Plenarprotokoll 14/147

Deutscher

Stenographischer Bericht

147. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Inhalt:

Tagesordnungspunkt 16: Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Bei- a) – Zweite und dritte Beratung des von den tragssatzes in den künftigen 15 Kalen- Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/ derjahren gemäß § 154 SGB VI (Ren- DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- tenversicherungsbericht 1999) wurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und – zu der Unterrichtung durch die Bun- zur Förderung eines kapitalgedeckten desregierung: Bericht der Bundesre- Altersvorsorgevermögens (Altersver- gierung über die gesetzliche Renten- mögensgesetz) versicherung, insbesondere über die (Drucksachen 14/4595, 14/5146, Entwicklung der Einnahmen und 14/5150, 14/5148) ...... 14403 A Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Bei- – Zweite und dritte Beratung des von tragssatzes in den künftigen 15 Kalen- der Bundesregierung eingebrachten derjahren gemäß § 154 SGB VI (Ren- Entwurfs eines Gesetzes zur Reform tenversicherungsbericht 2000) und der gesetzlichen Rentenversiche- Gutachten des Sozialbeirats zum rung und zur Förderung eines kapi- talgedeckten Altersvorsorgevermö- Rentenversicherungsbericht 2000 gens (Altersvermögensgesetz) (Drucksachen 14/1310, 14/2116, 14/4730, (Drucksache 14/5068, 14/5146, 14/5146, 14/5150) ...... 14403 C 14/5150, 14/5147) ...... 14403 B Erika Lotz SPD ...... 14404 A b) Beschlussempfehlung und Bericht des Dr. CDU/CSU ...... 14406 C Ausschusses für Arbeit und Sozial- ordnung Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN ...... 14410 D – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit Schnieber-Jastram, Dr. Maria Dr. Ilja Seifert PDS ...... 14412 D Böhmer, weiterer Abgeordneter und Dr. Irmgard Schwaetzer F.D.P ...... 14413 C der Fraktion CDU/CSU: Verbesse- rung der Nachhaltigkeit in der Al- PDS ...... 14416 B terssicherung durch eine gerechte Lydia Westrich SPD ...... 14417 C und sozialverträgliche Renten- politik Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...... 14419 C – zu der Unterrichtung durch die Bun- Katrin Göring-Eckardt BÜNDNIS 90/ desregierung: Bericht der Bundes- DIE GRÜNEN ...... 14423 C regierung über die gesetzliche Ren- Dr. F.D.P ...... 14425 C tenversicherung, insbesondere über die Entwicklung der Einnahmen und Dr. Heidi Knake-Werner PDS ...... 14427 A II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Walter Riester, Bundesminister BMA ...... 14428 A Anlage 4 Wolfgang Meckelburg CDU/CSU ...... 14430 B Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Annelie Buntenbach, Monika Knoche und Dr. Ilja Seifert PDS ...... 14431 C Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/ Walter Riester, Bundesminister BMA ...... 14432 A DIE GRÜNEN) zur über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenver- CDU/CSU ...... 14432 B sicherung und zur Förderung eines kapitalge- Dr. Thea Dückert BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 14434 A deckten Altersvorsorgevermögens (Altersvermö- gensgesetz – AVmG) in der Ausschussfassung Peter Dreßen SPD ...... 14435 B (Tagesordnungspunkt 16 a) ...... 14457 C Karl-Josef Laumann CDU/CSU ...... 14435 C Johannes Singhammer CDU/CSU ...... 14436 B Anlage 5 Dr. Norbert Blüm CDU/CSU ...... 14437 A Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Franz Thönnes SPD ...... 14437 D Fritz Schösser, , Ingrid Arndt- Brauer, (Starnberg), Ingrid Dr. Norbert Blüm CDU/CSU ...... 14440 B Becker-Inglau, , Hans Büttner (In- Franz Thönnes SPD ...... 14441 A golstadt), Christel Deichmann, Harald Friese, Angelika Graf (Rosenheim), Christel Namentliche Abstimmungen ...... 14441 D, 14444 B Hanewinckel, Reinhold Hemker, Walter 14447 B, 14450 A Hoffmann (Darmstadt), Klaus Kirschner, , Horst Kubatschka, Christine Ergebnisse ...... 14441 D, 14444 D Lambrecht, Christine Lehder, Waltraud Lehn, 14447 D, 14450 D Götz-Peter Lohmann (Neubrandenburg), Dr. , Lothar Mark, Christoph Nächste Sitzung ...... 14453 A Moosbauer, , Günter Oesinghaus, Albrecht Papenroth, Dr. , Renate Rennebach, Dr. Edelbert Richter, Anlage 1 René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieter Liste der entschuldigten Abgeordneten . . . . . 14455 A Rossmann, Thomas Sauer, Regina Schmidt- Zadel, , Gisela Schröter, , Dr. R. Werner Schuster, Erika Anlage 2 Simm, Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Rüdiger Veit, Dr. Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Karin und Waltraud Wolff (Wolmirstedt) (alle SPD) Kortmann (SPD) zur Abstimmung über den Ent- zur Abstimmung über die Beschlussempfeh- wurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen lung des Ausschusses für Arbeit und Sozial- Rentenversicherung und zur Förderung eines ordnung zum Gesetzes zur Reform der gesetz- kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Al- lichen Rentenversicherung und zur Förderung tersvermögensgesetz – AVmG) in der Aus- schussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) . . . . 14456 A eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermö- gens (Altersvermögensgesetz – AVmG) zur über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform Anlage 3 der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvor- Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten sorgevermögens (Altersvermögensgesetz – Detlev von Larcher (SPD) zur Abstimmung AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesord- über den Entwurf eines Gesetzes zur Reform nungspunkt 16 a) ...... 14458 B der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvor- sorgevermögens (Altersvermögensgesetz – Anlage 6 AVmG) in der Ausschussfassung (Tagesord- nungspunkt 16 a) ...... 14456 C Amtliche Mitteilungen ...... 14459 A Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14403

(A) (C)

147. Sitzung

Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Beginn: 8.00 Uhr

Vizepräsident Dr. h. c. : Einen schö- Dr. Günter Rexrodt nen frühen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kolle- Dr. Uwe-Jens Rössel gen! Die Sitzung ist eröffnet. Dr. Konstanze Wegner Antje Hermenau Ich rufe die Tagesordnungspunkte 16 a und 16 b auf: b) Beratung der Beschlussempfehlung und des a) – Zweite und dritte Beratung des von den Frak- Berichts des Ausschusses für Arbeit und So- tionen der SPD und des BÜNDNIS- zialordnung (11. Ausschuss) SES 90/DIE GRÜNEN eingebrachten Ent- – zu dem Antrag der Abgeordneten Birgit wurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzli- Schnieber-Jastram, Dr. Maria Böhmer, chen Rentenversicherung und zur Förderung , weiterer Abgeordne- eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermö- ter und der Fraktion der CDU/CSU gens (Altersvermögensgesetz – AVmG) (B) Verbesserung der Nachhaltigkeit in der (D) – Drucksache 14/4595 – Alterssicherung durch eine gerechte (Erste Beratung 133. Sitzung) und sozialverträgliche Rentenpolitik – zu der Unterrichtung durch die Bundesre- – Zweite und dritte Beratung des von der Bun- gierung desregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Renten- Bericht der Bundesregierung über die ge- versicherung und zur Förderung eines kapital- setzliche Rentenversicherung, insbeson- gedeckten Altersvorsorgevermögens (Alters- dere über die Entwicklung der Einnahmen vermögensgesetz – AVmG) und Ausgaben, der Schwankungsreserve sowie des jeweils erforderlichen Beitrags- – Drucksache 14/5068 – satzes in den künftigen 15 Kalenderjahren (Erste Beratung 143. Sitzung) gemäß § 154 SGB VI aa) Beschlussempfehlung und Bericht des (Rentenversicherungsbericht 1999) Ausschusses für Arbeit und Sozialord- – zu der Unterrichtung durch die Bundesre- nung (11. Ausschuss) gierung – Drucksachen 14/5146, 14/5150 – Bericht der Bundesregierung über die ge- Berichterstattung: setzliche Rentenversicherung, insbeson- Abgeordnete Erika Lotz dere über die Entwicklung der Einnahmen Andreas Storm und Ausgaben, der Schwankungsreserve Dr. Thea Dückert sowie des jeweils erforderlichen Beitrags- Dr. Irmgard Schwaetzer satzes in den künftigen 15 Kalenderjahren Pia Maier gemäß § 154 SGB VI bb) Berichte des Haushaltsausschusses (Rentenversicherungsbericht 2000) (8. Ausschuss) gemäß § 96 der Geschäft- und sordnung Gutachten des Sozialbeirats zum – Drucksachen 14/5147, 14/5148 – Rentenversicherungsbericht 2000 Berichterstattung: – Drucksachen 14/1310, 14/2116, 14/4730, Abgeordnete Hans-Joachim Fuchtel 14/5146, 14/5150 – 14404 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters (A) Berichterstattung: gungsbedingte Leistungen werden der Rentenversiche-(C) Abgeordnete Erika Lotz rung jetzt erstattet. Diese landläufig als „versicherungs- Andreas Storm fremd“ bezeichneten Leistungen werden sachgerecht Dr. Thea Dückert durch den Bund, also den Steuerzahler, finanziert. Das Dr. Irmgard Schwaetzer Thema versicherungsfremde Leistungen hat sich somit Pia Maier auch aus Sicht der Rentenversicherungsträger erledigt. Zum Altersvermögensgesetz und Altersvermögens- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ergänzungsgesetz liegen vier Änderungsanträge der Frak- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) tion der PDS und je ein Entschließungsantrag der Frak- tionen der SPD und des Bündnisses 90/Die Grünen sowie Welche Ziele hat unsere Reform? der Fraktion der CDU/CSU, der Fraktion der F.D.P. und Das erste Ziel ist eine ausgewogene Verteilung der der Fraktion der PDS vor. durch die demographische Entwicklung entstehenden Be- Über die beiden Gesetzentwürfe und zwei Änderungs- lastungen. Das wurde in den zurückliegenden Diskussio- anträge werden wir nach der Debatte namentlich abstim- nen von Gewerkschaften, Sozialverbänden und der Op- men. Ich bitte Sie, sich darauf einzurichten, dass die na- position gefordert. Wie Sie wissen, hatten wir einen mentlichen Abstimmungen, insgesamt vier, ab circaAusgleichsfaktor vorgesehen. Dieser wurde nach der An- 11 Uhr beginnen werden. hörung im Dezember fallen gelassen. Das Ziel Beitragsstabilität wird nun mit einermodifizierten An- Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für die passungsformel erreicht. Wie vom Sozialbeirat und auch Aussprache zweieinhalb Stunden vorgesehen. – Ich höre vom Verband der Rentenversicherungsträger vorge- keinen Widerspruch. Dann ist so beschlossen. schlagen, werden neben dem Bruttoeinkommen nur noch Ich eröffne die Aussprache und gebe als erster Redne- der Rentenversicherungsbeitrag und der Vorsorgebeitrag rin der Kollegin Erika Lotz für die Fraktion der SPD das zur eigenen, zusätzlichen Altersvorsorge berücksichtigt. Wort. Der Anstieg der Renten wird etwas flacher ausfallen; doch das Nettorentenniveau wird bis zum Jahre 2030 nicht un- ter 67 Prozent sinken. Erika Lotz (SPD) (von der SPD sowie von Abgeord- neten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN mit Beifall (Beifall bei der SPD) begrüßt): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kolle- Das zweite Ziel ist die Beitragsstabilität. Zum ersten gen! Wir verabschieden heute das Altersvermögensgesetz und damit das größte und wichtigste Reformprojekt der Mal in der Geschichte der Rentenversicherung wird ein (B) Koalition und der Bundesregierung. Das Gesetz ist unsere Beitragsziel im Vorhinein definiert. Bis 2020 sollen(D) Antwort auf den veränderten und sich weiter verändern- 20 Prozent, bis 2030 22 Prozent nicht überschritten wer- den Altersaufbau der Bevölkerung. Eine Rentenreform ist den. unbestritten notwendig, wenn wir nicht ständig steigende Mit einer breiten steuerlichen Förderung stärken wir Beiträge, Leistungskürzungen oder die Anhebung von Al- die zusätzliche eigene private Altersvorsorge. Die Op- tersgrenzen akzeptieren wollen. Das waren aber auch die position hat dies immer gefordert; doch wir tun es und för- Antworten von CDU/CSU und F.D.P. in der Vergangen- dern die Arbeitnehmer dabei finanziell. Dazu wird meine heit. Kollegin Lydia Westrich noch Ausführungen machen. Wie war denn die Situation? Zwischen 1990 und 1998 Wir erkennen die Leistung, Kinder zu erziehen, in der fiel die Anpassung der Rente fünfmal niedriger aus als die Rentenversicherung besser an als bisher und vermeiden Inflationsrate. verschämte Altersarmut. (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Aber doch (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten lohnbezogen! Da waren die Löhne nied- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) riger!) Für diese Ziele haben wir einen breiten Konsens ge- Die Beiträge der Aktiven stiegen zwischen 1991 und 1998 sucht, hier im Parlament und in der Gesellschaft. Wir ha- von 17,7 auf 20,3 Prozent. Diese Entwicklung mit immer ben auch eine Reihe von Anregungen aus den Anhörun- nur steigenden Beiträgen haben wir beendet. gen und Diskussionen – zum Beispiel mit den (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Gewerkschaften – aufgegriffen und Änderungen an dem des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ursprünglichen Entwurf vorgenommen. Wir haben die Beiträge zur Rentenversicherung seit der Die Gewerkschaften tragen unser Konzept, die Oppo- Regierungsübernahme zum dritten Mal gesenkt – von sition tut es nicht. Die CDU/CSU ist offensichtlich aus 20,3 Prozent auf 19,5, 19,3 und 19,1 Prozent – und sie wahlkampftaktischen Gründen zu fast allem bereit. werden weiter sinken. (Julius Louven [CDU/CSU]: Das müsst ihr (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten gerade sagen!) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Das Plakat, das den Bundeskanzler der Bundesrepublik Eine zweite Fehlentwicklung haben wir beendet: Zei- Deutschland als einen Kriminellen darstellt, ist eine Stil- ten der Kindererziehung und Aufwendungen für eini-losigkeit ohnegleichen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14405

Erika Lotz (A) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Nun wissen wir aber auch aus der Realität des Lebens, (C) DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der dass viele Frauen – oft auch deshalb, weil die Betreu- PDS und des Abg. Hans-Michael Goldmann ungsangebote nicht ausreichen – bei zwei oder mehr Kin- [F.D.P.]) dern oder wegen eines pflegebedürftigen Kindes nicht ar- beiten können. Auch in diesen Fällen sehen wir Das war kein Missgriff; hier wurde eine Grenze über- Ausgleichsmaßnahmen vor, um Lücken bei der Rente zu schritten und das lässt sich auch mit der Rücknahme der schließen. Wir lehnen uns hier an die Grundsätze der Plakate nicht einfach aus der Welt schaffen. Rente nach Mindesteinkommen an und Frauen erhalten (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten – auch ohne Erwerbstätigkeit – eine Förderung in Höhe des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der von 33,3 Prozent des Durchschnittseinkommens. PDS) Die Rente nach Mindesteinkommen galt ja bis 1991. Das hat, liebe Kolleginnen und Kollegen der CDU, Die bessere Anerkennung der Kindererziehung wird da- nichts mit harter Auseinandersetzung in der Sache zu tun. rum für ab 1992 geborene Kinder Gültigkeit haben. Ne- Es geht Ihnen nicht darum, ernsthaft um bessere Konzepte ben anderen beklagen nun Frauenverbände, dass dies zu ringen, sondern vielmehr darum, unseren Bundeskanz- nicht schon für früher geborene Kinder gilt. Auch die ler persönlich zu verunglimpfen. CDU/CSU fordert dies in ihrem Entschließungsantrag. Wir haben diesen Stichtag nicht aus Boshaftigkeit ge- (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Unver- wählt. Wir mussten aber akzeptieren, dass die Belastung schämt so was! – Zuruf von der CDU/CSU: Es für die Rentenversicherung zu hoch geworden wäre, wenn klatscht ja gar keiner!) wir dem nachgekommen wären. Liebe Kolleginnen und Darüber hinaus nehmen Sie billigend in Kauf, dass das Kollegen der CDU/CSU, dies ist auch Ihnen bekannt. Sie Amt des Bundeskanzlers Schaden nimmt – und damit die hätten dies ja schon bei der von Ihnen für 1999 vorgese- ganze parlamentarische Demokratie. henen Reform regeln können. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) PDS – Widerspruch bei der CDU/CSU – Wir müssen uns aber auch darüber im Klaren sein, dass Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So sind die Rentenversicherung nicht alle gesellschaftlichen Un- sie eben!) gerechtigkeiten ausgleichen kann. Es macht mehr Sinn, In der Beratung des Gesetzentwurfs und in ihrem Ent- eine bessere Stellung der Frau im Erwerbstätigenbereich schließungsantrag ebenfalls forderte die CDU/CSU eine durchzusetzen. Denn im Alter kann man über die Renten- (B) gerechte Verteilung der demographischen Lasten. Dies re- versicherung nur bedingt nachbessern. (D) gelt der neue Anpassungsfaktor; Sie könnten also zustim- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) men. Wer in der Vergangenheit die Verbesserung der Situation (Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU]: Der ist doch der geringfügig beschäftigten Arbeitnehmerinnen nicht willkürlich!) angepackt hat, der sollte hier heute keine Krokodilstränen Die CDU/CSU verlangt den Ausbau der Alterssiche- über die im Vergleich zur Rente der Männer niedrigere rung der Frauen. Wir lösen diese Forderung mit unserem Frauenrente vergießen. Gesetz ein. Sie könnten also zustimmen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Hans-Peter Repnik [CDU/CSU]: Die Witwen des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) werden beschissen!) Unser Gesetzentwurf beinhaltet auch das Angebot ei- Wo – so frage ich – hat diese Forderung in der Renten- ner partnerschaftlichen Teilung der in der Ehe erworbe- reform der CDU/CSU ihren Niederschlag gefunden? – nen Rentenanwartschaften. Die Ehepartner müssen dies Nirgends. beide wollen. Der Gesetzentwurf gilt für Ehen, die ab 2002 geschlossen werden, oder für bestehende Ehen, Die beste Altersversorgung ist die sozialversicherte Er- wenn beide Ehegatten jünger als 40 Jahre alt sind. Dies werbsarbeit. Die niedrigen Rentenanwartschaften vonsind ein Einstieg und ein Angebot, gemeinsam erworbene Frauen haben in der Regel zwei Gründe. Frauen verdie- Ansprüche auch bei der Rente zu teilen. nen häufig weniger als Männer und bei Frauen entstehen rentenrechtliche Lücken durch die Kindererziehung. Wir wollen aber auch bei der Hinterbliebenenversor- Durch unseren Vorschlag werden Frauen, die in den ers- gung die Kindererziehung stärker berücksichtigen. Bei ten zehn Lebensjahren ihres Kindes ihre Arbeitszeit redu- Ehepaaren, bei denen beide Partner jünger als 40 Jahre alt ziert haben und deshalb weniger verdienen, in Zukunft sind, wollen wir im Hinterbliebenenfall den allgemeinen trotzdem mehr Rente erhalten. Versorgungssatz moderat von 60 auf 55 Prozent senken. Für jedes erzogene Kind wird er um einen dynamisierten (Beifall bei der SPD) Zuschlag von einem Entgeltpunkt erhöht. Die niedrigen Verdienste während der Kindererzie- Es ändert sich nichts für alle diejenigen, die jetzt eine hung sollen für die spätere Rente um die Hälfte aufge- Witwenrente beziehen, oder für Paare, die älter als wertet werden. Eine Grenze bildet allerdings das Durch- 40 Jahre sind. Diese Änderung kommt also erst langfris- schnittseinkommen. tig zum Tragen. Sie wirkt erst in etwa 30 Jahren, dann, 14406 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Erika Lotz (A) wenn die Erwerbstätigkeit von Frauen angestiegen ist und Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Ich erteile (C) deren eigenständige Alterssicherung von größerer Bedeu- das Wort der Kollegin Dr. Angela Merkel für die Fraktion tung ist. Zur Sicherheit haben wir aber in zehn Jahren eine der CDU/CSU. Überprüfung dieser Regelung vorgesehen. (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Nun noch ein Wort zur bedarfsabhängigen sozialen NEN]: Die Plakatmalerin!) Grundsicherung: Ich halte sie im Hinblick auf die Alters- sicherung von Frauen als Maßnahme gegen die ver- Dr. Angela Merkel (CDU/CSU) (von der CDU/CSU schämte Altersarmut für sehr wichtig. mit Beifall begrüßt): Herr Präsident! Meine Damen und (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Herren! Wir debattieren heute Vormittag über eine der des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) zentralen Fragen für Millionen von Menschen in unserem Lande. Gerade bei den jetzigen Rentnerinnen gibt es nicht we- nige, denen neben ihrer Rente Sozialhilfe zusteht. Sie be- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: antragen die Sozialhilfe aber nicht, weil sie befürchten, Plakate!) dass ihre Kinder zum Unterhalt herangezogen werden und Die Frage: „Wie geht es weiter im Alter, welche Alterssi- dadurch das Verhältnis zu ihren Kindern belastet wird. cherung kommt mir zu?“ ist eine der Fragen, die die heu- Die Situation der Menschen im Alter über 65 Jahre bzw. tigen Rentner genauso betrifft wie die jungen Familien der Menschen, die dauerhaft voll erwerbsgemindert sind, und wie die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- ändert sich jedoch in Zukunft nicht. Deshalb verzichten mer. wir auf den Unterhaltsrückgriff.Die den Kommunen Wir debattieren dies in einer Stimmung, in der 71 Pro- dadurch entstehenden Kosten werden vom Bund ge- zent der Menschen in Deutschland sagen: Das, was die tragen. Bundesregierung hier vorgelegt hat, ist unzureichend und (Beifall bei Abgeordneten der SPD) auf Dauer nicht tragfähig. Die Kommunen werden also nicht belastet, wie es die (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – CDU/CSU fälschlicherweise in ihrem Entschließungs- Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Und da- antrag behauptet. rum die Plakate!) Nun noch ein Wort zum Rentenniveau – denn es wird Wir debattieren es vor allen Dingen in einer Situation, in ja immer wieder gesagt, ein Rentenniveau von 67 Prozent der wir über einen Zeitraum von 30 Jahren sprechen, aber sei nicht gewährleistet –: Professor Ruland hat am 25. Ja- andererseits 80 Prozent der unter 45-Jährigen sagen: Dies wird für unser Alter nicht mehr gültig sein. (B) nuar 2001 – das ist noch nicht lange her – zur Diskussion (D) über die Rentenniveausicherungsklausel in einer Mittei- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wer hat lung des VDR Stellung genommen. Daraus möchte ich denn die Verunsicherung betrieben? Das waren Folgendes zitieren: doch Sie!) Mit der im Rentenreformkonzept vorgesehenen Deshalb handelt es sich hier um eine strittige, außer- Anpassungsformel wird ein Nettorentenniveau von ordentlich strittige, wichtige politische Auseinanderset- über 67 Prozent erreicht. Die Anpassungsformel ent- zung. scheidet über den jährlichen Zuwachs der Renten. Ich habe in den letzten 48 Stunden sehr viel darüber Sie ist damit im System die entscheidende Größe, nachgedacht, weil sie die reale Wohlstandsentwicklung der Rent- ner bestimmt. (Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salz- gitter] [SPD]: Immerhin schon das! Wir machen Liebe Kolleginnen und Kollegen, Generationenge- das seit zwei Jahren und nicht erst seit 48 Stun- rechtigkeit, Stärkung der Eigenvorsorge, stabile Beiträge, den!) Vermeidung verschämter Altersarmut, Besserung der ei- genständigen Alterssicherung der Frauen, das sind unsere was an demokratischem Streit – – Ziele und wir werden sie erreichen. (Lebhafte Zurufe von der SPD – Lachen bei der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) – Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bin ja auch nicht Wir setzen unsere Reformen – anders als die letzte Re- zum ersten Mal in einer solchen Debatte. Ich habe an uns gierung – vor der Bundestagswahl in Kraft. alle die Bitte, dass wir mal versuchen, einander zu- zuhören. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist es!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – La- chen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salzgit- Unsere Reform weist in die Zukunft, weil sie das System ter] [SPD]: Das sagt die Richtige, ausgerechnet sichert. Sie!) Danke schön. Ich mache das ganz ruhig und, Herr Präsident, ich bitte auch darum, dass das möglich ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14407

Dr. Angela Merkel (A) Ich habe in den letzten 48 Stunden sehr viel darüber (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (C) nachgedacht, was an demokratischem Streit möglich ist Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das und was nicht, was die Menschen von den Politikern er- stimmt doch überhaupt nicht! Sie wissen genau, warten und was nicht. dass wir Ihnen schrittweise entgegengekom- men sind!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr richtig!) Deshalb kann und will ich es Ihnen nicht ersparen: Sie wollen heute nach zweijährigem Hickhack Ihre Renten- Ich stelle mir ganz persönlich als Vorsitzende der CDU reform durchpeitschen, eine Reform, die diesen Namen Deutschlands diese Frage in zweierlei Hinsicht: in Bezug nicht verdient. Deshalb werden CDU und CSU diesem auf die Wahl der Mittel unserer politischen Ausein-Gesetz nicht zustimmen. andersetzung, also des Politikstils, und im Hinblick auf den Inhalt der Debatte, also der Debatte um die Sachfra- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) gen. Ich sage Ihnen das in dem Bewusstsein, dass wir (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr – Wolfgang Schäuble als CDU-Vorsitzender und Edmund gut!) Stoiber als CSU-Vorsitzender – Ihnen damals die Hand zum Rentenkonsens gereicht haben. Wir haben Ihnen die Zum Stil und zum Inhalt – zu beidem – in der PolitikHand gereicht, obwohl Sie nach der Wahl Ihr Wort nicht gehört, dass wir die Menschen ernst nehmen in ihrengehalten haben. Sie haben das Prinzip verletzt, dass die Empfindungen und Erwartungen. Das gilt für Sie und das Renten wie die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer stei- gilt genauso für uns. gen. – Das war Ihr erster Rentenbetrug – im Jahre 1999. (Peter Dreßen [SPD]: Deswegen muss man (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- aber doch informieren!) neten der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] Der Stil unseres Plakates zur Rente hat ganz offenkun- [SPD]: Völliger Unsinn! Sie wissen genau, dass dig die Empfindungen vieler Menschen verletzt. das der Einstieg in die Reform war!) (Dr. Peter Struck [SPD]: Dann entschuldigen Sie haben die Renten dann noch nicht einmal, wie ver- Sie sich doch mal dafür!) sprochen, analog der Inflationsrate um 1,6 Prozent erhöht, sondern nur um 0,6 Prozent. – Das war der Rentenbetrug Wir wollten niemanden, auch nicht den Bundeskanzler, Nummer zwei – im Jahre 2000. kriminalisieren; (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (B) (Zuruf von der SPD: Heuchler!) neten der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] (D) [SPD]: Auch das stimmt nicht! Das ist eine Ren- aber in der Wirkung ist es dennoch passiert. Deshalb, tenlüge, was Sie da gerade machen!) meine Damen und Herren, sage ich an dieser Stelle ausdrücklich und ohne jeden Schnörkel: Dass es so ver- Jetzt gaukeln Sie den Menschen vor, das Rentenniveau standen werden konnte, bedaure ich. – werde im Jahre 2030 bei 67 oder 68 Prozent des letzten Nettoeinkommens gehalten werden können. ( [Augsburg] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann entschuldigen Sie sich mal (Erika Lotz [SPD]: Das glaubt der Herr dafür!) Ruland auch!) So viel zum Stil. Herr Schröder, Sie wissen, dass dieses Niveau nicht zu halten ist. – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ziemlich halbseiden, was Sie sagen! – Dr. Peter Struck (Dr. Peter Struck [SPD]: Quatsch! – Wilhelm [SPD]: Und das soll es gewesen sein?) Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist eine Lüge!) Aber ich sage ein Zweites genauso ausdrücklich. Ich Das ist Rentenbetrug Nummer drei – im Jahre 2001. habe die Erwartung an Sie, Herr Bundeskanzler, dass Sie (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- ein klares Wort dazu zu sagen, dass es falsch war, wie Sie neten der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] und Ihre Bundesregierung mit dem Inhalt, mit der Ren- [SPD]: Auch das ist Unsinn! Auch das ist eine tenreform, seit 1998 umgegangen sind. Lüge!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Meine Damen und Herren, wir alle wissen, die Men- Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nun ma- schen werden älter und die Arbeitswelt in diesem Lande chen Sie doch die Opfer nicht zu Tätern! Das ist wird sich verändern. 1992 war noch etwa jeder fünfte Bür- wieder die alte Masche!) ger älter als 59 Jahre; im Jahre 2040 wird es schon jeder Dabei geht es mir nicht darum, dass Sie uns als CDU im dritte sein. Allein dieses dramatische Zahlenverhältnis Jahre 1998 als „unanständig“ diffamiert haben. Mir geht zeigt doch, dass wir handeln müssen. es um die Menschen in diesem Lande, die mit einer Än- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Darum derung nach der anderen, mit einem Wortbruch nach dem handeln wir doch auch! – Dr. Peter Struck anderen seit 1998 leben mussten. [SPD]: Das machen wir!) 14408 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Angela Merkel (A) Ich nehme für die Union in Anspruch, dass wir die Zei- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Machen (C) chen der Zeit 1998 mit dem Vorschlag einesdemogra- wir doch!) phischen Faktors erkannt hatten. Auf diesen Kurs sind Sie eingeschwenkt. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Dann Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Der war setzen Sie sich hin und stimmen Sie zu!) falsch!) Wir sind außerordentlich dankbar, dass Sie sich dieser Sie haben damals diesen Kurs diffamiert; Sie haben ihn Wahrheit nicht verschlossen haben. als unsozial, als unanständig, als eine Verwüstung der Rentenreform und der Rentenversicherung und – obwohl (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt Sie es besser wussten – als Rentenkürzung diffamiert. Da- [Salzgitter] [SPD]: Frau Merkel, keine Ahnung mit müssen Sie leben. und dann solche Reden!) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Wir sind in der gemeinsamen Erwartung in diese Ren- Unanständig war nicht – wie Sie es gesagt haben, Herr tengespräche gegangen, dass dies eine tragfähige Grund- Bundeskanzler – der demographische Faktor, sondern lage für die nächsten 30 Jahre sein wird. Jeder, der in die- sem Saal einmal kurz überlegt, weiß, dass die Ren- (Dr. Peter Struck [SPD]: Ihr Plakat!) tenreform, die wir heute beschließen, diese Legislaturpe- dass Sie im Jahre 1998 den Menschen aus wahltaktischen riode wahrscheinlich nicht überdauert, Gründen wider besseres Wissen nicht die Wahrheit gesagt (Lachen bei der SPD – [CDU/ haben. CSU]: Herr Präsident, greifen Sie mal in die (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Debatte ein!) Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Nein! Das weil sich das Bundesverfassungsgericht bereits in weni- ist völliger Quatsch!) gen Monaten zur Besteuerung der Renten äußern wird Weil wir Anwalt für die Älteren und die Jüngeren in (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warten diesem Lande sein wollen, wir mal ab!) (Lachen bei der SPD – Wilhelm Schmidt [Salz- und weil Sie Herrn Eichel nicht haben durchsetzen lassen, gitter] [SPD]: Ausgerechnet Sie! Ausgerech- dass dieser Faktor heute schon in die Rentenreform ein- net!) gearbeitet wird. Das ist die Wahrheit. haben wir Ihnen trotz dieser bitteren Erfahrung des Wahl- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (B) kampfes 1998 die Hand zum Rentenkonsens gereicht. neten der F.D.P. – Erika Lotz [SPD]: Das mit (D) (Erika Lotz [SPD]: Quadratur des Kreises!) dem Bundesverfassungsgericht erzählen Sie schon seit drei Jahren!) Wir haben das im Sinne der Millionen Jungen und Alten gemacht, weil wir Generationengerechtigkeit wollen, Jetzt schauen wir uns doch einmal anhand von drei zen- weil wir Altersarmut verhindern wollen und weil wir ei- tralen Punkten an, ob die Rentenreform für die nächsten nen Beitrag dazu leisten wollen, wie es im 21. Jahrhundert 30 Jahre tragfähig ist. Zunächst zu den Anpassungsfor- weitergeht. meln für die Rentenerhöhungen. Sie sind den gewagten Wir sind immer im Sinne unserer eigenen Vorschläge Schritt gegangen – der systematisch durch nichts, aber in die Debatte hineingegangen und haben dabei klar ge- auch gar nichts zu begründen ist –, zwischen 2001 und macht, dass wir bereit sind, auch neue Wege zu gehen. 2009 ein anderes Vorgehen zu wählen als zwischen 2011 Deshalb haben wir vorgeschlagen, dass zusätzlich zu der und 2030. Das Ganze dient nur einem einzigen Zweck, gesetzlichen Rentenversicherung eine private, kapitalge- nämlich dem Zweck nicht zugeben zu müssen, dass der deckte, freiwillige Vorsorge eingeführt wird, und zwar so, demographische Faktor die denkbar beste Form ist, um dass die Lohnnebenkosten nicht steigen und dass sich die auf die Veränderung der Altersstruktur zu reagieren. Was Menschen in diesem Land nicht alleine fühlen, sondern Sie machen, ist ein einziges Umgehungsmanöver zulasten dass der Staat sie durch steuerliche Förderung unterstützt. der Rentnerinnen und Rentner. (Beifall bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- [Salzgitter] [SPD]: Das machen wir doch nun neten der F.D.P.) alles und Sie kündigen an, dass Sie das ableh- Bis zum Jahr 2009 soll, wenn es nach Ihnen geht, eine nen werden! Wie passt das denn zusammen?) Anpassungsformel gelten, die die zusätzliche, neue Säule Sie sind dann auf diesen Kurs eingeschwenkt. der privaten Altersvorsorge mit der gesetzlichen Ren- tenversicherung in unzulässiger Weise verbindet. Denn (Lachen bei der SPD) mit ihr verändern Sie die Lohnsumme jedes Jahr um den Wir haben dann aber etwas durchgesetzt, was ich für Betrag, der fiktiv in die freiwillige Vorsorge eingezahlt außerordentlich wichtig halte: Wir haben nämlich einen werden sollte, aber niemals zu 100 Prozent eingezahlt systematischen Fehler im Rentensystem beseitigt, indem werden wird, weil von der Möglichkeit der freiwilligen wir eingefordert haben, dass es eine spezielle Förderung Vorsorge natürlich nicht alle in gleicher Weise Gebrauch für die Erziehung von Kindern in dieser neuen, zusätzli- machen werden. Deshalb ist das bis zum Jahre 2009 keine chen Säule der Rentenversicherung gibt. Lohnanpassung in der bisherigen Form. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14409

