand mit um- tation der Beweidung verschiedener Biotope durch Esel, gebender Koppel (offen) enthält. Die Weidefläche ist zum Pferde und Rinder. hochwüchsigen Schilfgürtel hin offen. Seit 1999 werden hier Reit- und Kutschenpferde Illmitzer Unternehmer ein- Ergebnisse: gestellt, die Stückzahl schwankt sehr stark (20 bis 40). Die hier präsentierten Ergebnisse beziehen sich nur auf die Vegetationsökologie. Insgesamt dominieren großflächige wechselfeuchte Pfei- fengras-Kopfbinsenbestände, die seeseitig in den Schilf- Das Dauerflächennetz am Illmitzer Zicksee und Kirchsee gürtel übergehen. Landseitig treten sandige Rücken mit wurde 2001 auf folgende Bereiche ausgeweitet und wird wechselfeuchten Weiderasen (Centaureo pannonici-Fest- seither in diesem Umfange betrieben: ucetum pseudovinae) auf. Im Norden, nahe der Biologi- ❚ Reitpferdeweide südlich von Podersdorf schen Station Illmitz sind Zickstellen ausgebildet, die von ❚ Przewalski-Weide im Seevorgelände und am Salzrasen umgeben sind. Albersee nördlich der Biologischen Station ❚ Weideflächen der Angusherde am Kirchsee und Als besondere Arten sind Orchis palustris, Epipactis pa- Illmitzer Zicksee lustris, Cladium mariscus und Schoenoplectus tabernae- ❚ Reitpferdeweide im Seevorgelände südlich der montanus zu nennen. Biologischen Station ❚ Weideflächen der Graurinderherde im Insgesamt kann von einer optimalen Weidedichte gespro- Seevorgelände (Neudegg) chen werden, in allen Flächen ist eine starke bis sehr star- ❚ Eselweide im Sandeck ke Abnahme der Vegetationsbedeckung festzustellen. Das Schilf nimmt in früher stark verschilften Flächen zum Teil Die während den Vegetationsperioden 2001 bis 2003 auf- merklich ab und verschwindet mitunter ganz aus den Flä- genommenen Daten wurden in die Projektdatenbank chen. Die überweidete Zone in Koppelnähe ist nicht sehr (Access) eingegeben. Auswertungen dieser Daten sind groß, danach folgt eine Beweidungsabstufung von mode- erst dann sinnvoll, wenn sich nach mehreren Jahren be- rat über extensiv bis hin zu kaum beweideten Flächen.

139 folgt werden. Aufgrund der langen Überschwemmungen im Jahr 1996 (auch im Sommer) treten keine extremen Salzbelastungen durch Austrocknung auf. Die ursprüng- lich salzreiche Stelle wird nicht mehr von der Salzkresse eingenommen, sondern von Suaeda maritima, die länger überstaute Standorte bevorzugt.

Die Bestände der Arten Plantago maritima, Puccinellia pei- sonis und noch extremer die Artemisia santonicum bre- Rinderbeweidung am Illmitzer Zicksee chen in den Jahren 1995 bis 1997 fast gänzlich zusammen Vom Unterstand in Richtung Norden (300 m) liegt eine in- bzw. werden stark reduziert. Die günstigeren Konkurrenz- tensiv verbissene und zertrampelte Fläche (viele Viehgan- verhältnisse kann in erster Linie Suaeda maritima nutzen, geln). sie erreicht höchste Deckungswerte. 2002 erzielte Artemi- sia santonicum einen starken Bestandeszuwachs, der sich Auch Arten, die weniger gerne gefressen werden, wie bei- aber 2003 wieder relativierte. Puccinellia peisonis ver- spielsweise die stachelige Kopfbinse, nehmen teilweise zeichnet in den beiden letzten Jahren (2002 und 2003) ei- sogar stark ab (Trampelwirkung). Potentilla anserina als nen enormen Zuwachs, während ihr „Antagonist“, Suae- Zeigerart für Beweidung wechselfeuchter Böden tritt 2001 da maritima sehr geringe Deckungswerte aufweist. Lepi- und 2002 verstärkt auf, jedoch mit geringen Deckungs- dium cartilagineum kann sich 2003 wieder stärker etablie- werten. 2003 ist vor allem ein deutlicher Rückgang des ren, nachdem es in den letzten Jahren eine sehr geringe Schilfs festzustellen. Mächtigkeit aufwies.

Am Beispiel repräsentativer Dauerquadratbeobachtungen Die Trends der beweideten Zickstellen zeichnen sich ähn- werden die Veränderungen der Vegetationszusammen- lich ab wie jene der unbeweideten Referenzfläche, aller- setzung beobachtet. Einige Arten wie Inula salicina, die dings kann dort Suaeda noch in dem extrem feuchten von den Pferden nur verbissen, aber nicht gefressen wird, Jahr 1997 und im Jahr darauf bemerkenswerte Massen- profitieren von der Beweidung, hingegen nehmen andere, bestände aufbauen. Plantago maritima ist hingegen wäh- die nicht sehr tritt- und weideresistent sind, deutlich ab. rend der gesamten 13-jährigen Beweidungsperiode im Dazu zählen die Kopfbinse (Schoenus nigricans) und das Unterschied zur unbeweideten Fläche nur mit geringen Pfeifengras (Molinia caerulea). Leicht zugenommen haben Deckungswerten vorhanden. weidetolerante Wiesenarten wie das Knaulgras (Dactylis glomerata)und das Echte Labkraut (Galium verum). Puccinellia peisonis verzeichnet nach einem Bestandeszu- sammenbruch (1996, 1997 und 1998) ab 2002 wieder einen Illmitzer Zicksee – floristische Veränderungen starken Zuwachs, der auch 2003 gehalten werden kann. am Südufer Der Transekt am Südufer umfasst zwei Zickstellen sowie Übergänge zu wechselfeuchten Weiderasen. Das Trans- ektumfeld wird zwar jährlich beweidet, allerdings ist der gesamte Bereich als Bruthabitat für Limikolen oft bis Juni „gesperrt“. Infolge der Vegetationsentwicklung wird der Standort von den Kühen nicht sehr attraktiv empfunden und daher nur wenig abgeweidet. Die Unterschiede zwi- schen der beweideten Monitoringfläche und ihrer unbe- weideten Referenzfläche im Ausschlusstransekt sind da- her in manchen Jahren nicht sehr groß.

Anhand der Dauerflächen kann aber der klimatisch be- dingte Gesellschaftswechsel eines Lepidietum crassifolii Illmitzer Zicksee – Zickstelle Südufer; Deckungsgrad wichtiger Arten an zu einem Crypsido aculeatae-Suaedetum maritimae ver- beweideter und unbeweideter Stelle

140 Das wellige Gelände setzt sich aus verschieden hohen Sandrücken mit geschlossener Rasendecke (Trockenra- sen und wechselfeuchte Weiderasen) zusammen. Feuch- tere Mulden mit Schoenus nigricans und Holoschoenus romanus sind meist verschilft.

Weidespuren und -indikatoren: Nur Fraßspuren; weiters sind auf den Sanddünen teilweise Trittspuren sichtbar, die den Damm offener halten. Im Be- reich der Standkoppel extrem viele offene Sandstellen, ebenfalls eine sehr hohe Dichte an Kuhfladen. Przewalskipferde im Seevorgelände nördlich der Biologischen Station

Entwicklungsziele und Management: ❚ Sameneintrag von Trockenrasenarten und Arten der Pionierfluren in beweidete Weingartenbrachen ❚ Auflichten geschlossener Reitgrasbestände für Pionierarten sandiger Standorte ❚ Dynamisierung der Sanddünenvegetation durch kleinflächige offene Bereiche (Trittwirkung)

Bemerkenswerterweise finden sich trotz des hohen Nähr- stoffeintrags in die Fläche im Koppelbereich (durch extrem Rinderbeweidung im Seevorgelände viele Kuhfladen) kaum Zeigerarten für eine Nitrifizierung oder Ruderalisierung. Der sandige Untergrund, die gerin- gen Niederschläge und die hohen Sommertemperaturen führen dazu, dass die Kuhfladen eintrocknen und es zu keiner Umsetzung der Nährstoffe kommt.

Am Beispiel zweier Beobachtungsflächen (in der Koppel- D10 und im Bereich extensiver Beweidung-D11) lassen sich die Auswirkungen einer intensiven Beweidung und Koppelung sehr gut darstellen. Die Gesamtdeckung steigt nach der Intensivbeweidung des Jahres 2001 in beiden Fläche deutlich an. Die Koppelfläche ist nach dem Jahr 2001 wesentlich offener, was sich in höheren Werten bei Rinderbeweidung am Albersee der „freien Fläche“ erkennen lässt. Gab es vor dem Beginn Artemisia santonicum ist generell mit geringen Deckungs- der Beweidung 2001 noch relativ viel abgestorbenes werten vorhanden, sie wird durch die Nebeneffekte der Pflanzenmaterial (ähnlich einer mehrere Zentimeter star- Beweidung (Trittwirkung) etwas benachteiligt. Erst 2003 ken Mulchschicht), so wurde dieses durch die Rinder stark kommt sie wieder stärker auf, was möglicherweise auf ei- aufgetreten. ne Unterbeweidung hinweist. In der Vergleichsfläche D11 hingegen ist diese Schicht Albersee, Seedamm und Seevorgelände weiterhin vorhanden und behindert kleinwüchsige, licht- Bei dieser Weidefläche wird zwischen dem Bereich um liebende Arten am Aufkommen. Die Anzahl der Kuhfladen den Albersee, dem eingezäunten Seevorgelände, das von ist in der Koppelfläche 2001 noch sehr hoch, nimmt jedoch den Przewalskipferden beweidet wird und dem eigent- bis 2003 wieder stark ab, Zeichen einer Eutrophierung lichen Seedamm (einem Bereich aus Sanddünen und al- sind nicht festzustellen. ten Weingartenbrachen, der in den Hutweidebetrieb inte- griert wurde) unterschieden.

141 Seedamm: Deckungsgrad von Arten, die durch die Beweidung gefördert werden und von jenen, die durch die Beweidung zurückgedrängt werden

Auswirkungen auf Einzelarten: winkel verstreut selten vorkommt. Die Ausläufer bildende Die nachfolgende Analyse zeigt eine Gegenüberstellung Schafgarbe () konnte ihre Deckungs- der „Gewinner“ und „Verlierer“ der Arten der Sandtro- werte fast verdoppeln. ckenrasen und der darin kleinflächig eingebetteten feuch- teren Senken. Zu den Verlierern zählen in erster Linie Gras- Insgesamt ist also auf den extensiv beweideten Flächen, arten, die typisch für leicht verbrachte, eher artenarme Tro- aber auch im Bereich der Standkoppel von 2001 und 2002 ckenrasen sind. Während das Schilf nur ein wenig zu- ein deutlicher Schritt in Richtung einer höheren Artenviel- rückgedrängt wird, gehen die Deckungswerte von Cala- falt erfolgt, der vor allem durch einen höheren Anteil von magrostis epigejos, Scirpoides holoschoenus und Elymus offenen Stellen, die Reduktion der Streuschicht und da- repens deutlicher zurück. Auch Poa angustifolia nimmt durch bessere Lichtbedingungen am Standort (durch die stärker ab, nur geringfügige Änderungen treten bei Schoe- Fraßwirkung) eingeleitet wurde. In den nächsten Jahren ist nus nigricans auf, letztere wird von den Rindern aber auch die Intensität der Beweidung zumindest gleich zu halten nicht gerne gefressen. und im Bedarfsfall (nach weiteren Auswertungen) gege- benenfalls sogar wieder zu erhöhen. Deutlich von der sehr intensiven Initialbeweidung und Koppelhaltung gefördert wurden die Bunte Kronwicke Veröffentlichungen/Berichte: (Securigera varia) und der Spargelklee (Lotus maritimus) Korner, I., 2004: Beweidungsmonitoring im Nationalpark ebenso wie Festuca pseudovina und die Knopfbinsen- Neusiedler See – Seewinkel. Jahresbericht 2003, 24 S. Segge (Carex divisa), die stark gefährdet ist und im See-

142 Titel: Botulismusprojekt Toxinmonitoring

Projektstatus: Monitoring sen werden, während 2002 die höchsten Abundanzen am OS und US auftraten. Laufzeit: 2002 bis 2004 Der pH-Wert des Sediments (1 cm Tiefe) lag 2003 im Mai Auftraggeber: Nationalparkgesellschaft bei WL, ZL, US niedriger als 2002, danach erreichten die Werte ca. die Höhe des Vorjahres. Aufgrund einer starken Kooperationspartner: Algenblüte in den Sommermonaten Juli und August stieg Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, der pH im Lackenwasser von ZL und US auf über 10 an, Umwelt und Wasserwirtschaft, eine Situation, die der potentiellen Stabilität von freiem Bo- Amt der Burgenländischen Landesregierung – tulismus Toxin (BoNT) generell abträglich ist. Nur in den Biologische Station Neusiedler See, Monaten Mai und Juni war der pH im Sediment der LL, ENVIRO Environmental Research Group, WL, ZL und BS im Bereich zwischen 7,0 und 8,4. In die- Technisches Büro für Ökologie, Umweltanalytik & sen Bereichen hätte aktives BoNT zumindest für einen ge- Umweltmanagement. wissen Zeitraum seine Aktivität bewahren können.

Durchführung: Die gefundenen 22 Vogelleichen wurden ab Mai bis An- Mag. Dr. A.H. Farnleitner, Mag. Dr. A.K.T. Kirschner & fang August ausschließlich an der LL, der WL, der ZL, dem Mag. Dr. T.C. Zechmeister OS und dem D aufgelesen (jeweils 9, 9, 1, 2, und 1 Kada- ver). Damit liegt die Zahl der Totfunde um 50 % höher als Zielsetzung: im Vorjahr. Um die Botulismusgefahr und das Toxinbildungspotential abschätzen zu können, wurden von Mitte Mai bis Anfang Das Botulismustoxin konnte hauptsächlich, wie schon in Oktober 2003 in 2–4 wöchigen Abständen an den Lacken den Vorjahren, in Fliegenmaden in verwesenden Vogelka- Oberer Stinker (OS), Unterer Stinker (US), Illmitzer Zickla- davern detektiert werden. Von allen madenbeinhaltenden cke (ZL), Lange Lacke (LL), den Wörthenlacken (WL), so- Vögeln (10) waren 30 % der Maden BoNT positiv. Im Ver- wie an einem Referenzpunkt im Schilfgürtel des Neusied- gleich zum Vorjahr ist somit der Anteil an toxinhältigen Ma- ler Sees (BS) Proben gezogen. Als weiterer Standort wur- den auf die Hälfte gesunken. Aus den anderen 11 Vögeln de der wasserführende Darscho (D) ausgewählt, da wäh- konnten keine Maden isoliert werden, da die Vögel erst vor rend der Sommermonate viele Lacken (darunter auch LL, kurzer Zeit verendet oder bereits ausgetrocknet waren. Bei WL, ZL, US, OS, BS) zeitweise ausgetrocknet waren. den beprobten Vögeln handelte es sich ausschließlich um Lach- und Mittelmeermöwen. Ergebnisse: Im Jahr 2003 trocknete die LL bereits Anfang Juli komplett Mit dem zum Maustest alternativen neu entwickelten Test- aus, der OS Ende Juli, die BS Ende August, der US, die ZL verfahren (ELISA) wurde eine Abschätzung des Toxintiters und beide WL Mitte September. Zeitweise war die westli- pro Made vorgenommen. Eine einzelne Made hatte dabei che WL im August ausgetrocknet; Anfang Oktober war nur ein Gewicht von 10 mg–35 mg. Die mittlere Toxindosis pro noch der Darscho wasserführend. Made lag zwischen 0,01 und 0,5 MLD (mausletale Dosen) Äquivalenten. Damit betrug der MLD Äquivalent Wert pro Im Vergleich zu 2002 konnten 2003 3mal so viele Vögel an Made nur etwa ein Fünfhundertstel des Vorjahreswertes. den Lacken beobachtet werden. Konnten 2002 12 Fälle Mindestens 20.000 Maden hätten aufgenommen werden von Ansammlungen mit über 500 Vögeln registriert wer- müssen um zum Tod eines Vogels zu führen. den, waren es in diesem Jahr 17 Fälle (+ 45 %). Die Anzahl der Ansammlungen von über 1000 Vögeln verzeichneten Keine der 39 untersuchten Interstitialwasserproben wie- auch einen Zuwachs von 50 %. Die höchsten Abundanzen sen im Maustest eindeutig Toxin auf (Tod der Maus), je- (Jahresmittel) konnten 2003 an der LL und der ZL gemes- doch kann aufgrund der Ergebnisse mit dem Antikörper –

