Jugend Medienschutz-Report
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Jugend Medien Schutz-Report 4/08 Fachzeitschrift zum Jugendmedienschutz mit Newsletter August 2008 Inhaltsverzeichnis Heftmitte/Beihefter: Aktuelle Entscheidungen im August 2008 AUFSÄTZE/BERICHTE (INDIZIERUNGEN / BESCHLAGNAHMEN) 2 Marc Liesching: Warum ist die USK-»KJ«-Entscheidung zum Computerspiel GTA IV »unverständlich«? – Eine Replik zu Reh bein/Klei mann/Mößle (JMS-Report 3/2008, S. 2 ff.) INDIZIERUNGS-LISTEN 4 Wolfgang Hußmann: GTA IV erfüllt nicht die Indizierungs- kriterien – Eine Stellungnahme zu Reh bein/Klei mann/ 13 Listenteile A und B (gem. § 18 Abs. 2 Nr. 1, 2 JuSchG) Mößle (JMS-Report 3/2008, S. 2 ff.) sowie sog. Liste E (Einträge vor dem 01.04.2003) 5 Claudia Mikat: Flüche, Beschimpfungen und Sexualisierung. 13 1. Filme (Videos/DVDs/Laser-Disks): 2855 Sprachliche Tabuverletzung als Thema des Jugendschutzes 8 Jörg Weigand: Patriotin, Feministin und Jugendbuchautorin. 34 2. Spiele (Computer-/Video-/Automatenspiele): 563 Porträt der Schriftstellerin Magda Trott 39 3. Printmedien (Bücher/Broschüren/Comics etc.): 253 43 4. Tonträger (Schallplatten/CDs/MCs): 794 DOKUMENTATION 9 Medien und Musik als rechtsextremistische Propaganda- 50 Listenteile C und D (gem. § 18 Abs. 2 Nr. 3, 4 JuSchG) Instrumente (Aus dem Verfassungsschutzbericht 2007) 50 5. Telemedien – Nichtöffentliche Listenteile, daher kein Abdruck – KURZNACHRICHTEN 12 KJM-Gutachten: Komplexe Rechtslage bei umstrittenen BESCHLAGNAHME-LISTE Gewinnspielen u Kinderpornographie: Kinderhilfe fordert drastische Anhebung des Strafmaßes u Mobilfunk: Die 50 6. Sonderübersicht meisten Anbieter von Klingeltönen sind unseriös u Com- beschlagnahmter/eingezogener Medien: 617 puterspiele: Trotz Umzugsbeschluss hält Leipzig an Games Regelmäßige Anordnungsgründe/Straftatbestände: Convention fest • Volksverhetzung, §§ 86a, 130, 130a StGB 74 Medienhinweise • Gewaltverherrlichung, § 131 StGB 75 Tagungshinweise • harte Pornographie, §§ 184a, 184b StGB RECHTSPRECHUNG SONDERÜBERSICHTEN 66 EuGH, Urteil vom 14.02.2008 (Az.: C-244/06): Vereinbarkeit des Versandhandelsverbots für nicht nach 57 7. VORAUSINDIZIERUNGEN (Trägermedien): 4 deutschem Recht gekennzeichnete Bildträger mit EU-Recht 58 8. MUSIKGRUPPEN (Tonträger): 697 69 Bundesverfassungsgericht, Beschluss vom 18.01.2008 (Az.: 2 BvR 313/07): Disziplinarische Entfernung aus dem Dienst wegen Besitz kinderpornographischer Bilddateien 72 OLG Zweibrücken, Beschluss vom 07.04.2008 (Az.: 1 Ss 178/07): Werbung für sexuelle Dienste im Internet 73 AG Amberg, Beschluss vom 17.06.2008 (Az.: 102 UJs 1987/08): Beschlagnahme des Computer- spiels »Soldier of Fortune: Payback« MEDIENEMPFEHLUNGEN 76 TOP-Videos für Kinder und Jugendliche 78 Prädikatisierte Kinofilme mit Bewertungen der FBW JMS-Report – August 4/2008 1 Aufsätze / Berichte Warum ist die USK-»KJ«-Entscheidung zum Computerspiel GTA IV »unverständlich«? Eine Replik zu Rehbein/Kleimann/Mößle, JMS-Report 3/2008, S. 2 ff. Marc Liesching In ihrem Beitrag in JMS-Report 3/2008, Das spekulative und unbelegte Suggerie- zunächst die Behauptung aufgestellt wird, S. 2 ff. setzen sich die Autoren Rehbein/ ren einer Einflussnahme wirtschaftlicher die Einschätzung der