Dr. Angela Merkel (A) Es ist zudem aus unserer Sicht nicht richtig, mit dieser Vorsorge zu betreiben, weil Sie ihnen etwas vorgaukeln, (C) Vorsorge erst im Jahre 2002 zu beginnen. Denn auch das was nicht der Wahrheit entspricht. ist ein wahltaktischer Trick: Im Jahre 2002 würde die Ihre gestrige Fraktionssondersitzung Rentenerhöhung, wenn sie bereits um den Teil, der in die private Vorsorge fließt, verringert würde, nur 1,23 Prozent ( [CDU/CSU]: Ja, das war betragen. Das aber wollen Sie den Menschen ersparen. beachtlich!) Deshalb fangen Sie erst später damit an und landen im Jahre 2002 bei einer Rentenerhöhung von 1,85 Prozent – auf Druck der IG Metall hat doch noch einmal deutlich das letzte gute Wahlgeschenk, das Sie den Menschen ma- gemacht, was eigentlich Sache ist. Warum sehen Sie denn chen wollen, auf Kosten der Wahrhaftigkeit. Das ist die in Ihrem Gesetzentwurf zunächst vor, dass die Bundes- Wahrheit! regierung nach § 154 Abs. 3 Nr. 2 SGB VI dann eingrei- fen muss, falls ein Rentenniveau von 64 Prozent unter- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) schritten wird – de facto, so sagen Sie, wird das Renten- In den Konsensgesprächen haben Sie unserem Ansin- niveau aber bei 67 Prozent liegen –, wenn Sie jetzt einen nen, die heutige Rentnergeneration nicht aus der Konse- Entschließungsantrag einbringen, mit dem Sie das Ganze quenz der Veränderung der Altersstruktur zu entlassen, kaschieren wollen? nicht nachgegeben. Sie wollten lediglich die Arbeitneh- (Erika Lotz [SPD]: Wir kaschieren nicht! Wir merinnen und Arbeitnehmer mit der veränderten demo- stellen klar, was gemeint ist!) graphischen Entwicklung belasten. Sie haben es uns nicht glauben wollen, dass das nicht geht. Erst im Zuge der An- Dann hätten Sie in Ihren Gesetzentwurf doch gleich hörung im Dezember haben Sie, auf massiven Druck aller hineinschreiben können: Eingeschritten wird dann, wenn Gruppen der Bevölkerung, nicht verwehren können, we- das Rentenniveau unter 67 Prozent sinkt. – Das ist inkon- nigstens ab 2011 eine Anpassung zu wählen, die die Las- sistent. Wie so vieles andere haben Sie auch das wieder ten der Veränderung der Altersstruktur für alle Generatio- nur auf gewerkschaftlichen Druck verändert, damit Sie nen gerecht zu berücksichtigen versucht. Frieden mit einem Teil der Bevölkerung haben. Das aber (Peter Dreßen [SPD]: Das machen wir doch! – ist kein langfristig sinnvolles Vorgehen. Dr. Thea Dückert [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) NEN]: Warum stimmen Sie dagegen? Das müs- sen Sie einmal erklären!) Meine Damen und Herren, die freiwillige private Vor- sorge soll aus unserem Verständnis heraus von den Men- Aber auch diese Anpassung haben Sie so ausgestaltet, schen möglichst vielfältig in Anspruch genommen wer- dass Sie bloß keinen demographischen Faktor einführen. den. (B) Sie haben alle Versuche unternommen, um mit einer hoch (D) manipulationsfähigen Formel, die abhängt von einem ge- Wir werden durch Ihre Reform ein bürokratisches wissen Prozentsatz des Bruttolohns und von vielen ande- Monstrum erleben mit einem zusätzlichen Zertifizie- ren Größen, zum Schluss ein Resultat zu erzielen wierungsgesetz, mit Kriterien, von denen heute noch nie- seinerzeit Norbert Blüm. mand weiß, wie sie erfüllt werden sollen, mit Fondsstruk- turen, über die das „Wall Street Journal“ gestern nur einen (Peter Dreßen [SPD]: Nein, wir haben doch einzigen Satz schreibt: 3 Prozent mehr!) (Dr. Peter Struck [SPD]: Was lesen Sie für Zei- Allerdings sagen Sie den Menschen nicht ehrlich – da- tungen! Donnerwetter!) mit komme ich zu meinem zweiten Punkt –, dass das Ren- tenniveau, das sich im Jahre 2030 ergibt, bezogen auf die „Die Ausgestaltung dieser Fonds geht in die total falsche heutige Lohnsumme 64 Prozent beträgt. Vielmehr gau- Richtung.“ Das ist die Bewertung der internationalen Fi- keln Sie den Menschen vor, 67 oder 68 Prozent zu errei- nanzwelt über das, was Sie hier vorgelegt haben. chen, sagen ihnen aber nicht, dass sich dieser Satz auf ein ganz anderes Lohnniveau bezieht. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sollen (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war sich die Amerikaner doch erst einmal mit ihrer doch immer so!) Sozialversicherung auseinander setzen!) Das ist, so sagen wir, Trickserei, Fälschung und Täu-Ich sage Ihnen: Wenn wir ein solches Projekt von schung. 30-jähriger Geltungsdauer in Angriff nehmen, dann wäre (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Zu- es wirklich sinnvoll, ein Votum in Bezug auf den interna- ruf von der SPD: Eine boshafte Unterstellung!) tionalen Vergleich zu bekommen, bei dem wir mindestens – auf den Sie sich, Herr Bundeskanzler, sonst immer so Angesichts der veränderten Lage hat das natürlich Fol- gern berufen – mit „befriedigend“ abschneiden, und nicht gen. Wir wollen den Menschen in diesem Lande sagen: noch in die total falsche Richtung gehen. Ihr braucht die private Vorsorge als eine zusätzliche Säule. Wenn Sie aber suggerieren, dass im Jahre 2030 ein Ren- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) tenniveau von – statt heute 70 Prozent – vielleicht 68 Pro- Meine Damen und Herren, die eigentlichen Verlierer zent möglich ist, dann werden sich viele Menschen sagen: der Rentenreform sind die Frauen in diesem Lande. Wenn das so ist, brauche ich keine private Vorsorge. Sie täuschen die Menschen damit über die eigentliche He- (Beifall bei der CDU/CSU und der rausforderung hinweg und halten sie davon ab, private F.D.P. – Lachen bei der SPD) 14410 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Angela Merkel (A) Sie haben die schlechteren Erwerbsbiografien. Sie haben – Den Kurs – das kann ich Ihnen ganz ruhig sagen, Frau (C) mit Ihren Vorschlägen zurWitwenrente deutlich ge- Müller –, mit sachgerechten Vorschlägen macht, dass Sie weder über ein Prinzip verfügen, nach (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Davon dem Sie Witwenrenten in Zukunft gestalten wollen, noch haben wir eben nichts gehört!) dass Sie Witwenrenten in gerechter Weise verändern. Ja, Sie werden die Witwenrente sozusagen auf kaltem Wege das zu verbessern, was zu verbessern ist. Sie werden zu- ins Aus stellen: Das ist Ihr Ziel. geben, dass die Kinderkomponente, die private Vorsorge, die steuerliche Förderung und viele andere Dinge ver- (Erika Lotz [SPD]: Das ist völliger Unsinn! Es nünftige Elemente für eine Rentenreform sind. ist ungeheuerlich, was Sie behaupten!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das Wir werden – das möchte ich betonen – den Menschen steht alles darin! Setzen, zustimmen!) in diesem Lande deutlich machen, was dies für die ein- zelnen Fälle bedeutet. Wir haben im Bundesrat nicht die Mehrheit. Wir haben nicht einmal die Möglichkeit, den Vermittlungsausschuss (Peter Dreßen [SPD]: Das werden wir aber aus eigener Kraft anzurufen. auch! – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Mit Plakaten!) (Zuruf von der SPD: Gott sei Dank!) Die Witwenrente für Frauen sinkt – in bestimmten Kon- Sollten die Länder dies in der Frage der privaten Vorsorge stellationen: mit einem oder mehreren Kindern, geschie- mehrheitlich tun, dann wird die Union auch weiterhin ver- den oder nicht geschieden; eventuell sind es Witwen, die suchen, den Aufbau der privaten Vorsorge in eine ver- noch minderjährige Kinder erziehen – zum Teil nicht nur nünftige Richtung zu lenken. um 25 und 30 Prozent, sondern um 40, 50 und 60 Prozent. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Inhaltlich passt doch alles nicht!) haben wir aber nichts dazu gehört!) – Wir können Ihnen das alles an einzelnen Beispielen dar- Wir werden uns weiter unserer Verantwortung stellen. legen. – Deshalb: Sagen Sie den Menschen deutlich, dass Wir werden, wie der Verband der Rentenversicherer, da- Sie die Witwenrente nicht mehr haben wollen. Verunsi- rauf hinweisen, dass sowohl die Grundsicherung als auch chern Sie die Menschen nicht dadurch, dass Sie ihnendie Ausgestaltung der Witwenrente sozial ungerecht und nicht reinen Wein einschenken. Das ist das Schlimmste, systematisch nicht korrekt sind. Wir werden auch an die- was Sie in der Politik machen können, meine Damen und ser Stelle versuchen, Verbesserungen durchzusetzen. Wir (B) Herren. werden über unser Abstimmungsverhalten im Bundesrat (D) genauso verantwortungsvoll, wie wir unser Entschei- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) dungsverhalten hier im Bundestag festgelegt haben, ent- Was die Verbesserung der Anrechnung vonErzie- scheiden. Nach dem, was bis heute vorliegt, werden die hungsleistungen anbelangt, so gibt es da einige Vor-unionsgeführten Landesregierungen im Bundesrat dieser schläge, das ist überhaupt nicht abzustreiten. Aber auch Rentenreform nicht zustimmen können, genauso wenig, hier fehlt Ihnen jeder ordnungspolitisch vernünftige An- wie wir das hier können, weil die Ansprüche, die man an satz. Es gibt nicht einen einzigen Grund, Mütter mit einem sie stellte, als sie in Angriff genommen wurde, in keiner Kind anders zu behandeln als Mütter mit zwei Kindern. Weise erfüllt werden. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie reden Herzlichen Dank. doch die ganze Zeit über die Erziehungsleistun- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – gen! Nun machen wir das und da sind Sie auch Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Alles sehr dagegen! Offensichtlich haben Sie alles falsch merkwürdig! Ein richtiges Durcheinander!) verstanden!) Es gibt auch keinen Grund, darüber zu entscheiden, ob je- Für die mand lieber Teilzeitarbeit oder Vollerwerbstätigkeit leis- Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht die Kollegin ten will. Nach unserem Verständnis hat der Staat nicht da- Kerstin Müller. rüber zu befinden, ob jemand ganz zu Hause bleibt, teilzeit- oder vollerwerbstätig ist. Die Erziehungsleistung der Eltern ist in der Rente vielmehr vernünftig zu berück- Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- sichtigen – das muss die Aufgabe sein –, und zwar syste- NEN): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! matisch ordentlich. Frau Merkel, bevor ich hier zur Sache rede, müssen wir erst noch einmal über Ihre aktuelle Kampagne reden. Ich (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) finde, dass das, was Sie hier dazu gesagt haben, bei wei- Meine Damen und Herren, aus diesen Gründen sage tem nicht ausreicht. ich Ihnen, dass wir unseren Kurs weitergehen werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Kerstin Müller [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE und bei der SPD sowie des Abg. Roland Claus GRÜNEN]: Welchen Kurs?) [PDS]) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14411

Kerstin Müller (Köln) (A) Das reicht nun wirklich nicht aus. Nach dieser Diffamie- transportiert worden sei, habe es seinen Zweck erfüllt.(C) rungskampagne – ich kann es Ihnen nicht ersparen, ob- Das ist doch alles andere als eine Entschuldigung. wohl Ihr Generalsekretär und Sie das Plakat ja zurückge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zogen haben – sind Sie für uns so lange nicht mehr und bei der SPD – Rezzo Schlauch [BÜND- gesprächsfähig, bis Sie sich persönlich beim Bundes- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Vom Wadenbeißer kanzler entschuldigt haben. zum Giftmischer! Der zweite Missgriff!) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Ich sage noch einmal: Jemand, Frau Merkel, der von an- und bei der SPD – Dr. deren noch eine Entschuldigung verlangt, wenn dieser [CDU/CSU]: Pfui! Was reden Sie? Das ist gif- sich schon längst entschuldigt hat, sollte sich nach solch tig!) einer Kampagne hier persönlich beim Bundeskanzler ent- Ich will noch einmal deutlich machen, was für ein Pha- schuldigen. Wir erwarten das von Ihnen, bevor wir den risäertum in diesen Debatten der letzten Wochen zumGesprächsfaden wieder aufnehmen. Ausdruck kommt. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Nehmen Sie und bei der SPD) doch Valium zum Frühstück!) Ich glaube, dass Ihre Kampagnen nur zeigen, dass Sie Bei Ihren Hetzkampagnen gegen undkeine Argumente mehr haben, um unsere Rentenreform Jürgen Trittin spielen Sie sich als Moralapostel und als abzulehnen. Tugendwächter (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Reden (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Sie jetzt zur Rente oder was?) NEN]: Der ganzen Nation!) Sie zeigen vor allem, dass Sie nie wirklich an einem Kon- auf, zugleich kommen Sie in dieser Woche mit einem Pla- sens interessiert waren. Wir wollten im Gegensatz zu Ih- kat, mit dem Sie versuchen, den Bundeskanzler zu krimi- nen von Anfang an wirklich einen Konsens über die Ren- nalisieren und persönlich zu diffamieren. tenreform in dieser Gesellschaft über Parteigrenzen hinweg mit den gesellschaftlichen Kräften und den be- (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Haben troffenen Verbänden erreichen. Wir haben es wirklich ver- Sie gar nicht zugehört?) sucht und wir sind Ihnen in weiten Teilen entgegenge- Frau Merkel, das war an Geschmacklosigkeit nicht mehr kommen. zu überbieten und führt zu einer Verrohung des politi- Auch etwas Weiteres kann ich Ihnen nicht ersparen: Sie (B) schen Stils! haben gefordert, dass kommende Generationen keine(D) (Widerspruch bei der CDU/CSU) höheren Rentenbeiträge zahlen. Das ist eine ziemlich wohlfeile Forderung. Ich möchte noch einmal Ihrem Er- – Ich verstehe gar nicht, dass Sie hier noch meckern; das innerungsvermögen auf die Sprünge helfen: Sie haben verstehe ich wirklich nicht. Die ganze Öffentlichkeit der uns doch schon 1998 einen Rentenversicherungsbeitrag Bundesrepublik Deutschland hat Ihnen gesagt, was sie von 20,3 Prozent hinterlassen. Wenn die Bürger Sie 1998 von diesem Plakat hält. nicht abgewählt hätten, dann läge dieser heute schon bei (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 21 Prozent – Tendenz steigend. und bei der SPD – Rezzo Schlauch [BÜND- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: So ist NIS 90/DIE GRÜNEN]: Der Begriff der Frau das!) Merkel ist Demut!) Wir haben mit den Einnahmen aus der Ökosteuer den Sie diffamieren und kriminalisieren den Bundeskanz- Rentenversicherungsbeitrag gesenkt. ler und den Vizekanzler persönlich mit Ihren Kampagnen, weil Sie offensichtlich kein Land gewinnen, wenn Sie (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das ist doch versuchen, sich inhaltlich mit der Regierungspolitik aus- egal, ob sie Ökosteuer oder Beiträge zahlen!) einander zu setzen. Sie treiben die Gesellschaft zurück in Wir setzen das um, was Sie nur wohlfeil gefordert haben. die Schützengräben der 60er- und 70er-Jahre – (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall bei Abgeordneten des BÜND- und bei der SPD) NISSES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – La- chen bei der CDU/CSU) Sie haben eine zusätzliche private Altersvorsorge ge- fordert; dazu haben Sie hier einiges erörtert. – Ganz ne- Hauptsache, die CDU ist im Gespräch. Das ist das Ein- benbei, bei Norbert Blüm war davon nie die Rede. zige, was Sie im Moment interessiert. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Genau!) (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Trittin und Fischer sind auch im Gespräch! Als Steinewer- Das hat Herr Norbert Blüm in einem Interview heute Mor- gen selbst zugegeben. Wir setzen sie dagegen konsequent fer und Molo-Schmeißer!) um. Wir führen mit dieser Reform durch eine umfassende Frau Merkel, es hilft nicht, dass Sie das Plakat zurück- staatliche Förderung diese Säule der Altersvorsorge in ziehen, Ihr Generalsekretär aber gleichzeitig erklärt, das Deutschland endlich ein, wie sie fast überall in Euro- sei als Provokation gedacht gewesen; und da es ja überall pa existiert. Sie haben dienachgelagerte Besteuerung 14412 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Kerstin Müller (Köln) (A) gefordert. Wir beginnen damit, indem wir die Beiträge für (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Erst wenn (C) die private Vorsorge steuerfrei stellen. Besserungen erfolgt sind! Erst, wenn die Im- mobilien drin sind und entbürokratisiert ist!) Wenn das Bundesverfassungsgericht sein Urteil fällt, werden wir dies in aller Ruhe umsetzen. Das kann ich Ih- Oder wollen Sie den Menschen die staatliche Förderung nen versichern. Das bezieht sich übrigens auf alle Ihre zur Privatvorsorge von insgesamt 19,3 Milliarden DM Versäumnisse, die uns das Gericht in den letzten zwei Jah- vorenthalten? Das ist nicht Ihr Ernst. Wer sollte das ver- ren vor die Füße geworfen hat. Da gibt es noch so einiges. stehen? Frau Merkel, Herr Merz, das wäre wirklich ein Ich erinnere nur an das Urteil zum Kindergeld. Betrug an den Menschen. Auf diesen Rentenwahlkampf, (Beifall bei Abgeordneten der SPD) falls Sie ihn dann noch führen wollen, dürfen wir uns freuen. Wollen Sie den Menschen unsere Maßnahmen zur Sie haben die Einführung einerKinderkomponente Bekämpfung der verschämten Altersarmut wirklich ver- gefordert. Wir berücksichtigen Erziehungsleistungen, und weigern? zwar sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Vorsorge. Sie haben die Vermeidung von Altersarmut ge- Ich bin mir sicher: Sie werden wieder dramatisch fordert. Genau das erreichen wir mit unserer Reform. Mit scheitern und Sie werden mit Ihrer zeitweiligen Ver- der gesetzlichen und der privaten Vorsorge zusammen weigerungshaltung ziemlich einsam dastehen. Wir haben schaffen wir bis 2030 ein Altersvorsorgeniveau vonmittlerweile für diese Reform einen Grad an gesellschaft- 70 Prozent. lichem Konsens erreicht, wie er noch vor wenigen Mona- ten unerreichbar schien. Der VDR wundert sich, dass die Meine Damen und Herren von der Union, FranzUnion nicht zustimmt. Die Arbeitgeber kritisieren zwar Ruland vom VDR hat zu unserem Konzept in der „Süd- einige Details, tragen aber die Reform im Kern mit. Auch deutschen Zeitung“ gesagt: „Ich kann nicht verstehen, die Gewerkschaften sitzen mit im Boot. Sie haben sich in dass die Union jetzt noch gegen das Gesetz stimmender Debatte sehr bewegt. Das will ich hier noch einmal be- will.“ Recht hat er. Wir können das nicht verstehen und tonen: Sie waren im Gegensatz zu Ihnen, meine Damen auch die Öffentlichkeit kann das nicht verstehen. und Herren von der Union, wirklich zu konstruktiver Zu- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sammenarbeit bereit. Deshalb war der Konsens mit den sowie bei Abgeordneten der SPD) Gewerkschaften möglich. Ich bin sehr froh, dass uns das gelungen ist. Ihre Haltung ist nur damit zu erklären, dass Sie von An- fang an keinen Konsens wollten. Als Sie Ihren ehema- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ligen Fraktions- und Parteivorsitzenden Wolfgang sowie bei Abgeordneten der SPD) (B) Schäuble in die Wüste geschickt haben, haben Sie Ihre (D) Bereitschaft zu einem Rentenkonsens mit entsorgt. Ihre Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Frau Kolle- Taktik war Behindern und Verzögern. Sie haben über ein gin Müller, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abge- Jahr lang jeden Fortschritt bei denKonsensgesprächen ordneten Dr. Seifert? behindert.

(Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Was?) Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Unsere Rentenexperten und wir wissen, wovon wir reden, NEN): Ja. weil wir dabei gewesen sind. (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- Dr. Ilja Seifert (PDS): Frau Müller, Sie sagten gerade SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD – Dr. Peter so euphorisch, dass Sie sich über die Einführung der pri- Ramsauer [CDU/CSU]: Sie stellen alles auf den vaten Vorsorge und über den breiten gesellschaftlichen Kopf!) Konsens freuen. Gerade Sie von den Grünen haben doch immer – jedenfalls in den vergangenen Jahren – für die Frau Merkel sagte dies, Herr Stoiber sagte jenes. Herr Bürgerrechte und Menschenrechte von behinderten Men- Merz blieb sich treu: Seine Meinung richtet sich immer schen gekämpft. danach, wer gerade als Kanzlerkandidat im Spiel ist. Wenn den drei Weisen der Union nichts mehr einfällt, Sagen Sie mir bitte jetzt, wieso Sie keinen Faktor ein- dann spielen sie ihr altes Spiel: bis zu den Landtagswah- geführt haben, damit Menschen mit Behinderungen und len schreien und danach im Bundesrat – dort wird es in- chronischen Krankheiten, die keine Privatversicherung teressant – leise dem Gesetz der Koalition zustimmen. Ich abschließen dürfen und deshalb auch keine bekommen, bin mir sehr sicher: Sie werden mit dieser Taktik wie bei wenn sie sie haben wollen, in Ihre so wunderbare, kon- der Steuerreform wieder scheitern. Sie starten im Bun- sensorientierte private Vorsorge einbezogen werden. destag als brüllender Tiger und landen im Bundesrat als (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Weil das Bettvorleger. nicht zum System gehört!) (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Das haben Sie Sie wollen doch, zum Beispiel mit dem Schwerbehinder- aber schön aufgeschrieben!) tengesetz, dafür sorgen, dass 50 000 schwerbehinderte Aber das wird eine harte Landung; denn letztlich werden Menschen in Arbeit kommen. Wenn sie dann aber Arbeit die Länder im Bundesrat zustimmen. Davon bin ich fest haben, können sie keine private Rentenversicherung überzeugt. abschließen. Wie finden Sie denn das? Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14413

(A) Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ganz herzlich für ihren Einsatz danken. Ich glaube, dass (C) NEN): Ich kann Ihnen versichern, dass wir für die Behin- sich dieser Einsatz gelohnt hat. Ich bin davon überzeugt, derten das tun, was wir rechtlich machen können. dass die Menschen im Lande trotz aller Rentenpolemik (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Wo denn? – Zurufe von der CDU das auch so sehen werden. der CDU/CSU: Oh!) Danke schön. – Natürlich machen wir das. Wir haben dafür gesorgt, dass (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN auch für Menschen, die für Behinderte sorgen, in der ge- und bei der SPD) setzlichen Rentenversicherung Ansprüche anerkannt wer- den. Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Für die (Zurufe von der CDU/CSU) Fraktion der F.D.P. spricht nun die Kollegin Dr. Irmgard Wir haben ein Schwerbehindertengesetz vorgelegt, das Schwaetzer. dafür sorgt, Benachteiligungen im Alltag abzubauen. Ich denke, dass wir für die Behinderten all das tun, was man Dr. Irmgard Schwaetzer (F.D.P.): Herr Präsident! rechtlich tun kann. Daran werden wir auch weiter arbei- Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als die Rentenkon- ten. sensgespräche vor ungefähr einem Jahr begannen, war die (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- F.D.P. daran sehr konstruktiv und positiv beteiligt. Natür- SES 90/ DIE GRÜNEN und der SPD) lich begrüßten wir es, dass die Koalition vom Grundsatz her das alte F.D.P.-Modell einer neuen Statik zwischen den drei Säulen der Rentenversicherung aufgenommen Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Frau Kolle- gin Müller, gestatten Sie eine zweite Zwischenfrage des hat: das Zurückfahren der gesetzlichen Rentenversiche- Abgeordneten Dr. Seifert? rung und daneben eine Verbesserung der privaten kapital- gedeckten Altersvorsorge und der betrieblichen Alters- vorsorge. Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Nein, ich möchte jetzt weiter sprechen. (Beifall bei der F.D.P.) (Lachen bei der CDU/CSU – Zurufe von der Das aber, was Sie nach einem Jahr Rentengespräch, CDU/CSU: Ja! Ja! Ja!) zwei Sachverständigenanhörungen, in denen weite Teile Ihres Gesetzes zerrissen worden sind, und einer Fülle von – Ich bitte Sie! Ich habe die Frage schon beantwortet. Änderungsanträgen, die darauf zielen, die Nachbesserung (B) (Birgit Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Nein! der Nachbesserung vorzunehmen, vorlegen, löst das Ver- (D) Nein!) sprechen zu einer langfristigen Reform einfach nicht ein. Die Union, die keine Alternativen vorgelegt hat und in Deswegen wird die F.D.P. nicht zustimmen. dieser Reform fast alles wiederfindet, was sie irgendwann (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten einmal vorgeschlagen hat, hat hier in dieser Renten- der CDU/CSU) debatte gar nichts zu lachen und wird auch im Bundesrat nichts zu lachen haben. Es hat sich ziemlich schnell herausgestellt, dass die Rentenkonsensgespräche scheitern mussten, und zwar (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nicht nur, weil die CDU ihre Position intern noch nicht ge- und bei der SPD) klärt hatte, Die rot-grüne Koalition verabschiedet heute ein Ren- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Immer tenkonzept, das aus unserer Sicht zukunftsfähig ist und noch nicht!) Generationengerechtigkeit schafft. Wir machen damit ei- nen weiteren großen Schritt zur sozialen Modernisierung sondern vor allen Dingen, weil Sie, Herr Bundeskanzler, unserer Gesellschaft. Wir schließen einen neuen Genera- mit Ihrem Wahlkampf um die Neue Mitte zwar Verspre- tionenvertrag: Junge und ältere Menschen werden ihren chen geleistet haben, diese Versprechen aber mit Ihren Beitrag in dieser Rentenreform leisten und so wird diese wichtigen Unterstützertruppen, den Gewerkschaften, Reform wirkliche Generationengerechtigkeit schaffen. nicht geklärt hatten. Wir haben die Chance, das Vertrauen der jungen Men- (Dr. [F.D.P.]: Richtig!) schen in die solidarische gesetzliche Rentenversicherung zurückzugewinnen und darum geht es. Wir Grünen haben Deswegen wurde die Vorstellung, die Herr Riester in wegen der jungen Menschen von Anfang an gefordert, den Konsensgesprächen durchsetzen sollte und wollte, dass die Reform mindestens das Jahr 2030 fest im Blick mit Querschüssen aus den Gewerkschaften angegangen. haben muss. Diesem Anspruch werden wir auch gerecht. Sie konnten Ihre Reform nicht einmal im Ansatz durch- setzen. Herr Riester war ja bereit, weiter zu gehen, ist aber Daran haben viele in der Regierung und den Regie- daran gehindert worden. Deswegen ist das, was hier vor- rungsfraktionen mitgewirkt, deshalb möchte ich zumgelegt wird, Murks. Schluss stellvertretend für alle Beteiligten Ihnen, Herr Minister Riester, und den Rentenexpertinnen und (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten Rentenexperten der Fraktionen von SPD und Grünen der CDU/CSU) 14414 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Irmgard Schwaetzer (A) Ihr Wille, Herr Riester, einen Teil der Altersvorsorge in nommen – über viele Umwege und entsetzliche Diskus- (C) eine private kapitalgedeckte Altersvorsorgezu über- sionen – genau das Gleiche machen, haben Sie eine Ver- führen, ist vom Ansatz her richtig, aber er musste von den unsicherung der Rentner über die Zuverlässigkeit ihrer Gewerkschaften schon deswegen bekämpft werden, weil Alterssicherung ausgelöst, die Sie überhaupt nicht verant- es um Machtfragen ging. Natürlich sitzen die Gewerk- worten können und die wir nun mühsam Schritt für Schritt schaften in den gesetzlich geregelten Sozialversiche-wieder abbauen müssen. rungsträgern, während sie bei den privaten nicht vertreten (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten sind. Deswegen haben sie versucht, Ihre private Alters- der CDU/CSU) vorsorge kaputtzumachen. Sie haben darüber hinaus mit der Zurücknahme der al- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten ten Rentenreform notwendige Problemlösungen hinaus- der CDU/CSU) geschoben. Dieser Umstand macht es der jüngeren Gene- Aus diesem Grund mussten Sie, Herr Riester, auch un- ration noch schwerer. Herr Bundeskanzler, Frau Merkel ter dem Druck der SPD-Fraktion – die Grünen haben sich hat Recht: Mit diesem Rentenwahlkampf haben Sie in der mit ihren etwas liberaleren Positionen überhaupt nicht Tat wider besseres Wissen den Menschen etwas vorge- durchsetzen können – Schritt für Schritt den Geist der Be- macht und heute wollen Sie ihnen wieder etwas vorma- vormundung des Bürgers bei der privaten Altersvorsorge chen, indem Sie ihnen etwas versprechen, was Sie schon in vollem Umfang durchsetzen. Dieser Gesetzentwurf im nächsten Jahr nicht mehr halten können. atmet doch Ihr Misstrauen gegenüber dem mündigen Bür- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – ger. Erika Lotz [SPD]: Wir machen etwas!) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU – Sie streben mit Ihrem Gesetzentwurf eineBeitrags- Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Typisch so- satzstabilität an und wollen nun mit dem Ent- zialistisch! – Gegenruf des Abg. Wilhelm schließungsantrag ein Rentenniveau festschreiben. Das Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das glaubst du geht nicht. Man kann die Dinge nicht an zwei Ecken ab- doch selber nicht!) solut festklopfen, ohne zu wissen, wie sich die Bevölke- Sie glauben doch nicht wirklich daran, dass die Menschen rungszahlen und – vor allem – der Arbeitsmarkt entwickeln. für sich selbst und verantwortungsbewusst entscheiden Das geht nicht. können. Sie meinen, ihnen bis aufs letzte i-Tüpfelchen (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Warum vorschreiben zu müssen, was sie zu denken und wie sie zu haben Sie 1998 das so getan, wenn Sie uns das handeln haben. jetzt vorwerfen?) (B) (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten (D) – Das haben wir 1998 nicht getan, 1998 sind die Stell- der CDU/CSU) schrauben bereits im Gesetz eingebaut gewesen. Herr Ich sage Ihnen: Sie werden damit bei der jungen Generation Riester hat uns in den Rentenkonsensgesprächen verspro- scheitern; denn die junge Generation will ihre Freiheit ha- chen, die entsprechenden Stellschrauben einzubauen; da- ben und für sich selbst Verantwortung tragen. Deshalb ist Ihr ran haben ihn aber die SPD-Fraktion und die Gewerk- Anspruch, mit diesem Gesetzentwurf Generationengerech- schaften gehindert. tigkeit einzulösen, gescheitert. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU) der CDU/CSU) Lassen Sie mich auf die Generationengerechtigkeit Wir brauchen eine wirkliche Generationengerechtig- und die Beitragssatzstabilität zurückkommen. Sie wollen keit. Das Rentenniveau von 67 Prozent, das Sie verspre- im Jahre 2030 einen Beitragssatz von 22 Prozent errei- chen, wird nicht zu halten sein und das wissen Sie ganz chen. Das schöpfen Sie bis zur letzten Stelle hinter dem genau. Komma aus. Damit ist klar: Sie können das nicht errei- (Peter Dreßen [SPD]: Das behaupten Sie!) chen. Wenn Sie ernsthaft mit den Rentenversicherungs- trägern sprechen, werden sie Ihnen wahrscheinlich sagen, Sobald das Bundesverfassungsgericht über die Frage der dass das, was Sie nach allen Seiten versprechen, nicht zu Rentenbesteuerung ein Urteil fällt, werden Sie das Niveau halten sein wird. Vielmehr sind Beitragssätze von 24 Pro- senken müssen. zent wahrscheinlich und das ist zu hoch, das können Sie (Wilhelm Schmidt (Salzgitter) [SPD]: Wie der jungen Generation nicht zumuten. lange sollen wir noch warten?) (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten Deswegen ist Ihr Entschließungsantrag, den Sie heute der CDU/CSU) verabschieden wollen, schon im nächsten Jahr Makulatur. Dies gilt vor allen Dingen dann, wenn Sie ihnen zusätz- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten lich noch den Beitrag zur privaten Altersvorsorge abver- der CDU/CSU) langen und damit bei Beitragssätzen von 28 Prozent lan- den. Sie machen doch den Menschen etwas vor. Deswegen ist in diesem Punkt richtig, was die Ge- Dadurch, dass Sie die Rentenreform der alten Regie- werkschaften sagen. Die Gewerkschaften haben immer rung zurückgenommen haben und heute im Grunde ge- gefragt: Warum bleibt ihr nicht bei der gesetzlichen Ren- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14415

Dr. Irmgard Schwaetzer (A) tenversicherung? Sie splitten die Alterssicherung jetzt auf Sie war der Grund dafür, dass die F.D.P. gesagt hat: Der(C) zwei Versicherungen auf, landen aber bei den Beitrags- Weg, den Sie einschlagen, ist eigentlich richtig und den un- sätzen auf einem Niveau, das auch eingetreten wäre, wenn terstützen wir. – Was haben Sie daraus gemacht? Sie, Frau Sie an dem Zustand, der vor der Reform der alten Regie- Müller, und auch die SPD haben eben so getan, als sei dies rung bestand, nichts geändert hätten. der ganz große Durchbruch. Ich sage Ihnen: Es ist nicht der Durchbruch, weil erstens viele Menschen dieses Instru- (Erika Lotz [SPD]: Wir haben doch ein höhe- ment der Altersvorsorge nicht in Anspruch nehmen wer- res Niveau!) den, da es zu kompliziert ist, und weil zweitens gerade die Mit einem erwarteten Beitrag von 28 Prozent verschieben Bedürftigsten – die Alleinerziehenden und die Arbeitslo- Sie die Probleme nur auf die junge Generation. sen – durch den von Ihnen geforderten Eigenbeitrag über- haupt nicht in der Lage sein werden, dieses Instrument in (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten Anspruch zu nehmen. der CDU/CSU) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie ha- Darüber hinaus streuen Sie den alten Menschen Sand ben das wieder nicht durchgelesen!) in die Augen. Deswegen habe ich Ihnen vorgeschlagen, darauf zu ver- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wem zichten, einen regelmäßigen Eigenbeitrag einzuführen, denn alles noch?) und habe, wie es auch in der Anhörung gesagt worden ist, – Der ganzen Bevölkerung, in der Tat.– stattdessen empfohlen, offen zu lassen, wann der Eigen- beitrag eingezahlt wird. In diesem Falle hätten die Allein- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD] Das hät- erziehenden und die Arbeitslosen dann, wenn sie wieder ten Sie gleich sagen können!) in Arbeit sind, die Möglichkeit, von den Zulagen Ge- Wir haben geeignete Vorschläge gemacht. Wenn Sie bei brauch zu machen und ebenfalls eine ausreichende private der demographischen Komponente der alten Regierung Altersvorsorge aufzubauen. geblieben wären und außerdem die Stellschrauben ge- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten nutzt hätten, die sich innerhalb der Rentenversicherung der CDU/CSU) direkt dazu anbieten, dann wäre es möglich – – Aber Sie waren nicht einmal diskussionsbereit. Sie muss- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Beiträge ten ja dieses Gesetz durchpeitschen. erhöhen? – Erika Lotz [SPD]: Nennen Sie sie doch mal!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Von „Durchpeitschen“ kann wohl nicht die Rede – Wir müssen natürlich auch darüber reden, wie wir die sein!) (B) Beitragszeiten der Versicherten wieder verlängern kön- (D) nen. Ich bin ganz sicher: Gerade da wird die Nachbesserung der Nachbesserung kommen. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehen Sie! Jetzt kommen Sie auf den Punkt! Sehr in- Sie werden ein bürokratisches Monster schaffen. Elf teressant!) Anlagekriterien muss entsprochen sein, bevor überhaupt ein Altersvorsorgeprodukt förderungsfähig ist. Die Rentenversicherung lebt davon, dass die Menschen nicht nur 38 bis 40, sondern 45 Jahre lang Beiträge zah- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wir wol- len. len keine Manipulation! Das ist der Grund!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Ich Keine Lebensversicherung – es gibt heute 80 Millionen glaube, Sie haben nur 48 Minuten nachgedacht, Lebensversicherungen in Deutschland – erfüllt diese Kri- Frau Merkel immerhin 48 Stunden!) terien. Das bedeutet, dass Sie total übers Ziel hinaus- schießen. Frau Lotz, das können Sie auch dadurch machen, dass Sie endlich eine vernünftige Reform der Studienzeiten und (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten eine Verkürzung der Schuldauer hinbekommen. der CDU/CSU) (Beifall bei der F.D.P.) Sie schreiben den Menschen Dinge vor, die Sie überhaupt nicht vorschreiben müssen. Wir müssen weg von den 13 Jahren bis zum Abitur. Da können Sie ansetzen. Das würde der Rentenversicherung (Erika Lotz [SPD]: Wir wollen Sicherheit für ebenfalls gut tun. die Menschen!) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sie wis- Deshalb wünschen wir uns, dass dieser Teil des Ent- sen doch ganz genau, dass das gar nichts ge- wurfs ins Vermittlungsverfahren geht. Wir werden auch bracht hätte!) mithilfe der von der F.D.P. mitregierten Bundesländer versuchen, diesen Weg in den Bundesrat zu gehen, um an- Würden Sie all dies machen, könnten Sie erreichen, dass schließend klar zu machen, dass dort Verbesserungen ein- die Gesamtbelastung 20 Prozent nicht überschreitet. Das geführt werden müssen – übrigens auch Verbesserungen ist nach wie vor das Ziel der F.D.P. beim Immobilienvermögen: Das, was Sie dazu be- schließen werden, ist nun wirklich das Allerletzte. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich noch etwas zu dem sagen, was Sie hier so hoch loben, nämlich der (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten Stärkung der privaten kapitalgedeckten Altersvorsorge. der CDU/CSU) 14416 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Irmgard Schwaetzer (A) 80 Prozent der Menschen in Deutschland sehen das selbst lehnung dieser Reform. Die PDS wird in dieser Frage mit (C) genutzte Wohneigentum als die beste Altersvorsorge einer Stimme sprechen. Wenn Sie ehrlich sind, müssen überhaupt an. Was machen Sie daraus? Nach Ihrer Auf- Sie doch sagen: CDU/CSU, F.D.P. und Koalition haben fassung muss Immobilienvermögen, wenn es förderfähig im Inhalt doch keinen anderen Ansatz. Die CDU/CSU hat sein soll, den elf Kriterien Ihres Kataloges genügen. Das doch nicht wirklich eine Alternative angeboten. Ihnen bedeutet, wer Wohneigentum gefördert bekommen hat, geht es doch nur darum, diese Regierung mit allen Mitteln muss es zu Beginn seiner Rente erst einmal an die Bank zu bekämpfen und nicht etwa in der Sache zu agieren. abgeben, damit der Erlös verrentet wird. (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten (Zuruf von der SPD: Das ist ja dummes Zeug!) der SPD – Widerspruch bei der CDU/CSU) Das ist aber nicht die Altersvorsorge mit Immobilienver- Vielleicht unterliegen Sie auch einem Irrtum: Sie mögen, die sich die Menschen vorstellen. bekämpfen diese Bundesregierung, als wäre es eine linke (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Bundesregierung. Das ist ein schwerer Irrtum, kann ich Ihnen dazu nur sagen. Auch die Anhörung hat ergeben, dass kein Mensch daran glaubt, dass Ihr Verfahren je praktikabel ist. Auch damit (Heiterkeit und Beifall bei der PDS) führen Sie etwas ein, was im Bundesrat und damit im Ver- Dass Ihnen dabei jedes Mittel recht ist, stimmt schon sehr mittlungsausschuss dringend verbessert werden muss. besorglich. Ihre Plakataktion, so befürchte ich, war leider Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Vermitt- nicht nur ein Betriebsunfall im Adenauerhaus; das war lungsausschuss hat wirklich noch wichtige Arbeit zu leis- eine bewusste Inkaufnahme der Beschädigung der parla- ten. Die F.D.P. wird sich die Zustimmung zu diesem Teil, mentarischen Demokratie. zum Aufwand der privaten und betrieblichen Altersvor- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten sorge, nach dem Durchgang durch den Vermitt- der SPD – Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) lungsausschusses vorbehalten. Dazu muss man dann sagen: Ist es auch Meyer, so hat es Das, was Sie mit der gesetzlichen Rentenversicherung doch Methode. Dass man Plakate in der Sache auch mit machen, ist wirklich nicht zu akzeptieren, weil es weder Herz und Humor gestalten kann, hat Ihnen die PDS vor- der jüngeren Generation noch den Frauen gerecht wird. gemacht. Deswegen werden wir Ihren Gesetzentwurf ablehnen. Da Sie jedoch in der Lage sind, die Reform mit Ihrer Kanz- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na ja!) lermehrheit durchzusetzen, müssen wir auf eine neue Das Nein der demokratischen Sozialistinnen und Bundesregierung hinarbeiten, um dann die notwendigen (B) Sozialisten im Deutschen Bundestag ist begründet durch (D) Nachbesserungen vornehmen zu können. folgende Fakten. Wir kritisieren, dass Sie mit dieser Ren- Danke schön. tenreform einen Einstieg in den Ausstieg aus der gesetz- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) lichen Rentenversicherung vornehmen. (Beifall bei der PDS) Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Ich gebe das Nun sagen Sie Ihrerseits: Es ist ja nur ein kleiner Beitrag. Wort dem Kollegen Roland Claus für die Fraktion der Aber gerade diese Türöffnung, dieser Einstieg in den Aus- PDS. stieg, ist ein historischer Fehler. Wer sein Rentenniveau künftig halten will, wird private Vorsorge treffen müssen. Roland Claus (PDS): Herr Präsident! Meine sehr ver- Ich sage Ihnen klipp und klar: Ich nenne das eine Zwangs- ehrten Damen und Herren! Frau Müller hat in der Debatte privatisierung der Rente. gesagt, es gebe für diese Rentenreform eine breite Zu- (Beifall bei der PDS) stimmung in der Gesellschaft. Nach dem, was ich in der letzten Zeit erfahren habe, kann ich Ihnen dazu nur sagen: Wenn wir noch vor kurzem die Rente nach Kassenlage Sie verwechseln einmal mehr den Deutschen Bundestag kritisiert haben, muss man jetzt leider sagen: Wir haben mit dem richtigen Leben; dort sieht es nämlich anders aus. eine Rente nach Börsenlage zu befürchten. Was auch im- mer Sie erreichen wollen, ob 64 Prozent oder 67 Prozent, (Beifall bei der PDS) die Botschaft lautet: Es geht nach unten. Deshalb muss Wir haben es ja in den Wahlkreisen in den letzten Mo- man Sie dafür kritisieren, dass das Soziale bei Ihnen in die naten erlebt: Obwohl die Bundestagsabgeordneten der Nachsorge geraten ist. SPD mit einem Musterreferat aus ihrer Parteizentrale Sie nehmen sich ein gesellschaftliches Projekt vor und ausgestattet waren, tauchten sie bei den Diskussionen re- machen ein Gesetz daraus. Dann stellen Sie auf einmal gelrecht ab. Sie waren nicht mehr in der Lage, diesesfest: Hoppla, es sind ja eine Menge unsozialer Dinge ent- komplizierte, sich ständig ändernde Gesetzeswerk zu er- halten, Ihr sozialdemokratisches Langzeitgedächtnis setzt klären. ein und Sie nehmen Nachbesserungen vor. Aber das ei- (Beifall bei der PDS) gentliche Problem ist, dass das Soziale vom Ansatz her aus den Fugen geraten ist. Die sozialistische Opposition im Bundestag hat im Un- terschied zur CDU/CSU inhaltliche Gründe für die Ab- (Beifall bei der PDS) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14417

Roland Claus (A) Sie versuchen leider, den Abschied vom Sozialstaat vor- im Lande – sind sie die Interessenvertreter der Regierung? (C) zunehmen. Das werden wir nicht hinnehmen. Ich kann Ihnen sagen, wohin das führt, und mache Sie deshalb auf diesen Besorgnis erregenden Zustand auf- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist merksam. doch völliger Unsinn, Herr Claus!) (Beifall bei der PDS) Es ist im Lande doch inzwischen so, dass die Leute nicht mehr nur noch fragen: Was ist denn an derWir kritisieren ebenfalls, dass Sie mit dieser Rentenre- CDU/CSU noch christlich? Die Menschen fragen auch: form keinerlei Anstrengungen zur rechtlichen Gleichstel- Was ist an der SPD noch sozial? So sieht es doch in Wahr- lung von ostdeutschen und westdeutschen Erwerbsbio- heit aus. grafien unternommen haben. Das kann in den neuen Bundesländern nur als Ignoranz nach dem Motto „Einmal (Beifall bei der PDS – Michael Glos [CDU/ Ossi, immer Ossi“ empfunden werden. CSU]: Aber was kommunistisch ist, wissen die Leute!) Diese Reform hat mit dem Wahlprogramm der SPD von 1998 nichts mehr gemeinsam. Sie verlagern soziale Beitragssatzstabilität erreichen Sie nur für die Arbeit- Spannungen in die Zukunft. Die Sozialistinnen und So- geber. Der Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung ist zialisten im Deutschen Bundestag werden sich dem ebenso ein historischer Fehler. Was ist der Dank derentgegenstellen. Wir wollen keine Ellbogengesellschaft, Großindustrie für dieses Geschenk? Zeitgleich mit der wir wollen eine Solidargemeinschaft. Verabschiedung dieser Rentenreform lässt die Großindus- trie die Bundesregierung und das Parlament bei der Ent- Vielen Dank. schädigung der Zwangsarbeiter im Regen stehen. Das (Beifall bei der PDS) können wir nicht hinnehmen.

