MITTEILUNGEN

DER INTERNATIONALEN GLUCK-GESELLSCHAFT

NR. 3 NOVEMBER 2000 Vorbemerkung 3 Autoren dieser Ausgabe ...... 3 Programm der Generalversammlung 2000 in Berching ...... 4 Zur Aufführung von Ch. W. Glucks in Berching (Nordgautag Berching 2000) ...... 5 Grußwort (Rudolf Eineder)...... 5 Grußwort (Gerhard Croll) ...... 6 Konzept der Gluck-Pflege in der Stadt Berching (Thomas A. H. Schöck) ...... 6 Rudolf Gerber (1899-1957), Initiator der Gluck-Gesamtausgabe (Gerhard Croll)...... 9 Zum Stand der Gluck-Studien (Irene Brandenburg)...... 9 Neuere Literatur zum Thema Gluck (nach 1990) (Irene Brandenburg) ...... 12 Zum Stand der Gluck-Gesamtausgabe (Elisabeth Richter) ...... 12 Tätigkeitsbericht 1999 GGA Salzburg (Gerhard Croll) ...... 15 Wo hat die IGG seit 1991 getagt? (Gerhard Croll) ...... 19 Aus dem Vereinsleben (Gerhard Croll)...... 19 Vorbemerkung Das dritte Heft der MITTEILUNGEN DER INTERNATIONALEN GLUCK- GESELLSCHAFT (11/2000) wird den Mitgliedernanlässlich der Generalversammlung 2000 in Berching überreicht. Die Stadtgemeinde Berching – Glucks Geburts- und Tauforte Erasbach und Weidenwang sind Ortsteile dieser besonders schönen Stadt in der Oberpfalz – und ihrem Ersten Bürgermeister, Herrn Rudolf Eineder, sei auch an dieser Stelle für die Einladung und das förderliche Interesse aufrichtig gedankt. Redaktion: Irene Brandenburg und Gerhard Croll. Postanschrift: A-5020 Salzburg, Bergstr. 10. Fax: (0662)-8044-4660. Tel.: (0662)-8044-4655, e-mail: [email protected] oder: [email protected]

Autoren dieser Ausgabe Irene Brandenburg, Salzburg Gerhard Croll, Salzburg Rudolf Eineder, Berching Elisabeth Richter, Salzburg Thomas A. H. Schöck, Erlangen

Die Beiträge von Rudolf Eineder (Grußwort, S. 3), Gerhard Croll (Grußwort, S. 4) und Thomas A. H. Schöck (Konzept der Gluck-Pflege in der Stadt Berching, S. 5-6) stammen aus dem Programmheft zur Aufführung von Glucks Orpheus und Eurydike in Berching anlässlich des Nordgautages Berching 2000. Internationale Gluckgesellschaft Generalversammlung 2000 3.-5.11.2000 in Berching

PROGRAMM

Freitag, 3. November 2000 Individuelle Anreise

20 Uhr Empfang im Sitzungssaal der Stadt Berching

Samstag, 4. November 2000 10 Uhr Besichtigung der Gluck-Ausstellung im Rathaus der Stadt Berching mit anschließender Stadtführung 12.30 Uhr Gemeinsames Mittagessen (Einladung der Stadt Berching) 14.30 Uhr Generalversammlung der Internationalen Gluck- Gesellschaft im Kulturhaus Schranne 20 Uhr Kammerkonzert mit Werken von Ch. W. Gluck im Kulturhaus Schranne

