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AUSGABE 1. 2018

100. GEBURTSTAG VON MIECZYSŁAW WEINBERG UND GALINA USTWOLSKAJA

EDISON DENISSOW AWET TERTERJAN INHALT / CONTENT Liebe Leserinnen, 03 / 27 liebe Leser, Edison Denissow 90. Geburtstag wahre Klassiker der Moderne sind die Hauptthemen unseres Magazins mit Geburts- und Gedenktagen 09 / 31 des Jahres 2019 und einer kleinen Vorschau auf Galina Ustwolskaja 2020. Farbig und schillernd sind die Klangwelten des 100. Geburtstag Russen Edison Denissow, der neben Alfred Schnittke 13/ 34 und Sofia Gubaidulina die Generation der Ära nach Mieczysław Weinberg Schostakowitsch in Russland markierte. Wir widmen 100. Geburtstag ihm ein ausführliches Porträt mit vielen interessan- ten Werkbesprechungen. 18/ 37 Alfred Schnittke 2019 gedenken wir Denissows 90. Geburtstags und zum 85. Geburtstag auch der 100. Geburtstage von Mieczysław Wein- 20 / 38 berg sowie der Petersburger Komponistin Galina Awet Terterjan Ustwolskaja, die beide mit Schostakowistch eine 25. Todestag enge Beziehung hatten. Weinbergs Opern stehen im Zentrum seines Schaffens. Ustwolskaja hingegen 23 / 40 gilt als vielleicht radikalste Avantgardistin Russlands News in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 24 Geburts- und Schließlich gibt es Beiträge zu Alfred Schnittke, Gedenktage 2019 jenem großen Klangpoeten Russlands und Schöpfers sogenannter polystilistischer Musik, sowie Awet 26 Terterjan, dessen Oper „Das Beben“ ein nachhaltiger Vorschau 2020 Erfolg war.

Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und einen guten Start ins neue Jahr 2018,

Dagmar Sikorski Dr. Axel Sikorski

IMPRESSUM REDAKTION Helmut Peters Quartalsmagazin der GESTALTUNG Joachim J. Kühmstedt, j4 -studio.com SIKORSKI MUSIKVERLAGE erscheint mind. 4x im Jahr kostenfrei FOTONACHWEISE Titelcollage © Joachim Kühmstedt Seite 5/6 Der Schaum der Tage, Oper Stuttgart © A.T. Schaefer Seite 8 Collage © Joachim Kühmstedt Seite 8/31 Galina Ustwolskaja © Viktor Sudlin Seite 13 Mieczysław Weinberg © Olga Rakhalskaya Seite 15 „Der Idiot“, Oper von Mieczysław Weinberg, Nationaltheater Mannheim © Hans Jörg Michel Seite 16 „Das Portrait“, Oper von Mieczysław Weinberg, VERLAG Bregenzer Festspiele © Karl Forster Seite 17/36 „Wir Gratulieren“, Oper von Mieczysław Weinberg, Internationale Musikverlage Theater Heidelberg © Annemone Taake Seite 19 „Leben mit einem Idioten“, Oper von Alfred Schnittke, Hans Sikorski GmbH & Co. KG Stadttheater Gießen © Rolf Wegst Seite 22 „Das Beben“, Oper von Awet Terterjan, Theater am Gärtnerplatz Johnsallee 23 München © Jan Adamiak Seite 23/40 Emanuel Pahud © wikipedia; Claus-Steffen Mahnkopf © Gabriel Brand 20148 Hamburg Alle anderen Bilder © Archiv Sikorski T +49 40 41 41 00-0 F +49 40 41 41 00-60 HINWEIS Wo möglich haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der Fotos/Illustrationen ausfindig gemacht. www.sikorski.de Sollte dies im Einzelfall nicht ausreichend gelungen oder es zu Fehlern gekommen sein, bitten wir die Urheber, [email protected] sich bei uns zu melden, damit wir berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.

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Impressionismus und Avantgarde Edison Denissow zum 90. Geburtstag

Der russische, am 24. November 1996 gestorbene existieren und keiner quantitativen Behandlung zu- Komponist Edison Denissow gilt von jeher als ge- gänglich sind, weitgehend zu transformieren. Gerade schickter Mittler zwischen Sinnlichkeit und experi- hier verbirgt sich einer der wesentlichen Merkmale menteller Klangästhetik. Am 6. April 2019 gedenken des französischen Impressionismus, den H. Weber wir seines 90. Geburtstags. (Lexikon der Musik, hrsg. von Marc Honegger und Günther Massenkeil. – Herder, Freiburg, Basel, Wien. Die Behauptung, der französische Impressionismus – 1976, Band 4, S. 158) wie folgt definiert: „Als Stil- sei bis zum heutigen Tage keineswegs eine historische, merkmale des musikalischen Impressionismus gelten sondern eine bis dato noch nicht überwundene oder statische, afunktionale Harmonik, in ornamentalen ersetzte Ausprägung der Musik des ausgehenden Motiven kreisende Thematik und eine in raffinierten 19. Jahrhunderts, ist nicht vermessen. Bei genauer Klangmischungen schwelgende Instrumentation, an Betrachtung beruhen die Grundphilosophien der zeit- die sich vor allem die Analogiebildung zur Malerei genössischen Musik u.a. auf der Emanzipation des Ge- heftet. ... Nach dem 2. Weltkrieg haben Komponisten räuschhaften, auf den Errungenschaften der Zweiten wie Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen an Wiener Schule und den daraus resultierenden seriel- Debussys Musik neue Formprinzipien entdeckt, die len Techniken sowie dem (bisher bis in letzter Konse- ihre Unterordnung unter den Begriff eines musikali- quenz vergeblichen) Versuch, traditionelle instrumen- schen Impressionismus vollends problematisch er- tale Klangfarben, die als Qualitäten nebeneinander scheinen lässt.“

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Karlheinz Stockhausen zog aus der Unmöglichkeit, in der Kunst, und momentan sind einige Kompo- instrumentale Klangfarben im Sinne eines streng nisten auf der Suche nach einer neuen Schönheit. interpretierten Impressionismus zu transformieren, Gemeint ist jedoch nicht nur der schöne Klang, der ihre Eigencharaktere aufzulösen, zu ersetzen und ‚Wohlklang’, der natürlich nicht äußerlich betrachtet neu zu definieren, den Schluss, neue Kompositions- werden darf, sondern eine Schönheit im Sinne einer mittel wie die elektronisch erzeugten Klänge heran- ästhetisch guten Idee, die man ebenso auf Mathe- zuziehen. Die Musik der Gegenwart (seit 1965), die matik oder auf Bachsche Konstruktionsprinzipien noch mit traditionellem (Orchester-)Instrumentarium beziehen kann.“ (Yuri Kholopov / Valeria Tsenova: arbeitet, verdichtet hingegen zunehmend das Parti- Edison Denisov. – Harwood Academic Publishers, turgewebe derart, dass Cluster von nicht mehr durch- 1995. – ISBN 3-7186-5425-3; S. 35) hörbarer Dichte die Grenze zwischen musikalischer Struktur und rein klanglicher Erscheinung mehr und Denissow befreit sich von äußerlichen Zwängen, mehr verwischen lassen. Komponisten, die in dieser wie sie jede Kompositionsmethode, vor allem die Richtung arbeiten, sind auch oder vor allem avant- Strenge der Zwölftontechnik, vorschreibt. Das ton- gardistische Impressionisten auf der Suche nach malerische Element, das Spiel mit Kontrasten und einer neuen Klangästhetik, die die Errungenschaften Mischungen steht im Zentrum seines Interesses. der seriellen Musik zwar subsumiert, sie aber zu Diese Vorgehensweise rückt ihn vor dem Hinter- einer eindrücklichen, unabhängig von einem mathe- grund der eingangs beschriebenen und musikalisch matischen Strukturdenken erfahrbaren Klangsinn- adaptierten Merkmale des Impressionismus in die lichkeit umdeutet. Nicht umsonst engagierten sich Nähe der Malerei, aus der der Begriff des Impressio- zahlreiche Gegenwartskomponisten wie die Finnin nismus ja entlehnt ist. Denissows Werk „Peinture” Kaija Saariaho und der russische Avantgardist Edison trägt in konzentrierter Form jene typischen Züge Denissow neben ihren traditionell instrumentierten einer orchestralen Technik, die viele seiner Werke Werken stark im elektronischen Sektor. Beide haben charakterisieren. In „Aquarelle” löst Denissow die viele Male am französischen IRCAM-Institut experi- Idee der bildlichen Kontur dahingehend auf, dass mentiert, Auftragskompositionen verfertigt und die sich das zarte Timbre der Streichergruppen in Solo- Erfahrungen in ihr kompositorisches Œuvre einflie- passagen verliert. Viele Werktitel verweisen bei ßen lassen. Bei Denissow manifestieren sich diese Denissow auf die Malerei. Nicht umsonst ist eines Ausprägungen eines avantgardistischen Impressio- der Hauptunterschiede zwischen Musik und Ma- nismus in nach traditionellen Schemata strukturier- lerei das zeitlich Vergängliche einerseits und das ten ästhetischen Klangkompositionen mit komple- dauerhaft Fixierte andererseits. Das musikalisch xen, aber nachvollziehbaren Sinneinheiten. Die oben Erlebte wird zur Momentaufnahme, die Darstellende erwähnten Merkmale wie die reiche Ornamentik Kunst wird zur Einmaligkeit verdammt. Als Schnitt- und die statische, afunktionale Harmonik, vor allem stelle zwischen diesen künstlerischen Problem- aber die raffinierte Instrumentationstechnik sind in stellungen unterschiedlicher Prägung dient die vielen seiner Kompositionen belegbar und führen zu Einbeziehung der Elektronik, die es ermöglicht, das einer ungemein ausdrucksstarken, farbenreichen musikalische Ereignis zu konservieren, es abrufbereit Musiksprache, die in der Neuen-Musik-Szene ihres- und irreversibel festzulegen. gleichen sucht. Einige Beispiele mögen diesen avantgardistischen, klangästhetischen Impressio- Edison Denissow wurde einmal gefragt, ob für ihn nismus Denissows veranschaulichen. die mathematische Ausbildung bei seiner Arbeit als Komponist fördernd oder hinderlich war. Seine Ant- Edison Denissow, der seinem ersten Studium nach wort war eindeutig: „Sie hilft“. Trotzdem ist es nach- eigentlich Mathematiker war und in der ehemaligen weislich nicht die Mathematik, die einen profunden Sowjetunion als einer der revolutionärsten Neue- Einfluss auf seine Arbeit ausgeübt hat, sondern die rer der Szene galt, indem er sich zu den westlichen Malerei. Denissow sagt, dass seine musikalischen Einflüssen bekannte, die Zwölftontechnik adaptierte Lehrer die Maler waren. „Die Gesetze der Musik und und modifizierte, war keineswegs ein ausschließlich der Malerei sind identisch. Malen bedeutet das Auf- in strukturellen Kategorien denkender Komponist. zeigen einer begrenzten Anzahl von Elementen im Bei der Analyse seiner Werke wird deutlich, dass zweidimensionalen Raum. Der Maler stellt sich stets seine Aufbaukriterien weit weniger mathematisch der Frage einer geeigneten Form – die Koordination orientiert und proportioniert sind als die anderer der einzelnen Elemente, ihre logische Anordnung, russischer Modernisten (beispielsweise Gubaidulina). der Rhythmus und die Vermeidung von Zufällen sind Das rein Musikalische, der Ausdrucksgehalt auf der die gleichen Elemente, mit denen sich auch der Grundlage einer ästhetisch fundierten Philosophie Komponist auseinanderzusetzen hat. Die engsten stand im Mittelpunkt seines schöpferischen Den- Analogien bestehen zwischen abstrakter Malerei kens. Bezeichnend ist auf jeden Fall sein Bekennt- und Musik. Die wesentlichen konstituierenden Bau- nis zu allgemein-relativen Begriffen wie dem der steine eines Bildes sind keinem thematischen Plot Schönheit: „Schönheit ist ein wesentlicher Faktor unterworfen.“ (Kholopov/Tsenova. – a.a.O.; S. 157/158)

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„Der Schaum der Tage“ (L‘écume des jours) nach Boris Vian, Musik von Edison Denissow, Oper Stuttgart

Den hohen Wert, den Denissow dem Klang in sei- ZU EINZELNEN WERKEN nen Kompositionen zuordnet, belegt die Rück- führung seiner Klangästhetik auf Modelle des „Der Schaum der Tage / L’Écume des jours”. musikalischen Impressionismus. Trotz seiner so in- Lyrisches Drama in 3 Akten (14 Bildern) nach dem tensiven Einbeziehung der Kompositionsmethoden gleichnamigen Roman von Boris Vian der Zweiten Wiener Schule ist er nicht den Weg „Ich bin überzeugt“, sagte Edison Denissow einmal, Schönbergs gegangen, der sich nach der Postu- „dass es in unserer Zeit möglich ist, eine ‚wirkliche’ lierung des Terminus Klangfarbenmelodie im Jahre Oper zu schreiben, eine ‚singende’, ohne die Modelle 1911 immer mehr von klangfarbenmelodischen Kon- des 19. Jahrhunderts zu reproduzieren. Die musika- struktionen distanzierte. Die Klangfarbenmelodie lische Dramaturgie ist von der theatralischen nicht im Sinne Schönbergs entsteht in der Praxis als zu trennen. In der Tradition der Opern, die ich Folge von Veränderungen der Instrumentation und am meisten schätze, wie die ‚Zauberflöte’, ‚Boris der dynamischen Intensität. Im Unterschied zu Godunow’, ‚Tristan und Isolde’, habe ich mich be- Schönberg begreift Anton Webern die Klangfarbe müht, diese Osmose des Dramatischen im ‚Schaum als ein Merkmal der Tonhöhe. Wechselnde Ton- der Tage’ herzustellen.“ höhen bedingen demnach einen Wechsel der Klang- farbe; eine zusammenhängende, melodische Ton- Die Handlung spielt in einer surrealistisch gestal- folge stellt zugleich eine Folge von Klangdisposi- teten, gleichzeitig beglückenden und grauenhaften tionen dar, bildet eine Farbstruktur. Solche Klang- Zukunftswelt. Colin und Chloé, zwei wahre „Kinder strukturen, die bereits bei Debussy zum Beispiel des Glücks“, lernen sich in einem Kreis junger in dessen Orchesterstück Nr. 3 op. 16 aus dem Phantasten kennen und lieben. Sie heiraten und Jahre 1909 vorgeprägt sind, erfahren in Denissows leben unbeschwert in den Tag. Doch dieses Glück Philosophie weitere Dimensionen. In Kombination währt nicht lange. Als Chloé von einer rätselhaften mit dem changierenden Tonhöhenparameter aber Krankheit befallen wird, beansprucht die ärztliche bewertet Edoson Denissow die Klangfarbe verstärkt Behandlung die letzten finanziellen Reserven. Der unter dem Gesichtspunkt der Instrumentation, Zerfall der heilen Welt ist ebenso unaufhaltsam wie die er bis zur höchsten Reife ausreizt, und der Ver- Chloés Siechtum. Sie stirbt und lässt Colin in der bindung natürlich erzeugter Töne mit elektroni- bitteren Erkenntnis zurück, dass Glück, Liebe und schen Mitteln. Leben den Händen wie Sand entrinnen.

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„Der Schaum der Tage“ (L‘écume des Jours) nach Boris Vian, Musik von Edison Denissow, Oper Stuttgart

Die 1986 in Paris uraufgeführte Oper erlebte 1991 in beeinflusst ist. Nicht umsonst fällt auch die Entste- der deutschsprachigen Fassung von Jürgen Köchel hung von Denissows Oper „L‘Écume des jours” in ihre deutsche Erstaufführung am Gelsenkirchener dieses zeitliche Umfeld. Musiktheater. Ihre letzte Neuinszenierung erfolgte in der Regie von Jossi Wieler und Sergio Morabito und Denissows Instrumentationskunst folgt einer diffe- unter der musikalischen Leitung von Sylvain Camb- renzierten Philosophie klanglicher Gestaltung und reling an der Oper Stuttgart (Premiere am 1.12.2012). steht als einer der Hauptparameter im Zentrum Diese Produktion wurde mit dem International seiner Betrachtungen. „Das Stück ‚In deo speravit Diaghilew Award 2013 als „Beste Opernproduktion“ cor meum’ entstand ursprünglich für Violine, Gitarre ausgezeichnet und 2017 wiederaufgenommen. und Orgel (in dieser Besetzung wurde es auch beim Kasseler Bach-Fest uraufgeführt). Später jedoch „In deo speravit cor meum” schrieb ich auch noch eine Fassung mit Flöte. Ich für Violine (Flöte), Gitarre und Orgel bevorzuge die zweite Version, weil die Flöte eine Die Vielfalt und Aussagekraft einer subtil eingesetz- tiefere und geheimnisvollere Ausdrucksfähigkeit als ten Instrumentation gehört zu den wesentlichen die Geige hat und sich zudem besser mit Gitarre und Merkmalen der von der französischen Kunst und Orgel mischt.“ Mit diesen Worten charakterisierte Musik, aber auch von Bartók, Strawinsky und der Denissow einmal sein Verhältnis zur Flöte, die er als Zweiten Wiener Schule stark beeinflussten Kom- eines der ausdrucksstärksten und an Möglichkeiten positionen Edison Denissows. Insbesondere in den reichsten Instrumente bezeichnet. Werken der 80er Jahre – das vorliegende Kammer- musikwerk entstand 1984 – weicht die bisher strenge Die einsätzige Komposition unter dem Motto „Auf Organisation des musikalischen Gefüges einer Gott hoffte mein Herz” stellt ein weniger program- flexibleren, lyrischen Prägung, die oft vom Gesang matisches denn poetisches Klangbild der Beziehung