143 Testverfahren (ELISA) in 11 Fällen ein Vorhandensein von tet werden konnten. Darüber hinaus war die Toxigenität der (vermutlich nicht aktivem) Toxin nicht gänzlich ausge- untersuchten BoNT positiven Maden bis zu 2 Zehnerpo- schlossen werden. tenzen reduziert und nur der Verzehr größerer Mengen an Maden hätte zu Vergiftungserscheinungen geführt! Keine der 25 Makrozoobenthosproben wies im Maustest eindeutig Toxin auf (Tod der Maus), jedoch konnten in Interstitialwasser und Makrozoobenthos scheinen wie schon 7 Proben mit dem Antikörper – Testverfahren (ELISA) ein in vorangegangenen Jahren auch heuer eine untergeordne- Vorhandensein von (vermutlich nicht aktivem) Toxin nicht te Rolle in der Verfügbarkeit von BoNT gespielt zu haben. gänzlich ausgeschlossen werden. Auffallend war die Abnahme der BoNT Zellen/Sporen im Eine Abschätzung des Toxintiters wurde pro g Makro- Sediment, wobei das Austrocknen der Sedimente zu die- zoobenthos vorgenommen. Bei Messungen im Hochsom- ser Reduktion geführt haben dürfte. Nahezu unverändert mer lag der Toxintiter zwischen 0,2 und 0,5 MLD Äquiva- hingegen blieb der Prozentsatz an BoNT Zellen/Sporen in lente pro g Makrozoobenthos. Legt man für Vögel be- Fäkalproben. kannte BoNT Wirkkonzentrationen an, so wären erst ab ei- ner Aufnahme von mindestens 8–20 kg an Makrozoo- Seit den massiven Ausbrüchen 1997/1998 ist eine Reduk- benthos pro Vogel eindeutige Botulismussymptome sicht- tion der potenziellen Toxinbildung sowie der Konzentration bar geworden. Darüber hinaus hätte alles BoNT aktiv sein an BoNT Zellen/Sporen im Sediment feststellbar. Dies be- müssen, was bei der Detektion mit dem ELISA Verfahren deutet, dass es seit diesem Zeitpunkt offensichtlich zu kei- jedoch nicht Voraussetzung ist, und daher stellen die ab- ner massiven Eintragssituation bzw. Bildung an toxigenen geschätzten Mengen an Makrozoobenthos sicherlich BoNT Zellen/Sporen in den Lackensedimenten kam. Die Unterschätzungen dar. Nachweisrate toxigener BoNT Zellen/Sporen im Vogelkot zeigt jedoch, dass das BoNT Produktionspotential nach Die zur Produktion von Botulismustoxin befähigten Bak- wie vor in einem erhöhten Maße gegeben ist. Die aus dem terien (BoNT – Clostridien) wurden in allen untersuchten Bericht resultierenden Maßnahmen wurden im wesent- Lackensedimenten gefunden. Im Vergleich zum Vorjahr lichen bereits in den vergangenen Jahren vorgeschlagen wurden jedoch während der gesamten Untersuchungspe- und eine permanente Kontrolle der Lackengebiete sowie riode überraschend reduzierte Prozentsätze an BoNt- das effiziente Entfernen jeglicher Vogelkadaver und der oft Clostridien positiven Proben detektiert. Es scheint somit darunter befindlichen Maden ist aus derzeitiger Sicht von eine Reduktion der BoNT Zellen/Sporen in den Sedimen- größter Bedeutung. Dies schon deswegen, um die offen- ten der Lacken seit dem letzten massiven Ausbruch 1997 sichtliche Reduktion der BoNT Zellen/Sporen in den La- von statten zu gehen. Es wird allgemein angenommen, ckensedimenten weiter zu unterstützen und eine punktuel- dass das Austrocknen von Sedimenten einen stark redu- le Anreicherung durch von Kadavern produzierte BoNT Zel- zierenden Effekt auf die Konzentration von BoNT Zel- len/Sporen nicht zu ermöglichen. Eine massive Störung der len/Sporen haben kann. Vogelpopulationen sollte jedoch vor allem während der Brutzeit tunlichst vermieden werden. Die zur Botulismustoxin-Produktion befähigten Bakterien (BoNt-Clostridien) wurden in Vogelfäkalien in knapp 35 % Veröffentlichungen/Berichte: der Fälle nachgewiesen; dies waren um etwa 5 % weniger Farnleitner, A.H., T.C. Zechmeister & A.K.T. Kirschner, als in den Jahren zuvor. 2003: Vorkommen und Abschätzung des Botulinum- Neurotoxin-Giftbildungspotenzials und dessen Zusammenfassung: Zuordnung zu ökologischen Parametern in den Lacken Während des Jahres 2003 wurden um die Hälfte weniger des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel. Vogelleichen mit BoNT beinhaltenden Maden gefunden als BFB (Biologische Forschung Burgenland)-Bericht 91: im Vorjahr, obwohl erhöhte Vogelansammlungen beobach- 45 Seiten; ISSN 0257-3105.

144 Nationalpark Gesäuse

ist es besonders das „Sausen und Brausen“ der Enns in

Bh der engen Schluchtstrecke zwischen den steil aufragen-

Bh den Gebirgsflanken, das zu den markanten Merkmalen des Gebietes zählt. Die Enns schuf ein über 1700 m tiefes

Bh Kerbtal, das aufgrund der unterschiedlichen Gesteinsarten

Bh einen sehr wechselhaften Charakter aufweist. Bh

Bh

Mit einem Flächenanteil von etwa 50 % ist der Wald ein wesentlicher Lebens- und Landschaftsraum im National- park. Die Waldbestände im Gesäuse weisen in unzugäng- lichen Lagen eine sehr natürliche bzw. naturnahe Zu- sammensetzung auf. Beginnend bei den Auwäldern an der Der Nationalpark Gesäuse ist der jüngste und drittgrößte Enns, über die dominierenden Fichten-Tannen-Buchen- österreichische Nationalpark. Er wurde am 26.10.2002 ge- wälder, bis hin zu Lärchen-Zirbenwäldern an der Wald- gründet und im Dezember 2003 von der IUCN als Natio- grenze sind Dutzende unterschiedliche Waldgesellschaf- nalpark der Kategorie II anerkannt. 94 % der Fläche sind ten vorhanden. gleichzeitig Natura-2000-Gebiet. Die Nationalparkfläche befindet sich zu mehr als 99 % im Besitz der Steiermärki- Darüber ragen die charakteristischen Gipfel aus hellem schen Landesforste. Dachsteinkalk auf einem Sockel aus Dolomit empor. Die Wandfluchten erreichen an der Nordseite der Hochtor- Der Nationalpark liegt im Bereich der Ennstaler Alpen/Ge- gruppe eine Mächtigkeit von bis zu 800 m. säuse und umfasst im Wesentlichen zwei Gebirgsstöcke, das Buchsteinmassiv nördlich der Enns und die Hochtor- Die Forschung im Nationalpark Gesäuse dient in erster Li- gruppe im Süden mit der höchsten Erhebung, dem Hoch- nie dem Schutzgebietsmanagement. Es handelt sich da- tor (2370 m). Die Seehöhe variiert zwischen 490 m und bei derzeit v. a. um angewandte Naturschutzforschung 2370 m. Die Ennstaler Alpen gehören zu den Nördlichen mit Grundlagenerhebungen und Langzeitforschung (Mo- Kalkhochalpen, die einige der eindrucksvollsten Berg- nitoring). landschaften Österreichs formen. Die häufigsten Ge- steinsarten sind der Dachsteinkalk und der Ramsaudolo- Zur angewandten Naturschutzforschung zählen alle Erhe- mit. Der Südteil des Nationalparkes liegt bereits in der bungen von Lebensräumen und Arten als Grundlage für Grauwackenzone, die aus wesentlich älteren Schiefer- und die Ausarbeitung von Managementplänen. Die For- Quarzgesteinen aufgebaut ist. schungsschwerpunkte liegen derzeit einerseits auf den Almen. Die Ergebnisse der einzelnen Fachbereiche wer- Die Gesamtfläche beträgt rund 11.000 ha. 14 % dieser den in den Almbewirtschaftungsplänen umgesetzt, wobei Fläche liegen in der Bewahrungszone, wo der Erhalt der ökologische, geschichtliche und sozioökonomische As- traditionellen Almbewirtschaftung im Vordergrund steht. pekte Berücksichtigung finden. Traditionelle, extensive Weiters zählen dazu die Bereiche, wo der Schutz der In- Bewirtschaftung und der Erhalt der Artenvielfalt stehen da- frastruktur von Bedeutung ist. In der Naturzone sind nach bei im Vordergrund. Im Zusammenspiel von Natur- und Abschluss der Bestandesüberführungen von fichtendo- Bewahrungszone und dem Nationalparkumfeld können minierten Wäldern in standortsgerechte, naturnahe Wald- sich Nationalparke auch als „Vorbildregionen“ für andere gesellschaften keine Eingriffe mehr vorgesehen. präsentieren.

Das Landschaftsbild im Nationalpark Gesäuse ist vor al- Weitere Schwerpunkte werden andererseits im Bereich der lem durch die drei Elemente Wasser, Wald und Fels ge- Waldforschung und entlang von Fließgewässern sowie im prägt. Obwohl Gewässer nur 0,5 % der Fläche einnehmen, Quellmonitoring gesetzt. Erhebungen in ausgewählten

145 Waldbeständen werden im Hinblick auf die geplanten und Der Nationalpark trägt somit wesentlich zur Erforschung durchgeführten Bestandesüberführungen durchgeführt. des Arteninventars bei. Die Definition der Schutzziele (auch Neben der Erhebung von Indikatorarten/ gruppen (Spech- für das Natura-2000-Gebiet) und die Umsetzung der Ma- te, Auerhuhn, Alpenbockkäfer) sind hinkünftig Erfassungen nagementmaßnahmen sind wichtige Aufgabenbereiche. weiterer Gruppen (Pilze, Flechten) sowie Strukturerhebun- gen vorgesehen. Die Ergebnisse des Auerhuhnmonitorings Montoringprojekte auf ausgewählten Referenzflächen die- fließen in die Schitouren-Besucherlenkung ein. An der Enns nen der Überprüfung der Auswirkungen einzelner Maß- dienen die Ergebnisse der Erhebungen (Flussuferläufer, nahmen in der Bewahrungszone bzw. der Beobachtung Laufkäfer, Heuschrecken, Neophyten, Ufer-Reitgras etc.) der natürlichen Dynamik und Waldentwicklung nach Be- der Erstellung eines Besucherlenkungskonzeptes, das ei- standesüberführungen in der Naturzone. ne Schonung der sensiblen Bereiche bringen soll. Im Rahmen von verschiedenen Projekten wird versucht, Weitere Grundlagendaten aus dem GEIS (Gesäuseinfor- fächerübergreifende Forschungsansätze zu verwirklichen mationssystem) und aus bereits durchgeführten natur- und die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg zu för- räumlichen Kartierungen (Naturrauminventur) ergänzen dern. Dabei werden auch die Möglichkeiten im Rahmen die Informationen zu den standörtlichen Gegebenheiten. von europaweiten Forschungsnetzen genutzt. In Ausarbeitung und Planung befinden sich die Wald- und Wildtiermanagementpläne.

In den Jahren 2003/2004 gelangten folgende Projekte zur Durchführung:

❚ Luftbildinterpretation ❚ Zoologische Erhebungen auf Almen ❚ Quellkartierung ❚ Waldgeschichte im Nationalpark Gesäuse ❚ Quellmonitoring ❚ Spechterhebungen auf ausgesuchten Waldflächen ❚ Blockhöhle im Kreuzkogel und andere Gesäuse- ❚ Auerhuhnmonitoring im Johnsbachtal höhlen – Paläoklima ❚ Der Alpenbockkäfer im Nationalpark Gesäuse – ❚ Höhlenkartierung – Speleo Alpin Gesäuse Verbreitung, Erhaltungszustand und Management ❚ Geologie/Hydrologie/Karst- und Höhlenkunde des ❚ Vegetationsökologische Studie Schotterbänke Sulzkarsees und seiner Umgebung Gesäuse ❚ Hydrobiologische Untersuchung Sulzkarsee und ❚ Artenschutzprojekt Deutsche Tamariske Quellmonitoring ❚ Bestandserhebung des Flussuferläufers an der Enns ❚ Multidisziplinäre Almforschung unter Berücksichtigung möglicher Störeinflüsse ❚ Almgeschichte ❚ Insektenkundliche Untersuchungen an den ❚ Almbewirtschaftungsplan Sulzkaralm Schotterbänken der Enns ❚ Digitale Datenerfassung für ein GIS-gestütztes ❚ Gebäudebewohnende Fledermäuse im Nationalpark Almbewertungsmodell im Nationalpark Gesäuse

146 Titel: Luftbildinterpretation

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Nationalpark

Laufzeit: 2001 bis 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Nationalpark Gesäuse GmbH und externe Auftragnehmer

Die Luftbildinterpretation bildet eine wesentliche Grundlage in der Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner Datenerfassung des Nationalparks. ❚ Erhebung der Baumartenzusammensetzung in Ober- Aufgabenstellung: und Nebenbestand sowie der Verjüngung in der Kraut- Das Ziel der Fernerkundungsklassifikation („Naturraumin- schicht (Keimlinge) ventur“) war ursprünglich die Erstellung einer flächende- ❚ Oberhöhe, Hemerobiegrad, Totholzanteil ckenden naturräumlichen Grundkarte. Das bedeutete zu ❚ vorgeschlagene Maßnahmen usw. Beginn des Projektes eine über das gesamte Planungs- gebiet von 12.400 ha durchgeführte Kartierung. Der Kar- Als Kartengrundlage für die Erhebungen im Gelände wur- tierungsschlüssel war an praxisrelevanten Fragen (He- den die Orthofotos (maßstabsgetreue Luftbilder) von den merobie, Baumartenzusammensetzung, usw.) ausgerich- Überfliegungen aus den Jahren 1998 und 1999 verwendet. tet. Die Daten wurden großteils im Gelände erhoben und Als Kartenmaßstab für die Geländeerhebung wurde die Ergebnisse aus der Luftbildinterpretation überprüft. 1:10.000 gewählt. Die fehlerhafte Digitalisierung und mangelnde Ausweisung von Vegetationseinheiten machten es nun notwendig die- Bei der Digitalisierung am Schirm wurde im Maßstab sen Datenbestand zu überarbeiten. Die Auswertung von 1:3000 gearbeitet. Als Ausscheidungskriterium für die Farb-Orthofotos und IR Luftbildern soll nun nach dersel- Auswahl einer Teilfläche waren vor allem die Landschafts- ben Methodik, wie im alpenübergreinfenden INTERREG II- großeinheit (Fels, Schotter, Wald, Gewässer, Wiese) maß- Ib Projekt HABITALP erfolgen. Dies ermöglicht den Aufbau gebend. Weiters erfolgte dann noch die Ausscheidung der eines vergleichbaren Datenbestandes über den gesamten Waldflächen grob nach dem Bestandesalter (ersichtlich Alpenbogen. Die Ergebnisse der Interpretation werden als aus der Bestandeshöhe) und zuletzt wurde noch versucht planerische Grundeinheiten in das Nationalparkmanage- bereits eine Vorausscheidung bezüglich der Baumarten- ment einfließen. zusammensetzung zu treffen. Hier wurden als Hilfsmittel die Infrarotluftbilder verwendet, aus diesen ist aufgrund Bisherige Ergebnisse: des besseren Farbkontrastes zum Beispiel die Buchen- Ausgehend von einer Luftbildinterpretation (Vorstratifizie- beimischung gut erkennbar. rung) wurde eine Abgrenzung der einzelnen Lebensräume erarbeitet. In der Inventur wurde versucht, die wichtigsten Nach erfolgter Korrektur der Geometrie des Datensatzes relevanten Parameter zu erheben und in digitaler Form im Jahr 2004 soll 2005 die Interpretation nach dem HABI- aufzubereiten. Dazu zählten unter anderen: TALP Schlüssel und eine Auswertung in Hinblick auf NA- ❚ Exposition, Neigung, Geländeform, Gründigkeit, Land- TURA 2000 stattfinden. schaftsgroßeinheit ❚ Waldgesellschaft, Entwicklungsphase Berichte und Veröffentlichungen: ❚ Vegetationsstruktur (Überschirmung gesamt sowie der Schwab M. & F. Kroiher (2001): Naturrauminventur 2001. Ober-, Mittel-, Unter-, Strauch- und Krautschicht) Unveröff. Bericht.

147 Titel: Quellkartierung

Projektstatus: Grundlagenerhebung

Projektgebiet: Nationalpark Gesäuse

Laufzeit: 2003 bis 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Dr. Harald Haseke

Projektleitung: Dr. Harald Haseke

Kooperationspartner: Nationalpark Oö. Kalkalpen

Aufgabenstellung: Gewässer sind ein essentielles Schutz- und Manage- mentziel in Karst-Nationalparks, deren Landschaft in be- sonderem Maß von der Hydrologie geprägt ist. Die Quel- len, als Schnittstellen zwischen dem unterirdischen Karst- Gewässer sind ein essentielles Schutz- und Managementziel in Karst- milieu und der Landoberfläche, nehmen unter den ver- Nationalparks (Foto: Harald Haseke). schiedenen Erscheinungsformen des Wasserkreislaufes einen besonderen Stellenwert ein. Daher war es eine vor- graphisch festgehalten, alle anderen Strukturen und dringliche Aufgabe des Nationalparks, den gesamten Messstellen wie die Quellen punktförmig verortet und in Quellbestand zu erfassen. Es sind zwar ältere, recht um- der Datenbank entsprechend kodiert. fangreiche hydrogeologische Kartierungen vorhanden, doch diese haben zum Teil nur unbefriedigende Lagege- Bisherige Ergebnisse: nauigkeiten und lassen überdies kaum Rückschlüsse auf Bislang wurden 497 einzelne Quellen sowie 75 Tümpel und ihre Morphologie und die biologischen Wertigkeiten zu. Al- Lacken erfasst. Die letzteren sind oft reich mit Amphibien le Quellen wurden daher mit GPS exakt eingemessen und bevölkert. Insgesamt sind rund 80 % der Nationalparkflä- neben hydrologischen Grundparametern (Gestein, Schüt- che auskartiert. Die Quellen entstammen zu einem großen tung, Leitfähigkeit u. a) mit einer Reihe von hydrobiologi- Teil dem typischen nordostalpinen Karstmilieu, doch prä- schen Kennzeichnungen charakterisiert. Für die Doku- gen auch Kluftquellbezirke aus Dolomit, Jura, Porphyr, mentation wurde die MS-ACCESS-Labordatenbank des Schichtgrenzquellen und Moränen- sowie Alluvialquellen Nationalparkes Oö. Kalkalpen übernommen und modi- größere Areale. Bemerkenswert sind tuffbildenden und fiziert. Diese standardisierte Datenhaltung wird es in stark gipshaltige Quellen am Randbereich zur Grauwa- Zukunft erleichtern, gemeinsame Auswertungen voranzu- ckenzone. Insgesamt zeigte sich ein sehr buntes Spek- treiben. Schutzgebietsübergreifende Monitoringreihen trum unterschiedlichster Quelltypen mit durchwegs gerin- können nun gemeinsam durchgeführt und interpretiert gen bis mittleren Schüttungen. Nur wenige Karstquellbe- werden. Der Nationalpark Gesäuse kann dabei neue zirke überschreiten bei Mittelwasser die 100 Sekundenli- Quelltypen und -lebensräume ergänzend beisteuern. Pa- ter-Marke. Viele Ursprünge sind aber aus ökologischer rallel dazu wurden neben den Quellen auch Schwinden Sicht sehr vielversprechend, reich mit Mikrohabitaten aus- und Versickerungen, alle Bachläufe mit ihrer aktuellen gestattet und zum überwiegenden Teil unberührt. Die Hö- Wasserführung (vor allem intermittierende bzw. trockene henlagen schwanken zwischen 490 und 1850 m, noch hö- Gerinne) sowie permanente wie temporäre stehende her gelegene Quellen werden vermutet. Rund 11 % der Kleingewässer erfasst. Lineare Gewässer wurden karto- kartierten Quellen sind in irgendeiner Form genutzt, meist

148 als Weide- oder Wegbrunnen sowie Hüttenversorgungen, Berichte und Veröffentlichungen: und unterschiedlich stark beeinträchtigt. Geschädigte Haseke, H. (2003): Quellaufnahme Nationalpark Gesäuse, Quellen findet man im Vertrittbereich der Almen und an Teil 1. – 45 S., Tabellen, Abb. und Fotos. Unveröff. den Forststraßen. In den Berichten zur Quellkartierung Bericht i.A. der Nationalpark Gesäuse GmbH. wurden eine Reihe bemerkenswerter und/oder regionalty- Haseke, H. (2004): Quellaufnahme Nationalpark Gesäuse, pischer Krenalzonen zur intensivierten Bearbeitung bzw. Teil 2. – In Vorbereitung, Fertigstellung Ende 2004. – zur Eingliederung in ein Monitoring vorgeschlagen. Unveröff. Bericht i.A. der Nationalpark Gesäuse GmbH.