Sonntag, 5. November 2000 Besichtigung der Denkmäler, des Geburtshauses und der Taufkirche von Ch. W. Gluck in Erasbach bzw. 10 Uhr Weidenwang Ende der Veranstaltung Zur Aufführung von Ch. W. Glucks Orfeo ed Euridice in Berching (Nordgautag Berching 2000) Grußwort des 1. Bürgermeisters Rudolf Eineder Mit seinem Lebenswerk hat Christoph Willibald Ritter von Gluck bereits vor mehr als 200 Jahren das vorexerziert, was heute als große Errungenschaft und Attribut unserer Zeit gehandelt wird: eine europäische Karriere. Geboren in einem kleinen Dorf in der Oberpfalz, das heute zur Stadtgemeinde Berching gehört, führte ihn sein Weg über Böhmen und Prag in die große europäische Musikwelt. In Wien, Hamburg, Mailand, London und Paris feierte Gluck seine großen Erfolge. Nicht Herkunft oder Nationalität waren von Bedeutung, allein sein Können und seine Fähigkeiten zählten. Für uns ist Gluck heute nicht nur der berühmteste Sohn unsrer Stadtgemeinde. Er ist für uns auch ein Bindeglied nach Europa und in die ganze Welt. Zahllosen Musikfreunden ist der Name Christoph Willibald Gluck ein Begriff. Wer sich mit Musikgeschichte beschäftigt oder sich für Opern begeistert, lernt Gluck als großen Komponisten und Opernreformator kennen. Unweigerlich stößt der Interessierte bei seinen Nachforschungen auf das kleine Dorf in unserer Stadtgemeinde, wo Christoph Willibald Gluck zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte. Mehr als 250 Jahre später kommen Opernfreunde von weit her, um diesen Ort zu besuchen. Für uns erwächst daraus die Verpflichtung, das Andenken an „unseren großen Gluck“ zu pflegen und zu bewahren. Am besten kann dies natürlich mit der Aufführung von Gluck’schen Werken geschehen. Bereits in der Vergangenheit haben wir in Berching und Erasbach immer wieder Werke von Gluck aufgeführt. Anlässlich der Eröffnung des 33. Bayerischen Nordgautages am 22. Juni 2000 in Berching haben wir uns erstmals an die Freilicht-Aufführung einer Gluck- Oper gewagt. Mit tatkräftiger Unterstützung durch das Collegium Noricum unter Leitung von Kurt Karl kann – sofern der Wettergott mitspielt – „Orpheus und Eurydike“ am historischen Pettenkoferplatz „uraufgeführt“ werden. Im Namen der Stadt Berching wünsche ich diesem Experiment viel Erfolg. Ich freue mich mit Ihnen auf die Aufführung und auf einen anregenden Opernabend! Rudolf Eineder (1. Bürgermeister) Grußwort von Herrn Professor Dr. Gerhard Croll Die Stadt Berching, mit vieltürmigen Mauern eingefasstes Juwel der Oberpfalz, fühlt sich nicht nur seit und mit der Eingemeindung von Erasbach und Weidenwang „ihrem“ Christoph Willibald Gluck innig verbunden. Berching hat dieser Verbundenheit schon wiederholt und höchst eindrucksvoll Ausdruck verliehen. Besonders eindrucksvoll geschah dies durch Aufführungen seiner Musik, aber auch durch eine Ausstellung im Heimatmuseum Berching. Aus Anlaß des Nordgautages 2000 wird Glucks Orpheus und Eurydike aufgeführt. In der italienischen Fassung war dieses Meisterwerk die erste der sogenannten Gluckschen Reformopern. Die Darbietung in Berching verspricht Besonderes. Da ist zunächst der „Ort der Handlung“. Handelt es sich doch um eine Freilichtaufführung, unter Einbeziehung von Türmen und Mauern der alten Stadtbefestigung, an einem der schönsten Plätze der Stadt. Möge der blitze-schleudernde Zeus anderswo weilen! Vielversprechend aber auch die Solisten und das Ensemble – mit dem Collegium Noricum und einer höchst engagierten Chorgemeinschaft aus Neumarkt, Nürnberg und Fürth – unter der Leitung des Gluck-erfahrenen Maestro Kurt Karl. Möge die Aufführung ein Schritt zur engeren Zusammenarbeit zwischen musikalischer Praxis und wissenschaftlich fundierter und praxisnaher Musikforschung sein. Die Gluck-Gesamtausgabe – bisher liegen dreißig Bände vor – bietet in dem Bemühen, die bestmöglichen Voraussetzungen zu geben, um dem unerfüllbaren Anspruch des Meisters – „Die Gegenwart des Komponisten ist bei der Aufführung einer solchen Musik so unerlässlich, wie die Sonne zu den Schöpfungen der Natur gehört.“ – so nahe wie möglich kommen zu können, ein verlässliches und (pro futuro) gerade auch für den Aufführungsort Berching anregendes Angebot. Die Internationale Gluck-Gesellschaft wünscht allen Mitwirkenden und Zuhörern und Bürgern der Stadt eine eindrucksvolle Begegnung mit dem großen Europäer aus der Oberpfalz und seinem „Orpheus“! Gerhard Croll