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Mensch-Gott dar. Im übertragenen Sinne verkörpern unvorbereitete Interruptionen mit akzentuierendem die hohen, eindringlichen und langgedehnten Flöten- Charakter, die Dynamik ist vielmehr organisch angelegt. kantilenen das Himmlische, während die Gitarre mit Das musikalische Material pulsiert gleichsam, die knappen Kommentaren wie in einem Gebet agiert und Bewegungen entstehen aus sich selbst. Hebungen das Klavier grundierend und reagierend das Irdische und Senkungen sind nahezu wellenförmig angelegt, versinnbildlicht. Das Werk fügt sich fast logisch in wobei die Klangstrukturen eher wie Farbmischungen die Reihe der geistlichen Werke Denissows ein. „Die denn wie strukturell konstruierte Gebilde anmuten. Musik ermöglicht uns, Gott näher zu kommen und mit ihm in einer Sprache zu kommunizieren.“ Dabei „Vier Gedichte nach Gérard de Nerval” muss geistliche Musik in der Deutung des Komponis- für Gesang, Flöte und Klavier / ten keineswegs notwendig mit einem Text verbunden „Wishing Well” für Sopran, Klarinette, sein. „Vielleicht“, so sagt er, „ist mein Flötenquartett Viola und Klavier das geistlichste aller meiner Stücke.“ Auch der Lie- Der Lyriker und Romancier Gérard de Nerval (1808- derzyklus „Vier Gedichte nach Gérard de Nerval” 1855) gehört keineswegs zu den großen, inter- sowie der „Weihnachtstern” sind nach Denissows national bekannten Vertretern der französischen Einschätzung geistliche Musik, in denen vor allem der Literatur des 19. Jahrhunderts. Vielleicht wurde die Flöte eine tragende Rolle zukommt. hochempfindsame, romantische Sprache Nervals, seine wenig dramatischen Prosabeiträge durch die Konzert für Gitarre und Orchester mitreißenden Einfälle nachfolgender Generationen Der Solopart des Gitarrenkonzerts ist ausgespro- schlichtweg überrollt. Dabei war Nerval, dessen bür- chen schwer und wartet mit rhythmisch verschränk- gerlicher Name Gérard Labrunie lautete, ein außerge- ten Figuren und exquisiten klanglichen Anforderun- wöhnlicher Exzentriker. Das Pseudonym, das Nerval gen auf. Im Gegensatz zu traditionellen Vorbildern sich wählte, führte bei ihm zu einer zwar bewussten, wählt Denissow ein großbesetztes Orchester und dennoch aber kritiklosen Identifikation mit dem neuen erstrebt einen relativ dichten Tuttiklang, aus dem die Namen. Unversehens glaubte der Dichter, seine Gitarre dennoch fast stets transparent hervortritt. Familie vom Kaiser Nerva herleiten zu können, und Ein Cembalo, eine Celesta und eine Harfe bilden im sammelte wie besessen Münzen, die den Quasi- Orchester den klanglichen Gegenpart zur Gitarre. Ahnen darstellten. 47jährig nahm sich Nerval das Üppige Violinenkantilenen und auffällige Anlehnungen Leben. Denissow begegnet den unerhört klangvollen an den französischen Impressionismus erweitern Versen Nervals, den membranartigen Schwingungen das Klangspektrum, während Denissow mit Motiv- seiner „musikalischen” Sprache mit einer in weiten bildungen und motivischen Verarbeitungen eine Bögen geführten Deklamation, die von Flöte und Kla- Verbindung von Avantgarde und Tradition erzielt. Die vier in filigranhaft verschlungenen Linien umspielt Gitarre als das dem Orchester gegenübergestellte wird. Komplexe rhythmische Konstruktionen verleihen Soloinstrument verbreitet die Aura des Folkloris- dieser bewegungsreichen, atmosphärischen Musik tischen. Ihre Klangintensität verblasst gegenüber ein Moment unbestimmter Farbgebung, als handele der Größe des orchestralen Apparats. Darin mag es sich um eine Art „musikalisches Aquarell“. für Denissow eine wesentliche Herausforderung gelegen haben. Die durch die Instrumentengruppen Das Vokalwerk „Wishing Well“ geht auf einen Auf- des Orchesters übereinander- und nebeneinander- trag zurück, der 1986 anlässlich des zwanzigjährigen geschichteten, oft abwärtsführenden Skalen konter- Bestehens des New Yorker Neue-Musik-Ensembles karieren die virtuosen Partien des Soloinstruments. „Continuum” erteilt wurde. Das ihm zugrundeliegende Bevor die erste Kadenz des einsätzigen Konzerts Gedicht stammt von dem Schriftsteller Francisco erreicht wird, amalgamiert das Orchester die sinn- Tanzer (1921-2003), der schon für einige andere fälligen Eigenarten des Gitarristischen. Nach dieser Werke Denissows, zum Beispiel für das „Requiem”, Kadenz setzt sich fort, was als Exposition angelegt die Textgrundlage geliefert hat. Eine echte Gelegen- ist: repetitive Figurationen konkurrieren miteinander heitsdichtung, so Tanzer, die zudem auf das Jubiläum und lösen stufenweise abfallend einander ab. Dabei des Ensembles und auf Shakespeare-Worte („Sweet gibt es so etwas wie eine thematische Urzelle, music“, „tomorrow and tomorrow“) anspielt und deren Konturen aber unklar sind – wie viele thema- deshalb nicht ohne Verlust an Sprachwitz ins Deut- tische Gebilde zum Beispiel von Debussy. Die hohe, sche übersetzt werden kann. Das Gedicht „Wishing fließende Dichte, die daraus resultiert, erzeugt ei- Well” wurde ebenfalls von John Cage, Vivian Fine, nen großen, klanglich immer wieder changierenden Lawrence Moss und Louise Talma vertont. Musi- Bogen. Eine zweite, größere Kadenz spielt mit den kalisch gibt es gewisse Parallelen zwischen Denis- erwähnten Repetitionen und überträgt sie schließlich sows „Wishing Well“ und seinen Nerval-Gedichten, dem Orchester. Der dritte Tuttiteil fällt bald wieder wenn auch die Musik zu dem Tanzer-Gedicht mit in die vorgegebenen Strukturen der ersten beiden Blick auf die sprunghaften Bilder und die knappe Orchesterteile zurück mit einer Tendenz zur Dehnung. Sprache der Textvorlage weitaus durchbrochener Insgesamt gibt es kaum schlagartige Ausbrüche oder und rhapsodischer erscheint.

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Konzert für Klarinette und Orchester oft in Kombination mit Harfe und Celesta. Der Part Das Instrumentalkonzert nimmt im Schaffen Edison der Solo-Oboe selbst ist sehr virtuos angelegt und Denissows eine besondere Rolle ein. Seit Beginn erfordert neben dem Spiel in zuweilen ausgespro- der 70er Jahre schrieb der Komponist für Solisten chen hoher Lage eine exzellente Atemtechnik für die wie Aurèle Nicolet, Heinz Holliger und Gidon Kremer, Bewältigung der langen Melodiebögen. wobei sich bei Denissow eine besondere Vorliebe für Holzblasinstrumente feststellen lässt. 1989 entstand Etwa in der Mitte des Schlusssatzes legt der Solist dann auch im Auftrag des Schleswig-Holstein Musik die Oboe beiseite und wechselt zum Englischhorn. Festivals ein Klarinettenkonzert für Eduard Brunner, Unmerklich weichen die unregelmäßigen Zeitglie- der bereits 1987 Denissows Klarinettenquintett zur derungen geradzahligen Proportionen, die alles Uraufführung brachte. beherrschende Chromatik geht in eine schlicht-dia- tonische Melodie über. Sanft getragen vom milden Aufbau, Orchesterbehandlung und Klangsprache Klang des Englischhorns endet das Werk im Pia- im Klarinettenkonzert stehen mustergültig für das nissimo. kompositorische Anliegen Denissows. Die formale Gestaltung orientiert sich nicht an konventionellen Begriffen, sie ordnet sich dem Strom melodischer Bewegungen und kleinintervallischer Spielfiguren unter. Sowohl für den lebhaften ersten als auch für den expressiven, langsamen zweiten Satz des Klarinettenkonzerts ist eine helle, durchsichtige Klangfarbe charakteristisch, ohne dass aber auf kul- minierende, klangdichte Passagen verzichtet wird. Die Leichtigkeit und Schwerelosigkeit dieser klang- lichen Gestaltung wird durch eine extreme dynami- sche Zurückhaltung (es dominieren zwei- bis dreifa- che Piani) und durch die Instrumentierung erreicht. In dem relativ umfangreichen Bläserapparat fehlen bis auf wenige Ausnahmen die tiefen Register. Die dominierende Rolle des Soloinstruments einer- seits und seine Subordination in den kammermusika- lischen Verflechtungen des differenziert behandelten Orchesters anderseits führen bei Denissow zu einer neuen Sichtweise der Konzertgattung.

Konzert für Oboe und Orchester Edison Denissows Oboenkonzert entstand im Jahr 1986 als Auftragswerk des W estdeutschen Rundfunks. Widmungsträger ist der Oboist Heinz Holliger, der das Konzert zusammen mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von „Punkte und Linien” Matthias Bamert am 4. März 1988 zum ersten Mal für zwei Klaviere achthändig aufführte. Am 2. Oktober 1988 kam in Amsterdam im Rahmen der Edison Denissow gewidmeten Veranstaltungsreihe Auch diese dreisätzige Komponsition weist typische „Silhouette“ das Stück „Punkte und Linien“ für zwei Elemente der musikalischen Sprache Denissows Klaviere achthändig durch das Orgella Kwartet zur auf: Einen Melodieduktus, der namentlich in den Eck- Uraufführung. Hinter dem Titel „Punkte und Linien“ sätzen von kleinen Intervallschritten bzw. von chro- verbirgt sich ein raffiniertes Spiel mit Staccato- matischen Fortschreitungen geprägt ist und eine Figuren und Legato-Passagen, ein rhythmisch und Tendenz zu komplexen polyrhythmischen Bildungen strukturell vertracktes System von Klangmalereien aufweist. Das Konzert erfordert ein groß besetz- mit stets variablen Kombinationen punktueller und tes Orchester, bewahrt sich jedoch seinen intimen linearer Ereignisse. Die einsätzige Komposition führt Charakter dadurch, dass die Orchestergruppen im Zentrum zu einem expressiven Fortissimo-Teil, kaum je zu einem Tutti zusammengeführt werden. um dann wieder die Figuren des ersten Abschnitts Eine kaleidoskopartige Vielfalt der Farbabstufungen aufzunehmen, weiterzuverarbeiten und mit zögern- prägen den Klangcharakter des Werkes. Die häufig den Pausen am Schluss ausklingen zu lassen. Das divisi geführten Streicher stehen einem immer wie- außergewöhnlich nuancenreiche Werk, das typisch der unterschiedlich zusammengesetzten Bläserap- für die Denissowsche Klangentfaltung ist, stellt parat gegenüber, dazwischen steht die Solo-Oboe, höchste Ansprüche an seine Interpreten.

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„Meine Werke sind nicht religiös, aber definitiv spirituell, weil ich alles von mir gegeben habe. Meine Seele, mein Herz.“

Galina Ustwolskaja

„Musik als magische Kraft“ 100. Geburtstag von Galina Ustwolskaja

Die russische Musikwissenschaftlerin Olga Gladkova Ustwolskajas Werkkatalog ist überaus konzentriert, gab ihrer 2001 im Ernst Kuhn Verlag erschienenen ihre musikalische Botschaft kompromisslos und Abhandlung über das Schaffen und die Person der unvergleichlich. Sie studierte von 1937 bis 1939 an 2006 in St. Petersburg gestorbenen Komponistin der Musikfachschule ihrer Geburtsstadt Petrograd Galina Ustwolskaja den Titel „Musik als magische (St. Petersburg) und bis 1947 am dortigen Rimski- Kraft“. In der Tat entfalten die Aufführungen von Korssakow-Konservatorium. Hier erhielt sie eine Stücken aus dem zahlenmäßig relativ schmalen Aspirantur und leitete schließlich eine Komposi- Œuvre dieser Komponistin regelmäßig eine ganz tionsklasse an der dem Konservatorium angeglie- eigentümliche, ja magische Wirkung. Viele Hörer derten Musikfachschule. Ihr Kompositionslehrer sind überrascht von der Radikalität und der Kompro- Dmitri Schostakowitsch äußerte sich begeistert misslosigkeit dieser Musik, andere bewundern das über sie. Mehrfach setzte er sich gegen den Wider- oft Harsche und Holzschnittartige der Klangwelten stand seiner Kollegen im Komponistenverband für Ustwolskajas und wieder andere sehen in dieser sie ein. Ustwolskaja gilt neben Sofia Gubaidulina als 1919 geborenen Komponistin eine der größten Inno- die bedeutendste Komponistin Russlands. vatorinnen der zeitgenössischen Musik. Ein Merkmal von Ustwolskajas Kompositionen ist Am 17. Juni 2019 gedenken wir des 100. Geburtsta- ihre „sinfonische“ Anlage, unabhängig von ihrer tat- ges dieser außergewöhnlichen Komponistin. Galina sächlichen Besetzung oder zeitlichen Ausdehnung.

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Autograph von Galina Ustwolskaja

Sie schreibt eine asketische, von unerhörter rhyth- Verlauf des Werkes bestimmt. Die Komposition Nr. 1 mischer Kraft getragene Musik. Im Notenbild fehlen ist mit den Schlussworten des „Agnus Dei“ über- häufig Taktstriche, was erstaunlich asymmetrische schrieben, des letzten Teils der Messe. So ist der polyphone Konstruktionen hervorbringt. Dynami- Dialog der Soloinstrumente als abwechselndes und sche Entwicklungen sind fast auf reine Terrassen- inständiges Bitten um Frieden zu verstehen. Das Kla- dynamik reduziert und von extremen Kontrasten ge- vier hat dabei eine vermittelnde Funktion zwischen prägt. Die von ihr vertonten vornehmlich christlichen den extremen Lagen der Piccoloflöte und der Tuba. Texte sind aphoristisch und konzentriert. Ihre Werke künden von einem strengen, unabhängigen Geist, Als es in Witten am 24. April 1993 zur deutschen von unerbittlichem Willen und tiefer Gläubigkeit. Erstaufführung der Komposition Nr. 2 „Dies irae“ für 8 Kontrabässe, Holzkiste und Klavier von Gali- Zu den Kompositionen Nr. 1-3 na Ustwolskaja im Rahmen einer Gesamtaufführung Die Komposition Nr. 1 „Dona nobis pacem“ für Picco- dieses Werkzyklus durch das Schönberg Ensemble loflöte, Tuba und Klavier gehört zu einem Zyklus von unter Reinbert de Leeuw kam, war das Publikum drei Werken für Kammerbesetzung, die sich in ihren von der eigenwilligen Sprache der Petersburger Titeln auf Zitate aus der christlichen Liturgie bezie- Komponistin höchst überrascht. Allein die unge- hen. Die Direktheit und Nüchternheit der musikali- wöhnlichen Besetzungen der drei Werke und die schen Aussage Ustwolskajas ist einzigartig in der für diese charakteristischen blockhaften, monoli- zeitgenössischen Musik. In diesem Werkzyklus gibt thisch starren Repetitionen sorgten gleichermaßen es keine rezitierende Stimme wie zum Beispiel in der für Begeisterung und Irritation. Die Besetzungen Sinfonie Nr. 5 „Amen“, in der das „Vater unser“ den der Kompositionen Nr. 1 bis 3 ergeben zusammen

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ein fast orchestrales Gebilde. Die Ensembles der Die Sinfonie wurde am 1. Oktober 1987 in St. Peters- Komposition Nr. 2 und Nr. 3 basieren auf kompletten burg uraufgeführt. Instrumentengruppen (vier Fagotte, vier Flöten, acht Kontrabässe). Das Klavier bildet dazu einen Gegen- Die Sinfonie Nr. 5 „Amen“ (1989/90) ist die letzte pol, der – wie Jutta Rinas und Harry Vogt damals für Komposition Ustwolskajas. Der christliche Glaube das Wittener Programmheft formulierten – eine Art spielt im Schaffen der Komponistin eine zentrale Kraft- und Energiepotential des Ganzen darstelle. Rolle. Mit Ausnahme der 1. Sinfonie, die im Gegen- satz zu den übrigen Beiträgen zu dieser Gattung für Die hohe Expressivität der Komposition Nr. 2, ihre großes Orchester konzipiert ist, sind alle Sinfonien fast brutale, aus harten Repetitionen sich ergebende mit biblischen Zitaten oder Begriffen übertitelt. Die musikalische Abstraktion des „Dies irae“, des „Tags Musiksprache dieses Werkes ist karg. Es scheint, des Zorns“ aus der lateinischen Totenmesse, wird als wolle die Komponistin ihre Aussage auf ein Kon- streng durchgehalten. Es gibt keine changierenden zentrat beschränken. Ihren eigenen Äußerungen Klangereignisse, keine Melodik im herkömmlichen nach denkt sie stets in sinfonischen Formen, auch Sinne. Ustwolskajas Sprache ist archaisch und wenn Struktur, Spieldauer und Besetzung ihrer Kom- kompromisslos zugleich. Bohrend und eindringlich positionen eher des Gegenteil belegen. schlagen in höchster Anspannung Kontrabässe und Klavier die Töne an, unterstützt von einer die Wir- Ein nahezu nüchtern-klarer Aufbau charakterisiert kung noch verstärkenden Holzkiste, die mit zwei auch die 5. Sinfonie, in deren Verlauf homophone Hämmern geschlagen wird. Passagen der Violine, Oboe, Trompete, Tuba und des Schlagwerkes eine das „Vater unser“ rezitierende Die Komposition Nr. 3 „Benedictus qui venit“ für 4 Solostimme begleiten. Die Eindringlichkeit der musi- Flöten, 4 Fagotte und Klavier bildet den letzten Teil kalischen Ausdrucksmittel wird noch verstärkt durch der Werktrilogie. Auffällig ist die extreme Behand- die Wiederholung ausgewählter Textpassagen. lung der Instrumente, insbesondere die des Kla- Die bis zum Äußersten getriebene Reduktion der viers, für das Ustwolskaja fast durchgehend Cluster Mittel, die gerade in der Gattung Sinfonie ihres- vorschreibt. Das Spiel der Tontrauben erfordert den gleichen sucht, führt zu einer Konzentration der Einsatz der Handflächen, -kanten und der Fäuste. christlich-philosophischen Gedankenwelt von Galina Die häufigen Bezeichnungen „espressivo“ oder gar Ustwolskaja, die in ihrer musikalischen Deutung und „espressivissimo“ zeugen von bohrender, manch- Umsetzung fast archaisch zu nennen ist. mal geradezu fanatischer Suche nach maximalem Ausdruck. Bezeichnend ist die Wahl des fünffa- Bemerkungen zur Kammermusik chen Forte, oft noch durch Akzente, Sforzati und Ustwolskajas Oktett für zwei Oboen, vier Violinen, Crescendi verstärkt. Solche dynamischen Bezeich- Pauken und Klavier aus den Jahren 1949/50 könnte nungen sind nur noch symbolisch verständlich. Sie eigenwilliger kaum sein. Es besteht aus fünf ab- zielen darauf, die Grenzen des Ausdrückbaren zu wechselnd langsamen und schnellen Sätzen. Wie so überschreiten. oft bei ihren Werken tritt das Intervall des Tritonus bestimmend hervor, das sowohl in der russischen Bemerkungen zu den Sinfonien Kirchenmusik als auch in der Volksmusik und bei Eine konsequente Konzentration auf ihre ureigene den russischen Romantikern eine große Rolle spielt. persönliche Aussage und ein trotz Anfeindungen Mit seiner suggestiven Kraft und seiner brachialen und Unterdrückung unbeirrbares Festhalten an ihren Gewalt spiegelt dieses Oktett keine heile Welt Prinzipien sind für Ustwolskaja kennzeichnend. wider. Im vierten Satz gehen schließlich donnernde Größere sinfonische Werke stehen – mit wenigen Schicksalsschläge auf die allgegenwärtigen Pauken Ausnahmen – nicht im Zentrum ihres Schaffens, nieder. sie bevorzugt kleine, durchsichtige Besetzungen, die eine Konzentration des Materials ermöglichen. Auch das Große Duett für Violoncello und Klavier, Dabei möchte Ustwolskaja den Begriff Kammer- das 1977 im damaligen Leningrad uraufgeführt wurde, musik nicht auf ihr Werk angewandt wissen, da sie ist ein Beleg für den oftmals asketischen Ausdruck auch bei kleiner Besetzung in gleichsam sinfonischen von Ustwolskajas musikalischer Sprache. Wie in so Dimensionen denkt. manchen anderen Werken der Komponistin fehlen auch in dieser Komposition Taktstriche. Es entstehen Ustwolskajas Sinfonie Nr. 3 „Jesus Messias, errette asymmetrische polyphone Konstruktionen, die von uns!“ entstand 1983 auf Worte von Hermannus Con- einem eindringlichen Rhythmus getragen werden. tractus. Wesentlich für das einsätzige Werk ist eine Den ersten Satz charakterisiert eine energische, starke Religiosität, die inbrünstige, ja emphatische über lange Strecken durchgehaltene Achtelbewe- Grundhaltung, die durch eine oft die Grenzen klang- gung mit unregelmäßig eingefügten, sekundweise licher Brutalität erreichende Orchesterbehandlung aufschreitenden Zweisechzehntel-Motiven. Der unterstrichen wird. zweite Satz wird von Klangflächen getragen, die