Titel: Quellmonitoring

Projektstatus: Langzeitforschung

Projektgebiet: Nationalpark Gesäuse GmbH

Laufzeit: 2004 ff.

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Dr. Harald Haseke, Ing. Elmar Pröll, Dr. Erich Weigand

Das Quellmonitoring wurde im NP Gesäuse im Jahr 2004 gestartet. Projektleitung: Dr. Harald Haseke (Foto: Harald Haseke)

Autor: Dr. Harald Haseke Outputs der „Blackbox“ Karst, die Quellen, unter saisona- len und langfristigen Bedingungen erfasst. Dazu zählen Aufgabenstellung: auch faunistische Dauerbeobachtungen wie z. B. mit Das „Karstquellen-Monitoring“ läuft im Nachbar-National- Emergenzfallen. park Oö. Kalkalpen seit 1991 und im NP Berchtesgaden seit 1998. Es vereinigt im Rahmen konzertierter, synopti- Bisherige Ergebnisse: scher Messkampagnen eine Reihe von hydrogeologi- Im September 2004 wurde eine erste dreitägige Quellmo- schen und -biologischen Untersuchungen, die unter ei- nitoring-Kampagne an 20 Quellen im Gesäuse durchge- nem Titel zusammengefasst werden. Sinnvoll ist ein Quell- führt. Eine Auswertung war zum Berichtsdatum noch nicht monitoring, sobald anhand der Quellkartierungen ein möglich. Ziel der ersten Orientierungskampagne war es, Überblick der Gebietshydrologie möglich geworden ist. In ein möglichst breit gestreutes Spektrum repräsentativer der Beginnphase dient das Programm dazu, grundlegen- Quellaustritte im Gebiet aufzusuchen. Die nächsten Kam- de Daten zur Hydrochemie, Hydrographie, zu organischen pagnen sollen sich schwerpunktmäßig einzelnen Teil – Ein- und Trübstoff-Frachten und zur Isotopenhydrologie zu er- zugsgebieten widmen, da die Quellen oft nur zeitaufwän- arbeiten; parallel dazu auch Erstaufnahmen der Quellöko- dig erreichbar sind. logie, Biodiversität und Abundanz in den Ursprüngen. In weiterer Folge sollen Kenntnisse über den hydrogeologi- Berichte und Veröffentlichungen: schen und ökologischen Zustand bestimmter National- Haseke, H., E. Pröll & E. Weigand (in Vorber.): Quell- park-Einzugsgebiete gewonnen werden, indem man die monitoring Nationalpark Gesäuse 2004. Unveröff. Bericht.

149 Titel: Blockhöhle im Kreuzkogel und andere Gesäusehöhlen – Paläoklima

Projektstatus: Grundlagenerhebung Bisherige Ergebnisse: Zahlreiche Auswertungen werden arbeitsbedingt erst Projektgebiet: 2005 vorliegen. Blockhöhle im Kreuzkogel, Wildschützenhöhle Der gemessene Temperatur-Jahresgang in der fast 1800 m (Koderalm), Schneekarturm-Halbhöhle (Schneekar). hoch gelegenen Blockhöhle widerlegte die ursprüngliche Vermutung, dass die Schäden (schuppige Ablösungen) an Laufzeit: 2003 bis 2004 den Tropfsteinen durch die winterliche Frostsprengung – zumindest unter gegenwärtigen Bedingungen – hervorge- Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH rufen wurde. Die Sinterproben werden gegenwärtig hin- sichtlich der stabilen Isotope untersucht. In der Schnee- Durchführung: karturm-Halbhöhle wurden Pseudotropfsteine, die zur Ing. Dr. Rudolf Pavuza, Günter Stummer, Karst- und Gänze aus biologischem Material (Algen etc.) bestehen, höhlenkundliche Abteilung des NHM Wien beprobt und untersucht.

Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner Berichte und Veröffentlichungen: Pavuza, R. & G. Stummer (2003): Projekt Tropfstein- Kooperationspartner: datierung – Blockhöhle (1711/46) im Kreuzkogel. Universität Innsbruck Unveröff. Zwischenbericht. (Geolog. Institut; Univ. Prof. Dr. Christoph Spötl)

Aufgabenstellung: Entnahme von Sedimenten und Proben aus den genann- ten Höhlen, Alters- und Isotopenbestimmungen, Einord- nung der Befunde in das Paläoklima des Gesäuses.

150 Titel: Höhlenkartierung – Speleo Alpin Gesäuse

Projektstatus: Grundlagenerhebung

Projektgebiet: Nationalpark Gesäuse, Hochtormassiv, Nationalpark Gesäuse, Gemeinde Johnsbach, Teilgruppe 1712 im Österr. Höhlenverzeichnis

Laufzeit: 2002 bis 2007

Projektförderung: Nationalpark Gesäuse GmbH, Eigenmittel des VÖH und ehrenamtliche Tätigkeiten

Durchführung: Verband Österreichischer Höhlenforscher (VÖH)

Projektleitung: DI Eckart Herrmann

Kooperationspartner: Karst- und höhlenkundliche Abteilung des Naturhistori- schen Museums Wien, Landesverein für Höhlenkunde in Bisher erfolgte die systematische Erfassung von 84 Höhlen im National- Wien und NÖ, Landesverein für Höhlenkunde in der Steier- park Gesäuse. (Foto: Rudolf Pavuza) mark, verschiedene Einzelpersonen tionalpark Gesäuse und höhlenkundliche Organisationen Aufgabenstellung: verwendet werden können. Praktischer Nutzen ist auch für Karst- und höhlenkundliche Grundlagenerhebung über Karstwassernutzungen oder die Beurteilungen von Ein- Höhlen in der ÖHVZ-Teilgruppe 1712 (Hochtor), einem Ge- griffen in den Naturraum im Gebiet der Ennstaler Alpen zu biet, über das bisher kaum einschlägige Daten und Er- erwarten, Erkenntnisse für die technische Weiterentwick- kenntnisse vorlagen. Die praktische Geländetätigkeit setzt lung der praktischen Höhlenforschung werden angestrebt. sich aus systematischen Begehungen, Lageverortung, Vermessung und Dokumentation der Höhlen sowie ober- Bisherige Ergebnisse: irdischer Karsterscheinungen zusammen, wobei eine be- 1. Generelle Daten sondere Schwierigkeit in den alpinen, teilweise extremen Systematische Erfassung von 84 Höhlen in großmaßstä- Geländeverhältnissen liegt (hauptsächlich Steilgelände mit bigen Plänen, Text und Bild (digitales Bildarchiv), GPS-Ein- bis über 800 m hohen Felswänden, darin hauptsächlich messung aller Höhleneingänge für weiterführende GIS- vertikal entwickelte Höhlen). Auswertungen. Entnahme zahlreicher Proben zur Weiter- bearbeitung durch einschlägige Fachleute. Geländebege- Aufgrund der Lage und geologischen Situation des Ge- hung und Erfassung der Oberflächenformen nach karst- bietes werden aus gewonnenen Ergebnissen Aussagen kundlichen/geomorphologischen Gesichtspunkten (Ober- über die Entwicklung der Landformen der Ennstaler Alpen, flächenkarstformen, Höhlenverbreitung und -dichte, Diffe- die großtektonische Entwicklung der Ostalpen zwischen renzierung nach Alt-, Glazial- und Karstformen) Dachstein und Hochschwab und die Karstentwicklung des Gebietes selbst erwartet. Darüber hinaus sollen die Daten 2. Karstkundliche Ergebnisse als Grundlage etwa für biospeläologische Forschungen Bisher (Stand 2800m aufgenommener Höhlenstrecken) sowie auch für volksbildnerische Zwecke durch den Na- wurden vier charakteristische Höhlentypen festgestellt, die

151 aufgrund ihrer Lage/Seehöhedifferenzierung Rückschlüs- Rundkarren knapp über der aktuellen Vegetationsgrenze se auf die Entwicklung des Karstsystems zulassen. Vor- einen generellen Bodenrückgang an, der (auch) hier durch herrschend sind kleinteilig gestufte, aktive Canyons unter anthropogene Nutzung (Beweidung) verstärkt worden sein glatten Plafonds (sowohl Schicht- als auch tektonische könnte. Diesbezüglich könnte die Bestimmung des ge- Trennflächen). Das bedeutendste Objekt ist bisher der Tel- borgenen Knochenmaterials Aufschluss geben. lersackcanyon mit 762 m Ganglänge und 239 m Höhen- unterschied. Auffallend sind 4. Biospeläologische Ergebnisse ❚ die (erwartete) Häufung von Objekten in den Karen In den tagfernen Abschnitten einiger hoch gelegener Cany- (einander verstärkende Wechselwirkung von Karst- ons wurden jenseits der teils ausgedehnten vereisten Be- und Glazialabtrag) reiche spärliche aber verbreitete Spuren einer Fledermaus- ❚ eine hohe Höhlendichte Besiedlung (Kot, Knochenreste, Mumienreste) festgestellt. ❚ das weitgehende Fehlen von Höhlenniveaus Für eine Artbestimmung wurde bisher aber kaum brauch- (bzw. horizontal entwickelten Höhlen), zumindest bares Material gefunden. Großsäugerknochen harren der- oberhalb 1600 m zeit der Bestimmung durch einschlägige Fachleute (s.o.). ❚ die geringe Ausprägung von Karstgroßformen (z. B. Dolinen) an der Oberfläche 5. Klimakundliche Ergebnisse ❚ das (zumindest in Oberflächennähe) dichte unter- Etliche Schachthöhlen mit Eisfüllung zeigen einen im Trend irdische Entwässerungsnetz liegenden Eisrückgang. Das damit verbundene Freiliegen sehr hoher Aufschlüsse geschichteter Eiskörper ließe sich 3. Geomorphologische Ergebnisse unter Umständen für klimahistorische Auswertungen nut- Während die Höhlen im Bereich der Tiefenlinie über den zen. Die Bestandsaufnahme liefert die erforderlichen Hin- Ennsecksattel reich an verfrachteten Fremdgeröllen, Au- weise auf geeignete Objekte. gensteinsanden u. dgl. sind herrschen in den Hochlagen (bei genereller Sedimentarmut) autochthone Kalkgerölle Berichte und Veröffentlichungen: vor. Funde von in Rotlehm eingebetteten Hornsteinen dürf- Herrmann, E. (2004): Alpine Höhlenforschung im ten eine Jura-Überdeckung des aus Dachsteinkalk aufge- Nationalpark Gesäuse, Stmk. – Die Höhle, Verband bauten Kulminationspunkt des Hochtors nachweisen. Österr. Höhlenforscher; Wien, 55 (1–4), S. 98–103 Herrmann, E. (2001): Höhlen der Hochtorgruppe im Nur einige wenige Kammbereiche können als geringe Alt- Gesäuse, Steiermark. – Manuskript für die Mitt. des flächenrelikte (hier vielleicht besser: Altformen) interpretiert Landesvereines für Höhlenkunde i. d. Steiermark und werden. Diese würden die Theorie einer sehr alten Talform Arbeitsgrundlage der „Speleo Alpin Gesäuse 2002“, 16 S. über den Ennsecksattel bestätigen. Eine Interpretation der Herrmann, E. (2002): Speleo Alpin Gesäuse 2002. – örtlichen Karstformen zur Erhärtung dieser Hypothese be- Höhlenkundliche Mitteilungen, Landesverein für darf aber noch weiterer Erhebungen (bei früheren Unter- Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich; Wien, suchungen, etwa am Lugauer 1997, konnte der Altflä- 48(12), S. 147. chencharakter lokal durch vorhandene großlumige Herrmann, E. (2003a): Kurzbericht Speleo Alpin Schächte im Kammbereich bestätigt werden). Gesäuse 2003. – Höhlenkundliche Mitteilungen, Landes- verein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich; Über die postglaziale Oberflächenentwicklung lassen sich Wien, 59(10), S. 112. anhand der gut ausgeprägten Karren Aussagen treffen. Herrmann, E. (2003b): Kurzbericht Speleo Alpin 2003. – Übereinstimmend mit Befunden aus dem Toten Gebirge Verbandsnachrichten, Verband Österr. Höhlenforscher, und Hochschwabgebiet zeigen Bereiche freiliegender Wien, 54 (5/6), 49–50.

152 Titel: Geologie/Hydrologie/Karst- und Höhlenkunde des Sulzkarsees und seiner Umgebung

Projektstatus: Grundlagenerhebung Bisherige Ergebnisse: Auslotung der glazialen Füllung der Sulzkaralm durch geo- Projektgebiet: Sulkaralm und -see elektrische und seismische Messungen (tiefgründige, wasserdichtende Ablagerungen festgestellt); Kartierung Laufzeit: 2003 bis 2005 der Karstformen (unterirdische Karstformen – Höhlen – keine festgestellt); Karstabtragsmessung (Karstabtrag Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH liegt bis auf eine Beobachtungsstelle im Weidegebiet im Normbereich), Wasserbeprobung der wesentlichsten Durchführung: Quellaustritte (Festlegung des oberirdischen und unteridi- Ing. Dr. Rudolf Pavuza, Günter Stummer mit Mitarbeitern, schen Verlaufs, unterschiedliche Einzugsgebiete), Tempe- Karst- und höhlenkundliche Abteilung des NHM Wien raturbeobachtungen (einjährig) im Sulzkarsee (ca. 6 m Tie- fe) und als Vergleichsmessung bei der Sulzkaralm (Fest- Autor: Günter Stummer stellung von Eindringen wärmerer Wässer im März im tief- sten Seenbereich – bedingt durch temporäresTauwetter). Aufgabenstellung: Karstkundlich und hydrogeologische Untersuchung des Berichte und Veröffentlichungen: Bereichs der Sulzkaralm. Pavuza R. & Stummer G. 2003. Geologie/Hydrologie/ Karst- u. Höhlenkunde des Sulzkarsees und seiner Umgebung. Unveröff. Zwischenbericht.

Titel: Hydrobiologische Untersuchung Sulzkarsee und Quellmonitoring

Projektstatus: Angewandte Naturschutzforschung

Projektgebiet: Sulzkaralm

Laufzeit: 2003 bis 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Dr. Christian Jersabek, Salzburg; Dr. Wolfram Graf, Wien; Dr. Robert Schabetsberger, Salzburg; Dr. Erich Weigand, Molln (Projektkoordination) Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner

Kooperationspartner: Inst. f. Zoologie der Univ. Salzburg und Inst. f. Der Sulzkarsee ist der einzige See im Nationalpark Gesäuse. Hydrobiologie der Univ. f. Bodenkultur in Wien (Foto: Erich Weigand)

153 Aufgabenstellung: ser Höhenlage zu erwartenden planktischen Tierart Daph- Ziel ist die Erfassung des gegenwärtigen gewässerökolo- nia rosea im Sulzkarsee D. longispina die bei weitem do- gischen Zustandes und der hydrobiologischen Charakte- minierende Art. Sehr hohe Organismendichten bestätigen ristik des Sulzkarsees und der wichtigsten Quellgewässer den außerordentlich hohen produktiven Charakter des im Gebiet der Sulzkaralm. Auf Basis dieser Ersterhebung Sulzkarsees. Auf der Sedimentoberfläche tritt eine für Ge- sollen bereits vorrangige Managementziele abgeleitet wer- birgsbäche typische Trichopterenart auf, deren Vorkom- den können. Die Arbeiten werden auch auf die für Natio- men sichtlich durch die bestehende Wasserzuleitung vom nalparke wichtigen Aufgaben einer längerfristigen Beob- nahen Bach bedingt ist. achtung (naturwissenschaftliches Monitoring) und der ver- stärkten Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit ausgerichtet. Der Sulzkarsee ist ein Beispiel, wie die in den 1970er Jah- ren propagierten Besatzmaßnahmen, die damals durch Als einzigem See des Nationalpark Gesäuse kommt dem den verbesserten Transport von Fischen erst möglich wur- Sulzkarsee, der in einer Höhe von 1450 m liegt, eine be- den, ein ganzes Ökosystem nachhaltig verändert haben. sondere Bedeutung zu. Stehende Gewässer sind in den Mündliche Berichte des Bewirtschafters belegen, dass der Kalkalpen naturgemäß selten. Karstquellen und Quellab- See vor dem Fischbesatz von vielen Amphibien als Laich- flüsse beherbergen ganz spezielle Lebensgemeinschaf- gewässer genutzt wurde. Der See erscheint wegen der ten, sind Zentren hoher Artenvielfalt und von hohem Na- Höhenlage und des seichten Beckens als ideales Laich- turschutzwert. Bei der Bearbeitung derer wird eine enge gewässer für Amphibien: Erdkröte, Alpenmolch, Gras- Abstimmung mit den im Nationalpark Kalkalpen etablier- frosch, Gelbbauchunke und ev. auch Teichmolch und Al- ten Methoden verfolgt, damit weitreichende Vergleich- penkammmolch. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatten smöglichkeiten gewährleistet sind. Ein Umstand, der hin- auch ein bis zwei rot-gefärbte Copepodenarten den See sichtlich des geplanten Aufbaus eines hydrobiologischen besiedelt. Weiters zeigen die Analysen der Nährstoffkon- Karstquellen-Monitorings von hoher Relevanz ist. zentrationen und der Planktonzönosen, dass die Nutzung des Sees als Tränke für das Weidevieh zur Eutrophierung Ergebnisse Sulzkarsee: des Gewässers führt. Die Ergebnisse der Erhebungen in den Jahren 2003 und 2004 weisen den Sulzkarsee als ein mesotrophes Gewäs- Dadurch dass der Sulzkarsee in der Naturzone des Natio- ser mit starker Tendenz zur Eutrophie aus. Die qualitative nalparks liegt, ist auch das Leitbild, nämlich „ein naturge- Zusammensetzung des Planktons weicht deutlich vom mäßes und von Menschen unbeeinträchtigtes Gewässer“, Leitbild eines subalpinen Kleinsees ab. Eine massive Be- eindeutig definiert. Managementmaßnahmen sind bei Ein- einflussung durch Weidewirtschaft und Fischbesatz ist ge- haltung der IUCN-Nationalpark Katergorie II unerlässlich. geben. Der Sulzkarsee sollte also in absehbarer Zeit wieder in ei- nen naturgemäßen Zustand zurückgeführt werden. Die Eli- Die mit großen und kleinen Steinen ausgestattete Uferzo- mination der Fischpopulation (Forellen, Elritzen) ist dabei ein ne des Sees wird mit einer mächtigen Feinsediments- vorrangiges Ziel und auch aus ökologischer Sicht von chicht überzogen, begleitet von sedimentüberziehenden außerordentlicher Bedeutung. Fische waren ursprünglich Algenwatten fädiger Grün- und Zieralgen. Die Anreiche- nicht im See heimisch und eine Fischpopulation verändert rung von Schlamm ist sehr wahrscheinlich hauptsächlich den naturgemäßen Zustand des Ökosystems nachhaltig. eine Folge des Einflusses aus jahrzehntelanger Weide- Weiters sollte die Wasserzuleitung zurückgenommen und wirtschaft (Vertritt, fäkaler Eintrag, Veränderung der Ufer- dem Weidevieh der Zugang zum See versperrt werden. Mit vegetation, Erosion). Die ufernahe Schlammzone ist im diesen gesetzten Maßnahmen erwarten wir eine weitrei- eutrophen Stadium und weist eine erhebliche Faul- chende Regeneration der natürlichen Artengemeinschaft schlammbildung auf. Demgemäß haben sich eine außer- und eine Reoligotrophierung innerhalb eines Jahrzehnts. ordentlich individuenreiche Schlammfauna und sogar Ma- Bei entsprechender Dokumentation der Veränderungen krophytenbestände entwickelt („Kulturfolger“). könnte der Sulzkarsee zu einem „Schulbeispiel“ für erfolg- reiche Renaturierungsmaßnahmen von Gebirgsseen wer- Die gewässertypische Organismengemeinschaft ist hin- den. Eine fachliche Begleitung (Erfolgskontrolle) ist dafür gegen stark dezimiert. So ist anstelle der in einem See die- notwendig.