Konzept der Gluck-Pflege in der Stadt Berching Die Stadt Berching, deren Ortsteile Erasbach und Weidenwang mit der Lebensgeschichte von Christoph Willibald Gluck (* 2.7.1714 in Erasbach; † 15.11.1787 in Wien) als Geburts- und Taufort eng verbunden sind, hat sich zum Ziel gesetzt, das Andenken an den großen Musiker intensiver zu pflegen. Dabei soll vor allem der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Chr. W. Gluck sich selbst immer als europäischen Musiker betrachtet hat und von seinen Zeitgenossen so verstanden worden ist. Die Transnationalität seiner Musik korrespondiert eng mit den Vorstellungen, die Grundlagen der europäischen Einigung sind. In besonderem Maße gilt dies aktuell für die Verbindung nach Tschechien: Auf der Suche nach einer Partnerstadt in Tschechien wird die Stadt Berching auch die Lebensstationen von Chr. W. Gluck in die Überlegungen einbeziehen. Im einzelnen sollen folgende Maßnahmen ergriffen werden: 1. Internationale Gluck-Gesellschaft Die im Jahre 1987 in Wien gegründete Internationale Gluck-Gesellschaft (Präsident: Prof. Dr. Gerhard Croll, Universität Salzburg) will ihre Jahrestagung 2000 vom 3.-5. November 2000 in Berching abhalten. Der Mitgliederversammlung soll bei dieser Gelegenheit der Vorschlag vorgelegt werden, den Sitz der Gesellschaft dauerhaft an den Geburtsort von Chr. W. Gluck zu verlegen. Jedenfalls soll eine enge und intensive Verbindung hergestellt werden. Im nächsten Heft der Mitteilungen soll auf die in Berching laufenden und geplanten Aktivitäten zur Intensivierung der Gluck-Pflege in einem gesonderten Beitrag hingewiesen werden. 2. Museum Die Stadt Berching plant, einen Turm ihrer Stadtbefestigung dauerhaft als Museum zur Pflege der Erinnerung an Chr. W. Gluck zur Verfügung zu stellen. Dabei ist nicht nur an die Präsentation historischer Exponate (Dokumente über das Leben des Komponisten, Belege von Aufführungen seiner Werke), sondern vor allem auch an zeitgemäße Angebote (multimediale Darstellungen aus Leben und Schaffen) gedacht, die auch über das Internet verbreitet werden können und die Mögllichkeiten moderner Medienpädagogik nutzen. Von den Opernhäusern, die sich in besonderer Weise in der Pflege der Werke Chr. W. Glucks engagiert haben (Wien, Paris, Mailand, Drottningholm, Krummau), sollen Entwürfe und Modelle von Bühnenbildnern erbeten werden, die einen Überblilck über die Aufführungstraditionen geben. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Leben und Werk des Komponisten soll durch eine Homepage unterstützt werden, die Verbindungen zu den wichtigen Institutionen herstellt, die sich mit Chr. W. Gluck befassen (Chr. W. Gluck-Arbeitsstellen an der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und am Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg; Internationale Gluck-Gesellschaft, Wien/Salzburg, weitere Forschungsstellen). Auch an das Angebot von Dokumenten über (mit Unterstützung der Arbeitsstelle in Mainz ausgewählte und von den jeweiligen Eigentümern bereitgestellte) Mikrofilme ist zu denken. Im Rahmen der verfügbaren Mittel sollen Literatur und Tonträger gesammelt und für Interessierte zugänglich gemacht werden. 3. Wanderweg Für die Besucher der Stadt Berching soll – in Teilen bereits bis Sommer 2000 – ein Chr. W. Gluck-Wanderweg eingerichtet werden, der in verschiedenen Versionen (einstündiger und dreistündiger Fußwanderweg sowie Rundwanderweg) die Ortsteile Erasbach und Weidenwang verbindet und an allen relevanten Stätten (Geburtshaus, Taufkirche, Denkmäler) vorbeiführt. An verschiedenen Stationen sollen mit Hilfe moderner Medien Impressionen aus Leben und Werk des Komponisten vermittelt werden. 4. Musikalische Aufführungen In Anknüpfung an die Berchinger Sommerkonzerte und die Aufführung der Oper „Orpheus und Eurydike“ am 22. und 23.06.2000 anlässlich des vom 22.06.-25.06.2000 stattfindenden Norgautages Berching 2000 sollen die Werke des Komponisten in Berching regelmäßig aufgeführt werden. Dazu bietet die von der Akademie der Wissenschaften Mainz – unter Mitarbeit internationaler Experten – herausgegebene, im Bärenreiter-Verlag Kassel erschienene Gesamtausgabe eine hervorragende Grundlage. Bisher sind 30 Bände erschienen. Auch die Aufführung von Werken der Zeitgenossen oder späterer Komponisten, die Werke Glucks rezipiert haben, soll einbezogen werden. Für die zeitgenössische Musik könnte ein Wettbewerb ausgeschrieben werden. 5. Marketing Im Rahmen des Marketings der Stadt Berching sollen Tonträger, Literatur und andere Gluck-bezogene Stellen zum Verkauf angeboten werden. Thomas A. H. Schöck Rudolf Gerber (1899-1957), Initiator der Gluck-Gesamtausgabe Am 15. April 1999 jährte sich der Geburtstag von Rudolf Gerber zum 100. Mal. Als Schüler von Hermann Abert wurde er schon frühzeitig an die Oper und die Musik der Klassik herangeführt (Dissertation über Die Arien in den Opern Johann Adolf Hasses, Leipzig 1922). 1941 erschien sein Gluck-Buch (erweiterte Neuauflage 1950). Seine Gluck-Studien haben ihn zur Planung einer Gesamtausgabe der Werke Glucks geführt, die er, unterstützt von dem Gründer und Leiter des Bärenreiter-Verlages, Karl Vötterle, einem begeisterten Gluckianer, noch während des 2. Weltkrieges ins Werk setzte und bis zu seinem frühen Tod († 6. Mai 1957) alleinverantwortlich leitete. Die monumentale Ausgabe der französischen Fassung von (erschienen 1957) – zuvor hatte er die Bände Echo et Narcisse und herausgegeben – ist zu seinem verpflichtenden Vermächtnis an die Gluck- Gesamtausgabe und an die Gluckforschung geworden.