10 11 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 GALINA USTWOLSKAJA

besonders im dynamischen Bereich Wandlungen Ausschnitte aus einem Gespräch mit der Pianistin unterliegen. Im dritten Satz benutzt der Cellist einen Marianne Schroeder im Jahr 2015 Kontrabassbogen. Auch hier wird kein weiter melo- Wir haben die Pianistin Marianne Schroeder, die discher Raum abgesteckt. Töne und Motive erklin- genau wie Oleg Malow, David Arden, Reinbert de gen eher als rhythmisch unregelmäßig gegeneinan- Leeuw, Frank Denyer oder Markus Hinterhäuser die der verschobene Lautblöcke. Insgesamt wird, wie Klaviersonaten von Ustwolskaja oft interpretiert und auch im ersten Satz, ein energisches, kraftvolles auch eingespielt hat, zu diesem Werkzyklus befragt. Spiel von den Solisten gefordert. Der vierte Satz erinnert an den achtelbetonten ersten, verdichtet Sikorski Magazin: Worin liegen die Besonder- die Bewegung aber zum Ende durch synkopische heiten von Galina Ustwolskajas Klaviermusik? Überbindungen im Cello. Der fünfte und letzte Satz beginnt verhalten ausdrucksstark, wobei ein unru- Marianne Schroeder: Die Musik Ustwolskajas un- higer Triller im Klavier den späteren Übergang zur terscheidet sich mehr vom Begriff ‚Gegenwarts- Achtelbewegung des ersten und vierten Satzes an- musik’ denn einfach von Klaviermusik, von klassi- kündigt. Dieser Rückbezug wird auch durch das er- scher Klaviermusik. Die Gegenwartsmusik der 2. Hälf- neute Auftreten des sekundweise aufschreitenden te des 20. Jahrhunderts ist oft arm an einem Fluidum Sechzehntelmotivs bestätigt, das nunmehr konzen- von Anschlag, von Melodie und Rhythmus. Es gibt trierter in Zweiunddreißigsteln erklingt. Rhythmus, Melodie, Harmonie, Tonalität doch in jeder Zeit. Die Musik dieser genannten Zeitspanne ist oft Ustwolskajas Klaviersonaten Nr. 1-6 originell und heiter belehrend (John Cage) oder sie Schon früh emanzipierte sich die Petersburger fordert ein über jeden Zweifel erhabenes Studieren, Komponistin Galina Ustwolskaja von den noch im ein unablässiges zudem (Morton Feldman), oder Frühwerk spürbaren Einflüssen ihres Lehrers Dmitri das Improvisieren und Psychologisieren und Sich- Schostakowitsch. Kaum ein anderer Werkkomplex Ausdrücken (Pauline Oliveros, Dieter Schnebel). im ohnehin recht konzentrierten Schaffen der Kom- Ustwolskaja ähnelt in ihrer inneren Leidenschaft ponistin verdeutlicht indes die kompositorische derjenigen von Giacinto Scelsi, der Überzeugung Entwicklung besser als die Reihe der Klaviersonaten von Beethoven, ihre Musik jedoch gehört einzig ihr. Nr. 1-6, die zwischen 1947 und 1988 entstanden sind. Unvergleichlich, und außerhalb vom Begriff Zeit.

Die erste Sonate von 1947 trägt noch klassizistische Welche Botschaft, wenn man überhaupt Züge. Ihr Charakter ist suchend und improvisierend, von Botschaften sprechen kann, transportieren noch unfertig im Sinne des späteren nüchtern-ein- diese Werke? dringlichen Ustwolskaja-Stils. Trotzdem verrät sie bereits Züge der asketischen Einfachheit, die Ust- Das Befreitwerden in der Freiheit. wolskaja dann in der zweiten Klaviersonate zwei Jahre später hervortreten lässt. Die dritte Sonate Sie haben zu Lebzeiten der Komponistin ja noch von 1952 ist zum ersten Mal einsätzig angelegt. Die persönlich Kontakt zu Ustwolskaja gehabt. Wie hat Komponistin arbeitet in klaren Gliederungen mit drei die Komponistin auf Interpretationen ihrer Werke Tempi und einer in den vorhergehenden Werken reagiert, und was empfehlen Sie im Umgang mit bereits stellenweise aufscheinenden Terrassen- Ustwolskajas Musik? dynamik. Im Gegensatz zur dritten Klaviersonate ist die vierte wieder viersätzig angelegt und bringt Ich liebe es, wenn jemand seine Interpretation stän- wesentlich klassischere pianistische Elemente zur dig weiterentwickelt, selbst wenn er/sie die eigenen Anwendung als in den vorangegangenen Sonaten. frühen Einspielungen plötzlich verleugnet. Galina Sie ist allerdings auch die leiseste und introvertier- Ustwolskaja schrieb mir einmal: „Ich bin keine Frau, teste des ganzen Zyklus. Zwischen der vierten und ich bin kein Mann, ich heiße Galina, und Gott hat der fünften Sonate liegt eine große Zeitspanne von mich so genannt!!!“ neunzehn Jahren. Die fünfte Sonate aus dem Jahr 1986 enthält zehn Sätze, bricht mit allen konventio- Mein Kommentar: Bitte, spielen Sie diese Musik nie nellen Sonatenstrukturen und verweist sogar auf mehr in schablonenhafter Umgebung wie Frauen- einen mystisch-religiösen Bezug, indem ein Choral festivals oder Herrenfestivals, Neue Musik-Festi- zitiert wird. Die sechste Sonate schließlich ist das vals, strenge Musik, radikale Musik, kompromisslo- kraftvollste Stück von allen mit einer Vielzahl von se Musik. Entweder es ist Musik oder es ist keine Clusterblöcken. Musik. Fragen Sie lieber immer wieder sich selbst: Bin ich ehrlich zu mir?

12 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 100. Geburtstag von Mieczysław Weinberg

Es hat ein wenig gedauert, bis sich der lange Zeit im Zu Mieczysław Weinbergs Leben Schatten des großen Dmitri Schostakowitsch ste- Mieczysław Weinberg studierte zunächst in seiner hende Mieczysław Weinberg international durch- Heimatstadt Warschau bei Józef Turczynski Klavier, setzen konnte. Als dies dann aber, vor allem durch bevor er 1939 vor der herannahenden Wehrmacht sein faszinierendes Opernschaffen, gelang, war der nach Weißrussland floh. Bis 1941 setzte er seine Stu- Durchbruch umso kraftvoller. Heute gibt es zahlrei- dien am Minsker Konservatorium bei Wassili Solotar- che Neuinszenierungen der Weinberg-Opern „Das jow fort. Seit 1943 war er als Komponist und Pianist Portrait“, „Der Idiot“ oder „Lady Magnesia“. Am 8. freischaffend in Moskau tätig. Als er 1953 fälsch- Dezember 2019 gedenken wir des 100. Geburtstages licherweise beschuldigt wurde, die Idee einer jüdi- dieses außergewöhnlichen Komponisten. schen Republikgründung auf der Krim zu propagieren und aus diesem Grund inhaftiert wurde, setzte sich Bei spät oder gar erst nach ihrem Tod entdeckten Schostakowitsch erfolgreich für seine Freilassung ein. Komponisten verhält es sich oft ja so, dass verbor- gene Schätze in den Katalogen schlummern, die es Ähnlich wie bei Schostakowitsch besteht Wein- erst recht kennen zu lernen und aufzuführen gilt. bergs Werkverzeichnis in erster Linie aus einer In Weinbergs Fall sei hier auf das von vielen Inter- Vielzahl von Orchesterkompositionen, darunter 22 preten immer intensiver beachtete Instrumental- Sinfonien, aus Kammermusik und vor allem Ballet- musikschaffen hingewiesen. ten und Opern. Zur Gattung Filmmusik trug Weinberg allein 60 Kompositionen bei. Möglicherweise mit Mit großartigen Interpreten begann das CD-Label Blick auf Strawinsky wandte er sich stilistisch einem NEOS vor einigen Jahren auch eine umfangreiche expressiven Neoklassizismus zu und entwickelte vor „Weinberg Edition“ mit vielen Referenzaufnahmen. diesem Hintergrund einen individuellen Personalstil.

12 13 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 MIECZYSŁAW WEINBERG

Internationale des Komponisten zur Klarinette zeigte sich schon Weinberg Gesellschaft gegründet 1945 in seiner Sonate für Klarinette und Klavier op. Im Jahr 2015 wurde eine „Internationale Weinberg 28 und in der kurz vor seinem Tod entstandenen 4. Gesellschaft“ mit Sitz in Augsburg gegründet. Sie Kammersinfonie op. 153 aus dem Jahr 1992. Der wurde vor allem deshalb initiiert, um die Musik des formale Aufbau des Konzerts ist mit der Satzan- 1996 gestorbenen Weinberg zu fördern und seinem ordnung „schnell – langsam – schnell“ traditionell. Œuvre größere Aufmerksamkeit zu verschaffen. Das Eröffnungs-Allegro ist ökonomisch strukturiert, Zudem sollen Musiker ermutigt werden, Weinbergs die Klarinette blüht schrittweise zu oszillierenden Kompositionen aufzuführen und einem breiten Pub- Figurationen gegen eine Pizzicato-Begleitung auf. likum bekannt zu machen. In der Witwe von Dmitri Der langsame 2. Satz erweitert sich eigenständig Schostakowitsch, Irina Schostakowitsch, hat die zu einem gefühlvollen rhapsodischen Abschnitt. Der Gesellschaft eine prominente Ehrenpräsidentin. darauf folgende traurige und freche Tanz des Fina- les ist extrem charakteristisch und wird von einem Das Bestreben der Internationalen Weinberg Gesell- Kontrast-Thema, einer Mischung aus einem Marsch schaft ist erklärtermaßen, Konzerte, Vorträge, Aus- und einer Erinnerung an den ersten Satz, bestimmt, stellungen und multidisziplinäre Veranstaltungen zu bevor eine aggressive Wandlung einsetzt. organisieren, die sich auf Weinbergs musikalisches Schaffen, seine enge Verbindung zu Schostako- Das Quatuor Danel hat sämtliche Streichquartette witsch und seine Bedeutung für die Musik des 20. von Mieczysław Weinberg eingespielt Jahrhunderts konzentrieren. Ziel ist es, finanzielle Mit seiner Gesamteinspielung aller fünfzehn Streich- Mittel zu Aufnahmen seiner Musik und der Publika- quartette von Dmitri Schostakowitsch hat das Qua- tion und Übersetzung von Artikeln und Büchern über tuor Danel bereits Zuhörer und Kritiker begeistert. sein Leben zur Verfügung zu stellen. Danach hat sich das renommierte junge Ensemble einem weiteren diskografischen Großprojekt zuge- Konzert für Violine und Orchester op. 67 wandt: den Streichquartetten des polnisch-russi- Am 2. November 2014 kam es in Karlsruhe zur deut- schen Komponisten Mieczysław Weinberg. Die in schen Erstaufführung von Mieczysław Weinbergs Brüssel lebenden französischen Musiker nahmen Konzert für Violine und Orchester. Der Solist war alle 17 Streichquartette Weinbergs für das Label Linus Roth, Mei-Ann Chen leitete die Badische cpo auf. Staatskapelle Karlsruhe. Die Sinfonietta Nr. 1 op. 48 Weinbergs Violinkonzert zählt auch zu den erklärten Die circa zwanzig Minuten Spieldauer umfassende Lieblingsstücken des Stargeigers Gidon Kremer. Sinfonietta Nr. 1 op. 48 für Orchester entstand drei Kremer und der Dirigent Andrey Boreyko führten Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das das Werk u.a. am 9./10. Januar 2015 in Naples mit Philharmonische Orchester Kiew brachte das Werk der Naples Philharmonic erstmals in den USA auf. am 13. November 1948 in Kiev unter der Leitung von Inzwischen zählt es zu den meistaufgeführten Wer- Nathan Rachlin zur Uraufführung. Die vier Sätze des ken Weinbergs Werkes sind „Frisch und entschlossen“, „Langsam und singend“, „Munter“ sowie „Sehr schnell, freu- Konzert für Trompete und Orchester op. 94 dig“ überschrieben. Ein überaus reizvolles Instrumentalkonzert von Weinberg ist auch das Trompetenkonzert op. 94 aus Ein paar Worte zu den Sinfonien dem Jahr 1967. Nach der österreichischen Erstauf- Die Sinfonien von Mieczysław Weinberg sind, von führung des Werkes am 15. August 2010 durch den ihren jeweiligen musikalischen Charakteren abge- Trompeter Jürgen Ellensohn und die Wiener Sym- sehen, formal und mit Blick auf die Besetzungen phoniker unter Leitung von Gérard Korsten erfreute recht unterschiedlich. In seiner Sinfonie Nr. 6 op. 79 sich das Werk international immer größerer Beach- aus dem Jahr 1963 wählte Weinberg sogar eine vo- tung. kale Erweiterung. Besetzt ist neben dem Orchester auch ein Knabenchor. Konzert für Klarinette und Streichorchester op. 104 Die Sinfonie Nr. 10 für Streichorchester op. 98 aus Der Solist Nikolaus Friedrich (Klarinette) und das dem Jahr 1968 mit den Sätzen Concerto grosso, Pas- Neuenheimer Kammerorchester brachten am 17. torale, Canzona, Burlesca und Inversione wurde für März 2012 Mieczysław Weinbergs Konzert für das Moskauer Kammerorchester geschrieben, wel- Klarinette und Streichorchester in der Heidelberger ches das Werk am 8. Dezember 1968 im Moskauer Kirche St. Raphael zur deutschen Erstaufführung. Tschaikowsky-Konservatorium zur Uraufführung brachte. Nachdem diese Sinfonie jahrzehntelang Weinbergs Konzert für Klarinette und Streichor- unbeachtet blieb, erlebte sie 2016 innerhalb eines chester op. 104 entstand im Jahre 1970. Die Affinität Jahres ihre deutsche, schweizerische und fran-

14 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 „Der Idiot“, Oper von Mieczysław Weinberg, Nationaltheater Mannheim

zösische Erstaufführung, vornehmlich durch das chungen der Angebetenen schutzlos ausgeliefert Chamber Orchestra of Europe. Die 10. Sinfonie zählt ist. Nastassja ist mit dem Kaufmann Rogoschin ver- mittlerweile zu den beliebtesten Sinfonien Wein- bunden, Myschkin geht zunächst eine Liason mit bergs. Aglaja ein, die Myschkins Liebe zu Nastassja er- kennt und ihn freigibt. Der eifersüchtige Rogoschin Seine 12. Sinfonie op. 114 aus dem Jahr 1976 widme- aber Tötet Nastassja, worüber Msychkin am Ende te Mieczysław Weinberg seinem Freund und Mentor, den Verstand verliert. dem ein Jahr zuvor gestorbenen Dmitri Schostako- witsch. Das Werk ist Dmitri Schostakowitsch gewidmet. Am 12. Februar 2017 brachte das Bolschoi Thetaer Die Sinfonie Nr. 14 op. 117 aus dem Jahr 1978 ist Moskau die Originalfassung der Oper „Der Idiot“ einsätzig angelegt, introvertiert und abstrakt, mög- heraus. Anlässlich dieser Premiere riefen die Mu- licherweise in einer Orientierungskrise entstanden, sikwissenschaftler und Publizisten Andrej Ustinov, wie der britische Weinberg-Biograf David Fanning Alexander Laskowski und Jekaterina Kljutschniko- vermutet. wa zu einer internationalen Weinberg-Konferenz auf, die vom 16. bis 19. Februar 2017 in den Räumen „Der Idiot“ des Bolschoi-Theaters und des Staatlichen Russi- Oper in vier Akten schen Kunstwissenschaftlichen Instituts stattfand. nach dem gleichnamigen Roman von Die Veranstalter der Konferenz, die vom Russischen Fjodor Dostojewski Kulturministerium unterstützt wurde, waren das Die Opern von Mieczysław Weinberg finden bei ei- Bolschoi-Theater, das Opern- und Balletttheater Je- nem breiten Publikum ein immer größeres Interesse katerinburg, das Staatliche Russische Kunstwissen- und werden auf vielen Bühnen der Welt in den Spiel- schaftliche Institut, das Adam-Mickiewicz-Institut plan genommen. So kam am Nationaltheater Mann- Warschau und die russische Musikzeitung ‚Musykal- heim am 9. Mai 2013 die Oper „Der Idiot“ von Wein- noje obosrenije‘. berg in der russischen Originalfassung unter Leitung von Thomas Sanderling und in der Regie von Regula „Das Portrait“ Gerber zur Uraufführung. Diese erhielt später von Oper in 3 Akten der Fachzeitschrift „Opernwelt“ die Auszeichnung nach der gleichnamigen Novelle von „Uraufführung des Jahres“. Nikolai Gogol Wie immer verbinden sich in den Novellen und Er- Die Oper beruht auf dem berühmten gleichnamigen zählungen Nikolai Gogols, der so viele Anregungen Roman von Fjodor Dostojewski. Erzählt wird von der von den fantastischen Erzählungen E.T.A. Hoffmanns Leidensgeschichte des unsterblich in die schöne adaptiert hat, Traum und Wirklichkeit. In seiner Oper Nastassja verliebten und psychisch hoch labilen „Das Portrait“ nahm Mieczysław Weinberg einer Fürsten Myschkin, der den hinhaltenden Verspre- dieser Gogol-Erzählungen zur Vorlage.