(Beifall bei der PDS) Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Für die Es ist wahr, dass Frauen die Verliererinnen dieser Ren- Fraktion der SPD spricht die Kollegin Lydia Westrich. tenreform sind, weil sie nun einmal bei der privaten Rente benachteiligt werden. Ihnen wird im Erwerbsleben abver- Lydia Westrich (SPD): Herr Präsident! Werte Kolle- langt, sich so zu verhalten wie Männer. Trotzdem bekom- ginnen und Kollegen! Heute ist ein guter Tag für die Bür- men sie weniger Rente. Dazu kann man nur sagen: Das ist ger unseres Landes. Politik von gestern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der PDS) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Wider- (B) spruch bei der CDU/CSU – (D) Es ist deshalb notwendig, auch künftig Widerstand zu [CDU/CSU]: Nehmen Sie das Gesetz zurück leisten und Alternativen aufzuzeigen. Wir wissen sehr oder was?) wohl, dass wir in dieser Frage nicht allein stehen. Wir ge- hen mit Sozialverbänden und Kirchen in eine Richtung. Wir verabschieden die notwendige Rentenreform und si- Linker Druck auf Ihre Politik war bisher nicht umsonst; chern damit unserem Land die soziale Zukunft. linker Druck ist auch künftig nötig. Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie (Beifall bei der PDS) können jede Zeitung, von „FAZ“ über „Handelsblatt“ und „Süddeutsche Zeitung“ bis zur „Zeit“, aufschlagen: Wenn Wir wollen es nicht hinnehmen, dass auch unter Rot- Sie nicht nur die Überschriften, sondern auch die Artikel Grün in diesem Lande die Reichen reicher und die Armen lesen, werden Sie überall die Aussage finden, dass diese mehr werden. Sie wissen genau: Bei der Umsetzung Ihrer Rentenreform richtungsweisend, mutig und überfällig ist. Reform steht vieles in den Sternen. Sie haben selbst ein Das wissen auch die Bürgerinnen und Bürger unseres großes Unbehagen gespürt und versuchen nun, mit einem Landes sehr genau. Entschließungsantrag dieses Unbehagen zu beschwichti- (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Haben gen. Das ist ein Selbstbetrug nach dem Motto „Alles wird Sie gerade „richtungsweisend“ gesagt?) gut, aber nichts wird besser“. Das wissen Sie doch genau. Die Altersvorsorge, die einen sicheren und sorgen- (Beifall bei Abgeordneten der PDS) freien Lebensabend garantiert, ist ein Wettlauf mit der Ich will an dieser Stelle erwähnen, dass es schon be- Zeit. Wer früh anfängt, sich um seine Alterssicherung zu sorgniserregend ist, wie die Koalition und die Regierung kümmern, hat die Nase vorn. Er kann sparen und gut le- mit den Gewerkschaften umgehen und was sich die Ge- ben. Deshalb tun Sie, Kolleginnen und Kollegen der Op- werkschaften gefallen lassen. Schauen wir uns einmal die position, der jungen Generation kaum einen Gefallen, Entwicklung an: erst der knallharte Protest, dann die An- wenn Sie das Altersvermögensgesetz mit dem Einstieg in sage „volle Rückendeckung für die Rentenreform“ und die private Vorsorge und Stärkung der betrieblichen Al- schließlich die späte Besorgnis. Diese Handlungsweise tersvorsorge verzögern. wird in der Öffentlichkeit als Eiertanz – genau das ist es Sie sagen „durchpeitschen“. Selbst Ihr Parteifreund mit nämlich – aufgenommen. Man muss die Frage anschlie- wirtschaftlichem Sachverstand Lothar Späth schreibt Ih- ßen: Wessen Interessen vertreten die Gewerkschaften ei- nen, Frau Merkel und Herr Merz, ins Stammbuch: Lasst gentlich? Sind sie die Interessenvertreter ihrer Mitglieder das Mäkeln an der Steuerreform, vergesst die Rentenre- oder – diesen Eindruck haben inzwischen viele Menschen form, die Bürger verstehen es nicht mehr, ihr müsst euch 14418 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Lydia Westrich (A) andere Themen suchen. Während Sie noch auf der Orien- gen und auch von Ihnen gerügt worden. Wir machen hier (C) tierungssuche sind – die schreckliche Blüten treibt, wel- aber kein Gesetz zur Förderung der Geschäfte von Ban- che aber nur Ihrem eigenen Ansehen und nicht dem Land ken und Versicherungen. schaden –, machen wir, die rot-grüne Koalition, die Re- formen für die Zukunft unserer Bürger. (Beifall bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ihr bevormundet die Bürger!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir wollen, dass die zusätzliche Sparleistung samt ihrer Rendite denen zugute kommt, die sie erbracht haben: den Wenn wir, die sozialdemokratische und die grüne Frak- Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. tion, den jungen Leuten heute sagen, ihr müsst jetzt damit anfangen, für eure Altersvorsorge zusätzlich etwas zu tun, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten und gleichzeitig sagen, ihr könnt dabei gut leben, so be- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) ruht das auf zwei wichtigen Voraussetzungen, die wir ge- Sie können von uns ein Mindestmaß an Sicherheit ver- schaffen haben. Wir haben die Abgabenlast spürbar ver- langen, wenn sie sich in das für sie unbekannte Unterneh- mindert und wir haben die Steuerlast gesenkt, sodass nach men einer kapitalgedeckten Zusatzvorsorge stürzen sol- vielen Jahren im Geldbeutel netto endlich wieder mehr len. für Konsum und für das Sparen zur Verfügung steht. Das war die erste Voraussetzung: Stärkung der Sparfähigkeit Vertrauen braucht einen massiven gesetzlichen Rah- durch Abbau der Abgabenbelastung. Die zweite Voraus- men. Seriöse Anbieter werden von selbst darauf schauen, setzung: Wir fördern den Aufbau der privaten und der be- dass sie diesen Rahmen auch voll ausfüllen. Die Zertifi- trieblichen Vorsorge, sodass sich auch Kleinverdiener und zierungsbehörde, welche beim Bundesaufsichtsamt für Familien mit vielen Kindern diese private Vorsorge leis- das Versicherungswesen angesiedelt sein wird, ist vor al- ten können. lem für den einfachen verwaltungstechnischen Umgang (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten mit den neuen Anlageverträgen hilfreich, sodass nicht je- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) der Einzelne der hoffentlich viele Millionen umfassenden Verträge von den Finanzämtern geprüft werden muss. Diese enorme Kraftanstrengung – 20 Milliarden DM –, ist das Herzstück des Altersvermögensgesetzes. Es ist in Durch direkte Zuschüsse oder durch Steuerentlas- ein paar Sätzen erklärt. Damit die zukünftigen Rentner, tungen wird die Bundesregierung die Mehrbelastung für also die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerdas Sparen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von heute, im Rentenalter ihren Lebensstandard wahren mindern. können, soll jeder eine zusätzliche private oder betriebli- (B) che Vorsorgeversicherung abschließen können. Arbeit- (Beifall bei der SPD) (D) nehmer sollen dafür ab 2002 zunächst 1 Prozent des vor- Das heißt, dass zum Beispiel Verheiratete mit geringem jährigen Bruttoeinkommens, ab 2004 2 Prozent und ab oder mittlerem Einkommen ab 2002 eine Zulage von 2006 3 Prozent aufwenden. Ab 2008 sollen stetig 4 Pro- 150 DM erhalten, welche bis 2008 auf 600 DM ansteigt. zent in die Zusatzrente fließen. Die Möglichkeiten der An- Ledige erhalten eine Zulage von 75 DM, die auf 300 DM lagen sind vielfältig. Sie reichen von privaten Rentenver- ansteigt. Für jedes Kind gibt es ab nächstem Jahr 90 DM, sicherungen über Fonds und Banksparpläne bis zumansteigend bis auf 360 DM im Jahr 2008. Wohneigentum. Die betriebliche Altersvorsorge bietet außer den vorhandenen Möglichkeiten wie Direktversi- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten cherungen, Pensionskassen und so weiter auch noch den des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Pensionsfonds an. Die Finanzverwaltung wird automatisch prüfen, ob die Die Anlageformen unterliegen zugegebenermaßenZulage oder eine Steuerfreistellung über Sonderaus- strengen Kriterien, wie es Frau Schwätzer schon ausge- gabenabzug günstiger ist. führt hat. Voraussetzung für eine volle Förderung ist, dass der Ei- (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Bürokratisch genbeitrag erbracht wird. Es ist nun einmal eine private ist das! Kein Mensch versteht das! Die Steuer- Rentenversorgung und keine Staatsrente. Die Beiträge gewerkschaft hat es euch bewiesen! – Gegenruf sind damit voll steuerfrei gestellt und werden erst im Al- von der SPD: Das ist doch nicht wahr!) ter bei sowieso niedrigem Einkommen versteuert. Das angesammelte Kapital muss zum Beispiel unpfänd- Sie dürfen es mir wirklich nicht übel nehmen, bar sein. Im Alter muss eine monatliche Auszahlung erfolgen – das ist ja auch der Sinn der ergänzenden Vor- (Zurufe von der CDU/CSU: Nein! – Birgit sorge – und es gibt noch etliches andere an Vorschriften Schnieber-Jastram [CDU/CSU]: Wir nehmen mehr. gar nichts übel! – Friedrich Merz [CDU/CSU]: Lassen Sie sich nicht stören!) (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wir werden im Vermittlungsausschuss noch etwas Vernünf- dass mich dieses Gesetz im Gegensatz zu Ihnen sehr froh tiges daraus machen!) macht. Diese strengen Vorschriften sind zugegebenermaßen (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Als Finanz- von der Wirtschaftspresse, den Banken, den Versicherun- beamtin ist Ihr Lebensunterhalt gesichert!) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14419

Lydia Westrich (A) Ich komme aus einer Region mit niedrigen Löhnen und bestimmen, wie viel für welchen Vertrag gezahlt wird,(C) entsprechend niedrigen Renten. Ich wünsche, dass alle wer welche Kinderförderung erhält usw. Aber wir haben von dieser zusätzlichen Altersvorsorge Gebrauch machen damit den Aufbau einer eigenständigen zusätzlichen Al- können. Mit unserer großzügigen staatlichen Förderung tersversorgung für beide Ehegatten steuerlich gefördert werden wir dieses Ziel erreichen. und vorangebracht. (Beifall bei der SPD) Ich sage Ihnen nochmals: Es ist wirklich ein guter Tag Ich kann zum Beispiel einer allein erziehenden Arbei- für unsere Bürgerinnen und Bürger. Die rot-grüne Koali- terin mit einem Kind bei uns in der Schuhfabrik klarma- tion verabschiedet heute die richtungsweisende Renten- chen, dass sie im Jahr 2008 nur 540 DM – bzw. den ent- reform mit dem Einstieg in die private und betriebliche sprechenden Betrag in Euro – sparen muss, um 1 200 DM Vorsorge, unterstützt durch ein 20-Milliarden-DM-Zula- auf der hohen Kante zu haben. Das bedeutet, dass sie im geprogramm. Sie von der Opposition werden es bereuen, Monat 45 DM selbst sparen muss. Allein durch die Er- nicht daran teilgehabt zu haben. höhung des Kindergeldes wird sie die Sparsumme erbrin- (Dr. Peter Ramsauer [CDU/CSU]: Wie meinen gen können. Sie denn das?) (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ich dachte, Sie werden weiterhin kostbare Zeit mit Ihrer Orientie- das Kindergeld kriegt sie für was anderes!) rungssuche verschwenden, die keinem Bürger in unserem Dabei habe ich die Steuer- und Abgabensenkung noch Lande nutzt. nicht eingerechnet, die ihren Nettolohn für den Konsum Danke schön. zusätzlich erhöhen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Da sie in der Schuhindustrie arbeitet, gehört sie ver- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) mutlich zu denen, die eine betriebliche Altersvorsorge ha- ben. Das haben wir wirklich gut gemacht; ich hätte es fast selbst nicht geglaubt. Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Ich erteile das Wort nunmehr dem Kollegen Karl-Josef Laumann für (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Ist ja nicht die Fraktion der CDU/CSU. zu fassen!) – Frau Schwaetzer, das liegt Ihnen vielleicht nicht am (CDU/CSU) (von der CDU/ Herzen. Karl-Josef Laumann CSU mit Beifall begrüßt): Herr Präsident! Meine sehr ver- (B) (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Doch, sehr! ehrten Damen und Herren! Ich möchte Ihnen heute Mor- (D) Aber mit einer anständigen Förderung!) gen vier Gründe nennen und sie auch erläutern, warum Aber es gibt viele Tausende Arbeitnehmerinnen und Ar- CDU und CSU heute der Rentenreform der Bundesregie- beitnehmer, denen eine betriebliche Altersvorsorge am rung und damit der Rentenreform von Rot-Grün nicht zu- Herzen liegt und für die es ein wichtiges Herzstück dieser stimmen können. Reform ist. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das hat (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten auch schon Frau Merkel nicht geschafft!) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Der erste Grund ist, dass bislang in der Sozialpolitik Wir haben die vorhandenen Systeme der betrieblichen Übereinstimmung darin herrschte, dass wir Vertrauen für Altersvorsorge in das Zulagenmodell hineinbekommen. die Rentenversicherung brauchen. Wenn die Menschen Tausende von Arbeitnehmern und ArbeitnehmerinnenVertrauen in eine Rentenversicherung haben sollen, Herr sind uns dafür dankbar. Wir haben ihrebetriebliche Riester, dann brauchen sie eine verlässliche Rentenfor- Altersvorsorge gestärkt und ein weiteres System, den mel. Pensionfonds, eingeführt. Die Vielfalt an betrieblichen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Altersvorsorgemöglichkeiten befähigt auch kleine und mittlere Firmen, ihre Facharbeitskräfte zu motivieren und Es gibt einen ganz wichtigen Grundsatz der Rentenpo- an sich zu binden. Sie wissen vielleicht nicht, dass das Vor- litik: Rentenformel ist Vertrauensformel. handensein einer betrieblichen Altersvorsorge ein wichti- (Michael Glos [CDU/CSU]: Sehr wahr!) ges Kriterium für die Zufriedenheit der Mitarbeiter in ei- nem Unternehmen ist. Wir haben die Möglichkeiten für Die Menschen müssen wissen, nach welchen Spielre- eine weit reichende Förderung geschaffen. Die Tarifpart- geln sich die Renten in unserem Land entwickeln. Seit ner können sie jetzt ganz konsequent nutzen. 1957 haben wir eine unumstrittene Spielregel gehabt, nämlich die, dass sich Renten entwickeln wie Löhne – bis Dass wir die Alterssicherung der Frauen optimieren 1992 nach dem Bruttolohnprinzip, nach 1992 nach dem konnten, freut mich ganz besonders. Falls die Ehefrau Nettolohnprinzip. Herr Riester hat es, seit er Minister ist, nicht berufstätig und nicht in Kindererziehungs- oder allen Ernstes fertig gebracht, dass wir jedes Jahr eine an- Pflegezeiten ist und einen eigenen Vertrag hat, muss sie, dere Grundlage dafür haben, wie Renten erhöht werden. um die Zulage zu erhalten, ein eigenes Vorsorgekonto an- gelegt bekommen. Die Eheleute können untereinander (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) 14420 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Karl-Josef Laumann (A) Das ist schlicht und ergreifend nichts anderes als Renten- Sie hätten den Rentenkonsens mit CDU und CSU gehabt, (C) betrug. wenn Sie sich zur demographischen Formel bekannt hät- ten. Das wäre die Voraussetzung im sozialversiche- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- rungsrechtlichen Teil gewesen. neten der F.D.P.) (Dr. Uwe Küster [SPD]: Wir machen doch kei- Deswegen müssen Sie mit diesem Vorwurf auch leben. nen Kotau!) Ich weiß natürlich, dass man auf die zentrale Heraus- Meine Damen und Herren, in Ihrem Entschließungs- forderung des Alterssicherungssystems in Deutschland, antrag – Bundestagsdrucksache 14/5164 – lese ich jetzt dass nämlich die Menschen eine längere Lebens-Folgendes: erwartung haben, eine Antwort finden muss. Wenn die Lebenserwartung jedes Jahr um einen Monat steigt, heißt (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Den das für die Rentenversicherung, jeweils immer eine Mo- muss man einmal vorlesen! – Weiterer Zuruf natsrente mehr zu zahlen. Sie wissen genauso gut wie wir von der CDU/CSU: Peinlich, peinlich!) – das ist unter Fachleuten völlig unstrittig und war auch Die Bundesregierung wird aufgefordert, einen Vor- das Ergebnis der Anhörung Mitte Dezember im Aus- schlag zu unterbreiten, mit dem die in § 154 Abs. 3 schuss für Arbeit und Sozialordnung –, dass eine Renten- Nr. 2 SGB VI im Entwurf eines Altersvermögenser- formel, die sich bei der Frage, wie sich Renten erhöhen, gänzungsgesetzes ... vorgesehene Niveausiche- an der Lohnentwicklung und an der Verlängerung der Le- rungsklausel von 64 auf 67 v. H. angehoben wird. benserwartung orientiert – die wir wiederum objektiv an- hand der Sterbetafeln messen können – eine korrekte und (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Das ist von der Politik nicht manipulierbare Antwort auf dieses ja unglaublich!) Problem ist. Dieser Entschließungsantrag ist der Beweis dafür, dass (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Sie noch wenige Stunden vor der Abstimmung über die Rentenreform nicht wussten, wie sich das Rentenniveau Diese Formel, die ich eben beschrieben habe, hat den entwickelt, politischen Begriff der demographischen Formel be- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – kommen. Diese demographische Formel haben Sie, Rot Erika Lotz [SPD]: Das ist doch Unsinn!) und Grün und Herr Riester zusammen mit seiner IG Me- tall, zum zentralen Punkt der Auseinandersetzung desund dass Sie nach wie vor dabei sind, am Rentenniveau letzten Bundestagswahlkampfs über die Sozialpolitik ge- herumzutricksen. macht. (Erika Lotz [SPD]: Das ist doch nicht wahr!) (B) (D) (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Solange Sie die Rentenformel politisch festlegen, kön- neten der F.D.P.) nen Sie diese Formel, wenn Sie wollen, jeden Tag wieder Sie haben damals gesagt, dass das daraus resultierende politisch so verändern, dass Sie mit Ihrem Getrickse über Rentenniveau nicht akzeptabel und unanständig sei, und die Runden kommen. Wie Sie aber jetzt vorgehen wollen haben meinen Freund Norbert Blüm als Henker der Ren- angesichts dessen, dass Sie den Beitrag und das Renten- tenversicherung beleidigt. niveau festschreiben, da bin ich sehr gespannt. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Solche (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Richtig!) Formulierung wäre uns nie eingefallen!) Dieser Entschließungsantrag bedeutet: SPD und Grüne – Das haben Sie getan; das können wir beweisen. – Des- haben sich entschieden, dasRenteneintrittsalter über wegen mussten Sie die demographische Formel nachdas 65. Lebensjahr hinaus zu erhöhen. Das ist nämlich die Ihrem Wahlsieg aus dem Rentenversicherungsgesetz he- einzige Stellschraube, die Sie bislang nicht festgedreht rausnehmen. haben. Das ist die Wahrheit. Sie wollen, dass die Men- schen bis 70 arbeiten. Das ist das Ergebnis dieses Antra- Ihnen ist bis heute nichts Besseres eingefallen und jetzt ges. verlangen Sie von CDU und CSU, einer politisch von Ih- nen festgelegten Rentenformel – 90 Prozent der Eckwerte (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – zu nehmen, was etwa auf das gleiche Ergebnis heraus- Erika Lotz [SPD]: Unterstellung! Ihr wolltet kommt, was aber politisch festgelegt ist und keinen Bezug das! Merz hat das formuliert! – Weitere Zurufe zu einer nicht politisch manipulierbaren Größe hat – zu- von der SPD) zustimmen und unsere demographische Formel, die un- Dass Sie dabei nicht den Vorschlag der Union aufge- angreifbar ist, die politisch nicht manipulierbar ist, die für nommen haben, dass Menschen, die 45 Jahre lang in die die Menschen verlässlich ist, zu verleugnen und gegen die Rentenversicherung eingezahlt haben, anders behandelt demographische Formel zu stimmen. werden, wenn sie 63 Jahre alt sind, als diejenigen, die sich erst im Alter von 30 Jahren bequemen, in die Rentenver- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) sicherung einzuzahlen, das entlarvt Ihr Denken, was das Deswegen hat nicht, Herr Riester, die CDU/CSU denHeraufsetzen der Lebensarbeitszeit angeht. Rentenkonsens in diesem Land kaputtgemacht; (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Natür- Peter Dreßen [SPD]: Warum haben Sie das lich!) nicht gemacht?) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14421

Karl-Josef Laumann (A) Meine Damen und Herren, es gibt weitere Gründe,Das sage ich Ihnen: Wir werden uns jetzt mit dem Volk bei (C) warum wir die Rentenreform ablehnen. Was Sie im sozi- Podiumsdiskussionen – mit Ihnen oder ohne Sie, wo wir alversicherungsrechtlichen Teil mit der Witwenrente, wie allein eingeladen sind – über diese Punkte und Ihre sozial- wir sie im Volksmund nennen, bzw. mit Hinter- der politische Kompetenz unterhalten. bliebenenrente, wie wir Fachleute sagen, machen, das ist (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – ein starkes Stück. Ich bitte alle diejenigen in der SPD, de- Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Sehr ren Mutter noch lebt – vielleicht können sich die das vor- gerne!) stellen –, darüber nachzudenken, was Sie den Müttern in diesem Land antun: Aber was ich mir überhaupt nie habe vorstellen kön- nen, lieber Herr Riester, ist, dass ein Mann, der sein Le- (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Un- ben lang in der Gewerkschaftsbewegung zugebracht hat, glaublich!) der immer den Gedanken der Solidarität gepredigt hat, Sie haben Folgendes gemacht: Wenn eine Frau in ihrem Schmiere dabei steht, wie in diesem Land von Rot und Haus eine Einliegerwohnung vermietet und dafürGrün die Hinterbliebenenversorgung und die Witwen- 600 DM Miete bekommt, wird ihr die nach dem Tode ih- rente quasi abgeschafft werden. Das habe ich mir wirklich res Mannes zustehende Hinterbliebenenversorgung um nicht vorstellen können. 240 DM gekürzt. Finden Sie das anständig? (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Dann wenden wir uns dem nächsten Punkt zu und da- Widerspruch bei der SPD) mit komme ich nach Rentenformel und Hinterbliebenen- Das wird dann im Gesetzentwurf „Anrechnung aller Ein- versorgung zu einem weiteren Grund, warum wir Nein kunftsarten auf die Feststellung des Freibetrages“ ge-zur Rentenreform sagen. Ihre Idee der privaten Alterssi- nannt. Das ist eine schöne Formulierung, sie bedeutet aber cherung und unsere Beteiligung an der Weiterentwick- im Ergebnis das, was ich soeben dargestellt habe. lung Ihrer Idee mit der Kinderkomponente bilden eine vernünftige Grundlage, das Solidarsystem durch private (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: So ist es! Vorsorge zu ergänzen. Und es ist auch richtig, dass wir Die sind frauenfeindlich!) denjenigen, denen das Sparen schwer fällt, Leuten mit Wenn Sie diejenigen, die neben der Rente Vorsorge ge- kleinen Einkommen und den Familien mit Kindern, hier- troffen haben, jetzt so an die Kandare nehmen – wie wir bei als Staat richtig helfen. Da sind natürlich die in der in Westfalen sagen – dann diskreditieren Sie damit in ei- Endstufe 18, 19 Milliarden Mark Steuerförderung, die im nem unerträglichen Maße den Gedanken der Eigenvor- Übrigen nicht der Bund allein, sondern die Länder und (B) sorge, bevor wir sie überhaupt eingeführt haben, und da- Gemeinden mit dem Bund gemeinsam aufbringen, schon (D) mit die Substanz der Rentenversicherungsreform, die Sie eine Antwort. uns heute vorschlagen. Aber wie Sie diese gute Idee jetzt vermurkst haben, das (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) begreife ich einfach nicht. Da steht einem der Verstand still! Sie wagen es darüber hinaus allen Ernstes, die Hinterbliebenenversorgung für die jetzt unter 40-jährigen (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU und Menschen quasi abzuschaffen. Wenn Sie den Freibetrag der F.D.P. – Wilhelm Schmidt [Salzgitter] für diese Gruppe einfrieren – wenn diese in 25 Jahren in [SPD]: Das merken wir schon die ganze Zeit! Rente gehen, dann ist der heutige Freibetrag in Höhe von Den Eindruck haben wir schon lange!) 1 280 DM nur noch 600 DM wert – und wenn dann alle Ich will Ihnen nur einmal – Herr Riester, Sie lachen so – anderen Einkunftsarten, die im Rahmen der privaten Vor- einige Beispiele nennen. Nehmen wir an, jemand fängt sorge anfallen, angerechnet werden, dann bedeutet das, mit 20 an, Beiträge für die private Vorsorge zu zahlen und was Sie vorschlagen, dass es in Deutschland in 20 Jahren stirbt mit 55 Jahren, dann hat er zum Beispiel durch ei- für die heute unter 40-Jährigen keine Witwenrente mehr gene Beiträge – ich greife jetzt einmal einfach Zahlen gibt. heraus – 50 000 oder 60 000 Mark eingezahlt. Er hat (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: So ist es! Das durch Kinderkomponente oder nachgelagerte Besteue- werden wir ändern! – Wilhelm Schmidt [Salz- rung 20 000 Mark an Staatsförderung bekommen. Wenn gitter] [SPD]: Das ist aber wirklich Unsinn! er dieses Geld jetzt seiner Witwe vererbt, muss die Witwe Blanke Demagogie!) die Staatsförderung zurückzahlen. Das findet zu einem Zeitpunkt statt, zu dem wir wissen, (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das dass diejenigen, die mehrere Kinder haben – wobei die stimmt nicht! – Peter Dreßen [SPD]: Das ist un- Mutter in der Regel nicht berufstätig ist; dies sind in zu- wahr!) nehmendem Maße auch die Väter nicht mehr, wenn sie Also das, was er selber einbezahlt hat, und die Erträge da- sich um die Erziehung kümmern –, auch in der nächsten raus kriegt die Witwe ausbezahlt, Kinderkomponente, Ge- Generation auf eine Hinterbliebenenversorgung angewie- ringverdienerzulage gehen zurück an Herrn Eichel. sen sind. (Lachen bei der CDU/CSU – Wilhelm Schmidt (Erika Lotz [SPD]: Wir stärken die Eigenvor- [Salzgitter] [SPD]: Das ist nicht wahr! Das sorge!) stimmt nicht!) 14422 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Karl-Josef Laumann (A) Stellen Sie sich das mal vor! Es steht doch in Ihrem Ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (C) setz drin, dass diese Förderung zurückgezahlt werden Peter Dreßen [SPD]: Ich hätte nie gedacht, dass muss. Meine Damen und Herren, da feiert der Wahnsinn Sie eine so blödsinnige Rede halten können!) Triumphe in der Bundesregierung! – Ja, das tut weh; das ist schon klar. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Peter Dreßen [SPD]: Das ist die Unwahrheit!) Peter Dreßen [SPD]: Das ist doch Unsinn! Bleib doch bei der Wahrheit!) Lassen Sie mich zu meinem nächsten Punkt kommen, der Grundsicherung. Darüber sollten wir einmal sehr Ich will Ihnen einen weiteren Punkt nennen. Sie haben überhaupt keine Lösung gefunden, wie die heute mittlere ernsthaft miteinander reden, Generation, etwa meine Generation, in die private Vor- (Erika Lotz [SPD]: Das andere war nicht ernst, sorge einsteigen soll. In meiner Generation haben viele oder wie? Das war nur Spaß?) neben der gesetzlichen Rentenversicherung auch Lebens- versicherungen abgeschlossen. Wir haben in der Regel, denn dabei geht es um die Frage der Bekämpfung der ver- als wir 20 bis 25 Jahre waren, eine Lebensversicherung schämten Altersarmut, aber auch um die unserem System auf Kapitalauszahlungsbasis mit dem 65. Lebensjahr ab- innewohnende, beitragsbezogene Leistungsgerechtigkeit. geschlossen, weil das damals so üblich war. Für meine Partei sage ich, dass wir jeder alten Frau und jedem alten Mann natürlich gönnen, dass eine zu niedrige Ich kann diesen Vertrag den riesterschen KriterienRente aufgestockt wird. Deswegen ist der Anspruch auf kaum anpassen, also muss ich ihn beitragsfrei stellen.Sozialhilfe in Deutschland keine Fürsorgeleistung; viel- Aber kein 43-Jähriger wie ich bekommt heute noch die mehr haben die Menschen darauf einen Rechtsanspruch. Konditionen, die er damals mit 22 erhielt. Wissen Sie, all Das wurde von christlich-demokratischen Sozialminis- die Versicherungsvertreter wetzen schon die Messer und tern so durchgesetzt. lechzen danach, dass sie jetzt Neuabschlüsse machen kön- nen mit neuen Abschlussprämien, und sie werden den Sie müssen zu folgendem Beispiel eine Frage beant- Leuten die alten Verträge beitragsfrei stellen. Das ist wirk- worten. Wenn eine Frau als Verkäuferin 2 500 DM ver- lich ein Konjunkturprogramm für Versicherungsvertreter, dient und etwa 40 Jahre lang in die Rentenversicherung aber nicht für Menschen, die die Mark umdrehen müssen, einzahlt – das bedeutet, dass sie und ihr Arbeitgeber je um überhaupt private Vorsorge schaffen zu können. etwa 140 000 DM eingezahlt haben –, dann hat sie einen Rentenanspruch erworben, der – wenn Sie Grundsiche- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) rung und Mietkosten zusammennehmen – genau auf der Hier hätten Sie doch zumindest eine Übergangsregelung Höhe der Grundsicherung liegt, nämlich bei 1 200 DM bis 1 300 DM. (B) schaffen müssen! (D) Dann will ich Ihnen einen weiteren Punkt nennen, wo ( [F.D.P.]: Dann sollte sie vielleicht der Wahnsinn Triumphe feiert. Sie wissen genauso gut besser gar nicht arbeiten!) wie ich, dass etwa 80 Prozent der Menschen in Deutsch- Wie wollen Sie der Verkäuferin zukünftig überhaupt noch land sagen: Die eigenen vier Wände sind eine vernünftige erklären, dass sie Beiträge zahlen soll? Alterssicherung. – Recht haben die Leute! Ich füge hinzu: Es ist die einzige Form der Alterssicherung, wovon du (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war schon in jungen Jahren etwas hast. Denn wenn ich in mei- doch bisher immer so! Solidaritätsprinzip! Das nem eigenen Haus wohne, ist das, glaube ich, ein Stück ist doch nichts Neues!) Lebensqualität. Das soll man den Leuten ja auch gönnen. – Neu ist, dass die vermögenden Kinder vom Rückgriff Wir als Christdemokraten haben das im Übrigen immer verschont bleiben. Damit zementieren Sie einen Aus- breiten Gruppen von Menschen gegönnt – im Gegensatz spruch, den es im Volk schon immer gegeben hat: Eine zu den Sozialisten, die ja nie Eigentum in Arbeitnehmer- Mutter kann neun Kinder ernähren, aber neun Kinder hand haben wollten. Das ist neu bei Ihnen. nicht eine Mutter. Damit geben Sie den letzten Solida- (Beifall bei der CDU/CSU) ritätsgedanken in engen Verwandtschaftsverhältnissen auf. Darüber denke ich anders als Sie; Aber wissen Sie, was ich machen muss, wenn ich in den Genuss der riesterschen Förderung für dasprivate (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist Eigentum kommen will? Dann muss ich mit 65 Jahren blanke Demagogie, was Sie da machen! Das mein Haus der Bank überschreiben, damit die mir eine wissen Sie ganz genau!) Rente zahlt. ich hätte diesen Gedanken nicht aufgegeben, obwohl ich (Dirk Niebel [F.D.P.]: Und wenn die das gar die Problematik der verschämten Altersarmut sehe. nicht will?) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Wie hät- Das bringen Sie einmal in die Köpfe eines Häuslebauers. ten Sie sie gelöst?) Er soll sein Haus der Bank übertragen! Vor allen Dingen diskreditieren Sie – denken Sie an das (Erika Lotz [SPD]: Das ist so bescheuert! Dazu Beispiel mit der Verkäuferin, das ich genannt habe – den kann man überhaupt nichts mehr sagen!) Gedanken der Vorsorge in Deutschland. Wissen Sie: Wer so denkt, der denkt krumm und dem traut (Dr. Uwe Küster [SPD]: Was haben Sie denn man allerhand zu. bisher dazu unternommen?) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14423

