Hans-Joachim Kulenkampff. Ein Dossier 2012
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Repositorium für die Medienwissenschaft Uwe Waldmann Hans-Joachim Kulenkampff. Ein Dossier 2012 https://doi.org/10.25969/mediarep/12770 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Waldmann, Uwe: Hans-Joachim Kulenkampff. Ein Dossier. Hamburg: Universität Hamburg, Institut für Germanistik 2012 (Medienwissenschaft: Berichte und Papiere 138). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/12770. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: http://berichte.derwulff.de/0138_12.pdf Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0/ Attribution - Non Commercial - No Derivatives 4.0/ License. For Lizenz zur Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu dieser Lizenz more information see: finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/ Medienwissenschaft / Hamburg: Berichte und Papiere 138, 2012: Hans-Joachim Kulenkampff. Redaktion und Copyright dieser Ausgabe: Uwe Waldmann. ISSN 1613-7477. URL: http://www.rrz.uni-hamburg.de/Medien/berichte/arbeiten/0138_12.pdf Letzte Änderung: 18.8.2012. Hans-Joachim Kulenkampff. Ein Dossier Zusammengestellt v. Uwe Waldmann Die folgenden Daten zur Arbeit des Schauspielers und und 1960er Jahre beschäftigen, mit größter Vorsicht Entertainers Hans-Joachim Kulenkampff basieren im we- zu betrachten sind – allzu oft enthalten sie fehlerhaf- sentlichen auf Uwe Waldmanns Hans-Joachim Kulen- te Angaben. Eine kritiklose Übernahme dieses Mate- kampff (Magisterarbeit Berlin, Freie Universität 1989, (2), iii, 180, (9) S.); Ergänzungen wurden durch Ludger Kacz- rials mußte deshalb vermieden werden. Aus diesem marek und Hans J. Wulff hinzugefügt. Grund war das genaue Studium der vorhandenen Auch wenn die Neue Deutsche Biographie auf den Quellen unverzichtbar. Die Dokumentation basiert Bindestrich im Vornamen verzichtet, ist im folgenden an deshalb nahezu ausschließlich auf Informationen aus der traditionellen Schreibweise festgehalten. dem Fernsehteil der Hör Zu, der TV Hören und Se- Inhalt hen (bis Ende 1961 unter dem Titel TV Fernseh Wo- Biographie che) sowie der Gong. Alle vorhandenen Jahrgänge Kulenkampff und die Politik wurden durchgearbeitet, um jede einzelne Show Filmographie möglichst vollständig dokumentieren zu können. Die Shows Tonträger Hörspiele Bibliographie / Quellen Biographie Texte von Kulenkampff, Herausgeberschaften Texte über Kulenkampff [Die folgende Biographie über den Showmaster Hans- Zeitungen, Zeitschriften Joachim Kulenkampff stützt sich auf Presseartikel, eine Sendungen über Kulenkampff Hörfunksendung, eine Fernsehsendung sowie ein Ge- spräch, das ich mit Hans-Joachim Kulenkampff im Mai 1989 führte – alle Angaben, die sich nicht auf angegebene Vorbemerkung: Die Erschließung des vor allem für Literatur beziehen, stammen aus dem Gespräch.] die filmographische Dokumentation der Fernsehs- hows benötigten Materials erwies sich als sehr schwierig: Erste Recherchen beim Hessischen Rund- Hans-Joachim Erwin Kulenkampff wurde am 27.4. funk, dem “Haussender” Kulenkampffs, ergaben, 1921 als zweiter Sohn des Kaufmanns Friedrich Wil- dass keinerlei Material mehr über die Fernsehshows helm Kulenkampff und seiner Ehefrau Else in Bre- der 1950er und 1960er Jahre in den HR-Archiven men geboren (Fernsehstunde, 9, 1959). Die Familie vorhanden ist. Selbst Shows aus den 1970er Jahren des Vaters, erstmals 1495 urkundlich erwähnt, gehört sind nur lückenhaft dokumentiert. Anfragen bei an- zu den bekanntesten Bremens. Über mehrere Gene- deren Sendeanstalten verliefen ebenfalls erfolglos. rationen von Kaufleuten hinweg waren die Kulen- Darum wurde auf Material aus Pressearchiven zu- kampffs zu Wohlstand gelangt und bewohnten ein rückgegriffen (SFB Pressearchiv, Archiv für Publi- herrschaftliches Anwesen in der Parkstraße 68 in zistik der FU Berlin und Pressearchiv Radio Bre- Bremen-Schwachhausen (Bremen Eins am Wochen- men); es ergab sich, dass verwertbares Material in ende, Sonntagsausg. v. 15.8.1982). Nicht nur der größerem Umfang nur in einschlägigen Rundfunk- Kaufmannsgeist beherrschte die Familie, auch eine und Fernsehzeitschriften zu finden ist. Dabei stellte künstlerische Ader prägte sie. Kulenkampffs Groß- sich das Problem, dass Presseartikel, die sich mit der vater mütterlicherseits war Pianist und Musikprofes- Frühphase der Fernsehshows, speziell der 1950er sor (Munzinger-Archiv, 18, 1988). Ein Vetter seines Hans-Joachim Kulenkampff // Medienwissenschaft/Hamburg /// 2 Vaters war ein berühmter Geiger (Bremen Eins am fungsbefehl zum Militär (Bremen Eins...). Aber Wochenende, Sonntagsausg., 15.8.1982). Die famili- schon bald führte der Weg über das Lazarett und die äre Situation, in der