14 15 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 MIECZYSŁAW WEINBERG

„Das Portrait“, Oper von Mieczysław Weinberg, Bregenzer Festspiele

Während eines ernsten Gesprächs auf der Peters- „Lady Magnesia“ burger Kalinkin-Brücke wird der junge Maler Tschart- Oper in 1 Akt nach dem Theaterstück kow von seinem Lehrer eindringlich ermahnt, sich “Passion, Poison and Petrification” nicht mit anspruchsloser Malerei für einen schnellen von Bernard Shaw Erfolg zu verkaufen. Nachdem er gedankenverloren Mieczysław Weinbergs Oper „Lady Magnesia“ be- das Zwanzigkopekenstück, das seine gesamte ruht auf Bernard Shaws Theaterstück „Passion, Barschaft darstellt, betrachtet hat, macht sich Poison and Petrification“. Der Einakter erlebte seine Tschartkow auf den Weg nach Hause. Auf der konzertante Uraufführung 2009 beim ersten inter- anderen Brückenseite erscheint ihm ein wunder- nationalen Weinberg-Festival in Liverpool. schönes Mädchen, das ihn an die von ihm gemalte „Psyche“ erinnert. Am 2. Februar 2012 kam das 1975 entstandene Werk in einer deutschsprachigen Adaption von Hans- Für sein letztes Geld erwirbt der arme Maler bei Ulrich Duffek zur szenischen Uraufführung und einem Gemäldehändler das meisterhafte Portrait deutschen Erstaufführung im Theater Erfurt. Die eines Alten. Das Bild ist kaum erworben, als Tschart- musikalische Leitung übernahm Samuel Bächli. kow auch schon den unvernünftigen Kauf bereut. Er bringt das Bild in sein ärmliches Atelier und hängt Die skurrile Geschichte der Oper „Lady Magnesia“ es an die Wand. Im Traum erlebt er, wie der Greis fußt auf einer Komödienvorlage Bernard Shaws. Der aus seiner Leinwand tritt und wie auch die „Psyche“ eifersüchtige Sir George Fitztollemache beschließt, lebendig wird. Diese entzieht sich dem begehrlichen seine Gattin umzubringen, deren Herz an den Lakai- Alten und verschwindet wieder in ihrem Bild. Bevor en Adolphus Bastable vergeben scheint. Ein nächt- auch der alte Mann wieder in sein Gemälde klettert, liches Treffen der Eheleute verändert die Situation hinterlässt er auf dem Fußboden eine Anzahl glän- jedoch. Adolphus wird Opfer eines Giftanschlags zender Münzen, die den Maler plötzlich zu einem des Hausherrn. Durch die Einnahme eines aus Gips reichen Mann machen ... bestehenden angeblichen Gegengiftes ist der Haus- freund schließlich im Tod zu seinem eigenen Stand- Seit ihrer Wiederentdeckung bei den Bregenzer bild versteinert. Pietätvoll richten Sir und Lady Fitz- Festspielen 2010 wurde die Oper „Das Portrait“ bis- tollemache Adolphus’ Statue auf, die in gleichsam her am Pfalztheater Kaiserslautern, an der Opéra segnender Gebärde die Arme über die Fitztollema- National de Lorraine in Nancy sowie am Teatr Wielki ches ausbreitet. Poznán inszeniert.

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„Wir gratulieren!“ Küche. Chaim, der sich zunächst vor ihr versteckt Oper in 2 Akten nach dem Theaterstück hatte, kommt hervor und beginnt heftig mit dem „Mazl tov“ von Scholem Alejchem Dienstmädchen zu flirten. Ein ausgelassenes Fei- Die hintergründig-heitere Oper „Wir gratulieren!“ ern und Trinken beginnt, und als die Stimmung ih- von Mieczysław Weinberg entstand in den Jahren ren Höhepunkt erreicht, beschließen Belja und der 1975 bis 1982. Die Handlung spielt im Haushalt einer Buchverleiher, ihren Dienst zu quittieren und sich zu reichen jüdischen Dame im Odessa der vorletzten verloben. Hochgestimmt liest der Buchverleiher be- Jahrhundertwende. Die junge Belja ist in der Kü- sonders schöne Stellen aus seinen mitgebrachten che damit beschäftigt, ein festliches Abendessen Büchern vor. Angeregt vom Liebesglück der Frisch- vorzubereiten, denn die Verlobung der Tochter des verlobten schlägt Chaim einen Polterabend vor und Hauses steht bevor. Die verwitwete Köchin beklagt wendet sich dann spontan mit einem Heiratsantrag ihre mühsame Arbeit und ihr einsames Leben ohne an Fradl, den diese nach anfänglichem Sträuben Mann. Der Buchverleiher erscheint mit neuen Bü- schließlich annimmt. Als die Hausherrin auftaucht chern, und Belja gibt ihm zu essen und zu trinken. und dem freudigen Singen und Scherzen Einhalt Während dieser tüchtig zulangt, vertraut ihm die Kö- gebieten will, probt das Küchenpersonal den Auf- chin den neuesten Klatsch über ihre Herrschaft an. stand ... Der Buchhändler wird mit jedem Glas, das er leert, redseliger und forscher: Zuletzt erlebte „Wir gratulieren!“ eine höchst erfolg- reiche Produktion am Theater Heidelberg (Prem. 27. Erst preist er seine sozialistischen Bücher an, kurz Mai 2017). darauf schlägt er Belja vor, angesichts ihres Er- sparten mit ihm eine Kapitalgemeinschaft zu grün- Hierbei wurde die Oper erstmals außerhalb Russ- den. Chaim, der Diener des Nachbarn, kommt dazu lands in ihrer Originalfassung und in russischer und fängt an, über seine Herrschaft zu lästern. Sprache präsentiert, nachdem die deutsche Erstauf- Schließlich erscheint auch das Dienstmädchen führung am Konzerthaus Berlin im September 2012 Fradl, ein lustiges Liedchen auf den Lippen, in der mit einer reduzierten Besetzung dargeboten wurde.

„Wir gratulieren“, Oper von Mieczysław Weinberg, Theater Heidelberg

16 17 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 ALFRED SCHNITTKE

„Jeder baut für sich ein kulturelles Zentrum ...“ 85. Geburtstag von Alfred Schnittke

„Es ist immer ein Bewusstsein, dass es immer etwas 24. November 1934 in Engels, der Hauptstadt der da- noch vor dir gab, was es schon immer gab, und dass maligen Wolgadeutschen Republik, geboren. Seine die ganze individuelle Musikentfaltung ein Weiter- musikalische Ausbildung erhielt er aber 1946 in schreiten von dem Weg ist, der schon längst da war Wien, wo sein aus Frankfurt/Main stammender Vater und der viel breiter ist als dein eigener Weg“, sagte für zwei Jahre bei einer russischen Zeitung arbei- Alfred Schnittke einmal. „Du kannst diesen Weg mit- tete. Die Familie ging danach wieder zurück nach gehen, in dieselbe Richtung oder in eine andere, aber Moskau, wo Schnittke am Moskauer Konservato- es ist immer eine kleine Ableitung von dem großen rium Komposition studierte. Von 1962 bis 1972 war Weg.“ der Komponist dann selbst als Lehrer am Moskau- er Konservatorium tätig, während seine Werke im Alfred Schnittke ging seinen Weg konsequent, auch Westen immer bekannter wurden. 1991 schließlich als dieser Weg immer steiniger wurde, als er in sei- verlegte Schnittke seinen ständigen Wohnsitz nach nen letzten Jahren von drei Schlaganfällen getroffen Hamburg und leitete hier bis 1994 eine Komposi- wurde und dennoch immer wieder in sein schöpfe- tionsklasse an der Hamburger Musikhochschule. In risches Arbeiten zurückfand. Schnittke wurde am Hamburg ist heute die Alfred-Schnittke-Gesellschaft

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ansässig, die das Schaffen des Komponisten fördern lo und Streicher, „Ritual“ oder die Hommage à Grieg und eine wissenschaftliche Auseinandersetzung für Orchester. Das Instrumentalkonzert-Schaffen mit seinem Werk unterstützen will. In den letzten von den Violinkonzerten über die Cellokonzerte bis Lebensjahren von schwerer Krankheit gezeichnet, hin zu den Klavierkonzerten erfreut sich ebenso gro- verstarb Schnittke am 3. August 1998. ßer Beliebtheit wie die oft gespielte Kammermusik, darunter die Werkreihe „Hymnus I-IV“ für verschie- Schnittkes außergewöhnliche musikalische Sprache dene Besetzungen aus den Jahren 1974 bis 1979. von den frühen Anfängen über die Polystilistik bis hin zu den drei in späten Jahren entstandenen Musik- Erst vor kurzem ist in unserem Haus eine Druckaus- theaterwerken „Leben mit einem Idioten“, „Gesualdo“ gabe des Scherzo für Orchester erschienen (SIK und „Historia von D. Johann Fausten“ entspringt 8840). Dieses Frühwerk von Alfred Schnittke lag einer höchst individuellen Sicht des Komponisten lange Zeit im Privatarchiv des Komponisten. Nach auf unsere Welt, aber auch auf das umfangreiche Einschätzung von Schnittkes Ehefrau Irina Schnitt- Erbe der Musikgeschichte. ke ist das Werk 1957 vermutlich während seines Instrumentationsstudiums bei dem russischen Kom- „Jeder baut für sich sein kulturelles Zentrum in der ponisten Nikolai Rakow im Rahmen der Orchestrie- Welt auf“, sagte Schnittke einmal. „Das heißt nicht, rung seines ersten Klavierquintetts aus dem Jahre dass er unbedingt in Paris lebt, in Darmstadt oder, 1954/55 entstanden. Das Scherzo wurde am 24. sagen wir, in Berlin oder noch wo. Aber doch. Ich Januar 2016 vom Polnischen Rundfunkorchester habe die Empfindung, dass dieses kulturelle Zentrum unter Michal Klauza in Warschau uraufgeführt. in einem Treffpunkt, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt, liegt. Nämlich, ein Treffpunkt zwischen Osten Das Scherzo stammt aus einer Phase, als der Kom- und Westen, genauer gesagt zwischen Russland ponist sich bemühte, sich von seinen damaligen mu- und Deutschland, irgendwo ist dieser Treffpunkt. Ich sikalischen Vorbildern zu emanzipieren, um eigene weiß nicht, wo das genau ist, aber das ist es dem Wege einzuschlagen. Für ihn, so sagte er einmal 1986 Sinne nach.“ rückblickend, sei das Komponieren nicht nur eine Sache des Verstandes und auch keine bloße Spie- Ein reicher Schatz an Werken lerei. „Ich habe die Empfindung, auch wenn ich sie Viel gibt es im revidierten und neu aufgelegten Werk- nicht genau deuten kann: Die gesamte Musik stützt katalog von Alfred Schnittke zu entdecken. Das sinfo- sich auf etwas, was es außerhalb der Musik gibt, nische Repertoire ist umfangreich und enthält viele auf eine Ordnung, die nicht nur musikalisch ist. Die bekannte Werke wie die neun Sinfonien oder die Musik ist eine von vielen möglichen Spiegelungen „Gogol-Suite“ für Orchester, aber auch verborgene dieser höheren Ordnung. Deswegen sind alle Musik- Schätze wie die Fünf Fragmente zu Bildern von Hie- werke Versuche, ein wenig von dieser Ordnung zu ronymus Bosch für , Violine, Posaune, Cemba- zeigen.“

„Leben mit einem Idioten“, Oper von Alfred Schnittke, Stadttheater Gießen

18 19 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 AWET TERTERJAN

Ein großer Armenier 25. Todestag und 90. Geburtstag von Awet Terterjan

Die Musik des armenischen Komponisten Awet Ter- Awet Terterjan lässt die Musik oft minimalistisch in terjan, dessen 25. Todestags wir am 11. Dezember sich und über dem Klangkontinuum der tonal zent- 2019 gedenken, erreicht ein immer größer werdendes rierten, in der Lage weit gespannten Streicher krei- Publikum. Die gefeierte Produktion seiner tragischen sen, komponiert etwa ein zigfach wiederkehrendes Oper „Das Beben“ am Münchner Gärtnerplatztheater chromatisches Motiv für die Hörner, bis der Chor in wurde seit ihrer Premiere am 15. März 2003 bis 2007 Terz- und Tritonusgängen schier explodiert ...“. alljährlich wieder aufgenommen. „Wenn die Erde bebt“, schrieb die Fachzeitschrift „Opernwelt“ zur Ur- Die Oper beruht auf der Novelle „Das Erdbeben in aufführung des Werkes in München, „dann blendet Chili“ von Heinrich von Kleist. Thema ist die Zer- grelles Licht die Zuschauer in den Rängen, schwillt störung der Stadt Santiago de Chile im Jahre 1647, die Musik bis zum fünffachen Forte an, bevor ein vor deren Hintergrund sich eine dramatische und plötzlicher Moment der Stille einsetzt und danach die tragisch endende Liebesgeschichte entspinnt. Die Klage des Volks vor einem immer mehr anschwellen- Inszenierung des Werkes am Gärtnerplatztheater den Regenguss vom Tonband über dem Ostinato der stammte von Claus Guth, die musikalische Leitung Pauken sich Bahn bricht. (...) hatte Ekkehard Klemm.

20 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 AWET TERTERJAN

Awet Terterjan (als Alfred Rubenowitsch Terterjan telt. Danach setzt leise ein volkstümliches Klagelied getauft) wurde am 29. Juli 1929 in , Aserbaid- an, das trotz einer zwischendurch anklingenden schan, geboren. Am 19. Juli 2019 gedenken wir also hellen Obertonreihe nur eine stetige unüberwindba- auch seines 90. Geburtstags. Sein Vater, Ruben Ter- re Erstarrung und Stille symbolisiert. „Die Stille ist terjan, war in Baku ein renommierter Arzt. Awets etwas Absolutes, und die Musik strebt zur Stille. Sie Bruder Herman wurde Operndirigent, und sein Sohn ist von Unendlichkeit und Tiefe erfüllt – gleich dem Ruben Musikwissenschaftler und Verfasser des Bu- Universum, das keine Grenzen und keinen Raum ches „Awet Terterjan“, das 1989 in Jerewan erschie- kennt.“ Terterjan stellt in seinen Kompositionen nen ist. Terterjans Frau, Irina Tigranowa-Terterjan, immer wieder die ewige Frage nach dem Sinn des war Professorin für Musikwissenschaft in Jerewan. Seins. 1948 trat Awet Terterjan in die Musikhochschule von Baku ein. Er setzte seine Studien an der Romanos- Terterjans Sinfonien zeichnen sich durch Anlehnun- Melikjan-Musikhochschule fort, in die er sich 1951 gen an die Volksmusiktraditionen seiner Heimat aus, einschrieb. Von 1952 an studierte er am staatlichen ohne diese direkt zu übernehmen. Sein kontemp- Komitas-Konservatorium in Jerewan Komposition latives Verfahren der Kombination und Assoziation bei Eduard Mirsojan. Awet Terterjan bekleidete eine spiegelt ein typisch armenisches Weltbild wider. Reihe von Ämtern im armenischen Kulturleben und Den Interpreten seiner Werke räumt Terterjan große in der Verwaltung. Von 1960 bis 1963 hatte er den Freiheiten ein. Jede Umsetzung einer Sinfonie kann Posten des Exekutivsekretärs des Armenischen in völlig unterschiedlicher Länge und Klangvielfalt Komponistenverbandes inne, zu dessen Vizepräsi- dargestellt werden. dent er von 1963 bis 1965 ernannt wurde. Von 1970 bis 1974 fungierte Awet Terterjan als Vorsitzender Zu den Streichquartetten der Abteilung Musik im Kulturministerium von Ar- Terterjan sagte selbst, dass die Kammermusik im menien. Gleichzeitig arbeitete er als Herausgeber. Gegensatz zu seinen sinfonischen Werken nicht Ab 1985 war er als Professor am Konservatorium in im Mittelpunkt seines Schaffens stehe. Im Jahre Jerewan tätig, und in den Jahren von 1993 bis 1994 1976 aber rang er sich dennoch zu einem weiteren gab er Meisterklassen am Ural-Konservatorium in Streichquartett durch, das erste Quartett war 1963 Jekaterinburg. Um ungestört an seinen eigenen entstanden. Kompositionen arbeiten zu können, zog er sich in re- gelmäßigen Abständen ins Gästehaus von Dilischan „Meine Quartett-Musik erfordert vom Hörer Kon- zurück, an dessen Stelle ab 1989 sein eigenes Haus zentration und Versenkung in den Klang als Urquelle am Sewansee trat. 1992 ernannte man Awet Ter- musikalischen Denkens. Der Klang pulsiert inner- terjan zum Präsidenten der Österreichisch-arme- lich. Wenn man sich in seine vielfältige Welt begibt, nischen Freundschaftsgesellschaft. 1994 erhielt dann fühlt man den Pulsschlag des Lebens. Klang ist er ein Stipendium des Landes Brandenburg und ar- ein Mittel, die Unendlichkeit und Grenzenlosigkeit beitete sechs Monate in Wiepersdorf. Für das Jahr der Welt zu erfahren.“ 1995 sprach man ihm ein einjähriges Stipendium des DAAD in Berlin zu, doch Awet Terterjan starb Die Opern am 11. Dezember 1994 in Jekaterinburg, wo er an Neben der Oper „Das Beben“, die sich jahrelang in einem ihm gewidmeten Festival teilnehmen wollte. den Spielplänen des Münchner Gärtnerplatzthea- Er wurde am 19. Dezember im Pantheon in Jerewan ters hielt, sei hier auch auf die weniger bekannte eingeäschert. Oper „Der Feuerring“ hingewiesen.

Zu den Sinfonien Am 1. September 2014 kam es in der Festung Schu- Awet Terterjans letzte Sinfonie wurde 1989 urauf- scha in der Republik Bergkarabach zu einer Neupro- geführt und bildet den Abschluss einer grandiosen duktion der Oper „Der Feuerring“ von Terterjan. Werkreihe. Die acht Sinfonien entstanden zwischen 1969 und 1989 und haben einen starken autobiografi- „Der Feuerring“ entstand im Jahre 1967 und ist die schen, zuweilen auch visionären Charakter. erste Opernarbeit des armenischen Komponisten. Die Oper wurde in demselben Jahr vom Akademischen Zusammen mit der 7. bildet Terterjans 8. Sinfonie Spendiarow-Opern- und Ballett-Theater in Jerewan eine zweigeteilte Einheit, die die Ereignisse vor und mit großem Erfolg uraufgeführt und über viele Jahre nach dem schweren Erdbeben von 1988 einerseits gezeigt. Der dieser Oper zugrundeliegende Roman und den bis heute andauernden Kaukasuskrieg an- „Der Einundvierzigste“ von Boris Lawrenjow diente dererseits darstellt. zunächst als Grundlage für einen armenischen Kino- film, der 1957 in Cannes ausgezeichnet wurde. Die Die 8. Sinfonie ist vielleicht die tragischste von allen, deutsche Erstaufführung des „Feuerrings“ fand im die unmittelbar mit einem katastrophalen Höhepunkt Jahre 1977 im ostdeutschen Halle im Rahmen der beginnt und ein Gefühl von Ausweglosigkeit vermit- dortigen Händel-Festspiele statt.