Karl-Josef Laumann (A) Auch über diese Fragen werden wir in den nächsten Wo- gleichzeitig von einer Formel des Vertrauens in die Rente (C) chen miteinander reden. verabschiedet. Zum Schluss noch eine Anmerkung zu der Rentende- (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Jeden batte der letzten zwei Tage, die ja im Zusammenhang mit Tag fummeln!) einem Plakat steht. Ihre Rentenpolitik ist unsolide. Sie tricksen sich durch. (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Na, viel- Das werden wir Ihnen nicht durchgehen lassen. Ich freue leicht entschuldigen Sie sich wenigstens!) mich auf die Debatten über diese Rentenpolitik mit den Ich persönlich bin der Meinung, dass man die Rentenpro- Menschen in diesem Land, wenn die Rentenreform jetzt blematik mit einem solchen Plakat nicht transportieren aus dem Bundestag heraus ist. kann. Das hat meine Frau Vorsitzende heute auch ganz Schönen Dank. deutlich gesagt; damit sollten wir es auch einmal gut sein lassen. (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU – Beifall bei der F.D.P.) (Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das war gar nicht deutlich! – Rezzo Schlauch [BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Gar nichts Deutliches! Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Für die Bis in die Knochen verklemmt war das!) Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht jetzt die Kolle- gin Katrin Göring-Eckardt. Dass Sie sich über dieses Plakat so aufregen und nicht mehr über die Inhalte der Rentenreform reden wollen, Katrin Göring-Eckardt (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- (Lachen und Widerspruch bei der SPD) NEN) (vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie von Ab- das liegt daran, dass Sie die Argumente, die ich genannt geordneten der SPD mit Beifall begrüßt): Herr Präsident! habe, nicht widerlegen können. Das ist der wahre Grund, Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Herr Laumann, warum Sie diese aufgeregte Diskussion führen. Sie haben uns aufgefordert, es gut sein zu lassen mit dem (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – Plakat und zur Sachdiskussion zurückzukehren. Dazu Dr. Uwe Küster [SPD]: Wo ist Ihre Distanzie- muss ich Ihnen zwei Sachen sagen: rung? – Erika Lotz [SPD]: Er macht die Situa- (Michael Glos [CDU/CSU]: Halten Sie einmal tion nur noch schlimmer!) eine richtige Rede! Wir waren jetzt verwöhnt!) Wer im Glashaus sitzt und selber für solche Plakate wie (B) Erstens. Die von Ihnen vorgebrachten fünf Gründe haben (D) diese, die ich Ihnen hier zeige, verantwortlich ist, die mei- wir in den vielen Diskussionen, die wir mit Ihnen geführt nes Wissens nach noch bis vor kurzer Zeit am schwarzen haben, längst widerlegt und werden wir weiter widerle- Brett im SPD-Abgeordnetenhaus gehangen haben, gen. (Zuruf von der CDU: Scheinheilig ist das!) (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Fangen Sie der macht deutlich, dass er diese Diskussion nur führt, an!) weil er Angst vor der Sachdiskussion über die Punkte, die Zweitens. Ich sage für meine Fraktion ganz klar: Solange ich genannt habe, hat. sich Ihre Parteivorsitzende hier nicht entschuldigt, (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- (Werner Siemann [CDU/CSU]: Kommen Sie neten der F.D.P.) doch einmal zur Sache!) Zum Schluss der letzte Beweis dafür, dass Sie bis zu solange sie nicht in der Lage ist, Laurenz Meyer für sei- dieser Stunde tricksen. Warum ist der Antrag, in dem Sie nen Missgriff mit dieser Aktion zu entlassen, solange Sie das Rentenniveau festschreiben wollen, ein Entschlie- ßungsantrag, in dem Sie die Bundesregierung auffordern, selbst nicht in der Lage sind, zur Sachpolitik zurückzu- eine Gesetzesnovelle vorzulegen? In den letzten zwei Wo- kehren, statt Unverschämtheiten von sich zu geben, wer- chen waren alle Anträge zur Rentenreform von den Bun- den wir Sie damit nicht in Ruhe lassen – bis Sie das aus- destagsfraktionen der SPD und der Grünen – geräumt haben! (Dr. Heidi Knake-Werner [PDS]: Und der (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN PDS!) und bei der SPD) die waren nun wirklich zahlreich – Änderungsanträge. Wenn wir heute hier über die Rentenreform debat- Warum bringen Sie nicht auch Ihr heutiges Begehren als tieren, so tun wir das ja nicht losgelöst von der übrigen einen normalen Änderungsantrag zu diesem Gesetzent- Politik dieser Regierung.Generationengerechtigkeit, wurf in den Bundestag ein und verabschieden es? Nachhaltigkeit – das hat sich auch in anderen Reform- werken der Steuer- oder Haushaltspolitik als ein zentrales (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der Anliegen, das notwendig ist, durchgesetzt, nicht nur in PDS) dieser Regierung, sondern in dieser Republik. Für uns Das zeigt: Mit Ihrer Entscheidung, Ihre Rentenpolitik Grüne heißt das, Verantwortung für die Zukunft zu über- nicht mehr in eine Rentenformel zu fassen, haben Sie sich nehmen. Diese Einsicht atmet dieser Gesetzentwurf. 14424 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Katrin Göring-Eckardt (A) Wir müssen noch einmal die Frage beantworten: Was gen von Herrn Blüm gehört habe und weil ich glaube, dass (C) ist denn soziale Gerechtigkeit? Früher hieß das Gleich- die Tatsache, dass wir einen gesellschaftlichen Konsens heit – Wohlstand für alle. Aber wenn wir die Nachhaltig- erreicht haben, es wert gewesen ist, Kompromisse einzu- keit einbeziehen, dann ist das mehr. Dann kann das auch gehen, Vertrauen zurückzugewinnen, Vertrauen von Jung Ungleichheit bedeuten. und Alt. (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Reden Sie Das Problem der Union mit dem Einsetzen des demo- doch einmal zum Gesetzentwurf! Aber Sie ha- graphischen Faktors ist, jedenfalls aus unserer Sicht, ben ja an den Beratungen nie teilgenommen!) nicht gewesen, dass er von seiner Anlage her grundfalsch war. Nein, das Problem ist gewesen, dass Sie darüber Denn Fairness zwischen Jung und Alt heißt: Jeder muss keine gesellschaftliche Debatte geführt haben. seinen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit des Landes leis- (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das stimmt ten. Dieser kann durchaus unterschiedlich sein, weil sich doch gar nicht! Das ist vom Bundeskanzler dif- die individuellen Möglichkeiten – beispielsweise was die famiert worden!) private Zusatzvorsorge angeht – unterscheiden. Wir müs- sen, einerseits mit der vom Staat gewährten Freiheit und Sie haben die Leute auf der einen Seite in Sicherheit ge- andererseits mit der notwendigen Sicherheit durch den wogen und haben auf der anderen Seite mit dem demo- Staat, umsetzen, was für die Bürgerinnen und Bürger die- graphischen Faktor deutlich gemacht, dass Sie Renten kürzen wollen. Sie haben nicht ehrlich gesagt: Dann ses Landes wichtig ist. Genau das tun wir, indem wir mit braucht man eine zusätzliche private Vorsorge. Sie haben der privaten Altersvorsorge eine zusätzliche Säule ein- das in der Gesellschaft nicht diskutiert und das ist Ihr Feh- führen. ler gewesen. Deswegen hat dieser Wahlkampf so funktio- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN niert, wie er funktioniert hat. Daher sollten Sie sich heute sowie bei Abgeordneten der SPD) nicht mehr weiter aufregen. Natürlich hätten sich Bündnis 90/Die Grünen – das ist (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) ja oft genug debattiert worden – durchaus mehr vorstellen können als das, was jetzt in diesem Gesetzentwurf steht: Wenn man davon redet, es sei gut, solche Kompro- ein Mehr an Zukunftsfähigkeit, zum Beispiel durch noch misse zu schließen, dann sollte man auch sagen, dass es geringere Beiträge, damit den Leuten noch mehr im Porte- gut ist, dass eine gesellschaftliche Debatte nur offen ge- monnaie verbleibt, vielleicht auch ein noch geringeres führt werden kann. Offenheit heißt nicht, in ein Bera- Rentenniveau, um die Notwendigkeit einer privaten Zu- tungsverfahren zum Gesetzentwurf zu gehen, darüber nur satzvorsorge deutlicher zu unterstreichen, vielleicht sogar scheinbar zu diskutieren und am Schluss mit dem glei- chen Ergebnis wieder hinauszugehen. (B) eine verpflichtende Vorsorge oder die Einbeziehung der (D) Beamten. Was Sie als Nachbessern bezeichnen, das nenne ich eine offene Diskussion. Aber warum stehen wir dennoch voll und ganz hinter dieser Reform? (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Wenn Sie man mit uns diskutiert hätten!) (Zuruf von der F.D.P.: Das fragen wir uns auch!) Ich finde gut, dass es Leute gibt, die für Kompromiss- fähigkeit und für einen gesellschaftlichen Konsens ste- Weil sie die Ziele, die für uns zentral sind, umsetzt: näm- hen. Zu ihnen gehört der Bundeskanzler, der es geschafft lich eine lange Sicht – 30 Jahre! –, nämlich festgeschrie- hat, in einem sehr schwierigen Prozess mit den Gewerk- bene Beiträge, nämlich eine Grundsicherung, die Alters- schaften dafür zu sorgen, dass ein solcher Konsens ent- armut verhindert, nämlich die neue Säule der privaten standen ist. Zu ihnen gehört der Bundesarbeitsminister. Vorsorge, nämlich die Einbeziehung einer besseren För- Zu ihnen gehört – das will ich an dieser Stelle sagen, weil derung von Familien, sie heute hier nicht reden kann – auch , die diese Verhandlungen für die SPD-Fraktion vorangetrie- (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Jetzt wollen ben hat. Sie auch noch das Niveau vorschreiben! Sie (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN können nur eines: entweder Beitragssatz oder und bei der SPD) Niveau!) Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, dann glaube ich, übrigens auch die Einbeziehung von Regelungen, die der dass wir mit dieser Reform an einer Stelle, die man als realen Erwerbsbiografie der Frauen entgegenkommen. kleines Detail bezeichnen kann, etwas getan haben, was Und da müssen wir in der Tat von der überkommenen für die Zukunftsfähigkeit außerordentlich wichtig ist. Wir Witwenrente wegkommen. Das heißt nicht, dass wir die haben bei der Berichtspflicht der Unternehmen im Rah- Witwenrenten kürzen. Vielmehr reagieren wir mit diesem men der privaten Vorsorge festgeschrieben, dass von den Gesetzentwurf auf die normalen Lebens- und Erwerbs- Unternehmen über ökologische, soziale und ethische Pro- biografien der Frauen von heute. Das ist dringend not- jekte berichtet werden muss. Wenn wir nämlich mit zu- wendig gewesen. sätzlicher privater Vorsorge sehr viel Geld in Bewegung (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN bringen, dann sollen die Menschen wissen: Ja, dieses sowie bei Abgeordneten der SPD) Geld wird für sinnvolle Projekte eingesetzt. Ich glaube, hierdurch werden sehr viele Projekte weitergeführt wer- Aber warum stehen wir hinter dieser Reform? – Weil den. Hier werden neue Projekte für regenerative Energien, Rentenfragen Vertrauenssache sind – wie ich heute Mor- für andere Zukunftsprojekte, für ethische und soziale Fra- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14425

Katrin Göring-Eckardt (A) gen entstehen. Ich bin sehr froh darüber, dass wir diese Dr. Hermann Otto Solms (F.D.P.): Herr Präsident! (C) Berichtspflicht verbindlich festgeschrieben haben. Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es handelt sich (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heute um eine der grundlegendsten gesellschaftspoliti- sowie bei Abgeordneten der SPD) schen Entscheidungen für die nächsten Jahrzehnte. Es geht um den Gesellschaftsvertrag überhaupt. Es ist ein- Nun weiß ich, dass die Union im Moment andere Pro- fach peinlich festzustellen, mit welcher Rücksichtslosig- bleme hat, als sich mit dem zu beschäftigen, was die Leute keit sich die Mehrheit in diesem Hause über die sach- eigentlich bewegt. politischen Bedenken hinwegsetzt. (Dirk Niebel [F.D.P.]: Ich glaube, die Grünen auch! – Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Die (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Union hat mehr zur Sache geredet als Sie!) sowie bei Abgeordneten der PDS) Führungsprobleme gehen dem vor, was die Leute draußen Wer die Sachverständigenanhörung miterlebt hat, hat bewegt, die sich auf Politik verlassen können wollen. Bei doch gesehen, dass von allen Seiten gute, konstruktive Ihnen kann man sich ja nicht mal sicher sein, dass Sie wis- Verbesserungsvorschläge vorgetragen worden sind. sen, welche Plakate Sie eigentlich drucken wollen. (Peter Dreßen [SPD]: Die haben wir doch Wenn Sie sich heute hier hinstellen und sagen, um den übernommen!) demographischen Faktor sei es gegangen, dann würde ich gern einmal Ihren Änderungsantrag im Ausschuss in Er- Nichts von dem, was entscheidende Auswirkungen hätte, innerung rufen. Dieser Änderungsantrag hat nämlich im ist übernommen worden. Wesentlichen aus einem Satz bestanden. Dieser eine Satz (Zuruf von der SPD: Das stimmt doch nicht!) wurde auf drei Seiten begründet, deren Inhalt war, man lehne diese Reform ab. Sie haben keine inhaltlich sub- Sie haben alle Argumente in den Wind geschlagen. stanziellen Änderungen vorgetragen. (Erika Lotz [SPD]: Der Vorschlag vom VDR (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Man wusste wurde übernommen!) am nächsten Morgen nicht mehr, ob der eigene Änderungsantrag noch passte, weil Sie ständig Sie dürfen sich nicht wundern, dass nun auch die nachgebessert haben!) F.D.P., die sich konstruktiv an den Gesprächen beteiligt hat, diesem Gesetzentwurf nicht zustimmen kann. Er ver- Sie haben in dem ganzen Prozess nicht mit inhaltlichen letzt nämlich die zentralen Ziele, die Sie sich selbst ge- Änderungen agiert, sondern Sie haben Forderungen ge- setzt haben. Das Wichtigste dabei ist das Ziel derGene- stellt, und wenn diese Forderungen erfüllt gewesen sind, rationengerechtigkeit. Davon ist nichts übrig geblieben. dann haben Sie gesagt: April, April! Wir haben es doch (B) nicht so gemeint! (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten (D) der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster [SPD]: Genau (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Man wusste überhaupt nicht, wozu man Änderungsanträge das haben wir jetzt gemacht!) hätte stellen können! Morgens um 8 Uhr sind ei- Es ist so, dass die arbeitenden Menschen und die nach- nem Ihre Änderungsanträge zugestellt wor- wachsenden Generationen die Zeche zu bezahlen haben. den!) Deren Interessen werden fundamental übergangen. Das ist das Drama einer Opposition ohne Gestaltungswil- (Beifall bei der F.D.P.) len. Das ergibt sich aus einer ganz einfachen Rechnung. Die (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN heutigen Rentner haben im Allgemeinen für die gesetzli- und bei der SPD) che Rentenversicherung Beiträge in Höhe von 14 Prozent Frau Schwaetzer, das gilt übrigens auch und insbesondere zahlen müssen, ihr Rentenniveau liegt bei rund 70 Pro- für die F.D.P. Ich denke, Sie sollten sich noch einmal ei- zent. Ihre Renteneinkünfte sind weitgehend steuer- und nen Ruck geben. Sie sollten noch einmal überlegen, was abgabenfrei. Sie sind sehr gut gestellt. Die heutigen Ar- die Menschen wirklich interessiert. Sie sollten dieser Re- beitnehmer und die künftigen Generationen müssen form zustimmen. Sie ist gut für die Jungen, sie ist fair ge- Beiträge zahlen, die doppelt so hoch liegen. Diese werden genüber den Alten nämlich auf 28 Prozent anwachsen. Gleichzeitig müssen (Dirk Niebel [F.D.P.]: Es geht auf Kosten sie diese Beiträge zum Teil aus versteuertem Einkommen unserer Kinder!) bezahlen. Das ist so, weil sich der Bundesfinanzminister in seinen eigenen Reihen nicht damit durchgesetzt hat, das und sie ist unverzichtbar für die Zukunftsfähigkeit unse- res Landes. Instrument der nachgelagerten Besteuerung jetzt in Gang zu setzen, Ich danke Ihnen. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) obwohl er weiß, dass das Bundesverfassungsgericht die- ses in Kürze fordern wird. Dann ist diese Reform sowieso schon wieder Makulatur. Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Für die Fraktion der F.D.P. spricht der Kollege Dr. Hermann Otto (Erika Lotz [SPD]: Sie wissen gar nicht, was Solms. das Bundesverfassungsgericht machen wird!) 14426 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Hermann Otto Solms (A) Schließlich kommt hinzu, dass die Arbeitnehmer auch Hand voll Kollegen kaum jemand den Kriterienkatalog(C) noch die Kosten der Ökosteuer zu tragen haben, die ja an- gelesen hat. geblich aus ökologischen Gründen eingeführt worden ist, (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das ist wohl in Wirklichkeit aber, um die Rentenversicherung zu fi- wahr!) nanzieren. Die heutigen Arbeitnehmer zahlen also doppelt so hohe Beiträge wie die jetzigen Rentner; sie zahlen die Wenn sie ihn gelesen hätten, dann wären sie verzweifelt; Beiträge teilweise aus versteuertem Einkommen; sie wer- denn er ist überhaupt nicht zu verstehen. den durch die Ökosteuer belastet, zugleich werden ihnen (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das können aber niedrigere Renten in Aussicht gestellt, als die heuti- sie ihren Wählern nicht erklären!) gen Rentner haben. Das nennen Sie Generationengerech- tigkeit? Ich frage mich, wer diesem Gedanken folgen Der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, kann. Herr Ondracek, hat in der Anhörung gesagt, (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten (Erika Lotz [SPD]: Er hat uns gelobt!) der CDU/CSU) ihm erscheine das quasi unverständlich und unadminis- Ich bin einfach entsetzt; hierbei handelt es sich um ei- trierbar. Aber wenn das umgesetzt werden solle, dann nen Verschiebebahnhof zulasten der jungen Generation. brauche er in seinem Bereich mindestens einige tausend Sie wollen sich über die nächsten Wahlen retten. Einer Ih- Arbeitnehmer mehr. Dabei gibt es für dieses komplizierte rer Experten hat mir bei einem Gespräch – das war privat, Werk überhaupt keine Notwendigkeit. deswegen will ich den Namen nicht nennen – gesagt: Je- (Erika Lotz [SPD]: Wir haben dort doch eine denfalls reicht diese Reform für die nächsten sechs Jahre. Änderung gemacht!) Bei dieser Reform, die zu Anfang eines neuen Jahrhun- derts gemacht wird, handelt es sich um keine Reform für Es reicht doch völlig, wenn ein Kriterium eingeführt wird, die nächsten Generationen. nämlich dass die Vorsorgeanstrengungen der Altersvor- sorge dienen. Alle anderen Instrumente für die Altersvor- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordneten sorge sind doch vorhanden. der CDU/CSU) Der Experte Professor Dr. Eekhoff hat in seiner Ein- Hierbei handelt es sich um einen billigen Verschiebe-gabe vorgetragen: bahnhof. Damit können Sie sich in der Öffentlichkeit nicht zeigen. Also geht es doch anscheinend darum, die Handlungsspielräume des Sparers im Rahmen der Nun haben Sie auch noch auf Anweisung von Herrn privaten Altersvorsorge einzuengen. Der Staat traut (B) Zwickel einen Antrag eingebracht. Überhaupt wurde der seinen Bürgern nicht zu, ihre eigenen Interessen zu (D) Bundesarbeitsminister gerade im Sommer letzten Jahres vertreten und für ihr eigenes Wohl im Alter zu sor- von Herrn Zwickel am Nasenring durch die Arena ge- gen. führt. Zum Schluss ging es nicht darum, ob es im Parla- ment eine Mehrheit geben wird, sondern nur noch darum, (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: So denken ob Herr Zwickel zustimmt. Wenn Sie das Anliegen dieses Sozialdemokraten!) Antrages umsetzen, dann folgt daraus zwingend, dass ent- Der Staat nimmt die überflüssige und nicht begründ- weder die Arbeitnehmer – das hat Herr Laumann schon bare Förderung der privaten Altersvorsorge zum An- gesagt – länger arbeiten müssen, nämlich über das 65. Le- lass, massiv die Spar- und Anlageentscheidungen der bensjahr hinaus, Bürger einzuschränken. (Erika Lotz [SPD]: Die F.D.P. will das doch!) (Dirk Niebel [F.D.P.]: Er entmündigt die oder die Beiträge noch weiter ansteigen müssen. Die von Bürger!) Adam Riese aufgestellten Grundsätze können nun einmal Sie schränken die Wahlfreiheit des Bürgers und den freien nicht außer Kraft gesetzt werden; hierbei handelt es sich Wettbewerb ein, weil Sie ein Instrument, den so genann- um schiere mathematische Schlussfolgerungen. ten neuen Pensionsfonds, bevorzugen. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Es bleibt dabei: Die Generation der jungen Menschen, die Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters: Herr Solms, zukünftig Geborenen, aber auch die jetzige Arbeitneh- bitte denken Sie an Ihre Redezeit. mergeneration müssen die Zeche Ihrer so genannten Ren- tenreform bezahlen. Dr. Hermann Otto Solms (F.D.P.): Ich möchte ab- Darüber hinaus hatten wir die Hoffnung, die gesetzli- schließend sagen: Wir können die Reform der gesetzli- che Rentenversicherung – wir wussten ja, dass sie die Last chen Rentenversicherung nicht verhindern. Sie haben nicht mehr tragen kann – teilweise durch private oder be- dafür die Mehrheit. Sie ist im Bundesrat nicht zustim- mungsbedürftig. Aber die Regelungen zur privaten Vor- triebliche Vorsorge zu ergänzen bzw. zu ersetzen. Auch sorge und alles, was in diesem Gesetzesteil verankert ist, Herr Riester hat das gewollt. Darüber haben wir uns ge- bedürfen der Zustimmung des Bundesrates. freut und haben uns deswegen an den Gesprächen kon- struktiv beteiligt. Aber was ist zum Schluss dabei heraus- Ich sage Ihnen: Wir werden alle Anstrengungen unter- gekommen? Ich wette, dass aus Ihren Reihen außer einer nehmen – wie ich gehört habe, wollen dies auch die Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14427

Dr. Hermann Otto Solms (A) CDU/CSU-Fraktion und unsere Vertretungen in den Bun- bessere Einsicht –, haben an der falschen Weichenstellung (C) desländern tun –, um ein Vermittlungsverfahren einzu- des Gesetzes leider nichts geändert. leiten. Dabei werden wir ganz gravierende Änderungen (V o r s i t z: Vizepräsidentin Dr. Antje durchsetzen. Wenn diese nicht erfolgen, werden wir im Vollmer) Vermittlungsausschuss zu keinem Kompromiss kommen. Das sage ich Ihnen voraus. Besonders betroffen davon sind Frauen, Arbeitslose und Geringverdienende. Ihre Aussicht auf eine existenzsi- Vielen Dank für die Aufmerksamkeit. chernde Rente verschlechtert sich durch die Leistungs- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) kürzungen drastisch. Das kann man einfach nicht schön- reden. Vizepräsident Dr. h. c. Rudolf Seiters:Ich gebe (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Richtig!) nunmehr der Kollegin Dr. Heidi Knake-Werner für die Fraktion der PDS das Wort. All das, was Sie zur Verbesserung der Alterssicherung von Frauen richtigerweise zusätzlich tun, wird durch die Senkung des Rentenniveaus und die Teilprivatisierung Dr. Heidi Knake-Werner(PDS): Herr Präsident! der Altersvorsorge kompensiert. Die Frauen sind unter Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ihre Rentenreform,anderem deswegen nicht Gewinnerinnen der Renten- Herr Minister Riester, ist kein Jahrhundertwerk gewor- reform, sondern die eigentlichen Verliererinnen. den. Ihre Rentenreform ist ein Jahrhundertfehler. Das werden heutige und zukünftige Rentnerinnen und Rentner Ihrem Anspruch, endlich zum Aufbau einer eigen- leider zu spüren bekommen. ständigen Alterssicherung von Frauen entscheidende Schritte zu gehen, haben Sie nicht entsprochen. Mit der Dieser Jahrhundertfehler besteht vor allem darin, dass Höherbewertung von niedrigen Erwerbseinkommen bei Sie die Tür für die Verabschiedung desSolidargedan- gleichzeitiger Kindererziehung sind Sie zwar in die kens aus dem sozialen Sicherungssystem öffnen. Mit der richtige Richtung, aber leider einmal mehr zu kurz Teilprivatisierung der Altersvorsorge schaffen Sie näm- gesprungen. Die Frauenorganisationen kritisieren zu lich Stellgrößen, die willkürlich und je nach politischer Recht, dass die kindbezogenen Leistungen, die Sie vorse- Großwetterlage veränderbar sind. Dafür steht auch Ihr hen, die traditionelle Rollenzuweisung für Frauen nicht Entschließungsantrag. Das werfen wir Ihnen vor. Das ist wirklich aufbrechen, solange Erwerbstätigkeit und Nicht- der eigentliche Systembruch in Ihrer Rentenreform. erwerbstätigkeit bei Kindererziehung in gleicher Weise (Beifall bei der PDS) gefördert werden. Man merkt diesen Regelungen eben an, (B) dass Sie viel zu lange auf die Zustimmung von CDU und (D) Mit Ihrer Reform verliert die gesetzliche Rente eine CSU geschielt haben. zentrale Funktion: die Sicherung des Lebensstandards. Deshalb machen sich die Älteren Sorgen und wenden sich Die PDS unterstützt mit ihrem Änderungsantrag deshalb die Jungen von der gesetzlichen Rentenversicherung – mit die Forderung, auch für Frauen, die vor dem 1. Januar 1992 all den dramatischen Folgen für dieses System in der Zu- Kinder erzogen haben, drei Jahre Kindererziehungszeiten kunft – ab. Aus diesem Grunde – das will ich noch einmal bei der Rentenberechnung zu berücksichtigen. Sie sagen: zu ausdrücklich sagen – spricht die PDS von einer privaten teuer. Wir sagen: Das ist ein schlechtes Argument gegen Zwangsversicherung, die allerdings – anders als die ge- soziale Ungerechtigkeit. setzliche Rentenversicherung – allein von den Beschäf- (Beifall bei der PDS) tigten finanziert werden muss. Schließlich möchte ich noch ein Wort zurprivaten Ihre Behauptung, dass mit der privaten Rente die Al- Vorsorge von Frauen sagen. Es kann doch wohl nicht tersvorsorge gegenüber heutigen Regelungen erhöht angehen, dass Frauen, nur weil sie eine längere Lebens- wird, ist schlicht falsch. Die private Rente dient dazu, die erwartung haben, höhere Beiträge als Männer zur privaten Löcher zu stopfen, die Sie mit der Absenkung des Vorsorge zahlen sollen. Die PDS fordert deshalb, die Pri- Rentenniveaus verursacht haben. Das haben die Men- vatversicherer zu verpflichten, Frauen und Männern glei- schen inzwischen begriffen. che Leistungen für gleiche Beiträge anzubieten. Die kapitalgedeckte Vorsorge schafft auch deshalb (Erika Lotz [SPD]: Wir schreiben doch nicht keine höhere Rentensicherheit, weil sie in hohem Maß vor, in welche Anlageform sie gehen!) von DAX und Börse abhängig ist. Das Einzige, was sicher ist, sind die Profite der Finanzwirtschaft. – Das ist mir schon klar. Sie haben doch selber die Pro- bleme damit und haben gemerkt, dass Sie daraus keinen (Beifall bei der PDS) Weg gefunden haben. Trotz staatlicher Förderung werden die abhängig Be- Weil meine Redezeit zu Ende geht, möchte ich ab- schäftigten künftig draufzahlen und für die allein erzie- schließend noch eine Bemerkung zu Ihrem Entschlie- hende Verkäuferin sind eben auch schon 50 DM zuviel. ßungsantrag machen. Dieser Entschließungsantrag ist ty- Die Korrekturen, die die Koalition in den letztenpisch für den Gesetzgebungsprozess gerade der letzten Wochen unter dem Druck von Gewerkschaften, Sozial- Wochen: Änderungen, Nachbesserungen und Kehrtwen- und Frauenverbänden vorgenommen hat – übrigens gegen den, alle kurz vor Toresschluss. Solches Vorgehen schafft 14428 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Heidi Knake-Werner (A) kein Vertrauen, es fördert die Panik vor der Rentenver- Vizepräsidentin Dr. :Herr Bun- (C) sicherung. Es ist unsolide und zeigt gleichzeitig die Glaub- desminister, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abge- würdigkeitslücke der Rentenreform dieser Regierung auf. ordneten Norbert Blüm? Deutlich wird, wie zerbrechlich die Vertrauensbasis in die Rentenversicherung auch in Ihren eigenen Reihen ist. Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Der PDS fehlt nicht nur das Vertrauen in die Reform, – Sozialordnung: Frau Präsidentin, nicht jetzt. Ich möchte meine Ausführungen im Gesamtzusammenhang dar- stellen. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Frau Abgeord- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nete, Ihre Redezeit ist um. DIE GRÜNEN – Lachen bei der CDU/ CSU) (PDS): – der PDS fehlt das Dr. Heidi Knake-Werner Deswegen haben wir sichergestellt, dass eine starke Verständnis für diese Rentenreform. Deshalb bleiben wir zweite Säule einer ergänzenden Vorsorge aufgebaut wird, bei unserem Nein. und zwar eine Säule, bei der der Bürger nachhaltig unter- (Beifall bei der PDS) stützt wird. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Das Wort hat DIE GRÜNEN) jetzt der Herr Bundesminister Walter Riester. Wir stellen neben die Sozialversicherungsrente eine kapi- talgedeckte Vorsorge und ergänzen damit das eine Sys- tem durch ein anderes. Wir verbessern die Stärken und Bundesminister für Arbeit und Walter Riester, bauen die Schwächen ab. Sozialordnung (von der SPD und dem Bündnis 90/Die Grünen mit Beifall begrüßt): Frau Präsidentin! Meine (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Damen und Herren! Wir stehen heute vor der Entschei- DIE GRÜNEN) dung zu einer großen Reform. So notwendig und schmerzlich es in der Vergangenheit (Wolfgang Meckelburg [CDU/CSU]: Mit war, darauf hinweisen zu müssen, dass die Sozialver- gleichzeitiger Novellierung!) sicherungsrente allein denLebensstandard nicht sichert – es ist dazu häufig sehr viel Unsinniges gesagt (B) Dafür ist es wichtig, noch einmal klarzumachen, mitworden –, können wir heute sagen: Wer sich beteiligt und (D) welchen Zielen wir angetreten sind und wie wir diesemitmacht, wird im Alter hinsichtlich seiner Gesamtver- Ziele realisiert haben. sorgung deutlich besser stehen. Das wollten und das wer- den wir erreichen. Wir haben als erstes Ziel festgelegt: Es ist notwendig, für die Altersvorsorge ein Mehr einzubringen, (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Zuruf von der CDU/CSU: Eine Mär!) Zweites Ziel: Wir haben gesagt, es sei notwendig, dem um mehr Rentenleistungen zu bekommen. In einem ers- ständigen Aufstieg der Beitragssätze entgegenzuwirken. ten Schritt haben wir dafür gesorgt, dass die Sozial-In fünf Jahren ist der Rentenversicherungsbeitrag, den die versicherungsrente endlich dadurch stabilisiert wird, dass Bürgerinnen und Bürger sowie die Betriebe einbezahlen die versicherungsfremden Leistungen steuerfinanziert müssen, von 17,5 Prozent auf 20,3 Prozent gestiegen. Das werden und nicht mehr zulasten der Beitragszahler gehen. bedeutet eine Mehrleistung an Beitragszahlungen von 41 Milliarden DM. Die Steigerung wäre noch stärker aus- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gefallen, wenn nicht infolge der Entscheidung der alten DIE GRÜNEN) Regierung die Einnahmen aus der Erhöhung der Mehr- wertsteuer um einen Prozentpunkt in die Rentenkasse Zweitens haben wir sichergestellt, dass bei der Sozial- geflossen wären. Ich will das nicht kritisieren, man muss versicherungsrente endlich wieder die notwendigenes aber aufzeigen. Damit musste Schluss sein. Rücklagen vorhanden sind. Seit 1994 haben wir erstmals wieder die im Gesetz vorgeschriebene Rücklagenhöhe (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) sichergestellt. Wir haben deshalb innerhalb von zwei Jahren den (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Rentenversicherungsbeitrag dreimal gesenkt – wir sind DIE GRÜNEN – Zuruf von der SPD: Sehr jetzt auf 19,1 Prozent – und werden ihn weiter senken. solide!) Was noch schwieriger und wichtiger ist: Wir werden ihn Wir wissen aber, dass Vorsorge für das Alter eine brei- langfristig stabil halten. te Vorsorge bedeuten muss, die auf mehreren Säulen ste- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ hen muss. DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14429

Bundesminister Walter Riester (A) Wir werden sicherstellen, dass in einem Zeitraum von Viertes Ziel: Wir wollen sicherstellen, dass eine Klein- (C) zehn Jahren der Rentenversicherungsbeitrag nicht über rente im Alter nicht Erniedrigung und Bedürftigkeit be- 19 Prozent und in einem Zeitraum von 20 Jahren nicht deutet. Wir wollen sicherstellen, dass verschämte Alters- über 20 Prozent steigen wird. armut in diesem reichen und demokratischen Land nicht mehr vorkommt. (Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: Daran werden wir Sie erinnern!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Dr. Irmgard Schwaetzer – Daran können Sie mich erinnern und daran können Sie [F.D.P.]: Aber erst ab 65!) uns messen! Wir stehen zu dem, was wir sagen. Meine Damen und Herren, diese Frage werden wir mit der (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Länderkammer diskutieren. Dieses Thema werden wir in DIE GRÜNEN – Lachen bei der F.D.P.) diesem Land auch sehr deutlich machen. Drittes Ziel: Wir haben gesagt, wir wollen sicher- (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das werden stellen, dass Kinderreichtum nicht Rentenarmut bedeutet. wir im Vermittlungsausschuss noch ändern!) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wer darauf setzt, dass Menschen auch zukünftig – wie in DIE GRÜNEN – Dr. Irmgard Schwaetzer der Vergangenheit – aus sozialer Scham das Existenzmi- [F.D.P.]: Daran können Sie nicht im Ernst nimum nicht einfordern, der setzt auf eine Politik, die ich glauben!) nicht vertreten möchte. Deshalb besteht der zentrale Schwerpunkt der Renten- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ reform aus einem Mehr für Kinderleistungen. Ich bin da- DIE GRÜNEN – Dr. Irmgard Schwaetzer rauf stolz, dass uns gerade dies gelungen ist. [F.D.P.]: Was macht ihr mit den 55-Jährigen? (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Die schickt ihr zum Sozialamt!) DIE GRÜNEN – Dr. Irmgard Schwaetzer Diese vier Ziele, meine Damen und Herren, haben wir [F.D.P.]: Das ist nicht wahr!) mit unserer Reform verwirklicht. Deswegen ist diese Re- Ich bin darauf stolz, dass zukünftig die Verbindung von form die größte Sozialreform, die in der Nachkriegszeit Arbeit und Kindererziehung rentenrechtlich höher be- gemacht worden ist. wertet wird. Zehn Jahre lang bekommen alle – es werden (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ im Regelfall die Frauen sein –, die Teilzeit arbeiten oder DIE GRÜNEN – Wolfgang Meckelburg geringer verdienen, rentenrechtlich höhere Bewertungen. [CDU/CSU]: Jetzt wird es aber peinlich!) (B) (D) Sie haben die Frage gestellt, wie zu begründen sei, dass Nun möchte ich auf einige Diskussionsbeiträge ein- jemand mit zwei Kindern anders als jemand mit einem gehen und beginne mit dem Beitrag von Karl-Josef Kind behandelt wird. Frau Merkel, ich will es Ihnen be- Laumann, gründen: Wir haben sichergestellt, dass jedem, der in Er- werbsarbeit ist, diese Zeiten bis zum 10. Lebensjahr des (Zuruf von der CDU/CSU: Der war gut!) Kindes bis zum Durchschnittsverdienst in der Rente43 Jahre alt, CDU. Er sagte: Wenn ich in das Gesetz höher bewertet werden. Wenn aber jemand zwei oderschaue, steht mir der Verstand still. mehr Kinder zu erziehen hat, Frau Merkel, dann wissen wir, dass es vielen nicht möglich ist, erwerbstätig zu sein. (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: Das ist Dass man diesen Frauen ebenfalls eine rentenrechtliche wahr! – Zuruf von der SPD: Nicht nur Höherbewertung gibt, entspricht aller Lebenserfahrung dann!) von Solidarität. Deswegen brauchen wir diese Behand- Er führte weiter aus: Die Vertrauensformel in der Renten- lung. versicherung ist die Rentenformel. Die muss unanfecht- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ bar sein. DIE GRÜNEN) (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: So ist es!) Wir haben als Drittes in diesem Bereich sichergestellt, Die muss für das Volk verständlich und klar sein. Darauf dass diejenigen, die behinderte Kinder erziehen – sie muss es bauen können. So ist es bisher. haben die größten Lasten zu tragen –, bis zum 18. Lebens- jahr des behinderten Kindes eine höhere rentenrechtliche (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Bewertung bekommen. Herr Laumann, ich lese Ihnen einmal die Rentenformel (Dr. Ilja Seifert [PDS]: Danach ist das Kind vor, die Sie in das Gesetz hineingeschrieben haben. Die immer noch behindert!) Rentenformel lautete damals: Was wir konzentrieren konnten, haben wir auf eine Besser- AR = AR x (BE /Be ) x (NQ /NQ ) x (RQ / stellung von Frauen und auf mehr Kinderleistungen kon- t t-1 t-1 t-2 t-1 t-2 t-2 RQ ) x [(LEB /LEB –1)/2 + 1] zentriert. t-1 t-9 t-8 Viel Spaß bei diesem Vertrauen! (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Zuruf von der CDU/CSU: Vor (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem allem auf die Witwen!) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) 14430 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Bundesminister Walter Riester (A) Nun dürfen Sie das gerne der Bevölkerung erläutern. Kampagnen in Wahlkämpfen zur Rente geführt wurden, (C) als die beiden damaligen Vorsitzenden von CDU und CSU (Dirk Niebel [F.D.P.]: Wir möchten gerne Ihre zu uns kamen und sagten: Wir sind jetzt bereit und wollen Formel hören!) an der Rentenreform mitarbeiten, da habe ich es ihnen und Dann sagte Karl-Josef Laumann, die Mütter bekämen insbesondere dem Herrn Schäuble auch geglaubt. Es war Kürzungen. auch logisch: Sie wollten dokumentieren, dass Sie als Op- position auch gestaltend und nicht nur agitierend arbeiten (Karl-Josef Laumann [CDU/CSU]: So ist es!) können. Das, was wir dann aber erlebt haben, war Blo- Herr Laumann, ich weiß nicht, wie alt Ihre Mutter ist. Sie ckade, Verschleppung und Störung, nur keine kon- sind 43 Jahre alt. Normalerweise darf man davon ausge- struktive Mitarbeit. hen, dass Ihre Mutter älter ist. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Das können Sie DIE GRÜNEN) selbst mit Ihrer Arroganz nicht ändern!) An der Stelle will ich deutlich sagen: Frau Schwaetzer Deswegen gilt auch für Ihre Mutter Folgendes: Alle Ehe- und Herr Solms haben in jeder Phase konstruktiv mit- paare, die heute 40 Jahre und älter sind, werden die jetzt gearbeitet. gültige Hinterbliebenenrente erhalten. Aber das weiß Herr Laumann eigentlich. (Beifall des Abg. Dirk Niebel [F.D.P.]) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Das sage ich, obwohl uns einiges der Positionen trennt; DIE GRÜNEN) das ist aber normal und in Ordnung. Sie haben auch in schwierigen Phasen sehr konstruktiv mitgearbeitet. Sie Warum er als Katholik den Menschen hier trotzdem so et- haben ihre Position klar eingebracht und haben an ihr was erzählt, das muss er uns erklären. Die Hinterbliebe- auch nichts verändert. nenrente bleibt für alle, die 40 Jahre und älter sind, gleich. Anders habe ich das bei der Union erlebt: Da hat das Wort von gestern heute nicht mehr gegolten und da gilt Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Herr Bun- auch die Position von heute Morgen nicht mehr. Wir erin- desminister, gestatten Sie jetzt Zwischenfragen? nern uns doch alle noch daran, dass uns Seehofer vor wenigen Wochen hier anbot, dann mitzuarbeiten, wenn wir auf die VDR-Überlegungen eingehen. Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozial- ordnung: Ja. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ (B) DIE GRÜNEN) (D) Wolfgang Meckelburg (CDU/CSU): Herr Bun- Nun kann das ganze Volk beurteilen, was dieses Angebot desminister, Sie haben gerade die Rentenformel zitiert – wert ist: Nichts ist es wert! vielleicht mit dem Versuch, das Ganze etwas ins Lächer- liche zu ziehen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rezzo Schlauch [BÜND- (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Herr Seehofer darf NEN]: Überhaupt nicht! Das war nicht negativ! nicht so wie er will! – Zuruf von der SPD: Wo Das war real!) ist er denn überhaupt?) Könnten Sie uns hier und vor allem den Zuschauern bitte Frau Merkel, ich hatte noch vor wenigen Wochen mit bestätigen, dass dies die Formel ist, die über vieleIhnen ein Gespräch. Auch Ihnen will ich sagen: Ich habe Jahrzehnte Sicherheit der Renten bedeutete, da sie näm- Ihnen zum damaligen Zeitpunkt Ihren Willen absolut lich auf Lohnbezogenheit basierte, und dass Sie als erster abgenommen, an der Reform mitzuarbeiten. Das sage ich Minister von dieser Formel abgewichen sind und ledig- auch heute noch. Ich habe Ihnen damals aber auch klar lich den Inflationsausgleich vorgenommen haben? gesagt: Ich schätze das bei Ihrem CSU-Pendant Stoiber (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) völlig anders ein. Stoiber hat seit Monaten darauf gesetzt, dieses Thema als Agitationsthema, als Wahlkampfthema einzusetzen. Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung: Das kann ich Ihnen nicht bestätigen, und (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ zwar deswegen, weil die vorgelesene Formel glücklicher- DIE GRÜNEN) weise gar nicht in Kraft getreten ist; denn genau die haben Zwischen diesen Polen stand Herr Seehofer, der sich wir ausgesetzt. mit jeder, aber auch jeder gesellschaftlichen Gruppe ver- (Heiterkeit und Beifall bei der SPD und dem einigt hat und jedem bei seiner Kritik an der Regierung BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Recht gegeben hat. So kann man nicht zusammen- arbeiten. Das ist Populismus pur. Das ist keine Zusam- Nun ist es zu diesem Zeitpunkt, glaube ich, angesagt, menarbeit, hinter der Verantwortung steht. etwas zur Mitarbeit der Oppositionund insbesondere der Union zu sagen; denn ich möchte die Oppositions- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ fraktionen in dieser Frage unterschiedlich beurteilen. Als DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L. Kolb [F.D.P.]: im November 1999 nach langen Auseinandersetzungen Was war denn mit Lafontaine 1998? – Gegenruf Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14431