Hans-Joachim und sein um 13 Genesungskompanie wieder zurück auf die Bühne. Monate älterer Bruder Helmut (Helmut war von Be- Der Krieg weitete sich aus, und Kulenkampff mußte ruf Ordinarius für Anatomie und starb im Alter von als Kradmelder nach Rußland (wobei ihm alle Zehen 56 Jahren) aufwuchsen, war also überdurchschnitt- am rechten Fuß erfroren). Wieder wurde er verwun- lich gut. Die Erziehung der beiden Brüder lag in den det (Weltbild, 23, 1959), wieder kam er nach Hause. Händen der fürsorglichen Mutter und der Tanten der Diesmal erfolgte die Freistellung vom Kriegsdienst, Familie. Einem großbürgerlichen Haushalt angemes- und er konnte sein Examen an der Schauspielschule sen war ein Kindermädchen angestellt (ebd.). Sitten ablegen. Am 1.3.1943 feierte er in seiner Heimat- und Gebräuche wurden im Kulenkampffschen Haus stadt Bremen sein Debüt als Bühnenschauspieler. geachtet. Der obligate Matrosenanzug für die Jungen Sein erster Partner auf der Bühne war Bernhard war ebenso Pflicht wie die sonntägliche Visite bei Wicki in dem Stück Das Mädchen mit dem Apfel. der Großmutter (ebd.). Wenige Wochen nach der Premiere bot ihm der In- Mit sechs Jahren wurde Hans-Joachim einge- tendant seine erste große Rolle an. Es war der Gyges schult, und nach vier Jahren auf der Volksschule in Gyges und sein Ring von Hebbel (TV Hören und wechselte er auf das Gymnasium. Seine Schulzeit Sehen, 8, 1973). Als sein Engagement im Juni 1944 verlief nicht gerade ohne Probleme. Viermal mußte auslief, wurde Kulenkampff noch einmal Soldat. Als er das consilium abeundi, die Verhandlung über ei- tingelnder Flaksoldat zu Wehrbetreuungszwecken nen Schulausschluß, über sich ergehen lassen (ebd.). entdeckte der Obergefreite Kulenkampff seine be- Es bedurfte des ganzen Einflusses der Familie, die- sondere Begabung für das Entertainment. Dazu sein sen “Karriere-Knick” zu verhindern. Nicht der Schu- Kommentar: “Ich habe eben so ’n bißchen Quatsch le, sondern dem Sport galt in diesen Jugendjahren gemacht, und das gefiel denen” (Weltbild, 23, 1959). seine ganze Leidenschaft. Schon als Zehnjähriger Im Juni des Jahres 1945 kehrte er aus englischer trat er dem Bremer Radsportverein “Flottweg” (Hör Kriegsgefangenschaft zurück. Noch einmal begann Zu, 17, 1986) bei, später dem “Tennisverein von er seine Bühnenlaufbahn in Bremen. Ein Literari- 1896”, in dem er schnell durch überdurchschnittli- scher Bilderbogen mit Musik und Kurt Götz’ Hokus- ches Talent auffiel (Bremen Eins...). Sein Taschen- pokus (1946) fielen in diese Anfangszeit (Bremen geld besserte sich Hans-Joachim durch Arbeit im Eins...). Dieses zweite Engagement am Bremer Hafen oder durch die Mitarbeit bei der Tageszeitung Theater lief 1947 mit dem Ende der Spielzeit aus. Es Bremer Nachrichten auf. Er erfand Silbenrätsel für blieb Kulenkampffs letztes festes Theaterengage- die Zeitung (ebd.). ment. Im Jahre 1939 legte Hans-Joachim Kulenkampff dann unter größten Anstrengungen sein Abitur an der Ende 1947 wechselte Kulenkampff von Bremen Bremer Lettow-Vorbeck-Schule ab. Sein Berufs- nach Frankfurt. Der Grund für den Wechsel war ein wunsch stand schon zu dieser Zeit fest: Schauspieler. von Kulenkampff ausgeschlagenes Angebot, in Bre- Den ersten Bühnenauftritt hatte er bei dem “Theater- men Theaterdirektor zu werden. Er hielt sich für zu verein Union”, wo er unter der Regie des Bremer jung (er war damals 26), um eine solche Aufgabe zu Charakterkomikers Justus Ott einen Studenten mim- übernehmen. Da er nicht an einer Bühne bleiben te (ebd.). Noch 1939 begann er seine Ausbildung an wollte, an der er Direktor hätte werden können, der Schauspielschule des Deutschen Theaters in Ber- wechselte er schließlich nach Frankfurt. Am “Thea- lin (Munzinger Archiv, 18, 1988). Schnell wurde er ter am Zoo”, das damals von Fritz Remond geführt als besonders begabt und förderungswürdig einge- wurde, spielte er Rollen wie den Tellheim in Les- stuft, wodurch es ihm gelang, die Freistellung vom sings Minna von Barnhelm oder den liebestollen Arbeitsdienst zu erwirken (Bremen Eins...). Seine Grenzjäger in Schönherrs Weibsteufel (Weltbild, 23, Lehrerin und Fürsprecherin jener Zeit war Agnes 1959). Darüber hinaus übernahm er zeitweise Regie- Windeck (TV Hören und Sehen, 8, 1973). aufgaben. Trotz dieser Protektion blieb ihm der Militär- Im Jahr 1948 lernte Hans-Joachim Kulenkampff dienst nicht erspart. Im Jahr 1941 kam der Einberu- in diesem Theater auch seine spätere Ehefrau ken- Hans-Joachim Kulenkampff // Medienwissenschaft/Hamburg /// 3 nen. Von der Österreicherin Gertraud Schwarz, die zweistündigen Lifesendungen bekam er nur 400 DM unter dem Künstlernamen Traut Kutscha auftrat, war (Bremen Eins...). er so begeistert, daß er sie schon nach 14tägiger Be- kanntschaft