20 21 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 AWET TERTERJAN

Werke von Awet Terterjan, die es zu entdecken gilt:

LIEDER „DIE NACHTIGALL UND DIE ROSE“ für Singstimme und Klavier (1948) (existiert auch in einer Bearbeitung für Klavier solo von Tschaika Melikjan) „DER DNEPR“ für Bassbariton und Klavier (1953) „JEDE NACHT IN MEINEM GARTEN“ für Singstimme und Klavier (1954) „DU ALLEIN WEISST ES“ für Singstimme und Klavier (1963) „IM VERGESSENEN FELD“ für Bariton und Klavier (1964) „KANN SEIN MORGEN“ für Singstimme und Klavier (1964) „WIEGENLIED FÜR MEINE STADT“ für Singstimme und Klavier (1965) „ICH GLAUBE NICHT DARAN“ für Singstimme und Klavier (1965) „WOHER SOLLST DU ES WISSEN“ für Singstimme und Klavier (1967)

CHORWERKE „DER EINSAME BAUM“ für Chor a cappella (1953) „Das Beben“, Oper von Awet Terterjan LIEDER FÜR CHOR UND KLAVIER Theater am Gärtnerplatz München (1958)

Die Oper spielt zu Zeiten des russischen Bürger- VOKALSINFONISCHE WERKE kriegs. Einem Soldaten der Roten Armee gelingt „HEIMAT“ es, einen weißgardistischen Offizier gefangen zu Vokalsinfonischer Zyklus für Sopran, nehmen. Um die Männer herum tobt eine blutige Bariton und Orchester Schlacht, bei der auf beiden Seiten unzählige Op- nach Texten von O. Schiras, O. Tumanjan und fer beklagt werden. Schließlich bleiben die beiden E. Alexandrowa (1957) Soldaten allein zurück. Bald stellt sich heraus, dass der Rotarmist eine junge Frau ist. In der Dämmerung „REVOLUTION“ singt sie den fiebernden Feind in den Schlaf, und die Vokalsinfonischer Zyklus für Sopran Berge stimmen in ihren Gesang mit ein. Bariton und Orchester nach armenischen Texten von U. Tscharenz (1960) In ihrer Einsamkeit sprechen die Feinde nicht mitei- „SCHARAKAN“ nander. Nach und nach keimen jedoch bei der jun- für Chor und Orchester (1967) gen Frau Liebesgefühle auf – sie träumt davon, eine verliebte Frau zu sein. Auch der Weißgardist bringt es bei einer sich bietenden Möglichkeit nicht übers Bitte fordern Sie das komplette Werkverzeichnis von Herz, seine Gegnerin zu töten. Die zarte Annäherung Awet Terterjan in unserem Hause ab oder laden es wird unterbrochen, als sich Soldaten beider Lager sich von unserer Website herunter. erneut nähern – die Welt zerfällt wieder in Freund www.sikorski.de und Feind. Zuletzt erschießt die Rotarmistin den weißgardistischen Offizier.

22 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 NEWS

nuar 2018 vom St. Louis Symphony Orchestra unter der Leitung von David Robertson zur amerikani- schen Erstaufführung gebracht.

KATERINA ISMAILOWA-SINFONIE IN UTRECHT Thomas Sanderling leitet das Ra- LERA AUERBACHS „72 ENGEL“ dio Filharmonisch Orkest bei der EROBERN EUROPA niederländischen Erstaufführung EMANUEL PAHUD BLÄST Nach zahlreichen Erstaufführun- von Benjamin Basners Sinfonie GUBAIDULINAS MUSIK FÜR FLÖTE, gen in verschiedenen Ländern „Katerina Ismailowa“, die Themen STREICHER UND SCHLAGZEUG Europas können wir nun auch die aus Dmitri Schostakowitschs Kein Geringerer als der aus der schwedische Erstaufführung von gleichnamiger Oper verarbeitet, Schweiz stammende Flötist Ema- Lera Auerbachs Werk „72 Engel. am 12. Januar 2018 in Utrecht. „Ka- nuel Pahud ist der Solist bei der In splendore lucis“ für Chor und terina Ismailowa“ ist der Titel der schweizerischen Erstaufführung Saxophonquartett mit dem Schwe- 1959 vorgelegten entschärften von Sofia Gubaidulinas Musik für dischen Rundfunkchor und dem Neufassung seiner Oper „Lady Flöte, Streicher und Schlagzeug Raschèr Saxophon Quartett un- Macbeth von Mzensk“, die den am 8. Januar 2018 in Lausanne. Er ter der Leitung von Peter Dijkstra Widerstand Stalins Mitte der drei- wird vom Orchestre de chambre am 20. Januar 2018 in Stockholm ßiger Jahre provoziert hatte. de Lausanne begleitet. Die Leitung ankündigen. Die schweizerische hat Joshua Weilerstein. Erstaufführung, diesmal mit dem Raschèr Saxophon Quartett, der TOBIAS LEPPERTS Zürcher Sing-Akademie und dem REDUZIERTE FASSUNG VON SCHWEDISCHE UND LETTISCHE Collegium vocale zu Franziskanern „ROMEO UND JULIA“ ERSTAUFFÜHRUNG Luzern findet am 10. März 2018 in Die von Tobias Leppert auf nur 27 VON FIRSSOWAS „LEAVING“ Zürich statt, gefolgt von einer wei- Orchesterstimmen reduzierte Fas- Jelena Firssowas „Leaving“ für teren Aufführung am 11. März 2018 sung von Sergej Prokofjews Bal- Streichorchester wird am 1. Feb- in Luzern. lettklassiker „Romeo und Julia“ ruar 2018 vom Orchester der Norr- wurde erstmals 2010 am Theater landsopera unter der Leitung von Pforzheim aufgeführt. Nun hat die- Kolja Blacher in Umea zur schwe- se zunehmend beliebte Orches- dischen Erstaufführung gebracht. terfassung am 26. Januar 2018 Bereits am 27. Januar 2018 führt Premiere am Theater Hof. Am 27. Blacher dieses Werk in Riga mit Februar 2018 hat dann die Original- der Sinfonietta Riga erstmals in fassung des Balletts Premiere in Lettland auf. einer Neuvertanzung am Musik- theater im Revier Gelsenkirchen.

RUZICKAS ELEGIE IN AMERIKA- NISCHER ERSTAUFFÜHRUNG JOCHEN NEURATHS In seinem Werk „ELEGIE. Erin- BEARBEITUNG DES RAVEL-PRÉLUDE nerung für Orchester“ nimmt der In unserem Sommermagazin Komponist Peter Ruzicka Bezug „Neu besetzt“ mit Bearbeitungen auf Richard Wagner. Er sagt: „Die bekannter Werke der Musikge- letzten 13 Takte, die Richard Wag- schichte haben wir bereits kurz ner schrieb und am Vorabend über die hochinteressante Orches- seines Todes im Palazzo Vendra- trierung der „Images“ von Claude DAS SWR VOKALENSEMBLE SINGT min Freunden vorspielte, sind Debussy durch Jochen Neurath MAHNKOPFS „VOICED VOID“ eine Liebeserklärung an Cosima berichtet. Neurath aber hatte zu- Beim SWR Stuttgart gelangt am – in Gestalt einer geheimnisvollen vor bereits ein anderes impressio- 3. Februar 2018 im Rahmen des Frage. Die ‚Elegie‘ erscheint wie nistisches Stück, das Prélude“ Festivals für Neue Musik „Éclat“ eine musikalische Selbstbeobach- von Maurice Ravel, für Kammeror- Claus-Steffen Mahnkopfs Werk tung, die wie von Ferne auf den chester bearbeitet. Diese Neufas- „voiced void“ für 24 Stimmen ‚Tristan‘ und die Geschehnisse sung erlebt am 30. Januar 2018 in durch das SWR Vokalensemble seiner Entstehung verweist.“ Ru- Leipzig ihre Uraufführung. Es spielt unter der Leitung von Rupert zickas „ELEGIE“ wird am 26. Ja- die Sinfonietta Leipzig. Huber zur Uraufführung.

22 23 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2019

E-MUSIK 30. MÄRZ 29. APRIL Milko Kelemen Duke Ellington 02. JANUAR *30.03.1924 29.04.1899 – 24.05.1974 Rolf Liebermann 95. Geburtsag 120. Geburtstag 14.09.1910 – 02.01.1999 - „Archetypon II“ („Für Anton“) - Satin Doll 20. Todestag für großes Orchester - Carnegie Blues - Oper „Medea“ - „Grand jeu classique“ Konzert für Violine und Orchester 09. MAI 06. JANUAR - „Requiem für Sarajevo“ Manfred Oberdörffer Hans Fritz Beckmann für Sprecher, sechs Violoncelli *09.05.1944 06.01.1909 – 05.04.1974 große Trommel und vier 75. Geburtstag 110. Geburtstag Scheinwerfer - „Mädchen mit roten Haaren“ - „Bel ami“ - „Frauen sind keine Engel“ 06. APRIL 21. MAI - „Man müsste Klavier spielen Edison Denissow Modest Mussorgski können“ 06.04.1929 – 24.11.1996 21.05.1839 – 28.05.1881 - „Good bye, Jonny“ 90. Geburtstag 180. Geburtstag - Lieder und Chormusik - Oper „Chowanschtschina” 23. JANUAR - Instrumentalkonzerte (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch) Juri Falik - Requiem für Sopran, Tenor - Oper „Der Jahrmarkt von 30.07.1936 – 23.01.2009 gemischten Chor und Orchester Sorotschinzi“ 10. Todestag - „Der Schaum der Tage“ (Bearb.: Wissarion Schebalin) - Bläserquintett Lyrisches Drama in 3 Akten und - Oper „Boris Godunow“ - Elegische Musik 14 Bildern nach Boris Vian (Bearb.: Dmitri Schostakowitsch) (in memoriam Igor Strawinsky) für 4 Posaunen und Streicher 16. APRIL 17. JUNI Jul Danczak Galina Ustwolskaja 27. JANUAR 16.04.1919 – 22.01.1999 17.06.1919 –22.12.2006 Tigran Manssurjan 100. Geburtstag 100. Geburtstag *27.01.1939 - „Das Seemanns-Ehepaar“ - Klaviersonaten Nr. 1-6 80. Geburtstag - „Käpt’n-Blume-Lied“ - Kompositionen Nr. 1-3 - Drei Stücke in dichten Tönen - Sinfonie Nr. 1- 5 für Klavier 17. APRIL - Konzert für Klavier - „Tovem“ für 15 Instrumentalisten James Last Streichorchester und Pauken - Konzert für Violine und Streich- 17.04.1929 – 09.06.2015 orchester 90. Geburtstag 20. JUNI - Konzert für Violine, Violoncello - „Keiner weiß, was morgen ist“ Jacques Offenbach und Streichorchester - „Zum ersten Mal“ 20.06.1819 – 05.10.1880 - „Ich will leben“ 200. Geburtstag 14. FEBRUAR - Gaité Parisienne Ralf Arnie 18. APRIL - Concerto militaire für 14.02.1924 – 19.01.2003 Franz von Suppé Violoncello und Orchester 95. Geburtstag 18.04.1819 – 21.05.1895 (Bearb.: Max Clément) - „Tulpen aus Amsterdam“ 200. Geburtstag - Operette „La périchole” - „Boccaccio“. Komische Oper - Operette “Orpheus in der 23. MÄRZ (Franz Werther) Unterwelt” (1 + 2. Fassung) Boris Tischtschenko - „Dichter und Bauer“ - Ballett „Hoffmanns Erzählungen“ 23.03.1939 – 09.12.2010 Operetta (Franz Werther) (Bearb.: John Lanchbery) 80. Geburtstag - Ballettsuite „La papillon“ - Klaviersonaten Nr. 2, 3, 5 und 7 28. APRIL (Bearb.: John Lanchbery) - Zwölf Inventionen für Orgel Peter Reber - Requiem für Sopran, Tenor und *28.04.1949 12. JULI Orchester 70. Geburtstag Wal-Berg - Sinfonien Nr. 2, 3, 5 und 6 Gründer des Trios Peter Sue & Marc 13.10.1910 – 11.07.1994 Mitautor und Bearbeiter diverser 25. Todestag Rolf-Zuckowski-Titel - Concertino für Solo-Horn und Orchester - Deux Poèmes für Klavier

24 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2019

20. JULI 05. SEPTEMBER 28. SEPTEMBER Jens-Peter Ostendorf Linde Höffer-von Winterfeld Rudolf Barschai 20.07.1944 – 07.03.2006 05.09.1919 – 24.05.1993 28.09.1924 – 02.11.2010 75. Geburtstag 100. Geburtstag 95. Geburtstag - „Mein Wagner“ für Orchester - Blockflötenstudien - Bearbeitung der „Visions fugitives“ - Werke für Flöte solo - Der neue Weg von Sergej Prokofjew - „William Ratcliff“. Musiktheater Blockflötentechnik für Streichorchester in 3 Akten nach Heinrich Heine (Teile 1-6 und 8-16) - „Tempus ex machina“ 07. SEPTEMBER - Kammersinfonien op. 49a, op. 73a für 2 Klaviere und 3 Schlagzeuger Hans-Joachim Rogoll op. 83a, op. 110a, op. 118a - „Alice im Wunderland“ *07.11.1939 von Dmitri Schostakowitsch Ein Kindermusical 80. Geburtstag - Kammersinfonie nach Bearbeiter von Ludwig van Beethovens 29. JULI - „Bel ami“ für Big Band Streichquartetten Awet Terterjan - „Big Spender“ für Big Band op. 59, 1 und op. 74 29.07.1929 – 11.12.1994 - „Good bye, Jonny“ für Big Band - Kammersinfonie nach 90. Geburtstag - „September Song“ für Big Band Peter Tschaikowskys - Streichquartette Nr. 1-2 - „Derrick“ für Salonorchester Streichquartett op. 11 - Sinfonien Nr. 1-8 - „Glaube mir“ für Orchester - „Die Kunst der Fuge“ - Opern, „Das Beben“ und - „Second Waltz (Walzer Nr. 2)“ von Johann Sebastian Bach „Der Feuerring“ für Salonorchester bearbeitet für Soloinstrumente, Streichorchester und Cembalo 06. AUGUST 09. SEPTEMBER Gleb Sedelnikow Albrecht Gürsching 10. OKTOBER 06.08.1944 – 10.04.2012 09.09.1934 – 06.02.2017 Nikolai Karetnikow 75. Geburtstag 85. Geburtstag 28.06.1930 – 10.10.1994 - „Arme Leute“ - Orchestrierung des 25. Todesdestag Kammeroper in 13 Briefen Symphonischen Präludiums - Ballett „Klein Zaches“ von Gustav Mahler 05. AUGUST 22. OKTOBER Heinz Sandauer 14. SEPTEMBER Manfred Trojahn 09.01.1911 – 05.08.1979 Hans Melchior Brugk *22.10.1949 40. Todestag 24.11.1909 – 14.09.1999 70. Geburtstag - „So ein Regenwurm hat’s gut“ 20. Todestag - Sinfonie Nr. 1 - „Meditation“ für Streichorchester - „Hommage au temps perdu“ 10. AUGUST - Zwölf Variationen über ein Thema Zwei Stücke für Sopran, Flöte Ernst Bader von Mozart op. 10 für Flöte Klarinette, Violoncello und 07.06.1914 – 10.08.1999 Klarinette und Fagott Celesta (Klavier) 20. Todestag - „Objet trouvé“ für Flöte und - „Tulpen aus Amsterdam“ 21. SEPTEMBER Cembalo - „Heimweh Raimo Kangro (Dort, wo die Blumen blüh’n)“ 21.09.1949 – 04.02.2001 24. NOVEMBER - „Über’s Jahr, wenn die 70. Geburtstag Alfred Schnittke Kornblumen blühen“ - Serenade für Bläserquintett 24.11.1934 – 03.08.1998 - Konzerte Nr. 1-3 für zwei Klaviere 85. Geburtstag 13. AUGUST und Kammerorchester - Klaviersonaten Nr. 1-3 Leonid Polowinkin - 2. Violinsonate „Quasi una sonata“ 13.08.1894 – 08.02.1949 - Streichquartette Nr. 1-4 125. Geburtstag - „Moz-Art“-Werkreihe - Teleskop II für Orchester - Opern: „Leben mit einem Idioten“ „Historia von D. Johann Fausten“ 05. SEPTEMBER „Gesualdo“ Lothar Becker - Concerti grossi Nr. 1-6 *05.09.1959 - Sinfonien Nr. 1-9 60. Geburtstag - Filmmusik - Elecs Geheimnis. Ein Musical - „Peer Gynt”. Ballett in 3 Akten für die Sekundarstufe

24 25 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 SIKORSKI MAGAZIN 01.2018 GEBURTS- UND GEDENKTAGE 2019/2020

08. DEZEMBER VORSCHAU 2020 11. AUGUST Mieczysław Weinberg Alexander Mossolow 08.12.1919 – 27.02.1996 04. JANUAR 11.08.1900 – 12.07.1973 100. Geburtstag Marko Nikodijevic 120. Geburtstag - Opern „Der Idiot” *04.01.1980 - „Die Eisengießerei” für Orchester „Lady Magnesia“, „Das Porträt“ 40. Geburtstag - „Vier Zeitungsannoncen“ - Sinfonien Nr. 1, 6, 10, 12, 14 - „GHB / Tanzaggregat“ für mittlere Stimme und - Konzert für Violine und Orchester für Orchester Kammerensmeble - Fantasie für Violoncello - „Exaudi / Bruckner Abglanz“ (Bearb.: Edison Denissow) und Orchester Motette für Mezzosopran, - Klaviersonaten Nr. 2, 4 und 5 - Streichquartette Nr. 13-15 Kinderstimme und Orchester - „Cveti´c, kuví´ca ... / 19. SEPTEMBER 11. DEZEMBER la lugubre gondola“ für Orchester Karen Chatschaturjan Awet Terterjan - „Vivier. Ein Nachtprotokoll” 19.09.1920 – 19.07.2011 29.07.1929 – 11.12.1994 Kammeroper 100. Geburtstag 25. Todestag - „Cipollino“. Ballett in drei Akten - Streichquartette Nr. 1-2 06. MAI - Sinfonien Nr. 1 und 2 - Sinfonien Nr. 1-8 Katia Tchemberdji - Streichquartett - Opern, „Das Beben“ und *06.05.1960 „Der Feuerring“ 60. Geburtstag 23. SEPTEMBER - „Ma’or“ für Klarinette solo Alexander Arutjunjan 19. DEZEMBER - Sechs Haiku für Klavier 23.09.1920 – 28.03.2012 Heinz Ehme - Trio für Klarinette, Violoncello 100. Geburtstag 19.12.1919 – 25.12.2016 und Klavier (Lerchenborg-Trio) - Konzert für Trompete 100. Geburtstag - „Max und Moritz“ und Orchester - „Säbeltanz“ Kammeroper nach Wilhelm Hauff - Sinfonietta für Streichorchester (bearb. für Akkordeonorchester) - Poem für Violoncello - „Schneewalzer“ 09. AUGUST und Orchester (bearb.: für Akkordeon) Gija Kantscheli *10.08.1935 02. NOVEMBER 21. DEZEMBER 85. Geburtstag Rudolf Barschai Gottfried Böttger - Sinfonie Nr. 1-7 28.09.1924 – 02.11.2010 21.12.1949 – 16.10.2017 - „Styx“ für Viola (Violine) 10. Todestag 70. Geburtstag Chor und Orchester - Bearbeitung der „Visions fugitives“ - „Hamburg 75“ - „Vom Winde beweint“ von Sergej Prokofjew - „Canteen Break“ Liturgie für Orchster und für Streichorchester - „Gottfrieds Rag“ Solo-Viola (Violoncello) (Teile 1-6 und 8-16) - Zyklus „Leben ohne Weihnacht“ - Kammersinfonien op. 49a, op. 73a - Chiaroscuro für Streichquartett op. 83a, op. 110a, op. 118a oder Violine und Kammerorchester von Dmitri Schostakowitsch - Kammersinfonie nach Ludwig van 10. AUGUST Beethovens Streichquartetten Les Humphries op. 59, 1 und op. 74 10.08.1940 – 26.12.2007 - Kammersinfonie nach 80. Geburtstag Peter Tschaikowskys - Titelmusik „Derrick“ Streichquartett op. 11 - „Fly me to the Moon“ - „Die Kunst der Fuge“ - „Mama Loo” von Johann Sebastian Bach - „Mexico” bearbeitet für Soloinstrumente, - „We are going down Jordan” Streichorchester und Cembalo

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DEAR READERS, The assertion that French impressionism is not me- The main subjects of our Magazine with birthdays rely a historical phenomenon, but a manifestation of and commemoration days of the year 2019, including late nineteenth-century music not yet overcome or a small preview of 2020, are true classics of Moder- replaced up to the present day, is not presumptuous. nism. The sound worlds of the Russian composer Upon closer observation, the basic philosophies Edison Denisov are colourful and dazzling; together of contemporary music are based, amongst other with Alfred Schnittke and Sofia Gubaidulina, he be- things, on the emancipation of noise-like material, longs to the generation of the era in following the attainments of the Second Viennese School and Shostakovich. We are dedicating an extensive portrait the serial techniques that arose from it, as well as to him with many interesting discussions of his works. the (so far ultimately vain) attempt to extensively transform traditional instrumental timbres adja- In 2019 we shall be commemorating Denisov’s 90th cently existing as qualities and not amenable to any birthday as well as the 100th birthdays of Mieczyslav quantitative treatment. Weinberg and of the St. Petersburg composer Galina Ustvolskaya. Both composers had a very close re- Here we find one of the essential characteristics of lationship to Shostakovich. Ustvolskaya is possibly French impressionism, defined as follows by H. We- the most radical avant-gardist in Russia during the ber (Lexikon der Musik, edited by Marc Honegger second half of the 20th century. and Günther Massenkeil. – Herder, Freiburg, Basle, Vienna. – 1976, Vol. 4, p. 158): “Stylistic characte- Finally there is a contribution on Alfred Schnittke, the ristics of musical impressionism are static, non- great Russian tone poet and creator of so-called poly- functional harmonic language, themes circling in stylistic music, as well as Avet Terterian, whose ornamental motifs and an instrumentation indulging “The Earthquake” was a lasting success. in refined sound mixtures which, in particular, sug- gest analogies to painting. ... After the Second World We wish you exciting reading and a good start in the War, composers such as Pierre Boulez and Karl- New Year 2018, heinz Stockhausen discovered new formal princip- les in Debussy’s music which made its categorisa- Dagmar Sikorski tion under the term musical impressionism entirely Dr. Axel Sikorski problematical.”