154 Bisherige Ergebnisse Quellmonitoring: Vertritt von Weidetieren im Quellbezirk (Eukrenal) und Ab- Die bisher nachgewiesene Fauna in Quellen und des prä- fluss (Hypokrenal) stark beeinträchtigt. Bei mehreren genden Quellbaches der Sulzkaralm setzt sich vorwie- Quellen hat sich im Bereich von größeren Steinen und ei- gend aus Vertretern des Hypokrenals (Quellbach-Region) nigen Steinblöcken sowie begünstigt durch die beachtlich und des Epirhithrals (Obere Gebirgsbach-Region) zusam- hohe Schüttung noch eine naturgemäße „Restfauna“ men. Es handelt sich hier um typische Ostalpen-Fließge- erhalten. Der Hauptteil der Fauna setzt sich jedoch aus wässerarten der alpinen und subalpinen Zone. Im Ver- typischen und für Quellen nicht charakteristischen gleich zum Nationalpark Kalkalpen kristallisiert sich ein Schlammbewohnern zusammen. Eine Aussperrung der markanter Unterschied heraus: So beherbergt der Natio- Weidetiere an ausgewählten Quellbezirken wäre als erster nalpark Gesäuse eine ausgeprägte Fließgewässerbiozö- wichtiger Managementschritt zu realisieren. Die aktuelle nose der höheren Höhenlagen (alpine Zone), welche im Trinkwasserentnahme für die Halterhütte wird nach bis- Nationalpark Kalkalpen nur rudimentär vorhanden ist. Von heriger Einschätzung aus ökologischer und naturschutz- den vier festgestellten Hauptarten der Trichopterenzöno- fachlicher Sicht als weitgehend unproblematisch ange- se wurde bislang im Nationalpark Kalkalpen lediglich eine sehen. beobachtet. Berichte und Veröffentlichungen: Nach erster Einschätzung ist das größte Fließgewässer Weigand E., W. Graf, Ch. Jersabek & R. Schabetsber- der Sulzkaralm (Abschnitt oberhalb der Hütte) in einem ger (2003): Pilotprojekt Sulzkaralm. Bereich Hydrobiolo- ökologisch guten Zustand, wenngleich durch die Almbe- gie Sulzkarsee und Quellmonitoring. Unveröff. Zwischen- wirtschaftung (vorwiegend offene Almfläche) stark nach- bericht. haltig geprägt („Kulturlandschaftssystem“). Hingegen Jersabek Ch. D. R.& Schabetsberger (2004): Limno- sind mehrere Quellen, so auch die als Trinkwasser ge- logie des Sulzkarsees. Endbericht, Hydrobiologisches nutzte Quelle (Trinkwasserleitung zur Almhütte), durch Teilprojekt Sulzkaralm, Unveröff. Bericht.

Titel: Multidisziplinäre Almforschung

Projektstatus: Angewandte Naturschutzforschung Dr. Harald Haseke, Elmar Pröll (Quellmonitoring) Dr. Erich Weigand (Hydrobiologie, Quellmonitoring) Projektgebiet: Almen des Nationalpark Gesäuse Günter Stummer (Geologie, Hydrologie, Karst- und Höhlenkunde) Laufzeit: 2003 bis 2008 Dr. Thomas Frieß, Georg Derbuch (Wanzen, Heuschrecken) Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH Dr. Werner Holzinger, Dr. Christian Komposch (Zikaden, Spinnen und Weberknechte) Durchführung: Mag. Brigitte Komposch (Kleinsäuger) Mag. MSc Daniel Kreiner (Projektplanung, -koordination, Christina Remschak (Diplomarbeit, Tagfalter) Vegetation) Richard Grasser (Diplomarbeit, Böden im Nationalpark Dr. Lisbeth Zechner (Projektkoordination, Ornithologie, Gesäuse) Heuschrecken) Franziska Miller-Aichholz (Diplomarbeit, Vegetations- Ing. Martina Schwab, DI Franz Bergler, DI Gregory Egger kundlicher Vergleich Haselkar und Hüpflinger Alm) (Almbewirtschaftungspläne, Kartierung, teilweise Auswertung) Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner Dr. Josef Hasitschka (Almgeschichte)

155 Kooperationspartner: Alminspektor DI Franz Bergler, BAL Gumpenstein, Institut für Ökologie und Naturschutz – Universität Wien (G. Grabherr), Institut für Ökologie und Umweltplanung, Klagenfurt; Universität Graz.

Aufgabenstellung: Die Almen im Nationalpark werden im Rahmen von multi- disziplinären Projekten unter Leitung des Fachbereiches Naturschutz/Naturraum beforscht. Als Pilotprojekt wurden diese Erhebungen im Jahr 2003 auf der Sulzkaralm ge- startet. Im Jahr 2004 folgten drei weitere Almen (Haselkar, Scheuchegg, Hüpflinger Alm). Die Untersuchungen werden 2005 fortgeführt und auf zwei weitere bewirtschaftete Al- men (Kölblalm und Hochscheibe) im Nationalpark ausge- dehnt. Als besonderer Aspekt kommt die Untersuchung von aufgelassenen Almflächen hinzu (Eggeralm, Wolfbau- ernhochalm, Ebnesangeralm). Dies ermöglicht den Ver- gleich zu bewirtschafteten Almen und kann wesentliche Aussagen zur Bedeutung der Almwirtschaft für die Land-

schaft und auch für die Artenvielfalt liefern. Es zeigte sich Die Almen im Nationalpark leisten einen wesentlichen Beitrag zur Arten- vielfalt. schon in den ersten Jahren, dass sich die intensiv besto- ßenen Flächen deutlich von den extensiv genutzten Rand- mögliche Soll-Zustände definieren oder auch prognosti- bereichen unterscheiden. Um die Aussagen zu untermau- zieren kann. ern (oder zu widerlegen) werden die Ergebnisse von den aufgelassenen Almen besonders hilfreich sein. Bisherige Ergebnisse: Der Almbewirtschaftungsplan basierend auf dem Almbe- Ein besonders wichtiger Aspekt ist die Einbettung des Pro- wertungssystem von der BAL Gumpenstein und Mag. Dr. jektes in das sozioökonomische Umfeld. Eine Untersuchung Gregory Egger wurde für die Sulzkaralm bereits fertigge- der Nutzungsgeschichte auf den Almen durch die Kombina- stellt. Im heurigen Jahr werden noch die Ergebnisse der tion von Geschichte, Montanarchäologie und Pollenanalyse zoologischen Kartierungen eingebaut und in einem Alm- soll die kulturelle Bedeutung der Almen herausstreichen. Er- managementplan zusammengefasst. Für weitere zwei Al- gänzend werden die heutige Situation der Almwirtschaft und men im Nationalpark (Haselkar und Scheuchegg) wird die- mögliche Szenarien für die Zukunft untersucht. ser mit Ende 2005 vorliegen. Im Wesentlichen geht es da- rum die wirtschaftlichen Interessen mit denen des Natur- Es geht um eine möglichst vollständige Erfassung des Na- schutzes in Einklang zu bringen. Als Ergebnis werden für tur- und Kulturraumes „Alm“ im Nationalpark. Neben ma- die einzelnen Almen „Handbücher“ (Vademekums) erar- nagementrelevanten Daten zur Almqualität und der Erhe- beitet, die eine optimale, nationalparkgerechte Bewirt- bung wertvoller Biotope werden auch Dauerbeobach- schaftung garantieren sollen und den Almnutzern zur Ver- tungsflächen eingerichtet um die Auswirkungen von Maß- fügung gestellt werden. nahmen auf der Alm zu dokumentieren. Die wissenschaftlichen Resultate werden auch in der na- Die Daten werden je nach Fachgebiet flächendeckend tionalparkeigenen Forschungsreihe publiziert werden. (Brutvogel- und Quellkartierung, Almbewirtschaftungs- plan) oder auf repräsentativen Untersuchungsflächen (Ve- Die ersten Ergebnisse der Teiluntersuchungen sind in den getation, Boden, Kleinsäuger, Wirbellose, Dauerbeobach- jeweiligen Kapiteln aufzufinden. tung) erhoben. Beide Methoden werden dann im Rahmen von GIS Modellierungen zu einem Gesamtbild der Alm er- Berichte und Veröffentlichungen: gänzt, das den Ist-Zustand dokumentieren soll, aber auch Die Berichte finden sich in Vorbereitung.

156 Titel: Almgeschichte

Projektstatus: Grundlagenerhebung und erste Veröffentlichungen

Projektgebiet: Almen des Nationalparks

Laufzeit: 2003 bis 2006

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung und Autor: Mag. Dr. Josef Hasitschka

Die Sulzkaralm zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Projektleitung: Mag. MSc. Daniel Kreiner kar und Ochsenkar am Tauern etc.) erst ab 1800 erhalten, Kooperationspartner: so dass wir mit der Geschichte der Sulzkaralm im 18. Stift Admont, Steiermärkische Landesforste Jahrhundert beginnen müssen: Im sogenannten „Waldto- mus“ aus dem Jahre 1760 ist sie als stiftische Ochsenalm Aufgabenstellung: erstmals erwähnt. Das Stift trieb im 19. Jh. zwischen 24 Ziel ist die Erforschung der Nutzungsgeschichte auf den und 64 Stück eigenes Vieh auf und nahm etwa 35 bis 40 Almen im Nationalpark. Die Entwicklungen in der Vergan- Stück Fremdvieh auf. genheit sollen besser nachvollziehbar werden und auch Schlüsse für die heutige Almwirtschaft erlauben. Mit der Anzahl von 21 Stück Eigentumsvieh gegenüber 70 Stück Zinsvieh im Jahre 1930 können wir sie als die größ- Bisherige Ergebnisse: te Zinsviehalm des Stiftes bezeichnen. Die Viehwirtschaft Bisher wurden die Quellen aus dem Stiftsarchiv und dem des Stiftes hatte längst nicht mehr jene Bedeutung wie im Archiv der Steiermärkischen Landesforste sowie Berichte 19. Jahrhundert. von Zeitzeugen ausgeschöpft und zu einer umfassenden Geschichte der Sulzkaralm zusammengefasst. Zusätzlich Wegen der großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten An- wurden durch Feldforschung und Aufnahme aller alten fang der Dreißigerjahre verkaufte das Stift Admont die Hüttstätten, Almwegreste, Flurdenkmäler weitere Infor- Sulzkaralm per 1. 1. 1936 an die Steiermärkischen Lan- mationen gewonnen. Ein Spezialthema stellen die Neue- desforste, die die Alm im gleichen Jahr an einen Almhalter rungen in der Almwirtschaft Dr. Schuppli vor rund 100 Jah- verpachtete. Die Verpachtung an einen alleinverantwort- ren dar. lichen Almhalter wurde im Jahre 1983 durch Verpachtung an die „Weidegemeinschaft „Sulzkar“ mit 11 Interessenten Sulzkaralm ersetzt. Der Pachtvertrag besteht bis 2013. Vermutlich wurde ab Mitte des 16. Jahrhunderts das ent- legene Sulzkar beweidet. Etwa um 1572 waren alle Almen Berichte und Veröffentlichungen: im Gesäuse registriert. Das Forstamt des Stiftes Admont Hasitschka, J. (2003): Die Geschichte der Sulzkaralm. listete genau auf, welcher Untertan welche Alm für wel- Unveröff. Bericht. chen Almzins benutzen durfte. Dass gerade das große Hasitschka, J. (2004): Butterschmalz und Steirerkas zur Sulzkar nicht angeführt war, wohl aber jede andere noch Zeit Erzherzog Johanns. Da schau her 25 (1): 9–11. so kleine Alm in deren Nachbarschaft, ist nicht verwun- Hasitschka, J. (2004): Von der „Talfahrt“ der derlich: Sie diente dem Stift Admont für sein eigenes Sennereien. Das Verschwinden der Almprodukte im Meierhofvieh, und hier speziell für die Ochsen, als Weide. Bezirk Liezen. Da schau her 25 (2): 9–13. Leider sind die Aufzeichnungen stiftischen Schafferamtes Hasitschka, J. (i. Vorber.): Die Geschichte der über die eigene Almwirtschaft (auf Kaiserau, Pitz, Braun- Haselkar- und Hüpflingeralm. Unveröff. Bericht.

157 Titel: Almbewirtschaftungsplan Sulzkaralm

Projektstatus: Angewandte Naturschutzforschung Aufgabenstellung: Die Bauern auf den Almen im Nationalpark Gesäuse Projektgebiet: Sulzkaralm leisten einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt dieses besonderen Kulturlandschaftselementes. Um eine opti- Laufzeit: 2003 und 2004 male Wirtschaftlichkeit und Naturverträglichkeit der Alm- beweidung zu erreichen, wurde seitens der Nationalpark Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH GmbH die Erarbeitung eines Almbewirtschaftungs- planes für die Sulzkaralm 2003 in Auftrag gegeben. Durchführung: Weiterführend werden auch für die anderen Almen im Mag. MSc Daniel Kreiner (Projektplanung, -koordination, Nationalpark in den kommenden Jahren Management- Vegetation) pläne erstellt. Ing. Martina Schwab, DI Franz Bergler, DI Gregory Egger (Almbewirtschaftungspläne, Kartierung, teilweise Ziel ist es, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Auswertung) Weidequalität unter Schonung von sensiblen und ökolo- gisch wertvollen Flächen zu erarbeiten und diese den Alm- Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner berechtigten vorzuschlagen. Kooperationspartner: Alminspektor Franz Bergler, BAL Gumpenstein, Institut für Ökologie und Umweltplanung, Dabei stehen folgende Fragen im Vordergrund: Klagenfurt. ❚ Wie ist die Ertragslage der Alm, wie viel Futter steht dem Vieh derzeit zur Verfügung und welche Qualität hat es?

Orthofoto der Sulzkaralm mit Abgrenzung des Almgebietes.