Bundesminister Walter Riester (A) des Abg. Dr. Peter Struck [SPD]: Was ist denn Hängen Sie dieses Plakat ruhig in Baden-Württemberg(C) das für ein Schlauberger?) auf! Die Menschen dort kennen mich. Früher haben sie mich auf Plakaten zusammen mit Herrn Hundt gesehen. – Ich will auf diesen Zuruf nicht eingehen, Herr Kolb. Jetzt sehen sie ein Plakat mit Einstein und Riester. Mit (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) diesem Stil können wir leben. Ich habe überhaupt keine Probleme mit diesem Plakat und gratuliere Ihnen dazu. Die Situation ist jetzt die, dass die Union als Opposi- Sie werden meine Popularität damit heben. Vielen Dank! tion nur Agitation betreiben will. Argumente, liebe Frau Merkel, auf die ich heute gewartet habe, habe ich leider Machen Sie weiter so! In der Form werden Sie als Op- nicht gehört. position wahrgenommen und werden auch in der Opposi- tion bleiben. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN – Rezzo Schlauch (BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Vor allem kein Konzept! – DIE GRÜNEN) Widerspruch bei der CDU/CSU) Wir machen weiter mit einer konstruktiven Politik und Ich habe einen sehr „aufmunternden“ Beitrag von Herrn einer Rentenreform, hinter der das Land stehen wird. Laumann hören können, der aber zeitweise vergessen hat – ich will das nicht weiter kommentieren –, dass nicht Herzlichen Dank. nur ich IG-Metall-Mitglied bin, sondern auch er. Von (Anhaltender Beifall bei der SPD und dem Argumenten habe ich nichts gehört. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Frau Merkel SPD: Bravo! – Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/ hatte mehr zu bieten als Frau Müller!) DIE GRÜNEN]: Jetzt können wir abstimmen!) Ich stelle fest: Sie betreiben eine Politik, die nicht auf Argumente, sondern auf das Diffamieren von Personen Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Zu einer Kurz- setzt. intervention erhält der Kollege Seifert das Wort. (Dr. Peter Struck [SPD]: So ist es!) Dr. Ilja Seifert (PDS): Da der Bundesarbeitsminister Fehlende Argumente werden jetzt durchDiffamierung im ersten Teil seiner Rede keine Zwischenfragen zuge- von Personen ersetzt. lassen hat, möchte ich folgende Bemerkung machen: Er (Dr. Peter Struck [SPD]: Genau! – Wolfgang sagte, wer sich an dieser privaten Vorsorge beteilige, der (B) Meckelburg [CDU/CSU]: Waren Sie vorhin werde am Ende gut dastehen. Herr Minister, aber es gibt (D) nicht im Saal?) Menschen, die sich daran gar nicht beteiligen dürfen und damit diskriminiert werden, weil sie zum Beispiel auf- – Ich war im Saal, Herr Meckelburg, als Frau Merkelgrund von chronischen Krankheiten keine private Ver- vorhin sagte, sie habe 48 Stunden über Formfragen in der sicherung bekommen. Wie sollen diese Menschen im Al- Politik nachgedacht. Dann hat sie sich dazu aufgerafft ter ein besseres Leben führen? – ich hatte eigentlich angenommen, sie entschuldigt sich beim Bundeskanzler –, zu sagen, dass sie nach 48 Stun- Insofern verstehe ich natürlich, dass Sie vor meiner den die Erkenntnis gewonnen habe, dass das Volk dasZwischenfrage Angst hatten. Unfair war Ihr Verhalten Plakat anders aufgenommen habe, als es gemeint war. Ja, trotzdem, und deshalb verstehe ich auch den großen wie haben Sie es denn gemeint? Wie konnte es denn nur Beifall der SPD-Fraktion überhaupt nicht. Geben Sie mir gemeint sein? bitte eine Antwort auf die Frage, warum Sie die Jahr- zehnte alte Forderung, die diskriminierenden Regelun- (Michael Glos [CDU/CSU]: Reden Sie doch gen in den privaten Renten- und Krankenversicher- über die Rente!) ungen nun endlich abzuschaffen, nicht erfüllt haben. Wenn Sie nach 48 Stunden des Nachdenkens jetzt nicht Leider hat auch Ihre Koalitionskollegin Müller auf diese die Kraft haben, sich zu entschuldigen, Frage überhaupt nicht geantwortet. Sie können doch nicht einerseits verlangen, dass schwerbehinderte Menschen (Wolfgang Zöller [CDU/CSU]: Scheinheiliger arbeiten sollen, während Sie ihnen andererseits verbieten, geht es nicht mehr!) eine private Lebensversicherung abzuschließen. Das geht dann muss ich sagen, dass jeder im Lande nachvollziehen nicht! Das ist inkonsequent und diskriminierend. kann, auf welchem Stand die Opposition heute ist. Herr Minister, Sie haben es als großen Erfolg dar- (Lebhafter Beifall bei der SPD und dem gestellt, dass Eltern, diebehinderte Kinder erziehen, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) diese Leistung bis zum 18. Lebensjahr des Kindes an- gerechnet bekommen. Wo wohnen wir denn? Jeder in Es wurden ja mehrere Plakate vorgestellt. Die CDU hat Ihrem Ministerium, der sich mit diesem Thema befasst sich nun entschlossen, ein, wie ich finde, witziges Plakat – es ist sogar das gleiche Ressort –, weiß, dass zum aufzuhängen, das mich mit Albert Einstein zeigt. Ich finde Beispiel geistig behinderte Kinder das ganze Leben der es toll und möchte mich dafür bedanken. Eltern lang in deren Haushalt leben und von ihnen Hilfe (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten und Unterstützung bekommen. Sehr häufig kann in einer des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) solchen Familie die Frau nicht arbeiten, weil sie zu Hause 14432 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Dr. Ilja Seifert (A) das behinderte „Kind“ betreut. Diese Frauen bekommen Nach zwei Jahren rot-grüner Reformversuche bei der(C) weiterhin keine Anrechnungszeiten, weder über das 18. Rente und nach Vorlage von fünf unterschiedlichen noch über das 27. Lebensjahr des Kindes hinaus. Wann Konzeptionen und unzähligen Varianten sieht das Ergeb- beseitigen Sie endlich solche diskriminierenden Regelun- nis wie folgt aus: 19 Millionen Rentnerinnen und Rentner gen? Verkaufen Sie uns dieses Gesetz doch nicht alserhalten weniger, als ihnen ursprünglich versprochen großen Jahrhunderterfolg, wenn es immer noch solche wurde. Über 30 Millionen Angestellten und Arbeitern diskriminierenden Regelungen enthält! Das kann ichwird tiefer in die Tasche gelangt, ohne dass sie mehr nicht verstehen. Ich bitte Sie, diese Regelungen zu ändern. Sicherheit für die Zukunft gewonnen haben. (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten (Zuruf von der SPD: Augen zu und durch!) der F.D.P.) Wenn wir schon beim Entschuldigen sind, dann muss sich zu aller erst der Bundeskanzler – er ist gerade hi- Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozial- nausgegangen – entschuldigen. Ich darf Ihnen eine Kette ordnung: Herr Abgeordneter Seifert, Sie werden mich im- von unterschiedlichen und gegensätzlichen Äußerungen mer an Ihrer Seite haben, wenn es darum geht, Diskrimi- von ihm ins Gedächtnis rufen. nierungen gegenüber Behinderten in diesem Lande Zum politischen Aschermittwoch am 17. Februar 1999 abzubauen. hat er gesagt: (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich stehe dafür, dass die Renten auch in Zukunft so DIE GRÜNEN) steigen wie das Nettoeinkommen der Arbeitnehmer. Wir unterhalten uns jetzt über die Rentenreform. Sie wis- Das ist ein Prinzip, das wir nicht antasten werden. sen, dass wir in der Rentenreform bei behindertenSchön gesprochen. Kindern nicht nur die Renten bis zu 18 Jahren höher be- wertet haben, sondern dass wir in diesem Bereich auch die 126 Tage später erklärte der Bundeskanzler Gerhard Pflegeversicherung höher bewerten. Sie wissen aber Schröder in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung: vielleicht nicht, dass sich bei Behinderten und chronisch Wir haben die Nettolohnformel für die nächsten zwei kranken Menschen die Frage nach der Bewertung in der Jahre nur ausgesetzt, um wieder dauerhaft Sicherheit Rentenversicherung und in zukünftigen privaten in die Renten zu bringen. Rentenversicherungen anders stellt als beiLebensver- sicherungen. Bei Lebensversicherungen – das sehe ich Dann im Herbst die kleinlaute Entschuldigung des genauso wie Sie als großes Problem – müssen wir sehen, Bundeskanzlers in der Sendung von Frau Christiansen: (B) (D) wie wir an dieses Thema herangehen. Bei der Rentenver- Gar keine Frage, ich habe das seinerzeit vor dem sicherung sind die Behinderten und chronisch kranken Hintergrund von Berechnungen gesagt, die ich für Menschen bedauerlicherweise – ich wage es kaum zutreffend hielt. Das war ein Irrtum; das habe ich ein- auszusprechen – das geringere Leistungsrisiko für die zugestehen. Lassen Sie mich es einmal so sagen: Versicherungen. Deswegen steht diese Frage dort nicht Wenn ich könnte, würde ich zu jedem hingehen und an. Sie werden mich aber immer auf Ihrer Seite haben, sagen, dieser Irrtum tut mir Leid. wenn es darum geht, sich für die Belange behinderter Menschen einzusetzen. In den zwei Jahren, in denen ich Herr Bundeskanzler, wie viele Rentnerinnen und Rent- in diesem Amt bin, haben Sie das, so denke ich, auch mit- ner, glauben Sie, würden bei Ihnen noch einen Ge- bekommen. brauchtwagen kaufen? (Beifall bei der SPD und em BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der CDU/CSU) DIE GRÜNEN) Das Vertrauen in die Rente zu schmälern und zu zerstören ist ähnlich schlimm, wie bei den Renten Kürzungen vor- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Das Wort hat zunehmen. jetzt der Abgeordnete Johannes Singhammer. Sie machen in Ihrem Zickzackkurs weiter. Wenn es da- (Rezzo Schlauch [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- rum geht, Gründe zu nennen, warum wir den gemeinsam NEN]: Jetzt kommt der Jung-Stoiber!) begonnenen Weg, miteinander eine Rentenreform zu ver- abschieden, nicht zu Ende schreiten können: Ein Grund ist, dass die Verlässlichkeit bei Ihnen nicht gegeben ist. Johannes Singhammer (CDU/CSU): Frau Präsi- dentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! (Beifall bei der CDU/CSU) Herr Riester, wenn Sie und der Bundeskanzler die letzten Das abschreckendste und peinlichste Beispiel dafür ist zwei Jahre in der Toskana verbracht hätten, ginge es den Ihr Entschließungsantrag. Darin steht, dass Sie in Zu- Menschen in Deutschland besser, und das Vertrauen in die kunft ein Rentenniveau von 67 Prozent erreichen wollen. Rentenversicherung wäre größer. Jetzt, heute, an diesem Tag aber wird mit der Renten- reform ein Niveau von nur 64 Prozent beschlossen. Das (Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Uwe Küster: ist die Wahrheit. Das ist doch der größte Schwachsinn, den Sie verbreiten! Bleiben Sie doch bei der Sache!) (Beifall bei der CDU/CSU) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14433

Johannes Singhammer (A) Ein Entschließungsantrag hat nicht den Wert eines Ge- Viele Beitragszahler fragen sich: Was bekomme ich(C) setzes. Wenn Sie wollen, dass wirklich ein Niveau von denn letztlich für eine Gegenleistung, wenn ich jahrelang 67 Prozent festgeschrieben wird, dann schreiben Sie das Beiträge zahle? Was ist mit der Sicherheit der Renten? heute und hier in das Gesetz. Dann gilt es, aber sonstWie viel muss ich denn noch einbringen? – Viele rechnen nicht. auch alles zusammen – 22 Prozent Beitragssatz, 4 Prozent für die private Vorsorge und darüber hinaus noch die (Beifall bei der CDU/CSU) „Rentensteuer“ an der Zapfsäule an der Tankstelle – und Weil wir – und nicht nur wir – Ihnen bei diesem Zick- sagen: Diesen Beitragsanstieg können wir nicht mehr ver- zackkurs misstrauen, können wir nicht die Verantwortung kraften. für etwas übernehmen, was von Grund auf falsch gelau- (Beifall bei der CDU/CSU) fen ist. Es gibt eigentlich nur Verlierer, zum Beispiel bei den Rentnern. Wenn Sie uns schon nicht glauben, dann Darüber, dass die Problematik nicht einfach zu lösen glauben Sie wenigstens den vielen Verbänden, die das ge- ist, sind wir uns einig. Die Mega-Herausforderung in der nauso sehen. Der Präsident des Sozialverbandes VdK, Rentenproblematik liegt darin, dass sich die Balance zwi- Herr Hirrlinger, hat erst gestern erklärt: schen den Generationen, zwischen Jung und Alt immer mehr verschiebt; die nachfolgende Generation wird um Wenn es keinen einheitlichen Abschlag für Rentner ein Drittel geringer ausfallen als die Generation derjeni- vor und nach dem Jahr 2011 gibt, werden die heuti- gen, die jetzt in Rente sind. Das Ungleichgewicht wird gen Rentner die großen Verlierer bei der Renten-also immer größer. Deshalb ist es natürlich wichtig, vor anpassung sein. allem denjenigen zu helfen, die den Generationenvertrag (Peter Dreßen [SPD]: Das ist unwahr! Es muss am Leben erhalten, den Familien mit Kindern. Was Sie da doch nicht alles wahr sein, was Herr Hirrlinger bei der privaten Vorsorge in Form einerKinderkompo- sagt!) nente vorsehen, ist mehr als armselig. 6,88 DM pro Kind und Monat beträgt die Förderzusage; das reicht gerade für Die Hauptverlierer bei den Rentnern wiederum sind eine Tafel Schokolade und eine Currywurst, aber das die Frauen. Jetzt hören Sie einmal ganz genau zu; ich er- reicht nicht für eine ordentliche Altersvorsorge, eine pri- kläre es Ihnen mit einem einfachen Beispiel, damit Sie es vate Zusatzvorsorge von Familien mit Kindern. auch verstehen. (Beifall bei der CDU/CSU) (Erika Lotz [SPD]: Wieder Lügen verbreiten!) Lassen Sie mich noch etwas sagen. Es ist schlichtweg Eine Frau, die 2 000 DM im Monat verdient hat, be- ungerecht, wenn Sie einerseits eine Grundsicherung an- (B) kommt nach dem, was Sie heute beschließen, wenn sie bieten und andererseits jemandem, der 45 Jahre hindurch (D) 45 Jahre – also sehr lang – in die Rentenversicherung ein- seine Beiträge gezahlt hat, der sich 45 Jahre lang krumm gezahlt hat, nicht 68 Prozent, sondern nur 64 Prozent. Bei gelegt hat, immer fleißig eingezahlt hat, Abzüge auferle- diesem tatsächlichen Rentenniveau bekäme sie dann viel- gen, wenn er vor dem 65. Lebensjahr in die Rente geht. leicht gerade eben 1 280 DM. Im richtigen Leben ist aber Gerecht ist es dann – und damit kommt dann die Rente das Problem gerade bei den Frauen, dass sie nicht 45 Jahre wieder ins Lot –, wenn Sie denjenigen, die sich 45 Jahre eingezahlt haben, sondern im Schnitt deutlich weniger. lang krumm gelegt haben, nach dem 60. Lebensjahr einen Nehmen wir einmal den Fall, dass eine Frau 30 JahreRenteneinstieg auch ohne Abzüge erlauben. Beiträge gezahlt hat. Dann kommt sie auf ein individuel- (Beifall bei der CDU/CSU) les Rentenniveau von 55 Prozent. Das heißt im Klartext: Statt mit 2 000 DM, die sie vorher hatte, muss sie nun mit Rentenpolitik ist schwierig. Es bedarf politischer einem monatlichen Finanzrahmen von 1 100 DM aus- Kunstfertigkeit, um ihre Probleme zu lösen. Das, was Sie, kommen. Damit ist sie ganz nah an der Sozialhilfe und Herr Arbeitsminister, hier abgeliefert haben, war allenfalls den Zusatzleistungen. Das ist es, was wir Ihnen vorwerfen ein „bemühtes Wollen“. „Kunst“ kommt von „können“; und warum wir dieses System nicht unterstützen können. Wollen genügt nicht. Das, was Sie abgeliefert haben, war nicht Regierungskunst, sondern Regierungswunst“. Das (Beifall bei der CDU/CSU) genügt nicht. Verlierer sind auch die heutigen Beitragszahler. Dass (Zuruf von der CDU/CSU: Sehr gut!) der Beitragssatz von 22 Prozent gehalten werden kann, glaubt mittlerweile außer dem Bundesarbeitsminister nie- Deshalb können wir dem nicht zustimmen. mand mehr. (Beifall bei der CDU/CSU) (Zuruf von der CDU/CSU: Er glaubt es selber Ich sage Ihnen eines voraus: Wenn dieses Gesetz so nicht!) verabschiedet wird, wie Sie es heute vorgelegt haben, sind Professor Rürup, der Chefberater dieser Regierung, er- Sie ein halbes Jahr, nachdem es wirksam geworden ist klärte zum Beitragssatz vor kurzem im „Handelsblatt“: – da wette ich mit Ihnen –, nicht mehr im Amt. (Beifall bei der CDU/CSU – Michael Glos Es erscheint mir nicht möglich, dieses Ziel zu errei- [CDU/CSU]: Bravo!) chen, ohne mittel- und langfristig das Renteneintritts- alter zu erhöhen oder den Altersvorsorgebeitrag he- Weil heute auch so viel von Heuchelei und Entschuldi- raufzusetzen. gungen die Rede war, möchte ich daran erinnern: Es gibt 14434 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Johannes Singhammer (A) Plakate, die jegliche Diskussion überflüssig machen; sie Nach den letzten Tagen bzw. nach den letzten 48 Stunden (C) sprechen für sich. Ich habe ein solches Plakat mitge-bleibt nur festzustellen: Abgesehen von Beleidigungen bracht. Hier sitzen ja auch maßgebliche Vertreter der SPD. wollen Sie keine inhaltliche Debatte mehr führen. Schauen Sie sich dieses Plakat ruhig einmal an! Wir haben das in Angriff genommen, was Wissen- (Der Redner hält ein Plakat in die Höhe) schaftler, beispielsweise der Sachverständigenrat, immer wieder eingeklagt haben. Wir haben den ersten Schritt Wenn Sie sich so erregen, um von der Rentendiskussion – dies ist ein ganz zentraler – in die private und in die be- abzulenken, dann sage ich Ihnen: „Kehr’ jeder vor der triebliche Vorsorge gemacht. Wir haben mit beachtlicher eignen Tür, gleich sauber ist das Staatsquartier“. staatlicher Unterstützung diekapitalgedeckte private (Beifall bei der CDU/CSU) Vorsorge eingeführt. Das hat Herr Seehofer noch im letzten Jahr in schöner Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Das Wort hat Ehrlichkeit als Quantensprung bezeichnet. Das hat bei- jetzt die Abgeordnete Thea Dückert. spielsweise der Sachverständigenrat vor kurzer Zeit in den Anhörungen zur Rentenreform als doppelten Paradig- menwechsel bezeichnet, den er positiv begrüßt hat. Denn Dr. Thea Dückert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): wir tun nun endlich das Notwendige: Wir bauen die kapi- Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einen wah- talgedeckte Vorsorge auf und verbinden sie gleichzeitig ren Satz hat Frau Merkel heute gesagt: Die Menschen – auch das ist neu – mit Beitragssatzstabilität. werden älter. Das ist richtig. Wir alle wissen, dass die jet- zigen Generationen weniger Kinder haben als die davor. Im blümschen Konzept, das hier immer wieder in die Frau Merkel hat aber – obwohl sie in den letzten 48 Stun- Debatte eingebracht worden ist, ist dies noch nicht einmal den über die Rentenreform nachgedacht hat – nicht be- angedacht worden. Nicht nur im blümschen Konzept merkt, wie absurd es gerade vor diesem Hintergrund ist, wurde der Einstieg in die private Vorsorge verschlafen, dass sich die CDU/CSU immer mehr auf ihre Blockade sondern auch heute wird er von Ihrer Seite blockiert. zurückzieht und der Rentenreform nicht zustimmen will. Der Aufbau einer privaten Vorsorge ist notwendig und (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Rahmen dessen, was der Minister gerade dargelegt hat, und bei der SPD) möglich. Menschen mit niedrigen Einkommen werden dabei unterstützt. Herr Laumann hat in diesem Zusam- Während dieser Debatte haben wir von Herrnmenhang wieder einmal sein Lieblingsbeispiel genannt: Laumann und zum Teil auch von Frau Merkel gehört – die Er sprach von einer Verkäuferin mit einem Einkommen (B) CDU/CSU hat bisher kein Konzept vorgelegt –, dass sie von 1 600 DM. Herr Laumann, Sie wissen doch, dass bei- (D) die private Vorsorge gut finden und sie für nötig halten. spielsweise eine allein erziehende Frau, die zwei Kinder hat, für den Aufbau ihrer privaten Vorsorge eine Förde- (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Aber nicht rung von über 1 000 DM erhält und dass sie pro Monat ei- so! Bürokratische Monster werden geschaffen!) nen Eigenbeitrag von etwa 10 bis 15 DM leisten muss. – Frau Schwaetzer, haben Sie während des gesamten Dis- Das ist ein Beitrag, der auch Menschen, die über ein klei- kussionsprozesses ein einziges Mal von der CDU/CSU nes Einkommen verfügen, zugemutet werden kann. Wir gehört, wie man sonst vorgehen soll? müssen deutlich machen und das ist das Wichtige und auch Mutige an dieser Reform –, dass wir aufgrund der (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von Frau Merkel richtig dargestellten demographischen und bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer Veränderungen das zweite Standbein, den Aufbau der pri- [F.D.P.]: Ja, natürlich! Sie haben nicht zu- vaten Vorsorge, brauchen. gehört!) Wir Grüne haben uns sehr viel Mühe gegeben, die Vo- Meine Damen und Herren, das Einzige, was wir im raussetzungen dafür zu schaffen, dass die Anlagepalette Rahmen der Diskussion über die Rentenreform gehört bei in der privaten Vorsorge möglichst breit ist und die Art und gesehen haben, ist Mäkelei seitens der CDU/CSU der privaten Vorsorge von den Menschen frei gewählt bzw. ein Änderungsantrag, der sich auf einen einzigen werden kann. Wir sind einen Schritt vorangekommen, Sachverhalt bezieht, nämlich auf diese Mäkelei, die an weil sich die private Vorsorge nicht, wie ursprünglich an- keiner Stelle mit einem Konzept unterlegt wird. gedacht, nur auf Lebensversicherungen bezieht. Wir sind (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Da hat Herr einen weiteren Schritt vorangekommen, weil wir nun- Riester etwas anderes gesagt! Das war besser!) mehr unter den Produktanbietern einen breiten Wettbe- werb für die unterschiedlichsten Produkte haben. Im Be- Die CDU/CSU will die private Vorsorge und die Ein-reich Wohneigentum aber – das sage ich hier frank und führung einer Kinderkomponente. Wir haben in unserem frei – hätten wir uns mehr gewünscht. Ich denke, die De- Konzept eine doppelte Kinderkomponente vorgesehen. batte darüber ist noch nicht abgeschlossen. Allein vor diesem Hintergrund machen Sie von der Wichtig war für uns auch, dass der Verbraucherschutz CDU/CSU sich lächerlich und dokumentieren, dass Sie bei der Vielfältigkeit der neuen Anlagemöglichkeiten zwar fordern, aber keine Konzeption haben. groß geschrieben wird, und wir sind froh darüber, dass es (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN uns noch in den letzten Wochen gelungen ist, die ökolo- sowie bei Abgeordneten der SPD) gischen, sozialen und ethischen Kriterien zu einem Be- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14435

Dr. Thea Dückert (A) standteil der Berichtspflicht für private Anlageformen zu gentlich Friedrich Merz an, Ihrer oder unserer Fraktion? (C) machen. Er war es doch, der eine Lebensarbeitszeit von 70 Jahren ins Gespräch gebracht hat! Das war doch niemand aus un- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN seren Reihen. sowie bei Abgeordneten der SPD) (Beifall bei der SPD) Genau dieser Aspekt hat viele Vorsorgeprodukte zum Bei- spiel in den USA oder in Großbritannien zu wahren Ren- Es ist unfair, was Sie hier machen. nern gemacht und war für diejenigen, die sich in diesem Außerdem haben Sie gesagt, für diejenigen, die Bereich engagieren wollen, ein weiterer Grund, hier An- 45 Jahre lang Beiträge gezahlt haben, müsse eine andere lagen zu tätigen. Regelung gefunden werden. Sie wissen genauso gut wie Wir haben in diesem „Konzept der zusätzlichen Stand- ich, dass wir sehr intensiv darüber diskutiert haben. Wir beine“ auch die betriebliche Altersvorsorge noch attrak- sind bei diesem Problem aber zum selben Ergebnis ge- tiver gestaltet. Ich denke, es ist ein sehr guter und voraus- kommen wie Ihre Kommission 1996/97 – damals ist auch weisender Schritt, dass jetzt auch die Pensionsfonds als keine Änderung vorgenommen worden – da in den nächs- eine zusätzliche Anlageform hineingekommen sind. ten Jahren Kosten auf uns zu gekommen wären, die kei- ner hätte tragen können. Die Beitragssätze wären dann bei Alles zusammengenommen, auch das, was wir in den 22, 23 oder 24 Prozent gelandet. Mich ärgert, dass Sie das letzten Wochen noch diskutiert haben, ist es eine Reform, alles wissen, sich aber hinstellen und wider besseres Wis- mit der wir gut in die Zukunft gehen können: Das Neue ist sen etwas in den Raum stellen. der Quantensprung, der Aufbau einer kapitalgedeckten Vorsorge. Das Neue ist auch die Verpflichtung einer stabi- (Beifall bei der SPD) len Beitragsentwicklung. Das Mutige ist, dass wir die Wahrheit sagen, dass die Menschen in diesem Land auch Herr Kollege privat vorsorgen müssen. Und das Soziale ist, dass wir ge- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Dreßen, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen rade die Bezieher niedriger Einkommen beim Aufbau der Laumann? privaten Vorsorge unterstützen, dass wir die Menschen mit Kindern sowohl beim Aufbau der privaten Vorsorge als auch im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung Peter Dreßen (SPD): Bitte. unterstützen und dass wir endlich etwas gegen die ver- schämte Altersarmut tun. Karl-Josef Laumann (CDU/CSU): Herr Kollege Meine Damen und Herren, wenn Sie wirklich etwas für Dreßen, können Sie mir bestätigen, dass das Rentenge- (B) die Rente tun wollen, dann hören Sie auf zu blockieren setz, das wir verabschiedet hatten, einen Einstieg in die(D) und stimmen Sie mit. „45er-Lösung“ vorsah, dass nämlich alle diejenigen, die vor 1941 geboren sind, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) (Erika Lotz [SPD]: Da habt ihr aufgehört!) also die jetzt rentennahen Jahrgänge, ohne Abschläge Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Das Wort hat nach 45 Jahren in Rente gehen konnten? jetzt der Abgeordnete Peter Dreßen. Peter Dreßen (SPD): Kollege Laumann, ich kann Ih- Peter Dreßen (SPD): Frau Präsidentin! Meine Damen nen bestätigen, dass Ihre Rentenformel irgendwann einen und Herren! Die Oppositionsparteien CDU und CSU ha- Beitragssatz von 22, 23 oder 24 Prozent produziert hätte. ben heute zum wiederholten Male klargemacht, dass sie Ich kann Ihnen bestätigen, dass Sie das Rentenalter von eine konstruktive und sachlich orientierte Debatte über- 60 oder 63 auf 65 hochgesetzt haben. Ich bin mir sicher, haupt nicht führen können. Sie hätten das, was Sie jetzt angesprochen haben, irgend- wann korrigieren müssen, weil Kosten entstanden wären, (Beifall bei der SPD) die nicht mehr zu finanzieren gewesen wären. Sie haben keinen einzigen vernünftigen Verbesserungs- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des vorschlag zur Diskussion gestellt. BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Zur Rede des Kollegen Laumann möchte ich noch ei- Ich will festhalten: Ein eigenständiges Rentenkonzept nige Sätze sagen: Sie haben uns vorgeworfen, dass unsere haben Sie nicht. Sie waren nicht an einer Sachdebatte in- Formel manipulierbar sei. Sie wissen doch genauso gut teressiert. Stattdessen haben Sie die Bürgerinnen und Bür- wie ich, dass Sie damals beimDemographiefaktor nur ger im Lande mit Unwahrheiten verunsichert. Auch heute 50 Prozent der eigentlichen Kosten angesetzt haben. Sie ist es wieder Ihr Ziel gewesen, mit aller Macht Konfron- haben sich nicht getraut, die vollen Kosten in die Formel tationen zu erzeugen, zu emotionalisieren, Horrorszena- einzubauen, weil Sie dann auf ein Rentenniveau von rien zu entwickeln, Ängste zu schüren, aber ja kein Kon- 60 Prozent oder niedriger gekommen wären. zept zu nennen und zu sagen, wie Sie es besser machen (Beifall bei der SPD) würden. Das erinnert mich wirklich sehr an die Sonthofe- ner Strategie, die Sie immer noch nicht vergessen haben. Sie haben uns auch vorgeworfen, wir wollten dieLe- bensarbeitszeit verlängern. Ich frage Sie: Wem gehört ei- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) 14436 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Peter Dreßen (A) Sie wollen verunglimpfen; Sie wollen diffamieren. Ihr Ich frage Sie: Empfehlen Sie den Jungsozialisten, dieses (C) neuester widerlicher und Abscheu erregender persönli- Plakat runterzunehmen? Ja oder nein? cher Angriff auf den Kanzler der Bundesrepublik (Beifall bei der CDU/CSU) Deutschland und Vorsitzenden der deutschen Sozialde- mokratie zeigt, dass Sie keinerlei Respekt vor der persön- lichen Würde anderer haben. Peter Dreßen (SPD): Ich sehe auf dem Plakat den Herrn Koch, den Herrn Kanther und den Herrn Kohl. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Dazu kann ich nur sagen: Es gibt doch eine Spendenaf- Beim Bild mit dem Kanzler geht es darum, dass der Kanz- färe, bei der Gesetze gebrochen worden sind. Das ist wohl ler eine andere politische Auffassung hat. Beim Bild, das eine andere Qualität als das, was Sie dem Kanzler vor- Herr Singhammer hochgehoben hat, geht es um Personen, werfen. die tatsächlich vor Gericht gestellt werden oder sogar (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten schon vor Gericht sind. Wir wollen einmal festhalten, dass des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der es hier einen wesentlichen Unterschied gibt. PDS – Zuruf von der CDU/CSU: Es gibt also (Beifall bei Abgeordneten der SPD) zwei Arten von Moral! CDU-Moral und SPD- Moral! – Weitere Zurufe von der CDU/CSU) Politisch verantwortlich für die Menschen in Deutsch- land handeln – das können und wollen Sie offenbar nicht. Lassen Sie mich zurückkommen: Wir haben denge- Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie ma- sellschaftlichen Dialog gesucht. Deshalb haben wir die chen den Vorwurf, dass wir mehrere Änderungen amAnhörung sehr ernst genommen. Wir waren offen für An- ursprünglichen Rentenkonzept vorgenommen haben.regungen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Wir Herr Solms bemängelt, wir hätten keine oder zu wenige haben Verbesserungsvorschläge in den Gesetzentwurf Änderungen vorgenommen. Als ob Sie nicht genau wüss- eingearbeitet. Der Rat von Fachleuten war für uns wich- ten, dass ein Gesetzgebungsverfahren einenEntwick- tig. Die Bundestagsfraktionen der Regierungskoalition lungsprozess darstellt! haben nach intensiver Diskussion, aber auch in enger Ab- stimmung mit Bundesarbeitsminister Walter Riester und (Beifall bei Abgeordneten der SPD) dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung an den Wir haben in den vergangenen Monaten eine breite ge- Verbesserungen gearbeitet. Deshalb können wir heute ein sellschaftliche Diskussion zum Thema Rente angestoßen in sich geschlossenes Rentenkonzept vorlegen. und den Dialog mit den Menschen und den Konsens mit (Beifall bei Abgeordneten der SPD) den wichtigen gesellschaftlichen Gruppen unseres demo- (B) kratischen Staates hergestellt: mit den Gewerkschaften, Mit dieser Reform halten wir ein Rentenniveau von(D) den beiden großen Kirchen und mit wichtigen Sozialver- 67 Prozent. Wir schaffen die langfristige Stabilisierung bänden. Diejenigen, die diesen Entwicklungsprozess kri- der Beiträge, die der Regierung Kohl in der langen Phase tisieren, haben aus der verunglückten Rentenreform von des politischen Aussitzens im Rekordtempo aus dem Ru- 1996/97 nichts gelernt. Sie haben auch nicht verstanden, der gelaufen sind. dass die rot-grüne Koalition ein anderes Politikverständ- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) nis hat als frühere Regierungen. Wir haben es anders ge- macht als die Regierung Kohl. Und wir machen den Weg frei, um zusammen mit den Er- trägen aus der privaten Altersvorsorge über 67 Prozent zu kommen. Die Union dagegen hat die Leute bei 64 Pro- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Herr Kollege zent stehen gelassen. Sie hat sich keine Gedanken ge- Dreßen, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Kollegen macht, wie man den Leuten im Alter aus der Sozialhilfe Singhammer? helfen kann. (Beifall bei der SPD – Erika Lotz [SPD]: Das Peter Dreßen (SPD): Bitte. ist die Wahrheit!) Wir gehen den entscheidenden Schritt, um die künftige (CDU/CSU): Herr Kollege Johannes Singhammer Altersvorsorge für die arbeitenden Menschen zu gewähr- Dreßen, Sie haben gerade das Plakat der Jungsozialisten leisten, und sichern damit den Aufbau einer dritten Säule – angesprochen und versucht, es zu rechtfertigen. bzw. einer zweiten Säule, je nachdem, wie Sie es nennen wollen. Es ist das große Verdienst von Walter Riester und Peter Dreßen (SPD): Sagen Sie einmal, wer darauf Hans Eichel, dass die Möglichkeit einer privaten Alters- abgebildet ist! Das ist doch der Herr Koch. vorsorge künftig jährlich mit 19 Milliarden DM – hören Sie gut zu: mit 19 Milliarden DM! – vom Staat gefördert wird. Johannes Singhammer (CDU/CSU): Da heißt es „Bandenkriminalität bekämpfen“ und es sind führende Die blümsche Rentenreform hätte zu einem Rentenni- Persönlichkeiten der Union hinter Gittern abgebildet. veau von 64 Prozent geführt. Wir landen jetzt bei 67 Pro- zent. Das nennt man wohl den „kleinen Unterschied“. (Der Redner hält erneut das Plakat in die Höhe) (Beifall bei der SPD) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14437