Out of the impossibility of transforming instrumental timbres in the sense of a strictly interpreted impres- sionism, dissolving their own characters and defining them anew, Karlheinz Stockhausen came to the con- clusion that new means of composition such as elec- tronically produced sounds had to be incorporated. The music of the present day (since 1965), that still works with traditional (orchestral) instruments, on the other hand, thickens score textures to such a de- gree that clusters of a no longer audibly perceptible density allow the borderline between musical struc- ture and sonic appearance to become increasingly blurred.

Composers who work in this direction are also, or especially, avant-garde impressionists searching for a new sonic aesthetic that subsumes the attain- ments of serial music but reinterprets them into an impressive sonic sensuality that can be experienced independently of mathematically structural thinking. IMPRESSIONISM AND AVANT GARDE It is not for nothing that numerous present-day com- Edison Denisov posers, like the Finnish composer Kaija Saariaho and on His 90th Birthday the Russian avant-gardist Edison Denisov, have been much involved in the electronic sector alongside The Russian composer Edison Denisov, who died on their works for traditional instruments. Both have 24 November 1996, was always considered a skilled experimented on numerous occasions at the French mediator between sensuality and experimental so- IRCAM institute, composing commissioned works nic aesthetics. We shall be commemorating his 90th and allowing these experiences to flow into their birthday on 6 April 2019. respective oeuvres. With Denisov, these influences

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of an avant-garde impressionism are manifest in and the eternally fixed on the other hand. What is aesthetic sound compositions structured according experienced musically becomes a snapshot, a mo- to traditional schemata, with complex yet perceptible ment; pictorial art becomes damned to uniqueness. sensory units. The characteristics named above, The inclusion of electronics may serve as an inter- such as rich ornamentation and a static, non-func- face between these artistic challenges of different tional harmonic language, but especially the refined natures, for they make it possible to conserve the techniques of instrumentation, can be pinpointed musical event, to keep it ready for calling up and in many of his compositions; they lead to a strongly fixing it as irreversible. expressive musical language rich in colours that is unique in the New Music scene. Several examples Edison Denisov was once asked if his mathematical may serve here to illustrate this avant-gardist, sonic- training was a help or a hindrance in his work as a aesthetic impressionism of Denisov. composer. His answer was unequivocal: “It helps”. Nonetheless it is undeniable that not mathematics Edison Denisov, who was in fact initially trained as but painting had a profound influence on his work. a mathematician and was considered one of the Denisov said that his music teachers were the pain- most revolutionary innovators of the musical scene ters. “The laws of music and of painting are iden- in the former Soviet Union (by identifying with Wes- tical. Painting means showing a limited number of tern influences, adapting and modifying twelve-tone elements in a two-dimensional space. The painter technique), was in no way a composer who thought always poses himself the question of a suitable form only in structural categories. In the analysis of his – the coordination of the individual elements, their works it becomes clear that his structural criteria logical arrangement, rhythm and the avoidance of are far less mathematically orientated and propor- chance occurrences are the same elements with tioned than those of other Russian modernists (such which the composer is also confronted. The closest as Gubaidulina, for example). At the centre of his analogies exist between abstract painting and creative thinking is the purely musical quality, the music. The essential existing building blocks of a expressive content based on an aesthetically foun- picture are not subjected to any thematic plot.” ded philosophy. What is significant, in any case, is (Kholopov/Tsenova. – ibid; pp. 157/158) his attitude towards general-relative terms such as beauty: “Beauty is an essential factor in art, and The high value that Denisov ascribes to sound in his some composers are currently searching for a new compositions makes a case for the reference of his kind of beauty. What is meant, however, is not only a sonic aesthetics to the model of musical impressio- beautiful sound, or ‘euphony’, which may not be re- nism. Despite such an intensive incorporation of garded superficially, but rather a beauty in the sense the compositional methods of the Second Viennese of an aesthetically good idea that one could relate School, he did not pursue the path of Schönberg, as readily to mathematics or to Bachian constructive who increasingly distanced himself from timbre- principles.” (Yuri Kholopov / Valeria Tsenova: Edison melodic constructions following the postulation of Denisov. – Harwood Academic Publishers, 1995. – the term “Klangfarbenmelodie” in 1911. The Klang- ISBN 3-7186-5425-3; S. 35) farbenmelodie in the sense of Schönberg arises, in practice, as a consequence of changes in instru- Denisov liberates himself from such external con- mentation and dynamic intensity. strictions as prescribed by certain compositional methods, especially the strictness of the twelve- In contrast to Schönberg, Anton Webern conceived tone technique. The onomatopoetic element, the of timbre as a characteristic of pitch. Accordingly, play with contrasts and mixtures stands at the centre changing pitches require a change of timbre; a co- of his interest. This approach places him in the pro- herent melodic succession of tones also represents ximity of painting, before the backdrop of the here- a succession of sound dispositions, forming a colour tofore described musically adapted characteristics structure. Such sonic structures already showing of impressionism, and from which the term “impres- the previous influence of Debussy, as in the Orches- sionism” was originally borrowed. Denisov‘s work tral Piece No. 3 from Op. 16 composed in 1909, are Peinture bears, in concentrated form, those typical extended to further dimensions in Denisov’s philo- traits of an orchestral technique that characterise sophy. In combination with the changing pitch para- many of his works. In Aquarelle Denisov gradually meters, however, Denisov increasingly evaluates dissolves the idea of a visual contour, so that the timbre from the standpoint of instrumentation, which gentle timbre of the strings becomes lost in the solo he develops to the highest degree of maturity, and passages. of the combination of naturally produced tones with electronic means. Many of Denisov’s work titles refer to painting. After all, one of the main differences between mu- sic and painting is the temporary, on the one hand,

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INDIVIDUAL WORKS written for violin, guitar and organ (it was also pre- miered in this combination at the Kassel Bach-Fest). “L’Écume des jours / The Foam of the Days: Later I wrote another version with flute. I prefer Lyric Drama in 3 Acts (14 Scenes) the second version because the flute has a deeper based on the novel of the same title and more mysterious expressive capability than the by Boris Vian violin and can also be combined better with guitar “I am convinced”, Edison Denisov once said, “that it and organ.” With these words Denisov once cha- is possible in our time to write a ‘real, genuine’ opera, racterised his relationship to the flute, which he a ‘singing’ one without reproducing the models of designated as one of the most strongly expressive the 19th century. The musical dramaturgy cannot be instruments and one of the richest in playing pos- separated from the theatrical one. In the tradition of sibilities. the I appreciate most, like ‘The Magic Flute’, ‘Boris Godunov’ and ‘Tristan and Isolde’, I have tried The one-movement composition under the motto to represent this osmosis of drama in the ‘Foam of “My heart hoped for God” represents not so much the Days’”. a programmatic as a poetic sonic image of the rela- tionship of man to God. In a metaphorical sense, the The plot is set in a surrealistic, simultaneously gra- high penetrating and long sustained flute cantilenas tifying and gruesome future world. Colin and Chloé, embody the heavenly aspect, whilst the guitar sup- two genuine “children of fortune” meet and fall in plies brief commentaries as in a prayer; the piano love in a circle of young fantasists. They marry and symbolises the earthly element in its grounding and live an untroubled life, but this happiness does not reactive manner. The work logically takes its place last. When Chloé is struck by a mysterious illness, in the series of spiritual works of Denisov. “The the medical treatment costs them all their financial music makes it possible for us to come closer to reserves. The breakdown of their ideal world cannot God and to communicate with Him in a language.” be stopped, any more than Chloé’s demise. She dies Nonetheless, spiritual music does not necessarily and leaves Colin behind in the bitter knowledge that have to be linked with a text, according to the com- happiness, love and life run through one’s hands like poser. “Perhaps”, he says, “my flute quartet is the sand. most spiritual of all my pieces.” The song cycle Four Poems of Gérard de Nerval and the Christmas Star The opera, premiered in 1986 in Paris, was given its are spiritual music in Denisov‘s view, in which the German premiere in 1991 in the German language flute plays an especially determining role. version by Jürgen Köchel at the Gelsenkirchen Music Theatre. Its most recent new production by Concerto Jossi Wieler and Sergio Morabito was presented for Guitar and Orchestra at the Stuttgart Opera under the musical direction The solo part of the Guitar Concerto is quite difficult, of Sylvain Cambreling (premiere on 1.12.2012). This featuring rhythmically interlocked figures and ma- production was honoured with the International king exquisite sonic demands. In contrast to tradi- Diaghilev Award in 2013 as the “Best Operatic Pro- tional models, Denisov chooses a large orchestra duction” and revived in 2017. here, aiming for a relatively thick tutti sound out of which the guitar almost always clearly manages to “In deo speravit cor meum” emerge. A harpsichord, a celesta and a harp form for Violin (Flute), Guitar and Organ a sonic counterpart to the guitar. Sumptuous violin The variety and expressive power of subtly applied cantilenas and striking echoes of French impressio- instrumentation is one of the essential characteris- nism expand the sonic spectrum, whilst Denisov at- tics of the compositions of Edison Denisov – works tains a combination of avant garde and tradition with notably influenced by French art and music, as well motivic formations and processing. A folkloristic as by Bartók, Stravinsky and the Second Viennese aura emanates from the guitar, the solo instrument School. Especially in the works of the 1980s – the pitted against the orchestra. Its sonic intensity pales present chamber work was written in 1984 – the in comparison to the size of the orchestral appara- previously strict organisation of the musical texture tus. This may have been a considerable challenge yields to a more flexible, lyrical tendency, often influ- for Denisov. The scales which frequently descend enced by singing. It is not surprising that Denisov‘s through the instrumental groups of the orchestra, opera “L‘Écume des jours” was also conceived above and adjacent to each other in layers, counter- during this period. act the virtuoso passages played by the solo instru- ment. Before the first cadenza of the one-movement Denisov’s art of instrumentation follows a differen- concerto is reached, the orchestra amalgamates tiated philosophy of sonic design and is one of the the manifest idiosyncrasies of what is typical of the main parameters at the centre of his concerns. “The guitar. What is designed and arranged in the ex- piece ‘In deo speravit cor meum’ was originally position is continued after this cadenza: repetitive

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figurations compete with and take over from each and, for that reason, cannot be translated into Ger- other in descending stepwise motion. During all this man without compromising a degree of linguistic there is something like an original thematic germ wit. The poem “Wishing Well” was also set to mu- cell, but with unclear contours – like many thematic sic by John Cage, Vivian Fine, Lawrence Moss and formations of Debussy, for example. The high, flow- Louise Talma. Musically speaking, there are surely ing density that results from this creates a grand arc parallels between Denisov‘s “Wishing Well” and with a perpetually changing sound. A second, larger his Nerval poems, although the music to the Tanzer cadenza plays with the repetitions just mentioned poems with its abruptly changing images and con- and finally transfers them to the orchestra. The third centrated language appears far more perforated tutti section soon falls back into the predetermined and rhapsodic. structures of the first two orchestral sections with a tendency towards expansion. As a whole, there are Concerto hardly any sudden, dramatic outbursts or interrup- for Clarinet and Orchestra tions with accentuating character; the dynamic is The instrumental concerto occupied a special place far more organic in its design. in the oeuvre of Edison Denisov. Beginning in the early 1970s the composer wrote for such soloists as The musical material pulses on, with movement ari- Aurèle Nicolet, Heinz Holliger and Gidon Kremer, but sing on its own accord. Rising and sinking motion Denisov showed a special affinity for woodwind ins- takes place in nearly wavelike forms, whereby the truments. The Clarinet Concerto was commissioned sonic structures seem more like mixtures of colours in 1989 by the Schleswig-Holstein Music Festival than constructed shapes. for Eduard Brunner, who had already performed the world premiere of Denisov’s Clarinet Quintet in 1987. “Four Poems of Gérard de Nerval” The structure, orchestral treatment and musical for Voice, Flute and Piano language of the Clarinet Concerto are perfectly re- “Wishing Well” presentative of Denisov’s compositional concerns. for Soprano, Clarinet, Viola and Piano Its formal design is not orientated on conventional The poet and novelist Gérard de Nerval (1808-1855) concepts, but is subjected to the flow of melodic is not one of the great, internationally known repre- movements and playing figures in narrow intervals. sentatives of French literature of the 19th century. A bright, transparent timbre is characteristic of both Perhaps Nerval’s highly sensitive, romantic langua- the lively first movement and the expressive slow ge and his relatively undramatic prose contributions second movement of the Clarinet Concerto, but wi- were simply overtaken by the thrilling, sweeping thout dispensing with culminating, sonically dense ideas of the following generations. Nerval, whose passages. The lightness and weightlessness of this actual name was Gérard Labrunie, was an extraor- sonic design is attained by means of extreme dynamic dinary eccentric. The pseudonym that Nerval chose reserve (pianissimo and piano-pianissimo dominate) for himself led to a conscious but uncritical identifi- and its special instrumentation. With a few excep- cation with the new name. All of a sudden, the poet tions, the low registers are missing in the relatively believed that his family could trace its descent from extensive wind apparatus. The dominant role of the the Emperor Nerva; he obsessively collected coins solo instrument and its subordination in orchestral representing this would-be ancestor. Nerval took textures is reminiscent of chamber music, and this his own life at the age of 47. Denisov treats the in- led Denisov to a new way of viewing the genre of credibly euphonic verses of Nerval and the memb- the concerto. rane-like vibrations of his “musical” language with a declamation in wide arcs circled by the flute and Concerto piano in filigree interwoven lines. Complex rhythmic for Oboe and Orchestra constructions lend this atmospheric music, so rich in Edison Denisov‘s Oboe Concerto was composed in movement, an aspect of colour as if it were a kind of 1986 in response to a commission from West German musical “watercolour”. Radio. The dedicatee is the oboist Heinz Holliger, who performed the premiere of the Concerto with The vocal work Wishing Well was written in respon- the Cologne Radio Symphony Orchestra conducted se to a commission granted in 1986 on the occasion by Matthias Bamert on 4 March 1988. of the 20th anniversary of the group “Continuum”. The poem on which it is based was written by the This three-movement composition also reveals typi- author Francisco Tanzer (1921-2003), who also deli- cal elements of Denisov’s musical language: a type vered the texts for several other works of Denisov, of melody marked, in the outer movements, by small for example the “Requiem”. This was truly written intervals and/or chromatic motion and a tendency for the occasion, according to Tanzer, and it refers towards complex polyrhythmic formations. The Con- to the ensemble’s jubilee as well as Shakespeare’s certo requires a large orchestra but retains its inti- words (“Sweet music”, “tomorrow and tomorrow”) mate character throughout; a tutti is hardly reached

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during the composition. A kaleidoscope-like variety “Points and Lines” of timbral differentiations mark the sonic character for Two Pianos Eight Hands of the work. The frequently divisi strings are cont- The piece Points and Lines for two pianos eight rasted with a wind apparatus of ever-changing in- hands was premiered by the Orgella Kwartet on 2 strumental combinations; the solo oboe stands bet- October 1988 in Amsterdam, during the course of an ween these forces, often in combination with harp event series dedicated to Edison Denisov entitled and celesta. The part of the solo oboe itself is highly “Silhouette”. Behind the title “Points and Lines” there virtuosic, requiring extensive playing in the high re- lies hidden a refined play with staccato figures and gister and an excellent breathing technique in order legato passages, a rhythmically and structurally to manage the long melodic arcs. intricate system of tone paintings with constantly variable combinations of punctual and linear events. At about the midpoint of the work the soloist lays The one-movement composition has an expressive the oboe aside and changes to the English horn. fortissimo section at its centre, then takes up the Almost imperceptibly, the irregular temporal units figures of the first section again, developing them give way to proportions in even numbers, and the further and letting them die away with hesitant rests ever-prevalent chromaticism is transformed into a at the end. This work, extraordinarily rich in nuances simple diatonic melody. The work ends in pianissimo, and thus typical of Denisov’s development of sound, gently carried by the mild sound of the English horn. makes the highest demands on its interpreters.

trated, her musical message uncompromising and incomparable. She studied at the college attached to the Leningrad Conservatory in her native city from 1937 to 1939 and, when it was renamed the Rimsky- Korsakov Conservatory, until 1947. She received a research assistantship there and ultimately taught a composition class there. Her composition teacher, , was enthusiastic over her. He repeatedly stood up for her against the resistance of his colleagues in the Composers’ Union. Ustvolskaya is considered, alongside Sofia Gubaidulina, Russia’s most important woman composer.