158 ❚ Ist die Beweidungsintensität auf die Weidenarbe ange- ❚ Kartografische Aufbereitung der im Gelände passt oder gibt es Bereiche die zu intensiv beweidet erhobenen Maßnahmenvorschläge werden? ❚ Ökologisch und wirtschaftlich optimierter Maß- ❚ Gibt es auf der Alm ungenutztes Weidepotential nahmenkatalog in Hinblick auf: (Reserven)? – Flächenbezogene Maßnahmen (inkl. Maßnahmen- ❚ Wo und in welchem Umfang sind auf der Alm beschreibung) Maßnahmen erforderlich? – Almbewirtschaftung (Weidemanagementmaßnahmen). ❚ Für wie viele Tiere steht auf der Alm Futter zur Die Sulzkaralm erstreckt sich von 1.220 bis 1.680 m See- Verfügung? höhe und ist aufgrund des reichen Vegetationsmosaiks ❚ Welche Bereiche der Alm eignen sich für Rinder? und der unterschiedlich intensiv genutzten Bereiche von ❚ Wo auf der Alm liegen naturschutzfachlich wertvolle hoher ökologischer Bedeutung. Die Vegetation reicht von Biotope? Alpinen Kalkmagerrasen über ertragreiche Fettweiden, Moore, Latschenfelder bis zu naturnahen hochmontanen Bisherige Ergebnisse: Fichtenwäldern. Im Zuge der Geländeerhebungen erfolgte 2003 eine flä- chendeckende Detailkartierung der 176 ha großen Sulz- Die Hälfte der kartierten Flächen sind Reinweiden, der karalm auf Grundlage des Orthofotos. Folgende Parame- Rest gliedert sich in Wald (43 %), Krummholzbestände ter wurden erhoben: und unproduktive Flächen. Bei den Waldflächen handelt ❚ Vegetationstyp es sich mehrheitlich um hochmontane Fichtenwälder; Lär- ❚ Strukturtyp chen, Zirben und vereinzelte Laubhölzer (Vogelbeere, ❚ Futtertyp Ahorn, Buche) sind beigemischt. ❚ Futterqualität ❚ Bruttoerträge in dt/ha (min., max., mittel) Hier liegt der einzige See des Nationalparks, der Sulzkar- ❚ Restertrag in dt/ha see. Dabei handelt es sich um einen Moränensee. Weiters ❚ Futterfläche (AMA-Richtlinien) sind mehrere kleine Bäche und Rinnsale, sowie Quellen ❚ Aktuelle almwirtschaftliche Nutzung auf der Almfläche vorhanden, sodass die einzelnen Kop- ❚ Eignung für die Art der Weidetiere peln überwiegend mit Wasser für das Vieh versorgt sind. ❚ Biotopsensibilität Die Tierbesatzdichte der Weideflächen der Sulzkaralm ❚ Trittschäden liegt mit durchschnittlich 0,5 bis 1,0 GVE/ha unter dem Er- ❚ Steinanteil tragspotential. Nur ca. 13 % der Flächen weisen eine Tier- ❚ Maßnahmen zur Almverbesserung in Hinblick auf: besatzdichte von 1,0 bis 2,0 GVE/ha auf. –Verwaldung – Rodung –Verbuschung – Schwenden Die ertragreichen Reinweiden der Sulzkaralm werden mä- –Verunkrautung – mechanische Maßnahmen ßig intensiv bis intensiv beweidet. Einige Weideflächen, vor ❚ Konkrete Maßnahmenvorschläge allem im Bereich um die Almhütte und die wegnahen Be- reiche sind vollständig abgeweidet. Sie waren m Jahr 2003 Die Auswertung wurde mit dem Almbewertungsmodell aufgrund der Wärme und Trockenheit an der Grenze zur (Inst. für Ökologie und Umweltplanung, BAL Gumpenstein) Übernutzung einzustufen. durchgeführt und umfasst folgende Punkte: ❚ Auswertung der Geländekartierung, Erstellung von Generell entspricht der genutzte Ertrag auf der Sulzkaralm Themenkarten und Flächenbilanzen. großteils dem vorhandenen Futterpotential. Auf den entlege- ❚ Auf der Grundlage eines Almbewertungsmodells wird nen Weideflächen werden noch bis zu 50 % des Ertrags und eine Analyse von Energieangebot und Energiebedarf mehr genutzt. Geschlossene Wälder, verbuschte und ver- der aufgetriebenen Tiere durchgeführt. Diese Analyse waldete Weideflächen sind durch entsprechend geringere dient als Grundlage für vorgeschlagene Maßnahmen. Werte gekennzeichnet. Sie werden entweder gar nicht be- weidet oder es wird maximal 10 bis 20 % des Ertrags genutzt. Das Maßnahmenprogramm umfasst die Darstellung der Problembereiche und Maßnahmenvorschläge aus alm- Der Großteil der Almweiden ist ausgewogen bestoßen. wirtschaftlicher und ökologischer Sicht: Durch die große Zahl an gealpten Tieren sind auf den

159 Reinweiden zumindest kleinflächige Trittschäden vorhan- Wesentlich im Zusammenhang mit dem Maßnahmenplan den. Besonders im zentralen Bereich der Alm ist die Wei- ist die Tatsache, dass alle empfohlenen Maßnahmen aus- debelastung sehr hoch, dort sind lokal umfangreichere schließlich auf die Erhöhung des natürlich vorhandenen Trittschäden zu finden. Sie sind jedoch auch im Bereich Ertragspotentiales zielen. Das bedeutet, dass nur Akti- der Feuchtflächen und deren Randbereichen, aufgrund vitäten zur Weidepflege empfohlen werden, die einen op- der starken Vernässung, gegeben. timalen Weideertrag ergeben, aber keinerlei negative Aus- wirkungen auf die Biodiversität haben und ökologisch Um den Almbetrieb im derzeitigen Zustand aufrecht zu wertvoll sind. halten, ist eine konsequente jährliche Pflege, wie sie auch derzeit praktiziert wird, erforderlich. Der Großteil der guten Die beabsichtigten Maßnahmen betreffen beispielsweise Almweiden liegt unter der Waldgrenze. Durch die gute das Weidemanagement, Maßnahmen gegen die Verun- Nährstoffversorgung vieler Almweiden, vor allem im Nah- krautung, Weidepflege sowie Maßnahmen auf der Wald- bereich von Almhütten und Viehlagerplätzen, sind einige weide und zur Wasserversorgung. Almweiden mit Almampfer verunkrautet. Um einen gut funktionierenden Biotopschutz zu gewähr- Das Sulzkar ist gerade durch die traditionelle almwirt- leisten, sollten sensible Biotope (v. a. Feuchtflächen) ein- schaftliche Nutzung von hohem naturschutzfachlichem gezäunt werden. Die Prioritätenreihung wird vor Ort ge- Wert. Artenreiche Almweiden, ein Mosaik aus unter- meinsam mit den Weideberechtigten und dem Fachbe- schiedlichen Lebensräumen und die steilen Felswände reichsleiter für Naturschutz durchgeführt. prägen die Landschaft. Als „Biotope“ kartiert wurden je- doch nur Flächen, die sich durch außergewöhnliche Berichte und Veröffentlichungen: Standortsbedingungen oder besonderen Artenreichtum Schwab, M., F. Bergler & G. Egger (2003): Almbewirt- von den übrigen Flächen abheben. Dazu zählen v. a. schaftungsplan Sulzkaralm. Unveröff. Bericht. Niedermoorflächen mit wertvollen Verlandungszonen.

Biotope: Sulzkaralm M 1:10.000

Naturschutzfachlich sensible Biotope.

160 Titel: Digitale Datenerfassung für ein GIS-gestütztes Almbewertungs- modell im Nationalpark Gesäuse

Projektstatus: Angewandte Forschung, Diplomarbeit Dies bedeutet neben sichtlicher Effizienzsteigerung in der gesamten Datenerfassung vor allem eine enorme Steige- Projektgebiet: Nationalpark Gesäuse (Almen) rung der Datenintegrität.

Laufzeit: 2003 bis 2004 Ein großes Fachgebiet, in dem die Felddatenerfassung seit geraumer Zeit eine wichtige Rolle spielt, ist der Umwelt- und Projektleitung: Naturschutz. In diesem, wie auch in vielen anderen Berei- Dipl.-Ing. Josef Ringert chen, werden mittlerweile die Möglichkeiten von Informa- Institut für Geoinformation, Technische Universität Graz tionssystemen jeglicher Art erkannt, und somit wird auch die digitale Datenerfassung zu einem zentralen Thema. Autor und Durchführung: DI Klaus Hüttenbrenner Um einen möglichst durchgehenden digitalen Datenfluss Kooperationspartner: für das bereits im Nationalpark Gesäuse eingeführte GIS- Sozialwissenschaftliche Fakultät der Johannes Kepler gestützte Almbewertungsmodell zu realisieren, schien es Universität Linz (Individuelles Diplomstudium Geoinfor- dem zuständigen Leiter der Fachabteilung Naturschutz mationstechnologien am Lehr- u. Forschungszentrum und Naturraum Mag. Msc. Daniel Kreiner zweckmäßig, Rottenmann), Institut für Geoinformation, Technische das bisher übliche Procedere der analogen Datenerfas- Universität Graz sung mit Bleistift und Papier durch den Einsatz moderner adäquater Technologie zu ersetzen. Im Rahmen einer Di- Aufgabenstellung: plomarbeit sollte für die Nationalpark Gesäuse GmbH ein Der Einsatz von Geographischen Informationssystemen mobiles datenbankbasiertes Erfassungssystem realisiert (GIS) betrifft mittlerweile beinahe alle Bereiche der Infor- werden. Die dadurch gewonnenen Daten müssen mit ei- mationsgesellschaft. Der Bogen der Märkte und Bran- ner Access Datenbank am PC abgeglichen werden kön- chen, in denen GIS einen fixen Stellenwert erreicht hat, nen. Als mobiles Erfassungsgerät sollte ein handelsüb- reicht von der kommunalen Verwaltung über Telekommu- licher PDA dienen. nikation bis hin zur Transportlogistik. Hauptaugenmerk wurde vom Auftraggeber auf die Ver- Eine Sparte, in der die GIS-Technologie zunehmend Fuß wendung möglichst moderner und zukunftsorientierter fassen kann, ist die mobile Felddatenerfassung mittels Technologien gelegt. Weiters musste auf die im Unterneh- geeigneter Geräte. Dazu eignen sich neben Notebooks men bereits eingeführte und entsprechend umfangreiche oder Tablet PCs vor allem Personal Digital Assistants Microsoft Access Datenbank aufgebaut werden. An dieser (PDA). Diese mobilen Erfassungsgeräte in Verbindung durften keine strukturellen Änderungen vorgenommen mit moderner Positionierungsmethoden, wie z. B. dem werden, da die gesamten Anwendungen des Unterneh- Global Positioning System (GPS), erschließen eine Fülle mens auf diese Datenbank zugreifen. Als zentraler Punkt neuer Anwendungsgebiete für räumliche Informations- bei der Entwicklung wurde die möglichst gute Anpassung systeme. der Applikation an die bisherigen Erfassungsprozesse ge- sehen, um einerseits die Akzeptanz beim Benutzer zu för- In der Vergangenheit wurden Daten analog erfasst, später dern, und andererseits ein möglichst intuitiv benutzbares in mühevoller Kleinstarbeit digitalisiert, und erst dann in Produkt zu erhalten. Die Benutzeroberfläche sollte sehr den Datenbestand eines GIS integriert. Durch die mobile klar strukturiert sein. Eine thematische Gruppierung der Datenerfassung ist es nun möglich einen durchgehenden Erfassungsparameter wie in den analogen Erfassungs- digitalen Datenfluss von der Datenerfassung bis hin zur blättern wurde gefordert. Weiters sollte eine zwingend vor- Verwendung im GIS zu realisieren. geschriebene sequentielle Erfassung der Einzelparameter

161 vermieden werden, um so dem Benutzer ein größtmögli- ches Maß an Flexibilität einzuräumen.

Als Erleichterung für den Benutzer wurde eine Möglichkeit der Positionsbestimmung gefordert. Um sich vor Ort orientieren zu können sollte die aktuelle Position auf im Unternehmen zur Verfügung stehenden Orthofotos darge- stellt werden können.

Ergebnisse:

Die Applikation wurde in der Programmiersprache Visual Systemarchitektur Basic .NET erstellt. Ein Grund für diese Entscheidung für diese Sprache war die Tatsache, dass Visual Basic .NET ❚ Mobile Version der Access-DB am PDA eine relativ junge Entwicklung von Microsoft ist, und aus ❚ GPS-Empfänger zur Positionierung. heutiger Sicht die .NET-Plattform in den nächsten Jahren Das folgende Blockschaltbild soll die Kommunikation der eine bedeutende Rolle spielen wird. Daher schien es be- Komponenten untereinander und die Art der Kommunika- sonders interessant, sich in die noch unbekannte Techno- tionsobjekte verdeutlichen. logie zu vertiefen. Der PDA empfängt über das GPS-Modul die Positionsda- Um der Forderung der Positionsbestimmung des Auftrag- ten im NMEA-Format. Diese werden neben den Erhe- gebers gerecht zu werden, war es notwendig, eine geeig- bungsdaten am PDA lokal in die mobile Version der Ac- nete Methode anzuwenden. Aufgrund der Genauigkeits- cess-DB, auch Pocket-Access genannt, gespeichert. anforderungen ist die Verwendung des Global Positioning Über das Microsoft-Tool ActiveSync wird die Pocket-Ac- System (GPS) nahe liegend. cess-DB mit der Endung *cdb in eine Access-DB konver- tiert. Diese erhält wiederum die bekannte Endung *mdb. GPS ist ein globales Positionierungssystem, das auf einem Die mobile Version einer Access-DB hat einen deutlich ge- Verbund von 24 Satelliten beruht. Das ursprünglich für ringeren Funktionsumfang als das bekannte Pendant am den militärischen Einsatz entwickelte GPS wurde später Desktop, was sich in einer deutlich geringeren Dateigröße als Navigationssystem auch zur zivilen Nutzung freigege- bemerkbar macht. ActiveSync transformiert aber nicht nur ben. 4 der 24 Satelliten sind zur Bestimmung einer 3D-Po- Daten zwischen PC und PDA, sondern bietet auch die sition erforderlich. Die Entfernung des eigenen Standortes Möglichkeit der Synchronisation bestimmter Files nach zu den einzelnen Satelliten wird durch eine Messung der explizit festgelegten Regeln. Laufzeit des von den Satelliten abgestrahlten Signals be- stimmt. Mit Hilfe der Triangulationsmethode berechnet der Die aktuelle Applikation erwies sich im Ende August 2004 Empfänger die aktuelle Position. durchgeführten Feldtest mit dem beauftragten Kartierern als praktikabel. Der Test wurde wie bereits eingangs er- Dabei ist laut Betreiber, dem Departement of Defense (DoD) wähnt mit einem handelsüblichen PDA durchgeführt. Für der Vereinigten Staaten von Amerika, mit einer Genauigkeit einen professionellen Einsatz im Gelände ist jedoch unbe- von ±13 Metern in der Lage zu rechnen. Die Angaben be- dingt eine gewisse Robustheit der Endgeräte erforderlich. ziehen sich auf 95 % der Messungen. Um die Positionsda- Derzeit sind nur wenige geeignete PDAs am Markt, Ten- ten nutzen zu können, ist die Verwendung eines GPS-Emp- denz steigend. Die Datenerfassung für das Almbewer- fängers erforderlich. In der aktuellen Systemkonfiguration tungsmodell im Nationalpark Gesäuse ist für das Jahr wird ein GPS-Empfänger der Firma Navman verwendet. 2004 bereits abgeschlossen und wird 2005 fortgesetzt.

Die Applikation „Mobiles Almbewertungssystem“ besteht Obwohl beide im Zuge der Entwicklung verwendeten im Wesentlichen aus folgenden Komponenten: PDAs mit gleichen Betriebssystemen arbeiten, sind be- ❚ Access-Datenbank am Desktop züglich der Schnittstelle zum GPS-Empfänger bereits ❚ ActiveSync Software zur Synchronisation zwischen Unterschiede aufgetreten. Diese Problematik wurde auf PDA und PC Programmebene bereits gelöst. Dieses Beispiel zeigt aller-

162 dings, dass trotz plattformunabhängiger Entwicklung auch Um das gesamte Potential von GIS innerhalb des Unter- bei zukünftigen Geräten Probleme auftreten können und nehmens auszuschöpfen, ist die gesamte Neukonzeption geringe Adaptierungsarbeiten erforderlich sein werden. der betriebseigenen Datenverwaltung und die Anschaf- Aufgrund der Architektur der vorhandenen Anwendung ist fung von geeigeneten, geländetauglichen Erfassungsge- eine Erweiterung des Funktionsumfanges mit vertretba- räten vorzunehmen. rem Aufwand möglich. Berichte und Veröffentlichungen: So ist eine Umstellung der gesamten Datenerfassung im Hüttenbrenner, K. (2004): Digitale Datenerfassung für Nationalpark auf digitale Basis geplant. Der Aufbau einer ein GIS-gestütztes Almbewertungsmodell im National- offenen Anwendung zur Durchführung verschiedenster park Gesäuse. Diplomarbeit, Sozialwissenschaftlichen Kartierungen (Ornithologie, Vegetationskunde, Biotopkar- Fakultät der Universität Linz. tierung, usw.) ist das langfristige Ziel.

Titel: Zoologische Erhebungen auf Almen

Projektstatus: Grundlagenerhebung schaftung ist für das Artenspektrum und den naturschutz- fachlichen Wert von essentieller Bedeutung. Neben Wir- Projektgebiet: beltieren mit größeren Aktionsräumen sind besonders Wir- Sulzkar-, Haselkar- und Scheucheggalm Hüpflinger Alm bellose (Insekten, Spinnentiere) aufgrund ihres relativ ge- ringen Raumbedarfes gut geeignet, flächen- und parzel- Laufzeit: 2003 bis 2006 lenscharfe Aussagen zu treffen.

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH Im Rahmen des Projektes sollen naturschutzfachliche Be- wertungen von Lebensräumen im Hinblick auf unter- Durchführung: schiedliche Beweidungsintensitäten vorgenommen sowie Dr. Lisbeth Zechner (Projektkoordination, Ornithologie, Vorschläge zur Optimierung der Bewirtschaftungsweisen Heuschrecken) aus zoologisch-naturschutzfachlicher Sicht erarbeitet Dr. Thomas Frieß, Georg Derbuch (Wanzen, werden. Heuschrecken) Dr. Werner Holzinger, Dr. Christian Komposch Zudem bietet sich hier die Möglichkeit, aktuelle Daten zum (Zikaden, Spinnen und Weberknechte) Arteninventar auf den Almflächen für die ausgewählten In- Mag. Brigitte Komposch (Kleinsäuger) dikatorgruppen zu gewinnen und einen Grundstein für ein Christina Remschak (Diplomarbeit, Tagfalter) längerfristiges Monitoringprogramm zu legen.

Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner Im Rahmen des Projektes werden folgende Tiergruppen erfasst: Kooperationspartner: ❚ Vögel und Kleinsäuger, Universität Graz (Prof. Dr. H. Kaiser), Ökoteam Graz, ❚ Wanzen, Heuschrecken, Zikaden, Tagfalter und Institut für Naturschutz Graz. Spinnentiere

Aufgabenstellung: Entsprechend der Größe und Habitatausstattung wurden Weide- und Wiesenflächen stellen aus zoologischer Sicht auf den vier Almen 12 repräsentative Probeflächen aus- sehr interessante Lebensräume dar. Die Art der Bewirt- gewählt: Sulzkaralm (6 Flächen), Haselkaralm (3 Flächen),

163 Scheucheggalm (2 Flächen) und Hüpflinger Alm (1 Fläche). Bereichen aufweisen. Die nachgewiesenen Kurzfühler- Zur Erfassung der Wirbellosenfauna ist es notwendig, so- schrecken und Ohrwürmer sind entweder Charakterarten wohl die Besiedler der Bodenoberfläche als auch die Ar- der montanen bis alpinen Zone, Miramella alpina, Omo- ten der Krautschicht hinreichend gut zu erfassen. Daher cestus viridulus, Chelidurella thaleri, oder Arten mit großer wurden zwei Erhebungsmethoden eingesetzt: Kescher ökologischer Valenz (bzgl. Seehöhe). und Saugfänge zum Besammeln der Krautschicht so- wie Barberfallen zum Erfassen der Bodenoberflächenak- Der Kalk-Magerrasen ist nach den vorläufigen Ergebnis- tiven Arten. Bei Wanzen und Heuschrecken kommen sen als der bedeutendste Lebensraum für Geradflügler auf zusätzlich Handfang und Klopfschirm bzw. die Verhör- der Sulzkaralm zu bezeichnen. Neben der relativ höchsten methode hinzu. Arten- und Individuenzahl findet sich hier auch die poten- tiell gefährdete Art Psophus stridulus. Die untersuchte Die Brutvogelfauna wurde mittels Rasterkartierung (100 x Feuchtfläche ist hingegen gemeinsam mit der Fettweide 100 m) flächendeckend auf den vier Almen erfasst. der artenärmste Biotop.