(A) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Herr Kollege, Ich bin sehr gespannt, ob CDU/CSU und F.D.P. weiter (C) gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordnetenin der Verweigererecke sitzen bleiben und wider alle Ver- Norbert Blüm? nunft auch im Bundesrat die private, staatlich geförderte Altersvorsorge als zusätzliche Säule der Rentenversiche- (Zurufe von der SPD: Nein!) rung ablehnen werden. Mit unserer Reform wird jetzt auch diebetriebliche (SPD): Bitte. Peter Dreßen Altersvorsorge gestärkt – auch das ist ein wichtiger (Unruhe bei der SPD) Punkt –, denn die Beschäftigten können die staatliche För- derung in die Systeme der betrieblichen Altersvorsorge – Ach, man soll ihn zu Wort kommen lassen. einbringen. Das alles hat die frühere Regierung in 16 Jah- ren Amtszeit nicht einmal im Ansatz zustande gebracht. Dr. Norbert Blüm (CDU/CSU): Können Sie bestäti- Sie haben noch nicht einmal darüber nachgedacht. gen, dass das von Ihnen behauptete Rentenniveau von (Beifall bei Abgeordneten der SPD) 67 Prozent nur unter den Bedingungen der neuen Defini- tion des Nettolohns, in den private Beiträge eingehen, zu- Kollege Laumann, wenn Sie meinen, Sie könnten uns stande kommt, das Rentenniveau tatsächlich aber weniger mit Ihrer Ankündigung, mit den Menschen im Lande über als 64 Prozent beträgt? unsere Reform diskutieren zu wollen, schocken, will ich Ihnen sagen: Auch wir werden mit den Wählern reden. Wir (Beifall bei der CDU/CSU) werden ihnen sagen, dass Sie ihnen 19 Milliarden DM vor- Können Sie bestätigen, dass Sie mit einem Trick arbeiten, enthalten wollen, dass Sie nichts für die Altersvorsorge tun nämlich mit dem Trick einer neuen Definition des Netto- wollen. lohns, in den die 4 Prozent der privaten Altersvorsorge (Beifall bei Abgeordneten der SPD) eingerechnet werden, obwohl nicht alle diese 4 Prozent leisten, und dass das Rentenniveau bei Ihnen eigentlich Wir werden ihnen sagen, dass Sie all die Menschen, die sinkt? Können Sie als Gewerkschafter diesen Gesetzent- der Sozialhilfe bedürfen, weiter in der Sozialschlange ste- wurf mit dem Solidaritätsgedanken vereinbaren? Die Ge- hen lassen wollen, weil Sie gegen die Grundsicherung ringverdienenden bezahlen Rechnungen für Leistungen, sind. Dann werden wir sehen, wie die Menschen das an- die sie gar nicht erhalten. Das gab es in der hundertjähri- nehmen werden. gen Geschichte des Sozialstaates in Deutschland noch Wir werden mit der Rentenreform eine Menge errei- nicht! chen. Die Reform schafft Beitragssatzstabilität, Verläss- (B) (Beifall bei der CDU/CSU) lichkeit, Sicherheit im Alter; sie hilft, Altersarmut zu ver- (D) meiden, und sie schafft weitere soziale Gerechtigkeit. So gewinnen wir auch das Vertrauen gerade der jungen Men- Peter Dreßen (SPD): Kollege Blüm, ich will jetzt gar schen in unsere Sozialsicherungssysteme, das Sie in un- nicht darüber streiten, ob am Ende 64 Prozent oderverantwortlicher Weise verspielt haben. 67 Prozent herauskommen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Lachen bei der CDU/CSU) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wichtig ist eines: Wir kommen über dem Niveau heraus, das bei Ihnen herausgekommen wäre. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Als letztem Red- (Beifall bei der SPD) ner in der Debatte gebe ich dem Abgeordneten Franz Thönnes das Wort. Ein Weiteres schreibe ich Ihnen ins Stammbuch: Wir haben uns ganz entschieden für eine zusätzlichestaatli- che Förderung eingesetzt, weil wir gesehen haben, dass Franz Thönnes (SPD) (von Abgeordneten der SPD das sonst zu wenig ist. Ich bin mir sicher, dass viele – 80, mit Beifall begrüßt): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen 90 oder gar mehr Prozent – die Möglichkeit der zusätzli- und Kollegen! Wir kommen an das Ende einer zentralen chen Altersvorsorge in Anspruch nehmen werden und Debatte Deutschlands, dafür freiwillig Leistungen erbringen. Und gerade weil (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – wir die Bezieher niedriger Einkommen dafür mit bis zu Zurufe von der CDU/CSU: Jawohl! – Und 90 Prozent bezuschussen, enthält unser Reformwerk tschüs!) durchaus auch eine soziale Komponente. an deren Ende wir Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit in (Beifall bei Abgeordneten der SPD) das soziale Sicherungssystem wieder herstellen und ei- nen neuen Stützpfeiler in die Brücke der Generationenge- rechtigkeit zwischen Alt und Jung einziehen. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Der Abgeord- nete Blüm möchte eine weitere Zwischenfrage stellen. (Beifall bei der SPD) Am Anfang der Debatte hatten wir einen Offenba- Peter Dreßen (SPD): Ich möchte jetzt zum Ende kom- rungseid. Wir hörten, dass 48 Stunden lang nachgedacht men. worden sei. Wir mussten jetzt aufgrund der Qualität der 14438 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Franz Thönnes (A) Diskussion von der rechten Seite erfahren, dass noch nicht lag der Beitragssatz für die Rente bei 17,7 Prozent. Die(C) einmal 48 Minuten lang nachgedacht worden ist. Rentenkasse verfügte über 26 Monatsausgaben als Sicher- heit. Im Jahre 1997 lag der Beitragssatz bei 20,3 Prozent (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe und es waren nur noch 0,6 Monatsausgaben als Sicherheit von der CDU/CSU: Oh!) da. Glauben Sie denn, angesichts dieser Zahlen glaubt Sie haben deutlich gemacht, dass Sie nicht bereit sind, heute irgendein Mensch noch Ihren Rechnungen? Verantwortung zu übernehmen, und sich heute aus rein (Beifall bei der SPD) wahltaktischen Gründen einem Konsens in diesem Hause verweigern. Sie sind zu nichts anderem fähig gewesen, als Ich will noch einmal deutlich, da der demographische einen Entschließungsantrag einzubringen, in dem Sie un- Faktor gerade eine Rolle gespielt hat, die Entwicklung terstellen, dass hinsichtlich der Beitragsverlässlichkeit skizzieren, die die Beitragssätze gemäß den Regelungen und des Rentenniveaus zu wenig erreicht worden sei und der alten Regierung genommen hätten: Bis 2010 wären nichts gehen würde. Wenn man weiterliest, stellt man fest, sie auf circa 21 Prozent angestiegen, bis 2020 auf 21,5 und dass Ihnen das gesamte Leistungsgefüge zu wenig ist, ob bis 2030 auf über 24 Prozent. es sich um die Anerkennung von Erziehungsleistungen, (Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Da werden um die Grundsicherung oder um die zusätzliche Alters- auch Sie hinkommen!) versorgung handelt. Dabei hätte es keine der Sicherheitskomponenten gege- Was wollen Sie eigentlich? Merken Sie eigentlich ben, die die sozialdemokratisch geführte Regierung in nicht, dass die Menschen spüren, dass Sie nicht rechnen Form der Altersversorgung, der Grundsicherung und den können? extrem guten Förderkonditionen bei der Anrechnung der (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Kindererziehungszeiten für Frauen eingebracht hat. des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Frau Schmidt nimmt, weil sie einen neuen Fachbereich Dann kommt Ihr Fraktionsvorsitzender daher und sagt: vertritt, nicht an dieser Debatte teil. Aber ich denke, wahre Wir müssen die Lebensarbeitszeit verlängern, das heißt, Beispiele können wiederholt werden. Ich zitiere deshalb wir müssen den Anteil der Zeit erhöhen, in der die Men- aus der Debatte vom 16. November, in der meine Vorgän- schen im Arbeitsleben – von der Schule bis zur Rente – gerin, Frau Schmidt, formulierte: stehen. Dann nehmen Sie doch einmal zur Kenntnis, dass Eine allein erziehende Mutter mit zwei Kindern und sich dieses Rentenreformkonzept in die Finanz-, Steuer- einem Bruttoeinkommen von 20 000 DM bekommt, und Arbeitsmarktpolitik dieser Regierung einordnet. auch wenn sie ein Leben lang erwerbstätig war, nur 1,4 Millionen Erwerbstätige mehr seit unserem Regie- eine geringe Rente. Angesichts ihrer Situation rungsantritt sind die Bilanz unserer Politik, mehr Men- (B) – 20 000 DM Bruttoeinkommen, zwei Kinder – raten (D) schen in Beschäftigung zu bringen. wir ihr, sich eine zweite Säule aufzubauen: 4 Pro- (Beifall bei der SPD – Friedrich Merz zent, das wären 800 DM im Jahr. Und wir fördern [CDU/CSU]: 630 Mark!) sie: Für die beiden Kinder bekommt sie 720 DM im Jahr, für sich selbst 300 DM. Insgesamt bekommt sie Frau Merkel, ich hätte von Ihnen eigentlich erwartet, also 1 020 DM. Wir verlangen nur, dass sie 10 DM dass Sie, wenn Sie hier zum Ausdruck bringen, Sie glaub- im Monat selber dazu gibt, das kann jeder und jede. ten, dass Sie die Empfindungen der Menschen verletzt Wenn diese Frau so angespart hat und in Rente geht, hätten und dass in der Wahrnehmung eines Betrachters dann bekommt sie neben ihrer normalen Rente eine der Eindruck der Kriminalisierung hätte entstehen kön- zusätzliche Rente, die man heute auf fast 800 DM an- nen, dann auch so viel Anstand und Mut gehabt hätten, setzen kann. Das ist gelebte Sozialpolitik! Das ist sich bei demjenigen, der auf dem Plakat abgebildet war, eine Rentenpolitik, die Altersarmut verhindert! zu entschuldigen. Das wäre angebracht gewesen. Das kann ich nur bestätigen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sagen Sie uns doch bitte einmal: Welche Qualität sol- len wir der Aussage des „Wall Street Journal“ beimessen, Dann ist in Ihrem Entschließungsantrag die Rede da- einer Zeitung, die in einem Land erscheint, in dem es er- von, unsere Rentenformel sei manipulativ. Ich möchte an hebliche Schwierigkeiten gibt, bei Wahlentscheidungen das erinnern, was der Bundesarbeitsminister in die Ren- das richtige Ergebnis auszuzählen, und in dem man in ei- tenformel, die er vorgestellt hat, von seinem Vorgänger nem Landesteil, Kalifornien, nicht in der Lage ist, dienicht übernommen hat. In Ihrer Formel wurde ein Lebens- Stromversorgung zu gewährleisten? Sie brauchen solche erwartungsfaktor mit eingebracht, bei dem ganz manipu- Argumente hier nicht heranzuziehen, weil uns das bei die- lativ die Lebenserwartung um acht bis neun Jahre zurück- sem Problem nicht hilft. Sie wollten reinen Wein ein-gerechnet wurde. Das sollte nur zur Hälfte angewendet schenken, haben hier aber nur Essig ausgegossen. werden. Am Ende wären dadurch Generationen benach- teiligt worden. Sie müssen den Menschen auch dieses sa- Wenn wir uns heute darüber unterhalten, mehr Verläss- gen. Das war Manipulation, nicht das, was jetzt hier vor- lichkeit in derRentenversicherung zu gewährleisten, gelegt wird und worauf man sich verlassen kann. dann sind alle Ihre Ansätze vor dem folgenden Hinter- grund zu bewerten – das muss man den Menschen draußen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten im Lande sagen –: Im Jahre 1991, in Ihrer Regierungszeit, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14439

Franz Thönnes (A) Dr. Irmgard Schwaetzer [F.D.P.]: Das war ge- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (C) rechter!) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Die Formel, die nun vorliegt, ermöglicht eine sehr ein- Dann unterstellen Sie uns, unsere Berechnung bis zum fache Ermittlung des aktuellen Rentenwertes. Man ermit- Jahr 2030 sei nicht redlich und falsch. Ich zitiere aus ei- telt ihn durch die Division der durchschnittlichen Brutto- nem Schreiben des VDR vom 25. Januar dieses Jahres, lohn- bzw. -gehaltssumme je Beschäftigten im Vorjahr damit Sie es endlich verstehen: durch die des Vorvorjahres. Dieser Wert wird als 100 ge- nommen, wovon der Altersvorsorgebeitrag und der Ren- Mit der im Rentenreformkonzept vorgesehenen An- tenversicherungsbeitrag abgezogen werden. Dieses wird passungsformel wird ein Rentenniveau von über immer wieder ins Verhältnis zu den Vorjahren gesetzt. 67 Prozent erreicht. Die Anpassungsformel entschei- det über den jährlichen Zuwachs der Renten. Sie ist (Zuruf von der CDU/CSU: Das klingt auch damit im System die entscheidende Größe, weil sie nicht einfach!) die reale Wohlstandsentwicklung der Rentner be- – Das ist ganz einfach; das werden die Menschen schnell stimmt. merken. So weit der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger. Gerade wurde gesagt, dass unsere Rentenreform zu ei- Um die Meinungen breit zu streuen und damit Sie nicht nem viel niedrigeren Niveau führe. Über den Ausgleichs- glauben, nur der VDR sei auf unserer Seite: Die Verbände faktor haben wir ja auch im Vorfeld intensiv diskutiert. haben in der Anhörung und auch in den letzten Tagen in Bei der Anhörung hat der Vertreter des Sozialbeiratesder Presse deutlich gemacht, dass sie keine Blockade wol- dazu Stellung genommen. Ich zitiere aus der Ausschuss- len. Der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen drucksache 14/1081 und gebe damit gleichzeitig auchVersicherungswirtschaft, Dr. Bernd Michaels, betont, die noch einmal eine Antwort auf die Bemerkungen des Kol- Opposition dürfe die zukunftsweisende Richtung der Re- legen Blüm: form im Interesse der Rentner nicht zum Gegenstand ei- Wenn daher in der Diskussion um den vorliegenden nes schmutzigen Wahlkampfes machen. – Recht hat der Regierungsentwurf von verschiedenen Seiten betont Mann, kann ich dazu nur sagen. wird, das Rentenniveau werde durch diese Reform (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten bis zum Jahre 2030 nicht auf die prognostizierten 64 des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) von Hundert abgesenkt, sondern in Wirklichkeit auf 61 von Hundert, ist dies unzutreffend, es sei denn, Die beiden großen Gewerkschaften, DGB und DAG, man unterstellt, dass kein Arbeitnehmer den mit die- stimmen uns zu. Selbst die Bundesvereinigung der Deut- ser Reform gesetzten Anreizen zum Vorsorgesparen schen Arbeitgeberverbände sagt aus der Anhörung heraus, (B) folgen würde. Und man muss hinzufügen: Wenn Sie sie schließe sich der Argumentation des VDR an: (D) hergehen und dieses so unterstellen, dann heißt das auch, Sie wollen europäische Vorschriften zur ge- Auch wir halten den vom VDR vorgeschlagenen samtwirtschaftlichen Berechnung und auch zur Ren- Korrekturfaktor für richtiger, für sachgerechter und tenberechnung völlig außer Kraft setzen. dem Äquivalenzprinzip entsprechender. Was bleibt? Sie sind nicht in der Lage gewesen, Bei- Ich kann Ihnen dazu nur sagen: Sie entfernen sich zuneh- tragssatzstabilität zu garantieren. Diese Regierung hat den mend von Ihren eigenen Vorstellungen. Rentenversicherungsbeitrag von 20,3 auf 19,3 Prozent Ich finde es schade, dass der Kollege Seehofer heute gesenkt; die Entlastung hat dabei ein Volumen vonnicht anwesend ist. Der Kollege Seehofer hat am 16. No- 16 Milliarden DM. vember des letzten Jahres hier erklärt – das will ich Ihnen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten einmal vorlesen –: des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Wir sind bereit, bei einem Demographiefaktor mit- zumachen, wie ihn die Gewerkschaften und die Ar- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Herr Kollege, beitgeber im Zusammenhang mit den Gesprächen gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten beim VDR vorgeschlagen haben. Dieser Demogra- Norbert Blüm? phiefaktor soll ab dem Jahre 2011 für alle, für dieje- nigen im Rentenbestand und für diejenigen im Ren- tenzugang, gelten. Die Anpassung der Renten soll Franz Thönnes (SPD): Nein, es sind jetzt genug Zwi- sich nach den Lohnsteigerungen richten. schenfragen gestellt worden. Das ist auch gut so, wenn ich sie jetzt nicht zulasse, weil man Ihren Berechnungen so- Was liegt uns jetzt hier vor? Das ist genau das Modell, das wieso nicht glaubt. wir vorgeschlagen haben und von dem selbst der Kollege Storm in der Anhörung gesagt hat, dies sei ein Modell, das (Beifall bei Abgeordneten der SPD) man annehmen könne. Sie entfernen sich von Ihren eige- Ich füge des Weiteren hinzu, dass auch durch die Aus- nen Positionen. Die Menschen im Lande merken das. setzung des Demographiefaktors die Rentner in den Jah- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten ren 1999, 2000 und 2001 4,09 Prozent mehr Rente beka- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) men. Bei Ihnen hätten sie gerade einmal 3,28 Prozent erhalten. Auch das ist mehr Gerechtigkeit für diejenigen, Wir werden die Debatte natürlich draußen und im Bun- die Rentenbeiträge eingezahlt haben. desrat weiterführen. Wir werden die guten Beispiele, die 14440 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Franz Thönnes (A) aus den vorliegenden Berechnungen erkennbar sind, den Ich möchte jetzt etwas zu den aufgeworfenen Fragen(C) Menschen präsentieren. Wir werden informieren. zur europäischen Statistik sagen. Die europäische Statis- Ich will am Schluss dieser Debatte zwei Frauen und tik setzt in Bezug auf den Nettolohn voraus, dass freiwil- zwei Männern Dank sagen, die mitgeholfen haben, dies lige Beiträge, wenn sie in kollektive Systeme eingezahlt zu entwickeln. Ich bedanke mich bei Ulla Schmidt, Ulrike werden, berücksichtigt werden. Bei uns sind das die Zu- Mascher, Walter Riester und Hans Eichel, die alle dazu satzversorgung im öffentlichen Dienst und die betriebliche beigetragen haben, dass die beiden Häuser gut zusam- Altersvorsorge. Das sind aber nicht die privaten Beiträge. mengearbeitet haben, sodass die private Altersvorsorge Diese berücksichtigen Sie jetzt und bestimmen so den mit einem Finanzvolumen von 19 Milliarden DM gut ge- Nettolohn. Sie haben den Beitrag fiktiv mit 4 Prozent be- fördert wird. messen. Ob ihn jemand zahlt oder nicht, ist egal; das Ren- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten tenniveau wird um 4 Prozent gedrückt. Sie drücken den des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Rentenanspruch der Verkäuferin, weil ihr Verkaufsleiter Ich will zum Schluss deutlich machen: Diese Reform einen Privatversicherungsbeitrag abführt. ist in die gesamte Finanz-, Wirtschafts- und Arbeits- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) marktpolitik integriert. Das heißt, dass auch in Zukunft die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert wird, Das, lieber Walter Riester, ist eine Uraufführung in der Frauen über Teilzeit eher in Beschäftigungsverhältnisse Solidargemeinschaft Deutschlands. kommen und so andere Erwerbsbiografien entstehen. Die (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeord- Horrorszenarien, die Sie für weitere 35 Jahre aufzeigen, neten der F.D.P.) werden gar nicht erst entstehen. (Beifall bei der SPD) Lieber Walter Riester, unsere gemeinsame Solidaritäts- überzeugung in der IG Metall hieß bisher: Die Starken Die Union bleibt unglaubwürdig. Sie betreibt Wahl- schützen die Schwachen. Dieses Prinzip wird jetzt auf den kampftaktik. Zu dem Plakat, das Sie mit der Aufschrift Kopf gestellt: Die Schwachen zahlen die Rechnung für „Vorsicht, Falle!“ haben drucken lassen, sage ich Ihnen, die Starken. Das ist in der hundertjährigen Geschichte des Herr Merz: „Vorsicht, Falle!“ gilt für Sie selbst. Sie sind Sozialstaats Deutschland noch nicht vorgekommen. Das in die Steuerreformfalle gelaufen und werden in die Ren- ist eine Uraufführung, die mit den Namen Schröder und tenreformfalle laufen. Die CDU entwickelt sich zur Le- Riester verbunden ist. derstrumpfpartei. Es wäre besser gewesen, Sie hätten dies zurückgezogen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. – (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Wilhelm Schmidt [Salzgitter] [SPD]: Das ist (B) DIE GRÜNEN) keine Kurzintervention, Frau Präsidentin! Das (D) ist eine nicht gehaltene Rede!)

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Es folgt eine Das war meine Klarstellung. Kurzintervention des Abgeordneten Norbert Blüm. Ich möchte jetzt eine abschließende Frage stellen.

Dr. Norbert Blüm (CDU/CSU) (von Abgeordneten Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Herr Kollege der CDU/CSU mit Beifall begrüßt): Ich will mich an der Blüm, Sie haben nur drei Minuten Redezeit. Debatte nur insofern beteiligen, als ich einige Dinge klar- stelle, die hier vernebelt wurden. (CDU/CSU): Sie legen den Bei- Worin besteht der Unterschied zwischen derRenten- Dr. Norbert Blüm tragssatz auf 22 Prozent fest. Sie haben in den letzten vier formel dieser Regierung und der unserer damaligen Re- gierung? Das ist nicht mit einem Kabarettstück von Buch- Monaten pausenlos Ihre Rentenreform finanzwirksam staben und Zahlen klarzumachen. Die Rentenformel der verändert und sind trotzdem bei einem Beitragssatz von alten Regierung war an den Lohn gebunden, sie war nicht 22 Prozent stehen geblieben. Irgendwo muss in dieser vom Parlament festgesetzt. Die Rentenformel der alten Formel eine geheime Geldquelle versteckt sein, sonst Regierung bezog die demographische Entwicklung ein. könnten Sie nicht bei pausenloser Veränderung immer Diese wurde nicht hier festgesetzt, sondern versiche-noch den gleichen Beitragssatz haben. rungsmathematisch bestimmt. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Die Rentenformel von Riester sieht ab 2011 90 Prozent des Bruttolohns vor. Kann mir jemand erklären, wie er auf 90 Prozent kommt? Übermorgen können Sie doch auch Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Bitte, Herr Kol- sagen, es sind 75 Prozent; Sie können auch 95 Prozent sa- lege Thönnes. gen. Die Zahl ist aus der Luft gegriffen. Diese Zahl gilt ab (Friedrich Merz [CDU/CSU]: Der ist doch gar 2011. Warum erst ab 2011? Sie können genauso sagen, sie nicht angesprochen worden! – Michael Glos gilt ab 2014 oder 2008. [CDU/CSU]: Das war doch jetzt schon uner- Der elementare Unterschied besteht darin, dass unsere träglich!) Kriterien in der Sache begründet waren, während Ihre – Ich muss doch die Kollegen bitten! Es ist in diesem Hause Kriterien willkürlich und aus der Luft gegriffen sind. üblich, dass auf eine Kurzintervention, die im Übrigen zeit- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) lich großzügig gewährt worden ist, eine Antwort erfolgt. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14441

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Ich muss doch die Kollegen bitten! Es ist in diesem Hause Wir kommen zu den Abstimmungen. Es liegen etliche (C) üblich, dass auf eine Kurzintervention, die im Übrigen zeit- persönliche Erklärungen nach § 31 der Geschäftsordnung lich großzügig gewährt worden ist, eine Antwort erfolgt. vor, und zwar von der Abgeordneten Kortmann, dem Ab- geordneten von Larcher, den Abgeordneten Buntenbach, (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Friedrich Knoche, Schewe-Gerigk, dem Abgeordneten Schösser und Merz [CDU/CSU]: Aber doch vom Angespro- 43 anderen Unterzeichnern, die wir zu Protokoll nehmen. chenen!) Wir kommen nun zur Abstimmung über die von den Bitte, Herr Kollege Thönnes. Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der Bundesregierung eingebrachten Entwürfe eines Altersver- Franz Thönnes (SPD): Herr Kollege Blüm, mögli- mögensgesetzes, Drucksachen 14/4595 und 14/5068. Der cherweise ist die Zeit ein bisschen an Ihnen vorbeigegan- Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung empfiehlt auf gen. Drucksache 14/5146 unter Ziffer 1, die nicht der Zustim- mung des Bundesrates bedürfenden Teile der Gesetzent- (Beifall bei der SPD – Dr. Irmgard Schwaetzer würfe als Altersvermögensergänzungsgesetz in der Fas- [F.D.P.]: Frechheit! – Zuruf von der CDU/CSU: sung der Anlage 1 und die zustimmungsbedürftigen Teile Flegel!) als Altersvermögensgesetz in der Fassung der Anlage 2 der Sie sind aufgestanden und haben hier von manipulativen Beschlussempfehlung anzunehmen. Beträgen gesprochen. Dabei habe ich bei meiner Skizzie- Wir stimmen zunächst über das Altersvermögens- rung vorgetragen, dass es uns darauf ankommt, Verläss- ergänzungsgesetz in der Ausschussfassung, Anlage 1 der lichkeit und Beitragssatzstabilität für Arbeitnehmer und Beschlussempfehlung, ab. Es liegen zwei Änderungsan- Arbeitgeber zu erreichen. Wir wollen Beitragsobergren- träge der Fraktion der PDS vor, über die wir zuerst ab- zen ins Gesetz hineinschreiben. Das bedingt ein Formel- stimmen, und zwar zunächst über den Änderungsantrag werk, von dem ich glaube, dass es verlässlich ist und die auf Drucksache 14/5159. Die Fraktion der PDS verlangt Lasten und die Verantwortung auf die Schultern der jun- hierzu namentliche Abstimmung. Ich bitte alle Kollegin- gen und auch der alten Generation legt. nen und Kollegen, bei den namentlichen Abstimmungen Es ist allerdings falsch, zu behaupten, dass diejenigen, sorgfältig darauf zu achten, dass die Stimmkarten, die sie die geringere Einkommen hätten, die Vorsorge der Älte- verwenden, auch ihren persönlichen Namen tragen. ren aus ihrem Portemonnaie mittragen müssten. Dazu Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die will ich Ihnen sagen: Wir haben am 1. Juli 2000 in diesem vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen be- Haus eine bessere Anrechnung von Kindererziehungszei- setzt? – Das ist der Fall. ten beschlossen. 22,4 Milliarden DM investieren die Steu- Ich eröffne die Abstimmung. – Ich sehe, hier vorne ist (B) erzahler, um die Kindererziehung bei der Rente besser zu (D) eine Urne nicht besetzt. Kann jemand zu der vorderen bewerten. Das muss hier festgehalten werden. Urne kommen? – Die Urne ist nun besetzt. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Ich eröffne nun auch hier vorne die Abstimmung. – DIE GRÜNEN) Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das bei dieser Festgehalten werden muss ebenso, dass die prozentua- ersten namentlichen Abstimmung seine Stimme noch nicht len Förderquoten – wie ich das vorhin in meinem Re- abgegeben hat? – Das scheint nicht der Fall zu sein. Ich debeitrag deutlich gemacht habe: 300 DM für die Ehefrau schließe die Abstimmung und bitte die Schriftführerinnen auf ein eigenes, für sie eingerichtetes Altersvorsorgekonto und Schriftführer, mit der Auszählung der Stimmen zu be- und 360 DM für jedes Kind; auch dieses Geld geht im ginnen. Das Ergebnis wird Ihnen später bekannt gegeben. Zweifelsfall direkt auf das Konto der Frau – letztendlich mit dazu beitragen, dass hier eine Altersvorsorge aufge- Wir setzen die Abstimmungen fort: Änderungsantrag baut wird, die von allen und nicht etwa nur von den Ver- der Fraktion der PDS auf Drucksache 14/5158. Wer käuferinnen, so wie Sie das dargestellt haben, getragen stimmt für diesen Änderungsantrag? – Gegenstimmen? – wird. Vielmehr kommt die aufgebaute Altersvorsorge die- Enthaltungen? – Der Änderungsantrag ist, soweit ich es sem Personenkreis zugute. Das heißt: Die starken Schul- sehen konnte, mit den Stimmen des ganzen Hauses gegen tern tragen die Last für die Schwachen. Sie müssen das die Stimmen der PDS abgelehnt worden. endlich zur Kenntnis nehmen und aufhören, eine Robin- Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen Ab- Hood-Theorie zu verbreiten. stimmung muss ich jetzt leider die Sitzung unterbrechen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten (Unterbrechung von 11.26 bis 11.31 Uhr) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Abg. Dr. Norbert Blüm [CDU/CSU] meldet sich zu einer Kurzintervention) Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Die unterbro- chene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Nein, Herr Kol- lege Blüm, es ist nicht möglich, nach der Debatte noch führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- eine neue Debatte anzustoßen. Es gibt nur eine Kurzinter- mung über den Änderungsantrag der Fraktion der PDS bekannt. Abgegebene Stimmen 582. Mit Ja haben ge- vention und nicht mehr. stimmt 27, mit Nein haben gestimmt 555. Der Änderungs- Ich schließe damit die Aussprache. antrag ist damit abgelehnt worden. 14442 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Endgültiges Ergebnis Hans-Günter Bruckmann (Wismar) Jutta Müller (Völklingen) (C) Abgegebene Stimmen: 582; Frank Hofmann (Volkach) Christian Müller (Zittau) Ursula Burchardt Ingrid Holzhüter Franz Müntefering davon Dr. Michael Bürsch Eike Hovermann Andrea Nahles ja: 27 Hans Martin Bury Christel Humme Volker Neumann (Bramsche) nein: 555 Hans Büttner (Ingolstadt) Lothar Ibrügger Gerhard Neumann (Gotha) Marion Caspers-Merk Brunhilde Irber Dr. Edith Niehuis Ja Wolf-Michael Catenhusen Gabriele Iwersen Dr. Rolf Niese Dr. Renate Jäger PDS Dr. Herta Däubler-Gmelin Jann-Peter Janssen Eckhard Ohl Christel Deichmann Ilse Janz Leyla Onur Monika Balt Dr. Uwe Jens Manfred Opel Petra Bläss Peter Dreßen Volker Jung (Düsseldorf) Holger Ortel Maritta Böttcher Detlef Dzembritzki Johannes Kahrs Adolf Ostertag Eva Bulling-Schröter Dieter Dzewas Ulrich Kasparick Kurt Palis Roland Claus Dr. Peter Eckardt Sabine Kaspereit Albrecht Papenroth Heidemarie Ehlert Susanne Kastner Dr. Martin Pfaff Dr. Ludwig Eich Georg Pfannenstein Wolfgang Gehrcke Marga Elser Hans-Peter Kemper Dr. Eckhart Pick Dr. Klaus Grehn Peter Enders Klaus Kirschner Karin Rehbock-Zureich Dr. Siegrun Klemmer Dr. Carola Reimann Uwe Hiksch Petra Ernstberger Hans-Ulrich Klose Renate Rennebach Dr. Barbara Höll Annette Faße Bernd Reuter Carsten Hübner Lothar Fischer (Homburg) Fritz Rudolf Körper Dr. Edelbert Richter Sabine Jünger Karin Kortmann Reinhold Robbe Gerhard Jüttemann Iris Follak Anette Kramme Gudrun Roos Dr. Evelyn Kenzler Norbert Formanski Nicolette Kressl René Röspel Dr. Heidi Knake-Werner Rainer Fornahl Volker Kröning Dr. Rolf Kutzmutz Hans Forster Angelika Krüger-Leißner Michael Roth (Heringen) Heidi Lippmann Horst Kubatschka Birgit Roth (Speyer) Heidemarie Lüth Lilo Friedrich (Mettmann) Ernst Küchler Marlene Rupprecht Pia Maier Harald Friese Helga Kühn-Mengel Thomas Sauer Angela Marquardt (Köln) Ute Kumpf Dr. Hansjörg Schäfer Kersten Naumann Arne Fuhrmann Konrad Kunick Gudrun Schaich-Walch (B) Rosel Neuhäuser Monika Ganseforth Dr. Uwe Küster (D) Dr. Uwe-Jens Rössel Konrad Gilges Werner Labsch Bernd Scheelen Gustav-Adolf Schur Iris Gleicke Dr. Dr. Ilja Seifert Günter Gloser Brigitte Lange Siegfried Scheffler Uwe Göllner Christian Lange (Backnang) Horst Schild Renate Gradistanac Detlev von Larcher Nein Günter Graf (Friesoythe) Christine Lehder Dieter Schloten Angelika Graf (Rosenheim) Waltraud Lehn Horst Schmidbauer (Nürn- SPD Dieter Grasedieck Robert Leidinger berg) Brigitte Adler Klaus Lennartz Ulla Schmidt (Aachen) Dr. Elke Leonhard Silvia Schmidt (Eisleben) Ingrid Arndt-Brauer Achim Großmann Eckhart Lewering (Meschede) Wolfgang Grotthaus Götz-Peter Lohmann Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Hermann Bachmaier Karl-Hermann Haack (Exter- (Neubrandenburg) Regina Schmidt-Zadel tal) Christa Lörcher Heinz Schmitt (Berg) Hans-Joachim Hacker Erika Lotz Dr. Hans Peter Bartels Klaus Hagemann Dr. Christine Lucyga Dr. Emil Schnell Eckhardt Barthel (Berlin) Manfred Hampel Dieter Maaß (Herne) Walter Schöler Klaus Barthel (Starnberg) Christel Hanewinckel Winfried Mante Ingrid Becker-Inglau Alfred Hartenbach Dirk Manzewski Karsten Schönfeld Dr. Anke Hartnagel Tobias Marhold Fritz Schösser Hans-Werner Bertl Klaus Hasenfratz Lothar Mark Ottmar Schreiner Friedhelm Julius Beucher Nina Hauer Ulrike Mascher Gerhard Schröder Gisela Schröter Reinhold Hemker Heide Mattischeck Dr. Mathias Schubert (Heidelberg) Frank Hempel Richard Schuhmann Rolf Hempelmann Ulrike Mehl (Delitzsch) Klaus Brandner Ulrike Merten Brigitte Schulte (Hameln) Anni Brandt-Elsweier Monika Heubaum Reinhard Schultz (Evers- Willi Brase Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) winkel) Dr. Stephan Hilsberg Ursula Mogg Volkmar Schultz (Köln) Rainer Brinkmann (Detmold) Gerd Höfer Christoph Moosbauer Ewald Schurer Walter Hoffmann (Darm- Siegmar Mosdorf Dr. R. Werner Schuster (Hildesheim) stadt) Michael Müller (Düsseldorf) Dietmar Schütz (Oldenburg) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14443

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Dr. Angelica Schwall-Düren CDU/CSU Norbert Hauser (Bonn) Friedhelm Ost (C) Hansgeorg Hauser (Red- Norbert Otto (Erfurt) nitzhembach) Bodo Seidenthal Erika Simm Ursula Heinen Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Manfred Heise Dr. Cornelie Sonntag- Siegfried Helias Marlies Pretzlaff Wolgast Dr. Hans Jochen Henke Dr. Bernd Protzner Wieland Sorge Günter Baumann Ernst Hinsken Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Hans Raidel Dr. Peter Ramsauer Jörg-Otto Spiller Klaus Hofbauer Dr. Sabine Bergmann-Pohl Christa Reichard (Dresden) Dr. Ditmar Staffelt Klaus Holetschek Antje-Marie Steen Josef Hollerith Erika Reinhardt Dr. Joachim Hörster Hans-Peter Repnik Rolf Stöckel Hubert Hüppe Klaus Riegert Rita Streb-Hesse Dr. Norbert Blüm Susanne Jaffke Dr. Reinhold Strobl (Amberg) Dr. Maria Böhmer Georg Janovsky Franz Romer Dr. Peter Struck Sylvia Bonitz Dr.-Ing. Rainer Jork Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Joachim Stünker Dr. Harald Kahl Dr. Klaus Rose Joachim Tappe Wolfgang Börnsen (Böns- Bartholomäus Kalb Kurt J. Rossmanith Jörg Tauss trup) Steffen Kampeter Adolf Roth (Gießen) Jella Teuchner Dr.-Ing. Dietmar Kansy Norbert Röttgen Dr. Gerald Thalheim Klaus Brähmig Irmgard Karwatzki Dr. Christian Ruck Dr. Volker Rühe Franz Thönnes Eckart von Klaeden Anita Schäfer Uta Titze-Stecher Ulrich Klinkert Dr. Wolfgang Schäuble Hartmut Büttner Adelheid Tröscher Dr. Hartmut Schauerte (Schönebeck) Hans-Eberhard Urbaniak Norbert Königshofen Gerhard Scheu Rüdiger Veit Eva-Maria Kors Norbert Schindler Peter H. Carstensen (Nord- Hartmut Koschyk Dietmar Schlee Simone Violka strand) (Pforzheim) Rudolf Kraus Christian Schmidt (Fürth) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Hans Georg Wagner Dr. Martina Krogmann Dr. Paul Krüger (Halsbrücke) Hedi Wegener Dr. Karl A. Lamers (Heidel- Andreas Schmidt (Mülheim) Dr. Konstanze Wegner (B) Albert Deß berg) Birgit Schnieber-Jastram (D) Wolfgang Weiermann Dr. Dr. Reinhard Weis (Stendal) Thomas Dörflinger Reinhard Freiherr von Matthias Weisheit Hansjürgen Doss Dr. Paul Laufs Schorlemer Gunter Weißgerber Marie-Luise Dött Karl-Josef Laumann Dr. Erika Schuchardt (Wies- Maria Eichhorn Gerhard Schulz loch) Rainer Eppelmann Peter Letzgus Diethard Schütze (Berlin) Dr. Ernst Ulrich von (Lübeck) Ursula Lietz Clemens Schwalbe Weizsäcker Walter Link (Diepholz) Wilhelm-Josef Sebastian Jochen Welt Dr. Hans Georg Faust Eduard Lintner Heinz Seiffert Dr. Albrecht Feibel Dr. Klaus W. Lippold (Offen- Dr. h. c. Rudolf Seiters Hildegard Wester bach) Johannes Singhammer Lydia Westrich Ingrid Fischbach Dr. Manfred Lischewski Bärbel Sothmann Inge Wettig-Danielmeier Dirk Fischer (Hamburg) Wolfgang Lohmann (Lüden- Margarete Späte Dr. Dr. Gerhard Friedrich (Erlan- scheid) Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Norbert Wieczorek gen) Julius Louven Stetten Jürgen Wieczorek (Böhlen) Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Michael Luther Andreas Storm Helmut Wieczorek (Duis- (Hof) (Reck- Dorothea Störr-Ritter Erich G. Fritz burg) linghausen) Jochen-Konrad Fromme Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Martin Mayer (Siegerts- Matthäus Strebl Hans-Joachim Fuchtel brunn) (Heilbronn) Dieter Wiefelspütz Wolfgang Meckelburg Dr. Rita Süssmuth Heino Wiese (Hannover) Dr. Heiner Geißler Dr. Edeltraut Töpfer Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Georg Girisch Dr. Angela Merkel Dr. Hans-Peter Uhl Engelbert Wistuba Michael Glos Friedrich Merz Barbara Wittig Dr. Reinhard Göhner Dr. Wolfgang Wodarg Peter Götz Meinolf Michels Hanna Wolf (München) Dr. Wolfgang Götzer Dr. Gerd Müller Andrea Voßhoff Waltraud Wolff (Wolmir- Kurt-Dieter Grill Bernward Müller (Jena) Peter Weiß (Emmendingen) stedt) Elmar Müller (Kirchheim) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Heidemarie Wright Horst Günther (Duisburg) (Bremen) Annette Widmann-Mauz Carl-Detlev Freiherr von Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Christoph Zöpel Hammerstein Günter Nooke Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Peter Zumkley Franz Obermeier Klaus-Peter Willsch 14444 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Bernd Wilz Katrin Göring-Eckardt Jürgen Trittin Klaus Haupt (C) Rita Grießhaber Dr. Antje Vollmer Walter Hirche Werner Wittlich Dr. Ludger Volmer Dr. Dagmar Wöhrl Antje Hermenau Sylvia Voß Ulrich Irmer Elke Wülfing Ulrike Höfken Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Wolfgang Zeitlmann Michaele Hustedt Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Heinrich L. Kolb Wolfgang Zöller Monika Knoche Jürgen Koppelin Dr. Angelika Köster-Loßack Ina Lenke F.D.P. BÜNDNIS 90/ Dr. Reinhard Loske Sabine Leutheusser- DIE GRÜNEN Oswald Metzger Schnarrenberger Kerstin Müller (Köln) Hildebrecht Braun (Augs- Dirk Niebel Gila Altmann (Aurich) burg) Günther Friedrich Nolting (Bremen) Cem Özdemir Detlef Parr (Köln) Simone Probst Jörg van Essen Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Claudia Roth (Augsburg) Ulrike Flach Christine Scheel Gerhard Schüßler Gisela Frick Grietje Bettin Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Irmgard Schwaetzer Annelie Buntenbach Rezzo Schlauch Paul K. Friedhoff Marita Sehn Dr. Thea Dückert Albert Schmidt (Hitzhofen) (Bayreuth) Dr. Hermann Otto Solms Franziska Eichstädt-Bohlig (Leipzig) Dr. Dr. Uschi Eid Christian Simmert Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Dieter Thomae Hans-Josef Fell Christian Sterzing Hans-Michael Goldmann Jürgen Türk Joseph Fischer (Frankfurt) Hans-Christian Ströbele Dr. Dr.

Ich bitte nun diejenigen, die dem Entwurf desIch bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit Altersvermögensergänzungsgesetzes in der Ausschuss- der Auszählung zu beginnen. Bis zum Vorliegen des Er- fassung zustimmen wollen, um das Handzeichen. – Wer gebnisses der namentlichen Abstimmung unterbreche ich stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Gesetzentwurf die Sitzung. ist damit in zweiter Beratung angenommen. (Unterbrechung von 11.36 bis 11.41 Uhr) Dritte Beratung Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Liebe Kollegin- und Schlussabstimmung. Die Fraktionen von SPD und nen und Kollegen, die unterbrochene Sitzung ist wieder (B) Bündnis 90/Die Grünen verlangen namentliche Abstim- eröffnet. (D) mung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Urnen führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Schluss- besetzt? – abstimmung über den Gesetzentwurf der Fraktionen von Ich eröffne die Abstimmung. – SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der Bundesregie- rung zum Altersvermögensergänzungsgesetz bekannt. Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Abgegebene Stimmen 581. Mit Ja haben gestimmt 319, mit Stimme nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall.Nein haben gestimmt 258. Es gab vier Enthaltungen. Der Dann schließe ich die Abstimmung. Gesetzentwurf ist damit angenommen.