Bibliographie in: Rudolf Gerber, Zur Geschichte des mehrstimmigen Hymnus. Gesammelte Aufsätze (Musikwissenschaftliche Arbeiten Nr. 12), Kassel etc. 1965 (hrsg. v. Gerhard Croll), S. 128-138 Nachruf in: Die Musikforschung X (1957), S. 384-387 (Anna Amalie Abert)

Gerhard Croll Zum Stand der Gluck-Studien Die Konzipierung, wissenschaftliche Betreuung und Herausgabe der Gluck- Studien gehört zu den vordringlichen Zielen der IGG. Es sollen vor allem größere geschlossene Arbeiten (unter Einschluß von Kongreßberichten, Dokumentationen, Bibliographien und Quellen) veröffentlicht werden, kleinere Arbeiten nur dann, wenn sie in einem bestimmten thematischen Zusammenhang stehen. Die Referate, die beim anläßlich des Gedenkjahres 1987 in Wien stattgefundenen Internationalen Gluck-Kongresses gehalten wurden, sind als erster Band der Gluck-Studien (Bärenreiter-Verlag, Kassel 1989) veröffentlicht worden. Der im Druck befindliche zweite Band enthält den Kolloquiumsbericht „Tanzdramen/Opéra-comique“, Mainz 1992 (hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Hortschansky) und wird im Herbst 2000 erscheinen. Der dritte Band der Gluck-Studien (hrsg. v. Irene Brandenburg) enthält vier Beiträge, die sich mit der Wiener Überlieferung Gluckscher Werke (Musikquellen und Libretti) sowie mit dem Themenkomplex „Wiener Schreiber“ befassen. 1. Thomas A. Denny: Wiener Quellen zu Glucks „Reform“-Opern: Datierung und Bewertung 2. Josef-Horst Lederer: „[...] von denen eingangs benannten Supplicanten unter eines jeden eigenen Hand:Unterschrift Copiaturen anbegehret.“ Vier Eingaben zur Nachbesetzung einer Kopistenstelle am Wiener Hof aus dem Jahre 1755 – ein erster Bericht 3. -LĜt =iORKD .RPSRVLWLRQHQ YRQ &KULVWRSK :LOOLEDOG *OXFN LQ ýHVNêKrumlov 4. Elisabeth Th. Hilscher: Christoph Willibald Gluck: Libretti in Wiener Sammlungen – ein Katalog Der Umfang des Bandes beläuft sich auf rund 250 Druckseiten, wobei die Textbeiträge durch zahlreiche Notenbeispielen, Faksimile-Abbildungen, Schriftproben und Wasserzeichen ergänzt werden. Nachdem die redaktionellen Arbeiten sowie die Erstellung und Einrichtung eines Computermanuskriptes weitgehend abgeschlossen sind, wird die Druckvorlage in Kürze an den Bärenreiter-Verlag gehen, so daß mit einem Erscheinen noch im Jahr 2001 gerechnet werden kann. Ebenfalls in Vorbereitung befindlich ist der vierte Band der Gluck-Studien (hrsg. von Monika Woitas und Gerhard Croll). Er wird voraussichtlich die Jahrgänge 1758-1761 von Philipp Gumpenhubers Repertoire-Verzeichnis des Burgtheaters und des Kärntnertortheaters enthalten. Diese nur handschriftlich überlieferte Quelle liefert wichtige Daten und Aufführungsnachweise über den Spielplan der beiden im besonderen für Glucks Bühnenwerke bedeutenden Wiener Theater. Die Publikation in den Gluck-Studien ist seit vielen Jahren geplant und vorbereitet worden. Sie wird eine weitgehend diplomatisch getreue Wiedergabe des Gumpenhuberschen Manuskriptes sowie ein ausführliches und detailliert aufgeschlüsseltes Register enthalten. Weitere Jahrgänge des Gumpenhuber-Repertoires sollen in künftigen Bänden der Gluck-Studien erscheinen. Irene Brandenburg Neuere Literatur zum Thema Gluck (nach 1990) Renate Ulm, Glucks Orpheus-Opern: die Parma-Fassung von 1769 als wichtiges Bindeglied zwischen dem Wiener Orfeo von 1762 und dem Pariser Orphée von 1774, Frankfurt a.M. - New York 1991 (Europäische Hochschulschriften XXXVI, Bd. 70) Bruce Alan Brown, Gluck and the French Theatre in Vienna, Oxford - New York 1991 Anna Amalie Abert, Geschichte der Oper, Kassel – Stuttgart – Weimar 1994, darin im Kapitel „Deutsche Kosmopoliten“: Christoph Willibald Gluck (S. 351-372) Patricia Howard, Gluck: an eighteeth-century portrait in letters and documents, Oxford - New York 1995 Elisabeth Grossegger, Gluck und d’Afflisio (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, 622. Bd.), Wien 1995 Daniel Heartz, Haydn, Mozart and the Viennese School 1740-1780, New York – London (1995), darin das Kapitel 3: „Gluck and the Operatic Reform“ (S. 143-234) Alessandra Martina, Orfeo – Orphée di Gluck: storia della trasmissione e della recezione, Florenz 1995 Herbert Heckmann, Das Problem der Identität - E.T.A. Hoffmann, Ritter Gluck, Stuttgart 1997 Reinhold Hammerstein, Die Stimme aus der anderen Welt: über die Darstellung des Numinosen in der Oper von Monteverdi bis Mozart, Tutzing 1998, darin Kapitel IV „Gluck und das Orakel“ (S. 125-150) Paolo Gallarati, L’Europa del melodramma. Da Calzabigi a Rossini, Alessandria 1999 Dieter Haberl, Christoph Willibald Gluck. Biographische Wurzeln in der Oberpfalz und in Böhmen, in: Festschrift zum 33. Bayerischen Nordgautag in Berching, hrsg. v. Oberpfälzer Kulturbund, Berching 2000, S. 115-116 Hildegard Surner, Christoph Willibald Gluck – ein Europäer aus der Oberpfalz, in: Festschrift zum 33. Bayerischen Nordgautag in Berching, hrsg. v. Oberpfälzer Kulturbund, Berching 2000, S. 129-130 Zum Stand der Gluck-Gesamtausgabe Abteilung I: Musikdramen