Die Erhebung der Kleinsäugerfauna erfolgte auf den 12 Auf der Sulzkaralm wurden 40 Wanzenarten festgestellt. Standorten mit Lebendfallen. Zusätzlich werden die Fän- Die mit zunehmender Seehöhe verbundenen raueren Kli- ge der Barberfallen sowie der Mausefallen in den Hütten maverhältnisse, die Verkürzung der Vegetationsperiode ausgewertet. Neben dem vorgefundenen Artenspektrum und die Reduktion des Wirtspflanzenspektrums wirken sich liegt ein zusätzlicher Schwerpunkt in der Bewertung von negativ auf die Diversität der Heteropteren-Zönosen in den Strukturelementen (Säume, Lesesteinhaufen, Nassstellen montanen bis alpinen Lebensräumen aus. Das Gebiet ist etc.) auf diesen Weideflächen als essentielle Faktoren zum aber im Vergleich zu anderen Bergregionen als sehr arten- Erhalt der Artenvielfalt bei Kleinsäugern. reich einzustufen. Der Bearbeitungsstand spiegelt etwa 80 % des tatsächlich vorhandenen Arteninventars wider, so Bisherige Ergebnisse: dass in Summe mit ca. 50 bis 60 Arten zu rechnen ist. Basierend auf den Kartierungsergebnissen werden die ak- tuellen Bewirtschaftungsformen der Probeflächen bewer- Bei der Artenzusammensetzung handelt es sich großteils tet und etwaige Defizite und Verbesserungsmöglichkeiten um Arten, die zur typischen Ausstattung subalpiner Le- analysiert. In Abstimmung mit dem Fachbereich Natur- bensräume in den Ostalpen zählen. Die Dichte ist erwar- schutz/Naturraum der Nationalpark Gesäuse GmbH und tungsgemäß eher gering. Nur wenige Arten erreichen hö- den Almbewirtschaftern werden etwaige Änderungen in here Abundanzen. Neben der relativen Vielfalt von Arten der Bewirtschaftung vorgenommen. überraschen die interessante Kombination und die relati- ve Vollständigkeit innerhalb der Zönosen der beprobten Die Erhebungen sind zum Großteil noch nicht abge- Flächen. So sind etwa Charakterarten der montan-subal- schlossen bzw. nicht ausgewertet. Erste Ergebnisse liegen pinen Feuchtlebensräume (Wasserläufer, Ufer- und Netz- für Heuschrecken und Wanzen von der Sulzkaralm aus wanzen) ebenso stark vertreten wie die auf Kräuter tro- dem Jahre 2003 vor: ckener, artenreicher Wiesen spezialisierten Arten (v.a. Netz-, Weich- und Langwanzen). Ergänzt wird die Zönose Auf der Sulzkaralm konnten 2003 acht Heuschreckenarten durch einige Gebüsch- und Baumbesiedler. Es finden sich und zwei Ohrwurmarten nachgewiesen werden. Darunter auch mehrere Arten, die streng stenök sind: Pachycoleus zählt die Rotflügelige Schnarrschrecke Psophus stridulus waltli, Salda littoralis, Agramma ruficorne, Cymus glandi- nach der Roten Liste zu den potentiell gefährdeten Arten color. Auch treten etliche trophisch spezialisierte, mono- (Near threatened) in Österreich. Der Artenbestand ist zu ei- bis oligophage Formen auf. nem Großteil erfasst. Die lokale Artendiversität kann als „mäßig artenreich“ eingestuft werden. Die stark an verti- Die Untersuchungsflächen präsentierten sich im Jahr 2003 kale Strukturen gebundenen Langfühlerschrecken sind insgesamt als sehr ausgeglichen. Die meisten Arten wur- nur mit einer Art, Rösels Beißschrecke Metrioptera roese- den in der Buckelweide festgestellt, die auf geringerer See- li, vertreten. Der Grund hierfür ist, dass die Untersu- höhe liegt. Mit geringfügigem Abstand folgen die Probeflä- chungsflächen zum größten Teil niedergrasig sind und ei- chen Kalk-Magerrasen, Bürstlingsweide und Feuchtfläche. nen geringen Bestand an Sträuchern oder hochgrasigen Entsprechend der Ergebnisse im Jahr 2003 kann abgelei-

164 tet werden, dass sich die Teilflächen Bürstlingsweide, Die Bewertung der Auswirkungen der aktuellen Nut- Kalk-Magerrasen und Feuchtfläche aktuell in gutem Zu- zungsform sowie mögliche Zielvorgaben und Umset- stand befinden. Die beiden letzt genannten sind durch das zungsvorschläge im Zuge einer naturschutzfachlichen Op- Auftreten biotoptypischer und stenöker, meist seltener und timierung werden im Rahmen der Abschlussberichte er- auch gefährdeter Arten von hoher naturschutzfachlicher folgen. Bedeutung. Die Buckelweide und Fettweide zeigen eine deutliche Verschiebung der Artengemeinschaften und Do- Berichte und Veröffentlichungen: minanzen hin zu euryöken, anspruchslosen Arten und Kul- Institut für Naturschutz (2003): Zoologische Kartierung turfolgern. Sulzkaralm, NP Gesäuse – Fachbereich Insekten – Heuschrecken & Wanzen. Unveröff. Zwischenbericht.

Titel: Waldgeschichte im Nationalpark Gesäuse

Projektstatus: Grundlagenerhebung und Veröffentlichungen

Projektgebiet: Nationalpark Gesäuse

Laufzeit: 2003 bis 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Mag. Dr. Josef Hasitschka Das Gesäuse ist durch Jahrhunderte lange forstwirtschaftliche Nutzung geprägt. Projektleitung: Mag. MSc. Daniel Kreiner Archiv der Steiermärkischen Landesforste. Die Ergebnisse Autor: Mag. Dr. Josef Hasitschka werden in reichbebilderter Buchform zusammengefasst. Für die Forstgeschichte der Steiermark zeigen sich zum Kooperationspartner: Teil neue Ergebnisse, wobei eine Vernetzung mit der Wirt- Stift Admont, Steiermärkische Landesforste schafts-, Montan- und Siedlungsgeschichte, dem Ver- kehrswesen, der Technikgeschichte sowie der Volkskun- Aufgabenstellung: de angestrebt wird. Ziel ist die Erforschung der Wald- und Forstgeschichte im Gesäuse unter dem besonderen Blickwinkel des Zustan- Berichte und Veröffentlichungen: des der Wälder im Laufe der Geschichte. Hasitschka, J. (in Vorber.): Die Wälder im Gesäuse. Von der Kohlholzwirtschaft bis zum Waldmanagement Bisherige Ergebnisse: im Nationalpark. Die Grundlagenforschung besteht im Sichten und Aus- Hasitschka, J. (2004): Gefährliche Holzarbeit im werten des umfassenden Materials im Archiv des Stiftes Gesäuse. Das Marterl auf der Kroissenalm. Admont, dem Steiermärkischen Landesarchiv und dem Im Gseis Herbst 04.

165 Titel: Spechterhebungen auf ausgesuchten Waldflächen

Projektstatus: Grundlagenerhebung

Projektgebiet: Ausgewählte Waldflächen im Nationalpark Gesäuse

Laufzeit: 2004 und 2005 (regelmäßige Wiederholung)

Durchführung: Mag. Dr. Lisbeth Zechner

Projektleitung: Mag. Dr. Lisbeth Zechner

Aufgabenstellung: Mit der Gründung des Nationalparks haben sich wesent- liche Änderungen in der Waldbewirtschaftung ergeben. Forstwirtschaftliche Nutzung unter wirtschaftlichen As- pekten ist hinkünftig nicht mehr vorgesehen. Die im Zuge der vormaligen Nutzung entstandenen Fichtenmonokultu- ren sollen durch Auflichtungen und Bestandesüberfüh- rungen in naturnahe, standortsgerechte Bestände umge- wandelt werden. Das Nebeneinander von verschiedenen Altersstufen und der kleinflächige Wechsel von unter- schiedlichen Strukturen sowie ein hoher Alt- und Totholz- anteil zählen dabei zu den wichtigsten Merkmalen der Wälder im Nationalpark.

Spechte gelten wegen ihrer Bindung an totes Holz und al- te Bäume als bedeutsame Bioindikatoren. Sie stehen für naturnahe Habitate. Ihre spezialisierte Ernährung, die v.a. aus holzbewohnenden Insekten besteht und je nach Art unterschiedliche Präferenzen zeigt, und die Fähigkeit zum Der Dreizehenspecht ist ein typischer Bewohner lückiger, totholzreicher Höhlenbau unterstreichen ihre besondere Bedeutung im Bergfichtenwälder (Foto: Hubert Keil). Ökosystem Wald. Zahlreiche höhlenbewohnende Arten, wie Eulen, Schläfer oder Fledermäuse, profitieren in Zusätzlich wird auf weiteren Referenzflächen in monoto- spechtreichen Wäldern vom ausreichenden Höhlenange- nen, bisher forstwirtschaftlich genutzten Flächen ein be- bot. gleitendes Monitoring der Spechtfauna zur Evaluierung der Maßnahmen (Bestandesumwandlungen) durchgeführt. Durch die Erfassung der Spechtfauna auf ausgewählten alt- und totholzreichen Flächen sollen Informationen über Bisherige Ergebnisse: die Verteilung und Bestandessituation der einzelnen Arten Bisher liegen nur erste Zwischenergebnisse vor. Im Jahr gewonnen werden. Die geplanten Strukturerhebungen er- 2004 wurden erste Erhebungen auf 10 Flächen mit zwei lauben einen Bezug zwischen dem Artenspektrum, der Begehungen (Mai und Juni) auf einer Gesamtfläche von Dichte und dem Bestandesaufbau (Durchmischung, Lü- 480 ha durchgeführt. 2005 sind weiterführende Erhebun- ckigkeit, Totholzanteil etc.). gen ab Februar/März geplant.

166 Auf den Untersuchungsflächen konnten fünf Arten festge- wurde bisher nur in lückigen, wärmebegünstigten Bu- stellt werden: Buntspecht, Dreizehenspecht, Weißrücken- chenwäldern mit hohem Anteil an liegendem und ste- specht, Grauspecht und Schwarzspecht. Zwei Arten, die hendem Totholz nachgewiesen. Diese Waldbestände im Nationalpark zu erwarten sind, Grün- und Kleinspecht, sind derzeit nur auf wenigen Flächen vorhanden. Sie sol- konnten auf den Untersuchungsflächen nicht beobachtet len durch Bestandesüberführungen vergrößert bzw. ver- werden. bunden werden. Auch der Grauspecht bevorzugt laub- holzreiche Wälder und konnte auf zwei Untersuchungs- Die am weitesten verbreitete Art – wohl auch aufgrund ih- flächen beobachtet werden. res großen Aktionsradius – ist der Schwarzspecht. Er wurde auf sieben Flächen beobachtet. Der Dreizehen- Neben den Bestandeserhebungen sind zukünftig auch ge- specht wurde auf fünf Flächen festgestellt. Brutnach- netische Untersuchungen in Zusammenarbeit mit dem weise gelangen auf zwei Flächen mit zwei und einem er- Konrad Lorenz Institut, Wien (Prof. Dr. H. Winkler) geplant. folgreich brütenden Paar. Fichtenwälder mit lückigen, totholzreichen Anteilen stellen einen geeigneten Lebens- Berichte und Veröffentlichungen: raum für diese Art dar, die im Nationalpark besonders Zechner, L. (i. Vorber.): Spechte im Nationalpark günstige Bedingungen vorfindet. Der Weißrückenspecht Gesäuse. Unveröff. Bericht.

167 Titel: Auerhuhnmonitoring im Johnsbachtal

Projektstatus: Angewandte Grundlagenerhebung

Projektgebiet: Johnsbachtal

Laufzeit: 2004 und 2005 (mit regelmäßiger Wiederholung)

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Andreas Unterberger, DDr. Veronika Grünschachner- Berger

Projektleitung: Das Auerhuhn spielt in der Besucherlenkung eine wesentliche Rolle Mag. Dr. Lisbeth Zechner, DI Andreas Holzinger (Foto: Hubert Keil).

Kooperationspartner: Die Ergebnisse sollen auch als Grundlagen für die Besu- Dr. Hubert Zeiler (Steirische Landesjägerschaft) cherlenkung (v.a. Schitourenrouten) herangezogen wer- den. Störungen durch Freizeitnutzung sollen hinkünftig in Aufgabenstellung: Gebieten mit einer sehr guten Habitatqualität weitgehend Zur Beurteilung der Auerhuhn-Situation und als Grundla- vermieden werden. ge für ein Monitoring wurde von Storch (1999) ein Verfah- ren zur Bewertung von Lebensräumen und zur Erfassung Bisherige Ergebnisse: von Populationen entwickelt, das mittlerweile in der Steier- Auerhuhn-Nachweise in Form von Federn, Losung oder mark am Dachsteinplateau und in Stainz Verwendung ge- Huderpfannen konnten an 80 Punkten (rund 17 %) er- funden hat und nun aufgrund der guten Vergleichsmög- bracht werden, wobei es eine Konzentration in einem lichkeiten auch in den Auerhuhngebieten des National- Hauptbereich und drei kleineren Gebieten des Untersu- parks zum Einsatz kommt. Dabei wird die Lebensrau- chungsgebietes gibt. meignung bewertet sowie die Verteilung und relative Dich- te der Auerhuhn-Population erhoben. Das Modell nach Es zeigt sich eine Bevorzugung von mäßig steilen (16–25°) dem HSI (Habitat Suitability Index) bewertet ausschließlich Hängen mit gutem Deckungsgrad der Heidelbeere (im standortliche und forstliche Faktoren. Aufgrund der Er- Mittel 47 %). gebnisse werden waldbauliche Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesserung der Auerhuhn-Lebensräume gesetzt. Detaillierte Auswertungen zu Gelände, Baumschicht, Ver- jüngung und Bodenvegetation unter Verwendung des HSI Im Jahr 2004 wurde das erste Gebiet im Johnsbachtal mit folgen. Die Ergebnisse werden bei der Ausweisung und einer Fläche von rund 500 ha untersucht, wobei die Unter- Markierung der Schitourenroute, die durch das Gebiet suchungspunkte (n = 486) in einem 100 x 100 m Raster lie- führt, berücksichtigt. gen und für Folgeuntersuchungen markiert wurden. Das Untersuchungsgebiet liegt im Südteil des Nationalparks in Die Untersuchungen werden im kommenden Jahr in zwei der Grauwackenzone und weist bodensaure Fichtenwäl- weiteren Auerhuhngebieten fortgesetzt. der auf. Durch die geringe Hangneigung und den wasser- stauenden Verwitterungslehm finden sich Torfmoose und Berichte und Veröffentlichungen: ein hoher Heidelbeeranteil im Unterwuchs des lockeren Zechner, L. (in Vorber.): Bewertung der Auerhuhn- Naturwaldes. Lebensräume im Johnsbachtal. Unveröff. Bericht.

168 Titel: Der Alpenbockkäfer im Nationalpark Gesäuse – Verbreitung, Erhaltungszustand und Management

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Ausgewählte Waldflächen im Nationalpark Gesäuse (2004 vier Untersuchungsflächen)

Laufzeit: 2004 und 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Projektleitung: Mag. Dr. Lisbeth Zechner

Durchführung und Autor: Mag. Christian Mairhuber

Kooperationspartner: Ökoteam, Graz

Aufgabenstellung: Der drei bis vier Zentimeter große Alpenbockkäfer (Ro- salia alpina) entwickelt sich in Mitteleuropa in abgestor- benem Rotbuchenholz, wobei bevorzugt anbrüchige, ab- sterbende Stämme und sonnenexponierte Buchenstrün- ke, die einige Meter hoch sind, befallen werden. Seine Verbreitung deckt sich überwiegend mit dem südlichen Vorkommen der Rotbuche (Fagus sylvatica) in Verbin- dung mit karbonatischem Untergrund, da die wärmelie- Der Alpenbockkäfer benötigt absterbende Buchenstämme in sonnenex- bende Art nur hier ausreichend lückige Lebensräume ponierter Lage. (Foto: Lisbeth Zechner) vorfindet. Aus den erhobenen Daten werden die Populationsgröße Als besonders attraktives und leicht zu determinieren- und Beständigkeit der Käfer im Gebiet eingeschätzt sowie des Tier eignet sich der Alpenbock hervorragend als Maßnahmen zu Erhalt und Förderung der Art abgeleitet. „Schirmart“ für eine große Zahl xylobionter Käfer. Außer- dem zählt er zu den wenigen Tierarten, die nach der Bisherige Ergebnisse: FFH-Richtlinie einen europaweiten Schutzstatus genie- Im Zuge dieser Untersuchungen konnte durch den Nach- ßen. Deshalb kommt auch dem Nationalpark Gesäuse weis alter Schlupflöcher ein ehemaliges Vorkommen an eine besondere Verantwortung zu, da aus dem Gebiet insgesamt drei der vier Untersuchungsflächen festgestellt bereits mehrere Fundorte bekannt sind. Ziel der aktuel- werden. Aktuelle Bestände konnten bei Hieflau (frische len Erhebung ist die Erfassung der rezenten Verbreitung Ausschlupflöcher) sowie im Bereich von Gstatterboden mittels Suche nach Schlupflöchern und adulten Käfern. durch den Fund eines adulten Weibchens nachgewiesen Dabei wurden potentiell geeignete Standorte vor allem werden. an sonnigen und warmen Mittags- und Nachmittags- stunden gezielt aufgesucht. Außerdem erfolgte eine Be- Berichte und Veröffentlichungen: obachtung höher gelegener Baumabschnitte (Kronenre- Mairhuber, Ch. (2004): Der Alpenbockkäfer (Rosalia gion) mittels Fernglas. alpina) im Nationalpark Gesäuse. Unveröff. Bericht.