Endgültiges Ergebnis Eckhardt Barthel (Berlin) Dr. Michael Bürsch Lothar Fischer (Homburg) Abgegebene Stimmen: 580; Klaus Barthel (Starnberg) Hans Martin Bury Gabriele Fograscher Ingrid Becker-Inglau Hans Büttner (Ingolstadt) Iris Follak davon Dr. Axel Berg Marion Caspers-Merk Norbert Formanski ja: 319 Hans-Werner Bertl Wolf-Michael Catenhusen Rainer Fornahl nein: 257 Friedhelm Julius Beucher Dr. Peter Danckert Hans Forster enthalten: 4 Petra Bierwirth Dr. Herta Däubler-Gmelin Dagmar Freitag Rudolf Bindig Christel Deichmann Lilo Friedrich (Mettmann) Lothar Binding (Heidelberg) Karl Diller Harald Friese Ja Kurt Bodewig Peter Dreßen Anke Fuchs (Köln) Klaus Brandner Detlef Dzembritzki Arne Fuhrmann SPD Anni Brandt-Elsweier Dieter Dzewas Monika Ganseforth Brigitte Adler Willi Brase Dr. Peter Eckardt Konrad Gilges Gerd Andres Dr. Eberhard Brecht Sebastian Edathy Iris Gleicke Ingrid Arndt-Brauer Rainer Brinkmann (Detmold) Ludwig Eich Günter Gloser Rainer Arnold Bernhard Brinkmann Marga Elser Uwe Göllner Hermann Bachmaier (Hildesheim) Peter Enders Renate Gradistanac Ernst Bahr Hans-Günter Bruckmann Gernot Erler Günter Graf (Friesoythe) Doris Barnett Edelgard Bulmahn Petra Ernstberger Angelika Graf (Rosenheim) Dr. Hans Peter Bartels Ursula Burchardt Annette Faße Dieter Grasedieck Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14445

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Monika Griefahn Klaus Lennartz Ulla Schmidt (Aachen) Jochen Welt (C) Kerstin Griese Dr. Elke Leonhard Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Rainer Wend Achim Großmann Eckhart Lewering Dagmar Schmidt (Meschede) Hildegard Wester Wolfgang Grotthaus Götz-Peter Lohmann Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Lydia Westrich Karl-Hermann Haack (Neubrandenburg) Regina Schmidt-Zadel Inge Wettig-Danielmeier (Extertal) Christa Lörcher Heinz Schmitt (Berg) Dr. Margrit Wetzel Hans-Joachim Hacker Erika Lotz Carsten Schneider Dr. Norbert Wieczorek Klaus Hagemann Dr. Christine Lucyga Dr. Emil Schnell Jürgen Wieczorek (Böhlen) Manfred Hampel Dieter Maaß (Herne) Walter Schöler Helmut Wieczorek Christel Hanewinckel Winfried Mante Olaf Scholz (Duisburg) Alfred Hartenbach Dirk Manzewski Karsten Schönfeld Heidemarie Wieczorek-Zeul Tobias Marhold Anke Hartnagel Fritz Schösser Dieter Wiefelspütz Lothar Mark Klaus Hasenfratz Ottmar Schreiner Heino Wiese (Hannover) Ulrike Mascher Nina Hauer Gerhard Schröder Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Christoph Matschie Hubertus Heil Gisela Schröter Engelbert Wistuba Reinhold Hemker Heide Mattischeck Dr. Mathias Schubert Barbara Wittig Frank Hempel Markus Meckel Richard Schuhmann Dr. Wolfgang Wodarg Rolf Hempelmann Ulrike Mehl (Delitzsch) Hanna Wolf (München) Gustav Herzog Ulrike Merten Brigitte Schulte (Hameln) Waltraud Wolff (Wolmir- Monika Heubaum Angelika Mertens Reinhard Schultz (Evers- Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) winkel) stedt) Stephan Hilsberg Ursula Mogg Volkmar Schultz (Köln) Heidemarie Wright Gerd Höfer Christoph Moosbauer Ewald Schurer Uta Zapf Walter Hoffmann Siegmar Mosdorf Dr. R. Werner Schuster Dr. Christoph Zöpel (Darmstadt) Michael Müller (Düsseldorf) Dietmar Schütz (Oldenburg) Peter Zumkley Iris Hoffmann (Wismar) Jutta Müller (Völklingen) Dr. Angelica Schwall-Düren Frank Hofmann (Volkach) Christian Müller (Zittau) Rolf Schwanitz BÜNDNIS 90/ Ingrid Holzhüter Franz Müntefering Bodo Seidenthal DIE GRÜNEN Andrea Nahles Eike Hovermann Erika Simm Gila Altmann (Aurich) Christel Humme Volker Neumann (Bramsche) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Gerhard Neumann (Gotha) Marieluise Beck (Bremen) Lothar Ibrügger Dr. Cornelie Sonntag- Volker Beck (Köln) Brunhilde Irber Dr. Edith Niehuis Wolgast Dr. Rolf Niese Angelika Beer Gabriele Iwersen Wieland Sorge Matthias Berninger Renate Jäger Dietmar Nietan Wolfgang Spanier Grietje Bettin (B) Jann-Peter Janssen Eckhard Ohl Dr. Margrit Spielmann (D) Dr. Thea Dückert Ilse Janz Leyla Onur Jörg-Otto Spiller Dr. Uwe Jens Manfred Opel Dr. Ditmar Staffelt Franziska Eichstädt-Bohlig Volker Jung (Düsseldorf) Holger Ortel Antje-Marie Steen Dr. Uschi Eid Johannes Kahrs Adolf Ostertag Ludwig Stiegler Hans-Josef Fell Ulrich Kasparick Kurt Palis Rolf Stöckel Joseph Fischer (Frankfurt) Albrecht Papenroth Sabine Kaspereit Rita Streb-Hesse Katrin Göring-Eckardt Dr. Martin Pfaff Susanne Kastner Reinhold Strobl (Amberg) Rita Grießhaber Georg Pfannenstein Ulrich Kelber Dr. Peter Struck Winfried Hermann Dr. Eckhart Pick Hans-Peter Kemper Joachim Stünker Antje Hermenau Karin Rehbock-Zureich Klaus Kirschner Joachim Tappe Ulrike Höfken Dr. Carola Reimann Siegrun Klemmer Renate Rennebach Jörg Tauss Michaele Hustedt Hans-Ulrich Klose Bernd Reuter Jella Teuchner Dr. Angelika Köster-Loßack Walter Kolbow Dr. Edelbert Richter Dr. Gerald Thalheim Dr. Reinhard Loske Fritz Rudolf Körper Reinhold Robbe Wolfgang Thierse Oswald Metzger Karin Kortmann Gudrun Roos Franz Thönnes Kerstin Müller (Köln) Anette Kramme René Röspel Uta Titze-Stecher Winfried Nachtwei Nicolette Kressl Dr. Ernst Dieter Rossmann Adelheid Tröscher Cem Özdemir Volker Kröning Michael Roth (Heringen) Hans-Eberhard Urbaniak Simone Probst Angelika Krüger-Leißner Birgit Roth (Speyer) Rüdiger Veit Claudia Roth (Augsburg) Horst Kubatschka Simone Violka Marlene Rupprecht Christine Scheel Ernst Küchler Ute Vogt (Pforzheim) Thomas Sauer Rezzo Schlauch Helga Kühn-Mengel Dr. Hansjörg Schäfer Hans Georg Wagner Ute Kumpf Hedi Wegener Albert Schmidt (Hitzhofen) Gudrun Schaich-Walch Werner Schulz (Leipzig) Konrad Kunick Rudolf Scharping Dr. Konstanze Wegner Christian Simmert Dr. Uwe Küster Bernd Scheelen Wolfgang Weiermann Werner Labsch Dr. Hermann Scheer Reinhard Weis (Stendal) Christian Sterzing Christine Lambrecht Siegfried Scheffler Matthias Weisheit Hans-Christian Ströbele Brigitte Lange Horst Schild Gunter Weißgerber Jürgen Trittin Christian Lange (Backnang) Otto Schily Gert Weisskirchen (Wies- Dr. Antje Vollmer Christine Lehder Dieter Schloten loch) Dr. Ludger Volmer Waltraud Lehn Horst Schmidbauer Dr. Ernst Ulrich von Helmut Wilhelm (Amberg) Robert Leidinger (Nürnberg) Weizsäcker Margareta Wolf (Frankfurt) 14446 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Nein Manfred Grund Hans Michelbach Dr. Rita Süssmuth (C) Horst Günther (Duisburg) Meinolf Michels Edeltraut Töpfer CDU/CSU Carl-Detlev Freiherr von Dr. Gerd Müller Dr. Hans-Peter Uhl Hammerstein Bernward Müller (Jena) Gunnar Uldall Ulrich Adam Gerda Hasselfeldt Elmar Müller (Kirchheim) Arnold Vaatz Ilse Aigner Norbert Hauser (Bonn) Bernd Neumann (Bremen) Peter Altmaier Angelika Volquartz Hansgeorg Hauser (Red- Claudia Nolte Dietrich Austermann Andrea Voßhoff nitzhembach) Günter Nooke Norbert Barthle Peter Weiß (Emmendingen) Helmut Heiderich Franz Obermeier Dr. Wolf Bauer Gerald Weiß (Groß-Gerau) Ursula Heinen Friedhelm Ost Günter Baumann Annette Widmann-Mauz Manfred Heise Norbert Otto (Erfurt) Brigitte Baumeister Heinz Wiese (Ehingen) Siegfried Helias Meinrad Belle Anton Pfeifer Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Hans Jochen Henke Dr. Sabine Bergmann-Pohl Beatrix Philipp Klaus-Peter Willsch Ernst Hinsken Otto Bernhardt Ronald Pofalla Bernd Wilz Peter Hintze Renate Blank Ruprecht Polenz Klaus Hofbauer Matthias Wissmann Dr. Heribert Blens Marlies Pretzlaff Martin Hohmann Werner Wittlich Peter Bleser Dr. Bernd Protzner Klaus Holetschek Dagmar Wöhrl Dr. Norbert Blüm Thomas Rachel Josef Hollerith Elke Wülfing Dr. Maria Böhmer Hans Raidel Joachim Hörster Wolfgang Zeitlmann Sylvia Bonitz Dr. Peter Ramsauer Hubert Hüppe Wolfgang Zöller Jochen Borchert Christa Reichard (Dresden) Susanne Jaffke Wolfgang Börnsen (Böns- Katherina Reiche Georg Janovsky F.D.P. trup) Erika Reinhardt Dr.-Ing. Rainer Jork Wolfgang Bosbach Hans-Peter Repnik Ina Albowitz Dr. Harald Kahl Klaus Brähmig Klaus Riegert Hildebrecht Braun (Augs- Dr. Ralf Brauksiepe Bartholomäus Kalb burg) Steffen Kampeter Dr. Heinz Riesenhuber Monika Brudlewsky Franz Romer Ernst Burgbacher Georg Brunnhuber Dr.-Ing. Dietmar Kansy Jörg van Essen Irmgard Karwatzki Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Hartmut Büttner Dr. Klaus Rose Ulrike Flach (Schönebeck) Volker Kauder Gisela Frick Kurt J. Rossmanith Dankward Buwitt Eckart von Klaeden Paul K. Friedhoff Adolf Roth (Gießen) Peter H. Carstensen (Nord- Ulrich Klinkert Horst Friedrich (Bayreuth) Norbert Röttgen strand) Dr. Helmut Kohl Rainer Funke (B) Dr. Christian Ruck (D) Leo Dautzenberg Norbert Königshofen Dr. Wolfgang Gerhardt Volker Rühe Wolfgang Dehnel Eva-Maria Kors Hans-Michael Goldmann Anita Schäfer Hubert Deittert Hartmut Koschyk Dr. Karlheinz Guttmacher Albert Deß Rudolf Kraus Dr. Wolfgang Schäuble Klaus Haupt Renate Diemers Dr. Martina Krogmann Gerhard Scheu Walter Hirche Thomas Dörflinger Dr. Paul Krüger Dietmar Schlee Dr. Werner Hoyer Hansjürgen Doss Dr. Karl A. Lamers (Heidel- Christian Schmidt (Fürth) Ulrich Irmer berg) Marie-Luise Dött Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Klaus Kinkel Dr. Norbert Lammert Maria Eichhorn (Halsbrücke) Dr. Heinrich L. Kolb Helmut Lamp Rainer Eppelmann Andreas Schmidt (Mülheim) Jürgen Koppelin Dr. Paul Laufs Anke Eymer (Lübeck) Birgit Schnieber-Jastram Ina Lenke Karl-Josef Laumann Ilse Falk Dr. Rupert Scholz Sabine Leutheusser- Vera Lengsfeld Dr. Hans Georg Faust Reinhard Freiherr von Schnarrenberger Peter Letzgus Albrecht Feibel Schorlemer Dirk Niebel Ursula Lietz Ulf Fink Dr. Erika Schuchardt Günther Friedrich Nolting Walter Link (Diepholz) Ingrid Fischbach Gerhard Schulz Detlef Parr Eduard Lintner Dirk Fischer (Hamburg) Diethard Schütze (Berlin) Cornelia Pieper Dr. Klaus W. Lippold (Offen- Dr. Gerhard Friedrich (Erlan- Clemens Schwalbe Dr. Edzard Schmidt-Jortzig gen) bach) Wilhelm-Josef Sebastian Gerhard Schüßler Dr. Hans-Peter Friedrich Dr. Manfred Lischewski Heinz Seiffert Dr. Irmgard Schwaetzer (Hof) Wolfgang Lohmann (Lüden- Dr. h. c. Rudolf Seiters Marita Sehn Erich G. Fritz scheid) Dr. Hermann Otto Solms Jochen-Konrad Fromme Julius Louven Johannes Singhammer Dr. Max Stadler Hans-Joachim Fuchtel Dr. Michael Luther Bärbel Sothmann Dr. Dieter Thomae Norbert Geis Erwin Marschewski (Reck- Margarete Späte Jürgen Türk Dr. Heiner Geißler linghausen) Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Guido Westerwelle Georg Girisch Dr. Martin Mayer (Siegerts- Stetten Michael Glos brunn) Andreas Storm PDS Dr. Reinhard Göhner Wolfgang Meckelburg Dorothea Störr-Ritter Peter Götz Dr. Michael Meister Max Straubinger Monika Balt Dr. Wolfgang Götzer Dr. Angela Merkel Matthäus Strebl Petra Bläss Kurt-Dieter Grill Friedrich Merz Thomas Strobl (Heilbronn) Maritta Böttcher Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14447

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Eva Bulling-Schröter Dr. Barbara Höll Heidemarie Lüth Enthalten (C) Roland Claus Carsten Hübner Pia Maier Heidemarie Ehlert Sabine Jünger Angela Marquardt BÜNDNIS 90/ Dr. Heinrich Fink Gerhard Jüttemann Kersten Naumann DIE GRÜNEN Wolfgang Gehrcke Dr. Evelyn Kenzler Rosel Neuhäuser Annelie Buntenbach Dr. Klaus Grehn Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Uwe-Jens Rössel Monika Knoche Dr. Gregor Gysi Rolf Kutzmutz Gustav-Adolf Schur Irmingard Schewe-Gerigk Uwe Hiksch Heidi Lippmann Dr. Ilja Seifert Sylvia Voß

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht der Fall zu sein. DIE GRÜNEN) Dann schließe ich diese Abstimmung und bitte die Wir kommen nun zur Abstimmung über den Entschlie- Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszählung ßungsantrag der Fraktionen von SPD und Bündnis 90/Die zu beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen Grünen zum Altersvermögensergänzungsgesetz auf Druck- später bekannt gegeben. sache 14/5164. Wer stimmt für diesen Entschließungsan- Wir setzen zunächst die Abstimmungen fort. trag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Entschlie- ßungsantrag ist angenommen worden mit den Stimmen Änderungsantrag der Fraktion der PDS auf Drucksa- der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen von CDU/ che 14/5160. Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? – CSU, F.D.P. und PDS. Gegenstimmen? – Gibt es Enthaltungen? – Dieser Ände- rungsantrag ist, soweit ich es sehen kann, abgelehnt wor- Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den zweiten den mit den Stimmen des ganzen Hauses gegen die Stim- vom Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung zur An-men der PDS. nahme empfohlenen Gesetzentwurf, das Altersvermö- gensgesetz. Das ist die Anlage 2. Dazu liegen zwei Ände- Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentlichen rungsanträge der Fraktion der PDS vor, über die wir zuerst Abstimmung unterbreche ich jetzt noch einmal die Sit- abstimmen. zung. Zuerst zum Änderungsantrag auf Drucksache 14/5161. (Unterbrechung von 11.47 bis 11.52 Uhr) Auch hier bittet die Fraktion der PDS um namentliche Ab- stimmung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schrift- (B) führer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. – Sind alle Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Die unterbro- (D) Plätze besetzt? – chene Sitzung ist wieder eröffnet. Dann eröffne ich jetzt die dritte namentliche Abstim- Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- mung. – führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- mung über den Änderungsantrag der Fraktion der PDS Damit Sie sich darauf einstellen können: Wir müssen zur zweiten Beratung der Gesetzentwürfe der Fraktionen die Sitzung auch nach dieser namentlichen Abstimmung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen sowie der Bundes- unterbrechen. Danach folgt die vierte namentliche Ab- regierung bekannt. Abgegebene Stimmen 578. Mit Ja ha- stimmung. ben gestimmt 30, mit Nein haben gestimmt 548. Es gab Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Stim- keine Enthaltung. Der Änderungsantrag ist damit abge- me bei dieser dritten namentlichen Abstimmung nochlehnt.

Endgültiges Ergebnis PDS Rolf Kutzmutz Ingrid Arndt-Brauer Heidi Lippmann Rainer Arnold Abgegebene Stimmen: 578; Monika Balt Heidemarie Lüth Hermann Bachmaier davon Petra Bläss Maritta Böttcher Pia Maier Ernst Bahr ja: 30 Eva Bulling-Schröter Angela Marquardt Doris Barnett nein: 548 Roland Claus Kersten Naumann Dr. Hans Peter Bartels Heidemarie Ehlert Rosel Neuhäuser Eckhardt Barthel (Berlin) Wolfgang Gehrcke Dr. Uwe-Jens Rössel Klaus Barthel (Starnberg) Ja Dr. Klaus Grehn Gustav-Adolf Schur Ingrid Becker-Inglau Dr. Gregor Gysi Dr. Ilja Seifert Dr. Axel Berg BÜNDNIS 90/ Uwe Hiksch Hans-Werner Bertl DIE GRÜNEN Dr. Barbara Höll Friedhelm Julius Beucher Nein Carsten Hübner Petra Bierwirth Annelie Buntenbach Sabine Jünger Rudolf Bindig SPD Monika Knoche Gerhard Jüttemann Lothar Binding (Heidelberg) Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Evelyn Kenzler Brigitte Adler Kurt Bodewig Sylvia Voß Dr. Heidi Knake-Werner Gerd Andres Klaus Brandner 14448 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Anni Brandt-Elsweier Gustav Herzog Ulrike Mehl Richard Schuhmann (C) Willi Brase Monika Heubaum Ulrike Merten (Delitzsch) Dr. Eberhard Brecht Reinhold Hiller (Lübeck) Angelika Mertens Brigitte Schulte (Hameln) Rainer Brinkmann (Detmold) Stephan Hilsberg Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Reinhard Schultz (Evers- Bernhard Brinkmann Gerd Höfer Ursula Mogg winkel) (Hildesheim) Walter Hoffmann (Darm- Christoph Moosbauer Volkmar Schultz (Köln) Hans-Günter Bruckmann stadt) Siegmar Mosdorf Ewald Schurer Edelgard Bulmahn Iris Hoffmann (Wismar) Michael Müller (Düsseldorf) Dr. R. Werner Schuster Ursula Burchardt Frank Hofmann (Volkach) Jutta Müller (Völklingen) Dietmar Schütz (Oldenburg) Dr. Michael Bürsch Ingrid Holzhüter Christian Müller (Zittau) Dr. Angelica Schwall-Düren Hans Martin Bury Eike Hovermann Franz Müntefering Rolf Schwanitz Hans Büttner (Ingolstadt) Christel Humme Andrea Nahles Bodo Seidenthal Marion Caspers-Merk Lothar Ibrügger Volker Neumann (Bramsche) Erika Simm Wolf-Michael Catenhusen Brunhilde Irber Gerhard Neumann (Gotha) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Peter Danckert Gabriele Iwersen Dr. Edith Niehuis Dr. Cornelie Sonntag- Dr. Herta Däubler-Gmelin Renate Jäger Dr. Rolf Niese Wolgast Christel Deichmann Jann-Peter Janssen Dietmar Nietan Wieland Sorge Karl Diller Ilse Janz Eckhard Ohl Wolfgang Spanier Peter Dreßen Dr. Uwe Jens Leyla Onur Dr. Margrit Spielmann Detlef Dzembritzki Volker Jung (Düsseldorf) Manfred Opel Jörg-Otto Spiller Dieter Dzewas Johannes Kahrs Holger Ortel Dr. Ditmar Staffelt Dr. Peter Eckardt Ulrich Kasparick Adolf Ostertag Antje-Marie Steen Sebastian Edathy Sabine Kaspereit Kurt Palis Ludwig Stiegler Ludwig Eich Susanne Kastner Albrecht Papenroth Rolf Stöckel Marga Elser Ulrich Kelber Dr. Martin Pfaff Rita Streb-Hesse Peter Enders Hans-Peter Kemper Georg Pfannenstein Reinhold Strobl (Amberg) Gernot Erler Klaus Kirschner Dr. Eckhart Pick Dr. Peter Struck Petra Ernstberger Siegrun Klemmer Karin Rehbock-Zureich Joachim Stünker Annette Faße Hans-Ulrich Klose Dr. Carola Reimann Joachim Tappe Lothar Fischer (Homburg) Walter Kolbow Renate Rennebach Jörg Tauss Gabriele Fograscher Fritz Rudolf Körper Bernd Reuter Jella Teuchner Iris Follak Karin Kortmann Dr. Edelbert Richter Dr. Gerald Thalheim Norbert Formanski Anette Kramme Reinhold Robbe Wolfgang Thierse Rainer Fornahl Nicolette Kressl Gudrun Roos Franz Thönnes (B) Hans Forster Volker Kröning René Röspel Uta Titze-Stecher (D) Dagmar Freitag Angelika Krüger-Leißner Dr. Ernst Dieter Rossmann Adelheid Tröscher Lilo Friedrich (Mettmann) Horst Kubatschka Michael Roth (Heringen) Hans-Eberhard Urbaniak Harald Friese Ernst Küchler Birgit Roth (Speyer) Rüdiger Veit Anke Fuchs (Köln) Helga Kühn-Mengel Marlene Rupprecht Simone Violka Arne Fuhrmann Ute Kumpf Thomas Sauer Ute Vogt (Pforzheim) Monika Ganseforth Konrad Kunick Dr. Hansjörg Schäfer Hans Georg Wagner Konrad Gilges Dr. Uwe Küster Gudrun Schaich-Walch Hedi Wegener Iris Gleicke Werner Labsch Rudolf Scharping Dr. Konstanze Wegner Günter Gloser Christine Lambrecht Bernd Scheelen Wolfgang Weiermann Uwe Göllner Brigitte Lange Dr. Hermann Scheer Reinhard Weis (Stendal) Renate Gradistanac Christian Lange (Backnang) Siegfried Scheffler Matthias Weisheit Günter Graf (Friesoythe) Detlev von Larcher Horst Schild Gunter Weißgerber Angelika Graf (Rosenheim) Christine Lehder Otto Schily Gert Weisskirchen (Wies- Dieter Grasedieck Waltraud Lehn Dieter Schloten loch) Monika Griefahn Robert Leidinger Horst Schmidbauer (Nürn- Dr. Ernst Ulrich von Kerstin Griese Klaus Lennartz berg) Weizsäcker Achim Großmann Dr. Elke Leonhard Ulla Schmidt (Aachen) Jochen Welt Wolfgang Grotthaus Eckhart Lewering Silvia Schmidt (Eisleben) Dr. Rainer Wend Karl-Hermann Haack (Exter- Götz-Peter Lohmann Dagmar Schmidt (Meschede) Hildegard Wester tal) (Neubrandenburg) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Lydia Westrich Hans-Joachim Hacker Christa Lörcher Regina Schmidt-Zadel Inge Wettig-Danielmeier Klaus Hagemann Erika Lotz Heinz Schmitt (Berg) Dr. Margrit Wetzel Manfred Hampel Dr. Christine Lucyga Carsten Schneider Dr. Norbert Wieczorek Christel Hanewinckel Dieter Maaß (Herne) Dr. Emil Schnell Jürgen Wieczorek (Böhlen) Alfred Hartenbach Winfried Mante Walter Schöler Helmut Wieczorek (Duis- Anke Hartnagel Dirk Manzewski Olaf Scholz burg) Klaus Hasenfratz Tobias Marhold Karsten Schönfeld Heidemarie Wieczorek-Zeul Nina Hauer Lothar Mark Fritz Schösser Dieter Wiefelspütz Hubertus Heil Ulrike Mascher Ottmar Schreiner Heino Wiese (Hannover) Reinhold Hemker Christoph Matschie Gerhard Schröder Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Frank Hempel Heide Mattischeck Gisela Schröter Engelbert Wistuba Rolf Hempelmann Markus Meckel Dr. Mathias Schubert Barbara Wittig Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14449

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Dr. Wolfgang Wodarg Michael Glos Dr. Angela Merkel Edeltraut Töpfer (C) Hanna Wolf (München) Dr. Reinhard Göhner Friedrich Merz Dr. Hans-Peter Uhl Waltraud Wolff (Wolmir- Peter Götz Hans Michelbach Gunnar Uldall stedt) Dr. Wolfgang Götzer Meinolf Michels Arnold Vaatz Heidemarie Wright Kurt-Dieter Grill Dr. Gerd Müller Angelika Volquartz Uta Zapf Manfred Grund Bernward Müller (Jena) Andrea Voßhoff Dr. Christoph Zöpel Horst Günther (Duisburg) Elmar Müller (Kirchheim) Peter Weiß (Emmendingen) Peter Zumkley Carl-Detlev Freiherr von Bernd Neumann (Bremen) Gerald Weiß (Groß-Gerau) Hammerstein Claudia Nolte Annette Widmann-Mauz CDU/CSU Gerda Hasselfeldt Günter Nooke Heinz Wiese (Ehingen) Norbert Hauser (Bonn) Franz Obermeier Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Ulrich Adam Hansgeorg Hauser (Red- Friedhelm Ost Klaus-Peter Willsch Ilse Aigner nitzhembach) Norbert Otto (Erfurt) Bernd Wilz Peter Altmaier Helmut Heiderich Anton Pfeifer Matthias Wissmann Dietrich Austermann Ursula Heinen Beatrix Philipp Werner Wittlich Norbert Barthle Manfred Heise Ronald Pofalla Dagmar Wöhrl Dr. Wolf Bauer Siegfried Helias Ruprecht Polenz Elke Wülfing Günter Baumann Hans Jochen Henke Marlies Pretzlaff Wolfgang Zeitlmann Brigitte Baumeister Ernst Hinsken Dr. Bernd Protzner Wolfgang Zöller Meinrad Belle Peter Hintze Thomas Rachel Dr. Sabine Bergmann-Pohl Klaus Hofbauer Hans Raidel BÜNDNIS 90/ Otto Bernhardt Martin Hohmann Dr. Peter Ramsauer DIE GRÜNEN Renate Blank Klaus Holetschek Christa Reichard (Dresden) Gila Altmann (Aurich) Dr. Heribert Blens Josef Hollerith Katherina Reiche Peter Bleser Marieluise Beck (Bremen) Joachim Hörster Erika Reinhardt Volker Beck (Köln) Dr. Norbert Blüm Hubert Hüppe Hans-Peter Repnik Dr. Maria Böhmer Angelika Beer Susanne Jaffke Klaus Riegert Matthias Berninger Sylvia Bonitz Georg Janovsky Dr. Heinz Riesenhuber Jochen Borchert Grietje Bettin Dr.-Ing. Rainer Jork Franz Romer Dr. Thea Dückert Wolfgang Börnsen (Böns- Dr. Harald Kahl Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Franziska Eichstädt-Bohlig trup) Bartholomäus Kalb Dr. Klaus Rose Dr. Uschi Eid Wolfgang Bosbach Steffen Kampeter Kurt J. Rossmanith Hans-Josef Fell Klaus Brähmig Dr.-Ing. Dietmar Kansy Adolf Roth (Gießen) Joseph Fischer (Frankfurt) Dr. Ralf Brauksiepe Irmgard Karwatzki Norbert Röttgen Katrin Göring-Eckardt (B) Monika Brudlewsky Volker Kauder Dr. Christian Ruck Rita Grießhaber (D) Georg Brunnhuber Eckart von Klaeden Volker Rühe Winfried Hermann Hartmut Büttner Ulrich Klinkert Anita Schäfer Antje Hermenau (Schönebeck) Dr. Helmut Kohl Dr. Wolfgang Schäuble Ulrike Höfken Dankward Buwitt Norbert Königshofen Hartmut Schauerte Michaele Hustedt Peter H. Carstensen (Nord- Eva-Maria Kors Gerhard Scheu Dr. Angelika Köster-Loßack strand) Hartmut Koschyk Dietmar Schlee Dr. Reinhard Loske Leo Dautzenberg Rudolf Kraus Christian Schmidt (Fürth) Oswald Metzger Wolfgang Dehnel Dr. Martina Krogmann Dr.-Ing. Joachim Schmidt Kerstin Müller (Köln) Hubert Deittert Dr. Paul Krüger (Halsbrücke) Winfried Nachtwei Albert Deß Dr. Karl A. Lamers (Heidel- Andreas Schmidt (Mülheim) Cem Özdemir Renate Diemers berg) Birgit Schnieber-Jastram Simone Probst Hansjürgen Doss Dr. Norbert Lammert Dr. Rupert Scholz Claudia Roth (Augsburg) Marie-Luise Dött Helmut Lamp Reinhard Freiherr von Christine Scheel Maria Eichhorn Dr. Paul Laufs Schorlemer Rezzo Schlauch Rainer Eppelmann Karl-Josef Laumann Dr. Erika Schuchardt Albert Schmidt (Hitzhofen) Anke Eymer (Lübeck) Vera Lengsfeld Gerhard Schulz Werner Schulz (Leipzig) Ilse Falk Peter Letzgus Diethard Schütze (Berlin) Christian Simmert Dr. Hans Georg Faust Ursula Lietz Clemens Schwalbe Christian Sterzing Albrecht Feibel Walter Link (Diepholz) Wilhelm-Josef Sebastian Hans-Christian Ströbele Ulf Fink Eduard Lintner Heinz Seiffert Jürgen Trittin Ingrid Fischbach Dr. Klaus W. Lippold (Offen- Dr. h. c. Rudolf Seiters Dr. Antje Vollmer Dirk Fischer (Hamburg) bach) Johannes Singhammer Dr. Ludger Volmer Dr. Gerhard Friedrich (Erlan- Dr. Manfred Lischewski Bärbel Sothmann Helmut Wilhelm (Amberg) gen) Wolfgang Lohmann (Lüden- Margarete Späte Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Hans-Peter Friedrich scheid) Dr. Wolfgang Freiherr von (Hof) Dr. Michael Luther Stetten F.D.P. Erich G. Fritz Erwin Marschewski (Reck- Andreas Storm Ina Albowitz Jochen-Konrad Fromme linghausen) Dorothea Störr-Ritter Hildebrecht Braun (Augs- Hans-Joachim Fuchtel Dr. Martin Mayer (Siegerts- Max Straubinger burg) Norbert Geis brunn) Matthäus Strebl Ernst Burgbacher Dr. Heiner Geißler Wolfgang Meckelburg Thomas Strobl (Heilbronn) Jörg van Essen Georg Girisch Dr. Michael Meister Dr. Rita Süssmuth Ulrike Flach 14450 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Gisela Frick Walter Hirche Sabine Leutheusser- Dr. Irmgard Schwaetzer (C) Paul K. Friedhoff Dr. Werner Hoyer Schnarrenberger Marita Sehn Horst Friedrich (Bayreuth) Ulrich Irmer Dirk Niebel Dr. Hermann Otto Solms Rainer Funke Günther Friedrich Nolting Dr. Klaus Kinkel Dr. Max Stadler Dr. Wolfgang Gerhardt Detlef Parr Hans-Michael Goldmann Dr. Heinrich L. Kolb Cornelia Pieper Dr. Dieter Thomae Dr. Karlheinz Guttmacher Jürgen Koppelin Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Jürgen Türk Klaus Haupt Ina Lenke Gerhard Schüßler Dr. Guido Westerwelle

Ich muss Ihnen noch mitteilen, dass ein weiteres Mit- Entschließungsantrag der Fraktion der PDS auf Druck- glied des Hauses der persönlichen Erklärung des Abge- sache 14/5163. Wer stimmt für diesen Entschließungsan- ordneten Schösser beigetreten ist. Das geben wir hiermit trag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Entschlie- zu Protokoll. ßungsantrag ist abgelehnt worden mit den Stimmen aller Fraktionen mit Ausnahme der PDS, die zugestimmt hat. Ich bitte jetzt diejenigen, die dem Entwurf des Alters- vermögensgesetzes in der Ausschussfassung zustimmen Der Ausschuss für Arbeit und Sozialordnung empfiehlt wollen, um das Handzeichen. – Gegenstimmen? – Ent- unter Ziffer 2 seiner Beschlussempfehlung auf Drucksa- haltungen? – Der Gesetzentwurf ist damit in zweiter Be- che 14/5146 die Ablehnung des Antrages der Fraktion der ratung angenommen worden. CDU/CSU mit dem Titel „Verbesserung der Nachhaltig- keit in der Alterssicherung durch eine gerechte und sozi- Dritte Beratung alverträgliche Rentenpolitik“. Wer stimmt für diese Be- und Schlussabstimmung. Die Fraktionen von SPD und schlussempfehlung des Ausschusses? – Gegenstimmen? – Bündnis 90/Die Grünen verlangen namentliche Abstim- Enthaltungen? – Die Beschussempfehlung ist angenom- mung. Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, men worden mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen an die Urnen zu gehen. – Sind alle Plätze der Schriftfüh- und der PDS gegen die Stimmen von CDU/CSU. Die rer besetzt? – Dann eröffne ich jetzt die Abstimmung. – F.D.P. hat sich enthalten. (B) (D) Ich möchte darauf hinweisen, dass wir nach dieser na- Unter Ziffer 3 seiner Beschlussempfehlung empfiehlt mentlichen Abstimmung noch eine Reihe von einfachen der Ausschuss die Kenntnisnahme der von der Bundesre- Abstimmungen haben. Verlassen Sie also bitte nicht alle gierung vorgelegten Rentenversicherungsberichte 1999 den Saal. und 2000. Wer stimmt für diese Beschlussempfehlung? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Die Beschlussemp- Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine fehlung auf Kenntnisnahme ist damit angenommen wor- Stimme noch nicht abgegeben hat? – Dann schließe ich den. jetzt die Abstimmung. Ich bin gebeten worden, noch einmal darauf hinzuwei- Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit sen, dass um 13 Uhr aus Anlass des Holocaust-Gedenkta- der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen ges eine Gedenkstunde stattfindet. Ich denke aber, dass später bekannt gegeben. die meisten das wissen. Wir setzen jetzt die Abstimmungen zu weiteren Ent- Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der vierten nament- schließungsanträgen fort. Ich möchte deswegen darum lichen Abstimmung unterbreche ich nun ein letztes Mal bitten, dass Sie wieder Platz nehmen, damit ich hier die die Sitzung. nötige Übersicht habe. (Unterbrechung von 11.58 bis 12.01 Uhr) Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU auf Drucksache 14/5153. Wer stimmt für diesen Entschlie- ßungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer:Die Sitzung ist Entschließungsantrag ist abgelehnt worden mit den Stim- wieder eröffnet. men der Koalitionsfraktionen und der PDS gegen die Ich gebe das von den Schriftführerinnen und Schrift- Stimmen der CDU/CSU bei Enthaltung der F.D.P. führern ermittelte Ergebnis der namentlichen Schluss- Entschließungsantrag der Fraktion der F.D.P. aufabstimmung über den Entwurf eines Gesetzes zur Re- Drucksache 14/5151. Wer stimmt für diesen Entschlie- form der gesetzlichen Rentenversicherung und zur ßungsantrag? – Gegenstimmen? – Enthaltungen? – Der Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermö- Entschließungsantrag ist abgelehnt worden mit den Stim- gens (Altersvermögensgesetz) in der Ausschussfassung men der Koalitionsfraktionen und der PDS gegen diebekannt: Abgegebene Stimmen 575. Mit Ja haben ge- Stimmen der F.D.P., während sich die CDU/CSU enthal- stimmt 316, mit Nein haben gestimmt 256, Enthaltungen 4. ten hat. Der Gesetzentwurf ist damit angenommen worden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14451