One characteristic of Ustvolskaya’s compositions is their “symphonic” design, regardless of their actual scoring or temporal duration. She writes an asce- “MUSIC AS A MAGICAL FORCE” tic music that is carried by an incredible rhythmic 100th Birthday of energy. The bar lines are often missing in her scores, Galina Ustvolskaya which causes astonishing polyphonic constructions to occur. Dynamic developments are almost redu- The Russian musicologist Olga Gladkova entitled her ced to terrace dynamics and marked by extreme account of the oeuvre and personal life of Galina contrasts. The texts she sets, predominantly Christi- Ustvolskaya, who died in 2006 in St. Petersburg, an, are aphoristic and concentrated. Her works bear “Music as a Magical Force“, published in 2001 by witness to a strict, independent spirit, an inexorable the Ernst Kuhn Verlag. And indeed, performances will and profound faith. of pieces from the numerically rather slight oeuvre of this composer regularly exude a quite unique, Compositions Nos. 1-3 magical effect. Many listeners are surprised by the The Composition No. 1 “Dona nobis pacem” for pic- radical quality and lack of compromise of this music; colo flute, tuba and piano belongs to a cycle of three others admire the frequently harsh, almost woodcut- works for chamber ensembles, the titles of which like character of Ustvolskaya‘s sound world, and still refer to quotations from the Christian liturgy. The others regard this composer born in 1919 as one of directness and sobriety of Ustvolskaya‘s musical the great innovators of contemporary music. statement is unique in contemporary music. In this work cycle there is no reciting voice as for example On 17 June 2019 we shall be commemorating the in the Symphony No. 5 “Amen”, in which the Lord’s 100th birthday of this extraordinary composer. Gali- Prayer determines the course of the work. Compo- na Ustvolskaya‘s works catalogue is utterly concen- sition No. 1 is prefaced with the final words of the

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“Agnus Dei“, the last part of the Mass. Thus the dia- principles, despite animosities and repression, are logue of the solo instruments is to be understood as characteristic of Ustvolskaya. an alternating and urgent plea for peace. The piano has a mediating function in this between the extre- Larger symphonic works – with few exception – are me ranges of the piccolo flute and the tuba. not at the centre of her oeuvre; she prefers small, transparent ensembles which make possible a con- When the German premiere of the Composition centration of the material. For all that, Ustvolskaya No. 2 “Dies irae” for 8 double basses, wooden cube does not wish the term “chamber music” to be ap- and piano by Galina Ustvolskaya was presented as plied to her work, for she thinks in more or less sym- part of a complete performance of this work cycle by phonic dimensions even with smaller ensembles. the Schönberg Ensemble under Reinbert de Leeuw in Witten on 24 April 1993, the audience was very Ustvolskaya’s Symphony No. 3 “Jesus Messiah, surprised by the idiosyncratic language of the St. Pe- Save Us!” was composed in 1983 and sets words by tersburg composer. The unusual instrumental com- Hermannus Contractus. Essential to this one-move- binations of the three works and the characteristi- ment work is a strong religiosity, the fervent, even cally rigid, block-like, monolithic repetitions resulted emphatic basic attitude which is often underlined in both enthusiasm and irritation. The combinations by an orchestral treatment that reaches the limits of the Compositions No. 1 to 3, taken together, resul- of sonic brutality. The Symphony was premiered on ted in an almost orchestral shape. The ensembles of 1 October 1987 in St. Petersburg. Compositions No. 2 and No. 3 are based on complete instrumental groups (four bassoons, four flutes, The Symphony No. 5 “Amen” (1989/90) is Ustvols- eight double basses). The piano forms an antipole to kaya’s final composition. Christian faith plays a cen- these which - as Jutta Rinas and Harry Vogt formu- tral role in the oeuvre of this composer. With the ex- lated it for the Witten programme booklet at the time ception of the First Symphony which, unlike the other – represents a kind of power and energy potential of contributions to this genre, is conceived for large the whole. orchestra, all the symphonies are superscripted by Biblical quotations or ideas. The musical language The highly expressive quality of Composition No. 2, of this work is barren; it seems as if the composer its almost brutal musical abstraction of the “Dies had wished to limit her statement to a highly con- irae”, the “Day of Wrath” from the Latin Mass of centrated form. According to her own statements, the Dead, resulting from hard repetitions, is strictly she always thinks in symphonic forms, even though maintained throughout. There are no changing the structure, performance duration and scoring sound events, no melodic language in the usual provide rather more evidence to the contrary. sense. Ustvolskaya’s language is simultaneously archaic and free of all compromise. Double basses The Fifth Symphony is also characterised by a nearly and piano attack the notes penetratingly, piercingly sober, clear structure in which homophonic passa- and at the highest level of tension, supported by a ges in the violin, oboe, trumpet, tuba and percussion wooden cube struck by two hammers that intensi- accompany a solo voice reciting the Lord’s Prayer. fies the effect even more. The urgency of the musical expressive means is further intensified by the repetition of selected text The Composition No. 3 “Benedictus qui venit” for passages. The reduction of means, taken to the 4 flutes, 4 bassoons and piano form the last part extreme and absolutely unique in the genre of the of this trilogy of works. What is striking here is the symphony, leads to a concentration of the Christian- extreme treatment of the instruments, especially philosophical world of thought of Galina Ustvolskaya, the piano, for which Ustvolskaya writes almost in- which can also can called archaic in its musical in- cessant clusters. Playing these clusters requires the terpretation. use of the palms, sides of the hands and fists. The frequent instructions “espressivo” or even “espres- Remarks on the Chamber Music sivissimo” reveal a penetrating, sometimes almost Ustvolskaya’s Octet for two oboes, four violins, tym- fanatic search for maximum expression. The choice pani and piano composed in 1949/50 could hardly be of a five-fold forte is indicative, and it is frequently more unconventional. It consists of five alternating strengthened even more by accents, sforzati and slow and fast movements. As so often in her works, crescendi. Such dynamic markings can only be un- the interval of the tritone is significant; it also plays derstood symbolically, for they aim towards going a leading role in both Russian church music and in beyond the boundaries of what can be expressed. that of the Russian romantics. With its suggestive power and brute violence, this Octet does not reflect Remarks on the Symphonies an idyllic world. In the fourth movement, thundering A consistent concentration on her very own per- blows of fate are finally caused to descend by the sonal statement and unwavering adherence to her ever-present tympani.

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The Grand Duet for violoncello and piano, premie- with all conventional sonata structures and even re- red in the former Leningrad in 1977, provided proof veals a mystic-religious reference in that it quotes a of the frequently ascetic expression of Ustvolskaya’s chorale. Finally, the Sixth Sonata is the most power- musical language. As in so many other works of this ful piece of all with a large number of cluster blocks. composer, the bar lines are missing here. There arise asymmetrical polyphonic constructions carried by a Excerpts from a Conversation penetrating rhythm. The first movement features an with the Pianist Marianne Schroeder in 2015 energetic quaver motion sustained over long periods, In a conversation with the pianist Marianne Schro- with irregularly inserted motifs of two semiquaver eder, we asked her some questions about this work motifs in ascending seconds. The second movement cycle. Like Oleg Malow, David Arden, Reinbert de is carried by sound fields that are particularly sub- Leeuw, Frank Denyer and Markus Hinterhäuser, she jected to transformations on the dynamic level. The has frequently interpreted and recorded the piano cellist uses a double bow in the third move- sonatas of Ustvolskaya. ment. Here, too, no further melodic space is staked out. Tones and motifs act rather as sound blocks Sikorski Magazine: Where do the special qualities shifted against each other. of Galina Ustvolskaya‘s piano music lie?

An energetic, powerful manner of playing is deman- Marianne Schroeder: The music of Ustvolskaya dif- ded of the soloists, as in the first movement. The fers more from the term ‘contemporary music’ than fourth movement reminds the listener of the first simply from piano music, classical piano music. with its predominant quavers, but condenses the Contemporary music of the second half of the 20th motions at the end through syncopated ties over the century is often lacking in a ceratin fluidity of attack, strong beats in the cello. The fifth and final move- melody and rhythm. Of course, rhythm, melody, har- ment begins strongly expressive but reserved, with mony and tonality exist in all times. a restless trill in the piano announcing the later tran- sition to the quaver motions of the first and fourth The music of this period just mentioned is often di- movements. This reminiscence is also confirmed by dactic in an original and cheerful way (John Cage) the reappearance of the semiquaver motif in ascen- or it requires study raising one above all doubt, and ding seconds, sounding more concentrated this time an incessant one at that (Morton Feldman), or im- as demisemiquavers. provising and psychologising and self-expression (Pauline Oliveros, Dieter Schnebel). Ustvolskaya Ustvolskaya’s Piano Sonatas Nos. 1-6 more closely resembles Giacinto Scelsi in her inner Although the early works of the St. Petersburg com- passion, in the Beethoven-like conviction that her poser Galina Ustvolskaya contain traces of the influ- music belongs only to her. Incomparable, and out- ence of her teacher Dmitri Shostakovich, she was side the concept of time. able to emancipate herself from this influence early on. Hardly any other series of work complex, in the What message, if one can speak of messages at all, already highly concentrated oeuvre of this compo- do these works transport? ser, reveals her compositional development more clearly than the series of the Piano Sonatas Nos. Becoming liberated in freedom. 1-6, composed between 1947 and 1988. You had personal contact with Ustvolskaya during The First Sonata of 1947 still has classical traits. Its her lifetime. How did the composer react to inter- character is searching and improvisatory, still un- pretations of her works, and what would you re- finished in the sense of the later soberly penetrating commend when dealing with Ustvolskaya’s music? Ustvolskaya style. Despite this, it already reveals traits of the ascetic simplicity that Ustvolskaya then I love it when someone constantly develops his/her allowed to emerge in the Second Piano Sonata two interpretation further, even if one suddenly repudia- years later. The Third Sonata of 1952 is the first to tes one’s own earlier recordings. Galina Ustvolskaya be cast in a single movement. The composer works once wrote to me: “I am not a woman, I am not a man, in clear sections with three tempi and the terraced my name is Galina, and that’s what God called me!!!” dynamics that had by then appeared in parts of her previous works. In contrast to the Third Sonata, the My commentary: please do not play this music any Fourth is again in four movements, using conside- more in such stereotyped surroundings as women’s rably more classically pianistic elements that in the festivals or men’s festivals, new music festivals, preceding sonatas. It is also the softest and most int- strict music, radical music or uncompromisingly roverted of the entire cycle. A long period – nineteen radical music. Either it is music or it is not music. years – lies between the Fourth and Fifth Sonatas. Continue to ask yourself: am I being honest with The Fifth Sonata of 1986 has ten movements, breaks myself?

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Similarly to that of Shostakovich, Weinberg’s works catalogue primarily consists of a large number of orchestral compositions, including 22 symphonies, chamber music and especially ballets and operas. Weinberg contributed 60 compositions to the genre of film music alone. Possibly with Stravinsky in view, he turned to an expressive form of Neoclassicism, developing a personal style before this backdrop.

International Weinberg Society Founded The International Weinberg Society with headquar- ters in Augsburg was founded in 2015. In particular, it was initiated in order to promote the music of Weinberg, who died in 1996, and to attract greater attention to his oeuvre. In addition, it encourages musicians to perform Weinberg‘s compositions and make them known to a wider public. The Society has a prominent Honorary President – Irina Shostako- vich, the widow of Dmitri Shostakovich.

The aim of the International Weinberg Society is specifically declared to be the organisation of con- 100TH BIRTHDAY certs, lectures, exhibitions and multidisciplinary of Mieczysław Weinberg events concentrating on Weinberg’s musical pro- duction, his close connection to Shostakovich and It has taken some time for Mieczysław Weinberg, his importance for twentieth-century music. Its goal who used to stand in the shadow of the great Dmitri is to make available financial means to create re- Shostakovich, to establish himself on an internatio- cordings of his music and to aid the publication and nal basis. When he finally succeeded in this, espe- translation of articles and books about his life. cially thanks to his fascinating operatic oeuvre, the breakthrough was all the more powerful. Today the- Concerto for Violin and Orchestra, Op. 67 re are numerous new productions of the Weinberg The German premiere of Mieczysław Weinberg‘s operas “The Portrait”, “” and “Lady Mag- Concerto for Violin and Orchestra was presented nesia”. On 8 December 2019 we shall be celebrating in Karlsruhe on 2 November 2014. The soloist was the 100th birthday of this extraordinary composer. Linus Roth, with Mei-Ann Chen conducting the Ba- dische Staatskapelle Karlsruhe. Weinberg‘s Violin With composers who are discovered late or even Concerto is also one of the star violinist Gidon after their deaths, it is often the case that hidden Kremer’s favourite works. Kremer and the conductor treasures lie waiting in their catalogues that are Andrey Boreyko performed the work in the USA for especially worth performing and becoming familiar the first time on 9/10 January 2015 in Naples with with. In the case of Weinberg, we must point out the Naples Philharmonic Orchestra. This concerto the instrumental works, which are being ever more has meanwhile become one of Weinberg’s most fre- intensively cultivated by many performers today. quently performed works. Several years ago, the CD label NEOS began an ex- tensive “Weinberg Edition” with magnificent inter- Concerto for Trumpet and Orchestra, Op. 94 preters making many reference recordings. Another thoroughly attractive instrumental con- certo by Weinberg is the Trumpet Concerto, Op. 94 The Life of Mieczysław Weinberg composed in 1967. This work, too, has enjoyed ever Mieczysław Weinberg initially studied piano with growing international recognition ever since the Józef Turczynski in his native city of Warsaw, before Austrian premiere on 15 August 2010 with the trum- fleeing to Belarus in 1939 to escape the approaching peter Jürgen Ellensohn and the Vienna Symphony Wehrmacht. He continued his studies at the Minsk Orchestra conducted by Gérard Korsten. Conservatory with Vassily Solotaryov until 1941. He was active as a freelance composer and pianist Concerto for Clarinet and String Orchestra, Op. 104 beginning in 1943. When he was falsely accused The soloist Nikolaus Friedrich (clarinet) and the of propagating the idea of the founding of a Jewish Neuenheim Chamber Orchestra performed the Ger- republic in Crimea and imprisoned in 1953 for this man premiere of Mieczysław Weinberg’s Concerto reason, Shostakovich successfully campaigned for for Clarinet and String Orchestra on 17 March 2012 his release. at the Heidelberg St. Raphael’s Church.

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Weinberg‘s Concerto for Clarinet and String Orches- Europe. The 10th Symphony is now one of Weinberg’s tra Op. 104 was composed in 1970. The composer’s most beloved symphonies. The 12th Symphony, Op. affinity with the clarinet was already evident in 1945 114 composed in 1976 was dedicated by Mieczysław with his Sonata for clarinet and piano, Op. 28 and Weinberg to his friend and mentor Dmitri Shostako- in the 4th Chamber Symphony, Op. 153 of 1992, writ- vich, who had died the previous year. ten shortly prior to his death. The formal structure of the Concerto is traditional, with the “fast-slow- Symphony No. 14, Op. 117 of 1978 is cast in a single fast” sequence of movements. The opening Alle- movement; it is introverted and abstract, possibly gro is economically structured, with the clarinet composed during a crisis of orientation, as con- gradually blossoming into oscillating figurations jectured by the British Weinberg biographer David played against a pizzicato accompaniment. The slow Fanning. second movement expands to form an independent ”The Idiot” section featuring soulfully rhapsodic playing. The Opera in Four Acts based on the Novel of the dance of the ensuing Finale, both sad and cheeky, is Same Title by Fyodor Dostoyevsky extremely characteristic of its composer. It features The operas of Mieczysław Weinberg have been at- a theme of contrasts, combining a march and a remi- tracting ever greater interest with a wider public, niscence of the first movement before an aggressive and have been taken up by many of the world’s opera transformation takes place. houses. The world premiere of Weinberg’s opera The Idiot was presented at the Mannheim National The Quatuor Danel Has Recorded the Complete Theatre on 9 May 2013 in its original Russian version String Quartets of Mieczysław Weinberg under the direction of Thomas Sanderling, produced With its complete recording of the fifteen string by Regula Gerber. This premiere was later honoured quartets of Dmitri Shostakovich, the Quatuor Danel by the specialist journal “Opernwelt” as the “Premi- has been able to thrill listeners and critics in equal ere of the Year”. measure. To follow this up, the renowned young en- semble then turned to another major discographic This opera is based on the famous novel of the project: the string quartets of the Polish-Russian same title by Fyodor Dostoyevsky. It tells the story composer Mieczysław Weinberg. These French mu- of suffering of the psychically highly unstable Prince sicians living in Brussels recorded all 17 string quar- Myshkin, hopelessly in love with the beautiful Nas- tets of Weinberg for the cpo label. tassia and at the vulnerable mercy of his beloved’s unfulfilled promises. Nastassia is together with the Sinfonietta No. 1, Op. 48 salesman Rogoshin; Myshkin initially starts a rela- The Sinfonietta No. 1, Op. 48 for orchestra, which tionship with Aglaia, who recognises Myshkin’s love lasts about twenty minutes in performance, was for Nastassia and lets him go. The jealous Rogoshin composed three years after the end of the Second kills Nastassia, however, which ultimately causes World War. The Kiev Philharmonic Orchestra perfor- Myshkin to lose his mind. med the world premiere of this work on 13 November 1948 in Kiev under the direction of Nathan Rachlin. This work is dedicated to Dmitri Shostakovich. The The four movements of the work are entitled “Fresh Bolshoi Theatre in Moscow performed the original and Decisive”, “Slow and Singing”, “Cheerful” and version of “The Idiot” on 12 February 2017. “Very Fast, Joyful”. On the occasion of this premiere, the musicologists A Few Words about the Symphonies and journalists Andrei Ustinov, Alexander Laskowski The symphonies of Mieczysław Weinberg are, apart and Yekaterina Klyuchnikova called for an interna- from their respective musical characters, quite dif- tional Weinberg Conference, held from 16 to 19 Feb- ferent in regard to form and instrumentation. In his ruary 2017 at the premises of the Bolschoi Theatre Symphony No. 6, Op. 79 composed in 1963, Weinberg and the Russian State Institute of Arts Scholarship. even chose a vocal extension, with a boys’ choir joi- The organisers of the conference, supported by the ning forces with the orchestra. Russian Ministry of Culture, were the Bolshoi Thea- tre, the Opera and Ballet Theatre of Yekaterinburg, Symphony No. 10 for string orchestra, Op. 98, written the Russian State Institute of Arts Scholarship, the in 1968, with the movements Concerto grosso, Pasto- Adam Mickiewicz Institute of Warsaw and the Rus- rale, Canzona, Burlesca and Inversione was com- sian music journal “Musykalnoye obosreniye”. posed for the Moscow Chamber Orchestra, which premiered the work on 8 December 1968 at the Tchai- “The Portrait” kovsky Conservatory in Moscow. After remaining un- Opera in 3 Acts based on the Novelette of the noticed for decades, it received its German, Swiss Same Title by Nikolai Gogol and French premieres within a single year, 2016, As always, the novelettes and short stories of Niko- brilliantly performed by the Chamber Orchestra of lai Gogol, who adapted so many stimuli from the fan-