169 Titel: Vegetationsökologische Studie Schotterbänke Gesäuse

Projektstatus: Angewandte Naturschutzforschung (vgl. z. B. ELLENBERG 1996). Gerade im Gesäuse sind noch viele Abschnitte durch Umlagerungs- und Aufschüt- Projektgebiet: tungsvorgänge stark beeinflusst. In einem derart verän- Schotterbänke entlang von Enns und Johnsbach derlichen System werden die räumlichen Grenzen zwi- schen syntaxonomischen Einheiten regelmäßig verwischt Laufzeit: 2003 (vgl. POTT 1996), was eine gut dokumentierte Zuordnung zu pflanzensoziologischen Einheiten auf detailliertem Ni- Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH veau (Assoziationen) entsprechend der Zürich-Montpel- lier’schen Schule nach Braun-Blanquet als extrem zeit- Durchführung: aufwendig gestaltet hätte. Daher wurde eine möglichst Mag. MAS(GIS) Helmut Kammerer – Büro Stipa vollständige Erfassung der vorkommenden floristischen Taxa nach der Methode der Biotopkartierung Steiermark Aufgabenstellung: (ZIMMERMANN 1993) angestrebt. Die Biotopuntereinhei- Die Uferbereiche der Enns und besonders die Schotter- ten (=Teilbiotope, TB) wurden relativ eng gefasst, was ei- bänke an den Gleithängen weisen großteils noch eine na- ne Zuordnung zu syntaxonomischen Einheiten auf dem Ni- türliche Dynamik auf. Man findet hier die typische stand- veau von Verbänden meist ermöglicht. Diese Vorgangs- örtliche Sukzessionsabfolge in der Vegetationsentwick- weise lässt auch, soweit möglich, eine Zuordnung der er- lung entlang von Fließgewässern. Von der gehölzfreien fassten Einheiten zu Lebensraumtypen gemäß Anhang I Aue in Form von Pioniergesellschaften wie Kriechrasen der FFH-Richtlinie 92/43/EWG zu. und Flussröhricht mit Ufer-Reitgras (Calamagrostis pseudophragmites), über Weidengebüsch mit Purpur- Besonderes Augenmerk wurde auf das Auftreten neophy- weide (Salix purpurea), bis hin zu Auwaldgesellschaften tischer Arten sowie auf das Vorkommen des Ufer-Reitgra- mit Grauerle (Alnus incana) oder auch Silberweidenauen. ses, Calamagrostis pseudophragmites, einer österreich- Die Besonderheit dieser Standorte beruht auf der Sel- weit gefährdeten Art, gelegt. Nach RENNWALD 2000 ist tenheit von naturnahen Fließgewässern in Europa und das Calamagrostietum pseudophragmitis, die Ufer-Reit- der dadurch bedingten Gefährdung der auf sie angewie- gras-Flur, in Deutschland als „stark gefährdet“ eingestuft. senen Lebensräume und Arten (z. B. Auwälder, Flussuf- Zur selben Einstufung der Gefährdungssituation kommen erläufer, u.a.). WITTMANN & STROBL 1990 für das Bundesland Salzburg – mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gilt das gleiche auch Die Einzigartigkeit dieser Lebensräume bedingt auch ei- für die Steiermark! nen teilweise besonders starken Besucherdruck, der nicht immer ohne Auswirkungen bleibt. Diesen Einfluss der Be- Bisherige Ergebnisse: sucher abzuschätzen war auch Aufgabe der vegetations- Die Vegetationszonierung der Schotterbänke reicht von ökologischen Studie der Schotterbänke im Gesäuse. Da- spärlichen Pionierfluren auf Grobschutt-Schotterflächen ten aus dem Jahr 1992 (FREILAND & JUNGWIRTH M. mit sehr wenig Feinsediment über geschlossene Flutra- 1992. Rafting auf steirischen Flüssen. Auswirkungen des sen, Pestwurzfluren und Röhrichte bis hin zu Auwäldern Raftingsportes auf die aquatische Biozönose bzw. Fluss- vom Typ der Weichholz-Aue in unterschiedlichen Reife- landschaft. – unpubl. Studie. Umweltanwaltschaft Steier- stadien. Alle Vegetationstypen sind essentiell von der Ge- mark.) ermöglichten eine vergleichende Darstellung. wässerdynamik abhängig. Aus der Sicht des EU-Natur- schutzes (FFH-Richtlinie) besonders interessant sind die Auf zehn ausgewählten Untersuchungsflächen an Enns vorkommenden Ufer-Reitgras-Fluren (FFH 3220), Laven- und Johnsbach wurden Kartierungen durchgeführt. Da die delweiden-Auen (FFH 3240) und (Silberweiden-)Grauer- Vegetation im azonalen Bereich der Aue immerwieder- len-Auen (FFH *91E0). Anthropogene Beeinträchtigungen kehrenden Störungen (Hochwasser) unterworfen ist, ist der Untersuchungsflächen wurden festgehalten und, so- das gesamte System als sehr dynamisch zu bezeichnen weit möglich, qualitativ und quantitativ analysiert. Be-

170 sonders der Einfluss der Aktivitäten von Wassersportle- rInnen wurde dabei angeschätzt.

Die beschriebenen Lebensräume sind durchwegs in gutem bis hervorragendem Zustand. U.a. konnte der ver- mutlich größte Bestand des steiermarkweit stark gefähr- deten Ufer-Reitgrases dokumentiert werden. Negativ ge- kennzeichnet sind praktisch sämtliche sandigen Buchten und Anlandungen, welche stark unter dem Betritt von an- Die Schotterbänke an der Enns beherbergen gute Bestände des gefährdeten Ufer-Reitgrases. landenden WassersportlerInnen leiden. gen Betritt schützen. Eine gezielte Bekämpfung des Stau- Auf den Untersuchungsflächen wurden 10 neophytische denknöterichs erscheint in dieser frühen Phase der Be- und 8 verwilderte Arten nachgewiesen. Zwei Neophyten siedlung noch als erfolgversprechend. (Japanischer Staudenknöterich und Drüsiges Springkraut) erscheinen als problematisch, da sie die natürliche Vege- Abschließend wurden Vorschläge für ein Monitoring im tation verdrängen (können). Interessant war der Vergleich Hinblick auf die Beobachtung der Neophyten- und Raf- mit den Vegetationsaufnahmen aus 1992. Damals wurden tingproblematik zusammengestellt. Als kostengünstige noch keine invasiven Neophyten, mit Ausnahme des Drü- Variante wird in Zukunft vor allem ein Fotomonitoring an sigen Springkrautes, festgestellt. ausgewählten Standorten vorgenommen.

Darauf aufbauend wurden Managementvorschläge für Berichte und Veröffentlichungen: vom Raftingsport beeinträchtigte Flächen sowie für die Kammerer H. (2003): Vegetationsökologische Studie Bekämpfung invasiver Neophyten ausgearbeitet. Die Be- Schotterbänke Gesäuse. Auswirkungen des sucherlenkung an den Ufern der Enns ist eine wesentliche Raftingsportes auf ausgewählte Schotterflächen und Aufgabe des Nationalparkmanagements und soll in Zu- Uferbereiche der Enns im Gesäuse samt Analyse der kunft vor allem auch die sandigen Buchten vor übermäßi- Neophytenvegetation. Unveröff. Bericht.

171 Titel: Artenschutzprojekt Deutsche Tamariske

Projektstatus: Wiederansiedlungsprojekt Zu differenzieren sind ein musealer und ein echter Schutz- charakter: der museale zeichnet sich dadurch aus, dass Projektgebiet: Pionierflächen an Enns und Johnsbach die Standorte nicht mehr regelmäßig überschottert werden und die Art nur dann erhalten werden kann, wenn anthro- Laufzeit: 2004 bis unbefristet pogene Eingriffe (z. B. Entfernung von ausdunkelnden Weiden und Erlen) den Bestand sicherstellen müssen und Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH zu diesem Zweck unumgänglich sind. Echter Schutzchar- akter besteht nur an solchen Standorten, wo die Gewäs- Durchführung: serdynamik soweit intakt ist, dass eine natürliche Umla- Mag. MAS(GIS) Helmut Kammerer – Büro Stipa, Mitarbei- gerung bzw. Überschotterung der Standorte stattfindet ter der Nationalpark Gesäuse GmbH und der Steiermärki- und sich so die Art in einem natürlichen Lebensraum samt schen Landesforste. seinen Veränderungen ihren Platz sicher kann.

Projektleitung: Mag. MSc Daniel Kreiner Die aktuelle Situation der Art in der Steiermark stellt sich außerordentlich schlecht dar: das letzte bekannte primäre Kooperationspartner: Vorkommen im Holzäpfeltal bei Wildalpen ist erloschen, Amt der Kärntner LR, Abt. 8-Umweltschutzrecht; Arge Na- weiters existieren ein bis zwei sekundäre Standorte an turschutz; BBA Lienz, Wasserwirtschaft; Wildbach- und Schottergruben. Noch vor 100 Jahren gab es im Gebiet Lawinenverbauung, GBL Unteres Ennstal und Salzatal; um Gstatterboden ein Vorkommen der Deutschen Tama- BBL Judenburg, Referat Natur- u. Umweltschutz riske, sowie ein weiteres im Bereich Admont (STROBL 1882). Es ist durchaus denkbar, dass diese Vorkommen im Aufgabenstellung: Zuge eines oder mehrerer extremer Hochwasserereignisse Die Deutsche Tamariske ist eine typische Art der wild- hier vernichtet wurden und mangels flussaufwärts liegen- fluss- bzw. wildbachartig erhaltenen Fließgewässer. Sie der Vorkommen auch keine Neubesiedelung stattfinden gehört zu den Erstbesiedlern der Flussalluvionen und ist konnte. Zumindest acht Standorte im Gesäuse dürften je- am häufigsten auf offenen, zeitweise vom Hochwasser doch als potentiell geeignet für eine erfolgreiche Wieder- stark überströmten, zeitweise wieder in hohem Maße aus- ansiedelung gewertet werden. An diesen Stellen erscheint trocknenden Kies- und Sandbänken anzutreffen. Dort tritt das Zusammenspiel aus Häufigkeit der Umlagerung, Sub- sie oft in großen Beständen auf und beherrscht die nach stratbeschaffenheit und Besonnung für eine dauerhafte ihr benannte Wanderassoziation des Flusskieses, das My- Etablierung der Art geeignet. ricarietum. Die natürlichen Standorte gehören allerdings im gesamten Alpenbereich zu den am meisten gefährde- ten Ökosystemen, weshalb auch dieser Strauch in weiten Teilen Europas als zumindest „stark gefährdet“ eingestuft werden muss. Im Laufe der letzten ein- bis zweihundert Jahre kam es zu einer völligen Umstrukturierung der Fluss- systeme im Alpenraum, wobei sensible Ökosysteme flä- chig zerstört wurden. Durch Verbauung und Einengung der Wasserläufe wurde deren Dynamik unterbunden und da- mit die Standorte der Deutschen Tamariske zerstört. Wenn die Umlagerung und Überschotterung ausbleibt, entwi- ckelt sich die Dauergesellschaft des Myricarietums weiter und es kommen vermehrt Weiden und Erlen auf, welche

zur nächsten Stufe der Dauergesellschaften entlang von Die primären Vorkommen der Deutschen Tamariske sind mittlerweile in Gewässerläufen überleiten, der Weichholz-Aue. der Steiermark erloschen.

172 Bisherige Ergebnisse: In einem Teilbereich des Beetes wurden Samen der Ta- Ziel einer vorausgegangenen Machbarkeitsstudie war es, mariske ausgebracht, die bis zum Herbst des Jahres 2004 potentielle Standorte für eine erfolgreiche Wiederansiede- bereits einige Zentimeter groß waren. Die eingesetzten lung der Deutschen Tamariske im Gesäuse ausfindig zu Stecklinge haben sich großteils auch bewurzelt und neue machen. Als Leitart für die Beurteilung der Standortseig- Sprosse gebildet. Nach einem wenigjährigen Heranwach- nung wurde das Ufer-Reitgras, Calamagrostis pseudo- sen im Anzuchtbeet können die Exemplare auf die geeig- phragmites, herangezogen, welches oft in der Nähe von neten Standorte ausgebracht werden. Die Ausbringung Tamariskengebüschen wächst und im Gesäuse noch mit von vollständig entwickelten Pflanzen, somit samt Wur- einigen Fundpunkten vertreten ist. zelkörper, ist sicherlich am erfolgversprechendsten, je- doch auch die aufwendigste Methode. 13 Einzelflächen im Ausmaß von 20 bis 1.000 m2 wurden als „sehr gut“ bis „mäßig geeignet“ eingestuft und näher Für Kernwüchse kann von einem Vorkultivierungszeitraum beschrieben. von zumindest (2–) 3 Jahren ausgegangen werden. Bei Stecklingen sind 1–2 Jahre vor der Auspflanzung zu ver- Abschließend wurden drei Möglichkeiten der Wiederan- anschlagen. siedlung der Tamariske vorgeschlagen: es kann eine Be- siedelung durch generative Diasporen (= Samen) sowie Versuchsweise wurden erste Stecklinge auch schon an aufgrund ihrer Ausschlagsfähigkeit auch durch vegetative der Enns angesetzt, die auch sofort ausschlugen. Ausbreitungseinheiten (= Stecklinge) erfolgen. Außerdem können natürlich auch vollständige Pflanzen (= Heister) Diese ersten Ergebnisse lassen eine erfolgreiche Wieder- versetzt werden. einbürgerung erwarten. Ob die Standorte jedoch langfris- tig geeignet sind kann erst in Jahren beurteilt werden, Da das standörtliche Spektrum der Tamariske ausgespro- wenn sich die Tamariske in freier Wildbahn wieder etabliert chen eingeschränkt ist und sie als absolute Spezialistin hat. angesehen werden muß, ist eine sehr große Diasporenzahl pro Individuum notwendig, um geeignete Standorte auch Wie das Erlöschen praktisch aller steirischen Primärstan- mit einiger Sicherheit zu erreichen. Diese standörtliche Si- dorte belegt, liegt die mittel- und langfristige Etablie- cherheit ist in breiteren Flusstälern mit natürlichem, weit- rungswahrscheinlichkeit in der aufrechten Dynamik des verzweigtem, furkiertem Gewässerverlauf (wie z. B. im Standorts begründet. Finden Umlagerungsereignisse Oberen Lechtal) leichter zu erzielen, als in engeren, nicht mehr oder viel zu selten statt, wird die Tamariske von schluchtartigen Abschnitten, wie dem Gesäuse. Weiden und Grauerlen überwachsen und ausgedunkelt. Der Geschiebetransport in der Enns ist durch die Verbau- Es empfiehlt sich daher, die Pflanzen in einem geeigneten ung der flussaufwärts liegenden Zubringergräben stark Anzuchtbeet als Kernwüchse bis zu einer gewissen Grö- eingeschränkt. Im Gesäuse jedoch bringen die Seitengrä- ße heranzuziehen, bevor sie an den eigentlichen Standor- ben noch genug Schuttfraktion ein, sodass die Schotter- ten ausgebracht werden. bänke durch Umlagerungen, Aufschüttungen und Abtra- gungen in Bewegung gehalten werden. Das Anzuchtbeet wurde schließlich im Jahr 2004 in Zu- sammenarbeit mit den Steiermärkischen Landesforsten Diese Tatsachen sollten auf lange Sicht eine nachhaltige errichtet. Dieses soll dazu dienen Jungpflanzen sowohl Wiederansiedelung der Deutschen Tamariske im Gesäuse aus Samen, als auch aus Stecklingen heranzuziehen. ermöglichen.

Beim Bau wurde eine Grube ausgehoben, die in der Folge Berichte und Veröffentlichungen: mit einer Kautschukfolie abgedichtet wurde. Die etwa Kammerer, H. (2003): Artenschutzprojekt Deutsche 50 cm tiefe Grube wurde mit Schotter unterschiedlicher Tamariske – Möglichkeiten und Aussichten einer Wieder- Fraktionen ausgefüllt und mit einer ständigen Wasserzu- ansiedlung von Myricaria germanica im Gesäuse. leitung versehen, um den natürlichen Standort einer Unveröff. Bericht. Schotterbank zu simulieren.

173 Titel: Bestandserhebung des Flussuferläufers an der Enns unter Berücksichtigung möglicher Störeinflüsse

Projektstatus: Schotterbänke bilden sich hauptsächlich in Fließgewäs- Grundlagenerhebung, Instrument für Besucherlenkung sern mit naturnaher, unverbauter Struktur und natürlicher Gewässerdynamik. Durch Flussverbauungen und Kraft- Projektgebiet: werke wurden diese Lebensräume jedoch weitestgehend Enns und Johnsbach im Nationalpark Gesäuse dezimiert, wodurch auch die Vorkommen des Flussufer- läufers österreichweit stark gefährdet sind. Auf Grund ih- Laufzeit: 2003 und 2004 (regelmäßige Wiederholung) rer naturnahen Ausprägung zählt die Enns im Nationalpark zu einem der letzten steirischen Vorkommensgebiete. Der Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH Lebensraum des Flussuferläufers unterliegt jedoch einem hohen Freizeitdruck durch Badegäste, Wildwassersport Projektleitung: Mag. Dr. Lisbeth Zechner und wildes Campieren, so dass in den letzten Jahren ver- mehrt Störungen auftreten, die das Brutgeschehen nega- Kooperationspartner: tiv beeinflussen können. Im Rahmen der Beobachtungen Karl Franzens Universität Graz, Institut für Zoologie wurden daher mögliche Störungspotentiale erfasst. Sie (Prof. Dr. Helmut Kaiser) sollen u. a. als Grundlage für das Besucherlenkungskon- zept an der Enns und am Johnsbach dienen. Autoren und Durchführung: Kerstin Hammer, Universität Graz & Lisbeth Zechner Das Untersuchungsgebiet an der Enns erstreckt sich vom Gesäuseeingang bis zur Brücke in Gstatterboden. Zu- Aufgabenstellung: sätzlich werden die großen Schotterbankbereiche am Die wichtigsten Inhalte dieses Projektes sind die Erfassung Johnsbach kontrolliert. 2003 wurden die Enns und der von aktuellen Daten zum Bestand des Flussuferläufers Johnsbach im Juni und Juli von L. Zechner zweimal be- (Actitis hypoleucos) im Gesäuse, zur Habitatnutzung und gangen. Bereiche mit Beobachtungen wurden mehrfach zum Bruterfolg dieser auf Schotterbänke angewiesenen kontrolliert. 2004 erfolgten durch K. Hammer umfangrei- Limikolenart sowie eine Festlegung der besonders sensi- chere Erhebungen mit wöchentlichen Kontrollen im Enns- blen Lebensraumbereiche entlang der Enns und des abschnitt, der rund 20 größere Schotterbänke umfasst, Johnsbaches. und stichprobenartige Kontrollen am Johnsbach. Im Mai

Der Flussuferläufer benötigt unverbaute und naturnahe Fließgewässer (Foto: Alois Thaler).