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Endgültiges Ergebnis Anke Fuchs (Köln) Ute Kumpf Rudolf Scharping (C) Abgegebene Stimmen: 576; Arne Fuhrmann Konrad Kunick Bernd Scheelen Monika Ganseforth Dr. Uwe Küster Dr. Hermann Scheer davon Konrad Gilges Werner Labsch Siegfried Scheffler ja: 316 Iris Gleicke Christine Lambrecht Horst Schild nein: 256 Günter Gloser Brigitte Lange Otto Schily enthalten: 4 Uwe Göllner Christian Lange (Backnang) Dieter Schloten Renate Gradistanac Christine Lehder Horst Schmidbauer (Nürn- Günter Graf (Friesoythe) Waltraud Lehn berg) Ja Angelika Graf (Rosenheim) Robert Leidinger Ulla Schmidt (Aachen) Dieter Grasedieck Dr. Elke Leonhard Silvia Schmidt (Eisleben) SPD Monika Griefahn Eckhart Lewering Dagmar Schmidt (Meschede) Brigitte Adler Kerstin Griese Götz-Peter Lohmann Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Gerd Andres Achim Großmann (Neubrandenburg) Regina Schmidt-Zadel Ingrid Arndt-Brauer Wolfgang Grotthaus Christa Lörcher Heinz Schmitt (Berg) Rainer Arnold Karl-Hermann Haack (Exter- Erika Lotz Carsten Schneider Hermann Bachmaier tal) Dr. Christine Lucyga Dr. Emil Schnell Ernst Bahr Hans-Joachim Hacker Dieter Maaß (Herne) Walter Schöler Doris Barnett Klaus Hagemann Winfried Mante Olaf Scholz Dr. Hans Peter Bartels Manfred Hampel Dirk Manzewski Karsten Schönfeld Eckhardt Barthel (Berlin) Christel Hanewinckel Tobias Marhold Fritz Schösser Klaus Barthel (Starnberg) Alfred Hartenbach Lothar Mark Ottmar Schreiner Ingrid Becker-Inglau Anke Hartnagel Ulrike Mascher Gerhard Schröder Dr. Axel Berg Klaus Hasenfratz Christoph Matschie Gisela Schröter Hans-Werner Bertl Nina Hauer Heide Mattischeck Dr. Mathias Schubert Friedhelm Julius Beucher Hubertus Heil Markus Meckel Richard Schuhmann Petra Bierwirth Reinhold Hemker Ulrike Mehl (Delitzsch) Rudolf Bindig Frank Hempel Ulrike Merten Brigitte Schulte (Hameln) Lothar Binding (Heidelberg) Rolf Hempelmann Angelika Mertens Reinhard Schultz (Evers- Klaus Brandner Gustav Herzog Dr. Jürgen Meyer (Ulm) winkel) Anni Brandt-Elsweier Monika Heubaum Ursula Mogg Volkmar Schultz (Köln) Willi Brase Reinhold Hiller (Lübeck) Christoph Moosbauer Ewald Schurer Dr. Eberhard Brecht Stephan Hilsberg Siegmar Mosdorf Dr. R. Werner Schuster Rainer Brinkmann (Detmold) Gerd Höfer Michael Müller (Düsseldorf) Dietmar Schütz (Oldenburg) (B) Bernhard Brinkmann Walter Hoffmann (Darm- Jutta Müller (Völklingen) Dr. Angelica Schwall-Düren (D) (Hildesheim) stadt) Christian Müller (Zittau) Rolf Schwanitz Hans-Günter Bruckmann Iris Hoffmann (Wismar) Franz Müntefering Bodo Seidenthal Edelgard Bulmahn Frank Hofmann (Volkach) Andrea Nahles Erika Simm Ursula Burchardt Ingrid Holzhüter Volker Neumann (Bramsche) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Michael Bürsch Eike Hovermann Gerhard Neumann (Gotha) Dr. Cornelie Sonntag- Hans Martin Bury Christel Humme Dr. Edith Niehuis Wolgast Hans Büttner (Ingolstadt) Lothar Ibrügger Dr. Rolf Niese Wieland Sorge Marion Caspers-Merk Brunhilde Irber Dietmar Nietan Wolfgang Spanier Wolf-Michael Catenhusen Gabriele Iwersen Eckhard Ohl Dr. Margrit Spielmann Dr. Peter Danckert Renate Jäger Leyla Onur Jörg-Otto Spiller Dr. Herta Däubler-Gmelin Jann-Peter Janssen Manfred Opel Dr. Ditmar Staffelt Christel Deichmann Ilse Janz Holger Ortel Antje-Marie Steen Karl Diller Dr. Uwe Jens Adolf Ostertag Ludwig Stiegler Peter Dreßen Volker Jung (Düsseldorf) Kurt Palis Rolf Stöckel Detlef Dzembritzki Johannes Kahrs Albrecht Papenroth Rita Streb-Hesse Dieter Dzewas Ulrich Kasparick Dr. Martin Pfaff Reinhold Strobl (Amberg) Dr. Peter Eckardt Sabine Kaspereit Georg Pfannenstein Dr. Peter Struck Sebastian Edathy Susanne Kastner Dr. Eckhart Pick Joachim Stünker Ludwig Eich Ulrich Kelber Karin Rehbock-Zureich Joachim Tappe Marga Elser Hans-Peter Kemper Dr. Carola Reimann Jörg Tauss Peter Enders Klaus Kirschner Renate Rennebach Jella Teuchner Gernot Erler Siegrun Klemmer Bernd Reuter Dr. Gerald Thalheim Petra Ernstberger Hans-Ulrich Klose Dr. Edelbert Richter Wolfgang Thierse Annette Faße Walter Kolbow Reinhold Robbe Franz Thönnes Lothar Fischer (Homburg) Fritz Rudolf Körper Gudrun Roos Uta Titze-Stecher Gabriele Fograscher Karin Kortmann René Röspel Adelheid Tröscher Iris Follak Anette Kramme Dr. Ernst Dieter Rossmann Hans-Eberhard Urbaniak Norbert Formanski Nicolette Kressl Michael Roth (Heringen) Rüdiger Veit Rainer Fornahl Volker Kröning Birgit Roth (Speyer) Simone Violka Hans Forster Angelika Krüger-Leißner Marlene Rupprecht Ute Vogt (Pforzheim) Dagmar Freitag Horst Kubatschka Thomas Sauer Hans Georg Wagner Lilo Friedrich (Mettmann) Ernst Küchler Dr. Hansjörg Schäfer Hedi Wegener Harald Friese Helga Kühn-Mengel Gudrun Schaich-Walch Dr. Konstanze Wegner 14452 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Wolfgang Weiermann Dr. Antje Vollmer Peter Götz Hans Michelbach (C) Reinhard Weis (Stendal) Dr. Ludger Volmer Dr. Wolfgang Götzer Meinolf Michels Matthias Weisheit Helmut Wilhelm (Amberg) Kurt-Dieter Grill Dr. Gerd Müller Gunter Weißgerber Margareta Wolf (Frankfurt) Manfred Grund Bernward Müller (Jena) Gert Weisskirchen (Wies- Horst Günther (Duisburg) Elmar Müller (Kirchheim) loch) Carl-Detlev Freiherr von Bernd Neumann (Bremen) Dr. Ernst Ulrich von Nein Hammerstein Claudia Nolte Weizsäcker Gerda Hasselfeldt Günter Nooke CDU/CSU Jochen Welt Norbert Hauser (Bonn) Franz Obermeier Dr. Rainer Wend Ulrich Adam Hansgeorg Hauser (Red- Friedhelm Ost Hildegard Wester Ilse Aigner nitzhembach) Norbert Otto (Erfurt) Lydia Westrich Peter Altmaier Helmut Heiderich Anton Pfeifer Inge Wettig-Danielmeier Dietrich Austermann Ursula Heinen Beatrix Philipp Dr. Margrit Wetzel Norbert Barthle Manfred Heise Ronald Pofalla Dr. Norbert Wieczorek Dr. Wolf Bauer Siegfried Helias Ruprecht Polenz Jürgen Wieczorek (Böhlen) Günter Baumann Hans Jochen Henke Marlies Pretzlaff Helmut Wieczorek (Duis- Brigitte Baumeister Ernst Hinsken Dr. Bernd Protzner burg) Meinrad Belle Peter Hintze Thomas Rachel Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Sabine Bergmann-Pohl Klaus Hofbauer Hans Raidel Dieter Wiefelspütz Otto Bernhardt Martin Hohmann Dr. Peter Ramsauer Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Renate Blank Klaus Holetschek Christa Reichard (Dresden) Engelbert Wistuba Dr. Heribert Blens Josef Hollerith Katherina Reiche Barbara Wittig Peter Bleser Joachim Hörster Erika Reinhardt Dr. Wolfgang Wodarg Dr. Norbert Blüm Hubert Hüppe Hans-Peter Repnik Hanna Wolf (München) Dr. Maria Böhmer Susanne Jaffke Klaus Riegert Waltraud Wolff (Wolmir- Sylvia Bonitz Georg Janovsky Dr. Heinz Riesenhuber stedt) Jochen Borchert Dr.-Ing. Rainer Jork Franz Romer Heidemarie Wright Wolfgang Börnsen (Böns- Dr. Harald Kahl Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Uta Zapf trup) Bartholomäus Kalb Dr. Klaus Rose Dr. Christoph Zöpel Wolfgang Bosbach Steffen Kampeter Kurt J. Rossmanith Peter Zumkley Klaus Brähmig Dr.-Ing. Dietmar Kansy Adolf Roth (Gießen) Dr. Ralf Brauksiepe Irmgard Karwatzki Norbert Röttgen BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN Monika Brudlewsky Volker Kauder Dr. Christian Ruck Georg Brunnhuber Eckart von Klaeden Volker Rühe (B) Gila Altmann (Aurich) Hartmut Büttner Ulrich Klinkert Anita Schäfer (D) Marieluise Beck (Bremen) (Schönebeck) Dr. Helmut Kohl Dr. Wolfgang Schäuble Volker Beck (Köln) Dankward Buwitt Norbert Königshofen Hartmut Schauerte Angelika Beer Peter H. Carstensen (Nord- Eva-Maria Kors Gerhard Scheu Matthias Berninger strand) Hartmut Koschyk Dietmar Schlee Grietje Bettin Leo Dautzenberg Rudolf Kraus Christian Schmidt (Fürth) Dr. Thea Dückert Wolfgang Dehnel Dr. Martina Krogmann Dr.-Ing. Joachim Schmidt Franziska Eichstädt-Bohlig Hubert Deittert Dr. Paul Krüger (Halsbrücke) Dr. Uschi Eid Albert Deß Dr. Karl A. Lamers (Heidel- Andreas Schmidt (Mülheim) Hans-Josef Fell Renate Diemers berg) Birgit Schnieber-Jastram Joseph Fischer (Frankfurt) Hansjürgen Doss Dr. Norbert Lammert Dr. Rupert Scholz Katrin Göring-Eckardt Marie-Luise Dött Helmut Lamp Reinhard Freiherr von Rita Grießhaber Maria Eichhorn Dr. Paul Laufs Schorlemer Winfried Hermann Rainer Eppelmann Karl-Josef Laumann Dr. Erika Schuchardt Antje Hermenau Anke Eymer (Lübeck) Vera Lengsfeld Gerhard Schulz Ulrike Höfken Ilse Falk Peter Letzgus Diethard Schütze (Berlin) Michaele Hustedt Dr. Hans Georg Faust Ursula Lietz Clemens Schwalbe Dr. Angelika Köster-Loßack Albrecht Feibel Walter Link (Diepholz) Wilhelm-Josef Sebastian Dr. Reinhard Loske Ulf Fink Eduard Lintner Heinz Seiffert Oswald Metzger Ingrid Fischbach Dr. Klaus W. Lippold (Offen- Dr. h. c. Rudolf Seiters Kerstin Müller (Köln) Dirk Fischer (Hamburg) bach) Johannes Singhammer Winfried Nachtwei Dr. Gerhard Friedrich (Erlan- Dr. Manfred Lischewski Bärbel Sothmann Cem Özdemir gen) Wolfgang Lohmann (Lüden- Margarete Späte Simone Probst Dr. Hans-Peter Friedrich scheid) Dr. Wolfgang Freiherr von Claudia Roth (Augsburg) (Hof) Dr. Michael Luther Stetten Christine Scheel Erich G. Fritz Erwin Marschewski (Reck- Andreas Storm Rezzo Schlauch Jochen-Konrad Fromme linghausen) Dorothea Störr-Ritter Albert Schmidt (Hitzhofen) Hans-Joachim Fuchtel Dr. Martin Mayer (Siegerts- Max Straubinger Werner Schulz (Leipzig) Norbert Geis brunn) Matthäus Strebl Christian Simmert Dr. Heiner Geißler Wolfgang Meckelburg Thomas Strobl (Heilbronn) Christian Sterzing Georg Girisch Dr. Michael Meister Dr. Rita Süssmuth Hans-Christian Ströbele Michael Glos Dr. Angela Merkel Edeltraut Töpfer Jürgen Trittin Dr. Reinhard Göhner Friedrich Merz Dr. Hans-Peter Uhl Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14453

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Gunnar Uldall Jörg van Essen Gerhard Schüßler Sabine Jünger (C) Arnold Vaatz Ulrike Flach Dr. Irmgard Schwaetzer Gerhard Jüttemann Angelika Volquartz Gisela Frick Marita Sehn Dr. Evelyn Kenzler Andrea Voßhoff Paul K. Friedhoff Dr. Hermann Otto Solms Dr. Heidi Knake-Werner Peter Weiß (Emmendingen) Horst Friedrich (Bayreuth) Dr. Max Stadler Rolf Kutzmutz Gerald Weiß (Groß-Gerau) Rainer Funke Dr. Dieter Thomae Heidi Lippmann Annette Widmann-Mauz Dr. Wolfgang Gerhardt Jürgen Türk Heidemarie Lüth Heinz Wiese (Ehingen) Hans-Michael Goldmann Dr. Guido Westerwelle Pia Maier Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Dr. Karlheinz Guttmacher Angela Marquardt Klaus-Peter Willsch Klaus Haupt PDS Kersten Naumann Bernd Wilz Walter Hirche Rosel Neuhäuser Dr. Werner Hoyer Monika Balt Dr. Uwe-Jens Rössel Matthias Wissmann Petra Bläss Werner Wittlich Ulrich Irmer Gustav-Adolf Schur Dr. Klaus Kinkel Maritta Böttcher Dr. Ilja Seifert Dagmar Wöhrl Eva Bulling-Schröter Elke Wülfing Dr. Heinrich L. Kolb Jürgen Koppelin Roland Claus Wolfgang Zeitlmann Ina Lenke Heidemarie Ehlert Enthalten Wolfgang Zöller Sabine Leutheusser- Dr. Heinrich Fink BÜNDNIS 90/ Schnarrenberger Wolfgang Gehrcke F.D.P. DIE GRÜNEN Dirk Niebel Dr. Klaus Grehn Ina Albowitz Günther Friedrich Nolting Dr. Gregor Gysi Annelie Buntenbach Hildebrecht Braun (Augs- Detlef Parr Uwe Hiksch Monika Knoche burg) Cornelia Pieper Dr. Barbara Höll Irmingard Schewe-Gerigk Ernst Burgbacher Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Carsten Hübner Sylvia Voß

Wir sind damit am Schluss unserer heutigen Tagesordnung. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes- tages auf Mittwoch, den 7. Februar 2001, 13 Uhr, ein. Die Sitzung ist geschlossen. (Schluss: 12.02 Uhr)

Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14455

(A) Anlagen zum Stenographischen Bericht (C) Anlage 1

Liste der entschuldigten Abgeordneten

entschuldigt bis entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Abgeordnete(r) einschließlich

Dr. Bartsch, Dietmar PDS 26.01.2001* Hornung, Siegfried CDU/CSU 26.01.2001* Behrendt, Wolfgang SPD 26.01.2001* Imhof, Barbara SPD 26.01.2001 Bierling, Hans-Dirk CDU/CSU 26.01.2001 Jelpke, Ulla PDS 26.01.2001 Dr. Blank, CDU/CSU 26.01.2001 Klappert, Marianne SPD 26.01.2001 Joseph-Theodor Dr. Kues, Hermann CDU/CSU 26.01.2001 Bohl, Friedrich CDU/CSU 26.01.2001 Lamers, Karl CDU/CSU 26.01.2001 Breuer, Paul CDU/CSU 26.01.2001 Lintner, Eduard CDU/CSU 26.01.2001* Brüderle, Rainer F.D.P. 26.01.2001 Dr. Lippelt, Helmut BÜNDNIS 90/ 26.01.2001* Bühler (Bruchsal), CDU/CSU 26.01.2001* DIE GRÜNEN Klaus Lörcher, Christa SPD 26.01.2001* Caesar, Cajus CDU/CSU 26.01.2001 Lötzer, Ursula PDS 26.01.2001 Carstens (Emstek), CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Lucyga, Christine SPD 26.01.2001* Manfred Dr. Luft, Christa PDS 26.01.2001 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 DIE GRÜNEN Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 26.01.2001* Erich (B) Fischer (Berlin), Andrea BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 (D) DIE GRÜNEN Mehl, Ulrike SPD 26.01.2001 Frankenhauser, Herbert CDU/CSU 26.01.2001 Müller (Berlin), PDS 26.01.2001* Manfred Dr. Friedrich CDU/CSU 26.01.2001 (Erlangen), Gerhard Oesinghaus, Günter SPD 26.01.2001 Dr. Fuchs, Ruth PDS 26.01.2001 Ostrowski, Christine PDS 26.01.2001 Gröhe, Hermann CDU/CSU 26.01.2001 Otto (Frankfurt), F.D.P. 26.01.2001 Hans-Joachim Günther (Plauen), F.D.P. 26.01.2001 Joachim Pau, Petra PDS 26.01.2001 Haschke (Großhenners- CDU/CSU 26.01.2001 Dr. Pfaff, Martin SPD 26.01.2001 dorf ), Gottfried Poß, Joachim SPD 26.01.2001 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 26.01.2001 von Renesse, Margot SPD 26.01.2001 Hedrich, Klaus-Jürgen CDU/CSU 26.01.2001 Rübenkönig, Gerhard SPD 26.01.2001 Dr. Hendricks, Barbara SPD 26.01.2001 Schenk, Christina PDS 26.01.2001 Heyne, Kristin BÜNDNIS 90/ 26.01.2001 Schloten, Dieter SPD 26.01.2001* DIE GRÜNEN Schmidbauer, Bernd CDU/CSU 26.01.2001 Hoffmann (Chemnitz), SPD 26.01.2001* Jelena Schmitz (Baesweiler), CDU/CSU 26.01.2001* Hans Peter Homburger, Birgit F.D.P. 26.01.2001 von Schmude, Michael CDU/CSU 26.01.2001* Dr. Hornhues, CDU/CSU 26.01.2001* Karl-Heinz Siebert, Bernd CDU/CSU 26.01.2001* 14456 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

(A) Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 26.01.2001 Anhebung des Sonderausgabenabzugs staatlich gefördert. (C) Die bedarfsorientierte Grundsicherung will die Bundes- Steiger, Wolfgang CDU/CSU 26.01.2001 regierung mit einem Leistungsgesetz des Bundes regeln. Steinbach, Erika CDU/CSU 26.01.2001 Dennoch: Gemessen am bisherigen Rentenniveau fin- det ein Ausstieg aus der paritätischen Finanzierung der Stübgen, Michael CDU/CSU 26.01.2001 gesetzlichen Rentenversicherung statt. Versicherte und Thiele, Carl-Ludwig F.D.P. 26.01.2001 Staat werden zum Erhalt einer gleich hohen Lebensstan- dardabsicherung stärker belastet, Arbeitgeber und Unter- Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 26.01.2001 nehmen werden tendenziell entlastet. Damit kommt es bei der Rentenversicherung zu einer Lastenverschiebung von Wiesehügel, Klaus SPD 26.01.2001 den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern und zum Staat. Wohlleben, Verena SPD 26.01.2001 Die Regelungen zur Alterssicherung der Frauen und die Regelungen zur Hinterbliebenenrente bleiben hinter Wolf, Aribert CDU/CSU 26.01.2001 meinen Erwartungen einer eigenständigen Alterssiche- Dr. Wolf, Winfried PDS 26.01.2001 rung für Frauen zurück. Zierer, Benno CDU/CSU 26.01.2001* Das Ziel einer Weiterentwicklung der Rentenversiche- rung zu einer Versicherung für alle Erwerbstätigen muss * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versammlung weiter verfolgt werden. des Europarates

Anlage 3 Anlage 2 Erklärung nach § 31 GO des Abgeordneten Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Detlev von Larcher (SPD) Karin Kortmann (SPD) zur Abstimmung über den Entwurf eines zur Abstimmung über den Entwurf eines Gesetzes Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Renten- zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und versicherung und zur Förderung eines kapital- zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsor- gedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersver- gevermögens (Altersvermögensgesetz – AVmG) in mögensgesetz – AVmG) in derAusschussfassung der Ausschussfassung (Tagesordnungspunkt 16 a) (Tagesordnungspunkt 16 a) (B) (D)

Ich stimme dem Altersvermögensgesetz zu, mache Ich stimme gegen das Gesetz. Zwar ist das ursprüng- aber folgende weiterführende Anmerkungen: liche Rentenkonzept durch die intensive Diskussion in der SPD-Fraktion und durch Gespräche mit den Ge- Eine Ablehnung des Altersvermögensgesetzes hätte werkschaften verbessert worden. Das Rentenniveau zur Folge, dass das Rentenreformgesetz 1999 der Regie- sinkt nicht wie ursprünglich geplant auf 64 Prozent ab, rung Kohl und insbesondere der demographische Faktor, sondern nicht unter 67 Prozent; der Beitragssatz bleibt der zu einer Absenkung des Rentenniveaus auf 64 Prozent dennoch stabil – nicht über 22 Prozent –; die Rente für führt, wieder in Kraft treten würde. Zu einer parteiüber- Frauen, insbesondere für Frauen mit Kindern, wird ver- greifenden Verbesserung der Altersversorgung im Kon- bessert. Sie haben damit die Möglichkeit, einen eigen- sens sind CDU/CSU und die F.D.P. nicht bereit. Der An- ständigen Rentenanspruch aufzubauen. Und ganz wich- trag der CDU/CSU stellt selbst gegenüber dem RRG 1999 tig: Es gibt den Einstieg in die soziale Grundsicherung. eine Leistungsverschlechterung dar, ist unakzeptabel und Betriebsrenten erhalten unter tarifvertraglicher Absiche- ist keine Alternative zum Gesetzentwurf der Bundes-rung Vorrang. regierung. Dennoch bleibt meine grundsätzliche Kritik am einge- Der Gesetzentwurf der Bundesregierung wurde imschlagenen Weg zur Rentenreform: Die demographische Verlauf der parlamentarischen Beratung an entscheiden- Entwicklung mag uns zu Veränderungen in der Finanzie- den Punkten weiterentwickelt. Auf den Ausgleichsfaktor rungsformel der Renten zwingen, aber sie zwingt uns wird verzichtet. Die neue Anpassungsformel ab 2011nicht zu dieser Umverteilung. Die demographische Ent- dämpft die ursprünglich geplante Absenkung des Renten- wicklung wirkt sich überall aus, auch in Lebensversiche- niveaus vor allem für die junge Generation. rungen und kapitalgedeckten Versorgungssystemen, übri- gens auch in allen anderen sozialen Sicherungssystemen. Bei der privaten Vorsorge konnte die ursprüngliche Be- Immer muss die aktive Generation die nicht mehr aktive nachteiligung bei der staatlichen Förderung für betriebli- und die noch nicht aktive versorgen, wie die nicht mehr che und tarifliche Renten durch lange Übergangsfristen aktive Generation die Generationen vor und nach ihr ver- einvernehmlich mit den Gewerkschaften gelöst werden. sorgt hat. Oder anders. Die Altersversorgung muss immer Der Tarifvorrang bei der Entgeltumwandlung wurde ge- aus der wachsenden Produktivität einer Volkswirtschaft setzlich geregelt. Die private Vorsorge wird vor allem für finanziert werden. Wie die Früchte der wachsenden Pro- die unteren und mittleren Einkommen durch Zulagenduktivität und die Kosten der Altersversorgung verteilt – Grund- und Kinderzulage – sowie generell durch die werden, bleibt eine politische Entscheidung. Auch hier Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14457

(A) sollte der Grundsatz gelten, dass stärkere Schultern mehr Anlage 4 (C) zu tragen bekommen als schwache. Erklärung nach § 31 GO der Abgeordneten Das Hauptproblem besteht nicht darin, dass die Rent- Annelie Buntenbach, Monika Knoche und ner immer älter werden, sondern darin, dass die Rente aus Irmingard Schewe-Gerigk (alle BÜNDNIS 90/ Lohnanteilen der Erwerbstätigen finanziert wird, der An- DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über den Ent- teil der Löhne und Gehälter aber am Bruttoinlandsprodukt wurf eines Gesetzes zur Reform der gesetzlichen seit langem rückläufig ist. Anders ausgedrückt: Immer Rentenversicherung und zur Förderung eines mehr Geld wird bei uns verdient, ohne dass davon etwas kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Al- in die Sozialversicherungen fließt. Der Sozialsektor und tersvermögensgesetz – AVmG) in derAusschuss- damit die Rentenversicherung werden so allmählich von fassung (Tagesordnungspunkt 16 a) der Entwicklung des gesellschaftlichen Reichtums abge- koppelt. Wir können der Rentenreform in der vorliegenden Die richtige Konsequenz ist also nicht, die gesetzliche Form nicht zustimmen, weil wir die ihr zugrunde liegende Rente zu kürzen und damit und mit staatlicher Unterstüt- Entscheidung, für einen Teil der Alterssicherung auf Pri- zung die Beschäftigten auf ihre Kosten zu einer kapital- vatvorsorge statt auf die Ausweitung der solidarischen, gedeckten Zusatzvorsorge zu nötigen. Vielmehr muss jeg- paritätisch verfassten Pflichtversicherungssysteme zu set- liche Art von Einkommen „sozialversicherungspflichtig“ zen, für falsch halten. Die paritätische Finanzierung der gemacht werden, nicht nur Löhne und Gehälter, sondern sozialen Sicherungssysteme ist eine prägende Grundlage zum Beispiel auch die Besoldung der Beamten, Unter- der sozialen Marktwirtschaft. Auf diesem Fundament sind nehmergewinne, Abgeordnetendiäten, Ministerbezüge, große gesellschaftliche Fortschritte in Richtung Ge- Erbschaften, Dividenden, Mieteinnahmen, Spekulations- rechtigkeit, Teilhabe und Antidiskriminierung erzielt wor- gewinne usw. So wäre es möglich, die Altersversorgung den. Das Abrücken von diesem gestaltenden Prinzip ist bei mäßigen Beiträgen und ausreichendem Rentenniveau begründungspflichtig. Dem partiellen Zugewinn an wirklich sicher zu machen. Daneben bliebe genügend fi- sozialer Gerechtigkeit durch die Reform, zum Beispiel bei nanzieller Spielraum für sozialen Ausgleich wie Kinder- der Bekämpfung verschämter Altersarmut und der Auf- erziehungszeiten, Rehabilitation und Hinterbliebenenver- stockung der Beiträge für Kindererziehung, stehen eine sorgung. Reihe von negativen Auswirkungen der Systemverän- Die „Teilprivatisierung“ der Altersrente und damit der derung entgegen, die wir nicht akzeptieren können. beginnende Ausstieg aus der Solidarität droht zudem zum Die Entscheidung für Privatvorsorge geht zulasten Einstieg zu werden in weitere Privatisierungen der Kos- sozial Schwächerer, die trotz staatlicher Zuschüsse bzw. (B) ten für die finanzielle Absicherung der großen Lebensri- Steuererleichterungen immer freiwillig einen Teil – min- (D) siken Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit destens 1 Prozent – selbst aufbringen müssen. Wenn die und Pflegebedürftigkeit, wofür die sozialen Sicherungs- Entscheidung für die Zahlung zur Altersvorsorge oder der systeme geschaffen wurden. Schon gibt es entsprechende Winterjacke für das Kind fallen muss, wird sie oft genug Forderungen der Arbeitgeberverbände und auch der Bun- für die Winterjacke fallen, mit den entsprechenden Folgen deskanzler sprach schon von mittelfristig möglicherim Alter. Wenn nicht privat vorgesorgt wird, braucht man größerer „Eigenverantwortung“ für die Krankheitskosten. in Zukunft um Jahre längere Beitragszeiten, um über die „Experten“ äußerten am 22. Januar 2001 vor der En-Rentenversicherung bei der späteren Rentenauszahlung quente-Kommission „Demographischer Wandel“, der Ar- das Niveau der Sozialhilfe zu erreichen. Bei einem durch- beitgeberbeitrag sei einzufrieren und nur der Arbeitneh- schnittlichen Frauenverdienst bedeutet dies, dass erst bei merbeitrag sei zu erhöhen, weil Beiträge bis zu 30 Prozent mehr als 35 Beitragsjahren eine Rente auf Sozialhil- erwartet werden. feniveau erreicht würde. Wenn jemand wegen Erwerbs- Vom Stimmverhalten der Fraktion abzuweichen fällt losigkeit nicht mehr in die private Altersvorsorge ein- sehr schwer. Ich verstehe diejenigen in meiner Fraktion zahlen kann, wird künftig zwar der Vertrag ruhen, aber es gut, die nach anfänglicher massiver Kritik am Entwurf gelten für diesen Teil nicht die Regeln der solidarischen dem Gesetz heute zustimmen werden. Wir haben gemein- Sozialversicherung, nach der die Bundesanstalt für Arbeit sam für Verbesserungen des Konzepts gekämpft und wir für die Rentenbeiträge geradesteht, zumindest während haben, wie beschrieben, auch wichtige Veränderungen er- der Zahlung von Arbeitslosengeld. In der gesetzlichen reicht. Ihrem Stimmverhalten nicht folgen zu könnenKrankenversicherung sind dadurch Milliardenausfälle zu schmerzt. Doch für mich bleibt der eingeschlagene Weg erwarten, für die innerhalb der bisherigen Systematik der zur Bewältigung der nicht zu leugnenden Probleme in den GKV keine Kompensation durch Steuerzufinanzierung möglich ist. Der Systembruch eines Ausstiegs aus der Pa- sozialen Sicherungssystemen ein Irrweg. rität – die Senkung der Lohnnebenkosten in der Renten- Eine wirklich mutige Reform würde das Finanzie- versicherung kommt ausschließlich den Arbeitgebern rungsproblem, wie angedeutet, anpacken. Es darf doch zugute, die private Vorsorge ist aber gleichzeitig für ein nicht sein, dass der gesellschaftliche Reichtum immer angemessenes Absicherungsniveau unabdingbar – kann größer wird, die sozialen Sicherungssysteme aber immer nicht aufgewogen werden durch staatliche Förderung im mehr abmagern müssen. Dass es so ist, ist kein Naturge- Bereich privater Vorsorge. Wir halten es für sehr pro- setz, sondern zeigt, dass die Solidarität in unserer Ge- blematisch, dass einerseits die Etablierung einer kapi- sellschaft zu wünschen übrig lässt. Ich kann diesem Ge- talgedeckten privaten Altersvorsorge mit einer Steuerzu- setz nicht zustimmen. finanzierung von 20 Milliarden DM jährlich aufgebaut 14458 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001

(A) wird und andererseits eine Zunahme von Sozialhil- Rossmann, Thomas Sauer, Regina Schmidt-Zadel, (C) febedürftigkeit zu erwarten ist. Ottmar Schreiner, Gisela Schröter, Ewald Schurer, Dr. R. Werner Schuster, Erika Simm, Dr. Sigrid Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Geschlech- Skarpelis-Sperk, Jella Teuchner, Rüdiger Veit, tergerechtigkeit können wir dem Gesetz nicht zustimmen. Dr. Wolfgang Wodarg und Waltraud Wolff (Wol- Die schon angesprochenen Belastungen sozial Schwä- mirstedt) (alle SPD) zurAbstimmung über den cherer treffen in besonderem Maße Frauen, die im Durch- schnitt bekanntlich immer noch circa ein Drittel weniger Entwurf eines Gesetzes zur Reform der gesetz- verdienen als Männer. Gleichzeitig werden Frauen mehr lichen Rentenversicherung und zur Förderung für ihre private Vorsorge zahlen müssen, um später die glei- eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens che monatliche Leibrente zu erzielen wie Männer. Nach (Altersvermögensgesetz – AVmG) in derAusschuss- jetzigem Stand muss eine dreißigjährige Frau, um ab dem fassung 65. Lebensjahr 100 DM Leibrente zu erhalten, 28,71 DM bezahlen, während ein gleichaltriger Mann monatlich nur Wir stimmen dem Altersvermögensgesetz trotz grund- 23,70 DM zu entrichten hat. Frauen leben nämlich laut sätzlicher sozialpolitischer Bedenken zu, die wir nachfol- Statistik durchschnittlich fünf Jahre länger. Dass die Pri- gend noch einmal deutlich benennen möchte vatwirtschaft so rechnet, ist eine Sache; dass die staatliche Förderung sich nicht gleiche Bedingungen für Männer und Eine Ablehnung des Altersvermögensgesetzes hätte Frauen zur unabdingbaren Voraussetzung macht, ist für zur Folge, dass das Rentenreformgesetz 1999 der Regie- uns nicht nachzuvollziehen. Schließlich ist auch in derrung Kohl und insbesondere der demographische Faktor, Pflegeversicherung ermöglicht worden, gleiche Tarife für der zu einer Absenkung des Renteniveaus auf 64 Prozent Frauen und Männer vorzusehen! Ebenfalls unter frauen- führt, wieder in Kraft treten würde. Zu einer parteiüber- politischen Gesichtspunkten völlig kontraproduktiv ist das greifenden Verbesserung der Altersversorgung im Kon- Faktum, dass bei Eheleuten, wenn die Frau nicht erwerbs- sens sind CDU/CSU und die F.D.P. nicht bereit. Der An- tätig ist, also auch nicht privat vorsorgt, trotzdem private trag der CDU/CSU stellt selbst gegenüber dem RRG 1999 Altersvorsorge der Frau staatlich gefördert wird. Dies gilt eine Leistungsverschlechterung dar, ist unakzeptabel und aber nicht, wenn sie erwerbstätig ist und zum Beispiel we- ist keine Alternative zum Gesetzentwurf der Bundes- gen ihres niedrigen Einkommens keine eigenständige Pri- regierung. vatvorsorge trifft. Dies ist ein weiteres Erwerbshindernis Dagegen wurde der Gesetzentwurf der Bundesregie- für Frauen und eine völlig überflüssige Besserstellung der rung im Verlauf der parlamentarischen Beratung an ent- Hausfrauenehe. scheidenden Punkten weiterentwickelt. Wie stark sich die absehbaren Umverteilungswirkun- Auf den Ausgleichsfaktor wird verzichtet. Die neue (B) gen in der Realität geltend machen, hängt nicht zuletzt (D) Anpassungsformel ab 2011 dämpft die ursprünglich ge- von der Entwicklung des Rentenniveaus aus der gesetz- plante Absenkung des Renteniveaus vor allem für die lichen Rentenversicherung ab; das haben die Gewerk- junge Generation. schaften immer wieder thematisiert. Den Wegfall des Ausgleichsfaktors begrüßen wir, ebenso wie die Festle- Bei der privaten Vorsorge konnte die ursprüngliche Be- gung der Bundesregierung auf ein Rentenniveau vonnachteiligung bei der staatlichen Förderung für betriebli- 67 Prozent als Minimum für die Zukunft. Allerdings soll- che und tarifliche Renten durch lange Übergangsfristen ten sich diese 67 Prozent von einer Nettogrundlage her einvernehmlich mit den Gewerkschaften beseitigt werden. berechnen, die nicht durch den Abzug der Privatprämie Der Tarifvorrang bei der Entgeltumwandlung wurde ge- vom Nettoentgelt gegenüber dem jetzigen Stand reduziert setzlich geregelt. Die private Vorsorge wird vor allem für wird. die unteren und mittleren Einkommen durch Zulagen – Grund- und Kinderzulagen – sowie generell durch die Anhebung des Sonderausgabenabzugs staatlich gefördert. Anlage 5 Die bedarfsorientierte Grundsicherung will die Bun- Erklärung nach § 31 GO desregierung mit einem Leistungsgesetz des Bundes re- geln. der Abgeordneten Fritz Schösser, Brigitte Adler, Ingrid Arndt-Brauer, Klaus Barthel (Starnberg), In zentralen Punkte halten wir jedoch an unserer Kritik Ingrid Becker-Inglau, Willi Brase, Hans Büttner fest: (Ingolstadt), Christel Deichmann, Harald Friese, Gemessen am bisherigen Rentenniveau findet ein Aus- Angelika Graf (Rosenheim), Christel Hanewinckel, stieg aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Reinhold Hemker, Walter Hoffmann (Darm- Rentenversicherung statt. Versicherte und Staat werden stadt), Klaus Kirschner, Anette Kramme, Horst zum Erhalt einer gleich hohen Lebensstandardabsiche- Kubatschka, Christine Lambrecht, Christine rung stärker belastet, Arbeitgeber und Unternehmen wer- Lehder, Waltraud Lehn, Götz-Peter Lohmann den tendenziell entlastet. (Neubrandenburg), Dr. Christine Lucyga, Lothar Mark, Christoph Moosbauer, Andrea Nahles, Wir schon bei der Pflegeversicherung kommt es jetzt GünterOesinghaus, Albrecht Papenroth, Dr. Martin auch bei der Rentenversicherung zu einer Lastenver- Pfaff, Renate Rennebach, Dr. Edelbert Richter, schiebung von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern René Röspel, Gudrun Roos, Dr. Ernst Dieterund zum Staat. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 147. Sitzung. Berlin, Freitag, den 26. Januar 2001 14459

(A) Einer weiteren Abkehr von der paritätischen Finanzie- Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und(C) rung der Sozialversicherung muss dringend Einhalt gebo- Entwicklung ten werden. Die Ausweitung der privaten Vorsorge auf die – Unterrichtung durch die Bundesregierung Krankenversicherung hätte unabsehbare soziale Folgen. Bericht der Bundesregierung über ihre gesamten Bemü- Die Regelungen zur Alterssicherung der Frauen und hungen und über die politische Entwicklung in Nigeria die Regelungen zur Hinterbliebenenrente bleiben hinter – Drucksachen 14/3232, 14/3419 Nr. 1 – den Erwartungen einer eigenständigen Alterssicherung für Frauen zurück. Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- Auch werden die Kommunen als Sozialhilfeträgergeteilt, dass der Ausschuss die nachstehenden EU-Vorla- nicht in dem notwendigen Umfang entlastet. gen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Parla- ment zur Kenntnis genommen oder von einer Beratung Auf die überfällige Weiterentwicklung der Rentenver- abgesehen hat. sicherung zu einer Versicherung für alle Erwerbstätigen wird bei der Rentenreform verzichtet. Wir fordern die Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Bundesregierung auf, die Grundlagen für eine Reform der Drucksache 14/4665 Nr. 1.1 Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung Drucksache 14/4665 Nr. 2.8 zu schaffen. Drucksache 14/4665 Nr. 2.9 Drucksache 14/4665 Nr. 2.10 Drucksache 14/4665 Nr. 2.11 Anlage 6 Drucksache 14/4665 Nr. 2.12 Drucksache 14/4665 Nr. 2.13 Drucksache 14/4665 Nr. 2.16 Amtliche Mitteilungen Drucksache 14/4665 Nr. 2.17 Drucksache 14/4665 Nr. 2.18 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben mit- Drucksache 14/4665 Nr. 2.21 geteilt, dass der Ausschuss gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der Drucksache 14/4665 Nr. 2.22 Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der nachstehenden Vorlage absieht: Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Haushaltsausschuss Drucksache 14/4309 Nr. 1.5 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 14/4665 Nr. 2.7 Haushaltsführung 2000 Drucksache 14/4665 Nr. 2.24 Überplanmäßige Ausgabe im Einzelplan 23, Kapitel 23 02 Drucksache 14/4945 Nr. 2.28 Titel 896 02 – Beitrag der Bundesrepublik Deutschland Drucksache 14/4945 Nr. 2.42 (B) zu den „Europäischen Entwicklungsfonds“ der Europä- Drucksache 14/4945 Nr. 2.44 (D) ischen Union (Abkommen von Lomé) – Drucksache 14/4945 Nr. 2.48 – Drucksachen 14/4539, 14/4670 Nr. 1 – Ausschuss für Gesundheit Ausschuss für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/4665 Nr. 2.5 – Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 14/4665 Nr. 2.30

Fünfter Bericht der Bundesregierung über die Aktivi- Ausschuss für wirtschaftliche täten des Gemeinsamen Fonds für Rohstoffe und der einzelnen Rohstoffabkommen Zusammenarbeit und Entwicklung – Drucksachen 14/3647, 14/4093 Nr. 1.3 – Drucksache 14/4665 Nr. 2.19

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