USK, die zu einer Kleimann/Mößle mit der »KJ«-Kennzeich- Interessen auf Entscheidungen der USK ist Kennzeichnung »Keine Jugendfreigabe« nungsentscheidung der USK bezüglich des schließlich im Rahmen eines wissenschaft- (KJ) geführt hat, sei unverständlich, so hät- Computerspiels Grand Theft Auto IV (GTA lichen Beitrags ebenso untunlich wie etwa te die wissenschaftliche Auseinanderset- IV) auseinander. Dabei gelangen die Auto- die weit hergeholte Spekulation darüber, zung mit dieser Entscheidung doch zumin- ren zu dem Fazit, dass es »unverständlich« ob ein kriminologisches Forschungsinsti- dest geboten, auch die Kriterien zu benen- erscheine, dass »GTA IV in der vorliegen- tut (u.a. mit Fördermitteln aus der Indus- nen, die nach Auffassung der Autoren zu den Fassung durch die Unterhaltungssoft- trie3) durch wiederholte Publikation von einer legitimen »KJ«-Freigabe nach § 14 ware Selbstkontrolle (USK) gekennzeichnet Thesen und Behauptungen eine bestehen- Abs. 2 Nr. 5 JuSchG führen. Denn vor allem wurde und damit eine Jugendgefährdung de Selbstkontrollinstitution diskreditieren auf dieser Grundlage lässt sich entschei- durch das Spiel ausgeschlossen wurde«.1 will, um möglicherweise selbst einen offi- den, ob und gegebenenfalls wie die USK- Der Aufsatz steht damit in einer Tradition ziöseren Status bei der Bewertung von Bewertung im Einzelfall von den Kriterien durchweg USK-kritischer Beiträge und Mei- Computerspielen zu erreichen. für eine »KJ«-Freigabe abweicht. Gerade vor nungsäußerungen von Mitarbeiter(inne)n dem Hintergrund, dass für den Filmbereich des Kriminologischen Forschungsinstituts KJ-Kennzeichnung – »richtig« oder die freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirt- Niedersachsen (KFN),2 die bislang – zumin- »falsch«? schaft (FSK) die Kennzeichnung »keine dest in der öffentlichen Wahrnehmung – Jugendfreigabe« für Filmwerke vergeben weitgehend unwidersprochen sind. Schon Einer sachlichen Auseinandersetzung hat, die von weitaus realitätsnäheren, dras- wegen der rechtspolitischen Bedeutung bedürfen demgegenüber die inhaltlichen tischeren Gewaltinhalten mit positiver des Jugendschutzes bei Computerspielen Argumente der Autoren hinsichtlich der Akzentuierung geprägt werden als dies soll der jüngste Beitrag von Rehbein/Klei- Bewertung des Computerspiels GTA IV. etwa bei GTA IV der Fall ist5 und sich die mann/Mößle zum Anlass genommen wer- Autoren gerade mehrfach auf die Realitäts- den, die darin geäußerte Argumentation Dr. Marc Liesching ist Rechtsanwalt in nähe von GTA IV stützen, wäre eine gegen die USK-»KJ«-Entscheidung bezüg- München und u.a. Herausgeber des genauere Betrachtung dessen hilfreich lich des Computerspiels GTA IV anhand Jugendschutz-Kommentars Scholz/ gewesen, was eine Alterseinstufung »Keine einzelner Beispiele zu beleuchten. Liesching (4. Aufl. ‘04, C.H. Beck Verlag). Jugendfreigabe« aufgrund Entwicklungsbe- einträchtigung nach § 14 Abs. 1 und Abs. Wirtschaftliche Bedeutung von Aufgrund der Unbestimmtheit der meisten 2 Nr. 5 JuSchG nach Ansicht der Autoren Jugendschutz-Entscheidungen Rechtsbegriffe im Jugendschutz ist es per positiv verlangt. Nur so hätte der Leser se legitim, im Bezug auf ein Computer- nachvollziehen können, weshalb bei dem