174 wurden Schotterbänke mit Nachweisen auch einzeln über In der Substratnutzung zeigte sich kein Unterschied zwi- mehrere Stunden beobachtet, um etwaige Brutvorkom- schen Alt- und Jungvögel. Beide bevorzugten Sand bzw. men zu bestätigen. Schlamm. Während andere Strukturen bei Jungtieren kaum eine Rolle spielten, sind für Altvögel besonders Zwei Brutpaare wurden für Verhaltensbeobachtungen aus- „Sitzwarten“ und „Vegetation“ weitere, sehr wichtige gewählt, die an jeweils zwei Wochentagen und an einem Habitatelemente, die regelmäßig genutzt werden. Wochenendtag durchgeführt wurden. Daneben wurden die vorhandenen Habitatstrukturen (Kies, Vegetation, Sitzwar- Die beiden für Verhaltensbeobachtungen ausgewählten te usw.) unterschieden, um bevorzugte Aufenthaltsorte zur Brutplätze an der Enns unterschieden sich stark im Aus- Nestanlage und Nahrungssuche feststellen zu können. maß des anthropogenen Einflusses. Während die Schot- Gleichzeitig wurden alle Wildwassersportaktivitäten sowie terinsel kaum von Menschen betreten wird, stellt die am weitere etwaige anthropogene Störeinflüsse notiert. Ufer gelegene Schotterbank mit sandigen Bereichen einen beliebten Badeplatz bzw. Anlandeplatz für Raftingboote Bisherige Ergebnisse: dar. Die im Laufe der Zeit zunehmenden Besucherzahlen 2003 konnten im Gebiet zwei bis vier Paare festgestellt könnten Grund dafür sein, dass das zu Beginn der Brut- werden, wobei durch den späten Beginn der Freilandar- saison dort beobachtete Paar diesen Bereich als Brutplatz beiten keine Brutnachweise gelangen. 2004 wurden zwi- wieder aufgegeben hat. Das Brutpaar auf der Insel konn- schen Ende April und Anfang Juli im Untersuchungsgebiet te dagegen zwei Jungtiere erfolgreich großziehen. an zehn Schotterbänken Flussuferläufer beobachtet, wo- bei es sich hauptsächlich um Einzelbeobachtungen han- Ziel ist es, Besucher über die Brutbiologie und Habitatan- delte. Zu Beginn der Brutsaison konnten fünf bis sechs sprüche dieser gefährdeten Art zu informieren und sensi- Paare beobachtet werden. Drei Brutplätze wurden jedoch ble Brutbereiche durch Informationstafeln zu kennzeich- rasch aufgegeben. Nur an drei Standorten konnte je ein nen, um eine Beruhigung der wertvollen Uferabschnitte zu Brutpaar mit jeweils zwei Jungvögeln nachgewiesen wer- erreichen. den, wobei einer dieser Standorte auch für die Verhal- tensbeobachtungen herangezogen wurde. Ein weiteres Berichte und Veröffentlichungen: Paar brütete am Johnsbach mit mindestens einem Jung- Zechner, L. (2003): Bestandserhebung des Flussufer- vogel erfolgreich. läufers im Nationalpark Gesäuse 2003. Unveröff. Bericht i. A. d. Nationalpark Gesäuse GmbH. Innerhalb der unterschiedlichen Verhaltenskategorien Hammer, K. (in Vorber.): Zur Bestandssituation des nahm bei den Altvögeln das „Ruhen und Rufen“ den Flussuferläufers Actitis hypoleucos im Gesäuse – Hauptanteil während der Beobachtungszeit ein. Daneben Auswirkungen von Störungen auf den Bruterfolg. waren die „Nahrungssuche“ und „Gefiederpflege“ die am Diplomarbeit, Universität Graz. häufigsten beobachteten Verhaltensweisen. Jungtiere ver- brachten im Gegensatz dazu fast die gesamte Beobach- tungszeit mit „Nahrungssuche“.

175 Titel: Insektenkundliche Untersuchungen an den Schotterbänken der Enns

Projektstatus: schrecken. So können Laufkäfer aus der Gattung Bembi- Grundlagenerhebung, Instrument für Besucherlenkung dion in zahlreichen Arten mit bis zu einigen hundert Indivi- duen pro m2 vertreten sein, wobei die Beschaffenheit des Projektgebiet: Enns Substrates von größter Bedeutung ist.

Laufzeit: 2004 und 2005 Auch unter den Heuschrecken finden sich zwei Spezialis- ten, die an der Enns zu erwarten sind, da es historische Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH Nachweise dieser Arten aus dem Gesäuse bzw. der wei- teren Umgebung gibt: Der Kiesbank-Grashüpfer Chor- Durchführung und Autoren: thippus pullus und Türks Dornschrecke Tetrix tuerki. Mag. Dr. Wolfgang Paill, Mag. Dr. Lisbeth Zechner Der zunehmende Verlust von naturnahen Uferabschnitten Projektleitung: Mag. MSc. Daniel Kreiner erklärt den starken Rückgang der auf diese Strukturen spezialisierten Tiere und Pflanzen und ihren hohen Ge- Kooperationspartner: Ökoteam, Graz fährdungsgrad.

Aufgabenstellung: Ziel des Projektes ist die Erfassung der Laufkäfer- und Offene Schotter- und Sandbänke sind charakteristische Heuschreckenfauna auf den Schotterbänken entlang der und wertgebende Elemente naturnaher Flusssysteme. De- Enns und des Johnsbaches, da keine akutellen Informa- ren Bestehen wird einzig durch ständige Abtragung und tionen zum Bestand und zur Phänologie dieser Arten aus Anlandung der vom Fluss transportierten Gesteinsfracht dem Gesäuse vorliegen. ermöglicht. Regelmäßige Umlagerungen sind das „Ele- xier“ mehr oder weniger vegetationsloser Sedimentbänke. Die gewonnenen Informationen zur räumlichen und zeit- lichen Verteilung gefährdeter Arten werden gemeinsam Trotz des auf den ersten Eindruck besiedlungsfeindlichen mit den Ergebnissen anderer Fachbereiche (Vegetation, Charakters sind derartige Strukturen nicht selten durch Avifauna) für gezielte Schutzmaßnahmen und für das Ma- überraschend reiche tierische Besiedlung von hochspezi- nagement von Flächen mit anthropogenem Nutzungs- alisierten Arten gekennzeichnet, z. B. Laufkäfer und Heu- druck (Besucherlenkung) verwendet.

Der Kiesbank-Grashüpfer zählt zu den hochspezialisierten Bewohnern von Schotterbänken im alpinen Raum. Nachweise aus dem Gesäuse fehlen bisher (Foto: Lisbeth Zechner).

176 Bisherige Ergebnisse: len Roten Liste: Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus Derzeit liegen nur erste Zwischenergebnisse vor. Die stridulus), Gewöhnliche Gebirgsschrecke (Podisma pedes- Schotter- und Sandbänke der Enns- und Johnsbachufer tris) und Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar). werden von einer anspruchsvollen Laufkäferfauna besie- delt. Die Bestände sind jedoch offenbar nur mäßig arten- Die beiden Kiesbankspezialisten konnten bisher nicht und individuenreich. Naturschutzfachlich bemerkenswer- nachgewiesen werden, wobei die kühle und feuchte Wit- te Bestände uferbewohnender Laufkäfer beschränken terungssituation im Erhebungsjahr für die untersuchte sich nach den bisherigen Beobachtungen auf großflächi- Tiergruppe sehr ungünstig war und möglicherweise Vor- ge, strukturreiche Sedimentbänke mit eng verzahnten kommen übersehen wurden. Im Folgejahr sollen die Erhe- sandig bis grobschottrigen Bereichen. Hervorzuheben ist bungen daher wiederholt werden. eine Bank oberhalb des Gesäuseeingangs knapp außer- halb der Nationalparkgrenzen, die Haselau mit dem Vor- Möglicherweise haben aber Änderungen in der Flussdy- kommen zweier anspruchsvoller Sanduferarten, die Lett- namik durch den Schwellbetrieb des Kraftwerkes Sölk und mairau, wo der Schwarzschenkelige Sammetläufer nach- flussbauliche Maßnahmen im Mündungsbereich der Zu- gewiesen werden konnte, die Johnsbachmündung sowie bringer zum Verschwinden von Türks Dornschrecke ge- die großflächigen Alluviolen am Johnsbach. führt.

DIE Zielart im Gesäuse, der Punktierte Gebirgsfluss-Ah- Aktuelle Vorkommen des Kiesbank-Grashüpfers konnten lenläufer, konnte bisher trotz passender Strukturen (z. B. bisher nur an den Zubringern der Salza gefunden werden. im Bereich der Finstergrabenmündung) nicht nachgewie- sen werden. Ob diese im Gesäuse einst häufige Art inzwi- Berichte und Veröffentlichungen: schen tatsächlich verschwunden ist, werden möglicher- Paill, W. (in Vorber.): Laufkäfer als Indikatoren zum weise die nächstjährigen Erhebungen zeigen. Management der Ennsufer im NP Gesäuse. Unveröff. Bericht. Im Jahr 2004 konnten 16 Heuschreckenarten auf den Zechner, L. (in Vorber.): Zur Heuschreckenfauna an den Schotterbänken und in angrenzenden Bereichen festge- Schotterbänken im Gesäuse. Unveröff. Bericht. stellt werden. Drei Arten zählen zu den potentiell gefährde- Zechner, L. (in Vorber.): Aktuelle Nachweise des Kies- ten Arten (Near threatened) in Österreich nach der aktuel- bank-Grashüpfers (Chorthippus pullus) in der Steiermark.

177 Titel: Gebäudebewohnende Fledermäuse im Nationalpark

Projektstatus: Grundlagenforschung

Projektgebiet: Großgebäude und Hütten im Nationalpark und seiner Um- gebung

Laufzeit: 2004 und 2005

Auftraggeber: Nationalpark Gesäuse GmbH

Durchführung: Dr. Friederike Spitzenberger, Ing. Edmund Weiß

Autoren: Dr. Friederike Spitzenberger, Mag. Dr. Lisbeth Zechner

Projektleitung: Mag. Dr. Lisbeth Zechner

Kooperationspartner: Naturhistorisches Museum, Wien

Aufgabenstellung: Die Kleine Hufeisennase überwintert in Höhlen. Als Sommerquartiere Fledermäuse gehören heute zu den am stärksten gefähr- und Wochenstuben dienen Gebäude, wie im Johnsbachtal. (Foto: Rudolf Pavuza) deten Wirbeltiergruppen. Ein Großteil aller Fledermausar- ten ist nach der neuen Roten Liste der Säugetiere Öster- Die Wissens- bzw. Verbreitungslücken über die gesamte reichs gefährdet (Spitzenberger i. Druck). Aufgrund ihrer Fledermausfauna im NP Gesäuse sollen geschlossen und Indikatoreigenschaften werden Fledermäuse zunehmend etwaige Vorkommen von Arten des Anhanges II der FFH- in Naturschutz- und Eingriffsplanungen berücksichtigt. Richtlinie aktualisiert werden. Voraussetzung dafür und vor allem für einen wirksamen Schutz ist, neben Kenntnissen über Biologie und Ökolo- Bisherige Ergebnisse: gie der einzelnen Arten, auch das Wissen um deren Ver- Im Jahr 2004 wurden 15 Gebäude auf ihre Nutzung durch breitung und mögliche Bestandsveränderungen. Fledermäuse untersucht. Nur in einem (Kraftwerk Hieflau) wurden keine Hinweise auf Fledermäuse gefunden und in In Österreich liegen mittlerweile aus allen Bundesländern zwei waren die Kotreste so alt, dass sie nicht bestimmt Kartierungen gebäudebewohnender Fledermäuse vor. Die- werden konnten. In bzw. an den Gebäuden wurden vier se beschränken sich jedoch vorwiegend auf tiefere Lagen. Fledermausarten nachgewiesen: Gerade im Nationalpark Gesäuse mit seiner Bedeutung für den Schutz gefährdeter Tierarten und deren Lebensräume Kleine Hufeisennase, Rhinolophus hipposideros ist die Bestandes- und Gefährdungssituation der montanen Die Kleine Hufeisennase ist mit sechs Feststellungen die und alpinen Fledermausfauna von großem Interesse. am häufigsten nachgewiesene Art in unter 1000 m See- höhe liegenden Gebäuden. Nach den bisherigen Feststel- Ziel dieser Untersuchung ist die Erfassung der gebäude- lungen ist der Bestand dennoch nicht groß. Es wurden nur bewohnenden Fledermäuse in den Ortschaften rund um drei Wochenstuben gefunden, von denen zwei jeweils nur den Nationalpark sowie in Schutz-, Alm- und Jagdhütten 12 bzw. 3 Weibchen enthielten. Nur im Bauernhaus Ober- im Nationalpark. kainz in Johnsbach wurde eine große Kolonie gefunden.

178 Die Zahl der untersuchten Quartiere ist noch zu gering, Nordfledermaus, Eptesicus nilssonii um Aussagen über den Erhaltungszustand der Art im Die Nordfledermaus bewohnt die über 1000 m Seehöhe Nationalpark Gesäuse machen zu können. Die Ergebnisse liegenden Gebäude Haindlkarhütte, Ennstalerhütte und weisen aber darauf hin, dass auch in diesem Abschnitt des vermutlich auch die Hochscheibenalm. Zur Beobachtung Ennstales der aus anderen Teilen des alpinen Areals be- gelangten dort vermutlich einzelne Männchen. An der an- kannte Rückzug aus den Tallagen im Gange ist. gestrahlten Kirche Johnsbach jagten viele Nordfleder- mäuse, was auf die Existenz einer nahe gelegenen Wo- Anzeichen dafür sind, dass die größte Kolonie im am chenstube hinweist. höchsten liegenden Haus gefunden wurde, und Beobach- tungen von nur 1-3 Tieren könnten als Hinweis darauf ge- Detektorverhörungen am Ennsstausee Gstatterboden lie- wertet werden, dass es sich dabei um letzte Reste ehe- ferten den Nachweis von Wasser- und Zwergfledermaus mals größerer Wochenstuben-Kolonien handelt. Wäre dies (Myotis daubentonii und Pipistrellus pipistrellus), Verhö- wirklich der Fall, so könnten diese jetzt noch existenten rungen vor der Kirche Johnsbach den Nachweis der Vorkommen in den nächsten Jahren erlöschen. Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Damit beträgt die Gesamtzahl der im Gebiet festgestellten Fledermaus- Großes Mausohr, Myotis myotis arten sieben. Der untersuchte Abschnitt des Ennstals liegt im oberen Bereich der Höhenverbreitung von Wochenstuben des Im Jahr 2005 ist die Untersuchung sämtlicher Alm- und Großen Mausohrs. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Jagdhütten geplant, wobei auch Netzfang zum Einsatz die einzige Feststellung der Art ein Hinweis auf die Anwe- kommen wird. senheit einzelner Männchen in den Dachböden des Stif- tes Admont war. Es wäre wünschenswert, dass passende Dachböden so weit dies möglich ist für Fledermäuse wieder geöffnet wer- Langohren, Plecotus sp. den. Dabei könnte durch entsprechende Öffentlichkeits- Der Fund einer Wochenstube des Grauen Langohrs Ple- arbeit gezeigt werden, wie Tauben ausgeschlossen wer- cotus austriacus in der Kirche Hieflau ist bemerkenswert, den können, ohne den Fledermäusen zu schaden. weil diese Art vorwiegend im östlichen Flach- und Hügel- land Österreichs verbreitet ist. Die Kothaufen in der Kirche Öffentlichkeitsarbeit ist langfristig das beste Instrument Johnsbach weisen auf eine ehemalige kopfreiche Pleco- zum Schutz von Fledermauskolonien. Fledermäuse könn- tus-Wochenstubenkolonie hin. ten auch als Thema in die Veranstaltungsprogramme des Nationalparks aufgenommen werden. Das Braune Langohr Plecotus auritus gehört zum üb- lichen Arteninventar eines Tals in dieser Seehöhe. Sein Berichte und Veröffentlichungen: Fehlen in den untersuchten Gebäuden ist auffällig, die ge- Spitzenberger, F. (2004): Untersuchung der Gebäude ringe Zahl der untersuchten Quartiere lässt jedoch keinen bewohnenden Fledermäuse im Bereich des generellen Schluss auf den Erhaltungszustand der Art zu. NP Gesäuse. Unveröff. Bericht.

179 Adressen/Ansprechpartner

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Mag. Viktoria Hasler Abt. II/4 Tel.: 01/51522-1413 ([email protected]) Stubenbastei 5 Fax: 01/51522-7402 1010 Wien www.lebensministerium.at www.nationalparks.or.at

Nationalpark Hohe Tauern Nationalpark Hohe Tauern Mag. Martin Kurzthaler Nationalparkverwaltung Tel.: 04825/6161-10 ([email protected]) Hohe Tauern Kärnten Fax: 04825/6161-16 Döllach 14 www.hohetauern.at 9843 Großkirchheim

Nationalpark Kalkalpen Dr. Erich Weigand Nationalpark O.ö. Kalkalpen GmbH Tel.: 07584/3651-143 ([email protected]) Nationalpark Allee 1 Fax: 07584/3951-291 4591 Molln www.kalkalpen.at

Nationalpark Thayatal Christian Übl Nationalpark Thayatal GmbH Tel.: 02949/7005 ([email protected]) 2082 Hardegg Fax: 02949/7005-50 www.np-thayatal.at

Nationalpark Donau-Auen Dr. Christian Baumgartner Nationalpark Donau-Auen Gmbh Tel.: 02212/30026-15 ([email protected]) Schlossplatz 1 Fax: 02212/30026-17 2304 Orth a.d. Donau www.donauauen.at

© Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel Nationalpark Neusiedler See – Seewinkel Univ.Prof.Dr. Alois Herzig Biologische Station Tel.: 02175/2328 ([email protected]) 7142 Illmitz Fax: 02175/2328-10 www.nationalpark-neusiedlersee.org

Nationalpark Gesäuse Mag. MSc. Daniel Kreiner Nationalpark Gesäuse GmbH Tel.: 03613/21000-30 ([email protected]) 8913 Weng im Gesäuse 2 Fax: 03613/21000-18 www.nationalpark.co.at

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