Bd. Werk Herausgeber Jahr 1 Orfeo ed Euridice Anna Amalie Abert, 1963; 21974 Wiener Fassung, 1762 Ludwig Finscher 2 Karl Geiringer 1972 3a Alceste (Notenband) Gerhard Croll 1988 Wiener Fassung, 1767 4 Paride ed Elena Rudolf Gerber 1954; 21986 5a Iphigénie en Aulide (Notenband) Marius Flothuis 1987 5b Iphigénie en Aulide (Textband) Marius Flothuis 1989 6 Orphée et Euridice Ludwig Finscher 1967; 21982 Pariser Fassung, 1774 7 Alceste Rudolf Gerber 1957 Pariser Fassung, 1776 8a (Notenband) Klaus Hortschansky 1987 8b Armide (Textband) Klaus Hortschansky 1991 9 Iphigénie en Tauride Gerhard Croll 1973; 21998 Pariser Fassung, 1779 10 Echo et Narcisse Rudolf Gerber 1953; 21973 11 Iphigenie auf Tauris Gerhard Croll 1965; 21996 Deutsche Fassung, Wien 1781 Abteilung II: Tanzdramen

1 . Semiramis Richard Engländer 1966 Abteilung III: Italienische Opere Serie und Opernserenaden

6 Axel Beer 1997 8) László Somfai 1968 12 La Semiramide riconosciuta Gerhard Croll, 1994 Thomas Hauschka 14 Gabriele Buschmeier, 1990 Prager Fassung, 1750 Hanspeter Bennwitz 16 La clemenza di Tito Franz Giegling 1995 17 Gerhard Croll 1958; 21973 18 Gerhard Croll 1969 19 L´innocenza giustificata / La Vestale Josef-Horst Lederer 1999 22 László Somfai 1978 24 Ezio Gabriele Buschmeier 1992 Wiener Fassung, 1763/64 25 Bernd Baselt 1970 26 Gerhard Croll 1974 Abteilung IV: Französische komische Opern