Kurz einzugehen ist allerdings auch auf spiel, das zweifelsohne Gewaltdarstellun- vorliegenden Computerspiel eine solche die gleich zu Beginn des Beitrags von den gen beinhaltet und vom Spieler entspre- Einstufung gerade »unverständlich« oder Autoren angedeutete wirtschaftliche Bedeu- chende virtuelle violente Handlungen sogar unvertretbar sein soll. tung der Freigabeentscheidung der USK im abverlangt, eine andere Einstufung im Falle des Computerspiels GTA IV, die dem jugendschutzrechtlichen Stufensystem zu Zum Vorliegen von Indizierungskriterien Leser suggerieren könnten, die Selbstkon- vertreten als dies etwa ein Gremium einer »in eindeutiger Weise« trolleinrichtung habe sich wirtschaftlichen Selbstkontrolleinrichtung getan hat. Ver- Distributionsinteressen bei ihrer Entschei- gegenwärtigt man sich, dass das deutsche Stattdessen konzentriert sich der Beitrag dung gebeugt. Eine derartige Suggestion Jugendschutzrecht insgesamt mindestens auf den Versuch, das Computerspiel GTA wäre m. E. spekulativ und populistisch. Zu- sechs unterschiedliche Kategorisierungs- IV unter einen Indizierungstatbestand nach dem ist das Faktum, dass jugendschutz- möglichkeiten für Gewaltcomputerspiele § 18 JuSchG zu subsumieren. Auch dies ist rechtlich manifestierte Entscheidungen von bereithält [USK-»ab 12«, USK-»ab 16«, grundsätzlich nicht illegitim, da – wie von Selbstkontrollinstitutionen und anderen USK-»KJ«, Indizierung wegen Jugendge- den Autoren zutreffend ausgeführt – inso- Jugendschutzstellen wirtschaftliche Bedeu- fährdung (§ 18 Abs. 1 JuSchG), offensicht- weit eine Inzidentprüfung der USK zu erfol- tung für Medienunternehmen haben, ver- lich schwere Jugendgefährdung (§ 15 Abs. gen hat und im Falle einer in Betracht kom- gleichsweise banal. Nebenbei bemerkt: 2 JuSchG), strafbare Gewaltdarstellung menden Jugendgefährdung eine Alterskenn- Auch eine USK-»KJ«-Entscheidung hat (§ 131 StGB)],4 ist es eine Fiktion, bei zeichnung zunächst nicht erfolgen darf, wesentlich gravierendere Auswirkungen für bestimmten Medieninhalten – wie etwa solange die Bundesprüfstelle für jugendge- den Spielevertreiber als etwa eine USK-»ab einem Computerspiel mit einer Spielzeit fährdende Medien (BPjM) nicht über eine 16«-Entscheidung, wie § 12 Abs. 3 JuSchG von mindestens 50 Stunden und zudem etwaige Indizierung entschieden hat. In zeigt. Auch insoweit bewendet es also bei mit weithin variablen Handlungs- und hohem Maße problematisch ist allerdings der letztlich banalen Erkenntnis, dass mit Spieloptionen – gerade nur die Kategorisie- m. E., dass die Autoren auf eine saubere strengeren Jugendschutzentscheidungen rung in eine der möglichen Stufen als rich- Subsumtion der Indizierungsvoraussetzun- im Rahmen des in Deutschland geltenden tig anzusehen und andere Bewertungen als gen bzw. der anerkannten Kriterien einer Stufensystems immer höhere Restriktionen völlig unvertretbar darzustellen. Jugendgefährdung weitgehend verzichten. für Zugang und Verbreitung verbunden Gerade hierin besteht aber m. E. eine Wohl unter Bezugnahme auf die erst seit sind als mit weniger strengen Einstufungen. der Schwächen des Beitrags. Sofern dort 01.07.2008 durch das 1. JuSchGÄndG 2 JMS-Report – August 4/2008 Aufsätze / Berichte (BGBl. I S.