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tastic tales of E.T.A. Hoffmann, combine dreams and “We Congratulate!” reality. In his opera The Portrait, Mieczysław Wein- Opera in 2 Acts based on the Play berg took one of these Gogol stories as his basis. “Mazl tov” by Sholem Aleichem During a serious discussion on the Kalinkin Bridge The comic opera “We Congratulate!” by Mieczysław in St. Petersburg, the young painter Chartkov is ur- Weinberg was composed during the years 1975 gently warned by his teacher not to sell himself for to 1982. The plot takes place in the household of a quick success with cheap painting. After observing rich Jewish lady in Odessa on the threshold of the the twenty kopek coin that represents his entire sa- nineteenth and twentieth centuries. The young Belya vings, lost in thought, Chartkov heads home. On the is busy in the kitchen preparing a festive dinner, other side of the bridge a beautiful girl appears who for the daughter of the house will soon be married. reminds him of the portrait of “Psyche” which he The cook, a widow, laments her tedious work and has painted. her lonely life without a husband. The book lender appears with new books, and Belya gives him so- With his only remaining money, the impoverished mething to eat and drink. While he is eating with painter obtains a masterly portrait of an old man from great appetite, the cook tells him the latest gossip an art dealer. Immediately after buying the painting, about her employers. The book lender becomes ever Chartkov begins to regret the foolish purchase. He more brisk and talkative with each glass he empties. brings the picture to his pathetic studio and hangs First he praises his socialist books, then he suggests it on the wall. He experiences, in a dream, how the to Belya that she, with the money she has saved, old man on the wall steps out of the painting and should found a capital community with him. Chaim, how the “Psyche” also comes to life. She escapes the neighbour’s servant, joins them and starts com- the lustful old man and disappears into her painting plaining about his employers. Finally the servant girl again. Before the old man climbs back into his pain- Fradl appears in the kitchen, singing an amusing little ting, he leaves a number of shining coins on the floor song. Chaim, who has hidden himself from her at that suddenly make a rich man out of the painter ... first, comes out and begins flirting intensively with the servant girl. Uninhibited celebration and drinking Ever since its rediscovery at the 2010 Bregenz Festi- begins; when the mood reaches its climax, Belya and val, the opera “The Portrait” has been produced at the the book lender decide to resign their posts and be- Pfalztheater Kaiserslautern, the Opéra National de come engaged. In high spirits, the book lender reads Lorraine in Nancy and at the Teatr Wielki in Poznán. aloud the most beautiful passages from his books. Stimulated by the happiness of the newly engaged “Lady Magnesia” couple, Chaim suggests they have a wedding shower Opera in 1 Act based on the Play and then spontaneously proposes to Fradl who finally “Passion, Poison and Petrification” accepts after some initial resistance. When the lady by Bernard Shaw of the house turns up, intending to stop the joyful sin- Mieczysław Weinberg’s opera Lady Magnesia is ging, the kitchen personnel begins to revolt ... based on Bernard Shaw’s play entitled “Passion, Poison and Petrification”. The one-act opera was “We Congratulate!” was recently given a highly given its concertante premiere in 2009 at the first in- successful production at the Heidelberg Theatre ternational Weinberg Festival in Liverpool. (premiere on 27 May 2017). This was the first pre- sentation of the opera in its original Russian version On 2 February 2012 this work composed in 1975 was outside Russia, after the German premiere had been given its scenic world premiere and German premiere given at the Berlin Konzerthaus in September 2012 in a German-language adaptation by Hans-Ulrich with a reduced ensemble. Duffek at the Erfurt Theatre, with musical direction by Samuel Bächli. The eccentric story of the ope- ra “Lady Magnesia” is based on Bernard Shaw’s comedy. The jealous Sir George Fitztollemache de- cides to murder his wife, who seems to have given her heart to the lackey Adolphus Bastable. A noc- turnal meeting of the married couple changes this situation, however. Adolphus becomes the victim of poisoning by the landlord. By taking an ostensible antidote consisting of plaster, the guest is petrified in death, a statue of himself. Sir and Lady Fitztolle- mache respectfully erect Adolphus‘s statue which spreads its arms out over the Fitztollemaches in a „We Congratulate“ gesture of blessing. Opera by Mieczysław Weinberg, Theatre Heidelberg

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Schnittke’s extraordinary musical language – from its early origins and the emergence of polystylism up to the three music-theatrical works of the later years entitled Life with an Idiot, Gesualdo and History of D Johann Fausten – arose from a highly individual view of the composer in our world, and also of the extensive legacy of music history.

“Each person builds his/her own cultural centre in the world,” Schnittke once said. “That doesn’t mean that he/she necessarily lives in Paris, in Darmstadt, Berlin or any other particular place. But it’s true. I have the feeling that this cultural centre lies in a meeting place that doesn’t exist in reality. Namely a meeting place between East and West, more pre- cisely between Russia and Germany – this meeting place is somewhere there. I don’t exactly know what that is, but that is the general sense of it.”

A Rich Treasure of Works There is a great deal to discover in the revised and newly reissued works catalogue of Alfred Schnittke. “EACH PERSON BUILDS HIS/HER The symphonic repertoire is extensive and contains OWN CULTURAL CENTRE ...” many well-known works such as the nine symphonies 85th Birthday of Alfred Schnittke and the Gogol Suite for orchestra, as well as hidden treasures such as the Five Fragments to Pictures of ”It is a constant awareness that there was always Hieronymus Bosch for tenor, violin, trombone, harp- something before you – that always existed – and sichord and strings, Ritual and the Hommage à Grieg that one’s entire individual musical development is for orchestra. The instrumental concertos, ranging a continuation along the path that has been there from the violin concertos and cello concertos to the for a long time, one which is far broader than your piano concertos, enjoy as widespread popularity as own path”, as Alfred Schnittke once said. “You can do the frequently performed chamber works, inclu- pursue this path, in the same direction or a different ding the work series Hymnus I-IV for various com- one, but it is always a small deviation from the great binations composed during the years 1974 to 1979. path.” Our publishing house has recently issued a printed edition of the Scherzo for orchestra (SIK 8840). This Alfred Schnittke pursued his path consistently, even early work of Alfred Schnittke had been preserved when this path became stonier during his final years, in the composer’s private archive for a long time. when despite suffering three strokes he continued According to the composer’s widow Irina Schnittke, to find the way back into his creative work. Schnittke the work was probably written in 1957 at the time of his was born on 24 November 1934 in Engels, the capital instrumentation studies with the Russian composer city of the former Volga- German Republic. He began Nikolai Rakov during the course of the orchestration his musical education in 1946 in Vienna, however, of his First Piano Quintet of 1954/55. The Scherzo where his father (originally from Frankfurt/Main) was given its world premiere on 24 January 2016 by worked for a Russian newspaper for two years. the Polish Radio Orchestra under Michal Klauza in Then the family returned to Russia, where Schnittke Warsaw. studied composition at the Moscow Conservatory. The composer was then himself employed as a The Scherzo was composed during a phase during teacher at the Moscow Conservatory from 1962 to which the composer took troubles to emancipate 1972, during which time his works became more wi- himself from his musical models at that time in order dely known in the West. Finally, in 1991, Schnittke to strike out on his own paths. As he once said whilst changed his permanent residence to Hamburg, reminiscing in 1986, composition is not only a rational teaching a composition class at the Hamburg Music matter, nor is it merely a game. “I have this feeling, Academy until 1994. The Alfred Schnittke Society even though I cannot explain it exactly, that all of has its headquarters in Hamburg today; its aim is to music is based on something that exists outside the promote the composer’s oeuvre and support musi- sphere of music – on an order that is not only musi- cological study of his works. Marked by severe cal. Music is one of many possible reflections of this illness during his final years, Schnittke died on 3 higher order. For this reason, all musical works are August 1998. attempts at revealing a small part of this order.”

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in 1989 in Yerevan. Terterian‘s wife, Irina Tigranova- Terterian, was a professor of musicology in Yerevan. Avet Terterjan entered the Music Academy in Baku in 1948, continuing his studies at the Romanos- Melikian Music Academy which he entered in 1951. Beginning in 1952 he studied composition with Eduard Mirsoian at the state Komitas Conservatorium in Yerevan. Avet Terterian occupied a number of of- fices in Armenian cultural life and in management. 1960 to 1963 he held the post of Executive Secretary of the Armenian Composers‘ Union, and was named its Vice President from 1963 to 1965. From 1970 to 1974 Avet Terterian then served as Chairman of the Music Department in the Ministry of Culture of , si- multaneously working as an editor. Beginning in 1985 he was a Professor at the Conservatory in Yerevan, and during the years 1993 to 1994 he gave master classes at the Ural Conservatory in Ekaterinburg. In order to work undisturbed on his own composi- A GREAT ARMENIAN tions, he withdrew at regular intervals to the guest- 25th Anniversary of the Death house of Dilishan, replaced by his own house at of Avet Terterian Lake Sevan beginning in 1989. In 1992 Avet Terterian was appointed President of the Austrian-Armenian The music of the Armenian composer Avet Kompo- Friends Society. In 1994 he received a stipend of the nisten Awet Terterian, the 25th anniversary of whose Province of Brandenburg, working for six months in death we shall be commemorating on 11 December Wiepersdorf. He was promised a one-year stipend 2019, is reaching an ever- growing public. The cele- of the German Foreign Exchange Service (DAAD) in brated production of his tragic opera “The Earth- 1995, but Avet Terterian died on 11 December 1994 in quake” at the Gärtnerplatztheater in Munich was Ekaterinburg, where he had intended to participate revived annually until 2007 after its premiere am 15 at a festival dedicated to him. He was cremated on March 2003. “When the earth quakes“, wrote the 19 December at the Pantheon in Yerevan. specialist journal “Opernwelt“ on the occasion of this work‘s world premiere in Munich, “then glaring The Symphonies light dazzles spectators in the ranks, the music Avet Terterian‘s last symphony was premiered in swells up to a five-fold forte before a sudden mo- 1989 and forms the conclusion of a grandiose se- ment of silence sets in; afterwards, the lament of the ries of works of this genre. The eight symphonies people forges ahead before the backdrop of an ever were composed between 1969 and 1989 and have a increasing downpour from the electronic tape heard strongly autobiographical, sometimes also visiona- above the ostinato of the tympani.. (...) ry, character. Together with the Seventh, Terterian‘s Eighth Symphony forms a unity divided into two, ”Avet Terterian often allows the music to minimalis- representing the events prior to and following the tically circle around itself and the sonic continuum severe earthquake of 1988 on the one hand, and the of the tonally centred strings to spread out over a Caucasus War (which continues today) on the other wide range, composing a chromatic motif for the hand. The Eighth Symphony is perhaps the most tra- horns recurring many times until the choir virtually gic of all, beginning with a catastrophic climax and explodes in runs of thirds and tritones ...“. The opera conveying a feeling of hopelessness. Then begins is based on the novelette “The Earthquake in Chile“ a softly intoned folkloristic song of mourning which by Heinrich von Kleist. The subject is the destruction only represents a constantly insurmountable torpor of city of Santiago de Chile in 1647; before this back- despite a bright overtone series occasionally sound- drop, there unfolds a dramatic and tragically ending ing through this. “Silence is something absolute, and love story. The staging of this work was by Claus the music strives toward silence. It is fulfilled with Guth, with musical direction by Ekkehard Klemm. infinity and depth – similarly to the Universe, which knows no boundaries and no space.“ In his com- Avet Terterian was born (baptised as Alfred Rubeno- positions, Terterian repeatedly poses the eternal vich Terterian) on 29 July 1929 in Baku, Azerbaijan. question of the meaning of existence. Terterian‘s His father, Ruben Terterian, was a renowned phy- symphonies are marked by echoes of the folk music sician in Baku. Avet‘s brother Herman became an traditions of his homeland without directly adopting opera conductor, and his son Ruben a musicologist them. His contemplative procedure of combination and author of the book “Avet Terterian“ published and association reflects a typically Armenian world-

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view. Terterian grants great freedom to the interpre- Works of Avet Terterian ters of his works, for each realisation of a symphony Well Worth Discovering can be represented in a completely different length and sonic variety. SONGS The String Quartets “THE NIGHTINGALE AND THE ROSE“ Terterian himself said that chamber music, unlike for voice and piano (1948) his symphonic works, does not stand at the central (also exists in a piano solo adaptation focus of his oeuvre. Following his First String Quartet by Chaika Melikian) in 1963, however, he indeed managed to compose another work in this genre in 1976. “My quartet “THE DNIEPER RIVER“ music demands that the listener concentrate and for bass baritone and piano (1953) immerse himself in the sound as the primordial sour- “EACH NIGHT IN MY GARDEN“ ce of musical thought. The sound pulsates internally. for voice and piano (1954) When one enters its variegated world, then one sen- ses the pulse of life. Sound is a means of experien- “YOU ALONE KNOW IT“ cing the infinite and boundless quality of the world.“ for voice and piano (1963) “IN THE FORGOTTEN FIELD“ The Operas for baritone and piano (1964) Alongside the opera “The Earthquake“ which was on the programme of the Munich Gärtnerplatztheater “CAN BE TOMORROW“ for a number of years, the less well-known opera for voice and piano (1964) “The Fire Ring“ should be mentioned. A new produc- “LULLABY FOR MY CITY“ tion of the opera “The Fire Ring“ by Terterian was for voice and piano (1965) given its premiere on 1 September 2014 at the Shusha Fortress in the Nagorno-Karabakh Republic. “I DON‘T BELIEVE IT“ for voice and piano (1965) “The Fire Ring“ was written in 1967 and is the first “HOW ARE YOU SUPPOSED TO KNOW“ opera by the Armenian composer. The opera was for voice and piano (1967) given its world premiere that same year by the Academic Spendiarov Opera and Ballet Theatre in Yerevan with great success, and continued to be CHORAL WORKS performed there for many years. The novel on which “THE LONELY TREE“ this opera is based, “The Forty-First“ by Boris Lav- for choir a cappella (1953) renyov, originally served as the basis of an Armenian cinema film and won an award in 1957 in Cannes. SONGS FOR CHOIR AND PIANO (1958) The German premiere of “The Fire Ring“ took place in 1977 in the then East German city of Halle during VOCAL SYMPHONIC WORKS the course of the Händel Festival being held there. The opera takes place at the time of the Russian Civil “HOMELAND“ War. A soldier of the Red Army succeeds in captu- Vocal Symphonic Cycle for soprano ring a White Guard officer as prisoner. baritone and orchestra to texts by O. Shiras, O. Tumanian and A bloody battle rages around the men, with count- E. Alexandrova (1957) less casualties on each side. The two soldiers ul- “REVOLUTION“ timately remain alone. It soon becomes apparent Vocal Symphonic Cycle for soprano that the Red Army soldier is a woman. In the twi- baritone and orchestra light she sings to the feverish enemy in his sleep, to Armenian texts by U. Charenz (1960) and the mountains join in with her singing. In their loneliness, the enemies do not speak to one another. “SHARAKAN“ Gradually, however, feelings of love begin to bur- for choir and orchestra (1967) geon in the young woman – she dreams of being a beloved woman. Nor does the White Guard soldier Please request the Complete Works Catalogue of have the heart to kill his opponent, even when an Avet Terterian at our publishing house or download opportunity to do so presents itself. This tender con- it from our website. www.sikorski.de vergence is interrupted when soldiers of both sides come closer again – the world once again breaks up into friend and enemy. In the end, the Red Army soldier shoots the White Guard soldier dead.

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can premiere on 26 January 2018 by the St. Louis Symphony Orches- tra under the direction of David Robertson.

KATERINA ISMAILOVA SYMPHONY IN UTRECHT Thomas Sanderling will conduct the Radio Filharmonisch Orkest in LERA AUERBACH’S “72 ANGELS” the Dutch premiere of Benjamin CONQUERS EUROPE Basner‘s Symphony “Katerina After numerous local premieres in Ismailova”, which processes the- various European countries, we mes by the opera of the same title EMANUEL PAHUD PLAYS can now announce the Swedish by Dmitri Shostakovich, on 12 GUBAIDULINA’S MUSIC FOR FLUTE, premiere of Lera Auerbach‘s work January 2018 in Utrecht. “Katerina STRINGS AND PERCUSSION “72 Angels: In splendore lucis” for Ismailowa” is the title of the new None other than the Swiss flutist choir and saxophone quartet with toned-down 1959 version of his Emanuel Pahud will be the soloist the Swedish Radio Choir and the opera “Lady Macbeth of Mtsensk” in the Swiss premiere of Sofia Raschèr Saxophone Quartet un- which had provoked Stalin’s resis- Gubaidulina’s Music for Flute, der the direction of Peter Dijkstra tance during the mid-1930s. Strings and Percussion on 8 Ja- on 20 January 2018 in Stockholm. nuary 2018 in Lausanne. He will be The Swiss premiere, this time with accompanied by the Orchestre de the Raschèr Saxophone Quartet, TOBIAS LEPPERT’S REDUCED chambre de Lausanne conducted the Zurich Sing-Akademie and the VERSION OF by Joshua Weilerstein. Collegium vocale of the Franciscan “ROMEO AND JULIET” Church in Lucerne, will be presen- The version of Sergei Prokofiev’s ted on 10 March 2018 in Zurich, ballet classic “Romeo und Julia” SWEDISH AND LATVIAN PREMIERES followed by another performance reduced to only 27 orchestral OF FIRSOVA‘S “LEAVING” on 11 March 2018 in Lucerne parts by Tobias Leppert received Elena Firsova’s “Leaving” for string its world premiere in 2010 at the orchestra will be given its Swedish Pforzheim Theatre. This increa- remiere in Umea on 1 February singly popular orchestral version 2018 by the Norrland Opera will now be premiered at the Hof Orchestra conducted by Kolja Theatre on 26 January 2018. The Blacher. Prior to that, Blacher will original version of the ballet will perform the Latvian premiere of then be premiered in a new cho- this work in Riga on 27 January reography at the Gelsenkirchen’s 2018 with the Riga Sinfonietta. Music Theatre in the Ruhr on 27 February 2018.

AMERICAN PREMIERE OF JOCHEN NEURATH’S ADAPTATION RUZICKA’S ELEGIE OF THE RAVEL PRÉLUDE In his work “ELEGIE: Memory for In our summer magazine entitled Orchestra” the composer Peter “Neu besetzt” (Newly Adapted) Ruzicka refers to Richard Wagner. with adaptations of well-known He says: “The last 13 bars that works of music history, we reported Richard Wagner wrote, and which briefly on Jochen Neurath’s highly he played for friends the evening interesting orchestration of the THE SWR VOCAL ENSEMBLE SINGS before his death at the Palazzo “Images” by Claude Debussy. Pri- MAHNKOPF’S “VOICED VOID” Vendramin, are a declaration of or to this, however, Neurath had al- During the course of the Éclat Fes- love for Cosima – in the form of a ready adapted another impressio- tival of New Music, Claus-Steffen mysterious question. The ‘Elegie’ nist piece, the “Prélude” of Mau- Mahnkopf‘s work “voiced void” seems to be a musical self-obser- rice Ravel, for chamber orchestra. for 24 voices will be given its world vation which, as if from afar, points This new version will be given its premiere at the SWR Stuttgart on to ‘Tristan’ and the events sur- world premiere on 30 January 2018 3 February 2018, performed by the rounding its creation.” Ruzicka‘s in Leipzig, performed by the Leipzig SWR Vocal Ensemble under the “ELEGIE” will be given its Ameri- Sinfonietta. direction of Rupert Huber.

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