1 L´Ile de Merlin Günther Hausswald 1956 3 Le Diable à quatre Bruce A. Brown 1992 5 L´Ivrogne corrigé Franz Rühlmann 1951 6 Le Cadi dupé Daniela Philippi 1999 7 La Rencontre imprévue Harald Heckmann 1964 Abteilung V: Instrumentalmusik

1 Triosonaten Friedrich-Heinrich 1961 Neumann Abteilung VI: Vokalmusik noch kein Band erschienen Abteilung VII: Supplement

1 Libretti Klaus Hortschansky 1995

Elisabeth Richter Jahresbericht 1999 Österreichische Arbeitsstelle der Gluck-Gesamtausgabe im Institut für Musikwissenschaft der Universität Salzburg Leiter: em. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Croll Mitarbeiterinnen: Dr. Irene Brandenburg, Mag. Elisabeth Richter Die Tätigkeit der beiden Mitarbeiterinnen - Frau Dr. Irene Brandenburg (extern) und Frau Mag. Elisabeth Richter (intern) - erstreckte sich, in unterschiedlichem Ausmaß, über das ganze Jahr. Die Arbeiten an Vorwort und Kritischem Bericht zum Band I/3b der GGA, Alceste (italienische Fassung Wien 1767), konnten zwar nur eingeschränkt weitergeführt werden; weitere Ergänzungen zum - jetzt im wesentlichen fertiggestellten - Teil A des Kritischen Berichtes wurden eingearbeitet, Faksimile-Abbildungen aus der handschriftlichen Hauptquelle (A-Wn, OA 454) an Ort und Stelle vorbereitet. Bei den Studien zu den sehr bemerkenswerten „geistlichen“ und „weltlichen“ Alceste-Bearbeitungen - ein eigenes Kapitel im Vorwort - stand die von Mozart (Alceste-Arie aus II/2 als Thema für Klaviervariationen) im Vordergrund. Sie soll in den Noten-Anhang zum Band GGA I/3b aufgenommen werden. Die Druckvorlage wurde vorbereitet. Die bei der Ermittlung und Untersuchung der autographen Quelle(n) erbrachten Ergebnisse sollen in einem Referat über diese Gluck- Bearbeitung Mozarts - sie ist in der NMA noch nicht erschienen - im Juni d. J. in Augsburg dargestellt werden (Gerhard Croll). Für den Band III/19 der GGA, L’innocenza giustificata, herausgegeben von Josef Horst Lederer, las Irene Brandenburg eine Blindkorrektur, parallel begleitet von Elisabeth Richter. Mit dem Herausgeber dieses Bandes fanden auch im Berichtsjahr mehrere Arbeitsgespräche in Salzburg statt. Dabei spielte die Frage und Suche nach der „zweiten Fassung“, La Vestale, eine große Rolle. Bei den Vorbereitungen für das Supplement der GGA - Briefe von und an Christoph Willibald Gluck, herausgegeben von Gerhard Croll - wurde von Elisabeth Richter eine Datenbank der Erst- und Zweitbriefe angelegt. Als Grundlage dienten die bisherigen einschlägigen Veröffentlichungen (vor allem Mueller von Asow und Kinsky) und die - z.T. noch weiter aufzuarbeitenden - Unterlagen des Hrsg. (Stand August 1999: 194 Nrn.). Daneben werden fortlaufend die erfaßten und vorhandenen bzw. in Kopie (noch) fehlenden Dokumente zu Glucks Leben und Schaffen überprüft. Die Einarbeitung in die Transkribierung von Briefen und Dokumenten wurde intensiv betrieben und ist gut vorangeschritten. Transkibiert und in den Computer eingegeben wurde die Korrespondenz Gluck-Klopstock, einige Gluck-Kruthoffer-Briefe und Einzelbriefe an Kaunitz und Padre Martini. Eine Studie über den sog. „Revers“ Klopstock-Nanette Gluck ist in Arbeit (Elisabeth Richter). Die Beschaffung noch fehlender Gluck-Dokumente (Kopien bzw. Mikrofilme) kann bald in Angriff genommen werden. (Entsprechende finanzielle Mittel - Studienaufenthalte vor Ort (insbesondere in Wien) eingeschlossen - sind für das nächste Jahr vorgesehen und für das Subventionsansuchen 2001 vorgemerkt.) Beispielhaft transkribiert wurden die Dokumente zur sog. Lobkowitz-Schuldverschreibung (1769 ff.), die bereits ausgewertet sind und - in Absprache mit dem Besitzer - veröffentlicht werden sollen. Im Zusammenhang mit den von österreichischen Mitarbeitern der GGA in Österreich vorbereiteten Bände fanden mehrere Arbeitsgespräche statt: mit Prof. Antonicek über Gluck und Klopstock, im besonderen betr. Glucks Vertonungen Klopstockscher Odendichtungen, in Wien; mit Prof. Lederer in Salzburg zur Endredaktion und zur - in Salzburg mitgelesenen - ersten Korrektur zum Band L’innocenza giustificata. Besondere Bedeutung wurde im abgelaufenen Jahr der weiteren Einarbeitung von Frau Mag. Elisabeth Richter in die Agenden der Österreichischen Arbeitsstelle der GGA in Salzburg durch den Leiter beigemessen. Die regelmäßige Anwesenheit der (seit Juli 1999 halbbeschäftigten) Mitarbeiterin ermöglichte eine kontinuierliche und konsequente Zusammenarbeit, die in zunehmendem Maße selbständige Tätigkeiten zur Folge hatte. In der Woche vom 8. bis 12. November arbeitete Frau Richter in Wien in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und in der Handschriftensammlung, sowie im Hofkammerarchiv (ein Arbeitsbericht wurde vorgelegt). Studienaufenthalte in Wien galten Gluck-Autographen und der Partiturkopie der italienischen Alceste aus dem Opern-Archiv (Musiksammlung der Österr. Nationalbibliothek, O.A.454), sowie Besprechungen über die Österreichische Arbeitsstelle der GGA in Salzburg im Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr (am 25.11. gemeinsam mit den Herren Antonicek und Lederer). Studien zu Gluckbriefen und -dokumenten - u.a. betr. vom Wiener Kaiserhof geleistete Zahlungen an Gluck - sowie zur handschriftlichen Überlieferung seiner Werke in zeitgenössischen Abschriften wurden fortgesetzt (ÖNB Musik- und Handschriftensammlung; Hofkammerarchiv/Croll, Richter). Fortgesetzt wurden auch die Kontakte mit in- und ausländischen Autographen- und Musikalienhandlungen (insbesondere Stargardt/Berlin und Sotheby´s/London und Wien). Die Versuche, mit den neuen Besitzern angebotener Gluck-Autographen in Verbindung zu kommen, hatten nur teilweise den gewünschten Erfolg. Für die Vermittlungshilfe sei auch an dieser Stelle den einschlägigen Autographenhandlungen aufrichtig gedankt. In Evidenz gehalten werden weiterhin - soweit möglich - Aufführungen von Bühnenwerken von Gluck und dazu erschienene Programmhefte u.ä. beschafft. In besonderen Fällen war es möglich, Kassetten-Mitschnitte zu bekommen. Nach wie vor im Vordergrund des internationalen Interesses stehen - nach dem „Spitzenreiter“ Orfeo ed Euridice bzw. Orphée et Euridice - die Pariser Musikdramen (insbesondere die beiden Iphigenien und Armide); Aufführungen von Werken der Abt. III (Italienische Opere serie und Opernserenaden) und IV (Französische komische Opern) gehören (immer noch) zu den Ausnahmen (1999 z.B. La contesa de´ Numi und La Rencontre imprévue). Auch Glucks Tanzdramen werden nur selten aufgeführt (bei dem 1998 in Drottningholm aufgeführten Don Juan-Ballett handelt es sich um eine - nach dem Vorbild der UE-Edition zusammengestellte - Mischfassung aus Semiramis, Don Juan und Alessandro). Als höchst erfreulich hervorzuheben ist die jetzt als CD erschienene Produktion der italienischen Alceste (Drottningholm 1998, Naxos, classics, 3 CDs)), die auf der Edition in der GGA beruht. Bei den Kontakten mit den betreffenden Musiktheatern gilt das besondere Interesse den bei Einstudierung und Aufführung gemachten Erfahrungen vor allem der musikalischen Leiter. Der beim Kolloquium „Historische Musikinstrumente in Dresden“ am 6. Dezember 1998 im Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der Technischen Universität Dresden verlesene Vortrag von Gerhard Croll über „Mechanische Musikspielwerke in Roentgen-Möbeln ca. 1770 bis 1790“ (mit Kompositionen bzw. Bearbeitungen von Gluck) wurde überarbeitet und erweitert und erscheint so in dem von Hans-Günter Ottenberg und Wolfram Steude herausgegebenen Tagungsbericht (im Druck). Für den dritten Band der Gluck-Studien, „Glucks Werke in Wiener Quellen“ (als Band 2 erscheint der Bericht über das Kolloquium „Tanzdramen/Opéra comique“/ Mainz 1992, hrsg. von Gabriele Buschmeier und Klaus Hortschansky), wurden die Aufsichtsvorlagen der Beiträge (Denny, Lederer, Záloha, Hilscher) sowie die Register (Namen, Sachen, Werke, Textincipits) und das Abkürzungsverzeichnis fertiggestellt (Irene Brandenburg, vgl. dazu S. 9-10 des vorliegenden Heftes). Für die - im Rahmen der Gluck-Studien vorbereitete - Edition der Repertoire- Verzeichnisse des Burgtheaters und des Kärntnertortheaters in Wien sind die Jahrgänge 1758 (beide Theater) und 1759 (nur Kärntnertortheater) übertragen und großenteils am Computer fertiggestellt (Irene Brandenburg); in Arbeit befinden sich Kommentare und Register. Die – seit dem Kaunitz-Kongreß 1994 – bestehenden wissenschaftlichen und persönlichen Kontakte mit den Historischen Kommissionen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Historische Kommission / Obfrau Prof. Dr. Grete Klingenstein, bzw. Kommission für Neuere Geschichte Österreichs / Obmann Prof. Dr. Fritz Fellner) traten im Berichtsjahr erneut in Erscheinung. Bei der von beiden Kommissionen und der Generaldirektion des Österreichischen Staatsarchivs am 2. und 3. März 1999 in Wien veranstalteten Fachtagung „Umgang mit Quellen heute (16. Jahrhundert – Gegenwart)“ wurde im round table „18. Jahrhundert“ über Editionen und Editionsvorhaben der Gluckforschung berichtet (Gerhard Croll). Dabei fanden die Kurzberichte über ein – bis dato unbekanntes – anonymes Ms. zum Khevenhüller-Tagebuch (1745-1776), das auch die im gedruckt vorliegenden Khevenhüller-Tagebuch fehlenden Jahre enthält, und über die (für Gluck und seinen Umkreis ergiebige und – von Renate und Gerhard Croll – in Auswahl transkribierte) sehr umfangreiche Korrespondenz der Schwestern Eleonore Liechtenstein und Leopoldine Kaunitz besondere Beachtung (zu Khevenhüller weiter unten). Der Bestand soll im Rahmen eines Schwerpunktes „Frauenforschung“ aufgearbeitet werden. An der Zusammenkunft des Arbeitskreises „Wiener Kaiserhof“ am 23.11.1999 in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien nahmen u.a. teil: Theophil Antonicek, Gerhard Croll, Elisabeth Th. Hilscher und Josef Horst Lederer. Mit mehreren Teilnehmern wurden Gespräche über Stand und Aufgaben der Gluckforschung in Österreich geführt (HR Sapper/Hofkammerarchiv, Frau Prof. Klingenstein/ÖAdW, Prof. Vocelka/Institut für Österr. Geschichtsforschung, Dr. Christian Benedik/Albertina) und Absprachen über Forschungsarbeiten und Publikationen getroffen. Im Anschluß an einen Arbeitsbesuch von Frau Prof. Klingenstein in der Salzburger Arbeitsstelle der GGA und in den Derra de Moroda Dance Archives (Frau Doz. Dr. Dahms) und die Einsichtnahme in das erwähnte „Khevenhüller-Tagebuch-Ms.“ wurde die Transkribierung der bislang fehlenden Jahrgänge (1750. 1751. 1760-1763. 1768. 1769) fertiggestellt und – unter Mitarbeit von Elisabeth Richter – in den Computer eingegeben. Mitte September konnte ein Ausdruck – mit einer Xerokopie des gesamten Ms. – den Kommissionsvorsitzenden Klingenstein und Fellner übergeben werden. Die Kommentierung der Musik-relevanten Eintragungen soll bei der Veröffentlichung von Sibylle Dahms und Gerhard Croll übernommen werden. Gerhard Croll

Wo hat die IGG seit 1991 getagt?

1991 Wien 1996 Salzburg 1992 Buchen 1997 Amorbach 1993 Wien 1998 Salzburg 1994 Salzburg 1999 Salzburg 1995 Tübingen 2000 Berching

Gerhard Croll

Aus dem Vereinsleben Unser Mitglied Wolfgang Babl hat sich in den vergangenen Jahren um die Glucksche Familiengeschichte bemüht, insbesondere um Glucks Mutter Maria Walburga, deren Mädchenname und genaue Geburtsdaten immer noch unbekannt sind. Gerhard Croll